Bauarbeiterverordnung de
Bauarbeiterverordnung de
Bauarbeiterverordnung de
141
Verordnung
über die Sicherheit und den Gesundheitsschutz
der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei Bauarbeiten
(Bauarbeitenverordnung, BauAV)
Art. 2 Begriffe
In dieser Verordnung bedeuten:
a. Bauarbeiten: die Herstellung, die Instandstellung, die Änderung, der Unter-
halt, die Kontrolle, der Rückbau oder der Abbruch von Bauwerken, ein-
schliesslich der vorbereitenden und abschliessenden Arbeiten; weiter gelten
als Bauarbeiten Arbeiten in Gräben, Schächten, Baugruben, Steinbrüchen
und Kiesgruben, Arbeiten an und in Rohrleitungen, Untertagarbeiten sowie
die Steinbearbeitung;
b. Absturzhöhe: die Höhendifferenz zwischen Absturzkante und tiefstmögli-
cher Aufschlagstelle; bei einer mehr als 60° geneigten Arbeits- oder Ver-
kehrsfläche: die Höhendifferenz zwischen dem höchstmöglichen Ort, an
dem ein Absturz beginnen kann, und der tiefstmöglichen Aufschlagstelle;
AS 2005 4289
1 SR 832.20
2 SR 822.11
3 SR 832.30
4 SR 822.113
1
832.311.141 Verhütung von Betriebsunfällen und Berufskrankheiten
2
Bauarbeitenverordnung 832.311.141
Art. 5 Schutzhelmtragpflicht
1 Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen bei allen Arbeiten, bei denen sie
durch herunterfallende Gegenstände oder Materialien gefährdet werden können,
einen Schutzhelm tragen.
2 In jedem Fall ist ein Schutzhelm zu tragen:
a. bei Hochbau- und Brückenbauarbeiten bis zum Abschluss des Rohbaues;
b. bei Arbeiten im Bereich von Kranen, Aushubgeräten und Spezialtiefbau-
maschinen;
c. beim Graben- und Schachtbau sowie beim Erstellen von Baugruben;
d. in Steinbrüchen;
e. im Untertagbau;
f. bei Sprengarbeiten;
g. bei Rückbau- oder Abbrucharbeiten;
h. bei Holzbau- und Metallbauarbeiten;
i. bei Arbeiten an und in Rohrleitungen.
Art. 6 Warnkleider
Bei Arbeiten im Bereich von Verkehrsmitteln sind Kleider in grellen Farben zu
tragen. Diese Kleider müssen mit lichtreflektierenden Flächen beschichtet sein.
3
832.311.141 Verhütung von Betriebsunfällen und Berufskrankheiten
4
Bauarbeitenverordnung 832.311.141
Art. 10 Fahrbahnen
1 Fahrbahnen müssen den zu erwartenden Lasten standhalten.
2Dämme und Rampen müssen so angelegt und befestigt sein, dass sie nicht einstür-
zen können. Dazu muss der Abstand zwischen dem Fahrspurrand und dem Rand des
Dammes oder der Rampe mindestens 1 m betragen. Bei ungünstigen Bodenverhält-
nissen muss der Abstand entsprechend grösser sein. Ist dies aus Platzgründen nicht
möglich, so sind geeignete technische Massnahmen zu treffen.
3Es sind Massnahmen zum Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
namentlich vor Steinen, Schmutz und Spritzwasser zu treffen.
3. Abschnitt: Leitern
Art. 14
1Es dürfen nur Leitern verwendet werden, die insbesondere bezüglich Belastbarkeit
und Standfestigkeit für die beabsichtigten Arbeiten geeignet sind.
2 Beschädigte Leitern dürfen nicht benützt werden. Sie sind fachgerecht in Stand zu
stellen oder unbenützbar zu machen.
3Leitern müssen auf einer tragfähigen Unterlage stehen und gegen Wegrutschen,
Drehen und Kippen gesichert sein.
