BGI 694 Leitern
BGI 694 Leitern
BGI 694 Leitern
BG-Information
Handlungsanleitung
für den Umgang mit
Leitern und Tritten
Internet: www.bgbau.de
E-Mail: [email protected]
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Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1 An wen wendet sich diese Handlungsanleitung?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
2 Wofür ist der Unternehmer verantwortlich, der Leitern und Tritte
bereitstellen und benutzen will? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Anhang
A 1 Zusammenstellung gesetzlicher Vorschriften, Regeln, Normen
und Informationsschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
B 2 Leitern-Kontrollblatt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
3
1 An wen wendet sich diese Handlungs-
anleitung?
Diese Handlungsanleitung wendet sich hauptsächlich an Unternehmer, die
tragbare Leitern und Tritte für ihre Beschäftigten bereitstellen oder selbst
benutzen. Sie gibt Hinweise zu den Regelungen des Arbeitschutzgesetzes
(ArbSchG), der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV), Berufsgenossen-
schaftlichen Regelungen und einschlägigen Normen, die beim Bereitstellen
und Benutzen von Leitern und Tritten zu berücksichtigen sind.
Der Umgang mit Leitern und Tritten schließt die Bereitstellung sowie deren
sichere Benutzung ein.
Eine Zusammenstellung gesetzlicher Vorschriften, Regeln, Normen und
Informationsschriften enthält Anhang 1.
Die Benutzung einer Leiter als hochgelegener Arbeitsplatz ist auf Um-
stände zu beschränken, unter denen die Benutzung anderer, sichererer
Arbeitsmittel wegen der geringen Gefährdung und wegen der geringen
Dauer der Benutzung oder der vorhandenen baulichen Gegebenheiten,
die der Arbeitgeber nicht ändern kann, nicht gerechtfertigt ist.
5
Bei dieser Gefährdungsbeurteilung werden die Arbeitsmittel und -verfahren
sowie die Arbeitsumgebung beurteilt mit dem Ziel, Maßnahmen zur Beseitigung
von Gefährdungen abzuleiten.
6
Beispiele für zusätzliche Absturzgefahren sind:
• Aufstellung der Leiter neben ungesicherten Öffnungen,
• Innerbetrieblicher Verkehr,
• Aufstellung neben Geländern oder an Absturzkanten zu tiefer liegenden
Ebenen.
Sind Arbeiten geringen Umfangs und geringer Gefährdung durchzuführen,
können auch Leitern und Tritte benutzt werden.
Bei der Beurteilung, ob es sich um kurzzeitige Arbeiten geringen Umfangs und
mit geringer Gefährdung handelt, ist neben der Dauer und dem Schwierigkeits-
grad der Arbeit sowie dem einzusetzenden körperlichen Aufwand auch der
Umfang des auf der Leiter mitzuführenden Werkzeugs und Materials zu
berücksichtigen.
Beispiele hierfür sind wenn
• der Standplatz auf der Leiter nicht höher als 7,00 m über der Aufstellfläche
liegt,
• bei einem Standplatz von mehr als 2,00 m Höhe die von der Leiter auszu-
führenden objektbezogene Arbeiten nicht mehr als zwei Stunden umfassen,
• das Gewicht des mitzuführenden Werkzeuges und Materials 10 kg nicht
überschreitet,
• keine Gegenstände mit einer Windangriffsfläche über 1 m 2 mitgeführt
werden,
• keine Stoffe oder Geräte benutzt werden, von denen für den Beschäftigten
zusätzliche Gefahren ausgehen,
• Arbeiten ausgeführt werden, die einen geringeren Kraftaufwand erfordern,
als den, der zum Kippen der Leiter ausreicht,
und
• der Beschäftigte mit beiden Füßen auf einer Sprosse/Stufe steht.
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• Schließen von Ankerlöchern,
• Geringfügiges Nacharbeiten von Betonflächen,
• Auswechseln von kleinformatigen Platten in Bekleidungen,
• Unterfügen, Verlegen von Höhenausgleich- und Auflagerstücken für
Fertigteile,
• Ausrichten und Verschrauben von Montageteilen,
• Anbringen von kleinen Reklame-, Preisschildern oder Lichterketten,
• Reparaturen an Markisen und Vordächern,
• Montage- und Instandhaltungsarbeiten an Lüftungs-, Klima- und Heizungs-
anlagen,
• Montage von Bühnen und kleinen Regalanlagen.
