1055 - 100 Belastung Lastannahmen
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Matthias Kttler
Prfingenieur fr Baustatik
KLN
Seite 1
Tel. 0221/9636290
Fax: 0221 /636090
Wie wird das Versagen, d.h. das Ende des standsicheren Bereiches definiert,
wie werden Materialfestigkeiten angenommen,
welche Lasten entstehen aus der Nutzung des Bauwerkes und wie gro knnen diese maximal
werden?
2. Die Versagensdefinition
Ein Bauteil versagt dann, wenn
-
Bautechnisch bedeutet:
Die Regel des Versagens am schwchsten Glied:
Dies Konzept gilt fr sprde Werkstoffe.
Das Versagen des Gesamtsystems (oder Gesamtquerschnittes) ist das Konzept der Traglasttheorie (im
Stahl- und Stahlbetonbau blich).
In DIN 1055100 wird dies nun allgemein gehalten, indem da gefordert ist:
E d Rd
Rd = R ( xd 1 , xd 2 ,..., a d 1 , a d 2 ,...)
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3. Die Materialfestigkeiten
Materialfestigkeiten und verformbarkeiten sind nur im Einzelfall mebar. Fr die Eigenschaften eines konkreten Bauwerkes fehlen Angaben, die wir nur durch wahrscheinlichkeitstheoretische (stochastische) Werte ersetzen knnen. Die Materialwerte werden also um einen bestimmten Mittelwert
streuen.
Wenn wir also mit einem zu erwartenden Wert (z.B. fr die Streckgrenze eines Stahles X K = f yK )
rechnen, so kann der Wert ungnstigstenfalls noch um einiges kleiner sein, da die Materialcharge nach
der ungnstigen Seite abweichen kann.
Fr die Festigkeitswerte steht als X K (charakteristischer Wert) der untere 5%-Quantilwert in der
Norm.
Fr Verformungskennwerte X K wird
der Mittelwert in der Norm angegeben.
10
Last
Festigkeit
0.01
0.005
6.2
6.25
6.3
6.35
6.4
6.45
6.5
6.55
Last
Festigkeit
Betonstahl
1 .10
5 .10
Beton (Normalbeton)
Holz
10
Versagenswahrscheinlichkeitsdichte
10
Versagenswahrscheinlichkeit:
5
n ( x) d x = 7.20 10
0
M
M
M
M
= 1,10
= 1,15
= 1,50
= 1,30
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4. Die Lasten
Auch die Lasten sind zufllige Ereignisse, die mit den Mitteln der Statistik erfat werden knnen.
4.1. Eigenlasten
Wahrscheinlichkeitsdichte
Zu einzelnen Lastannahmen liegen umfangreiche statistische Auswertungen vor, die z.B. fr Eigengewichtslasten Mittelwerte
Eigengewichte
und Streuungen beschrei1.5
ben. Die in den Normen bea
1.35a
schriebenen Eigengewichte
gelten als Mittelwerte. In
1
die statische Berechnung
ist, berall wo die Lasten
ungnstig wirken, ein grerer Wert einzusetzen, den
0.5
die wirkliche Belastung mit
groer Sicherheit nicht
berschreitet. Dazu wurde
0
1
2
3
4
5
6
7
8
in
der
Norm
ein
Last (Normlast, Rechenlast)
G .sup = 1,35 festgelegt.
Es wre dabei ohne Zweifel auch mit der Unterscheidung von tragendem und nichttragendem Eigengewicht eine andere Aufteilung mglich gewesen. So sind zufllige Schwankungen des tragenden Eigengewichtes durchaus kleiner, solche des nichttragenden Eigengewichtes (Estriche u..) hufig grer als hier vermutet.
4.2. Verkehrslasten
Kennzeichnend fr Verkehrslasten ist, da sie vorhanden sein knnen, nicht aber mssen. So gibt es
bei Verkehrslasten im allgemeinen einen wahrscheinlichen Wert und einen im Rahmen des blichen
zu erwartenden Hchstwert. Eine statistische Auswertung mit deutlichen Quantilwerten ist wegen der
zu betrachtenden Vielfalt der
Nutzungen nicht ohne weiteVerkehrslast in 50 Jahren
res mglich.
b
1.5 b
Wahrscheinlichkeitsdichte
0.4
0.3
0.2
0.1
4
5
Last (Normlast, Rechenlast)
50 Jahre
1 Jahr
wichte, da ber die Gre wirklicher Verkehrsbelastung (wie auch Wind und Schneebelastung) wesentlich weniger ausgesagt werden kann.
