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verstehen

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verstehen (Deutsch)

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Person Wortform
Präsens ich verstehe
du verstehst
er, sie, es versteht
Präteritum ich verstand
Konjunktiv II ich verstände
verstünde
Imperativ Singular verstehe!
Plural versteht!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
verstanden haben
Alle weiteren Formen: Flexion:verstehen

Anmerkung:

In den Bedeutungen [2a, 2b] drückt das Verb verstehen einen schwächeren Grad des rationalen Erfassens aus als sein hier genanntes (Quasi-)Synonym begreifen; letzteres Verb spricht dem Subjekt noch das Erkennen tieferer Einsichten und komplexerer Zusammenhänge zu. Nicht in der Umgangssprache, wohl aber in gewählter Sprache gilt dieselbe Differenzierung für die Bedeutung [2c].

Worttrennung:

ver·ste·hen, Präteritum: ver·stand, Partizip II: ver·stan·den

Aussprache:

IPA: [fɛɐ̯ˈʃteːən]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild verstehen (Info), Lautsprecherbild verstehen (Info), Lautsprecherbild verstehen (Österreich) (Info)
Reime: -eːən

Bedeutungen:

[1] transitiv: (Gesprochenes) deutlich akustisch wahrnehmen
[2] Anwendung einer intellektuellen Fähigkeit:
[2a] transitiv: den Sinngehalt, die Bedeutung von etwas, die Absicht einer Person verstandesmäßig erfassen
[2b] transitiv: in bestimmter Weise deutend interpretieren
[2c] reflexiv: eine bestimmte Vorstellung beziehungsweise einen bestimmten Eindruck von sich selbst vermitteln; sich in bestimmter Weise darum bemühen, als jemand Bestimmtes angesehen zu werden
[2d] reflexiv, kaufmannssprachlich: (von Preisen) in bestimmter Weise erkennen lassen beziehungsweise zum Ausdruck bringen wollen
[3] Anwendung einer emotionalen Fähigkeit:
[3a] transitiv: sich in jemanden einfühlen, in jemandes Situation hineindenken können; diese Fähigkeit jemandem gegenüber zu erkennen geben
[3b] transitiv: (die Verhaltensweise, Haltung, Reaktion, das Gefühl von jemandes Standpunkt aus gesehen als) natürlich, konsequent, richtig, normal einschätzen, beurteilen, empfinden
[4] reflexiv: ohne Streitigkeiten mit jemandem auskommen, eine gute persönliche Beziehung zu jemandem haben
[5] Befähigung zu Tätigkeiten:
[5a] transitiv: sich etwas (geistig) zu eigen gemacht haben; die Fähigkeit zur Ausübung von etwas haben, die Begabung für etwas besitzen
[5b] transitiv: ein besonderes (Fach-, Sach- oder Erfahrungs-)Wissen (von etwas) aufweisen; (mit etwas) vertraut sein, umzugehen wissen; (auf einem bestimmten Gebiet) genau Bescheid wissen (und diesbezüglich urteilsfähig sein)
[5c] reflexiv: zu etwas imstande sein; die Fertigkeiten besitzen, etwas Bestimmtes zu tun
[5d] reflexiv: sich mit etwas auskennen und gut umzugehen wissen
[6] reflexiv, veraltende Bedeutung: sich überwindend zu etwas doch bereit erklären

Herkunft:

Kompositum aus dem Präfix ver- und dem Verb stehen; bezeugt in den mittelhochdeutschen Formen verstēn und verstān, welche ihrerseits dem Althochdeutschen firstān – ursprünglich „rings um etwas stehen, etwas umstehen, etwas in der Gewalt haben, beherrschen“, später „erfassen, ergreifen, ertappen; merken, meinen, empfinden, fühlen; begreifen, einsehen, erkennen“ – entstammen; im Gotischen nicht bezeugt; etymologisch verwandt mit altenglisch farstandan, farstondan, altsächsisch farstanden; die spätaltnordischen Formen forstanda, fyrirstanda sind ihrerseits dem Mittelniederdeutschen entlehnt

