Dissertation Albers TUB Teil 1 1

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HA MBURGER WA SSERBAU -SCHRIF TEN Herausgegeben von Prof. Dr.-Ing. Peter Frhle 2012

Dipl.-Ing. Thorsten Albers

Messung und Analyse morphologischer nderungen von stuarwatten


Untersuchungen im Neufelder Watt in der Elbmndung

River and Coastal Engineering

Messung und Analyse morphologischer nderungen von stuarwatten


Untersuchungen im Neufelder Watt in der Elbmndung

von Thorsten Albers

Institut fr Wasserbau, Technische Universitt Hamburg-Harburg

Hamburger Wasserbau-Schriften, Band 15


Herausgegeben vom Prof. Dr. Ing. Peter Frhle

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2012 Prof. Dr.-Ing. Peter Frhle, Institut fr Wasserbau, Technische Universitt Hamburg-Harburg Umschlaggestaltung: Kerstin Schrmann, www.formlabor.de Verlag: TuTech Verlag ISSN 1612-8699 ISBN 978-3-941492-43-1 urn:nbn:de:gbv:830-tubdok-11481

Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser. Seit dem 01.03.2012 leite ich als Nachfolger von Herrn Professor Pasche das Institut fr Wasserbau der Technischen Universitt Hamburg-Harburg. Die von Professor Pasche seinerzeit ins Leben gerufenen Hamburger Wasserbau-Schriften will ich gerne weiterfhren, einerseits als Plattform fr die Verffentlichung von Dissertationen, die im Institut entstehen und andererseits, um die Arbeiten im Institut und die Aktivitten des Instituts zu dokumentieren. Die in dieser 15. Hamburger Wasserbau-Schrift verffentlichte Arbeit ist die

Dissertationsschrift von Herrn Dr.-Ing. Thorsten Albers. In seiner Arbeit setzt sich Herr Albers mit morphologischen Vernderungen in stuarwatten auseinander; ein Thema welches einerseits alt aber andererseits auch heute noch wichtig ist und welches im Zusammenhang mit dem Klimawandel und steigendem Meeresspiegel auch zuknftig aktuell bleiben wird. Untersuchungen zur Morphologie und zu morphologischen Vernderungen von Wattgebieten wurden seit vielen Jahren durchgefhrt. Hier seien beispielhaft das Vorhaben Sandbewegung im deutschen Kstenraum (DFG) und eine Vielzahl von Vorhaben zu Watteinzugsgebieten und zur Wattenstabilitt, die zum Teil durch das KFKI (Kuratorium fr Forschung im Ksteningenieurwesen) untersttzt wurden, genannt. Als wesentliches Ergebnis dieser Vorhaben wurde in den letzten Jahrzehnten ein grundstzliches Verstndnis der hydrodynamischen und morphologischen Prozesse im Watt erarbeitet und beschrieben. Vielfach blieben hierbei Fragen zu den Prozessen im Watt im Wesentlichen deshalb unbeantwortet, weil Messdaten aus dem Feld zur Hydrodynamik, zur Sedimentologie oder zu Sedimentkonzentrationen aus dem Feld als Grundlage fr die Bewertung fehlten. Hier setzt Herr Albers an und legt den Schwerpunkt seiner Arbeit auf zeitlich und rumlich hoch aufgelste Messungen zur Hydrodynamik, zu den Sedimenten sowie zur Morphodynamik in Wattgebieten. Die umfangreichen Arbeiten im Feld wurden von Herrn Albers geplant, koordiniert und durchgefhrt. Daneben hat Herr Albers auch die Analyse und Bewertung der aufgezeichneten Daten konzipiert und mit groer Grndlichkeit durchgefhrt. Fokusflche fr die Messungen war das Neufelder Watt in der Elbmndung. Fr die Arbeit wurden die fr den Sedimenttransport und resultierend fr die morphodynamischen nderungen bestimmenden Einflussgren unter Einschluss der standortabhngigen geologischen Parameter kontinuierlich aufgezeichnet und analysiert.

Durch die Ergebnisse der Feldmessungen wurden morphologische Vernderungen auf den relevanten Zeitskalen vom einzelnen Tidezyklus ber vergleichsweise kurze Extremereignisse bis hin zu saisonalen und jhrlichen Schwankungen erfasst, ausgewertet und im Zusammenhang mit grorumigen und langfristigen morphologischen Vernderung auf der Fokusflche im Neufelder Watt bewertet. So hat Herr Albers beispielsweise die besondere Relevanz sogenannter erhhter Tiden auf die Menge des transportierten Sediments und resultierend auf die morphologische Entwicklung von Wattgebieten nachgewiesen. Whrend der vergleichsweise hufig vorkommenden erhhten Tiden steigt die Sedimentkonzentration und der Sedimenttransport deutlich an, daher haben diese gegenber mittleren Tiden aber auch gegenber kurzzeitigen und eher seltenen Extremereignissen langfristig einen besonders groen Einfluss auf die morphologische Entwicklung von Wattgebieten. Mit seiner Arbeit hat Herr Albers das Wissen ber die Prozesse im Zusammenhang mit morphologischen Entwicklungen von Wattgebieten erweitert und eine sehr gute Grundlage fr zuknftige praktische und theoretische Untersuchungsprogramme gelegt. Die Arbeit enthlt eine Flle von Detailinformationen ber die hydrologischen und sedimentologischen Verhltnisse im Fokusgebiet Neufelder Watt. Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Frau Dr. Nicole von Lieberman, die whrend Ihrer Zeit als Professorin fr Kstenzonenmanagement am Institut fr Wasserbau an der TUHH diese Arbeit angeregt und auch nach ihrem Wechsel zur Hamburg Port Authority weiterhin betreut hat. Sie hat einen erheblichen Anteil am Projekt und am Gelingen der Untersuchungen.

Peter Frhle Leiter des Instituts fr Wasserbau

Messung und Analyse morphologischer nderungen von stuarwatten Untersuchungen im Neufelder Watt in der Elbmndung

Vom Promotionsausschuss der Technischen Universitt Hamburg-Harburg zur Erlangung des akademischen Grades

Doktor-Ingenieur (Dr.-Ing.)

genehmigte Dissertation

von Thorsten Albers aus Aurich

2012

Aufzhlung der Gutachter: 1. 2. 3. 4. Dr.-Ing. Nicole von Lieberman Prof. Dr.-Ing. Wilfried Schneider Prof. Dr.-Ing. Sren Kohlhase Dr. habil. Gabriele Gnnert

Tag der mndlichen Prfung: 24.02.2012

Abstract
Wattflchen in den Mndungsgebieten von stuaren sind durch eine intensive Morphodynamik gekennzeichnet. Um wasserbauliche Manahmen in ihrer Konsequenz fr die Morphologie, z.B. auf der Grundlage numerischer Modelle, sicher bewerten zu knnen, ist ein verbessertes Prozessverstndnis der Morphodynamik von Wattflchen unabdingbar. Im Rahmen umfangreicher und hochauflsender Messungen wurden im Neufelder Watt in der Elbmndung Wasserstnde, Seegang, Strmungsparameter und Konzentrationen suspendierter Sedimente aufgezeichnet. In regelmigen Abstnden sowie nach Extremereignissen wurden zudem die Bathymetrie des Untersuchungsgebietes mit einem Fcherecholot aufgenommen und morphologische Vernderungen dokumentiert. Durch die Analyse der Zeitreihen der Messungen in der Natur konnten Prozesse des Sedimenttransportes auf Wattflchen beschrieben und auslsende Einflsse morphologischer Vernderungen identifiziert werden. Die gewonnenen Erkenntnisse leisten einen Beitrag zur Schlieung der Lcke zwischen theoretischen Betrachtungen bzw. Laboruntersuchungen und den Prozessen des Sedimenttransportes auf Wattflchen in der Natur. Sie knnen dazu beitragen, die Beschreibung der Morphodynamik und damit auch die Vorhersagbarkeit morphologischer Entwicklungen von Wattgebieten zu verbessern.

Tidal flat areas are affected by strong morphodynamics. To evaluate different engineering measures and their effects, e.g. by means of numerical models, an improved knowledge of morphodynamic processes in Wadden Sea areas is required. In an investigation area in the mouth of the estuary Elbe waves, current parameters and suspended sediment concentrations were recorded continuously and in a high resolution. To observe the consequences of the morphodynamic processes, the bathymetry was determined with a multi-beam echo sounder in frequent intervals and after extreme events. Derived from the field data processes of sediment transport could be described and triggers of morphologic changes could be identified. The results help to close the gap between theoretical approaches and processes of sediment transport on tidal flats in nature. They can add to an improved description of morphodynamics and therefore to an improved predictability of the morphologic development of tidal flat areas.

III

Inhalt
Abstract Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Verzeichnis der wichtigsten Symbole 1 Einfhrung 2 Stand der Forschung zur Morphodynamik von Wattflchen 3 Zielsetzung der Arbeit 4 Sedimenttransport auf Wattflchen
4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 Bewegungsbeginn von Sedimenten Sohlformen Geschiebetransport Suspensionsbeginn von Sedimenten Transport von Schwebstoffen 4.5.1 4.5.2 4.5.3 4.5.4 4.6 Sedimenttransport in Suspension Konzentrationsprofile Sinkgeschwindigkeit Schwebstofftransportraten

III VIII XIII XV 19 23 31 35


37 42 44 48 50 50 51 53 58 60

Abschtzung der Gesamtfracht

5 Wattflchen der Elbmndung


5.1 Geologische Entwicklung der deutschen Nordseekste 5.1.1 5.1.2 5.1.3 5.2 Pleistozne Entwicklung Holozne Entwicklung Entwicklung im Bereich der Unter- und Auenelbe

65
65 65 66 67 69 69 71

Geologie von Wattflchen 5.2.1 5.2.2 Bildung amphibischer Flchen im tidebeeinflussten Kstenraum Zonierung von Wattbereichen

VI

Inhaltsverzeichnis

5.2.3 5.2.4 5.3 5.4

Sedimentinventar Struktur von Wattflchen

72 75 77 81 81 83 83 84 84 85

Tidedynamik der Elbmndung Wahl des Untersuchungsgebietes 5.4.1 5.4.2 5.4.3 Allgemeine Anforderungen Beschreibung der Wattflchen in der Elbmndung Fokusflche Neufelder Watt

5.5

Morphologische Entwicklung des Neufelder Watts in den vergangenen Jahrzehnten 5.5.1 5.5.2 Entstehung des Neufelder Sandes Auswertung von Volumenbilanzen

6 Messprogramm und Durchfhrung


6.1 Ausgewhlte Messtechnik und Durchfhrung 6.1.1 6.1.2 6.1.3 6.2 Ortsfeste Messungen Messungen der Bathymetrie Ergnzende Untersuchungen

93
93 93 114 119 121

Auswahl der Messpositionen

7 Ergebnisse der durchgefhrten Messungen


7.1 Sedimentinventar 7.1.1 7.1.2 7.1.3 7.2 Korngrenverteilung Sedimentdichte, Lagerungsdichte und weitere Gren Bewegungsbeginn und Suspensionsbeginn aus Laboruntersuchungen

125
126 127 129 131 133 133 137 149 150 154 155 157 163 166 169 171 171 172

Hydrologische Randbedingungen des Untersuchungsgebietes 7.2.1 7.2.2 7.2.3 7.2.4 Wasserstnde Strmungen Wind Seegang

7.3

Bathymetrische Vernderungen 7.3.1 7.3.2 7.3.3 7.3.4 7.3.5 Auswertung der Peildaten Ergebnisse der Peilungen Kurzperiodische nderungen Langperiodische nderungen Einfluss von Extremereignissen

7.4

Messungen der Konzentrationen suspendierter Sedimente 7.4.1 7.4.2 Datenauswertung Konzentrationsprofile

Inhaltsverzeichnis

VII

7.4.3 7.5

Tiefengemittelte Sedimentkonzentrationen

174 177

Sedimenttransportraten

8 Ableitung von Prozessen des Sedimenttransportes


8.1 8.2 8.3 8.4 8.5 Residualer Sedimenttransport Einfluss von Temperatur und Salzgehalt auf die Sedimentkonzentration Einfluss von Wind auf die Sedimentkonzentration Einfluss von Strmung auf die Sedimentkonzentration Einfluss von Seegang auf die Sedimentkonzentration

183
183 186 189 191 194

9 Anwendungsmglichkeiten
9.1 9.2 9.3 Hinweise zur Verwendung von Berechnungsanstzen Bewertung von Berechnungsanstzen Wanderung von Prielen

197
198 199 210

10 Diskussion der Ergebnisse 11 Zusammenfassung und Ausblick Schrifttum Anhang


A Karte der deutschen Nordseekste B Auswertung der Volumenbilanzen C bersicht ber die Messpositionen D Residualer Sedimenttransport E Sedimenttransportraten F Einfluss von Temperatur G Einfluss von Salzgehalt H Tiefengemittelte Sedimentkonzentrationen I Einfluss von Seegang auf die Sedimentkonzentration J Transportgleichungen K Bewertung von Berechnungsanstzen

213 225 229 241


241 242 249 251 252 254 255 256 257 259 263

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Teilprozesse des Sedimenttransportes sowie Profile der Strmungsgeschwindigkeit, der Sedimentkonzentration und der Bodendichte ber die Tiefe (nach SOULSBY, 1997) ............................................................................................................................ 35 Abbildung 2: Kritische Schubspannung nach Shields ........................................................................... 39 Abbildung 3: Kritische Strmungsgeschwindigkeiten nach Zanke (1977, in ZANKE, 1982) .................. 40 Abbildung 4: Beginn der Sedimentbewegung unter Wellen nach Komar & Miller (1975, in VAN RIJN, 1993) ................................................................................................................... 41 Abbildung 5: Riffelbildung in der Versuchsrinne bei einer Strmungsgeschwindigkeit von 0,25 m/s ....................................................................................................................... 43 Abbildung 6: Sedimenttransportkapazitt nach Meyer-Peter & Mller, Bagnold und van Rijn in Abhngigkeit von der effektiven Sohlschubspannung (d50 = 0,1 mm, d90 = 0,2 mm, Wassertiefe h = 3 m)...................................................................................... 48 Abbildung 7: Bereiche unterschiedlicher Transportarten am Beispiel von Sand in Wasser von 20 ............................................................................................................................ 50 C Abbildung 8: Konzentrationsprofile nach Rouse fr h/z0 = 100.000 ...................................................... 52 Abbildung 9: Sinkgeschwindigkeiten nach Stokes, Oseen und Dietrich (Corey Shape Faktor 1,0; Powers Rundheitsbeiwert 6) ........................................................................................ 56 Abbildung 10: Einfluss der Sedimentkonzentration auf die Sinkgeschwindigkeit ................................. 57 Abbildung 11: Schwebstofftransportkapazitt nach Bagnold und van Rijn in Abhngigkeit von der effektiven Sohlschubspannung (d50 = 0,1 mm, d90 = 0,2 mm, Wassertiefe h = 3 m) ........................................................................................................................ 59 Abbildung 12: Gesamttransport nach Engelund & Hansen, Ackers & White, Bagnold und van Rijn ... 62 Abbildung 13: Luftaufnahme des Elbe stuars (Image Editing, Copyrights: Brockmann Consult, Common Wadden Sea Secretariat (c) 2003) .............................................................. 69 Abbildung 14: Modellvorstellung zum Sedimenteintrag in ein Watteinzugsgebiet (nach DIECKMANN, 1985) ........................................................................................................ 70 Abbildung 15: Zonierung der Wattbereiche (VON LIEBERMAN ET AL., 1998) ........................................... 71 Abbildung 16: Senkrechte Sedimentabfolge eines Watts im mesotidalen Bereich (REINECK, 1982) .... 74 Abbildung 17: Elemente im Bereich des inneren Wattenmeeres (nach: KOHLUS, 1998) ...................... 76 Abbildung 18: Tidekennwerte des Wasserstandes nach DIN 4049 (NORMENAUSSCHUSS W ASSERWESEN, 1979) dargestellt am Beispiel von ber einen Monat gemittelten Messwerten des Pegels Osteriff .................................................................................. 79 Abbildung 19: Tidekennwerte der Strmungsgeschwindigkeit nach DIN 4049 (NORMENAUSSCHUSS W ASSERWESEN, 1979) dargestellt am Beispiel von ber einen Monat gemittelten Messwerten der Dauermessstation Neufelder Sand (LZ2) ............................................................................................................................ 79

VIII

Abbildungsverzeichnis

IX

Abbildung 20: Orthophoto der Elbmndung aus dem Jahr 2002 (Aufnahme LKN Husum) ................. 83 Abbildung 21: Strmungsverlufe in der Elbmndung 1920 (a), 1957 (b), 1981 (c) und 1990 (d) ....... 85 Abbildung 22: Einteilung des Untersuchungsgebietes zur Auswertung von Volumenbilanzen ............ 87 Abbildung 23: Umsatzhhen in Sektor I; Klassenmittelwerte und die entsprechende Funktion hu = f(a) mit dem Grenzwert hua ................................................................................... 89 Abbildung 24: Bilanzhhen in Sektor I; rot umrandet die letzten drei Kartenvergleiche ....................... 90 Abbildung 25: Bilanzraten in Sektor I; rot umrandet die letzten drei Kartenvergleiche ......................... 91 Abbildung 26: Ausschnitt der Seekarte der Elbmndung vom 1965 ..................................................... 92 Abbildung 27: Verdeutlichung des Doppler-Effektes; ortsfester Wellenbeobachter (oben) und sich bewegender Wellenbeobachter (unten) (nach GORDON, 1996)................................... 94 Abbildung 28: Zweimalige Dopplerverschiebung durch Reflexion (nach SIMPSON, 2001) .................... 95 Abbildung 29: Zuordnung zu einer Tiefenzelle aufgrund der unterschiedlich langen Laufzeit des reflektierten Impulses (nach SIMPSON, 2001) .............................................................. 96 Abbildung 30: Mgliche Schallwandler-Konfigurationen von ADCP-Gerten (DEWEY & STRINGER, 2005) ............................................................................................................................ 96 Abbildung 31: Fehlergeschwindigkeit von Strmungsmessungen (nach GORDON, 1996) .................... 97 Abbildung 32: Definition der Nummerierung der Schallwandler, der Peilung (1), des Nickwinkels (2), des Rollwinkels (3) und des Neigungswinkels der Wandler () fr ein Standard Workhorse ADCP mit Janus-Konfiguration (DEWEY & STRINGER, 2005) ... 98 Abbildung 33: Vernderung der Lage der Tiefenzellen bei vorhandenem Pitch- oder Rollwinkel (nach SIMPSON, 2001) .................................................................................................. 99 Abbildung 34: Haupt- und Nebenkeulen eines Schallwandlers und Auswirkungen auf den messbaren Bereich (nach SIMPSON, 2001) ................................................................ 100 Abbildung 35: Installation der ADCP-Gerte und Drucksonden ......................................................... 104 Abbildung 36: Prinzipien optischer und akustischer Schwebstoffmessungen (nach VAN RIJN, 2007) .......................................................................................................................... 105 Abbildung 37: Installation des Trbungsmessgertes ASM-IVS im Untersuchungsgebiet ................ 107 Abbildung 38: Ergebnisse der Kalibrierung der Sensoren 1, 50, 75 und 90 eines ASM inkl. der berechneten Kalibrierfunktionen ................................................................................ 108 Abbildung 39: Vergleich der Ergebnisse der Trbungssonde ASM und der Schwebstoffproben....... 109 Abbildung 40: Maximaler dynamischer Druckanteil unter Seegang als Funktion der Wellenperiode und der Wassertiefe (Wellenhhe = 0,5 m, Installation der Sensoren am Wattboden) .......................................................................................... 111 Abbildung 41: Druckbertragungsfunktion (Wassertiefe = 3 m; Installation der Sensoren am Wattboden) ................................................................................................................ 112 Abbildung 42: Prinzip der Messung der Bathymetrie mit einem Fcherecholot ................................. 115 Abbildung 43: Schallgeschwindigkeit in Wasser bei vernderlichen Temperaturen und Salzgehalten (z = 0 m) ............................................................................................... 116

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 44: Messboot Nekton des Instituts fr Wasserbau .......................................................... 117 Abbildung 45: Versuchsaufbau im Strmungskanal ........................................................................... 120 Abbildung 46: Linien gleicher Hhen im Neufelder Watt (Daten: Beweissicherung Tideelbe, Laserscannerbefliegung 2007) .................................................................................. 122 Abbildung 47: bersicht ber die Messpositionen im Untersuchungsgebiet ...................................... 123 Abbildung 48: bersicht ber die Messzeiten (MBES = Fcherecholotmessung, ADCP = Strmungsmessung, ASM = Messung der Sedimentkonzentration, WIDL = Wasserstand- bzw. Seegangsmessung) ................................................................... 125 Abbildung 49: bersicht ber die Entnahmestellen der Sedimentproben .......................................... 126 Abbildung 50: Korngrenverteilungen der Sedimentproben 1.1, 2.2, 2.6, 3.3 und MQ2 .................. 128 Abbildung 51: Ableitung des Bewegungs- und Suspensionsbeginns aus den Laboruntersuchungen ................................................................................................ 132 Abbildung 52: Hufigkeitsverteilung der Tidehochwasserstnde im Neufelder Watt im Untersuchungszeitraum 29.06.2006 bis 08.09.2009 ................................................. 135 Abbildung 53: Exemplarischer Gelndeschnitt durch das Untersuchungsgebiet mit der Hhenlage verschiedener Messpositionen und Tidewasserstnde .......................... 135 Abbildung 54: Linien gleicher Trockenfalldauer im Untersuchungsgebiet .......................................... 136 Abbildung 55: Wasserstanddifferenzen in der Neufelder Rinne ......................................................... 136 Abbildung 56: Mittlere Tidewasserstnde und Strmungsparameter an den Messpositionen 11, 12 und 13 (v1 = maximale Flutstromgeschwindigkeit, v2 = Sattelpunkt der Flutstromgeschwindigkeit, v3 = maximale Ebbestromgeschwindigkeit) .................... 139 Abbildung 57: Mittlere Tidewasserstnde und Strmungsparameter an den Messpositionen 93 und 94 (v1 = maximale Flutstromgeschwindigkeit, v2 = Sattelpunkt der Flutstromgeschwindigkeit, v3 = maximale Ebbestromgeschwindigkeit) .................... 142 Abbildung 58: Mittlere Tidewasserstnde und Strmungsparameter an den Messpositionen 8 und 15 (v1 = maximale Flutstromgeschwindigkeit, v2 = maximale Ebbestromgeschwindigkeit) ....................................................................................... 144 Abbildung 59: Mittlere Tidewasserstnde und Strmungsparameter an den Messpositionen 1, 2, 3 und 3 (2008)............................................................................................................ 146 Abbildung 60: Mittlere Tidewasserstnde und Strmungsparameter an den Messpositionen 91 und 92 ........................................................................................................................ 148 Abbildung 61: Windstatistik der Station Cuxhaven (Daten: Deutscher Wetterdienst) ........................ 149 Abbildung 62: Seegangsparameter, Windverhltnisse und Wasserstnde an Position 13 vom 04.06.10.2008 ................................................................................................................. 150 Abbildung 63: Verteilung relativer Hufigkeiten aller gemessenen signifikanten Wellenhhen (oben) sowie der grten signifikanten Wellenhhen jeder einzelnen Tide (unten) an verschiedenen Messpositionen ............................................................................ 152

Abbildungsverzeichnis

XI

Abbildung 64: Gemessene signifikante Wellenhhen in Abhngigkeit von der mittleren Windgeschwindigkeit an Position 13. Beispiele fr die Windrichtungsklassen 75 Wind < 105 und 215 Wind < 245................................................................ 153 Abbildung 65: Verteilung der an Position 13 gemessenen Wellenhhen bei verschiedenen Windgeschwindigkeiten ber die Windrichtung ......................................................... 154 Abbildung 66: Ergebnis der Fcherecholotmessung vom 27.07.2009 mit Lage der Profile; Hhenangaben in m NN ............................................................................................ 158 Abbildung 67: Vernderungen des Profils an der Einfahrt zur Neufelder Rinne ................................. 165 Abbildung 68: Vernderung der Lage der Einfahrt und daraus abgeleitete Verlagerungsraten ......... 166 Abbildung 69: Vernderungen des Profils im Hauptteil der Neufelder Rinne ..................................... 167 Abbildung 70: Vernderungen der Achse des Hauptteils der Neufelder Rinne und daraus abgeleitete Verlagerungsraten................................................................................... 168 Abbildung 71: Vernderungen des Lngsschnittes der Neufelder Rinne (vgl. Abbildung 66) ............ 170 Abbildung 72: Vernderung der Profile der Sedimentkonzentrationen ber eine Tide an Position 8 ................................................................................................................... 173 Abbildung 73: Exemplarische Darstellung des zeitlichen Verlaufes der Sedimentkonzentrationen ber zwei Tiden an Position 13 .................................................................................. 173 Abbildung 74: Charakteristische Verlufe der Sedimentkonzentrationen ber eine Tide an den Messpositionen 11, 12 und 13 ................................................................................... 174 Abbildung 75: Charakteristische Verlufe der Sedimentkonzentrationen ber eine Tide an den Messpositionen 8 und 15 ........................................................................................... 176 Abbildung 76: Charakteristische Verlufe der Sedimentkonzentrationen ber eine Tide an den Messpositionen 2 und 3 (2008) ................................................................................. 177 Abbildung 77: Charakteristische Sedimenttransportraten an den Messpositionen 11, 12 und 13 ..... 178 Abbildung 78. Charakteristische Sedimenttransportraten an den Messpositionen 8 und 15 ............. 179 Abbildung 79: Charakteristische Sedimenttransportraten an den Messpositionen 2 und 3 (2008) .... 179 Abbildung 80: Tidegemittelte Sedimenttransportraten und Windparameter an den Positionen 11, 12 und 13 ber den gesamten Untersuchungszeitraum............................................ 181 Abbildung 81: Verteilung des Sedimenttransportes im Untersuchungsgebiet .................................... 184 Abbildung 82: Schwebstoffkonzentration in Abhngigkeit von der Wassertemperatur....................... 188 Abbildung 83: Vernderungen der Sedimentkonzentrationen mit der Windstrke; Mittelwerte (durchgezogene Linien), Maximal- und Minimalwerte (gestrichelte Linien) aller Messungen fr verschiedene Windstrken an Position 13; Unterteilung nach Wind aus westlichen und stlichen Richtungen ........................................................ 190 Abbildung 84: Darstellung des Einflusses der Strmungsgeschwindigkeit auf die Sedimentkonzentration an Messposition 13 .............................................................. 193 Abbildung 85: Darstellung des Einflusses der Strmungsgeschwindigkeit auf die Sedimentkonzentration an Messposition 15 .............................................................. 193

XII

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 86: Darstellung des Einflusses der Strmungsgeschwindigkeit auf die Sedimentkonzentration an Messposition 3 (2008) .................................................... 194 Abbildung 87: Einfluss von Strmungsgeschwindigkeit und Orbitalgeschwindigkeit auf die Sedimentkonzentrationen an Position 13 .................................................................. 195 Abbildung 88: Einfluss von Strmungsgeschwindigkeit und Orbitalgeschwindigkeit auf die Sedimentkonzentrationen an Position 15 .................................................................. 196 Abbildung 89: Einfluss von Strmungsgeschwindigkeit und Orbitalgeschwindigkeit auf die Sedimentkonzentrationen an Position 3 (2008)......................................................... 196 Abbildung 90: Vergleich der gemessenen Sedimenttransportrate und der nach Engelund-Hansen und Bagnold berechneten Sedimenttransportrate fr eine mittlere Tide an Position 13 ................................................................................................................. 201 Abbildung 91: Vergleich der gemessenen Sedimenttransportrate und der nach Ackers & White, Bailard & Inman, Watanabe und van Rijn berechneten Sedimenttransportrate fr eine mittlere Tide an Position 13 ............................................................................... 203 Abbildung 92: Vergleich der gemessenen Sedimenttransportrate und der nach Bailard & Inman, Watanabe und van Rijn berechneten Sedimenttransportrate fr eine erhhte Tide an Position 13 ............................................................................................................ 204 Abbildung 93: Vergleich der gemessenen und der nach Bailard & Inman, Watanabe und van Rijn berechneten Sedimenttransportrate fr eine mittlere Tide und eine erhhte Tide an Position 15 ............................................................................................................ 205 Abbildung 94: Vergleich der gemessenen und der nach Bailard & Inman, Watanabe und van Rijn berechneten Sedimenttransportrate fr eine mittlere Tide und eine erhhte Tide an Position 3 (2008) ................................................................................................... 205 Abbildung 95: Vergleich der gemessenen und der nach Bailard & Inman berechneten Sedimenttransportraten fr Einzelmessungen bei Tiden verschiedener Scheitelwasserstnde fr die Positionen 13, 3 (2008) und 15 .................................. 206

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Parametrisierung der Shieldskurve ...................................................................................... 38 Tabelle 2: Vergleich von berechneten und gemessenen Sedimenttransportraten nach VAN RIJN (1993); Anteil der berechneten Werte im Bereich Faktor 2 der Messwerte ................ 63 Tabelle 3: Vergleich von berechneten und gemessenen Sedimenttransportraten bei starker Strmung sowie Wellen und Strmung nach CAMENEN & LARROUD (2003); Anteil der berechneten Werte im Bereich Faktor 2 der Messwerte ....................................... 64 Tabelle 4: Formeln zur Berechnung des Gesamttransportes mit Erscheinungsjahr und Quelle .......... 64 Tabelle 5: Geologische Zeittafel (nach VEENSTRA, 1977 und HOFFMANN, 1992) .................................. 66 Tabelle 6: Klassifizierung der Korngren nach EN ISO 14688, Teil 1 ................................................ 75 Tabelle 7: Kennzeichnung der Sedimenttypen (nach DIECKMANN, 1985 und PFEIFFER, 1996)............. 75 Tabelle 8: Tidekennwerte des Pegels Osteriff und der Dauermessstation Neufelder Sand; Datenherkunft: Beweissicherung Tideelbe (http://www.portal-tideelbe.de); Datenzeitraum: 01.01.1989 bis 30.08.2006 ................................................................. 81 Tabelle 9: Koordinaten (Gau-Krger) und Hhenlage der Messpositionen ...................................... 124 Tabelle 10: Korngrenverteilungen der Sedimentproben ................................................................. 127 Tabelle 11: Benennung der Bodenarten nach EN ISO 14688-1 (NORMENAUSSCHUSS BAUWESEN, 2003) .......................................................................................................................... 128 Tabelle 12: Organischer Anteil und Dichteeigenschaften der Sedimentproben ................................. 129 Tabelle 13: Bezeichnung der Lagerungsdichte nach GRABE (2001) ................................................... 130 Tabelle 14: Tidekennwerte an den Pegeln Otterndorf und Osteriff sowie der Messungen im Neufelder Watt ........................................................................................................... 133 Tabelle 15: Charakteristische Strmungsgeschwindigkeiten [mm/s] an den Messpositionen 11, 12 und 13 ................................................................................................................... 140 Tabelle 16: Charakteristische Strmungsgeschwindigkeiten [mm/s] an den Messpositionen 93 und 94 ........................................................................................................................ 142 Tabelle 17: Charakteristische Strmungsgeschwindigkeiten [mm/s] an den Messpositionen 8 und 15 ............................................................................................................................... 144 Tabelle 18: Charakteristische Strmungsgeschwindigkeiten [mm/s] an den Messpositionen 1, 2, 3 und 3 (2008)........................................................................................................... 146 Tabelle 19: Charakteristische Strmungsgeschwindigkeiten [mm/s] an den Messpositionen 91 und 92 ........................................................................................................................ 148 Tabelle 20: Verwendete Filtereinstellungen fr die Auswertung der Fcherecholotdaten .................. 157 Tabelle 21: Darstellung der Peilergebnisse von 8 Peilungen zwischen Juni 2006 und September 2009; Hhenangaben in m NN .................................................................................. 160 Tabelle 22: Darstellung der Hhendifferenzen zwischen verschiedenen Peilungen; Hhenangaben in m .................................................................................................. 161

XIII

XIV

Tabellenverzeichnis

Tabelle 23: Darstellung der -1,50 m NN Isobathen verschiedener Peilungen .................................... 162 Tabelle 24: Zusammenfassung der Genauigkeit der betrachteten Sedimenttransportformeln (A&W = Ackers & White, 1973; B&I = Bailard & Inman, 1981/84; Wa = Watanabe, 1992; vR = van Rijn, 1993; E&H = Engelund & Hansen, 1967); Aufteilung nach Messpositionen, mittleren Tiden (MT) und erhhten Tiden (ET) ............................... 207

Verzeichnis der wichtigsten Symbole


Symbol Bedeutung Wellenamplitude Corey-Formfaktor Chzy-Koeffizient Adhsionskoeffizient Schwebstoffkonzentration Schallgeschwindigkeit in Wasser Referenzkonzentration in der Hhe ber der Sohle Einheit [m] [-] [m1/2/s] [-] [m/m] [m/s] [m/m] [m] [m] [-] [-] [-] [m] [m] [m/s] [m] [-] [m] [m] [-] [-] [N/m] [-] [m/ms] [m/ms] [m/ms] [-] [-] [-] [s]

Durchmesser der Orbitalbahnen von Wellen an der Sohle , , Durchmesser der Sedimentkrner bei 35 %, 50 %, 90 % Siebdurchgang Dimensionsloser Teilchendurchmesser Effizienzfaktor des Geschiebes Effizienzfaktor der Schwebstoffe Wassertiefe Wellenhhe Turbulente Diffusivitt quivalente Rauhigkeitshhe der Sohle k , , , , Wellenzahl Lngen der lngsten Achse a, der krzesten Achse b und der mittellangen Achse c eines Sedimentpartikels Wellenlnge Koeffizienten zur Berechnung des Gesamttransportes nach Ackers & White Powers-Rundwert Druck Transportanteil einer Kornlage nach Engelund & Fredsoe Geschiebetransportrate je m Sohlbreite Schwebstofftransportrate je m Sohlbreite Gesamttransportrate je m Sohlbreite , , Parameter zur Berechnung der dimensionslosen Sinkgeschwindigkeit nach Dietrich Verhltnis von berechneten zu gemessenen Werten Turbulente Schmidt-Zahl Wellenperiode

XV

XVI

Verzeichnis der wichtigsten Symbole

Symbol

Bedeutung Dimensionsloser Schubspannungsparameter Zeitkomponente

Einheit [-] [s] [m/s] [m/s] [m/s] [m/s] [m/s] [m/s] [m/s] [m/s] [m/s] [m/s] [-] [m] [-] [-] [m] ber der Sohle [m] [-]

, ,

Raumkomponenten der Strmungsgeschwindigkeit Tiefengemittelte Strmungsgeschwindigkeit in Richtung der Geschwindigkeitskomponente Schubspannungsgeschwindigkeit

