Fernseminar Fortsetzung9
Fernseminar Fortsetzung9
Fernseminar Fortsetzung9
FERNSEMINAR ROHRVORTRIEB
www.maxscherle.com
Thema:
- Rohrvortrieb in Druckluft
- Grundlagen der flüssigkeitsgestützten Ortsbrust
Mit der Anwendung der Seminarunterlagen entzieht sich niemand der Verantwortung
für eigenes Handeln.
Regressansprüche gegen den Autor oder gegen die an der Gestaltung und
Durchführung des Seminars Mitwirkenden sind ausgeschlossen.
Um dann bei der Wahl des Verfahrens eines Rohrvortriebes in Druckluft nicht
unvorbereitet zu sein – sei es bei der Planung, bei der Baugrunderkundung, bei der
Ausschreibung und Vergabe, sei es bei der Bauausführung und Bauabrechnung –
soll dieser Seminarbeitrag eine Hilfe sein.
Seit einigen hundert Jahren sind Ver- und Entsorgungsleitungen ein unverzichtbarer
Bestandteil jeden Gemeinwesens. Bis vor nicht allzu langer Zeit wurden diese
Leitungen ausschließlich in offenen Gräben verlegt. Doch Handel und Wandel, der
Verkehr und nicht zuletzt der Schutz der Umwelt forderten zu Recht
grabenlose Bauverfahren.
Grundwasser
Rohrvortrieb
entwickelt.
Baugebiete beidseits von Gewässern sei es von ein und demselben Gemeinwesen,
sei es von benachbarten Gemeinden, sind keine Seltenheit. Es gilt auch zwischen
diesen Ver- und Entsorgungsleitungen herzustellen, die dann Gewässer unterqueren
müssen.
Rohrvortrieb im Grundwasser
Offene Wasserhaltung ist nur möglich, wenn der Ruhewasserstand am Schild nicht
allzu hoch ist. Eine feste Regel kann dafür nicht angegeben werden, doch mag als
Anhalt dienen, dass der Ruhewasserstand nicht höher als der halbe
Schilddurchmesser sein soll!
Vortrieb, wenn auch ganz anderer Art, haben findige Ingenieure vor rund 125 Jahren
beim Bau von Tunneln für Verkehrswege gewagt. Über deren grandiose Leistungen
und über deren Mut berichten
B. H. M. Hewett / S. Johanneson
das 1922 erschienen und von Dipl.-Ing. R. Schürholz 1960 in die deutsche Sprache
übersetzt wurde und bei WERNER – VERLAG – DÜSSELDORF erschienen ist.
Aus den genannten Büchern geht hervor, dass erstmals und unabhängig von
einander im Jahr 1879 in Antwerpen und in New York Tunnels unter
Zuhilfenahme von Druckluft hergestellt wurden.
Der erste Schildvortrieb in Druckluft ist aus dem Jahre 1886 bekannt, bei dem in
London 9,65 km mit Durchmessern von 3,32/3,43 m aufgefahren wurden. Dieses
Ereignis darf als die „Geburtsstunde“ des Tunnelvortriebes und zugleich des
späteren Rohrvortriebes in Druckluft gesehen werden.
Es ist nicht bekannt, was die Ingenieure damals veranlasst hat, Druckluft zur
Verdrängung des (Grund-)Wasser einzusetzen. Bekannt waren seinerzeit bereits
Senkkästen, auch Caissons genannt, die unter Zuhilfenahme von Druckluft abgeteuft
wurden. Dabei wird in der Sohle des Senkkastens mittels Druckluft das Wasser zur
Unterkante hin abgedrängt. Der Luftdruck im Senkkasten entspricht zwangsläufig
dem Wasserdruck an dessen Unterkante. Wird zu wenig Druckluft zugeführt, dann
fällt der Luftdruck ab und das Wasser steigt in der Sohle des Senkkastens bis zu
einem Stand, der dem Druck des äußeren Wasserstandes entspricht. Wird hingegen
ein Zuviel an Druckluft zugeführt, wird bei selbsttätiger Einstellung des Luftdruckes
auf die Höhe der Unterkante des Senkkastens das Wasser abgedrängt und das
Zuviel an Druckluft entweicht.
Die Ingenieure von Antwerpen und von New York mögen unabhängig von
einander die gleichen Ideen gehabt haben – die Zeit war einfach reif dafür – den
vertikalen Senkkasten in die horizontale Ebene zu schwenken. Dann steht beim
Vortrieb an der Ortsbrust Wasser an, vergleichbar mit der Sohle beim Senkkasten.
Beim Senkkasten herrscht an jedem Punkt der Sohle der gleiche, dem
jeweiligen Wasserstand entsprechende Luftdruck.
p Luft = hÜberdeckun
Scheitel
g
+ d Schild = h Sohle
eingestellt ist. An diesem Punkt wird das Wasser durch die Luft am Eindringen in
den Schildraum abgehalten, ohne dass dabei Luft entweicht.
Mit der Entfernung der Messstelle von der Schildsohle nach oben wird dieses
Gleichgewicht gestört. Es steht einem konstanten, auf die Sohle eingestellten
Luftdruck ein stetig abnehmender Wasserdruck gegenüber. Die Druckluft stützt
nicht mehr das Wasser ab. Sie drängt es in den Porenraum des Bodens hinein!
Die Druckluft vermischt sich im Porenraum mit dem dortigen Wasser zu Schaum. Die
nachdrängende Druckluft treibt den Schaum im Porenraum vor sich her. Da Schaum
leichter ist als Wasser, wird er nach oben abgedrängt. Mit zunehmender Entfernung
von der Schildsohle nach oben nimmt der Überdruck der Luft zu und damit der Druck
auf den Porenraum. Der Anteil Luft im Porenraum wird größer bis schließlich am
Scheitel des Schildes nur noch Druckluft austritt.
Dazu soll in diesem Seminar der Ablauf eines gedachten Rohrvortriebes unter
Druckluft von der Vorplanung bis zur Abrechnung verfolgt werden. Es sollen auch
die Zuständigkeiten und die Verantwortlichkeiten angesprochen werden.
Am Anfang jeder Baumaßnahme steht die Vorplanung, in die der Bauherr seine
Wünsche und Vorstellungen einbringt. Daraus ergeben sich mit Zweck, Start und
Ziel des Bauvorhabens die Lage und Tiefe. Die Dimensionierung und das Gefälle
ergeben sich aus der hydraulischen Berechnung, die ein wichtiger Bestandteil der
Vorplanung ist.
Ein entscheidend wichtiger Bestandteil der Vorplanung ist die Erkundung des
Baugrundes durch
Machbarkeit
Der minimale vertikale oder/und horizontale Radius der Gradiente ist sowohl im
Hinblick auf die Dichtfunktion als auch im Hinblick auf die Übertragung der
Vorpresskraft (Kantenpressung) zu überprüfen.
Größter Wert ist auf den maßstabgetreuen Eintrag der Bohr- und der
Rammsondierergebnisse mit Angabe der Ordnungsziffern in den Lageplänen und
in den Höhenplänen zu legen. Maßstabgetreuer Eintrag der geplanten
Vortriebsstrecke und der Wasserstände – minimal, gemessen und maximal – ist
selbstverständlich!
