Baugrund Und Fundament - Ein Ratgeber Von RWE Power
Baugrund Und Fundament - Ein Ratgeber Von RWE Power
Baugrund Und Fundament - Ein Ratgeber Von RWE Power
Inhalt
Ihr Weg zum eigenen Heim wird heutzutage fachlich Nur zu oft wird nicht bedacht, dass der Baugrund
gut unterstützt. Durch vielfältige Informationen – das gesamte Gewicht eines Hauses, welches immer-
von der Finanzierung bis hin zum letzten Baupro- hin bei einem gemauerten Einfamilienhaus bei über
dukt – können nicht nur Fachleute, sondern auch Sie 200 Tonnen (ca. 2.000 kN) liegt, aufnehmen muss.
selbst eine gute Vorplanung gewährleisten. Zudem
geben detaillierte Produktinformationen und Verar- Treten schädliche Bauwerkssetzungen auf, lassen
beitungshinweise den handwerklich Begabten die sich die Ursachen dafür im nachhinein nur mit erheb
Möglichkeit, eine Bauausführung guter Qualität in lichem Aufwand feststellen und beseitigen. In der
Eigenleistung durchzuführen. Regel wird ausschlaggebend sein, ob die vorgege-
bene Eigenart des Baugrundes genügend berück-
Die für die Erstellung Ihres Eigenheims erforderlichen sichtigt worden ist. Ausnahmen bilden im rheinischen
Informationen sind meistens kostenfrei zu erhalten, Braunkohlenrevier unter bestimmten Voraussetzun
zum Beispiel von Banken oder Bausparkassen, Ener- gen mögliche aktive bergbauliche Einwirkungen auf
gieversorgungsunternehmen, Baumaterialfirmen ein Bauwerk. Das durch ungleiche Setzungen hervor-
oder auch Baumärkten. Das Informationsangebot ist gerufene typische Schadensbild stellt sich in beiden
überaus vielfältig und deckt deshalb die gängigsten Fällen gleich ein, lässt aber nicht ohne Weiteres
Fragen ab. Zu vermissen sind jedoch Informationen Rückschlüsse auf die Setzungsursache zu.
zur Gründung, wozu u. a. auch die Beschaffenheit
des Baugrundes gehört. Um die Informationen in dieser Hinsicht zu erwei-
tern und damit Schadensfälle vermeiden zu helfen,
Diese Informationslücke ist erklärlich, da der Bau- werden hier in Form eines kleinen Ratgebers Hin
grund nicht gewerblich produziert wird, sondern weise von Sachverständigen zur fachgerechten Grün
von der Natur vorgegeben ist. Andererseits ist dies dung Ihres Eigenheims gegeben. Denn mit einem
bedauerlich, weil gerade Fehler bei der Gründung den Baugrundeigenschaften angepassten soliden
schwerwiegend und kaum rückgängig zu machen Fundament kann auch bei ungünstigem Baugrund
sind. Die Qualität Ihres Eigenheimes wird dadurch eine gut tragfähige Gründung geschaffen werden.
dauerhaft beeinträchtigt. Deshalb sind Informatio
nen über die Bodenbeschaffenheit und eine daran
angepasste Gründung ein wichtiges Kriterium, wel- Mit freundlicher Empfehlung
ches bei der Planung und Konstruktion des Eigen-
heimes zwingend berücksichtigt werden sollte. Ihre RWE Power
4 Einführung
Einführung
Verständlicherweise fehlt den meisten Bauherren > Baugrund und Bauwerk bilden immer eine kon
der Einblick in das Zusammenspiel von Bauwerk, struktive Einheit.
Gründung und anstehendem Baugrund. Unterlaufen
bei der Einschätzung dieser Zusammenhänge Fehler, Eine weitere Schwierigkeit bei der Gründungsplanung
können die Schäden hinterher kaum noch mit nach- liegt in der unterschiedlichen Beanspruchbarkeit der
haltigem Erfolg beseitigt werden. Risse in Wänden künstlichen Baustoffe des Bauwerkes und des Funda-
oder eine Schiefstellung des gesamten Gebäudes, mentes selbst sowie dem Baugrund. Beim Baugrund
die die Nutzung stören oder beeinträchtigen, bis hin handelt es sich ja um einen natürlich entstandenen
zu Schäden an der Konstruktion, die den Bestand Baustoff, der erheblich geringere Festigkeiten als das
gefährden können, verleiden die Freude am Bauwerk. Bauwerk besitzt und sich einer verbessernden Beein-
flussung, bis auf wenige Ausnahmen, entzieht.