, ,

Kritische Schubspannungsgeschwindigkeit fr den Suspensionsbeginn Tiefengemittelte kritische Strmungsgeschwindigkeit Vektor der Bewegungsgeschwindigkeit von Schwebstoffen Maximale Orbitalgeschwindigkeit an der Sohle Bewegungsgeschwindigkeit der Sohlschicht nach Du Boys Sinkgeschwindigkeit der Sedimentpartikel

Sinkgeschwindigkeit eines Sedimentpartikels in einer Suspension Dimensionslose Sinkgeschwindigkeit

Koordinaten in horizontaler Richtung Partikel-Mobilittsparameter nach Ackers & White Kritischer Partikel-Mobilittsparameter nach Ackers & White Koordinate in vertikaler Richtung Hhe der Referenzkonzentration Suspensionszahl Griechische Symbole

Parameter zur Berechnung der Geschiebetransportrate nach van Rijn Koeffizient zur Bestimmung der Sinkgeschwindigkeit eines Partikels in einer Suspension nach Richardson & Zaki Sohlneigung

[-] [-] [-] [m] [m] [-] [N/m] [m] [1/s]

Riffelhhe Sohlschichtdicke nach Du Boys Prsenzfaktor fr Riffel Wichte eines Fluids aktuelle Wasserspiegelauslenkung Kreisfrequenz 1 relative Dichte Sedimentdichte Dichte des Fluids /

[-] [kg/m] [kg/m]

Verzeichnis der wichtigsten Symbole

XVII

Symbol

Bedeutung Kinematische Viskositt des Wassers, bei 20 = 1,2 x 10-6 C Turbulente Viskositt = Wirbelviskositt Dimensionsloser Mobilittsparameter Kritischer Mobilittsparameter (Shieldsparameter) Riffellnge Vorfaktor fr die Sohlschubspannung Kritische Sohlschubspannung Sohlschubspannung Effektive Sohlschubspannung Dynamischer Reibungskoeffizient Konstanten Erdbeschleunigung = 9,81 Von Karman-Konstante = 0,41 Indices Adhsion Ackers & White

Einheit [m/s] [m/s] [-] [-] [m] [-] [N/m] [N/m] [N/m] [-]

[m/s] [-]

Sohle, Geschiebe Kritisch, GrenzEngelund & Hansen Riffel

Schwebstoff, Suspension Turbulent, gesamt Dimensionslos

Einfhrung

Die Flchen des Wattenmeeres der sdlichen Nordsee erstrecken sich zwischen Den Helder in den Niederlanden und Blvandshuk in Dnemark entlang der Ksten der Deutschen Bucht ber eine gesamte Lnge von etwa 450 Kilometer bei einer mittleren Breite von 7 bis 10 Kilometern. Damit stellen sie das grte zusammenhngende Wattgebiet der Erde dar. Das regelmig auf- und zurcklaufende Wasser schneidet ein weitverzweigtes System aus Baljen, Prielen und Rinnen in den zu Zeiten des Tideniedrigwassers trockenfallenden Wattboden. Gekennzeichnet durch eine hohe biologische Produktivitt, eine groe Artenvielfalt sowie eine ausgeprgte natrliche Dynamik ist das Wattenmeer ein einzigartiges und schtzenswertes kosystem. Seit seiner Entstehung vor etwa 6.000 Jahren fhrten sinkende und steigende Meeresspiegel, sich verndernder Tidehub, Sturmfluten, sich ndernde Eintrge aus Flssen und aus der Nordsee sowie viele weitere Faktoren zu einer stndigen Umformung des Wattenmeeres. Auch Eingriffe des Menschen durch Eindeichungen und Entwsserung, durch Fischerei, Seeverkehrswirtschaft sowie durch Schaffung von Erholungs- und Freizeitflchen prgten das heutige Bild des Watts magebend. Insgesamt beeinflussten die natrlichen Vernderungen und anthropogenen Eingriffe die kologische aber auch die morphologische Entwicklung, wobei sich einzelne Faktoren teilweise wechselseitig verstrkten, teils kompensierend aufeinander wirkten (GTJE & REISE, 1998). Die Vielzahl der auf das Wattenmeer einwirkenden Krfte erklrt, dass Voraussagen zur knftigen Entwicklung nicht einfach, eindeutig und sicher sein knnen, sondern vielmehr komplex und in Form von Szenarien bleiben mssen. Hinzu kommt, dass sich noch kein klarer Lsungsweg zum insbesondere in den vergangenen Dekaden entstandenen Nutzungskonflikt im Kstenraum ergeben hat. Das menschliche Verhalten zum Schutz und zur Nutzung des Naturraumes Wattenmeer wird sich in Zukunft vermutlich weiterhin ndern und ist dabei im Idealfall vorgezeichnet durch ein integriertes Kstenzonenmanagement (BMU, 2006). Unklar sind Folgen der globalen Klimanderung, die in den kommenden Jahrzehnten den Meereswasserspiegel steigen und die Intensitt von Sturmfluten zumindest in Teilen der Nordsee zunehmen lassen knnten (W OTH ET AL., 2006, IPCC, 2007, ROCKEL & W OTH, 2007). Morphodynamische Vorgnge mit Sedimentations- und Erosionsprozessen knnen 19

20

Kapitel 1: Einfhrung

sich parallel zu vernderten Strmungs- und Transportverhltnissen im Kstengebiet aus dem geschilderten Gesamtzusammenhang ebenfalls ndern. Der natrlichen Dynamik des Wattenmeeres muss immer dann Einhalt geboten werden, wenn die Nutzbarkeit der Seeschifffahrtswege oder die Funktion des Kstenschutzes eingeschrnkt wird. Insbesondere in den Mndungsgebieten der stuare unterliegen die Wattflchen trotz einzelner, das Fahrwasser stabilisierender Wasserbaumanahmen starken morphologischen Vernderungen. Im Fall der Elbe erfordern diese natrlichen Umlagerungen stndig beachtliche Unterhaltungs- und Stabilisierungsmanahmen und stellen die fr die Unterhaltung der Wasserstrae und der Hfen Verantwortlichen immer wieder vor Probleme (FREITAG et al., 2007). Zur Wahrung der Zukunftschancen der wichtigen Seeverkehrswirtschaft in Norddeutschland besteht die gesellschaftliche Vorgabe, durch den Erhalt bzw. den Ausbau der vorhandenen Fahrwasser unter Bercksichtigung der Entwicklung in der Seeverkehrswirtschaft die freie Zufahrt zu den internationalen Seehfen an der deutschen Kste zu garantieren. Dabei zwingen jngere Entwicklungen in der Sedimentdynamik in den Tideflssen, in Deutschland insbesondere in der Elbe, die Anpassungen der Fahrrinnen in ein ganzheitliches Sediment- bzw. stuarmanagementkonzept einzubetten (HPA & WSV, 2008; BREUER, 2010). Um die sich aus natrlichen und anthropogenen Vernderungen ableitenden Risiken besser abschtzen sowie die Wirkung notwendiger Anpassungen und Manahmen beurteilen zu knnen, bedient man sich heute mehrdimensionaler mathematischer Modelle (MAYERLE & ZIELKE, 2005, PL & Heyer, 2007). Trotz groer Erfolge in der Zuverlssigkeit und physikalischen Fundiertheit dieser Modelle bestehen weiterhin Unsicherheiten in der Prognose morphodynamischer Vernderungen. Dies gilt im Besonderen fr Wattgebiete, wie sie in den Mndungsbereichen der stuare vorkommen. Hier wirken auf komplexe Weise zahlreiche physikalische und biogene Prozesse zusammen, die bislang noch keineswegs zufriedenstellend verstanden und in ihrem Wirkungsgefge richtig erkannt wurden. Vor dem Hintergrund geplanter Fahrrinnenanpassungen (PROJEKTBRO FAHRRINNENANPASSUNG, 2007) gewinnen mit modernen Messverfahren durchgefhrte morphodynamische Untersuchungen zur Erweiterung des Erkenntnisstandes ber das Wirkungsgefge von Wattgebieten an Relevanz. Die vorliegende Arbeit setzt hier an und soll auf der Basis umfassender Messungen in der Natur das Prozessverstndnis der Morphodynamik von Wattflchen verbessern. Die Untersuchung soll eine Grundlage fr die verbesserte mathematische Modellierung morphodynamischer Prozesse im Wattenmeer bereitstellen. Es liegen zurzeit keine hochauflsenden Untersuchungen bezglich der Hydro- und Morphodynamik von Wattgebieten in stuarmndungen vor. Aktuelle Studien zur Morphodynamik

1 Einfhrung

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von Wattflchen unter dem Einsatz moderner Messverfahren beziehen sich auf Tidebecken und tiefe Wattrinnen (z.B. POERBANDONO & MAYERLE, 2005) oder auf hher gelegene Gebiete des Supralitorals mit dem Schwerpunkt auf biogenen Effekten (z.B. ANDERSEN & PEJRUP, 2001). Ein Vergleich verschiedener Untersuchungen zeigt deutlich die Unterschiede zwischen diesen Gebieten und die Schwierigkeiten in der bertragbarkeit der Ergebnisse. In den 1970er und 1980er Jahren fanden umfangreiche Feldstudien auf offenen Wattflchen der Elbmndung statt (z.B. GHREN, 1974a/b), deren Resultate aber aufgrund anderer Messtechniken und lckenhafter Zeitreihen bzw. fehlender Daten zu Sedimentkonzentrationen nicht ausreichen, um offene Fragen zur Morphodynamik von Wattflchen zu beantworten. Im Rahmen dieser Arbeit wurden auf einer Fokusflche in der Elbmndung langjhrige Felduntersuchungen durchgefhrt (vgl. ALBERS & VON LIEBERMAN, 2010). Dabei wurden morphologische Vernderungen auf unterschiedlichen Zeitskalen, angefangen von Umlagerungen whrend eines Tidezyklus bis hin zu saisonalen und jhrlichen Schwankungen, dokumentiert und ausgewertet und in den Gesamtkontext der Vernderung der Fokusflche in den vergangenen Dekaden eingeordnet. Smtliche den Sedimenttransport und damit die Morphodynamik bestimmenden Einflussgren wurden kontinuierlich aufgezeichnet und analysiert, wobei auch standortabhngige geologische Parameter bercksichtigt wurden. Der Zusammenhang zu dokumentierten morphologischen Vernderungen wurde hergestellt, wobei insbesondere die Bedeutung auslsender Momente wie Extremereignisse aber auch langanhaltende mittlere Tideverhltnisse analysiert wurde. Eine Prozessanalyse der Fokusflche liefert neben auf diesen Naturraum bezogenen Erkenntnissen ber kurz- und mittelfristige Umlagerungsprozesse auch Antworten auf wichtige allgemeine Fragestellungen der Morphodynamik von Wattflchen. Ein Vergleich der gemessenen Werte mit den Ergebnissen bestehender Berechnungsanstze zeigt Unsicherheiten in den Sedimenttransportmodellen auf. Die aus den Messungen in der Natur gewonnene Datenbasis sowie die daraus abgeleiteten Erkenntnisse liefern die Grundlage fr Verbesserungsanstze der Beschreibung morphodynamischer Prozesse auf Wattflchen. Eine Implementierung der Ergebnisse dieser Arbeit in bestehende Modellsysteme, die hier jedoch nicht weiter behandelt wird, sowie eine sptere Verifizierung der Modelle anhand weiterer Feldstudien ermglicht fundiertere Aussagen ber die morphologische Entwicklung von Wattflchen. Ein holistisches stuarmanagement sollte sich angesichts der bleibenden Unsicherheiten jedoch nicht ausschlielich auf numerische Modelle begrnden, sondern immer alle verfgbaren Informationen im Idealfall aktuelle problemorientierte Felduntersuchungen in Verbindung mit Daten der letzten Jahrzehnte bercksichtigen.

Stand der Forschung zur Morphodynamik von Wattflchen

Das Wattenmeer der sdlichen Nordsee kann als grtes zusammenhngendes Wattgebiet der Welt in verschiedene Bereiche unterteilt werden. Je nach Lage der Wattflchen werden Rckseitenwatten, die sich hinter Dneninseln befinden, zur See offene Watten, die lediglich im Schutz von Auensnden liegen, und stuarwatten, die sich in den Mndungsgebieten der Tideflsse befinden, unterschieden. Der jeweils dominierende Sedimenttyp ermglicht eine Unterteilung in Sandwatt, Mischwatt und Schlickwatt, wobei die Lage des Wattgebietes in der Regel einen bestimmten Sedimenttyp nach sich zieht (REINECK, 1982). Eine bersicht ber die weltweite Verteilung von intertidalen Bereichen in Abhngigkeit von Tidehub, Tideregime und Seegangsbelastung ist in EISMA (1998) zu finden. Bei der Bewertung der Ergebnisse verffentlichter Studien zur Morphodynamik von Wattflchen mssen also stets die geographischen und geologischen Besonderheiten des jeweiligen Untersuchungsgebietes beachtet sowie die bertragbarkeit auf andere Gebiete geprft werden. Die Darstellung des aktuellen Standes der Forschung zu diesem Thema folgt daher einer geographischen Unterteilung und konzentriert sich zunchst in chronologischer Reihenfolge der Untersuchungen auf die Flchen des Wattenmeeres an den Ksten Deutschlands. Im Anschluss daran werden vergleichbare Untersuchungen auf Wattflchen der Niederlande sowie Dnemarks und danach anderer Regionen der Welt bercksichtigt. Des Weiteren muss eine prozesstechnische Unterscheidung der bestehenden Arbeiten erfolgen, die in ihrer zeitlichen und rumlichen Auflsung stark variieren. So reichen wissenschaftliche Betrachtungen von der Untersuchung von Prozessen des Sedimenttransportes ber einzelne Tiden bis hin zur Analyse morphologischer Vernderungen ber mehrere Jahrzehnte. Gleichermaen unterscheiden sich die rumlichen Skalen, wobei sich mit grer werdendem Untersuchungsgebiet in der Regel die rumliche und die zeitliche Auflsung reduzieren. In den 1960er und 1970er Jahren wurden umfangreiche Untersuchungen auf den Wattflchen der Elbmndung als planerische Vorarbeiten fr einen Tiefwasser- und Industriehafen bei Scharhrn1 vorgenommen (LAUCHT & GHREN, 1967; SIEFERT, 1971; GHREN, 1975; HUNDT ET AL., 1977). Zur Bemessung und zur Abschtzung der Folgen des Baus, der u.a.
1

Zur Verdeutlichung der Lage der in Kapitel 2 erwhnten Projektgebiete dient die Karte im Anhang A

23

24

Kapitel 2: Stand der Forschung zur Morphodynamik von Wattflchen

einen Verbindungsdamm entlang der Wattwasserscheide von Cuxhaven nach Scharhrn vorsah, erfolgten auf den dazwischen liegenden Wattflchen umfangreiche Messungen der Strmung, des Seegangs, der Wasserstnde und vorkommenden Sedimente. Darber hinaus wurden die morphologischen Umformungen in der Auenelbe und den sdlich angrenzenden Watt- und Flachwasserbereichen sowie das Stabilittsverhalten von Watteinzugsgebieten auf Grundlage vorhandener Karten und Luftaufnahmen untersucht (GHREN, 1970; RENGER, 1974). Die Seegangsverhltnisse auf Wattflchen im Elbmndungsgebiet und die Vernderungen der Wellenkennwerte beim Einlaufen in die Flachwasserbereiche wurden von GHREN (1971) beschrieben. Des Weiteren wurden die Strmungsverhltnisse im Neuwerker Watt an 236 zum Teil ortsfesten Stationen ber eine Dauer von durchschnittlich 14 Tagen beobachtet (GHREN, 1969; GHREN, 1974b). hnliche Untersuchungen zu Strmungen in ausgedehnten Flachwasserbereichen vor Amrum, Sderoogsand, Eiderstedt, Trischen und Knechtsand sind in GHREN (1974a) zusammengefasst. In den Jahren 1977 bis 1981 thematisierten verschiedene Forschungsvorhaben des Kuratoriums fr Forschung im Ksteningenieurwesen (KFKI) die Schlickbildung auf Wattflchen. REINECK & SIEFERT (1980) untersuchten im Sahlenburger und Neuwerker Watt die Zusammensetzung der Oberflchensedimente. Entlang zweier Profile von etwa 2 km Lnge wurden im zeitlichen Abstand von ca. 14 Tagen an verschiedenen Entnahmestellen der Schluff- und Tongehalt ermittelt. In der Nhe der Profile wurden Strmungs- und Windparameter sowie Seegang und Wasserstnde aufgezeichnet und die Vernderungen in der Zusammensetzung der Oberflchensedimente mit bestimmten Windlagen korreliert. Ein weiteres Untersuchungsgebiet zur Analyse der Schlicksedimentation war die Dithmarscher Bucht (FIGGE, 1984). Neben der Bestandaufnahme der vorhandenen Wattsedimente, der Untersuchung der geomorphologischen Vernderungen sowie der Ermittlung der tidedynamischen und meteorologischen Randbedingungen auf der Basis vorhandener Datenstze wurde erstmals die Fernerkundung als Hilfsmittel in der Wattforschung eingesetzt (W IELAND, 1984). Im Rahmen der Untersuchungen in der Dithmarscher Bucht spielten Feldmessungen nur eine untergeordnete Rolle. 1978 wurde im KFKI die Projektgruppe Morphologische Analysen Nordseekste (MORAN) gebildet, die eine Untersuchung von Vernderungen im deutschen Nordsee-Kstenvorfeld ber verschiedene Zeitrume vornahm. Auf der Basis vorhandener bathymetrischer Datenstze wurden fr verschiedene Testfelder Parameter zur mathematischen Beschreibung der Hhennderungen ber verschiedene Vergleichszeitrume bestimmt. In der Pilotstudie wurden das geschtzte Rckseitenwatt Norderneys, das zur Nordsee offene Knechtsandwatt sowie das durch kleinere Bnke geschtzte Watt der Meldorfer Bucht untersucht (SIEFERT, 1983). In den Folgejahren wurden weitere Flchen hinzugezogen, wobei eine Unterschei-

2 Stand der Forschung zur Morphodynamik von Wattflchen

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dung in brandungsfreies Watt, Watt mit Prielen, Brandungswatt und Randwatt erfolgte (SIEFERT, 1987; SCHLLER & HOFSTEDE, 1992). Nach dem MORAN-Verfahren leiten sich fr die Teilgebiete Umsatz- und Bilanzhhen ab, die die morphologische Aktivitt beschreiben. In spteren Arbeiten wurde das Verfahren auf Teilgebieten des Eider- und Elbestuars angewendet (HOFSTEDE, 1991, GNNERT, 1995). Bis zu Beginn der 1970er Jahre waren Suspensionsmessungen nur durch Messungen mit manueller Gertebedienung von Schiffen oder Plattformen aus mglich, deren zeitliche Auflsungen aber gering waren. Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefrderten Programms Sandbewegung im deutschen Kstenraum wurde ein automatisches Schwebstoff-Dauermessgert fr den Einsatz im Wattenmeer entwickelt (GHREN, 1973). Bei dem Verfahren wurden ber die Dauer von fnf Minuten Proben von 20 Liter Volumen in einer Hhe von 0,30 m ber der Wattsohle in einen Behlter gepumpt, in dem sich die in der Wasserprobe enthaltenen Schwebstoffe absetzen konnten. Nach 55 Minuten wurde der Suspensionsanteil fotographisch ermittelt. Die Gerte und die Energieversorgung wurden auf Messplattformen im Watt installiert. Erste gemessene Zeitreihen wiesen jedoch noch erhebliche Datenlcken auf. DCKER (1982) unternahm zum ersten Mal umfangreiche Untersuchungen zu Suspensionsgehalten in Wattgebieten und fhrte im Rahmen eines Messprogramms im Watt von Scharhrn parallel zu Schwebstoffmessungen Strmungs-, Seegangs- und Windmessungen durch. Fokus der Arbeit war der Einfluss des Windes auf die Vernderungen der Suspensionskonzentrationen auf dem Watt unter besonderer Bercksichtigung des Seegangs. Brandungsbeaufschlagte Watten zeigten sich dabei als wesentliches Entstehungsgebiet von Suspensionen, die dann mittels der Tidestrmung versetzt wurden. Bis zum Einsetzen der Brandung stieg die Konzentration linear mit der Windgeschwindigkeit, danach berproportional mit der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit. In der Mitte der 1980er Jahre wurden zum ersten Mal aussagekrftige Ergebnisse ber die numerische Modellierung von Strmungen und Sedimenttransport in Wattgebieten verffentlicht. Diese Untersuchungen umfassten im Wesentlichen die tieferen Wattstrme im sdlichen nordfriesischen Wattenmeer, wobei das Sedimenttransportmodell auf vereinfachten empirischen Anstzen beruhte (HEYER ET AL., 1986). Im deutsch-niederlndischen Forschungsvorhaben Wadden Sea morphological development due to the acceleration of relative sea-level-rise (WADE) wurden aus einer Untersuchung von Tidebecken u.a. an der ostfriesischen Kste sowie der Dithmarscher Bucht morphodynamische Gleichgewichtsbedingungen abgeleitet. Aus den hydrologischen und morphologischen Randbedingungen eines Watteinzugsgebietes erfolgte eine Parametrisierung der morphologischen Strukturen, die die hydrodynamisch-morphologische Wechselwir-

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Kapitel 2: Stand der Forschung zur Morphodynamik von Wattflchen

kung beschreibt. Diese empirisch-funktionellen Zusammenhnge wurden anhand von Naturdaten berprft (SCHRDER, 1994). Die Gleichgewichtsbedingungen sind ein Indikator fr das mittelfristige morphodynamische Verhalten der untersuchten Gebiete. Ihr Prognosewert ist jedoch insofern begrenzt, als dass sie keine Aussage ermglichen, wann eine Wiederherstellung des Gleichgewichts bei vernderten Randbedingungen, wie einem Anstieg des Meeresspiegels, erfolgt ist und welche Zwischenzustnde dabei eintreten knnen (NIEMEYER
ET AL.,

1995, NIEMEYER, 2000).

Das bergeordnete Ziel des KFKI-Projektes Predictions of Medium-Scale Morphodynamics (PROMORPH) lag darin, prozessorientierte Modellsysteme zur Simulation der mittelskaligen Morphodynamik im Kstengebiet zu entwickeln, zu kalibrieren, zu validieren und anzuwenden und dabei Feldmessungen in numerische Simulationen zu integrieren. Arbeitsgebiet war die zentrale Dithmarscher Bucht zwischen Elbe- und Eiderstuar. Die Messungen fanden dabei hauptschlich in Querschnitten der Wattstrme Piep, Norderpiep und Sderpiep mit Wassertiefen bis zu 20 m statt. Ergnzt wurden diese Zeitreihen durch mehrere ortfesten Stationen verteilt in flacheren Abschnitten des Untersuchungsgebietes. Es zeigte sich, dass die whrend der verschiedenen Messkampagnen erhobenen Daten erheblich zur Verbesserung der Modellergebnisse beigetragen haben. Insbesondere bei den bodennahen Prozessen der Sedimentdynamik sowie bei der Morphodynamik der trockenfallenden Wattflchen blieben jedoch weiterhin Wissenslcken bestehen (MAYERLE & ZIELKE, 2005). Das KFKI-Projekt BELAWATT (Die hydrodynamische Belastung von Wattgebieten) untersuchte den Einfluss der Hydrodynamik auf den Sedimenttransport im Untersuchungsgebiet Hrnumer Tidebecken. Als Plattformen fr Langzeit-Beobachtungen hydrodynamischer Gren dienten ein im Watt fixierter Messpfahl, ein am Boden installiertes Strmungsmessgert, eine Boje zur Seegangsmessung sowie ein Wellenmess-Radar an Land. Die Hydrodynamik-Zeitreihe von November 1999 bis Oktober 2001 war die Basis fr die weiteren Arbeiten, in deren Rahmen mittels eines numerischen Modells die Sohlschubspannungen im Untersuchungsgebiet berechnet wurden. Eine hydrodynamische Belastungs-Kenngre, die das Sedimentregime im Hrnumer Tidebecken beschreibt und deren Suche eines der Ziele des Projektes war, konnte in BELAWATT jedoch nicht ausfindig gemacht werden (EPPEL ET
AL.,

2006).

Nach der Einfhrung von Fcherecholotpeilungen zur bathymetrischen Vermessung und von luftfahrzeuggesttzten Laserscanneraufnahmen zur topographischen Erfassung von Flchen des Wattenmeeres, erhhte sich die rumliche Dichte der aufgezeichneten Daten enorm. Insbesondere durch die Befliegungsdaten konnten dabei zudem grere Gebiete erfasst werden. Im Zuge der Beweissicherung der Fahrrinnenanpassung der Elbe sind beispielswei-

2 Stand der Forschung zur Morphodynamik von Wattflchen

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se regelmige Laserscannerbefliegungen der Wattgebiete entlang des stuars sowie in der Mndung auferlegt, so dass sich die zeitliche Auflsung der Datenstze ebenfalls erhht. Jngere Arbeiten im Themenbereich der Morphodynamik von Wattflchen setzen den Schwerpunkt dementsprechend auf die Verarbeitung groer digitaler Datenstze (DOROW & MILBRADT, 2008; BRZANK ET AL., 2009). Im Rahmen des ebenfalls durch das KFKI gefrderten Projektes Identifikation morphologischer Tendenzen und Geschwindigkeiten im Kstennahbereich (ImTG) werden neue numerische Auswerteverfahren auf vorhandene Vermessungsdaten der letzten Jahre angewendet, um so einen Erkenntniszugewinn zu den grorumigen morphodynamischen Gestaltungsvorgngen an der deutschen Nord- und Ostseekste zu erhalten (DOROW & MILBRADT, 2008). In diesem Projekt werden Verfahren zur Identifikation und Bewertung von morphologischen Geschwindigkeiten und Tendenzen auf der Basis von bathymetrischen Vermessungsdaten entwickelt und implementiert. Der Unterschied zu hnlichen, frheren Projekten ergibt sich aus der Auswertung rumlich hher auflsender Datenstze. Ein Projektgebiet erstreckt sich ber die im Elbemndungstrichter nrdlich der Fahrrinne gelegenen Wattflchen bis zur Hhe der Wattwasserscheide Friedrichskoog-Trischen. Die Ergebnisse des laufenden Projektes sollen spter dazu verwendet werden, datenbasierte Prognoseverfahren zu entwickeln und Validierungsdaten fr prozessbasierte morphodynamische Simulationsmodelle bereitzustellen. BRZANK ET AL. (2009) beschreiben einen neuen Arbeitsablauf zur Erstellung von hochgenauen digitalen Gelndemodellen (DGM) aus luftfahrzeuggesttzten Laserscannerdaten fr Wattgebiete. Durch die Klassifikation von Wasserpunkten sowie die Strukturlinienextraktion, wird die Erfassung von Priel- und Rinnensystemen mglich, die zum Zeitpunkt der Aufnahmen Wasser fhren. In diesen Bereichen knnen die Hheninformationen dann durch Peildaten ergnzt werden. Durch einen Vergleich mehrerer so berechneter digitaler Gelndemodelle knnen morphologische Vernderungen im Wattenmeer ermittelt werden. BARTHOLOM ET AL. (2009) untersuchten den Transport suspendierter Sedimente im Wattenmeer auf der Basis von Messungen im Seegat westlich von Spiekeroog. Die Messungen wurden dabei von einem Pfahl am stlichen Rand der Otzumer Balje aus durchgefhrt. Von den Sedimentbilanzen im Querschnitt dieses Seegats auf Hhe des Messpfahls wurde auf saisonale Schwankungen der Konzentrationen suspendierter Sedimente sowie den Einfluss von Extremereignissen geschlossen. So wurde die unter normalen Bedingungen fr Seegaten typische Ebbedominanz whrend zweier aufgezeichneter Sturmereignisse neutralisiert bzw. sogar umgekehrt. Die am Messpfahl aufgezeichneten Daten wurden zudem zur Kali-

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Kapitel 2: Stand der Forschung zur Morphodynamik von Wattflchen

brierung und Validierung numerischer Modelle, die den Schwebstofftransport im ostfriesischen Wattenmeer untersuchen, eingesetzt (LETTMANN ET AL., 2008). Dadurch, dass ein groer Teil der Niederlande unter dem Meeresspiegel liegt, kommt der morphologischen Entwicklung und dem Sedimenthaushalt im Kstenvorfeld eine besondere Bedeutung zu. Die Hydrographie und die Morphodynamik des Wattenmeeres sind seit vielen Jahren fester Bestandteil der Forschung im Ksteningenieurwesen in den Niederlanden. Eine allgemeine Beschreibung der Hydrographie des Wattenmeeres, die neben den niederlndischen auch deutsche und dnische Wattflchen umfasst, lieferte POSTMA (1982). Zentraler Bestandteil sind dabei die Seegaten, die eine wichtige Rolle bei dem Sandaustausch zwischen der hollndischen Kste und dem Wattenmeer spielen. Eine umfangreiche Studie zur Entwicklung, zum Verhalten sowie zu den physikalischen Prozessen von Seegaten wurde von ELIAS (2006) am Beispiel des Seegats von Texel angefertigt. Dabei werden sowohl die langfristige Entwicklung vom 16. Jahrhundert bis heute als auch detaillierte Analysen hydrodynamischer und morphodynamischer Prozesse ber krzere Zeitskalen beschrieben und dabei historisches Karten- und Datenmaterial, numerische Modelle sowie die Ergebnisse umfangreicher Feldmessungen bercksichtigt. Eine allgemeine Beschreibung der Dynamik von Kstensystemen, die zahlreiche Beispiele aus dem niederlndischen Kstengebiet enthlt, ist in DRONKERS (2005) zu finden. In Verffentlichungen sind Messungen auf niederlndischen Wattflchen nur selten zentrales Thema. So beschreiben z.B. DYER ET AL. (2000) eine Messkampagne ber wenige Tiden auf Schlickwattflchen des Dollarts, in der Strmungsparameter und Schwebstoffkonzentrationen in verschiedenen Hhen aufgezeichnet wurden. Es wurde festgestellt, dass die Ebbestromdominanz des Sedimenttransportes im untersuchten Bereich bei hheren Windgeschwindigkeiten zunahm. In windreichen Perioden fhrt lokale Erosion im Allgemeinen zu einem seewrts gerichteten Transport. In ruhigen Perioden ist der Nettotransport dabei wegen der Ablageruns- und Aufnahmeverzgerung der Sedimente landwrts gerichtet (RIDDERINKHOF, 2000). Da der Ebbestrom bei ruhigen Windbedingungen nicht in der Lage ist, alle kurz zuvor abgelagerten Sedimente zu resuspendieren und zu transportieren, findet selbst im ebbestromdominierten Dollart whrend dieser Phasen Sedimentation statt (DYER
ET AL.,

2000).

HAAS & EISMA (1993) sowie RIDDERINKHOF ET AL. (2000) beschreiben, dass Sturmfluten die Konzentrationen suspendierter Sedimente und den seewrtigen Transport im Ems-Dollartstuar ansteigen lassen. Fr die langfristige Sedimentbilanz sind Vernderungen des Sedimentangebotes eine wichtige Einflussgre. Alle Untersuchungen im Ems-Dollart-Bereich

2 Stand der Forschung zur Morphodynamik von Wattflchen

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zeigen, dass Erosion, Transport und Deposition von vielen vernderlichen Parametern abhngen. Weiterer Bestandteil vieler aktueller Untersuchungen im niederlndischen Raum sind die Verteilung von erodierten Sedimenten in den Tidebecken und die Transportbilanzen durch die Seegaten (z.B. VAN DE W AAL, 2007; VAN GEER, 2007; CHU, 2009). Ziel ist dabei, Prognosen ber die mittel- bis langfristige Entwicklung des niederlndischen Wattenmeeres geben zu knnen. Auch in aktuellen Studien zum dnischen Wattenmeer wird die Entwicklung von Tidebecken und Seegaten auf der Basis vorhandener Daten und numerischer Modelle auf greren rumlichen Mastben untersucht (BARTHOLDY, 2006). Rumlich und zeitlich detaillierter sind Untersuchungen zum Transport suspendierter Sedimente auf intertidalen Flchen sowie zu damit einhergehenden Hhennderungen der betrachteten Gebiete z.B. im Schlickwatt des Tidebeckens des Lister Tiefs. ANDERSEN & PEJRUP (2001) stellten fest, dass Sturmereignisse mit greren Wellen Sedimente erodieren, in Schwebe halten und letztlich seewrts transportieren. CHRISTIANSEN ET AL. (2006) fanden heraus, dass die Asymmetrie der Tidestrmung, die durch Windgeschwindigkeiten zwischen 4 m/s und 12 m/s verursacht wird, den resultierenden Sedimenttransport auf einer Wattflche bestimmt. Viele der Studien im dnischen Wattenmeer, insbesondere im Rckseitenwatt von Rm, legen ihren Schwerpunkt allerdings auf biogene Aspekte (ANDERSEN & PEJRUP, 2001; ANDERSEN & PEJRUP, 2002). Auf einer intertidalen Flche in der zentralen San Francisco Bucht untersuchten TALKE & STACEY (2008) den Transport suspendierter Sedimente unter dem Einfluss von Wellen, Wind, Tide und Oberwasserabfluss. Im Rahmen einer viertgigen Messkampagne wurden whrend eines durch eine Kaltfront verursachten Starkwindereignisses Strmungsgeschwindigkeiten, bodennahe Sedimentkonzentrationen und Salzgehalte aufgezeichnet. Der Transport suspendierter Sedimente wurde dabei im Allgemeinen durch die Tide und die dadurch induzierten Strmungsgeschwindigkeiten kontrolliert. Bei normalen Wetterverhltnissen ergab sich der Sedimenttransport aus der Asymmetrie der Sedimentkonzentration ber einen Tidezyklus. Whrend des Starkwindereignisses war der Transport durch erhhte tidegemittelte Sedimentkonzentrationen und Strmungsgeschwindigkeiten dominiert. Auf einer intertidalen Flche in der Whitford Bucht in Neuseeland wurde von GREEN & COCO (2007) die seegangsdominierte Sedimentdynamik auf der Basis mehrtgiger Messungen untersucht. Dabei waren nicht ausschlielich die durch den Seegang induzierten Belastungen fr das Sedimentregime verantwortlich, vielmehr konnten verschiedene Zonen ausgemacht werden, in denen Erosion oder Deposition berwogen. Insbesondere in den Berei-

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Kapitel 2: Stand der Forschung zur Morphodynamik von Wattflchen

chen, in denen Deposition vorgefunden wurde, beeinflussten Mangroven das Verhalten der Sedimente. Die Morphodynamik von Wattflchen in Asien unterliegt starken saisonalen Schwankungen. So verursachen Monsunwinde eine deutliche jahreszeitliche Variabilitt des Seegangs und der Strmungen, die in zahlreichen Arbeiten diskutiert wird (z.B. YANG ET AL., 2005; CHANG & FLEMMING, 2006). Eine detailliertere Untersuchung von Sohlformen und bodennahem Sandtransport auf der Basis von Messungen in der Natur wurde z.B. von JO & LEE (2008) auf einer Wattflche an der Westkste Koreas vorgenommen. Whrend einer 17-tgigen Messkampagne wurden dabei Strmungsparameter sowie die Vernderungen der Sohlformen aufgezeichnet. Verffentlichungen zu Langzeitmessungen auf diesen Wattflchen sind nicht bekannt. Erste Ergebnisse einer Studie auf einer zur See offenen Schlickwattflche an der Sdostkste Vietnams sind in ALBERS ET AL. (2010a) beschrieben.

