Städte - Und Industriebau
Städte - Und Industriebau
Städte - Und Industriebau
Vortragsreihe lll
Deutscher Stahlbautag 2002
Städte- und Industriebau
Bildnachweis:
Die in dieser Publikation verwendeten
Abbildungen wurden von den Autoren
zur Verfügung gestellt.
Titelbilder
links oben: Berliner-Bogen, Hamburg,
Preis des Deutschen Stahlbaues 2002
links unten: Neue Frankfurter
Messehalle 3
rechts: Post-Tower, Bonn
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Der Post-Tower in Bonn
1 Architekturkonzept
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BAUEN MIT STAHL
4 Gebäudeaussteifung
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Der Post-Tower in Bonn
im weiteren Kraftfluss verteilen sie sich Während des Innenausbaus und der Mon- Abb. 6: Doppelstützen mit Anschlussblechen
über die Querschotte in den Gesamtquer- tage der Fassade verformen sich die für Outriggger
schnitt. Verbundstützen stärker als der Treppen-
hauskern. Um die Zwangskräfte zu redu-
Im Brandfall ist die Standsicherheit allein zieren, wird die vierschnittige Schraub- besondere Art der Stoßausbildung ver-
durch die innen liegenden Querschnitts- verbindung zwischen der Diagonalen mieden. Die Stütze ist bauaufsichtlich
teile erfüllt. und der Stütze erst zum Abschluss der zugelassen und erfüllt bei diesem Bau-
Ausbauarbeiten geschlossen. werk die Feuerwiderstandsklasse F120.
4.2 Outrigger Der horizontale Kraftschluss zum Trep- Um den Baufortschritt zu beschleunigen,
penhaus erfolgt mit einem quadrati- werden zwischen den Skygarden-Ge-
Outrigger sind Diagonalstäbe zwischen schen Vollstab von 200 mm Kanten- schossen vier Doppelstützen eingebaut.
den Treppenhauskernen und den Rand- länge, S355J2G3, der im Doppelboden Im Bereich der Decke ist der Rohrmantel
stützen (Abb. 1 und 5). Sie dienen dem integriert ist. ausgespart, so dass die Stütze geschoss-
Benutzungskomfort, verringern die hori- weise betoniert werden kann. Die Decke
zontale Auslenkung des Gebäudes und legt sich auf den Stützenbeton. Die Rohr-
vermindern damit die Kopfbeschleuni- 5 Stützen durchmesser und Vollkerne sind lastab-
gung. Die Standsicherheit des Gebäudes hängig abgestuft.
ist auch ohne die Outrigger gewährleis- Die Verbundstützen wurden als Geilinger-
tet; deshalb können diese Stäbe ohne Stützen (Abb. 6) ausgeführt. Der Stützen- Diese Ausführungsart der Verbundstütze
Brandschutz ausgeführt werden. Je Ge- querschnitt besteht aus einem Stahlvoll- zeichnet sich durch große Tragfähigkeit
bäudehälfte sind 5 Outrigger angeordnet. kern der Güte S355, einem mittragen- bei geringem Durchmesser aus. Als Bei-
den Stahlmantelrohr und dem nach der spiel: Die Foyerstützen ∅ 762 sind 15 m
Die Outrigger bestehen aus betongefüll- Montage einzufüllenden Stützenbeton lang und mit 20.500 kN belastet, die
ten, geschweißten Stahlhohlprofilen (B45). Die Stütze enthält keine Beweh- höchstbelasteten Geschossstützen ∅ 610
(b/d = 260/600 mm) mit 30 mm Wand- rung, so dass der Beton problemlos ver- tragen 19.700 kN. Der vergleichsweise ge-
stärke. Die rechnerischen Normalkräfte dichtet werden kann. Die Geilinger- ringe Stützendurchmesser schafft wert-
betragen +4.300/–3.100 kN. Wegen der Stütze zeichnet sich dadurch aus, dass volle zusätzliche Nettogeschossfläche.
geforderten Steifigkeit sind die Stäbe alle Querschnittsteile ohne zusätzliche
überbemessen, so dass Lasterhöhungen Verbindungsmittel, wie Kopfbolzendübel In den Skygarden-Geschossen werden
infolge nicht erfasster Verformungsdif- oder Setzbolzen, aktiviert werden. Die die Stützen zusätzlich durch die Decken-
ferenzen berücksichtigt sind. modulare Bauweise mit dem patentierten randträger mit hohen Biegemomenten
Stecksystem erlaubt eine schnelle Mon- belastet.
Am Kopf der Diagonalen werden die tage als Geschoss- oder Doppelstütze.
Kräfte mit einer geschweißten Blech- Imperfektionen im Stoß aus der unver-
konstruktion über Druckkontakt in die meidlichen Schrägstellung während der 6 Decken
Wand und die Decke geleitet. Zugkräfte Montage und ungewollte Winkelabwei-
in der Decke werden über angeschweißte chungen in der Werkstattbearbeitung Die Decken sind in die Kernwände ein-
Lentonmuffen verankert. werden im Traglastzustand durch die gespannt und auf Randbalken aufgelegt.
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BAUEN MIT STAHL
7 Fassadenaufhängung
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CargoLifter – Werfthalle
CargoLifter - Werfthalle
Dr.-Ing. Hubert Rützel
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BAUEN MIT STAHL
5 Königszapfen
Die festen Tore schließen an den Rand- Die beweglichen Tore sind Stabschalen Um die Membran faltenfrei zu montie-
bogen an. Als Abschluss des festen Tores mit Randträgern, wobei je ein Träger ren, sind in Kettrichtung die Spannkraft
ist ein Randträger angeordnet. nach innen und ein Träger nach außen 4,5 kN/m bei 1 % Dehnung und in
den Randabschluss bilden. Der kasten- Schussrichtung 3 kN/m bei 2,8 % aufzu-
bringen. Am Rand wird die Membran
durch Seile eingefasst, die im Abstand
Abb. 4: Fertige Halle von ca. 2,0 m an den Bogen bzw. dem
Randseil befestigt werden. Zunächst
wird die Membran mit den Spannschlös-
sern gespannt. Die weitere Vorspannung
der Membran erfolgt durch das Sogseil.