4 Der Leiternstandort ist so zu wählen, dass keine Gefahr besteht, durch herab-
fallende Gegenstände oder Materialien getroffen zu werden.
5Die obersten drei Sprossen von Leitern dürfen nur dann bestiegen werden, wenn
beim Austritt eine Plattform und eine Haltevorrichtung vorhanden sind.
5
832.311.141 Verhütung von Betriebsunfällen und Berufskrankheiten
4. Abschnitt: Absturzsicherungen
Art. 16 Seitenschutz
1 Der Seitenschutz besteht aus Geländerholm, Zwischenholm und Bordbrett.
2Die Oberkante des Geländerholms muss zwischen 95 und 105 cm, diejenige des
Zwischenholms zwischen 50 und 60 cm über der Standfläche liegen.
3Die Bordbretter müssen eine Höhe von mindestens 15 cm ab der Standfläche
aufweisen.
4Der Abstand zwischen Geländer- und Zwischenholm darf nicht mehr als 47 cm
betragen.
5An Stelle von Geländer- und Zwischenholm können Rahmen oder Gitter verwen-
det werden, die den gleichen Schutz bieten.
6Der Seitenschutz ist so zu befestigen, dass er nicht unbeabsichtigt entfernt werden
oder sich lösen kann.
Art. 18 Gerüste
Wird bei Hochbauarbeiten die Absturzhöhe von 3 m überschritten, so ist ein Fassa-
dengerüst zu erstellen. Der oberste Holm des Gerüstes hat während der ganzen
Bauarbeiten die höchste Absturzkante um mindestens 80 cm zu überragen.
6
Bauarbeitenverordnung 832.311.141
Art. 21 Werkleitungen
1Für die Versorgung von Baustellen mit Energie sind die gesetzlichen Vorschriften
und die anerkannten Regeln der Technik zu beachten.
2Für Steckdosen mit einer Nennstromstärke von höchstens 32 A, die zum Anschluss
beweglicher Geräte dienen, ist eine Fehlerstromschutzschaltung mit maximal 30 mA
Nennauslösestrom obligatorisch.
6. Abschnitt: Arbeitsumgebung
Art. 22 Luftqualität
1Durch Massnahmen, welche die Emission gesundheitsgefährdender Stoffe vermin-
dern, sowie durch eine natürliche oder künstliche Lüftung ist dafür zu sorgen, dass
am Arbeitsplatz der Sauerstoffgehalt der Luft zwischen 19 und 21 Volumenprozente
beträgt und die Grenzwerte für gesundheitsgefährdende Stoffe in der Luft nach den
Richtlinien über die maximale Arbeitsplatz-Konzentration nach Artikel 50 Absatz 3
VUV5 nicht überschritten werden.
5 SR 832.30
7
832.311.141 Verhütung von Betriebsunfällen und Berufskrankheiten
Art. 24 Ertrinkungsgefahr
1Bei Arbeiten am, im und über dem Wasser, bei denen Ertrinkungsgefahr besteht,
sowie bei Übersetzfahrten müssen geeignete Schwimmwesten getragen werden.
2Bei Arbeiten an, in und über fliessenden Gewässern ist namentlich durch Auffang-
vorrichtungen oder Rettungsboote zu verhindern, dass Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer weggeschwemmt werden.
Art. 25 Lärm
Kann die Lärmbelastung durch technische oder organisatorische Massnahmen nicht
unter den Grenzwert nach den Richtlinien über Grenzwerte für physikalische Ein-
wirkungen nach Artikel 50 Absatz 3 VUV6 gesenkt werden, so sind geeignete
Gehörschutzmittel zu tragen.
6 SR 832.30
8
Bauarbeitenverordnung 832.311.141
3Bei akuter Gefahr dürfen sich keine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der
Gefahrenzone aufhalten.
4Sind die Verbindungen zwischen einem Arbeitsplatz und dem nächsten Arzt oder
Spital unterbrochen und ist auch ein Helikoptereinsatz nicht möglich, so sind die
Arbeiten einzustellen.
