Nachrechnung Von Betonbrücken Zur Bewertung Der Tragfähigkeit Bestehender Bauwerke

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Nachrechnung

von Betonbrücken
zur Bewertung
der Tragfähigkeit
bestehender Bauwerke

Heft B 89
Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen

Berichte der
Bundesanstalt für Straßenwesen
Brücken- und Ingenieurbau Heft B 89
ISSN 0943-9293
ISBN 978-3-86918-256-8
Nachrechnung
von Betonbrücken
zur Bewertung
der Tragfähigkeit
bestehender Bauwerke

von

Reinhard Maurer
Guido Heeke
Halil Kiziltan
Agnieszka Kolodziejczyk

Technische Universität Dortmund, Lehrstuhl Betonbau

Konrad Zilch

Zilch + Müller Ingenieure GmbH, München


Technische Universität München, Lehrstuhl für Massivbau

Daniel Dunkelberg
Birol Fitik

Technische Universität München, Lehrstuhl für Massivbau

Berichte der
Bundesanstalt für Straßenwesen
Brücken- und Ingenieurbau Heft B 89
B 89

Die Bundesanstalt für Straßenwesen


veröffentlicht ihre Arbeits- und Forschungs­
ergebnisse in der Schriftenreihe Berichte der
Bundesanstalt für Straßenwesen. Die Reihe
besteht aus folgenden Unterreihen:

A -Allgemeines
B -Brücken- und Ingenieurbau
F -Fahrzeugtechnik
M-Mensch und Sicherheit
S -Straßenbau
V -Verkehrstechnik

Es wird darauf hingewiesen, dass die unter


dem Namen der Verfasser veröffentlichten
Berichte nicht in jedem Fall die Ansicht des
Herausgebers wiedergeben.

Nachdruck und photomechanische Wieder­


gabe, auch auszugsweise, nur mit Genehmi­
gung der Bundesanstalt für Straßenwesen,
Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit.

Die Hefte der Schriftenreihe Berichte der


Bundesanstalt für Straßenwesen können
direkt beim Wirtschaftsverlag NW,
Verlag für neue Wissenschaft GmbH,
Bgm.-Smidt-Str. 74-76,
D-27568 Bremerhaven,
Telefon: (04 71) 9 45 44 - 0, bezogen werden.

Über die Forschungsergebnisse und ihre


Veröffentlichungen wird in Kurzform im
Informationsdienst Forschung kompakt berichtet.
Dieser Dienst wird kostenlos abgegeben;
Interessenten wenden sich bitte an die
Bundesanstalt für Straßenwesen,
Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit.

Impressum
Bericht zum Forschungsprojekt FE 15.0490/2010/FRB:
Nachrechnung von Betonbrücken zur Bewertung
der Tragfähigkeit bestehender Bauwerke
Projektbetreuung
Thomas Mayer
Herausgeber
Bundesanstalt für Straßenwesen
Brüderstraße 53, D-51427 Bergisch Gladbach
Telefon: (0 22 04) 43 - 0
Telefax: (0 22 04) 43 - 674
Redaktion
Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Druck und Verlag
Wirtschaftsverlag NW
Verlag für neue Wissenschaft GmbH
Postfach 10 11 10, D-27511 Bremerhaven
Telefon: (04 71) 9 45 44 - 0
Telefax: (04 71) 9 45 44 77
Email: [email protected]
Internet: www.nw-verlag.de
ISSN 0943-9293
ISBN 978-3-86918-256-8
Bergisch Gladbach, September 2012
3

Kurzfassung – Abstract Die gewonnenen Erkenntnisse bestätigen erneut,


dass ein hoher Aufwand bei der Nachrechnung be­
stehender Brückenbauwerke gerechtfertigt ist. Die
Ergebnisse des FE-Vorhabens können bei der Er­
Nachrechnung von Betonbrücken zur stellung und Fortschreibung der geplanten Nach­
Bewertung der Tragfähigkeit bestehender rechnungsrichtlinie einfließen
Bauwerke

Seit Beginn des Spannbetonbrückenbaus in


Deutschland sind die Bemessungsvorschriften
ständig weiterentwickelt und die Lastannahmen Safety evaluation of existing concrete bridges
kontinuierlich dem gestiegenen Verkehrsaufkom­ Since the beginning of prestressed concrete bridge
men angepasst worden. Das hat zur Folge, dass construction in Germany, the design regulations
bei der Nachrechnung von bestehenden Brücken­ have constantly been refined and the design loads
bauwerken auf der Grundlage der aktuellen Nor­ have been continuously adapted to account for
men häufig Überschreitungen festgestellt werden. increased traffic. As a result, the verification
In Fortführung des bereits abgeschlossenen For­ calculations for existing bridge structures baed on
schungsprojekts „Konzeption zur Nachrechnung currently valid codes often result in their capacity
bestehender Straßenbrücken“ sollen im Rahmen being exceeded. In continuation of the already
dieses Projekts weitere Empfehlungen für die Be­ completed research project entitled "Konzeption zur
wertung bestehender Brückenbauwerke erarbeitet Nachrechnung bestehender Straßenbrücken"
werden. (Concept for the recalculation of existing road
bridges), this project aims to develop further
Das vorliegende FE-Vorhaben behandelt die The­
recommendations for the evaluation of existing
menfelder Sicherheitskonzept für bestehende Bau­
bridge structures.
werke, Ansatz der historischen Materialfestigkeiten,
Beurteilung der Querkrafttragfähigkeit von vorge­ The current R&D project treats several subjects,
spannten Balken, Einfluss von nicht vorhandener including safety concept of existing structures,
Mindestbewehrung auf das Sicherheitsniveau adaptation of historic material strengths, and
sowie eine Literaturrecherche zu Wöhlerlinien älte­ assessment of the shear resistance of prestressed
rer Spann- und Betonstähle. Die Untersuchungen beams. Also, an assessment of the influence of the
beruhen auf der Auswertung vorhandener Literatur, lack of minimum reinforcement on the safety level
beispielhaften Berechnungen bestehender Brücken as well as a literary research on S-N curves of older
sowie rechnerischer Simulationen existierender prestressing and reinforcing steel are included. The
und gut dokumentierter Versuche. investigations are based on an evaluation of
existing literature, exemplary calculations of
Es wurden verschiedene Ansätze zur Herleitung
existing bridges as well as theoretical simulations of
angepasster Teilsicherheitsbeiwerte für den Nach­
existing and well documented experiments.
weis bestehender Bauwerke erläutert. Weiterhin
konnten Empfehlungen für den Ansatz der charak­ Several approaches for the derivation of adapted
teristischen Festigkeitseigenschaften von älterem partial safety factors for checking existing
Betonstahl, Spannstahl und Beton sowie der Er­ structures were elucidated. Furthermore,
müdungsfestigkeit damaliger Stähle gegeben wer­ recommendations were made for the application of
den. Es wurde gezeigt, dass die Momenten-Quer­ the characteristic strength properties of older
kraft-Interaktion und die Tragwirkung eines Druck­ reinforcing steel, prestressing steel and concrete as
bogens bisher nicht ausreichend in der Ermittlung well as the fatigue strength of steels used at the
der aufnehmbaren Querkraft von Spannbetonträ­ time. It was shown that the shear and moment
gern nach DIN-FB 102 berücksichtigt sind. Die er­ interaction and the structural behaviour of
weiterte Abminderung der Zwangschnittgrößen compression arches has so far only insufficiently
gemäß Nachrechnungsrichtlinie darf auch bei feh­ been addressed in determining shear resistance of
lender Mindestlängsbewehrung angesetzt werden. prestressed concrete girders according to DIN-FB
Die Mindestquerkraftbewehrung ist für Spannbe­ 102. The extended reduction of internal forces due
tonbrücken nach 1966 als ausreichend einzustu­ to constraints according to the recalculation
fen. guideline may be used if no sufficient minimum
4

reinforcement is provided. The 1966 minimum


shear reinforcement for prestressed concrete
bridges shall be classified as sufficient.

The insights gained again confirm that a greater


effort during the verification calculation of existing
bridge structures is justified. The results of the R&D
project can be included in the preparation and
update of the planned recalculation guideline.
5

Inhalt

1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 4.1.3 Darstellung und Interpretation der


Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1.1 Anlass . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
4.1.4 Schlussfolgerungen . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.2 Ausgangslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
4.2 Einfluss des Druckbogens auf den
1.3 Problemstellungen und
Querkrafttragwiderstand . . . . . . . . . . . . 29
Lösungsansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
4.2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
1.4 Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
4.2.2 Ausgangszustand . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
2 Sicherheitskonzept . . . . . . . . . . . . . . . 9 4.2.3 Konzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 4.2.4 Auswertung und Nachrechnung
der Versuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
2.2 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
4.2.5 Numerische Simulations­
2.3 Angepasste Sicherheitskonzepte
berechnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
für bestehende Bauwerke . . . . . . . . . . . 12
4.2.6 Zusammenfassung,
2.3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Schlussfolgerungen . . . . . . . . . . . . . . . 52
2.3.2 Ansatz der Institution of Structural
Engineers (UK) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
5 Einfluss aus ggf. nicht vorhan­
2.3.3 Ansatz nach ACI 318 . . . . . . . . . . . . . . 15 dener Mindestbewehrung auf
das Sicherheitsniveau . . . . . . . . . . . . 53
2.3.4 Ansatz nach TU Delft/TNO . . . . . . . . . . 16
5.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
2.4 Zusammenfassung und
Schlussfolgerungen . . . . . . . . . . . . . . . 18 5.2 Einfluss aus der Längsbewehrung . . . . 53
5.2.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
3 Beurteilung der Materialeigen­
5.2.2 Bauwerk – Lützelbachtalbrücke . . . . . . 53
schaften bei bestehenden
Bauwerken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 5.2.3 Sicherheitskonzept . . . . . . . . . . . . . . . . 56
3.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 5.2.4 Rechenmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
3.2 Betonstahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 5.2.5 Berechnung des Zwangabbaus in
den Stütz- und Feldbereichen . . . . . . . 58
3.3 Spannstahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
5.2.6 Schlussfolgerung und Wertung . . . . . . 64
3.4 Beton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
5.3 Untersuchungen zur Versagensart
3.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
bei fortschreitendem Ausfall der
3.4.2 Statistische Auswertung der Spannglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
Eigenschaften historischer Betone . . . . 21
5.4 Querkraftbewehrung . . . . . . . . . . . . . . . 68
3.5 Schlussfolgerungen . . . . . . . . . . . . . . . 23
5.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
5.4.2 Normendurchsicht . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
4 Querkrafttragfähigkeit ............ 23
5.4.3 Vergleich der bisherigen
4.1 Einfluss der Momenten-Querkraft-
Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
Interaktion auf den Querkrafttrag­
widerstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 5.4.4 Spannbeton für die Praxis . . . . . . . . . . 72
4.1.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 5.4.5 Praxisbeispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
4.1.2 Durchgeführte Untersuchungen . . . . . . 24 5.4.6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . 74
6

6 Ermüdung ..................... 74 6.5 Vergleich mit den heutigen


Bemessungswöhlerlinien . . . . . . . . . . . 99
6.1 Betonstahl – Experimentelle
Untersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 6.6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . 103
6.1.1 WASCHEIDT (1965) . . . . . . . . . . . . . . 75
7 Resümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
6.1.2 RUßWURM/MARTIN (1968) . . . . . . . 76
6.1.3 TILLY/MOSS (1980) . . . . . . . . . . . . . . 77 8 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
6.1.4 THÜRLIMANN/CANTELI/
ESSLINGER (1980) . . . . . . . . . . . . . . 79
6.1.5 VOGEL/FEHLMANN (2008) . . . . . . . . 81
6.1.6 REHM (2005-2007) . . . . . . . . . . . . . . 83
6.1.7 MAURER/BLOCK/DREIER/
HEEKE/MACHOCZEK (2008) . . . . . . 85
6.1.8 Heft 525 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
6.2 Vergleich der Ermüdungsfestigkeit
zwischen alten und heutigen
Betonstählen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
6.2.1 Unterschiede zwischen den
freischwingend und einbetoniert
geprüften Betonstählen . . . . . . . . . . . 87
6.3 Betonstahlmatten – Experimentelle
Untersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
6.3.1 Heft 525 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
6.3.2 REHM/KRUSE (1969) . . . . . . . . . . . . 89
6.4 Spannstahl – Experimentelle
Untersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
6.4.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
6.4.2 ABEL (1993) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
6.4.3 BÖKAMP (1991) . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
6.4.4 CORDES/LAPP-EMDEN (1984) . . . . 92
6.4.5 ESKOLA (1996) . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
6.4.6 KOCH (1988) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
6.4.7 MÜLLER (1985) . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
6.4.8 RIGON/THÜRLIMANN (1985) . . . . . . 95
6.4.9 OERTLE/THÜRLIMANN/
ESSLINGER (1985) . . . . . . . . . . . . . . 96
6.4.10 VOß (1993) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
6.4.11 WOLLMANN et al. (1988) . . . . . . . . . 97
6.4.12 MULLER/DUX (1994) . . . . . . . . . . . . . 97
6.4.13 MAURER/HEEKE (2008) . . . . . . . . . . 98
7

1 Einleitung und 102 „Betonbrücken” [1.3] in ihrer jeweils aktu­


ellsten Ausgabe. Mit dem darin enthaltenen Sicher­
1.1 Anlass heitskonzept sowie den teilweise sehr konservativen
Bemessungs- und Konstruktionsregeln werden bei
Seit Beginn des Spannbetonbrückenbaus in Neubauten die normgemäße Tragfähigkeit, Ge­
Deutschland sind die Bemessungsvorschriften stän­ brauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit sicherge­
dig weiterentwickelt und die Lastannahmen kontinu­ stellt. Diese Normen sind aber nicht dazu geeignet,
ierlich dem gestiegenen Verkehrsaufkommen ange­ die tatsächliche Tragsicherheit, Gebrauchstauglich­
passt worden. Bedingt durch die Altersstruktur des keit und Dauerhaftigkeit bestehender älterer Beton­
Brückenbestands unter Verkehr ergibt sich eine brücken zu beurteilen. Hierfür bedarf es neben
hohe Anzahl an Bauwerken, die nicht gemäß den einem angepassten Sicherheitskonzept vor allem
heute geltenden Vorschriften geplant und errichtet auch genauerer Nachweismodelle für die Tragwider­
wurden. Diese Bauwerke liegen jedoch zum Teil im stände.
Zuge bedeutender Verkehrswege und können nicht
ohne erheblichen finanziellen Aufwand und massive Bei der Bearbeitung des Forschungsprojekts „Kon­
Eingriffe in den fließenden Verkehr ertüchtigt oder zeption zur Nachrechnung bestehender Straßen­
ersetzt werden. brücken” [1.1] wurden die bei der Nachrechnung
bestehender Spannbetonbrücken am häufigsten
Um festzustellen, welche Defizite bei den einzelnen auftretenden Defizite anhand von Beispielrechnun­
Bauwerken tatsächlich auftreten, ist eine umfassen­ gen an zwei realen Bauwerken identifiziert. Darüber
de Nachrechnung des Brückenbestandes geplant. hinaus konnten durch die Anwendung von alterna­
Zurzeit wird eine Richtlinie zur Nachrechnung von tiven und genaueren Nachweisverfahren bereits
Straßenbrücken im Bestand erarbeitet, die die we­ wesentliche Tragfähigkeitspotenziale aufgezeigt
sentlichen Rahmenbedingungen und das Vorgehen werden. Während eine Nachrechnung auf Grundla­
bei der Bewertung bestehender Brückenbauwerke ge der DIN-Fachberichte für beide Bauwerke
definiert. Es handelt sich um ein gestuftes Verfahren, zwangsläufig eine Verstärkung bzw. Herabstufung
das durch spezielle Regelungen oder Vorgaben die der Brückenklasse nach sich zieht, ermöglicht die
Möglichkeit bietet, die Reserven des Tragwerks und Berücksichtigung spezieller Regelungen und Vor­
der Baustoffe stärker auszunutzen. Ausgangspunkt gaben die Reduzierung des Handlungsbedarfs.
ist hierbei immer die Nachrechnung des Bauwerks Teilweise kann sogar ohne Ergreifung zusätzlicher
auf der Grundlage der aktuell geltenden Regelwer­ Maßnahmen am Bauwerk eine vollständige Erfül­
ke. Die Beurteilung von bestehenden Brücken auf lung der geforderten Nachweise erreicht werden.
der Grundlage von Neubaunormen führt jedoch in
der Regel aufgrund der historischen Entwicklung be­ Im Laufe der Bearbeitung des ersten Forschungs­
stimmter Nachweise zu systematischen Überschrei­ projekts ergaben sich jedoch weitere interessante
tungen. Aus diesem Grund ist die Erarbeitung ge­ Fragestellungen, deren genauere Betrachtung zu­
nauerer und erweiterter Nachweiskonzepte im Mo­ sätzliches Potenzial bei der Beurteilung bestehen­
ment Gegenstand mehrerer Forschungsprojekte. der Bauwerke birgt. Außerdem deutet die bisher ge­
sammelte Erfahrung im Umgang mit bereits durch­
In Fortführung zu dem bereits abgeschlossenen geführten Nachrechnungen von vorhandenen Brü­
Forschungsprojekt „Konzeption zur Nachrechnung cken darauf hin, dass insbesondere die bei der
bestehender Straßenbrücken” [1.1] sollen im Rah­ Nachrechnung zu verwendenden Eingangswerte
men dieses Projekts schwerpunktmäßig einige auf der Materialseite noch nicht ausreichend genau
Themenfelder untersucht und weitere Empfehlun­ abgesichert und dokumentiert sind.
gen für die Nachrechnung bestehender Brücken­
bauwerke erarbeitet werden. Im Rahmen des vorliegenden FE-Vorhabens sollen
die Themenfelder Sicherheitskonzept für bestehen­
de Bauwerke, Ansatz der historischen Material­
1.2 Ausgangslage festigkeiten bei der Nachrechnung einschließlich
der Kennwerte der Ermüdungsfestigkeit, Beurtei­
Grundlage für die Bemessung und Konstruktion von lung der Querkrafttragfähigkeit sowie Einfluss von
Stahlbeton- und Spannbetonbrücken sind in gegebenenfalls nicht vorhandener Mindestbeweh­
Deutschland seit 2003 im Wesentlichen die DIN- rung auf das Sicherheitsniveau eingehender unter­
Fachberichte 101 „Einwirkungen auf Brücken” [1.2] sucht werden.
8

1.3 Problemstellungen und weis der aufnehmbaren Querkraft, da dieser Nach­


Lösungsansätze weis in der historischen Entwicklung besonders
häufigen Änderungen ausgesetzt war. Die einzel­
Im Folgenden werden die im Rahmen dieses FE- nen Entwicklungsstände und ihre Bemessungser­
Vorhabens betrachteten Themenfelder kurz erläu­ gebnisse sind dabei nicht mit dem heute verbreite­
tert und die entscheidenden Problemstellungen und ten Konzept vergleichbar. Jedoch ist auch das
untersuchten Lösungsansätze zusammenfassend heute verwendete Nachweisformat nicht als ein­
beschrieben. heitlich zur realistischen Beurteilung der Querkraft­
tragfähigkeit anerkannt. So werden zum Beispiel im
Die für die Bemessung von Neubauten maßgeben­
2010 neu erschienen fib Model Code [1.4] vier ne­
den DIN-Fachberichte sind nicht uneingeschränkt
beneinander gültige Nachweiskonzepte zur Ermitt­
geeignet, die tatsächliche Tragsicherheit bestehen­
lung der Querkrafttragfähigkeit aufgeführt, bei
der älterer Spannbetonbrücken zu beurteilen. Für
denen unter anderem das Verhältnis zwischen ein­
eine effektivere Nachrechnung ist das für Neubau­
wirkendem Moment und einwirkender Querkraft un­
ten konzipierte Sicherheitskonzept zu modifizieren,
terschiedlich berücksichtigt wird. Durch einen Ver­
um realistische Beurteilungen der Zuverlässigkeit
gleich zwischen dem Ansatz nach DIN-FB 102 und
und Erfordernis von Verstärkungs- bzw. Belas­
Model Code 2010 werden Bereiche identifiziert, in
tungsbeschränkungen zu erhalten. Zum einen kön­
denen eine Anpassung des den Nachweisen zu­
nen gegenüber einem Neubau bei der Beurteilung
grunde gelegten Modells nötig erscheint. Die Quer-
eines bestehenden Bauwerks die Unsicherheiten
kraft wird nicht nur über den Tragmechanismus
bezüglich Geometrie, Materialeigenschaften und
eines parallelgurtigen „Fachwerks mit Rissreibung”,
Bauwerkszustand durch Messungen und Untersu­
wie es im DIN-FB 102 zugrunde gelegt ist, abgetra­
chungen vor Ort verringert werden. Zum anderen
gen. Ein wesentlicher Teil der Querkraftabtragung
kann die meist geringere verbleibende Nutzungs­
erfolgt bei Spannbetonträgern zusätzlich über
dauer bestehender Bauwerke in die Überlegungen
einen „Druckbogen”. Durch Versuchsnachrechnun­
zum Sicherheitskonzept einbezogen werden. Auf
gen und Simulationsberechnungen an Spannbe­
der Grundlage einer Literaturrecherche werden
mögliche Alternativen bei der Anpassung des Si­ tonversuchsträgen wird sein Einfluss auf die Größe
cherheitskonzepts für bestehende Bauwerke auf­ der erforderlichen Querkraftbewehrung aufgezeigt.
gezeigt. Dabei wird besonders auf gegenwärtig im Mit hilfe der numerischen Simulationsberechnun­
Ausland verfolgte Ansätze eingegangen. gen können die Abhängigkeiten bei der Verteilung
der Querkraft auf die beiden Tragmechanismen un­
Um ältere Bauwerke auf der Grundlage heutiger tersucht werden.
Nachweiskonzepte nachrechnen zu können, wer­
den charakteristische Werte der Materialeigen­ Bei vielen Beurteilungen bestehender Bauwerke
schaften benötigt. Die Materialdefinitionen und hat sich außerdem gezeigt, dass die heute für Neu­
Konformitätsnachweise haben sich jedoch in der bauten anhand der Betonzugfestigkeit festgelegte
Vergangenheit mehrmals geändert, z. B. wurde Mindestbewehrung nicht vollständig vorhanden ist.
Beton bis 1972 nach dem Mittelwert der Druck­ Hierbei wird zwischen der Mindestlängsbewehrung
festigkeit einer Güte/Klasse zugeordnet und nicht und der Mindestquerkraftbewehrung unterschie­
wie heute in Abhängigkeit des 5%-Quantils. Die his­ den. Im Rahmen des FE-Vorhabens werden die
torische Entwicklung des Ansatzes der Rechengrö­ Auswirkungen von fehlender Bewehrung zur Riss­
ßen der Baustoffeigenschaften wird im Rahmen breitenbegrenzung auf den Abbau von Zwang­
dieses FE-Vorhabens durch eine Literaturrecher­ schnittgrößen untersucht. Die Betrachtungen erfol­
che aufbereitet. Vor dem Hintergrund, dass nicht an gen beispielhaft mittels nichtlinearer Simulationen
jedem bestehenden Bauwerk vor der Nachrech­ am Gesamtsystem der Lützelbachtalbrücke. Um
nung umfangreiche Materialuntersuchungen durch­ die Einflüsse aus fehlender Mindestbewehrung auf­
geführt werden können, werden Empfehlungen für zuzeigen, werden Vergleichsrechnungen mit unter­
die anzusetzenden charakteristischen Material­ schiedlichen Betonstahlbewehrungsgraden durch­
kennwerte in Abhängigkeit der vorhandenen Infor­ geführt.
mationen aus Plänen und ursprünglichen stati­
Es wird weiterhin die Entwicklung der Normenfest­
schen Berechnungen gegeben.
legungen bezüglich der Mindestquerkraftbeweh­
Eine wichtige Fragestellung bei der Beurteilung der rung aufbereitet. Durch einen Vergleich mit den
Tragfähigkeit bestehender Brücken ist der Nach­ heute geforderten Werten kann eine Beurteilung
9

der vorhandenen Mindestquerkraftbewehrungen 2 Sicherheitskonzept


der bestehenden Bauwerke anhand ihres Baujahrs
erfolgen. 2.1 Allgemeines
Die Beurteilung bestehender älterer Spannbeton­ Seit Einführung der DIN-Fachberichte im Jahr 2003
brücken, im Hinblick auf Ermüdung, stellt ein sehr erfolgt die Bemessung neuer Brückenbauwerke auf
komplexes Problem dar. Dies betrifft sowohl die der Grundlage des semi-probabilistischen Sicher­
Einwirkungsseite als auch die Widerstandsseite. heitskonzepts mit Teilsicherheitsbeiwerten. Für
Eine entscheidende Grundlage stellen dabei die Brückenbauwerke, die vor 2003 errichtet wurden,
Wöhlerlinien älterer Spannstähle – insbesondere beruhte die Bemessung auf dem globalen Sicher­
im einbetonierten Zustand – und Betonstähle dar. heitskonzept. Im Rahmen der Nachrechnung be­
Durch eine umfangreiche Literaturrecherche wer­ stehender Bauwerke soll jedoch unabhängig von
den alle verfügbaren und verwertbaren Wöhlerlini­ der damals verwendeten Bemessungsnorm durch­
en älterer Stähle zusammengetragen. Diese wer­ gängig das den DIN-Fachberichten zugrunde lie­
den mit den Bemessungswöhlerlinien des DIN- gende Sicherheitskonzept angewendet werden,
Fachberichts 102 verglichen, um hieraus Empfeh­ damit eine konsequente Anwendung der Nachweis­
lungen für die Angabe von Wöhlerlinien für Spann-
formate der aktuellen Normen möglich ist. Hierbei
stahl sowie Betonstahl in der noch fortzuschrei­
ist zunächst von dem für Neubauten festgelegten
benden Nachrechnungsrichtlinie abzuleiten.
Zielwert des Zuverlässigkeitsindex β und den da­
raus abgeleiteten Teilsicherheitsbeiwerten auszu­
gehen. Festlegungen zum Sicherheitskonzept fin­
1.4 Zielsetzung den sich in den Normen DIN 1055-100 [2.1] und
In Fortführung des bereits abgeschlossenen Vorha­ DIN EN 1990 [2.2].
bens „Konzeption zur Nachrechnung bestehender Bereits durchgeführte Nachrechnungen an ver­
Straßenbrücken” [1.1] sollen weitere Empfehlungen schiedenen Brückenbauwerken haben jedoch ge­
zur realistischen Beurteilung und genauen Nach­ zeigt, dass der Ansatz normgemäßer Teilsicher­
weisführung bei bestehenden Spannbetonbrücken­ heitsbeiwerte häufig zu Überschreitungen führt. Die
bauwerken gegeben werden. Den beschriebenen für die Bemessung von Neubauten maßgebenden
Ansätzen und Zusammenhängen soll im Rahmen DIN-Fachberichte sind nicht uneingeschränkt ge­
dieses FE-Vorhabens insgesamt durch Auswertung eignet, die tatsächliche Tragsicherheit bestehender
vorhandener Literatur, durch beispielhafte Berech­ älterer Spannbetonbrücken zu beurteilen. Für eine
nungen bestehender Brücken sowie durch rechne­ effektivere Nachrechnung sind mögliche Modifika­
rische Simulationen existierender und entspre­ tionen des für Neubauten konzipierten Sicherheits­
chend gut dokumentierter Versuche nachgegangen konzepts zu untersuchen, um realistische Beurtei­
werden. lungen der Zuverlässigkeit und der Erfordernis von
Die Nachrechnungen im Rahmen dieses FE-Vor­ Verstärkungs- bzw. Belastungsbeschränkungen zu
habens haben zum Ziel, Reserven der Tragsicher­ erhalten.
heit zu identifizieren. Die tatsächliche Tragsicher­ Im Rahmen dieses FE-Vorhabens werden zunächst
heit bestehender Spannbetonbrücken soll realisti­ die theoretischen Grundlagen zur Herleitung von
scher als bisher nachgewiesen und beurteilt wer­ Teilsicherheitsbeiwerten kurz erläutert und die Zu­
den können. Durch die umfangreichen Recherchen sammenhänge zwischen den wichtigsten Parame­
und Auswertungen vorhandener Literatur und älte­ tern dargestellt. Anschließend werden auf der
rer Normen sollen darüber hinaus zuverlässige Grundlage einer Literaturrecherche mögliche Alter­
Eingangswerte für die Nachrechnung bestehender nativen bei der Anpassung des Sicherheitskon­
Spannbetonbrücken zur Verfügung gestellt wer­ zepts für bestehende Bauwerke aufgezeigt. Dabei
den. wird besonders auf gegenwärtig im Ausland ver­
Die Ergebnisse dieses FE-Vorhabens sollen bei der folgte Ansätze eingegangen.
Fortschreibung der zurzeit im Entwurf befindlichen Die hier durchgeführten Betrachtungen beziehen
Richtlinie zur Nachrechnung von Straßenbrücken sich nur auf die rechnerischen Nachweise einer
im Bestand Berücksichtigung finden. ausreichenden Zuverlässigkeit. Die Beurteilung des
Einflusses aus Konstruktionsregeln, die von heuti­
10

gen Festlegungen abweichen, auf die Zuverlässig­ überschritten wird, geringer als der Wert, der von
keit bestehender Bauwerke ist nicht Gegenstand 5 % aller Werte in 100 Jahren überschritten wird.
dieses Kapitels.
Grundlage der Bemessung ist der Nachweis, dass
die Beanspruchungen E kleiner als der Widerstand
2.2 Grundlagen R sind. Dabei sind E und R streuende Größen, die
von einer oder mehreren, wiederum streuenden
Im Folgenden werden die theoretischen Grundla­ Basisvariablen abhängig sind. Durch sicherheits­
gen des den heutigen Bemessungsnormen zugrun­ theoretische Überlegungen kann bei bekannten
de liegenden semi-probabilistischen Sicherheits­ Verteilungen der Basisvariablen die Wahrschein­
konzepts mit Teilsicherheitsbeiwerten kurz aufbe­ lichkeit bestimmt werden, dass die Einwirkungen
reitet. Die Erläuterungen beziehen sich auf die den Widerstand überschreiten. Im Folgenden wird
rechnerische Nachweisführung im Grenzzustand aus Gründen der Anschaulichkeit davon ausgegan­
der Tragfähigkeit (GZT). Ausführliche Darstellungen gen, dass E und R unabhängig voneinander nor­
der Hintergründe zur Zuverlässigkeitstheorie und malverteilt sind und je nur von einer Variable ab­
zu Sicherheitskonzepten finden sich z. B. in [2.3] hängen. Auf Grundlage dieser Annahme können
und [2.4]. jetzt kurz die Begriffe Versagenswahrscheinlichkeit
pf und Sicherheitsindex β im Sinne der zugehörigen
Die Zuverlässigkeit eines Bauwerks hängt von den Normen [2.1] und [2.2] erläutert werden.
Streuungen der Beanspruchungen und der Wider­
stände sowie der Fehler bei Planung, Ausführung Die Verteilungen von E und R sind durch die Lage­
und Nutzung ab. Während die durch den Faktor parameter µE und µR (Mittelwerte der Grundge­
Mensch verursachten Unsicherheiten bei Planung, samtheit) und ihre Streuungen um den Mittelwert σE
Ausführung und Nutzung nicht durch ein Sicher­ und σR (Standardabweichungen der Grundgesamt­
heitskonzept zu erfassen sind, können die stochas­ heit) festgelegt. Der Abstand der Mittelwerte µE und
tischen Eigenschaften der Eingangsgrößen der Be­ µR wird als zentrale Sicherheitszone und der Ab­
messung durch probabilistische Verfahren bewertet stand der charakteristischen Werte Ek und Rk wird
werden. Dazu muss eine stochastische Beschrei­ als nominale bzw. dezentrale Sicherheitszone be­
bung der Eingangsgrößen über Verteilungsfunktio­ zeichnet. Die nominale Sicherheitszone korrespon­
nen erfolgen. Häufig verwendete Verteilungen zur diert mit dem Sicherheitsfaktor des früher verwen­
Beschreibung der Materialkennwerte sind die Nor­ deten globalen Sicherheitskonzepts. Bild 1 verdeut­
malverteilung oder die log-Normalverteilung sowie licht die Zusammenhänge. Führt man nun die Zu­
die Extremwertverteilungen Typ I-III zur Beschrei­ standsfunktion G = R – E ein, so beschreibt der Be­
bung der Maxima von veränderlichen Lasten. Wenn reich der wiederum normalverteilten Größe G < 0
die Verteilung einer Eingangsgröße bekannt ist, den Versagensbereich. Für die Verteilung von G gilt:
können die für die Bemessung benötigten charak­
teristischen Werte der Eingangsgröße bestimmt
werden. In der Regel werden für Materialeigen­
schaften untere Grenzwerte benötigt, die meist
durch das 5%-Quantil festgelegt sind. Das bedeu­ Damit entspricht die zentrale Sicherheitszone aus
tet, dass lediglich 5 % aller theoretisch möglichen Bild 1 oben jetzt einem Vielfachen der Standardab­
Realisationen der streuenden Größe unterhalb die­ weichung σG. Dieser Faktor wird als Sicherheitsin­
ser Schranke liegen. Für Lasten werden obere dex β bezeichnet. Für β gilt:
Grenzwerte benötigt, hier werden i. Allg. 95%-
Quantile verwendet. Während die Baustoffeigen­
schaften i. d. R. als zeitlich invariant angesehen
werden, sind die Angaben zu Lasten i. d. R. vom
betrachteten Zeitraum abhängig. Das bedeutet, Die operative Versagenswahrscheinlichkeit pf ent­
dass zusätzlich zur Verteilungsfunktion einer Last spricht der Fläche unter der Dichtefunktion für
auch der betrachtete Zeitraum festgelegt werden G ≤ 0 und ist über die Standardnormalverteilung Φ
muss, um einen Quantilwert bestimmen zu können. direkt mit dem Sicherheitsindex β verknüpft.
Wenn man zum Beispiel das 95%-Quantil eines
Temperaturunterschieds betrachtet, ist der Wert,
der lediglich von 5 % aller Werte in einem Jahr
11

Mindestwert für β
Zuverlässigkeits­
klasse Bezugszeitraum Bezugszeitraum
1 Jahr 50 Jahre

RC 3 5,2 4,3

RC 2 4,7 3,8

RC 1 4,2 3,3

Tab. 1: Empfehlungen für Mindestwerte des Zuverlässigkeits­


index β aus [2.2]

Gleichzeitig ist die zentrale Sicherheitszone µR – µE


Bild 1: Zusammenhang zwischen E und R sowie Zustands­ über den Zusammenhang
funktion G, Versagenswahrscheinlichkeit pf und Sicher­
heitsindex β nach [2.3]

Mit steigender Versagenswahrscheinlichkeit sinkt mit dem Sicherheitsindex β verknüpft (siehe Bild 1
der Zuverlässigkeitsindex. Es ist jedoch anzumer­ oben). Durch Umordnen erhält man:
ken, dass aufgrund der mit zeitlich veränderlichen
verbundenen Eingangsgrößen auf der Einwir­
kungsseite die operativen Versagenswahrschein­ Diese Gleichung drückt aus, dass beim Erreichen
lichkeiten immer nur für einen Bezugszeitraum gel­ des Grenzzustands G = 0 mit einer vorgegebenen
ten. Z. B. entspricht eine Versagenswahrscheinlich­ Wahrscheinlichkeit pf der Bemessungswert der Be­
keit von pf = 10-6 je Jahr einem Sicherheitsindex anspruchungen Ed gerade gleich dem Bemessungs­
von β = 4,75 und eine Versagenswahrscheinlichkeit wert des Widerstands Rd ist. Der Bemessungspunkt
von pf = 10-6 in 50 Jahren einem Sicherheitsindex Ed = Rd spiegelt den Zustand mit der höchsten Ver­
von β = 3,83. Die operative Versagenswahrschein­ sagenswahrscheinlichkeit unter den vorgegebenen
lichkeit entspricht nicht direkt der Häufigkeit eines Eigenschaften von E und R wider. Bei der Bemes­
Versagensereignisses, da wie bereits erwähnt die sung wird die Streuung der Beanspruchungen und
Unsicherheiten aus Fehlern bei der Planung, Bau­ Widerstände durch die Verwendung charakteristi­
ausführung und Nutzung nicht im Sicherheitskon­ scher Werte berücksichtigt, die sich aus dem Mittel­
zept erhalten sind. In Tabelle 1 werden die Empfeh­ wert und der Standardabweichung der jeweiligen
lungen für Mindestwerte der einzuhaltenden Zuver­ Verteilungen mit den zugehörigen Quantilfaktoren
lässigkeitsindizes nach [2.2] zusammengefasst. Kp,E und Kp,R bestimmen lassen:
Das Einhalten eines vorgegebenen Wertes von β
bei der Bemessung entspricht einem ausreichen­
den Abstand der Punkte µG und g = 0 in der Vertei­
lung der Zustandsfunktion (siehe Bild 1 unten). Die­
ser Abstand wird durch die Standardabweichung Setzt man schließlich die zuvor bestimmten Bemes­
σG, und damit durch die Streuungen von E und R sungswerte von Beanspruchung und Widerstand
bestimmt. Für den nichtlinearen Zusammenhang ins Verhältnis zu den charakteristischen Werten, so
zwischen den Streuungen von E und R wird folgen­ erhält man die Teilsicherheitsbeiwerte γE und γR,
de Linearisierung eingeführt: unter deren Verwendung das eingangs über β defi­
nierte Zuverlässigkeitsniveau genau erreicht wird.

