Bgi 694
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Handlungsanleitung für
den Umgang mit Leitern
und Tritten
November 2007
Impressum
Herausgeber:
Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung e.V. (DGUV)
Glinkastraße 40
10117 Berlin
Tel.: 030 288763800
Fax: 030 288763808
E-Mail: [email protected]
Internet: www.dguv.de
Seite
Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
3. Was sollte bei der Bereitstellung von Leitern und Tritten einschließlich des
Zubehörs berücksichtigt werden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Anhang 2 Leitern-Kontrollblatt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
4
Vorbemerkung
Die Handlungsanleitung dient als Hilfe für eine erfolgreiche Anwendung der BetrSichV
und wurde unter Mitwirkung von Vertretern
– des Bundesministerium für Arbeit und Soziales,
– der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin,
– der obersten Arbeitsschutzbehörden der Länder,
– der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV),
Fachausschuss Bauliche Einrichtungen und Fachausschuss Bau,
– der IG Bauen-Agrar-Umwelt,
– des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie,
– des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes,
– der Bundesinnung für das Gerüstbauer-Handwerk,
– des Verbandes Deutscher Leitern- und Fahrgerüstehersteller,
– des Hauptverbandes der Deutschen Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie,
– des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks und
– des Vereins Deutscher Sicherheitsingenieure
erarbeitet.
Die an der Erarbeitung beteiligten Kreise können die Handlungsanleitung in eigener Zu-
ständigkeit in textgleicher Form veröffentlichen. Sie unterrichten sich gegenseitig über eine
erfolgte Veröffentlichung. Informationen der Unfallversicherungsträger enthalten Hinweise
und Empfehlungen, die die praktische Anwendung von Regelungen zu einem bestimmten
Sachgebiet oder Sachverhalt erleichtern sollen.
5
1 An wen wendet sich diese
Handlungsanleitung?
Der Umgang mit Leitern und Tritten schließt die Bereitstellung sowie deren sichere
Benutzung ein.
Eine Zusammenstellung gesetzlicher Vorschriften, Regeln, Normen und
Informationsschriften enthält Anhang 1.
6
2 Wofür ist der Unternehmer ver-
antwortlich, der Leitern und Tritte
bereitstellen und benutzen will?
Bevor der Unternehmer eine Leiter oder einen Tritt als Arbeitsplatz oder als Zugang zu
hochgelegenen Arbeitsplätzen bereitstellen und benutzen will, muss er im Rahmen der
Gefährdungsbeurteilung ermitteln, ob nicht ein anderes Arbeitsmittel für diese Tätig-
keit sicherer ist.
7
Beispiele für geeignete Zugänge sind:
– Treppen an Gerüsten, wenn hiervon umfangreiche Arbeiten ausgeführt werden,
– Treppen zu Arbeitsplätzen an maschinellen Anlagen,
– Rampen (ggf. mit Trittleisten) als Zugänge zu Arbeitsplätzen,
– Leitern, die in Gerüsten als Gerüst-Innenleitern eingebaut werden und nicht mehr
als zwei Gerüstlagen miteinander verbinden,
– Leitern und Tritte als Zugang zu Fahrzeugladeflächen.
8
Bei der Auswahl der geeigneten Zugänge zu hoch gelegenen Arbeitsplätzen sind zu
berücksichtigen:
– der zu überwindende Höhenunterschied,
– die Dauer und Häufigkeit der Benutzung,
– die Fluchtmöglichkeit bei drohender Gefahr und
– umfangreiche Werkzeug- und Materialtransporte.
