Baustatik - Gründung
Baustatik - Gründung
Baustatik - Gründung
030.1 BAUGRUND
Die Grndung eines Bauwerkes ist seine Verbindung mit dem Baugrund, der bis auf
einige Ausnahmen nicht so hoch beansprucht werden kann wie die Materialien der
lastabtragenden Bauteile. Um eine Weiterleitung von vertikalen und horizontalen
Krften in den Boden zu ermglichen, sind Grndungskonstruktionen erforderlich, die
die auftretenden Krfte ber eine grere Flche verteilen oder in tiefere Schichten
ableiten. Die Grndungsart eines Bauwerkes ist von verschiedenen Einflssen
abhngig, und es ist die Aufgabe der Bauingenieure, jene Grndungsart zu whlen,
die bei vertretbarem Kostenaufwand und ausreichender Sicherheit diese Einflsse
bestmglich erfllen kann. Entscheidend fr die richtige Wahl sind:
dynamische Einwirkungen.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Grundbau und anderen Disziplinen des
Bauwesens wie zum Beispiel dem Stahlbau besteht darin, dass die Eigenschaften
des Bodens in weiten Grenzen schwanken knnen. In der Geotechnik stellt der
Boden eine gegebene Tatsache dar, und seine Eigenschaften sind zunchst zu
untersuchen. Eine Verbesserung ungnstiger Bodeneigenschaften ist nur bis zu
gewissen Grenzen mglich. Ergnzend zu dieser Problematik handelt es sich beim
Boden um eine sehr groe Masse, whrend Bodenuntersuchungen nur in beschrnktem Umfang durchfhrbar sind, d.h. es ist von nur wenigen Untersuchungen (Stichproben) auf groe Bodenbereiche zu schlieen. berdies zeigt sich unter Umstnden
beim Baugrubenaushub ein ganz anderes Bild, als aus den Bodenuntersuchungen
und Probebohrungen gewonnen wurde.
Der Geotechnik obliegt die Erkundung der Bodeneigenschaften und die Voraussage
der Interaktion zwischen Boden und Bauwerk, so dass die Folgen eines knstlichen
Eingriffes vorauszusehen sind. Die Aufgabe des Grundbaues liegt darin, jene Teile
des Bauwerkes, die mit dem Baugrund in Wechselwirkung treten, in richtiger und
wirtschaftlicher Weise zu planen und spter auszufhren.
Abbildung 030.1-01: Grndung allgemein [13]
Baugrund
Jener Teil des Bauwerkes, der das eigentliche Grundbauwerk darstellt, ist das
Fundament, die Fundierung oder Grndung. Eine strenge Trennungslinie zwischen
dem Unterbau und dem berbau, d.h. eine getrennte Planung der beiden Teile ohne
Koordinierung, fhrt zu Fehlern und ist daher unbedingt zu vermeiden. Die Steifigkeiten von Bauwerk und Untergrund beeinflussen einander und mssen deshalb immer
gemeinsam betrachtet werden.
Die Konstruktionen von Bauwerken knnen grundstzlich statisch bestimmt oder
unbestimmt ausgefhrt sein, die Bodenverhltnisse bestimmen jedoch die sinnvolle
Systemwahl. Sind groe Setzungsunterschiede innerhalb des Bauwerks zu erwarten,
sollten statisch unbestimmte Konstruktionen vermieden werden. So sind zum Beispiel
statisch unbestimmte Durchlauftrger dann nicht ausfhrbar, wenn verschieden
starke Setzungen unter den Auflagern auftreten. Ein Gleiches gilt fr Rahmenkonstruktionen mit eingespannten Stielen, wo sich aus konstruktiver Sicht die Frage der
erforderlichen und auch mglichen Einspannung stellt, da sich das Fundament als
Ganzes verdrehen knnte, so dass dann nur eine teilweise Einspannung auftritt.
Gute und ausreichende Bodenaufschlsse sind daher wichtig, doch wird gegen
diesen Grundsatz sehr oft verstoen. So ist die Detailplanung eines Bauwerkes oft
schon fertig, aber die Fundierung dem vorhandenen Boden noch nicht entsprechend
angepasst grere Schden am Bauwerk sind dadurch vorprogrammiert. Da der
Baugrund die Lasten des Bauwerkes aufzunehmen hat, kann er auch als letztes Glied
der lastabtragenden Bauteile angesehen werden und ist daher noch ein Bestandteil
des Tragwerkes. Wird die gewhlte Grndung den Anforderungen nicht gerecht und
der Untergrund spannungsmig berfordert, knnen groe Verformungen, groe
Setzungen und/oder eine unzulssige Schiefstellung und daraus resultierend Bauwerksschden entstehen.
Der Fall von Schiefstellungen tritt zwar seltener ein, kann aber bei sehr steifen
Bauwerken, z.B. bei Silos, auftreten, wenn diese auf weichen, ungleichmigen
Bodenschichten fundiert sind. Setzungen knnen von Schnheitsfehlern bis zu einer
Standsicherheitsgefhrdung des Bauwerkes reichen. Bei Hochbauten werden ungleichmige Setzungen meistens nur Schnheitsfehler in Form von Setzungsrissen
bedeuten, dieselben Risse verhindern aber fr Wasserbehlter die geforderte Nutzung, da die Undichtheit des Behlters die Unbrauchbarkeit zur Folge hat (keine
Gebrauchstauglichkeit gegeben). Der Zeit-Setzungs-Verlauf hngt von der Bodenart
ab. Die Setzungen knnen dabei pltzlich (z.B. Lsackung), relativ rasch (bei
nichtbindigen Bden) oder ber Jahre und Jahrzehnte (Konsolidierung bindiger
Bden) auftreten.
Im weiteren Sinn werden unter Grundbauwerken nicht nur massive Bauteile, sondern
auch Erdkrper, also Dmme und Einschnitte, verstanden. Diese sollen standfest
sein. Es tritt hier eine Reihe von Gefhrdungen auf, vor allem Rutschungen.
Bei einem Bauwerk sind aus der Sicht der Bodenmechanik bzw. des Grundbaus
folgende Sicherheiten nachzuweisen:
Baugrund
Sicherheit
Sicherheit
Sicherheit
Sicherheit
etc.
gegen
gegen
gegen
gegen
Aber auch in den Baugesetzen ist bereits die Forderung einer gesicherten Grndung
von Bauwerken durch unterschiedlichste Bestimmungen verankert. Auszugsweise
sind nachfolgend einige Passagen aus Baugesetzen angefhrt:
98 Fundierung und Abdichtung (Bauordnung fr WIEN) [29]
(1) Die tragenden Bestandteile aller Bauten sind auf tragfhigem Grund unter Bercksichtigung der Einwirkungen des Frostes derart zu fundieren, dass der Untergrund nur in den
Bodenverhltnissen entsprechendem Mae in Anspruch genommen wird und die Belastung
auf die Fundamente derart verteilt wird, dass ungleichmige Senkungen (Setzungen) nicht
oder nur in einem die Standsicherheit nicht beeintrchtigenden Ausma auftreten knnen.
(2) Die Fundamente und Kellerwnde sind aus Baustoffen, die auer der erforderlichen
Festigkeit auch eine dauernde Widerstandsfhigkeit gegen schdliche Einflsse des Untergrundes und von Wasser gewhrleisten, herzustellen; die Verwendung von Holz (Piloten oder
Rosten) ist jedenfalls verboten. Von der Forderung der dauernden Widerstandsfhigkeit ist
bei ebenerdigen Gebuden vorbergehenden Bestandes, bei Nebengebuden und bei
ebenerdigen Gebuden im Grnland Abstand zu nehmen.
3 Festigkeit und Standsicherheit (Bauverordnung fr BURGENLAND) [33]
(1) Tragende Bauteile sind auf tragfhigem, natrlich gewachsenem oder knstlich befestigtem Boden und in frostfreier Tiefe zu grnden. Der Boden unter allen Teilen der Fundierungen
darf nur so weit belastet werden, dass der Bau unabhngig von anderen Bauten standfest ist.
5 Fundierung (Bautechnikgesetz fr SALZBURG) [30]
(1) Bauten und sonstige bauliche Anlagen sind so zu grnden, dass ihre Standsicherheit
durch die Beschaffenheit des Baugrundes, durch dessen voraussehbare Vernderung, durch
Frosteinwirkung und durch Grundwasser nicht beeintrchtigt wird.
(2) Fundamente sind grundstzlich in Beton oder solchen Baustoffen auszufhren, die keiner
die Standsicherheit gefhrdenden Verwitterung oder Zersetzung unterliegen. Holzpiloten als
Fundamente sind nur zulssig, wenn nach den besonderen Bodenverhltnissen und Schutzmanahmen auch die im Hinblick auf den Verwendungszweck des Baues oder der sonstigen
baulichen Anlage erforderliche Widerstandsfhigkeit gegen Verwitterung und Zersetzung
gewhrleistet ist.
(3) Durch die Grndung darf die Standsicherheit eines anderen Baues oder anderer
baulicher Anlagen nicht gefhrdet und die Tragfhigkeit des Baugrundes der Nachbargrundstcke nicht nachteilig beeinflusst werden.
