10 - Stuetzbauwerke 11-10-06
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Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt
X Stützbauwerke
1 Einführung
A
Ea
G Ea
(C)
B
R Rb
Abb. X-1 Konventionelle Stützbauwerke
X Stützbauwerke 06.10.2011
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Nach-
giebigkeit der Konstruktion
Zeile Erddruckansatz
Stütz- (Beispiele)
konstruktion
Stützwände, die auf Grund ihrer Konstruktion unter erhöhter aktiver Erddruck
der Erddruckbelastung anfänglich geringfügig
nachgeben, sich dann aber nicht verformen können im Normalfall:
annährend oder dürfen, z.B.: Eah 0, 5 E ah 0, 5 E 0h
3
unnachgiebig Kellerwände und Stützwände, die in Bauwerke
einbezogen sind und von diesen zusätzlich gestützt in Ausnahmefällen:
werden, Bemessung der stehenden Schenkel von Eah 0, 25 E ah 0, 75 E 0h
Winkelstützwänden
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2 Stützwandtypen
2.1 Schwergewichtsmauer
Die Formgebung und die Abmessungen von Schwergewichtsmauern werden u.a. auf der
Basis der Tragfähigkeitsnachweise und dem Nachweis der Gesamtstandsicherheit festge-
legt. Einfache Konstruktionen mit einer konstanten Wandstärke werden nur bei kleinen
Wandhöhen eingesetzt. In der Regel verbreitert sich das Profil der Wand nach unten,
wobei die Anschrägung vom Hang weg gelegt werden sollte ( < 0), so dass es nicht zu
einer Erhöhung des einwirkenden aktiven Erddrucks kommt. Um den Eindruck eines
Überkippens der Wand zu vermeiden, kann es sinnvoll sein, die Wand auch luftseitig
anzuschrägen.
Die Idealform der Wand lässt sich mathematisch aus der Bedingung ableiten, dass für
jeden Punkt der Mauerachse die Momentensumme gleich Null sein soll (Abb. X-3).
Abb. X-3 Annäherung an die Idealform einer Abb. X-4 Stützwand mit Talsporn und
Stützwand – „Schöllenen-Mauer“ geneigter Sohlfläche
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N
R R
V
A A
H T
a a
C B C B
Abb. X-5 Ansatz der Horizontal- und Vertikalkraft bzw. der Tangential- und Normal-
kraft an einer geneigten Sohlfläche
Im Fall einer geneigten Sohlfläche ist auch der Nachweis der Sicherheit gegen Kippen in
der horizontalen, fiktiven Sohlfläche B-C zu führen. Dabei darf das Eigengewicht des
Bodenkörpers A-B-C in Rechnung zu gestellt werden.
N V cos H sin
(Gl. X-1)
T V sin H cos
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Wie beim Nachweis gegen Kippen muss hier das Eigengewicht des Boden-
körpers A-B-C angesetzt werden. Bei kohäsiven Böden darf bei der Ermitt-
lung des charakteristischen Gleitwiderstands Rt die Kohäsion in der fiktiven
Sohlfuge zum Ansatz gebracht werden, wenn die Kohäsion tatsächlich mobi-
lisiert werden kann.
eb
N
a
b b
2 2
Abb. X-6 Ausmittig angreifende Normalkraft auf die geneigten Sohlfläche eines Streifen-
fundaments
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2.2 Winkelstützmauer
Winkelstützmauern sind Stützwände, bei denen durch Anfügen eines Kragarms (Sporn
oder Konsole) zusätzliche „Totlast“ durch das aufliegende Erdreich in Rechnung gestellt
werden kann und so eine Einsparung an konstruktiver Wandstärke ermöglicht wird.
Der Erddruck ist gemäß Kapitel VI.3.2.1 „Erddruckanteil infolge Eigengewicht des
Bodens“ in Abhängigkeit der Gleitkeilausbildung hinter der Wand entweder an der Fläche
A-B-C-D gemäß Abb. X-9 oder im vertikalen Schnitt E-C-D zu ermitteln. Bei dem in Abb.
X-9 dargestellten Beispiel mit nicht vollständig im Boden ausgebildeter konjugierter
Gleitfläche führt der Ansatz des Erddrucks im vertikalen Schnitt nur zu einer Näherung
des aktiven Erddrucks.
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Zur Erhöhung der Sicherheit gegen Gleiten kann ein zusätzlicher vertikaler Sporn am
bergseitigen Rand der Fundamentplatte einer Winkelstützmauer angeordnet werden. Mit
Hilfe dieser konstruktiven Maßnahme wird der Verlauf der Scherfuge von der Grenz-
schicht Fundament – Boden in den Boden verlagert. Auf diese Weise kann eine Erhöhung
des Gleitwiderstandes um die in der Scherfuge wirkende Kohäsion erreicht werden (siehe
Kapitel „Flächengründungen“).