Beide Membrane werden so gespannt,
dass etwa gleiche geometrische Flächen
entstehen. Der Abstand zwischen den
beiden Membranen ist ausreichend
groß, um die Verformungen der äußeren
bei voller Schneebelastung zu ermög-
lichen, ohne Kontakt mit der inneren
zu erhalten.
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Halle 3 Messe Frankfurt
1 Zusammenfassung Abb. 2:
Längsschnitt
Aufgrund der stetig gestiegenen Nach-
frage plante die Messe Frankfurt GmbH
auf dem benachbarten Gelände des ehe-
maligen Güterbahnhofs einen Hallen-
neubau zur Vergrößerung ihrer Ausstel-
lungsfläche. In einer Rekordbauzeit von
nur 18 Monaten und rechtzeitig zur IAA
2001 errichtete eine Arbeitsgemein-
schaft HOCHTIEF AG und Bilfinger Berger
mit HOCHTIEF als technischem Geschäfts-
führer eine der größten Messehallen
Europas. Sie bietet den Messekunden auf
zwei Ebenen zusammen ca. 39.000 m2
Ausstellungsfläche. Darüber hinaus ver-
fügt die neue Halle 3 über zwei Technik-
geschosse und in den vier- und fünfge-
schossigen Flügelbauten über die zuge-
hörigen Aussteller- und Messebüros mit
den gesamten Infrastrukturen für den
modernen Messebetrieb.
2 Baubeschreibung
und Konstruktion Abb. 3: Querschnitt
Mit einer Länge von 210 m, einer Breite gebäude. Ausgerichtet im orthogonalen 2.1 Dachtragwerk
von 130 m und einer maximalen Höhe Raster der benachbarten Gebäude,
von 45 m ist die neue Halle 3 ein mar- dominiert die neue Halle 3 den großen, Die architektonische Ausrichtung der
kantes Gebäude auf dem Gelände der rechteckigen Hauptplatz der Messe, die Halle nach Norden war auch maßgebend
Messe Frankfurt. Bewusst nahmen die sogenannte Agora. Zu ihm öffnet und für die Konzeption des Dachtragwerkes
Architekten Nicholas Grimshaw & Part- orientiert sie sich durch eine vollflächige und die Festlegung seiner Haupttrag-
ners Limited, London, in der Grundriss- Verglasung der Nordfassade (Abb. 1). richtung parallel zur Agora. Das Dach
gestaltung Bezug auf vorhandene Messe- spannt stützenfrei über die größere Stütz-
weite von 165 m in Ost-West-Richtung.
Konzipiert als räumliches Stabtragwerk
aus geraden Stahlrohren mit biegesteif
verschweißten Knoten, steht das stäh-
lerne Dachtragwerk quasi losgelöst vom
übrigen Gebäude und leitet seine Lasten
eigenständig über 12 gebäudehohe Rah-
men, den sogenannten A-Böcken, bis in
die Gründung ab (Abb. 2, 3).
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BAUEN MIT STAHL
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Halle 3 Messe Frankfurt
3 Stahlbautechnische
Abb. 7: A-Bock mit auskragendem Vordach und Seitenflügel Ost und West Anforderungen an die
Gebäudetechnik
An die A-Böcke sind auskragende Vor- des Dachtragwerkes erfolgt die Grün- Mit der gebäudetechnischen Ausstat-
dächer angeschlossen, die den Ost- und dung des Ost- und Westflügels jeweils tung, insbesondere bei der Klimatisierung
den Westflügel ca. 25 m frei überspannen durch eine kombinierte Pfahl-Platten- und Gebäudeausleuchtung, wurden bei
(Abb. 7). Um den Hallenkörper gruppieren gründung (KPP). Hierbei werden sowohl der neuen Messehalle 3 neue Wege be-
sich somit u-förmig die für den Messe- die Lasten aus dem Dachtragwerk, als stritten. Sichtbar wird diese Umsetzung
betrieb notwendigen Technik-, Erschlie- auch die Lasten aus der Hallenzwischen- besonders in der oberen Ausstellungs-
ßungs- und Infrastrukturfunktionen decke und der Flügelbauten Ost und ebene, wo für die in Bogenlängsrichtung
(Bistros, Konferenzräume und Messe- West über die KPP abgetragen. anzuordnende komplette haustechnische
büros). Ebenso wie alle Hallen des Messe- Installation einschließlich Induktionsge-
geländes ist die Neue Messehalle 3 an räten (Heizen und Kühlen) eine Stahlbau-
das Besucherleitsystem Via Mobile ange- 2.4 Dachdeckung tragkonstruktion mit Wartungsstegen
schlossen und verteilt die Besucher- umzusetzen war. Die unter dem Haupt-
ströme über Rolltreppen in die Foyers Die Dachhaut der Messehalle 3 ist als dach über Zugstangen abgehängte, dem
der unteren und oberen Hallenebenen. zweischaliges Metalldach, bestehend aus Verlauf des Kehlbogens angepasste, so-
einer tragenden Unterschale aus Stahl- genannte Technikbrücke trägt über die
trapezprofilen und einer Oberschale aus stützenfreien 165 m Heizung, Kühlung,
2.3 Gründung Aluminium-Stehfalz-Profilen (System Sprinkler, Beleuchtung sowie mess-,
Kal-Zip) ausgebildet. Die Trapezprofile steuer- und regeltechnische Funktionen.
