Betonpraxis DT PDF
Betonpraxis DT PDF
Betonpraxis DT PDF
Betonpraxis
Der Weg zum dauerhaften Beton
Holcim (Schweiz) AG
Inhaltsverzeichnis
Copyright by Holcim (Schweiz) AG | Verfasser: Marketing und Technischer Support | 5. Auflage 2008 | Verkaufspreis: CHF 50.–
Vorwort
Vor fünf Jahren erschien die 4. Auflage der «Betonpraxis»,
die sowohl in der Praxis als auch in der Aus- und Weiter-
bildung als ein Standardwerk genutzt wird. Die vorlie-
gende 5. Neuauflage wurde in Bezug auf die neuesten
Forschungsergebnisse im Betonbau grundlegend überar-
beitet und an Entwicklungen im schweizerischen Normen-
wesen angepasst. Wie in den letzten Jahren hat das
Autorenteam der Holcim (Schweiz) AG die Gelegenheit
genutzt und die «Betonpraxis» um weitere Kapitel er-
gänzt. So finden sich in der vorliegenden Auflage neu auch
Angaben zum Leichtbeton, zum Recyclingbeton sowie
zum hochfesten Beton. Damit hat sich der Umfang wie-
derum um einige Seiten erhöht.
Das Autorenteam
S. Bischof, B. Fleury, Dr. J.-G. Hammerschlag, Dr. P. Lunk,
S. Paulsen, E. Ritschard, B. Schneider, K. Wassmann
Betonpraxis 1
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
2 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Abb. 1.1.3
Drehrohrofen, das Herzstück eines Zement-
werks
Betonpraxis 3
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Qualitätsmanagementsystem
Alle schweizerischen Zementwerke haben ein Qualitäts-
managementsystem aufgebaut und sind nach ISO 9001
zertifiziert (Abb. 1.1.7). So wird sichergestellt, dass alle
Arbeitsabläufe optimiert, rückverfolgbar und nachvoll-
ziehbar sind.
Fremdüberwachung
Eine in SN EN 197-2 geregelte und von einer für die
Zementprüfung akkreditierten Prüfstelle durchgeführte
Fremdüberwachung ergänzt die Eigenüberwachung.
sys
Zertifi
tem
IS 0
O9
001:200
4 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Abb. 1.1.9
Hauptbestandteile 1)
Zusammensetzung
natürlich getempert
der Zemente ge-
4)
mäss SN EN 197-1
Nebenbestandteile 1)
kieselsäurereich
Hauptzementarten
zementklinker
Kurzbezeichnung
Hüttensand
Gebrannter
Silicastaub
Puzzolane
Puzzolane
Flugasche
Flugasche
Portland-
Kalkstein
kalkreich
natürlich
Zementsorte
Schiefer
Benennung
Holcim
K S D 2) P Q V W T L LL
Normo
CEM I Portlandzement CEM I Protego 95–100 0–5
Albaro
Betonpraxis 5
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
SiO
Ca
50 50 natürliches, getempertes
%
60 40
Puzzolan (P, Q)
Kieselsäurereiche
70 30
Steinkohlenflugasche (V)
80 20
Kalkreiche Flugasche (W)
90 10
Abb. 1.1.10
Dreistoffdiagramm CaO / SiO2 / Al2O3 + Fe2O3
Druckfestigkeit 1) Erstarrungs-
[N/mm2] 2) beginn 3)
Festigkeits- Anfangs-
Normfestigkeit
klasse festigkeit
2 Tage 7 Tage 28 Tage [Min.]
32,5 N – ≥ 16,0
≥ 32,5 ≤ 52,5 ≥ 75
32,5 R ≥ 10,0 –
42,5 N ≥ 10,0 –
≥ 42,5 ≤ 62,5 ≥ 60
42,5 R ≥ 20,0 –
52,5 N ≥ 20,0 –
≥ 52,5 – ≥ 45
52,5 R ≥ 30,0 –
1)
Prüfung nach SN EN 196-1 3)
Prüfung nach SN EN 196-3 Abb. 1.1.11
Zementfestigkeiten gemäss SN EN 197-1,
2) 1 MPa entspricht 1 N/mm2 definiert als charakteristische Werte
6 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
CEM I 52,5 R
Zement Zementart Festigkeits- hohe
gemäss Typ I klasse 52,5 Anfangs-
SN EN 197-1 (Portland- festigkeit
zement)
CEM II / A – LL 42,5 N
Zement Zementart enthält Zusatzstoff ist Festigkeitsklasse normale
gemäss Typ II 6–20 M.-% hochwertiger 42,5 Anfangs-
SN EN 197-1 (Portlandkom- Zusatzstoffe Kalkstein festigkeit
positzement)
Abb. 1.1.12
Beispiele zur Interpretation der Bezeichnungen
Normo 4
Portlandzement, CEM I 42,5 N
Protego 4R
Portlandzement mit hohem Sulfatwiderstand,
CEM I 42,5 R HS
Normo 4
Normo 4 ist ein reiner Portlandzement. Er erfüllt alle Protego 4R
Anforderungen an einen Portlandzement CEM I 42,5 N Protego 4R ist ein reiner Portlandzement mit hohem
gemäss SN EN 197-1. Normo 4 kann als Normzement Sulfatwiderstand (HS), hergestellt aus einem Klinker von
uneingeschränkt für Beton, Stahlbeton, Spannbeton, besonderer chemischer Zusammensetzung (C3A < 3%).
Unterlagsböden, Putz- und Mauermörtel verwendet Er erfüllt alle Anforderungen, die die SN EN 197-1 an die
werden. Festigkeitsklasse CEM I 42,5 R stellt, sowie zusätzlich die
Anforderungen bezüglich hohem Sulfatwiderstand (HS)
gemäss nationalem Anhang zur SN EN 197-1. Als nor-
mierter Zement kann Protego 4R sowohl für unbewehr-
ten Beton als auch für Stahlbeton verwendet werden.
Betonpraxis 7
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Albaro 5 Fluvio 4
Weisser Portlandzement, CEM I 52,5 N Portlandkalksteinzement, CEM II/A-LL 42,5 N
Albaro 5 Fluvio 4
Albaro 5 ist ein reiner, weisser Portlandzement, herge- Fluvio 4 ist ein der SN EN 197-1 entsprechender Port-
stellt aus einem Klinker von besonderer chemischer Zu- landkalksteinzement CEM II/A-LL 42,5 N. Er enthält
sammensetzung. Er erfüllt alle Anforderungen an einen rund 17% eines ausgewählten, hochwertigen Kalksteins.
Portlandzement CEM I 52,5 N gemäss SN EN 197-1. Das feine Kalksteinkorn wirkt als «Schmiermittel», ver-
Albaro 5 ist ein baupraktisch hervorragend bewährter, bessert die Verarbeitbarkeit und vor allem die Pumpbar-
hochwertiger und reiner Weisszement mit hoher Anfangs- keit. Fluvio 4 wirkt sich positiv auf das Wasserrückhalte-
und Endfestigkeit. Albaro 5 kann wie normaler Portland- vermögen aus, vermindert die Entmischungsgefahr und
zement CEM I 52,5 N uneingeschränkt für Beton, Stahl- fördert die Betondichtigkeit und damit die Dauerhaftig-
beton, Betonfertigteile, Betonwaren, Putz- und Mauer- keit. Fluvio 4 hat ein breites Anwendungsspektrum: Be-
mörtel verwendet werden. ton und Stahlbeton für Wohnungs-, Büro- und Gewerbe-
bau, Sichtbeton, Pumpbeton, wasserdichter Beton, Putz-
und Mauermörtel, Unterlagsböden und Betonwaren.
Provato 3R
Portlandhüttenzement, CEM II/A-S 32,5 R
Riteno 4
Portlandschieferzement, CEM II/B-T 42,5 N
Provato 3R
Provato 3R ist ein Portlandhüttenzement mit rund 15%
ausgewähltem, hochwertigem Hüttensand (getrocknete, Riteno 4
gemahlene Hochofenschlacke). Durch sorgfältige Ab- Riteno 4 ist ein Portlandschieferzement mit rund 25%
stimmung der Rohstoffe sowie deren getrennte Vermah- gebranntem, reaktivem Schiefer. Durch sorgfältige Ab-
lung entsteht ein der SN EN 197-1 entsprechender Port- stimmung der Rohstoffe und deren gemeinsame Ver-
landhüttenzement CEM II/A-S 32,5 R mit guten Verarbei- mahlung entsteht ein Portlandschieferzement CEM II/B-T
tungs- und Festigkeitseigenschaften. Provato 3R eignet 42,5 N, der alle Anforderungen gemäss SN EN 197-1
sich für Beton, Stahlbeton, Sicht- und Pumpbeton, für erfüllt. Riteno 4 zeichnet sich durch positive Eigenschaf-
Unterlagsböden, Putz und Mauermörtel sowie für was- ten wie moderate Wärmeentwicklung, ausgezeichnetes
serdichten Beton. Wasserrückhaltevermögen, gute Grünstandfestigkeit
und erhöhte Dauerhaftigkeitseigenschaften aus. Riteno 4
hat ein breites Anwendungsspektrum: Beton-, Stahl- und
Fortico 5R Spannbetonbau für Wohnungs-, Büro- und Gewerbebau,
Portlandsilicastaubzement, CEM II/A-D 52,5 R
Sichtbeton sowie Betonwaren, Mörtel und Estriche.
Fortico 5R
Fortico 5R ist ein Portlandsilicastaubzement, dem rund Flextremo 3R
8% eines kieselsäurereichen Silicastaubs (Mikrosilica) zu- Portlandkompositzement, CEM II/B-M (V-LL) 32,5 R
8 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Flextremo 4R tig beeinflussen und eignet sich besonders gut für Mörtel
Portlandkompositzement, CEM II/A-M (V-LL) 42,5 R zum Verlegen und Verfugen von Natursteinplatten sowie
für die Sanierung alter Bausubstanz und historischer
Flextremo 4R Bauten. Auch bei schwach betonschädlichen Wässern
Flextremo 4R ist ein der SN EN 197-1 entsprechender und Böden empfiehlt sich der Einsatz von Modero 3A.
Portlandkompositzement CEM II/A-M (V-LL) 42,5 R, der
durch sorgfältige Abstimmung von Zementklinker,
hochwertigem Kalkstein, kieselsäurereicher Steinkohlen- Modero 3B
flugasche sowie pulverförmigem Zusatzmittel hergestellt Hochofenzement, CEM III/B 32,5 N HS LH
Bisolvo 3R
Bisolvo 3R ist ein speziell entwickelter Portlandkomposit- Zement nach Mass
Individueller Kundenzement
zement, der kieselsäurereiche Flugasche und hochwerti-
gen Kalkstein enthält. Durch sorgfältige und optimale
Abstimmung der Ausgangsstoffe und eine gemeinsame Zement nach Mass
Vermahlung bzw. homogene Vermischung entsteht ein Massgeschneiderte Zemente für spezielle Anwendungen
Portlandkompositzement CEM II/B-M (V-LL) 32,5 R nach werden in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden
SN EN 197-1, der eine einfache Herstellung sowohl eines entwickelt, um technisch und wirtschaftlich optimale
selbstverdichtenden als auch eines normalen Vibrier- Lösungen zu erarbeiten. Auf diese Weise können die
betons ermöglicht. unterschiedlichen Anforderungen spezieller Objekte (z. B.
Zement für feuerfesten Beton) und von besonderen
Produktionsprozessen (z. B. in der Vorfabrikation) besser
erfüllt werden.
Betonpraxis 9
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
450
400 CEM I 52,5 zement muss auf einer belüfteteten Kantholzunterlage
350 CEM I 42,5 gelagert werden (Abb. 1.1.15). Abdeckfolien dürfen die
300 Zementsäcke nicht unmittelbar berühren, da bei Kondens-
270 CEM I 32,5
250 wasserbildung die Säcke feucht werden.
200
150
100 Abdeck-
plane
50 oder -folie
Plane
0 gegen
41
0 24 48 72 96 120 144 168 Wegfliegen
Zeit [h] sichern
Abb. 1.1.13
Hydratationswärmen von CEM I-Zementen
unterschiedlicher Festigkeitsklassen, geprüft
nach SN EN 196-9 (teiladiabatisches Langa-
vant-Verfahren). CEM I 32,5 erfüllt die Bedin- Kanthölzer
gung für LH-Zemente (≤ 270 J/g nach 41 h)
Abb. 1.1.15
Sacklagerung im Freien
Durch die Zementhydratation entstehen im Wesentlichen
zwei neue mineralische Stoffe (Abb. 1.1.14):
• kleine nadelförmige Gebilde aus Calciumsilikathydraten Schüttdichte von Zement
(abgekürzt CSH) von leicht schwankender Zusammen- Lose eingefüllt 900–1250 kg/m3
setzung, die sich miteinander verfilzen und damit ein ( je nach Zementtyp)
dichtes Gefüge erheblicher Festigkeit bilden Gepresst durch bis 2200 kg/m3
• grosse plattige Calciumhydroxid-Kristalle – chemische Lagerung ( je nach Lagerungsdauer,
Formel: Ca(OH) –, die keinen Beitrag zur Festigkeit er- -bedingungen und Zementtyp)
2
bringen, jedoch infolge ihrer hohen alkalischen Wirkung
Abb. 1.1.16
die Bewehrung vor Korrosion schützen. Schüttdichte von Zement
10 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Betonpraxis 11
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Abb. 1.2.3
Recyclinganlage
mit Auswasch-
schnecke
9 1
3
2
5
4
10
1 Beton-Auswaschschnecke
2 Schneckensteuerung 7 7
12
6
3 Feststoffaustrag (Sand/Kies)
5 Aufgabetrichter
6 Betonbecken 11
7 Wirbeleinrichtung
11 Frischwasserzufuhr
12 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Abb. 1.3.1 stellt die alten Begriffe nach Norm SIA 162 den
neuen nach SN EN 12 620 gegenüber und verweist auf
die Terminologie der «Betonpraxis».
Abb. 1.3.1
Alte und neue Terminologie sowie zusätzliche,
in der «Betonpraxis» verwendete Begriffe
Betonpraxis 13
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
0,063 0,125 0,25 0,5 1 1,4 2 2,8 4 5,6 8 11,2 16 22,4 31,5 45 63
Abb. 1.3.5
Begrenzungs- und Prüfsiebe
14 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Petrografie, Kornform und Oberflächenbeschaffenheit Zug- und Abriebfestigkeit des Betons verbessern, bein-
Poröses und zu weiches Material beeinträchtigt die Qua- trächtigen aber seine Verarbeitbarkeit. Aufgrund der in
lität des Betons (SN 670 115). Die Kornform (Abb.1.3.6), der Schweiz nur noch beschränkt abbaubaren Kiesab-
aber auch die Kornabstufung und die Oberflächenbe- lagerungen (Ausscheidung von Kiesgewinnungszonen)
schaffenheit bestimmen im Wesentlichen den Wasser- müssen künftig vermehrt gebrochene und Recycling-
bedarf und die Verdichtbarkeit. Gesteinskörnungen eingesetzt werden. Dies ist mit einer
entsprechenden Anpassung des Zementleimvolumens
Die Praxis hat gezeigt, dass Korngemische mit ausschliess- jedoch gut machbar.
lich gebrochenen Korngruppen gebrauchstauglich sind.
Gebrochene Gesteinskörnungen können z. B. die Druck-,
natürlich gebrochen
Kornform kugelig nicht kugelig kubisch nicht kubisch
(stengelig/plattig) (stengelig/plattig)
Abb. 1.3.6
Kornformen und ihre Eigenschaften
Sauberkeit
Verunreinigte Gesteinskörnungen vermindern die Beton-
qualität: beispielsweise Störung des Abbindeverhaltens,
Schwächung des Frostwiderstands. Deshalb wird die
Gesteinskörnung bei der Aufbereitung gewaschen
(Abb. 1.3.7).
Abb. 1.3.7
Aussieben und Waschen von Gesteinskör-
nern in einem Kieswerk
Betonpraxis 15
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Rohdichte, Schüttdichte, Feuchtigkeitsgehalt und sowie bei Betonen mit erhöhtem Widerstand gegen Frost
Wasseraufnahme oder Frost-Tausalz berücksichtigt werden. Während der
Die Ursprungsmineralien und die Porigkeit der Gesteins- Feuchtigkeitsgehalt einer groben Gesteinskörnung bis zu
körnung bestimmen deren Rohdichte (Abb. 1.3.8), die zur drei Massenprozente betragen kann, liegt die Sandfeuch-
Stoffraumrechnung benötigt wird. Die Schüttdichte ist tigkeit in der Regel bei vier bis acht Massenprozenten.
die Masse von lose geschüttetem Material pro Volumen- Der Feuchtigkeitsgehalt ist in der Stoffraumberechnung
einheit. Der Feuchtigkeitsgehalt setzt sich aus der Ober- bei der Gesteinskörnung und beim Zugabewasser zu
flächen- und Kernfeuchte zusammen, wobei die Kern- berücksichtigen.
feuchte bei der Betonherstellung in der Regel eine ver-
nachlässigbare Rolle spielt, sodass der Feuchtigkeitsgehalt Die enge Beziehung zwischen Feuchtigkeitsgehalt, gera-
mit der Oberflächenfeuchte gleichgesetzt werden kann. de jenem des Sandes, und der Schüttdichte ist in Abb.