- Nur Leitern und Tritte zur Verfügung stellen, oder selbst benutzen, die den
in Anhang 1 aufgeführten Regeln der Technik entsprechen und nach ihrer
Bauart für die jeweils auszuführende Arbeit geeignet sind (siehe Abschnitt 3).
Bei Leitern und Tritten, die das GS-Zeichen („Geprüfte Sicherheit“)
tragen, hat sich der Hersteller durch eine zugelassene Prüfstelle be-
stätigen lassen, dass die anerkannten Regeln der Technik eingehalten
sind.
- Sich über die Gefährdungen beim Umgang mit Leitern und Tritten informieren
und die Beschäftigten angemessen unterweisen (siehe Abschnitte 4 und 5),
- Sicherstellen, dass Leitern und Tritte wiederkehrend auf ihren ordnungsge-
mäßen Zustand überprüft werden (siehe Abschnitt 6).
8
3 Was sollte der Unternehmer bei der
Bereitstellung von Leitern und Tritten
einschließlich des Zubehörs berück-
sichtigen?
3.1 Nach welchen Kriterien sind Leitern und Tritte auszuwählen?
Bei der Auswahl hinsichtlich Bauart, Zubehör, Größe und Werkstoff von Leitern
und Tritten sind insbesondere folgende Kriterien zu berücksichtigen:
• Arbeitsaufgabe,
• Arbeitsweise auf Leitern (z.B. Übersteigeverbot von Stehleitern),
• ergonomische Bedingungen (z.B. Überkopfarbeiten),
• Wahl, ob Sprossen- oder Stufenleitern in Abhängigkeit von der
Benutzungsdauer,
• zulässige Traglast der Leitern und Tritte,
• Bodenbeschaffenheit (z.B. glatt, nachgiebig, uneben).
3.1.1 Welche Bauarten von Leitern, Tritten und Zubehör sind gebräuchlich?
In Abhängigkeit von der Arbeitsaufgabe und den Arbeitsbedingungen kann es
erforderlich sein, die sichere Benutzung insbesondere von Leitern durch geeig-
netes Zubehör sicherzustellen.
Tabelle 1 zeigt die gebräuchliche Zuordnung von bewährtem Zubehör zu ein-
zelnen Leiterbauarten in der Übersicht:
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Welches Zubehör kann zur jeweiligen Leiterbauart verwendet werden?
Anlegeleiter ➀ Wandabstützung
➀ bis ➉
➁ Leitertraverse,
Schiebeleiter ohne Seilzug gerade oder gebogen
➀ bis ➉ ➂ Aufsetz-/Einhak-/ Einhänge-
Schiebeleiter mit Seilzug vorrichtung
Rollleiter ➃ Leitergurt
➈, ➉
➄ Schwenkbare Füße
Glasreinigerleiter / Etageleiter
➆ ➅ Stahlspitzen
Glasreinigerleiter / Tourenleiter
➆ Holmverlängerung(en)
10
Die Bauarten von Leitern und Tritten
sowie gängiges Zubehör werden im
Folgenden vorgestellt.
Anlegeleitern
Anlegeleitern sind einteilige Leitern
mit Stufen oder Sprossen, die zu ihrer
Benutzung angelegt werden.
Bild: 2. Anlegeleiter
Schiebeleitern
Schiebeleitern sind in Sprossenabständen höhenverstellbare zwei- oder drei-
teilige Leitern mit oder ohne Seilzug, die zu ihrer Benutzung angelegt werden.
Um die Gefährdung durch Umkippen beim Aufrichten größerer
Schiebeleitern zu vermeiden, sollten hier Schiebeleitern mit Seilzug
(Seilzugleitern) ausgewählt werden.
11
Bild: 5. Rollleiter 6. Rollleiter für Regalgänge
Rollleitern
Rollleitern sind Stufenanlegeleitern, die am Kopfende mit Rollen auf ortsfesten
Schienen verfahrbar sind. Der Einsatz dieses Leitertyps empfiehlt sich, wenn
z.B. Kleinteilregale häufig be- und entladen werden.
