Kalksandstein - Eurocode 6 - 2017
Kalksandstein - Eurocode 6 - 2017
Kalksandstein - Eurocode 6 - 2017
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Kalksandstein – Eurocode 6.
Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten.
KS-ORIGINAL GMBH
Entenfangweg 15
30419 Hannover
4 Materialkennwerte
KALKSANDSTEIN – Eurocode 6
Hrsg. Bundesverband Kalksandsteinindustrie e.V.,
Entenfangweg 15, 30419 Hannover,
Telefon 05 11/2 79 54-0
www.kalksandstein.de
www.facebook.com/kalksandstein
BV-9069-17/03
Bearbeitet durch:
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Carl-Alexander Graubner
Michael Schmitt M.Sc.
Institut für Massivbau, Technische Universität Darmstadt
Gesamtproduktion und
© by Verlag Bau+Technik GmbH, Düsseldorf
Allgemeines zur Bemessung von unbewehrtem Mauerwerk aus Kalksandsteinen
1 nach Eurocode 6
1.1 Gültigkeitsbereich der Faltbroschüre ● Durch die Einführung des Teilsicherheitskonzeptes können ge-
rade im genaueren Berechnungsverfahren eine Vielzahl von
● Diese Faltbroschüre gilt nur für unbewehrtes Mauerwerk Einwirkungskombinationen berücksichtigt werden. Der Nati-
aus Kalksandsteinen mit einer Mauerwerksdruckfestigkeit onale Anhang zum Eurocode gibt daher vereinfachte Einwir-
fk 1,8 N/mm2. kungskombinationen an, die im Allgemeinen für die Berech-
nung ausreichend sind. Zudem konnte die Anzahl der tat-
● Die Regelungen beziehen sich auf sächlich maßgebenden Kombinationen durch die Ergebnisse
DIN EN 1996-1-1:2010-12 in Verbindung mit eines Forschungsprojektes an der TU-Darmstadt stark einge-
DIN EN 1996-1-1/NA:2012-01 + A1:2014-03 + A2:2015-01 schränkt werden (siehe Abschnitt 6.3.5).
und
DIN EN 1996-3:2010-12 in Verbindung mit
DIN EN 1996-3/NA:2012-01 + A1:2014-03 + A2:2015:01
Ed Rd (Gl. 2.1)
Der charakteristische Wert der Schubfestigkeit fvk ist abhängig
von der Beanspruchungsart – Platten- oder Scheibenbeanspru-
2.2 Bemessungswerte der Einwirkungen und Einwirkungskombi-
chung – und kann nach Abschnitt 4.2 ermittelt werden.
nationen
Bei der Bestimmung der Bemessungswerte der Einwirkungen (Ed)
ist zwischen zwei Bemessungssituationen zu unterscheiden:
Tafel 2/1: Teilsicherheitsbeiwerte auf der Einwirkungsseite für den Nach-
weis im Grenzzustand der Tragfähigkeit nach DIN EN 1990/NA
● ständige und vorübergehende Bemessungssituation (verein-
facht mit 0,i = 1,0 nach Eurocode 6): Einwirkung Ungünstige Günstige Außer-
Wirkung Wirkung gewöhnliche
Ed = E{∑ G · Gk,j ∑ Q · Qk,i} (Gl. 2.2) Bemessungs-
j1 i1 situation
Ständige Einwirkung (G)
● außergewöhnliche Bemessungssituation: z.B. Eigengewicht, Ausbau- G,sup = 1,35 G,inf = 1,00 GA = 1,00
last, Erddruck
Ed = E{∑ GA,j · Gk,j Ad 1,1 · Qk,1 ∑ 2,i · Qk,i} (Gl. 2.3) Veränderliche Einwirkung (Q)
j1 i1
z.B. Wind-, Schnee-, Nutz- Q,sup = 1,50 Q,inf = 0,00 QA = 1,00
lasten
Es bedeuten:
GK = Charakteristischer Wert der ständigen Einwirkung
QK = Charakteristischer Wert der veränderlichen Einwir-
Tafel 2/2: Kombinationsbeiwerte gemäß DIN EN 1990/NA
kung
QK,1 = Charakteristischer Wert der veränderlichen Leitein- Einwirkungen Kombinationsbeiwerte
wirkung 0 1 2
Ad = Bemessungswert der außergewöhnlichen Einwir-
kung Nutzlasten im Hochbau
(Kategorien siehe DIN EN 1991-1-1)
Ed = Bemessungswert der Einwirkung
– Wohn-, Aufenthalts- und Büroräume 0,7 0,5 0,3
G = Teilsicherheitsbeiwert auf der Einwirkungsseite – Versammlungsräume, Verkaufsräume 0,7 0,7 0,6
(ständige Einwirkung) gemäß Tafel 2/1 – Lagerräume 1,0 0,9 0,8
Q = Teilsicherheitsbeiwert auf der Einwirkungsseite (ver-
Schnee- und Eislasten,
änderliche Einwirkungen) gemäß Tafel 2/1
siehe DIN EN 1991-1-3
0, 1, 2 Kombinationsbeiwerte gemäß Tafel 2/2 – Orte bis zu NN +1000 m 0,5 0,2 0,0
– Orte über NN +1000 m 0,7 0,5 0,2
„zu kombinieren mit”: Die einwirkenden Lasten
Windlasten, siehe DIN EN 1991-1-4 0,6 0,2 0,0
müssen ungünstigst miteinander kombiniert wer-
den; günstig wirkende veränderliche Lasten sind Temperatur (nicht Brand),
0,6 0,5 0,0
z.B. zu vernachlässigen siehe DIN EN 1991-1-5
fk
fd = · (Gl. 2.5)
M
3.1 Ständige Einwirkungen Tafel 3/1: Charakteristische Werte des Wandflächengewichtes von
Die Bestimmung der Eigen- und Nutzlasten erfolgt nach KS-Wänden aus Normal- und Dünnbettmörtel1)
DIN EN 1991-1-1/NA. Tafel 3/1 enthält Wandeigengewichte in Stein- Wichte Charakteristische Werte des
Abhängigkeit von der Rohdichteklasse der Steine sowie der Wand- rohdichte- [kN/m3] Wandflächengewichtes gk (ohne Putz) in kN/m2
dicke. klasse für Wanddicke t [cm]
(RDK)1) 7 10 11,5 15 17,5 20 24 30 36,5
3.2 Charakteristische Werte üblicherweise anzusetzender Ver- 1,4 16 – 1,60 1,84 2,40 2,80 3,20 3,84 4,80 5,84
kehrslasten
1,6 16 – 1,60 1,84 2,40 2,80 3,20 3,84 4,80 5,84
● Wohnräume mit ausreichender Querverteilung 1,8 18 1,26 1,80 2,07 2,70 3,15 3,60 4,32 5,40 6,57
(Kategorie A2) qk = 1,5 kN/m2 2,0 20 1,40 2,00 2,30 3,00 3,50 4,00 4,80 6,00 7,30
2,2 22 – – 2,53 3,30 3,85 4,40 5,28 6,60 8,03
● Wohnräume ohne ausreichende 1)
Bei Verwendung von Mauersteinen der RDK 1,4 in Dünnbettmörtel reduziert
2
Querverteilung (A3), Büroräume (B1) qk = 2,0 kN/m sich das rechnerische Wandflächengewicht um 1,0 kN/m3 · t [m]
Die regionalen Lieferprogramme sind zu beachten.