7. Abschnitt: Transport
Art. 27
1Transportanlagen sind so einzurichten und in Stand zu halten, dass zwischen dem
Personal, das die Anlagen steuert, und jeder Stelle, die bedient wird, direkte Sicht-
verbindung besteht. Wenn dies wegen der örtlichen Verhältnisse nicht möglich ist,
muss ein zuverlässiges Kommunikationssystem eingerichtet werden.
2 Der Gefahrenbereich unterhalb einer Aufzugseinrichtung ist entweder abzusperren
oder durch Warnposten zu sichern. Muss der Gefahrenbereich betreten werden, so
ist die Einrichtung vorgängig stillzulegen und zu sichern.
3 Personentransporte dürfen nur mit technischen Einrichtungen und Geräten ausge-
führt werden, die vom Hersteller dafür vorgesehen sind.
4Das zuständige Durchführungsorgan kann für spezielle Bauverfahren oder in
begründeten Einzelfällen auf schriftlichen Antrag hin Ausnahmen von der Regelung
nach Absatz 3 bewilligen.
Art. 28 Allgemeines
1An Dachrändern, auch an giebelseitigen Dachrändern, sind ab einer Absturzhöhe
von 3 m Massnahmen zu treffen, um Abstürze zu verhindern.
2Bei unterschiedlichen Dachneigungen ist für die zu treffenden Massnahmen die
Neigung an der Dachtraufe massgebend.
9
832.311.141 Verhütung von Betriebsunfällen und Berufskrankheiten
4Bei Dächern mit einer Neigung über 60° darf, unabhängig von der Traufenhöhe,
nur von Gerüsten oder beweglichen Arbeitsbühnen aus gearbeitet werden.
5An giebelseitigen Dachrändern sind ein Geländerholm und ein Zwischenholm
anzubringen. Diese Massnahme kann entfallen, wenn ein durchgehender Spengler-
gang angebracht ist oder gleichwertige Schutzmassnahmen getroffen worden sind.
Art. 31 Dachfangwand
1Für Arbeiten auf bestehenden Dächern kann an Stelle eines Spenglerganges eine
Dachfangwand verwendet werden.
2Die Dachfangwand ist eine Schutzeinrichtung auf geneigten Dachflächen, die
verhindert, dass abrutschende Personen über den Dachrand abstürzen können.
3 Sie wird direkt an der Traufe errichtet, hat diese um mindestens 80 cm zu über-
ragen, muss eine Bauhöhe von mindestens 100 cm aufweisen und ist in der tragen-
den Unterkonstruktion zu verankern.
4Bei Dachneigungen von mehr als 40° sind für Arbeiten an der Traufe zusätzlich
zur Dachfangwand Fanggerüste, Schutznetze oder Seilsicherungen zu verwenden
oder gleichwertige Schutzmassnahmen zu treffen.
10
Bauarbeitenverordnung 832.311.141
Art. 33 Allgemeines
1 Vor Beginn der Arbeiten ist abzuklären, ob die Dachflächen:
a. durchbruchsicher sind;
b. beschränkt durchbruchsicher sind;
c. nicht durchbruchsicher sind.
2Es sind Absturzsicherungen anzubringen, wenn die Absturzhöhe bei Abstürzen ins
Gebäudeinnere mehr als 5 m beträgt.
3Bei Dachöffnungen sind, unabhängig von der Absturzhöhe, Absturzsicherungen
anzubringen.
11
832.311.141 Verhütung von Betriebsunfällen und Berufskrankheiten
4. Kapitel: Gerüste
1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen
Art. 38 Gerüstbestandteile
Gerüstbestandteile, die verbogen, geknickt, durch Korrosion oder anderswie beschä-
digt sind, dürfen nicht benützt werden.
Art. 39 Stabilität
Gerüste sind so aufzubauen, dass sämtliche Bestandteile gegen unbeabsichtigtes
Verschieben gesichert sind.