Dieser muss jedoch bei Betonen mit niedrigem w/z-Wert 1.3.9 dargestellt.
Abb. 1.3.8
Klassierung der Gesteinskörnung nach ihrer
Rohdichte
Schüttdichte [kg/dm3]
2,0
1,9
1,8
1,7
1,6
1,5
1,4
1,3
16 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Abb. 1.3.11
Grenzabweichungen für die vom Hersteller
angegebene typische Kornzusammen-
setzung von feinen Gesteinskörnungen für
allgemeine Zwecke
≤ 99%
Siebdurchgang [M.-%]
100
≥ 95%
80
≥ 85%
60
40
20
0 D 1,4 D 2D
Obere Siebgrösse
Abb. 1.3.12
Regelanforderungen an die Kornzusammen-
setzung von feiner Gesteinskörnung (Sande
und Brechsande)
Betonpraxis 17
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
≤ 99%
≤ 99% 100
100
Siebdurchgang [M.-%]
Siebdurchgang [M.-%]
≥ 98%
≥ 98% ≤ 90%
≥ 9o%
80 ≥ 85%
≤ 70% 80
60
≤ 60%
60
40
≥ 50%
≤ 15% 40
20
≥ 25%
≤ 5%
d/2 d D 1,4 D 2D
Sieböffnung [mm] 0
0,125 0,5 2 4 8 16 31,5 63
22 45
Abb. 1.3.14
Beispiel für weit gestufte (4/32) D 2D
grobe Gesteinskörnungen (Kies, Splitt) Sieböffnung [mm] 1,4 D
≤ 99%
100
Grenzabweichung für
Siebdurchgang [M.-%]
≥ 98%
≤ 90%
Wenn das wie angegeben errechnete mittlere Sieb nicht vorhanden ist,
muss das nächstliegende Sieb der Reihe verwendet werden. 20 ≥ 20%
Abb. 1.3.15
0
Absolutgrenzwerte und Grenzabweichun-
0,125 0,5 2 4 8 16 31,5
gen für den Siebdurchgang durch das mittle- 22 45
re Sieb für grobe Gesteinskörnungen
D 2D
Sieböffnung [mm] 1,4 D
Abb. 1.3.16
Korngemische. Die Absolutgrenzwerte nach
SN EN 12 620 sind blau, bewährte Kornzu-
sammensetzungen rot gekennzeichnet
18 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
0
0,125 0,5 2 4 8 16 31,5
22 125
Sieböffnung [mm]
Abb. 1.3.18
Kornzusammensetzung einer Ausfallkörnung
Betonpraxis 19
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Mehlkorngehalt
Die Korngruppe 0–4 mm muss bei der Aufbereitung in Die entscheidende Rolle spielen dabei der Mehlkorn-
der Regel aus verschiedenen Komponenten zusammen- gehalt (Zement, Zusatzstoffe und Anteile der Gesteins-
gesetzt werden (z.B. Natursand gewaschen/Brechsand körnung ≤ 0,125 mm) und der Feinanteil (≤ 0,063 mm).
trocken und/oder Brechsand gewaschen). Die Korngrup- Der Mehlkorngehalt soll den in Abb. 1.3.19 angegebenen
pe 0–4 mm ist wegen ihres hohen Oberflächenanteils an Richtwerten nach SN EN 206-1 entsprechen.
der Gesteinskörnung die Schlüsselkomponente für die
Qualität eines Korngemischs.
Abb. 1.3.19
Richtwert des Mehlkorngehalts (Zement,
Zusatzstoffe und Anteile der Gesteins-
körnung ≤ 0,125 mm) in Abhängigkeit vom
Grösstkorn der Gesteinskörnung.
Für Pumpbeton (Kap. 2.6), selbstverdichten-
den Beton (Kap. 2.8) und Sichtbeton (Kap.
2.12) sind diese Richtwerte gegebenenfalls
anzupassen
20 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Abb. 1.4.1
Gebräuchliche Abkürzungen und Hauptwir-
kungen der Zusatzmittel nach SN EN 934-2
Betonpraxis 21
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
1.4.3 Die wichtigsten Typen von Zusatzmitteln Fliessmittel auf der Basis von Polycarboxylatether (PCE)
haben eine höhere Verflüssigungswirkung im Vergleich
Betonverflüssiger (BV) und Fliessmittel (FM) zu herkömmlichen Fliessmitteln.
Betonverflüssiger und Fliessmittel sind die am häufigsten
gebrauchten Zusatzmittel. Die Wirkung dieser Produkte Luftporenbildner (LP)
Die Aufgabe der Luftporenbildner ist es, Millionen von
kleinen Luftporen mit etwa 10 bis 300 µm Durchmesser
Ausbreitmass [mm]
1
450 Wegen ihrer besonderen chemischen Natur haben
Luftporenbildner die Fähigkeit, stabile Luftporen der
FM
3
ne
2
gewünschten Grösse einzuführen und zu stabilisieren.
oh
400
Faustregel
350
1 Volumenprozent zusätzlich eingeführte Luftporen
ermöglicht eine Wassereinsparung von etwa 5 Litern
0,40 0,50 0,60 je m3 Frischbeton und erzielt im Hinblick auf die Ver-
w/zeq-Wert [–] arbeitbarkeit die gleiche Wirkung wie etwa 10 bis
15 kg Mehlkorn.
Abb. 1.4.2
Einfluss von Fliessmitteln auf das Ausbreit-
mass und den w/zeq-Wert
22 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Ein unerwünschter Effekt ist die Abnahme der Druck- Verzögerer (VZ)
festigkeit. Verzögerer verlangsamen das Abbinden und erlauben
damit eine Verlängerung der Verarbeitung von Betonen.
Faustregel Ihre wichtigsten Anwendungsgebiete sind:
Jedes Volumenprozent Luftporen führt zu einem • Betonieren bei hohen Temperaturen
Druckfestigkeitsverlust von bis zu 5 N/mm2. • Transport von Beton über grosse Distanzen
• Betonieren grosser Bauteile (Kubaturen, Flächen)
Im Festbeton bleiben die im Frischbeton gebildeten Poren • Vermeidung von Arbeitsfugen bei eingeplanten Ar-
erhalten. Sie nehmen beim Gefrieren des Betons das ver- beitsunterbrechungen (nahtloser Anschluss von neu-
drängte Kapillarwasser zum Teil auf und und bieten em Beton an früher eingebrachten Beton).
Ausdehnungsraum für das gefrierende Wasser, was eine
Volumenvergrösserung von 9% bewirkt. Sie vermindern Beton, der Verzögerer enthält, erhärtet zu Beginn etwas
somit die Gefahr des Zersprengens des Betons infolge langsamer (Abb. 1.4.4). Seine 28-Tage-Festigkeit bei 20 °C
des Eisdrucks (Abb. 1.4.3). ist in der Regel etwas höher als die eines Betons, dem
kein Verzögerer beigegeben wurde. Wegen seiner an-
fänglich langsameren Erhärtung ist ein verzögerter
Beton besonders sorgfältig nachzubehandeln. Da die
Wirkung stark von der Art des Verzögerers, aber auch
vom verwendeten Zement und von der Temperatur
abhängt, sind umfassende Erstprüfungen – auch bei ver-
Luft
schiedenen Temperaturen – erforderlich. Bei Überdosie-
rung kann die Wirkung der Verzögerer umschlagen, sie
Luft können dann zu Beschleunigern werden.
Wasser
Eis
Abb. 1.4.3
40
Druckfestigkeit [N/mm2]
Betonpraxis 23
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Wegen ihrer schwer kontrollierbaren Wirkungen werden Dies ist oft mit komplexen chemischen und/oder physi-
Beschleuniger nur bei ganz spezifischen Betonanwen- kalischen Reaktionen verbunden. Deshalb sollen Zusatz-
dungen eingesetzt. Erstarrungsbeschleuniger (SBE) fin- mittel verschiedener Wirkungsweise nicht miteinander
den Verwendung bei: gemischt werden und Zusatzmittel gleicher Wirkungs-
• Spritzbeton weise, aber verschiedener Hersteller nicht miteinander
• Betonieren in fliessenden Gewässern kombiniert werden. Um die am besten geeigneten Zusatz-
• Wasserinfiltrationen und Wassereinbrüchen. mittel in richtiger Dosierung für ein Betonsystem aus Ze-
ment, Zusatzstoff, Wasser und Gesteinskörnung zu fin-
Erhärtungsbeschleuniger (HBE) werden eingesetzt für: den, sind Erstprüfungen unabdingbar.
• Betonieren bei tiefen Temperaturen
• Betonieren mit kurzen Ausschalungsfristen
• Betonwaren
• Betonfertigteile (im Elementwerk)
• Reprofilierungen und Reparaturen
• Einsetzen von Ankern und Steinschrauben.
24 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Abb. 1.4.6
Wirkungen der vier wichtigsten
Zusatzmittelgruppen
1.4.4 Zusatzmittel und Umwelt Verflüssiger bilden mengenmässig die wichtigste Gruppe
Bei gut einem Drittel aller in der Schweiz verarbeiteten der Zusatzmittel, machen sie doch mehr als drei Viertel
Betone werden Zusatzmittel verwendet. Es sind Chemi- des gesamtschweizerischen Verbrauchs an Zusatzmitteln
kalien, die in der öffentlichen Diskussion über die Um- aus. Sofern sie das Gütesiegel des FSHBZ tragen, sind sie
weltrelevanz von Stoffen immer wieder hinterfragt wer- giftklassefrei, gut wasserlöslich und können biologisch
den. Der Fachverband Schweizerischer Hersteller von abgebaut werden.
Betonzusatzmitteln (FSHBZ) hat Kriterien zur Beurtei-
lung der Umweltverträglichkeit von Zusatzmitteln erar-
beitet. Zusatzmittel, die den Kriterien genügen, dürfen
mit dem Gütesiegel des FSHBZ ausgezeichnet werden
und geben damit Bauherrschaften, Planenden und
Bauunternehmen die nötige Sicherheit im umweltkon-
formen Umgang mit Zusatzmitteln.
Abb. 1.4.7
Zusatzmittel mit Gütesiegel sind giftklasse-
frei, wasserlöslich und biologisch abbaubar
Betonpraxis 25
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
1.5 Zusatzstoffe
Oft werden Zusatzstoffe erst im Transportbetonwerk der
1.5.1 Definition und Klassierung Mischung zugefügt. Dies hat den Vorteil, dass man das
Zusatzstoffe sind in der Regel feinkörnige Mineralien, die Verhältnis von Zusatzstoff zu Zement frei wählen und
bestimmte Eigenschaften des Betons verbessern können. damit genau den Anforderungen, die an eine bestimmte
Dies sind vorrangig die Verarbeitbarkeit des Frischbetons Betonrezeptur gestellt werden, anpassen kann. Aller-
und die mechanischen Eigenschaften sowie die Dichtig- dings sind damit auch einige Nachteile verknüpft. Die
keit des Festbetons. Manche Zusatzstoffe dienen auch getrennte Lagerung der Zusatzstoffe verlangt zusätzliche
der Verminderung der Wärmeentwicklung während des Silos und Dosiereinrichtungen sowie zusätzliche Kontrol-
Abbindens und Erhärtens des Betons. Im Gegensatz zu len. Manche Zusatzstoffe neigen bei längerer Lagerung
Betonzusatzmitteln ist die Menge der dem Beton zugege- zur Knollenbildung. Die Herstellung eines homogenen
benen Zusatzstoffe so gross, dass sie bei der Stoffraum- Frischbetons kann eine längere Mischdauer erfordern.
rechnung immer zu berücksichtigen ist. Manche Zusatz-
stoffe werden bereits im Zementwerk durch gemeinsames Die SN EN 206-1 unterscheidet zwei Typen von Beton-
Vermahlen mit dem Klinker in den Zement eingebracht. zusatzstoffen. Zusatzstoffe des Typs I enthalten inerte
Dafür sprechen gute Gründe, denn dadurch wird sowohl Stoffe (z. B. Gesteinsmehl, Pigmente), die keine chemi-
eine genaue und gleichbleibende Dosierung als auch sche Bindung eingehen. Als Zusatzstoff des Typs II wer-
eine homogene Verteilung der Zusatzstoffe erreicht. Ze- den latent hydraulische und puzzolanische Stoffe wie
ment und Zusatzstoff sind in einem präzise definierten Steinkohlenflugasche oder Silicastaub bezeichnet, die
und normgerechten Zementsystem integriert, das bei der dank der puzzolanischen Reaktion zur Festigkeits-
Berechnung des w/z-Werts und des Mindestzementge- bildung des Zementsteins beitragen. Gebrannter Schiefer
halts als Ganzes angesehen wird. Beispiele dafür sind die verfügt als Zusatzstoff sowohl über puzzolanische als
Zemente Fluvio (Zusatzstoff: Kalkstein), Fortico (Zusatz- auch hydraulische Eigenschaften. Er findet aber nur als
stoff: Silicastaub), Riteno (Zusatzstoff: gebrannter Schiefer) Zementzusatzstoff Verwendung.
sowie Provato bzw. Modero (Zusatzstoff: Hüttensand).
Abb. 1.5.1
Bezeichnung Chemische Reaktion Wirkung Zusatzstoffe
KIassierung der
Zusatzstoffe Inert Keine oder höchstens Füllereffekt, d.h. vermindert Porosität Kalksteinmehl
Typ I oberflächliche Reaktion und verbessert Verarbeitbarkeit Quarzmehl
Verbessert Rissverteilung Fasern aller Art
(plastisches Schwinden)
Färbt Pigmente
Puzzolanisch Reaktion mit Calcium- Vermindert Porosität Steinkohlenflugaschen
Typ II hydroxid und Wasser Erhöht Dauerhaftigkeit Silicastaub
unter Bildung von Vermindert Frühfestigkeit Gebrannter Schiefer
zementhydratähnlichen Senkt Hydratationswärme Natürliche Puzzolane
Stoffen Erhöht Endfestigkeit Thermisch aktivierte Puzzolane
Latent hydraulisch In Gegenwart von Vermindert Porosität Hüttensandmehl (getrocknete
Typ II Anregern (Alkali, Kalk, Erhöht Dauerhaftigkeit und gemahlene Hochofen-
Sulfat) und Wasser erfolgt Vermindert Frühfestigkeit schlacke)
Bildung von zement- Senkt Hydratationswärme
hydratähnlichen Stoffen Erhöht Endfestigkeit
Hydraulisch Reaktion mit Wasser unter Verbessert Verarbeitbarkeit, Gebrannter Schiefer
Typ II Bildung von zement- Füllereffekt, d.h. vermindert Hydraulischer Kalk
hydratähnlichen Stoffen Porosität
26 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Die übliche Klassierung der Zusatzstoffe richtet sich, wie im ultrahochfesten Feinkornbeton. Ihre erfolgreiche
Abb. 1.5.1 zeigt, nach ihrem chemischen Verhalten im Anwendung setzt eine auf die konkrete Bauaufgabe aus-
Zementleim und/oder nach ihrer Wirkung im Beton. Eine gerichtete Beratung durch einen spezialisierten
weitere Einteilung der Zusatzstoffe bezieht sich auf Ingenieur voraus. Die Wirkung der Stahlfasern hängt
deren chemische Zusammensetzung (siehe dazu das erheblich von ihrer Länge, ihrem Durchmesser und ihrer
Dreistoffdiagramm Abb. 1.1.10 in Kap. 1.1 «Zemente»). Form ab. Die Dosierung beträgt in der Regel 20 bis 80 kg
Stahlfasern pro Kubikmeter Beton. Die Zugabe von
1.5.2 Inerte Zusatzstoffe Stahlfasern zur Betonmischung benötigt besondere
Dosiervorrichtungen, um eine homogene Verteilung
Kalkstein- und Quarzmehl sicherzustellen. Eine gewisse Verschlechterung der
Kalkstein- und Quarzmehl verbessern aufgrund ihrer Verarbeitbarkeit ist in Kauf zu nehmen. Die Empfehlung
geringen Korngrösse, ihrer Kornzusammensetzung und SIA 162/6 (1999) orientiert über Stahlfaserbeton.
