Sabine Neulen Diplomarbeit

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„Auswirkungen der künstlichen Belüftung auf den

Stoffhaushalt eines deponiebürtigen Sees“

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades einer

Diplom-Umweltwissenschaftlerin

an der Universität Koblenz-Landau

Fachbereich 3: Mathematik / Naturwissenschaften

Vorgelegt von

Sabine Neulen

aus Grünenborn

Koblenz, 2008
„Auswirkungen der künstlichen Belüftung auf den
Stoffhaushalt eines deponiebürtigen Sees“

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades einer

Diplom-Umweltwissenschaftlerin

an der Universität Koblenz-Landau

Fachbereich 3: Mathematik / Naturwissenschaften

Vorgelegt

am 30. September 2008

von Sabine Neulen

geb. am 01. März 1972

Referent: Prof. Dr.-Ing. habil Martin Wagner (apl)

Koreferent: Dr.-Ing. Heiko Gerdes


Im Rahmen dieser Diplomarbeit geht mein Dank an:

Prof. Martin Wagner für die freundliche Übernahme des Referats –


Dr. Heiko Gerdes für das Koreferat und die Vergabe des Themas –
Marion Kapp für die intensive Betreuung und stets freundschaftliche
Hilfe – Tobias Günkel für eine Einführung in die Abwassertechnik und
wertvolle Literaturtipps – Barbara Neulen für ihre großartige Hilfe und
Ausgeglichenheit – Maria Schauer und Heinz Landwehr für ihre enorme
Unterstützung – Mark, Finn und Elin für viel Geduld und Abwechslung
Inhaltsverzeichnis

1  EINLEITUNG .................................................................................................................. 1 
1.1  Einführung / Ziel der Diplomarbeit ....................................................................... 1 

1.2  Beschreibung des Untersuchungsgebietes ............................................................. 3 

1.2.1 Geographischer Überblick ..................................................................................... 3 


1.2.2 Historischer Überblick ........................................................................................... 6 

2  GRUNDLAGEN ............................................................................................................... 9 
2.1  Abiotische Bedingungen im See ........................................................................... 9 

2.1.1 Wärmehaushalt ...................................................................................................... 9 
2.1.2 Stoffhaushalt ........................................................................................................ 13 
2.1.3 Morphometrie ...................................................................................................... 24 
2.1.4 Trophiestufen und Eutrophierung ........................................................................ 25 

2.2  Sauerstoffeintrag.................................................................................................. 26 

3  STOFFHAUSHALT: AUSGANGSSITUATION .................................................................. 32 


3.1  Ausgangssituation Seewasser .............................................................................. 32 

3.2  Ausgangssituation Schlamm ............................................................................... 50 

4  SAUERSTOFFEINTRAG ................................................................................................ 57 


4.1  Künstliche Belüftung ........................................................................................... 57 

4.2  Der Sauerstoffeintrag über die Belüftungsteller .................................................. 63 

4.3  Der Sauerstoffeintrag über die Wasseroberfläche ............................................... 68 

5  STOFFHAUSHALT: VERÄNDERUNGEN DURCH DIE KÜNSTLICHE BELÜFTUNG .......... 71 


5.1  Veränderungen im Seewasser.............................................................................. 71 

5.2  Veränderung der Schlammschicht ....................................................................... 89 

6  BILANZIERUNG DER STICKSTOFFFRACHT ................................................................. 93 

7  DISKUSSION UND AUSBLICK ....................................................................................... 99 

8  ABBILDUNGSVERZEICHNIS ....................................................................................... 103 

9  TABELLENVERZEICHNIS ........................................................................................... 105 

10  LITERATURVERZEICHNIS ......................................................................................... 106 


Einleitung 1

1 Einleitung

1.1 Einführung / Ziel der Diplomarbeit

Die Haldendeponie “Monte Scherbelino” liegt im Frankfurter Stadtwald. Sie nahm von
1925 bis zu ihrer Schließung 1968 den größten Teil des in Frankfurt a. M. anfallenden
Haus- und Industriemülls sowie Bauschutt auf. Der „Monte Scherbelino“ wurde 1972
abgedeckt und rekultiviert. Da eine Verlagerung deponiebürtiger Stoffe über das
Sickerwasser in das Grundwasser vorlag, wurde die Altablagerung zur Altlast erklärt. Im
Jahr 1995 wurde der gesamte Deponiekörper mit einer Dichtwand umschlossen, um einen
weiteren Eintrag in das Grundwasser zu vermeiden. Im Mai 2003 wurde mit der
hydraulischen Sanierung der Schadstofffahne begonnen. Zur Sickerwasserminimierung
wird derzeit die Oberfläche der Deponie abgedichtet.

Eine Sonderrolle beim Abbau und Rückhalt von deponiebürtigen Stoffen im Grundwasser
kommt dem unmittelbar an die Deponie angrenzenden „Scherbelinoweiher“ zu, der Ende
der 60er Jahre als Löschteich eingerichtet wurde. Dieser See legt das abstromige
Grundwasser offen und wird von diesem durchströmt. Bei einer Oberfläche von 10800 m²
und einer mittleren Wassertiefe von 3,2 m hat der Scherbelinoweiher abhängig vom
Grundwasserspiegel ein Wasservolumen zwischen ca. 35000 m³ und 40000 m³.

Im Rahmen des BMBF-Förderschwerpunktes KORA „Kontrollierter natürlicher Rückhalt


und Abbau von Schadstoffen bei der Sanierung kontaminierter Grundwässer und Böden“
untersucht das Ingenieurbüro BGS UMWELT in Darmstadt gemeinsam mit dem Institut
für Angewandte Geowissenschaften der TU Berlin exemplarisch am Scherbelinoweiher die
„Auswirkungen offener Grundwasserflächen auf den natürlichen Abbau und Rückhalt von
Schadstoffen im Grundwasser“ sowie die „Belüftung als ENA-Maßnahme (Enhanced
Natural Attenuation) bei deponiebürtigen Stoffen“.

Ziel des Projektes ist die fundierte Bewertung der Auswirkungen des Scherbelinoweihers
auf das abstromige Grundwasser. Dabei wird untersucht, ob durch künstlichen
Sauerstoffeintrag das Rückhalte- und Abbauvermögen des Scherbelinoweihers deutlich
vergrößert und damit die Schadstoffbelastung des abstromigen Grundwassers signifikant
reduziert werden kann.

Der Seekörper wies vor der Belüftung bereits etwa 2 m unterhalb der Wasseroberfläche ein
anaerobes Milieu auf. Die Gesamtstoffgehalte nahmen vertikal bis zur Schlammschicht am
Einleitung 2

Seeboden bei -5 m auf eine maximale spezifische elektrische Leitfähigkeit von etwa
10 mS/cm zu.

Seit November 2006 wird eine Belüftung des Seewassers durch sechs am Seegrund
befestigte Membranteller betrieben, denen Luftsauerstoff über PE-Schläuche zugeführt
wird. Hierdurch wird eine Durchmischung und nahezu gleichmäßige Sauerstoffverteilung
im gesamten See erreicht.

Neben den Untersuchungen des An- und Abstrombereichs wurde vor Inbetriebnahme der
Belüftung eine „Nullbeprobung“ des Schlamms und des Seewassers aus verschiedenen
Tiefen durchgeführt und die Schlammmächtigkeit an über 80 Messpunkten ermittelt, um
später den Einfluss der Belüftung auf das Seewasser sowie auf den Schlamm bestimmen zu
können.

Eine wesentliche Grundlage zur sachgerechten Bewertung der Wechselwirkungen


zwischen See und Grundwasser ist die Analyse des Stoffhaushaltes im See. Im Rahmen der
Diplomarbeit wird untersucht, inwiefern sich der Lufteintrag auf das Rückhalte- und
Abbauvermögen des Scherbelinoweihers auswirkte und die Schadstoffbelastung reduziert
werden konnte.

Dabei sollen folgende Aspekte untersucht werden:

1. Durch die künstliche Belüftung wird das Seewasser durchmischt. Dabei kommt es neben
dem künstlichen Sauerstoffeintrag auch zu einem verstärkten Eintrag von Sauerstoff über
die Wasseroberfläche.

Die Diplomarbeit soll ermitteln, wie groß der Sauerstoffeintrag insgesamt ist.

2. Die Diplomarbeit soll die Veränderungen des Stoffhaushaltes des Seewassers sowie
mögliche stattfindende Reaktionen während der Belüftung anhand der verschiedenen
Messergebnisse dokumentieren und interpretieren.

3. Aufgrund der Ergebnisse aus den Punkten 1. und 2. sollen die bisher umgesetzten
Frachten ermittelt werden und exemplarisch am Stickstoff-Komplex eine Bilanzierung
durchgeführt werden. Diese soll zeigen wie viel Fracht durch den eingetragenen Sauerstoff
umgesetzt wurde.
Einleitung 3

1.2 Beschreibung des Untersuchungsgebietes

1.2.1 Geographischer Überblick

Die Deponie Monte Scherbelino befindet sich 10 km südlich der Stadt Frankfurt am Main.
Im Süden und Osten grenzt sie an mehrere Bundesstrassen und das Offenbacher
Autobahnkreuz, im Norden und Westen schließt sich der Frankfurter Stadtwald an. Am
nordwestlichen Rand der Deponie befindet sich der Scherbelinoweiher.

Abb. 1.1: Blick von der Deponie Monte Scherbelino nach Norden auf den Scherbelinoweiher und die
Stadt Frankfurt (Quelle: BGS Umwelt)

Im Bereich der Deponie liegt ein ebenes Relief vor. Der Stadtwald liegt auf einem flachen
Höhenzug zwischen 100 und 145 m über dem Meeresspiegel. Westlich der drei Halden
(Nord-, Süd- und Westhalde) weist die Geländeoberfläche Höhen von 125 m bis 127,5 m
über NN auf.

Das Gebiet ist durch die gemäßigte Klimazone geprägt, mit warmen Sommern und milden
Wintern. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 9,6 °C. Die durchschnittliche
Temperatur in der Vegetationsperiode beträgt 17,5 °C (www.frankfurt.de, 22.04.2008).
Der durchschnittliche jährliche Niederschlag liegt bei 603 mm. Die Hauptwindrichtung ist
Süd-West.
Einleitung 4

Aus geologischer Sicht befindet sich die Deponie Monte Scherbelino am nördlichen Rand
der W-E verlaufenden Neu-Isenburger Quersenke (Fach 2006). Die durch den ehemaligen
Mainverlauf, im Pliozän und Altpleistozän, dort abgelagerten Sedimente bilden den
Grundwasserleiter. Diese sind durchsetzt mit Buntsandsteingeschiebe, welches der Urmain
von seinem Durchbruch zwischen Odenwald und Spessart hierher transportierte. Die
Stürme im Jungdiluvium haben das feinere Material mehrmals verfrachtet und als ost-
westlich verlaufende Dünenzüge abgelagert.

Im östlichen Teil des Stadtwaldes befinden sich Kalkschichten aus dem Tertiär,
Ablagerungen eines großen Binnensees, der weite Teile der Rhein-Main-Ebene bedeckte.
Diese Kalkschichten sind in verschiedener Mächtigkeit von Braunerden und Sanddünen
überlagert. Nacheiszeitlichen Ursprungs sind die Böden der im eigentlichen Maintal
gelegenen Waldflächen. Es handelt sich um Auelehm, der als Überflutungssubstrat des
Mains dort vor 6000 – 10000 Jahren abgelagert wurde.

Ein gering durchlässiger tertiärer Cyrenenmergel bildet die Aquiferbasis. Dieser setzt sich
hauptsächlich aus mittel- bis grobsandigen Sedimenten zusammen. Im Bereich des „Monte
Scherbelino“ befindet sich ein flacher quartärer Porenaquifer, dessen maximale
Mächtigkeit östlich der Deponie 10 m beträgt. Nach Nordwesten hin keilt der Aquifer aus.
Dadurch erreichen etwa 1 km westlich der Deponie tertiäre Schichten die
Geländeoberkante.

Der Grundwasserleiter im Nahbereich weist einen mittleren Durchlässigkeitsbeiwert kf von


10-4 m/s auf. Die den Grundwasserleiter an der Basis begrenzende Cyrenen Mergelschicht
wird aufgrund der hydraulischen Leitfähigkeit von 10-11 m/s bis 10-7 m/s als
Grundwassernichtleiter angesehen.

Die großräumige Fließrichtung des Grundwassers ist auf den ca. 4 km nördlich gelegenen
Main als Hauptvorfluter hin gerichtet. Eine Grundwasserscheide liegt im Osten der Halde.
Im lokalen Bereich um die Deponie strömt das Grundwasser von der Deponie aus nach
Westen.
Einleitung 5

Abb. 1.2: Grundwassergleichenplan auf Basis von Daten zu den Grundwasserständen


vom 02. August 2006 (Quelle: BGS Umwelt)

Der Scherbelinoweiher bildet eine Grundwasserblänke, die das abstromige Grundwasser


der Deponie freilegt und von ihm durchflossen wird. Weitere Zu- oder Abflüsse gibt es
nicht.

Im Süden des Scherbelinoweihers befindet sich der Hegwaldgraben (Abb. 1.2). Dieser
entwässert als Vorfluter den gesamten Grundwasserabstrom der Deponie.

Der See ist ca. 180 m lang und 110 m breit und nimmt eine Fläche von ca. 10800 m² ein.
Die durchschnittliche Tiefe beträgt 3,2 m, die maximale 5,4 m. Im nordöstlichen Bereich
des Sees befindet sich eine Insel von etwa 40 m Länge und 32 m Breite, die die
Strömungsverhältnisse im See beeinflusst.

Das Wasservolumen des Scherbelinoweihers liegt abhängig vom Grundwasserspiegel


zwischen ca. 35000 m³ und 40000 m³, der jährliche Zustrom beträgt 10000 m³/a, so dass
eine Aufenthaltszeit des Wassers im See von mindestens 3,5 Jahren vorliegt.
Einleitung 6

Die Wasserspiegellinie im See liegt im Mittel bei 125,32 m ü NN. In der Abb. 1.3 sind die
absoluten Werte der Höhe des Seegrundes (m ü NN) eingetragen. Das Ufer fällt überall
rasch bis auf eine Seetiefe von 2 m ab.

Abb. 1.3: Tiefenprofil des Scherbelinoweihers (Quelle: BGS Umwelt)

1.2.2 Historischer Überblick

In den Jahren 1925 bis 1968 wurden auf der Deponie „Monte Scherbelino“ ca. 20 Mio. m³
der in Frankfurt am Main anfallenden Abfälle abgelagert. Vorrangig handelte es sich um
Hausmüll, untergeordnet auch Sperrmüll und Bauschutt. Nach dem zweiten Weltkrieg
wurde hier auch Trümmerschutt abgelagert (Fach 2006). Die Ablagerungsfläche ist ca.
220000 m² groß und gliedert sich in drei Halden mit Höhen von 35 bis 40 m (Abb. 1.4).
Die Südhalde ist die älteste der drei Halden. Die Nordhalde, die teilweise ins Grundwasser
hineinreicht, besteht überwiegend aus Hausmüll, in die Westhalde wurde hauptsächlich
Sperrmüll eingelagert.
Einleitung 7

Abb. 1.4: Luftbild mit den drei Halden des Monte Scherbelinos und dem
Scherbelinoweiher (Quelle: BGS Umwelt)

Als Ende der 60er Jahre in der Nähe eine Müllverbrennungsanlage entstand, wurde die
Deponie überflüssig. Im Anschluss an die Ablagerungsphase wurde ihre Oberfläche von
1968 - 1971 mit einer 5 m mächtigen Rekultivierungsschicht aus tertiären Mergeln, Löss,
Lehm und lehmigen Sand abgedeckt. Weitere technische Maßnahmen zur Sanierung oder
Begrenzung des Austritts deponiebürtiger Stoffe wurden zu dem Zeitpunkt nicht
durchgeführt (Fach et al. 2007).

Die Stadtverwaltung ließ den Berg begrünen und mit Bäumen bepflanzen. Ein großer
Spielplatz wurde darauf errichtet und zahlreiche Grillplätze angelegt.

Im Jahr 1967 begann das bis heute laufende Monitoringprogramm. Seitdem wird
beobachtet, inwiefern das Grundwasser in der Umgebung durch deponiebürtige Stoffe
beeinflusst wird.

In den Jahren 1984-1986 erfolgten weitere Untersuchungen insbesondere von organischen


Parametern mit dem Ergebnis, dass erhöhte Konzentrationen an gelösten Salzen (TDS -
total dissolved solids), adsorbierbaren organisch gebundene Halogenen (AOX) sowie
anderen organischen Substanzen vorlagen.
Einleitung 8

Mit dem Einbau einer Dichtwand 1995, die die gesamte Deponie umschließt und bis zu
10 m unterhalb des Grundwasserleiters reicht, wurde die Emissionsquelle nach 70 Jahren
vom Grundwasserleiter isoliert.

Mit der Erweiterung des Analysespektrums um mehrere organische Parameter, sowie


zusätzlichen Bodenuntersuchungen und Gasanalysen kam es 1998 zur Einstufung des
Monte Scherbelinos als Altlast (Fach 2006).

Im Jahr 2003 wurde eine Anlage zur Aufbereitung des anfallenden Sickerwassers in
Betrieb genommen und zwei Brunnen zur Sanierung des kontaminierten
Grundwasserleiters gebaut. Im gleichen Jahr begann der Bau der Abdeckung der
Oberfläche der Deponie. Mit einer Kombination aus Deckschicht und Kapillarsperre
werden die Niederschläge über Rigolen und Gräben abgeleitet und tragen somit nicht mehr
zum Sickerwasser der Deponie bei.

Bei dem sich direkt im Abstrom der Deponie befindlichen Scherbelinoweiher, der im Jahr
1960 als Löschteich angelegt wurde, wurde im Jahr 1981 das Seewasser sowie der sich am
Seegrund abgesetzte Schlamm genauer untersucht. Hierbei wurde festgestellt, dass der
Haldenweiher eine Schadstoffsenke bildet und sich die Schadstoffkonzentration zur Basis
hin steigert (Fach 2006).
Grundlagen 9

2 Grundlagen

2.1 Abiotische Bedingungen im See

2.1.1 Wärmehaushalt

Die Wärmeaufnahme eines Sees erfolgt durch Absorption von Strahlungsenergie in den
obersten Wasserschichten (Schwoerbel 2005). Die Verteilung der Wärmeenergie in tiefere
Wasserschichten geschieht wegen der sehr geringen Wärmeleitfähigkeit des Wassers fast
ausschließlich durch mechanische Energie. In einem See der gemäßigten Klimazone mit
kalten Wintern und warmen Sommern ist der Motor für die Verfrachtung des im Frühjahr
erwärmten Oberflächenwassers in die Tiefe der Wind, der an der Wasseroberfläche durch
Reibung eine Strömung erzeugt, die an den Ufern umbiegt und in tieferen Schichten in
entgegengesetzter Richtung zurückläuft.

Geschwindigkeit und Tiefenausdehnung dieser oberflächigen Stromwalze hängen von der


Windgeschwindigkeit, der Windrichtung und der Temperatur des Oberflächenwassers ab.
Je wärmer dieses ist, desto weniger tief kann der Wind das warme Wasser unterpflügen.

Die Wärmeverfrachtung bleibt daher im Sommer auf eine warme, thermisch mehr oder
weniger homogene Oberflächenschicht beschränkt, dem Epilimnion. Darunter liegt eine
Schicht mit einem steilen Temperaturgradienten, die Sprungschicht oder auch Metalimnion
genannt. Über die Sprungschicht hinaus findet wenig Wärmetransport in die Tiefe statt, so
dass im Tiefenwasser unterhalb des Metalimnions, im Hypolimnion, die Temperatur bei
etwa 4 °C über das ganze Jahr hinweg konstant ist. Bei einer Temperatur von 4 °C hat
Wasser sein Dichtemaximum. Dieser Zustand der stabilen thermischen Schichtung wird
Sommerstagnation genannt.

In Seen mit zu geringer Tiefe kann sich kein Hypolimnion ausbilden, so dass das
Metalimnion mit höheren Temperaturen bereits den Seeboden berührt. Diese flacheren
aber dennoch thermisch geschichteten Seen nennt man Metalimnische Seen.

Temperaturmessungen im Scherbelinoweiher im Juli 1973 ergaben, dass der See im


Sommer deutlich thermisch geschichtet ist (Abb. 2.1). Die Temperatur ist im Sommer am
Seegrund jedoch höher als in einem 4 °C kühlen Hypolimnion. Es wurden Temperaturen
von 7 - 10 °C in 4 m Tiefe gemessen. Diese verhältnismäßig hohen Temperaturen lassen
Grundlagen 10

sich auf das den See durchströmende Grundwasser zurückführen, dass im Zustrom stets
eine Temperatur von 8 – 13 °C hat.

Wassertemperatur Sommer 1973

0
1 407/1
Tiefe (m)

2 407/2
3 408/1

4 408/2

5
5 10 15 20
T (°C)

Abb. 2.1: Temperaturmessungen im Scherbelinoweiher im Juli 1973 in verschiedenen


Tiefen an vier Messpunkten.

Mittels modellhafter Berechnung nach Patalas (1984) (in Schwoerbel 2005) kann die
Epilimniontiefe auch theoretisch ermittelt werden anhand der Formel

E = 4,6 * F0,41
mit
E: Dicke des Epilimnions (m),
F: Mittel aus größter Länge + größter Breite (km)

Für den Scherbelinoweiher, dessen größte Länge 0,18 km und größte Breite 0,11 km
beträgt, ergibt dies eine theoretische Epilimniontiefe von ca. 2,1 m Tiefe, was gut mit den
gemessenen Werten im Sommer 1973 übereinstimmt (Abb. 2.1). Zu diesem Zeitpunkt
befand sich die Sprungschicht in einer Tiefe von ca. 2 - 3 m.

Im Herbst kühlt das Oberflächenwasser ab, verdichtet sich und sinkt in die Tiefe. Mit ihm
senkt sich auch die zunehmend engräumigere Temperatursprungschicht. Unterstützt durch
die Herbststürme kommt es zur Vollzirkulation.

Im Winter sinkt die Temperatur des Oberflächenwassers unter 4 °C und verliert damit an
Dichte. Es entwickelt sich eine instabile inverse Temperaturverteilung, da unter 4 °C kaltes
Oberflächenwasser über wärmerem Tiefenwasser liegt. Wenn Eis die Seeoberfläche
bedeckt, wird die Temperaturschichtung stabilisiert.
Grundlagen 11

Temperaturmessungen des Scherbelinoweihers im Winter 1973 ergaben auch hier eine


deutliche Schichtung (Abb. 2.2). Jedoch liegt das „schwere“ 4 °C warme Wasser über
„leichterem“ Tiefenwasser von bis zu 10 °C.

Wassertemperatur Winter 1973

0
1
Tiefe (m)

2 407/1
3 408/1

4
5
2 4 6 8 10 12
T (°C)

Abb. 2.2: Temperaturmessungen im Scherbelinoweiher im Winter 1973 in verschiedenen


Tiefen an zwei Messpunkten.

Dieser Zustand kann nur entstehen, wenn weitere Faktoren wie z.B. die Höhe der
Salzkonzentration die Dichte des Wassers bestimmen. Aufgrund von chemisch bedingten
Dichteunterschieden kann es, ähnlich der Temperaturschichtung, ebenfalls zur Ausbildung
einer stabilen Schichtung kommen, wodurch eine Durchmischung erschwert wird.

Demnach müsste das Wasser am Seegrund eine höhere Salzkonzentration aufweisen als
das Oberflächenwasser. Dieser Umstand wird in Kapitel 3.1 diskutiert.

Seen, die mindestens einmal im Jahr eine vollständige Durchmischung erfahren, gehören
zum holomiktischen Typ (Schwoerbel 2005). Es liegen keine Daten vom
Scherbelinoweiher vor, die belegen, dass während des Frühjahrs oder Herbsts eine
vollständige Zirkulation stattfindet, die auch die tiefen Wasserbereiche erfasst. Sollten von
einer Durchmischung nur die oberen Meter erfasst werden, so könnte es sich beim
Scherbelinoweiher auch um einen meromiktischen See handeln. In meromiktischen Seen
findet nie ein Austausch des Wassers oberhalb des Seegrundes statt (Schwoerbel 2005).
Dieses so genannte Monimolimnion ist dadurch immer frei von Sauerstoff. Dass die
Temperatur zwischen drei und vier Meter Tiefe im See im Sommer und Winter mit ca.
10 °C konstant ist, würde für diese Theorie sprechen.
Grundlagen 12

Abb. 2.3: Schematischer Ablauf der thermischen Verhältnisse im See (Bick 1999)

In der Terminologie unterscheidet man zwischen einem stets durchmischten Weiher und
einem See, der mindestens einmal im Jahr über längere Zeit geschichtet ist (Schwoerbel
2005). Aufgrund seiner thermischen Schichtung handelt es sich daher bei dem
Scherbelinoweiher im Gegensatz zu seinem Namen nicht um einen Weiher sondern um
einen See.
Grundlagen 13

2.1.2 Stoffhaushalt

Der Wärmehaushalt ist ein wichtiger regulierender Faktor für den Stoffhaushalt eines Sees.
Die Temperatursprungschicht in der Sommerstagnationsperiode ist eine Grenze für den
Austausch gelöster und schwebender Stoffe (Kummert & Stumm 1992). Dabei breiten sich
horizontale Strömungen und Durchmischungen in einem See relativ rasch aus, während
vertikale Strömungen äußerst schwach und langsam sind.

Außerdem findet ein Stoffaustausch mit den sich in jedem stehenden Gewässer am Grund
bildenden mehr oder weniger mächtigen Schlammschichten statt. Diese setzen sich aus
einem Gemisch von mineralischen Stoffen wie Ton, Sand und Geröll und zusätzlich
organischen Stoffen, bestehend aus verwesenden tierischen oder pflanzlichen
Bestandteilen, zusammen.

Der Stoffhaushalt im komplexen Ökosystem See ist die Summe des Stoff- und
Energieumsatzes. Die Untersuchung des Stoffhaushaltes misst die gelösten Inhaltsstoffe,
ihre räumliche Schichtung und zeitliche Verteilung. Darüber hinaus nehmen die
vorhandenen Organismen Stoffe auf, wandeln sie zur Speicherung oder Gewinnung von
Energie um, scheiden sie aus, geben sie an andere Organismen weiter und unterliegen
schließlich selbst dem chemischen und mikrobiellen Abbau.

Die Grundlagen des Stoffhaushaltes der Gewässer sind demnach (Schwoerbel 2005):
1. das Wasser als Lösungsmittel,
2. die gelösten und partikulären Stoffe im Wasser,
3. die Organismen im Wasser.

Für die Betrachtung der im Scherbelinoweiher gelösten und partikulären Stoffe müssen die
verschiedenen Wege der Stoffein- und -austräge sowie die Besonderheit des
Deponiestandorts berücksichtigt werden.

Der Scherbelinoweiher unterlag bis zum Bau der Dichtwand 1995 dem Anstrom des durch
Deponiesickerwasser beeinflussten Grundwassers. Auf diesem Wege wurden ihm
deponiebürtige Stoffe zugeführt. Seit dem Bau der Dichtwand werden ihm weiterhin
deponiebürtige Stoffe durch das bereits kontaminierte Grundwasser zugeführt, allerdings in
geringerem Umfang. Weitere Stoffaustausche erfährt er durch Niederschlagsereignisse,
durch Verdunstung und Gasaustausch über die Seeoberfläche sowie durch Fixierungen im
und Rücklösungen aus dem Sediment. Ein Zu- bzw. Abstrom über oberirdische Gewässer
Grundlagen 14

besteht nicht. Daher ist die Aufenthaltsdauer des Wassers im See mit 3,5 Jahren relativ
lang.

Nach dem Bau der Dichtwand und der Abkapselung der Schadstoffquelle kamen nur noch
vergleichsweise wenige deponiebürtige Stoffeinträge mit dem bereits kontaminierten
Grundwasser in den See, so dass die aktuelle Schadstoffbelastung des Scherbelinoweihers
nicht gravierend verschlechtert wird, sondern auch heute noch von dem vor dem Bau der
Dichtwand mit dem Sickerwasser eingetragenen deponiebürtigen Stoffen herrührt.

Die Qualität des Sickerwassers einer Deponie wird zum einen von der Zusammensetzung
der Siedlungsabfälle und zum anderen vom Deponiealter bestimmt (Bischofsberger et al.
2004). Im Deponiekörper laufen chemische, physikalische und biologische Prozesse ab.
Bei Hausmülldeponien ist vor allem die organische Belastung von Bedeutung. Die
organischen Inhaltsstoffe werden im Deponiekörper stufenweise abgebaut. In einer kurzen
ersten Phase nach der Ablagerung werden organische Bestandteile des Abfalls aerob durch
den noch vorhandenen Luftsauerstoff in Kohlenstoffdioxid und Wasser umgewandelt.
Daraufhin tritt eine saure Gärung ein, die mehrere Monate andauern kann. Hierbei sinkt
der pH-Wert der Sickerwässer auf 6,1 bis 5,5 ab und es werden durch den Abbau von
Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten vorwiegend organische Säuren und Alkohole
produziert, die die Ausgangsprodukte für die nächste Phase bilden. Die Produkte dieser
Phase, die 20 Jahre und länger anhalten kann, sind Methan und Kohlendioxid (Tabarasan
1999).