Dies ist zu vermeiden, wenn man allen Überlegungen
und Planungen folgende Einsichten voranstellt: Es bleibt selten eine andere Wahl, als die Gründung
> Alle Bauwerkslasten müssen über die Gründung und die aufgehende Konstruktion den Gegebenhei
in den Baugrund eingeleitet werden (statisches ten, also dem angetroffenen Boden, anzupassen.
Gleichgewicht). Dafür muss man über den Boden etwas mehr wissen.
Es genügt nicht, ihn nur an der Geländeoberfläche
>B
öden können bei sonst gleicher äußerer zu begutachten, sondern es müssen alle darunter
Erscheinungsform wegen ihres natürlichen liegenden Bodenschichten so weit in die Untersu-
Ursprungs und der geologischen Vergangenheit chung einbezogen werden, wie sie an der Aufnahme
stark voneinander abweichende Eigenschaf der Bauwerkslasten beteiligt sind. Die Einflusstiefen
ten besitzen. Sie sind unterschiedlich tragfähig, sind, je nach Wahl der Gründungskonstruktion,
was bei einer oberflächlichen Betrachtung beträchtlich.
nicht ohne Weiteres erkennbar ist.
Setzung
gering
gross
festerer Boden
weicherer Boden
Einführung 5
Erdgeschoss Erdgeschoss
Keller
Keller
falsch richtig
Besonderer Beachtung bedürfen auch die Baugruben In einem kurzen Abriss wird in diesem Ratgeber auf
sohle und die Fundamentsohlen, die durch die Bau- die wesentliche Fehler vermeidenden Punkte hinge
arbeiten und Witterungseinwirkungen beeinflusst wiesen. Diese Hinweise müssten genügen, Bauherren
werden, bevor betoniert wird. Die kurz nach dem und Berater so weit zu sensibilisieren, dass sie auf
Aushub planebenen und festen Sohlen können auf- eine qualitätsvolle Gründung achten – und sich der
gewühlt oder durch Regen vernässt und verschlammt Hilfe eines Baugrundgutachters bedienen –, um
und dadurch weich und uneben werden, wodurch es Schäden und Ärger zu vermeiden.
später zu unterschiedlichen Setzungen an Gebäuden
kommen kann. Als weitere von vielzähligen, nicht Zu erkennen ist jetzt schon:
vom Baugrund abhängigen Mängeln sollen hier noch > Erkenntnisse über die Bodenverhältnisse bilden
zu große Aushubhöhen oder an falscher Stelle die Grundlage für eine Gründung guter Qualität.
ausgehobene Fundamentgräben erwähnt werden. > Alle Einzelheiten im Zusammenhang mit der
Solche Fehlstellen werden verfüllt, dabei jedoch häufig Gründung müssen vorher sorgfältig überdacht
nicht ausreichend verdichtet. und geplant werden.
> Hinterher, wenn das Bauwerk bereits errichtet
Hauptsächliche Ursachen von Gründungsschäden ist, besteht kaum noch eine Chance, den Zustand
sind: mit angemessenem finanziellem Aufwand zu
> unzureichende Berücksichtigung des Baugrund ändern.
aufbaus und seiner Eigenschaften
> Konstruktions- und Planungsmängel
> Ausführungsmängel
6 Bodenarten und ihre Eigenschaften
Baugrund –
was ist das?
Baugrund
Baugrundeignung
verschiedener Böden
Böden kommen in zahlreichen Formen vor. Entspre- fähigkeit festzustellen sein. Das Wasser durchsickert
chend vielfältig sind deren Eigenschaften. Die Trag- die großen Poren. Die relativ großen Körner liegen
fähigkeit ist eine für jegliche Bebauung entscheidende stabil und verschieben sich nicht, wenn sie genügend
Eigenschaft der Böden. Sie ist bei bindigen und dicht gelagert sind.
nichtbindigen Böden von verschiedenen Einflus-
sgrößen abhängig. Bei nichtbindigen Böden ist die Lagerungsdichte
für die Belastbarkeit von entscheidender Bedeu
Wer hat es nicht schon selbst erlebt, dass nach einem tung.
längeren Regen auf einem sonst gut begehbaren,
lehmigen Feldweg der Fuß einsank und bei jedem Da für den Bauherrn von Interesse ist, ob und wie
Schritt wegglitt. Offenbar hatte die Belastbarkeit des sich die auf seinem Grundstück anstehenden Böden
bindigen Bodens durch die Wasserzufuhr abgenom- als Baugrund eignen, enthalten die hier aufgeführten
men. Tatsächlich füllen sich die feinen Poren schnell Beschreibungen der im rheinischen Braunkohlenre-
mit Wasser, umgeben die feinen Körner mit einem vier häufigsten Bodenarten auch eine Einschätzung
Wasserfilm, der die Kornreibung vermindert und die der jeweiligen Baugrundeignung.
Verschiebung der Körner gegeneinander erleichtert.
Insbesondere in den so genannten Fluss- oder
Bei bindigen Böden ist der Wassergehalt für die Bachauegebieten (in der hiesigen Region sind
Belastbarkeit bedeutsam. dies zum Beispiel die Erft-, Niers- oder Rurniede
rung) stehen von Natur aus Böden an, die als
Ganz anders verhält sich ein mit Grobsand, Feinkies Baugrund nur bedingt oder gar nicht geeignet
oder Schotter abgedeckter Weg. Hier wird auch nach sind und eine sehr sorgfältige Gründungsplanung
einem heftigen Regen keine Veränderung der Trag- erfordern.
8 Bodenarten und ihre Eigenschaften
Die in den Überschriften in Klammern nachgestellten Großbuchstaben sind die Kurzbezeichnungen der
Bodenarten nach DIN 4022. Liegen Mischformen vor, wird die Reihenfolge ihrer Anteile in Kleinbuchstaben,
durch Beistriche (Kommata) abgetrennt, davorgesetzt (zum Beispiel tonig, sandiger Schluff = t, s, U).
• nichtbindiger bzw. grob • hohe mechanische Kornfestigkeit • häufig in tieferen Lagen ab gut bis sehr gut
körniger Boden 4 m und mehr
• gut belastbar
• Korndurchmesser Kies: • drücken sich unmittelbar nach • selten oberflächennah und
2,0 mm bis 63,0 mm Lastaufbringung zusammen deshalb auch selten direkter
Baugrund
• Korndurchmesser Sand: • lassen sich gut nachverdichten
0,06 mm bis 2,0 mm
• lassen sich gut entwässern
• Kornform: Kanten abge-
schliffen, eckig oder rund
Schluff (U)
Art Eigenschaften Vorkommen Baugrundeignung
• bindiger bzw. feinkörniger • winzige enge Poren, deshalb was- • sehr selten in reiner Form, gut bis mäßig
Boden serhaltend und feucht häufig in Mischformen
• Korndurchmesser: • lässt sich zusammenklumpen und
0,002 mm bis 0,06 mm formen
• Kornform: wie Sand, • weicht bei Wasserzutritt auf
nur feiner
• mittelmäßig belastbar, häufig
jedoch für ein Eigenheim noch
ausreichend
• kann sich nach Lastaufbringung
über eine längere Zeit zusammen-
drücken
• lässt sich schwer entwässern
• wie Schluff, nur • wie Schluff • in der Eiszeit vom Wind in der Regel gut
gleichmäßige Körnung verfrachteter Boden, der
• zusätzlich: durch Kalkanteil ist der in großen Mulden, zum
• Korndurchmesser: Boden verkittet und relativ gut
Beispiel der Kölner Bucht,
0,01 bis 0,05 mm tragfähig
abgelagert wurde, zum Teil
• hoher Kalkgehalt große Mächtigkeiten
Bodenarten und ihre Eigenschaften 9
• bindiger feinkörniger • wie Schluff • am häufigsten verbreite gut bis mäßig
Boden, vermischt mit grob- ter Boden im rheinischen
körnigem Sand und feinsten Braunkohlenrevier
Schichtmineralien des Tons
• oberflächennah, bis zu 5 m
• Korndurchmesser: und mehr anstehend
0 bis 2,0 mm
• deshalb auch häufigster
Baugrund
* Zwar nicht immer zutreffend, doch als Faustregel für den Nichtfachmann sollte gelten: Je dunkler ein Boden, umso mehr ist dessen Baugrundeignung
in Frage zu stellen.
Ton (T)
Art Eigenschaften Vorkommen Baugrundeignung
• bindiger bzw. sehr • meist hellere Farbe • selten in reiner Form mäßig bis
feinkörniger Boden bedingt
• winzige enge Poren • in Oberflächennähe meist brauchbar
• Korndurchmesser: • stark wasserhaltend nur als Mischform (Lehm)
< 0,002 mm
• große Kapillarhöhe • in tieferen Lagen als Trenn-
• Kornform: plättchen- • wasserundurchlässig
schichten der gespannten
bis nadelförmig Grundwasserhorizonte
• stärker zusammendrückbar, jedoch
mit langsamem Ablauf
• lässt sich kaum verdichten
• sehr wasserempfindlich, weicht
auf, quillt auf
Torf (H)
Art Eigenschaften Vorkommen Baugrundeignung
Wichtige DIN-Normen
Baugrund/Böden
Wie allgemein bekannt, sind Abmessungen, Werkstoff DIN EN 1997-1, Eurocode 7 in Verbindung mit
güten und die Berechnungsmethoden zur Vereinheitli DIN 1054 - Ergänzende Reglungen -
chung genormt. So sind auch die Baustoffe für den Unterscheidung von Böden nach Belastbarkeit
Eigenheimbau weitgehend solcher Normung unterworfen, (mechanisches Verhalten unter Baulast) und Unter-
um die Gütekontrolle zu erleichtern. Weniger – und meist teilung der Böden nach zwei Bodenarten:
nur den Fachleuten – bekannt ist, dass man auch den • nichtbindige Böden
„natürlichen Baustoff Boden“ in Normen geordnet und • bindige Böden
in seiner Eigenschaft beschrieben hat. Hervorzuheben
sind die nachstehenden Normen und Vorschriften: Diese Unterscheidung gibt die auf den ersten Blick
erkennbaren Erscheinungsformen dieser Bodenarten
DIN 18196 wieder. Die nichtbindigen Böden, zum Beispiel Kies/
Klassifizierung von Böden für bautechnische Zwecke Sand, zerfallen/zerrieseln beim Anfassen, während
(Verwendbarkeit als Baustoff) und Einteilung in drei die bindigen Böden, zum Beispiel lehmiger Boden,
Bodengruppen. Entscheidend ist der Anteil von zusammenklumpen und je nach Wassergehalt mit
Bodenkörnern mit einem Durchmesser kleiner als der Hand geformt werden können.
0,06 Millimeter:
• grobkörnige Böden Weiterhin nennt die DIN ebenfalls organische
Durchmesser: < 0,06 Millimeter Böden wie Torf oder mineralische Böden mit
Kornanteil: < 5 % organischen Beimengungen, insbesondere
• gemischtkörnige Böden pflanzlicher Herkunft, als besondere Bodenarten,
Durchmesser: < 0,06 Millimeter die nicht als Regelfälle zu betrachten sind, sondern
Kornanteil: 5–40 % einer besonderen Betrachtung bedürfen. Im
• feinkörnige Böden Zusammenhang mit der vorgenannten DIN 18196
Durchmesser: < 0,06 Millimeter sind solche Böden als Baugrund nicht geeignet.
Kornanteil: > 40 %
DIN 18300
Unterscheidung nach Boden und Felsklassen für
die Ausschreibung von Erdarbeiten in
• f ünf Bodenklassen und
• zwei Felsklassen.
DIN 4020
Geotechnische Untersuchung für bautechnische
Zwecke (Baugrunderkundung).
DIN 4023
Baugrund- und Wasserbohrungen; zeichnerische
Darstellung der Ergebnisse.
Die über die Gründung in den Boden eingeleiteten Lasten Lasteinleitung in den Baugrund
müssen vom Baugrund aufgenommen werden. Die dadurch Alle im Bauwerk entstehenden Lasten müssen zur
hervorgerufenen Bodenreaktionen haben ihrerseits wieder Erhaltung des statischen Gleichgewichts von den
Auswirkungen auf das Bauwerk. So ist eine gegenseitige Gründungskörpern in den Baugrund eingeleitet werden.
