Fernseminar Fortsetzung3
Fernseminar Fortsetzung3
Fernseminar Fortsetzung3
FERNSEMINAR ROHRVORTRIEB
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3. Fortsetzung am 09.09.03
Thema:
Mit der Anwendung der Seminarunterlagen entzieht sich niemand der Verantwortung
für eigenes Handeln.
Regressansprüche gegen den Autor oder gegen die an der Gestaltung und
Durchführung des Seminars Mitwirkenden sind ausgeschlossen.
ich begrüße Sie zugleich im Namen meines Partners, Herrn Dipl.-Ing. Rößler, zur
heutigen 3. Fortsetzung unseres Fernseminars und würde mich freuen, wenn ich
wieder viele der bisherigen Teilnehmer begrüßen könnte. Ich werde mich aber auch
über jeden neuen Besucher unseres Seminars freuen. Ein wichtiger Hinweis: Es sind
noch alle Eintragungen der bisherigen Seminare abrufbar.
Heute wollen wir uns mit der Steuerung von Rohrvortrieben beschäftigen. Ähnlich wie
beim Autofahren: Wenn die Räder zu rollen beginnen, muss sofort die Steuerung
einsetzen. Der Fahrer steuert sichtbar sein Ziel an. Ganz anders beim Rohrvortrieb:
Der Steuermann, das ist der Schildführer, sieht nur den Schild vor sich. Seine
Tätigkeit ist mit dem Blindflug beim Fliegen vergleichbar. Wie der Flugzeugführer
durch den Fluglotsen geführt wird, wird der Schildführer durch das
Vermessungssystem geführt.
Das Vermessungssystem zeigt die Abweichungen des Schildes von der Soll-Linie
auf. Die erforderlichen Schritte zur Heranführung des Schildes an die Soll-Linie sind
Sache des Schildführers.
Sind Kurven nach der Seite oder/und nach der Höhe zu durchfahren, müssen die
erforderlichen Steuerschritte ebenfalls vom Schildführer wahrgenommen werden.
Worauf die Schildführer und sie anleitenden Schichtführer bei der Steuerung von
Rohrvortrieben zu achten haben, darüber soll in diesem Beitrag gesprochen werden.
l x di
k≅ (Bild 1)
R
Ungeplante Änderungen der Gradiente sind gegeben, wenn diese ungewollt von
der Soll-Linie abweicht. Dabei kann die Soll-Linie sowohl eine Gerade als auch eine
vorgegebene Kurve darstellen.
Ein Abweichen von der Soll-Linie an sich ist noch kein Steuerfehler und keine
Fehlsteuerung. Eine Fehlsteuerung liegt vor, wenn die Vorgaben zur Steuerung
falsch sind, z.B. wenn das Lasergerät falsch eingestellt oder wenn das Gerät zur
Höhenkontrolle dejustiert ist – oder wenn wichtige Vorgaben nicht eingehalten
werden!
Doch wie oft hat der Autor auf Baustellen schon die Worte gehört: „Unser Schild lässt
sich nicht steuern, zuerst reagiert er gar nicht, dann spielt er verrückt!“. Um das
Reagieren eines Schildes verständlich zu machen, soll hier seine Funktion bei der
Steuerung am Beispiel von Lockergestein untersucht werden.
Bei Geradeaus-Vortrieb sind alle Steuerpressen entweder ganz eingefahren oder
gleichmäßig ausgefahren (Bild 2a)
Zur Einleitung einer Steuerung soll eine Steuerpresse betätigt werden (Bild 2b).
Damit soll eine Schwenkbewegung des Schildes in die neue Richtung eingeleitet
werden. Doch der Schild lässt sich so nicht schwenken, da er mit seiner Schneide
fest im Baugrund steckt – wo er nach den Vortriebsbedingungen im Lockergestein
auch stecken muss, um ein Nachbrechen des Bodens an der Brust zu verhindern.
Aber der Schild weiß sich zu helfen: Wenn es an der Vorderseite nicht geht, dann
Doch das Rohr Nr. 2, das am Rohr Nr. 1 anliegt, stellt dies nach Bild 2c und d beim
weiteren Vortrieb wieder in die ursprüngliche Richtung zurück. Dabei drückt das Rohr
Nr. 1 nach Bild 2d den Schild in die gewünschte Kurve ein. Nach Bild 2e bewegen
sich nunmehr alle Rohre mitsamt dem Schild auf der vorgesehenen Kurve.
