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Achsen und Wellen

Konstruktionslehre

Studiengang Mechatronik

2. Semester

Prof. Dr.-Ing. M. Reichle


Inhaltsverzeichnis - II -

Inhaltsverzeichnis

1 Definition der Achsen und Wellen ............................................................ 1


1.1 Achsen ............................................................................................... 2
1.2 Wellen ................................................................................................ 4

2 Berechnung und Bemessung auf Tragfähigkeit ....................................... 5


2.1 Beanspruchung durch Schub ............................................................... 5
2.2 Beanspruchung durch Biegung ............................................................ 5
2.3 Beanspruchung durch Torsion ............................................................. 6
2.4 Zusammengesetzte Beanspruchung .................................................... 6
2.5 Berechnung auf Verformung ................................................................ 7
2.5.1 Verdrehwinkel ........................................................................... 7
2.5.2 Durchbiegung ........................................................................... 7

3 Dynamisches Verhalten der Wellen .......................................................... 7

4 Wellengestaltung ...................................................................................... 8
4.1 Reduzierung der Kerbwirkung .............................................................. 8
4.2 Wellengestaltung............................................................................... 10
4.2.1 Grundkonzept ......................................................................... 10
4.2.2 Feingestaltung ........................................................................ 11

5 Naben ...................................................................................................... 12

6 Wellensicherungen ................................................................................. 15

7 Aufgabe Kegelritzelwelle ........................................................................ 17

Anhang ........................................................................................................ 18
A.1 Momentenflächen .............................................................................. 18
A.2 Oberflächenbeiwert, Größenbeiwert, Kerbwirkungszahlen .................. 19
A.3 Kerbwirkungszahlen für abgesetzte Wellen ........................................ 20
A.4 Rechenschema zur Festigkeitsberechnung von Wellen ....................... 21
A.5 Aufgabe Kegelritzelwelle ................................................................... 22
Inhaltsverzeichnis - III -
Definition der Achsen und Wellen -1-

1 Definition der Achsen und Wellen


Das Bild 1.1 und das Bild 1.2 zeigen typische Versagensarten von Achsen und
Wellen.

Bild 1.1: Dauerbruch einer Achse Bild 1.2: Dauerbruch einer Achse
unter einseitiger, schwel- unter Wechselbiegung.
lender Biegung.

Bild 1.3: Dauerbruch einer Welle Bild 1.4: Dauerbruch einer Welle
unter Umlaufbiegung. unter Torsionsschwingung.
Definition der Achsen und Wellen -2-

1.1 Achsen

Achsen dienen zur Aufnahme von Rollen, Seiltrommeln, Laufräder und dgl. Ihre
Hauptfunktion ist „Stützen“, d. h. sie werden nur durch Querkräfte und Biege-
momente beansprucht. Man unterscheidet:

Feststehende Achse: auf dieser drehen sich Maschinenteile

Umlaufende Achse: diese dreht sich selbst in Lagern und die Maschi-
nenteile sitzen fest.

Feststehende Achsen werden nur ruhend oder schwellend auf Biegung bea n-
sprucht. Sie werden mit Kreis- und Kreisringquerschnitt, aber auch als Kasten-
profil, I-Profil oder Sonderprofil mit angesetzten oder angelenkten (Kfz-
Vorderachse, Lenkbewegung) Zapfen ausgeführt.

Umlaufende Achsen besitzen immer Kreis- oder Kreisringquerschnitt. Sie wer-


den wechselnd auf Biegung beansprucht, da bei der Drehung jede Faser nach-
einander die Zug- und Druckzone durchläuft.

Bild 1.5: Feststehende Achse: ruhende Biegung


Definition der Achsen und Wellen -3-

Bild 1.6: Umlaufende Achse: Umlauf- (Wechsel-)

Zapfen und Achsbolzen sind die Abschnitte von Achsen und Wellen, die in den
Lagern laufen. Sie sind meist an den Enden angeordnet.

Bild 1.7: Zapfen Bild 1.8: Achsbolzen


Definition der Achsen und Wellen -4-

1.2 Wellen

Wellen sind immer umlaufende Maschinenteile mit der Hauptfunktion „Drehm o-


mentübertragung“. In sie werden Drehmomente eingeleitet und an anderer Stelle
wieder abgenommen. Zur Einleitung oder Abnahme dienen Zahnräder, Schn e-
cken, Schneckenräder, Riemenscheiben, Seilscheiben, Kettenräder, Reibsche i-
ben und Kupplungen. Die meisten dieser Übertragungselemente beanspruchen
die Welle außer auf Verdrehung noch durch ihr Eigengewicht und durch U m-
fangs-, Radial- oder Axialkräfte auf Biegung.