Weise wie bei einem ganz normalen Rohrvortrieb Risiko des Bauherrn ist, dem
aber im Hinblick auf einen Vortrieb in Druckluft eine ganz besondere Bedeutung
zukommt.
Der Bauherr kann das Baugrundrisiko nur dann und nur insoweit durch die
Ausschreibung und den Vertrag dem Bauunternehmer übertragen, wie es
durch Wort und Bild im Rahmen der Planung und des Baugrundgutachtens
kalkulierbar dargestellt ist.
zu unterscheiden. Die Bereiche vor und nach dem Gewässer sind meistens durch
einen Rohrvortrieb unter Gelände gekennzeichnet, der voraussetzt, dass für einen
Rohrvortrieb in Druckluft ein Mindestwasserstand von einem halben
Rohraußendurchmesser über Rohrscheitel gesichert ist. Ist diese Voraussetzung
nicht erfüllt, kann nur ein ganz normaler Rohrvortrieb mit Grundwasserabsenkung
ausgeschrieben werden. Um in diesem Fall die abzuleitende Grundwassermenge zu
reduzieren, kommt eine Kombination von einer verminderten
Grundwasserabsenkung mit offener Wasserhaltung in Frage. Auf den
Nachweis der Auftriebssicherheit wird hingewiesen!!!
ausgeschrieben.
Unter die allgemeine Baustelleneinrichtung fallen alle Einrichtungen, die für die
gesamte Baumaßnahme und für die gesamte Bauzeit vorzusehen sind, wie
Dazu gehören:
• die Startschächte und
• die Zielschächte
aus.
Bei Schleuse am Schild besteht diese meist aus einem Stahlrohr, dessen
Durchmesser gleich dem Außendurchmesser gleich dem Außendurchmesser der
Vortriebsrohre – mindestens nach der Druckluftverordnung einen
Innendurchmesser von 1.600 mm aufweisen muss – und dessen Länge den dem
Schild bzw. Arbeitsrohr nachfolgenden Rohren entspricht. Die Schleusenrohre sind
beidseits mit Schleusenwänden abgeschlossen, in denen die Schleusentüren
eingesetzt sind. Mit dem Einfahren der Schleusen in die Vortriebsstrecke sind die
Arbeiten in Druckluft von der Vortriebsstrecke, die unter atmosphärischem Druck
verbleibt, getrennt. Das Einbauen der Rohre, der Rohrvortrieb, das Einpressen der
Bentonitsuspension erfolgt wie bei einem ganz normalen Vortrieb. Personal und
Material muss jedoch durch dieselbe Schleuse ein- bzw. ausgeschleust werden,
wobei sich Personal und Material gegenseitig ausschließen. Vermessungsarbeiten
nach der Höhe und nach der Seite können bei Schleusen am Schild bis ganz an die
Schleuse vorgetragen werden.
Ein Nachteil bei Schleusen am Schild ist der kurze Arbeitsraum zwischen
Ortsbrust und Schleuse.
Hingegen kann sich bei Schleusen am Schild bei einer sich anbahnenden Gefahr
eines Ausbläsers die gesamte Vortriebsmannschaft in die sichere Schleuse
zurückziehen, beobachten und abwarten.
Bei Schleusen am Startschacht muss bei einer sich anbahnenden Gefahr die
Vortriebsmannschaft die gesamte Vortriebsstrecke zurücklegen bis zur sicheren
Schleuse – immer die Gefahr im Nacken, wobei die Wegstrecke unter Umständen
schon sehr lange sein kann! Bei Vortrieb eines Dükers ist meist die Gradiente
vertikal gekrümmt, wodurch der Rückzug bei Gefahr wesentlich schwieriger
und gefährlicher – wenn nicht sogar unmöglich – wird.
Nass- oder Trockenförderung, das ist schon bei ganz normalem Rohrvortrieb eine
Glaubensfrage, vergleichbar mit der bekannten Gretchenfrage in Goethe’s Faust.
Bei Nassförderung, auch Spülförderung genannt, wird das Haufwerk in einen mit
Wasser gefüllten Behälter, der ständig vor Ort stehen bleibt, eingegeben, dort mit
Wasser (etwa im Verhältnis 1 zu 15) vermischt, abgesaugt und mittels Pumpen
(Bagger- oder Kiespumpen) über Rohrleitungen zum Startschacht gefördert, über
Tage geleitet und dort in Absetzbecken gegeben. Das von Haufwerk durch Absetzen
befreite Wasser wird mittels Rohrleitungen zum Aufnahmebehälter vorgebracht – der
Kreislauf beginnt von neuem. Das Haufwerk wird zur Entsorgung abgefahren.
Weitere Ausführungen zur Nassförderung enthalten die Seiten ........ bis .......... der
Anlage dieses Seminarbeitrages.
Bei Nassförderung gehen die Vor- und Rücklaufleitungen für das Fördermedium
(Wasser) durch die Schleusen ohne dort zu stören, Bild Seite ........ Der
Aufnahmebehälter für das Fördermedium (Wasser) steht im Arbeitsraum unter dem
Druck der dortigen Druckluft. Somit wird das mit Haufwerk angereicherte Wasser
bereits der Förderpumpe zugedrückt. Im Gegenzug wird das Fördermedium
(Wasser) gegen den Luftdruck im Arbeitsraum eingebracht. Alles was außerhalb der
Schleusen vor sich geht, läuft genau wie bei einem ganz normalen Vortrieb ab.
Befinden sich die Schleusen am Startschacht, dann gehen die Vor- und
Rücklaufleitungen analog durch den Startschacht.
Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass bei Nassförderung sowohl bei
Schleusen hinter dem Schild als auch bei Schleusen am Startschacht bei jedem
Rohrwechsel die Vor- und Rücklaufleitungen für das Fördermedium getrennt werden
müssen.
Der Luftdruck ist nun einmal DAS Kriterium beim Rohrvortrieb in Druckluft. Er ist
bedingt durch die Höhe des Wasserstandes über der Schildsohle.
An der Schildsohle hält die Luft das Wasser am Eindringen in den Schildraum ab –
Gleichgewicht Luft-Wasser!
An der Schildsohle hält das Wasser am Eindringen von Luft in den Porenraum des
Bodens ab. Gleichgewicht Wasser-Luft!
Der auf die Sohle des Schildes eingestellte Luftdruck bleibt bei unverändertem
Boden über den gesamten Schildquerschnitt konstant.
Der Wasserdruck nimmt mit steigender Entfernung von der Schildsohle linear zum
Schildscheitel hin ab. Es entsteht bei konstantem Luftdruck ein relativer Überdruck
der Luft gegenüber dem Wasserdruck.
p = hüSohle − hr
Nasse Füße, die niemand schätzt, sind beim Vortrieb nicht nur nicht schädlich,
sondern sogar nützlich! Der Restwasserstand in der Schildsohle mindert nicht nur
den zum Abhalten des Wassers erforderlichen Luftdruck, sondern auch über die
verminderte Austrittsfläche für Luft die erforderliche Luftmenge.
