Estrich PDF
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Betontechnik Zementestrich
B 19 7.2015
Estriche sind Mörtelschichten, die als Fußboden auf einem Verbindung mit angrenzenden Bauteilen (z. B. mit Wän-
tragfähigen Untergrund oder auf zwischenliegenden Trenn- den, Stützen, Rohren) aufweist
oder Dämmschichten aufgebracht werden. Sie sind nach Heizestrich: beheizbarer Estrich, der in der Regel als
dem Erhärten unmittelbar nutzfähig oder können einen Be- Estrich auf Dämmschicht ausgeführt wird
lag erhalten. Hartstoffestrich: hochbeanspruchbarer Estrich mit Ge-
steinskörnungen aus Hartstoffen nach DIN 1100
Wird dem Mörtel als Bindemittel Zement zugegeben, ent-
steht ein Zementestrich. Zementestriche zeichnen sich Nach der Herstellungsart werden Estriche z. B. unterschie-
durch ihre hohe Festigkeit, einen sehr hohen Verschleiß- den in:
widerstand und gute Griffigkeit aus. Sie vertragen sowohl
hohe als auch tiefe Temperaturen und sind unempfindlich Baustellenestrich: Estrich, der aus einem auf der Bau-
gegen Feuchtigkeit. Zementestriche können im Wohnungs-, stelle gemischten Estrichmörtel besteht
Verwaltungs- und Industriebau eingesetzt werden. Sie wer- Werkmörtelestrich mit Leistungserklärung, der auf die
den ohne zusätzlichen Belag z. B. in Kellerräumen, Gara- Baustelle geliefert wird als
gen, Werkhallen und, bei entsprechender Behandlung, zu- – Frischmörtel: Einbaufertiger Estrich
nehmend auch in Wohn-, Verkaufs- und Gewerberäumen – Trockenmörtel: Vorkonfektionierter Mörtel
zur besonderen Gestaltung verwendet, z. B. durchgefärbt Fließestrich: Estrich(mörtel), der aufgrund seiner sehr wei-
und geschliffen. chen Konsistenz durch Zugabe eines Fließmittels selbst-
nivellierend und ohne nennenswertes Verteilen und Ver-
Entsprechend der Verbindung des Estrichs zum tragenden dichten eingebaut werden kann
Untergrund und seiner Funktion unterscheidet man in: Fertigteilestrich: Estrich, der aus industriell vorgefertig-
ten plattenförmigen Bauteilen hergestellt wird
Verbundestrich: mit dem Tragbeton fest verbundener
Estrich Für die Planung, Ausführung und Prüfung von Estrichen
Estrich auf Trennschicht: Estrich, der vom tragenden Un- gelten die in Tafel 1 gelisteten Normen für Estriche in In-
tergrund durch dünne Zwischenlagen (Trennschicht) ge- nenräumen. Die europäischen Estrichnormen legen Begriffe
trennt ist fest und beschreiben Eigenschaften sowie Anforderungen
Estrich auf Dämmschicht: auch „schwimmender Estrich“ an die Produkte. Auf dieser Basis regelt die DIN 18560 ihre
genannt; auf einer Dämmschicht hergestellter Estrich, der Anwendung in Deutschland und schließt Zementestriche
auf seiner Unterlage beweglich ist und keine unmittelbare im Freien unter Verweis auf die Betonnormen ein. In Abhän-
Bild 1: Estricheinbau
www.beton.org
1
Tafel 1: Grundlegende Normen für Estriche
gigkeit vom verwendeten Bindemittel wird in diesen Normen bestätigt, dass für den Estrich eine Erstprüfung vorliegt und die
unterschieden in: Herstellung einer werkseigenen Produktionskontrolle unterliegt.
CT = Zementestrich (früher ZE) Für auf der Baustelle gemischten und hergestellten Estrich
CA = Calciumsulfatestrich (Baustellenestrich) ist eine CE-Kennzeichnung jedoch nicht
MA = Magnesiaestrich notwendig, wenn eine Konformitätserklärung abgegeben wird.
AS = Gussasphaltestrich Die „Erstprüfung für jede Baustelle“ ist grundsätzlich nicht er-
SR = Kunstharzestrich forderlich, wenn gegenüber der gleichen vorherigen Produktion
keine Änderungen durch Ausgangsstoffe oder Herstellverfahren
Die Estriche bzw. Estrichmörtel werden im vorgenannten Nor- zu erwarten sind und wenn eine Erstprüfung nach DIN 13813 vor-
menwerk in ihren Eigenschaften beschrieben, die wiederum liegt. Somit sind nachweisliche Ergebnisse und Erfahrungen ver-
durch Prüfungen nachzuweisen sind. Dabei wird unterschie- gleichbarer Herstellung übertragbar und bedürfen aber auch einer
den in „normative Prüfungen“ (zwingend) und in „optionale laufenden Produktionskontrolle insbesondere der verwendeten
Prüfungen“ (wenn vereinbart). Entsprechend der Prüfwerte Ausgangsstoffe, siehe die Anmerkungen hierzu in DIN 18560-1.
werden die Estriche bzw. Estrichmörtel in verschiedene Klas-
sen unterteilt. Für die Beschreibung eines Zementestrichs bzw. Die Eigenschaften des Estrichs müssen vom Entwurfsverfasser
Zementestrichmörtels CT (Cementitious Screed) sind zwingend der Leistungsbeschreibung angegeben werden, d. h., er muss
erforderlich Angaben zur bei einem Zementestrich mindestens die Druckfestigkeits-
klasse C und die Biegezugfestigkeitsklasse F vorgeben, siehe
Druckfestigkeit (C), Tafel 4 und Bild 3.
Biegezugfestigkeit (F) und ggf. zum
Verschleißwiderstand (A), z. B. nach Böhme, sofern eine Die Estrichdicke muss auf die jeweilige Estrichart, die Belastung
direkte Nutzung des Estrichs vorgesehen ist, und den Anwendungszweck abgestimmt sein. Die DIN 18560
empfiehlt als Estrichnenndicken Werte in 5-mm-Abstufung, ab
zu machen, siehe Tafeln 2, 3 und 5. Anforderungen an den 50 mm Estrichdicke in 10-mm-Abstufung. Estriche mit Dicken
Verschleißwiderstand sind nur dann zu stellen, wenn der > 80 mm unterliegen betontechnologischen Grundsätzen und
Estrich unmittelbar und dauernd abnutzenden mechanischen sind in Anlehnung an DIN EN 1992 (EC 2) als Betonplatte zu
Beanspruchungen ausgesetzt ist. Bei einwandfreier Herstel- bemessen und auszuführen. Bei Hartstoffestrichen sind die
lung, guter Verdichtung und genügend langem Schutz gegen empfohlenen Dicken enger abgestuft (siehe Tafel 14).
Austrocknen (Nachbehandlung) erreichen Zementestriche
Schleifverschleiß-Werte wie in Tafel 8 dargestellt. Ein höherer Werden die in der DIN 18202 „Toleranzen im Hochbau“ fest-
Verschleißwiderstand kann durch Imprägnieren, Einstreuen gelegten Maßtoleranzen der Unterlage überschritten, sind bei
von Hartstoffen oder durch Aufbringen eines Hartstoffestrichs einem Estrich auf Trennschicht oder einem schwimmenden
erreicht werden. Weitere Kennwerte von Zementestrichen sind Estrich Ausgleichsschichten erforderlich (Tafel 7).
in Tafel 9 zusammengetragen.
Zementestriche können hinsichtlich ihres Brandverhaltens der
Aufgrund einer Konformitätserklärung des Estrichmörtelherstel- Klasse A 1 zugeordnet werden, wenn der Anteil an organischen
lers nach DIN EN 13813 wird der Baustoff in der Regel mit dem Substanzen 1 M.-% nicht überschreitet. Hinweise auf den Bei-
CE-Kennzeichen auf dem Lieferschein, Silozettel oder dem trag zum Feuerwiderstand nach oben finden sich u. a. in den
Sackaufdruck geliefert. Damit wird neben den Eigenschaften Anlagen zur Bauregelliste A Teil 1.