Kornform den Kornaufbau des Betons im Mehlkorn-
bereich. Sie werden zugesetzt, um beispielsweise bei Polypropylenfasern, die einzigen unter den organischen
Gesteinskörnungen mit mehlkornarmen Sanden einen Fasern mit einer breiteren Anwendung, werden dem
für die Verarbeitbarkeit und für ein geschlossenes Beton beigemischt, um Frühschwindrisse zu vermeiden.
Gefüge ausreichenden Mehlkornanteil einzubringen. In Beton mit erhöhtem Feuerwiderstand werden sie zur
Kalkstein- und Quarzmehl sollten auf ihre Eignung für Abminderung des Wasserdampfdrucks im Zementstein
den vorgesehenen Zweck geprüft werden. Mit dem eingesetzt (siehe Kap. 3.9). Pro Kubikmeter Beton sind
Fluvio 4 steht ein idealer Zement zur Verfügung, dem etwa 1 bis 2 kg Fasern notwendig. Das Einmischen ist
speziell ausgewählte und geprüfte Kalksteinqualitäten relativ einfach und erfordert keine speziellen Vorkehrun-
beigemahlen werden. gen oder Einrichtungen. Kunstofffasern mit erhöhtem
E-Modul werden auch gegen Frühschwindrisse oder er-
Fasern gänzend zur Stahlfaser im ultrahochfesten Feinkornbeton
Bei den Fasern für die Betonherstellung unterscheidet eingesetzt.
man zwischen Stahlfasern, Kunststofffasern und Glas-
fasern. Erstere finden Verwendung in Betonen mit erhöh- Alkaliresistente Glasfasern werden zur Bewehrung von
ten Anforderungen an seine Verformbarkeit, Duktilität dünnen Betonplatten in der Vorfabrikation eingesetzt.
und Biegezugfestigkeit. Stahl- oder Drahtfasern werden Ihre Anwendung erfordert die Erfahrung eines anerkann-
im Stahlfaserbeton für hochbelastete Industriefuss- ten Spezialisten.
böden eingesetzt, Hochleistungsstahlfasern zum Beispiel
Betonpraxis 27
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Abb. 1.5.5
Maximale Zusatzstoffmengen des Typs II zur
Gewährung der Alkalität
28 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Hydrolent
Steinkohlenflugasche
Abb. 1.5.7
Maximal anrechenbare Zusatzstoffmengen
des Typs II auf den Wasserzementwert und
den Mindestzementgehalt bei Verwendung
von CEM I und CEM II/A-LL
Betonpraxis 29
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
30 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung
Hochofenzement), die je nach Hüttensandgehalt unter 1.5.5 Hydraulische und puzzolanische Zusatzstoffe
unterschiedlichen Namen und Normbezeichnungen in
den Handel gelangen (siehe Kap. 1.1). Hüttensandhaltige Gebrannter Schiefer
Zemente erhärten umso langsamer, je höher ihr Hütten- Ölschiefer ist ein natürlich vorkommendes Sediment-
sandgehalt ist und erfordern eine Verlängerung der gestein, das brennbare organische Anteile (sogenanntes
Nachbehandlung und der Ausschalfristen. Dennoch Kerogen) enthält. Aufgrund dieser organischen Anteile
besitzen sie in der Anwendung eine Reihe von Vorzügen, kann Ölschiefer bei rund 800 °C eigenständig (d. h. ohne
die sie für spezifische Betonanwendungen interessant jegliche Energiezusätze) verbrannt werden. Dabei ent-
machen. steht feinkörniger, gebrannter, reaktiver Schiefer, der aus
verschiedenen anorganischen Bestandteilen zusammen-
Vorteilhafte Eigenschaften von Hüttensandmehl ent- gesetzt ist, die puzzolanische, aber auch hydraulische
haltenden Betonen: Eigenschaften besitzen.
• geringe Hydratationswärme und langsamere
Wärmeabgabe; daher Einsatz bei massigen Beton- Gebrannter Schiefer wird nur als Zementzusatzstoff ein-
bauteilen und bei hoher Umgebungstemperatur gesetzt. Zemente mit gemahlenem, gebranntem Schiefer
• dichteres Zementsteingefüge; damit deutlich erhöh- verhalten sich ähnlich zu Zementen mit Puzzolanen. Sie
ter Widerstand des Betons gegenüber dem Angriff zeichnen sich durch eine moderate Wärmeentwicklung,
von Sulfaten, Chloriden und anderen aggressiven ein ausgezeichnetes Wasserrückhaltevermögen, gute
Stoffen Grünstandfestigkeit und erhöhte Dauerhaftigkeit aus.
• höhere Endfestigkeit des Betons, bei allerdings
etwas verminderter Anfangsfestigkeit Zusatzstoffe, wie Hüttensandmehl, Kalksteinmehl und
• verminderte Ausblühungsgefahr (bei hohem Schla- gebrannter Schiefer, ermöglichen bei gemeinsamer Ver-
ckengehalt) mahlung mit Portlandzementklinker eine breite Palette
an Portlandkompositzementen. Durch die Kombination
Je nach vorgesehenem spezifischen Verwendungszweck der Eigenschaften von Zusatzstoff und Klinker ergeben
werden hüttensandhaltige Zemente der Provato- bzw. sich Zemente, die sich durch besonders günstige Verar-
der Modero-Reihe angeboten, die sich hauptsächlich hin- beitungseigenschaften und hohe Dauerhaftigkeit aus-
sichtlich ihres Schlackengehalts unterscheiden. zeichnen.
Abb. 1.5.9
Schieferbruch
Betonpraxis 31
Vom Frischbeton zum Festbeton
2.1 Zusammensetzung des Betons Alkalität des Betons dauerhaft erhalten bleiben (Kap. 1.1
«Zemente»), um die eingebettete Bewehrung sicher vor
Die Zusammensetzung des Betons bestimmt massgeb- Korrosion zu schützen.
lich seine Eigenschaften. Durch die Veränderung von Art
und Menge seiner fünf möglichen Komponenten Zement, Beton ist unter üblichen Umweltbedingungen bei einer
Gesteinskörnung, Wasser, Zusatzstoffe und Zusatzmittel auf den Verwendungszweck abgestimmten Wahl und
können Betone für alle denkbaren Bauaufgaben herge- Zusammensetzung der Ausgangsstoffe, bei sachgerech-
stellt werden. Beton soll im Allgemeinen eine Nutzungs- ter Herstellung, Verarbeitung, Verdichtung und entspre-
dauer von 50 Jahren gewährleisten. Neben den spezifi- chender Nachbehandlung ein dauerhafter Baustoff. In
schen Eigenschaften, wie der Festigkeit, ist die Dauerhaf- Abb. 2.1.1 sind die wichtigsten Kriterien der Dauerhaftig-
tigkeit eines Betons besonders wichtig. Der Beton sollte keit von Betonbauwerken, zugehörige Steuergrössen und
über die vorgesehene Nutzungsdauer gegenüber allen ihre Auswirkungen aufgeführt. Die Mindestanforderungen
inneren und äusseren Einflussfaktoren fest, dicht und an die Zusammensetzung des Betons sind in SN EN 206-1
beständig sein, um den Anforderungen an die Gebrauchs- entsprechend seiner geplanten Nutzung festgelegt, wie
tauglichkeit zu genügen. Darüber hinaus sollte die wäh- in Kap. 2.2 «Festlegung des Betons» beschrieben wird.
rend des Abbindeprozesses des Zements entstehende
Abb. 2.1.1
Kriterien für die Kriterien für die Dauerhaftig-
Dauerhaftigkeit
Steuergrössen Auswirkung
keit von Betonbauwerken
des Betons,
zugehörige abgestimmte stetige hohe Packungsdichte der Gesteinskörnung
Steuergrössen
und Auswirkungen statisch ausreichende und Kornzusammensetzung verringert den Wasseranspruch und das
nach oben begrenzte niedriger w/z-Wert Hohlraumvolumen
Druckfestigkeit niedriger w/z-Wert Verminderung des Wassergehalts im Beton
und damit der Porosität des Zementsteins
hohe Dichtheit Verwendung von Betonver- Erhöhung der Druckfestigkeit und Dichtheit
flüssigern oder Fliessmitteln des Betons
optimale Alkalität Einsatz von Zusatzstoffen Nachverdichtung und -erhärtung des Zementsteins
wie Steinkohlenflugasche, durch puzzolanische Zusatzstoffe
Undurchlässigkeit gegen- Silicastaub Verbesserung der Kontaktzone zwischen Zement-
über schädigenden Medien stein und Gesteinskörnung durch Silicastaub
gute Homogenisierung durch aus-
Beständigkeit gegenüber reichend lange und wirksame optimale Ausnutzung aller Betonkomponenten
Angriffen aus der Umge- Mischzeit
bung (Frost, Taumittel, Einführung künstlicher Luftporen Widerstand gegen Frost und Taumittel
chemische Stoffe) (Luftporenbildner)
optimale Verdichtung des Betons Dichtes Betongefüge ohne Entmischungen
Begrenzung der Schwindnei- Verringerung des Verdichtungsporenanteils
gung des Betons zur Reduk- ausreichende Nachbehandlung optimale Hydratation des Zements, Dichtheit
tion der Rissbildungsgefahr insbesondere der Betonoberfläche (Angriffsfläche
aller Medien)
32 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
20
Beständigkeit
10
Keine 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1
Abplatzung Abplatzung
w/zeq-Wert [–]
üblicher Anwendungsbereich (0,45–0,60)
Abb. 2.1.4
Chlorid-Diffusionskoeffizient [·10–13 m2/s]
20
10
Abb. 2.1.2
Einfluss des w/z-Werts auf Betoneigenschaften
0
0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8
w/zeq-Wert [–]
Betonpraxis 33
Vom Frischbeton zum Festbeton
400
Zementleimvolumen [l/m3]
350
kantig
eG estein
skörn
ung
300 vibrie
rter B
eton
runde
Geste
inskörn
250 ung
Abb. 2.1.6
200 Schlechte Packungsdichte, hohe Porosität
bei Beton mit nur einer Korngruppe
(schematische Darstellung)
150
0 8 16 32 63
Dmax [mm]
Abb. 2.1.5
Zementleimvolumen in Abhängigkeit des
Grösstkorns
Abb. 2.1.7
Gute Packungsdichte, niedrige Porosität
bei Beton mit gut abgestuftem Korngemisch
(schematische Darstellung)
34 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
larporen hinzu, deren Anteil und Grösse mit zunehmen- zelnen Komponente erhält man aus deren Masse, indem
dem Wasserzementwert stark ansteigen. In Mörtel und diese durch die Dichte der Komponente dividiert wird:
Beton können ausserdem Luft- und Verdichtungsporen
auftreten. In Abb. 2.1.8 wird ein Überblick von Grössen Masse [kg]
Volumen [l] =
der verschiedenen Porenarten und über mögliche Dichte [kg/l]
Untersuchungsmethoden gegeben.
Auge
10–3 mm
Luftporen
10–5
Kapillerporen
10–6 µm bis 2%) als auch der künstlich eingeführten, muss in der
indirekte Methoden
Abb. 2.1.9
Schema zur Berechnung der Komponenten für einen
Kubikmeter verdichteten Betons nach SN EN 206-1,
C30/37; XC4, XF1, XD1; Dmax 32; Cl 0,20; C2
Betonpraxis 35
Vom Frischbeton zum Festbeton
2.2 Festlegung des Betons die Beurteilung der Konformität definiert. Die Norm gilt
für alle normal verdichteten Betone, mithin Normalbeton,
Betone nach SN EN 206-1 Leichtbeton und Schwerbeton, jedoch nicht für Spezial-
betone.
Verantwortung
Die SN EN 206-1 ist eine Produktenorm, die die Anforde- Beton ist nach SN EN 206-1 entweder als Beton nach
rungen an die Ausgangsstoffe, die Festlegung des Betons, Eigenschaften oder als Beton nach Zusammensetzung
die Eigenschaften von Frisch- und Festbeton und deren festzulegen. Der Verfasser der Festlegung des Betons
Nachweis, die Lieferung von Frischbeton, die Verfahren muss sicherstellen, dass alle relevanten Anforderungen
der Produktionskontrolle, die Konformitätskriterien sowie für die Betoneigenschaften in der dem Hersteller zu über-
gebenden Festlegung enthalten sind. Zudem sind alle
Festlegen des Beton nach Beton nach Anforderungen an Betoneigenschaften festzulegen, die
Betons Eigenschaften Zusammensetzung für den Transport nach der Lieferung, das Einbringen, die
Festlegen der Verfassende, Ausschreibende Verdichtung, die Nachbehandlung oder weitere Behand-
Anforderungen (Planende, Ingenieure, Architekten) lungen erforderlich sind. Dabei werden die Verantwort-
Betonzusammen- Betonherstellende lichkeiten aufgeteilt: die der Ausschreibenden, im Wesent-
Verfassende,
setzung (Transportbetonwerke, lichen also Architekten, Planer und Ingenieure, die der
Ausschreibende
Erstprüfung Baustellenanlagen) Betonhersteller und die der bauausführenden Firmen
Produktionskontrolle Betonherstellende (Abb. 2.2.1).
Konformität Betonherstellende Herstellende/Verfassende
Annahmeprüfung Betonverarbeitende (Bauunternehmen) Beton nach Eigenschaften
Beton nach Eigenschaften ist Beton mit festgelegten
Abb. 2.2.1
Verantwortlichkeiten für die Festlegung des Eigenschaften und gegebenenfalls zusätzlichen Anforde-
Betons nach SN EN 206-1 rungen, für deren Bereitstellung und Erfüllung der Her-
steller verantwortlich ist. Die grundlegenden Anforderun-
gen nach SN EN 206-1 beinhalten die Druckfestigkeits-
SN EN 206-1 klasse, Expositionsklasse, den Nennwert des Grösstkorns
der Gesteinskörnung, die Chloridgehaltsklasse und die
XC4
C25/30 Dmax = 32 Cl 0,20 C3 Konsistenz (Abb. 2.2.2). Für Leichtbeton ist zusätzlich die
XF1
Druck- Expositions- Grösst- Chlorid- Konsistenz- Rohdichteklasse oder der Zielwert der Rohdichte, für
festigkeits- klasse korn gehalts- klasse
Schwerbeton zusätzlich der Zielwert der Rohdichte fest-
klasse klasse
zulegen.
Abb. 2.2.2
Festlegung für Beton nach Eigenschaften
Beton nach Zusammensetzung
Beton nach Zusammensetzung ist Beton mit festgelegter
Zusammensetzung und gegebenenfalls vorgegebenen
Ausgangsstoffen, für deren Einhaltung der Hersteller ver-
antwortlich ist.
36 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Druckfestigkeitsklasse Rohdichte
Der Beton wird anhand seiner Druckfestigkeit in ver- Entsprechend seiner ofentrockenen Rohdichte wird Beton
schiedene Druckfestigkeitsklassen eingeteilt. Dabei wird als Normalbeton, Leichtbeton oder Schwerbeton definiert:
zwischen den Druckfestigkeitsklassen für Normal- und • Leichtbeton ≥ 800 bis ≤ 2000 kg/m3
Schwerbeton und für konstruktiven Leichtbeton unter- • Normalbeton > 2000 bis ≤ 2600 kg/m3
schieden. Um die unterschiedlichen Prüfmethoden inner- • Schwerbeton > 2600 kg/m3.
halb Europas zu berücksichtigen, werden je Druckfestig-
keitsklasse die charakteristische Mindestdruckfestigkeit Rohdichteklassen für Leichtbeton
sowohl für den Zylinder als auch für den Würfel angege- Wird Leichtbeton anstelle der Festigkeit nach seiner Roh-
ben. dichte in Klassen eingeteilt, ist Abb. 2.2.4 anzuwenden.
