D560 Haeuser in Stahl-Leichtbauweise
D560 Haeuser in Stahl-Leichtbauweise
D560 Haeuser in Stahl-Leichtbauweise
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Stahl-Informations-Zentrum
Stahl-Informations-Zentrum
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Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Inhalt
Winterlicher Wärmeschutz 37
Entwurf und Konstruktion 7
Sommerlicher Wärmeschutz 48
Tragverhalten von Ständerbauweisen 7
Konstruktionsprinzipien 9 Brandschutz 52
Baustellenfertigung 20
Entwicklungsmöglichkeiten des
Vorfertigung im Werk 20 Stahl-Leichtbaus 63
Beispiele 66
Schallschutz und Bauakustik 23
Luftschalldämmung von
Stahl-Leichtbauteilen 26
Decken in Stahl-Leichtbauweise 26
Schall-Längsleitung 29
Bauteilanschlüsse 30
3
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Abb. 1: Die Möglichkeiten des Baustoffs Stahl sind Das Profil-Ständerwerk wird mit Plattenwerk-
Prozentualer durch die Vielfältigkeit von unterschiedlichen stoffen beplankt. Die Wahl der verwendeten
Anteil der Profilarten, Stahlsorten, Fügetechniken, Ver- Plattenwerkstoffe sowie die Plattendicke orien-
Anwendung von bundbauweisen und Formgebungen nahezu tieren sich an den bauphysikalischen Anforderun-
Stahlkonstruk- grenzenlos. Seine Wiederverwertbarkeit spricht gen, die an das Gebäude gestellt werden. Als
tionen im Woh- für den Einsatz von Stahl im Wohnungsbau. Innenbekleidung werden bevorzugt Gipsfaser-
nungsbau [3] Durch die verschiedenen Fertigungstechniken und Gipskartonplatten verwendet, da diese als
und die Möglichkeiten der Formgebung kann Systembau in Verbindung mit dünnwandigen
jede individuelle Bauaufgabe bewältigt werden. Ständerprofilen gute bauakustische Eigenschaf-
Stahl ist ein ökologisch unbedenklicher und ten aufweisen, sie im Brandfall den Tempera-
„natürlicher“ Baustoff. Durch die Eigenschaft, turdurchgang auf die Metallständer reduzieren
magnetisch zu sein, können Stahlteile einfach und ihre Oberflächen anstrich- und tapezier-
aus Reststoffgemengen herausgetrennt werden. fähig ausgebildet werden können (Abb. 5, 6, 7).
Das nach der Verwendung anfallende Stahl- In Stahl-Leichtbauweise können Gebäude
material (z. B. Schrott) wird nahezu vollständig wirtschaftlich bis zu einer Höhe von vier
wiederverwendet. Bei dem Recyclat werden Geschossen errichtet werden. Höhere Wohn-
Eigenschaften der höchsten Qualitätsstufe er- gebäude werden in der Regel in Stahl-Skelett-
reicht. Die Stahlherstellung wird heute bereits bauweise errichtet.
zur Hälfte durch die Wiederverwendung von Die größten Vorteile in der Stahl-Leichtbau-
ausgedienten Stahlprodukten betrieben. weise sind das geringe Gewicht und die Mög-
Stahl erfüllt die Kriterien ressourcenoptimier- lichkeit der Herstellung von nicht brennbaren
ten Bauens. Es lassen sich Bauelemente gestal- Konstruktionen. Dadurch werden Lösungen
ten, die langlebig, trennbar und wiederverwert- von Nachverdichtungen im Baubestand ermög-
bar sind und insgesamt einen geringen Ressour- licht. Bei Gebäudehöhen, in denen brennbare
cenverbrauch aufweisen. Baustoffe nicht mehr zugelassen sind und Auf-
Die Stahl-Leichtbauweise ist eine Ständerbau- stockungen besonders gewichtsreduziert ausge-
weise, die mit dünnwandigen, kaltgeformten führt werden müssen, da eine Tragfähigkeitser-
C-, U- oder Z-Profilen ausgeführt wird. Die Blech- höhung der Gründung nicht wirtschaftlich mög-
dicken der Profile reichen von 0,6 mm bis lich ist, sind diese Bauweisen unverzichtbar.
4
Einführung
Abb. 2, 3, 4:
Gebäude in
Stahl-Leichtbau-
weise im Rohbau
und nach der
Fertigstellung
(Rautaruukki
Oyj, Finnland)
5
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
6
Entwurf und Konstruktion
7
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Abb. 13:
Aussteifung mit
Kreuzen und
Wandscheiben
8
Entwurf und Konstruktion
FV
Fh
260
eR
Zugver-
Z D
ankerung
125
Platform-Konstruktionssystem
Bei diesem System werden die Wandelemente
geschossweise auf den Decken errichtet, so
dass die Übertragung der Vertikallasten über
die Deckenelemente erfolgt. Diese Konstruk-
tionsform ist sehr weit verbreitet. Sie hat im Hin-
blick auf den Bauablauf gegenüber dem Balloon-
System den Vorzug, dass nach Fertigstellung
eines Geschosses von der montierten Decke aus
Abb. 15: Anordnung von aussteifenden Wandscheiben das nächste Geschoss aufgebaut werden kann.
Balloon-Konstruktionssystem
Anzahl der Wandscheiben Im Balloon-Konstruktionssystem werden die
von 1,25 m Länge
Hauslänge Dachneigung Decken seitlich oder vor den Ständern einge-
im im
Erdgeschoss Obergeschoss hängt. Die tragenden Wandelemente und Stüt-
Flachdach 2 1 zen laufen vertikal durch; es können größere
5,00 m 30 º 3 2
45 º 3 2 Bauteile verarbeitet werden. Die Konstruktion
Flachdach 3 1 kann am Anschluss eines horizontalen Bauteils
7,50 m 30 º 4 2
45 º
materialsparender ausgeführt werden. Auch
6 3
Flachdach 3 1 die Luftdichtheitsebene kann an diesem Punkt
10,00 m 30 º 5 3 ungestört vorbeigeführt werden. Dafür ist der
45 º 6 4
Flachdach 4 2
Anschluss jedoch bautechnisch komplizierter.
12,50 m 30 º 6 3 Neben den Reinformen der Stahl-Leichtbau-
45 º 8 5 weise sind auch Mischformen üblich. Größere
Flachdach 5 2
15,00 m 30 º 7 4 Spannweiten können mit warmgewalzten
45 º 9 6 Profilen überbrückt werden, oder das Trag-
system kann in Skelettbauweise ausgeführt
Abb. 16: Wandscheibentabelle zur Abschätzung der zur werden. Dabei werden tragende Außenwände
Gebäudeaussteifung nötigen Wandscheibenanzahl in Stahl-Leichtbauweise erstellt und im Gebäude-
9
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Abb. 21:
1 Mischsystem in Stahl-Leichtbauweise.
Das Stahlskelett wird durch tragende Wandkonstruktionen
ergänzt (Rautaruukki Oyj, Finnland).
4
5
2
10
Entwurf und Konstruktion
Abb. 22:
Mischsystem als Stahl-Leichtbaukonstruktion mit
massiven Decken als Trapezblechverbundkonstruktion
11
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Abb. 25:
3
Rastermaß der
Ständerabstände 1 UW-Anschlussprofil
in Abhängigkeit 2 CW-Ständerprofil 2
von der Platten- 3 UW-Riegelprofil
größe mit Stegumkantung
1
Die Art und Dicke der Beplankung des Metall- Abb. 26: Auswechselung zur Ausbildung einer Öffnung im
ständerwerks werden bestimmt durch die stati- Ständerwerk
schen, brandschutztechnischen und bauakusti-
schen Anforderungen, die an das Bauteil oder
das gesamte Gebäude gestellt werden (Erläute- unter gleichen Randbedingungen, so schneiden
rungen dazu in den Kapiteln zur Bauphysik). die Stahl-Leichtbauweisen in verschiedener Hin-
Der Hohlraum zwischen den Ständern wird sicht besser ab. Bei gleicher Dicke unterschied-
entsprechend der üblichen Trockenbaukon- lich konstruierter Bauteile weisen die Stahl-
struktion mit Faserdämmstoffen gedämmt. Leichtbauteile sowohl bessere Wärme- als auch
Dämmstoffart und Dämmstoffdicke orientieren bessere Schallschutzeigenschaften auf.
