Atlas Baustoff
Atlas Baustoff
Atlas
Edition ∂
HEGGER
AUCH-SCHWELK
FUCHS
ROSENKRANZ
Baustoff
Atlas
HEGGER
AUCH-SCHWELK
FUCHS
ROSENKRANZ
Autoren Fachbeiträge:
Redaktion
4
Inhalt
Impressum 4
Vorwort 6
5
Vorwort
Grundlagenwerke über Baustoffe gehören Der vorliegende Baustoff Atlas verbindet die
seit langem zur Standardausstattung von Inhalte dieser drei Formate miteinander. Er
Architekten und Ingenieuren. Sie vermitteln fasst die technischen, sinnlichen und erstmals
umfassende Kenntnisse über Werkstoffe für auch die ökologischen Betrachtungsebenen
das Bauwesen, klären über ihre Herkunft, Her- anschaulich in einem Werk zusammen. Damit
stellungsverfahren, Handelsformen und schließt er, der Tradition der Atlanten dieser
Anwendungsmöglichkeiten auf und schaffen Edition folgend, eine empfindliche Lücke. Dem
damit ein tieferes Verständnis für Eigenschaf- Leser wird eine umfassendere Betrachtung von
ten und Verarbeitungsmöglichkeiten. Auch die Baustoffen erschlossen. Die Baustoffwahl kann
aktuellen Standardwerke folgen dem überlie- auf dieser Grundlage mit mehr Umsicht und
ferten Strukturprinzip: ein nach Baustoffgrup- Sorgfalt erfolgen, sie wird zudem besser zu
pen gegliederter Überblick, umfassend ange- begründen sein als dies bislang möglich war.
legt in ihren bauphysikalisch-technischen Aus- Die sorgfältig aufbereiteten, umfangreichen
sagen. Kennwerte ermöglichen nun, insbesondere für
die Kategorien der Effizienz und der Nachhal-
Dieses bewährte, technisch-sachorientierte tigkeit im Bausektor, prüfbare Angaben anstelle
Format wird in jüngerer Zeit durch weitere vager Behauptungen. Dies bedeutet auch den
Publikationsreihen ergänzt. Zum einen sind Abschied von pauschalen Urteilen über Bau-
dies teils großformatige Material-Musterbü- stoffe: An sich ist kein Baustoff uneinge-
cher, die in ihrer primär visuellen Vermittlungs- schränkt zu empfehlen oder zu verwerfen.
form wie eine Antithese zu den beschriebenen
Grundlagenwerken wirken. Sie präsentieren Wird damit alles baubar im Sinne von
umfangreiche Paletten von Materialien oder »anything goes«? Nein, es kommt immer auf
führen in die Vielfalt der Möglichkeiten einzel- den konstruktiven, bauphysikalischen, den
ner Materialgruppen ein. Sie machen die ver- funktionalen und umweltbezogenen Kontext
fügbare Vielfalt stofflich oder in gebauten und Umfang des Materialeinsatzes an. Mit dem
Zusammenhängen sichtbar. Dies verdeutlicht Baustoff Atlas kann auf die gewünschte
das zunehmende Bedürfnis, die sinnliche Anwendung hin geprüft werden, ob sich das
Erfahrungsebene von Baustoffen in den Mittel- geplante Material eignet oder als kritisch zu
punkt von Materialentscheidungen zu stellen bewerten ist. Ungünstige Ergebnisse müssen
und damit die visuellen und sinnlich erfahrba- damit nicht zwingend zum Ausschluss eines
ren Qualitäten unserer gebauten Umwelt zu ökonomisch oder gestalterisch bevorzugten
verbessern. Das Metier dieser Bücher ist die Materials führen. Zunehmend werden Materi-
Oberfläche der Baustoffe. aleigenschaften »custom-made« beeinflussbar.
Zum anderen sind seit einiger Zeit Veröffent- Architekten, Designer und Ingenieure werden
lichungen und Zahlenwerke erhältlich, die vor- in Zukunft, auch mit Hilfe des hier verfügbar
nehmlich die Auswirkungen von Baustoffen auf gemachten Wissens, gewünschte Eigenschaf-
Umwelt und Gesundheit, ihre Dauerhaftigkeit ten spezifizieren und an der Entwicklung neuer,
und Recyclingfähigkeit sowie andere Nachhal- hocheffizienter Materialien mitwirken. Sie kön-
tigkeitskriterien betrachten. Diese Parameter nen damit zugleich wesentlich zur Verbesse-
wurden lange vernachlässigt, obwohl das Bau- rung der Bauqualität und zur Erweiterung des
wesen den größten Anteil aller Rohstoffe und gestalterischen Repertoires beitragen.
der Energie verbraucht und – trotz vergleichs-
weise hoher Dauerhaftigkeit seiner Produkte – Die Materialwahl bestimmt ganz entscheidend
zugleich den Löwenanteil des Abfalls produ- Darstellung und Wahrnehmung von Gebäuden,
ziert. Diese Auswirkungen des Bauens haben nicht nur ihrer Oberflächen. Über lange Zeit
vor allem in Materialentscheidungen ihren war das Materialangebot für das Bauen sehr
Ursprung. Ihre Kriterien und Indikatoren sind eingeschränkt. Das Wissen über Stoffe wurde
bislang nur einem fachlich versierten Leser- über Generationen hinweg erworben und wei-
kreis zugänglich. tergetragen. Die größer werdende Welt der
6
Materialien stellt heute eine breite Auswahl von nicht nur im Design ausübt, wird veranschau- hülle oder Decken) bezogen. Die Vielfalt der
Stoffen zur Verfügung, aus denen Architektur licht. Sie wird in der Architektur vielfach noch gestalterischen Möglichkeiten und ihrer Rah-
entsteht. Das Risiko der Anwendung neuer unterschätzt. menbedingungen erschließt sich unmittelbar.
Baustoffe ist dabei hoch, denn Langzeiterfah- Dies gilt auch für die Nachhaltigkeitskriterien.
rungen liegen nicht vor. Dennoch prägen spie- Teil B »Baustoffeigenschaften« widmet sich der Am Ende jedes Abschnitts werden verschiede-
lerischer Umgang und Experimentierfreude mit übergeordneten Betrachtung von Materialien. ne Konstruktionen mit typischen Schichtauf-
Materialien zunehmend unsere Architektur. Hier werden die Materialien nach Gruppen sor- bauten tabellarisch verglichen; hier sind bau-
Materialdiversifikation, Materialverfremdung, tiert und nach ihrer Entstehung und Herkunft, teilbezogene Umweltauswirkungen und Dauer-
bewusster Materialmissbrauch oder Material- Verarbeitungsweisen, aber auch nach ihrer haftigkeitsaspekte unmittelbar ablesbar. Sie
transfer aus baufremden Bereichen sind chemischen Zusammensetzung, ihren physika- ermöglichen es, zu einem frühen Planungssta-
anerkannte Stilmittel geworden. Neben dem lischen Eigenschaften sowie ihrer Wirkung und dium bereits die Gesamtbelastung der Umwelt
Primat der architektonischen Form tritt die Rhe- Gestalt beschrieben. Die Grundlagen zur durch Bauteile und das Gesamtgebäude abzu-
torik des Materials zunehmend in den Mittel- Anwendung der behandelten Baustoffe sind schätzen. Auch für diesen Teil gilt: Die Darstel-
punkt des baukulturellen Schaffens. Die vielfäl- hier zusammengefasst, materialspezifische lungsweise orientiert sich an der Notwendigkeit
tigen Innovationen erzeugen bei Architekten Risiken benannt. Die bauphysikalischen Eigen- einer weitgehenden Verdichtung der Informati-
und Ingenieuren einen erheblichen Informa- schaften werden weitgehend tabellarisch dar- on und damit zugleich an Sehgewohnheiten
tionsbedarf. gestellt. Wo immer möglich, verdichten sich von Architekten – über Fotos, Zeichnungen und
Aussagen in Bildform oder Diagrammen. Am Grafiken als bevorzugte Wissensvermittler.
Der Baustoff Atlas kann jedoch nicht jedes Ende dieses Teils sind die stoffbezogenen
Material darstellen, jedem Trend nachspüren. Umweltkennwerte beschrieben und für die Bei der Auswahl der im Teil D »Gebaute Bei-
Seine Autoren haben dennoch versucht, der wesentlichen Baustoffe praxisorientiert zusam- spiele« dokumentierten Architektur stand
Vielfalt der heutigen Möglichkeiten Rechnung mengefasst. Über gebräuchliche Bezugsein- jeweils die Beziehung zwischen architektoni-
zu tragen: durch ein breites Spektrum behan- heiten wie m2 oder kg werden sie anschaulich schem Ausdruck und verwendeten Materialien
delter Materialgruppen, durch ihre Beschrei- und vergleichbar. im Vordergrund. Es wurden weitgehend aktuel-
bung in verschiedenen Anwendungszusam- le Projekte ausgewählt, die durch ihre auf weni-
menhängen und durch die unmittelbare Ver- Die stoffliche Betrachtung allein bleibt für das ge Materialien beschränkte Oberflächengestal-
gleichsmöglichkeit ihrer Eigenschaften. Die Entwerfen und Konstruieren immer dann tung hervortreten. Die Darstellung der Projekte
verschiedenen Betrachtungsebenen können für abstrakt, wenn Materialien breite Anwendungs- hebt ihre Materialität hervor und zeigt beispiel-
ungewöhnliche Materialgruppen vielleicht in möglichkeiten besitzen. Dies gilt für die meis- haft Detaillösungen der Materialanwendung.
Ansätzen ausgleichen, was tradierte Baustoffe ten Baustoffe. Ein Beispiel: Metalle können Deutlich werden soll die architektonische Kraft,
ohnehin auszeichnet: abgesicherte Bekanntheit ebenso gut in konstruktiven Bauteilen zum Ein- die aus einer sparsamen und geschickten
ihrer Eigenschaften, Vertrautheit im Umgang satz kommen wie als Außenwandbekleidung Materialwahl hervorgehen kann.
mit dem Material. oder Unterdecke, als Installationsrohr oder als
Fassadenprofil. Die Autoren sahen daher die Abschließend danke ich allen Mitarbeitern mei-
Der Aufbau des Buchs folgt der Vorgehenswei- zusätzliche Aufgabe, neben der großen Band- nes Fachgebiets, allen Institutionen und Perso-
se bei der Auswahl von Baustoffen und ihrer breite möglicher Materialien auch die Einheit nen, die beim Entstehen dieses Werks kompe-
Integration in Entwurf und Konstruktion. von Material und Entwurf zum Gegenstand zu tent mitgewirkt haben und es durch Zuwen-
machen. In diesem Zusammenhang wurde die dung von Mitteln großzügig unterstützt haben.
Teil A »Material und Architektur« nähert sich Notwendigkeit erkannt, die unterschiedlichen
aktuellen und grundlegenden Aspekten der Möglichkeiten und Bindungen zu formulieren,
Materialauswahl. Die Beiträge verdeutlichen die sich aus spezifischen Anwendungen erge- Darmstadt, im August 2005
den Einfluss der Materialwahl auf die zeitge- ben. Manfred Hegger
nössische Architektur, sie spüren den damit
verbundenen Such- und Auswahlprozessen Entsprechend beschreibt Teil C »Baustoff-
nach. Sie legen die Bedeutung von Nachhaltig- anwendungen« Konstruktionen von Bauteilen
keitskriterien bei der Materialauswahl dar und unter dem Aspekt des Baustoffeinsatzes.
beschreiben die Dynamik der Entwicklung Neben funktionalen und konstruktiven Aspek-
innovativer Baustoffe. Die enorme Wirkung, ten sind auch bauphysikalische Kriterien wie
welche die Oberfläche von Materialien als Brand-, Wärme- oder Schallschutz spezifisch
Schnittstelle zwischen Objekt und Benutzer auf die jeweilige Anwendung (etwa Gebäude-
7
Teil A Material und Architektur
10
Die Oberfläche in der zeitgenössischen Architektur
A 1.2 A 1.3
(siehe S. 112, Abb. C 1.27 c), während die perforierten Metallen, durch Bedrucken, durch Tageszeit und Lichtverhältnissen ihr Aussehen.
Baseler Architekten Morger Degelo Kerez Ätzen oder durch den gezielten Einsatz von Bei der Spitalpharmazie in Basel (1999) errei-
dem Beton am Kunstmuseum Liechtenstein Spiegeleffekten und Reflexen geschehen. chen Jacques Herzog & Pierre de Meuron die
(2000) durch Beimischung von gebrochenem Entmaterialisierung des Baukörpers, indem sie
grünem und schwarzem Basalt, Flusskies und Eigenart und Gegensätzlichkeit von zwei unter- serigraphierte Gläser verwenden (siehe S. 117,
schwarzem Pigment sowie durch aufwändiges schiedlichen Materialien – Beton und Glas – Abb. C 1.36 c). Hier ist ein vollkommen gleich-
Schleifen der Oberflächen die Ausstrahlung thematisiert Peter Zumthor eindrucksvoll am mäßiges grünes Punktraster auf die Fassaden-
von Marmor verleihen (siehe S. 112, Abb. Kunsthaus in Bregenz (1997). Den monolithi- bekleidung aus Glasplatten aufgebracht, die
C 1.27 d). schen Kern aus gegossenem, unbeschichte- das gesamte Gebäude bis in die Fensterlai-
»Echter« Naturstein wird dagegen heute fast tem Beton von Wänden und Böden umhüllt er bungen hinein umhüllen. Sie erreichen damit
ausschließlich an der Oberfläche eingesetzt, mit einem geschuppten Mantel aus geätztem eine sich entsprechend der Distanz des
in Form von dünn geschnittenen Platten oder Glas (siehe S. 86, Abb. B 8.8) und visualisiert Betrachters ändernde Erscheinung. Von Wei-
gar nur wenige Millimeter dick auf Alu-Paneele dabei eindrucksvoll die stofflichen Qualitäten tem wirkt der Baukörper homogen grün, aus
aufgeklebt, wie es unzählige Fassaden und des an sich »unsichtbaren« Materials. Durch- nächster Nähe werden die einzelnen Punkte
Foyers von Bankgebäuden und Versicherun- scheinend, aber nicht transparent, ändert die erkennbar. Der Raster ist so grob, dass die
gen zeigen. baulich gleichförmige Hülle je nach Blickwinkel, dahinter liegenden Dämmplatten und Befesti-
Damit gibt sich Peter Zumthor – wie Tadao
Ando ein Virtuose im Umgang mit dem Mate-
rial – nicht zufrieden. Seine Bauten beziehen
ihre eindrückliche Kraft aus dem bewussten
Einsatz weniger, überwiegend unbehandelter
Baustoffe wie Stein, Holz oder Beton. Zumthor
möchte das »eigentliche Wesen dieser Materi-
alien, das bar jeglicher kulturell vermittelter
Bedeutung ist«, freilegen, die »Materialien in
der Architektur zum Klingen und Strahlen«
bringen [1]. Bei Werken wie dem steinernen
Thermalbad in Vals (1996) oder der mit Lär-
chenholzschindeln bekleideten Kapelle in
Sumvitg (1988) knüpft er mit der Wahl der
Baustoffe an lokale Traditionen an und verwur-
zelt so die Bauwerke in ihrer Umgebung: Wie
ein aus dem Berg gewachsener Monolith steht
beispielsweise das Valser Bad in der Land-
schaft, wobei der Stein – in Form von massi-
ven Wänden aus örtlichem Quarzit oder als
Bodenbelag und Innenbekleidung der Was-
serbecken aus demselben Material – außen
wie innen zu einer Vielzahl ästhetischer und
haptischer Erfahrungen führt.
