Beton-Und Stahlbetonbau 112
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Stahlbetonbau
112. Jahrgang
Juli 2017, S. 414–424
ISSN 0005-9900
A 1740
Sonderdruck
FACHTHEMA ARTICLE
Gerd Günther, Jörg Cramer FACHTHEMA
© Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin. Beton- und Stahlbetonbau 112 (2017), Heft 7, S. 414–424 3
G. Günther, J. Cramer: Neue Durchstanz- und Verbundbewehrung mit L-Blechen
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Bild 6 Eingebauter Versuchskörper
Installed test specimen
Bild 5 Versuchsaufbau
Test arrangement
Die Länge und die Breite der 68 Versuchskörper, die einen Während der Belastung werden mit induktiven Wegauf-
Ausschnitt einer Flachdecke im Bereich einer Innenstütze nehmern die Plattendurchbiegungen und zum Teil die
darstellen, betragen 2,55 oder 2,80 m. Die Dicke der Kör- Änderungen der Plattendicken gemessen. Außerdem er-
per variiert zwischen 18 und 60 cm mit Betonwürfeldruck- folgen Messungen an den Biegebewehrungsstäben und
festigkeiten von 20 bis 60 N/mm2 und Biegebewehrungs- den Einbauteilen mittels Dehnungsmessstreifen. Im
graden von 0,32 bis 2,32 %. Die Stütze wird als Rundstütze Bild 8 sind beispielhaft die Versuchsergebnisse von Kör-
mit Durchmessern von 20, 30 und 40 cm und als Quad- per F aus der Serie L mit 40 cm dicken Platten dargestellt.
ratstütze mit Breiten von 26,5 und 35,5 cm hergestellt. Die Sämtliche Untersuchungsergebnisse sind im Detail in den
Bewehrung des Versuchskörpers M aus der Serie K mit Versuchsberichten 30A bis 30J [5] des Labors für Massiv-
unterschiedlichen Quadratstützen ist im Bild 7 dargestellt. bau an der Technischen Hochschule Mittelhessen zusam-
Zur Überprüfung der Verbundkraftübertragung werden mengestellt. Die Vergleichsuntersuchungen an der RWTH
neben den Ortbetondecken auch Elementdecken angefer- Aachen am Institut für Massivbau können den Berichten
tigt. Die unterschiedlichen Blechanordnungen dienen zur 157/2006 [6] und 224/2008 [7] entnommen werden.
Optimierung des Bewehrungssystems und zur Festlegung
der Bemessungsgleichungen und der Maximaltragfähigkeit.
3.4 Versuchsauswertung
3.3 Versuchsdurchführung und Messungen Für den durchstanzbewehrten Bereich können zur Be-
schreibung des Tragverhaltens unterschiedliche Fach-
Die Belastung der Versuchskörper erfolgt zunächst neun- werkmodelle zugrunde gelegt werden [8]. Die Berech-
mal bis auf eine vorher näherungsweise festgelegte Ge- nung der Durchstanzbewehrung aus L-Blechen wird mit
brauchslast. Mit der zehnten Laststeigerung wird die einer möglichst großen Übereinstimmung zu den Bemes-
sungsgleichungen für Bügel nach Eurocode 2 vorgenom- 0,14. Mit einem k-Wert von 1,68 für 20 Versuche wird der
men. Im Eurocode 2 wird ein 33°-Fachwerk mit Beton geforderte 5 %-Quantilwert mit 1,00 erreicht.
traganteil verwendet. Der Betontraganteil wird im Rund-
schnitt u1 mit einem Abstand von 2,0 d von der Stütze
berechnet. Die gute Umschnürung der Druckzone durch 4 Berechnung des Durchstanzwiderstands
die Bleche bewirkt einen höheren Betontraganteil gegen-
über den Bügeln. Dies wird anhand der Versuche belegt, Der Durchstanzwiderstand wird im kritischen Rund-
bei denen die Tragfähigkeit durch Fließen der Bügel schnitt nachgewiesen. Der kritische Rundschnitt u1 ist
bewehrungen erreicht wird. gemäß Eurocode 2 [10] unter Beachtung des nationalen
Anhangs [11] zu berechnen. Im Abstand von 2,0 d vom
Die erforderliche Querschnittsfläche der Durchstanz Rand der Stütze wird zur Berechnung des Durchstanzwi-
bewehrung ist in jeder der ersten drei Reihen einzubauen. derstands ein innerer kritischer Rundschnitt u1 mit mög-
Die Auswertung wurde anhand von Versuchskörpern, bei lichst geringem Umfang festgelegt. Der äußere Rund-
denen die Durchstanzbewehrungen sich in den ersten schnitt uout um die Stütze wird im Abstand von 1,5 d von
drei Reihen nur wenig unterscheiden, vorgenommen. Bei der äußersten Durchstanzbewehrung angenommen.
