Platten PDF
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Plattentragwerke
1. Allgemeines
Platten sind Flchentragwerke, die im Normalfall senkrecht zu ihrer Mittelebene belastet
sind. Zur Abgrenzung von Balken ist pauschal festgelegt:
Die Sttzung einer Platte kann sehr unterschiedlich sein: Normalerweise liegt eine
kontinuierliche Sttzung z.B. durch Wnde oder Unterzge vor, sie kann aber auch
unterbrochen sein, was oft durch einen deckengleichen Unterzug in der Rechnung
bercksichtigt wird. Letztlich sind auch nur punktfrmige Lager (Sttzen) mglich, man
spricht dann von Flachdecken.
Ein Abgrenzungskriterium ist bei umlaufend kontinuierlicher Sttzung das Verhltnis der
Sttzweiten in x- und y-Richtung:
- ly/lx >= 2: einachsig gespannte Platte
- ly/lx < 2: zweiachsig gespannte Platte
Realistisch betrachtet muss man sehen, dass auch bei einem Verhltnis ly/lx > 2 nur im
mittleren Bereich und bei Gleichflchenlast reine einachsige Lastabtragung vorliegt.
Bei Einzellasten und in der Nhe der krzeren Sttzungen liegt immer eine zweiachsige
Lastabtragung gem Plattentheorie vor.
1.1 Konstruktionsregeln
Mindestplattenhhe: allgemein 7 cm
Platten mit aufgebogener Querkraftbewehrung 16 cm
Platten mit Bgeln oder Durchstanzbewehrung 20 cm
Mindestdurchmesser: = 5 mm
Querbewehrung: mind. 20% der Hauptbewehrung
Bei der Dimensionierung der Plattenhhe h ist oft nicht die Tragfhigkeit magebend,
sondern die Gebrauchstauglichkeit in Form einer Verformungsbegrenzung. Diese kann im
blichen Hochbau vereinfacht ber einen Nachweis der Biegeschlankheit erfolgen (vgl.
Kapitel 1.2).
Auerdem knnen andere Kriterien wie z.B. Schall- oder Brandschutz die
Deckendimensionierung beeinflussen.
Querbewehrung: smax = 25 cm
Eine Staffelung von bis zu 50 % der Biegezugbewehrung ist zwar zulssig, wird aber
nur selten ausgefhrt, z.B. wegen geringerer Querkrafttragfhigkeit am Auflager.
Fr den hufig vorkommenden Fall eines freien Plattenrandes schlgt Leonhardt folgende
konstruktive Bewehrung vor: h <= 30 cm asy = 1,0 cm/m
h >= 80 cm asy = 3,0 cm/m
Entsprechend der oben gezeigten Abbildung muss im Hinblick auf die Biegeverformung
eines Bauteils unterschieden werden zwischen:
Durchbiegung w
Die Durchbiegung bzw. die Biegelinie entspricht der Differenz zwischen der
verformten Lage und der unverformten Ausgangslage.
Durchhang f
Der Durchhang entspricht der Abweichung der verformten Lage von einer
Referenzlage, i. d.R. der geraden Verbindung zwischen den Auflagern.
Zum Nachweis von Verformungen stehen im EC 2 zwei alternative Wege zur Verfgung:
Explizite Berechnung der Verformung und Vergleich mit Grenzwerten.
Vereinfachter Nachweis durch Begrenzung der Biegeschlankheit.
Die zweite Alternative ist generell auf vorwiegend biegebeanspruchte, nicht vorgespannte
Bauteile beschrnkt. Im NA erfolgt zudem bedingt durch die weitgehend empirische
Ableitung der Biegeschlankheitsgrenzen eine weitere Einschrnkung auf Deckenplatten des
blichen Hochbaus.
Die Norm legt folgende Grenzwerte fest, die allerdings nur Richtwerte fr bliche Wohn-,
Bro und Industriebauten darstellen:
Die Nachweise sind fr die quasi-stndige Belastung zu fhren. Bei Kragtrgern ist 2,5l
anzusetzen, also Durchhang f <= l/100.
Eine berschreitung der genannten Grenzen ist nicht automatisch als Mangel zu sehen,
whrend deren Einhaltung nicht in allen Fllen die Gebrauchstauglichkeit garantiert. Im
Zweifelsfall sind mit dem Bauherrn davon abweichende Grenzwerte zu vereinbaren.