So ist es zu erklären, dass und warum es des Vorschubs von mehreren Rohren
bedarf (meist 2 bis 3 Rohre), bis die Einleitung einer Steuerung wirksam wird.
Absolut falsch wäre es nun, wenn sich der Steuererfolg nicht sofort einstellt, die
Steuerpressen radikal auszufahren – es wäre dasselbe, würde man das Lenkrad
eines Autos mit Gewalt herum reißen, das Auto käme ins Schleudern – so käme der
Rohrvortrieb auch ins Taumeln!
Bei der Steuerung ungeplanter Abweichungen von der Soll-Linie ist zu beachten:
1. Gebot: Der Verlauf der Gradiente ist fortlaufend genau zu beobachten. Dazu ist
der Abstand der Gradiente von der Soll-Linie ständig zu messen und
nicht nur aufzulisten, sondern auch
2. Gebot: lückenlos aufzuzeichnen, das heißt grafisch darzustellen. Ist eine, wenn
auch nur geringfügig erscheinende Abweichung von der Soll-Linie
erkennbar (Bild 3a) dann ist ohne Zögern die erforderliche Steuerung
einzuleiten. Es darf nicht abgewartet werden bis die zulässige
Abweichung erreicht ist!
3. Gebot: Eine scharfe Steuerung nach Bild 3b stellt einen schweren nicht mehr
gutzumachenden Steuerfehler dar. Er würde zu einem Knick in der
Gradiente führen, der nicht nur die unmittelbar betroffenen Rohre,
sondern auch alle nachfolgenden Rohre beim weiteren Vortrieb
schwer schädigen würde. Überhöhte Kantenpressungen an der
Rohrfugen mit Zerstörungen der Rohrenden wären die irreparablen
Folgen.
4. Gebot: Ist die richtige Steuerkorrektur mit einer von den Rohren erträglichen
Krümmung der Gradiente nach Bild 3c eingeleitet – erkenntlich an einem
mäßigen Klaffen der Fugen – ist der Verlauf der Gradiente ohne weiteren
Eingriff in die Steuerung abzuwarten. Die Gradiente muss sich nach Bild
3c unvermeidbar noch von der Soll-Linie bis zu ihrem Maximum
entfernen.
5. Gebot: Mit dem Erreichen des Maximums erfolgt die Wende in Richtung zur Soll-
Linie ohne dass in die Steuerung eingegriffen wird (Bild 3d).
Aber Achtung:
6. Gebot: Der Vortrieb in Richtung Soll-Linie darf so nicht bis zur Soll-Linie
fortgesetzt werden! Die Gradiente würde nach Bild 3d unweigerlich
über die Soll-Linie hinausschießen und eine ganz massive
Gegensteuerung erforderlich machen. Das befürchtete, sich
aufschaukelnde Pendeln um die Soll-Linie wäre die Folge.
7. Gebot: Hat die so gesteuerte Gradiente etwa den halben Abstand ihres
Maximums nach Bild 3e erreicht, hat die Gegensteuerung einzusetzen,
wobei die Steuerkorrektur am Schild ungefähr den gleich Wert haben soll
wie die vorausgehende Steuerkorrektur, nur in gegenläufiger Richtung.
Die Gradiente nähert sich unter leichten, vorsichtigen Steuerkorrekturen
asymptotisch der Soll-Linie. Aber wieder Achtung!
9. Gebot: Die Steuerung wird dadurch abgeschlossen, dass der Schild in der
Richtung der Soll-Linie auf diese zurückgestellt wird. Bild 3g
Im Zusammenhang sieht die richtige Steuerung zur Korrektur einer Abweichung von
der Soll-Linie nach Bild 3h wie folgt aus:
• Erkennung der Abweichung der Gradiente von der Soll-Linie
• Einleitung der Steuerung
• Beendigung der Steuerung durch Gegensteuerung
• Rückstellung des Schildes
10. Gebot: ● Ständige Vermessung der Lage der Gradiente zur Soll-Linie
7. Vorausgesetzt wird, dass die der geplanten Kurve vorausgehende Strecke unter
Beachtung der vorbeschriebenen Regeln – auch Gebote genannt – vorgetrieben
wurde.
