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201900099
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Norbert Randl, Martin Steiner AUFSATZ
Stichworte Aufbeton; hochfester Beton; Verbund; Haftzugprüfung; Rauigkeit; Keywords concrete overlay; high strength concrete; adhesive bond;
Adhäsion; Schubübertragung; Bauteilversuch interface; roughness; concrete-concrete bond; shear transfer; member test
© 2020 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin. Beton- und Stahlbetonbau 115 (2020), Heft 5 375
N. Randl, M. Steiner: Hochfester Aufbeton zur Tragwerksverstärkung
Nach der Herstellung der Grundplatten, die außerhalb Die 24 cm starken Grundplatten wurden mit einer star-
des Labors erfolgte, wurden diese nach drei Wochen Aus- ken Biegelängsbewehrung (10 ∅ 26 mm) versehen, um
härtung oberseitig und damit an den späteren Kontaktflä- ein Biegeversagen beim Vier-Punkt-Biegeversuch zu ver-
chen zum hochfesten Beton durch Hochdruckwasser- meiden. Ziel war es, Querkraftversagen und damit eine
strahlen (HDW) mit 2000 bar aufgeraut (Bild 1). Die möglichst hohe Schubbeanspruchung in der Fuge zu er-
Aufrauung zielte auf Erreichung drei unterschiedlicher reichen. Die Biegetragfähigkeit der Platten lag rechne-
Rautiefenkategorien Rt < 1,5 mm, 1,5 mm ≤ Rt < 3,0 mm risch etwa um den Faktor 2 höher als die Querkrafttragfä-
sowie Rt ≥ 3,0 mm ab. Die Rauigkeit wurde an zehn Mess- higkeit. Alle Versuchskörper wurden ohne Querkraftbe-
stellen je Platte mittels der Sandflächenmethode [3] kont- wehrung ausgeführt. Eine wichtige Randbedingung
rolliert. Die so gemessenen und gemittelten Rautiefen der insbesondere bei der Festlegung der exakten Geometrie
einzelnen Platten sind in Tab. 3 angegeben. war die Einhaltung einer Schubschlankheit a/d ≥ 3
(a = Abstand Lasteinleitung – Auflager, d = statische
Die Betonage des zweiten Abschnitts mit normal- und Nutzhöhe), um direkte Lastableitungen in die Auflager zu
hochfestem Aufbeton (Lieferbeton in den Zielfestigkeits- vermeiden.
klassen C45/55 und C80/95) erfolgte direkt im Labor der
Fachhochschule Kärnten (Bild 2) etwa zwei Monate nach Die Verteilung der vom Druckzylinder ausgehenden Ein-
Herstellung der Grundplatten. Die aufgeraute Kontaktflä- zelpunktlast auf die eigentlichen Lasteinleitungspunkte
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lastungsrampen inklusive Position vom Auflager, Höhe
der Risse sowie Rissbreitenentwicklung wurden mithilfe
eines photogrammetrischen Systems gemessen und aufge-
zeichnet. Das Kamerasystem bestand aus vier hochauflö-
senden Kameras auf zwei Stativen, zwei Beleuchtungs-
schirmen und Punktmustertafeln als Kalibriervorlagen.
1) zyklische Belastung während der Aufbetonage, 2) Rissversatz und/oder kleinflächige Ablösungen, 3) Rissversatz mit großflächigen Ablösungen
6 wurde nach Erreichen eines ersten Lastmaximums mit sagen der Platten und nicht ein flächiges Versagen des
verbundenem Lastabfall ein nochmaliger Lastanstieg und Verbunds maßgebend war, zwar nicht rückschließen,
die Ausbildung eines zweiten Lastmaximums beobachtet, dass eine geringere Rautiefe zu besseren Verbundwirkun-
in drei Fällen bildete sich unter zunehmend großen gen führt, aber zumindest spiegelt sich der Trend aus den
Durchbiegungen ein drittes Lastmaximum aus. Die beob- Kleinkörperversuchen (keine signifikante Zunahme der
achteten mehrfachen Lastspitzen sind darauf zurückzu- Verbundfestigkeiten über rund 1 mm Rautiefe [1]) auch in
führen, dass nach dem ersten Querkraftriss, bedingt den Bauteilversuchen wider.