Zielsetzung der Arbeit

In Kapitel 2 wird die thematische Vernderung der Forschungsschwerpunkte zur Morphodynamik von Wattflchen in den vergangenen Jahrzehnten sichtbar. Motiviert durch ein Hafenbauprojekt wurden von Mitte der 1960er Jahre bis Anfang der 1980er Jahre umfangreiche Messungen an wechselnden Positionen im Watt zwischen Cuxhaven und Scharhrn durchgefhrt. Dabei wurden zunchst die grorumigen Strmungs- und Seegangsverhltnisse ermittelt. Aus messtechnischen Grnden wurden erst ab Ende der 1970er Jahre Zeitreihen von Konzentrationen suspendierter Sedimente aufgezeichnet. Nach Abschluss dieser Projekte standen die Analyse langfristiger Entwicklungen von Wattflchen sowie daraus abgeleitete Prognosen zuknftiger Vernderungen auf der Basis grorumiger bathymetrischer und topographischer Datenstze im Vordergrund. Dieses Interesse ist bis heute erhalten geblieben. Der Schwerpunkt liegt jedoch seit einigen Jahren auf der digitalen Verarbeitung der durch neue Verfahren in der rumlichen Auflsung erheblich verbesserten Daten. Nach Etablierung numerischer Modelle wurde die Morphodynamik von Wattflchen ab Mitte der 1990er Jahre hauptschlich anhand von Computersimulationen studiert. Untersuchungsgebiete waren dabei stets groe Tidebecken. Messungen in der Natur erfolgten in kurzen Messkampagnen im Bereich der Seegaten zur Erstellung von Randbedingungen fr die Modelle, sowie zu deren Kalibrierung und Verifizierung. Im Allgemeinen ist die rumliche Auflsung der numerischen Modelle zu gering, um morphodynamische Prozesse auf einzelnen Teilflchen der Untersuchungsgebiete detailliert zu betrachten und in Abhngigkeit verschiedener Randbedingungen zu analysieren. Zudem variiert die Qualitt der in den Modellen implementierten Sedimenttransportanstze bei verschiedenen Randbedingungen (BAYRAM ET AL., 2001; DAVIES ET AL., 2002; CAMENEN & LARROUD, 2003). Es kommen letztlich die Anstze zur Anwendung, die ber das gesamte Modellgebiet gesehen zu den besten Ergebnissen fhren (W INTER ET AL., 2005). Nicht zuletzt wegen der geringen rumlichen und zeitlichen Auflsung der Daten, die zur Kalibrierung und Verifizierung herangezogen werden knnen, sind Aussagen zur morphologischen Vernderung von kleineren Teilflchen des Wattenmeeres nicht mglich. Des Weiteren behandeln die beschriebenen Studien abgeschlossene Tidebecken. Eine bertragbarkeit auf zur See offene Wattflchen oder stuarwatten ist fraglich. 31

32

Kapitel 3: Zielsetzung der Arbeit

Sowohl in der Erfassung der bathymetrischen Strukturen des Wattenmeeres als auch in der Verarbeitung dieser Daten sind in den letzten Jahren Fortschritte erzielt worden. In einigen der beschriebenen Forschungsvorhaben decken die Projektgebiete die in dieser Untersuchung behandelten Flchen im Mndungsgebiet der Elbe ab (DOROW & MILBRADT, 2008). Aufgrund der geringen zeitlichen Auflsung der vorliegenden bathymetrischen Datenstze knnen jedoch lediglich Aussagen ber morphologische Vernderungen auf greren Zeitskalen gemacht werden. So werden Laserscannerbefliegungen etwa alle zwei bis vier Jahre durchgefhrt. Vernderungen, die langsam ablaufen, knnen durch Verfahren der Fernerkundung somit erfasst werden. Als Beispiele hierfr sind die Verlagerung des Klotzenloches oder der Medemrinne zu nennen. Zwischen den einzelnen Aufnahmen stattfindende morphologische Vernderungen knnen nur teilweise oder gar nicht erfasst werden. So knnen keine Aussagen zum Einfluss verschiedener Wetterlagen oder Ereignisse auf die Bathymetrie des Wattenmeeres bzw. zur reversiblen Verlagerung kleinerer Wattstrme und Prielsysteme gemacht werden. Am ehesten sind die frhen Untersuchungen auf der Basis von Messungen in der Natur dazu geeignet, die morphodynamischen Prozesse auf Wattflchen zu analysieren. Aus messtechnischen Grnden ist die zeitliche Auflsung der Daten jedoch gering. Messungen der Konzentrationen suspendierter Sedimente bei gleichzeitiger Aufzeichnung anderer relevanter Parameter fanden nur ber kurze Zeitrume und lokal begrenzt statt. Eine Aussage darber, welche Auswirkungen der Sedimenttransport letztlich auf die Wattstrukturen hat, ist wegen fehlender bathymetrischer Daten nicht mglich. Gleiches gilt fr die Untersuchungen von DYER ET AL. (2000), RIDDERINKHOF ET AL. (2000), ANDERSEN & PEJRUP (2001), CHRISTIANSEN ET AL. (2006) oder TALKE & STACEY (2008), die Aussagen ber dominierende Mechanismen des Sedimenttransportes auf Wattflchen sowie den Einfluss von starken Winden oder Strmen auf der Basis kurzer Messkampagnen treffen. Numerische Simulationen oder langzeitliche Auswertungen von Hheninformationen von Wattgebieten knnen zufriedenstellende Ergebnisse zur grorumigen Morphodynamik dieser Flchen liefern. Defizite bestehen jedoch beim Kenntnisstand zu morphodynamischen Prozessen auf kleineren Raum- und Zeitskalen. Eine Verbesserung der Beschreibung dieser Prozesse auf der Basis lngerer Zeitreihen hochauflsender Messungen in der Natur kann die Qualitt der numerischen Modelle erhhen. Durch Aussagen zur Rolle von stuarwatten als Quelle oder Senke fr Sedimente sowie zu Einflssen, die die Morphodynamik von Wattgebieten temporr verstrken, kann das Sedimentmanagement in Tideflssen angepasst werden.

3 Zielsetzung der Arbeit

33

Aus dem Wunsch, einen Beitrag zur Schlieung dieser Wissenslcken zu leisten und das Verstndnis morphodynamischer Prozesse auf Wattflchen zu verbessern, leiten sich die Ziele dieser Arbeit ab: Zusammenfassung der wichtigsten Prozesse des Sedimenttransportes auf Wattflchen. Beschreibung der geologischen und morphologischen Eigenschaften des ausgewhlten Untersuchungsgebietes einschlielich einer Betrachtung der Langzeitentwicklung. Hochauflsende Langzeitmessungen von Konzentrationen suspendierter Sedimente, Strmungsparametern, Seegang und Wasserstnden auf der gewhlten stuarwattflche. Regelmige Peilungen im Untersuchungsgebiet. Auswertung der aufgezeichneten morphologischen Vernderungen ber den Untersuchungszeitraum einschlielich verallgemeinernder Aussagen zur Vernderung von Wattstrukturen unter verschiedenen Randbedingungen. Analyse der aufgezeichneten Daten hinsichtlich der Sedimenttransportprozesse im Wattenmeer unter dem Einfluss verschiedener Randbedingungen. Identifizierung von Einflssen, die auf Wattflchen eine erhhte Schwebstoffdynamik induzieren und eine beschleunigte Morphodynamik hervorrufen. Bewertung der Qualitt bestehender Anstze zur Berechnung von Sedimenttransportraten auf Wattflchen einschlielich Verwendungshinweise zur Optimierung numerischer Modelle. Aussagen zur Optimierung zuknftiger Messprogramme im Wattenmeer hinsichtlich der zeitlichen und rumlichen Auflsung basierend auf der Betrachtung der Langzeitentwicklung und der Messungen in der Natur.

Sedimenttransport auf Wattflchen

Fragestellungen des Sedimenttransportes im Kstenbereich sind auch heute nach vielen Jahren der Forschung noch nicht vollstndig beantwortet. Besonderheiten ergeben sich hier durch dreidimensionale, instationre und ungleichfrmige Strmungsvorgnge, die zustzlich durch Seegang beeinflusst werden. Komplexe Wechselwirkungen zwischen Strmungs- und Seegangseinflssen und der Oberflche des Wattbodens inklusive der dort vorhandenen biogenen Effekte erschweren eine eindeutige Beschreibung. In tidebeeinflussten Bereichen ist der Transport von Sedimenten neben Gezeiten- und Seegangskrften auch von Sedimentation und Ablagerung, von Festigung und Konsolidierung des Bodens sowie von Resuspension und im Falle von kohsiven Sedimenten von Flockenbildung abhngig (Abbildung 1). Diese Faktoren werden von biologischen und chemischen Prozessen, meteorologischen Randbedingungen sowie im Falle von stuaren vom Oberwasserabfluss beeinflusst (JI, 2008).

Abbildung 1: Teilprozesse des Sedimenttransportes sowie Profile der Strmungsgeschwindigkeit, der Sedimentkonzentration und der Bodendichte ber die Tiefe (nach SOULSBY, 1997)

35

36

Kapitel 4: Sedimenttransport auf Wattflchen

Um Sedimenttransport in Gewssern zu induzieren, muss eine bestimmte Belastungsgrenze in Form einer Sohlschubspannung berschritten sein. Diese wird auch als kritischer Zustand bezeichnet und stellt eine zentrale Fragestellung fr den Sedimenttransport dar. Kritische Zustnde sind durch den Beginn der sohlnahen Bewegung und den Beginn der Aufwirbelung bestimmt (ZANKE, 1982). Beim Sedimenttransport kann zwischen zwei verschiedenen Bewegungsarten differenziert werden, zwischen denen der bergang flieend ist (VAN RIJN, 2005): Geschiebetransport: Sedimente bewegen sich in direkter Bodennhe. Sobald die Sohlschubspannung einen kritischen Wert bersteigt, werden die Sedimente rollend oder in Sprngen transportiert (Saltation) und behalten dabei Bodenkontakt oder lsen sich nur kurzfristig vom Boden. Sehr groe Sedimente (grber als Kies) werden rollend, Sandteilchen in Sprngen transportiert, wobei eine Schicht mit der Dicke von etwa zehn Teilchendurchmessern daran beteiligt ist. Transport in Suspension: Sedimente befinden sich fast ausschlielich in der Wassersule. Suspensiver Transport ist umso wahrscheinlicher, je kleiner das Verhltnis von Sinkgeschwindigkeit zu Schubspannungsgeschwindigkeit ist. Feinkrnige Sedimente knnen sowohl als Geschiebe als auch in Suspension transportiert werden, wobei jedoch der Suspensionstransport berwiegt (ZANKE, 1982). Sohlformen wie Riffel und Dnen weisen auf eine hufige bzw. dauerhafte berschreitung des kritischen Zustands hin. In einigen Bereichen an der Kste wird diese Schwelle nur whrend extremer Ereignisse wie Sturmfluten berschritten und es kommt dann zu pltzlichen nderungen der Bathymetrie. Reichen die Belastungen an der Sohle nicht aus, um Sedimente in Bewegung zu setzen, knnen sich Schwebstoffe absetzen, was ber lngere Zeitrume zu einer Verlandung bzw. Verschlickung der betreffenden Gebiete fhrt. Ziel einer mathematischen Beschreibung der Prozesse des Sedimenttransportes ist die Berechnung der Gesamtsedimentfracht. Dabei knnen beide Teiltransportarten separat berechnet und zum Gesamttransport addiert oder direkt der Gesamttransport ber eine allgemeine Beziehung ermittelt werden. Eine universelle Sedimenttransportformel, die fr alle denkbaren Belastungsflle Gltigkeit besitzt, gibt es aufgrund der Vielzahl der einflieenden und interagierenden Parameter nicht. Vielmehr sind einige mathematische Beschreibungen fr spezielle Untersuchungsgebiete

4.1 Bewegungsbeginn von Sedimenten

37

und Randbedingungen passender als andere. Demnach ist ein umfangreicher Vergleich von Berechnungsergebnissen und gemessenen Daten erforderlich, um festzustellen, ob eine Formel korrekte Ergebnisse fr die relevanten Belastungsflle liefert (CAMENEN & LARROUD, 2003).

4.1

Bewegungsbeginn von Sedimenten

Der Bewegungsbeginn von Sedimenten tritt ein, sobald die auf ein einzelnes Partikel wirkenden Krfte des umgebenden Fluids die haltenden Krfte, die sich aus der Gewichtskraft des Partikels und den Reibungskrften der Partikel untereinander ergeben, berwiegen. Kohsive Krfte sind relevant, wenn der Boden einen nennenswerten Anteil an Schluff- und Tonpartikeln enthlt. Der kritische Zustand, bei dem Sedimentbewegung beginnt, kann grundstzlich auf zwei verschiedene Weisen beschrieben werden: auf Grundlage einer Strmungsgeschwindigkeit oder auf Basis der Schubspannung oder Schubspannungsgeschwindigkeit Eine bis heute sehr hufig genutzte Grundlage fr Untersuchungen zum Bewegungsbeginn von Sedimenten geht auf Experimente von Shields aus dem Jahr 1936 zurck. In einer neigbaren hlzernen Rinne mit 80 cm breitem Rechteckquerschnitt wurden verschiedene Schwerspatsorten und Braunkohle untersucht. Zur Untersuchung weiterer Schwerspatsorten und von Bernsteinproben wurde eine 40 cm breite neigbare Glasrinne verwendet (SHIELDS, 1936). Der Shieldsparameter C beschreibt die auf den Durchmesser bezogene relative Stabilitt

des Einzelkorns im Gefge und stellt eine allgemeine Bedingung fr den Bewegungsbeginn von Sedimenten dar.
(1)

Dimensionsloser Mobilittsparameter [-] Sohlschubspannung [N/m] Sedimentdichte [kg/m] Dichte des Fluids [kg/m] Erdbeschleunigung [m/s] Korndurchmesser [m]

38

Kapitel 4: Sedimenttransport auf Wattflchen

Der Shieldsparameter wurde empirisch vielfach untersucht (z.B. VOLLMERS & PERNECKER, 1967; GRASS, 1970; BONNEFILLE, 1963 in ZANKE, 1982) und ist im Wesentlichen vom dimensionslosen Teilchendurchmesser abhngig.

(2)

Kinematische Viskositt [m/s] Die Parametrisierung der Shieldskurve erfolgt nach Tabelle 1 (VAN RIJN, 1993).
Tabelle 1: Parametrisierung der Shieldskurve 0,24D fr
, , ,

0,14D

fr fr fr fr

0,013D

0,04D

0,055

20

10

10

150

150

20

Abbildung 2 zeigt die nach Shields berechnete, fr den Bewegungsbeginn erforderliche Schubspannung fr Feinsand bis Grobsand, also fr die Sedimente, die hauptschlich auf den zu untersuchenden Wattflchen vorkommen. Die Knicke und Sprnge im Graphen zeigen, dass die Parametrisierung nicht stetig ist. Der Abbildung kann entnommen werden, dass fr feinere Sedimente als Feinsand eine Mindestschubspannung von 0,154 N/m erforderlich ist. Fr kleinere Partikel nimmt somit der Shieldsparameter zu. Diese festere Bindung sehr feiner Sedimente kommt durch kohsive Krfte zustande, die elektrondynamischen, chemischen oder physikalischen Ursprungs sein knnen. Fr den Bewegungsbeginn nichtkohsiver Sedimente sind ihre Dichte sowie der Korndurchmesser magebend. Einige Anstze zum Bewegungsbeginn geben auch direkt die kritische Strmungsgeschwindigkeit an. Diese Untersuchungen sind in der Regel empirischer Natur. In vielen praktischen Fllen ist die Berechnung der kritischen Geschwindigkeit zur Abschtzung des kritischen Zustandes der Sohle anwendbar, wobei aber die Ergebnisse oftmals nur als Orientierungswerte anzusehen sind.

4.1 Bewegungsbeginn von Sedimenten

39

Abbildung 2: Kritische Schubspannung nach Shields

Nach ZANKE (1982) kann die ber die Wassertiefe gemittelte kritische Geschwindigkeit nach folgender Gleichung 3 berechnet werden: 2,8 / Relative Dichte [-]

14,7

(3)

Darin stellt cA den Einfluss der Adhsion2 dar. Adhsion tritt bei Sedimenten der Flachland-

Adhsions-Koeffizient [-]

flsse auf, da diese auch bei greren mittleren Partikeldurchmessern einen Teil sehr feinen Materials enthalten und somit die Wirkung von Bindekrften zwischen den Sedimentkrnern bereits frher einsetzt als bei entsprechenden Einkornsedimenten. Fr natrliche Sande ist 1.

Gleichung 3 stellt dabei eine gute Annherung an die Hjulstrm-Kurve dar, die bis heute eine der bekanntesten Darstellungen dieser Art ist und sich auf viele Messungen anderer Autoren sttzt (ZANKE, 1982).

Die Bestandteile eines Sandes (an der deutschen Nordseekste hauptschlich Quarz) knnen einen

Wasserfilm in der Strke einiger Molekle an ihrer Oberflche binden. An den Kontaktstellen benachbarter Partikel wirkt dabei eine Grenzflchenspannung, durch die sich die Krner gegenseitig anziehen. Auf die Randkrner an der Oberflche der Sohle wirkt so eine haltende Kraft in Richtung auf die Sohle (ZANKE, 1982).

40

Kapitel 4: Sedimenttransport auf Wattflchen

In Abbildung 3 ist die kritische Strmungsgeschwindigkeit nach Zanke graphisch dargestellt. Die in blauer Farbe eingezeichnete Sieblinie aus dem Untersuchungsgebiet Neufelder Watt kennzeichnet eine typische Korngrenverteilung eines Sandwatts.

Abbildung 3: Kritische Strmungsgeschwindigkeiten nach Zanke (1977, in ZANKE, 1982)

Unter Wellenbewegungen treten an der Sohle durch die oszillierenden instationren Strmungen Trgheitskrfte auf, die beim Bewegungsbeginn zustzlich beachtet werden mssen (RAUDKIVI, 1982). Zur Bestimmung des Transportbeginns unter Seegangseinfluss entwickelten Komar & Miller (1975, in VAN RIJN, 1993) einen empirischen Ansatz zur Bestimmung der kritischen Orbitalgeschwindigkeit auf der Basis von Daten anderer Autoren. Die Gleichungen 0,21 und 1,45

0,5

(4)

0,5

(5)

Maximale Orbitalgeschwindigkeit [m/s] Durchmesser der Orbitalbahnen von Wellen an der Sohle [m] sind in Abbildung 4 graphisch dargestellt. Die maximale Orbitalgeschwindigkeit und der Durchmesser der Orbitalbahnen an der Sohle werden beide nach der linearen Wellentheorie berechnet. Abbildung 4 zeigt die sohlnahen kritischen Orbitalgeschwindigkeiten als eine

4.1 Bewegungsbeginn von Sedimenten

41

Funktion des Sedimentkorndurchmessers und der Wellenperiode T. Mit zunehmender Wellenperiode steigt auch die kritische Orbitalgeschwindigkeit. Auf den zu untersuchenden Wattflchen treten in der Regel Wellenperioden zwischen 1 s und 5 s auf, in seltenen Fllen Wellenperioden bis zu 10 s.

Abbildung 4: Beginn der Sedimentbewegung unter Wellen nach Komar & Miller (1975, in VAN RIJN, 1993)

Das Ausdrcken von Porenwasser aus der anstehenden Gewssersohle bei stetiger Sedimentation mit der einhergehenden Verdichtung und Setzung des Bodens wird als Konsolidierungsprozess bezeichnet. Die Konsolidierung bewirkt eine Zunahme der Dichte des Sediments mit zunehmender Sohltiefe (vgl. Abbildung 1). Dabei nimmt der Widerstand der Sohle gegen Erosionsbeanspruchung zu und die fr den Bewegungsbeginn kritische Strmungsgeschwindigkeit erhht sich. Somit ist Kenntnis ber den Konsolidierungsgrad des Bodens fr die Berechnung des Sedimenttransportes von Bedeutung. Die Verdichtung des Bodens unter konstant bleibender Beanspruchung wird mit der Zeit immer langsamer. Der Prozess der Konsolidierung ist abgeschlossen, wenn das Korngerst die Last vollstndig trgt und der Porenwasserberdruck zu einem hydrostatischen Druck geworden ist. Eine Einteilung des Konsolidierungsprozesses in verschiedene Phasen nahmen MIGNIOT ET AL. (1981) vor. In der 1. Konsolidierungsphase kommt es zur Auflsung der Flockenstruktur und zum Aufbau des Porenwasserdrucks, der in der folgenden 2. Konsolidierungsphase durch das Entweichen des Porenwassers abgebaut wird. Die Sedimente verdichten sich und die Erosionsstabilitt nimmt zu. Die 3. Konsolidierungsphase setzt ein, wenn durch weitere Sedimentation die Auflast erhht wird und eine zustzliche Verdichtung stattfindet.

42

Kapitel 4: Sedimenttransport auf Wattflchen

Die Konsolidierung ist neben der Auflast von der Durchlssigkeit des Bodens abhngig, da sie die Geschwindigkeit bestimmt, mit der das Porenwasser entweicht. Die Phaseneinteilung nach MIGNIOT ET AL. (1981) ist nur fr kohsive Sedimente gltig, da Sande eine hohe Durchlssigkeit haben und das Porenwasser daher unmittelbar nach der Lastaufbringung entweicht. Der Einfluss von biogener Aktivitt von Wattbden auf den Bewegungsbeginn von Sedimenten wurde u.a. von MANZENRIEDER (1983) untersucht. Er zeigte, dass bei Vorhandensein von Lebewesen, wie sie auch im Wattenmeer vorkommen, die kritische Strmungsgeschwindigkeit durch deren sedimentstabilisierende Schleimausscheidungen um einen Faktor bis zu 8,7 erhht sein kann.

4.2

Sohlformen

Wird der Bewegungsbeginn von Sedimenten berschritten, knnen sich Sohlformen ausbilden. ZANKE (1982) unterscheidet dabei Riffel (Kleinformen) und Dnen bzw. Strombnke (Groformen). Die Dimensionen von Riffeln hngen im Wesentlichen von der Korngre und weniger von der Wassertiefe ab. Lnge und Hhe sind klein im Vergleich zur Wassertiefe. Riffel haben etwa bis zum Dreifachen ihrer Hhe einen Einfluss auf das Strmungsfeld, die Wasseroberflche bleibt ungestrt (vgl. FHRBTER, 1967). Bei den Groformen von Sohlformen wirkt sich die Strung der Strmung dagegen bis zur Wasseroberflche hin aus. Die Lnge der Groformen erreicht ein Vielfaches der Wassertiefe. Unterhalb eines Korndurchmessers von 0,2 mm knnen keine Groformen existieren (ZANKE, 1982). Bei Korndurchmessern im Bereich von Wattsedimenten unterscheidet VAN RIJN (1993) je nach Transportregime die Ausbildung von Mini-Riffeln und Mega-Riffeln. Mega-Riffel besitzen eine Lnge in der Grenordnung der Wassertiefe. Mini-Riffel sind deutlich krzer und werden von Wunderlich (in REINECK, 1982) als im Wattenmeer durch Seegang und Strmung entstehende Kleinriffel mit einer Lnge von weniger als 0,6 m bezeichnet. Wird die kritische Strmungsgeschwindigkeit des Bewegungsbeginns von Sedimenten um 10 % bis 20 % berschritten, entwickeln sich nach VAN RIJN (1993) Miniriffel, deren Dimensionen nach Yalin (in VAN RIJN, 1993) 50 500 200 1000
(6)

(7)

4.2 Sohlformen

43

betragen, wobei r die Hhe des Riffels und r die Lnge des Riffels bedeuten. Fr einen Lngen von 0,05 m bis 0,10 m. Diese Werte decken sich sowohl mit Beobachtungen im Untersuchungsgebiet Neufelder Watt als auch mit Ergebnissen von Versuchen in einer Strmungsrinne, die mit Sedimenten aus dem Untersuchungsgebiet durchgefhrt wurden (vgl. Abbildung 5).

Korndurchmesser von 0,10 mm ergibt dies Riffelhhen von 0,005 m bis zu 0,02 m und

Abbildung 5: Riffelbildung in der Versuchsrinne bei einer Strmungsgeschwindigkeit von 0,25 m/s

Die Form bzw. Symmetrie sowie die Ausrichtung der Riffel hngt im Wesentlichen davon ab, ob sie hauptschlich durch Wellen oder Strmung induziert wurden (VAN RIJN, 1993). Das Vorhandensein von Riffeln kann den Fliewiderstand verndern. Fr die Berechnung des Fliewiderstandes von Sohlformen steht eine Vielzahl von Formeln und Methoden zur Verfgung (PLGER, 2007). VAN RIJN (z.B. 1993) bildet den Fliewiderstand allgemein ber die quivalente Kornrauheit ab. Er nimmt dabei an, dass die quivalenten Kornrauheiten einzelner Einflussfaktoren beliebig addiert werden knnen. Bei der Prsenz von Riffeln bedeutet dies:
,

(8)

quivalente Sandrauheit gesamt [m] quivalente Sandrauheit Kornrauheit [m]


,

quivalente Sandrauheit Riffel [m]

Die Rauheit der Sohlform Riffel gibt VAN RIJN (1993) wie folgt an:

44

Kapitel 4: Sedimenttransport auf Wattflchen

20

(9)

Prsenzfaktor (= 1 fr Riffel ohne Dnen, = 0,7 fr Riffel auf Dnen) [-] Die Prsenz von Riffeln im Untersuchungsgebiet Neufelder Watt ist zeitlich und rumlich variabel. Auch die Dimensionen und Ausrichtung knnen von Tide zu Tide verschieden sein.

4.3

Geschiebetransport

Der Beginn der Sedimentbewegung kann durch die Shieldskurve (vgl. Abbildung 2) beschrieben werden. Die kleinsten Sedimentpartikel beginnen sich ab einer Sohlschubspannung von ca. 0,15 N/m zu bewegen. Grobsandkrner mit dem Durchmesser von 1 mm erst bei 0,5 N/m. Zur Quantifizierung der Sedimenttransportkapazitt, das heit, des transportierten Sedimentvolumens pro Zeiteinheit und Breite, gab es eine groe Anzahl von Untersuchungen, die auf verschiedenen Anstzen basieren. Eine der frhesten Berechnungsformeln stammt von Du Boys (1879, in ZANKE, 1982). Er geht davon aus, dass sich einzelne Sedimentschichten der Sohle bei angreifender Sohlschubspannung flieend bewegen, wobei sich mit zunehmender Sohlschubspannung mehr Schichten bewegen. Die Bewegungsgeschwindigkeit der Schichten mit der Dicke z nimmt von der Sohle nach unten pro Schicht um den Betrag ab. Die Transportkapazitt

berechnet sich dann aus der Summe der Produkte von Schichtdicken und Bewegungsgeschwindigkeiten der Schichten nach der nach Du Boys benannten Transportformel:
(10)

Geschiebetransportrate [m/ms] Bewegungsgeschwindigkeit der Sohlschichten [m/s] Kritische Sohlschubspannung [N/m] Die Transportformel von Meyer-Peter & Mller aus dem Jahr 1948 (u.a. in VAN RIJN, 1993) ist das Ergebnis von 139 Einzelversuchen zur Abhngigkeit des Geschiebetransports vom Durchfluss und Wasserspiegelgeflle und basiert somit auf einem anderen Ansatz. Die entsprechende Transportformel 8

(11)

geht von einem Bewegungsbeginn bei einem konstanten Shieldsparameter C

was einen linearen Anstieg der kritischen Schubspannung mit dem Korndurchmesser bedeu-

0,47 aus,

4.3 Geschiebetransport

45

tet. Um die Energieverluste zu bercksichtigen, die in den engen Versuchsrinnen grer sind als in natrlichen Gerinnen, schlgt van Rijn einen Vorfaktor fr die Sohlschubspannung vor (VAN RIJN, 1993):

(12)

Wassertiefe [m] quivalente Rauhigkeitshhe der Sohle [m] Korndurchmesser, fr den 90 % Gewichtsanteil eines Gemisches geringere Durchmesser haben [m] Die Transportformel nach Meyer-Peter & Mller wird somit zu: 8

(13)

Die von Meyer-Peter & Mller entwickelte Transportformel gilt aufgrund des Charakters der zu Grunde liegenden Versuche insbesondere fr Korndurchmesser ber 1 mm. Eine grundlegend andere Modellvorstellung zum Geschiebetransport entwickelte

H.A. Einstein im Jahr 1950. Dabei findet ein Transport einzelner Partikel durch Sprnge statt, die durch kurzfristige turbulente Fluktuationen ausgelst werden, bei denen die angreifende Liftkraft die Gewichtskraft der Partikel bersteigt. Aus dem Zeitanteil dieses Zustands leitete Einstein die Erosionswahrscheinlichkeit ab. Die sich im Sprung befindenden Partikel bilden die sogenannte Transportschicht. Die Lnge der Einzelsprnge sowie die Sprungdauer ergibt sich aus der sich in der Transportschicht befindlichen Kornfraktion und der Sinkgeschwindigkeit der Partikel (ZANKE, 1982). Unbekannte Relationen schliet Einstein durch die Bercksichtigung verffentlichter experimenteller Untersuchungen aus (u.a. Meyer-Peter und Mller) und leitet eine entsprechende Transportformel ab (MALCHEREK, 2006): 2,15
,

0,49

(14)

1966 versuchte Bagnold, seine ursprnglich fr den olischen Transport entwickelten Anstze zu verallgemeinern und auf den Geschiebetransport in Wasser zu bertragen. Das Konzept beruht dabei auf der bertragung kinetischer Bewegungsenergie aus der Wassersule an die Sohle. Nach Umrechnung der fr den Geschiebetransport zur Verfgung stehenden kinetischen Energie in innere Spannungen nach der Coulombschen Formel sowie der Bercksichtigung der Sohlneigung und der bewegten Sedimentschichtdicke ergibt sich die Transportformel nach Bagnold (in VAN RIJN, 1993):

46

Kapitel 4: Sedimenttransport auf Wattflchen

(15)

Effizienzfaktor des Geschiebes [-] Tiefengemittelte Strmungsgeschwindigkeit [m/s] Dynamischer Reibungskoeffizient [-] In Formel 15 ist eb der sogenannte Effizienzfaktor, dessen Wert zwischen 0,1 und 0,2 liegt. Sohlneigung [-]

(VAN RIJN, 1993). Verwendet man die Formel nach Nikuradse zur Berechnung der Sohlschubspannung aus der tiefengemittelten Strmungsgeschwindigkeit, ergibt sich folgende Darstellung (MALCHEREK, 2006):
/

Als dynamischer Reibungskoeffizient wird tan

bezeichnet, dessen Wert in etwa 0,6 betrgt

(16)

Bagnold nimmt an, dass immer kinetische Strmungsenergie auf die Sohle bertragen wird. Die Formel zur Berechnung der Transportkapazitt nach Bagnold weist somit keinen Schwellenwert fr den Bewegungsbeginn auf. Dies ist in der Natur nicht der Fall. Zudem beinhaltet die Formel eine Abhngigkeit von der Wassertiefe. Engelund & Fredsoe entwickelten im Jahr 1976 ihre Transportformel durch einen Vergleich des Bewegungsbeginns nach der Coulombschen Beziehung fr die innere Reibung mit den empirischen Werten nach Shields. Bei der Annahme des Transportes einer Kornschicht mit dem Volumen eines einzelnen Partikels von d/6 ergibt sich fr Sand die Transportformel 9,3 0,7
(17)

0,41 = von Karman-Konstante; fr Reinwasser und ebene Sohle [-]

Anteil einer Kornlage, der transportiert wird [-]

Nach dieser Formel beginnen kleine Krner zwar, sich frher zu bewegen, bei hheren Schubspannungen liegen fr grere Krner jedoch weitaus hhere Transportraten vor. Dies widerspricht empirischen Ergebnissen. Daher sollte diese Formel trotz eines nicht falschen Ansatzes nicht fr die Berechnung des Geschiebetransportes verwendet werden (MALCHEREK, 2006).

4.3 Geschiebetransport

47

Auch van Rijn (1984, in VAN RIJN, 1993) geht davon aus, dass Geschiebetransport im Wesentlichen in Form von Sprngen stattfindet. Die Transportkapazitt berechnet sich demnach aus dem Produkt der mittleren Horizontalgeschwindigkeit, die bei den Sprngen vorherrscht, der mittleren Sprunghhe sowie dem Volumenanteil der springenden Krner. Nach einer Untersuchung verschiedener experimenteller Arbeiten auf empirische Zusammenhnge entwickelte van Rijn folgende Formel:
,

(18)

mit: [-] Effektive Bodenschubspannung [N/m] ist der dimensionslose Sohlschubspannungsparameter. Fr den Bereich T Mittlerer Korndurchmesser [m]

Parameter

Im Vergleich zu der Formel von Meyer-Peter & Mller liefert van Rijn um bis zu Faktor 5 bis 10 geringere Transportkapazitten. Die Fallunterscheidung fhrt zu einem Knick in der Transportkapazitt, bei deren Ableitung nach der Schubspannung dann eine Unstetigkeit entsteht (MALCHEREK, 2006). Malcherek empfiehlt daher, den Fall T > 3 auf den gesamten

1,5 (VAN RIJN, 1993).

0,053 und

2,1 verwendet, fr den Bereich T > 3 die Parameter

3 werden die

0,1 und

Wertebereich auszudehnen.

Abbildung 6 zeigt die Sedimenttransportkapazitt berechnet nach den Anstzen von MeyerPeter & Mller (1948), der Adaption durch einen Vorfaktor nach van Rijn (1993) sowie nach Bagnold (1966) und van Rijn (1984) in Abhngigkeit von der effektiven Sohlschubspannung im Vergleich. Nach Einfhrung des Vorfaktors reduziert sich die Transportkapazitt nach

Meyer-Peter & Mller und stimmt gut mit den berechneten Werten nach Bagnold berein. Faktor 5 geringere Transportkapazitt.

Der Ansatz nach van Rijn liefert eine fr hohe effektive Sohlschubspannungen um den

Grundstzlich empfiehlt sich die Verwendung von Schwellenwertformeln, da diese den Prozessen in der Natur am ehesten entsprechen. Ist in der Natur ein Transportbeginn weit unterhalb des Schwellenwertes festzustellen, mssen zustzliche Belastungen, wie Seegang, beim Bewegungsbeginn bercksichtigt werden (MALCHEREK, 2006).

