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AUFSATZ ARTICLE
Marcel Nowak, Oliver Fischer, Andreas Müller AUFSATZ
Keywords objektspezifisches Verkehrslastmodell, Bestandsbrücken, Keywords site-specific load model, existing bridges, object reference,
Objektbezug, Brückennachrechnung, Verkehrssimulation, Verkehrsmessung, bridge reassessment, traffic simulation, traffic monitoring, structural
Bauwerksmessung monitoring
1
M. Nowak, O. Fischer, A. Müller: Realitätsnahe Verkehrslastansätze für die Nachrechnung der Gänstorbrücke über die Donau
Verifizierung. Hierzu erfolgt eine objektspezifische Be- zeichnet – mit über die Länge bogenförmig veränder
wertung der Verkehrslastansätze, mithilfe derer die tat- lichen Konstruktionshöhen von 4,2 m (am Widerlager)
sächliche Verkehrsbeanspruchung durch konkreten Ob- bis 1,2 m (Feldmitte).
jektbezug hinsichtlich Verkehr und Tragwerk realitäts
näher abgebildet werden kann [6].
2.2 Verkehrliche Randbedingungen
Der Lehrstuhl für Massivbau der TUM hat hierzu eine
messtechnische Erfassung der lokalen Verkehrscharakte- Die Länge der Fahrbahn auf dem Brückenbauwerk be-
ristik am Brückenstandort sowie nummerische Simula trägt insgesamt 96,1 m. Die ursprüngliche Verkehrsfüh-
tionsberechnungen zur Abbildung der Verkehrsbean- rung besteht aus insgesamt vier Fahrstreifen, jeweils zwei
spruchung am Brückenbauwerk durchgeführt. Im Rah- auf jeder Überbauhälfte für jeweils eine Fahrtrichtung.
men der Untersuchungen werden verschiedene Szenarien Infolge der am Bauwerk festgestellten gravierenden Kor-
der Verkehrsführung (Teilsperrung des Brückenbau- rosionsschäden wurden vonseiten der Städte Ulm und
werks und bauzeitliche Verkehrsführung) betrachtet. Neu-Ulm verkehrliche Kompensationsmaßnahmen ver-
Über den Abgleich mit zeitgleich, jedoch unabhängig anlasst, welche die Sperrung jeweils eines Fahrstreifens je
voneinander erfassten und erst im Nachgang zur Verfü- Fahrtrichtung (jeweils der in Querrichtung innen liegen-
gung gestellten zusätzlichen Messdaten von an Spann- de) umfassten. Die Maßnahmen wurden zum 29.06.2018
gliedern applizierten Dehnmessstreifen (DMS) erfolgt umgesetzt, die angepasste Verkehrsführung ist seitdem
eine Verifizierung der Untersuchungsergebnisse. Die Un- wirksam. Für einen möglichen zukünftigen Rück- und
tersuchungsergebnisse erlauben eine Bewertung der tat- Ersatzneubau des Brückenbauwerks ergibt sich zudem
sächlichen Verkehrsbeanspruchung und somit eine Plau- das Szenario einer bauzeitlichen Verkehrsführung, in
sibilisierung der für die Nachrechnung verwendeten dem der Verkehr für beide Fahrtrichtungen über eine ein-
Lastansätze sowohl hinsichtlich des Grenzzustands der zige Überbauhälfte als Begegnungsverkehr mit jeweils
Tragfähigkeit (GZT) als auch bezüglich Ermüdung. Die einem Fahrstreifen geführt wird, während an der anderen
Ausführungen des vorliegenden Beitrags beschränken Überbauhälfte die notwendigen Bauarbeiten durchge-
sich jedoch ausschließlich auf die Bewertung des Lastan- führt werden können.
satzes für den GZT.
Wie in Bild 2 dargestellt, befinden sich jenseits der Brücken
enden auf beiden Seiten reguläre Verkehrsampeln mit
2 Die Gänstorbrücke über die Donau definierten Taktzeiten. Am Brückenende auf Seite der
Stadt Ulm befindet sich zusätzlich eine Fußgängerampel
2.1 Bauwerksbeschreibung (Signalschaltung auf Anforderung, jedoch seit August
2018 deaktiviert).