Art. 40 Fundation
Gerüste müssen auf eine tragfähige Unterlage abgestellt und gegen Wegrutschen
gesichert werden. Wenn notwendig, sind Hilfskonstruktionen zu erstellen.
Art. 41 Verankerungen
1Das Gerüst ist am Bauwerk zug- und druckfest zu verankern oder anderweitig in
geeigneter Weise, namentlich durch Abstützen oder Abspannen, zu fixieren.
2Die Verankerungen und anderweitigen Fixierungen sind fortlaufend dem Gerüst-
aufbau oder -abbau folgend zu montieren beziehungsweise zu entfernen.
7 SR 819.1
12
Bauarbeitenverordnung 832.311.141
2. Abschnitt: Arbeitsgerüste
Art. 43 Arten
1 Arbeitsgerüste sind Konstruktionen, die begehbare Arbeitsflächen am Bauwerk
schaffen. Es werden die folgenden Arbeitsgerüste unterschieden:
a. Stahlrohrgerüste (Art. 50);
b. Systemgerüste (Art. 51);
c. Holzgerüste (Art. 52);
d. Rollgerüste (Art. 53).
2Als Arbeitsgerüst in Regelausführung gilt ein Gerüst, das nach den Regeln der
Technik konstruiert und entsprechend den Anleitungen des Herstellers aufgebaut ist.
3 Nicht als Arbeitsgerüste gelten bewegliche Arbeitsbühnen, Lehr- und Traggerüste.
13
832.311.141 Verhütung von Betriebsunfällen und Berufskrankheiten
3 An Gerüsten, die höher als 25 m sind, sind nur Aufzüge gestattet, die vom Herstel-
ler auch für Personentransporte vorgesehen sind. Der Aufzug ersetzt nicht die erfor-
derlichen Zugänge.
4 Für den Aussenaufstieg sind Leitern bis zu einer Absturzhöhe von 5 m zugelassen.
Art. 46 Gerüstgänge
1Die Gänge der Arbeitsgerüste sind in einem vertikalen Abstand von höchstens
2,3 m anzuordnen.
2Der Abstand des Belages von der Fassade darf in keiner Bauphase 30 cm überstei-
gen. Ist dies nicht möglich, so sind zusätzliche Massnahmen zu treffen, um einen
Absturz zu verhindern.
Art. 48 Dachdeckerschutzwand
1Die Dachdeckerschutzwand ist eine Schutzeinrichtung am Spenglergang, die vom
Dach stürzende Personen, Gegenstände und Materialien auffängt.
2 In der Dachdeckerschutzwand sind Öffnungen oberhalb der Traufe oder des Dach-
randes bis zu einer Höhe von je 25 cm, unterhalb der Traufe oder des Dachrandes
bis zu einer Fläche von je 100 cm2 zulässig.
14
Bauarbeitenverordnung 832.311.141
Art. 50 Stahlrohrgerüste
1Es sind Stahlrohre mit einem Aussendurchmesser von 48,3 mm und Wandstärken
von 3,2 oder 4,0 mm zu verwenden.
2Die Ständer sind zwei- oder mehrreihig auszuführen. Die Ständerrohre sind mit
Zentrierbolzen und Kupplungen zu stossen.
3Im vertikalen Abstand von maximal 2 m sind Längsrohre an jeder Ständerreihe
anzubringen. Sie müssen wenigstens über 2 Felder laufen. Die Stösse sind gegenein-
ander versetzt anzuordnen.
4 Die Gerüstfronten sind auf ganzer Höhe auf geeignete Weise auszusteifen.
5An jedem Knoten zwischen Ständer und Längsrohr ist ein Querrohr anzuordnen
und am Ständer anzuschliessen.
6 Längsrohre und Diagonalen sind mit allen Ständern zu verbinden.
7 Konsolen mit mehr als 30 cm Ausladung dürfen nur an Knotenpunkten ange-
schlossen und abgestützt werden.