48

Kapitel 4: Sedimenttransport auf Wattflchen

Abbildung 6: Sedimenttransportkapazitt nach Meyer-Peter & Mller, Bagnold und van Rijn in Abhngigkeit von der effektiven Sohlschubspannung (d50 = 0,1 mm, d90 = 0,2 mm, Wassertiefe h = 3 m)

4.4

Suspensionsbeginn von Sedimenten

Bei ansteigenden Sohlschubspannungen bzw. Sohlschubspannungsgeschwindigkeiten bewegen sich die Partikel durch mehr oder weniger gleichmige Sprnge. Erreicht die Schubspannungsgeschwindigkeit Werte im Bereich der Sinkgeschwindigkeit der Partikel, knnen die Sedimentpartikel in Suspension gehen (VAN RIJN, 1993). Bagnold postulierte 1965, dass Sedimentpartikel nur in Suspension bleiben, wenn die Sohlschubspannungsgeschwindigkeit die Sinkgeschwindigkeit bersteigt (VAN RIJN, 1993). Damit ergibt sich das Kriterium fr den Suspensionsbeginn durch:
, ,

(19)

, ,

Kritische Sohlschubspannungsgeschwindigkeit fr den Suspensionsbeginn [m/s] Sinkgeschwindigkeit der Sedimentpartikel [m/s]

(Shields-Parameter) c,s erfolgen:

Eine Beschreibung dieses Kriteriums kann durch den kritischen Mobilittsparameter

4.4 Suspensionsbeginn von Sedimenten

49

, ,

(20)

wobei: = relative Dichte [-] Bei einer bertragung des Gedankenmodells von Bagnold auf das Fluid Luft ergbe sich fr einen Strandsand mit einem mittleren Korndurchmesser von 0,25 mm mit einer Sinkgeschwindigkeit von 2 m/s eine kritische Sohlschubspannungsgeschwindigkeit von 30 m/s. In einer Hhe von 1 m ber dem Strand entsprche dies einer Windgeschwindigkeit von etwa 800 m/s. Dieses Ergebnis zeigt, dass der Ansatz von Bagnold fr den Suspensionsbeginn deutlich zu hohe Werte liefert (ZANKE, 1982). Engelund leitete 1965 aus einer Stabilittsanalyse ab, dass Sedimente vielmehr bereits in Suspension transportiert werden knnen, wenn eine kritische Geschwindigkeit
, ,

0,25

, ,

mit

(21)

berschritten wird (VAN RIJN, 1993). Experimentelle Untersuchungen von Zanke (1976, in ZANKE, 1982) und von Delft Hydraulics (1982, in VAN RIJN, 1993) besttigten den Aufbau der Gleichung von Engelund, korrigierten jedoch den Vorfaktor:
, ,

0,4

22

Van Rijn schlgt vor, das Kriterium von Bagnold als eine Grenze anzusehen, ab der die Entwicklung eines Konzentrationsprofils beginnt (VAN RIJN, 1993). Die Untersuchungen von Zanke und Delft Hydraulics stellen eine Zwischenstufe dar, bei der lokal Sedimentpartikel von der Sohle in Suspension gebracht werden. Abbildung 7 zeigt die kritischen Mobilittsparameter des Suspensionsbeginns nach den Anstzen von Bagnold, Zanke und Engelund sowie des Bewegungsbeginns nach Shields. Die Berechnung der Sinkgeschwindigkeit erfolgt nach der von ZANKE (1982) angegebenen Gleichung fr Einzelkrner natrlicher Sande:
1 0,01 1 (23)

50

Kapitel 4: Sedimenttransport auf Wattflchen

Abbildung 7: Bereiche unterschiedlicher Transportarten am Beispiel von Sand in Wasser von 20 C

Oberhalb des kritischen Mobilittsparameters von Shields findet sohlnaher Sedimenttransport statt. Wird auch der kritische Mobilittsparameter nach den Anstzen von Bagnold, Zanke bzw. Engelund berschritten, findet zustzlich Schwebstofftransport statt. Die Entwicklung vom Suspensionsbeginn einzelner Partikel bis zur Entstehung eines Konzentrationsprofils findet zwischen den Anstzen von Engelund und Bagnold statt. Fr kleinere Korngren ist Transport in Suspension schon mglich, wenn die Sohle sich noch in Ruhe befindet. Feine Sedimente werden nicht zuletzt aus diesem Grund vorwiegend in Suspension transportiert.

4.5
4.5.1

Transport von Schwebstoffen


Sedimenttransport in Suspension

Der Sedimenttransport in Suspension ist durch drei Teilprozesse bestimmt (MALCHEREK, 2006): 1. Sediment wird advektiv mit der Strmung transportiert. 2. Die grere Dichte der Sedimente als die des Wassers fhrt zu einem fortwhrenden Absinken der Sedimentpartikel. 3. Diffusion fhrt zu einem rumlichen Ausgleich der Sedimentkonzentrationen.

4.5 Transport von Schwebstoffen

51

In der Schwebe befindliche Sedimente besitzen eine eigene Bewegungsgeschwindigkeit die sich von der des umgebenden Wassers unterscheidet: , ,

durch die vertikale Sinkgeschwindigkeit

(24)

Bei Betrachtung der ein- und ausstrmenden Flsse (Schwebstoffkonzentration, Bewegungsgeschwindigkeit) auf einem quaderfrmigen Kontrollvolumen und bei Bercksichtigung der diffusiven Flsse auf den Berandungsflchen, ergibt sich die Schwebstofftransportgleichung, die in nichtkonservativer Form ausgeschrieben wie folgt lautet:
(25)

Advektion

Sinken

Diffusion

Diese Gleichung kann erst dann gelst werden, wenn das Geschwindigkeitsfeld der Strmung bekannt ist (MALCHEREK, 2006). 4.5.2 Konzentrationsprofile

Die Verteilung der Schwebstoffkonzentration ber die Wassersule wird hufig durch das Rouse-Profil beschrieben. Es wird durch folgende Gleichung abgebildet (VAN RIJN, 1993):
(26)

wobei: Schwebstoffkonzentration [m/m] Referenzkonzentration [m/m] in der Hhe Vertikale Koordinate [m] Schubspannungsgeschwindigkeit [m/s] Suspensionszahl [-] Die turbulente Schmidtzahl 1 gibt das Verhltnis von turbulenter Viskositt
(27)

ber der Sohle

zu turbulenter Diffusivitt

an. Fr sehr

kleine Partikel liegt sie in der Nhe von Eins (MALCHEREK, 2006).

52

Kapitel 4: Sedimenttransport auf Wattflchen

Die Sinkgeschwindigkeit in Gleichung 26 ist nach Konvention negativ. Die positive Zahl Z

bezeichnet man auch als Suspensionszahl. Durch eine hohe Diffusivitt in den mittleren Bereichen der Wassersule ist die Schwebstoffkonzentration dort relativ durchmischt. Vom Boden ausgehend fllt die Konzentration des Rouse-Profils schon in den ersten zehn Prozent der Wassersule auf diesen Durchmischungswert, um dann in den letzten fnf Prozent der Wassersule auf Null abzufallen (Abbildung 8).

Abbildung 8: Konzentrationsprofile nach Rouse fr h/z0 = 100.000

die dort vorhandene Referenzkonzentration c0 des Rouse-Profils fortlaufend Bestandteil Die Referenzkonzentration c0 ist die Konzentration in der Hhe z0, bei der in Abhngigkeit experimenteller Untersuchungen (VAN RIJN, 1993).

Nach seiner Verffentlichung im Jahr 1938 wurden insbesondere die Referenzhhe z0 und

von der Sinkgeschwindigkeit und der turbulenten Diffusivitt kein Nettoaustausch mit dem Boden mehr stattfindet. Sie ist von der sedimentologischen Beschaffenheit des Bodens sowie hydrodynamischen Gren und dabei insbesondere von der Bodenschubspannung abhngig (MALCHEREK, 2006).

Zur rechnerischen Bestimmung der Referenzkonzentration existieren einige empirische und semiempirische Anstze, von denen zwei an dieser Stelle kurz vorgestellt werden. Smith und McLean (1977 in VAN RIJN, 1993) nennen die Formel 0,004
,

(28) 0,65

mit der maximalen Sedimentdichte bei dichtester Packung

und

4.5 Transport von Schwebstoffen

53

(29)

Die Referenzhhe nehmen sie bei 3 an. Eine experimentelle Bestimmung der sohlnahen Sedimentdichte nahm van Rijn (1984 in VAN RIJN, 1993) vor: 0,18
(31)

26,3

(30)

ist der dimensionslose Korndurchmesser nach Gleichung 2. Die Referenzhhe liegt nach van Rijn bei: 0,3
, ,

(32)

Weitere Anstze von Einstein (1950) sowie Engelund & Fredsoe (1976) sind in VAN RIJN (1997) zu finden. 4.5.3 Sinkgeschwindigkeit

Die Sinkgeschwindigkeit ist eine Verhaltenseigenschaft eines Sedimentpartikels. Die stationre Endsinkgeschwindigkeit eines kugelfrmigen Sedimentkorns liegt vor, wenn der Strmungswiderstand der Kugel gleich dem um den Auftrieb verringerten Gewicht der Kugel ist. Sie ist vom Durchmesser der Kugel, von deren Dichte und deren Widerstandsbeiwert abhngig. Der Widerstandsbeiwert ist eine Funktion der Reynoldszahl Re und des Formfaktors

CD. Im Stokesschen Bereich (Re

schwindigkeit ws eines kugelfrmigen, laminar umstrmten Partikels (VAN RIJN, 1993):


(33)

1) gilt folgender Ansatz zur Berechnung der Sinkge-

Nach dieser Formel ist die Sinkgeschwindigkeit eines Sedimentpartikels mageblich durch seinen Durchmesser und seine Dichte bestimmt. Der Gltigkeitsbereich der Stokesschen Formel ist auf den Korndurchmesser

(34)

54

Kapitel 4: Sedimenttransport auf Wattflchen

beschrnkt, wodurch bei einer Korndichte von 2650 kg/m alle Sedimentkrner mit einem greren Durchmesser als 0,08 mm herausfallen (MALCHEREK, 2006). Einen verbesserten Ansatz zur Berechnung der Sinkgeschwindigkeit lieferte Oseen durch ein verndertes Widerstandsgesetz mit folgender impliziten Gleichung (MALCHEREK, 2006):
(35)

Als Startwert bietet sich die Sinkgeschwindigkeit nach Stokes an. Fr Korndurchmesser bis etwa 0,1 mm liefern die Anstze nach Stokes und Oseen nahezu die gleichen Sinkgeschwindigkeiten. Fr grere Korndurchmesser endet der Anwendungsbereich nach Stokes und die Gleichung nach Oseen liefert bessere Ergebnisse (vgl. Abbildung 9). Sowohl der Stokessche als auch der Oseensche Ansatz gehen von sphrisch geformten Partikeln aus. Natrliche Sedimente haben jedoch Kornformen, die stets mehr oder weniger von der Form einer Kugel abweichen. Dietrich entwickelte einen empirischen Ansatz fr nahezu beliebig geformte Partikel (MALCHEREK, 2006):

(36)

wobei die dimensionslose Sinkgeschwindigkeit 10

durch
(37)

berechnet wird. Der Parameter R1 bercksichtigt den Korndurchmesser und die Korndichte, die in Form des dimensionslosen Korndurchmessers in die Gleichung eingehen:
3,76715 5,78832 0,88335 0,15525 0,04536
(38)

messer bestimmt sind, die meisten Partikel jedoch eine Achse besitzen, auf der der Durchmesser maximal wird. Senkrecht dazu gibt es zwei Achsen, auf denen der Durchmesser minimal wird bzw. ein mittlerer Durchmesser besteht. 1
,

Der Parameter R2 bercksichtigt, dass nur kugelfrmige Krper durch einen einzigen Durch-

(39)

4.5 Transport von Schwebstoffen

55

der mittellangen Achse:

Der Corey-Formfaktor CSF vergleicht die Lngen der lngsten und der krzesten Achse mit
(40)

, ,

Lngen der lngsten Achse a, der krzesten Achse b und der mittellangen Achse c eines Sedimentpartikels

Die meisten natrlichen Sedimente haben einen Formfaktor von etwa 0,7 und sind somit eher diskussfrmig. Der Parameter R3 bercksichtigt die Kantigkeit eines Sedimentpartikels, d.h. z.B. im Falle 0,65

eines Partikels mit CSF

1 die Abweichung von der Kugelgestalt.


,

4,6

/ ,

(41)

Wert zwischen 2 und 3 an. Durch Transport von Sedimenten werden diese durch den Prozess der Abrasion abgerundet und der Rundheitswert erhht sich bis zum Wert P sphrischen Krpern. Soll die Sinkgeschwindigkeit nach Dietrich berechnet werden, mssen neben der Dichte und dem Durchmesser auch der Formfaktor und der Rundheitsbeiwert bekannt sein (MALCHEREK, 2006). Auch die berechneten Sinkgeschwindigkeiten nach dem Ansatz von Dietrich sind in Abbildung 9 dargestellt. Bei Korngren von weniger als 0,2 mm gleichen sie den Sinkgeschwindigkeiten nach dem Ansatz von Oseen, bei greren Korndurchmessern liegen sie zwischen den Anstzen von Stokes und Oseen. Auf den zu untersuchenden Wattflchen haben 80 % bis 90 % der Sedimente einen greren Durchmesser als 0,08 mm. Somit ist von der Berechnung der Sinkgeschwindigkeit nach dem Ansatz von Stokes Abstand zu nehmen. Erst ab Korngren von 0,3 mm ergeben sich zwischen den Anstzen von Oseen und Dietrich grere Abweichungen von mehr als 0,5 cm/s. Bei den meisten Korngrenverteilungen des Untersuchungsgebietes liegen weniger als 5 % der Krner in diesem Bereich. Demnach knnen beide Anstze zur Anwendung kommen. Sollen auch grere Krner bercksichtigt werden, empfiehlt sich der Ansatz nach Dietrich unter Verwendung der Abbildung 9 zu Grunde liegenden Annahmen (Corey Shape Faktor 1,0; Powers Rundheitsbeiwert 6), die fr die Sande der zu untersuchenden Wattflchen zutreffend sind.

In dieser Formel ist P der Powers Rundheitswert. Fr sehr kantiges Material nimmt er einen

6 bei

56

Kapitel 4: Sedimenttransport auf Wattflchen

Abbildung 9: Sinkgeschwindigkeiten nach Stokes, Oseen und Dietrich (Corey Shape Faktor 1,0; Powers Rundheitsbeiwert 6)

Die vorgestellten Anstze gehen jeweils von sinkenden Einzelkrnern aus. In der Natur fallen Sedimentpartikel jedoch hufig in Korngruppen, wobei ein Impulsaustausch zwischen den Teilchen mglich ist. Die wirkliche Sinkgeschwindigkeit eines Einzelkorn in einer Gruppe kann dann vom theoretischen Wert abweichen. Die Sinkgeschwindigkeit einer Suspensionswolke hherer Konzentration steigt an, wenn sie so dicht wird, dass das Wasser zwischen den Partikeln in der Wolke nicht mehr frei flieen kann. Sie verhlt sich dann wie ein im Vergleich zu den Einzelkrnern grerer Krper, der allerdings eine geringere Dichte als das Einzelkorn aufweist. Dieser Effekt berwiegt jedoch nicht den scheinbar greren Durchmesser, so dass die Wolke schneller sinken kann als die Einzelkrner (ZANKE, 1982). Bei groen Konzentrationen (ab etwa 1 g/l) stellt sich eine Reduktion der Sinkgeschwindigkeit ein, da rckstrmendes Fluid das Absinken nachfolgender Partikel behindert (MALCHEREK, 2006). Dieser Effekt ist als behindertes Absinken bekannt. Nach Richardson und Zaki (1954 in VAN RIJN, 1993) kann die Sinkgeschwindigkeit in einer Fluid-SedimentSuspension durch folgende Gleichung beschrieben werden:
,

(42)

wobei:
,

Sinkgeschwindigkeit eines Partikels in einer Suspension [m/s]

4.5 Transport von Schwebstoffen

57

Sinkgeschwindigkeit eines Partikels in einem klaren Fluid volumetrische Sedimentkonzentration [-] Koeffizient [-] messer im Bereich zwischen 0,05 mm und 0,5 mm etwa bei Der Koeffizient variiert von 2,3 bis 4,6 und liegt fr Sedimentpartikel mit einem Korndurch4. in VAN RIJN, 1993) zeigten, dass Gleichung 42 zu hohe Sinkgeschwindigkeiten wS,m fr kleine

Experimentelle Untersuchungen von Oliver (1961 in VAN RIJN, 1993) und McNow-Lin (1952

Konzentrationen berechnet. Die Formel von Oliver (in VAN RIJN, 1993) ergibt gute bereinstimmungen mit den experimentellen Ergebnissen ber den gesamten Bereich der betrachteten Konzentrationen und liefert geringere Sinkgeschwindigkeiten als der Ansatz von Richardson & Zaki (Abbildung 10):
,

2,15

0,75

(43)

Abbildung 10: Einfluss der Sedimentkonzentration auf die Sinkgeschwindigkeit

Kohsive Partikel, die sich in Suspension befinden, knnen sich aufgrund der anziehend wirkenden Van-der-Waals-Krfte, die entstehen, wenn sich die elektromagnetischen Felder sich annhernder Partikeln berlagern, zu Flocken zusammenschlieen (SPINGAT, 1997). Die Eigenschaften der Flocken unterscheiden sich deutlich von denen des Einzelpartikels. So ist die Sinkgeschwindigkeit der Flocken um ein vielfaches hher als die des einzelnen

58

Kapitel 4: Sedimenttransport auf Wattflchen

Sedimentkorns (KLNDER, 1988). Flocken enthalten sowohl mineralische als auch organische Bestandteile, sodass ihre exakte Sinkgeschwindigkeit derzeit nur experimentell ermittelt werden kann (KAPPENBERG & FANGER, 2007). Bei geringen Turbulenzen kommt es zur Ausbildung von Flocken mit niedriger Sinkgeschwindigkeit, die zerfallen, sobald eine kritische Schubspannung erreicht ist. Im Gegensatz dazu werden bei starken Turbulenzen kompakte Flocken mit hoher Sinkgeschwindigkeit gebildet (SPINGAT, 1997). ANDERSEN & PEJRUP (2002) ermittelten in einer Feldstudie einen Zusammenhang der Sinkgeschwindigkeit kohsiver Sedimente mit dem Vorhandensein der Wattschnecke hydrobia ulvae, deren Ausscheidungen sich an die Sedimenten anlagern und so deren physikalische Eigenschaften verndern knnen. Gleichzeitig dienen den Wattschnecken aber Algenarten als Nahrung, die ansonsten zur Stabilisierung beitragen wrden. Es besteht also ein uerst komplexes Wirkungsgefge zwischen biogenen Einflssen, die zudem lokalen und saisonalen Schwankungen unterworfen sind. 4.5.4 Schwebstofftransportraten

Zur Abschtzung des Schwebstofftransportes werden an dieser Stelle die Anstze von Bagnold (1966) und van Rijn (1984) vorgestellt. Die Methode von Bagnold basiert auf einer Energiebilanz, die die Schwebstofffracht zur vom Fluid verrichteten Arbeit in Relation setzt (VAN RIJN, 1993). Die Transportrate kann nach folgender Gleichung berechnet werden:

(44)

wobei: Volumetrischer Schwebstofftransport [m/ms] Sinkgeschwindigkeit der Sedimentpartikel [m/s] Tiefengemittelte Strmungsgeschwindigkeit [m/s] Bodenschubspannung [N/m] Sedimentdichte [kg/m] Dichte des Fluids [kg/m] Erdbeschleunigung [m/s] Effizienzfaktor des Geschiebes (= 0,1 - 0,2) Effizienzfaktor der Schwebstoffe (= 0,01 - 0,02)

4.5 Transport von Schwebstoffen

59

Kachel und Sternberg (1971) zeigten, dass die Effizienzfaktoren eb und es nicht konstant Daher sind die Ergebnisse der Berechnungen nach dem Konzept von Bagnold stets zu hinterfragen (VAN RIJN, 1993). Einen vereinfachten Ansatz zur Berechnung des Schwebstofftransportes lieferte van Rijn

sind, sondern in Relation zur Bodenschubspannung und zum Korndurchmesser stehen.

1984 fr einen Gltigkeitsbereich von 1 bis 20 m Wassertiefe, Strmungsgeschwindigkeiten zwischen 0,5 und 2,5 m/s und Korndurchmesser zwischen 0,1 mm und 2 mm: 0,012 wobei: Volumetrischer Schwebstofftransport [m/ms] Kritische tiefengemittelte Strmungsgeschwindigkeit nach Shields [m/s] Tiefengemittelte Strmungsgeschwindigkeit [m/s] Wassertiefe [m] Van Rijn empfiehlt, Gleichung 45 lediglich zur Abschtzung des Schwebstofftransportes zu verwenden (VAN RIJN, 1993).
,

(45)

Abbildung 11: Schwebstofftransportkapazitt nach Bagnold und van Rijn in Abhngigkeit von der effektiven Sohlschubspannung (d50 = 0,1 mm, d90 = 0,2 mm, Wassertiefe h = 3 m)

60

Kapitel 4: Sedimenttransport auf Wattflchen

Abbildung 11 zeigt die Schwebstofftransportkapazitt berechnet nach den Anstzen von Bagnold und van Rijn. Gleichung 45 nach van Rijn liefert insbesondere fr hhere effektive Schubspannungen eine um bis zu einen Faktor 3,5 grere Transportkapazitt. Weitere Anstze zur Berechnung der Schwebstofftransportkapazitt nach Einstein (1950), Bijker (1971) und ein detaillierterer Ansatz von van Rijn (1984) sind in VAN RIJN (1993) zu finden. RAUDKIVI (1982) fhrt zudem den Ansatz von Brooks (1956) auf.

4.6

Die Gesamttransportkapazitt qt setzt sich aus den Teiltransportarten Geschiebetransport und Schwebstofftransport zusammen.
(46)

Abschtzung der Gesamtfracht

Es gibt Anstze, die den Gesamttransport auf Basis der beiden Teiltransporte berechnen. Andere Anstze ermitteln den Gesamttransport ber allgemeine Beziehungen. Die Addition der einzeln berechneten Anteile von Geschiebetransport und Transport in Suspension machen sich unter anderem Einstein (1950, in VAN RIJN, 1993), Bagnold (1966 in VAN RIJN, 1993), Bijker (1971 in VAN RIJN, 1993), Zanke (1982, in ZANKE, 1982) und van Rijn (1984 in VAN RIJN, 1993) zu Nutze. Wird die Transportkapazitt je Transportart unabhngig voneinander bestimmt, ist jedoch zwingend darauf zu achten, dass den Anstzen die gleichen Annahmen zu Grunde liegen (ATV-DVWK, 2003). Die am hufigsten angewandten Gesamttransportgleichungen stammen von Engelund & Hansen (1967, in VAN RIJN, 1993) und Ackers & White (1973, in VAN RIJN, 1993). Die Beziehung von Ackers & White basiert auf der Annahme, dass grobe Sedimente als Geschiebe in Sohlnhe mit einer Transportrate bewegt werden, die von der effektiven Schubspannung am Einzelkorn abhngt. Die feinen Sedimente bewegen sich infolge von Turbulenzen in Suspension, wobei die Transportrate von der Sohlschubspannung abhngt. In Gleichung 47 sind empirische Parameter enthalten, die Ackers & White aus der Analyse von 925 Datenstzen aus Labor- und Feldversuchen bestimmt haben (BAYRAM, 2001).
,

(47)

wobei:
,

Gesamttransport nach Ackers & White [m/ms] Tiefengemittelte Strmungsgeschwindigkeit [m/s]

4.6 Abschtzung der Gesamtfracht

61

Schubspannungsgeschwindigkeit [m/s] Partikel-Mobilittsparameter [-] , , Kritischer Partikel-Mobilittsparameter [-] Koeffizienten [-] Kinematische Viskositt [m/s] Reprsentativer Korndurchmesser des Sohlmaterials [m]
,

[-]

[-] fr 1 fr 1 60 [-] 60 [-] 60 [-]

10
, ,
,

0,56 log

1,34 fr 1 0;

Die Koeffizienten K und m wurden spter durch HR Wallingford (1990, in VAN RIJN, 1993) angepasst. Diese Anpassung war erforderlich, da die durch die ursprngliche Formel berechneten Transportraten insbesondere fr feine Sedimente mit einem mittleren Korndurchmesser von d50 10
, , ,

0,025;

0,14 fr 1

1,5;

60 [-]

0,17 fr

60 [-]

0,2 mm zu gro waren.


60 [-]
,

0,025 fr 1,78 fr

fr 1

60 [-]

1,67 fr 1

Die Methode nach Engelund & Hansen basiert auf dem Konzept einer Energiebilanz, wobei die Arbeit (pro Zeiteinheit und Breite) betrachtet wird, die erforderlich ist, um die Sedimentfracht ber eine Hhe, die der Hhe der Sohlformen zu heben und die das Fluid bentigt, um die Partikel ber eine Lnge zu transportieren, die der Lnge der Sohlformen entspricht. Der Ansatz bercksichtigt jedoch nicht die Sohlschubspannung und vernachlssigt daher den Bewegungsbeginn der Sedimente. Die Gleichung nach Engelund & Hansen zur Abschtzung des Gesamttransportes lautet:
, ,
,

60 [-]

60 [-]

(48)

62

Kapitel 4: Sedimenttransport auf Wattflchen

wobei:
,

Gesamttransport nach Engelund & Hansen [m/ms] 18 Tiefengemittelte Strmungsgeschwindigkeit [m/s] Chzy-Koeffizient [m1/2/s]

Mittlerer Korndurchmesser [m]

Abbildung 12: Gesamttransport nach Engelund & Hansen, Ackers & White, Bagnold und van Rijn

In Abbildung 12 sind die berechneten Gesamttransportraten nach den Anstzen von Engelund & Hansen sowie Ackers & White dargestellt. Die hohen Transportraten im Bereich geringer Strmungsgeschwindigkeiten nach Engelund & Hansen resultiert daraus, dass in diesem Ansatz der Bewegungsbeginn der Sedimente vernachlssigt wird. Bei hheren Strmungsgeschwindigkeiten liefert der Ansatz nach Ackers & White hhere Transportraten. Zum Vergleich sind zustzlich Gesamttransportraten dargestellt, die sich zusammengesetzt aus Teiltransportraten nach Bagnold und van Rijn berechnen. In VAN RIJN (1993) sind Vergleiche von berechneten Transportraten nach verschiedenen Anstzen mit Datenstzen aus Labor- und Felduntersuchungen aufgefhrt. Van Rijn (1984), Voogt et al. (1989) und White et al. (1973) verglichen mit Hilfe der Methoden von Engelund & Hansen (1967), Ackers & White (1973), Yang (1973), van Rijn (1984), Einstein (1950) sowie

4.6 Abschtzung der Gesamtfracht

63

Bagnold (1950) berechnete Sedimenttransportraten mit Datenstzen aus Laborrinnen,

Flssen und stuaren. Van Rijn gibt dabei das Verhltnis r von berechneten zu gemesse-

groe Abweichungen zwischen berechneten und gemessenen Werten auf. Am besten sind die Berechnungsanstze dabei allgemein auf Datenstze aus Versuchsgerinnen anwendbar (Tabelle 2).
Tabelle 2: Vergleich von berechneten und gemessenen Sedimenttransportraten nach VAN RIJN (1993); Anteil der berechneten Werte im Bereich Faktor 2 der Messwerte Vergleich Methode Einstein (1950) Bagnold (1966) Engelund & Hansen (1967) Ackers & White (1973) Yang (1973) Van Rijn (1984) Versuchsrinne (297 Datenstze) ----68 % 68 % 89 % 76 % Van Rijn (1984) Fluss (486 Datenstze) ----64 % 63 % 39 % 76 % stuar (120 Datenstze) ----33 % 26 % --89 % White et al. (1973) Labor- und Feldmessungen (1260 Datenstze) 46 % 22 % 63 % 68 % -----

0,5

nen Werten an und stellt zusammenfassend den Anteil von r -Werten dar, der im Bereich

2 liegt. Die Anteile schwanken zwischen 22 % und 89 %, weisen also teilweise

Neben Ackers & White und Engelund & Hansen gibt es eine groe Anzahl weiterer Formeln zur Berechnung der Gesamttransportkapazitt, von denen einige in Tabelle 4 aufgefhrt sind. In sechs Formeln (z.B. Ackers & White, 1979 und Bijker, 1979) wird Seegang durch eine Modifikation der Strmungsgeschwindigkeit bzw. der Sohlschubspannung bercksichtigt. CAMENEN & LARROUD (2003) verglichen analog zu dem Vorgehen von van Rijn und White et al. weitere berechnete und gemessene Sedimenttransportraten (Tabelle 3). Dabei wurden Sedimenttransportformeln untersucht, die auch den Einfluss von Seegang bercksichtigen. Verglichen wurden die Ergebnisse mit Daten aus Messungen in der Natur sowie mit Daten aus Versuchsrinnen. Da die grten morphologischen Vernderungen zu Phasen hoher hydrodynamischer Belastungen zu erwarten seien, wurden in dem Vergleich starke Strmungen sowie Kombinationen aus Wellen und Strmung untersucht. Bei der Untersuchung von starken Strmungen liegen zwischen 60 % und 84 % der berechneten Werte im Bereich Faktor 2 um die Messwerte und damit im Bereich der Ergebnisse der Vergleiche von van Rijn und White et al. Bei dem Vergleich von berechneten und gemessenen Transportraten unter Wellen- und Strmungsbelastung sind die bereinstimmungen deutlich geringer und liegen zwischen 18 % und 48 %. Im Allgemeinen stimmen die Berechnungsergebnisse verschiedener Autoren gut mit den von ihnen verwendeten experimentellen Daten berein. Werden diese Sedimenttransportformeln

64

Kapitel 4: Sedimenttransport auf Wattflchen

auf andere Belastungsflle angewandt, weichen Berechnungsergebnisse und gemessene Transportraten zum Teil deutlich voneinander ab.
Tabelle 3: Vergleich von berechneten und gemessenen Sedimenttransportraten bei starker Strmung sowie Wellen und Strmung nach CAMENEN & LARROUD (2003); Anteil der berechneten Werte im Bereich Faktor 2 der Messwerte Vergleich Methode Bijker (1968) Bailard (1981) Van Rijn (1989) Dibajnia & Watanabe (1992) Ribberink (1998) CAMENEN & LARROUD (2003) Starke Strmung Wellen und Strmung 66 % 18 % 82 % 35 % 70 % 45 % 84 % 48 % 60 % 45 %

Tabelle 4: Formeln zur Berechnung des Gesamttransportes mit Erscheinungsjahr und Quelle Verfasser Ackers & White Ackers & White Ackers & White (an Seegang angepasst) Bagnold Bailard (an Seegang angepasst) Bailard & Inman Bijker Bijker (an Seegang angepasst) Brownlie Dibajnia & Watanabe (an Seegang angepasst) Engelund & Hansen Graf Laursen Ribberink (an Seegang angepasst) Rottner Shen & Hung Van Rijn Van Rijn (an Seegang angepasst) Van Rijn Van Rijn (E&H) Watanabe Wilson (MP&M) Yang Zanke Erscheinungsjahr 1973 1973 1979 1966 1981 1981/84 1978 1979 1981 1992 1967 1968 1958 1998 1959 1971 1984 1989 1993 1967 1992 1987 1973 1982 Quelle VAN RIJN (1993) BAYRAM ET AL. (2001) VAN DE GRAAFF & VAN OVEREEM (1979) Van RIJN (1993) CAMENEN & LARROUD (2003) BAYRAM ET AL. (2001) Van RIJN (1993) VAN DE GRAAFF & VAN OVEREEM (1979) BROWNLIE (1982) CAMENEN & LARROUD (2003) VAN RIJN (1993) BROWNLIE (1982) BROWNLIE (1982) CAMENEN & LARROUD (2003) BROWNLIE (1982) BROWNLIE (1982) VAN RIJN (1993) CAMENEN & LARROUD (2003) BAYRAM ET AL. (2001) ATV-DVWK (2003) BAYRAM ET AL. (2001) HUGHES ET AL. (1997) VAN RIJN (1993) ZANKE (1982)

Wattflchen der Elbmndung

Die heutige Deutsche Bucht lsst sich erdgeschichtlich weit zurckverfolgen. Erste Zeugnisse wurden bereits am Ende des Palozoikums vor 250 Mio. Jahren gefunden. Seither prgten kalt- und warmzeitbedingte Regressionen und Transgressionen das morphologische und geologische Erscheinungsbild der deutschen Nordseekste (HOFFMANN, 1992). Im Vergleich zu morphologischen Prozessen, die auf geologischen Zeitskalen ablaufen, ist die gegenwrtige Phase als verhltnismig bestndig anzusehen. Grund hierfr ist unter anderem der in den vergangenen 1.000 Jahren stetig gewachsene anthropogene Einfluss durch den Kstenschutz (KRAMER, 1989). Verheerende Sturmfluten konnte diese Entwicklung nur vorbergehend aufhalten. Dennoch unterlagen insbesondere die vor den Deichen liegenden Flchen des Wattenmeeres auch in den jngsten Jahrhunderten und Dekaden noch intensiven Vernderungen, die durch hydrologische Randbedingungen und deren nderungen beeinflusst waren.