Für Rollleitern ist auch die Bezeichnung „Verfahrbare Regalleiter“
gebräuchlich.
Bei gegenüberliegenden Regalreihen haben sich zwischen den Regal-
reihen angebrachte und quer zur Laufrichtung verschiebbare Rollleitern
bewährt.
Steckleitern
Steckleitern sind Sprossenanlege-
leitern, die aus mehreren Leiterelemen-
ten mit Hilfe von Einsteckvorrichtungen
zusammengesetzt werden können.
Durch die kurze Baulänge der einzelnen
Leiterelemente lässt sich eine hieraus
zusammengesetzte Leiter leicht trans-
portieren. Sie wird z.B. im Rettungs-
wesen (Feuerwehren) eingesetzt.
Die maximal zulässige Gesamtlänge der
Leiter wird durch den Hersteller ange-
geben.
Bild: 7. Steckleiter
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Glasreinigerleitern
Glasreinigerleitern sind spitz-
zulaufende, einteilige oder
aus mehreren Teilen (Steck-
leiterelementen) zusammen-
gesetzte Leitern, die zu ihrer
Benutzung über eine Anlage
(z.B. Rolle, Polster) punkt-
förmig angelegt werden.
Je nach Größe unterscheidet
man in Etagenleitern (zu-
lässige Standhöhe max. 2 m)
und Tourenleitern (Ausfüh-
rung mit verbreiterter Fußtra-
verse für Arbeiten bis zu einer
Bild: 8. Etagenleiter 9. Tourenleiter
Standhöhe von max. 7 m).
Stehleitern
Stehleitern sind zweischenklige, freistehende Leitern mit oder ohne Plattform.
Stehleitern können auch verfahrbar sowie höhenverstellbar ausgeführt
sein. Stufenstehleitern bieten gegenüber Sprossenstehleitern größere
Auftrittsflächen.
Stufenstehleitern mit Plattform können für Arbeiten eingesetzt werden,
13
Aussteifung
die frontal vor dem Benutzer durchgeführt werden, z.B. das Einräumen
von Regalen geringer Höhe oder Ausbesserungsarbeiten.
Bei fahrbaren Stehleitern müssen deren Leiterschenkel auch druckfest
miteinander verbunden werden können (Aussteifung in Bild 12).
Beim Betreten senkt sich die Leiter ab und steht auf den Leiterfüßen auf.
Ausführungen mit größeren Abmessungen werden als Saal- oder
Montageleitern bezeichnet. Ihr Einsatz erfordert auf Grund des höheren
Gewichts und Fahrwerks einen ebenen Untergrund.
Beim Einsatz von Stehleitern in Arbeitsbereichen mit wechselnden
Arbeitshöhen bietet sich die Verwendung von höhenverstellbaren Sprossen-
stehleitern an. Diese bestehen aus zwei Unterteilen und einem in Spros-
senabständen verschiebbaren Oberteil, das zur Höhenverstellung aus-
gezogen und in der gewünschten Höhe an den Unterteilen arretiert wird.
Der Vorteil gegenüber herkömmlichen Sprossenstehleitern besteht darin,
dass dieser Leitertyp optimal an die Arbeitshöhe angepasst werden kann.
Höhenunterschiede können z.B. durch Holmverlängerungen ausgeglichen
werden, die fest mit dem Leiterholm verbunden sind oder nachträglich dort
angebracht werden.
Sind Arbeiten in engen Treppenhäusern durchzuführen, in denen kein
Gerüst aufgebaut werden kann, eignen sich Stehleitern mit Holmverlän-
gerungen. Serienmäßig mit vier Holmverlängerungen ausgerüstete Steh-
leitern werden von den Herstellern auch als Treppen- oder Treppenhaus-
leitern bezeichnet.
14
Bild: 14. Höhenverstellbare Stehleiter 15. Treppenleiter
Podestleitern
Podestleitern sind ein- oder beidseitig besteigbare Aufstiege mit Stufen oder
Flachsprossen und umwehrter Plattform (Podest).
Für Podestleitern ist auch die Bezeichnung Plattformleiter gebräuchlich.
Sind Arbeiten durchzuführen, für die ein erhöhter Bewegungsfreiraum erforder-
lich ist, sollten Podestleitern bereitgestellt werden.