mit den Wichtungsfaktoren


12

lässigkeitsniveau des bisher verwendeten globalen


Sicherheitskonzepts vorgenommen. Die Größenord­
nung des tatsächlich erzielten Sicherheitsniveaus
Es ist ersichtlich, dass die Teilsicherheitsbeiwerte bei Anwendung der Festlegungen nach den aktuel­
auf Beanspruchungs- und Widerstandsseite durch len Normen und die Abhängigkeit der Ergebnisse
die Wichtungsfaktoren αR und αE mit den Streuun­ von den einzelnen Basisvariablen wurden in [2.5]
gen beider Seiten verknüpft sind. Damit gelten Teil­ eingehend untersucht. Die Vergleichsgrößen bei
sicherheitsbeiwerte grundsätzlich immer nur für der Bemessung im Bauwesen sind in der Regel die
eine bestimmte Kombination von E und R. Für die Einwirkungen F und die Baustoffeigenschaften X,
Praxis werden aus diesem Grund konstante Wich­ die als charakteristische Werte zur Verfügung ste­
tungsfaktoren vorgegeben, durch die eine Entkopp­ hen. Mit Hilfe von Rechenmodellen werden diese
lung der Beanspruchungs- und Widerstandsseite Eingangswerte in Vergleichsgrößen E und R umge­
möglich ist. So darf man z. B. nach [2.2] αR = 0,8 rechnet. Hieraus resultieren zusätzliche Unsicher­
und αE = 0,7 setzen, wenn die Bedingung heiten, die bei der Ermittlung der Teilsicherheitsbei­
0,16 < σE/σR < 7,6 erfüllt ist. werte auf der Einwirkungs- und Baustoffseite be­
rücksichtigt werden müssen. Bild 2 verdeutlicht
Im allgemeinen Fall ist die Versagenswahrschein­ noch einmal die Zusammenhänge des semi-proba­
lichkeit jedoch von mehr als zwei Variablen abhän­ bilistischen Sicherheitskonzepts aktueller Normen.
gig. Die Bestimmung der genauen Lage des Be­ Angaben zu den Teilsicherheitsbeiwerten auf der
messungspunktes und der Wichtungsfaktoren ge­ Einwirkungsseite finden sich u. a. in [2.1] oder [2.2].
schieht dann anhand von Berechnungen mit Hilfe Die Teilsicherheitsbeiwerte der Baustoffeigenschaf­
von mehrdimensionalen Verteilungsfunktionen und ten werden in den Bemessungsnormen angege­
deren Schnittfläche mit Hyperflächen, die den ben; für Betonbrücken z. B. in [2.6] oder [2.7].
Grenzzustand beschreiben. Dieses genaue Vorge­
hen wird als vollständig probabilistische Methode
oder Methode der Stufe III bezeichnet. Verfahren 2.3 Angepasste Sicherheitskonzepte
der Stufe II (FORM: First Order Reliability Method, für bestehende Bauwerke
SORM: Second Order Reliability Method) beruhen
auf vereinfachten Annahmen über die Verteilungs­ 2.3.1 Allgemeines
funktionen der Eingangswerte und der Linearisie­
rung von beliebigen Grenzzustandsfunktionen. Das Für bestehende Bauwerke soll ebenso wie für Neu­
semi-probabilistische Sicherheitskonzept aktueller bauten das semi-probabilistische Sicherheitskon­
Normen beruht auf Methoden der Stufe II und III, je­ zept zur Anwendung kommen. Hiermit soll erreicht
doch mit wesentlichen Vereinfachungen. werden, dass das grundsätzliche Vorgehen bei den
zu führenden Nachweisen gleich bleibt und alle
Hierzu zählt zum einen, dass nicht wie bei Verfah­ Überlegungen zu möglichen Anpassungen im We­
ren der Stufe II und III vorhandene und zulässige sentlichen durch geänderte Teilsicherheitsbeiwerte
Sicherheitsindizes verglichen werden, sondern ein zum Ausdruck kommen. Hierdurch wird eine einfa­
indirekter Nachweis über den Vergleich der Bemes­ che Anwendbarkeit in der Praxis gewährleistet.
sungswerte von Beanspruchung und Widerstand,
Wie eingangs bereits erwähnt, führen Nachrech­
die mit Hilfe von vorgegebenen Teilsicherheitsbei­
nungen unter Verwendung der normgemäßen Teil­
werten aus charakteristischen Werten errechnet
sicherheitsbeiwerte für Neubauten oft zu Über­
wurden, geführt wird. Die Teilsicherheitsbeiwerte
schreitungen. Dies kann mehrere Ursachen haben.
werden mit konstanten Wichtungsfaktoren auf
Zum einen lag der Bemessung der bestehenden
Grundlage eines vorgegebenen Zuverlässigkeitsni­
Bauwerke ein anderes Sicherheitskonzept zugrun­
veaus β hergeleitet. Hieraus resultiert, dass nicht
de, bei dem Unsicherheiten evtl. anders bewertet
für alle Tragwerke und möglichen Kombinationen
oder an anderen Stellen in der Bemessung berück­
von Einwirkung und Widerstand ein identisches Zu­
sichtigt wurden als heute üblich. Außerdem sind
verlässigkeitsniveau erzielt wird, in jedem Fall aber
heutzutage insbesondere höhere Verkehrs- und
ein ausreichendes. Außerdem wurde aufgrund feh­
Temperaturlasten zu berücksichtigen.
lender statistischer Daten mancher streuender Ein­
gangsgrößen bei der Ermittlung der erforderlichen Die gültigen Teilsicherheitsbeiwerte sind so herge­
Teilsicherheitsbeiwerte ein Abgleich mit dem Zuver­ leitet, dass während der gesamten geplanten Nut­
13

mittlung der Geometrie und der Materialeigenschaf­


ten sowie des Bauwerkszustandes erreicht werden.
Da das Bauwerk bereits existiert, müssen keine zu­
fälligen Unsicherheiten aus der Bauausführung
mehr berücksichtigt werden. Weiterhin können
durch Messungen und Untersuchungen vor Ort An­
gaben über die tatsächlich auf das Bauwerk einwir­
kenden Beanspruchungen erhalten werden. Dieser
Ansatz ist bereits in der zurzeit im Entwurf befindli­
chen Richtlinie zur Nachrechnung von Straßen­
brücken im Bestand [2.8] verankert. Z. B. darf bei
genauem Aufmaß eines Brückenüberbaus und
gleichzeitigem Feststellen der Betonwichte an
Bohrkernen und des Stahlgehalts anhand von Plä­
nen der Teilsicherheitsbeiwert γg von 1,35 auf 1,2
verringert werden. Auf der Materialseite sind Ab­
minderungen des Teilsicherheitsbeiwertes γM er­
laubt, sofern sie den Anteil aus der Modellunsicher­
heit γRd betreffen und durch geeignete Kompensa­
tionsmaßnahmen im Rechenmodell erfasst werden.
Diese Kompensationsmaßnahmen können z. B.
aus dem Ansatz zusätzlicher additiver Sicherheits­
elemente bestehen. Auch eine Verknüpfung der Zu­
lässigkeit der Modifikationen mit gewissen verblei­
benden Nutzungsdauern ist in der Nachrechnungs­
richtlinie aufgenommen. Eine direkte mathemati­
sche Berücksichtigung reduzierter verbleibender
Nutzungsdauern erfolgt auf diesem Wege aber
nicht. Grundsätzlich ist auch eine Reduktion des
Anteils γm denkbar, wenn ausreichende Informatio­
nen über die Streuung der Baustoffeigenschaft vor­
Bild 2: Nachweiskonzept für den Grenzzustand der Tragfähig­ liegen.
keit bei linear-elastischer Schnittgrößenermittlung aus
[2.3]
Darüber hinaus gibt es Ansätze, für bestehende
Bauwerke andere zu erreichende Zuverlässigkeits­
zungsdauer (für Brücken i. d. R. 100 Jahre, vgl.
niveaus zu definieren. Damit könnten bei sonst glei­
[2.2]) das vorgegebene Zuverlässigkeitsniveau β
chen Randbedingungen bezüglich der Eingangs-
nicht unterschritten wird. Aus technischer Sicht gibt
werte auf der Einwirkungs- und Baustoffseite geän­
es jedoch mehrere Gründe, das aktuelle Sicher­
heitskonzept für bestehende Bauwerke zu modifi­ derte Teilsicherheitsbeiwerte bestimmt werden. Die
zieren. Hierbei muss man grundsätzlich festlegen, Motivation eines solchen Vorgehens ist hauptsäch­
ob an dem geforderten Zuverlässigkeitsniveau für lich, dass die Verstärkung eines bestehenden Bau­
Neubauten festgehalten wird oder ob begründete werks (das sich zudem schon im Betrieb bewährt
Änderungen des Zuverlässigkeitsniveaus für beste­ hat) auf ein vorgegebenes Sicherheitsniveau we­
hende Bauwerke zulässig sind. Je nach Herange­ sentlich aufwändiger und kostenintensiver ist als
hensweise ergeben sich verschiedene Möglichkei­ die Planung eines Neubaus für das gleiche Sicher­
ten der Modifikation. heitsniveau. Im Kapitel 2.3.4 wird näher auf solche
Überlegungen eingegangen. Bei solchen Ansätzen
Geänderte Teilsicherheitsbeiwerte bei gleichem ist die verbleibende Nutzungsdauer eines Bau­
einzuhaltendem Sicherheitsniveau können daraus werks auch direkt mathematisch in die Überlegun­
resultieren, dass bei der Ermittlung der Einwirkun­ gen integrierbar. Im Folgenden werden einige An­
gen und Baustoffeigenschaften vorhandene Unsi­ sätze aus dem Ausland zur Anpassung des Sicher­
cherheiten reduziert werden. Dies kann bei einem heitskonzepts für bestehende Bauwerke vorge­
bestehenden Bauwerk z. B. durch die genaue Er­ stellt.
14

2.3.2 Ansatz der Institution of Structural γm “material factor”: Teilsicherheitsbeiwert zur Be­
Engineers (UK) rücksichtigung der Unsicherheit der Baustoff­
eigenschaft
Die britische Institution of Structural Engineers
(IStructE) hat in [2.9] Vorschläge für abgeminderte fk charakteristischer Wert einer Baustoffeigen­
Teilsicherheitsbeiwerte bei der Beurteilung beste­ schaft
hender Bauwerke gemacht. Grundlage bildet das
Es wird darauf hingewiesen, dass zwar das grund­
Sicherheitskonzept nach British Standard 8110:
Structural use of concrete [2.10]. Die vorliegenden legende Sicherheitskonzept der aktuellen Normen
Werte gelten zunächst für Hochbauten, eine sinn­ vergleichbar ist, die Herleitung der Teilsicherheits­
gemäße Übertragung der Ansätze auf Brückenbau­ beiwerte jedoch unterschiedlich erfolgt sein kann, je
werke ist jedoch denkbar. Die Nachweisgleichung nachdem, welche Unsicherheiten auf der Einwir­
des British Standard ist mit der der aktuellen deut­ kungs- und Widerstandsseite angesiedelt werden.
schen Normen vergleichbar. Grundsätzlich gilt: Daher sollten modifizierte Teilsicherheitsbeiwerte
nur in Verbindung mit der Norm angewendet wer­
den, aus der die ursprünglichen Werte stammen.
Eine Übernahme der auf Grundlage des BS 8110
mit hergeleiteten Werte zur Verwendung mit z. B. dem
Ed Bemessunsgswert einer Beanspruchung als DIN-Fachbericht ist also nicht zulässig. Damit ist
Funktion von auch ein direkter Vergleich der ausländischen und
deutschen Teilsicherheitsbeiwerte nicht möglich.
γf1 “load variation factor”: Teilsicherheitsbeiwert zur Anhand des Vergleichs der zu einer Norm gehöri­
Berücksichtigung der Unsicherheit der Einwir­ gen ursprünglichen und modifizierten Teilsicher­
kung heitsbeiwerte kann man jedoch ablesen, welche
γf2 “load combination and sensitivity factor”: Kom­ Größenordnungen von Anpassungen grundsätzlich
binationsbeiwert möglich sind.

γf3 “structural performance factor”: Teilsicherheits­ Die in [2.11] vorgestellten und in [2.9] veröffentlich­
beiwert zur Berücksichtigung von Imperfektionen ten angepassten Teilsicherheitsbeiwerte dürfen an­
gewendet werden, wenn gewisse Vorinformationen
Fk charakteristischer Wert einer Einwirkung
über das Bauwerk vorhanden sind und genaue Un­
Rd Bemessungswert eines Bauteilwiderstands als tersuchungen am Bauwerk durchgeführt werden.
Funktion von Damit resultieren die modifizierten Teilsicherheits-

Einwirkungsseite

Beiwert Einwirkung ursprünglich modifiziert Bedingung


• Bestimmung der Wichte und der genauen
γf1 1,15 1,05
Abmessungen
γf2 1,00 1,00
Eigengewicht
γf3 1,20 1,15 • Messung von Toleranzen, Exzentrizitäten etc.

γg = γf1 · γf2 · γf3 ≈ 1,35 1,20

Widerstandsseite

Beiwert Material ursprünglich modifiziert Bedingung

γc Beton 1,50 1,25 • Tests an Bohrkernen und mit Rückprallhammer

• Sicherstellung der Duktilität des Stahls durch


Proben
• Feststellen der tatsächlichen Lage des Stahls im
γs Stahl 1,15 1,05 Bauwerk und Verwendung der Werte bei der
Nachrechnung
• Sicherstellung einer gleichmäßigen Qualität des
Stahls im Bauwerk durch ZfP

Tab. 2: Beispiele angepasster Teilsicherheitsbeiwerte für bestehende Bauwerke für die Nachrechnung nach BS 8110 [2.11]
15

beiwerte aus reduzierten Streuungen der Ein­ Φmod./


Versagensart Φurspr. Φmod.
gangswerte. Ähnlich wie in der deutschen Nach­ Φurspr.
rechnungsrichtlinie ändert sich bei diesem Ansatz Stahl auf Zug 0,90 1,0 1,11
das planmäßige Zuverlässigkeitsniveau für beste­
Beton auf Druck 0,65 0,8 1,23
hende Bauwerke im Vergleich zu Neubauten nicht.
Querkraft und/oder Torsion 0,75 0,8 1,07
Ob die Größenordnungen der Anpassungen der
Teilsicherheitsbeiwerte auf der Grundlage der ge­ Tab. 3: „Strength reduction factors” Φ aus [2.12]
forderten Vorinformationen rein statistisch begrün­
det sind, ist aus der vorliegenden Literatur nicht er­
ren auf der Widerstandsseite angegeben. Dabei
sichtlich. Es werden auch keine Aussagen über das
wird wie in der Nachrechnungsrichtlinie für Stra­
rechnerisch tatsächlich erreichte Zuverlässigkeits­
ßenbrücken und dem Ansatz aus Kapitel 2.3.2
niveau eines Bauwerks, das auf Grundlage der ge­
davon ausgegangen, dass bei Anwendung der mo­
änderten Teilsicherheitsbeiwerte nachgerechnet
difizierten Beiwerte Kompensationsmaßnahmen er­
wurde, gemacht. Tabelle 2 zeigt beispielhaft einige
griffen werden müssen. Laut ACI 318 zählen hierzu
Vorschläge für modifizierte Teilsicherheitsbeiwerte die Überprüfung der Abmessungen der Bauteile
mit den zugehörigen Kompensationsmaßnahmen sowie am Bauwerk ermittelte Materialkennwerte
aus [2.11]. Man kann erkennen, dass die Anpas­ sowie der Einsatz von als auf der sicheren Seite lie­
sungen ähnlich denen sind, die bisher in die Nach­ gend anerkannten Bemessungsmethoden. In Ta­
rechnungsrichtline eingeflossen sind. belle 3 sind die „strength reduction factors” Φ für die
Bemessung neuer Bauwerke denjenigen für die
2.3.3 Ansatz nach ACI 318 Nachrechnung bestehender Bauwerke gegenüber­
gestellt. Höhere „strength reduction factors” Φ be­
Die amerikanische Hochbaunorm ACI 318: Building deuten einen höheren Bemessungswert des Bau­
Code Requirements for Structural Concrete [2.12] teilwiderstands.
sowie die Brückenbaubestimmungen AASHTO
LRFD Bridge Design Specifications [2.13] verwen­ Man kann erkennen, dass besonders bei der Ver­
den ein von den Angaben in DIN 1055-100 [2.1] sagensart Beton auf Druck hohe Zugeständnisse
bzw. DIN EN 1990 [2.2] abweichendes Sicherheits­ gemacht werden. Die mögliche Reduzierung der
konzept. Der Bemessungswert der Einwirkung er­ anzusetzenden Streuung der Betonfestigkeitskenn­
gibt sich aus definierten Lastfallkombinationen, bei werte durch Messungen am Bauwerk wird offen­
denen für jede Belastung je nach Lastfallkombina­ sichtlich hoch bewertet. Die Aufschlüsselung und
tion andere Vorfaktoren, sog. „load factors”, ange­ genaue Anpassung der zu verwendenden Teilsi­
setzt werden müssen. Diese „load factors” entspre­ cherheitsbeiwerte auf der Widerstandsseite γm
chen sinngemäß dem Produkt aus den Teilsicher­ nach Versagensart sind bisher in den deutschen
heitsbeiwerten und den zugehörigen Kombinations­ Regelwerken nicht vorgesehen. Stattdessen wer­
beiwerten nach deutschen Normen. Auf der Wider­ den deterministische Faktoren zur Berücksich­
standseite werden keine den einzelnen Materialien tigung der Versagensart eingeführt, z. B. eine zu­
zugeordneten Teilsicherheitsbeiwerte angesetzt. sätzliche Abminderung der Bemessungsdruck­
Die Ermittlung des Widerstands erfolgt mit den cha­ festigkeit des Betons beim Nachweis der Druck­
rakteristischen Werten der Baustoffeigenschaften. strebentragfähigkeit im Querkraftnachweis. Wenn
Anschließend erfolgt eine pauschale Abminderung man jedoch davon ausgeht, dass diese determinis­
mit sog. „strength reduction factors”. Damit handelt tischen Faktoren implizit auch in den ursprüng­
es sich bei dem Sicherheitskonzept des ACI 318 lichen und modifizierten „strength reduction factors”
zwar in gewissen Maßen um ein Konzept mit Teil­ nach ACI 318 enthalten sein müssten, zeigen sich
sicherheitsbeiwerten, das jedoch auf der Wider­ zum Beispiel bei der Anpassung der Werte für die
standsseite mit globalen Sicherheitsfaktoren ope­ Versagensart Stahl auf Zug ähnliche Größenord­
riert. nungen, wie sie bereits in der Nachrechungsricht­
linie enthalten sind.
Während sich in [2.12] bereits Angaben zur Nach­
rechnung bestehender Bauwerke finden, sind sol­
che Abschnitte in [2.13] noch nicht aufgenommen
worden. Für die Nachrechnung auf der Grundlage
von ACI 318 werden angepasste Sicherheitsfakto-
16

2.3.4 Ansatz nach TU Delft/TNO die verbleibende Nutzungsdauer bestehender Bau­


werke i. d. R. deutlich unter der planmäßigen Nut­
Im Gegensatz zu den Ansätzen in den Kapiteln zungsdauer für Neubauten liegt. Eine Nachrech­
2.3.2 und 2.3.3 und der Nachrechnungsrichtlinie nung mit Teilsicherheitsbeiwerten, die auf der
beruht die Herleitung modifizierter Teilsicherheits­ Grundlage der Bezugszeiträume und Nutzungs­
beiwerte für die Nachrechnung von bestehenden dauern für Neubauten hergeleitet wurden, erscheint
Bauwerken in [2.14] und [2.15] nicht auf der Redu­ unverhältnismäßig.
zierung von Unsicherheiten durch Messungen am
Bauwerk oder dem Ansatz von Kompensations­ Im Folgenden soll die Herleitung geänderter
maßnahmen. Vielmehr werden angepasste Zuver­ β-Werte bei von der Norm abweichenden Bezugs­
lässigkeitsindizes β für bestehende Bauwerke her­ zeiträumen kurz erläutert werden. Aus reinen Wirt­
geleitet, auf deren Basis dann bei sonst gleicher schaftlichkeitsüberlegungen erscheint es nach
Behandlung der streuenden Größen auf Einwir­ [2.14] sinnvoll, bei linearer Zunahme der Versa­
kungs- und Widerstandsseite veränderte Teilsicher­ genswahrscheinlichkeit mit der Zeit unabhängig
heitsbeiwerte bestimmt werden können. von der Länge des Bezugszeitraums einen kon­
stanten Zuverlässigkeitsindex β bzw. eine konstan­
Grundlage der durchgeführten Untersuchungen
te Versagenswahrscheinlichkeit pf vorauszusetzen.
waren die Festlegungen in DIN EN 1990 [2.2]. Dort
Die Teilsicherheitsbeiwerte ändern sich bei diesem
sind zum einen sog. Schadensfolgeklassen (engl.:
Vorgehen in Abhängigkeit des Bezugszeitraums
consequence class) aufgeführt, denen ein Bauwerk
nicht. Je nach Länge des Bezugszeitraums werden
je nach seiner Bedeutung zugeordnet werden kann
nur die charakteristischen Werte der Lasten ange­
(Tabelle 4).
passt. So erhält man zwar keine konstanten jährli­
Zum anderen werden in Abhängigkeit der Scha­ chen Versagenswahrscheinlichkeiten, investiert
densfolgeklassen Mindestwerte des Zuverlässig­ aber dafür nur erhöht in Sicherheitsmaßnahmen,
keitsindex β angegeben (siehe Tabelle 1) Dabei wenn man länger davon profitieren kann. Diese
kann die Schadensfolgeklasse direkt der Zuverläs­ Vorgehensweise birgt jedoch das Risiko, dass bei
sigkeitsklasse zugeordnet werden (z. B. CC 1 ent­ kurzen Bezugszeiträumen inakzeptabel hohe jährli­
spricht RC 1). Die Werte gelten für die angegeben che Versagenswahrscheinlichkeiten auftreten. Aus
Bezugszeiträume und für Neubauten. diesem Grund muss ein allgemein akzeptierter
Schwellenwert der jährlichen Versagenswahr­
Grundsätzliche Idee ist nun, für bestehende Bau­ scheinlichkeit festgelegt werden. In [2.14] werden
werke abgeminderte Zuverlässigkeitsindizes β zu­ dazu folgende Überlegungen angestellt: Die jähr­
zulassen. Dies wird zum einen dadurch begründet, liche (von der Bevölkerung akzeptierte) Wahr­
dass eine nachträgliche Anhebung des Sicherheits­ scheinlichkeit, Opfer eines tödlichen Unfalls (Ver­
niveaus bestehender Bauwerke, die die Nachweise kehr, Haushalt etc.) zu werden, beträgt in den Nie­
mit den Teilsicherheitsbeiwerten für Neubauten derlanden etwa 10-4. Auf dieser Grundlage wird die
nicht erfüllen, wesentlich höhere Kosten verursacht jährliche (von der Bevölkerung akzeptierte) Wahr­
als die Einhaltung des festgelegten Sicherheits­ scheinlichkeit, durch einen Einsturz eines Bau­
niveaus bei einem noch in der Planung befindlichen werks zu Tode zu kommen, mit 10-5 abgeschätzt.
Neubau. Zum anderen wird darauf verwiesen, dass Übersetzt man nun die Schadensfolgeklassen nach

Schadensfolgeklassen Merkmale Beispiele

Niedrige Folgen für Menschenleben und kleine Landwirtschaftliche Gebäude ohne regelmäßigen
CC 1 oder vernachlässigbare wirtschaftliche, soziale Personenverkehr (z. B. Scheunen, Gewächs­
oder umweltbeeinträchtigende Folgen häuser)

Mittlere Folgen für Menschenleben, beträchtliche Wohn- und Bürogebäude, öffentliche Gebäude
CC 2 wirtschaftliche, soziale oder umweltbeeinträchti­ mit mittleren Versagensfolgen (z. B. ein Büro­
gende Folgen gebäude)

Hohe Folgen für Menschenleben oder sehr große Tribünen, öffentliche Gebäude mit hohen Versa­
CC 3 wirtschaftliche, soziale oder umweltbeeinträchti­ gensfolgen (z. B. eine Konzerthalle)
gende Folgen

Tab. 4: Klassen für Schadensfolgen aus [2.2]


17

consequence of failure
corresponding
consequence conditional corresponding corresponding
probability of
class loss of human
probability p1 for β (1 year) β (15 years)
failure pf,year
life
loss of human life
CC 1 small 1 · 10-3 1 · 10-2 2,3 1,1

CC 2 considerable 3 · 10-2 3 · 10-4 3,4 2,5

CC 3 very large 3 · 10-1 3 · 10-5 4,0 3,3

Tab. 5: Maximal zulässige jährliche operative Versagenswahrscheinlichkeit in Abhängigkeit der Schadensfolgeklassen aus [2.14]

DIN EN 1990 noch in eine bedingte Wahrschein­


lichkeit p1, die aussagt, ob es bei einem Bauwerks­
einsturz auch zu Todesopfern kommt, so kann man
für jede Schadensklasse die maximal zulässige
jährliche operative Versagenswahrscheinlichkeit
pf,year angeben (siehe Tabelle 5).

Bild 3 verdeutlicht noch einmal die Zusammenhän­


ge zwischen der maximalen jährlichen Versagens­
wahrscheinlichkeit (human safety) und den aus
Wirtschaftlichkeitsüberlegungen resultierenden
jährlichen Versagenswahrscheinlichkeiten bei kon­
stantem Zuverlässigkeitsindex β.

Man kann erkennen, dass bei geringen Bezugszeit­


räumen und dem niedrigeren β-Wert die maximal Bild 3: Zusammenhang zwischen jährlicher Versagenswahr­
zulässige jährliche Versagenswahrscheinlichkeit scheinlichkeit und konstantem Zuverlässigkeitsindex β
aus [2.14] mit pf,year für Schadensfolgeklasse 2
überschritten wird. Aus diesem Grund wird für die
weiteren Überlegungen ein minimaler Bezugszeit­
raum von 15 Jahren festgelegt. sungsergebnissen führen würden. Auf Grundlage
dieser Tatsache wird eine maximale Abminderung
Die bisher dargestellten Überlegungen zum Zu­ des geforderten β-Wertes von ∆βu = 1,5 vorge­
sammenhang zwischen Bezugszeitraum und Ver­ schlagen. Wenn ein Bauwerk selbst die Nachwei­
sagenswahrscheinlichkeit gelten für Neubauten. se auf dem abgeminderten Niveau βu = βnew – ∆βu
Für bestehende Bauwerke können auf der Grund­ nicht mehr erfüllen kann, wird es als „unfit for
lage ökonomischer Überlegungen jedoch redu­ use” eingestuft und es müssen Sofortmaßnahmen
zierte β-Werte für kürzere Bezugszeiträume zuläs­ eingeleitet werden. Zusätzlich wird ein weiteres
sig sein. Als Beispiel wird ein Bezugszeitraum von abgemindertes Zuverlässigkeitsniveau βrepair ein­
50 Jahren mit gleichen charakteristischen Lasten geführt, für das βu < βrepair< βnew gilt. I. d. R. kön­
für einen Neubau und ein bestehendes Bauwerk nen ältere Bauwerke ohne wesentliche Mängel
angenommen. Dann verursacht die Einhaltung dieses abgeminderte Zuverlässigkeitsniveau errei­
eines geforderten β-Wertes bei der Planung des chen.
Neubaus wesentlich geringere Kosten als bei der
Verstärkung des bestehenden Bauwerks, das das Damit wird verhindert, dass sämtliche Bauwerke,
Sicherheitsniveau bisher nicht einhalten konnte. In die gemäß älterer Bemessungsnormen als sicher
[2.14] wird darauf verwiesen, dass der tatsächliche eingestuft wurden und sich in der Praxis bewährt
Sicherheitsindex bei Bauwerken, deren Bemes­ haben, plötzlich verstärkt oder ersetzt werden müs­
sung von Windlasten dominiert wird, um etwa 1,0 sen. Als Zielwert wird βrepair = βnew – ∆βrepair mit
niedriger liegt als der geforderte Wert für Bauwer­ ∆βrepair = 0,5 vorgeschlagen. Bei all diesen
ke, bei denen Windlasten nicht dominant sind. Die Über-legungen muss jedoch berücksichtigt wer­
Begründung liegt darin, dass die zur Einhaltung den, dass der o. g. und in Tabelle 5 dargestellte
der höheren β-Werte nötigen Bemessungswind­ Schwellenwert der jährlichen Versagenswahr­
lasten zu wirtschaftlich nicht akzeptablen Bemes- scheinlichkeit nicht überschritten wird. Unter Be­
18

rücksichtigung der maximalen jährlichen Versa­ 2.4 Zusammenfassung und


genswahrscheinlichkeit ergeben sich in Abhängig­ Schlussfolgerungen
keit der Schadensfolgeklassen die in Tabelle 6 dar­
gestellten β-Werte für neue und bestehende Bau­ Zunächst wurde das den aktuellen Normenwerken
werke. zugrunde liegende semi-probabilistische Sicher­
heitskonzept mit Teilsicherheitsbeiwerten erläutert.
Auf Grundlage der β-Werte aus Tabelle 6 können Hierbei war von wesentlicher Bedeutung, die Zu­
nun für festgelegte Bezugszeiträume angepasste sammenhänge zwischen Zuverlässigkeitsindex β,
Teilsicherheitsbeiwerte zur Nachrechnung von be­ operativer Versagenswahrscheinlichkeit pf und Be­
stehenden Bauwerken abgeleitet werden. Hierbei zugszeiträumen, charakteristischen Werten der
wurde in [2.14] von einem bestehenden Brücken­ Einwirkungen und Widerständen und den Teilsi­
bauwerk unter Eigengewicht und Verkehrslast mit cherheitsbeiwerten zu verdeutlichen. Anschließend
einer verbleibenden Nutzungsdauer von 15 Jahren erfolgte die Erläuterung verschiedener ausländi­
ausgegangen. Für eine vorgegebene Verteilung scher Überlegungen zum Sicherheitskonzept be­
der Achslasten und verschiedene Verhältnisse zwi­ stehender Bauwerke. Einigkeit besteht darin, dass
schen Eigengewicht und Verkehrslast wurde unter in einem ersten Schritt immer eine Bewertung auf
Verwendung der vorgeschlagenen angepassten Grundlage der aktuellen Normen erfolgen soll.
Teilsicherheitsbeiwerte mit probabilistischen Me­ Wenn sich Überschreitungen einstellen, sind Nach­
thoden das tatsächlich erreichte Zuverlässigkeits­ weise mit angepassten Teilsicherheitsbeiwerten
niveau bestimmt und mit den zulässigen Werten möglich. Zur Herleitung der angepassten Teilsicher­
aus Tabelle 6 verglichen. Die so gefundenen Teilsi­ heitsbeiwerte gibt es grundsätzlich zwei verschie­
cherheitsbeiwerte für bestehende Brückenbauwer­ dene Herangehensweisen. Zum einen besteht die
ke bei einer Restnutzungsdauer von 15 Jahren Möglichkeit, Unsicherheiten bezüglich Material­
sind in Tabelle 7 angegeben. Zum Vergleich sind eigenschaften, Bauteilabmessungen etc. durch Ma­
auch die ursprünglichen Werte für Neubauten mit terialprüfungen und Messungen am Bauwerk zu re­
einer geplanten Nutzungsdauer von 100 Jahren duzieren oder zusätzliche additive Sicherheitsele­
aufgeführt. Da bei Spannbetonbrücken der Anteil mente (Toleranzen) einzuführen. Beides kann zu
der Eigenlasten i. d. R. hoch ist, werden hier die Er­ abgeminderten Teilsicherheitsbeiwerten führen.
gebnisse für die Kombinationen mit hohem Eigen­ Diese Ansätze werden in den Kapiteln 2.3.2 und
gewichtsanteil dargestellt. 2.3.3 angewendet und sind auch in der Richtlinie
zur Nachrechnung für Straßenbrücken im Bestand
aufgegriffen worden. In den vorgestellten Untersu­
unfit chungen zeigen sich ähnliche Größenordnungen
consequence reference new repair
for use
class period [a] bei der Anpassung der Teilsicherheitsbeiwerte wie
βnew βrepair βu
in der Nachrechnungsrichtlinie. Zum anderen gibt
1 15 3,3 2,8 1,8 es die Möglichkeit, aufgrund von ökonomischen
2 15 3,8 3,3 2,5* Überlegungen in Verbindung mit der Tatsache,
3 15 4,3 3,8 3,3*
dass bestehende Bauwerke i. d. R. nur noch eine
geringe verbleibende Nutzungsdauer haben, redu­
* ährliche maximale Versagenswahrscheinlichkeit („human
zierte Zuverlässigkeitsindizes β für bestehende
safety”) wird maßgebend
Bauwerke zuzulassen. In Kapitel 2.3.4 werden
Tab. 6: β-Werte für neue und bestehende Bauwerke aus [2.14] erste grundlegende Untersuchungen zu diesem

partial factors
reference
classification consequence class 2 consequence class 3
period [a]
γG γQ γG γQ

new 100 1,30 1,35 1,40 1,50

repair 15 1,25 1,20 1,30 1,30

unfit for use 15 1,10 1,10 1,25 1,25

Tab. 7: Angepasste Teilsicherheitsbeiwerte für Brücken unter Eigengewicht und Verkehrslast in Abhängigkeit der Schadensfolge­
klassen aus [2.14] (hoher Eigengewichtsanteil)
19

Vorgehen vorgestellt. Hierbei muss beachtet wer­ aus diesem Grund in den aktuellen Regelwerken
den, dass durch Einführen einer maximalen jähr­ keine Angaben finden kann. Die historische Ent­
lichen Versagenswahrscheinlichkeit verhindert wicklung des Ansatzes der Rechengrößen der Bau­
wird, dass sich aufgrund von reinen Wirtschaftlich­ stoffeigenschaften wird im Rahmen dieses FE-Vor­
keitsüberlegungen inakzeptabel hohe Versagens­ habens durch eine Literaturrecherche aufbereitet.
wahrscheinlichkeiten ergeben. Die zweite Herange­ Vor dem Hintergrund, dass nicht an jedem beste­
hensweise ist in Deutschland noch nicht angewen­ henden Bauwerk vor der Nachrechnung umfangrei­
det worden, da bisher die Forderung nach gleichem che Materialuntersuchungen durchgeführt werden
Zuverlässigkeitsniveau für neue und bestehende können, werden Empfehlungen für die rechnerisch
Bauwerke besteht. Hierzu ist anzumerken, dass ein anzusetzenden charakteristischen Materialkenn-
gleiches Zuverlässigkeitsniveau über alle Bauwer­ werte in Abhängigkeit der vorhandenen Informatio­
ke auch unter Anwendung des aktuellen Sicher­ nen aus Plänen und ursprünglichen statischen Be­
heitskonzepts nicht vorhanden ist. Aufgrund der rechnungen gegeben.
Vereinfachungen bei der Herleitung der Teilsicher­
heitsbeiwerte kann lediglich sichergestellt werden,
dass alle Bauwerke ein Mindestzuverlässigkeits­ 3.2 Betonstahl
niveau einhalten. Je nach Bauwerk können höhere
Zuverlässigkeitsindizes vorliegen als in den Nor­ Für den Zeitraum 1943-1972, bzw. seit Einführung
men gefordert. An dieser Stelle besteht weiterer der DIN 1045:1943-03 [3.1], sind die geforderten
Forschungsbedarf, um Aussagen über das tatsäch­ Mindestwerte der wesentlichen Eigenschaften
lich vorhandene Zuverlässigkeitsniveau in beste­ Streckgrenze, Zugfestigkeit und Mindestbruchdeh­
henden Brücken treffen zu können. Wenn festge­ nung der im Stahlbetonbau gebräuchlichen Stähle
stellt werden kann, dass Brückenbauwerke auf­ in der DIN 1045 angegeben. Darüber hinaus wer­
grund ihrer besonderen Geometrien etc. Reserven den weitere Angaben zur Oberflächenbeschaffen­
bezüglich des Sicherheitsindex aufweisen, könnte heit, Schweißbarkeit etc. gemacht. In den älteren
das Vorgehen aus Kapitel 2.3.4 ohne eine Redu­ Ausgaben der DIN 488 wird lediglich auf die Geo­
zierung der zurzeit geforderten β-Werte analog an­ metrie der Betonstahlerzeugnisse eingegangen.
gewendet werden, um angepasste Teilsicherheits­ Die generelle Aufteilung der Betonstähle erfolgte
beiwerte herzuleiten. Dabei könnten anstatt der rei­ anhand der geforderten Mindeststreckgrenzen in
nen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung bei der Festle­ die vier Gruppen BSt I bis BSt IV. Innerhalb der
gung abgeminderter β-Werte Verfahren zur Opti­ Gruppen II, III und IV wurde noch nach Stahl a oder
mierung des Nutzens für die Allgemeinheit (z. B. b unterschieden. Stahl a war naturharter Stahl mit
Lebensqualitätsindex nach RACKWITZ) zur An­ einer ausgeprägten Streckgrenze, Stahl b wurde
wendung kommen. zur Schaffung bestimmter Oberflächen oder zum
Erreichen der geforderten Festigkeiten zusätzlich
kaltverformt. Stahl b besitzt aufgrund der Kaltver­
formung keine ausgeprägte Fließgrenze mehr. Aus
3 Beurteilung der diesem Grund wird für solche Stähle die Spannung
Materialeigenschaften bei bei 0,2 % bleibender Dehnung als Streckgrenze
bestehenden Bauwerken β0,2 definiert. Während Betonstahl der Gruppe I
allein aus glattem Rundstahl bestand, waren in der
3.1 Allgemeines Gruppe II glatte und sog. „Formstähle” enthalten.
Als Formstähle gelten sämtliche Betonstähle, deren
Um ältere Bauwerke auf der Grundlage heutiger Oberfläche zur Erzielung eines besseren Verbunds
Nachweiskonzepte nachrechnen zu können, wer­ verändert wurde. Betonstahl der Gruppe III war
den charakteristische Werte der Materialeigen­ i. d. R. Formstahl, bis zu einem Durchmesser von
schaften benötigt. Die Materialdefinitionen sowie 26 mm waren jedoch auch glatte Stähle zulässig.
die Konformitätsnachwiese haben sich jedoch in Betonstahl der Gruppe IV kam im Wesentlichen für
der Vergangenheit mehrmals geändert und die Ein­ geschweißte Betonstahlmatten zum Einsatz. Be­
heiten der Materialfestigkeiten wurden umgestellt. tonstähle der Gruppen IIb, III und IV bedurften
Zusätzlich wurden in bestehenden Bauwerken häu­ immer einer bauaufsichtlichen Zulassung. Diesen
fig Baustoffe verwendet, die heute nicht mehr ge­ Zulassungen kann z. B. entnommen werden, ob
bräuchlich oder zulässig sind und über die man das betreffende Erzeugnis bei nicht vorwiegend ru­
20

henden Belastungen verwendet werden durfte, derten Mindestwerten und Quantilwerten: „[…] sind
d. h., ob es im Brückenbau angewendet werden die in den Normen angegebenen Mindestwerte als
konnte. Die Zulassungen enthalten nur Angaben zu Garantiewerte anzusehen, die in keinem Fall bzw.
den Festigkeitseigenschaften, wenn das Erzeugnis […] bei „statistischer” Auswertung nur bei einem
nicht in einer der vier Betonstahlgruppen eingeord­ höchstzulässigen Anteil (zulässige Fraktile) einer
net wurde. Sonst enthält die Zulassung lediglich die Materialmenge unterschritten werden dürfen.” Zu­
Angabe der zugehörigen Betonstahlgruppe. Die sätzlich findet sich folgende Aussage: „Bekanntlich
Mindestwerte der Festigkeitseigenschaften können beträgt der Mindestwert für Stäbe mit Durchmes­
dann wie in DIN 1045 angegeben übernommen sern ≤ 18 mm 42 kp/mm2 mit einer zulässigen Frak­
werden. Die Zulassungen der Betonstahlerzeugnis­ tile von 5 %.”
se wurden regelmäßig im Betonkalender abge­
druckt. In Tabelle 8 sind die für den Zeitraum 1943­ Damit können die in Tabelle 8 aufgeführten Min­
1972 gültigen Mindestwerte der Betonstahleigen­ destwerte der Betonstahleigenschaften der Grup­
schaften dargestellt. pen BSt I bis BSt IV als charakteristische Werte in
die Bemessung nach heutigen Normen übernom­
Bisher wurde bewusst der Ausdruck Mindestwerte men werden. Die Umrechnung der damals verwen­
der Betonstahleigenschaften verwendet. In den deten Einheit kp/mm2 in N/mm2 erfolgte mit dem
Normen vor 1972 finden sich keine Angaben da­ Faktor 10,0. Wenn darüber hinaus das im nachzu­
rüber, ob diese Mindestwerte mit den heute ge­ rechnenden Bauwerk im Einzelfall verwendete Er­
bräuchlichen charakteristischen Werten (i. d. R. zeugnis sicher identifiziert werden kann, wird emp­
5%-Quantile) der Baustoffeigenschaften überein­ fohlen, die zugehörige Zulassung auf zusätzliche
stimmen. Die Verwendung charakteristischer Werte Information bzgl. der Materialeigenschaften (Ermü­
(bzw. Nennwerte) im heutigen Sinne findet erst seit dungsfestigkeit etc.) zu prüfen. Die Materialkenn-
der Neuausgabe der DIN 1045 im Jahr 1972 [3.4] werte für den Ermüdungsnachweis sind Gegen­
Anwendung. Im Vorfeld der Normenumstellung fan­ stand ausführlicher Untersuchungen im Kapitel 5.4.
den jedoch vielfältige Untersuchungen auf dem Ge­
biet der statistischen Auswertung der Material­ Ab 1972 sind die geforderten Eigenschaften des Be­
eigenschaften statt. Beispielhaft seien hier die Un­ tonstahls in DIN 488-1 [3.2] festgelegt. Die dort an­
tersuchungen von REHM genannt [3.5, 3.6, 3.8]. In gegebenen Werte beruhen auf statistischen Auswer­
[3.8] aus dem Jahr 1969 finden sich folgende Aus­ tungen der Materialeigenschaften und können direkt
sagen bezüglich des Zusammenhangs von gefor­ in die heutige Bemessung übernommen werden.