Das Restwasser in der Sohle des Schildes ist ein Indiz dafür, dass sich kein zu
hoher Luftdruck eingestellt hat und dass nicht zuviel Luft zugeführt wird.
Worin liegt nun die so angesprochene Gefahr? Nichts liegt dem Autor ferner, als die
am Rohrvortrieb in Druckluft Interessierten zu verunsichern! Es drängt ihn aber, die
Beteiligten und insbesondere die Betroffenen über die Gefahren beim Rohrvortrieb in
Druckluft sachlich zu informieren – informieren über deren Ursachen und deren
Entstehung und zu informieren, wie die Gefahr rechtzeitig erkannt werden kann
und wie ihr zu begegnen ist.
Fest steht, dass nach dem Prinzip der Verdrängung des Grundwassers durch
Druckluft nur an der Schildsohle bzw. ab der Höhe des Restwasserstandes
Gleichgewicht zwischen Wasser und Druckluft besteht und dass ab diesem
Punkt ein stetig steigendes Übergewicht von Luftdruck zum Wasserdruck herrscht.
Dabei strömt mehr Luft in den Porenraum ein als zum Rückhalten des Wassers
benötigt wird. Die Luft strömt, vermischt mit Wasser, nach oben ab und in das
Gewässer ein. Dabei bildet sich ein Gleichgewichtszustand zwischen dem
aufwärtsgerichteten Strömungsdruck des Luftwassergemisches im Porenraum des
Bodens und dem Gewicht des Bodens aus.
Wird nun ein Zuviel an Luft mit einem zu hohen Druck eingepresst, dann werden
Druck und Strömungsgeschwindigkeit der Luft im Porenraum erhöht. Am stärksten
ausgeprägt ist dieses Bild unmittelbar im Scheitelbereich des Schildes, wo bereits ein
Überdruck der Luft gegenüber dem Druck des Wassers besteht. Die verstärkt
strömende Luft im sich vergrößernden Porenraum kann dazu führen, dass
Feinbestandteile des Bodens mitgerissen werden. Dies kann zur Ausbildung eines
sich stetig vergrößernden Schlauches führen, der vom Scheitel des Schildes
ausgeht und sich bis zur Gewässersohle fortsetzt! Solange sich in diesem so
gebildeten Schlauch die aufwärts drängende Luft und das abwärts dringende Wasser
noch die Waage halten, macht sich dieser Vorgang „nur“ durch einen
Druckabfall
Den Ausbläser als Risiko eindringlich zu schildern, sieht der Autor als seine Pflicht.
Ebenso sieht er es als seine Pflicht, darzustellen, wie dieses Risiko gebannt
werden kann.
Ein erster Schritt zur Minimierung des Ausbläserrisikos kann schon mit der
Planung zusammen mit der Baugrunderkundung getan werden. Vorstufe hierzu ist
eine besonders gründliche, auf die Ausbläsergefahr abgestellte Analyse des
Baugrundes. Es wurde dargestellt, dass der Scheitelbereich des Schildes dadurch
besonders für die Ausbildung eines Ausbläsers anfällig ist, weil dort der Überdruck
der Luft gegenüber dem Wasserdruck am größten ist und sich dadurch eine
verstärkte Luftströmung in den Kapillaren des Baugrundes ausbildet. Ist nun der
Baugrund im Scheitelbereich besonders locker gelagert und weist er einen
besonders hohen Anteil an Feinkorn auf, dann kann ein lockergelagerter Boden
durch die Luftströmung noch weiter aufgelockert werden und es kann Feinkorn
mitgerissen und ausgespült werden. Dieser Vorgang kann zur Einleitung der im
Vorausgegangenen angesprochenen Schlauchbildung im Baugrund führen und
alles Weitere kann dann, wie dargestellt, ablaufen.
Unter Umständen sind Injektionen zur Verbesserung des Bodens schon in der
Planung und in der Ausschreibung – in Abstimmung mit dem Baugrundgutachten –
vorzusehen. Gute Erfolge wurden in stehenden Gewässern mit Injektionen aus
Wasser-Bentonit-Zement-Suspensionen von der Gewässersohle aus erzielt.
Sind die Würfel für einen Rohrvortrieb in Druckluft gefallen, hat die Vortriebsfirma in
eigener Verantwortung zu entscheiden, ob
Die Vortriebsfirma ist gut beraten, die vorstehenden, eng ineinander greifenden
Entscheidungen schon vor der Angebotsabgabe zu überdenken, denn sie haben
einen wichtigen Einfluss auf die Gestaltung der Preise – und später auf die Kosten.
Während bei der Vorbereitung zur Ausführung eines Rohrvortriebes in Druckluft die
Entscheidungen in den höheren Rängen der Vortriebsfirma getroffen werden und
auch dort getroffen werden müssen, haben
sind dies Hinweise auf eine drohende Gefahr. Dann heißt es für die
Druckluftmannschaft ganz besondere Aufmerksamkeit, aber dennoch
Besonnenheit!
Setzen sich die beschriebenen Symptome fort, dann gilt für die
Druckluftmannschaft:
Rückzug in die sichere Schleuse, deren Tür zum Arbeitsraum immer offen
stehen muss.
Der „Älteste“ der Druckluftmannschaft – es kann auch der nach der Zahl der Jahre
der Jüngste sein – verständigt sofort den Schichtführer und dieser die „höheren
Ränge“ in der Vortriebsfirma, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
8. In der Schleuse ist die Möglichkeit für Ausscheidungen in fester und flüssiger
Form vorzusehen.
Hinweis zur Auswirkung der Druckluft auf die statische Berechnung der
Vortriebsrohre.
Das Gleiche gilt auch, wenn Rohre, die bei Schleusen am Schild vorgepresst
worden waren, nachträglich oder später unter Druckluft genommen werden
sollen bzw. müssen!!
Die Druckluft als das wesentliche Element des Rohrvortriebes in Druckluft ist
weder
• nach ihrem Druck noch
• nach ihrer Menge
dem Willen der sie nutzenden Menschen unterworfen.
Daraus ergibt sich bei Arbeitsunterbrechungen und einem dabei bewusst in Kauf
genommenen Anstieg des Wassers im Schild eine vermindert anzusaugende
Luftmenge in Verbindung mit einem verminderten Luftdruck – eine nicht zu
unterschätzende Einsparung an Energie (= Kosten!) bei gleichzeitiger Erhöhung der
Sicherheit.
Die Erhöhung der Sicherheit ergibt sich aus dem verminderten Luftaustritt
insbesondere im Scheitelbereich, der bei Stillstand des Vortriebes und
unveränderter Luftzufuhr besonders gefährdet ist.
Der Wunsch von Auftraggebern und Auftragnehmern liegt nahe, möglichst viel und
möglichst Genaues über die Menge der Druckluft zu erfahren und wie sie
berechenbar gemacht werden kann.