11 Standsicherheit (Hessische Bauordnung) [34]
(1) Jede bauliche Anlage muss, auch unter Bercksichtigung der Baugrund- und Grundwasserverhltnisse, im Ganzen, in ihren einzelnen Teilen und fr sich allein standsicher sein. Die
Standsicherheit anderer baulicher Anlagen und die Tragfhigkeit des Baugrunds des Nachbargrundstcks drfen nicht gefhrdet werden.
(2) Die Verwendung gemeinsamer Bauteile fr mehrere bauliche Anlagen ist zulssig, wenn
ffentlich-rechtlich und technisch gesichert ist, dass die gemeinsamen Bauteile beim Abbruch
einer der baulichen Anlagen stehen bleiben knnen.
Art. 13 Standsicherheit (Bayerische Bauordnung) [31]
Jede bauliche Anlage muss im Ganzen, in ihren einzelnen Teilen und fr sich allein
standsicher sein. Die Standsicherheit muss auch whrend der Errichtung und bei der
nderung und dem Abbruch gewhrleistet sein. Die Standsicherheit anderer baulicher
Anlagen und die Tragfhigkeit des Baugrunds des Nachbargrundstcks drfen nicht gefhrdet werden.
Baugrund
Die Grundlage fr die Beurteilung des Baugrundes in Bezug auf Material, Homogenitt, Rohdichte, Feuchte, Kohsion und Tragfhigkeit bilden unter anderem geologische Karten, Aufschlsse von Nachbarbauwerken und Bodenuntersuchungen wie
Schrfe, Sondierungen und Bohrungen. Erst nachdem die Bodenart, die Lagerungsdichte und die Mchtigkeit der einzelnen Schichten beurteilt sind sowie die Lage des
hchsten Grundwasserspiegels ermittelt ist, knnen Art und Form der Grndung,
eventuell erforderliche Begleitmanahmen und Manahmen zur Baugrubenherstellung und -sicherung festgelegt werden. Bei der Untersuchung des Grundwassers ist
nicht nur auf die Hhe des hchsten Grundwasserstandes zu achten, sondern auch
auf die Qualitt des Wasser im Hinblick auf aggressive Bestandteile, die eine
Verwendung von Spezialzementen und eine hhere Betondeckung erfordern.
Untergruppen
Beispiele
gewachsene Boden
nichtbindige Bden
bindige Bden
organische Bden
Fels
geschttete Bden
unverdichtete Schttungen
verdichtete Schttungen
Bezeichnung
Typische Lsegerte
Oberboden
(Mutterboden, Humus, Zwischenboden)
Stichschaufel, Spaten
Schlammschaufel, Schpfgef
Wurfschaufel
Stichschaufel, Spaten
sprengen
BINDIGER BODEN
FLOCKEN
WABEN
Baugrund
tung merklich und ber einen groen Zeitraum, was auf das langsame Ausdrcken
des Porenwassers zurckzufhren ist.
Die Frostsicherheit einer Grndung hngt in erster Linie von der Grndungstiefe unter
Niveau ab. In sterreich kann die durchschnittliche Frosttiefe, die von der Dauer und
Intensitt der Frostperiode sowie der Art und Zusammensetzung des Bodens abhngig ist, in der Regel mit 0,80 bis 1,20 m angenommen werden. Ein derzeitiger Entwurf
zur NORM EN 1991-1-5 enthlt Bodentemperaturen in Abhngigkeit von der Tiefe,
aus denen zuknftig auch die Frosttiefe ermittelbar wird. Nichtbindige Bden werden
im Hinblick auf ihre Frostgefhrdung nach ihrem Feinanteil beurteilt. Nach Casagrande gilt ein Boden als Frostsicher, wenn bei einer Ungleichfrmigkeitszahl U > 15
der Anteil an Krnern < 0,02 mm nicht mehr als 3% und bei U < 5 nicht mehr als 10%
betrgt (Zwischenwerte sind linear zu interpolieren).
In der Bodenmechanik wird zwischen den beiden groen Gruppen der festen
Gesteine und der vernderlich festen Gesteine unterschieden. Feste Gesteine sind
zumindest fr bautechnische Begriffe fest. Der Zeitraum ihrer Zersetzung ist im
Vergleich zur Lebensdauer eines Gebudes sehr gro. Eine strenge Trennung von
Fels und Boden ist aber nicht immer mglich. Meistens ist ein allmhlicher bergang
von Fels in Schutt und Boden festzustellen.
Unter vernderlich festen Gesteinen versteht man vor allem Gesteine, die Ton
enthalten. Wenn man diese Gesteine freilegt, zerfallen sie durch die Witterung in
relativ kurzer Zeit (Stunden oder auch Tage, es gibt dafr keine feste Regel, ihre
Zersetzungszeit kann nur nach Erfahrungswerten abgeschtzt werden). Ihre Festigkeit kann zwar im ungestrten Zustand sehr hoch sein, trotzdem werden sie an der
Luft und unter Wassereinfluss zu nicht tragfhigen Bden. Es ist dies eine sehr
unangenehme Erscheinung, vor allem dann, wenn vom Bauwerk her auf den Boden
horizontale Krfte zu bertragen sind. Es kann dann zur Bildung einer Schmierschicht
kommen, lngs der das Bauwerk oder die Bodenmasse (z.B. ein Damm) sich
abschiebt. Bei der Zersetzung solcher Schichten kann es auch zu Volumenvergrerungen kommen, man nennt diese Erscheinung druckhaftes Gestein.
Auer der Einteilung in feste und vernderlich feste Gesteine sind noch die Begriffe
Schichtung (Ausrichtung der Mineralteile des Gesteins durch Druck) und Klftung
(berwindung der Gesteinsfestigkeit durch mechanische Krfte) zu unterscheiden.
Speziell bei Klftungen kann es vorkommen, dass die Kluftfllungen weich sind und
eine geringe Scherfestigkeit besetzen, d.h. es bildet sich eine Schmierschicht, deren
geringe Festigkeit dann magebend wird. Es ist auch eine Auflsung der Gesteine im
Wasser mglich Salz, Gips, Phosphate lsen sich im Wasser, und es kommt zu
Hohlraumbildungen. Die entstehenden Lsungen knnen aggressiv sein und auch
Beton angreifen. Es sollte daher die Untersuchung des Wassers im Boden ein Teil der
Voruntersuchungen sein.
Die Fundierung mancher Bauwerke ist nur auf gesundem Fels mglich z.B.
Staumauern und hier vor allem Bogenmauern. Der Fall, dass Fels bereits in sehr
geringer Tiefe angetroffen wird, ist sehr selten. Der Normalfall ist, dass der Fels mit
Lockergestein und darber mit Lockerboden berdeckt ist.
Eine weitere Einteilung der Bden besteht in der Gliederung in Bden organischen
Ursprungs und Mineralbden. Bden organischen Ursprungs sind unterhalb von
Grndungen unbrauchbar. Sie enthalten organische Bestandteile, z.B. Grser, Schilf,
Holz, die in Humus und Moorbden umgewandelt werden. Feuchtes Moor kann oft
nicht einmal betreten werden. Eine Grndung auf solchen Bden fhrt zum Einsinken
des Bauwerkes oder zumindest zu sehr groen Setzungen.
Mineralbden sind grundbautechnisch der Normalfall, sie werden in die Untergruppen
nichtbindige (kohsionslos), schwach bindige und gut (stark) bindige Bden (kohrent) unterteilt. Anders als bei der Unterteilung hinsichtlich der Herkunft der Bden ist
hier die Haftung der Einzelkrner untereinander das Unterscheidungsmerkmal. Die
Mineralbden bestehen aus Einzelkrnern, die entweder nicht aneinander haften
(nicht bindend oder kohsionslos) oder die Krner haften aneinander (bindig oder
kohrent). Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Korngre. Whrend bei den
nichtbindigen Bden die einzelnen Krner mit freiem Auge sichtbar sind, ist dies bei
den bindigen Bden nicht immer der Fall. Nach der Korngre lsst sich bei den
nichtbindigen Bden unterscheiden in:
Schluff: Korngren 0,0020,063 mm, Krner nicht mehr mit freiem Auge
sichtbar, nur mehr im Mikroskop. Wenn man reinen Schluff an der Luft
trocknet, so haften die Krner aneinander, dieser Boden ist zwischen den
Fingern leicht zerdrckbar, also ist die Haftung zwischen den Krnern sehr
gering. Mineralisch gesehen handelt es sich bei Schluff um Quarze, Silikate,
Kalke und Glimmer.
Ton: Bei Korngren < 0,002 mm spricht man von Ton, und zwar von Rohoder Kolloidton mit Korngren von 0,00020,002 mm. Mineralisch gesehen
handelt es sich um die Tonminerale Montmorillonit, Illit und Kaolinit. Diese
Tonminerale besitzen ein Flchengitter (Schichtgitterstruktur), dazwischen
sind Wassermolekle eingelagert. Die Teilchen sind schuppig, plattig, teilweise auch stngelig. Diese Eigenschaften machen die Eigenart des Tones aus.
