Schubspannung Infolge Querkraft Bei Biegung - 1
Schubspannung Infolge Querkraft Bei Biegung - 1
Schubspannung Infolge Querkraft Bei Biegung - 1
Q(x)
xz
x
5.1a: Balken mit symmetrischem Vollquerschnitt,
Schnittgren und Spannungen
y
z
5.1b: Verlauf der Schubspannungen
am Rande
Alle freien Oberchen des Balkens sind schubspannungsfrei, und damit folgt aus
der Symmetrie des Spannungstensors, da die Schubspannungen im geraden Schnitt
am Rande lngs der Tangenten wirken (s. Abb. 5.1b). An jedem Punkt des Quer-
schnitts kann die Schubspannung in Komponenten in Richtung der y- und der
z-Achse zerlegt werden, und das Flchenintegral der z-Komponente ergibt gerade
die Querkraft. Wir nehmen an, da die z-Komponente
xz
der Schubspannung (wie
auch die Biegenormalspannung) lediglich von z, nicht jedoch von y abhngt.
Diese z-Komponente der Schubspannungen bezeichnen wir der Einfachheit halber
im folgenden mit (x, z), wir knnen sie anhand einfacher Gleichgewichtsbetrach-
tungen bestimmen. Dazu schneiden wir aus dem Balken gem Abb. 5.2a ein Ele-
ment heraus, das die Dicke x besitzt und von der oberen Kante des Querschnitts
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124 5 Schubspannungen infolge Querkraft bei Biegung
x x +x
y
z
5.2a: Balkenelement
(x, z)
b(x)
5.2b: Normalspannungen
(Biegespannungen)
am Element
(x +x)
5.2c: Schubspannungen in
zueinander senkrech-
ten Schnittchen
ausgeht. Es erfhrt die Biegespannungen gem Abb. 5.2b, die durch
(x, z) =
M(x)
I
y
(x)
z (5.1)
gegeben sind. Sie wirken natrlich nicht nur auf die rechte, sondern auch auf die lin-
ke Stirnche. Auerdem wirken auf diesen Stirnchen noch die Schubspannungen
(x, z) infolge Querkraft mit bisher unbekannter Verteilung. Aus der Symmetrie des
Spannungstensors folgt mit
xz
=
zx
, da gem Abb. 5.2c an der rechten unte-
ren Kante des Elements die gleichen Schubspannungen an der Stirnche und an
der waagrechten Schnittche wirken. Die Querkraft erzeugt also Schubspannungen
auch in zur x, y-Ebene parallelen Schnittchen! Eine Krftegleichung am Element
ergibt
F
ix
= 0 :
z
_
z
o
[(x + x, z) (x, z)] b(z)dz
+ b(z) x (x, z) + o (x) = 0, (5.2)
wobei das Flchenintegral nicht ber den gesamten Balkenquerschnitt, sondern ge-
m Abb. 5.3 nur ber die Stirnche des Elements luft und z
o
< 0 die obere
Kante kennzeichnet. Teilt man (5.2) durch x, so folgt mit x 0
z
_
z
o
x
(x, z) b(z)dz = b(z) (x, z) . (5.3)
Dierentiation von (5.1) fhrt mit M
x
=
Q(x)
I
y
z . (5.4)
Einsetzen in (5.3) und Ausen nach ergibt
(x, z) =
Q(x)
I
y
b(z)
z
_
z
o
z dA . (5.5)
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5.1 Balken mit symmetrischem Vollquerschnitt 125
Das Integral auf der rechten Seite krzen wir durch
S(z) :=
z
_
z
o
z dA
(5.6)
ab. Diese Gre ist oensichtlich gerade das statische Moment (Moment erster
Ordnung) der in Abb. 5.3 gekennzeichneten Flche, die zwischen der Oberkante
des Balkens und der Stelle z = z liegt, sie entspricht der Stirnche des Elements
der Abb. 5.2c. Da z ab dem Schwerpunkt gezhlt wird, ist S(z) dem Betrage nach
z, z
b(z)
y
z = z
0
dA(y, z)
5.3: Zur Berechnung des
statischen Momentes S(z)
auch gleich dem statischen Moment der Flche zwischen der Unterkante des Quer-
schnitts und der Geraden, die durch den Wert von z gekennzeichnet ist. Dies folgt
unmittelbar aus der Denition des Flchenschwerpunktes.