15
Beispiele hierfür sind:
• Wartungsarbeiten im Bereich der Fahrzeuginstandhaltung,
• Regalbedienung in Verbindung mit der Handhabung sperriger oder
schwerer Gegenstände.
Podestleitern weisen gegenüber Stehleitern eine erhöhte Standsicherheit auf.
Auf Grund ihrer geringeren Neigung gegenüber anderen Leiterbauarten sind
Podestleitern sicherer zu begehen.
Ihr Einsatz erfordert auf Grund ihres höheren Gewichts und Fahrwerks einen
ebenen Untergrund.
Nähere Informationen zu Podestleitern finden sich in Anhang 1.
Mehrzweckleitern
Mehrzweckleitern sind Leitern, die als Anlege-, Schiebe- oder Stehleitern ver-
wendet werden können.
Dreiteilige Mehrzweckleitern werden auch als „Stehleiter mit aufgesetzter
Schiebeleiter“ bezeichnet.
Die Bereitstellung von Mehrzweckleitern bietet sich an, wenn häufig sowohl
Steh- als auch Anlegeleitern benötigt werden.
Zu Mehrzweckleitern zählen auch Leitern, deren Schenkel durch selbst-
tätig sperrende Gelenke miteinander verbunden sind und sich als Anlege-,
Stehleiter oder Kleinstgerüst aufstellen lassen.
Vor der Benutzung ist auf das vollständige Einrasten aller Gelenke zu achten.
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Sollen Mehrzweckleitern mit Gelenken als Kleinstgerüst verwendet
werden, gehört zu ihrer sicheren Benutzung ein geeignetes Belagelement.
Belagelemente werden von den Herstellern solcher Leitern angeboten.
Dachdeckerauflegeleitern
Dachdeckerauflegeleitern werden nur
auf geneigten, tragfähigen Dachflächen
aufgelegt und in Sicherheitsdachhaken
eingehängt.
Seilleitern
Seilleitern sind Leitern, deren Sprossen mit Seilen oder Ketten verbunden sind.
Seilleitern werden je nach Ausführung auch als Strick- oder Kettenleitern
bezeichnet.
Seilleitern dürfen nur dann bereitgestellt werden, wenn der Einbau von Steig-
leitern oder Steigeisengängen sowie die Benutzung von Leitern, Gerüsten oder
Hubarbeitsbühnen nicht möglich ist.
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Für das Einsteigen in Silos dürfen keine Seilleitern eingesetzt werden.
Bei der Bereitstellung von Seilleitern zur Benutzung an Gebäudewänden, z.B.
zur Flucht und Selbstrettung, sind nur Leiterausführungen mit Abstandhaltern
geeignet.
Literaturangabe zu Seilleitern siehe Anhang 1.
Tritte
Tritte haben in der Regel bis zu vier Stufen. Auf Grund ihrer Bauart dürfen
die obersten Stufen bzw. die Plattform betreten werden.
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Tritte werden in Leitertritte, Treppentritte, Tritthocker und tonnenförmige Tritte
(mit Rollen auch als Rolltritt bezeichnet) unterschieden.
Tritte können sowohl ohne, als auch mit Rollen ausgestattet sein.
Literaturangabe zu Tritten siehe Anhang 1.
Leiterzubehör
In Abhängigkeit von der Arbeitsumgebung kann es erforderlich sein, die
Standsicherheit der Leiter durch Zubehör sicherzustellen.
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Aufsetz-, Einhak- oder Einhängevorrich-
tungen am Leiterkopf eignen sich z.B.
bei verschmutztem, rutschigem Unter-
grund in Nass- und Fettbereichen.
Bild: 30. Aufsetz-, Einhak-, Einhängevorrichtung
Bild: 31. Leiter mit Einhängevorrichtung am Behälter 32. Anlegeleiter mit Gurt
Stahlspitzen eignen sich, wenn die Leiter auf Erdboden, Grasflächen oder
sonstigem nachgiebigen Untergrund, in den die Stahlspitzen eindringen
können, aufgestellt wird.
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Eine stufenlos einstellbare Holmverlängerung bzw. eine gebogene Traverse
eignen sich zum Niveauausgleich bei geneigten Flächen. Da die Traverse
breiter ist als das untere Leiterende, wird gleichzeitig eine Erhöhung der
Standsicherheit erreicht.