Dazu hat der Arbeitskreis Tunnelbau der Deutschen Gesellschaft für Erd- und
Grundbau e.V. Essen
„Empfehlungen für die Wasserhaltung durch Druckluft bei Tunnelbauten im
Lockergestein“ Entwurf Mai 1972 herausgegeben. Diese Empfehlungen sind im
Grundbau-Taschenbuch aufgenommen und wegen ihrer grundsätzlichen
Bedeutung im gegenwärtigen Seminar im vollen Wortlauf auf den Seiten 1 bis 6 des
Anhanges wiedergegeben.
Der Autor hat wegen der Bedeutung, die dem Rohrvortrieb in Druckluft zukommt und
im Hinblick auf die Verantwortung, welche die Anwender der Druckluft beim
Rohrvortrieb zu tragen haben, in seinen Büchern zum Rohrvortrieb im Bauverlag
Wiesbaden 1977 und folgende ausführliche Beiträge verfasst. An der Bedeutung der
Druckluft und an der Verantwortung der Anwender hat sich auch im Jahr 2004 nichts
geändert. Da die Inhalte nichts an Gültigkeit verloren haben, darf der Autor auf die
wichtigsten Seiten seiner eigenen Bücher im Bauverlag zurückgreifen und hier im
Seminar wiedergeben. Der Autor hält es auch deshalb für verantwortbar, weil die
Bücher (die zum Teil in japanische Sprache übersetzt worden sind), längst vergriffen
sind und immer noch nach ihnen gefragt wird.
Das vorrangige Interesse gilt auch hier dem Luftverbrauch bei Rohrvortrieb in
Druckluft. Ihm sind die Seiten ........ bis ....... gewidmet. Grundlage für die Darstellung
ist die Empfehlung des Arbeitskreises „Tunnelbau“ der Deutschen Gesellschaft für
Erd- und Grundbau e.V. Essen. Da diese jedoch auf den Tunnelbau mit Tübbingen
ausgerichtet ist, galt es zuerst diese auf den Rohrvortrieb zu übersetzen. So gibt es
beim Rohrvortrieb keinen Schildschwanz und damit auch keine
Schildschwanzdichtung und keine Verpressung zwischen den Tübbingen und dem
Baugrund.
Bei voller Würdigung des Gedankengutes, das in die „Empfehlungen für die
Wasserhaltung durch Druckluft bei Tunnelbauten in Lockergestein“ investiert wurde,
fragwürdig ist nun einmal der wichtigste Kennwert für die Luftmenge, der mit
k L ≈ 70 x k w
1,4 x 10 3 ≤ k L ≤ 1,0 x 10 2
genannt wird – also eine Zehnerpotenz! Damit ist der Kennwert kL DER
Risikofaktor Nr. 1 in der Berechnung der erforderlichen Luftmenge. Daran ändert es
auch nicht viel, diesen auf dem Umweg über den Durchlässigkeitsbeiwert für Wasser
kW zu suchen. Schon der Umrechnungsfaktor „70“ ist mehr als unsicher – ganz
abgesehen davon, dass der Wert für kW auf der Grundlage von Pumpversuchen
ermittelt werden sollte. Im freien Gelände mag dies noch möglich sein, jedoch sehr
aufwändig. Bei Vortrieb unter Gewässern scheiden Pumpversuche grundsätzlich aus.
Hingegen sollen die Ergebnisse der Befragung, die mit den vorausgegangenen
Rechenansätzen auf den Seiten 19 bis 27 als Auszug aus Band 3 des Buches
„Rohrvortrieb“ wiedergegeben sind, allen Interessenten zugänglich gemacht
werden, was unter anderem hier im Fernseminar geschieht. Bitte beachten Sie die
Seiten 28 bis 29 des Anhanges.
Zur Nassförderung finden sich in Band 1 des Buches Rohrvortrieb Hinweise, die
eine Arbeitshilfe für die Leser der Ausdrucke sein können und sollen. Sie sind im
Anhang auf den Seiten 48 bis 56 wiedergegeben.
Nicht zu unterschätzen:
Die Erzeugung und Fortleitung der Druckluft.
Ihr ist in Band 1 ein ganzes Kapitel gewidmet. Es soll durch seine Wiedergabe auf
den Seiten 57 bis 90 Auftraggebern und vor allem Auftragnehmern von
Rohrvortrieben in Druckluft Anhalt und Anregung sein.
Druckluft ist ein geeignetes Mittel, das Wasser an der Ortsbrust abzuhalten.
Druckluft ist jedoch kein Mittel, den Baugrund an der Ortsbrust abzustützen!!
Das Abhalten von Wasser an der Ortsbrust und die Abstützung der Ortsbrust gegen
den Baugrund verbindet mit dem Abbau des Bodens die flüssigkeitsgestützte
Ortsbrust.
Doch was ist flüssigkeitsgestützte Ortsbrust? Ihren Ursprung hat sie bei den
Erdölbohrungen Ende des 19. Jahrhunderts. Die Bohrungen fanden ihre Grenzen in
der Möglichkeit der Verrohrung. Doch das begehrte Erdöl hoffte man in immer
größeren Tiefen zu finden. Das hieß aber auch, immer tiefer zu bohren.
Wer, wann einmal die Ursache der statischen Wirkung dieses unansehnlichen
Gesteinsmehles erkannt hat, ist dem Autor nicht bekannt. Fest steht, dass die
Ursache der statischen Wirkung darin besteht, dass Emulsionen, die mit
Bentonitmehl angerührt sind, so lange flüssig bleiben, als sie in Bewegung gehalten
werden. Kommen sie zur Ruhe, erstarren sie. Bringt man sie wieder in Bewegung
werden sie erneut fließfähig.
Dieser beliebig oft wiederholbare Umkehrprozess vom Sol (flüssig) zum Gel
(steif) wird mit tixotrop bezeichnet.
Darauf beruht schon die statische Wirkung bei den vorher erwähnten
Erdölbohrungen. Die fließfähige Emulsion drang in die Poren des Bodens ein und
kam dort zum Stillstand, sie wurde vom Sol zum Gel und vermörtelte so die oberste
Schicht des Bodens. Ein weiteres Eindringen der Emulsion in den Porenraum war so
verhindert. Über dieser Schutzschicht lag die fließfähige Emulsion mit ihrem Gewicht,
das dem horizontalen Erddruck einschließlich eines eventuell vorhandenen
Wasserdruckes in jeder beliebigen Tiefe gleich kam. So wurde die Wasser-Bentonit-
Emulsion zur Stützflüssigkeit und – so gelang den Erdölbohrern eine
epochemachende Erfindung, ohne dass sie sich dessen bewusst waren!
Nun waren es aber findige Ingenieure, welche die stützende Wirkung der Wasser-
Bentonit-Emulsionen für den Bau von Gräben aller Art entdeckten,. Vor allem beim
Bau von Untergrundbahnen in dicht bebauten Städten galt es Stahlbetonwände in
großen Tiefen herzustellen, was bislang nur in gespundeten Baugruben möglich war.
Das Rammen von Spundwänden war mit einer erheblichen Belastung der Umwelt
verbunden.
Schlitzwandbauweise.