2
Tafel 2: Zementestriche nach DIN 18560-1, Festigkeitsklassen, Mindestdicken, Anforderungen und Anwendung
Festigkeits- Charakteris- Mindestdicken / besondere Anforderungen Anwendung
klasse tische Druck- Verbund Estrich auf Estrich auf Dämmschicht Estrich im (Beispiele)
festigkeit 2) estriche Trennschicht (Schwimmender Estrich) Freien
[N/mm²] (einschichtig) unbeheizt beheizt
C12
1) a)
12 – Gefällebeton – – – nur für untergeordnete
Zwecke, z. B. Höhen-
ausgleich
C20 b) 20 ≤ 50 mm [1] Bei ein- ≥ dreifache ≥ 45 mm ≥ dreifache vorwiegend im
schichtiger des Größt- des Größt- Wohnungsbau
≥ dreifache Ausführung: korns über den korns
C25 des Größt- ≤ 50 mm ≥ 30 mm Heizele- (siehe auch
korns ≥ 35 mm bei Stein- menten Tafel 9)
und kera- ≥ 30 mm Anforderun
C30 30 Mindest- mischen (Bauart A gen an Frost- Wohnungsbau,
festigkeits- Belägen nach widerstand Verwaltungs- und
klassen ≥ 40 mm DIN 18560 nach DIN EN Industriebau
C35 C20 – F3 Teil 2, 12620 be-
(mit Belag) Siehe auch Ab. 3.2.2) achten
oder Tafel 12
C40 40 C25 – F4 (VOB/C: (VOB/C: (VOB/C: Industrie- und
(ohne Belag) nur ≥ F4) (VOB/C: nur ≥ F4) nur ≥ F4) Verwaltungsbau
nur ≥ F4)
C50 50 Industriebau
1)
Nur mit Belag
2)
Statistisch abgesichert im Rahmen der werkseigenen Produktionskontrolle „FPC“ nach DIN EN 13813
3)
Hartstoffgruppe nach DIN 1100; M = Metall, A = Naturstein und/oder dichte Schlacke, KS = Elektrokorund und Siliziumcarbid
a)
Nicht für Estriche nach VOB/C – DIN 18353
b)
Nicht für Verbundestriche ohne Belag nach VOB/C – DIN 18353
3
Tafel 5: Beispiele für die Zuordnung von Estrich-Festigkeitsklassen zu den Beanspruchungen in Anlehnung an [2]
Festig- Beanspruchungsarten und Bauten
keits-
klasse ohne Belag mit Belag 2)
Verbesserung des Widerstandes gegen Schleifverschleiß sowie gegen Schlag und Stoß ist abhängig von der Beschaffenheit der Beläge; Verbesserung der Auf-
2)
nahme von Verkehrslasten ist u. a. abhängig von der Dicke der Beläge
Tafel 7: Zulässige Toleranzen für die Ebenheit von Estrichen nach DIN 18202, Tabelle 3
Tabelle 3 Bauteil/Funktion Grenzwerte für Ebenheitsabweichungen in mm (Stichmaße) bei einem
Zeile Abstand der Messpunkte bis
0,1 m 1,0 m 4,0 m 10,0 m 15,0 m
2a Tragbeton oder Unterbeton zur Aufnahme von Estrichen 5 8 12 15 20
3 Flächenfertige Böden, z. B. Estriche als Nutzestriche bzw.
2 4 10
zur Aufnahme von Bodenbelägen
12 15
4 Flächenfertige Böden mit „erhöhten Anforderungen“
1 3 9
(als besondere Leistung nach DIN 18353 (VOB/C))
Tafel 8: Schleifverschleiß von Zementestrichen, zu erwarten bei sachgerechter Ausführung und Nachbehandlung
4
Tafel 9: Ausgewählte physikalische Eigenschaften von Zementestrichen
Rutschhemmung (Erfahrungswerte) 1) mit Flügelglätter geglättet: R 9 bis R 10
[R = Bewertungsgruppe der Rutschgefahr nach GUV-Regel „Fußbö- maschinell abgescheibt: R 10 bis R 11
den in Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen mit Rutschgefahr“, abgerieben: R 12
GUV-R 181, 10/2003] Besenstrich: R 13
Wärmeausdehnungskoeffizient α 0,012 mm/m je K
Wärmeleitfähigkeit λ (Bemessungswert) 1,35 W/m je K bei einer Rohdichte von 2 000 kg/m³
Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl µ (Richtwert) 15 bis 35 nach DIN V 4108-4
elektrischer Ableitwiderstand 104 bis 108 Ω · cm
Schwindmaß ≥ 0,6 mm/m
Elastizitätsmodul 30 000 N/mm²
Nach [3], Tabelle 10
1)
Tafel 10: Beispiele für die Zusammensetzung von Zementestrichen, nach [2] bzw. [4]
Derzeit werden neben Portlandzementen CEM I 32,5 R und Der Zusatz von Kunstharzdispersionen kann in bestimmten An-
CEM I 42,5 R insbesondere die folgenden CEM II-Zemente für wendungsfällen Vorteile bringen. Je nach Produkt und Dosie-
die Herstellung von Zementestrichen eingesetzt: rung können die Verarbeitbarkeit oder die Haftung des Estrichs
am Untergrund verbessert, die Biegezugfestigkeit erhöht, die
Portlandkalksteinzement CEM II/A-LL 32,5 R Rissneigung verringert und die Austrocknung des frischen
Portlandschieferzement CEM II/B-T 42,5 N Estrichs verlangsamt werden. Der Wassergehalt der Dispersi-
Portlandhüttenzement CEM II/A-S 32,5 R onen ist auf den Wasserzementwert anzurechnen.
Portlandhüttenzement CEM II/B-S 32,5 R
Portlandhüttenzement CEM II/B-S 42,5 N Bei Flächen im Freien muss der Estrich einen hohen Frost-
Portlandkompositzement CEM II/B-M (S-LL) 32,5 R Widerstand, ggfs. auch einen hohen Frost-Taumittel-Widerstand
aufweisen. Dies kann durch die Zugabe von Luftporenbildnern
In bestimmten Anwendungsfällen kann der Einsatz sogenann- (LP), abgestimmt auf das Größtkorn, erreicht werden.
ter Estrichschnellzemente sinnvoll sein, da sie eine schnelle
Erhärtung mit früherem Ende des Schwindens bewirken. Ze- Die Eignung eines Zusatzmittels sollte durch ein technisches
mente ohne Angabe der Zementhauptbestandteile oder ohne Merkblatt des Herstellers für den jeweiligen Anwendungsfall
die notwendigen Konformitätsbescheinigungen bzw. Überein- belegt sein. Beim Einsatz verschiedener Zusatzmittel sollten
stimmungszeichen sollten nicht eingesetzt werden. diese auf ihre Verträglichkeit untereinander durch eine Erstprü-
fung untersucht worden sein.
Der Zementgehalt eines Estrichmörtels bzw. Estrichbetons ist
zu begrenzen. Er sollte bei üblichen Konsistenzen 450 kg/m3 Um die gewünschten Eigenschaften zielsicher zu erreichen, sind
(bei Estrichen auf Dämmschichten 400 kg/m3) nicht überschrei- Zementestriche mit möglichst niedrigen Wasserzementwerten
ten. herzustellen. Dies bedeutet i. A., dass – Fließestriche ausgenom-
men – eine steife bis plastische Konsistenz eingebaut wird. Bei
Die Gesteinskörnung muss DIN EN 12620 „Gesteinskörnungen steifer Konsistenz kann es z. B. bei schwimmenden Estrichen
für Beton“ entsprechen, sofern die VOB/C vertraglich verein- zu Verdichtungsschwierigkeiten kommen. Abhilfe schafft hier
bart ist. Der Anteil an Feinanteilen in der Gesteinskörnung der Einsatz von verflüssigenden Zusatzmitteln (BV oder FM),
soll ≤ 3 M.-% betragen. Das Größtkorn ist so groß wie möglich mit deren Hilfe die Konsistenz des Mörtels weich bis fließfähig
zu wählen, jedoch gilt: eingestellt werden kann. Estriche sollten jedoch nicht flüssiger
eingestellt werden, als es für einen sachgerechten, störungs-
Estrichdicke ≤ 40 mm: Größtkorn ≤ 8 mm freien Einbau unbedingt erforderlich ist.