● Treppen und Podeste innerhalb
der Kategorien A und B1 (T1) qk = 3,0 kN/m² Tafel 3/2: Faktor für das statische System
Faktor f [–] Lagerung Einspannung
● Balkone (Z) qk = 4,0 kN/m2 1,0 einachsig gespannte Platte gelenkig gelagert
● Trennwandzuschlag zweiachsig lx
1,4 = 1,0 allseitig gelenkig
gespannte Platte ly
bei einem Wand- 3 kN/m qk = 0,8 kN/m2
gewicht (einschl. Putz) 5 kN/m qk = 1,2 kN/m2
zweiachsig lx
1,3 = 1,5 allseitig gelenkig
Bei Nutzlasten > 5 kN/m2 ist dieser Zuschlag nicht erforderlich. gespannte Platte ly
Bei einem Wandgewicht > 5 kN/m Wandlänge ist das Eigenge-
wicht der tragenden und der nicht tragenden Trennwände als Li- zweiachsig lx
1,6 = 1,0 einseitig eingespannt
nienlast zu berücksichtigen. Es lässt sich hier aber auch ein ein- gespannte Platte ly
facher Trennwandzuschlag für diese schweren Trennwände an-
setzen [1]. zweiachsig lx
1,45 = 1,5 einseitig eingespannt
gespannte Platte ly
g
q = 2 · n · f · h · (Gl. 3.1) Zwischenwerte können interpoliert werden.
l
mit:
System Wandstellung W1 Wandstellung W2 Wandstellung W3
n = Einflussfaktor für Anzahl und Stellung der Wände, siehe
Bild 3/1 A
f = Faktor für das statische System, siehe Tafel 3/2 einachsig
gespannt
h = Wandhöhe [m] n = 1,0 n = 1,3 n = 2,25
g = Wandgewicht einschließlich Putz [kN/m2]
Wandstellung W1 Wandstellung W2 Wandstellung W3
l = Stützweite [m] 4,00 m l 6,00 m
B
einachsig
[1] Roeser; Gusia: Gutachten Deckenzuschläge für nicht tra- gespannt
gende Wände aus Kalksandstein, Aachen 2005 n = 1,0 n = 1,4 n = 2,35
● Bei zweiachsig gespannten Decken darf die Lastermittlung für Bild 3/1: Einflussfaktor für Anzahl und Stellung der Wände
die Wände mit Hilfe von Einflussflächen erfolgen.
1 2 3 4 5
l1 l2 l3 l4
4.1 Charakteristischer Wert der Mauerwerksdruckfestigkeit Tafel 4/4: Haftscherfestigkeit fvk0 von Mauerwerk ohne Auflast nach
Standardwerte für übliche Stein-Mörtel-Kombinationen bei Kalk- DIN EN 1996-1-1/NA
sandstein-Mauerwerk. fvk0 (N/mm2)
Normalmauermörtel Dünnbettmörtel
Tafel 4/1: Charakteristische Druckfestigkeit fk [N/mm2] von Einsteinmauer- mit einer Festigkeit (Lagerfugendicke
werk aus Kalksand-Loch- und Hohlblocksteinen mit Normalmauermörtel fm (N/mm2) 1 mm bis 3 mm)
KS L / KS L-R Mörtelgruppe
NM II NM IIa NM III NM IIIa
Steinfestigkeitsklasse NM II NM IIa NM III NM IIIa
10 3,5 4,5 5,0 5,6 2,5 5,0 10,0 20,0
b) Steinzugversagen
Tafel 4/2: Charakteristische Druckfestigkeit fk [N/mm2] von Einsteinmauer-
werk aus Kalksand-Vollsteinen und Kalksand-Blocksteinen mit Normal-
Bei vermörtelten und unvermörtelten Stoßfugen:
mauermörtel
KS / KS -R Mörtelgruppe
Dd
fvlt2 = 0,45 · fbt,cal · 1+ (Gl. 4.4)
fbt,cal
Steinfestigkeitsklasse NM II NM IIa NM III NM IIIa
12 5,4 6,0 6,7 7,5
fbt,cal = Charakteristische Steinzugfestigkeit (Tafel 4/5)
16 6,4 7,1 8,0 8,9
20 7,2 8,1 9,1 10,1
Tafel 4/5: Charakteristische Steinzugfestigkeit fbt,cal in Abhängigkeit der
28 8,8 9,9 11,0 12,4
Steinsorte und der Druckfestigkeitsklasse nach DIN EN 1996-1-1/NA
Druckfestigkeitsklasse der
Tafel 4/3: Charakteristische Druckfestigkeit fk [N/mm²] von Einsteinmauer- 10 12 16 20 28
Mauersteine und Planelemente
werk aus Kalksand-Plansteinen und Kalksand-Planelementen mit Dünn-
bettmörtel Umgerechnete mittlere
12,5 15 20 25 35
Mindestdruckfestigkeit fst [N/mm2]
Dünnbettmörtel DM Planelemente Plansteine
Hohlblocksteine 0,25 0,30 0,40 0,50 0,70
Steinfestigkeitsklasse KS XL KS XL-E KS P KS L P
KS -R P KS L-R P Hochlochsteine
Rechnerische und Steine mit
10 – – – 5,0 0,33 0,39 0,52 0,65 0,91
Steinzug- Grifföffnungen oder
12 9,4 7,0 7,0 5,6 festigkeit Grifftaschen
16 11,2 8,8 8,8 6,6 fbt,cal
Vollsteine ohne
20 12,9 10,5 10,5 – Grifflöcher oder 0,40 0,48 0,64 0,80 1,12
Grifftaschen
28 16,0 – 13,8 –
KS XL: KS-Planelement ohne Längsnut, ohne Lochung
KS XL-E: KS-Planelement ohne Längsnut, mit Lochung
KS P: KS-Planstein mit einem Lochanteil 15 % Der kleinere der beiden Werte fvlt1 und fvlt2 ist bei der Bemessung
KS L P: KS-Planstein mit einem Lochanteil > 15 % (siehe Abschnitt 7) als charakteristische Schubfestigkeit fvk zu
verwenden.
