Nachrechnung Von Betonbrücken Zur Bewertung Der Tragfähigkeit Bestehender Bauwerke
Nachrechnung Von Betonbrücken Zur Bewertung Der Tragfähigkeit Bestehender Bauwerke
Nachrechnung Von Betonbrücken Zur Bewertung Der Tragfähigkeit Bestehender Bauwerke
von Betonbrücken
zur Bewertung
der Tragfähigkeit
bestehender Bauwerke
Heft B 89
Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen
Berichte der
Bundesanstalt für Straßenwesen
Brücken- und Ingenieurbau Heft B 89
ISSN 0943-9293
ISBN 978-3-86918-256-8
Nachrechnung
von Betonbrücken
zur Bewertung
der Tragfähigkeit
bestehender Bauwerke
von
Reinhard Maurer
Guido Heeke
Halil Kiziltan
Agnieszka Kolodziejczyk
Konrad Zilch
Daniel Dunkelberg
Birol Fitik
Berichte der
Bundesanstalt für Straßenwesen
Brücken- und Ingenieurbau Heft B 89
B 89
A -Allgemeines
B -Brücken- und Ingenieurbau
F -Fahrzeugtechnik
M-Mensch und Sicherheit
S -Straßenbau
V -Verkehrstechnik
Impressum
Bericht zum Forschungsprojekt FE 15.0490/2010/FRB:
Nachrechnung von Betonbrücken zur Bewertung
der Tragfähigkeit bestehender Bauwerke
Projektbetreuung
Thomas Mayer
Herausgeber
Bundesanstalt für Straßenwesen
Brüderstraße 53, D-51427 Bergisch Gladbach
Telefon: (0 22 04) 43 - 0
Telefax: (0 22 04) 43 - 674
Redaktion
Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Druck und Verlag
Wirtschaftsverlag NW
Verlag für neue Wissenschaft GmbH
Postfach 10 11 10, D-27511 Bremerhaven
Telefon: (04 71) 9 45 44 - 0
Telefax: (04 71) 9 45 44 77
Email: [email protected]
Internet: www.nw-verlag.de
ISSN 0943-9293
ISBN 978-3-86918-256-8
Bergisch Gladbach, September 2012
3
Inhalt
gen Festlegungen abweichen, auf die Zuverlässig überschritten wird, geringer als der Wert, der von
keit bestehender Bauwerke ist nicht Gegenstand 5 % aller Werte in 100 Jahren überschritten wird.
dieses Kapitels.
Grundlage der Bemessung ist der Nachweis, dass
die Beanspruchungen E kleiner als der Widerstand
2.2 Grundlagen R sind. Dabei sind E und R streuende Größen, die
von einer oder mehreren, wiederum streuenden
Im Folgenden werden die theoretischen Grundla Basisvariablen abhängig sind. Durch sicherheits
gen des den heutigen Bemessungsnormen zugrun theoretische Überlegungen kann bei bekannten
de liegenden semi-probabilistischen Sicherheits Verteilungen der Basisvariablen die Wahrschein
konzepts mit Teilsicherheitsbeiwerten kurz aufbe lichkeit bestimmt werden, dass die Einwirkungen
reitet. Die Erläuterungen beziehen sich auf die den Widerstand überschreiten. Im Folgenden wird
rechnerische Nachweisführung im Grenzzustand aus Gründen der Anschaulichkeit davon ausgegan
der Tragfähigkeit (GZT). Ausführliche Darstellungen gen, dass E und R unabhängig voneinander nor
der Hintergründe zur Zuverlässigkeitstheorie und malverteilt sind und je nur von einer Variable ab
zu Sicherheitskonzepten finden sich z. B. in [2.3] hängen. Auf Grundlage dieser Annahme können
und [2.4]. jetzt kurz die Begriffe Versagenswahrscheinlichkeit
pf und Sicherheitsindex β im Sinne der zugehörigen
Die Zuverlässigkeit eines Bauwerks hängt von den Normen [2.1] und [2.2] erläutert werden.
Streuungen der Beanspruchungen und der Wider
stände sowie der Fehler bei Planung, Ausführung Die Verteilungen von E und R sind durch die Lage
und Nutzung ab. Während die durch den Faktor parameter µE und µR (Mittelwerte der Grundge
Mensch verursachten Unsicherheiten bei Planung, samtheit) und ihre Streuungen um den Mittelwert σE
Ausführung und Nutzung nicht durch ein Sicher und σR (Standardabweichungen der Grundgesamt
heitskonzept zu erfassen sind, können die stochas heit) festgelegt. Der Abstand der Mittelwerte µE und
tischen Eigenschaften der Eingangsgrößen der Be µR wird als zentrale Sicherheitszone und der Ab
messung durch probabilistische Verfahren bewertet stand der charakteristischen Werte Ek und Rk wird
werden. Dazu muss eine stochastische Beschrei als nominale bzw. dezentrale Sicherheitszone be
bung der Eingangsgrößen über Verteilungsfunktio zeichnet. Die nominale Sicherheitszone korrespon
nen erfolgen. Häufig verwendete Verteilungen zur diert mit dem Sicherheitsfaktor des früher verwen
Beschreibung der Materialkennwerte sind die Nor deten globalen Sicherheitskonzepts. Bild 1 verdeut
malverteilung oder die log-Normalverteilung sowie licht die Zusammenhänge. Führt man nun die Zu
die Extremwertverteilungen Typ I-III zur Beschrei standsfunktion G = R – E ein, so beschreibt der Be
bung der Maxima von veränderlichen Lasten. Wenn reich der wiederum normalverteilten Größe G < 0
die Verteilung einer Eingangsgröße bekannt ist, den Versagensbereich. Für die Verteilung von G gilt:
können die für die Bemessung benötigten charak
teristischen Werte der Eingangsgröße bestimmt
werden. In der Regel werden für Materialeigen
schaften untere Grenzwerte benötigt, die meist
durch das 5%-Quantil festgelegt sind. Das bedeu Damit entspricht die zentrale Sicherheitszone aus
tet, dass lediglich 5 % aller theoretisch möglichen Bild 1 oben jetzt einem Vielfachen der Standardab
Realisationen der streuenden Größe unterhalb die weichung σG. Dieser Faktor wird als Sicherheitsin
ser Schranke liegen. Für Lasten werden obere dex β bezeichnet. Für β gilt:
Grenzwerte benötigt, hier werden i. Allg. 95%-
Quantile verwendet. Während die Baustoffeigen
schaften i. d. R. als zeitlich invariant angesehen
werden, sind die Angaben zu Lasten i. d. R. vom
betrachteten Zeitraum abhängig. Das bedeutet, Die operative Versagenswahrscheinlichkeit pf ent
dass zusätzlich zur Verteilungsfunktion einer Last spricht der Fläche unter der Dichtefunktion für
auch der betrachtete Zeitraum festgelegt werden G ≤ 0 und ist über die Standardnormalverteilung Φ
muss, um einen Quantilwert bestimmen zu können. direkt mit dem Sicherheitsindex β verknüpft.
Wenn man zum Beispiel das 95%-Quantil eines
Temperaturunterschieds betrachtet, ist der Wert,
der lediglich von 5 % aller Werte in einem Jahr
11
Mindestwert für β
Zuverlässigkeits
klasse Bezugszeitraum Bezugszeitraum
1 Jahr 50 Jahre
RC 3 5,2 4,3
RC 2 4,7 3,8
RC 1 4,2 3,3
Mit steigender Versagenswahrscheinlichkeit sinkt mit dem Sicherheitsindex β verknüpft (siehe Bild 1
der Zuverlässigkeitsindex. Es ist jedoch anzumer oben). Durch Umordnen erhält man:
ken, dass aufgrund der mit zeitlich veränderlichen
verbundenen Eingangsgrößen auf der Einwir
kungsseite die operativen Versagenswahrschein Diese Gleichung drückt aus, dass beim Erreichen
lichkeiten immer nur für einen Bezugszeitraum gel des Grenzzustands G = 0 mit einer vorgegebenen
ten. Z. B. entspricht eine Versagenswahrscheinlich Wahrscheinlichkeit pf der Bemessungswert der Be
keit von pf = 10-6 je Jahr einem Sicherheitsindex anspruchungen Ed gerade gleich dem Bemessungs
von β = 4,75 und eine Versagenswahrscheinlichkeit wert des Widerstands Rd ist. Der Bemessungspunkt
von pf = 10-6 in 50 Jahren einem Sicherheitsindex Ed = Rd spiegelt den Zustand mit der höchsten Ver
von β = 3,83. Die operative Versagenswahrschein sagenswahrscheinlichkeit unter den vorgegebenen
lichkeit entspricht nicht direkt der Häufigkeit eines Eigenschaften von E und R wider. Bei der Bemes
Versagensereignisses, da wie bereits erwähnt die sung wird die Streuung der Beanspruchungen und
Unsicherheiten aus Fehlern bei der Planung, Bau Widerstände durch die Verwendung charakteristi
ausführung und Nutzung nicht im Sicherheitskon scher Werte berücksichtigt, die sich aus dem Mittel
zept erhalten sind. In Tabelle 1 werden die Empfeh wert und der Standardabweichung der jeweiligen
lungen für Mindestwerte der einzuhaltenden Zuver Verteilungen mit den zugehörigen Quantilfaktoren
lässigkeitsindizes nach [2.2] zusammengefasst. Kp,E und Kp,R bestimmen lassen:
Das Einhalten eines vorgegebenen Wertes von β
bei der Bemessung entspricht einem ausreichen
den Abstand der Punkte µG und g = 0 in der Vertei
lung der Zustandsfunktion (siehe Bild 1 unten). Die
ser Abstand wird durch die Standardabweichung Setzt man schließlich die zuvor bestimmten Bemes
σG, und damit durch die Streuungen von E und R sungswerte von Beanspruchung und Widerstand
bestimmt. Für den nichtlinearen Zusammenhang ins Verhältnis zu den charakteristischen Werten, so
zwischen den Streuungen von E und R wird folgen erhält man die Teilsicherheitsbeiwerte γE und γR,
de Linearisierung eingeführt: unter deren Verwendung das eingangs über β defi
nierte Zuverlässigkeitsniveau genau erreicht wird.
2.3.2 Ansatz der Institution of Structural γm “material factor”: Teilsicherheitsbeiwert zur Be
Engineers (UK) rücksichtigung der Unsicherheit der Baustoff
eigenschaft
Die britische Institution of Structural Engineers
(IStructE) hat in [2.9] Vorschläge für abgeminderte fk charakteristischer Wert einer Baustoffeigen
Teilsicherheitsbeiwerte bei der Beurteilung beste schaft
hender Bauwerke gemacht. Grundlage bildet das
Es wird darauf hingewiesen, dass zwar das grund
Sicherheitskonzept nach British Standard 8110:
Structural use of concrete [2.10]. Die vorliegenden legende Sicherheitskonzept der aktuellen Normen
Werte gelten zunächst für Hochbauten, eine sinn vergleichbar ist, die Herleitung der Teilsicherheits
gemäße Übertragung der Ansätze auf Brückenbau beiwerte jedoch unterschiedlich erfolgt sein kann, je
werke ist jedoch denkbar. Die Nachweisgleichung nachdem, welche Unsicherheiten auf der Einwir
des British Standard ist mit der der aktuellen deut kungs- und Widerstandsseite angesiedelt werden.
schen Normen vergleichbar. Grundsätzlich gilt: Daher sollten modifizierte Teilsicherheitsbeiwerte
nur in Verbindung mit der Norm angewendet wer
den, aus der die ursprünglichen Werte stammen.
Eine Übernahme der auf Grundlage des BS 8110
mit hergeleiteten Werte zur Verwendung mit z. B. dem
Ed Bemessunsgswert einer Beanspruchung als DIN-Fachbericht ist also nicht zulässig. Damit ist
Funktion von auch ein direkter Vergleich der ausländischen und
deutschen Teilsicherheitsbeiwerte nicht möglich.
γf1 “load variation factor”: Teilsicherheitsbeiwert zur Anhand des Vergleichs der zu einer Norm gehöri
Berücksichtigung der Unsicherheit der Einwir gen ursprünglichen und modifizierten Teilsicher
kung heitsbeiwerte kann man jedoch ablesen, welche
γf2 “load combination and sensitivity factor”: Kom Größenordnungen von Anpassungen grundsätzlich
binationsbeiwert möglich sind.
γf3 “structural performance factor”: Teilsicherheits Die in [2.11] vorgestellten und in [2.9] veröffentlich
beiwert zur Berücksichtigung von Imperfektionen ten angepassten Teilsicherheitsbeiwerte dürfen an
gewendet werden, wenn gewisse Vorinformationen
Fk charakteristischer Wert einer Einwirkung
über das Bauwerk vorhanden sind und genaue Un
Rd Bemessungswert eines Bauteilwiderstands als tersuchungen am Bauwerk durchgeführt werden.
Funktion von Damit resultieren die modifizierten Teilsicherheits-
Einwirkungsseite
Widerstandsseite
Tab. 2: Beispiele angepasster Teilsicherheitsbeiwerte für bestehende Bauwerke für die Nachrechnung nach BS 8110 [2.11]
15
Niedrige Folgen für Menschenleben und kleine Landwirtschaftliche Gebäude ohne regelmäßigen
CC 1 oder vernachlässigbare wirtschaftliche, soziale Personenverkehr (z. B. Scheunen, Gewächs
oder umweltbeeinträchtigende Folgen häuser)
Mittlere Folgen für Menschenleben, beträchtliche Wohn- und Bürogebäude, öffentliche Gebäude
CC 2 wirtschaftliche, soziale oder umweltbeeinträchti mit mittleren Versagensfolgen (z. B. ein Büro
gende Folgen gebäude)
Hohe Folgen für Menschenleben oder sehr große Tribünen, öffentliche Gebäude mit hohen Versa
CC 3 wirtschaftliche, soziale oder umweltbeeinträchti gensfolgen (z. B. eine Konzerthalle)
gende Folgen
consequence of failure
corresponding
consequence conditional corresponding corresponding
probability of
class loss of human
probability p1 for β (1 year) β (15 years)
failure pf,year
life
loss of human life
CC 1 small 1 · 10-3 1 · 10-2 2,3 1,1
Tab. 5: Maximal zulässige jährliche operative Versagenswahrscheinlichkeit in Abhängigkeit der Schadensfolgeklassen aus [2.14]
partial factors
reference
classification consequence class 2 consequence class 3
period [a]
γG γQ γG γQ
Tab. 7: Angepasste Teilsicherheitsbeiwerte für Brücken unter Eigengewicht und Verkehrslast in Abhängigkeit der Schadensfolge
klassen aus [2.14] (hoher Eigengewichtsanteil)
19
Vorgehen vorgestellt. Hierbei muss beachtet wer aus diesem Grund in den aktuellen Regelwerken
den, dass durch Einführen einer maximalen jähr keine Angaben finden kann. Die historische Ent
lichen Versagenswahrscheinlichkeit verhindert wicklung des Ansatzes der Rechengrößen der Bau
wird, dass sich aufgrund von reinen Wirtschaftlich stoffeigenschaften wird im Rahmen dieses FE-Vor
keitsüberlegungen inakzeptabel hohe Versagens habens durch eine Literaturrecherche aufbereitet.
wahrscheinlichkeiten ergeben. Die zweite Herange Vor dem Hintergrund, dass nicht an jedem beste
hensweise ist in Deutschland noch nicht angewen henden Bauwerk vor der Nachrechnung umfangrei
det worden, da bisher die Forderung nach gleichem che Materialuntersuchungen durchgeführt werden
Zuverlässigkeitsniveau für neue und bestehende können, werden Empfehlungen für die rechnerisch
Bauwerke besteht. Hierzu ist anzumerken, dass ein anzusetzenden charakteristischen Materialkenn-
gleiches Zuverlässigkeitsniveau über alle Bauwer werte in Abhängigkeit der vorhandenen Informatio
ke auch unter Anwendung des aktuellen Sicher nen aus Plänen und ursprünglichen statischen Be
heitskonzepts nicht vorhanden ist. Aufgrund der rechnungen gegeben.
Vereinfachungen bei der Herleitung der Teilsicher
heitsbeiwerte kann lediglich sichergestellt werden,
dass alle Bauwerke ein Mindestzuverlässigkeits 3.2 Betonstahl
niveau einhalten. Je nach Bauwerk können höhere
Zuverlässigkeitsindizes vorliegen als in den Nor Für den Zeitraum 1943-1972, bzw. seit Einführung
men gefordert. An dieser Stelle besteht weiterer der DIN 1045:1943-03 [3.1], sind die geforderten
Forschungsbedarf, um Aussagen über das tatsäch Mindestwerte der wesentlichen Eigenschaften
lich vorhandene Zuverlässigkeitsniveau in beste Streckgrenze, Zugfestigkeit und Mindestbruchdeh
henden Brücken treffen zu können. Wenn festge nung der im Stahlbetonbau gebräuchlichen Stähle
stellt werden kann, dass Brückenbauwerke auf in der DIN 1045 angegeben. Darüber hinaus wer
grund ihrer besonderen Geometrien etc. Reserven den weitere Angaben zur Oberflächenbeschaffen
bezüglich des Sicherheitsindex aufweisen, könnte heit, Schweißbarkeit etc. gemacht. In den älteren
das Vorgehen aus Kapitel 2.3.4 ohne eine Redu Ausgaben der DIN 488 wird lediglich auf die Geo
zierung der zurzeit geforderten β-Werte analog an metrie der Betonstahlerzeugnisse eingegangen.
gewendet werden, um angepasste Teilsicherheits Die generelle Aufteilung der Betonstähle erfolgte
beiwerte herzuleiten. Dabei könnten anstatt der rei anhand der geforderten Mindeststreckgrenzen in
nen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung bei der Festle die vier Gruppen BSt I bis BSt IV. Innerhalb der
gung abgeminderter β-Werte Verfahren zur Opti Gruppen II, III und IV wurde noch nach Stahl a oder
mierung des Nutzens für die Allgemeinheit (z. B. b unterschieden. Stahl a war naturharter Stahl mit
Lebensqualitätsindex nach RACKWITZ) zur An einer ausgeprägten Streckgrenze, Stahl b wurde
wendung kommen. zur Schaffung bestimmter Oberflächen oder zum
Erreichen der geforderten Festigkeiten zusätzlich
kaltverformt. Stahl b besitzt aufgrund der Kaltver
formung keine ausgeprägte Fließgrenze mehr. Aus
3 Beurteilung der diesem Grund wird für solche Stähle die Spannung
Materialeigenschaften bei bei 0,2 % bleibender Dehnung als Streckgrenze
bestehenden Bauwerken β0,2 definiert. Während Betonstahl der Gruppe I
allein aus glattem Rundstahl bestand, waren in der
3.1 Allgemeines Gruppe II glatte und sog. „Formstähle” enthalten.
Als Formstähle gelten sämtliche Betonstähle, deren
Um ältere Bauwerke auf der Grundlage heutiger Oberfläche zur Erzielung eines besseren Verbunds
Nachweiskonzepte nachrechnen zu können, wer verändert wurde. Betonstahl der Gruppe III war
den charakteristische Werte der Materialeigen i. d. R. Formstahl, bis zu einem Durchmesser von
schaften benötigt. Die Materialdefinitionen sowie 26 mm waren jedoch auch glatte Stähle zulässig.