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Einwirkung
Symbol
Situationen
P/T
G .sup
1,10
1,00
- gnstig
G .inf
0,90
0,95
G .sup
1,05
1,00
0,95
0,95
1,50
1,00
Ed Rd
G .inf
Q
A
1,00
G .sup
1,35
1,00
- gnstig
G .inf
1,00
1,00
- ungnstig
1,50
1,00
- auergewhnliche Einwirkungen
1,00
G
G
1,00
1,00
1,00
1,00
1,30
1,00
- auergewhnliche Einwirkungen
P: Stndige Bemessungssituation
P: Lastfall 1 nach DIN V 1054-100
T: Vorbergehende Bemessungssituation
T: Lastfall 2 nach DIN V 1054-100
A: Auergewhnliche Bemessungssituation
A: Lastfall 3 nach DIN V 1054-100
1,00
4.3. Lastkombinationen
0.8
b1
Wahrscheinlichkeitsdichte
0.6
0.4
0.2
4
5
6
Last (Normlast, Rechenlast)
10
1. Last
2. Last
x3
= 1282.47
1.5 b
1
0
v ( x) dx
b+ 0.7 b1
0.3
Wahrscheinlichkeitsdichte
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0.2
Beiwerte
0.1
4
5
6
Last (Normlast, Rechenlast)
10
Nutzlasten
- Kategorie A Wohn- und Aufenthaltsrume
- Kategorie A Bros
- Kategorie C Versammlungsrume
- Kategorie D Verkaufsrume
- Kategorie E Lagerrume
0,7
0,7
0,7
0,7
1,0
0,5
0,5
0,7
0,7
0,9
0,3
0,3
0,6
0,6
0,8
Verkehrslasten
- Kategorie F, Fahrzeuglast 30 kN
- Kategorie G, 30 kN Fahrzeuglast 160 kN
- Kategorie H Dcher
0,7
0,7
0
0,7
0,5
0
0,6
0,3
0
0,5
0,7
0,2
0,5
0
0,2
0,6
0,5
0,6
0,5
Baugrundsetzungen
1,0
1,0
1,0
0,8
0,7
0,5
Einwirkung
ad
Windlasten
b
Sonstige Einwirkungen
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S d ( ) = S ( ){G} S ( ){ P P1} S ( ) 0, n P , n Pn
n
mit n > 1
zu berlagern mit
Diese Auslegung folgt jedoch nicht aus dem Normtext. Nimmt man diesen wrtlich, so mte der
Lastfall G mit wechselnden Lastfaktoren G belegt werden, je nachdem, welches Vorzeichen die Einflufunktion der jeweiligen Schnittkraft hat.
Diese Auslegung wird damit begrndet, da das neue und genaue Sicherheitssystem am alten kalibriert worden sei.
Ein blicher Durchlauftrger wird damit in etwa folgender Form berechnet:
6.00
System
5.00
-11.62
-9
-6
-3
0
3
6
Charakteristisches Moment
aus EG
4.46
8.31
9 7.06
6
3
0
-3
-6
-9
9.82
-5.17
-10.94
Charakteristische Querkraft
Aus EG
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-58.12
-45
-30
-15
0
15
30
45
49.12
42 38.86
28
14
0 -3.55
-14
-28
-42
7.36
Charakteristische
aus dieser Last
Querkraft
-33.24
-54.69
-77.49
-60
-40
-20
0
20
40
60
65.50
57 51.82
38
19
0 -4.73
-19
-38
-57
9.82
Charakteristische
aus dieser Last
Querkraft
-44.32
-72.91
Einwirkung
1
2
3
max
1.35
1.50
1.50
min
1.00
0.00
0.00
0.70
0.70
0.50
0.70
0.30
0.60
-192.96
-192
-144
-96
-48
0
48
96
144
117.90
164.67
138 128.06
92
46
0 -3.77
-46
-92
-138
163.09
17.28
-108.36
-181.56
dto Querkraft
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Mit diesen designeten Schnittkrften ist die Bemessung durchzufhren. Diese Bearbeitung ist nicht
Gegenstand dieses Vortrages.
F = 1,5
M = 1,1
F n = 1,65
kN
24 2
s
kN
= cm = 14,5 ~ 14 2
1,65
cm
F M
fr GLF HZ:
F = 1,35
M = 1,1
s
kN
kN
= 16,16 2 ~ 16 2
F M
cm
cm
Nach DIN 1055-100 ist grundstzlich mit allen Lasten zu rechnen. Dabei ist nur die dominierende Last
mit = 1,5 zu vervielfachen.
Es ist jedoch auch nicht festgelegt, da alle Vertikallasten zu einer Lastart zusammengefat werden
mten.