Mindestbruch­
∅ fyk ftk
Gruppe Bezeichnung dehnung

[mm] [N/mm2] [N/mm2] [%]

I Betonstahl I 220 340-500 18

Betonstahl II ≤ 18 360 500-620 20


IIa
(naturhart) > 18 340 500-640 18

Sonderbetonstahl II ≤ 18 360
IIb ≥ 500 14
(kaltgereckt) > 18 340

Betonstahl III ≤ 18 420


IIIa ≥ 500 18
(naturhart) > 18 400

Sonderbetonstahl III ≤ 18 420


IIIb ≥ 500 8
(kaltgereckt) nur Betonformstahl > 18 400

Betonstahl IV
Iva 500 550* 16
(naturhart)

Sonderbetonstahl IV
IVb 500 550* 8
(kaltgereckt) Bewehrungsmatten

* Angaben aus DIN 1045 Entwurf 1968-03 [3.3]

Tab. 8: Mindestwerte der Streckgrenze, Zugfestigkeit und Mindestbruchdehnung von Betonstählen im Zeitraum 1943-1972 aus [3.1]
21

3.3 Spannstahl nung bestehender Spannbetonbrücken durchge­


führt. Daher beschränken sich die Angaben zu histo­
Spannstähle waren und sind in Deutschland nicht rischen Betonen auf den Zeitraum ab 1943, da die
genormt und bedürfen einer bauaufsichtlichen Zu­ Spannbetonbauweise erst nach dem Zweiten Welt­
lassung. Die Zulassungen älterer Spannstähle ent­ krieg breite Anwendung fand. Grundsätzlich muss
halten alle notwendigen Angaben bzgl. Material­ der betrachtete Zeitraum in zwei Bereiche eingeteilt
festigkeiten und Geometrie. Im Rahmen einer werden. Bis 1972 fand die Einteilung des Betons in
Nachrechnung soll die Original-Zulassung der zum sog. Güteklassen anhand der in Prüfungen ermittel­
Einsatz gekommenen Spannstahlerzeugnisse vor­ ten Mittelwerte der Betondruckfestigkeit statt. Mit der
liegen. Die geplante Nachrechnungsrichtlinie für Einführung der Neuausgabe der DIN 1045 im Jahr
Straßenbrücken im Bestand [3.8] enthält übersicht­ 1972 [3.4] wurde der Beton erstmals in sog. Festig­
liche Zusammenfassungen der in Deutschland zu­ keitsklassen eingeteilt, die auf den als 5%-Quantil
gelassenen Spannstähle zu verschiedenen Zeit­ definierten charakteristischen Werten der Beton­
punkten. An dieser Stelle sollen nur kurz einige druckfestigkeit beruhen. Zusätzlich haben sich im
wichtige Anmerkungen gemacht werden. Laufe der Zeit die Festlegungen bezüglich Prüfkör­
pergeometrie und Lagerungsbedingungen der Be­
Gemäß der „Vorläufigen Richtlinie für die Prüfung
tonprüfkörper geändert. Dies muss bei der Beurtei­
bei Zulassung, Herstellung und Überwachung von
lung älterer Betone durch Umrechnungsfaktoren be­
Spannstählen für Spannbeton nach DIN 4227
rücksichtigt werden. Lediglich das Prüfalter von 28
(1965-12)” [3.9] entsprechen die zu gewährleisten­
Tagen ist über den betrachteten Zeitraum konstant.
den Eigenschaften Zugfestigkeit σBr bzw. βZ und
0,2%-Streckgrenze σ0,2 bzw. βS den bei einer sta­ In der Nachrechnungsrichtlinie für Straßenbrücken
tistischen Auswertung der Versuchsergebnisse im Bestand [3.8] sind bereits Empfehlungen für den
festgestellten 5%-Quantilen. Diese Definition kann Ansatz der charakteristischen Druckfestigkeiten äl­
mit hoher Wahrscheinlichkeit auch für den Zeitraum terer Betone enthalten, die angesetzt werden dür­
vor 1965 als gültig betrachtet werden. Damit kön­ fen, wenn keine weiteren Informationen aus Mate­
nen die in den Zulassungen angegebenen Festig­ rialuntersuchungen am Bauwerk o. Ä. vorliegen.
keitskennwerte als charakteristische Festigkeiten in Hierbei wurden für den Zeitraum ab 1972 zulässi­
die Nachrechnung übernommen werden. Hierbei ist gerweise nur die Umrechnungsfaktoren für abwei­
jedoch zu beachten, dass die Umrechnung der da­ chende Prüfkörpergeometrien und Lagerungsbe­
mals gebräuchlichen Einheit kp/mm2 in N/mm2 ab­ dingungen berücksichtigt. Im Folgenden soll über­
weichend von den Festlegungen für Betonstahl mit prüft werden, ob die in [3.8] enthaltenen Angaben
dem Faktor 9,81 erfolgen soll. Die Materialkenn- für charakteristische Druckfestigkeiten der Betone
werte für den Ermüdungsnachweis sind Gegen­ von 1943-1972 bestätigt werden können.
stand ausführlicher Untersuchungen im Kapitel 5.4.

3.4.2 Statistische Auswertung der


3.4 Beton Eigenschaften historischer Betone

3.4.1 Allgemeines Im Spannbetonbau kamen gemäß DIN 4227:1953­


10 [3.12] Betone der Güteklassen B 300, B 450 und
Die heutigen Festigkeitsklassen des Betons basie­ B 600 zum Einsatz. Dabei steht der Zahlenwert für
ren auf den charakteristischen Mindestwerten den an Würfeln mit einer Kantenlänge von 200 mm
(5%-Quantil) der an Würfeln mit einer Kantenlänge im Alter von 28 Tagen ermittelten Mittelwert der Be­
von 150 mm bzw. Zylindern mit einem Durchmesser tondruckfestigkeit. Der geforderte Mittelwert der Be­
von 150 mm und einer Höhe von 300 mm im Alter tondruckfestigkeit galt als gewährleistet, wenn bei
von 28 Tagen ermittelten Druckfestigkeit [3.10]. Die Prüfung von drei Würfeln der Mittelwert aller drei Er­
Lagerung der Prüfkörper erfolgt dabei nach dem gebnisse über dem geforderten Mittelwert lag und
Ausschalen bis zur Prüfung unter Wasser oder in zusätzlich keiner der Einzelwerte weniger als 85 %
einer Feuchtekammer mit einer relativen Luftfeuch­ des geforderten Mittelwerts betrug. Aus diesen Fest­
tigkeit ≥ 95 % [3.11]. Diese Definitionen gelten je­ legungen kann nicht direkt auf das heute als Kenn­
doch nicht uneingeschränkt für ältere Betone. Im größe verwendete 5%-Quantil der Betondruckfestig­
Rahmen des vorliegenden FE-Vorhabens werden keit geschlossen werden. Es liegt jedoch nah, den
hauptsächlich Untersuchungen für die Nachrech­ als „Mindestfestigkeit” zu verstehenden unteren
22

Schwellenwert der Festigkeit von 85 % des gefor­ Mittelwerte der Betondruckfestigkeiten zu errei­
derten Mittelwerts als Quantilwert in die Bemessung chen.
zu übernehmen. Dieses Vorgehen ist in der Nach­
Zum anderen wird zurzeit versucht, die am MPA der
rechnungsrichtlinie [3.8] erfolgt.
Technischen Universität München noch vorhande­
In [3.13] wird versucht, diese Annahme durch Si­ nen Unterlagen zu Betondruckfestigkeitsprüfungen
mulationen von möglichen Ergebnissen der Druck­ aus dem Zeitraum vor 1972 zu erfassen und statis­
prüfungsserien an drei Würfeln und anschließende tisch auszuwerten. Es liegen hauptsächlich Angaben
statistische Auswertungen der Einzelwerte zu un­ aus der Eigenüberwachung von Transportbetonher­
termauern. Zwar zeigt sich, dass die Annahme von stellern vor, vereinzelt finden sich jedoch auch Un­
85 % des geforderten Mittelwerts als charakteristi­ terlagen zur Fremdüberwachung von großen Inge­
scher Wert für die Betonfestigkeit älterer Betone auf nieurbauwerken. Die Erfassung der Daten in einer
der sicheren Seite liegt, es ist jedoch fraglich, in­ Datenbank ist sehr zeitintensiv, da neben den Er­
wiefern die simulierten Werte der möglichen Ergeb­ gebnissen der einzelnen Prüfungen auch die zuge­
nisse von Druckprüfungsserien die damals tatsäch­ hörigen Zielfestigkeiten, Zementgehalte etc. erfasst
lichen Verhältnisse der Betonherstellung wiederge­ werden müssen, um später bei der Auswertung eine
ben. An dieser Stelle wird daher versucht, die ge­ Vergleichbarkeit der jeweils analysierten Daten zu
troffene Annahme bezüglich der charakteristischen gewährleisten. Die Auswertung ausgewählter Werte
Festigkeit der Betone B 300, B 450 und B 600 zeigt jedoch bereits, dass die in der Nachrech­
durch vorhandene Daten von wirklichen Druck­ nungsrichtlinie angenommene charakteristische
festigkeitsprüfungen zu belegen. Druckfestigkeit von 85 % der geforderten Mittelwer­
te zulässig zu sein scheint. Bild 4 zeigt beispielhaft
Zum einen kann auf die von RÜSCH und die Ergebnisse der Auswertung von 85 Einzelwerten
RACKWITZ [3.14] im Rahmen der Vorbereitung der aus Druckfestigkeitsprüfungen an einem Beton glei­
Normenumstellung im Jahr 1972 erarbeiteten Er­ cher Zusammensetzung und der angestrebten Be­
gebnisse zur „Statistischen Auswertung der Beton­ tongüte B 300. Unter Annahme einer Normalvertei­
druckfestigkeit” zurückgegriffen werden. Im Rahmen lung kann für die vorliegende Stichprobe bei einer
dieser Veröffentlichung wurden Ergebnisse von Be­ Standardabweichung von 60,5 kp/mm2 und einem
tondruckfestigkeitsprüfungen von mehr als 2.000 Mittelwert von 360,3 kp/mm2 ein 5%-Quantil von
Baustellen auf der ganzen Welt in einer Datenbank 260,9 kp/mm2 bestimmt werden. Dieser Wert liegt
zusammengefasst und statistisch ausgewertet. Die über dem in der Nachrechnungsrichtline angesetz­
Daten von 499 Baustellen waren für die statistische ten Wert für einen B 300 von 255,0 kp/mm2.
Auswertung geeignet. Pro Datensatz waren min­
Die Verwendung des damals geforderten unteren
destens 30 Einzelwerte von Druckprüfungen an Be­
Schwellenwertes für die Abweichung einzelner
ton gleicher Zusammensetzung im Alter von 28 Tag­
Druckfestigkeitsprüfwerte scheint aufgrund der bis­
en vorhanden. [3.14] enthält eine Aufschlüsselung
her vorliegenden, tatsächlich an älteren Betonen
der untersuchten Datensätze nach Herkunftsland
ermittelten Druckfestigkeiten als untere Abschät­
und Baustellenart. Für die hier durchgeführten Be­
zung für die in der Bemessung anzusetzende cha­
trachtungen waren vor allem die 29 vorhandenen
rakteristische Druckfestigkeit gerechtfertigt. Dem­
Datensätze von deutschen Brückenbaustellen aus
entsprechend können für Betone der Klassen B 300
den Jahren 1959-1962 von Interesse. Insgesamt
bis B 600 aus dem Zeitraum 1943-1972 die in Ta­
lagen 590 Einzelwerte von Prüfungen an Betonen
belle 9 unter Berücksichtigung der Umrechnungs­
mit einer Zielgüte von B 300 und 1.439 Einzelwerte
faktoren für Prüfkörpergeometrie und -lagerung er­
von Prüfungen an Betonen mit einer Zielgüte von
mittelten charakteristischen Werte der Druckfestig­
B 450 vor. Die mittleren 5%-Quantile aller ausge­
keit fck,cyl angenommen werden.
werteten Daten liegen für den Beton B 300 bei 330,6
kp/mm2 und für den Beton B 450 bei 410,8 kp/mm2 fck,cyl
und damit weit über den in der Nachrechnungs­ Beton
[N/mm2]
richtlinie angesetzten Werten von fW200,k = 255,0 B 300 20,0
kp/mm2 für einen B 300 und fW200,k = 382,5 kp/mm2
B 450 30,0
für einen B 450. Es ist anzunehmen, dass ähnliche
Schlussfolgerungen auch für einen Beton B 600 B 600 40,0

möglich sind. Anscheinend wurde in der Praxis ein Tab. 9: Charakteristische Betondruckfestigkeiten für Betone
hohes Vorhaltemaß angesetzt, um die geforderten aus dem Zeitraum 1943-1972 nach [3.8]
23

3.5 Schlussfolgerungen hen sind. Für den Beton konnte gezeigt werden,
dass die bei der Druckfestigkeitsprüfung einzuhal­
In diesem Kapitel erfolgte die Darstellung der histo­ tende Bedingung, dass kein Einzelwert um mehr
rischen Festlegungen bezüglich der Festigkeits­ als 15 % vom geforderten Mittelwert abweicht, zur
kennwerte von Betonstahl, Spannstahl und Beton Festlegung einer unteren Abschätzung der charak­
mit dem Ziel, Empfehlungen für den Ansatz der bei teristischen Betondruckfestigkeit nach heutiger
der Bemessung nach neuem Normenkonzept be­ Definition herangezogen werden kann.
nötigten charakteristischen Werte der Baustoff­
eigenschaften zu geben. Generell könne der Zeit­
raum vor 1972, in dem für Stähle Mindestwerte der
Festigkeiten gefordert wurden und der Beton an­
4 Querkrafttragfähigkeit
hand von Mittelwerten der Druckfestigkeit definiert
4.1 Einfluss der Momenten-Querkraft-
war, und der Zeitraum ab 1972, seit dem die Mate­
rialeigenschaften für Stahl und Beton als charakte­
Interaktion auf den
ristische Werte (meist 5%-Quantile) definiert sind, Querkrafttragwiderstand
unterschieden werden. Die Festigkeiten des Zeit­
4.1.1 Allgemeines
raums ab 1972 können unter Beachtung von Um­
rechnungsfaktoren für unterschiedliche Prüfkörper­ Die Nachrechnung vorgespannter Brückenbauwer­
geometrien und -lagerungen direkt in die Bemes­ ke auf der Grundlage des DIN-Fachberichts 102
sung nach heutigen Normen übernommen werden. [4.1] führt häufig zu dem Ergebnis, dass im Bereich
Die Kennwerte aus der Zeit vor 1972 erfordern eine der Nachweisschnitte in der Nähe der Stützen und
differenziertere Betrachtung. Eine Literaturrecher­ Endauflager keine ausreichende statische Quer­
che für den Beton- und Spannstahl hat ergeben, kraftbewehrung vorhanden ist. Aus diesem Grund
dass die Werte aus der Zeit vor 1972 zwar theore­ wurden bereits in einem früheren Forschungsvor­
tisch als nicht zu unterschreitende Mindestwerte haben [4.2] Vorschläge zu einer angepassten Er­
definiert waren, praktisch jedoch auch bereits in mittlung des bei der Querkraftbemessung verwen­
diesem Zeitraum als 5%-Quantile aus dem Ergeb­ deten inneren Hebelarms z für Spannbetonbauteile
nis einer statistischen Auswertung der von den Her­ gemacht. Es besteht jedoch weiterer Forschungs­
stellern und von unabhängigen Überwachungsstel­ bedarf, um zu klären, ob durch diese Anpassung al­
len durchgeführten Produktionskontrolle zu verste­ lein das Schubtragverhalten vorgespannter Träger

Bild 4: Beispielhafte Darstellung der Ergebnisse von Druckfestigkeitsprüfungen an einem B 300


24

ausreichend genau beschrieben wird. In diesem chungen maximal angesetzten Querkräfte theore­
Kapitel wird die Fragestellung untersucht, wie bei tisch zu ermöglichen.
verschiedenen Bemessungskonzepten das Verhält­
nis der einwirkenden Querkraft zum zugehörigen Die benötigten Kennwerte der verwendeten Bau­
einwirkenden Moment erfasst wird. Von besonde­ stoffe wurden mit den folgenden, charakteristischen
rem Interesse ist, wie die Bereiche, die zwar infolge Werten angesetzt:
der einwirkenden Querkraft eine Bügelbewehrung Beton:
benötigen, jedoch infolge des zugehörigen Mo­ fck = 30 N/mm2
ments keine Biegerisse aufweisen, in der Bemes­
sung behandelt werden. Die Untersuchungen wer­ Betonstahl:
den durch Berechnungen an einem Beispielquer­ (Bügel und Längsbewehrung)
schnitt auf der Grundlage der Querkraftbemes­ fck = 420 N/mm2
sungsansätze nach DIN-Fachbericht 102 ein­ Es = 200.000 N/mm2
schließlich der Modifikationen der geplanten Nach­
rechnungsrichtlinie [4.3] auf der einen Seite und Spannstahl:
des Model Code 2010 [4.4], Level III, auf der ande­ fp0,1 = 1.225 N/mm2
ren Seite durchgeführt. Der Bemessungsansatz Ep = 205.000 N/mm2
nach DIN-FB beruht auf einem Fachwerkmodell mit Spannglieder:
veränderlicher Druckstrebenneigung. Der Ansatz Ap = 1.402 mm2
nach Model Code beruht auf der Modified Com­ εv(0) = 3,48 mm/m
pression Field Theory (MCFT), die unter anderem Pm = 1.000 kN
in [4.5, 4.6 und 4.7] ausführlich dargestellt wird. α = 0° (Spanngliedneigung)

Alle Untersuchungen wurden unter Verwendung der


4.1.2 Durchgeführte Untersuchungen
charakteristischen Werte der Baustoffeigenschaften
Die Untersuchungen wurden in Anlehnung an die durchgeführt. Alle in den Bemessungsgleichungen
von LEONHARDT [4.8] durchgeführten Versuche vorhandenen Teilsicherheitsbeiwerte wurden zu 1,0
an vorgespannten Einfeldträgern konzipiert. Als gesetzt. Zu Beginn wurde mit Hilfe eines Quer­
Beispielquerschnitt wurde ein T-Querschnitt ähnlich schnittsbemessungsprogramms [4.9] das maximal
dem Querschnitt des Trägers TP3 aus dem Ver­ aufnehmbare Biegemoment MR,max des untersuch­
suchsprogramm von LEONHARDT gewählt (Bild ten Querschnitts bestimmt. Anschließend wurde
5). Im Vergleich mit dem Querschnitt des Versuchs­ unter den auf der sicheren Seite liegenden Annah­
trägers TP3 wurde lediglich die untere Längsbe­ men eines maximal zulässigen unteren Wertes für
wehrung auf 4 ∅ 14 mm erhöht, um die normge­ den Druckstrebenwinkel von cot θ = 3,0 gemäß [4.3]
mäße Verankerung der in den eigenen Untersu- und eines inneren Hebelarms von z = 0,9 · dp die
durch die Druckstrebentragfähigkeit begrenzte ma­
ximale aufnehmbare Querkraft VR,max des Quer­
schnitts gemäß DIN-FB 102 (Gl. 4.26) berechnet. Im
nächsten Schritt wurde die vom Querschnitt gerade
noch ohne Querkraftbewehrung aufnehmbare Quer-
kraft VR,ct gemäß DIN-FB 102 (Gl. 4.118a) ermittelt.
Die im weiteren Verlauf auf den Querschnitt einwir­
kenden Querkräfte V liegen über diesem Wert, da
lediglich Aussagen zu den Nachweisen für Bereiche
mit rechnerisch erforderlicher Schubbewehrung ge­
troffen werden sollen. Auf Grundlage der drei Ein­
gangsparameter MR,max, VR,max und VR,ct wurde fest­
gelegt, dass der Querschnitt für die Querkraftlast­
stufen 0,2 · VR,max (> VR,ct) bis 0,6 · VR,max in Schrit­
ten von 0,1 · VR,max und jeweils einem zugehörigen
M/V-Verhältnis von 0,0 m-3,0 m untersucht werden
Bild 5: Querschnitt, Lage der Spannglieder und Längsbeweh­ soll. Bei Annahme eines Einfeldträgers unter einer
rung des untersuchten Querschnitts Einzellast in Feldmitte wird so der Bereich zwischen
25

Dabei sind

Bild 6: Beispielhafte Darstellung des durch die untersuchten Im Rahmen der eigenen Untersuchungen wird für
M/V-Verhältnisse abgebildeten Bereichs des Versuchs­ die Lastkombinationen, in denen die Spannglieder
trägers TP3 aus [4.8]
im überdrückten Bereich liegen, der innere Hebel­
arm aus der Biegebemessung für das maximal auf­
dem Auflager und einem Schnitt in 3 m Abstand vom nehmbare Moment MR,max des Querschnitts ver­
Auflager abgebildet. In Bild 6 ist der abgebildete Be­ wendet. Wenn die Spannglieder im gezogenen Be­
reich beispielhaft für den Versuchsträger TP3 aus reich der Dehnungsebene nach Zustand II liegen,
[4.8] eingezeichnet. erfolgt zur Bestimmung des inneren Hebelarms z
Für die festgelegten Laststufen und Momenten­ gemäß Nachrechnungsrichtlinie eine genaue Er­
Querkraft-Verhältnisse wurden anschließend die je­ mittlung der Hebelarme zs und zp sowie der Kraft im
weils erforderlichen Bügelbewehrungsmengen Betonstahl Fsk und des Kraftzuwachses im Spann-
asw,erf und der vom Beton aufgenommene Anteil der stahl ∆Fpk aus dem Dehnungszustand für die je­
Querkraftbeanspruchung VR,c nach DIN-FB 102 weils betrachtete Lastkombination.
einschließlich der Festlegungen der Nachrech­ Die aufnehmbare Querkraft gemäß Model Code
nungsrichtlinie sowie gemäß Model Code 2010 er­ 2010 setzt sich additiv aus den Traganteilen des
mittelt. Betons, der Bügelbewehrung und evtl. vorhande­
Das grundsätzliche Nachweisformat nach DIN- nen, günstigen Wirkungen der Vorspannung additiv
Fachbericht wird als bekannt vorausgesetzt. An die­ zusammen.
ser Stelle sollen nur kurz die wichtigsten abwei­
chenden Festlegungen der Nachrechnungsricht­
linie [4.3] zusammengefasst werden. Der Druck­ Der Traganteil des Betons wird dabei immer explizit
strebenwinkel θ darf statt der im DIN-FB festgeleg­ ausgerechnet und in Ansatz gebracht und ist nicht,
ten Untergrenze von 29,7° (cot θ ≤ 7/4) ohne weite­ wie im DIN-FB, indirekt über eine Modifikation des
re Maßnahmen auf 21,8° (cot θ ≤ 2,5) abgemindert Druckstrebenwinkels berücksichtigt. Bügelbeweh­
werden. Wenn der Überbau keine Schubrisse auf­ rung wird statisch nur erforderlich, wenn die einwir­
weist und die planmäßige verbleibende Nutzungs­ kende Querkraft V den Betontraganteil VR,c über­
dauer maximal 20 Jahre beträgt, ist auch eine Ab­ steigt. Die Komponenten VR,c und VR,s bestimmen
minderung auf 18,4° (cot θ ≤ 3,0) zulässig. Weiter­ sich zu:
hin enthält der Entwurf der Nachrechnungsrichtlinie
Angaben zur Bestimmung des inneren Hebelarms z
bei der Querkraftbemessung von vorgespannten
und
Bauteilen mit Spanngliedern im nachträglichen Ver­
bund. Liegen die Spannglieder im überdrückten Be­
reich der Dehnungsebene nach Zustand II infolge
des zum Bemessungswert der Querkraft gehörigen
Biegemomentes, darf für den inneren Hebelarm z
bei der Querkraftbemessung der Wert aus der Bie­
gebemessung für das maximale Moment im zuge­
hörigen Querkraftbereich verwendet werden. Lie­
gen die Spannglieder im gezogenen Bereich der z innerer Hebelarm
Dehnungsebene nach Zustand II, darf der innere
bw Stegbreite
Hebelarm z für die Querkraftbemessung hier ver­
einfachend wie folgt angesetzt werden: θ = 29° + 7.000 · εx
26

εx Längsdehnung in halber Querschnittshöhe infol­ erforderlich. Daraus resultiert eine konstante erfor­
ge Vorspannung und zugehörigen einwirkenden derliche Bügelbewehrung auch für den Bereich vor
Moments. der ersten Biegerissbildung im Querschnitt.

Der Model Code enthält eine Näherungsgleichung Gemäß Model Code 2010 wird für die unteren
zur Bestimmung von εx. Im Rahmen des FE-Vorha­ Querkraftlaststufen keine Bügelbewehrung erfor­
bens wurde die Längsdehnung jedoch für jede un­ derlich (vgl. Bild 8). Bei der Laststufe V =
tersuchte Lastkombination durch eine Iteration der 0,4 · VR,max wird ab einem M/V-Verhältnis von etwa
Dehnungsebene genau bestimmt. Ähnlich wie im 1,25 m erstmals Querkraftbewehrung erforderlich.
DIN-FB fehlen im Model Code genaue Angaben zur Unter dieser Lastkombination überschreitet die ein­
Ermittlung des inneren Hebelarms z bei der Quer­ wirkende Querkraft die nach Model Code vom
kraftbemessung von vorgespannten Bauteilen mit Beton allein aufnehmbare Querkraft. Wenig später
zwei Zuggurten in unterschiedlichen Höhenlagen. setzt die Biegerissbildung ein. Das Verhalten in den
Aus diesem Grund wurde für die Berechnungen unteren Laststufen deckt sich mit der Vorstellung,
nach Model Code der Ansatz für den Hebelarm z dass in den überdrückten Auflagerbereichen die
aus der Nachrechnungsrichtlinie übernommen. Querkraft allein durch den Beton und die günstige
Wirkung der Vorspannung abgetragen wird. Bei
Durch Umformung erhält man die Gleichung für die
erforderliche Bügelbewehrung asw,erf nach Model
Code 2010:

Für die weiteren Überlegungen ist festzuhalten,


dass nach dem Ansatz aus dem Model Code über
den Längsdehnungsparameter εx sowohl der Be­
tontraganteil VR,c, wie auch der Druckstrebenwinkel
θ und damit die erforderliche Querkraftbewehrung
asw,erf von dem zur einwirkenden Querkraft zugehö­
rigen Biegemoment direkt abhängen.

4.1.3 Darstellung und Interpretation der


Bild 7: Erforderliche Bügelbewehrungsmengen in Abhängig­
Ergebnisse keit der Querkraftlaststufe und des M/V-Verhältnisses
nach dem Ansatz des DIN-Fachberichts 102
Bild 7 zeigt die erforderlichen Bügelbewehrungs­
mengen in Abhängigkeit der Querkraftlaststufe und
des M/V-Verhältnisses nach dem Ansatz des DIN-
Fachberichts 102. Bild 8 enthält die gleiche Dar­
stellung für die Werte gemäß Model Code 2010. Es
fällt auf, dass beim Ansatz nach DIN-FB unabhän­
gig vom einwirkenden M/V-Verhältnis immer in etwa
gleiche erforderliche Bügelbewehrungen resultie­
ren. Der kurze Anstieg und anschließende Abfall
der Kurven sind durch die einsetzende Rissbildung
und die damit verbundene Änderung des inneren
Hebelarms im Querschnitt zu erklären.

Solange sich der Querschnitt im überdrückten Zu­


stand befindet, wird nach DIN-FB von einem Fach­
werkmodell mit konstantem innerem Hebelarm aus­
gegangen. In einem Fachwerkmodell kann der
Bild 8: Erforderliche Bügelbewehrungsmengen in Abhängig­
Beton allein die Querkraftbeanspruchung nicht auf­ keit der Querkraftlaststufe und des M/V-Verhältnisses
nehmen. Es sind immer auch Zugstreben aus Stahl nach dem Ansatz des Model Code 2010
27

steigender Querkraftbeanspruchung und hohen Querkraftlaststufen verglichen. Bei einer einwirken­


M/V-Verhältnissen steigt die erforderliche Bügelbe­ den Querkraft von 40 % der Druckstrebentragfähig­
wehrung nach Model Code stark an. Die hohen keit (Bild 9) wird nach Model Code in den Bereichen
Längsdehnungen in halber Querschnittshöhe infol­ mit niedrigem M/V-Verhältnis noch keine Beweh­
ge hoher äußerer Momente äußern sich in einem rung erforderlich. Diese Bereiche sind infolge der
hohen Längsdehnungsparameter εx. Dieser wiede­ günstig wirkenden Drucknormalspannungen aus
rum bewirkt einen starken Abfall der vom Beton der Vorspannung ungerissen. Bei einer einwirken­
aufnehmbaren Querkraft VR,c aufgrund der ange­ den Querkraft von 60 % der Druckstrebentragfähig­
nommenen hohen Schubrissbreiten und des damit keit (Bild 10) wird auch nach Model Code 2010 im
verbundenen Abfalls der Rissreibung. Dieser Effekt Bereich niedriger M/V-Verhältnisse eine Querkraft­
scheint im DIN-FB nicht berücksichtigt zu sein. bewehrung erforderlich. Dies hängt jedoch nicht
damit zusammen, dass aufgrund hoher Längsdeh­
In Bild 9 und Bild 10 sind die erforderlichen Bügel­
nungsparameter εx ein Abfall der vom Beton auf­
bewehrungsmengen nach DIN-Fachbericht und
nehmbaren Querkraft stattfindet, sondern daran,
Model Code 2010 noch einmal für unterschiedliche
dass die einwirkende Querkraft den durch die Zug­
festigkeit des Betons nach oben beschränkten Be­
tontraganteil übersteigt. In diesen Bereichen ist
also nicht mit breiten Biegeschubrissen, sondern
eher mit einer Schrägrissbildung im Steg zu rech­
nen. Der Ansatz des DIN-Fachberichtes kann eine
Unterscheidung dieser zwei Schubversagensarten
nicht abbilden.

In den Bereichen mit niedrigem bis mittlerem Bean­


spruchungsniveau scheint die Annahme eines rei­
nen Fachwerkmodells gerechtfertigt zu sein. Hier
stimmen die erforderlichen Bewehrungsmengen
nach den beiden Ansätzen in etwa überein. Die
Werte nach Model Code liegen dabei durchgehend
geringfügig unter denen des DIN-FB.

Bild 9: Erforderliche Bügelbewehrungsmengen in Abhängig­ Neben den erforderlichen Bügelbewehrungsmen­


keit des M/V-Verhältnisses nach dem Ansatz des Model gen sollen auch die rechnerisch ermittelten Beton­
Code 2010 und des DIN-FB für die Querkraftlaststufe V traganteile VR,c der beiden Ansätze verglichen wer­
= 0,4 · VR,max
den. Nach DIN-FB wird der Traganteil des Betons
bei Bauteilen mit rechnerisch erforderlicher Bügel­
bewehrung indirekt durch eine Abminderung des
Druckstrebenwinkels θ berücksichtigt. Die Glei­
chung zur Bestimmung des Traganteils VR,c ist je­
doch angegeben und lautet:

Man kann erkennen, dass VR,c nur von der Geome­


trie des Querschnitts, der Zugfestigkeit des Betons
(in Abhängigkeit der Druckfestigkeit) und der Be­
tonlängsspannung in Höhe des Schwerpunkts infol­
ge äußerer Normalkräfte abhängt. Das gleichzeitig
zur Querkraft einwirkende Moment wird nicht bzw.
nur über den Hebelarm z berücksichtigt. Damit las­
Bild 10: Erforderliche Bügelbewehrungsmengen in Abhängig­ sen sich die in Bild 11 dargestellten Verläufe des
keit des M/V-Verhältnisses nach dem Ansatz des
Model Code 2010 und des DIN-FB für die höchste be­ Betontraganteils VR,c nach DIN-FB erklären. Bei
trachtete Querkraftlaststufe (V = 0,6 · VR,max) niedrigen M/V-Verhältnissen, und damit überdrück­
28

Bild 11: Betontraganteil VR,c nach DIN-FB in Abhängigkeit der Bild 12: Betontraganteil VR,c nach Model Code in Abhängigkeit
Querkraftlaststufe und des M/V-Verhältnisses der Querkraftlaststufe und des M/V-Verhältnisses

ten Spanngliedern, ergibt sich gemäß Nachrech­ Verhältnis ein absolut höheres Moment als in den
nungsrichtlinie ein konstanter innerer Hebelarm. niedrigen Laststufen. Deswegen findet hier ein frü­
Daraus resultiert ein konstanter Betontraganteil. Mit heres Aufreißen des Querschnitts statt und der Ab­
Einsetzen der Rissbildung fällt der innere Hebelarm fall der vom Beton aufnehmbaren Querkraft beginnt
erst ab und steigt dann bei höheren Belastungen früher und ist stärker ausgeprägt. Beachtlich ist je­
wieder an. Dies spiegelt sich direkt im Verlauf des doch, dass nur in der höchsten Querkraftlaststufe
Betontraganteils wider. und im Bereich des maximalen untersuchten M/V-
Verhältnisses von 3,0 ähnlich geringe Betontragan­
Für den Betontraganteil gemäß Model Code erge­ teile wie nach DIN-FB (Bild 11) erzielt werden. Der
ben sich vollständig andere Zusammenhänge. Die kurze Anstieg der Kurven im Bereich sehr niedriger
Ermittlung von VR,c ist hier über den vom Längsdeh­ M/V-Verhältnisse in Bild 12 vor dem anschließend
nungsparameter εx abhängigen Vorfaktor kv direkt einsetzenden Abfall der Kurven erklärt sich aus den
mit dem zugehörigen einwirkenden Moment ver­ Dehnungszuständen im Querschnitt. Wenn kein äu­
knüpft. Die günstige Wirkung der Vorspannung wird ßeres Moment einwirkt, wirkt nur das Moment der
ebenfalls über εx erfasst, sodass nicht wie im DIN­ unten liegenden Vorspannung. Der Querschnitt ist
FB nur ein von der Laststufe unabhängiger, kon­ vollständig überdrückt mit den höchsten Druckspan­
stanter Anteil aus Drucknormalspannungen infolge nungen am unteren Rand. Wenn nun ein äußeres
der Normalkraft eingeht. Vielmehr sind sowohl die Moment aufgegeben wird, entstehen am oberen
Normalkraft infolge Vorspannung wie auch das Vor­ Rand Druckspannungen und am unteren Rand
spannmoment berücksichtigt. Exzentrisch liegende Zugspannungen. Während des „Umkehrens” der
Spannglieder haben also im Gegensatz zum Vorge­ Dehnungsebene steigen die günstig wirkenden Stau­
hen beim DIN-FB einen anderen Einfluss auf den chungen in halber Querschnittshöhe erst an, bevor
Nachweis als im Schwerpunkt geführte Spannglie­ ab einem gewissen einwirkenden äußeren Moment
der. In Abhängigkeit der einwirkenden Momente und ein Abfall der Stauchungen und ein Übergang zu un­
des damit verbundenen Dehnungszustands in halber günstig wirkenden Zugdehnungen stattfinden.
Querschnittshöhe wird auf die vorhandenen Schub­
rissbreiten im Querschnitt geschlossen. Höhere Zug­ Bild 13 und Bild 14 zeigen einen Vergleich der
dehnungen (höherer positiver Längsdehnungspara­ Betontraganteile VR,c nach DIN-FB und Model Code
meter εx) bedeuten größere Rissbreiten und damit für verschiedene Querkraftlaststufen. In der niedri­
geringere im Riss übertragbare Querkräfte. Mit zu­ geren Laststufe (Bild 13), in der die einwirkende
nehmendem M/V-Verhältnis nimmt der Betontragan­ Querkraft 40 % der Druckstrebentragfähigkeit be­
teil VR,c also ab. Diese Zusammenhänge sind für trägt, können die Beanspruchungen im Bereich
verschiedene Querkraftlaststufen in Abhängigkeit niedriger M/V-Verhältnisse nach Model Code noch
vom M/V-Verhältnis in Bild 12 dargestellt. Bei den vom Beton allein aufgenommen werden. In diesen
höheren Querkraftlaststufen wirkt bei gleichem M/V- Bereichen wird rechnerisch keine Bügelbewehrung
29

erforderlich. Die Spannglieder befinden sich im 4.1.4 Schlussfolgerungen


überdrückten Bereich der Dehnungsebene nach
Zustand II. Der nach DIN-FB bei der Ermittlung des Die durchgeführten Untersuchungen zeigen, dass
Druckstrebenwinkels eingerechnete Betontragan­ das jetzige Querkraftbemessungsmodell des DIN-
teil ist wesentlich geringer und, außer durch die Än­ Fachberichts für vorgespannte Träger besonders
im Bereich niedriger Querkraftbeanspruchungs­
derung des Hebelarms z, unabhängig vom M/V-Ver­
niveaus und beigleichzeitigem niedrigem Momen­
hältnis. Bei einer einwirkenden Querkraft von 60 %
ten-Querkraftverhältnis konservative Ergebnisse
der Druckstrebentragfähigkeit (Bild 14) wird auch
liefert. Überträgt man diese Feststellungen auf die
nach Model Code für alle untersuchten M/V-Ver­
Situation bei Einfeldträgern, werden vor allem die
hältnisse rechnerisch Bügelbewehrung erforderlich.
Auflagerbereiche nicht ausreichend genau erfasst.
Es ist jedoch nach wie vor zu erkennen, dass die
Die tatsächlich wirksamen Tragmechanismen
Bereiche mit geringer zugehöriger Momentenbean­
scheinen im Ansatz des Model Codes 2010 insge­
spruchung einen höheren Betontraganteil aufwei­
samt besser erfasst.
sen als die Bereiche mit hoher zugehöriger Mo­
mentenbeanspruchung.

4.2 Einfluss des Druckbogens auf den


Querkrafttragwiderstand
4.2.1 Allgemeines

Bei der Beurteilung der Querkrafttragfähigkeit be­


stehender älterer Spannbetonbrücken mit den
heute gültigen Nachweisformaten zur Querkraftbe­
messung stellt man fest, dass die eingebauten
Bügel aufgrund der höher anzusetzenden Ver­
kehrslasten und der Anpassung und Fortschrei­
bung der Querkraftnachweise auf der Grundlage
der Eurocodes häufig bei weitem nicht ausreichen
(Bild 15), [4.10].

Da die Ertüchtigung einer Brücke hinsichtlich der


Querkrafttragfähigkeit allerdings sehr aufwändig ist,
Bild 13: Einwirkende Querkraft und Betontraganteil VR,c nach lohnt es sich, die Nachweisformate nochmals zu
DIN-FB und Model Code in Abhängigkeit vom M/V- durchleuchten und ggf. alternative bzw. genauere
Verhältnis für die Laststufe V = 0,4 · VR,max Verfahren zu entwickeln und auf ihre Eignung hin
zu untersuchen.

In einem vorangegangenen FE-Vorhaben der BASt


[4.2] wurde gezeigt, dass der innere Hebelarm z bei
den Querkraftnachweisen für die Bereiche, in
denen das Spannglied unter der zugehörigen Mo­
mentenbeanspruchung im überdrückten Bereich
der Dehnungsebene nach Zustand II (ZSt II) liegt,
bezogen auf die Lage der Betonstahlbewehrung, zu
zs angesetzt werden kann.

Des Weiteren wurde gezeigt, dass beim Tragwider­


stand für Querkraftbeanspruchung in diesen Berei-

Bild 14: Einwirkende Querkraft und Betontraganteil VR,c nach


DIN-FB und Model Code in Abhängigkeit vom M/V-
Verhältnis für die Laststufe V = 0,6 · VR,max Bild 15: Statisches System einer Spannbetonbrücke
30

chen die Vertikalkomponenten der geneigten Zug- Wirkung der Vorspannung über eine weitere Min­
und Druckgurte eine wesentliche Rolle spielen. derung der Druckdiagonalenneigung erfasst. Die
Rissbilder in vorgespannten Versuchsträgern zei­
Nachfolgend werden weitergehende Untersuchun­ gen aufgrund der zusätzlichen Längsdruckspan­
gen zum Einfluss der Vertikalkomponente aus der nungen infolge Vorspannungen eine entsprechend
geneigten Biegedruckkraft auf die Größe der erfor­ flachere Neigung der Rissverläufe bis hin zu etwa
derlichen Querkraftbewehrung durch Nachrech­ 30°. Der Traganteil der Rissreibung wird auch hier
nung von Versuchen und Simulationsberechnun­ durch eine zusätzliche Neigungsminderung der
gen an Spannbetonversuchsträgern durchgeführt. Druckdiagonalen im Steg berücksichtigt (Bild 16).
Dadurch ist die Neigung Θ der Druckstrebenkräfte
4.2.2 Ausgangszustand im Fachwerkmodell kleiner als die Schubrissnei­
gung βr.
Das Tragmodell für die Querkrafttragfähigkeit ist
primär auf der Grundlage von Stahlbetonbalken Bei veränderlicher Querschnittshöhe und bei ge­
entwickelt worden. Es besteht aus einem parallel­ neigter Spanngliedführung wird in den Nachweis­
gurtigen Fachwerk mit Rissreibung. Der Traganteil formaten des DIN-Fachberichts 102 die vom Steg
aus der Rissreibung wird über rechnerisch flacher aufzunehmende Querkraft VEd vermindert um die
als die Rissneigung (etwa 40°) geneigte Druckdia­ Vertikalkomponenten der geneigten Zug- und
gonalen erfasst. Dieses Tragmodell wurde auf Druckgurte (Bild 17).
Spannbeton übertragen. Dabei wird die günstige

Bild 16: Mechanisches Modell der Querkrafttragfähigkeit für Spannbeton (DIN – FB 102): „Parallelgurtiges Fachwerk mit Rissrei­
bung”

Bild 17: Traganteile bei veränderlicher Querschnittshöhe und bei geneigter Spanngliedführung
31

4.2.3 Konzept kung. Dadurch verläuft Letztere geneigt und bildet


eine Bogenwirkung in Brückenlängsrichtung zwi­
Bei Spannbetonträgern wird neben dem in Kapitel schen den Auflagern (Bild 18). Die vertikale Kom­
4.2.2 dargestellten Tragmechanismus eines Fach­ ponente der Biegedruckkraft stellt einen zusätz­
werks mit Rissreibung die Querkraft auch über den lichen Betontraganteil dar.
Traganteil eines Betondruckbogens abgetragen
(Bild 18). Der Druckbogen ergibt sich aus der Ver­ Der hieraus resultierende Querkrafttraganteil könn­
bindungslinie der Biegedruckkräfte, die sich über te analog wie die in Bild 17 dargestellten Tragantei­
die Länge des Trägers durch die Betrachtung dis­ le für veränderliche Querschnittshöhen behandelt
kreter Querschnitte auf der Grundlage der Deh­ werden (Bild 19).
nungsebenen nach ZSt II unter der zugehörigen
veränderlichen Momentenbeanspruchung und Vor­ So könnten die Nachweisformate des DIN-Fachbe­
spannwirkung einstellen (Bild 18). richts 102 unverändert beibehalten werden.