C 16/20 16 20 LC 16/18 16 18
C 20/25 20 25 LC 20/22 20 22
Leichtbeton
C 25/30 25 30 LC 25/28 25 28
C 30/37 30 37 LC 30/33 30 33
C 35/45 35 45 LC 35/38 35 38
C 40/50 40 50 LC 40/44 40 44
C 45/55 45 55 LC 45/50 45 50
C 50/60 50 60 LC 50/55 50 55
C 55/67 55 67 LC 55/60 55 60
Leichtbeton
Hochfester
Hochfester Beton
C 60/75 60 75 LC 60/66 60 66
C 70/85 70 85 LC 70/77 70 77
C 80/95 80 95 LC 80/88 80 88
C 90/105 90 105 1) Lagerung der Probe unter Wasser, Prüfalter 28 Tage
C 100/115 100 115 2)
Zylinder: Durchmesser = 150 mm, Länge = 300 mm
1) Lagerung der Probe in Wasser, Prüfalter 28 Tage 3) Würfel: Kantenlänge = 150 mm
2)
Zylinder: Durchmesser = 150 mm, Länge = 300 mm
3)
Würfel: Kantenlänge = 150 mm
Abb. 2.2.3
Druckfestigkeitsklassen für Normal-, Schwer- (links) sowie Leichtbeton
(rechts) nach SN EN 206-1. Angegeben sind die charakteristischen
Mindestdruckfestigkeiten unter Berücksichtigung des 5%-Fraktilwerts
Abb. 2.2.4
Klasseneinteilung von Leichtbeton nach der
Rohdichte
Betonpraxis 37
Vom Frischbeton zum Festbeton
Abb. 2.2.6
Normlagerung der Proben unter Wasser
Abb. 2.2.5
Prüfung der Druckfestigkeit am Würfel
Abb. 2.2.7
Die Druckfestigkeit hängt von Grösse und
Geometrie der Prüfkörper ab. Die aufgeführ-
ten Vergleichswerte gelten für 28 Tage alten
Beton; rot gekennzeichnet ist ein Würfel mit
einer Kantenlänge von 150 mm
38 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Expositionsklasse
Für die Festlegungen der Dauerhaftigkeit stehen gemäss
SN EN 206-1 insgesamt 5 Expositionsklassen zur Verfü-
CO2 (Karbonatisierung) XC
gung, die jeweils in bis zu vier weitere Klassen unterglie-
dert sind. Unterschieden werden Einwirkungen auf die
Bewehrung im Beton:
• Expositionsklasse XC (Carbonation): Beanspruchung Tausalz (Chloride) XD
durch Karbonatisierung
• Expositionsklasse XD (Deicing): Beanspruchung durch
Chlorideinwirkung aus Taumittel Frost- und Frost-Tausalz-Angriff XF
sowie auf den Beton selbst:
• Expositionsklasse XF (Freezing): Beanspruchung durch
Frost mit/ohne Taumitteleinwirkung
• Expositionsklasse XA (Chemical Attack): Beanspruchung Chemischer Angriff XA
Bei der Planung von Bauteilen bzw. Bauwerken sind so- haftigkeitsprüfungen (SN EN 206-1, Tabelle NA. 3) oder
wohl die lastunabhängigen wie auch die lastabhängigen der Betondeckung der Bewehrung. Für die Betonzusam-
Einwirkungen zur Sicherstellung der Dauerhaftigkeit zu mensetzung werden dabei folgende Anforderungen an
berücksichtigen. Bauwerke gelten als dauerhaft, wenn den Beton festgelegt:
sie während der vorgesehenen Nutzungsdauer ihre Funk- • maximaler Wasserzementwert
tion hinsichtlich Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit • Mindestzementgehalt
ohne wesentlichen Verlust der Nutzungseigenschaften • Luftgehalt des Betons
bei einem angemessenen Instandhaltungsaufwand • Verwendung von zulässigen Zementarten
erfüllten. Die Expositionsklasse definiert den Grad des • Anrechnungsregeln für Betonzusatzstoffe (k-Wert-
Angriffs durch Umwelteinflüsse, dem Beton und Beweh- Konzept).
rung ausgesetzt sind – ohne Berücksichtigung der Ein-
wirkungen durch Lasten.
Betonpraxis 39
Vom Frischbeton zum Festbeton
maximaler Wasser-
zementwert (w/z)
Mindestzement-
gehalt in kg/m3
Umgebung Anwendungsbeispiele (informativ)
Angriff auf
Klasse
XC1 trocken oder ständig feucht bewehrte Innenbauteile, Bauteile die ständig
in Wasser getaucht sind 0,65 280
Bewehrungskorrosion durch Beton, der Bewehrung oder anderes Metall enthält, und der chlorid-
Chloride XD
Betonoberflächen, die chloridhaltigem
XD1 mässige Feuchte Sprühnebel ausgesetzt sind; Einzelgaragen 0,50 300
Frostangriff mit und ohne Durchfeuchteter Beton, der erheblichem Angriff durch Frost-Tau-
Taumittel XF
mässige Wassersättigung vertikale Aussenbauteile, die Regen und Frost
XF1 ohne Taumittel ausgesetzt sind 0,50 300
hohe Wassersättigung horizont. und vertik. Bauteile, die Frost und Taumittel
XF4 mit Taumittel (Sprüh- und Spritzwasserbereich) ausgesetzt sind 0,45 340
Betonangriff durch aggressive Beton, der chemischem Angriff durch natürliche Böden und Grund-
chemische Umgebung XA
Abb. 2.2.9
Expositionsklassen nach SN EN 206-1 Dauerhaftigkeitsprüfungen Anforderungen
A SIA 262/1 Anhang A: Wasserleit- 1 Bei Grösstkorn 32 mm und ohne
fähigkeit und Porosität von Beton Anrechnung von Zusatzstoffen
B SIA 262/1 Anhang B: Chloridwider- 2 Mindestzementgehalt + 20 kg/m3
stand von Beton 3 Erhöhte Anforderungen an die
C SIA 262/1 Anhang C: Frost-Tausalz- Gesteinskörnung
Widerstand von Beton 4 Mindestluftgehalte im Frischbeton
sowie Mindestzementgehalte in
Grenzwerte und Prüfhäufigkeiten für Abhängigkeit vom Grösstkorn des
die Dauerhaftigkeitsprüfungen sind in Betons gemäss Abb. 3.5.3
SN EN 206-1, Tab. NA.5 festgelegt.
40 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
zulässige Zementarten
a a 2
CEMII/B-M(V-LL)
CEMII/A-M(V-LL)
Anforderungen
Normo, Albaro,
Flextremo 4R
Flextremo 3R
Prüfungen/
CEM II/A-M
CEM II/B-LL
CEM II/A-LL
Modero 3A
CEM II/A-D
Modero 3B
CEM II/B-T
CEM II/A-S
Bisolvo 3R
b
CEM III/B
CEM III/A
Protego
Provato
Fortico
Riteno
Fluvio
CEM I
(D-LL)
angreifender Umgebung
X X X X X X X X X X X
X X X X X X X X X X X
X X X X X X X X X X X
X X X X X X X X X X X
A X X X X X X X X X X
A X X X X X X X X X X
A B X X X X X X X X X X
A B X X X X X X X X X X
3 X X X X X X X X X X X
C 3 4 X X1 X X X1 X X X1 X1
C 3 4 X X1 X X X X X X X X1
C 3 4 X X1 X X X1 X X X1 X1
Zulassungsvermerke
1
Zulassung gemäss Ergänzung
NB SN EN 206-1
Betonpraxis 41
Vom Frischbeton zum Festbeton
Chloridgehaltsklasse
Im Allgemeinen kann von einem Einhalten der höchsten
Anforderungsklasse, nämlich jener für Spannbeton, aus-
gegangen werden.
Konsistenzklasse
Für die Verarbeitung des Betons ist die Auswahl der
geeigneten Konsistenz ebenfalls von Bedeutung. Ab-
hängig von den in der Schweiz üblichen Prüfmethoden
der Konsistenzmessung (Ausbreitmass, Verdichtungs-
mass nach Walz und Setzmass) wurden den einzelnen
Messbereichen nun entsprechende Konsistenzklassen
(Abb. 2.2.12) zugeteilt.
Abb. 2.2.10
Expositionsklassen am Beispiel eines Hoch-
baus (Prinzipskizze)
42 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Abb. 2.2.11
Chloridgehaltsklassen
nach SN EN 206-1
Abb. 2.2.12
Konsistenzklassen nach SN EN 206-1.
In der Schweiz angewandte Prüfmethoden
und Konsistenzbeschreibung nach Holcim
Abb. 2.2.13
Beispiele für die Ausschreibung von Beton
nach Eigenschaften
Betonpraxis 43
Vom Frischbeton zum Festbeton
Abb. 2.3.1
Verdichtungsmass
S
nach Walz
400 mm
c = 400/(400 – s) [–]
c = Verdichtungsmass
200
Abb. 2.3.2
Ausbreitmass
d1 d1 + d2
a= [mm]
2
d2
a = Ausbreitmass
Abb. 2.3.3
Setzmass (Slump) 100
S
300 mm
200
s = Setzmass [mm]
44 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Verflüssigende Zusatzmittel verbessern die Konsistenz Weitere Informationen zu Frisch- und Festbetonprüfun-
Mit der Anwendung von verflüssigenden Zusatzmitteln, gen können dem Flyer «Frisch- und Festbetonprüfungen»
namentlich aber von Fliessmitteln, ist es möglich, Beton der Holcim (Schweiz) AG entnommen werden.
mit einem w/z-Wert von 0,5 und weniger herzustellen,
der gleichwohl eine plastische bis weiche Konsistenz hat Frischbetonrohdichte
(siehe auch Kap. 1.4). Unter der Frischbetonrohdichte versteht man die Masse
[kg/m3] von frischem, vorschriftsmässig verdichtetem
Die Verarbeitbarkeit nimmt nach dem Anmachen ab Beton einschliesslich der verbleibenden Poren. Sie er-
Die Verarbeitungszeit («Offenzeit») wird im Wesentlichen möglicht eine erste Beurteilung der Betonqualität und
von der Betonzusammensetzung und der Witterung be- wird durch Wiegen des Probekörpers ermittelt. Bei
stimmt. Es ist in der Regel unvermeidlich, dass der Beton gleicher Menge an Zement und Gesteinskörnung lässt
nach dem Mischende langsam anzusteifen beginnt und eine niedrige Rohdichte eine geringere Druckfestigkeit
sich die Verarbeitbarkeit dadurch verschlechtert (Abb. erwarten, da die Rohdichte mit zunehmendem Wasser-
2.3.4). Deshalb wird in der Produktion die Transportzeit und Porengehalt abfällt.
des Betons in Form eines Konsistenzvorhaltemasses
berücksichtigt. So kann die vereinbarte Konsistenz zum
Zeitpunkt der Verarbeitung sichergestellt werden. Das
Ansteifen erfolgt bei hoher Betontemperatur sowie bei
rasch erhärtenden Zementen schneller.
Abb. 2.3.4
Einfluss der Zeit auf die Konsistenz nach
dem Anmachen des Betons bei 15 °C
Betonpraxis 45
Vom Frischbeton zum Festbeton
2.4 Herstellung und Transport Bei den Transportbetonwerken wird üblicherweise ein
Zwangsmischer eingesetzt, der diskontinuierlich mit
Dosieren und Mischen der Komponenten Einzelchargen arbeitet. Jeder Mischertyp verlangt eine
Die Herstellung des Betons steht in engem Zusammen- minimale Chargengrösse. Ein Unterschreiten dieser
hang mit der eingesetzten Maschinentechnik. Die Dosie- Chargengrösse wirkt sich negativ auf die Frischbeton-
rung hat die Aufgabe, die Komponenten der Beton- qualität aus.
mischung wie Zement, Anmachwasser, Gesteinskörnung,
Zusatzmittel und Zusatzstoffe in bestimmten Mengen Mischdauer
zu dosieren, sodass ein definiertes Mischungsverhältnis Die Mischdauer ist vom Mischertyp (z.B. Freifall- oder
mit grosser Genauigkeit erzielt wird. Zwei Systeme wer- Zwangsmischer) abhängig. Sie ist durch Versuche festzu-
den eingesetzt, die volumetrische und die massenbezo- legen. Die Mischdauer = «Nassmischdauer» beginnt,
gene Dosierung, wobei letztere genauere Resultate wenn alle Komponenten im Mischer sind. Gemäss SN EN
ergibt. Die Reihenfolge der Zudosierung ist für jede Misch- 206-1, Art. 9.8, muss das Mischen der Komponenten so
anlage durch systematische Vorversuche zu bestimmen. lange dauern, bis die Mischung gleichförmig erscheint.
Sie ist zusammen mit dem Mischer entscheidend für: Wird während der Mischdauer eine Feinnachdosierung
• den Aufschluss (Dispergierung) des Zements und der des Anmachwassers zum Erreichen der vorgegebenen
Zusatzstoffe Frischbetonkonsistenz notwendig, ist die Mischdauer
• den Mischeffekt angemessen zu verlängern.
• die Mischintensität
• die optimale Wirkung der Zusatzmittel
• die optimale Umhüllung der Gesteinskörnung mit
dem Feinstmörtel (Zementleim)
• die Anlageleistung
• das schnelle Entleeren
• den Verschleiss.
Abb. 2.4.1
Empfohlene Mischdauern
46 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Leistungsaufnahme [kW]
144
130
115 Einlauf Beginn der Ausreichende
101 der Nassmischzeit Homogenität erreicht
Kompo-
86 nenten
72 Ent-
58 leeren
des
43 Beton-
mischers
29
14 60 Sekunden Weitere, jedoch unbedeutende
Homogenitätsverbesserung
0
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120
Dauer des Mischvorgangs [Sekunden]
Abb. 2.4.2
Typischer Verlauf der Leistungsaufnahme
des Mischermotors während des Mischvor-
gangs für vibrierten Beton
100
28 Tage
80
60
40
Abb. 2.4.4
20 Blick in einen Doppelwellenmischer
30 60 120 180
Mischdauer [Sekunden]
Abb. 2.4.3
Schematische Darstellung des Einflusses der
Mischdauer auf die Festigkeitsentwicklung
des Betons
Betonpraxis 47
Vom Frischbeton zum Festbeton
100
Druckfestigkeit [%]
95
90
85
Abb. 2.4.5
Der Beton muss während des Transports vor Regen, 80
Fahrmischer
Sonneneinstrahlung, Fahrtwind, Frost usw. geschützt
werden. Die Fahrzeugtypen sind auch in dieser Hinsicht 75
0 5 10 15 20 25
sorgfältig auszuwählen. Je nach herrschenden klimati-
Nachträgliche Wasserzugabe [l/m3]
schen Bedingungen sind geeignete Massnahmen zu tref-
fen (Abdecken des Betons, Erhöhen der Frischbeton- Abb. 2.4.6
Einfluss nachträglicher Wasserzugabe auf
temperatur usw.). der Baustelle auf die Betondruckfestigkeit
48 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
2.5 Einbringen und Verdichten sistenzen C3/F3 und C2/F2 werden in der Regel durch
Vibrieren (Rütteln) verdichtet; nur bei sehr niedrigen Kon-
Fördern und Einbringen sistenzen C1 wird gestampft. Das Vibrieren erfolgt am
Je nach Konsistenz und/oder örtlichen Gegebenheiten häufigsten mit Vibriernadeln oder mit Aussenrüttlern
werden die in Abb. 2.5.1 genannten Fördermittel einge- (Schalungsvibratoren, Oberflächenfertiger mit Flächen-
setzt. Die Anlieferungskubatur und die Einbauleistung vibratoren). Häufig werden die Methoden auch kombi-
müssen aufeinander abgestimmt sein. Das Einbringen niert eingesetzt. Beim Vibrieren werden Schwingungen
des Betons soll mit gleichbleibender Geschwindigkeit in erzeugt, die die innere Reibung zwischen den Gesteins-
möglichst gleichmässig dicken, horizontalen Schichten körnern fast vollständig überwinden. Die Einzelkörner
erfolgen. Um das Entmischen zu vermeiden, soll die lagern sich dichter aneinander, die eingeschlossene Luft
Schütthöhe höchstens 50 bis 70 cm betragen. Bei Fall- entweicht in Form von Luftblasen an die Oberfläche
höhen von über 2 m sollte der Beton durch ein Fallrohr (natürlicher Luftgehalt nach der Verdichtung noch 1 bis 2
oder einen Verteilschlauch eingebracht werden. Volumenprozent), die Hohlräume füllen sich mit Feinst-
mörtel, und der Frischbeton verdichtet sich unter der Ein-
Verdichten wirkung der Schwerkraft. Im Gegensatz zum vibrierten
Bei der Herstellung von dauerhaftem Beton spielt neben Beton entfällt bei selbstverdichtendem Beton der Einsatz
der Nachbehandlung und der Betonzusammensetzung von Vibriernadeln (Kap. 2.8) vollständig.
das sorgfältige Verdichten eine wesentliche Rolle. Die
Vorteile eines gut verdichteten Betons liegen in einer: Verdichtungsaufwand
• erhöhten Dichtigkeit Je nach Konsistenz kann der Verdichtungsaufwand, z. B.