Bild 1.9: Kfz-Wasserpumpenwelle

Die Radachse ist ein einfaches Bauelement der Massenfertigung. Die Bauteile
sind mit einem Presssitz befestigt und die gehärtete Welle ist zugleich der La-
gerinnenring.

Bild 1.10: Radachse


Berechnung und Bemessung auf Tragfähigkeit -5-

2 Berechnung und Bemessung auf Tragfähigkeit

2.1 Beanspruchung durch Schub

Die Beanspruchung durch Querkräfte ist nur bei sehr kurzen Achsen oder We l-
len zu beachten.

l
Anhaltswert : 5
d

Schubspannung:

F
s  ( 2.1 )
A

2.2 Beanspruchung durch Biegung

Biegespannung:

Mres
b  ( 2.2 )
Wb

Setzt man für  b einen zulässigen Beanspruchungswert  bzul , so kann man den
Durchmesser bestimmen.

W b für einen Vollquerschnitt:

  d3
Wb  ( 2.3 )
32
Für eine erste Überschlagsrechnung gilt:

- bei feststehenden Achsen: S=3

- bei umlaufenden Achsen: S=3

Diese hohen Sicherheitswerte schließen bereits Kerbwirkung, Schwächung


durch Nuten und dergleichen ein.

Bei der Nachrechnung an den gefährdeten Stellen (Zapfenübergang, höchstes


Biegemoment) sind unter Berücksichtigung der Kerbwirkung, Größ eneinfluss
und Oberflächeneinfluss Sicherheiten von S = 1,2 bis 1,8 ausreichend.
Berechnung und Bemessung auf Tragfähigkeit -6-

2.3 Beanspruchung durch Torsion

Torsionsspannung :

Mt
t    t,zul ( 2.4 )
Wt

W t für einen Vollquerschnitt:

  d3
Wt  ( 2.5 )
16
Für erste Überschlagsrechnungen bei Wellen gilt:

Mt  16  S
d3 ( 2.6 )
   t,zul

Dieser hohe Sicherheitsbeiwert berücksichtigt neben der Kerbwirkung auc h die


Biegebeanspruchung.

2.4 Zusammengesetzte Beanspruchung

Bei der Nachrechnung von Wellen, die durch Biege- und Drehmomente bean-
sprucht sind, ist die Vergleichsspannung meist nach der GEH zu ermitteln.

 vk  2  a   0  t 2 ( 2.7 )

a = 3 (GEH, zähe Werkstoffe),


a = 4 (SH, spröde Werkstoffe),

Anstrengungsverhältnis:
0 = 0,7 für  wechselnd,  schwellend,
0 = 1,0 für  und  wechselnd
Dynamisches Verhalten der Wellen -7-

2.5 Berechnung auf Verformung

2.5.1 Verdrehwinkel

 M l
 t ( 2.8 )
G  t

mit G ≈ 8,3·10 6 N/cm² für Stahl

  d4
und t  ( 2.9 )
32
Daraus ergibt sich die Drehfederrate:
M
R  t ( 2.10 )

Verdrehwinkel für eine abgesetzte Welle:

 M l l 
 t   1  2  ...  ( 2.11 )
G   t1  t 2 

2.5.2 Durchbiegung

Für eine Reihe von einfachen Fällen kann die Gleichung für die Biegelinie aus
der Literatur entnommen werden.

Wirken auf die Welle gleichzeitig mehrere Kräfte, so kann in einfachen Fällen
(gleich bleibender oder annähernd gleich bleibender Querschnitt) die Gesamt-
durchbiegung aus der Überlagerung der Einzeldurchbiegungen der jeweiligen
Kräfte bestimmt werden (Superpositionsgesetz).

3 Dynamisches Verhalten der Wellen


Infolge ihres elastischen Verhaltens sind Wellen schwingungsfähige Systeme,
die durch Zentrifugalkräfte oder periodische Kraft- und Drehmomentschwankun-
gen zu erzwungenen Schwingungen angeregt werden.
Wellengestaltung -8-

Damit die Schwingungsamplituden nicht unendlich groß werden (Resonanz),


dürfen Betriebsdrehzahl (Erregerfrequenz) und kritische Drehzahl (Eigenfr e-
quenz) nicht zu nahe aneinander liegen.