4.2 Charakteristischer Wert der Schubfestigkeit von Mauerwerk Bei Ansatz der Anfangsscherfestigkeit fvk0 ist bei Scheibenschub
Die charakteristische Schubfestigkeit fvk ergibt sich als kleinster zusätzlich die Randdehnung zu begrenzen (siehe Abschnitt 7.4).
Wert für fvlt aus nachfolgender Beziehung:
4.2.2 Plattenschub
fvk = min {fvlt1; fvlt2} (Gl. 4.1) Bei vermörtelten Stoßfugen:
4.2.1 Scheibenschub fvlt1 = fvk0 + 0,6 · Dd (Gl. 4.5)
a) Reibungsversagen
Bei vermörtelten Stoßfugen: Bei unvermörtelten Stoßfugen:
fvlt1 = fvk0 + 0,4 · Dd mit fvk0 nach Tafel 4/4 (Gl. 4.2) 2
fvlt1 = · f + 0,6 · Dd (Gl. 4.6)
3 vk0
Bei unvermörtelten Stoßfugen:
Bei Plattenschub ist eine Betrachtung des Steinzugversagens
fvlt1 = 0,5 · fvk0 + 0,4 · Dd mit fvk0 nach Tafel 4/4 (Gl. 4.3) (fvlt2) nicht erforderlich.
5.1 Voraussetzungen für die Anwendung des vereinfachten Nach- ● Ein Versatz der Wandachsen infolge einer Änderung der Wand-
weises nach DIN EN 1996-3/NA:2012-01 dicken gilt dann nicht als größere Ausmitte, wenn der Quer-
Das vereinfachte Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-3/NA schnitt der dickeren tragenden Wand den Querschnitt der dün-
gilt für unbewehrte Mauerwerkswände im üblichen Hochbau. Hier- neren tragenden Wand umschreibt.
bei sind folgende Randbedingungen berücksichtigt:
Aufgrund der genannten Randbedingungen ist die Anwendung des
● Auf einen rechnerischen Nachweis der Aussteifung des Bau- vereinfachten Verfahrens nur unter bestimmten Voraussetzungen
werks darf verzichtet werden, wenn die Geschossdecken als zulässig. Die Anwendungsbedingungen für das vereinfachte Ver-
steife Scheiben ausgebildet sind bzw. statisch nachgewie- fahren sind:
sene, ausreichend steife Ringbalken vorliegen und wenn in
Längs- und Querrichtung des Gebäudes eine offensichtlich ● Die Anwendungsgrenzen nach Tafel 5/1 sind eingehalten.
ausreichende Anzahl von genügend langen aussteifenden
Wänden vorhanden ist, die ohne größere Schwächungen und ● Gebäudehöhe über Gelände hm 20 m; als Gebäudehöhe
ohne Versprünge bis auf die Fundamente geführt werden. Bei darf bei geneigten Dächern das Mittel von First- und Traufhö-
Elementmauerwerk mit einem planmäßigen Überbindemaß he gelten.
lol < 0,4 · hu (hu = Steinhöhe) ist bei einem Verzicht auf ei-
nen rechnerischen Nachweis der Aussteifung des Gebäudes ● Stützweite lf 6,0 m, sofern die Biegemomente aus dem
die ggf. geringere Schubtragfähigkeit bei hohen Auflasten zu Deckendrehwinkel nicht durch konstruktive Maßnahmen am
berücksichtigen. Die Entscheidung hinsichtlich des Erforder- Wandkopf, z.B. Zentrierleisten, begrenzt werden; bei zweiach-
nisses eines rechnerischen Aussteifungsnachweises – der sig gespannten Decken ist für die Länge lf die kürzere der bei-
dann nach DIN EN 1996-1-1/NA zu führen ist – obliegt dem den Stützweiten anzusetzen.
planenden Ingenieur.
● Für die maximale Wandschlankheit gilt:
27
● Ein Nachweis der Querkrafttragfähigkeit ist nicht erforderlich.
Nur wenn ausnahmsweise ein Aussteifungsnachweis geführt ● Das Überbindemaß lol nach DIN EN 1996-2 muss mindestens
werden muss, ist der Scheibenschub nach dem genaueren Be- 0,4 · hu und mindestens 45 mm betragen. Bei Elementmau-
rechnungsverfahren nachzuweisen. erwerk ist ein Überbindemaß lol 0,2 · hu zulässig. Dieses
muss aber mindestens 125 mm betragen.
