Volkswirtschaftliche Unfallkosten 2022
Aufgrund von geänderten Werten bezüglich des menschlichen Leids durch die Europäische Kommission, gibt es einen Kostensprung pro verunglückter Person im Vergleich zu den letzten österreichweiten Unfallkostenrechnungen.
Verkehrsunfälle verursachen hohe Kosten für Einzelne und für die gesamte Volkswirtschaft. Eine Unfallkostenrechnung ermöglicht eine Darstellung dieser Kosten, sowie die Bewertung von Verkehrssicherheitsmaßnahmen in der Gegenüberstellung von Kosten (der Maßnahme) und Nutzen (verminderte Unfallkosten). Weiters können diese Zahlen für die Berechnung der Wegekosten herangezogen werden, und die Basis für Tarifüberlegungen im Verkehrssektor sein.
Das Bundesministerium veröffentlicht die durchschnittlichen Kosten, die durch Tötung oder schwere Verletzung einer Person bei einem Straßenverkehrsunfall auf einer Bundesstraße verursacht werden& [Rechtsgrundlage: § 5 Absatz 7 Bundesstraßengesetz (→ RIS)].
Methodik
Um die Kostensätze darstellen zu können, wurde im vom Österreichischen Verkehrssicherheitsfonds finanzierten Projekt Unfallkostenrechnung Straße 2022 die in Österreich durch Straßenverkehrsunfälle entstehenden Kosten auf Basis der Unfallkostenrechnung 2007, 2012 und 2017 für das Jahr 2021 neu berechnet.
In diese Unfallkostenrechnung fließen Sachschäden, medizinische Behandlungskosten bei Verletzten und getöteten, Verlust an Leistungspotenzial, menschliches Leid sowie Gemeinkosten (unter anderem Polizei, Rettung, Versicherungen) ein. Während manche dieser Kosten als Durchschnittswerte aus unterschiedlichen Quellen zusammengezogen werden können, ist vor allem die Berechnung des menschlichen Leids (abzüglich nicht getätigter Konsumtion) stark methodisch geprägt. Diese sogenannten immateriellen Kosten (körperliche und seelische Schmerzen, Schock, Leid, Angst, Verlust an Lebensfreude und Verminderung der Lebensqualität) werden in der Ökonomie meist mit dem Zahlungsbereitschaftsansatz („willingness to pay") bewertet. Dabei wird versucht, die Zahlungsbereitschaft der Bevölkerung oder der Individuen im Einzelnen für die Reduktion der Wahrscheinlichkeit einer Gefährdung (Risikoreduktion) zu ermitteln. Für die Studie wurden die im Handbuch zur Ermittlung der externen Kosten des Verkehrs (im Auftrag der Europäischen Komission) ausgewiesenen Werte auf Österreich übertragen.
Ergebnisse
Summiert man die einzelnen Kostenarten (Medizinische Behandlungskosten, Verlust an Leistungspotenzial, Polizeikosten, Rettungskosten, Verwaltungskosten Versicherungen, Rechtskosten, Zeitverluste und sonstige Kosten) pro Kostenträger beziehungsweise Schadensart so ergeben sich durchschnittlich pro getötete Person Kosten von rund 4,8 Millionen Euro, pro schwerverletzte Person von rund 590.000 Euro und pro leichtverletzte Person von rund 43.000 Euro (mit Einbeziehung der Kosten für das menschliche Leid).
Preisstand 2021 in Euro (exklusive menschlichen Leids) |
Preisstand 2021 in Euro (inklusive menschlichen Leids) |
|
---|---|---|
Getötete | 1.819.006 | 4.801.407 |
Schwerverletzte | 93.283 | 593.479 |
Leichtverletzte | 4.422 | 42.899 |
Sachschaden (UPS) | 6.450 | 6.450 |
Die Kosten des menschlichen Leids machen etwas mehr die Hälfte der Unfallkosten aus (52 %). Die wichtigsten weiteren Kostenarten sind Kosten von Sachschäden (22 %), Verlust an Leistungspotenzial (11 %), Verwaltungskosten bei Versicherungen (10 %) und Rechtskosten (2 %). Medizinische Behandlungskosten schlagen nur mit 1 % der Gesamtkosten zu Buche.
Die österreichischen Unfallkosten der Unfälle mit Personenschäden (UPS) für das Jahr 2021 belaufen sich auf 7,6 Milliarden Euro. Dies ergibt sich aus den durchschnittlichen Kosten pro verunfallter Person (unterschieden nach Getöteten, Schwer- und Leichtverletzten) und der Anzahl der Verunglückten sowie der durchschnittlichen Sachschadenskosten pro Unfall.
Anzahl | Preisstand 2021 in Euro (inklusive menschlichen Leids) |
Unfallkosten 2021 in Millionen Euro | |
---|---|---|---|
Getötete | 362 | 4.801.407 | 1.738 |
Schwerverletzte | 6.945 | 593.479 | 4.122 |
Leichtverletzte | 33.944 | 42.899 | 1.456 |
Sachschaden (UPS) | 41.251 | 6.450 | 266 |
Summe | 7.582 |
Im Durchschnitt ergeben sich in Österreich pro Unfall mit Personenschaden Kosten von etwa 160.000 Euro. Ein Unfall auf Schnellstraßen ist mit durchschnittlich knapp 267.000 Euro am teuersten (zum Vergleich: Autobahnen rund 180.000 Euro).
alle Straßen | Autobahnen | Schnellstraßen | Landesstraßen B | Landesstraßen L | Sonstige Straßen | |
---|---|---|---|---|---|---|
Getötete | 53.033 | 91.694 | 78.390 | 73.339 | 61.824 | 31.229 |
Schwerverletzte | 125.762 | 101.661 | 106.584 | 123.298 | 148.658 | 120.103 |
Leichtverletzte | 44.431 | 58.937 | 50.954 | 48.563 | 43.130 | 40.591 |
Sachschaden | 6.450 | 6.450 | 6.450 | 6.450 | 6.450 | 6.450 |
Summe | 229.676 | 258.741 | 242.378 | 251.650 | 260.063 | 198.373 |
Unfallkostenrechnung Straße 2022
- Herry Consult, KFV. (2021). Unfallkostenrechnung Straße 2021 (UKR2021). Forschungsarbeiten des österreichischen Verkehrssicherheitsfonds. Wien: Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
- Herry Consult, KFV. (2017). Unfallkostenrechnung Straße 2017 (UKR2017). Forschungsarbeiten des österreichischen Verkehrssicherheitsfonds. Wien: Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
- Herry Consult, ZTL, KFV. (2012). Unfallkostenrechnung Straße 2012 (UKR2012). Forschungsarbeiten des österreichischen Verkehrssicherheitsfonds. Wien: Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
- Herry Consult, ZTL, KFV. (2008). Unfallkostenrechnung Straße 2007 (UKR2007). Forschungsarbeiten des österreichischen Verkehrssicherheitsfonds. Wien: Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
- Huib van Essen, Lisanne van Wijngaarden, Arno Schroten (CE Delft), Daniel Sutter, Cuno Bieler (INFRAS), Silvia Maffii, Marco Brambilla, Davide Fiorello, Francesca Fermi, Riccardo Parolin (TRT), Kareen El Beyrouty (Ricardo). (2019). Handbook on the external costs of transport, Version 2019 – 1.1, Delft, January 2019
- HEATCO. (2006). Developing Harmonised European Approaches for Transport Costing and project assessment. Universität Stuttgart. Stuttgart: EU-FP6.