Im EC 2 werden Grenzen fr die Schlankheit l/d angegeben, die auf einer genauen
Berechnung basieren. Die Ausdehnung des auf Gebrauchslastniveau gerissenen Bereichs
und der Einfluss des Bewehrungsgrades auf die Biegesteifigkeit im Zustand II werden durch
eine Unterscheidung zwischen gering- und hochbeanspruchten Bauteilen erfasst.
l 0 2
3
d 12 0
Die Gleichungen (7.16a) und (7.16b) sind unter der Voraussetzung hergeleitet worden, dass
die Stahlspannung unter der entsprechenden Bemessungslast im GZG in einem gerissenen
Querschnitt in Feldmitte eines Balkens bzw. einer Platte oder am Einspannquerschnitt eines
Kragtrgers 310 N/mm betrgt (entspricht ungefhr fyk = 500 N/mm). Werden andere
Spannungsniveaus verwendet, sind in der Regel die nach Gleichung (7.16) ermittelten Werte
mit 310 / s zu multiplizieren. Im Allgemeinen befindet man sich mit der Annahme nach
Gleichung (7.17) auf der sicheren Seite:
Bei gegliederten Querschnitten, bei denen das Verhltnis von Gurtbreite zu Stegbreite den
Wert 3 bersteigt, sind in der Regel die Werte von l/d nach Gleichung (7.16) mit 0,8 zu
multiplizieren.
Bei Balken und Platten (auer Flachdecken) mit Sttzweiten ber 7 m, die leichte
Trennwnde tragen, die durch bermige Durchbiegung beschdigt werden knnten, sind
in der Regel die Werte l/d nach Gleichung (7.16) mit dem Faktor 7/leff (leff in m) zu
multiplizieren.
Bei Flachdecken mit Sttzweiten ber 8,5 m, die leichte Trennwnde tragen, die durch
bermige Durchbiegung beschdigt werden knnten, sind in der Regel die Werte l/d nach
Gleichung (7.16) mit dem Faktor 8,5/leff (leff in m) zu multiplizieren.
Im Gegensatz zum Balken ist bei der Platte die Querdehnung in Querrichtung behindert,
wodurch auch in Querrichtung Spannungen und somit Schnittgren entstehen. Gem der
Elastizittstheorie ergeben sich diese ber die Querdehnzahl zu
y x m y mx
Im Stahlbetonbau betrgt die Querdehnzahl = 0,2. Wenn Rissbildung unter Zug zulssig
ist (z.B. bei den Nachweisen im Grenzzustand der Tragfhigkeit), dann gilt
nherungsweise = 0,0.
Liegen allerdings Einzel- oder Teilflchenlasten vor, so ergibt sich auch in Querrichtung eine
grere Verformung, so dass dann auch in Querrichtung mehr als 20 % erforderlich werden.
Eine genaue Berechnung der Schnittgrenverteilung ist aufwndig und wird heute fast
ausschlielich mit Hilfe der FEM-Methode durchgefhrt. Um eine Handbemessung (z.B. zur
Kontrolle) zu ermglichen, wurden durch Vergleichsrechnungen mitwirkende
Lastverteilungsbreiten fr Punkt-, Linien- und Teilflchenlasten ermittelt. Hierzu bentigt man
zunchst die rechnerische Lastaufstandsbreite, die unter einem Ausbreitungswinkel von
45 in der Mitte der Stahlbetonplatte gemessen wird: t y b0 2 h1 h
Mit der rechnerischen Lastaufstandsbreite kann dann mit Hilfe der folgenden Tabelle die
mitwirkende Lastverteilungsbreite beff ermittelt werden. Sie wird symmetrisch zum
Lastschwerpunkt und rechtwinklig zur Tragrichtung angenommen. Wenn die Last randnah
ist, so dass beff teilweise auerhalb der Platte liegt, dann muss beff selbstverstndlich
entsprechend verkleinert werden.
Daraus ergibt sich die folgende Vorgehensweise fr die Bemessung auf Biegung
(Bemessung auf Querkraft erfolgt analog):
- Unterteilung der Platte in einen Regelbereich und einen gestrten Bereich mit der
Breite beff.
- Bemessung des Regelbereiches wie einen Balken mit der Breite b = 1m ergibt das
Bemessungsmoment mEd,R und die erforderliche Bewehrung erf as,R in cm/m.
- Berechnung der magebenden Balkenschnittgre MEd,P fr die Teilflchenlast P.
