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Lehren und Lernen über den Nationalsozialismus und Holocaust

ERINNERN:AT ist das Programm für Holocaust-Education des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung und wird vom OeAD durchgeführt. ERINNERN:AT unterstützt das Lernen und Lehren über Nationalsozialismus und Holocaust im österreichischen Bildungswesen und fördert dadurch eine angemessene Auseinandersetzung mit dieser Zeit und dieser komplexen Thematik an österreichischen Schulen. 

ERINNERN:AT - Das Holocaust-Education Programm des BMBWF

ERINNERN:AT ist eine national und international tätige Institution, die sich mit der Vermittlung der Geschichte von Nationalsozialismus und Holocaust und der Prävention von Antisemitismus und Rassismus befasst. Die Arbeit von ERINNERN:AT gliedert sich in drei Ebenen: 

  • Auf der regionalen Ebene arbeiten die dezentralen Netzwerke von ERINNERN:AT in den einzelnen Bundesländern. Die Netzwerkkoordinatorinnen und Netzwerkkoordinatoren sind niederschwellige Ansprechpartner/innen für Lehrkräfte und regionale Projekte der historisch-politischen Bildung. 
  • Auf der nationalen Ebene bietet ERINNERN:AT vielfältige Fortbildung für Pädagoginnen und Pädagogen und damit auch ein Diskussionsforum für eine aktive Erinnerung. Die von ERINNERN:AT entwickelten Lernmaterialien und auch die Jugendsachbuch-Reihe „Nationalsozialismus in den österreichischen Bundesländern“ werden in allen Bundesländern genutzt. 
  • Auf der internationalen Ebene bietet ERINNERN:AT Seminare in Israel in Kooperation mit Yad Vashem an, ist durch Kooperationen mit internationalen Organisationen wie etwa der UNESCO, der OSZE und der IHRA deutlich sichtbar und arbeitet bilateral mit zahlreichen Partner-Institutionen zusammen. Einige der digitalen Lernmaterialien von ERINNERN:AT wurden mit internationalen Bildungspreisen geehrt und gelten als „best practice“. 

Laufende Angebote von ERINNERN:AT

  • Fort- und Ausbildungsangebote sowie Tagungen für österreichische Lehrkräfte
  • Entwicklung von Lehr- und Lernmaterialien nach modernsten medienpädagogischen und geschichtsdidaktischen Gesichtspunkten und verstärkt in den neuen Medien.
  • Rundgänge, Ausstellungen, Wanderausstellungen für Schulen, Publikationsprojekte und Gedenkveranstaltungen et cetera
  • Informationen über Erinnerungskultur und Bildungsarbeit auf der Website erinnern.at 
  • Internationale Kooperationen

Fort- und Ausbildungsangebote

Seit dem Jahr 2000 finden zweiwöchige Fortbildungen für österreichische Lehrkräfte an der International School for Holocaust Studies Yad Vashem/Jerusalem in Israel statt. Diese bieten die Gelegenheit, sich mit neuesten Forschungen vertraut zu machen sowie sich mit dem israelischen Narrativ des Holocaust zu beschäftigen. Die Teilnehmenden werden nach Absolvierung des Seminars als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren tätig und geben das erworbene Wissen in ihrem Arbeitsumfeld weiter. Jährlich bis zu 50 Teilnehmenden, seit 2000 haben etwa 1.000 Pädagoginnen und Pädagogen die Seminare in Israel absolviert. 

In allen Bundesländern werden Fortbildungsveranstaltungen unter anderem in Kooperation mit den Pädagogischen Hochschulen und anderen Partnern angeboten. Darüber hinaus bietet ERINNERN:AT jährlich zwei große Fortbildungen an. 

Das Zentrale Seminar findet jährlich im November statt und ist die größte Lehrpersonenfortbildung zu den Themen Holocaust, Nationalsozialismus und Antisemitismus. Das Seminar findet jedes Jahr in einem anderen Bundesland statt und der Seminarort selbst wird historisch beleuchtet. Vorträge, Workshops, Exkursionen und Präsentationen von Lernmaterialien bieten zahlreiche Anregungen und Hilfestellungen für den Unterricht. 

Das jährliche Zeitzeuginnen- und Zeitzeugen-Seminar ermöglicht Lehrpersonen eine unvergessliche Begegnung mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die von ihren Verfolgungserfahrungen während des Nationalsozialismus berichten. Ein eigener Teil des Seminars befasst sich mit pädagogischen Fragestellungen zur Begegnung von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und Jugendlichen. 

Des Weiteren begleitet und betreut ERINNERN:AT die Besuche von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen an österreichischen Schulen durch ein kleines Team von qualifizierten Begleitpersonen. Im Rahmen dieses Programms, der Begegnung zwischen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und Schülerinnen und Schülern, werden jährlich tausende Schülerinnen und Schüler erreicht. 