Die Gänstorbrücke überspannt die Donau mit einer
Weite von 82,4 m. Bei dem als gelenkloses Rahmentrag-
werk konzipierten Bauwerk sind die Rahmenstiele aufge- 2.3 Brückennachrechnung und Lastansätze
löst und bestehen aus einer Verlängerung des Überbaus,
einem auf Druck beanspruchten Pfeiler und einer vorge- Für die bisherige Nachrechnung der Gänstorbrücke
spannten Zugstrebe (Bild 1). Die Gesamtbreite des Bau- wurde das Ziellastniveau BK 30/30 gemäß DIN
werks beträgt 18,6 m, der Überbau ist jedoch durch eine 1072:1985 [8] vereinbart. Für die aktuelle Situation der
mittige Längsfuge in zwei Hälften geteilt. Je Überbau Teilsperrung auf der Brücke entspricht dies einem Ansatz
hälfte besteht der Querschnitt aus einem zweistegigen von BK 30, da aufgrund der reduzierten verbleibenden
Plattenbalken – nachfolgend als Innenträger (zur Längs- Fahrbahnbreite nur noch ein rechnerischer Fahrstreifen
fuge hin) und Außenträger (zur Brückenkappe hin) be- für das Lastmodell auf dem Brückenüberbau angeordnet
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zu berücksichtigen und das Ziellastniveau gegebenenfalls
anzupassen ist. All dies macht deutlich, dass die bisher in
der Nachrechnung gewählten Lastansätze von BK 30/30
bzw. BK 30 zwingend einer fundierten und umfassenden
Überprüfung bedürfen.
3.1 Grundgedanke
3.2 Verkehrsmessungen
3
M. Nowak, O. Fischer, A. Müller: Realitätsnahe Verkehrslastansätze für die Nachrechnung der Gänstorbrücke über die Donau
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Tab. 2 Schwerverkehrszusammensetzung gemäß TLS 2012 [10] sowie An- Tab. 3 Auftretenswahrscheinlichkeiten von Lkw-Begegnungen auf der
teile der Achsanzahlen je Fahrzeugkategorie Brücke mit Korrelation zu versch. Kolonnenlängen LKol in einzelne
Composition of heavy goods vehicle (HGV) traffic according to TLS Fahrtrichtungen
2012 [10], and ratios of number of axles per vehicle class Observed frequencies of HGV encounters on bridge with correlation
to different platoon lengths LKol for single driving directions
Fahr Anteil am Achsanzahl
zeugtyp Schwer LKol 0 1 2 3 4 5
verkehr 2 3 4 5 6
0 – 29,6 % 8,0 % 1,1 % 0,5 % 0,0 %
Lkw 75,6 % 14,8 % 9,6 % – – (25,0 %) (5,0 %) (1,5 %) (0,4 %) (0,1 %)
57,1 %
o.A. (t8) (t9) (t12) 1 29,0 % 15,7 % 4,2 % 0,2 % 0,3 % –
66,4 % 33,6 % – – – (25,0 %) (15,0 %) (6,0 %) (1,9 %) (0,4 %)
Bus 28,5 %
(t120) (t122) 2 5,3 % 3,8 % 0,6 % 0,3 % – –
Lkw – 2,7 % 32,9 % 46,9 % 17,5 % (5,0 %) (6,0 %) (3,0 %) (0,8 %)
7,2 %
m.A. (t33) (t33) (t41) (t41) 3 0,8 % 0,2 % 0,3 % – – –
– 7,2 % 8,3 % 84,4 % – (1,5 %) (1,9 %) (0,8 %)
Sz 7,3 %
(t97) (t97) (t98) 4 0,0 % 0,0 % – – – –
(0,4 %) (0,4 %)
Lkw o.A.: Lkw ohne Anhänger; Lkw m.A.: Lkw mit Anhänger; Sz: Sattelzug
In Grau: Zuweisung zu Fahrzeugkategorie für Simulationen 5 0,0 % – – – – –
(0,1 %)
5
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Tab. 5 Modellannahmen für Fahrzeugparameter der Typen t12, t120, t122 GTB bezeichnet) und mithilfe von Einflussflächen ausge-
Model assumptions for vehicle parameters of types t12, t120, t122 wertet. Wo möglich, werden die Eingangsparameter für
Fahrzeugtyp t12 t120 t122 die Simulation auf Grundlage der Verkehrsmessungen
am Bauwerk modelliert. Dies gilt für Aufkommen und
mGG [kN] 320,0 154,5 220,8 Zusammensetzung des Schwerverkehrs (vgl. Tab. 1 und
sGG [kN] 32,0 18,4 27,0 2), Auftretenswahrscheinlichkeiten der Längen von Lkw-
Achsanzahl 4 3 2 Kolonnen, Anzahl der Zwischenfahrzeuge (Pkw) in einer
Achslastaufteilung [ %] Kolonne und die Korrelation der Kolonnenlängen bei
Achse 1 20,0 36,0 24,0 Lkw-Begegnungen (vgl. Tab. 3 und 4) sowie Stauhäufig-
keit und Fahrzeugabstandsverhalten im Fließ- und Stau-
Achse 2 20,0 64,0 33,0
verkehr (auf Bildmaterial gestützte Annahmen, vgl.