● Bestimmte Beanspruchungen, z.B. Biegemomente aus De-
ckeneinspannungen, ungewolltes Ausmitten beim Knicknach- ● Die Deckenauflagertiefe a muss mindestens die halbe Wand-
weis, Wind auf tragende Wände müssen nicht gesondert dicke (t/2), jedoch mehr als 100 mm betragen. Bei einer
nachgewiesen werden, sondern sind durch den Sicherheits- Wanddicke t = 365 mm darf die Mindestdeckenauflagertiefe
abstand, der dem Berechnungsverfahren zugrunde liegt, oder auf 0,45 · t reduziert werden.
durch konstruktive Regeln und Grenzen abgedeckt.
● Für den Nachweis von Kellerwänden gelten die Vorausset-
● Es wird davon ausgegangen, dass in halber Geschosshöhe der zungen nach Abschnitt 8.
Wand nur Biegemomente aus der Deckeneinspannung oder
-auflagerung und aus Windlasten auftreten. Greifen abweichend ● Freistehende Wände sind nach DIN EN 1996-1-1/NA nachzu-
davon an tragenden Wänden größere horizontale Lasten an, so weisen.
ist der Nachweis nach dem genaueren Berechnungsverfahren
von DIN EN 1996-1-1/NA (siehe Abschnitt 6) zu führen.
Tafel 5/1: Anwendungsgrenzen für das vereinfachte Berechnungsverfahren nach DIN EN 1996-3/NA
Voraussetzungen
aufliegende Decke
Bauteil Wanddicke Lichte Wandhöhe
t h Stützweite Nutzlast1)
[mm] [m] lf qk
[m] [kN/m2]
115
1 2,75
Tragende Innenwände < 240 6,00 5
2 240 –
1152)
3
< 1502)
3
Tragende Außenwände 150
4 2,75
und < 175 6,00
zweischalige Haustrennwände 175
5
< 240 5
6 240 12 · t
1)
Einschließlich Zuschlag für nichttragende innere Trennwände
2)
Als einschalige Außenwand nur bei eingeschossigen Garagen und vergleichbaren Bauwerken, die nicht zum dauernden Aufenthalt von Menschen vorgesehen sind.
Als Tragschale zweischaliger Außenwände und bei zweischaligen Haustrennwänden bis maximal zwei Vollgeschosse zuzüglich ausgebautes Dachgeschoss;
aussteifende Querwände im Abstand 4,50 m bzw. Randabstand von einer Öffnung 2,0 m
Bemessung nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren
5 nach DIN EN 1996-3 / NA:2012-01
5.2 Erweiterte Anwendungsgrenzen Neben den Anwendungsgrenzen und Randbedingungen nach Eu-
In einem Forschungsvorhaben im Auftrag des Bundesverbandes rocode 6 wurde die maximal zulässige Verformung der Stahlbe-
Kalksandsteinindustrie wurden die Anwendungsgrenzen des ver- tondecke im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit (GZG) nach
einfachten Berechnungsverfahrens nach DIN EN 1996-3/NA un- DIN EN 1992-1-1/NA berücksichtigt. Hierbei wurden Fußboden-
tersucht. Mittels einer systematisch durchgeführten Parameter- aufbauten gk 1,50 kN/m² einbezogen. Bei der Ermittlung der
studie konnte gezeigt werden, dass für Kalksandsteinwände un- Windbelastung wurden die Gebäudebereiche B, C, D und E ab-
ter praxisüblichen Randbedingungen und Eingangsparametern ei- gedeckt. Der Bereich A liegt an den Wandecken im Bereich von
ne Bemessung nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren haltenden Querwänden und ist damit nicht bemessungsrelevant.
auch bei Wandhöhen von bis zu 3,60 m gegenüber den Ergebnis-
sen nach dem genaueren Berechnungsverfahren auf der sicheren
Seite liegt. Die maximalen lichten Wandhöhen, für die auch ein
vereinfachter Nachweis ausreichend ist, sind in Tafel 5/2 darge-
stellt.
Randbedingungen:
Stahlbetondecke C20/25 voll aufliegend, Deckendicke 16 cm
Bemessung nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren
5 nach DIN EN 1996-3 / NA:2012-01
5.3 Nachweisformat Tafel 5/3: Abminderungsbeiwert 2 zur Ermittlung der Knicklänge hef für
Die Tragfähigkeit von Mauerwerkswänden wird nach DIN EN 2-seitig gehaltene Wände
1996-3/NA durch Einhaltung der maximal aufnehmbaren Normal- Bedingung zur
kraft nachgewiesen: Wanddicke Abminderungsbeiwert Abminderung
t 2 Mindestauflagertiefe
NEd NRd (Gl. 5.1) [cm] [−] a
[cm]
5.4 Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft t 17,5 0,75 a=t
Bei Wohn- und Bürogebäuden darf der Bemessungswert der ein-
17,5 < t < 24 0,90 a=t
wirkenden Normalkraft im Allgemeinen vereinfacht mit den fol-
genden Einwirkungskombinationen bestimmt werden: 24 t 25 0,90 a 17,5
t > 25 1,00 –
NEd = 1,35 · NGk + 1,50 · NQk (Gl. 5.2)
In Hochbauten mit Stahlbetondecken und charakteristischen Tafel 5/4: Knicklänge hef bei mehrseitig gehaltenen Wänden
Nutzlasten einschließlich Trennwandzuschlag von maximal 3-seitig gehaltene Wände:
qk 3,0 kN/m2 darf auch weiter vereinfachend angesetzt wer-
den: 1
hef = · 2 · h 0,3 · h
NEd = 1,4 · (NGk + NQk ) (Gl. 5.3) 2 · h 2
1 + 3 ·
3 · b’
Für eine genauere Bestimmung von NEd siehe Abschnitt 2.