Ab dem festgelegten Beginn der Einleitung der geplanten Kurve wird die jeweilige
Steuerpresse bzw. Pressengruppe – während gleichzeitig der Schild vorgetrieben
wird – solange und soweit zügig, bei gleichzeitiger Beobachtung des Druckes an
der Steuerpresse bzw. der Pressengruppe, ausgefahren, bis der Eintritt in die
geplante Kurve feststellbar ist.
Die Feststellung des Eintrittes in die geplante Kurve erfolgt durch ständige
Beobachtung der Entfernung y der Schildachse von der vorausgegangenen
Gradiente, die als Bezugslinie über den Anfangspunkt der geplanten Kurve hinaus
verlängert und durch den Laserstrahl dargestellt wird.
Bild 4: Kreisgleichung
Nun ist es nicht Aufgabe der Vortriebsbaustelle – nicht des Schichtführers und schon
gar nicht des Schildführers – diese Gleichung zu lösen. Die Auflösung wird hier im
Seminar durch Bild 5 dargestellt. Bild 5 zeigt ein Beispiel, wie im Rahmen der
Vortriebsplanung die Baustelle zu versorgen ist!
Zunächst wird über der x-Achse, die mit Null an der Stelle des Beginns der
geplanten Kurve beginnen soll – also nicht an der Stelle der vorgesehenen
Einleitung der Kurve – der Weg der Rohre angezeigt:
hier 2 4 6 8 10 Rohre
gleich 6 12 18 24 30 Meter
Dazu wird die Entfernung y der Rohrmitte von der Bezugslinie gleich dem Laserstrahl
nach der Formel
y = R - R2 - x2
Bei gleich langen Rohren gilt die auf den Bildern 1 und 6 abgeleitete Beziehung
d i x l x cos ϕ d i
R= x
k 2
di x l
R≅
k
Die so errechneten Werte von R sind stets ein einfach und schnell zu ermittelnder
Hinweis auf den tatsächlich aufgefahrenen Radius. Sinnvoll ist es, mindestens aus 2
aufeinander folgenden Fugen den Radius zu ermitteln und daraus den Mittelwert zu
bilden.
Das Vermessen der Fugenspaltweiten kann ohne Aufenthalt des Vortriebes der
Schildführer während des Rohrwechsels ausführen und das Ergebnis dem
Schichtführer zurück melden.
Auch hier soll dem Schichtführer das Rechnen auf der Baustelle erspart werden. Im
Rahmen der Vortriebsplanung wird ihm nach Bild 7 eine Tabelle erarbeitet, die ihm
zu den erwarteten k-Werten, die jeweiligen Werte der entsprechenden Radien angibt.
Achtung: In der Tabelle und in der grafischen Darstellung sind die k-Werte in mm
angegeben, so wie sie auch gemessen werden. In der Formel sind sie genauso wie
die Werte von di, l und R in Meter einzusetzen.
Zwischen (fast) beliebig wählbaren Rohren nach dem Schild – möglichst erst ab dem
zweiten und dritten Rohr, da sich das erste Rohr immer noch in Unruhe befindet –
wird in der Außenseite der Kurve mit einer einfachen Schnur eine Sehne
abgespannt. Aus der Länge s, der Sehne und der Pfeilhöhe h kann mit
nachstehender Beziehung
s² + 4h²
R=
8h
Auch hier darf der Baustelle keine Rechenarbeit zugemutet werden – die Baustelle
hat schon genug andere Arbeit zu tun. Dafür wird sie mit einer baustellengerechten
Lösung versorgt.
Aus diesen 4 Wertepaaren lässt sich unschwer die R-h-Linie konstruieren. So wird
für den Soll-Radius von 250 m eine Pfeilhöhe von 72 mm abgelesen.
Bild 8: Darstellung einer Kurve aus der Sehne und der Pfeilhöhe
Bild 9 zeigt schematisch die Vorgänge bei der Steuerung einer geplanten
Rechtskurve. Dazu ist zunächst die linke Steuerpresse bzw. Pressengruppe soweit
ausgefahren, dass die Achse des Schildes A1 – B1 – C1 – D1 tangential an der Soll-
Linie anliegt und mit der verlängerten Achse des Rohres 1 einen Winkel α bildet, der
gleich dem Winkel φ ist.