Achse 3 30,0 – 43,0
Abschn. 4). Für die Modellierung der Fahrzeugparameter
Achse 4 30,0 – – (Gesamtgewicht, Achslastverteilung, Achsabstände) steht
Achsabstände [m] aus der Verkehrserfassung keine Datengrundlage zur Ver-
Achse 1-2 1,9 5,9 5,9 fügung. Für die Fahrzeugtypen t8, t9, t41, t97 und t98
Achse 2-3 2,4 – 6,0 werden diese Parameter gemäß [11], Modell Ortsverkehr
Achse 3-4 1,4 – – angesetzt. Für die Typen t12, t120 und t122 werden auf
Grundlage von Fahrzeugherstellerangaben und gesetz
mGG: Mittelwert der Normalverteilung für Fahrzeuggesamtgewichte lichen Gewichtsgrenzen sinnvolle Modellannahmen ge-
sGG: Standardabweichung der Normalverteilung für Fahrzeuggesamtgewich- troffen (Tab. 5). Zwar führt dieses Vorgehen zu zusätz
te lichen Unschärfen bei der Abbildung der einzelnen Fahr-
zeuge in den Simulationen, jedoch erfolgt eine
überhaupt keinem Rückstau bis auf die Brücke. Auf entsprechende Validierung der Modellannahmen und
Grundlage der Beobachtungen wird die durchschnittliche Ergebnisse durch den nachträglichen Abgleich mit den
tägliche Stauhäufigkeit für die weiteren Untersuchungen Messdaten der DMS an den Spanngliedern des Bauwerks
mit 30 % abgeschätzt. (vgl. Abschn. 6).
Auch die direkte Auswertung des Fahrzeugabstandsver- Durch die explizite Berücksichtigung ausgewählter Para-
haltens auf der Brücke ist mit den von den Laser-Scan- meter der lokalen Verkehrscharakteristik für die Untersu-
nern erfassten Messdaten nicht möglich. Hier erfolgt chungen an der Gänstorbrücke wird der Objektbezug für
daher ebenfalls eine grobe, eher konservative Abschät- die resultierenden Lastansätze über die Stufen OBS 1
zung des Abstandsverhaltens auf Grundlage des Bildma- und 2 hergestellt. Zu Vergleichszwecken werden zwei
terials der Webcam und von Beobachtungen vor Ort. weitere Verkehrsarten untersucht, bei denen der Objekt-
Aufgrund der Ampelanlagen an beiden Brückenenden bezug lediglich über OBS 1 erfolgt und für deren Simula-
kommt es gerade bei höherem Verkehrsaufkommen im tion die lokale Verkehrscharakteristik nicht berücksich-
Takt der Ampelschaltungen zu kolonnenartigem Fließ- tigt wird. Hierfür dienen die Verkehrsparameter der Mo-
verkehr auf der Brücke (Fahrzeuge, die nach Grün-Schal- delle Mittelstreckenverkehr (MS) und Ortsverkehr (OV)
tung auf die Brücke auffahren) mit relativ gleichmäßigen, aus [11] als Eingangsgrößen für die Simulation, jeweils
nicht sehr großen Fahrzeugabständen bei moderaten Ge- mit einem Ansatz für den DTSV von 1 000 Lkw/d pro
schwindigkeiten. In Stauabschnitten stehen die Fahrzeu- Fahrtrichtung.