den L-Blechen mit Bügeln wird die Summe der Quer-
schnittsflächen der eingehängten Bügel zur Berechnung Ein Mindestmoment gemäß den nationalen Bestimmun-
des Durchstanzwiderstands verwendet. Die Tragfähigkeit gen muss von der Platte aufgenommen werden können.
des Blechquerschnitts ist geringer. Die Wirksamkeit der Zur Vermeidung eines fortschreitenden Versagens sollte
Durchstanzbewehrung wird in der Bemessungsgleichung ein Teil der Feldbewehrung mit der Mindestquerschnitts-
mit dem Wirkungsbeiwert für den Verbund angegeben. fläche von As = V*Ed/fyk (V*Ed mit γF = 1,0; V*Ed ≈
Die schlechtere Verankerung der Bügel in dünnen VEd/1,4) über die Stützenstreifen von Innen- und Rand-
Decken wird durch den effektiven Bemessungswert der stützen geführt bzw. dort verankert werden.
Streckgrenze berücksichtigt [9].
Der Bemessungswert der einwirkenden Querkraft ent-
Zur Ermittlung der Maximaltragfähigkeit der L-Bleche lang des kritischen Rundschnitts u1 ergibt sich zu:
(VRk,max = αBlech ∙ VRk,c) standen 20 Versuche zur Ver
fügung. Die Versuchsergebnisse sind in der Tab. 1 zusam- β ⋅ VEd
v Ed = EC2/NA, 6.4.3 (3)
mengestellt. Unter Berücksichtigung des reduzierten Vor- u1 ⋅ d
werts CRk,c zur Berechnung des Durchstanzwiderstands
ohne Querkraftbewehrung VRk,c für Versuchskörper mit mit:
einem Stützenumfang zur mittleren statischen Höhe von β Berücksichtigung des Einflusses einer Last-Exzentri-
< 4 ergibt sich aus dem Verhältnis von VTest/VRK,max ein zität
Mittelwert von 1,23 bei einer Standardabweichung von VEd einwirkende Querkraft
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Tab. 1 Ergebnisse der Durchstanzversuche mit Maximaltragfähigkeit
Test results of punching shear test with maximum force
[–] [mm] [mm] N/mm2 [%] [kN] [kN] [–] [kN] [–]
FB L5/12-2 140 300k 33,9 1,26 1 127 457 2,00 914 1,23
FE L5/12-2 210 300k 42,8 0,84 2 010 855 2,00 1 710 1,18
GE L5/12-2 210 300k 26,0 0,84 1 581 708 2,00 1 415 1,12
40er L5/12-2 360 300k 33,1 0,49 3 450 1 293 2,00 2 586 1,33
IF L5/12-2 195 300k 31,6 1,81 1 940 878 2,00 1 755 1,11
IG L5/12-2 195 300k 30,2 1,81 1 902 863 2,00 1 725 1,10
IK L5/12-2 210 300k 34,6 0,84 1 728 790 2,00 1 580 1,09
IM L5/12-2 195 265q 33,9 1,81 2 031 933 2,00 1 865 1,09
lfw L5/12-2 195 300k 35,3 1,81 2 005 915 2,00 1 830 1,10
IO L5/12-2 195 355q 20,4 1,81 1 880 842 2,00 1 683 1,12
IP L5/12-2 195 400k 23,0 1,81 1 920 847 2,00 1 693 1,13
IR L5/12-2 210 400k 28,9 0,84 1 755 802 2,00 1 604 1,09
KO L5/12-2 210 355q 23,8 0,84 1 757 774 2,00 1 549 1,13
LA L5/12-2 360 300k 47,5 0,49 4 333 1478 2,00 2 956 1,47
LB L5/12-2 360 380k 38,2 0,49 4 246 1 542 2,00 3 084 1,38
LC L5/12-2 360 300k 42,2 0,98 5 119 1 783 2,00 3 567 1,44
LE L3/12-1 360 300k 37,3 0,49 3 861 1 352 2,00 2 704 1,43
LF L3/12-1 360 300k 38,0 0,49 3 856 1 362 2,00 2 723 1,42
MA L5/12-2 560 300k 23,2 0,32 5 220 1 961 2,00 3 922 1,33
MB L5/12-2 560 300k 23,9 0,32 5 220 1 987 2,00 3 973 1,31
v Rd,c = CRd,c ⋅ k (100 ⋅ ρl ⋅ fck )1/3 ≥ v min EC2/NA, 6.4.4 (1) 5 Bemessung der Durchstanzbewehrung
und Nachweis der Verbundfuge
mit:
CRd,c Faktor – CRd,c = 0,18/γC Der Nachweis der Sicherheit gegen Durchstanzen sowie
der Verbundnachweis der Platte erfolgen analog zu Euro-
0,18 u0 0,15
u0/d < 4: CRd,c = 0,1 + 0,6 ≥ code 2 unter Berücksichtigung der nationalen Ergänzun-
γ C d γC
gen mit den im Folgenden beschriebenen Änderungen.
