DIN 1986 100 2017 Entwaesserung

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Entwässerungsanlagen

für Gebäude und Grundstücke

Europäische Normenentwicklung
in der Entwässerungstechnik
Stand Dezember 2016

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
Europäische Entwässerungsnormen
zur Planung von Entwässerungsanlagen

DIN EN 12056 Schwerkraftentwässerungsanlagen


innerhalb von Gebäuden
(Ausgabe 01-2001)

DIN EN 752 Entwässerungssysteme


außerhalb von Gebäuden
(Ausgabe 04/2008)

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
DIN 1986

Teil 100 Entwässerungsanlagen


für Gebäude und Grundstücke (12/2016)
Teil 3 Regeln für Betrieb und Wartung (11/2004)
Teil 4 Verwendungsbereiche von Abwasserrohren und
-formstücken verschiedener Werkstoffe (12/2011)
Teil 30 Instandhaltung (02/2012)

Die DIN 1986-100 ist eine nationale Restnorm und


gilt in Verbindung mit den europäischen Normen
DIN EN 752 und DIN EN 12056

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
Anwendungsbereiche

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
5.4.2. Ableitung verschiedener Abwasserarten

Beim Mischsystem sind Regen- und Schmutzwasser über getrennte


Fall-, Sammel- oder Grundleitungen aus dem Gebäude herauszu-
führen. Die Grund- bzw. Sammelleitungen müssen aus hydrau-
lischen Gründen außerhalb des Gebäudes möglichst nahe dem
Anschlusskanal an der Grundstücksgrenze zusammengeführt
werden. Die Zusammenführung sollte in einem Schacht mit offenem
Durchfluss erfolgen.

In Ausnahmefällen, z.B. bei Grenzbebauung, ist eine Zusammen-


führung von Schmutz- und Regenwasserleitungen innerhalb des
Gebäudes nur unmittelbar an der Gebäudeaußenwand zulässig.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
Zusammenführung von Schmutzwasser
und Regenwasserleitungen

Regenwassergrund- oder Sammel-


leitungen > DN 150 sollten
im Falle der Grenzbebauung mit
einer eigenen Anschlussleitung
an den öffentlichen Mischwasserkanal
angeschlossen werden, so dass das
Grundstück einen Anschluss für
Schmutz- und einen für Regenwasser
an den Mischwasserkanal erhält.
Diese Ausführung ist wesentlich
betriebssicherer.

1 Straße
2 DIN EN 12056-1; Zusammenführung von Schmutz- und Regenwasserleitungen
nur außerhalb vom Gebäude zulässig (möglichst nahe am Anschlusskanal)
3 DIN 1986-100; Zusammenführung von Schmutz- und Regenwasserleitungen bei Grenzbebauung
4 Grundstücksgrenze
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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
6.5. Lüftung der Entwässerungsanlage

6.5.1. Allgemeines
In Anlagen ohne Fallleitungen muss für die Be- und Entlüftung der
Grund-/Sammelleitungen mindestens eine Lüftungsleitung DN 70
über Dach geführt werden. Innerhalb der so belüfteten Leitungen
sind die Anforderungen für Einzel- und Sammelanschlussleitungen
einzuhalten (siehe 14.1.3).

Mündet eine Lüftungsleitung in der Nähe von Aufenthaltsräumen,


so ist sie mindestens 1 m über den Fenstersturz hochzuführen oder
so zu verlegen, dass sie mindestens 2 m seitlich der Fensteröffnung
liegt. Der vorgenannte Schutzabstand ist im Sogbereich von Ansaug-
stellen von Lüftungs-, Kälte- und Klimaanlage im Einvernehmen mit
der Herstellerfirma zu bestimmen.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
Lüftung der Entwässerungsanlage
nach Abschnitt 6.5.1

Endrohre von Lüftungsleitungen über Dach sind nach oben offen,


mindestens mit dem Querschnitt der Lüftungsleitung auszuführen.
Abdeckungen dürfen nicht eingesetzt werden.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
6.5. Lüftung der Entwässerungsanlage

6.5.5. Belüftungsventile
Belüftungsventile können in Entwässerungsanlagen mit dem
Hauptlüftungssystem als Ersatz für Umlüftungen oder indirekter
Nebenlüftungen, die dem Abbau von Unterdruck im Leistungs-
system dienen, eingebaut werden.