Dieser Winkel ist identisch mit dem Winkel φ, den die Linien M1 – R1 und M1 – Sch1
bilden. Daraus folgt, dass der Winkel α, den der Schild gegenüber der verlängerten
Mittellinie des Rohres 1 bildet, gleich dem Winkel φ ist. Das wäre zunächst der
Anstellwinkel oder auch Steuerwinkel des Schildes gegenüber dem Nachlaufrohr 1.
Damit würde der Schild dem von ihm vorgeschnittenen Hohlraum folgen. Bild 9
macht jedoch deutlich, dass sich die Mitte des Schildes (M1) nach außen von der
Soll-Linie entfernen würde. Diese hätte eine Fehlsteuerung zur Folge, da der
aufgefahrene Radius größer als der geplante Radius wäre und sich dieser Fehler mit
jedem Vorschub des Schildes vergrößern würde.
Diese Fehlentwicklung wirkt eine zusätzliche Schrägstellung des Schildes um den
Winkel β entgegen, der dem vorläufigen Anstellwinkel α zuzurechnen ist.
Der Winkel φ ergibt sich aus der Geometrie der Kurve und errechnet sich aus den
Angaben im Lageplan, aus dem Radius R und dem Tangentenschnittpunkt sowie
dem Anfang und Ende der Kurve. Daraus ließe sich der Winkel α = φ errechnen. Im
späteren Abschnitt Vermessung wird noch darauf eingegangen. „Ließe sich“ deshalb,
weil der Winkel α auf der Vortriebsbaustelle nicht gebraucht wird. Er dient hier nur
der Darstellung der Geometrie der Steuerung. Schicht- und Schildführer brauchen
Angaben über die Ausfahrstellung der Steuerpressen bzw. Pressengruppe. Diese
errechnet sich für den angenommenen Winkel α = φ aus der Beziehung
axl
p0 =
R
wobei p0 = Differenz der Ausfahrstellung der Steuerpressen aus dem Winkel α
a = Abstand der gegenüberliegenden Steuerpressen bzw. Pressengruppen
R = Soll-Radius
ist.
2,00 x 2,50
p0 = = 0,020 m = 20 mm
250
Die zusätzliche Schrägstellung des Schildes bewirkt, dass der Schild gegen die Soll-
Linie gedrückt wird. Fast wollte man sagen: Der Boden drückt den Schild. Doch der
Boden steht fest, der Schild bewegt sich (!) und bei dieser Bewegung drückt er sich
in Folge der Schrägstellung vom Boden ab.
Dieser Vorgang ist vergleichbar mit dem Steuer an einem Schiff. Nur ist am Schiff
das Steuerruder am „Heck“, beim Rohrvortrieb ist es am „Bug“!
Der Boden hat aber einen wesentlichen Einfluss auf die Steuerbarkeit eines
Rohrvortriebes. Je lockerer gelagert der Boden ist, um so größer muss der
zusätzliche Anstellwinkel sein. Der Schild muss den Boden erst verdichten, bevor er
sich auf ihm abstützen und von ihm abdrücken kann. Im Umkehrschluss heißt dies,
je dichter der Boden gelagert ist, umso geringer braucht der Anstellwinkelk zu sein.
Ist das Steuerziel erreicht, bleiben die Steuerpressen unverändert, bis Abweichungen
von der Soll-Linie festgestellt werden.
Spätestens von diesem Zeitpunkt an übernimmt das Vermessungssystem die
Führung des Rohrvortriebes durch:
• Vorgabe der Soll-Linie durch Einstellung und laufende Nachführung des
Lasergerätes
• laufende Errechnung der Abweichung der Ist-Linie von der Soll-Linie mit
tabellarischem Ausdruck und grafischer Darstellung auf dem Monitor beim
Schildführer und beim Schichtführer.
Zu bevorzugen ist die Variante mit Errechnung der Abweichungen von der Soll-Linie,
da sich diese unschwer grafisch darstellen lassen. Dabei mag es paradox
erscheinen: Die Soll-Linie wird als x-Achse und damit als Gerade dargestellt. Die
Abweichungen bilden die zu jedem Standort gehörenden y-Werte und so entsteht
auch für (kreisbogenförmige) Kurven das Bild 3 mit allen Konsequenzen (der 10
Gebote). Der Schildführer und der Schichtführer sehen das relative Verhalten von Ist-
Linie und Soll-Linie über die gesamte Vortriebsstrecke (siehe Bild 10).