Je nach dem Anteil an Kolloidton im Schluff ergibt sich bei 25% Kolloidton
mageren Ton (rauer Eindruck) und bei 2550% Kolloidton fetten Ton (schmierig). Beim Austrocknen wird der Ton sehr hart. Dabei kommt es zu einer
starken Volumenabnahme. Dies fhrt zur Bildung von Schwindrissen, man
spricht vom Schwinden des Tones. Die Schwindrisse deuten auf groe innere
Spannungen hin. Wenn man den ausgetrockneten Ton ins Wasser wirft,
zerfllt er binnen kurzem zu Schlamm. Kommt der Ton mit Wasser in
Berhrung, so nimmt er Wasser auf, es kommt zum Quellen des Tones.
Lehm ist in der Regel gelb-braun gefrbt und je nach seinem Kolloidtonanteil
stark oder schwach bindig. Anteil an Sand 3060%.
Baugrund
Schotter: Gemisch aus Kies und Sand, bei hohem Sandanteil als sandiger
Schotter bezeichnet.
im Raum von Wien der Wiener Tegel: ein stark schluffiger Ton (magerer Ton,
darin hufig Sandschichten, so genannte Lassen); die Farbe ist meistens
grau oder blaugrau.
in der Steiermark der Opok: ein hnlicher Boden wie Schlier. Es gibt fr diese
Bezeichnung keine fixen Grenzen, es kann auch ein weicher Ton als Opok
bezeichnet werden, im Wesentlichen versteht man aber unter Opok oder
Schlier etwas Festes, das gesteinsartig ist.
in Bayern: Der Schlies ein sehr sandiger Ton, oder der Flinz ist tonreicher
Mergel.
Bezeichnung
Blcke
63 200
Steine
2,0 63
Kies
0,063 2,0
0,002 0,063
< 0,002
Sand
Schluff
Ton
Die Grenze zwischen Sand und Schluff ist nicht absolut. In anderen Lndern bzw. in
deren Normen und in der Literatur findet man andere Grenzwerte, es handelt sich
dabei um reine bereinkommen. Wesentlich ist jedoch die bodentechnische Bedeutung.
1
2
3
4
5
6
Auf der Abszisse wird der Korndurchmesser in logarithmischem Mastab aufgetragen, auf der Ordinate der Korndurchgang in Gewichtsprozent linear aufgetragen. Die
Bestimmung der Kornverteilung erfolgt zum Teil durch Absieben mit verschiedenen
Sieben. Dieses Verfahren ist aber nur bis zu einer gewissen Maschenweite mglich.
Die kleineren Fraktionen werden mit einer Schlmmanalyse bestimmt. Je steiler die
Kurve verluft, desto gleichfrmiger ist der Boden. Wenn die Kurve sehr flach verluft,
bedeutet dies, dass verschiedene Korngren diesen Boden aufbauen. Ein dafr
kennzeichnender Parameter ist die Ungleichfrmigkeitszahl (z.B. Dnensand als
gleichfrmiger Boden mit U = 1,5 bis 5 bis zu Flusskiesen als ungleichfrmigen Boden
mit U < 100).
(030.1-01)
U
d
Ungleichfrmigkeitszahl
Durchmesser
[]
[mm]
10
Baugrund
Die Zustandsformen der Bden knnen mit einfachen Versuchen von breiig bis fest
definiert werden.
BREIIG ist ein Boden, der beim Pressen in der Faust zwischen den Fingern
hindurchquillt.
WEICH ist ein Boden, der sich leicht kneten lsst.
STEIF ist ein Boden, der sich schwer kneten, aber in der Hand zu 3 mm dicken
Rllchen ausrollen lsst, ohne zu reien oder zu zerbrckeln.
HALBFEST ist ein Boden, der beim Versuch, ihn zu 3 mm dicken Rllchen
auszurollen, zwar brckelt und reit, aber noch feucht genug ist, um ihn
erneut zu einem Klumpen formen zu knnen.
FEST oder HART ist ein Boden, der ausgetrocknet ist und dann meist hell
aussieht. Er lsst sich nicht mehr kneten, sondern nur brechen. Ein nochmaliges Zusammenballen der Einzelteile ist nicht mehr mglich.
11
Gruppen
Kies
grobkrnige
Bden
Sand
Kies-SchluffGemische
gemischtkrnige
Bden
Kies-TonGemische
Sand-SchluffGemische
Sand-TonGemische
Schluff
feinkrnige
Bden
Ton
organogene und
Bden mit
organischen
Beimengungen
nicht brennoder
schwelbar
Kurzzeichen
Beispiele
enggestufte Kiese
GE
Hangschutt,
Schwemmschutt
weitgestufte Kies-SandGemische
GW
Flusskies,
Flussschotter
intermittierend gestufte
Kies-Sand-Gemische
GI
enggestufte Sande
SE
weitgestufte Sand-KiesGemische
SW
Flusssand, Standsand
intermittierend gestufte
Sand-Kies-Gemische
SI
Grus
5 bis 15 Masseanteile
in % 0,06 mm
GU
5 bis 40 Masseanteile
in % 0,06 mm
GU
Lehmiger Hangschutt,
Grundmorne,
Pechschotter,
Murenschutt
5 bis 15 Masseanteile
in % 0,06 mm
GT
5 bis 40 Masseanteile
in % 0,06 mm
GT
5 bis 15 Masseanteile
in % 0,06 mm
SU
5 bis 40 Masseanteile
in % 0,06 mm
SU
5 bis 15 Masseanteile
in % 0,06 mm
ST
5 bis 40 Masseanteile
in % 0,06 mm
ST
gering plastische
Schluffe
UL
L, Aulehm,
Stauseeschluff
mittelplastische Schluffe
UM
Staublehm, Tegel,
Schlier
TL
Seeton, Bnderton
mittelplastische Tone
TM
Schieferton, Mylonit
ausgeprgt plastische
Tone
TA
Fetter Ton,
Schieferton
OU
Seekreide,
Mutterboden
OT
Schlick
OH
Mutterboden
OK
Kalktuff, Kieselgur
HN
zersetzte Torfe
HZ
Grundmorne
organische
Bden
brenn- oder
schwelbar
Auffllungen
[]
aus Fremdstoffen
Faulschlamme
Aulehm,
Gehngelehm,
Grundmorne,
Bnderschluffe, Flinz
Gehngelehm,
Grundmorne, Flinz
Torfboden
F
Mll, Bauschutt
12
Baugrund
Q
A
Spannung
Belastung
Flche
[kN/m2]
[kN]
[m2]
[N/m2]
[N]
[cm2]
[N/mm2]
[N]
[mm2]
[MN/m2]
[MN]
[m2]
In der Bodenmechanik rechnet man in der Regel mit [kN/m2] bzw. [MN/m2].
030.1.2.1 EIGENGEWICHTSSPANNUNGEN
Unter der Bercksichtigung der Bodenart und des Grundwasserspiegels sowie der
Tiefe ergibt sich eine Eigengewichtsspannung im Boden.
(030.1-03)
z
Q
A
z
[kN/m2]
[kN]
[m2]
[m]
[kN/m3]
13
Spannungen im Boden
[kN/m2]
[kN/m2]
[kN/m2]
[kN/m2]
[m]
[kN/m3]
[kN/m3]
[kN/m3]
Bei der Ermittlung der Bodenkennwerte sowie der Spannungen im Boden ist immer
zu bercksichtigen, dass es sich bei einem Boden um einen aus drei Einzelstoffen
(Dreiphasenstoff-Modell) zusammengesetzten Stoff handelt. Die Anteile Luft und
Wasser fllen den Porenraum.
Abbildung 030.1-07: Boden als Dreiphasenstoff Definitionen [15]
14
Baugrund
Die Lsung des Problems der Erfassung der Bodenspannungen zufolge uerer
Belastungen erfolgte mittels berlegungen, die auf der Theorie des elastischen,
isotropen Halbraumes aufbauen. Es wurde vorausgesetzt, dass die Gltigkeit des
Hookschen Gesetzes (= linearer Zusammenhang zwischen Spannungen und Dehnungen bzw. Vorhandensein eines elastischen Bereiches) gegeben ist und die
Elastizittseigenschaften in allen Punkten des Halbraumes und in allen Richtungen
gleich sind. Da jedoch der Baugrund nicht isotrop ist, sondern einem schwer zu
definierenden Stoffgesetz folgt, beruhen diese theoretischen berlegungen auf mit
der Wirklichkeit nicht bereinstimmenden, sondern nur beschreibenden Annahmen.
(030.1-05)
Spannung
Elastizittsmodul
Dehnung
[kN/m2]
[kN/m2]
[m/m2]
Unter der Annahme des elastisch isotropen Halbraumes wurden Diagramme entwickelt, die den Zusammenhang zwischen der Spannungsgre und dem Ort im
Boden angeben. Die Diagramme von Steinbrenner [18] fr die Spannungen unter
dem Eckpunkt einer Rechteckslast und von Fadum [18] fr Linienlasten sind die
wesentlichsten fr die praktische Anwendung.