• verbesserten Dauerhaftigkeit die Verdichtungszeit, erheblich variieren (Abb. 2.5.2). Es
• guten Druckfestigkeit ist darauf zu achten, dass der Beton gemäss seiner Kon-
• besseren Haftung zwischen Bewehrung und Beton. sistenz und Eigenschaften den individuell benötigten
Verdichtungsaufwand erfährt. Unzureichendes Verdich-
Verdichtungsarten ten kann zu Fehlstellen und zu intensives Verdichten zu
Die Wahl der Verdichtungsart ist abhängig von der Kon- Entmischungserscheinungen führen.
sistenz (Abb. 2.5.2). Bei Verwendung gebräuchlicher Kon-
Abb. 2.5.1
Fördermittel Betonkonsistenz
Fördermittel in
C1 C2/F2 C3/F3 F4 Abhängigkeit der
Konsistenz
Förderband
Kübel
Betonpumpe
Kübel mit Fallrohr
Rinne oder Rutsche
Abb. 2.5.2
Konsistenzklassen
Verdichtungsauf-
F1 F2 F3 F4 F5 F6 > F6
wand in Abhängig-
(SCC) keit von der Konsis-
tenz des Betons
Verdichtungsaufwand
Betonpraxis 49
Vom Frischbeton zum Festbeton
Nachverdichten
10–15 Durch das Nachverdichten des bereits verdichteten, aber
cm
bereits verdichtete Schicht noch nicht erstarrten Betons kann dessen Dichtigkeit
nochmals erhöht werden. Dies gilt vor allem für Beton
Vibriernadel mit hohem w/z-Wert und geringem Wasserrückhalte-
Abb. 2.5.5
Einbringen «frisch in frisch»
50 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Anforderungen an Pumpbeton mischung eine hohe Kohäsion verleihen, z.B. Fluvio 4 oder
Bei der Herstellung pumpfähiger Betonmischungen müs- Fortico 5R, sind besonders geeignet.
sen bei der Mischungszusammensetzung bestimmte
Regeln beachtet werden, damit der Frischbeton die für Kornzusammensetzung
eine Rohrförderung notwendigen Eigenschaften erhält. • Sand: Es sollte eine stetige Kornverteilung im Sand an-
Das Festlegen der Pumpbetonrezeptur sollte von sach- gestrebt werden. Vielfach sind Schwankungen in der
kundigen Betontechnologen vorgenommen werden. Kornverteilung die Ursache für ungenügende Pump-
Beim Entwurf einer pumpfähigen Betonmischung müs- barkeit.
sen neben den verlangten Festbetoneigenschaften insbe- • Korngruppe 4–8 mm: Die Pumpbarkeit verbessert sich,
sondere die Kornzusammensetzung, der Zement- und wird die Korngruppe 4–8 mm weggelassen. Ihr Anteil
Mehlkorngehalt sowie der Mörtelgehalt und die Konsis- am Korngemisch ist andernfalls auf 20 M.-% zu be-
tenz beachtet werden. grenzen.
• Kornform: Betonmischungen mit mehr als 20 M.-%
Zement gebrochener Gesteinskörner weisen einen höheren
Für die Herstellung von Pumpbeton eignet sich grund- Hohlraumgehalt auf als Betonmischungen mit natür-
sätzlich jeder Zement nach SN EN 197-1. Der Zementge- lich gerundeten Gesteinskörnern. Deshalb erfordern
halt für eine optimale Förderung des Frischbetons sollte Betonmischungen mit gebrochenen Gesteinskörnern
mindestens 320 kg/m3 betragen. Zemente, die der Beton- eine höhere Zementdosierung.
Betonpraxis 51
Vom Frischbeton zum Festbeton
Abb. 2.6.5
Richtwerte für die
Zusammensetzung
von Pumpbetonmi-
schungen mit run- Zusatzstoffe Sicherheitsaspekte beim Einsatz von Betonpumpen
der Gesteinskör-
nung Zusatzstoffe, vor allem Steinkohlenflugasche mit ihrer Das Fördern und Einbauen von Pumpbeton birgt Ge-
kugeligen Teilchenform, wie beispielsweise Hydrolent, fahren. Es muss insbesondere geprüft werden, ob:
verbessern bei Zudosierungen von 30 bis 50 kg pro • die Wand- und Stützenschalungen dem erhöhten
Kubikmeter Beton die Pumpbarkeit. Schalungsdruck des Pumpbetons angepasst sind
• Stromfreileitungen im Einsatzbereich verlaufen
Zusatzmittel • die Tragfähigkeit des Pumpeninstallationsplatzes
Für den Einsatz von Zusatzmitteln (Kap. 1.4) gelten die genügt.
gleichen Regeln wie bei nicht gepumptem Beton. Bei
Zugabe von Luftporenbildnern ist darauf zu achten, dass Die Anweisungen des Pumpenpersonals sind strikt zu
diese die Förderleistung der Betonpumpen beeinträchti- befolgen.
gen können.
Konsistenz
Der Pumpbeton sollte in der Regel folgende Frischbeton- Faserbeton
konsistenzen aufweisen: Die Beigabe von Fasern vermindert die Konsistenz des
• Ausbreitmass (F3): 420 bis 480 mm oder Pumpbetons. Ein erhöhter Zementleimgehalt kann dies
• Verdichtungsmass nach Walz (C3): 1,04 bis 1,10. wieder ausgleichen.
52 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Abb. 2.7.1
Verfahren Trockenspritzen Nassspritzen
Übersicht über die
System-Nummer 1 2 3 4 verschiedenen
Spritzbetonsysteme
Wassergehalt der
< 5 M.-% ofentrocken keine Anforderung
Gesteinskörnung
Korngrösse 8 (max. 16) mm 4 (max. 8) mm 8 (max. 16) mm
Spritzbindemittel (SBM)
Zement nach Zement
Bindemittel nach der österreichischen
SN EN 197-1 nach SN EN 197-1
Spritzbetonrichtlinie
Zementgehalt ca. 350 kg/m3 ca. 330 kg/m3 ca. 425 kg/m3
Erstarrungsbeginn
> 120 Minuten < 3 Minuten > 120 Minuten
ohne Beschleuniger
Beschleuniger ge-
ja nein ja
trennt beigegeben?
Herstellungsort Transportbeton Transportbeton
vor Ort
des Spritzguts oder vor Ort oder vor Ort
Rotor oder
Fördergerät/
Rotor Dosierblas- Betonpumpe
System
schnecke
Wassergehalt des
< 4 M.-%, erdfeucht ofentrocken nass
Spritzguts
Förderart Dünnstrom Dichtstrom
Betonpraxis 53
Vom Frischbeton zum Festbeton
Abb. 2.7.2
Einsatzgebiete von
Verfahren trocken nass
Spritzbeton System-Nummer 1 2 3 4
und Eignung der
Verfahren Untertagebau, Vortriebssicherung im Fels (Ausbruchssicherung) + + – ++
Untertagebau, Vortriebssicherung im Lockergestein (Ausbruchssicherung) ++ + ++ –
Untertagebau, einschaliger Ausbau + + – ++
Untertagebau, Abdichten von Wassereinbrüchen + ++ ++ –
Untertagebau, Ausgleich und Tragschicht für Abdichtungen + + – ++
Versiegelung der Felsoberfläche als Verwitterungsschutz ++ – + +
Baugrubensicherung ++ – + +
Instandsetzung und Verstärkung von Betonbauten ++ + ++ –
Bauwerke (Schalen, Kuppeln, Schwimmbassins, Spritzbetonhäuser) ++ + + –
Künstliche Felsen, Rollbrettbahnen, Rodel- und Bobpisten usw. ++ + + –
Die Eigenschaften des Spritzbetons sind bezüglich Roh- tung zeichnen Spritzbeton aus. Je nach Anforderungen
dichte, Druck-, Zug- und Scherfestigkeit etwa vergleich- kann er mit Bewehrungsnetzen mit oder ohne Rückver-
bar mit jenen von Normalbeton. Dank seines besonderen ankerung durch Anker und Dübel zusätzlich gesichert
Gefügeaufbaus ist Spritzbeton aber in der Regel dichter werden. Dank der einfachen Handhabung gewinnt der
und frostbeständiger als üblicher Beton gleicher Zu- alternative Einsatz von Stahlfasern im Spritzbeton für
sammensetzung. Auch seine hervorragende Haftung auf verschiedene Anwendungen an Bedeutung. Beispiele für
der Auftragsfläche und die beliebige Oberflächengestal- Spritzbetonzusammensetzungen finden sich in Abb. 2.7.4.
54 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Abb. 2.7.8
Gestalten mit
Spritzbeton: Künst-
licher Fels des
Bärengeheges im
Zürcher Zoo
Betonpraxis 55
Vom Frischbeton zum Festbeton
2.8 Selbstverdichtender Beton entfallen können. Grundsätzlich ist für SCC ein höherer
Zementleimgehalt notwendig als für vibrierte Betone.
Entwicklung Dieser rührt zum einen vom hohen Leimbedarf durch
Selbstverdichtender Beton (engl.: Self Compacting Con- Verwendung von feinkornreichen Sieblinien her, und
crete, Kurzform SCC) ist ein neuer Betontyp, der in den wird zum anderen für die Einstellung der besonderen
1980er-Jahren in Japan entwickelt wurde und seit länge- Fliesseigenschaften des Betons benötigt. Dabei rechnet
rem in Europa angewendet wird. Selbstverdichtender man mit einem Leimüberschuss von etwa 80 bis 100
Beton zeichnet sich durch ein besonders hohes Fliessver- l/m3 gegenüber einem vibrierten Beton, siehe auch
mögen aus. Dieser hochviskose Beton fliesst entmi- Abb. 2.8.1. Dieser Überschuss ermöglicht das Fliess-
schungsfrei, selbst bei Bauteilen mit anspruchsvoller verhalten des Betons.
geometrischer Struktur, füllt Hohlräume selbständig aus
und entlüftet ohne Aufbringen von Verdichtungsenergie.
Betonkomponenten: Zementleim
Grundsätzlich kann SCC aus einer Mischung von Zement
und Zusatzstoffen (z.B. Steinkohlenflugasche, Kalkstein- Betonkomponenten: Gesteinskörnung
mehl) sowie Zusatzmitteln (Fliessmittel, Stabilisatoren) Grundsätzlich kann gerundete oder gebrochene Gesteins-
oder unter Verwendung von Spezialzementen wie Flex- körnung verwendet werden. Die gerundete Gesteins-
tremo oder Bisolvo hergestellt werden. Flextremo hat körnung hat den Vorteil, dass sie lose geschüttet einen
den Vorteil, dass die notwendigen Bestandteile des geringeren Hohlraumgehalt aufweist und entsprechend
Zementleims in der optimalen Kombination bereits im weniger Zementleim benötigt. Gebrochene Gesteins-
Zement enthalten sind und aufwendige Eignungstests körnungen haben jedoch den Vorteil, dass sie aufgrund
der grösseren Oberfläche bei gleichem Gewicht leichter
Vibrierter Beton Selbstverdichtender in der Schwebe zu halten sind. Wegen des deutlich er-
Beton (SCC)
höhten Anteils an feiner Gesteinskörnung (Sand) ist es
besonders wichtig, die Feuchte dieser Korngruppe zu
berücksichtigen. Die Aussteuerung der Frischbetoneigen-
schaften ist ohne das Messen und Berücksichtigen der
Sandfeuchte nicht zu gewährleisten.
Zementleim: 280 l/m3 Zementleim: 365 l/m3
Gesteinskörnung: 720 l/m3 Gesteinskörnung: 635 l/m3
Um die unterschiedlichen Zusammensetzungen von vib-
Grösstkorn 32 mm Grösstkorn 16 mm
riertem und selbstverdichtendem Beton zu verdeutlichen,
Beim SCC liegt der Zementleimgehalt um rund 80 bis 100 Liter
finden sich in Abb. 2.8.3 Beispielrezepturen aus der prak-
über der Menge, die zum Ausfüllen der Hohlräume der Gesteins-
körnung notwendig ist. Dieser Überschuss ermöglicht das Fliess- tischen Anwendung im Transportbetonbereich. Wegen
verhalten des Betons.
der erhöhten Ansprüche an die Oberflächenqualität
Abb. 2.8.1 wird bei vorgefertigten Betonelementen mit deutlich
Unterschiedliche Volumenverhältnisse von
vibriertem und selbstverdichtendem Beton höheren Zementleimgehalten gearbeitet.
56 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Abb. 2.8.3
Beispiele für die unterschiedlichen volume-
trischen Anteile eines vibrierten Betons
gegenüber selbstverdichtendem Beton ohne
und mit SCC-Zement (Flextremo)
d1 d1 + d2
sf = [mm]
2
d2
sf = Setzfliessmass
Abb. 2.8.4
Setzfliessmass
Betonpraxis 57
Vom Frischbeton zum Festbeton
Zementleims stabil. Die Abstimmung aller Komponenten wie andere Betone transportieren und mit Krankübel
bedarf einer guten Vorbereitung und genauer Stoff- (Abb. 2.8.5) oder Pumpe einbringen. Die Betonoberfläche
kenntnisse. Deshalb sollte für die anwendungsbezogene bei SCC ist das genaue Spiegelbild der Schalung und zeigt
Entwicklung eines geeigneten selbstverdichtenden Be- jede diesbezügliche Unebenheit. Der Schalungstyp muss
tons eine Fachperson beigezogen werden, die auch über daher der Anforderung an die Oberfläche angepasst
Kenntnisse der speziellen Prüfverfahren zur Beurteilung werden. Mehraufwendungen für die Dichtheit entfallen
des SCC verfügt. Zu beachten ist auch die gegenüber für normale Geschosshöhen (≤ 3,5 m); es können her-
vibrierten Betonen längere Mischdauer (Abb. 2.4.1). kömmliche Schalungen ohne besondere Vorkehrungen
verwendet werden. SCC weist einen erhöhten Frisch-
Einbringen des Betons betondruck auf. Für übliche Geschosshöhen bis 3,50 m
SCC verdichtet sich dank seiner besonderen Konsistenz sind in der Regel keine besonderen Verstärkungsmass-
selbst, der Einsatz von Vibriernadeln erübrigt sich. Vibrie- nahmen erforderlich, wie aus folgendem Rechenbeispiel
ren kann zu Entmischungen führen! Der Beton lässt sich hervorgeht:
Abb. 2.8.5
Betonieren mit SCC. Die Einbauequipe
besteht nur noch aus einer Person
58 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Anwendungsbeispiele
Selbstverdichtender Beton wurde mit Erfolg bei den ver-
schiedensten Anwendungen eingesetzt. So reicht die
Palette derzeit vom Betonieren von Einfamilienhäusern
(C25/30 bis C45/55) bis zu hochbelasteten Stützen
(C 90/105). Zum einen galten das besondere Fliessverhal- Abb. 2.8.7
ten und die selbständige Entlüftung des Betons als Pro- Vorfabrikation von Standardelementen. SCC
eignet sich besonders für die Vorfabrikation
blemlöser bei extrem hochbewehrten und komplizierten
Bauteilen, zum anderen war es die ausgezeichnete Ober-
flächenqualität des Betons, die aufwendige Nacharbeiten
an Stützen und Elementen überflüssig werden liess.
Auch im Bereich des Untertagebaus hilft der Einsatz von
SCC das «komplizierte» Entlüften des Betons zu verein-
fachen und bewirkt immense Einsparungen bei Lärmbe-
kämpfungsmassnahmen und bei den Inventarkosten.
Abb. 2.8.8
SCC erleichtert das Betonieren einer Tunnel-
zwischendecke
Betonpraxis 59
Vom Frischbeton zum Festbeton
2.9 Leichtbeton
Leichte Gesteinskörnungen
Typische für Leichtbeton verwendete Gesteinskörnungen
sind:
• Blähton
• Blähglas
• Schaumglas.
60 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Normalbeton Leichtbeton
Schwinden
Bei der Bemessung von Leichtbeton muss mit einem ρ [kg/m3] λ [W/mK]
höheren Endschwindmass als bei Normalbeton gerech- 1000 0,30
net werden. Die Grundschwindmasse von Normalbeton 1250 0,50
werden für Leichtbeton bis zur Festigkeitsklasse LC16/18 1500 0,70
um den Faktor 1,5, ab LC20/22 um den Faktor 1,2 erhöht. 1700 1,00
Abb. 2.9.6
Kriechen Wärmeleitfähigkeit in Anhängigkeit der
Trockenrohdichte für Leichtbeton (Bemes-
Bei gleicher Festigkeit und gleicher Beanspruchung durch sungswerte)
Dauerlast, also kriecherzeugender Betonspannung, zeigen
Betonpraxis 61
Vom Frischbeton zum Festbeton
Entmischen
Dämmbeton Bei sehr weicher Konsistenz kann Leichtbeton zum Ent-
Unter Dämmbeton wird im Allgemeinen ein aus mischen neigen, d. h. die leichten Gesteinskörner schwim-
«einem Guss» hergestellter, konstruktiv tragfähiger, men auf. Die Zugabe von geeigneten Betonzusatzmitteln
gefügedichter Leichtbeton verstanden, dessen heraus- (z. B. Luftporenbildner, Stabilisierer) und Zusatzstoffen
ragende Merkmale seine geringe Rohdichte im Bereich kann den Zusammenhalt des Frischbetons unterstützen
von 800 bis 1000 kg/m3 und seine wärmedämmenden bzw. verbessern.