Und wieder bedurfte es mehrerer mutiger und genialer Schritte beim Tunnelbau:
Der durch die Ortsbrust und den nach hinten abgeschotteten Schild gebildete
Arbeitsraum wurde mit einer Wasser-Bentonit-Emulsion (auch Suspension genannt)
zur Stützung der Ortsbrust gegen den Erd- und Wasserdruck gefüllt (erster
Schritt, vergleichbar mit der Schlitzwand – nur um 90° gedreht.)
Das so abgebaute Haufwerk mischt sich als dritter Schritt unter die
Stützflüssigkeit und wird mit dieser zum Startschacht in Nassförderung
zurückgepumpt. Dort werden in einem vierten Schritt in einer Separieranlage das
Haufwerk von der Stützflüssigkeit getrennt. Die Stützflüssigkeit wird in einem
fünften Schritt zur Wiederverwendung aufbereitet. Das Haufwerk wird entsorgt.
Doch auch die flüssigkeitsgestützte Ortsbrust, die fast keine Grenzen kennt – so ist
ein Schilddurchmesser von über 14 Metern bereits ausgeführt worden – hat auch ihre
Grenzen. Diese können zum Beispiel im Baugrund liegen, wenn sich der von der
Stützflüssigkeit aufgenommene Boden nicht mehr von dieser separieren lässt.
Daraus ein ganz wichtiger Hinweis: Vor der Ausschreibung eines Rohrvortriebes, bei
dem ein Vortrieb mit flüssigkeitsgestützter Ortsbrust in Frage kommen kann, ist im
Rahmen des Baugrundgutachtens die Separierfähigkeit eines von der Stützflüssigkeit
aufgenommenen Bodens zu prüfen.
Doch ganz ohne Druckluft kommt auch die flüssigkeitsgestützte Ortsbrust nicht aus.
Im Untergrund befinden sich die verschiedensten Hindernisse, so zum Beispiel
• Steine von unterschiedlicher Größe
• Baumreste
• Fundamentreste
• Pfahlreste
• und Ähnliches
Die Vortriebsmaschinen sind meist mit Steinbrechern ausgestattet, die auch Steine
von erheblicher Größe aufnehmen und innerhalb der Stützflüssigkeit so weit
zertrümmern, dass sie mit der Stützflüssigkeit abgepumpt werden können. Doch
irgendwann schaffen es auch die stärksten Steinbrecher nicht mehr.
Das erste ist die Anwendung einer Bentonitsuspension als Stütz- und Gleitmittel zur
Minderung der Reibung zwischen den Vortriebsrohren und dem umgebenden Boden.
Das zweite ist die Anwendung eines Bentonitsuspension als Mittel zur Stützung der
Ortsbrust und als Transportmittel für das Haufwerk bei der flüssigkeitsgestützten
Ortsbrust.
Der Einsatz der Bentonitsuspension als Stütz- und Gleitmittel findet seine Grenze bei
den ersten Rohren, wo die Suspension unter dem Einpressdruck bis zur
Schildschneide wandert und dort in den Arbeitsraum höchst unerwünscht eindringt –
dort würde sie zum Gleitmittel in ganz anderer Weise werden, die Menschen würden
bei ihrer Arbeit ausgleiten. Um dieser Gefahr zu begegnen, kann der Einsatz der
Bentonitsuspension als Schmiermittel erst in einem angemessenen Abstand hinter
dem Schild erfolgen. Damit müssen – als kleineres Übel – die ersten Rohre
ungeschmiert bleiben.
Ganz erheblich ist der wesentlich verbesserte Schmiereffekt, wenn alle Rohre
vom ersten Rohr angefangen gestützt und geschmiert werden – und dies ganz
umsonst!! Denn Bentonitsuspension bleibt Bentonitsuspension!
Wenn jetzt noch zur logischen Ergänzung der Ringspalt durch eine
Ausfahrdichtung nach Seite 41 abgeschlossen wird, kann der Ringraum über die
gesamte Vortriebsstrecke mit einer Bentonitsuspension verpesst werden, sodass die
Rohre regelrecht eingeschwommen werden – der perfekte Rohrvortrieb ist
gegegeben!
L:\Kunden\Roessler\9.Fortsetzung\Fernseminar_9.Fortsetzung.doc
Fernseminar – Scherle, Rößler – Rohrvortrieb
9. Fortsetzung 11.11.04 Seite 43
L:\Kunden\Roessler\9.Fortsetzung\Fernseminar_9.Fortsetzung.doc
Fernseminar – Scherle, Rößler – Rohrvortrieb
9. Fortsetzung 11.11.04 Seite 44
L:\Kunden\Roessler\9.Fortsetzung\Fernseminar_9.Fortsetzung.doc
Fernseminar – Scherle, Rößler – Rohrvortrieb
9. Fortsetzung 11.11.04 Seite 45
Am Schluss, aber nicht zuletzt steht der Mensch – die Hauptperson beim Vortrieb in
Druckluft.
vor sich geht, wollte der Autor wissen. Doch dazu fand er nirgends Lektüre. Es gibt
zwar Vorschriften über den Aufenthalt in Druckluft und vorrangig über das
Ausschleusen. Es gibt auch Vorschriften, wie die Schleusen beschaffen sein sollen.
Doch es gibt keinen Hinweis, was im Körper des Menschen vor sich geht.
Druckluftern
selbst Hinweise zu geben, was Druckluft für die Menschen ist, hat der Autor das
letzte Kapitel dieses Seminarbeitrages und damit des ganzen Fernseminares
gewidmet. Ärzte, welche diese Seiten kritisch lesen, mögen ihm das Eindringen in
ihre Welt verzeihen. Vielleicht sehen sie es als Einladung, vielleicht als
Herausforderung – vielleicht bewegt sich etwas?
Hauptbestandteil des menschlichen Körpers ist das Gerüst, medizinisch genannt das
Skelett. Es besteht aus der Wirbelsäule samt den mit dieser fest verbundenen
Rippen und mit ihr über Gelenke lose angebundenen Gliedern, den Armen und den
Beinen.
Die Arme und Beine werden in sich und an der Wirbelsäule durch Muskeln fest- und
Bewegung gehalten.
Die Muskeln bestehen aus Gewebemasse, von denen jeder einzeln eine
Verbrennungskraftmaschine darstellt.
Verbrennung setzt
• Brennstoff und
• Sauerstoff
voraus. Der Brennstoff besteht analog wie bei jeder Verbrennungskraftmaschine aus
Kohlenwasserstoffverbindungen und wird über den Mund mit der täglichen Nahrung
aufgenommen, die im Magen zerkleinert und durch die Magensäure aufbereitet wird.
Von da gelangt der Speisebrei in den Dünndarm, wo er unter Zugabe von Galle
weiter aufgespalten wird. Die verwertbaren Brennstoffe gehen durch die
Darmschleimhaut in das Blut über, wo das von der Bauchspeicheldrüse erzeugte
Insulin für die Regelung des Blutzuckerspiegels sorgt. Die nicht verwertbaren
Ballaststoffe scheidet der Dickdarm aus.