9
Kurzzeitige Arbeiten geringen Umfangs können beispielsweise bei folgenden Tätig-
keiten gegeben sein:
– Wartungs- und Inspektionsarbeiten,
– Mess-, Richt- und Lotarbeiten,
– Lampenwechsel in Leuchten,
– Anstricharbeiten und Reinigen von Dachrinnen und Dachabläufen,
– An- und Abschlagen von Anschlagmitteln im Hebezeugbetrieb,
– Dübelsetzen,
– Spannen und Lösen von Verankerungen,
– Schließen von Ankerlöchern,
– geringfügiges Nacharbeiten von Betonflächen,
– Auswechseln von kleinformatigen Platten in Bekleidungen,
– Unterfügen, Verlegen von Höhenausgleich- und Auflagerstücken für Fertigteile,
– Ausrichten und Verschrauben von Montageteilen,
– Anbringen von kleinen Reklame-, Preisschildern oder Lichterketten,
– Reparaturen an Markisen und Vordächern,
– Montage- und Instandhaltungsarbeiten an Lüftungs-, Klima- und Heizungsanlagen,
– Montage von Bühnen und kleinen Regalanlagen.
Können als Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung Leitern und Tritte benutzt werden,
ergeben sich für den Unternehmer folgende Pflichten:
– Nur Leitern und Tritte zur Verfügung stellen oder selbst benutzen, die den
in Anhang 1 aufgeführten Regeln der Technik entsprechen und nach ihrer
Bauart für die jeweils auszuführende Arbeit geeignet sind (siehe Abschnitt 3).
Bei Leitern und Tritten, die das GS-Zeichen („Geprüfte Sicherheit“) tragen, hat
sich der Hersteller durch eine zugelassene Prüfstelle bestätigen lassen, dass
die anerkannten Regeln der Technik eingehalten sind.
– Sich über die Gefährdungen beim Umgang mit Leitern und Tritten informieren und
die Beschäftigten angemessen unterweisen (siehe Abschnitte 4 und 5),
10
3 Was sollte der Unternehmer bei der
Bereitstellung von Leitern und Tritten ein-
schließlich des Zubehörs berücksichtigen?
Bei der Auswahl hinsichtlich Bauart, Zubehör, Größe und Werkstoff von Leitern und
Tritten sind insbesondere folgende Kriterien zu berücksichtigen:
– Arbeitsaufgabe,
– Arbeitsweise auf Leitern (z.B. Übersteigeverbot von Stehleitern),
– ergonomische Bedingungen (z.B. Überkopfarbeiten, innerbetrieblicher Verkehr),
– Wahl der Leiterart (Sprossen- oder Stufenleiter) in Abhängigkeit von der
Benutzungsdauer,
– zulässige Traglast der Leitern und Tritte,
– Bodenbeschaffenheit (z.B. glatt, nachgiebig, uneben).
3.1.1 Welche Bauarten von Leitern, Tritten und Zubehör sind gebräuchlich?
Die nachfolgende Tabelle zeigt die gebräuchliche Zuordnung von bewährtem Zubehör
zu einzelnen Leiterbauarten in der Übersicht.
11
Welches Zubehör kann zur jeweiligen Leiterbauart verwendet werden?
12
Die Bauarten von Leitern und Tritten sowie gängiges Zubehör werden im Folgenden
vorgestellt.
Anlegeleitern sind einteilige Leitern mit Stufen oder Sprossen, die zu ihrer Benutzung
angelegt werden.
13
Rollleitern sind Stufenanlegeleitern, die am Kopfende mit Rollen auf ortsfesten Schie-
nen verfahrbar sind. Der Einsatz dieses Leitertyps empfiehlt sich, wenn z.B. Kleinteil-
regale häufig be- und entladen werden.
Für Rollleitern ist auch die Bezeichnung „Verfahrbare Regalleiter“ gebräuchlich.
Bei gegenüberliegenden Regalreihen haben sich zwischen den Regalreihen
angebrachte und quer zur Laufrichtung verschiebbare Rollleitern bewährt.
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Steckleitern sind Sprossenanlegeleitern, die aus mehreren Leiterelementen mithilfe
von Einsteckvorrichtungen zusammengesetzt werden können.
Durch die kurze Baulänge der einzelnen Leiterelemente lässt sich eine hieraus zusam-
mengesetzte Leiter leicht transportieren. Sie wird z.B. im Rettungswesen (Feuerweh-
ren) eingesetzt.
Die maximal zulässige Gesamtlänge der Leiter wird durch den Hersteller angegeben.