Estrichdicke > 40 mm: Größtkorn ≤ 16 mm
Überlieferte Anhaltswerte für die Zusammensetzung von Ze-
Es empfiehlt sich, die Kornzusammensetzung so zu wählen, mentestrichen sind in Tafel 10 zusammengestellt. Es wird bei
dass die Sieblinie in der oberen Hälfte des Bereiches A/B der Baustellenestrichen der Druckfestigkeitsklassen ≥ C40 empfoh-
„Regelsieblinien“ nach DIN 1045-2 liegt. Es ist zu beachten, len, die Zusammensetzung über eine Erstprüfung zu bestimmen.
dass zu grobe Sande das Bluten fördern und zu feine Sande
eine erhöhte Wasserzugabe erfordern und zum Absanden der
Estrichoberfläche führen können.
5
n 2 Lastabtrag und Verformungsverhalten Aufwölbungen der Estrichscheibe, die bei häufigen Lastwech-
seln zu einer dynamischen Wechselbeanspruchung und dem
Auf Estriche aufgebrachte Punkt-, Linien- oder Flächenlas Versagen der Estrichplatte führt.
ten werden in darunter liegende Bauteile eingeleitet. Wie alle
Baustoffe erfahren auch Estriche dabei entsprechende Ver- Bei Estrichen auf Dämmschicht besteht aufgrund der weichen
formungen. Lastabtrag und Verformungsverhalten sind dabei Bettung die Gefahr, dass sich die Estrichscheibe stark biegt und
abhängig von der Konstruktionsart (Verbundestrich, Estrich auf der Estrich durch Überschreiten der Biegezugfestigkeit auf der
Trennschicht, Estrich auf Dämmschicht, Bild 2). Plattenunterseite reißt.
Aufbau
)))
Zusammendrücken des Estrichs, nahe-
)))
Zusammendrücken des Estrichs, Quer- )))
Überwiegend Biegung des Estrichs,
zu keine Querdehnung dehnung und leichtes Aufwölben (leich- nur leichtes Zusammendrücken, dafür
te Biegung) starke Verformung der Dämmung
Spannung
Lastabtrag über Druckspannungen Lastabtrag überwiegend über Druck- Lastabtrag überwiegend über Biegezug-
spannungen, leichte Biegezugspan- spannungen, nur noch leichte Druck
nungen spannungen
Bild 2: Vergleich von Verbundestrich, Estrich auf Trennschicht und Estrich auf Dämmschicht
6
Als Bewehrung kommen in Frage:
Nach Umstellung der Gleichung 1 ist zu erkennen, dass bei Bei der Planung sollte überlegt werden, ob das nachträgliche
gleicher Biegezugfestigkeit die Bruchlast, die zur Zerstörung der Auftragen eines Estrichs auf den Tragbeton sinnvoll ist. Oft kann
Estrichprobe führt, deutlich höher sein muss, da die Estrichdicke man den Tragbeton oberflächenfertig herstellen, ohne dass eine
d quadratisch in die Berechnung einfließt. später aufzubringende Estrichschicht erforderlich wird.
bBZ · b · d2
F= Gleichung 2 Die Dicke eines Verbundestrichs soll wenigstens dreimal so
l · 1,5 groß sein wie der Durchmesser des Größtkorns der im Mör-
tel verwendeten Gesteinskörnung. Die Mindestdicke für Ver-
bundestriche beträgt somit z. B. 25 mm bei 8 mm Größtkorn.
n 4 Bewehrung Einschichtige Estriche von über 50 mm Dicke sollten aus Ver-
arbeitungsgründen nicht ausgeführt werden, es sei denn,
Eine Bewehrung ist für Estriche grundsätzlich nicht erforderlich. Konsistenz des Estrichmörtels und Art des Einbaugerätes er-
Dies gilt auch für Estriche auf Dämmschichten. Lediglich bei möglichen eine ausreichende Verdichtung auch in der unteren
Zementestrichen auf Dämmschichten zur Aufnahme von Stein- Zone des Estrichs. Hinweise zu Verbundestrichen mit Dicken
und Keramikböden kann eine Bewehrung nach DIN 18560, Teil 2 > 50 mm sind in [1] zu finden. Die Dicke des Verbundestrichs ist
sinnvoll sein [16]. für seine Beanspruchbarkeit nicht maßgebend, da infolge des
Verbundes die Übertragung aller statischen und dynamischen
Eine Bewehrung kann das Entstehen von Rissen nicht verhin- Einwirkungen auf den tragenden Untergrund sichergestellt ist.
dern, jedoch die Rissbreite verringern und helfen, Höhenver-
sätze der Risskanten zu vermeiden. Andererseits kann sie den Formänderungen infolge von Erhärtung, Temperaturwechsel
Einbau und die Verdichtung des Estrichmörtels erschweren. und Austrocknen erzeugen Zugspannungen im Estrich und
Bei Estrichen auf Dämmschicht ist der lagegenaue Einbau Scherspannungen in der Haftfläche. Diese Beanspruchungen
der Bewehrung durch die Biegsamkeit der Stahlmatten und können zum Ablösen vom Untergrund führen. Deshalb müssen
die weiche Unterlage i. A. nicht möglich. Durch das Betreten folgende Punkte beachtet werden:
der Estrichbewehrung während des Einbaus ist mit Verbund-
störungen im zuvor fertiggestellten frischen Bereich zu rechnen. Sorgfältiges Vorbereiten der Oberfläche des Tragbetons für
Dies kann zur Trennung des Mörtels oberhalb der Bewehrung einen guten Haftverbund
von der zuerst darunter eingebauten Schicht führen. Fugen im Estrich nur über Fugen im Tragbeton anordnen
7
Elastizitätsmodul des Estrichs möglichst kleiner als den des n 6 Estrich auf Trennschicht
Tragbetons einstellen, z. B. durch Zusatz von Kunstharzdis-
persionen im Estrich Estrich auf Trennschicht ist ein Estrich, der von dem tragenden
Schnelle Entwicklung der Biegezugfestigkeit des Estrichs Untergrund durch eine dünne, mehrschichtige Zwischenlage
fördern (Nachbehandlung, Zementart) (Trennschicht) getrennt ist. Estriche auf Trennschicht werden
meist dann ausgeführt, wenn ein Haftverbund mit dem Tragbeton
Voraussetzung für einen guten Haftverbund (bei befahrbaren nicht oder nur unvollständig zu erreichen ist. Das kann bei Kon-
Flächen Haftzugfestigkeitsklasse mindestens B1,5 nach struktionen wie Durchlaufdecken der Fall sein, die besonders auf
DIN EN 13813) ist eine ausreichende Rauigkeit des Tragbetons. Biegung beansprucht werden, oder bei Oberflächen, die infolge
Außerdem muss dieser sorgfältig von Staub, Öl, Anstrichmitteln, einer Beschichtung wasserabweisend sind. Estriche auf diesen
Mörtelresten o. Ä. sowie von losen Teilen gesäubert werden. Das Trennschichten können als reibend gelagert gelten. Sie liegen
Entfernen von Staub mit einem Besen reicht nicht aus. Für eine ohne Haftung auf einer festen Unterlage. Diese muss jedoch
optimale Vorbereitung der Oberfläche des Tragbetons kommt so ebenflächig sein, dass bei Längenänderungen keine Zwän-
nach dem Entfernen des groben Schmutzes nur eine Säube- gungen entstehen. Wichtig für die Rissfreiheit des Estrichs ist,
rung mit Wasserstrahl oder durch Absaugen in Frage. Danach dass die Zugspannungen durch Reibung nicht zu groß werden.
sollte der Tragbeton etwa 48 Stunden genässt werden. Vor dem Das bedeutet:
nächsten Arbeitsschritt muss der Tragbeton pfützenfrei und
leicht angetrocknet sein. Anschließend sollte eine Haftbrücke Reibung durch Ebenflächigkeit und gute Gleitschicht gering
aus Zementmörtel, evtl. mit einer Kunststoffdispersion versehen, halten
eingebürstet werden. Die Flächen sind nur soweit vorzubereiten, Fugenabstände um so kleiner wählen, je mehr mit Längen
dass Estrichmörtel und Haftbrücke frisch in frisch eingebaut änderungen und höheren Belastungen zu rechnen ist
werden können.