durch die starke Biegezugbewehrung, im Regelfall noch
kein Totalkollaps eintrat, sondern sich nach erfolgter Der Einfluss des verwendeten Aufbetons auf die erreich-
starker Verformung weitere Querkraftrisse auf der ande- ten Bruchlasten (1. LM) war insgesamt weniger signifi-
ren Auflagerseite einstellten und der endgültige Kollaps kant als bei den Kleinkörperversuchen, was aber zu er-
dann erst schrittweise erfolgte. Während beim ersten warten ist, da im Vergleich zu den kleinen Fugenflächen
Lastmaximum keine auffallenden Streuungen verzeichnet bei Kleinkörperversuchen lokale Verbundschädigungen
wurden, waren diese beim zweiten und dritten Lastmaxi- in plattenartigen Bauteilen durch Lastumlagerungen bes-
mum aufgrund der einhergehenden großen Verformun- ser ausgeglichen werden können [9].
gen und der damit verknüpften Sekundäreffekte deutlich
größer; signifikante Ausreißer stellen die beobachteten Die Gesamtbiegesteifigkeit der Platten mit NSC-Aufbeton
hohen Werte des dritten Lastmaximums bei Platte 8 und war geringer als jene mit HSC-Aufbeton. Dies führte auch
des zweiten Lastmaximums bei Platte 10 dar. zu im Mittel etwas größeren Durchbiegungen mit normal-
festem Aufbeton gegenüber HSC, bei gleichem Lastni-
Für die Bewertung des Tragverhaltens sind vor allem die veau waren die Durchbiegungen im Mittel etwa 10 %
Ergebnisse des ersten Lastmaximums von Bedeutung. größer. Bei den Versuchsplatten 9 und 10 waren hinge-
Diese waren durchwegs konsistent und es wurden auch gen aufgrund der zyklischen Vorbelastung und des daraus
keine Ausreißer beobachtet. Die erreichten Tragfähigkei- resultierenden mangelhaften Verbunds eine geringere
ten sind in Tab. 3 ersichtlich. Die Eigenlast des Versuchs- Steifigkeit und deutlich höhere Durchbiegungen feststell-
aufbaus und das Eigengewicht der Platten sind in den bar. Zum eingeschränkten Verbund kommt hier hinzu,
Testergebnissen bereits eingerechnet. Bild 5 gibt die Last- dass diese Platten aufgrund der zyklischen Vorbelastung
Verschiebungskurven der zehn Bauteilversuche wieder. bereits vor Durchführung der Bruchversuche im gerisse-
nen Zustand waren.
Im Vergleich der erreichten Bruchlasten (jew. 1. LM)
zeigte sich ein gewisser Einfluss des eingesetzten Aufbe-
tons bzw. der Betonagebedingungen: Die Mittelwerte des 2.3.4 Versagensablauf und Rissbildung
1. LM lagen mit NSC-Aufbeton bei 919,7 kN, mit HSC-
Aufbeton bei 952,4 kN (somit 3,6 % höher) und mit HSC- Die Querkraftrisse entstanden jeweils zwischen Auflager
Aufbeton unter zyklischer Vorbelastung mit 898,6 kN am und Lasteinleitungspunkt. Mithilfe des photogrammetri-
niedrigsten. Die höchsten Lasten beim ersten Maximum schen DIC-Messsystems (Digital Image Correlation Sys-
wurden in allen drei Aufbetonkonfigurationen (NSC, tem) wurden die Entstehung und Entwicklung der Risse
HSC und HSC zyklisch vorbelastet) bei der jeweils ge- und des Rissbilds zu jedem Belastungszeitpunkt exakt er-
ringsten Fugenrauheit von 0,8 bis 0,9 mm gemessen. Dar- fasst (Bild 6). Nach Evaluation der gesamten zehn Ver-
aus lässt sich, da in allen Fällen primär ein Querkraftver- suchsplatten konnten drei unterschiedliche Versagens-
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Bild 5 Last-Verschiebungskurven der Bauteilversuche
Load deflection curves of the slab tests
Tab. 4 Haftzugfestigkeiten