Der Südflügel und die Innenstützen der spannen in Hallenquerrichtung und Die insgesamt 10 Technikbrücken wur-
Hallenzwischendecke sind flach auf Ein- lagern auf aufgeständerten Auflager- den am Boden vormontiert und mittels
zel- bzw. Streifenfundamente gegründet. profilen. Litzenhubtechnik in 80 m Segmenten in
Aufgrund der Setzungsempfindlichkeit ihre Einbaulage gebracht (Abb. 8).
Abb. 8: 4 Resumee
Montage der Technik-
brückensegmente Zusammenfassend ist festzustellen, dass
trotz der konstruktiven Trennung der
Stahlbetonkonstruktion von der Stahl-
baukonstruktion des Daches bzw. des
Hallenkörpers eine äußerst komplexe
Abhängigkeit sowohl zwischen den Pla-
nungsbeteiligten als vor allem im Bau-
ablauf zwischen allen Einzelgewerken
mit einem hohen Abstimmungsbedarf
bestanden hat.
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BAUEN MIT STAHL
Zusammenfassung
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Die Neubauten für den Airbus A380 in Hamburg
3 Lackierhallen
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BAUEN MIT STAHL
Abb. 7:
Meilensteinplan der
A380-Bauaktivitäten
Nachdem am 22. Februar 2001 mit der Für die Ansiedlung der A380 Produktion
Herrichtung der Erweiterungsfläche be- am Airbus Standort Hamburg wird das
gonnen wurde, konnte im Dezember 2001 Werk in westlicher Richtung in ein tide-
mit dem Bau der ersten Halle begonnen beeinflusstes Flachwassergebiet – das
werden. Nachfolgend werden in Schrit- Mühlenberger Loch – um rund 140 ha
ten die weiteren Teilflächen zur Bebau- Nutzfläche erweitert. Nach sorgfältiger
ung bereit gestellt. Sowohl die Hoch- Untersuchung eventueller Alternativen
bauten als auch die Erschließung des und einem umfangreichen Planfeststel-
Erweiterungsgeländes erfolgen schritt- lungsverfahren, in dem auch der ökolo-
weise entsprechend den A380 Produk- gische Ausgleich behandelt worden ist,
tionsterminen. ist am 22. Februar 2001 mit den Bau-
maßnahmen zur Herrichtung der Er-
weiterungsfläche begonnen worden.
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Speicherstadt und HafenCity Hamburg
Hamburg, mit 1,7 Mio. Einwohnern die frühen 19. Jahrhundert einsetzende Tren- 2 Wandel im Hafen –
zweitgrößte Stadt Deutschlands, ist wie nung zwischen Stadt und Elbe wurde Neuentdeckung der Elbe
keine andere hierzulande von der gegen- später durch die explosionsartige Aus-
seitigen Durchdringung ihrer Gewässer- weitung des Handels und den notwendig Erst der Wandel der Hafenlogistik vom
landschaft mit ihrer urbanen Struktur gewordenen Ausbau eines tideoffenen Stückgut- zum Containerumschlag seit
geprägt. Wesensbestimmend für das un- Seeschiffhafens verstärkt, mit dem nach den 70er Jahren führten zu einer umfas-
gewöhnliche Stadtbild ist dabei nicht 1860 auf dem Gebiet des Grasbrooks senden Umstrukturierung und Moderni-
etwa die naturräumliche Erhaltung des außerhalb der Renaissancebefestigung sierung der Hafenwirtschaft, die der Ham-
ursprünglichen Verlaufs der Flussland- begonnen wurde. Auf diesen Flächen burger Stadtentwicklung völlig neue Zu-
schaft aus Elbe, Alster und Bille, sondern entwickelt Hamburg heute die HafenCity, kunftsoptionen eröffnet hat. War die
deren ständige Umgestaltung und Nutz- auf die noch eingegangen wird. Endgül- Wieder- bzw. Neuentwicklung der Ufer-
barmachung für die wirtschaftliche Pros- tig abgetrennt wurde der Elberaum vom zonen entlang der Elbe für andere als
perität der Stadt. Angefangen vom heute übrigen Stadtgebiet aber erst durch den Hafenzwecke in den 80er Jahren in Ham-
in der Innenstadt gelegenen See der Zollanschluss Hamburgs an das Deutsche burg noch ausgesprochen umstritten, so
Binnen- und Außenalster, der als Ergeb- Reich im Jahr 1888, mit dem die Errich- wurde sie in den 90er Jahren planerisch
nis einer Aufstauung aus dem Jahr 1235 tung eines Freihafengebietes als Zollaus- systematisch in vielen Einzelschritten
nichts anderes als der ehemals vor den land verbunden war, das durch einen vorbereitet und befindet sich nunmehr
Toren gelegene Hamburger „Mühlen- Zollzaun – der bis heute steht – die Stadt größtenteils in der Realisierung. Dies be-
teich“ ist, über die künstlich angelegten vom Hafen trennte. So entstand ein trifft den nördlichen Rand des Elbufers
und immer wieder veränderten Fleete gigantischer und unbewohnter Gewerbe- von Neumühlen bis St. Pauli ebenso wie
und Hafenbecken bis hin zu den Eindei- und Infrastrukturkomplex, der fortan un- das zur Zeit größte Stadterweiterungs-
chungen, Ableitungen und gar der Her- antastbare Rahmenbedingung für die projekt Hamburgs, die sogenannte Hafen-
anführung der Norderelbe an das Stadt- Stadtentwicklung Hamburgs im 20. Jahr- City, aber auch den nicht minder bedeut-
gebiet im frühen 17. Jahrhundert, ist hundert war. samen Wandel des Harburger Binnenha-
Hamburg ganz und gar das Ergebnis an- fens zum Hafen-Campus. Die Stadt Ham-
thropogener Eingriffe in seine Gewässer- Ganz anders verlief die Entwicklung rund burg, die sich bedingt durch Hafenwirt-
landschaft. Fritz Schumacher, der erste um die Alster. Ausgelöst durch einen wirtschaft und Hochwassergefahren seit
Oberbaudirektor Hamburgs, der hier von Großbrand im Jahr 1842, der 1/3 der nunmehr weit über 100 Jahren von der
1909 bis 1933 wirkte, drückte es wie folgt Hamburger Altstadt vernichtete, erhielt Elbe fortentwickelt hat, steht vor einer
aus: Hamburg „ist wie vielleicht keine die Binnenalster eine städtebaulich ein- völligen Neuorientierung ihrer Entwick-
andere Großstadt ganz und gar ein Pro- heitliche und repräsentative Gestalt und lungsrichtung und einer grundlegenden
dukt der technischen Energie ihrer Be- entwickelte sich fortan zur „guten Stu- Veränderung ihres räumlichen Gefüges.