11
Die Oberfläche in der zeitgenössischen Architektur
A 1.7
12
Die Oberfläche in der zeitgenössischen Architektur
nalbibliothek in Paris (1995) einsetzt, ein Bei- erfüllt, sondern seit jeher auch gestalterisch
spiel für die sinnvolle Translokation eines eingesetzt wird. Doch kaum je zuvor wurde
Materials aus der Industrie (wo es beispiels- der ästhetischen Wirkung veränderbarer Fas-
weise in Form von Sieben eingesetzt wird) in saden so viel Gewicht beigemessen, wurde
die Architektur. In Lesesälen, Treppenräumen der Kontrast zwischen geöffnetem und
und anderen öffentlichen Innenbereichen geschlossenem Zustand von Falt-, Klapp-
dient das durchscheinende Material für akus- oder Schiebeläden so inszeniert wie heute.
tisch wirksame Wand- und Deckenbehänge, Das gilt auch für das Studentenwohnheim im
die Installationen verbergen, für transluzente portugiesischen Coimbra (1999) von Manuel
Trennwände oder als Sonnenschutz. Die und Francisco Rocha de Aires Mateus, wo
strukturierende licht- und luftdurchlässige eine vollkommen glatte, homogene Fläche
zweite Haut verleiht den Räumen eine beson- aus Holzpaneelen durch Öffnen der Elemente
dere Qualität (Abb. A 1.2). zu einer spannungsvoll gegliederten Außen-
Heute taucht das Material allerorts auf – vom wand wird (Abb. A 1.5 und A 1.6). Oder für
Bankfoyer bis zum Flughafenparkhaus. Auch das schlichte, kubische Wohnhaus aus Natur-
an Fassaden lässt es sich wirkungsvoll ein- stein von MADA (siehe Beispiel 05, S. 212f.),
setzen, wie etwa bei der geschwungenen dem Klapp- und Schiebeläden viel von seiner A 1.8
Haut aus Edelstahlgewebe des Kulturzent- Strenge nehmen. telbaren Kontakt mit den Stoffen. Er kann sie
rums in Lille von NOX (siehe Beispiel 15, aus der Nähe sehen, betasten, fühlen, vielleicht
S. 234ff.). Die Fassade ändert ihr Erschei- Dass Oberflächen nicht immer starr sein müs- sogar riechen. Natürliche und erdverbundene
nungsbild je nach Wetterlage und Tageszeit – sen, zeigt das sicherlich extreme Beispiel des Materialien wie Holz, Naturstein und Beton
mal glänzt sie in der Sonne und verbirgt, was Holländischen Pavillons auf der Expo 2000 in strahlen Wärme aus, zeigen sinnliche Materiali-
sich hinter ihr befindet, dann wieder liegt sie Hannover von MVRDV, wo Wasser als struktu- tät, während künstliche und beschichtete Bau-
wie ein durchscheinender, feiner Schleier vor rierender Schleier über die Außenhaut fließt stoffe gerne dazu genutzt werden, formale Vor-
dem Gebäude. und mit seinen Bewegungen zu vielfältigen stellungen umzusetzen. Bei der minimalisti-
kaleidoskopartigen Mustern und zum ständi- schen Wohnraumgestaltung von John Pawson
Veränderbare Oberflächen gen Wechsel von Durchsicht und Durchschei- (1999) etwa prägt vor allem das Material Holz
Die Wirkung und Ausstrahlung einer Oberflä- nen führt. mit seinem rötlichen Ton und seiner Maserung
che wird wesentlich von den Eigenschaften den Charakter des Raumes, während es bei
der Materialien geprägt, vom Zusammenspiel Die Oberfläche im Innenraum der Modeboutique von Propeller z (2000) in
unterschiedlicher Baustoffe, vom Wechsel Neben dem Raum selbst spielen beim Innen- Wien die geschwungenen Formen und die kräf-
zwischen geschlossenen und offenen Berei- ausbau die für Wände, Böden, Decken und tigen Gelbtöne der Lackierung sind (Abb. A 1.8
chen – oder gar von beweglichen Elementen. Möblierung verwendeten Materialien eine und A 1.9).
Veränderbare Hüllen sind dabei kein neues wesentliche Rolle. Ihre Oberfläche, ihre Textur
Phänomen. Die Fensterläden früherer Tage und Farbe prägen ganz entscheidend die Ob Kunststoff, Glas oder Holz, ob veränderbar
fallen ebenso in diese Kategorie wie der texti- Atmosphäre. Ganz anders als bei der Fassa- oder minimalistisch, bunt gefärbt oder mono-
le Sonnenschutz, der nicht nur eine Funktion de kommt der Nutzer im Innenraum in unmit- chrom: Mit seiner ganzen Vielfalt an Möglich-
keiten ist das Thema Oberfläche heute so
spannend wie selten zuvor. Eine ungemeine
Freude am Experiment ist allerorts zu sehen,
Grenzen werden ausgelotet, überlieferte Seh-
gewohnheiten in Frage gestellt, neue Materia-
lien und Konzepte erprobt. Doch manchmal ist
der Grat zwischen sinnvoller Innovation und
banaler Effekthascherei schmal. Die zuneh-
mende Konzentration auf die Oberfläche birgt
auch die Gefahr der Oberflächlichkeit. Dies gilt
umso mehr für die im Moment so beliebten
applizierten Ornamente, wobei die Grenze zwi-
schen sinnvoll aufgebrachten Mustern und rei-
ner Dekoration natürlich fließend ist.
Anmerkungen:
[1] Zumthor, Peter: Architektur denken. Basel /
Boston / Berlin 1999
13
Der Architekt als
Baustoffscout
Christiane Sauer
A 2.1 A 2.2
Seit jeher versuchen Architekten das Entwurfs- te Dämmwerte. Er besteht zu 99,8 % aus Luft,
potenzial der verfügbaren Werkstoffe auszu- der Rest ist feinster Silikatschaum mit Poren
schöpfen. Früher beschränkten sich die gestal- von nur 0,2 millionstel Millimeter Durchmesser.
terischen Möglichkeiten meist auf regionale Die Poren sind somit kleiner als die Wellenlän-
Baumaterialien und traditionelle Verarbeitungs- ge der solaren Strahlung und kleiner als die
technologien. Dies hat sich in den letzten Jahr- Weglänge der freien Bewegung von Luftmole-
zehnten durch die Globalisierung des Handels külen, sodass die Wärmeleitung geringer ist als
und die weltweit vernetzte Kommunikation und bei ruhender Luft. Erst vor wenigen Jahren –
Transportlogistik entscheidend geändert. Die also mit 50 Jahren Verzögerung – wurde das
Suche nach dem »perfekten« Material wird für Material für den Bausektor entdeckt, und erste
den Architekten zur Suche nach der Steckna- Produkte kommen derzeit als transluzente
del im globalen Heuhaufen. Bei der Recherche Wärmedämmpaneele auf den Markt
nach innovativen Materialien kristallisieren sich (Abb. A 2.2).
zwei Ansätze heraus: Entweder man findet
technologische Neuheiten oder transformiert Material und Architektur
bestehende Materialien in einen anderen Kon- Die Adaption von Material für einen neuen Ein-
text. Ein weiterer Weg ist die gezielte Neuent- satzzweck ist ein Thema der Architekturavant-
wicklung eines Materials für einen bestimmten garde, spätestens seit Frank Gehry in den
Einsatzzweck, doch dies setzt ein angemesse- 1970er-Jahren sein Wohnhaus in Santa Monica
nes Budget und einen entsprechenden Zeit- mit Materialien wie Maschendraht, Wellblech
rahmen voraus. und Sperrholz umbaute und verkleidete. Poly-
carbonatstegplatten und Neonröhren aus dem
Material und Forschung Baumarkt wurden beim Bau der Rotterdamer
Die Labors und Ideenschmieden der Automo- Kunsthalle 1992 durch Rem Koolhaas für den
bil-, Luft- und Raumfahrtindustrie sind heute Museumsbau geadelt. Die Transformation der
federführend in der Entwicklung innovativer Materialien in einen ungewohnten programma-
Materialien. Die dort entwickelten ultrareiß- tischen Kontext fasziniert die Architekten, da
festen, hochdämmenden, extraleichten Mate- sie neuen ästhetischen Spielraum erschließt.
rialien oder Beschichtungen bieten auch für Ende der 1990er-Jahre wurden die formalen
anspruchsvolle Gebäudekonzepte neue Ansät- Experimente virtueller: Neue Computersoftwa-
ze. Zwischen der Entwicklung eines hochspezi- re, deren Wurzeln ebenfalls in den Hightech-
fischen Materials in der Hightechindustrie und industrien der Luft- und Raumfahrt lagen,
seiner Transformation in ein marktfähiges Bau- machte es möglich, komplexe Formen zu ent-
produkt liegen jedoch oft Jahre, da das Poten- wickeln, die mit den klassischen Baumateriali-
zial des Innovationstransfers oft nicht sofort en nur sehr schwerfällig oder gar nicht umzu-
erkannt wird oder die Investitionen für langwie- setzen sind. Der amorphe »Blob« wurde zum
rige und kostspielige Zulassungsverfahren Sinnbild einer Architektengeneration: Wand,
gescheut werden. So entsteht die paradoxe Dach, Boden oder Decke verschmelzen zu
Situation, dass die Lösung vor dem Problem da einer Form und fordern neue flexible Beschaf-
ist: Ein hochwertiges Material existiert zwar fenheiten von Konstruktion und Oberflächen.
bereits in den Schubladen der Industrie, seine Die Baustoffhersteller haben bislang noch
bauliche Anwendung muss aber erst noch kaum auf diese neuen Trends reagiert. Der
gefunden werden. Architekt muss also auf eigene Faust – und
Verantwortung – individuelle Lösungen ent-
A 2.1 Aerogel – »Solid Smoke« Ein Beispiel hierfür ist das Nanomaterial Aero- wickeln. Dies erfordert ein hohes Maß an
A 2.2 lichtdurchlässiges Wärmedämmpaneel, gel, das bereits in den 1950er-Jahren von persönlichem Einsatz und Idealismus.
gefüllt mit Nanogel der NASA als Dämmstoff entwickelt wurde
A 2.3 »HeatSeats«, Jürgen Mayer H.
A 2.4 thermosensitive Bettwäsche, Jürgen Mayer H.
(Abb. A 2.1). Aerogel, auch Solid Smoke Der Architekt als »Baustoffscout« kann zum
A 2.5 Wärmetauschstation »WOS 8«, Utrecht (NL) 1998, genannt, ist der Feststoff mit der geringsten eigenständigen Job werden, wie etwa die Posi-
NL Architects bislang bekannten Dichte und besitzt exzellen- tion des »Material Managers« im Rotterdamer
14
Der Architekt als Baustoffscout
Thermosensitive Farbe
Jürgen Mayer H. arbeitet sehr gezielt mit der
Transformation von Oberflächen in einen
neuen Kontext. Seine Arbeiten mit thermosen-
sitiver Farbe bewegen sich im Spannungsfeld
von Mensch, Raum und Objekt. Bereits wäh- A 2.3 A 2.4
rend seines Studiums entwarf er eine Fassa- Fugenlose Kunststoffbeschichtung Die aufgesprühte Kunststoffhülle macht tradi-
de, die auf Temperaturveränderung durch Dieses Prinzip der Kunststoffhaut verwendeten tionelle Fassadendetails wie Tropfbleche
Verfärbung reagierte. Mit der Ausstellung NL Architects aus Amsterdam 1998 erstmalig überflüssig. Das Regenwasser läuft in freien
»housewarming« bekam er 1994 in einer New für die Wärmetauschstation »WOS 8« bei Kaskaden am Gebäude herunter und bietet
Yorker Galerie die Möglichkeit, das Konzept Utrecht (Abb. A 2.5). Das Material, das riss- an den durchschnittlich 134 niederländi-
umzusetzen. Die Farbe – ein technisches überbrückend und wasserundurchlässig für schen Regentagen pro Jahr ein fast skulptu-
Hilfsmittel, um Überhitzung auf Maschinen- Dachabdichtungen entwickelt wurde, zieht rales Schauspiel. »Das Material erlaubt eine
teilen anzuzeigen – kam aus den Labors der sich hier als Haut horizontal und vertikal um Differenzierung der Fassade, die aber immer
NASA. In der Ausstellung wurden Wände und das gesamte Gebäude. Als Untergrund dient noch einheitlich wirkt«, beschreibt Kamiel
Türen damit überzogen und die Farbe so ein- eine konventionelle Konstruktion aus Kalk- Klaase, Mitgründer von NL Architects, die
gestellt, dass sie auf Körpertemperatur rea- sandstein, Betonfertigteilen und Putz. ästhetischen Vorteile der Hülle.
giert. Berührungen und Abdrücke der Besu- Das technische Bauwerk unterlag strikten Bereits in den 1990er-Jahren recherchierten
cher blieben als weiße Flecken sichtbar und Baubestimmungen: Die äußeren Abmessun- NL Architects über die Möglichkeiten von
bildeten temporär die entsprechenden Kör- gen sollten so klein wie möglich gehalten wer- Gummi und Kunststoffen für architektonische
perteile ab. Diese raumgebundene Arbeit den und genau den Dimensionen der innen Anwendungen. Inspiration für die schwarze
entwickelte er u.a. zu Sitzobjekten, den so liegenden technischen Einrichtungen ange- Farbe von »WOS 8« fanden sie u.a. in der
genannten HeatSeats und thermosensitiver passt sein. Der architektonische Ausdruck unmittelbaren Nachbarschaft des Grund-
Bettwäsche weiter (Abb. A 2.3 und 4). Die wurde so auf die Oberfläche des Gebäudes stücks. Auf den weitläufigen, landwirtschaft-
ursprüngliche Idee, die Farbe in der Fassade reduziert. Die Polyurethanhaut ermöglicht eine lich genutzten Flächen werden die Heubal-
zu verwenden, wurde wegen der unzurei- fugenlose, monolithische Optik. Einzelne Ele- len nach der Ernte auf dem Feld mit schwar-
chenden UV-Beständigkeit des Materials mente wie Türen, die eine Maßstäblichkeit ver- zem Plastik abgedeckt und mit Autoreifen
verworfen. mitteln, verschwinden in der Großform. Nor- beschwert. Das Gebäude gliedert sich so in
Materialinnovationen sind nach Meinung von malerweise sind allein stehende Gebäude wie die gebräuchliche Farb- und Materialspra-
Jürgen Mayer H. leichter im Innen- als im dieses vom Vandalismus bedroht. »WOS 8« che der dortigen Kulturlandschaft ein.