15
Stehleitern sind zweischenklige, freistehende Leitern mit oder ohne Plattform.
Stehleitern können auch verfahrbar sowie höhenverstellbar ausgeführt sein.
Stufenstehleitern bieten gegenüber Sprossenstehleitern größere Auftrittsflächen.
Stufenstehleitern mit Plattform können für Arbeiten eingesetzt werden, die frontal vor
dem Benutzer durchgeführt werden, z.B. das Einräumen von Regalen geringer Höhe
oder Ausbesserungsarbeiten.
Bild 10: Stufenstehleiter mit Plattform Bild 11: Beidseitig besteigbare Sprossenstehleiter
16
Aussteifung
Beim Betreten senkt sich die Leiter ab und steht auf den Leiterfüßen auf.
Ausführungen mit größeren Abmessungen werden als Saal- oder Montageleitern be-
zeichnet. Ihr Einsatz erfordert aufgrund des höheren Gewichts und Fahrwerks einen
ebenen Untergrund.
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Höhenunterschiede können z.B. durch Holmverlängerungen ausgeglichen werden, die
fest mit dem Leiterholm verbunden sind oder nachträglich dort angebracht werden.
Sind Arbeiten in engen Treppenhäusern durchzuführen, in denen kein Gerüst
aufgebaut werden kann, eignen sich Stehleitern mit Holmverlängerungen.
Serienmäßig mit vier Holmverlängerungen ausgerüstete Stehleitern werden
von den Herstellern auch als Treppen- oder Treppenhausleitern bezeichnet.
Podestleitern sind ein- oder beidseitig besteigbare Aufstiege mit Stufen oder Flach-
sprossen und umwehrter Plattform (Podest).
Für Podestleitern ist auch die Bezeichnung Plattformleiter gebräuchlich.
Sind Arbeiten durchzuführen, für die ein erhöhter Bewegungsfreiraum erforderlich ist,
sollten Podestleitern bereitgestellt werden.
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Beispiele hierfür sind:
– Wartungsarbeiten im Bereich der Fahrzeuginstandhaltung,
– Regalbedienung in Verbindung mit der Handhabung sperriger oder schwerer
Gegenstände.
Podestleitern weisen gegenüber Stehleitern eine erhöhte Standsicherheit auf. Auf-
grund ihrer geringeren Neigung gegenüber anderen Leiterbauarten sind Podestleitern
sicherer zu begehen.
Ihr Einsatz erfordert aufgrund ihres höheren Gewichts und Fahrwerks einen ebenen
Untergrund.
Nähere Informationen zu Podestleitern finden sich in Anhang 1.
Bild 16: Einseitig besteigbare Podestleiter Bild 17: Beidseitig besteigbare Podestleiter
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Mehrzweckleitern sind Leitern, die als Anlege-, Schiebe- oder Stehleitern verwendet
werden können.
Dreiteilige Mehrzweckleitern werden auch als „Stehleiter mit aufgesetzter
Schiebeleiter“ bezeichnet.
Die Bereitstellung von Mehrzweckleitern bietet sich an, wenn häufig sowohl Steh- als
auch Anlegeleitern benötigt werden.
Zu Mehrzweckleitern zählen auch Leitern, deren Schenkel durch selbsttätig
sperrende Gelenke miteinander verbunden sind und sich als Anlege-, Stehleiter
oder Kleinstgerüst aufstellen lassen.
Vor der Benutzung ist auf das vollständige Einrasten aller Gelenke zu achten.
Sollen Mehrzweckleitern mit Gelenken als Kleinstgerüst verwendet werden, ge-
hört zu ihrer sicheren Benutzung ein geeignetes Belagelement. Belagelemente
werden von den Herstellern solcher Leitern angeboten.
20
Dachdeckerauflegeleitern werden nur auf geneigten, tragfähigen Dachflächen aufge-
legt und in Sicherheitsdachhaken eingehängt.
Seilleitern sind Leitern, deren Sprossen mit Seilen oder Ketten verbunden sind.