Eigenschaften sind. Mit ihm ist es möglich Sichtbeton-
bauten herzustellen, die ohne aufwendige zweischali- Verdichten
ge Konstruktionen oder zusätzliche Dämmschichten Beim Verdichten von Leichbeton ist auf einen sorgfälti-
auskommen können (Abb. 2.9.7 und 2.9.8). gen Umgang mit dem Rüttler zu achten. Je geringer die
Rohdichte ist, umso eher neigt die Gesteinskörnung dazu
aufzuschwimmen. Die leichte Gesteinskörnung dämmt
die Rüttelenergie, daher sind die Rüttelabstände zu ver-
ringern.
Nachbehandlung
Die Temperaturerhöhung infolge Hydratationswärme bei
einem Bauteil aus Leichtbeton ist höher als bei Normal-
beton, da die leichte Gesteinskörnung wärmedämmende
Eigenschaften besitzt, die einen raschen Temperaturab-
fluss verhindern. Um Risse, die aus dem Temperatur-
© Schweizerischer Nationalpark gefälle zwischen Betonkern und -randzone entstehen, zu
Oberflächenhydrophobierung
Es wird empfohlen bei der Witterung ausgesetzten
Bauteilen die Oberfläche mit alkalibeständigen Mitteln
zu hydrophobieren, um den kapillaren Wassertransport
zu verhindern. Dabei werden die Oberfläche und die
oberflächennahen Poren mit einem dünnen, nicht immer
geschlossenen Film überzogen. Rein äusserlich ist diese
Schicht nicht erkennbar. Die Diffusion von Gasen wird
© Marx Architekten. Mammern durch die Hydrophobierung nicht beeinträchtigt.
Abb. 2.9.8
Einfamilienhaus in Schaffhausen
62 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Abb. 2.10.2
Bruchbilder von Normal- und hochfestem
Beton. Der Bruch geht bei hochfestem Beton
(rechts) durch das Gesteinskorn
Betonpraxis 63
Vom Frischbeton zum Festbeton
Abb. 2.10.3
Beispiele für eine Betonzusammensetzung
hochfester Betone für verschiedene Anwen-
dungen
Zusatzstoffs – Steinkohlenflugasche (Hydrolent) – wird Sande für hochfesten Beton sollen eine konstante Korn-
empfohlen, wenn hochfester Beton als SCC verarbeitet grössenverteilung und einen geringen Gehalt an Fein-
wird oder der Beton eine geringe Hydratationswärme anteilen aufweisen. Der damit verbundene tiefe Wasser-
ausweisen soll. Inerte Zusatzstoffe eignen sich wegen anspruch verbessert die Verarbeitung des Betons wesent-
ihres hohen Wasseranspruchs nicht für hochfesten Beton. lich. Deshalb sind Brechsande für hochfesten Beton
ungeeignet. Bei Festigkeitsklassen > C90/105 empfiehlt
Zur Gewährleistung einer guten Verarbeitung trotz gerin- sich die Verwendung von Hartsteinsplitten im Grobkies
gen Wassergehalts kommen Fliessmittel auf Basis von ab 4 mm. Dazu zählen Diabas, Granit, Basalt, aber auch
Polycarboxylatethern zum Einsatz. Bei hochfestem SCC Mischgesteine. Das Grösstkorn von hochfestem Beton
können neben den Fliessmitteln noch Stabilisatoren ver- wird in der Regel auf 16 mm (bei Splitten 22 mm) be-
wendet werden. grenzt.
Während bei normalfestem Beton bei der Druckprüfung Die je Anwendung gewünschten Frisch- und Festbeton-
stets der Zementstein lange vor der Gesteinskörnung eigenschaften bestimmen die Betonzusammensetzung
versagt, bestimmen im hochfesten Beton die Qualität hochfester Betone. Typische Betonzusammensetzungen
und Eigenschaften der Gesteinskörnung die erreichbare für vibrierten hochfesten Beton, hochfesten SCC und
Festigkeit entscheidend mit. Dies gilt grundsätzlich für hochfesten Beton mit geringer Hydratationswärme-
runde oder gebrochene Gesteinskörnung und wird im entwicklung sind in Abb. 2.10.3 dargestellt.
Bruchbild hochfester Betone leicht sichtbar. Der Bruch
verläuft hier nicht mehr nur durch den Zementstein, son-
dern ebenfalls durch das Gesteinskorn (Abb. 2.10.2).
64 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Herstellung
Hochfester Beton kann in jedem Betonwerk hergestellt
werden, das über die erforderlichen Betonkomponenten
und eine Ausrüstung zur Bestimmung der Feuchten in
der Gesteinskörnung verfügt. Wegen der geringen
Wassermenge und den längeren Aufschlusszeiten der
Fliessmittel wird eine leicht erhöhte Mischdauer von
etwa 90 Sekunden empfohlen.
Abb. 2.10.6
Steinschlagwürfel aus hochfestem Beton;
fertig ausgeschalt und einsetzbar für die
Prüfung von Schutznetzen im Gebirge
Betonpraxis 65
Vom Frischbeton zum Festbeton
Abb. 2.11.1
Anforderungen an die Gemengteile von
Recyclingbaustoffen. Der Hauptgemengteil
ist dunkel hinterlegt
66 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Betonpraxis 67
Vom Frischbeton zum Festbeton
Abb. 2.11.4
Recyclingbeton im Vergleich mit Beton mit
natürlicher Gesteinskörnung
68 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
2.12 Sichtbeton
Wasser
Die Ansichtsfläche wird beeinflusst durch Jedes Wasser aus öffentlichen Trinkwasserversorgungen
• Art und Material der Schalhaut ist zur Herstellung von Sichtbeton geeignet (vgl. Kap. 1.2).
• Einsatzhäufigkeit und Reinigungszustand der Bei der Verwendung von Rest- und/oder Recyclingwasser
Schalhaut sind vorgängig Versuche notwendig.
• Dichtigkeit der Schalung
• Anordnung der Bindstellen und Fugen Gesteinskörnung
• Steifigkeit des Schalungssystems Die Gesteinskörnung muss aufgrund ihrer Anwendung
• Menge und Art des Trennmittels im Freien frost- und witterungsbeständig sein. Zudem
• Betonzusammensetzung und -herstellung darf während der Ausführung die Herkunft der Gesteins-
• Einbau und Verdichten des Betons körnung nicht geändert werden, um die gleichmässige
• Witterung bei Herstellung Farbtönung der Betonoberfläche nicht zu beeinträchti-
• Nachbehandlung gen. Das Grösstkorn ist grundsätzlich auf die Bauteil-
• Gestaltung durch nachträgliche Oberflächen- geometrie und den Bewehrungsgehalt abzustimmen.
bearbeitung
• Gestaltung durch Oberflächenstrukturierung Zusatzmittel
(Matrizen) Bei der Herstellung von Sichtbeton können alle Zusatz-
• Gestaltung durch Einfärben (Pigmente). mittel gemäss SN EN 934-1 eingesetzt werden (vgl. Kap.
Betonpraxis 69
Vom Frischbeton zum Festbeton
1.4). Dazu werden in der Regel Betonverflüssiger (BV) • ausreichend hoher Mehlkorngehalt (Zement, Zusatz-
und Fliessmittel (FM) zur besseren Verarbeitung des stoffe und Anteile der Gesteinskörnung ≤ 0,125 mm)
Betons eingesetzt. Zusatzmittel haben einen nur gerin- gemäss den Werten in Abb. 1.3.19
gen Einfluss auf die Farbe der Betonoberfläche, insbeson- • Kornzusammensetzung entspricht einer stetigen
dere dann, wenn sie transparent sind. Kurve gemäss Abb. 1.3.16 und ist im oberen Bereich
der Kurve anzusetzen
Betonzusatzstoffe • gleichmässige Betonzusammensetzung, gegebenen-
Als Zusatzstoffe werden bei Sichtbeton hauptsächlich falls unter Verwendung eines verflüssigenden Zusatz-
Steinkohlenflugasche, Steinmehl sowie Farbpigmente mittels
verwendet. Beim Einsatz von Steinkohlenflugasche sind • Zementgehalt mindestens 350 kg/m3 (bei einem
schwarze Verfärbungen an der Betonoberfläche nicht Grösstkorn von 32 mm)
auszuschliessen. Deshalb wird dringend empfohlen, dies- • w/z-Wert kleiner 0,50 und möglichst konstant (Abwei-
bezüglich Vorversuche durchzuführen. chungen bewirken erkennbare Farbunterschiede an
Betonoberfläche)
Betonzusammensetzung • ausreichender Zusammenhalt (kein Entmischen) und
Grundsätzlich ist die Verwendung eines Betons nach ausreichendes Wasserrückhaltevermögen (kein Bluten)
Eigenschaften gemäss SN EN 206-1 oder eines Betons des Frischbetons.
nach Zusammensetzung möglich. Im Normalfall emp-
fiehlt sich ein Beton nach Eigenschaften (z. B. NPK-Betone). Konsistenz
Die Betonzusammensetzung muss eine gute Verarbeit- Die richtige Konsistenz ist bei der Herstellung von Sicht-
barkeit (kein Entmischen oder Bluten beim Einbau und beton eine wichtige Voraussetzung. Sie ist abhängig von
Verdichten) gewährleisten. Zur Erzielung guter Sichtbeton- der Bauteilgrösse und vom Bewehrungsgehalt zu wäh-
flächen hat sich das Einhalten folgender Punkte len. Zum einwandfreien Füllen der Schalung und zum
bewährt: Umschliessen der Bewehrung eignen sich Betone ab der
70 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Bauausführung
Um eine gleichmässige Farbtönung der Betonoberfläche
und eine geschlossene Oberfläche zu erhalten, gilt es fol-
gende technische Aspekte zu berücksichtigen:
Schalung
Der Einfluss der Schalungen wird in Kap. 2.13 separat
behandelt.
Abb. 2.12.4
Mehrfamilienhaus
Bewehrung Nachbehandlung aus eingefärbtem
Bei der Bewehrung sind folgende Punkte zu beachten: Die Nachbehandlung ist bei Sichtbetonbauten von gros- und selbstverdich-
tendem Sichtbeton
• Bemessung nach Norm SIA 262 ser Wichtigkeit. Zu beachten ist insbesondere:
• Koordination mit Haustechnik • vorsichtiges und zügiges Ausschalen
• keine langen Standzeiten, um Rostverfärbungen zu • kein Bauteil darf ausgeschalt werden, bevor der Beton
vermeiden nicht ausreichend erhärtet ist
• Bewehrung und Einbauteile fachgerecht fixieren • vermeiden zu langer Verweildauer des Betons in der
(Bindedrähte immer von Schalhaut abgewendet!) Schalung (Verfärbung der Oberfläche)
• ausreichend Platz für Einbringhilfen und Vibriernadeln • ausreichende, gleichmässige Nachbehandlung
vorsehen. • Berücksichtigung der klimatischen Verhältnisse
(Temperatur, Feuchte, Wind).
Betoneinbau und -verdichtung
Gerade beim Einbringen und beim Verdichten des Betons Als Nachbehandlungsmassnahmen kommen in Frage:
sind viele Aspekte von Bedeutung: • Feuchthalten (Verhinderung Ausblühungen bzw.
• gleicher w/z-Wert bei jeder Mischung, ungeachtet der Aussinterungen, vgl. Kapitel 3.4)
Eigenfeuchte der Gesteinskörnung • Abdecken mit Folien (Verhinderung direkter Kontakt
• ausreichend lange, definierte Mischzeit (mindestens Folie mit Betonoberfläche, Verhinderung einer
60 Sekunden) Kaminwirkung, Verdunstungsschutz)
• gleichmässige Frischbetontemperatur • Auflegen von wasserspeichernden Abdeckungen (z.
• ausreichende und gleichmässige Verdichtung Bsp. Thermomatten, Geotextil (Jute)) unter ständigem
• Entmischung verhindern mit möglichst kurzen Feuchthalten, um Ausblühungen vorzubeugen.
Transportwegen, Fallhöhen unter 1,0 m, kurzen
Schüttabständen, Betonierlagen unter 50 cm und dich- Sichtbetonoberflächen dürfen nach dem Ausschalen nicht
ten Schalungsfugen direkt starken Niederschlägen ausgesetzt oder mit Wasser
• Beton nicht gegen Schalung oder Bewehrung schüt- besprüht werden. Ferner empfiehlt es sich, bereits fertig-
ten, sondern mittig einbringen gestellte bzw. ausgeschalte Sichtbetonflächen mit einem
• auf ähnliche klimatische Verhältnisse (Temperatur, Kanten- und Eckenschutz gegen mechanische Beschädi-
Feuchte, Wind) bei der Betonherstellung achten. gungen zu schützen.
Betonpraxis 71
Vom Frischbeton zum Festbeton
72 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Schalung Typ 1: normale Schalung Typ 2: Betonfläche Schalung Typ 3: Sichtbeton- Schalung Typ 4: Sichtbeton-
Betonfläche mit einheitlicher Struktur fläche mit Brettstruktur fläche mit Tafelstruktur
Abb. 2.13.5
Bezeichnungen der Schalungstypen gemäss
Norm SIA 118/262
Schalhaut
Die Schalhautoberfläche kann saugend bis nicht saugend
sein. Bei der Auswahl der geeigneten Schalhaut sind hin-
sichtlich des Saugverhaltens grundsätzliche Unterschiede
zu beachten. Saugfähige Schalhautoberflächen ergeben
im Allgemeinen eine leicht raue, geschlossene Beton-
oberfläche, weil sie überschüssiges Wasser und Luftblasen
aufsaugen. Es sollten in einer Schalfläche nur Holzbretter
verwendet werden, die eine gleiche Anzahl von Wieder-
verwendungen hinter sich haben, da bei jedem Einsatz
das Saugvermögen des Holzes zurückgeht und sich da-
durch die Farbe der Betonoberfläche ändert. Rohe Holz-
bretter sind vor der Erstverwendung mit Zementleim ein-
zuschlämmen, um den die Zementhydratation störenden
Holzzucker zu entfernen und die Unterschiede in der Saug- Abb. 2.13.6
Auswirkung unterschiedlicher Saugfähigkeit
fähigkeit des Holzes etwas auszugleichen (Abb. 2.13.6). von Holzschalungen auf die Betonoberfläche
Betonpraxis 73
Vom Frischbeton zum Festbeton
Abb. 2.13.7
Qualitative Angaben zu Auswirkungen des
Saugverhaltens der Schalhautoberfläche auf
jene des Betons.
74 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Vorzeitiges Austrocknen
Besonders wichtig ist der Schutz gegen vorzeitiges Aus-
trocknen in der Betonrandzone, mit dem unmittelbar
nach dem Einbringen zu beginnen ist. Folgen des zu frü-
hen Wasserverlusts im oberflächennahen Bereich sind:
• Entstehen starker Frühschwindrisse (Kap. 3.2 «Riss-
bildung»)
• geringe Festigkeit
Abb. 2.14.3
Schutzmassnahmen gegen vorzeitiges Austrocknen Aufsprühen eines Nachbehandlungsmittels
• saugende Schalungen sind vor dem Betonieren
mit Wasser vorzunässen
• in der Schalung belassen Austrocknungsgeschwindigkeit
• mit Folien abdecken (Abb. 2.14.1) Die Austrocknungsgeschwindigkeit hängt ab von der:
• mit Thermomatten abdecken (Abb. 2.14.2) • Lufttemperatur
• wasserhaltende Abdeckungen aufbringen (Jute, • Betontemperatur
Geotextilmatten) • relativen Luftfeuchte
• flüssige Nachbehandlungsmittel aufbringen • Windgeschwindigkeit.
(Curing compound, Abb. 2.14.3) Typische Auswirkungen dieser Faktoren sind in Abb. 2.14.4
• kontinuierliches Besprühen mit Wasser und Abb. 2.14.5 dargestellt. Abb. 2.14.6 zeigt Zusammen-
• Unterwasserlagerung (Fluten) hänge zwischen den genannten Grössen auf und lässt
• Kombination der aufgeführten Massnahmen. sich zum Abschätzen der Austrocknungsrate verwenden.