wohner“. Andere haben später die gegen- be“ der Stadt. Mit der Aufhebung der Im Herzen der Stadt und der Metropol-
seitige Durchdringung von Wasser und Torsperre 1860/61 und dem sprunghaften region eröffnen sich Potentiale, die ein
Stadt, das Spannungsverhältnis zwischen Bevölkerungswachstum in der Gründer- integratives Zukunftsszenario aus flä-
Hochwassergefahren, ökonomischer zeit wurden die Gebiete rund um die chenschonender und nachhaltiger Stadt-
Basis und anziehendem Erholungsraum Außenalster zu repräsentativen Wohn- entwicklung bei gleichzeitiger Stärkung
unter dem Begriff der „amphibischen“ vierteln entwickelt, den bis heute teuers- der Metropolfunktion möglich erschei-
Stadt gefasst. ten Wohnlagen in Hamburg. Diese Ent- nen lassen. Denkbar ist eine solche Ent-
wicklung setzte sich zu Beginn des wicklung auch heute nur, weil es sich
20. Jahrhunderts mit der Alsterkanalisie- durchweg um hochattraktive Wasser-
1 Rund um die Alster und mit rung in nördliche Richtung fort, die zwar randlagen handelt, die eine große An-
dem Rücken zur Elbe zunächst gewerblichen Zwecken dienen ziehungskraft nicht nur auf Wirtschaft
sollte, schon bald aber zugunsten der und Wohnungssuchende ausüben, son-
Lag der Hafen ursprünglich im Zentrum Erschließung eines vornehmen Wohnge- dern auch auf die breite Bevölkerung mit
der heutigen Altstadt, so verlagerte sich bietes modifiziert wurde. So wurde die ihrer attraktiven Erholung und Unter-
sein Schwerpunkt mit dem Wachstum Alster vornehmlich als prestigehaltiges haltung.
des Handels, der Schiffe und der Um- Wohn- und Erholungsgebiet in das Stadt-
schlagstechnologien sukzessive entlang gefüge integriert, während die Elbe allein
der Elbe. Lagerzonen, später dann auch den Hafen-, Industrie- und Wirtschafts- 3 Der nördliche Hafenrand
hafennahes Gewerbe und Industrie be- zwecken der Stadt zu dienen hatte.
legten zunächst das Nordufer der Elbe Welche städtebaulichen Chancen sich
von Hamburg bis Altona. Die schon im mit dem Strukturwandel der Hafenwirt-
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BAUEN MIT STAHL
schaft verbinden, wenn der Blick nicht bietes auf, das in seiner Dimension mit biet wird in sich deutlich unterscheiden-
nur wehmütig zurück, sondern mit Phan- den großen Stadterweiterungen der de Quartiere gegliedert. Sie differenzie-
tasie und Entschlusskraft nach vorne ge- Gründerzeit und der 20er Jahre rund um ren sich nach den Anteilen und der Cha-
richtet wird, wurde in Hamburg erstmals die Außenalster vergleichbar ist. Es han- rakteristik der Nutzungen, nach der
mit der Entwicklung am nördlichen delt sich um ein Entwicklungsgebiet mit Größe und der Körnung der verwende-
Hafenrand deutlich. Es handelt sich um über 150 ha Fläche in zentraler und un- ten Bautypologien, nach der Offenheit
einen Uferstreifen von ca. 100 m Breite, mittelbar an die Innenstadt angrenzender und Geschlossenheit der städtebaulichen
der sich westlich der Hamburger Innen- Lage mit Kanälen, Fleeten und Hafen- Systeme, der räumlichen Gestalt und
stadt von St. Pauli über mehrere Kilome- becken von 50 ha Größe und wertvollen Höhenentwicklung der Abschnitte, ihrer
ter bis nach Övelgönne zieht. Die Ent- historischen Elementen, wie der europa- hierarchischen Bedeutung, geschicht-
wicklung begann mit einem planerischen weit einmaligen Speicherstadt. Im Dezem- lichen Verantwortung und lageabhängi-
Höhepunkt, dem zweiten Hamburger ber 1998 ist eine Masterplankonzeption gen Begabung. Es ist somit ein Versuch,
Bauforum im Jahr 1985, bei dem unter mit dem Ziel einer umfassenden Rein- die vielfältigen Bedarfslagen, Anforde-
Beteiligung von über 100 aus- und in- tegration dieses ehemaligen Hafenare- rungen und Erwartungen, die sich heute
ländischen Architekten ein breites Ideen- als in das Stadtgebiet beschlossen wor- an ein solches Projekt stellen, in einem
spektrum von großen Utopien bis hin zu den. Dem folgte im Jahr 1999 ein inter- großräumig heterogenen, kleinräumig
konkreten Bebauungsvorschlägen zu- nationaler städtebaulicher Ideenwett- aber homogeneren System zu ordnen.