Seilleitern werden je nach Ausführung auch als Strick- oder Kettenleitern
bezeichnet.
21
Seilleitern dürfen nur dann bereitgestellt werden, wenn der Einbau von Steigleitern
oder Steigeisengängen sowie die Benutzung von Leitern, Gerüsten oder Hubarbeits-
bühnen nicht möglich ist.
Für das Einsteigen in Silos dürfen keine Seilleitern eingesetzt werden. Bei der Bereit-
stellung von Seilleitern zur Benutzung an Gebäudewänden, z.B. zur Flucht und Selbs-
trettung, sind nur Leiterausführungen mit Abstandhaltern geeignet.
Literaturangabe zu Seilleitern siehe Anhang 1.
Mastleitern sind Leitern, die zu ihrer Benutzung senkrecht an Masten befestigt werden.
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Tritte haben in der Regel bis zu vier Stufen. Aufgrund ihrer Bauart dürfen die obersten
Stufen bzw. die Plattform betreten werden.
Tritte werden in Leitertritte, Treppentritte, Tritthocker und Tonnenförmige Tritte (mit
Rollen auch als Rolltritt bezeichnet) unterschieden.
Tritte können sowohl ohne als auch mit Rollen ausgestattet sein.
Literaturangabe zu Tritten siehe Anhang 1.
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Leiterzubehör
In Abhängigkeit von der Arbeitsumgebung kann es erforderlich sein, die Standsicher-
heit der Leiter durch Zubehör sicherzustellen.
Aufsetz-, Einhak- oder Einhängevorrichtungen am Leiterkopf eignen sich z.B. bei ver-
schmutztem, rutschigem Untergrund in Nass- und Fettbereichen.
Leitergurte eignen sich zur Sicherung gegen Wegrutschen, z.B. beim Anlegen
an Fahrzeugbordwänden.
24
Bild 31: Leiter mit Einhängevorrichtung am Behälter Bild 32: Anlegeleiter mit Gurt
Stahlspitzen eignen sich, wenn die Leiter auf Erdboden, Grasflächen oder sonstigem
nachgiebigen Untergrund, in den die Stahlspitzen eindringen können, aufgestellt wird.
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Stufenlos einstellbare Holmverlängerung bzw. gebogene Traversen eignen sich zum
Niveauausgleich bei geneigten Flächen. Da die Traverse breiter ist als das untere
Leiterende, wird gleichzeitig eine Erhöhung der Standsicherheit erreicht.
Für Arbeiten, die das längere Stehen auf einer Sprosse erfordern, bietet sich für den
sicheren und weniger belastenden Stand der Einsatz eines Einhängepodestes an, das
die Standfläche vergrößert.
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Als zusätzliche Haltemöglichkeit beim Begehen der Leiter dient der ein- oder beidseitig
angebrachte Seitenhandlauf.
Bei der Wahl der Leitergröße/ -länge sollte beachtet werden, dass
– nicht zusätzlich gesicherte Anlegeleitern nur bis zur viertobersten Stufe/ Sprosse
bestiegen werden, da sonst die Gefahr des Wegrutschens besteht,
– beidseitig besteigbare Stehleitern nur bis zur drittobersten Stufe/ Sprosse bestie-
gen werden (siehe Bild 44), damit ausreichender Halt möglich ist,
– Mehrzweckleitern in der Gebrauchsstellung „Stehleiter mit aufgesetzter Schiebe-
leiter“ nur bis zur fünftobersten Sprosse bestiegen werden,
– die Größe von Stehleitern mit Plattform sowie von Podestleitern so gewählt wird,
dass der Benutzer die maximal erforderliche Arbeitshöhe, ohne sich zu recken, von
der Plattform aus erreichen kann,
– die Länge von Anlegeleitern zum Übersteigen auf höhergelegene Arbeitsplätze so
gewählt wird, dass sie die Anlegestelle um mindestens 1 m überragen, wenn keine
anderen geeigneten Festhaltemöglichkeiten vorhanden sind.