Die zweite Komponente zur Erzeugung von Kraft durch die Muskeln, das ist der
Sauerstoff, wird mit der Atemluft angesaugt und in den Lungen vom Blut
aufgenommen und von diesem zusammen mit dem Brennstoff den Muskeln zur
dortigen Verbrennung zugeführt.
Durch die stille Verbrennung entsteht Kraft und gleichzeitig, wie in jeder
Wärmekraftmaschine, Wärme – Abwärme, die über das Blut an die Haut und von
dieser an die Umgebungsluft abgeführt werden muss.
Es entstehen aber auch, wie bei jeder Wärmekraftmaschine Abgase, die von den
Muskel, wo sie entstanden sind, abgeführt werden müssen. Diese Abgase, die aus
CO und CO2 bestehen, werden vom Blut aufgenommen und gehen durch dieses den
Lungen zur Abtrennung zu. Die abgetrennten Abgase werden ausgeatmet.
Mit der Nahrung (fest oder flüssig) werden jedoch auch mancherlei Schadstoffe
aufgenommen, die den Magen passieren und über den Darm in das Blut gelangen.
Diese Schadstoffe können nicht in den Muskeln mitverbrannt werden. Würden sie im
Blutkreislauf verbleiben, würden sie sich bis zur Giftgrenze und darüber hinaus
aufschaukeln. Um diese tödliche Gefahr zu beseitigen, muss das gesamte Blut
ständig eine chemische Reinigung in der Leber und den Nieren durchlaufen. Dort
werden sie absorbiert und mit Wasser als Urin ausgeschieden. Das dazu
Dr.-Ing. Max Scherle
L:\Kunden\Roessler\9.Fortsetzung\Fernseminar_9.Fortsetzung.doc
Fernseminar – Scherle, Rößler – Rohrvortrieb
9. Fortsetzung 11.11.04 Seite 47
erforderliche Wasser wird mit dem Mund aufgenommen und über den Magen dem
Darm zugeführt und von da in das Blut eingeführt.
Damit das Blut seine Aufgabe erfüllen kann, muss es ständig in Umlauf gehalten
werden. Dies geschieht mit einer fast normalen Pumpe, dem Herzen und einem
komplizierten System von Vor- und Rücklaufleitungen. Die Vorlaufleitungen sind die
Arterien, die Rücklaufleitungen sind die Venen.
Von einer fast normalen Pumpe ist die Rede. Normal sind im allgemeinen Pumpen
und Motoren getrennt. Im Körper des Menschen bilden Motor und Pumpe eine
Einheit. Das Herz ist ein etwa faustgroßer Hohlkörper, der aus Muskelmasse besteht,
man spricht deshalb vom Herzmuskel, welcher der Motor selbst ist. Er zieht sich in
regelmäßigen Abständen zusammen – normal 60 bis 90 Mal in der Minute, bei
Belastung = Arbeit entsprechend öfter – um sich anschließend wieder auszudehnen.
Das Wechselspiel von Zusammenziehen und Ausdehnen nennt man Pulsschläge.
Beim Ausdehnen saugt sich der Hohlraum des Herzmuskels mit Blut aus den Venen
voll, wobei es von den vielen „Außenstellen“ (den Zehen und den Fingern und dem
Gehirn) zurückgeholt wird, während der Weg zu den Arterien versperrt ist. Sind die
Kammern des Herzens, so nennt man seine Hohlräume mit Blut gefüllt, zieht sich der
Herzmuskel wieder zusammen und presst seine Füllung, während jetzt die Venen
mittels Klappen, den so genannten Herzklappen (ganz normalen Rückschlagklappen)
verschlossen sind, in die Arterien und von da aus in alle Organe, das Gehirn, die
Haut und Glieder bis zu den Fingern und Zehen. Den Druck beim Herauspressen
bezeichnet man mit Oberwert, medizinisch mit Systole, den Druck am Ende des
Herauspressens mit Unterwert, medizinisch mit Diastole. Die Höhe beider Werte wird
in Millimeter Quecksilbersäule gemessen. Normal ist ein Verhältnis von Oberwert zu
Unterwert von ca. 140 zu 70 mm Hg.
Das von Schadstoffen gereinigte Blut wird vom Herzen den Lungen zum Absorbieren
der Verbrennungsgase zugeführt. Die Abwärme der Muskeln wird durch das Blut,
das also zugleich die Kühlflüssigkeit im Körper ist, der Haut dem großen
Wärmetauscher zur Abgabe an die Außenluft zugeführt.
Damit das Herz seine Schwerstarbeit bei Tag und Nacht ohne Unterbrechung und
ohne Pausen ein ganzes Leben lang leisten kann – und je schwerer die Arbeit des
ganzen Körpers mit all seinen Muskeln (zum Beispiel bei Arbeit in Druckluft) ist, um
so schwerer muss auch das Herz arbeiten – muss es ständig und ausreichend mit
Blut versorgt werden, wobei das Blut hinreichend mit Treibstoff, insbesondere aber
Dr.-Ing. Max Scherle
L:\Kunden\Roessler\9.Fortsetzung\Fernseminar_9.Fortsetzung.doc
Fernseminar – Scherle, Rößler – Rohrvortrieb
9. Fortsetzung 11.11.04 Seite 48
mit Sauerstoff angereichert sein muss. Diese Versorgung erfolgt über eine eigene
unmittelbar vom Herzen selbst ausgehende Arterie, der Herzarterie der Rücklauf
erfolgt über eine unmittelbar zum Herzen führende Vene.
Alle sichtbaren Bereiche der Glieder und alle unsichtbaren Funktionen im Körper
wie
• Herz
• Lunge
• Magen
• Darm
• Leber
• Nieren
• Haut
und nicht zuletzt die Sinnesorgane, wie
• Augen
• Ohren
und die
• Sprache
steuern das Gehirn, das stoßgeschützt im Schädel untergebracht ist. Das Gehirn
benötigt zur Bewältigung seiner Aufgabe ständig, das heißt ohne Pause, ja sogar
ohne jede Unterbrechung Blut in ausreichender Menge zur Versorgung mit
Nährstoffen und insbesondere mit Sauerstoff. Das Gehirn ist gewissermaßen der
Computer des Menschen von unvorstellbarer Speicherkapazität – speichert es
Informationen und Kombinationen aus der frühesten Kindheit bis ins höchste Alter -.
Das Gehirn empfängt seine Signale und Informationen von den Sinnesorganen und
wertet sie vor Weitergabe nach seinen gespeicherten Regeln.
Auch alle Sinnesorgane müssen ständig ausreichend mit Blut versorgt werden, das
sie mit Nährstoffen und insbesondere mit Sauerstoff bedient.
Die Leitung der Informationen von den Sinnesorganen an das Gehirn und
insbesondere die Übertragung der Anweisungen des Gehirnes an die Organe und
die Glieder erfolgt durch das äußerst komplexe und komplizierte Nervensystem.
Der Körper des Menschen wird mit all seinen Organen und Sinnen bei der Arbeit in
Druckluft einem erheblichen (Über-)Druck ausgesetzt.