Entsprechend ihrer Produkte werden die beiden Phasen auch als „Saure Phase“ und
„Methanphase“ bezeichnet. In der sauren Phase werden mit dem Sickerwasser organische
Säuren ausgetragen, wodurch sich ein niedriger pH-Wert, hohe TOC1- und CSB2-Werte
sowie erhöhte Metallkonzentrationen ergeben, da viele Metalle durch den niedrigen pH-
Wert von 6,1 - 5,5 in Lösung gehen. In der Methanphase enthält das Sickerwasser schwer
abbaubare Stoffe wie organische Stickstoffverbindungen sowie Ammoniumstickstoff und
verminderte Metallkonzentrationen. Tab. 2.1 zeigt eine Übersicht der Inhaltsstoffe des
Sickerwassers, deren Konzentrationen abhängig vom jeweiligen biochemischen Einfluss
des Deponiekörperzustands sind, getrennt nach den beiden beschriebenen Phasen:

1
TOC: Total Organic Carbon (Gesamter organischer Kohlenstoff)
2
CSB: Chemischer Sauerstoffbedarf
Grundlagen 15

Saure Phase Methanphase


Parameter
Mittelwert Bereich Mittelwert Bereich
pH 6,1 4,5 - 7,5 8 7,5 - 9
BSB5 [mg/l] 13000 4000 - 40000 180 20 - 250
CSB [mg/l] 22000 6000 - 60000 3000 500 - 4500
BSB5 / CSB 0,58 0,06
SO42- [mg/l] 500 70 - 1750 80 10 - 420
Ca [mg/l] 1.200 10 - 2500 60 20 - 600
Mg [mg/l] 470 50 - 1150 180 40 - 350
Fe [mg/l] 780 20 - 2100 15 3 - 280
Mn [mg/l] 25 0,3 - 65 0,7 0,03 - 45
Zn [mg/l] 5 0,1 - 120 0,6 0,03 - 4
Sr [mg/l] 7 0,5 - 15 1 0,3 - 7
Tab. 2.1: Mittelwerte und Bereiche von Sickerwasserinhaltstoffen mit signifikanten
Unterschieden zwischen saurer Phase und Methanphase (Bischofsberger et al. 2004)

Dagegen verhalten sich die Sickerwasserinhaltstoffe Chlorid, Gesamtphosphor, Natrium,


Kalium, Arsen, Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer und Nickel unabhängig von der jeweiligen
Abbauphase der Deponie.

Für ein grundlegendes Verständnis für die Prozesse im Scherbelinoweiher werden im


Folgenden zunächst wichtige Prozesse in einem See kurz dargestellt.

Sauerstoffhaushalt
Sauerstoff gelangt über die Atmosphäre und über Photosynthese in Gewässer. Dort wird er
durch Atmung, sowie für den Abbau und die Mineralisation organischer Stoffe wieder
verbraucht. Außerdem geht ein Teil über die Atmosphäre verloren. Demnach ist die
Sauerstoffbilanz eines Sees umso schlechter, je geringer der Eintrag an Sauerstoff ist und
je intensiver die Stoffwechselleistungen der Organismen sind.
Grundlagen 16

Sauerstoffgehalt an vier Messstellen während der


Sommerstagnation 2006

1
Tief e (m)

4
0 1 2 3 4 5
mg/l

Abb. 2.4: Sauerstoffgehalt im Scherbelinoweiher während der Sommerstagnation 2006

Der fehlende Wasseraustausch zwischen Hypolimnion und Epilimnion während der


Stagnationsperiode und die vorwiegend im Epilimnion stattfindende Algenentwicklung
führen in einem mäßig eutrophierten See zu der obigen klinograden Sauerstoffverteilung,
bei der im Epilimnion vergleichsweise hohe Sauerstoffkonzentrationen auftreten, die dann
im Metalimnion rapide abnehmen (Abb. 1.4) (Schwoerbel 2005).

Während sich das Wasser der epilimnischen Schicht, die sich in einer ständig
windbedingten Umwälzung befindet, mit Sauerstoff sättigt, weist das Wasser des Meta-
und Hypolimnions als Folge der hier stattfindenden sauerstoffverbrauchenden
Abbauprozesse der gebildeten Biomasse ein Sauerstoffdefizit auf. Seine Größe hängt im
Wesentlichen von dem Umfang der Sauerstoffzehrungsprozesse ab. Der endgültige Abbau
der gebildeten organischen Substanzen findet am Gewässergrund statt (ATV-M 250).

Übersteigt das Produktionsvermögen eines Sees seine Mineralisierungskapazität


wesentlich, so kommt es während der Stagnationsperiode zur Sauerstofffreiheit am
Gewässergrund und der unmittelbar darüber liegenden Wasserschicht. Dann treten anstelle
aerober Zersetzungsprozesse in zunehmendem Maße Faulungsprozesse auf. Dies führt zur
Festlegung der durch Reduktion gebildeten Fe2+ -Ionen als Eisensulfid.

Damit verliert der Gewässergrund seine Fähigkeit, die bei dem Abbau des abgestorbenen
Planktons hier freiwerdenden Phosphationen zu binden, da reduziertes Eisen eine geringere
Rückhaltekapazität für Phosphor hat als oxidiertes Eisen (Hoffmann-Riem 2002). Diese
Phosphationen werden daher wieder in die Freiwasserzone verfrachtet und stehen
Grundlagen 17

zusätzlich zu den Phosphorverbindungen, die dem Gewässer laufend über seine Zuflüsse
zugeführt werden, als Nährstoffe für erneute, umfangreichere Algenentwicklungen zur
Verfügung.

Kohlendioxidkreislauf
Eng verbunden mit dem Sauerstoffhaushalt ist auch der Kohlendioxidhaushalt. Er ist durch
die CO2-Zufuhr durch Diffusion aus der Luft, durch Eintrag mit den Niederschlägen und
Zuläufen sowie durch Freisetzung bei Atmungsprozessen gesteuert. Bei der Photosynthese
wird CO2 verbraucht.

Kohlendioxid besitzt eine sehr hohe effektive Löslichkeit im Wasser. Es liegt dabei als
physikalisch gelöstes CO2, als Karbonat (CO32-), als Hydrogenkarbonat (HCO3-) und als
undissoziierte Kohlensäure (H2CO3) vor. In welchem Verhältnis CO2, CO32- und HCO3- im
Wasser vorkommen, hängt vom jeweiligen pH-Wert ab: bei pH < 4 ist nur CO2, zwischen
pH 7-10 fast nur HCO3- und bei pH > 10 überwiegend CO32- vorhanden (Schwoerbel
2005).

Große biologische Bedeutung kommt den ausgezeichneten Puffereigenschaften von


Kohlensäure-Calciumhydrogenkarbonat-Gemischen zu. Gewässer mit geringem
Kalkgehalt reagieren meist sauer, können aber durch biogenen Entzug des CO2 einen pH-
Anstieg bis über 9 erfahren, weil sie kaum gepuffert sind. In kalkreichen Gewässern
dagegen liegt der pH-Wert um 7 - 8 und durch Zerfall von Calciumhydrogenkarbonat wird
der biogene CO2-Verbrauch immer wieder ausgeglichen.

CaCO3 + CO2 + H2O ↔ Ca(HCO3)2

Im See liegt unter normalen Umständen eine gewisse Menge Calciumhydrogenkarbonat


(Ca(HCO3)2) gelöst vor. Dieser Zustand bleibt so lange erhalten, wie eine bestimmte
Menge CO2, als „Gleichgewichtskohlensäure“ vorhanden ist. Sinkt der Gehalt an CO2
durch Diffusion oder Verbrauch von Pflanzen, so fällt Calciumkarbonat (CaCO3) aus und
lagert sich als Seekreide am Boden ab.

Kohlenstoffkreislauf
In Gewässern erfolgt der Aufbau des organischen Materials durch Photosynthese. Bei
diesem Prozess werden auch Nährstoffe wie Phosphat, Stickstoff und Spurenelemente
gebunden. Des Weiteren kann es zu einer Mineralisation des organischen Materials
Grundlagen 18

kommen. Zum einen erfolgt der Prozess der vollständigen Mineralisation zum
anorganischen Kohlenstoff, zum anderen können Zwischenprodukte (organische
Verbindungen mit unterschiedlichen Strukturen) während des Abbaus des organischen
Materials entstehen (Sigg & Stumm 1996). Diese sind teilweise im Wasser gelöst. Die
entstandenen Humin- und Fulvinsäuren tragen zur Konzentration an gelöstem organischem
Kohlenstoff (DOC – Dissolved Organic Carbon) bei. Das unvollständig abgebaute
Material liegt in partikulärer Form als Detritus vor oder ist auf mineralisierten Partikeln
adsorbiert. Eine weitere Erhöhung des gelösten und gesamten organischen
Kohlenstoffgehaltes (TOC – Total Organic Carbon) erfolgt durch die Auswaschung des
organischen Materials aus Böden und durch eingebrachte organische Verbindungen wie
beim Scherbelinoweiher z. B. aus Deponiesickerwässern. Durch Sedimentationsprozesse
erfolgt die Einlagerung von organischem Material im Sediment, wo es mineralisiert wird.
Mikroorganismen decken ihren Energiebedarf durch Oxidations- und Reduktionsprozesse,
wobei ein Elektronentranfer erfolgt. Beim Abbau organischer Schadstoffe werden diese
oxidiert, sie dienen als Elektronendonator. Dabei werden als Elektronenakzeptoren
entsprechend der Redoxsequenz (Abb. 2.5) räumlich als auch zeitlich aufeinander folgend
zuerst Sauerstoff verbraucht und danach Nitrat zu elementaren Stickstoff (Denitrifikation)
oder weiter zu Ammonium reduziert (Nitratreduktion). Neben der anschließenden
Manganreduktion erfolgt die Eisenreduzierung. Hierbei wird gut lösliches zweiwertiges
Eisen freigesetzt. Weiterhin erfolgt die Reduzierung von Sulfat zu Sulfid. Am Ende der
gesamten Redoxsequenz kann es zur Bildung von Methan kommen.
Grundlagen 19

Abb. 2.5: Redox-Oxidation-Diagramm ( Sigg & Stumm1996)

Stickstoffkreislauf
Die wichtigsten anorganischen Stickstoffverbindungen im Gewässer sind Nitrat (NO3-) und
Ammonium (NH4+). Nitrit (NO2-) ist gewöhnlich nur in geringen Mengen im Wasser
nachweisbar, da es je nach der Aktivität der Mikroorganismen mehr oder weniger rasch
verwertet wird.

Die Stickstoffverbindungen spielen eine zentrale Rolle im chemischen Haushalt von


Gewässern. Der Stickstoffhaushalt ist eng mit dem Sauerstoffhaushalt gekoppelt. Bei der
Nitrifikation werden 3,56 mg Sauerstoff pro mg Ammonium verbraucht (Kölle 2003).
Grundlagen 20

In den Stoffhaushalt der Stickstoffverbindungen greifen Mikroorganismen in vielfältiger


Form ein. Im gesamten Stickstoffkreislauf stellen die Nitrifikation, Denitrifikation und
Ammonifikation entscheidende Prozesse dar (Abb. 2.6).

Abb. 2.6: Stickstoffkreislauf

Unter aeroben Bedingungen kann Ammonium in Böden und Gewässern durch Nitrifikation
über Nitrit zu Nitrat oxidiert werden. Die nitrifizierenden Bakterien gewinnen ihre Energie
durch die zweistufige Oxidation des Ammoniums bzw. Nitrits zu Nitrat (Fritsche 2002).
Dieser Prozess kann mit folgenden Reaktionsgleichungen dargestellt werden:

NH4+ + 1,5 O2 → NO2- + H2O + 2H+


NO2- + 0,5 O2 → NO3-

Eine Nitrifikation ist im eutrophen See während der Stagnation im anaeroben Bereich nicht
möglich und Ammonium reichert sich unterhalb der Sprungschicht an, während Nitrat hier
verschwindet (Schwoerbel 2005).

Der Prozess der Denitrifikation läuft unter anaeroben Bedingungen ab. Es erfolgt die
Umwandlung von Nitrat über Nitrit zu Lachgas (N2O) und molekularen Stickstoff (N2):

2 NO3− + 4 H+ + 4 e− → 2 NO2− + 2 H2O


2 NO2− + 4 H+ + 2 e− → 2 NO + 2 H2O
2 NO + 2 H+ + 2 e− → N2O + H2O
N2O + 2 H+ + 2 e− → N2 + H2O
Grundlagen 21

Die Denitrifikation wird auch als Nitratatmung bezeichnet, da anstelle von Sauerstoff
Nitrat als Wasserstoffakzeptor verwendet wird.

Ein weiterer Teilprozess des Stickstoffkreislaufes ist die Ammonifikation. Der Prozess
läuft unter aeroben und anaeroben Bedingungen ab. Die Mineralisation des Stickstoffs
beschreibt die Fähigkeit von Destruenten Ammoniak (NH3+) aus organischen
Stickstoffverbindungen abzuspalten. Wenn Ammoniak im Wasser gelöst vorliegt entstehen
Ammoniumionen (Sigg & Stumm 1996).

NH3+ + H2O → NH4+ + OH-

Nitrat und Ammonium stellen die wichtigsten Lieferanten für photoautrophe Pflanzen dar.
Sind beide aufgezehrt, dient freiwerdendes Ammonium durch Zersetzung organischer
Reste den Pflanzen als Ammoniumquelle (Schwoerbel 2005). Dabei läuft die biologische
Mineralisierung des in der Biomasse und Humus organisch gebundenen Stickstoffs
folgendermaßen ab (Kölle 2003):

R-NH2 + H20 → NH3 + R-OH

Das entstehende Ammoniak steht dann wiederum zur Ammonifikation bereit.

Phosphorkreislauf
Der Phosphorkreislauf im See ist biologisch und geochemisch gesteuert. In natürlichen
Gewässern kommen Phosphatverbindungen nur in relativ geringen Anteilen in gelöster
Form vor. Der natürliche anorganische Phosphatgehalt stammt aus Niederschlägen sowie
aus phosphathaltigen Gesteinen (Apatit). Die natürliche Konzentration von Phosphor in
limnischen Systemen liegt zwischen 1 und 50 µg/l (Schwoerbel 2005).

In Seen kommen stets drei Phosphatfraktionen nebeneinander vor (Schwoerbel 2005).


Hierbei handelt es sich um anorganisch gelöstes Phosphat als Orthophosphat (PO4), sowie
um organisch gelöstes Phosphat und organisch partikuläres Phosphat (Organismen oder
Detritus).

Im Epilimnion wird durch photoautotrophe Produzenten anorganisches Phosphat


aufgenommen und organisch gebunden. Ein Teil des partikulär gebundenen Phosphats
sedimentiert. Ein größerer Anteil wird bereits im Epilimnion wieder abgegeben und erneut
aufgenommen.
Grundlagen 22

Phosphat kann unter aeroben Bedingungen an Sedimentoberflächen adsorbiert oder als


Eisenphosphat ausgefällt werden. Es wird hier auch von der so genannten Phosphatfalle
gesprochen. Unter anaeroben Bedingungen wird Phosphat aus den Eisenverbindungen
wieder freigesetzt. Die Mobilisierung des Phosphats kann bereits bei einer
Sauerstoffsättigung kleiner 10% und einem Redox-Potential kleiner 200 mV erfolgen
(Schwoerbel 2005). Zusätzlich kann mit Hilfe von Bakterien Phosphat freigesetzt werden,
zum Beispiel durch die Mineralisation organischer Substanz, die Zehrung von Sauerstoff
oder durch die Reduktion oxidierender Eisenverbindungen.

Weiterhin ist die Adsorption von Phosphat am Sediment abhängig vom pH-Wert. Bei
pH > 9 kann Phosphat zum Beispiel durch den Austausch mit OH-Ionen aus Metall-
Hydroxiden freigesetzt werden (Spieker 2002).

Schwefelhaushalt
Die im Gewässer überwiegend auftretende anorganische Verbindung des Schwefels ist das
Sulfat (SO42-). Ein wesentlicher rein chemischer Ablauf im Schwefelhaushalt von
Gewässern ist die Oxidation von Schwefelwasserstoff (H2S) zu Schwefel (S) durch
molekularen Sauerstoff, sowie die Bildung von Sulfiden, besonders Eisensulfid im
Sediment (Schwoerbel 2005).

Bedeutsamer ist die Tätigkeit der Mikroorganismen im Schwefelkreislauf. Bei dem


mikrobiellen Abbau organischer Reste entsteht aerob Sulfat, anaerob Schwefelwasserstoff.
Der gesamte Schwefelkreislauf ist von den Sauerstoff- und Strahlungsverhältnissen im See
abhängig. Grundsätzlich wird Schwefelwasserstoff über elementaren Schwefel zu Sulfat
oxidiert bzw. Sulfat zu Schwefelwasserstoff reduziert.

Die wichtigsten Umwandlungsprozesse des Schwefels im See sind zusammengefasst


folgende: Sulfat wird von obligat anaeroben Bakterien, so genannten Desulfurikanten zu
Schwefelwasserstoff (H2S) und Sulfiden sowie in beträchtlichem Ausmaß zu organisch
gebundenem Schwefel reduziert (Bramkamp & Pfeiffer 1995). Sowohl die Sulfide als auch
der organisch gebundene Schwefel werden im Sediment abgelagert. Auch durch den
mikrobiellen Abbau von Eiweißkörpern entsteht H2S, welches von verschiedenen
Bakterien über molekularen Schwefel zu Sulfat oxidiert wird.

Schwefelwasserstoff bildet in abiotischen Reaktionen mit Schwermetallionen (Fe2+-Ionen)


Schwermetallsulfide. Die Schwermetallsulfide können durch eisen- und sulfatoxidierende
Grundlagen 23

Bakterien und unter Oxidation des Sulfids mit Sauerstoff oder Nitrat wieder aufgelöst
werden. Die Schwermetallionen werden als Ionen gelöst.

Eisen und Mangan


Eisen und Mangan kommen in natürlichen Gewässern meist nur in Spuren vor. Sie liegen
aufgrund spezifischer Lösungseigenschaften in Oberflächengewässern selten in gelöster
Form vor. Hingegen sind organische Komplexe oder Oxide häufiger. Fe2+ und Fe3+ bzw.
Mn2+ und Mn4+ stellen Redoxpaare dar. Das Gleichgewicht zwischen Fe2+ und Fe3+ (Mn2+
und Mn4+) ist abhängig vom Redox-Potential, welches wiederum abhängig ist vom
Sauerstoffgehalt sowie von oxidierbaren organischen Stoffen.

4 Fe2+ + O2 + 10 H2O → 4 Fe(OH)3 + 8 H+

Die Verbindungen des dreiwertigen Eisens sind fast ganz unlöslich im Wasser
(Schwoerbel 2005). Eisen bleibt daher nur unter Reduktionsbedingungen in zweiwertiger
Verbindung, meist als Hydrogenkarbonat Fe(HCO3)2 in Lösung. In sauerstoffarmen
Gewässern ist mit einer höheren Konzentration an zweiwertigem Eisen zu rechnen. Die
Bedingungen, unter denen Fe2+-Verbindungen in Lösung bleiben, sind Sauerstoffsättigung
unter 50%, Vorhandensein von zersetzbarem organischem Material, hoher Gehalt an CO2
und ein pH-Wert unter 7,5. Diese Bedingungen sind im Hypolimnion eines Sees gegeben.
Kommt Fe2+ - Carbonat mit Sauerstoff in Berührung, so fällt das Eisen als Fe3+ - Hydroxid
Fe(OH)3 und FeO(OH) aus.

Die Eisen- und Mangan-Freisetzung ist auch für die Anreicherung von anderen
Schwermetallen im Hypolimnion von Bedeutung.

Eine große Bedeutung kommt Eisen im Sediment zu. An der Ausfällung und
Sedimentation des Eisens und Mangans sind in erheblichem Ausmaß eisenoxidierende
Bakterien beteiligt. Diese Organismen oxidieren Fe2+ zu Fe3+ bzw. Mn2+ zu Mn4+.

In oxischen Sedimentschichten sind überwiegend Verbindungen des dreiwertigen Eisen


enthalten. Hierzu zählen unter anderem Fe3+- Hydroxid (Fe(OH)3), Fe3+- Phosphat (FePO4)
sowie die Fe3+ - Oxide Goethit (FeOOH) und Hämatit (Fe2O3). In anoxischen
Sedimentschichten sind vorwiegend reduzierte Eisenverbindungen anzutreffen, wie zum
Beispiel Fe2+-Hydroxid (Fe(OH)2), Eisensulfide oder Fe2+- Phosphat (Fe3(PO4)2) * 8 H2O).
Aufgrund von Adsorbenseigenschaften können beim Ausfällen des Fe3+-Hydroxids weitere
Stoffe wie Phosphat und Schadstoffe gebunden werden.
Grundlagen 24

In einer reduzierenden Umgebung besteht die stabile Form des Eisens im Wesentlichen aus
unlöslichen Eisensulfiden. Erhöhte Konzentrationen von gelöstem Fe2+ oder Fe3+
beobachtet man im Allgemeinen nur bei vorübergehenden, durch anthropogene Ursachen
ausgelösten Ungleichgewichten.

Gelöstes dreiwertiges Eisen kann aus der Verwitterung von Eisensulfiden unter
Sauerstoffeinfluss stammen.

Gelöstes zweiwertiges Eisen kann durch Oxidation von Eisensulfiden durch Nitrat in das
Wasser gelangen. Dabei verläuft der erste Reaktionsschritt nach der folgenden
Reaktionsgleichung:

14 NO3- + 5 FeS2 + 4 H+ → 7 N2 + 10 SO42- + 5 Fe2+ + 2 H2O

Die freigesetzten Fe2+-Ionen können durch Nitrat zu Fe3+ - Oxidhydrat weiteroxidiert


werden:

NO3- + 5 Fe2+ + 7 H2O → ½ N2 + 5 FeOOH + 9 H

Gleichzeitig bedeutet eine hohe Konzentration an Hydrogenkarbonat eine gute


Voraussetzung für die Ausfällung von Fe2+ als Carbonat:

Fe2+ + HCO3- → FeCO3 + H+

Die beiden letztgenannten Reaktionen haben den Effekt, dass das nach der ersten Reaktion
freigesetzte Fe2+ wieder aus dem Wasser entfernt wird.

Im Gegensatz zum Eisen wird Mangan bereits bei Sauerstoffgehalten von 4,5 – 3,5 mg/l im
überstehenden Wasser aus den Sedimentoberschichten freigesetzt, wobei es ebenfalls zu
steilen Konzentrationsgradienten kommt.

2.1.3 Morphometrie

Neben der Nährstoffsituation ist die Morphometrie eines Sees entscheidend für seine
Einstufung in das Trophiesystem, da die äußere Form des Seebeckens einen großen
Einfluss auf Thermik und Schichtung besitzt (Zumbroich 1998). Die gleiche
Nährstoffbelastung führt bei einem flachen See wie dem Scherbelinoweiher in der Regel
zu einem höheren Trophiegrad als in einem tiefen See (Spieker 2002).
Grundlagen 25

Morphometrische Daten eines Sees sind zum Beispiel Angaben zur Oberfläche,
Beckenlänge, Uferlänge, dem Verhältnis von Tiefe zu Oberfläche, dem Verhältnis von
Volumen zur Oberfläche und die Umfangsentwicklung.

Letztere ist ein wichtiges Maß für die horizontale Gliederung der Wasserfläche. Sie stellt
den Quotienten aus Uferlinie und Umfang eines Kreises mit gleichem Flächeninhalt dar.
Langgestreckte Rinnenseen haben zum Beispiel eine große Umfangsentwicklung im
Gegensatz zu runden Seen. Die Größe der Umfangsentwicklung spiegelt den Anteil von
Flachwasserzonen im See wider. Hier findet häufig eine große Primärproduktion statt, da
günstige Bedingungen für das Pflanzenwachstum (Lichtverhältnisse, Turbulenzen)
gegeben sind. Durch ihre nächtliche Abkühlung setzen sie horizontale Wasserbewegungen
in Gang und ihr mit Nährstoffen angereichertes Wasser fließt in tiefere Schichten ab.

Der Scherbelinoweiher gehört seiner Form nach zu den „runden Seen“ (siehe Abb. 1.3)
und hat daher eher eine kleine Umfangsentwicklung mit wenigen Flachwasserzonen.

2.1.4 Trophiestufen und Eutrophierung

In der Limnologie versteht man unter Trophie die Intensität der pflanzlichen Produktion.
Die Trophie wird in verschiedenen Stufen angegeben – von Oligotrophie über Mesotrophie
und Eutrophie zu Polytrophie (Schwoerbel 2005).

Unter Eutrophierung versteht man die Zunahme der Primärproduktion aufgrund einer
Zunahme der Nährstoffe, vor allem an Phosphor und Stickstoffverbindungen. Eutroph
sind Gewässer mit hoher Produktion von Biomasse, bevorzugt von Grün- und Blaualgen,
die das Wasser trüben. Dadurch erhalten die am Gewässerboden lebenden Pflanzen nicht
mehr genug Licht zur Photosynthese Das Hypolimnion eutropher Gewässer wird im
Sommer sehr sauerstoffarm. Der Grund des Gewässers ist mit einer anaeroben
Faulschlammschicht bedeckt.

Die Abgrenzung der verschiedenen Trophiestufen lässt sich anhand verschiedener


Parameter durchführen. Als gängige Methoden werden der jeweilige Jahresgang des
Sauerstoffhaushaltes, der Chlorophyll-a-Konzentration, der Sichttiefe und des
Phosphathaushaltes benutzt. Dabei wird auf sehr verschiedene Modelle und statistische
Methoden zurückgegriffen (Zumbroich 1998).
Grundlagen 26

Beim Scherbelinoweiher handelt es sich um einen See, der sich in einem eutrophen
Zustand befindet (Zienert 2007). Dafür spricht auch die klinograde Kurve der vertikalen
Sauerstoffverteilung während der Sommerstagnation (Schwoerbel 2005).

2.2 Sauerstoffeintrag

Löslichkeit von Sauerstoff im Wasser

An der Grenzfläche zwischen Gasen und Flüssigkeiten kommt es zur Diffusion von
Gasmolekülen zwischen dem Gasraum und dem Lösungsraum. Die Löslichkeit gibt die
Menge eines Stoffes an, die unter gegebenen Bedingungen wie Temperatur und Druck
maximal in einer bestimmten Menge der Lösung lösbar ist.

Es gibt zwei idealisierte Extremfälle, mit denen man modellhaft die Wechselwirkungen der
atmosphärischen Gase mit Wasser in der Natur beschreiben kann (Bliefert 1997). Das
geschlossene System - bei dem Wasser nur mit einer beschränkten Menge an Gasen in
Kontakt tritt - kann zum Beispiel bei der Betrachtung von Grundwasser zur Anwendung
kommen. Bei einem offenen System ist Wasser in Kontakt mit einer unbeschränkten
Gasmenge. Der Partialdruck des Gases wird durch den Übergang des Gases in Wasser
nicht verändert, ist also praktisch konstant. Auf diese Weise lässt sich das Lösen von
Gasen in Oberflächengewässern beschreiben, beispielsweise von Sauerstoff in einem See
(Bliefert 1997).

Im Labor stellt sich bei einem gegebenen Wasservolumen bei einer gewissen Temperatur
und nach einer bestimmten Zeit zwischen der Luft und dem im Wasser gelösten Gas ein
Gleichgewicht ein. Natürliche Gewässer stehen dagegen nur selten im
Lösungsgleichgewicht mit der Atmosphäre und weichen vom Sättigungswert durch
biogene Sauerstoffproduktion nach oben (Übersättigung) oder häufiger, infolge einer
Sauerstoffzehrung durch Wasserverunreinigungen, nach unten ab (ATV–M 250).

Nach dem Gesetz von Henry Dalton gilt für die Löslichkeit von Gasen in Wasser:

CS = HiT * pi
CS: max. Sättigungskonzentration (g/m³ bar)
Hi: Henry-Konstante des Gases in Reinwasser (g/m³ bar)
pi: Partialdruck des Gases i (barabs)
Grundlagen 27

Die Henry-Konstante ist abhängig von der Temperatur. In Tab. 2.2 sind die Henry-
Konstante für die wichtigsten Gase der Luft N2, O2 und CO2 bei verschiedenen
Temperaturen wiedergegeben.

H [g/m³ * bar]
Temperatur (°C)
N2 O2 CO2
0 29,0 68,7 3340,9
5 25,7 60,2 2771,1
10 23,0 53,6 2324,5
15 20,8 48,2 1970,0
20 19,1 43,7 1693,6
25 17,7 40,0 1470,9
30 16,6 36,9 1281,7
Tab. 2.2: Werte der Henry-Konstante bei verschiedenen Temperaturen für Stickstoff-,
Sauerstoff- und Kohlendioxidgas

Die Henry-Konstante bzw. die O2-Sättigungskonzentration von reinem Sauerstoff bei


einem Sauerstoffpartialdruck von 1 bar beträgt bei 15 °C Wassertemperatur z.B. 48,2 g/m³

Für den Partialdruck eines idealen Gases gilt allgemein:

pi = pges * yi
pi: Partialdruck des Gases i (barabs)
pges: Gesamtdruck (barabs)
yi: Volumenanteil des Gases im Gasgemisch (z.B. Luft)

Bei Gasgemischen, wie der Luft, verteilt sich das Aufnahmevermögen des Wassers zum
Lösen auf die einzelnen Gase nach einem bestimmten mathematischen Schlüssel (Prexl
2007)

Stickstoff, Sauerstoff und Kohlendioxid verteilen sich in der Luft in etwa in den folgenden
Volumenanteilen (yi):

N2: = 78 %
O2: = 21 %
CO2: = 0,03 %

Jedem dieser Gase ist demnach ein entsprechender Partialdruck zuzuordnen. Die Summe
der Partialdrücke der einzelnen Gaskomponenten ist gleich dem Gesamtdruck pges.
Grundlagen 28

Der Partialdruck des Sauerstoffs in der Luft ist deshalb bei einem Gesamtdruck von 1 bar
nur 0,21 bar bzw. der von Stickstoff 0,78 bar. So ergibt sich der Sättigungswert von
Luftsauerstoff bei 10 °C Wassertemperatur und 1 barabs:

CSL = HO210 * pges * yO2


= 53,6 * 1 * 0,21
= 11,3 [gO2/m³]

Die max. Sättigungskonzentration für Luftstickstoff, Luftsauerstoff und Kohlendioxid in


der Luft bei einem Gesamtdruck von 1 barabs und einer Wassertemperatur von 15 °C sind
aus Tab. 2.3 zu ersehen.

Gase in der Luft H15 [g/m³ bar] pi [bar] CS [g/m³]


Stickstoff 20,8 0,78 16,2

Sauerstoff 48,2 0,21 10,1

Kohlendioxid 1970,0 0,0003 0,6

Tab. 2.3: Sättigungskonzentration für Luftstickstoff, Luftsauerstoff und


Kohlendioxid in der Luft bei einem Gesamtdruck von 1barabs und
einer Wassertemperatur von 15 °C.