Tensile bond strength from pull-off tests
Bild 7 Nachträgliche Untersuchung der Bruchflächen und Ablösungen bei P3 3,0 NSC 3,63 C (B)
P9 P4 0,8 NSC 3,62 C (A)
Investigation of the fracture surface after test and bond failure at
slab P9 P5 1,5 HSC 3,55 A
P6 1,7 HSC 3,41 A
P7 0,8 HSC 4,14 A
geben. Während eine Korrelation zwischen den Ergeb- P8 0,8 HSC 3,66 A
nissen der Haftzugversuche und den jeweiligen Rautie-
P9 0,9 HSC 4,19 A
fen nicht gegeben ist, zeigt sich diese in Bezug auf den
jeweiligen Aufbeton und damit indirekt auch auf die er- P10 1,5 HSC 3,35 B (A)
reichten Lasten (höhere Lastwerte mit HSC-Aufbeton) A: Bruch in normalfester Grundplatte, B: Bruch in der Fuge, C: Bruch im
sehr wohl: Die Haftzugwerte lagen bei den NSC-Auf Aufbeton
betonen im Mittel bei 3,49 N/mm2 (mit einer nur gerin- 1) Mittelwert aus fünf Proben
gen Streuung: vx = 11,7 %) und bei HSC-Aufbeton bei
3,87 N/mm2 (vx = 14,5 %). Somit bestätigen die Ergebnis-
se der nachträglichen Haftzugprüfungen am Bauteil zwar Momenten- und Querkraftverteilung und der sich daraus
tendenziell die Beobachtungen aus den Kleinkörpertests ergebenden Änderung der Gurtkräfte:
zum Fugenverbund (Teil 1), allerdings deutlich weniger
ausgeprägt. Der relativ geringe Unterschied lässt sich Der Beiwert b berücksichtigt das Verhältnis der Normal-
aber damit erklären, dass im Regelfall bei NSC-Aufbeton kraft in der Betonergänzung und der Gesamtnormal-
das Versagen im Aufbeton oder auch fallweise in der kraft in der Druck- bzw. in der Zugzone im betrachteten
Fuge oder im Unterbeton eintrat, während bei hochfes- Querschnitt, d. h., ob die Verbundfuge in der Druckzone
tem Aufbeton jeweils ein Bruch in der normalfesten liegt. Aus der Momentenbeanspruchung beim Quer-
Grundplatte zu beobachten war, was wiederum für die kraftversagen wurde rechnerisch ein Wert von b = 0,78
gute Verbundqualität mit dem HSC-Aufbeton spricht. für NSC-Aufbeton und von b = 0,85 für HSC-Aufbeton
Die niedrigsten Haftzugwerte wurden bei Platte P1 mit ermittelt. Damit liegt rechnerisch ein kleiner Teil der
NSC-Aufbeton (3,21 N/mm2) und bei Platte P10 (HSC- Druckzone noch im Altbeton und bewirkt anteilig keine
Aufbeton mit zyklischer Belastung während Aufbeto Verbundbeanspruchungen. Die rechnerischen Schub-
nage: 3,35 N/mm2) festgestellt; im letzteren Fall mit spannungen in der Verbundfuge sind aufgrund der er-
mehrheitlichem Bruch in der Fuge. reichten vergleichbaren Lastmaxima, derselben geo
metrischen Abmessungen und des gleichen inneren
Hebelarms z der Versuchsplatten innerhalb einer Auf
3 Analyse und Bewertung der betonsorte auf einem ähnlichen Niveau. Die so berech-
Verbundschubspannungen in der Bauteilfuge neten Schubspannungen in der Fuge betrugen im Mit-
tel auf Niveau des ersten Lastmaximums 1,61 bis
Auf eine möglichst exakte Ermittlung der Verbundschub- 1,92 N/mm2, wobei sich für NSC-Aufbeton (P1, P3 und
spannungen in der Bauteilfuge wurde besonderes Augen- P4) ein Mittelwert von 1,64 N/mm2 und für HSC-Auf
merk gelegt, da deren Größenordnung in Bezug auf die beton ein Mittelwert von 1,77 N/mm2 ergab (Tab. 5).
Ergebnisse der Kleinkörperversuche von Bedeutung für Ein signifikanter Einfluss der Rautiefen auf die so er-
die Gesamtbeurteilung ist. Daher wurden diese auf meh- rechneten Schubspannungen war nicht feststellbar.