Zum Vergleich: 2 bar entsprechen dem Druck eines ganz normalen Reifens an
(Ihrem) Personenwagen. Schlagen Sie einmal mit dem Fuß gegen einen Autoreifen,
dann spüren Sie unmittelbar den Druck, den ein Drucklufter – so nennt man die
Spezies von Menschen, die in Druckluft ihre Arbeit verrichten, sowohl körperliche
Arbeit und Bedienung komplizierter Maschinen, als auch Vermessung und
Überwachung. Und doch haben schon viele Menschen in den letzten 150 Jahren
weltweit unter einem Überdruck von 2 bar und mehr (bis maximal 3,6 bar) bei der
Unterquerung von Wasserläufen im Tunnelbau und im Rohrvortrieb ohne – wie zu
hoffen und den Beteiligten zu wünschen ist – ohne ernsthafte Schäden ihre schwere
Arbeit verrichtet.
Er setzt dem Druck von außen einen gleich großen Druck von innen entgegen!
Das komplexe und komplizierte Innenleben des menschlichen Körpers lässt sich
nicht abschotten. Der Körper braucht für alle Funktionen, auch in Druckluft, ständig
Sauerstoff, den er von außen durch die Atmung aufnimmt und es müssen ständig die
absorbierten Verbrennungsprodukte (Abgase) CO und CO2 zusammen mit der
Abwärme aus den Verbrennungsprozessen abgeführt werden. Die Lungen und die
Haut müssen auch in Druckluft atmen können.
Der Druck im Inneren des menschlichen Körpers muss mit all seinen Organen
und Funktionen auf das Niveau des äußeren Luftdruckes gebracht werden. Das
geschieht in Druckkammern, den sogenannten Schleusen. Dort wird der Luftdruck
vom atmosphärischen Druck – Null bar auf den erforderlichen Überdruck = x bar
gesteigert. Die Menschen nehmen in der Druckkammer über die Atmungsorgane,
das sind die Nase (mit den Nebenhöhlen) und der Mund (mit den Bronchien) Luft bei
steigendem Druck auf und geben diese über die Luftröhre an die Lungen weiter.
Dort geht der anteilige Sauerstoff (ca. 21 %) und der anteilige Stickstoff
(ca. 78 %) in das Blut über und erhöhen dort gleichzeitig den Druck in den Adern,
die dann unter Überdruck stehen. Die Arterien geben den Überdruck an das Herz
und alle inneren Organe wie auch die Muskeln und die Sinnesorgane und schließlich
an das Gehirn weiter.
Damit werden schließlich ebenfalls die Rücklaufleitungen, die Venen, unter den
gleichen Überdruck gesetzt. So steht schließlich der ganze menschliche Körper mit
all seinen Organen unter dem äußeren Überdruck, sodass Gleichgewicht
zwischen innerem und äußerem Druck besteht. Eine besondere Beachtung
verdienen dabei die Ohren als Gleichgewichtsorgan, da die Ohren von außen sofort
und ungedämpft dem äußeren Überdruck mit dem Trommelfell ausgesetzt sind. Die
Ohren erhalten dabei auf dem kurzen Weg über die Nebenhöhlen den Gegendruck
von innen über die eingeatmete Luft – vorausgesetzt, dass die Nebenhöhlen intakt
sind. Der Aufbau des Innendruckes bis zum Ausgleich aller Organe an den äußeren
Dr.-Ing. Max Scherle
L:\Kunden\Roessler\9.Fortsetzung\Fernseminar_9.Fortsetzung.doc
Fernseminar – Scherle, Rößler – Rohrvortrieb
9. Fortsetzung 11.11.04 Seite 50
Luftdruck ist ein sehr komplexer und komplizierter Vorgang, der nicht dem Willen des
Menschen unterworfen ist und der deshalb sehr behutsam zu erfolgen hat!
Was aber für die inneren Organe gilt, gilt in gleicher Weise für die Haut, dem
lebenswichtigen Organ, das als äußeres Organ dem äußeren Luftüberdruck
unmittelbar ausgesetzt ist. Der Haut obliegt die Ableitung der von den Muskeln
erzeugten Abwärme. Damit sie diese Aufgabe erfüllen kann, muss sie beim
Einschleusen von innen her durch das Blut dem äußeren Druck angeglichen werden.
Beim Ausschleusen muss wieder über das Blut der Druck in der Haut von innen her
auf den äußeren Druck abgebaut werden. Dazu muss sie ständig und ausreichend
mit Blut versorgt werden.
Ein besonderes Augenmerk gebührt den Augen, die als Erstes und ganz unmittelbar
dem Druck der Druckluft ausgesetzt sind. Sie bedürfen des Druckausgleiches von
innen – und wie kann es auch hier anders sein – durch das Blut von dem sie ständig
versorgt werden und versorgt werden müssen. Die Anpassung des Innendruckes an
den Außendruck benötigt sowohl beim Ein- als auch beim Ausschleusen Zeit!
Am Schluss aber nicht zuletzt kommt das Gehirn, das von außen hermetisch
abgeschottet ist. Es muss ständig mit Blut versorgt werden, bei Aufenthalt in
Druckluft mit Blut, dessen Druck dem äußeren (Über-)Druck angeglichen ist. Damit
kommt bzw. steht auch das Gehirn – wie auch der gesamte Körper des Menschen
– unter dem äußeren Überdruck, an den er beim Einschleusen ganz vorsichtig
herangeführt werden muss, denn der Körper des Menschen ist kein Autoreifen,
der beliebig aufgepumpt werden kann!
Ganz besonders behutsam hat der umgekehrte Vorgang, das heißt der Übergang
von der Druckkammer zur Außenwelt, das ist das Ausschleusen zu erfolgen. ein
zu schnelles Ablassen des Druckes kann zu schweren Schäden, insbesondere
der Lungen mit den schlimmsten Folgen führen. Es gibt weder für das
Einschleusen noch für das Ausschleusen Zeitvorgaben, analog wie sie für das
Ausschleusen hinsichtlich des Abbaues des Stickstoffes im Körper vorhanden
sind, die den Auf- und Abbau des Luftdruckes im Körper des Menschen
berücksichtigen!
Die Verträglichkeit des Druckanstieges von außen nach innen und des Druckabfalles
von innen nach außen kann bisher nur subjektiv beurteilt werden. Die zu
schleusenden Personen sind beim Ein- und beim Ausschleusen ständig auf ihr
Wohlbefinden zu beobachten, der Gesichtsausdruck ist zu kontrollieren. Die zu
schleusenden Personen sind vom Schleusenwärter anzusprechen oder sollen sich
gegenseitig ansprechen. Erforderlichenfalls ist die Druckerhöhung bzw. die
Druckabsenkung zu verlangsamen oder kurzzeitig zu unterbrechen bis sich bei den
Betroffenen wieder Wohlbefinden eingestellt hat. Wenn nötig ist der
Schleusungsvorgang abzubrechen, bis der Druckluftarzt zugegen ist.