Außenbereich einzusetzen: »(…) da die Anfor- versucht sich nicht dagegen zu wehren, son- Kamiel Klaase erläutert den Entwurfspro-
derungen bezüglich Haftung und Gewährleis- dern lädt zum Benutzen ein: Seine Fassade zess: »Naivität ist der Anfang. Es beginnt mit
tung hier nicht so hoch sind wie bei Außenfas- beinhaltet unterschiedliche Funktionen und kleinen Fantasien und Brainstorming, und
saden. Bei Innovationen sind die Ansprüche wird so zum vertikalen Spielfeld für jene dann muss man die Fachleute finden, um
der Bauherren nach Gewährleistung ungleich Jugendkultur, von der andere Gebäude die Idee umzusetzen. (…) Viele unserer Ele-
höher als bei herkömmlichen Materialien, geschützt werden sollen. Ein Basketballkorb, mente sind ›re-used‹ Materialien aus einem
sodass ein erheblich größerer Aufwand an eine Kletterfassade, Spionfenster: Die wider- anderen Kontext. Das ist die simpelste Art
Überzeugungsarbeit geleistet werden muss. standsfähige Haut hält formal und technolo- von Design: einfach die Gebrauchsanwei-
Visualisierungen und Referenzbeispiele stel- gisch alle diese Elemente zusammen. sung ändern!«
len hier wichtige Hilfsmittel dar.«
15
Der Architekt als Baustoffscout
»Barocker Hightech« aus Polystyrol-Hartschaum ermöglichte bei diesem Beispiel eine neue
Einen Schritt weiter in der Konstruktion geht Denkungsart für Konstruktion und Detaillierung.
Maurice Nio aus Rotterdam. Er entwickelte Die Verarbeitung des Materials wurde individu-
2003 das bislang größte ausschließlich aus ell auf das Projekt zugeschnitten. Was aber
Kunststoff gefertigte Gebäude. Seine 50 m passiert, wenn die Oberfläche selbst zum
lange Busstation in Hoofddorp (siehe Bei- Gegenstand des Entwurfs wird? Was, wenn der
spiel 11, S.224), von ihm liebevoll »the amazing Architekt zum Erfinder des Materials wird?
whale jaw – das erstaunliche Walmaul« Wieder braucht man Risikobereitschaft, Aus-
genannt, besteht aus einem Polystyrol-Hart- dauer sowie kooperative Industriepartner und
schaumkern mit einem Überzug aus glasfaser- Auftraggeber. So geschehen bei Rem Kool-
A 2.6 verstärktem Polyester – ähnlich dem Aufbau haas‘ Projekt für Prada: Für zwei große Stores
eines Surfbretts. in New York und Los Angeles wurden Konzep-
Formal lässt sich die Struktur schwer fassen. te gesucht, um die Marke Prada zu neu zu defi-
»Für mich ist das barocker Hightech – das nieren. Exklusivität und eine neue Identität soll-
positive Gefühl des Modernismus à la Oskar ten geschaffen werden. Die klassische Bauauf-
Niemeyer gepaart mit einer Art Vodoo-Kultur«, gabe der Raumgestaltung wurde um virtuelle
beschreibt Maurice Nio das Gebäude Maßnahmen erweitert: eine Recherche über
(Abb. A 2.6). »Wenn wir ein Projekt entwickeln, Shopping, die Konzeption der Prada-Webseite
starten wir mit einem emblematischen Bild, wel- bis hin zur Entwicklung neuartiger, exklusiver
ches das gesamte Projekt antreibt. Sofort den- Materialien – z.B. Regale aus massivem,
ken wir auch in Materialien, die zu diesem Bild gegossenem Kunstharz, Silikonfußbodenmat-
passen – die Form als solches ist gar nicht so ten mit Blasenstruktur und der so genannte
A 2.7
wichtig, sie ergibt sich einfach irgendwann.« Prada-Schaum, ein hellgrünes Polyurethanma-
Den allgegenwärtigen Busstationen, die als terial, dessen Struktur zwischen offen und
Zweckbauten normalerweise so neutral und geschlossen, positiv und negativ oszilliert.
unauffällig wie möglich gehalten werden, woll-
ten die Architekten ein starkes, dynamisches »Prada-Schaum« aus hellgrünem Polyurethan
Bild entgegensetzen. Zunächst war angedacht, Die Entwicklung begann mit einem der unzähli-
das Gebäude in Beton auszuführen, was gen Entwurfsmodelle im Maßstab 1:50, in dem
wegen der aufwändigen Schalungsarbeiten ein Modellbauschaum als Wand- bzw. Display-
allerdings das Budget vollkommen gesprengt element getestet wurde, der üblicherweise als
hätte. Auf der Suche nach Alternativen wurde offenporiges, beige-gelbliches Schwammmate-
Maurice Nio von einem Legobausatz inspiriert rial Busch- und Baumflächen in Städtebaumo-
A 2.8 und begann, die Struktur in Module aufzuteilen. dellen repräsentiert. Die Oberfläche faszinierte
Die Konstruktion ist räumlich fast völlig offen, besonders im hinterleuchteten Zustand, und es
gleich einer dreidimensionalen Überdachung – begann eine intensive Recherche, dieses
nur ein kleiner umschlossener Raum bietet Auf- Material in den Maßstab 1:1 zu übersetzen. Es
enthaltsmöglichkeit für die Busfahrer. musste also das Original zum Modell gefunden
Das richtige Material und die Technologie zur bzw. entwickelt werden. Zahllose Tests wurden
Herstellung der Bausteine fand Maurice Nio bei in den unterschiedlichsten Materialien und
einem Schwimmbad- und bei einem Bootsbau- Oberflächen durchgeführt: Luftballons als Hohl-
er. Das strukturell tragende Schaummaterial ist räume in einer Gipsstruktur (Abb. A 2.8), wei-
extrem leicht und kostengünstig und kann mit ches Silikon, verchromtes Metall, Gummi, glän-
einer fünfachsigen CNC-Fräse bearbeitet wer- zende, matte, opake oder transluzente Oberflä-
A 2.9 den (Abb. A 2.7), um die komplexen und teil- chen. Mehrere Firmen beteiligten sich an der
A 2.6 Bushaltestelle, Hoofddorp (NL) 2003, NIO
A 2.7 Bearbeitung des Polystyrol-Hartschaums der weise hinterschnittenen Formen zu erstellen. Im industriellen Umsetzung des Materials. Die Pro-
Bushaltestelle Hoofddorp mittels CNC-Fräse Computermodell wurden über 100 Einzelteile totypen wurden aus Kunststoff gefertigt und im
A 2.8 Produktentwicklung »Prada-Schaum«: Gipstest berechnet und direkt in die Fräse eingegeben. Rotterdamer Büro von Hand überarbeitet. Es
A 2.9 »Prada-Schaum«, Maßstab 1:1 Alle Einbauten wie Nischen und Bänke sind in galt, Form und Lage der Löcher nochmals
A 2.10 transluzenter Beton
A 2.11 Prada Store, Los Angeles (USA) 2004, OMA
die vorgefertigte Oberfläche integriert. Auf der nach ästhetischen Gesichtspunkten zu über-
Baustelle wurden die Teile auf einem Holzso- prüfen und – wo nötig – nachzuschleifen, bis
ckel verankert und vor Ort zusammengeklebt. genau die passende Durchlässigkeit und Optik
»Das Wichtigste, was man zur Durchführung des Materials erreicht war. Die 3 ≈ 1,5 m gro-
eines solchen Projekts braucht, ist ein gutes ßen Paneele wurden daraufhin vermessen und
Team von Leuten, die an die Idee glauben«, als 3D-Struktur in den Computer eingegeben.
sagt Maurice Nio. »Das Team stellt ein enges Diese Daten dienten als digitale Grundlage zur
und verletzliches Netzwerk von Bauherrn, Erstellung der endgültigen CNC-gefrästen
Subunternehmern, ausführenden Firmen und Negativformen. Als Grundmasse des »Prada-
Architekt dar – alle mit Mut zum Risiko. Das Schaums« wurde eigens eine grünlichtranslu-
Gebäude ist letztendlich nicht perfekt gewor- zente Poyurethanzusammensetzung entwickelt,
den, es gibt einige nicht ganz korrekte Details. die den geforderten Brandschutzbestimmun-
Aber ich mag gerade diese Schönheit des gen entspricht (Abb. A 2.9).
Unperfekten – so wie ein faltiges Gesicht von Nach zweijähriger Ausarbeitungszeit ist das
einem Leben erzählt.« Material nun erstmals im 2004 eröffneten Prada
Store am Rodeo Drive in Los Angeles zu sehen
Die Übertragung einer bestehenden Techno- (Abb. A 2.11). Die Rechte an der Neuentwick-
logie aus dem Bootsbau auf ein Gebäude lung teilen sich OMA und Prada. Keiner kann
A 2.10
16
Der Architekt als Baustoffscout
es ohne Zustimmung des anderen für weitere kationen – im Dezember wurde LiTraCon wird die Oberfläche zum Ausgangspunkt eines
Projekte einsetzen. So bleibt die Exklusivität schließlich vom Time Magazine als eine der Entwurfs, sei es als Außenfassade oder im
des Materials gewahrt. ›Innovations of the year 2004‹ vorgestellt.« Die Innenausbau. Materialien galten schon immer
Erfolgsgeschichte von Áron Losonczis lichtlei- als ein zentrales Thema der Architekten, doch
Transluzenter Beton tendem Beton ist damit noch nicht zu Ende, der Umgang damit ist wesentlich offener und
Einer spontanen Eingebung folgend und ohne denn inzwischen hat er einen Hersteller gefun- experimenteller geworden.
die finanzielle Rückendeckung eines großen den, der den Beton industriell produzieren wird Woher kommt dieser »Trend« zum Material?
Konzerns wie Prada, entwickelte ein junger – man darf auf die ersten Gebäude mit translu- Möglich, dass neue Wege gesucht werden, die
Architekt aus Ungarn fast aus dem Stegreif die zenten Betonwänden gespannt sein. amorphen, freien Formen der computergenerier-
Idee für ein neues Material. Áron Losonczi ten Entwürfe wieder durch haptische Qualitäten
reichte für ein schwedisches postgraduelles Neue Materialien – von der Idee zum Produkt anzureichern. In unserer überinformierten Welt
Stipendium, das neue Ansätze in Kunst und Die Entwicklungsgeschichte des transluzenten gibt es sicherlich eine Sehnsucht zurück nach
Architektur fördert, im Jahre 2001 seine Idee Betons zeigt den steinigen Weg von einer Idee dem Sinnlichen, nach dem direkten Erleben.
des transluzenten Betons ein. Ein Kunstwerk, bis zum Produkt: Mag eine Materialidee für die Oberflächen sind dabei der direkte Mittler zwi-
das er kurz zuvor gesehen hatte, inspirierte ihn: Architekten auch noch so faszinierend klingen; schen Mensch und Architektur: Hier berührt und
ein Betonblock mit eingegossenen Glasscher- die Baustoffindustrie funktioniert zunächst nach fühlt man ein Gebäude.
ben, die an den Kanten teilweise aus dem rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten von Stück- Gleichzeitig besteht aber auch die Gefahr, dass
massiven Beton herausragten und in denen zahl, Absatz und Verdienstmöglichkeiten. Sie die Oberfläche mehr und mehr oberflächlich
sich das einfallende Licht brach. Der Beton übersieht hinter der direkten Kosten-Nutzen- wird, also zum »Hingucker«, zum bloßen Gag
schien wie perforiert und verlor dadurch seine Kalkulation oft den langfristigen Prestigegewinn, verkommt. Was in den Hochglanzpublikationen
Massivität. den solche Experimente haben können. Hier dekorativ erscheinen mag, ist in Realität mögli-
Áron Losonczi bekam das Stipendium zur strategische Partnerschaften auszubauen ist cherweise nichts als die Verkleidung belanglo-
Entwicklung seiner Idee am Royal University sicher für beide Seiten von Interesse: Der Archi- ser, banaler Architektur. Anspruchsvolle Archi-
College of Fine Arts in Stockholm. Hier unter- tekt profitiert vom technischen Knowhow der tektur hingegen hat sich seit jeher durch den
suchte er das Prinzip der Lichtleitung und Firmen; die Firmen können mit den Ideen der engen konzeptuellen Zusammenhang von Wahr-
fertigte erste Prototypen aus Gips und Glasfa- Architekten neue Märkte erschließen. nehmung, Raum und Material jenseits aller Defi-
sern an. Diese hatten zunächst die Abmessung Seit einigen Jahren bemerkt man eine ungeheu- nitionen von Stil oder persönlichem Geschmack
eines gewöhnlichen Ziegelsteins. Weitere re Faszination der Gestalter für Oberflächen ausgezeichnet. Ein interessantes Material allein
Prototypen aus Beton folgten, und nach zwei und neue Materialien. Dies ist nicht nur an zahl- macht eben noch keine interessante Architektur.
Jahren Forschung reichte er ein Patent auf reichen Publikationen, Symposien, Messen, In diesem Sinne lässt sich der altbekannte Slo-
lichtleitenden Beton ein. Research- und Beratungsangeboten zum gan der Betonindustrie auf das gesamte Spek-
Zurück in Ungarn wurde das erste große Thema festzustellen, sondern auch in den Ent- trum der Baustoffe ausweiten: Material – es
Paneel in Handarbeit angefertigt: 600 kg würfen der jungen Architektengenerationen. Oft kommt drauf an, was man daraus macht.
schwer und 150 ≈ 80 ≈ 20 cm groß. Die Herstel-
lung erfolgte von Hand; die Fasern wurden
quer zur Oberfläche schichtweise in den Fein-
beton eingelegt. Das Erstaunliche an dem Ma-
terial ist, dass es ausgesprochen filigran und
transparent erscheint, obwohl nur ca. 4 % des
Betons durch Glas ersetzt sind. Dadurch wird
die strukturelle Belastbarkeit des Betons aber
kaum beeinträchtigt. Das Material durchläuft im
Moment erfolgreich verschiedene Testverfah-
ren; seine Druckfestigkeit liegt bei 48 N/mm2.
Das Prinzip ist einfach und faszinierend
zugleich: Licht wird von einer Seite des Betons
durch die feinen Glaskapillaren auf die gegen-
überliegende Seite geleitet. Der Beton scheint
aus sich heraus zu leuchten, Schatten und Sil-
houetten zeichnen sich scharfkantig auf der
lichtabgewandten Seite ab (Abb. A 2.10). Für
die Vermarktung und industrielle Herstellung
wurde »LiTraCon« als Markenname gefunden –
die Abkürzung für Light Transmitting Concrete.
17
Der kritische Weg zur Der Begriff der Nachhaltigkeit wurde 1987 von Sprachgebrauch negativ besetzt, denn in der
der Weltkommission für Umwelt und Entwick- Form des Verhinderten ist Erfolg schwerer zu
nachhaltigen Bauweise lung, der »Brundtland-Kommission«, geprägt. erkennen als in der Form des Erreichten. Somit
Dabei handelt es sich um »(…) eine Entwick- lösen solche Begriffe auch keine positiv moti-
lung, die gewährleistet, dass die Bedürfnisse vierten Aktionen aus.