sich an den energetischen und bauakustischen Geht man beim Vergleich der Bauweisen um-
Anforderungen des Bauteils. gekehrt von gleichen bauphysikalischen Eigen-
Vergleicht man Stahl-Leichtbauweisen mit schaften aus, so ergibt sich durch die schlan-
konventionellen monolithischen Bausystemen kere Konstruktion der Stahl-Leichtbauweise ein
Metallständerkonstruktion
Außenputz (armiert, mineralisch)
Mineralfaser
Ansetzkleber
Gipsfaserplatte 23,0 cm 0,25 51 dB
Metallständer,
Mineralwolledämmung
Gipsbauplatte, Dampfbremse
Gipsbauplatte, Dispersionsfarbe
Abb. 27:
Vergleich der
bauphysikali-
schen Eigen- Mauerwerk mit WDVS
Außenputz (armiert, mineralisch)
schaften von
Mineralwolle
Massivbau und
Ansetzmörtel 34,5 cm 0,35 48 dB
Leichtbau (vgl. KS-Lochsteine
auch Abb. 54 Innenputz
und 77 in den
Kapiteln zur
Bauphysik)
12
Entwurf und Konstruktion
13
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Abb. 32:
Exemplarische
Grundriss-
Küche
konfiguration zur Sanitär
Flexibilität von Wohnen Küche
Arbeiten Sanitärbereich
Raum-
Wohnbereich
aufteilungen
Arbeitsbereich
14
Kaltgeformte Profile für den Stahl-Leichtbau
Abb. 34:
Kaltgeformte Profile Aussteifungs-
für den Stahl-Leichtbau Lippe formen von Steg
und Flanschen
Abb. 33:
Querschnitts-
formen von
U-Profil C-Profil Σ-Profil kaltgeformten
Decken-/ Ständer Z-Profil Deckenträger Hut-Profil I-Profil Profilen für den
Bodenprofil Deckenträger Pfette Pfette Pfette Deckenträger Wohnungsbau
15
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
werden (Abb. 35). Dabei sollten folgende Die Herstellung der Kaltprofile erfolgt über
grundsätzliche Erkenntnisse beachtet werden: drei Verfahren:
• Einseitig gelagerte Teilflächen (Flansch) • Ziehen
sollten immer mit Lippen ausgeführt werden, • Abkanten
um eine wirtschaftliche Nutzung des Profils • Walzprofilieren
zu gewährleisten.
• Ein Versatz in einer beidseitig gelagerten Beim Ziehen, genauer Walzziehbiegen, wird
Teilfläche (Steg) ist wesentlich effektiver als das Stahlband vom Coil mit Hilfe eines Zangen-
eine Sicke. wagens durch nicht angetriebene Rollensätze
• Da mehr als zwei Sicken zu keiner weiteren hindurchgezogen. Die Anzahl der einzelnen,
Steigerung der Beulspannung führen, dürfen hintereinander liegenden Umformstationen
je Teilfläche maximal zwei Sicken rechne- ergibt sich aus dem Profilquerschnitt und der
risch berücksichtigt werden. gewählten Umformgeometrie. Es können Pro-
• Installationsöffnungen sollten nur im Steg file bis zu 12 m Länge hergestellt werden. Das
der Kaltprofile angeordnet werden und auf Walzziehbiegen zeichnet sich durch seine
keinen Fall Aussteifungen unterbrechen. Der relativ geringen Werkzeugkosten aus und ist
Einfluss dieser Öffnungen auf die Tragfähig- für die Herstellung von komplizierten Quer-
keit der Profile ist in den in Deutschland gül- schnittsformen aus sehr dünnen Materialien
tigen Normen nicht geregelt. Die Regelungen gut geeignet.
der amerikanischen Normung können hierzu Das Abkanten erfolgt auf Schwenkbiege-
als Orientierung gelten. maschinen oder Gesenkbiegepressen. Auf einer
Der Einfluss von mittig angeordneten runden Schwenkbiegemaschine wird das Blech zwi-
Abb. 36: Löchern in Stegen von Biegeträgern kann ver- schen Ober- und Unterwange fest eingespannt.
Werkzeug- nachlässigt werden, wenn das Verhältnis von
maschinen zum Lochdurchmesser zu Steghöhe kleiner als 0,38
Abkanten ist. Für eine zweiseitig gelagerte Teilfläche mit Abb. 37: Maschinenfunktion beim Walzprofilieren
16
Kaltgeformte Profile für den Stahl-Leichtbau
17
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Abb. 39:
Verstärkungs-
varianten des
Anschlusses von
Trägern im Auf-
lagerungsbereich
C 100 x 50 x 10 x 1,0 0,92 106,7 163,1 4,75 7,28 260 27,2 21,9 19,9
300 24,6 20,2 18,5
350 21,5 17,8 16,5
C 100 x 50 x 10 x 1,5 1,42 217,4 287,4 8,74 2,71 260 54,4 43,8 39,6
300 48,7 39,7 36,2
350 41,8 34,5 31,9
C 100 x 50 x 10 x 2,0 1,96 338,7 397,0 12,13 2,18 260 76,4 61,5 55,6
300 68,3 55,6 50,7
350 58,4 48,2 44,5
C 150 x 50 x 10 x 1,0 0,92 106,7 163,4 7,35 14,67 260 31,0 24,1 21,2
300 29,7 23,4 20,7
350 27,9 22,3 20,0
C 150 x 50 x 10 x 1,5 1,42 220,2 338,0 14,36 5,43 260 64,1 56,2 48,8
300 64,1 54,4 47,8
350 64,1 51,7 46,3
C 150 x 50 x 10 x 2,0 1,96 350,0 493,2 20,80 2,96 260 101,8 86,0 74,4
300 101,8 83,3 73,2
350 99,1 78,6 70,2
18
Kaltgeformte Profile für den Stahl-Leichtbau
3 3 3 3
C 150 x 50 x 10 x 1,5 14,36 120 4,18 3,50 20,5 364 318 302 264
3 3 3 3
C 150 x 50 x 10 x 2,0 20,80 165 6,05 6,06 40,1 405 354 336 293
1 2 1 2
C 200 x 50 x 10 x 1,0 10,07 134 2,93 1,69 4,18 336 270 281 188
3 1 3 1
C 200 x 50 x 10 x 1,5 19,41 228 5,65 3,50 15,4 451 381 374 318
3 3 3 3
C 200 x 50 x 10 x 2,0 30,37 326 8,84 6,06 40,1 508 444 422 369
1 1 1 1
C 250 x 50 x 10 x 1,5 24,95 378 7,26 3,50 12,3 526 432 440 361
3 3 3 3
C 250 x 50 x 10 x 2,0 37,96 549 11,04 6,06 32,4 605 529 502 439
36 x 100
Σ 200 x 65 x 10 x 2,0 42,08 434 12,24 5,33 48,3 560
3
488
3
464
3
405
3
36 x 100
Σ 250 x 70 x 10 x 1,5 39,75 541 11,56 2,17 19,0 602
3
526
3
499
3
436
3
50 x120
Σ 250 x 70 x 10 x 2,0 58,44 757 17,00 5,33 47,1 673
3
588
3
559
3
488
3
50 x 120
3 3 3 3
I 150 x 50 x 10 x 1,5 28,72 240 8,36 7,00 41,0 459 * 400 * 380 * 332 *
3 3 3 3
I 200 x 50 x 10 x 1,5 38,82 456 11,30 7,00 30,8 568 * 497 * 472 * 412 *
3 3 3 3
I 250 x 50 x 10 x 1,5 49,90 756 14,52 7,00 24,6 673 * 588 * 588 * 488 *
19
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
20
Herstellung, Vorfertigung und Montage
21
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Abb. 46: Durch die Vorfertigung ist eine erhebliche Abb. 48: Ballistisches Nageln in Stahlprofile
Robotergesteu- Verkürzung der Bauzeit zu erreichen, da das
erte Wandtafel- Baugrundstück mit allen Anschlüssen und evtl.
fertigung bei auch Außenanlagen fertig gestellt werden kann, Je nach Ausmaß der Vorfertigung im Werk
Rautaruukki Oyj während gleichzeitig das Haus produziert wird. muss die Planung zum Zeitpunkt des Produk-
(Finnland) Gegenüber der Baustellenfertigung ist der tionsbeginns abgeschlossen sein. Dieser Zeit-
Planungsaufwand höher, und die Entwurfsauf- punkt liegt zwischen vier und acht Wochen vor
gaben verändern sich. Baubeginn. Endgültige Detailentscheidungen
Es ist nicht nur die Anordnung der einzelnen müssen sehr früh getroffen werden. Spätere Än-
Abb. 47: Materialkomponenten zu planen, sondern auch derungen sind nur schwer und kostenaufwän-
Baustellen- die Fügungen der Fertigteile bei der Montage dig einzuarbeiten.
montage von müssen im Hinblick auf die bauphysikalischen Abhängig vom Grad der Vorfertigung, die im
Fertigteilen Anforderungen an die einzelnen Bauteile und Werk getätigt wird, müssen auf der Baustelle
(Rautaruukki Bauteilgruppen (z. B. Luftdichtheit der Bauteil- noch ganze Bauelemente (z. B. Wände) geschlos-
Oyj, Finnland) stöße, Flankenübertragung von Schall) geplant sen oder auch nur noch die einzelnen Bauteile
werden. untereinander verbunden und evtl. Oberflächen
an wenigen Stellen nachbearbeitet werden. So
kann der Eigenbauanteil an einem Haus auch
bei vorgefertigten Elementen gesteuert werden.
