Arbeitshilfe Zum Umgang Mit Eisenbahnbrücken

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ARBEITSHILFE ZUM UMGANG MIT

HISTORISCHEN EISENBAHNBRÜCKEN
Gefördert durch die
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
ARBEITSHILFE ZUM UMGANG MIT
HISTORISCHEN EISENBAHNBRÜCKEN

ARBEITSGRUPPE

Die Arbeitsgruppe setzte sich zusammen aus Vertretern der DB Netz AG,
des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege und dem Ingenieurbüro
Marx Krontal Partner.

Marcus Assing

Rüdiger Burkhardt

Oliver Hahn

Falk Hoffmann-Berling

Kim Kappes

Alexander Karrasch

Ludolf Krontal

Prof. Dr. Steffen Marx

Christiane Müller

Katrin Strube

Natalie Weitendorf

BEIRAT

Sabine Djahanschah | Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Dr. Christina Krafczyk | Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege

Markus Köppel | Eisenbahn-Bundesamt

Jens Müller | DB Netz AG

Dr. Michael Streetz | Landesamt für Denkmalpflege Sachsen

Januar 2020
EÜ Hermann-Löns-Park (Baujahr 1906)
INHALT

VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   5

ANLASS UND ZIEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   7

BEGRIFFSBESTIMMUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   8

ZWECK UND GELTUNGSBEREICH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   11

DENKMALGERECHTER BESTANDSERHALT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Denkmalfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Denkmalwürdigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Planungsingenieur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

PROJEKTABLAUF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Stufe 1 – Projektvorphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Stufe 2 – Fachplanung, Vorbereitung, Analyse, Entwurf, Genehmigung . . . 18
Stufe 3 – Leistungsbeschreibung, Vergabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Baudurchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Ausführungsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Projektabschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

ANLAGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

QUELLEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
EÜ Saalestrombrücke (Baujahr 1864)
Dr. Volker Hentschel

VORWORT
Eisenbahnbrücken sind als Elemente der Netz­ wirksam und für die Menschen identitätsprägend
infrastruktur unverzichtbar für die Mobilität auf sind. Viele dieser Bauwerke stellen einen hohen bau-
der Schiene. Das Streckennetz und damit auch die kulturellen Wert dar und stehen in diesem Zusammen-
Eisenbahnbrücken mit hoher Qualität sicher verfüg- hang unter Denkmalschutz.
bar zu halten, ist eine große gesellschaftliche Auf-
gabe der DB Netz AG. Durch eine richtungsweisende Wie können wir den Bestand in die Zukunft führen?
Entscheidung des Bundes sind in den kommenden Wie lassen sich neue Konzepte letztlich eine neue
10 Jahren Investitionen von über 85 Milliarden Euro Umbaukultur etablieren und mit welchen Prozessen
in die Sanierung und den Umbau des Bahnnetzes kommen wir zu den besten Ergebnissen? Diese im
geplant. Die Bahn soll in dem nächsten Jahrzehnt aktuellen Bericht zur Baukultur 2018 / 19 enthaltenen
durch die erhebliche Erweiterung des Angebotes Fragen sind ohne Weiteres auf die Herausforderung
an Zugverkehr eine zentrale Rolle bei der Verkehrs- beim Umgang mit dem Eisenbahnbrückenbestand
wende hin zu umweltverträglicher Mobilität einneh- übertragbar. Jede Investitionsentscheidung muss orts-
men. Durch schnelle, sichere und bequeme Zug­ und bauwerksspezifisch abgewogen werden. Dazu sind
verbindungen zwischen den Metropolen entsteht schlüssige Konzepte erforderlich, die zur richtigen Ent-
so eine echte Alternative zur Fahrt mit dem Auto scheidung führen, ob eine Modernisierung, eine intelli-
und zum Inlandflug. Eine große Herausforderung gente Sanierung, ein kreativer Weiterbau der bestehen-
für die Deutsche Bahn AG und die von ihr beauftrag- den Bausubstanz sinnvoll sind oder ein Rückbau mit
ten Baufirmen und Ingenieurbüros ist der Umgang anschließendem Neubau vorzuziehen ist.
mit den Bestandsbrücken. Die meisten Eisenbahn-
brücken wurden im Zusammenhang mit dem rasan- Die vorliegende Arbeitshilfe beschreibt klar die metho­
ten Streckenausbau in den Jahren zwischen 1850 und dischen Prozesse im Umgang mit historischen Eisen-
1920 erbaut. Die am häufigsten vertretene Bauweise bahnbrücken und schafft damit eine wichtige Voraus­
sind Gewölbebrücken, gefolgt von Walzträgern in setzung für qualitätvolle Projekte.
Betonbauweise und Stahl- bzw. Stahlbeton­brücken.
Die Brückenbauer schufen robuste langlebige Bau- Dr. Volker Hentschel
werke, die vielfach für die Regionen umgebungs­ Vorstand Produktion, DB Netz AG

5
EÜ über die Schlei bei Lindaunis (Baujahr 1927)
ANLASS UND ZIEL
Beim Umgang mit historisch wertvollen denkmal­ Darüber hinaus definiert sie den spezifischen Pla-
geschützten Eisenbahnbrücken sind im Vergleich nungsablauf bei denkmalgeschützten Eisenbahn­
zu Neubauvorhaben viele zusätzliche Aspekte zu brücken und gliedert diesen in die typischen Projekt­
berücksichtigen und die zuständigen Denkmalbe­ abläufe gemäß den Leistungsphasen der HOAI ein.
hörden rechtzeitig an den Planungs- und an den Dadurch kann eine unmittelbare Verknüpfung mit
Genehmigungsprozessen zu beteiligen. den etablierten und bekannten Abläufen im Projekt­
management von Bahnbauprojekten erfolgen. Außer-
Voraussetzung für die erforderliche Planungs- und dem werden zu jeder Phase die Beteiligten Partner
Genehmigungssicherheit beim Projektablauf im Um- benannt, so dass eine rechtzeitige Einbindung der Ent-
gang mit historischen Bestandsbrücken ist eine mit scheider und Betroffenen gewährleistet wird. Zusätz-
den Projektpartnern frühzeitig abgestimmte verein- lich werden für die Ausführungsphase die notwendigen
heitlichte Vorgehensweise. Maßnahmen für die Qualitätssicherung denkmalge-
rechter Instandsetzungen beschrieben.
Ziel der Arbeitshilfe ist es, ein praxistaugliches metho-
disches Vorgehen bei der Planung und Ausführung an Die Arbeitshilfe richtet sich an Projektleiter und
historisch wertvollen und denkmalgeschützten Eisen- -ingenieure der DB AG und an Ingenieure der Pla­
bahnbrücken zu definieren. nungsbüros sowie der Denkmal- und Genehmigungs­
behörden gleichermaßen. Durch die Interdisziplina-
Die Arbeitshilfe erläutert die grundlegenden Begriffe rität der Autorengruppe und durch den wissenschaft-
der Denkmalfähigkeit und Denkmalwürdigkeit im lichen Beirat des Projektes ist gewährleistet, dass
besonderen Kontext von Eisenbahnbrücken. Sie gibt die verschiedenen Partikularinteressen ausgewogen
außerdem Hinweise zur bestandserhaltenden, denk- berücksichtigt wurden. Die Arbeitshilfe stellt damit ein
malgerechten Instandhaltung sowie zur Finanzierung Hilfsmittel zur erfolgreichen Projektdurchführung im
von Bauprojekten im denkmalgeschützten Bestand. Kontext denkmalgeschützter Eisenbahnbrücken dar.

7
BEGRIFFSBESTIMMUNG
Instandhaltung und Steigerung der Funktion durch Bauwerksertüch­
Instandhaltung umfasst alle Maßnahmen während der tigung und Modernisierung / Verbesserung. 2, 4
Nutzungsdauer einer Eisenbahnbrücke zur Erhaltung
ihres funktionsfähigen Zustandes oder der Rückfüh-
Bauwerksdiagnostik
rung in diesen Zustand. 1, 2
Bauwerksdiagnostik ist die ingenieurtechnische
Beurteilung und Untersuchung des Bauwerkes auf
Inspektion der Grundlage von spezifischen Bauwerkszustands-
Unter Inspektion wird die regelmäßige Feststellung untersuchungen. Die Untersuchungen umfassen den
und Beurteilung des Istzustandes und bauteilbezo- Bestand und den Zustand und erfassen die Potentiale
gene Ableitung baubetrieblicher Erfordernisse zur der Bestandskonstruktion.
Sicherstellung der Gebrauchstauglichkeit verstan-
den. Der Istzustand wird durch Zustands­klassen vom Die Ergebnisse der Bauwerkszustandsuntersuchungen
Brückenkontrolleur beschrieben. Hauptursachen für zur Erfassung des Istzustandes werden mit dem Soll­
Mängel und Schäden werden benannt. Die Inspektion zustand verglichen. Aus den Erkenntnissen werden
für Bestandsbauwerke der Deutschen Bahn ist in der Angaben zur Restnutzungsdauer und zum Instandhal-
RIL 804 geregelt. 2, 3 tungs-/ Instandsetzungsbedarf abgeleitet.

