Tech-News 2012 05 MassivbauEC2 Verbundfuge
Tech-News 2012 05 MassivbauEC2 Verbundfuge
Tech-News 2012 05 MassivbauEC2 Verbundfuge
2012/05 Massivbau
(Stand: 30.05.2012)
1. Allgemeines
Schon in der Neuauflage zur DIN 1045-1: 2008-08 wurden die Bemessungsregeln für
Verbundfugen nach DIN 1045-1: 2001-07 überarbeitet und an DIN EN 1992-1-1 angepasst,
da sie sich sowohl in formaler Hinsicht als auch bei den Bemessungsergebnissen deutlich
von den Regelungen der DIN EN 1992-1-1 unterscheiden.
Die bisherigen Regelungen nach DIN 1045-1: 2001-07 im Vergleich zu DIN 1045-1: 2008-08
sind in der Tech-News Nr. 2009/2 finden.
In den folgenden Abschnitten sind nun ergänzend die wesentlichen Nachweise für bewehrte
Verbundfugen unter Längsschubbeanspruchung nach DIN EN 1992-1-1:2011-01
zusammengestellt.
3.1 Fugenausbildung
Die Anforderungen an die Fugenausbildung sind analog zu DIN 1045-1: 2008-08 geregelt.
Die Fugenbeschaffenheit wird folgendermaßen definiert (s. DIN EN 1992-1-1: 2011-01, 6.2.5
und DAfStb-Heft 600):
sehr glatt:
- Oberfläche gegen Stahl, Kunststoff, oder glatte Holzschalung betoniert
- unbehandelte Fugenoberfläche bei Verwendung von Beton im ersten Betonierabschnitt mit
fließfähiger bzw. sehr fließfähiger Konsistenz
glatt:
- Oberfläche abgezogen
- Oberfläche im Gleit- bzw. Extruderverfahren hergestellt
- Oberfläche blieb nach dem Verdichten ohne weitere Behandlung
rau:
- Oberfläche mit mindestens 3 mm durch Rechen erzeugte Rauigkeit mit ca. 40 mm Abstand
bzw. entsprechendes Freilegen von Gesteinskörnung
bzw. andere Methoden, die ein äquivalentes Tragverhalten herbeiführen
- Oberfläche mit definierter Rauigkeit
verzahnt:
- Geometrie der Verzahnung nach Bild 6.9 nach DIN EN 1992-1-1: 2011-01
mit:
Im Vergleich zwischen der DIN EN 1992-1-1: 2011-01 und der DIN 1045-1: 2008 ändert sich
außer der Indizes und dem Bezug der einwirkenden Kraft auf die Fugenbreite wenig. Die
Ergebnisse sind annähernd gleich. In den folgenden Abschnitten sind die Änderungen
dargestellt.
νRdi = c fctd + µ σn + ρ fyd (1,2 µ sin α + cos α) ≤ 0,5 ν fcd Bedingung (6.25)
mit:
c, µ Beiwerte, die von der Rauigkeit der Fuge abhängen (siehe 6.2.5. (2))
fctd der Bemessungwert der Schubtragfähigkeit nach 3.1.6 (2)P
σn die Spannung infolge der minimalen Normalkraft rechtwinklig zur Fuge die gleichzeitig
mit der Querkraft wirken kann (positiv für Druck mit σn < 0,6 fcd und negativ für Zug).
Ist σn eine Zugspannung, ist in der Regel c fctd mit 0 anzusetzen
ρ As / Ai
As die Querschnittsfläche der, die Fuge kreuzenden Verbundbewehrung mit
ausreichender Verankerung auf beiden Seiten der Fuge einschließlich vorhandener
Querkraftbewehrung
Ai die Fläche der Fuge, über die Schub übertragen wird
α der Neigungswinkel der Verbundbewehrung nach Bild 6.9 mit einer Begrenzung auf
45° ≤ α ≤ 90°
ν ein Festigkeitsabminderungsbeiwert, siehe NDP zu 6.2.2 (6): ν = 0,675
4 Ergebnis
Die neuen Regelungen in DIN EN 1992-1-1: 2011-01 liefern ähnliche oder wirtschaftlichere
Verbundbewehrungsmengen für glatte und raue Fugen als die früheren Bemessungen nach
DIN 1045-1: 2001-07 und DIN 1045-1: 2008-08.