5.1
5.1.1

Geologische Entwicklung der deutschen Nordseekste


Pleistozne Entwicklung

Die Gestalt des heutigen Nordseebeckens wurde mageblich durch die Eiszeiten des Pleistozns bestimmt, in denen die Gletscher der Elster-, Saale- und Weichsel-Kaltzeit von Skandinavien nach Mitteleuropa vorstieen. Die Elster- und Saale-Vereisung hinterlieen im Bereich der Nordsee End- und Grundmornen sowie Schmelzwassersande (vgl. Tabelle 5). In der interglazialen Holstein- bzw. Eem-Warmzeit fhrten abtauende Gletscher zu einer berflutung des Nordseebeckens. Die Mornen wurden zum Teil abgetragen und die Landschaft wurde eingeebnet. Zwar erreichten die Gletscher der folgenden Weichselvereisung das Nordseebecken nicht mehr, dennoch hatten die whrend des einsetzenden Holozns nach Westen ablaufenden Schmelzwasser groen Anteil an der weiteren Ausformung der Landschaft. Von Sdosten her zog sich das Elburstromtal durch den Hamburger Raum an der Dithmarscher Kste und sdlich an Helgoland vorbei nach Nordwesten (HOFFMANN, 1992). Diese letzte groe Transgression begann nach dem Hhepunkt der Weichsel-Eiszeit vor etwa 20.000 Jahren, als der Meeresspiegel etwa 100 bis 120 m niedriger lag als heute und die Nordsee weitestgehend trocken lag. 65

66

Kapitel 5: Wattflchen der Elbmndung

Tabelle 5: Geologische Zeittafel (nach VEENSTRA, 1977 und HOFFMANN, 1992) Formation Quartr Abteilung Holozn Zeit Subatlantikum Subboreal Atlantikum Boreal Prboreal Pleistozn Weichsel-Vereisung Eem-Interglazial Saalevereisung Holstein-Interglazial Elstervereisung Meeresspiegel erreicht heutiges Kstenniveau Meeresspiegel ca. 46 m tiefer als heute Meeresspiegel ca. 100-120 m tiefer als heute; maximale Ausbreitung des Eises Meeresspiegelmaximum ca. 5 m niedriger als heute Gletscher bis in das Nordseebecken vorgedrungen Meer dringt bis in heutigen Kstenbereiche vor Gletscher dringen bis in das Nordseebecken vor Nordseegeschichte Dnkirchen-Transgression Calais-Transgression Alter in Jahren 0 2.800 5.000 7.500 9.000 10.000 90.000 100.000 380.000 420.000 600.000

5.1.2

Holozne Entwicklung

Zu Beginn des Holozns vor etwa 10.000 Jahren war etwa die Hlfte der Landeismassen der Weichsel-Vereisung abgeschmolzen und der Meeresspiegel lag etwa 65 m unter dem heutigen. Der Kstenverlauf befand sich nrdlich der Doggerbank. Die folgenden Transgressionsphasen fhrten zu den heutigen Verhltnissen im Kstenraum. Fr das frhe Holozn wurden verschiedene Meeresspiegelkurven verffentlicht, die aus zum Teil unterschiedlicher Interpretation der vorhandenen Datengrundlage hervorgingen. Alle Kurven stimmen jedoch darin berein, dass der Meeresspiegel im frhen Holozn bis mindestens 7.000 BP3 mit etwa 2 m/Jh. sehr schnell anstieg. Bei dieser Transgression wirkten mehrere Faktoren zusammen (STREIF, 1978): Ein weltweiter eustatischer Anstieg des Meeresspiegels durch das klimabedingte Abschmelzen der kontinentalen Eismassen, isostatische Ausgleichsbewegungen der Erdkruste als Folge der Entlastung durch das Abschmelzen des Eises, eine seit mindestens 300 Mio. Jahren zu beobachtende Senkung der Erdkruste im Bereich der Nordsee,

Before Present = vor Heute

5.1 Geologische Entwicklung der deutschen Nordseekste

67

Setzung der Sedimente in rtlich sehr unterschiedlichem Mae und Tideerscheinungen mit ihren rtlich und zeitlich wechselnden Tidekurven. Vor ca. 5.000 Jahren waren sowohl die nordamerikanische als auch die skandinavische Eiskappe vollstndig verschwunden, was gleichbedeutend mit dem Ende des glazialeustatischen Meeresspiegelanstiegs war. Zu diesem Zeitpunkt lag der Meeresspiegel bei einem Niveau um NN -7 m und stieg in der Folge durchschnittlich um 14 cm/Jh. an, was vor allem auf isostatische und tektonische Bewegungen zurckzufhren ist. Eine allgemeine Annahme ist, dass der Meeresspiegelanstieg sptestens seit dem Abklingen des glazialeustatischen Anstiegs signifikanten Fluktuationen unterlag. In der Deutschen Bucht verursachten regressive Tendenzen bei einem Meeresspiegel von etwa NN -5 m zwischen 4.500 und 4.000 BP die Bildung des sogenannten Mittleren Torfs. Die anschlieende etwa 700 Jahre andauernde transgressive Phase wurde wiederum von einer Regression abgelst, die fr die Entstehung des Oberen Torfs verantwortlich war. Diese relative Senkung ca. 700 v. Chr. markiert den Beginn der ersten Siedlungsperiode in den nordwestdeutschen Marschgebieten (HOFSTEDE, 1991). Kurz vor Chr. Geburt erreichte der Wasserspiegel eine Hhe, die in etwa der heutigen entsprochen haben drfte. Es schloss sich eine regressive Phase an, die erst vor 1.000 Jahren von einer merklichen Transgression abgelst wurde (EPPEL ET AL., 2006). Zu dieser Zeit begannen die im Kstenraum siedelnden Menschen, das Land teilweise zu bedeichen, zu entwssern und zu kultivieren (AHREND, 2006). Weite Teile der Ksten wurden somit der natrlichen Entwicklung entzogen und nur noch im Falle schwerer und sehr schwerer Sturmfluten morphologisch verndert. 5.1.3 Entwicklung im Bereich der Unter- und Auenelbe

Das untere Elbtal entstand bereits im Pleistozn als Urstromtal abflieender Schmelzwasser. Die abtauenden Eismassen der Weichsel-Kaltzeit flossen aus Mecklenburg, Pommern, Brandenburg und Polen durch dieses im Mittel 10 km breite Tal in die Nordsee. Dabei wurde es bei Cuxhaven bis NN -20 m mit Kies und Schottern aufgefllt. Parallel zu dieser Entwicklung stieg der Meeresspiegel an. Bei Erreichen des Gebietes der Elbmndung verschob sich die Gezeitengrenze stromaufwrts und die eiszeitlichen Sedimente wurden von jngeren berdeckt. Dabei berlagerten marine Sedimente groe Areale von Smpfen, Wldern und Mooren, was heute anhand horizontaler und vertikaler Schichtung nachvollzogen werden kann. Heutzutage liegt die Unterelbe oberhalb pleistozner Sand- und holozner Sedimentablagerungen des Flusses. Eiszeitliche Relikte treten immer wieder in Form von Findlingen zu Tage.

68

Kapitel 5: Wattflchen der Elbmndung

In den vergangenen zwei Jahrtausenden, in denen der Meeresspiegel im Vergleich zu vorangegangen Phasen kaum noch anstieg, begann die Hauptrinne der Elbe, stark zu mandrieren. In die lteren Ablagerungen schnitten sich neue Rinnen ein, die in der Folge jedoch auch wieder verlandeten (HOFFMANN, 1992). In dieser ra nahmen die anthropogen beeinflussten Vernderungen stark zu. Im Laufe der Eisenzeit stieg der Bedarf an Bau- und Nutzholz sehr stark an, was zu einer massiven Abholzung entlang der Ufer des Mittel- und Unterlaufes der Elbe fhrte. Die Sedimentfracht des Flusses stieg rapide und schon bald waren die Ufer der Unterelbe von einer Sedimentschicht bedeckt. Das Gelndeniveau ergab sich dabei aus dem Sedimentangebot und der Hufigkeit von berflutungen bzw. Sturmfluten. Diese Zusammenhnge fhrten zum typischen Bild der heutigen Marschlandschaft. Der Verlauf der Elbe vernderte sich im Laufe der Zeit hufig und in unterschiedlichem Mae, was sich zum einen in einem vernderten Uferverlauf, zum anderen in einer Verlegung der Hauptrinne in den Grenzen der bestehenden Ufer uerte. Vernderungen an den Ufern ergaben sich langsam und kontinuierlich als Folge von Erosion und Sedimentation oder abrupt als Landabbrche verursacht durch starken Wellen- und Strmungsangriff. Abbildung 13 zeigt eine Luftaufnahme des Tideelbe aus dem Jahr 2003. Zwischen Brunsbttel und Cuxhaven weitet sich das Elbestuar in der jetzigen Zeit deutlich auf, wobei die tiefe Hauptrinne dicht entlang des sdlichen Ufers verluft. Nrdlich schlieen sich weit ausgedehnte Wattflchen an, die Teil des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sind. Seewrts von Cuxhaven sind die seitlichen Grenzen der Auenelbe nur bei Tideniedrigwasser zu erkennen. Im Sden werden sie durch die Wattflchen von Duhnen, Neuwerk und Scharhrn gebildet, im Norden bestehen sie aus einer Kette von Auensnden. Dreiig Jahre zuvor waren diese Sandbnke noch miteinander verbunden, seit Beginn der 1990er Jahre knnen jedoch fortschreitende Erosion am Groen Vogelsand und Sandverluste im westlichen Bereich des Gelbsandes beobachtet werden. Dies fhrte dazu, dass heute eine klare nrdliche Abgrenzung der Auenelbe nicht mehr existiert. Das Flussbett der Elbe, das sich in die flache Kstenzone schneidet, besteht hauptschlich aus Mittel- und Grobsanden. An besonders tiefen Stellen knnen aber auch alluviale Schlickschichten hervortreten (BHLICH & STROTMANN, 2008).

5.2 Geologie von Wattflchen

69

Abbildung 13: Luftaufnahme des Elbe stuars (Image Editing, Copyrights: Brockmann Consult, Common Wadden Sea Secretariat (c) 2003)

5.2
5.2.1

Geologie von Wattflchen


Bildung amphibischer Flchen im tidebeeinflussten Kstenraum

Die Wattflchen der sdlichen Nordseekste gelten als weltweit einzigartig. Die Grnde hierfr werden deutlich, wenn die Merkmale betrachtet werden, die fr die Bildung amphibischer Flchen im tidebeeinflussten Kstenraum erfllt sein mssen (VEENSTRA, 1977): 1. Zufuhr von Feinmaterial aus dem Meer 2. Tidehub in der Grenordnung mehrerer Meter 3. Inseln als Schutz gegen die Brandungswirkung des Meeres 4. Allmhlich abfallender Meeresboden 5. Gemigtes Klima mit entsprechender Flora und Fauna 6. Relativer Meeresspiegelanstieg 7. Flsse mit Trichtermndungen 8. Flaches Hinterland Ohne ausreichende Zufuhr von Sedimenten knnen sich keine Watt- und Vorlandflchen bilden. Um feines Material bis weit ins Wattenmeer zu transportieren, mssen entsprechende Strmungsgeschwindigkeiten vorherrschen, die nur durch einen Tidehub induziert werden knnen. Fehlen Inseln oder Auensnde als Barrieresystem gegen einlaufenden Seegang, werden sedimentierte Schichten schnell wieder erodiert. Bei einem steil abfallenden Kstenprofil wrden sich die transportierten Sedimente endgltig in tieferem Wasser absetzen. Das

70

Kapitel 5: Wattflchen der Elbmndung

Klima beeinflusst die existierende Pflanzen- und Tierwelt mageblich. So siedeln sich etwa im tropischen Klima Mangroven an, die das Erscheinungsbild der Kstenform entsprechend verndern. Nur ein relativer Meeresspiegelanstieg kann gewhrleisten, dass dem Kstenraum immer wieder gengend Sediment zur Verfgung gestellt wird. Groe stuare beeinflussen durch Oberwasserzufluss die Vegetation in den Mndungsbereichen erheblich. Zudem liefern sie groen Mengen an feinen Sedimenten.

Strmungsgeschwindigkeit v

A B V1 V2 A1 See Transport whrend einer Tide B3 2A B Land

Abbildung 14: Modellvorstellung zum Sedimenteintrag in ein Watteinzugsgebiet (nach DIECKMANN, 1985)

Eine einfache Modellvorstellung zum Sedimenteintrag aus dem Meer in die Wattflchen fasst DIECKMANN (1985) auf der Basis von berlegungen von van Straaten & Khnen sowie Postma zusammen (Abbildung 14). Dabei wird der durch die Tidestrmung bedingte Weg eines Schwebstoffteilchens whrend eines Tidezyklus betrachtet. Das Schwebstoffteilchen befindet sich bei Punkt 1, bis es bei einer kritischen Strmungsgeschwindigkeit v2 in der beginnenden Flutphase in Suspension gebracht wird und in Richtung Kste transportiert wird. Bei Unterschreiten der Strmungsgeschwindigkeit v1 gegen Ende der Flutphase sinkt das Teilchen am Punkt 2 zu Boden. Whrend der anschlieenden Ebbe wird das Teilchen bei Erreichen der Strmungsgeschwindigkeit v2 wieder suspendiert, seewrts transportiert und dann bei Punkt 3 abgelagert. Die Distanz zwischen den Punkten 1 und 3 ergibt den landwrtigen Transport des Partikels whrend einer Tide an. Die Kurven A und B basieren auf der vereinfachenden Annahme, dass die Strmungsgeschwindigkeiten an jedem Ort sinusfrmig sind und whrend jeder Tidephase von See nach Land linear abnehmen. Diese Modellvorstellung verdeutlicht zwei Effekte: Zum einen eine Ablagerungsverzgerung, die daraus entsteht, dass ein Schwebstoffteilchen nicht vertikal sedimentiert, wenn die fr seinen Korndurchmesser kritische Geschwindigkeit unterschritten wird, sondern eine bestimmte Strecke weiter von der Strmung getragen wird, bis es den Grund erreicht. Zum anderen existiert eine Aufnahmeverzgerung, die aus einer Differenz der kritischen Strmungsge-

5.2 Geologie von Wattflchen

71

schwindigkeiten zur Aufnahme von Sedimenten (v2) und der kritischen Strmungsgeschwindigkeiten zur Ablagerung von Sedimenten (v1) resultiert. Je kleiner der Korndurchmesser ist, desto grer ist die Differenz zwischen den beiden Geschwindigkeiten. 5.2.2 Zonierung von Wattbereichen

Das als Wattenmeer bezeichnete Gebiet setzt sich aus den drei Teillebensrumen Watt, Inseln mit Strand und Dnen sowie Salzwiesen bzw. Vorland zusammen, die aufgrund ihrer Besonderheiten jeweils spezielle Funktionen des gesamten kosystems Wattenmeer wahrnehmen (VON LIEBERMAN, 1999). Die Tide ist dabei die Haupteinflussgre im Wattenmeer. Daher ist es sinnvoll, eine hydrologische sowie kologische Zonierung auf die Tidewasserstnde zu beziehen. Aufgrund der geringen Gelndeneigung im Watt knnen bereits kleine Hhennderungen von groer Bedeutung sein und groe Flchen umschlieen. Verwendet man das natrliche Bezugssystem der Tidewasserstnde, ergibt sich aus geologischer und kologischer Sicht eine klare Gliederung (Abbildung 15).

Abbildung 15: Zonierung der Wattbereiche (VON LIEBERMAN ET AL., 1998)

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Kapitel 5: Wattflchen der Elbmndung

Der als Sublitoral bezeichnete untere Wattbereich umfasst die Gebiete unterhalb des Mittleren Tideniedrigwasserstandes (MTnw). Dazu gehren z.B. Priele und Wattstrme sowie den Inseln seeseitig vorgelagerte, sandige Flachwassergebiete. Das Sublitoral ist dementsprechend auch bei mittleren Tideniedrigwasserstnden noch mit Wasser bedeckt. Prinzipiell sind die kologischen Randbedingungen der letztgenannten Gebiete eher mit denen der offenen Nordsee zu vergleichen (VON LIEBERMAN, 1999). Das Eulitoral, der mittlere Wattbereich zwischen dem Mittleren Tideniedrigwasser und dem Mittleren Tidehochwasser (MThw), fllt bei mittleren Tidebedingungen zweimal tglich trocken. Die Grenzen zum Sublitoral sowie zum oberen Wattbereich sind flieend, da das Eulitoral sowohl von Prielen durchzogen als auch gegen die Queller-Region und die Salzwiesen nicht klar abgegrenzt ist. Teile der Verlandungszone (Anwachszone) und Bereiche der Salzwiesen werden dem oberen Wattbereich (Supralitoral) zugeordnet. Diese Flchen sind durch Akkumulationsvorgnge infolge reduzierter Strmungsgeschwindigkeiten ber die Linie des mittleren Hochwassers (bis etwa MThw +1,50 m) hinausgewachsen und werden nur noch unregelmig berflutet. Das Epilitoral beginnt bei etwa +1,50 m oberhalb des MThw und wird nur whrend Sturmfluten berflutet. Dieser hchste Wattbereich ist jedoch durch das salzhaltige Grundwasser immer noch maritimen Einflssen unterworfen (VON LIEBERMAN, 1999). Des Weiteren kann man drei Watttypen ihrer Lage zur See entsprechend unterscheiden: Offene Watten liegen im Schutz von Strandwllen oder Auensnden. Ihr Unterwasserprofil fllt sehr flach ab und verhindert so Abbrche bei schwerem Seegang. stuar- und Buchtenwatten sind im stuarbereich oder in Meeresbuchten zu finden. Sie knnen in der Brackwasserzone liegen, in sehr seltenen Fllen gibt es Swasserwatten. Rckseitenwatten liegen hinter den Dneninseln der Nordsee. Alle drei Typen sowie Mischformen im Mndungsgebiet von stuaren sind in der Deutschen Bucht zu finden. Eine Gemeinsamkeit besteht darin, dass alle seegangsgeschtzt liegen (REINECK, 1982). 5.2.3 Sedimentinventar

Trotz vieler Gemeinsamkeiten ist die Entwicklung verschiedener Wattgebiete nicht einheitlich verlaufen. Dies liegt zum einen am unterschiedlichen geologischen Aufbau, zum anderen an der ungleichen Ausrichtung zur Hauptwind-, Wellen- und Strmungsrichtung. Die grorumi-

5.2 Geologie von Wattflchen

73

ge morphodynamische Entwicklung der Rckseitenwatten der ostfriesischen Inseln verlief bis auf einzelne Meereseinbrche whrend der Sturmfluten im Mittelalter vergleichsweise ruhig, whrend die Watten vor der schleswig-holsteinischen Westkste tiefgreifenden Vernderungen durch schwere Sturmfluten unterworfen waren. Eine zusammenfassende Beschreibung dieser Entwicklung ist in DIECKMANN (1985) zu finden. Nach geologischen Gesichtspunkten mssen die Wattbereiche Niedersachsens und Schleswig-Holsteins sdlich von Eiderstedt von den Bereichen nrdlich von Eiderstedt unterschieden werden. Dort finden sich bereits 1 m unter der Gelndeoberkante Teile aus altem Festlandboden. Im Gegensatz dazu erreichen Marschen und Wattbden im brigen Gebiet Mchtigkeiten von bis zu 30 m, aufgeschttet aus Nordsee-Sedimenten innerhalb der vergangenen 7.000 Jahre. STREIF (1990) postulierte hierfr den Bulldozer-Effekt, das heit, einen Sedimenttransport von der Nordsee zur Kste durch die Kraft der Wellen. Die Sonderstellung der nordfriesischen Kste entstand durch einen lokalen GletscherVorsto in der Saale-Eiszeit im Gebiet der nordfriesischen Geestkerninseln Sylt, Amrum und Fhr, die einen groen Geestrcken bildeten. Die Endmornen-Landschaft aus der SaaleEiszeit wurde spter in der Zeit von Meeresspiegel-Hochstnden im Eem-Interglazial sowie in der jetzigen Zeit durch die Nordsee umgestaltet. Das heutige Erscheinungsbild des Wattenmeeres wurde mageblich durch den letzten Meeresspiegelanstieg in den vergangenen 1.000 Jahren aber auch durch sehr schwere Sturmfluten geprgt. Insbesondere die Gestalt der Geestkerne wurde hierdurch signifikant verndert (EPPEL et al., 2006). Die Mchtigkeiten der Bodenhorizonte mariner holozner Sedimente sind in der offenen Nordsee gering, wachsen jedoch im Kstenraum stark an. Im Bereich der Dneninseln sowie der stuare erreichen sie Schichtdicken von bis zu 30 m. Entlang der gesamten sdlichen Nordseekste erstreckt sich ein Barrieresystem, das im deutschen Kstenraum aus Inseln und Sandbnken besteht. An die Kette der ostfriesischen Inseln schlieen sich zwischen Jade und Elbe hochliegende Sandbnke an. Beide Elemente haben dabei eine hnliche Entwicklung durchlaufen und bestehen vorwiegend aus sandigen Sedimenten, die auf einem prholoznen Relief auflagern. Der relative Meeresspiegelanstieg im Verlaufe des Holozns in Verbindung mit einem landwrts gerichteten Sandtransport fhrte zu einem transgressiven bergreifen marin litoraler Fazies ber terrestrische Ablagerungen und zu Moorbildungen. Moorbildung kann dabei auf zwischenzeitliche Meeresspiegelsenkungen hinweisen, aber auch bei einem Meeresspiegelanstieg zustande kommen, wenn die Moorwachstumsrate hher ist als die zeitlich entsprechende Meeresspiegelanstiegsrate. Die Wattgebiete und Marschen bilden eine bergangszone, in der sich Wattsedimente mit limnischen Abstzen und Torfen verzahnen. Die marine Transgression des Holozns stie zunchst in die Fluss-

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Kapitel 5: Wattflchen der Elbmndung

tler und Rinnen von Ems, Weser und Elbe vor und fhrte einerseits zu kontinuierlichen bergngen von semiterrestrisch-limnischer Fazies zum brackisch-marinen Milieu. Andererseits traten aber auch erhebliche Erosions-, Umlagerungs- und Re-Sedimentationsvorgnge auf. Mit weiterem Vordringen der Nordsee breitete sich der marine Einfluss auch ber die tiefliegenden Regionen flchenhaft aus. Im seewrtigen Bereich kam es dabei zur Ablagerung feinsandig-schluffiger, meist kalkreicher Wattsedimente, landwrts folgten tonige, berwiegend kalkfreie Sedimente mit hohen organischen Anteilen. Je nach Hhenlage und Exposition des Ablagerungsgebietes zur See hin variieren die Zeitpunkte beginnender mariner Sedimentation (STREIF, 1978; vgl. Abbildung 16). Geologisch gesehen gehren die Wattsedimente zum Subatlantikum (vgl. Tabelle 5). Sedimentologisch bestehen sie aus marinen klastischen Lockersedimenten mit organischen sowie organogenen Beimengungen. Der anorganische Anteil setzt sich aus Sand, Schluff und Ton zusammen. Kies spielt eine ungeordnete Rolle. Zum organischen Anteil zhlen organische Substanzen und Karbonate. Der organogene Anteil besteht aus Torfen und Mudden, Pilzgeflechten (Mikroflora), Mollusken, Wrmern und Krebsen (Makrofauna), Foraminiferen und Diatomeen (Mikrofauna) sowie aus Stoffwechselprodukten von Organismen (PFEIFFER, 1996). Die Ausprgung des heutigen Wattenmeeres entspricht einem der Kste vorgelagerten Schwemmlandkeil. Die Sedimentschichtung eines idealisierten Watts im mesotidalen Bereich ist in Abbildung 16 dargestellt.

Abbildung 16: Senkrechte Sedimentabfolge eines Watts im mesotidalen Bereich (REINECK, 1982)

5.2 Geologie von Wattflchen

75

Wattsedimente fallen in die Korngrenklassifizierung nach EN ISO 14688, Teil 1 (NORMENAUSSCHUSS BAUWESEN, 2003) und demnach in die Korngrenbereiche Sand, Schluff und Ton (Tabelle 6).
Tabelle 6: Klassifizierung der Korngren nach EN ISO 14688, Teil 1 Korngre in mm 2 bis 0,063 0,063 bis 0,002 < 0,002 Bezeichnung Sand Schluff Ton

Der Anteil der Kornfraktionen bestimmt den Sedimenttyp. Verschiedene Sedimenttypen unterscheiden sich durch die Mischungsverhltnisse der einzelnen Komponenten. Bezeichnend fr den Sedimenttyp ist der Gehalt an Schluff und Ton (Bestandteile < 0,063 mm; vgl. Tabelle 7).
Tabelle 7: Kennzeichnung der Sedimenttypen (nach DIECKMANN, 1985 und PFEIFFER, 1996) Sedimenttyp Anteil der Kornfraktion < 0,063 mm [ %] < 10 10 bis 50 > 50

Sandwatt Mischwatt Schlickwatt

Die bodenmechanischen Eigenschaften von Wattsedimenten sind des Weiteren abhngig vom Wassergehalt sowie von der Lagerungsdichte des Bodens. Selbst gleiche Sedimenttypen bewegen sich innerhalb groer Bandbreiten. Im Allgemeinen sind Sandwatten aber trittfest und entsprechend dicht gelagert, wogegen Schlickwatt flssig-breiig und kohsiv ist. Wie in Kapitel 5.2.2 beschrieben, ergibt sich eine Verteilung der Wattsedimente in Abhngigkeit von der Wassertiefe, den Strmungen und dem Seegang. Nach EHLERS (1988) knnen Wattsedimente durch eine Dominanz von Feinsand mit Unteranteilen von Mittelsand charakterisiert werden. Grbere Fraktionen treten nur in bertieften Seegaten oder Prielstrmen auf, die bis auf die pleistozne Schicht erodiert sind. Auf Sandwatten liegt der Feinkornanteil in der Regel bei etwa 1 %. 5.2.4 Struktur von Wattflchen

Seeseitig geht das Wattenmeer in das Kstenvorfeld, die Flachsee der Deutschen Bucht mit Wassertiefen mit bis zu 20 m bei Helgoland ber. Inseln, Auensnde, Seegaten und Watt-

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Kapitel 5: Wattflchen der Elbmndung

strommndungen markieren den bergang von der Flachsee zum Wattenmeer. Das Erscheinungsbild der Auenkste des Wattenmeeres wird mageblich durch die Bathymetrie, die Morphologie sowie die Seegangsbedingungen bestimmt. Whrend der post-pleistoznen Calais-Transgression bildete sich ein aus Auensnden und Inseln bestehendes Kstenbarrieresystem (LDERS & LUCK, 1976). Diese Barriere wird durch groe Tidedurchlsse unterbrochen, die als Wattstrme bezeichnet werden (NORMENAUSSCHUSS W ASSERWESEN, 1979). Diese Hauptwasserlufe im Watt gehen von Flssen aus oder sind Hauptentwsserungsrinnen groer Tidebecken. Ihr Verlauf ist vom Basisrelief beeinflusst und folgt prglazialen Flusstlern (z.B. Lister Tief) oder Schmelzwasserrinnen der letzten Eiszeit (KOHLUS, 1998). Inseln oder Auensnde verengen die Auslsse hufig so stark, dass die dadurch induzierten hohen Strmungsgeschwindigkeiten tiefe Rinnen hervorrufen. Seeseitig weitet sich der Querschnitt zu einem Ebbdelta auf, in dem sich transportierter Sand zu Bnken oder Barren ablagert. Dabei kann es zur Ausbildung mehrerer Rinnen kommen, die unterschiedlich stark von Ebbe und Flut genutzt werden. Dieser Bereich ist starken morphologischen Vernderungen unterworfen. Der hohe Sedimenttransport in den Wattstrmen zeigt sich in instabilen Groriffeln im Bodenbereich. Diese Riffelfelder werden seeseitig vorwiegend vom Ebbestrom und landseitig vom Flutstrom (EHLERS, 1988) geprgt.

Abbildung 17: Elemente im Bereich des inneren Wattenmeeres (nach: KOHLUS, 1998)

Auch die Platen im inneren Wattenmeer sind wiederum von Entwsserungsrinnen, den Prielen, durchzogen (Abbildung 17). Diese fhren den Wattstrmen bei Ebbe das Wasser der Platen zu. An den Mndungen der Priele in die Wattstrme bilden sich wiederum hufig kleinere Ebbestromdeltas aus. Je kleiner das Abflusssystem ist, desto strker ist der Einfluss

5.3 Tidedynamik der Elbmndung

77

des Ebbestromes auf dessen Form und Verlauf. Priele entstehen durch Rinnenerosion, wenn Wasser whrend der Ebbe dem hydraulischen Gradienten folgt und beim Abfluss Sediment transportiert. Bei Flut fliet das von See vordringende Wasser zunchst in den Prielbetten, um dann bei hheren Wasserstnden auszuufern und die Wattflchen zu berstrmen (LDERS & LUCK, 1976). Wasser von den Platen wird den Prielen ber so genannte Wattrinnen zugefhrt (NORMENAUSSCHUSS W ASSERWESEN, 1988). Diese fallen bei Tideniedrigwasser trocken, wogegen die Priele auch zu diesem Zeitpunkt noch Wasser fhren. Je kleiner das Prielsystem ist, desto mehr neigt es zur Mandrierung und bei Vorhandensein feiner und schlickiger Sedimente zur Ausbildung steiler Ufer. Die Priele und Wattrinnen mandrieren in Flierichtung des ablaufenden Wassers. An den Gleithngen und an den Rndern gerader Abschnitte kommt es zur seitlichen Anlagerung, wobei die Ablagerungen teilweise vom Rinnenwasser herantransportiert werden, bei hheren Wasserstnden auch seitlich hinein gesplt werden (REINECK, 1982). Des Weiteren existieren auf Wattplaten Senken, in denen auch zur Tideniedrigwasserzeit Wasser stehen bleibt, da eine Schwelle oder die zu kurze Ebbezeit einen vollstndigen Abfluss verhindern (KOHLUS, 1998). Die Prieldichte auf Sandwatt-, Mischwatt- und Schlickwattflchen variiert sehr stark. Sandwattflchen weisen relativ wenige, nur leicht verzweigte Prielsysteme auf, wogegen Schlickwattflchen ber ein dichtes Netz aus Prielen und Wattrinnen entwssert werden. Im Sandwatt sind die Priele kurz und gerade, im Schlickwatt stark mandrierend und weit verzweigt (EHLERS, 1988).

5.3

Tidedynamik der Elbmndung

Die Gestalt der Wattflchen der Nordseekste wird mageblich durch die Tidedynamik bestimmt. In stuaren bzw. in deren Mndungsgebieten unterscheidet sich diese deutlich vom Tidegeschehen in der Nordsee. So liegen die Kenterpunkte der Strmungsgeschwindigkeit in den stuaren der deutschen Nordseekste nahe an den Extremwerten des Wasserstandes. Ursache dieses im Vergleich zu den freien Ozeanen atypischen Verhaltens ist die Reflexion der Tidewelle (vgl. HENSEN, 1958). Als Hauptkennwerte des Wasserstandes sind zunchst die Extremwasserstnde Tidehochwasser (Thw) und Tideniedrigwasser (Tnw) zu nennen, deren Differenz man als Tidehub (Thb) bezeichnet. Das arithmetische Mittel von Tidehochwasser und Tideniedrigwasser nennt man Tidehalbwasser. Als Tidemittelwasser (Tmw) wird das Integralmittel der Tidekurve bezeichnet. In Abbildung 18 ist dieses durch die Auftragung als waagerechte Linie dargestellt, die die Tidekurve in zwei Flchen gleichen Inhalts teilt. Der Tidehub ist eine direkte Gre zur Beschreibung der energetischen Prozesse in einem stuar. Grundstzlich nimmt die Tideenergie von See kommend in das stuar hinein ab,

78

Kapitel 5: Wattflchen der Elbmndung

wobei als die wesentlichen energiedissipierenden Prozesse dabei die Sohlschubspannung und die innere Reibung zu nennen sind. Die Tidewelle dringt soweit in ein natrliches stuar ein, bis ihre Energie vollstndig abgebaut ist. Die Position, an der kein Tidehub mehr zu verzeichnen ist, wird als Tidegrenze bezeichnet. Die Trichterform eines stuars kann zu einer Bndelung der Tideenergie fhren, wodurch es zu einer Zunahme des Tidehubs in das stuar hinein kommen kann. In einem natrlichen, breiten Flusstal hat das stuar ausreichend Raum, um zu mandrieren. Dadurch wird bereits ein erheblicher Teil der einschwingenden Tideenergie dissipiert. Durch eine Einengung des Fliequerschnittes, etwa durch Eindeichung, erhht sich die in ein stuar eindringende Tideenergie. Des Weiteren kann es durch die Reflexion der Tidewelle an abrupten Querschnittverengungen oder an einem Wehr zu einer Zunahme des Tidehubs kommen (HENSEN, 1958; W ITTMER, 1958). Der Tidehub ist eine magebende Gre bei der Klassifizierung von Kstengewssern. Man bezeichnet Gewsser mit einem Tidehub kleiner als 2 m als mikrotidal zwischen 2 m und 4 m als mesotidal und grer als 4 m als makrotidal. Eine charakteristische Gre im Verlauf der Strmungsgeschwindigkeit sind die Eintrittszeiten ihrer Nullpunkte (Abbildung 19). Als Ebbestromkenterpunkt wird dabei das zeitliche Ende der seewrts gerichteten Strmung bezeichnet, als Flutstromkenterpunkt das zeitliche Ende der stromaufwrts gerichteten Strmung. Stauwasser werden die Phasen genannt, in denen die Strmungsgeschwindigkeiten sehr gering sind. Die Bundesanstalt fr Wasserbau bezieht die Stauwasserdauern, die die zeitlichen Ausdehnungen dieser Phasen beschreiben, auf Geschwindigkeiten unter 10 cm/s. Die Zeit von der Ebbestrom- zur Flutstromkenterung wird als Flutstromdauer, die Zeit von der Flutstrom- zur Ebbestromkenterung als Ebbestromdauer bezeichnet (MALCHEREK, 2010). Im Vergleich zu den Extremwerten der Strmungsgeschwindigkeit (maximale Flutstrom- bzw. Ebbestromgeschwindigkeit) unterscheidet man die mittleren Flutstrom- und Ebbestromgeschwindigkeiten, die die jeweiligen Integralmittel ber die Flutstrom- bzw. Ebbestromdauer bezeichnen. Der Kenterpunktabstand Ebbe (Flut) ist die Differenz zwischen dem Eintreten des Tideniedrigwassers (Tidehochwassers) und dem Ebbestromkenterpunkt (Flutstromkenterpunkt). Dieser Werte kann als Ma fr die Reflexionseigenschaft des stuars bzw. fr die Dmpfung der reflektierten Tidewelle genommen werden.