Die „just in time“ gefertigten und gelieferten
Elemente ermöglichen eine schnelle Montage
des Rohbaus. In nur ca. drei bis vier Tagen
kann ein Einfamilienhaus so weit fertig gestellt
werden, dass mit dem Innenausbau witterungs-
unabhängig begonnen werden kann. Neben
Kosteneinsparungen ist ein Vorhalten von
Lager- und Produktionsflächen vor Ort nicht
nötig. Der Baustellenmüll wird minimiert.
Wichtig für die Montage auf der Baustelle
ist vor allen Dingen die Kontrolle der Fugen-
ausbildung zwischen den Bauteilen, da diese
auf die bauphysikalischen Eigenschaften des
Gebäudes erheblichen Einfluss nimmt. Diese
Details sind unter Betrachtung der Durchführ-
barkeit exakt zu planen.
22
Schallschutz und Bauakustik
Bauphysikalische Schallschutz
Anforderungen an und Bauakustik
Wohnhäuser
Der Entwurf funktionsfähiger Bauteile und International besteht ein steigendes Interesse
Baugruppen für ein Gebäude ist ein komplexer an der wirtschaftlichen oder gar kostenneutralen
Prozess. Dabei finden bauphysikalische Anfor- Verbesserung des Schallschutzniveaus in Wohn-
derungen oft erst während einer späten Ent- gebäuden und dabei vor allem im Geschoss-
wurfsphase die notwendige Beachtung. Ihre wohnungsbau. Ein hohes Schallschutzniveau
Umsetzung erhält dadurch den Charakter einer der umfassenden Bauteile kann in Stahl-Leicht-
nachträglichen, aufgesetzten Maßnahme. Das bauweisen sehr effizient umgesetzt werden.
kann dazu führen, dass das Gebäude nicht die
geforderten Eigenschaften aufweist oder sie
nur durch aufwändige Zusatzmaßnahmen zu Beschwerung
Abstand
erzielen sind, wodurch sich die Gefahr von Ständertyp
Ausführungsfehlern erhöht.
Abstand
Baustoff
Es ist zu berücksichtigen, dass eine Konstruk-
tion oder ein Bauteil meist verschiedene bau- Dicke
physikalische Anforderungen gleichzeitig zu
Lagigkeit und
erfüllen hat. Mit Gebäuden in Stahl-Leichtbau- Dicke
weise lassen sich die bauphysikalischen Anfor-
Verbindung
derungen bezüglich Schallschutz, Brandschutz
und Wärmeschutz sehr gut realisieren. Die
frühzeitige Integration der bauphysikalischen Schalltechnisches Verhalten von Abb. 49:
Detailplanung in den gesamten Entwurfspro- Variationspara-
zess ist jedoch sehr wichtig, um systemgerechte Häusern in Stahl-Leichtbauweise meter am Grund-
Lösungen entwickeln zu können. aufbau eines
Den Detailausbildungen der Anschlüsse ist ein Zweischalige Bauteile zweischaligen
besonderer Stellenwert einzuräumen – nicht In der Luftschall- und Trittschalldämmung Bauteils in Stahl-
nur beim Entwurf, sondern, wie im Kapitel von Häusern in Stahl-Leichtbauweise gelten die Leichtbauweise
„Herstellung, Vorfertigung und Montage“ er- bauakustischen Wirkungsweisen des Trocken-
läutert, in gleichem Maße bei der Ausführung. und Leichtbaus. Schalldämmung erfolgt nicht
Kombinationen von Bauteilen müssen als Ein- über Masse, sondern wird durch die Prinzipien
heit die geforderten Eigenschaften (z. B. Feuer- einer konsequenten Zweischaligkeit und der
widerstand, Schalldämmung) erbringen. Nicht bauakustischen Entkopplung erreicht.
zuletzt ist auch das Tragwerk so zu gestalten, Bewertet man die Schalldämmung im Ver-
dass bauphysikalische Prinzipien nicht ver- hältnis zum Eigengewicht, zur Bauteildicke und
letzt werden (z. B. wärme- und schallbrücken- Wirtschaftlichkeit, sind Konstruktionen in
freie Konstruktion). Stahl-Leichtbauweise, z. B. mit Gipsbauplatten
In den nachfolgenden Abschnitten wird auf (Gipskarton- und Gipsfaserplatten), akustisch
die einzelnen Komponenten einer integrierten sehr leistungsfähige Bauteile (Abb. 54). Diese
bauphysikalischen Planung eingegangen. Die bauakustische Leistungsfähigkeit hängt dabei
Eigenschaften unterschiedlicher Konstruktionen vom Gesamtsystem ab: von dem Plattenwerk-
werden dargestellt, um diese im Planungsablauf stoff, den Metallständern (Ständerart und Stän-
umsetzen zu können. Für die entsprechenden derabstand), der Hohlraumbedämpfung und
technischen Regeln sei auf das Literaturverzeich- der Befestigungs- bzw. Fügetechnik (Abb. 49).
nis verwiesen. Diese Einzelkomponenten bilden ein kom-
plexes System, das aus bauakustischer Sicht
ein leichtes „zweischaliges Bauteil“ darstellt.
Den größten Einfluss auf die Schalldämmung
haben folgende Faktoren:
• die „Steifigkeit“ der Verbindung der beiden
Schalen; diese wird u. a. beeinflusst durch
23
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Abb. 52 (unten):
Lagigkeit der
Beplankung Akustikprofil mit Stegtrennung aus Streckmetall (Protektor)
Abb. 51 (unten):
Aufbau einer Metallständerwand mit Resilent Channels
24
Schallschutz und Bauakustik
625 mm
Doppelständerwand,
175 – 275 mm 65 – 80 kg/m2 59 – 65 dB F 90-A
doppelte Beplankung mit GF, GKB
F 120-A
Abb. 54:
Akustische Eigenschaften von Wandaufbauten in
Stahl-Leichtbauweise im Vergleich zum Massivbau
25
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
26
Schallschutz und Bauakustik
27
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Zementgebundene Faserplatte 22 mm
Deckenträger 200 mm
Dämmstoff Mineralfaser 160 mm
GKB 12,5 mm 38 dB* 73 dB*
Trockenunterboden GF 2x10 mm
Trittschalldämmung 20 mm
Zementgebundene Faserplatte 22 mm
Deckenträger 200 mm 52 dB* 58 dB*
Dämmstoff Mineralfaser 160 mm
Federschiene 25 mm
GKB 12,5 mm
Trockenunterboden GF 2x10 mm
Trittschalldämmung 20 mm
Trapezblech 25 mm
Deckenträger 200 mm 52 dB* 58 dB*
Dämmstoff Mineralfaser 160 mm
Federschiene 25 mm
GKB 12,5 mm
Trockenunterboden GF 2x10 mm
Trittschalldämmung 15 mm
Beton 50 mm
Trapezblech 25 mm
Deckenträger 200 mm 56 dB* 52 dB*
Dämmstoff Mineralfaser 160 mm
Federschiene 25 mm
GKB 12,5 mm
Trockenunterboden GF 2x10 mm
Trittschalldämmung 10 mm
Beschwerung Sandmatten 34 mm
Zementgebundene Faserplatte 22 mm
Deckenträger 200 mm 58 dB* 50 dB*
Dämmstoff Mineralfaser 160 mm
Federschiene 25 mm
GKB 12,5 mm
Trockenunterboden GF 2x12,5 mm
Trittschalldämmung 20 mm
Zementgebundene Faserplatte 22 mm
Deckenträger 200 mm
Dämmstoff Mineralfaser 160 mm
54 dB* 53 dB*
Federschiene 25 mm
GKB 2x12,5 mm
Zementestrich 50 mm
Trittschalldämmung 30 mm
Gipsbauplatte 12,5 mm 69 dB 45 dB
Spanplatte 19 mm
Deckenträger 200 mm nach nach
Dämmstoff Mineralfaser 160 mm Prüfzeugnis Prüfzeugnis
Federschiene 25 mm
GKB 2x12,5 mm
Trockenunterboden GF 2x12,5 mm
Trittschalldämmung 20 mm
Zementgebundene Faserplatte 22 mm
Deckenträger 200 mm
Abb. 59: Dämmstoff Mineralfaser 160 mm
Abhängung
Schallschutz- Grund- und Trag-CD-Profil 2x25 mm 53 dB* 52 dB*
werte und GKB 2x12,5 mm
Deckenaufbau-
ten in Stahl-
Leichtbauweise
* Schallschutzwerte und Deckenaufbauten in Stahl-Leichtbauweise.