Durch die unterschiedlich großen Momente ändern Auf diese Weise würde das Tragmodell des „paral­
sich die Höhe der Druckzone und der Randabstand lelgurtigen Fachwerks mit Rissreibung” mit dem
der Betondruckkraft aus Biegung und Vorspannwir­ Druckbogen-Modell überlagert.

Bild 18: Druckbogen, Bestimmung der Neigung der Wirkungslinie der Betondruckkraft

Bild 19: Traganteile bei konstanter Querschnittshöhe und geneigter Spanngliedführung


32

Die bisher bekannten Traganteile, die den Quer­ zogen auf die Betonstahlbewehrung mit z = zs an­
krafttragwiderstand bei konstanter Querschnittshö­ gesetzt werden kann. Hier werden nun die Versu­
he bilden, che mit dem Ziel ausgewertet, den Einfluss des
„Druckbogens” auf die erforderliche Querkraftbe­
• Fachwerk (VRsw),
wehrung aufzuzeigen.
• Rissreibung (VR,c),
Bild 20 zeigt die Rissbilder im Bruchzustand mit un­
• Vertikalkomponente bei schräger Spannglied­ terschiedlicher Spanngliedführung und unter­
führung (Vp), schiedlicher Höhe der Querkraftbewehrung. Die zu­
gehörigen Festigkeitswerte der Baustoffe sind aus
würden damit erweitert werden um den Traganteil
der Tabelle 10 zu entnehmen.
• Druckbogen (Vcc).
Bei der Beurteilung der beiden sich überlagernden
Im Weiteren wird es darum gehen zu zeigen, dass Tragmechanismen Druckbogen und Fachwerk
der Tragmechanismus des „Druckbogens” nicht spielen die bei verschiedenen Laststufen gemesse­
etwa in den bisherigen Traganteilen des „Fach­ nen Bügelspannungen eine wesentliche Rolle. Der
werks mit Rissreibung” enthalten ist, sondern einen Bereich der ausgeprägten Fachwerkwirkung lässt
zusätzlichen Traganteil bildet. sich durch die Bügelspannungen erkennen (vgl.
Bild 21). Ein weiteres Indiz für den Wirkungsbereich
Dazu werden nachfolgend gegenüber dem voran­
des Fachwerks lässt sich aus der Kraftänderung im
gegangenen FE-Vorhaben der BASt [4.2] weiterge­
Spannglied ableiten, die sich aus der horizontalen
hende Auswertungen an den Spannbetonträgern,
Abstützung der Druckstreben ergibt (DFp > 0). Hin­
die 1972 an der Universität Stuttgart experimentell
gegen sind für die Aktivierung des Druckbogens
untersucht wurden, vorgenommen. Schließlich wird
weder Bügel noch Änderungen der Spanngliedkraft
das Konzept zusätzlich durch numerische Simulati­
(DFp = 0) erforderlich.
onsberechnungen überprüft.
Aus Bild 21 gehen die Bereiche mit den unter­
schiedlichen Tragmechanismen Fachwerk und
4.2.4 Auswertung und Nachrechnung der
Versuche Druckbogen deutlich hervor. Beispielhaft ist für die
Laststufe F = 1.600 kN der auf der Grundlage der
Eine Auswertung der Versuchsträger TG1, TG2 und Dehnungsebenen ZSt II berechnete Druckbogen
TP3 [4.8] wurde bereits in [4.2] vorgenommen. den beobachteten Rissen bei der zugehörigen
Darin konnte gezeigt werden, dass der innere He­ Laststufe gegenübergestellt. Dabei ist die Null­
belarm z bei den Querkraftnachweisen für die Be­ linienlage als Begrenzungslinie zwischen den grau­
reiche, in denen das Spannglied im überdrückten en und weißen Flächen dargestellt. Im hellen gezo­
Bereich der Dehnungsebenen nach ZSt II liegt, be­ genen Bereich entwickeln sich die geneigten Risse

Bild 20: Spannbetonversuchsträger, Rissbilder im Bruchzustand mit Spanngliedverlauf und Querkraftbewehrung


33

aus Biegerissen. Die gemessenen Bügelspannun­ diesen Bereich. Da in diesem Bereich der Druck-
gen erreichen nur hier große Werte. Die kontinuier­ und Zuggurt horizontal verlaufen, trifft hier der Trag­
liche Änderung der Spanngliedkraft, die auf der mechanismus eines parallelgurtigen Fachwerks
Grundlage der Dehnungsebenen ZSt II rechnerisch eindeutig zu. Die übrigen Bereiche zu den Aufla­
ermittelt wurde, beschränkt sich ebenfalls nur auf gern hin sind, wie man durch die grauen Flächen

Tab. 10: Festigkeitswerte (aus [4.8])

Bild 21: TP3-Versuchsträger mit unten liegender Spanngliedführung, Laststufe F = 1.600 kN. Gegenüberstellung: Druckbogen,
Risse, gemessene Bügelspannungen, Spanngliedkraftverlauf
34

Bild 22: TG2-Versuchsträger mit zu den Auflagern hin hochgezogener Spanngliedführung, Laststufe F = 1.600 kN. Gegenüberstel­
lung: Druckbogen, Risse, gemessene Bügelspannungen, Spanngliedkraftverlauf

über die gesamte Querschnittshöhe leicht erken­


nen kann, voll überdrückt. Die Bügelspannungen
sind hier nahezu null, der Verlauf der Spannglied-
kraft konstant. Damit entsprechen diese Bereiche
nicht dem Tragmodell eines reinen Fachwerks. Hin­
gegen bildet der Tragmechanismus eines Druckbo­
gens eine gute Übereinstimmung mit dem be­
obachteten Rissbild und den gemessenen Bügel­
spannungen.

Mit Zunahme der Druckgurtneigung nehmen die


Bild 23: Querkraftverlauf VE0 betragsmäßig, Querkrafttragfä­
Bügelspannungen deutlich ab. Bild 22 untermauert higkeit VR
die Vorstellung des Tragmodells eines parallelgurti­
gen Fachwerks in Überlagerung eines Druckbo­ werden alle Traganteile einzeln ermittelt und an­
gens. Da der Druckbogen sich an den Spannan­ schließend überlagert.
kern abstützen muss, ist er hier durch die hochge­
zogenen Spannglieder nicht so stark ausgeprägt Die Querkrafttraganteile aus dem Tragmechanis­
wie bei TP3. Dafür ist das Fachwerk ausgeprägter. mus des Fachwerks sind in Bild 24 zusammenge­
Demgemäß ist der Bereich, in dem die Bügel an­ stellt. Dabei wird die Rissreibungskraft Vcr nicht in­
springen, größer. Zusätzlich ist zu beobachten, direkt über eine flachere Druckstrebenneigung Θ,
dass die Vertikalkomponente der Spanngliedkraft sondern direkt als zusätzlicher Traganteil berück­
als weiterer Traganteil wirksam ist. sichtigt. Daher wird die Druckstrebenneigung der
Schubrissneigung βr gleichgesetzt.
Mit der Identitätsbedingung VE0 ≡ VR kann der
Querkrafttragwiderstand als Summe der einzelnen Bei Träger TP3 liegt das Spannglied unten und ver­
Traganteile für verschiedene Laststufen dargestellt läuft im mittleren Feldbereich horizontal. Da auch
werden (Bild 23). Zur weiteren Diskussion der bei­ der Druckgurt in diesem Bereich horizontal ver­
den Tragmechanismen Druckbogen und Fachwerk läuft, ist an dem Querkraftabtrag nur das „Fach­
35

Bild 24: Querkrafttraganteile Fachwerk mit Rissreibung

Bild 25: TP3, Bereiche mit den unterschiedlichen Tragmechanismen, Verlauf des Zug- und Druckgurtes

werk mit Rissreibung” beteiligt, Vcc = 0, Vp = 0 (Bild einen klei-nen Beitrag bei der Querkraftabtragung.
25). Die Bügel müssten hier demnach die gesamte Daneben liefert der Druckbogen wesentliche Trag­
Querkraft tragen, VR = VRsw. Kann die Querkraft­ anteile durch die starke Neigung in seinem Verlauf.
beanspruchung nicht vollständig durch die Bügel Die konstante Spanngliedkraft und die fehlenden
aufgenommen werden und verbleibt ein Anteil, so Bügelspannungen weisen darauf hin, dass sich
wird dieser der Rissreibungskraft zugerechnet, das Fachwerk hier nicht ausbildet. Bild 25 zeigt die
erf Vcr = VR – VRsw. Zu den Auflagern hin setzt die Bereiche mit den unterschiedlichen Tragmechanis­
Umlenkung des Druckgurtes ein, folglich über­ men.
nimmt seine Vertikalkomponente einen Teil der
Querkraft. Noch weiter zu den Auflagern hin, im un­ Bild 26 zeigt im mittleren Feldbereich zwischen den
mittelbaren Auflagerbereich, wird das Spannglied Querschnittsnummern 107links und 107rechts, dass
leicht hochgezogen und leistet dadurch zusätzlich die Bügel nicht die gesamte Querkraft aufnehmen
36

Bild 26: TP3, Querkrafttraganteile bei der Laststufe F = 1.600 kN

können. Es verbleibt eine Resttragfähigkeit, die Für die Überprüfung der Allgemeingültigkeit dieser
der Rissreibung zugewiesen wird (erf Vcr). Verläuft Überlegungen wird der Träger TG2 mit gleicher
der Druckgurt annähernd horizontal, entspricht der Ausführung – bis auf die zu den Auflagern hin
Betrag der Resttragfähigkeit genau dem Mittelwert hochgezogenen Spanngliedern – betrachtet (Bild
der Rissreibung gemäß DIN-Fachbericht 102 27).
(erf Vcr = Vcr,m mit Vcr,m = 2,0 VRd,c). Das Nach­
weisformat des DIN-Fachberichts 102, Fachwerk Der Fachwerk-Bereich (103links-103rechts), in dem
mit Rissreibung, beschreibt das Tragverhalten in der Querkraftwiderstand ohne den Tragmechanis­
diesem Bereich zutreffend. Weitet man diesen Be­ mus des Druckbogens bereits gegeben ist, ist
reich aus bis zu den Schnitten 105, nehmen die hier ausgeprägter. Der Druckbogen-Bereich be­
Bügelspannungen ab. Der Druckbogen übernimmt schränkt sich hier nur auf die Bereiche zwischen
nun Traganteile. Allerdings könnten die Tragantei­ den Querschnitten 100 bis 103. Auch bei diesem
le hier immer noch vom Fachwerk mit Rissreibung Träger liefert der Druckbogen im überdrückten
allein geliefert werden. Der Bereich, der sich auf Bereich mit dem Traganteil der Vertikalkomponen­
der Grundlage der Dehnungsebenen im ZSt II be­ te des Spannglieds die Gesamtquerkrafttragfähig­
findet zwischen den Querschnitten 105links und keit.
105rechts, wird daher im Folgenden als Fachwerk-
Bereich bezeichnet. In diesem Bereich kann mit Vermindert man die Höhe der Bügelbewehrung bei
der empirischen Formel der Rissreibung der Trag­ sonst gleich bleibender Ausführung und Laststufe
mechanismus des Druckbogens offensichtlich (TG1, F = 1.600 kN), steigt der Traganteil der Riss­
kompensiert werden. Im überdrückten Bereich des reibung im Fachwerk-Bereich. Die inneren Kräfte
Spannglieds zwischen den Querschnitten 100 bis lagern sich hier um. Die Verteilung der Bereiche
105 liefert der Druckbogen mit dem kleinen Trag­ und der Traganteil des Druckbogens bleiben un­
anteil der Vertikalkomponente des Spannglieds verändert (Bild 28).
die Gesamtquerkrafttragfähigkeit alleine. Daher
werden die für das Spannglied überdrückten Be­ Je kleiner die Laststufe, desto ausgeprägter ist die
reiche im Folgenden als Druckbogen-Bereich be­ Wirkung des Druckbogens ( Bild 29 bis Bild 32) Der
zeichnet. Verlauf und damit der Traganteil des Druckbo-.
37

Bild 27: TG2, Querkrafttraganteile bei der Laststufe F = 1.600 kN

Bild 28: TG1, Querkrafttraganteile bei der Laststufe F = 1.600 kN

gens sind ganz offensichtlich abhängig von der Aus der Nachrechnung einer Spannbetonbrücke
Höhe der Beanspruchung. stellte sich unter der normgemäßen Beanspru­
chung im GZT (γG = 1,35; γQ = 1,50) der in Bild 33
dargestellte, ausgeprägte Druckbogen ein.
38

Bild 29: Druckbogen, Laststufe F = 1.000 kN

Bild 30: Druckbogen, Laststufe F = 1.200 kN


39

Bild 31: Druckbogen, Laststufe F = 1.400 kN

Bild 32: Druckbogen, Laststufe F = 1.600 kN

Bild 33: Druckbogen aus der Nachrechnung einer bestehenden Spannbetonbrücke im GZT (γG = 1,35; γQ = 1,50)
40

4.2.5 Numerische Simulationsberechnungen tens wurde das im Programm zur Verfügung ste­
hende Werkstoffmodell „concrete damaged
Während bei den bisherigen Betrachtungen die plasticity” verwendet. Das Modell basiert auf
Nachweise für Biegung und Querkraft getrennt be­ Kopplung von Plastizitätstheorie und Schädi­
trachtet wurden, erfolgt bei der Simulation die Be­ gungstheorie. Neben plastischen Verzerrungen
rücksichtigung der Interaktion zwischen Querkraft kann hier auch für die Definition des Nachbruch­
und Biegung automatisch, d. h., die entlastende bereichs sowohl auf der Druck- als auch auf der
Wirkung aus Spanngliedneigung und Druckbogen Zugseite die Degradation der elastischen Steifig­
ist in den Berechnungsergebnissen enthalten. keit berücksichtigt werden. Die Fließbedingung für
Nichtlineare Simulationsberechnungen müssen zu­ den Beton wird aus den Bruchtheorien nach
nächst durch Nachrechnung repräsentativer Versu­ RANKINE und nach DRUCKER-PRAGER zusam­
che kalibriert werden. Dazu wurden hier u. a. auch mengesetzt (Bild 36).
Versuche an unbewehrten und bewehrten Stahl­ Wie zahlreiche weitere Versuchsnachrechnungen
betonscheiben verwendet. belegen, kann mit dem hier verwendeten wis­
Zunächst wurden für den ungerissenen Zustand senschaftlichen nichtlinearen FEM-Programm
die bekannten Kupfer-Versuche von 1973 [4.11] ABAQUS das Tragverhalten von Stahlbeton- und
herangezogen, die an unbewehrten Betonschei­ Spannbetonbauteilen zutreffend abgebildet werden.
ben unter zweiachsiger Beanspruchung durchge­
Nach der Kalibrierung des FEM-Modells wurden die
führt wurden (Bild 34). Für die Kalibrierung der
Träger TG1, TG2 und TP3 modelliert (Bild 37).
Rissbildung wurden die Zugversuche an Stahlbe­
tonscheiben von PURAINER (2006) [4.12] nach­
gerechnet (Bild 35). Die Simulation der Beton-
scheiben erfolgte mit dem Programmsystem
ABAQUS mit Volumenelementen für den Beton
(Typ C3D8R) und Stabelementen für die Beweh­
rung (Typ T3D2). Aufgrund der kraftgesteuerten
Berechnung unter Einbezug des nichtlinearen Ma­
terialverhaltens mit dem abfallenden Ast im Nach­
bruchbereich ist hier das Bogenlängenverfahren
(arc length) verwendet worden, welches die Simu­
lation auch des entfestigenden Nachbruchverhal­
tens erlaubt. Zur Modellierung des Materialverhal-

Bild 35: Nachrechnung von Stahlbetonzugscheibenversuchen


nach PURAINER (2006)

Bild 34: Nachrechnung von unbewehrten Betonscheibenver­


suchen nach KUPFER (1973) Bild 36: Verwendetes Bruchkriterium für Beton in ABAQUS
41

Bild 38: TG1, fctm = 3,8 MN/m2, Vergleich der Lastverfor­


mungskurven aus Versuch und FEM-Berechnung

Bild 37: FEM-Modell für die Spannbetonträger TG1, TG2, TP3

Durch die nichtlinearen Simulationsberechnungen


konnten die integralen Größen der Versuchs­
ergebnisse, wie die Last-Verformungs-Kurven,
sehr gut abgebildet werden (Bild 38 bis Bild 40).
Die gemessenen Bügelspannungen und die be­
obachteten Risse aus den Versuchen konnten mit
der kalibrierten numerischen Berechnung eben­
falls gut nachvollzogen werden (Bild 41 bis Bild
43). Die elementweise verschmierte Rissbildung
ist durch die aufgehellten Elemente dargestellt.
Bild 39: TG2, fctm = 2,9 MN/m2, Vergleich der Lastverfor­
Zusätzlich sind die beobachteten Risse durch mungskurven aus Versuch und FEM-Berechnung
weiße Linien eingezeichnet. Im Schnitt 103rechts,
TG1 ist eine kleine Abweichung zu erkennen.
Die Risse aus der numerischen Berechnung sind
hier nicht mehr vorhanden, entsprechend klein
sind die gerechneten Bügelspannungen. Dort sind
allerdings im Versuch Risse und damit verbunden
höhere Bügelspannungen aufgetreten (Bild 41).
Im übrigen Bereich stimmen die Rissbilder sowie
die Bügelspannungen gut bis teilweise sehr gut
überein.

Die Abhängigkeit der Anteile Druckbogen und


Fachwerk am Querkrafttragwiderstand vom Bean­
spruchungsniveau konnte durch weitere Nach­
rechnungen bei mehreren Laststufen verifiziert
Bild 40: TP3, fctm = 4,8 MN/m2, Vergleich der Lastverfor­
werden (Bild 44 bis Bild 49). Die Bügelspannun­ mungskurven aus Versuch und FEM-Berechnung
gen springen nur im Fachwerk-Bereich an. Mit zu­
nehmender Belastung weitet sich dieser Bereich spannungen aus Versuch TG2 und FEM-Berech­
von Feldmitte zu den Auflagern hin aus. Demzu­ nung.
folge geht der Einfluss des Druckbogens mit zu­
nehmender Belastung weiter zurück, bis seine Die Darstellungen in den Bildern 47 bis 49 zeigen
Tragwirkung nur noch im Auflagerbereich zu er­ eine sehr gute Übereinstimmung zwischen den
kennen ist. Die Darstellungen in Bild 44 bis Bild 46 Rissbildern und Bügelspannungen aus Versuch
enthalten den Vergleich der Rissbilder und Bügel- TP3 und FEM-Berechnung.
42

Bild 41: TG1, fctm = 3,8 MN/m2, Laststufe 1.600 kN, Vergleich Versuch/FEM, Rissbild und Bügelspannung

Bild 42: TG2, fctm = 2,9 MN/m2, Laststufe 1.600 kN, Vergleich Versuch/FEM, Rissbild und Bügelspannung

Bild 43: TP3, fctm = 4,8 MN/m2, Laststufe 1.600 kN, Vergleich Versuch/FEM, Rissbild und Bügelspannung
43

Bild 44: TG2, fctm = 2,9 MN/m2, Laststufe 1.000 kN, Vergleich Versuch/FEM, Rissbild und Bügelspannung

Bild 45: TG2, fctm = 2,9 MN/m2, Laststufe 1.200 kN, Rissbild Versuch/FEM, Bügelspannungen Versuch/FEM

Bild 46: TG2, fctm = 2,9 MN/m2, Laststufe 1.400 kN, Rissbild Versuch/FEM, Bügelspannungen Versuch/FEM
44

Bild 47: TP3, fctm = 4,8 MN/m2, Laststufe 1.000 kN, Vergleich Versuch/FEM, Rissbild und Bügelspannung

Bild 48: TP3, fctm = 4,8 MN/m2, Laststufe 1.200 kN, Vergleich Versuch/FEM, Rissbild und Bügelspannung

Bild 49: TP3, fctm = 4,8 MN/m2, Laststufe 1.400 kN, Vergleich Versuch/FEM, Rissbild und Bügelspannung
45

Für eine weitere Veranschaulichung des Tragver- spannungen sind gemeinsam mit den beobachte­
haltens werden die Hauptspannungstrajektorien ten Rissen überlagert dargestellt. So kann man
dargestellt (Bild 50 bis Bild 53). Die Hauptdruck- leicht erkennen, dass die Richtung der Hauptdruck-

Bild 50: TP3 fctm = 4,8 MN/m2, F = 1.000 kN, Hauptdruckspannungen/Rissbild (oben) und Hauptzugspannungen/Druckbogen
(unten) sowie Bügelspannungen (Mitte)

Bild 51: TP3 fctm = 4,8 MN/m2, Laststufe 1.200 kN, Hauptdruckspannungen/Rissbild (oben) und Hauptzugspannungen/Druckbogen
(unten) sowie Bügelspannungen (Mitte)
46

spannungen mit der Richtung der Rissverläufe sehr rechnung der Dehnungsebenen nach ZSt II mit auf­
gut übereinstimmt. In der Darstellung der Haupt- geführt. Zudem sind die zugehörigen Bügelspan­
zugspannungen ist der Druckbogen aus der Be- nungen mit ausgegeben. An den Stellen, wo die

Bild 52: TP3 fctm = 4,8 MN/m2, F = 1.400 kN, Hauptdruckspannungen/Rissbild (oben) und Hauptzugspannungen/Druckbogen
(unten) sowie Bügelspannungen (Mitte)

Bild 53: TP3 fctm = 4,8 MN/m2, F = 1.600 kN, Hauptdruckspannungen/Rissbild (oben) und Hauptzugspannungen/Druckbogen
(unten) sowie Bügelspannungen (Mitte)
47

Bügel zum Fließen kommen, nehmen die Haupt­ Zur Studie des Einflusses der Betonzugfestigkeit
zugspannungen hohe Werte an (z. B. Bild 53, werden weitere numerische Berechnungen mit ver­
Schnitt 106-109). Die Abhängigkeit des Druckbo­ minderten Zugfestigkeiten des Betons durchge­
gens vom Beanspruchungsniveau spiegelt sich führt.
auch im Verlauf der Hauptzugspannungen wider.
Auffallend sind die hohen und steil gerichteten Bild 54 zeigt den Vergleich der Lastverformungs­
Hauptzugspannungen an den Umlenkbereichen kurven aus dem Versuch TG1 mit der FEM-Berech­
des Druckbogens. Die großen Hauptzugspannun­ nung auf der Grundlage verminderter Betonzugfe­
gen, die unmittelbar mit der Umlenkung im Zusam­ stigkeiten.
menhang stehen, sind eingekreist.
Die berechneten Lastverformungskurven weichen
Die Darstellungen in den Bildern 50 bis 53 enthal­ mit zunehmender Minderung der Betonzugfestig­
ten Hauptspannungen, Rissbilder, Bügelspannun­ keit von der gemessenen immer mehr ab (vgl. Bild
gen sowie den über die Dehnungsebenen nach ZSt 38). Die Traglast (F = 1.800 kN) wird rechnerisch
II ermittelten Verlauf des Druckbogens bei TP3. nicht mehr erreicht. Die Nachrechnung der Träger
TG2 und TP3 ergab die gleichen Abhängigkeiten
Man erkennt, wie mit zunehmender Beanspru­ (s. Bild 55 und Bild 56).
chung der Bereich mit den großen Hauptzugspan­
nungen zu den Auflagern hin wandert, in etwa dort, Der Einfluss der verminderten Betonzugfestigkeit auf
wo die Umlenkung des Druckbogens stattfindet. den Verlauf des Betondruckbogens und auf die Be­
Offensichtlich sind die Hauptzugspannungen zur anspruchung der Querkraftbewehrung wird im Fol­
Umlenkung des Druckbogens erforderlich. Damit genden an Versuchsträger TG1 und TP3 diskutiert.
wird ein zusätzliches Nachweiskriterium für die Be­
grenzung der Hauptzugspannungen im Beton be­ Die Darstellungen in Bild 57 bis Bild 59 enthalten
nötigt. den Vergleich der Rissbilder sowie Bügelspannun-

Bild 54: TG1, Vergleich der Lastverformungskurven aus Ver­ Bild 55: TG2, Vergleich der Lastverformungskurven aus Ver­
such und FEM-Berechnung bei verminderten Beton­ such und FEM-Berechnung bei verminderten Beton­
zugfestigkeiten zugfestigkeiten
48

Bei TP3 zeigen die Bilder 60 bis 62 dieselben Zu­


sammenhänge. Die Verminderung der rechneri­
schen Betonzugfestigkeit um mehr als 40 % des
tatsächlichen Wertes (fctm = 4,8MN/m2) bringt we­
sentliche Änderungen im Tragverhalten. Zu erken­
nen ist dies an den anspringenden Bügelspannun­
gen in den Ergebnissen der Berechnungen mit klei­
neren Betonzugfestigkeiten (fctm = 2,7 MN/m2, fctm
= 1,7 MN/m2) in Bereichen, wo die gemessenen
Bügelspannungen annähernd null sind. Damit
nimmt der Einfluss des Druckbogens an der Quer­
krafttragwirkung mit abnehmender Betonzugfestig­
keit ab, da der Druckbogen nicht mehr umgelenkt
werden kann.

Benötigt wird daher ein zusätzliches Nachweiskrite­


rium für die Begrenzung der Hauptzugspannungen
im Beton!

In den Bildern 63 bis 65 ist der Druckbogen, der auf


der Grundlage der Dehnungsebenen im ZSt II
ermittelt wurde, den numerisch berechneten Nor­
mal- und Schubspannungen bei der Laststufe
F = 1.000 kN gegenübergestellt. Der Verlauf des
Druckbogens, wie er sich aus der Dehnungsebe­
Bild 56: TP3, Vergleich der Lastverformungskurven aus Ver­
such und FEM-Berechnung bei verminderten Beton­ nen-Betrachtung im ZSt II ergibt, liegt bei allen Ver­
zugfestigkeiten suchsträgern in etwa im Schwerpunkt des Span­
nungskörpers der numerisch ermittelten Normal­
spannungen. Die Abminderung der Betonzugfestig­
gen mit der FEM-Berechnung mit verminderten Be­
keit von 4,8 MN/m2 auf 1,7 MN/m2 um ca. 65 %
tonzugfestigkeiten für TG1.
führt bei TP3 zur Auflösung des Druckbogens, was
Aus Bild 57 bis Bild 59 geht hervor, dass die Antei­ der unregelmäßige Verlauf der Normal- und Schub­
le der Tragmechanismen Druckbogen und Fach­ spannungen (Bild 65, TP3) eindeutig erkennen
werk am Querkrafttragwiderstand auch von der Be­ lässt. Die Spannungen an den rechnerisch gerisse­
tonzugfestigkeit abhängen. Aus Bild 59 wird deut­ nen Stellen nehmen schlagartig ab. Die zur Umlen­
lich, dass bei der kleinsten in die Berechnung ein­ kung des Druckbogens erforderlichen Hauptzug­
gesetzten Betonzugfestigkeit sich die Schubrisse spannungen können damit nicht aufgebaut werden.
im Steg bis hin zu den Auflagern ausbreiten. Oder anders ausgedrückt: Wird der Mittelwert der
zentrischen Betonzugfestigkeit von den Hauptzug­
Damit springen rechnerisch die Bügelspannungen spannungen überschritten, ist die Umlenkung des
über die gesamte Länge des Trägers an. Der ganze Druckbogens nicht möglich.
Bereich kann damit dem Tragmechanismus des
Aus der nichtlinearen numerischen Simulation kann
Fachwerks zugerechnet werden. Eine Druckbogen­
ein besserer Einblick in die Spannungszustände
wirkung kann hier ausgeschlossen werden, da
und inneren Kräfteverhältnisse erhalten werden.
die Bügelspannungen in keinem Bereich abneh­
Dabei hat sich die Betonzugfestigkeit als weiterer
men. Dagegen wirkt sich die Abminderung der
Parameter für den Verlauf des Druckbogens im
Betonzugfestigkeit von fctm = 3,8 MN/m2 auf fctm =
Beton erwiesen. Hieraus ergibt sich die Notwendig­
2,7 MN/m2, d. h. auf ca. 70 %, bei der Laststufe
keit für eine Begrenzung der Hauptzugspannun­
F = 1.400 kN fast nicht aus. Erst eine deutliche Re­
gen.
duzierung der rechnerisch für die Versuchsbalken
festgestellten Zugfestigkeit auf ca. 45 % der tat­ Insgesamt ergeben sich aus den Simulationsbe­
sächlichen Zugfestigkeit des Betons bringt eine we­ rechnungen zusätzliche Erkenntnisse und ein bes­
sentliche Änderung im Tragverhalten. seres Verständnis für das wirkliche Tragverhalten.
49

Bild 57: TG1, fctm = 3,8 MN/m2, Laststufe 1.400 kN

Bild 58: TG1, fctm = 2,7 MN/m2, Laststufe 1.400 kN

Bild 59: TG1, fctm = 1,7 MN/m2, Laststufe 1400 kN


50

Bild 60: TP3, fctm = 4,8 MN/m2, Laststufe 1.400 kN

Bild 61: TP3, fctm = 2,7 MN/m2, Laststufe 1.400 kN

Bild 62: TP3, fctm = 1,7 MN/m2, Laststufe 1.400 kN


51

Bild 63: Gegenüberstellung Druckbogenverlauf nach Dehnungsebenen im ZSt II, Normalspannungen σ33 und Schubspannungen
σ13 nach FEM-Berechnung mit den am Bauteil gemessenen Zugfestigkeiten, Laststufe 1.000 kN

Bild 64: Gegenüberstellung Druckbogenverlauf nach Dehnungsebenen im ZSt II, Normalspannungen σ33 und Schubspannungen
σ13 nach FEM-Berechnung mit fctm = 2,7 MN/m2, Laststufe 1.000 kN
52

Bild 65: Gegenüberstellung Druckbogenverlauf nach Dehnungsebenen im ZSt II, Normalspannungen σ33 und Schubspannungen
σ13 nach FEM-Berechnung mit fctm = 1,7 MN/m2, Laststufe 1.000 kN

4.2.6 Zusammenfassung, Schlussfolgerungen von dem Tragmechanismus des Fachwerks domi­


niert. Im Übergang vom Zustand I in ZSt II stellt sich
Zur Beurteilung des Einflusses der Vertikalkompo­ ein Überlappungsbereich ein. In diesem Bereich
nente aus der geneigten Biegedruckkraft auf die kann mit der empirischen Formel der Rissreibung
Größe der erforderlichen Querkraftbewehrung wur­ der Tragmechanismus des Druckbogens kompen­
den gegenüber dem vorangegangenen FE-Vorha­ siert werden.
ben der BASt [4.2] weitergehende Auswertungen
sowie Versuchsnachrechnungen mittels numeri­ Im übrigen Feldbereich liefert das Tragmodell
scher Simulation an den Spannbetonträgern, die „Fachwerk mit Rissreibung” mit Berücksichtigung
1972 an der Universität Stuttgart experimentell un­ der Vertikalkomponente eines evtl. geneigten
tersucht wurden, vorgenommen. Spanngliedes sehr gute Übereinstimmungen mit
den Versuchswerten.
Schließlich wurde das Konzept einer Überlagerung
der beiden Tragmechanismen Fachwerk und Je kleiner die Laststufe, desto ausgeprägter ist die
Druckbogen für die Querkraftbeanspruchung zu­ Wirkung des Druckbogens. Der Verlauf und damit
sätzlich überprüft. Danach stellen sich drei Berei­ der Traganteil des Druckbogens sind abhängig von
che ein. der Höhe der Beanspruchung.

Der über die Dehnungsebenen nach ZSt II ermittel­ Aus der nichtlinearen numerischen Simulation hat
te Betondruckbogen trägt in überdrückten Berei­ sich die Betonzugfestigkeit als weiterer Parameter
chen ganz erheblich zur Querkrafttragfähigkeit bei. für den Verlauf des Druckbogens im Beton erwie­
In diesem Bereich kann in jedem Fall die Vertikal­ sen. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit für eine
komponente der Druckkraftresultierenden von der Begrenzung der Hauptzugspannungen. Damit wird
Querkraftbeanspruchung VEd abgezogen werden. beim Ansatz des Druckbogens als weiteren Beton­
traganteil bei Querkrafttragfähigkeit ein zusätz­
Der Bereich, der sich auf der Grundlage der Deh­ liches Nachweiskriterium für die Begrenzung der
nungsebenen im ZSt II befindet, wird maßgeblich Hauptzugspannungen im Beton benötigt.
53

5 Einfluss aus ggf. nicht


vorhandener
Mindestbewehrung auf das
Sicherheitsniveau
5.1 Einleitung
In [5.1] wurden numerische Untersuchungen zum
Abbau der Zwangschnittgrößen bei Brückenbau­
werken aus Temperatur und Stützensenkung infol­
ge des Steifigkeitsabfalls durch Rissbildung im
Beton sowie das plastische Verformungsvermö­
gen des Stahls durchgeführt. Diese zeigten, dass
die Regelungen des DIN-FB 102 hinsichtlich einer
Abminderung von Zwangschnittgrößen als konser­
vativ einzustufen sind. Für die Ermittlung der
Zwangschnittgrößen im GZT sieht der DIN-FB 102 Bild 66: Bezogener Zwangabbau über x/d bis zum Erreichen
für die Berücksichtigung des Steifigkeitsabfalls der Systemtraglast [5.4]

beim Übergang in den Zustand II (ZSt II) eine Ab­


minderung der Steifigkeiten auf die 0,6fachen 5.2 Einfluss aus der Längsbewehrung
Werte der Steifigkeiten im Zustand I (ZSt I) vor. Er­
folgt ein genauerer Nachweis, sind mindestens die 5.2.1 Allgemeines
0,4fachen Werte der Steifigkeiten im ZSt I anzu­
setzen [5.2]. Zur Abschätzung der Auswirkungen aus fehlender
Mindestbewehrung in Längsrichtung werden am
Bei der seinerzeitigen Bemessung der bestehen­ Beispiel der Lützelbachtalbrücke Vergleichsrech­
den Brückenbauwerke wurde bis 1979 der Lastfall nungen mit unterschiedlichen Bewehrungsgraden
Temperatur nicht berücksichtigt. Um Verstär­ bei gleich bleibender Vorspannung durchgeführt.
kungsmaßnahmen bei bestehenden Brückenbau­ Den Berechnungen wird als untere Grenze die tat­
werken zu minimieren, sollte bei der Nachrech­ sächlich eingebaute Betonstahlbewehrung zugrun­
nung das Tragverhalten möglichst realitätsnah er­ de gelegt. Als obere Grenze wird die nach DIN-FB
fasst werden. Vereinfachende Annahmen, die z. B. 102 erforderliche Mindestbewehrung zur Begren­
das gutmütige Verhalten von Betonbrücken bei zung der Rissbreiten berücksichtigt. Dabei sollen
Zwangbeanspruchung unterschätzen, können un­ die Auswirkungen der Betonstahlbewehrung auf
nötige Verstärkungsmaßnahmen zur Folge haben. das Tragverhalten und den Abbau der Zwang­
Deshalb wurde der in [5.1] auf Grundlage der Er­ schnittgrößen infolge Temperatureinwirkungen auf­
gebnisse von numerischen Simulationsrechnun­ gezeigt werden.
gen abgeleitete Ansatz für den Abbau der Zwang­
schnittgrößen für Stahlbeton- und Spannbeton­
5.2.2 Bauwerk – Lützelbachtalbrücke
brücken (Bild 66) in die Nachrechnungsrichtlinie
[5.3] aufgenommen. Tragsystem

Die Grundlage der Untersuchungen in [5.1] stell­ Die Lützelbachtalbrücke wurde 1967 als Spannbe­
ten Stahlbeton- und Spannbetonbrücken, die nach tonbrücke mit 2 getrennten Überbauten und einer
DIN-FB 102 bemessen und ausgeführt wurden, Gesamtlänge von 260 m errichtet. Der Querschnitt
dar. Im Gegensatz zu diesen Bauwerken enthalten ist als einzelliger Hohlkasten jeweils mit Querträ­
ältere Brücken nur einen Bruchteil der nach DIN­ gern über den Auflagerachsen sowie in den Feld­
FB 102 erforderlichen Mindestbewehrung zur mittenbereichen ausgebildet. Die Überbauten wur­
Rissbreitenbegrenzung. Es stellt sich daher die den als Durchlaufträger über 5 Felder mit den
Frage, inwieweit der Ansatz nach ARNOLD auch Spannweiten von 43,5 – 57,8 – 57,8 – 57,8 – 43,5
für Brücken angewendet werden kann, die keine m ausgeführt (Bild 67, Bild 68). Die Herstellung
ausreichende Mindestbewehrung nach heutiger eines Überbaus erfolgte in 5 Bauabschnitten auf
Norm enthalten. einer Vorschubbrüstung.
54

Die Überbauten sind sowohl in Längs- als auch in Festigkeitsklasse B 450 entsprechend DIN 4227,
Querrichtung nach DIN 4227 beschränkt vorge­ Ausgabe Oktober 1953 hergestellt. Dieser ent­
spannt. In Längsrichtung (Bild 69) wurden in allen spricht einem Beton C 30/37 nach heutiger Norm.
Stützbereichen und in den Feldbereichen der Fel­ In einer kürzlich durchgeführten betontechnologi­
der 2 bis 4 jeweils Zulagespannglieder angeordnet. sche Untersuchung zur Ermittlung der tatsäch­
Alle durchlaufenden Spannglieder sind in den Ar­ lichen Bauwerksbetonfestigkeiten [5.5] anhand von
beitsfugen gekoppelt. entnommenen Bohrkernproben konnte diese Fes­
tigkeit bestätigt werden. Die ermittelten Festigkeits­
Baustoffe klassen schwankten jedoch zwischen C 30/37 und
C 50/60. Bei den nachfolgenden Betrachtungen
Die Überbauten wurden gemäß der Bestandsstatik wird einheitlich die Betonfestigkeitsklasse C 30/37
und den Ausführungsplänen in einem Beton der zugrunde gelegt.

Bild 67: Regelquerschnitt der Lützelbachtalbrücke

Bild 68: Ansicht und Grundriss der Lützelbachtalbrücke


55

Die Vorspannung erfolgte mit dem Spannverfahren


Leoba AK. Hierbei wurde ein Spannstahl mit der
Festigkeitsklasse St 125/140 (St 1226/1373) ver­
wendet. Die Anordnung der Spannglieder ist in Bild
69 dargestellt.

Als statisch erforderliche Bewehrung wurde der


Rippentorstahl der Gruppe III b mit einer Streck-
Bild 69: Längsvorspannung, Lützelbachtalbrücke

Tab. 11: Vorhandene und nach DIN-FB-102 erforderliche Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreiten – Feldbereiche
(Koppelfugen ausgenommen)

Tab. 12: Vorhandene und nach DIN-FB-102 erforderliche Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreiten – Stützbereiche (Kop­
pelfugen ausgenommen)
56

grenze von 420 N/mm2 eingesetzt. Die Brücke ent­


hält insbesondere in der Fahrbahnplatte in den
Stützbereichen nicht die nach DIN-FB 102 erforder­
liche Mindestbewehrung zur Begrenzung der Riss­
breiten. In Tabelle 11 und Tabelle 12 ist die nach
DIN-FB 102 erforderliche Bewehrung der tatsäch­
lich eingebauten Bewehrung gegenübergestellt.

Einwirkungen

Seinerzeit wurde die Brücke für die BKL 60 nach


DIN 1072 [5.6] bemessen und für militärische Las­
ten nach STANAG 2021 eingestuft. Damit wurde
bei der Bemessung der Temperaturlastfall ∆TM mit
linearem Temperaturunterschied nicht berücksich­
tigt. Die nachfolgenden Untersuchungen erfolgen
für das Lastmodell 1 nach DIN-FB 101 unter Be­
rücksichtigung eines linearen Temperaturunter­ Bild 70: Spannungs-Dehnungs-Linie des Betons C 30/37
schieds. (Rechnerische Mittelwerte der Baustofffestigkeiten) für
nichtlineare Schnittgrößenermittlung
Die Temperatureinwirkungen werden entsprechend
DIN-FB 101, Kap. V, Abschnitt 6.3.1.4 wie folgt an­
gesetzt:

Belagsdicke: 80 mm

Bei den folgenden Untersuchungen werden etwai­


ge Schnittgrößenumlagerungen aus der feldweisen
Herstellung infolge Kriechens des Betons für die
Lastfälle Eigengewicht und Vorspannung nicht be­
rücksichtigt. Eine vorangegangene Nachrechnung
der Brücke hatte bereits eine starke Umlagerung
dieser Schnittgrößen hin zum Eingusssystem ge­
zeigt. Alle Berechnungen erfolgen daher mit den
am Eingusssystem ermittelten Schnittgrößen.