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m Reichhöhe (m) bei Stufenstehleitern mit Plattform
3,25
3
2,75 5
4 4
3 3 3
2 2 2
1 1 1
(5) (5) 5
(4) 4 4
3 3 3
2 2 2
1 1 1
28
Bild 40: Übersteigen von Anlegeleiter Bild 41: Eingehakte Anlegeleiter zum Übersteigen auf
erhöhte Flächen mit Geländer als Haltemöglichkeit
Holzleitern eignen sich besonders für den Einsatz in rauem Betrieb, z.B. bei Ausbau-
arbeiten auf Baustellen.
Holz ist trotz Oberflächenbehandlung witterungsempfindlich. Häufige
Witterungswechsel (Sonne – Regen) können zur Beeinträchtigung der Holm-
Sprossen-Verbindungen führen.
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Stahlleitern eignen sich für den Einsatz im Innenbereich mit rauem Betrieb, z.B. in
Lager- und Maschinenhallen.
Stahl neigt trotz Oberflächenbeschichtung zur Korrosion. In Bereichen der
Lebensmittelverarbeitung sowie der Wasserwirtschaft hat sich der Einsatz von
Edelstahl bewährt.
Aluminiumleitern eignen sich aufgrund des niedrigen Gewichtes für den Einsatz mit
häufigen Ortswechseln.
Sie gelten in der Regel als korrosionsgeschützt, sind jedoch empfindlich gegen
Stoß- und Schlagbeanspruchung und damit nicht für den rauen Baustellenbe-
trieb geeignet.
Die Anzahl der bereitzustellenden Leitern und Tritte hängt von den Arbeitsaufgaben ab
und ergibt sich aus der Benutzungshäufigkeit in den einzelnen Arbeitsbereichen und
deren Entfernungen zueinander. Ziel ist es zu vermeiden, dass wegen langer Wege
und mangelnder Verfügbarkeit ungeeignete Aufstiege verwendet werden.
Empfehlenswert ist, wenn z.B. innerhalb größerer Lagerbereiche in jedem
Lagergang ein geeigneter Aufstieg bereitsteht.
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4 Was ist bei der Unterweisung der
Beschäftigten zu beachten?
Durch die Unterweisung soll den Beschäftigten u. a. verdeutlicht werden, dass sich Un-
fälle mit bleibenden Beeinträchtigungen der Gesundheit auch schon beim Absturz aus
geringen Höhen ereignen können.
Die Unterweisung soll auf der Grundlage der Gefährdungsbeurteilung und dieser
Handlungsanleitung, insbesondere des Abschnittes 5, erfolgen.
Die Unterweisung ist in angemessenen Zeitabständen zu wiederholen.
Die Unterweisung muss mindestens einmal jährlich sowie bei besonderen
Anlässen erfolgen, wie z.B. nach einem Unfall oder dem Einsatz neuer Leiter-
bauarten.
Der Arbeitgeber soll die durch die alltägliche Benutzung von Leitern und Tritten
gewonnenen Erkenntnisse in die Unterweisungen einfließen lassen.
In der Regel beinhaltet eine Unterweisung:
– Hinweise zur bestimmungsgemäßen Benutzung,
– bauartspezifische Hinweise,
– Hinweise auf zusätzliche Gefährdungen.
31
5 Was ist beim Umgang mit Leitern
und Tritten zu beachten?
5.1 Allgemeines
Das Arbeiten von Leitern ist erfahrungsgemäß gefährlicher als von anderen Arbeits-
mitteln aus. Jeder Beschäftigte, der Leitern und Tritte benutzt, trägt eine Mitwirkungs-
pflicht für Sicherheit und Gesundheitsschutz.
Die Verhaltensmaßnahmen bei der Benutzung von tragbaren Leitern ergeben
sich auch aus der auf der Leiter angebrachten Benutzungsanleitung in Form
von Piktogrammen.
max.
150 kg
3
u
▲
min.
4 1m
▼
Ë Ë
32
5.2 Bauartunabhängige Hinweise zur bestimmungsgemäßen Benutzung
Bei Arbeiten von Leitern aus muss ein sicheres Festhalten und Stehen möglich sein.