b’ 15 · t
5.5 Knicklänge und Schlankheit b’ Abstand des freien Randes von der Mitte der aussteifenden
Bei flächig aufgelagerten massiven Plattendecken oder Rippen- Wand (unabhängig von der Lage eines vertikalen Schlitzes oder
decken nach DIN EN 1992-1/NA mit lastverteilenden Balken einer Aussparung ist an ihrer Stelle ein freier Rand anzunehmen,
darf bei 2-seitig gehaltenen Wänden die Einspannung der Wand wenn die Restwanddicke kleiner als die halbe Wanddicke oder
in den Decken durch eine Abminderung der Knicklänge berück- kleiner als 115 mm ist)
sichtigt werden: 3 Anpassungsfaktor nach Tafel 5/5
1 + 4 ·
Zur Bestimmung der Knicklänge von mehrseitig gehaltenen Wän- b
den siehe Tafel 5/4. h
Für 4 · > 1:
b
Bei Holzbalkendecken ist 2 = 1,0 zu verwenden.
b
hef = 4 ·
Aus der Knicklänge bestimmt sich die Schlankheit der Wand zu: 2
hef
= (Gl. 5.5) b 30 · t
t
b Abstand der aussteifenden Wände (unabhängig von der Lage
eines vertikalen Schlitzes oder einer Aussparung ist an ihrer Stel-
le ein freier Rand anzunehmen, wenn die Restwanddicke kleiner
als die halbe Wanddicke oder kleiner als 115 mm ist)
4 Anpassungsfaktor nach Tafel 5/5
Elementgeometrie
0,5 0,625 1,0 2,0
hu /lu
3-seitige Lagerung
1,0 0,90 0,83 0,75
3
4-seitige Lagerung
1,0 0,75 0,67 0,60
4
Bemessung nach dem vereinfachten Berechnungsverfahren
5 nach DIN EN 1996-3 / NA:2012-01
5.6 Ermittlung des Tragwiderstandes Wird die Traglastminderung infolge Deckenverdrehung durch
Der Bemessungswert des vertikalen Tragwiderstandes NRd darf konstruktive Maßnahmen, z.B. Zentrierleisten mittig unter dem
ermittelt werden aus: Deckenauflager, vermieden, so gilt unabhängig von der Decken-
stützweite
1 = 0,9. Bei nur teilweise aufliegender Deckenplatte
NRd =
· fd · A (Gl. 5.6) gilt
1 = 0,9 · a/t.
6.1 Allgemeines
Die Tragfähigkeit von Mauerwerkswänden ist nach DIN EN 1996- 1)
2a
1-1/NA durch die Nachweise der Wand-Decken-Knoten, der Knick-
sicherheit sowie hinreichender Querkrafttragfähigkeit sicherzu- 4a
stellen. Gegebenenfalls sind Nachweise für die Kellerwand und 3a
kombinierte Beanspruchung (Doppelbiegung) zu führen.
1a
Voraussetzung für die Nachweisführung nach dem genaueren Be- M1
rechnungsverfahren ist die Bestimmung der einwirkenden Last-
exzentrizitäten.
6.2 Nachweisformat
Die Tragfähigkeit wird durch Gegenüberstellung der Bemessungs-
werte von einwirkender (NEd) und aufnehmbarer (NRd) Normalkraft
nachgewiesen. Zu beachten ist, dass die aufnehmbare Normal-
kraft maßgeblich von der vorhandenen Exzentrizität e abhängt: M2
2b
NEd NRd (fd; e) (Gl. 6.1)
4b
3b
6.3 Ermittlung der Einwirkungen und Schnittgrößen
6.3.1 Momente am Wand-Decken-Knoten
1b 2)
a) Verfahren nach DIN EN 1996-1-1/NA:2012-01, Anhang C (sie-
he Bild 6/1): Anmerkung: Das Biegemoment M1 wird am Rahmen a und das Biege-
moment M2 am Rahmen b ermittelt.
n1,2·E1,2·1,2 Anmerkung: Bei zweiachsig gespannten Decken (mit Spannweitenver-
hältnissen bis 1:2) darf als Spannweite zur Ermittlung der Lastexzentri-
h1,2 q3·l 23 q4·l 24
M1,2 = zität 2/3 der kürzeren Seite eingesetzt werden.
· –
n1·E1·1 n2·E2·2 n3·E3·3 n4·E4·4 4·(n3 – 1) 4·(n4 – 1)
+ + + Bild 6/1: Vereinfachtes Rahmenmodell
h1 h2 l3 l4
(Gl. 6.2)
Anmerkung:
n = Steifigkeitsfaktoren der Stäbe (Wände bzw. Decken) Bei der Berechnung der Ausmitte nach vorstehendem Absatz
Stab an beiden Enden eingespannt: n=4 können Rissbildungen an der der Last gegenüberliegenden
in allen anderen Fällen: n=3 Seite der Wand infolge der dabei entstehenden Deckenverdre-
E = Elastizitätsmodule der Stäbe hung auftreten. Diesen ist – wenn dies für die Gebrauchstaug-
= Trägheitsmomente der Stäbe bei ungerissenem Quer- lichkeit erforderlich ist – durch konstruktive Maßnahmen ent-
schnitt gegenzuwirken.
h1 = Lichte Höhe des Stabes 1
h2 = Lichte Höhe des Stabes 2
l3 = Lichte Spannweite des Stabes 3
l4 = Lichte Spannweite des Stabes 4 ⱖ 0,333 t
q3 = Gleichmäßig verteilte Bemessungslast des Stabes 3
nach DIN EN 1990 für ungünstige Einwirkung
NEd
q4 = Gleichmäßig verteilte Bemessungslast des Stabes 4
nach DIN EN 1990 für ungünstige Einwirkung
fd
Die Knotenmomente nach Gleichung 6.2 dürfen zur Berücksichti-
gung der nur teilweisen Einspannung mit dem Faktor nach Glei-
chung 6.3 reduziert werden.