die Konformitätsnachwiese haben sich jedoch in Betonstahl der Gruppe IV kam im Wesentlichen für
der Vergangenheit mehrmals geändert und die Ein geschweißte Betonstahlmatten zum Einsatz. Be
heiten der Materialfestigkeiten wurden umgestellt. tonstähle der Gruppen IIb, III und IV bedurften
Zusätzlich wurden in bestehenden Bauwerken häu immer einer bauaufsichtlichen Zulassung. Diesen
fig Baustoffe verwendet, die heute nicht mehr ge Zulassungen kann z. B. entnommen werden, ob
bräuchlich oder zulässig sind und über die man das betreffende Erzeugnis bei nicht vorwiegend ru
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henden Belastungen verwendet werden durfte, derten Mindestwerten und Quantilwerten: „[…] sind
d. h., ob es im Brückenbau angewendet werden die in den Normen angegebenen Mindestwerte als
konnte. Die Zulassungen enthalten nur Angaben zu Garantiewerte anzusehen, die in keinem Fall bzw.
den Festigkeitseigenschaften, wenn das Erzeugnis […] bei „statistischer” Auswertung nur bei einem
nicht in einer der vier Betonstahlgruppen eingeord höchstzulässigen Anteil (zulässige Fraktile) einer
net wurde. Sonst enthält die Zulassung lediglich die Materialmenge unterschritten werden dürfen.” Zu
Angabe der zugehörigen Betonstahlgruppe. Die sätzlich findet sich folgende Aussage: „Bekanntlich
Mindestwerte der Festigkeitseigenschaften können beträgt der Mindestwert für Stäbe mit Durchmes
dann wie in DIN 1045 angegeben übernommen sern ≤ 18 mm 42 kp/mm2 mit einer zulässigen Frak
werden. Die Zulassungen der Betonstahlerzeugnis tile von 5 %.”
se wurden regelmäßig im Betonkalender abge
druckt. In Tabelle 8 sind die für den Zeitraum 1943 Damit können die in Tabelle 8 aufgeführten Min
1972 gültigen Mindestwerte der Betonstahleigen destwerte der Betonstahleigenschaften der Grup
schaften dargestellt. pen BSt I bis BSt IV als charakteristische Werte in
die Bemessung nach heutigen Normen übernom
Bisher wurde bewusst der Ausdruck Mindestwerte men werden. Die Umrechnung der damals verwen
der Betonstahleigenschaften verwendet. In den deten Einheit kp/mm2 in N/mm2 erfolgte mit dem
Normen vor 1972 finden sich keine Angaben da Faktor 10,0. Wenn darüber hinaus das im nachzu
rüber, ob diese Mindestwerte mit den heute ge rechnenden Bauwerk im Einzelfall verwendete Er
bräuchlichen charakteristischen Werten (i. d. R. zeugnis sicher identifiziert werden kann, wird emp
5%-Quantile) der Baustoffeigenschaften überein fohlen, die zugehörige Zulassung auf zusätzliche
stimmen. Die Verwendung charakteristischer Werte Information bzgl. der Materialeigenschaften (Ermü
(bzw. Nennwerte) im heutigen Sinne findet erst seit dungsfestigkeit etc.) zu prüfen. Die Materialkenn-
der Neuausgabe der DIN 1045 im Jahr 1972 [3.4] werte für den Ermüdungsnachweis sind Gegen
Anwendung. Im Vorfeld der Normenumstellung fan stand ausführlicher Untersuchungen im Kapitel 5.4.
den jedoch vielfältige Untersuchungen auf dem Ge
biet der statistischen Auswertung der Material Ab 1972 sind die geforderten Eigenschaften des Be
eigenschaften statt. Beispielhaft seien hier die Un tonstahls in DIN 488-1 [3.2] festgelegt. Die dort an
tersuchungen von REHM genannt [3.5, 3.6, 3.8]. In gegebenen Werte beruhen auf statistischen Auswer
[3.8] aus dem Jahr 1969 finden sich folgende Aus tungen der Materialeigenschaften und können direkt
sagen bezüglich des Zusammenhangs von gefor in die heutige Bemessung übernommen werden.
Mindestbruch
∅ fyk ftk
Gruppe Bezeichnung dehnung
Sonderbetonstahl II ≤ 18 360
IIb ≥ 500 14
(kaltgereckt) > 18 340
Betonstahl IV
Iva 500 550* 16
(naturhart)
Sonderbetonstahl IV
IVb 500 550* 8
(kaltgereckt) Bewehrungsmatten
Tab. 8: Mindestwerte der Streckgrenze, Zugfestigkeit und Mindestbruchdehnung von Betonstählen im Zeitraum 1943-1972 aus [3.1]
21
Schwellenwert der Festigkeit von 85 % des gefor Mittelwerte der Betondruckfestigkeiten zu errei
derten Mittelwerts als Quantilwert in die Bemessung chen.
zu übernehmen. Dieses Vorgehen ist in der Nach
Zum anderen wird zurzeit versucht, die am MPA der
rechnungsrichtlinie [3.8] erfolgt.
Technischen Universität München noch vorhande
In [3.13] wird versucht, diese Annahme durch Si nen Unterlagen zu Betondruckfestigkeitsprüfungen
mulationen von möglichen Ergebnissen der Druck aus dem Zeitraum vor 1972 zu erfassen und statis
prüfungsserien an drei Würfeln und anschließende tisch auszuwerten. Es liegen hauptsächlich Angaben
statistische Auswertungen der Einzelwerte zu un aus der Eigenüberwachung von Transportbetonher
termauern. Zwar zeigt sich, dass die Annahme von stellern vor, vereinzelt finden sich jedoch auch Un
85 % des geforderten Mittelwerts als charakteristi terlagen zur Fremdüberwachung von großen Inge
scher Wert für die Betonfestigkeit älterer Betone auf nieurbauwerken. Die Erfassung der Daten in einer
der sicheren Seite liegt, es ist jedoch fraglich, in Datenbank ist sehr zeitintensiv, da neben den Er
wiefern die simulierten Werte der möglichen Ergeb gebnissen der einzelnen Prüfungen auch die zuge
nisse von Druckprüfungsserien die damals tatsäch hörigen Zielfestigkeiten, Zementgehalte etc. erfasst
lichen Verhältnisse der Betonherstellung wiederge werden müssen, um später bei der Auswertung eine
ben. An dieser Stelle wird daher versucht, die ge Vergleichbarkeit der jeweils analysierten Daten zu
troffene Annahme bezüglich der charakteristischen gewährleisten. Die Auswertung ausgewählter Werte
Festigkeit der Betone B 300, B 450 und B 600 zeigt jedoch bereits, dass die in der Nachrech
durch vorhandene Daten von wirklichen Druck nungsrichtlinie angenommene charakteristische
festigkeitsprüfungen zu belegen. Druckfestigkeit von 85 % der geforderten Mittelwer
te zulässig zu sein scheint. Bild 4 zeigt beispielhaft
Zum einen kann auf die von RÜSCH und die Ergebnisse der Auswertung von 85 Einzelwerten
RACKWITZ [3.14] im Rahmen der Vorbereitung der aus Druckfestigkeitsprüfungen an einem Beton glei
Normenumstellung im Jahr 1972 erarbeiteten Er cher Zusammensetzung und der angestrebten Be
gebnisse zur „Statistischen Auswertung der Beton tongüte B 300. Unter Annahme einer Normalvertei
druckfestigkeit” zurückgegriffen werden. Im Rahmen lung kann für die vorliegende Stichprobe bei einer
dieser Veröffentlichung wurden Ergebnisse von Be Standardabweichung von 60,5 kp/mm2 und einem
tondruckfestigkeitsprüfungen von mehr als 2.000 Mittelwert von 360,3 kp/mm2 ein 5%-Quantil von
Baustellen auf der ganzen Welt in einer Datenbank 260,9 kp/mm2 bestimmt werden. Dieser Wert liegt
zusammengefasst und statistisch ausgewertet. Die über dem in der Nachrechnungsrichtline angesetz
Daten von 499 Baustellen waren für die statistische ten Wert für einen B 300 von 255,0 kp/mm2.
Auswertung geeignet. Pro Datensatz waren min
Die Verwendung des damals geforderten unteren
destens 30 Einzelwerte von Druckprüfungen an Be
Schwellenwertes für die Abweichung einzelner
ton gleicher Zusammensetzung im Alter von 28 Tag
Druckfestigkeitsprüfwerte scheint aufgrund der bis
en vorhanden. [3.14] enthält eine Aufschlüsselung
her vorliegenden, tatsächlich an älteren Betonen
der untersuchten Datensätze nach Herkunftsland
ermittelten Druckfestigkeiten als untere Abschät
und Baustellenart. Für die hier durchgeführten Be
zung für die in der Bemessung anzusetzende cha
trachtungen waren vor allem die 29 vorhandenen
rakteristische Druckfestigkeit gerechtfertigt. Dem
Datensätze von deutschen Brückenbaustellen aus
entsprechend können für Betone der Klassen B 300
den Jahren 1959-1962 von Interesse. Insgesamt
bis B 600 aus dem Zeitraum 1943-1972 die in Ta
lagen 590 Einzelwerte von Prüfungen an Betonen
belle 9 unter Berücksichtigung der Umrechnungs
mit einer Zielgüte von B 300 und 1.439 Einzelwerte
faktoren für Prüfkörpergeometrie und -lagerung er
von Prüfungen an Betonen mit einer Zielgüte von
mittelten charakteristischen Werte der Druckfestig
B 450 vor. Die mittleren 5%-Quantile aller ausge
keit fck,cyl angenommen werden.
werteten Daten liegen für den Beton B 300 bei 330,6
kp/mm2 und für den Beton B 450 bei 410,8 kp/mm2 fck,cyl
und damit weit über den in der Nachrechnungs Beton
[N/mm2]
richtlinie angesetzten Werten von fW200,k = 255,0 B 300 20,0
kp/mm2 für einen B 300 und fW200,k = 382,5 kp/mm2
B 450 30,0
für einen B 450. Es ist anzunehmen, dass ähnliche
Schlussfolgerungen auch für einen Beton B 600 B 600 40,0
möglich sind. Anscheinend wurde in der Praxis ein Tab. 9: Charakteristische Betondruckfestigkeiten für Betone
hohes Vorhaltemaß angesetzt, um die geforderten aus dem Zeitraum 1943-1972 nach [3.8]
23
3.5 Schlussfolgerungen hen sind. Für den Beton konnte gezeigt werden,
dass die bei der Druckfestigkeitsprüfung einzuhal
In diesem Kapitel erfolgte die Darstellung der histo tende Bedingung, dass kein Einzelwert um mehr
rischen Festlegungen bezüglich der Festigkeits als 15 % vom geforderten Mittelwert abweicht, zur
kennwerte von Betonstahl, Spannstahl und Beton Festlegung einer unteren Abschätzung der charak
mit dem Ziel, Empfehlungen für den Ansatz der bei teristischen Betondruckfestigkeit nach heutiger
der Bemessung nach neuem Normenkonzept be Definition herangezogen werden kann.
nötigten charakteristischen Werte der Baustoff
eigenschaften zu geben. Generell könne der Zeit
raum vor 1972, in dem für Stähle Mindestwerte der
Festigkeiten gefordert wurden und der Beton an
4 Querkrafttragfähigkeit
hand von Mittelwerten der Druckfestigkeit definiert
4.1 Einfluss der Momenten-Querkraft-
war, und der Zeitraum ab 1972, seit dem die Mate
rialeigenschaften für Stahl und Beton als charakte
Interaktion auf den
ristische Werte (meist 5%-Quantile) definiert sind, Querkrafttragwiderstand
unterschieden werden. Die Festigkeiten des Zeit
4.1.1 Allgemeines
raums ab 1972 können unter Beachtung von Um
rechnungsfaktoren für unterschiedliche Prüfkörper Die Nachrechnung vorgespannter Brückenbauwer
geometrien und -lagerungen direkt in die Bemes ke auf der Grundlage des DIN-Fachberichts 102
sung nach heutigen Normen übernommen werden. [4.1] führt häufig zu dem Ergebnis, dass im Bereich
Die Kennwerte aus der Zeit vor 1972 erfordern eine der Nachweisschnitte in der Nähe der Stützen und
differenziertere Betrachtung. Eine Literaturrecher Endauflager keine ausreichende statische Quer
che für den Beton- und Spannstahl hat ergeben, kraftbewehrung vorhanden ist. Aus diesem Grund
dass die Werte aus der Zeit vor 1972 zwar theore wurden bereits in einem früheren Forschungsvor
tisch als nicht zu unterschreitende Mindestwerte haben [4.2] Vorschläge zu einer angepassten Er
definiert waren, praktisch jedoch auch bereits in mittlung des bei der Querkraftbemessung verwen
diesem Zeitraum als 5%-Quantile aus dem Ergeb deten inneren Hebelarms z für Spannbetonbauteile
nis einer statistischen Auswertung der von den Her gemacht. Es besteht jedoch weiterer Forschungs
stellern und von unabhängigen Überwachungsstel bedarf, um zu klären, ob durch diese Anpassung al
len durchgeführten Produktionskontrolle zu verste lein das Schubtragverhalten vorgespannter Träger
ausreichend genau beschrieben wird. In diesem chungen maximal angesetzten Querkräfte theore
Kapitel wird die Fragestellung untersucht, wie bei tisch zu ermöglichen.
verschiedenen Bemessungskonzepten das Verhält
nis der einwirkenden Querkraft zum zugehörigen Die benötigten Kennwerte der verwendeten Bau
einwirkenden Moment erfasst wird. Von besonde stoffe wurden mit den folgenden, charakteristischen
rem Interesse ist, wie die Bereiche, die zwar infolge Werten angesetzt:
der einwirkenden Querkraft eine Bügelbewehrung Beton:
benötigen, jedoch infolge des zugehörigen Mo fck = 30 N/mm2
ments keine Biegerisse aufweisen, in der Bemes
sung behandelt werden. Die Untersuchungen wer Betonstahl:
den durch Berechnungen an einem Beispielquer (Bügel und Längsbewehrung)
schnitt auf der Grundlage der Querkraftbemes fck = 420 N/mm2
sungsansätze nach DIN-Fachbericht 102 ein Es = 200.000 N/mm2
schließlich der Modifikationen der geplanten Nach
rechnungsrichtlinie [4.3] auf der einen Seite und Spannstahl:
des Model Code 2010 [4.4], Level III, auf der ande fp0,1 = 1.225 N/mm2
ren Seite durchgeführt. Der Bemessungsansatz Ep = 205.000 N/mm2
nach DIN-FB beruht auf einem Fachwerkmodell mit Spannglieder:
veränderlicher Druckstrebenneigung. Der Ansatz Ap = 1.402 mm2
nach Model Code beruht auf der Modified Com εv(0) = 3,48 mm/m
pression Field Theory (MCFT), die unter anderem Pm = 1.000 kN
in [4.5, 4.6 und 4.7] ausführlich dargestellt wird. α = 0° (Spanngliedneigung)
Dabei sind
Bild 6: Beispielhafte Darstellung des durch die untersuchten Im Rahmen der eigenen Untersuchungen wird für
M/V-Verhältnisse abgebildeten Bereichs des Versuchs die Lastkombinationen, in denen die Spannglieder
trägers TP3 aus [4.8]
im überdrückten Bereich liegen, der innere Hebel
arm aus der Biegebemessung für das maximal auf
dem Auflager und einem Schnitt in 3 m Abstand vom nehmbare Moment MR,max des Querschnitts ver
Auflager abgebildet. In Bild 6 ist der abgebildete Be wendet. Wenn die Spannglieder im gezogenen Be
reich beispielhaft für den Versuchsträger TP3 aus reich der Dehnungsebene nach Zustand II liegen,
[4.8] eingezeichnet. erfolgt zur Bestimmung des inneren Hebelarms z
Für die festgelegten Laststufen und Momenten gemäß Nachrechnungsrichtlinie eine genaue Er
Querkraft-Verhältnisse wurden anschließend die je mittlung der Hebelarme zs und zp sowie der Kraft im
weils erforderlichen Bügelbewehrungsmengen Betonstahl Fsk und des Kraftzuwachses im Spann-
asw,erf und der vom Beton aufgenommene Anteil der stahl ∆Fpk aus dem Dehnungszustand für die je
Querkraftbeanspruchung VR,c nach DIN-FB 102 weils betrachtete Lastkombination.
einschließlich der Festlegungen der Nachrech Die aufnehmbare Querkraft gemäß Model Code
nungsrichtlinie sowie gemäß Model Code 2010 er 2010 setzt sich additiv aus den Traganteilen des
mittelt. Betons, der Bügelbewehrung und evtl. vorhande
Das grundsätzliche Nachweisformat nach DIN- nen, günstigen Wirkungen der Vorspannung additiv
Fachbericht wird als bekannt vorausgesetzt. An die zusammen.
ser Stelle sollen nur kurz die wichtigsten abwei
chenden Festlegungen der Nachrechnungsricht
linie [4.3] zusammengefasst werden. Der Druck Der Traganteil des Betons wird dabei immer explizit
strebenwinkel θ darf statt der im DIN-FB festgeleg ausgerechnet und in Ansatz gebracht und ist nicht,
ten Untergrenze von 29,7° (cot θ ≤ 7/4) ohne weite wie im DIN-FB, indirekt über eine Modifikation des
re Maßnahmen auf 21,8° (cot θ ≤ 2,5) abgemindert Druckstrebenwinkels berücksichtigt. Bügelbeweh
werden. Wenn der Überbau keine Schubrisse auf rung wird statisch nur erforderlich, wenn die einwir
weist und die planmäßige verbleibende Nutzungs kende Querkraft V den Betontraganteil VR,c über
dauer maximal 20 Jahre beträgt, ist auch eine Ab steigt. Die Komponenten VR,c und VR,s bestimmen
minderung auf 18,4° (cot θ ≤ 3,0) zulässig. Weiter sich zu:
hin enthält der Entwurf der Nachrechnungsrichtlinie
Angaben zur Bestimmung des inneren Hebelarms z
bei der Querkraftbemessung von vorgespannten
und
Bauteilen mit Spanngliedern im nachträglichen Ver
bund. Liegen die Spannglieder im überdrückten Be
reich der Dehnungsebene nach Zustand II infolge
des zum Bemessungswert der Querkraft gehörigen
Biegemomentes, darf für den inneren Hebelarm z
bei der Querkraftbemessung der Wert aus der Bie
gebemessung für das maximale Moment im zuge
hörigen Querkraftbereich verwendet werden. Lie
gen die Spannglieder im gezogenen Bereich der z innerer Hebelarm
Dehnungsebene nach Zustand II, darf der innere
bw Stegbreite
Hebelarm z für die Querkraftbemessung hier ver
einfachend wie folgt angesetzt werden: θ = 29° + 7.000 · εx
26
εx Längsdehnung in halber Querschnittshöhe infol erforderlich. Daraus resultiert eine konstante erfor
ge Vorspannung und zugehörigen einwirkenden derliche Bügelbewehrung auch für den Bereich vor
Moments. der ersten Biegerissbildung im Querschnitt.
Der Model Code enthält eine Näherungsgleichung Gemäß Model Code 2010 wird für die unteren
zur Bestimmung von εx. Im Rahmen des FE-Vorha Querkraftlaststufen keine Bügelbewehrung erfor
bens wurde die Längsdehnung jedoch für jede un derlich (vgl. Bild 8). Bei der Laststufe V =
tersuchte Lastkombination durch eine Iteration der 0,4 · VR,max wird ab einem M/V-Verhältnis von etwa
Dehnungsebene genau bestimmt. Ähnlich wie im 1,25 m erstmals Querkraftbewehrung erforderlich.