Peter Steiger der heutigen Generation befriedigt werden, Bezeichnenderweise fehlt ein Begriff für das
ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen Gegenteil von Wirtschaftswachstum, der in
zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse zu gleicher Weise Hoffnung auf höheren Wohl-
beeinträchtigen (…)«. stand, jedoch ohne das bisher damit verbunde-
Auf der UN-Konferenz in Rio de Janeiro 1992 ne Wachstum verspricht. Der Begriff »qualitati-
wurde die nachhaltige Entwicklung als Verbes- ves Wachstum«, der das Vakuum als Platzhal-
serung der Lebensbedingungen des Men- ter ausfüllt, verweist zumindest auf die Erwar-
schen in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht tung, dass die Zunahme von Wohlstand nicht
im Einklang mit der langfristigen Sicherung der nur quantitative, sondern auch qualitative Kom-
natürlichen Lebensgrundlagen definiert. Heute ponenten enthält. Nur sind Begriffe, die nicht
weckt der Begriff Nachhaltigkeit die Hoffnung wertfrei sind und implizit einen Nutzen und
auf ein reibungsloses Zusammenspiel zwi- Erfolg versprechen, zur Fortentwicklung von
schen einer leistungsfähigen Wirtschaft, einer Wissenschaft und Kultur nicht geeignet. Dies
solidarischen Gesellschaft und einer intakten zeigt sich deutlich am Beispiel des Begriffs
Umwelt. Das globale Konzept, das in der »Nachhaltigkeit«, von dem zurzeit von allen
Agenda 21 formuliert wird, soll auf lokaler Seiten partikuläre Interessen abgeleitet wer-
Ebene in Verantwortung gegenüber der den. Die höchsten Hochhäuser werden bereits
Umwelt und künftigen Generationen umgesetzt mit dem Prädikat »nachhaltig« versehen, wenn
werden. Da die Kräfte der Natur teilweise als ihre großen Stahl- und Glasfassaden Attribute
bedrohlich erlebt werden und ein Gefühl der für die passive oder aktive Nutzung von Solar-
Hilflosigkeit aufkommen lassen, weckt die Aus- energie aufweisen. So unterstützt die Betonung
sicht auf eine unversehrte Umwelt bei vielen singulärer Aspekte unter Vernachlässigung der
Menschen verborgene Sehnsüchte. Dieser übergeordneten Zielsetzung jene Begriffe, die
Idealzustand kann jedoch auch durch die sich nur an Nutzen und Erfolg messen.
Umsetzung des globalen Kozepts der Agenda Das Ziel heutiger und künftiger Architektenge-
21 nicht mehr hergestellt werden. nerationen muss sein, mit größtmöglicher Scho-
Doch welche Ziele können, realistisch betrach- nung von Ressourcen eine höchstmögliche
tet, mit einer nachhaltigen Entwicklung verfolgt Qualität von Erzeugnissen zu erreichen. Damit
werden? Wie sollen diese bezeichnet werden? wird für den Ressourcenverbrauch die Devise
Interessanterweise fehlen im Sprachgebrauch »less is more« des Architekten Ludwig Mies
präzise Begriffe für die »größtmögliche Nut- van der Rohe nicht mehr allein das technisch
zung natürlich anfallender Umweltenergien«, Machbare, sondern das tatsächlich Notwendi-
für den »technisch niedrigsten erreichbaren ge bestimmen. Gerade in der Baubranche
Wert von Umweltbelastungen« (bei unver- besteht der für eine hohe Qualität betriebene
meidlichen Energieumwandlungsprozessen) Aufwand nicht nur aus Lohnkosten, sondern
oder für den »geringstmöglichen Verbrauch an auch aus dem intelligenten Einsatz von Investi-
Ressourcen für die höchstmögliche Qualität tionen und geeigneten Produktionsmitteln.
eines Bauwerks« (für nachhaltige Bauweisen). Deshalb stehen quantitative und qualitative
Ohne Begriffe fehlen aber sowohl Bezeichnun- Vergleiche für einen sparsamen Ressourcen-
gen für eine zielgerichtete Denk- und Hand- verbrauch im Zentrum der Betrachtungen von
lungsweise als auch Hinweise auf diejenigen Baukonstruktionen, um Grundlagen zur Bemes-
Kräfte, die in einer Sache Wirkungen hervor- sung ganzer Bauleistungen unter nachhaltigen
bringen. und qualitativen Prämissen zu schaffen.
18
Der kritische Weg zur nachhaltigen Bauweise
TOTAL QUALITY
ECOBIS/WINGIS
BKP-Merkblätter
Bauteilkatalog
ECO-DEVIS
SIA D 0123
VITRUVIUS
BREEAM
eco-bau
WINGIS
SNARC
LEGEP
LEED
OGIP
Leistungsphasen nach HOAI
1 Grundlagenermittlung
2 Vorplanung
3 Entwurfsplanung
4 Genehmigungsplanung
5 Ausführungsplanung
6 Vorbereitung / Vergabe
7 Mitwirkung / Vergabe
8 Objektüberwachung
9 Objektbetreuung / Dokumentation
Herkunft CH USA GB A CH D CH CH CH D D CH CH CH
A 3.1
zusammensetzt. Durch die Umrechnung der umfassende Bewertung einer gesunden, ökolo- um (Wettbewerb, Vorentwurf) die Aspekte der
jeweiligen Schadstoffemissionen einer Kon- gischen und energieeffizienten Bauweise Ökologie als gleichwertiges Beurteilungskriteri-
struktion auf äquivalente Größen (CO2, SO2) ermöglicht, wird zurzeit am Schweizer Markt um neben Gestaltung, Funktionalität und Öko-
lassen sich die Umweltauswirkungen (Treib- eingeführt. Bereits etabliert sind das LEED-Sys- nomie einsetzen zu können, wurde 2003 eine
hauseffekt, Versauerung von Boden und Was- tem, das aus den USA stammt und von ver- »Systematik zur Beurteilung der Nachhaltigkeit
ser) vergleichen. schiedenen Ländern zur Bewertung adaptiert im Architekturwettbewerb und bei Studienauf-
Heute werden zunehmend EDV-gestützte Infor- wird, das englische Label BREEAM und das trägen« (SNARC, SIA Dokumentation D 0200)
mationssysteme verlangt, die den ökologischen österreichische Zertifikat TOTAL QUALITY. Von entwickelt. Das EDV-Tool ermöglicht verglei-
und ökonomischen Vergleich von einzelnen den genannten Systemen verfügt das LEED- chende Aussagen zu Aspekten des Ressour-
Konstruktionen und Gesamtkonzepten ermögli- System, das auf der internationalen Grundlage cenverbrauchs (Flächen, Wasser), des Res-
chen und den gegenwärtigen Wärmestandards des »Green Building Challenge« basiert, über sourcenaufwands für Erstellung und Betrieb
entsprechen. Als Fortführung der »SIA D 0123« die größte Verbreitung und Akzeptanz. sowie die Funktionstüchtigkeit einer Planung.
wird zurzeit ein Online-Bauteilrechner entwi- Ein weiteres Instrument zur Ökobilanzierung ist Als umfassende Datenbank während der
ckelt, der neben der U-Wert-Berechnung auch die Schweizer Software OGIP, welche die gesamten Planung steht ECOBIS zur Verfü-
die Abschätzung verschiedener Ausführungs- Umweltbelastung eines Gebäudes in Kennzah- gung. Dieses ökologische Baustoffinformations-
varianten durch eine Ökobilanzierung ermög- len ausdrückt. Einsetzbar ist OGIP sowohl bei system wurde in Deutschland vom Bundesmi-
licht. Der Planer erhält die Möglichkeit, parallel Detailanalysen (Bauteile, Konstruktionen, Kon- nisterium für Verkehr, Bau- und Wohnungswe-
zur ökonomischen Projektoptimierung Informa- struktionsvarianten) als auch als Baustein im sen mit Kooperationspartnern entwickelt. Es
tionen der Bereiche Energie und Nachhaltigkeit Rahmen von Umweltverträglichkeitsgutachten enthält umwelt- und gesundheitsrelevante Infor-
zu bearbeiten. Das deutsche Äquivalent stellt zur Betrachtung eines gesamten Bauwerks und mationen zu Bauproduktgruppen in allen Pha-
die Bausoftware LEGEP dar, die durch ein dessen Auswirkungen auf die Umwelt. sen des Lebenszyklus (Herstellung, Verarbei-
Ökologie-Modul planungsbegleitend die ökolo- Energie- und Umweltbilanzen lassen sich auch tung, Nutzung, Entsorgung). Bei der Anwen-
gische Bewertung eines Gebäudes ermöglicht. von VITRUVIUS erstellen, einem Schweizer dung ist jedoch zu beachten, dass die Informa-
System zur Gebäudeverwaltung und Instand- tionen aus dem Jahr 2000 stammen und aktu-
Für die Beurteilung eines Gebäudes als haltungsplanung. Ein entsprechendes Modul elle Entwicklungen bisher nicht berücksichtigt
Gesamtsystem sind inzwischen verschiedene zur ökologischen und energetischen Bewer- sind.
Labels und Zertifikate entwickelt worden. Das tung im Bereich Kostenplanung ermöglicht Zwischen ECOBIS und WINGIS, dem Gefahr-
Schweizer Gebäudelabel »eco-bau«, das komplexe Lebenszyklusbetrachtungen. stoff-Informationssystems der Berufsgenossen-
zusammen mit dem Label MINERGIE eine Um bereits in einem sehr frühen Planungsstadi- schaften der Bauwirtschaft GISBAU, besteht
19
Der kritische Weg zur nachhaltigen Bauweise
Spengler
15 30 45 60 75 90 105 120 Jahre 20 40 60 80 100 120 Jahre 20 40 60 80 100 120 Jahre Bodenbeläge
Sanitär
Heizkessel
kumulierter kumulierter kumulierter
Aufwand Aufwand Aufwand
5J ahre
0, 1
rt 0, 3 Differenz
ulie us 6 ca. 30 %
kum hythm kumuliert im Jahre
im R , 40, 20 100 %
Differenz
100 % 100 % Rhythmus 60 kumu ca. 70 % Fenster
95 %
90 % 90 % mus 6 liert im Rhyth Verputz
85 % 0
mit we , 40, 20 Ja - Metall
75 % 75 % niger B hre
auteile Dach
n Installationen
60 %
50 % 50 %
70 %
Rohbau Dachstuhl
a b c A 3.5
eine direkte Verknüpfung. WINGIS informiert Jahre. Mechanisch beanspruchte Teile müssen rungsbeständiger und schädlingsresistenter
umfassend über die Gesundheitsauswirkungen je nach Nutzung schon nach 10 bis 20 Jahren gemacht wurden.
bei der Verarbeitung von Bauproduktgruppen erneuert werden.
und Bauprodukten. Um den Wert eines Gebäudes auf dem Rest- Zeitfaktor
Ein umfassendes und zu Beginn des Jahres wert des Rohbaus zu halten, sind – den spezifi- Zur Verkürzung der Arbeitsprozesse sowie zur
2005 neu überarbeitetes Hilfsmittel für die öko- schen Erneuerungszyklen entsprechend – bei Senkung der Baukosten und des Unterhaltsauf-
logische Planung stellen die »Merkblätter nach allen Bauteilen Instandhaltungs- und Instand- wands spielt der Zeitfaktor oftmals eine ent-
Baukostenplan für Ausschreibungen« (BKP) setzungsarbeiten vorzunehmen. Je mehr lang- scheidende Rolle bei der Wahl von Materialien
dar. Sie werden von »eco-bau«, einem Zusam- lebige Teile in einem Gebäude verwendet wer- und Verfahren. Bevorzugt werden Baustoffe, die
menschluss von Hochbauämtern vieler Schwei- den, umso günstiger wird das Verhältnis zwi- den Bauprozess wetterunabhängig machen und
zer Kantone und Städte, veröffentlicht und ent- schen der materiellen und finanziellen Erst- die eine Ausdehnung der Bauzeit auf den Winter
halten Hinweise zur Wahl von Materialien und investition und dem Aufwand für die laufende zulassen, aber auch solche, welche die Warte-
Verarbeitungsprozessen und die Bewertung Erneuerung des Bauwerks (Abb. A 3.5). Grund- zeiten zwischen den Arbeitsgängen verkürzen,
verschiedener Handlungsalternativen. Durch sätzlich gilt, dass alle Bauteile mit kürzeren und schließlich solche, die den späteren Auf-
konkrete Empfehlungen wird eine Optimierung Erneuerungszyklen so in das Bauwerk einzu- wand für Reinigung, Pflege und Unterhalt auf ein
durch Vermeidung und/oder Verminderung von gliedern sind, dass sie ohne Eingriffe in länger Minimum reduzieren oder dies zumindest ver-
Emissionen oder Materialverbrauch erreicht. lebende Bauteile erneuert oder ausgewechselt sprechen. Die ökologischen und toxikologischen
Für die Ausschreibung sind die ökologischen werden können. Ein unnötiger Abbruch und die Belange kommen bei dieser ökonomisch orien-
Leistungsbeschreibungen »eco-devis« konzi- daraufhin notwendige Wiederherstellung noch tierten Betrachtung meistens zu kurz.
piert, die ebenfalls von »eco-bau« publiziert intakter Bauteile, nur um sanierungsbedürftige Eine »zeitgemäße« Termin- und Bauplanung
werden. Diese geben Hinweise und Empfeh- Stellen freizulegen, bedeutet unnötigen Ver- berücksichtigt daher von vornherein nicht nur
lungen zum Einsatz möglichst ressourcenscho- brauch an Material (und Geld) und widerspricht Kosten für die Erstellung und den Betrieb des
nender Materialien und Baukonstruktionen. dem Prinzip des haushälterischen Umgangs Bauwerks, sondern auch die indirekt ausgelös-
Auffallend ist, dass jedes dieser Instrumente mit Ressourcen. ten Arbeitsleistungen und sozialen Kosten
jeweils nur einen Teil der Leistungsphasen ab- Durch die Beschränkung auf wenige Materia- durch die Wahl umweltbelastender Baumateria-
deckt (Abb. A 3.1). lien lässt sich in der Regel eine höhere Lebens- lien und Verfahren. Für die meisten Anwendun-
dauer des Bauwerks erreichen, da die Instand- gen stehen heute ohne nennenswerte Mehr-
Lebensdauer von Baumaterialien haltungs- und Instandsetzungszyklen der Teile kosten umweltfreundliche Materialien und Ver-
Neben dem obersten Grundsatz, mit Baustof- einfacher aufeinander abzustimmen sind. Viele arbeitungsmethoden zur Verfügung. Es besteht
fen sparsam umzugehen und die Material- unterschiedliche Baustoffe in einer Konstruktion kein Anlass mehr, die Umwelt indirekt durch
menge auf ein notwendiges Minimum zu redu- führen zu höheren Instandsetzungskosten und Produktionsrückstände zu belasten.
zieren, bestimmen die Materialwahl, die Kom- einem teils verfrühten Austausch von Bauteilen. Bisher richtete sich die Einschätzung der spe-
bination und die zweckmäßige Fügung das Je nach Material muss jedoch bei ökologisch zifischen Lebensdauer von Bauteilen nach wirt-
ökologische Gesamtresultat. Für jedes Bauteil orientierten Baustoffen ein erhöhtes Augenmerk schaftlichen Grundsätzen und Interessen. Die
lässt sich aus der Haltbarkeit des Materials und auf den Unterhalt gelegt werden. Unbelassene angenommenen Zeiten stimmen aber in vielen
der Fügung zu einer Baukonstruktion die jewei- Hölzer oder gekalkte Fassaden erfordern mehr Fällen mit der tatsächlichen Lebensdauer von
lige Lebensdauer bestimmen. Unbewegliche, Kontrolle und Pflege als solche, die durch eine Bauteilen oder Baumaterialien nicht überein,
massive Rohbauteile überdauern 100 und mehr Behandlung mit chemischen Anstrichen witte- abgesehen davon, dass für viele neue Materia-
20
Der kritische Weg zur nachhaltigen Bauweise
auf wenige Bauteile und -stoffe und ist auch nur für Restrisiken steigen. Aus dieser Risikobereit-
dann sinnvoll, wenn schon bei der Erstanwen- schaft hat sich mittlerweile ein florierender Wirt-
Beseitigung 31 %
dung eine spätere Wiederverwendung einkal- schaftsfaktor entwickelt, welcher die Bau- und
kuliert wird (Abb. A 3.6). Nebenkosten erheblich belastet.