Bild 10: Darstellung der Abweichung der Ist-Linie von der Soll-Linie bei gekrümmter
Gradiente
Bild 11 zeigt den Verlauf eines Vortriebes mit einer geplanten Rechtskurve.
nach 11a steht der Schild links von der Soll-Linie. Die Ist-Linie ist als Rechtskurve
mit einem Radius größer als der Soll-Radius (= Soll-Linie) aufgefahren
worden. Um den Schild an die Soll-Linie heranzuführen, ist der Ist-
Radius zu verkleinern. Dazu wird die linke Steuerpresse soweit und
solange ausgefahren, bis
nach 11c Rist gleich Rsoll ist und der Laserstrahl auf Schildmitte steht. Eine
Steuerung ist nicht mehr erforderlich. Die Pressen bleiben unverändert.
nach 11b steht der Schild rechts von der Soll-Linie. Die Ist-Linie ist als Rechtskurve
mit einem Radius kleiner als der Soll-Radius (=Soll-Linie) aufgefahren
worden. Um den Schild an die Soll-Linie heranzuführen, ist der Ist-
Radius zu vergrößern. Dazu wird die rechte Steuerpresse soweit und
solange ausgefahren bis
nach 11c Rist gleich Rsoll ist und der Laserstrahl auf Schildmitte steht. Die Pressen
bleiben unverändert
Bild 12 zeigt den Verlauf eines Vortriebes mit einer geplanten Linkskurve.
nach 12a steht der Schild links von der Soll-Linie. Die Ist-Linie ist als Linkskurve
mit einem Radius kleiner als der Soll-Radius (= Soll-Linie) aufgefahren
worden. Um den Schild an die Soll-Linie heranzufahren, ist der Ist-
Radius zu vergrößern. Dazu wird die linke Steuerpresse soweit und
solange ausgefahren bis
nach 12c Rist gleich Rsoll ist und der Laserstrahl auf Schildmitte steht. Eine
Steuerung ist nicht mehr erforderlich. Die Pressen bleiben unverändert.
nach 12b steht der Schild rechts von der Soll-Linie. Die Ist-Linie ist als Linkskurve
mit einem Radius größer als der Soll-Radius (= Soll-Linie) aufgefahren
worden. Um den Schild an die Soll-Linie heranzuführen, ist der Ist-
Radius zu verkleinern. Dazu wird die rechte Steuerpresse soweit und
solange ausgefahren bis
nach 12c Rist gleich Rsoll ist und der Laserstrecke auf Schildmitte steht. Die Pressen
bleiben unverändert.
Bild 13: Vortrieb mit einer geradlinig geplanten Gradiente und Abweichung nach der
Seite
Bild 13 zeigt den Verlauf eines Vortriebes mit einer geradlinig geplanten
Gradiente.
nach 13a steht der Schild links von der Soll-Linie. Um den Schild an die Soll-Linie
heranzuführen, ist die linke Steuerpresse auszufahren,
nach 13c steht die Mitte des Schildes auf dem Laserstrahl. Eine Steuerung ist nicht
mehr erforderlich. Die Pressen bleiben unverändert,
nach 13b steht der Schild rechts von der Soll-Linie. Um den Schild an die Soll-Linie
heranzuführen, ist die rechte Steuerpresse auszufahren,
nach 13c steht die Mitte des Schildes auf dem Laserstrahl. Eine Steuerung ist nicht
mehr erforderlich. Die Pressen bleiben unverändert.
Bild 14: Vortrieb mit einer geradlinigen Gradiente und Abweichungen nach der Höhe
Bild 14 zeigt den Verlauf eines Vortriebes mit geradlinig geplanter Gradiente
nach 14a steht der Schild zu hoch. Um den Schild an die Soll-Linie heranzuführen,
sind die oberen Steuerpressen auszufahren.
nach 14c steht die Mitte des Schildes auf dem Laserstrahl. Eine Steuerung ist nicht
mehr erforderlich. Die Pressen bleiben unverändert.
nach 14b steht der Schild zu tief. Um den Schild an die Soll-Linie heranzuführen,
muss die untere Presse ausgefahren werden.
nach 14c steht die Mitte des Schildes auf dem Laserstrahl. Eine Steuerung ist nicht
mehr erforderlich. die Pressen bleiben unverändert.