DIN-FB fehlen im Model Code genaue Angaben zur Unter dieser Lastkombination überschreitet die ein
Ermittlung des inneren Hebelarms z bei der Quer wirkende Querkraft die nach Model Code vom
kraftbemessung von vorgespannten Bauteilen mit Beton allein aufnehmbare Querkraft. Wenig später
zwei Zuggurten in unterschiedlichen Höhenlagen. setzt die Biegerissbildung ein. Das Verhalten in den
Aus diesem Grund wurde für die Berechnungen unteren Laststufen deckt sich mit der Vorstellung,
nach Model Code der Ansatz für den Hebelarm z dass in den überdrückten Auflagerbereichen die
aus der Nachrechnungsrichtlinie übernommen. Querkraft allein durch den Beton und die günstige
Wirkung der Vorspannung abgetragen wird. Bei
Durch Umformung erhält man die Gleichung für die
erforderliche Bügelbewehrung asw,erf nach Model
Code 2010:
Bild 11: Betontraganteil VR,c nach DIN-FB in Abhängigkeit der Bild 12: Betontraganteil VR,c nach Model Code in Abhängigkeit
Querkraftlaststufe und des M/V-Verhältnisses der Querkraftlaststufe und des M/V-Verhältnisses
ten Spanngliedern, ergibt sich gemäß Nachrech Verhältnis ein absolut höheres Moment als in den
nungsrichtlinie ein konstanter innerer Hebelarm. niedrigen Laststufen. Deswegen findet hier ein frü
Daraus resultiert ein konstanter Betontraganteil. Mit heres Aufreißen des Querschnitts statt und der Ab
Einsetzen der Rissbildung fällt der innere Hebelarm fall der vom Beton aufnehmbaren Querkraft beginnt
erst ab und steigt dann bei höheren Belastungen früher und ist stärker ausgeprägt. Beachtlich ist je
wieder an. Dies spiegelt sich direkt im Verlauf des doch, dass nur in der höchsten Querkraftlaststufe
Betontraganteils wider. und im Bereich des maximalen untersuchten M/V-
Verhältnisses von 3,0 ähnlich geringe Betontragan
Für den Betontraganteil gemäß Model Code erge teile wie nach DIN-FB (Bild 11) erzielt werden. Der
ben sich vollständig andere Zusammenhänge. Die kurze Anstieg der Kurven im Bereich sehr niedriger
Ermittlung von VR,c ist hier über den vom Längsdeh M/V-Verhältnisse in Bild 12 vor dem anschließend
nungsparameter εx abhängigen Vorfaktor kv direkt einsetzenden Abfall der Kurven erklärt sich aus den
mit dem zugehörigen einwirkenden Moment ver Dehnungszuständen im Querschnitt. Wenn kein äu
knüpft. Die günstige Wirkung der Vorspannung wird ßeres Moment einwirkt, wirkt nur das Moment der
ebenfalls über εx erfasst, sodass nicht wie im DIN unten liegenden Vorspannung. Der Querschnitt ist
FB nur ein von der Laststufe unabhängiger, kon vollständig überdrückt mit den höchsten Druckspan
stanter Anteil aus Drucknormalspannungen infolge nungen am unteren Rand. Wenn nun ein äußeres
der Normalkraft eingeht. Vielmehr sind sowohl die Moment aufgegeben wird, entstehen am oberen
Normalkraft infolge Vorspannung wie auch das Vor Rand Druckspannungen und am unteren Rand
spannmoment berücksichtigt. Exzentrisch liegende Zugspannungen. Während des „Umkehrens” der
Spannglieder haben also im Gegensatz zum Vorge Dehnungsebene steigen die günstig wirkenden Stau
hen beim DIN-FB einen anderen Einfluss auf den chungen in halber Querschnittshöhe erst an, bevor
Nachweis als im Schwerpunkt geführte Spannglie ab einem gewissen einwirkenden äußeren Moment
der. In Abhängigkeit der einwirkenden Momente und ein Abfall der Stauchungen und ein Übergang zu un
des damit verbundenen Dehnungszustands in halber günstig wirkenden Zugdehnungen stattfinden.
Querschnittshöhe wird auf die vorhandenen Schub
rissbreiten im Querschnitt geschlossen. Höhere Zug Bild 13 und Bild 14 zeigen einen Vergleich der
dehnungen (höherer positiver Längsdehnungspara Betontraganteile VR,c nach DIN-FB und Model Code
meter εx) bedeuten größere Rissbreiten und damit für verschiedene Querkraftlaststufen. In der niedri
geringere im Riss übertragbare Querkräfte. Mit zu geren Laststufe (Bild 13), in der die einwirkende
nehmendem M/V-Verhältnis nimmt der Betontragan Querkraft 40 % der Druckstrebentragfähigkeit be
teil VR,c also ab. Diese Zusammenhänge sind für trägt, können die Beanspruchungen im Bereich
verschiedene Querkraftlaststufen in Abhängigkeit niedriger M/V-Verhältnisse nach Model Code noch
vom M/V-Verhältnis in Bild 12 dargestellt. Bei den vom Beton allein aufgenommen werden. In diesen
höheren Querkraftlaststufen wirkt bei gleichem M/V- Bereichen wird rechnerisch keine Bügelbewehrung
29
chen die Vertikalkomponenten der geneigten Zug- Wirkung der Vorspannung über eine weitere Min
und Druckgurte eine wesentliche Rolle spielen. derung der Druckdiagonalenneigung erfasst. Die
Rissbilder in vorgespannten Versuchsträgern zei
Nachfolgend werden weitergehende Untersuchun gen aufgrund der zusätzlichen Längsdruckspan
gen zum Einfluss der Vertikalkomponente aus der nungen infolge Vorspannungen eine entsprechend
geneigten Biegedruckkraft auf die Größe der erfor flachere Neigung der Rissverläufe bis hin zu etwa
derlichen Querkraftbewehrung durch Nachrech 30°. Der Traganteil der Rissreibung wird auch hier
nung von Versuchen und Simulationsberechnun durch eine zusätzliche Neigungsminderung der
gen an Spannbetonversuchsträgern durchgeführt. Druckdiagonalen im Steg berücksichtigt (Bild 16).
Dadurch ist die Neigung Θ der Druckstrebenkräfte
4.2.2 Ausgangszustand im Fachwerkmodell kleiner als die Schubrissnei
gung βr.
Das Tragmodell für die Querkrafttragfähigkeit ist
primär auf der Grundlage von Stahlbetonbalken Bei veränderlicher Querschnittshöhe und bei ge
entwickelt worden. Es besteht aus einem parallel neigter Spanngliedführung wird in den Nachweis
gurtigen Fachwerk mit Rissreibung. Der Traganteil formaten des DIN-Fachberichts 102 die vom Steg
aus der Rissreibung wird über rechnerisch flacher aufzunehmende Querkraft VEd vermindert um die
als die Rissneigung (etwa 40°) geneigte Druckdia Vertikalkomponenten der geneigten Zug- und
gonalen erfasst. Dieses Tragmodell wurde auf Druckgurte (Bild 17).
Spannbeton übertragen. Dabei wird die günstige
Bild 16: Mechanisches Modell der Querkrafttragfähigkeit für Spannbeton (DIN – FB 102): „Parallelgurtiges Fachwerk mit Rissrei
bung”
Bild 17: Traganteile bei veränderlicher Querschnittshöhe und bei geneigter Spanngliedführung
31
Durch die unterschiedlich großen Momente ändern Auf diese Weise würde das Tragmodell des „paral
sich die Höhe der Druckzone und der Randabstand lelgurtigen Fachwerks mit Rissreibung” mit dem
der Betondruckkraft aus Biegung und Vorspannwir Druckbogen-Modell überlagert.
Bild 18: Druckbogen, Bestimmung der Neigung der Wirkungslinie der Betondruckkraft
Die bisher bekannten Traganteile, die den Quer zogen auf die Betonstahlbewehrung mit z = zs an
krafttragwiderstand bei konstanter Querschnittshö gesetzt werden kann. Hier werden nun die Versu
he bilden, che mit dem Ziel ausgewertet, den Einfluss des
„Druckbogens” auf die erforderliche Querkraftbe
• Fachwerk (VRsw),
wehrung aufzuzeigen.
• Rissreibung (VR,c),
Bild 20 zeigt die Rissbilder im Bruchzustand mit un
• Vertikalkomponente bei schräger Spannglied terschiedlicher Spanngliedführung und unter
führung (Vp), schiedlicher Höhe der Querkraftbewehrung. Die zu
gehörigen Festigkeitswerte der Baustoffe sind aus
würden damit erweitert werden um den Traganteil
der Tabelle 10 zu entnehmen.
• Druckbogen (Vcc).
Bei der Beurteilung der beiden sich überlagernden
Im Weiteren wird es darum gehen zu zeigen, dass Tragmechanismen Druckbogen und Fachwerk
der Tragmechanismus des „Druckbogens” nicht spielen die bei verschiedenen Laststufen gemesse
etwa in den bisherigen Traganteilen des „Fach nen Bügelspannungen eine wesentliche Rolle. Der
werks mit Rissreibung” enthalten ist, sondern einen Bereich der ausgeprägten Fachwerkwirkung lässt
zusätzlichen Traganteil bildet. sich durch die Bügelspannungen erkennen (vgl.
Bild 21). Ein weiteres Indiz für den Wirkungsbereich
Dazu werden nachfolgend gegenüber dem voran
des Fachwerks lässt sich aus der Kraftänderung im
gegangenen FE-Vorhaben der BASt [4.2] weiterge
Spannglied ableiten, die sich aus der horizontalen
hende Auswertungen an den Spannbetonträgern,
Abstützung der Druckstreben ergibt (DFp > 0). Hin
die 1972 an der Universität Stuttgart experimentell
gegen sind für die Aktivierung des Druckbogens
untersucht wurden, vorgenommen. Schließlich wird
weder Bügel noch Änderungen der Spanngliedkraft
das Konzept zusätzlich durch numerische Simulati
(DFp = 0) erforderlich.
onsberechnungen überprüft.
Aus Bild 21 gehen die Bereiche mit den unter
schiedlichen Tragmechanismen Fachwerk und
4.2.4 Auswertung und Nachrechnung der
Versuche Druckbogen deutlich hervor. Beispielhaft ist für die
Laststufe F = 1.600 kN der auf der Grundlage der
Eine Auswertung der Versuchsträger TG1, TG2 und Dehnungsebenen ZSt II berechnete Druckbogen
TP3 [4.8] wurde bereits in [4.2] vorgenommen. den beobachteten Rissen bei der zugehörigen
Darin konnte gezeigt werden, dass der innere He Laststufe gegenübergestellt. Dabei ist die Null
belarm z bei den Querkraftnachweisen für die Be linienlage als Begrenzungslinie zwischen den grau
reiche, in denen das Spannglied im überdrückten en und weißen Flächen dargestellt. Im hellen gezo
Bereich der Dehnungsebenen nach ZSt II liegt, be genen Bereich entwickeln sich die geneigten Risse
aus Biegerissen. Die gemessenen Bügelspannun diesen Bereich. Da in diesem Bereich der Druck-
gen erreichen nur hier große Werte. Die kontinuier und Zuggurt horizontal verlaufen, trifft hier der Trag
liche Änderung der Spanngliedkraft, die auf der mechanismus eines parallelgurtigen Fachwerks
Grundlage der Dehnungsebenen ZSt II rechnerisch eindeutig zu. Die übrigen Bereiche zu den Aufla
ermittelt wurde, beschränkt sich ebenfalls nur auf gern hin sind, wie man durch die grauen Flächen
Bild 21: TP3-Versuchsträger mit unten liegender Spanngliedführung, Laststufe F = 1.600 kN. Gegenüberstellung: Druckbogen,
Risse, gemessene Bügelspannungen, Spanngliedkraftverlauf
34
Bild 22: TG2-Versuchsträger mit zu den Auflagern hin hochgezogener Spanngliedführung, Laststufe F = 1.600 kN. Gegenüberstel
lung: Druckbogen, Risse, gemessene Bügelspannungen, Spanngliedkraftverlauf
Bild 25: TP3, Bereiche mit den unterschiedlichen Tragmechanismen, Verlauf des Zug- und Druckgurtes
werk mit Rissreibung” beteiligt, Vcc = 0, Vp = 0 (Bild einen klei-nen Beitrag bei der Querkraftabtragung.
25). Die Bügel müssten hier demnach die gesamte Daneben liefert der Druckbogen wesentliche Trag
Querkraft tragen, VR = VRsw. Kann die Querkraft anteile durch die starke Neigung in seinem Verlauf.
beanspruchung nicht vollständig durch die Bügel Die konstante Spanngliedkraft und die fehlenden
aufgenommen werden und verbleibt ein Anteil, so Bügelspannungen weisen darauf hin, dass sich
wird dieser der Rissreibungskraft zugerechnet, das Fachwerk hier nicht ausbildet. Bild 25 zeigt die
erf Vcr = VR – VRsw. Zu den Auflagern hin setzt die Bereiche mit den unterschiedlichen Tragmechanis
Umlenkung des Druckgurtes ein, folglich über men.
nimmt seine Vertikalkomponente einen Teil der
Querkraft. Noch weiter zu den Auflagern hin, im un Bild 26 zeigt im mittleren Feldbereich zwischen den
mittelbaren Auflagerbereich, wird das Spannglied Querschnittsnummern 107links und 107rechts, dass
leicht hochgezogen und leistet dadurch zusätzlich die Bügel nicht die gesamte Querkraft aufnehmen
36
können. Es verbleibt eine Resttragfähigkeit, die Für die Überprüfung der Allgemeingültigkeit dieser
der Rissreibung zugewiesen wird (erf Vcr). Verläuft Überlegungen wird der Träger TG2 mit gleicher
der Druckgurt annähernd horizontal, entspricht der Ausführung – bis auf die zu den Auflagern hin
Betrag der Resttragfähigkeit genau dem Mittelwert hochgezogenen Spanngliedern – betrachtet (Bild
der Rissreibung gemäß DIN-Fachbericht 102 27).
(erf Vcr = Vcr,m mit Vcr,m = 2,0 VRd,c). Das Nach
weisformat des DIN-Fachberichts 102, Fachwerk Der Fachwerk-Bereich (103links-103rechts), in dem
mit Rissreibung, beschreibt das Tragverhalten in der Querkraftwiderstand ohne den Tragmechanis
diesem Bereich zutreffend. Weitet man diesen Be mus des Druckbogens bereits gegeben ist, ist
reich aus bis zu den Schnitten 105, nehmen die hier ausgeprägter. Der Druckbogen-Bereich be
Bügelspannungen ab. Der Druckbogen übernimmt schränkt sich hier nur auf die Bereiche zwischen
nun Traganteile. Allerdings könnten die Tragantei den Querschnitten 100 bis 103. Auch bei diesem
le hier immer noch vom Fachwerk mit Rissreibung Träger liefert der Druckbogen im überdrückten
allein geliefert werden. Der Bereich, der sich auf Bereich mit dem Traganteil der Vertikalkomponen
der Grundlage der Dehnungsebenen im ZSt II be te des Spannglieds die Gesamtquerkrafttragfähig
findet zwischen den Querschnitten 105links und keit.
105rechts, wird daher im Folgenden als Fachwerk-
Bereich bezeichnet. In diesem Bereich kann mit Vermindert man die Höhe der Bügelbewehrung bei
der empirischen Formel der Rissreibung der Trag sonst gleich bleibender Ausführung und Laststufe
mechanismus des Druckbogens offensichtlich (TG1, F = 1.600 kN), steigt der Traganteil der Riss
kompensiert werden. Im überdrückten Bereich des reibung im Fachwerk-Bereich. Die inneren Kräfte
Spannglieds zwischen den Querschnitten 100 bis lagern sich hier um. Die Verteilung der Bereiche
105 liefert der Druckbogen mit dem kleinen Trag und der Traganteil des Druckbogens bleiben un
anteil der Vertikalkomponente des Spannglieds verändert (Bild 28).
die Gesamtquerkrafttragfähigkeit alleine. Daher
werden die für das Spannglied überdrückten Be Je kleiner die Laststufe, desto ausgeprägter ist die
reiche im Folgenden als Druckbogen-Bereich be Wirkung des Druckbogens ( Bild 29 bis Bild 32) Der
zeichnet. Verlauf und damit der Traganteil des Druckbo-.
37
gens sind ganz offensichtlich abhängig von der Aus der Nachrechnung einer Spannbetonbrücke
Höhe der Beanspruchung. stellte sich unter der normgemäßen Beanspru
chung im GZT (γG = 1,35; γQ = 1,50) der in Bild 33
dargestellte, ausgeprägte Druckbogen ein.
38
Bild 33: Druckbogen aus der Nachrechnung einer bestehenden Spannbetonbrücke im GZT (γG = 1,35; γQ = 1,50)
40
4.2.5 Numerische Simulationsberechnungen tens wurde das im Programm zur Verfügung ste
hende Werkstoffmodell „concrete damaged
Während bei den bisherigen Betrachtungen die plasticity” verwendet. Das Modell basiert auf
Nachweise für Biegung und Querkraft getrennt be Kopplung von Plastizitätstheorie und Schädi
trachtet wurden, erfolgt bei der Simulation die Be gungstheorie. Neben plastischen Verzerrungen
rücksichtigung der Interaktion zwischen Querkraft kann hier auch für die Definition des Nachbruch
und Biegung automatisch, d. h., die entlastende bereichs sowohl auf der Druck- als auch auf der
Wirkung aus Spanngliedneigung und Druckbogen Zugseite die Degradation der elastischen Steifig
ist in den Berechnungsergebnissen enthalten. keit berücksichtigt werden. Die Fließbedingung für
Nichtlineare Simulationsberechnungen müssen zu den Beton wird aus den Bruchtheorien nach
nächst durch Nachrechnung repräsentativer Versu RANKINE und nach DRUCKER-PRAGER zusam
che kalibriert werden. Dazu wurden hier u. a. auch mengesetzt (Bild 36).
Versuche an unbewehrten und bewehrten Stahl Wie zahlreiche weitere Versuchsnachrechnungen
betonscheiben verwendet. belegen, kann mit dem hier verwendeten wis
Zunächst wurden für den ungerissenen Zustand senschaftlichen nichtlinearen FEM-Programm
die bekannten Kupfer-Versuche von 1973 [4.11] ABAQUS das Tragverhalten von Stahlbeton- und
herangezogen, die an unbewehrten Betonschei Spannbetonbauteilen zutreffend abgebildet werden.
ben unter zweiachsiger Beanspruchung durchge
Nach der Kalibrierung des FEM-Modells wurden die
führt wurden (Bild 34). Für die Kalibrierung der
Träger TG1, TG2 und TP3 modelliert (Bild 37).