Beeinflussung von Bauwerk und Baugrund gegeben. Unmittelbar unter der Fundamentfläche tritt dadurch
die größte Beanspruchung, die Sohlpressung, auf.
Sie ist, grob vereinfacht, dreieckförmig verteilt mit
dem Größtwert in der Fundamentmitte. Da die Ver-
teilungsfläche mit der Tiefe zunimmt, muss die Last je
Flächeneinheit, die so genannte Spannung, ihrer
Größe nach abnehmen.
Keller
Fundament
°
45
Spannung
Baugrund
Bauwerk und baugrund beeinflussen sich gegenseitig 13
überdeckende
Bodenschicht spätere
Gründungs- Gründungs-
sohle sohle
späterer Baugrund
Baugrund
Ursachen schädlicher
Setzungen
Natürliche Baugrundprobleme
fester Boden S1 S2
S1 größer S2 kleiner
weicher Boden
fester Boden
Ursachen schädlicher Setzungen 17
S S
gross
S
mittel
S
klein
S humoser Boden
Kies/Sand
Torflinse Torf
fester Boden
Baugrundprobleme
durch Eingriff von auSSen
Verfüllungen/Auffüllungen
An der Geländeoberfläche, meist gar nicht wahrnehm
bar, befinden sich manchmal im Untergrund Gräben,
Gruben, Bombentrichter u. ä., die in der Regel mit all
dem, was man nicht mehr brauchen konnte – ein-
schließlich Hausmüll und Bauschutt – aufgefüllt worden S
sind. Vielfach wurden sie, weil niemand an eine spätere
Nutzung dachte, ohne jede Verdichtung einfach ver-
kippt. verfüllter Boden
verfüllter Boden
gewachsener Boden
Ursachen schädlicher Setzungen 19
alte Fundamente
vorher nachher
Mergelstollen
20 Ursachen schädlicher Setzungen
Fehler in der
Gründungskonstruktion
Nicht frostfreie Fundamente Beim Auftauen des Eises hingegen weicht der was-
Die in der DIN 1054 aus der Erfahrung heraus festge serempfindliche Boden auf und verliert dadurch
haltene Forderung nach einer frostfreien Gründungs erh eblich an Tragfähigkeit. Häufig geht sie völlig
tiefe, das heißt dem Abstand der Gründungssohle zu verloren. Daraus folgen Setzungen in einem Ausmaß,
der dem Frost ausgesetzten Geländeoberfläche, hat welches die Gebäudekonstruktion in den seltensten
gute Gründe. Bei Unterschreitung der allgemeinen Fällen schadenfrei aufnehmen kann. Es kommt zu
Mindesttiefe von 80 Zentimetern muss bei einem frost- Setzrissen.
gefährdeten Baugrund mit Schäden gerechnet werden.
Zu dichte Anordnung der Fundamente
Benachbarte Fundamente sollten mindestens einen
lichten Abstand von mehr als zwei Fundamentbreiten
haben, die größere Breite ist maßgebend, damit sich
die Sohlpressungen nicht in einer Tiefe überlagern,
in der sie noch zusätzliche Setzungen hervorrufen
S können. Anderenfalls bilden sich anstelle der ange
strebten einheitlichen Setzungen unter allen Funda-
menten in Gebäudemitte stärkere Setzungen, also
nicht frostfrei
eine Mulde. Je nach Größe der Setzungsunterschiede
können daraus Rissschäden im Gebäude auftreten.
Anbauten
Es muss immer damit gerechnet werden, dass bei der
Errichtung eines Anbaus an ein bestehendes Bauwerk
konsequente
oder der Ausfüllung einer Baulücke Bewegungen Trennung
zwischen dem alten und dem neuen Bauteil eintreten.
Zu schwache Überbrückung von tief gegründeten Dieser Boden wird sich infolgedessen, im Gegensatz
Einzelfundamenten zu den Bereichen mit den Pfeilern beziehungsweise
Steht in der erforderlichen Gründungstiefe eine nicht Blöcken, stärker setzen. Die Wandbereiche zwischen
ausreichend tragfähige Bodenschicht an, muss die den Pfeilern werden nachgeben und reißen.