28
Schallschutz und Bauakustik
verbesserungsmaße nur möglich, wenn die Durch eine Entkopplung des Trockenunter-
wesentlichen konstruktiven Einflussfaktoren bodens von den Deckenbalken, z. B. mit tritt-
des Aufbaus der Decken übereinstimmen. schallgedämmten Auflagerprofilen oder Befesti-
Diese sind beispielsweise: gungsclips, können Trittschallschutzmaße von
• Profilart L’n,w = 51 – 54 dB erreicht werden. Eine weitere
• Profilquerschnitt Verbesserung ist mit einer zusätzlichen Beschwe-
• Profilabstände rung auf der Deckenbeplankung möglich.
• Art und Dicke der Deckenbeplankung Bei Verzicht auf die Federschiene (federnde
• Art, Dicke, Lagigkeit und Befestigung Befestigung der Deckenbekleidung) werden
der Unterdecke/Deckenbekleidung, falls die Mindestanforderungen an Wohnungstrenn-
vorhanden decken im Allgemeinen nur in Verbindung
• Art der Füllung und Füllgrad des mit schwimmenden Massivestrichen (knapp)
Deckenhohlraumes erfüllt.
• Beschwerung Bei der Kombination von Massivestrichen
mit einer Federschiene oder einer Beschwe-
An der Unterseite wird die tragende Kon- rung (ohne Federschiene) lassen sich niedrige
struktion durch eine Unterdecke ergänzt. Diese Trittschallpegel (Ln,w,R ca. 44 – 50 dB) errei-
kann direkt an den Deckenträgern befestigt chen, die in etwa der Kombination Trockene-
oder über verschiedene Maßnahmen entkop- strich + Beschwerung + Federschiene entspre-
pelt werden. Eine Verbesserung der Schall- chen.
dämmung von Unterdecken wird durch fol- Die niedrigsten Trittschallpegel (Ln,w,R ≤ 42 dB)
gende Punkte erreicht: stellen sich bei der Kombination Massivestrich +
• Biegeweichheit und hohes Flächengewicht Beschwerung + Federschiene ein.
der Bekleidung
• Akustisch weiche Befestigung der Unter-
decke an die tragende Konstruktion Schall-Längsleitung
mittels Dämmstreifen, Federschienen,
einer doppelten Lage Hutprofile oder Der erforderliche Schalldämmwert zwischen
federnder Abhängung Räumen ist nicht nur vom trennenden Bauteil
an sich zu erbringen, sondern stellt einen resul-
Zur Einhaltung der Trittschallschutz-Mindest- tierenden Wert dar, der die Schallübertragung
anforderungen von Wohnungstrenndecken über alle Nebenwege mit einbezieht.
müssen beim Einsatz von Trockenestrich- Eine Art der Nebenwegsübertragung ist die
systemen auf Leichtbaudecken folgende Vor- Schall-Längsleitung über angrenzende „flankie-
gaben eingehalten werden: rende“ Bauteile. Über diese Bauteile setzen sich
• Trockenestrichplatte ≥ 20 mm Dicke die Schallwellen fort und führen im Nachbar-
• hochwertiger Trittschalldämmstoff raum zu einer Schallabstrahlung.
(Mineralwolle) ≥ 20 mm
• tragende Deckenschalung ≥ 19 mm Dicke Im Stahl-Leichtbau wirken auch bei der
• Hohlraumdämmung, Füllgrad ≤ 80 % Flankenübertragung andere Prinzipien als im
• Federschiene, Federbügel, körperschall- Massivbau. Durch die biegesteife Verbindung
entkoppelte Abhänger des trennenden und flankierenden Bauteils
• zweilagige Deckenbekleidung ≤ 2 x 15 mm kommt es im Massivbau zu einer so genann-
ten „Stoßstellendämpfung“, die das bewertete
Die Anforderungen lassen sich ohne eine Schalldämmmaß der Trennwand verbessert. Bei
federnde Befestigung der unteren Deckenbe- Stahl-Leichtbauweisen sind trennendes und
kleidung und mit einer nur einlagigen Decken- flankierendes Bauteil bauakustisch gelenkig mit-
bekleidung im Allgemeinen nicht erfüllen. Die einander verbunden. Dadurch können sie unab-
Deckenbekleidung sollte möglichst schwer und hängig voneinander schwingen und beeinflus-
biegeweich sein, z. B. aus 10 – 12,5 mm dicken sen sich somit nicht.
Gipsfaserplatten oder 12,5 – 15 mm dicken Das bedeutet aber nicht, dass die Flanken-
Gipskartonplatten bestehen. Mit einem derarti- übertragung des Schalls in diesem Fall geringer
gen Aufbau werden bewertete Luftschalldämm- ist als bei der biegesteifen Anbindung. Im Gegen-
maße von ca. 60 dB erreicht sowie bewertete teil, bei leichten, doppelschaligen Wänden ist
Norm-Trittschallpegel von ca. 51 – 54 dB. Die die Längsleitung der flankierenden Bauteile
Trittschallschutzanforderungen an Wohnungs- unter Umständen von großer Bedeutung und
trenndecken werden knapp erfüllt. darf deshalb nicht vernachlässigt werden.
29
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
3
Bauteilanschlüsse
4
Eine besondere Bedeutung kommt bei biege-
weichen, zweischaligen Bauteilen den Anschlüs-
sen an die flankierenden Bauteile zu (Boden,
Decke, Wände). Beim Leichtbau muss der Aus-
Abb. 61: führung von Anschlüssen große Beachtung ge-
Schallübertra- schenkt werden, um die weiter vorn erläuterte
gungswege im Schall-Längsleitung über das flankierende Bau-
flankierenden teil so gering wie möglich zu halten. Außerdem
Bauteil stoßen die Bauteile mit offenen Fugen anein-
ander. Wichtig ist deshalb die bauakustisch
1. Übertragung dichte Anschlussausführung (Abb. 62 und 63).
über die Undichtheiten wirken wie Luftkanäle, durch die
Beplankung der Luftschall – ohne eine Umsetzung in Körper-
(z. B. Decklage, schall – von einem Raum zum anderen gelangen
Wandschale) kann. Sie können somit die Schalldämmung
2. Übertragung drastisch verringern.
über den
Hohlraum
30
Schallschutz und Bauakustik
Abb. 64:
Metallprofil mit
angeschlossener
trockener
Dichtung
31
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Abb. 65:
Anschlussdetails:
Trennwand an
Massivestrich,
Trennwand-
bekleidung GKB,
Zementestrich
(schwimmend),
R’w,R errechnet
nur unter Berück-
sichtigung der
Trennwand und
des Bodens
Abb. 66:
Trennwand-
anschlüsse
an Decken R’w = 44 dB Ln,w,R = 54-57 dB R’w = 52 dB Ln,w,R = 52-53 dB R’w = 60 dB Ln,w,R= 43-47 dB
32
Schallschutz und Bauakustik
1
53 dB 42 dB
GKB
2) 41 dB
nach DIN 4109, GKB
57 dB 52 dB
49 dB
Prüfzeugnis, GF Prüfzeugnis, GF
2
57 dB 52 dB
nach DIN 4109, GKB GKB
2) 49 dB
62 dB 57 dB
Prüfzeugnis, GF Prüfzeugnis, GF 54 dB
3 75 dB
in Anlehnung an 54 dB 54 dB
2)
DIN 4109, GKB GKB
75 dB
in Anlehnung an 60 dB 59 dB
2)
Prüfzeugnis, GF GF
4
75 dB 60 dB
nach DIN 4109, GKB GKB
2) 59 dB
75 dB 64 dB
Prüfzeugnis, GF Prüfzeugnis, GF 63 dB
5
ca. 76 dB
in Anlehnung an ca. 64 dB 63 dB
DIN 4109, GKB GKB
ca. 76 dB
in Anlehnung an ca. 68 dB 66 dB
Darstellung um Prüfzeugnis, GF GF
50 % verkleinert
Vergleichskonstruktion zu 4
300 kg 960 kg
17,5 cm KS-1,8 ~ 42 cm Stahlbeton 63 dB
400 kg 810 kg
24 cm KS-1,8 ~ 35 cm Stahlbeton 63 dB
Abb. 67:
Maßnahmen zur
Darstellung um
50 % verkleinert 600 kg 600 kg Verringerung der
30 cm KS-1,8 ~ 26 cm Stahlbeton 63 dB
Schall-Längs-
leitung am Bei-
1)
Schallübertragung über die Trennwand und zwei gleichartige flankierende Wände [dB], entsprechend der Abbildung. spiel von Wand-
2)
Mittelwert für die dargestellte Konstruktion, ermittelt in einer Messreihe der Gipskartonplatten-Industrie für
Gipskarton-Metallständerwände. T-Stößen
33
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
34
Schallschutz und Bauakustik
35
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
36
Wärme- und Feuchteschutz
37
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
200
230
215
285
377,5
300
38
Wärme- und Feuchteschutz
285
400
328,5
375
345
39
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Abb. 79:
Bauteilaufbau Dicke U-Wert Brand-
U-Werte von schutz
2
Bodenplatten [mm] [W/m K]
und Decken
Gipsfaserplatte, zweilagig 2 x 10 0,23 ohne
Dampfsperre - Anforderung
Trittschall-/Wärmedämmung 80
Trennlage -
Bodenplatte 200
Dämmung XPS 80
Kapillarbrechende Schicht -
380
341
ableitung über Wärmebrücken und somit deren die Verschraubung der Plattenwerkstoffe in die
negativer Einfluss überproportional an. Ständer der Unterkonstruktionen, die niedrigs-
Durch die hohe Wärmeleitfähigkeit von Stahl ten Oberflächentemperaturen auf.