sammengetragen wurde. In den Folge- bewerb, dessen überarbeitetes Ergebnis
jahren wurden für die Einzelprojekte Anfang 2000 als Masterplan vom Senat
schrittweise Wettbewerbe durchgeführt beschlossen wurde. Dieser setzt sich ne- 5 HafenCampus Harburg
und in den 90er Jahren die bauplanungs- ben der Fortentwicklung und Ergänzung
rechtlichen Verfahren zu einem Abschluss der Metropolfunktion Hamburgs das Bei dem dritten nicht weniger bedeut-
gebracht. Die meisten Vorhaben sind Ziel einer kulturellen, sozialen, ökonomi- samen Umwandlungsprojekt handelt es
zwischenzeitlich im Bau und einige auf- schen und ökologischen Nachhaltigkeit sich um maßgebliche Teile des ehemali-
sehenerregende Projekte wie das Eng- an diesem Standort: Die HafenCity soll gen Harburger Binnenhafens im Süden
landterminal, das Lofthaus am Elbberg, als Teil der Hamburger Innenstadt ent- Hamburgs, für den in den 90er Jahren
die Polderbebauung Neumühlen, die wickelt werden und nicht als selbstän- ein langfristig orientiertes Umstrukturie-
Umwandlung eines ehemaligen Speicher- diger Satellit „vor den Toren“ der Stadt; rungskonzept in schwieriger Konflikt-
gebäudes zum „Stilwerk“ und die Um- es wird eine gemischte, vielfältige und lage zwischen alter Industrie, Hafennut-
nutzung des ehemaligen Stadtlagerhau- lebendige Nutzungsstruktur im Gegen- zung und neuem Gewerbe unter Berück-
ses zu einem Wohn- und Gewerbekom- satz zu den Monostrukturen des 20. sichtigung freiraumplanerischer und
plex sind zwischenzeitlich fertiggestellt. Jahrhunderts angestrebt mit einem stadtgestalterischer Gesichtspunkte er-
Mindestwohnanteil von 5.500 bis 6.000 arbeitet wurde. Bereits zu einem frühen
Leider ist es wegen des gegenüberliegen- Wohnungen; es sollen zukunftsorien- Zeitpunkt hatte die Freie und Hansestadt
den und noch voll im Betrieb befindlichen tierte, langlebige, material- und res- Hamburg durch die Ansiedlung eines An-
Hafens nur in begrenzten Umfang ge- sourcensparende Bau- und Versor- wenderzentrums für Mikroelektronik mit
lungen, maßgebliche Wohnanteile in der gungsstrukturen errichtet werden an- Ausgründungen aus der Technischen Uni-
Neubebauung zu realisieren. Dafür ent- stelle der verschwenderischen „Weg- versität Hamburg-Harburg das Projekt
wickelt sich aber ein immer vielfältigeres werfsysteme“ der Vergangenheit; und unterstützt. Gleichzeitig haben einige
Gastronomiegeschehen und der Hafen- nicht zuletzt soll die Geschichte des Private frühzeitig die Chance dieses aus-
rand etabliert sich zunehmend als Aus- Ortes mit seinen prägenden Speicher- gesprochen eigenwilligeren Stadtgebietes
flugsdestination der Hamburger. Noch bauten, seinen Hafen- und Uferanlagen erkannt und mit der Umnutzung alter
etwas anderes wird gelingen: Hamburg bewahrt werden, anstatt sie zu vernich- Lagergebäude sowie ergänzender Neu-
eine im Ablauf wohl komponierte und ten und durch Wurzelloses zu ersetzen. bebauung für junge, technologieorien-
reizvolle Stadtansicht von der Elbe zu tierte Betriebe Zeichen für eine neue
geben und hochattraktive Standorte für Städtebaulich reagiert der Masterplan Zukunft gesetzt. Diese wurden durch eine
neue Unternehmens- und Dienstleis- auf das gegenwärtige Spannungsver- Kooperation zwischen der Stadt und der
tungsansiedlungen zu bieten. Das Gebiet hältnis zwischen „kompakter Stadt“ und Immobiliengesellschaft der Deutschen
erfreut sich insbesondere bei den neuen „Netzstadt“, zwischen den damit einher- Bahn ergänzt, die zu einem städtebau-
Multimediabetrieben und eines zah- gehenden Typologien des Stadtblocks lichen Entwicklungsvertrag für einen
lungskräftigen Bewohnerklientels be- und selbstbezogener Solitäre, zwischen ehemaligen Güterbahnhof im Gebiet
sonderer Beliebtheit. den Anforderungen an Kontinuität und geführt hat.