Gründung in einer tiefer liegenden, ausreichend trag
fähigen Schicht erfolgen. Ist der ungeeignete Boden nicht nur weich, sondern
auch noch humos durchsetzt (Aueboden), kann sich
Um die Kosten zu begrenzen, werden die Fundamente dieser auch ohne Last aus den Wänden setzen.
meist nicht durchgehend, sondern punktförmig in
Pfeilerform vertieft. Wenn der Boden nicht vollständig im Grundwasser
liegt, zum Beispiel durch natürliche Grundwasser
standsschwankungen, verrotten die humosen Be
standteile. Der Boden verliert an Volumen, wodurch
die Wände hohlfallen und sich durchsenken.
Zu schwache Kellerböden
S
Wie zuvor schon angesprochen, gehört zur ordnungs
gemäßen Ausbildung einer solchen Tiefgründung
die besondere Ausbildung der Kellersohle als bewehrte
Bodenplatte.
Humoser Schluff
bzw. Torf
Wird diese Kellersohle nicht als tragendes Element
Kiessand
mit in die Gründungskonstruktion einbezogen (wie eine
Geschossdecke), sondern wie bei normalen Gründun-
Diese Blöcke oder Pfeiler sollten unter den Wandkreu gen nur auf den ungeeigneten Baugrund aufgelegt,
zungen angeordnet werden und durch einen bewehr kann sich diese insbesondere bei humosen Böden
ten Balkenrost, in Verbindung mit einer bewehrten ebenfalls durchsenken.
Kellersohle, untereinander verbunden werden. Die
Blöcke oder Pfeiler sind so zu bemessen, dass sie die
gesamte Bauwerkslast in den Baugrund einleiten
können. Anderenfalls erhält der nicht als Baugrund
geeignete Boden Last aus den Wänden.
eingebrochene
Kellerböden
S S
humoser Schluff
bzw. Torf
Kiessand
Wie können Setzungsschäden vermieden werden? 23
Die Bohrungen müssen meist nur mit leichtem Bohr RKS DPL
gerät fünf bis acht Meter tief geführt werden. Aus + 0.00 0.00 10 20 30 40 50 60 70 N20
0,60
einzelnen Bodenschichten werden Proben entnommen, MU
1,00
die im Labor untersucht werden. Zusätzlich wird mit
A (S, g)
1,60
einer in den Boden gerammten Stabsonde der Ein-
2,00
geplante
dringungswiderstand gemessen. Dazu zählt man die 2,60 U Gründungssohle
Rammschläge pro zehn oder 20 Zentimeter Eindrin-
3,00
gung.
3,40
H
erforderliche kritischer
4,00
Gründungssohle Bereich
4,30
5,40 5,00
S
6,00 5,20
Planstraße
Die Anzahl der Untersuchungsstellen zur Erkundung
des Baugrundes ist vom jeweiligen Einzelfall abhängig
RKS2 RKS4 und kann deshalb nicht generell festgelegt werden.
Fundamentplatte
Ist als Baugrund eine gleichmäßig humos durchsetzte
Auelehmschicht ohne Torfeinlagerungen und von
gleichmäßiger, aber größerer Dicke anzutreffen, so
kann der Baugrundgutachter in Abstimmung mit dem
Statiker eine Gründung mit besonderen baulichen
Maßnahmen auf der Auelehmschicht empfehlen. Eine
Gründung mit unbewehrten Streifenfundamenten
reicht in diesen Fällen nicht mehr aus.
Um den Aufwand zu reduzieren, kann bei einem ge Weiterhin sollte für eine Aussteifung des Gebäudes
mauerten Keller mäßigen ungleichen Setzungen nur durch Stahlbetondecken oder, wenn Fertigteildecken
mit einer bewehrten Fundamentplatte unter dem verlegt werden, durch Ringbalken und ausreichend
gesamten Gebäude begegnet werden. Die Platte ist viele Längs- und Querwände gesorgt werden.
gleichzeitig Kellerboden und wird nach dem Verlegen
der Grundleitungen in einem Arbeitsgang und mit Insgesamt bleibt zu bedenken, dass trotz aller Maß-
seitlichem Überstand über die Grundrissfläche beto- nahmen eine leichte Gebäudeschiefstellung nicht
niert. Damit ist auch ein anschließendes sauberes auszuschließen ist. Die Risikoabwägung obliegt da
Arbeiten auf der Platte und das Lagern von Baustoffen bei dem Baugrundgutachter.
möglich. Die Dicke der Stahlbetonplatte wird vom > Mächtiger, gering humoser Schluff.