ist bei Außenbauteilen in Stahl-Leichtbauweise Durch eine thermovisuelle Betrachtung der
in besonderem Maße auf die Vermeidung von Außenwand (Abb. 81) zeigt sich, dass die
Abb. 80: Wärmebrücken zu achten. Typische Wärme- Außenoberflächentemperatur der Metallständer-
Stoffliche brücken sind die Profile in Außenwänden, Trä- struktur im Vergleich zur umgebenden Bauteil-
Wärmebrücke; ger in Dächern und metallische Verbindungs- oberfläche höher ist. Im gezeigten Fall beträgt
Einfluss des mittel. Durchgehende Stahlbauteile sind grund- die Differenz 1 °C.
Metallständers sätzlich zu vermeiden. Abb. 82 zeigt die technisch richtige Behand-
auf die Ober- Im Bereich der Profile kann die Taupunkt- lung der Überlagerung der stofflichen Wärme-
flächentempe- temperatur auf der raumseitigen Bauteilober- brücke Stahl und der geometrischen Wärme-
ratur der fläche unterschritten werden. Hierbei weisen brücke im Bereich einer Außenwandecke.
Innenseite die mechanischen Verbindungsmittel, wie z. B. Die Berechnung des mittleren U-Wertes nach
DIN 4108 Teil 5 [17] ist aufgrund der zu unter-
schiedlichen Wärmedurchlasswiderstände der
Metallständer bzw. Stahlprofile und der Hohl-
raumdämmung nicht möglich. Das Verfahren
Bauteilaufbau Konstruktion A 19
darf nur angewendet werden, wenn sich die
Temperatur Bauteiloberfläche (innen) ºC
40
Wärme- und Feuchteschutz
41
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
2 Abb. 85 (links):
U Gefach = 0,24 W/m K
U-Wert-Vergleich unterschiedlicher Dämmstoffstärken und
2
U tatsächlich = 0,44 W/m K
-aufbauten im Hinblick auf den Wärmebrückeneinfluss der
Metallständerprofile (a = 62,5 cm)
Gipsbauplatte 20 mm
Mineralwolle WLG 040 / Stahlprofil 150 mm
Spanplatte 19 mm Abb. 86 (unten):
Putz 15 mm
Dachanschluss mit Thermoprofilen
2
U Gefach = 0,19 W/m K
Abb. 87 (ganz unten):
2
Sockelanschluss mit Thermoprofilen
U tatsächlich = 0,38 W/m K
Gipsbauplatte 20 mm
Mineralwolle WLG 040 / Stahlprofil 200 mm
Spanplatte 19 mm
Putz 15 mm
2
U Gefach = 0,18 W/m K
2
U tatsächlich = 0,24 W/m K
Gipsbauplatte 20 mm
Mineralwolle WLG 040 / Stahlprofil 150 mm
Spanplatte 19 mm
EPS WLG 040 60 mm
Putz 15 mm
2
U Gefach = 0,15 W/m K
2
U tatsächlich = 0,19 W/m K
Gipsbauplatte 20 mm
Mineralwolle WLG 040 / Stahlprofil 150 mm
Spanplatte 19 mm
EPS WLG 040 100 mm
Putz 15 mm
2
U Gefach = 0,13 W/m K
2
U tatsächlich = 0,15 W/m K
Gipsbauplatte 20 mm
Mineralwolle WLG 040 / Stahlprofil 150 mm
Spanplatte 19 mm
EPS WLG 040 150 mm
Putz 15 mm
2
U Gefach = 0,13 W/m K
2
U tatsächlich = 0,18 W/m K
Gipsbauplatte 20 mm
Mineralwolle WLG 040 / Stahlprofil 200 mm
Spanplatte 19 mm
EPS WLG 040 100 mm
Putz 15 mm
2
U Gefach = 0,11 W/m K
2
U tatsächlich = 0,14 W/m K
Gipsbauplatte 20 mm
Mineralwolle WLG 040 / Stahlprofil 200 mm
Spanplatte 19 mm
EPS WLG 040 150 mm
Putz 15 mm
42
Wärme- und Feuchteschutz
43
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
44
Wärme- und Feuchteschutz
Bereich der Unterkonstruktion (Ständer, Spar- lationen (z. B. Steckdosen), abhängig von deren
ren) ausgeführt, um durch die Beplankung oder Ausführung, die luftdichte Fläche durchdrungen
eine Konterlattung zusätzlich angepresst werden und eine Verbindung zum Wandhohlraum
zu können. Bei formstabiler Wärmedämmung geschaffen werden. Eine sorgfältige Abdichtung
und festeren Folien sind auch schwebende Ver- der Durchdringungen ist deshalb erforderlich.
klebungen oder Querstöße ausführbar, wenn Eine gute Luftdichtheit im Leicht- und Trocken-
geeignete Klebebänder eingesetzt werden und bau wird durch folgende Maßnahmen erreicht:
ein Anpressen beim Verkleben möglich ist. • Abstimmung der Konstruktion auf das Luft-
An benachbarten Bauteilen sind die Anschlüsse und Winddichtheitskonzept, z. B. durch die
mit ausreichender Überlappung zu verkleben Vermeidung von Durchdringungen in der
oder mit Profilen bzw. Latten auf voller Länge Außenhülle, Trennung von Bauteilen (z. B.
anzupressen (Abb. 93). Um Unebenheiten vorgestellter Balkon) oder Ähnliches
auszugleichen, ist dabei im Anpressbereich
zwischen der Folie und diesen Bauteilen ein
elastisches Klebe- oder Fugenband einzulegen.
Neben der Ausführung der Anschlüsse an Wärmedämmung
Nachbarbauteile muss der Ausführung von Ständer
Durchdringungen durch Elektro-, Wasser- und Anpresslatte
Heizungsinstallationen oder Fenstereinbauten Metallschiene
besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Plattenwerkstoff
In Hohlraumkonstruktionen kann durch Instal- Vorkomprimiertes
Dichtungsband
Mauerwerk oder
Abb. 90: Beton
Vorkomprimiertes
Dichtungsband
Wärmedämmung Manschette
Vorkomprimiertes
Dichtungsband
Metallprofil Plattenwerkstoff
Holzwerkstoffplatte
Verklebung
Flansch
Abdichtung der Fuge durch Verkleben Rohr
Wärmedämmung Ständer
Wämedämmung
Metallprofil
Gipsfaserplatte
Plattenwerkstoff
Verklebung/
Verspachtelung Klebeband
Abb. 91:
Anschluss der
Plattenwerk-
Wärmedämmung
stoffe an Nach-
barbauteile zur
Elektrokabel
Metallprofil Herstellung
Gipskartonbauplatte Dichter Kabeleinlass
einer luftdichten
Verspachtelung Luftdichte
Elektroinstallationsdose Ebene/Einbau
Bewehrungsstreifen
Plattenwerkstoff einer luftdichten
Abdichtung der Fuge durch Verspachteln mit Bewehrungsstreifen Dichtungsmanschette Steckdose
45
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Wärmedämmung Folie
Klebeband
Schelle
Folie Vorkomprimiertes
Dichtungsband
Klebeband
Rohr
Wärmedämmung Ständer
Ständer
Wärmedämmung
Folie
Butyl-Kautschukband Folie
Metallprofil
Plattenwerkstoff
46
Wärme- und Feuchteschutz
Klimabedingter Feuchteschutz
Im Gegensatz zu monolithischen Bauteilen ist
durch die Schichtung von unterschiedlichen
Baustoffen der Diffusionsstrom durch die Außen-
bauteile von Stahl-Leichtbauweisen besonders
zu betrachten. Die Wasserdampfdiffusionswider-
stände der einzelnen Bauteilschichten müssen
von innen nach außen abnehmen, damit ein
Ausfall von Tauwasser ausgeschlossen ist.
Abb. 94 (links):
Aufbau einer innen liegenden Installationsebene mit ungestörter
Luftdichtheitsebene
Abb. 95 (oben):
Varianten des Anschlusses der Geschossdecke an die Außenwand im
Balloon-Framing und Platform-Framing.