Je kälter das Wasser ist, desto mehr Sauerstoff kann es lösen. Eine Tabelle in der DIN
38408 – Teil 23 gibt die Standard-Sauerstoffsättigungswerte CSS,T an, die
Sauerstoffkonzentration in mg/l von luftgesättigtem Wasser im Gleichgewicht mit
wasserdampfgesättigter Luft bei einem Atmosphärendruck von 1,013 hPa. Während bei
0 °C bis zu 14,6 mg/l Sauerstoff aufgenommen werden können, kann das gleiche Wasser
mit 10 °C nur noch maximal 11,3 mg/l und bei 20 °C nur noch 9,1 mg/l Sauerstoff lösen.

Anorganische Salze, insbesondere Chloride, verringern die Löslichkeit des Sauerstoffs im


Wasser. Je salzhaltiger das Wasser ist, desto weniger Sauerstoff wird gelöst (Prexl 2007).

Rechnerisch wird dies durch den „Salzfaktor“ β erfasst (ATV 1997). Es gilt:

β = CS Salzwasser / CS Reinwasser

Überschlägig kann β mit Hilfe des TDS - Wertes (Total Dissolved Solids), dem
Gesamtgehalts an Salzen, berechnet werden (ATV 1997).

β = 1,00 – 0,01 * TDS


Grundlagen 29

Der TDS-Wert kann anhand der Messung der elektrischen Leitfähigkeit abgeleitet werden.
Dabei entspricht ein Wert von 3 mS/cm elektrische Leitfähigkeit bei 25 °C einem TDS-
Wert von 2 g/l (DWA–M 209). Die im Herbst 2006 im Scherbelinoweiher gemessenen
Werte der elektrischen Leitfähigkeit bei 25 °C von durchschnittlich 5,5 mS/cm entsprechen
daher einem TDS-Wert von ca. 3,7 g/l.

Dies ergibt einen Salzfaktor β für den Scherbelinoweiher von 0,96, so dass sich in seinem
Wasser aufgrund des Salzgehaltes bei 0 °C 14,0 mg/l, bei 10 °C 10,8 mg/l und bei 20 °C
8,7 mg/l theoretisch maximal lösen lassen.

Die Löslichkeit von Sauerstoff in Wasser ist überdies abhängig vom Luftdruck, jedoch ist
diese Abhängigkeit nur geringfügig. Während der atmosphärische Normaldruck 1013 hPa
beträgt, beträgt er in einer Höhe von 125 m üNN, auf der der Scherbelinoweiher sich
befindet, nur noch 998 hPa (ATV-M 250).

Im Wasser verändern die gelösten Gase der Luft ihre Gehalte dadurch, dass sich der Anteil
des inerten Stickstoffgases kaum verändert, während Kohlendioxid und Sauerstoff durch
die Aufnahme von Flora und Fauna abnehmen. Stickstoff kann so bei Temperaturerhöhung
seinen theoretischen Anteil im Wasser vergrößern und steht somit der Lösung von
Sauerstoff aus der Luft entgegen (Prexl 2007).

Sauerstoffübergang aus der Gasphase ins Wasser


Im Allgemeinen kann der Sauerstoffaustausch als ein dreistufiges Phänomen betrachtet
werden (Härtel & Pöpel 1988):

1. Sauerstofftransport innerhalb der Gasphase


2. Sauerstofftransport durch die Grenzfläche Gas/Wasser
3. Transport des gelösten Sauerstoffs innerhalb des Wasserkörpers
Es wird davon ausgegangen, dass für Gase mit geringer Löslichkeit, wie Sauerstoff, die
Konzentration an der Gas-Wasser-Zwischenschicht dem Sauerstoffsättigungswert
entspricht, so dass der Sauerstofftransport innerhalb der Gasphase nicht limitierend ist
(www.hydromech.uni-hannover.de, 20.09.2008).
Grundlagen 30

Der Sauerstofftransport durch die Grenzfläche Gas/Wasser wird durch die Fick'sche
Diffusion beschrieben:

dM / dt = p D F dc / dx
mit
dM / dt: diffundierte Sauerstoffmasse pro Zeiteinheit
p: Dichte des Wassers
D: Diffusionskoeffizient
F: Kontaktfläche zwischen Gas und Wasser
dc / dx: Sauerstoffkonzentrationsgradient an der Gas-Wasser-Zwischenschicht

Es wird weiter angenommen, dass die Sauerstoffkonzentration näherungsweise von dem


Sättigungswert CS bis zur vorhandenen Konzentration C im Wasser über einen dünnen
Film der Dicke L linear abnimmt, d.h.

dM / dt = p D F (CS - C) / L

Die zeitliche Änderung der Sauerstoffkonzentration im Wasservolumen V ist deswegen

dc / dt = p D F / V L * (CS - C) = KL * F / V * (CS - C)

Der Stoffübergangskoeffizient KL ist ein Maß dafür, wie oft der dünne Film an der
Grenzfläche Gas/Wasser erneuert wird und dadurch sauerstoffgesättigtes Wasser innerhalb
des Wasserkörpers weiter transportiert wird (Phase 3). Im praktischen Fall wird das
Produkt KL F/V empirisch bestimmt.

Die Verbesserung des Verhältnisses der Fläche zum Volumen F/V, kann z.B. durch
Turbulenz an der Wasseroberfläche oder durch die Verwendung von feinen gegenüber
großen Blasen bei der Druckbelüftung erreicht werden.

Für Wasser mit gegebener Sauerstoffkonzentration C kann (CS - C) nur durch eine
Erhöhung des Sauerstoffsättigungswertes CS zustande gekommen. Da CS nach dem
Henri'schen Gesetz bei konstanter Temperatur proportional zum Sauerstoffpartialdruck des
sich im Wasserkörper befindenden Gases ist, kann CS durch erhöhten Außendruck oder
durch die Anwendung von reinem Sauerstoff vergrößert werden.
Grundlagen 31

Der Einfluss von Wasserinhaltsstoffe auf den Sauerstoffeintrag


Wasserinhaltsstoffe können durch die folgenden Faktoren den Sauerstoffeintrag
beeinflussen (www.hydromech.uni-hannover.de, 20.09.2008):

1. Änderung der Oberflächenspannung des Wassers


2. Änderung des Sauerstoffsättigungswertes
3. Änderung der Viskosität
4. Änderung der Strömungsverhältnisse

Der Gesamteinfluss der Wasserqualität auf den Sauerstoffeintrag ergibt sich aus einer
Wechselwirkung dieser Einflüsse, welcher durch einen α-Faktor bezeichnet wird:

α = Sauerstoffeintrag unter Betriebsbedingungen / Sauerstoffeintrag in reinem


Wasser

Es besteht eine große Streuung in den α-Werten, die sowohl von der Wasserqualität als
auch von der Art der Belüftung abhängt. Der α-Wert steigt mit steigenden Gehalten an
Neutralsalzen insbesondere bei der Druckbelüftung in sehr tiefen Becken wegen der
Verringerung der Blasenkoaleszenz (DWA–M 209). Durch eine Erniedrigung der
Oberflächenspannung aufgrund von z. B. tensidhaltigen Substanzen kommt es zu einer
Adsorption von oberflächenaktiven Substanzen, die die Erneuerung der Grenzfläche und
damit die Diffusion von Sauerstoff aus der Luft in die Grenzschicht erschwert. Eine
Verringerung der Belüftungskonstante ist die Folge.
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 32

3 Stoffhaushalt: Ausgangssituation

3.1 Ausgangssituation Seewasser

Vor 2006
Im Rahmen des seit 1967 kontinuierlich durchgeführten halbjährlichen
Grundwassermonitorings am „Monte Scherbelino“ wurde auch der Scherbelinoweiher
regelmäßig beprobt. Das Analysespektrum umfasste physiko-chemische Parameter, die
Hauptanionen und -kationen, Schwermetalle und organische Summenparameter. Es ist
davon auszugehen, dass die Proben im See oberflächennah geschöpft wurden. In Abb. 3.1
sind exemplarisch die Entwicklung der Chloridgehalte sowie der Elektrischen Leitfähigkeit
für den Zeitraum von 1968 - 2006 dargestellt. Die Ganglinien zeigen, dass der
Dichtwandbau im Jahr 1994/1995 zu einem deutlichen Rückgang der Konzentrationen im
Seewasser führte.

Dichtwandbau

Abb. 3.1: Chloridgehalte und Elektrische Leitfähigkeit im Haldenweiher von 1968 – 2007
(Quelle: BGS Umwelt)

Aus den Jahren 1970 – 1973, 1981 und 1986 stehen ergänzend Analysen aus
verschiedenen Tiefen des Sees zur Verfügung, die eine deutliche vertikale Differenzierung
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 33

des Redoxpotentials, der Leitfähigkeit und der Gehalte an Sauerstoff und organischen
Schadstoffen belegen. Während die Leitfähigkeit zu allen Messzeitpunkten mit der Tiefe
deutlich stieg, nahmen Redoxpotential und Sauerstoffgehalt mit der Tiefe ab. Dagegen
stieg der Gehalt an gelöstem Schwefelwasserstoffe mit der Tiefe stark an. Es zeigt sich,
dass der Weiher zu allen Messzeitpunkten geschichtet war.

2006
Vor Inbetriebnahme der Belüftung wurde am 12. Juli 2006 eine Beprobung mehrerer
Parameter an vier unterschiedlichen Messpunkten im See (siehe Abb. 3.2) in
verschiedenen Tiefen durchgeführt. In diesem Kapitel werden die Ergebnisse vorgestellt
und diskutiert.

Abb. 3.2: Lage der Messpunkte im Scherbelinoweiher (Quelle: BGS Umwelt)

Die Messstellen T 407/1 und T 407/2 befinden sich im östlichen Teil des
Scherbelinoweihers, an den die Deponie grenzt. Hier wurden in den Tiefen ein, zwei und
drei Meter Seewasserproben entnommen. An den Messstellen T 408/1 und T 408/2 im
westlichen Teil des Sees entstammen die Proben aus ein und drei Metern Tiefe. Die
Messstelle T 408/3 wurde nicht beprobt.

Vergleicht man die Daten untereinander, so ist zu beobachten, dass die Werte der meisten
Parameter in den verschiedenen Tiefen stark differierten während sich die Werte der
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 34

gleichen Tiefe an den unterschiedlichen Messstellen im See kaum unterschieden. Dies


deutet auf eine Schichtung des Sees hin, wobei eine horizontale Durchmischung innerhalb
der verschiedenen Schichten erfolgte, aber der vertikale Austausch behindert war.

Tendenziell war bei einigen Parametern wie z. B. dem Redox-Potential die Differenz der
Werte in ein und drei Meter Tiefe an den Messstellen T 407/1 und T 407/2 größer als bei
den Messstellen T 408/1 und T 408/2. Folgende Faktoren könnten für diese Beobachtung
ursächlich sein:

Die Seetiefe ist im östlichen Teil des Scherbelinoweihers ca. einen Meter geringer als im
westlichen Teil, so dass die drei Meter Probennahmen der Messpunkte T 407/1 und
T 407/2 näher am abgesetzten Schlamm genommen wurden. Gleichzeitig grenzt die
Deponie, die ehemalige Schadstoffquelle an den östlichen Rand des Scherbelinoweihers,
so dass die Konzentrationen hier in der Tiefe höher waren als im westlichen Teil, wo
Verdünnungseffekte auftraten. Als dritter Umstand könnten auch unterschiedliche Wind-
und Strömungsverhältnisse zu den etwas höheren Werten der Messpunkte T 407/1 und
T 407/2 beigetragen haben. Sie lagen näher an der kleinen Insel des Scherbelinoweihers
und könnten dadurch windgeschützter gewesen sein, so dass die horizontale
Durchmischung dort zusätzlich erschwert wurde.

Aufgrund der geringen horizontalen Differenz der Werte im Vergleich zur vertikalen
Differenz werden im Folgenden zur besseren Übersicht und Verständlichkeit bei einigen
Parametern die Mittelwerte der gleichen Tiefe der vier Messstellen gebildet und
dargestellt.

Um die verschiedenen Konzentrationen und deren Einfluss auf den Scherbelinoweiher


besser bewerten zu können, werden an geeigneter Stelle die Grenzwerte der
Trinkwasserverordnung hinzugezogen.

Physiko-chemische Parameter
Betrachtet man die physiko-chemischen Parameter, so lassen sich bei jedem große
Abweichungen mit zunehmender Tiefe feststellen. In Abb. 3.3 sind die Veränderungen in
der Tiefe für einen besseren Überblick in Prozent dargestellt. Dabei wurde der in ein Meter
Tiefe gemessene Wert als Bezugsgröße gewählt und auf 0 % gesetzt.
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 35

Veränderungen der physiko-chemischen Parameter mit der Tiefe in %

1
Tiefe (m)

4
-150 -100 -50 0 50 100
Veränderung in %

Wasser T (°C) O2 (mg/l) Red-Ox-Pot. (mV)

Leitfähigkeit (µS/cm) pH-Wert CSB (Cr) (mg/l)

Abb. 3.3: Prozentuale Veränderung einiger physiko-chemischer Parameter und des chemischen
Sauerstoffbedarfs (CSB) mit der Tiefe am 12.07.2006. Der Messwert in einem Meter
Tiefe wurde auf 0 % gesetzt.

Zu erkennen ist, dass die Wassertemperatur, der pH-Wert, der Sauerstoffgehalt und das
Redoxpotential mit der Tiefe geringer wurden, während die Leitfähigkeit und der CSB-
Wert in größerer Seetiefe zunahmen.

Die Wassertemperatur betrug in ein Meter Tiefe im Mittelwert 25,6 °C. Mit der Tiefe
wurde die Temperatur geringer. In drei
Wassertem peratur (°C)
Meter Tiefe betrug sie nur noch
0
12,8 °C.
1
Ähnlich wie bei der Messung im Juli
Tiefe (m)

2
1973 war auch im Juli 2006 eine
3
deutliche Temperaturschichtung im
4
Scherbelinoweiher während der 10 15 20 25 30

Sommerstagnation zu erkennen. Das


Abb. 3.4: Wassertemperatur (°C) am 12.7.2006
Wasser des Scherbelinoweiher wird
hauptsächlich vom zufließenden Grundwasser gespeist, welches zu jeder Jahreszeit eine
Temperatur zwischen 8 und 13 °C aufweist. Daher war die Wassertemperatur am Seegrund
stets deutlich über 4 °C.

Der pH-Wert nahm mit der Tiefe stetig ab. Bei einem Meter Tiefe lag er bei
durchschnittlich 8,5, in drei Meter Tiefe betrug er nur noch 7,6. Die leicht alkalischen pH-
Werte entsprechen den Werten, die seit 1971 im Scherbelinoweiher gemessen werden. Sie
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 36

sind typisch für Sickerwässer einer sich in der Methanphase befindlichen Deponie (siehe
Kapitel 2.1.2). Kurz nach Beendigung pH-Wert
der Ablagerungen auf der Deponie
0
wurden 1970 im Scherbelinoweiher
1
dagegen noch leicht saure pH-Werte in

Tiefe (m)
2
der Tiefe gemessen.
3

Diese niedrigeren pH-Werte lassen auf 4


7 7,5 8 8,5 9
Sickerwässer schließen, die aus der zu
diesem Zeitpunkt noch partiell in der Abb. 3.5: pH-Wert am 12.07.2006
sauren Phase befindliche Deponie
ausgetreten sind.
Auch wenn seit dem Bau der Dichtwand 1995 keine weiteren Sickerwässer in das
Grundwasser und somit in den See gelangen, hat sich der pH-Wert seit 1971 bis 2006 nicht
verändert.

Mit den Lösungsgleichgewichten von CO2, H2CO3, HCO3- und CO32- steht ein natürliches
Puffersystem zur Verfügung, das die Wasserstoffionenkonzentration, den pH-Wert in Seen
weitgehend konstant hält (Matschullat et al. 1997). Diese Pufferkapazität gegenüber
Säuren wird als Alkalinität bzw. Karbonathärte bezeichnet. Für den Zeitraum vor der
Inbetriebnahme der Belüftung liegen keine Daten über die Karbonathärte bzw. den Gehalt
an Hydrogenkarbonat vor. Die gemessenen pH-Werte zwischen 7,5 und 8,5 weisen aber
auf eine hohe Karbonathärte hin, da mäßig hohe pH-Werte in hydrogenkarbonatreichen
Wässern vorkommen (Mattheß 1994). Der photosynthetische CO2-Verbrauch kann durch
die Lösung von Calciumhydrogenkarbonat ausgeglichen werden, so dass der pH-Wert
zwischen 7 und 8 nahezu konstant bleibt und nur in seltenen Fällen (z.B. hohe
Photosyntheseraten) größeren Schwankungen unterliegt. Gleichzeitig kommt es zur
endogenen Calcitfällung.

Aufgrund der thermischen Schichtung während der Sommerstagnation und der extremen
Sauerstoffzehrung durch mikrobielle Abbauprozesse unterhalb der Thermokline wird
CaCO3 im CO2-reichen Wasser gelöst. Dieser Umstand und der anaerobe Abbau
organischer Substanz führen zu einem Anstieg der Alkalinität am Seegrund sowie zu einer
Zunahme der Ca2+- bzw. H+-Konzentration. Daher ist der pH-Wert in der Tiefe niedriger
als im Epilimnion. Die hohe Alkalinität des Sees verhinderte ein Absinken des pH-Werts
unter 7.
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 37

Bedeutung des pH-Wertes für die Löslichkeit:


Der pH-Wert bestimmt die Löslichkeit vieler Elemente. Nur einige Ionen, wie die Na+-,
K+-, NO3-- und Cl--Ionen, bleiben über die ganze Breite der pH-Werte in normalen
Grundwässern in Lösung (Mattheß 1994). Die meisten Metallionen sind in sauren Wässern
als Kationen löslich, fallen aber als Hydroxide oder basische Salze aus, wenn der pH-Wert
zunimmt. Bei einigen Elementen wirkt der Ausfällung die Bildung von Kolloiden
entgegen, die länger im Wasser verbleiben können.

Gelöste Stoffe ändern gewöhnlich den pH-Wert, da einige Ionen sich mit den H+- oder den
OH-- Ionen verbinden und so das chemische Gleichgewicht verschieben. Calciumkarbonat
z.B. verschiebt das Gleichgewicht in den basischen Bereich. Salze von Eisen haben eine
saure Reaktion, erreichen jedoch selten die hohen Konzentrationen, die den pH-Wert
natürlicher Wässer beeinflussen könnten.

Bei Lösung starker Basen und Entfernung von Säureresten aus der Lösung, z.B. durch
Entweichen von CO2, gehen OH-- Ionen in Lösung und erhöhen den pH-Wert.

Der Kurvenverlauf des Sauerstoffgehalts zeigt deutlich, dass es sich um einen


geschichteten See handelte. In ein Meter Sauerstoffgehalt (m g/l)

Tiefe waren noch 4,6 mg/l Sauerstoff


0
gelöst, was bezogen auf die Temperatur
1
und den Salzgehalt einer
Tiefe (m)

2
Sauerstoffsättigung von 58 % entsprach.
3
In zwei Meter Tiefe waren 0,7 mg/l O2 4
gelöst und in drei Meter Tiefe nur noch 0 1 2 3 4 5

0,4 mg/l. Hier betrug die


Abb. 3.6: Sauerstoffgehalt (mg/l) am 12.07.2006
Sauerstoffsättigung nur 4 %. Wie schon
in Kapitel 2.1.2 besprochen, zeigt die klinograde Kurve der Sauerstoffverteilung im
Scherbelinoweiher, dass er sich in einem eutrophen Zustand befand. Das Metalimnion
befand sich ungefähr in 1,5 bis 3 Meter Tiefe.

Im Vergleich zum Sauerstoffgehalt nahm das Redox-Potential erst unterhalb von zwei
Metern rapide ab. Während der Mittelwert in zwei Meter Tiefe mit 182 mV nur wenig
geringer als der Wert in ein Meter Tiefe von 215 mV war, nahm er weiter unterhalb stark
ab. In drei Meter Tiefe lag er bei durchschnittlich -73 mV.
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 38

Untersuchungen von Grundwasserbelastungen die aufgrund von Deponiensickerwasser


verursacht werden, haben gezeigt,
Redox-Potential bei pH 0 (mV)
dass sich durch einen
0
Verunreinigungsherd wie z.B. einer
1
Deponie eine Reduktionszone im

Tiefe (m)
2
Unterstrom der Deponie bildet
3
(Bischofsberger 2004). Die
Entstehung der Reduktionszone kann 4
-200 -100 0 100 200 300
mit dem Einfluss reduzierender
Abb. 3.7: Redox-Potential bei pH 0 (mV) am
Substanzen aus der Deponie erklärt 12.07.2006
werden.

Im natürlichen Grundwassersystem ist eine Abfolge von Redoxreaktionen in Abhängigkeit


vom Redoxpotential Eh festzustellen (Hölting & Coldewey 2005).
Die Redoxprozesse setzen demnach in folgender Reihefolge ein:

Oxidierendes Milieu Eh > 400 mV


Nitratreduktion Eh +600 mV bis +300 mV
Manganreduktion Eh +500 mV bis +220 mV
Eisenreduktion Eh +400 mV bis +180 mV
Sulfatreduktion Eh +100 mV bis -200 mV
Methanbildung Eh -150 mV bis -280 mV

Die im Sommer 2006 im Scherbelinoweiher gemessenen Werte zeigen, dass gemäß des
gemessenen Redox-Potentials in den oberen Metern des Sees Eisen und Mangan reduziert
wurden, während in drei Meter Tiefe bereits eine Sulfatreduktion stattfand. Vom Redox-
Potential weiter unterhalb liegen keine Daten vor, so dass nicht klar ist ob am Seegrund die
Verhältnisse noch strenger anaerob waren, so dass sich Methan bilden konnte.
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 39

Die elektrische Leitfähigkeit bei 25 °C stieg mit zunehmender Tiefe. In einem Meter Tiefe
betrug sie im Durchschnitt 4100 µS/cm,
Elektrische Leitfähigkeit bei 25°C (µS/cm )
in zwei Meter Tiefe 4590 µS/cm und in
0
drei Meter Tiefe 6118 µS/cm.
1

Tiefe (m)
Die spezifische elektrische Leitfähigkeit 2

einer wässrigen Lösung setzt sich aus 3

den Leitfähigkeits-Teilbeträgen der 4


4000 5000 6000 7000
einzelnen Kationen und Anionen
zusammen (Mattheß 1994). Sie beruht
Abb. 3.8: Elektrische Leitfähigkeit bei 25 °C (µS/cm) am
auf der Fähigkeit der im Wasser 12.07. 2006

gelösten Ionen, elektrischen Strom zu transportieren. Die elektrische Leitfähigkeit


entspricht einer unspezifischen, pauschalen Aussage über die Gesamtkonzentration der in
einem Wasser enthaltenen Inhaltsstoffe, soweit diese in Ionen dissoziiert sind. Der
chemische Informationsgehalt der Leitfähigkeitsmessung ist daher gering (Kölle 2003). Ihr
Vorteil liegt darin, dass mit einfachen Mitteln räumliche und zeitliche Veränderungen
erkannt werden können.

Die spezifische elektrische Leitfähigkeit von Regenwasser reicht gewöhnlich von ungefähr
5 - 30 µS/cm, süßes Grundwasser von 30 - 2000 µS/cm, Meerwasser von 45000 -
55000 µS/cm (Mattheß 1994). Der Grenzwert der Trinkwasserverordnung vom Mai 2001
für die elektrische Leitfähigkeit bei 25 °C liegt bei 2790 µS/cm.

Die im Scherbelinoweiher gemessenen Werte lagen alle über 4000 µS/cm. Sie stiegen mit
der Tiefe bis auf 6300 µS/cm an. Dies bedeutete eine Anreicherung gelöster Kationen und
Anionen in Richtung Seeboden.
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 40

Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB)


Während der Sauerstoffgehalt und das Redox-Potential mit der Tiefe sanken, so stieg der
Chemische Sauerstoffbedarf (CSB)
gleichzeitig an. Er vergrößerte sich von Chemischer Sauerstoffbedarf (mg/l)
0
durchschnittlich 330 mg/l in einem
1
Meter Tiefe auf 630 mg/l in drei Meter

Tiefe (m)
2
Tiefe.
3
Nicht alle organischen Inhaltsstoffe sind 4
mikrobiell abbaubar (Fritsche 2002). 300 400 500 600 700

Um alle organischen Stoffe zu


Abb. 3.9: Chemischer Sauerstoffbedarf (mg/l) am
ermitteln, die im Abwasser vorliegen, 12.07.2006

wird der Chemische Sauerstoffbedarf (CSB) in mg/l ermittelt. Er ist definiert als die auf
Sauerstoff umgerechnete Masse an Oxidationsmitteln (Kaliumdichromat), die bei der
Oxidation organischer Wasserinhaltsstoffe unter festgelegten Bedingungen benötigt wird
(Kummert & Stumm 1992).

Der CSB-Wert umfasst neben den leicht abbaubaren Verbindungen auch die schwer
abbaubaren Naturstoffe und die Xenobiotika, die nicht auf biologischem Wege
synthetisiert worden sind. Er lag zwischen 300 und 650 mg/l und damit am unteren Ende,
des von für Sickerwasser einer Deponie in der Methanphase ermittelten Werte zwischen
500 und 4500 mg/l (siehe Tab. 2.1) (Tabarasan 1999).

Gelöster organischer Kohlenstoff (DOC)


Die Konzentration des Summenparameters DOC nahm ebenfalls zum Seegrund hin zu. Er
stieg von 125 mg/l auf 215 mg/l an.
DOC (m g/l)
Der DOC-Wert umfasst den gelösten
0
organischen Kohlenstoff. Zusammen mit
1
dem ungelösten Anteil POC (Partikulärer
Tiefe (m)

2
Organischer Kohlenstoff) und dem
3
flüchtigen organischen Kohlenstoff VOC
bildet er den TOC-Wert, den gesamten, in 4
100 150 200 250 300
organischen Molekülen gebundenen
Kohlenstoff. Der TOC-Wert umfasst Abb. 3.10: Gelöster organischer Kohlenstoff
(DOC) (mg/l) am 12.07.2006
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 41

sowohl organische Stoffe aus natürlichen Verbindungen, wie z.B. Huminsäuren als auch
anthropogen entstandene Verbindungen aus z.B. industriellen Abwässern (Marr et al.
1988). Er gilt neben dem CSB-Wert als Richtwert für die Belastung mit organischen
Substanzen. Saubere Gewässer weisen einen TOC-Gehalt von 1-2 mg/l auf.

Die im Scherbelinoweiher gemessenen DOC-Werte von 125 bis 215 mg/l verdeutlichen
die starke Belastung des Sees mit organischem Material, das durch organische Säuren über
das Sickerwasser der Deponie in den See gelangt war. Ein gesunder Fluss sollte z.B. nicht
mehr als 2 mg/l DOC enthalten (Kummert & Stumm, 1992). Dieser Wert wurde im
Scherbelinoweiher um ein Vielfaches überschritten.

Sulfat
Der Sulfatgehalt (SO4²-) im See lag zwischen 240 und 340 mg/l. Der Grenzwert der
Trinkwasserverordnung vom Mai 2001
beträgt 240 mg/l. Hiervon ausgenommen Sulfat (m g/l)

0
sind Wässer aus calciumsulfathaltigem
1
Untergrund. Für diese gilt ein
Tiefe (m)

Ausnahmewert von 500 mg/l. 2

3
Im Scherbelinoweiher hat die hohe
4
Konzentration jedoch keinen natürlichen 200 250 300 350

Ursprung sondern ist deponiebedingt, da


Abb. 3.11: Sulfatgehalt (mg/l) am 12.07.2006
das Grundwasser im Zustrom der Deponie
Sulfatgehalte von nur 80 - 100 mg/l aufwies. Die Konzentration im Zustrom des Weihers
lag mit 400 mg/l deutlich höher.

Die hohe Belastung durch Sulfat war bezeichnend für die Lösung von Schwefelspezies aus
Bauschutt und Aschen auf der Deponie, teilweise auch für die Zersetzung organischer
Substanzen.

Ein weiterer Anteil wurde durch die Denitrifikation von Eisensulfiden gebildet. Dabei wird
der in den Sulfiden enthaltene Schwefel zu Sulfat oxidiert (Kölle 2003). Gleichzeitig wird
Sulfat (SO4²-) von desulfierenden Bakterien als Sauerstoffdonator benutzt (Kummert &
Stumm 1992). Hierbei werden Sulfid (S²-) bzw. Schwefelwasserstoff (H2S) gebildet. Der
Schwefel durchläuft bei dieser Redoxreaktion einen Kreislauf vom Eisensulfid zum Sulfat
und wieder zurück und das Eisen einen Kreislauf vom Eisensulfid zum gelösten Fe2+ und
wieder zurück.
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 42

Alkali- und Erdalkalimetalle und Chlorid


Die Konzentrationen der Alkali- und Erdalkalimetalle Natrium, Kalium, Magnesium und
Calcium sowie der Gehalt an Chlorid nahmen mit der Tiefe leicht zu (Abb. 3.12).

Alkali- und Erdalkalimetalle und Chlorid

1100

900

700
1m Tiefe
2m Tiefe
mg/l

500
3m Tiefe
300

100

-100 Na+ K+ Mg2+ Ca2+ Cl-

Abb. 3.12: Die unterschiedlichen Gehalte einiger Alkali- und Erdalkalimetalle und Chlorid in den
verschiedenen Tiefen am 12.07.2006.

Dabei waren die Gehalte von Chlorid mit durchschnittlich 749 mg/l in ein Meter Tiefe und
1006 mg/l in drei Meter Tiefe absolut am höchsten. Der Gehalt an Natrium steigerte sich
von 509 mg/l auf 602 mg/l in drei Meter Tiefe. Die Kaliumkonzentration betrug in ein
Meter Tiefe rund 324 mg/l und in drei Meter Tiefe 434 mg/l. Magnesium und Calcium
erfuhren eine Zunahme in der Tiefe von 44 mg/l auf 57 mg/l bzw. von 73 mg/l auf 95 mg/l.