Abbildung 030.1-09: Bodenspannungen Rechteckslast nach Steinbrenner [18]
z/b
[]
i
[]
z
[kN/m]
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
0,0
0,4
0,8
1,2
1,6
2,0
2,4
2,8
3,2
3,6
4,0
0,250
0,243
0,215
0,191
0,151
0,122
0,056
0,078
0,067
0,057
0,046
25,0
24,3
21,5
19,1
15,1
12,2
9,6
7,8
6,7
5,7
4,6
15
Spannungen im Boden
Abbildung 030.1-10: Bodenspannungen Linienlast nach Fadum [18]
y = 25 m;
x = 2,00 m
x /z
[]
y/z
[]
I2
[]
p/z
[kN]
z
[kN/m2]
2,000
1,000
0,670
0,500
0,400
0,333
0,285
0,250
0,222
0,200
0,182
25,000
12,500
8,330
6,250
5,000
4,170
3,570
3,125
2,780
2,500
2,270
0,000
0,014
0,080
0,150
0,204
0,237
0,258
0,272
0,280
0,288
0,291
0,293
300,00
150,00
100,00
750,00
60,00
50,00
42,85
37,50
33,30
30,00
27,27
0,00
4,20
12,00
15,00
15,30
14,20
12,90
11,65
10,50
9,59
8,73
7,99
16
Baugrund
030.1.3 SETZUNGEN
Setzungen treten immer auf, da jeder Boden durch die Belastung des Bauwerkes
mehr oder weniger zusammengedrckt wird. Die Konstruktion eines Gebudes und
seiner Fundamente muss gewhrleisten, dass diese Setzungen annhernd gleichmig verlaufen und von einer Grenordnung sind, die Schden am Bauwerk und
an Nachbarobjekten ausschlieen.
Bauschadensuntersuchungen zeigen, dass die meisten Grndungsschden im Hochbau auf unzureichende Bodenerkundung bzw. Fehleinschtzung des tatschlichen
Trag- und Setzungsverhaltens zurckzufhren sind. Das Nichterkennen oder Nichtbeachten ungnstiger Bodenschichtungen, gegenseitiger Einflussnahme benachbarter Bauwerke oder von Setzungsdifferenzen durch Grndung in unterschiedlichen
Bodenarten verursacht im Schadensfall ungleich mehr Kosten als eine vorausgegangene Bodenerkundung.
Setzungen knnen bereits im Zuge des Bauablaufes oder aber besonders bei
bindigen Bden allmhlich im Lauf von Jahren oder Jahrzehnten eintreten. Es sollte
das Ziel sein, immer gleichmige Setzungen im Gebude zu erhalten, die allerdings
bei einer entsprechenden Grenordnung ab mehreren Zentimetern bis Dezimetern
zu Sonderkonstruktionen bei der Durchfhrung von Entsorgungs- und Versorgungsleitungen sowie Zu- und Abgngen fhren.
Abbildung 030.1-11: Ursachen fr Rissbildungen (schematisch)
1.
2. 4.
5.
6.
7.
8.
9.
GEBUDELNGE ZU GROSS
UNTERSCHIEDLICHE BODENVERHLTNISSE
DRUCKBERLAGERUNG DURCH NACHBARBAUWERKE
UNTERSCHIEDLICHE GEBUDEGEWICHTE BEI UNGLEICHEN GRNDUNGSTIEFEN,
SETZUNGSMULDE
GRUNDWASSERABSENKUNG ODER AUSTROCKNUNG BEI BINDIGEN BDEN
BELASTUNG DURCH NACHTRGLICHE AUFLASTEN
UNGLEICHE MCHTIGKEIT SETZUNGSEMPFINDLICHER BDEN
Setzungen
17
Unter Setzung wird im Allgemeinen die vertikale Bewegung eines Gebudes oder
eines Gebudeteils verstanden. Setzen sich alle Punkte eines Gebudes in gleichen
Grenordnungen, so spricht man von einer gleichmigen Setzung, die nicht mit
Rissbildungen oder einer Neigung des Gebudes verbunden ist, jedoch mit einer
nderung der Hhenlage des Objektes. Sind die Setzungen der einzelnen Gebudeteile (Fundamente) unterschiedlich, ergeben sich ungleichmige Setzungen, die je
nach Grad und Art der Setzungsunterschiede zu Rissbildungen bzw. Schiefstellungen
fhren und die Standsicherheit des Gebudes beeintrchtigen knnen. Die grundbautechnischen Einflsse fr die Grenordnung einer Setzung sind:
Sind die Setzungen ungleichmig, treten als Folge der Verformung Zwangskrfte
auf, welche die Konstruktion zustzlich beanspruchen. Geringe unterschiedliche
18
Baugrund
Setzungen werden allgemein von den Gebuden ohne Schaden aufgenommen. Nach
Erfahrungen gelten Setzungen dann als unterschiedlich, wenn die Differenzsetzungen
unter 1/500 der zugehrigen Bauwerkslnge betragen, ab einer Setzungsdifferenz
von 1/300 der entsprechenden Lnge sind Schden zu erwarten.
Tabelle 030.1-05: Bewertung von Differenzsetzungen
Setzungsdifferenzen
s/L
s/L
s/L
s/L
<
>
>
>
1/500
1/300
1/150
1/50
Bewertung
gem Definition noch keine Differenzsetzungen
architektonische Schden mglich (besonders bei Scheiben)
konstruktive Schden (Rissbildungen)
Knickversagen von Sttzen nicht ausgeschlossen
Treten an einem Bauwerk Risse auf, so kann aus ihrem Verlauf gewhnlich die Art der
Bewegung erkannt werden. Bei Beurteilung der Ursachen von Rissen ist zu beachten,
dass neben Rissen als Folgen von Setzungen und Senkungen auch Risse infolge
Formnderungen (insbesondere bei unzweckmigen Konstruktionen), berbeanspruchung von Bauteilen etc. auftreten. Zur berwachung der Bewegungen knnen
quer ber den Riss verlaufende Spione angebracht oder laufende Messungen
durchgefhrt werden.
Setzungen bei gleichmigem Untergrund werden nur durch Druckberlagerung verursacht. Um den Einfluss der Druckausbreitung zu zeigen, wird die Verteilung
nherungsweise unter 45 angenommen. Folgende Flle sind dabei zu unterscheiden:
A. Durchbiegung langer Gebude. Durch die Druckberlagerung sind die Spannungen im Baugrund unter der Mitte der Gebude am grten. Die Folge
sind Durchbiegungen (Senkungsmulde) und Risse.
B. Gegenseitige Beeinflussung benachbarter Gebude. Beginnend ab einer
Tiefe gleich dem Abstand der Bauwerke beeinflussen sich benachbarte,
gleichzeitig errichtete Gebude gegenseitig. Die berlagerung der Spannungen fhrt unter den benachbarten Seiten zu greren Setzungen, die
Gebude neigen sich zueinander (Mitnahmesetzung).
C. Unter dem Altbau neben einem Neubau hat sich der Boden konsolidiert. Der
Neubau steht teilweise auf vorverdichtetem Baugrund. Die grere Setzung
am freien Ende des Hauses fhrt zu einem Abneigen des Neubaues.
D. Ist das neue Gebude grer und schwerer als der Altbau, so bleibt die
Verkantung meist unbedeutend. In diesem Fall berwiegt der Einfluss des
neuen Gebudes auf das alte, und die zustzliche Belastung durch das neue
Gebude fhrt infolge der Druckausbreitung zu Setzungen und Rissschden
an den benachbarten Teilen des Altbaues.
Abbildung 030.1-13: Setzungsschden bei gleichmigem Untergrund
Setzungen
19
die Folgen der Ungleichartigkeit des Untergrunds wesentlich strker hervor. Als
Beispiele knnen der Einfluss einer auskeilenden, stark zusammendrckbaren
Schicht, der Einfluss einer zusammendrckbaren Schicht von wechselnder Mchtigkeit und der Einfluss einer Faulschlammlinse angefhrt werden.
Abbildung 030.1-14: Setzungsschden bei ungnstigen Bodenschichtungen
Bauwerke schlaff und statisch bestimmt ausbilden. Bei Hochbauten ist dies
nur selten mglich, dagegen wird diese Methode im Ingenieurbau z.B. bei
Brcken hufig angewendet. Sind groe unterschiedliche Setzungen zu
erwarten, werden Trger ber mehrere Felder als Gelenktrger (Gerbertrger) ausgebildet.
die Beweissicherung zur Klrung der Ursachen von Bauschden wie z.B.
Feststellen einer Beeintrchtigung bestehender Bauten durch Baumanahmen (Neubauten, Grundwasserabsenkung, Unterfangungsarbeiten etc.).
20
Baugrund
21
Setzungen
1:
2:
Bestimmung der zustzlichen Spannungen: Die Bestimmung der zustzlichen Spannungen erfolgt mithilfe des Diagramms von Steinbrenner. Dieses
Diagramm gilt nur fr den Eckpunkt eines Rechteckes. Die grte rechnerische Setzung wird sicherlich unter der Mitte des Fundamentkrpers auftreten.
Daher wird der Fundamentkrper in vier gleiche Teile zerlegt und die Spannungen zunchst unter dem Eckpunkt des Viertelfundamentes bestimmt. Diese
Werte werden dann vervierfacht.