Für Arbeiten, die das längere Stehen auf einer Sprosse erfordern, bietet sich
für den sicheren und weniger belastenden Stand der Einsatz eines Einhänge-
podestes an, das die Standfläche vergrößert.
Als zusätzliche Haltemöglichkeit beim Begehen der Leiter dient der ein- oder
beidseitig angebrachte Seitenhandlauf.
21
3.1.2 Welche Größe wird benötigt?
3,25
2,75
5
4 4
3 3 3
2 2 2
1 1 1
3,25
3
2,75 (7)
(6) (6)
(5) (5) 5
(4) 4 4
3 3 3
2 2 2
1 1 1
22
Bild: 40. Übersteigen von der Anlegeleiter 41. Eingehakte Anlegeleiter zum Übersteigen
auf erhöhte Flächen mit Geländer als
Haltemöglichkeit
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Holzleitern eignen sich besonders für den Einsatz in rauem Betrieb, z.B. bei
Ausbauarbeiten auf Baustellen.
Holz ist trotz Oberflächenbehandlung witterungsempfindlich. Häufige
Witterungswechsel (Sonne – Regen) können zur Beeinträchtigung der
Holm-Sprossenverbindungen führen.
Stahlleitern eignen sich für den Einsatz im Innenbereich mit rauem Betrieb,
z.B. in Lager- und Maschinenhallen.
Stahl neigt trotz Oberflächenbeschichtung zur Korrosion. In Bereichen
der Lebensmittelverarbeitung sowie der Wasserwirtschaft hat sich der
Einsatz von Edelstahl bewährt.
Aluminiumleitern eignen sich auf Grund des niedrigen Gewichtes für den
Einsatz mit häufigen Ortswechseln.
Sie gelten in der Regel als korrosionsgeschützt, sind jedoch empfindlich
gegen Stoß- und Schlagbeanspruchung und damit nicht für den rauen
Baustellenbetrieb geeignet.
Kunststoffleitern eignen sich besonders in Bereichen mit schädigenden
Einflüssen, z.B. bei der Verarbeitung von aggressiven Stoffen, wie Säuren und
Laugen. Hier ist der Einsatz von Stahl und besonders Aluminium nicht zu
empfehlen.
Kunststoff findet meist in Verbindung mit einem festigkeitserhöhenden
Glasfaseranteil als glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) Verwendung.
Auch bei Arbeiten an oder in der Nähe von ungeschützten aktiven (unter
Spannung stehenden) Teilen elektrischer Anlagen, wo die Gefahr durch
Einwirkung des elektrischen Stromes auf den Menschen besteht, haben
sich Kunststoffleitern bewährt. Die Gefahr einer Körperdurchströmung
beim Berühren spannungsführender Teile kann durch Verwendung einer
Kunststoffleiter vermindert werden.
Hinweise zu Leitern aus isolierendem Material siehe Anhang 1.
Die Anzahl der bereitzustellenden Leitern und Tritte hängt von den Arbeitsauf-
gaben ab und ergibt sich aus der Benutzungshäufigkeit in den einzelnen
Arbeitsbereichen und deren Entfernungen zueinander. Ziel ist es zu vermeiden,
dass wegen langer Wege und mangelnder Verfügbarkeit ungeeignete Aufstiege
verwendet werden.
Empfehlenswert ist, wenn z.B. innerhalb größerer Lagerbereiche in jedem
Lagergang ein geeigneter Aufstieg bereitsteht.
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4 Was ist bei der Unterweisung der
Beschäftigten zu beachten?
Durch die Unterweisung soll den Beschäftigten u.a. verdeutlicht werden, dass
sich Unfälle mit bleibenden Beeinträchtigungen der Gesundheit auch schon
beim Absturz aus geringen Höhen ereignen können.
Die Unterweisung soll auf der Grundlage der Gefährdungsbeurteilung und
dieser Handlungsanleitung, insbesondere des Abschnittes 5, erfolgen.
Die Unterweisung ist in angemessenen Zeitabständen zu wiederholen.
Der Arbeitgeber soll die durch die alltägliche Benutzung von Leitern und
Tritten gewonnenen Erkenntnisse in die Unterweisungen einfließen lassen.
