Fernseminar Fortsetzung3

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Fernseminar – Scherle, Rößler – Rohrvortrieb

3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 1

FERNSEMINAR ROHRVORTRIEB
www.maxscherle.com

3. Fortsetzung am 09.09.03

Eine Anwenderinformation für alle am Rohrvortrieb Interessierten von:


Dr.-Ing. Max Scherle in Zusammenarbeit mit
Dipl.-Ing. Uwe Rößler,
Fa. Herrenknecht AG, Tunnelvortriebstechnik und
Norddeutscher Wirtschaftsverlag GmbH.

Thema:

- Steuerung von Rohrvortrieben


- Gekrümmte Gradienten mit Vorbögen

 Dr.-Ing. Max Scherle


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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 2

Hinweis für die Anwender


Mit diesem Seminar stellt der Autor, Dr.-Ing. Max Scherle, allen am Rohrvortrieb
Interessierten und Beteiligten Anregungen und Arbeitshilfen zur Verfügung. Die
Seminarunterlagen wurden von ihm auf der Grundlage seiner Ausbildung zum
Maschineningenieur und zum Bauingenieur, seiner langjährigen Erfahrungen im
Tiefbau im Allgemeinen und im Rohrvortrieb im Besonderen, seiner eigenen
Forschungen und Veröffentlichungen, seiner früheren Seminare und den damit
verbundenen Diskussionen, seiner neunzehnjährigen Tätigkeit als Obmann des
gemeinsamen Arbeitskreises Rohrvortrieb der Abwassertechnischen Vereinigung
und des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches nach bestem Wissen und
Gewissen mit einem Höchstmaß an Sorgfalt erstellt.

Mit der Anwendung der Seminarunterlagen entzieht sich niemand der Verantwortung
für eigenes Handeln.

Regressansprüche gegen den Autor oder gegen die an der Gestaltung und
Durchführung des Seminars Mitwirkenden sind ausgeschlossen.

 Dr.-Ing. Max Scherle


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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 3

Dr.-Ing. Max Scherle

Meine sehr verehrten Damen,


meine sehr geehrten Herren,

ich begrüße Sie zugleich im Namen meines Partners, Herrn Dipl.-Ing. Rößler, zur
heutigen 3. Fortsetzung unseres Fernseminars und würde mich freuen, wenn ich
wieder viele der bisherigen Teilnehmer begrüßen könnte. Ich werde mich aber auch
über jeden neuen Besucher unseres Seminars freuen. Ein wichtiger Hinweis: Es sind
noch alle Eintragungen der bisherigen Seminare abrufbar.

Heute wollen wir uns mit der Steuerung von Rohrvortrieben beschäftigen. Ähnlich wie
beim Autofahren: Wenn die Räder zu rollen beginnen, muss sofort die Steuerung
einsetzen. Der Fahrer steuert sichtbar sein Ziel an. Ganz anders beim Rohrvortrieb:
Der Steuermann, das ist der Schildführer, sieht nur den Schild vor sich. Seine
Tätigkeit ist mit dem Blindflug beim Fliegen vergleichbar. Wie der Flugzeugführer
durch den Fluglotsen geführt wird, wird der Schildführer durch das
Vermessungssystem geführt.

Das Vermessungssystem zeigt die Abweichungen des Schildes von der Soll-Linie
auf. Die erforderlichen Schritte zur Heranführung des Schildes an die Soll-Linie sind
Sache des Schildführers.

Sind Kurven nach der Seite oder/und nach der Höhe zu durchfahren, müssen die
erforderlichen Steuerschritte ebenfalls vom Schildführer wahrgenommen werden.

Worauf die Schildführer und sie anleitenden Schichtführer bei der Steuerung von
Rohrvortrieben zu achten haben, darüber soll in diesem Beitrag gesprochen werden.

 Dr.-Ing. Max Scherle


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Steuerung von Rohrvortrieben


von Dr.-Ing. Max Scherle
Bei der Steuerung von Rohrvortrieben ist zu differenzieren
zwischen Anlass und Ausführung,
jeweils horizontal oder vertikal,
sowohl im Lockergestein als auch im Festgestein.

Anlass von Steuerungen können geplante oder/und ungeplante Änderungen der


Gradiente eines Vortriebes sein.

Geplante Änderungen der Gradiente ergeben sich im Allgemeinen aus den


örtlichen Planungsvorgaben. Ihre Ausführung erfolgt meist auf der Grundlage von
Kreisbögen. Deren Radien sind Grenzen gesetzt, die sich aus dem Maß des Klaffens
der Fugen ergeben.

l x di
k≅ (Bild 1)
R

wobei k = Differenz der Fugenspaltweiten zweier gegenüberliegender Fugen


l = Länge der beidseitigen Rohre einer Fuge
di = Innendurchmesser der beidseitigen Rohre einer Fuge
R = Radius der beidseitigen Rohre einer Fuge bezogen auf deren Achsen
ist.

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Bild 1: Schema des Fugenklaffens

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Ungeplante Änderungen der Gradiente sind gegeben, wenn diese ungewollt von
der Soll-Linie abweicht. Dabei kann die Soll-Linie sowohl eine Gerade als auch eine
vorgegebene Kurve darstellen.

Ein Abweichen von der Soll-Linie an sich ist noch kein Steuerfehler und keine
Fehlsteuerung. Eine Fehlsteuerung liegt vor, wenn die Vorgaben zur Steuerung
falsch sind, z.B. wenn das Lasergerät falsch eingestellt oder wenn das Gerät zur
Höhenkontrolle dejustiert ist – oder wenn wichtige Vorgaben nicht eingehalten
werden!

Ein geringfügiges Pendeln um die Soll-Linie und eine entsprechende


Gegensteuerung sind so selbstverständlich, wie die ständigen Steuerkorrekturen
beim Autofahren. Es wird keinem Kraftfahrer gelingen, genau auf einer
vorgegebenen Linie – Gerade oder Kurve – zu fahren. Er wird stets mehr oder
weniger um diese pendeln und die Abweichungen mit dem Lenkrad korrigieren.
Vergleichbares geschieht beim Rohrvortrieb. Woher kommt hier das Pendeln um
eine vorgegebene Linie? Der Baugrund, in den der Schild eindringt, ist keine
homogene Masse. Er setzt dem Eindringen des Schildes einmal auf der einen Seite,
einmal auf der anderen Seite, einmal im Scheitel, einmal in der Sohle einen erhöhten
Widerstand entgegen. Auch der Abbau an der Ortsbrust kann, ob von Hand oder
maschinell, bei aller Sorgfalt nicht absolut gleichmäßig erfolgen. Alle diese Einflüsse,
mögen sie im Einzelnen noch so gering sein, lenken den Schild bei den nicht
geringen Kräften, die hinter ihm stehen, mehr oder weniger ab. Und, da der
Rohrstrang beim Rohrvortrieb genau der Spur des Schildes folgen muss, wirken sich
alle Veränderungen an der Ortsbrust auf den Verlauf der aufgefahrenen Gradiente
aus.