5.3 Tidedynamik der Elbmndung

79

Abbildung 18: Tidekennwerte des Wasserstandes nach DIN 4049 (NORMENAUSSCHUSS W ASSERWESEN, 1979) dargestellt am Beispiel von ber einen Monat gemittelten Messwerten des Pegels Osteriff

Abbildung 19: Tidekennwerte der Strmungsgeschwindigkeit nach DIN 4049 (NORMENAUSSCHUSS W ASSERWESEN, 1979) dargestellt am Beispiel von ber einen Monat gemittelten Messwerten der Dauermessstation Neufelder Sand (LZ2)

80

Kapitel 5: Wattflchen der Elbmndung

Whrend in freien Ozeanen die Kenterpunkte auf der Tidemittelwasserlinie liegen, verschieben sie sich an stromaufwrts liegenden Betrachtungsorten in die Richtung der Scheitelpunkte. Die Maxima der Strmungsgeschwindigkeiten hingegen verschieben sich in die Richtung des Tidemittelwassers. Betrgt der Kenterpunktabstand an einem Ort Null, dann ist die reflektierte Welle so gro wie die einlaufende Welle. Liegt der Kenterpunktabstand bei etwa 3 Stunden, dann ist keine reflektierte Welle vorhanden, diese also vollstndig gedmpft (MALCHEREK, 2010). Die Tideelbe wurde durch anthropogene Eingriffe seit Jahrhunderten stark verndert. Im Gegensatz zu einem natrlichen stuar, in dem die Gewssersohle gleichmig zur Tidegrenze hin ansteigt, weist die Elbe durch den Ausbau der Fahrrinne Bereiche mit unterschiedlichen Sohllagen auf. Zwischen Wedel und Otterndorf wurde ein Sockel in einer Hhe von -15,80 m NN belassen, wobei die allgemeine Ausbautiefe der Fahrrinne bei einer Tiefe von -16,70 m NN liegt. Im Hamburger Raum nimmt die Tiefe zunchst auf -11,40 m NN ab, bevor dann ab den Elbbrcken die Gewssersohle dann nur noch bei ca. -6,40 m NN liegt. An diesen beiden Stufen in der Gewssersohle findet eine teilweise Reflexion der einlaufenden Tidewelle statt. Weitere erhebliche Vernderungen der Tidedynamik der Elbe ergaben sich durch die Errichtung des Wehres Geesthacht, das 1960 in Betrieb genommen wurde. Durch diese knstliche Tidegrenze vernderten sich die Reflexionseigenschaften der Elbe signifikant. Im Sturmflutfall wird das Wehr gelegt, so dass die Tide dann weiter vordringen kann (FICKERT & STROTMANN, 2007). Je nach Betrachtungsort im stuar variieren die genannten Tidekennwerte. Zeitliche Variationen an festen Orten ergeben sich dabei im Wesentlichen aus den astronomischen und meteorologischen Randbedingungen und werden nach DIN 4049 (NORMENAUSSCHUSS WASSERWESEN, 1979) durch weitere Kennwerte erfasst. Tabelle 8 zeigt wichtige Tidekennwerte, die sich fr den Pegel Osteriff bzw. fr die Dauermessstation Neufelder Sand (vgl. Abbildung 20) ergeben. Gem der oben genannten Definition befindet sich die Elbmndung im mesotidalen Bereich. Die Tide in der Elbe ist halbtgig mit einer mittleren Dauer von 12 Stunden und 25 Minuten. Eine Verformung der in das stuar einlaufenden Tidewelle tritt bereits durch eine Teilreflexion in der Deutschen Bucht auf. Tabelle 8 zeigt, dass die Flutdauer am Pegel Osteriff krzer ist als die Ebbedauer, wodurch die Steilheit der Tidewelle beim Einlaufen ins stuar aufgrund der schnelleren Fortschrittsgeschwindigkeit des Wellenberges im Vergleich zum Wellental weiter zunimmt. Die mittlere Flutstromgeschwindigkeit sowie die mittlere maximale Flutstromgeschwindigkeit sind grer als die mittlere Ebbestromgeschwindigkeit bzw. die mittlere maximale Ebbestromgeschwindigkeit. Der Kenterpunktabstand im unter-

5.4 Wahl des Untersuchungsgebietes

81

suchten Bereich wird mangels paralleler Messungen von Wasserstand und Strmung am gleichen Ort aus Wasserstnden des Pegels Osteriff und Strmungsmessungen der Dauermessstation Neufelder Sand (LZ2) abgeschtzt. Der mittlere Kenterpunktabstand Ebbe liegt bei etwa 50 Minuten, der mittlere Kenterpunktabstand Flut bei etwa 80 Minuten.
Tabelle 8: Tidekennwerte des Pegels Osteriff und der Dauermessstation Neufelder Sand; Datenherkunft: Beweissicherung Tideelbe (http://www.portal-tideelbe.de); Datenzeitraum: 01.01.1989 bis 30.08.2006 Tidekennwerte MThw [m NN] MTnw [m NN] Mittlerer Tidehub [m] Mittlere Ebbedauer [Min.] Mittlere Flutdauer [Min.] Mittlere Tidedauer [Min.] Mittlere Flutstromgeschwindigkeit [cm/s] Mittlere max. Flutstromgeschwindigkeit [cm/s] Mittlere Ebbetromgeschwindigkeit [cm/s] Mittlere max. Ebbetromgeschwindigkeit [cm/s] Mittlerer Kenterpunktabstand Ebbe [Min.] Mittlerer Kenterpunktabstand Flut [Min.] Osteriff 1,47 -1,34 2,81 419 326 745 Dauermessstation Neufelder Sand 82,5 143,5 65,7 107,7 47,4 81,6

Im unteren Teil der Abbildung 19 sind die konstante Ausrichtung des Ebbe- bzw. Flutstroms sowie die Kenterung des Stroms deutlich zu erkennen. Die Richtung folgt dabei dem Verlauf der Elbe in diesem Bereich. Ein derart klarer Verlauf der Strmungsrichtung ist auf den Wattflchen nicht zu erwarten.

5.4

Wahl des Untersuchungsgebietes

In den vorangegangenen Kapiteln wurden die Motivation und die Notwendigkeit von hydrologischen Messungen auf Wattflchen erlutert. Fr die Morphodynamik relevante Einflussfaktoren sowie Defizite im Prozessverstndnis wurden dargelegt. Die Wahl des Untersuchungsgebietes muss so ausfallen, dass mit Hilfe der Messungen eine Datenbasis geschaffen werden kann, die es erlaubt, eine mglichst breite Wissenslcke zu schlieen. 5.4.1 Allgemeine Anforderungen

Um die formulierte wissenschaftliche Fragestellung beantworten, aber auch, um die Messungen berhaupt in erforderlichem Mae durchfhren zu knnen, muss das Untersuchungsgebiet bestimmten Anforderungen gengen. Die Untersuchungen in der Natur sollen auf Wattflchen des Eulitorals unternommen werden. Diese sind morphodynamisch auch auf kleineren Raum- und Zeitskalen aktiv und haben dabei einen wesentlichen Einfluss auf supralitorale und sublitorale Flchen, sind von Letzteren sogar teilweise in Form von Prielen durchzogen. Supralitorale Wattflchen sind der

82

Kapitel 5: Wattflchen der Elbmndung

Morphodynamik weitestgehend entzogen. Sublitorale Flchen sind nicht geeignet, Antworten auf morphodynamische Fragestellungen von Wattflchen zu geben, da sie von ihren Eigenschaften her dem Kstenvorfeld zuzuordnen sind. Die Frage nach der Rolle eulitoraler Wattflchen als Sedimentquelle oder -senke ist bislang nicht ausreichend beantwortet. Es bestehen Defizite im Kenntnisstand ber treibende Krfte und auslsende Einflsse, die zu greren morphologischen Vernderungen fhren knnen. Welchen Einfluss haben Sturm- und Kantenfluten? Was bewirken lang anhaltende Ostwindwetterlagen mit dadurch verursachten geringen Tidewasserstnden? Wie interagieren Wattflchen mit Prielen und Wattstrmen? Hochauflsende Messungen in der Natur zur Beantwortung dieser Fragen gab es bislang nicht. Durchgefhrte Messprogramme beschrnkten sich auf Untersuchungen in tiefen Wattstrmen, in denen die morphodynamischen Einflussfaktoren eine andere Gewichtung haben. Untersuchungen im Labor haben ebenfalls einen Rinnencharakter und sind stark durch die Abmessungen der Versuchsanlagen beeintrchtigt. Flchenhafte Elemente des Wattenmeeres wurden bislang nicht detailliert untersucht. Ein besonders groer Einfluss von Flchen des Eulitorals auf das Sublitoral besteht bei stuarwatten, insbesondere dann, wenn sie im Mndungsbereich der stuare an das Fahrwasser einer Schifffahrtsstrae grenzen. Dabei sind den Wattflchen oftmals nur noch Auensnde vorgelagert, so dass man von einem Mischtyp zwischen stuarwatten und offenen Watten sprechen muss. Der Projekthintergrund dieser Arbeit liegt unter anderem im Interesse der Hamburg Port Authority, das Sediment- und stuarmanagement der Elbe zu verbessern. Dabei sollten Fragen zur kurz- und mittelfristigen Morphodynamik von Wattflchen und zu verschiedenen die Schwebstoffdynamik beeinflussenden Faktoren untersucht werden. Die Ergebnisse knnen bei der Projektierung einer mglichen subaquatischen Deponierung von Baggergut im Wattbereich helfen. Aus diesem Grund sollte das Untersuchungsgebiet in der Elbmndung liegen. Neben allen wissenschaftlichen Gesichtspunkten muss die praktische Umsetzung des Messprogramms im Untersuchungsgebiet mglich sein. Dabei wirken vor allem logistische und infrastrukturelle Faktoren limitierend. Die Messungen sollten mglichst kontinuierlich und ganzjhrig durchgefhrt werden, was Wartungsintervalle von sechs bis zehn Wochen voraussetzt. Um dies gewhrleisten zu knnen, musste der Einsatz von institutseigener Ausrstung mglich sein, wobei allem voran die nautischen Eigenschaften des vorhandenen Messbootes beachtet werden mussten.

5.4 Wahl des Untersuchungsgebietes

83

5.4.2

Beschreibung der Wattflchen in der Elbmndung

Abbildung 20 zeigt ein Orthophoto der Elbmndung von Brunsbttel bis Cuxhaven bzw. bis zum Duhner Watt aus dem Jahr 2002, in dem die morphologischen Strukturen der Wattflchen gut erkennbar sind. Das Fahrwasser der Elbe verluft dicht entlang des sdlichen Ufers. Auf der Hhe von Otterndorf ist nrdlich der Fahrrinne der Medemgrund als bedeutende Untiefe erkennbar. Nrdlich davon schliet sich die Medemrinne an. In diesem Bereich besteht eine starke Rinnendynamik, die langfristigen Trends und Zyklen unterliegt. Im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer4 trennt das Klotzenloch den Medemsand von den Nordergrnden und reicht weit in Richtung des Neufelder Watts nach Osten.

Abbildung 20: Orthophoto der Elbmndung aus dem Jahr 2002 (Aufnahme LKN Husum)

5.4.3

Fokusflche Neufelder Watt

Unter Bercksichtigung aller im Kapitel 5.4.1 aufgezhlten Faktoren wurde das Neufelder Watt als Fokusflche ausgewhlt. Hierbei handelt es sich um eine eulitorale Wattflche mit sublitoralen Elementen. Der Wattkomplex stellt ein abgeschlossenes Watteinzugsgebiet dar und wird durch eine Watthhenscheide von den Nordergrnden bzw. von den Auslufern des Klotzenloches getrennt. Das Neufelder Watt zhlt zu den stuarwatten, weist durch seine Lage zum Hauptstrom und zum
4

Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer reicht von der deutsch-dnischen Seegren-

ze im Norden bis hin zur Elbmndung im Sden. Im nrdlichen Bereich (bis etwa Amrum) verluft die Nationalparkgrenze an der Zwlfmeilenlinie, sdlich davon etwa auf der Dreimeilenlinie. Der Nationalpark ist in zwei Schutzzonen aufgeteilt: Zone I umfasst etwa ein Drittel und ist prinzipiell fr die ffentlichkeit geschlossen bzw. schliet sogar jegliche menschliche Nutzung aus (Nullnutzungszone). Zone II, in der eine nachhaltige Nutzung ermglicht wird, bildet eine so genannte Pufferzone um die Zone I herum. Whrend Nutzungen wie Baden, Segeln oder traditionelle Krabbenfischerei weiterhin mglich sind, sollen internationale Industrie- und Stellnetzfischerei, Jet-Skis, Schiffsgeschwindigkeiten ber zwlf Knoten, Aktivitten des Militrs und Ressourcenausbeutung (Sand, Kies, Gas oder l) verhindert werden.

84

Kapitel 5: Wattflchen der Elbmndung

Kstenvorfeld aber auch Eigenschaften offener Wattflchen auf. Der Gesamtkomplex Neufelder Watt wird durch die Neufelder Rinne in den Bereich des Neufelder Sandes und des Neufelder Watts geteilt. Vor der Mndung der Neufelder Rinne liegt eine potentielle Unterwasserablagerungsflche, was die Bedeutung des Untersuchungsgebietes fr das stuarmanagement der Elbe verdeutlicht. Die gesamte Flche ist dem Sandwatt zuzuordnen, wobei der Neufelder Sand exponierter liegt und trittfest ist. Das Neufelder Watt liegt hher und ist stellenweise weicher. Mit der Neufelder Rinne liegt ein ausgeprgter Priel im Untersuchungsgebiet, in den zudem mehrere Wattrinnen mnden. Es sind somit verschiedene strukturelle Elemente von Wattflchen im Untersuchungsgebiet zu finden. Wichtig ist zudem die Erreichbarkeit des Gebietes mit dem Messboot des Instituts fr Wasserbau der Technischen Universitt Hamburg-Harburg. Vom Sportboothafen Otterndorf aus lsst sich das Neufelder Watt nach Querung der Fahrrinne in nrdliche Richtung erreichen, wobei sich das Gebiet gerade bei niedrigeren Wasserstnden im Schutze des Medemgrundes, des Medemsandes sowie der Wattflchen der Nordergrnde befindet. Bei Tidehochwasser sind die Wassertiefen zudem gro genug, um die Bathymetrie mit einem Fcherecholot aufzeichnen zu knnen. Das Neufelder Watt unterlag in den vergangenen Dekaden starken morphodynamischen und morphologischen Vernderungen. Zum Verstndnis der Entstehung der heutigen Wattstrukturen wird diese Entwicklung im folgenden Kapitel erlutert.

5.5

Morphologische Entwicklung des Neufelder Watts in den vergangenen Jahrzehnten


Entstehung des Neufelder Sandes

5.5.1

Der Neufelder Sand entstand in der Zeit nach 1920, als sich sdlich des Neufelder Watts zunchst eine Barre herausbildete. Der Ebbestrom verlief zu dieser Zeit entlang des Nordufers der Elbe bis Neufelderkoog und orientierte sich dann am sdlichen Rand des Neufelder Watts. Whrend die Erosion der Neufelder Rinne voranschritt und diese sich als Ebbrinne immer tiefer in das Neufelder Watt grub, setzte sich die Entwicklung des Neufelder Sandes weiter fort. Abbildung 21 zeigt die Strmungsverlufe von Ebbe und Flut aus den Jahren 1920, 1957, 1981 und 19905. Bis etwa zum Jahr 1960 wuchs der Neufelder Sand zu einer Wattflche des Eulitorals an. In den Folgejahren wurde an seiner Sdflanke durch den Bau des Leitdamms Hermannshof in
5

THUMM, S. (2003): Temporale Analyse der morphodynamischen Vernderungen im Tidebereich der

Elbe. Studienarbeit, TU Hamburg-Harburg, Institut fr Wasserbau, unverffentlicht

5.5 Morphologische Entwicklung des Neufelder Watts in den vergangenen Jahrzehnten

85

die Entwicklung dieses Wattgebietes eingegriffen (vgl. Abbildung 26). Der Leitdamm lenkte den Ebbestrom vom Neufelder Watt und der Neufelder Rinne hin zur Hauptrinne ab, was eine zunehmende Sedimentation der Flchen des Neufelder Sandes sowie der Neufelder Rinne nach sich zog. In der Folge des Baus stabilisierte sich zudem die Wattkante im unmittelbaren Umfeld des Leitdamms. Der Neufelder Sand wurde durch den Leitdamm vor den Angriffen des Ebbestroms und damit vor einem Durchstich geschtzt.

350

(a)

(b)

(c) Abbildung 21: Strmungsverlufe in der Elbmndung 1920 (a), 1957 (b), 1981 (c) und 1990 (d)

(d)

Heute ist die Neufelder Rinne ein Priel mit einem mittleren Sohlverlauf bei etwa NN -2 bis -2,5 m. Dennoch ist sie fr den Gesamtkomplex des Neufelder Watts und des Neufelder Sandes von groer Bedeutung, da sie der dominierende Priel in diesem Gebiet und somit fr die Be- und vor allem Entwsserung des Wattkomplexes mageblich ist. 5.5.2 Auswertung von Volumenbilanzen

Die Projektgruppe Morphologische Analysen Nordseekste (MORAN), die 1978 im Rahmen des Kuratoriums fr Forschung im Ksteningenieurwesen (KFKI) eingerichtet wurde, untersuchte topographische nderungen und Materialbilanzen im Kstenvorfeld der deutschen Nordseekste durch Vergleiche verschiedener Messungen (SIEFERT, 1983; SIEFERT, 1987). In der Folge kam das Verfahren in weiteren Studien zur Anwendung (HOFSTEDE,

86

Kapitel 5: Wattflchen der Elbmndung

1991; GNNERT, 1995). In der vorliegenden Arbeit wurde das Verfahren verfeinert und an die rtlichen Gegebenheiten angepasst. Zur Untersuchung der morphologischen Vernderungen des Untersuchungsgebietes auf Raum- und Zeitskalen in der Grenordnung von Jahren und Jahrzehnten liegen vergleichsweise viele historische sowie aktuelle Daten vor. Diese generieren sich aus digitalisierten Wattgrundkarten, topografischen Karten und in den letzten Jahren aus Laserscannerbefliegungen. Aus ihnen wurde zunchst ein rein visueller Vergleich der vorliegenden Karten erstellt, um etwa die Verlagerung von Wattstrmen und die Entstehung von Sandbnken und Barren zu erkennen. Durch Subtraktion der Hhendaten von Punkten gleicher rumlicher Lage wurden Hhendifferenzendarstellungen erstellt, aus denen Erosions- oder Sedimentationstendenzen ber den jeweiligen Vergleichszeitraum ersichtlich werden. Um alle vorliegenden Hheninformationen bercksichtigen und die Vernderungen quantifizieren zu knnen, wurden die Hhennderungen weiter analysiert. Dabei wurden jeweils nur begrenzte Flchen betrachtet, die morphologisch weitestgehend zu einer Einheit gehren (z.B. Priele, hher gelegene Wattflchen und Flchen an der Wattkante). Des Weiteren ist zu beachten, dass nicht alle vorhandenen Aufnahmen jeweils das gesamte Untersuchungsgebiet abdecken. Zur weiteren Auswertung der Daten wurde das Untersuchungsgebiet in sieben Quadrate mit jeweils einem Kilometer Seitenlnge eingeteilt (vgl. Abbildung 22). Die Lage der Sektoren wurde so ausgewhlt, dass fr sie jeweils mglichst viele Hhendaten zur Verfgung standen. Sie gehren morphologisch zum Neufelder Sand (Sektor II bis IV), zum hher gelegenen Neufelder Watt (Sektor VI bis VIII) oder zur Neufelder Rinne (Sektor I), die zunchst als Wattstrom ausgeprgt war und sich dann zu einem Priel zurckbildete. Durch die morphologischen Vernderungen der untersuchten Flchen war eine eindeutige Zuordnung jedoch nicht immer mglich.

5.5 Morphologische Entwicklung des Neufelder Watts in den vergangenen Jahrzehnten

87

Abbildung 22: Einteilung des Untersuchungsgebietes zur Auswertung von Volumenbilanzen

Aus den vorliegenden Hheninformationen wurden Raster mit Zellen von 25 Meter Kantenlnge erstellt. Fr jede dieser Zellen wurde ein mittlerer Hhenwert berechnet. Durch einen Vergleich der Karten verschiedener Jahre konnten die nderungen der Hhenwerte der einzelnen Zellen innerhalb des betrachteten Quadrates bestimmt und die Gesamtvolumina erodierten Materials (VEro.) und sedimentierten Materials (VSed.) sowie die Gre der Flchen, auf denen Erosion bzw. Sedimentation stattfand, berechnet werden. Anhand einer Auswertung der Hhendifferenzen lassen sich zwei Kennwerte fr die morphologische Aktivitt des Gebietes ermitteln: die mittlere Hhennderung als Differenzwert (mittlere Bilanzhhe hb) und die mittlere Hhennderung als Absolutwert (mittlere Umsatzhhe hu) von Sedimentation und Erosion aller Zellen. Da allerdings die zwischenzeitlich abgelaufenen Umlagerungen nicht erfasst werden, liegt der tatschliche Materialumsatz vermutlich deutlich ber dem der Datenauswertung. Das Ausma dieser Abweichungen nimmt mit der Lnge des Vergleichszeitraumes zu. Fr die mittlere Bilanzhhe h gilt allgemein 0 |hb| hu, wobei h |V |V
.|

|V |V

.|

/A /A

(49)

.|

.|

(50)

Im Rahmen des MORAN-Projektes (SIEFERT, 1983) wurde geprft, ob die nderung der topografischen Hhe h ber die Zeit t fr eine Wattflche durch eine entsprechende mathe-

88

Kapitel 5: Wattflchen der Elbmndung

matische Funktion h = F(t) formuliert werden knnen. Diese Formel muss folgende Voraussetzungen erfllen: 1. Fr eine Flche beginnt die Hhennderung h im Ursprung und luft mit der Zeit asymptotisch auf einen Hchstwert hmax zu. Die maximalen Hhenunterschiede im Wattgebiet der inneren Deutschen Bucht liegen um 20 m. Die maximalen Hhennderungen werden normalerweise weit darunter bleiben. 2. Der asymptotische Grenzwert wird, je nach Energiespektrum (Art und Beschaffenheit der Scherbeanspruchung) und nach Art und Beschaffenheit des Sedimentes (Scherfestigkeit), unterschiedlich gro sein. 3. Auch der Zeitraum a bis zum Erreichen des Wertes hmax wird, je nach Energiespektrum, unterschiedlich gro sein. Je schneller hmax erreicht ist, desto strker berwiegen die kurzfristigen die langfristigen morphologischen Vernderungen, bzw. desto grer ist die morphologische Varianz. 4. Die mittlere Hhennderung pro Jahr ist eine Funktion der Zeit, d.h. der Anzahl Jahre a des Vergleichszeitraumes. Je lnger der Vergleichszeitraum wird, desto kleiner muss die darber gemittelte jhrliche Hhennderung werden. Sonst wre es auch unmglich, zu einem asymptotischen Hchstwert hmax zu gelangen. 5. Wenn eine Analyse von Daten aus unterschiedlichen Zeitrumen durchgefhrt wird, mssen eventuelle nderungen des Energiespektrums bercksichtigt werden. Die Arbeiten im Rahmen des MORAN-Projektes (SIEFERT, 1987) haben gezeigt, dass die Umsatzhhe hu ber den Vergleichszeitraum a als Sttigungsfunktion h h 1 e
(51)

bestimmt werden kann. Hierbei gibt a als einzige Variable einen Betrachtungszeitraum (den Zeitraum zwischen zwei topografischen Aufnahmen) an, nicht aber die fortlaufende Zeit. Die asymptotische Umsatzhhe hua ist ein (theoretisch erst fr sehr groe a erreichbarer) mittlerer Hchstwert fr hu; a0 steht fr den Zeitraum, in dem hua bei gleichmiger, linearer Vernderung der Morphologie erreicht werden wrde. Die Steigung im Ursprung betrgt hua/a0 und entspricht somit der Umsatzrate (vgl. Abbildung 23). Es wurde versucht, fr die Sektoren im Neufelder Watt eine Sttigungskurve zu berechnen. Fr den Bereich des ersten Sektors liegen beispielsweise 18 topografische Aufnahmen aus den Jahren 1954 bis 2004 vor. Es sind somit insgesamt 153 Kartenvergleiche mit einem Vergleichszeitraum von a = 1 Jahr (z.B. 1983/1984), a = 2 Jahre (z.B. 1977/1979) bis zu a = 50 Jahren (1954/2004) mglich. Es knnen also 153 Umsatzwerte, die jedes Mal den Mittel-

5.5 Morphologische Entwicklung des Neufelder Watts in den vergangenen Jahrzehnten

89

wert aus den Daten der Gesamtflche des Sektors darstellen, zur Auswertung herangezogen werden. Die Umsatzwerte werden in einem Diagramm gegen den Vergleichszeitraum a aufgetragen. Durch die so entstandene Punktwolke wird versucht, die Funktion hu = f(a) zu berechnen. In Abbildung 23 ist zu sehen, dass fr Sektor I noch kein asymptotischer Grenzwert erreicht wurde, dieser Zustand tendenziell jedoch kurz bevorsteht. Um eine Funktion der oben beschriebenen Art zu bestimmen, wurden die Mittelwerte der Umsatzhhen von Klassen mit der Breite von fnf Jahren gebildet. Durch eine Variation der Parameter a0 und hua wurde die beste Approximation dieser Datenpunkte durch eine Funktion der Form hu = f(a) bestimmt. Der Grenzwert wird dabei in etwa ab dem Vergleichszeitraum a = 55 Jahre erreicht. Da die letzten bercksichtigten Daten aus dem Jahr 2004 stammen, bedeutet dies, dass sich das Gebiet heute in einem stabilen Zustand befindet.

Abbildung 23: Umsatzhhen in Sektor I; Klassenmittelwerte und die entsprechende Funktion hu = f(a) mit dem Grenzwert hua

Es lsst sich nur dann eine Sttigungsfunktion berechnen, wenn die Bilanzhhe hb bei Zunahme des Vergleichszeitraumes a gegen Null geht oder sich auf ein bestimmtes Niveau einpendelt. Wenn hb auch bei grer werdenden Vergleichszeitrumen (im Verhltnis zu hu) wchst, deutet dies auf eine skulare Hebung (whrend des Vergleichszeitraumes) hin bzw. wird Voraussetzung 1 (s.o.) nicht mehr erfllt. Bei der Darstellung der Bilanzhhen ber die Vergleichszeitrume (Abbildung 24) zeigt sich, dass lediglich bei neun der 153 Kartenvergleiche fr den gewhlten Sektor im Untersuchungsgebiet ber alle Zellen gemittelt Erosion auftrat. In allen brigen Fllen fand Sedimentation statt: Der Neufelder Sand wuchs im untersuchten Bereich ber den Betrachtungszeitraum stetig in die Hhe und die Neufelder Rinne verlandete kontinuierlich. Dabei ergeben sich die grten Bilanzhhen natrlich bei den lngsten Vergleichszeitrumen.

90

Kapitel 5: Wattflchen der Elbmndung

Um nhere Informationen ber die morphologische nderungsrate des Gebietes zu erhalten, wurden die Bilanzhhen gleichverteilt ber die Dauer des zugehrigen Vergleichszeitraumes berechnet und dann wiederum gegenber dem Vergleichszeitraum aufgetragen (Abbildung 25). Je grer dabei der Vergleichszeitraum ist, desto mehr pendelt sich die nderung der Bilanzhhe bei einem bestimmten Wert ein (hier: 0,14 m pro Jahr). Nach Erreichen des Zeitraumes a0 weichen die Bilanzraten nur noch geringfgig von diesem Wert ab. Dies bedeutet, dass langfristig ein Wachstum der untersuchten Flche im Neufelder Sand um 0,14 m pro Jahr stattfand. Diese nderungsrate hatte ber den untersuchten Zeitraum nur eine schwach abnehmende Tendenz. ber kurze Vergleichszeitrume hingegen knnen auf der Untersuchungsflche jedoch auch wesentlich grere oder kleinere (bzw. negative) nderungsraten auftreten. Aus dieser Art der Darstellung knnen ebenfalls Vergleichszeitrume erkannt werden, in denen sehr groe Umlagerungen stattfanden (z.B. 1974/1971) oder Datenstze isoliert werden, bei denen die Genauigkeit der Daten in Frage gestellt werden muss (z.B. Sektor II; 1984/1983; siehe Anhang B). Weichen die Hhenpunkte einer Messung stark von den zeitlich benachbarten ab, muss dieser Datensatz aus der Analyse entfernt werden. Ein Vergleich der letzten drei vorhandenen Aufnahmen aus den Jahren 2004, 2002 und 1999 zeigt, dass die Volumennderungen in den letzten Jahren sehr gering waren (rot umrandete Punkte in Abbildung 24 und Abbildung 25). Dies spricht dafr, dass der Hhenzuwachs des Untersuchungsgebietes heute im Wesentlichen abgeschlossen ist.

Abbildung 24: Bilanzhhen in Sektor I; rot umrandet die letzten drei Kartenvergleiche

5.5 Morphologische Entwicklung des Neufelder Watts in den vergangenen Jahrzehnten

91

Abbildung 25: Bilanzraten in Sektor I; rot umrandet die letzten drei Kartenvergleiche

Fr die brigen sechs Sektoren wurde eine analoge Auswertung durchgefhrt. Die Ergebnisse sind detailliert im Anhang B dargestellt. In der Tendenz zum deutlichen Anwachs der Flchen ohne im untersuchten Zeitraum einen erkennbaren Grenzwert erreicht zu haben, gleichen sich alle Sektoren, variieren allerdings in der Amplitude der Umsatz- und Bilanzhhe. Zum besseren Verstndnis dieser Ergebnisse ist in Abbildung 26 die Seekarte des Jahres 1965 den betrachteten Sektoren hinterlegt. Man erkennt deutlich die Auflandung des Neufelder Sandes und die Verlandung der Neufelder Rinne, die im Untersuchungsgebiet die deutlichste nderung darstellt. Die Sektoren III und IV liegen komplett auf dem Neufelder Sand, die Sektoren II und VI zum grten Teil auf dem Neufelder Sand bzw. Neufelder Watt. Letztere sind aber auf einem Teilbereich durch die Vernderung der Rinne insbesondere in den frhen Datenstzen beeinflusst. Die Sektoren I, VII und VIII sind zu groen Teilen durch die Vernderungen der Rinne gekennzeichnet. Die Quadrate III und IV weisen die geringsten Bilanzhhen auf, auch die Bilanzraten liegen mit 0,02 m/a bis 0,05 m/a unter den Werten der anderer Sektoren. Konstante Bilanzraten werden schon bei relativ kleinen Betrachtungszeitrumen erreicht, und es existieren mehr Vergleichszeitrume mit negativen Bilanzen, das heit, einem zwischenzeitlichen Materialverlust. Die Sektoren II und VI weisen grere Bilanzhhen und Bilanzraten auf. Erst bei lngeren Vergleichszeitrumen wird ein konstanter Wert erreicht. In den Sektoren I, VII und VIII knnen durch die Vernderungen der Rinne groe Bilanzhhen nachgewiesen werden. Konstante Bilanzraten werden erst bei groen Vergleichszeitrumen erreicht. Die Datenlcke im Sektor VIII ist durch fehlende geeignete Hheninformationen auf dem Gebiet dieses Sektors in den 1960er Jahren und 1970er Jahren zu erklren.

92

Kapitel 5: Wattflchen der Elbmndung

Abbildung 26: Ausschnitt der Seekarte der Elbmndung vom 1965

Insgesamt findet auf allen betrachteten Teilgebieten ein Hhenzuwachs statt. Besonders stark wird diese Entwicklung durch die Verlandung der Neufelder Rinne in den vergangenen Dekaden geprgt. Aber auch untersuchte Flchen des Neufelder Sandes unterliegen einem Volumenzuwachs. ber krzere oder lngere Vergleichszeitrume werden dabei konstante Bilanzraten erreicht. Die beschriebenen Entwicklungen der untersuchten Gebiete sind immer vor dem Hintergrund des anthropogenen Eingriffs in Form des Baus des Leitdammes Hermannshof zu sehen. Ohne den Bau htte das Untersuchungsgebiet wahrscheinlich eine andere Entwicklung genommen. Die getroffenen Aussagen gelten nur fr die untersuchten Gebiete. Eine bertragbarkeit auf andere Wattflchen in der Elbmndung ist nicht ohne Weiteres mglich, da die morphologische Entwicklung mageblich von der Lage der untersuchten Flchen abhngt. Flchen, die nrdlich der Neufelder Rinne auf dem hohen Watt liegen, sollten bereits eine geringere Umsatzhhe besitzen und ber mittelfristige Vergleichszeitrume einen Grenzwert erreichen, da sie bedingt durch eine hhere Lage einer weniger starken Morphodynamik unterliegen. Fr quantifizierte Aussagen fehlen in diesem Bereich aber die erforderlichen Datenstze. Unter der Voraussetzung, dass sich das Watt in der Deutschen Bucht mindestens seit etwa 800 Jahren insgesamt in einem dynamischen Gleichgewicht befindet, wird man bei gengend groem Vergleichszeitraum a immer einen Punkt finden, an dem sich ein neues dynamisches Gleichgewicht auf dem betrachteten Gebiet (begrenzten Ausmaes) einstellt (HOFSTEDE, 1991).

Messprogramm und Durchfhrung

Zur Beantwortung der oben genannten morphodynamischen Fragestellungen im ausgewhlten Untersuchungsgebiet sind hochauflsende, kontinuierliche Messungen erforderlich. Ziel ist es, mglichst viele fr die Morphodynamik relevante Systemzustnde inklusive Extremereignissen aufzuzeichnen. Aus diesem Grund mssen die eingesetzten Messgerte ber lngere Zeitrume autark funktionieren und wartungsarm sein. Die Installation muss grten Belastungen wie Strmen und Sturmfluten standhalten, dabei gleichzeitig aber leicht und flexibel sein. Durch eine geeignete Auswahl der Messtechnik knnen die wichtigsten Parameter Strmung und Seegang sowie die Sedimentkonzentrationen in der gewnschten Genauigkeit und Auflsung an verschiedenen ortsfesten Positionen aufgezeichnet werden. Die Auswirkungen dieser Einflussgren auf die Bathymetrie werden regelmig mit Hilfe von hochauflsenden Peilungen ermittelt. Ergnzend erfolgen Untersuchungen des Sedimentes. Die Messpositionen sind so auszuwhlen, dass aus den punktuellen Informationen der ortsfesten Messungen auf rumliche Prozesse geschlossen werden kann.

6.1
6.1.1

Ausgewhlte Messtechnik und Durchfhrung


Ortsfeste Messungen

6.1.1.1 Strmungsmessungen Zur Aufzeichnung der Strmungsparameter wurden Acoustic Doppler Current Profiler (ADCP) verwendet. Diese Gerte nutzen den Doppler-Effekt, das heit das Prinzip der Frequenzverschiebung von Schallwellen an bewegten Objekten, um die Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung der bewegten Objekte in den drei Raumrichtungen ber die Wassertiefe zu ermitteln. ADCP-Gerte senden akustische Signale einer hohen Frequenz aus, die von Schwebstoffen im Wasser reflektiert werden. Die Bewegungen der Partikel erzeugen eine Frequenzvernderung der Schallwellen. In Abhngigkeit der Laufzeit zwischen dem Aussenden und der Rckkehr der Signale kann die Strmungsrichtung und Strmungsgeschwindigkeit in verschiedenen Tiefenhorizonten der Wassersule berechnet werden. Durch die Unterteilung der Vertikalen in diskrete Tiefenzellen ergibt sich eine Messung von dreidimensionalen Strmungsgeschwindigkeiten ber die Tiefe in einer sehr hohen Auflsung. Das Geschwindigkeitsprofil ist dabei in gleichmige Tiefenzellen eingeteilt, fr die jeweils eine gemittelte Geschwindigkeit bestimmt wird. 93

94

Kapitel 6: Messprogramm und Durchfhrung

Das Messprinzip von ADCP-Gerten basiert auf dem Doppler-Effekt. Die Gesetzmigkeit der Frequenzverschiebung zwischen sich bewegenden Objekten wurde vom sterreichischen Physiker Christian Johann Doppler (1803-1853) hergeleitet. Er verffentlichte diesen Zusammenhang im Jahr 1842 in Prag in der Abhandlung ber das farbige Licht der Doppelsterne und einiger anderer Gestirne des Himmels. Schallwellen sind vergleichbar mit Flachwasserwellen (GORDON, 1996). Auf dieser Grundlage wird in Abbildung 27 die Dopplerverschiebung verdeutlicht: Der sich bewegende Beobachter sieht in der gleichen Zeitspanne mehr Wellen als der ruhende Beobachter. Fr den sich bewegenden Beobachter erscheint also die Frequenz hher. Allgemein gilt: Bewegen sich Quelle und Empfnger aufeinander zu, kommt es zu einer Frequenzerhhung beziehungsweise Verringerung der Wellenlnge, die auch als Aufstauchung der sich ausbreitenden Wellenlnge bezeichnet wird. Bewegen sich die Objekte voneinander weg, so reduziert sich die Frequenz, beziehungsweise wird die Wellenlnge grer. Die Schwingung dehnt sich.