k Faktor zur Berücksichtigung des Maßstabeffekts –
200 Die Maximaltragfähigkeit für die L-Bleche ist im kriti-
k =1+ ≤ 2,0 d in [mm]
d schen Rundschnitt u1 im Abstand von 2,0 d vom Stützen-
ρl gemittelter Bewehrungsgrad in x- und y-Richtung – rand begrenzt auf:
0,02
ρl = ρlx ⋅ ρly ≤ v Rd,max = 2,0 ⋅ v Rd,c (1)
0,5 ⋅ fcd /fyd
vmin = (0,0525/γC) k3/2 ∙ fck1/2 für d ≤ 600 mm mit:
CRd,c = 0,18/γC
Der äußere Rundschnitt mit der Länge uout, im Abstand für Innenstützen mit u0/d < 4 gilt:
von 1,5 d von der äußersten Durchstanzbewehrung, er-
0,18 u0
gibt sich zu: CRd,c = 0,1 + 0,6
γ C d
Zur Bestimmung der maximalen Tragfähigkeit darf die Tab. 2 Beiwerte c, μ, und ν in Abhängigkeit von der Fugenrauigkeit
Values c, μ, and ν depending on the roughness of the joint
günstig wirkende Normalspannung σcp nicht berücksich-
tigt werden. Nachzuweisen ist: Oberflächenbeschaffenheit c μ ν
Für eine Durchstanzbewehrung aus Bügeln oder aufge Sehr glatt 0,00 0,50 0,00
bogenen Längsstäben wird im EC2/NA, 6.4.5 (3) die
Maximaltragfähigkeit mit 1,4 ∙ vRd,c festgelegt.
Stützenrand zu führen. Die Kraftübertragung im Abstand
Bei der Bemessung der Durchstanzbewehrung mit L-Ble- von 0,5 d muss nicht nachgewiesen werden, da diese
chen wird zusätzlich zur Tragfähigkeit der Stahlbleche Querkraft direkt in die Stütze eingeleitet wird.
ein Betontraganteil berücksichtigt. Der Betontraganteil
wird im Rundschnitt u1 im Abstand 2,0 d vom Rand der Der Bemessungswert der Schubkraft setzt sich additiv aus
Stütze berechnet. Der erforderliche Bewehrungsquer- den drei Traganteilen (Adhäsion, Reibung und Beweh-
schnitt ist in jeder der ersten drei Reihen, bei einem radi- rung) zusammen und darf nach folgender Gleichung be-
alen Abstand von sr = 0,75 d, bis zu einem Abstand von stimmt werden, vgl. dazu Tab. 2:
2,0 d zur Stütze einzubauen.