Es dürfen nur Belüftungsventile nach DIN EN 12380 verwendet


werden.

In Ein- oder Zweifamilienhäusern oder entwässerungstechnisch


vergleichbaren Nutzungseinheiten mit ausschließlich häuslichem
Abwasser können Belüftungsventile als Ersatz von Hauptlüftungs-
leitungen eingesetzt werden, wenn mindestens eine Fallleitung über
Dach geführt wird. In diesem Fall ist die Fallleitung mit der größten
Nennweite über Dach zu be- und entlüften.
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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
6.5. Lüftung der Entwässerungsanlage

6.5.5. Belüftungsventile
Belüftungsventile sind so zu installieren, dass sie im Falle eines
Defektes ohne bauliche Maßnahmen ausgetauscht werden können.
Für ausreichenden Luftzutritt ist zu sorgen.

Den Einsatzbereich unter Berücksichtigung der Betriebstemperatur


und der Einbaulage regelt Tabelle 2 in Anlehnung an DIN EN 12380.

In rückstaugefährdeten Bereichen und für die Lüftung von Behältern,


z.B. Hebeanlagen, dürfen keine Belüftungsventile eingesetzt werden.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
6.5. Lüftung der Entwässerungsanlage

Beispiel für Belüftungsventile

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14 Bemessung
14.1. Schmutzwasseranlagen
14.1.1 Allgemeines
Den Bemessungsregeln dieser Norm liegen folgende funktionale
Anforderungen zu Grunde:
 der durch den Abflussvorgang verursachte Sperrwasserverlust darf
die Geruchverschlusshöhe (Sperrwasserhöhe) um nicht mehr als
25 mm reduzieren;
 das Sperrwasser darf weder durch Unterdruck abgesaugt noch
durch Überdruck herausgedrückt werden;
 für Schmutzwasser- und Mischwasserleitungen sollte keine größere
Nennweite als nach dieser Norm errechnet verwendet werden;
 die Selbstreinigung der Abwasserleitung muss erreicht werden.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14 Bemessung
Zulässiger Sperrwasserrverlust

Legende:
a) zulässige Reduzierung der
Sperrwasserhöhe <25 mm

b) Geruchverschlusshöhe

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.1.2 Schmutzwasserabfluss

Qtot ist der geplante Gesamtschmutzwasserabfluss in einem Teil


oder der gesamten Entwässerungsanlage

Qtot = Qww + Qc + Q p

Dabei ist:

Qtot der Gesamtschmutzwasserabfluss, in Liter je Sek., (l/s)


Qww der Schmutzwasserabfluss, in Liter je Sek., (l/s)
Qc der Dauerabfluss, in Liter je Sek., (l/s)
Qp der Pumpenförderstrom, in Liter je Sek., (l/s)

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.1.2 Schmutzwasserabfluss

Qww ist der erwartete Schmutzwasserabfluss in einem Teil oder


der gesamten Entwässerungsanlage und wird nach folgender
Gleichung berechnet:

Qww = K ∑ DU
Qww der Schmutzwasserabfluss, in Liter je Sek., (l/s)
K die Abflusskennzahl
Σ DU die Summe der Anschlusswerte

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
Tabelle 5 Abflusskennzahlen (K)

Gebäudeart und Benutzung K

Unregelmäßige Benutzung, z.B. in Wohnhäusern, 0,5


Altersheimen, Pensionen, Büros
Regelmäßige Benutzung, z.B. in Krankenhäusern, 0,7
Schulen, Restaurants, Hotels
Häufige Benutzung, z.B. in öffentlichen Toiletten 1,0
und/oder Duschen

Bei der Bemessung von Teilstrecken mit unterschiedlichen Abflusskennzahlen


sollte – bei annähernd gleich großen Schmutzwasserabflüssen – mit der jeweils
größeren Abflusskennzahl gerechnet werden.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
Anschlusswerte und Nennweiten von belüfteten
und unbelüfteten Einzelanschlussleitungen