Die neuen Ansätze ergeben größere Maximaltragfähigkeiten νRdj,max für glatte und raue
Fugen als die frühere Bemessung.
Die Anforderungen an raue Fugen haben sich erhöht (analog zu DIN 1045-1: 2008-08).
Zusammenfassend wird daher dringend empfohlen, im Vorfeld mit der ausführenden Firma
abzuklären, ob geplant ist, Unterzüge abschnittsweise herzustellen, da die Möglichkeiten, auf
der Baustelle bei vorbetonierten Unterzügen zu reagieren, sehr eingeschränkt sind.
Generell ist weiterhin darauf zu achten, dass Arbeitsfugen so ausgebildet werden müssen,
dass alle dort auftretenden Beanspruchungen aufgenommen werden können und ein
ausreichender Verbund der Betonschichten sichergestellt ist. Insbesondere müssen vor dem
Weiterbetonieren Verunreinigungen, Zementschlempe und loser Beton entfernt werden und
die Arbeitsfugen ausreichend vorgenässt werden.
5 Beispiel
Ein Unterzug im Bereich einer Geschossdecke, die mit Großflächenplatten ausgeführt wird,
soll vorbetoniert werden (s. auch Tech-News Nr. 2009/2).
- Systemparameter
Unterzugsbreite 40 cm
Unterzugshöhe 100 cm
Deckendicke 20 cm
Betongüte C 30/37
Ausbildung einer rauen Fuge
σNd bzw. σn ≈ 0
- Querkraft am Auflager
VEd = 420 kN
Bei direkter Auflagerung und gleichmäßig verteilter Last darf beim monolithischen
Querschnitt der Bemessungswert der Querkraft nach DIN 1045-1: 2001-07, 10.3.2 (1) im
Abstand d vom Auflagerrand ermittelt werden. Bei Verbundfugen sollte die Lage der
Schubfuge berücksichtigt werden, d. h. statt des Abstandes d ist der Schnittpunkt einer 45°
Geraden vom Auflagerrand mit der Verbundfuge maßgebend.
VEd,red = VEd - qEd (0,5 * bLager + hF) = 420 – 36 (0,5 * 0,2 + 0,8) = 388 kN
νRdi = νRdic + ρ fyd (1,2 µ sin α + cos α) ≥ νEdi und ≤ 0,5 ν fcd
as ≥ ((νEdi - νRdic) bi) / (fyd (1,2 µ sin α + cos α)) = 11,9 cm2/m
mit µ = 0,6 und α = 90°
Nach DIN 1045-1: 2008-08 ergibt sich für eine raue Fuge analog erf as = 7,96 cm²/m und
für eine glatte Fuge erf as = 11,9 cm²/m.
Copyright Landesvereinigung der Prüfingenieure für Baustatik in Baden-Württemberg e.V.
Trotz sorgfältiger Zusammenstellung der Informationen und Texte kann für fehlerhafte Angaben und deren Folgen keine
Haftung von der Landesvereinigung und deren Autoren übernommen werden. Seite: 5
6 Literatur
[1] DIN EN 1992-1-1: 2011-01: Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton-
und Spannbetontragwerken – Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für
den Hochbau; Deutsche Fassung EN 1992-1-1:2004 + AC:2010.
[3] Eurocode 2 für Deutschland: DIN EN 1992-1-1: 2011-01: Bemessung und Konstruktion
von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken – Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln
und Regeln für den Hochbau mit Nationalem Anhang. Kommentierte Fassung.
F. Fingerloos, J. Hegger, K. Zilch.
Berlin: Beuth Verlag