Betonpraxis 75
Vom Frischbeton zum Festbeton
Abb. 2.14.4
Einfluss des Feucht-
Druckfestigkeit [%]
dauerndes
haltens auf die Feuchthalten
Festigkeitsentwick-
lung des Betons in
100
der oberflächen-
nahen Zone
Feucht-
(0–10 mm) halten bis
7 Tage
75
50 ohne
Feucht-
halten
25
0
1 3 7 28 90
Prüfalter [Tage]
Abb. 2.14.5
Frühschwinden als
Frühschwinden [mm/m]
Abb. 2.14.6
Diagramm zum Abschätzen der Austrock-
Extreme Temperaturunterschiede nungsrate an offen liegenden Betonflächen.
Oben rot eingezeichnetes Beispiel: Lufttem-
Bei Wärme (z. B. starke Sonneneinstrahlung) dehnt sich peratur: 28 °C, relative Luftfeuchte: 50%,
der Beton aus, bei Kälte (z. B. Abkühlung durch starken Betontemperatur: 28 °C, Windgeschwindig-
keit: 5 m/s. Ergebnis: Austrocknungsrate =
Niederschlag) zieht er sich zusammen. Dies führt zu 0,8 kg/m2 · Std.
Spannungen, wenn der Beton bei der Verformung behin-
dert wird oder wenn sich extreme Temperaturunterschie- schiede sind in Abb. 2.14.7 aufgeführt. Weitere Mass-
de innerhalb des Betonkörpers einstellen können. Deshalb nahmen zum Vermeiden oder Verringern von Tempera-
ist zu verhindern, dass zwischen der Betonoberfläche turunterschieden oder deren Auswirkungen finden sich
und dem Betonkern grössere Temperaturunterschiede als in Kapitel 3.2 «Rissbildung».
15 bis 20 °C entstehen und der noch nicht ausreichend
erhärtete Beton schroffen Temperaturwechseln ausge- Mechanische und dynamische Einwirkungen
setzt wird. Überschreiten die Spannungen die noch ge- Diese können während des Erstarrens und in der ersten
ringe Zugfestigkeit des jungen Betons, führt dies zu Rissen. Zeit des Erhärtens ein Betonbauwerk schädigen, wenn
Massnahmen zur Verminderung der Temperaturunter- sie das Betongefüge oder den Verbund zwischen Beton
76 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
und Bewehrungsstahl lockern. In den ersten 36 Stunden zu verlängern. Festigkeitsentwicklung und Nachbehand-
nach Einbringen bzw. Erhärtungsbeginn des Betons dür- lungsdauer müssen so gewählt werden, dass auch die
fen keine solche Einwirkungen auftreten. oberflächennahen Zonen die Festigkeit und die Dichtheit
des Betongefüges erreichen, die für die Dauerhaftigkeit
Chemische Angriffe der Betonoberfläche und damit auch für die Beweh-
Chemische Angriffe durch biologische Einwirkungen und rungsüberdeckung und den Schutz der Bewehrung not-
durch aggressive Stoffe sind möglichst lange vom jungen wendig sind. Die Festigkeitsentwicklung wiederum
Beton fernzuhalten. hängt eng mit der Betonzusammensetzung, der
Frischbetontemperatur, der Lufttemperatur und den
Niederschläge Bauteilabmessungen zusammen.
Niederschläge können häufig bleibende Schäden (hohe
Porosität, verminderte Dauerhaftigkeit, Auswaschungen) Normative Anforderungen
am frischen oder jungen Beton verursachen. Deshalb ist In den Schweizer Normen werden keine Angaben zum
vor dem Betonieren die vorbereitete Schalung von ste- Verzicht auf Nachbehandlungsmassnahmen gemacht
hendem Wasser zu befreien. Der frisch eingebrachte Be- und es existieren keine Angaben über den Beginn einer
ton ist vor Regen zu schützen, gegebenenfalls mit Folien Nachbehandlung. Die Art und Dauer einer Nachbehand-
oder durch Einhausung. lung, der Schutz des Betons und der Ausschalzeitpunkt
sind in Norm SIA 262 geregelt. Gemäss Norm SIA 118/262
Nachbehandlungsmassnahmen ist die Nachbehandlungsdauer – sofern nichts anderes
Die Art (Abb. 2.14.7) und die Dauer der Nachbehandlung vereinbart wurde – während 5 Tagen zu gewährleisten.
richten sich vorwiegend nach den herrschenden Witte-
rungsbedingungen, der Festigkeitsentwicklung des Be-
tons und den zu schützenden Bauteilen (Geometrie des Hinweis
Bauteils) sowie nach den örtlichen Möglichkeiten. Über Wird zur Nachbehandlung ein Nachbehandlungs-
die Dauer der Nachbehandlung orientieren die Produkt- mittel (Curing Compound) aufgesprüht, muss bei
Informationen der Holcim Zement-Dokumentation. nachträglicher Betonbeschichtung der Untergrund
Nachbehandlungs- und Ausschalfristen sind um die An- vorbehandelt werden (z.B. Sandstrahlen, Wasser-
zahl der effektiven Frosttage (Temperaturen unter 0 °C) hochdruck).
Abb. 2.14.7
Massnahmen Aussentemperaturen in °C Nachbehandlungs-
–3 5 10 massnahmen bei
verschiedenen
unter bis bis bis über Aussentemperaturen
–3 +5 10 25 25
Holzschalung nässen; Stahlschalung vor Sonneneinstrah-
lung schützen. Abdecken oder Aufsprühen von Nachbe-
● ●
handlungsmittel oder Feuchthalten durch kontinuierliches
Benetzen
Abdecken oder Aufsprühen von Nachbehandlungsmittel ● ●
Vorwärmen der Schalung und Bewehrung.
Abdecken oder Aufsprühen von Nachbehandlungsmittel; ●
Auflegen von Thermomatten
Vorwärmen der Schalung und Bewehrung.
Abdecken mit Thermomatten. Betontemperatur
●
mindestens 3 Tage lang auf + 10 °C halten
(Bauteil umschliessen und beheizen)
Betonpraxis 77
Vom Frischbeton zum Festbeton
2.15 Betonieren bei warmer allen Ländern mit ausgeprägten saisonalen Temperatur-
Witterung unterschieden bekannte Erscheinung. Sie ist vornehmlich
auf drei Ursachen zurückzuführen
Im Sommerhalbjahr stellt man oft einen Abfall der • höhere Betontemperatur
durchschnittlichen 28-Tage-Betondruckfestigkeit von • unzulässige Wasserzugabe
einigen N/mm2 fest. Man spricht vom sogenannten Som- • ungleichmässige Mischung.
merloch (Abb. 2.15.1). Es handelt sich dabei um eine aus
Abb. 2.15.1
60
28-Tage-Druckfestigkeit [N/mm2]
Typische Druck-
festigkeits- und
55
Verarbeitbarkeits-
statistik während 50
des Sommerhalb-
jahrs. Daten aus der 45
Qualitätssicherung
eines Transport- 40
betonwerks
35
30
25
20
Verdichtungsmass
1,10
nach Walz
1,05
25
nach
1 Tag
0
10 20 30 40 50
Temperatur [°C]
Abb. 2.15.2
Auswirkung der Temperatur auf die Entwick-
lung der Druckfestigkeit von Beton
78 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Faustregel
10 Liter mehr Anmachwasser pro m3 Beton verursa-
chen einen 28-Tage-Druckfestigkeitsverlust von bis
zu 5 N/mm2.
Ungleichmässige Mischung
Namentlich bei hoher Temperaturdifferenz zwischen dem
Zement und dem auch im Sommer kühlen Anmach-
wasser kann es vorkommen, dass der Zement sich nicht
gleichmässig in der Mischung verteilt. Dadurch können
geringe Festigkeitseinbussen entstehen. Um den Beton-
festigkeitsabfall bei heisser Witterung in engen Grenzen
zu halten, schreibt die Norm SIA 262, Ziffer 6.4.5.5, eine
Frischbetontemperatur von höchstens 30 °C vor. Bei
Abb. 2.15.3
Beton, an den besondere Anforderungen gestellt werden, Benetzen der Schalung
sollte die Frischbetontemperatur auf maximal 25 °C be-
grenzt werden.
Betonpraxis 79
Vom Frischbeton zum Festbeton
Massnahmen zur Kontrolle der Betontemperatur Betonieren bei warmer Witterung verlangt gute
Die Temperatur T eines Frischbetons kann mit Planung und Vorbereitung
folgender Formel näherungsweise abgeschätzt wer- • Die Anlieferung des Frischbetons muss so mit
den: seiner Verarbeitung koordiniert werden, dass er
zügig eingebaut werden kann.
Tb = 0,7 · Tg + 0,2 ·Tw + 0,1 · Tz • Für das Betonieren sind genügend Gerätschaften
und Personal einzuplanen, damit das Einbringen
Tb: Betontemperatur und das Verdichten des Frischbetons ohne Verzug
Tg: Gesteinskörnungstemperatur erfolgen können.
Tw: Wassertemperatur • Unterlage und Schalung dürfen dem Frischbeton
Tz: Zementtemperatur kein Wasser entziehen. Die Schalung ist deshalb
vor dem Einbringen des Betons zu benetzen (Abb.
Beispiel: Bekannt sind: 2.15.3). Übermässiges Wässern von Schalung und
Tg = 21 °C Untergrund ist zu vermeiden (keine Wasserlachen).
Tw = 15 °C • Sind die für ein erfolgreiches Betonieren bei hoher
Tz = 50 °C Temperatur erforderlichen Voraussetzungen aus
Gesucht ist die Betontemperatur Tb: irgendwelchen Gründen nicht gegeben, muss auf
Tb = 0,7 · 21 + 0,2 · 15 + 0,1 · 50 = 22,7 °C eine kühlere Tageszeit ausgewichen werden.
• Das Verwenden von Abbindeverzögerern kann die
Da die Zementtemperatur durch den Einbau von spe- Nachteile der rascheren Zementhydratation weit-
ziellen Kühlern in den Zementmahlanlagen auf 60 °C gehend beheben. Sie sind aber wenig wirksam
oder weniger reduziert wird, ist ihr Einfluss auf die gegen vorzeitiges Ansteifen des Betons, auch
Betontemperatur relativ gering. erfordert ihr Einsatz eine verlängerte Nachbe-
handlung. Wenn die Wirkung eines bestimmten
Massnahmen zum Senken der Betontemperatur Verzögerers auf einen Zement nicht schon von
• Anbringen einer Wärmeisolation am Kiessilo früheren Verwendungen her bekannt ist, muss
• Kühlen des Grobkieses durch Besprengen mit sie durch Vorversuche abgeklärt werden, um eine
Wasser 1)
zweckentsprechende Verzögererdosierung zu
• Kühlen des Zugabewassers mit Eis 1) ermöglichen.
• Kühlen der Betonmischung mit flüssigem Stick-
stoff.
1)
Die Zugabewassermenge ist entsprechend zu redu-
zieren.
80 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Abb. 2.15.4
Aufsprühen eines Nachbehandlungsmittels
unmittelbar nach dem Abziehen
des Betons
Betonpraxis 81
Vom Frischbeton zum Festbeton
2.16 Betonieren bei kalter Bei Betonoberflächen mit erhöhten Anforderungen wird
Witterung empfohlen, die Frischbetontemperatur auf + 10 °C zu
erhöhen. Sinkt die Betontemperatur unter den Gefrier-
Gefahren bei tiefer Temperatur punkt, kommt die Festigkeitsentwicklung praktisch zum
Abb. 2.16.1 zeigt, dass vor allem die Frühfestigkeit, etwas Stillstand. Gefriert Wasser im jungen Beton, kann das
weniger die Endfestigkeit (90 Tage), bei tieferer Beton- Betongefüge durch den dabei entstehenden Eisdruck
temperatur deutlich abfällt. Kühle Witterung erfordert gelockert oder gesprengt werden. Ein so geschädigter
deshalb zusätzliche Massnahmen bei der Herstellung Beton muss entfernt werden. Beton ist immer vor dem
und dem Einbau von Beton. Nach Norm SIA 262, Ziffer Gefrieren zu schützen, solange er eine Druckfestigkeit
6.4.5.5, darf ohne besondere Massnahmen die Tempe- von 5 N/mm2 noch nicht erreicht hat.
ratur des Betons beim Einbringen + 5 °C nicht unter-
schreiten. Abb. 2.16.2 zeigt in Abhängigkeit von Zementsorte, w/z-
Wert und Betontemperatur, wie viele Stunden der Beton
120
Druckfestigkeit [%]
2 7 28 90
• Anheben der Frischbetontemperatur durch gezielte
Zeit [Tage] Erwärmung des Zugabewassers und/oder Erwär-
C
+5 °
+5 °
+ 15
+ 15
0 10 20 30 40 50 Zeit
[Std.]
Abb. 2.16.2
Erforderliche Zeit zum Erreichen der Gefrier-
beständigkeit des Betons (Betondruckfestig-
keit ≥ 5 N/mm2) in Abhängigkeit vom w/z-
Wert bei verschiedenen Betontemperaturen
und Zementarten
82 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Abb. 2.16.4
Thermomatten schützen Betonmauern vor
übermässigem Wasserverlust und Abküh-
lung
Betonpraxis 83
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
84 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
Betonpraxis 85
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
2 7 3 3 4
8 1 9 1 2
a) b)
Abb. 3.2.2
Wahl der Betonieretappen bei einer Boden-
platte (Grundriss)
a) Ungünstige Lösung: erhöhtes Rissrisiko
b) Günstige Lösung: geringes Rissrisiko
2 2 5 4
1 1 3
Schwindgasse
2 4 3 h 2 3 4
1 1
a) b) < 2h
86 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
Abb. 3.2.5
Rissrisiko in Abhängigkeit der Schwindart
Setzung von Frischbeton mehr gewährleistet ist, wenn weder ein Belag noch eine
Die Frischbetonsetzung wird durch Sedimentation verur- Beschichtung vorgesehen sind. Durch die Frischbeton-
sacht. Die festen Bestandteile des Frischbetons, Zement setzung bilden sich zusätzlich zu den sichtbaren Rissen
und Gesteinskörnung, setzen sich dabei ab, gleichzeitig unterhalb der Bewehrung noch Luftsäcke, die die Verbund-
sondert sich das im Beton befindliche Wasser ab und wirkung zwischen Bewehrung und Beton reduzieren.
steigt an die Oberfläche. Diese Wasserabsonderung wird
auch als «Bluten» bezeichnet. Dieses Phänomen ist Grundsätzlich lassen sich Risse, die durch Setzungen ver-
typisch für dicke Bauteile und stellt sich ein, bevor der ursacht wurden, einfach erkennen, da sie ein orthogona-
Zement abbindet, d. h. direkt nach dem Einbringen und les Netz identisch zur oberen Bewehrungslage ausbilden
Verdichten des Betons. Im ungünstigsten Fall können (Abb. 3.2.9).
diese Setzungen bis zu 1% der Bauteildicke betragen. Da
junger Beton nur eine geringe Steifigkeit aufweist, kann
er entlang unbeweglicher Punkte zerreissen, z. B. bei
Vorsprüngen oder über Bewehrungsstäben, insbesondere
dann, wenn die Betonüberdeckung gering ist (Abb. 3.2.6).
Die Grösse der Rissöffnungen ist unterschiedlich und
kann mehrere Millimeter betragen. Im Bereich der Risse
ist die Bewehrung schutzlos aggressiven Umweltbedin- Abb. 3.2.6
Frischbetonsetzung mit Riss entlang der
gungen ausgesetzt, sodass ihre Dauerhaftigkeit nicht oberen Bewehrungslage
Betonpraxis 87
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
88 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
Frostwirkung diesen Zerstörungsprozess auslöst. Der ben Tag bis zu zehn Tagen) auftreten, die nach der Erwär-
Wasserverlust kann auch die vollständige Hydratation mungsphase – aufgrund der beim Abbinden freigesetz-
des Zements verhindern. Die Betonoberfläche weist dann ten Hydratationswärme – einsetzt (Abb. 3.2.12). Das
eine niedrige Festigkeit und eine hohe Porosität auf. Sol- thermische Schwinden und das daraus resultierende
cher Beton zeigt unter widrigen Umweltbedingungen ein Rissrisiko sind umso höher, je grösser die Unterschiede
unbefriedigendes Verhalten mit Wasserinfiltration, dem der Betontemperatur sind und je schneller diese ändert.