Wartung Eingriffserfordernis
Unter Wartung werden Maßnahmen zur vorbeugenden Erforderliche Maßnahmen zur Ertüchtigung und
Instandhaltung, zur Verzögerung des Verschleißes und Er­weiterung des Bauwerkes bzw. der Konstruktion
der Abnutzung zusammengefasst. 1 zur Gewährleistung der weiteren Nutzung.

Instandsetzung Baubetriebsplanung
Unter Instandsetzung sind Maßnahmen zur wieder- Die Baubetriebsplanung der Deutschen Bahn bein-
herstellenden Instandhaltung zu verstehen. Unter- haltet die Planung der betrieblichen Umsetzbarkeit
schieden werden erforderliche Sofortinstandsetzung von technischen Bauprojekten. Ohne genehmigte
und planbare Instandsetzung zur Aufrechterhaltung baubetriebliche Anmeldung erfolgt keine Umsetzung

8
EÜ Hermann-Löns-Park (Baujahr 1906)

von Bauprojekten im Bestandsnetz. Der baubetrieb­ Denkmalschutz


liche Anmeldeprozess ist in der RIL 406 geregelt. 17 Der Denkmalstatus wird auf Grundlage der Denk-
Wichtige Bestandteile sind die Betriebs- und Bau­ malschutzgesetzgebung von den Denkmalbehörden
anweisungen (Betra), die Sperrpausenplanung und (in der Regel die Denkmalfachbehörde) festgelegt.
die Planung von Langsamfahrstellen. Er definiert sich über die Kriterien Denkmalfähigkeit
und Denkmalwürdigkeit.

Finanzierung
Die Deutsche Bahn ist verpflichtet, die Bundesmittel Denkmalpflegerische Zielstellung
unter Beachtung des haushaltsrechtlichen Grund­ Globale bautechnische Grundregel ist die Minimie-
satzes der wirtschaftlichen und sparsamen Mittel­ rung von verändernden Eingriffen auf das unbedingt
verwendung einzusetzen. Erforderliche.

Die Leistungs- und Finanzierungsveinbarung (LuFV) Bauwerksbezogen beschreibt die Zielstellung, welche
regelt die Erhaltung des Bestandsschienennetzes denkmalpflegerisch gestalterischen Ziele durch Konser-
(Ersatzinvestitionen und Instandhaltung) zwischen vierung / Restaurierung / Rekonstruktion umzusetzen
dem Bund und der Deutschen Bahn (einschließlich sind. Grundlage dafür sind die Bestandsbeschreibung,
deren Eisenbahninfrastrukturunternehmen). 2 das Quellenstudium und die Bauwerksdiagnostik.

Die Ersatzinvestitionen (Neubau / Teilneubau) werden Die Denkmalpflegerische Zielstellung wird nach Ab-
über die LuFV durch den Bund finanziert. Auch im stimmung mit den Denkmalbehörden vom Bauherrn
Rahmen von Bedarfsplanvorhaben, des Gemeinde­ verfasst. Sie ist eine Grundlage für den Antrag zur
verkehrsfinanzierungsgesetzes (GFVG) und von Son- denkmalrechtlichen Genehmigung. Ein möglichst
derprogrammen erfolgen Investitionen mit Bundes­ frühzeitiger Kontakt zwischen Denkmalbehörde und
mitteln in Eisenbahninfrastruktur. Bauherr ermöglicht die Erarbeitung einer hochwerti-
gen Zielstellung und hilft bei der Herstellung des not-
Die Instandhaltung von bestehenden Bauwerken wird wendigen Einvernehmens mit der Denkmalbehörde.
in der Regel durch Eigenmittel der Deutschen Bahn
finanziert.

9
Friesenbrücke Weener (Baujahr 1926)
ZWECK UND
GELTUNGSBEREICH
Die Arbeitshilfe gilt für historische Eisenbahnbrücken.
Sie regelt die Bewertung bestehender Eisenbahn­
brücken unter folgenden Aspekten:

• Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und der Nach-


haltigkeit ist das Alter einer Brücke kein ausrei-
chendes Kriterium für ihren Ersatz. Im Zusammen-
hang mit den Nutzungsanforderungen und daraus
abgeleiteten speziellen Planungen sowie Ertüchti-
gungs- und Modernisierungsmaßnahmen ist die
Nutzungsdauer neu zu bestimmen.

• Die Ingenieure müssen die Tragsicherheit,


Gebrauchstauglichkeit und Ermüdungssicher-
heit des bestehenden Bauwerks genau beurtei-
len. 17 In diesem Zusammenhang sind der Bau-
werkszustand und die Materialeigenschaften /
Materialkennwerte an repräsentativen Proben-
querschnitten aus der bestehenden Bausub­
stanz zu ermitteln.

• Auf Grundlage der länderbezogenen Denkmal-


schutzgesetzgebung ist der Denkmalstatus einer
Bestandsbrücke unter Einbeziehung der Denkmal-
behörden festzustellen. Im Falle der Denkmalaus-
weisung sind die Denkmal­behörden in den Pla-
nungsprozess einzubeziehen.

11
Bauwerksprüfung, Technischer
Monitoring Erhaltungs­
kreislauf
Konsumtive
Reparaturen

Strategische
Regelung

Strategie zum Bauwerkserhalt

(Ersatz-) • Strategische Zielsetzungen der Nachrechnung,


Neubau Verkehrslastträger Schadensanalyse
• Termin- und Kostenmanagement
• Lebensdauerorientiertes Ent­
werfen und Erhalten

Instandsetzung, Technische & wirtschaftliche


Verstärkung Bewertung

12 Kreislauf der Erhaltung und strategische Regelung gemäß Beton-Kalender 2015 5


DENKMALGERECHTER
BESTANDSERHALT
Um den Betrieb und die Instandhaltung von Brücken Denkmalbehörden erst spät und wenig intensiv in die
zu gewährleisten, ist ein spezielles abgestimmtes sehr spezifischen Planungsprozesse der Deutschen
Zusammenspiel aus technischem Erhaltungskreis- Bahn einbezogen werden. Die Planungen einschließ­-
lauf und strategischen Regelungen erforderlich. Das lich der Baubetriebsplanung sind dann meist bereits
entspricht einem kombinierten Brückenmanage- so weit fortgeschritten, dass Umplanungen nur mit
ment, bei dem die Strategien zum Bauwerkserhalt einem erheblichen zeitlichen und finanziellen Aufwand
den Zielsetzungen und Regelungen der Verkehrs­ möglich sind. Daher sind die Konflikte bei der Beantra-
lastträger unterworfen sind. Der allgemeine Kreis- gung von Rückbaugenehmigungen ohne ausreichende
lauf für die Erhaltung und strategische Regelung ist vorangegangene Abstimmung mit den Denkmalbehör-
bekannt – siehe Grafik auf Seite 12. 5 den vorprogrammiert.

Die Bauwerksprüfung, die Nachweise der Tragsicher- Die Lösung für bestandserhaltende, denkmalgerechte
heit, die Schadensanalysen und die daraus abgeleiteten Bauwerksertüchtigung und Modernisierung / Verbes-
technischen und wirtschaftlichen Bewertungen sind in serung ist eine sorgfältige Projektvorbereitung durch
diesem Kreislauf von entscheidender Bedeutung. die Deutsche Bahn unter frühestmöglicher Einbindung
der zuständigen Denkmalbehörden – Projektstufe 1,
Alter und Konstruktionsart allein sind keine ausrei- Leistungsphase 0. Nachdem Bedarf und Anforderun-
chenden Kriterien, eine Brücke zu ersetzen. Damit gen von der Deutschen Bahn konzeptionell feststehen,
stimmen die wirtschaftlichen Grundsätze im Prinzip führt die zügige Klärung des Denkmalstatus zu der
mit den Zielen der Denkmalpflege zur Erhaltung erforderlichen Rechtssicherheit im Planungsprozess.
historischer Bahnbrücken überein.
Die Grundlage für die Inventarisierung eines Objek-
Auf der Grundlage der Denkmalschutzgesetze der tes und Bewertung der Denkmaleigenschaft sind die
Bundesländer haben die Denkmalbehörden die Denkmalschutzgesetze der jeweiligen Länder. Die
öffent­liche Aufgabe für den Schutz, die Pflege und Denkmaleigenschaft eines Objektes ergibt sich aus
die wissenschaftliche Erforschung der Baudenkmale der Denkmalfähigkeit (Vorhandensein von mindestens
zu sorgen. Im Allgemeinen obliegt es der Denkmal- einem Bedeutungskriterium / Schutzgrund) und der
fachbehörde die Baudenkmale zu erfassen, die Denk­ Denkmalwürdigkeit (öffentliches Erhaltungsinteresse).
mal­eigenschaft festzustellen und im Ergebnis ein Die Bedeutungskriterien / Schutzgründe, aufgrund
Denkmalverzeichnis aufzustellen und dieses fortzu­ derer sich die Denkmaleigenschaft begründen lässt,
schreiben. Dennoch werden auch denkmalgeschützte sind im Allgemeinen geschichtliche, künstlerische,
Eisenbahnbrücken durch Neubauten ersetzt, da häufig wissenschaftliche und städtebauliche und können
kein gepflegtes bzw. vollständiges Denkmalschutz­ sich teils inhaltlich überlagern.
kataster vorliegt und im Rahmen von Projekten die