v Rdi = c ⋅ fctd + µ ⋅ σ n + ρi ⋅ fyd ⋅ (1,2 ⋅ µ ⋅ sin α i + cos α i )
Eine planmäßige oder unplanmäßige Schiefstellung der ≤ 0,5 ⋅ ν ⋅ fcd EC2/NA, 6.2.5 (1)
Bügel darf bei Verwendung der L-Bleche nicht in Rech-
nung gestellt werden. fcd = αcc ∙ fck/γC Bemessungswert der
Betondruckfestigkeit mit
Die Anzahl der Durchstanz-Bewehrungselemente ist so αcc = 0,85; γC = 1,5
zu bestimmen, dass die nachfolgende Bedingung erfüllt fctd = αct ∙ 0,7 ∙ 0,3 ∙ fck2/3/γC Bemessungswert der
ist: Betonzugfestigkeit mit
αct = 0,85; γC = 1,5
β ⋅ VEd ≤ VRd,cs,L-Bleche (3) σn Druckspannungen (Zug negativ) rechtwinklig zur
Fuge
VRd,cs,L-Bleche = k1 ⋅ v Rd,c ⋅ u1 ⋅ d + k 2,L ⋅ nBügel ⋅ 2 A s,Bügel ρi jeweiliger Bewehrungsgrad der die Fuge kreuzenden
⋅ fywd,ef ⋅ nBleche ⋅ 1,5 d/sr (4) Bewehrungen
Durchstanzwiderstand der L-Bleche
Dabei wird die Querschnittsfläche der eingebauten Bügel
mit: als Verbundbewehrung angerechnet. Die Bügel dürfen
k1 = 0,85 mit einer Neigung von 90° zur Plattenebene angesetzt
vRd,c Durchstanzwiderstand ohne Querkraftbeweh- werden.
rung
u1 Rundschnitt im Abstand 2,0 d vom Stützenrand Die Diagonalstäbe der Grundgitterträger zur Montage
d mittlere Nutzhöhe der Platte unterstützung mit einer Neigung in Richtung der Relativ-
k2,L = 0,55 Wirkungsbeiwert für den Verbund verschiebung können zur Verbundkraftübertragung be-
nBügel Anzahl der Bügel je Stahlblech (1 oder 2 Bügel rücksichtigt werden.
bei 5 mm dicken Blechen)
As,Bügel Querschnittsfläche eines Bügelschenkels Der gleichzeitige Einsatz von Blechen und Gitterträgern
fywd,ef = 250 + 0,25 ∙ d ≤ fyd ist möglich.
effektiver Bemessungswert der Streckgrenze der
Bügel – d [mm]; fyd = 435 N/mm2 Die größere aus der Verbund- und der Durchstanzbemes-
nBleche Anzahl der Stahlbleche im Rundschnitt sung ermittelte Bewehrungsmenge ist anzuordnen.
sr radialer Abstand der Durchstanzbewehrung –
sr ≤ 0,75 d; empfohlener Wert sr = 0,75 d
6 Entwurf und Ausführung
Zur Bemessung der Durchstanzbewehrung in den äuße-
ren Reihen darf ab einem Abstand der Durchstanzbeweh- Die Platten müssen aus Normalbeton der Festigkeits
rung von mehr als 2,0 d zum Stützenrand, folglich ab der klassen C20/25 bis C50/60 hergestellt werden.
vierten Bewehrungsreihe bei einem radialen Abstand von
sr = 0,75 d, der Wirkungsbeiwert für den Verbund auf Im Durchstanzbereich einer Ortbetondecke dürfen nur
k2,L = 1,0 erhöht werden. Stahlbleche eines Typs, gleicher Abmessungen und glei-
cher Bügelanzahl angeordnet werden. Bei der Verwen-
Der Nachweis der Schubkraftübertragung in der Fuge ist dung von Linienelementen in Halbfertigteildecken dürfen
für jeden Rundschnitt ab einem Abstand von 1,25 d vom für Rundschnitte im Abstand > 2,0 d auch Bleche mit nur
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einem Bügel, im Unterschied zu den ersten drei Reihen, führen und zu verfüllen (Bild 10). Der Abstand zwischen
montiert werden. Elementplattenrand und Stützenanschnitt kann –1 cm bis
+4 cm betragen. Hierbei muss die Oberkante der Arbeits
Freie Ränder sind entsprechend den Vorgaben im Euro- fuge der Stütze unterhalb der Unterseiten der Fertigteilplat-
code einzufassen. ten liegen. Der für den Fugenverguss geeignete Beton muss
die gleiche Festigkeit wie der Ortbeton besitzen. Der Beton
Es sollten in jedem Fall mindestens zwei Durchstanz-Be- ist im Knotenbereich gut zu verdichten. Bei auf den Stüt-
wehrungsreihen verlegt werden. zen aufgelegten Elementplatten sind die Fugen vollflächig
auszufüllen. Nachträgliche Stemmarbeiten an den Ele-
Der Abstand vom Stützenanschnitt zur ersten Reihe der mentplatten sind nicht erlaubt, da hierdurch das Beton
Durchstanzbewehrung soll etwa 0,375 d betragen und gefüge gestört werden kann. Die Bügel und Bleche um-
darf 0,5 d nicht überschreiten. schließen bzw. reichen bis zu den äußersten oberen und
unteren Bewehrungslagen. Die Bügelschenkel können so-
Der radiale Abstand wird durch die Forderung sr ≤ 0,75 d wohl parallel wie auch senkrecht zur obersten Lage der
begrenzt. oberen Bewehrung eingebaut werden (Bild 11).