Bild 71: Spannungs-Dehnungs-Linie des Betonstahls (rechne­


5.2.3 Sicherheitskonzept rische Mittelwerte der Baustofffestigkeiten) ohne ver­
steifende Mitwirkung des Betons
Die Berechnungen erfolgen auf der Grundlage des
Sicherheitskonzeptes für das γR-Verfahren für nicht­ mit dem Faktor λ so lange gesteigert, bis die Sys­
lineare Schnittgrößenermittlungen nach DIN-FB temtraglast erreicht ist.
102. Bei Anwendung des γR-Verfahrens werden die
rechnerischen Mittelwerte der Baustofffestigkeiten
zugrunde gelegt (Bild 70, Bild 71, Bild 72).

Bei der Untersuchung der Brücke werden die stän­ Das Versagen gilt i.Allg. rechnerisch als erreicht,
digen und veränderlichen Einwirkungen jeweils mit wenn an irgendeiner Stelle des Tragsystems
den zugehörigen Teilsicherheitsbeiwerten bei kon­ die Grenzdehnung des Stahls oder die Grenz­
stant bleibenden Temperatureinwirkungen ∆TM,d stauchung des Betons erreicht ist:
57

Bild 72: Spannungs-Dehnungs-Linie des Spannstahls (rech­ Bild 73: Bewehrung des Stützquerschnitts in Achse 10
nerische Mittelwerte der Baustofffestigkeiten) ohne
versteifende Mitwirkung des Betons

εc = εclu
und/oder εs = εsu bzw.

εc = εsmu (bei modifizierter Stahlkennlinie)

Das normgemäße Sicherheitsniveau bei nichtlinea­


rer Schnittgrößenermittlung ist erfüllt, wenn λu min­
destens den Wert 1,3 erreicht:

λu ≥ γR = 1,3
Da es bei den nachfolgenden Untersuchungen aus­
schließlich um den Einfluss aus der Unterschrei­
tung der Mindestbewehrung aus Betonstahl geht,
wurde vereinfachend fp0,1k = 1.226 MN/m2 ange­
setzt, wobei dieser Wert streng genommen der
0,2%-Dehngrenze des Spannstahls entspricht.
Bild 74: Bewehrung des Feldbereichs im Feld 1

5.2.4 Rechenmodell Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung


durchgeführt.
Allgemeine Grundlagen
Ein Überblick über die Bewehrungsverhältnisse in
Es sollen die Auswirkungen fehlender Mindestbe­
den Stütz- und Feldbereichen verschaffen exem­
wehrung auf den Zwangabbau untersucht werden.
plarisch Bild 73 und Bild 74.
Der ersten Untersuchung wird die tatsächlich ein­
gebaute Betonstahlbewehrung entsprechend den Modellierung des nichtlinearen Werkstoff­
Ausführungsplänen zugrunde gelegt. Dabei wird für verhaltens
den Betonstahl der eingebaute Rippentorstahl BSt
III b angesetzt. Um die Effekte des fehlenden Be­ Die nichtlinearen Berechnungen werden mit dem
wehrungsstahls aufzuzeigen, wird eine zweite Be­ Programmsystem SOFiSTiK durchgeführt. Dieses
rechnung mit der nach DIN-FB 102 erforderlichen ermöglicht eine realitätsnahe Simulation des Trag­
58

Bild 75: Rechenmodell für die Berücksichtigung der versteifenden Mitwirkung des Betons auf Zug zwischen den Rissen durch
Modifizierung der σ−ε−Linien für den Betonstahl

verhaltens von Stahl- und Spannbetontragwerken Zugstäbe idealisiert. Die Berücksichtigung des
unter Berücksichtigung von geometrischen und Tension Stiffening wird auf die Bewehrung in den
physikalischen Nichtlinearitäten. Gurtplatten beschränkt. In den Stegen wird dieser
Effekt vereinfachend vernachlässigt.
Das nichtlineare Materialverhalten ist bei überwie­
gend auf Biegung beanspruchten Stahlbeton- und Die Mitwirkung des Betons auf Zug zwischen den
Spannbetonbauteilen durch die Rissbildung beim Rissen ist beim Spannstahl im elastischen Bereich
Überschreiten der Betonzugfestigkeit gekennzeich­ von untergeordneter Bedeutung und wird daher
net. Unter entsprechend hohen Beanspruchungen hier vernachlässigt. Oberhalb der Streckgrenze
der Querschnitte im GZT sind zusätzlich die nicht­ wird die versteifende Wirkung im plastischen Be­
linearen Spannungs-Dehnungs-Beziehungen des reich entsprechend Heft 525 DAfStb berücksichtigt.
Beton- bzw. Spannstahls im plastischen Bereich Die Berücksichtigung ist notwendig, um das plasti­
von großem Einfluss. Für eine realistische Ermitt­ sche Verformungsvermögen nicht zu überschätzen.
lung der Steifigkeiten müssen die genannten Ein­
Aus Bild 75 ist zu erkennen, dass die Grenzdeh­
flüsse sowie die versteifende Mitwirkung des Be­
nung εsmu im plastischen Stahldehnungsbereich in
tons auf Zug zwischen den Rissen im Rechenmo­
der modifizierten Stahlkennlinie bei Unterschrei­
dell berücksichtigt werden.
tung der Mindestbewehrung aufgrund der hohen
Grundlage für die Ermittlung der nichtlinearen Stei­ Anrissspannung σsr deutlich abfällt.
figkeiten in jedem Stababschnitt sind die Span­
nungs-Dehnungs-Linien der Baustoffe, die im
5.2.5 Berechnung des Zwangabbaus in den
Rechenprogramm über frei definierbare Polygonzü­
Stütz- und Feldbereichen
ge beschrieben werden können.
Laststellungen
Die Berücksichtigung der versteifenden Wirkung
des Betons auf Zug zwischen den Rissen erfolgt Es werden die in Bild 76 dargestellten maßgeben­
durch die Modifikation der Spannungs-Dehnungs- den Laststellungen für die maximalen Stütz- und
Beziehung des Beton- und Spannstahls entspre­ Feldbeanspruchungen in Kombination mit der
chend Heft 525 des DAfStb [5.7]. Dabei wird der Zwangbeanspruchung aus einem linearen Tempe­
Hohlkastenquerschnitt vereinfachend auf einen 2 raturunterschied untersucht. Bei den durchgeführ­
Punktquerschnitt mit einem Zug- und Druckgurt re­ ten Traglastiterationen werden die Eigenlasten und
duziert. Die unter Zug stehende Bodenplatte in den die Verkehrslasten inkrementell mit dem Lastfaktor
Feldern bzw. die Fahrbahnplatte in den Stützberei­ λ bis zum Versagen gesteigert, die Temperaturein­
chen werden als nahezu zentrisch beanspruchte wirkung wird dabei konstant gehalten.
59

Bild 77: Momenten-Krümmungs-Beziehungen der am höch­


sten beanspruchten Querschnitte

Bruchzustand kommt der Spannstahl sowohl in den


Feld- als auch Stützbereichen deutlich ins Fließen,
es ist mit einem starken Zwangabbau zu rechnen.

Im Bild 77 wurden zusätzlich die Momenten-Krüm­


mungs-Beziehungen für die Querschnitte mit der
nach DIN-FB 102 erforderlichen Mindestbeweh­
rung zur Begrenzung der Rissbreiten aufgetragen.
Insbesondere in den Stützquerschnitten und im
Feldquerschnitt 1 führt die Bewehrungserhöhung
zu einer Steigerung der Duktilität in Verbindung mit
einem längeren Fließplateau sowie einem geringfü­
gigen Anstieg der Querschnittstragfähigkeit durch
die etwas größere Gesamtbewehrung.

Bild 76: Maßgebende Laststellungen Bei den Feldquerschnitten 2/3 entspricht die vorhan­
dene Bewehrung in der Bodenplatte in etwa der
nach DIN-FB 102 erforderlichen Mindestbewehrung,
Querschnittssteifigkeit – lediglich im Bereich der Stege wird die Bewehrung
Momenten-Krümmungs-Beziehung auf des Niveau des DIN-FB 102 angehoben.
Einen ersten Eindruck über einen möglichen Zwang­ Eine erste Abschätzung des Zwangabbaus erfolgt
abbau verleihen die Momenten-Krümmungs-Bezie­ über die Anwendung des Bemessungsvorschlags
hungen für ausgewählte Querschnitte (Bild 77). Die nach ARNOLD auf Querschnittsebene. Dabei wird
Steifigkeiten auf Querschnittsebene werden sowohl für die Stützquerschnitte im GZT jeweils die bezo­
bei den Feld- als auch Stützquerschnitten bereits gene Druckzonenhöhe x/d ermittelt. Für den maß­
durch Rissbildung erheblich reduziert. Mit dem Errei­ gebenden Versagensquerschnitt in Achse 20 führt
chen der Streckgrenze des Spannstahls fallen die der Ansatz zu einem Abbau der Zwangschnittgrö­
Steifigkeiten fast vollständig ab. Die Feldquerschnit­ ßen auf 19,4%.
te weisen ein ausgeprägtes Fließplateau auf, dieses
deutet auf ein großes plastisches Verformungsver­ Das Kriterium von ARNOLD zur Abminderung der
mögen hin. Die Stützquerschnitte sind etwas steifer Zwangschnittgrößen wurde anhand von nichtlinea­
und weisen ein weniger stark ausgeprägtes Fließ­ ren Simulationen an Brückenbauwerken auf der
plateau auf. Die anschließenden Untersuchungen Grundlage von rechnerischen Mittelwerten der Bau­
zeigen, dass insbesondere bei der Betrachtung der stofffestigkeiten entwickelt. In der Praxis werden in
Feldbereiche 2 und 3 aufgrund der hohen Duktilität Verbindung mit der Schnittgrößenermittlung nach li­
das Versagen nicht im betrachteten Feld, sondern in near-elastischer Berechnung hauptsächlich die
den weniger duktilen Stützbereichen eintritt. Im Spannungs-Dehnungs-Linien für die Querschnitts­
60

bemessung benutzt. Deshalb darf das Kriterium für benden Stützquerschnitt der Querschnittsbemes­
die Nachrechnungsrichtlinie [5.3] vereinfachend so sung entnommen wird. Vergleichsrechnungen zei­
ausgewertet werden, dass x/d unter MRd im maßge­ gen, dass die unterschiedlichen Spannungs-Deh­
nungs-Linien sich nur gering auf das Verhältnis x/d
Rechnerische
Bemessungswerte auswirken. In Tabelle 13 sind Ergebnisse für die
σ−ε-Linien Mittelwerte der
der Festigkeiten
Festigkeiten Stützquerschnitte der Lützelbachtalbrücke zusam­
η nach η nach mengestellt.
Querschnitt x/d x/d
ARNOLD ARNOLD
Stütze Ermittlung der Zwangbeanspruchung im GZT
0,233 0,166 0,235 0,168
Achse 10/40
Stütze
0,273 0,194 0,287 0,201 Der Abbau der Zwangmomente infolge ∆TM wird in
Achse 20/30
den folgenden Untersuchungen auf Grundlage der
Tab. 13: Bezogene Druckzonenhöhe x/d für die Stützquer­ Steifigkeiten ermittelt, die sich in der nichtlinearen
schnitte mit der tatsächlich eingebauten Bewehrung Berechnung am Gesamtsystem mit den zugrunde
und der dazugehörige Abminderungsfaktor η für den
gelegten realitätsnahen Annahmen für das Werk-
Zwangabbau nach ARNOLD

Bild 78: Entwicklung des Stützmomentes MSt,10 infolge Last und Zwangs unter inkrementeller Laststeigerung bis λ = γR = 1,3
(Berechnung mit vorh.as)

Bild 79: Entwicklung des Feldmomentes MFeld 2 infolge Last und Zwang unter inkrementeller Laststeigerung bis λ = γR = 1,3
(Berechnung mit vorh.as)
61

stoffverhalten ergeben. Zum Vergleich werden die


Schnittgrößen auch linear-elastisch ermittelt. Die
Berechnungen werden mit und ohne Temperatur­
einwirkungen durchgeführt. mit
Der Abbau der Zwangschnittgrößen infolge eines M∆TM,0 Zwangmoment im ungerissenen ZSt I
linearen Temperaturunterschieds ∆TM wird nachfol­
gend exemplarisch für die Stützenachse 10 und im Der Zwangabbau setzt mit der ersten Rissbildung
Feld 2 dargestellt. Die Ergebnisse für alle unter­ ein und schreitet bis zum Erreichen der System–
suchten Laststellungen sind in Tabelle 14 zusam­ traglast fort. Die Rissbildung beginnt für die Last­
mengefasst. stellung LS 1 (Bild 80) in Kombination mit ∆TM, neg
im Bereich der Stützenachse 10 bereits bei einem
In Bild 78 ist die Entwicklung des Stützmomentes Lastfaktor λ = 0,7.
in Achse 10 und im Bild 79 des Biegemomentes im
Bei dem Traglastfaktor λ = 1,0 wird die maximale
Feld 2 unter inkrementeller Steigerung der Verti­
plastische mittlere Betonstahldehnung εsmu des Be­
kallasten aufgetragen. Es stellt sich das typische
wehrungsstahl 4 m beidseits der Stützenachsen 10
Verhalten von Stahlbeton- bzw. Spannbetonbautei­
(Bewehrungsbereich I, Tabelle 12) überschritten. In
len bei beanspruchungsbedingter Abnahme der
diesen Bereichen führt die Überschreitung zu
Systemsteifigkeit ein. Durch die Berücksichtigung
einem rechnerischen Ausfall der Betonstahlbeweh­
der Rissbildung sowie der plastischen Verformbar­
rung durch Überschreitung von εsmu in der Fahr­
keit des Beton- und Spannstahls findet zum einem
bahnplatte. Die Zugbeanspruchung kann sich je­
eine Momentenumlagerung von der Stütze zum
doch auf den Spannstahl umlagern. Aufgrund des
Feld (bzw. vom Feld zur Stütze) hin statt sowie ein
kleinen Anteils der ausfallenden Betonstahlbeweh­
Abbau des Zwangmomentes aus ∆TM. Es ist deut­
rung kommt es nicht zum Versagen des Gesamt­
lich zu erkennen, wie sich die Momente infolge
tragwerks und der Laststeigerungsfaktor erreicht si­
kombinierter Last-Zwang-Einwirkungen unter
cher die normgemäß geforderte Größe λ = γR = 1,3.
znehmender Steigerung der Vertikallasten an die
Momente aus reinen Last-Einwirkungen annähe­ Durch das Erreichen der Streckgrenze des Spann­
ren. stahls bildet sich über der Stütze ein plastisches
Gelenk (Bild 81) aus, das im Bruchzustand zu
In Bild 80 und Bild 82 folgt aus der Differenz der
einem nahezu vollständigen Zwangabbau auf 5 %
Momente mit und ohne Berücksichtigung des linea­
beiträgt (Bild 80).
ren Temperaturunterschieds (M∆TM,nonl, Mnonl) der
Abbau der Zwangschnittgrößen. Der Abminde­ Bei einem positiven Temperaturunterschied ∆TM, pos
rungsfaktor für die linear-elastisch ermittelten wird die Rissschnittgröße bei einem Lastfaktor von
Zwangschnittgrößen ergibt sich wie folgt: λ = 0,55 zuerst im Feld 2 überschritten. Aufgrund

Bild 80: Zwangabbau bei schrittweiser Laststeigerung bis zum Erreichen der Systemtraglast mit vorhandener Betonstahlbewehrung
für die Laststellung 1
62

Bild 81: Krümmungsverläufe für die Laststellung 1 mit ∆TM,neg mit vorhandener Betonstahlbewehrung für ausgewählte Lastfaktoren

Bild 82: Zwangsabbau bei schrittweiser Laststeigerung bis zum Erreichen der Systemtraglast mit vorhandener Betonstahlbeweh­
rung für die Laststellung 12

des früheren Zeitpunkts der ersten Rissbildung im abgebaut. Das Versagen erfolgt im Stützenquer­
Feldbereich beginnt der Zwangabbau bei einem po­ schnitt in der Achse 10 (Bild 83).
sitiven Temperaturunterschied hier etwas früher.
Zudem findet in dieser Phase infolge des Steifig­
keitsverlustes im Feld 2 eine Umlagerung der Last­ Einfluss fehlender Mindestbewehrung
schnittgrößen vom Feld zur Stütze statt.
Um den Einfluss fehlender Betonstahlbewehrung
Bei der Betrachtung des Zwangabbaus unter der aufzuzeigen, wurden Vergleichsrechnungen mit der
Laststellung 12 für das maximale Feldmoment stellt nach DIN-FB 102 erforderlichen Mindestbeweh­
sich ein ähnliches Bild ein (Bild 82). Der Hauptan­ rung zur Rissbreitenbegrenzung durchgeführt. Die
teil der Zwangschnittgrößen wird auch hier durch Ergebnisse für den Zwangabbau in der Stützen­
die Rissbildung abgebaut. Durch die Ausbildung achse 10 und im Feld 2 sind in Bild 84 und Bild 85
von Fließgelenken im Feld 2 und in der Stützen­ dargestellt. Aufgrund des höheren Betonstahlbe­
achse 10 werden die Zwangschnittgrößen auf 7 % wehrungsgrades verhält sich das System etwas
63

Bild 83: Krümmungsverläufe für die Laststellung LS 12 mit ∆TM,pos mit vorhandener Betonstahlbewehrung für ausgewählte Last­
faktoren

Bild 84: Vergleich des Zwangabbaus infolge ∆TM,,neg mit tatsächlich vorhandener Betonstahlbewehrung und der nach DIN-FB 102
erforderlichen Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung in der Stützenachse 10

Bild 85: Vergleich des Zwangabbaus infolge ∆TM,pos mit tatsächlich vorhandener Betonstahlbewehrung und der nach DIN-FB 102
erforderlichen Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung Feld 2
64

Last­ η (für λ = 1,3) η (für λ = λu)


stellung ∆TM,neg ∆TM,pos ∆TM,neg ∆TM,pos

0,14 0,17 0,05 0,02


1
(0,2) (0,21) (0,04) (0,04)
0,16 0,20 0,04 0,07
2
(0,15) (0,15) (0) (0,06)
0,22 0,24 0,09 0,08
11
(0,41) (0,41) (0,08) (0,07)
0,20 0,15 0,06 0,07
12
(0,28) (0,30) (0,14) (0,15)
0,26 0,23 0,08 0,07
13
(0,32) (0,34) (0,12) (0,13)
() mit min. as nach DIN-FB 102

Tab. 14: Abminderungsfaktoren η (für verschiedene Laststu­


fen)

steifer und die Zwangschnittgrößen werden zu­


nächst unter den kleinen Belastungsstufen weniger Bild 86: Bezogener Zwangabbau nach nichtlinearer Schnitt­
größenermittlung, aufgetragen über x/d im für das Ver­
stark abgebaut. Im Bruchzustand werden sie aller­ sagen maßgebenden Querschnitt bei Erreichen der
dings auf Werte zwischen 0-15 % der linear-elasti­ Systemtraglast
schen Schnittgrößen deutlich stärker abgebaut als
mit den Regelungen des DIN-FB 102 zur Abminde­ brücke bietet das Kriterium eine sichere Abschät­
rung von Zwangschnittgrößen. zung für den Abbau des Zwangs.
Bei der Betrachtung des Zwangabbaus für die Last­ Der Ansatz nach ARNOLD kann danach auch für äl­
stellung 1 mit der Mindestbewehrung nach DIN-FB tere Spannbetonbrücken ohne ausreichende Min­
102 tritt der steile Abfall der Zwangbeanspruchung destbewehrung nach DIN-FB 102 angewendet wer­
bei dem Lastfaktor λ = 0,95 nicht mehr auf. Auf­ den.
grund der Erhöhung der schlaffen Bewehrung in
der Fahrbahnplatte und des dadurch größeren
εsmu kommt es an keiner Stelle des Tragwerks zu 5.3 Untersuchungen zur Versagensart
einem rechnerischen Ausfall des Bewehrungs­
bei fortschreitendem Ausfall der
stahls.
Spannglieder
In Tabelle 14 sind die Abminderungsfaktoren η für
Die in Kapitel 5.2.5 durchgeführten Untersuchungen
die Zwangmomente infolge ∆TM für alle untersuch­
befassten sich mit der Fragestellung, ob bei beste­
ten Lasstellungen, jeweils für das einzuhaltene Si­
henden Spannbetonbrücken mit nicht ausreichen­
cherheitsniveau des γR-Verfahrens (λ = γR = 1,3)
der Mindestlängsbewehrung der in der Nachre­
und für den Bruchzustand (λ = λu), angegeben. Mit
chungsrichtlinie enthaltene Ansatz für den Abbau
der vorhandenen Bewehrung baut sich die Zwang­
der Zwangschnittgrößen angewendet werden kann.
beanspruchung auf 2-9 %, mit der Mindestbeweh­
In diesem Kapitel wird untersucht, ob sich infolge
rung nach DIN-FB dagegen auf 0-15 % der linear-
fortschreitenden Ausfalls von Spanngliedern bei
elastischen Zwangschnittgrößen ab.
fehlender Mindestbewehrung ein sprödes Versagen
einstellen kann. Zu diesem Zweck wird beispielhaft
5.2.6 Schlussfolgerung und Wertung von einem konzentrierten Ausfall von Spanngliedern
in einem Stützquerschnitt ausgegangen.
Im Bild 86 sind die bei Erreichen der Systemtraglast
verbleibenden Zwangschnittgrößen bezogen auf In der „Handlungsanweisung zur Überprüfung und
die entsprechenden Zwangschnittgrößen im unge­ Beurteilung von älteren Brückenbauwerken, die mit
rissenen ZSt I in Abhängigkeit von der bezogenen vergütetem spannungsrisskorrosionsgefährdetem
Druckzonenhöhe x/d aufgetragen und dem Bemes­ Spannstahl erstellt wurden” [5.8] wird für die betrof­
sungsvorschlag nach ARNOLD vergleichend ge­ fenen Brücken gefordert, dass sich ein fortschreiten­
genübergestellt. Für das Beispiel der Lützelbachtal­ der Spannstahlausfall in einem Querschnitt durch
65

Bild 87: Anzahl der vorhandenen Spannglieder, Spannglieder bei Rissbildung und zur Sicherstellung einer Restsicherheit von
γp = 1,1 erforderliche Spannglieder (Feld 2)

Bild 88: Vorhandene Restsicherheit γp bezogen auf den Verkehrslastanteil unter Ansatz der Restspannstahlfäche bei Rissbildung
(Feld 2)

Rissbildung ankündigt, bevor es zu einem plötzli­ Aus diesem Grund wurde zunächst in einem ersten
chen Versagen des Querschnitts kommt. Das so ge­ Schritt für ein Feld des Überbaus (Feld 2) in den
nannte Riss-vor-Bruch-Kriterium ist dann eingehal­ Zehntelpunkten versucht, die Nachweise gemäß
ten, wenn mit der unter der häufigen Lastfallkombi­ [5.8] zu führen.
nation ermittelten Restspannstahlfläche gemeinsam
Hierbei wurden die Verkehrslasten der Brückenklas­
mit der Bewehrung aus Betonstahl bei Rissbildung
se 60/30 zugrunde gelegt. Erwartungsgemäß bilde­
noch eine ausreichende Restsicherheit gegenüber
ten sich Bereiche aus, in denen unter Ansatz der
einem Biegeversagen unter der seltenen Lastfall­
Restspannstahlfläche bei Rissbildung gemeinsam
kombination vorhanden ist. Obwohl im vorliegenden
mit dem vorhandenen Betonstahl keine ausreichen­
Fall der Talbrücke Lützelbach kein spannungsriss­
de Restsicherheit von γp = 1,1 bezogen auf den Ver­
korrosiongefährdeter Spannstahl verwendet worden
kehrslastanteil zu erzielen war (s. Bild 88). In diesen
ist, wird im Folgenden die Nachweisphilosphie aus
Bereichen liegt die Anzahl der zum Nachweis einer
[5.8] verwendet, um Aussagen über den Einfluss der
erforderlichen Restsicherheit benötigten Spannglie­
nicht vorhandenen Mindestlängsbewehrung der Tal­
der über derjenigen bei Rissbildung unter häufigen
brücke Lützelbach auf das Sicherheitsniveau bzw.
Lasten im selben Querschnitt (s. Bild 87).
die zu erwartende Versagensankündigung unter Bie­
gebeanspruchung und fortschreitendem Ausfall der Die Handlungsanweisung [5.8] enthält Alternativen
Spannglieder in Verbindung mit der Möglichkeit zum weiteren Vorgehen in Fällen, in denen in eini­
einer Momentenumlagerung zu machen. gen Schnitten des Überbaus keine ausreichende
66

Restsicherheit, und damit keine Versagensvoran­


kündigung, nachgewiesen werden kann. In den
nachfolgenden Untersuchungen wird der Möglich­
keit über die Ausnutzung von Umlagerungsmöglich­
keiten bei statisch unbestimmten Systemen nach­
gegangen. Hierbei wird beispielhaft von einer Schä­
digungskonzentration in der Stützenachse 20 des
Überbaus ausgegangen. Unter Annahme einer Mo­
mentenumlagerung von maximal 15 % muss nach­
Bild 89: Spanngliedausfall bis zur ersten Rissbildung in der
gewiesen werden, dass der untersuchte Quer­
Stützenachse 20
schnitt unter Ansatz der Restspannglieder bei Riss­
bildung eine ausreichende Restsicherheit aufweist
und dass die anderen, als ungeschädigt angenom­
menen Bereiche des Überbaus das umgelagerte
Moment mit ausreichender Restsicherheit aufneh­
men können. Die Begrenzung der Momentenumla­
gerung auf einen Wert von 15 % stammt aus der für
den spannungsrisskorrosionsempfindlichen Spann-
stahl angenommenen Versprödung und der damit
einhergehenden reduzierten Verformungsfähigkeit.
Für den Spannstahl der Talbrücke Lützelbach ist
diese Begrenzung nicht anzuwenden.
Der beschriebene Nachweis wird für die Untersu­
chungen an der Talbrücke Lützelbach folgenderma­
ßen interpretiert: Wenn nachgewiesen werden
Bild 90: Momenten-Krümmungsbeziehung für den Stützquer­
kann, dass unter Ansatz sehr geringer Restspann­ schnitt in der Achse 20 unter Ansatz aller Spannglieder
stahlflächen für alle betroffenen Schnitte des Über­
baus jeweils eine Umlagerung der Schnittgrößen Länge wieder über Verbund zurückverankern und
aus der seltenen Lastfallkombination in andere die Vorspannung nur lokal im Stützquerschnitt aus­
Tragwerksbereiche möglich ist, kann das Versagen fällt.
des Überbaus trotz fehlender Mindestlängsbeweh­
rung als ausreichend duktil angesehen werden. Im Bild 90 sind die Momenten-Krümmungsbezie­
Selbst ein fortschreitender Ausfall der Spannglieder hungen für den Stützquerschnitt mit voller Anzahl
an der ungünstigsten Stelle des Überbaus hat dann der Spannglieder und mit den noch verbleibenden
kein schlagartiges sprödes Versagen zur Folge. Spanngliedern bei einer ersten Rissbildung darge­
stellt. Es ist zwar ein deutlicher Verlust der Tragfä­
Hierzu wird beispielhaft eine Betrachtung unter der higkeit erkennbar, dieser ist aber nicht proportional
Annahme durchgeführt, dass in der Stützenachse zum Spanngliedausfall. Dieser abgeminderte Effekt
20 die Spannglieder bis zur ersten Ankündigung ist auf die vorhandene Betonstahlbewehrung zu­
durch Rissbildung ausfallen. Die Untersuchung er­ rückzuführen.
folgt mittels einer realitätsnahen Simulation des
Tragverhaltens am Gesamtsystem unter Beach­ Die Berechnung erfolgt hinsichtlich der System-
tung des nichtlinearen Werkstoffverhaltens des und Werkstoffmodellierung analog zu Kapitel 5.2.4.
Spannbetons. Auf diese Weise kann die steifig­ Die Verkehrslasten werden in Anlehnung an den
keitsabhängige Verteilung der Beanspruchungen Nachweis des Ankündigungverhaltens nach der
wirklichkeitsnah erfasst werden. Handlungsanweisung [5.8] mit dem Lastmodell
BKL 60/30 zugrunde gelegt. Der lineare Tempera­
Der nichtlinearen Berechnung werden in der Achse
turunterschied wird entsprechend mit ∆Tpos = 3,5 K
20 entsprechend der vorangegangenen Untersu­
und ∆Tneg = 7 K angesetzt.
chung des Ankündigungsverhaltens lediglich 8 von
32 Spanngliedern zugrunde gelegt (Bild 89). Es wird Die Untersuchungen erfolgen mit dem γR-Verfahren
von einem Spanngliedausfall im Bereich 2 m beid­ unter der seltenen Einwirkungskombination auf
seits der Stützenachse ausgegangen. Dabei wird dem Lastniveau des Nachweises der Restsicher­
angenommen, dass sich die Spannglieder auf dieser heit [5.8]:
67

Das System erweist sich als ausreichend duktil. Die


Schnittgrößen lagern sich von dem stark ge­
schwächten Stützbereich in die ungeschwächten
Feldbereiche um. Insgesamt ist trotz des hohen
Spannstahlausfalls genügend Beton- und Spann-
stahl vorhanden, um die Belastung aufzunehmen.
Das geforderte Sicherheitsniveau λ = γR = 1,1 ist
eingehalten. Unter dieser Laststufe lagert sich das
Stützmoment zu 30 % um.
In Bild 91 sind die Ergebnisse der nichtlinearen Be­
rechnung für den Fall des Spanngliedausfalls in der Insgesamt ist es möglich, am so geschwächten
Stützenachse 20 dargestellt. System einen Lastfaktor von λ = 1,31 aufzubringen.

Bild 91: Krümmungsverläufe bei einem Spanngliedausfall in der Stützenachse 20 bis zur ersten Rissbildung für λ = γR = 1,1 und für
λu = 1,31 unter der maßgebenden Laststellung

Bild 92 Krümmungsverläufe ohne einen Ausfall der Spannglieder in der Stützenachse 20 bis zur ersten Rissbildung für λ = γR 1,1
und für λ = 1,31 unter der maßgebenden Laststellung
68

Unter dieser Laststeigerung wird im Querschnitt die Für die Umrechnungen von den alten zu den neuen
Grenzdehnung überschritten. Betonfestigkeitsklassen werden die Gleichungen
aus der Nachrechnungsrichtlinie [5.3] verwendet,
Zum Vergleich wurde zusätzlich eine Berechnung welche im Folgenden kurz aufgeführt werden.
unter Ansatz ungeschädigter Spannglieder auf den
gleichen Lastniveaus durchgeführt (Bild 92). Bei Der Umrechnungsfaktor k150/200 wird für die Um­
vollständig intakten Spanngliedern stellt sich nahe­ rechnung zwischen Würfelproben mit 200 mm Kan­
zu keine Momentenumlagerung ein. tenlänge und Würfelproben mit 150 mm Kantenlän­
ge nach DIN 1045:1988-07 [5.13] verwendet.
Abschließend kann festgestellt werden, dass für
den Querschnitt in der Stützenachse 20, ohne Vor­
ankündigungsverhalten (γp = 0), durch eine wirklich­
keitsnahe Simulation des Tragverhaltens ein dukti­
les Tragwerksversagen nachgewiesen werden Ein weiterer notwendiger Umrechnungsfaktor kcyl/cu
konnte. Dabei wurde die Schädigung in einem wird für die Umrechnung zwischen Würfelproben
Querschnitt konzentriert, für die übrigen Quer­ mit einer Kantenlänge von 150 mm und Zylinder­
schnitte wurde davon ausgegangen, dass alle proben mit einem Durchmesser von 150 mm und
Spannglieder intakt sind. Für diesen Fall stellte das einer Höhe von 300 mm verwendet. Nach DIN EN
vorhandene Umlagerungsvermögen des Bauwerks 206-1:2001-07 [5.21] liegt die Umrechnung zwi­
eine ausreichende Tragreserve dar. schen Würfeln (α = 150) und Zylindern (d/h =
150/300) für normalfeste Betone im Mittel bei 0,81
und für höherfeste Betone bei 0,84. Für die Um­
5.4 Querkraftbewehrung rechnung aller Druckfestigkeiten wird der folgende
Umrechnungsfaktor gewählt:
5.4.1 Allgemeines

In diesem Kapitel sollen nach einer Literatur- bzw.


Normendurchsicht die Regeln für die erforderliche
Mindestquerkraftbewehrung aufgeführt werden. Die
Notwendigkeit einer Mindestquerkraftbewehrung ist Der letzte verwendete Umrechnungsfaktor kL wird
unumstritten, jedoch sollte von Fall zu Fall unter­ benötigt, um die verschiedenen Lagerungsbedin­
schieden werden. Die Definition der Mindestquer­ gungen zu berücksichtigen. Die unterschiedlichen
kraftbewehrung aus [5.7] lautet wie folgt: „Ähnlich Lagerungsarten werden in der DIN 1045-2:2008-08
wie bei der Robustheitsbewehrung soll die Min­ [5.15] beschrieben. Unterschieden wird dabei zwi­
destquerkraftbewehrung in Balken und Plattenbal­ schen einer „Trockenlagerung” (Wasserlagerung
ken ein Schubversagen ohne Ankündigung verhin­ nur in den ersten 7 Tagen nach Betonieren) und
dern. Der Querkraftbewehrungsgrad ergibt sich aus einer 28-tägigen Lagerung unter Wasser.
der Forderung, dass die Schubrisslast des Beton­
querschnitts mit einfacher Sicherheit von der Quer­
kraftbewehrung aufgenommen werden muss. Hier­
bei wird unterschieden, ob Biege- oder Schubrisse
zuerst auftreten. Der zweite Fall betrifft in der Regel Abschließend muss berücksichtigt werden, dass
nur vorgespannte Querschnitte mit schmalem Steg, vor dem Jahr 1972 bzw. der Norm DIN 1045:1972­
z. B. Hohlkästen oder Doppel-T-Querschnitte. In 01 [5.12] Mittelwerte verwendet wurden, um die
diesen Fällen wird eine erheblich höhere Schub- Einteilung der Druckfestigkeitsklassen durchzufüh­
risslast erreicht, was sich im Vorfaktor 1,6 statt 1,0 ren. Für ab 1943 produzierte güteüberwachte Beto­
bei der Berechnung des Mindestbewehrungsgra­ ne kann die damals geforderte Mindestdruckfestig­
des der Querkraftbewehrung niederschlägt.” keit (fc,min = 0,85 · fcm,cu200) der Güteprüfung nach
DIN 1045:1943-03 [5.9] als charakteristische
Mit Hilfe der Normendurchsicht soll die Entwicklung
Würfeldruckfestigkeit fck,cu200 angenommen werden
der Mindestquerkraftbewehrung aufgezeigt wer­
[5.25]. Somit ergibt sich für diese Betone die fol­
den. Zusätzlich werden in den einzelnen Normen-
gende Gleichung:
abschnitten die zugehörigen Betonfestigkeitsklas­
sen beschrieben, um eine spätere Vergleichbarkeit
zur aktuellen Norm zu erhalten.
69

Es sei darauf hingewiesen, dass die Umrechnung beachten, dass die damaligen Festigkeiten mit Hilfe
zwischen der alten Einheit kg/cm2 und der heutigen von Betonwürfeln mit einer Kantenlänge α = 200
MPa (N/mm2) nicht wie in der Nachrechnungsricht­ mm und deren Mittelwert fcm,cu200 bestimmt wurden.
linie mit dem Quotienten 10 erfolgt, sondern mit Zusätzlich sind in Tabelle 15 die umgerechneten
dem genaueren und auf der sicheren Seite liegen­ Zylinderdruckfestigkeiten fck,cyl150 mit den Abmes­
dem Quotient 9,81. sungen d/h = 150/300 mm aufgeführt. Die Umrech­
nung erfolgt mit der in Kapitel 5.4.1 beschriebenen
Gleichung.
5.4.2 Normendurchsicht
Zwischen 1972 und 1978 wurden die Betonfestig­
DIN 1045 keitsklassen sowohl als charakteristische Werte als
Die Betonfestigkeitsklassen aus den Jahren 1943 auch als Mittelwerte in den Normen geführt
bis 1972, welche z. B. in DIN 1045:1952-07 [5.10] (z. B. in [5.1]. Die Umrechnung zur charakteristi­
aus dem Jahre 1952 im § 5 aufgeführt wurden, sind schen Zylinderdruckfestigkeit während dieses Zeit­
in der Tabelle 15 zusammengefasst. Dabei ist zu raums erfolgt mit den charakteristischen Würfel­
druckfestigkeiten mit einer Kantenlänge von
200 mm. Die Umrechnung erfolgt mit der in Kapitel
Bezeich­ fck,cu200 fck,cu200 fcm,cu200 fcm,cu200 fck,cyl150
5.4.1 beschriebenen Gleichung ohne den Beiwert
nung kg/cm2 MPa kg/cm2 MPa MPa
0,85. Die Ergebnisse sind in Tabelle 16 aufgelistet.
B120 - - 120 11,8 7,9

B160 - - 160 15,7 10,6 Bevor die aktuellen Betonfestigkeitsklassen mit der
DIN 1045-1:2001-07 [5.14] eingeführt wurden, gal­
B225 - - 225 22,1 14,9
ten zwischen 1978 und 2001 die in Tabelle 17 auf­
B300 - - 300 29,4 19,8 gelisteten Betonfestigkeitsklassen. Die Umrech­
B450 - - 450 44,1 29,7 nung zu der aktuellen Einheit MPa entfällt ebenso
B600 - - 600 58,9 39,6 wie der Beiwert 0,85, um von Mittelwerten der Fes­
tigkeiten zu charakteristischen Festigkeiten umzu­
Tab. 15: Festigkeitsklassen von 1943 bis 1972 rechnen. Wie z. B. in der DIN 1045:1988-07 [5.13]
beschrieben, wurden zur Bestimmung der Beton­
Bezeich­ fck,cu200 fck,cu200 fcm,cu200 fcm,cu200 fck,cyl150 festigkeitsklassen Würfel mit einer Kantenlänge
nung kg/cm2 MPa kg/cm2 MPa MPa
von α = 200 mm verwendet.
Bn50 50 4,9 80 7,8 3,9

Bn100 100 9,8 150 14,7 7,8


DIN 4227
Bn150 150 14,7 200 19,6 11,7

Bn250 250 24,5 300 29,4 19,4 Zur Querkraftbewehrung sind in der DIN 4227:
1953-10 [5.16] für Spannbetonbauteile folgende
Bn350 350 34,3 400 39,2 27,2
Regelungen zu finden.
Bn450 450 44,1 500 49,1 35,0

Bn550 550 54,0 600 58,9 42,7 Für den Fall, dass die Hauptzugspannungen σ1 im
ZSt I unter Bruchlast geringer als die zulässige
Tab. 16: Festigkeitsklassen von 1972 bis 1978 Spannung σzul ist, braucht keine Querkraftbemes­
sung zu erfolgen.
Bezeich­ fck,cu200 fck,cu200 fcm,cu200 fcm,cu200 fck,cyl150
nung kg/cm2 MPa kg/cm2 MPa MPa Im Gegensatz dazu wird eine „volle Schubsiche­
B5 - 5 - 8 4,0
rung” bei Überschreiten der zulässigen Spannun­
gen in allen Bereichen mit σ1 > 0,75 · σzul verlangt.
B10 - 10 - 15 7,9

B15 - 15 - 20 11,9 Des Weiteren ist keine Mindestquerkraftbewehrung


erforderlich, für den Fall σ1 < σzul, jedoch ist folgen­
B25 - 25 - 30 19,8
der Satz zu beachten: „Bei Balken sind stets Bügel
B35 - 35 - 40 27,7
anzuordnen, auch wenn eine Schubbewehrung
B45 - 45 - 50 35,6 rechnerisch nicht erforderlich ist.”
B55 - 55 - 60 43,6
Außerdem gilt für Spannbetonbauteile, soweit
Tab. 17: Festigkeitsklassen von 1978 bis 2001 nichts anderes bestimmt wird, die DIN 1045: „In Bal­
70

ken und Plattenbalken sind stets Bügel anzuordnen, Für die Berechnung der Mindestquerkraftbeweh­
die über die ganze Höhe des Balkens oder Platten­ rung ist der doppelte Bewehrungsgehalt ρ zu ver­
balkens reichen, damit der Zusammenhang zwi­ wenden. Des Weiteren sind die neueren Beton­
schen Zug- und Druckgurt gesichert wird. Bei dop­ festigkeitsklassen zu berücksichtigen. Die Umrech­
pelter Bewehrung sind die Zug- und die Druckeinla­ nung zur aktuellen Stahlsorte BSt 500 entfällt. In
gen durch die Bügel zu umschließen” (DIN 1045­ Tabelle 19 sind für die verschiedenen Betonfestig­
1952-07 [5.10]; § 25. Balken und Plattenbalken). keitsklassen die zugehörigen Bewehrungsgehalte
aufgeführt.
Die erstmalige Festlegung von Mindestquerkraftbe­
wehrungsmengen ist in der DIN 4227:1966-02 Mit der Einführung der DIN 4227-1:1979-12 [5.19]
[5.17] zu finden: „... darf die Schubbewehrung einen wurde die Gleichung für die Mindestquerkraftbe­
Mindestwert nicht unterschreiten. Dieser beträgt in wehrung unverändert übernommen. Lediglich die
Prozent der rechtwinklig zur Schubbewehrung lie­ Beiwerte für den Bewehrungsgehalt ρ wurden ge­
genden Schnittfläche des Trägersteges bzw. der ändert. Die neuen Bewehrungsgehalte sind in Ta­
anzuschließenden Gurtplatten: belle 20 aufgelistet. Erstmals findet eine Trennung
in drei Stahlsorten statt.
asw,min = ρ · bw = ρw,min · bw”

