NIGRES Turm An Der Oka
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NiGRES-Turm an der Oka
1
Ohne Zweifel sind die NiGRES-Hochspannungsmasten an der Oka
die eindrucksvollsten der von Šuchov gebauten Gittertürme. Die
Anlage, die einst aus zwei Hyperboloidtürmen mit je drei Abschnit-
ten und zwei Türmen mit je fünf Abschnitten bestand, liegt 35 km
südwestlich von Nižnij Novgorod nahe der Stadt Dserschinsk. Ihre
große Höhe war nötig, um die Leitungen frei gespannt 970 m über
die Oka führen zu können (Abb. 1). Šuchov begann 1927 mit den
Planungen, die gesamte Anlage wurde im Jahr 1929 fertiggestellt.
Die 110-kV-Leitung war bis zum Jahr 1989 in Betrieb, dann wurde
der Betrieb eingestellt und die beiden kleineren Zuführungsmasten
rückgebaut. In den folgenden Jahren unterspülte der Fluss das
Fundament des näher am Ufer gelegenen höheren Masts, sodass
er einstürzte. Seitdem ist nur noch ein Turm mit einer Höhe von
130,2 m erhalten (Abb. 3).
Im Sommer 2005 entfernten Unbekannte bei dem letzten verblie-
benen Mast tragende Stahlelemente. Sie trennten im unteren
Abschnitt 16 der 40 vertikalen Stützen (Abb. 2 a) sowie die beiden
untersten Horizontalringe mit Brennschneidern ab [1]. In der Folge
a war der Turm akut einsturzgefährdet. Einem internationalen Team
von Bauforschern und Ingenieuren gelang es, das Bewusstsein
um die Gefährdung des Turms bei den zuständigen Instanzen zu
schärfen und in der Folge seine Sanierung mit finanziellen Mitteln
des örtlichen Stromversorgers durchzuführen [2]. Im Sinne einer
rekonstruierenden Reparaturmaßnahme ersetzte man im März 2008
die fehlenden Tragelemente durch neue Stäbe mit annähernd glei-
chem Querschnitt (Abb. 2 b). Statt Nieten wurden vorgespannte,
hochfeste Schrauben verwendet. Die rote Rostschutzfarbe unter-
streicht die Besonderheit der neuen Stäbe und macht die Maß-
nahme ablesbar (Abb. 20 a, S. 107).
24,9 m
24.9 m
24,9 m
6,0 m
34,0 m 25,8 m 19,4 m 14,0 m 10,0 m
k Zwischen-
10 10 10 10 9
ringe [–]
KF-Wert
1,32 1,33 1,39 1,40 1,67
(RU / RO ) [–]
3. Abschnitt:
Ψ [°] 9 9 9 18 18
4 Kreuzungspunkte
ϕ = 40,5°
10 Zwischenringe nSP [–] 4 4 4 3 4
40 Stäbe
4. Abschnitt:
RT [m] 12,85 9,65 6,99 4,94 2,87
4 Kreuzungspunkte
ϕ = 36°
10 Zwischenringe γ [°] 4,88 5,55 3,42 8,89 17,01
40 Stäbe
6 8
14
14 Normalkraftverlauf Lastfallkombination 1 (Eigengewicht und horizontale
Windlast nach DIN 1055-4)
15 schematische Darstellung der Vertikalstabkräfte an den Hauptringen:
Zerlegung in normale und tangentiale Kraftkomponenten
16 Beanspruchungen und Verformung am ersten Hauptring unter Lastfall 2
(horizontale Windlast nach DIN 1055-4)
a Kräfte aus den Vertikalstäben an den Hauptringen
b normale und tangentiale Kraftanteile
c resultierende Normalkraftverteilung
d vertikale Biegemomente
e horizontale Biegemomente
f Verformungsfigur
cf = cf, 0 · ψλ (F 02)
(10z )
0,37
q(z) = 1,7 · qref für 7 m < z ≤ 50 m (F 03)
15
(10z )
0,24
q(z) = 2,4 · qref für 50 m < z ≤ 300 m (F 04)