Damit haben wir die einfache Formel
(x, z) =
Q(x)S(z)
I
y
b(z)
(5.7)
fr die lotrechte Komponente
xz
der Schubspannungen infolge Querkraft gewon-
nen. In vielen Fllen, zum Beispiel beim Rechteckquerschnitt, ist die Komponente
xy
vernachlssigbar (bei Biegung um die y-Achse). Zur Bestimmung von ist also
auer den schon bekannten Gren lediglich noch das statische Moment S(z) fr
den jeweils vorliegenden Balkenquerschnitt zu berechnen. Fr z = z
o
verschwindet
die Stirnche des Elements, so da S(z
o
) = 0 ist. Fr z = z
u
(untere Kante des
Balkens) ist S(z
u
) gleich dem statischen Moment der gesamten Querschnittsche;
dieses ist gleich Null, weil der Koordinatenursprung denitionsgem in den Fl-
chenschwerpunkt gelegt wurde. Daraus folgt auch wieder, da fr z = z
u
und z = z
o
die Schubspannung verschwindet.
Gelegentlich wird die Schubspannungsverteilung auch anhand einer Gleichgewichts-
betrachtung an einem Element bestimmt, das sich von der unteren Balkenkante
nach oben erstreckt, wobei dann das statische Moment der zwischen z
u
und z
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126 5 Schubspannungen infolge Querkraft bei Biegung
liegenden Teilche in (5.7) auftritt und sich das Vorzeichen in dieser Formel um-
kehrt.
Gem Abb. 5.2c ruft die lotrecht an einem Punkt der Querschnittsche wirken-
de Schubspannung auch eine gleich groe Schubspannung in einer der waagrechten
Schnittchen durch den gleichen Punkt hervor. Die Fhigkeit des Materials, die-
sen Schubspannungen zu widerstehen, verhindert das Gleiten seiner waagrechten
Schichten aufeinander. Dieses Gleiten ist anschaulich klar, wenn zwei frei aufein-
anderliegende Balken belastet werden (s. Abb. 5.4a). Verhindert man dieses Glei-
ten, z.B. durch Verkleben der beiden Balken, so wird auch die Biegesteigkeit des
Systems erheblich erhht (s. Abb. 5.4b). In dem Fall zweier aufeinanderliegender
Rechteckbalken gleicher Breite b, mit Hhen h
1
bzw. h
2
und Flchentrgheitsmo-
menten I
1
=b h
3
1
/12 bzw. I
2
=b h
3
2
/12, ergibt sich bei schubstarrer Verbindung ein
Balken mit Flchentrgheitsmoment I =b (h
1
+h
2
)
3
/12, was mit h
1
= h
2
= h auf
EI =2bh
3
/3 fhrt gegenber EI =EI
1
+EI
2
=bh
3
/6 fr die aufeinander gleitenden
Lagen. Auch die sich ergebenden Biegespannungen sind in Abb. 5.4a eingetragen.
h
2
+z
_
(5.8)
als
S(z) = A(z) z
S
=
b
2
_
h
2
4
z
2
_
(5.9)
(s. TM 1).
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5.1 Balken mit symmetrischem Vollquerschnitt 127
b
z
y
h
S
A(z)
5.5a: Berechnung des statischen Moments
fr den Rechteckquerschnitt
z
3Q
2A
5.5b: Schubspannungsverteilung am
Rechteckquerschnitt
Die Schubspannungsverteilung gem (5.7) ist also fr das Rechteck durch
=
Q
bh
3
12
b
b
2
_
h
2
4
z
2
_
=
3
2
Q
bh
_
1 (2z/h)
2
(5.10)
gegeben. Sie hat einen bezglich z parabolischen Verlauf (Abb. 5.5b). Beim Recht-
eck wird die Schubspannung demnach fr z = 0 maximal, und das Maximum ist
das 1,5-fache der mittleren Schubspannung Q/bh:
max
=
3
2
Q
bh
.