Darstellung der luftdichten Ebene innen und der winddichten Ebene außen.
Die rote Folie ist dampfbremsend, die blaue Folie diffusionsoffen.
47
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Einflussgrößen
Tauwasserausfall im Innern von Bauteilen – Der Wärmeeintrag in das Gebäude wird maß-
Wasserdampfdiffusion geblich von der zugeführten Sonnenenergie
In DIN 4108 Teil 3 [17] sind keine Konstruk- bestimmt. Dies gilt für massive und leichte Bau-
tionen in Stahl-Leichtbauweise aufgeführt. Für weisen gleichermaßen. Durch transparente
diese Bauteile ist ein rechnerischer Nachweis Bauteile wie Fenster fällt Sonnenstrahlung ein,
der Funktionssicherheit oder der Nachweis wird innerhalb des Gebäudes in Wärmeenergie
über ein Prüfzeugnis vom Hersteller erforder- umgewandelt und ist dadurch die wesentliche
lich. Der rechnerische Nachweis erfolgt nach Einflussgröße für den Anstieg der Raumlufttem-
dem „Glaserverfahren“ gemäß DIN 4108 Teil 5 peratur. Auch ohne direkte Sonnenbestrahlung
[17]. können also die Bauteile aus diffuser und reflek-
Wird über den rechnerischen Nachweis Tau- tierter Strahlung erhebliche Wärmemengen
wasseranfall im Bauteil festgestellt, so ist die empfangen. Darüber hinaus können zu hohe
Konstruktion durch folgende Maßnahmen zu Raumtemperaturen durch mangelhafte Wärme-
verändern: dämmung, Undichtheiten der Konstruktion,
• Hinterlüftung der tauwassergefährdeten nicht oder ungenügend verschattete Fenster-
Schicht flächen sowie durch fehlerhaftes Lüftungsver-
• Anordnung einer Dampfbremse auf der halten entstehen.
„warmen“ Seite des Bauteils (innen)
Die Temperaturerhöhung der Raumluft in
Im Allgemeinen können Hohlraumkonstruk- Gebäuden wird von folgenden Größen bestimmt:
tionen (z. B. Ständerwände) als Außenbauteile • Gesamtenergiedurchlassgrad der Verglasung
dann als unbedenklich hinsichtlich Tauwasser- (g-Wert)
ausfall angesehen werden, wenn nachfolgende • Größe und Orientierung der Fenster
Punkte eingehalten werden: • Sonnenschutz der Fenster innen oder außen
• ausreichender Wärmeschutz (z. B. Markisen, Jalousien, Sonnenschutzver-
• ausreichender Diffusionswiderstand der glasung)
innenseitigen Schicht (z. B. Dampfbremse) • Lüftungsmöglichkeiten des Raumes,
bei gleichzeitiger Hinterlüftung der Außen- insbesondere Nachtlüftung
bekleidung • Wärmespeicherfähigkeit der Bauteile
(auch der innen liegenden Bauteile)
• Temperaturleitzahl der Baustoffe in
Außenbauteilen
• Phasenverschiebungsverhalten der
Außenbauteile
48
Wärme- und Feuchteschutz
zusätzlich die Einrichtung des Gebäudes (Mobi- Der Sonneneintragskennwert (S) wird aus diesen
liar, Treppen, Estriche etc.) in die Betrachtung Faktoren mit folgender Formel berechnet:
miteinbezieht. Große Wandschränke, dicke S = f x (g x FC) x FF/0,7
Teppiche oder abgehängte Decken mit Dämm- FF: Abminderungsfaktor infolge des Rahmen-
stoffauflagen können die Wärmespeicherungs- anteils. Ohne genauere Angaben ist FF = 0,8
fähigkeit dahinter liegender, massiver Bauteile anzusetzen.
erheblich reduzieren.
Eine geringere Wärmespeicherfähigkeit, innen
außen
wie dies bei Stahl-Leichtbauweisen gegenüber
schweren Massivbauweisen der Fall ist, kann ϑi ϑi
teilweise durch einen erhöhten Wärmeschutz
1
kompensiert werden. In Bezug auf die Wirk-
samkeit der Wärmespeicherung ist zu berück- 1
2 2
Abb. 96:
3 4
Unterschiedliches Speicherverhalten von Baustoffen
1. Monolithisch gedämmte Wand: Die Wärmespeicher-
fähigkeit einer monolithischen Wand ist auf die ersten
8 – 10 cm begrenzt. Die theoretische Speicherkapazität ϑi
kann nicht genutzt werden.
2. Außen gedämmte Wand
3. Kerngedämmte Wand: Die Speicherfähigkeit wird maß-
geblich durch die Lage der Dämmschicht bestimmt. 1
49
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
2.1 Leichte Bauart: -0,03 Als Basiswert wird S0 mit 0,18 angenommen.
Holzständerkonstruktion, leichte Trennwände,
untergehängte Decken Die Zuschlagswerte ∆SX werden DIN 4108
2.2 Extrem leichte Bauart: -0,10 Teil 2, Tabelle 8, [17] entnommen (Abb. 97).
vorwiegend Innendämmung, große Halle,
kaum raumumschließende Flächen
b
In der Berechnung des Sonneneintragswertes
3 Sonnenschutzverglasung, g < 0,4 +0,04
(S) findet die Bauart keinen Eingang. Betrachtet
4 Erhöhte Nachtlüftung bei leichter Bauart +0,03
während der zweiten Nachthälfte
man daraufhin die Gewichtung der einzelnen
-1
5 n > 1,5 h bei schwerer Bauart +0,05 Faktoren in Tabelle 8, wird erkennbar, dass hier
6 Fensterflächenanteil f > 65% -0,04 die Art der Bauweise nur eine untergeordnete
7 Geneigte Fensterausrichtung:Neigung bis 60º gegenüber -0,12 x f Rolle spielt. Die Differenz von 0,02 für die
der Horizontalen Berücksichtigung der Nachtlüftung bei leichter
8 Nord-, Nordost- und Nordwestorientierte Fassaden +0,10 und schwerer Bauart in Zeile 4 ist so gering,
a Gebiete mit mittleren monatlichen Außentemperaturen oberhalb 18 ºC
dass sie mit anderen Maßnahmen, z. B. Fenster-
nach DIN V 4108-6, z.B. Gebiete der Regionen 8,11,12,13 und 14
flächenanteil oder Sonnenschutzverglasung,
b Als gleichwertige Maßnahme gilt eine Sonnenschutzvorrichtung,
die die diffuse Strahlung permanent reduziert und deren g Total <0,4 erreicht. ohne Schwierigkeiten ausgeglichen werden
kann.
Abb. 97: Dazu folgen Beispielrechnungen (Abb. 98),
Zuschlagswerte für den Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes nach die deutlich den Einfluss dieser Planungskrite-
DIN 4108 Teil 2, Tabelle 8 rien unabhängig von der Bauweise aufzeigen.
50
Wärme- und Feuchteschutz
40 Wasser
ohne Sonnenschutz PCM
35
Wärmeaufnahme in J/ml
600
Temperatur in ºC
30 500
400
25
300
20 200
100
0
2 6 10 14 18 22 2 0
0 20 40 60 80 100
Uhrzeit
Temperatur in ºC
40
mit Sonnenschutz
Bei Berücksichtigung dieser Planungsregeln Abb. 100:
35
weisen Häuser in Stahl-Leichtbauweise auch im Energieauf-
Temperatur in ºC
51
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Brandschutz •
•
Gipsbauplatten nach DIN 18180 [15]
Gipsfaserplatten
• Gipsglasvliesplatten
Schutzziele • Kalziumsilikatplatten
Diese unbrennbaren Baustoffe eignen sich
Die Tragfähigkeit von Stahl (Festigkeit und dazu, brennbare und tragende Bauteile vor
Elastizitätsmodul) nimmt bei Temperaturen direkter Brandbeanspruchung zu schützen und
über 500 °C nahezu linear ab. Stahlbauteile sind als Wand-, Decken- und Bodenbekleidungen
nicht brennbar (A-Baustoff). Sie haben aber, vor den Raumabschluss zu erhalten.
allem dünnwandige und filigrane Stahlkonstruk- In Abb. 102 sind charakteristische Durch-
tionen, ungeschützt keinen Feuerwiderstand brandkurven verschiedener Plattenwerkstoffe
und müssen im Brandfall vor hohen Temperatur- zusammengestellt. Die Ergebnisse sind zur
einwirkungen geschützt sein. Nur so können Orientierung anwendbar und geben Aufschluss
starke thermische Verformungen und das stati- über die Dauer der Kapselung der Stahlbauteile
sche Versagen des Bauteils verhindert werden. bzw. der in der Konstruktion enthaltenen
Im Stahl-Leichtbau werden die Stahlprofile Brandlasten. Infolge von Prüferfahrungen wer-
konstruktionsbedingt in den meisten Fällen in den Gipsfaserplatten brandschutztechnisch den
raumabschließende Bauteile, z. B. in Wände mit GKF-Platten gleichgestellt.