13
DENKMALFÄHIGKEIT DENKMALWÜRDIGKEIT

Für die Beurteilung der Denkmalfähigkeit eines Brü- Das öffentliche Erhaltungsinteresse muss zusätzlich
ckenbauwerkes sind die nachfolgenden Bedeutungs- zu den Schutzgründen bejaht werden, um die Denk-
kriterien nach Denkmalschutzgesetz zu bewerten: malwürdigkeit eines Objektes feststellen zu können, da
es dazu dient, unter den denkmalfähigen Objekten die
zu Erhaltenden auszuwählen. Aspekte, die das öffent­
Geschichtlich / technisch
liche Erhaltungsinteresse einer Eisenbahnbrücke
Die Entwicklung der Eisenbahninfrastruktur im
begründen, sind:
19. Jahrhundert hatte eine immense Bedeutung für
die Verkehrs- und Wirtschaftsgeschichte des gesam-
Die Brücke ist authentisch als geschichtliches Zeugnis
ten Landes, aber auch für bestimmte Regionen. Die
erhalten (Authentizität / Originalität). Denkmalwidrige
Brücke ist ein wichtiger Bestandteil innerhalb dieser
Eingriffe in die bauzeitliche Substanz und somit in die
Entwicklung. Daher stellt sie ein historisches Doku-
Aussagekraft der Brücke können zum Nichtvorhanden-
ment für die Verkehrs- und Wirtschaftsgeschichte dar,
sein oder gar zum Verlust der Denkmalwürdigkeit
vereinzelt auch für die Landes- bzw. Ortsgeschichte.
führen.

Die Brücke ist Zeugnis einer besonderen technischen


Eine herausragende Bedeutung, eine Erstklassigkeit,
Leistung (Technikgeschichte). Sie stellt zum Errich-
ein Abheben gegenüber belanglosen, verzichtbaren
tungszeitpunkt aufgrund ihrer Bauweise, ihrer Dimen-
Objekten, kann die Denkmalwürdigkeit vertiefen
sion, ihrer Gestaltung (Ästhetik) und /oder verwendeter
(Integrität).
Technologien / Baustoffe eine besondere Leistung dar,
deren Aussagewert sich in der geschichtlichen Bedeu-
Die Brücke hat ein besonders hohes Baualter. Das
tung für die Bau- und Kunstgeschichte begründet.
Alter kann ein Erhaltungsinteresse vertiefen, aber
nicht alleine begründen (Alter).
Die Brücke hat eine geschichtliche Bedeutung als
Werk eines lokalen bzw. überregional bekannten
Die Brücke hat einen erheblichen Erinnerungswert /
Ingenieurs / Architekten.
Identifikationswert für die Menschen in der Region
(Identität).
Künstlerisch
Die Brücke hat eine künstlerische Bedeutung, da sie
regional bzw. überregional nicht alltägliche künstle­
rische / handwerkliche Gestaltungswerte aufzeigt.

Wissenschaftlich
Die Brücke hat eine Bedeutung für die Wissenschaft
insgesamt oder einen bestimmten Wissenszweig
(u. a. Ingenieurswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft)
zum Beispiel aufgrund ihres Baualters und /oder ihres
Seltenheitswertes. Eine spezielle Bauart, seltene Bau-
stoffe und /oder besondere Konstruktionen können
hierbei Aspekte für eine wissenschaftliche Bedeutung
sein.

Städtebaulich
Die Brücke bildet mit ihrem Umfeld eine Einheit. Daher
hat sie eine städtebauliche Bedeutung aufgrund
ihres Einflusses auf das Straßen-, Orts- und /oder
Landschaftsbild.

14
FINANZIERUNG PLANUNGSINGENIEUR

Entscheidend für eine erfolgreiche denkmalgerechte Für den Projekterfolg ist die Auswahl der geeigneten
Projektdurchführung ist die Klärung der Finanzierung Planungsingenieure entscheidend.
in der Projektstufe 1. Zwischen der Deutschen Bahn und
dem Bund regelt eine Leistungs- und Finanzierungsver- Geeignet für die Objekt- und Tragwerksplanung für
einbarung (LuFV) Rechte und Pflichten hinsichtlich der bestandserhaltende Brückenbauprojekte sind Inge­
Erhaltung des Bestandsschienennetzes. 2 nieurteams, die über ausreichende Qualifikation und
Spezialisierung, über Erfahrungen / Referenzen beim
Die Finanzierung von Brückenbaumaßnahmen ist Planen und Bauen an historischen, denkmalgeschütz-
abhängig davon, ob diese als Investition oder als ten Eisenbahnbrücken verfügen.
Instandsetzung bzw. Instandhaltung zu betrachten
sind. Auch in der LuFV gilt die Grundregel, dass Voll- Sie sollen mit den besonderen Bestimmungen des
und Teilerneuerungen bestehender Bauwerke als Bahnbetriebes genauso vertraut sein wie mit dem
Investitionen bundesfinanziert sind, wogegen Instand- in der Arbeitshilfe beschriebenen stufenweisen
setzungen und Instandhaltungen vorwiegend aus Planungskanon an Bestandsbrücken.
Eigenmitteln der Deutschen Bahn finanziert werden.

Grundhafte Instandsetzungen (Generalsanierungen


nach Vollverschleiß) können jedoch dann bundesfinan-
ziert werden, wenn die Baumaßnahmen aktivierungs­
fähig sind. Um als sogenannte Zweitherstellung im han-
delsrechtlichen Sinne akzeptiert zu werden, muss durch
die Maßnahme eine wesentliche Verbesserung über den
ursprünglich geplanten Zustand hinaus erreicht werden.
Dies ist durch folgende Tatbestände nachweisbar:

• Erhöhung der zulässigen Belastung des Bauwerks,

• Erhöhung der zulässigen Geschwindigkeit und

• erhebliche Verlängerung der Nutzungsdauer über


die ursprünglich geplante Nutzungsdauer hinaus
(i. d. R. dann gegeben, wenn durch die Maßnahme
nochmals die normative Nutzungsdauer eines Neu-
baus erreicht werden kann).

Auch wenn die betroffene Anlage z. B. wegen denkmal-


schutzrechtlicher Auflagen nicht ersetzt werden darf,
kommt eine Finanzierung mit LuFV-Mitteln in Betracht.

Die Finanzierungsfähigkeit der Maßnahme mit Bundes-


mitteln anstatt aus den Eigenmitteln der DB AG für die
Instandhaltung bedingt eine einzelfallbezogene Abstim-
mung zwischen der DB AG und dem Eisenbahn-Bundes-
amt auf Grundlage einer schriftlichen Anzeige vor Bau-
beginn. Im Rahmen dessen werden die Randbedingungen
für die Feststellung des „Vollverschleißes“, des Mindest­
ersatzes, des Investitionsbeitrags (Zweitherstellung im
handelsrechtlichen Sinne), der besonderen, z. B. denk-
malschutzrechtlichen, Auflagen sowie der bisherigen
Instandhaltungsmaßnahmen zur Entscheidungsfindung
im Einzelnen abgestimmt.

15
BESONDERE ASPEKTE AUS BAHNBETRIEB,
BAUWERKSERHALTUNG UND DENKMALSCHUTZ BETEILIGTE

STUFE 1 • Bedarfsplanung DB, DS,


• Definition der Anforderungen ext. FB
Leistungsphase 0
Bedarf • Anfrage Denkmalstatus
Projektvorphase
• Finanzierung

STUFE 2 • Bahnbetriebsplanung / Sperrpausen DB, DS,


• Auswertung Archivalien Ing-Team,
Leistungsphase 1 + 2 Prüfer
• orientierende Bauwerksbesichtigung
Grundlagenermitt-
lung und Vorplanung • Untersuchungsplanung
• Bestands- und Bauwerkszustands-
untersuchungen
Vorbereitung • Schadensgrobkartierungen
Analyse
• Abschätzung Tragsicherheit
• Erarbeitung Projektziel
• Denkmalpflegerische Zielstellung
• 1. Beratung mit der Denkmalbehörde
• Abgestimmte Vorzugslösung

Leistungsphase 3 + 4 • Ergänzende Bauzustandsuntersuchungen

Entwurfs- und • Antrag denkmalpflegerische Genehmigung


Genehmigungs­ • 2. Beratung mit der Denkmalbehörde
planung Bewertung • Instandsetzungs- und Ertüchtigungsplanung /
Entwurf Erneuerungsplanung mit Auflagen
Genehmigung • rechnerische Nachweise Tragsicherheit
• Bauablaufplanung, Bautechnologie