Verwertung 69 % Wegen der bei der Herstellung von Baumate-
rialien verwendeten chemischen Substanzen Fremdstoffe oder Schadstoffe
stößt die Entsorgung von Bauschutt an Kapazi- Bei der Unbedenklichkeit eines Materials wird
a
tätsgrenzen. In dem Abbruchgut sind z.T. Sub- davon ausgegangen, dass dieses keine schäd-
stanzen enthalten, die für die Entsorgung oder lichen Stoffe oder Verbindungen enthält oder
Wiederverwendung höchst problematisch sind. abgibt. Chemische Stoffe müssen nicht als
aus Baustellenabfällen Dadurch entsteht immer mehr Bauschutt, der generell schädlich gelten, können aber unter
2,8 % für Umwelt und Gesundheit abträglich ist und bestimmten Bedingungen zu Schadstoffen wer-
als Sondermüll eingestuft werden muss. Je- den. (siehe Schadstoffe, S. 268)
aus Straßenaufbruch
31,1 %
doch greift bei der Beseitigung von Altlasten Wenn von Schadstoffen die Rede ist, denkt
das Verursacherprinzip nicht, da die Zeit zwi- man in erster Linie an die schädigende Wir-
aus Bauschutt schen Produktion und Entsorgung zu lang ist. kung eines Stoffs. Gedanklich wird zwischen
66,1 % Für künftige Bauten ist deshalb das Vorsorge- einem neutralen Fremdstoff, der mit geringer
b prinzip anzuwenden, das bereits bei der Pla- Wahrscheinlichkeit eine gefährliche Wirkung
nung den späteren Rückbau eines Gebäudes ausübt, und einem Stoff, welcher nur bis zu
berücksichtigt und die Material- und Konstruk- einer bestimmten Menge in Kauf genommen
sonstige Zwecke 8,3 % tionswahl entsprechend ausrichtet. Die Res- werden darf, eine Grenze gezogen. Es besteht
Betonzuschlag 3,1 % sourcen sind möglichst so einzusetzen, dass ein gesellschaftlicher Konsens darüber, dass
ein Zwang zum »Recycling« und letztendlich der Eintrag von Schadstoffen oder Gefahren-
zur Entsorgung von umweltfeindlichen Substan- stoffen generell zu verhindern sei.
Erdbau 19,4 %
zen gar nicht erst entsteht. Daher muss bei der Materialwahl der Schwer-
punkt auf dem Einsatz emissionsarmer Bau-
Straßenbau 69,2 %
Grenz- , Ziel- oder Tiefstwerte produkte, -materialien und -chemikalien liegen.
c Nicht nur im Bauwesen werden Grenz- und Anhand von Produktkennzeichnungen, Güte-
A 3.6
Zielwerte nach der höchstzulässigen Belastung siegeln und Umweltzeichen lassen sich Materi-
lien noch keine Erfahrungswerte vorliegen. und Zumutbarkeit und nicht nach technisch alien und Produkte in Hinblick auf ihr Gefähr-
Einen ersten Anhaltspunkt bietet der Leitfaden erreichbaren Tiefstwerten festgelegt. So sugge- dungspotenzial beurteilen. Darüber hinaus
»Nachhaltiges Bauen« des Bundesministeri- riert der Begriff »Umweltverträglichkeit«, dass geben technische Beschreibungen oder Si-
ums für Verkehr, Bau und Wohnungswesen der mit Höchstwerten für Emissionen und Begren- cherheitsdatenblätter Informationen über
Bundesrepublik Deutschland. Er enthält, nach zung von Immissionen eine noch verträgliche Inhaltsstoffe und mögliche Schadstoffe.
dem gegenwärtigen Wissensstand, eine umfas- Wirkung auf Mensch und Ökosystem zu errei- Die Strategie bei der Auswahl von Produkten
sende Übersicht über die zu erwartende Le- chen sei. Die Festsetzung von Grenz- und Ziel- unter toxikologischen Kriterien richtet sich nach
bensdauer aller gängigen Materialien und Bau- werten, Höchst- oder Mindestwerten ist nicht dem Minimierungsprinzip, d.h. beim Vergleich
konstruktionen. Auch die »SIA 480 Wirtschaft- Resultat von naturwissenschaftlichen Verfahren, von Alternativen wird das Produkt ausgewählt,
lichkeitsrechnung für Investitionen im Hoch- auch wenn es in der Literatur so dargestellt das aufgrund der vorliegenden Informationen
bau« gibt eine aktuelle Zusammenfassung wird. Im Grunde sind solche Definitionen ledig- die geringsten unerwünschten Inhaltsstoffe
über die zu erwartende Lebensdauer von lich Versuche, Auslösemechanismen und Wir- enthält.
Gebäudeteilen und Anlagentechnik. kungen, über die man wenig weiß, abzu-
schätzen. So betrachtet, bedeutet die obere A 3.5 Verlauf der Gebäudeentwertung in Abhängigkeit
Vom Verursacher- zum Vorsorgeprinzip Begrenzung eines Immissionspegels keines- von der Dauerhaftigkeit der einzelnen Bauteile:
Die Welt besteht aus Materie, Energie und wegs die Optimierung eines Umweltzustands a Weil ein Gebäude ohne Instandsetzung nach
Information. Materie ist der Stoff, der in der oder die Minimierung eines Eingriffs in das spätestens 60 Jahren nicht mehr nutzbar ist,
lohnt sich die Instandsetzung auf dem Restwert
Bauwirtschaft unter Anwendung von Energie in Ökosystem, sondern bestenfalls die normative des Rohbaus und die Werterhaltung nach den
Gebrauchsgüter und Baustoffe umgewandelt Festlegung von Erträglichkeit und Risiken eines spezifischen Erneuerungszyklen seiner Teile.
wird. Jede Umwandlungsstufe der Materie vom scheinbar unabänderlichen Zustandes. Risiken Es stellt sich jedoch heraus, dass die Kumulati-
Rohmaterial bis hin zum Abfallprodukt benötigt sind zwar integraler Bestandteil des Lebens, on dieses Erneuerungsaufwands im Zeitraum
von 120 Jahren nahezu das 1,5-fache des
Energie. Diese wird, je nach Umwandlungs- sie lassen sich jedoch in den meisten Fällen
ursprünglichen Erstellungsaufwands ausmacht.
stufe, teilweise im Produkt gebunden bzw. definieren und sind deshalb vermeidbar. Beim b Wenn die Bauteile so gewählt werden, dass
wieder freigesetzt. »Vorsorgeprinzip« wird durch Hygiene und Vor- sich die Erneuerungszyklen auf 20 bzw.
Die Bauproduktion erforderte in den letzten sorge die größtmögliche Prävention angestrebt. 40 Jahre ausdehnen lassen, reduziert sich der
Jahrzehnten einen enormen Materialumsatz. Das »Verursacherprinzip« hingegen bezieht kumulierte Erneuerungsaufwand um etwa
30 %.
Nach Ablauf der Lebensdauer der eingesetz- sich auf scheinbar unvermeidbare Risiken und c Wenn zusätzlich die Vielfalt von Bauteilen so
ten Baustoffe für Neu- und Umbauten bleibt Folgen von Ursachen und Gegenmaßnahmen. beschränkt wird, dass kurzlebige Bauteile oder
eine entsprechend große Menge an Material- Elemente von Risikoerwartungen sind im Bau- Baustoffe mit hohem Erneuerungsbedarf weg-
abfällen zurück. Die Umwandlungsprozesse wesen in jeder Norm und in unzähligen Bau- fallen, lässt sich der kumulierte Erneuerungs-
aufwand gegenüber dem Werterhaltungsrhyth-
industrieller Materie belasten Wasser, Boden vorschriften zu finden. Durch die rasante
mus von 15 bzw. 30 Jahren um etwa 70 %
und Luft. Aus dem Wunsch nach Begrenzung Zunahme synthetischer Bau- und Hilfsstoffe reduzieren.
der Umweltschäden entstand das Gedanken- haben die vorsorgeorientierten Empfehlungen A 3.6 1999 –2000 fielen in der Bundesrepublik Deutsch-
modell eines Kreislaufs. Während dies für und die den Verursacher belastenden Vor- land rund 89 Millionen Tonnen Bauabfälle an
Naturvorgänge durchaus zutrifft, handelt es schriften stark zugenommen. Gleichzeitig hat (ohne Bodenaushub). Davon konnten ca. 69 %
wiederverwertet werden, vor allem im Straßenbau.
sich bei industriellen Prozessen um eine sich die Risikobereitschaft für den Einsatz uner- a Aufkommen und Entsorgung von Bauabfällen
beschwichtigende Analogie zur Natur. »Recyc- probter Materialien und gewagter Konstruktio- b Aufkommen recycelter Baustoffe
ling« von Baumaterialien beschränkt sich heute nen erhöht, wodurch die Versicherungsprämien c Verwendung recycelter Baustoffe
21
Kriterien für die Auswahl Der Grundsatz der Nachhaltigkeit bedeutet im toren und der Festlegung von Bewertungsmaß-
Bauwesen, dass in allen Phasen des Lebens- stäben. Dabei sind die folgenden Arbeitsschrit-
von Baustoffen zyklus von Gebäuden – von der Planung und te Gegenstand der Umweltforschung im Bau-
Herstellung über die Nutzung und Erneuerung wesen:
bis zum Rückbau – eine Minimierung des Ver-
Alexander Rudolphi brauchs von Energie und Ressourcen, eine • Festlegung von Indikatoren zur Beschreibung
möglichst geringe Belastung des Naturhaus- der Umweltwirkung, z.B. Definition eines
halts und ein hohes Maß an Sicherheit und Treibhauspotenzials oder eines Ozon zerstö-
Behaglichkeit für die Nutzer angestrebt wird. renden Potenzials als zahlenmäßige und
Diese Planungsziele erfordern für jedes einzel- berechenbare Größe, Beschreibung von
ne Vorhaben je nach Ort, Größe und Zweck ein Behaglichkeitsindikatoren für Raumklimata
spezifisches Konzept oder Teilkonzepte mit oder von einheitlichen Messgrößen für
unterschiedlichen Lösungsansätzen, Alternati- Schadstoffwirkungen.
ven und Maßnahmen. Es handelt sich daher • Benennung des kausalen Zusammenhangs
um einen Optimierungsprozess mit dem Ziel, zwischen Umweltwirkungen und bautechni-
die Anforderungen der Umwelt und der ange- schen Handlungen, z.B. dämmtechnische
strebten Nutzung des Bauwerks in einem wirt- Maßnahmen, Heizungstechnik und die Rege-
schaftlichen Kostenrahmen miteinander zu lung des Raumluftwechsels beeinflussen
verbinden. den Jahresenergiebedarf. Rezepturen und
Dampfdiffusionseigenschaften oberflächen-
relevanter Materialien, Wärme- und Feuchte-
Ziele einer nachhaltigen Entwicklung im speicherung nehmen Einfluss auf das Raum-
Bauwesen klima und die Raumlufthygiene. Die Gebäu-
degeometrie, Flächenplanung und die
Schutzziele der Nachhaltigkeit lassen sich in Grundrissgeometrie bedingen den Materi-
übergeordneten Kategorien zusammenfassen: albedarf.
• Bereitstellung überprüfbarer Erfassungs-,
• Schutz des Ökosystems und der natürlichen Quantifizierungs- und Bewertungsgrößen,
Umwelt, z.B. vor einer Schädigung des z.B. einheitliche Rechenverfahren zum
atmosphärischen Systems durch den Treib- Gesamtenergiebedarf und zum Flächen- und
hauseffekt, vor der Zerstörung des Ozon- Raumbedarf, Verfahren zur Erfassung des
gürtels oder vor einer Zerstörung der Arten- funktionsbezogenen Materialaufwands oder
vielfalt durch den Raubbau von Erzen oder Rechen- und Simulationsverfahren für Raum-
durch Raubbau und Brandrodung in den klimata.
tropischen Waldregionen der Erde. • Bewertung, Auswahl und Benennung konkre-
• Schutz der natürlichen Ressourcen, z.B. vor ter Handlungsziele, z.B. ein maximal
einem Verbrauch endlicher Ressourcen gewünschter Jahresenergiebedarf, ein tole-
durch die exzessive Nutzung nicht nach- rierbarer Flächen- und Raumbedarf in Abhän-
wachsender Rohstoffe, vor einem unge- gigkeit von der Nutzung, maximal zulässige
bremsten Verbrauch von Energie aus fossilen sommerliche Wärmespitzen und -zeiten,
Energieträgern oder durch energie- und Feuchte und Luftwechselraten oder eine tole-
reparaturintensive, kurzlebige Bauwerke. rierbare TVOC-Belastung [1] in Zeitstufen.