Feuerwiderstandseigenschaften, integriert. So Beim Einbringen einer Dämmschicht in den
erhält die Konstruktion einen Raumabschluss Hohlraum der Ständerkonstruktion ist es von
und wird wirtschaftlich durch brandschutztech- Bedeutung, ob es sich um ein tragendes oder
nische Bekleidungen geschützt. Darunter ver- nichttragendes Bauteil handelt.
steht man eine thermische Kapselung der Stahl- In einem nichttragenden Bauteil kann die
bauteile. Dämmung den Feuerwiderstand der Konstruk-
tion erhöhen. Es werden Mineralfaserdämm-
stoffe eingesetzt, die einen Schmelzpunkt
Brandverhalten der im Stahl-Leichtbau > 1000 °C aufweisen. Durch diese wird der
verwendeten Baustoffe Wärmestrom zu der dem Feuer abgewandten
Seite hin reduziert, und nach Abfallen der
Bauteile in Stahl-Leichtbauweise, die Brand- feuerzugewandten Bekleidung verzögert die
schutzanforderungen erfüllen, bestehen aus der Dämmung ein Übergreifen des Feuers auf die
vorteilhaften Kombination einzelner Baustoffe andere Seite des Bauteils.
und Bauelemente (Abb. 101). In einem tragenden Bauteil ist das Erreichen
der kritischen Stahltemperatur von 500 °C das
Die Grundkonstruktion aus dünnwandigen maßgebende Kriterium für die Tragfähigkeit
Abb. 101: Stahlprofilen ist nicht brennbar und stellt so im der Wand. Durch eine eingebrachte Dämmung
Brandschutz- Brandfall keine zusätzliche Brandlast dar. Sie wird die Konvektion im Hohlraum verhindert,
technische muss aber, wie oben erwähnt, mit brandschutz- wodurch sich die Innenoberfläche der feuer-
Klassifizierung technisch wirksamen Bekleidungen vor den zugewandten Seite stark erwärmt und die kri-
von im Stahl- Einwirkungen eines Brandes geschützt werden. tische Temperatur schneller erreicht wird als
Leichtbau Als brandschutztechnisch wirksame Beklei- ohne Dämmung (Abb. 103).
verwendeten dungen können nach Verwendbarkeitsnachweis Ist aus brandschutztechnischer Sicht keine
Baustoffen folgende Plattenwerkstoffe eingesetzt werden: Dämmschicht erforderlich oder wäre sie sogar
nachteilig, kann dennoch aus Gründen des
Wärme- und/oder Schallschutzes ein Dämm-
Baustoffklasse
stoff notwendig sein. Die Vor- und Nachteile
Tragkonstruktion/ Metallprofile (kaltgeformte Profile und A1 sind im Einzelfall abzuwägen. Wird ein Dämm-
Unterkonstruktion warmgewalzte Träger und Stützen)
stoff aufgrund bauakustischer oder thermischer
Plattenwerkstoffe, Gipsbauplatten (Gipsfaser-, Gipskarton- und A1, A2 Anforderungen eingebracht, so muss er minde-
Bekleidungs-/ Gipsglasvliesplatten)
Beplankungsmaterialien stens der Baustoffklasse B2 angehören und für
Platten aus mineralisch gebundenen Fasern A1 die Konstruktion zugelassen sein, da Dämm-
Zementglasvliesplatten A1 schichten das Brandverhalten auch negativ
Holzwerkstoffplatten B2, B1 beeinflussen können.
Dämmstoffe Mineralwolledämmstoffe A1 In Stahl-Leichtbaukonstruktionen eingelegte
Organische Dämmstoffe B2 Dampfsperren, Dampfbremsen sowie Folien zur
Anschluss- Dichtungsbänder - Mineralfaserstreifen A1 Wind- bzw. Luftdichtheit beeinträchtigen nach
dichtungsstoffe Mineralische Spachtelmassen A1 DIN 4102 Teil 4 [16] den Brandschutz nicht.
52
Brandschutz
Gebräuchliche
40 Platten-
dicken
Holzwerkstoffe t1
18 + 18
35
Holzwerkstoffe nach
ENV 1995-1-2 20 + 12,5
30 15 + 15
15 + 12,5
Plattendicke in mm
25 12,5 + 12,5
12,5 + 9,5
20 18
15
15 12,5
t2 Gipskarton-Feuerschutzplatten GKF
t3 Gipsfaserplatten Fermacell
10
t4 Kalziumsilikatplatten Promatect-H
t5 Gipskartonbauplatten GKB
5
t6 Knauf-Fireboard
Abb. 102:
GFK nach ENV 1995-1-2
0 Charakteristische
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Durchbrandzeiten
verschiedener
Branddauer nach DIN 4102 in Minuten Plattenwerkstoffe
53
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Die einzelnen Komponenten eines Stahl- maßgebende Prüfkriterium für solche Versuche
Leichtbauteils und deren Anordnung ent- ist die maximale Temperaturerhöhung auf der
scheiden über die Feuerwiderstandsklasse des feuerabgewandten Seite der Konstruktion um
gesamten Bauteils. 140 K im Mittel. Wird dieses Kriterium erfüllt,
Im Entwurf der Muster-Bauordnung (Stand so kann die Konstruktion als Kapselung der
2000) werden Bauteile nach dem Brandverhal- Stahlteile eingesetzt werden, da die kritische
ten der verwendeten Baustoffe in vier Gruppen Stahltemperatur von 500 °C (nach DIN 18180
eingeteilt. [15]) über die geprüfte Zeitdauer nicht erreicht
wird und somit die Tragfähigkeit eines Bauteils
Feuerwiderstandsklassen gewährleistet werden kann.
54
Brandschutz
Elektroinstallationen in Ständerwänden
Hohlwanddosen können an jeder beliebigen
Stelle einer tragenden oder nicht tragenden
Konstruktion eingebaut werden. Zu beachten
sind die in Abb. 108 aufgeführten Einschrän-
kungen. Auch Installationen können durch
den Hohlraum von Wänden hindurchgeführt
werden. Dazu sind die im folgenden Kapitel
„Installationen in Decken“, in Abb. 111 und
die im Kapitel „Brandschutztechnische Eigen-
schaften von Hohlraumkonstruktionen“ erläu- Beplankung 2x12,5 mm GF (Fermacell)
Blechtafeln 0,38 mm
terten Randbedingungen zu beachten.
Beplankung 2x12,5 mm GF (Fermacell)
Abweichende Ausführungen sind durch ein CW-Profile, e = 416 mm
allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis nach- Faserdämmstoff (nicht erforderlich)
zuweisen.
55
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Abb. 106:
Ständerwand, tragend Ständerwand, nicht tragend
Aufbau der
Bekleidung von a ≤ 62,5 cm a = 62,5 cm
tragenden und
nicht tragenden
Wandkonstruk-
tionen mit der
resultierenden
Feuerwider-
Beidseitige Beplankung Dämmung Beidseitige Beplankung Dämmung
standsdauer Dicke Dichte Dicke Dichte
[mm] [kg/m3] [mm] [kg/m3]
2 x 20 mm nicht 2 x 12,5 mm 50 50
Fireboard erforderlich GF
3 x 12,5 mm nicht 25 mm 60 50
GF, Fermacell erforderlich GKF, Gyproc
a = 31,25 cm 100 40
20 mm
Fireboard
konstruktionen.
Maße in mm
56
Brandschutz
> 30 mm
und es bedarf der Zustimmung durch die Brand-
schutzbehörde.
3
>130 mm
baudecke bei einer Brandbeanspruchung von
oben hängt maßgeblich von der Art und Dicke
des Trockenunterbodens sowie der Dämm-
schicht ab.
Nach DIN 4102 Teil 4 [16] können bis zur
Feuerwiderstandsklasse F 60 Mörtel-, Gips- und
Asphaltestriche sowie Trockenunterböden
aus Gipskartonplatten, Gipsfaserplatten und 5
Holzwerkstoffplatten eingesetzt werden. Für
Trockenunterböden aus Gipsfaserplatten ist die Abb. 108:
Eignung als schwimmender Estrich durch Prüf- Einbauregeln
zeugnisse (AbP) erbracht. Bei Decken mit F 90- für Elektroinstal-
Anforderungen können auf der Grundlage von lationsdosen in
Prüfzeugnissen oder gutachterlichen Stellung- eine Wand mit
nahmen auch Trockenbodensysteme aus Gips- brandschutz-
und Gipsfaserplatten verwendet werden. technischen
6 Anforderungen
57
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Dachkonstruktionen
Dächer, die im Aufbau mit Deckensystemen
identisch sind, werden bezüglich ihrer Brand-
schutzeigenschaften gleichgestellt. Es gelten
die genannten Bestimmungen für eine Brand-
beanspruchung von unten sinngemäß.