Flexibilität mit einem Konzept, das sich
nicht einseitig auf diese oder jene Seite Nachdem zwischenzeitlich ein städte-
4 HafenCity schlägt, sondern der Wirklichkeit der baulicher Ideenwettbewerb abgeschlos-
baulich physischen Fragmentierung der sen wurde, befinden sich viele Großpro-
Mit der HafenCity schlägt Hamburg erst- Gesellschaft und deren Angewiesenheit jekte in Realisierung. Als entscheidendes
mals das Kapitel einer groß angelegten auf Austausch und Vernetzung gleicher- Qualitätsmerkmal kristallisiert sich auch
Konversion eines ehemaligen Hafenge- maßen Rechnung trägt. Das Gesamtge- in diesem Gebiet – das anders als der
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Speicherstadt und HafenCity Hamburg
nördliche Hafenrand und die HafenCity spiel Hamburg zeigt, dass es dabei nicht schiedlichen Nutzungen sind klassische
nicht zu den lagebegünstigten in Ham- nur um die Rekultivierung natürlicher und bewährte Gestaltungselemente. Dies
burg gehört – die reizvolle Lage an der Gewässerlandschaften geht, sondern ge- führt zum wichtigsten Gesichtspunkt,
geheimnisvollen und vielseitigen Was- rade auch die künstliche Gestaltung von nämlich der Nutzung des Wassers selbst.
serlandschaft des Binnenhafens heraus. Gewässern – welchen Zwecken sie auch Hier sind allem voran Schiffe und Boote
Die Grenze zwischen Land und Wasser, immer dienen mag: wirtschaftlichen, zu erwähnen, weshalb Hamburg der
zwischen dem festen und dem flüssigen siedlungspolitischen, ver- und endsor- Schaffung von Anlegestellen für regel-
Medium ist offenbar immer ein Ort von gungsorientierten oder aber allein der und unregelmäßige Schiffsverkehre be-
magnetischer Anziehungskraft. Schönheit verpflichteten – eine wesent- sondere Priorität beimisst, wo immer
liche Bereicherung darstellen kann. möglich Marinas anlegt und in besonde-
ren Fällen, wie der HafenCity, ein neues
6 Stadtentwicklung am Wasser Wesentlich ist weiter, dass es bei der Ent- Kreuzfahrtterminal und einen Traditions-
wicklung von Quartieren am Wasser oder schiffhafen anzusiedeln gedenkt.
Aus der spezifischen Geschichte der Ham- aber der Integration von Wasser in be-
burger Stadtentwicklung mit dem gegen- stehende Quartiere auf deren Vernetzung Die wichtigste Erkenntnis für die Stadt-
seitigen Ineinandergreifen von Wasser mit den Nachbarquartieren ankommt. entwicklungsaufgaben der heutigen Zeit
und Land und der ständigen Neubestim- Auf diese Weise kann das Wasser einen ist aber, dass es die Anwesenheit von
mung dieses Verhältnisses und seiner wesentlichen Beitrag zur Vitalität und Wasser ermöglicht, brachgefallene Ge-
Gestalt durch anthropogene Eingriffe Attraktivität der gesamten Stadt leisten. biete sehr viel leichter zu reaktivieren
lassen sich einige generelle Schlussfol- Die Uferzonen sollten wegen ihrer hohen und neue Siedlungsentwicklungen für
gerungen ziehen, die nicht nur für Ham- Attraktivität für die Bevölkerung generell Wohnen und Gewerbe spürbar zu er-
burg, sondern auch darüber hinaus von öffentlich zugänglich sein und ebenso leichtern und hochwertiger auszugestal-
Interesse sein können. hochwertig wie robust ausgeführt wer- ten. Dieses Qualitätsmerkmal von Wasser
den. Die Promenade ist neben einzelnen in der Stadt ist in ökonomischer Hinsicht
Dies betrifft zunächst einmal die Erfah- wasserbezogenen Plätzen ein zentrales ausgesprochen wirksam, auch wenn es
rung, dass das Zusammenwirken von Gestaltungselement für die öffentlichen sich nur schwer in Geldbeträgen messen
Wasser und gebauter Stadt zu einem aus- Räume am Wasser. Auch in der Internet- lässt. Der notwendige Wandel Hamburgs
gesprochen abwechslungs- und span- gesellschaft ist das wasserbegleitende von einer Hafen- zu einer Dienstleistungs-
nungsreichen gestalterischen Erlebnis Promenieren eine ausgesprochen beliebte stadt mit attraktiven Gewerbe- und
führt. Wasser kann – wie im Falle Ham- Freizeitbeschäftigung. Wohnstandorten ist in einer globalen
burgs – nicht nur die Quelle des Reich- Konkurrenzlage der Metropolen ebenso
tums, sondern auch der Schönheit der Daneben ist die Herstellung eines mög- auf das Wasser angewiesen wie es ehe-
Stadt sein. Die Neugestaltung ebenso lichst engen Zusammenhangs zwischen mals der Hafen war – wenn auch unter
wie die Wiederherstellung von Nahtstel- Wasser und Landflächen eine wesentli- einem ganz anderen Blickwinkel. Das Ver-
len zwischen gebauter Stadt und ihrer che Aufgabe. Zum Wasser auslaufende hältnis von Wasser und urbaner Struktur
Gewässerlandschaft ist eine der großen Treppenanlagen mit Aufenthaltsqualitä- in Hamburg befindet sich erneut in ei-
urbanistischen und stadtkulturellen Her- ten und Sitzmöglichkeiten und auf dem nem großen Wandel und doch der Kon-
ausforderungen der Gegenwart. Das Bei- Wasser festinstallierte Pontons mit unter- tinuität einer untrennbaren Symbiose.