ge hingegen sehr dicht aneinander. Für die Modellierung
des Abstandsverhaltens zwischen den Fahrzeugen wer- Der simulierte Verkehrsstrom wird im Rahmen einer
den für die weiteren Untersuchungen folgende Abschät- Zeit-Schritt-Analyse über das Bauwerk bzw. über jede der
zungen getroffen (Abstandswerte bezogen auf Fahrzeug- zu untersuchenden Einflussflächen geführt. Als Ergebnis
achsen): erhält man die Zeitverläufe der Tragwerksbeanspruchun-
gen. Für die Berücksichtigung möglicher dynamischer
– Fließverkehr: gleichverteilter Fahrzeugabstand zwi- Erhöhungseffekte wird ein auf [12] basierender modifi-
schen 10 und 25 m zierter Ansatz verwendet. Hierfür wird der Schwingbei-
– Stauverkehr: gleichverteilter Fahrzeugabstand zwi- wert als Funktion der Gesamtlast aus Fahrzeugen auf der
schen 3 und 6 m Brücke modelliert, mit einem Maximalwert von 1,3 (für
die Annahme einer vergleichsweise guten Belagsqualität
auf der Brückenfahrbahn) für Gesamtlasten unter 300 kN,
5 Nummerische Simulationen einem Minimalwert von 1,05 für Gesamtlasten über
1 500 kN und einer linearen Interpolation für den Zwi-
5.1 Grundlagen und Untersuchungsumfang schenbereich. Die dynamischen Erhöhungseffekte
werden für den Fließverkehr direkt bei der Zeit-Schritt-
Für die Plausibilisierung der Lastansätze in der Brücken- Analyse berücksichtigt.
nachrechnung werden für die beiden untersuchten
Szenarien Brücke mit Teilsperrung und bauzeitliche Für die weiteren Untersuchungen wird der Verkehr je-
Verkehrsführung Verkehre simuliert (nachfolgend als weils für eine Dauer von zwei Jahren simuliert. Die somit
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Bild 4 Untersuchungsstellen und zugehörige Antwortparameter für nummerische Simulationen und Abgleich mit Messdaten der Spannglieder
Points of investigation and related response parameters for numerical simulations and comparison with strain measurements from tendons
zeitlich begrenzten resultierenden Zeitverläufe der Trag- – tc60 (Mobilkran, 5 Achsen): Gesamtgewicht 66 t,
werksbeanspruchungen erfordern eine Extremwertana gleichverteilt auf alle Achsen, Achsabstände:
lyse zur Bestimmung der charakteristischen Werte mit 2,6/1,7/1,7/1,7 m
einer definierten Wiederkehrperiode von 1 000 Jahren
gemäß Definition in [3]. Hierfür wird die Methode der Die Fahrzeuge können sich entweder alleine oder ge-
Klassendurchgangszählung mit Fit einer Rice-Funktion meinsam auf der Brücke befinden und werden für jeden
verwendet [13], [14]. Die resultierenden charakteristi- der untersuchten Antwortparameter gemäß der entspre-
schen Werte werden verglichen mit den Beanspruchun- chenden Einflussfläche ungünstigst auf der Brücke an
gen infolge der Lastansätze gemäß [3]. Als Referenz die- geordnet. Es werden folgende Belastungsereignisse be-
nen hierfür die Lastmodelle BK 30 (Brücke mit Teil trachtet:
sperrung) und BK 30/30 (Bauzeitlicher Verkehrsführung).