In der Regel beinhaltet eine Unterweisung:
• Hinweise zur bestimmungsgemäßen Benutzung,
• bauartspezifische Hinweise,
• Hinweise auf zusätzliche Gefährdungen.
25
5 Was ist beim Umgang mit Leitern und
Tritten zu beachten?
5.1 Allgemeines
Das Arbeiten von Leitern ist erfahrungsgemäß gefährlicher als von anderen
Arbeitsmitteln aus.
Jeder Beschäftigte, der Leitern und Tritte benutzt, trägt eine Mitwirkungspflicht
für Sicherheit und Gesundheitsschutz.
Die Verhaltensmaßnahmen bei der Benutzung von tragbaren Leitern
ergeben sich auch aus der auf der Leiter angebrachten Benutzungs-
anleitung in Form von Piktogrammen.
max.
150
kg
3
쩪
▲
min.
4 1m
▼
² ²
Ä
26
5.2 Bauartunabhängige Hinweise zur bestimmungsgemäßen Benutzung
• Bei Arbeiten von Leitern aus muss ein sicheres Festhalten und Stehen
möglich sein.
Dieser Methode können bei Verwendung geeigneter Leitern gleich-
gestellt sein:
- Stehen mit mindestens einem Fuß auf
der Plattform einer Stufenstehleiter bei
gleichzeitigem Anlehnen an der Halte-
vorrichtung.
- Stehen in Grätschstellung auf einer
beidseitig besteigbaren Stehleiter,
wobei der Benutzer auf den jeweils
drittobersten Sprossen/Stufen steht
und Knieschluss mit der Leiter hält.
- Stehen mit beiden Füßen auf den
Sprossen/ Stufen der Anlegeleiter bei
gleichzeitigem Anlehnen mit dem
Körper oder Körperteilen an höherge-
legene Sprossen. Der Körperschwer-
punkt liegt dabei stets zwischen bei-
den Leiterholmen.
Bild: 43. Sicherer Stand auf der Stehleiter mit
Plattform
Bild: 44. Sicherer Stand bei Über-Kopf-Arbeiten 45. Sicherer Stand auf der Anlege-/Schiebeleiter
27
• Die sichere Benutzung von Leitern und Tritten sollte durch den Transport von
Arbeitsmitteln und Materialien nicht wesentlich eingeschränkt werden.
Zum Transport von Arbeitsmitteln haben sich umhängbare Werkzeug-
taschen, -gürtel oder -schürzen bewährt.
Es sollte darauf geachtet werden, dass keine Gegenstände mit einem
Gewicht von mehr als 10 kg transportiert werden. Deren Windangriffs-
fläche sollte 1 m2 nicht übersteigen.
• Es sollten keine Stoffe und Geräte benutzt werden, von denen zusätzliche
Gefahren ausgehen.
Beispiele hierfür sind:
- heiße oder ätzende flüssige Stoffe,
- Geräte mit erheblicher Krafteinwirkung auf den Benutzer.
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• Für die vorgesehene Tätigkeit sind bereitgestellte Leitern und Tritte und
gegebenenfalls erforderliches Zubehör zu benutzen.
Ungeeignet als Aufstieg sind z.B. Hocker, Stühle, Tische, Getränkekisten,
Fässer, Regale
• Leitern und Tritte sind vor der Benutzung durch den Benutzer auf ordnungs-
gemäßen Zustand zu überprüfen. Mängel sind dem Vorgesetzten zu melden.
Mit Mängeln behaftete Leitern und Tritte dürfen nicht benutzt werden.
Dies gilt besonders bei der Benutzung betriebsfremder Leitern und Tritte
• Leitern sind sicher zu transportieren.
Zum sicheren Transport gehört z.B., dass lange Leitern vor dem Transport
zusammengeschoben bzw. -geklappt werden
• Leitern auf Verkehrswegen sind gegen unbeabsichtigtes Umstoßen zu sichern.
Geeignete Sicherungsmaßnahmen sind z.B. Aufstellen von Warnposten,
Absperrungen oder Abschrankungen
• Beim Arbeiten auf der Leiter sollen sich Benutzer nicht hinauslehnen.