Die Verfahrensweise bei Verlust der Lagesicherheit aus DIN 1055-100 ist in DIN 18 800 etwas allgemeiner formuliert, jedoch auch auf Tragwerke vom Typ Wagebalken eingegrenzt.
Es bleibt nun abzuwarten, ob die oberste Bauaufsichtsbehrde die Abschnitte 7.2.2 und 7.2.3 aus DIN
18 800 durch DIN 1055-100 ersetzt. Systematisch sollte es so geschehen.
Verfahrensweise im Grundbau
Zur Verfahrensweise im Grundbau ist eine entsprechende DIN in Vorbereitung. Der Obmann ist Prof.
Weienbach. Sehr bedeutsam im Zusammenhang dieser Frage ist der Vortrag von Prof. Weienbach
am 23.03.01 in Kassel (Bautechnik 2001 Heft 9).
Diesen Ausfhrungen kann nur zugestimmt werden. Hier sei nur folgendes ausgefhrt:
-
Die Streuungen der rechnerischen Bodenwerte sind grer als die berwachter Materialien.
Lasten und Festigkeiten sind in der Bodenmechanik zum Teil miteinander gekoppelt (z.B.
Gleitsicherheit von Fundamenten; sttzenden Erdwiderstnde und hnliches). Allgemein ist
die Scherfestigkeit sowohl auf der Last- als auch auf der Widerstandsseite zu finden. Zum Teil
gilt dies fr die Scherfestigkeiten derselben Schichten und Stellen im Boden.
Klassische Nachweise in der Bodenmechanik unterscheiden nicht zwischen Tragfhigkeit und
Nutzungsfhigkeit (zulssige Bodenpressung).
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Im Grundbau werden also nach jetzigem Stand keine -Faktoren eingefhrt, da gerade hier keine
echte Sicherheitsbestimmung mglich ist. Die Kalibrierung an den alten Normen verbietet diese
Faktoren (im Grundbau).
Auswirkungen im Stahlbetonbau
Im Stahlbetonbau ist diese Entwicklung am weitesten vorangeschritten. Es wird auf unsere Bauwerke
folgende Wirkungen haben:
Decken und Unterzge werden praktisch ebenso ausgebildet wie vorher. Die Bereiche negativer Feldmomente werden jedoch etwas grer als vorher.
Sttzen, sttzentragende Abfangtrger und hnliche Summentragglieder werden signifikant
geringere Bemessungslasten erhalten.
Damit werden die Bewehrungen in Sttzen sinken! (Es entfallen die unfreiwilligen Sicherheitshufungen durch immer unwahrscheinlicher werdende Lastkombinationen).
Daraus folgen die Konsequenzen:
-
Hochbewehrte Sttzen sprechen sehr kritisch auf Maabweichungen an. Nach DIN 1055-100
sollte der Einflu von Maabweichungen unbercksichtigt werden, wenn der Einflu der
Abweichung kritisch wird.
Die Berechnung nach Theorie II. Ordnung ist durch die neue Norm nicht ganz so einfach zu
regeln. DIN 1045-1 kennt zwei Verfahren. Diese sollen hier jedoch nicht noch dargestellt
werden.
Das Problem der Maabweichung ist insgesamt zu wenig im Sicherheitssystem eingearbeitet. Eine
Beispielrechnung ergab fr einen Stahlbetonbalken auf reine Biegung mit h = 20 cm ; b = 35 cm und
einem As = 24 cm2 ein
MSds = 63.3 kNm
wird die Bewehrung nur 2 cm zu hoch eingebaut (hufige Baustellenerfahrung) und der Querschnitt
gleichzeitig um 1 cm flacher ausgefhrt, so ergibt sich:
MSds = 42.7 kNm
Das ist eine Abweichung um
32.5
M ( 0 , 2MN) = 244.58kNm
M ( 0 , 0.5MN) = 154.58kNm
%
die
damit
weit
ber
den
im
M ( 0 , 0.5MN) = 94.58kNm
M ( 0 , 0MN) = 124.58kNm
Sicherheitssystem veranschlagten Werten liegt.
Fehler des designeten Momentes
-
Ed
Ed
Ed
Ed
50
40
30
20
Fehler in %
10
1.5
0.5
0.5
10
20
30
40
50
Verschiebung des Korbes cm
N= -2 MN
N = -0,5 MN
N = 0 MN
N = 0,5 MN
1.5
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Zusammenfassung
Im Zusammenhang mit diesen Problemen verweist Prof. Quast auf den 1. Hauptsatz des Bauwesens: