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Skript K2 - Mauerwerksbau

Das Dokument beschreibt die vereinfachte Berechnungsmethode für Mauerwerk nach DIN EN 1996-3/NA. Es werden die Annahmen und Randbedingungen für die Anwendung dieser Methode erläutert sowie die Ermittlung der Wandlasten mithilfe von Lasteinzugsflächen beschrieben.

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Skript K2 - Mauerwerksbau

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Mauerwerksbau (MAB2) Mauerwerksbau nach EC6


Prof. Dr.-Ing. J. Göttsche Seite 2.1

2 Bemessung nach dem vereinfachten Verfahren nach DIN EN 1996-3/NA


2.1 Gründe für vereinfachtes Berechnungsverfahren

Ziel bei der Erarbeitung dieser Norm war es, eine kurze, übersichtliche und anwenderfreundliche Norm
für unbewehrtes Mauerwerk zu entwickeln, die den Rechenaufwand gegenüber der DIN EN 1996-1-
1/NA wesentlich verkürzt. Die Entwicklung erfolgte auf der Basis der alten und allseits akzeptierten
Norm DIN 1053-1. Dabei galt prinzipiell, dass die jeweiligen Berechnungsverfahren sich durch entspre-
chende Vereinfachungen aus den genaueren Berechnungsverfahren der DIN EN 1996-1-1 ergeben. Un-
ter Beibehaltung des Teilsicherheitskonzeptes mit dem Nachweisformat Ed ≤ Rd wurden die Gleichungen
für die Bemessungen nach DIN EN 1996-3/NA so aufgestellt, dass die Ergebnisse gegenüber dem genau-
eren Verfahren auf der sicheren Seite liegen.

2.2 Annahmen, Rand- und Anwendungsbedingungen

Für die Anwendung der vereinfachten Methode gelten folgende Annahmen und Randbedingungen:

• Die Einspannungen zwischen Wand und Decke werden nicht gesondert


ermittelt, sondern über eine Abminderung der aufnehmbaren Traglasten
erfasst (vgl. Skizze).
• Windlasten auf Außenwände sowie unplanmäßige Lastexzentrizitäten
(Imperfektionen) brauchen nicht weiter betrachtet werden. Auch hierfür
wird ein Abminderungsfaktor bei der aufnehmbaren Traglast eingesetzt,
der diese Zusatzbeanspruchungen abdeckt. Lediglich bei größeren plan-
mäßigen Lastexzentrizitäten müssen die Nachweise nach dem genaueren
Verfahren nach DIN EN 1996-1-1/NA durchgeführt werden.
• Auf den rechnerischen Nachweis der Gebäudeaussteifung darf verzichtet werden, wenn nachfolgend
aufgeführte Voraussetzungen erfüllt sind:
- Geschossdecken sind als steife Scheiben ausgebildet
- Es sind ausreichend steife Ringbalken vorhanden
- Es sind genügend lange aussteifende Wänden in ausreichender Anzahl
in Längs- und Querrichtung des Tragwerks vorhanden (ohne Schwächungen und Vorsprünge).
Die Entscheidung, ob die hier angeführten Voraussetzungen erfüllt sind, obliegt dem Tragwerks-
planer; ggf. ist die Entscheidung zu begründen.
• Die Gebäudehöhe über Gelände darf nicht mehr als 20 m betragen. Bei geneigten Dächern darf die
Gebäudehöhe aus dem Mittel von First- und Traufhöhe bestimmt werden.
• Die Stützweiten der aufliegenden Decken dürfen maximal 6,0 m betragen, sofern nicht die Biegemo-
mente aus dem Deckendrehwinkel durch konstruktive Maßnahmen (z.B. Zentrierleisten) begrenzt
werden. Bei zweiachsig gespannten Decken ist die kürzere der beiden Spannweiten maßgebend.
• Das Überbindemaß l0l nach DIN EN 1996-2 muss mindestens 0,4·hu ≥ 45 mm
betragen. Nur bei Elementmauerwerk mit Dünnbettmörtel darf das Über-
bindemaß l0l auf 0,2 · hu ≥ 125 mm reduziert werden (vgl. Skizze).
• Die Deckenauflagertiefe a muss mindestens die halbe Wanddicke (a ≥ t/2),
jedoch mehr als 100 mm betragen. Bei t ≥ 365 mm muss a ≥ 0,45·t einge-
halten werden.
• Die in Tab. 2.1 aufgeführten Voraussetzungen (vgl. Tabelle DIN EN 1996-3/NA NA.2) sind einzuhalten.

Stand: 14. September 2016 Datei: K2_Mauerwerksbau.doc


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Tab 2.1: Voraussetzungen für die Anwendung des vereinfachten Nachweisverfahrens (Tab. NA.2)
Voraussetzungen
Wanddicke Lichte Aufliegende Decke
Wandhöhe Stützweite Nutzlast a)
Bauteil
t [mm] h [m] lf [m] qk [kN/m²]
Tragende ≥ 115 und < 240 ≤ 2,75
Innenwände ≤ 6,0 ≤ 5,0
≥ 240 --
Tragende ≥ 115 b) und < 150 b)
Außenwände ≤ 3,0
≥ 150 c) und < 175 c)
und ≤ 2,75 ≤ 6,0
zweischalige ≥ 175 und < 240
Haustrennwände ≤ 5,0
≥ 240 ≤ 12·t
a)
Einschließlich Zuschlag für nicht tragende innere Trennwände
b) Als einschalige Außenwand nur ein eingeschossigen Garagen und vergleichbaren Bau-
werken, die nicht zum dauernden Aufenthalt von Menschen vorgesehen sind.
Als Tragschale zweischaliger Außenwände und bei zweischaligen Haustrennwänden bis
maximal zwei Vollgeschosse zuzüglich ausgebautes Dachgeschoss; aussteifende Quer-
wände im Abstand ≤ 4,50 m bzw. Randabstand von einer Öffnung ≤ 2,0 m.
c)
Bei charakt. Mauerwerksdruckfestigkeiten fk < 1,8 N/mm² gilt zusätzlich Fußnote b.

Beispiel 2.1: Überprüfung auf Zulässigkeit des vereinfachten Verfahrens nach DIN EN 1996-3/NA

Gegeben: Innenwand im UG als


Mauerwerk aus
Kalksand-Vollsteinen
(t = 17,5 cm);
Voraussetzungen für
Gebäudeaussteifung sind
erfüllt.

Gesucht: Bemessungsansatz für


Kellerinnenwand

Bedingungen:

Tragende Innenwand: t = 17,5 cm ≥ 11,5 cm und t = 17,5 cm ≤ 24,0 cm für h ≤ 2,75 m


Verkehrslast der Decken: qk = 3,5 kN/m² ≤ 5,0 kN/m²
Deckenstützweite: max l = 5,6 m ≤ 6,0 m
lichte Geschosshöhe im UG: hs = 2,55 m ≤ 2,75 m
Gebäudehöhe: H = (5,40 + 8,80)/2 = 7,1 m ≤ 20 m

Forderung: Das Überbindemaß l0l muss mindestens 0,4·hu ≥ 45 mm sein.

Ergebnis: Die Voraussetzungen für das vereinfachte Nachweisverfahren (Tab. NA.2) sind erfüllt.

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Für Kelleraußenwände sind darüber hinaus weitere Voraussetzungen für die Anwendung des vereinfach-
ten Verfahrens zu berücksichtigen (Bild 2.1). Ursache dafür ist der horizontal wirkende Erddruck, der zu-
sätzlich für eine Biegebeanspruchung quer zur Wandebene (Plattenbiegung) sorgt.

Bild 2.1: Vereinfachte Bemessung


bei Kellerwänden

2.3 Ermittlung der Wandlasten

Die anzusetzenden Lasten (ständige Lasten: Eigengewicht und Ausbaulasten; veränderliche Lasten: Nutz-
lasten, Verkehrslasten, Schneelasten, Trennwandzuschlag) sind der DIN EN 1991: „Einwirkungen auf
Tragwerke“ (EC 1) zu entnehmen. Bei der Ermittlung der aus den Decken auf Wände (und Unterzüge)
weiterzuleitenden Lasten ist es in der Praxis meist ausreichend, diese in Form von Lasteinzugsflächen
zusammen zu stellen. Nimmt man an, dass die Durchlaufwirkung einer mehrfeldrigen Platte wie eine
Randeinspannung wirkt, so lässt sich bei zwei sich schneidenden Lagerlinien die Lastfläche folgenderma-
ßen auf die betreffenden Lagerlinien aufteilen (vgl. Bild 2.2):

• Bei gleichartigen Lagerungsbedingungen (gelenkig/gelenkig oder eingespannt/eingespannt) teilt sich


die Last über die Winkelhalbierende im Verhältnis 1:1 auf die angrenzenden Lagerlinien.
• Bei unterschiedlichen Lagerungsbedingungen (gelenkig/eingespannt) zieht das eingespannte, also
steifere Lager mehr Lasten zu sich heran. Die Last verteilt sich im Verhältnis 2:1. Der Winkel der Linie,
die die beiden Lasteinzugsflächen voneinander trennt, beträgt 60° und weist damit dem steiferen
Auflager mehr Lasten zu.
• Bei freien (nicht aufgelagerten) Plattenrändern verläuft die Trennlinie zwischen zwei Lasteinzugsflä-
chen immer senkrecht zum freien Rand.

Bild 2.2: Konstruktion der Lasteinzugsflächen bei zweiachsig gespannten Deckenplatten

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Bei rechteckigen Deckenfeldern kann man auf zusammengestellte Grafiken aus den einschlägigen Bau-
tabellenbüchern zurückgreifen (vgl. Bild 2.3). Mit den hier angegebenen Formeln lassen sich die Lastein-
zugsflächen für zweiachsig gespannte Deckenfelder schnell ermitteln.

Bild 2.3: Auflagerkräfte bei vierseitig gelagerten Platten

Beispiel 2.2: Ermittlung der Wandlasten mit Hilfe von Lasteinzugsflächen

Gegeben: Mehrfeldrige Geschossdecke (h = 22 cm); nur rechteckige Teilflächen; 2-achsig gespannt;


ständige Lasten: Eigengew.: gk = 0,22 · 25,0 = 5,5 kN/m²; Ausbaulast : ∆gk = 0,8 kN/m²;
veränderl. Last: Nutzlast: qk = 2,5 kN/m²

Gesucht: Lastbild auf Wand zwischen C/2 und C/4 (getrennt nach g‘ und q‘ [kN/m])

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Deckensystem:

Betrachtung der angrenzenden Deckenfelder:

• Deckenfeld B/3 - C/2: gemäß Bild 2.3 ist Teilgrafik 5a maßgebend!


wegen ly/lx = 5,0/6,0 = 0,833 > 0,789 : ly,unten = 0,5 · lx = 3,0 m und ly,oben = 0,289 · lx = 1,73 m
lx,links = lx,rechts = 0,5 · lx = 3,0 m
• Deckenfeld C/3 - D/2: Teilgrafik 6a maßgebend!
wegen ly/lx = 5,0/4,0 = 1,25 > 1,00 : ly,unten = 0,5 · lx = 2,0 m und ly,oben = 0,5 · lx = 2,0 m
lx,links = lx,rechts = 0,5 · lx = 2,0 m
• Deckenfeld B/4 - C/3: Teilgrafik 4b maßgebend!
wegen ly/lx = 5,6/6,0 = 0,933 < 1,00 : ly,unten = 0,366 · ly = 2,05 m und ly,oben = 0,634 · ly = 3,55 m
lx,links = 0,366 · ly = 2,05 m und lx,rechts = 0,634 · ly = 3,55 m
• Deckenfeld C/4 - D/3: Teilgrafik 5a maßgebend!
wegen ly/lx = 5,6/4,0 = 1,40 > 0,789: ly,unten = 0,289 · lx = 1,16 m und ly,oben = 0,5 · lx = 2,0 m
lx,links = lx,rechts = 0,5 · lx = 2,0 m

Einwirkungen auf das Deckensystem:

Ständige Lasten: gk,Platte = 0,22 · 25,0 = 5,50 kN/m²


gk,Ausbau = 0,80 kN/m² → gd = 1,35 · (5,50 + 0,80) = 8,51 kN/m²
veränderliche L.: qk = 2,50 kN/m → qd = 1,50 · 2,5 = 3,75 kN/m²

Hinweis: Bitte fügen Sie alle weiteren Maße in die nachfolgende Grafik ein!!

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Berechnung der Streckenlast auf Wand in Achse C: (Flächenlast · Breite der Lasteinzugsfläche)

Für die Lastweiterleitung darf das Lastbild durch eine äquivalente Gleichstreckenlast ersetzt wer-
den. Für die Bemessung der direkt darunterliegenden Wand sind die Extremalwerte des Lastbildes
(durchgezogene rote Linie) maßgebend.

Aufgabe: Bestimmen Sie die äquivalenten Gleichstreckenlasten je Feld.

Stand: 14. September 2016 Datei: K2_Mauerwerksbau.doc


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Das in Beispiel 2.2 gezeigte Verfahren ist lediglich für den Regelfall der zweiachsig gespannten Decken-
platten sinnvoll. Bei durchlaufenden, jedoch einachsig gespannten Decken (Deckenstreifen) ist die
Durchlaufwirkung bei der Lastermittlung auf die Wände (= Auflagerkräfte aus Decken) gemäß Bild 2.4 zu
berücksichtigen. Bei parallel zur Deckenspannrichtung verlaufenden Wänden sind Lasten aus einem pa-
rallelen Deckenstreifen mit angemessener Breite zu berücksichtigen.

Auflager Lage im System Berücksichtigung der Durchlaufwirkung


1 und 5 Außenwand Nein
2 und 4 Erste Innenwand Ja
3 Innenwand Ja, wenn l2 < 0,7 · l3

Bild 2.4: Ermittlung der Deckenauflagerkräfte bei einachsig gespannten Deckenplatten

2.4 Nachweis für vertikale Tragfähigkeit

Der Nachweis im Grenzzustand der Tragfähigkeit (GZT) erfolgt durch den Vergleich der unter Berücksich-
tigung aller möglichen Lastkombinationen ungünstigsten Bemessungswerte der einwirkenden Normal-
kraft NEd und der aufnehmbaren Normalkraft NRd:

NEd ≤ NRd = Φ ⋅ A ⋅ fd
Dabei ist:
fd der Bemessungswert der Druckfestigkeit des Mauerwerks mit fd = ζ · fk/γM (vgl. Kap. 1.3)
A wirksame Querschnittsfläche, ggf. unter Berücksichtigung von Schlitzen und Aussparungen
Φ = min {Φ1, Φ2}; Traglastfaktor für Einflüsse aus Biegung, Knicken und Endauflagerverdrehung

Der Traglastfaktor Φ1 berücksichtigt die Lastexzentrizität an Wandkopf und Wandfuß, und zwar

• bei Endauflagern auf Außen- und Innenwänden und wird berechnet


für fk ≥ 1,8 N/mm² mit: Φ 1 = 1 ,6 − l f 6 ≤ 0 ,9 ⋅ a t
für fk < 1,8 N/mm² mit: Φ 1 = 1 ,6 − l f 5 ≤ 0 ,9 ⋅ a t
• bei Decken über dem obersten Geschoss (Endauflagern), insbe-
sondere bei Dachdecken gilt: Φ 1 = 0 ,333
• bei Zwischenauflagern oder bei Endauflagern mit Zentrierleisten
(Vermeidung der Traglastminderung infolge Deckverdrehung) gilt:
Φ 1 = 0 ,9 ⋅ a t

Der Traglastfaktor Φ2 berücksichtigt die Knickgefahr in Wandhöhenmitte (Bild 2.5) und wird berechnet
mit 2
a  hef 
Φ = 0 ,85 ⋅ − 0 , 0011 ⋅
2  
hef = Knicklänge der Wand
t  t 

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Die Knicklänge darf ermittelt werden aus:

hef = ρ n ⋅ h
Dabei ist:
h die lichte Geschosshöhe
ρn ein Abminderungsfaktor mit n = 2, 3 oder 4 in hef
Abhängigkeit der Randeinspannung oder der
Halterung der Wand (vgl. Kap. 1.4)

Bei zweiseitig gehaltenen Wänden (n = 2) wird der Ab-


minderungsfaktor 0,75 ≤ ρ2 ≤ 1,0 gemäß Bild 2.6 ermittelt.
Bezüglich der Auflagertiefe a ist die nebenstehende Tafel
zu beachten. Bild 2.5: Knickgefahr bei Wänden

Bild 2.6: Abminderungsfaktor ρ2 für zweiseitig gehaltene Wände

Bei dreiseitig gehaltenen Wänden (n = 3) wird die Knicklänge mit dem Abminderungsfaktor ρ3 mit nach-
folgender Formel bestimmt:
1
hef = ρ3 ⋅ h = 2
⋅ ρ 2 ⋅ h ≥ 0 ,3 ⋅ h
 ρ ⋅h 
1 + α3 ⋅ 2 
 3 ⋅ b' 
Bei vierseitig gehaltenen Wänden (n = 4) wird die Knicklänge mit dem Faktor ρ4 berechnet

1
• für α4 · h/b ≤ 1,0 mit hef = ρ 4 ⋅ h = 2
⋅ ρ2 ⋅ h
 ρ ⋅h 
1 + α4 ⋅ 2 
 b 
• für α4 · h/b > 1,0 mit hef = ρ 4 ⋅ h = α 4 ⋅ b 2

Dabei sind α3 und α4 besondere Anpassungs-


faktoren für Elementmauerwerk mit einem
Überbindemaß 0,2 ≤ l0l/hu < 0,4.

b und b‘ sind Maße für den Abstand der aussteifenden (haltenden) Wände gemäß Bild 1.9 und 1.10.

Stand: 14. September 2016 Datei: K2_Mauerwerksbau.doc


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Beispiel 2.3: Bemessung einer Außenwand mit vereinfachten Verfahren

Gegeben: Außenwand im OG aus Mauerwerk 12/DM


Planstein KS-LP (Lochanteil > 15 %):

Charakteristische Einwirkungen:

auf Geschossdecke: qk = 2,75 kN/m²


am Wandkopf: nGk,Kopf = 14,0 kN/m
nQk,Kopf = 12,0 kN/m
am Wandfuß: nGk,Fuß = 22,0 kN/m
nQk,Fuß = 12,0 kN/m

Gesucht: Bemessung der Außenwand (Nachweis der vertikalen


Tragfähigkeit) mit Überprüfung, ob vereinfachtes Ver-
fahren zulässig ist.

Bedingungen: (vgl. Tab. 2.1)

Außenwand: t = 15,0 cm;


Verkehrslast der Decken: qk = 2,75 kN/m² ≤ 3,0 kN/m²
Deckenstützweite: max l = 5,3 m ≤ 6,0 m
lichte Geschosshöhe im OG: h = 2,45 m ≤ 2,75 m
Gebäudehöhe: H = 16,5 m ≤ 20 m

Forderung: Das Überbindemaß l0l muss mindestens 0,2·hu ≥ 125 mm betragen.

Die Voraussetzungen für das vereinfachte Nachweisverfahren (Tab. NA.2) sind erfüllt.