Es ist deshalb geboten, Veränderungen an der Gradiente so frühzeitig wie möglich


zu registrieren und ohne Verzögerung darauf zu reagieren! Dazu haben wieder
findige Köpfe den Schild steuerbar gemacht. Sie gaben ihm Steuerpressen, mit
deren Hilfe dem Schild die gewünschte Richtung aufgegeben wird. Diese werden
nach Bedarf ausgefahren. Soll eine Linkskurve eingeleitet werden, wird die
Steuerpresse auf der rechten Seite ausgefahren, soll eine Rechtskurve eingeleitet
werden, wird die Steuerpresse auf der linken Seite ausgefahren. Soll der Schild
abwärts gesteuert werden, wird die Steuerpresse im Scheitel betätigt, soll der Schild
aufwärts gesteuert werden, wird die Steuerpresse in der Sohle betätigt.

Doch wie oft hat der Autor auf Baustellen schon die Worte gehört: „Unser Schild lässt
sich nicht steuern, zuerst reagiert er gar nicht, dann spielt er verrückt!“. Um das
Reagieren eines Schildes verständlich zu machen, soll hier seine Funktion bei der
Steuerung am Beispiel von Lockergestein untersucht werden.
Bei Geradeaus-Vortrieb sind alle Steuerpressen entweder ganz eingefahren oder
gleichmäßig ausgefahren (Bild 2a)
Zur Einleitung einer Steuerung soll eine Steuerpresse betätigt werden (Bild 2b).
Damit soll eine Schwenkbewegung des Schildes in die neue Richtung eingeleitet
werden. Doch der Schild lässt sich so nicht schwenken, da er mit seiner Schneide
fest im Baugrund steckt – wo er nach den Vortriebsbedingungen im Lockergestein
auch stecken muss, um ein Nachbrechen des Bodens an der Brust zu verhindern.
Aber der Schild weiß sich zu helfen: Wenn es an der Vorderseite nicht geht, dann

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versucht er es an seiner Rückseite zu schaffen – dort findet er den vom Überschnitt


erzeugten Ringraum zur Aufnahme eines Gleit- und Stützmittels vor. In diesen
Ringraum weicht der Schild nach Bild 2c in die entgegengesetzte Richtung aus und
gibt ihm so die gewünschte Richtung ohne Veränderung an der Brust. Er nimmt
dabei nach Bild 2c das Rohr Nr. 1, an dem er (hier an der Unterseite) anliegt, mit und
schwenkt es in die Gegenrichtung ein (Bild 2c). Dadurch erhält das Rohr Nr. 1 eine
zur eingeleiteten Steuerbewegung gegenläufige Richtung. Der Schild und das Rohr
Nr. 1 knicken aus!! So erklärt sich die mehrfach auf den Baustellen geäußerte
Feststellung: „Der Schild lässt sich nicht steuern.“

Bild 2: Einleitung der Steuerung

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Doch das Rohr Nr. 2, das am Rohr Nr. 1 anliegt, stellt dies nach Bild 2c und d beim
weiteren Vortrieb wieder in die ursprüngliche Richtung zurück. Dabei drückt das Rohr
Nr. 1 nach Bild 2d den Schild in die gewünschte Kurve ein. Nach Bild 2e bewegen
sich nunmehr alle Rohre mitsamt dem Schild auf der vorgesehenen Kurve.

So ist es zu erklären, dass und warum es des Vorschubs von mehreren Rohren
bedarf (meist 2 bis 3 Rohre), bis die Einleitung einer Steuerung wirksam wird.

Absolut falsch wäre es nun, wenn sich der Steuererfolg nicht sofort einstellt, die
Steuerpressen radikal auszufahren – es wäre dasselbe, würde man das Lenkrad
eines Autos mit Gewalt herum reißen, das Auto käme ins Schleudern – so käme der
Rohrvortrieb auch ins Taumeln!

Die für Lockergestein dargestellten Vorgänge zur Einleitung der Steuerbewegung


laufen im Festgestein analog ab. Der Schild steckt zwar hier nicht im Baugrund fest,
doch lässt er sich an der Ortsbrust auch nicht seitwärts verschieben. Er weicht hier
ebenfalls rückwärts in den vom Abbauwerkzeug vorgeschnittenen Ringspalt nach
Bild 2b aus. Von da ab gelten die Darstellungen nach den Bildern 2b bis e. Im
Festgestein ist besonders auf die Einhaltung eines ausreichend bemessenen
Überschnittes zu achten. Denn im Gegensatz zum Lockergestein, wo der Schild sich
an seiner Rückseite in den begrenzt aufgelockerten Boden noch geringfügig
eindrücken lässt, ist ein solches Eindrücken im Festgestein unmöglich.

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Der Ablauf der Steuerung bei


• ungeplanter Abweichung der Gradiente von der Soll-Linie
• geplanter Änderung der Gradiente
ist unterschiedlich.

Bei der Steuerung ungeplanter Abweichungen von der Soll-Linie ist zu beachten:

1. Gebot: Der Verlauf der Gradiente ist fortlaufend genau zu beobachten. Dazu ist
der Abstand der Gradiente von der Soll-Linie ständig zu messen und
nicht nur aufzulisten, sondern auch
2. Gebot: lückenlos aufzuzeichnen, das heißt grafisch darzustellen. Ist eine, wenn
auch nur geringfügig erscheinende Abweichung von der Soll-Linie
erkennbar (Bild 3a) dann ist ohne Zögern die erforderliche Steuerung
einzuleiten. Es darf nicht abgewartet werden bis die zulässige
Abweichung erreicht ist!

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Bild 3: Richtige und falsche Steuerung

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3. Gebot: Eine scharfe Steuerung nach Bild 3b stellt einen schweren nicht mehr
gutzumachenden Steuerfehler dar. Er würde zu einem Knick in der
Gradiente führen, der nicht nur die unmittelbar betroffenen Rohre,
sondern auch alle nachfolgenden Rohre beim weiteren Vortrieb
schwer schädigen würde. Überhöhte Kantenpressungen an der
Rohrfugen mit Zerstörungen der Rohrenden wären die irreparablen
Folgen.

4. Gebot: Ist die richtige Steuerkorrektur mit einer von den Rohren erträglichen
Krümmung der Gradiente nach Bild 3c eingeleitet – erkenntlich an einem
mäßigen Klaffen der Fugen – ist der Verlauf der Gradiente ohne weiteren
Eingriff in die Steuerung abzuwarten. Die Gradiente muss sich nach Bild
3c unvermeidbar noch von der Soll-Linie bis zu ihrem Maximum
entfernen.

5. Gebot: Mit dem Erreichen des Maximums erfolgt die Wende in Richtung zur Soll-
Linie ohne dass in die Steuerung eingegriffen wird (Bild 3d).
Aber Achtung:

6. Gebot: Der Vortrieb in Richtung Soll-Linie darf so nicht bis zur Soll-Linie
fortgesetzt werden! Die Gradiente würde nach Bild 3d unweigerlich
über die Soll-Linie hinausschießen und eine ganz massive
Gegensteuerung erforderlich machen. Das befürchtete, sich
aufschaukelnde Pendeln um die Soll-Linie wäre die Folge.

7. Gebot: Hat die so gesteuerte Gradiente etwa den halben Abstand ihres
Maximums nach Bild 3e erreicht, hat die Gegensteuerung einzusetzen,
wobei die Steuerkorrektur am Schild ungefähr den gleich Wert haben soll
wie die vorausgehende Steuerkorrektur, nur in gegenläufiger Richtung.
Die Gradiente nähert sich unter leichten, vorsichtigen Steuerkorrekturen
asymptotisch der Soll-Linie. Aber wieder Achtung!