Biegeschwingungen: werden durch Zentrifugalkräfte verursacht, d. h.


schlechte Auswuchtung bzw. zu große Durchbiegung
der Welle.

Drehschwingungen: werden durch periodische Schwankungen des Dreh-


momentes verursacht.

Für einfache Systeme (Ein- bis Zweimassenschwinger) existieren analytische


Lösungen. Für Systeme mit mehr als drei Drehmassen werden zeichnerische
oder numerische Näherungsverfahren angewendet, bzw. erfolgt die experime n-
telle Bestimmung der kritischen Drehzahlen.

4 Wellengestaltung
4.1 Reduzierung der Kerbwirkung

Bild 4.1: Wellenabsatz mit Entlastungsübergang

Erzeugung eines stetigen Übergangs mit sich änderndem Krümmungsradius mi t-


tels elliptischen oder Korbbodenübergang.
Wellengestaltung -9-

Bild 4.2: Entlastungskerben bei Einstichen

Bild 4.3: Entlastungskerbe bei Naben

Bild 4.4: Entlastungsmulde neben Querbohrung

Entlastungsmulde drängen die Kraftflußlinien vom Lochrand weg.


Wellengestaltung - 10 -

Bild 4.5: Überstand bei Nabensitzen

Bei kegeligen und zylindrischen Naben wird durch den Überstand die Kerbwi r-
kung verringert.

4.2 Wellengestaltung

4.2.1 Grundkonzept

Schonung der Zapfen bei der Montage durch einen größeren Durchmesser für
die Nabensitze. Gleichzeitig ergibt dies einen größeren Durchmesser im Bereich
des maximalen Biegemomentes.

Erleichterung der Fertigung durch Änderung von Passung und Oberflächengüte


im Bereich zwischen den Nabensitzen.
Wellengestaltung - 11 -

Einführung zweier Anschläge als Montagehilfe oder zur Abstützung von Axi al-
kräften.

Einführung weiterer Anschläge und zweier Anlaufbunde. Die Welle wird dadurch
länger.

4.2.2 Feingestaltung

Nach der Festlegung des Grundkonzeptes schließt die Feingestaltung aller Ei n-


zelheiten unter Beachtung der Kerbwirkung an.

Bild 4.6: Variante 1


Naben - 12 -

Bild 4.7: Variante 2: für die Montage von einer Seite

Anstelle der entfallenen Anschläge tritt eine Buchse. Wenn gilt: d 3 = d 2 = d 1 ,


sind die beiden Wellen austauschbar.

V
Bild 4.8: Variante 3: Zweiter Nabensitz für Pressmontage ausgelegt.

5 Naben
Naben sind verhältnismäßig dickwandige hohlzylinderförmige Bereiche von Ba u-
teilen, die auf Achsen oder Wellen angeordnet werden und der Kraft- und / oder
der Drehmomentübertragung dienen.

Die Gestaltung der Naben ist wesentlich bedingt durch die verwendeten Wer k-
stoffe, die Bauteile, deren Bestandteil sie sind und der Wechselwirkungen zw i-
schen Welle und Nabe.
Naben - 13 -

Bild 5.1: Ritzel

Im einfachsten Fall ist das Bauteil eine dicke Scheibe. Die Gestaltung der Nabe
besteht dann nur noch in der Wahl des Bohrungsdurchmessers und der Wahl
der Kontur der Bohrung.

Bild 5.2: Grundkonzept: dickwandiger Hohlzylinder

 da  di  bestimmen sich aus den


l 1
Die Verhältnisse und die Wandstärke
da 2
Erfordernissen der Kraft- oder Drehmomentübertragung.

In Fällen, in denen die Naben nicht nahtlos in das Bauteil übergehen, wird die
Verbindung zwischen Nabe und
Naben - 14 -

Bild 5.3: Weiterentwicklung mit Formschrägen

Leicht anzubringen bei Schmiede- und Gussfertigung. Die gebrochenen oder


gerundeten Kanten reduzieren gleichzeitig die Pressungsverteilung an den E n-
den.

Bild 5.4: Weiterentwicklung durch Verstärken

Im Bereich der Drehmomentein- oder ausleitung sind die Naben verstärkt. Bei
Gussherstellung ist auch eine Verstärkung im Bereich der Welle -Nabe-
Verbindung mit Berücksichtigung der Kontur der Bohrung möglich.