Rissbildung wurden die Zugversuche an Stahlbe
tonscheiben von PURAINER (2006) [4.12] nach
gerechnet (Bild 35). Die Simulation der Beton-
scheiben erfolgte mit dem Programmsystem
ABAQUS mit Volumenelementen für den Beton
(Typ C3D8R) und Stabelementen für die Beweh
rung (Typ T3D2). Aufgrund der kraftgesteuerten
Berechnung unter Einbezug des nichtlinearen Ma
terialverhaltens mit dem abfallenden Ast im Nach
bruchbereich ist hier das Bogenlängenverfahren
(arc length) verwendet worden, welches die Simu
lation auch des entfestigenden Nachbruchverhal
tens erlaubt. Zur Modellierung des Materialverhal-
Bild 41: TG1, fctm = 3,8 MN/m2, Laststufe 1.600 kN, Vergleich Versuch/FEM, Rissbild und Bügelspannung
Bild 42: TG2, fctm = 2,9 MN/m2, Laststufe 1.600 kN, Vergleich Versuch/FEM, Rissbild und Bügelspannung
Bild 43: TP3, fctm = 4,8 MN/m2, Laststufe 1.600 kN, Vergleich Versuch/FEM, Rissbild und Bügelspannung
43
Bild 44: TG2, fctm = 2,9 MN/m2, Laststufe 1.000 kN, Vergleich Versuch/FEM, Rissbild und Bügelspannung
Bild 45: TG2, fctm = 2,9 MN/m2, Laststufe 1.200 kN, Rissbild Versuch/FEM, Bügelspannungen Versuch/FEM
Bild 46: TG2, fctm = 2,9 MN/m2, Laststufe 1.400 kN, Rissbild Versuch/FEM, Bügelspannungen Versuch/FEM
44
Bild 47: TP3, fctm = 4,8 MN/m2, Laststufe 1.000 kN, Vergleich Versuch/FEM, Rissbild und Bügelspannung
Bild 48: TP3, fctm = 4,8 MN/m2, Laststufe 1.200 kN, Vergleich Versuch/FEM, Rissbild und Bügelspannung
Bild 49: TP3, fctm = 4,8 MN/m2, Laststufe 1.400 kN, Vergleich Versuch/FEM, Rissbild und Bügelspannung
45
Für eine weitere Veranschaulichung des Tragver- spannungen sind gemeinsam mit den beobachte
haltens werden die Hauptspannungstrajektorien ten Rissen überlagert dargestellt. So kann man
dargestellt (Bild 50 bis Bild 53). Die Hauptdruck- leicht erkennen, dass die Richtung der Hauptdruck-
Bild 50: TP3 fctm = 4,8 MN/m2, F = 1.000 kN, Hauptdruckspannungen/Rissbild (oben) und Hauptzugspannungen/Druckbogen
(unten) sowie Bügelspannungen (Mitte)
Bild 51: TP3 fctm = 4,8 MN/m2, Laststufe 1.200 kN, Hauptdruckspannungen/Rissbild (oben) und Hauptzugspannungen/Druckbogen
(unten) sowie Bügelspannungen (Mitte)
46
spannungen mit der Richtung der Rissverläufe sehr rechnung der Dehnungsebenen nach ZSt II mit auf
gut übereinstimmt. In der Darstellung der Haupt- geführt. Zudem sind die zugehörigen Bügelspan
zugspannungen ist der Druckbogen aus der Be- nungen mit ausgegeben. An den Stellen, wo die
Bild 52: TP3 fctm = 4,8 MN/m2, F = 1.400 kN, Hauptdruckspannungen/Rissbild (oben) und Hauptzugspannungen/Druckbogen
(unten) sowie Bügelspannungen (Mitte)
Bild 53: TP3 fctm = 4,8 MN/m2, F = 1.600 kN, Hauptdruckspannungen/Rissbild (oben) und Hauptzugspannungen/Druckbogen
(unten) sowie Bügelspannungen (Mitte)
47
Bügel zum Fließen kommen, nehmen die Haupt Zur Studie des Einflusses der Betonzugfestigkeit
zugspannungen hohe Werte an (z. B. Bild 53, werden weitere numerische Berechnungen mit ver
Schnitt 106-109). Die Abhängigkeit des Druckbo minderten Zugfestigkeiten des Betons durchge
gens vom Beanspruchungsniveau spiegelt sich führt.
auch im Verlauf der Hauptzugspannungen wider.
Auffallend sind die hohen und steil gerichteten Bild 54 zeigt den Vergleich der Lastverformungs
Hauptzugspannungen an den Umlenkbereichen kurven aus dem Versuch TG1 mit der FEM-Berech
des Druckbogens. Die großen Hauptzugspannun nung auf der Grundlage verminderter Betonzugfe
gen, die unmittelbar mit der Umlenkung im Zusam stigkeiten.
menhang stehen, sind eingekreist.
Die berechneten Lastverformungskurven weichen
Die Darstellungen in den Bildern 50 bis 53 enthal mit zunehmender Minderung der Betonzugfestig
ten Hauptspannungen, Rissbilder, Bügelspannun keit von der gemessenen immer mehr ab (vgl. Bild
gen sowie den über die Dehnungsebenen nach ZSt 38). Die Traglast (F = 1.800 kN) wird rechnerisch
II ermittelten Verlauf des Druckbogens bei TP3. nicht mehr erreicht. Die Nachrechnung der Träger
TG2 und TP3 ergab die gleichen Abhängigkeiten
Man erkennt, wie mit zunehmender Beanspru (s. Bild 55 und Bild 56).
chung der Bereich mit den großen Hauptzugspan
nungen zu den Auflagern hin wandert, in etwa dort, Der Einfluss der verminderten Betonzugfestigkeit auf
wo die Umlenkung des Druckbogens stattfindet. den Verlauf des Betondruckbogens und auf die Be
Offensichtlich sind die Hauptzugspannungen zur anspruchung der Querkraftbewehrung wird im Fol
Umlenkung des Druckbogens erforderlich. Damit genden an Versuchsträger TG1 und TP3 diskutiert.
wird ein zusätzliches Nachweiskriterium für die Be
grenzung der Hauptzugspannungen im Beton be Die Darstellungen in Bild 57 bis Bild 59 enthalten
nötigt. den Vergleich der Rissbilder sowie Bügelspannun-
Bild 54: TG1, Vergleich der Lastverformungskurven aus Ver Bild 55: TG2, Vergleich der Lastverformungskurven aus Ver
such und FEM-Berechnung bei verminderten Beton such und FEM-Berechnung bei verminderten Beton
zugfestigkeiten zugfestigkeiten
48
Bild 63: Gegenüberstellung Druckbogenverlauf nach Dehnungsebenen im ZSt II, Normalspannungen σ33 und Schubspannungen
σ13 nach FEM-Berechnung mit den am Bauteil gemessenen Zugfestigkeiten, Laststufe 1.000 kN
Bild 64: Gegenüberstellung Druckbogenverlauf nach Dehnungsebenen im ZSt II, Normalspannungen σ33 und Schubspannungen
σ13 nach FEM-Berechnung mit fctm = 2,7 MN/m2, Laststufe 1.000 kN
52
Bild 65: Gegenüberstellung Druckbogenverlauf nach Dehnungsebenen im ZSt II, Normalspannungen σ33 und Schubspannungen
σ13 nach FEM-Berechnung mit fctm = 1,7 MN/m2, Laststufe 1.000 kN
Der über die Dehnungsebenen nach ZSt II ermittel Aus der nichtlinearen numerischen Simulation hat
te Betondruckbogen trägt in überdrückten Berei sich die Betonzugfestigkeit als weiterer Parameter
chen ganz erheblich zur Querkrafttragfähigkeit bei. für den Verlauf des Druckbogens im Beton erwie
In diesem Bereich kann in jedem Fall die Vertikal sen. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit für eine
komponente der Druckkraftresultierenden von der Begrenzung der Hauptzugspannungen. Damit wird
Querkraftbeanspruchung VEd abgezogen werden. beim Ansatz des Druckbogens als weiteren Beton
traganteil bei Querkrafttragfähigkeit ein zusätz
Der Bereich, der sich auf der Grundlage der Deh liches Nachweiskriterium für die Begrenzung der
nungsebenen im ZSt II befindet, wird maßgeblich Hauptzugspannungen im Beton benötigt.
53
Die Grundlage der Untersuchungen in [5.1] stell Die Lützelbachtalbrücke wurde 1967 als Spannbe
ten Stahlbeton- und Spannbetonbrücken, die nach tonbrücke mit 2 getrennten Überbauten und einer
DIN-FB 102 bemessen und ausgeführt wurden, Gesamtlänge von 260 m errichtet. Der Querschnitt
dar. Im Gegensatz zu diesen Bauwerken enthalten ist als einzelliger Hohlkasten jeweils mit Querträ
ältere Brücken nur einen Bruchteil der nach DIN gern über den Auflagerachsen sowie in den Feld
FB 102 erforderlichen Mindestbewehrung zur mittenbereichen ausgebildet. Die Überbauten wur
Rissbreitenbegrenzung. Es stellt sich daher die den als Durchlaufträger über 5 Felder mit den
Frage, inwieweit der Ansatz nach ARNOLD auch Spannweiten von 43,5 – 57,8 – 57,8 – 57,8 – 43,5
für Brücken angewendet werden kann, die keine m ausgeführt (Bild 67, Bild 68). Die Herstellung
ausreichende Mindestbewehrung nach heutiger eines Überbaus erfolgte in 5 Bauabschnitten auf
Norm enthalten. einer Vorschubbrüstung.
54
Die Überbauten sind sowohl in Längs- als auch in Festigkeitsklasse B 450 entsprechend DIN 4227,
Querrichtung nach DIN 4227 beschränkt vorge Ausgabe Oktober 1953 hergestellt. Dieser ent
spannt. In Längsrichtung (Bild 69) wurden in allen spricht einem Beton C 30/37 nach heutiger Norm.
Stützbereichen und in den Feldbereichen der Fel In einer kürzlich durchgeführten betontechnologi
der 2 bis 4 jeweils Zulagespannglieder angeordnet. sche Untersuchung zur Ermittlung der tatsäch
Alle durchlaufenden Spannglieder sind in den Ar lichen Bauwerksbetonfestigkeiten [5.5] anhand von
beitsfugen gekoppelt. entnommenen Bohrkernproben konnte diese Fes
tigkeit bestätigt werden. Die ermittelten Festigkeits
Baustoffe klassen schwankten jedoch zwischen C 30/37 und
C 50/60. Bei den nachfolgenden Betrachtungen
Die Überbauten wurden gemäß der Bestandsstatik wird einheitlich die Betonfestigkeitsklasse C 30/37
und den Ausführungsplänen in einem Beton der zugrunde gelegt.
Tab. 11: Vorhandene und nach DIN-FB-102 erforderliche Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreiten – Feldbereiche
(Koppelfugen ausgenommen)
Tab. 12: Vorhandene und nach DIN-FB-102 erforderliche Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreiten – Stützbereiche (Kop
pelfugen ausgenommen)
56
Einwirkungen
Belagsdicke: 80 mm
Bei der Untersuchung der Brücke werden die stän Das Versagen gilt i.Allg. rechnerisch als erreicht,
digen und veränderlichen Einwirkungen jeweils mit wenn an irgendeiner Stelle des Tragsystems
den zugehörigen Teilsicherheitsbeiwerten bei kon die Grenzdehnung des Stahls oder die Grenz
stant bleibenden Temperatureinwirkungen ∆TM,d stauchung des Betons erreicht ist:
57
Bild 72: Spannungs-Dehnungs-Linie des Spannstahls (rech Bild 73: Bewehrung des Stützquerschnitts in Achse 10
nerische Mittelwerte der Baustofffestigkeiten) ohne
versteifende Mitwirkung des Betons
εc = εclu
und/oder εs = εsu bzw.
λu ≥ γR = 1,3
Da es bei den nachfolgenden Untersuchungen aus
schließlich um den Einfluss aus der Unterschrei
tung der Mindestbewehrung aus Betonstahl geht,
wurde vereinfachend fp0,1k = 1.226 MN/m2 ange
setzt, wobei dieser Wert streng genommen der
0,2%-Dehngrenze des Spannstahls entspricht.
Bild 74: Bewehrung des Feldbereichs im Feld 1
Bild 75: Rechenmodell für die Berücksichtigung der versteifenden Mitwirkung des Betons auf Zug zwischen den Rissen durch
Modifizierung der σ−ε−Linien für den Betonstahl
verhaltens von Stahl- und Spannbetontragwerken Zugstäbe idealisiert. Die Berücksichtigung des
unter Berücksichtigung von geometrischen und Tension Stiffening wird auf die Bewehrung in den
physikalischen Nichtlinearitäten. Gurtplatten beschränkt. In den Stegen wird dieser
Effekt vereinfachend vernachlässigt.
Das nichtlineare Materialverhalten ist bei überwie
gend auf Biegung beanspruchten Stahlbeton- und Die Mitwirkung des Betons auf Zug zwischen den
Spannbetonbauteilen durch die Rissbildung beim Rissen ist beim Spannstahl im elastischen Bereich
Überschreiten der Betonzugfestigkeit gekennzeich von untergeordneter Bedeutung und wird daher
net. Unter entsprechend hohen Beanspruchungen hier vernachlässigt. Oberhalb der Streckgrenze
der Querschnitte im GZT sind zusätzlich die nicht wird die versteifende Wirkung im plastischen Be
linearen Spannungs-Dehnungs-Beziehungen des reich entsprechend Heft 525 DAfStb berücksichtigt.
Beton- bzw. Spannstahls im plastischen Bereich Die Berücksichtigung ist notwendig, um das plasti
von großem Einfluss. Für eine realistische Ermitt sche Verformungsvermögen nicht zu überschätzen.
lung der Steifigkeiten müssen die genannten Ein
Aus Bild 75 ist zu erkennen, dass die Grenzdeh
flüsse sowie die versteifende Mitwirkung des Be
nung εsmu im plastischen Stahldehnungsbereich in
tons auf Zug zwischen den Rissen im Rechenmo
der modifizierten Stahlkennlinie bei Unterschrei
dell berücksichtigt werden.
tung der Mindestbewehrung aufgrund der hohen
Grundlage für die Ermittlung der nichtlinearen Stei Anrissspannung σsr deutlich abfällt.
figkeiten in jedem Stababschnitt sind die Span
nungs-Dehnungs-Linien der Baustoffe, die im
5.2.5 Berechnung des Zwangabbaus in den
Rechenprogramm über frei definierbare Polygonzü
Stütz- und Feldbereichen
ge beschrieben werden können.
Laststellungen
Die Berücksichtigung der versteifenden Wirkung
des Betons auf Zug zwischen den Rissen erfolgt Es werden die in Bild 76 dargestellten maßgeben
durch die Modifikation der Spannungs-Dehnungs- den Laststellungen für die maximalen Stütz- und
Beziehung des Beton- und Spannstahls entspre Feldbeanspruchungen in Kombination mit der
chend Heft 525 des DAfStb [5.7]. Dabei wird der Zwangbeanspruchung aus einem linearen Tempe
Hohlkastenquerschnitt vereinfachend auf einen 2 raturunterschied untersucht. Bei den durchgeführ
Punktquerschnitt mit einem Zug- und Druckgurt re ten Traglastiterationen werden die Eigenlasten und
duziert. Die unter Zug stehende Bodenplatte in den die Verkehrslasten inkrementell mit dem Lastfaktor
Feldern bzw. die Fahrbahnplatte in den Stützberei λ bis zum Versagen gesteigert, die Temperaturein
chen werden als nahezu zentrisch beanspruchte wirkung wird dabei konstant gehalten.
59
Bild 76: Maßgebende Laststellungen Bei den Feldquerschnitten 2/3 entspricht die vorhan
dene Bewehrung in der Bodenplatte in etwa der
nach DIN-FB 102 erforderlichen Mindestbewehrung,
Querschnittssteifigkeit – lediglich im Bereich der Stege wird die Bewehrung
Momenten-Krümmungs-Beziehung auf des Niveau des DIN-FB 102 angehoben.
Einen ersten Eindruck über einen möglichen Zwang Eine erste Abschätzung des Zwangabbaus erfolgt
abbau verleihen die Momenten-Krümmungs-Bezie über die Anwendung des Bemessungsvorschlags
hungen für ausgewählte Querschnitte (Bild 77). Die nach ARNOLD auf Querschnittsebene. Dabei wird
Steifigkeiten auf Querschnittsebene werden sowohl für die Stützquerschnitte im GZT jeweils die bezo
bei den Feld- als auch Stützquerschnitten bereits gene Druckzonenhöhe x/d ermittelt. Für den maß
durch Rissbildung erheblich reduziert. Mit dem Errei gebenden Versagensquerschnitt in Achse 20 führt
chen der Streckgrenze des Spannstahls fallen die der Ansatz zu einem Abbau der Zwangschnittgrö
Steifigkeiten fast vollständig ab. Die Feldquerschnit ßen auf 19,4%.
te weisen ein ausgeprägtes Fließplateau auf, dieses
deutet auf ein großes plastisches Verformungsver Das Kriterium von ARNOLD zur Abminderung der
mögen hin. Die Stützquerschnitte sind etwas steifer Zwangschnittgrößen wurde anhand von nichtlinea
und weisen ein weniger stark ausgeprägtes Fließ ren Simulationen an Brückenbauwerken auf der
plateau auf. Die anschließenden Untersuchungen Grundlage von rechnerischen Mittelwerten der Bau
zeigen, dass insbesondere bei der Betrachtung der stofffestigkeiten entwickelt. In der Praxis werden in
Feldbereiche 2 und 3 aufgrund der hohen Duktilität Verbindung mit der Schnittgrößenermittlung nach li
das Versagen nicht im betrachteten Feld, sondern in near-elastischer Berechnung hauptsächlich die
den weniger duktilen Stützbereichen eintritt. Im Spannungs-Dehnungs-Linien für die Querschnitts
60
bemessung benutzt. Deshalb darf das Kriterium für benden Stützquerschnitt der Querschnittsbemes
die Nachrechnungsrichtlinie [5.3] vereinfachend so sung entnommen wird. Vergleichsrechnungen zei
ausgewertet werden, dass x/d unter MRd im maßge gen, dass die unterschiedlichen Spannungs-Deh
nungs-Linien sich nur gering auf das Verhältnis x/d
Rechnerische
Bemessungswerte auswirken. In Tabelle 13 sind Ergebnisse für die
σ−ε-Linien Mittelwerte der
der Festigkeiten
Festigkeiten Stützquerschnitte der Lützelbachtalbrücke zusam
η nach η nach mengestellt.
Querschnitt x/d x/d
ARNOLD ARNOLD
Stütze Ermittlung der Zwangbeanspruchung im GZT
0,233 0,166 0,235 0,168
Achse 10/40
Stütze
0,273 0,194 0,287 0,201 Der Abbau der Zwangmomente infolge ∆TM wird in
Achse 20/30
den folgenden Untersuchungen auf Grundlage der
Tab. 13: Bezogene Druckzonenhöhe x/d für die Stützquer Steifigkeiten ermittelt, die sich in der nichtlinearen
schnitte mit der tatsächlich eingebauten Bewehrung Berechnung am Gesamtsystem mit den zugrunde
und der dazugehörige Abminderungsfaktor η für den
gelegten realitätsnahen Annahmen für das Werk-
Zwangabbau nach ARNOLD
Bild 78: Entwicklung des Stützmomentes MSt,10 infolge Last und Zwangs unter inkrementeller Laststeigerung bis λ = γR = 1,3
(Berechnung mit vorh.as)
Bild 79: Entwicklung des Feldmomentes MFeld 2 infolge Last und Zwang unter inkrementeller Laststeigerung bis λ = γR = 1,3
(Berechnung mit vorh.as)
61
Bild 80: Zwangabbau bei schrittweiser Laststeigerung bis zum Erreichen der Systemtraglast mit vorhandener Betonstahlbewehrung
für die Laststellung 1
62
Bild 81: Krümmungsverläufe für die Laststellung 1 mit ∆TM,neg mit vorhandener Betonstahlbewehrung für ausgewählte Lastfaktoren
Bild 82: Zwangsabbau bei schrittweiser Laststeigerung bis zum Erreichen der Systemtraglast mit vorhandener Betonstahlbeweh
rung für die Laststellung 12
des früheren Zeitpunkts der ersten Rissbildung im abgebaut. Das Versagen erfolgt im Stützenquer
Feldbereich beginnt der Zwangabbau bei einem po schnitt in der Achse 10 (Bild 83).
sitiven Temperaturunterschied hier etwas früher.
Zudem findet in dieser Phase infolge des Steifig
keitsverlustes im Feld 2 eine Umlagerung der Last Einfluss fehlender Mindestbewehrung
schnittgrößen vom Feld zur Stütze statt.