• Schutz der Gesundheit, z.B. vor einer Beein-
trächtigung durch schlechte klimatische und Grundsätzliche Voraussetzung der Beschrei-
hygienische Bedingungen innerhalb von bung von Wirkungen auf den Menschen, die
Gebäuden oder vor Schäden während der Umwelt und den Naturhaushalt bzw. die Defini-
Gewinnung von Rohstoffen oder der Herstel- tion von Wirkungskategorien und Indikatoren
lung von Produkten. ist eine möglichst vollständige Kenntnis der
• Schutz gesellschaftlicher Werte und öffentli- Gewinnungs-, Herstellungs- und Verarbeitungs-
cher Güter, z.B. vor einem zu hohen Wasser-, prozesse der Bauprodukte und -materialien,
Flächen- und Landschaftsverbrauch. die Kenntnis ihrer Rezepturen und Zusammen-
• Sicherung und Erhaltung von Kapital und setzung sowie ihres funktionalen, physika-
Werten. Jede vorzeitige oder vermeidbare lischen und chemischen Verhaltens über einen
Vernichtung von ökonomischen und sachli- langen Nutzungszeitraum.
chen Werten durch mangelhafte, wenig dau- Damit beruht die Mehrzahl der ökologischen
erhafte Bauwerke führt zwangsläufig zu Optimierungspotenziale auf einer umfassenden
einem entsprechenden Kapital- und Ressour- Informationsstruktur bzw. auf einer Vielzahl von
cenverbrauch und weiteren Umweltbelastun- Messungen und Analysen sowohl am Baupro-
gen. dukt als auch am fertigen Bauteil. Dieser Forde-
rung tragen die aktuellen Bemühungen Rech-
Die Formulierung von Schutzzielen ist die nung, möglichst weitgehende Deklarationen
Voraussetzung für die Erkenntnis eines Hand- von Bauprodukten durchzusetzen, Informati-
lungsbedarfs, sie allein reicht jedoch für kon- onsdatenbanken zur allgemeinen Verfügbarkeit
krete Handlungsschritte im Bauwesen nicht bereitzustellen und standardisierte Messverfah-
aus. Dazu bedarf es vielmehr einer Kenntnis ren für die physikalischen und chemischen
A 4.1 Energiebilanz eines viergeschossigen Verwal- der jeweiligen Ursache-Wirkungsbeziehungen, Eigenschaften von Bauprodukten und Bauteilen
tungsgebäudes der Beschreibung der Wirkungen durch Indika- zu entwickeln.
22
Kriterien für die Auswahl von Baustoffen
Estricharbeiten
Dachdichtung
Betonrohbau
Trockenbau
30 000 000
künftig Begriffe, Indikatoren, notwendige
20 000 000 Datengrundlagen und Produktdeklarationen
sowie Bewertungsverfahren zum nachhaltigen
10 000 000 Bauen zusammengefasst werden.
All diesen Bewertungs- und Optimierungs-
0
instrumenten gemeinsam ist die Tatsache,
erneuerbare Energie nicht erneuerbare Energie A 4.1 dass sie immer nur einen spezifischen Wir-
kungsbereich, ein einzelnes Planungs- und
Alle genannten Arbeitsschritte sind eine uner- In den 1970er-Jahren wurden die Indikatoren Ausführungsziel erfassen. Natürlich ist es
lässliche Voraussetzung für nachvollziehbar und Berechnungsverfahren der Ökobilanz ent- angesichts der Komplexität und des notwendi-
begründete, ökologisch orientierte Entschei- wickelt und international in der Normenreihe gen Aufwands weder möglich noch sinnvoll,
dungen. Sie sichern zudem die notwendige DIN ISO 14 040–14 043 »Life cycle assess- bei jeder praktischen Entscheidung sämtliche
Wirklichkeitsnähe. Erst eine genaue Analyse ment« (LCA) standardisiert. Ziel des Verfahrens Umweltziele gleichzeitig zu berücksichtigen
der Produktions-, Bau- und Nutzungsprozesse ist die Bewertung überwiegend globaler und und mithilfe der bereits vorhandenen Instru-
bietet die Möglichkeit, die Ebene spekulativer regionaler Umweltbelastungen, die sich aus mente zu bewerten. So ist z.B. bei der Ent-
Vermutungen und zufälliger Informationen zu der Gewinnung, Produktion und Beseitigung scheidung zwischen Rohbaumaterialien wie
verlassen. von Bauprodukten ergeben. Das quantitative Beton, Holz, Stahl oder Aluminium die Frage
Verfahren muss sich jedoch auf die Erfassung der Raumlufthygiene kaum betroffen. Hier steht
bekannter Prozessabläufe und -folgen die Frage nach den Umweltbelastungen im
Entwicklung der Planungs- und Bewer- beschränken; unbekannte oder sekundäre Vordergrund, die mit der Bereitstellung der
tungsinstrumente Wirkungszusammenhänge lassen sich mit der Materialien verbunden sind und die mit einer
Ökobilanz nicht erfassen. Ökobilanz bewertet werden können. Dagegen
In den letzten Jahrzehnten sind zahlreiche Erst in den letzten Jahren wurden Bewertungs- beeinflussen Ausbau- und Oberflächenmateria-
Optimierungs- und Bewertungsinstrumente für verfahren entwickelt, mit denen so komplexe lien die Raumhygiene so wesentlich, dass die
die Planungs- und Ausführungsziele im Bauwe- Zusammenhänge wie die Behaglichkeit in Umweltauswirkungen der Herstellungsprozes-
sen geschaffen worden; bis heute werden Ziel- Innenräumen und ihre Wirkung auf den Nutzer se in den Hintergrund treten.
und Grenzwerte definiert und fortlaufend wei- beschrieben und optimiert werden können.
terentwickelt. Ein gut bekanntes und eingeführ- Dabei werden erstmals individuelle Empfindun-
tes Instrument sind Energiebilanzen von gen von Menschen über einen so genannten Kriterien und Indikatoren des nachhaltigen
Gebäuden mit dem Ziel, den Verbrauch fossiler PMV-Index (predicted mean vote) statistisch Bauens
Energieträger und die damit verbundenen CO2- erfasst und über Bewertungsverfahren zu Pla-
Emissionen zu reduzieren. Erst mithilfe von ent- nungsparametern für technische Regelwerke Für die praktische Arbeit ist es daher wichtig,
sprechenden Berechnungsverfahren können weiterentwickelt. In ähnlicher Weise wird bei die zu Beginn genannten allgemeinen Schutz-
Zielwerte definiert werden, z.B. der Energiebe- Geruchsbelastungen aus stofflichen Emissio- interessen bei der Auswahl von Baumaterialien
darf für Heizung, Stromverbrauch und Lüftung nen in Räumen vorgegangen (olfaktorische und der Optimierung der Konstruktionen in
von 15 kWh / m2a als Kriterium für »Passivhäu- Wirkung). Auch diese Effekte sind oftmals nicht baupraktische Optimierungsziele zu übertra-
ser«. Aber auch auf diesem Gebiet gibt es trotz messbar, daher erfolgt die Bewertung durch gen und diesen Zielen die jeweils verfügbaren
genauer Kenntnis der physikalischen Zusam- Faktoren, die sich aus der subjektiven Empfin- Beschreibungs- und Bewertungsinstrumente
menhänge weiteren Forschungsbedarf, was dung von Testpersonen herleiten. zuzuordnen. Ergänzend dazu können die Opti-
immer dann deutlich wird, wenn der real Als noch aufwändiger erweist sich die mierungsziele den Bauphasen zugeordnet wer-
erfasste Gesamtenergiebedarf von Gebäuden Beschreibung und Bewertung der Raumhygie- den, entsprechend den jeweils zugehörigen
die berechneten Prognosewerte übersteigt. Für ne. Hierzu wurden ab 1989 auf Initiative der Entscheidungs- und Handlungsschritten.
die Zukunft wird angestrebt, Gebäude mit Europäischen Kommission zunächst ca. 150
einem Gesamt-Primärenergiefaktor in MJ / m2 flüchtigen Substanzen aus Bau- und Wohn-
zu beschreiben, in dem neben sämtlichen For- produkten definiert und hinsichtlich ihrer Flüch- Entwurfs- und Vorplanung
men des Betriebsenergieverbrauchs auch der tigkeit (leicht-, mittel- und schwerflüchtig) ein-
Energiebedarf für die Herstellung des Gebäu- gestuft [2]. Da für die meisten Einzelsubstan- Materialsparende und umweltschonende Aus-
des bzw. aller dafür benötigten Materialien – zen keine Toxizitäts-Untersuchungen vorlagen, wahl von Produkten und Baustoffen:
die so genannte Graue Energie – enthalten ist. wurde zunächst der Summenwert aller in der • materialsparende und nutzungsflexible
Abb. A 4.1 zeigt die Schätzung der Grauen Raumluft enthaltenen Substanzen (TVOC) Grundrissgestaltung
Energie für einen viergeschossigen Verwal- gemessen und bewertet. Diese Vorgehenswei- • Optimierung der verwendeten Materialien
tungsneubau mit ca. 16 000 m2 Nutzfläche se erwies sich als unbefriedigend, da zunächst hinsichtlich ihrer globalen und regionalen
(Fundament, Decken und Stützen in Stahlbeton stark toxische und weniger problematische Umweltauswirkungen aus der Gewinnung,
und Fassaden und Fenster in Holzbauweise). Substanzen undifferenziert zusammengeworfen Produktion und Bereitstellung
Der bauliche Gesamtenergiebedarf beträgt ca. wurden. Aus diesem Grund erfolgt zurzeit eine • Bevorzugung regional verfügbarer Materia-
160 000 GJ bzw. 44 000 MWh. Bezieht man die- Einzelstoffbewertung auf mehreren Ebenen zur lien und Produkte zur Vermeidung von Trans-
sen Aufwand auf eine Betriebsdauer von 50 Festsetzung von Richtwerten für Innenraumbe- porten
Jahren, so ergeben sich ca. 55 kWh / m2a. lastungen, die teilweise bereits Eingang in • Einsparung von Ressourcen, Bevorzugung
23
Kriterien für die Auswahl von Baustoffen
nachwachsender oder langfristig verfügbarer assessment« werden nachfolgend die wich- Aufgrund der schwierigen Datengrundlage
Materialien tigsten in der Ökobilanz definierten Indikatoren werden die ebenfalls für die Ökobilanz definier-
• Vermeidung von Materialien, deren Herstel- bzw. Wirkungskategorien genannt, die bei der ten Indikatoren zur Toxizität von Bereitstel-
lungsprozesse mit großen Risiken im Störfall quantitativen Bewertung je nach vorhandener lungsprozessen zumeist nur bei signifikanten
verbunden sind bzw. bei denen Gefahrstoffe Datengrundlage verwendet werden sollten: Einzelbewertungen verwendet. Beispiele hierfür
im Produktionsprozess erforderlich sind • Gesamtenergieverbrauch (PEI) sind der Schwermetallabtrag von Kupfer-, Zink-
• Empfehlung von Materialien, die mit möglichst • Anteil erneuerbarer (ER) und nicht erneuer- oder Bleioxiden durch den Regen und ihre toxi-
geringen Eigenschaftsverlusten und ohne barer Energien (NER) am Energieverbrauch sche Wirkung im Boden oder die Verwendung
funktionale Bindung recyclingfähig sind sowie besonderer Gifte wie Phosgen und Isocyanat
von Verbundprodukten und Bauelementen, Häufig wird der für die Bereitstellung von Mate- als Nebenprodukte bei der Herstellung von
die mit regional verfügbaren Trennverfahren rialien erforderliche Primärenergieaufwand Polyurethan. Dazu wurden folgende Indikatoren
refraktionierbar sind allein für die vergleichende Bewertung heran- definiert:
• Empfehlung von Baustoffen, bei deren Her- gezogen. Diese Graue Energie sollte zusätzlich
stellung Recyclingmaterialien umweltfreund- zur Differenzierung umweltfreundlicher Herstel- • Ökotoxizität in Gewässern
lich genutzt werden lungsverfahren in erneuerbare und nicht erneu- (aquatic ecotoxicity, ECA)
erbare Energieformen unterteilt werden. • Ökotoxizität im Boden
Hygiene und Gesundheit, Raumklima: Ergänzend dazu kann der Energiebedarf wäh- (terrestric ecotoxicity, ECT)
• Sicherung der natürlichen Belichtung beim rend des gesamten Lebenszyklus inklusive • Humantoxizität
Entwurf der Grundrisse ggf. vorhandener Recyclingpotenziale verwen- (human toxicological classification, HC)
• sommerlicher Wärmeschutz und Wärmeab- det werden als »kumulierter Energieaufwand«
fuhr durch die Festlegung der Speichermas- (KEA) nach VDI 4600. Der Energiebedarf wäh- Vereinfacht dargestellt, werden im Rahmen
sen rend der Gebäudenutzung wird dabei über einer quantitativen Ökobilanz nach ISO 14 040
Annahmen oder Szenarien abgeschätzt. sämtliche notwendigen Gewinnungs- und Her-
Während die Forderung nach materialsparen- Bei einer umfassenden quantitativen Bewer- stellungsprozesse – und nach Möglichkeit auch
den, nutzungsflexiblen Grundrissen und Kon- tung geht der Primärenergieaufwand über die die Nutzungs- und Entsorgungsprozesse – in
struktionen eine altbekannte Planungsaufgabe mit der Energieproduktion entstehenden allen Einzelschritten beschrieben. Zu verglei-
darstellt, die sich über Flächenangaben und Umweltwirkungen in die Betrachtung mit ein: chende Produkteinheiten müssen dabei hin-
genormte Größenraster bewerten lässt, ist eine sichtlich ihrer Funktionen exakt übereinstimmen
wirklichkeitsnahe Bewertung der Umwelt- • Treibhauspotenzial (functional unit). Die so erstellte Input-Output-
relevanz von Materialien weitaus schwieriger. (global warming potential, GWP) Analyse wird als Sachbilanz bezeichnet. Soweit
Im Zusammenhang mit der Entwurfsplanung • ozonabbauendes Potenzial möglich werden die erfassten Einzelwerte zu
unterliegt die Auswahl der Hauptmaterialien (ozone depletion potential, ODP) den o.g. Wirkungskategorien zusammenge-
oder die Entscheidung zwischen möglichen • Versauerungspotenzial fasst (impact assessment). Gegebenenfalls
Konstruktionsalternativen – z.B. der Fassade, (acification potential, AP) muss die unterschiedliche Nutzungsdauer
der Dachkonstruktion oder der Bodenplatte – • Eutrophierungspotenzial (eutrophication beachtet werden. Die für eine angenommene
einer Analyse und relativen Bewertung der potential, EP oder nutrification potential, NP) Gebäudenutzung von 80 oder 100 Jahren
Umweltauswirkungen hinsichtlich der gewählten • Photooxidations-(Sommersmog-)potenzial jeweils erforderlichen Erneuerungszyklen der
Materialien bzw. ihrer Gewinnungs-, Herstel- (photochemical ozone creation potential, Bauteile oder einzelner Bauteilschichten wer-
lungs- und Bereitstellungsprozesse. POCP) den als Faktor ermittelt und mit den Ergebnis-
• CO2-Speicherung (bei nachwachsenden sen des »Impact assessment« multipliziert.
Quantitative Ökobilanz Rohstoffen) Die abschließende Bewertung der ermittelten
Als Bewertungsverfahren dient die in den letz- • Naturraumbeanspruchung und Flächenbe- Indikatoren kann je nach Situation über die
ten 20 Jahren entwickelte und in der darf (space requirements) Schwere der Wirkungsfolgen (ökologische
ISO 14 040–14 043 genormte Ökobilanz »Life
cycle assessment« (LCA) – einer von vier Be-
wertungsteilen, die im Rahmen einer Gesamtbe- 80 %
wertung der wichtigsten Materialien erforderlich
werden. Danach sind die Konstruktions- oder 60 %
Materialalternativen zunächst mit einer Ökobi-
40 %
lanz zu analysieren und hinsichtlich der Umwelt-
auswirkungen zu quantifizieren. Ergänzend 20 %
dazu müssen – sofern vorhanden und bekannt –
qualitativ abschätzbare, ökologische Wirkungen 0%
benannt und bezüglich ihrer Bedeutung ge-
-20 %
wichtet werden. Danach werden die Alternati-
ven einer Kostenschätzung unterworfen und ab- -40 %
schließend soziokulturelle Argumente aufgelis-
tet. Hierzu gehören Aspekte wie z.B. die regio- -60 %
nale Wirtschaftsstärkung mit einer räumlich be- -80 %
grenzten Ausschreibung, gestalterische Wün-
sche des Nutzers oder die Einbindung in ein -100 %
Ortsbild. Aus der Zusammenführung der Teil- energetische GWP AP NP POCP stoffliche stoffliche
Aufwendung Ressourcen Ressourcen
ergebnisse ist die Entscheidung zu begründen.