A da(EC)<da(CD)
da
d a» b
d a=j
Jag
amax
C
F da
D Horizontalkomponente Horizontalkomponente
des Erddrucks im des Erddrucks im
Schnitt ABCD Schnitt ECD
( Näherung )
Abb. X-9 Erddruckansatz bei einer Winkelstützmauer mit nicht frei ausgebildeter kon-
jugierter Gleitfläche
2.3 Raumgitterwand
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Mauerhöhen bis ca. 25 m, in abgetreppter Bauweise sogar bis 50 m, sind erreichbar, da das
Baukastensystem nahezu beliebige Verbreiterungen oder Abtreppungen des Querschnittes
ermöglicht. Auch eine zusätzliche Verankerung hat sich in der Praxis bewährt.
Die wesentlichen Vorteile der Raumgitterwände lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Umweltfreundlichkeit (Schallabsorption),
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Zur Bemessung von Raumgitterwänden wird die Konstruktion einerseits als fiktive
Schwergewichtsmauer aufgefasst, andererseits als eine Reihe von Silozellen, auf deren
Rückseite der Erddruck und eventuell Verkehrslasten wirken. Der Erddruck auf die
Rückseite der Konstruktion kann mit hinreichender Genauigkeit sinngemäß wie bei
geschlossenen Wänden angesetzt werden. Im Regelfall kann vom aktiven Grenzzustand
ausgegangen und die COULOMB’sche Erddrucktheorie verwendet werden. Der Wandrei-
bungswinkel von Raumgitterwänden ist wesentlich größer als der von massiven Beton-
mauern. Er hängt vom Verhältnis der Bodenfläche zur Gesamtfläche je Laufmeter
erdseitiger Wand sowie deren konstruktiver Ausbildung ab und variiert in der Regel im
Bereich 0,75 ≤ ≤ Für die Praxis kann mit hinreichender Genauigkeit das Diagramm
in Abb. X-12 der Erddruckberechung zugrunde gelegt werden.
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k [-]
1,0
TE
EN
EM
EL TE
E EN
RIG EM
IE
D EL
0,8 NGL
H IGE d=k j
EI ÄC
KL FL
S
OS
GR
0,6
20 40 60 80 100
VERHÄLTNIS BODEN- ZU GESAMTFLÄCHE [%]
Unter dem Begriff „Bewehrte Erde“ versteht man einen Verbundkörper aus Boden und
Bewehrung. Übliche Bewehrungen, die zur Errichtung dieser Art von Stützkonstruktionen
zum Einsatz kommen, sind zum Beispiel dünne Injektionspfähle, Stahl- oder Kunststoff-
stäbe, Reibungsbänder, Geogitter und -textilien. Die Idee der „Bewehrten Erde“ beruht auf
einer Form von Stützbauwerken, die der französische Ingenieur HENRI VIDAL in den
sechziger Jahren entwickelte („Terre Armée“). Im Boden werden Bewehrungsbänder
eingelegt, die Zugkräfte aufnehmen und diese über Reibung in den Boden abtragen. An der
Luftseite wird die bewehrte Erde durch eine Außenhaut aus Stahlbeton-Fertigteilen oder
Stahlblechen abgeschlossen, an welche die Bewehrungsbänder angeschlossen werden.
Aufgrund der Korrosionsproblematik von Stahlbewehrungen im Boden werden zunehmend
Kunststoffe für diese Aufgabe eingesetzt.
Die Berechnung von Stützkörpern nach dem System der „Bewehrten Erde“ umfasst die
Untersuchung der äußeren und inneren Standsicherheit. Im ersten Fall wird der Verbund-
körper als „Quasi-Monolith“ idealisiert. Die Standsicherheitsnachweise können somit wie
für ein konventionelles, massives Stützsystem geführt werden. Die Ermittlung der inneren
Stabilität dient der Bemessung der Geometrie des bewehrten Erdkörpers, der Bewehrung
sowie der Außenhaut. In der Regel sind für den Nachweis der inneren Standsicherheit
folgende Nachweise zu führen:
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Bei den Berechnungen kann von der klassischen Erddrucktheorie mit einem aktiven
Gleitkeil innerhalb des bewehrten Bodenkörpers ausgegangen werden. Der Wandrei-
bungswinkel ist mit = 0 anzusetzen, wenn kein genauerer Nachweis erfolgt. Der Einfluss
von Auflasten oder Geländeneigungen auf den Erddruck kann konventionell ermittelt
werden. Die Zugkräfte in der horizontalen Bewehrung können in Abhängigkeit von der
horizontalen Erddruckspannung an der Vorderkante des bewehrten Erdkörpers wie folgt
berechnet werden:
z2 b2
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Für den Nachweis gegen Herausziehen der Bewehrungsbänder sind Annahmen über die
wirksame Haftlänge der Bewehrung zu treffen, längs der sie ihre Haftkraft mittels Reibung
auf den Boden übertragen. Für den Nachweis sind die außerhalb des aktiven Gleitkeils
verbleibenden Teillängen der Bewehrung li anzusetzen.