8 Stahlrohrgerüste in Regelausführung dürfen als Verputz- oder Malergerüste bis zu
folgenden Bauhöhen erstellt werden:
a. mit höchstens einem Konsolgerüstgang wie bei einem Spenglergang:
1,50 m 45 m 55 m
2,00 m 35 m 45 m
2,25 m 30 m 40 m
2,50 m 25 m 35 m
3,00 m 20 m 30 m
1,50 m 20 m 30 m
2,00 m 18 m 24 m
2,50 m 15 m 18 m
3,00 m 12 m 15 m
15
832.311.141 Verhütung von Betriebsunfällen und Berufskrankheiten
1,50 m 12 m 15 m
2,00 m 8m 10 m
1,50 m 20 m 25 m
2,00 m 17 m 22 m
2,25 m 15 m 20 m
2,50 m 12 m 17 m
Art. 51 Systemgerüste
1Die Montageanleitung des Herstellers, insbesondere Angaben über Aussteifung,
Verankerung, Überbrückung von Öffnungen und Eckausbildung des Gerüstes, ist zu
beachten.
2Systemgerüste in Regelausführung dürfen bis zu folgenden Bauhöhen erstellt
werden:
Stahl, S = 3,2 20 30 50 20 30 15 25
Aluminium,
S = 4,0 14 20 30 12 20 10 15
Art. 52 Holzgerüste
1Der gegenseitige Abstand der vertikalen Gerüststangen darf höchstens 3 m betra-
gen.
2Der Durchmesser der vertikalen Gerüststangen muss auf der Höhe des obersten
Gerüstganges mindestens 8 cm betragen.
3 Jede Stange ist zug- und druckfest zu verankern.
16
Bauarbeitenverordnung 832.311.141
Art. 53 Rollgerüste
1 Rollgerüste sind vor der Benützung hinsichtlich der Art der auszuführenden Arbei-
ten und mit Rücksicht auf die Bodenverhältnisse auf ihre Standsicherheit zu prüfen.
2Sie müssen gegen unbeabsichtigtes Verschieben gesichert sein. Während des
Verschiebens dürfen sich keine Personen darauf aufhalten.
3. Abschnitt: Fanggerüste
Art. 54
1Fanggerüste sind so anzubringen, dass Personen, Gegenstände und Materialien
nicht tiefer als 3 m abstürzen können.
2Entsprechend der möglichen Absturzhöhe hat die horizontale Auskragung des
Fanggerüstes mindestens zu betragen:
bis 2 m 1,50 m
bis 3 m 1,80 m
Art. 55 Allgemeines
1Gräben, Schächte und Baugruben sind so auszugestalten, dass niemand durch
herabfallende oder abrutschende Massen gefährdet wird.
2Gräben, Schächte und Baugruben von mehr als 1,5 m Tiefe, die nicht verspriesst
werden, sind gemäss Artikel 56 abzuböschen oder durch andere geeignete Mass-
nahmen zu sichern.
17
832.311.141 Verhütung von Betriebsunfällen und Berufskrankheiten
3Gräben und Schächte müssen so erstellt werden, dass die lichte Breite, im Sohlen-
bereich gemessen, ein sicheres Arbeiten gewährleistet. Sofern der Graben für das
Verlegen von Leitungen begangen werden muss, hat die lichte Breite des Grabens zu
betragen:
a. mindestens 40 cm plus das Aussenmass der Leitung (Nennmass plus Wand-
stärken);
b. ab einer Grabentiefe von 1 m: mindestens 60 cm.
4Die Breite des Arbeitsraumes in Baugruben muss in jeder Bauphase mindestens
60 cm betragen.
5Grabenränder müssen bei Spriessungen auf eine Breite von mindestens 50 cm oder
bei Böschungen auf eine Breite von mindestens 1 m horizontal frei gehalten werden.
6Deponien von Aushub- und Baumaterial sind so zu erstellen, dass niemand gefähr-
det wird.
7Treppen und Leitern in Schächten und Baugruben müssen im vertikalen Abstand
von maximal 5 m mit Zwischenpodesten unterbrochen sein. Leitern müssen versetzt
weitergeführt werden.