(5.11)
Da beim Balken mit Rechteckquerschnitt ein ebener Spannungszustand vorliegt, ist
die y-Komponente
xy
berall gleich Null, so da die ermittelte z-Komponente
xz
in diesem Fall mit der resultierenden Schubspannung identisch ist.
Auch fr den Kreisquerschnitt kann die Schubspannungsverteilung mittels (5.7)
leicht bestimmt werden. In TM 1 hatten wir den Flcheninhalt und die Schwer-
punktlage der schraerten Flche der Abb. 5.6a gem
A =
R
2
2
(2 sin 2), z
S
=
4
3
R
sin
3
2 sin 2
(5.12)
berechnet, und damit gilt
S() = A(z) z
S
=
2
3
R
3
sin
3
, (5.13)
so da mit I
y
= R
4
/4 und b = 2R sin
=
QS
I
y
b
=
4
3
Q
R
2
sin
2
(5.14)
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128 5 Schubspannungen infolge Querkraft bei Biegung
z z
y
A(z)
P(z) 4Q
3A
5.6a: Berechnung des statischen Moments
fr den Kreisquerschnitt
5.6b: Schubspannungsverteilung
, und mit
=
4
3
Q
R
2
sin =
4
3
Q
R
2
_
1 (z/R)
2
. (5.15)
Auch
)
max
=
max
= (4/3)Q/(R
2
).
Die Verteilung von
x
dA , (5.19)
wobei sich das Integral ber die Stirnche A des abgeschnittenen Teils erstreckt.
Daraus folgt mit (5.4)
(s) =
Q(x)S(s)
I
y
t(s)
, (5.20)
ganz analog zu (5.7). Die Gre S(s) ist dabei das statische Moment der an der
Stelle s abgeschnittenen Teilche bezglich der y-Achse. Die so berechneten Schub-
spannungen sind natrlich nur Nherungswerte fr die wirklich vorhandenen Span-
nungen. An den Ecken, d.h. an den Verbindungsstellen der einzelnen dnnwandigen
Teile der Querschnitte der Abb. 5.8 treten Spannungen auf, die durch diese einfache
Formel nicht erfat werden.
a
b
c
d
5.8: Beispiele dnnwandiger oener Querschnitte
Im ersten Beispiel berechnen wir die Schubspannungen fr den dnnwandigen,
oenen Querschnitt der Abb. 5.10a mit t
1
, t
2
b, h. Das Flchentrgheitsmo-
ment ergibt sich leicht zu
I
y
=
1
12
t
2
h
3
+ 2t
1
b
_
h
2
_
2
. (5.21)
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5.2 Dnnwandige oene Querschnitte und der Schubmittelpunkt
131
z
y
s
x
x +dx
t(s)
+
x
dx
s
dx
(s)
5.9: Zur Berechnung der Schubspannung (s)
Das statische Moment fr den oberen Flansch, d.h. fr 0 s b ist gem
Abb. 5.10b
S(s) = s t
1
h
2
, (5.22)
und fr den Steg, d.h. fr b < s b +h gilt
S(s) = b t
1
h
2
(s b) t
2
_
h
2
s b
2
_
(5.23)
(s. Abb. 5.10c). Auch fr den unteren Flansch kann S(s) leicht berechnet werden,
wegen der Symmetrie ist das aber nicht erforderlich. Damit knnen wir mittels
(5.20) die Schubspannung berechnen. Sie ist oensichtlich in den Flanschen eine
lineare Funktion der Bogenlnge s, im Steg dagegen quadratisch in s. In Abb. 5.12
sind die Schubspannungen fr den Sonderfall t
2
= 2t
1
, h = b dargestellt. Infolge
der Unstetigkeit der Wandstrke an der Ecke zwischen Steg und Flansch ergibt sich
ein Sprung im Betrag der Schubspannung. Allerdings kann man direkt anhand von
(5.20) erkennen, da der Schubu (s)t(s) stetig ist (die Funktion S(s) ist immer
stetig). In den Ecken selbst ist die Schubspannung nur sehr unzureichend durch
die einfache Formel (5.20) bestimmt, selbst wenn sich eine stetige Funktion (s)
ergibt.