Bemessungswerte der Einwirkungen:

nEd,Kopf = 1,35 · 14,0 + 1,5 · 12,0 = 36,9 kN/m


nEd,Fuß = 1,35 · 22,0 + 1,5 · 12,0 = 47,7 kN/m
nEd,Mitte = (36,9 + 47,7)/2 = 42,3 kN/m

Bemessungswert der Druckfestigkeit:

fd = ζ · fk /γM = 0,85 · 5,6 / 1,5 = 3,17 N/mm²

Ermittlung der Knicklänge:

b = lWand = 4,40 m ≤ 30 · t = 30 · 0,15 = 4,50 m → 4-seitig gehaltene Wand


Abmind.-beiwert: ρ2 = 0,75 (wegen t ≤ 17,5 cm und a = t); α4 = 0,75 (Ansatz: hu/lu = 0,625)
für α4·h/b = 0,75·2,45/4,4 = 0,84 ≤ 1:
1 0 ,75 ⋅ 2 , 45
hef = 2
⋅ ρ2 ⋅ h = 2
= 1 ,67 m
 ρ ⋅h   0 ,75 ⋅ 2 , 45 
1 + α4 ⋅ 2  1 +  0 ,75 ⋅
 b   4 , 40 

Schlankheit: λ = hef / t = 1,56 / 0,15 = 11,16 ≤ 27 → Grenzschlankheit eingehalten

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Nachweis am Wandkopf: bezogen auf 1 m = 1000 mm Wandlänge; Φ1 = 0,333 (Dachdecke):


nRd = Φ1 · fd · t · 1000 = 0,333 · 3,17 · 150 · 1000 = 158341 N/m = 158,3 kN/m ≥ 36,9 kN/m
Nachweis am Wandfuß: bezogen auf 1 m = 1000 mm Wandlänge;

Φ1 = 1,6 – lf/6 = 1,6 – 5,3/6 = 0,717 ≤ 1,0 (bei Endauflagern von Außenwänden):
nRd = Φ1 · fd · t · 1000 = 0,717 · 3,17 · 150 · 1000 = 340934 N/m = 340,9 kN/m ≥ 47,7 kN/m

Nachweis in Wandmitte: bezogen auf 1 m = 1000 mm Wandlänge; a/t = 1,0

Φ2 = 0,85 – 0,0011·λ² = 0,85 – 0,0011 · 11,16² = 0,713


nRd = Φ2 · fd · t · 1000 = 0,713 · 3,17 · 150 · 1000 = 339032 N/m = 339,0 kN/m ≥ 42,3 kN/m

Die Nachweise sind alle erfüllt. Die aussteifenden Querwände am vorderen und hinteren Ende der
Außenwand müssen eine Länge von mindestens 0,2·h = 0,49 m und eine Dicke von 1/3·t = 50 mm,
mindestens jedoch 115 mm aufweisen (vgl. Bild 1.9, Kap. 1).

2.4 Nachweis für vertikale Tragfähigkeit bei Kelleraußenwänden

Die Besonderheit bei (angeschütteten) Kelleraußenwänden ist durch den horizontal wirkenden Erddruck
gegeben. Zusätzlich zur Normalkraftbeanspruchung ist eine Biegebeanspruchung zu berücksichtigen.
Wenn die besonderen Bedingungen gemäß Bild 2.1 eingehalten sind, so ist eine Bemessung einer Keller-
außenwand auch nach dem vereinfachten Verfahren möglich.

Der Nachweis der vertikalen Tragfähigkeit am Kopf und am Fuß der Kellerwand unterscheidet sich nicht
von den in Kap. 2.3 aufgeführten Arbeitsschritten. Lediglich der Nachweis der vertikalen Tragfähigkeit in
Wandhöhenmitte nRd = Φ2 · fd · t wird ersetzt durch folgende Nachweisformeln:

ρ e ⋅ h ⋅ he2 fd ⋅ t
nEd ,min ≥ nEd ,max ≤
β ⋅t 3
Dabei ist:
h die lichte Kellergeschosshöhe
ρe die Wichte der Anschüttung
(es wird aktiver Erddruck vorausgesetzt!)
he die Höhe der Anschüttung
fd der Bemessungswert der Druckfestigkeit
des Mauerwerks
t die Wanddicke und
β = 20 für bc ≥ 2 · h bc ist der Abstand zwischen aus-
= 60 – 20 · bc/h für h < bc < 2 · h steifenden Querwänden oder
= 40 für bc < h anderen aussteifenden Elementen
= 20 bei Elementmauerwerk mit planmäßigen Überbindemaß 0,2·hu ≤ l0l < 0,4·hu
nEd,i Bemessungswert der kleinsten (i = min) bzw. größten (i = max) vertikalen Belastung der Wand
in halber Höhe der Aufschüttung (bezogen auf laufende Meter Wandlänge, z.B. kN/m).
Hinweis: Bei breiten Terrassenfenstern ist nEd,min kleiner als vermutet!