Der tangentiale Abstand ergibt sich zu: Die Bügelhöhe kann in Abhängigkeit von der Platten
höhe und den Betonüberdeckungen wie folgt berechnet
a t,ui ≤ 0,8 ⋅ 0,75 ⋅ d ⋅ i ≤ 3,5 d
(5) werden:
Zur sicheren Übertragung der Druckkräfte in Halbfertig- Die minimale Plattendicke beträgt 18 cm. Die maximale
teildecken ist die Stoßfuge mindestens 4 cm breit auszu- Dicke von Flachdecken ist auf h = 110 cm begrenzt. Bei
Deckenbeton: C30/37
Betonüberdeckung: cunten = coben = 2 cm
Deckenbewehrung: Grundbewehrung – kreuzweise
∅ 12–30 => 3,77 cm2/m
Zulagen – Längs- und Querrichtung
4 ∅ 16–20 => 8 cm2
Quadratstütze: 30 cm × 30 cm
Vgl. Bild 12
7.2 Durchstanznachweis
Bild 10 Halbfertigteilelemente mit L-Blechen als Durchstanz- und Verbund β ⋅ VEd 1,1 ⋅ 0,405
bewehrung v Ed = = = 0,87MN/m 2 EC2/NA, 6.4.3 (3)
Precast slabs with L-sheets as punching shear and composite rein- u1 ⋅ d 3,21 ⋅ 0,16
forcement
β = 1,1 Erhöhungsfaktor infolge einer Last-
Exzentrizität bei Innenstützen
L-Blechen mit einem Bügel darf die Höhe nicht mehr als VEd= 0,405 MN einwirkende Querkraft
40 cm sein. Bei Halbfertigteildecken ist die Elementplatte u1 = 3,21 m Umfang des kritischen Rundschnitts
mit einer Dicke von mindestens 5 cm auszuführen. im Abstand 2,0 d von der Stützenober-
fläche
u1 = 2 (a + b) + p ∙ 2 ∙ 2 ∙ d = 2 (30 + 30)
7 Bemessungsbeispiel – Innenstütze + p ∙ 2 ∙ 2 ∙ 16 = 321 cm
einer Halbfertigteilflachdecke d = 0,16 m mittlere Nutzhöhe der Platte unter
7.1 System Beachtung des Außendurchmessers
der Bewehrung über die Rippen
Einwirkung: VEd = 405 kN ∅A ≈ 1,15 ∅
Deckenhöhe: h = 20 cm d = (dx + dy)/2 = (~17 + ~15)/2 = 16 cm
Bild 11 Einklicken der Bügel parallel bzw. senkrecht zur obersten Bewehrungslage, entnommen aus [2]
Arrangement of the stirrups parallel or vertical to the upper reinforcement, extract of [2]
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fcd = 17 N/mm2 Bemessungswert der Betondruck
festigkeit
fcd = αcc ∙ fck/γC = 0,85 ∙ 30/1,5 =
17 N/mm2
fyd = 435 N/mm2 Bemessungswert der Streckgrenze
des Betonstahls
fyd = 500/1,15 = 435 N/mm2
vmin = 0,54 MN/m2 Mindestwert für d ≤ 600 mm
vmin = (0,0525/γC) k3/2 ∙ fck1/2
vmin = (0,0525/1,5) 2,03/2 ∙ 301/2 =
0,54 MN/m2
1,1 ∙ 0,405 ≤ 0,85 ∙ 0,64 ∙ 3,21 ∙ 0,16 + 0,55 ∙ 1 ∙ 2 ∙ 28,27 ∙ ∆VEd,3,50 d = 27,3 kN
10–6 ∙ 290 ∙ nBleche,innen ∙ 2 z = 0,12 m z = 0,9 ∙ d = 0,9 ∙ 0,16 = 0,144 m –
nBleche,innen = (0,4455 – 0,2794)/0,018 = 9,2 Hebelarm der inneren Kräfte,
oder geringerer Hebelarm bei
As,Bügel = 28,27 ∙ 10–6 m2 Querschnittsfläche eines gleichzeitiger Querkraftbean
Bügelschenkels – ds = 6 mm spruchung:
fywd,ef = 290 MN/m2 effektiver Bemessungswert der z = d – 2 ∙ cunten = 0,16 – 2 ∙ 0,02 =