Auswahl an Lehr- und Lernmaterialien

Digitale Lehr- und Lernmaterialien

  • Lern-App „Fliehen vor dem Holocaust. Meine Begegnung mit Geflüchteten“ 
    Diese App ermöglicht Jugendlichen die Begegnung mit fünf Menschen, die vor dem Holocaust fliehen mussten.
  • Fluchtpunkte. Bewegte Lebensgeschichten zwischen Europa und Nahost 
    Ein Lernmaterial über die Verflechtung der Geschichte Europas mit der des Nahen Osten.
  • weiter_erzählen
    Online Archiv von Video- und Audiointerviews mit Verfolgten des Nationalsozialismus, die einen Bezug zu Österreich haben. 
  • über_leben
    Die Website kann zur Vorbereitung von Schulbesuchen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen eingesetzt werden und bietet zu jeder Lebensgeschichte ein pädagogisches Modul. 
  • Alte neue Heimat
    Zehn Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mit Innsbrucker Wurzeln erzählen über ihr Leben in Österreich vor 1938, von Verfolgung und Vertreibung durch die Nationalsozialisten, ihre Flucht und ihr Leben in England und Israel.
  • Neue Heimat Israel
    Dreizehn Überlebende des Holocaust aus Österreich erzählen über Verfolgung und Flucht sowie über ihr Leben in der neuen Heimat Israel. Auf der Website finden sich zahlreiche Unterrichtsbehelfe. Die Videos auf der Website werden auch auf der DVD "Neue Heimat Israel" angeboten.
  • I-Witness
    Auf dieser Lernwebsite können Schüler/innen über 1500 Video-Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ansehen. Das Angebot umfasst mehrere deutschprachige von ERINNERN:AT entwickelte Module, etwa zum Thema Antisemitismus oder „Anschluss“. 
  • Das Schicksal der europäischen Roma und Sinti während des Holocaust
    Die Lernwebsite bietet grundlegende Informationen für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen über den Völkermord an den europäischen Sinti und Roma. Die Website ist in elf Sprachen verfügbar. 
  • Stories that Move
    Diese interaktive Website bietet fünf Module, mit denen sich junge Menschen zu den Auswirkungen von Hassrede, Ausgrenzung, Antisemitismus, Rassismus und anderen Diskriminierungsformen auseinandersetzen können. 

Weitere Lehr- und Lernmaterialien

Jugend-Sachbuchreihe „Nationalsozialismus in den österreichischen Bundesländern“
Diese Sachbuchreihe behandelt auf dem neuesten Forschungsstand die wesentlichen Themen zum Nationalsozialismus in den einzelnen Bundesländern. 

Antirassismus-Lernheft „Ein Mensch ist ein Mensch – Rassismus, Antisemitismus und sonst noch was…“
Dieses Lernheft basiert auf Gesprächen mit Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft und Religion aus Wien und weiteren Bundesländern und ihren Erfahrungen mit Antisemitismus, Rassismus und Homophobie sowie Ausgrenzung und Abwertung.

„Wer ist schuld am Tod von Edith Winkler?“ Völkermord als gesellschaftliche Verantwortung
Unterrichtseinheit für Schülerinnen und Schüler ab der 8. Schulstufe, basierend auf biographischen Karten, die zur Auseinandersetzung mit Fragen der (Mit)-Täterinnen- und Täterschaft anregen. 

Rundgänge, Ausstellungen, et cetera

ERINNERN:AT bietet in Wien, Innsbruck und Bregenz regelmäßig pädagogische Rundgänge zu historischen Orten für Schulen an. Darüber hinaus bietet eine digitale Erinnerungskarte einen Überblick über Erinnerungszeichen und schlägt selbstgeführte Rundgänge vor: 

Wien: Leben und Vertreibung 
Anhand von historischen Orten im 2. Wiener Gemeindebezirk werden in dem zweistündigen Rundgang das jüdische Leben in Wien vor 1938, die gesellschaftliche Ausgrenzung und Verfolgung sowie die Vertreibung und Deportation der jüdischen Bevölkerung durch den Nationalsozialismus zum Thema.

Innsbruck: "Aufbruch – Verfolgung – Neubeginn" – Rundgang am Jüdischen Friedhof Innsbruck 
Der Rundgang im Jüdischen Friedhof Innsbruck erzählt anhand ausgewählter Gräber und Biographien von der vielseitigen Geschichte und Verfolgung der Tiroler Jüdinnen und Juden. 

Innsbruck: "Denkmäler des Krieges, des Widerstandes und der Befreiung vom Nationalsozialismus" 
Der Rundgang in Innsbruck besucht Denkmäler, diskutiert den gesellschaftlichen Umgang mit der Vergangenheit, blickt auch dort hin wo kein Denkmal an ein Ereignis erinnert und bespricht Biographien von Verfolgten des Nationalsozialismus.

Bregenz: "Widerstand, Verfolgung und Desertion" 
Ausgehend vom Bregenzer Widerstands- und Desertionsmahnmal werden in inhaltlicher Verbindung mit weiteren historischen Orten die Themen Widerstand, Verfolgung und Desertion im Rahmen eines zweistündigen dialogischen Rundgangs vermittelt.