Herauslösen einzelner grosser Gesteinskörner, Absanden Massige Bauteile unterliegen einem erhöhten Risiko und
und Abplatzungen. bedingen besondere Verhütungsmassnahmen. Abb. 3.2.11
zeigt eine Momentaufnahme zur Zeit des höchsten Riss-
Chemisches Schwinden (Schrumpfen) risikos für die Wand (5 Tage nach dem Betonieren). Das
Die bei der chemischen Reaktion des Wassers mit dem Fundament wurde 7 Tage vor der Wand betoniert, die
Bindemittel auftretende Volumenverringerung wird als Spannungen klingen daher bereits ab.
chemisches Schwinden (Schrumpfen) bezeichnet. Che-
misch in den Kristallen der Hydratationsprodukte einge- Verhütungsmassnahmen
bundenes Wasser nimmt weniger Volumen ein als Die Rissbildung wegen abfliessender Hydratations-
«freies» Wasser. Die äusseren Abmessungen eines Beton- wärme kann wie folgt vermieden werden:
körpers werden dabei nur solange verändert, wie der • Verwenden von Zementen mit niedrigerer Hydra-
Beton plastisch verformbar ist. Nimmt der Verformungs- tationswärme und Festigkeitsklasse: Portland-
widerstand mit der beginnenden Erhärtungsreaktion zu, kompositzemente (CEM II) oder Hochofenzemen-
führt die Volumenverringerung infolge des chemischen te (CEM III, z. B. Modero 3B) oder ersetzen eines
Prozesses zu feinen Poren im Gefüge. Teils des CEM I durch langsam reagierende mine-
ralische Zusatzstoffe wie Steinkohlenflugasche
Schwinden wegen abfliessender Hydratationswärme (z. B. Hydrolent)
Risse infolge thermischen Schwindens können bei der • Möglichst spät ausschalen. Nicht zum Zeitpunkt
Abkühlung des Betons (ungefähr im Alter von einem hal- der höchsten Betontemperatur ausschalen, um
keinen thermischen Schock zu provozieren (die
Temperatur der Betonoberfläche erfährt beim
+2,75 N/mm2 Ausschalen eine abrupte Abkühlung)
0,50 m
Zug
• Betonieretappen geschickt wählen (Abb. 3.2.2 und
3.2.3)
• Verstärkte und zeitlich ausgedehnte Nachbehand-
lungsmassnahmen vorsehen (Thermomatten).
± 0 N/mm2
1,90 m
Betontemperatur
Rissrisiko
0,55 m
Druck
– 4,82 N/mm2 2,05 m
1 Tag 5 Tage 10 Tage
Betonpraxis 89
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
Abb. 3.2.13
Risse aufgrund von Trocknungsschwinden
90 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
Schwindmass [‰]
1,40
0,60 0,50
0,70
Wassergehalt in l/m3
1,20 w/z-Wert
250 0,40
1,00
225
0,80 Herkömmliche
Betone SCC
0,60 200
0,30
175
0,40
150
0,20
125
100
0,00
150 200 300 400 500 600 700
Zementgehalt [kg/m3]
Abb. 3.2.14
Einfluss des Zementgehalts, des Wasser-
gehalts und des Wasserzementwerts auf das
Endschwindmass (gemessen an Prismen der
Abmessungen 100 x 100 x 400 mm
bei einer relativen Luftfeuchte von 50%
ab dem fünften Tag)
Betonpraxis 91
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
92 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
Karbonatisierungstiefe [mm]
30
tisierungsgeschwindigkeit und damit die Karbonatisie-
rungstiefe. 25
Verhütungsmassnahmen 20
Alkalitätsreserve
Die Karbonatisierung ist aber auch vom Klinkergehalt
Theoretisch freies Ca(OH)2 bei
des Zements im Beton abhängig. Beton aus Portland- Portlandzement CEM I
zement hat wegen des hohen Calciumhydroxidgehalts
Theoretisch freies Ca(OH)2 bei 100 kg
[Ca(OH)2] im Zementstein einen entsprechenden Wider-
Portlandkalksteinzement CEM II/A-LL
stand gegen Karbonatisierung. In der Praxis wird bei
Betonen mit CEM II/A-LL- und CEM II/B-M-Zementen Theor. freies Ca(OH)2 bei Port- 85 kg
eine leicht höhere Karbonatisierung beobachtet, die zum landkompositzem. CEM II/B-M
Betonpraxis 93
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
94 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
Abb. 3.4.3
Betons (vgl. Abb. 3.3.5).
Kalkausblühungen an einer Betonmauer, die • Auftragen einer geeigneten Hydrophobierung/
einen Tag nach dem Ausschalen dem Regen
ausgesetzt wurde Versiegelung oder Beschichtung auf die Beton-
fläche.
• Periodisches Tropfen von Dachrinnen, abtropfen-
Ausblühungen durch Alkalisalze des Kondenswasser von Wasserleitungen oder
Mitunter werden Ausblühungen auch durch im Wasser von Blechen auf «junge» Betonbauteile ist unbe-
leicht lösliche Alkalisalze verursacht. Wegen ihrer guten dingt zu vermeiden.
Löslichkeit lassen sie sich durch Abbürsten mit Wasser
leicht entfernen, oder aber sie verschwinden nach einem
ausgiebigen Regen von selbst.
Betonpraxis 95
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
3.5 Angriff durch Frost und dien) ist die Folge des durch die genannten Stoffe oder
Taumittel Medien in den oberflächennahen Schichten des Betons
verursachten thermischen Schocks. Die Taumittel entzie-
Angriff durch Frost hen dem Beton die für das Aufschmelzen des Schnees
Die Schädigung des Betons durch periodisches Gefrieren oder Eises notwendige Wärme. Dies verursacht einen
und Tauen erfolgt vor allem durch die Umwandlung des besonders raschen Temperatursturz, der durch den glei-
Wassers in den Kapillarporen des Zementsteins und der chen Mechanismus wie bei der Frosteinwirkung Scher-
Gesteinskörnung zu Eis. Die Eisbildung (Kristallbildung) spannungen hervorruft, die zu Abplatzungen an der
ist mit einer rund neunprozentigen Volumenvergrösse- Betonoberfläche führen können. Allerdings ist die schädi-
rung verbunden. Diese, aber auch die dadurch bewirkte gende Einwirkung der Taumittel sehr viel intensiver als
Verdrängung des noch nicht gefrorenen Wassers im die blosse Frosteinwirkung.
Kapillarporensystem im Betoninnern bewirken das Auf-
treten hoher innerer Drücke und Spannungen. Über- Bewehrungskorrosion
schreiten diese die Betonfestigkeit, wird der Beton ge- Es ist unvermeidlich, dass die im Schmelzwasser gelösten
schädigt (Oberflächenbeschädigung). Es entsteht bei Chloride, die aus den in der Praxis aus Kostengründen
häufiger Wiederholung des Frost-Tau-Zyklus ein dichtes fast ausschliesslich verwendeten Tausalzen (Calcium-
Netz von Mikrorissen in den oberflächennahen Beton- oder Natriumchlorid [Kochsalz]) stammen, mehr oder
schichten, die zu einer erheblichen Festigkeitsminderung weniger tief in den Beton eindringen. Sie stellen eine
und schliesslich zu Abplatzungen an der Oberfläche und schwerwiegende Gefährdung der Bewehrung dar, weil
zum Zerbröckeln des Betons führen (Zerstörung des sie deren Zerstörung durch Lochfrasskorrosion bewirken
Betongefüges). können (Abb. 3.5.1). Will man die chloridbedingte
Bewehrungskorrosion vermeiden, muss man die teureren
Temperaturstürze im Beton unter den Gefrierpunkt sind chloridfreien Taumittel (z.B. Glykole, Harnstoff) verwen-
umso gefährlicher, je rascher und je häufiger sie erfolgen. den.
Allerdings müssen die Poren des Betons voll Wasser, d.h.
der Beton muss fast mit Wasser gesättigt sein, damit es Die Gefährdung des Betons durch Tausalze beschränkt
zu einer Schädigung des Betons kommt. Deshalb sind sich jedoch auf deren primäre Funktion als Taumittel
senkrechte Betonoberflächen, wie zum Beispiel Wände, während und unmittelbar nach dem Aufstreuen. Der
Stützen und Brüstungen, von Frostschäden weniger Beton selber wird von gelösten Chloriden, sofern sie ver-
betroffen. dünnt vorliegen (wie z. B. im tausalzbeladenen Schmelz-
wasser oder im von Fahrzeugrädern aufgewirbelten, tau-
Einwirkung von Taumittel salzbeladenen Sprühnebel) nicht angegriffen, wohl aber
Die Schädigung des Betons durch Taumittel (oder andere, die Bewehrung.
den Gefrierpunkt des Wassers senkende Stoffe oder Me-
Abb. 3.5.1
Lochfrasskorrosion
an Bewehrungs-
stahl
96 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
Betonzusammensetzung bei Frost- und Taumittelangriff In SN EN 206-1 sind die Anforderungen an den Beton
Die Wahl einer geeigneten Betonzusammensetzung entsprechend seiner Exposition festgelegt, siehe Abb.
kann Schäden durch Frost und Taumittel weitestgehend 3.5.2. Dabei wird unterschieden zwischen einem Angriff
vermeiden. Grundsätzlich gilt, dass mit zunehmender mit und ohne Taumittel. Davon ausgehend werden
Dichte des Betongefüges sich der Widerstand gegen das sowohl der maximale Wasserzementwert als auch der
Eindringen von Wasser oder Chloriden – und damit die Mindestzementgehalt festgelegt. Bei Angriff durch
Beständigkeit und Dauerhaftigkeit – erhöht. Eine niedrige Taumittel sind zusätzlich künstliche Luftporen einzufüh-
Kapillarität des Betons behindert die Wanderung des ren, deren Gehalt vom verwendeten Grösstkorn des
Wassers von aussen in den Beton und die Bildung von Eis Korngemischs abhängt, Abb. 3.5.3.
in den Kapillarporen.
Abb. 3.5.2
Anforderungen an den Beton bei Frost-
und Taumittelangriff
Betonpraxis 97
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
Wirkungsweise der Luftporen im Beton ger Zemente (Normo 4, Normo 5R) und das Absenken
Mithilfe von Zusatzmitteln (Luftporenbildner) werden des Wasserzementwerts kompensiert werden.
künstlich kleine, fein verteilte, kugelförmige, geschlosse-
ne Mikroluftporen in den Beton eingeführt, die im Beton Neben den Anforderungen an die Betonzusammenset-
eine bestimmte Grösse (Durchmesser ≤ 0,3 mm) und zung ist auf die Verwendung frostbeständiger Gesteins-
einen bestimmten maximalen Abstand zueinander körnungen zu achten. Grundsätzlich ist die Herstellung
(Abstandsfaktor AF ≤ 0,2 mm) aufweisen sollten, um und Verarbeitung von Luftporenbeton sehr anspruchsvoll
wirksam zu werden und die Widerstandsfähigkeit gegen und wird von vielen Faktoren beeinflusst:
Frost- und Taumittelangriff und somit die Dauerhaftig- • verwendete Betonausgangsstoffe (Zement, Gesteins-
keit zu erhöhen. Die positive Wirkung dieser eingeführ- körnung, puzzolanische Zusatzstoffe)
ten Luftporen ist vor allem darauf zurückzuführen, dass • Konsistenz des Betons
Abb. 3.5.4
Gerät zur Messung dem gefrierenden Wasser im Beton Expansionsplatz zur • Mischzeit und -intensität
des Luftgehalts von Verfügung gestellt wird. Des Weiteren wird das sonst • Temperatur
Frischbeton
(sogenannter durchgängige Kapillarsystem des Betons unterbrochen • Verdichtungsart und -dauer.
Luftporentopf)
und damit die Wasseraufnahme des Betons verringert.
Die Wirksamkeit dieser Massnahmen hängt wesentlich Deshalb sollte die Eignung eines Luftporenbetons in
vom Einhalten der Mindestluftgehalte und des Abstands- einer Erstprüfung nachgewiesen und im Laufe der Her-
faktors ab. stellung überprüft werden.
Neben der positiven Wirkung der Mikroluftporen kommt Prüfmethoden zur Bestimmung der Luftporen im Beton
es zu einem Festigkeitsabfall des Betons. Dieser ent- Der Luftporengehalt lässt sich sowohl am Frischbeton als
spricht etwa folgender Beziehung: auch am Festbeton überprüfen. Wegen seiner einfachen
Handhabung wird am häufigsten der Luftporentopf
+ 1% Luftporengehalt (Druckausgleichsverfahren) benutzt (Abb. 3.5.4). Das Be-
➝ Reduktion der Druckfestigkeit fc um bis zu 5 N/mm2 stimmen der Porenkennwerte (Luftporengehalt, Durch-
messer, Abstandsfaktor) am Festbeton erfolgt über eine
Dieser Einfluss kann durch entsprechende betontechno- mikroskopische Bildanalyse (Abb. 3.5.5 und 3.5.6). Dazu
logische Massnahmen wie die Verwendung hochwerti- werden aus Festbetonproben Anschliffe hergestellt.
98 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
Abb. 3.6.2
Tübbings – Bautei-
le, die oft in sulfat-
haltiger Umgebung
Sulfatschaden eingebaut werden
ursprüngliche Länge
Abb. 3.6.1
Volumenvergrösserung (Treiben) eines in
stark sulfathaltiger Lösung gelagerten
Zementmörtelprismas
Betonpraxis 99
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
Säureangriff
Abb. 3.7.2
Von Säure angegriffenes Zementmörtel-
prisma (rechte Prismenhälfte)
Abb. 3.7.1
Oberflächenangriff in einem Klärbecken
100 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
● keine Schädigung
◆ direkter Angriff
■ Korrosion als Folge der oberflächlichen Zerstörung des Betons oder seiner bis zur Bewehrung vorgedrungenen
Karbonatisierung
Abb. 3.7.3
Wirkung verschiedener chemischer Stoffe
auf Beton
Betonpraxis 101
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
Bauwerk
• Lage und Orientierung
• Art der Konstruktion
Betonzusammensetzung • Bauteilgeometrie und -dicke
• Zement
• Gesteinskörnung AAR
• Zusatzstoff
Umgebung
• Zusatzmittel
• Feuchtigkeit
• w/z-Wert
• Temperatur
• Frost- und chemischer Angriff
• Externe Alkalienzufuhr
Abb. 3.8.1
Einflussgrössen auf die schädigende AAR
102 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
Betonpraxis 103
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
104 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
Abb. 3.9.1
Schutzmassnahmen für besondere Fälle Freigelegte Beton-
bewehrung nach
Beton bietet einen ausgezeichneten Schutz gegen
dem Abplatzen des
Feuer und hohe Temperaturen. Falls notwendig, kann Betons, verursacht
durch ein Schaden-
man diesen durch die Reduktion der Betonporosität feuer. Die Tragfä-
(d.h. vor allem durch die Reduktion des w/z-Werts) higkeit der Beton-
konstruktion ist
und durch eine erhöhte Bewehrungsüberdeckung nicht beeinträchtigt
Eindringtiefe der
usw.) anstelle der nicht völlig feuerbeständigen kritischen Tempera-
tur (300 °C) in
karbonatischen (Kalkstein, Dolomit) oder quarz- 5 Beton bei einer
haltigen (Sandstein, Quarzit) Körnungen Beheizung
mit 1000 °C
• Zusatz eines keramischen Stabilisators (z.B. 4
Ziegelmehl)
• Zugabe von 1 bis 2 kg/m3 Kunststofffasern (z.B.
3
Polypropylenfasern). Das Schmelzen der Fasern
ab rund 170 °C führt zu einer Volumenreduktion,
2
wodurch ein Teil des Wasserdampfdrucks abge-
baut werden kann und sich massive Abplatzun-
1
gen des Betons verhindern lassen.
1 2 Heizzeit [h]
ca. 1000 °C
Betonpraxis 105
Literaturhinweise, Normen, Richtlinien und Empfehlungen
Neville;
Concrete: Neville’s Insights and Issues; Thomas
Telford; 2006
Peck;
Baustoff Beton: Planung – Ausführung – Beispiele;
Institut für internationale Architekturdokumentation;
2005
Produkt-Informationen;
Holcim (Schweiz) AG; Zürich 2004/2005
106 Betonpraxis
Literaturhinweise, Normen, Richtlinien und Empfehlungen
SN EN 1008:2002: Zugabewasser für Beton – Festlegun- Empfehlung SIA 162/6: Stahlfaserbeton (1999)
gen für die Probenahme, Prüfung und Beurteilung der
Eignung von Wasser, einschliesslich bei der Betonher- Norm SIA 262: Betonbau (2003)
stellung anfallendem Wasser, als Zugabewasser für
Beton Merkblatt SIA 2030: Recyclingbeton (in Vorbereitung)
Betonpraxis 107
Literaturhinweise, Normen, Richtlinien und Empfehlungen
DIN-Normen
DIN 18218:2008: Frischbetondruck auf lotrechte
Schalungen
108 Betonpraxis
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