Sobald sich die geplante Kurve – meist ein Kreisbogen – eingestellt hat, übernimmt
die Führung der Steuerung das Vermessungssystem durch fortlaufende
Aufschreibung und grafische Aufzeichnung der Abweichung der Ist-Linie von der
Soll-Linie.
Einen ganz wesentlichen Einfluss können die Steuerpressen haben. Es ist normal,
dass die Steuerpressen hydraulisch ausgefahren werden und in der gewünschten
Stellung festgehalten werden. Man spricht dann: Die Steuerpressen stehen auf
Öldruck. Der Öldruck als Indiz für die Kraft, die auf jede einzelne Presse bzw. jede
Pressengruppe wirkt, wird dem Schildführer angezeigt. Nun kann es geschehen,
dass Hydrauliköl trotz Sperrung der Ölleitung verloren geht oder dass Presszylinder
undicht werden. Der Öldruck bleibt dabei konstant, denn dieser ergibt sich
unabhängig von der Stellung der Pressen aus dem Verhältnis der Kolbenfläche bzw.
den Kolbenflächen und zu der Kraft, die auf die Kolbenflächen wirkt. Die
Ölmanometer zeigen daher den Verlust von Hydrauliköl nicht an. Der Ölverlust wirkt
sich nur in einer veränderten Ausfahrstellung der jeweils betroffenen Presse bzw. der
ganzen Pressengruppe aus – unabhängig davon, ob sie gerade gesperrt sind oder
ob sie betätigt werden. Daraus ergeben sich die für das Ergebnis des Vortriebes –
unter Umständen entscheidenden Folgerungen oder, wenn man so will, auch
entscheidenden Forderungen:
1. Der Druck an den Einzelpressen bzw. Pressengruppen ist beim Schildführer
anzuzeigen und von diesem ständig zu beobachten.
2. Die Ausfahrstellung aller Einzelpressen bzw. Pressengruppen ist selbsttätig
zu messen und an den Monitoren des Schildführer und des Schichtführer
anzuzeigen und von beiden ständig zu beobachten.
Ist das Ziel der planmäßig gekrümmten Gradiente erreicht, das heißt ist der Punkt,
an dem die Beendigung der planmäßigen Krümmung der Gradiente nach der
Vortriebsplanung eingeleitet werden soll, erreicht, beginnt die Rücksteuerung.
Dazu wird eine Gegensteuerung dergestalt, dass die der bisher ausgefahrenen
Steuerpresse gegenüberliegende Steuerpresse langsam und zügig um das gleiche
Maß als vorausgehend die zur Einleitung der geplanten Kurve ausgefahrene Presse
ausgefahren wurde, jetzt ausgefahren wird. Die Auswirkung wird, wie in den
vorausgehenden Ausführungen beschrieben, mittels Kontrolle der Fugenspaltweiten
oder des Strichmaßes bei ausgespannter Sehne kontrolliert. Gleichzeitig übernimmt
wieder das Vermessungssystem die Kontrolle der Steuerung.
Wenn von Rohrvortrieb gesprochen wird, ist nicht selten auch der Überschnitt mit im
Gespräch und doch hat ihn noch keiner gesehen, denn er spielt sich hinter den
Rohren während des Vortriebes ab – und bleibt somit dem Auge verborgen.
Unter Überschnitt versteht man den Spielraum, den die Rohre benötigen, um in dem
vom Schild vorgeschnittenen Hohlraum vorangetrieben werden zu können. Für
diesen Spielraum gibt es mehrere Ursachen bzw. Gründe:
1. Beim Eindringen des Schildes in den Boden entfallen die Primärspannungen und
der Boden entspannt sich radial zu den Rohren hin. Dieses Maß zu erforschen,
wäre eine interessante Aufgabe – ob sie sich lohnen würde, mag jedoch
dahingestellt sein. Zu unterschiedlich sind die Einflüsse!
2. Die Rohre benötigen ein gewisses Spiel in der vorgeschnittenen Röhre –
genauso, wie jeder Kolben ein gewisses Spiel gegenüber dem Zylinder benötigt.
3. Die Rohre benötigen einen Spielraum zum Ausgleich der unvermeidlichen
Ungenauigkeit und der zulässigen Toleranzen.