8. Gebot: Die vorausgegangene Gegensteuerung ist so rechtzeitig zu beenden, bis


die Gradiente dem Verlauf der Soll-Linie folgt. Wird dies durch eine
rechtzeitige Korrektur der Steuerpressen versäumt, ist die nächste
Steuerung schon programmiert (Bild 3f).

9. Gebot: Die Steuerung wird dadurch abgeschlossen, dass der Schild in der
Richtung der Soll-Linie auf diese zurückgestellt wird. Bild 3g

Im Zusammenhang sieht die richtige Steuerung zur Korrektur einer Abweichung von
der Soll-Linie nach Bild 3h wie folgt aus:
• Erkennung der Abweichung der Gradiente von der Soll-Linie
• Einleitung der Steuerung
• Beendigung der Steuerung durch Gegensteuerung
• Rückstellung des Schildes

10. Gebot: ● Ständige Vermessung der Lage der Gradiente zur Soll-Linie

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• Anzeige der Schildfahrt auf einem Monitor beim Schildführer


und Schichtführer
• Anzeige des Standes der Steuerpressen auf dem Monitor beim
Schildführer und Schichtführer

Bei der Steuerung geplanter Kurven ist zu beachten:

1. Planmäßiger Beginn und planmäßiges Ende einer (meist kreisbogenförmigen)


Kurve sind in den Ausführungsplänen des Rohrvortriebes festzulegen und unter
Angabe des Radius zu vermaßen.

2. Die Vortriebsrohre sind deutlich sichtbar und unverwischbar laufend


durchzunummerieren, wobei das erste Rohr nach dem Schild bzw. nach dem
Arbeitsrohr die Nummer 1 erhält. Rohre von Zwischenpressstationen erhalten für
die Vorlaufrohre und für die Nachlaufrohre jeweils eine eigene Nummer.

3. Im Rahmen der Vortriebsplanung ist zu errechnen, nach welchem Rohr ab


Startschacht die planmäßige Kurve am Schild beginnen soll.

4. Im Rahmen der Vortriebsplanung ist festzulegen, nach welchem Rohr ab


Startschacht die Steuerung zur planmäßigen Kurve am Schild einzuleiten
ist.

5. Im Rahmen der Vortriebsplanung ist zu errechnen, nach welchem Rohr ab


Startschacht die planmäßige Kurve am Schild beendet sein soll.

6. Im Rahmen der Vortriebsplanung ist festzulegen, nach welchem Rohr ab


Startschacht die Steuerung zur Beendigung der planmäßigen Kurve am
Schild einzuleiten ist.

7. Vorausgesetzt wird, dass die der geplanten Kurve vorausgehende Strecke unter
Beachtung der vorbeschriebenen Regeln – auch Gebote genannt – vorgetrieben
wurde.

Ab dem festgelegten Beginn der Einleitung der geplanten Kurve wird die jeweilige
Steuerpresse bzw. Pressengruppe – während gleichzeitig der Schild vorgetrieben
wird – solange und soweit zügig, bei gleichzeitiger Beobachtung des Druckes an
der Steuerpresse bzw. der Pressengruppe, ausgefahren, bis der Eintritt in die
geplante Kurve feststellbar ist.

Die Feststellung des Eintrittes in die geplante Kurve erfolgt durch ständige
Beobachtung der Entfernung y der Schildachse von der vorausgegangenen
Gradiente, die als Bezugslinie über den Anfangspunkt der geplanten Kurve hinaus
verlängert und durch den Laserstrahl dargestellt wird.

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Davon ausgehend, dass die aufgefahrene Gradiente einem Kreisbogen entspricht,


gilt zwischen der Wegstrecke des Schildes ab Beginn der planmäßigen Kurve und
dem Abstand y der Schildachse von der Bezugslinie die Kreisgleichung nach
Bild 4

Bild 4: Kreisgleichung

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Nun ist es nicht Aufgabe der Vortriebsbaustelle – nicht des Schichtführers und schon
gar nicht des Schildführers – diese Gleichung zu lösen. Die Auflösung wird hier im
Seminar durch Bild 5 dargestellt. Bild 5 zeigt ein Beispiel, wie im Rahmen der
Vortriebsplanung die Baustelle zu versorgen ist!

Zunächst wird über der x-Achse, die mit Null an der Stelle des Beginns der
geplanten Kurve beginnen soll – also nicht an der Stelle der vorgesehenen
Einleitung der Kurve – der Weg der Rohre angezeigt:

hier 2 4 6 8 10 Rohre
gleich 6 12 18 24 30 Meter

Dazu wird die Entfernung y der Rohrmitte von der Bezugslinie gleich dem Laserstrahl
nach der Formel
y = R - R2 - x2

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Bild 6: Schema des Fugenklaffens

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Bei gleich langen Rohren gilt die auf den Bildern 1 und 6 abgeleitete Beziehung

d i x l x cos ϕ d i
R= x
k 2

• Berücksichtigt man die unvermeidbaren Ungenauigkeiten bei der Messung der


Fugenspaltweiten in der Fuge der vorgetriebenen Rohre,
• berücksichtigt man weiter, dass der cos φ bei den kleinen Winkeln φ meist
zwischen 0,9 und 1,0 liegt und
d
• berücksichtigt man ferner, dass im Allgemeinen i sehr, sehr viel kleiner ist als
2
der Radius,
dann kann man mit ausreichender Genauigkeit schreiben

di x l
R≅
k

wobei di, l und k in Meter einzusetzen sind.

Die so errechneten Werte von R sind stets ein einfach und schnell zu ermittelnder
Hinweis auf den tatsächlich aufgefahrenen Radius. Sinnvoll ist es, mindestens aus 2
aufeinander folgenden Fugen den Radius zu ermitteln und daraus den Mittelwert zu
bilden.

Das Vermessen der Fugenspaltweiten kann ohne Aufenthalt des Vortriebes der
Schildführer während des Rohrwechsels ausführen und das Ergebnis dem
Schichtführer zurück melden.

Auch hier soll dem Schichtführer das Rechnen auf der Baustelle erspart werden. Im
Rahmen der Vortriebsplanung wird ihm nach Bild 7 eine Tabelle erarbeitet, die ihm
zu den erwarteten k-Werten, die jeweiligen Werte der entsprechenden Radien angibt.
Achtung: In der Tabelle und in der grafischen Darstellung sind die k-Werte in mm
angegeben, so wie sie auch gemessen werden. In der Formel sind sie genauso wie
die Werte von di, l und R in Meter einzusetzen.

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Bild 7: Tabelle der Radien zu den gemessenen k-Werten

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Eine weitere baustellengerechte Möglichkeit zur Kontrolle der aufgefahrenen Kurve


zeigt Bild 8.

Zwischen (fast) beliebig wählbaren Rohren nach dem Schild – möglichst erst ab dem
zweiten und dritten Rohr, da sich das erste Rohr immer noch in Unruhe befindet –
wird in der Außenseite der Kurve mit einer einfachen Schnur eine Sehne
abgespannt. Aus der Länge s, der Sehne und der Pfeilhöhe h kann mit
nachstehender Beziehung

s² + 4h²
R=
8h

der jeweils gefahrene Radius errechnet werden.