Ergänzend wird für beide Szenarien auch das Lastmodell – Szenario Brücke mit Teilsperrung: ein Fahrzeug tc60
BK 60 gemäß [1] ausgewertet. (Realtc60) oder zwei Fahrzeuge t98 (Realt98, Mindest-
abstand 5 m) auf der Brücke
Zur Gewährleistung ausreichender Robustheit der Last – Szenario Bauzeitliche Verkehrsführung: ein Fahrzeug
ansätze für die Nachrechnung erfolgt zusätzlich ein Ab- tc60 (Realtc60) oder drei Fahrzeuge t98 (Realt98, Min-
gleich mit realen extremen Belastungsereignissen. Hierzu destabstand 5 m, Aufteilung auf beide Fahrspuren
werden folgende Schwerverkehrsfahrzeugtypen betrach- wenn ungünstig) auf der Brücke
tet, deren Gesamtlast mit dem zulässigen Wert zuzüglich
ca. 10 % Überladung angesetzt wird (nachfolgend werden Für die nachfolgenden Untersuchungen erfolgt die Auswer-
Mobilkranfahrzeuge als tc gekennzeichnet): tung der Tragwerksbeanspruchung in Brückenlängstrag-
richtung für die Längsträger einer Überbauhälfte an aus-
– t98 (Sattelkraftfahrzeug, 5 Achsen): Gesamtgewicht gewählten relevanten Stellen im Tragwerk (vgl. Bild 4). In
48 t, Fahrzeugparameter gemäß [11] den Ergebnisdarstellungen werden die charakteristischen
Werte aus Verkehrssimulationen mit Index char und die
Maximalwerte während der Simulationsdauer mit Index
maxSim bezeichnet.
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das Szenario bauzeitliche Verkehrsführung als plausibel
angesehen werden. Hierbei ist die Variante mit modifi-
zierter Verkehrsführung (mittige Lage der Fahrstreifen
auf der Brückenüberbauhälfte) aufgrund der ausgegliche-
neren Beanspruchungsniveaus zu bevorzugen.
– Zugstrebe am Widerlager
– Stegunterseite im Drittelspunkt der Brücke
– Stegunterseite in Feldmitte der Brücke
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Bild 12 Verteilung der Fahrzeuggesamtgewichte ab 10 t für gesamten Ver-
kehr, Modellannahme und Abschätzung aus Messdaten
Distribution of gross vehicle weights over 10 t for entire traffic,
model assumptions and estimates from measured data
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Tab. 7 Abweichung der Ergebniswerte bei nichtlinearer Berechnung von jedoch kritisch zu hinterfragen, da das nummerische Mo-
linearer Berechnung, ohne (schwarz) und mit (grau) Ansatz der
dell gegenüber dem tatsächlichen Tragwerksverhalten ge-
Temperatureinwirkung
Discrepancy of results from nonlinear analysis compared to linear wissen Limitierungen unterworfen ist. Für die Spann-
analysis, without (schwarz) and with (grau) consideration of tem- stahlbewehrung wird im Modell ein starrer Verbund an-
perature loads gesetzt, in Realität jedoch ist der Verbund der
t98 t98 + t12 tc60
Spannglieder im Vergleich hierzu deutlich schlechter und
kann durch die Vielzahl der am Tragwerk festgestellten
Zugstrebe 2,8 % 1,8 % 2,7 % fehlerhaften Stellen mit Verpressfehlern noch zusätzlich
4,2 % 4,5 % 4,5 % geschwächt werden. Somit werden die Spannungszu-
Steg, Drittelspunkt 4,1 % 4,7 % 2,8 % wächse im Spannglied bei Rissbildung im Modell im Ver-
1,7 % 2,9 % –1,9 % gleich zum tatsächlichen Tragverhalten überschätzt. Eine
Steg, Feldmitte 3,6 % 4,9 % 35,2 % realitätsnahe Abbildung und Untersuchung dieser kom-