1. Abschnitt Stäbe:
310 mm max. N [kN] -29,5 -262,8 /201,0 -389,5 /306,0 -153,8 /101,9
max. σV /σVRd 0,06 1,04 1,63 1,03
1. Hauptring:
max. N [kN] 19,8 -159,1/202,7 -242,0 /300,8 -50,6 /118,5
max. My [kNm] 0,2 20,83 31,23 10,04
max Mz [kNm] 0,2 6,59 10,95 7,49
max. σV /σVRd 0,04 1,48 2,21 0,74
2. Abschnitt Stäbe:
Biegeverformung durch größere max. N [kN] -18,8 -220,1/179,3 -326,4 /272,0 -121,2/ 82,4
freie Stablängen aufgrund der max. σV /σVRd 0,06 1,28 1,92 0,90
kleineren Anzahl (3) von Kreu-
zungspunkten 2. Hauptring:
max. N [kN] 10,6 -104,9 /128,4 -157,7/190,8 -38,9 / 68,9
max. My [kNm] 0,08 12,88 19,32 4,48
geringe Verzerrung durch die max. Mz [kNm] 0,04 7,18 10,53 4,85
110 mm Ausbildung von steiferen Drei- 0,03 1,29 1,93 0,52
max. σV /σVRd
ecksmaschen am oberen Rand
des dritten Abschnitts 3. Abschnitt Stäbe:
max. N [kN] -11,80 -171,8 /146,2 -256,7/221,2 -92,3 / 61,1
max. σV /σVRd 0,05 1,02 1,60 0,41
3. Hauptring:
max. N [kN] 6,4 -103,3 /120,0 -156,2 /178,4 -32,1/ 50,7
max. My [kNm] 0,08 1,05 1,56 0,86
max. Mz [kNm] 0,13 4,93 7,37 5,82
max. σV /σVRd 0,04 0,33 0,46 0,20
4. Abschnitt Stäbe:
max. N [kN] -12,70 -218,8 /191,7 -332,6 /289,9 -96,1/ 61,6
max. σV /σVRd 0,03 1,75 3,13 0,37
4. Hauptring:
Verzerrung der Hauptringe durch max. N [kN] 4,4 -48,6 / 62,3 -73,9 /92,4 -12,7/24,6
31 mm 0,1 16,41 24,61 2,98
die angreifenden Lasten mit dar- max. My [kNm]
aus resultierender Biegung in den max. Mz [kNm] 0,22 8,62 14,36 3,25
angrenzenden Stabelementen max. σV /σVRd 0,02 2,00 4,00 0,65
5. Abschnitt Stäbe:
max. N [kN] -7,07 -147,8 /130,3 -220,4 /196,7 -53,4 / 38,1
max. σV /σVRd 0,03 1,45 2,95 0,33
17 18
a b 19
≥ 1,00
1,00
0,10
0,00
a b c 21
22
Ergebnisse der Berechnungen
Die Berechnungen wurden wie in den Parameterstudien des Kapi-
tels »Wechselwirkungen zwischen Form und Tragverhalten« 21 Spannungsausnutzung σv /σvRd
a LK 1: Eigengewicht und Wind unfaktorisiert
(S. 50ff.) unter Verwendung eines Baustahls der Güte S 235 durch- b LK 2: Eigengewicht und Wind mit Sicherheitsfaktoren
geführt; eine Annahme, die Mitarbeiter der Universität von Nižnij c LK 3: Eigengewicht und 40 % der anzusetzenden Windlasten nach
Novgorod bestätigten. An den Fußpunkten ist die Struktur gelenkig DIN 1055-4, mit Sicherheitsfaktoren, ohne Leiterseile
22 Vergleich der Stabkräfte unter den von Šuchov angesetzten Belastungen
gelagert (Abb. 20 b, S. 107). Die Vertikalstäbe sind in zwei Ebenen 23 Grundriss mit den am stärksten bzw. am zweitstärksten (gestrichelt) bean-
angeordnet und an den »Kreuzungspunkten« biegesteif ange- spruchten Stäben in jedem Segment auf der Druck- (rot) und Zugseite (blau)
schlossen. Die Zwischenringe wiederum sind gelenkig mit den
Kragkonsolen der Vertikalstäbe verbunden. Nach dem bereits im
Kapitel »Wahl und Größe der Imperfektionsform« (S. 44) erläuterten
Verfahren wurden die Imperfektionen in das System eingeprägt.
Die kritische Beullast des Gesamtsystems wurde als Pkrit = 163 kN
berechnet.