Der Untergrund darf keine punktförmigen Erhebungen, losen
Bei größeren Unebenheiten des Tragbetons, Rohrleitungen oder Bestandteile, Mörtelreste oder Rohrleitungen aufweisen. Bei
Kabeln sind Ausgleichsschichten erforderlich. Ausgleichsschich- Rohrleitungen und dergleichen auf dem tragenden Untergrund
ten dürfen vor dem Auftragen des Verbundestrichs nicht erstarrt sind diese festzulegen und mindestens bis zu ihrer Oberkante
oder erhärtet sein, außer es wird eine Haftbrücke aufgebracht. ist ein Ausgleichsestrich einzubauen, der eben und gratfrei sein
muss (Untergrund der Trennschicht). Andere ungebundene oder
An Wänden und Stützen wird das Einstellen eines Randstreifens gebundene Ausgleichsschichten und Leichtestriche sind hier
empfohlen, um möglichen Rissen infolge Deckenverformungen nicht regelkonform und würden eine Planung als Estrich auf
vorzubeugen (Bild 4). Dämmschicht nach DIN 18560-2 erfordern.
Ein Verbundestrich ist zusätzlich mit dem Buchstaben V (Ver- Werden beim Untergrund die Maßtoleranzen für die Ebenheit nach
bund) sowie mit der Nenndicke und ggf. der Verschleißfestigkeit DIN 18202 überschritten (Tafel 7), ist eine feste Ausgleichsschicht
A (nach Böhme) zu bezeichnen. Beispiel: erforderlich. Trennschichten sind zweilagig auszuführen. Abdich-
tungen und Dampfsperren gelten im Innenbereich als eine Lage
Estrich DIN 18560 – CT – C30 – F5 – A15 – V25 der Trennschicht (siehe Tafel 11, Fußnote 3). Für Trennschichten
werden z. B. Polyethylenfolien (Mindestdicke 0,15 mm), bitu-
CT = Zementestrich mengetränkte Papiere (Flächengewicht ≥ 100 g/m²) oder Roh-
C30 = Druckfestigkeitsklasse glasvliese (Flächengewicht ≥ 50 g/m²) verwendet. Die Trenn-
F5 = Biegezugfestigkeitsklasse stoffe dürfen keine Falten schlagen. Stöße sind mindestens 8 cm
A15 = Verschleißwiderstandsklasse weit zu überdecken und mit Klebeband zu sichern.
V25 = Verbundestrich V, Nenndicke 25 mm
Putz Putz
Randstreifen möglich Randstreifen
Haftbrücke Trennschicht (zweilagig)
Estrich Estrich
8
Tafel 11: Mindestnenndicken für Zementestriche auf Trennschicht nach DIN 18560-4
Biegezug- Estrichnenndicken
festigkeitsklasse
Einzellasten 1) bzw. Flächenlasten 2)
≤ 1 kN bzw. ≤ 2 kN/m² ≤ 2 kN bzw. ≤ 3 kN/m² ≤ 3 kN bzw. 4 kN/m² ≤ 4 kN bzw. 5 kN/m²
Bei mehr als 5 kN/m2 lotrechter Nutzlast: Festlegung der Nenndicke durch den Planer
2)
Bei Auflagerung auf Abdichtungsbahnen ab ≥ 3 mm Dicke gelten die Mindestdicken von Estrichen auf Dämmschicht, siehe Tafel 12.
3)
Die Mindestdicken der Zementestriche auf Trennschicht nach DIN 18560-2. Diese Anforderungen sind u. a. kleinste
nach DIN 18560-4 sind in Tafel 11 zusammengestellt. Bei Einzelwerte der Biegezugfestigkeit: 2,0 N/mm2 für Klasse F4,
Biegezugfestigkeitsklassen ≥ F7 sind etwas geringere Nenn 2,5 N/mm2 für F5 und 3,5 N/mm2 für F7.
dicken möglich, jedoch nicht < 30 mm.
Hingegen können Zementfließestriche (CTF) nach entsprechen
Estriche auf Trennschicht werden in möglichst quadratische der vertraglicher Vereinbarung und Eignungsprüfung als Sonder-
Felder unterteilt. Die Fugenabstände sind in Abhängigkeit von konstruktion höhere Mindestwerte bei der Bestätigungsprüfung
den Estrichdicken festzulegen (siehe Tafeln 15 und 16). Sie erreichen, wie z. B. 3,5 N/mm2 für Klasse F4, 4,5 N/mm2 für
sollen 6 m nicht überschreiten. Fugen werden eingeschnitten Klasse F5 und 6,5 N/mm2 für Klasse F7.
(Scheinfugen) oder als Arbeitsfugen (Pressfugen) ausgebildet;
die Estrichfläche ist von anderen Bauteilen, die ein Deckenauf- Damit sind dünnere Estriche herstellbar, wie angegeben in „Ze-
lager bilden, durch Randfugen (Dehnfugen) zu trennen. mentfließestrich – Hinweise für die Planung und Ausführung“ [8].
Ein Estrich auf Trennschicht ist zusätzlich mit dem Buchstaben Zur Bemessung von schwimmenden Estrichen bei höheren
T (Trennschicht) sowie mit der Nenndicke zu bezeichnen. Bei- Lasten als in Tafel 12 angegeben siehe auch [7] und [9]. Rad-
spiel: lasten über 10 kN (entspricht einem Gabelstapler bis ca 2,5 t
Gesamtgewicht) sind bei schwimmenden Estrichen nicht mehr
Estrich DIN 18560 – CT – C30 – F4 – T35 vertretbar.
9
Die Folienbahnen müssen sich an den Stößen mindestens 8 cm
überlappen.
Putz
Dämmstoffe für Estriche sollen sowohl der Luft- und Trittschall-
Randstreifen
dämmung als auch der Wärmedämmung dienen. Bei Dämm-
Dämmschicht
Dämmschichtabdeckung
stoffen sind i. W. Angaben der Lieferdicke, der Zusammendrück-
Estrich barkeit und Druckbelastbarkeit, der dynamischen Steifigkeit
(Trittschall), der Wärmeleitfähigkeit und der Wasseraufnahme
gefragt. Als Dämmstoffe werden meist angewendet:
Polystyrol-Hartschaum (EPS)
Extrudierter Polystyrol-Hartschaum (XPS)
Mineralfaser (Steinwolle oder Glaswolle)
Holzweichfaserplatten (siehe auch DIN 4108-10)
tragender Untergrund Ein schwimmender Estrich lässt sich aufgrund der Rückfederung
des Dämmstoffes nur schwer verdichten. Aus diesem Grunde
sollte die Konsistenz des Estrichmörtels, ggf. durch Zugabe von
verflüssigenden Zusatzmitteln, „weich“ gewählt werden. Soll
Bild 6: Estrich auf Dämmschicht, Wandanschluss [6] frischer Estrichmörtel in Schubkarren o. ä. auf der Dämmschicht
transportiert werden, so sind zum Schutz der Dämmschicht z. B.
Holzbohlen zu verlegen.
Falls Wände verputzt werden sollen, muss der Putz vor dem
Verlegen der Dämmschicht bis zum Untergrund durchgezogen
sein (Bild 6). Die Dämmstoffe werden maximal zweilagig in der n 8 Heizestrich
Regel direkt auf der Betondecke mit dichten Stößen und im
Verband vollflächig verlegt. Um ein Eindringen von Wasser und Heizestrich ist ein über Warmwasserrohre oder Heizdrähte
Zementleim in die Dämmschicht zu vermeiden, wird diese vor beheizbarer Estrich, der in der Regel auf einer Dämmschicht
dem Einbau des Estrichs z. B. mit einer Polyethylenfolie von ausgeführt wird. Üblich sind Warmwasser-Fußbodenheizungen
mindestens 0,15 mm abgedeckt und an den Rändern bis zur (max. 55 ºC im Bereich der Rohre) und Elektro-Fußbodenhei-
Oberkante des (schalldämmenden) Randstreifens hochgeführt. zungen (max. 65 ºC im Bereich der Heizelemente).