Abbildung 27: Verdeutlichung des Doppler-Effektes; ortsfester Wellenbeobachter (oben) und sich bewegender Wellenbeobachter (unten) (nach GORDON, 1996)

Ist die exakte Frequenz des ausgesendeten Signals bekannt und kann die empfangene Frequenz ermittelt werden, kann die Dopplerfrequenzverschiebung anhand von Gleichung 52 in Abhngigkeit von der relativen Geschwindigkeit von Quelle und Empfnger berechnet werden: F F
(52)

6.1 Ausgewhlte Messtechnik und Durchfhrung

95

wobei: FD = Dopplerfrequenzverschiebung [Hz] FS = Sendefrequenz einer ortsfesten Quelle [Hz] V= Relative Geschwindigkeit zwischen Schallquelle und Empfnger [m/s] C = Schallgeschwindigkeit [m/s] Bei der Messung werden vom ADCP Ultraschallimpulse mit bekannter Frequenz (je nach Gertetyp z.B. 600 oder 1.200 kHz) ausgesendet, von Partikeln im Wasser reflektiert und von den Ultraschallwandlern wieder empfangen. Durch die Reflexion werden die Teilchen zu Schallquellen, die einen Teil der Doppler-verschobenen Schallwellen zurck zum ADCP werfen. Der Schall wird also ein erstes Mal verschoben, wenn die Partikel im Wasser ihn erfassen und ein zweites Mal, wenn die Schallwandler das reflektierte Schallecho aufnehmen (Abbildung 28).

Abbildung 28: Zweimalige Dopplerverschiebung durch Reflexion (nach SIMPSON, 2001)

Durch die zweite Frequenzverschiebung wird Gleichung 52 zu F 2F


(53)

Nur radiale Bewegungen, bei denen sich die Distanz zwischen Sender und Empfnger verndert, verursachen eine Dopplerverschiebung. Mathematisch bedeutet dies, dass die Dopplerfrequenzverschiebung aus der Geschwindigkeitskomponente in Richtung der Verbindungslinie zwischen Schallquelle und Empfnger resultiert. F 2F cos
(54)

96

Kapitel 6: Messprogramm und Durchfhrung

= Winkel zwischen dem Vektor der Relativgeschwindigkeit und der Verbindungslinie zwischen Schallquelle und rckstreuenden Partikeln Die aus der Frequenzverschiebung berechnete Strmungsgeschwindigkeit lsst sich aus der Laufzeit des reflektierten Impulses einer bestimmten Tiefenzelle zuordnen (Abbildung 29).

Abbildung 29: Zuordnung zu einer Tiefenzelle aufgrund der unterschiedlich langen Laufzeit des reflektierten Impulses (nach SIMPSON, 2001)

ADCP-Gerte erfassen die Strmungsgeschwindigkeit im Bereich von Streukegeln (Beams), die sich von den Schallwandlern (Transducer) unter einem gertespezifischen Strahlwinkel in der Wassersule kegelartig ausbreiten. Zwischen den Streukegeln werden die Messwerte interpoliert, wobei vorausgesetzt wird, dass sich die Strmung innerhalb der von den Schallwandlern eingeschlossenen Flche nicht signifikant ndert. Verschiedene Gertetypen unterscheiden sich in der Anzahl der Schallwandler und deren Anordnung (Abbildung 30).

Abbildung 30: Mgliche Schallwandler-Konfigurationen von ADCP-Gerten (DEWEY & STRINGER, 2005)

6.1 Ausgewhlte Messtechnik und Durchfhrung

97

Um die drei Strmungsrichtungen u (in West-Ost-Richtung), v (Sd-Nord-Richtung) und w (vertikal), die fr die drei Raumrichtungen stehen, aus den Messungen ableiten zu knnen, mssen mindestens drei Schallwandler vorhanden sein (GORDON, 1996). Konfigurationen mit einer hheren Anzahl von Schallwandlern knnen weitere Informationen liefern, die eine hhere Genauigkeit, Qualitt und Zuverlssigkeit der gemessenen Strmungsparameter gegenber einem Gert mit drei Wandlern ermglichen (DEWEY & STRINGER, 2005). Zustzlich knnen Sonden mit vier oder fnf Schallwandlern, die in der Janus Konfiguration ausgerichtet sind, beispielsweise die Fehlergeschwindigkeit (Error Velocity) berechnen. Die Fehlergeschwindigkeit ist der Unterschied zwischen den gemessenen Geschwindigkeiten der einzelnen Schallwandler. Sie erlaubt die Bewertung der Annahme der horizontalen Homogenitt. Abbildung 31 verdeutlicht dies an zwei verschiedenen Situationen: In der ersten ist die Strmungsgeschwindigkeit aller vier Schallstrahlen identisch. In der zweiten Situation ist die gemessene Geschwindigkeit eines Schallstrahls anders. Dies fhrt zu einer greren Fehlergeschwindigkeit als in der ersten Situation.

Abbildung 31: Fehlergeschwindigkeit von Strmungsmessungen (nach GORDON, 1996)

Die

am

hufigsten

vorkommende

ADCP-Richtstrahlgeometrie

ist

die

der

Janus-

Konfiguration. Die Janus-Konfiguration ist nach dem zur ursprnglichen rmischen Mythologie gehrigen Gott Janus benannt, der in Abbildungen mit einem Doppelgesicht dargestellt wird und somit gleichzeitig vorwrts als auch rckwrts blicken kann. Bei vier Leitstrahlen ergeben dabei zwei sich gegenberstehende Schallgeber jeweils ein Strahlenpaar und berechnen eine Horizontalkomponente sowie die Vertikalgeschwindigkeit. Das andere Strahlenpaar ermittelt die dazu orthogonale Horizontalkomponente sowie die Vertikalkomponente. Wie beschrieben wird die Dopplerfrequenzverschiebung nur entlang der Achse eines Schallpegels aufgelst.

98

Kapitel 6: Messprogramm und Durchfhrung

Abbildung 32 zeigt die Definition der verschiedenen Winkel (Neigungswinkel der Schallwandler = 20 Peilung 1, Nickwinkel 2, Rollwinkel 3) und die Nummerierung der Schallwand, ler fr ein Standard ADCP mir einer Janus-Konfiguration.

Abbildung 32: Definition der Nummerierung der Schallwandler, der Peilung (1), des Nickwinkels (2), des Rollwinkels (3) und des Neigungswinkels der Wandler () fr ein Standard Workhorse ADCP mit JanusKonfiguration (DEWEY & STRINGER, 2005)

Ebenfalls in Abbildung 32 dargestellt ist die von Wandler 3 (b3) gemessene DopplerGeschwindigkeit und die zugehrige Zerlegung in eine horizontale Geschwindigkeit v3 und eine vertikale Geschwindigkeit w3. Ohne Korrekturen fr die Peilung, den Nick- oder Rollwinkel ergeben sich die von den Schallwandlern aufgezeichneten Geschwindigkeiten fr eine Janus-Konfiguration mit 4 Schallwandlern zu: b b b b u sin u sin v sin v sin w cos w cos w cos w cos
(55)

(56)

(57)

(58)

Jeder einzelne Schallwandler lst somit zwei orthogonale Geschwindigkeitskomponenten auf. Die von den Wandlern 1 und 2 gemessenen horizontalen Komponenten u1 und u2 reprsentieren beide die gleiche horizontale Geschwindigkeitskomponente u. Alle vier Schallwandler lsen jeweils die Vertikalgeschwindigkeit w auf. Ist die Strmung homogen

6.1 Ausgewhlte Messtechnik und Durchfhrung

99

(rumlich gleichfrmig), gibt es keine rumlichen Abweichungen in der Strmung zwischen den einzelnen Schallkegeln. Demnach folgt: u v w w b b b b b /2 b /2 b /2 b /2 u v w w u sin v sin w w u v w cos /2 w cos /2 u sin /2 v sin /2
(59)

(60)

w cos w cos

(61)

(62)

wobei die primren Strmungsgeschwindigkeiten durch u = u12, v = v34 und w = (w12+w34)/2 gegeben sind. Die Annahme, dass u1 = u2 und v3 = v4 sowie w1 = w2 und w3 = w4 ist, setzt dabei eine Homogenitt der Strmung voraus. In turbulenter Strmung trifft dies nur bedingt zu (DEWEY & STRINGER, 2005). Korrekturen fr das Nicken (Pitch) und Rollen (Roll) oder die Peilung (Heading) werden bei nicht geographisch oder lotrecht orientierten Gerten wichtig. Auch fr ein an einem fahrenden Schiff installiertes Gert, kann es durch die Pitch- und Roll-Bewegung zu unterschiedlich belegten Tiefenzellen in der gleichen Hhe kommen (Abbildung 33). Im Falle von vorhandenen Pitch- oder Rollwinkeln mssen die Tiefenzellen korrigiert werden. Horizontale Strmungsgeschwindigkeiten sind eine Funktion des Cosinus des Pitch- bzw. Rollwinkels und somit fr Winkel kleiner als 5 nicht signifikant. Eine genaue Bestimmung der Vertikalgeschwindigkeiten kann aber bereits durch kleine Winkel signifikant beeinflusst werden. ADCP sind in der Regel mit eingebautem Inklinometer und einem Kompass ausgestattet, die entsprechende Korrekturparameter bereitstellen (SIMPSON, 2001).

Abbildung 33: Vernderung der Lage der Tiefenzellen bei vorhandenem Pitch- oder Rollwinkel (nach SIMPSON, 2001)

100

Kapitel 6: Messprogramm und Durchfhrung

Weiterhin haben die einzelnen Schallwandler am oberen und unteren Ende des ausgesendeten Schallkegels jeweils einen Randbereich, den sie messtechnisch nicht erfassen knnen. Ein Bereich befindet sich direkt an den Schallwandlern. Nach dem Aussenden eines akustischen Impulses vergeht eine kurze Zeit, bis der Schallwandler und die angeschlossene Elektronik als Empfnger des reflektierten akustischen Signals genutzt werden knnen. Das keramische Material des Wandlers ist dabei mit einem Miniatur-Gong zu vergleichen, dessen Eigenschwingung des ausgesandten 1.200 kHz Impulses (Ping) abklingen muss, bevor der Wandler als Empfnger genutzt werden kann. Diese sehr kleine Schwingung dauert etwa 170 Mikrosekunden, in denen das akustische Signal ca. 0,30 m transportiert wird, wenn man eine Schallgeschwindigkeit von 1.500 m/s annimmt. Dieser Bereich wird als Blanking bezeichnet (Abbildung 34). Demnach hngt die Lage der ersten messbaren Tiefenzelle von verschiedenen Faktoren ab: Blanking Schallgeschwindigkeit Operationeller Modus des Gertes Zellgre Frequenz des Schallimpulses Winkel der Schallwandler

Abbildung 34: Haupt- und Nebenkeulen eines Schallwandlers und Auswirkungen auf den messbaren Bereich (nach SIMPSON, 2001)

6.1 Ausgewhlte Messtechnik und Durchfhrung

101

Aufgrund der Geometrie der akustischen Strahlenkeule und der nicht vertikalen Orientierung der Schallwandler entsteht der zweite Randbereich. Die meisten Schallwandler auf dem derzeitigen Stand der Technik verursachen strende Nebenkeulen, die im Winkel von 30 oder 40 von der Hauptkeule ausgehen. Dabei entstehen Interferenzen mit der Hauptkeule, wenn das akustische Signal der Nebenkeule bei aufwrts gerichteten Gerten vor dem Signal der Hauptkeule auf die Wasseroberflche trifft und reflektiert wird (Abbildung 34). Bei einem ADCP-Gert mit einer Frequenz von 1.200 kHz betrgt der Verlust des Messbereiches etwa 6 % bei einem Neigungswinkel der Schallwandler von 20 (SIMPSON, 2001). Die Reichweite eines ADCP ist von zahlreichen Faktoren, die sich aus dem eingesetzten Gert und den rtlichen Randbedingungen ergeben, abhngig. Viele dieser Faktoren beeinflussen sich gegenseitig, so dass die folgenden Aussagen als Faustregeln zu werten sind (RD INSTRUMENTS, 2005a): je niedriger die Frequenz, desto grer die Reichweite je grer die Tiefenzellen, desto grer die Reichweite operationeller Modus: Jedes Gert besitzt verschiedene Betriebsmodi, die jeweils verschiedene Reichweiten haben je enger die Bandbreite, desto grer die Reichweite je grer die Konzentration von Reflektoren, desto grer die Reichweite je klter das Wasser, desto grer die Reichweite je geringer der Salzgehalt des Wassers, desto grer die Reichweite Die Intensitt des reflektierten Echos (relative backscatter) wird vom Empfnger als Received Signal Strength Indicator (RSSI) aufgezeichnet (DEINES, 1999). Sie ist abhngig von: Energie und Lnge des ausgesandten akustischen Signals Reflektierende Eigenschaften der im Wasser vorhandenen Partikel Anzahl der reflektierenden Partikel Absorption des Signals im Wasser Bei einer geringen Echointensitt sinkt das Verhltnis von ausgesendetem Signal zu elektronischem Rauschen. Dies verursacht geringere Genauigkeiten der Messungen. Dieser Effekt steigt mit zunehmender Entfernung zum Gert an. Auch zu geringe oder zu hohe Sedimentkonzentrationen (durch Absorption) verringern die Echointensitt.

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Kapitel 6: Messprogramm und Durchfhrung

ADCP-Gerte knnen sowohl ortsfest, beispielsweise an einer Boje, einem OffshoreBauwerk oder am Meeresboden befestigt, als auch vom bewegten Boot aus eingesetzt werden. Je nach Einsatzgebiet und gewnschten Datenstzen gibt es unterschiedliche Installationen und Gertetypen. Bei der ortsfesten Installation kann die zeitliche Strmungsentwicklung in einem vertikalen Messzylinder aufgezeichnet werden, wohingegen bei der Montage an einem sich bewegendem Objekt das rumliche Geschwindigkeitsprofil lngs des Schiffskurses bestimmt werden kann. Sofern die Gewssersohle in Reichweite der Schallsignale liegt und das reflektierte Signal eindeutig ist, das heit, dass keine bewegte Sohle durch hohen Geschiebetransport vorliegt, wird auch die Sohlhhe durch ein so genanntes Bottom Track Signal vom Gert aufgezeichnet. Hierbei wird ein akustisches Signal von der Sohle reflektiert, das im Vergleich zu den anderen Signalen, die durch die im Wasser befindlichen Partikel hervorgerufen werden, deutlich strker ist, da der Boden eine viel hhere Reflexion aufweist. Mit Hilfe dieses Signals ist es auch mglich, die Geschwindigkeit des Schiffes zu bestimmen. Des Weiteren kann bei diesen Messungen, die gleichzeitig den Querschnitt des Gewssers aufnehmen, auf Basis vektorieller Verknpfungen der Geschwindigkeitsmessungen der integrierte Durchfluss berechnet werden (MORGENSCHWEIS, 2002). Horizontal installierte ADCP-Gerte knnen das Geschwindigkeitsprofil in der horizontalen Ebene aufnehmen. Weitere Anwendungsgebiete von ADCP-Gerten sind die Erfassung der vernderlichen Wellenhhen und die Bestimmung der Sedimentkonzentrationen in der Wassersule. Die Berechnung der Wellenhhe erfolgt ber ein ortsfest am Boden befestigtes Gert. Anhand dreier Messparameter (Variation der Oberflche, Orbitalstrmungen und Wasserdruck) knnen Aussagen ber die vernderlichen Wellenhhen getroffen werden. Eine Abschtzung der Schwebstoffkonzentration kann dem Prinzip der akustischen Rckstreuung folgend ber eine Auswertung des Intensittssignals vorgenommen werden. Im Untersuchungsgebiet Neufelder Watt kamen drei ADCP-Gerte des Typs Workhorse Sentinel der Firma Teledyne RD Instruments mit einer Frequenz von 1.200 kHz zum Einsatz. Durch diese hohe Messfrequenz und zustzliche Programm-Modi zur rumlich und zeitlich hoch auflsenden Datenerfassung, sind diese Gerte insbesondere fr flache Kstengewsser und Wattgebiete sehr gut geeignet. Das Workhorse Sentinel besitzt vier Schallwandler mit einem Neigungswinkel von 20 in der Janus-Konfiguration. Es arbeitet autark mit einem in das Gehuse integrierten Batterie-Pack, bestehend aus 28 D-Zellen, das fabrikseitig entmagnetisiert ist. Nach jedem Batteriewechsel muss der interne Kompass des Gertes kalibriert werden. Je nach Konfiguration des Gertes

6.1 Ausgewhlte Messtechnik und Durchfhrung

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variiert die Lebensdauer der Batterie. In der hier beschriebenen Konfiguration betrgt die maximale Messzeit etwa 50 Tage. Dieser Wert kann in Abhngigkeit von der Temperatur stark schwanken. Die aufgezeichneten Daten werden auf eine PC-Speicherkarte geschrieben. Die verwendeten Karten mit einer Gre von 128 Megabyte sind geeignet, die Daten einer maximalen Messzeit aufzuzeichnen. Als zustzliche Sensoren besitzt das Gert ein Inklinometer sowie ein Thermometer. Das ADCP berechnet automatisch die Schallgeschwindigkeit auf der Basis der gemessenen Temperatur und einer angenommenen Salinitt und bercksichtigt dies in der Berechnung der Strmungsgeschwindigkeit. Der Wert des Salzgehaltes wird fr die entsprechende Jahreszeit auf Grundlage langjhriger Zeitreihen fr die Elbmndung geschtzt. Aufgrund der geringen Wassertiefen ist der durch diese Schtzung bedingte Fehler jedoch gering. Ergeben sich whrend der Messung durch Einzelereignisse wie extreme Oberwasserabflsse stark von der Schtzung abweichende Salzkonzentrationen, kann dies in der nachtrglichen Bearbeitung der Rohdaten bercksichtigt werden. Die gewhlte Auflsung der Tiefenzellen betrgt 5 cm. Bei einer maximalen Anzahl von 99 Tiefenzellen ergibt sich eine Reichweite von etwa 5 m. Dieser Wert bedeutet fr das Untersuchungsgebiet Neufelder Watt eine hinreichend genaue rumliche Auflsung, wobei auch eventuelle Sturmfluten bis zu Wasserstnden von etwa 2,50 m ber dem Mittleren Tidehochwasser noch in den Messbereich fallen. Der Blanking-Bereich betrgt 0,30 m. Bei den Messungen im Neufelder Watt werden 50 Einzelmessungen (Pings) gleich verteilt ber einen Zeitraum von fnf Minuten jeweils zu einem Ensemble zusammengefasst. Die drei zur Verfgung stehenden Gerte verfgen ber die Zusatzoption der Hochfrequenzmessung speziell fr Flachwassergebiete. Als operationeller Modus wird Mode 12 gewhlt, der im Gegensatz zu den Standardoptionen des Gertes eine hhere Auflsung (bis zu 1 cm Tiefenzellen) bietet und dabei Sub-Pings verwendet, um die Standardabweichung der Messung zu verbessern. Mode 12 ist speziell fr den Einsatz in Flachwasser mit hohen Strmungsgeschwindigkeiten vorgesehen und damit insbesondere fr den Einsatz in Wattrinnen und Prielen sehr gut geeignet. Das Rauschen der gemessenen Daten kann in Mode 12 durch eine hohe Pingrate reduziert werden. Da die Peilung des Gertes whrend jeder Sequenz (bestehend aus mehreren Sub-Pings) nur einmal bestimmt wird, muss die Peilung stabil sein, was fr den Einsatz von am Wattboden montierten, nach oben orientierten Gerten der Fall ist. In der gewhlten Konfiguration besteht jeder einzelne Ping aus 6 SubPings, die mit einem Intervall von 0,04 Sekunden ausgesendet werden. Dadurch wird eine Standardabweichung der Messungen von 2,57 cm/s erreicht. Die Genauigkeit der Messung

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Kapitel 6: Messprogramm und Durchfhrung

der Strmungsgeschwindigkeit liegt unter Beachtung aller genannten Einflsse bei 0,3 cm/s, die der Strmungsrichtung bei 2 . Die Gerte wurden im Untersuchungsgebiet in einem mit Pflugscharankern abgespannten Edelstahlrahmen am Wattboden montiert (Abbildung 35).

Abbildung 35: Installation der ADCP-Gerte und Drucksonden

6.1.1.2 Messungen der Sedimentkonzentrationen Die direkte Bestimmung der Sedimentkonzentrationen im Wasser ber mechanische Verfahren anhand von Probenahmen und anschlieender Auswertung im Labor ist sehr aufwendig und ermglicht lediglich rumlich und zeitlich punktuelle Messungen. Optische und akustische Methoden hingegen erlauben kontinuierliche und kontaktlose Messungen von Schwebstoffkonzentrationen. Obwohl sie dabei auf unterschiedlichen physikalischen Phnomenen beruhen, sind beide Methoden vergleichbar. Allgemein knnen sie in drei verschiedene Prinzipien klassifiziert werden (Abbildung 36): 1) Transmission, 2) Streuung und 3) kombinierte Verfahren. Bei Messungen nach dem hier verwendeten Streuungsverfahren sind der Sender und der Empfnger in einem Winkel relativ zueinander angeordnet. Der Empfnger registriert einen Teil der ausgesendeten Strahlung, die von den Sedimentpartikeln im Messvolumen gestreut wird. Das Verhltnis zwischen dem Signal des Empfngers (IS) und der Sedimentkonzentration (c) wird durch Gleichung 63 beschrieben (VAN RIJN, 2007): I mit: k ce
(63)

6.1 Ausgewhlte Messtechnik und Durchfhrung

105

k2 = Kalibrierungskonstante in Abhngigkeit der Partikeleigenschaften (Gre, Form), der ausgesendeten Wellenlnge und der Laufzeit, k3 = Kalibrierungskonstante in Abhngigkeit der Sensoreigenschaften, Fluid- und Partikeleigenschaften (Gre, Form), der ausgesendeten Wellenlnge und der Laufzeit.

Abbildung 36: Prinzipien optischer und akustischer Schwebstoffmessungen (nach VAN RIJN, 2007)

Ein wichtiger Nachteil bei der Anwendung des Streuungsverfahrens ist der starke nichtlineare Zusammenhang zwischen dem Signal des Empfngers und der Sedimentkonzentration bei sehr groen Sedimentkonzentrationen (VAN RIJN, 2007). Fr alle Messprinzipien sind in-situ Kalibrierungen erforderlich, um die Konstanten bestimmen zu knnen. Eine regelmige Wiederholung bzw. berprfung der Kalibrierung muss erfolgen, um die Vernderlichkeit der Konstanten in Abhngigkeit von Temperatur- und Salinittsschwankungen abschtzen zu knnen. In der Praxis knnen optische (und akustische) Methoden zur Bestimmung der Sedimentkonzentration nur in Verbindung mit mechanischen Probenahmen eingesetzt werden. Dabei sind grere Ungenauigkeiten insbesondere bei optischen Verfahren in der Regel auf unzureichende Kalibrierungen zurckzufhren (KIRBY ET AL, 1981 in VAN RIJN, 2007). Das optische Messverfahren ist am besten fr Schluffpartikel (> 50 m) geeignet. Laboruntersuchungen mit optischen Sensoren haben gezeigt, dass die Zugabe von Sandpartikeln mit einer Konzentration gleich der Schluffkonzentration das Signal des Empfngers um etwa 10 % erhht (DER KINDEREN, 1982 in VAN RIJN, 2007). Die hchsten mit optischen Sensoren messbaren Konzentrationen liegen bei etwa 25.000 mg/l (KIRBY ET AL, 1981 in VAN RIJN, 2007). Trotz aller Herausforderungen hinsichtlich der Kalibrierung bietet der Einsatz optischer Messverfahren zur Bestimmung der Schwebstoffkonzentration im Rahmen von Messungen in der Natur viele Vorteile gegenber mechanischen und akustischen Verfahren. So knnen

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Kapitel 6: Messprogramm und Durchfhrung

mit Hilfe des Einsatzes moderner Speichermedien und leistungsstarker Akkus ber lngere Zeitrume kontinuierlich und automatisch Messungen vorgenommen werden. Bei entsprechender Anordnung der Sensoren kann zudem die Verteilung der Schwebstoffkonzentration ber die Wassertiefe ermittelt werden. Vorausgesetzt, die Messfrequenz des eingesetzten Gertes ist hoch genug, knnen auch kurzzeitige nderungen aufgezeichnet werden. Optische Rckstreusensoren in englischer Sprache Optical Backscatter Sensors (OBS Sensors) bestimmen die Konzentration suspendierter Sedimente in der Wassersule mit Hilfe eines indirekten optischen Trbungsmessverfahrens. Trbung bezeichnet dabei keine physikalische Gre, sondern eine optische Erscheinungsform. Sie wird durch das Vorhandensein von Partikeln in einer Flssigkeit induziert, wobei eine Streuung von Licht an den Schwebstoffteilchen entsteht. Dieser Prozess wird auch als Tyndall-Effekt bezeichnet. Ausgesendetes Infrarotlicht wird an suspendierten Partikeln gestreut und ein Teil davon wieder vom OBS empfangen. Das empfangene Signal hngt von der Gre, Zusammensetzung und der Form der suspendierten Partikel ab. Dementsprechend muss jeder einzelne Sensor fr jedes Untersuchungsgebiet eigens kalibriert werden. Im Neufelder Watt kam die Trbungssonde ASM-IVS der Firma ARGUS Environmental Instruments zum Einsatz (Abbildung 37). Sie verwendet Backscatter-Lasersensoren, die im infraroten Bereich mit einer Wellenlnge von 850 nm operieren. Das ASM-IVS verfgt ber 96 OBS-Sensoren, die in einem Edelstahlrohr mit einem Abstand von 10 mm eingegossen sind. Jeder Sensor besteht aus einem Infrarot Laser Sender und einem Empfnger. Das maximale Messvolumen betrgt 10 cm. Das tatschliche Messvolumen ist abhngig von der Dichte der Suspension. Je nach Sedimentkonzentration der Suspension variiert die Reichweite der Sensoren zwischen 0 und 100 mm. Optische Filter und die gewhlte Wellenlnge des Senders verhindern Interferenzen mit anderen Lichtquellen, wie z.B. dem Tageslicht. Dies ermglicht den Einsatz in tidebeeinflussten Gebieten, die regelmig trockenfallen (ARGUS GESELLSCHAFT FR UMWELTMESSTECHNIK, 2010). Die Steuerung und Verarbeitung der Signale erfolgt im Kopf des Gertes. Hier sind neben einem Mikroprozessor der Datenspeicher, die Energieversorgung sowie zustzliche Sensoren wie Inklinometer, Drucksensor und Thermometer untergebracht. Je nach eingestellter Messfrequenz kann das Gert so ber mehrere Wochen autark Daten aufzeichnen. Mit Hilfe des ASM-IVS ist eine Bestimmung der Sedimentkonzentrationen ber ein Profil von 0,96 m mglich. Die Installation des Gertes erfolgt mit Hilfe von 1,0 bis 1,5 m langen Ansatzstcken, die in den Wattboden eingesplt bzw. eingepresst werden. Durch eine Schraubverbindung wird das ASM mit der Verlngerung verbunden. Des Weiteren wird das Gert ber ein Drahtseil mit einem Pflugscharanker gesichert, an dem ein Schwimmkrper

6.1 Ausgewhlte Messtechnik und Durchfhrung

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zur Markierung der Messposition befestigt wird. Die Installation wurde stets so vorgenommen, dass der unterste Sensor mit der Wattoberkante abschloss. Die Wahl der Messfrequenz ist ein Kompromiss aus einer mglichst hohen zeitlichen Auflsung der Messungen und einer mglichst langen Messdauer. Im Laufe der Messungen wurden auch Daten mit einer Frequenz von einer Sekunde aufgezeichnet, um ber eine kurze Dauer beispielsweise den Effekt von einzelnen Wellen zu untersuchen. ber die lngste Zeit der Untersuchungen wurden jedoch Messwerte in einem Intervall von fnf Minuten aufgezeichnet. Dabei wurden jeweils zehn einzelne Messungen mit einem Abstand von einer Sekunde vorgenommen und in einem Ensemble (Mittelwert) zusammengefasst und abgespeichert. Alle 96 Sensoren des Gertes werden jeweils simultan aktiviert.

Abbildung 37: Installation des Trbungsmessgertes ASM-IVS im Untersuchungsgebiet

Um das elektronische Signal des Empfngers in Sedimentkonzentrationen umrechnen zu knnen, wurde das ASM vor der Beginn der Messungen im Labor des Herstellers kalibriert. Dazu wurden Proben der obersten 2 bis 3 cm des anstehenden Wattbodens des spteren Untersuchungsgebietes genommen und vor Beginn der Kalibrierung zunchst grob gefiltert. Whrend der Kalibrierung wurden in einem vertikal durchstrmten Tank in aufsteigender Reihenfolge zehn verschiedene, den gewnschten Messbereich abdeckende homogene Konzentrationen eingestellt. Bei jeder Konzentration wurden 20 bis 30 Messungen vorgenommen, bevor die Messung unterbrochen und die nchst grere Konzentration eingestellt wurde. Nach diesem Verfahren wurde fr jeden einzelnen der 96 Sensoren eine Kalibrierfunktion mit zehn Sttzstellen im Messbereich berechnet. Abbildung 38 zeigt Ergebnisse der Kalibrierung eines ASM. Es sind exemplarisch vier verschiedene Sensoren dargestellt. Deren bauteilbedingte Unterschiede uern sich in unterschiedlichen empfangenen Signalen bei gleicher Sedimentkonzentration. Die zehn Messpunkte sowie die Messung bei klarem

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Kapitel 6: Messprogramm und Durchfhrung

Wasser werden durch eine Spline-Funktion interpoliert. Whrend der Messungen in der Natur wird dann aus dem Empfngersignal jedes einzelnen Sensors die vorhandene Sedimentkonzentration berechnet. Zur berprfung der erstellten Kalibrierung werden im Anschluss unbekannte Schwebstoffkonzentrationen im Tank hergestellt und gemessene Werte des ASM mit der durch Analyse der Proben aus dem Tank ermittelten Konzentrationen verglichen. Nach Angaben des Herstellers wird durch dieses Kalibrierungsverfahren im Labor eine Genauigkeit von 10 % erreicht. Dieser Wert wurde durch die beschriebene berprfung der Kalibrierung besttigt. Die Kalibrierung der Gerte im Labor wurde fr jedes Gert im Laufe der Untersuchung wiederholt.

Abbildung 38: Ergebnisse der Kalibrierung der Sensoren 1, 50, 75 und 90 eines ASM inkl. der berechneten Kalibrierfunktionen

Die im Labor durchgefhrte Kalibrierung muss im Rahmen der Messungen in der Natur in regelmigen Abstnden berprft werden. Schwankungen der Temperatur oder der Salinitt im Untersuchungsgebiet knnen die optischen Eigenschaften der Suspension verndern und so zu verflschten Ergebnissen fhren. Bei Messfahrten und Wartungsarbeiten im Untersuchungsgebiet wurden im Laufe der Untersuchung stichprobenartig zeitlich und rumlich definierte Schwebstoffproben unmittelbar vor den Sensoren entnommen, im Labor gem DIN 38409, Teil 1 (NORMENAUSSCHUSS WASSERWESEN, 1987) analysiert und mit den Messwerten verglichen. Eine exakte rumliche Zuordnung einer Probe zu einem einzelnen Sensor ist dabei nicht mglich, da der Probennehmer einen Durchmesser von 50 mm besitzt und damit fnf Sensoren abdeckt. Daher wurde der Wert der Schwebstoffprobe mit dem

6.1 Ausgewhlte Messtechnik und Durchfhrung

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Mittelwert der fnf Sensoren verglichen. Ebenso entstehen Abweichungen dadurch, dass die Proben nicht exakt zum Zeitpunkt der Messung des ASM entnommen werden knnen, da so die Messungen beeinflusst wrden. Dementsprechend wurden die Schwebstoffproben, der zeitlich nchstliegenden Messung zugeordnet. Abbildung 39 zeigt einen Vergleich der mittels Schwebstoffproben ermittelten Sedimentkonzentrationen mit den gemessenen Werten des ASM. Die Proben wurden zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen ASM-Gerten und in variierenden Hhen entnommen. Insgesamt zeigte sich dabei eine gute Genauigkeit von 20 %, die mit den Herstellerangaben zur Genauigkeit des Messverfahrens im Feld bereinstimmt.