STUFE 3 • Zusammenstellung Ausschreibungsunterlagen DB, DS,


unter Berücksichtigung der Denkmalpflege Ing-Team
Leistungsphase 6 + 7 Leistungs-
beschreibung • Definition der Anforderungen und Vergabe
an Fachbetriebe
Vergabe

• Ausführungsplanung einschließlich bau­ DB, FU,


begleitender Fortschreibung BÜ, BQS
Ausführungsplanung • Qualitätssicherung/ Arbeitsanweisung
Bauausführung • Muster- und Probeflächen
• 3. Beratung mit der Denkmalbehörde

• Dokumentation DB,
Ing-Team,
Projektabschluss • Abnahmen
DS, BQS
• Erhaltungsstrategie

Abkürzungen
DB Deutsche Bahn ext. FB externe Fachberatung FU Fachunternehmen
DS Denkmalschutz / Denkmalbehörde Ing-Team Ingenieurteam, Objekt- und BÜ Bauüberwachung
Tragwerksplanung BQS Baubegleitende Qualitätssicherung
PROJEKTABLAUF
DENKMALGERECHTE PLANUNG

Die Planung erfolgt stufenweise. Beschrieben werden


die besonderen Aspekte im Zusammenhang mit dem
Bahnbetrieb, der Bauwerkserhaltung und dem
Denkmalschutz.

Die Arbeitsschritte sind in den nachfolgenden Kapiteln


erläutert. Das schließt ggf. die mit den Denkmalbehör-
den abgestimmten Maßnahmen zur Erneuerung / Teil­
erneuerung ein.

STUFE 1 – PROJEKTVORPHASE

In dieser Stufe sind der Bedarf, dessen Umsetzung identifizieren und der Deutschen Bahn mitzuteilen, ob
und bauliche Anforderung sowie der Denkmalstatus ein Denkmalstatus besteht oder nicht. Weiterhin erhält
durch den Bauherrn zu klären. Wesentlich sind die das Landesamt für Denkmalpflege auf Grundlage der
Festlegungen Bedarfe eine Kurzbeschreibung der möglichen Maß-
nahmen und eine Information über die Tiefe des Ein-
• zur künftigen Nutzung und zur Nutzungsdauer,
griffs in den Bestand. Dafür ist seitens der Deutschen
• zur Finanzierung und Bahn anzugeben, ob ein Abbruch und Neubau, eine
Teilerneuerung, eine Erweiterung oder eine Instand­
• zur Projektorganisation, zu Eigenleistungen oder
haltung / Instandsetzung vorgesehen sind und welche
zu Leistungen durch Dritte.
Bauteile durch die Maßnahme betroffen sind.
An historischen Eisenbahnbrücken ist bereits zu diesem
Zeitpunkt ein erster Kontakt zu den Denkmalbehörden Ist die Brücke ein Baudenkmal, erfolgt eine Angabe
erforderlich und Grundlage für eine frühestmögliche des Landesamtes für Denkmalpflege auf dem Anfrage-
Herstellung des notwendigen Einvernehmens mit der bogen zum konkreten Ansprechpartner für die Deut-
jeweiligen Denkmalbehörde. Der in Anlage 1 enthaltene sche Bahn.
„Anfragebogen zur Erfassung des Denkmalstatus“ ist
ein Hilfsmittel für die Deutsche Bahn für den Erstkon- Das einfache kompakte Formular ermöglicht ein un-
takt zu den zuständigen Landesämtern für Denkmal- kompliziertes unbürokratisches Arbeiten und eine
pflege. Dabei wird eine direkte Kontaktstelle benannt. schnelle Kommunikation / Information.
In dem Anfragebogen sollen erste wesentliche Bau-
werksinformationen durch die Deutsche Bahn zusam- Die Stufe 1 ist eine Projektvorphase (Leistungsphase 0).
mengestellt werden. Dadurch wird dem jeweiligen Bei sehr komplexen Projekten wird die Einbeziehung
Landesamt für Denkmalpflege die Möglichkeit gege- externer Fachleute empfohlen, die im weiteren Projekt­
ben, das Brückenbauwerk in den eigenen Archiven zu ablauf nicht zwingend weiter beteiligt sein müssen.

17
STUFE 2 – FACHPLANUNG, VORBEREITUNG, ANALYSE, ENTWURF, GENEHMIGUNG

Die Projektstufe 2 für eine bestandserhaltende denk- betriebs einschließlich der Sperrpausenplanung beein-
malgerechte Fachplanung beinhaltet die Objekt- und flusst. Die weitgehende Aufrechterhaltung des Zugver-
Tragwerksplanung in den Leistungsphasen Grund­ kehrs während der Baumaßnahmen, das „Bauen unter
lagen­ermittlung, Vor- und Entwurfsplanung und die rollendem Rad“ ist entscheidend für den gesamten
Genehmigungsplanung (Leistungsphasen 1 bis 4). Projektablauf. Benannt sind im Folgenden bezogen
Der Planungsprozess wird stark von den Bauabläufen, auf die Leistungsphasen die besonders zu berücksich-
der Betriebsplanung und der Koordinierung des Bahn- tigenden Aspekte bei historischen Brücken.

Grundlagenermittlung Vorplanung
• Klärung der Aufgabenstellung aufgrund der Ziel­ • Detaillierte Erfassung von Bestand und Bauwerks-
vorgaben aus Stufe 1 zum Bedarf und den Anforde- zustand:
rungen unter Berücksichtigung des festgestellten Bestandsvermessung,
Status zum Denkmalschutz. Baugrunduntersuchung und
Bauwerkszustandsuntersuchung zur Erfassung der
• Erfassung und Auswertung aller vorhandener
Stärken, Schwächen und Potentiale der Bestands­
Quellen, Informationen und Unterlagen zum
konstruktion – in Anlage 3 „Bauwerkszustands­
Bestandsbauwerk.
untersuchungen zur Erfassung der Stärken, Schwä-
• Durchführung und Dokumentation der orientie­ chen und Potentiale der Bestandskonstruk­tionen“
renden Bauwerksbesichtigung mit sind wichtige Untersuchungsziele aufgeführt.
qualitativer Erfassung von Bestand und Zustand, Bei der Konzipierung der Untersuchungen sind zer-
Einschätzung von Realisierungsmöglichkeiten störungsfreie und minimalinvasive Untersuchungs-
und Eingriffserfordernissen im Zusammenhang methoden bevorzugt zu berücksichtigen. Im UIC
mit den Projektzielen sowie Codex 778-3 18 sind Methoden dafür aufgeführt.
Aufnahme gestalterischer und gestaltungs­
• Die Ergebnisse der Untersuchungen zur Erfassung
prägender Qualitäten des Bauwerks und des
des Istzustandes sind mit den Projektzielen zu ver-
Umfelds bei schützenswerter Bausubstanz.
gleichen. Aus den Erkenntnissen sind Angaben zur
• Erarbeitung der Projektziele für den vorgesehenen Restnutzungsdauer und der Erhaltungs- bzw. Er-
Nutzungszeitraum mit Bezug auf die Verkehrs­ neuerungsplanung abzuleiten.
sicherheit, Standsicherheit und Dauerhaftigkeit.
• Bauteilbezogene Untersuchung von Lösungsmöglich-
• Ermittlung des Bedarfs an Bauwerkszustandsunter- keiten und Varianten mit ihren Einflüssen auf bauliche
suchungen und Entscheidungshilfe für die Auswahl und konstruktive Gestaltung auf die Wirtschaftlich-
der dafür erforderlichen fachlich Beteiligten. keit, die Umweltverträglichkeit und Eingriffe in den
Bahnbetrieb unter Beachtung des Denkmalstatus.
• Beurteilung der Denkmalfähigkeit und Denkmal-
Zu berücksichtigen sind folgende Bauteile:
würdigkeit, Feststellung von Schutzgut und Schutz-
Überbauten,
umfang beim Baudenkmal.
Unterbauten,
Widerlager und
Ausstattung.

• Abschätzung der Tragsicherheit durch generalis­


tische ingenieurmäßige Betrachtung – RIL 805
Tragsicherheit bestehender Eisenbahnbrücken 19

• Erste Beratung mit den Denkmalbehörden zur Vor-


stellung der Bestandserfassung und der Vorpla-
nungsergebnisse. Ziel ist das Herstellen des Ein­
vernehmens zwischen der Deutschen Bahn und
den Denkmalbehörden sowie die Festlegung einer
ab­gestimmten Variante.

18
Entwurfsplanung Genehmigungsplanung
• Erarbeitung des Entwurfes auf Grundlage der • Erarbeitung des Antrages auf Denkmalrechtliche
abgestimmten Vorplanungsvariante. Genehmigung auf Grundlage der abgestimmten
Vor- und Entwurfsplanung.
• Planung der Bauphasen und Besonderheiten
aus dem Baubetrieb unter Berücksichtigung der • Denkmalrechtliche Genehmigung mit Auflagen
Instand­haltung / Instandsetzung / Teilerneuerung / und Hinweisen.
Erneuerung.