Mit Hilfe dieser Gleichung und des zugehörigen Be­ Die Änderung A1, welche 1995 durch die DIN 4227­
wehrungsgehalts ρ, welcher von der Stahlsorte und 1:1995-12 [5.20] eingeführt wurde, korrigiert die Be­
der Betonfestigkeitsklasse abhängt, kann die Min­ wehrungsgehalte ρ für die Stahlsorte BSt 500. Die
destquerkraftbewehrung ermittelt werden. Die Be­ neuen Werte sind in Tabelle 21 aufgeführt.
wehrungsgehalte ρ sind in Tabelle 18 aufgeführt.
Die aktuellen Regelungen zur Mindestquerkraftbe­
Zusätzlich werden zum besseren Vergleich mit der
wehrung sind im DIN-FB 102:2009-03 [5.2] zu fin­
aktuellen Norm DIN-FB 102:2009-03 [5.2] die cha­
den. Demnach errechnet sich die Mindestquerkraft­
rakteristischen Zylinderdruckfestigkeiten fck,cyl150
bewehrung im Allgemeinen zu:
aus Tabelle 15 aufgeführt. Des Weiteren wird eine
weitere Spalte ρw,min für die aktuelle Stahlsorte BSt asw,min = 1,0 ·ρ · bw = ρw,min · bw
500 eingefügt, welche sich durch Umrechnung aus
der alten Stahlsorte BSt III errechnet. Und für gegliederte Querschnitte mit vorgespann­
tem Zuggurt zu:
In der darauffolgenden Norm DIN 4227:1973-06
[5.18] ist die folgende Gleichung zu finden: asw,min = 1,6 ·ρ · bw = ρw,min · bw
asw,min = 2 ·ρ · bw = ρw,min · bw
ρ in %
Bezeich­ ρw,min in % fck,cyl150
ρ in % nung BSt BSt BSt
Bezeich­ ρw,min in % fck,cyl150 BSt 500 MPa
220/340 420/500 500/550
nung BSt 42/50
BSt 22/34 BSt 500 MPa
BSt 50/55 B25 0,13 0,07 0,06 0,12 19,8

B300 0,25 0,14 0,12 19,8 B35 0,17 0,09 0,08 0,16 27,7

B450 0,33 0,18 0,15 29,7 B45 0,19 0,10 0,09 0,18 35,6

B600 0,40 0,22 0,18 39,6 B55 0,21 0,11 0,10 0,20 43,6

Tab. 18: Bewehrungsgehalt ρ aus DIN 4227:1966-02 [5.17] Tab. 20: Bewehrungsgehalt ρ aus DIN 4227-1:1979-12 [5.19]

ρ in % ρ in %
Bezeich­ ρw,min in % fck,cyl150 Bezeich­ ρw,min in % fck,cyl150
nung BSt 42/50 nung BSt BSt BSt
BSt 22/34 BSt 500 MPa BSt 500 MPa
BSt 50/55 220/340 420/500 500/550
Bn250 0,13 0,07 0,14 19,4 B25 0,13 0,07 0,06 0,16 19,8

Bn350 0,17 0,09 0,18 27,2 B35 0,17 0,09 0,08 0,18 27,7

Bn450 0,19 0,10 0,20 35,0 B45 0,19 0,10 0,09 0,20 35,6

Bn550 0,21 0,11 0,22 42,7 B55 0,21 0,11 0,10 0,22 43,6

Tab. 19: Bewehrungsgehalt ρ aus DIN 4227:1973-06 [5.18] Tab. 21: Bewehrungsgehalt ρ aus DIN 4227-1:1995-12 [5.20]
71

mit 5.4.3 Vergleich der bisherigen Regelwerke

ρ = 0,16 · fcm| fyk Mit Hilfe der bisher ermittelten Mindestquerkraftbe­


wehrungsgehalte der verschiedenen Regelwerke
In Tabelle 22 sind die Bewehrungsgehalte in Ab­ und der Umrechnung der verschiedenen Beton­
hängigkeit der Betonfestigkeitsklassen aufgeführt. festigkeitsklassen ist ein Vergleich der Regelwerke
Dabei sind die Bewehrungsgehalte sowohl für all­ möglich. Ein Vergleich aller Mindestbewehrungsge­
gemeine Querschnitte als auch für gegliederte hälter ρw,min ab 1966 in Abhängigkeit der charakte­
Querschnitte mit vorgespanntem Zuggurt aufgelis­ ristischen Zylinderdruckfestigkeit fck,cyl150 ist im Bild
tet. 93 dargestellt. Es ist deutlich zu erkennen, dass bei
Anwendung der Normen ab 1966 die geforderte
Allgemein Vorspannung MPa Mindestquerkraftbewehrung für gegliederte Quer­
Bezeichnung ρw,min in % ρw,min in % fck,cyl150 schnitte mit vorgespanntem Zuggurt (Schrägrissbil­
BSt 500 BSt 500 MPa
dung im Steg) nach DIN-FB 102:2009-03 [5.2] ein­
gehalten ist.1 Die Differenz ist für allgemeine Quer­
C16/20 0,06 0,10 12,0
schnitte (Biegeschubrissbildung) sogar noch grö­
C20/25 0,07 0,11 20,0 ßer. Es kann also davon ausgegangen werden,
C25/30 0,08 0,13 25,0 dass bei Bauwerken, welche nach 1966 erbaut und
nach den damals gültigen Regelwerken bemessen
C30/37 0,09 0,15 30,0

C35/45 0,10 0,16 35,0

C40/50 0,11 0,18 40,0 1 Die Festlegungen der im Februar 1966 veröffentlichten Er­

C45/55 0,12 0,19 45,0 gänzungen zur DIN 4227:1953-10 wurden im April 1966
durch ein Allgemeines Rundschreiben Straßenbau für die
C50/60 0,13 0,21 50,0 Ausführung von Spannbetonbrücken verbindlich. Die Grund­
lagen zur Mindestquerkraftbewehrung wurden zuvor von
C55/67 0,14 0,22 55,0 LEONHARDT erarbeitet und sind schon im Januar 1965 ver­
öffentlicht worden [5.24]. Daher können evtl. weitere Bau­
Tab. 22: Bewehrungsgehalt ρ aus DIN-FB 102:2009-03 [5.2] werke vor 1966 als ausreichend mindestquerkraftbewehrt
eingestuft werden.

Bild 93: Vergleich der Mindestquerkraftbewehrung der bisherigen Regelwerke mit der aktuellen Norm DIN-FB 102:2009-03 [5.2]
72

Bild 94: Altersstruktur der Spannbetonbrücken an Bundesfernstraßen aus [5.22]

worden sind, keine Probleme durch fehlende Min­


destquerkraftbewehrung auftreten werden.

Das Bild 94 zeigt eine Übersicht über die Alters­


struktur der Spannbetonbrücken an Bundesfern­
straßen aus [5.22]. Für den Fall, dass alle Bauwer­
ke nach den damals gültigen Regelwerken bemes­
sen und erbaut worden sind, weisen über 81,7 %
aller Spannbetonbrücken an Bundesfernstraßen
ausreichende Mindestquerkraftbewehrung auf.

5.4.4 Spannbeton für die Praxis

In [5.24] sind u. a Empfehlungen für die Querkraft­ Bild 95: Grafische Darstellung der Empfehlungen von LEON­
HARDT für B300
bewehrung zu finden. Demnach empfiehlt der Ver­
fasser, „für die Schubsicherung nur die schräge
Hauptzugspannung σzBr unter 1,75facher Ge­
brauchslast heranzuziehen und die volle Deckung
der schiefen Hauptzugspannungen von σzBr > 1/25
W28 abzuverlangen”. Die Druckfestigkeit W28 ent­
spricht der mittleren 28-Tage-Würfeldruckfestig­
keit eines Würfels mit einer Kantenlänge von
α = 200 mm (fcm,cu200). Zusätzlich sind folgende
Gleichungen aufgeführt, welche bereits auf die ak­
tuellen Bezeichnungen umbenannt wurden:

Bei Anwendung der obigen Gleichungen ergibt sich


für eine Betonfestigkeitsklasse B300 das Bild 95.
Dabei wird der Mindestquerkraftbewehrungsgehalt
in Abhängigkeit der schrägen Hauptzugspannung
73

Bild 96: Grafische Darstellung der Empfehlungen von LEONHARDT für B300, B450 und B600

dargestellt. Die durchgezogene Linie wurde nach Bau­


bw Beton fck, cyl150 fyk asw
der Empfehlung von LEONHARDT berechnet. Der Bezeichnung jahr
Sprung ergibt sich durch die Grenze fcm,cu200/25. - m - MPa MPa cm2/m
Die horizontale gestrichelte Linie kennzeichnet den 0,70 13,4
Mindestbewehrungsgehalt nach DIN-FB 102:2009­
1,05 13,4
03 [5.2] und schneidet die durchgezogene Linie Mersmannstiege 1964 B450 29,7 420
0,58 13,4
genau im Übergang der „Deckung der vollen schie­
fen Hauptzugspannung” zur „Deckung der halben 0,85 13,4

schiefen Hauptzugspannung”. Die vertikale gepunk­ 0,73 13,4


tete Linie kennzeichnet die charakteristische Zug­ TB Volkersbach 1968 0,73 B450 29,7 420 45,4
festigkeit fctk,0,05. Im Bereich kleinerer Spannungen 0,73 70,7
als der charakteristischen Zugfestigkeit ist ein Zug- 0,50 16,1
versagen unwahrscheinlich. TB Lützelbach 1967 B450 29,7 420
1,00 40,2

Im Bild 96 wurde die grafische Darstellung um die Tab. 23: Merkmale der verschiedenen Bestandsbrücken
Betonfestigkeitsklassen B450 und B600 erweitert.
Es ist dieselbe Tendenz erkennbar. Demnach kann
Baujahre, die Stegbreiten, die Betonfestigkeitsklas­
die Annahme getroffen werden, dass Bauwerke,
sen, die Betonstahlgüte und die Querkraftbeweh­
welche nach 1955 erstellt worden sind und nach
rung ist in der Tabelle 23 aufgeführt.
[5.24] bemessen worden sind, über ausreichende
Mindestquerkraftbewehrung verfügen sollten. Im Bild 97 sind die Querkraftbewehrungen asw der
verschiedenen Brücken in Abhängigkeit der Steg-
breite bw dargestellt. Zusätzlich sind die Anforderun­
5.4.5 Praxisbeispiele
gen für eine Mindestquerkraftbewehrung nach DIN
Im Rahmen bisheriger Nachrechnungen (u. a. 4227:1966-02 [5.17] und DIN-FB 102:2009-03 [5.2]
[5.26]) wurden bereits einige Brücken nach ver­ aufgeführt. Bei den Beispielbrücken wurde Beton-
schiedenen Gesichtspunkten untersucht. Mit Hilfe stahl BSt III verwendet, weshalb für die Anwendung
von drei Brücken sollen die bisherigen Erkenntnis­ der Normengleichungen die Tabellenwerte für eine
se angewandt werden. Eine Übersicht über die Streckgrenze von fck = 420 MPa verwendet wurden.
74

Bild 97: Vergleich der Querkraftbewehrung verschiedener Bestandsbrücken mit der damaligen Norm DIN 4227:1966-02 und dem
DIN-FB 102:2009-03 (Beton B450 (fck,cyl150 = 29,7 MPa) und Betonstahl BSt III (fck = 420 MPa))

Es ist zu erkennen, dass für die Lützelbachbrücke de Mindestquerkraftbewehrung verfügen sollten.


ausreichende Querkraftbewehrung vorhanden ist. Dies betrifft mindestens 82 % aller Spannbeton­
Des Weiteren ist auch bei der Volkersbachbrücke brücken an Bundesfernstraßen. Für Spannbeton­
bei konstanter Stegbreite ausreichend Querkraftbe­ brücken, welche zwischen 1955 und 1966 erbaut
wehrung vorhanden. Die geringe Querkraftbeweh­ wurden (17 %) und nach den Empfehlungen von
rung ist im Bereich des Feldes und liegt genau über LEONHARDT bemessen wurden, gilt teilweise die­
der geforderten Mindestquerkraftbewehrung. Im selbe Feststellung. Dennoch ist eine genauere Be­
Bereich der Stützen wurde bei der Volkersbach­ trachtung abschnittsweise und für jede ältere
brücke erwartungsgemäß mehr Querkraftbeweh­ Spannbetonbrücke sinnvoll. Die erforderliche Min­
rung eingebaut. Die Brücke Mersmannstiege wurde destquerkraftbewehrung nach DIN-FB 102:2009-03
vor der Einführung der DIN 4227:1966-02 [5.17] er­ [5.2] mit dem Kriterium einer Biegeschubrissbildung
baut und besitzt im Feldbereich (bw = 0,58 bzw. (ρ = 1,0) sollte jedoch eingehalten sein.
0,70 m) ausreichende Querkraftbewehrung. Im Be­
reich der Stützen mit größeren Stegbreiten liegt der
Bewehrungsgehalt unter der geforderten Menge 6 Ermüdung
des DIN-FB 102:2009-03 [5.2] mit dem Kriterium für
Schrägrissbildung im Steg (ρ = 1,6). Jedoch liegen 6.1 Betonstahl – Experimentelle
die Werte immer noch oberhalb des Kriteriums der
Untersuchungen
Biegeschubrissbildung (ρ = 1,0).
In den vergangen 50 Jahren wurden zahlreiche
5.4.6 Zusammenfassung dynamische Untersuchungen zur Ermüdungsfestig­
keit von Betonstählen durchgeführt. Wesentliche
In diesem Kapitel wurde nach einer Normen- bzw. Studien sind in diesem Zeitraum u. a. von
Literaturdurchsicht festgestellt, dass Spannbeton­ WASCHEIDT [6.18], RUßWURM/MARTIN [6.13],
brücken, welche nach 1966 erbaut wurden und TILLY/MOSS [6.15], VOGEL/FEHLMANN [6.17],
nach damaligem Stand der Technik bzw. nach den REHM [6.11], THÜRLIMANN/CANTELI/ESSLIN­
Regelwerken bemessen wurden, über ausreichen­ GER [6.14] und MAURER/DREIER/MACHOC­
75

ZEK/HEEKE [6.9] durchgeführt worden. Sofern mög­ ben wurden freischwingend sowie im einbetonier­
lich sind aus den angegebenen Quellen die ten Zustand untersucht. Im Allgemeinen wurde die
Schwingspiele mit den zugehörigen Spannungs­ Unterspannung in den Versuchen konstant mit
schwingbreiten übernommen und in neue Diagram­ σu = 60 N/mm2 angesetzt, während die Oberspan­
me aufgetragen worden. Dort, wo dies nicht möglich nung verändert wurde. In einigen seiner Versuche
war, wurde im jeweiligen Originaldiagramm die aktu­ wurde die Unterspannung variiert, um einen Ein­
ell gültige Wöhlerlinie des DIN-FB 102 [6.1] ergänzt, fluss zu erkennen. Als Dauerschwingfestigkeit
um eine vergleichende Aussage treffen zu können. wurde die Schwingbreite zugrunde gelegt, die bei
2 · 106 Lastspielen noch ertragen wurde.
Zur Einstufung einiger in den älteren Untersuchun­
gen verwendeter Proben kann die umfassende Zu­
sammenstellung aller bis heute eingesetzter Beton- Freischwingende Versuche
stähle herangezogen werden, die von BINDSEIL/
Die freischwingenden Versuche der Stäbe mit dem
SCHMITT [6.8] veröffentlicht wurde.
Durchmesser von 16 mm wurden mit einer Last­
spielfrequenz von 14 Hz (840/min) und der Stäbe
6.1.1 WASCHEIDT (1965) mit dem Durchmesser von 26 mm mit 11,1 Hz
(666/min) durchgeführt. Die Proben besaßen eine
WASCHEIDT [6.18] führte 1965 Versuche an glat­
Länge von 400 mm und waren an den Stabenden
ten Rundstählen und Rippenstählen durch. Unter­
mit einer Kunstharzschicht versehen, die nach Er­
sucht wurden Betonstähle unterschiedlicher Her­
härtung auf die erforderlichen Abmessungen der
stellung mit einem Durchmesser von 16 mm, da
Rundbacken abgedreht wurde.
dieser für den damals in Deutschland bei Rippen-
stählen üblichen Abmessungsbereich (d = 6-26
mm) als mittlerer Durchmesser anzusehen war. Le­ Einbetonierte Kleinkörperversuche
diglich zur Bestimmung des Dickeneinflusses er­
Die einbetonierten Versuche erfolgten mittels eines
folgten Versuche mit Stählen d = 26 mm. Alle Pro-
Betonprismas mit den Abmessungen 80 x 80 x
500 mm3, sodass sich bei einem Stabdurchmesser
von 16 mm eine allseitige Betondeckung von
32 mm ergab. Die Kraftübertragung auf den Stab
erfolgte bei diesem Versuchskörper über den
Beton, um eine gleichmäßige Verteilung der Zug­
spannung zu erzielen. Die Lastspielfrequenz betrug
bei diesen Versuchen 10,7 Hz (640/min).
Zudem wurden weitere Versuche an kleinen Beton­
prismen mit den Maßen 80 x 80 x 130 mm3 und ein­
gebetteten Stäben durchgeführt. Hierbei erfolgte
die Kraftübertragung nicht über den Beton, sondern
direkt über den Stab. Die Lastspielfrequenz betrug
in diesen Versuchen 13,8 Hz (830/min).
In den Bildern 99 und 100 sind die Versuchswerte
von WASCHEIDT aufgetragen. Da sich die Ver­
suchsergebnisse im einbetonierten Zustand nicht
stark von den freischwingenden unterscheiden, wur­
den sie in den Diagrammen zusammen aufgenom­
men. Dem Bild 99 sind Versuche mit glattem Rund-
stahl aus Betonstahl I und Betonstahl II zu entneh­
men. Im Bild 100 sind die gerippten Betonstähle (BSt
III, BSt IV) aufgetragen.

Es zeigt sich in beiden Diagrammen, dass alle ge­


brochenen Proben von 1965 oberhalb der heutigen
Bemessungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009 lie­
Bild 98: Untersuchte Betonstähle [6.18] gen.
76

Bild 99: Versuchsergebnisse von WASCHEIDT [6.18], glatter Betonstahl im einbetonierten und nicht einbetonierten Zustand

Bild 100: Versuchsergebnisse von WASCHEIDT [6.18], gerippter Betonstahl im einbetonierten und nicht einbetonierten Zustand

6.1.2 RUßWURM/MARTIN (1968) der Probe betrugen 4, 6, 8, 10 und 12 mm. Als Dau­
erschwingfestigkeit wurde die Schwingbreite zu­
1968 wurden von RUßWURM/MARTIN [6.13] Dau- grunde gelegt, die bei 2 · 106 Lastspielen noch er­
erschwingversuche an kaltgewalztem Betonrippen- tragen wurde. Der Stahl erfüllt die damaligen Anfor­
stahl „KARIStahl” durchgeführt. Die Durchmesser derungen an den Betonstahl IVb.
77

Freischwingende Versuche In den Bildern 102 und 103 sind die Versuchser­
gebnisse von RUßWURM/MARTIN aufgetragen.
Zur Durchführung der Versuche wurde ein Hochfre­ Bild 102 zeigt die freischwingend durchgeführten
quenzpulsator mit einer Frequenz von ca. 110 Hz Versuchsergebnisse des KARI-Stahls IVb. In Bild
verwendet. Die Oberspannung betrug in allen frei­ 103 sind die einbetonierten Proben dargestellt. Hier
schwingenden Versuchen 0,8 · σs = 445 N/mm2.
wurde ∆σRsk durch den Reduktionsfaktor ζ1 nach
DIN-FB 102:2009 angepasst. Dieser berücksichtigt
Einbetonierte Versuche kleinere Abkrümmungen als dBr < 25 · ds. In beiden
Es wurden Stäbe mit der Oberspannung so als dem Fälle ist deutlich erkennbar, dass die untersuchten
0,8fachen Wert der für Stahl III garantierten Streck­ Proben (1968) von RUßWURM/MARTIN oberhalb
grenze (σs = 338 N/mm2) und 3 weitere Stäbe mit der Bemessungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009
einer Oberspannung als dem 0,8fachen Wert der liegen.
tatsächlichen Streckgrenze (σo = 480 N/mm2) be­
lastet. In den Versuchen ist von 9 Proben nur eine 6.1.3 TILLY/MOSS (1980)
auf Ermüdung gebrochen. Daher wurde damals
keine Wöhlerkurve aufgestellt. Die Abkrümmung TILLY und MOSS ([6.15, 6.16, 6.10]) führten Ende
der Stäbe betrug 15 · ds. der 70er und Anfang der 80er Jahre Dauerschwing-
versuche an Betonstählen durch. Die Prüffrequenz
der freischwingend getesteten Stähle betrug bis zu
150 Hz.

Bei den untersuchten Proben handelte es sich um


tordierte, warmgewalzte und kaltverformte Beton-
stähle mit einer garantierten charakteristischen
Streckgrenze von 460 N/mm2.

• Typ A: kaltverformer Torstahl,


Bild 101: Versuchskörper von RUßWURM/MARTIN [6.13] für
einbetonierte Stäbe mit 15 · ds Abkrümmung • Typ B: kaltverf. „Square-twisted”-Stahl,

Bild 102: Versuchsergebnisse von RUßWURM/MARTIN [6.13], KARI-Stahl IVb im nicht einbetonierten Zustand
78

Bild 103: Versuchsergebnisse von RUßWURM/MARTIN [6.13], KARI-Stahl IVb mit Abkrümmung im einbetonierten Zustand

• Typ C-E: warm-gewalzter Stahl, Typ E, zudem


in einem stark verrosteten Zustand,

• Typ F: gewalztes Material aus Schrottbe­


standteilen mit hohem Kohlenstoff An­
teil.

Da die Rohdaten der Versuchsergebnisse nicht als


Werte vorliegen, wurde in die Diagramme von
TILLY/MOSS nachträglich die heutige Bemes­
sungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009 maßstäb­
lich eingezeichnet. Es zeigt sich, dass die Stähle
mit einem Durchmesser von 16 mm deutlich über
der heutigen Bemessungswöhlerlinie liegen.

Für größere Durchmesser (ds ≥ Ø 28 mm) darf nach


DIN-FB 102:2009 der Knickpunkt ∆σRsk auf 145
N/mm2 abgesenkt werden. Das begründet sich
durch die größere Oberfläche bzw. das größere
Materialvolumen. Mit größer werdenden Durchmes­
sern steigt statistisch die Wahrscheinlichkeit, dass
es zu Fehlstellen im Gefüge kommt, die einen Aus­
gangspunkt für eine Anrissbildung und einen Ermü­
dungsbruch darstellen.

Es zeigt sich, dass auch die größeren Durchmesser


oberhalb der Bemessungswöhlerlinie liegen.

Bild 104: Untersuchte Stähle [6.10]


79

Bild 105: Versuchsergebnisse von TILLY/MOSS [6.15, 6.16], freischwingend getesteter Betonstahl 16 mm, mit nachträglich er­
gänzter Wöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009 bzw. EC2

Bild 106: Versuchsergebnisse von TILLY/MOSS [6.15, 6.16], freischwingend getesteter Betonstahl 32 mm und 40 mm, mit nach­
träglich ergänzter Wöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009 bzw. EC2

6.1.4 THÜRLIMANN/CANTELI/ESSLINGER
(1980)

1984 wurden an der ETH Zürich Versuche [6.14]


zur Ermüdungsfestigkeit von Bewehrungsstählen
freischwingend durchgeführt, welche 1980 und
1981 in Schweizer Werken gefertigt wurden. Es
handelte sich um Betonstahl IIIb (kaltverformt) und
Betonstahl IIIa (naturhart, interne Bezeichnung
B-D, Serie 7) (Bild 107). Im Rahmen des Versuchs­
programms wurden die Einflüsse Fabrikat (Geome­
trie, Herstellungsverfahren, Werkstoff), Spannungs­
Bild 107: Untersuchte Betonstähle [6.14]
niveau und Durchmesser auf den Verlauf der Wöh­
lerkurve untersucht.
stanten Oberspannung von 80 % der 0,2%-Dehn­
Die Versuche wurden in hydraulischen Pulsatoren grenze angesetzt (σo = 0,8 · 490 = 392 N/mm2).
mit einer Prüffrequenz von 6 Hz als Einstufenver­
suche durchgeführt. Die Betonstähle hatten einen Durchmesser von
20 mm und eine Länge von 700 mm. Zu Ver­
Proben, welche eine Schwingspielzahl von 2 · 106 gleichszwecken wurden an zwei Serien ebenfalls
erreichten, galten als Durchläufer. Bis auf eine Ver­ die Durchmesser und Längen variiert (10 mm mit
gleichsserie wurden alle Versuche mit einer kon- 500 mm Länge sowie 30 mm mit 970 mm Länge),
80

um deren Einflüsse auf die Ermüdungsfestigkeit nung bzw. konstanter Unterspannung (σo = 392
zu untersuchen. N/mm2 = konstant bzw. σu = 10 N/mm2 = konstant)
im Zeitfestigkeitsbereich als unbedeutend anzuse-
Es zeigte sich, dass die untersuchten Variationen
hen sind.
des Spannungsniveaus mit konstanter Oberspan-

Bild 108: Versuchsergebnisse von THÜRLIMANN et al. [6.14], Betonstahl IIIb im nicht einbetonierten Zustand

Bild 109: Versuchsergebnisse von THÜRLIMANN et al. [6.14], Betonstahl IIIa im nicht einbetonierten Zustand
81

Im Dauerfestigkeitsbereich bewirkt das bei kon­


stanter Oberspannung höhere Spannungsniveau
gegenüber dem bei konstanter Unterspannung
niedrigeren Spannungsniveau für den Durchmes­
ser 20 mm allerdings eine Reduktion der Ermü­
dungsfestigkeit um ca. 20 %.

Zudem konnte auch in dieser Arbeit festgestellt


werden, dass kleinere Durchmesser eine höhere
Ermüdungsfestigkeit aufweisen als größere Durch­
messer. Im Nachfolgenden sind die Versuchswerte
getrennt für Betonstahl IIIa und Betonstahl IIIb in
den Diagrammen aufgetragen und der heutigen
Bemessungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009
gegenübergestellt. Aufgrund der geringen Ver­
suchswerte wurden die Stähle mit einem Durch­
messer von 30 mm mit in das Diagramm (Bild 108)
aufgenommen, auch wenn für diese eine herabge­
setzte Bemessungswöhlerlinie anzusetzen ist
(∆σRsk = 145 N/mm2). In beiden Fällen zeigt sich,
Bild 110: Verwendete Stähle von VOGEL et al. [6.17]
dass die getesteten Proben von 1980/81 deutlich
über der heutigen Bemessungswöhlerlinie liegen.
Durch die Versuche konnte festgestellt werden,
dass bei den alten Stahlsorten die Streuung größer
ist als bei den neuen. FEHLMANN/VOGEL vermu­
6.1.5 VOGEL/FEHLMANN (2008) ten, dass dieses hauptsächlich auf Korrosionsnar­
FEHLMANN und VOGEL [6.17] führten 2008 an der ben und sonstige Kerben (durch Ein- bzw. Ausbau)
ETH Zürich dynamische Versuche an freischwin­ zurückzuführen ist. Es wird von FEHLMANN/
genden Betonstahlproben aus abgebrochenen VOGEL ebenfalls darauf hingewiesen, dass bei ei­
Brücken der 1950er Jahre sowie zu Vergleichs­ nigen Stäben Brüche zwischen 2 · 106 und 3 · 106
zwecken an neu produzierten Betonstahlproben Spannungswechseln aufgetreten sind.
von Ring- und Stabmaterial der Betonstahlsorte B FEHLMANN/VOGEL stellten durch ihre Untersu­
500 B durch. Ziel der Untersuchungen war die Fra­ chungen fest, dass die Wöhlerlinie der Schweizer
gestellung, ob die Ermüdungsfestigkeit von alten Norm SIA 262 auf der sicheren Seite liegt. Bei Vor­
Betonstählen von derjenigen der heute gebräuchli­ handensein eines Betonstahls mit einer bezüglich
chen wesentlich abweicht. Aus Gründen der Ver­ Ermüdung „gutmütigen” Rippengeometrie (z. B.
suchsdauer war es in den meisten Fällen der Ver­ Glattstahl oder Torstahl) sind die Werte der Schwei­
suchsreihe nicht möglich, mehr als 2 · 106 Span­ zer Norm eher konservativ.
nungswechsel pro Stab zu fahren.
Bild 111 zeigt die Ergebnisse der untersuchten
Stäbe von FEHLMANN/VOGEL. Im Bild 112 sind
Freischwingende Versuche zusätzlich die im vorherigen Kapitel aufgeführten
Ergebnisse von CANTELI et al. mit angegeben. Da
Bei den aus den abgebrochenen Brücken gewon­ die Versuchsdaten der einzelnen Versuche dem
nenen Proben handelte es sich um Betonstahl der Bericht nicht entnommen werden konnten, wurde in
Sorte BOX (Brückenbaujahr 1952) mit den Durch­ die Diagramme von FEHLMANN/VOGEL nachträg­
messern Ø 12 mm und Ø 16 mm sowie Torstahl 40 lich die Bemessungswöhlerlinie nach DIN-FB
(Brückenbaujahr 1955) mit dem Durchmesser 102:2009 maßstäblich eingetragen.
Ø 10 mm.
Im Bezug zur heutigen Bemessungswöhlerlinie
Die Versuche wurden parallel in zwei Prüfmaschi­ nach DIN-FB 102:2009 zeigt sich in den Diagram­
nen mit einer Prüffrequenz von jeweils 6 Hz durch­ men, dass sowohl die Versuchswerte der alten Be­
geführt. Das konstante untere Lastniveau betrug in wehrungsstähle von 1952 und1955 sowie die der
allen Versuchen σu = 50 N/mm2. Die Probenlänge neuen von 2008 oberhalb der Bemessungswöhler­
betrug bei allen Stäben ca. 1 m. linie nach DIN-FB 102:2009 liegen.
82

Bild 111: Versuchsresultate VOGEL/FEHLMANN [6.17] mit nachträglich eingezeichneter Wöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009

Bild 112: Versuchsresultate VOGEL/FEHLMANN [6.17] und CANTELI et al. [6.14] im Vergleich mit nachträglich eingezeichneter
Wöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009
83

6.1.6 REHM (2005-2007) se nicht tabellarisch vorlagen, wurde in das Dia­


gramm die heutige Bemessungswöhlerlinie nach
An der „Prüfstelle für Betonstahl” in München [6.11] DIN-FB 102:2009 maßstäblich eingetragen. Es
sind in den letzten Jahren im Rahmen von Konfor­ zeigt sich, dass alle Versuchswerte oberhalb der
mitätsprüfungen umfangreiche Dauerschwingver­ Wöhlerlinie liegen. Im Bild 114 und Bild 115 sind
suche an BSt 500 S (Ø 10 mm bis Ø 40 mm) und ausgewählte Proben dargestellt.
Ringmaterial WR/KR (Ø 8 mm bis Ø 16 mm) durch­
geführt worden. In einem ausführlichen Beitrag von Es handelt sich nicht um vollständige Testserien, da
Prof. REHM werden zahlreiche Bruchflächen einer bei diesen Proben der Fokus speziell auf den
genaueren Überprüfung unterzogen, um herauszu­ bruchauslösenden Parametern lag. Zu diesen Pro­
finden, in welchem Maße sich die Rippengeome­ ben konnten die Schwingbreiten und Schwingspie­
trie, Überwalzungen, Narben oder Risse bzw. me­ le dem Bericht entnommen werden. Wie auch bei
chanischen Beschädigungen auf die Lebensdauer anderen Untersuchungen ist ein früheres Versagen
des Prüfkörpers auswirken. von Betonstählen mit größerem Durchmesser zu
erkennen. Daher ist nach DIN-FB 102:2009 ab
Für alle Versuche betrug die Oberspannung ein­ einem Bewehrungsdurchmesser von ds ≥ Ø 28 mm
heitlich 300 N/mm2. Die Streckgrenze lag zwischen der Knickpunkt ∆σRsk auf 145 N/mm2 abzusenken
525 und 560 N/mm2, die Zugfestigkeit zwischen (Bild 115). Bis auf einige Werte vom Durchmesser
650 und 690 N/mm2. 25 mm liegen die ausgewählten Proben über bzw.
knapp auf der Bemessungswöhlerlinie nach DIN­
Im Bild 113 sind die Versuchsergebnisse aus meh­
FB 102:2009.
reren Testreihen aus den Jahren 2005 bis 2007 für
ein Ringmaterial BSt 500 WR mit Durchmessern
von 10 bis 16 mm aufgetragen. Da diese Ergebnis­

Bild 113: Versuchsergebnisse von REHM [6.11], BSt 500 WR im nicht einbetonierten Zustand
84

Bild 114: Versuchsergebnisse von REHM [6.11], BSt 500 S, < Ø 28 mm, im nicht einbetonierten Zustand

Bild 115: Versuchsergebnisse von REHM [6.11], BSt 500 S, ≥ Ø 28 mm, im nicht einbetonierten Zustand
85

6.1.7 MAURER/BLOCK/DREIER/HEEKE/ tonierten Bewehrungsstählen durch. Hierbei han­


MACHOCZEK (2008) delte es sich um BSt 500 S mit einem Durchmesser
von 20 mm. Die Proben stammten alle aus der Pro­
MAURER et al. [6.9] führten 2008/2009 Ermü­ duktion einer Schmelze. Die Unterspannung wurde
dungsversuche an freischwingenden sowie einbe­ konstant mir 125 N/mm2 angesetzt. Die Bestim-

Bild 116: Versuchsergebnisse MAURER et al. [6.9], nicht einbetonierter Betonstabstahl ds = 20 mm

Bild 117: Versuchsergebnisse MAURER et al. [6.9], einbetonierter Betonstabstahl ds = 20 mm


86

mung der jeweiligen Oberspannung erfolgte nach 6.2 Vergleich der Ermüdungs­
dem Interaktiven Verfahren [6.6, 6.7]. festigkeit zwischen alten und
heutigen Betonstählen
6.1.8 Heft 525
Schon FEHLMANN/VOGEL [6.17] stellten in ihren
Im Heft 525 [6.3] des DAfSt sind im Beitrag von Untersuchungen von Betonstahlproben aus dem
ZILCH et al. zu Abschnitt 10.8 zahlreiche Versuchs­ Jahre 1952/55 sowie 2008 fest, dass die Qualität
ergebnisse dargestellt. Bei diesen Versuchsdaten der untersuchten älteren Stähle auch im Hinblick
handelte es sich um Proben von 1.203 Betonstab­ auf die Ermüdungsfestigkeit nicht schlechter ist als
stabstählen (Ø 6 ≤ ds ≤ Ø 28 mm), 518 Betonstäh­ die der heutigen.
len aus Ringmaterial (Ø 6 ≤ ds ≤ Ø 14 mm) sowie
2.790 Proben von Betonstahlmatten (Ø 5 ≤ ds Im Bild 119 werden Versuchsergebnisse von älte­
≤ Ø 12 mm). Auf die Versuchsergebnisse der Be­ ren Proben mit denen von neueren Proben ver­
tonstahlmatten wird im Kapitel 6.3 noch näher ein­ glichen. Es handelt sich um die Proben von
gegangen. Bei den Betonstabstählen handelte es WASCHEIDT et al. (1965), RUßWURM et al.
sich um die Güten BSt 420 (III) und BSt 500 (IV). (1968) CANTELI et al. (1980/81) und MAURER et
al. (2008).
In Bild 118 wurde ebenfalls nachträglich die Be­
messungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009 er­ Beim chronologischen Vergleich der Ergebnisse
gänzt, um die Lage der Probenbrüche vergleichen von WASCHEIDT, RUßWURM und MAURER zeigt
zu können. Zusätzlich ist die „alte” Bemessungs­ sich tendenziell eine geringere Ermüdungsfestig­
wöhlerlinie von DIN-FB 102, Ausgabe 2003 mit dem keit im unteren Bereich des Streubandes bei den
Knickpunkt bei ∆σRsk = 195 N/mm2 dargestellt. neuen Betonstählen gegenüber den älteren. Bei
Die Absenkung des Knickpunktes auf ∆σRsk = 175 Hinzunahme der aus dem Jahr 1965 stammenden
N/mm2 wurde in der Neuausgabe 2008 erforderlich, Versuchswerte von WASCHEIDT ist allerdings zu
da im Rahmen der Konformitätsprüfungen festzu­ erkennen, dass teilweise auch die älteren Ver­
stellen war, dass neuere Betonstähle die Anforde­ suchsergebnisse im unteren Streubereich der Ge­
rungen an die bis dahin gültigen Wöhlerlinien für samtdarstellung zu liegen kommen. Danach kann
die Bemessung nicht durchgängig erfüllten. Es ist nicht eindeutig festgestellt werden, dass ältere Be­
eindeutig zu erkennen, dass die Versuchsergebnis­ tonstähle generell eine höhere Ermüdungsfestigkeit
se oberhalb der Wöhlerlinie liegen. aufweisen als neuere Betonstähle.

Bild 118: Versuchsergebnisse aus Heft 525 [6.3], Versuche an Betonstabstahl ds < 28 mm und Betonstahl in Ringen mit nachträg­
lich ergänzter Wöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009
87

Bild 119: Vergleich von Versuchsergebnissen WASCHEIDT et al. [6.18], RUßWURM et al. [6.13], CANTELI et al. [6.14] und MAU­
RER et al. [6.9]

Festzustellen ist, dass die für alle Hersteller aufge­ linien…” [6.5] „.. entsprechen, liegen genau so
tragen Versuchswerte erheblichen Streuungen un­ hoch, wie die der nicht einbetonierten Stähle”.
terliegen. Bei den vergleichsweise geringeren
Streuungen der Versuchswerte nach MAURER Bei den Untersuchungen von MAURER et al. erga­
et al. ist zu beachten, dass es sich ausschließ­ ben sich für den einbetonierten Zustand tendenziell
lich um Betonstähle eines einzigen Herstellers han­ geringfügig bessere Versuchswerte, wobei sich die
delte. Streubereiche aus freischwingend und einbetoniert
stark überlappten.