Dieser Methode können bei Verwendung geeigneter Leitern gleichgestellt sein:
– Stehen mit mindestens einem Fuß auf der Plattform einer Stufenstehleiter bei
gleichzeitigem Anlehnen an der Haltevorrichtung.
– Stehen mit beiden Füßen auf den Sprossen/ Stufen der Anlegeleiter bei gleich-
zeitigem Anlehnen mit dem Körper oder Körperteilen an höhergelegene Sprossen.
Der Körperschwerpunkt liegt dabei stets zwischen beiden Leiterholmen.
Bild 43: Sicherer Stand auf der Stehleiter mit Bild 44: Sicherer Stand bei Überkopfarbeiten
Plattform
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Bild 45: Sicherer Stand auf der Anlege-/ Schiebeleiter
Die sichere Benutzung von Leitern und Tritten sollte durch den Transport von Arbeits-
mitteln und Materialien nicht wesentlich eingeschränkt werden.
Zum Transport von Arbeitsmitteln haben sich umhängbare Werkzeugtaschen,
-gürtel oder -schürzen bewährt.
Es sollte darauf geachtet werden, dass keine Gegenstände mit einem Gewicht
von mehr als 10 kg transportiert werden. Deren Windangriffsfläche sollte 1 m2
nicht übersteigen.
Es sollten keine Stoffe und Geräte benutzt werden, von denen zusätzliche Gefahren
ausgehen.
Beispiele hierfür sind:
– heiße oder ätzende flüssige Stoffe.
– Geräte mit erheblicher Krafteinwirkung auf den Benutzer.
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Leitern und Tritte sind nur mit max. 150 kg zu belasten.
max.
150 kg
Steigschenkel von Leitern und Tritten sind nur von einer Person
zu betreten.
Für die vorgesehene Tätigkeit sind bereitgestellte Leitern und Tritte und gegebenenfalls
erforderliches Zubehör zu benutzen.
Ungeeignet als Aufstieg sind z.B. Hocker, Stühle, Tische, Getränkekisten,
Fässer, Regale.
Leitern und Tritte sind vor der Benutzung auf ordnungsgemäßen Zustand zu über-
prüfen. Mängel sind dem Vorgesetzten zu melden. Mit Mängeln behaftete Leitern und
Tritte dürfen nicht benutzt werden.
Dies gilt besonders bei der Benutzung betriebsfremder Leitern und Tritte.
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Beim Arbeiten auf der Leiter sollen sich Benutzer nicht hinaus-
lehnen.
Seitliches Hinauslehnen kann zum Umkippen der Leiter führen
und ist häufig die Ursache für Unfälle mit schweren Verlet-
zungen. Deshalb sollte der Körperschwerpunkt zwischen den
Leiterholmen liegen.
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5.3 Bauartbedingte Hinweise zur bestimmungsgemäßen Benutzung
Anlege-, Schiebe- und Mehrzweckleitern nur an sichere
Flächen anlegen.
Unsichere Anlegestellen sind z.B. Glasscheiben, Spanndrähte,
Masten, Stangen, unverschlossene Türen.
Anlege-, Schiebe- und Mehrzweckleitern mit Sprossen unter einem Winkel von 65°
bis 75° zur Waagerechten anlegen.
Zu flaches Anlegen kann zum Wegrutschen, zu steiles Anlegen zum Umkippen
führen.
u
37
Der einfachen Bestimmung des richtigen Anlegewinkels dient die sogenannte Ellen-
bogenmethode.
Stufenanlegeleitern so anlegen, dass die Stufen waagerecht stehen.
Bei Anlege- und Schiebeleitern die obersten drei Stufen/ Sprossen nicht betreten.
Beim Betreten der obersten drei Stufen/ Sprossen fehlt nicht nur die Haltemög-
lichkeit, sonders es besteht auch die erhöhte Gefahr des Wegrutschens.
3
4
Bei Stehleitern mit aufgesetzter Schiebeleiter dürfen die oberen vier Sprossen des
Schiebeleiterteils nicht bestiegen werden.