Streckgrenze der Bügel 0,12 m ≥ d – cunten – 0,03 m = 0,16
fywd,ef = 250 + 0,25 ∙ d = 250 + – 0,02 – 0,03 = 0,11 m
0,25 ∙ 160 = 290 MN/m2 ≤ fyd
= 435 MN/m2 Verbundtragfähigkeit
nBügel = 1 wirtschaftliche Anzahl der
Bügel je Stahlblech = 1, v Rdi = c ⋅ fctd + µ ⋅ σ n + ρi ⋅ fyd (1,2 ⋅ µ ⋅ sin α i + cos α i )
da vEd im unteren Drittel des ≤ 0,5 ⋅ ν ⋅ fcd = v Rd,max EC2/NA, 6.2.5 (1)
Lastbereichs zwischen vRd,c
und vRd,max liegt setzt sich aus den Anteilen Beton-
sr = 0,75 d empfohlener radialer Abstand verzahnung, Reibung infolge einer
der Durchstanzbewehrung mit Normalkraft und aus den die
der Forderung sr ≤ 0,75 d Fugen kreuzenden Bewehrungen
k2,L,innen = 0,55 Wirkungsbeiwert für den Ver- zusammen
bund fcd = 17 N/mm2 fcd = αcc ∙ fck/γC
Bemessungswert der Betondruck-
Ab der vierten Bewehrungsreihe festigkeit, mit αcc = 0,85; γC = 1,5
fctd = 1,15 N/mm2 fctd = αct ∙ 0,7 ∙ 0,3 ∙ fck2/3/γC
nBleche,außen = 6 Anzahl der Stahlbleche ab dem vierten Bemessungswert der Betonzug
Rundschnitt festigkeit, mit αct = 0,85; γC = 1,5
nBleche,außen = nBleche,innen (k2,L,innen/k2,L,außen) = 9,2 σn = 0 keine Druckspannungen (Zug
(0,55/1) = 5,06 negativ) rechtwinklig zur Fuge
vorhanden
k2,L,außen = 1,0 erhöhter Wirkungsbeiwert für ρi jeweiliger Bewehrungsgrad der die
den Verbund Fuge kreuzenden Bewehrungen
c = 0,40 Beiwerte für raue Fugen von
μ = 0,70 Halbfertigteildecken. Raue Fugen
7.3 Verbundnachweis – Schubkraftübertragung ν = 0,50 werden bei der Herstellung durch
in den Fugen automatisierte Rechen im Fertig-
teilwerk erzeugt.
Bemessungswert der Einwirkung
Maximale Verbundkraftübertragung
β ⋅ (VEd − ∆VEd,i )
v Ed,ui =
ui ⋅ z vRd,max = 0,5 ∙ ν ∙ fcd
vRd,max = 0,5 ∙ 0,50 ∙ 17 = 4,25 N/mm2
vEd,1,25d = 1,1 ∙ (0,405 – 0,0071)/(2,46 ∙ 0,12) = 1,48 MN/m2 vEd,1,25 d = 1,48 N/mm2 < vRd,max = 4,25 N/mm2
vEd,2,00d = 1,1 ∙ (0,405 – 0,0124)/(3,21 ∙ 0,12) = 1,12 MN/m2
vEd,2,75d = 1,1 ∙ (0,405 – 0,0191)/(3,96 ∙ 0,12) = 0,89 MN/m2 Verbundkrafttraganteil des Betons
vEd,3,50d = 1,1 ∙ (0,405 – 0,0273)/(4,72 ∙ 0,12) = 0,73 MN/m2
vRd,c = c ∙ fctd
u1,25d = 2,46 m Umfang im Abstand zur Stütze vRd,c = 0,40 ∙ 1,15 = 0,46 N/mm2
von 1,25 d, 2,00 d, 2,75 d und
3,50 d Verbundkrafttraganteil des Grundgitterträgers
u2,00d = 3,21 m (Umfangsberechnung vgl. Ermitt-
lung der Mindestblechanzahl) Ausbildung des Grundgitterträgers (Bild 13):
u2,75d = 3,96 m
u3,50d = 4,72 m ds,D,GT = 7 mm Durchmesser Diagonalstab mit
∆VEd,1,25d = 7,1 kN Abzugswert der Belastung vom fyk = 420 N/mm2
jeweiligen Rundschnitt bis zur ds,O,GT =12 mm Durchmesser Obergurt
Stütze ds,U,GT = 6 mm Durchmesser Untergurt
∆VEd,2,00d = 12,4 kN ∆VEd,i = Ai ∙ (gd + qd) eGT = 70 mm Trägerbreite