Tafel 12: Mindestnenndicken für Zementestriche auf Dämmschichten nach DIN 18560-2 für ruhende Lasten
Estrich auf Dämmschicht Biegezug- Estrichnenndicke 1)
festigkeits- Einzellasten 2) bzw. Flächenlasten
Zusammendrückbarkeit der klasse
Dämmschicht c - ≤ 2 kN bzw. ≤ 3 kN bzw. ≤ 4 kN bzw.
≤ 2 kN/m² ≤ 3 kN/m² 4 kN/m² 5 kN/m²
unbeheizt CT – F4 ≥ 45 mm 3) ≥ 65 mm Keine Keine
c ≤ 5 mm Angabe Angabe
CT – F5 ≥ 40 mm 3)
≥ 55 mm
CT – F4 Keine Angabe Keine Angabe ≥ 70 mm ≥ 75 mm
c ≤ 3 mm
CT – F5 ≥ 60 mm ≥ 65 mm
beheizt Bauart A, Heizrohre auf der Dämmschicht Mindestnenndicken der unbeheizten Estriche zusätzlich um Außen
durchmesser der Heizrohre erhöhen. Rohrüberdeckung ≥ 45 mm bzw.
bei Fließestrichen ≥ 40 mm; aber mindestens 30 mm bei Nachweis 4)
Bauart B, Heizrohre in der Dämmschicht Mindestnenndicken wie bei unbeheizten Estrichen
Bauart C, Heizrohre in einem Ausgleichestrich Mindestnenndicken wie bei unbeheizten Estrichen
1)
Bei Dämmschichten ≤ 40 mm kann die Estrichnenndicke um 5 mm verringert werden.
2)
Zusätzliche Überlegungen zur Aufstandsfläche erforderlich, ebenso bei Fahrbeanspruchung
3)
Bei höherer Zusammendrückbarkeit der Dämmschicht (≤ 10 mm) muss die Estrichnenndicke um 5 mm erhöht werden. Weichere Dämmschichten sind nicht sinn-
voll unter Estrichen; ggf. (bewehrte) Betonplatten einbauen.
4)
Wenn VOB/C nicht vereinbart ist und bei Nachweis durch Eignungsprüfung mit Biegezugfestigkeitsklasse > F5
Tafel 13: Empfohlene Mindestnenndicken für Zementestriche auf Dämmschichten bei Nutzlasten, nach [7]
Biegezugfestigkeitsklasse für Estrichnenndicke 1) [mm]
eine Zusammendrückbarkeit der bei Nutzlasten
Dämmschicht c ≤ 3 mm
2,0 kN/m2 3,0 kN/m2 4,0 kN/m2 5,0 kN/m2 2) 7,5 kN/m2 2) 10 kN/m2 2)
CT – F4 45 65 70 75 (95) (110)
CT – F5 40 55 60 65 80 (95)
CT – F7 35 50 55 60 75 (85)
1)
Bei Dämmschichten ≤ 40 mm kann die Estrichnenndicke um 5 mm verringert werden. Estrichdicken über 80 mm sind kritisch und trocknen langsamer!
2)
Berechnet mit Bettungszahl KS = 100 MN/m3 (Steife Wärmedämmschichten: Einsatzbereich DEO, Zusammendrückbarkeit dh oder ds).
10
Es wird aber bei dem Zusammenlegen beider Heizvorgänge ein
Bauart A Bauart B Bauart C bis um eine Woche früherer Belegbeginn möglich.
45 mm
Die Vorlauftemperatur sollte, beginnend bei + 25 °C, täglich um
45 mm max. 10 K (Nachtabsenkung ausschalten!) gesteigert werden,
bis zuletzt die max. Vorlauftemperatur von 55 °C erreicht wird.
Diese Temperatur wird bis zur Belegreife konstant gehalten.
Danach wird in Schritten von 10 K die Temperatur zurückgere-
gelt. Formblätter zu diesem Verfahren siehe [12], [13] und [14].
Bild 7: Bauarten von Heizestrichen [6] Wenn Beläge aus Holz, Fliesen, Naturstein oder anderem
wasserdampfhemmendem Material vorgesehen sind, folgt ein
weiterer Heizgang:
Bei Warmwasser-Fußbodenheizungen (Bild 7) liegen die Heiz-
rohre entweder Aufheizen bis zum Erreichen der Vorlauftemperatur mit max.
10 K Erhöhung pro Tag,
im Estrich über der Dämmschicht (Bauart A), Vorlauftemperatur 2 Tage halten und dann
in der Dämmschicht unter dem Estrich (Bauart B) oder Estrichtemperatur mit max. 10 K pro Tag bis zur Umge-
in einem Ausgleichestrich über der Dämmschicht (Bauart C). bungstemperatur absenken.
Die Mindestnenndicken und Biegezugfestigkeitsklassen für Abschließend ist die Estrichfeuchte mittels der CM-Methode
Heizestriche sind Tafel 12 zu entnehmen. Wenn DIN 18353 zu kontrollieren, vgl. [15] und [16].
(VOB/C) nicht zu beachten ist und die Biegezugfestigkeitsklasse
des Estrichs ≥ F5 ist, kann bei Bauart A die Rohrüberdeckung
bis auf 30 mm verringert werden. Hierzu ist aber ein spezieller n 9 Hartstoffestrich
Nachweis erforderlich, der die Eignungsprüfung einer Probe mit
eingebettetem Rohr umfasst. Hartstoffestrich ist ein Zementestrich unter Verwendung von
Hartstoffen nach DIN 1100. Er besteht entweder nur aus der
Heizkreise und Estrichfelder sind aufeinander abzustimmen. Hartstoffschicht, oder aber aus zwei Schichten, der oben lie-
Bewegungsfugen dürfen nicht von Heizelementen gekreuzt genden Hartstoffschicht und einer darunter liegenden Über-
werden. Randstreifen müssen bei Heizestrichen eine Bewegung gangsschicht. Hartstoffestriche werden bei Industrieböden
von mindestens 5 mm ermöglichen. Ihre Bemessung erfolgt aufgebracht, die durch Art, Größe und/oder Häufigkeit der
in Abhängigkeit von der zu erwartenden Temperaturdifferenz Beanspruchung sehr stark belastet werden.
und dem Wärmeausdehnungskoeffizient (0,012 mm/m je K)
von Zementestrichen. Eine starre Verbindung darf an keiner Hartstoffestriche werden in der Regel als einschichtiger Verbund-
Stelle vorhanden sein. Die Lage der Warmwasserrohre und der estrich (Hartstoffschicht) frisch in frisch mit einer Mindestdicke
Heizdrähte ist vor dem Estricheinbau zu fixieren, siehe auch von 4 mm auf den Tragbeton eingebaut.
entsprechende Checklisten für Bauarten A und B [11].
Die Hartstoffschicht kann auch auf den erhärteten Tragbeton als
Dem Fugenplan ist bei Heizestrichen besondere Aufmerksam- Hartstoffestrich aufgebracht werden, wenn die Oberfläche des
keit zu schenken. Fugenart, Fugenverlauf und Fugenabstände Tragbetons genügend eben, rau und sauber ist (ggf. Untergrund
sind in Abhängigkeit von den Heizkreisen, dem Belag, der Bo- durch Fräsen oder Strahlen vorbehandeln) und eine Haftbrücke
dengeometrie und der Estrichdicke durch den Planer festzule- aufgetragen wurde. Der Tragbeton sollte in diesem Fall eine
gen. Feldgrößen von 40 m² bis 65 m² sind entsprechend den
Eigenschaften der Belagstoffe evtl. möglich [7].