6.2.1 Unterschiede zwischen den


freischwingend und einbetoniert 6.3 Betonstahlmatten –
geprüften Betonstählen
Experimentelle Untersuchungen
Wie die durchgeführten experimentellen Untersu­
Bei Brücken werden zwar i. d. R. keine Betonstahl­
chungen in [6.18, 6.13, 6.15, 6.14, 6.11, 6.9] und
matten eingesetzt, da sich die Schweißpunkte un­
[6.17] gezeigt haben, besteht kein signifikanter Ein­
günstig auf die Ermüdungsfestigkeit auswirken. Au­
fluss der unterschiedlichen Art der Prüfung hin­
ßerdem weisen Betonstahlmatten für die Beton­
sichtlich freischwingend oder einbetoniert.
tragwerke des Ingenieurbaus i. Allg. zu kleine Quer­
WASCHEIDT stellte fest, dass die bezogene Rip­ schnittsflächen as auf. Dennoch werden zu Ver­
penfläche einen Einfluss auf die Dauerschwing­ gleichszwecken einige Versuchsergebnisse an Be­
festigkeit eines Bewehrungsstabes hat. Da die in tonstahlmatten dargestellt.
Deutschland damals geltende „Vorläufige Richtlinie
für Quergerippte Betonformstähle” [6.5] einen 6.3.1 Heft 525
Mindestwert von 0,065 vorschreibt, konnte
WASCHEIDT folgenden Schluss ziehen: „Die Dau­ Heft 525 [6.3] können auch Versuche zu Beton-
erschwingfestigkeitswerte von geraden in Dehnkör­ stahlmatten entnommen werden. Hierbei handelte
per einbetonierten Rippenstählen, die den Richt­ es sich um 2.790 Proben von Betonstahlmatten
88

der Güte BSt 420 (III), BSt 500 (IV) mit unter­ wöhlerlinie nach DIN 1045-1:2008 maßstäblich
schiedlichen Durchmessern (Ø 5 ≤ ds ≤ Ø 12 mm). ergänzt. Es ist deutlich zu erkennen, dass die
Zu der bereits in Bild 120 angegebenen alten Versuchsergebnisse oberhalb der Wöhlerlinie lie­
Bemessungswöhlerlinie nach DIN 1045-1:2001 gen und dass die Versuchswerte durch die mit
wurde nachträglich die heute gültige Bemessungs­ der Neuausgabe der DIN 1045-1 abgesenkte

Bild 120: Ergebnisse von Dauerschwingversuchen an Betonstahlmatten (BSt 420 (III), BSt 500 (IV)) aus Heft 525 [6.3] mit nach­
träglich eingezeichneter Wöhlerlinie nach DIN-FB 102

Bild 121: Versuchsergebnisse von REHM et al [6.12] mit eingezeichneter Wöhlerlinie nach DIN 1045-1:2008
89

Bemessungswöhlerlinie besser abgedeckt wer­ tenbalken durch. Dieser stand im Zusammenhang


den. mit dem Bau der Weidelandbrücke bei Zürich. Das
im Versuchsbalken eingebaute Spannglied bestand
aus 42 profilierten Einzeldrähten mit jeweils 6 mm
6.3.2 REHM/KRUSE (1969)
Durchmesser.
1969 wurden von REHM und KRUSE [6.12] Dauer­
schwingversuche an punktgeschweißten Beton- Wie auch bei MAGNEL wurde die Belastung stu­
stahlmatten aus kaltgewalztem Betonrippenstahl fenweise gesteigert. Bei konstant gehaltener Unter­
„KARIStahl” durchgeführt. Die Durchmesser der last wurden die Schwingspiele mit mehreren Millio­
Proben betrugen 4,0; 4,2; 6,0; 8,0; 8,5; 10,0 und nen Lastwechseln aufgebracht, bis der Träger
12,0 mm. Als Dauerschwingfestigkeit wurde die durch eine Folge von Ermüdungsbrüchen einzelner
Schwingbreite zugrunde gelegt, die bei 2 · 106 Last- Spanndrähte versagte.
spielen noch ertragen wurde. Der Stahl erfüllt hin­
Mit dem Einsetzen dynamischer Untersuchungen
sichtlich der Ermüdungsfestigkeit die damaligen
begannen dann etwa 1951 in Lüttich ABELES et al.
Anforderungen an den Stahl IV.
[6.21] eine Reihe von teilweise vorgespannten
Zur Durchführung der freischwingenden Versuche Spannbettträgern unter dynamischen Einwirkungen
wurde ein Hochfrequenzpulsator mit einer Fre­ zu untersuchen. ABELES et al. berichten etwa von
quenz von ca. 100 Hz bis 150 Hz verwendet. Die 40 Trägern mit sofortigem Verbund.
Oberspannung betrug in allen freischwingenden
Im Rahmen der durchgeführten Recherchen stellte,
Versuchen 0,8 der tatsächlichen Streckgrenze (zwi­
sich heraus, dass in dem Zeitraum von 1950 bis
schen 430 und 550 N/mm2). Die Bruchstellen der
etwa 1980 nur wenige Versuche an Spannbetonträ­
Proben befanden sich mit einer Ausnahme stets au­
gern mit nachträglichem Verbund durchgeführt wor­
ßerhalb der Verankerung im Bereich der freien
den sind. Dynamische Untersuchungen an frei
Länge an einer Schweißstelle (s. Bild 121).
schwingend geprüftem Spannstahl sowie Spann­
bettträgern sind dagegen vielfach zu finden. Versu­
che an Spannstahl im sofortigen Verbund wurden
6.4 Spannstahl – Experimentelle ab etwa 1955 vorwiegend in den USA durchgeführt.
Untersuchungen Einen Überblick bieten hier OVERMANN et al.
[6.43].
6.4.1 Allgemeines
1983 erstellten PAULSON et al. [6.45] eine Daten­
Im Bereich der dynamischen Untersuchungen zur
bank mit 12 Versuchsreihen aus der Literatur für
Ermüdungsfestigkeit von Spannstahl sind bis heute
den Zeitraum von 1956 bis 1981 sowie eigenen
zahlreiche Versuche durchgeführt worden.
Versuchsergebnissen. Bei den beschriebenen Ver­
MAGNEL [6.38] hat 1950 vermutlich die ersten suchsreihen handelte es sich um 7-drähtige Litzen,
Spannbetonträger einer dynamischen Belastung welche freischwingend getestet wurden. Diese Da­
ausgesetzt. Das im nachträglich vermörtelten tenbank wurde im Rahmen der hier durchgeführten
Spannkanal liegende Spannglied bestand aus 24 Recherche neu aufgearbeitet (Bild 123). Da die Be­
profilierten Einzeldrähten mit 5 mm Durchmesser. messungswöhlerlinien im DIN-FB 102:2009 ledig­
lich für einbetonierte Spannstähle angegeben sind,
1956 führten BIRKENMAIER und JACOBSON ist ein direkter Vergleich nicht möglich. Freischwin­
[6.23] an der EMPA Zürich ebenfalls einen Versuch gend geprüfter Spannstahl liefert im Allgemeinen
mit einem 8 m langen Spannbetonträger als Plat- höhere Ermüdungsfestigkeiten als Versuche an
einbetoniertem Spannstahl. Dieser Unterschied ist
allerdings bei Spannstahl im sofortigen Verbund
nicht so stark ausgeprägt, da hier einige bedeuten­
de Einflussfaktoren (z. B. Hüllrohrreibung) nicht ge­
geben sind. Daher wird zur Einschätzung die Be­
messungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009 für
Spannstähle im sofortigen Verbund den Versuchs­
ergebnissen gegenübergestellt, welche zudem im
Bild 122: Spannbetonträger von MAGNEL [6.38] Diagramm am höchsten liegen. Es zeigt sich deut­
90

Bild 123: Versuchsergebnisse unterschiedlicher Forscher für Spannstahl im sofortigen Verbund im Zeitraum von 1956-1983 (Daten
aus [6.45])

lich, dass die Versuchswerte bis auf ganz wenige 6.4.2 ABEL (1993)
Ausnahmen oberhalb dieser Bemessungswöhlerli­
nie liegen. ABEL [6.20, 6.19] führte Versuche an 11 vorge­
spannten Plattenbalken durch. Die Versuchsträger
Einschlägige dynamische Untersuchungen im entsprachen vom Aufbau her denen von BÖKAMP
nachträglichen Verbund sind seit etwa Anfang der [6.24] und sollten weitergehende Ergebnisse lie­
80er Jahre bis heute von CORDES/LAPP-EMDEN fern. In 4 dieser Versuchskörper befanden sich kalt­
(1984) [6.25], MÜLLER (1985) [6.42], RIGON/ gezogene Drähte aus St 1470/1670 mit einem
THÜRLIMANN (1985) [6.36], OERTLE/THÜRLI­ Durchmesser von 7 mm. 3 Balken enthielten 9
MANN/ESSLINGER (1987) [6.43], KOCH (1988) Drähte in einem Stahlhüllrohr und ein Balken 11
[6.35], WOLLMANN/YATES/BREEN/KREGER Drähte in einem Kunststoffhüllrohr. In die übrigen
(1988) [6.50], BÖKAMP (1991) [6.24], VOß (1993) 9 Versuchskörper wurden jeweils drei 7-drähtige
[6.48], ABEL (1996) [6.20] und ESKOLA (1996) Litzen mit einem Durchmesser von 0,6” in einem
[6.29] veröffentlicht worden. Kunststoffhüllrohr verwendet.

Des Weiteren führten 2008 MAURER/HEEKE ABEL verglich seine Ergebnisse mit den Bemes­
[6.39] im Rahmen eines Forschungsvorhabens dy­ sungswöhlerlinien nach Eurocode 2 vom Oktober
namische Untersuchungen an Spannstählen aus 1995 und formulierte auf der Grundlage seiner Er­
einer abgerissenen Brücke mit dem Baujahr 1957 gebnisse einen Bemessungsvorschlag. Im Bild 125
durch. ist zusätzlich die heutige Bemessungswöhlerlinie
nach DIN-FB 102:2009 maßstäblich ergänzt wor­
Im Folgenden werden für einige der Untersuchun­
den. Diese liegt etwas oberhalb des Vorschlags
gen die wichtigsten Ergebnisse kurz vorgestellt.
nach ABEL, hüllt aber seine Versuchswerte voll­
Detaillierte Zusammenfassungen dieser Arbeiten
ständig ein.
können ABEL [6.20], ESKOLA [6.29] und EMPEL­
MANN/SENDER [6.28] sowie den Originalberichten
entnommen werden.
91

6.4.3 BÖKAMP (1991)

BÖKAMP [6.24] führte 1990 dynamische Versuche


mit teilweise vorgespannten Plattenbalken mit ge­
krümmten Spanngliedern in Stahlhüllrohren mit
nachträglichem Verbund durch. Die Vorspannung
wurde durch drei Litzen Ø 0,6‘‘ realisiert, die mit spi­
ralgefalzten längsgeschweißten Hüllrohren uman­
telt waren. Die Dauerschwingfestigkeit wurde bei
Erreichen von 2 · 106 Lastspielen festgesetzt. Der
Spannstahl entsprach der Güte St 1570/1770.

Belastet wurde der Balken durch eine dynamische


Einzellast. Die Plattenbalken wurden in Wechsel­
wirkung zwischen dynamischer Beanspruchung
und künstlicher Bewitterung beansprucht. Die Ver­
Bild 124: Versuchsträger von ABEL [6.19]
suchsdurchführung erfolgte mit gleich bleibender
Ober- und Unterspannung oberhalb des Dekom­
pressionsniveaus.

Da Forschungsarbeiten zu dieser Zeit im Wesentli­


chen aus dem englischen Sprachraum bekannt
waren, führte BÖKAMP im Anschluss Zusatzversu-

Bild 127: Versuchsträger von BÖKAMP [6.24], nachträglicher


Verbund

Bild 125: Balkenversuche mit gekrümmten Kunststoffhüllroh­


ren von ABEL [6.19] mit ergänzter Wöhlerlinie nach
DIN-FB 102:2009

Bild 126: Versuchsaufbau von ABEL [6.19]

Bild 128: Spannbettbinder von BÖKAMP [6.24]


92

che mit Spannbettbindern durch. Die hierzu ver­


wendeten Spannstähle entsprachen einer Güte St
1420/1570 mit einem Durchmesser von 7,2 mm,
welche ohne Umlenkung eingebaut wurden.

6.4.4 CORDES/LAPP-EMDEN (1984)

CORDES und LAPP-EMDEN [6.25] führten 1984


an verschiedenen runden glatten Spannstählen
ohne Verbund Untersuchungen mittels Kleinmodell­
versuchen durch (s. Bild 129).
Sie untersuchten Spanndrähte der Güte St 1420/
1570, Ø 12,2 mm und St 1470/1670, Ø 7 mm sowie
7-drähtige Litzen St 1570/1770, Ø 15,3 mm. Die
einzelnen Spannstahlproben wurden in einer
Klemmverbindung mit einem Stück Hüllrohr als
Reibpartner und Einpressmörtel eingebaut und ge­
testet. Als Dauerschwingfestigkeit wurde die
Schwingbreite zugrunde gelegt, die bei 2 · 106 Last-
spielen noch ertragen wurde. Bild 129: Versuchskörper von CORDES et al. [6.25]

Die Prüfung erfolgte in einem Pulsator mit einer


Frequenz von 12,5 Hz, bei einer konstanten Ober­
spannung von σpo = 0,55 · βz.

6.4.5 ESKOLA (1996)

ESKOLA [6.29] führte 1996 Versuche an 4 Platten­


balken durch, in denen lediglich die Hüllrohre vari­
iert wurden (Stahl, Kunststoff). In den Versuchskör­
pern wurden VSL-Mehrlitzenspannglieder verwen­
det. Das Hauptspannglied hatte 19 Litzen mit
Durchmesser 0,6”. Im oberen Teil des Balkens ver­
wendete ESKOLA 2 Spannglieder mit jeweils 4 Lit­
zen mit Durchmesser 0,6” (s. Bilder 130 und 131).

Die Ober- und Unterspannung wurde in allen vier


Versuchen in gleicher Größe angesetzt. Die Steue­
rung der Versuche erfolgte kraftgeregelt mit einer Bild 130: Versuchsaufbau von ESKOLA [6.29]
Belastungsfrequenz von 0,45 Hz bis 0,7 Hz.

Bild 131: Versuchsträger von ESKOLA [6.29]


93

6.4.6 KOCH (1988)

1988 führte KOCH [6.35] einen Dauerschwingver­


such an einem vorgespannten Balken mit zwei Ein­
zellasten durch. Die Bewehrung im Balken bestand
aus 14 Spanndrähten Ø 7 mm (St 1470/1670)
sowie aus 6 Betonstählen Ø 14 mm in der Beton­
zugzone des Trägers. Die Länge des Trägers be­
trug 8 m.

Der Versuchskörper ertrug die 5 · 106 Lastspiele


ohne äußere Schädigungen. Da das Dekompres­ Bild 132: Versuchsstand von KOCH [6.35]
sionsniveau während der Lastwechsel durchfahren
wurde, ist eine genaue Aussage zur Schwingbreite
nicht möglich. Diese lag rechnerisch bei 89 N/mm2.
Ober- und Unterlast wurden als feste Größe ange­
setzt. Anschließend wurde der Versuchskörper sta­
tisch zu Bruch gefahren. Die dynamische Belastung
erfolgte mit einer Frequenz von ca. 2,2 Hz. Nach
Versuchsende wurden die Spanndrähte näher un­
tersucht. Es stellte sich heraus, dass drei Spann­
drähte deutliche ermüdungsbedingte Anrisse durch
Reibkorrosion zeigten.

Bild 133: Versuchsträger (Querschnitt) KOCH [6.35]

Bild 134: Versuchsträger (Längsschnitt) KOCH [6.35]


94

6.4.7 MÜLLER (1985) Die Spannglieder wurden jeweils mit dem kleinsten
Krümmungsradius verlegt. Die Vorspannung wurde
MÜLLER [6.42] beschäftigte sich ebenso wie so eingestellt, dass die Oberspannung bei etwa
CORDES und LAPP-EMDEN mit verschiedenen σo = 0,55 · βz. lag und die Unterspannung oberhalb
Spannstählen und führte freischwingende sowie im des Dekompressionsniveaus lagen.
einbetonierten Zustand Balkenversuche durch. In
seinen Untersuchungen [6.42] verwendete er Auch der Einfluss von Stahl- und Kunststoffhüllroh­
Bündelspannglieder aus drei Litzen St 1570/1770, ren, die er mit und ohne Mörtelfüllung einsetzte,
Ø 15,3 mm, Bündelspannglieder aus drei glatten wurde untersucht. Als Dauerschwingfestigkeit galt
vergüteten Drähten St 1420/1570, Ø 12,2 mm und auch hier die Schwingbreite, welche bei 2 · 106
Einzelspannglieder aus geripptem Gewindestahl Lastwechseln noch ertragen wurde.
St 1080/1230, Ø 26,5 mm.

Bild 135: Versuchsträger von MÜLLER [6.42]


95

Bild 136: Versuchsergebnisse von MÜLLER [6.42]

6.4.8 RIGON/THÜRLIMANN (1985)

RIGON/THÜRLIMANN [6.36] untersuchten 1985


7 Balken mit einbetonierten Spanngliedern aus
Spannlitzen und 8 Balken mit Spanngliedern aus
Spanndrähten. Bei den Spannlitzen wurden je Ver­
suchsträger 4 Litzen mit einem Durchmesser von
0,6” verwendet. Die Spannglieder mit Spanndräh­
ten enthielten jeweils 16 Drähte mit einem Durch­
Bild 137: Längsschnitt des Balkens von RIGON et al. [6.36]
messer von 7 mm. Ein Balken jeder Versuchsserie
wurde mit einem Kunststoffhüllrohr ausgestattet.
Alle übrigen wurden mit Stahlhüllrohren ausgeführt.

Die Versuche wurden mit einer konstanten Ober-


und Unterspannung kraftgeregelt durchgeführt. Als
Abbruchkriterium der Versuche wurde der Zeitpunkt
gewählt, zudem die Hälfte der Drähte gebrochen
war.

RIGON/THÜRLIMANN stellten in ihren Versuchen


fest, dass die Dauerschwingfestigkeit von einge­
bauten Proben deutlich niedriger liegt als die von
freischwingend getesteten Stählen.

Bild 138: Querschnitt des Balkens von RIGON et al. [6.36]


96

6.4.9 OERTLE/THÜRLIMANN/ESSLINGER 6.4.10 VOß (1993)


(1985)
1993 wurden von VOß [6.48] Dauerschwingversu­
OERTLE et al. [6.44] führten Anfang 1985 an 4 Bal­ che an Balken, die mit glatten Spannstählen im
ken (Bild 139) dynamische Untersuchungen durch. nachträglichen Verbund teilweise vorgespannt
Verwendet wurden in 2 Balken 16 Paralleldrähte waren, in zwei Serien durchgeführt. Die eine Bal­
Ø 7 mm und in den zwei übrigen Litzen mit einem kenserie wurde mit glatten Stabspanngliedern Ø 26
Durchmesser von 0,6”. Zudem wurden zwei Balken mm und die andere mit 9 Spanndrähten Ø 7 mm
mit Stahlhüllrohren versehen und zwei mit Kunst­ ausgeführt, welche in Stahlhüllrohren geführt wur­
stoffhüllrohren. Die Balkenform und Abmessungen den. Hierbei wurde jeweils ein Balken der Versuchs­
entsprachen denen von RIGON/THÜRLIMANN serie nicht verpresst. Als Dauerschwingfestigkeit
[6.36]. Die Versuchsbalken wurden baugleich aus­ wurde die Schwingbreite der jeweiligen Spannglie-
geführt. Die Belastungsfrequenz wurde mit 5 Hz
festgelegt.

Zu den 4 Balkenversuchen führten OERTLE et al.


[6.44] an zahlreichen Kleinkörperversuchen (Bild
140) dynamische Untersuchungen durch. Auch
hier wurden die beschriebenen Paralleldrähte
sowie Litzen getestet. Die Belastungsfrequenz er­
folgte in diesen Versuchen mit 8 Hz. Die Durchfüh­
rung erfolgte jeweils mit einer konstanten Ober­
spannung.
Bild 141: Versuchsträger von VOSS [6.48]

Bild 139: Versuchsträger von OERTLE et al. [6.44]

Bild 140: Kleinkörperversuche von OERTLE et al. [6.44]

Bild 142: Schaltplan eines Versuchsträgers [6.48]


97

der zugrunde gelegt, die bei 2 · 106 Lastspielen noch 6.4.12 MULLER/DUX (1994)
ertragen wurde. Die Einzelspannglieder erfüllten die
MULLER und DUX [6.40] führten Anfang der 90er
Anforderung der Stahlgüte St 835/1030 und die Bün­
Jahre dynamische Versuche mit Spannbettbindern
delspannglieder die der Stahlgüte St 1470/1670. Zur
durch. Sie stellten 15 Balken mit gerader Spann­
Durchführung dieser Untersuchungen wurde eine
gliedführung sowie 22 Balken mit einer umgelenk­
konstante Oberspannung angesetzt.
ten Spanngliedführung im sofortigen Verbund her.
Die einzelnen Versuche wurden mit Lastwechseln Verwendet wurden Spannstähle mit 7,9 mm und
oberhalb der Dekompression mit Schwingbreiten 12,7 mm Durchmesser. Die Lage der Umlenkpunk­
zwischen 110 und 130 N/mm2 bei den Einzel­ te wurde in den Versuchen ebenfalls variiert, um
spanngliedern und zwischen 120 und 160 N/mm2 einen Einfluss feststellen zu können. Die Versuche
bei den Bündelspanngliedern durchgeführt. wurden mit einer Prüffrequenz von 5 Hz durchge­
führt.
6.4.11 WOLLMANN et al. (1988)
MULLER und DUX stellten eine deutlich geringere
WOLLMANN/YATES/BREEN/KREGER [6.50] führ­ Ermüdungsfestigkeit bei umgelenkter Spannglied­
ten 1988 an 8 Versuchskörpern dynamische Unter­ führung fest. An den Umlenkstellen der Spannstäh­
suchungen durch. Bei dem verwendeten Spann- le im sofortigen Verbund ist es in den meisten Fäl-
stahl handelte es sich um 7-drähtige Litzen mit
einem Durchmesser von 0,5” und niedriger Relaxa­
tion. Die Spannstähle entsprachen den Spezifika­
tionen des ASTM-A416-Standard. Als Hüllrohre
wurden in 2 Trägern Kunststoffhüllrohre und in den
übrigen 6 Trägern Stahlhüllrohre als Reibpartner
eingebaut. Alle Träger wurden mit einer konstanten
Wechsellast bis zu einem eindeutig feststellbaren
Steifigkeitsabfall dynamisch belastet (Bild 143).

Bild 144: Versuchsträger von MULLER/DUX [6.40] mit Spann-


stählen Ø 7,9 mm

Bild 145: Versuchsträger von MULLER/DUX [6.40] mit Spann-


Bild 143: Versuchskörper von WOLLMANN et al. [6.50] stählen Ø 12,7 mm
98

len zu einem Ermüdungsbruch mit Einfluss der zen. Es konnte bei den entnommenen Proben
Reibkorrosion bzw. Reibdauerbeanspruchung ge­ davon ausgegangen werden, dass die Litzen im
kommen. Bauwerk zuvor keine ermüdungswirksamen Bean­
spruchungen erfahren haben. Die Litzen wurden
gesäubert und in Versuchsträger eingebaut. Jeder
6.4.13 MAURER/HEEKE (2008) der 5 Versuchsträger enthielt ein Spannglied aus
gekrümmtem Stahlhüllrohr und 5 Litzen in nach­
MAURER und HEEKE [6.39] führten von 2008 bis träglichem Verbund. Alle Versuchsergebnisse aus
2010 Versuche an Spannstählen durch. Diese den untersuchten älteren Spannstählen liegen
Spannstähle wurden im Rahmen des Abbruchs oberhalb der Bemessungswöhlerlinie nach DIN-FB
einer Autobahnbrücke entnommen, welche im Jahr 102: 2009.
1957 errichtet wurde. Bei dem entnommenen
Spannstahl handelte es sich um 7-drähtige 3/8-Lit­

Bild 146: Versuchsträger von MAURER/HEEKE [6.39] Bild 147: Versuchsstand von MAURER/HEEKE [6.39]

Bild 148: Versuchsergebnisse von MAURER et al. [6.39]


99

6.5 Vergleich mit den heutigen 2010 erfolgte an der TU Braunschweig im Rahmen
Bemessungswöhlerlinien eines Forschungsvorhabens von EMPELMANN/
SENDER [6.28] eine weitere Zusammenstellung
ABEL [6.20] verglich in seiner Arbeit von 1996 be­ der bislang in der Literatur auffindbaren For­
reits recherchierte Versuche mit der Bemessungs­ schungsergebnisse. Diese wurden von EMPEL­
wöhlerlinie aus dem Model Code 90 von 1993. MANN/SENDER in einer Datenbank aufbereitet
ABEL unterschied in seinem Diagramm zwischen und mit den gültigen Wöhlerlinien der Normen DIN
Hüllrohren aus Bandstahl und Kunststoff. Diese 1045-1, DIN-FB 102 und Eurocode 2 verglichen. In
beiden Diagramme sind in Bild 149 dargestellt und dieser Zusammenstellung wurde zum besseren
durch die gültigen Bemessungswöhlerlinien nach Vergleich der Versuchsergebnisse nach folgenden
DIN-FB 102:2009 ergänzt. Herstellungsarten der Großmodellversuche unter­
schieden:
Es zeigt sich, dass die ausgewerteten Versuchser­
gebnisse fast ausnahmslos über den heute gültigen • nachträglicher Verbund – Kunststoffhüllrohre,
Bemessungswöhlerlinien für Spannstähle in Kunst­
stoff- und Stahlhüllrohren liegen. • nachträglicher Verbund – Stahlhüllrohr,

Bild 149: Vergleich [6.20] der von ABEL recherchierten Versuchsergebnisse an Kleinmodell- und Balkenversuchen mit den zuge­
hörigen Wöhlerlinien des Model Code 90 (1993) und nach DIN-FB 102:2009
100

• sofortiger Verbund – gerade Spanngliedführung, In den Diagrammen (siehe Bilder 151 bis 155) sind
die Ergebnisse der zuvor beschrieben Forschungs­
• sofortiger Verbund – umgelenkte Spannstahl­
arbeiten den Bemessungswöhlerlinien des DIN-FB
führung.
102:2009 gegenübergestellt. Analog zu den Aus­
Des Weiteren stellen EMPELMANN/SENDER wertungen von ABEL zeigt sich, dass für gerade
[6.28] eine übersichtliche Tabelle auf (Bild 150), in Spannglieder im sofortigen Verbund (Bild 153) und
der die Randparameter einiger recherchierter Ar­ Spannstähle im nachträglichen Verbund mit Hüllroh­
beiten aufgeführt sind. Laut EMPELMANN/SEN­ ren aus Stahl (Bild 152) bzw. Kunststoff (Bild 151)
DER geben die dunkelgrau hinterlegten Felder die die Versuchswerte fast ausnahmslos oberhalb der
Untersuchungen mit eindeutigen und aussagekräf­ gültigen Bemessungswöhlerlinien liegen. In einigen
tigen Ergebnissen an. Hellgrau hinterlegte Felder der unterhalb der Bemessungswöhlerlinien liegen­
bezeichnen die Untersuchungen, bei denen das den Versuchswerte (RIGON et al., HELLER) wurde
Dekompressionsniveau durchfahren wurde. Da­ während der dynamischen Belastung das Dekom­
durch sind diese mit Unsicherheiten bezüglich der pressionsniveau durchfahren. Daher ist eine exakte
Schwingbreite und Lastwechsel behaftet. Aussage der Schwingbreite hier nicht möglich.

Bild 150: Auswertung von EMPELMANN/SENDER [6.28] hinsichtlich verwendeter Parameter


101

Bild 151: Vergleich recherchierter Versuchsergebnisse (nachträglicher Verbund – gekrümmte Kunststoffhüllrohre) im Kontext zur
Bemessungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009

Bild 152: Vergleich recherchierte Versuchsergebnisse (nachträglicher Verbund – gekrümmte Stahlhüllrohre) im Kontext zur
Bemessungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009
102

Bild 153: Vergleich recherchierte Versuchsergebnisse (sofortiger Verbund – gerade Spanngliedführung) im Kontext zur Bemes­
sungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009

Bild 154: Versuchsergebnisse von OERTLE et al. [6.44] aus Bild 155: Versuchsergebnisse von OERTLE et al. [6.44] aus
Kleinkörperversuchen (nachträglicher Verbund – ge- Kleinkörperversuchen (nachträglicher Verbund – ge­
krümmte Stahlhüllrohre) im Kontext zur Bemes- krümmte Kunststoffhüllrohre) im Kontext zur Bemes­
sungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009 sungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009
103

Ebenso die Versuchsergebnisse der Kleinmodell­ ständig weiterentwickelt und an neuere Erkenntnis­
versuche von OERTLE et al. [6.44] zeigen, dass se angepasst worden. Die Lastannahmen wurden
diese für gekrümmte Stahlhüllrohre (Bild 154) dem gestiegenen Verkehrsaufkommen angepasst.
sowie gekrümmte Kunststoffhüllrohre (Bild 155) Bedingt durch die Altersstruktur des Brückenbe­
oberhalb der Bemessungswöhlerlinie nach DIN-FB stands ergibt sich eine hohe Anzahl an Bauwerken,
102:2009 liegen. die nicht gemäß den heute geltenden Vorschriften
geplant und gebaut wurden. Diese Bauwerke liegen
jedoch zum Teil im Zuge bedeutender Verkehrswe­
6.6 Zusammenfassung ge und können nicht ohne erheblichen finanziellen
Aufwand und massive Eingriffe in den fließenden
Der Vergleich der recherchierten Versuchsergeb­ Verkehr ertüchtigt oder ersetzt werden. Aus diesem
nisse mit den aktuell gültigen Wöhlerlinien für die Grund ist die Erarbeitung eines Sicherheitskonzep­
Bemessung nach DIN-FB 102:2009 zeigt, dass die tes für bestehende Bauwerke sowie genauerer und
Versuchswerte bis auf wenige Einzelfälle oberhalb erweiterter Nachweisverfahren im Moment Gegen­
der heutigen normgemäßen Wöhlerlinie liegen. stand mehrerer Forschungsprojekte.
Dabei ist festzustellen, dass die Schwingbreiten bei
den Versuchen überwiegend oberhalb des Knick­ Das vorliegende FE-Vorhaben ist als Fortführung
punktes der Wöhlerlinie liegen. Versuche mit zu dem bereits abgeschlossenen Forschungspro­
Schwingbreiten unterhalb des Knickpunktes im Be­ jekt „Konzeption zur Nachrechnung bestehender
reich der Dauerfestigkeit sind aufgrund der sehr Straßenbrücken” [1.1] zu sehen. Im Laufe der Be­
hohen Lastwechselzahlen und der damit einherge­ arbeitung des ersten Forschungsprojekts ergaben
henden langen Versuchsdauer sehr selten. Auf­ sich zusätzliche und weitergehende Fragestellun­
grund der Recherche können die aktuellen Wöhler­ gen, deren genauere Betrachtung hilfreich bei der
linien nach DIN-FB 102:2009 auch zum Nachweis Beurteilung bestehender Bauwerke ist. Im Rahmen
von älteren Beton- und Spannstählen herangezo­ des vorliegenden FE-Vorhabens sollten die The­
gen werden. Eine weitere experimentelle Absiche­ menfelder Sicherheitskonzept für bestehende Bau­
rung des flachen Astes der Wöhlerlinie unterhalb werke, Ansatz historischer Materialfestigkeiten bei
des Knickpunktes im Dauerfestigkeitsbereich wäre der Nachrechnung einschließlich von Kennwerten
allerdings wünschenswert. der Ermüdungsfestigkeit, Beurteilung der Quer­
krafttragfähigkeit bei zu geringer Querkraftbeweh­
Für die Betonstähle zeigte sich, dass die heutigen rung sowie der Einfluss von gegebenenfalls nicht
Bemessungswöhlerlinien auch für den Nachweis vorhandener Mindestbewehrung auf das Sicher­
älterer Stabstähle gegen Ermüdung herangezogen heitsniveau eingehender untersucht werden.
werden können.
Zunächst wurde das den aktuellen Normenwerken
Ebenso lassen sich Betonstahlmatten mit der gülti­ zugrunde liegende semi-probabilistische Sicher­
gen Bemessungswöhlerlinie der DIN 1045-1:2008 heitskonzept mit Teilsicherheitsbeiwerten erläutert.
nachweisen, wenn auch diese im Brückenbau auf­ Hierdurch sollten die Zusammenhänge zwischen
grund der kleinen Stabquerschnittsflächen as und Zuverlässigkeitsindex β, operativer Versagens­
der hohen Ermüdungsanfälligkeit durch vorhandene wahrscheinlichkeit pf, Bezugszeiträumen, charakte­
Schweißpunkte in der Regel nicht eingesetzt wer­ ristischen Werten der Einwirkungen und Widerstän­
den. de sowie den Teilsicherheitsbeiwerten verdeutlicht
werden. Auf der Grundlage dieser theoretischen
Ältere Spannstähle im sofortigen Verbund oder in
Ausführungen konnten anschließend verschiedene
Stahlhüllrohren im nachträglichen Verbund werden
Überlegungen zu angepassten Sicherheitskonzep­
durch die heutigen Bemessungswöhlerlinien nach
ten für bestehende Bauwerke dargestellt und ver­
DIN-FB 102:2009 gut erfasst, sodass diese auch
glichen werden. Grundsätzlich konnten zwei ver­
für eine Nachrechnung verwendet werden dürfen.
schiedene Herangehensweisen zur Herleitung an­
gepasster Teilsicherheitsbeiwerte identifiziert wer­
den. Zum einen besteht die Möglichkeit, Unsicher­
7 Resümee heiten durch Materialprüfungen und Messungen
am Bauwerk zu reduzieren. Dieser Ansatz ist zur­
Seit Beginn des Spannbetonbrückenbaus in zeit schon bei der Erstellung der geplanten Richt­
Deutschland sind die Bemessungsvorschriften linie zur Nachrechnung von Straßenbrücken im Be­
104

stand berücksichtigt. Zum anderen können ökono­ rung und der rechnerische Betontraganteil be­
mische Überlegungen in Verbindung mit der Tatsa­ stimmt. Um den Einfluss unterschiedlicher Sicher­
che, dass bestehende Bauwerke i. d. R. nur noch heitsüberlegungen zu eliminieren und eine Ver­
eine geringe verbleibende Nutzungsdauer haben, gleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten, er­
durchgeführt werden. Die geringere verbleibende folgten die Untersuchungen auf der Grundlage cha­
Nutzungsdauer kann bei diesem Ansatz mit einem rakteristischer Materialkennwerte. Vor allem in den
vorher festgelegten Wert direkt mathematisch be­ auflagernahen Bereichen vorgespannter Träger
rücksichtigt werden. Beide Ansätze können im Ver­ kam es zu stark voneinander abweichenden Ergeb­
gleich mit den Festlegungen der für Neubauten gül­ nissen. Es zeigte sich zum einen, dass die Annah­
tigen Regelwerke zu abgeminderten Teilsicher­ me eines reinen Fachwerkmodells ohne additiven
heitsbeiwerten für die Nachweisführung bei beste­ Betontraganteil im DIN-FB dazu führt, dass auch in
henden Bauwerken führen. den auflagernahen, überdrückten Bereichen ohne
Biegerissbildung rechnerisch Querkraftbewehrung
Um ältere Bauwerke auf der Grundlage heutiger erforderlich wird. Gemäß dem Ansatz nach Model
Nachweiskonzepte nachrechnen zu können, wer­ Code 2010, Level III muss in diesen Bereichen
den charakteristische Werte der Materialeigen­ keine statische Bügelbewehrung angeordnet wer­
schaften benötigt. Es konnte gezeigt werden, dass den. Zum anderen wurde deutlich, dass der DIN-FB
die Kennwerte der Betonstähle aus der Zeit vor das Verhältnis zwischen einwirkender Querkraft
1972 zwar theoretisch als nicht zu unterschreitende und einwirkendem Moment nur geringfügig und in­
Mindestwerte definiert waren, praktisch jedoch direkt über die Änderung des inneren Hebelarms z
auch bereits in diesem Zeitraum als 5%-Quantile zu berücksichtigt. Durch dieses Vorgehen können
verstehen sind. Diese Aussage ist auch auf die vor allem Anschein nach nicht alle Auswirkungen des
1972 zugelassenen Spannstähle übertragbar. Für M/V-Verhältnis auf die Querkrafttragfähigkeit abge­
den Beton aus dem Zeitraum vor 1972 konnte ex­ bildet werden.
emplarisch für die Festigkeitsklassen B 300 und
B 450 gezeigt werden, dass die bei der Druckfes­ Die Nachrechnung vorgespannter Brückenbauwer­
tigkeitsprüfung einzuhaltende Bedingung, dass ke auf der Grundlage des DIN-Fachberichts 102
kein Einzelwert um mehr als 15 % vom geforderten führt häufig zu Defiziten bei der Querkraftbeweh­
Mittelwert abweicht, zur Festlegung einer unteren rung. Daher wurden bereits in einem früheren FE-
Abschätzung der charakteristischen Betondruck­ Vorhaben der BASt Vorschläge zum Ansatz des bei
festigkeit nach heutiger Definition herangezogen der Querkraftbemessung verwendeten inneren He­
werden kann. Über die Angaben in den ursprüng­ belarms z für Spannbetonbauteile gemacht. Zudem
lichen statischen Berechnungen oder auf Plänen wurde gezeigt, dass ein zusätzlicher Betontragan­
können die damals verwendeten Baustoffe identifi­ teil bei Querkraftabtragung über einen „Druckbo­
ziert werden. Anschließend können alle bei der gen” aktiviert werden kann.
Nachrechnung benötigten charakteristischen Mate­
rialkennwerte auf der Grundlage der hier beschrie­ Durch Versuchsnachrechnungen auf der Grundla­
benen Zusammenhänge bestimmt oder aus Tabel­ ge der Dehnungsebenen und nichtlineare Simula­
len und alten Zulassungen entnommen werden. tionsrechnungen mit dem Programmsystem ABA­
Falls aus Materialuntersuchungen etc. jedoch ge­ QUS an Spannbetonversuchsträgen wird der Ein­
nauere Informationen über die tatsächlichen Eigen­ fluss des Druckbogens auf die Größe der erforder­
schaften der Materialien im Bauwerk vorliegen, sind lichen Querkraftbewehrung aufgezeigt. Durch die
diese bei der Nachrechnung zu verwenden. Überlagerung von Fachwerk und Druckbogen fin­
det eine Interaktion von Biege- und Querkraftbean­
Die zurzeit noch nicht einheitliche Berücksichtigung spruchung statt. Mit Hilfe der Simulationsrechnun­
der Momenten-Querkraft-Interaktion bei der Ermitt­ gen erfolgt die Berücksichtigung der Interaktion
lung der aufnehmbaren Querkraft wurde durch Ver­ zwischen Querkraft und Biegung automatisch, d. h.,
gleichsrechnungen nach DIN-Fachbericht 102 und die entlastende Wirkung aus Spanngliedneigung
fib Model Code 2010 aufgezeigt. An einem bei­ und Druckbogen ist in den Berechnungsergebnis­
spielhaften, mit horizontalen Spanngliedern im sen enthalten. Simulationsberechnungen wurden
nachträglichen Verbund vorgespannten Plattenbal­ zunächst durch Nachrechnung repräsentativer Ver­
kenquerschnitt wurden für verschiedene Querkraft­ suche kalibriert. Dazu wurden hier u. a. auch Ver­
laststufen und Momenten-Querkraft-Verhältnisse suche an unbewehrten und bewehrten Betonschei­
jeweils die rechnerisch erforderliche Bügelbeweh­ ben herangezogen. Die Simulation erfolgte mit
105