Dächer müssen im Allgemeinen zum Schutz
gegen Brandbeanspruchung von außen die
Anforderung einer „harten Bedachung“ erfül-
len. Das bedeutet, dass das Dach ausreichend
Unterseitige Deckenbekleidung widerstandsfähig gegen Flugfeuer und strah-
lende Wärme nach DIN 4102 Teil 7 [16] sein
2 x 12,5 mm muss. „Weiche Bedachungen“, z. B. Dachdich-
F 30-A tungsbahnen, sind möglich, wenn z. B. größere
GKF, Knauf
Gebäudeabstände vorhanden sind, die die
2 x 10 mm
Gefahr des Brandüberschlages reduzieren.
GF*, Fermacell
20 mm
Fireboard* Installationen in Decken
Einzelne elektrische Leitungen können durch
F 60-A 18 + 15 mm Unterdecken hindurchgeführt werden, ohne
GKF, Knauf dass der Feuerwiderstand beeinträchtigt wird,
2 x 15 mm wenn die verbleibenden Öffnungen z. B. mit
GF*, Fermacell Gips verschlossen werden. Eine besonders sorg-
fältige Ausführung verlangen vertikal geführte
2 x 15 mm Leitungen, die die gesamte Decke senkrecht
Fireboard* durchstoßen. Gebündelte Leitungen bis zu
einem Durchmesser von 50 mm dürfen ohne
besondere Maßnahmen durch die Unterdecke
F 90-A 2 x 20 mm geführt werden. Die Durchführungsstelle ist
GKF, Knauf mit dicht gestopfter Mineralwolle mit einem
25 + 18 mm Schmelzpunkt von > 1000 °C und einer Ver-
GKF, Knauf spachtelung z. B. aus Gips abzudichten (DIBt-
Mitteilungen 5/96).
2 x 20 mm
Fireboard*
4 x 10 mm
GF*, Fermacell
1 x 15 mm +
2 x 12,5 mm
GF*, Fermacell
Abb. 109:
Unterseitige Bekleidungen für Decken in Stahl-Leichtbau-
weise als selbstständige Unterdecke zur Erfüllung von
Brandschutzanforderungen
58
Brandschutz
50
Brandschutzbekleidungen an tragenden
und aussteifenden Konstruktionen d
45
Werden in einem Stahl-Leichtbau Stützen oder
Träger verwendet, die nicht in den Konstruk-
tionen von Wänden oder Decken eingebunden 40
sind, so sind zum Erreichen der erforderlichen
Feuerwiderstandsklasse geeignete Maßnahmen
GK
zu treffen, die die Tragfähigkeit und Gebrauchs- 35
GF
tauglichkeit des Stahls für die geforderte Feuer-
widerstandsdauer sicherstellen. Wirtschaftlich MGA
30
erfolgt die Bekleidung der Stahlbauteile in
GK
Trockenbauweise mit Brandschutzplatten.
Daneben kann auch verputzt oder mit Dämm- 25
GF HW GK
schichtbildnern beschichtet werden. Stahlbau-
teile können einer schützenden Bekleidung auch
dann bedürfen, wenn sie schon durch eine 20 MGA GF GF GF
59
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Unterdecke aus
Gipsbauplatten
Einzelne Kabel
durch die Bekleidung < 50 mm
oder Unterdecke Verspachtelung
(z.B. Gips)
Abb. 112
(Mitte links):
Brandschutz-
technisch wirk-
samer Bauteil-
anschluss am
Beispiel eines
Wand-T-Stoßes
Abb. 113
(ganz rechts):
In der Planung 1
zu berücksich- 2
tigende Detail-
anschlüsse zur
Verhinderung
der Rauchaus-
breitung und
Brandweiter-
leitung in Hohl-
1 Anschlussstreifen aus Mineralwolle 10 mm
raumkonstruk- Schmelzpunkt > 1000 ºC
tionen 2 Dichte Verspachtelung
Abb. 114:
Bekleidungen
von Stahlprofilen
mit Gipswerk-
stoffplatten zur
Brandschutz-
sicherung
60
Korrosionsschutz
61
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
beschichtung, ist der Korrosionsschutz zu prü- weise werden bandbeschichtete Profile verwen-
fen. Eine luftige Lagerung neuer Profile verhin- det, wenn die entsprechende Oberfläche oder
dert die Weißrostbildung (Abb. 115). eine hohe Korrosionssicherheit gefordert ist.
Wird eine starke Korrosionsbeanspruchung Da Feuchtigkeit die Korrosion beschleunigt,
erwartet, z. B. bei Gebäuden, die in besonderem sollten offene Profile mit nach unten zeigender
Maße dem Seeklima ausgesetzt sind und in denen Öffnung eingebaut werden oder einen geloch-
offen liegende Profile verbaut wurden, kann ten Steg haben. Dadurch wird vermieden, dass
zusätzlich zur Verzinkung noch eine organische sich Regenwasser während der Bauzeit im Pro-
Beschichtung aufgebracht werden. Man spricht fil sammelt und Korrosion auslöst. Hohlräume,
dann vom so genannten „Duplex-System“. Die wie sie z. B. im Bereich von Verbindungen ent-
organische Beschichtung verhindert den lang- stehen können, sollten so konstruiert werden,
samen Abtrag der Passivierungsschicht. Die Zink- das evtl. eindringendes Wasser direkt ablaufen
schicht verhindert die Unterwanderung der Be- kann.
schichtung durch Rost, die bei normal beschich- Bei der Wahl der Verbindungsmittel ist die
teten Bauteilen an den Stellen auftreten kann, Kontaktkorrosion zu vermeiden. Sie entsteht
die kleine mechanische Schäden oder Alterung infolge der elektrochemischen Spannungsreihe,
zeigen. Die Schutzdauer von Duplex-Systemen wenn unterschiedliche Metalle miteinander in
ist durch den Synergieeffekt ca. 1,8- bis 2,5-mal Berührung kommen. Verzinkte Bauelemente
größer als die Summe der Einzelschutzdauern sollten daher mit Verbindungsmitteln aus Stahl,
aus Verzinkung und Beschichtungssystem. die z. B. galvanisch verzinkt sind, verbunden
Dünnes Stahlblech, wie es für die Herstellung werden. Im Außenbereich, d. h. bei direkter
von Kaltprofilen verwendet wird, kann band- Bewitterung oder wenn Tauwasserbildung im
beschichtet werden, d. h., direkt nach der Ver- Bereich der Verbindungsmittel auftreten kann,
zinkung wird die organische Schutzschicht als sollten Edelstahlschrauben eingesetzt werden.
Lack oder Folie aufgebracht. Dadurch wird eine Im Innenbereich können auch phosphatierte
sehr viel höhere Qualität erreicht als durch Auf- Schrauben verwendet werden. Dazu muss aber
rollen oder Aufstreichen der Beschichtung auf eine Feuchtigkeitseinwirkung auf die Verbin-
der Baustelle. Für Bauteile in Stahl-Leichtbau- dung ausgeschlossen werden.
Abb. 115:
Leicht geneigte
Lagerung von
Profilen zur
Gewährleistung
des Korrosions-
schutzes
62
Entwicklungsmöglichkeiten des Stahl-Leichtbaus
Abb. 116:
Industrielle
Produktions-
straße von Raum-
zellen aus Stahl
(Sekisui Heim,
Japan) im Ver-
gleich zu einer
Automobil-Pro-
duktionsstraße
(DaimlerChrysler)
63
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
64
Literatur
Dokumentation 076
Aufstockung eines Fachwerkhauses
in Dinslaken
Dokumentation 077
Wohnhaus in Walddorfhäslach
Dokumentation 078
Wohnhaus in Manderscheid
Dokumentation 079
Wohnhaus mit Büro in Nagold-Hochdorf
Dokumentation 080
Reihenhäuser in Darmstadt
Merkblatt 480
Wohnungsbau mit Stahl – Profilhandbuch
Dokumentation 532
Wohnbauten in Stahl – weltweit
Dokumentation 548
Kostengünstiger Wohnungsbau mit Stahl
Symposium, Düsseldorf, 22.9.1998
Dokumentation 559
Wohnungsbau mit Stahl
Symposium, Erfurt, 8.12.1999
65
Häuser in Stahl-Leichtbauweise
Beispiele
Doppelhaus in
Ramstein (Profil-
haus Consult,
Dettingen)
Zweifamilien-
haus in
Waldeck-
Höringhausen
(Richter System,
Griesheim)
66
Beispiele
Aufstockung
eines histo-
rischen Fach-
werkhauses
in Dinslaken
(Rasta-Haus,
Wesel)
Einfamilienhaus
in Böbingen/
Rems
(SwitchHaus,
Bopfingen)
67
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Stahl-Informations-Zentrum
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