11
Tafel 14: Anforderungen an zementgebundene Hartstoffestriche nach DIN 18560-7
Festigkeitsklasse ≥ C25/30 und eine Oberflächenzugfestigkeit Ein zweischichtiger Hartstoffestrich ist z. B. wie folgt zu be-
von ≥ 1,5 N/mm² aufweisen. zeichnen:
Bei Hartstoffestrichen auf Trenn- oder Dämmschichten (z. B. Zur Erhöhung des Verschleißwiderstandes können alternativ
Dachparkdeck über beheizten Räumen) sind Übergangsschich- Hartstoffe (üblich sind 2 kg/m2 bis 3 kg/m2) mit Hilfe eines Streu-
ten immer erforderlich. Die Dicke der Übergangsschicht muss wagens auf den noch frischen Tragbeton eingestreut und ma-
mindestens 80 mm betragen und der Festigkeitsklasse C35 – schinell eingearbeitet werden. Das Ergebnis darf aber nicht mit
F5 entsprechen. In Abhängigkeit von der Dämmschichtart und einem Hartstoffestrich im Sinne der DIN 18560-7 gleichgesetzt
-dicke sowie der Verkehrslast können größere Dicken der Über- werden. Erfahrungsgemäß werden bei einer Hartstoffeinstreuung
gangsschicht erforderlich werden. Eine Übergangsschicht darf die gewünschten Verschleißeigenschaften der Nutzungsoberflä-
nicht zur Herstellung eines Gefälles auf waagrechten Flächen che häufig nicht erreicht. Dies gilt insbesondere bei Beton mit
verwendet werden. Die Hartstoffschicht ist frisch in frisch auf einem Wasserzementwert ≤ 0,45. Diese so bearbeiteten Flächen
die Übergangsschicht herzustellen; bei Schichtdicken ab 10 mm neigen dazu, bei Zugluft und hohen Temperaturen an der Ober-
auch mittels Haftbrücke auf die erstarrte Übergangsschicht. Für fläche sehr schnell auszutrocknen, so dass ein sicherer Verbund
Übergangs- und Hartstoffschicht ist Zement gleicher Art und zwischen Beton und Hartstoff nicht zu erzielen ist. Andererseits
Festigkeitsklasse zu verwenden. sacken bei sehr weich eingestelltem Tragbeton Hartstoffeinstreu-
ungen ab und bleiben damit ohne Wirkung. Zu beachten ist, dass
Hartstoffestriche werden nach dem Einbringen in der Regel mit bei Betonen mit Luftporen das Luftporensystem durch maschi-
Scheiben- oder Tellerglättern abgerieben und danach flügel- nelles Abreiben und Glätten nachteilig verändert werden kann.
geglättet. Ein vorhergehendes Abpudern mit Zement und/oder
Vornässen mit Wasser ist nicht zulässig, da derartig behandelte Anmerkung: Bei Flächen mit hoher Verschleißbeanspruchung
Estrichoberflächen rissempfindlich sind und zum Abblättern nei- können Hartstoffeinstreuungen gemäß DIN 1045-2 als Oberflä-
gen. Für griffige Oberflächen ist ein abschließender Besenstrich chenvergütung eines Tragbetons (≥ C35/45) eingesetzt werden,
sinnvoll. Aufgrund der hohen Zementgehalte sind Hartstoffestri- der die Anforderungen an die Expositionsklasse XM3 (sehr
che besonders sorgfältig nachzubehandeln. starke Verschleißbeanspruchung) zu erfüllen hat.
12
n 10 Fließestrich
Der junge Estrich ist gegen Zugluft und starke Sonneneinstrah- n 12 Gestaltete und farbige Estriche
lung sorgfältig zu schützen. Zu seiner Nachbehandlung dürfen
keine Folien aufgelegt werden, da es sonst nach dem Entfernen Die wohl schönste Ausprägung, Fußböden durch Gestaltung
der Folie beim darauffolgenden Austrocknen an der Oberfläche und Einfärbung aufzuwerten und ohne weiteren Belag zu nut-
zu Verformungen und Rissbildung infolge extremer Feuchtegra- zen, ist bei Estrichen der Terrazzo, der sich vor über 100 Jah-
diente im Estrichquerschnitt kommen kann. Fließestrich darf ren auch in Deutschland etabliert hat. Die häufig von Künstlern
frühestens nach sieben Tagen durch Folgegewerke teilweise entworfenen und von Meistern ihres Handwerks ausgeführten
belastet werden. Terrazzoböden haben natürlich ihren Preis und sind damit be-
sonderen Nutzungen vorbehalten. Eine preisgünstigere Alter-
native zum Terrazzo sind Zementestriche, die durch Einfärbung
n 11 Fertigteilestriche (Trockenunterböden) und/oder Schleifen bzw. Beschichtungen mit zementgebun-
13
Unikat; typisch ist, insbesondere bei eingefärbten Estrichen, ein
lebhaftes, z. T. „wolkiges“ Erscheinungsbild.
n 13 Fugen, Fugenplan
14
Tafel 15: Fugenabstände bei Zementestrichen auf Trennschicht im Innenbereich (Richtwerte in Anlehnung an [20], [2])
Verkehrslast ständige Auflast Empfohlene Dicke d des Estrichs Maximaler Abstand für Schein- bzw. Bewegungsfugen
[kN/m2] [kN/m2] [mm] [mm]
2,0 0 35 145 d
2,0 2 50 100 d
3,5 3,5 80 1)
70 d
5,0 4 100 1) 50 d
1)
Mindestdicke der Übergangsschicht aus Beton C30/37 für zweischichtigen Hartstoffestrich mit hoher Beanspruchung
Tafel 16: Fugenabstände bei Zementestrichen auf Trennschicht im Freien (Richtwerte nach Lohmeyer entsprechend Empfehlungen für
Betonböden) [21]
Scheinfugen werden bis zur Hälfte der Estrichdicke (bei Heiz Anhaltswerte für Fugenabstände bei (unbeheizten) Estrichen auf
estrichen höchstens bis zu 1/3 der Estrichdicke) von oben her Trennschicht sind den Tafeln 15 und 16 zu entnehmen.
mit einer Kelle angelegt und ausgebildet oder maschinell so
früh wie möglich eingeschnitten. Statt den Estrich einzuschnei- Besonders rissanfällig sind Estriche an Flächenversprüngen,
den, können vorzugsweise bei Fließestrichen Profile eingebaut Flächeneinschnürungen (Türdurchgänge), Aussparungen oder
werden, die den Estrichquerschnitt schwächen. Scheinfugen Stützen. Sie sind deswegen durch einen entsprechend abge-
werden nach Austrocknung bis zur Belegreife z. B. mit einem stimmten Fugenverlauf zu entschärfen (Bild 13). Scheinfugen
Reaktionsharz kraftschlüssig geschlossen. Übernehmen im Estrich auf Trennlage oder Dämmschicht haben nur dann
Scheinfugen teilweise die Funktion einer Bewegungsfuge (z. B. einen Sinn, wenn der Estrich auf dem Untergrund gleiten kann.
in Türdurchgängen unter keramischen Belägen), bleiben die
Fugen offen. Arbeitsfugen entstehen am Ende eines Arbeitsabschnittes,
wenn z. B. die Tagesleistung bei großen Flächen erreicht wird
Durch Einschneiden von Scheinfugen sollen möglichst ge- oder zuerst der Estrich in Räumen und anschließend im Flur
drungene Felder mit einer Seitenlänge von bis zu 6 m gebildet eingebaut wird. Arbeitsfugen werden entweder als Pressfuge
werden. Bei unbeheizten Estrichen auf Trenn- oder Dämm- oder als Bewegungsfuge ausgeführt.
schichten sollen die Estrichfeldgrößen 30 m² nicht wesentlich
überschreiten. Bei beheizten Estrichen auf Dämmschichten Zur fachgerechten Ausführung der Fugen siehe [7] und [22].
sind unter Berücksichtigung der Eigenschaften der Belagstoffe Spezielle Hinweise zur Ausbildung von Fugen bei Industrie
ggfs. Estrichfeldgrößen von 40 m² bei Fugenabständen bis zu estrichen siehe [23].