Statiker entsprechend den Angaben des Baugrund- > Platte statisch berechnet, ausreichend dick und
sachverständigen für die jeweiligen Bodenkenngrößen bewehrt.
der weichen Schicht festgelegt. Grundsätzlich wird > Sauberkeitsschicht unter Platte erforderlich.
sie sich in ihrer Dicke und Bewehrungsführung von > Wirtschaftlich, aber Gebäudeschiefstellung
einer Geschossdecke unterscheiden. möglich.
> Nur in Abstimmung zwischen Baugrundgutachter
Die Stahlbetonplatte sollte auch auf einer zuvor her und Statiker.
gestellten Sauberkeitsschicht bewehrt und betoniert
werden.
26 Wie können Setzungsschäden vermieden werden?
Humoser Schluff
bzw. Torf 45° Kiespolster h ≤ 1,5 m 45°
Schluff
Kiessand
Das bedeutet aber, dass die Wände entweder auf In jedem Fall sind die einschlägigen Sicherheitsvor-
einem die Gründungselemente überspannenden schriften zu beachten.
Stahlbetonbalkenrost oder auf einer entsprechend > einfaches statisches Konzept
bemessenen durchgehenden Stahlbetonplatte stehen > wirtschaftlich durch Geräteeinsatz
müssen.
28 Wie können Setzungsschäden vermieden werden?
Einheitliches Gründungsniveau
Anbauten/Nebengebäude
Bei nicht unterkellerten Nebengebäuden, wie zum Bei
spiel Garagen oder Abstellräumen und auch späteren
Anbauten, die sämtlich an das unterkellerte Haus an
schließen, ist in der Regel auch auf das Prinzip des ein
heitlichen Gründungsniveaus zu achten, es sei denn, der
Baugrund ist in jeder Tiefenlage gleich gut tragfähig.
Terrassen
Ist geplant, auch eine hochwertige Terrasse anzulegen,
die eventuell später sogar mit einem Wintergarten
überbaut werden soll, sollte deren Platte nicht in
einfacher, auf dem Boden aufliegender Form ausge-
führt werden. Zu bedenken ist die nachsackende
Baugrubenverfüllung, in deren Bereich die Terrassen-
platte bei schwacher Ausbildung auch nachsacken
würde. Deshalb ist es immer ratsam, die Terrassen-
platte als freitragende Stahlbetonplatte mit zwei
festen Auflagerseiten auszubilden.
Auf der freien Seite der Terrasse sind bei einem gu
ten Baugrund nur ein frostfreies Streifenfundament
oder Blöcke erforderlich. Stehen aber als Baugrund
ungeeignete Böden, wie zum Beispiel Auelehm an,
sollte die Gründung dieser Terrassenseite durch diese
Böden hindurch bis auf Tiefe der Hausgründung reichen,
damit ein einheitliches Gründungsniveau geschaffen ist.
Verschiedenes
Eingangstreppen Grundleitungen
Bei einer höheren und deshalb längeren und schwe Bei einem Haus mit einer Tiefgründung ist auch der
reren Eingangstreppe allerdings kann eine feste, Kellerboden beziehungsweise bei einem nichtunter-
ausk ragende Verbindung mit dem Haus bauphysi- kellerten Haus der Erdgeschossboden wie eine Decke
kalische Probleme aufwerfen. Zwar könnte die Keller- freitragend auszubilden. Unter diese Stahlbetonplatte
decke, statisch ausreichend bewehrt, nach außen zu verlegende Rohrleitungen sollten fest mit dieser
durchlaufend und auskragend konstruiert werden, Platte verbunden werden.