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BAUEN MIT STAHL
1 Einführung
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Bauen in den Londoner Docklands
rungskonzept der Docklands ganz oben entweder aus Stahlbeton oder ebenfalls große Steifigkeit der Betonwände ist im
auf der Agenda. Stadtplanung stand bis aus Stahl. Reine Stahlbauten kommen allgemeinen die benötigte Fläche für die
dahin schlecht im Ansehen, wurden da- nur in Ausnahmefällen vor, und auch Haustechnik maßgebend für die Dimen-
durch doch nur Hindernisse in den Weg reine Stahlbetonkonstruktionen werden sionierung. Nicht zu vernachlässigen ist
der freien Unternehmung geworfen. Am für höhere Bauwerke nur selten ausge- jedoch die geringe Flexibilität der Stahl-
2. Juli 1981 wurde die London Docklands führt. betonwände. Investorenprojekte wie in
Development Corporation (LDDC) ge- Canary Wharf bringen es mit sich, dass
gründet und mit ungewöhnlichen Macht- Die Entscheidung, ob ein aussteifender der Planungsvorlauf sehr gering ist.
befugnissen ausgestattet, wie dies sonst Kern als Stahlbetonkern oder als ausge- Daraus resultiert die Gefahr, dass die
nur für direkt gewählte Behörden der steifte Stahlkonstruktion ausgeführt Planung der Durchbrüche erst parallel
Fall war. Die Eröffnung der computerge- wird, ist unter anderem von der Bauart zum Baufortschritt oder sogar noch mehr
steuerten Hochbahn Docklands Light der Untergeschosse abhängig. Bei den zeitlich versetzt erfolgt.
Railway (DLR) im August 1987 revolu- meisten Gebäuden in Canary Wharf sind
tionierte bei der Öffentlichkeit das Image Untergeschosse für Parkflächen vorgese- Kerne aus Stahl bringen eine größere
der Docklands. hen. Es liegt dort nahe, die Bauart nicht Flexibilität für die Planung mit sich. Ab-
zu wechseln und den Kern mit einer Klet- schließende Wände können parallel mit
Die Nachfrage nach modernen Büroge- ter- oder Gleitschalung bis nach oben zu der Haustechnik montiert werden. Von
bäuden mit ausreichend Raumhöhe, um führen. Tatsächlich sind die Mehrzahl Nachteil ist der aufwendige Brandschutz
die Computernetze des neu aufkommen- der in Canary Wharf ausgeführten Hoch- und die mangelnde Steifigkeit der aus-
den Handel- und Gewerbetreibens via häuser mit einem kontinuierlichen Kern gesteifen Stahlkonstruktion, die mit zu-
Bildschirm unterbringen zu können, aus Stahlbeton und daran angeschlosse- sätzlicher Tonnage verbunden ist. Die
stieg stark an. Immobilien dieser Art nen Verbunddecken ausgeführt, welche Verbundkonstruktionen für die Geschoss-
waren Mangelware in London. Auf der entlang der Gebäudehülle von Stahl- decken ermöglichen Spannweiten von
vergeblichen Suche nach geeigneten stützen getragen werden (Abb. 2 und 3). üblicherweise ca. 13 m bei einer ver-
Gebäuden, die sich als Firmenhauptsitz In den Stahlbetonkernen sind die verti- glichen mit Stahlbeton reduzierten
eignen würden, kamen hellsichtige Ban- kalen Versorgungsleitungen sowie die Konstruktionshöhe. Bei den Geschoss-
ker und Immobilienfirmen auf die Idee, Aufzüge untergebracht und damit auto- decken unterscheidet man zwischen zwei
die Docklands als möglichen Standort matisch auch brandtechnisch geschützt. grundsätzlichen Ausführungsformen.
für einen neuen Finanzdistrikt zu wäh- Die Größe der Kerne ist abhängig von Die Projekte in Canary Wharf unterliegen
len. Das Gebiet hatte im Vergleich zur der notwendigen Haustechnik, den Flä- weniger Höhenbeschränkungen als dies
City of London, die für strenge Planungs- chen für Aufzüge und Korridore sowie in der City of London der Fall ist. Das Ver-
vorschriften und hohe Mieten bekannt der benötigten Biegesteifigkeit für die hältnis Geschosshöhe zur lichten Raum-
ist, zahlreiche Vorteile (Ellmers, Werner Stabilisierung des Gebäudes. Durch die höhe ist daher weniger von Bedeutung
2000).
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BAUEN MIT STAHL
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Bauen in den Londoner Docklands
22
BAUEN MIT STAHL
Stahl-Beton-Verbindungen zen als Folge von Schwinden und Krie- dynamische Verhalten hin untersucht.
chen in Abhängigkeit von Temperatur Im Bauzustand werden die Sekundär-
Die Stahlträger der Verbunddecken sind und Luftfeuchtigkeit macht eine rech- träger durch die senkrecht anschlie-
über Stahleinbauteile mit dem Stahlbe- nerische Ermittlung der Verformungen ßenden Trapezbleche gegen Biegedrill-
tonkern verbunden. Diese Einbauteile für den Einbau der Einbauteile und der knicken gehalten. Die Primärträger wer-
bestehen aus einer Stahlplatte mit Kopf- angeschweißten Verbindungsplatten den durch die Sekundärträger ausge-
bolzen und angeschweißten gebogenen notwendig. Diese Verformungen wurden steift und für die entsprechende Knick-
Bewehrungsstäben. Beim HSBC Hoch- für jeden Bauzustand berechnet, beim länge auf Biegedrillknicken untersucht.
haus wurden die Stahlbetonkerne mit Bau berücksichtigt und schließlich mit
einer Kletterschalung durchgeführt den tatsächlichen Verformungen laufend Für das Auflegen der Trapezbleche wurde
(Abb. 2). Für die spätere einfache Befes- verglichen (Aldwinkle 2000). eine minimale Flanschbreite von 120 mm
tigung der Stahlträger werden während gewählt und eine minimale Flanschdicke
des Gleitens auf der untersten Plattform Aufgrund des nach oben hin geringeren von 7,6 mm entsprechend dem halben
der Kletterschalung dünne Stahlplatten Bedarfs an Aufzügen und der geringeren Durchmesser der Kopfbolzen.