8 m möglich; ihr Seitenverhältnis darf maximal 1:2 betragen.
Bei Verbundestrichen ist es falsch, neben den Bauwerksfugen
zusätzliche Fugen einzuschneiden. Der (verhältnismäßig dünne)
Verbundestrich kann nur dann seine Aufgabe erfüllen, wenn
ein vollkommen kraftschlüssiger Verbund zwischen Estrich
und Tragbeton erreicht wird. Zusätzliche Fugen können diesen
Verbund beeinträchtigen.
Bewegungsfuge Vor der Herstellung des Estrichs sind alle baulichen Vorausset-
Scheinfuge zungen für einen ungestörten Einbau des Estrichs zu schaffen.
Randfuge Dazu gehören insbesondere die Vermeidung von Zugluft und
Maßnahmen gegen das Eindringen von Niederschlägen. Der
tragende Untergrund darf keine punktförmigen Erhebungen,
Bild 13: Beispiel eines Fugenplans [6] Rohrleitungen o. ä. aufweisen, die zu Schallbrücken und/oder
15
Schwankungen in den Estrichdicken führen können. Falls Rohr- und Baumaterialien zu bewahren. Als Schutz gegen zu rasches
leitungen auf dem Untergrund verlegt sind, müssen diese fest Austrocknen sind die Räume gegen Zugluft abzudichten und
installiert sein. Durch einen Ausgleich ist eine ebene Oberfläche zum Erhalt einer feuchten Raumluft geschlossen zu halten. Eine
zur Aufnahme z. B. der Dämmschicht zu schaffen, siehe [24]. alternative feuchteerhaltende Abdeckung mit Folie führt nach
deren Entfernung meist zu extremen Estrichverformungen, die
Die Mörteltemperatur darf +5 ºC nicht unterschreiten und soll aber langfristig abklingen. Stattdessen kann – sofern keine
anschließend wenigstens drei Tage lang mindestens auf diesem Beschichtung des Estrichs oder anzuklebender Belag geplant
Wert gehalten werden, siehe [25]. Andererseits soll die Tempera- ist – ein Nachbehandlungsmittel aufgesprüht werden. Im Frei-
tur im Gebäude mindestens sieben Tage lang nicht, z. B. durch en sind bei extremen Temperaturen oder starken Temperatur-
Beheizen, mehr als +15 ºC betragen. Höhere Innentemperaturen schwankungen Wärmeschutzfolien oder -matten zu verwenden.
sowie schnelle und große Temperaturschwankungen erhöhen
die Rissgefahr erheblich. Tiefere Temperaturen verzögern die Mehlende, staubende oder absandende Oberflächen sind in der
Festigkeitsentwicklung des Estrichmörtels und führen im Ex- Regel auf eine ungenügende Nachbehandlung zurückzuführen.
tremfall beim Gefrieren durch Gefügelockerungen infolge ge- Feine Oberflächenrisse wie Haarrisse (Krakelee-Risse) sind
frierenden Wassers im erhärtenden Estrichmörtel zur Zerstörung meist auf Zugluft oder zu hohe Estrichtemperaturen zurück-
des frisch verlegten Estrichs. zuführen. Sie begründen keinen technischen Mangel, da sie
die Tragfähigkeit und die Gebrauchstauglichkeit des Estrichs
Die Ausgangsstoffe für die Estrichherstellung sollten abgewo- nicht beeinträchtigen. Tiefe oder durchgehende Risse, auch in
gen werden. Eine Estrichmörtelherstellung nach Raumteilen ist Form von Netzrissbildung, können mit Reaktionsharzen, ggf.
zwar auch möglich, sollte aber aufgrund der damit nur unzurei- zusätzlich mit einer Vernadelung, kraftschlüssig festgelegt und
chend genau erzielbaren Mischungszusammensetzung nur auf geschlossen werden, siehe [24]. Dieser Aufwand ist nur sinnvoll,
anspruchlose und kleine Estrichflächen beschränkt werden. In wenn die Risse die Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit
jedem Fall ist aber der Estrichmörtel maschinell zu mischen. des Estrichs beeinträchtigen. Das Schließen oder Verfüllen von
Rissen mit Reaktionsharzen verschlechtert i. A. das optische
Beim versuchsweisen Mischen eines Estrichmörtels ohne fest- Erscheinungsbild der Oberfläche.
gelegte Zusammensetzung sollte zuerst ein Teil der Gesteinskör-
nungen, dann die vorgegebene Zement- und Wassermenge und
zum Schluss soviel Gesteinskörnungen zugegeben werden, bis n 15 Nutzungsbeginn und Belegreife
ein einbaufähiges Gemisch erreicht wird. So ergeben z. B. ein (Trocknen, Schnellestriche)
Eimer Wasser (10 Liter) und ein 25-kg-Sack Zement einen Was-
serzementwert von etwa 0,40 bei trockener Gesteinskörnung. Wenn keine besonderen Maßnahmen getroffen werden, können
Definierte Eigenschaften nach DIN EN 13318 werden i. d. R. Zementestriche nach etwa zwei bis drei Tagen begangen wer-
nur mit Werktrockenmörtel oder fertig verarbeitbarem Werk- den. Eine volle Belastung ist nach etwa zehn Tagen möglich.
frischmörtel/Transportbeton erreicht, wofür dann entsprechende
Liefernachweise aus einer zertifizierten Produktion erhältlich sind. Zementestriche dürfen erst belegt werden, wenn sie ausrei-
chend trocken sind. Die zulässigen Feuchten sind in Tafel 17
Der Estrichmörtel ist sofort nach dem Mischen bzw. innerhalb zusammengestellt. Einzelheiten, insbesondere auch zur ge-
der angegebenen Verarbeitbarkeitszeit einzubauen. Nach nauen Prüfung der zulässigen Feuchte, sind in [15], [16] und
Auslegen der Höhenlehren wird der Mörtel verteilt, abgezogen [26] enthalten.
und sorgfältig verdichtet. Die Ebenheitsanforderungen nach
DIN 18202 sind einzuhalten (siehe Tafel 7). Die Trocknungszeit von Estrichen wird im Wesentlichen von den
klimatischen Bedingungen auf der Baustelle bestimmt. Tem-
Nach dem Verdichten und höhengerechtem Abziehen ist die peratur, Luftfeuchte sowie der Luftwechsel sind bestimmende
Oberfläche abzureiben bzw. abzuscheiben. Eine strukturierte Faktoren. Bei ungünstigen Witterungsverhältnissen kann das
Oberfläche, z. B. zur Verbesserung der Griffigkeit, kann mittels Austrocknen behindert werden. In Extremfällen (hohe Tempe-
„Besenstrich“ oder Riffelwalze hergestellt werden. Ein even- raturen bei hoher relativer Luftfeuchte) kann es sogar zu einer
tuelles Glätten (besondere Leistung nach DIN 18353 [VOB/C]) Anreicherung der Feuchte im Estrich durch Kondensation kom-
erfolgt erst, wenn die Gefahr des Hochziehens von Zement- men. Insofern sind die zuvor angegebenen Zeiten der Belegreife
schlämme nicht mehr gegeben ist. Dies ist häufig dann der durch Feuchtemessungen zu bestätigen.
Fall, wenn die Estrichoberfläche noch matt-feucht erscheint.
Bei größerem Zeitabstand zwischen Estricheinbau und Glätten Zur Beschleunigung der Austrocknung ist für einen guten Luft-
kann eine Zwischennachbehandlung (Auflegen einer Folie) die wechsel zu sorgen (keine Zugluft!). Bei größeren Estrichdicken
Estrichqualität verbessern. können besondere Maßnahmen wie Heizen oder Entfeuchten
mit Kondensationstrocknern o. ä. notwendig werden [27].