Verteilung dieser auf die Breite beff: mEd,P = MEd,P/beff in kNm/m
- Bemessung des gestrten Bereiches fr mEd = mEd,R + mEd,P ergibt erf as in cm/m
- Bewehrung in Tragrichtung: berall wie fr den Regelbereich ermittelt + Zulagen im
gestrten Bereich aus as = erf as - erf as,R Verteilungsbreite der Zulagen: beff/2 >=
ty, Feldbewehrung durchgehend, Sttzbewehrung nach Momentenlinie.
- Zulagebewehrung in Querrichtung im Strbereich: erf as,quer = 0,6as
Verteilungsbreite der Zulagen: beff/2 >= tx Lnge der Zulagen: l = beff + 2lb,net Ein
Lngsversatz um beff/4 wird empfohlen.
Achtung: Die Maximalschnittgren in beiden Berechnungen sind oft nicht an der gleichen
Stelle!
Platten werden oft hinsichtlich ihrer Tragwirkung eingeteilt: Im Normalfall liegt eine isotrope
(gleiche Plattensteifigkeit in jeder Richtung, Gegenteil: orthotrop) drillsteife (Drillmomente
mxy sind vorhanden, Gegenteil: drillweich) Platte vor.
Das von Marcus entwickelte Verfahren wird auch Streifenkreuzverfahren genannt, weil der
Grundgedanke darin liegt, dass 2 sich kreuzende Plattenstreifen gemeinsam die Flchenlast
der Platte abtragen. Die Lastaufteilung auf beide Streifen ergibt sich aus der Bedingung,
dass die Durchbiegung fr beide Streifen an einem Punkt (z.B. in Feldmitte) gleich sein
muss:
Am Beispiel einer rundum gelenkig gelagerten Einfeldplatte wird das Verfahren erlutert:
fx fy
384 EI x 384 EI y
- Mit f f x f y und Fdx Fd Fdy und EI x EI y folgt:
4 4
lx ly
Fdy Fd k y Fd und analog dazu Fdx Fd k x Fd
lx l y lx l y
4 4 4 4
Die Faktoren kx und ky sind nur von der Geometrie abhngige Lastverteilungszahlen, die
fr verschiedene Lagerungsbedingungen in den sog. Marcus-Tafeln tabelliert wurden.
Zum Beispiel ergibt sich fr eine quadratische, allseits gelenkig gelagerte Platte ky = kx = 0,5
und somit fr die Maximalmomente in beiden Richtungen: m x m y Fd l 16
2
Der Vorteil bzw. die Einfachheit des Streifenkreuzverfahrens liegt darin, dass man damit eine
Platte getrennt je Richtung betrachten kann:
Wenn man fr alle Randbedingungen die oben gezeigte Rechnung wiederholt, dann ergeben
sich die folgenden Lastverteilungszahlen mit = ly/lx:
Gem Plattentheorie treten in Platten nicht nur Biegemomente mx und my (kNm/m) auf,
sondern auch sog. Drillmomente mxy. Die Querkrfte werden mit vx und vy (kN/m)
bezeichnet. Hierbei ist bei der Indizierung darauf zu achten, dass Momente mx aus
Spannungen x entstehen!
Das folgende Bild verdeutlicht die Verformungen mit (Plattentheorie) und ohne
(Streifenkreuzverfahren nach Marcus) Drillmomente. Die Drillmomente treten in den Ecken
der Platten auf, da dort eine Verformung in x- und y-Richtung nur funktioniert, wenn
gleichzeitig eine Verwindung der Platte stattfindet.
Aus den Drillmomenten resultiert eine Verwlbung der Plattenecken, die nach oben
abheben. Dies kann nur durch gengend Auflast oder Verankerung nach unten verhindert
werden.
Wie unschwer zu erkennen ist, wird durch Herunterdrcken/halten der Plattenecken die
Durchbiegung im Feld verkleinert (weniger Bewehrung im Feld erforderlich), was aber Zug
in Richtung Ecke an der Plattenoberseite und senkrecht dazu an der Plattenunterseite zur
Folge hat. Hierfr ist spezielle Bewehrung = Drillbewehrung erforderlich.