8 Gegen das Überfahren von Graben-, Gruben- und Schachträndern sowie
Böschungskanten sind im Bereich von Fahrbahnen und Kippstellen die erforder-
lichen Massnahmen zu treffen, namentlich durch Geschwindigkeitsbegrenzungen,
geeignete Verkehrsführung mit Signalisationen, Abschrankungen und Radabwei-
sern.
Art. 56 Böschungen
1 Die Böschungsneigungen sind der Standfestigkeit des Baugrundes anzupassen.
2Wird die Standfestigkeit des Baugrundes durch Witterungseinflüsse wie starke
Niederschläge oder Tauwetter beeinträchtigt, sind geeignete Massnahmen zu treffen.
3 In Sprengfels sowie in homogenem Fels, der mit mechanischen Geräten abbaubar
ist (z. B. Sandstein oder Mergel), können die Wände senkrecht ausgebildet werden.
4 Es muss ein Sicherheitsnachweis erbracht werden, wenn:
a. die folgenden Verhältnisse zwischen Senkrechte und Waagrechte nicht ein-
gehalten werden können:
1. höchstens 3 : 1 bei gutem verfestigtem, standfestem Material,
2. höchstens 2 : 1 bei mässig verfestigtem, jedoch noch standfestem Mate-
rial,
3. höchstens 1 : 1 bei rolligem Material;
b. die Höhe der Böschung mehr als 4 m beträgt;
c. die Böschung voraussichtlich durch Fahrzeuge, Baumaschinen oder Mate-
rialdepots zusätzlich belastet wird;
d. Hangwasser zutritt oder der Böschungsfuss sich im Grundwasserbereich
befindet.
18
Bauarbeitenverordnung 832.311.141
Art. 57 Spriessungen
1 Spriessungen müssen den zu erwartenden Belastungen und Beanspruchungen
standhalten und nach den Regeln der Technik ausgeführt werden.
2Bei der Dimensionierung der Spriessungen sind zusätzliche Belastungen durch
Fahrzeuge, Baumaschinen sowie Deponien von Aushub, Material und Geräten zu
berücksichtigen.
3 Die Spriessarbeiten sind so auszuführen, dass benachbarte unverspriesste Wand-
teile keine Personen gefährden.
4Der unterste Teil der Grabenwände kann je nach Material bis 80 cm hoch
unverspriesst bleiben.
5Die Spriesselemente dürfen in standfestem Material Zwischenräume von höchstens
20 cm aufweisen.
6 Hohlräume hinter Spriesswänden sind sofort satt auszufüllen.
7 Die Spriessungen müssen mindestens 15 cm über den Grabenrand vorstehen.
8Beim Ein- und Ausbau der Spriessungen sowie beim Wiedereinfüllen der Gräben
darf sich niemand im ungesicherten Bereich aufhalten.
9Gräben, die unterhalb von Böschungen senkrecht ausgehoben werden, sind auf der
gesamten vertikalen Aushubtiefe zu verspriessen; ausgenommen sind Gräben in Fels
nach Artikel 56 Absatz 2.
Art. 58 Bodenverfestigungen
1Bodenverfestigungen wie Injektionen, Vermörtelungen oder künstliche Vereisung
müssen auf Grund eines Standsicherheitsnachweises ausgeführt werden.
2Die notwendigen Prüfungen und Messungen sind nach den Anweisungen einer
Fachperson durchzuführen und durch diese zu überprüfen.
Art. 59 Untergrabungen
1 Überhänge an den Böschungen oder Grabenwänden sind unverzüglich zu besei-
tigen.
2 Freigelegte Gegenstände wie Bauwerksteile, Werkleitungen, Randsteine, Belags-
teile, Findlinge, lose Steine, Bäume und Sträucher sind zu sichern.
Art. 60
1Bevor mit den Arbeiten begonnen werden darf, müssen die Sicherheits- und
Gesundheitsrisiken abgeklärt werden.