2.5 Polsterwand
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Durch das Umschlagen der Bewehrungslagen an der Luftseite der Wand ent-
fallen die Probleme des Bandanschlusses, und eine zusätzliche Außenhaut ist
nicht zwingend erforderlich.
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Für den Aufbau der einzelnen Lagen einer Polsterböschung werden temporäre oder
verlorene Schalungen vertikal auf kleinen Bermen oder im Winkel der Böschung errichtet.
Diese müssen dem Druck der Verdichtung des Füllbodens standhalten sowie eine Verdich-
tung bis an die Außenhaut des Bauwerks erlauben. Die Schalungen können nach dem
Einbau jeder Lage gezogen und für die nächste Lage verwendet werden.
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2.6 Gabionenwand
Gabionen – auch als Drahtschotterkörbe oder Steinkörbe bezeichnet – sind mit Steinen
verfüllte quaderförmige Stahlgitterkörbe, die nach dem statischen Prinzip der Schwerge-
wichtsmauer zur Hangsicherung und als Verbau verwendet werden. Die Langzeitbestän-
digkeit der Gitterkörbe ist dabei von entscheidender Bedeutung. Meist werden die
Stahlgitterkörbe daher in feuerverzinkter Qualität oder aus rostfreien Edelstahlgittern bzw.
-stäben gefertigt. Je Fabrikat sind verschiedene Standardmaschentypen und Abmessungen
der quaderförmigen Elemente üblich. Gängige Abmessungen sind hierbei: Breite
50 300 cm, Höhe 50 100 cm, Länge 50 400 cm. Für die Verfüllung kann plattiges
oder rundkörniges natürliches Gesteinsmaterial oder auch Recyclingmaterial verwendet
werden. Die Korngrößen bewegen sich – je nach Maschenweite des Korbes und Hersteller
– in der Regel zwischen 80 und 200 mm. Die wichtigsten Merkmale von Bauwerken aus
Gabionen sind:
Durchlässigkeit,
Begrünbarkeit.
Das Drahtgeflecht der Gabionen wird in der Regel zusammengelegt in Bündeln angelie-
fert, an der Baustelle geöffnet und an der Einbaustelle befüllt. Gabionenmauern erhalten
entweder luft- oder erdseitig eine Abtreppung, die üblichen Wandneigungen variieren hier
zwischen = 0° bis 10°. Dabei werden die Drahtkörbe mit versetzten Fugen übereinander
gestapelt.
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3 Entwässerung
1
4
1
2
6
5 5
3 3
1 Aushub
2 Hinterfüllung
2
3 Füllbeton
11 4 Steinpackung oder Rundkies
5 Gelochte oder poröse Leitung,
1 dmin = 20 cm
1
6 Einfachfilter
9 12 7 Filter 1
10 10 8 Filter 2
5 5 9 Sickerboden
3 3 10 Rundkies, 30 bis 50 mm
11 Filterstein oder - platten
12 Fußstein
Die Dränageschichten sind filterfest (Bodenfeinteile dürfen nicht eingespült werden) und
hydraulisch wirksam (ausreichende Durchlässigkeit) auszubilden. Gegebenenfalls müssen
Stufenfilter mit abgestuften Korngrößen angeordnet werden. Die Filterschichten sind an
ihren tiefsten Punkten über Rohrleitungen durch die Wand hindurch oder unter der Wand
mit einer Leitung zu entwässern, die in die Vorflut mündet. Gegebenenfalls wird das
Wasser der Filterschichten hinter der Wand zunächst in einer längslaufenden Rohrleitung
gefasst (Längsgefälle der Sammelleitung ≥1 %; Durchmesser dmin = 20 cm; Kontroll-
schächte alle 50 m bis 70 m je nach Knickstellen der Leitung oder Änderungen im
Längsgefälle zum Spülen und Reinigen der Leitung), die dann das Wasser, wie oben
beschrieben, durch oder unter der Wand abführt.
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Ableitung des Oberflächenwassers: auf der Böschung der Bergseite anfallendes Oberflä-
chenwasser muss in Mulden, Schalen oder Rinnen hinter der Wandkrone gesammelt und
über Schlammsammler in die Sammelleitung abgeleitet werden. In Abb. X-20 sind
gebräuchliche Ableitungssysteme dargestellt:
b: Rasenmulde
e: Schlammsammler
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Literatur:
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