∆VEd,2,75d = 19,1 kN ∆VEd,1,25d =[0,32 + 4 ∙ 0,3 ∙ 1,25 ∙ hGT = 120 mm Trägerhöhe
0,16 + π ∙ (1,25 ∙ 0,16)2] ∙ (6,0 ∙ bGT = 200 mm Abstand der Diagonalstäbe
1,35 + 5,0 ∙ 1,5) sGT = 625 mm mittlerer Abstand der Gitterträger
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n1,25d = ( 1,48 – 0,74) ∙ (20 ∙ 246)/206,35 = 17,6
→ 18 L-Bleche
n2,00d = ( 1,12 – 0,74) ∙ (12 ∙ 321)/206,35 = 7,1
→ 8 L-Bleche
n2,75d = ( 0,89 – 0,74) ∙ (12 ∙ 396)/206,35 = 3,5
→ 4 L-Bleche
n3,50d = (0,73 – 0,74) ∙ (12 ∙ 472)/206,35 = 0
→ nach dem vierten Rundschnitt sind keine Bleche
mehr für die Verbundkraftübertragung erforderlich
vRd,L-Blech = ρL-Blech ∙ fyd (1,2 ∙ μ ∙ sin αL-Blech + cos αL-Blech) 7.5 Erforderliche Bügelhöhe
vRd,L-Blech = AL-Blech,i/(sw ∙ ui) ∙ 500/1,15 (1,2 ∙ 0,70 ∙
sin 90° + cos 90°) hBügel = (h − coben − cunten − 7,5)1,06 h und c in[cm] (6)
= ni ∙ 0,565/(sw ∙ ui) 434,78 ∙ (0,84)
= ni ∙ 206,35/(sw ∙ ui) für Deckenhöhen h < 24 cm
AL-Blech,i = ni ∙ ns ∙ 2 ∙ As,Bügel = ni ∙ 1 ∙ 2 ∙ π ∙ 0,32 =
ni ∙ 0,565 cm2 hBügel = (20 − 2,0 − 2,0 − 7,5) 1,06 = 9,0 cm
ni = Anzahl der Bleche je Rundschnitt
ns = 1 – Anzahl der Bügel je Blech (1 oder 2)
2 ∙ As,Bügel – da zweischnittiger Bügel mit 7.6 Zusammenstellung der erforderlichen Anzahl
ds = 6 mm von L-Blechen je Rundschnitt
sw = 1,25 ∙ d = 20 cm Breite des ersten Rundschnitts
sw = 0,75 ∙ d = 12 cm Breite der weiteren Rundschnitte Infolge der gewählten doppelsymmetrischen Verteilung
der L-Bleche muss die Anzahl bei einer Innenstütze in je-
Erforderliche Anzahl von L-Blechen dem Rundschnitt durch vier teilbar sein (Tab. 3).
Tab. 3 Erforderliche Anzahl von L-Blechen mit einem Bügel trische Verlegeanordnung erzeugen (Bild 14). Hierdurch
Required number of L-sheets with one stirrup kann sich eine geringfügige Erhöhung der Blechanzahl
Rund- Durch Verbund Mindest Eingebaut ergeben. Außerdem können die Längseisen verlängert
schnitt stanzen anzahl werden. Bei der Montage können die Linienelemente so-
mit am Schalungsrand angelegt werden.
0,50d 10 18 20
18
1,25d 10 13 16
8 Zusammenfassung
2,00d 10 8 12 12
Bild 14 Vom Berechnungsprogramm [12] ermittelte symmetrische Verlegeanordnung mit verlängerten Längseisen bis zur Fuge
Arrangement of the line elements as a result of the calculation with the Design Software [12]
FACHTHEMA ARTICLE
Die Teilung des Bewehrungselements in L-Bleche und Praxistauglichkeit. Die Bemessungsgleichungen wurden
Bügel ermöglicht insbesondere in der Umlauffertigung so einfach wie möglich entwickelt und orientieren sich
von Elementdecken eine einfache Anwendung. Es weitestgehend an den Vorgaben des Eurocode 2 [10] und
ergeben sich kleine Lager- und Transporthöhen, da die dem nationalen Anhang [11].