rere Arten abgeleitet und die Ergebnisse miteinander ver-
glichen: β ⋅V
τj =
(1)
z⋅b
– Analytische Bestimmung nach üblichen Ansätzen im
Stahlbetonbau Bei der experimentell gestützten Ableitung des Schubflus-
– Ableitung des Schubflusses zwischen bestimmten ses zwischen den betrachteten Querschnitten wurde aus
Querschnitten unter Berücksichtigung der versuchs- den aufgezeichneten Dehnungen die jeweilige anteilige
begleitenden Dehnungsmessungen Druckkraft in der Aufbetonschicht rückgerechnet. Die
– Ermittlung von Schubspannungen aus der numeri- drei betrachteten Querschnitte liegen entsprechend der
schen Simulation Position der Dehnmessstreifen („DMS“; vgl. Bild 9) im
Abstand 195–390–585 mm von der Auflagerachse. Es
Die analytische Bestimmung erfolgte nach üblichen An- kann von einer nahezu linearen Druckspannungsvertei-
sätzen (vgl. auch EC2 [2]) auf Basis der theoretischen lung in den Querschnitten ausgegangen werden, da die
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Bild 8 Dehnungsverteilung im Querschnitt
Strain distribution in the cross section
gemessenen maximalen Betonstauchungen auf dem rela- Bild 9 Anordnung der Dehnmessstreifen am Beton
Positioning of the strain gauges at the concrete
tiv niedrigen Niveau von 0,6 bis 0,8 ‰, teilweise auch
darunter, lagen. Die Messungen ergaben in leichter Ab-
weichung von der Berechnung kaum Druckspannungen
im Altbeton, d. h., dass die Dehnungsnulllinie im Wesent- gebracht. Die Werte der DMS_2 und DMS_3 wurden ge-
lichen auf Höhe der Verbundfuge oder nur ganz knapp mittelt.
darunter zu liegen kam.
Die Rechenwerte nach beiden Methoden sind in Tab. 5
Die Längsschubbeanspruchungen entlang der Verbundfu- gelistet und miteinander verglichen. Der sich aus den ge-
ge wurden auf Grundlage der gemessenen Betonstau- messenen Dehnungsverläufen ergebende Anstieg der
chungen im Detail wie folgt ermittelt (Bezeichnungen lt. Schubspannung hin zur Lasteinleitung ist deutlich er-
Bild 8): kennbar. Diese Beobachtung kann mithilfe der analyti-
schen Berechnung auf Basis der Annahme einer Vertei-
εc1 Betonstauchung an der Oberseite des Aufbetons lung gemäß Querkraftverlauf und Annahme konstanten
εc2 Betonstauchung auf Fugenhöhe inneren Hebelarms nicht gemacht werden, die Schub-
σc1 Zugehörige Druckspannung an der Oberseite des spannung ergibt sich über die gesamte Länge konstant.
Aufbetons Man erkennt aber, dass die Mittelwerte aller auf den
σc2 Zugehörige Druckspannung im Aufbeton auf Fugen- Dehnungsmessungen beruhenden und rückgerechneten
höhe Werte (rechte Spalte in Tab. 5) annähernd mit den analy-
Ec E-Modul des Aufbetons tisch ermittelten übereinstimmen. Jene auf Basis der Deh-
Fc Betondruckkraft im Aufbeton nungsmessungen errechneten Werte, bei denen örtlich
DFc Differenzbetondruckkraft im Aufbeton zwischen be- übereinstimmend auch Schädigungen bzw. ein Rissver-
trachteten Querschnitten im Längsabstand Dl satz in der Verbundfuge zu beobachten waren, sind her-
Dl Längsabstand der DMS vorgehoben.
τ Längsschubspannung Verbundfuge
b Breite der Betonplatte Parallel zu den Versuchen im Labor wurde auch eine nu-
x Höhe der Druckzone merische Simulation der Bruchversuche mit dem FE-Pro-
x1 Höhe des Aufbetons gramm ATENA [10] durchgeführt. Die erforderlichen Be-
tonparameter und die Kennwerte für das Interface wur-
ε
ε c2 = c1 ⋅ x − x1
(2)
x
( ) den im Modell eingegeben und anschließend simuliert. Es
kam auch rechnerisch zu einem primären Querkraftver-
sagen der Versuchsplatte. Aufgrund der exakten Symme
σ c1 = Ec ⋅ ε c1
(3) trie entstehen die Schubrisse in der Simulation gleichzei-
tig auf beiden Plattenseiten.