Der obere Teil des Leiterschenkels dient nur dem Festhalten. Beim Besteigen
der oberen Sprossen besteht Kippgefahr.
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Die Sperrbolzen höhenverstellbarer Leitern („Teleskopleitern“) müssen vollständig in
die Sprossenlöcher eingeschoben sein.
Bei der Benutzung von höhenverstellbaren Leitern (Schiebe-, Mehrzweck- und Steh-
leitern) müssen die Fallhakensicherungen eingelegt sein.
Stehleitern ohne Haltevorrichtung nur bis zur jeweils drittobersten Sprosse/ Stufe
betreten.
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Stehleitern dürfen nicht als Anlegeleitern benutzt werden.
Aufgrund der Formgebung der Leiterfüße können Stehleitern
nicht die erforderliche Rutschhemmung aufweisen.
Bei Fahrbaren Stehleitern die druckfesten Spreizsicherungen einlegen. Sind bei Steh-
leitern mit aufgesetzter Schiebeleiter druckfeste Aussteifungen vorhanden, gehört auch
hier das Einlegen zur bestimmungsgemäßen Verwendung.
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Fahrbare Steh- und Podestleitern gegen unbeabsichtigtes Verfahren sichern.
Einteilige Mehrzweckleitern mit Gelenken erst benutzen, wenn sich alle Gelenke in
Sperrstellung befinden.
Die Sperrstellung der Gelenke ist erkennbar, z.B. durch Sperrbolzen mit
„Offen-Geschlossen“ Markierung („O – C“ oder „O – I“).
41
Hängeleitern so gegen unbeabsichtigtes Aushängen sichern, befestigen und abspan-
nen, dass sie nicht verrutschen oder in Pendelbewegungen geraten können.
Dachdeckerauflegeleitern nicht
– als Anlegeleiter verwenden,
– mit der obersten Sprosse einhängen,
– in die Dachrinne stellen,
– bei Dachneigungen von mehr als 75° benutzen,
– mit deckendem Anstrich versehen.
Leitern und Tritte sollten so transportiert werden, dass keine Personen gefährdet wer-
den. Schwere oder sperrige Leitern, z.B. mehrteilige Schiebleitern, sollten aus ergono-
mischen Gründen von mehr als einer Person getragen werden. Wenn möglich, sollten
Transportmittel, z.B. Transportrollen, benutzt werden.
Beim Transport von Leitern und Tritten auf Fahrzeugen sollte darauf geachtet werden,
dass sie nicht beschädigt werden.
Leitern und Tritte sollten gegen schädigende Einwirkungen geschützt gelagert werden.
Schäden können je nach Werkstoff z.B. durch Witterungseinflüsse, sonstige
Feuchtigkeits- und Temperatureinflüsse oder Säure- und Laugeneinwirkungen
eintreten.
42
6 Was ist bei der Prüfung und Instand-
haltung zu beachten?
Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Leitern und Tritte wiederkehrend auf ord-
nungsgemäßen Zustand geprüft werden (Sicht- und Funktionsprüfung). Hierzu sind
Art, Umfang und Fristen erforderlicher Prüfungen festzulegen.
Die Zeitabstände für die Prüfungen richten sich nach den Betriebsverhältnis-
sen, insbesondere nach der Nutzungshäufigkeit, der Beanspruchung bei der
Benutzung sowie der Häufigkeit und Schwere festgestellter Mängel bei voran-
gegangenen Prüfungen.
Die systematische Überprüfung von Leitern und Tritten lässt sich z.B. mithilfe einer
Checkliste (Anhang 2) durchführen.
Um die Erfassung und Prüfung aller Leitern und Tritte sicherzustellen, emp-
fiehlt es sich, diese zu nummerieren und die Checklisten zu einem Kontrollbuch
zusammenzufassen.
Bei der Prüfung sollte besonders auf folgende Punkte geachtet werden:
– Verschleiß, Verformung und Zerstörung von Bauteilen,
– fehlende Bauteile,
– ordnungsgemäße Funktion der Verbindungselemente (z.B. Gelenke bei ein-
teiligen Mehrzweckleitern).