Die Trinkwasserverordnung vom Mai 2001 beinhaltet Grenzwerte für Chlorid (250 mg/l)
und für Natrium (200 mg/l). Grenzwerte für Kalium, Magnesium und Calcium gibt es in
der aktuellen Fassung nicht. Die Trinkwasserverordnung vom Dezember 1990 enthielt
noch Grenzwerte für Kalium von 12 mg/l (geogen bedingte Überschreitungen bis 50 mg/l)
und für Magnesium von 50 mg/l (geogen bedingte Überschreitungen bis 120 mg/l).

Die Chlorid-, Natrium- und Kaliumkonzentrationen im Scherbelinoweiher waren


gegenüber diesen Grenzwerten um ein Vielfaches erhöht. Diese erhebliche Salzbelastung
konnte bereits anhand der hohen elektrischen Leitfähigkeit beobachtet werden.

Die Höhe der Salzkonzentration beeinflusste auch die Dichte des Wassers. Aufgrund von
chemisch bedingten Dichteunterschieden konnte es, ähnlich der Temperaturschichtung
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 43

ebenfalls zur Ausbildung einer stabilen chemischen Schichtung kommen, wodurch eine
Durchmischung erschwert wurde.

Eine hohe Salzfracht ist charakteristisch für Hausmülldeponien, die vor allem durch die
Hauptionen Cl-, Na+, K+, Ca2+, Mg2+, SO42-, NO3- sowie NH4+ gebildet wird.
Natriumchlorid ist zum Beispiel der Rohstoff für fast alle Natriumverbindungen z.B. Soda,
Natronlauge und Seife sowie für Chlor und alle Chlorverbindungen wie z.B. Salzsäure und
Polyvinylchlorid (PVC).

Die Alkalimetalle Natrium und Kalium sowie Chlorid repräsentieren den „konservativen“
Elementtyp, dessen Verteilung keine signifikante Konzentrationsänderung mit der
Wassertiefe aufweist. Sie sind kaum partikelreaktiv (Matschullat et al., 1997). Dabei ist der
Kaliumgehalt, dessen regionale Verteilung dem des Natriums entspricht, durchweg
wesentlich geringer als der Natrium- oder Chloridgehalt (Mattheß 1994).

Chloridionen kommen in der Natur überwiegend in Gesellschaft mit Natrium-, Kalium-


und Magnesiumionen vor. Das Äquivalentverhältnis ([K+]+[Na+])/[Cl-] ist ein Hinweis auf
die Salzbelastung (Kölle 2003). In anthropogen weitgehend unbelasteten Wässern liegt das
Verhältnis nahe bei 1. Im Scherbelinoweiher lag das Verhältnis bei 1,46. Chloridionen
waren demnach im Vergleich zu den Alkalimetallionen unterrepräsentiert.

Chemisch gesehen ist der Calcium- und Magnesiumgehalt des Wassers ein Maß für die
Wasserhärte. Die Summe der Erdalkalien ergibt die „Gesamthärte“ des Wassers. Dabei ist
in Deutschland 1 °dH (Deutscher Härte) definiert als 0,178 mmol/l Summe Erdalkalien.
Aufgrund der hohen Konzentration der Erdalkalimetalle war das Wasser des
Scherbelinoweihers mit 23 °dH bzw. 4,1 mmol/l sehr hart.

Die Quelle für dieses „harte“ Wasser war wiederum die Deponie. Während die
Gesamthärte in ihrem Zustrom zwischen 1986 und 1995 nur bei 5 - 7 °dH lag, wiesen das
Grundwasser zur gleichen Zeit direkt am Deponierand eine Gesamthärte von 120 °dH und
im Zustrom zum Scherbelinoweiher noch 50 °dH auf.

Schwermetalle und Arsen


Auch die Konzentrationen der Schwermetalle Eisen, Mangan, Kupfer, Nickel, Chrom und
Zink und des Halbmetalls Arsen konnten im Seewasser nachgewiesen werden. Ihre
Konzentrationen nahmen grundsätzlich mit der Tiefe zu (Abb. 3.13). Eine Ausnahme
bildete Kupfer, welches mit der Tiefe leicht abnahm. Allerdings bewegten sich alle Werte
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 44

für Kupfer um die Nachweisgrenze von 0,005 mg/l, so dass diese vermeintliche Abnahme
auch aufgrund von Messfehlern entstanden sein könnte.

In der Trinkwasserverordnung vom Mai 2001 werden folgende Grenzwerte genannt:

Eisen: 0,20 mg/l


Mangan: 0,05 mg/l
Kupfer: 2,00 mg/l
Nickel: 0,02 mg/l
Chrom: 0,05 mg/l
Zink: kein Grenzwert
Arsen: 0,01 mg/l

Während der Grenzwert für Kupfer in den Wasserproben in allen Tiefen weit
unterschritten wurde, lagen die Konzentrationen von Chrom und Nickel in allen Tiefen und
Arsen in drei Meter Tiefe über ihrem jeweiligen Grenzwert für Trinkwasser.

Der Mangangehalt überschritt den zulässigen Grenzwert für Trinkwasser in zwei Meter
Tiefe um ein Fünffaches und in drei Meter Tiefe sogar um das 23fache. Der Grenzwert für
Eisen wurde nur in drei Meter Tiefe um den Faktor drei überschritten.

Alle Seeproben wurden ebenfalls auf Cadmium und Blei untersucht. Diese Elemente
konnten jedoch nicht nachgewiesen werden.

Schwermetalle und Arsen

10
mg/l (Logarithmische Skalierung!)

1m Tiefe
0,1 2m Tiefe
3m Tiefe

0,01

0,001
Fe ges. Mn ges. Cu ges. Ni Cr ges. Zn As

Abb. 3.13: Die unterschiedlichen Gehalte einiger im Seewasser gelöster Schwermetalle und Arsen in den
verschiedenen Tiefen am 12.07.2006
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 45

Die größte sowohl absolute als auch relative Zunahme mit der Tiefe verzeichneten Mangan
und Eisen. Der Manganwert stieg von ein bis drei Meter Tiefe von durchschnittlich
0,05 mg/l um 2270 % auf 1,17 mg/l. Gleichzeitig stieg der Gesamtgehalt an Eisen von
0,05 mg/l auf 0,57 mg/l.

An Bodenmaterial oder an suspendierten Feststoffen können gelöste Stoffe adsorbieren


und auch wieder desorbieren. Die Konzentrationen von Schwermetallionen werden durch
solche Prozesse reguliert (Kummert & Stumm 1992). Die Übergangsmetallkationen Eisen,
Mangan und Chrom bilden stabile Hydroxokomplexe oder Phosphatkomplexe in fester
oder gelöster Form.
Quecksilber, Cadmium, Zink und Blei bilden stabile Komplexe mit Carbonaten, schwefel-
und chlorhaltigen und vor allem organischen Liganden.

Wie schon in Kapitel 2.1.2 erläutert, kommen Eisen und Mangan im Boden häufig, aber im
Wasser in natürlicher Umgebung nur in sehr geringen Konzentrationen vor. Sie bilden mit
Sauerstoff Reduktions-Oxidations-Systeme und erscheinen als Oxide und Hydroxide.
Unter aeroben Bedingungen sind sie als Fe3+ bzw. Mn4+ in wenigen µg/l in Lösung
möglich.
Höhere Konzentrationen haben anthropogene Ursachen als Auslöser und sind nur in
zweiwertiger Form möglich (Kölle 2003). Dabei lösen sich Fe2+-Ionen in einer
Reduktionszone am sauerstoffarmen Seegrund bei gleichzeitiger Kohlensäureentwicklung
aus dem Bodenkörper. Damit Fe3+ zu Fe2+ reduziert werden kann, muss das Redox-
Potential < 400 mV sein (Hölting & Coldewey 2005). Mn4+ wird schon bei einem Redox-
Potential von < 500 mV zu Mn2+ reduziert. Im Scherbelinoweiher war das Redox-Potential
bei pH 0 ab einer Tiefe von einem Meter < 300 mV, so dass sowohl Eisen als auch
Mangan in reduzierter Form vorlagen.

Kommt es als Folge des Überwiegens von Reduktionsvorgängen zur völligen


Sauerstofffreiheit des Wassers am Gewässergrund, so treten in zunehmendem Maße
Faulungsprozesse auf. Häufig werden durch Reduktion der Sulfationen Sulfidionen
gebildet. Dies führt zur Festlegung der durch Reduktion gebildeten Fe2+-Ionen als
Eisensulfid bzw. der Mn2+-Ionen als Mangansulfid (ATV-M 250).
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 46

Stickstoffverbindungen
Eine zentrale Bedeutung für die Analyse des Stoffhaushaltes des Scherbelinoweihers
kommt den Stickstoffverbindungen zu. Sie verzeichneten mit zunehmender Tiefe die
größten Konzentrationsunterschiede (Abb. 3.14). Während der Ammoniumgehalt von
einem Meter bis drei Meter Seetiefe von 1,1 mg/l auf 128 mg/l um fast 11000 % stieg,
nahmen Nitrat und Nitrit gleichzeitig mit der Tiefe stark ab.

Nitrat sank dabei von einem Gehalt von 36 mg/l in einem Meter Tiefe auf unter die
Nachweisgrenze von < 0,5 mg/l in drei Meter Tiefe während der Nitritgehalt in den
gleichen Tiefen von 5,6 mg/l auf 0,23 mg/l abfiel.

Stickstoffverbindungen

140

120

100

80 1m Tiefe
mg/l

2m Tiefe
60 3m Tiefe
40

20

0
Ammonium Nitrat Nitrit

Abb. 3.14: Die unterschiedlichen Konzentrationen der Stickstoffverbindungen Ammonium,


Nitrat und Nitrit in verschiedenen Tiefen am 12.07.2006

Stickstoff liegt deponienah hauptsächlich als Ammonium vor. In der Methanphase einer
alten Deponie enthält das Sickerwasser viel Ammoniumstickstoff (Tabarasan 1999). 2006
lag die Ammonium-Konzentration des Grundwassers im Zustrom des Scherbelinoweihers
bei 400 mg/l. Ammonium wird durch Kalifeldspäte, Glimmer und Tonminerale zum Teil
am Seegrund adsorbiert und steht zum Teil in einem Austauschgleichgewicht mit der
Bodenlösung. Ein anderer Teil ist irreversibel fixiert (Scheffer/Schachtschabel et al. 1998).

Wie schon in Kapitel 2.1.2 zum Thema Stickstoffkreislauf erläutert, war aufgrund des
eutrophen Zustands des Sees und der sich am Seegrund gebildeten Reduktionszone
während der Sommerstagnation eine Nitrifikation nicht möglich und Ammonium reicherte
sich hier im anaeroben Bereich an, während Nitrat verschwand. Gleichzeitig oxidierten
aerobe Nitrifikanten im Epilimnion das bei der Eiweißzersetzung frei werdende
Ammonium zu Nitrit, das von Nitratbakterien weiter zu Nitrat oxidiert wurde.
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 47

Die Trinkwasserverordnung vom Mai 2001 schreibt einen Grenzwert für Ammonium von
0,5 mg/l (geogen bedingte Überschreitungen werden bis 30 mg/l toleriert), für Nitrat von
50 mg/l und für Nitrit von 0,5 mg/l vor.
Unbelastete Oberflächengewässer weisen in der Regel Ammoniumstickstoffgehalte unter
0,1 mg/l und Nitratstickstoffgehalte bis zu 1 - 2 mg/l auf (www.wasser-wissen.de,
20.05.2008).

Die gemessenen Werte wiesen die extreme Belastung des Scherbelinoweihers durch
Ammonium im Bereich unterhalb zwei Meter Tiefe auf. Da Ammonium bei seiner
Oxidation extrem viel Sauerstoff verbraucht, war es maßgeblich an der Entstehung der
Reduktionszone im Scherbelinoweiher beteiligt.

Kohlenwasserstoffe
Die Kohlenwasserstoffe Benzol und Trichlorethen ließen sich erst in drei Meter Tiefe
nachweisen. In allen Proben, die aus ein und zwei Metern Tiefe entnommen wurden, lagen
die Gehalte unterhalb der Nachweisgrenze (Abb. 3.15). In drei Meter Tiefe lag der
Benzolgehalt bei 2,2 µg/l. Trichlorethen wurde nur an den Messpunkten T 407/1 und
T 407/2 in drei Meter Tiefe mit einer Konzentration von 0,2 µg/l gemessen.

Kohlenwasserstoffe
µg/l (Logarithmische Skalierung!)

10

1m Tiefe
1 2m Tiefe
3m Tiefe

0,1

0,01
Benzol BTEX, Summe Tri (C2HCl3) LHKW, Summe Phenol-Index

Abb. 3.15: Verschiedene Kohlenwasserstoffe und ihre Gehalte in den verschiedenen Tiefen am 12.07.2006

Während der Benzol-Wert damit den Grenzwert der Trinkwasserverordnung vom Mai
2001 von 1 µg/l überschritt, lag der Gehalt an Trichlorethen unterhalb des Grenzwertes für
Trinkwasser von 10 µg/l. Da die Summenparameter BTEX und LHKW die gleichen Werte
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 48

wie die beiden Einzelparameter aufwiesen, ist davon auszugehen, dass nur diese beiden
Kohlenwasserstoffe im See vorkamen.

Benzol ist der einfachste aller aromatischen Kohlenwasserstoffe und gilt als karzinogen. Er
kommt in Rohölen, Kraftstoffen und Lösungsmitteln vor und dient als Rohstoff für die
Synthese anderer organischer Stoffe, die auf der Deponie abgelagert wurden.

Trichlorethen ist giftig, karzinogen und stark narkotisierend. Es war eines der
gebräuchlichsten Reinigungs-, Entfettungs- und Extraktionsmittel. Es fand beispielsweise
Verwendung in der Metall- und Glasindustrie, bei der Chemischen Reinigung und in der
Textilbearbeitung.

Die Seeproben wurden zusätzlich auf folgende Kohlenwasserstoffe hin untersucht, die
jedoch in keiner der Proben nachgewiesen werden konnten:

BTEX: Toluol, Ethylbenzol, m,p-Xylol, o-Xylol


LHKW: Dichlormethan, Trichlormethan (Chloroform), Tetrachlormethan,
1,1,1 Trichlorethan, Chlorethen, cis-1,2-Dichlorethen, trans-1,2-Dichlorethen,
Tetrachlorethen

Phenole
Der Phenol-Index konnte in ein und zwei Meter Tiefe nicht nachgewiesen werden. In drei
Meter Tiefe wurde er an allen Messstellen mit einem durchschnittlichen Wert von
17,5 µg/l gemessen. Gegenwärtig wird in Anlehnung an die „Hollandliste“ häufig ein
Orientierungswert von 50 µg/l zur Sanierungsbewertung angesetzt (Licha et al 2001).

Phenole sind weit verbreitete Grundwasserkontaminanten, die vorwiegend in


Deponiesickerwässern vorkommen. Zur Klasse der Phenole werden alle jene organischen
Verbindungen gezählt, bei denen mindestens ein Wasserstoffatom am Benzolring durch
eine Hydroxylgruppe substituiert ist. Neben dem einfachen Phenol mit nur einer
Hydroxylgruppe besitzen besondere Bedeutung für die Altlastenerkundung die
Phenolhomologegruppen „Halogenierte Phenole“, „Nitrophenole“ und „Alkylphenole“
(Beyer & Walter 2004).

In der Altlastenerkundung und -überwachung in Deutschland basieren bisherige


Untersuchungen auf dem standardisierten Summenparameter Phenolindex, welcher
ursprünglich als Kontrollparameter für die Abwassergüte entwickelt wurde.
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 49

Untersuchungen verschiedener Deponiestandorte haben allerdings ergeben, dass sich die in


Verkokungsprozessen entstehenden Alkylphenole mit dem Phenolindex schlecht
quantifizieren lassen (Licha et al 2001). Außerdem zeigte sich, dass neben den Phenolen
weitere Verbindungen zum Phenolindex beitragen. Damit könnten bei einem derzeitigen
Orientierungswert von 50 µg/l tatsächliche Konzentrationen zwischen der Nachweisgrenze
und 250 µg/l vorliegen.

Halogene
Unter AOX versteht man an Aktivkohle adsorbierbare organisch gebundene Halogene. Der
AOX-Wert ist ein Maß für die
Summe aller organischen AOX (mg/l)

Halogenverbindungen in einem 0

Wasser (Bliefert 1997). Diese 1


Tiefe (m)

Verbindungen sind schlecht abbaubar 2

und ökotoxikologisch. 3

Wenngleich der AOX-Wert nichts 4


0 0,1 0,2 0,3 0,4
über die Struktur einzelner chlorierter
Abb. 3.16: Adsorbierbare organisch gebundene
Spezies aussagt, fungiert er Halogene (AOX) (mg/l) am 12.07.2006
gleichermaßen als Sonde, um an
organisches Material in Wässern, Böden und Sedimenten gebundenes Halogen anzuzeigen
(Matschullat et al. 1997).

In einem Meter Tiefe wurden AOX-Werte zwischen 0,09 und 0,25 mg/l gemessen. In drei
Meter Tiefe reichte die Spannweite von 0,05 bis 0,32 mg/l.
Dies lässt keine signifikante Veränderung mit zunehmender Tiefe erkennen, obwohl
gerade die hohe Dichte der Chlorkohlenwasserstoffe bewirkt, dass sie im leichteren Wasser
absinken.

Organische Chlorverbindungen, die als AOX erfasst werden, können in Abfällen der
chemischen Industrie enthalten sein, und über das Sickerwasser der Deponie in den See
gelangt sein.
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 50

3.2 Ausgangssituation Schlamm

Vor 2006
Im November 1972 wurden drei und im November 1986 fünf Schlammproben im
Scherbelinoweiher genommen und auf mehrere Parameter im Feststoff oder/und Eluat
analysiert.
Als Orientierung für die Schwermetallbelastung im Feststoff wurden die Grenzwerte für
das Aufbringen von Klärschlamm aus der Klärschlammverordnung (AbfKlärV 1992)
herangezogen. Diese wurden deutlich unterschritten (BGS Umwelt & TU Berlin 2008). In
Tab. 3.1 ist die Auswertung der Schlammproben aus dem Jahr 1986 nach LAGA Boden
(Feststoff und Eluat) dargestellt. Demnach würden alle Schlammproben aufgrund der
hohen Ammoniumstickstoffgehalte zwischen 59 und 131 mg/l im Eluat als Z4 Material
eingestuft. Weiterhin hätten auch die hohen Konzentrationen im Eluat an Chlorid (162 -
218 mg/l), Cyanid (7 - 36 mg/l) und AOX (bis 0,3 mg/l) sowie die hohen Elektrischen
Leitfähigkeiten (1.470 – 1.770 µS/cm) zu einer Einstufung von mindestens Z3 Material
geführt.
Zuordnungswert
Nr. Parameter Einheit 407 (1986) 407/2 (1986) 408 (1986) 408/2 (1986) 408/3 (1986)
Z0 Z 1.1 Z 1.2 Z2 Z3 Z4
1 pH-Wert --- 5,5-8,0 5,5-8,0 5,5-9,0 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ? --- ?
2 EOX mg/kg 1 3 10 15 --- --- <2 ? --- ? --- ? --- ? <2 ?
3 Kohlenwasserstoffe mg/kg 100 300 500 1.000 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ? --- ?
4 Σ BTEX mg/kg <1 1 3 5 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ? --- ?
5 Σ LHKW mg/kg <1 1 3 5 --- --- 3,5 Z2 --- ? --- ? --- ? --- ?
6 Σ PAK n. EPA mg/kg 1 5 15 20 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ? --- ?
7 Σ PCB mg/kg 0,02 0,1 0,5 1 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ? --- ?
8 Arsen mg/kg 20 30 50 150 --- --- 19 Z0 18 Z0 15 Z0 8 Z0 5 Z0
Feststoff

9 Blei mg/kg 100 200 300 1.000 --- --- 67 Z0 52 Z0 53 Z0 41 Z0 29 Z0


10 Cadmium mg/kg 0,6 1 3 10 --- --- 1,3 Z 1.2 1,3 Z 1.2 2 Z 1.2 1,5 Z 1.2 0,8 Z 1.1
11 Chrom, gesamt mg/kg 50 100 200 600 --- --- 37 Z0 19 Z0 28 Z0 61 Z 1.1 42 Z0
12 Kupfer mg/kg 40 100 200 600 --- --- 34 Z0 28 Z0 35 Z0 38 Z0 27 Z0
13 Nickel mg/kg 40 100 200 600 --- --- 29 Z0 16 Z0 18 Z0 55 Z 1.1 39 Z0
14 Quecksilber mg/kg 0,3 1 3 10 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ? --- ?
15 Thallium mg/kg 0,5 1 3 10 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ? --- ?
16 Zink mg/kg 120 300 500 1.500 --- --- 198 Z 1.1 174 Z 1.1 151 Z 1.1 127 Z 1.1 98 Z0
17 Cyanide, gesamt mg/kg 1 10 30 100 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ? --- ?
18 pH-Wert --- 6,5-9,0 6,5-9,0 6,0-12,0 5,5-12,0 5,5-13,0 5,5-13,0 8,5 Z0 --- ? 8,4 Z0 8,4 Z0 8,4 Z0
19 Elektrische Leitfähigkeit µS/cm 500 500 1.000 1.500 10.000 50.000 1777 Z3 1474 Z2 1.630 Z3 1710 Z3 1507 Z3
20 Chlorid mg/l 10 10 20 30 --- --- 218 >Z2 162 Z3 195 >Z 2 202 > Z2 169 >Z2
21 Sulfat mg/l 50 50 100 150 --- --- 71,6 Z 1.2 30 Z0 24,3 Z0 28,8 Z0 29,6 Z0
22 Cyanide, gesamt µg/l < 10 10 50 100 --- --- 31.000 >Z2 7.400 Z3 11.600 >Z 2 36.000 Z3 6.600 Z3
23 Phenol-Index µg/l < 10 10 50 100 200 50.000 140 Z3 160 Z3 700 Z4 100 Z2 150 Z3
24 Arsen µg/l 10 10 40 60 200 500 2 Z0 12 Z 1.2 1 Z0 21 Z 1.2 19 Z 1.2
25 Blei µg/l 20 40 100 200 200 1.000 <50 Z 1.1 <50 Z 1.1 <50 Z 1.1 50 Z 1.2 <50 Z 1.1
26 Cadmium µg/l 2 2 5 10 50 100 <10 Z 1.2 <10 Z 1.2 <10 Z 1.2 <10 Z 1.2 <10 Z 1.2
27 Chrom, gesamt µg/l 15 30 75 150 --- --- <10 Z0 40 Z 1.2 40 Z 1.2 111 Z2 60 Z 1.2
28 Kupfer µg/l 50 50 150 300 1.000 5.000 40 Z0 <10 Z0 <10 Z0 60 Z 1.2 60 Z 1.2
Eluat

29 Nickel µg/l 40 50 150 200 200 1.000 40 Z0 50 Z 1.1 20 Z0 80 Z 1.2 40 Z0


30 Quecksilber µg/l 0,2 0,2 1 2 5 20 --- ? --- ? --- ? --- ? --- ?
31 Thallium µg/l <1 1 3 5 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ? --- ?
32 Zink µg/l 100 100 300 600 2.000 5.000 10 Z0 50 Z0 40 Z0 70 Z0 20 Z0
33 TOC mg/l --- --- --- --- 20 100 --- ? --- ? --- ? --- ? --- ?
34 Chrom VI mg/l --- --- --- --- 0,05 0,1 --- ? --- ? --- ? --- ? --- ?
35 Fluorid mg/l --- --- --- --- 5 25 --- ? --- ? --- ? --- ? --- ?
36 Ammonium-N mg/l --- --- --- --- 4 200 109 Z4 59 Z4 73,1 Z4 131 Z4 84,7 Z4
37 Cyanide, leicht freisetzbar mg/l --- --- --- --- 0,1 0,5 --- ? --- ? --- ? --- ? --- ?
38 AOX mg/l --- --- --- --- 0,3 1,5 0,3 Z3 0,3 Z3 0,3 Z3 0,0 Z3 0,1 Z3
39 Wasserlöslicher Anteil % --- --- --- --- 3 6 --- ? --- ? --- ? --- ? --- ?
40 Einstufung (Nr. 1 bis Nr. 32) Z3 Z3 Z4 Z3 Z3
41 Einstufung (Nr. 1 bis Nr. 39) Z4 Z4 Z4 Z4 Z4

Tab. 3.1: Bewertung der Schlammproben von 1986 nach LAGA


* Einstufung Z3 bei Nr. 33 bis 39 nur dann, wenn bei Nr. 40 Einstufung > Z2, sonst ohne Einstufung
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 51

2006
Um die Zusammensetzung des abgesetzten Schlamms am Seegrund vor Inbetriebnahme
der Belüftung zu kennen, wurden am 31.07.2006 vier Schlammproben entnommen. Sie
wurden mittels eines Schlammbaggers (Abb. 3.17) an den gleichen Messstellen wie die
Seewasserproben entnommen (siehe Abb. 3.2).

Abb. 3.17: Schlammbagger (Quelle: BGS Umwelt)

Um einen Vergleich der verschiedenen Parameter mit den im Seewasser gemessenen


Konzentrationen durchführen zu können, wurden die Eluatwerte zusätzlich anhand des
Trockensubstanzgehaltes und einer angenommenen, für Mineralböden typischen
Trockensubstanzdichte von 1,5 g/cm³ auf die Konzentrationen im ursprünglich
entnommenen Schlammwassergemisch umgerechnet.
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 52

Physiko-chemische Parameter
Der pH- Wert der entnommenen Schlammproben lag bei 8,2 und war somit etwas höher
als der gemessene pH-Wert von 7,5 in drei Meter Seetiefe.

Bei allen Schlammproben erhöhte sich von 1986 zu 2006 die elektrische Leitfähigkeit bei
25°C von ca. 1500 - 1750 µS/cm im Eluat auf ca. 2500 - 3100 µS/cm. Rechnet man den
Eluatwert auf die Originalkonzentration des entnommenen Schlamm-Wassergemischs um,
so erhält man Werte zwischen 8470 und 11080 µS/cm. Diese Werte lagen
erwartungsgemäß über den Werten, die in drei Meter Seetiefe gemessen wurden (siehe
Kapitel 3.1).

Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB)


Auch der Chemische Sauerstoffbedarf (CSB) im Eluat lag mit ca. 530 mg/l über den
Werten von 1986 von ca. 250 mg/l. Umgerechnet auf die Konzentrationen im
Schlammwassergemisch ergaben sich Werte von ca. 1.832 mg/l, die um den Faktor 3 höher
lagen als der CSB-Wert in drei Meter Wassertiefe.

Gesamter organischer Kohlenstoff (TOC)


Der gesamte organische Kohlenstoffgehalt (TOC) lag im Mittelwert bei 185 mg/l. Zu
diesem Wert gibt es keine Vergleichswerte von früheren Beprobungen und auch keine
Konzentrationswerte des Seewassers zum gleichen Zeitpunkt.

Sulfat
Die Sulfatkonzentrationen der vier Schlammproben im Eluat waren recht heterogen und
lagen zwischen 16 mg/l (Probe S 408/1) und 120 mg/l (Probe S 407/2). Sie entsprachen
den Werten der Beprobung 1986 von ca. 24 - 70 mg/l. Die Konzentrationen in den
Schlammwassergemischen bewegten sich zwischen 64 und 470 mg/l, was den
Konzentrationen des Seewassers in 3 Meter Tiefe entsprach.
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 53

Chlorid
Der Chloridgehalt der vier Schlammproben lag bei durchschnittlich 365 mg/l im Eluat, was
eine Verdopplung des Wertes von 1986 (190 mg/l) bedeutet. Bei der Umrechnung auf die
Konzentration des ursprünglichen Schlammwassergemisches erhält man mit 1260 mg/l
einen etwas höheren Wert als im drei Meter tiefen Wasser.

Alkali- und Erdalkalimetalle


Die Alkali- und Erdalkalimetalle Natrium, Kalium, Magnesium und Calcium wurden mit
großen Konzentrationen sowohl in der Trockensubstanz des Schlamms als auch in dessen
Eluat nachgewiesen (Abb. 3.18). In der Trockensubstanz lagen alle vier Parameter im g/kg
Bereich, wobei Calcium die höchsten Konzentrationen von 24 – 130 g/kg aufwies. Im
Eluat überwiegten die beiden Alkalimetalle Natrium und Kalium mit jeweils
durchschnittlich 280 und 200 mg/l gegenüber den Erdalkalimetallen Magnesium (8,5 mg/l)
und Calcium (14 mg/l).
Diese hohe Salzbelastung wurde auch schon bei der Seewasseranalyse festgestellt
(Kapitel 3.1).

Alkali- und Erdalkalimetalle im Schlamm


in der Trockensubstanz und im Eluat

100000
Logarithmische Skalierung!

10000

1000

100

10

1
Natrium Kalium Magnesium Calcium

Trockensubstanz (mg/kg) Eluat (mg/l)

Abb. 3.18: Konzentrationen einiger Alkali- und Erdalkalimetalle im Schlamm in der


Trockensubstanz (mg/kg) und im Eluat (mg/l) am 31.07.2006
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 54

Stickstoffverbindungen
Von den drei im Eluat der Schlammproben analysierten anorganischen
Stickstoffverbindungen Ammonium, Nitrat und Nitrit war aufgrund der anaeroben
Verhältnisse nur Ammonium von Bedeutung. Nitrat konnte in keiner Probe nachgewiesen
werden und Nitrit nur in der Probe S 408/2 mit 0,27 mg/l.

Die gemessenen Ammoniumstickstoffgehalte im Eluat von ca. 100 mg/l entsprachen in der
Größenordnung den Konzentrationen der Proben von 1986.

Bei der Umrechnung auf die Konzentration im entnommenen Schlammwassergemisch


erhielt man einen durchschnittlichen Wert von ca. 369 mg/l. Dieser Wert ist ungefähr das
3,5fache von dem in drei Meter Seetiefe gemessenen Wert von 99 mg/l und ein Vielfaches
von dem in ein Meter Tiefe gemessenem Wert von 0,9 mg/l. Dies bestätigt die gemachten
Aussagen (Kapitel 2.1.2 und 3.1), dass sich das Ammonium aufgrund der anaeroben
Verhältnisse am Seegrund im Faulschlamm anreicherte.