Aus dem Verlauf der Schubspannungen, wie er in Abb. 5.8c angegeben ist, erkennt
man, da sie ein Moment um die x-Achse erzeugen. Dieses Moment ergibt sich
aus den mit Hebelarm h/2 in den waagrecht in den Flanschen wirkenden Schub-
spannungen und den mit Hebelarm e (s. Abb. 5.11) lotrecht im Steg wirkenden
Schubspannungen zu
M
x
= 2
h
2
Q
I
b
_
0
S(s) ds e
Q
I
b+h
_
b
S(s) ds , (5.24)
wobei
e =
2bt
1
b
2
2bt
1
+ht
2
=
b
2
t
1
2bt
1
+ht
2
(5.25)
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132 5 Schubspannungen infolge Querkraft bei Biegung
die Schwerpunktlage des Querschnitts bestimmt.
Fr den schon betrachteten Sonderfall t
2
= 2t
1
, h = b ergibt sich e = b/4, und nach
kurzer Zwischenrechnung folgt aus (5.24)
M
x
=
5
8
b Q . (5.26)
s
t
1
h
t
1
b
z
y
t
2
5.10a: Querschnitt
s
h
2
5.10b: Statisches Moment:
Flansch
s b
h
2
sb
2
5.10c: Statisches Moment:
Steg
z
y
D
Q
e
5b/8
5.11: Schubmittelpunkt D
1
2
Q
bt
1
3
8
Q
bt
1
3
4
Q
bt
1
5.12: Schubspannungsverteilung
Die berechneten Schubspannungen sind also in diesem Beispiel quivalent zu einer
lotrechten Einzelkraft Q, die nicht durch den Flchenschwerpunkt S geht, sondern
um die Strecke der Lnge 5b/8 gem Abb. 5.11 verschoben ist. Der Punkt der
Symmetrieachse, der dieser Wirkungslinie der Kraft Q entspricht, ist in Abb. 5.11
mit D gekennzeichnet; er wird als Schubmittelpunkt des Querschnitts bezeichnet.
Fr den allgemeinen Fall des Querschnitts der Abb. 5.8c schreiben wir (5.24) als
M
x
= y
D
Q (5.27)
mit
y
D
:=
h
I
b
_
0
S(s) ds
e
I
b+h
_
b
S(s) ds . (5.28)
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5.2 Dnnwandige oene Querschnitte und der Schubmittelpunkt
133
F
y
D
z
x
y
5.13a: Reine Biegung (Kraft F greift
im Schubmittelpunkt an)
F
x
z
y
5.13b: Biegung und Torsion
Lediglich wenn die Querkraft gem Abb. 5.13a im Schubmittelpunkt wirkt, wird
sich der Balken ausschlielich in der x, z-Ebene verbiegen. Falls die Querkraft in
einem anderen Punkt, z.B. im Flchenschwerpunkt wirkt, kommt es noch zu einer
Verdrehung des Querschnitts um die z-Achse, d.h. zu Torsion (Abb. 5.13b). In Ka-
pitel 6 werden wir sehen, da oene Querschnitte, wie wir sie hier behandeln, sehr
empndlich auf Torsionsmomente reagieren. Es ist deswegen fr solche Querschnit-
te wichtig, den Schubmittelpunkt mglichst genau zu kennen. Anders verhlt es sich
bei geschlossenen, z.B. bei kastenfrmigen Querschnitten: Sie sind recht torsions-
steif, so da die genaue Kenntnis des Schubmittelpunktes dort oft nicht so wichtig
ist.
