EC2 Schneider Isjecak Querkraft
EC2 Schneider Isjecak Querkraft
EC2 Schneider Isjecak Querkraft
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4.1.2 Querkraft
4.1.2.1 Nachweisform
Es ist nachzuweisen, dass der Bemessungswert der einwirkenden Querkraft VEd den Bemessungswert des
Widerstandes VRd nicht überschreitet.
VEd ≤ VRd (71.1)
Die Tragfähigkeit für Querkraft wird durch verschiedene Versagensmechanismen begrenzt; es gelten fol-
gende Bemessungswerte der aufnehmbaren Querkraft:
– VRd,c aufnehmbare Bemessungsquerkraft eines Bau-
teils ohne Schubbewehrung (Abschn. 4.1.2.2)
– VRd,max Bemessungswert der Querkraft, die ohne Ver-
sagen des Balkenstegs („Betondruckstrebe“)
aufnehmbar ist (Abschn. 4.1.2.3) θ
– VRd,s Bemessungswert der aufnehmbaren Querkraft
eines Bauteils mit Schubbewehrung (ohne Versa-
gen der „Zugstrebe“ aufnehmbare Querkraft;
Abschn. 4.1.2.3)
Das dargestellte, stark vereinfachte Fachwerkmodell erläutert das Tragverhalten eines Stahlbetonträgers.
Druck- und Zuggurt sind durch Fachwerkstäbe verbunden, wobei die Druckstrebenkraft VRd,max durch
die Betontragfähigkeit und die Zugstrebentragfähigkeit VRd,s durch die Schubbewehrung begrenzt ist.
Bei VEd ≤ VRd,c ist rechnerisch keine Querkraftbewehrung erforderlich (Balken und Platten mit b / h < 5
sind jedoch stets mit einer Mindestquerkaftbewehrung zu versehen; s. Abschn. 5.4). In Querschnitten mit
VEd > VRd,c ist die Querkraftbewehrung zu bemessen, sodass VEd ≤ VRd,s ist (die erforderliche
Mindestquerkraftbewehrung ist zusätzlich zu beachten).
Der Bemessungswert der einwirkenden Querkraft VEd darf in keinem Querschnitt des Bauteils den Wert
VRd,max überschreiten.
direkte
Lagerung bd bd
Falls bei einfeldrigen, statisch bestimmten Bauteilen die Betonzugspannung kleiner als fctk;0,05 / γC ist, darf
die Querkrafttragfähigkeit in auflagernahen Bereichen bei vorwiegend ruhender Belastung bestimmt werden:
I ⋅ bw
VRd,c = ⋅ f ctd 2 + α l ⋅ σ cp ⋅ f ctd (72.2)
S
I Flächenmoment 2. Grades des Querschnitts (Trägheitsmoment)
S Flächenmoment 1. Grades des Querschnitts (Statisches Moment)
fctd = αct · fctk;0,05 / γC (αct = 0,85, γC = 1,5; Betonzugfestigkeit fctk;0,05 s. Tafel 5.32)
α1 = lx / lpt2 ≤ 1 bei Vorspannung mit sofortigem Verbund und α1 = 1 in den übrigen Fällen
lx Abstand des betrachteten Querschnitts vom Beginn der Übertragungslänge (s. 5.3.2.1)
lpt2 oberer Bemessungswert der Übertragungslänge (s. Abschn. 5.3.2.1)
Unbewehrte Bauteile
VRd ist im ungerissenen (Rest-)Querschnitt nachzuweisen; ungerissen heißt, dass der Querschnitt im Grenz-
zustand der Tragfähigkeit vollständig überdrückt ist oder die Hauptzugspannung ≤ fctd,pl ist; weitere Hinwei-
se zur Berechnung s. EC2-1-1, 12.6.3.
20 20
Baustoffe: C30/37; B500
Bemessungsquerkraft:
VEd,A = (1,35 · 50 + 1,50 · 30) · 7,50/2 = 422 kN
VEd = 422 − (0,10 + 0,53) · 112,5 = 351 kN
↑ Bemessungslast
Querkraftbewehrung asw
asw = VEd / (fyd · z · cot θ)
z ≈ 0,9 · d = 0,9 · 0,53 = 0,48 m (< d – 2cv,l; Annahme)
cot θ ≤ 1,2 / (1 – 0,24 · fck1/3 · bw · z / VEd) = 1,2 / (1 – 0,75 · 0,30 · 0,48 / 0,351) = 1,733
asw = 0,351 / (435 · 0,48 · 1,733) = 9,70 · 10–4 m2/m = 9,70 cm2/m
Bemessungswiderstand VRd,max
VRd,max = ν1 · fcd · bw · z / (tan θ + cot θ)
ν1 · fcd = 12,8 MN/m2; cot θ = 1,733 (Winkel θ aus der Bemessung der Querkaftbewehrung [5.26])
VRd,max = 12,8 · 0,30 · 0,48 / (0,577 + 1,733) = 0,798 MN > VEd = 0,422 MN
Nachweis für den Anschluss des Druckgurts
VEd = ΔFd ΔFd ≈ Fcd · Aca / Acc ≈ Fcd · ba / bf = 1,235 · 1,15 / 2,60 = 0,546 MN
Fcd = MEd / z = 0,593/ 0,48 = 1,235 MN (MEd bei x = 1,88 m)
ba = (2,60 − 0,30) / 2 = 1,15 m
Δx = 1,88 m halber Abstand zwischen M = 0 und M = Mmax
VRd,max = ν1 · fcd · hf · Δx / (tan θ + cot θ) = 12,8 · 0,15 · 1,88 / (0,83 + 1,2) = 1,778 MN > ΔFd
asw = VEd / ( fyd · Δx · cot θ) = 0,546 / (435 · 1,88 · 1,2) = 5,56 · 10–4 m2/m = 5,56 cm2/m
Die Bewehrung ist je zur Hälfte auf der Plattenober- und -unterseite anzuordnen; eine Mindestschub-
bewehrung ist zu beachten. (Bei gleichzeitiger Querbiegung s. o.)