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Beispiel 2.4: Bemessung einer Kelleraußenwand mit vereinfachten Verfahren

Gegeben: Kelleraußenwand aus Mauerwerk 12/DM


Planstein KS-P (Lochanteil ≤ 15 %); kein
Gleiten der Wand auf Bodenplatte

Charakteristische Einwirkungen:

auf Geschossdecke: qk = 2,75 kN/m²


auf Gelände-OK: qk = 5,00 kN/m²
am Wandkopf: nGk,Kopf = 125,0 kN/m
nQk,Kopf = 50,0 kN/m

Horiz. Anschüttung; kein hydrostatischer Druck


Bodenkennwert: γe = 20 kN/m³

Gesucht: Bemessung der Kelleraußenwand (Nachweis der vertikalen Tragfähigkeit) mit Überprüfung,
ob vereinfachtes Verfahren zulässig ist.

Bedingungen: (vgl. Tab. 2.1 und Bild 2.1)

Kelleraußenwand: t = 24,0 cm ≥ 20 cm;


lichte Geschosshöhe im KG: h = 2,45 m ≤ 2,60 m;
Anschütthöhe: he = 1,8 m ≤ 1,15·hs = 2,82 m (horiz. Gelände);
Verkehrslast auf Gelände: qk = 5,0 kN/m² ≤ 5,0 kN/m²; keine Linienlast innerhalb 1,5 m;
Scheibenwirkung der Kellerdecke gegeben.

Voraussetzungen für das vereinf. Nachweisverfahrens gemäß EC 6-3, 4.5 sind erfüllt.

Bemessungswerte der Einwirkungen: (spez. Gewicht der Kellerwand: γMW = 20,0 kN/m³)

nEd,Kopf,inf = 1,0 · 125,0 + 0,0 · 50,0 = 125,0 kN/m


nEd,Kopf,sup = 1,35 · 125,0 + 1,5 · 50,0 = 243,8 kN/m
nEd,Mitte,inf = 125,0 + 1,0 · 20,0 · 0,24 · (2,45 - 1,80/2) = 132,4 kN/m
nEd,Mitte,sup = 243,8 + 1,35 · 20,0 · 0,24 · (2,45 - 1,80/2) = 253,8 kN/m

Bemessungswert der Druckfestigkeit:

fd = ζ · fk /γM = 0,85 ·7,0 / 1,5 = 3,97 N/mm²

Unterer und oberer Grenzwert der Auflast:

Wegen h < bc ≤ 2·h: ρ e ⋅ h ⋅ he2 20 , 0 ⋅ 2 , 45 ⋅ 1 ,802


nEd ,min ≥ = = 31 ,8 kN m
β = 60 – (20 · 4,80/2,45) = 20,8 β ⋅t 20 ,8 ⋅ 0 ,24
fd ⋅ t 3 ,97 ⋅ 240
nEd ,max ≤ = = 317 ,6 N mm = 317 ,6 kN m
3 3
Nachweis: NEd ,inf = 132 , 4 kN m ≥ 31 ,8 kN m √ NEd ,sup = 253 ,8 kN m ≤ 317 ,6 kN m √
Der Nachweis ist erfüllt. Die aussteifenden Querwände am vorderen und hinteren Ende der Außen-
wand müssen eine Länge von mindestens 0,2·h = 0,49 m und eine Dicke von 1/3·t = 50 mm, mindes-
tens jedoch 115 mm aufweisen (vgl. Bild 1.9, Kap. 1).

Stand: 14. September 2016 Datei: K2_Mauerwerksbau.doc

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