19
832.311.141 Verhütung von Betriebsunfällen und Berufskrankheiten
7. Kapitel: Untertagarbeiten
Art. 61 Meldepflicht
1Die Arbeitgeber sind verpflichtet, alle Untertagarbeiten vor deren Ausführung der
Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt (SUVA) zu melden.
2Von dieser Meldepflicht ausgenommen sind die Kontroll- und Unterhaltsarbeiten
an und in bestehenden Tunnels.
3Die SUVA bestimmt nach Anhören der interessierten Organisationen die Form der
Meldung und die Meldefrist.
20
Bauarbeitenverordnung 832.311.141
Art. 65 Belüftung
1 Vor Beginn von Untertagarbeiten muss ein Lüftungskonzept erstellt werden.
2 Der Zugang zu nicht belüfteten Räumen muss verhindert werden.
3In durchgeschlagenen Bauwerken, die nicht belüftet werden, muss die Luftqualität
dauernd messtechnisch überwacht werden.
4 Zum Schutz vor gesundheitsgefährdenden Stoffen sind besondere Massnahmen zu
treffen.
5Der Arbeitgeber muss abklären lassen, ob in den Gesteinsschichten möglicher-
weise Erdgas vorhanden ist. Er hat nötigenfalls die entsprechenden Massnahmen
anzuordnen.
Art. 67 Beleuchtung
1 Alle Arbeitsplätze, Verkehrswege und Räume müssen hinreichend beleuchtet sein.
2 Wenn keine Notbeleuchtung installiert ist, muss jede Person eine Lampe mitfüh-
ren.
Art. 69 Transport
1Transportpisten, Gleis- und Bandanlagen sind so anzulegen und zu unterhalten,
dass niemand gefährdet wird, namentlich nicht durch den Betrieb, das Fördergut
oder durch die Installationen.
21
832.311.141 Verhütung von Betriebsunfällen und Berufskrankheiten
Art. 70 Fusswege
1Fusswege entlang von Fahrpisten und Gleisanlagen sind mit technischen Mass-
nahmen von diesen zu trennen.
2Bei Kontroll- und Unterhaltsarbeiten an und in bestehenden Tunnels müssen keine
entsprechenden technischen Massnahmen getroffen werden.
Art. 72 Sprengvortrieb
1 Die Arbeitnehmer dürfen durch die Sprengschwaden nicht gefährdet werden.
2Die Arbeit an der Sprengstelle darf frühestens 15 Minuten nach der Sprengung
wieder aufgenommen werden.
3Nach jedem Abschlag sind Materialablösungen und gelockerte Gesteinspartien von
der ausgebrochenen Strecke zu entfernen.
Art. 73 Warnkleider
Die Arbeitnehmer müssen Warnkleider in grellen Farben tragen, die den ganzen
Körper bedecken und mit lichtreflektierenden Flächen versehen sind.
22
Bauarbeitenverordnung 832.311.141
2Die SUVA bestimmt nach Anhören der interessierten Organisationen die Form der
Meldung und die Meldefrist.
Art. 75 Abbauplan
1 Der Abbau von Gestein, Kies und Sand hat nach einem vor Beginn der Arbeiten
erstellten Plan zu erfolgen. Dieser muss den Lagerungs- und Schichtverhältnissen
sowie der Standfestigkeit des abzubauenden Materials Rechnung tragen.
2 Die maximalen Böschungsneigungen sind im Abbauplan festzulegen
Art. 76 Böschungsneigung
1 Die Böschungsneigung von Abraumdecken muss mindestens 1 : 1 betragen.
2Die Distanz zwischen dem Fusspunkt des Abraumes und der Böschungskante muss
mindestens 1 m betragen.
3 Abbauwände dürfen zu keinem Zeitpunkt unterhöhlt werden.
Art. 79 Absturzsicherung
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Arbeiten in steilen Abbauwänden ausfüh-
ren, müssen gegen Absturz gesichert sein.