Auch hier darf der Baustelle keine Rechenarbeit zugemutet werden – die Baustelle
hat schon genug andere Arbeit zu tun. Dafür wird sie mit einer baustellengerechten
Lösung versorgt.

Die Baustelle erhält eine grafische Darstellung, entsprechend dem nachstehenden


Beispiel (Bild 8):

Annahme s = 12 Meter aus 4 Rohren je 3,00 m


h = 0,100 m; daraus R = 180 m
= 0,075 m = 240 m
= 0,060 m = 300 m
= 0,050 m = 360 m

Aus diesen 4 Wertepaaren lässt sich unschwer die R-h-Linie konstruieren. So wird
für den Soll-Radius von 250 m eine Pfeilhöhe von 72 mm abgelesen.

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 19

Bild 8: Darstellung einer Kurve aus der Sehne und der Pfeilhöhe

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 20

Bild 9 zeigt schematisch die Vorgänge bei der Steuerung einer geplanten
Rechtskurve. Dazu ist zunächst die linke Steuerpresse bzw. Pressengruppe soweit
ausgefahren, dass die Achse des Schildes A1 – B1 – C1 – D1 tangential an der Soll-
Linie anliegt und mit der verlängerten Achse des Rohres 1 einen Winkel α bildet, der
gleich dem Winkel φ ist.

Dieser Winkel ist identisch mit dem Winkel φ, den die Linien M1 – R1 und M1 – Sch1
bilden. Daraus folgt, dass der Winkel α, den der Schild gegenüber der verlängerten
Mittellinie des Rohres 1 bildet, gleich dem Winkel φ ist. Das wäre zunächst der
Anstellwinkel oder auch Steuerwinkel des Schildes gegenüber dem Nachlaufrohr 1.
Damit würde der Schild dem von ihm vorgeschnittenen Hohlraum folgen. Bild 9
macht jedoch deutlich, dass sich die Mitte des Schildes (M1) nach außen von der
Soll-Linie entfernen würde. Diese hätte eine Fehlsteuerung zur Folge, da der
aufgefahrene Radius größer als der geplante Radius wäre und sich dieser Fehler mit
jedem Vorschub des Schildes vergrößern würde.
Diese Fehlentwicklung wirkt eine zusätzliche Schrägstellung des Schildes um den
Winkel β entgegen, der dem vorläufigen Anstellwinkel α zuzurechnen ist.
Der Winkel φ ergibt sich aus der Geometrie der Kurve und errechnet sich aus den
Angaben im Lageplan, aus dem Radius R und dem Tangentenschnittpunkt sowie
dem Anfang und Ende der Kurve. Daraus ließe sich der Winkel α = φ errechnen. Im
späteren Abschnitt Vermessung wird noch darauf eingegangen. „Ließe sich“ deshalb,
weil der Winkel α auf der Vortriebsbaustelle nicht gebraucht wird. Er dient hier nur
der Darstellung der Geometrie der Steuerung. Schicht- und Schildführer brauchen
Angaben über die Ausfahrstellung der Steuerpressen bzw. Pressengruppe. Diese
errechnet sich für den angenommenen Winkel α = φ aus der Beziehung

axl
p0 =
R
wobei p0 = Differenz der Ausfahrstellung der Steuerpressen aus dem Winkel α
a = Abstand der gegenüberliegenden Steuerpressen bzw. Pressengruppen
R = Soll-Radius
ist.

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 21

Bild 9: Schema der Steuervorgänge

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 22

Beispiel: gegeben R = 250 m


a = 2,00 m
l = 2,50 m

2,00 x 2,50
p0 = = 0,020 m = 20 mm
250

Warum 0,020 m = 20 mm; jeder weiß das doch!


Der Autor will damit deutlich auf die Größenordnung hinweisen, mit der die Ausfahrt
der Steuerpressen einzuleiten ist.
Die Ausfahrstellung ist jedoch zusätzlich noch um den von Winkel β
hervorgerufenen Ausfahranteil zu vergrößern.

Die zusätzliche Schrägstellung des Schildes bewirkt, dass der Schild gegen die Soll-
Linie gedrückt wird. Fast wollte man sagen: Der Boden drückt den Schild. Doch der
Boden steht fest, der Schild bewegt sich (!) und bei dieser Bewegung drückt er sich
in Folge der Schrägstellung vom Boden ab.
Dieser Vorgang ist vergleichbar mit dem Steuer an einem Schiff. Nur ist am Schiff
das Steuerruder am „Heck“, beim Rohrvortrieb ist es am „Bug“!
Der Boden hat aber einen wesentlichen Einfluss auf die Steuerbarkeit eines
Rohrvortriebes. Je lockerer gelagert der Boden ist, um so größer muss der
zusätzliche Anstellwinkel sein. Der Schild muss den Boden erst verdichten, bevor er
sich auf ihm abstützen und von ihm abdrücken kann. Im Umkehrschluss heißt dies,
je dichter der Boden gelagert ist, umso geringer braucht der Anstellwinkelk zu sein.

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 23

Wenn aber der Anteil des Winkels β am Gesamtausfahrweg der Steuerpressen


theoretisch nicht erfassbar ist, dann hilft nur eine praktische Lösung:
Zunächst wird die Presse unter gleichzeitiger Beobachtung des damit erzielten
Radius bis zum Stand p0 (ist gleich Differenz der Ausfahrstellung gegenüberliegender
Pressen), entsprechend dem Winkel α, ausgefahren. Von da an wird die Presse
weiter behutsam ausgefahren, bis sich die angesteuerte Kurve eingestellt hat. Dabei
ist die Ist-Linie mit Hilfe einer der vorausgehend aufgezeigten Varianten
• Vermessung des Abstandes der Ist-Linie von der Soll-Linie (nach Bild 5)
• Vermessung der Fugenspaltweiten (nach Bild 6 und Tabelle Bild 7)
• Messung der Pfeilhöhen (nach Bild 8)
sorgfältig zu überprüfen.

Ist das Steuerziel erreicht, bleiben die Steuerpressen unverändert, bis Abweichungen
von der Soll-Linie festgestellt werden.
Spätestens von diesem Zeitpunkt an übernimmt das Vermessungssystem die
Führung des Rohrvortriebes durch:
• Vorgabe der Soll-Linie durch Einstellung und laufende Nachführung des
Lasergerätes
• laufende Errechnung der Abweichung der Ist-Linie von der Soll-Linie mit
tabellarischem Ausdruck und grafischer Darstellung auf dem Monitor beim
Schildführer und beim Schichtführer.

Zu bevorzugen ist die Variante mit Errechnung der Abweichungen von der Soll-Linie,
da sich diese unschwer grafisch darstellen lassen. Dabei mag es paradox
erscheinen: Die Soll-Linie wird als x-Achse und damit als Gerade dargestellt. Die
Abweichungen bilden die zu jedem Standort gehörenden y-Werte und so entsteht
auch für (kreisbogenförmige) Kurven das Bild 3 mit allen Konsequenzen (der 10
Gebote). Der Schildführer und der Schichtführer sehen das relative Verhalten von Ist-
Linie und Soll-Linie über die gesamte Vortriebsstrecke (siehe Bild 10).