• Bauwerksdiagnostik; Bewertung aller Unter­


suchungsergebnisse, Erfassung aller Reserven
der Bestandskonstruktion, Ableitung einer denk­
malgerechten Instandsetzung / Teilerneuerung /
Erneuerung.

• Nachweis der Tragsicherheit des Bestandsbauwer-


kes durch detaillierte Berechnungen auf Grundlage
der Bestandsstatik und der Ergebnisse der Bau-
werks­prüfung bzw. der Bauwerkszustandsunter­
suchungen (bspw. entsprechend Ril 805.0203 für
die Nachrechnung von Gewölbebrücken). 19

• Ggf. fachspezifische Berechnung für Ertüchtigungs-


maßnahmen.

• Bestands- und Schadensgrobkartierung und in


typischen Achsen handnahe Kartierungen als
eine Grundlage für Mengen- und Kostenplanung;
Fortschreiben der Untersuchungsplanung.

• Erarbeitung einer bauwerksspezifischen denk­


malpflegerischen Zielstellung (Planunterlagen /
Erläu­terungsbericht).
Zweite Abstimmungsberatung mit der Denkmal­
behörde; Ziel ist eine realisierbare genehmigungs-
fähige Planung.

19
STUFE 3 – LEISTUNGSBESCHREIBUNG, VERGABE BAUDURCHFÜHRUNG

Die Stufe 3 umfasst in der Regel die Leistungsphasen Bei der Baudurchführung von Maßnahmen zur Erhal-
Vorbereiten und Mitwirken bei der Vergabe (Leistungs- tung historischer Bestandsbrücken sind die besonde-
phasen 6 und 7). ren Interaktionen zwischen der Planung und der Bau-
ausführung zu berücksichtigen.
Zu prüfen sind das Erfordernis bzw. die Vorteile der
vorgezogenen Erarbeitung einer speziell auf den Im Rahmen der Bestandsaufnahme und der Bauwerks-
Erhalt abgestimmten vertieften Entwurfsplanung diagnostik sind oft noch nicht alle Flächen und Bau-
(ggf. Ausführungsplanung) durch das Ingenieurteam teile zugänglich. Mögliche Abweichungen des Bestan-
der Entwurfsplaner. Im Zusammenhang mit denk- des von den Bestandsunterlagen bzw. den Bauwerks-
malgerechten Instandsetzungsverfahren, bspw. für zustandsbewertungen können im Detail erst baube-
zu erhaltende Unterbauten / Widerlager – Massiv­ gleitend erfasst werden. Die Planung muss dann bau-
konstruktionen aus Naturstein, Mauerwerk und begleitend entsprechend fortgeschrieben werden
Beton, gewährleistet eine vorgezogene Ausführungs- (Fortschreibung der Ausführungsunterlagen). Dabei
planung dazu die Qualitäts- und Kostensicherheit. ist sicherzustellen, dass die Informationen von der Bau-
Die Verantwortung der Ausführungsplanung ver­ stelle in die Ausführungsplanung integriert werden.
bleibt beim Bauausführenden.
Die Ausführung und Bewertung von Probe- und Muster-
• Erarbeitung der Leistungsbeschreibungen mit Leis-
flächen als Grundlage für die Detailauswahl geeigneter
tungsverzeichnissen unter Berücksichtigung von
Instandsetzungstechnologien und -materialien unter
Probe- und Musterflächen und der Auflagen und
Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Ziele ist
Hinweise der denkmalrechtlichen Genehmigung.
wesentlich für den Projekterfolg.
• Definition der Eignung von Fachbetrieben für die
Ausführung der geplanten denkmalgerechten Bei komplexen Projekten wird die Einbeziehung eines
Instandsetzungsleistungen. Für den Nachweis der Fachgutachters zur Unterstützung der örtlichen Bau-
fachlichen Eignung sind mindestens spezielle, nach- überwachung in speziellen Instandsetzungsfragen
vollziehbare Referenzen erforderlich. empfohlen. Zusätzlich zur Bauüberwachung prüft der
Fachgutachter baubegleitend erstellte Ausführungs-
• Vergabe der Leistungen an geeignete Fachbetriebe.
pläne und wirkt bei der Fortschreibung der Planung
mit.

Die dritte Beratung mit den Denkmalbehörden betrifft


den speziellen Bemusterungs- und Bauablaufprozess.
Die betrieblichen Abläufe auf der Baustelle dürfen
durch diese Abstimmungen zeitlich nicht behindert
werden. Der Fachgutachter kann hier eine Mittler­-
rolle zwischen den Denkmalbehörden und der Deut-
schen Bahn einnehmen.

20
AUSFÜHRUNGSPLANUNG PROJEKTABSCHLUSS

Bei der Ausführungsplanung historischer Bestands­ Nach Inbetriebnahme sind bei historischen Bestands-
brücken sind anlassbezogen entsprechend der Geneh- brücken ergänzend folgende Leistungen zu berück-
migung ergänzend folgende detaillierte Leistungen zu sichtigen:
berücksichtigen:
• Erarbeitung einer Dokumentation über alle für die
• flächige Erfassung der Bauwerkszustände ein- Erhaltung und Ertüchtigung ausgeführten Instand­
schließlich Schadenskartierung, setzungsschritte einschließlich der dafür eingesetz-
ten Instandsetzungstechnologien und -materialien,
• baubegleitende Maßnahmenmarkierungen am
Bauwerk und das darauf bezogene Ausarbeiten • Dokumentation der Maßnahmen und
von Details von speziellen Instandsetzungs- und
• im Bedarfsfall die Erarbeitung von denkmalfach­
Ertüchtigungsmaßnahmen,
lichen Wartungs- und Instandhaltungskonzepten
• Planung und Bewertung von Probe- und Muster­ im Rahmen der Strategie zum nachhaltigen Erhalt
flächen sowie ausführungsbegleitenden Material- und zur Wartung.
prüfungen und

• Erarbeitung von Qualitätssicherungskonzepten für


die Ausführung.

Für die Prüfung der Ausführungsunterlagen ist in der


Regel ein Fachgutachter einzubeziehen. Hauptsäch­
liche Aufgaben des Fachgutachters sind:

• Prüfung der Ausführungsplanung auf Überein-


stimmung mit dem Entwurf und der denkmal-
rechtlichen Genehmigung einschließlich Über-
prüfung der Eingriffe und nachträglichen
Ergänzungen / Anpassungen,

• ggf. Erarbeitung von Unterlagen für ergänzende


Genehmigungen und Abstimmungen mit den
Denkmalbehörden auf Grundlage der fortge­
schriebenen Ausführungsplanung sowie

• Mitwirkung bei den denkmalrelevanten Abnahmen;


Information an die Denkmalbehörden.

21
Bahrmühlenviadukt (Baujahr 1872)
ANLAGEN
ANLAGE 1 ANLAGE 3

Anfragebogen zur Erfassung des Denkmalstatus Bauwerkszustandsuntersuchungen zur Erfassung


der Stärken, Schwächen und Potentiale der Bestands-
konstruktionen
ANLAGE 2

Analysierte Praxisbeispiele ANLAGE 4

Thesen zum nachhaltigen Umgang mit denkmal­


geschützten Eisenbahnbrücken

23
ANLAGE 1

ANFRAGEBOGEN ZUR ERFASSUNG DES DENKMALSTATUS

Vom Antragsteller (Deutsche Bahn) auszufüllen

Bundesland: Landkreise:

Gemeinde:

Strecke: Bauform Überbau:

Abschnitt: Baujahr Überbau:

Strecken-km: Bauform Widerlager:

Koordinaten: Baujahr Widerlager:

[Lagekarte 3:2] [Höhe 5,3 cm] [Übersichtsbild 3:2] [Höhe 5,3 cm]

geplante Maßnahme(n)

Abbruch /Neubau Instandsetzung

Teilerneuerung Rückbau

Erweiterung weitere Erläuterungen zu betroffenen Bauteilen:

Bauwerksübersichtsplan

Anlage

24
Ansprechpartner des Antragstellers

Name: Tel.:

Anschrift: Mail:

Weiterleitung des Anfragebogens an

Von der Denkmalbehörde auszufüllen

Denkmalstatus

Ja Nein

Denkmalbedeutung nach Denkmalschutzgesetz

geschichtlich / technisch

städtebaulich

wissenschaftlich

künstlerisch

Ansprechpartner der Denkmalbehörde

Name: Tel.:

Anschrift: Mail:

25
EÜ Heiligenborner Viadukt (Baujahr 1852)
ANLAGE 2

ANALYSIERTE PRAXISBEISPIELE

Im Zuge der Bearbeitung der Arbeitshilfe durch Ver-


treter der Deutschen Bahn, der Denkmalbehörden und
der Planung wurden mehrere historische Eisenbahn-
brücken analysiert.

Beispielhaft wurde in diesem Zusammenhang die in


der Arbeitshilfe enthaltene Vorgehensweise validiert.