tc
E3·3 E4·4
n3· + nn44·
l3 l4
= 1 – 0,25 · km mit km = 2,0 (Gl. 6.3) t
E1·1 E2·2
n1· + nn22·
h1 h2 tc = überdrückte Länge ⱕ 0,333 t
Ist die rechnerische Ausmitte der resultierenden Last aus De- Bild 6/2: Ausmitte der Bemessungslast bei Aufnahme durch den Span-
cken und darüber befindlichen Geschossen infolge der Knoten- nungsblock
momente am Kopf bzw. Fuß der Wand größer als 1/3 der Wand-
dicke t, darf die resultierende Last auch vereinfacht über einen
am Rand des Querschnittes angeordneten Spannungsblock mit
der Ordinate fd abgetragen werden, dessen Breite höchstens 1/3
der Wanddicke sein darf (siehe Bild 6/2).
Bemessung nach dem genaueren Berechnungsverfahren
6 nach DIN EN 1996-1-1 / NA:2012-01
b) 5%-Regel eu
Diese Regel ist formal nicht mehr in DIN EN 1996-1-1 enthal-
ten. Sie kann jedoch auf der sicheren Seite liegend für De- N0
cken mit qk 5,0 kN/m2 angewendet werden.
● Außenwand:
Moment am Wandfuß
Wandkopf: eD = 0,05 · l1 (Gl. 6.4)
Mu = N0 · eu
Wandfuß: eu = 0,025 · l1· AZ /N0 (Gl. 6.5)
Wandkopf: eo = 0,025 · l1· AZ /(N0+ Az) (Gl. 6.6)
● Innenwand:
Az
Wandkopf: eD = 0,05 · (l1-l2) (Gl. 6.7) Moment am Wandkopf: ez
Einspannmoment
Wandfuß: eu = 0,025 · (l1-l2) · AZ /N0 (Gl. 6.8) M0 = (N0 + Az) · e0 der Decke: Mz‘ = Az · ez
Wandkopf: eo = 0,025 · (l1-l2) · AZ /(N0+Az) (Gl. 6.9)
t t
eD = 0,05 l1 ⱕ eD = 0,05 (l1– l2) ⱕ
3 3
AD eD
AD AD
N0 N0
1
AZ eZ
2
AZ AZ
eD = 0,05 l1
t t t
l1 l2
6.3.2 Einwirkung infolge Wind Tafel 6/1: Vereinfachte Geschwindigkeitsdrücke für Bauwerke bis 25 m
Bei der Bemessung von Mauerwerkswänden nach dem genaueren Höhe gemäß DIN EN 1991-1-4
Berechnungsverfahren sind folgende charakteristische Werte an-
Windzone Geschwindigkeitsdruck qk in kN/m2
zusetzen: bei einer Gebäudehöhe h
in den Grenzen von
wk = cpe,10 · qk (Gl. 6.10)
wk = Charakteristische Windlast h 10 m 10 m < h 18 m < h
qk = Charakteristischer Geschwindigkeitsdruck nach Tafel 18 m 25 m
6/1
cpe,10 = Aerodynamischer Beiwert nach DIN EN 1991-1-4 1 Binnenland 0,50 0,65 0,75
(Lasteinzugsfläche 10 m²) 2 Binnenland 0,65 0,80 0,90
2 1
M M
wd 3 Ed,w 2 Ed,w
– –
+ + 1 + 1 + 1
h M M M
MEd,w 3 Ed,w 2 Ed,w 2 Ed,w
– – –
MEd,w
h2
MEd,w = wd
8
6.3.3 Einwirkungen beim Nachweis der Aussteifung infolge b = Wandabmessung parallel zum Wind
Lotabweichungen MEd,G = Gesamtmoment des Gebäudes infolge der Horizon-
Infolge der Lotabweichung ist eine Ersatzlast in Abhängigkeit der tallasten für eine Richtung (Bemessungswerte)
einwirkenden charakteristischen Normalkraft und der Gebäude- VEd,G = Gesamte Horizontallast (Querkraft) des Gebäudes in
höhe anzusetzen: einer Richtung (Bemessungswerte)
MEd,i, VEd,i = Biegemoment, Querkraft einer beliebigen Wand i (Be-
NEk messungswerte)
H = (Gl. 6.11)
100 · htot ·
htot NEd = Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft
Ei, Ii = E-Modul bzw. Flächenmoment 2. Grades der i-ten
Wand
H = Charakteristische Ersatzlast n
NEk = Summe aller charakteristischen Vertikallasten (gk + qk) ∑ Ei · Ii = Summe der Biegesteifigkeiten aller für eine Richtung
i=1
des Gebäudes in Höhe der rechnerischen Einspann- herangezogenen Wände im Zustand l nach der Elas-
ebene tizitätstheorie in der untersuchten Richtung
htot = Gesamthöhe des Tragwerkes in m ab rechnerischer n = Anzahl der Geschosse ab der rechnerischen Ein-
Einspannebene spannebene
6.3.4 Bestimmung der Schnittgrößen von Aussteifungswänden 6.3.5 Bemessungswerte der Einwirkungen
Bezüglich der Bauwerksaussteifung und der Lotabweichung gel- Die Einwirkungskombinationen sind nach Abschnitt 5.4 anzuset-
ten die für das vereinfachte Berechnungsverfahren getroffenen zen. Zusätzlich zu den genannten ist im Fall größerer Biegemo-
Festlegungen (siehe Abschnitt 5.1) unverändert, so dass auch im mente z.B. bei Windscheiben auch der Lastfall min N + zug. M zu
genaueren Berechnungsverfahren auf den rechnerischen Nach- berücksichtigen. Dabei gilt:
weis der Aussteifung bei Einhaltung der genannten Bedingungen
verzichtet werden darf. min NEd = 1,0 · NGk (Gl. 6.15)
Ist ein rechnerischer Nachweis der Standsicherheit des Gesamt- Da die einwirkenden Normalkräfte im Mauerwerksbau bei der Be-
bauwerks erforderlich, so darf dieser Nachweis im Regelfall ge- messung sowohl günstig als auch ungünstig wirken können, erge-
trennt für die beiden Hauptrichtungen rechtwinklig zu den Außen- ben sich bei genauer Betrachtung mit den anzusetzenden Kom-
wänden geführt werden. Die Aufteilung der Horizontallasten (VEd,G) binationsregeln nach DIN EN 1990/NA für jede zu untersuchen-
und der aus ihnen entstehenden Biegemomente (MEd,G) darf bei de Nachweisstelle (Wandkopf, -fuß, -mitte) eine Vielzahl theore-
symmetrischer Anordnung der Aussteifungswände und symme- tischer Einwirkungskombinationen.