Im zweiten Beispiel untersuchen wir die Schubspannungsverteilung in dem ge-
schlitzten, dnnwandigen Kreisquerschnitt der Abb. 5.14a. Das Flchentrg-
heitsmoment ist das gleiche wie das des geschlossenen Kreisquerschnitts:
I
y
=
1
2
I
p
=
1
2
R
2
2Rt = R
3
t . (5.29)
Fr das statische Moment gilt
S() =
_
0
R(sin ) t Rd = R
2
t(1 cos ), (5.30)
so da sich fr die Schubspannungen
() =
QS
I
y
t
=
Q(1 cos )
Rt
(5.31)
ergibt. Die entsprechende Schubspannungsverteilung ist in Abb. 5.14b dargestellt,
und das Maximum wird an der Stelle = erreicht. Wir berechnen nun noch
den Schubmittelpunkt. Das Moment der Schubspannungen bezglich des Flchen-
schwerpunktes S ist
M =
2
_
0
Rt Rd = QR
2
_
0
(1 cos ) d = 2 RQ ; (5.32)
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134 5 Schubspannungen infolge Querkraft bei Biegung
S
z
y
z
y
5.14b: Die Schubspannungsverteilung
S
z
y
e
E
s
b
t
5.15a: Rechtwinkliger Querschnitt
3
2
4
Q
tb
5.15b: Die Schubspannungsverteilung
demnach liegt der Schubmittelpunkt auf der y-Achse an der Stelle y
D
= 2R.
Abschlieend bestimmen wir noch die Schubspannungen in dem Balkenquerschnitt
der Abb. 5.15, der aus einem dnnwandigen, rechten Winkel besteht. Der
Abstand des Schwerpunktes S von der Ecke ergibt sich zu e = (
2
4
ts
2
2
2
tbs . (5.33)
Aus
dS
ds
= 0 folgt s = b, und an dieser Stelle ergibt sich das betragsmige Maximum
der Schubspannung
max
=
3
2
4
Q
tb
. (5.34)
Die Schubspannungsverteilung ist in Abb. 5.15b dargestellt. Da hier die Wirkungs-
linien der Schubspannungsvektoren alle durch die Ecke E des Querschnitts gehen,
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5.3 Vergleich der Verformungen und Spannungen infolge Biegung und Schub 135
erkennen wir auch ohne Rechnung, da der Schubmittelpunkt D mit der Ecke E
identisch ist. Auch in den Querschnitten der Abb. 5.16 kann der Schubmittelpunkt
D unmittelbar angegeben werden.
S D
z
y
5.16a: Schubmittelpunkt und Schwerpunkt
fallen zusammen
S
D
z
y
5.16b: Der Schubmittelpunkt liegt nicht
im Schwerpunkt
5.3 Vergleich der Verformungen und Spannungen
infolge Biegung und Schub
In den vorhergehenden Kapiteln haben wir mehrfach behauptet, da die Schub-
spannungen infolge Querkraft meist klein gegenber den Biegespannungen sind.
Wir wollen das anhand des Kragtrgers der Abb. 5.17 zumindest fr einen Recht-
eckquerschnitt plausibel machen. Bei den in Abschnitt 5.2 behandelten dnnwan-
digen Querschnitten ist die Situation komplizierter. Die maximale Biegespannung
im Kragtrger tritt oensichtlich an der Einspannung auf, sie ist durch
max
=
Fl
W
=
6Fl
bh
2
(5.35)
gegeben. Die Querkraft ist fr den ganzen Balken konstant, so da auch die Schub-
spannungen nicht von x abhngen. Nach (5.11) ist die maximale Schubspannung
max
=
3
2
F
bh
. (5.36)
Somit ergibt sich das Verhltnis
max
max
=
1
4
h
l
(5.37)
zwischen maximaler Schubspannung und maximaler Biegespannung bei dem Krag-
trger der Abb. 5.17, sofern wir einen Rechteckquerschnitt voraussetzen. Da beim
Balken aber stets h l angenommen wird, sind in der Tat die Schubspannungen
sehr viel kleiner als die Biegespannungen.
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136 5 Schubspannungen infolge Querkraft bei Biegung
Bei dem betrachteten Balkenquerschnitt liegt in guter Nherung ein ebener Span-
nungszustand vor. Die Hauptspannungen an einem beliebigen Punkt des Balkens
sind daher nicht identisch mit den Biegenormalspannungen im geraden Schnitt.