Der theoretische Zusammenhang zwischen der Belastung einer Platte und ihrer Verformung
wird durch eine partielle Differentialgleichung beschrieben:
4w 4w 4 w Fk ( x, y ) E h3
2 mit der Plattensteifigkeit N
x 4 x 2 y 2 y 4 N 12 (1 2 )
2w 2w 2w 2w 2w
m x N 2 2 m y N 2 2 m xy N 1
x y y x xy
Wie man unschwer aus der Differentialgleichung erkennen kann, setzt sich die
Plattentragwirkung aus 3 Anteilen zusammen: Der Balkentragwirkung in x- und y-Richtung
(vlg. DGL fr den Balken) und der Drilltragfhigkeit, die die Verwindung der Plattenstreifen
beschreibt.
m x , m x , 0 m y , 0 m y , m y , 0 m x , 0 m xy , (1 ) m xy , 0
m Plattenmitte
max Ort des Maximalwertes
min Ort des Minimalwertes
e Plattenecke
er eingespannter Rand
erm eingespannter Rand Mitte
ere eingespannter und freier Rand Ecke
fre freier und gelenkiger Rand Ecke
rm Rand Mitte
frm freier Rand Mitte
fr freier Rand
Das folgende Bild zeigt Schnittkraftlinien einer rundum gelenkig gelagerten Platte nach der
Plattentheorie. Wie man unschwer erkennen kann, wre eine genaue Ermittlung der
Auflagerkrfte fr die Lastweiterleitung sehr aufwndig.
Da die Hauptmomente die Integration der Spannungen ber die Querschnittshhe darstellen,
entsprechen sie der realen Querschnittsbelastung. Eine Bewehrung senkrecht zu den
Hauptmomenten wre daher optimal, ist aber praktisch unmglich.
Die Bemessung der Platten erfolgt hnlich wie fr Scheiben, da man Zug- und Druckzone
jeweils als Scheibe betrachten kann, deren Hauptnormalkrfte mI/z bzw. mII/z sind (vgl.
Baumann, Kuyt). Da die Bewehrungsrichtungen im Normalfall nicht mit den Hauptrichtungen
bereinstimmen, muss eine Transformation in die jeweilige Bewehrungsrichtung erfolgen.
Achtung: Bei verschiedenen Lastfllen ist keine einfache Superposition der Momente
mglich, da je nach Lastfall am gleichen Plattenpunkt eine andere Hauptrichtung vorliegt!
Eine auf der sicheren Seite liegende Abschtzung der Bemessungsmomente fr Bereiche, in
denen mx und my nicht Hauptmomente sind, kann wie folgt gemacht werden:
m x,d sign(m x ) ( m x m xy ) m y ,d sign(m y ) ( m y m xy )
Ein genauerer Ansatz ist im EC2 Anhang F beschrieben.
Bei zweiachsig gespannten Platten wird die Feldbewehrung der Haupttragrichtung in der
Fertigteilplatte verlegt, die Querbewehrung meist darauf (kleinere statische Hhe!). Alternativ
kann die Querbewehrung in der Fertigteilplatte verlegt werden, wenn ein Vollsto gem
dem folgenden Bild ausgefhrt wird.
Der Verbund zwischen Ortbeton und Fertigteil erfolgt durch Gittertrger, die auch als
Schubbewehrung herangezogen werden knnen.
Die gnstige Wirkung der Drillsteifigkeit darf nur dann angesetzt werden, wenn sich innerhalb
des Drillbereichs von 0,3 l keine Stofuge befindet. Die Aufnahme der Drillmomente in den
Plattenecken ohne Verbindung zum Nachbarfeld ist nachzuweisen.
Die Bewehrung in der Ortbetonschicht muss eine Betondeckung von 10 mm einhalten, was
bis jetzt in der Praxis nicht gemacht wird! Eine Schnittgrenermittlung mit in beiden
Richtungen gleicher Steifigkeit ist nur zulssig, wenn der Abstand der Bewehrungslagen in
Ortbeton und Fertigteil max. 50 mm betrgt.
Eine Handrechnung zur Ermittlung der Plattenmomente wird heute nicht mehr durchgefhrt,
allerdings muss man hufig die Laststellungen bzw. die unabhngig belasteten Bereiche in
den FEM-Programmen per Hand festlegen, weswegen die Vorgehensweise schon bekannt
sein sollte. Die Programme kombinieren dann alle Laststellungen zur Berechnung der
ungnstigsten Schnittgren.
3.7 Czerny-Tafeln
Czerny-Tafel mit Einspannung von 2 gegenber liegenden langen Seiten (Plattentyp 3a)
Czerny-Tafel mit Einspannung von 2 gegenber liegenden kurzen Seiten (Plattentyp 3b)
Czerny-Tafel mit Einspannung von 3 Seiten, kurze Seite gelenkig (Plattentyp 5a)
Czerny-Tafel mit Einspannung von 3 Seiten, lange Seite gelenkig (Plattentyp 5b)