Schwermetalle und Arsen


Von den gefundenen Schwermetallen im Schlamm war Eisen in der Trockensubstanz mit
durchschnittlich 27 g/kg mit Abstand am stärksten vertreten, gefolgt von Mangan mit 0,44
bis 2,2 g/kg. Alle weiteren gefundenen Metalle traten in geringeren Konzentrationen von
einigen mg/kg auf (Abb. 3.19). Sie entsprachen in der Größenordnung den gemessenen
Werten der Probennahme von 1986.

Verschiedene Metalle im Schlamm in der Trockensubstanz und im Eluat

10000
1000
Logarithmische Skalierung!

100
10
1
0,1
0,01
0,001
0,0001

Trockensubstanz (mg/kg) Eluat (mg/l)

Abb. 3.19: Konzentrationen verschiedener Metalle im Schlamm in der Trockensubstanz (mg/kg)


und im Eluat (mg/l)am 31.07.2006
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 55

Kohlenwasserstoffe
Die Summenparameter der Kohlenwasserstoffe BTEX und LHKW konnten in der
Trockensubstanz nicht nachgewiesen werden.

Phenole
Ein Phenol-Index von durchschnittlich 0,07 mg/l war in allen Proben vorhanden und lag
damit über dem Orientierungswert zur Sanierungsbewertung der „Hollandliste“ von
0,05 mg/l. Er lag jedoch unter den Werten von 1986 als der Phenolindex noch 0,1 -
0,7 mg/l betrug.

Halogene
Adsorbierbare organisch gebundene Halogene (AOX) wurden in jeder Probe mit 80 –
90 mg/kg analysiert.
Stoffhaushalt: Ausgangssituation 56

Zuordnung zu LAGA
Die Schlammproben vom Juli 2006 wurden wiederum nach LAGA Boden (Feststoff und
Eluat) ausgewertet (siehe Tab. 3.2). Aufgrund der hohen TOC-Gehalte wurden alle vier
Schlammproben als > Z4 Material eingestuft. Weiterhin führten auch die hohen
Konzentrationen an Chlorid sowie die hohen Elektrischen Leitfähigkeiten im Eluat zu
einer Einstufung von > Z2 bzw. Z3 Material.

Zuordnungswert
Nr. Parameter Einheit 407 407/2 408 408/2
Z0 Z 1.1 Z 1.2 Z2 Z3 Z4
1 pH-Wert --- 5,5-8,0 5,5-8,0 5,5-9,0 --- --- --- --- ? --- ? --- ? --- ?
2 EOX mg/kg 1 3 10 15 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ?
3 Kohlenwasserstoffe mg/kg 100 300 500 1.000 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ?
4 Σ BTEX mg/kg <1 1 3 5 --- --- n.n. Z0 n.n. Z0 n.n. Z0 n.n. Z0
5 Σ LHKW mg/kg <1 1 3 5 --- --- n.n. Z0 n.n. Z0 n.n. Z0 n.n. Z0
6 Σ PAK n. EPA mg/kg 1 5 15 20 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ?
7 Σ PCB mg/kg 0,02 0,1 0,5 1 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ?
8 Arsen mg/kg 20 30 50 150 --- --- 42 Z 1.2 11 Z0 14 Z0 15 Z0
Feststoff

9 Blei mg/kg 100 200 300 1.000 --- --- 180 Z 1.1 51 Z0 59 Z0 65 Z0
10 Cadmium mg/kg 0,6 1 3 10 --- --- 2,6 Z 1.2 0,5 Z0 0,8 Z 1.1 1 Z 1.2
11 Chrom, gesamt mg/kg 50 100 200 600 --- --- 40 Z0 75 Z 1.1 65 Z 1.1 61 Z 1.1
12 Kupfer mg/kg 40 100 200 600 --- --- 53 Z 1.1 47 Z 1.1 66 Z 1.1 70 Z 1.1
13 Nickel mg/kg 40 100 200 600 --- --- 22 Z0 60 Z 1.1 50 Z 1.1 46 Z 1.1
14 Quecksilber mg/kg 0,3 1 3 10 --- --- 0,4 Z 1.1 0,1 Z0 0,1 Z0 0,2 Z0
15 Thallium mg/kg 0,5 1 3 10 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ?
16 Zink mg/kg 120 300 500 1.500 --- --- 260 Z 1.1 150 Z 1.1 180 Z 1.1 200 Z 1.1
17 Cyanide, gesamt mg/kg 1 10 30 100 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ?
18 pH-Wert --- 6,5-9,0 6,5-9,0 6,0-12,0 5,5-12,0 5,5-13,0 5,5-13,0 8,2 Z0 8,1 Z0 8,2 Z0 8,1 Z0
19 Elektrische Leitfähigkeit µS/cm 500 500 1.000 1.500 10.000 50.000 2720 Z3 2530 Z3 2770 Z3 3.120 Z3
20 Chlorid mg/l 10 10 20 30 --- --- 380 >Z2 330 > Z2 350 >Z2 400 > Z2
21 Sulfat mg/l 50 50 100 150 --- --- 65 Z 1.2 120 Z2 16 Z0 37 Z0
22 Cyanide, gesamt µg/l < 10 10 50 100 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ?
23 Phenol-Index µg/l < 10 10 50 100 200 50.000 90 Z2 60 Z2 70 Z2 60 Z2
24 Arsen µg/l 10 10 40 60 200 500 10 Z0 25 Z 1.2 70 Z3 79 Z3
25 Blei µg/l 20 40 100 200 200 1.000 5 Z0 5 Z0 5 Z0 6 Z0
26 Cadmium µg/l 2 2 5 10 50 100 1 Z0 1 Z0 1 Z0 1 Z0
27 Chrom, gesamt µg/l 15 30 75 150 --- --- 52 Z 1.2 55 Z 1.2 69 Z 1.2 81 Z2
28 Kupfer µg/l 50 50 150 300 1.000 5.000 5 Z0 5 Z0 5 Z0 5 Z0
Eluat

29 Nickel µg/l 40 50 150 200 200 1.000 63 Z 1.2 51 Z 1.2 67 Z 1.2 69 Z 1.2
30 Quecksilber µg/l 0,2 0,2 1 2 5 20 0,2 Z0 0,2 Z0 0,2 Z0 0,2 Z0
31 Thallium µg/l <1 1 3 5 --- --- --- ? --- ? --- ? --- ?
32 Zink µg/l 100 100 300 600 2.000 5.000 --- ? --- ? --- ? --- ?
33 TOC mg/l --- --- --- --- 20 100 160 >Z4 190 > Z4 210 >Z4 180 > Z4
34 Chrom VI mg/l --- --- --- --- 0,05 0,1 --- ? --- ? --- ? --- ?
35 Fluorid mg/l --- --- --- --- 5 25 --- ? --- ? --- ? --- ?
36 Ammonium-N mg/l --- --- --- --- 4 200 100 Z4 93 Z4 110 Z4 120 Z4
37 Cyanide, leicht freisetzbar mg/l --- --- --- --- 0,1 0,5 --- ? --- ? --- ? --- ?
38 AOX mg/l --- --- --- --- 0,3 1,5 --- ? --- ? --- ? --- ?
39 Wasserlöslicher Anteil % --- --- --- --- 3 6 --- ? --- ? --- ? --- ?
40 Einstufung (Nr. 1 bis Nr. 32) Z3 Z3 Z3 Z3
41 Einstufung (Nr. 1 bis Nr. 39) >Z4 > Z4 >Z4 > Z4

Tab. 3.2: Bewertung der Schlammproben von 2006 nach LAGA


* Einstufung Z3 bei Nr. 33 bis 39 nur dann, wenn bei Nr. 40 Einstufung > Z2, sonst ohne Einstufung
Sauerstoffeintrag 57

4 Sauerstoffeintrag

4.1 Künstliche Belüftung

Verfahrensprinzip
Zur Restaurierung von Seen gibt es verschiedene Verfahren. Dazu gehören Maßnahmen
am Wasserkörper, Maßnahmen am Sediment sowie Eingriffe in die Biozönosen. Welche
Verfahren zum Einsatz kommen ist abhängig von den spezifischen Problemen des
jeweiligen Sees, von seiner Nutzung und dem Ziel der Restaurierungsmaßnahme. Der
Vielfalt an Ursachen und Problemen stehen ebenso vielfältige Restaurierungsmethoden
gegenüber, von denen die meisten auf dem Einsatz von Technik beruhen (Spieker 2002).

Die Sauerstoffanreicherung stehender Oberflächengewässer dient dem Zweck, die


Entwicklung eines anaeroben Milieus im Bereich der Schlamm-Wasser-Kontaktzone
während der temperaturbedingten Stagnation im Sommer zu verhindern. Mit
Sauerstoffkonzentrationen > 4 mg/l in der Kontaktzone werden Bedingungen geschaffen,
die eine weitgehende Mineralisierung der im Wasser und am Seegrund vorhandenen
organischen Substanzen gewährleisten (ATV-M 250).

Um den Sauerstoffgehalt eines Sees zu erhöhen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die


technische Lösung der künstlichen Belüftung eines Gewässers mit Druckluft und erzeugter
Vollumwälzung hat den Vorteil, dass sie sehr einfach ist und nur geringer Investitionen
bedarf. Sie wird bereits seit den 80er Jahren an verschiedenen Seen durchgeführt (u.a.
Schaumburg 1995, Stadelmann et al. 1997).

Die in der Tiefe austretenden Luftblasen haben im Gemisch mit dem Wasser ein geringeres
spezifisches Gewicht als das Umgebungswasser (Klapper 1992). Die aufsteigenden
Luftblasen erzeugen einen senkrecht nach oben gerichteten Wasserstrom und bilden einen
kegelförmig ausgebildeten Luft-Wasser-Körper, dessen Durchmesser zur
Wasseroberfläche hin zunimmt (Abb. 4.1).
Sauerstoffeintrag 58

Abb. 4.1: Schematische Darstellung des kegelförmigen Luft-Wasser-Körpers


durch eine künstliche Belüftung und der induzierten Wasserströmung
im See (Quelle: ATV-Fachausschuss 1977)

Das mit Hilfe der aufsteigenden Luftblasen an die Seeoberfläche verfrachtete Tiefenwasser
fließt seitlich ab. In etwa der Entfernung der fünffachen Steighöhe taucht es schließlich ab
und sinkt bis auf die Tiefe, in der sich Wasser gleicher Dichte befindet (ATV-M 250). Ein
Teil des Wassers wird erneut in den aufsteigenden Luft-Wasser-Strom eingesogen, ein Teil
fließt horizontal ab. Im unteren Teil des Kegels wird kaltes, meistens sauerstoffarmes
Wasser angesogen. Es entsteht eine sich langsam drehende Wasserwalze.

Seitlich an dieser zirkulierenden Wasserwalze bildet sich im anschließenden


Gewässerbereich eine gegenläufige Sekundärwalze. Oberflächlich strömen die beiden
Bereiche aufeinander zu, um auf der Linie des Aufeinandertreffens in die Tiefe
abzutauchen. Diese Linie ist als Schaumstreifen auf der Wasseroberfläche deutlich sichtbar
(Klapper 1992).

Allmählich kommt es zur Durchmischung des ganzen Sees bei gleichzeitigem


Temperaturaustausch zwischen dem Epilimnion und dem Meta- bzw. Hypolimnion. Durch
diese so genannte Destratifikation wird die temperaturbedingte Dichteschichtung zerstört
und eine vollständige Zirkulation kann erfolgen.
Sauerstoffeintrag 59

Das beschriebene Verfahren der Druckbelüftung an der tiefsten Stelle des Sees bewirkt
gleich mehrere Effekte, die zur Sauerstoffanreicherung im Seewasser beitragen:

- Aus den eingeblasenen Luftbläschen wird beim Aufsteigen an die Oberfläche ein
Teil des Luftsauerstoffs im Wasser gelöst.
- Durch die ständig aufsteigenden Luftblasen wird eine vertikale Verfrachtung
sauerstoffarmen Tiefenwassers an die Seeoberfläche bewirkt. Der Kontakt dieses
Wassers mit der Atmosphäre bedingt einen diffusionsbedingten Sauerstoffeintrag
- Gleichzeitig bewirken die aufsteigenden Luftblasen und die Zirkulation des
Seewassers eine verstärkte Strömung an der Wasseroberfläche und dadurch einen
turbulenzbedingten weiteren Luftsauerstoffeintrag.
- Durch das Erreichen des Temperaturausgleiches, der Homothermie, kann der Wind
ebenso tief wirken wie während der beiden Vollzirkulationen im Frühjahr und
Herbst (Klapper 1992).
- Aufgrund der Zirkulation werden Planktonalgen passiv mitgeführt und in größere
Tiefen verfrachtet. Die schlechteren Lichtverhältnisse dort wirken hemmend auf die
weitere Algenentwicklung.
Führt man dieses Belüftungsverfahren jedoch in Seen durch, die bereits weitgehend
eutrophiert sind und eine umfangreiche Faulschlammschicht am Gewässerboden besitzen,
so besteht die Gefahr, dass im Tiefenwasser freigesetzte Nährstoffe an die Oberfläche
verfrachteten werden. Dort regen sie aufgrund der besseren Lichtverhältnisse die
Bioproduktion im See zusätzlich an und die Eutrophierung wird noch verstärkt (ATV-M
250).

Da eine im Sommerhalbjahr durchgeführte künstliche Umwälzung des Wasserkörpers zur


Erwärmung des Wassers in der Tiefe führt, ist zu berücksichtigen, dass es zu einer
Beschleunigung der biochemischen Reaktionen im Bereich des Sedimentes kommt, was
zumindest zeitweise eine weitere Erhöhung der Nährstofffreisetzung zur Folge haben kann
und in jedem Falle zu einer Vergrößerung des Sauerstoffbedarfs führt.

Außerdem kann besonders in kleinen Seen die Verfrachtung großer Mengen


sauerstoffarmen Wassers an die Oberfläche dazu führen, dass die im Gewässer lebenden
größeren Organismen in allen Tiefen sauerstoffarmes Wasser vorfinden und an
Sauerstoffmangel verenden.
Sauerstoffeintrag 60

Dies tritt vor allem dann ein, wenn der Sauerstoffeintrag in das an die Oberfläche
verfrachtete Wasser aufgrund geringer Kontaktzeit nicht ausreicht.

Detritus-Partikel, die durch den vertikalen Wasserstrom vom Sediment nach oben
verfrachtet und dabei unter Sauerstoffverbrauch mineralisiert werden, führen zu einer
zusätzlichen Sauerstoffzehrung im Wasserkörper.

Der Zeitraum unerwünscht hoher Sauerstoffzehrung kann je nach Gehalt an organischen


Substanzen im Sediment und dem angrenzenden Wasser viele Jahre andauern (ATV-M
250).

Belüftung des Scherbelinoweihers


Zur Belüftung des Scherbelinoweihers kommt eine Gewässerbelüftungsanlage der Fa.
„UTECH-Umwelttechnik“ zum Einsatz, welche am 11.11.2006 installiert und direkt
anschließend in Betrieb genommen
wurde. Diese besteht aus insgesamt sechs
Belüftungsmembrantellern der Marke
Roeflex®-Tellerbelüfter, welche auf dem
Seeboden aufliegen. Über einen
Niederdruckverdichter wird Luft aus der
Umgebung komprimiert und über PE-
Schläuche mit einem Durchmesser von
20 mm den Membrantellern zugeführt.
Diese wurden bei der Installation auf den
Seegrund abgelassen. An den PE-
Schläuchen wurden in regelmäßigen
Abständen Pflasterverbundsteine
befestigt, so dass die Schläuche nicht
aufschwimmen und bei geringen Abb. 4.2: Membranteller (Quelle: BGS Umwelt)

Lufttemperaturen nicht zufrieren können.

An den Membrantellern (Abb. 4.2) öffnen sich bei Luftzufuhr dünne Schlitze in der
elastischen Membran und feine Luftblasen werden in das Wasser eingetragen. Nach
Abstellen der Luftzufuhr schließen sich die Schlitze vollständig. Das Ventil für die
Luftzufuhr zu einem Teller öffnet insgesamt 5 Sekunden, wobei jeweils während der ersten
und der letzten Sekunde eine Überschneidung mit dem Öffnen der Ventile des
Sauerstoffeintrag 61

vorhergehenden bzw. nachfolgenden Membrantellers auftritt, so dass der Anfangsimpuls


nicht so stark ist und die Luftblasen sich nicht zu schnell an die Oberfläche bewegen. Die
Wassersäule drückt die Membran fest auf den Stützkörper, so dass die Lufteintrittsöffnung
abgedichtet wird. Der Luftvolumenstrom beträgt insgesamt ca. 9,1 m³/h. Jeweils zwei
Membranteller werden der Reihe nach wechselweise angesteuert.

Die Belüftung ist seitdem fast kontinuierlich 24 Stunden am Tag in Betrieb. Lediglich vom
26.11.2007 bis zum 18.12.2007 wurde die Anlage aufgrund von Wartungsarbeiten außer
Betrieb genommen. Anschließend waren bis zum 04.02.2008 ebenfalls aufgrund von
Wartungsarbeiten nur 3 Membranteller in Betrieb.

Abb. 4.3: Lageplan Belüftungsteller und Messpunkte im Scherbelinoweiher (Quelle: BGS Umwelt)

Abb. 4.3 zeigt die ungefähre Lage der Belüftungsteller im Scherbelinoweiher (T 1 – T 6).
Sie liegen über die Seefläche verteilt in einer Tiefen von 3,4 bis 5,1 m. Die Einblastiefe
liegt durchschnittlich bei 4,0 m. Weiterhin ist dargestellt an welchen Messpunkten (MP 1 –
MP 3) im Verlauf des Projektes die physiko-chemischen Vor-Ort-Parameter (siehe Kapitel
5.1) bestimmt wurden. Die Lage der bereits vor Inbetriebnahme der Seebelüftung gesetzten
Rammfilterlanzen (RFL 1 - RFL 6) sowie zwei im Juli 2006 im Abstrom des Sees
Sauerstoffeintrag 62

niedergebrachten tiefendifferenzierten Doppelgrundwassermessstellen (GWM 1 und


GWM 2) ist ebenfalls zu erkennen.

Abb. 4.4 zeigt die Wasseroberfläche des Scherbelinoweihers. Die roten Bojen markieren
die Lage der Membranteller. Der Schaumstreifen, an dem die zirkulierende Wasserwalze
und die gegenläufige Sekundärwalze aufeinander treffen ist zu erkennen.

Abb. 4.4: Wasseroberfläche des Scherbelinoweihers mit sichtbarem Schaumstreifen


(Quelle: BGS Umwelt)

Als spezifischen Luftbedarf für den sicheren Abbau der Temperaturdifferenzen zwischen
Oberflächen- und Tiefenwasser ermittelten Lorenzen und Fast (1977) einen auf die
Seefläche bezogenen Luftdurchsatz von 9,2 m³/min * km². Für den Scherbelinoweiher mit
einer Oberfläche von 10800 m² bedeutet das einen erforderlichen Luftbedarf von ca.
6 m³/h. Dieser wird von der errichteten Anlage mit 9,1 m³/h Luftvolumenstrom
überschritten. So ist gesichert, dass alle Bereiche des Sees weitgehend durchmischt
werden.
Sauerstoffeintrag 63

Der durch die zugeführte Luft insgesamt vertikal transportierte Wasserstrom QW kann
(vereinfacht nach Kobus 1973) nach folgenden Gleichungen abgeschätzt werden (DWA–
M 606):

Punktförmige Luftquelle:
QW = 0,3 * H1,5 * QL0,4 [m³/s]
und daraus die (theoretische) Zeitdauer bis zu einer Vollumwälzung
Tu = 11,6 * V/ QW [d]
mit
QL: Luftstrom in Nm³/s
H: Wassertiefe an der Düse in m
QW: transportierter Wasserstrom in m³/s
V: Seevolumen in hm³
Tu: Zeitdauer bis zur Vollumwälzung in Tagen

Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme der Belüftung hatte der Scherbelinoweiher einen
Wasserstand von 125,42 m üNN, was einem Wasservolumen von ca. 35000 m³
(= 0,035 hm³) entspricht. Die Membranteller wurden in einer durchschnittlichen
Wassertiefe von 4,25 m abgesetzt. Mit einem Luftvolumenstrom von 9,1 Nm³/h
(= 0,0025 Nm³/s) ergibt dies eine Zeitdauer von ca. 1,7 Tagen bis die durch die Belüftung
verursachte Wasserwalze den gesamten See erreicht hatte und dieser vollständig
durchmischt war.

4.2 Der Sauerstoffeintrag über die Belüftungsteller

Bei der Druckluftbelüftung wird Druckluft in das Gewässer eingeblasen. Aufgrund des
vorhandenen Sauerstoffkonzentrationsgefälles diffundieren Sauerstoffmoleküle aus den
aufsteigenden Gasblasen in das umgebende sauerstoffarme Wasser (ATV-M 250).
Günstige Voraussetzungen sind hierfür eine niedrige Wassertemperatur, ein hoher Druck,
eine genügend lange Kontaktzeit zwischen den aufsteigenden Luftblasen und dem Wasser
und eine ständig turbulenzbedingte Erneuerung der Grenzfläche Gas/Wasser (ATV-M
250). Die Blasen werden durch den Außendruck kleiner, wodurch deren
Aufstiegsgeschwindigkeit vermindert wird und sich ihre Kontaktzeit mit dem Wasser
erhöht. Alle diese Effekte führen zu einem höheren Sauerstoffeintrag als unter
atmosphärischen Bedingungen (Kobus 1973). Je tiefer ein See ist, desto mehr werden diese
günstigen Voraussetzungen verstärkt und desto höher ist der Sauerstoffeintrag.
Sauerstoffeintrag 64

Der Wirkungsgrad des Sauerstoffaustauschs, definiert als das Verhältnis des ins Wasser
diffundierten zum eingebrachten Sauerstoff, kann nach Kobus (1973) näherungsweise
beschrieben werden als:

η = diffundierter Sauerstoff / eingebrachter Sauerstoff


= k * (h / vb) * (Cs – C)
mit
k: mittlerer Austauschkoeffizient
h: Einblastiefe
vb: mittlere Blasenaufstiegsgeschwindigkeit

Der Term h/vb kann als die mittlere Aufenthaltszeit t der Blasen im Wasserkörper und
demzufolge als die für den Sauerstoffaustausch maßgebende Kontaktzeit betrachtet
werden. Je größer h/vb ist, desto länger ist die Aufenthaltszeit der Blasen im Wasser und
desto größer ist der Sauerstoffaustausch. Der Austauschkoeffizient nimmt mit steigendem
Blasendurchmesser ab (Kobus 1973).

Zwischen der durchgesetzten Luftmenge, der Druckhöhe sowie der Anzahl und dem
Durchmesser der Düsen besteht eine enge Abhängigkeit (DVGW - AW 161). Die
Sauerstoffausnutzung der Luft und der Sauerstoffertrag nehmen ab, je größer die
eingebrachten Luftblasen sind (DVGW - AW 161). In der Praxis der Druckbelüftung von
Oberflächengewässern machen sich diese Unterschiede jedoch kaum bemerkbar (ATV-M
250). Größeren Einfluss auf die Ausnutzung haben die Fließgeschwindigkeit und die
Luftmenge.

Unter Sauerstoffeintrag wird in der Belüftungstechnik das Lösen einer bestimmten Masse
an Sauerstoff durch eine Belüftungseinrichtung in einer Stunde verstanden (DWA-M 209).
Wird der Sauerstoffeintrag unter so genannten Standardbedingungen gemessen, spricht
man von der Sauerstoffzufuhr SOTR (Standard Oxygen Transfer Rate). Die
Sauerstoffzufuhr ist die Masse an Sauerstoff, die beim Sauerstoffgehalt von 0 mg/l, bei
einer Wassertemperatur von 20 °C und einem atmosphärischen Normaldruck (1013 hPa) in
einer Stunde in einem Becken bestimmter Größe gelöst wird.
Sauerstoffeintrag 65

Sie wird berechnet als:

SOTR = V * kLa20 * CS,20 / 1000


mit
V: Beckenvolumen (m³)
kLa20: Belüftungskoeffizient bei der Standardtemperatur 20 °C (1/h)
CS,20: Sauerstoffsättigungswert für Standardbedingungen (mg/l)

Der Belüftungskoeffizient zur Berechnung der Sauerstoffzufuhr wird in der


Abwassertechnik nicht berechnet, sondern durch Auswertung eines
Sauerstoffzufuhrversuches in Reinwasser bei einer bestimmten Belüftungseinstellung und
einer bestimmten Temperatur ermittelt (DIN 12255-15 2004).

In Abb. 4.5 sind der Einfluss von Luftvolumenstrom und Einblastiefe auf die
Sauerstoffzufuhr (SOTR ehemals OC) in Reinwasser graphisch dargestellt.

Abb. 4.5: Einfluss von Luftvolumenstrom und Einblastiefe auf die Sauerstoffzufuhr (SOTR ehemals OC)
in Reinwasser (Quelle: Cornel 2005)

Zur sicheren Nitrifikation ist in einem Belebungsbecken eine Sauerstoffzufuhr in


Reinwasser von etwa 100 g O2/m3 * h ausreichend (www.wasser-wissen.de, 20.05.2008).

Versuche gemäß DIN 12255 - 15 zur Bestimmung der Sauerstoffzufuhr mit Reinwasser im
gleichen Becken sind in der Natur nicht möglich. Die Angaben für den Sauerstoffeintrag,
Sauerstoffeintrag 66

die in Kläranlagen bei voller Belegung des Beckenbodens mit Druckbelüftern unter idealen
Strömungsbedingungen erreichbar sind, können nicht auf natürliche Gewässer übertragen
werden.

Setzt man in die Abb. 4.5 den Luftvolumenstrom des Scherbelinoweihers von 9,1 mN³/h
bzw. von 0,00024 mN³/(m³ h) bei einer Einblastiefe von 4,6 m ein, so erkennt man, dass die
Sauerstoffzufuhr aufgrund von Diffusion aus den eingetragenen Luftblasen gegen Null
geht.

Die spezifische Standard-Sauerstoffausnutzung SSOTE (Specific Standard Oxygen


Transfer Efficency) gibt an, wie viel Prozent Sauerstoff pro Meter Einblastiefe der
Druckluftbelüftungselemente im Wasser gelöst wird. Sie wird berechnet als:

SSOTE = 100 * SOTR / (hD * QA * 0,299)


mit
SOTR: Standard-Sauerstoffzufuhr (kg/h)
hD: Einblastiefe (m)
QA: Norm-Luftvolumenstrom bei Standardbedingungen (m³/h)

Aufgrund der Auswertung gemessener Eintragswerte kann man bei Flüssen bei einem
Sauerstoffausgangsdefizit von 100 % und geringen Tiefen bei Verwendung von Luft eine
Sauerstoffausnutzung von ca. 2 % pro m Eintragstiefe annehmen (ATV-M 250). Bei
Flussstauen kann man bei einem Sauerstoffdefizit von 50 % mit einer
Sauerstoffausnutzung um 1 %/m Einblastiefe rechnen (DVGW-AW 161).

Ähnliche Erfahrungswerte für die Sauerstoffausnutzung bei der Druckbelüftung von Seen
liegen nicht vor. Aufgrund der Zirkulation und mäßigen Fließgeschwindigkeit sind die
Verhältnisse in einem flachen See am ehesten mit einem Flussstau zu vergleichen, so dass
im Folgenden versucht wird die Sauerstoffzufuhr anhand einer Sauerstoffausnutzung
(SSOTE) von 1 %/m Einblastiefe zu berechnen.

Das Sauerstoffdefizit lag am 9.11.2006 kurz vor der Inbetriebnahme der Belüftung in den
oberen drei Meter des Seewassers bei 46 %. Weiter unterhalb am Seegrund stieg das
Sauerstoffdefizit dann im anaeroben Bereich auf 90 % an (siehe Kapitel 3.1). Während der
Belüftungsphase betrug das Sauerstoffdefizit im gesamten durchmischten See im Mittel
75 %, so dass der Sauerstoffübergang aus der Luft ins defizitäre Wasser etwas höher liegen
dürfte als die in der Literatur angesetzten 50 %.
Sauerstoffeintrag 67

Da in einem Normkubikmeter Luft 299 g Sauerstoff enthalten sind, lässt sich aus der
spezifischen Sauerstoffausnutzung (%/m), dem Luftvolumenstrom QL (m3N/h) und der
Eintauchtiefe der Belüftungselemente (m) der theoretische Sauerstoffeintrag SOTR
(kg O2/h) berechnen:

SOTR = (SSOTE * hD * (QL,ST * 0,299 kg)) / 100


= (1 %/m * 4,0 m * (9,1 m3N/h * 0,299 kg)) / 100
= 0,109 kg/h

Aufgrund dieser Rechnung wird angenommen, dass im Scherbelinoweiher ein


Sauerstoffeintrag in der Größenordnung von ungefähr 0,1 kg/h durch die eingeblasene Luft
ins Wasser erfolgte. Die Betriebszeit bis zum 16.April 2008 betrug 11663 Stunden, so dass
der Sauerstoffeintrag direkt aus den eingeblasenen Luftblasen bis zu diesem Tag insgesamt
ca. 1166 kg O2 betrug.

Die spezifische Sauerstoffaufnahme (SSA) gibt an, welche Menge an Sauerstoff (g O2) pro
Normkubikmeter in das Belebungsbecken eingeblasene Luft (m3N/h) und Meter
Eintauchtiefe der Belüftungselemente im Wasser gelöst wird.

SSA = (1000 * SOTR) / (QL * de)


= (1000 * 0,1 kg/h) / (9,1 m³/h * 4,0 m)
= 2,747 g/m³*m

Von denen in einem Normkubikmeter enthaltenen 299 g Sauerstoff lösen sich daher
während der 4 m Aufstieg nur ca. 11 g Sauerstoff im Wasser.