Um den Einfluss fehlender Betonstahlbewehrung
Bei der Betrachtung des Zwangabbaus unter der aufzuzeigen, wurden Vergleichsrechnungen mit der
Laststellung 12 für das maximale Feldmoment stellt nach DIN-FB 102 erforderlichen Mindestbeweh
sich ein ähnliches Bild ein (Bild 82). Der Hauptan rung zur Rissbreitenbegrenzung durchgeführt. Die
teil der Zwangschnittgrößen wird auch hier durch Ergebnisse für den Zwangabbau in der Stützen
die Rissbildung abgebaut. Durch die Ausbildung achse 10 und im Feld 2 sind in Bild 84 und Bild 85
von Fließgelenken im Feld 2 und in der Stützen dargestellt. Aufgrund des höheren Betonstahlbe
achse 10 werden die Zwangschnittgrößen auf 7 % wehrungsgrades verhält sich das System etwas
63
Bild 83: Krümmungsverläufe für die Laststellung LS 12 mit ∆TM,pos mit vorhandener Betonstahlbewehrung für ausgewählte Last
faktoren
Bild 84: Vergleich des Zwangabbaus infolge ∆TM,,neg mit tatsächlich vorhandener Betonstahlbewehrung und der nach DIN-FB 102
erforderlichen Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung in der Stützenachse 10
Bild 85: Vergleich des Zwangabbaus infolge ∆TM,pos mit tatsächlich vorhandener Betonstahlbewehrung und der nach DIN-FB 102
erforderlichen Mindestbewehrung zur Rissbreitenbegrenzung Feld 2
64
Bild 87: Anzahl der vorhandenen Spannglieder, Spannglieder bei Rissbildung und zur Sicherstellung einer Restsicherheit von
γp = 1,1 erforderliche Spannglieder (Feld 2)
Bild 88: Vorhandene Restsicherheit γp bezogen auf den Verkehrslastanteil unter Ansatz der Restspannstahlfäche bei Rissbildung
(Feld 2)
Rissbildung ankündigt, bevor es zu einem plötzli Aus diesem Grund wurde zunächst in einem ersten
chen Versagen des Querschnitts kommt. Das so ge Schritt für ein Feld des Überbaus (Feld 2) in den
nannte Riss-vor-Bruch-Kriterium ist dann eingehal Zehntelpunkten versucht, die Nachweise gemäß
ten, wenn mit der unter der häufigen Lastfallkombi [5.8] zu führen.
nation ermittelten Restspannstahlfläche gemeinsam
Hierbei wurden die Verkehrslasten der Brückenklas
mit der Bewehrung aus Betonstahl bei Rissbildung
se 60/30 zugrunde gelegt. Erwartungsgemäß bilde
noch eine ausreichende Restsicherheit gegenüber
ten sich Bereiche aus, in denen unter Ansatz der
einem Biegeversagen unter der seltenen Lastfall
Restspannstahlfläche bei Rissbildung gemeinsam
kombination vorhanden ist. Obwohl im vorliegenden
mit dem vorhandenen Betonstahl keine ausreichen
Fall der Talbrücke Lützelbach kein spannungsriss
de Restsicherheit von γp = 1,1 bezogen auf den Ver
korrosiongefährdeter Spannstahl verwendet worden
kehrslastanteil zu erzielen war (s. Bild 88). In diesen
ist, wird im Folgenden die Nachweisphilosphie aus
Bereichen liegt die Anzahl der zum Nachweis einer
[5.8] verwendet, um Aussagen über den Einfluss der
erforderlichen Restsicherheit benötigten Spannglie
nicht vorhandenen Mindestlängsbewehrung der Tal
der über derjenigen bei Rissbildung unter häufigen
brücke Lützelbach auf das Sicherheitsniveau bzw.
Lasten im selben Querschnitt (s. Bild 87).
die zu erwartende Versagensankündigung unter Bie
gebeanspruchung und fortschreitendem Ausfall der Die Handlungsanweisung [5.8] enthält Alternativen
Spannglieder in Verbindung mit der Möglichkeit zum weiteren Vorgehen in Fällen, in denen in eini
einer Momentenumlagerung zu machen. gen Schnitten des Überbaus keine ausreichende
66
Bild 91: Krümmungsverläufe bei einem Spanngliedausfall in der Stützenachse 20 bis zur ersten Rissbildung für λ = γR = 1,1 und für
λu = 1,31 unter der maßgebenden Laststellung
Bild 92 Krümmungsverläufe ohne einen Ausfall der Spannglieder in der Stützenachse 20 bis zur ersten Rissbildung für λ = γR 1,1
und für λ = 1,31 unter der maßgebenden Laststellung
68
Unter dieser Laststeigerung wird im Querschnitt die Für die Umrechnungen von den alten zu den neuen
Grenzdehnung überschritten. Betonfestigkeitsklassen werden die Gleichungen
aus der Nachrechnungsrichtlinie [5.3] verwendet,
Zum Vergleich wurde zusätzlich eine Berechnung welche im Folgenden kurz aufgeführt werden.
unter Ansatz ungeschädigter Spannglieder auf den
gleichen Lastniveaus durchgeführt (Bild 92). Bei Der Umrechnungsfaktor k150/200 wird für die Um
vollständig intakten Spanngliedern stellt sich nahe rechnung zwischen Würfelproben mit 200 mm Kan
zu keine Momentenumlagerung ein. tenlänge und Würfelproben mit 150 mm Kantenlän
ge nach DIN 1045:1988-07 [5.13] verwendet.
Abschließend kann festgestellt werden, dass für
den Querschnitt in der Stützenachse 20, ohne Vor
ankündigungsverhalten (γp = 0), durch eine wirklich
keitsnahe Simulation des Tragverhaltens ein dukti
les Tragwerksversagen nachgewiesen werden Ein weiterer notwendiger Umrechnungsfaktor kcyl/cu
konnte. Dabei wurde die Schädigung in einem wird für die Umrechnung zwischen Würfelproben
Querschnitt konzentriert, für die übrigen Quer mit einer Kantenlänge von 150 mm und Zylinder
schnitte wurde davon ausgegangen, dass alle proben mit einem Durchmesser von 150 mm und
Spannglieder intakt sind. Für diesen Fall stellte das einer Höhe von 300 mm verwendet. Nach DIN EN
vorhandene Umlagerungsvermögen des Bauwerks 206-1:2001-07 [5.21] liegt die Umrechnung zwi
eine ausreichende Tragreserve dar. schen Würfeln (α = 150) und Zylindern (d/h =
150/300) für normalfeste Betone im Mittel bei 0,81
und für höherfeste Betone bei 0,84. Für die Um
5.4 Querkraftbewehrung rechnung aller Druckfestigkeiten wird der folgende
Umrechnungsfaktor gewählt:
5.4.1 Allgemeines
Es sei darauf hingewiesen, dass die Umrechnung beachten, dass die damaligen Festigkeiten mit Hilfe
zwischen der alten Einheit kg/cm2 und der heutigen von Betonwürfeln mit einer Kantenlänge α = 200
MPa (N/mm2) nicht wie in der Nachrechnungsricht mm und deren Mittelwert fcm,cu200 bestimmt wurden.
linie mit dem Quotienten 10 erfolgt, sondern mit Zusätzlich sind in Tabelle 15 die umgerechneten
dem genaueren und auf der sicheren Seite liegen Zylinderdruckfestigkeiten fck,cyl150 mit den Abmes
dem Quotient 9,81. sungen d/h = 150/300 mm aufgeführt. Die Umrech
nung erfolgt mit der in Kapitel 5.4.1 beschriebenen
Gleichung.
5.4.2 Normendurchsicht
Zwischen 1972 und 1978 wurden die Betonfestig
DIN 1045 keitsklassen sowohl als charakteristische Werte als
Die Betonfestigkeitsklassen aus den Jahren 1943 auch als Mittelwerte in den Normen geführt
bis 1972, welche z. B. in DIN 1045:1952-07 [5.10] (z. B. in [5.1]. Die Umrechnung zur charakteristi
aus dem Jahre 1952 im § 5 aufgeführt wurden, sind schen Zylinderdruckfestigkeit während dieses Zeit
in der Tabelle 15 zusammengefasst. Dabei ist zu raums erfolgt mit den charakteristischen Würfel
druckfestigkeiten mit einer Kantenlänge von
200 mm. Die Umrechnung erfolgt mit der in Kapitel
Bezeich fck,cu200 fck,cu200 fcm,cu200 fcm,cu200 fck,cyl150
5.4.1 beschriebenen Gleichung ohne den Beiwert
nung kg/cm2 MPa kg/cm2 MPa MPa
0,85. Die Ergebnisse sind in Tabelle 16 aufgelistet.
B120 - - 120 11,8 7,9
B160 - - 160 15,7 10,6 Bevor die aktuellen Betonfestigkeitsklassen mit der
DIN 1045-1:2001-07 [5.14] eingeführt wurden, gal
B225 - - 225 22,1 14,9
ten zwischen 1978 und 2001 die in Tabelle 17 auf
B300 - - 300 29,4 19,8 gelisteten Betonfestigkeitsklassen. Die Umrech
B450 - - 450 44,1 29,7 nung zu der aktuellen Einheit MPa entfällt ebenso
B600 - - 600 58,9 39,6 wie der Beiwert 0,85, um von Mittelwerten der Fes
tigkeiten zu charakteristischen Festigkeiten umzu
Tab. 15: Festigkeitsklassen von 1943 bis 1972 rechnen. Wie z. B. in der DIN 1045:1988-07 [5.13]
beschrieben, wurden zur Bestimmung der Beton
Bezeich fck,cu200 fck,cu200 fcm,cu200 fcm,cu200 fck,cyl150 festigkeitsklassen Würfel mit einer Kantenlänge
nung kg/cm2 MPa kg/cm2 MPa MPa
von α = 200 mm verwendet.
Bn50 50 4,9 80 7,8 3,9
Bn250 250 24,5 300 29,4 19,4 Zur Querkraftbewehrung sind in der DIN 4227:
1953-10 [5.16] für Spannbetonbauteile folgende
Bn350 350 34,3 400 39,2 27,2
Regelungen zu finden.
Bn450 450 44,1 500 49,1 35,0
Bn550 550 54,0 600 58,9 42,7 Für den Fall, dass die Hauptzugspannungen σ1 im
ZSt I unter Bruchlast geringer als die zulässige
Tab. 16: Festigkeitsklassen von 1972 bis 1978 Spannung σzul ist, braucht keine Querkraftbemes
sung zu erfolgen.
Bezeich fck,cu200 fck,cu200 fcm,cu200 fcm,cu200 fck,cyl150
nung kg/cm2 MPa kg/cm2 MPa MPa Im Gegensatz dazu wird eine „volle Schubsiche
B5 - 5 - 8 4,0
rung” bei Überschreiten der zulässigen Spannun
gen in allen Bereichen mit σ1 > 0,75 · σzul verlangt.
B10 - 10 - 15 7,9
ken und Plattenbalken sind stets Bügel anzuordnen, Für die Berechnung der Mindestquerkraftbeweh
die über die ganze Höhe des Balkens oder Platten rung ist der doppelte Bewehrungsgehalt ρ zu ver
balkens reichen, damit der Zusammenhang zwi wenden. Des Weiteren sind die neueren Beton
schen Zug- und Druckgurt gesichert wird. Bei dop festigkeitsklassen zu berücksichtigen. Die Umrech
pelter Bewehrung sind die Zug- und die Druckeinla nung zur aktuellen Stahlsorte BSt 500 entfällt. In
gen durch die Bügel zu umschließen” (DIN 1045 Tabelle 19 sind für die verschiedenen Betonfestig
1952-07 [5.10]; § 25. Balken und Plattenbalken). keitsklassen die zugehörigen Bewehrungsgehalte
aufgeführt.
Die erstmalige Festlegung von Mindestquerkraftbe
wehrungsmengen ist in der DIN 4227:1966-02 Mit der Einführung der DIN 4227-1:1979-12 [5.19]
[5.17] zu finden: „... darf die Schubbewehrung einen wurde die Gleichung für die Mindestquerkraftbe
Mindestwert nicht unterschreiten. Dieser beträgt in wehrung unverändert übernommen. Lediglich die
Prozent der rechtwinklig zur Schubbewehrung lie Beiwerte für den Bewehrungsgehalt ρ wurden ge
genden Schnittfläche des Trägersteges bzw. der ändert. Die neuen Bewehrungsgehalte sind in Ta
anzuschließenden Gurtplatten: belle 20 aufgelistet. Erstmals findet eine Trennung
in drei Stahlsorten statt.
asw,min = ρ · bw = ρw,min · bw”
Mit Hilfe dieser Gleichung und des zugehörigen Be Die Änderung A1, welche 1995 durch die DIN 4227
wehrungsgehalts ρ, welcher von der Stahlsorte und 1:1995-12 [5.20] eingeführt wurde, korrigiert die Be
der Betonfestigkeitsklasse abhängt, kann die Min wehrungsgehalte ρ für die Stahlsorte BSt 500. Die
destquerkraftbewehrung ermittelt werden. Die Be neuen Werte sind in Tabelle 21 aufgeführt.
wehrungsgehalte ρ sind in Tabelle 18 aufgeführt.
Die aktuellen Regelungen zur Mindestquerkraftbe
Zusätzlich werden zum besseren Vergleich mit der
wehrung sind im DIN-FB 102:2009-03 [5.2] zu fin
aktuellen Norm DIN-FB 102:2009-03 [5.2] die cha
den. Demnach errechnet sich die Mindestquerkraft
rakteristischen Zylinderdruckfestigkeiten fck,cyl150
bewehrung im Allgemeinen zu:
aus Tabelle 15 aufgeführt. Des Weiteren wird eine
weitere Spalte ρw,min für die aktuelle Stahlsorte BSt asw,min = 1,0 ·ρ · bw = ρw,min · bw
500 eingefügt, welche sich durch Umrechnung aus
der alten Stahlsorte BSt III errechnet. Und für gegliederte Querschnitte mit vorgespann
tem Zuggurt zu:
In der darauffolgenden Norm DIN 4227:1973-06
[5.18] ist die folgende Gleichung zu finden: asw,min = 1,6 ·ρ · bw = ρw,min · bw
asw,min = 2 ·ρ · bw = ρw,min · bw
ρ in %
Bezeich ρw,min in % fck,cyl150
ρ in % nung BSt BSt BSt
Bezeich ρw,min in % fck,cyl150 BSt 500 MPa
220/340 420/500 500/550
nung BSt 42/50
BSt 22/34 BSt 500 MPa
BSt 50/55 B25 0,13 0,07 0,06 0,12 19,8
B300 0,25 0,14 0,12 19,8 B35 0,17 0,09 0,08 0,16 27,7
B450 0,33 0,18 0,15 29,7 B45 0,19 0,10 0,09 0,18 35,6
B600 0,40 0,22 0,18 39,6 B55 0,21 0,11 0,10 0,20 43,6
Tab. 18: Bewehrungsgehalt ρ aus DIN 4227:1966-02 [5.17] Tab. 20: Bewehrungsgehalt ρ aus DIN 4227-1:1979-12 [5.19]
ρ in % ρ in %
Bezeich ρw,min in % fck,cyl150 Bezeich ρw,min in % fck,cyl150
nung BSt 42/50 nung BSt BSt BSt
BSt 22/34 BSt 500 MPa BSt 500 MPa
BSt 50/55 220/340 420/500 500/550
Bn250 0,13 0,07 0,14 19,4 B25 0,13 0,07 0,06 0,16 19,8
Bn350 0,17 0,09 0,18 27,2 B35 0,17 0,09 0,08 0,18 27,7
Bn450 0,19 0,10 0,20 35,0 B45 0,19 0,10 0,09 0,20 35,6
Bn550 0,21 0,11 0,22 42,7 B55 0,21 0,11 0,10 0,22 43,6
Tab. 19: Bewehrungsgehalt ρ aus DIN 4227:1973-06 [5.18] Tab. 21: Bewehrungsgehalt ρ aus DIN 4227-1:1995-12 [5.20]
71
C40/50 0,11 0,18 40,0 1 Die Festlegungen der im Februar 1966 veröffentlichten Er
C45/55 0,12 0,19 45,0 gänzungen zur DIN 4227:1953-10 wurden im April 1966
durch ein Allgemeines Rundschreiben Straßenbau für die
C50/60 0,13 0,21 50,0 Ausführung von Spannbetonbrücken verbindlich. Die Grund
lagen zur Mindestquerkraftbewehrung wurden zuvor von
C55/67 0,14 0,22 55,0 LEONHARDT erarbeitet und sind schon im Januar 1965 ver
öffentlicht worden [5.24]. Daher können evtl. weitere Bau
Tab. 22: Bewehrungsgehalt ρ aus DIN-FB 102:2009-03 [5.2] werke vor 1966 als ausreichend mindestquerkraftbewehrt
eingestuft werden.
Bild 93: Vergleich der Mindestquerkraftbewehrung der bisherigen Regelwerke mit der aktuellen Norm DIN-FB 102:2009-03 [5.2]
72
In [5.24] sind u. a Empfehlungen für die Querkraft Bild 95: Grafische Darstellung der Empfehlungen von LEON
HARDT für B300
bewehrung zu finden. Demnach empfiehlt der Ver
fasser, „für die Schubsicherung nur die schräge
Hauptzugspannung σzBr unter 1,75facher Ge
brauchslast heranzuziehen und die volle Deckung
der schiefen Hauptzugspannungen von σzBr > 1/25
W28 abzuverlangen”. Die Druckfestigkeit W28 ent
spricht der mittleren 28-Tage-Würfeldruckfestig
keit eines Würfels mit einer Kantenlänge von
α = 200 mm (fcm,cu200). Zusätzlich sind folgende
Gleichungen aufgeführt, welche bereits auf die ak
tuellen Bezeichnungen umbenannt wurden:
Bild 96: Grafische Darstellung der Empfehlungen von LEONHARDT für B300, B450 und B600
Im Bild 96 wurde die grafische Darstellung um die Tab. 23: Merkmale der verschiedenen Bestandsbrücken
Betonfestigkeitsklassen B450 und B600 erweitert.
Es ist dieselbe Tendenz erkennbar. Demnach kann
Baujahre, die Stegbreiten, die Betonfestigkeitsklas
die Annahme getroffen werden, dass Bauwerke,
sen, die Betonstahlgüte und die Querkraftbeweh
welche nach 1955 erstellt worden sind und nach
rung ist in der Tabelle 23 aufgeführt.
[5.24] bemessen worden sind, über ausreichende
Mindestquerkraftbewehrung verfügen sollten. Im Bild 97 sind die Querkraftbewehrungen asw der
verschiedenen Brücken in Abhängigkeit der Steg-
breite bw dargestellt. Zusätzlich sind die Anforderun
5.4.5 Praxisbeispiele
gen für eine Mindestquerkraftbewehrung nach DIN
Im Rahmen bisheriger Nachrechnungen (u. a. 4227:1966-02 [5.17] und DIN-FB 102:2009-03 [5.2]
[5.26]) wurden bereits einige Brücken nach ver aufgeführt. Bei den Beispielbrücken wurde Beton-
schiedenen Gesichtspunkten untersucht. Mit Hilfe stahl BSt III verwendet, weshalb für die Anwendung
von drei Brücken sollen die bisherigen Erkenntnis der Normengleichungen die Tabellenwerte für eine
se angewandt werden. Eine Übersicht über die Streckgrenze von fck = 420 MPa verwendet wurden.
74
Bild 97: Vergleich der Querkraftbewehrung verschiedener Bestandsbrücken mit der damaligen Norm DIN 4227:1966-02 und dem
DIN-FB 102:2009-03 (Beton B450 (fck,cyl150 = 29,7 MPa) und Betonstahl BSt III (fck = 420 MPa))
ZEK/HEEKE [6.9] durchgeführt worden. Sofern mög ben wurden freischwingend sowie im einbetonier
lich sind aus den angegebenen Quellen die ten Zustand untersucht. Im Allgemeinen wurde die
Schwingspiele mit den zugehörigen Spannungs Unterspannung in den Versuchen konstant mit
schwingbreiten übernommen und in neue Diagram σu = 60 N/mm2 angesetzt, während die Oberspan
me aufgetragen worden. Dort, wo dies nicht möglich nung verändert wurde. In einigen seiner Versuche
war, wurde im jeweiligen Originaldiagramm die aktu wurde die Unterspannung variiert, um einen Ein
ell gültige Wöhlerlinie des DIN-FB 102 [6.1] ergänzt, fluss zu erkennen. Als Dauerschwingfestigkeit
um eine vergleichende Aussage treffen zu können. wurde die Schwingbreite zugrunde gelegt, die bei
2 · 106 Lastspielen noch ertragen wurde.