Entwässerungsgegenstand Anschlusswert Einzel-


DU Anschlussleitung
l/s
Waschbecken, Bidet 0,5 DN 40
Dusche ohne Stöpsel 0,6 DN 50
Dusche mit Stöpsel 0,8 DN 50
Einzelurinal mit Spülkasten 0,8 DN 50
Einzelurinal mit Druckspüler 0,5 DN 50
Standurinal 0,2 DN 50
Urinal ohne Wasserspülung 0,1 DN 50
Badewanne 0,8 DN 50
Küchenspüle u. Geschirrspüler gemeins. 0,8 DN 50
Küchenablaufstelle 0,8 DN 50
Geschirrspüler 0,8 DN 50
Waschmaschine bis 6 kg 0,8 DN 50
Waschmaschine bis 12 kg 1,5 DN 56/60
WC mit 4,0/4,5 Liter Spülkasten 1,8 DN 80 / DN 90
WC mit 6,0 Liter Spülkasten/Druckspüler 2,0 DN 80–100
WC mit 7,5 Liter Spülkasten/Druckspüler 2,0 nicht gebräuchlich
WC mit 9,0 Liter Spülkasten/Druckspüler 2,5 DN 100
Bodenablauf DN 50 0,8 DN 50
Bodenablauf DN 70 1,5 DN 70
Bodenablauf DN 100 - 17 -
2,0 DN 100
Entwässerungsanlagen
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Bemessung von Schmutzwasseranlagen
nach Abschnitt 14.1

Ist der Wert des berechneten Schmutzwasserabflusses Qww


bzw. des berechneten Gesamtschmutzwasserabflusses Qtot
geringer als der Anschlusswert DU des größten angeschlossenen
Entwässerungsgegenstandes, so gilt der Wert des größten
angeschlossenen Entwässerungsgegenstandes DU.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
Bemessung von Schmutzwasseranlagen
nach Abschnitt 14.1

Anwendungsbeispiel
An eine Schmutzwasserleitung eines Wohnhauses sollen folgende
Entwässerungsgegenstände angeschlossen werden:
Gegeben:
Summe der Anschlusswerte Σ DU = 9,7 l/s (Größter Einzelanschluss
WC mit 6,0 Liter Spülkasten mit DU = 2,0 l/s)

Abflusskennzahl K = 0,5 (Wohnhaus)


Lösung:
Schmutzwasserabfluss Qww = K ∙ (Σ DU)0,5 = 0,5 ∙ (9,7)0,5 = 1,56 l/s
Ergebnis:
Da der errechnete Schmutzwasserabfluss Qww mit 1,56 l/s kleiner ist als
der größte Einzelanschluss mit 2,0 l/s (WC mit 6,0 Liter Spülkasten)
muss die Bemessung der Schmutzwasserleitung mit einem
Schmutzwasserabfluss von 2,0 l/s durchgeführt werden. - 19 -
Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.1.3.1 Unbelüftete Einzelanschlussleitungen

 Das Mindestgefälle für unbelüftete Einzelanschlussleitungen


beträgt 1 cm/m.
 Eine unbelüftete Einzelanschlussleitung darf nicht länger
als 4 m sein.
 Innerhalb eines Fließweges dürfen maximal drei 90°-Umlenkungen
(ohne Anschlussbogen) vorhanden sein.
 Die Höhendifferenz ∆h zwischen einem Anschluss an einen
Entwässerungsgegenstand und der Rohrsohle im Anschluss-
abzweig an die Fallleitung darf 1 m nicht überschreiten.
Kann eine der vorstehenden Bedingungen nicht erfüllt werden,
muss die Einzelanschlussleitung belüftet werden.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.1.3.2 Belüftete Einzelanschlussleitungen

 Das Mindestgefälle für belüftete Einzelanschlussleitungen


beträgt 0,5 cm/m.
 Eine belüftete Einzelanschlussleitung darf nicht länger als
10 m sein.
 Die Höhendifferenz ∆h zwischen einem Anschluss an einen
Entwässerungsgegenstand und der Rohrsohle im
Anschlussabzweig an die Fallleitung darf 3 m nicht überschreiten.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.1.3.3 Sammelanschlussleitungen

Bemessung von unbelüfteten Sammelanschlussleitungen

di,min K = 0,5 K = 0,7 K = 1,0 max.