Bei der Druckbelüftung eines flachen Sees wie dem Scherbelinoweiher ist der direkte
Sauerstoffeintrag über die Luftblasen aufgrund der relativ kurzen Kontaktzeit eher
zweitrangig. Vergleicht man die Größenordnung mit der einer Kläranlage wird dies
deutlich. Dort müssen zur Sicherstellung einer ausreichenden Sauerstoffversorgung der
Mikroorganismen zur Nitrifikation bei Druckluftbelüftungssystemen in Reinwasser ein
Luftvolumenstrom von etwa 1 m³N pro Kubikmeter Belebungsbeckenvolumen und Stunde
aufgebracht werden (d.h. 1 m³N / m³ * h). Dies würde für den Scherbelinoweiher bedeuten,
dass statt 9,1 m³/h Luftvolumenstrom rund 38000 m³/h eingeblasen werden müssten.
Sauerstoffeintrag 68

4.3 Der Sauerstoffeintrag über die Wasseroberfläche

Wasserzirkulation und Sauerstoffhaushalt sind eng miteinander verbunden. Wenn


sauerstoffarmes Wasser an die Oberfläche transportiert wird, kommt das Sauerstoffdefizit
als Triebkraft für die Sauerstoffaufnahme zur Wirkung (ATV-M 250). Durch die
Druckbelüftung und die dadurch entstehende Wasserwalze erhöht sich die
Fließgeschwindigkeit an der Wasseroberfläche. Der Sauerstoff gelangt durch Diffusion
über die Gewässeroberfläche in den Wasserkörper und wird im chemischen Gleichgewicht
im Wasser gelöst. Dieser Vorgang ist im Wesentlichen abhängig von der Temperatur, dem
Salzgehalt, dem Verhältnis von Seeoberfläche zur Seetiefe, den Turbulenzen, der
Oberflächenspannung und dem Sättigungsgrad des Wassers (Prexl 2007).

Die Geschwindigkeit der Grenzflächenerneuerung ist maßgebend für die Geschwindigkeit


der Sauerstoffaufnahme. Die Lösungsgeschwindigkeit des Luftsauerstoffs in der
Grenzschicht Luft – Wasser ist sehr groß, die Diffusionsgeschwindigkeit dagegen sehr
klein. Die mit Sauerstoff gesättigte Grenzschicht muss daher möglichst schnell erneuert
werden, wofür eine große Turbulenz im Wasser förderlich ist.

Der Radius der Kontaktflächen, die von den entstehenden Wasserwalzen mit der
Seeoberfläche gebildet werden, beträgt ungefähr das Fünffache der Steighöhe (ATV-M
250). Im Falle des Scherbelinoweihers, bei dem die Membranen der Belüftungsteller in
einer durchschnittlichen Tiefe von ca. 4,0 m liegen, würde dies einem Radius von ca. 20 m
entsprechen.

Von der BGS Umwelt wurden im Mai 2008 mit einem Flügelrad Fließgeschwindigkeit an
der Oberfläche des Scherbelinoweihers bestimmt. Da die Messungen von einem Boot
erfolgten, das durch die Strömung immer wieder abgetrieben wurde, konnten nur oberhalb
der Wasserwalze verlässliche Messwerte genommen werden, indem das Boot an den Bojen
befestigt wurde, die die Lage der Membranteller markieren. Hier wurden
Fließgeschwindigkeiten zwischen 0,02 und 0,18 m/s gemessen.

Die Messungen der gelösten Parameter im Seewasser (siehe Kapitel 5.1) ergaben, dass das
Seewasser durch die künstliche Belüftung nahezu vollständig durchmischt wird. Die sechs
Konvektionswalzen und Sekundärwalzen sorgen dafür, dass das Wasser in Bewegung ist
und erzeugen überall eine Strömung. Aufgrund der radialen Bewegung ist die
Fließgeschwindigkeit direkt oberhalb der Belüftungsteller am größten und nimmt nach
außen hin ab. Geht man vorsichtig von einer durchschnittlichen Fließgeschwindigkeit an
Sauerstoffeintrag 69

der Seeoberfläche von 0,05 bis 0,1 m/s aus, so kann nach Abb. 4.6 die Sauerstoffaufnahme
über die Wasseroberfläche bei 20 °C und einem Sauerstoffdefizit von 100 % abgelesen
werden. Die durchschnittliche Wassertemperatur des Scherbelinoweihers betrug von
November 2006 bis September 2008 12,2 °C und das Sauerstoffdefizit im gleichen
Zeitraum durchschnittlich 75 %. Die mit Hilfe des Diagramms ermittelten Werte
repräsentieren nicht die reellen Zahlen für die Sauerstoffaufnahme des Scherbelinoweihers
über die Wasseroberfläche, sondern geben eine Größenordnung an, mit der zu rechnen ist.

4
2,5

Abb. 4.6: Sauerstoffaufnahme durch die Wasseroberfläche in Abhängigkeit von der


Fließgeschwindigkeit und der Wassertiefe bei 20 °C und 100 %
Sauerstoffdefizit. Aus ATV-M 250

Bei einer mittleren Wassertiefe des Scherbelinoweihers von 3,2 m ergibt dies eine
Sauerstoffaufnahme zwischen 2,5 und 4 gO2/(m²d). Bezogen auf die Wasseroberfläche von
10800 m² lässt sich eine Sauerstoffzufuhr in der Größenordnung von ca. 1,1 bis 1,8 kg/h
berechnen.

Naturmessungen zeigen, dass nicht nur die Turbulenzvorgänge an der Grenzschicht und
innerhalb des Wasserkörpers einen großen Einfluss auf die Wiederbelüftungsvorgänge
haben, sondern dass auch die Strömungsverhältnisse, die durch Wind verursacht werden
als entscheidender Faktor nicht vernachlässigt werden dürfen (Härtel & Pöpel 1988).
Sauerstoffeintrag 70

Bei einer jährlichen Windgeschwindigkeit in Frankfurt von 2,0 bis zu 4,0 m/s
(www.dfld.de, 22.09.2008), ist mit einem weiteren Anstieg der Sauerstoffzufuhr von 50 bis
170 % zu rechnen (Härtel & Pöpel 1988). Der Scherbelinoweiher liegt jedoch zwischen der
Deponie und dem Stadtwald sehr windgeschützt, so dass die zusätzlichen
Sauerstoffeinträge aufgrund der Windgeschwindigkeit vermutlich nicht ganz so hoch sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Sauerstoffeintrag über die Wasseroberfläche
um den Faktor 10 bis 20 höher liegt als die Sauerstoffzufuhr über die eingetragenen
Luftblasen. Während letztere ca. 0,1 kg O2/h beträgt, wird über die Oberfläche bei
Windstille ca. 1,1 bis 1,8 kg O2/h eingetragen. Bei einer windigen Wetterlage gibt es einen
zusätzlichen Sauerstoffeintrag über die Oberfläche.
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 71

5 Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche


Belüftung

5.1 Veränderungen im Seewasser

Nach Inbetriebnahme der Belüftung am 11. November 2006 wurden die physiko-
chemischen Parameter mindestens alle vier Wochen vor Ort überwacht und an weiteren
sechs Terminen Seewasserproben entnommen, um die Konzentrationen der anderen
Parameter messen zu können. Diese wurde teilweise vor Ort, teilweise zeitnah im Labor
analysiert. Die Messungen und Probennahmen fanden jeweils an mehreren Stellen in
verschiedenen Tiefen statt.

Die Messungen ergaben, dass über die gesamte Tiefe des Sees das Seewasser nach
Inbetriebnahme der Belüftung sowohl horizontal als auch vertikal fast gänzlich
durchmischt wurde. Die Messwerte der verschiedenen Parameter waren an jedem Messtag
sowohl an den verschiedenen Messpunkten als auch in den verschiedenen Tiefen nahezu
identisch mit vereinzelt geringfügigen Abweichungen.

In Abb. 5.1 wurde exemplarisch die Veränderung dreier Leitparameter mit der Tiefe an
zwei verschiedenen Zeitpunkten dargestellt. Hierzu wurden zum einen die Analysendaten
vom unbelüfteten See im September 2006 und zum anderen die vom belüfteten See im
September 2007 verwendet. Die Daten vom September 2006 zeigen, dass der
Scherbelinoweiher im unbelüfteten Zustand auch im Spätsommer 2006 noch geschichtet
war. Sowohl die Temperatur als auch der Sauerstoffgehalt nahmen ab zwei Meter Tiefe
schlagartig ab, während die elektrische Leitfähigkeit im gleichen Maße anstieg (Abb. 5.1).
Im September 2007, im gleichen Monat ein Jahr später, findet man in einem Meter Tiefe
eine fast identische Wassertemperatur und Leitfähigkeit wie im September 2006 vor.
Allerdings setzten sich die gemessenen Werte aller drei Parameter in die Tiefe fort. Es war
weder eine thermische noch eine chemische Schichtung im belüfteten See mehr
festzustellen.
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 72

Vergleich physiko-chemischer Parameter im unbelüfteten und belüfteten See

-1
Seetiefe (m)

-2

-3

-4

-5
0 5 10 15 20 25

Temperatur (°C) Sept. 2006 Sauerstoff gel. (mg/l) Sept. 2006 Leitfähigkeit (mS/cm) Sept. 2006

Temperatur (°C) Sept. 2007 Sauerstoff gel. (mg/l) Sept. 2007 Leitfähigkeit (mS/cm) Sept. 2007

Abb. 5.1: Vergleich der Veränderung der Leitparameter Wassertemperatur, gelöster Sauerstoff
und der elektrischen Leitfähigkeit bei 25 °C mit der Tiefe im unbelüfteten See im
September 2006 mit den Werten des belüfteten Sees im September 2007.

Als Folge dessen wird für eine bessere Übersicht und Verständlichkeit in den
nachfolgenden Beschreibungen für die physiko-chemischen Parameter jeweils nur ein
Wert pro Messtag repräsentativ für das gesamte Seewasser dargestellt.

Die Konzentrationen der anderen Parameter werden an den einzelnen Messtagen in den
verschiedenen Tiefen dargestellt. Dafür werden für jeden Messtag in jeder Tiefe
Mittelwerte gebildet. Zusätzlich sind in den Diagrammen teilweise die Analysedaten vom
Juli 2006 (siehe Kapitel 3.1) vor Inbetriebnahme der Belüftung grafisch mit aufgenommen.
Die Konzentrationen fast aller Parameter waren vor der Belüftung in den verschiedenen
Tiefen sehr heterogen, indessen sie während der Belüftung in den unterschiedlichen Tiefen
fast identisch waren.

Physiko-chemische Parameter
Die physiko-chemischen Parameter Wassertemperatur, Sauerstoffgehalt, Redox-Potential,
Leitfähigkeit und pH-Wert des Scherbelinoweihers wurden einmal im Monat an drei
Stellen im See (MP1 - MP3 siehe Abb. 4.3) in verschiedenen Tiefen gemessen.

Der Sauerstoffgehalt wurde in den Tiefen 0,1 m, 0,5 m, 1,0 m, 1,5 m, 2,0 m, 2,5 m und 3 m
gemessen. Betrug der durchschnittliche Sauerstoffgehalt im Wasser des
Scherbelinoweihers am 9.11.2006, kurz vor der Belüftung noch im Durchschnitt 5,1 mg/l,
so fiel er mit Inbetriebnahme der Belüftung am 11.11.2006 innerhalb von wenigen Tagen
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 73

rapide auf 0,3 mg/l zurück (Abb. 5.2). Danach stieg er langsam bis auf 7 mg/l im Januar
2007 an. Von Januar bis März 2007 sank der Sauerstoffgehalt wieder bis auf 0,3 mg/l ab
und blieb den ganzen Frühling und Sommer 2007 auf diesem niedrigen Niveau mit nur
geringfügigen Schwankungen. Ab September 2007 begann der Sauerstoffgehalt wieder
anzusteigen und erreichte ein zweites Maximum mit 5,3 mg/l im April 2008. Danach sank
er analog zu der Kurve in 2007 bis zum Juli 2008 ab, um danach wieder anzusteigen. Im
Gegensatz zu den im Sommerhalbjahr 2007 gemessenen Werten blieben die
Sauerstoffgehalte aber auf einem relativ hohen Niveau. Das Minimum im Juli 2008 lag bei
2,8 mg/l und bei der letzten Messung im September 2008 wurde ein Wert von 5,7 mg/l
gemessen.

Sauerstoffgehalt des Seewassers im Vergleich zur Wassertemperatur

70 10
Inbetriebnahme
60 Belüftung
11.11.06 8
50

6
°C bzw. %

40

mg/l
30
4

20
2
10

0 0
Nov 06 Jan 07 Mrz 07 Mai 07 Jul 07 Sep 07 Nov 07 Jan 08 Mrz 08 Mai 08 Jul 08 Sep 08

Wasser T (°C) Sauerstoffsättigung (%) O2 gelöst (mg/l)

Abb. 5.2: Veränderung des Sauerstoffgehalts, der Wassertemperatur und der daraus
errechneten Sauerstoffsättigung im Seewasser seit Beginn der Belüftung

Betrachtet man den Verlauf der Wassertemperatur im selben Zeitraum, so ist zunächst eine
gegenläufige Entwicklung zum Sauerstoffgehalt zu erkennen (Abb. 5.2). Zu Beginn der
Belüftung betrug die Wassertemperatur 9,2 °C und sank dann bis Januar 2007 auf 4,2 °C
ab. Danach stieg die Wassertemperatur konstant an, bis sie im Juni 2007 ihr Maximum mit
23 °C erreichte. Mit sinkender Lufttemperatur und geringerer Sonneneinstrahlung sank
auch die Wassertemperatur bis Ende Dezember 2007 auf 2,5 °C ab, um danach bis August
2008 wieder auf 23,1 °C anzusteigen.

Dieses gegenläufige Verhalten von Wassertemperatur und Sauerstoffgehalt beruhte zum


Teil auf der unterschiedlichen Sauerstoffsättigung von Wasser bei verschiedenen
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 74

Temperaturen (siehe Kapitel 2.2). Hauptsächlich wurde das verstärkte Sauerstoffdefizit bei
höheren Wassertemperaturen aber aufgrund der Tatsache verursacht, dass sowohl die
sauerstoffzehrenden chemischen als auch biologischen Prozesse wie z.B. die Nitrifikation
durch höhere Wassertemperaturen angekurbelt wurden (Pfaff et al. 2007).

Wie bereits in Kapitel 4.1 erörtert, besteht die Gefahr der Druckbelüftung von flachen
eutrophierten Seen und Vollzirkulation darin, dass hierdurch die anaerobe
Faulschlammschicht am Seegrund durch die Belüftung aufgewirbelt wurde. Solange die
Sedimente als feste, kompakte und vom darüber liegenden Wasserkörper getrennte Schicht
am Gewässerboden lagerten war der Stoffaustausch zwischen Sediment und Seewasser
gering. Als die in hohem Maße chemisch reduzierten Sedimente aufgewühlt wurden,
vermischten sie sich mit dem darüber stehenden Wasser und die Sauerstoffzehrung begann.

Innerhalb der ersten Stunden der Sedimentumlagerung erfolgte die Sauerstoffzehrung


durch chemische Oxidation anorganischer, reduzierter Ionen wie Sulfide, Fe2+ - und Mn2+-
Ionen. Da Sulfid neben gelöstem Sauerstoff keinen Bestand hat, erfolgt die Sulfidzehrung
sehr schnell und ist früh abgeschlossen (Prexl 2007). Erkennbar war dies beim
Scherbelinoweiher neben dem plötzlichen drastischen Rückgang der
Sauerstoffkonzentration im Wasser von 5,1 auf 0,3 mg/l auch durch einen starken Geruch
nach Schwefelwasserstoff kurz nach Inbetriebnahme der Belüftung. Dieser Prozess war
bereits nach wenigen Stunden soweit abgeschlossen, dass kein Schwefelgeruch mehr
wahrzunehmen war.

Die biologische Sauerstoffzehrung verläuft langsamer und braucht mehrere Tage (Prexl
2007). Aus dem aufgewirbelten Schlamm wurden Nährstoffe freigesetzt, die
Bioproduktion wurde angeregt und organisches Material unter Sauerstoffverbrauch von
Bakterien mineralisiert.

Eine weitere Art der Sauerstoffzehrung ist die Nitrifikation (siehe Kapitel 2.1.2). Dieser
Prozess ist stark temperaturabhängig und setzt erst bei Wassertemperaturen von > 5 °C ein
(Prexl 2007). Da im Januar und Februar 2007 die Wassertemperaturen unter 5 °C lagen,
konnte die Nitrifikation in diesen Monaten nicht stattfinden und der Sauerstoffgehalt im
Wasser stieg bis auf einen Wert von 7 mg/l an. Erst als das Wasser im März 2007 wieder
wärmer wurde, setzte die Nitrifikation ein, der Sauerstoffgehalt sank wieder und blieb bei
sehr niedrigen Werten während der warmen Sommermonate, in denen sich die
Nitrifikanten verstärkt vermehren konnten. Erst als die Wassertemperatur im Herbst und
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 75

Winter 2007 wieder niedriger wurde, verlangsamte sich die Nitrifikation und der
Sauerstoffgehalt stieg wieder an.

Auch im Jahr 2008 verhielten sich Wassertemperatur und Sauerstoffgehalt in der Tendenz
gegenläufig zueinander, jedoch erreichte der Sauerstoffgehalt ein viel höheres Niveau als
2007. Auch während der warmen Sommermonate 2008 lag er stets über dem für die
Nitrifikation benötigten Wert von 2 mg/l (Bever et al. 2002). Die Kurve der
Sauerstoffsättigung stieg bis September 2008 auf 66,4 % an und lag damit erstmals höher
als der Wert von 58 %, der vor der Inbetriebnahme der Belüftung im Epilimnion gemessen
wurde.
Es ist davon auszugehen, dass der sauerstoffzehrende Prozess der Nitrifikation
abgeschlossen ist und das Ammonium im Schlamm zum größten Teil mineralisiert wurde
(siehe hierzu die Ausführungen zu den Stickstoffverbindungen unten und Kapitel 5.2).

Das Redox-Potential wurde parallel zum Sauerstoffgehalt in den Tiefen 0,1 m, 0,5 m, 1,0
m, 1,5 m, 2,0 m, 2,5 m und 3 m an den drei Messpunkten im Scherbelinoweiher gemessen.

Lag das Redox-Potential bei pH 0 im Dezember 2006 noch bei 409 mV, sank es danach
mit kleineren Schwankungen bis Ende Mai 2007 auf 317 mV ab, um dann bis September
auf ein weiteres Maximum von 419 mV anzusteigen (Abb. 5.3). Danach sank es bis März
2008 auf 338 mV ab und schwankte danach stark. Zunächst hatte es drei Wochen später
wiederum ein Maximum von 422 mV. Einen Monat später im Mai 2008 lag der Wert dann
nur bei 347 mV, um direkt bei der nächsten Messung im Juni erneut mit 399 mV relativ
hoch zu liegen.
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 76

Redox-Potential im Vergleich zum Sauerstoffgehalt

8 450
Inbetriebnahme
Belüftung
11.11.06
6
400
mg/l

mV
350
2

0 300
Nov 06 Jan 07 Mrz 07 Mai 07 Jul 07 Sep 07 Nov 07 Jan 08 Mrz 08 Mai 08 Jul 08 Sep 08

O2 gelöst (mg/l) Redox-Potential bei pH 0 (mV)

Abb. 5.3: Veränderung des Redox-Potentials bei pH 0 (mV) im Vergleich zum Sauerstoffgehalt
während der Belüftungsphase.

Betrachtet man die Veränderungen des Redox-Potentials im Vergleich zum


Sauerstoffgehalt während der Belüftung, so ist zu erkennen, dass die beiden Kurven nicht
parallel zueinander verlaufen (Abb. 5.3). Während der Sauerstoffgehalt des Seewassers in
den Sommermonaten 2007 bis September auf ein absolutes Minimum sank, stieg das
Redox-Potential ab Juni 2007 wieder an. Der niedrige Sauerstoffgehalt zeigt, dass der
durch die künstliche Belüftung eingetragene Sauerstoff bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht
ausreichte das Sauerstoffsättigungsdefizit zu verringern. Das steigende Redox-Potential ist
jedoch ein Anzeichen dafür, dass Oxidationsprozesse von Eisen-, Mangan-, Schwefel-,
Stickstoff- und Kohlenstoffverbindungen stattfanden, denen im vorher reduzierten
hypolimnischen Wasserkörper Sauerstoff entzogen wurde.

Ab Januar 2008 verhielten sich beide Kurven zunächst kohärent zueinander, um dann im
Sommer 2008 wieder gegenläufig zu verlaufen. Während der Sauerstoffgehalt sank, stieg
das Redox-Potential an.

Der pH-Wert wurde seit Dezember regelmäßig an den drei oben genannten Messstellen in
den Tiefen 0,2 m, 0,5 m und 1 m bestimmt. Zusätzlich wurde im April und Juni 2007 der
pH-Wert in zwei und drei Meter Tiefe gemessen. Hierbei ergaben die Werte, dass an allen
drei Messstellen auch in größeren Tiefen aufgrund der Durchmischung des Seewassers der
gleiche pH-Wert wie an der Oberfläche vorlag. Somit können die Werte bis ein Meter
Tiefe repräsentativ für den gesamten See angesehen werden.
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 77

pH-Wert des Seewassers

9,0

8,5

8,0

7,5
Nov 06 Jan 07 Mrz 07 Mai 07 Jul 07 Sep 07 Nov 07 Jan 08 Mrz 08 Mai 08 Jul 08 Sep 08

Abb. 5.4: Veränderung des pH-Wertes während der Belüftungsphase.

Während der gesamten Belüftungsperiode lag der pH-Wert leicht im alkalischen Bereich
mit Werten zwischen 7,9 und 9. Die meiste Zeit blieb er konstant zwischen 8 und 8,5. Ende
Mai 2007 lag ein Maximum von 8,9 vor. Im April 2007, im Oktober 2007 und im April
2008 sank der pH-Wert kurzfristig unter 8.

Als Folge der Zufuhr von Sauerstoff und der Erhöhung der Wassertemperatur während des
Sommers wurden die am Gewässergrund angereicherten algenbürtigen organischen
Substanzen im verstärkten Maße oxidiert. Dabei entstand Kohlendioxid. In Seen mit
weichem Wasser führt dies zur Verschiebung des pH-Wertes vom alkalischen zum
neutralen bis schwach sauren Bereich, die sich durch die erzwungene Vollzirkulation bis in
die oberen Wasserschichten auswirken kann (ATV-M 250).

Das Wasser im Scherbelinoweiher ist jedoch sehr hart und dadurch gut gepuffert (siehe
Kapitel 3.1). Der pH-Wert verblieb im alkalischen Bereich und stieg sogar leicht im
Sommer 2007. Dies ist auf die verstärkte Photosynthese im Epilimnion zurückzuführen.
Diese bewirkte eine Kohlendioxidzehrung, welche zu einem Ansteigen des pH-Wertes und
dadurch auch zu einem Anstieg der Carbonatkonzentration führte, welche eine Ausfällung
von Calcit mit gelöstem Calcium bewirken kann. (Kummert und Stumm 1992).

Die elektrische Leitfähigkeit bei 25 °C wurde seit Inbetriebnahme der Belüftung


regelmäßig an den drei beschriebenen Messpunkten in den Tiefen 0,1 m, 0,5 m und 1 m
gemessen. Zusätzlich fanden an einigen Messtagen Messungen bis in fünf Meter Tiefe
statt. Alle Messungen ergaben an dem jeweiligen Messtag an allen drei Messpunkten in
allen Tiefen den nahezu gleichen Messwert mit einer Abweichung von höchstens
0,09 mS/cm.
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 78

Im September 2006 – vor Inbetriebnahme der Belüftung und der daraus resultierenden
Durchmischung – wurden noch Werte von 14,8 mS/cm in 4,5 Meter Tiefe direkt oberhalb
des Schlamms gemessen, während an der gleichen Stelle in einem Meter Tiefe nur eine
Leitfähigkeit von 4,2 mS/cm vorlag.

Während die Leitfähigkeit im Grundwasserzustrom des Weihers ca. 6 - 6,5 mS/cm betrug
sank sie im gesamten See nach Beginn der Belüftung stetig mit nur geringen
Schwankungen von 5,5 mS/cm bis auf 3,5 mS/cm (Abb. 5.5).

Leitfähigkeit des Seewassers


6 126,2

5 125,9

m ü NN
mS/cm

4 125,6

3 125,3
Nov Jan Mrz 07 Mai 07 Jul 07 Sep Nov Jan Mrz 08 Mai 08 Jul 08 Sep
06 07 Leitfähigkeit, elektr. bei 25°C 08
07 07 Wasserstand 08

Abb. 5.5: Veränderung der elektrischen Leitfähigkeit bei 25 °C während der Belüftungsphase

Vergleicht man die Werte mit dem jeweiligen Wasserstand im See, so lässt sich die
Abnahme der Leitfähigkeit teilweise mit dem gleichzeitigen Anstieg des
Seewasserspiegels und dem daraus resultierendem Verdünnungseffekt erklären.

Das Abfallen der elektrischen Leitfähigkeit ist aber hauptsächlich auf die
Konzentrationsabnahme gelöster Nährstoffe zurückzuführen. Diese wurden durch Atmung,
Abbau bzw. Mineralisation der organischen Substanzen und Verluste an die Atmosphäre,
sowie durch die Nährstoffaufnahme des Phytoplanktons verursacht.

Dass der absolute Salzgehalt im Wasserkörper sank, wird durch die letzten Werte im
Sommer 2008 bestätigt, als die elektrische Leitfähigkeit trotz niedrigem Wasserstand
weiter abfiel.

Im Juli 2006 nahm der Chemische Sauerstoffbedarf (CSB) im unbelüfteten geschichteten


See mit der Tiefe stark zu. Lag er bei einem Meter Seetiefe bei 330 mg/l, so wurde in drei
Meter Tiefe ein Wert von 630 mg/l gemessen. Im belüfteten See war ab April 2007 ein
kontinuierlicher Rückgang des chemischen Sauerstoffbedarfs zu erkennen. Betrug der
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 79

durchschnittliche CSB-Wert im April noch 510 mg/l so sank er kontinuierlich bis zur
letzten Messung im April 2008 auf 381 mg/l (Abb. 5.6).

Chemischer Sauerstoffbedarf (CSB) und der gesamte organische Kohlenstoff (TOC)

700

600

500

400
mg/l

300

200

100

0
Juli 2006 April 2007 Juni 2007 Sept. 2007 Nov. 2007 Jan. 2008 April 2008
-100
(unbelüftet)

CSB 1m CSB 2m CSB 3m TOC 1m TOC 2m TOC 3m DOC 1m DOC 2m DOC 3m

Abb. 5.6: Der Chemische Sauerstoffbedarf (CSB) und der gesamte organische Kohlenstoff (TOC)
gemessen in mg/l

Für die Konzentration des gesamten organischen Kohlenstoffs (TOC) liegen für die
„Nullbeprobung“ im Juli 2006 keine Daten vor. Hier wurde jedoch der DOC-Wert
analysiert, der zusammen mit dem POC und VOC den TOC-Wert bildet (siehe
Kapitel 3.1). Der TOC-Wert ist demnach größer oder zumindest gleich dem DOC-Wert.
Dieser betrug im Juli 2006 in den oberen drei Metern im Durchschnitt 160 mg/l.

In den darauf folgenden Messungen ging der TOC-Wert stetig leicht zurück und hatte im
April 2008 noch einen durchschnittlichen Wert von 146 mg/l. Einzige Ausnahme war die
Messung im April 2007, die durchschnittlich 115 mg/l ergab. Dieser verhältnismäßig
niedrige Wert, war wahrscheinlich auf den hohen Wasserstand in diesem Monat und den
dadurch entstehenden Verdünnungseffekt zurückzuführen (siehe unten Ausführungen zu
Chlorid).

Insgesamt war nur ein geringer Abbau der Gehalte an organischem Kohlenstoff während
der Belüftungsphase zu verzeichnen. Ähnliche Beobachtungen wurden bei Batchversuchen
im Sommer 2006 vor Inbetriebnahme der Belüftung gemacht. Hierbei wurden unter
anderem Seewasser- und Schlammproben des Scherbelinoweihers in Batchreihen mit
Sauerstoff belüftet und der Abbau der deponiebürtigen Schadstoffe experimentell
untersucht (Kurth 2007). In allen Proben erfolgte nur eine geringe Abnahme des TOC-
Wertes durch die Sauerstoffzufuhr. Mit einer LC-OCD (Liquid Chromatography with
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 80

Organic Carbon Detection) Analyse durch das Institut für Wasserreinhaltung der
Technischen Universität Berlin konnten die einzelnen Kohlenstoff-Fraktionen des
Summenparameters TOC charakterisiert werden. Getrennt nach Molekülgröße wurden
dabei nacheinander die einzelnen Fraktionen auf ihren Kohlenstoffanteil analysiert. Diese
Analyse ergab, dass abbauresistente Huminstoffe die dominierende Fraktion innerhalb der
TOC-Gesamtheit bilden.

Huminstoffe sind biologisch resistentes, hochmolekulares, nicht einheitlich aufgebautes


Material, welches in Böden oder Gewässern vorkommt. Gebildet werden die Huminstoffe
durch mikrobiellen Abbau und teilweise Neusynthese aus pflanzlichen und tierischen
Stoffen in einem komplexen Zweiphasengemisch. Huminsäuren, ein Teil der Huminstoffe,
liegen bei einem pH-Wert von 7 in gelöstem Zustand vor (Kummert und Stumm 1992).

Der hohe Gehalt an gelösten Huminsäuren im Scherbelinoweiher war auch optisch gut an
der rot-bräunlichen Färbung des Wassers zu erkennen (Abb. 5.7).

Abb. 5.7: Wasser des Scherbelinoweihers im Juli 2007

Alkali- und Erdalkalimetalle und Chlorid


Während des Belüftungszeitraums veränderten sich die Gehalte der Alkali- und
Erdalkalimetalle sowie der Chloridgehalt kaum. Da es sich um „konservative“
Elementtypen handelt, die kaum partikelreaktiv sind (Matschullat et al. 1997), war eine
Konzentrationsänderung durch die künstliche Belüftung auch nicht zu erwarten.