Zur Einstufung einiger in den älteren Untersuchun
gen verwendeter Proben kann die umfassende Zu
sammenstellung aller bis heute eingesetzter Beton- Freischwingende Versuche
stähle herangezogen werden, die von BINDSEIL/
Die freischwingenden Versuche der Stäbe mit dem
SCHMITT [6.8] veröffentlicht wurde.
Durchmesser von 16 mm wurden mit einer Last
spielfrequenz von 14 Hz (840/min) und der Stäbe
6.1.1 WASCHEIDT (1965) mit dem Durchmesser von 26 mm mit 11,1 Hz
(666/min) durchgeführt. Die Proben besaßen eine
WASCHEIDT [6.18] führte 1965 Versuche an glat
Länge von 400 mm und waren an den Stabenden
ten Rundstählen und Rippenstählen durch. Unter
mit einer Kunstharzschicht versehen, die nach Er
sucht wurden Betonstähle unterschiedlicher Her
härtung auf die erforderlichen Abmessungen der
stellung mit einem Durchmesser von 16 mm, da
Rundbacken abgedreht wurde.
dieser für den damals in Deutschland bei Rippen-
stählen üblichen Abmessungsbereich (d = 6-26
mm) als mittlerer Durchmesser anzusehen war. Le Einbetonierte Kleinkörperversuche
diglich zur Bestimmung des Dickeneinflusses er
Die einbetonierten Versuche erfolgten mittels eines
folgten Versuche mit Stählen d = 26 mm. Alle Pro-
Betonprismas mit den Abmessungen 80 x 80 x
500 mm3, sodass sich bei einem Stabdurchmesser
von 16 mm eine allseitige Betondeckung von
32 mm ergab. Die Kraftübertragung auf den Stab
erfolgte bei diesem Versuchskörper über den
Beton, um eine gleichmäßige Verteilung der Zug
spannung zu erzielen. Die Lastspielfrequenz betrug
bei diesen Versuchen 10,7 Hz (640/min).
Zudem wurden weitere Versuche an kleinen Beton
prismen mit den Maßen 80 x 80 x 130 mm3 und ein
gebetteten Stäben durchgeführt. Hierbei erfolgte
die Kraftübertragung nicht über den Beton, sondern
direkt über den Stab. Die Lastspielfrequenz betrug
in diesen Versuchen 13,8 Hz (830/min).
In den Bildern 99 und 100 sind die Versuchswerte
von WASCHEIDT aufgetragen. Da sich die Ver
suchsergebnisse im einbetonierten Zustand nicht
stark von den freischwingenden unterscheiden, wur
den sie in den Diagrammen zusammen aufgenom
men. Dem Bild 99 sind Versuche mit glattem Rund-
stahl aus Betonstahl I und Betonstahl II zu entneh
men. Im Bild 100 sind die gerippten Betonstähle (BSt
III, BSt IV) aufgetragen.
Bild 99: Versuchsergebnisse von WASCHEIDT [6.18], glatter Betonstahl im einbetonierten und nicht einbetonierten Zustand
Bild 100: Versuchsergebnisse von WASCHEIDT [6.18], gerippter Betonstahl im einbetonierten und nicht einbetonierten Zustand
6.1.2 RUßWURM/MARTIN (1968) der Probe betrugen 4, 6, 8, 10 und 12 mm. Als Dau
erschwingfestigkeit wurde die Schwingbreite zu
1968 wurden von RUßWURM/MARTIN [6.13] Dau- grunde gelegt, die bei 2 · 106 Lastspielen noch er
erschwingversuche an kaltgewalztem Betonrippen- tragen wurde. Der Stahl erfüllt die damaligen Anfor
stahl „KARIStahl” durchgeführt. Die Durchmesser derungen an den Betonstahl IVb.
77
Freischwingende Versuche In den Bildern 102 und 103 sind die Versuchser
gebnisse von RUßWURM/MARTIN aufgetragen.
Zur Durchführung der Versuche wurde ein Hochfre Bild 102 zeigt die freischwingend durchgeführten
quenzpulsator mit einer Frequenz von ca. 110 Hz Versuchsergebnisse des KARI-Stahls IVb. In Bild
verwendet. Die Oberspannung betrug in allen frei 103 sind die einbetonierten Proben dargestellt. Hier
schwingenden Versuchen 0,8 · σs = 445 N/mm2.
wurde ∆σRsk durch den Reduktionsfaktor ζ1 nach
DIN-FB 102:2009 angepasst. Dieser berücksichtigt
Einbetonierte Versuche kleinere Abkrümmungen als dBr < 25 · ds. In beiden
Es wurden Stäbe mit der Oberspannung so als dem Fälle ist deutlich erkennbar, dass die untersuchten
0,8fachen Wert der für Stahl III garantierten Streck Proben (1968) von RUßWURM/MARTIN oberhalb
grenze (σs = 338 N/mm2) und 3 weitere Stäbe mit der Bemessungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009
einer Oberspannung als dem 0,8fachen Wert der liegen.
tatsächlichen Streckgrenze (σo = 480 N/mm2) be
lastet. In den Versuchen ist von 9 Proben nur eine 6.1.3 TILLY/MOSS (1980)
auf Ermüdung gebrochen. Daher wurde damals
keine Wöhlerkurve aufgestellt. Die Abkrümmung TILLY und MOSS ([6.15, 6.16, 6.10]) führten Ende
der Stäbe betrug 15 · ds. der 70er und Anfang der 80er Jahre Dauerschwing-
versuche an Betonstählen durch. Die Prüffrequenz
der freischwingend getesteten Stähle betrug bis zu
150 Hz.
Bild 102: Versuchsergebnisse von RUßWURM/MARTIN [6.13], KARI-Stahl IVb im nicht einbetonierten Zustand
78
Bild 103: Versuchsergebnisse von RUßWURM/MARTIN [6.13], KARI-Stahl IVb mit Abkrümmung im einbetonierten Zustand
Bild 105: Versuchsergebnisse von TILLY/MOSS [6.15, 6.16], freischwingend getesteter Betonstahl 16 mm, mit nachträglich er
gänzter Wöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009 bzw. EC2
Bild 106: Versuchsergebnisse von TILLY/MOSS [6.15, 6.16], freischwingend getesteter Betonstahl 32 mm und 40 mm, mit nach
träglich ergänzter Wöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009 bzw. EC2
6.1.4 THÜRLIMANN/CANTELI/ESSLINGER
(1980)
um deren Einflüsse auf die Ermüdungsfestigkeit nung bzw. konstanter Unterspannung (σo = 392
zu untersuchen. N/mm2 = konstant bzw. σu = 10 N/mm2 = konstant)
im Zeitfestigkeitsbereich als unbedeutend anzuse-
Es zeigte sich, dass die untersuchten Variationen
hen sind.
des Spannungsniveaus mit konstanter Oberspan-
Bild 108: Versuchsergebnisse von THÜRLIMANN et al. [6.14], Betonstahl IIIb im nicht einbetonierten Zustand
Bild 109: Versuchsergebnisse von THÜRLIMANN et al. [6.14], Betonstahl IIIa im nicht einbetonierten Zustand
81
Bild 111: Versuchsresultate VOGEL/FEHLMANN [6.17] mit nachträglich eingezeichneter Wöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009
Bild 112: Versuchsresultate VOGEL/FEHLMANN [6.17] und CANTELI et al. [6.14] im Vergleich mit nachträglich eingezeichneter
Wöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009
83
Bild 113: Versuchsergebnisse von REHM [6.11], BSt 500 WR im nicht einbetonierten Zustand
84
Bild 114: Versuchsergebnisse von REHM [6.11], BSt 500 S, < Ø 28 mm, im nicht einbetonierten Zustand
Bild 115: Versuchsergebnisse von REHM [6.11], BSt 500 S, ≥ Ø 28 mm, im nicht einbetonierten Zustand
85
mung der jeweiligen Oberspannung erfolgte nach 6.2 Vergleich der Ermüdungs
dem Interaktiven Verfahren [6.6, 6.7]. festigkeit zwischen alten und
heutigen Betonstählen
6.1.8 Heft 525
Schon FEHLMANN/VOGEL [6.17] stellten in ihren
Im Heft 525 [6.3] des DAfSt sind im Beitrag von Untersuchungen von Betonstahlproben aus dem
ZILCH et al. zu Abschnitt 10.8 zahlreiche Versuchs Jahre 1952/55 sowie 2008 fest, dass die Qualität
ergebnisse dargestellt. Bei diesen Versuchsdaten der untersuchten älteren Stähle auch im Hinblick
handelte es sich um Proben von 1.203 Betonstab auf die Ermüdungsfestigkeit nicht schlechter ist als
stabstählen (Ø 6 ≤ ds ≤ Ø 28 mm), 518 Betonstäh die der heutigen.
len aus Ringmaterial (Ø 6 ≤ ds ≤ Ø 14 mm) sowie
2.790 Proben von Betonstahlmatten (Ø 5 ≤ ds Im Bild 119 werden Versuchsergebnisse von älte
≤ Ø 12 mm). Auf die Versuchsergebnisse der Be ren Proben mit denen von neueren Proben ver
tonstahlmatten wird im Kapitel 6.3 noch näher ein glichen. Es handelt sich um die Proben von
gegangen. Bei den Betonstabstählen handelte es WASCHEIDT et al. (1965), RUßWURM et al.
sich um die Güten BSt 420 (III) und BSt 500 (IV). (1968) CANTELI et al. (1980/81) und MAURER et
al. (2008).
In Bild 118 wurde ebenfalls nachträglich die Be
messungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009 er Beim chronologischen Vergleich der Ergebnisse
gänzt, um die Lage der Probenbrüche vergleichen von WASCHEIDT, RUßWURM und MAURER zeigt
zu können. Zusätzlich ist die „alte” Bemessungs sich tendenziell eine geringere Ermüdungsfestig
wöhlerlinie von DIN-FB 102, Ausgabe 2003 mit dem keit im unteren Bereich des Streubandes bei den
Knickpunkt bei ∆σRsk = 195 N/mm2 dargestellt. neuen Betonstählen gegenüber den älteren. Bei
Die Absenkung des Knickpunktes auf ∆σRsk = 175 Hinzunahme der aus dem Jahr 1965 stammenden
N/mm2 wurde in der Neuausgabe 2008 erforderlich, Versuchswerte von WASCHEIDT ist allerdings zu
da im Rahmen der Konformitätsprüfungen festzu erkennen, dass teilweise auch die älteren Ver
stellen war, dass neuere Betonstähle die Anforde suchsergebnisse im unteren Streubereich der Ge
rungen an die bis dahin gültigen Wöhlerlinien für samtdarstellung zu liegen kommen. Danach kann
die Bemessung nicht durchgängig erfüllten. Es ist nicht eindeutig festgestellt werden, dass ältere Be
eindeutig zu erkennen, dass die Versuchsergebnis tonstähle generell eine höhere Ermüdungsfestigkeit
se oberhalb der Wöhlerlinie liegen. aufweisen als neuere Betonstähle.
Bild 118: Versuchsergebnisse aus Heft 525 [6.3], Versuche an Betonstabstahl ds < 28 mm und Betonstahl in Ringen mit nachträg
lich ergänzter Wöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009
87
Bild 119: Vergleich von Versuchsergebnissen WASCHEIDT et al. [6.18], RUßWURM et al. [6.13], CANTELI et al. [6.14] und MAU
RER et al. [6.9]
Festzustellen ist, dass die für alle Hersteller aufge linien…” [6.5] „.. entsprechen, liegen genau so
tragen Versuchswerte erheblichen Streuungen un hoch, wie die der nicht einbetonierten Stähle”.
terliegen. Bei den vergleichsweise geringeren
Streuungen der Versuchswerte nach MAURER Bei den Untersuchungen von MAURER et al. erga
et al. ist zu beachten, dass es sich ausschließ ben sich für den einbetonierten Zustand tendenziell
lich um Betonstähle eines einzigen Herstellers han geringfügig bessere Versuchswerte, wobei sich die
delte. Streubereiche aus freischwingend und einbetoniert
stark überlappten.
der Güte BSt 420 (III), BSt 500 (IV) mit unter wöhlerlinie nach DIN 1045-1:2008 maßstäblich
schiedlichen Durchmessern (Ø 5 ≤ ds ≤ Ø 12 mm). ergänzt. Es ist deutlich zu erkennen, dass die
Zu der bereits in Bild 120 angegebenen alten Versuchsergebnisse oberhalb der Wöhlerlinie lie
Bemessungswöhlerlinie nach DIN 1045-1:2001 gen und dass die Versuchswerte durch die mit
wurde nachträglich die heute gültige Bemessungs der Neuausgabe der DIN 1045-1 abgesenkte
Bild 120: Ergebnisse von Dauerschwingversuchen an Betonstahlmatten (BSt 420 (III), BSt 500 (IV)) aus Heft 525 [6.3] mit nach
träglich eingezeichneter Wöhlerlinie nach DIN-FB 102
Bild 121: Versuchsergebnisse von REHM et al [6.12] mit eingezeichneter Wöhlerlinie nach DIN 1045-1:2008
89
Bild 123: Versuchsergebnisse unterschiedlicher Forscher für Spannstahl im sofortigen Verbund im Zeitraum von 1956-1983 (Daten
aus [6.45])
lich, dass die Versuchswerte bis auf ganz wenige 6.4.2 ABEL (1993)
Ausnahmen oberhalb dieser Bemessungswöhlerli
nie liegen. ABEL [6.20, 6.19] führte Versuche an 11 vorge
spannten Plattenbalken durch. Die Versuchsträger
Einschlägige dynamische Untersuchungen im entsprachen vom Aufbau her denen von BÖKAMP
nachträglichen Verbund sind seit etwa Anfang der [6.24] und sollten weitergehende Ergebnisse lie
80er Jahre bis heute von CORDES/LAPP-EMDEN fern. In 4 dieser Versuchskörper befanden sich kalt
(1984) [6.25], MÜLLER (1985) [6.42], RIGON/ gezogene Drähte aus St 1470/1670 mit einem
THÜRLIMANN (1985) [6.36], OERTLE/THÜRLI Durchmesser von 7 mm. 3 Balken enthielten 9
MANN/ESSLINGER (1987) [6.43], KOCH (1988) Drähte in einem Stahlhüllrohr und ein Balken 11
[6.35], WOLLMANN/YATES/BREEN/KREGER Drähte in einem Kunststoffhüllrohr. In die übrigen
(1988) [6.50], BÖKAMP (1991) [6.24], VOß (1993) 9 Versuchskörper wurden jeweils drei 7-drähtige
[6.48], ABEL (1996) [6.20] und ESKOLA (1996) Litzen mit einem Durchmesser von 0,6” in einem
[6.29] veröffentlicht worden. Kunststoffhüllrohr verwendet.
Des Weiteren führten 2008 MAURER/HEEKE ABEL verglich seine Ergebnisse mit den Bemes
[6.39] im Rahmen eines Forschungsvorhabens dy sungswöhlerlinien nach Eurocode 2 vom Oktober
namische Untersuchungen an Spannstählen aus 1995 und formulierte auf der Grundlage seiner Er
einer abgerissenen Brücke mit dem Baujahr 1957 gebnisse einen Bemessungsvorschlag. Im Bild 125
durch. ist zusätzlich die heutige Bemessungswöhlerlinie
nach DIN-FB 102:2009 maßstäblich ergänzt wor
Im Folgenden werden für einige der Untersuchun
den. Diese liegt etwas oberhalb des Vorschlags
gen die wichtigsten Ergebnisse kurz vorgestellt.
nach ABEL, hüllt aber seine Versuchswerte voll
Detaillierte Zusammenfassungen dieser Arbeiten
ständig ein.
können ABEL [6.20], ESKOLA [6.29] und EMPEL
MANN/SENDER [6.28] sowie den Originalberichten
entnommen werden.
91
6.4.7 MÜLLER (1985) Die Spannglieder wurden jeweils mit dem kleinsten
Krümmungsradius verlegt. Die Vorspannung wurde
MÜLLER [6.42] beschäftigte sich ebenso wie so eingestellt, dass die Oberspannung bei etwa
CORDES und LAPP-EMDEN mit verschiedenen σo = 0,55 · βz. lag und die Unterspannung oberhalb
Spannstählen und führte freischwingende sowie im des Dekompressionsniveaus lagen.
einbetonierten Zustand Balkenversuche durch. In
seinen Untersuchungen [6.42] verwendete er Auch der Einfluss von Stahl- und Kunststoffhüllroh
Bündelspannglieder aus drei Litzen St 1570/1770, ren, die er mit und ohne Mörtelfüllung einsetzte,
Ø 15,3 mm, Bündelspannglieder aus drei glatten wurde untersucht. Als Dauerschwingfestigkeit galt
vergüteten Drähten St 1420/1570, Ø 12,2 mm und auch hier die Schwingbreite, welche bei 2 · 106
Einzelspannglieder aus geripptem Gewindestahl Lastwechseln noch ertragen wurde.
St 1080/1230, Ø 26,5 mm.
der zugrunde gelegt, die bei 2 · 106 Lastspielen noch 6.4.12 MULLER/DUX (1994)
ertragen wurde. Die Einzelspannglieder erfüllten die
MULLER und DUX [6.40] führten Anfang der 90er
Anforderung der Stahlgüte St 835/1030 und die Bün
Jahre dynamische Versuche mit Spannbettbindern
delspannglieder die der Stahlgüte St 1470/1670. Zur
durch. Sie stellten 15 Balken mit gerader Spann
Durchführung dieser Untersuchungen wurde eine
gliedführung sowie 22 Balken mit einer umgelenk
konstante Oberspannung angesetzt.
ten Spanngliedführung im sofortigen Verbund her.
Die einzelnen Versuche wurden mit Lastwechseln Verwendet wurden Spannstähle mit 7,9 mm und
oberhalb der Dekompression mit Schwingbreiten 12,7 mm Durchmesser. Die Lage der Umlenkpunk
zwischen 110 und 130 N/mm2 bei den Einzel te wurde in den Versuchen ebenfalls variiert, um
spanngliedern und zwischen 120 und 160 N/mm2 einen Einfluss feststellen zu können. Die Versuche
bei den Bündelspanngliedern durchgeführt. wurden mit einer Prüffrequenz von 5 Hz durchge
führt.
6.4.11 WOLLMANN et al. (1988)
MULLER und DUX stellten eine deutlich geringere
WOLLMANN/YATES/BREEN/KREGER [6.50] führ Ermüdungsfestigkeit bei umgelenkter Spannglied
ten 1988 an 8 Versuchskörpern dynamische Unter führung fest. An den Umlenkstellen der Spannstäh
suchungen durch. Bei dem verwendeten Spann- le im sofortigen Verbund ist es in den meisten Fäl-
stahl handelte es sich um 7-drähtige Litzen mit
einem Durchmesser von 0,5” und niedriger Relaxa
tion. Die Spannstähle entsprachen den Spezifika
tionen des ASTM-A416-Standard. Als Hüllrohre
wurden in 2 Trägern Kunststoffhüllrohre und in den
übrigen 6 Trägern Stahlhüllrohre als Reibpartner
eingebaut. Alle Träger wurden mit einer konstanten
Wechsellast bis zu einem eindeutig feststellbaren
Steifigkeitsabfall dynamisch belastet (Bild 143).
len zu einem Ermüdungsbruch mit Einfluss der zen. Es konnte bei den entnommenen Proben
Reibkorrosion bzw. Reibdauerbeanspruchung ge davon ausgegangen werden, dass die Litzen im
kommen. Bauwerk zuvor keine ermüdungswirksamen Bean
spruchungen erfahren haben. Die Litzen wurden
gesäubert und in Versuchsträger eingebaut. Jeder
6.4.13 MAURER/HEEKE (2008) der 5 Versuchsträger enthielt ein Spannglied aus
gekrümmtem Stahlhüllrohr und 5 Litzen in nach
MAURER und HEEKE [6.39] führten von 2008 bis träglichem Verbund. Alle Versuchsergebnisse aus
2010 Versuche an Spannstählen durch. Diese den untersuchten älteren Spannstählen liegen
Spannstähle wurden im Rahmen des Abbruchs oberhalb der Bemessungswöhlerlinie nach DIN-FB
einer Autobahnbrücke entnommen, welche im Jahr 102: 2009.