Abbildung 39: Vergleich der Ergebnisse der Trbungssonde ASM und der Schwebstoffproben

6.1.1.3 Seegangsmessungen Seegangsmessungen liefern Informationen ber die Auslenkung der Wasseroberflche. Es werden direkte (z.B. Wellenpegel, Druckmessungen, Beschleunigungsmessungen) und indirekte Messverfahren (z.B. Radarmessungen, Echolotmessungen) unterschieden. Je nach Untersuchungsgebiet und Randbedingungen kommen dabei verschiedene Messgerte zur Anwendung. Vergleichsweise hufig werden Druckmessdosen eingesetzt, die im Vergleich zu anderen Verfahren kostengnstig und relativ flexibel einsetzbar sind, jedoch aufgrund des angewendeten Messprinzips Fehler beinhalten knnen, die bekannt sein mssen. Druckmessdosen messen nicht die Bewegung der Wasseroberflche selbst, sondern erfassen die durch die Auslenkung des Wasserspiegels hervorgerufene Drucknderung an einem

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Kapitel 6: Messprogramm und Durchfhrung

Ort ber die Zeit. Diese resultiert aus der aktuellen Wasserspiegelauslenkung, der Wellenlnge, der Wassertiefe und der Einbautiefe des Sensors. Die Drucknderung p unter einer fortschreitenden Schwerewelle setzt sich aus einem hydrostatischen und einem dynamischen Druckanteil zusammen und lsst sich nach der linearen Wellentheorie berechnen aus (EAK, 2002): p wobei: p a H Druck [Pa] a sin kx Wichte des Seewassers, abhngig von Wassertemperatur und Salzgehalt [N/m] t ; aktuelle Wasserspiegelauslenkung [m] z
(64)

H/2; Wellenamplitude [m] Wellenhhe [m] Wellenlnge [m] 2 /L; Wellenzahl [-] Ortskoordinate [m] Zeitkoordinate [s] Wassertiefe [m] Einbautiefe [m] Wellenperiode [s]

T x t k

2 /T; Kreisfrequenz [1/s]

d z

Der Quotient R wird als Druckreaktionsfaktor bezeichnet, so dass p R a sin kx


Welleneinfluss (65)

(66)

hydrostatischer Anteil

Bei der Auswertung des aufgezeichneten Seegangs muss der hydrostatische Druckanteil vom Gesamtdruck subtrahiert werden, da zur Auswertung nur der aus den Wellen resultierende hydrodynamische Druck bentigt wird. Nach der linearen Wellentheorie findet die Teilchenbewegung unter Wellen auf Orbitalbahnen statt, die unter Tiefwasserbedingungen

6.1 Ausgewhlte Messtechnik und Durchfhrung

111

(d/L > 0,5) Kreisbahnen entsprechen. Der Durchmesser der Kreise nimmt mit der Tiefe exponentiell ab. Im Flachwasser bzw. im bergangsbereich bewegen sich die Teilchen auf Ellipsen, deren horizontale Achse mit der Tiefe abnimmt. Dementsprechend nimmt der dynamische Druckanteil mit der Tiefe ab. Fr Wellen mit krzeren Perioden und somit auch geringeren Wellenlngen ist die Abnahme des Drucks vergleichsweise grer als fr langperiodische Wellen. Der dynamische Druckanteil kurzperiodischer Wellen geht bei greren Wassertiefen am Boden gegen Null. Durch diesen Zusammenhang ergeben sich die Grenzen der Anwendung von Druckmessdosen zur Aufzeichnung von Seegang. In Abbildung 40 ist der maximale dynamische Druckanteil aus Seegang unter dem Wellenkamm als Funktion der Wellenperiode und der Wassertiefe dargestellt. Es wird dabei davon ausgegangen, dass der Drucksensor, wie in der Praxis blich, an der Wattsohle installiert wird. Die angenommene Wellenhhe betrgt 0,5 m. Damit entspricht das Beispiel in der Abbildung Bedingungen aus dem Untersuchungsgebiet. Fr Wellen mit einer Periode von weniger als 2 Sekunden wird der dynamische Druckanteil am Boden ab Wassertiefen von 4 m sehr gering. Die blaue Ebene beschreibt einen Druck von 200 Pa. Dies entspricht der Auflsung handelsblicher Drucksensoren und zeigt, dass kurze Wellen bei greren Wasserstnden messtechnisch mit Druckmessdosen nicht mehr aufgelst werden knnen bzw. dass der Fehler auch bei lngeren Wellen in der Grenordnung 10 % liegen kann.

Abbildung 40: Maximaler dynamischer Druckanteil unter Seegang als Funktion der Wellenperiode und der Wassertiefe (Wellenhhe = 0,5 m, Installation der Sensoren am Wattboden); nach FRHLE (2000)

112

Kapitel 6: Messprogramm und Durchfhrung

Erfolgt die Auswertung der Seegangsmessungen im Frequenzbereich, wird die gemessene Druckzeitreihe nach der Fourier-Transformation mit einer Druckbertragungsfunktion (Abbildung 41, abgeleitet aus Gleichung 65) dividiert, um das Amplitudenspektrum zu erhalten. Die Druckbertragungsfunktion wird ab einer Grenze, die von der Wassertiefe abhngig ist, sehr klein, wodurch bei Division auch kleinste Anteile im Druckspektrum, die aus der Messgenauigkeit oder elektronischem Rauschen resultieren knnen, stark hochgerechnet werden. Die bertragung des Druckspektrums ist bei der Auswertung im Frequenzbereich demnach auf eine Maximalfrequenz zu begrenzen (FRHLE, 2000). Die Druckmessdosen werden an der Wattsohle montiert. Demnach ergeben sich im Untersuchungsgebiet Wassertiefen von 1,50 m bis 2,00 m bei Positionen auf dem Watt bei Mittlerem Tidehochwasser bzw. Wassertiefen von 3,00 m in der Neufelder Rinne. Bei mittleren Tidebedingungen knnen somit ausgehend von Abbildung 40 Wellen ab einer Periode von 2 s gut aufgelst werden. Geringere Wellenhhen verursachen geringere Drucknderungen. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass die Tidewasserstnde nur zum Zeitpunkt des Tidehochwassers die oben genannten Wassertiefen erreichen. Bei greren Wasserstnden (z.B. bei Sturmfluten) treten in der Regel auch hhere und lngere Wellen auf, so dass der Seegang trotz allem ber die Drucknderung aufgezeichnet werden kann. Druckmessdosen sind demnach trotz aller generellen Einschrnkungen fr den Einsatz im Wattenmeer geeignet. Bei der Auswertung im Frequenzbereich muss jedoch auf die Filterung hoher Frequenzen geachtet werden.

Abbildung 41: Druckbertragungsfunktion (Wassertiefe = 3 m; Installation der Sensoren am Wattboden)

Fr die Seegangsmessungen im Untersuchungsgebiet Neufelder Watt wurde das Messverfahren mit Druckmessdosen ausgewhlt. Aufgrund der vorhandenen Randbedingungen und unter Beachtung der mglichen Unsicherheiten wurde dies als geeignet erachtet.

6.1 Ausgewhlte Messtechnik und Durchfhrung

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Bei einer Installation der Druckmessdosen am Wattboden ist selbst bei einer Sturmflut unter Beachtung der grten zu erwartenden Wellenhhen nicht mit Wasserstnden von mehr als 10 m zu rechnen. Demnach betrgt der erforderliche Messbereich der Sensoren rund 200 kPa. Aus den im Seegang vorhandenen Schwingungsperioden (1 s bis 30 s) kann eine Digitalisierungsrate (Messfrequenz der Sensoren) im Bereich von 1 Hz bis 10 Hz abgleitet werden (FRHLE, 2000). Bei einer relativen Genauigkeit des Drucksensors von 0,1 % vom Endwert betrgt die absolute Genauigkeit des Sensors 200 Pa. Die daraus entstehenden Fehler und Abweichungen sind oben beschrieben. Im Neufelder Watt wurden Seegangsmessungen mit Druckmessdosen durchgefhrt, die an den Gertehalterungen der ADCP-Gerte am Wattboden installiert wurden (Abbildung 35). Dabei kamen zwei verschiedene Gertetypen zum Einsatz: der Wasserpegeldatenlogger PLog 521-MMC des Herstellers Driesen + Kern GmbH sowie eine am Institut fr Wasserbau der TUHH konstruierte Druckmessdose (WIDL = Winkelbauer-Datenlogger). Beide Pegellogger funktionieren autark; sie beziehen ihre Energie aus Akkus und schreiben die aufgezeichneten Daten jeweils auf eine Multimedia Speicherkarte. Der Wasserpegeldatenlogger P-Log521-MMC verfgt ber eine maximale Messfrequenz von 10 Hz und einen Messbereich von 0 bis 400 kPa bei einer relativen Genauigkeit von 0,05 % vom Messbereich. Dies ergibt eine absolute Genauigkeit von 200 Pa. Bei einer Abtastrate von 10 Hz (5 Hz) reichte die Akkuleistung fr eine Messdauer von ca. 4 (8) Tagen. Bei Akkus in einem nicht optimalen Ladezustand verringerte sich die Messdauer zum Teil erheblich. Da mglichst kontinuierlich Seegangsdaten aufgezeichnet werden sollten und die Wartungsintervalle mglichst lang und an die brigen Messgerte angepasst sein sollten, wurde am Institut fr Wasserbau eine Druckmessdose konstruiert, die durch optimierten Energieverbrauch eine entsprechend lange Messdauer ermglicht. Als Drucksensor wurde dabei ein SenSym 19C030PA des Herstellers SensorTechnics verwendet. Dieser verfgt ber einen Messbereich von 0 - 30 psi (0 - 206,8 kPa) bei einer relativen Genauigkeit von 0,1 % vom Messbereich. Dies ergibt eine absolute Genauigkeit von rund 200 Pa. Die gewhlte Messfrequenz betrgt 10 Hz. Im Neufelder Watt betrug die grtmgliche Messdauer rund 9 Wochen.

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Kapitel 6: Messprogramm und Durchfhrung

6.1.2

Messungen der Bathymetrie

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden Echolote zur Tiefenbestimmung in Wasser verwendet (ULRICK, 1983). Dabei kommt das Prinzip der Laufzeitermittlung einer Schallwelle zwischen Sender, Gewssersohle und Empfnger zur Anwendung, wobei sich die Wassertiefe wie folgt berechnet: z mit: z= Wassertiefe [m] dS = Tauchtiefe des Echolotschwingers [m] C = Schallgeschwindigkeit in Wasser [m/s] TWT = Laufzeit des Schallimpulses [s] In Gebieten mit vernderlichen Wasserstnden (z.B. Tidegebiet) muss der aktuelle Pegelstand bercksichtigt und alle Tiefenangaben mssen auf ein bestimmtes Niveau bezogen werden, wenn die gemessenen Tiefen aufgezeichnet und weiter verwendet werden sollen. Auch Seegang induziert Schiffbewegungen, die die gemessene Wassertiefe kurzzeitig um bis zu einige Dezimeter verndern kann. Diese Bewegungen mssen bei der Berechnung der Wassertiefe bercksichtigt werden. Fcherecholote sind eine Weiterentwicklung von Einstrahlloten. Dabei wird unter verschiedenen Winkeln vom Schwinger ein Schallimpuls ausgesendet und die zurcklaufenden Signale aus verschiedenen Richtungen empfangen. Um den empfangenen Signalen nicht nur die exakte Tiefe, sondern auch eine Position zuweisen zu knnen, muss beim Fcherecholot zustzlich der Einfallwinkel des zurckkommenden Signals bekannt sein. Somit kann mit einem Fcherecholot nicht nur an einem Punkt die Tiefe bestimmt werden, sondern auf einer Linie orthogonal zum Kurs des Schiffes (Abbildung 42). Die Breite dieses Fchers hngt im Wesentlichen von der Wassertiefe ab. Die Randstrahlen des Fcherecholotes treffen in einem flacheren Winkel auf die im Wasser vorhandenen horizontalen Temperatur- oder Salzschichtungen als die Strahlen im Zentrum der Wandler. An diesen Sprungschichten kommt es zu Beugungseffekten, durch die die geradlinige Ausbreitung der Schallstrahlen verndert wird. Dieser Effekt nimmt mit Abnahme des Winkels zwischen Schallstrahl und Sprungschicht zu. Um diese Refraktionseinflsse korrigieren zu knnen, ist es erforderlich, das Profil der Schallgeschwindigkeit ber die gesamte Wassersule zu kennen. Dementsprechend wird das Schallprofil vor bzw. whrend der Messungen mittels einer Schallsonde aufgezeichnet. d C
(67)

6.1 Ausgewhlte Messtechnik und Durchfhrung

115

Abbildung 42: Prinzip der Messung der Bathymetrie mit einem Fcherecholot

Die Schallsonde misst die jeweilige Wassertiefe, die Temperatur sowie die Leitfhigkeit, ber die der Salzgehalt ermittelt wird. Aus diesen drei Parametern kann dann die Schallgeschwindigkeit berechnet werden, die eine ansteigende Funktion von Temperatur, Salzgehalt und Druck ist. MEDWIN (1975) formulierte eine auch heute noch allgemein verwendete Approximation zur Bestimmung der Schallgeschwindigkeit: C 1449,2 4,6T 0,055T 0,00029T 1,34 0,010T S 35 0,016z
(68)

wobei: C = Schallgeschwindigkeit [m/s] T= S= z= Temperatur [ C] Salinitt [ppt] Wassertiefe [m]

Diese Gleichung besitzt Gltigkeit fr 0 T 35 0 S 40 ppt und 0 z 1.000 m. Die C, Schallgeschwindigkeit nimmt um 1,6 m/s pro 100 m Tiefe zu. In flachem Wasser ist der Einfluss der Wassertiefe gering. Den grten Einfluss auf die Schallgeschwindigkeit besitzt die Temperatur (JENSEN, 2008). Bei einem Salzgehalt von 20 ppt steigt die Schallgeschwindigkeit von 1451 m/s bei einer Temperatur von 5 auf 1504 m/s bei einer Temperatur von C 20 (Abbildung 43). C Die Bathymetrie im Untersuchungsgebiet wird mittels eines Fcherecholotes aufgezeichnet. Das gesamte System besteht dabei aus zwei Fcherecholotschwingern, einem Differential Global Positioning System (DGPS), einem Bewegungssensor und einem Kreiselkompass.

116

Kapitel 6: Messprogramm und Durchfhrung

Das DGPS ordnet den gemessenen Tiefen eine genaue Position zu und ermglicht die Zuordnung auf ein Bezugsniveau. Der Bewegungssensor und der Kreiselkompass korrigieren die Schiffsbewegungen.

Abbildung 43: Schallgeschwindigkeit in Wasser bei vernderlichen Temperaturen und Salzgehalten (z = 0 m)

Das Messboot Nekton des Instituts fr Wasserbau (Abbildung 44) ist mit einer mindestens erforderlichen Wassertiefe von ca. 60 cm fr den Einsatz im Wattenmeer sehr gut geeignet. Zur flchigen Aufnahme der Gewssersohle ist die Nekton mit dem Multibeam-Echolot (Fcherecholot) Sea-Beam 1185 der Firma L-3 Communications ELAC Nautic GmbH ausgestattet. Die Messfrequenz von 180 kHz erlaubt speziell den Einsatz in flachen Gewssern, kann aber bis zu einer Tiefe von 300 m verwendet werden. Das Fcherecholot gehrt zu der Gruppe der Beamformer. Bei diesem Bautyp werden maximal 126 Einzelstrahlen ausgesendet. Damit kann ein ffnungswinkel von 153 abgedeckt werden, was eine Breite des Fchers auf der Gewssersohle von dem etwa achtfachen der Wassertiefe bedeutet. Im Flachwasser wird die ohnehin schon geringe Fcherbreite jedoch weiter eingeschrnkt, da die Randstrahlen hufig Fehlmessungen aufweisen. Das Fcherecholot besteht aus zwei Wandlerplatten, die fest im Schiffsrumpf der Nekton integriert sind (Abbildung 42) und einer Sonar-Prozessor-Einheit, die in Form eines 19 Zoll Einschubs in die Kabine eingebaut ist. Die Besonderheit des SeaBeam 1185 besteht darin, dass der Bewegungssensor direkt mit der Sonar-Prozessor-Einheit verbunden ist. Diese korrigiert die Ausrichtung der einzelnen

6.1 Ausgewhlte Messtechnik und Durchfhrung

117

Beams in Echtzeit, so dass die Messdaten bereits roll- und pitchbereinigt an den Messcomputer weitergeleitet werden.

Abbildung 44: Messboot Nekton des Instituts fr Wasserbau

Zur genauen Verortung der Fcherecholotmessungen wird das GPS-System SR530 (Zweifrequenz-Echtzeit-Empfnger) der Firma Leica verwendet. Eine feste Basisstation an Land (Base) liefert die notwendigen Korrekturdaten an den an Bord des Messbootes befindlichen GPS-Empfnger (Rover). Diese DGPS-Technik ermglicht eine absolute Genauigkeit der Messwerte von wenigen Zentimetern (ca. 3 bis 5 cm) in Lage und Hhe. Die Position wird in Echtzeit mit einer Aktualisierungsrate von 10 Hz bestimmt (PLGER, 2007). Aufgrund von Wellen aber auch Kursnderungen ist ein Messboot ein sich stndig in alle drei Raumachsen bewegendes und drehendes System. Insbesondere bei der Messung der Wassertiefe durch Echolote muss der genaue Winkel des Beams zur Vertikalen bekannt sein, da die Lauflnge des Schallsignals zur Sohle gemessen wird. Die Messfehler aufgrund dieser Schiffsbewegungen bersteigen ohne Bewegungskompensation in der Regel den Positionsfehler des DGPS sowie fehlerhafte Schallgeschwindigkeitsmessungen um ein Vielfaches. Aus diesem Grund sind sowohl an den Bewegungssensor als auch an den Kreiselkompass hchste Genauigkeitsanforderungen zu stellen. An Bord der Nekton wird der kombinierte Bewegungssensor und Kreiselkompass Octans III der Firma IXSEA verwendet. Es handelt sich dabei um einen hochgenauen optischen Kreiselkompass. Die Schallgeschwindigkeit in Wasser wird mageblich durch den Salzgehalt und die Wassertemperatur bestimmt. An Bord der Nekton wird fr die Ermittlung des Schallprofils, das als Korrekturparameter in die Multibeam-Messung eingeht, die CTD-Sonde 48M der Firma Sea & Sun verwendet. Bei diesem Verfahren werden die physikalischen Parameter des Wassers

118

Kapitel 6: Messprogramm und Durchfhrung

gemessen und dann die Schallgeschwindigkeit ber bekannte Funktionen errechnet. Der Vorteil einer solchen Vorgehensweise liegt darin begrndet, dass die physikalischen (Temperatur) und chemischen (Salinitt) Eigenschaften des Wassers mit einer sehr hohen Genauigkeit gemessen werden knnen. Die CTD-Sonde wird an einem Seil mit einer beliebigen Sinkgeschwindigkeit zur Sohle abgelassen. Die Auswertesoftware nimmt online die Messdaten auf und berechnet die Schallgeschwindigkeit ber die Tiefe. Die Schallwandlerplatten des Fcherecholotes besitzen durch den Einbau bedingte Winkelabweichungen von den Normalachsen des Basis-Koordinatensystems. Analog zu Kapitel 6.1.1.1 sind auch an dieser Stelle der Roll-Winkel (Drehung um die x-Achse in Hauptfahrtrichtung), der Pitch-Winkel (Nicken um die y-Achse quer zur Hauptfahrtrichtung) und der Yaw-Winkel (horizontales Drehen um die z-Achse) zu nennen. Vor Beginn der Messungen wurden dynamische Tests zur Kalibrierung des Fcherecholotsystems zur Bestimmung und Korrektur dieser Winkel durchgefhrt. Die Kalibrierung wurde von PLGER (2007) beschrieben. Da das Echolotsystem an Bord der Nekton fest installiert ist, verndern sich die ermittelten Kalibrierparameter nicht. Dennoch wurden die dynamischen Tests zur Kontrolle in der Mitte des Messzeitraumes wiederholt. Dabei wurden gleiche Resultate erzielt. Die International Hydrographic Organization (IHO) definiert in den IHO Standards for hydrographic surveys Mindestanforderungen fr die Genauigkeit von hydrographischen Messungen (IHO, 2008). Das oben beschriebene Multibeam-Echolotsystem erfllt den strengsten IHO Standard Special Order, bersteigt dabei die vorgegebene Genauigkeit sogar deutlich. Eine exakte Gre fr den Fehler des Gesamtsystems anzugeben, ist durch die Vielzahl der involvierten Einzelkomponenten (Schwinger, Prozessor, Bewegungssensor, Kreiselkompass, GPS, Schallgeschwindigkeit) mit ihren jeweils eigenen Fehlern nicht mglich. Der magebliche Anteil am Gesamtfehler setzt sich aus der GPS-Ortung und der Schallgeschwindigkeit zusammen. Eine regelmige Messung der Schallgeschwindigkeitsprofile kann den Fehler somit reduzieren. Bei einer ungnstigen Addition aller nicht-statistischen Fehler kann bei Wassertiefen von bis zu fnf Metern mit einer Messgenauigkeit von 7 bis 10 cm gerechnet werden. Als weitere magebliche Fehlerquelle ist die Vertikalbeschleunigung (Heave) des Messbootes zu nennen, da diese vom Bewegungssensor nur mit einer Genauigkeit von etwa 5 cm oder 5 % (grerer Wert relevant) gemessen werden kann (PLGER, 2007). Dies verdeutlicht, dass Messungen der Bathymetrie im Untersuchungsgebiet bei strkerem Seegang nicht nur aus Grnden der Sicherheit, sondern auch der Messgenauigkeit zu vermeiden sind.

6.1 Ausgewhlte Messtechnik und Durchfhrung

119

6.1.3

Ergnzende Untersuchungen

Ergnzend zu den im Kapitel 6.1.1 beschriebenen ortsfesten Messungen wurden Untersuchungen im Labor zum Bewegungsbeginn der Wattsedimente vorgenommen. Zudem sollten dabei Systemzustnde mit geringen Wasserstnden berprft werden, die in der Natur aufgrund des Blanking-Bereiches der ADCP nicht erfasst werden konnten. Zum Einsatz kam hier der modulare Strmungskanal der Firma Gunt im Labor des Instituts fr Wasserbau. Dieser Strmungskanal mit manuell regelbarem Zulauf verfgt ber eine Breite von 30,90 cm, eine Tiefe von 47,50 cm sowie eine Lnge von 500 cm. Die Wasserversorgung erfolgt aus zwei Wasserbassins mit je 1,5 m Swasser. Zur Aufzeichnung der Sedimentkonzentrationen whrend der Versuche wurde wie auch in der Natur die optische Trbungssonde ASM-IV der Firma Argus verwendet, deren Messprinzip in Kapitel 6.1.1.2 beschrieben ist. In den Laborversuchen wurde jedoch eine krzere Variante mit nur 80 Sensoren eingesetzt. Des Weiteren wurde eine eigens konstruierte OBSSonde des Instituts fr Wasserbau mit zwei Sensoren verwendet (WOBS = Winkelbauer OBS). Die Strmungsgeschwindigkeiten wurden mittels eines zweidimensionalen Laser-DopplerAnemometers (LDA) der Firma Dantec Dynamics gemessen. Die Laser-DopplerAnemometrie ist eine berhrungslose optische Messtechnik zur Bestimmung von Komponenten einer Strmungsgeschwindigkeit in einem Punkt einer Fluidstrmung. Voraussetzung ist das Vorhandensein suspendierter Mikropartikel in dem Fluid. Ein Strahlenteiler teilt einen Laserstrahl in zwei einzelne Strahlen unterschiedlicher Intensitt. Im Messpunkt werden diese Strahlen zum Schnitt gebracht, wodurch ein Interferenzstreifenmuster entsteht. Die den Messpunkt durchlaufenden, suspendierten Mikropartikel reflektieren die Laserstrahlen als Streuwellen, welche von einem Detektor erfasst werden. Das Messsignal ist analog zum Prinzip eines ADCP die nach dem Doppler-Effekt Resultierende der additiven berlagerung der frequenzverschobenen Streuwellen. Die Frequenz dieser Resultierenden ist proportional zur Geschwindigkeitskomponente der Mikropartikel. Mit der Kontrolle durch ein Tachymeter (Gert, zur Bestimmung von Horizontalrichtungen, Vertikalwinkeln und Schrgstrecken zum Zielpunkt) wurde der Strmungskanal in eine waagerechte Position gebracht und fixiert. In den Strmungskanal wurden zwei aus Plexiglas bestehende, seitliche Begrenzungen des Sedimentbettes mit einer Hhe von je 5 cm im Abstand von 225 cm auf der Sohle des Strmungskanals montiert. Der vorderen Begrenzung in Strmungsrichtung vorgelagert waren zwei 50 cm lange, ebenfalls 5 cm hohe Plexiglasschalen mit Kiesfllung als Vorlaufbereich zum eigentlichen Testfeld. Vor diesen Plexiglasschalen wurde in einer Hhe von 5 cm ein glattes Vorlaufbett aus Plastik mit 55 cm Lnge

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Kapitel 6: Messprogramm und Durchfhrung

befestigt. An das Vorlaufbett schloss eine Zulauframpe aus Plastik mit einer Steigung von 1/4 an. Alle Kanaleinbauten waren mit Schrauben an der Kanalsohle befestigt und fllten die Breite des Kanalquerschnitts vollstndig aus. Das durch die seitlichen Begrenzungen entstehende Sedimentbett wurde mit Sedimentmaterial aus dem Untersuchungsgebiet bis 5 cm Hhe gefllt. Am Ende des Strmungskanals wurde das zur Steuerung ntige Nadelwehr mit der entsprechenden Nadelanzahl installiert. Der zu untersuchende Abschnitt des Sedimentbettes von 100 cm Lnge befand sich zwischen Kanalzentimeter 65 und 165 (Abbildung 45). Die OBS-Sensoren wurden zwischen Kanalzentimeter 100 und 180 an der Kanalwand in waagerechter Position 3 cm ber dem Sedimentbett angebracht, so dass die ersten 15 Sensoren noch vor dem zu untersuchenden Abschnitt lagen. Die brigen 65 Sensoren lagen mit jeweils 1 cm Abstand direkt auf den ersten 65 cm des zu untersuchenden Abschnitts. Die einzelnen OBS-Sensoren wurden bei 100 cm des zu untersuchenden Abschnittes senkrecht an der Kanalwand befestigt. Der untere Sensor befand sich dabei 3 cm ber Sediment in Verlngerung der OBS-Achse. Der obere Sensor befand sich 6 cm ber Sediment. Eine Digitalkamera wurde bei Kanalzentimeter 0 in Hhe von 45 cm zur Draufsicht installiert. Zwei Videokameras wurden auf Stativen seitlich des Kanals bei Kanalzentimeter 75 und 155 positioniert und fixiert. Beide Kameras hatten ein Sichtfenster von 10 10 cm. Das LDA wurde bei Kanalzentimeter 205 in einer Hhe von 15,6 cm in Position gebracht. Der Messpunkt des LDA lag somit 8 cm ber der Kanalsohle. Der Versuchsaufbau ist in Abbildung 45 schematisch dargestellt, wobei die Flierichtung von links nach rechts ist.

Abbildung 45: Versuchsaufbau im Strmungskanal

6.2 Auswahl der Messpositionen

121

Auf Basis von Voruntersuchungen wurden sechs Testserien festgesetzt. Eine Testserie behandelte jeweils eine bestimmte Strmungsgeschwindigkeit. Die Serien bestanden aus vier Durchlufen mit unterschiedlichen Wasserstnden. Durch die Nadelanzahl im Wehr wurde die Strmungsgeschwindigkeit ber die Serie konstant gehalten. Durch Erhhung der Pumpendrehzahl wurde der Wasserstand erhht und jeweils ber einen Durchlauf konstant gehalten. Ziel dieser Testserien war es, die Reaktion des Sedimentes auf Strmungsgeschwindigkeiten im Bereich von 0,05 m/s bis 0,3 m/s und auf Wasserstnde zwischen 5 cm und 20 cm ber dem Sediment festzuhalten. ber diese ergnzenden Untersuchungen und die zuvor beschriebenen Messungen hinaus wurden zum Aufbau eines Sedimentkatasters im Untersuchungsgebiet zudem zahlreiche Bodenproben entnommen, die geotechnisch ausgewertet wurden.

6.2

Auswahl der Messpositionen

Das Untersuchungsgebiet wurde nach den in Kapitel 5.4.1 genannten allgemeinen Anforderungen ausgewhlt. Es besteht aus verschiedenen Elementen des Wattenmeeres, die alle in die Untersuchung Eingang finden sollten: 1) hher und geschtzter gelegene Wattflchen nordwestlich der Neufelder Rinne, 2) exponiert gelegene Wattflchen sdlich der Neufelder Rinne und 3) die Neufelder Rinne, die insbesondere die Entwsserung des Untersuchungsgebietes dominiert. Fr die Messungen in der Natur standen ausreichend Gerte zur Verfgung, um insgesamt drei Messstationen parallel zu betreiben. Die Wahl der Messpositionen musste so erfolgen, dass mit diesen drei Stationen mglichst flchenhafte Informationen ber das gesamte Untersuchungsgebiet erhalten werden konnten. Zudem waren logistische Anforderungen zu beachten, da mglichst alle Gerte whrend eines Tideniedrigwassers gewartet werden sollten. Vor Beginn der Messungen wurden zwischen Oktober 2005 und Juni 2006 umfangreiche Voruntersuchungen in Form von ersten Peilungen und Ortsbegehungen sowie der Sichtung vorhandenen Daten- und Kartenmaterials durchgefhrt. Zur Verdeutlichung der Bathymetrie im Untersuchungsgebiet zeigt Abbildung 46 die Linien gleicher Hhen basierend auf den Daten einer Laserscannerbefliegung im Zuge der Beweissicherung der Elbe aus dem Jahr 2007. An der Wattkante nehmen die Gelndehhen ber eine kurze Distanz von -1,5 m NN und tiefer auf +0,00 m NN zu die Isobathen liegen eng beieinander. Bis zum Deich im Norden nehmen die Gelndehhen dann kontinuierlich auf ber +1,50 m NN zu. Von Nordwesten her ragen Auslufer des Klotzenloches mit Gelnde-

122

Kapitel 6: Messprogramm und Durchfhrung

hhen von -1,00 m NN und tiefer bis in das Neufelder Watt hinein. Verschiedene Rinnen und Priele fhren von der Wattkante in Richtung Norden, die grte Ausdehnung erreicht dabei die Neufelder Rinne mit Gelndehhen von -1,50 m NN und tiefer. Die 0,00 m NN-Linie der Neufelder Rinne trifft auf dem Neufelder Sand auf die entsprechende Hhenlinie des stlich benachbarten Prielsystems. Zu Tidewasserstnden um 0,00 m NN herum bildet der Neufelder Sand so eine durch die Neufelder Rinne vom brigen Neufelder Watt getrennte Sandbank.

Abbildung 46: Linien gleicher Hhen im Neufelder Watt (Daten: Beweissicherung Tideelbe, Laserscannerbefliegung 2007)

Fr den Beginn der Messungen im Sommer des Jahres 2006 wurde zunchst ein Messquerschnitt innerhalb der Neufelder Rinne ausgewhlt, in dem in Prielmitte sowie an beiden Prielbschungen Messgerte installiert wurden (Abbildung 47, Positionen 1 bis 3). Dabei wurden nach dem in Kapitel 6.1.1 beschriebenen Verfahren an jeder ortsfesten Messposition Wasserstnde, Strmungsparameter, Sedimentkonzentrationen und Seegang hochauflsend sowie kontinuierlich aufgezeichnet. Diese Messungen in einem Querschnitt boten den Vorteil, dass die Positionen rumlich eng beisammen lagen und somit von der Ankerposition des Messbootes im bei Tideniedrigwasser geschtzt liegenden Priel schnell erreichbar waren. Dies stellte sich insbesondere zu Beginn der Untersuchungen in der Natur als groer Vorteil heraus, da eine Optimierung der Gerteinstallation sowie der Gertewartung leicht umzusetzen war. Mit Hilfe dieser Messungen konnten die Aufgaben der Neufelder Rinne und die Dominanz des Ebbestroms in der Rinne herausgearbeitet werden. Es wurden genug Daten gesammelt, um zuknftig von einer einzelnen Messposition im Messquerschnitt die gewnschten Aussagen ableiten zu knnen.

6.2 Auswahl der Messpositionen

123

In der folgenden Projektphase im Jahr 2007 wurden alle drei Messpositionen zunchst auf alle hher gelegene Flchen des Neufelder Watts nordwestlich der Neufelder Rinne verlegt (Abbildung 47, Positionen 11 bis 13). Auch diese Positionen lagen wenig exponiert und sind , diese fr einen lngeren Zeitraum um Tideniedrigwasser herum zu erreichen. Es zeigte sich, dass alle aufgezeichneten Parameter aufgrund der rumlichen Distanz und der damit verbund verbundenen leicht unterschiedlichen Hhenlagen etwas zeitversetzt waren, jedoch ansonsten nahezu Hhenlagen identisch verliefen. Auch auf den Flchen nordwestlich der Neufelder Rinne ist es somit mglich, aus einer punktuellen Messposition flchenhafte Informationen abzuleiten.

Abbildung 47: bersicht ber die Messpositionen im Untersuchungsgebiet :

Nachdem die Installationen und die Gertewartung weitestgehend optimiert waren, wurden im weiteren Verlauf des Jahres 2007 Messgerte in der Nhe der Wattkante des Neufelder kante Sandes sdlich der Neufelder Rinne installiert (Positionen 8 und 15). Trotz krzerer mgl r mglicher Wartungszeiten und hherer Wellenbelastung konnten die Messungen auch hier erfol erfolgreich durchgefhrt werden. Aus den bis dahin gewonnenen Erkenntni Erkenntnissen wurde im Jahr 2008 dann jeweils eine fr ein Teilgebiet (Neufelder Watt Position 13, Neufelder Rinne Position 3, Neufelder Sand , Position 15) charakteristische Messposition ausgewhlt und durchgngig betrieben. ) Im Jahr 2009 wurden zustzlich hher gelegene Flchen auf dem Neufelder Sand untersucht hher (Positionen 93 und 94). Des Weiteren wurden zwei Messstationen im Verlauf der Neufelder Rinne (Positionen 91 und 92) installiert, um unter anderem den Sedimentzufluss ber den von Norden in die Neufelder Rinne einmndenden Priel abzuschtzen.

124

Kapitel 6: Messprogramm und Durchfhrung

Tabelle 9 gibt die Koordinaten und die Hhenlagen der Messpositionen an. Angegeben sind dabei die Lage des Strmungsmessgertes sowie die Hhe der Wattoberkante. Die Messungen der Sedimentkonzentrationen wurden in unmittelbarer Nhe zum ADCP, aber auerhalb des Einflussbereiches der Schallstrahlen vorgenommen.
Tabelle 9: Koordinaten (Gau-Krger) und Hhenlage der Messpositionen Position 1 2 3 8 11 12 13 15 91 92 93 94 Rechtswert 3.495.020 3.495.042 3.495.065 3.494.975 3.494.458 3.494.710 3.494.749 3.494.888 3.494.918 3.495.508 3.495.414 3.495.293 Hochwert 5.971.038 5.970.997 5.970.953 5.970.480 5.970.889 5.971.010 5.971.212 5.970.605 5.970.888 5.971.079 5.970.930 5.970.725 Hhe [m NN] -1,35 -1,91 -1,04 -0,42 0,12 0,25 0,23 -0,66 -0,70 -0,84 0,10 0.07

Zur Dokumentation morphologischer Vernderungen wurden regelmig Fcherecholotmessungen durchgefhrt. Aufgrund der geringen Wassertiefen auf den Wattflchen folgten die Peilungen jeweils dem Verlauf der Neufelder Rinne (ungefhr -0,5 m NN-Isobathe). Durch dieses Vorgehen war es mglich, die Verlagerung in diesem Bereich sowie auf den angrenzenden Wattflchen aufzuzeichnen. Um den nachstehenden Ausfhrungen in Bezug auf die Lage der Messpositionen besser folgen zu knnen, ist im Anhang C eine Klappkarte des Untersuchungsgebietes zu finden.

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