Auffällig ist jedoch die Messung im April 2007, bei der alle fünf gemessenen Parameter
viel niedrigere Werte aufwiesen (Abb. 5.8)
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 81

Alkali- und Erdalkalimetalle und Chlorid


1000 126,0

800 125,8

600 125,6

m Ü NN
mg/l

400 125,4

200 125,2

0 125,0
Juli 2006 April 2007 Juni 2007 Sept. 2007 Nov. 2007 Jan. 2008 April 2008
(unbelüftet)

Chlorid Natrium Kalium Calcium Magnesium Wasserstand

Abb. 5.8: Darstellung der Gehalte im Seewasser gelöster Alkali- und Erdalkalimetallen
und Chlorid.

Vergleicht man die gemessenen Werte mit dem jeweiligen Wasserstand im Weiher, so
lässt sich erkennen, dass dieser im April 2007 nach ausgiebigen Niederschlägen relativ
hoch war. Wie man auch an den Daten vom April 2008 erkennen kann ist der daraus
resultierende Verdünnungseffekt jedoch nicht so groß, dass er die extrem niedrigen Werte
vollständig erklären könnte.

Stickstoffverbindungen
Die Konzentrationen der Stickstoffverbindungen Ammonium, Nitrat und Nitrit nahmen
während der Belüftung einen sehr unterschiedlichen Verlauf (Abb. 5.9).
Der Ammoniumgehalt war vor der Belüftung im Juli 2006 aufgrund der reduzierten
Verhältnisse in der Tiefe stark angereichert, konnte aber im Epilimnion kaum
nachgewiesen werden. Beim Nitratgehalt verhielt es sich dagegen genau umgekehrt (siehe
Kapitel 3.1). Nach der Durchmischung des Seewassers durch die künstliche Belüftung,
sank der Ammoniumgehalt im gesamten Seewasser von durchschnittlich 66 mg/l im April
2007 auf 2,6 mg/l gemessen im November 2007, um danach bis April 2008 wieder leicht
auf 5,2 mg/l anzusteigen.
Während im April 2007 lediglich 6,1 mg/l Nitrat im Seewasser gemessen wurden, stieg der
Gehalt bis Juni 2007 auf 55 mg/l an. Danach sank er wieder über das Winterhalbjahr bis
April 2008 auf einen Wert von 12,5 mg/l.
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 82

Der Gehalt an Nitrit sank innerhalb eines Jahres drastisch von 3,8 mg/l im April 2007 auf
0,1 mg/l im April 2008.

Stickstoffverbindungen
140

120

100

80
mg/l

60

40

20

0
Juli 2006 April 2007 Juni 2007 Sept. 2007 Nov. 2007 Jan. 2008 April 2008
(unbelüf tet)
Ammonium 1m Ammonium 2m Ammonium 3m
Nitrat 1m Nitrat 2m Nitrat 3m
Nitrit 1m Nitrit 2m Nitrit 3m
Gesamtstickstoff (anorganisch)

Abb. 5.9: Darstellung der Konzentrationen der Stickstoffverbindungen während der Belüftung

Der gesamte anorganische Stickstoffgehalt der oberen drei Meter stieg zunächst nach
Inbetriebnahme der Belüftung von 42,3 mg/l im Juli 2006 auf 53,6 mg/l im April 2007.
Danach reduzierte er sich bis auf 6,9 mg/l im April 2008. Dabei war die Verringerung
zwischen der Probennahme im Juni 2007 bis zu der im September 2007 besonders auffällig
(siehe Abb. 5.9). Dies ist auf die verstärkte Nitrifikation während der warmen
Sommermonate zurückzuführen (siehe oben die Ausführungen zum Sauerstoffgehalt).

Nach Beginn der Belüftung war der anorganische Stickstoffgehalt im Wasser zunächst um
ca. 27 % gestiegen. Der Grund hierfür lag in der Aufwirbelung des Schlamms. Der meiste
Stickstoff war zu dem Zeitpunkt noch in Form von Ammonium gebunden, das sich vor der
Belüftung bei reduzierten Verhältnissen im Schlamm und den unteren sauerstofffreien
Wasserschichten des Weihers angereichert hatte. Der Anteil des Ammoniumstickstoffs am
anorganischen Stickstoffgehalt betrug im Juli 2006 86,6 %. Aufgrund der Aufwirbelung
des Schlamms und einer geringen Nitrifikation während der kalten Wintermonate stieg
sein Anteil bis April 2007 bis auf 95,3 %.
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 83

Im Zuge der fortschreitenden Belüftung und dem Anstieg der Wassertemperatur begann
eine verstärkte Nitrifikation und die Verhältnisse verschoben sich zu Gunsten des Nitrats.
Während der prozentuale Anteil von Ammonium am anorganischen Stickstoffgehalt durch
die Nitrifikation sank, stieg der Nitratanteil bis zum September 2007 an. Zu diesem
Zeitpunkt lagen nur noch 31,4 % des anorganischen Stickstoffgehalts als
Ammoniumstickstoff vor, während der Anteil des Nitratstickstoffs von 2,6 % im April
2007 auf 66,8 % im September 2007 extrem anstieg. Gleichzeitig sank der absolute Gehalt
an Nitrat, da es zum Teil durch Denitrifikation als N2 ausgaste und zum Teil für andere
Prozesse als Sauerstoffdonator verbraucht wurde (siehe Kapitel 2.1.2).
Mit Beginn der Wintermonate und kälteren Wassertemperaturen verlangsamte sich die
Nitrifikation wieder und der Anteil des Ammoniumstickstoffs stieg bis auf 58,6 % im April
2008 an. Im gleichen Zeitraum sank der Anteil des Nitratstickstoffs auf 41,1 %.

Der starke Rückgang der Nitrit-Konzentration ist ein Hinweis für eine fortgeschrittene
Nitri- und Denitrifikation. Da Nitrit ein Zwischenprodukt beider Prozesse ist, enthalten
Wässer die ausreagiert sind kein Nitrit (Kölle 2003). Eine Bilanz der absoluten
Stickstofffrachten während der Belüftung findet sich in Kapitel 6.

Phosphat
Für die Phosphatkonzentration im Seewasser liegen keine Daten von 2006 vor. Eine
durchgeführte Messung im September 1981 ergab aber einen Phosphatgehalt in ein Meter
Tiefe von 0,6 mg/l, in zwei Meter Tiefe von 0,9 mg/l und in drei Meter Tiefe von 3,1 mg/l.
Der Phosphatgehalt stieg demnach im unbelüfteten See mit der Tiefe stark an. Nach
Inbetriebnahme der Belüftung nahm der Gesamtgehalt an Phosphat im Laufe der
Belüftungsmonate von durchschnittlich 2,2 mg/l im April 2007 auf 0,15 mg/l ab (Abb.
5.10).

Phosphat gesamt

2,5
2,0
1,5
mg/l

1,0
0,5
0,0
April 2007 Juni 2007 Sept. 2007 Nov. 2007 Jan. 2008 April 2008

Abb. 5.10: Darstellung der Konzentrationen von Phosphat gesamt während der Belüftung
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 84

Die Abnahme des Phosphatgehalts im Wasser ist der typische und gewollte Prozess für die
künstliche Belüftung eines eutrophierten Sees. Primärer Auslöser für die Eutrophierung ist
die Zufuhr von Phosphat. Als Folge der dadurch gesteigerten Nährstoffkonzentration und
Biomasseproduktion, kommt es zu einer hohen Sedimentationsrate organischer Reste und
der O2 - Zehrung durch den mikrobiellen Abbau. Unter aeroben Bedingungen adsorbiert
ein Teil des Phosphats an den Sedimentteilchen oder wird als Eisenphosphat ausgefällt
(siehe Kapitel 2.1.2). Unter anaeroben Bedingungen, wie sie vor der Belüftung am
Seegrund herrschten, erfolgt die Phosphat-Freisetzung ins Wasser, was wiederum die
Eutrophierung weiter fördert.
Durch die künstliche Belüftung und die Erhöhung des Redoxpotential wird sowohl die
Reduktion von Sulfat zu Schwefelwasserstoff verhindert, als auch die Remobilisierung von
Phosphat aus dem Sediment vermindert (Knopf & Ulrich 1995). Das Phosphat wurde
fixiert und sein Gehalt sank im Seewasser. Dieser Prozess benötigte O2-Konzentration von
> 1mg/l bzw. ein Redoxpotential von > 200mV. Im Sommer 2007, als der Sauerstoffgehalt
< 1 mg/l betrug, war auch ein leichter Anstieg des gelösten Phosphats im Seewasser zu
beobachten, der sich mit Zunahme des Sauerstoffgehalts wieder verlor.

Sulfat
Der Sulfatgehalt schwankte bis November 2007 zwischen 230 mg/l und 330 mg/l, um dann
bis April 2008 auf 148 mg/l abzusinken (Abb. 5.11: Darstellung der Konzentrationen von
Sulfat während der Belüftung).

Sulfat
400
300
200
mg/l

100
0
Juli 2006 April 2007 Juni 2007 Sept. 2007 Nov. 2007 Jan. 2008 April 2008
(unbelüftet)

Abb. 5.11: Darstellung der Konzentrationen von Sulfat während der Belüftung

Die Schwankungen des Sulfatgehalts bis November 2007 hängen vermutlich mit dem
Stickstoffkreislauf zusammen. Bei der Denitrifikation durch Eisensulfide wird der in den
Sulfiden enthaltene Schwefel zu Sulfat oxidiert (Kölle 2003). Der Schwefel durchläuft bei
dieser Redoxreaktion einen Kreislauf vom Eisensulfid zum Sulfat und wieder zurück.
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 85

14 NO3- + 5 FeS2 + 4 H+ ↔ 7 N2 + 10 SO42- + 5 Fe2+ + 2 H2O

Mit der Sauerstoffanreicherung im Wasser wird diese Redoxreaktion vermindert und die
Sulfate werden ähnlich wie die Phosphate zum größten Teil wieder vom Boden
zurückgehalten (Marr et al. 1988). Dieser Effekt würde den Rückgang der
Sulfatkonzentration im Seewasser ab November 2007 erklären.

Schwermetalle und Arsen


Die Schwermetalle Chrom, Nickel, Kupfer und Arsen wurden vor der Belüftung im Juli
2006 und in der letzten Beprobung im April 2008 analysiert. Ihre Konzentrationen nahmen
während der Belüftungsperiode geringfügig ab, so dass Chrom, Kupfer und Arsen
unterhalb des jeweiligen Grenzwertes der Trinkwasserverordnung vom Mai 2001 lagen.
Der Grenzwert für Nickel (0,02 mg/l) wurde mit gemessenen 0,053 mg/l immer noch
überschritten.

Die Parameter Mangan (gesamt) und Eisen (gesamt) gelöst im Seewasser wurden zwischen
Juli 2006 und April 2008 mehrmals untersucht, wobei ihre Analyse mit einigen
Schwierigkeiten verbunden ist. Sobald Sauerstoff in die Probe bei der Probennahme oder
im Labor gelangt, flockt ein Teil des gelösten Mangans bzw. Eisens aus und das Ergebnis
wird verfälscht. Dies muss bei der Betrachtung der verschiedenen Messwerte
berücksichtigt werden.

Der gemessene Gehalt an gelöstem Mangan (gesamt) im Seewasser stieg während der
Belüftungsphase leicht von durchschnittlich 0,2 mg/l im April 2007 auf 0,31 mg/l im
September 2007 (vom Juni 2007 liegen keine Daten vor) an. Bei den folgenden Messungen
blieb er auf diesem Niveau.

Der Gehalt an gelöstem Eisen (gesamt) stieg zunächst bis zum April 2007 auf 0,52 mg/l
von durchschnittlich 0,27 mg/l im Juli 2006 vor der Belüftung. Danach sank er auf ein
Minimum von 0,3 mg/l im Juni 2007, um danach stetig bis April 2008 auf 0,57 mg/l
anzusteigen (Abb. 5.12).
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 86

Eisen und Mangan

1,4 6,0

1,2 5,0
1,0
4,0
0,8
mg/l

mg/l
3,0
0,6
2,0
0,4

0,2 1,0

0,0 0,0
Juli 2006 April 2007 Juni 2007 Sept. 2007 Nov. 2007 Jan. 2008 April 2008
(unbelüftet)

Eisen ges. 1m Eisen ges. 2m Eisen ges 3m Mangan ges. 1m


Mangan ges. 2m Mangan ges. 3m Sauerstoffgehalt

Abb. 5.12: Konzentrationen von Eisen (gesamt) und Mangan (gesamt) während der
Belüftungsphase

Mangan wurde kaum abgebaut, weil es erst bei höheren Redoxverhältnissen als
Ammonium oxidiert wird (siehe Abb. 5.12) und eine zuverlässige und vollständige
biologische Entmanganung nicht möglich ist, solange noch Ammonium vorhanden ist
(Kölle 2003)

Die Schwankungen der Eisenkonzentration während der Belüftungsphase könnte


folgenden Ursachen haben:
Im ehemals reduzierten Milieu am Seegrund dominierten Eisensulfide. Sie sind in Wasser
praktisch unlöslich (Kölle 2003). Durch die Sauerstoffzufuhr und die beginnende
Nitrifikation entstand Nitrat, welches die Eisensulfide im Schlamm oxidierte. Dabei
entstanden in den Wintermonaten 2006/2007 neben Sulfat gelöste Fe2+- Ionen.

14 NO3- + 5 FeS2 + 4 H+ → 7 N2 + 10 SO42- + 5 Fe2+ + 2 H2O

Im Frühjahr 2007 sank der Sauerstoffgehalt und an manchen Stellen im See existierten
wieder anaerobe Verhältnisse. Bei der daraus resultierenden Denitrifikation gaben die
Eisensulfide als Reaktionspartner Eisen (und eventuell Mangan) an das Wasser ab,
während die Nitratkonzentration sank und die Sulfatkonzentration stieg (siehe
entsprechende Werte für April 2007).
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 87

Aufgrund der höheren Wassertemperaturen im Sommer 2007 erfolgte eine verstärkte


Nitrifikation und das dabei entstehende Nitrat könnte die freigesetzten Fe2+-Ionen weiter
zu unlöslichen Fe3+ - Oxidhydraten oxidiert haben:

NO3- + 5 Fe2+ + 7 H2O → ½ N2 + 5 FeOOH + 9 H

Gleichzeitig könnte durch die hohe Konzentration an Hydrogenkarbonat ein Teil der Fe2+-
Ionen als Carbonat ausgefallen sein:

Fe2+ + HCO3- → FeCO3 + H+

Beide Reaktionen hätten den beobachteten Effekt, dass das im Winter freigesetzte Fe2+ im
Sommer 2007 wieder aus dem Wasser entfernt wurde.

Ab Juni 2007 sank der Nitratgehalt während sowohl die Sauerstoffkonzentration als auch
der Gehalt an gelöstem Eisen im Wasser anstieg. Die Eisensulfide wurden nun vermutlich
direkt vom Sauerstoff anstatt von Nitrat oxidiert und die Fe2+-Ionen blieben in Lösung. Sie
bestimmten jetzt vollständig den gemessenen Wert für Eisen (gesamt), denn im oxidiertem
Milieu liegt dreiwertiges Eisen als Fe3+-Oxidhydrate vor und diese sind bei pH-Werten
oberhalb vier praktisch unlöslich (Kölle 2003).

Mangan verhält sich in vieler Beziehung wie Eisen. So können Mangansulfide ebenfalls
durch Nitrat oxidiert werden:

8 NO3- + 5 MnS + 8 H+ → 4 N2 + 5 SO42- + 5 Mn2+ + 4 H2O

Sie können jedoch nicht analog zum Eisen durch Nitrat weiteroxidiert werden, da die
gelösten Mn2+-Ionen sich nur mit gelöstem Sauerstoff oxidieren lassen (Kölle 2003).
Mangan kann daher nach seiner Mobilisierung in der Regel nicht mehr oxidiert werden.

Kohlenwasserstoffe
In der „Nullbeprobung“ von Juli 2006 konnten die Kohlenwasserstoffe Benzol und
Trichlorethen bzw. ihre Summenparameter BTEX und LHKW sowie der Phenol-Index in
drei Meter Tiefe in sehr geringen Konzentrationen nachgewiesen werden, während sie
weiter oberhalb nicht bestimmbar waren (siehe Kap. 3.1).

Bei der nächsten Probennahme im April 2007, fünf Monate nach Inbetriebnahme der
Belüftung, waren diese geringen Vorkommen auch in drei Meter Tiefe nicht mehr
nachweisbar. Bei dieser Probennahme wurden außerdem mehrere Leitparameter des
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 88

Summenparameters PAK analysiert. Auch diese lagen alle unterhalb der


Bestimmungsgrenze.

Eine weitere Analyse einzelner Leitparameter der Summenparameter BTEX, LHKW und
PAK in drei Meter Tiefe im September 2007 zeigte keine Veränderungen. Alle lagen
unterhalb der Bestimmungsgrenze.

Sowohl Benzol als auch Trichlorethen sind außerordentlich flüchtig und die geringen
Gehalte wahrscheinlich mit den aufsteigenden Luftblasen der künstlichen Belüftung in die
Atmosphäre entwichen.

Halogene
Auch Bromid- und Fluoridionen sowie der Summenparameter der adsorbierbaren
organisch gebundenen Halogene (AOX) wurden analysiert.

Der Bromidionengehalt veränderte sich zwischen April und September 2007 kaum und
stieg nur leicht von durchschnittlich 3,3 auf 3,6 mg/l an. Der Fluoridionengehalt betrug im
April 2007 5,2 mg/l.

Der AOX-Gehalt sank von April bis September 2007 von 0,3 auf 0,15 mg/l.
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 89

5.2 Veränderung der Schlammschicht

Nach 12 Monaten künstlicher Belüftung wurde der Schlamm des Scherbelinoweihers im


November 2007 beprobt. Zum Einsatz für die Schlammkern-Probenahme kam eine
manuell bedienbare Vorrichtung zur Kerngewinnung von Gewässersohlen (UWITEC-
Corer®). Dadurch wurde die Gewinnung von bis zu 1 m Linern möglich (Abb. 5.13). Die
Liner wurden in den Laboren der Fachgruppe Hydrogeologie der Technischen Universität
Berlin vermessen und für weitere Untersuchungen präpariert.

Abb. 5.13: Schlammprobennahme im November 2007 (Quelle: BGS Umwelt & TU Berlin 2008)

Zusammenfassend ergaben sich folgende Ergebnisse (BGS Umwelt & TU Berlin 2008):
Eine schwarze unkonsolidierte und stark wasserhaltige oberste Schlammschicht war bis auf
den nahen Uferbereich im ganzen See vorhanden (vgl. Liner 2 in Abb. 5.14). Diese oberste
Auflage betrug 1 bis 15 cm, während die gesamte organische Schlammschicht
durchschnittlich 40 bis 50 cm mächtig war, darunter folgte grauer Mittelsand.

Im Uferbereich waren die Schlammauflagen geringer und der Seeboden ging direkt in
mittelsandige, teilweise grobsandige und schluffige Sedimente des Grundwasserleiters
über. Die Uferböschung fiel unter Wasser relativ steil zur Seemitte hin ab.

Im Nordosten des Sees befand sich mehr Pflanzendetritus, vorwiegend Blätter, in der
hellen Auflage. Hier waren außerdem im Bereich der Schlammoberfläche rote Würmer
und ihre Fressbauten zu erkennen.
Im westlichen direkten Uferbereich wurden hellere und gröbere obere Schlammlagen
beobachtet. Mittelsandige bis grobsandige Sedimente wurden meist als Basisschicht am
Seeboden angetroffen; zum Teil jedoch nur siltiger Ton. Es bestand generell ein hoher
mineralischer Tonanteil in den Schlammkernen.
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 90

Die Glühverluste, die den Anteil an organischer Substanz darstellen, lagen bei den meisten
Proben zwischen 5 bis 10 %. Bei einigen Proben wurden in der oberen unkonsolidierten
Schlammauflage Glühverluste zwischen 25 und 30 % gemessen.

Abb. 5.14: Präparation Schlammliner im November 2007 (Quelle: BGS Umwelt & TU Berlin 2008)

Zur Ermittlung des chemischen Stoffhaushaltes wurden von der Fachgruppe


Hydrogeologie der Technischen Universität Berlin Versuche durchgeführt, durch
Zentrifugieren Porenwasserproben aus einzelnen Schlammhorizonten zu gewinnen. Die
Komposition aus organischem und mineralischem Schlamm ließ jedoch weder die
gravitative noch die zentrifugale Gewinnung hinreichender Menge und Qualität von
Wasserproben zu. Die geringen Mengen, die gewonnen wurden, hatten im Verlauf der
Aufbereitung Kontakt mit sauerstoffhaltiger Umgebungsluft. Die dennoch
vorgenommenen Analysen wiesen eine Zusammensetzung gelöster Inhaltsstoffe in den
Schlamm-Porenwässern ähnlich der Wasserqualität im Hypolimnion nach (BGS Umwelt
& TU Berlin 2008).
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 91

Rückgang der Schlammmächtigkeit


Im Oktober 2006 wurden von der BGS Umwelt an knapp 100 Messpunkten die
Wassertiefe und die Schlammtiefe im Scherbelinoweiher gemessen, so dass das
Schlammvolumen vor Inbetriebnahme der Belüftung bestimmt werden konnte. Die
Messungen erfolgten von einem Boot aus durch Abloten eines Messgestänges. Die
Schlammschicht war zu diesem Zeitpunkt maximal 1,5 m und im Durchschnitt 0,5 m
mächtig. Das gesamte Schlammvolumen betrug ca. 5460 m³ (Abb. 5.15).

Im September 2007 erfolgte eine weitere Vermessung der Schlammschicht. Die


Messungen ergaben nun ein Schlammvolumen von nur noch ca. 3990 m3, was einen
Rückgang um 30% seit Oktober 2006 bedeutet. Insbesondere in den Bereichen um die
Belüftungsteller am Seeboden wurden geringer mächtige Schlammschichten beobachtet
(Abb. 5.16). Dort wurde die Schlammschicht direkt von den Konvektionswalzen der
Belüftung erfasst und ging in Suspension.

Die beträchtliche Abnahme der Schlammmächtigkeit ist auf mehrere Faktoren


zurückzuführen:

Durch die Aufwirbelung des Schlammes findet eine Entgasung der Faulgase CO2, H2S und
CH4 statt und führte zu einer Kompaktierung des Sediments (Spieker 2002).

Außerdem verringerte sich das Sedimentvolumen durch die biologische Mineralisierung


des organischen Sedimentanteils. Dieser bindet große Mengen Wasser, so dass auch bei
einem nur geringen mikrobiellen Abbau der Sedimenttrockensubstanz das gesamte
Sedimentvolumen durch den gleichzeitigen Wasserverlust stark vermindert werden kann
(Gerecke et al. 1997). Im Schlamm des Scherbelinoweihers waren sowohl der organische
Anteil mit einem gemessenen Glühverlust von bis zu 30 % als auch der Wassergehalt mit
ca. 70 Gew.-% sehr hoch.

Durch die aeroben Bedingungen am Seegrund wurde zusätzlich die Häufigkeit des
Auftretens von Insektenlarven und anderen Macro-Invertebraten stark erhöht. Auch dies
begünstigt den Abbau organischer Substanzen im Sediment (ATV-M 250).

Den größten Anteil an der Sedimentvolumenreduktion hatte aber vermutlich die


Nitrifikation des relativ immobilen und sich im Schlamm abgesetzten Ammoniums. Dass
sich bei der Nitrifikation bildende Nitrat bzw. Nitrit ist im Gegensatz zu Ammonium
besser wasserlöslich und ging aus dem Schlamm ins Seewasser über. Aufgrund von
Stoffhaushalt: Veränderungen durch die künstliche Belüftung 92

lokalen und temporären Sauerstoffdefiziten im See wurde das Nitrat denitrifiziert und gaste
als N2 beziehungsweise N2O aus, wobei dieser Stickstoffanteil dem See vollständig
entzogen wurde.

▲ Messpunkt

Abb. 5.15: Vermessung der Schlammschicht im Oktober 2006 (Quelle: BGS Umwelt)

▲ Messpunkt

+ Belüftungsteller
Abb. 5.16: Vermessung der Schlammschicht im September 2007 (Quelle: BGS Umwelt)
Bilanzierung der Stickstofffracht 93

6 Bilanzierung der Stickstofffracht


Vor Inbetriebnahme der Belüftung herrschten am Seegrund anaerobe Verhältnisse. Dabei
wurde nach Verbrauch des gelösten Sauerstoffs der Abbau organischer Stoffe unter
Nutzung von Nitratsauerstoff, danach unter Nutzung von Sulfatsauerstoff fortgesetzt.
Unter streng anaeroben Bedingungen im Sediment setzen methanogene Bakterien die am
stärksten reduzierte Kohlenstoffverbindung CH4 frei, für dessen Veratmung zu CO2 und
H2O die methanotrophen Bakterien 4g Sauerstoff je g CH4 benötigen (Klapper 1992).
Während die Sulfatreduktion im Scherbelinoweiher nachgewiesen wurde ist nicht bekannt,
ob die Redoxverhältnisse im Scherbelinoweiher so niedrig waren, dass auch Methan
gebildet wurde.

Der Sauerstoff-Fehlbetrag im reduzierten hypolimnischen Wasserkörper umfasst also


neben dem Sauerstoffsättigungsdefizit auch noch jenen Sauerstoffbetrag, der den Eisen-,
Mangan-, Schwefel-, Stickstoff- und Kohlenstoffverbindungen entzogen worden ist, bzw.
der erforderlich ist, um diese Verbindungen wieder zu oxidieren (Klapper 1992).

Nachstehend sind die verschiedenen Sauerstoffverbrauchswerte für jeweils 1 mg der zu


oxidierenden Komponente aufgeführt (Kölle 2003):

Methan (CH4) 4,00 mg O2


Ammonium (NH4+) 3,65 mg O2
Schwefelwasserstoff (H2S) 1,882 mg O2
Mangan (Mn2+) 0,291 mg O2
2+
Eisen (Fe ) 0,143 mg O2

Erst als alle diese Komponenten oxidiert waren, konnte sich der Sauerstoff im Wasser des
Scherbelinoweihers merklich anreichern. Während die Oxidation von Schwefelwasserstoff
und möglicherweise Methan nach Inbetriebnahme der künstlichen Belüftung und Zufuhr
von Sauerstoff als erstes erfolgte und innerhalb von Stunden bzw. Tagen abgeschlossen
war (siehe Kapitel 5.1), trat die Oxidation von Fe2+, NH4+ und Mn2+ erst danach ein.
Aufgrund der hohen Konzentrationen dieser drei letztgenannten Parameter im Seewasser
und insbesondere im Schlamm bedurfte es zehn Monate stetiger Belüftung, bis im
September 2007 die Fe2+- und NH4+-Gehalte im Wasser deutlich geringer wurden und der
Sauerstoffgehalt wieder anstieg. Die Mangankonzentrationen haben sich im Seewasser
bisher nicht wesentlich verändert, da Mn2+ erst bei höheren Redoxwerten als Fe2+ und
NH4+oxidiert (siehe Abb. 2.5).
Bilanzierung der Stickstofffracht 94

Anhand der Konzentrationsänderung des Ammoniumgehalts im See während der


Belüftung und des ermittelten Sauerstoffeintrags soll im Folgenden eine Bilanzierung der
Oxidation des Ammoniums erfolgen, um die Fracht zu ermitteln, die durch den
eingetragenen Sauerstoff umgesetzt wurde. Auf eine ähnliche Bilanzierung mit Eisen und
Mangan wird verzichtet, da sie nicht in vergleichbar hoher Konzentration im Seewasser
vorkamen, wesentlich weniger Sauerstoff bei der Oxidation verbrauchen und außerdem
komplexe Redoxreaktionen auch mit anderen Parametern als Sauerstoff wie z.B. Sulfat
eingehen.

Da die letzte Probennahme der Stickstoffverbindungen im Seewasser im April 2008


durchgeführt wurde, erfolgt die Bilanzierung für den Zeitraum von Beginn der Belüftung
am 11. November 2006 bis zur letzten Probennahme am 15. April 2008. Zur Bilanzierung
wird im Folgenden die Konzentrationsänderung des Ammoniums im Seewasser, der
Abbau des Ammoniums im Schlamm und die Differenz der Konzentration des
Ammoniums im zuströmenden sowie abströmenden Grundwassers gegenüber dem
Sauerstoffeintrag bilanziert.

Seewasser
Die „Nullbeprobung“ des Seewassers erfolgte bereits am 12. Juli 2006. Aufgrund des
geringen Zustroms des Sees wurde davon ausgegangen, dass zu Beginn der Belüftung am
11.11.2006 noch die gleichen Ammoniumkonzentrationen bestanden, wie zur Zeit der
Probennahme.

Für die Gesamtkonzentration von Ammonium im unbelüfteten geschichteten See im Juli


2006 wurden den Messwerten in den drei Tiefen drei Schichten des Sees zugeordnet und
die Konzentration einer Tiefe auf das Volumen der entsprechenden Schicht bezogen. Die
Summe dieser absoluten Konzentrationen ergab den Ausgangswert von 1642 kg
Ammonium im Seewasser. Zu diesem Zeitpunkt betrug das Wasservolumen ca. 34860 m³.
Aufgrund steigender Grundwasserstände betrug das Wasservolumen im April 2008 ca.
42000 m³. Bei einer durchschnittlich gemessenen Konzentration zu diesem Zeitpunkt im
ungeschichteten See von 5,2 mg/l bzw. g/m³ ergibt dies einen absoluten Gehalt von nur
noch 218 kg Ammonium. Die Differenz von ca. 1424 kg Ammonium, die ursprünglich im
Seewasser enthalten waren, wurden abgebaut.
Bilanzierung der Stickstofffracht 95

Schlamm
Auch die „Nullbeprobung“ des Schlamms wurde bereits im Juli 2006 durchgeführt. Auch
hier wird analog davon ausgegangen, dass die gemessenen Werte sich bis zum
Belüftungsbeginn im November 2006 nicht veränderten.

Für den Ausgangswert im Schlamm liegen vom Ammoniumgehalt nur Eluatwerte vom Juli
2006 vor. Ammonium ist nicht sehr mobil, weil es stark zur Adsorption an Tonminerale
und andere Bodenbestandteile neigt (Kölle 2003). Daher ist es möglich, dass nicht alles
Ammonium eluiert wurde und die Gehalte im Schlamm insgesamt noch höher waren.