Digitale Erinnerungskarte DERLA: Die Digitale Erinnerungslandschaft Österreichs (DERLA) ist ein interdisziplinäres Dokumentations- und Vermittlungsprojekt. Es dokumentiert die Erinnerungsorte und -zeichen für die Opfer sowie die Orte des Terrors des Nationalsozialismus in Österreich und setzt sich die kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Erinnerung an ihn und seine Opfer zum Ziel. 

Wanderausstellung „darüber sprechen“
Vierzehn Menschen sprechen in dieser Wanderausstellung darüber, was sie während der Nazi Zeit erlebten. 14 Video-Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen können über einen QR-Code abgerufen werden. Die zwei Kopien der Ausstellung sind jährlich an bis zu 30 Schulen in Österreich zu sehen. 

Die Website erinnern.at

Qualitätsvolles Informationsmedium zur historisch-politischen Bildung, Erinnerungskultur und zu Gedenktagen, zu internationalen, bundesweiten und regionalen Gedenk-, Lern- und Forschungsinitiativen. Die Website stellt eine wachsende Zahl unterschiedlicher Lernressourcen zur Verfügung, alle Unterrichtsmaterialien von ERINNERN:AT können kostenlos auf dieser Website heruntergeladen werden. 

Internationale Kooperationen 

Von besonderer Bedeutung sind internationale Vernetzung und daraus resultierende Kooperationen.
ERINNERN:AT ist Partner in vielen internationalen Projekten und kooperiert dabei mit: Mémorial de la Shoah/Paris, USC Shoah Foundation Institute/Los Angeles, Association of Holocaust Organizations (AHO) USA, OSZE/ODIHR, Europarat, Anne Frank Haus/Amsterdam und Anne Frank Zentrum/Berlin, CeDIS FU Berlin, Yad Vashem/Israel, Lohamei haGettaot/Israel, International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), UNESCO, EU und Universitäten sowie Hochschulen. 

Multilaterale Organsiationen

ERINNERN:AT ist regelmäßig in Expertinnen- und Expertengremien der UNESCO, IHRA und OSZE vertreten. 2018 erschien unter Mitwirkung von _erinnern.at_ das Handbuch „Addressing Anti-Semitism through Education“. Die Publikation zeigt in fünf Kapiteln wesentliche Konzepte auf und stellt „good practice“ Beispiele vor. 

Mitarbeit in einem Projekt der Europäischen Kommission zur Vernetzung von „best practice“ und Entwicklung einer europaweiten e-learing Plattform für Lehrpersonen. 

International Holocaust Remembrance Alliance

Im internationalen Kontext ist gerade die pädagogische Diskussion im Rahmen der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) wichtig. Die IHRA ist eine internationale Staatenorganisation, die sich auf politischer und Expertinnen- und Experten-Ebene mit den Themen Erziehung, Forschung über und dem Gedenken an die Zeit von Holocaust und Nationalsozialismus beschäftigt. 1998 vom damaligen schwedischen Ministerpräsidenten Goran Persson ins Leben gerufen, wurde die 2000 verabschiedete sogen. Stockholmer Erklärung zur wichtigsten Gründungsurkunde der Organisation. 

Die IHRA hat 35 Mitgliedsstaaten, Österreich ist 2001 beigetreten. Das BMBWF und ERINNERN:AT sind seit Anbeginn Mitglieder der österreichischen IHRA-Delegation und setzen ihre Schwerpunkte in der Education Working Group und im Committee on the Genocide of the Roma.

Ein wichtiges Ergebnis der IHRA-Beratungen ist die Arbeitsdefinition von Antisemitismus, die von Österreich 2017 angenommen wurde. Diese Definition stellt ein grundlegendes Referenzdokument für Staaten in den Bereichen Justiz, Polizei, Verwaltung und Medien dar. Der Europäische Rat nimmt in seiner „Erklärung zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Entwicklung eines gemeinsamen Sicherheitskonzepts für einen besseren Schutz jüdischer Gemeinschaften und Einrichtungen in Europa“ auf die IHRA-Definition Bezug.
Eine ebenso wichtige Definition ist die Arbeitsdefinition von Antiziganismus die von der IHRA sowie den Delegationsleitungen von 34 IHRA-Mitgliedsstaaten im Oktober 2020 angenommen wurde .

Links

Kontakt

Moritz Wein, BA MA
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Abteilung für bilaterale internationale Angelegenheiten Bildung; Weltweit Unterrichten; Holocaust-Education/Erinnerungspolitik – international; Nationale Strategie gegen Antisemitismus
Minoritenplatz 5
1010 Wien
T +43 1 53120-2876
[email protected]

Mag. Jan Sisko
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Leiter der Abteilung für Grundsatzangelegenheiten und überfachliche Kompetenzen, Schulpartnerschaft, ganztägige Schulformen
Minoritenplatz 5
1010 Wien
T +43 1 53120-2540
[email protected]