Zuschlag Zement
Auf Grundlage der DIN ISO 14 042 »Impact Variante 0: C 25/30 ohne recycelte Zuschlagstoffe, Nahbereich = 0 %
Variante 1: C 25/30 mit 35 % recycelten Zuschlagstoffen, Nahbereich
A 4.2 Ökobilanz für Beton: Varianten mit und ohne Variante 2: C 25/30 mit 35 % recycelten Zuschlagstoffen, Fernbereich
recycelte Zuschlagstoffe Variante 3: C 25/30 mit 100 % recycelten Zuschlagstoffen, erhöhter Zementanteil A 4.2
24
Kriterien für die Auswahl von Baustoffen
Gefährdung), über einen relativen Vergleich Beispiel von Ortbeton verdeutlicht werden: zu bereits mehrere EDV-gestützte Ansätze [4],
der Varianten oder über die Bedeutung der Prinzipiell gibt es die Möglichkeit, Ortbeton mit die jedoch noch keine flexible Behandlung der
Wirkung im Verhältnis zu einer bereits beste- recycelten mineralischen Zuschlägen herzu- (im Sinne der Nachhaltigkeit zu optimierenden)
henden Umweltbelastung (distance to target) stellen. Um die mit der Verwendung von Altma- Dauerhaftigkeit von Bauteilen oder Schichten
erfolgen. Besonders das letzte Bewertungs- terialien ggf. auftretenden Risiken für die Fes- erlauben. Die Kosten einschließlich der Nut-
prinzip wird oftmals in der Weise vorwegge- tigkeit auszugleichen, ist bei mehr als 35 % zungs- und Beseitigungskosten werden als
nommen, dass die Berechnung der Ökobilanz Recyclingzuschlag eine Erhöhung des Zement- Lebenszykluskosten bezeichnet. Im Zusam-
von vornherein auf wenige – als besonders anteils vorgeschrieben. Zunächst erscheint die menhang mit Bemühungen um die Harmonisie-
wichtig eingeschätzte – Indikatoren beschränkt Verwendung von Recyclingmaterialien grund- rung der Verfahren und um die Entwicklung
wird. sätzlich sinnvoll. In einem konkreten Planungs- von Nachhaltigkeitsindikatoren für Gebäude [5]
fall wurden verschiedene Varianten miteinander wird an der Entwicklung einer dynamischen,
Qualitative Umweltwirkungen verglichen: qualitätsabhängigen Dauerhaftigkeitsschät-
Im zweiten Schritt der Gesamtbewertung wird • Normalbeton C 25 / 30 ohne recycelte zung für Bauteile und Produkte gearbeitet.
berücksichtigt, dass zahlreiche prinzipiell Zuschlagstoffe
bekannte, nachteilige Umweltauswirkungen mit • Beton C 25 / 30 mit 35 % recycelten Zuschlag-
den quantifizierbaren Wirkungskategorien – stoffen aus dem Nahbereich (bis 100 km) Ausführungsplanung
teilweise in Ermangelung bekannter Zusam- • Beton C 25 / 30 mit 35 % recycelten Zuschlag-
menhänge – nicht erfasst werden können. stoffen aus dem Fernbereich (über 100 km) Materialsparende und umweltschonende Aus-
Diese ökologischen Wirkungen müssen zusätz- • Beton C 25 / 30 mit 100 % recycelten wahl von Produkten und Baustoffen:
lich zu den errechneten Ökobilanzergebnissen Zuschlagstoffen (mit Zulassung im Einzelfall • materialsparende technische Planung (Elek-
benannt und qualitativ mit berücksichtigt wer- möglich) aus dem Nahbereich und einem tro, Kalt- und Warmwasser, Heizung) durch
den. Hierzu gehören: erhöhten Zementanteil eine optimierte Anordnung der Sanitär- und
Versorgungsbereiche, der Leitungswege und
• die irreversible Beeinträchtigung oder Zerstö- Da der Recyclingzuschlag möglichst gleich- Versorgungsstränge
rung von Ökosystemen mäßig und damit am besten aus einem einzi- • wassersparende Installationen
• die erforderliche Infrastruktur zur Produktion gen Abbruch entnommen werden soll, muss • Verringerung des Umbau- und Erneuerungs-
und Entsorgung das Material ggf. über weite Wege zum Misch- aufwands während der Nutzung durch Dau-
• der Kontrollaufwand zur Sicherung der indus- werk transportiert werden, daher die Varianten erhaftigkeit, Reparierbarkeit und Nutzungs-
triellen Bearbeitungsprozesse und der »Anfuhr bis 100 km« und »Anfuhr über flexibilität von Bauteilkonstruktionen
Umfang der industriellen Bearbeitungsstufen 100 km«. Abb. A 4.2 zeigt das Ergebnis: Die • recyclinggerechtes Bauen durch fraktionier-
• das Gefährdungspotenzial von Zwischenpro- Nulllinie des Diagramms repräsentiert die Wir- bare, mechanisch trennbare Bauteilschichten
dukten kungen bei normalem Beton ohne Recyclingzu- oder homogene Materialaufbauten
• die Wahrscheinlichkeit der Weiterverwertung schläge; die Balken stellen die Verbesserung
oder Verschlechterung der Wirkungen in Pro- Hygiene und Gesundheit, Raumklima:
Ein typisches Beispiel für qualitative Argumente zent dar. • Belüftungstechnik und Belüftungsraten
ist die anzustrebende Vermeidung des Raub- Es zeigt sich, dass aufgrund der notwendigen • Optimierung der raumklimatischen Bedingun-
baus von gewonnenen Hölzer aus tropischen Transporte und aufgrund des erhöhten Zement- gen durch eine konvektionsfreie, großflächige
Regenwäldern (Abb. A 4.4). Die Wirkungen in anteils die wichtigsten Wirkungskategorien mit Heizwärmeabgabe
Form einer Zerstörung der Ökosysteme und zunehmendem Recyclinganteil eine höhere • Sicherung eines behaglichen und gesunden
der Artenvielfalt sind quantitativ kaum erfass- Umweltbelastung aufweisen. Allein der Indika- Innenraumklimas durch eine optimierte Be-
bar. Entsprechende Verbote oder die Forde- tor für den Verbrauch stofflicher Ressourcen und Entlüftungsplanung, eine optimierte Wär-
rung nach einer Zertifizierung nachhaltig nimmt ab. Die Verwendung von Recyclingbe- mezu- und abfuhr sowie durch die Anord-
gewonnener Hölzer durch den »Forest Ste- ton führt also nur dann zu einer Umweltentlas- nung ausreichender Speichermassen
wardship Council« (FSC) [3] sind daher eine tung, wenn der Recyclingzuschlag aus dem • Optimierung des Schallschutzes
qualitativ begründete, umweltpolitische Ent- Nahbereich unter 100 km herantransportiert
scheidung. wird und wenn im Bereich des Mischwerks die Gütesicherung der Ausführungsplanung
Zuschläge in Form von Kies oder Sand eine Die Optimierungsziele des dauerhaften Funk-
Die Analyse von Materialien und Konstruktio- knappe Ressource darstellen oder durch den tionserhalts von Bauteilen, der Reparatur-
nen in einer Ökobilanz war bis vor wenigen mit dem Abbau verbundenen Flächen- und freundlichkeit und der Flexibilität hinsichtlich
Jahren noch sehr zeit- und kostenaufwändig Landschaftsverbrauch begrenzt sind. veränderter Nutzungsanforderungen können
und nicht in einen Planungsprozess integrier- Das Beispiel macht deutlich, dass auch nach unter dem Ziel der Dauerhaftigkeit zusammen-
bar. Zudem erfordert die Ökobilanz ein Erstellung einer umfangreichen Ökobilanz die gefasst werden. Diese abzuschätzende Größe
umfangreiches, allgemein akzeptiertes Daten- Ergebnisse nicht als allgemein gültig für alle ist natürlich kein fester Wert, sondern in hohem
material zu allen betrachteten Materialien. Bauprojekte und Regionen übernommen wer- Maße abhängig von der Planungs- und Ausfüh-
Heute hat sich die Datenlage soweit verbes- den können. Im Einzelfall muss geprüft werden, rungsqualität. Je nach Qualitätssicherung müs-
sert, dass eine vergleichende Abschätzung auf ob einzelnen ermittelten Wirkungen eine beson- sen etwa heute übliche, einschichtige isolier-
Grundlage der Ökobilanz planungsbegleitend dere Bedeutung zukommt. verglaste Holzfenster nach 10, 20 oder erst
möglich ist, wenn man sich auf die am besten nach 50 Jahren ausgetauscht werden. Ebenso
dokumentierten und wichtigsten Wirkungskate- Kostenvergleich hält ein Bodenbelag mit vorgelagerter Sauber-
gorien beschränkt. Zusätzlich wurde der Bilan- Kostenvergleiche im Bauwesen erfolgen tradi- laufzone im Eingangsbereich deutlich länger
zierungs- und Rechenaufwand durch die tionell über die bekannte Kostenschätzung, als ohne. Wie bereits erläutert, ist die geschätz-
Bereitstellung entsprechender EDV-Programme -berechnung und -feststellung. Kernproblem te Dauerhaftigkeit eines Bauteils von großer
erheblich erleichtert. der Kostenvergleiche ist die Abschätzung der Bedeutung bei der Annahme von Erneuerungs-
Ökobilanzen sind ein geeignetes Instrument, Nutzungskosten, da sie die Kenntnis der zu zyklen und damit für die zeitliche Normierung
um zunächst plausibel erscheinende, ökolo- erwartenden Unterhaltungs- und Erneuerungs- der Ökobilanz und für die Berechnung der
gisch begründete Argumente auf ihre Wirk- kosten erfordert. Auf Grundlage der Kosten- Lebenszykluskosten.
lichkeitsnähe zu überprüfen. Dies soll am gruppengliederung nach DIN 276 gibt es hier- Die hierbei zu optimierende Qualität ist gemein-
25
Kriterien für die Auswahl von Baustoffen
26
Kriterien für die Auswahl von Baustoffen
mend dichten Gebäuden mit reduzierter Luft- mermessungen der Hersteller zulassungs- stellung von Datensätzen zur Ökobilanzberech-
austauschrate werden diese Verunreinigungen pflichtiger Produkte nachzuweisen und mit den nung durch Herstellerverbände und die Ent-
zum Problem. Produktangaben zu deklarieren. wicklung normierter Messverfahren hat dazu
Die Randbedingungen der Messung sind vom geführt, dass die Bewertungsverfahren ohne
Luftbelastungen durch organische Stoffe beauftragten Labor in Anlehnung an die Kriteri- wesentlichen Zeit- und Kostenaufwand bei der
Als bauliche Ursache für organische Belastun- en des DIBt festzulegen und zu dokumentieren. Planung und Ausführung von Bauvorhaben
gen gelten Emissionen aus Oberflächenbe- Dieses Bewertungsverfahren kann für wesentli- berücksichtigt werden können. Aufgrund der
schichtungen im Bauwerk, Einbauten, Innen- che und oberflächenintensive Materialien wie notwendigen Informationsrecherche ist es bei
raumausstattungen und Möbel. Besonders Bodenbeläge, Oberflächen von Türen und Ein- größeren Bauvorhaben jedoch empfehlenswert,
Bauteile aus organischen Stoffen wie Kunststof- bauten und für Tapeten eingefordert werden. entsprechende Experten als Fachberater zur
fe, Lacke oder Kleber tragen signifikant zur Aus den Produktangaben lassen sich – im Erstellung vergleichender Ökobilanzen für
Luftverunreinigung bei. Um hierfür ein Bewer- Unterschied zur bauphysikalischen Planung wichtige Bauteile oder zur ökologischen Güte-
tungsinstrument zu entwickeln, wurden ca. 150 der Raumklimata – die am Ende erreichten sicherung der Ausschreibung und Ausführung
häufig anzutreffende flüchtige Substanzen Emissionswerte in Räumen noch nicht mit aus- hinzuzuziehen.
(Volatile Organic Compounds VOC) [6] zusam- reichender Sicherheit simulieren. Die Planung Neben der ökologisch optimierten Auswahl der
mengestellt, die sich je nach Siedepunkt auftei- von Innenoberflächen erfolgt daher vorrangig Hauptmaterialien und -bauteile liegt der
len lassen in: nach dem Vermeidungsprinzip, d.h. in der Kon- Schwerpunkt der Optimierungsarbeit bei der
zentration auf emissionsarme und emissions- Formulierung der Ausschreibung, der Produkt-
• leichtflüchtige organische Verbindungen freie Materialien (z.B. alle mineralischen Flä- deklaration der Anbieter und der laufenden
(Very Volatile Organic Compounds VVOC), chen) und durch die Wahl als emissionsarm Prüfung der Ausführung. Das fertige Bauwerk
Siedepunkt < 0–50 bis 100 °C zertifizierter Produkte. Hierzu existieren bereits kann nur den Anforderungen der Nachhaltig-
• flüchtige organische Verbindungen (Volatile zahlreiche Zertifizierungssysteme, meistens als keit entsprechen, wenn diese in allen Einzelhei-
Organic Compounds VOC), Label der Herstellerverbände wie z.B. der ten in den Ausschreibungen produktunabhän-
Siedepunkt 50–100 bis 240–260 °C Emissions-Code für Bodenbeläge und Kleber gig benannt worden sind. Es hat sich bei zahl-
• schwerflüchtige organische Verbindungen (EC-1), die Zertifizierung für Wandfarben reichen Bauvorhaben bewährt, spätestens
(Semi Volatile Organic Compounds SVOC), »Emissions- und Lösemittelfrei« (ELF) oder das nach der Entscheidung für ein Angebot eine
Siedepunkt 240–260 bis 380–400 °C RAL-Umweltzeichen für Farben des Umwelt- verbindliche Deklaration aller zu verwendenden
bundesamtes der Bundesrepublik »Emissions- Produkte und Nebenprodukte mit Hilfe einer
Die Summe aller Substanzen wird als Total- und Schadstoffarm« RAL UZ 12. Produktliste einschließlich der Sicherheits- und
VOC (TVOC) bezeichnet. Da für die meisten Neben den organischen Verunreinigungen der Zertifizierungsinformationen einzufordern und
dieser Substanzen zunächst keine toxikologi- Innenraumluft stellen Faserbelastungen aus zum Bestandteil der Vergabe- und Vertragsun-
schen Untersuchungen vorlagen und damit künstlichen Mineralfasern (KMF) oder aus orga- terlagen zu machen. Erst wenn Zielwerte zum
auch keine für Innenräume verwendbaren nischen Fasern einen weiteren Schadstoff dar. Primärenergiebedarf, zur Behaglichkeit oder
Grenzwerte existierten, hat das Umweltbundes- Seit 1995 wurden z.B. die Rezepturen von zur Hygiene Auftragsbestandteil sind, können
amt in dem »Leitfaden nachhaltiges Bauen« für mineralischen Dämmfasern so geändert, dass sie nach Fertigstellung des Bauwerkes über-
die Bundesrepublik Deutschland Zielwerte der die so genannte Bioresistenz (Bestand der prüft und ggf. als vereinbarte Eigenschaft im
summarischen Raumluftmessungen TVOC fest- Feinstfasern in der Lunge bzw. in der Lungen- Rahmen der Gewährleistung eingefordert wer-
gelegt: flüssigkeit) und damit das kanzerogene Poten- den. Mängel bei der Umweltqualität von Gebäu-
• kurzfristig (1–2 Monate) ca. 1500–2500 μg/m2 zial entsprechend der Größendefinition der den werden in Zukunft zunehmend einen nach-
• langfristig (1–2 Jahre) ca. 200–300 μg / m2 Weltgesundheitsorganisation WHO reduziert weisbaren Planungsfehler darstellen.