trischem Lastangriff entsprechend der jeweiligen Biegesteifigkeit
der Einzelwände (EI) bezogen auf die Gesamtbiegesteifigkeit (∑EI) In einem Forschungsprojekt an der TU Darmstadt konnte jedoch
erfolgen. Die auf eine Wand i anzusetzenden Schnittgrößenanteile gezeigt werden, dass bei genauerer Analyse nur eine kleine An-
ergeben sich dann zu: zahl möglicher Einwirkungskombinationen bemessungsrelevant
wird. Im Wesentlichen sind dies folgende Kombinationen:
Ei · Ii
Med,i = n · MEd,G (Gl. 6.12) ● maximale Normalkraftbeanspruchung (max N + zug. M)
∑ Ei · Ii
i=1
● maximale Momentenbeanspruchung (max M + zug. N)
Ei · Ii
Ved,i = n · VEd,G (Gl. 6.13) ● minimale Normalkraft (min NGk + zug. M)
∑ Ei · Ii
i=1
Die letzte Kombination wird üblicherweise nur bei Windschei-
ben bemessungsrelevant. Aber auch bei sehr geringen Auflas-
Bei Bauwerken mit einer ausreichenden Anzahl von Aussteifungs-
ten und stark unterschiedlichen Deckenstützweiten kann diese
wänden dürfen bis zu 15 % des Horizontallastanteils einer Wand
Kombination beim Nachweis der vertikalen Tragfähigkeit maßge-
ohne besonderen Nachweis auf andere Wände umgelagert wer-
bend werden.
den. Bei unsymmetrischem Grundriss bzw. unsymmetrischem
Lastangriff sind die Horizontallasten auf den Schubmittelpunkt
Die obigen Ausführungen sind nur für das genauere Berech-
des Gesamtsystems zu beziehen. Die dabei vorhandenen Ex-
nungsverfahren relevant. Im vereinfachten Berechnungsverfah-
zentrizitäten müssen bei der Schnittgrößenermittlung berück-
ren werden die durch Momenteneinwirkungen hervorgerufenen
sichtigt werden.
Traglastminderungen näherungsweise über den Abminderungs-
faktor erfasst, so dass immer die maximale Normalkraftbean-
Bei großer Nachgiebigkeit der aussteifenden Bauteile müssen
spruchung der Bemessung zu Grunde gelegt werden kann (sie-
darüber hinaus die Formänderungen nach Theorie II. Ordnung in
he Abschnitt 5).
die Berechnung der Schnittgrößen eingehen. Dies darf entfallen,
wenn nachfolgende Bedingungen (Labilitätszahl) erfüllt sind:
hef
ek = 0,002 · W⬁ ·
t · em (Gl. 6.22)
t
7.1 Nachweisformat 7.2.3 Fugenversagen durch Kippen der Einzelsteine (nur bei
Für den Nachweis der Querkrafttragfähigkeit muss gelten, dass der Elementmauerwerk mit außergewöhnlichem Steinformat
Bemessungswert der einwirkenden Querkraft VEd kleiner oder gleich hu/lu > 1,0 und unvermörtelten Stoßfugen)
dem Bemessungswert des Querkrafttragwiderstandes VRdlt ist:
h + h · min N
2 1 lu lu (Gl. 7.6)
VRdlt = · ·
VEd VRdlt (Gl. 7.1) 3 M u
Ed
VRdlt ergibt sich aus dem minimalen Wert der nachfolgenden Be- NEd = Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft (in
ziehungen. der Regel 1,0 · NGk; s. Abschnitt 6.5.3)
lu = Länge des Elementes
7.2 Ermittlung des horizontalen Tragwiderstandes in Scheiben- Der Nachweis ist in halber Wandhöhe zu führen.
richtung
7.2.1 Reibungsversagen/Steinzugversagen: 7.3 Ermittlung des horizontalen Tragwiderstandes in Plattenrichtung
l
1 VRdlt = fvd · tcal · (Gl. 7.7)
VRdlt = · lcal · t · fvd (Gl. 7.2) c
c
tcal = Rechnerische Wanddicke. Es gilt für die Fuge am Wand-
VRdlt = Minimaler Bemessungswert der Querkrafttragfähigkeit fuß tcal = t, bzw. tcal = 1,25 · tc,lin. Der kleinere der beiden
lcal = Rechnerische Wandlänge. Für den Nachweis von Wand- Werte ist maßgebend.
scheiben unter Windbeanspruchung gilt: lcal = 1,125 · l In allen anderen Fällen ist tcal = t, bzw. tc,lin.