Volumenelementen für den Beton und Stabelemen­ normgemäßen Beanspruchung im GZT (γG = 1,35;
ten für die Bewehrung. Somit können rechnerische γQ = 1,50) sich ein ausgeprägter Druckbogen ein­
Stahlspannungen mit Messwerten aus den Versu­ stellt, ist der Einfluss des Druckbogens auf die er­
chen verglichen werden. Die kalibrierten nichtlinea­ forderliche Querkraftbewehrung wesentlich. Mit
ren Simulationsberechnungen konnten auf die Si­ einem zusätzlichen Nachweiskriterium für die Be­
mulation der Spannbetonträger übertragen werden. grenzung der Hauptzugspannungen im Beton kann
Die integralen Größen der Versuchsergebnisse der der Druckbogen bei der Nachrechnung von älteren
Spannbetonträger, wie die Last-Verformungs-Kur­ Spannbetonbrücken in Ansatz gebracht werden.
ven, konnten so sehr gut abgebildet werden. Die
gemessenen Bügelspannungen und die beobach­ Da die durchgeführten Untersuchungen sich ledig­
teten Risse aus den Versuchen konnten durch die lich auf den Einfeldträger beziehen, ist die Übertra­
Darstellung der berechneten Bügelspannungen gung der Ergebnisse auf das Tragverhalten eines
und die Darstellung der Hauptdruckspannungen Durchlaufträgers, insbesondere über der Innenstüt­
gemeinsam mit den beobachteten Rissen ebenfalls ze, nur bedingt möglich. Ob diese Erkenntnisse
sehr gut nachvollzogen werden. Die großen Haupt­ sich auch am Durchlaufträger tatsächlich bestäti­
zugspannungen an den Umlenkstellen des Druck­ gen lassen, könnte mit weiteren Simulationsrech­
bogens gaben den Hinweis, dass die Hauptzug­ nungen von Spannbetonversuchsträgern als
spannungen zur Umlenkung des Druckbogens er­ Durchlaufträger gezeigt werden. Leider sind keine
forderlich sind. Damit wird ein zusätzliches Nach­ Versuche an vorgespannten Durchlaufträgern ver­
weiskriterium für die Begrenzung der Hauptzug– fügbar. Daher besteht Forschungsbedarf an Versu­
spannungen im Beton benötigt. chen mit Spannbetonzweifeldträgern, mit denen die
Verhältnisse einer realen Brücke möglichst reali­
Gemäß dem Druckbogenmodell wird in den über­ tätsnah abgebildet werden können.
drückten Auflagerbereichen die Querkraft allein
durch die Vertikalkraftkomponente des Druck- und Die Untersuchungen zur Mindestquerkraftbeweh­
Zuggurtes abgetragen. Lediglich im Bereich der rung ergaben, dass Spannbetonbrücken, welche
hohen Momente, wo sich der Träger auf der Grund­ nach 1966 erbaut wurden und nach damaligem
lage der Dehnungsebenen im ZSt II befindet, stei­ Stand der Technik bzw. nach den damals gültigen
gen die gemessenen Bügelspannungen stark an, Regelwerken bemessen wurden, über eine Min­
was darauf deutet, dass das Fachwerk-Modell hier destquerkraftbewehrung verfügen, die mindestens
dominiert. den heutigen Festlegungen entspricht. Es ist der
Mindestwert für Schubrissbildung im Steg vorge­
Die durchgeführten Untersuchungen zeigen, dass spannter Träger (ρ = 1,6) abgedeckt. Bei Spann­
das jetzige Querkraftbemessungsmodell des DIN- betonbrücken, welche zwischen 1955 und 1966
Fachberichts für vorgespannte Träger „Fachwerk erbaut wurden und nach den Empfehlungen von
mit Rissreibung” besonders in den überdrückten LEONHARDT bemessen wurden, gilt teilweise die­
Bereichen der Dehnungsebenen die Querkrafttrag­ selbe Feststellung. Die nach DIN-FB 102:2009-03
fähigkeit nicht zutreffend beschreiben kann. Erst erforderliche Mindestquerkraftbewehrung bei einer
durch die zusätzliche Berücksichtigung des Druck­ Biegeschubrissbildung (ρ = 1,0) war in den zur Ver­
bogens mit der Vertikalkomponente der geneigten fügung stehenden Beispielbrücken durchgehend
Biegedruckkraft kann das Tragverhalten unter eingehalten.
Querkraftbeanspruchung vollständig beschrieben
werden. Des Weiteren wurden die Auswirkungen von feh­
lender Mindestbewehrung auf den Abbau von
Aus den Untersuchungen geht ebenfalls deutlich Zwangschnittgrößen und das Ankündigungsverhal­
hervor: je kleiner die Laststufe, desto ausgeprägter ten bei einem fortschreitenden Spanngliedausfall
die Wirkung des Druckbogens. Der Verlauf und untersucht. Die Betrachtungen erfolgten mittels
damit der Traganteil des Druckbogens sind ganz of­ nichtlinearer Simulationsrechnungen am Gesamt­
fensichtlich abhängig von der Höhe der Beanspru­ system der Lützelbachtalbrücke. Für eine realitäts­
chung. Bei niedrigen Beanspruchungen dominiert nahe Erfassung der Tragwerkssteifigkeiten wurde
der Tragmechanismus des Druckbogens. Demzu­ das nichtlineare Werkstoffverhalten des Spannbe­
folge geht der Einfluss des Druckbogens mit zu­ tons berücksichtigt. Um die Einflüsse aus fehlender
nehmender Belastung weiter zurück. Da aus Nach­ Mindestbewehrung auf den Abbau der Zwang­
rechnungen von Spannbetonbrücken unter der schnittgrößen aufzuzeigen, wurden Vergleichsrech­
106

nungen mit unterschiedlichen Bewehrungsgraden Bei einigen Fragestellungen wird allerdings noch
durchgeführt. Es konnte gezeigt werden, dass sich weiterer Forschungsbedarf gesehen. Dies betrifft
die Zwangschnittgrößen gleichermaßen stark ab­ insbesondere die Querkrafttragfähigkeit unter Be­
bauen. Damit wurde das in die Nachrechnungs­ rücksichtigung des Traganteils aus der Vertikalkom­
richtlinie aufgenommene Abminderungskriterium ponente des Druckbogens infolge der Vorspannwir­
für Zwangschnittgrößen nach ARNOLD als eine si­ kung. Dieser Traganteil birgt ein erhebliches Poten­
chere Abschätzung für ältere Spannbetonbrücken zial in sich, um noch eine ausreichende Tragsicher­
ohne eine ausreichende Mindestbewehrung verifi­ heit nachweisen zu können für Bauwerke, die im
ziert. In einer weiteren Betrachtung konnte durch Vergleich zum DIN-Fachbericht 102 deutlich zu
die wirklichkeitsnahe Simulation des Tragverhal­ wenig Querkraftbewehrung enthalten. Die bisheri­
tens, trotz nicht gegebenen Ankündigungsverhal­ gen theoretischen Simulationsberechnungen mit
tens, ein duktiles Tragwerksversagen nachgewie­ nichtlinearen Finiten Elementen sowie die verfüg­
sen werden. Dabei wurde ein konzentrierter baren gut dokumentierten Versuchsergebnisse be­
Spanngliedausfall bis zur ersten Ankündigung schränken sich auf Einfeldträger. Es fehlen Versu­
durch Rissbildung in einem Querschnitt zugrunde che an Zweifeldträgern mit entsprechenden Mes­
gelegt, in den übrigen Querschnitten wurden die sungen der Bügelspannungen. Erste Anwendun­
Spannglieder als intakt vorausgesetzt. Für diesen gen des Modells auf bestehende ältere Brücken er­
Fall stellte das vorhandene Umlagerungsvermögen gaben erhebliche Steigerungen der Querkrafttrag­
des Bauwerks eine ausreichende Tragreserve dar. fähigkeit bei Berücksichtigung des Druckbogens.
Allerdings muss dieses Modell für die Verhältnisse
Im Vergleich der recherchierten Ergebnisse aus dy­ an den Innenstützen von Durchlaufträgern noch ex­
namischen Versuchen mit den gültigen Wöhler­ perimentell und theoretisch abgesichert werden.
linien nach DIN-FB 102:2009 zeigte sich, dass für
Betonstähle die heutigen Bemessungswöhlerlinien Langfristig ist die Erarbeitung eines angepassten
auch für ältere Stabstähle herangezogen werden Sicherheitskonzepts für die Bewertung des deut­
können. Ebenso lassen sich Betonstahlmatten mit schen Brückenbestands anzustreben. Die durchge­
der gültigen Bemessungswöhlerlinie der DIN 1045­ führte internationale Literaturrecherche zu Sicher­
1:2008 zuverlässig gegen Ermüdung nachweisen. heitskonzepten sollte zu diesem Zweck erweitert
Bei den Ergebnissen des Spannstahls zeigt sich, werden. Geeignet erscheinende Konzepte können
dass die Versuchswerte bis auf wenige Einzelfälle dann in einem ersten Schritt beispielhaft für ver­
oberhalb der heutigen normgemäßen Wöhlerlinie schiedene Bauwerke angewendet und die Auswir­
liegen. Im Gesamten dominiert hier allerdings die kungen untersucht werden.
Anzahl der Versuche, die mit ihrer Schwingbreite Im Rahmen solcher Untersuchungen ist weiterhin
oberhalb des Knickpunktes der Wöhlerlinie anzu­ zu überprüfen, ob das über viele Jahre empirisch
treffen sind. Versuche mit Schwingbreiten unterhalb entwickelte und im Konsens der Gesellschaft sehr
des Knickpunktes im Bereich der Dauerfestigkeit hoch ausgelegte Sicherheitsniveau für neue Bau­
sind aufgrund der sehr hohen Lastwechselzahlen werke für bestehende Bauwerke abweichend be­
und der damit einhergehenden langen Versuchs­ stimmt werden kann. Hierbei sollten z. B. rationale
dauer sehr selten. Aufgrund der Recherche können Optimierungsbetrachtungen bzw. die Berücksichti­
die aktuellen Wöhlerlinien nach DIN-FB 102:2009 gung des Nutzens von eventuellen Verstärkungs­
auch zum Nachweis von älteren Beton- und Spann- maßnahmen (z. B. auf Grundlage des Lebensqua­
stählen herangezogen werden. Für eine weitere ex­ litätsindex) eingebunden werden. Falls sich bei üb­
perimentelle Absicherung des flachen Astes der lichen Verhältnissen merkliche Unterschiede zum
Wöhlerlinie unterhalb des Knickpunktes im Dauer­ Konzept bei Neubauten ergeben, könnten diese
festigkeitsbereich wird allerdings weiterer For­ dann in entsprechenden Regelungen berücksichtigt
schungsbedarf gesehen. werden.

Durch das vorliegende FE-Vorhaben wurden einige Die Entnahme von Materialproben zur Bestimmung
neue Erkenntnisse gewonnen, die für die Beurtei­ der Druckfestigkeit des Betons stellt einen Eingriff
lung bestehender älterer Spannbetonbrücken hilf­ in die Substanz des Bauwerks dar. Daher sollte die
reich sind und die teilweise ihren Niederschlag im Anzahl auf das Notwendigste beschränkt werden.
1. Entwurf zur Nachrechnungsrichtlinie gefunden Mit einer begrenzten Anzahl an Proben lässt sich
haben. der Mittelwert relativ gut abschätzen. Für die Er­
107

mittlung der Quantilwerte müssen dann die Streu­ Stahlbetonbau. Dissertation, Technische
ungen (Standardabweichung) bekannt sein. In die­ Universität München, 1995
sem Zusammenhang wird ein Forschungsbedarf
gesehen, um Erkenntnisse über die innerhalb eines [2.6] DIN-Fachbericht 102: Betonbrücken. Ausga­
Bauwerks zu erwartenden Streuungen zu gewin­ be März 2009
nen, um mit möglichst wenigen Proben die charak­ [2.7] DIN EN 1992-2: Eurocode 2: Bemessung
teristischen Werte bestimmen zu können. Hierbei und Konstruktion von Stahlbeton- und
kann neben tatsächlichen Untersuchungen an be­ Spannbetontragwerken – Teil 2: Betonbrü­
stehenden Bauwerken vor allem die Auswertung cken – Bemessungs- und Konstruktionsre­
noch vorliegender historischer Daten aus der Mate­ geln; Deutsche Fassung, EN 1992-2:2005
rialprüfung von Nutzen sein. Ausgabe Februar 2007

[2.8] Richtlinie zur Nachrechnung von Straßen­


brücken im Bestand. 15. Fassung, in Bear­
8 Literatur beitung, Stand 23.02.2011

[2.9] The Institution of Structural Engineers:


[1.1] MAURER, R.; ZILCH, K.; DUNKELBERG,
Appraisal of Existing Structures (Third
D.; KOLODZIEJCZYK, A.: Konzeption zur
edition). IStructE, London, Oktober 2010
Nachrechnung bestehender Straßenbrü­
cken. Abschlussbericht zum FE SV.0006/ [2.10] BS 8110: Structural use of concrete. British
2009, Bundesanstalt für Straßenwesen, Ber­ Standards Institution (BSI), London 1985
gisch Gladbach, Juli 2010 Ausgabe 1997
[1.2] DIN-Fachbericht 101: Einwirkungen auf [2.11] MATTHEWS, S. L.: Partial safety
Brücken. Ausgabe März 2009 coefficients used in recent UK codes of
practice for the design of concrete structures
[1.3] DIN-Fachbericht 102: Betonbrücken. Ausga­
and the assessment of existing structures.
be März 2009
Tischvorlage zur fib SAG 7 Sitzung in Gent,
[1.4] Model Code 2010: First complete draft, Belgien, 04./05. November 2010, unveröf­
Volume 1 & 2. International Federation for fentlicht
Structural Concrete (fib), Lausanne, 2010
[2.12] ACI 318M-05: Building Code Requirements
[2.1] DIN 1055-100: Einwirkungen auf Tragwerke for Structural Concrete and Commentary.
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planung, Sicherheitskonzept und Bemes­ Hills, MI, USA, Ausgabe Juni 2005
sungsregeln. Ausgabe März 2001
[2.13] American Association of State Highway and
[2.2] DIN EN 1990: Eurocode: Grundlagen der Transportation Officials: AASHTO LRFD
Tragwerksplanung. Deutsche Fassung, EN Bridge Design Specifications. Customary
1990:2002 + A1:2005 + A1:2005/AC:2010. U.S. Units, 4th Edition, Ausgabe 2007
Ausgabe Dezember 2010
[2.14] VROUWENVELDER, A. C.; STEENBER­
[2.3] ZILCH, K.; ZEHETMAIER, G.: Bemessung GEN, R. D.: Safety philosophy for existing
im konstruktiven Betonbau nach DIN 1045 1 structures and partial factors for traffic loads
(Fassung 2008) und EN 1992-1-1 (Eurocode on bridges. HERON, Jahrgang 55, Heft 2,
2). 2., neu bearbeitete und erweiterte Auf­ 2010, S. 123-139
lage, Berlin, Springer Verlag, 2010
[2.15] VROUWENVELDER, A. C.; SCHOLTEN, N.:
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buch für Bauingenieure. Berlin, Springer Ver­ 2010, S. 62-65
lag, 2001, S. 1-217 bis 1-254
[3.1] DIN 1045: Bestimmungen für Ausführung
[2.5] VISMANN, U.: Zuverlässigkeitstheoretische von Bauwerken aus Stahlbeton. Ausgabe
Verifikation von Bemessungskriterien im März 1943
108

[3.2] DIN 488-1: Betonstahl – Begriffe, Eigen­ [3.14] RÜSCH, H.; RACKWITZ, R.; SELL, R.:
schaften, Werkkennzeichen. Ausgabe April Statistische Analayse der Betonfestgikeit.
1972 DAfStb, Heft 206, Berlin, 1969

[3.3] DIN 1045: Beton- und Stahlbetonbau – Be­ [4.1] DIN-Fachbericht 102: Betonbrücken, Ausga­
messung und Ausführung. Entwurf, Ausga­ be März 2009
be März 1968
[4.2] MAURER, R.; ZILCH, K. et al.: Untersu­
[3.4] DIN 1045: Beton- und Stahlbetonbau – Be­ chungen zur Querkraftbemessung von
messung und Ausführung. Ausgabe Januar Spannbetonbalken mit girlandenförmiger
1972 Spanngliedführung, Bericht zum BASt-FE
29.0244/2009, Juli 2010
[3.5] REHM, G.; REHM, H.: Statistische Metho­
den bei der Qualitätskontrolle von Beweh­ [4.3] Richtlinie zur Nachrechnung von Straßen­
rungsstählen – Teil 1. Betonstein-Zeitung, brücken im Bestand. 15. Fassung, in Bear­
Heft 6, 1968, S. 309-318 beitung, Stand 23.02.2011
[3.6] REHM, G.; REHM, H.: Statistische Metho­ [4.4] Model Code 2010: First complete draft,
den bei der Qualitätskontrolle von Beweh­ Volume 1 & 2. International Federation for
rungsstählen – Teil 2. Betonstein-Zeitung,
Structural Concrete (fib), Lausanne, 2010
Heft 7, 1968, S. 383-387
[4.5] COLLINS, M. P.; MITCHELL, D. et al.: A
[3.8] REHM, G.; REHM, H.: Zur Frage der Prüfre­
general shear design method. ACI Structural
gelungen bei der Qualitätskontrolle von Be­
Journal, Vol. 93, No. 1, Januar 1996, S. 36­
wehrungsstählen. Betonstein-Zeitung, Heft
45
3, 1969, S. 161-167
[4.6] COLLINS, M. P.; RAHAL, K. N.: Background
[3.8] Richtlinie zur Nachrechnung von Straßen­
to the general method of shear design in the
brücken im Bestand. 15. Fassung, in Bear­
1994 CSA-A23.3 standard. Canadian
beitung, Stand 23.02.2011
Journal of Civil Engineering, Vol. 26, No. 6,
[3.9] Spannstähle für Spannbeton nach DIN Dezember 1999, S. 827-839
4227: Vorläufige Richtlinien für die Prüfung
bei Zulassung, Herstellung und Überwa­ [4.7] BENTZ, E. C.; COLLINS, M. P.:
chung. Ausgabe Dezember 1965 Development of the 2004 Canadian
Standards Association (CSA) A23.3 shear
[3.10] DIN EN 206-1: Beton – Teil 1: Festlegung, provisions for reinforced concrete. Canadian
Eigenschaften, Herstellung und Konformität. Journal of Civil Engineering, Vol. 33, No. 5,
Deutsche Fassung EN 206-1:2000, Ausga­ Mai 2006, S. 521-534
be Juli 2001
[4.8] LEONHARDT, F. et al.: Schubversuche an
[3.11] DIN EN 12390-2: Prüfung von Festbeton – Spannbetonträgern. DAfStb, Heft 227,
Teil 2: Herstellung und Lagerung von Probe­ Berlin, 1973
körpern für Festigkeitsprüfungen. Deutsche
Fassung EN 12390-2:2009, Ausgabe [4.9] inca 2: Interactive Nonlinear Cross-Section
August 2009 Analysis Biaxial. Version 2.80 vom Mai
2009, http://www.u-pfeiffer.de/
[3.12] DIN 4227: Spannbeton – Richtlinien für die
Ausführung und Bemessung. Ausgabe Ok­ [4.10] MAURER, R.; ZILCH, K. et al.: Konzeption
tober 1953 zur Nachrechnung bestehender Straßen­
brücken. Abschlussbericht zum FE SV.0006/
[3.13] SCHNELL, J.; LOCH, M.; ZHANG, N.: Um­ 2009, Bundesanstalt für Straßenwesen,
rechnung der Druckfestigkeit von zwischen Bergisch Gladbach, Juli 2010
1943 und 1972 hergestellten Betonen auf
charakteristische Werte. Bauingenieur, [4.11] KUPFER, H.: Das Verhalten des Betons
Jahrgang 85, Heft Dezember 2010, S. 513­ unter mehrachsiger Kurzzeitbelastung unter
518 besonderer Berücksichtigung der zweiachsi­
109

gen Beanspruchung, Heft 229 des DAfStb, [5.13] DIN 1045: Beton- und Stahlbetonbau – Be­
Ernst & Sohn, Berlin 1973 messung und Ausführung. Ausgabe Juli
1988
[4.12] PURAINER, R.; KEUSER, M.: Versuche an
Stahlbetonscheiben und -platten unter Zug­ [5.14] DIN 1045-1: Tragwerke aus Beton, Stahlbe­
beanspruchung, Berichte aus dem Kon­ ton und Spannbeton – Teil 1: Bemessung
struktiven Ingenieurbau 06/3, 2006 und Konstruktion. Ausgabe Juli 2001
[5.1] ARNOLD, A.: Zum Einfluss der Zwangs­ [5.15] DIN 1045-2: Tragwerke aus Beton, Stahlbe­
schnittgrößen aus Temperatur bei Tragwer­ ton und Spannbeton – Teil 2: Beton – Fest­
ken aus Konstruktionsbeton mit und ohne legung, Eigenschaften, Herstellung und
Vorspannung, Technische Universität Dort­ Konformität – Anwendungsregeln zu DIN EN
mund, Schriftenreihe Betonbau 206-1. Ausgabe August 2008
[5.2] DIN-Fachbericht 102: Betonbrücken, Ausga­ [5.16] DIN 4227: Spannbeton – Richtlinien für Be­
be März 2009 messung und Ausführung. Ausgabe Oktober
[5.3] Richtlinie zur Nachrechnung von Straßen­ 1953
brücken im Bestand. 15. Fassung, in Bear­
[5.17] Zusätzliche Bestimmungen zu DIN 4227 für
beitung, Stand 23.02.2011
Brücken aus Spannbeton. Herausgegeben
[5.4] MAURER, R.; ARNOLD, A.: Bemessung vom Bundesministerium für Verkehr und von
von Tragwerken aus Stahlbeton und Spann­ der Hauptverwaltung der Deutschen Bun­
beton für eine kombinierte Beanspruchung desbahn, Ausgabe Februar 1966
aus Last und Biegezwang, Bauingenieur,
[5.18] Richtlinien für Bemessung und Ausführung
Band 84, Oktober 2009
von Spannbetonbauteilen. Herausgegeben
[5.5] Untersuchung zur betontechnologischen vom Bayerischen Staatsministerium des
Bauwerksbeurteilung, IGS Ingenieurgesell­ Innern. Ausgabe Juni 1973
schaft, Herborn, 21.05.2009
[5.19] DIN 4227, Teil 1: Bauteile aus Normalbeton
[5.6] DIN 1072: Straßen- und Wegbrücken; Last- mit beschränkter oder voller Vorspannung.
annahmen, Ausgabe Juni 1952 Ausgabe Dezember 1979

[5.7] Erläuterungen zu DIN 1045-1, DAfStb, Heft [5.20] DIN 4227-1: Spannbeton – Teil 1: Bauteile
525, Beuth Verlag, 2010 aus Normalbeton mit beschränkter oder
voller Vorspannung. Änderung A1, Ausgabe
[5.8] Der Bundesminister für Verkehr, Bau
Dezember 1995
und Stadtentwicklung: Handlungsanweisung
zur Überprüfung und Beurteilung von älte­ [5.21] DIN EN 206-1: Beton – Teil 1: Festlegung,
ren Brückenbauwerken, die mit vergüte­ Eigenschaften, Herstellung und Konformität.
tem spannungsrisskorrosionsgefährdetem Ausgabe Juli 2001
Spannstahl erstellt wurden. Ausgabe
Februar 2010 [5.22] MAURER, R.; ZILCH, K. et al.: Sicherheit
von Spannbetonbrücken. Bericht zum
[5.9] DIN 1045: Beton- und Stahlbetonbau – Bau­
BMVBS-Forschungsvorhaben FE 15.0408/
werke aus Stahlbeton. Ausgabe März 1943
2004/HR, Fassung Juli 2006
[5.10] DIN 1045: Beton- und Stahlbetonbau – Bau­
[5.24] LEONHARDT, F.: Die verminderte Schub­
werke aus Stahlbeton. Ausgabe Juli 1952
deckung bei Stahlbeton-Tragwerken – Be­
[5.12] DIN 1045: Beton- und Stahlbetonbau – Be­ gründung durch Versuchsergebnisse mit
messung und Ausführung, Entwurf. Ausga­ Hilfe einer erweiterten Fachwerkanalogie.
be August 1968 Der Bauingenieur, Jahrgang 40, Heft 1,
Januar 1965, S. 1-15
[5.12] DIN 1045: Beton- und Stahlbetonbau – Be­
messung und Ausführung. Ausgabe Januar [5.24] LEONHARDT, F.: Spannbeton für die Pra­
1972 xis. Ernst & Sohn, Berlin, 1955
110

[5.25] SCHNELL, J.; LOCH, M.; ZHANG, N.: Um­ [6.10] MOSS, D. S.: Axial fatigue of high-yield
rechnung der Druckfestigkeit von zwischen reinforcing bars in air Transport and Road.
1943 und 1972 hergestellten Betonen auf Research Laboratory Supplementary Report
charakteristische Werte. Bauingenieur, Jahr­ 622, 1980
gang 85, Heft Dezember 2010, S. 513-518
[6.11] REHM, G.: Beitrag zum Thema Dauer­
[5.26] MAURER, R.; ZILCH, K. et al.: Konzeption schwingfestigkeit von Betonstahl BSt 500
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brücken. Abschlussbericht zum FE SV.0006/ von Versuchsergebnissen und Einflussgrö­
2009, Bundesanstalt für Straßenwesen, ßen. Prüfstelle für Betonstahl, München
Bergisch Gladbach, Juli 2010
[6.12] REHM, G.; KRUSE, H.: Baustahlgewebe.
[6.1] DIN-Fachbericht 102: Betonbrücken, Ausga­ Berichte aus Forschung und Technik, Dau­
be März 2009 erschwingversuche im Zug-Schwellbereich
mit Baustahlgewebe, aus: KARI-Stahl
[6.2] HAIBACH, E.: Betriebsfestigkeit Verfahren Untersuchungsbericht, Nr. 692620 vom
und Daten zur Bauteilberechnung 3., korri­ 25.09. 1969, Heft 6, Verlag der Bau-Stahl­
gierte und ergänzte Auflage Springer Verlag gewebe GmbH

[6.3] Heft 525: Erläuterungen zur DIN 1045-1, [6.13] RUßWURM, D.; MARTIN, H.: Versuche an
Deutscher Ausschuss für Stahlbeton, 1. Auf­ Stäben und geschweißten Matten aus Stä­
lage 2003, Beuth Verlag ben mit neuartiger Profilierung. Januar
1968, Heft 1, Verlag der Bau-Stahlgewebe
[6.4] Heft 525: Erläuterungen zur DIN 1045-1, GmbH, Düsseldorf-Oberkassel
Deutscher Ausschuss für Stahlbeton, 2. Auf­
lage 2010, Beuth Verlag [6.14] THÜRLIMANN, B.; CANTELI, A. F.; ESS­
LINGER, V.: Bericht – Ermüdungsfestigkeit
[6.5] WEDLER, B.: Vorläufige Richtlinie für quer­ von Bewehrungs- und Spannstählen. Institut
gerippte Betonformstähle (Betonrippen­ für Baustatik und Konstruktion, ETH Zürich,
stahl), Fassung 1960, ergänzend auf dem Nr. 8002 1, Birkhäuser Verlag Basel (ISBN­
Stand der Zulassungen im Jahre 1963, Er­ 3-7643-1613-6)
gänzungen und Erläuterungen zur 7. Aufla­
ge der Bestimmungen des Deutschen Aus­ [6.15] TILLY, G. P.; MOSS, D. S.: Long endurance
schusses für Stahlbeton, Berlin fatigue of steel reinforcement IABSE
Reports, Vol. 37, 1982
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festigkeit zuverlässig und kostengünstig er­ [6.16] TILLY, G. P.: Fatigue testing and
mitteln – Das Interaktive Verfahren, Mate­ performance of steel reinforcement bars.
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Number 1, Page 43-49
[6.7] BLOCK, K.; DREIER, F.: Das Ermüdungs­
verfahren von Dübelverbindungen, Deut­ [6.17] VOGEL, T.; FEHLMANN, P.: Versuche zur
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Beuth Verlag, Berlin 2003 Beton- und Stahlbetonbau 104 (2009), Heft
7, Ernst & Sohn Verlag
[6.8] BINDSEIL, P.; SCHMITT, M. O. A.: Beton-
stähle – vom Beginn des Stahlbetonbaus bis [6.18] WASCHEIDT, H.: Dauerschwingfestigkeit
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[6.9] MAURER, R.; DREIER, F.; MACHOCZEK, Berlin
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111

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Stress Ranges. ACI-Publication, SP41-12, unter Betriebsbedingungen, Schlussbericht,
Vol. 41 1974, S. 279-300 Institutsbericht Nr. 49/98, Institut für Massiv­
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[6.23] BIRKENMAIER, M.; JACOBSEN, W.: Das
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teilweiser Vorspannung, RWTH Aachen, In­ 1965
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[6.34] HELLER, B. E.: Fatigue of pretensioned
[6.25] CORDES, H.; LAPP-EMDEN, M.: Untersu­ concrete beams, University of Texas at
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teilweisen Vorspannungen, Institut für Mas­
teilweise vorgespannten Spannbetonträger,
sivbau, RWTH Aachen, Bericht Nr. 18/88,
Otto-Graf-Institut, Forschungs- und Material­
Juni 1984
prüfungsanstalt Baden-Württemberg, Schrif­
[6.26] CULLIMORE, M. S. G.: The Fatigue tenreihe Heft 80, Stuttgart, 1988
Strength of High Tensile Steel Wire Cable
Subjected to Stress Fluctuations of Small [6.36] RIGON, C.; THÜRLIMANN, B.: Fatigue
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Publications, Seite 49-56, 1972 Zürich, Bericht Nr. 8101-1, 1985

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53 (Part 2), Seite 325-336, 1972 Fritz Engineering Laboratory, Lehigh
University, Progress Report 21, 1959
[6.28] EMPELMANN, M.; SENDER, Chr.: Dauer­
schwingfestigkeit von Spannstählen unter [6.38] MAGNEL, G.: Theorie und Praxis des
dynamischer Beanspruchung im eingebau­ Spannbetons, 3. Auflage, Bauverlag GmbH,
ten Zustand. ISBN 978-3-8167-8424-1. 1956
Fraunhofer IRB Verlag, T3245
[6.39] MAURER, R.; HEEKE, G.: Ermüdungs­
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spannter Betontragwerke, Institut für Bau­ ren Spannbetonbrücke, Abschlussbericht,
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112

[6.40] MULLER, J. F.; DUX, P. F.: Fatigue of Pre­ [6.49] WARNER, R. F.: Probable Fatigue Life of
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Vol. 120, Issue 4, 1994
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hier: Dauerschwingversuche Prüfungsbe­ Bureau of engineering Research, University
richt, Institut für Beton und Stahlbeton, Uni­ of Texas at Austin, Nov. 1988
versität Karlsruhe, 1975

[6.42] MÜLLER, H. H.: Abschlussbericht: Prüfver­


fahren für die Dauerfestigkeit von Spann-
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TU München, Nr. 111, Mai 1985

[6.43] OVERMAN, T. R.; BREEN, J. E.; FRANK, K.


H.: Fatigue Behavior of Pretensioned
Concrete Girders, University of Texas, 1984,
Research Report 300-2F, 354 pp.

[6.44] OERTLE, J.; THÜRLIMANN, B.; ESSLIN­


GER, V.: Versuche zur Reibermüdung ein­
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und Konstruktion, ETH Zürich, Bericht-Nr.
8101-2, 1987

[6.45] PAULSON, C.; FRANK, K. H.; BREEN, J. E.:


A fatigue study of presressing strand,
Research Repot 300-1. Center for
Transportation, Research Bureau of
engineering Research, University of Texas
at Austin, April 1983

[6.46] SLUTTER, R. G.; EKBERG, C. E.: Static


and Fatigue Tests on Prestressed Concrete
Railway Slabs. American Railway
Engineering Association, Proceedings,
pages 1-50, 1959

[6.47] TIDE, R. H. R.; van HORN, D. A.: A


Statistical Study of the Static and Fatigue
Properties of High Strength Prestressing
Strand. Fritz Engineering Laboratory, Lehigh
University, Report 309.2, 1966

[6.48] VOß, K.-U.: Zum Trag- und Verformungsver­


halten von Spannbetonträgern im Zustand II
– Unterschiedliches Verbundverhalten bei
Schwellbeanspruchung, Institut für Baustof­
fe, Massivbau und Brandschutz, TU Braun­
schweig, Heft 111, 1993
113

Schriftenreihe Teil 2: Dokumentation und Erfahrungssammlung mit Brücken aus


wetterfesten Stählen
Teil 3: Erfahrungssammlung über die Dauerhaftigkeit von Brük-
Berichte der Bundesanstalt kenseilen und -kabeln
Hemmert-Halswick  13,00
für Straßenwesen B 46: Einsatzbereiche endgültiger Spritzbetonkonstruktionen
im Tunnelbau
Unterreihe „Brücken- und Ingenieurbau“ Heimbecher, Decker, Faust  12,50

2001 2005
B 28: Erfassung und Bewertung von reaktionsharzgebundenen B 47: Gussasphaltbeläge auf Stahlbrücken
Dünnbelägen auf Stahl Steinauer, Scharnigg  13,50
Eilers  11,00
B 29: Ergänzende Untersuchungen zur Bestimmung der Karbo- 2006
natisierungstiefe und des Chloridgehaltes von Beton
Gatz, Quaas  12,00 B 48: Scannende Verfahren der zerstörungsfreien Prüfung von
Brückenbauwerken
B 30: Materialkonzepte, Herstellungs- und Prüfverfahren für elutions- Holst, Streicher, Gardei, Kohl, Wöstmann,
arme Spritzbetone Wiggenhauser  15,00 ­
Heimbecher  11,00
B 49: Einfluss der Betonoberflächenvorbereitung auf die Haf-
B 31: Verträglichkeit von reaktionsharzgebundenen Dünnbelägen tung von Epoxidharz
mit Abdichtungssystemen nach den ZTV-BEL-ST Raupach, Rößler  13,50
Eilers, Stoll  10,50
B 50: Entwicklung eines Bauwerks-Management-Systems für
B 32: Das Programm ISOCORRAG: Ermittlung von Korrosivitäts- das deutsche Fernstraßennetz, Stufe 3
kategorien aus Massenverlustraten Holst  13,50
Schröder  11,50
B 51: Hydrophobierungsqualität von flüssigen und pastösen
B 33: Bewährung von Belägen auf Stahlbrücken mit orthotropen Hydrophobierungsmitteln
Fahrbahnplatten Panzer, Hörner, Kropf  12,50
Eilers, Sczyslo  17,00
B 52: Brückenseile mit Galfan-Überzug – Untersuchung der
B 34: Neue reaktionsharzgebundene Dünnbeläge als Fahrbahn- Haftfestigkeit von Grundbeschichtungen
beläge auf einem D-Brücken-Gerät Friedrich, Staeck  14,50
Eilers, Ritter  13,00
B 53: Verwendung von selbstverdichtendem Beton (SVB) im
Brücken- und Ingenieurbau an Bundesfernstraßen
2002 Tauscher  14,50
B 35: Bewährung von Brückenbelägen auf Betonbauwerken B 54: Nachweis des Erfolges von Injektionsmaßnahmen zur
Wruck  11,50 Mängelbeseitigung bei Minderdicken von Tunnelinnenschalen
Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann kosten-
B 36: Fahrbahnübergänge aus Asphalt
pflichtig unter www.nw-verlag.de heruntergeladen werden.
Wruck  11,00
Rath, Berthold, Lähner  12,50
B 37: Messung der Hydrophobierungsqualität
Hörner, von Witzenhausen, Gatz  11,00 2007
B 38: Materialtechnische Untersuchungen beim Abbruch der
B 55: Überprüfung des Georadarverfahrens in Kombination
Talbrücke Haiger
mit magnetischen Verfahren zur Zustandsbewertung von
Krause, Wiggenhauser, Krieger  17,00
Brückenfahrbahnplatten aus Beton mit Belagsaufbau
B 39: Bewegungen von Randfugen auf Brücken Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann kosten-
Eilers, Wruck, Quaas  13,00 pflichtig unter www.nw-verlag.de heruntergeladen werden.
Krause, Rath, Sawade, Dumat  14,50
2003 B 56: Entwicklung eines Prüfverfahrens für Beton in der Expo-
sitionsklasse XF2
B 40: Schutzmaßnahmen gegen Graffiti
Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann kostenpflichtig
von Weschpfennig  11,50
unter www.nw-verlag.de heruntergeladen werden.
B 41: Temperaturmessung an der Unterseite orthotroper Fahrbahn- Setzer, Keck, Palecki, Schießl, Brandes  19,50
tafeln beim Einbau der Gussasphalt-Schutzschicht
B 57: Brandversuche in Straßentunneln – Vereinheitlichung
Eilers, Küchler, Quaas  12,50
der Durchführung und Auswertung
B 42: Anwendung des Teilsicherheitskonzeptes im Tunnelbau Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann kostenpflichtig
Städing, Krocker  12,00 unter www.nw-verlag.de heruntergeladen werden.
Steinauer, Mayer, Kündig  26,50
B 43: Entwicklung eines Bauwerks Management-Systems für das
deutsche Fernstraßennetz – Stufen 1 und 2 B 58: Quantitative Risikoanalysen für Straßentunnel
Haardt  13,50 Sistenich  14,50
B 44: Untersuchungen an Fahrbahnübergängen zur Lärmminderung
Hemmert-Halswick, Ullrich  12,50 2008
B 59: Bandverzinkte Schutzplankenholme
2004 Schröder  12,50
B 45: Erfahrungssamlungen: B 60: Instandhaltung des Korrisionsschutzes durch Teiler-
Stahlbrücken – Schäden – wetterfeste Stähle Seile neuerung - Bewährung
Teil 1: Dokumentation über Schäden an Stahlbrücken Schröder  13,50
114

B 61: Untersuchung von Korrision an Fußplatten von Schutz- Teil 4: DIN-FB 104 "Verbundbrücken"
plankenpfosten Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann kosten-
Schröder, Staeck  13,00 pflichtig unter www.nw-verlag.de heruntergeladen werden. ­
B 62: Bewährungsnachweis von Fugenfüllungen ohne Unter- Freundt, Böning, Maurer, Arnold, Gedwien, Müller, ­
füllstoff Schrick, Tappe, Kuhlmann, Rasche, Froschmeier,
Eilers  12,00 Euler, Hanswille, Brauer, Bergmann  29,50 ­
B 78: Bemessung von Wellstahlbauwerken – Vergleich nach den
B 63: Selbstverdichtender Beton (SVB) im Straßentunnelbau
bisherigen und den neuen Richtlinien
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Heunisch, Hoepfner, Pierson (†), Dehn, Orgass, Sint  17,50
Kuhlmann, Günther, Krauss  18,50
B 64: Tiefenabhängige Feuchte- und Temperaturmessung an
B 79: Untersuchungen zur Querkraftbemessung von Spannbe-
einer Brückenkappe der Expositionsklasse XF4
tonbalken mit girlandenförmiger Spanngliedführung
Brameshuber, Spörel, Warkus  12,50
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2009 Maurer, Kiziltan, Zilch, Dunkelberg, Fitik (in Vorbereitung)
B 80: Lautsprecheranlagen und akustische Signalisierung in
B 65: Zerstörungsfreie Untersuchungen am Brückenbauwerk A1
Straßentunneln
Hagen/Schwerte
Mayer, Reimann, Löwer, Brettschneider, Los  16,00
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unter www.nw-verlag.de heruntergeladen werden. B 81: Quantifizierung der Lebensdauer von Betonbrücken mit
Friese, Taffe, Wöstmann, Zoega  14,50 den Methoden der Systemanalyse
Müller, Vogel, Neumann  14,50
B 66: Bewertung der Sicherheit von Straßentunneln
Zulauf, Locher, Steinauer, Mayer, Zimmermann, B 82: Verkehrslastmodelle für die Nachrechnung von Straßen-
Baltzer, Riepe, Kündig  14,00 brücken im Bestand
Freundt, Böning  16,00
B 67: Brandkurven für den baulichen Brandschutz von Straßen-
tunneln B 83: Konzeption zur Nachrechnung bestehender Straßenbrücken
Blosfeld  17,50 Maurer, Kolodziejczyk, Zilch, Dunkelberg  16,00
B 68: Auswirkungen des Schwerlastverkehrs auf die Brücken der B 84: Prüfung des Frost-Tausalz-Widerstandes von Beton mit dem
Bundesfernstraßen – Teile 1-4 modifizierten CDF-Verfahren (XF2)
Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann kostenpflichtig Gehlen, Lowke, Milachowski  15,00
unter www.nw-verlag.de heruntergeladen werden. ­ B 85: Entwicklung von Verfahren einer zuverlässigkeitsbasierten
Kaschner, Buschmeyer, Schnellenbach-Held, Lubasch, Grünberg, Bauwerksprüfung
Hansen, Liebig, Geißler  29,50 ­ Zilch, Straub, Dier, Fischer  19,50
B 69: Berücksichtigung der Belange behinderter Personen bei B 86: Untersuchungen an Bauwerken aus hochfesten Beton
Ausstattung und Betrieb von Straßentunneln Nguyen, Freitag  13,50
Wagener, Grossmann, Hintzke, Sieger  18,50
B 70: Frost-Tausalz-Widerstand von Beton in Brücken und 2012
Ingenieurbauwerken an Bundesfernstraßen
Tauscher  14,50 B 87: Vermeidung von Glättebildung auf Brücken durch die
Nutzung von Geothermie
Feldmann, Döring, Hellberg, Kuhnhenne, Pak, Mangerig,
2010 Beucher, Hess, Steinauer, Kemper, Scharnigg  17,00
B 71: Empfehlungen für geschweißte KK-Knoten im Straßen- B 88: Anpralllasten an Schutzeinrichtungen auf Brücken – Anpas-
brückenbau sung der DIN-Fachberichte "Stahlbrücken" und "Verbundbrücken"
Kuhlmann, Euler  22,50 an endgültige Eurocodes und nationale Anhänge einschließlich
B 72: Untersuchungen zur Dauerhaftigkeit von permanenten Vergleichsrechnungen
Anti-Graffiti-Systemen Kuhlmann, Zizza, Günther  15,50
Weschpfennig, Kropf, von Witzenhausen  13,50 B 89: Nachrechnung von Betonbrücken zur Bewertung der Trag-
B 73: Brand- und Abplatzverhalten von Faserbeton in Straßen- fähigkeit bestehender Bauwerke
tunneln Maurer, Heeke, Kiziltan, Kolodziejczyk, Zilch, ­
Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann kosten- Dunkelberg, Fitik  19,50 ­
pflichtig unter www.nw-verlag.de heruntergeladen werden.
Dehn, Nause, Juknat, Orgass, König  21,00
B 74: Verwendung von Anti-Graffiti-Systemen auf Mauerwerk
Müller  14,00
B 75: Sachstand Verstärkungsverfahren – Verstärken von Beton-
brücken im Bestand
Schnellenbach-Held, Peeters, Scherbaum  13,50 Alle Berichte sind zu beziehen beim:
Wirtschaftsverlag NW
2011 Verlag für neue Wissenschaft GmbH
B 76: Instandsetzung und Verstärkung von Stahlbrücken unter Postfach 10 11 10
Berücksichtigung des Belagssystems D-27511 Bremerhaven
Sedlacek, Paschen, Feldmann, Geßler, Möller,
Steinauer, Scharnigg  17,00
Telefon: (04 71) 9 45 44 - 0
B 77: Anpassung von DIN-Fachberichten "Brücken" an Euro-
Telefax: (04 71) 9 45 44 77
codes Email: [email protected]
Teil 1: DIN-FB 101 "Einwirkung auf Brücken" ¬ Internet: www.nw-verlag.de
Teil 2: DIN-FB 102 "Betonbrücken" ¬
Teil 3: DIN-FB 103 "Stahlbrücken" ¬ Dort ist auch ein Komplettverzeichnis erhältlich.

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