DN mm ΣDU ΣDU ΣDU Rohrlänge
l/s l/s l/s m
50 44 1,0 1,0 0,8 4,0

56/60 49/56 2,0 2,0 1,0 4,0

70a 68 9,0 4,6 2,2 4,0


b b
80 75 13,0 8,0 4,0 10,0
b b
90 79 13,0 10,0 5,0 10,0

100 96 16,0 12,0 6,4 10,0


a) keine Klosetts b) maximal 2 Klosetts

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.1.3.3 Sammelanschlussleitungen

Sammelanschlussleitung

∆h < 1 m ΣDU <16

l<4m
l ges < 10 m

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.1.3.3 Sammelanschlussleitungen

Das Mindestgefälle für eine unbelüftete Sammelanschlussleitung


beträgt 1 cm/m.

Die Länge eines Fließweges in einer unbelüfteten Sammelanschluss-


leitung darf die maximale Länge aus Tabelle 7 nicht überschreiten.

Innerhalb der unbelüfteten Sammelanschlussleitung gelten die


Festlegungen für Einzelanschlussleitungen.

Kann eine der Anwendungsgrenzen nicht erfüllt werden,


handelt es sich um eine Sammelleitung, die belüftet und
entsprechend 14.1.5 bemessen werden muss.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.1.4 Fallleitungen

Bemessung von Fallleitungen


Schmutzwasserfallleitungen mit Hauptlüftung
Q max (l/s)
DN Abzweige ohne Innenradius Abzweige mit Innenradius

60c 0,5 0,7


70 1,5 2,0
80a,b 2,0 2,6
90a,b 2,7 3,5
100 4,0 5,2
125 5,8 7,6
150 9,5 12,4
200 16,0 21,0
a) Ergänzend zu DIN EN 12056-2:2001-01, Tabellen 11 und 12, darf die Nennweite für Fallleitungen im System 1
bei Verwendung von Klosettanlagen mit 4,0 l bis 6,0 l Spülwasservolumen mindestens DN 80 betragen.
b) Mindestnennweite bei Anschluss von Klosetts.
c) Nennweite nach DIN EN 12056-2, in Deutschland jedoch nicht gebräuchlich.
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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.1.4 Fallleitungen

Anschlüsse an Fallleitungen mit Abzweigen 88° mit 45° Einlaufwinkel,


z.B. nach DIN 19522 (s. Bild unten) sind wie Abzweige mit
Innenradius (siehe DIN EN 12056-2:2001-01, Tabelle 11) zu bewerten.

D/2

Abzweig
Abzweig 88° 88°Einlaufwinkel
mit 45°

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.1.5 Bemessung der Sammel-
und Grundleitungen
14.1.5.1 Allgemeines
Für Planungen ohne Festlegung des Rohrwerkstoffes können die
Nennweiten unter Verwendung der Bemessungstabellen im Anhang A,
Tabellen A.3 bis A.5 ermittelt werden.

Das berechnete Abflussvermögen beruht hier auf dem


kleinstzulässigen Innendurchmesser der jeweiligen
Nennweite nach DIN EN 12056-2:2001-01, Tabelle 1.

Ist der Rohrwerkstoff bekannt, kann die Bemessung auch unter


Verwendung der tatsächlichen Innendurchmesser nach
Prandtl-Colebrook mit einer betrieblichen Rohrrauheit von
kb= 1,0 mm erfolgen.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.1.5.2 Sammelleitungen

Innerhalb des Gebäudes sind Sammelleitungen für einen


Füllungsgrad von h/di = 0,5 unter Berücksichtigung eines
Mindestgefälles von J = 0,5 cm/m und einer
Mindestfließgeschwindigkeit von 0,5 m/s zu bemessen.

Hinter der Einleitung eines Volumenstroms aus einer


Abwasserhebeanlage kann die Sammelleitung für einen
Füllungsgrad von h/di = 0,7 bemessen werden.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.1.5.3 Grundleitungen

J v
Leitungsart h/d cm/m m/s
Grundleitung, innerhalb des Gebäudes 0,5 0,5 min. 0,5
Hinter Einleitung eines Volumenstroms
aus Abwasserhebeanlage innerhalb von 0,7 0,5 min. 0,5
Gebäuden
Grundleitung, Schmutz- und Mischwasser,
0,7 1:DN 0,7 bis 2,5
außerhalb des Gebäudes
Hinter Einleitung eines Volumenstroms
aus Abwasserhebeanlage ausserhalb des
1,0 1:DN 0,7 bis 2,5
Gebäudes, hinter Schacht mit offenem
Durchfluss
Mischwasserleitungen ab DN 150
hinter Schacht mit offenem Durchfluss 1,0 1:DN 0,7 bis 2,5