[Quellen fehlen]

Sinnverwandte Wörter:

[1] hören
[4] sich vertragen, miteinander auskommen
[5a] beherrschen
[6] durchringen, sich hinreißen lassen

Gegenwörter:

[1] verständigen, missverstehen
[2a, 2b] missverstehen
[4] sich anwidern, sich nicht ausstehen können
[6] entschlussfreudig sein

Oberbegriffe:

[1] vernehmen
[2a] aufnehmen
[2c] sich einschätzen
[4] auskommen
[6] entscheiden

Unterbegriffe:

[2a] auffassen, auskennen, begreifen, (umgangssprachlich) checken, durchblicken, durchschauen, durchsteigen, einleuchten, einsehen, erfassen, ergründen, erkennen, ermessen, (gehoben) fassen, (bildlich, umgangssprachlich) fressen, folgen, (umgangssprachlich) kapieren, lösen, (salopp) raffen, realisieren, (umgangssprachlich) schnallen, (Namibia, umgangssprachlich) zünden, (Niederdeutsch) rallen
[2b] auffassen, erkennen, erschließen, meinen
[3a] nachempfinden, nachvollziehen
[3b] einsehen
[4] sich (einander) anpassen, gernhaben, harmonisieren, mögen

Beispiele:

[1] Es war so laut, man konnte sein eigenes Wort kaum verstehen.
[1] Streck mir doch nicht den Rücken zu, wenn du mit mir redest, sonst verstehe ich dich nicht.
[2a] Hegel schreibt: „Das Eins ist die einfache Beziehung des Fürsichseins auf sich selbst, in der seine Momente in sich zusammengefallen sind, in der es daher die Form der Unmittelbarkeit hat und seine Momente daher nun daseiende werden.“[1] Das verstehe nun einer!
[2a] Hast du die Gebrauchsanweisung gelesen? Die hat man offenbar aus dem Japanischen „übersetzt“. Dieses Kauderwelsch versteht doch kein Mensch!
[2a] intransitiv Wie der Leutnant den Putschgeneral verhaften wollte, erbat der um einen kurzen Aufschub. Der junge Militär verstand, salutierte und ging aus dem Zimmer. Noch als er über die Türschwelle trat, hörte er schon den Schuss.
[2a] Manches von dem, was ich höre, verstehe ich nicht. Manches von dem, was ich verstehe, begreife ich nicht.
[2a] Ich verstehe, dass Menschen zuweilen so etwas Übles tun. Wie sie aber bewusst sich dazu entschließen können, begreife ich nicht.
[2a] Die Grundschulstudien der letzten Zeit zeigen, Viertklässler verstehen Texte noch schlechter als vor zehn Jahren.[2]
[2a] „Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht und mit hörenden Ohren hören sie nicht; und sie verstehen es nicht.“[3]
[2b] „Was versteht sie unter unbedingtem Gehorsam?“
[2b] „Unter herkömmlichem Bodyflying verstehen Sportler das Reiten auf einem vertikalen Luftstrom, der von einem starken Gebläse generiert wird.“[4]
[2c] Er versteht sich als Künstler.
[2c] „Das Arabisch-Jüdische Zentrum, in dem je zur Hälfte Araber und Juden tätig sind, versteht sich als Mittler der unterschiedlichen Kulturen, organisiert Festivals, Theaterspiele, Treffen zwischen jüdischen und arabischen Schülern.“[5]
[2c] „Sie verstehen sich als Crème de la Crème der Gesetzeshüter - doch nun finden sie sich im Zentrum eines internationalen Skandals wieder.“[6]
[2d] „Die Preise verstehen sich inklusive Frühstück und Minibar.“[7]
[3a] Keiner versteht mich!
[3a] Sie sind die Einzigen, die mich verstehen.
[3a] Er fühlt sich von ihr nicht verstanden.
[3a] „»[…] Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt: Ihre Ohren hören schwer und ihre Augen sind geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und ich ihnen helfe.«“[8]
[3b] Verstehen Sie Spaß?
[3b] Durchaus kann ich Ihre Erregung verstehen.
[3b] Ihnen werden keine Sonderrechte eingeräumt, das müssen sie schon verstehen.
[4] Sie verstand sich schon von frühester Jugend an sehr gut mit ihrer Mutter, mit ihrem Vater aber immer sehr schlecht, mit ihm hatte sie meistens Streit.
[5a] Sie versteht zu manipulieren.
[5a] Sie verstehen es, andere arbeiten zu lassen.
[5a] „Gichtrische Empfindungen werden jederzeit von einer Dissonanz der mechanischen Schwingungen begleitet – Leidenschaften mißhandeln die Lebenskraft – der überladene Geist drückt sein Gehäuse zu Boden – wie denn nun? – Wer es verstünde, dem Tod diesen ungebahnten Weg in das Schloß des Lebens zu ebnen? den Körper vom Geist aus zu verderben – ha! ein Originalwerk! wer das zu Stande brächte? – Ein Werk ohne Gleichen! – Sinne nach, Moor! – Das wär’ eine Kunst, die’s verdiente, dich zum Erfinder zu haben.“[9]
[5b] Er versteht etwas vom Fotografieren.
[5b] Was versteht sie von Männern?
[5c] Sie versteht sich aufs Singen.
[5d] „Ich müsste mich schlecht auf den Barometer der Seele verstehen, oder der Herr Major ist in der Eifersucht schrecklich wie in der Liebe.“[10]
[6] Sie konnten sich nicht zu einer Entschuldigung verstehen.