Seitliches Hinauslehnen kann zum Umkippen
der Leiter führen und ist häufig die Ursache für
Unfälle mit schweren Verletzungen. Deshalb
sollte der Körperschwerpunkt zwischen den
Leiterholmen liegen
29
• Leitern sollten nicht bei Witterungsbe-
dingungen benutzt werden, die eine zu-
sätzliche Gefährdung hervorrufen.
Zusätzliche Gefährdungen sind z.B.
starker oder böiger Wind, Vereisung
oder Schneeglätte.
30
• Stufenanlegeleitern so anlegen, dass die Stufen waagerecht stehen.
3 4
31
• Die Sperrbolzen höhenverstellbarer Leitern („Teleskopleitern“) müssen
vollständig in die Sprossenlöcher eingeschoben sein.
² ²
32
• Stehleitern dürfen nicht als Anlegeleitern benutzt werden.
Auf Grund der Formgebung der Leiterfüße
können Stehleitern nicht die erforderliche
Rutschhemmung aufweisen.
Beim Betreten der untersten Stufe/Sprosse
kommt es zur Überlastung der Gelenke. Dabei
kann die Leiter nach hinten abkippen.
33
Sicherung durch „Betätigen“ der Feststell-
bremse
• Einteilige Mehrzweck-
leitern mit Gelenken
erst benutzen, wenn sich
alle Gelenke in Sperrstel-
lung befinden.
Die Sperrstellung der
Gelenke ist erkennbar,
z.B. durch Sperrbolzen
mit „Offen-Geschlossen“
Markierung, z.B. „O – C“
oder „O – I“.
34
Dachdeckerauflegeleitern nicht
- als Anlegeleiter verwenden
- mit der obersten Sprosse einhängen,
- in die Dachrinne stellen,
- bei Dachneigungen von mehr als 75° benutzen,
- mit deckendem Anstrich versehen.
Leitern und Tritte sollten so transportiert werden, dass keine Personen ge-
fährdet werden.
Schwere oder sperrige Leitern, z.B. mehrteilige Schiebleitern, sollten aus
ergonomischen Gründen von mehr als einer Person getragen werden. Wenn
möglich, sollten Transportmittel, z.B. Transportrollen, benutzt werden.
Beim Transport von Leitern und Tritten auf Fahrzeugen sollte darauf geachtet
werden, dass sie nicht beschädigt werden.
Leitern und Tritte sollten gegen schädigende Einwirkungen geschützt gelagert
werden.
Schäden können je nach Werkstoff, z.B. durch Witterungseinflüsse,
sonstige Feuchtigkeits- und Temperatureinflüsse, Säure- und Laugen-
einwirkungen, eintreten.
35
Die systematische Überprüfung von Leitern und Tritten lässt sich z.B. mit Hilfe
einer Checkliste (Anhang 2) durchführen.
Um die Erfassung und Prüfung aller Leitern und Tritte sicherzustellen,
empfiehlt es sich, diese zu nummerieren und die Checklisten zu einem
Kontrollbuch zusammenzufassen.
Bei der Prüfung sollte besonders auf folgende Punkte geachtet werden:
- Verschleiß, Verformung und Zerstörung von Bauteilen,
- fehlende Bauteile,
- ordnungsgemäße Funktion der Verbindungselemente (z.B. Gelenke bei
einteiligen Mehrzweckleitern).
Bei der Instandhaltung von Aufstiegen aus Holz sollen zum frühzeitigen Erken-
nen von Schäden nur durchscheinende Lacke, Lasuren und Imprägnierungen
verwendet werden.
Der Arbeitgeber hat sicherzustellen, dass Leitern und Tritte nach Instand-
setzungsarbeiten, welche die Sicherheit dieser Arbeitsmitteln beeinträchtigen
können, auf ihren sicheren Zustand überprüft werden.
36
7 Und wenn Leitern und Tritte Schäden
aufweisen?
Der Arbeitgeber hat dafür zu sorgen, dass schadhafte Leitern und Tritte der
Benutzung entzogen und so aufbewahrt werden, dass die Weiterbenutzung bis
zu sachgerechten Instandsetzung bzw. Verschrottung nicht möglich ist.
Instandsetzungsarbeiten größeren Umfanges sollten von Fachbetrieben oder
dem Hersteller des Aufstiegs vorgenommen werden.