• EÜ Heiligenborner Viadukt (Sachsen)

• EÜ Lange Feldstraße in Hannover (Niedersachsen)

• EÜ Feldweg in Afferde (Niedersachsen)

27
ANFRAGEBOGEN ZUR ERFASSUNG DES DENKMALSTATUS
BEISPIEL EÜ HEILIGENBORNER VIADUKT

Vom Antragsteller (Deutsche Bahn) auszufüllen

EÜ Heiligenborner Viadukt

Bundesland: Sachsen  Landkreise: Mittelsachsen

Gemeinde: Waldheim

Strecke: 6255 Bauform Überbau: Naturstein, Ziegel

Abschnitt: Riesa – Chemnitz Baujahr Überbau: 1852

Strecken-km: 36,055 Bauform Widerlager: Naturstein

Koordinaten:  N 51° 3� 56.674˝ E 13° 0� 47.987˝ Baujahr Widerlager: 1852

geplante Maßnahme(n)

Abbruch /Neubau Instandsetzung

Teilerneuerung Rückbau

Erweiterung weitere Erläuterungen zu betroffenen Bauteilen:

Erneuerung der Fahrbahnplatte

Bauwerksübersichtsplan

28
Ansprechpartner des Antragstellers

Name: Tel.:

Anschrift: Mail:

Weiterleitung des Anfragebogens an

Zentrale Mail Landesamt für Denkmalpflege Sachsen

Von der Denkmalbehörde auszufüllen

Denkmalstatus

Ja Nein

Denkmalbedeutung nach Denkmalschutzgesetz

geschichtlich / technisch

städtebaulich

wissenschaftlich

künstlerisch

Ansprechpartner der Denkmalbehörde

Name: Tel.:

Anschrift: Mail:

Landratsamt Mittelsachsen,
Referat Bauaufsicht und Denkmalschutz

29
PROJEKTSTATUS EÜ HEILIGENBORNER VIADUKT – STAND JANUAR 2020

STUFE 1 – BEDARF/ STATUS STUFE 2 – DENKMALGERECHTE PLANUNG

Bedarf /Anforderungen der Deutschen Bahn Qualität, Bestand / Zustand, gestalterische Qualität,
• Verfügbarkeit des Bauwerks soll der Strecken­ Bewertung des Umfeldes
klasse D4 entsprechen, Erhalt Streckenstandard • harmonisch gestaltetes historisches Bauwerk aus
der Anfangszeit der Deutschen Eisenbahn, hoher
• Anhebung Geschwindigkeit von 100 km / h auf
Aussage- und Zeugniswert
140 km / h

• Entstehung eines den Eisenbahnvorschriften


Denkmalwert
und allgemeinen technischen Regeln (Stand
• hoher Identifikationswert – die Brücke ist typisch für
der Technik) entsprechenden Bauwerks
die Region und identitätsstiftend für die Menschen
• Erneuerung des Gleistragwerks
• die Brücke stellte zum Errichtungszeitpunkt auf-
• Ertüchtigung Unterbau /des Mauerwerks grund ihrer Bauweise und Dimension eine heraus-
ragende Leistung dar

Denkmalstatus
• Technisches Einzeldenkmal Bindungsplan, Auflagen / Hinweise
• Erhalt der charakteristischen Gestaltung des
gesamten Unterbaus – Steinsichtigkeit und Fugen-
ausbildung mit seiner äußeren Ansicht im Bestand

• Verwendung von Ersatzmaterialien, die dem


Bestand in ihren Eigenschaften und ihrer Gestal-
tung entsprechen

Vor- und Entwurfsplanung, Eingriffserfordernisse /


Erhaltungswürdigkeit
• Erneuerung der Fahrbahnplatte – Anpassung an
die heutigen Nutzungsanforderungen

• Änderung der Entwässerungssituation zur Sicher­


stellung der Verkehrssicherheit und Verbesserung
der Dauerhaftigkeit

Ergebnisse der Abstimmungen mit der Denkmal-


behörde
• Bekannt sind Telefonabstimmung und Mailverkehr –
im Ergebnis Bestätigung der Planung

30
STUFE 3 – VERGABE UND BAUAUSFÜHRUNG

Denkmalrechtliche Genehmigung, Auflagen / Hin-


weise, zeitliche Einordnung in Planung / Umplanungs-
erfordernis /-aufwand
• Auflage ist gemeinsame Anlaufberatung vor Ort mit
Denkmalbehörde, Deutsche Bahn, Planer, Bauüber-
wachung und Ausführungsfirma vor Beginn der
Baumaßnahme

Anforderung an Fachunternehmen
• Für den Erhalt des Unterbaus: handwerkliche
Präqualifikation für Mauerwerk und Naturstein

• Fachpersonal mit nachgewiesener Fachkunde und


mit Erfahrung in der Ausführung vergleichbarer
denkmalgeschützter Bausubstanz

• Qualifikation des bauleitenden Personals als Res-


taurator im Handwerk, Steinmetz in der Denkmal-
pflege, staatlich geprüfter Steintechniker oder
vergleichbares

Muster- und Probeflächen


• Ausführung für folgende Arbeitsschritte geplant:

• Bemusterung Ersatzmaterial für Naturstein, Mauer-


ziegel und Fugenmörtel

• Ausführungsmuster für Ergänzung mit Vierungen,


Antragungen und Neuverfugung

Abnahme
• Ausführung noch nicht erfolgt, geplante Fertig­
stellung 2021

31
ANFRAGEBOGEN ZUR ERFASSUNG DES DENKMALSTATUS
BEISPIEL EÜ FELDWEG IN AFFERDE

Vom Antragsteller (Deutsche Bahn) auszufüllen

EÜ Feldweg in Afferde

Bundesland: Niedersachsen  Landkreise: Hameln-Pyrmont

Gemeinde: Hameln

Strecke: 1820 Bauform Überbau: Naturstein und Ziegelgewölbe

Abschnitt: Elze – Löhne Baujahr Überbau: 1873

Strecken-km: 27,271 Bauform Widerlager: Naturstein

Koordinaten:  N 52° 6� 9.265˝ E 9° 23� 54.281˝ Baujahr Widerlager: 1873

geplante Maßnahme(n)

Abbruch /Neubau Instandsetzung

Teilerneuerung Rückbau

Erweiterung weitere Erläuterungen zu betroffenen Bauteilen:

Bauwerksübersichtsplan

   –

32
Ansprechpartner des Antragstellers

Name: Tel.:

Anschrift: Mail:

Weiterleitung des Anfragebogens an

Untere Denkmalschutzbehörde Hameln-Pyrmont

Von der Denkmalbehörde auszufüllen

Denkmalstatus

Ja Nein

Denkmalbedeutung nach Denkmalschutzgesetz

geschichtlich / technisch

städtebaulich

wissenschaftlich

künstlerisch

Ansprechpartner der Denkmalbehörde

Name: Tel.:

Anschrift: Mail:


Untere Denkmalschutzbehörde
Hameln-Pyrmont

33
PROJEKTSTATUS EÜ FELDWEG IN AFFERDE – STAND JANUAR 2020

STUFE 1 – BEDARF/ STATUS STUFE 2 – DENKMALGERECHTE PLANUNG

Bedarf /Anforderungen der Deutschen Bahn Qualität, Bestand / Zustand, gestalterische Qualität,
• Verfügbarkeit des Bauwerks soll der Strecken- Bewertung des Umfeldes
klasse D4 entsprechen, Erhalt Streckenstandard • typische Bauweise aus Naturstein aus der Anfangs-
zeit der Deutschen Eisenbahn
• Prüfung der Erneuerung der Fahrbahnplatte
• besondere Bauweise des Gewölbes – Verwendung
von Mauerziegeln
Denkmalstatus
• Einzeldenkmal
Denkmalwert
• die Brücke wurde in einer für die Zeit besonderen
Konstruktion errichtet – für das Gewölbe wurden
kleinere Steine (Mauerziegel) und Mauermörtel mit
Portlandzement verwendet

• gestaltungsprägendes Bauwerk – die Brücke aus


Naturstein ist mit ihrem Gewölbe aus Mauerziegeln
besonders

Bindungsplan, Auflagen / Hinweise


• Bewahrung des charakteristischen zweilagigen
Gewölbes aus Mauerziegeln – Steinsichtigkeit und
Fugenausbildung mit seiner äußeren Ansicht im
Bestand – sowie des Natursteinbestandes

• Verwendung von Ersatzmaterialien, die dem


Bestand in ihren Eigenschaften und ihrer Gestal-
tung entsprechen

Vor- und Entwurfsplanung, Eingriffserfordernisse /


Erhaltungswürdigkeit
• Instandhaltungsmaßnahmen geplant

• Erneuerung der Fahrbahnplatte wurde geprüft

34
STUFE 3 – VERGABE UND BAUAUSFÜHRUNG

Denkmalrechtliche Genehmigung, Auflagen / Hin-


weise, zeitliche Einordnung in Planung / Umplanungs-
erfordernis /-aufwand
• Das Bauwerk wurde beurteilt und bleibt erhalten.

