"I become Death. The Destroyer of Worlds."

Wollte ich letztes Jahr eigentlich im Kino sehen, aber die Luft und Lust darauf war raus.
Es lag auch an den Hype um diesen und einem anderen Film, obwohl ich schon erstaunt war das ein Film mit dieser Thematik die Leute ins Kino lockte - was mich auch andererseits freut.
Trotzdem...
BARBENHEIMER.... Alleine das Wort löst bei mir grauenhafte Pusteln aus.

Das Eingangszitat welches Oppenheimer selbst zitierte birgt zweierlei Erkenntnisse:
Erstens fördert es das moralische und empathische Dilemma zutage welche zusammen mit dem Gewissen einen nicht zu leugnenden und zu unterdrückenden Gemütszustand herbeiführt von dem man nicht weglaufen kann.
Psychisch labile Menschen und gequälte Seelen schonmal gar nicht.
Zweitens zeigt es auf, das unmissverständlich jene Situation die aus einem eifrigen akribischen geldverschlingenden Wettlaufs mit der Zeit und dem gleichzeitigen Sprint Richtung Fortschritt so plötzlich Urknallgleich präsent ist und nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

Durch Kernspaltung ist es also nun möglich Energie zu erzeugen. Nicht nur Erzeugen - sondern auch Entfachen.
Diese schwindelerregende Forschungen über Quantenphysik, Kerntechnik, Wechselwirkung, Plutonium und Atome find ich einfach pervers spannend und faszinierend.
Bis zu dem Punkt jedenfalls an dem feststeht, das rauchende Köpfe alle ihre Energien, ihr Wissen, ihre Forschungen und Berechnungen in den Bau einer Massenvernichtungswaffe stecken.
Die Politik macht Druck:
Bauen wir die Bombe nicht zuerst, bauen sie zuerst die Nazis und wenn es nicht die Nazis sind, dann eben die Russen, also müssen wir sie zuerst bauen usw...Das Kreisdenken der Menschheit hat empirisch einen neuen Durchmesser angestrebt.

Christopher Nolan und sein Team haben für diesen Film eine unglaubliche Arbeit an Hintergrundinfos und authentischen Sets hingelegt, welche die Narrative über die Zeitebenen hinweg auf ein solides Fundament heben.
Die nicht lineare Erzählstruktur mag teils verwirrend sein, fügt sich aber in diesen 3 Stunden langen Film sehr gut ein.
Ich kann da halt nicht meckern und durch die Filmaufnahmen durch das analog angetriebene IMAX-Verfahren wirkt es nicht nur wie angestrebt authentisch, sondern erfüllt alles mit einem nahbaren, gerenderten und natürlichen Look.
Der Film fühlt sich dadurch wirklich "schwer" an - positiv gemeint - anders kann ich es nicht beschreiben.
Die Kamera erzeugt magische Bilder, dazu noch teils sphärische Klänge und genrell eine audiovisuelle Pracht höchster Güte.

Akribische Recherche-Arbeit rund um "Oppi" - den Vater der Atombombe - und das Manhatten-Projekt samt anschließendem Scheinprozess bis hin zu den zwei abscheulichen Abwürfen der Atombomben auf Japan - autorisiert von einem abscheulichen Präsidenten - können mich wirklich überzeugen und das sehr interessante Bonusmaterial auf der Blu-ray unterstreicht diesen Eindruck. Hab heute morgen an meinem letzten Urlaubstag über 4 Stunden vorm Bildschirm geklebt und als Krönung liegt beim Bonusmaterial noch die sehr sehenswerte Dokumentation
TO END ALL WARS bei.
Knüllerpaket mit umfangreichen Making-Of und voller Informationen und Hintergründen vor allem in Bezug auf den Mensch J. Robert Oppenheimer - sehr empfehlenswert.

Nolan ist nunmal ein Erzähler und das auf seine eigene Art und Weise. Er liefert auch hier keine eigene Meinung und auch keine Antworten, aber er stellt Fragen.
Sind es die richtigen Fragen?
In Anbetracht der aktuellen Weltsituation ganz sicher, denn die Atomwaffenarsenale der "großen" Nationen sind erschreckende und furchtbare Bedrohungen für die menschliche Spezies und zwar nur einen Knopfdruck entfernt.
Der Klimawandel muss sich da wohl hinten anstellen.

Ich bin gespannt was mit der Zeit aus diesem Hype hier wird.
Ich muss und will unbedingt OPPENHEIMER noch einige Male schauen, denn vieles möchte ich noch perspektivischer Einordnen.
Die Buchvorlage AMERICAN PROMETHEUS will auch noch gelesen werden.
Soviel Gedankengut schon wieder...
Dabei bin ich doch eh nur noch am grübeln, sinnieren und Verstehen wollen.

Nun gut, ganz egal ob es Prometheus war der dem Menschen das Feuer gegeben hat, oder irgendein anderer "Qualitätsgott" den man anbetet, oder die Evolution selber:
Die Verantwortung dieser Waffen liegt bei Politikern die sich schon lange der Demokratie und der Moral entledigt haben nur um sich diese zu eigen zu machen und sie sich hinzubiegen wie sie es gerade in der jeweiligen Situation brauchen um somit ihre Entscheidungen und Taten zu relativieren.
Das ist erstaunlich beängstigend - genau wie eine Atompilzwolke.
Ja, er mault wieder rum - der Headhunter mit der Teufelszahl, aber Vertrauen und Glauben an die Obrigkeit und deren geistigen Zerfall ist halt bei mir nicht mehr.

Der Countdown läuft.. TickTack TickTack TickTack

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