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.1.5.3 Grundleitungen

Die Grundleitung kann bis zum nächstgelegenen Schacht außerhalb


vom Gebäude in der Mindestnennweite DN 80 (di = 75 mm)
ausgeführt werden, wenn die hydraulische Berechnung dies zulässt.
Unabhängig davon ist aus Gründen der besseren Zugänglichkeit der
Grundleitung für Inspektion und Reinigung und der Verfügbarkeit von
geeigneten, verwendbaren Bauteilen, die Ausführung der
Grundleitung in der Nennweite DN 100 zu empfehlen.
Anschlussleitungen <DN 100 dürfen als Grundleitungen verlegt
werden, wenn sie möglichst kurz und inspizierbar ausgeführt werden.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
5.3 Regenentwässerungsanlagen

5.3.1 Planungsanforderungen
Bei Planung und Bemessung von Anlagen zur Regenwasserableitung
sollten vorrangig alle Möglichkeiten der dezentralen Regenwasser-
bewirtschaftung genutzt werden, um die Einleitung von Regenwasser
in die öffentliche Abwasseranlage zu reduzieren.

Möglichkeiten der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung sind:


 Speicherung und Nutzung;
 Versickerung, gegebenenfalls in Kombination mit Teileinleitung
in die Kanalisation;
 Einleitung in ein oberirdisches Gewässer.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
5.3 Regenentwässerungsanlagen

5.3.2 Planungshinweise
Die Regenentwässerung kann über Freispiegelsysteme oder planmäßig
betriebene Regenwasserleitungen mit Druckströmung erfolgen.

Freispiegelsysteme werden als druckloses in der Regel teilgefülltes


System geplant. Mit Überschreiten der Berechnungsregenspende ist
die Überlastung und gegebenenfalls auch mit Überflutung zu rechnen.

Bei planmäßig vollgefüllt betriebenen Regenwasserleitungen


mit Druckströmung kommt es mit Überschreiten der Berechnungs-
regenspende zur Überflutung der Dachfläche.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
5.9 Notentwässerung

Die Notentwässerung kann über Notüberläufe oder Notabläufe


erfolgen.

Die Notentwässerung darf nicht an die Entwässerungsanlage


angeschlossen werden, sondern muss mit freiem Auslauf auf
schadlos überflutbare Grundstücksflächen entwässert werden.

Von jedem Dachablauf aus muss ein freier Abfluss auf der
Dachabdichtung zu einer Notentwässerung mit ausreichendem
Abflussvermögen vorhanden sein. Lässt die Dachgeometrie
eine freie Notentwässerung über die Fassade nicht zu, muss
zur Sicherstellung der Notentwässerungsfunktion ein
zusätzliches Leitungssystem mit freiem Auslauf auf das
Grundstück diese Aufgabe übernehmen.
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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
5.9 Notentwässerung

Notabläufe können als Attikaabläufe frei durch die Attika


entwässern.

Verrohrte Notablaufsysteme müssen als Freispiegelsysteme


oder als planmäßig vollgefüllt Leitungen mit Druckströmung
den Anforderungen nach 14.2 und 14.3 genügen.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
5.8.4 Sanierung von Dachflächen

Wenn die Dachfläche eines Gebäudes saniert wird, muss das


Abflussvermögen der vorhandenen Entwässerungsanlage
überprüft werden.

Gleichfalls ist zu kontrollieren, ob Notentwässerungen vorhanden,


ausreichend bemessen und richtig angeordnet sind.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.2 Regenentwässerungsanlagen

14.2.1 Regenwasserabfluss

1
Q = r( D ,T ) ⋅ C ⋅ A ⋅
10.000
Dabei ist:
r(D,T) die Berechnungsregenspende in Liter je Sekunde und Hektar (l/[sxha]),
ermittelt auf statistischer Grundlage
C der Abflussbeiwert
A die wirksame Niederschlagsfläche in Quadratmeter (m²)
Q der Regenwasserabfluss, in Liter je Sek., (l/s)

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.2 Regenentwässerungsanlagen

14.2.2 Berechnungsregen
Für die Ermittlung der Berechnungsregenspenden sind die Werte
nach KOSTRA-DWD 2010 zu verwenden.

Für den angegebenen Ortspunkt wird das zugehörige


KOSTRA-Rasterfeld (8,5 x 8,5 km) ermittelt.