192,8 % 234,3 % 258,5 % plexen Zusammenhänge sprengt den Rahmen der vorlie-
genden Untersuchungen. Jedoch zeigt die Auswertung
der umfangreichen Messdaten sowie deren Extremwert-
dem Spannungszuwachs im Spannglied nach sich zieht, verhalten für diesen Messpunkt (vgl. Abschn. 6.4) keine
verbunden mit einem Abfall der Biegesteifigkeit und ungewöhnlich großen Dehnungsdifferenzwerte. Zudem
möglichen Umlagerungen der Schnittgrößen im Tragsys- hat sich gezeigt, dass die auf Grundlage linear elastischen
tem. Durch Vergleichsrechnungen mit dem an den Probe- Tragwerksverhaltens ermittelten Verkehrsbeanspruchun-
belastungen kalibrierten nummerischen Modell wird gen aus den Verkehrssimulationen die tatsächliche Ver-
daher versucht, den Einfluss geometrischer und materiel- kehrsbeanspruchung aus den DMS-Messungen (mit mög-
ler Nichtlinearitäten auf die resultierenden Spannungs- lichen Einflüssen aus Nichtlinearitäten in den Messda-
und Dehnungsdifferenzen in den Spanngliedern an den ten) auch am Messpunkt Steg in Feldmitte immer noch
untersuchten Messpunkten zu bewerten. Hierfür werden abdecken. Somit kann der Ansatz linear elastischen
definierte Lastfälle mit wahlweise einem Mobilkran (66 t, Tragwerksverhaltens für die Auswertungen der nummeri-
5 Achsen), einem Sattelzug t98 (48 t, 5 Achsen) oder einer schen Verkehrssimulationen in Abschn. 6.4 als legitim
Fahrzeugkombination t98 + t12 (35 t, 4 Achsen) im Min- angesehen werden.
destabstand von 5 m betrachtet. In den Lastfällen werden
zusätzlich sämtliche ständige Lasten (Eigengewicht, Aus-
baulasten, Vorspannung, Kriechen und Schwinden) 7 Zusammenfassung und Ausblick
sowie wahlweise Temperatur (gleichmäßige Abkühlung
um 9,5 K und linearer Temperaturgradient von 6,5 K, Für die Gänstorbrücke über die Donau werden objektbe-
oben wärmer als unten) berücksichtigt. Diese Lastfälle zogene Verkehrsbeanspruchungen ermittelt, und für die
werden sowohl linear als auch nichtlinear gerechnet. Der Brückennachrechnung sinnvolle und realistische Last
relative Vergleich des Spannungszuwachses in den ansätze für den Grenzzustand der Tragfähigkeit abgelei-
Spanngliedern ist in Tab. 7 dargestellt. tet. Hierfür werden Verkehrsmessungen zur Erfassung
der lokalen Verkehrscharakteristik am Brückenstandort
Die Ergebnisse der Vergleichsrechnungen lassen darauf sowie hierauf aufbauend nummerische Simulationsbe-
schließen, dass die Nichtlinearitäten für die Messpunkte rechnungen zur Abbildung der Verkehrsbeanspruchung
Zugstrebe und Steg im Drittelspunkt keinen signifikanten für die Szenarien Brücke mit Teilsperrung und bauzeitli
Einfluss haben. Dies rechtfertigt unter anderem auch die che Verkehrsführung unter Berücksichtigung der beson-
Annahme linear elastischen Tragwerksverhaltens bei der deren verkehrlichen Randbedingungen durchgeführt.
Abschätzung der Fahrzeuggewichte in Abschn. 6.3. Le- Durch den konkreten Objektbezug hinsichtlich Tragwerk
diglich für den Messpunkt in Feldmitte ist bei höheren und Verkehr erlauben die Untersuchungsergebnisse eine
Verkehrslasten und gleichzeitigem Ansatz der Tempera- Bewertung der tatsächlichen Verkehrsbeanspruchung.