mit dem nach der Podestlänge abknickenden Lauf
für die Stufen; nachteilig dabei sind jedoch der Wär Wird keine feste Verbindung, sondern eine Verlegung
meverlust und temperaturabhängige Längenände- zum Beispiel in einem humosen Schluff bzw. Torf aus
rungen des Treppenbetons, die sich schädlich auf geführt, der aufgrund seiner organischen Bestandteile
die anderen Bauteile des Hauses auswirken können. an Volumen verlieren und sich dadurch auch ohne
Belastung setzen kann, folgen die Leitungen den Set-
Deshalb sollten bei auskragenden Konstruktionen zungen. Abrisse von den in der freitragenden Boden-
zumindest mittlerweile im Handel erhältliche, sta- platte eingesetzten Bodeneinläufen oder anderweitigen
tisch wirksame Verbindungselemente zwischen der Leitungsanschlüssen und bereichsweise Mulden in den
Geschossdecke und dem außenliegenden Bauteil Leitungen wären die Folge. Abflussbehinderungen
verwendet werden, die mit einer den Wärmedurch- und Verstopfungen würden um so mehr Probleme
gang stark reduzierenden Dämmschicht versehen aufwerfen, weil an diese Leitungen sehr schwer her-
sind. anzukommen ist.
Bei größeren Stufen- oder Eingangsanlagen sollte Von daher bietet es sich ohne viel Zeit- und Kosten-
jedoch die Gründung wie in dem Kapitel Einheit- aufwand an, die Leitungen entweder mit einem rost
liches Gründungsniveau, zum Beispiel für Terrassen freien beziehungsweise unverrottbaren Material
empfohlen, ausgeführt werden. an die freitragende Bodenplatte anzuhängen oder
– noch einfacher – einzubetonieren.
Falls erforderlich, mit einer streifenförmigen Platten-
verdickung, die dem Verlauf der Leitung folgt.
34 Schlussbemerkung
Schlussbemerkung
Die Qualität eines Bauwerkes wird nicht nur durch den Knapper werdende Baulandresourcen und die zuneh
sichtbaren, oberhalb der Erdoberfläche liegenden mende Urbanisierung des ländlichen Raumes füh-
Gebäudeteil bestimmt, sondern maßgeblich auch von ren dazu, dass auch Gebiete mit problematischem
der im Erdreich verborgenen Gründungskonstruktion. Baugrund einer Bebauung zugeführt werden. Bei
Dabei kommt es nicht darauf an, möglichst viel sorgfältiger Beachtung der vorhandenen Grundstücks
Beton oder Bewehrungsstähle in die Fundamente gegebenheiten, der anerkannten Regeln der Bau-
einzubringen; wichtig ist, eine den Baugrundver technik und solider Planung und Ausführung des Bau-
hältnissen angepasste Gründung zu wählen. vorhabens wird ein Gebäude auch auf ungünstigem
Baugrund schadensfrei bleiben.
Dies kann allerdings nur gelingen, wenn der Baugrund
in Aufbau, Beschaffenheit und Eignung richtig ein- Auf die oftmals zu wenig beachteten Baugrundrisiken
geschätzt und dies bei der Gründungsplanung auch aufmerksam zu machen und konkrete Lösungswege
entsprechend berücksichtigt wird. aufzuzeigen, ist Anliegen dieses Ratgebers. Denn
nur ein rundum gut informierter Bauherr kann die
Die in diesem Ratgeber dargestellten unterschied- richtigen Entscheidungen für ein in jeder Hinsicht
lichen Bodenarten und die exemplarisch aufgezeigten solide gebautes Haus treffen.
Schadensmöglichkeiten durch Fehleinschätzung des
Baugrundes oder unzureichend angepasste Grün
dungskonstruktionen machen deutlich, wie wichtig
eine fundierte fachliche Beratung des Bauherrn ist.
impressum 35
Impressum Legende
Herausgeber:
RWE Power AG Mutterboden
Stüttgenweg 2
50935 Köln Auffüllung
Kontakt: Schluff
Tel: 0800 8822820
Mail: [email protected] Humoser Schluff
Redaktion: Torf
Dipl.-Ing. Wilhelm Heinrichs
Überarbeitete Fassung: Sand
Dipl.-Ing. Jürgen Ober
Dipl.-Ing. Franz-Josef Huppertz, Kies/Sand
Dipl.-Ing. Ulrich Wilden
Kies
Fachliche Beratung
Dipl.-Ing. Helmut Jung Ton
Prof. Dipl.-Ing. R. Rübener
Lastpfeile
Setzungspfeile
Kraftpfeile
Gebäude/Mauerwerk
Fundament
Essen • Köln
www.rwe.com
RWE Power AG
Stand: März 2016 • Gestaltung: Spohr’s Büro für Kommunikation GmbH, Köln • 6780