3:
Bestimmung der Eigengewichtsspannungen: Die Eigengewichtsspannungen nehmen mit der Tiefe linear zu und knnen relativ leicht mithilfe einer
Tabelle errechnet werden. Gleichzeitig werden auch die auf 20,0% abgeminderten Eigengewichtsspannungen errechnet.
4:
5:
Eigentliche Setzungsberechnung:
Die rechnerischen Setzungen ergeben sich mit:
sschlaff = Spannungsflche / Steifemodul
Die Spannungsflche kann als Aufsummierung von Trapezflchen errechnet
werden. Das Ergebnis dieser Setzungsberechnung ist die so genannte schlaffe Setzung. Das heit, dass die Steifigkeit des Fundamentes nicht bercksichtigt wurde.
Die wirklichen Setzungen des gesamten Fundamentes sstarr betragen rund 75,0% von sschlaff. Bei
den Rechenprogrammen werden
die Setzungen im mageblichen
Punkt errechnet. In diesem treten
dann 75,0% der Setzungen unter
dem Mittelpunkt auf.
22
Baugrund
(030.1-06)
PA
PB
s1,2,3,4,5
A1,2,3,4,5
Setzung im Punkt A
Setzung im Punkt B
Setzung der Einzelflchen
Einzelflchen
[m]
[m]
[m]
[m2]
(030.1-07)
sr
sk
sstr
a
b
d
0
Es
z
1,2,3
[m]
[m]
[m]
[m]
[m]
[m]
[kN/m2]
[kN/m2]
[m]
[]
23
Setzungen
diesem Fall rechnet man zunchst die Setzung einer ber der ganzen Hhe
angenommenen Schicht und zieht hiervon die Setzung der oberen Schicht ab.
(030.1-08)
s
fs,A
Setzung im Punkt A
Setzungsbeiwert
[m]
[]
(030.1-09)
s
f(s,0)
Setzung im Punkt C
Setzungsbeiwert
[m]
[]
24
Baugrund
(030.1-10)
a
b
e
M
i
[m]
[m]
[m]
[kNm]
[]
[]
[cm]
[cm]
[N/cm2]
25
Setzungen
Wird Grundwasser abgesenkt, so entfllt im Bereich der Absenkung der Auftrieb, d.h.
die Wichte des Bodens erhht sich. Die dadurch bewirkten zustzlichen vertikalen
Spannungen im Baugrund sind in Hhe des ursprnglichen Grundwasserspiegels
gleich Null und nehmen dann linear um w.h bis zum abgesenkten Grundwasserspiegel zu. Von hier ab ist die zustzliche Belastung konstant, die Spannungsflche ist ein
Trapez. Die durch die Grundwasserabsenkung bewirkte Setzung kann aus der
zustzlichen Spannungsflche, der Hhe der zusammendrckbaren Schicht und dem
Steifemodul des Bodens berechnet werden. Sie ist fr alle Punkte mit gleicher
Absenkung gleich gro.
Die Spannungsflche ist mathematisch leicht erfassbar. Nimmt man einen konstanten
Steifemodul an, so lassen sich einheitlichen Boden vorausgesetzt mathematische
Zusammenhnge zwischen der Gre der Setzung sw und der Hhe der Grundwasserabsenkung hw aufstellen. Ausgangswerte fr die Anwendung des Nomogramms
sind die Grenztiefe fr die Setzungsberechnung, die Hhe der Grundwasserabsenkung und der Steifemodul des Bodens.
Beispiel 030.1-04: Setzung infolge einer Grundwasserabsenkung
1.
Fr zgr = 10,0 m und hw = 2,0 m erhlt man aus dem Nomogramm in Formel (030.1-11)
die spezifische Setzung mit sw11 = 1,8 cm.
2.
(030.1-12)
U
k
w
H
t
cv
st
s1
Konsolidierungsgrad
Durchlssigkeit
Wichte des Wassers
Dicke der einseitig entwssernden Schicht
Konsolidierungszeit
Konsolidierungsbeiwert
Stetzung zur Zeit t
Gesamtsetzung infolge Konsolidation
[]
[m/sec]
[kN/m3]
[m]
[sec]
[m2/sec]
[m]
[m]
26
Baugrund
A
B
C
D
Speziell bei artesischem Grundwasser ist bei der Fundierung Vorsicht geboten, damit
beim Aushub der Baugrube der Boden nicht aufbricht. Unter Bercksichtigung eines
Sicherheitsfaktors ist das Gleichgewicht zwischen Wasserdruck und Bodengewicht
nachzuweisen (siehe Erweiterungsband 3-1).
030.1.4.1 STRMUNG
Im Regelfall tritt strmendes Grundwasser mit einem im Allgemeinen sehr geringen
Strmungsgeflle (hydraulisches Geflle) auf. Eine Strmung kann grundstzlich
laminar oder turbulent sein, Grundwasser strmt dabei in der Regel laminar. Nur in
27
Wasser im Boden
grobem Blockwerk oder sehr gleichkrnigen Bden kann auch eine turbulente
Strmung auftreten.
(030.1-13)
i
L
H
hydraulisches Geflle []
Lnge
[m]
Hhe
[m]
Sind die Strmungsverhltnisse stationr, kann das Gesetz von Darcy fr die
Filtergeschwindigkeit als rechnerische Durchschnittsgre angesetzt werden. Der
Durchlssigkeitsfaktor ist dabei fr jeden Boden verschieden und wird im Labor
bestimmt.
(030.1-14)
v
k
Filtergeschwindigkeit
Durchlssigkeitsfaktor
[m/sec]
[m/sec]
Im Boden mit einer Grundrissflche A stehen fr die Versickerung von Oberflchenwssern dem Wasser nur die Hohlrume und Poren (Porenflche AP) zur Verfgung.
Die sich daraus ergebende Sickergeschwindigkeit vs ist aber grer als die Filtergeschwindigkeit im Grundwasserstrom.
(030.1-15)
vs
q
Ap
Sickergeschwindigkeit
Wassermenge pro Zeiteinheit
Flche der Poren
[m/sec]
[m3/sec]
[m2]
(030.1-16)
A
Q
Querschnittsflche
Wassermenge gesamt
[m2]
[m3 ]
Die Werte des Durchlssigkeitsfaktors k knnen stark schwanken und hngen sehr
von der Gre der einzelnen Poren und weniger von der Gesamtmenge der Poren
ab. Ebenfalls spielt die Richtung der Durchstrmung eine Rolle. Der Durchlssigkeitsfaktors ist auch ein wichtiger Wert fr die Dichtigkeit bzw. Ergiebigkeit der Bden
bei der Wasserversorgung eines Grundwassergebietes und kann sich mit der Zeit
ndern (Selbstdichtung des Bodens bei Absetzbecken in der Sohle k wird kleiner.
Bei Kiesen etc. bilden sich eigene Rhren aus k wird grer).
Tabelle 030.1-06: Durchlssigkeitsfaktoren von Bden
Bodenart
sandiger Kies
Sand
Schluff-Sand-Gemische
Schluff
Ton
Durchlssigkeitsfaktor k [m/s]
2102
1103
5105
5106
1108
bis
bis
bis
bis
bis
1104
1105
1107
1108
11012
28
Baugrund
030.1.4.2 WASSERDRUCK
Unterhalb des Grundwasserspiegels wirkt auf den Boden ein allseitiger Wasserdruck,
wobei sich die Seitendrcke aufheben und sich die resultierende Kraft Rws auf ein
Bodenvolumen aus der Differenz von Sohlkraft und Scheitelkraft errechnet.
(030.1-17)
Rws
w
z
A
V
resultierende Kraft
Wichte Wasser = 10
Hhe Bodenteilchen
Flche Bodenteilchen
Volumen Bodenteilchen
[kN]
kN/m3]
[m]
[m2]
[m3]
Betrachtet man die Summe aller Krfte, die aus dem Wasser auf das Bodenteilchen
wirken, ergibt sich eine resultierende Kraft Rw, die von unten nach oben wirkt und dem
Auftrieb im Boden entspricht.
(030.1-18)
Rw
GW
n
[kN]
[kN]
[]
(030.1-19)
Gs
s
[kN]
[kN/m3]
Unter Bercksichtigung der Gewichtskraft der reinen Festmasse Gs ergeben sich drei
Mglichkeiten zur Ermittlung der effektiven Bodenspannungen unterhalb des Grundwasserspiegels.
(030.1-20)
GA
eff
[kN]
[kN/m3]
[kN/m2]
29
Bodenerkundungen
030.1.5 BODENERKUNDUNGEN
Der Umfang von Bodenerkundungen und Bodenaufschlssen nach NORM B 4402
[54] oder DIN 4020 [44] ist derart anzusetzen, dass alle fr die weitere Planung
erforderlichen Angaben ber die Untergrundverhltnisse (Bodenschichten, Grundwasserstnde, bodenphysikalische und bodenchemische Eigenschaften etc.) vorliegen. Fr die Abschtzung von Setzungen mssen zustzlich auch die Bodenschichten in greren Tiefen unter den Fundamentunterkanten bekannt sein. Dennoch
stellen alle Bodenaufschlsse nur Nadelstiche dar, die nur eine generelle Beschreibung der Untergrundverhltnisse ermglichen. Es ist daher unbedingt erforderlich,
whrend der Bauarbeiten dieses generelle Bild einerseits auf seine Richtigkeit zu
verifizieren und andererseits zu verbessern bzw. zu adaptieren. Bei Grobauvorhaben bzw. schwierigen Grndungsverhltnissen hat es sich daher bewhrt, eine
geotechnische Fachbauaufsicht einzusetzen.