turbeanspruchungen ein deutlicher Einfluss erkennbar. Eine Verifizierung erfolgt über den Abgleich mit zeit-
Die Ergebnisse der nichtlinearen Berechnung sind hier gleich erfassten und nachträglich zur Verfügung gestell-
Tab. 8 Maximalwerte der Verkehrsbeanspruchungen bezogen auf Referenzniveau BK 30 (Brücke mit Teilsperrung) bzw. BK 30/30 (normale und modifizierte
bauzeitliche Verkehrsführung) für verschiedene Tragwerksbereiche
Maxima of traffic load levels with reference to load level BK 30 (partial bridge closure) and BK 30/30 (normal and modified traffic routing during const-
ruction phase) for different parts of the structure
13
M. Nowak, O. Fischer, A. Müller: Realitätsnahe Verkehrslastansätze für die Nachrechnung der Gänstorbrücke über die Donau
ten zusätzlichen Messdaten von an Spanngliedern appli- unterhalb des Referenzniveaus infolge des Lastansatzes
zierten Dehnmessstreifen. BK 30/30. Eine modifizierte bauzeitliche Verkehrsfüh
rung mit mittiger Anordnung der Fahrstreifen auf der
Für die zum Untersuchungszeitpunkt aktuelle Verkehrs- Brücke führt hierbei zu einem gleichmäßigeren Bean-
führung Brücke mit Teilsperrung mit lediglich einem spruchungsniveau (Tab. 8). Insgesamt kann auch für das
Fahrstreifen auf einer Brückenüberbauhälfte werden ver- Szenario bauzeitliche Verkehrsführung der Referenz-
schiedene Verkehre (mit und ohne Berücksichtigung der lastansatz BK 30/30 als plausibel angesehen werden.
lokalen Verkehrscharakteristik) simuliert und verschiede-
ne Antwortparameter an mehreren Stellen im Tragwerk Die Untersuchungsergebnisse für beide Szenarien zeigen,
ausgewertet. Durch Objektbezug in den Stufen OBS1 dass das Beanspruchungsniveau infolge Verkehr mit
(Tragwerk) und OBS2 (Verkehr) bleiben die resultieren- Bezug auf die Referenzniveaus BK 30 bzw. BK 30/30 in
den Beanspruchungen an vielen Untersuchungsstellen Feldmitte am größten ist. Hier kann es zudem zu einem
unterhalb des Referenzniveaus infolge des Lastansatzes ungünstigen Einfluss von nichtlinearem Verhalten bei
BK 30. Lediglich an einzelnen Stellen im Feldbereich Rissbildung oder Dekompression bei hohen Fahrzeug
kommt es zu geringfügigen Überschreitungen (Tab. 8). lasten in Kombination mit Temperaturbeanspruchung
Der zusätzliche Objektbezug in Stufe OBS3 durch Ab- kommen, verbunden mit einem übermäßigen Spannungs-
gleich mit den DMS-Messdaten der Spannglieder bestä- zuwachs in den Spanngliedern. Dieser Aspekt sollte im
tigt die Erkenntnisse aus den nummerischen Untersu- Rahmen des bereits operierenden Monitoringsystems am
chungen. Zudem zeigt eine Abschätzung der Fahrzeugge- Bauwerk [5] beobachtet werden. Im Rahmen weiterfüh-
wichte auf Grundlage von Messdaten unter freiem render Betrachtungen sollte zudem mit den verfügbaren
Verkehr und einer Probebelastung, dass die Modellan- Messdaten das kombinierte Auftreten von Temperatur-
nahmen in den Verkehrssimulationen für diesen Parame- und Verkehrseinwirkungen am Bauwerk untersucht und
ter etwas konservativ gewählt sind. Insgesamt kann der die Auswirkungen auf die Beanspruchungen der Spann-
Lastansatz BK 30 für das Szenario Brücke mit Teilsper glieder bewertet werden.
rung als plausibel angesehen werden.
Literatur
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for Extreme Traffic Load Effect Estimation on Bridges. 14th [email protected]
International Probabilistic Workshop, Gehnt, 2016. Technische Universität München
[15] Anaconda: Anaconda Software Distribution (Computer Lehrstuhl für Massivbau
Software), Version 3-2019.03. Juli 2019, https://anaconda.io. Theresienstraße 90/N6
80333 München
Autoren
Dipl.-Ing. (FH) Marcel Nowak, M.Sc. Dr.-Ing. Andreas Müller
[email protected] [email protected]
Technische Universität München Konstruktionsgruppe Bauen AG
Lehrstuhl für Massivbau Ingenieurbüro für Bauwesen
Theresienstraße 90/N6 Bahnhofplatz 1
80333 München 87435 Kempten/Allgäu
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