23
832.311.141 Verhütung von Betriebsunfällen und Berufskrankheiten
3Die Fahrerkabinen oder die Bedienungsstände von Maschinen und Geräten sind
mit einer Schutzvorrichtung auszurüsten, damit die Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmer, welche die Maschinen und Geräte bedienen, vor niedergehenden Steinen
und Materialien geschützt sind.
4Durchgänge und Verkehrswege, die durch Steinschlag gefährdet sind, sind mit
geeigneten Massnahmen zu sichern.
Art. 82
1 Für Arbeiten am hängenden Seil dürfen nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
eingesetzt werden, die über eine entsprechende Ausbildung verfügen.
2Es müssen mindestens zwei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer so eingesetzt
werden, dass sie sich gegenseitig überwachen können.
3Das Seilsystem muss über mindestens zwei getrennt voneinander befestigte Seile
verfügen, wobei eines als Zugangs-, Absenk- oder Haltemittel (Arbeitsseil) und das
andere als Sicherungsmittel (Sicherungsseil) dient.
4 Die Verwendung eines einzigen Seiles kann zugelassen werden, wenn in Überein-
stimmung mit der Risikobewertung die Verwendung eines zweiten Seiles eine
grössere Gefährdung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei den Arbeiten
bewirken würde. Es müssen andere geeignete Massnahmen zur Gewährleistung der
Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
getroffen werden.
Art. 83
1Vor Beginn der Arbeiten in Rohrleitungen, bei denen Personen eingesetzt werden
und Brand-, Explosions- sowie Vergiftungsgefahr nicht ausgeschlossen werden
können, muss ein schriftliches Sicherheits- und Rettungskonzept erstellt werden.
2 Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die für Arbeiten in Rohrleitungen
eingesetzt werden, müssen dauernd von einer Person überwacht werden, die sich
ausserhalb der Rohrleitungen aufhält.
3In Rohrleitungen mit einem Lichtmass von weniger als 600 mm dürfen keine
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingesetzt werden.
24
Bauarbeitenverordnung 832.311.141
4Arbeiten in Rohrleitungen mit einem Lichtmass von weniger als 800 mm sind
grundsätzlich mit Arbeitsmitteln auszuführen, die von ausserhalb des Rohres bedient
werden (Manipulatoren).
5In Rohrleitungen mit einem Lichtmass von 600 mm bis 800 mm, in denen der
Einsatz von Manipulatoren nicht möglich oder nicht angemessen ist, dürfen Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer nur eingesetzt werden, wenn:
a. die Rohrleitungen künstlich belüftet werden;
b. für den Einsatz über eine Strecke von mehr als 20 m seilgeführte Rollenwa-
gen eingesetzt werden; und
c. die Flucht und Rettung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durch
besondere Massnahmen wie Rettungsgurt mit montiertem Rettungsseil oder
Kommunikationsmittel sichergestellt sind.
Art. 84 Vollzug
Der Vollzug dieser Verordnung richtet sich nach den Vollzugsbestimmungen des
UVG und insbesondere der VUV8. Das danach zuständige Vollzugsorgan koordi-
niert seine Tätigkeiten mit den Vollzugsbehörden des ArG.
8 SR 832.30
9 [AS 2000 1403]
10 [AS 1963 791, 2000 166 Art. 23, 2002 3923]
11 [AS 1985 1849]
12 [AS 1949 498, 2002 3931]
13 [AS 1948 979]
25
832.311.141 Verhütung von Betriebsunfällen und Berufskrankheiten
f. Verordnung vom 6. Mai 195214 über die Verhütung von Unfällen bei der
Gewinnung und Aufbereitung von Gestein, Mineralien, Kies, Sand, Lehm,
Torf und ähnlichen Materialien über Tag;
g. Verordnung vom 12. Mai 197115 über die Unfallverhütungsmassnahmen bei
landwirtschaftlichen Neu- und Umbauten.
Art. 86 Inkrafttreten
Diese Verordnung tritt am 1. Januar 2006 in Kraft.
26