an die Stirnplatten der Einbauteile an- benötigten Fläche für die Aussteifung
geschweißt (Abb. 9). Das Schweißen auf des Kerns (Abb. 10) verkleinert sich der
der Baustelle wurde notwendig, um die Stahlbetonkern auf den Ebenen 19, 29
Stahlbetonkerne kontinuierlich mit einer und 38. Bei den Geschossdecken wird 5 Erschließungsbauwerke
Gleitschalung herstellen zu können und das Trapezblech als Zugbewehrung ver-
zudem Bautoleranzen und Einflüsse aus wendet. Die Spannweite zwischen den Die enormen Ausmaße des Gesamtpro-
dem Verkürzen der Kerne unter Last aus- Trägern beträgt im Normalfall 3 m. Nur jektes ließen die Kapazität der Dockland
zugleichen. Alle anderen Stahlverbin- dort, wo das Trapezblech der Witterung Light Railway nicht mehr ausreichen.
dungen sind einfache typisierte Verbin- ausgesetzt ist, ist dieses nicht tragend. Die DLR wurde Ende der achtziger Jahre
dungen. Die Grenze für die Eigenfrequenzen ausgebaut (Abb. 11). Zusätzlich wurde
wurde mit 3 Hertz festgelegt. Dabei mit der Planung der Verlängerung der
Ein wichtiger Einfluss für die Planung wurde nicht nur jeder einzelne Träger Untergrundbahn Jubilee Line von Green
und Montage dieser Verbindungen ist auf seine Eigenfrequenz untersucht, Park bis Stratfort begonnen; die neue
die axiale Verkürzung der Kerne um bis sondern auch ganze Abschnitte der Ge- Strecke wurde im November 1999 eröff-
zu 100 mm. Die unterschiedliche Verkür- schosse mit dem System von Primär- net (Abb. 12).
zung des Betonkerns und der Stahlstüt- und Sekundärträgern numerisch auf das
Abb. 9:
Foto und Zeichnung der Einbauteile
( Arup)
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Bauen in den Londoner Docklands
Abb. 13:
Fussgängerbrücke über
das West India Dock
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BAUEN MIT STAHL
6 Schlussbetrachtung Autorenverzeichnis
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BAUEN MIT STAHL e. V.
BAUEN MIT STAHL ist eine Gemein- Brückenbau, die technischen, ökolo- dere von Hochschulen kostenfrei ange-
schaftsorganisation von europäischen gischen und wirtschaftlichen Vorteile fordert werden.
stahlerzeugenden Unternehmen und dieses Werkstoffes bis hin zu Themen
dem Deutschen Stahlbau-Verband wie Brandschutz, Fertigungsverfahren Die Nachwuchsförderung hat bei BAUEN
DSTV. Sie ist neutraler Gesprächspartner und Montagekonzepte. MIT STAHL einen hohen Stellenwert.
für Bauentscheidungsträger und am Schon während ihres Studiums erhalten
Bau beteiligte Gruppen, einschließlich Durch Publikationen, E-Mail-Newslet- die angehenden Architekten und Inge-
Forschung und Lehre sowie die interes- ter, Website (www.bauen-mit-stahl.de), nieure vielfältige Hilfestellungen. So
sierte Fachöffentlichkeit. Tagungen, Vorträge, Seminare, Round- werden in enger Kooperation mit Uni-
Table-Gespräche, Baustellen- und versitäten, Hochschulen und Fachhoch-
BAUEN MIT STAHL ist Bindeglied zwi- Objektbesichtigungen sowie Messen schulen Vorträge und Seminare durch-
schen Architekten, Ingenieuren, Bau- werden alle Bauinteressierten angespro- geführt. Darüber hinaus werden den
herren, Planern und Ausführenden. Die chen. BAUEN MIT STAHL ist Veranstalter Studenten Arbeitshilfen zur Verfügung
Organisation bietet kostenfrei firmen- des Deutschen Stahlbautages, der alle gestellt, die praktische Konstruktions-
und produktneutrale Beratungs- und zwei Jahre an wechselnden Orten statt- anleitungen zu den verschiedensten
Planungshilfen – schon in der Früh- findet. Aufgabenstellungen des Bauens mit
phase von Projekten. Stahlbauerfahrene Stahl bieten.
Architekten und Ingenieure sind An- Gleichfalls im Zwei-Jahres-Rhythmus
sprechpartner in der Zentrale in Düssel- werden zwei bedeutende Wettbewerbe BAUEN MIT STAHL steht im ständigen
dorf, den vier Regionalbüros in Düssel- ausgelobt, der Preis des Deutschen Stahl- Erfahrungsaustausch mit Architekten,
dorf, Berlin, Hannover und Garching/ baues und der Förderpreis des Deutschen Ingenieuren und Planern, Unterneh-
München sowie im Kooperationsbüro Stahlbaues für den studentischen Nach- men, Bauherren und Investoren, mit
in Frankfurt (Lange + Ewald Ingenieure). wuchs der Architekten und Ingenieure. nationalen und internationalen stahl-
Das Themenspektrum umfasst gestalte- In einer Wanderausstellung werden wirtschaftlichen Organisationen und
rische Möglichkeiten bei Stahltragwerken jeweils die besten Projekte und Arbeiten Stahlbauinstituten, Hochschulen und
ebenso wie neue Technologien und der letzten Wettbewerbe gezeigt. Sie Forschungseinrichtungen sowie Bau-
moderne Baukonzepte für die vielfältigen durchläuft wechselnde Einsatzorte in sachverständigen, Fach- und Normen-
Einsatzbereiche von Stahl im Hoch- und der Bundesrepublik und kann insbeson- ausschüssen.
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