Das zur Erfüllung der vorgenannten Punkte 1 bis 3 erforderliche Maß stellt das
Grundmaß dar, um das der Ausbruchraum bei geradliniger Gradiente – richtig,
geradlinig geplanter Graidente – über den Außendurchmesser der Rohre hinaus
ausgeschnitten werden muss. Deshalb auch Überschnitt und da er in seiner
bisherigen Darstellung das Grundmaß erfasst, soll er hier als Grundüberschnitt
eingeführt werden.
Für den Grundüberschnitt gibt es keine Rechenwerte und keine Regelwerte. Als
Anhalt kann auf der Grundlage langjähriger Erfahrungen empfohlen werden:
für DN bis 1,00 m Ügrund = 5 mm
DN 1,00 bis 1,50 m " = 5 bis 10 mm
1,50 bis 2,50 m " = 10 bis 15 mm
2,50 bis 4,00 m " = 15 bis 20 mm
über 4,00 m " = 25 mm
jeweils auf den Halbmesser der Rohre bezogen.
Bei Vortrieb in Festgestein ist zunächst zu prüfen, ob in Folge der Umlagerung der
Primärspannungen nach dem Ausbruch des Hohlraumes mit einem Hereindrängen
des Gesteines in den Ausbruchraum zu rechnen ist. Diese Frage bedarf der Klärung
im Rahmen des Baugrundgutachtens bzw. einer gesonderten felsmechanischen
Untersuchung.
Es darf davon ausgegangen werden, dass bei Vortrieb mit Vollschnittmaschinen der
Ausbruch mit glatter Oberfläche und hoher Maßgenauigkeit aufgefahren wird.
Bei Vortrieb mit Teilschnittmaschinen ist es wesentlich schwieriger, die gleiche
Oberflächenbeschaffenheit und die gleiche Genauigkeit zu erzielen wie bei Vortrieb
mit Vollschnittmaschinen.
Bisher wurde nur über den Überschnitt bei geradliniger, das heißt richtig, bei
geradlinig geplanter Gradiente gesprochen. Es liegt nahe, dass auch bei Vortrieb mit
gekrümmter Gradiente die Rohre einen gesonderten Spielraum brauchen – wie jedes
Auto auf der Landstraße auch. Dies zeigt das Bild 15a. Während das Rohr auf der
Kurveninnenseite den Ausbruch in Punkt „C“ tangential berühren, ohne dabei zu
klemmen und zu zwängen, ist auf der Kurvenaußenseite der Ausbruch soweit zu
vergrößern, dass das Rohr an den engsten Stellen, das sind die Punkte „A“ und „B“,
den Ausbruchraum ohne zu Klemmen oder zu zwängen gerade berührt. Das Maß,
um das der Ausbruchraum auf der Kurvenaußenseite zu vergrößern ist, wird in Bild
15a mit „Ü“ bezeichnet und wird hier als Ükr = ÜKrümmung eingeführt.
Während der Grundüberschnitt nicht berechenbar ist und deshalb sein Maß auf
Erfahrungswerten basieren muss, ist der Krümmungsüberschnitt auf der Grundlage
des Krümmungsradius und der Rohrlänge berechenbar.
1
U kr = R - x 4 x R² - l²
2
Beispiel: R = 300 m
l = 3,00 m
1
U kr = 300 - x 4 x 300² - 3,00²
2
1
= 3,75 x = 3,75 mm
1000
1
U kr = R - x 4R² - (2 x R)² = R (!!)
2
Bei dem Beispiel fällt der sehr geringe Wert des rechnerischen Überschnittes bei
gekrümmten Gradienten auf. Dieser Wert stellt das theoretische Maß der
Vergrößerung des Ausbruchraumes dar. Selbstverständlich braucht auch der
Überschnitt für gekrümmte Gradienten das gleiche zusätzliche Maß für alle
Unwägbarkeiten, wie sie bei der geradlinig geplanten Gradiente vorgesehen sind.
Bild 15b: Schema des Überschnittes in der Kurve (Ergänzung zu Bild 15a)
Die Rohre brauchen beim Vortrieb in der vom Schild vorgeschnittenen Röhre ihre
Führung. Man muss sich vorstellen, da wird über weite Strecken, manchmal
Hunderte Meter und mehr, eine aus lose aneinander gefügten Rohren gebildete
Stange mit mehreren Tausend Tonnen oder Tausenden von Kilo-Newton
vorgepresst. Dieses Gebildet versucht auszuknicken, wo immer es nur kann. Je
größer der durch den Überschnitt gebildete Spielraum ist, um so größer ist die
Wahrscheinlichkeit des Ausknickens. Ausknicken heißt aber Zwängungen der Rohre.