1957 errichtet wurde. Bei dem entnommenen
Spannstahl handelte es sich um 7-drähtige 3/8-Lit
Bild 146: Versuchsträger von MAURER/HEEKE [6.39] Bild 147: Versuchsstand von MAURER/HEEKE [6.39]
6.5 Vergleich mit den heutigen 2010 erfolgte an der TU Braunschweig im Rahmen
Bemessungswöhlerlinien eines Forschungsvorhabens von EMPELMANN/
SENDER [6.28] eine weitere Zusammenstellung
ABEL [6.20] verglich in seiner Arbeit von 1996 be der bislang in der Literatur auffindbaren For
reits recherchierte Versuche mit der Bemessungs schungsergebnisse. Diese wurden von EMPEL
wöhlerlinie aus dem Model Code 90 von 1993. MANN/SENDER in einer Datenbank aufbereitet
ABEL unterschied in seinem Diagramm zwischen und mit den gültigen Wöhlerlinien der Normen DIN
Hüllrohren aus Bandstahl und Kunststoff. Diese 1045-1, DIN-FB 102 und Eurocode 2 verglichen. In
beiden Diagramme sind in Bild 149 dargestellt und dieser Zusammenstellung wurde zum besseren
durch die gültigen Bemessungswöhlerlinien nach Vergleich der Versuchsergebnisse nach folgenden
DIN-FB 102:2009 ergänzt. Herstellungsarten der Großmodellversuche unter
schieden:
Es zeigt sich, dass die ausgewerteten Versuchser
gebnisse fast ausnahmslos über den heute gültigen • nachträglicher Verbund – Kunststoffhüllrohre,
Bemessungswöhlerlinien für Spannstähle in Kunst
stoff- und Stahlhüllrohren liegen. • nachträglicher Verbund – Stahlhüllrohr,
Bild 149: Vergleich [6.20] der von ABEL recherchierten Versuchsergebnisse an Kleinmodell- und Balkenversuchen mit den zuge
hörigen Wöhlerlinien des Model Code 90 (1993) und nach DIN-FB 102:2009
100
• sofortiger Verbund – gerade Spanngliedführung, In den Diagrammen (siehe Bilder 151 bis 155) sind
die Ergebnisse der zuvor beschrieben Forschungs
• sofortiger Verbund – umgelenkte Spannstahl
arbeiten den Bemessungswöhlerlinien des DIN-FB
führung.
102:2009 gegenübergestellt. Analog zu den Aus
Des Weiteren stellen EMPELMANN/SENDER wertungen von ABEL zeigt sich, dass für gerade
[6.28] eine übersichtliche Tabelle auf (Bild 150), in Spannglieder im sofortigen Verbund (Bild 153) und
der die Randparameter einiger recherchierter Ar Spannstähle im nachträglichen Verbund mit Hüllroh
beiten aufgeführt sind. Laut EMPELMANN/SEN ren aus Stahl (Bild 152) bzw. Kunststoff (Bild 151)
DER geben die dunkelgrau hinterlegten Felder die die Versuchswerte fast ausnahmslos oberhalb der
Untersuchungen mit eindeutigen und aussagekräf gültigen Bemessungswöhlerlinien liegen. In einigen
tigen Ergebnissen an. Hellgrau hinterlegte Felder der unterhalb der Bemessungswöhlerlinien liegen
bezeichnen die Untersuchungen, bei denen das den Versuchswerte (RIGON et al., HELLER) wurde
Dekompressionsniveau durchfahren wurde. Da während der dynamischen Belastung das Dekom
durch sind diese mit Unsicherheiten bezüglich der pressionsniveau durchfahren. Daher ist eine exakte
Schwingbreite und Lastwechsel behaftet. Aussage der Schwingbreite hier nicht möglich.
Bild 151: Vergleich recherchierter Versuchsergebnisse (nachträglicher Verbund – gekrümmte Kunststoffhüllrohre) im Kontext zur
Bemessungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009
Bild 152: Vergleich recherchierte Versuchsergebnisse (nachträglicher Verbund – gekrümmte Stahlhüllrohre) im Kontext zur
Bemessungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009
102
Bild 153: Vergleich recherchierte Versuchsergebnisse (sofortiger Verbund – gerade Spanngliedführung) im Kontext zur Bemes
sungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009
Bild 154: Versuchsergebnisse von OERTLE et al. [6.44] aus Bild 155: Versuchsergebnisse von OERTLE et al. [6.44] aus
Kleinkörperversuchen (nachträglicher Verbund – ge- Kleinkörperversuchen (nachträglicher Verbund – ge
krümmte Stahlhüllrohre) im Kontext zur Bemes- krümmte Kunststoffhüllrohre) im Kontext zur Bemes
sungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009 sungswöhlerlinie nach DIN-FB 102:2009
103
Ebenso die Versuchsergebnisse der Kleinmodell ständig weiterentwickelt und an neuere Erkenntnis
versuche von OERTLE et al. [6.44] zeigen, dass se angepasst worden. Die Lastannahmen wurden
diese für gekrümmte Stahlhüllrohre (Bild 154) dem gestiegenen Verkehrsaufkommen angepasst.
sowie gekrümmte Kunststoffhüllrohre (Bild 155) Bedingt durch die Altersstruktur des Brückenbe
oberhalb der Bemessungswöhlerlinie nach DIN-FB stands ergibt sich eine hohe Anzahl an Bauwerken,
102:2009 liegen. die nicht gemäß den heute geltenden Vorschriften
geplant und gebaut wurden. Diese Bauwerke liegen
jedoch zum Teil im Zuge bedeutender Verkehrswe
6.6 Zusammenfassung ge und können nicht ohne erheblichen finanziellen
Aufwand und massive Eingriffe in den fließenden
Der Vergleich der recherchierten Versuchsergeb Verkehr ertüchtigt oder ersetzt werden. Aus diesem
nisse mit den aktuell gültigen Wöhlerlinien für die Grund ist die Erarbeitung eines Sicherheitskonzep
Bemessung nach DIN-FB 102:2009 zeigt, dass die tes für bestehende Bauwerke sowie genauerer und
Versuchswerte bis auf wenige Einzelfälle oberhalb erweiterter Nachweisverfahren im Moment Gegen
der heutigen normgemäßen Wöhlerlinie liegen. stand mehrerer Forschungsprojekte.
Dabei ist festzustellen, dass die Schwingbreiten bei
den Versuchen überwiegend oberhalb des Knick Das vorliegende FE-Vorhaben ist als Fortführung
punktes der Wöhlerlinie liegen. Versuche mit zu dem bereits abgeschlossenen Forschungspro
Schwingbreiten unterhalb des Knickpunktes im Be jekt „Konzeption zur Nachrechnung bestehender
reich der Dauerfestigkeit sind aufgrund der sehr Straßenbrücken” [1.1] zu sehen. Im Laufe der Be
hohen Lastwechselzahlen und der damit einherge arbeitung des ersten Forschungsprojekts ergaben
henden langen Versuchsdauer sehr selten. Auf sich zusätzliche und weitergehende Fragestellun
grund der Recherche können die aktuellen Wöhler gen, deren genauere Betrachtung hilfreich bei der
linien nach DIN-FB 102:2009 auch zum Nachweis Beurteilung bestehender Bauwerke ist. Im Rahmen
von älteren Beton- und Spannstählen herangezo des vorliegenden FE-Vorhabens sollten die The
gen werden. Eine weitere experimentelle Absiche menfelder Sicherheitskonzept für bestehende Bau
rung des flachen Astes der Wöhlerlinie unterhalb werke, Ansatz historischer Materialfestigkeiten bei
des Knickpunktes im Dauerfestigkeitsbereich wäre der Nachrechnung einschließlich von Kennwerten
allerdings wünschenswert. der Ermüdungsfestigkeit, Beurteilung der Quer
krafttragfähigkeit bei zu geringer Querkraftbeweh
Für die Betonstähle zeigte sich, dass die heutigen rung sowie der Einfluss von gegebenenfalls nicht
Bemessungswöhlerlinien auch für den Nachweis vorhandener Mindestbewehrung auf das Sicher
älterer Stabstähle gegen Ermüdung herangezogen heitsniveau eingehender untersucht werden.
werden können.
Zunächst wurde das den aktuellen Normenwerken
Ebenso lassen sich Betonstahlmatten mit der gülti zugrunde liegende semi-probabilistische Sicher
gen Bemessungswöhlerlinie der DIN 1045-1:2008 heitskonzept mit Teilsicherheitsbeiwerten erläutert.
nachweisen, wenn auch diese im Brückenbau auf Hierdurch sollten die Zusammenhänge zwischen
grund der kleinen Stabquerschnittsflächen as und Zuverlässigkeitsindex β, operativer Versagens
der hohen Ermüdungsanfälligkeit durch vorhandene wahrscheinlichkeit pf, Bezugszeiträumen, charakte
Schweißpunkte in der Regel nicht eingesetzt wer ristischen Werten der Einwirkungen und Widerstän
den. de sowie den Teilsicherheitsbeiwerten verdeutlicht
werden. Auf der Grundlage dieser theoretischen
Ältere Spannstähle im sofortigen Verbund oder in
Ausführungen konnten anschließend verschiedene
Stahlhüllrohren im nachträglichen Verbund werden
Überlegungen zu angepassten Sicherheitskonzep
durch die heutigen Bemessungswöhlerlinien nach
ten für bestehende Bauwerke dargestellt und ver
DIN-FB 102:2009 gut erfasst, sodass diese auch
glichen werden. Grundsätzlich konnten zwei ver
für eine Nachrechnung verwendet werden dürfen.
schiedene Herangehensweisen zur Herleitung an
gepasster Teilsicherheitsbeiwerte identifiziert wer
den. Zum einen besteht die Möglichkeit, Unsicher
7 Resümee heiten durch Materialprüfungen und Messungen
am Bauwerk zu reduzieren. Dieser Ansatz ist zur
Seit Beginn des Spannbetonbrückenbaus in zeit schon bei der Erstellung der geplanten Richt
Deutschland sind die Bemessungsvorschriften linie zur Nachrechnung von Straßenbrücken im Be
104
stand berücksichtigt. Zum anderen können ökono rung und der rechnerische Betontraganteil be
mische Überlegungen in Verbindung mit der Tatsa stimmt. Um den Einfluss unterschiedlicher Sicher
che, dass bestehende Bauwerke i. d. R. nur noch heitsüberlegungen zu eliminieren und eine Ver
eine geringe verbleibende Nutzungsdauer haben, gleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten, er
durchgeführt werden. Die geringere verbleibende folgten die Untersuchungen auf der Grundlage cha
Nutzungsdauer kann bei diesem Ansatz mit einem rakteristischer Materialkennwerte. Vor allem in den
vorher festgelegten Wert direkt mathematisch be auflagernahen Bereichen vorgespannter Träger
rücksichtigt werden. Beide Ansätze können im Ver kam es zu stark voneinander abweichenden Ergeb
gleich mit den Festlegungen der für Neubauten gül nissen. Es zeigte sich zum einen, dass die Annah
tigen Regelwerke zu abgeminderten Teilsicher me eines reinen Fachwerkmodells ohne additiven
heitsbeiwerten für die Nachweisführung bei beste Betontraganteil im DIN-FB dazu führt, dass auch in
henden Bauwerken führen. den auflagernahen, überdrückten Bereichen ohne
Biegerissbildung rechnerisch Querkraftbewehrung
Um ältere Bauwerke auf der Grundlage heutiger erforderlich wird. Gemäß dem Ansatz nach Model
Nachweiskonzepte nachrechnen zu können, wer Code 2010, Level III muss in diesen Bereichen
den charakteristische Werte der Materialeigen keine statische Bügelbewehrung angeordnet wer
schaften benötigt. Es konnte gezeigt werden, dass den. Zum anderen wurde deutlich, dass der DIN-FB
die Kennwerte der Betonstähle aus der Zeit vor das Verhältnis zwischen einwirkender Querkraft
1972 zwar theoretisch als nicht zu unterschreitende und einwirkendem Moment nur geringfügig und in
Mindestwerte definiert waren, praktisch jedoch direkt über die Änderung des inneren Hebelarms z
auch bereits in diesem Zeitraum als 5%-Quantile zu berücksichtigt. Durch dieses Vorgehen können
verstehen sind. Diese Aussage ist auch auf die vor allem Anschein nach nicht alle Auswirkungen des
1972 zugelassenen Spannstähle übertragbar. Für M/V-Verhältnis auf die Querkrafttragfähigkeit abge
den Beton aus dem Zeitraum vor 1972 konnte ex bildet werden.
emplarisch für die Festigkeitsklassen B 300 und
B 450 gezeigt werden, dass die bei der Druckfes Die Nachrechnung vorgespannter Brückenbauwer
tigkeitsprüfung einzuhaltende Bedingung, dass ke auf der Grundlage des DIN-Fachberichts 102
kein Einzelwert um mehr als 15 % vom geforderten führt häufig zu Defiziten bei der Querkraftbeweh
Mittelwert abweicht, zur Festlegung einer unteren rung. Daher wurden bereits in einem früheren FE-
Abschätzung der charakteristischen Betondruck Vorhaben der BASt Vorschläge zum Ansatz des bei
festigkeit nach heutiger Definition herangezogen der Querkraftbemessung verwendeten inneren He
werden kann. Über die Angaben in den ursprüng belarms z für Spannbetonbauteile gemacht. Zudem
lichen statischen Berechnungen oder auf Plänen wurde gezeigt, dass ein zusätzlicher Betontragan
können die damals verwendeten Baustoffe identifi teil bei Querkraftabtragung über einen „Druckbo
ziert werden. Anschließend können alle bei der gen” aktiviert werden kann.
Nachrechnung benötigten charakteristischen Mate
rialkennwerte auf der Grundlage der hier beschrie Durch Versuchsnachrechnungen auf der Grundla
benen Zusammenhänge bestimmt oder aus Tabel ge der Dehnungsebenen und nichtlineare Simula
len und alten Zulassungen entnommen werden. tionsrechnungen mit dem Programmsystem ABA
Falls aus Materialuntersuchungen etc. jedoch ge QUS an Spannbetonversuchsträgen wird der Ein
nauere Informationen über die tatsächlichen Eigen fluss des Druckbogens auf die Größe der erforder
schaften der Materialien im Bauwerk vorliegen, sind lichen Querkraftbewehrung aufgezeigt. Durch die
diese bei der Nachrechnung zu verwenden. Überlagerung von Fachwerk und Druckbogen fin
det eine Interaktion von Biege- und Querkraftbean
Die zurzeit noch nicht einheitliche Berücksichtigung spruchung statt. Mit Hilfe der Simulationsrechnun
der Momenten-Querkraft-Interaktion bei der Ermitt gen erfolgt die Berücksichtigung der Interaktion
lung der aufnehmbaren Querkraft wurde durch Ver zwischen Querkraft und Biegung automatisch, d. h.,
gleichsrechnungen nach DIN-Fachbericht 102 und die entlastende Wirkung aus Spanngliedneigung
fib Model Code 2010 aufgezeigt. An einem bei und Druckbogen ist in den Berechnungsergebnis
spielhaften, mit horizontalen Spanngliedern im sen enthalten. Simulationsberechnungen wurden
nachträglichen Verbund vorgespannten Plattenbal zunächst durch Nachrechnung repräsentativer Ver
kenquerschnitt wurden für verschiedene Querkraft suche kalibriert. Dazu wurden hier u. a. auch Ver
laststufen und Momenten-Querkraft-Verhältnisse suche an unbewehrten und bewehrten Betonschei
jeweils die rechnerisch erforderliche Bügelbeweh ben herangezogen. Die Simulation erfolgte mit
105
Volumenelementen für den Beton und Stabelemen normgemäßen Beanspruchung im GZT (γG = 1,35;
ten für die Bewehrung. Somit können rechnerische γQ = 1,50) sich ein ausgeprägter Druckbogen ein
Stahlspannungen mit Messwerten aus den Versu stellt, ist der Einfluss des Druckbogens auf die er
chen verglichen werden. Die kalibrierten nichtlinea forderliche Querkraftbewehrung wesentlich. Mit
ren Simulationsberechnungen konnten auf die Si einem zusätzlichen Nachweiskriterium für die Be
mulation der Spannbetonträger übertragen werden. grenzung der Hauptzugspannungen im Beton kann
Die integralen Größen der Versuchsergebnisse der der Druckbogen bei der Nachrechnung von älteren
Spannbetonträger, wie die Last-Verformungs-Kur Spannbetonbrücken in Ansatz gebracht werden.
ven, konnten so sehr gut abgebildet werden. Die
gemessenen Bügelspannungen und die beobach Da die durchgeführten Untersuchungen sich ledig
teten Risse aus den Versuchen konnten durch die lich auf den Einfeldträger beziehen, ist die Übertra
Darstellung der berechneten Bügelspannungen gung der Ergebnisse auf das Tragverhalten eines
und die Darstellung der Hauptdruckspannungen Durchlaufträgers, insbesondere über der Innenstüt
gemeinsam mit den beobachteten Rissen ebenfalls ze, nur bedingt möglich. Ob diese Erkenntnisse
sehr gut nachvollzogen werden. Die großen Haupt sich auch am Durchlaufträger tatsächlich bestäti
zugspannungen an den Umlenkstellen des Druck gen lassen, könnte mit weiteren Simulationsrech
bogens gaben den Hinweis, dass die Hauptzug nungen von Spannbetonversuchsträgern als
spannungen zur Umlenkung des Druckbogens er Durchlaufträger gezeigt werden. Leider sind keine
forderlich sind. Damit wird ein zusätzliches Nach Versuche an vorgespannten Durchlaufträgern ver
weiskriterium für die Begrenzung der Hauptzug– fügbar. Daher besteht Forschungsbedarf an Versu
spannungen im Beton benötigt. chen mit Spannbetonzweifeldträgern, mit denen die
Verhältnisse einer realen Brücke möglichst reali
Gemäß dem Druckbogenmodell wird in den über tätsnah abgebildet werden können.
drückten Auflagerbereichen die Querkraft allein
durch die Vertikalkraftkomponente des Druck- und Die Untersuchungen zur Mindestquerkraftbeweh
Zuggurtes abgetragen. Lediglich im Bereich der rung ergaben, dass Spannbetonbrücken, welche
hohen Momente, wo sich der Träger auf der Grund nach 1966 erbaut wurden und nach damaligem
lage der Dehnungsebenen im ZSt II befindet, stei Stand der Technik bzw. nach den damals gültigen
gen die gemessenen Bügelspannungen stark an, Regelwerken bemessen wurden, über eine Min
was darauf deutet, dass das Fachwerk-Modell hier destquerkraftbewehrung verfügen, die mindestens
dominiert. den heutigen Festlegungen entspricht. Es ist der
Mindestwert für Schubrissbildung im Steg vorge
Die durchgeführten Untersuchungen zeigen, dass spannter Träger (ρ = 1,6) abgedeckt. Bei Spann
das jetzige Querkraftbemessungsmodell des DIN- betonbrücken, welche zwischen 1955 und 1966
Fachberichts für vorgespannte Träger „Fachwerk erbaut wurden und nach den Empfehlungen von
mit Rissreibung” besonders in den überdrückten LEONHARDT bemessen wurden, gilt teilweise die
Bereichen der Dehnungsebenen die Querkrafttrag selbe Feststellung. Die nach DIN-FB 102:2009-03
fähigkeit nicht zutreffend beschreiben kann. Erst erforderliche Mindestquerkraftbewehrung bei einer
durch die zusätzliche Berücksichtigung des Druck Biegeschubrissbildung (ρ = 1,0) war in den zur Ver
bogens mit der Vertikalkomponente der geneigten fügung stehenden Beispielbrücken durchgehend
Biegedruckkraft kann das Tragverhalten unter eingehalten.