Die Hauptspannungen knnen mit den Formeln aus Kapitel 3 aus den Biegenor-
malspannungen und den Schubspannungen infolge Querkraft berechnet werden. Die
Schubspannungen infolge Querkraft sind im allgemeinen jedoch sehr klein, so da
in den meist fr die Bemessung kritischen Randregionen in guter Nherung ein ein-
achsiger Spannungszustand vorliegt. Dabei ist die Randfaserspannung der Biegung
auch gerade Hauptnormalspannung. In Balkenmitte allerdings liegt ein zweiachsiger
Spannungszustand vor (reiner Schub), jedoch mit der sehr kleinen Hauptspannung
|
1
| = |
2
| =
max
gem (5.36).
F
l
x
5.17: Kragtrger
Auch die Verformungen infolge Querkraft sollen noch grob abgeschtzt werden. Der
Biegepfeil f = w(l) des Kragtrgers der Abb. 5.17 ist
f =
F l
3
3 EI
= 4
F l
3
Ebh
3
. (5.38)
Die Querkraft verursacht eine zustzliche Absenkung f dieses Punktes, deren
Berechnung Schwierigkeiten macht. Zu einer groben Abschtzung von f gelangen
wir, wenn wir gem Abb. 5.18 die parabelfrmig verteilte Schubspannung durch
ihren mittleren Wert = F/bh ber den Balkenquerschnitt ersetzen. Dann gilt
f l , = G (5.39)
mit = /G (Hookesches Gesetz). Bei den meisten Materialien ist G E/3, so
da aus (5.39)
f
3 lF
bhE
(5.40)
folgt. Vergleichen wir die Absenkung infolge Querkraft mit dem Biegepfeil infolge
des Momentes, so ergibt sich
f
f
3
4
h
2
l
2
1 . (5.41)
Das Verhltnis der Verformungen infolge Schub und Biegung ist also noch viel
kleiner als das der entsprechenden Spannungen.
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5.4 Zusammenfassung 137
F
bh
max
=
3
2
Q
b h
(5.43)
im geraden Schnitt tritt also gerade in der neutralen Faser z = 0 auf.
Fr andere Vollquerschnitte von Balken kann die Verteilung der Schubspannungs-
komponenten (in z-Richtung) gem
(x, z) =
Q(x) S(z)
I
y
b(z)
(5.44)
bestimmt werden. Hierbei ist Q(x) die Querkraft an der Stelle x, I
y
das Flchen-
trgheitsmoment, b(z) die Breite des Querschnitts an der Stelle z und
S(z) =
z
_
z
o
z dA
(5.45)
das Flchenmoment erster Ordnung der Teilche des Querschnitts, die zwischen
der durch den Wert von z gekennzeichneten Geraden und dem oberen Rand liegt.
(Da z vom Flchenschwerpunkt aus gezhlt wird, kann in (5.45) auch der Wert z
u
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138 5 Schubspannungen infolge Querkraft bei Biegung
fr die untere Randfaser anstelle von z
o
verwendet werden, wobei allerdings das
Minuszeichen in (5.44) wegfllt.)
Bei sehr dnnwandigen oenen Querschnitten kann man nherungsweise annehmen,
da die Schubspannungen parallel zur Nullinie des Prols verlaufen. Sie knnen
gem
(s) =
Q(x) S(s)
I
y
t(s)
(5.46)
berechnet werden. Die Bogenlnge s wird dabei von einem oberen Endpunkt des
dnnwandigen Prols gewhlt; t(s) ist die Proldicke an der Stelle s und S(s)
das Flchentrgheitsmoment erster Ordnung der an der Stelle s abgeschnittenen
Teilche bezglich der y-Achse. Es zeigt sich, da diese Schubspannungen i.a. nicht
quivalent zu einer lotrechten Einzelkraft Q im Flchenschwerpunkt sind, sondern
zu einer Einzelkraft Q im sogenannten Schubmittelpunkt.
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