Nachträgliches Pudern der Estrichoberfläche mit Zement oder
Aufbringen von Feinmörtel, um z. B. eine geschlossene Oberflä- Zementestriche können durch Verwendung schnell erhärtender
che zu erreichen, sind nicht zulässig. Höhere Zementleimgehalte Zemente oder durch Zugabe von Zusätzen und ggf. Fasern die
und Wasserzementwerte führen zu verstärktem Schwinden die- in Tafel 17 angegebenen Fristen für die Begehbarkeit und das
ser Schichten und fördern damit die Rissbildung und plattige Erreichen der Belegreife deutlich unterschreiten. Eine schnel-
Ablösungen an der Estrichoberfläche. lere Belegreife wird im Wesentlichen durch eine Verringerung
des Anmachwassers im Estrichmörtel erzielt. Die Verarbeitung
Der eingebaute Estrich ist mindestens sieben Tage lang vor Zu- schnellerhärtender Estriche erzeugt allerdings einen erhöhten
gluft und Sonneneinstrahlung sowie Belastungen durch Gerüste Zeitdruck für den Estrichleger, da die Erhärtungsphase wesent-
16
lich früher als bei üblichen Zementestrichen beginnt. Sie sind gangsstoffe und die Prüfungen des Festmörtels im Rahmen der
aus arbeitstechnischen Gründen nur für kleinteilige Flächen und werkseigenen Produktionskontrolle (Hersteller) und der Fremd
geringe Estrichdicken zu empfehlen und nur sinnvoll, wenn si- überwachung (Hersteller, Verarbeiter) in DIN 13813 geregelt.
chergestellt ist, dass die Beläge kurz nach der Estrichherstellung
auch tatsächlich eingebaut werden. Zum Belegreifheizen siehe Erstprüfung
Abschnitt 8 „Heizestriche“. Durch die Erstprüfung soll vor der Verwendung des Estrich-
mörtels nachgewiesen werden, dass mit den zu verwendenden
Ausgangsstoffen die vom Hersteller (TB-Werk oder Estrichleger)
n 16 Nachweis der Güte, Prüfungen zugesagten Eigenschaften auch erfüllt werden. Dies gilt auch
bei Estrichmörteln niedrigerer Festigkeitsklassen, wenn keine
Für die Prüfung und Festlegung der Eigenschaften des Estrich- ausreichenden Erfahrungen mit diesen vorliegen oder mit Zu-
mörtels wird entsprechend DIN 18560 je nach Art und Zweck sätzen gearbeitet wird. Ändern sich die Estrichausgangsstoffe
der Prüfung unterschieden in: (z. B. Wechsel des Zementes) oder die Baustellenverhältnisse
(z. B. Misch- und Fördertechnik) wesentlich, so ist eine neue
Eingangsprüfung Erstprüfung erforderlich.
Erstprüfung
Prüfung der werkseigenen Produktionskontrolle (WPK) Werkseigene Produktionskontrolle (WPK)
Erhärtungsprüfung Sie umfasst die Kontrolle des Herstellungsprozesses und die
Prüfung des Estrichmörtels. Sie gilt nur für Werk-Trockenmörtel
Eingangsprüfung und Werk-Frischmörtel. Eine WPK ist nach DIN 13813 durchzu-
Die Ausgangsstoffe für die Herstellung des Estrichmörtels (Ze- führen. Sie erfolgt an Proben, die während der Estrichherstellung
ment, Gesteinskörnung) sind bei der Anlieferung zu überprüfen. entnommen werden. Proben werden mindestens alle sieben
Beim Zement betrifft dies die Angaben auf der Verpackung bzw. Arbeitstage bzw. pro 1 000 m2 Estrichfläche zur Herstellung von
dem Lieferschein über Art, Festigkeitsklasse und den Vermerk je drei Probekörpern entnommen. (Maßgebend ist die Anforde-
bzgl. der Fremdüberwachung. Für die Gesteinskörnung ist eine rung, die die größere Anzahl an Proben ergibt.)
visuelle Prüfung im Hinblick auf Korngröße, Kornform, Zusam-
mensetzung und Verunreinigung vorzunehmen. In Zweifelsfällen Der Hersteller von Estrichmörtel (Werk-Trockenmörtel) darf
sind Kontrollprüfungen durchzuführen. Zusätze müssen genormt diesen mit einem CE-Zeichen kennzeichnen, wenn er zu allen
oder bauaufsichtlich zugelassen sein. Wird Werk-Trockenmörtel wesentlichen mandatierten Eigenschaften in einer Leistungser-
oder auch Werk-Frischmörtel für die Herstellung von Estrich klärung Angaben gemäß DIN EN 13813 gemacht hat.
verwendet, werden die erforderlichen Überprüfungen der Aus-
Art des Estrichs Art und Erfordernis der Prüfung an Proben aus dem Bauwerk
Biegezugfestigkeit Druckfestigkeit Schleifverschleiß Dicke
Verbundestrich ja ja ja ja
(bei Nenndicke < 40 mm) (bei Nenndicke ≥ 40 mm)
Estrich auf Trennschicht ja - ja ja
Estrich und Heizestriche auf ja - - ja
Dämmschichten 1)
Hartstoffestrich ja - ja –
1)
Zusätzliche Eignungsprüfung erforderlich, wenn Mindestdicken nach Tafel 11 unterschritten sind, bzw. bei Verkehrslasten > 5 kN/m2
17
Erhärtungsprüfung [3] DBV-Merkblatt Industrieböden aus Beton für Frei- und
Erhärtungsprüfungen sind nur im Ausnahmefall erforderlich, z. B. Hallenflächen, 2004
um die Gebrauchsfähigkeit eines Estrichs zu einem bestimmten
Zeitpunkt abzuschätzen. Dazu sind mindestens drei Probekör- [4] Lohmeyer, G.: Wissenswertes über Zementestriche, Flie-
per aus dem Estrichmörtel des betreffenden Bauabschnittes sen und Platten, Heft 6/82
herzustellen und diese unmittelbar neben oder auf dem einge-
bauten Estrich zu lagern und wie dieser nachzubehandeln. Zu [5] Reinhardt, H.-W.: Ingenieurbaustoffe, Ernst & Sohn Verlag,
den Prüfverfahren siehe Tafel 3. Berlin 1973
18
[20] Lohmeyer, G.: Hochbeanspruchbare Zementestriche, Fuß- Ergänzende Literatur
bodentechnik, Heft 3/1998
Hinweise zur Herstellung zementgebundener Estriche, Verein
[21] Lohmeyer, G.: Handbuch Beton-Technik. Handbuch für be- Deutscher Zementwerke, Bundesverband Estrich und Belag
tongerechte Planung und Ausführung, Beton-Verlag, Düs- und Zentralverband Deutsches Baugewerbe, 5/2008
seldorf 1997
Leitfaden zur Herstellung von Zementestrichmörteln im Innen-
[22] BEB-Merkblatt Hinweise für Fugen in Estrichen, Teil 2, bereich, Verein Deutscher Zementwerke und Bundesverband
Fugen in Estrichen und Heizestrichen auf Trenn- und Estrich und Belag, 5/2009
Dämmschichten nach DIN 18560 Teil 2 und Teil 4, Bun-
desverband Estrich und Belag, Troisdorf 2009 Zementmerkblatt Tiefbau T 1: Industrieböden aus Beton, Ver-
ein Deutscher Zementwerke, Düsseldorf 1/2006
[23] BEB-Merkblatt Hinweise für Fugen in Estrichen, Teil 1,
Fugen in Industrieestrichen, Bundesverband Estrich und
Belag, Troisdorf 1992
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Beratung und Information zu allen Fragen der Betonanwendung
Herausgeber
InformationsZentrum Beton GmbH, Steinhof 39, 40699 Erkrath www.beton.org
Verfasser
Dipl.-Ing. Wolfgang Schäfer, InformationsZentrum Beton GmbH und Prof. Dr.-Ing. Matthias Beck
Unsere Beratung erfolgt unentgeltlich. Auskünfte, Ratschläge und Hinweise geben wir nach bestem Wissen. Wir haften hierfür – auch für eine
pflichtwidrige Unterlassung – nur bei grobem Verschulden, es sei denn, eine Beratung wird im Einzelfall vom Empfänger unter Hinweis auf
besondere Bedeutung schriftlich erbeten und erteilt. Nr. B 19 7.15
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