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 24

Bild 10: Darstellung der Abweichung der Ist-Linie von der Soll-Linie bei gekrümmter
Gradiente

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 25

Bild 4a: Grafische Darstellung der Kreisgleichung

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 26

Bild 11: Vortrieb mit einer geplanten Rechtskurve

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 27

Bild 11 zeigt den Verlauf eines Vortriebes mit einer geplanten Rechtskurve.

nach 11a steht der Schild links von der Soll-Linie. Die Ist-Linie ist als Rechtskurve
mit einem Radius größer als der Soll-Radius (= Soll-Linie) aufgefahren
worden. Um den Schild an die Soll-Linie heranzuführen, ist der Ist-
Radius zu verkleinern. Dazu wird die linke Steuerpresse soweit und
solange ausgefahren, bis

nach 11c Rist gleich Rsoll ist und der Laserstrahl auf Schildmitte steht. Eine
Steuerung ist nicht mehr erforderlich. Die Pressen bleiben unverändert.

nach 11b steht der Schild rechts von der Soll-Linie. Die Ist-Linie ist als Rechtskurve
mit einem Radius kleiner als der Soll-Radius (=Soll-Linie) aufgefahren
worden. Um den Schild an die Soll-Linie heranzuführen, ist der Ist-
Radius zu vergrößern. Dazu wird die rechte Steuerpresse soweit und
solange ausgefahren bis

nach 11c Rist gleich Rsoll ist und der Laserstrahl auf Schildmitte steht. Die Pressen
bleiben unverändert

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Fernseminar – Scherle, Rößler – Rohrvortrieb
3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 28

Bild 12: Vortrieb mit einer geplanten Linkskurve

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 29

Bild 12 zeigt den Verlauf eines Vortriebes mit einer geplanten Linkskurve.

nach 12a steht der Schild links von der Soll-Linie. Die Ist-Linie ist als Linkskurve
mit einem Radius kleiner als der Soll-Radius (= Soll-Linie) aufgefahren
worden. Um den Schild an die Soll-Linie heranzufahren, ist der Ist-
Radius zu vergrößern. Dazu wird die linke Steuerpresse soweit und
solange ausgefahren bis

nach 12c Rist gleich Rsoll ist und der Laserstrahl auf Schildmitte steht. Eine
Steuerung ist nicht mehr erforderlich. Die Pressen bleiben unverändert.

nach 12b steht der Schild rechts von der Soll-Linie. Die Ist-Linie ist als Linkskurve
mit einem Radius größer als der Soll-Radius (= Soll-Linie) aufgefahren
worden. Um den Schild an die Soll-Linie heranzuführen, ist der Ist-
Radius zu verkleinern. Dazu wird die rechte Steuerpresse soweit und
solange ausgefahren bis

nach 12c Rist gleich Rsoll ist und der Laserstrecke auf Schildmitte steht. Die Pressen
bleiben unverändert.

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 30

Bild 13: Vortrieb mit einer geradlinig geplanten Gradiente und Abweichung nach der
Seite

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 31

Bild 13 zeigt den Verlauf eines Vortriebes mit einer geradlinig geplanten
Gradiente.

nach 13a steht der Schild links von der Soll-Linie. Um den Schild an die Soll-Linie
heranzuführen, ist die linke Steuerpresse auszufahren,

nach 13c steht die Mitte des Schildes auf dem Laserstrahl. Eine Steuerung ist nicht
mehr erforderlich. Die Pressen bleiben unverändert,

nach 13b steht der Schild rechts von der Soll-Linie. Um den Schild an die Soll-Linie
heranzuführen, ist die rechte Steuerpresse auszufahren,

nach 13c steht die Mitte des Schildes auf dem Laserstrahl. Eine Steuerung ist nicht
mehr erforderlich. Die Pressen bleiben unverändert.

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 32

Bild 14: Vortrieb mit einer geradlinigen Gradiente und Abweichungen nach der Höhe

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 33

Bild 14 zeigt den Verlauf eines Vortriebes mit geradlinig geplanter Gradiente

nach 14a steht der Schild zu hoch. Um den Schild an die Soll-Linie heranzuführen,
sind die oberen Steuerpressen auszufahren.

nach 14c steht die Mitte des Schildes auf dem Laserstrahl. Eine Steuerung ist nicht
mehr erforderlich. Die Pressen bleiben unverändert.

nach 14b steht der Schild zu tief. Um den Schild an die Soll-Linie heranzuführen,
muss die untere Presse ausgefahren werden.

nach 14c steht die Mitte des Schildes auf dem Laserstrahl. Eine Steuerung ist nicht
mehr erforderlich. die Pressen bleiben unverändert.

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 34

Sobald sich die geplante Kurve – meist ein Kreisbogen – eingestellt hat, übernimmt
die Führung der Steuerung das Vermessungssystem durch fortlaufende
Aufschreibung und grafische Aufzeichnung der Abweichung der Ist-Linie von der
Soll-Linie.

Bei kreisbogenförmigen Kurven bleiben theoretisch die Ausfahrstellungen der


Steuerpressen während der gesamten Kurvenfahrt konstant. Unvermeidbare
Veränderungen ergeben sich aus dem Baugrund. Wie im Vorausgehenden
dargestellt, kann a) der Widerstand, den der Boden dem Eindringen des Schildes im
Scheitel, in den Kämpfern und in der Sohle Veränderungen unterworfen sein, die ein
Abweichen horizontal oder/und vertikal zur Folge haben. Wie weiter vorausgehend
dargestellt, hat b) die Lagerungsdichte des Bodens einen wichtigen Einfluss auf den
Steuervorgang. Aber auch die Lagerungsdichte ist keine konstante Größe, sie kann
auf beiden Seiten sowie oben und unten schwanken – dementsprechend schwankt
auch der Steuervorgang. Beide Einflüsse sind weder vorhersehbar noch
berechenbar. Wesentlich ist, dass ihre Wirkung an Hand der Messergebnisse
rechtzeitig erkannt wird und die erforderliche Gegensteuerung erfolgt.

Einen ganz wesentlichen Einfluss können die Steuerpressen haben. Es ist normal,
dass die Steuerpressen hydraulisch ausgefahren werden und in der gewünschten
Stellung festgehalten werden. Man spricht dann: Die Steuerpressen stehen auf
Öldruck. Der Öldruck als Indiz für die Kraft, die auf jede einzelne Presse bzw. jede
Pressengruppe wirkt, wird dem Schildführer angezeigt. Nun kann es geschehen,
dass Hydrauliköl trotz Sperrung der Ölleitung verloren geht oder dass Presszylinder
undicht werden. Der Öldruck bleibt dabei konstant, denn dieser ergibt sich
unabhängig von der Stellung der Pressen aus dem Verhältnis der Kolbenfläche bzw.
den Kolbenflächen und zu der Kraft, die auf die Kolbenflächen wirkt. Die
Ölmanometer zeigen daher den Verlust von Hydrauliköl nicht an. Der Ölverlust wirkt
sich nur in einer veränderten Ausfahrstellung der jeweils betroffenen Presse bzw. der
ganzen Pressengruppe aus – unabhängig davon, ob sie gerade gesperrt sind oder
ob sie betätigt werden. Daraus ergeben sich die für das Ergebnis des Vortriebes –
unter Umständen entscheidenden Folgerungen oder, wenn man so will, auch
entscheidenden Forderungen:
1. Der Druck an den Einzelpressen bzw. Pressengruppen ist beim Schildführer
anzuzeigen und von diesem ständig zu beobachten.
2. Die Ausfahrstellung aller Einzelpressen bzw. Pressengruppen ist selbsttätig
zu messen und an den Monitoren des Schildführer und des Schichtführer
anzuzeigen und von beiden ständig zu beobachten.