Für die Bemessung sind die Werte an der oberen Bereichsgrenze


zu verwenden.

Für ausgewählte Orte in Deutschland sind in Tabelle A.1 beispielhaft


Regenspenden angegeben, die sich nach dieser Vorgehensweise
aus KOSTRA-DWD 2010 ergeben.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.2 Regenentwässerungsanlagen

14.2.2 Berechnungsregen
Die für die Bemessung maßgebende Regendauer ist mit D = 5 Minuten
zu berücksichtigen. Die Jährlichkeit (T) wird durch die Aufgabenstellung
festgelegt und muss unter Beachtung der Art und Nutzung des
Gebäudes vorgenommen werden. Sicherheitsfaktoren müssen
dann nicht mehr berücksichtigt werden.

Die Jährlichkeit des Berechnungsregens für Grundstücksflächen,


ausgenommen Dachflächen, muss für Niederschlagsflächen ohne
geplante Regenrückhaltung mindestens einmal in 2 Jahren (T = 2)
betragen.

Die Jährlichkeit des Berechnungsregens für die Entwässerung von


Dachflächen muss mindestens einmal in 5 Jahren (T = 5) betragen.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.2 Regenentwässerungsanlagen

14.2.2 Berechnungsregen

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.2 Regenentwässerungsanlagen

14.2.3 Abflussbeiwerte

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.2.4 Abflusswirksame Flächen

14.2.4.1 Dachfläche
Bei der Bemessung ist als wirksame Dachfläche die im Grundriss
projizierte Dachfläche zu verwenden.
Der Planer muss prüfen, ob Wind getriebener Regen auf Fassaden
Einfluss auf den Regenwasserabfluss in die Entwässerungsanlage hat.
Muss Windeinwirkung berücksichtigt werden, ist die wirksame Fläche
nach DIN EN 12056-3:2001-01 (4.3, Tabelle 3) zu berechnen.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.2.6 Regenwasserabfluss
über Notentwässerung
Entwässerungs- und Notentwässerungssystem müssen gemeinsam
mindestens das am Gebäudestandort über 5 min zu erwartende
Jahrhundertregenereignis (r(5,100)) entwässern können.
Das Mindestabflussvermögen wird nach Gleichung (5) berechnet.

A
QNot = (r( 5,100 ) − r( D ,T ) ⋅ C ) ⋅
10.000
Dabei ist:
QNot Mindestabflussvermögen der Notüberläufe in l/s
r(5,100) die 5-Minuten-Regenspende, in Liter je Sek. und Hektar [l/(sxha)],
die einmal in 100 Jahren erwartet werden muss;
r(D,T) die Berechnungsregenspende in Liter je Sek. und Hektar [l/(sxha)]
C der Abflussbeiwert; die Berücksichtigung des Abflussbeiwertes, C, ist nur
bei der Ermittlung des Abflusses aus dem Berechnungsregen r(5,5) für die
Dachfläche zulässig;
A die wirksame Niederschlagsfläche in Quadratmetern, (m²) - 42 -
Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.2.6 Regenwasserabfluss
über Notentwässerung

Ist ein außergewöhnliches Maß an Schutz für ein Gebäude


notwendig, sollte die Notentwässerungseinrichtung allein
den Jahrhundertregen r(5,100) entwässern können.