Bemessung – Grenzzustände der Tragfähigkeit 5.75
4.1.2.6 Schubfugen
Schubfugen übertragen Schubkräfte zwischen nebeneinander liegenden Fertigteilen oder zwischen Ort-
beton und einem vorgefertigten Bauteil. Bezüglich der Rauigkeit der Fuge wird unterschieden:
– sehr glatte Fuge: Oberfläche gegen Stahl-, Kunststoff- oder glatte Holzschalungen betoniert;
unbehandelte Fugenoberflächen, die mit fließfähigem bzw. sehr fließfähigem Beton
(≥ F5) hergestellt wurden.
– glatte Fuge: Eine Fuge gilt als glatt, wenn sie abgezogen oder im Extruderverfahren hergestellt ist
oder die Betonoberfläche nach dem Verdichten ohne weitere Behandlung bleibt.
– raue Fuge: Oberfläche mit mind. 3 mm durch Rechen erzeugte Rauigkeit mit 40 mm Abstand
oder mind. 3 mm Freilegen des Korngerüst oder definierte Rauigkeit (mittlere Rau-
tiefe Rt ≥ 1,5 mm oder maximale Profilkuppenhöhe Rp ≥ 1,1 mm; s. DAfStb-H. 525).
– verzahnte Fuge: Bei einer verzahnten Fuge sollte die Verzahnung wie nebenstehend ausgeführt (mit
0,8 ≤ h1/h2 ≤ 1,25) sein oder bei Verwendung von Gesteinskörnung dg ≥ 16 mm das
Korngerüst mind. 6 mm freigelegt
Ortbeton
werden oder eine definierte h2 ≤ 10 d
Rauigkeit vorliegen (mittlere
d ≥ 10 mm
Rautiefe Rt ≥ 3,0 mm oder maxi-
male Profilkuppenhöhe Rp ≥ 2,2 ≤ 30° h1 ≤ 10 d
mm). Fertigteil
Nachweis
Die aufzunehmende Schubkraft je Längeneinheit vEdi darf die aufnehmbare vRdi nicht überschreiten:
vEdi ≤ vRdi (75.1)
Bemessungswert der aufzunehmenden Schubkraft (von nachträglich ergänzten Querschnitten)
Fcdi VEd
vEdi = ⋅ (75.2)
Fcd z ⋅ bi
mit Fcd = MEd / z (Gurtlängskraft aus Biegung), Fcdi als Längskraftanteil, der über die Fuge übertragen
wird, VEd als Bemessungsquerkraft, z als Hebelarm der inneren Kräfte und bi als Breite der Fuge (s.u.).
Bemessungwert der aufnehmbaren Bemessungsschubkraft
vRdi = vRdi,c + vRdi,s ≤ vRdi,max (75.3)
Traglastanteil der unbewehrten Fuge vRdi,c = c · fctd + μ · σn (75.3a)
Traglastanteil der Fugenbewehrung vRdi,s = (As/Ai) · fyd · (1,2μ · sin α + cos α) (75.3b)
Maximale Tragfähigkeit vRdi,max = 0,5 · ν · fcd (75.3c)
c Beiwert nach Tafel; bei dynamischer oder Ermüdungsbean-
Oberfläche c μ ν
spruchung gilt c = 0
μ Beiwert der Schubreibung nach Tafel verzahnt 0,50 0,9 0,70
σn Spannungen infolge der äußeren Längskraft senkr. zur Fugen- rau 0,40 1) 0,7 0,50
fläche (Druck positiv) mit σn = nEd / b < 0,6 · fcd (in N/mm2); glatt 0,20 1) 0,6 0,20
nEd unterer Bemessungswert der Normalkraft senkrecht zur Fuge sehr glatt 0 0,5 0 2)
fctd Bemessungswert der Betonzugfestigkeit des 1. oder 2. Betonier- 1) Bei Zug senkr. zur Fuge gilt c = 0*),
abschnitts (kleinerer Wert maßg.) mit fctd = αct · fctk;0,05 / γC in ebenso bei Fugen von nebeneinander
N/mm2 (αct = 0,85) liegenden Fertigteilen ohne Verbin-
ν Abminderungsfaktor gemäß Tafel dung duch Mörtel oder Kunstharz.
2) μ · σ in Gl. (75.3a) darf ausgenutzt
α Winkel zwischen Fuge und kreuzender Bewehrung, jedoch n
werden, jedoch nur bis ≤ 0,1fcd (ent-
mit 45° ≤ α ≤ 90° spricht vRdi, max der glatten Fuge).
As Querschnitt der die Fuge kreuzenden Bewehrung je Längen-
einheit
Ai Verbundfläche
Beispiele
Für den dargestellten Plattenbalken soll die Querkraft an der maßgebenden Stelle am Auflagerrand nach-
gewiesen werden. Der Nachweis wird im Rahmen des Beispiels nur für den Endzustand geführt.
Baustoffe:
Beton: C20/25 (Ortbeton)
C30/37 (Fertigteile)
Betonstahl: B500
Querkraft VEd
VEd,0 = 172 kN (Auflagerlinie)
VEd ≈ 150 kN (Abstand dj vom Rand)
Die Schubbemessung bzw. der Nachweis der Verbundfuge soll für folgende Fälle durchgeführt werden:
a) für den monolithisch b) für ein Π-Fertigteil mit c) für eine Fertigteillösung
hergestellten Träger einer Ortbetonergänzung mit schmaler Verbundfuge