bzw. lcal = 1,333 · lc,lin. Der kleinere Wert ist maßgebend. tc,lin = Überdrückte Dicke der Wandscheibe bei linear elastischer
In allen anderen Fällen lcal = l bzw. lcal = lc,lin. Spannungsverteilung
3 e
l
3 ew tc.lin = · 1–2· ·t≤t (Gl. 7.8)
lc,lin = · 1–2· ·l≤l überdrückte Länge der Wandschei- 2 t
2 be bei linear-elastischer Spannungs-
verteilung (Gl. 7.3) t = Wanddicke
e = MEd /NEd = Exzentrizität der einwirkenden Normalkraft (Im
ew = Exzentrizität der einwirkenden Normalkraft in Wandlängs- Regelfall min N und zug. max M)
richtung nach Abschnitt 6.5.3 l = Länge der Wand; bei gleichzeitig vorhandenem Scheiben-
c = Faktor zur Berücksichtigung der Verteilung der Schub- schub gilt l = lc,lin
spannung c = Schubspannungsverteilungsfaktor, hier c = 1,5
c = 1,0 für h/l ≤ 1,0 h = gesamte Wandhöhe
c = 1,5 für h/l ≥ 2,0 l = Länge der Wand 7.4 Nachweis der Randdehnung bei Scheibenbeanspruchung
Sofern beim Nachweis des Reibungsversagens nach Abschnitt
Zwischenwerte dürfen interpoliert werden. 7.2.1 der Rechenwert der Haftscherfestigkeit in Ansatz gebracht
wird, ist bei Windscheiben mit einer Ausmitte e > lw /6 zusätz-
7.2.2 Schubdruckversagen (nur bei Elementmauerwerk mit ver- lich nachzuweisen, dass die rechnerische Randdehnung aus der
mindertem Überbindemaß lol/hu < 0,4 unter hohen Auflasten): Scheibenbeanspruchung folgender Bedingung genügt (Nachweis
der Gebrauchstauglichkeit).
1 f l Die Länge der Wandscheibe wird mit l, die überdrückte Länge mit
VRdlt = · lc · t · k – max NEd · ol (Gl. 7.4)
c M hu lc,lin beschrieben. Die rechnerische Randstauchung wird mit εD und
die rechnerische Randdehnung mit εR angegeben und berechnet
sich folgendermaßen:
·l≤l
ew
lc = 1 – 2 · überdrückte Länge der Wandscheibe D
l
l (Gl. 7.5) εR =
1000 · fk
·
lc,lin
-1 10-4 (Gl. 7.9)
Es bedeuten: 2 · Nk
D = (Gl. 7.10)
lc,lin · t
fvd = Bemessungswert der Schubfestigkeit nach
Abschnitt 2.2 lc,lin nach Gleichung 7.3
l = Länge der Wandscheibe
t = Dicke des Querschnitts
ew = MEd / NEd
D
NEd = Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft (in
der Regel 1,35 · NGk + 1,50 · NQk; s. Abschnitt 6.3.5)
M = Teilsicherheitsbeiwert für das Material R 10-4
hu = Höhe des Elementes D = D/E
lol = Überbindemaß
a lc,lin
Der Nachweis ist am Wandfuß zu führen.
l
8.1 Anwendungsbedingungen Für die Größe des Faktors X gelten folgende Bedingungen:
Nach DIN EN 1996-3/NA darf die Bemessung von Kelleraußen-
wänden unter Erddruck nach einem vereinfachten Verfahren erfol- X = 20 für bc 2 h
gen, wenn nachstehende Randbedingungen eingehalten sind: = 60 – 20 bc/h für h < bc < 2 h
= 40 für bc h
● Wanddicke t 24 cm
Bei Elementmauerwerk mit einem verminderten Überbindemaß
● Lichte Höhe der Kellerwand h 2,60 m von 0,2 · hu lol < 0,4 · hu ist generell X = 20 anzusetzen.
● Die Kellerdecke wirkt als Scheibe und kann die aus dem Erd-
druck resultierenden Kräfte aufnehmen.
● Für die Verfüllung und Verdichtung des Arbeitsraumes sind die Zu beachten ist, dass der Nachweis bei entsprechend frühzei-
Vorgaben aus DIN EN 1996-2/NA, Anhang E (3) einzuhalten. tiger Verfüllung des Arbeitsraumes gegebenenfalls auch im Bau-
zustand zu führen ist, bei dem die volle Auflast aus Eigenlast der
8.2 Nachweise Obergeschosse noch nicht wirkt.
Für den Nachweis der Tragfähigkeit unter Biegebeanspruchung
wird von einem vertikalen Bogenmodell ausgegangen. Daraus Des Weiteren ist die Tragfähigkeit in halber Höhe der Anschüttung
ergibt sich – wenn man den Ansatz des aktiven Erddrucks mit bei maximaler Normalkraftbeanspruchung und einer Lastexzentri-
einem Erddruckbeiwert von 1/3 als ausreichend unterstellt – ein zität von e = t/3 nachzuweisen:
Mindestwert für die einwirkende Normalkraft je Meter Wandlän-
ge von: t · fd
NEd,max
3 (Gl. 8.2)
e· h · he2
NEd,min (Gl. 8.1)
β·t NEd,max = Bemessungswert der maximalen vertikalen Belastung
der Wand in halber Höhe der Anschüttung
Es bedeuten:
t = Wanddicke Der Nachweis der Querkrafttragfähigkeit (Plattenschub) gilt mit
he = Höhe der Anschüttung diesen Nachweisen ebenfalls als erbracht. Ein gesonderter Quer-
h = Lichte Höhe der Kellerwand kraftnachweis ist bei Einhaltung der Anwendungsbedingungen
e = Wichte der Anschüttung nach Abschnitt 8.1 nicht erforderlich.
fd = Bemessungswert der Druckfestigkeit nach (Gl. 2.5)
bc = Abstand zwischen aussteifenden Querwänden oder ande- Der vereinfachten Berechnungsmethode wurde ein Erddruckbei-
ren aussteifenden Elementen wert von 1/3 zugrunde gelegt. Nach DIN EN 1996-1-1/NA kann
NEd,min = Bemessungswert der kleinsten vertikalen Belastung der ein Nachweis von Kellerwänden mit einem beliebigen Erddruck-
Wand in halber Höhe der Anschüttung beiwert geführt werden.
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