Die Unterkante der Notentwässerung muss oberhalb der


erforderlichen Druckhöhe für den gewählten Dachablauf liegen.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
Notentwässerung nach Abschnitt 14.2.6

a) Ermittlung der Überflutungshöhen b) Ermittlung der Überflutungshöhen bei


bei Notentwässerungen bei Notentwässerungen durch Öffnung in
geschlossener Attika der Attika

Legende:
1 Erforderliche Druckhöhe h am Notablauf B
2 Erforderliche Druckhöhe h am Dachablauf A
3 Maximale Überflutungshöhe (Wassertiefe)
4 Höhe der Notüberlauföffnung C in der Attika/Fassade (eckig oder rund)
oberhalb der erforderlichen Druckhöhe (2) des Dachablaufes A
5 Notablauf frei durch Fassade
A Dachablauf
B Notablauf
C Notüberlauföffnung - 44 -
Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.2.6 Regenwasserabfluss
über Notentwässerung

Ist der Hochpunkt einer Notüberlaufströmung mit der Wassertiefe W


weiter als L = 10 m vom Notüberlauf/Notablauf entfernt bzw. liegen
Notüberlauf/Notablauf weiter als 20 m auseinander, ist die Wassertiefe
im Hochpunkt mindestens mit dem doppelten Wert für die erforderliche
Druckhöhe am Ablauf/Überlauf anzunehmen.

W = 2·h

Dabei ist:
W die Wassertiefe, in Millimeter, (mm);
h die Druckhöhe am Notüberlauf, in Millimeter, (mm).

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.2.7 Freispiegelentwässerung

14.2.7.1 Einzel-/Sammelanschlussleitungen

Die Bemessung von Einzelanschlussleitungen erfolgt wie bei


Sammelleitungen, jedoch darf die Nennweite nicht geringer
sein als die Nennweite des Dachablaufs.

Sammelanschlussleitungen müssen wie Sammelleitungen


bemessen werden (siehe Tabellen A.3 und A.4).

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.2.7 Freispiegelentwässerung

14.2.7.2 Fallleitungen
Die Fallleitung darf keine geringere Nennweite aufweisen als
die Anschlussnennweite des zugehörigen Dachablaufs bzw.
der Sammelanschlussleitung.

Die Fallleitungen können bis zu einem Füllungsgrad


von f = 0,33 bemessen werden.

Fallleitungsverzüge ≥10° bleiben bei der Ermittlung des Abfluss-


vermögens der Fallleitungen unberücksichtigt. Bei Verzügen <10°,
müssen die Fallleitungen mit dem Gefälle des Verzuges bei einem
Füllungsgrad von h/di = 0,7 bemessen werden.
Bei Fallleitungen mit Leitungsverzug siehe DIN EN 12056-3:2001-01.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.2.7 Freispiegelentwässerung

Abflussvermögen von Regenwasserleitungen


Regenwasserabfluss Q

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.2.7 Freispiegelentwässerung

14.2.7.3 Bemessung der Sammel- und Grundleitungen


Für Planungen ohne Festlegung des Rohrwerkstoffes können
die Nennweiten unter Verwendung der Bemessungstabellen
im Anhang A, Tabellen A.3 bis A.5 ermittelt werden.

Das berechnete Abflussvermögen beruht hier auf dem kleinst-


zulässigen Innendurchmesser der jeweiligen Nennweite nach
DIN EN 12056-2:2001-1, Tabelle 1.
Ist der Rohrwerkstoff bekannt, kann die Bemessung auch unter
Verwendung der tatsächlichen Innendurchmesser nach Prandti-
Colebrook mit einer betrieblichen
Rohrrauheit von kb = 1,0 mm erfolgen.

Der Mindestdurchmesser von Grundleitungen beträgt DN 100.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.2.7 Freispiegelentwässerung

Innerhalb des Gebäudes sind Sammel- und Grundleitungen für


einen Füllungsgrad von h/di = 0,7 unter Berücksichtigung eines
Mindestgefälles von J = 0,5 cm/m zu bemessen.

Bei der Bemessung von Grundleitungen außerhalb des Gebäudes


ist die Mindestgeschwindigkeit mit v = 0,7 m/s und eine
Maximalgeschwindigkeit von v = 2,5 m/s zu berücksichtigen.
Das Mindestgefälle beträgt hier J = 1: DN und der zulässige
Füllungsgrad h/di = 0,7 .

Hinter einem Schacht mit offenem Durchfluss kann die Vollfüllung


ohne Überdruck bemessen werden.

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke
14.3. Planmäßig vollgefüllt betriebene
Dachentwässerungsanlagen (Druckströmung)

DN 50 DN 80

DN 100

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Entwässerungsanlagen
für Gebäude und Grundstücke

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