Als Mindesterfordernis fr die Bodenerkundung sollte getrachtet werden, alle 25,0 m
einen Bodenaufschluss abzuteufen, wobei eine Kombination von Aufschlussbohrungen, Rammsondierungen und Probeschchten oft sinnvoll erscheint. Die Festlegung
der Art und Lage der Bodenaufschlsse ist vom Architekten gemeinsam mit dem Tragwerksplaner und Bodengutachter festzulegen. Die Kosten dieser Bodenaufschlsse
sind im Vergleich zu den Baukosten sehr gering, ihre Ergebnisse knnen jedoch gravierende Auswirkungen auf die Baukosten aufweisen und unter Umstnden sogar eine
Bauausfhrung in Frage stellen (kontaminierte Bden, Grundwassersituation etc.).
Tabelle 030.1-07: Arten von Bodenaufschlssen
Indirekte Verfahren
Direkte Verfahren
Luftbildaufnahmen
Sondierungen
Geophysikalische Verfahren
30
Baugrund
030.1.5.1 VORUNTERSUCHUNGEN
Voruntersuchungen liefern einen ersten Anhaltspunkt ber mgliche bzw. zu erwartende Bodenverhltnisse und knnen als Grundlage fr weitere Untersuchungen
dienen.
Erkundigungen bei Nachbarn ber Bodenschichten und Grundwasserstnde. Falls kein Nachbargebude unterkellert ist, knnte das ein Hinweis
auf hohe Grundwasserstnde sein.
Bodenerkundungen
31
Erhebungen aus Archiven wie dem Baugrundkataster, dem Altlastenkataster, dem Grundwasserkataster, alten Stadtkarten (z.B. Historischer Atlas),
dem Kriegsarchiv etc.
Hinweise durch Gassen- und Ortsnamen auf bestimmte, oft frhere Bodenverhltnisse wie z.B. Fugbachgasse, Siebenbrunnengasse, Tiefer Graben,
Ziegelofengasse, Wallgasse, An den Eisteichen, Teichgasse.
030.1.5.2 PROBESCHCHTE
Probeschchte sind ein relativ billiges Verfahren zur Bodenerkundung und nur in
begrenzter Tiefe bzw. bis zum Grundwasserspiegel herstellbar. Unter dem Grundwasserspiegel bricht meist der Boden nach, ebenso im Bereich von Anschttungen. Mit
einem einfachen Bagger knnen in der Regel Schchte bis in eine Tiefe von rund 4,0
5,0 m hergestellt werden. Bei einer generellen Kenntnis der Untergrundverhltnisse
und keiner bzw. einer einfachen Unterkellerung reicht diese Tiefe fr einen Fachmann
oft aus. Wesentlich ist, dass der gewachsene bzw. tragfhige Boden erreicht wird.
Mit speziellen Gerten sind Probeschchte auch bis in Tiefen von rund 10,0 m
mglich (Bilder 030.1-02 bis 06).
Wichtig ist, vorher zu erkunden, ob eine Zufahrtsmglichkeit besteht (Parkverbote,
Abschrankungen etc.). Weiters sollte vorher erkundet werden, ob ein Beton- oder
Asphaltaufbruch notwendig sein wird. Der Probeschacht darf nie ungesichert oder
unabgeschrankt offen gelassen werden, eine Warntafel Betreten verboten reicht
dafr nicht aus.
Probeschchte ergeben ein relativ gutes Bild der Untergrundverhltnisse und ermglichen auch eine Entnahme von Boden- und Wasserproben. Die Begutachtung und
Abnahme sollte jedoch wegen der Absturzgefahr in den Schacht nie von einer
Einzelperson durchgefhrt werden. Vor der Messung der Grundwasserstnde muss
eine Ausspiegelung des Wasserstandes abgewartet werden, da zufolge des Aushubes von Bodenmaterial zunchst der Grundwasserspiegel im Schacht tiefer ist.
Ebenso ist auf Schicht- oder Sickerwasserzutritte zu achten Schichtwasser tritt in
sandigen Zwischenlagen und Sickerwasser an der Oberflche bindiger Bodenschichten auf. Oft ist die Ausspiegelung erst nach einem Tag oder lnger eingetreten.
Bei Niederschlgen kann sich in lnger offen stehenden Schchten Wasser an der
Schachtsohle sammeln, das dann nicht als Grundwasser interpretiert werden darf.
030.1.5.3 AUFSCHLUSSBOHRUNGEN
Sie knnen in beliebige Tiefen abgeteuft werden und ergeben einen durchgehenden
Bodenaufschluss. Die Wahl der Bohrmethode, die Tiefe der Aufschlussbohrung und
sonstige Untersuchungen mssen aufgrund der allgemeinen Kenntnis der Untergrundverhltnisse und der Art des geplanten Bauvorhabens vorher festgelegt werden
(Bilder 030.1-07 bis 20, 26 und 27).
Es ist nicht der Zweck einer Aufschlussbohrung, auf billigste Weise ein Loch im Boden
herzustellen, sonders es sollte wichtig sein, dass die Aufschlussbohrungen von einer
Fachfirma durchgefhrt werden und die Bodenansprache durch den Bohrmeister
richtig erfolgt. Das Ergebnis wird dann in einem Schichtprofil dargestellt, bei dem
darauf zu achten ist, dass in diesem Schichtprofil absolute Hhenkoten eingetragen
sind und auch ein Plan mit der Lage der einzelnen Bohrpunkte beiliegt.
32
Baugrund
Tabelle 030.1-08: Bohrverfahren in Bden nach der Art der gewinnbaren Proben [16]
Art der
gewinnbaren
Proben
durchgehend
gekernte
Proben
durchgehend nicht
gekernte Proben
unvollstndige
Proben
geringe
Probenmengen
Bohrverfahren
Rotationstrockenkernbohrung
Rotationskernbohrung
Rammkernbohrung
Druckkernbohrung
Handdrehbohrung
Maschinendrehbohrung
Schlagbohrung
Greiferbohrung
Splbohrung
Rotationssplbohrung
Schlagbohrung
Meielsplbohrung
Handdrehbohrung
Rammsondierung + Kernentnahme
Sondierbohrung mit Rillenbohrer
Handbohrung
Drucksondierung + Kernentnahme
blicher
Bohrdurchmesser [mm]
erreichbare
Gteklasse
Bodenprobe
65 150
65 150
60 300
50 150
80 400
100 2000
150 400
400 2500
60 500
60 1000
75 500
75 300
30 80
30 50
20 40
20 40
30 40
24
14
14
14
34
34
34
35
5
45
45
5
34
24
35
34
23
Das hufigste Verfahren ist eine Kernbohrung. Sie liefert einen durchgehenden Bohrkern, der dann vom geotechnischen Gutachter in Augenschein genommen und beurteilt wird. Weiters knnen aus diesen Bohrkernen gestrte und ungestrte Bodenproben entnommen werden. Die Bodenproben mssen jedoch vor Durchnssungen, Austrocknen oder Frost geschtzt werden (Einschlagen in Plastikfolie oder Paraffinieren).
Bei gespanntem Grundwasser muss vor Durchfhrung von Wasserspiegelmessungen
eine Ausspiegelung abgewartet werden (geschieht oft nicht). Des Weiteren besteht
auch die Gefahr, dass dnne, Schichtwasser fhrende Feinsandschichten berbohrt
und damit nicht erkannt werden. Bei Rotationskernbohrungen ist darauf zu achten,
dass es nicht zufolge der Reibungshitze zum Verbrennen des Bodens kommt. Fr
ungestrte Bodenproben ist die Gteklasse 1 anzustreben bzw. auszuschreiben.
Tabelle 030.1-09: Gteklassen fr Bodenproben [10]
Gteklasse
Bodenuntersuchungen
ergnzend zu Bodenproben
feststellbare Merkmale
Kornzusammensetzung
Wassergehalt
Dichte
Steifemodul
Scherfestigkeit
Wasserdurchlssigkeitsbeiwert
Kornzusammensetzung
Wassergehalt
Dichte
Feinschichtgrenzen
Konsistenzgrenzen
Grenzen der Lagerungsdichte
organische Bestandteile
Porenanteil
Kornzusammensetzung
Wassergehalt
Kornzusammensetzung
4
5
Feinschichtgrenzen
Konsistenzgrenzen
Grenzen der Lagerungsdichte
organische Bestandteile
Porenanteil
Schichtgrenzen
Konsistenzgrenzen
Grenzen der Lagerungsdichte
organische Bestandteile
Schichtgrenzen
Konsistenzgrenzen
Grenzen der Lagerungsdichte
organische Bestandteile
Schichtenfolge
Bodenerkundungen
Abbildung 030.1-17: Bohrprotokoll Aufschlussbohrung
33
34
Baugrund
35
Bodenerkundungen
Aus der Vielzahl von Rammsonden hat sich in den letzten Jahren die schwere
Rammsonde SRS 15 durchgesetzt. Die dabei festgestellten Schlagzahlen N10 knnen
nach Tabelle 030.1-11 hinsichtlich der Bodenkonsistenz gedeutet werden, wobei dies
bei bindigen Bden oft sehr problematisch ist. In den einschlgigen Normen sind
ebenfalls Auswerteformeln fr die Lagerungsdichte D angefhrt.