σ c2 = Ec ⋅ ε c2
(4)
Als Eingangsparameter für die ATENA-Modellierung des
x
(
Fc = σ c2 ⋅ x1 ⋅ b + σ c1 − σ c2 ⋅ 1 ⋅ b
(5)
2
) Interface-Kontaktelements wurde eine maximale Zugfes-
tigkeit von 4,5 N/mm2 (90 % der Spaltzugfestigkeit des
Grundbetons) festgelegt, ein Reibbeiwert von µ = 1,4 und
∆ Fc für den adhäsiven Verbund ein Wert C = 6,0 N/mm. Die
τ=
(6)
∆l ⋅ b erreichten Fugenschubspannungen in der FE-Analyse
stimmen relativ gut mit den aus den gemessenen Deh-
In Bild 9 sind die maßgebenden Abstände der einzelnen nungsverläufen rückgerechneten Schubspannungen ent-
DMS dargestellt. Die Betondehnmessstreifen wurden an lang der Fuge überein (Bild 10). Die maximalen Schub-
beiden Auflagerseiten der Platten („West“ und „Ost“) an- spannungen betragen zum Lasteinleitungspunkt hin ca.
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geringer Rautiefe Rt = 0,8 mm und gleichzeitig höherer – Zyklische Schwellbelastung bzw. Erschütterungsbean-
Beanspruchung ein Rissverlauf entlang der Fuge beob- spruchung während der Aufbetonbetonage ergab eine
achtet. Die DIC-Überwachung erwies sich hierbei als deutliche Schwächung des Verbunds, wobei der Test
geeignet zur frühen Detektion von Anrissen im Be- trotz realistischer Schwinggeschwindigkeit unter
reich der Fuge und Nachvollziehbarkeit von Risszu- etwas ungünstigen Bedingungen (relativ große Ampli-
ständen in jeder Belastungsphase. tuden) durchgeführt wurde. Hierzu sind daher weitere
– Letztlich ist festzustellen, dass nur die Kombination Untersuchungen mit geringeren Verformungsamplitu-
von Kleinkörper- und Bauteilversuchen ein detaillier- den und etwas höheren Frequenzen angedacht. Gene-
tes Bild der Verbundtragfähigkeiten lieferte. Der Ein- rell ergibt sich daraus aber die Empfehlung, die Beto-
fluss der untersuchten Parameter tritt in den Kleinkör- nage von Aufbetonschichten auf Brückentragwerken,
perversuchen wesentlich deutlicher hervor, wodurch wenn gleichzeitig fließender Verkehr auf einer paralle-
auch die vollständige Bewertung der Bauteilversuche len Fahrspur zu Erschütterungen des Tragwerks führt,
ermöglicht wird. Als besonders zielführend erwiesen möglichst außerhalb der Spitzenverkehrszeiten durch-
sich die durchgeführten „Push-Out“-Tests mit vertika- zuführen und die Erschütterungen durch Geschwin-
ler Scherfuge, während Abscherprismen mit Schrägfu- digkeitsbegrenzungen und Vermeidung unnötiger Un-
ge („Slant Shear“) auch nach Herausrechnen des ebenheiten in der befahrenen Spur zu minimieren.
Normalspannungseinflusses über die Hypothese nach – In den gegenständlichen Untersuchungen wurde die
Mohr-Coulomb zu günstige Resultate liefern. Auch die Aufbetonschicht an den Rändern der Platten nicht
numerische Analyse der Bauteile wird durch die Mög- verankert, dennoch wurden keine Delaminationen
lichkeit der Kalibrierung der Fugenparameter am oder Rissbildungen entlang der Ränder im Vorfeld
Kleinkörper realitätsnäher. oder frühzeitig während der Bruchversuche beobach-
– Die im Zusammenhang mit den Bauteilversuchen tet. Die sich beispielsweise aus differentiellem Schwin-
nachträglich erfolgten Haftzugprüfungen erwiesen den oder Temperaturgradienten ergebenden Zwangs-
sich als sinnvolle Ergänzung, wenn auch aus der Ver- spannungen in randnahen Bereichen können al
bundzugfestigkeit ein Rückschluss auf die Verbund- lerdings in Abhängigkeit von den jeweiligen
schubfestigkeit nur bedingt möglich ist (vgl. [11]). Mit Gegebenheiten sehr unterschiedlich sein. In den vor-
Sorgfalt im vorliegenden Fall von einem nicht eigens liegenden Versuchen betrug die Altersdifferenz zwi-
geschulten Laboringenieur durchgeführt, wurden kon- schen Grundplatten und Aufbeton nur etwa zwei Mo-
sistente Ergebnisse ohne auffällige Streuungen erzielt. nate, was im Vergleich zu Bestandsbauwerken ein ge-
Mitentscheidend für die Qualität ist, sowohl die Kern- ringeres differentielles Schwinden erwarten lässt.