35
ANFRAGEBOGEN ZUR ERFASSUNG DES DENKMALSTATUS
BEISPIEL EÜ LANGE-FELD-STRASSE IN HANNOVER

Vom Antragsteller (Deutsche Bahn) auszufüllen

EÜ Lange-Feld-Straße

Bundesland: Niedersachsen  Landkreise: Region Hannover

Gemeinde: Hannover

Strecke: 1750 Bauform Überbau: Stahltrog; 3-Feld

Abschnitt: Wunstorf – Lehrte Baujahr Überbau: 1909

Strecken-km: 29,584 Bauform Widerlager: Naturstein

Koordinaten:  N 52° 21� 35.768˝ E 9° 48� 2.451˝ Baujahr Widerlager: 1909

geplante Maßnahme(n)

Abbruch /Neubau Instandsetzung

Teilerneuerung Rückbau

Erweiterung weitere Erläuterungen zu betroffenen Bauteilen:

Wiederherstellung denkmalrelevanter Bau- und


Ausstattungsteile

Bauwerksübersichtsplan

36
Ansprechpartner des Antragstellers

Name: Tel.:

Anschrift: Mail:

Weiterleitung des Anfragebogens an

Zentrale Mail Landesamt für Denkmalpflege Niedersachsen

Von der Denkmalbehörde auszufüllen

Denkmalstatus

Ja Nein

Denkmalbedeutung nach Denkmalschutzgesetz

geschichtlich / technisch

städtebaulich

wissenschaftlich

künstlerisch

Ansprechpartner der Denkmalbehörde

Name: Tel.:

Anschrift: Mail:

Landeshauptstadt Hannover,
Fachbereich Planen und Stadtentwicklung

37
PROJEKTSTATUS EÜ LANGE-FELD-STRASSE IN HANNOVER – STAND JANUAR 2020

STUFE 1 – BEDARF/ STATUS STUFE 2 – DENKMALGERECHTE PLANUNG

Bedarf /Anforderungen der Deutschen Bahn Qualität, Bestand / Zustand, gestalterische Qualität,
• Verfügbarkeit des Bauwerks soll der Strecken- Bewertung des Umfeldes
klasse D4 entsprechen • Typisches Bauwerk aus der Zeit der Gleishoch­
legung im Stadtgebiet von Hannover und der
• Gleisabstand Verbreiterungsmöglichkeit von
Anlage einer Güterumgehungsbahn
3,80 m auf 4,00 m

• Entstehung eines den Eisenbahnvorschriften


Denkmalwert
und allgemeinen technischen Regeln (Stand
• Erhaltenen der bauzeitlichen Widerlager und
der Technik) entsprechenden Bauwerks
Flügel­mauern mit Natursteinverkleidung sowie
• Erneuerung der Über- und Unterbauten Sandsteinpylone mit an den Jugendstil angelehnten
Schmuckformen

Denkmalstatus • die mittleren Widerlagerwände zeigen noch die


• Einzeldenkmal (Technisches Kulturdenkmal) originale Klinkerverkleidung

Bindungsplan, Auflagen / Hinweise


• Erhalt bzw. Wiederherstellung der historischen
Bildhaftigkeit

• Verwendung von Ersatzmaterialien, die dem


Bestand in ihren Eigenschaften und ihrer Gestal-
tung entsprechen

Vor- und Entwurfsplanung, Eingriffserfordernisse /


Erhaltungswürdigkeit
• Erneuerung des Überbaus und Anpassung an die
heutigen Nutzungsanforderungen mit aus dem
Bestand abgeleiteter Materialität, Proportion und
Bauhöhe

• Erhaltung und Wiederverwendung / Instandsetzung


denkmalbegründender Bauteile; Natursteinverklei-
dung für Wiederlager und Flügel sowie Pylone

• Wiederherstellung der Klinkerverkleidung an den


Widerlagerwänden

• Keine Rekonstruktion der Pendelstützen; Vergröße-


rung der Spannweite des Überbaus unter Beibehal-
tung der Gestaltung, Bauhöhe, den ursprünglichen
Dimensionen und den Proportionen

Ergebnisse der Abstimmungen mit der Denkmal-


behörde
• Abstimmungs- und Vorstellungstermine –
im Ergebnis Bestätigung der Entwurfsplanung

38
STUFE 3 – VERGABE UND BAUAUSFÜHRUNG

Denkmalrechtliche Genehmigung, Auflagen / Hin- Fachgutachter und Baubegleitende Qualitäts­


weise, zeitliche Einordnung in Planung / Umplanungs- sicherung des AG
erfordernis /-aufwand • Überprüfung der Ausführungsplanung für den
• Auflage zur exakten Dokumentation (photogram­ Bereich Natursteininstandsetzung durch den
metrische Aufnahme) des Bauwerkes, insbesondere Fachgutachter
der wieder zu errichtenden Bauteile
• Überprüfung der Ausführungsqualitäten und
Abnahmen von Muster- und Probeflächen
Anforderung an Fachunternehmen
• Für den schonenden Rückbau und die Wiederver-
Muster- und Probeflächen
wendung der Pylone und Natursteinverkleidung:
• Bemusterung Ersatzmaterialien für Naturstein,
Ausführung durch einen in der Denkmalpflege
Klinkerziegel und Fugenmörtel
erfahrenen Fachbetrieb
• Bemusterung bzw. Probeaufbau Pylone
• Fachpersonal mit nachgewiesener Fachkunde und
Erfahrung im Umgang mit denkmalgeschützter • Ausführungsmuster für Reinigung, Ergänzung
Bausubstanz mit Vierung, Antragung, Neuverfugung und durch-
gefärbter Beton
• Qualifikation des bauleitenden Personals als Res-
taurator im Handwerk, Steinmetz in der Denkmal-
pflege, staatlich geprüfter Steintechniker oder Abnahme
vergleichbares • 2017

39
ANLAGE 3

BAUWERKSZUSTANDSUNTERSUCHUNGEN ZUR ERFASSUNG DER STÄRKEN, SCHWÄCHEN UND


POTENTIALE DER BESTANDSKONSTRUKTIONEN

Die Bauwerkszustandsuntersuchungen bilden eine Mindestens zu untersuchen bzw. zu erkunden sind:


wesentliche Grundlage für die statische Bewertung
• die Baukonstruktion und das Tragsystem,
des Bestandsbauwerkes, die Instandsetzungsplanung
der Bauwerksoberfläche und für die Planung der • die maßgebenden Abmessungen der Tragwerks-
Schnittstellen zu neuen Bauteilen. teile, deren konstruktive Durchbildung und die
Übereinstimmung mit den Archivplänen / Bau-
Entsprechend der Planung ist auch bei der Unter­ werksakten,
suchung ein stufenweises Vorgehen erforderlich.
• die Bauteilgeometrie und -aufbau, das innere
Dabei werden Aufgabenstellung und Umfang der
Gefüge,
Untersuchungen den Erfordernissen der jeweiligen
Planungsphase angepasst. • die Baustoffe und deren Eigenschaften,

• die Ausrüstungsteile, die für die Dauerhaftigkeit


Die Vorbereitung der Bauwerkszustandsunter­
und Verkehrssicherheit von Bedeutung sind,
suchungen und die Untersuchungsplanung in den
Leistungsphasen 1 und 2 (Grundlagenermittlung • die Erfassung von Gefährdungen, Einwirkungen,
und Vorplanung) beinhalten: Schäden und Mängeln sowie

• die begründete Zielsetzung, • die Ermüdungsbeanspruchung und die Beurteilung


ermüdungsempfindlicher Konstruktionsdetails.
• das detaillierte Untersuchungsprogramm nach
Untersuchungsart, Lage und Umfang; bevorzugt
Zur Bewertung gehört die Beurteilung der Zuver­
sind zerstörungsfreie und minimalinvasive Unter­
lässigkeit und Plausibilität der Ergebnisse.
suchungsmethoden einzuplanen,

• Festlegungen zu Probeentnahmen, Kernbohrungen Kann das statische System im rechnerischen


und Sondierungen einschließlich deren Wieder- Modell nur unsicher abgebildet werden oder ist
verschluss der rechnerische Nachweis der Tragfähigkeit nicht
möglich, kann das reale Tragverhalten mit Hilfe
• Festlegungen zu Baustoffprüfungen an Proben­
statischer oder dynamischer Belastungsversuche
material im Labor und
realistischer erfasst werden. 15
• die Planung der Zugangstechnik, Schutzeinrich­
tungen sowie erforderliche Beantragungen und Für die Erfassung der realen Beanspruchungen und
Genehmigungen für die Untersuchungen. Bauwerksreaktionen eignen sich Dauermessungen
im Rahmen eines Bauwerksmonitorings. 16

Im Folgenden sind baustoffbezogen häufig erforder­


liche Untersuchungen benannt.