Personen mit ausreichenden handwerklichen Kenntnissen und Fertigkeiten können
Instandsetzungsarbeiten geringen Umfangs an Leitern und Tritten durchführen.
Beispiele hierfür sind:
– Auswechseln/ Einbau von Leiterfüßen,
– Kürzung der Leiter bei Beschädigung der Holmenden,
– Austausch von einschraubbaren Sprossen.
43
Bei der Instandsetzung ist zu beachten, dass
– das Anlegen von Bandagen um gebrochene Leiterholme nicht zulässig ist,
– schadhafte oder fehlende Sprossen nur durch Sprossen der gleichen Art
ersetzt werden,
– durch die Verwendung von Sprossenhaltern für die Befestigung von Ersatz-
sprossen die Festigkeit der Holme nicht beeinträchtigt wird.
Bei der Instandhaltung von Aufstiegen aus Holz sollen zum frühzeitigen Erkennen von
Schäden nur durchscheinende Lacke, Lasuren und Imprägnierungen verwendet werden.
Der Arbeitgeber hat sicherzustellen, dass Leitern und Tritte nach Instandsetzungs-
arbeiten, welche die Sicherheit dieser Arbeitsmittel beeinträchtigen können, auf ihren
sicheren Zustand hin überprüft werden.
44
7 Was ist zu tun, wenn Leitern und
Tritte Schäden aufweisen?
Der Arbeitgeber hat dafür zu sorgen, dass schadhafte Leitern und Tritte der Benutzung
entzogen und so aufbewahrt werden, dass die Weiterbenutzung bis zur sachgerechten
Instandsetzung bzw. Verschrottung nicht möglich ist.
Die Leiter kann ggf. gekürzt werden, wobei auf den festen Sitz der neu eingebauten
Leiterfüße zu achten ist.
45
Anhang 1
Vorschriften und Regeln
ArbSchG Arbeitsschutzgesetz
BetrSichV Betriebssicherheitsverordnung
Normen erhalten Sie bei der Beuth Verlag GmbH (www.beuth.de), Berlin.
Zu allen anderen Schriften wenden Sie sich an Ihre Berufsgenossenschaft.
46
Anhang 2
Kontrollblatt/ Checkliste zur Überprüfung von
Leitern und Tritten
Die Ergebnisse dieser Überprüfung sind in der umseitig aufgeführten Tabelle festzu-
halten.
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Prüfkriterien
1. Holme
Verformung
Beschädigung (z.B. Risse)
Scharfe Kanten, Splitter, Grat
Abnutzung
Schutzbehandlung (bei Holz)
2. Sprossen/ Stufen/ Plattform
Verformung
Beschädigung
Scharfe Kanten, Splitter, Grat
Verbindung zum Holm (z.B. Bördelung, Schraub-/ Nietverbindung, Schweißnaht)
Abnutzung (z.B. Trittfläche, Plattformauflage)
3. Spreizsicherungen
Vollständigkeit/ Befestigung
Funktionsfähigkeit
Beschädigung
4. Beschlagteile
Beschädigung/ Korrosion
Vollständigkeit/ Befestigung
Funktionsfähigkeit
Abnutzung
Schmierung (mechanische Teile)
5. Leiter-/ Trittfüße/ Rollen
Vollständigkeit/ Befestigung
Abnutzung/ Beschädigung
Funktionsfähigkeit
6. Zubehör (z.B. Holmverlängerung, Fußverbreiterung, Wandabstützung)
Vollständigkeit/ Befestigung
7. Kennzeichnung
Betriebsanleitung (z.B. Piktogramm)
8. Kontrollergebnis
Leiter/ Tritt i. O. und verwendungsfähig
Reparatur notwendig
Leiter/ Tritt sofort aussondern
Bemerkungen:
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1. Prüfung 2. Prüfung 3. Prüfung 4. Prüfung 5. Prüfung
49
Notizen
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