L-Bleche tiefer als die Gitterträger liegen. Mit nur einer
Sorte von L-Blechen können Decken bis zu einer Höhe Die experimentellen Untersuchungen haben gezeigt, dass
von 110 cm hergestellt werden. die Durchstanztragfähigkeit der L-Bleche über dem Maxi-
malwert der Doppelkopfanker [13] liegt. Anhand eines
Mit der großen Anzahl von 68 Versuchen [5] war es mög- Beispiels für eine Innenstütze einer Elementdecke wer-
lich, die Bemessungsgleichungen unter Einhaltung des den anschaulich die Berechnungsschritte für den Durch
Sicherheitsniveaus des Eurocodes festzulegen. Bei der stanz- und Verbundnachweis erläutert. Die Konstruktion
Entwicklung des Bemessungskonzepts für die Zulassung des Durchstanzbereichs unter Verwendung des Bemes-
(abZ) wurde nicht nur auf die erforderlichen Sicherheiten sungsprogramms [12] wird mit den unterschiedlichen
und die Wirtschaftlichkeit geachtet, sondern auch auf die Ausführungsvarianten dargelegt.
Literatur
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aufsichtliche Zulassung Z-15.1-281 für das Durchstanz- Fassung EN 1992-1-1:2004-AC:2010, Januar 2011.
Bewehrungssystem mit Stahlblechen (nach DIN 1045). [11] DIN EN 1992-1-1/NA: Nationaler Anhang – National fest-
2009. gelegte Parameter – Eurocode 2: Bemessung und Konstruk-
[2] Deutsches Institut für Bautechnik (DIBt): Allgemeine bau- tion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken – Teil 1-1:
aufsichtliche Zulassung Z-15.1-281 für das Durchstanz- Allgemeine Bemessungsregeln für den Hochbau. April
Bewehrungssystem mit Stahlblechen (nach Eurocode 2). 2013.
2014. [12] BETOMAX® systems: CLIXS®-Berechnungsprogramm. 2017.
[3] Günther, G.; Scherzer, I.: Querkrafttragfähigkeit von Be- [13] Lindorf, A.: Durchstanzbemessung von Doppelkopfankern
tonbauteilen infolge neuartiger Einbauteile. Betonwerk + nach Europäischen Technischen Zulassungen. Beton- und
Fertigteil-Technik 8/2003, S. 32–39. Stahlbetonbau 108 (2013), Heft 10, S. 691–700.
[4] Günther, G.: L- und Z-Bleche als Durchstanzbewehrung
sorgen für höchste Tragfähigkeiten. BWI – Beton Werk In-
ternational 4/2011, S. 164–167.
Autoren
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stands von Stahlbetondecken infolge von Blechen als Ein- Prof. Dr.-Ing. Gerd Günther
bauteile. Labor für Massivbau – Technische Hochschule Technische Hochschule Mittelhessen
Mittelhessen, Versuchsberichte Nr. 30A 2006 bis 30J 2014. Massivbau und Statik
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RWTH Aachen, Institutsbericht 224/2008. Jörg Cramer
[8] Zilch, K.; Zehetmaier, G.: Bemessung im konstruktiven BETOMAX® systems GmbH & Co. KG
Betonbau. Berlin/Heidelberg: Springer, 2010. Anwendungstechnik
[9] Hegger, J.; Siburg, C.: Gutachten zur Umstellung der Dyckhofstraße 1
Durchstanzbemessung der CLIXS-Durchstanzbewehrung 41460 Neuss
für eine bauaufsichtliche Zulassung nach DIN EN 1992-1-1. [email protected]
H+P Ingenieure Aachen, Gutachten G11-42.
[10] DIN EN 1992-1-1: Eurocode 2: Bemessung und Konstruk-
tion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken – Teil 1-1:
CLIXS ®
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CLIXS® von BETOMAX® systems ist als Durchstanz-
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Technischen Hochschule Mittelhessen entwickelt.
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Norm
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Dyckhofstraße 1
41460 Neuss
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Störungsfreier 1. Betonierabschnitt
Status Änderungen Datum Name
12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2