Querkraftbeanspruchung vollständig beschrieben
werden. Des Weiteren wurden die Auswirkungen von feh
lender Mindestbewehrung auf den Abbau von
Aus den Untersuchungen geht ebenfalls deutlich Zwangschnittgrößen und das Ankündigungsverhal
hervor: je kleiner die Laststufe, desto ausgeprägter ten bei einem fortschreitenden Spanngliedausfall
die Wirkung des Druckbogens. Der Verlauf und untersucht. Die Betrachtungen erfolgten mittels
damit der Traganteil des Druckbogens sind ganz of nichtlinearer Simulationsrechnungen am Gesamt
fensichtlich abhängig von der Höhe der Beanspru system der Lützelbachtalbrücke. Für eine realitäts
chung. Bei niedrigen Beanspruchungen dominiert nahe Erfassung der Tragwerkssteifigkeiten wurde
der Tragmechanismus des Druckbogens. Demzu das nichtlineare Werkstoffverhalten des Spannbe
folge geht der Einfluss des Druckbogens mit zu tons berücksichtigt. Um die Einflüsse aus fehlender
nehmender Belastung weiter zurück. Da aus Nach Mindestbewehrung auf den Abbau der Zwang
rechnungen von Spannbetonbrücken unter der schnittgrößen aufzuzeigen, wurden Vergleichsrech
106
nungen mit unterschiedlichen Bewehrungsgraden Bei einigen Fragestellungen wird allerdings noch
durchgeführt. Es konnte gezeigt werden, dass sich weiterer Forschungsbedarf gesehen. Dies betrifft
die Zwangschnittgrößen gleichermaßen stark ab insbesondere die Querkrafttragfähigkeit unter Be
bauen. Damit wurde das in die Nachrechnungs rücksichtigung des Traganteils aus der Vertikalkom
richtlinie aufgenommene Abminderungskriterium ponente des Druckbogens infolge der Vorspannwir
für Zwangschnittgrößen nach ARNOLD als eine si kung. Dieser Traganteil birgt ein erhebliches Poten
chere Abschätzung für ältere Spannbetonbrücken zial in sich, um noch eine ausreichende Tragsicher
ohne eine ausreichende Mindestbewehrung verifi heit nachweisen zu können für Bauwerke, die im
ziert. In einer weiteren Betrachtung konnte durch Vergleich zum DIN-Fachbericht 102 deutlich zu
die wirklichkeitsnahe Simulation des Tragverhal wenig Querkraftbewehrung enthalten. Die bisheri
tens, trotz nicht gegebenen Ankündigungsverhal gen theoretischen Simulationsberechnungen mit
tens, ein duktiles Tragwerksversagen nachgewie nichtlinearen Finiten Elementen sowie die verfüg
sen werden. Dabei wurde ein konzentrierter baren gut dokumentierten Versuchsergebnisse be
Spanngliedausfall bis zur ersten Ankündigung schränken sich auf Einfeldträger. Es fehlen Versu
durch Rissbildung in einem Querschnitt zugrunde che an Zweifeldträgern mit entsprechenden Mes
gelegt, in den übrigen Querschnitten wurden die sungen der Bügelspannungen. Erste Anwendun
Spannglieder als intakt vorausgesetzt. Für diesen gen des Modells auf bestehende ältere Brücken er
Fall stellte das vorhandene Umlagerungsvermögen gaben erhebliche Steigerungen der Querkrafttrag
des Bauwerks eine ausreichende Tragreserve dar. fähigkeit bei Berücksichtigung des Druckbogens.
Allerdings muss dieses Modell für die Verhältnisse
Im Vergleich der recherchierten Ergebnisse aus dy an den Innenstützen von Durchlaufträgern noch ex
namischen Versuchen mit den gültigen Wöhler perimentell und theoretisch abgesichert werden.
linien nach DIN-FB 102:2009 zeigte sich, dass für
Betonstähle die heutigen Bemessungswöhlerlinien Langfristig ist die Erarbeitung eines angepassten
auch für ältere Stabstähle herangezogen werden Sicherheitskonzepts für die Bewertung des deut
können. Ebenso lassen sich Betonstahlmatten mit schen Brückenbestands anzustreben. Die durchge
der gültigen Bemessungswöhlerlinie der DIN 1045 führte internationale Literaturrecherche zu Sicher
1:2008 zuverlässig gegen Ermüdung nachweisen. heitskonzepten sollte zu diesem Zweck erweitert
Bei den Ergebnissen des Spannstahls zeigt sich, werden. Geeignet erscheinende Konzepte können
dass die Versuchswerte bis auf wenige Einzelfälle dann in einem ersten Schritt beispielhaft für ver
oberhalb der heutigen normgemäßen Wöhlerlinie schiedene Bauwerke angewendet und die Auswir
liegen. Im Gesamten dominiert hier allerdings die kungen untersucht werden.
Anzahl der Versuche, die mit ihrer Schwingbreite Im Rahmen solcher Untersuchungen ist weiterhin
oberhalb des Knickpunktes der Wöhlerlinie anzu zu überprüfen, ob das über viele Jahre empirisch
treffen sind. Versuche mit Schwingbreiten unterhalb entwickelte und im Konsens der Gesellschaft sehr
des Knickpunktes im Bereich der Dauerfestigkeit hoch ausgelegte Sicherheitsniveau für neue Bau
sind aufgrund der sehr hohen Lastwechselzahlen werke für bestehende Bauwerke abweichend be
und der damit einhergehenden langen Versuchs stimmt werden kann. Hierbei sollten z. B. rationale
dauer sehr selten. Aufgrund der Recherche können Optimierungsbetrachtungen bzw. die Berücksichti
die aktuellen Wöhlerlinien nach DIN-FB 102:2009 gung des Nutzens von eventuellen Verstärkungs
auch zum Nachweis von älteren Beton- und Spann- maßnahmen (z. B. auf Grundlage des Lebensqua
stählen herangezogen werden. Für eine weitere ex litätsindex) eingebunden werden. Falls sich bei üb
perimentelle Absicherung des flachen Astes der lichen Verhältnissen merkliche Unterschiede zum
Wöhlerlinie unterhalb des Knickpunktes im Dauer Konzept bei Neubauten ergeben, könnten diese
festigkeitsbereich wird allerdings weiterer For dann in entsprechenden Regelungen berücksichtigt
schungsbedarf gesehen. werden.
Durch das vorliegende FE-Vorhaben wurden einige Die Entnahme von Materialproben zur Bestimmung
neue Erkenntnisse gewonnen, die für die Beurtei der Druckfestigkeit des Betons stellt einen Eingriff
lung bestehender älterer Spannbetonbrücken hilf in die Substanz des Bauwerks dar. Daher sollte die
reich sind und die teilweise ihren Niederschlag im Anzahl auf das Notwendigste beschränkt werden.
1. Entwurf zur Nachrechnungsrichtlinie gefunden Mit einer begrenzten Anzahl an Proben lässt sich
haben. der Mittelwert relativ gut abschätzen. Für die Er
107
mittlung der Quantilwerte müssen dann die Streu Stahlbetonbau. Dissertation, Technische
ungen (Standardabweichung) bekannt sein. In die Universität München, 1995
sem Zusammenhang wird ein Forschungsbedarf
gesehen, um Erkenntnisse über die innerhalb eines [2.6] DIN-Fachbericht 102: Betonbrücken. Ausga
Bauwerks zu erwartenden Streuungen zu gewin be März 2009
nen, um mit möglichst wenigen Proben die charak [2.7] DIN EN 1992-2: Eurocode 2: Bemessung
teristischen Werte bestimmen zu können. Hierbei und Konstruktion von Stahlbeton- und
kann neben tatsächlichen Untersuchungen an be Spannbetontragwerken – Teil 2: Betonbrü
stehenden Bauwerken vor allem die Auswertung cken – Bemessungs- und Konstruktionsre
noch vorliegender historischer Daten aus der Mate geln; Deutsche Fassung, EN 1992-2:2005
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2001 2005
B 28: Erfassung und Bewertung von reaktionsharzgebundenen B 47: Gussasphaltbeläge auf Stahlbrücken
Dünnbelägen auf Stahl Steinauer, Scharnigg 13,50
Eilers 11,00
B 29: Ergänzende Untersuchungen zur Bestimmung der Karbo- 2006
natisierungstiefe und des Chloridgehaltes von Beton
Gatz, Quaas 12,00 B 48: Scannende Verfahren der zerstörungsfreien Prüfung von
Brückenbauwerken
B 30: Materialkonzepte, Herstellungs- und Prüfverfahren für elutions- Holst, Streicher, Gardei, Kohl, Wöstmann,
arme Spritzbetone Wiggenhauser 15,00
Heimbecher 11,00
B 49: Einfluss der Betonoberflächenvorbereitung auf die Haf-
B 31: Verträglichkeit von reaktionsharzgebundenen Dünnbelägen tung von Epoxidharz
mit Abdichtungssystemen nach den ZTV-BEL-ST Raupach, Rößler 13,50
Eilers, Stoll 10,50
B 50: Entwicklung eines Bauwerks-Management-Systems für
B 32: Das Programm ISOCORRAG: Ermittlung von Korrosivitäts- das deutsche Fernstraßennetz, Stufe 3
kategorien aus Massenverlustraten Holst 13,50
Schröder 11,50
B 51: Hydrophobierungsqualität von flüssigen und pastösen
B 33: Bewährung von Belägen auf Stahlbrücken mit orthotropen Hydrophobierungsmitteln
Fahrbahnplatten Panzer, Hörner, Kropf 12,50
Eilers, Sczyslo 17,00
B 52: Brückenseile mit Galfan-Überzug – Untersuchung der
B 34: Neue reaktionsharzgebundene Dünnbeläge als Fahrbahn- Haftfestigkeit von Grundbeschichtungen
beläge auf einem D-Brücken-Gerät Friedrich, Staeck 14,50
Eilers, Ritter 13,00
B 53: Verwendung von selbstverdichtendem Beton (SVB) im
Brücken- und Ingenieurbau an Bundesfernstraßen
2002 Tauscher 14,50
B 35: Bewährung von Brückenbelägen auf Betonbauwerken B 54: Nachweis des Erfolges von Injektionsmaßnahmen zur
Wruck 11,50 Mängelbeseitigung bei Minderdicken von Tunnelinnenschalen
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B 36: Fahrbahnübergänge aus Asphalt
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Wruck 11,00
Rath, Berthold, Lähner 12,50
B 37: Messung der Hydrophobierungsqualität
Hörner, von Witzenhausen, Gatz 11,00 2007
B 38: Materialtechnische Untersuchungen beim Abbruch der
B 55: Überprüfung des Georadarverfahrens in Kombination
Talbrücke Haiger
mit magnetischen Verfahren zur Zustandsbewertung von
Krause, Wiggenhauser, Krieger 17,00
Brückenfahrbahnplatten aus Beton mit Belagsaufbau
B 39: Bewegungen von Randfugen auf Brücken Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann kosten-
Eilers, Wruck, Quaas 13,00 pflichtig unter www.nw-verlag.de heruntergeladen werden.
Krause, Rath, Sawade, Dumat 14,50
2003 B 56: Entwicklung eines Prüfverfahrens für Beton in der Expo-
sitionsklasse XF2
B 40: Schutzmaßnahmen gegen Graffiti
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von Weschpfennig 11,50
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B 41: Temperaturmessung an der Unterseite orthotroper Fahrbahn- Setzer, Keck, Palecki, Schießl, Brandes 19,50
tafeln beim Einbau der Gussasphalt-Schutzschicht
B 57: Brandversuche in Straßentunneln – Vereinheitlichung
Eilers, Küchler, Quaas 12,50
der Durchführung und Auswertung
B 42: Anwendung des Teilsicherheitskonzeptes im Tunnelbau Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann kostenpflichtig
Städing, Krocker 12,00 unter www.nw-verlag.de heruntergeladen werden.
Steinauer, Mayer, Kündig 26,50
B 43: Entwicklung eines Bauwerks Management-Systems für das
deutsche Fernstraßennetz – Stufen 1 und 2 B 58: Quantitative Risikoanalysen für Straßentunnel
Haardt 13,50 Sistenich 14,50
B 44: Untersuchungen an Fahrbahnübergängen zur Lärmminderung
Hemmert-Halswick, Ullrich 12,50 2008
B 59: Bandverzinkte Schutzplankenholme
2004 Schröder 12,50
B 45: Erfahrungssamlungen: B 60: Instandhaltung des Korrisionsschutzes durch Teiler-
Stahlbrücken – Schäden – wetterfeste Stähle Seile neuerung - Bewährung
Teil 1: Dokumentation über Schäden an Stahlbrücken Schröder 13,50
114
B 61: Untersuchung von Korrision an Fußplatten von Schutz- Teil 4: DIN-FB 104 "Verbundbrücken"
plankenpfosten Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann kosten-
Schröder, Staeck 13,00 pflichtig unter www.nw-verlag.de heruntergeladen werden.
B 62: Bewährungsnachweis von Fugenfüllungen ohne Unter- Freundt, Böning, Maurer, Arnold, Gedwien, Müller,
füllstoff Schrick, Tappe, Kuhlmann, Rasche, Froschmeier,
Eilers 12,00 Euler, Hanswille, Brauer, Bergmann 29,50
B 78: Bemessung von Wellstahlbauwerken – Vergleich nach den
B 63: Selbstverdichtender Beton (SVB) im Straßentunnelbau
bisherigen und den neuen Richtlinien
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Heunisch, Hoepfner, Pierson (†), Dehn, Orgass, Sint 17,50
Kuhlmann, Günther, Krauss 18,50
B 64: Tiefenabhängige Feuchte- und Temperaturmessung an
B 79: Untersuchungen zur Querkraftbemessung von Spannbe-
einer Brückenkappe der Expositionsklasse XF4
tonbalken mit girlandenförmiger Spanngliedführung
Brameshuber, Spörel, Warkus 12,50
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2009 Maurer, Kiziltan, Zilch, Dunkelberg, Fitik (in Vorbereitung)
B 80: Lautsprecheranlagen und akustische Signalisierung in
B 65: Zerstörungsfreie Untersuchungen am Brückenbauwerk A1
Straßentunneln
Hagen/Schwerte
Mayer, Reimann, Löwer, Brettschneider, Los 16,00
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unter www.nw-verlag.de heruntergeladen werden. B 81: Quantifizierung der Lebensdauer von Betonbrücken mit
Friese, Taffe, Wöstmann, Zoega 14,50 den Methoden der Systemanalyse
Müller, Vogel, Neumann 14,50
B 66: Bewertung der Sicherheit von Straßentunneln
Zulauf, Locher, Steinauer, Mayer, Zimmermann, B 82: Verkehrslastmodelle für die Nachrechnung von Straßen-
Baltzer, Riepe, Kündig 14,00 brücken im Bestand
Freundt, Böning 16,00
B 67: Brandkurven für den baulichen Brandschutz von Straßen-
tunneln B 83: Konzeption zur Nachrechnung bestehender Straßenbrücken
Blosfeld 17,50 Maurer, Kolodziejczyk, Zilch, Dunkelberg 16,00
B 68: Auswirkungen des Schwerlastverkehrs auf die Brücken der B 84: Prüfung des Frost-Tausalz-Widerstandes von Beton mit dem
Bundesfernstraßen – Teile 1-4 modifizierten CDF-Verfahren (XF2)
Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann kostenpflichtig Gehlen, Lowke, Milachowski 15,00
unter www.nw-verlag.de heruntergeladen werden. B 85: Entwicklung von Verfahren einer zuverlässigkeitsbasierten
Kaschner, Buschmeyer, Schnellenbach-Held, Lubasch, Grünberg, Bauwerksprüfung
Hansen, Liebig, Geißler 29,50 Zilch, Straub, Dier, Fischer 19,50
B 69: Berücksichtigung der Belange behinderter Personen bei B 86: Untersuchungen an Bauwerken aus hochfesten Beton
Ausstattung und Betrieb von Straßentunneln Nguyen, Freitag 13,50
Wagener, Grossmann, Hintzke, Sieger 18,50
B 70: Frost-Tausalz-Widerstand von Beton in Brücken und 2012
Ingenieurbauwerken an Bundesfernstraßen
Tauscher 14,50 B 87: Vermeidung von Glättebildung auf Brücken durch die
Nutzung von Geothermie
Feldmann, Döring, Hellberg, Kuhnhenne, Pak, Mangerig,
2010 Beucher, Hess, Steinauer, Kemper, Scharnigg 17,00
B 71: Empfehlungen für geschweißte KK-Knoten im Straßen- B 88: Anpralllasten an Schutzeinrichtungen auf Brücken – Anpas-
brückenbau sung der DIN-Fachberichte "Stahlbrücken" und "Verbundbrücken"
Kuhlmann, Euler 22,50 an endgültige Eurocodes und nationale Anhänge einschließlich
B 72: Untersuchungen zur Dauerhaftigkeit von permanenten Vergleichsrechnungen
Anti-Graffiti-Systemen Kuhlmann, Zizza, Günther 15,50
Weschpfennig, Kropf, von Witzenhausen 13,50 B 89: Nachrechnung von Betonbrücken zur Bewertung der Trag-
B 73: Brand- und Abplatzverhalten von Faserbeton in Straßen- fähigkeit bestehender Bauwerke
tunneln Maurer, Heeke, Kiziltan, Kolodziejczyk, Zilch,
Dieser Bericht liegt nur in digitaler Form vor und kann kosten- Dunkelberg, Fitik 19,50
pflichtig unter www.nw-verlag.de heruntergeladen werden.
Dehn, Nause, Juknat, Orgass, König 21,00
B 74: Verwendung von Anti-Graffiti-Systemen auf Mauerwerk
Müller 14,00
B 75: Sachstand Verstärkungsverfahren – Verstärken von Beton-
brücken im Bestand
Schnellenbach-Held, Peeters, Scherbaum 13,50 Alle Berichte sind zu beziehen beim:
Wirtschaftsverlag NW
2011 Verlag für neue Wissenschaft GmbH
B 76: Instandsetzung und Verstärkung von Stahlbrücken unter Postfach 10 11 10
Berücksichtigung des Belagssystems D-27511 Bremerhaven
Sedlacek, Paschen, Feldmann, Geßler, Möller,
Steinauer, Scharnigg 17,00
Telefon: (04 71) 9 45 44 - 0
B 77: Anpassung von DIN-Fachberichten "Brücken" an Euro-
Telefax: (04 71) 9 45 44 77
codes Email: [email protected]
Teil 1: DIN-FB 101 "Einwirkung auf Brücken" ¬ Internet: www.nw-verlag.de
Teil 2: DIN-FB 102 "Betonbrücken" ¬
Teil 3: DIN-FB 103 "Stahlbrücken" ¬ Dort ist auch ein Komplettverzeichnis erhältlich.