bohrung wie auch die nachfolgende Haftzugprüfung Somit können diesbezüglich aus den vorliegenden
möglichst exakt im rechten Winkel zum Untergrund Versuchen keine weitergehenden Empfehlungen abge-
durchzuführen. Während bei HSC-Aufbeton das Ver- leitet werden; für die praktische Anwendung ist ohne
sagen in der Regel im Altbeton zu beobachten war genauen rechnerischen Nachweis der möglichen
und somit untere Grenzwerte der tatsächlichen Haft- Zwangsbeanspruchungen eine Verankerung der Auf-
zugfestigkeiten resultierten, verlief die Bruchfläche betonschichten entlang der Ränder angeraten.
beim NSC-Aufbeton teilweise auch entlang der Ver- – Abschließend kann, wenn Kleinkörperergebnisse und
bundfuge. Bauteilversuche gesamthaft betrachtet werden, die
– Ein interessantes Ergebnis erbrachte, bezogen auf die Schlussfolgerung gezogen werden, dass mit dem ein-
geprüften plattenartigen Bauteile, die Rückrechnung gesetzten hochfesten Beton bei geringerer Aufrauung
der Schubspannungen in der Verbundfuge aus durch- tendenziell bessere Verbundwerte als mit NSC-Aufbe-
geführten Messungen der Dehnungsverläufe: Die ton mit stärkerer Aufrauung erreichbar sind. Entschei-
gängige Schubspannungsermittlung aus Momenten-
dend für den Verbund ist bei der Qualität des hochfes-
bzw. Querkraftverlauf zeigte insgesamt eine relativ ten Aufbetons vor allem die Konsistenz, die zumindest
gute Übereinstimmung mit den Mittelwerten aus der „sehr weich“ und somit annähernd fließfähig sein
genaueren Berechnung des Schubflusses zwischen sollte (vgl. dazu Details in Teil 1 [1]). Gemäß dem in
betrachteten Querschnitten auf Basis der erfolgten
Teil 1 vorgestellten einfachen Bemessungsansatz sind
Dehnungsmessungen. Im beobachteten Verlauf erga- im Regelfall etwa 20–30 % höhere Verbundwerte als
ben sich aber deutliche Abweichungen mit signifikant mit normalfestem Aufbeton ansetzbar. Durch die ent-
höheren Schubspannungen in größerer Distanz zu sprechende Berücksichtigung in der Bemessung kön-
den Auflagerbereichen. Die FE-Simulation bestätigte nen rechnerisch erforderliche Fugenbewehrungen
dieses Ergebnis, das auf den Kräftefluss im geprüften bzw. -verdübelungen reduziert und auf ein Minimal-
Bauteil zwischen Lasteinleitung und Auflager zu maß beschränkt oder der Aufrauungsgrad gegebenen-
rückzuführen ist. Das einfache analytische Modell falls um eine Stufe von der Kategorie „verzahnt“ auf
zur Ermittlung der Verbundschubspannungen ergibt „rau“ [2, 3] herabgesetzt werden. Neben den guten
somit über die Länge (d. h. zwischen Lasteinlei- Verbundeigenschaften bietet hochfester gegenüber
tung und Auflager) im Mittel zwar realistische Werte, dem in der Baupraxis üblicherweise verwendeten nor-
kann allerdings die von Setup und Geometrie ab malfesten Aufbeton aber auch weitere Vorteile wie
hängigen maximalen Schubspannungswerte nicht ab- höheren Widerstand gegenüber mechanischen Bean-
bilden. spruchungen oder bessere Dauerhaftigkeit.
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Prof. (FH) Dipl.-Ing. Dr. Norbert Randl Randl, N.; Steiner, M. (2020) Hochfester Aufbeton zur Tragwerksver-
(Korrespondenzautor) stärkung – Teil 2: Bauteilversuche. Beton- und Stahlbetonbau 115,
[email protected] H. 5, S. 375–384. https://doi.org/10.1002/best.201900099
FH Kärnten University of Applied Sciences
Dieser Aufsatz wurde in einem Peer-Review-Verfahren begutachtet.
Villacherstraße 1
Eingereicht: 3. Dezember 2019; angenommen: 14. Februar 2020.
9800 Spittal Drau, Österreich