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 35

Ist das Ziel der planmäßig gekrümmten Gradiente erreicht, das heißt ist der Punkt,
an dem die Beendigung der planmäßigen Krümmung der Gradiente nach der
Vortriebsplanung eingeleitet werden soll, erreicht, beginnt die Rücksteuerung.
Dazu wird eine Gegensteuerung dergestalt, dass die der bisher ausgefahrenen
Steuerpresse gegenüberliegende Steuerpresse langsam und zügig um das gleiche
Maß als vorausgehend die zur Einleitung der geplanten Kurve ausgefahrene Presse
ausgefahren wurde, jetzt ausgefahren wird. Die Auswirkung wird, wie in den
vorausgehenden Ausführungen beschrieben, mittels Kontrolle der Fugenspaltweiten
oder des Strichmaßes bei ausgespannter Sehne kontrolliert. Gleichzeitig übernimmt
wieder das Vermessungssystem die Kontrolle der Steuerung.

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 36

Wenn von Rohrvortrieb gesprochen wird, ist nicht selten auch der Überschnitt mit im
Gespräch und doch hat ihn noch keiner gesehen, denn er spielt sich hinter den
Rohren während des Vortriebes ab – und bleibt somit dem Auge verborgen.

Unter Überschnitt versteht man den Spielraum, den die Rohre benötigen, um in dem
vom Schild vorgeschnittenen Hohlraum vorangetrieben werden zu können. Für
diesen Spielraum gibt es mehrere Ursachen bzw. Gründe:
1. Beim Eindringen des Schildes in den Boden entfallen die Primärspannungen und
der Boden entspannt sich radial zu den Rohren hin. Dieses Maß zu erforschen,
wäre eine interessante Aufgabe – ob sie sich lohnen würde, mag jedoch
dahingestellt sein. Zu unterschiedlich sind die Einflüsse!
2. Die Rohre benötigen ein gewisses Spiel in der vorgeschnittenen Röhre –
genauso, wie jeder Kolben ein gewisses Spiel gegenüber dem Zylinder benötigt.
3. Die Rohre benötigen einen Spielraum zum Ausgleich der unvermeidlichen
Ungenauigkeit und der zulässigen Toleranzen.

Das zur Erfüllung der vorgenannten Punkte 1 bis 3 erforderliche Maß stellt das
Grundmaß dar, um das der Ausbruchraum bei geradliniger Gradiente – richtig,
geradlinig geplanter Graidente – über den Außendurchmesser der Rohre hinaus
ausgeschnitten werden muss. Deshalb auch Überschnitt und da er in seiner
bisherigen Darstellung das Grundmaß erfasst, soll er hier als Grundüberschnitt
eingeführt werden.

Für den Grundüberschnitt gibt es keine Rechenwerte und keine Regelwerte. Als
Anhalt kann auf der Grundlage langjähriger Erfahrungen empfohlen werden:
für DN bis 1,00 m Ügrund = 5 mm
DN 1,00 bis 1,50 m " = 5 bis 10 mm
1,50 bis 2,50 m " = 10 bis 15 mm
2,50 bis 4,00 m " = 15 bis 20 mm
über 4,00 m " = 25 mm
jeweils auf den Halbmesser der Rohre bezogen.

Bei Vortrieb in Festgestein ist zunächst zu prüfen, ob in Folge der Umlagerung der
Primärspannungen nach dem Ausbruch des Hohlraumes mit einem Hereindrängen
des Gesteines in den Ausbruchraum zu rechnen ist. Diese Frage bedarf der Klärung
im Rahmen des Baugrundgutachtens bzw. einer gesonderten felsmechanischen
Untersuchung.

Bei Vortrieb im Festgestein ist ferner zu differenzieren zwischen Vortrieb mit


Vollschnittmaschinen oder mit Teilschnittmaschinen.

Es darf davon ausgegangen werden, dass bei Vortrieb mit Vollschnittmaschinen der
Ausbruch mit glatter Oberfläche und hoher Maßgenauigkeit aufgefahren wird.
Bei Vortrieb mit Teilschnittmaschinen ist es wesentlich schwieriger, die gleiche
Oberflächenbeschaffenheit und die gleiche Genauigkeit zu erzielen wie bei Vortrieb
mit Vollschnittmaschinen.

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 37

Auch die Oberflächenbeschaffenheit und die Maßgenauigkeit der Rohre beeinflussen


den Grundüberschnitt – sowohl im Lockergestein als auch im Festgestein. Je glatter
und je maßhaltiger die Rohre sind, um so geringer kann der Grundüberschnitt im
Rahmen der voraus genannten Erfahrungswerte angenommen werden.

Bisher wurde nur über den Überschnitt bei geradliniger, das heißt richtig, bei
geradlinig geplanter Gradiente gesprochen. Es liegt nahe, dass auch bei Vortrieb mit
gekrümmter Gradiente die Rohre einen gesonderten Spielraum brauchen – wie jedes
Auto auf der Landstraße auch. Dies zeigt das Bild 15a. Während das Rohr auf der
Kurveninnenseite den Ausbruch in Punkt „C“ tangential berühren, ohne dabei zu
klemmen und zu zwängen, ist auf der Kurvenaußenseite der Ausbruch soweit zu
vergrößern, dass das Rohr an den engsten Stellen, das sind die Punkte „A“ und „B“,
den Ausbruchraum ohne zu Klemmen oder zu zwängen gerade berührt. Das Maß,
um das der Ausbruchraum auf der Kurvenaußenseite zu vergrößern ist, wird in Bild
15a mit „Ü“ bezeichnet und wird hier als Ükr = ÜKrümmung eingeführt.

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Bild 15a: Schema des Überschnittes in der Kurve

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Während der Grundüberschnitt nicht berechenbar ist und deshalb sein Maß auf
Erfahrungswerten basieren muss, ist der Krümmungsüberschnitt auf der Grundlage
des Krümmungsradius und der Rohrlänge berechenbar.

1
U kr = R - x 4 x R² - l²
2

Beispiel: R = 300 m
l = 3,00 m

1
U kr = 300 - x 4 x 300² - 3,00²
2
1
= 3,75 x = 3,75 mm
1000

Prüfung der Formel auf Plausibilität: Wenn l = 2 x R angenommen wird, müsste


Ükr = R sein

1
U kr = R - x 4R² - (2 x R)² = R (!!)
2

Der so rechnerisch ermittelte Krümmungsüberschnitt ist zunächst das theoretische


Maß. Er braucht auch – wie alles – Sicherheit. Die erhält er auf mehrfache Weise:
1. Der Krümmungsüberschnitt wird nur in Verbindung mit dem Grundüberschnitt
hergestellt.
2. Der Krümmungsüberschnitt wird nur auf der Kurvenaußenseite benötigt. Er wird
jedoch am Schild über den vollen Umfang ausgeschnitten, also auch auf der
Kurveninnenseite, wo er aber nicht gebraucht wird – wie Bild 15b zeigt. Somit
kann das Rohr in den freien Überschnitt auf der Kurveninnenseite hineinwandern
und der Kurvenaußenseite einen zusätzlichen Spielraum verschaffen.