Tabelle 030.1-10: Rammsondierung Interpretation Konsistenz
Schlagzahl
nichtbindiger Boden
bindiger Boden
sehr locker
locker
mitteldicht
dicht
Neben den Rammsondierungen gibt es auch Drucksondierungen bzw. eine Bestimmung der Scherfestigkeit mit Flgelsonden. Wichtig bei allen Ergebnissen ist eine
absolute Hhenangabe des Ansatzpunktes. Eine Sonderform der Rammsondierung
ist der Standard Penetration Test. Bei dieser Rammsondierung im Bohrloch wird fr
eine 30 cm tiefe Eindringung einer genormten Sonde in den untersuchten Boden die
Schlagzahl n30 bestimmt, wobei vor der Messung die Sonde zunchst 15 cm tief
eingeschlagen wird.
Lagerungsdichte D
nichtbind.
Boden
sehr locker
locker
mittel
dicht
sehr dicht
0,00
0,15
0,35
0,65
0,85
bindiger
Boden
breiig
weichplastisch
steifplastisch
halbfest
fest
bis
bis
bis
bis
bis
0,15
0,35
0,65
0,85
1,00
030.1.5.5 FUNDAMENTAUFSCHLIESSUNGSSCHCHTE
Bei Baulckenverbauungen ist es unbedingt erforderlich, die Art der Grndung, der
angrenzenden Feuer- und Auenmauern der Nachbargebude zu erkunden. Dazu
dienen Fundamentaufschlieungsschchte bis unter die Unterkanten dieser Fundamente. Zur Feststellung, ob die untersuchten Fundamente mittels Pfhlen gegrndet
sind, mssen sie zustzlich unter- bzw. hintergraben werden.
Die Fundamentaufschlieungsschchte sollten, falls das Grundwasser es gestattet,
bis rund 1,0 m unter die Fundamentunterkanten reichen. Dadurch ist es mglich,
einerseits die Qualitt der Fundamentkrper und andererseits die Bodenverhltnisse
unter den Fundamentunterkanten genauer zu beurteilen. Bei Aufstockungen von
Bauwerken oder Dachgeschoausbauten sind derartige Untersuchungen der vorhandenen Fundierung zur gesicherten Beurteilung der Grndungsverhltnisse unbedingt
erforderlich.
36
Baugrund
OBERFLCHENMESSUNG
EINSTICHSONDE
DOPPELSONDE
TIEFENSONDE
Bodenuntersuchungen
37
Probebelastungen sind sehr aufwndig und werden zum Teil bei Pfhlen durchgefhrt. Insbesonders bei Kleinbohrpfhlen oder duktilen Rammpfhlen sind Probebelastungen wirtschaftlich vertretbar (siehe auch Kapitel 030.4).
Geophysikalische Methoden wie Seismik, dynamische Bodenuntersuchungen und
geoelektrische Verfahren werden zur Baugrunderkundung im geotechnischen
Sinn kaum angewandt.
030.1.5.7 GRUNDWASSERERKUNDUNGEN
Das Grundwasser weist jahreszeitlich und witterungsbedingt Schwankungen auf.
Daher sind die in den Bodenaufschlssen festgestellten Grundwasserstnde nur
Augenblicksaufnahmen. Um lngere Beobachtungen durchzufhren, ist es erforderlich, Pegel zu setzen und auch die Wasserstnde benachbarter Brunnen und Pegel
zu erheben (Bilder 030.1-23 und 24).
Wichtig fr Wasserhaltungen etc. ist die Durchlssigkeit der anstehenden Bden.
Dafr werden Pumpversuche, Auffllversuche oder Beobachtungen des Wiederanstieges im Bohrloch nach einem Auspumpen durchgefhrt. Es ist auch mglich, bei
geringen Durchlssigkeiten Wasserabpressversuche durchzufhren. Die Auswertung
von Pumpversuchen erfolgt mittels Nherungsformeln, die stark streuende Resultate
ergeben. Es kann daher lediglich die Zehnerpotenz des Durchlssigkeitsfaktors
bestimmt werden.
Besonders wichtig sind Erkundungen von gespannten Grundwasserhorizonten unter
der zuknftigen Baugrubensohle, da in diesen Fllen die Gefahr von hydraulischen
Grundbrchen besteht. Hier ist es erforderlich, bis in grere Tiefen Aufschlussbohrungen abzuteufen.
030.1.6 BODENUNTERSUCHUNGEN
Grundstzlich muss zwischen gestrten und ungestrten Bodenproben unterschieden
werden. Ungestrte Bodenproben knnen nur aus Aufschlussbohrungen und Probeschchten entnommen werden, gestrte Bodenproben auch aus der Nut einer
Nutsonde oder dem Spl- oder Frdergut einer Ankerbohrung bzw. dem Frdergut
einer Pfahlschneckenbohrung. Die Entnahme von Wasserproben ist aus Probeschchten und Aufschlussbohrungen mglich, fr Boden-Luftproben sind spezielle
Aufschlussbohrungen erforderlich. Aus nicht bindigen Bodenschichten sind kaum
ungestrte Bodenproben zu entnehmen.
Gestrte Bodenproben bedrfen keiner besonderen Aufbewahrung bzw. Lagerung.
Sie werden in der Regel in Kbeln gesammelt und zur Versuchsanstalt geliefert. Die
Probenmenge ergibt sich in der Regel nach der Bodenart, wobei Schotterproben in
10-Liter-Kbeln und Sandproben in 2-Liter-Kbeln aufbewahrt werden.
Zur Entnahme ungestrter Bodenproben sind spezielle Entnahmegerte erforderlich.
Aus Probeschchten werden die Proben mittels Ausstechzylinder gewonnen und bei
Kernbohrungen ein mglichst durchgehender, ungestrter Bodenkern gezogen, aus
dem ungestrte Bodenproben entnommen werden. Fr Schlag- oder Drehbohrungen
gibt es eigene Entnahmegerte. Der Durchmesser ungestrter Bodenproben betrgt
rund 10,0 cm und die Lnge 20,030,0 cm. Wichtig ist, die ungestrte Bodenprobe
nach der Gewinnung sofort vor Austrocknung oder dem Gefrieren zu schtzen.
38
Baugrund
Entweder wird die Probe einparaffiniert oder in eigenen Plastik- oder Blechrhren
eingeschlossen. Die Lagerung sollte in feuchten Rumen bei konstanter Temperatur
erfolgen, wobei einparaffinierte Proben in mit Sgescharten aufgefllten Kbeln oder
Dosen lagern. Ungestrte Bodenproben sollten raschest in die Versuchsanstalt
geliefert werden, da sie trotz ihrer Paraffinierung etc. mit der Zeit austrocknen.
Bohrkerne sind in den Kernkisten in Plastik einzuschlagen. Gestrte Bodenproben
und Wasserproben bedrfen keiner speziellen Lagerung. Die Lagerung im Freien ist
generell abzulehnen.
n
e
Sr
WL, wS, wP
Vgl
D
VCa
k
Bodenkennwert
Probenart
gestrt
ungestrt
natrlicher Wassergehalt
Korndichte
Dichte
Porenanteil
Porenzahl
Sttigungsgrad
Konsistenzgrenzen
Krnungslinie
Glhverlust
Frostsicherheit
lockerste und dichteste Lagerung
Lagerungsdichte
Kalkgehalt
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
Durchlssigkeit
qu
c
r
Es
c
Druckfestigkeit
Reibungswinkel
Kohsion
Restscherfestigkeit
Zusammendrckbarkeit
geologische Vorbelastung
+
+
+
+
+
+
pr
Krnungslinie
Proctordichte
+
+
+
+
Bodenuntersuchungen
39
Da die Versuche an Bodenproben durchgefhrt werden, deren physikalische Eigenschaften zufolge der Probenentnahme und Bearbeitung im Laboratorium bereits
verndert sein knnen, ergeben sich naturgem daraus bereits Abweichungen und
Schwankungen. Bodenschichten sind inhomogen und anisotrop. Das bedeutet, dass
verschiedene Eigenschaften des Bodens wie etwa Durchlssigkeit, Zusammendrckbarkeit, Druckfestigkeit etc. richtungsabhngig sind. So schwankt der
Durchlssigkeitsfaktor je nach der Durchstrmungsrichtung unter Umstnden um bis
zu zwei Zehnerpotenzen.