Dazu gehören z.B.:
- Einbördeln von Sprossen,
- Schweißarbeiten.
37
A Anhang 1
Vorschriften und Regeln
Zusammenstellung gesetzlicher Vorschriften, Regeln, Normen und
Informationsschriften
1. Gesetze, Verordnungen
ArbSchG Arbeitsschutzgesetz
BetrSichV Betriebssicherheitsverordnung
Bezugsquelle: Buchhandel
oder
Carl Heymanns Verlag GmbH
Luxemburger Straße 449, 50939 Köln
3. Normen
DIN EN 131-1 Leitern; Benennungen, Bauarten, Funktionsmaße
DIN EN 131-2 Leitern; Anforderungen, Prüfung, Kennzeichnung
DIN EN 131-3 Leitern; Benutzerinformation
DIN EN 131-4 Leitern; Ein- oder Mehrgelenkleitern
DIN EN 517 Vorgefertigte Zubehörteile für Dacheindeckungen;
Sicherheitsdachhaken
DIN EN 14183 Tritte
DIN EN 61478 Arbeiten unter Spannung; Leitern aus isolierendem Material
DIN 4567 Leitern – Bemessungsgrundlagen für Leitern für den be-
sonderen beruflichen Gebrauch
DIN 68361 Obstbaumleitern aus Holz – Maße, Anforderungen und Prüfung
DIN 68362 Holz für Leitern und Tritte – Gütebedingungen
DIN 68363 Obstbaumleitern aus Aluminium – Maße, Anforderungen und
Prüfung
Bezugsquelle: Beuth Verlag GmbH
Burggrafenstraße 6, 10787 Berlin
38
B Anhang 2
Kontrollblatt /Checkliste zur Überprüfung
von Leitern und Tritten
Inventar – Nr. der Leiter/des Trittes
Standort/Abteilung
_ Schiebeleiter _ Podestleiter
_ Seilzugleiter _ Steckleiter
_ Stehleiter _ Tritt
_ Sonstige ______________
_ Kunststoff _ Edelstahl
_ Holz
Hersteller / Händler
Artikel-/Typ - Nr.
Beauftragten
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PRÜFKRITERIEN
1. Holme
Verformung
Beschädigung (z. B. Risse)
Scharfe Kanten, Splitter, Grat
Abnutzung
Schutzbehandlung (bei Holz)
2. Sprossen/Stufen/Plattform
Verformung
Beschädigung
Scharfe Kanten, Splitter, Grat
Verbindung zum Holm (z. B. Bördelung, Schraub-/Nietverbindung, Schweißnaht)
Abnutzung (z. B. Trittfläche, Plattformauflage)
3. Spreizsicherungen
Vollständigkeit/Befestigung
Funktionsfähigkeit
Beschädigung
4. Beschlagteile
Beschädigung/Korrosion
Vollständigkeit/Befestigung
Funktionsfähigkeit
Abnutzung
Schmierung (mech. Teile)
5. Leiter-/Trittfüße/ Rollen
Vollständigkeit/Befestigung
Abnutzung/Beschädigung
Funktionsfähigkeit
6. Zubehör (z. B. Holmverlängerung, Fußverbreiterung, Wandabstützung)
Vollständigkeit/Befestigung
7. Kennzeichnung
Betriebsanleitung (z. B. Piktogramm)
8. Kontrollergebnis
Leiter i. O. und verwendungsfähig
Reparatur notwendig
Leiter sofort aussondern
Bemerkungen:
40
1. Prüfung 2. Prüfung 3. Prüfung 4. Prüfung 5. Prüfung
41
Notizen
42
Hinweis:
hinsichtlich außer Kraft gesetzter Unfallverhütungsvorschriften, insbe-
sondere des zu genannten Maschinenaltbestandes, sowie älterer Richt-
linien, Sicherheitsregeln und Merkblättern, die unter ihrer bisherigen
ZH 1-Nummer auch weiterhin anzuwenden sind, siehe Internetfassung
der DGUV
„http://www.dguv.de/bgvr“
43
Berufsgenossenschaft
der Bauwirtschaft
Hildegardstraße 29/30
10715 Berlin
www.bgbau.de