Redewendungen:

nur Bahnhof verstehen oder (veraltet) nur Bahnhof und Bratkartoffeln verstehen
jemandem etwas zu verstehen geben – aus bestimmten Gründen jemandem gegenüber etwas nur andeutungsweise mitteilen
sich von selbst verstehen – nicht ausdrücklich erwähnenswert sein; selbstverständlich sein
die Zeichen der Zeit verstehen – die derzeitige, gewisse zukünftige Entwicklungen betreffende Lage beziehungsweise Situation, den Gegebenheiten entsprechend, realistisch einschätzen, interpretieren
etwas nicht besser verstehen – etwas einzig aus Unbeholfenheit tun

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] alles verstehen, bruchstückhaft verstehen, jedes Wort verstehen, kaum etwas verstehen, gut zu verstehen sein, schlecht zu verstehen sein
[2a] einen Gedankengang verstehen, eine Frage nicht verstehen, einen Zusammenhang (nicht) verstehen
[2b] etwas ist als Aufforderung zu verstehen, etwas ist als Drohung zu verstehen, etwas ist als Kritik zu verstehen, etwas ist in einem anderen Sinne zu verstehen, jemandes Verhalten (nicht) verstehen, unter Freiheit zu verstehen sein; unter Liebe zu verstehen sein; „Verstehen Sie mich bitte richtig“, „Verstehen Sie mich bitte nicht falsch“; „Damit wir uns richtig verstehen
[2d] die Preise verstehen sich ab Lager, frei Haus, frei Lager, in Euro, netto
[3a] sich (nicht) verstanden fühlen
[3b] keinen Humor verstehen, keinen Spaß verstehen; jemandes Ärger (gut, nur schwer) verstehen, jemandes Reaktion verstehen
[4] sich glänzend verstehen (Lautsprecherbild Audio (Info)), sich mit jemandem verstehen, sich prächtig verstehen, sich nicht besonders verstehen, sich überhaupt nicht verstehen
[5a] es (ausgezeichnet / geschickt / gründlich / meisterhaft verstehen; umgangssprachlich: etwas aus dem Effeff) verstehen; sein Fach verstehen, sein Geschäft verstehen, sein Handwerk verstehen, seine Sache verstehen, seinen Beruf verstehen; eine Fremdsprache verstehen, einen Dialekt verstehen, nur ein paar Brocken verstehen
[5b] etwas verstehen von
[5c, 5d] sich auf etwas verstehen
[6] selten: sich zu einer Entschuldigung verstehen, sich zu Schadenersatz verstehen