Da hilft auch die Füllung des Ringraumes mit einer Bentonitsuspension trotz
Verpressen nicht viel oder gar nicht! Übrigens die logische Folge ist hier, dass beim
Vortrieb in Kurven die Gefahr des Ausknickens am geringsten ist, da die gesamte
Rohrstrecke durch die Vorpresskraft an die Außenwand des Ausbruchraumes
gedrückt wird.
Der Überschnitt wird am Schild gebildet. Dazu gibt es nach Bild 16 drei Varianten:
1. Der Schild wird nach Bild 16a insgesamt um das Maß des Gesamtüberschnittes
vergrößert.
dü = da + 2 x Ügesamt
2 x Ü, da der Überschnitt stets auf den Halbmesser der Rohr bezogen wird.
Diese Lösung ist einfach, aber nicht gut! Nach Bild 2c dieses Beitrages weicht
der Schild in den von ihm vorgeschnittenen Ringraum aus, um so die
Schwenkbewegung anzunehmen. Wenn aber der Ringraum erst hinter dem
Schild entsteht, kann er nicht in den Ringraum hinein ausweichen. In diesem Fall
zwängt und klemmt der Schild an seinen rückwärtigen Ende genau so, wie an
seiner Schneide.
Der Überschnitt muss also
• im Lockergestein kurz hinter der Schildschneide
• im Festgestein durch die Abbauwerkzeuge bei Teil- und
Vollschnittmaschinen vor der Schildvorderkante
gebildet werden.
Als Standardausführung kann Bild 16b angesehen werden. Der Überschnitt wird
durch einen aufgeschweißten Ring in der Dicke des Gesamtüberschnittes über
den vollen Schildumfang gebildet. Der Ringraum wird den Vorschub begleitend
über den vollen Umfang mit einer Bentonitsuspension als Stütz- und Gleitmittel
verpresst und so eine optimale Stütz- und Gleitwirkung gesichert.
Bild 16c zeigt eine gelegentlich geforderte und entsprechend ausgeführte Lösung
des Überschnittes. Hier wird der Überschnitt auf ²⁄3 bis ¾ des Schildumfanges
beschränkt. Dadurch soll das Setzungsverhalten des Vortriebes günstig
beeinflusst werden, da sich die Rohre sofort nach dem Verlassen des
Startschachtes auf der Aushubsohle absetzen. Dem steht als wesentlicher
Nachteil gegenüber, dass der Sohlbereich der Rohre nicht oder nur sehr
begrenzt von der Bentonitsuspension erreicht wird – und gerade hier ist die
Schmierung der Rohre besonders wichtig.
Tunnelbau im Untertagebau
1. Einführung
2. Vorgaben
3. Festlegungen
¾ Der Rohrinnendurohmesser,
¾ Die Rohrlänge,
¾ Das zulässige Maß des Klaffens der Fugen,
¾ Die Vermessungs- und Steuertechnik,
¾ Die Vortriebstechnjk,
Als Erfahrungs- und Richtwert kann für die Anordnung von einem
Vorbogen gelten R1 ≤100 · di.
Als Erfahrungs- und Richtwert kann für die Anordnung von zwei
Vorbögen gelten R1 ≤75 · di.
Dabei soll das Maß des Klaffens der Fugen nachstehende Werte
nicht überschreiten:
das war die 3. Fortsetzung unseres Fernseminars zum Rohrvortrieb. Ich freue mich
über Ihre Teilnahme und danke Ihnen für Ihr Interesse. Der Rohrvortrieb ist schon
eine faszinierende Technik. Ich würde mich glücklich schätzen, würde es mir
gelingen, von einer Fortsetzung zur anderen die Spannung zu erhöhen. Mit der
Steuerung haben wir uns schon an ein Thema herangewagt, das einen besonderen
Stellenwert beim Rohrvortrieb einnimmt.
Und nun ist ein ganz heißes Thema in Vorbereitung, das in den beiden nächsten
Fortsetzungen des Seminars behandelt werden soll und an dem ich schon eifrig
schreibe:
Max Scherle
Uwe Rößler
Herrenknecht AG
Norddeutscher Wirtschaftsverlag