Bild 5.5: Weiterentwicklung durch Kegelform


Wellensicherungen - 15 -

Zur Minderung der Kerbwirkung und am Nabenende ist diese kegelig gestaltet.
Die Pressungsverteilung wird dadurch an den Enden noch mehr herabgesetzt.

6 Wellensicherungen
Zur axialen Sicherung der Naben, muss bei formschlüssigen Wellen-Naben-
Verbindungen ein Sicherungselement vorgesehen werden.

DIN 94 Splint

DIN 703 Blanke Stellringe,


schwere Reihe
DIN 705 blanke Stellringe,
leichte Reihe

a) DIN 471 Sicherungsringe für Wellen

b) DIN 472 Sicherungsringe


für Bohrungen

a) DIN 983 Sicherungsringe mit


Lappen für Wellen

b) DIN 984 Sicherungsringe mit


Lappen für Bohrungen

DIN 6799 Sicherungsscheiben


für Wellen

a)DIN 9045 Sprengringe

b) DIN 5417 Sprengringe für


Wälzlager mit Ringnut

DIN 15058 Achshalter


(Hebezeuge und
Fördermittel)

DIN 82242 (Schiffbau)

Bild 6.1: Genormte Sicherungselemente


Wellensicherungen - 16 -

Bild 6.2: Sicherungsring mit Stützscheibe; Sicherungsring mit Passscheiben

Bild 6.3: Wellenmutter mit Metalleinsatz; Wellenmutter mit Sicherungsblech


der sich im Gewinde verspannt
Aufgabe Kegelritzelwelle - 17 -

7 Aufgabe Kegelritzelwelle
Für die Kegelritzelwelle sind die Sicherheiten der gefährdeten Stellen I) bis X)
nachzurechnen (siehe auch Anhang A.5).

Gegeben: Fu = 2250 N Koordinatensystem:


Fa = 250 N
Fr = 800 N
dm = 72 mm
Werkstoff: E295

Hinweise zur Dateneingabe:

1. z-Achse ist die Drehachse. Demnach zeigt F u in positive x-Richtung, F r in


positive y-Richtung.

2. F a ergibt mit r = d m /2 ein Kippmoment (Biegemoment) M = F a ·d m /2 = 9 Nm.


F a wird als Längskraft nicht weiter berücksichtigt.

3. F u ergibt mit r = d m /2 ein Torsionsmoment T = F u ·d m /2 = 81 Nm. Die Einlei-


tung und Ausleitung sei jeweils die Mitte der Passfedern (Querkraftfrei).
Anhang - 18 -

Anhang
A.1 Momentenflächen
Anhang - 19 -

A.2 Oberflächenbeiwert, Größenbeiwert, Kerbwirkungszahlen


Anhang - 20 -

A.3 Kerbwirkungszahlen für abgesetzte Wellen


Anhang - 21 -

A.4 Rechenschema zur Festigkeitsberechnung von Wellen

Wellenwerkstoff:  bw = Nmm -2  tschw = Nmm -2


 zdw = Nmm -2  tw = Nmm -2
Stelle I II III IV V VI VII VIII IX X
l mm
d mm
M bx Nmm
M by Nmm
M res Nmm
Wb mm 3
b N/mm 2
 N/mm 2
 kb0 (für Absatz)

cb (für Absatz)

 kb
T Nmm
Wt mm 3
 tk N/mm 2
 kt0 (für Absatz)

ct (für Absatz)

 kt
 vk N/mm 2
bO
bG
S
Mres
Mbres  Mbz
2
 Mby
2
; b  ;   b  zd (bei Zug und Druck, wird selten berücksichtigt!);
Wb
K
nur σ-Spannung: S  , k =  ·  kb oder  k =  b ·  kb ; K  =  bw · b O · b G , ( b,sch selten )
k
K T
nur -Spannung: S  ,  tk =  t ·  kt,  t  ; K  =  tschw · b O · b G ( T schwellend),
 tk Wt
K  =  tw · b O · b G ( T wechselnd)

K
σ- und -Spannung: S  ,  vk    kb 2  a   0  t  kt 2
 vk
Vergleichsspannung: a = 3 (GEH, zähe Werkstoffe),
a = 4 (SH, spröde Werkstoffe),
 0 = 0,7 für  wechselnd,  schwellend,
 0 = 1,0 für  und  wechselnd
K  =  bw · b O · b G , (b,sch selten )
Anhang - 22 -

A.5 Aufgabe Kegelritzelwelle

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