Wortbildungen:

einverstanden, einverständlich, Einverständnis, Frauenversteher, missverstehen, unverstanden, Verstand, Verständnis, verständig, verständlich, verstehbar, (landschaftlich, selten) verstehlich, wohlverstanden

Übersetzungen

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[1] Wikipedia-Artikel „verstehen
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „verstehen
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „verstehen
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portalverstehen
[1] The Free Dictionary „verstehen
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Quellen:

  1. G.W.F. Hegel, Wissenschaft der Logik, Seite 182, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1969
  2. Michael Felten: Kritik an der Grundschule - Weg von der Selbstlernidylle. In: Deutschlandradio. 8. Januar 2018 (Deutschlandfunk Kultur/Berlin, Sendung: Politisches Feuilleton, Text und Audio (Dauer: 03:39 mm:ss), URL, abgerufen am 9. Januar 2018).
  3. Bibel: Matthäusevangelium Kapitel 13, Vers 13 LUT
  4. Bodyflying: Auf dem Luftstrom reiten. Abgerufen am 4. April 2020.
  5. Online-Ausgabe der taz, 'Archiv', "Haifa ist anders", 13.10.2001
  6. Online-Ausgabe des Spiegel, 'Politik', Elitepolizisten auf Abwegen - Ermittler enthüllen Dickicht schmutziger Geschäfte, 04.04.2008
  7. Online-Ausgabe des manager magazin 3/2002 auf den Online-Seiten des Spiegel, 'Spiegel Wissen', Luthers Lust, 01.03.2002
  8. Bibel: Matthäusevangelium Kapitel 13, Vers 15 LUT
  9. Friedrich Schiller: Die Räuber, 2. Akt, 1. Scene. In: Schillers sämmtliche Werke in zwölf Bänden, Band 2, J. G. Cotta’scher Verlag, Stuttgart und Tübingen, 1847, Seite 48 in Wikisource
  10. Friedrich Schiller: Kabale und Liebe, 3. Akt, 1. Szene. In: 61. Hamburger Leseheft, Husum/Nordsee, 2005, Seite 42 in Wikisource
  11. Wiki Lexicon and Concordance of the Greek New Testament, Stichwort: „συνιημι
Person Wortform
Präsens ich verstehe
du verstehst
er, sie, es versteht
Präteritum ich verstand
Konjunktiv II ich verstände
verstünde
Imperativ Singular verstehe!
Plural versteht!
Perfekt Partizip II Hilfsverb
verstanden haben
Alle weiteren Formen: Flexion:verstehen

Worttrennung:

ver·ste·hen, Präteritum: ver·stand, Partizip II: ver·stan·den

Aussprache:

IPA: [fɛɐ̯ˈʃteːən]
Hörbeispiele: Lautsprecherbild verstehen (Info), Lautsprecherbild verstehen (Info), Lautsprecherbild verstehen (Österreich) (Info)
Reime: -eːən

Bedeutungen:

[1] transitiv, umgangssprachlich, selten: seine Zeit durch bloßes Stehen unnütz verbringen

Herkunft:

Kompositum aus dem Präfix ver- und dem Verb stehen

Sinnverwandte Wörter:

[1] herumstehen, müßig stehen

Gegenwörter:

[1] nutzen

Oberbegriffe:

[1] verweilen, vertun, zubringen

Unterbegriffe:

[1] verbringen, vergeuden, (umgangssprachlich) verplempern, (umgangssprachlich, abwertend) vertrödeln, verzetteln

Beispiele:

[1] Wir haben eine Stunde an der Vorverkaufskasse verstanden.

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] eine gewisse Zeit am Fahrkartenschalter verstehen, eine gewisse Zeit an der Theaterkasse verstehen

Übersetzungen

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[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „verstehen

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: anstehen, ausstehen, bestehen, entstehen, erstehen, gestehen, Versehen, versehen, vorstehen, zustehen