In keinem Fall darf der Krümmungsüberschnitt zu Lasten des


Grundüberschnittes gehen!

Bei dem Beispiel fällt der sehr geringe Wert des rechnerischen Überschnittes bei
gekrümmten Gradienten auf. Dieser Wert stellt das theoretische Maß der
Vergrößerung des Ausbruchraumes dar. Selbstverständlich braucht auch der
Überschnitt für gekrümmte Gradienten das gleiche zusätzliche Maß für alle
Unwägbarkeiten, wie sie bei der geradlinig geplanten Gradiente vorgesehen sind.

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Bild 15b: Schema des Überschnittes in der Kurve (Ergänzung zu Bild 15a)

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 41

Nun mag die Versuchung nahe liegen, den Gesamtüberschnitt reichlich zu


überdimensionieren, damit alle Risiken abgedeckt sind. Doch Vorsicht! Ein zuviel des
Guten kann leicht in das Gegenteil umschlagen!

Die Rohre brauchen beim Vortrieb in der vom Schild vorgeschnittenen Röhre ihre
Führung. Man muss sich vorstellen, da wird über weite Strecken, manchmal
Hunderte Meter und mehr, eine aus lose aneinander gefügten Rohren gebildete
Stange mit mehreren Tausend Tonnen oder Tausenden von Kilo-Newton
vorgepresst. Dieses Gebildet versucht auszuknicken, wo immer es nur kann. Je
größer der durch den Überschnitt gebildete Spielraum ist, um so größer ist die
Wahrscheinlichkeit des Ausknickens. Ausknicken heißt aber Zwängungen der Rohre.
Da hilft auch die Füllung des Ringraumes mit einer Bentonitsuspension trotz
Verpressen nicht viel oder gar nicht! Übrigens die logische Folge ist hier, dass beim
Vortrieb in Kurven die Gefahr des Ausknickens am geringsten ist, da die gesamte
Rohrstrecke durch die Vorpresskraft an die Außenwand des Ausbruchraumes
gedrückt wird.

Der Überschnitt wird am Schild gebildet. Dazu gibt es nach Bild 16 drei Varianten:
1. Der Schild wird nach Bild 16a insgesamt um das Maß des Gesamtüberschnittes
vergrößert.
dü = da + 2 x Ügesamt
2 x Ü, da der Überschnitt stets auf den Halbmesser der Rohr bezogen wird.
Diese Lösung ist einfach, aber nicht gut! Nach Bild 2c dieses Beitrages weicht
der Schild in den von ihm vorgeschnittenen Ringraum aus, um so die
Schwenkbewegung anzunehmen. Wenn aber der Ringraum erst hinter dem
Schild entsteht, kann er nicht in den Ringraum hinein ausweichen. In diesem Fall
zwängt und klemmt der Schild an seinen rückwärtigen Ende genau so, wie an
seiner Schneide.
Der Überschnitt muss also
• im Lockergestein kurz hinter der Schildschneide
• im Festgestein durch die Abbauwerkzeuge bei Teil- und
Vollschnittmaschinen vor der Schildvorderkante
gebildet werden.

Als Standardausführung kann Bild 16b angesehen werden. Der Überschnitt wird
durch einen aufgeschweißten Ring in der Dicke des Gesamtüberschnittes über
den vollen Schildumfang gebildet. Der Ringraum wird den Vorschub begleitend
über den vollen Umfang mit einer Bentonitsuspension als Stütz- und Gleitmittel
verpresst und so eine optimale Stütz- und Gleitwirkung gesichert.

Bild 16c zeigt eine gelegentlich geforderte und entsprechend ausgeführte Lösung
des Überschnittes. Hier wird der Überschnitt auf ²⁄3 bis ¾ des Schildumfanges
beschränkt. Dadurch soll das Setzungsverhalten des Vortriebes günstig
beeinflusst werden, da sich die Rohre sofort nach dem Verlassen des
Startschachtes auf der Aushubsohle absetzen. Dem steht als wesentlicher
Nachteil gegenüber, dass der Sohlbereich der Rohre nicht oder nur sehr

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 42

begrenzt von der Bentonitsuspension erreicht wird – und gerade hier ist die
Schmierung der Rohre besonders wichtig.

 Dr.-Ing. Max Scherle


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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 43

Tunnelbau im Untertagebau

III kreisförmige Gradienten beim


Rohrvortrieb mit Vorbögen

1. Einführung

Rohrvortriebe werden mit geradlinigen und mit horizontal oder


vertikal gekrümmten Gradienten geplant und ausgeführt. Rohr-
vortriebe mit gekrümmten Gradienten verlangen eine besonders
sorgfältige Vermessung und setzen gründliche Kenntnisse der
Steuerungstechnik voraus. Vermessung und Steuerungstechnik
bedingen jedoch eine solide Planung. Alle wichtigen Daten und
Werte müssen genau vorausberechnet sein, um in die Ausfüh-
rung umgesetzt werden zu können.

Dabei unterliegt der Rohrvortrieb ganz eigenen Gesetzmäßigkei-


ten. Nur wenig ist er mit der Berechnung gekrümmter Gradienten
beim Tunnelbau mit feststehendem Ausbau vergleichbar. Beim
Rohrvortrieb ist alles in Bewegung, bis das letzte Rohr an
seinem Platz ist.

Beitrag Dr.-Ing. Max Scherle in Tunnelbau 1998


Verlag Glückauf Essen, Seiten 162 bis 170

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Die Schwierigkeiten nehmen mit enger werdenden Radien der


Gradiente zu. Dies gilt für den Rohrvortrieb in gleicher Weise wie
für den Straßenverkehr. Diese Aussage überrascht zunächst,
denn beim Straßenverkehr sind die Geschwindigkeiten um ein
Vielfaches höher als beim Rohrvortrieb. Dafür sind die Kräfte
beim Rohrvortrieb um ein Vielfaches höher als beim Straßenver-
kehr. Jeder Kraftfahrer weiß, dass es bei hohen Geschwindigkei-
ten unmöglich ist, ohne Übergang von einer Geraden in eine
enge Kurve einzufahren, ohne ins Schleudern zu kommen. Der
Rohr- vortrieb kann zwar beim Einfahren in enge Kurven nicht
sichtbar ins Schleudern geraten, doch treten unkontrollierbare
Kräfte von erheblicher Größenordnung auf, welche die
Steuerung erschweren und zu sichtbaren Schäden führen
können.

Der Straßenbauer plant Übergangsbögen ein, meist in Form von


Klotoiden. Übergangsbögen und Klotoide stellen für den Stra-
ßenbau und für den Tunnelbau mit feststehendem Ausbau kein
Problem dar. Die Ausführung von Klotoide ist beim Rohrvortrieb
mit den derzeit zur Verfügung stehenden Mitteln nicht möglich.

Die Ausführung von Übergangs- beziehungsweise Vorbögen ist


beim Rohrvortrieb kein technisches Problem. Doch gibt es noch
keine Rechenhilfen dafür. Mit diesem Beitrag stellt der Autor
Formeln zur Berechnung der Koordinaten kreisförmig gekrümm-
ter Gradienten ohne und mit Vorbögen zur Verfügung.