Zusammengefasst wird:
Der Körper des Menschen steht bei Vortrieb in Druckluft unter einem äußeren
Überdruck (von x bar)
• dem ein gleich großer innerer Druck entgegengesetzt werden muss, damit er
nicht zerdrückt wird
• dem von außen verdichtete Luft mit einem Druck (von x bar) über Nase und
Mund zugeführt wird. Ihm haben die Lungen einen gleich großen Druck
entgegenzusetzen, damit sie nicht zerdrückt werden.
• unter dem alle Arterien und Venen stehen müssen, sonst würden sie abgedrückt
werden – vergleichbar mit der Manschette bei der Blutdruckkontrolle -, sodass
kein Blut mehr fließen könnte.
• dem die Haut von innen einen gleich großen Druck entgegensetzen muss, sonst
könnte sie die Überschusswärme aus der stillen Verbrennung nicht mehr
abführen.
• dem die Lungen beim Ausatmen der verbrauchten Luft (CO und CO2) den
gleich großen Druck entgegensetzen müssen, sonst könnte sie die verbrauchte
Luft nicht abführen.
Als ehemals mit Druckluft befasster Bauingenieur empfiehlt der Autor dem Arzt, der
um Ausstellung einer Drucklufttauglichkeitsbescheinigung gebeten wird –
unbeschadet seiner eigenen Vorstellungen – dem Bewerber nachstehende Fragen
zu stellen und Untersuchungen durchzuführen:
Der Arzt, der die Drucklufttauglichkeit bescheinigt, muss selbst nicht drucklufttauglich
sein. Jedoch sollte er sich beim Bewerber informieren, was von diesem erwartet wird:
Baumaßnahme, voraussichtlicher Überdruck, Länge der Vortriebsstrecke in
Druckluft, Innendurchmesser der Vortriebsrohre, usw.
für Ihre Aufmerksamkeit und für Ihr Interesse an diesem – zugleich letzten – Seminar
zum Rohrvortrieb in Druckluft danke ich Ihnen zugleich im Namen meines
Partners, Herrn Dipl.-Ing. Rößler. Wir hoffen, dass wir Ihre Erwartungen erfüllen
konnten.
Max Scherle
Uwe Rößler
Fa. Herrenknecht AG
Norddeutscher Wirtschaftsverlag GmbH
Schlusswort
So sah ich es, als ich es wagte, am 03.03.03 ein Fernseminar zu beginnen. Ich
spürte, dass gerade auf dem Gebiet des Rohrvortriebes, der erst seit einigen
Jahrzehnten geradezu aus dem Boden geschossen ist, noch ein erheblicher
Nachholbedarf besteht. Es gibt zwar schon die Arbeitsblätter der ATV 125 und A 161
sowie das Normblatt DIN 18319.
Viele Menschen wurden schon mit dem Rohrvortrieb und all seinen Problemen
konfrontiert, sei es bei der
• Planung und Baugrunderkundung
• Ausschreibung und Angebotsabgabe
• Berechnung und Herstellung der Rohre
• Ausführung und Abrechnung des Vortriebes.
Viele Menschen mussten „zum ersten Mal“ und dies völlig „unaufgeklärt“ Rohrvortrieb
machen – denn der Rohrvortrieb war noch kein Lehrfach.
Gerne entsinne ich mich, wie groß das Interesse an den zahlreichen Seminaren in
Wuppertal und Esslingen zum Thema Rohrvortrieb waren, die ich mitgestalten, zum
großen Teil allein gestalten durfte. Mit Freude denke ich noch an die Dankbarkeit der
Teilnehmer. Sicher sind heute viele von ihnen, mit mir, schon längst im Ruhestand.
Wahrscheinlich haben jene, die jetzt mit dem Rohrvortrieb in Berührung kommen,
wieder manche Fragen. Auch diese sollen nicht allein gelassen werden.
Insbesondere konnte ich seit meinem Eintritt in den Ruhestand auf einer Reihe von
Baustellen des Rohrvortriebes, sei es als Berater, sei es als Gutachter, noch viele
neue Erfahrungen sammeln und neue Erkenntnisse gewinnen.
Mit dem Fernseminar wollte ich meine Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem
Rohrvortrieb – den jüngst gewonnenen mit denen in Jahrzehnten gesammelten –
weitergeben.
Doch allen alles geben, ist eine Kunst die niemand kann.
Vielen etwas gegeben zu haben, da war schon viel getan.
L:\Kunden\Roessler\9.Fortsetzung\Fernseminar_9.Fortsetzung.doc
Fernseminar – Scherle, Rößler – Rohrvortrieb
9. Fortsetzung 11.11.04 Seite 57
Dass viele bereits am Fernseminar teilgenommen haben, sagt die Anzahl der
Ausdrucke aus. Und sollte es mir gelungen sein, vielen wenigstens etwas gegeben
zu haben, dann wäre ich sehr glücklich – dann hätte sich der Einsatz von zwei
Jahren gelohnt.
Jetzt, am Schluss der 9. Fortsetzung und zugleich des letzten Beitrages, ist der
Zeitpunkt gekommen, Dank zu sagen.
Dank sage ich vor allem jenen, die sich für das Fernseminar interessiert hatten und
vielleicht noch für einige Zeit interessieren werden.
Dank sage ich allen, die zum Gelingen des Fernseminares beigetragen haben,
zunächst meinem Partner, Herrn Uwe Rößler, der mir in den zwei Jahren stets mit
Rat und Tat zur Seite stand.
Dank sage ich der Firma Herrenknecht AG, die das Projekt Fernseminar großzügig
und großmütig gefördert hat, insbesondere dem Vorsitzenden des Vorstandes, Herrn
Dr.-Ing. E.h. Martin Herrenknecht, und Herrn Dipl.-Ing. Werner Glatz, Vertriebsleiter.
Mein ganz besonderer Dank gilt jedoch der treuen Sekretärin, Frau Elke Keller, die
mit einer Engelsgeduld meine Handschriften in eine lesbare Schrift übersetzt und
dabei meine vielen Änderungswünsche immer wieder berücksichtigt hat.
Dank sage ich dem Zeichenbüro von Frau Jutta Maas, das meine Handskizzen
lesbar gemacht hat.
Dank sage ich auch dem Norddeutschen Wirtschaftsverlag, Kiel und dessen
Chefredakteur, Herrn Graf zu Eulenburg, für die journalistische Betreuung.
Doch der größte Dank gebührt Gott, der mir mit 85 Jahren noch die Zeit und Kraft
gegeben hat, dieses Fernseminar zu gestalten.
Und nun wünsche ich allen am Rohrvortrieb Interessierten und Beteiligten von
Herzen
Glückauf!
L:\Kunden\Roessler\9.Fortsetzung\Fernseminar_9.Fortsetzung.doc
Fernseminar – Scherle, Rößler – Rohrvortrieb
9. Fortsetzung 11.11.04 Seite 58
L:\Kunden\Roessler\9.Fortsetzung\Fernseminar_9.Fortsetzung.doc
Fernseminar – Scherle, Rößler – Rohrvortrieb
9. Fortsetzung 11.11.04 Seite 59
Anlagen
Übersicht
Seite
• Nassförderung 48