40
Naturstein /Mauersteine /Mauerziegel Beton /Stahlbeton
• Formate, Abmessungen, äußeres Mauerwerks- • physikalische Kenngrößen, vor allem Druckfestig-
gefüge keit, Rohdichte, E-Modul

• Ermittlung der Schaligkeit, Bauteiltiefe, inneres • Betondeckung


Mauerwerksgefüge
• Ermittlung der Schaligkeit, Bauteiltiefe, inneres
• physikalische Kenngrößen, Druckfestigkeit der Baustoffgefüge
Steine bzw. an Stein-Mörtel-Verbundproben,
• Art der Bindemittel qualitativ, ggf. quantitativ
Rohdichte, E-Modul
• Art und Zusammensetzung der Gesteinskörnung,
• Wasseraufnahmecharakteristik (bei frei bewitterten
Korngrößenangaben
Materialien)
• Wasseraufnahmecharakteristik
• Frost-, Tau- und Wechselbeständigkeit
• Gehalt an baustoffschädigenden Salzverbindungen
• Gehalt an baustoffschädigenden Salzverbindungen
• chemische Umwandlungen, z. B. Vergipsung,
Treibmineralbildung
Mauer- und Fugenmörtel
• Art der Bindemittel qualitativ, ggf. quantitativ • Bewehrungsgrad, Lage der äußeren Bewehrung

• Art und Zusammensetzung der Gesteinskörnung, • Betondeckungen


Korngrößenangaben
• Carbonatisierungsprofil
• chemische Veränderungen der Materialien,
• Zustand korrodierter Bewehrung (Restquerschnitt)
z. B. Vergipsung, Treibmineralbildung
• Haftzugfestigkeiten oberflächennaher Bereiche
• Gehalt an baustoffschädigenden Salzverbindungen

• Festigkeits- und Gefügebeurteilung


Stahl / Eisen / Verbindungsmittel
• Korrosionszustand, Restquerschnitte; auch Ver­
bindungsmittel wie Nieten und Schrauben berück-
sichtigen

• mechanische Kennwerte, Stahlgüte

• Untersuchungen zur Schweißbarkeit (bei not-


wendigen Verstärkungen oder Ergänzungen)

• Gefügeuntersuchungen (Untersuchungen im Labor)

41
Elstertalbrücke (Baujahr 1846 – 1851)
ANLAGE 4

THESEN ZUM NACHHALTIGEN UMGANG MIT DENKMALGESCHÜTZTEN EISENBAHNBRÜCKEN

1. D
ie Eisenbahninfrastrukturunternehmen des Bun- 4. H
äufig ist der Umgang mit einer historischen Brücke
des und die Staatliche Denkmalpflege haben jeweils anspruchsvoller als die Planung und der Bau einer
einen gesellschaftlichen Auftrag, die zueinander neuen Brücke. Alter und Konstruktionsart sind
nicht im Widerspruch stehen. Die Bahnunterneh- keine hinreichenden Kriterien, um eine Brücke zu
men betreiben ihre Infrastruktur vorwiegend nach ersetzen. In den letzten Jahren konnte mehrfach
wirtschaftlichen und technischen Kriterien. Eine nachgewiesen werden, dass historische Brücken-
Brücke soll dabei so lange genutzt werden, wie konstruktionen weit tragfähiger sind als angenom-
es ihr Zustand, ihre Tragfähigkeit und verhältnis­ men. Es ist nicht sinnvoll Brücken zu ersetzen nur,
mäßige Bauunterhaltskosten ermöglichen. Zum weil eine zurück­liegend vereinbarte Nutzungs­-
nachhaltigen Handeln gehört die sorgfältige In- dauer erreicht ist. Durch den Erhalt können Zeit
standhaltung. Das Erhalten der materiellen und und Kosten eingespart werden. Die Einführung
kulturellen Werte steht dabei im Einklang mit dem einer länder­übergreifenden Arbeitshilfe zum metho-
Bestreben der Denkmalpflege. Historische Eisen- dischen Vorgehen bei der Instandhaltung von histo-
bahnbrücken haben einen hohen Aussage- und rischen und denkmalgeschützten Eisenbahnbrücken
Zeugniswert für die Kulturlandschaft, die Regionen ist ein wichtiger Beitrag zur Planungssicherheit,
und die Bahnunternehmen. Nachhaltigkeit und Baukultur.

2. D
enkmalgeschützte Eisenbahnbrücken sind 5. Die Erhaltung historischer Brücken ist mit Investi­
genutzte Denkmale. Die Eisenbahninfrastruktur­ tionen verbunden. Mit den heute zur Verfügung
unternehmen unterliegen zwangsläufig einer stän- stehenden Methoden zur Bauwerks- und Zustands­
digen technischen Entwicklung, die in der Regel beurteilung, den modernen Instandsetzungstechno-
Veränderungen von baulichen und technischen logien und -materialien sind Maßnahmen zur Ver-
Anlagen mit sich bringen. Die Bauleistungen werden besserung zu erreichen, die eine deutliche Er-
meist unter Nutzung erbracht. höhung der Nutzungsdauer ermöglichen. Die
Finanzierung solcher Maßnahmen kann nicht allein
3. D
ie flächendeckende Erfassung verkehrs- und über Eigenmittel der Deutschen Bahn erfolgen.
wirtschaftsgeschichtlich, technisch und konstruktiv
bedeutender und wertvoller Brücken, ihre zügige 6. Die Anpassung oder der Umbau einer historischen
Ausweisung und Öffentlichmachung als Kultur­ Bahnbrücke an zukünftige Anforderungen sind
denkmale schaffen Rechts- und Planungssicherheit. technisch und gestalterisch anspruchsvolle Vor­
Bei der Auswahl der unter Schutz gestellten Bahn- haben. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden ist
brücken ist der vertrauensvolle Dialog zwischen eine bauwerksspezifische Bearbeitung erforderlich.
den Denkmalfachbehörden und den Eisenbahn­
infrastrukturunternehmen hilfreich.

Die Thesen wurden im Zusammenhang mit dem von der DBU geförderten Forschungsvorhaben „Entwicklung einer
praxis­orientierten Arbeitshilfe zur denkmalgerechten Instandsetzung und ressourcenschonenden Instandhaltung
umweltgeschädigter historischer Eisenbahnbrücken“ erarbeitet.

43
QUELLEN
DIN 31051:2018-09 – Entwurf „Grundlagen der
1 
Deutsche Bahn AG, Bundesingenieurkammer
11 

Instandhaltung“ „Eisenbahnbrücken – Ingenieurbaukunst und


Baukultur“, 2009
LuFV „Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung
2 

zwischen der Bundesrepublik und der DB Netz AG, SSB AG „Schweizer Bahnbrücken“, 2013
12 

der DB Station&Service AG, der DB Energie GmbH


(„EIU“) sowie der Deutschen Bahn A“, 2019 „Umgang mit denkmalgeschützten Eisenbahn­
13 

brücken im Bestand“, Masterarbeit Natalie Weiten-


Richtlinie der DB Netz AG (Ril) 804– „Eisenbahn­
3 
dorf, Leibniz Universität Hannover, Institut für
brücken (und sonstige Ingenieurbauwerke) planen, Massivbau; 2017
bauen und instand halten“
SZS-Stahlbau Zentrum Schweiz „Historische Stahl-
14 

Deutscher Beton- und Bautechnik Verein e. V. – DBV


4 
brücken“, 2013
Merkblatt „Bauen im Bestand“
Mauerwerkskalender 2018, Schwerpunkt Unter­
15 

Beton-Kalender 2015, Schwerpunkte: Bauen im


5 
suchungen und Bewertung von Mauerwerks-
Bestand, Brücken gewölbebrücken

Arbeitsheft Thüringisches Landesamt für Denkmal-


6 
Deutscher Beton- und Bautechnik Verein e. V.
16 

pflege „Positionen zur Eisenbahndenkmalpflege“, „Brückenmonitoring Planung, Ausschreibung


2003 und Umsetzung, 2018

Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege


7 
Richtlinie der DB Netz AG (Ril) 406 – „Fahren und
17 

„Technische Bauwerke der Eisenbahn in Nieder­ Bauen“


sachsen“, 2006
Internationaler Eisenbahnverband UIC-Kodex
18 

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege


8 
Nr. 778-3 „Empfehlungen für die Bewertung des
„Brücken in Bayern, Geschichte und Technik“, 2011 Tragvermögens bestehender Gewölbebrücken“,
Utrecht, 1995
Deutsche Bahn AG „Leitfaden Gestalten von Eisen-
9 

bahnbrücken, 2008 Richtlinie der DB Netz AG (Ril) 805 „Tragsicherheit


19 

bestehender Eisenbahnbrücken“
Deutscher Beton- und Bautechnik Verein e. V.
10 

„Qualität in der Planung“, 2015

ABBILDUNGEN
Kartenausschnitte Seite 28, 32, 36: OpenStreetMaps

Alle Abbildungen: Marx Krontal Partner

44
HERAUSGEBER FÖRDERER
EÜ Saalestrombrücke (Baujahr 1864)

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