Beitrag Dr.-Ing. Max Scherle in Tunnelbau 1998


Verlag Glückauf Essen, Seiten 162 bis 170

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 45

2. Vorgaben

Für die Berechnung gekrümmter Gradienten müssen nach den


Bildern 1 bis 3 gegeben sein:

¾ Die ankommende Vortriebsachse I, identisch mit der Tangente


I,
¾ Die abgehende Vortriebsachse II, identisch mit der Tangente II,
¾ Der Winkel, den die beiden Tangenten einschließen, hier ein-
geführt als Tangentenwinkel φtan, der ermittelt werden kann
⇒ aus den Plänen
⇒ aus den Koordinaten oder
⇒ durch Vermessung,
¾ Der Radius R, wenn der Abstand A0 des Tangentenschnitt-
punkts TS von der Scheiteltangente beliebig wählbar ist,
¾ Der Abstand A0 des Tangentenschnittpunkts TS von der
Scheiteltangente 0, wenn A0 Einschränkungen unterliegt, wie
⇒ Grundstücksgrenzen,
⇒ Ver- und Entsorgungsleitungen,
⇒ Kabel.

Der messbare Tangentenwinkel φtan ist gleich dem nicht


messbaren Winkel, den die Lotrechten vom meist nicht
zugänglichen Kreismittelpunkt M0 auf die beiden Tangenten
einnehmen. Dieser Winkel wird als 2φ= φtan eingeführt, das heißt
φ=0,5 φtan .

Beitrag Dr.-Ing. Max Scherle in Tunnelbau 1998


Verlag Glückauf Essen, Seiten 162 bis 170

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3. Festlegungen

Wenn A0 keiner Einschränkung unterworfen ist, dann kann der


Radius R frei gewählt werden. Dabei sollen möglichst große
Radien angestrebt werden, soweit nicht aus Gründen der VON
triebs- und Steuertechnik eine Einschränkung geboten ist. Eine
solche Einschränkung ist dann geboten, wenn die gekrümmte
Strecke an einem Startschacht beginnt. Bei der Ausfahrt aus
einem Startschacht muß die Tangente 1 in Fortsetzung der Rich-
tung des Rohrauflagers im Startschacht verlaufen. Der Bogenan-
fang muß außerhalb des Startschachts liegen. Empfohlen wird
ein Abstand von der Länge der Vortriebseinrichtung
einschließlich der Arbeitsrohre plus ein bis zwei Rohrlängen.
Dieser Abstand wird zur Einleitung des Steuervorgangs benötigt.

4. Gradiente ohne Vorbogen


Der einfachste und zugleich häufigste Fall gekrümmter Gradien-
ten ist nach Bild 1 bei Ausführung ohne Vorbogen gegeben. Für
die auf die Scheiteltangente 0 bezogenen Koordinaten einer Gra-
diente ohne Vorbogen gelten die in Bild la angegebenen For-
meln.

Beitrag Dr.-Ing. Max Scherle in Tunnelbau 1998


Verlag Glückauf Essen, Seiten 162 bis 170

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 47

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 48

5.Gradiente mit einem Vorbogen

Bei enger werdendem Radius wird ein Vorbogen vorgeschaltet


und gegebenenfalls nachgeschaltet, wie ihn Bild 2 darstellt. Auf
die Frage, wann ein Radius enger wird, gibt es keine allgemein
gültige Antwort, da diese von einer Reihe von Faktoren
beeinflusst wird. Dazu zählen unter anderem:

¾ Der Rohrinnendurohmesser,
¾ Die Rohrlänge,
¾ Das zulässige Maß des Klaffens der Fugen,
¾ Die Vermessungs- und Steuertechnik,
¾ Die Vortriebstechnjk,

Als Erfahrungs- und Richtwert kann für die Anordnung von einem
Vorbogen gelten R1 ≤100 · di.

Beitrag Dr.-Ing. Max Scherle in Tunnelbau 1998


Verlag Glückauf Essen, Seiten 162 bis 170

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 49

Beitrag Dr.-Ing. Max Scherle in Tunnelbau 1998


Verlag Glückauf Essen, Seiten 162 bis 170

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3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 50

6. Gradiente mit zwei Vorbögen


Bei noch enger werdendem Radius werden zwei Vorbögen
vorgeschaltet, wie in Bild 3 dargestellt ist. Zur Beantwortung der
weiteren Frage, was unter noch engerem Radius zu verstehen
ist, gelten auch die Ausführungen unter einem Vorbogen.

Als Erfahrungs- und Richtwert kann für die Anordnung von zwei
Vorbögen gelten R1 ≤75 · di.
Dabei soll das Maß des Klaffens der Fugen nachstehende Werte
nicht überschreiten:

Rohrwanddicke [m]……. 0,150 0,300 0,400


Maß des Klaffens K [m]…… 0,015 0,025 0,030

Zwischenwerte können interpoliert werden. Das Maß des


Klaffens errechnet sich
K= di · l
R
Für die auf die Scheiteltangente V bezogenen Koordinaten einer
Gradiente mit zwei Vorbögen gelten die in Bild 3a angegebenen
Formeln.

Beitrag Dr.-Ing. Max Scherle in Tunnelbau 1998


Verlag Glückauf Essen, Seiten 162 bis 170

 Dr.-Ing. Max Scherle


Fernseminar – Scherle, Rößler – Rohrvortrieb
3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 51

Beitrag Dr.-Ing. Max Scherle in Tunnelbau 1998


Verlag Glückauf Essen, Seiten 162 bis 170

 Dr.-Ing. Max Scherle


Fernseminar – Scherle, Rößler – Rohrvortrieb
3. Fortsetzung 09.09.03 Seite 52

Meine sehr verehrten Damen,


meine sehr geehrten Herren,

das war die 3. Fortsetzung unseres Fernseminars zum Rohrvortrieb. Ich freue mich
über Ihre Teilnahme und danke Ihnen für Ihr Interesse. Der Rohrvortrieb ist schon
eine faszinierende Technik. Ich würde mich glücklich schätzen, würde es mir
gelingen, von einer Fortsetzung zur anderen die Spannung zu erhöhen. Mit der
Steuerung haben wir uns schon an ein Thema herangewagt, das einen besonderen
Stellenwert beim Rohrvortrieb einnimmt.

Und nun ist ein ganz heißes Thema in Vorbereitung, das in den beiden nächsten
Fortsetzungen des Seminars behandelt werden soll und an dem ich schon eifrig
schreibe:

Am 11.11.03 ist als 4. Fortsetzung vorgesehen:

Grundlagen der statischen Berechnung von Vortriebsrohren


im Locker- und im Festgestein

Am 12.12.03 sollen in der 5. Fortsetzung

Rechenbeispiele für die statische Berechnung von Vortriebsrohren


im Locker- und im Festgestein aus Stahlbeton, Steinzeug, Faserzement und
aus Stahl vorgetragen werden. Dazu laden ein

Max Scherle
Uwe Rößler
Herrenknecht AG
Norddeutscher Wirtschaftsverlag

die Sie zugleich verabschieden und auf ein Neues grüßen.

Diskussionsbeiträge zu diesem Seminar sowie Anregungen zu den Folgeseminaren


bitte an Fax 0621/6882 302.

 Dr.-Ing. Max Scherle

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