030.1.6.2 BODENCHEMISCHE UNTERSUCHUNGEN
Da seit einigen Jahren relativ strenge Vorschriften bezglich der Deponierung von
Aushub- und Abbruchmaterial bestehen, kommt den bodenchemischen Untersuchungen erhhte Bedeutung zu. Ursprnglich wurde lediglich die Eluatklasse
bestimmt, nunmehr ist auch der Feststoffgehalt magebend, d.h. es wird nicht nur das
Eluat untersucht, sondern es erfolgt auch eine Gesamtbeurteilung des Materials. Fr
die Zuordnung auf die jeweilige Deponie gilt die Deponieverordnung, wobei derzeit in
sterreich vier Deponietypen unterschieden werden:
Bodenaushubdeponie
Baurestmassendeponie
Reststoffdeponie
Massenabfalldeponie
Werden die Grenzwerte einzelner Deponietypen berschritten, ist der hhere Deponietyp mageblich. Bei zu hoher Kontaminierung ist das Material vorzubehandeln
oder anderwrtig zu entsorgen (Sondermll).
Fr die bodenchemische Untersuchung gengt eine gestrte 5-Liter-Probe, die wenn
mglich in eine Glasflasche oder einen verschlossenen Plastikkbel verpackt werden
soll. Es kann entweder eine Mischprobe oder eine Probe aus einem speziellen
Horizont entnommen werden.
Unabhngig von den bodenchemischen Untersuchungen ist es zweckmig, whrend der Bauarbeiten (Aushub, Abbruch etc.) durch einen vom Bauherrn bereitgestellten Zivilingenieur fr technische Chemie eine Trennung des Aushubmaterials nach
Eluatklassen vornehmen und die Art der Deponierung festlegen zu lassen. Es kann
auch empfehlenswert sein, bereits vor dem Ankauf einer Liegenschaft bodenchemische Untersuchungen durchzufhren oder sich vorlegen zu lassen.
030.1.6.3 CHEMISCHE GRUNDWASSERANALYSEN
Bei Bauvorhaben, bei denen einzelne Bauteile in stndigem oder lngerem Kontakt
mit dem Grundwasser stehen werden, ist eine chemische Analyse des Grundwassers
hinsichtlich einer Betonaggressivitt unbedingt anzuraten. Besonders der Sulfatgehalt
und der Anteil aggressiver Kohlensure sind zu bestimmen.
Fr chemische Grundwasseranalysen sind immer zwei Proben zu entnehmen, wobei
einer Wasserprobe Marmorpulver zur Bindung der Kohlensure zugesetzt wird
(Probenmenge 0,250,5 Liter). Die Proben sollten sofort nach dem Antreffen des
Grund-, Schicht- oder Sickerwassers entnommen werden. Es ist zweckmig, nicht
nur die chemischen Untersuchungen zu beaufsichtigen, sondern auch ein Gutachten
bezglich der erforderlichen Expositionsklasse des Betons nach NORM B 4710-1
[53] zu bestellen.
40
Baugrund
030.1.6.5 BODEN-LUFT-MESSUNGEN
Besonders im Bereich von alten Hausmll- oder Sondermlldeponien, alten Tankstellen, bei Tankwagenunfllen etc. werden diese Messungen durchgefhrt. Durch die
Verrottung von organischen Bestandteilen bzw. flchtigen Kohlenwasserstoffen kann
auch ein explosives Gemisch entstehen. In der Regel werden zur Erkundung solcher
Verunreinigungen Rammkernbohrungen mit kleinen Durchmessern abgeteuft, aus
denen Luftproben abgesaugt werden. Zustzlich ist es mglich, ber Luftpegelrohre
mit Durchmesser 50 mm (2 Zoll) eine Bodenluftabsaugung oder Bodenluftsplung
durchzufhren.
Bodenluftabsaugungsvorrichtungen bentigen eine Explosionsberwachung, einen
Wasserabscheider und einen Aktivkohlefilter. Die Absaugung erfolgt ber eine Unterdruckpumpe, frische Luft wird eingeblasen. Die Untersuchung der Bodenluftproben
erfolgt dann mittels Gaschromatografen im Labor oder bereits mittels physikalischer
Detektoren vor Ort.
030.1.7 BODENKENNWERTE
Die Klassifikation und Zustandsbeschreibung von Bden einerseits wie auch smtliche geotechnischen Berechnungen andererseits erfordern die Kenntnis von Bodenkennwerten, welche den Untergrund gengend genau beschreiben bzw. charakterisieren. Solche Bodenkennwerte lassen sich durch allgemeine Laboratoriumsuntersuchungen von Bodenproben oder durch In-situ-Versuche bestimmen. Eine daraus
resultierende Annahme eines homogenen und isotropen Schichtaufbaues wrde eine
Idealisierung darstellen. Die Bodenkennwerte unterliegen innerhalb dieser Schichten
mehr oder weniger betrchtlichen Schwankungen. Zufolge dieser naturgegebenen
Inhomogenitt und Anisotropie der Bodenschichten ist es notwendig, jeweils mehrere
Bodenproben aus einer Schichte zu untersuchen. Durch diese Untersuchungen ist es
auch mglich, die Bandbreite der einzelnen Kennwerte zu bestimmen und eine
kritische und statistische Auswertung vorzunehmen. Um die volle Schwankungsbreite
der Bodeneigenschaften zu erhalten, wird man sich im Allgemeinen auf einfach
bestimmbare klassifikations- und zustandsbeschreibende Kennwerte und einfache
Versuche zur Bestimmung der Festigkeitseigenschaften beschrnken. Die nachfolgende Tabelle enthlt die wichtigsten Bodenkennwerte in ihrer natrlichen Bandbreite.
41
Bodenkennwerte
Tabelle 030.1-13: Bodenkennwerte
Kurzzeichen
Gruppen
GW
GI
SE
SW
grobkrnige Bden
GE
Kies
Sand
SI
GU
Kies-SchluffGemische
GT
GT
SU
SU
ST
gemischtkrnige Bden
GU
Kies-TonGemische
Sand-SchluffGemische
Sand-TonGemische
ST
TA
OU
OT
OH
OK
HN
HZ
F
[]
A
TM
organische
Bden
TL
Auffllungen
UM
feinkrnige Bden
UL
Schluff
Ton
ks
[kN/m3]
c
[kN/m2]
19,0
21,0
9,5
11,0
32,5
35,0
35.000
60.000
0,0
weitgestufte KiesSand-Gemische
20,0
22,0
10,0
12,0
35,0
37,5
40.000
150.000
0,0
intermittierend gestufte
Kies-Sand-Gemische
19,0
22,0
10,0
12,0
35,0
37,5
40.000
120.000
0,0
enggestufte Sande
18,0
20,0
9,0
11,0
30,0
35,0
30.000
50.000
0,02,0
weitgestufte Sand-KiesGemische
19,0
20,0
10,0
11,0
32,5
35,0
35.000
75.000
0,02,0
intermittierend gestufte
Sand-Kies-Gemische
19,0
20,0
10,0
11,0
30,0
35,0
35.000
60.000
0,02,0
19,0
21,0
10,0
11,0
30,0
35,0
30.000
50.000
0,02,0
18,0
20,0
9,0
10,5
27,5
32,5
20.000
40.000
0,02,0
gering plastische
Schluffe
18,0
20,0
9,0
11,0
25,0
32,5
20.000
40.000
1030
mittelplastische Schluffe
18,0
20,0
9,0
11,0
25,0
30,0
20.000
40.000
1040
18,0
20,0
9,0
11,0
20,0
27,5
20.000
35.000
2050
mittelplastische Tone
18,0
20,0
9,0
11,0
20,0
25,0
20.000
35.000
2050
ausgeprgt plastische
Tone
18,0
20,0
9,0
11,0
17,5
22,5
20.000
35.000
2060
16,0
19,0
7,0
10,0
20,0
27,5
10.000
20.000
0,015
17,0
20,0
8,0
11,0
25,0
30,0
10.000
30.000
0,05,0
7,0
9,0
25,0
30,0
3.000
10.000
0,0
10,0
16,0
6,0
8,0
20,0
25,0
0,0
5.000
0,0
5 bis 15 Masseanteile
in % 0,06 mm
5 bis 40 Masseanteile
in % 0,06 mm
5 bis 15 Masseanteile
in % 0,06 mm
5 bis 40 Masseanteile
in % 0,06 mm
5 bis 15 Masseanteile
in % 0,06 mm
5 bis 40 Masseanteile
in % 0,06 mm
5 bis 15 Masseanteile
in % 0,06 mm
5 bis 40 Masseanteile
in % 0,06 mm
brenn- oder
schwelbar
[]
enggestufte Kiese
nicht brennoder
schwelbar
[kN/m3] [kN/m3]
Faulschlamme
aus natrlichen Bden
(Gruppensymbol in eckigen Klammern)
aus Fremdstoffen
42
Bild 030.1-01: geologische Karte N Puchberg (A) [20]
Farbteil
43
Farbteil
Bild 030.1-02
Bild 030.1-03
Bild 030.1-04
Bild 030.1-05
Bild 030.1-06
Bild 030.1-07
Bild 030.1-08
44
Bild 030.1-09
Farbteil
Bild 030.1-10
Bild 030.1-11
Bild 030.1-12
Bild 030.1-13
Bild 030.1-14
Bild 030.1-15
Bild 030.1-16
Bild 030.1-17
Bild 030.1-18
Bild 030.1-19
Bild 030.1-20
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Farbteil
Bild 030.1-21
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