Der Mittelwert der vier Proben betrug 137,5 mg/l im Eluat. Bei einem durchschnittlichen
Trockensubstanzgehalt von 31 Gew.% und einer angenommen Trockensubstanzdichte von
ca. 1,5 g/cm³, wie sie für Mineralböden typisch ist, ergibt dies im Schlamm-Wasser-
Gemisch einen ursprünglichen Ammoniumgehalt von ca. 475 mg/l bzw. g/m³.

NH4+ (mg/l Schlamm) = 137,5 mg/l / (100 / 31 %) * (100 - 31 %) + (100 / 1,5 g/cm³) /1000
= 475 mg/l

Umgerechnet auf das Schlammvolumen vom Oktober 2006 von 5460 m³ ergibt dies einen
absoluten Ammoniumgehalt im Schlamm von ca. 2600 kg.

Erneute Messungen des Schlamms nach 10 Monaten Belüftung ergaben im September


2007 ein Volumen von ca. 3990 m3, was eine Minderung um 30 % bedeutet.
Konzentrationsanalysen für Ammonium zu diesem Zeitpunkt liegen nicht vor. Im
Seewasser steigt der Ammoniumgehalt nach Inbetriebnahme der Belüftung zunächst an
und geht dann zwischen der Probennahme im April 2007 bis September 2007 um 96 %
zurück, während der Nitratgehalt im gleichen Zeitraum um 213 % ansteigt.
Im reduzierten Zustand sind Stickstoffverbindungen wie das Ammonium weitgehend
immobil. In oxidiertem Zustand, als Nitrat, ist der Stickstoff äußerst mobil. Es wird davon
ausgegangen, dass das immobile Ammonium nachdem der Schlamm aufgrund der
Belüftung in Suspension ging, aus dem Schlamm geschwemmt und in wasserlöslicheres
Nitrat nitrifiziert wurde. Unklar ist wie viel Ammonium aus dem Schlamm oxidiert wurde.
Rechnet man nur den gemessenen Anteil von 475 mg/l auf die 30 % Schlammvolumen um,
die abgebaut wurden, so erhält man eine Fracht von mindestens 700 kg. Da die
Schlammreduktion aber maßgeblich von der Ammoniumoxidation herrührt, ist der Anteil
des Ammoniums im abgebauten Schlamm sehr viel höher.
Bilanzierung der Stickstofffracht 96

Die Nitrifikation scheint zum Zeitpunkt der zweiten Schlammmächtigkeitsmessung im


September 2007 nahezu abgeschlossen zu sein (siehe Kapitel 5.1), so das man auch
schließen könnte, dass das gesamte Ammonium im Schlamm vollständig aufoxidiert wurde
und die ursprünglichen 2600 kg in die Bilanz übernommen werden müssten. Die
Lineranalysen vom November 2007 zeigen jedoch, dass unterhalb der unkonsolidierten
Schlammschicht, die in Suspension gegangen ist weiterhin konsolidierter Schlamm
vorkommt, in dem ein unbekannter Teil an Ammonium immer noch fixiert ist.

Die reale Fracht an oxidiertem Ammonium aus dem Schlamm liegt also zwischen 700 und
2600 kg. Um den Fehler in beide Richtungen möglichst klein zu halten wird für die Bilanz
der Mittelwert von ca. 1650 kg genommen.

Zustrom/Abstrom
Bei der Bilanzierung über einen so großen Zeitraum müssen auch die Ammoniumeinträge
durch den Zustrom bzw. die Austräge mit dem Abstrom mit berücksichtigt werden.
Während die Messstellen 406, KB 601 und KB 624 (Abb. 3.2) die Zustromdaten lieferten,
wurden für den Abstrom die Analysedaten der Doppelgrundwassermesstellen GWM 1 und
2 (Abb. 4.3) genommen. Da die drei Messstellen im Zustrom in unterschiedlichen Tiefen
verfiltert sind und teilweise im stärksten Kontaminationsherd der Deponie liegen, teilweise
eher unbelastetes Grundwasser führten, wurde anhand des von der BGS Umwelt erstellten
Grundwasserströmungsmodell die Konzentrationswerte interpoliert. Für den Zustrom
ergab dies über den betrachteten Zeitraum von November 2006 bis April 2008
näherungsweise einen Konzentrationswert für Ammonium von durchschnittlich 118 mg/l.
Im direkten Abstrom des Sees wurden Werte von durchschnittlich 95 mg/l gemessen. Die
Differenz Zustrom / Abstrom betrug daher 23 mg/l bzw. g/m³ Ammonium.

Der Zustrom des Scherbelinoweihers beträgt ca. 10000 m³ Wasser pro Jahr, so dass im
betrachteten Zeitraum von 522 Tagen ca. 14300 m³ Wasser den See durchflossen.

Multipliziert mit der oben ermittelten Differenz ergibt dies 329 kg Ammonium die
zusätzlich abgebaut wurden.
Bilanzierung der Stickstofffracht 97

Die Summe der oxidierten Fracht an Ammonium während der ersten 17 Monate der
künstlichen Belüftung berechnet sich aus:

Oxidiertes Ammonium
= (NH4+ im Seewasser Juli 2006 –NH4+ im Seewasser April 2008)
+ oxidiertes NH4+ aus dem Schlamm
+ (mittl. Konz. NH4+ im Zustrom Nov. 2006 - April 2008 – mittl.
Konz. NH4+ im Abstrom zwischen Nov. 2006 - April 2008)
= (1642 kg - 218 kg) + 1650 kg +(1688 – 1359 kg)
= 1424 kg + 1650kg + 329 kg
= 3403 kg

Insgesamt wurden im Scherbelinoweiher ca. 3400 kg Ammonium zwischen November


2006 und April 2008 oxidiert

Um ein Milligramm Ammonium zu oxidieren sind 3,65 mg Sauerstoff nötig, daher werden
für die Oxidation von 3400 kg Ammonium 12410 kg Sauerstoff verbraucht.

Die Betriebszeit der Belüftungsanlage betrug bis zum 16. April 2008 11663 Stunden, so
dass ein Sauerstoffeintrag von 1,06 kg/h allein für die Oxidation von Ammonium
verbraucht wurde.

Dieser Wert deckt sich mit dem Sauerstoffeintrag, der in Kapitel 4 ermittelt wurde.
Während die direkte Sauerstoffzufuhr über die eingeblasene Luft höchstens 0,1 kg/h
ausmachte, wurden über die Seeoberfläche zwischen ca. 1,1 und 1,8 kg O2 /h gelöst. Der
„Sauerstoffüberschuss“ stand für die anderen Oxidationsprozesse zu Verfügung.
Bilanzierung der Stickstofffracht 98

Bilanzierung von Ammonium-Stickstoff mit Nitrat-Stickstoff


Bei der Nitrifikation von 1 kg Ammonium-Stickstoff (NH4+-N) entsteht 1 kg Nitrat-
Stickstoff (NO3- -N). Während im Seewasser der Gehalt an Ammonium-Stickstoff
zwischen der Probennahme im Juli 2006 und April 2008 von 36,6 mg/l auf 4,0 mg/l sank,
stieg der Gehalt an Nitrat-Stickstoff im gleichen Zeitraum von 4,8 mg/l auf 12,5 mg/l.
Umgerechnet auf das jeweilige Wasservolumen ergibt das einen Abbau an Ammonium-
Stickstoff von 1107 kg während die Zunahme an Nitrat-Stickstoff nur 360 kg beträgt. Dies
ergibt einen Fehlbetrag von 746 kg Stickstoff.

Von der Schlammzusammensetzung liegen nur Analysen aus der Zeit vor Beginn der
Belüftung im Oktober 2006 vor. Daher kann nicht mit abschließender Genauigkeit gesagt
werden, wie sich die Gehalte an Ammonium- bzw. Nitrat-Stickstoff im Schlamm durch die
Belüftung veränderten. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sowohl die ermittelten
2014 kg NH4+-N als auch die 12 kg NO3- -N eher geringer geworden sind. Dies resultiert
aus der Tatsache, dass das Ammonium oxidiert wurde und das entstehende Nitrat aufgrund
seiner hohen Wasserlöslichkeit leichter ins Wasser übergegangen ist.

Da auch die Nitrit-Gehalte im Wasser sehr gering sind, lässt sich der Fehlbetrag an Nitrat-
Stickstoff nur durch eine weitere Denitrifikation des Nitrats zu N2 erklären. Zum Teil gast
N2 in die Atmosphäre aus, zum Teil wird er aber auch in Wasser gelöst. Wasser kann bei
Atmosphärendruck und 0 °C im Gleichgewicht mit Luft 22,6 mg/l N2 lösen. Der im Wasser
gelöste Stickstoff N2 tritt im Allgemeinen nicht in Erscheinung und wurde auch nicht
gemessen.
Diskussion und Ausblick 99

7 Diskussion und Ausblick


Die in dieser Diplomarbeit gemachten Ergebnisse können wie folgt kurz skizziert werden:
Vor Inbetriebnahme der Belüftung war der Scherbelinoweiher im Sommer und Winter ein
sowohl thermisch als auch, aufgrund seines hohen Salzgehalts, chemisch geschichteter
See. Die Leitfähigkeit erreichte am Seegrund Werte bis zu 10 mS/cm.
Während der Sauerstoffgehalt im Epilimnion ca. 5 mg/l betrug, lagen in der Tiefe anaerobe
Verhältnisse und ein so niedriges Redoxpotential vor, dass es zur Sulfatreduktion und
eventuell auch zur Methanbildung kam. Wegen der reduktiven Verhältnisse im unteren
Bereich des Sees und am Seegrund reicherten sich dort unter anderem Ammonium,
reduziertes Eisen und Mangan an. Über Jahrzehnte bildete sich eine bis zu 1,5 m mächtige
Faulschlammschicht mit einem Volumen von 5460 m³ aus.
Ein hoher Hydrogenkarbonatgehalt sorgte für eine gute Pufferung des Sees, so dass die
pH-Werte stets im leicht alkalischen Bereich lagen.

Aufgrund der Druckbelüftung erfolgte eine Destratifikation der Schichtung und das
Seewasser wurde nahezu vollständig durchmischt. Die obersten Dezimeter des
Faulschlamms gingen in Suspension und die im hohen Maße reduzierten Sedimente
reagierten mit dem eingetragenen Sauerstoff. Der Sauerstoffgehalt sank im gesamten See
auf ein Minimum von 0,3 mg/l. Die beginnende sauerstoffzehrende Nitrifikation des
Ammoniums verhinderte, dass sich der Sauerstoffgehalt im Wasser merklich anreicherte.
Nur im Winter 2006/2007 brach der Prozess aufgrund niedriger Temperaturen zugunsten
steigender Sauerstoffgehalte kurzzeitig ab. Die Oxidation des Ammoniums war im
September 2007 nahezu abgeschlossen. Seine Konzentration ging im Seewasser stark
zurück. Das Schlammvolumen hatte sich um 30 % auf 3990 m³ verringert. Seitdem stieg
der im Wasser gelöste Sauerstoffgehalt allmählich an und erreichte im September 2008
einen Wert von 5,7 mg/l und eine Sauerstoffsättigung von 66,4 %.
Wegen des erhöhten Sauerstoffgehalts im Tiefenwasser reicherten sich dort keine
reduzierten Substanzen mehr an. Sowohl der im Wasser gelöste Phosphat- als auch der
Sulfatgehalt sanken. Der Chemische Sauerstoffbedarf (CSB) und der Gehalt an
organischen Kohlenstoff (TOC) verringerten sich dagegen kaum. Laborversuche zeigten,
dass der organische Kohlenstoff zum größten Teil in abbauresistenten Huminsäuren
gebunden war.
Diskussion und Ausblick 100

Eine durchgeführte Bilanzierung der Stickstofffracht ergab, dass seit Belüftungsbeginn im


November 2006 bis April 2008 3400 kg Ammonium von rund 12400 kg Sauerstoff im See
oxidiert wurden. Dafür wurde ein Sauerstoffeintrag von ca. 1 kg/h benötigt.

Der durch die künstliche Belüftung verursachte direkte und indirekte Sauerstoffeintrag
liegt in der Größenordnung von 1 – 2 kg O2/h. Davon werden nur ca. 5 – 10 % direkt aus
den Luftblasen gelöst. Der weitaus größere Teil wird über die Wasseroberfläche
eingetragen und zwar zum einen per Diffusion aufgrund des Sauerstoffdefizits und zum
anderen durch die Turbulenz an der Oberfläche. Obwohl die künstlich eingebrachte Luft
selbst keinen maßgeblichen Sauerstoffeintrag ins Seewasser bringt, ist sie dennoch wichtig
und kann nicht durch eine rein mechanische Zirkulationshilfe gleichwertig ersetzt werden,
denn durch die austretenden Luftblasen am Seegrund und deren Aufstieg wird die
Effizienz des vertikalen Transportes deutlich gesteigert und eine aufwärtsgerichtete
Wasserbewegung erzeugt. Sauerstoffarmes Tiefenwasser gelangt dadurch an die
Seeoberfläche und nimmt per Diffusion mehr Sauerstoff aus der Luft auf als das
sauerstoffreichere Oberflächenwasser.

Da die Oxidationsprozesse im See annähernd abgeschlossen zu sein scheinen und der


Sauerstoffgehalt ansteigt, kann darüber nachgedacht werden, ob auch ein geringerer
Luftvolumenstrom oder der Betrieb einer geringeren Zahl von Belüftungstellern ausreichen
würde, um die gewünschten Effekte zu erhalten. Dabei müssen aber Optimierungskriterien
– die gleichmäßige Verteilung des Sauerstoffs im See, die Aufrechterhaltung der
Destratifikation und ein mengenmäßig ausreichender Sauerstoffeintrag – gewährleistet
sein. Es sollten möglichst die Belüftungsteller weiter verwendet werden, die an den tiefsten
Stellen des Sees installiert wurden, damit der gesamte Wasserkörper erfasst wird.
Anderenfalls bildet sich in den tiefer liegenden Wasserschichten, die durch die Belüftung
nicht beeinflusst werden, eine stagnierende Zone sauerstofffreien Wassers trotz
andauernder Belüftung aus.

In diesem Zusammenhang muss auch geklärt werden welcher Sauerstoffgehalt im Wasser


erreicht und gehalten werden soll. Mehrere Versuche mit kommunalem Abwasser zeigten
zum Beispiel, dass ab einem bestimmten Sauerstoffgehalt von 1,5 bis 2 mg/l die
Reinigungsleistung nicht weiter ansteigt, so dass der Betrieb mit Sauerstoffgehalten über
2 mg/l in Kläranlagen als unwirtschaftlich erachtet wird (ATV 1997). Eine andere Vorgabe
geben Fischgewässer, bei denen ein Mindestsauerstoffgehalt von 4 mg/l stets eingehalten
werden muss (Prexl 2007).
Diskussion und Ausblick 101

Bei solchen Überlegungen muss außerdem bedacht werden, dass vielleicht ein bestimmter
Sauerstoffgehalt für die gewünschten Effekte im See ausreichend ist, aber dieser eventuell
nicht ausreicht, um das Projektziel, den Sauerstoffgehalt im abstromigen Grundwasser
anzureichern, zu erfüllen.

Dass der Sauerstoffeintrag im See Auswirkungen auf das abstromige Grundwasser hat,
lässt sich an den Sauerstoff- und Stickstoffkonzentrationen der im direkten Abstrom
gelegenen Doppelgrundwassermessstellen GWM 1 und 2 erkennen (Abb.3.2).
Mit Beginn der Belüftung sank der Sauerstoffgehalt in den Grundwassermessstellen von
durchschnittlich 0,8 mg/l auf 0,2 mg/l und befand sich bis zur letzten Probennahme im
April 2008 auf einem sehr niedrigen Niveau. Dass trotzdem Oxidationsprozesse
stattfanden, zeigten die Stickstoffverbindungen. Der Ammoniumgehalt sank in den beiden
unteren Messstellen GWM 1.2 und GWM 2.2 von 290 mg/l vor der Belüftung auf 38 mg/l
im April 2008. Die Nitratwerte sind in Abb. 7.1 im Vergleich zu den Nitratgehalten im
Seewasser während der Belüftung aufgeführt.

Nitrat

60

50

40
mg/l

30

20

10

0
Sep 06 Apr 07 Jun 07 Sep 07 Jan 08 Apr 08

Seewasser GWM 1.1 und 2.1 GWM 1.2 und 2.2

Abb. 7.1: Der Nitratgehalt (mg/l) im Seewasser und in den Doppelgrundwassermessstellen


GWM 1 und 2 während der Belüftung

Hier ist gut zu erkennen, dass das Nitrat in den unteren beiden Messstellen GWM 1.2 und
2.2 zeitversetzt zum Nitrat im Seewasser anstieg und wieder absank. Im See fand während
der Sommermonate 2007 eine intensive Nitrifikation statt, die zur Bildung einer großen
Menge Nitrat und zur Minimierung des im Wasser gelösten Sauerstoffgehalts führte. Im
Abstrom des Scherbelinoweihers begann der gleiche Prozess erst ab September 2007,
nachdem das meiste Ammonium im See oxidiert war und der Sauerstoffgehalt im
Diskussion und Ausblick 102

Seewasser wieder leicht anstieg. Erst danach konnte sauerstoffreicheres Wasser aus dem
See in das abstromige Grundwasser gelangen und auch hier eine Nitrifikation bewirken,
die ihr Maximum im Winter 2007/2008 hatte. Da das Grundwasser im Gegensatz zum
Seewasser immer eine Temperatur mehr als 5 °C hat, kam es zu keiner
temperaturbedingten Verlangsamung der Nitrifikation. Diese dauerte während der letzten
Probennahme im April 2008 noch an, da der Sauerstoffgehalt im Wasser zu diesem
Zeitpunkt mit durchschnittlich 0,2 mg/l noch immer minimal war. Inzwischen sollte die
Nitrifikation im direkten Abstrom des Sees aber auch weitgehend abgeschlossen sein.
Daher ist anzunehmen, dass der Gehalt an gelöstem Sauerstoff bei der nächsten
Probennahme eine Zunahme zeigen wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die künstliche Belüftung des Scherbelinoweihers
eine positive Auswirkung auf den natürlichen Abbau und den Rückhalt der
deponiebürtigen Schadstoffe im See hat. Dabei zeichnet sich ab, dass nun nachdem die
Faulschlämme im See weitestgehend mineralisiert sind, diese positiven Effekte in Zukunft
auch verstärkt im abstromigen Grundwasser sichtbar werden.
Abbildungsverzeichnis 103

8 Abbildungsverzeichnis
Abb. 1.1: Blick von der Deponie Monte Scherbelino nach Norden auf den Scherbelinoweiher und die Stadt
Frankfurt (Quelle: BGS Umwelt) ...................................................................................................... 3 
Abb. 1.2: Grundwassergleichenplan auf Basis von Daten zu den Grundwasserständen vom 02. August 2006
(Quelle: BGS Umwelt) ...................................................................................................................... 5 
Abb. 1.3: Tiefenprofil des Scherbelinoweihers (Quelle: BGS Umwelt) ........................................................... 6 
Abb. 1.4: Luftbild mit den drei Halden des Monte Scherbelinos und dem Scherbelinoweiher (Quelle: BGS
Umwelt) ............................................................................................................................................. 7 
Abb. 2.1: Temperaturmessungen im Scherbelinoweiher im Juli 1973 in verschiedenen Tiefen an vier
Messpunkten. ................................................................................................................................... 10 
Abb. 2.2: Temperaturmessungen im Scherbelinoweiher im Winter 1973 in verschiedenen Tiefen an zwei
Messpunkten. ................................................................................................................................... 11 
Abb. 2.3: Schematischer Ablauf der thermischen Verhältnisse im See (Bick 1999) ...................................... 12 
Abb. 2.4: Sauerstoffgehalt im Scherbelinoweiher während der Sommerstagnation 2006 .............................. 16 
Abb. 2.5: Redox-Oxidation-Diagramm ( Sigg & Stumm1996) ...................................................................... 19 
Abb. 2.6: Stickstoffkreislauf ........................................................................................................................... 20 
Abb. 3.1: Chloridgehalte und Elektrische Leitfähigkeit im Haldenweiher von 1968 – 2007 (Quelle: BGS
Umwelt) ........................................................................................................................................... 32 
Abb. 3.2: Lage der Messpunkte im Scherbelinoweiher (Quelle: BGS Umwelt) ............................................ 33 
Abb. 3.3: Prozentuale Veränderung einiger physiko-chemischer Parameter und des chemischen
Sauerstoffbedarfs (CSB) mit der Tiefe am 12.07.2006. Der Messwert in einem Meter Tiefe wurde
auf 0 % gesetzt. ................................................................................................................................ 35 
Abb. 3.4: Wassertemperatur (°C) am 12.7.2006 ............................................................................................. 35 
Abb. 3.5: pH-Wert am 12.07.2006 ................................................................................................................. 36 
Abb. 3.6: Sauerstoffgehalt (mg/l) am 12.07.2006........................................................................................... 37 
Abb. 3.7: Redox-Potential bei pH 0 (mV) am 12.07.2006 ............................................................................. 38 
Abb. 3.8: Elektrische Leitfähigkeit bei 25 °C (µS/cm) am 12.07. 2006 ......................................................... 39 
Abb. 3.9: Chemischer Sauerstoffbedarf (mg/l) am 12.07.2006 ...................................................................... 40 
Abb. 3.10: Gelöster organischer Kohlenstoff (DOC) (mg/l) am 12.07.2006 .................................................. 40 
Abb. 3.11: Sulfatgehalt (mg/l) am 12.07.2006 ............................................................................................... 41 
Abb. 3.12: Die unterschiedlichen Gehalte einiger Alkali- und Erdalkalimetalle und Chlorid in den
verschiedenen Tiefen am 12.07.2006. ............................................................................................. 42 
Abb. 3.13: Die unterschiedlichen Gehalte einiger im Seewasser gelöster Schwermetalle und Arsen in den
verschiedenen Tiefen am 12.07.2006 .............................................................................................. 44 
Abb. 3.14: Die unterschiedlichen Konzentrationen der Stickstoffverbindungen Ammonium, Nitrat und Nitrit
in verschiedenen Tiefen am 12.07.2006 .......................................................................................... 46 
Abb. 3.15: Verschiedene Kohlenwasserstoffe und ihre Gehalte in den verschiedenen Tiefen am 12.07.2006
......................................................................................................................................................... 47 
Abb. 3.16: Adsorbierbare organisch gebundene Halogene (AOX) (mg/l) am 12.07.2006 ............................. 49 
Abb. 3.17: Schlammbagger (Quelle: BGS Umwelt) ....................................................................................... 51 
Abb. 3.18: Konzentrationen einiger Alkali- und Erdalkalimetalle im Schlamm in der Trockensubstanz
(mg/kg) und im Eluat (mg/l) am 31.07.2006 .................................................................................. 53 
Abb. 3.19: Konzentrationen verschiedener Metalle im Schlamm in der Trockensubstanz (mg/kg) und im
Eluat (mg/l)am 31.07.2006 .............................................................................................................. 54 
Abbildungsverzeichnis 104
Abb. 4.1: Schematische Darstellung des kegelförmigen Luft-Wasser-Körpers durch eine künstliche
Belüftung und der induzierten Wasserströmung im See (ATV-Fachausschuss 1977) .................... 58 
Abb. 4.2: Membranteller (Quelle: BGS Umwelt) ........................................................................................... 60 
Abb. 4.3: Lageplan Belüftungsteller und Messpunkte im Scherbelinoweiher (Quelle: BGS Umwelt) .......... 61 
Abb. 4.4: Wasseroberfläche des Scherbelinoweihers mit sichtbarem Schaumstreifen (Quelle: BGS Umwelt)
......................................................................................................................................................... 62 
Abb. 4.5: Einfluss von Luftvolumenstrom und Einblastiefe auf die Sauerstoffzufuhr (SOTR ehemals OC) in
Reinwasser (Quelle: Cornel 2005) ................................................................................................... 65 
Abb. 4.6: Sauerstoffaufnahme durch die Wasseroberfläche in Abhängigkeit von der Fließgeschwindigkeit
und der Wassertiefe bei 20 °C und 100 % Sauerstoffdefizit. Aus ATV-M 250 .............................. 69 
Abb. 5.1: Vergleich der Veränderung der Leitparameter Wassertemperatur, gelöster Sauerstoff und der
elektrischen Leitfähigkeit bei 25 °C mit der Tiefe im unbelüfteten See im September 2006 mit den
Werten des belüfteten Sees im September 2007. ............................................................................. 72 
Abb. 5.2: Veränderung des Sauerstoffgehalts, der Wassertemperatur und der daraus errechneten
Sauerstoffsättigung im Seewasser seit Beginn der Belüftung.......................................................... 73 
Abb. 5.3: Veränderung des Redox-Potentials bei pH 0 (mV) im Vergleich zum Sauerstoffgehalt während der
Belüftungsphase............................................................................................................................... 76 
Abb. 5.4: Veränderung des pH-Wertes während der Belüftungsphase. ......................................................... 77 
Abb. 5.5: Veränderung der elektrischen Leitfähigkeit bei 25 °C während der Belüftungsphase................... 78 
Abb. 5.6: Der Chemische Sauerstoffbedarf (CSB) und der gesamte organische Kohlenstoff (TOC) gemessen
in mg/l .............................................................................................................................................. 79 
Abb. 5.7: Wasser des Scherbelinoweihers im Juli 2007 ................................................................................. 80 
Abb. 5.8: Darstellung der Gehalte im Seewasser gelöster Alkali- und Erdalkalimetallen und Chlorid. ......... 81 
Abb. 5.9: Darstellung der Konzentrationen der Stickstoffverbindungen während der Belüftung .................. 82 
Abb. 5.10: Darstellung der Konzentrationen von Phosphat gesamt während der Belüftung .......................... 83 
Abb. 5.11: Darstellung der Konzentrationen von Sulfat während der Belüftung ........................................... 84 
Abb. 5.12: Konzentrationen von Eisen (gesamt) und Mangan (gesamt) während der Belüftungsphase ........ 86 
Abb. 5.13: Schlammprobennahme im November 2007 (Quelle: BGS Umwelt & TU Berlin 2008) .............. 89 
Abb. 5.14: Präparation Schlammliner im November 2007 (Quelle: BGS Umwelt & TU Berlin 2008) ......... 90 
Abb. 5.15: Vermessung der Schlammschicht im Oktober 2006 (Quelle: BGS Umwelt) ............................... 92 
Abb. 5.16: Vermessung der Schlammschicht im September 2007 (Quelle: BGS Umwelt) ........................... 92 
Abb. 7.1: Der Nitratgehalt (mg/l) im Seewasser und in den Doppelgrundwassermessstellen GWM 1 und 2
während der Belüftung .................................................................................................................. 101 
Tabellenverzeichnis 105

9 Tabellenverzeichnis
Tab. 2.1: Mittelwerte und Bereiche von Sickerwasserinhaltstoffen mit signifikanten Unterschieden zwischen
saurer Phase und Methanphase (Bischofsberger et al. 2004) ........................................................... 15 
Tab. 2.2: Werte der Henry-Konstante bei verschiedenen Temperaturen für Stickstoff-, Sauerstoff- und
Kohlendioxidgas .............................................................................................................................. 27 
Tab. 2.3: Sättigungskonzentration für Luftstickstoff, Luftsauerstoff und Kohlendioxid in der Luft bei einem
Gesamtdruck von 1barabs und einer Wassertemperatur von 15 °C. ................................................ 28 
Tab. 3.1: Bewertung der Schlammproben von 1986 nach LAGA .................................................................. 50 
Tab. 3.2: Bewertung der Schlammproben von 2006 nach LAGA .................................................................. 56 
Literaturverzeichnis 106

10 Literaturverzeichnis

Gesetzliche Verordnungen

Trinkwasserverordnung (TrinkwV) (2001): Verordnung über die Qualität von


Wasser für den menschlichen Gebrauch, Trinkwasserverordnung vom 21. Mai 2001
(BGBl. I S. 959), geändert durch Artikel 363 der Verordnung vom 31. Oktober 2006
(BGBl. I S. 2407)"
Klärschlammverordnung (AbfKlärV) (1992): Klärschlammverordnung vom 15. April
1992 (BGBl. I S. 912), zuletzt geändert durch Artikel 4 der Verordnung vom 20.
Oktober 2006 (BGBl. I S. 2298)

Technische Regeln:

ATV-M 250 (1985): Maßnahmen zur Sauerstoffanreicherung von


Oberflächengewässern
DIN 12255-15 (2004): Kläranlagen – Teil 15: Messung der Sauerstoffzufuhr in
Reinwasser in Belüftungsbecken von Belebungsanlagen; Deutsche Fassung EN 12255-
15:2003
DIN 38408-23 (1987): Deutsche Einheitsverfahren zur Wasser-, Abwasser- und
Schlammuntersuchung; Gasförmige Bestandteile (Gruppe G); Bestimmung des
Sauerstoffsättigungsindex (G 23)
DVGW-AW 161 (1971): Die künstliche Belüftung von Oberflächengewässern,
Empfehlungen und Hinweise
DWA-M 209 (2007): Messung der Sauerstoffzufuhr von Belüftungseinrichtungen in
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DWA-M 606 (2006): Grundlagen und Maßnahmen der Seentherapie

Weiterführende Literatur

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www.hydromech.uni-hannover.de, 20.09.2008:
http://www.hydromech.uni-hannover.de/ Skripte/suw_spec/Kap9.pdf
www.dfld.de, 22.09.2008:
http://www.dfld.de/PFV_Landebahn/PFV/Ordner60/003_G21_1.pdf
Erklärung

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig verfasst und keine
anderen als die angegebenen Hilfsmittel und Quellen verwendet habe.

Grünenborn, den 30. September 2008

___________________________

Mit der Weitergabe meiner Diplomarbeit durch die Universität Koblenz-Landau an


Dritte (z.B. Bibliotheken, Behörden, Unternehmen, interessierte Privatpersonen)
erkläre ich mich einverstanden.

Grünenborn, den 30. September 2008

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