werden konnte [7]. Natürlich bilden auch grö-
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Toxizität bere Fasern ein Risikopotenzial für die Atem-
der einzelnen Stoffe erfolgt zurzeit auf Initiative wege. Faserdämmstoffe werden im Innenbe- Anmerkungen:
des »European Collaborative Action: Indoor Air reich hauptsächlich in leichten Trennwänden, [1] Total Volatile Organic Compounds: Summe flüchtiger
organischer Substanzen
Quality and it‘s Impact on Man« (ECA) nach abgehängten Decken, Bodendämmung und
[2] European Collaborative Action: Indoor Air Quality and
und nach eine Einzelstoffbewertung, bei der Fensteranschlüssen eingebaut. Um den Eintrag it‘s Impact on Man (ECA)
zwei Zielwerte als »Innenraumluft-Richtwerte« in die Raumluft zu vermeiden, müssen diese [3] Das FSC-Zertifikat regelt die nachhaltige Bewirtschaf-
RW I (anzustrebender Zielwert) und RW II (Ein- Konstruktionen faserdicht ausgeführt werden. tung von Forsten. Es wird im Zusammenhang mit dem
greifwert mit Sanierungsempfehlung) für Einzel- Als relativer Maßstab für die Belastung des Handelszertifikat »Chain of Custody« häufig von
öffentlichen Bauherren in Europa eingefordert.
stoffe festgelegt werden. Bewertet wurden bis- Raums kann die regional sehr unterschiedliche [4] GEFMA 2000: Kostenrechnung im Facility Manage-
her Stoffe wie Styrol, Benzol, Naphtalin und Hintergrundbelastung der Außenluft herange- ment; PLAKODA, Planungs- und Kostendaten;
Formaldehyd. zogen werden (in Berlin z.B. ca. 300–500 Schmitz, Heinz u.a.: Baukosten 2004 – Instandset-
Die VOC-Messungen sind abschließende Fasern nach WHO-Definition / m3). Diese Hinter- zung, Sanierung, Modernisierung, Umnutzung. Essen
2003
Ergebnisbewertungen und taugen noch nicht grundbelastung besteht aufgrund der Fugen-
[5] ISO / TC / 59: Item Buildings and Constructed Assets –
als Planungsinstrument. Für die Auswahl der lüftung zumeist auch in Innenräumen und sollte sustainability in Building construction – Sustainability
oberflächenrelevanten Einzelmaterialien in durch weitere baulich bedingte Fasereinträge indicators
einer Ausschreibung wurde in den letzten Jah- nicht verschlimmert werden. [6] Eine Gruppenauflistung der TVOC erfolgt im Anhang:
ren ein Bewertungsverfahren entwickelt, bei Glossar Schadstoffe
[7] Entsprechende Steinwollfasern werden als »vermin-
dem die Produkte selbst auf Grundlage von dert bioresistent« deklariert. Glaswollfasern werden
VOC-Kammermessungen (prEN 13 419) über Anwendung der Optimierungsinstrumente durch den »Kanzerogenitätsindex« Ki ausgezeichnet,
einen Zeitraum von 28 Tagen eingestuft und der einen Wert von 40 nicht unterschreiten darf:
zertifiziert werden können. Bauprodukte müs- Die für die Anwendung der aufgezeigten Opti- Ki ≥ 40.
sen demnach entsprechend einem vom Deut- mierungsinstrumente erforderliche Informati-
schen Institut für Bautechnik (DIBt) festgeleg- onsstruktur verbessert sich ständig durch die
ten Bewertungsschema die Eigenschaft »für steigenden Deklarationsanforderungen an Bau- A 4.3 Bei der Auswahl von Baustoffen sollten auch die
die Verwendung in Innenräumen geeignet« produkte. Die Einführung zusätzlicher Zertifizie- Transportwege berücksichtigt werden.
aufweisen. Diese Eigenschaft ist durch Kam- rungssysteme durch die Hersteller, die Bereit- A 4.4 Umweltzerstörung in den Tropen
27
Die Entwicklung innovativer Rohstoff- Planer / industrielle
Materialien hersteller Architekten Auftraggeber
Dirk Funhoff
Hersteller Baustoff Bauunter- öffentliche
Bauprodukt Fachhandel nehmer Baustelle Auftraggeber
private
Baumarkt Handwerker
Bauherren
28
Die Entwicklung innovativer Materialien
wirdvon den Beteiligten an der Baustelle ent- hat sich etwa alle 15 Jahre verdoppelt [7].
Material Wärmeleitfähigkeit
schieden. Die Hersteller der Bauprodukte bzw. Etwa seit den 1970er-Jahren hat sich das
die Rohstoffhersteller spielen dabei keine akti- Wachstum verlangsamt und auf hohem [W / mK]
ve Rolle und werden zu Fragen der Material- Niveau stabilisiert [8]. Zurzeit erscheinen in Baustahl 50
auswahl auch selten herangezogen. Naturwissenschaft und Technik ca. 4 Millio- Marmor 3,5
Das ist in der Automobil- und Flugzeugindustrie nen Veröffentlichungen pro Jahr, das sind ca. Normalbeton 2,1
anders. Hier diskutieren die Produzenten der 20 000 pro Arbeitstag [9] – und dabei ist nicht Vollziegel 0,96
Endprodukte mit Zulieferern bzw. Rohstoffher- einmal der Output der geisteswissenschaft-
Glas 0,8
stellern und definieren die Anforderungen an lichen Disziplinen berücksichtigt.
Polyurethan 0,35 – 0,58
die Materialien. Dieses gemeinsame Vorgehen Diese Zahlen zeigen, dass es aussichtslos ist,
garantiert die Innovation: Wenn das neue Mate- den Überblick über alle Aspekte des Wissens Laubholz 0,2
rial den Anforderungen z.B. des Automobilher- zu behalten – die Zeit der Universalgelehrten Polystyrol 0,13 – 0,16
stellers genügt, wird es auch in der Produktion ist vorbei. Zudem wird es schwieriger, die Luft 0,024
seiner Autos eingesetzt, d.h. der Markterfolg ist relevanten von den weniger relevanten Kohlendioxid 0,016
sehr wahrscheinlich. Ein wesentlicher Anreiz für Ergebnissen zu unterscheiden. Der Aufwand Vakuum 0
diese Art der Entwicklung liegt in der Struktur für neue Entdeckungen steigt, je mehr bereits
dieser Branchen: In der Automobilindustrie bekannt ist (abnehmender Grenznutzen). A 5.2
besitzen die zehn größten Unternehmen einen Dies führt dazu, dass grundlegend neue higkeit des Gases (z.B. Luft) sowie die Wärme-
Marktanteil von weltweit mehr als 80 %, in der Materialien immer seltener gefunden werden; strahlung bei. Dabei wird unterstellt, dass die
zivilen Luftfahrt bestimmen die beiden Flug- so werden z.B. weitere chemische Elemente Konvektion des Gases durch geeignete Maß-
zeugbauer Boeing und Airbus den Markt. In nicht mehr in der freien Natur »entdeckt«, nahmen (Schaumstoff, Faserverbund) unter-
der Bauindustrie sieht es ganz anders aus: Bei sondern in Teilchenbeschleunigern aufwän- bunden wird. Es ergibt sich somit für die Wär-
einer globalen Bauleistung von ca. 3,8 Billionen dig für kurze Zeit »hergestellt«. meleitfähigkeit:
US-Dollar haben die 100 größten Unternehmen
mit 373 Milliarden weniger als 10 % Marktanteil Der Fokus liegt heute somit stärker in der kre- λ = λFeststoff + λZellgas + λStrahlung
[6]. Die Industrie ist stark fragmentiert, die ativen, neuartigen Kombination bekannter
Nachfrage sehr heterogen, daher ist ein inte- Materialien, um neue Effekte zu erzeugen Da ein niedriger λ-Wert das Ansteigen des
gratives Vorgehen schwieriger zu erreichen. oder Effekte auf andere Materialien zu über- Wärmedämmwerts bedeutet, wird die Strategie
Dennoch ließe sich ein solches Modell auf die tragen. Auf diese Weise entsteht eine giganti- für das weitere Vorgehen klar: Jeder der o.g.
Bauindustrie übertragen. Auch hier geht es sche Zahl von Kombinationsmöglichkeiten, Faktoren muss minimiert werden – ein Ziel, das
letztendlich darum, Materialien im Hinblick auf die sehr rasch den Eindruck neuer Technolo- die Industrie systematisch verfolgt hat.
die Befriedigung der menschlichen Bedürfnis- gien und Anwendungen erweckt. Aber viele Vakuum ist der beste Isolator, gefolgt von
se zu optimieren – inklusive weicher Faktoren neue Technologien sind altbekannt – ihre Gasen und Feststoffen (Abb. A 5.2). Aus die-
wie Ästhetik oder Haptik. Diese finden auf- Anwendung oder Interpretation im neuen sen physikalischen Gesetzmäßigkeiten erge-
grund ihrer Subjektivität oder schwierigen Kontext bietet jedoch neue Möglichkeiten und ben sich in Natur und Technik die bekannten
Messbarkeit aber (noch) keinen Eingang in die Chancen. Den Entwicklungsprozess zu len- Dämmstoffe. Von Tierfellen bis hin zu Hightech-
Entwicklungslabors der Industrie. Um das zu ken und aus den vielen Ideen innovative Pro- Wärmedämmverbundsystemen beruhen alle
erreichen, müssen die Anwender nicht nur wis- dukte zu machen, ist die Herausforderung für auf den gleichen Prinzipien – und doch gibt es
sen, welche Möglichkeiten neue Materialien die Zukunft. noch weitere Möglichkeiten zur Verbesserung.
bieten, sondern auch verstehen, wie deren Ent-
wicklung funktioniert und welche Rahmenbe- Materialentwicklung Bei der Kennkurve eines Polystyrol-Schaum-
dingungen hier gesetzt und beeinflusst werden Industrielle Forschung und Entwicklung ist stoffs stellt man fest, dass insbesondere bei
können. Auf der anderen Seite müssen Ent- immer stärker gezwungen, die Effektivität wei- geringen Materialdichten die Wärmestrahlung
wickler aus den Labors besser verstehen ler- ter zu steigern, d.h. die richtigen Themen zu im Infrarot-Bereich eine erhebliche (negative)
nen, welche Bedürfnisse ein Architekt oder erkennen und diese dementsprechend zu Rolle spielt (Abb. A 5.3). Um die Infrarot-Strah-
Designer überhaupt befriedigen möchte. entwickeln. Mittlerweile steht vor dem Beginn lung zu stoppen, können Infrarot-Absorber
Der Antrieb eines Forschers ist die Neugier und der Forschung neben einer technologischen oder -reflektoren in die Matrix des Schaum-
die Begeisterung an etwas Neuem. Hier Bewertung auch eine Analyse der möglichen stoffs eingebaut werden – natürlich ohne die
besteht sicher kein großer Unterschied zum Marktchancen und des möglichen Zellbildung bzw. die sonstigen guten Eigen-
Designer oder Architekten. Wie im Sport das Unternehmensgewinns. Nur wenn diese posi- schaften des Dämmstoffs zu zerstören. Mit ent-
Motto »weiter, schneller, höher« gilt, folgt man tiv ausfällt, werden die immer kostspieligeren sprechenden Verfahren gelingt es, diese Infra-
in den Laboren der Devise »kleiner, leichter, Forschungsarbeiten durchgeführt [10]. rot-Absorber z.B. in Form von Graphit in die
smarter«. Im Grunde arbeitet man an einer In erster Linie bilden technologische Parame- Schaumkügelchen einzubringen. Damit ist es
ständigen Verbesserung der technischen ter die Leitlinien der Entwicklung: Quantifizier- möglich, die Wärmeleitfähigkeit des Polystyrol-
Eigenschaften von Materialien. Mit zunehmen- bare Effekte und Eigenschaften sind eine Schaumstoffs noch weiter zu reduzieren (Abb.
dem Verständnis der physikalischen und che- wichtige Voraussetzung für eine zielgerichtete A 5.5). Bei gleicher Schaumstoffdichte und
mischen Eigenschaften eines Werkstoffs ist der Entwicklung. Dies soll anhand der beiden Bei- gleicher Dämmleistung erlaubt die Verwen-
Forscher in der Lage, diese zu manipulieren spiele Wärmedämmung und Latentwärme- dung von IR-Absorber-modifiziertem Polystyrol-
und zu neuartigen Eigenschaftsprofilen zu speicher illustriert werden. Dämmstoff eine bis zu 50 % dünnere Wärme-
kombinieren. dämmung (Abb. A 5.4). Insbesondere bei der
Wärmedämmung energetischen Modernisierung von Altbauten,
Wissensflut Die Optimierung von wärmedämmenden wo nicht immer genügend Platz für eine ausrei-
In Naturwissenschaft und Technik beobachten Materialien beruht auf einer exakten Analyse chend dicke Dämmung zur Verfügung steht,
wir eine Wissensexplosion ohnegleichen. Nach der physikalischen Prinzipien der Wärmelei- erweist sich dies als Vorteil. Auch bei Neubau-
einer Untersuchung aus den 1960er-Jahren ist tung. Zur Wärmeleitfähigkeit eines Dämmma- ten wurde der IR-Absorber-modifizierte Polysty-
die Naturwissenschaft zwischen 1650 und terials tragen die Wärmeleitfähigkeit des Fest- rol-Dämmstoff bereits eingesetzt, etwa beim
1950 exponentiell gewachsen, d.h. das Wissen stoffs (z.B. Polystyrol, Stein), die Wärmeleitfä- Weingut Petra in der Toskana von Mario Botta.
29
Die Entwicklung innovativer Materialien
Wärmeleitfähigkeit Aber die Entwicklungen bei der Wärmedäm- In ersten Anwendungen wurde Solarwärme in
λ [W/mK] mung gehen noch weiter. Aus der Erkenntnis, Tanks mit Salzhydraten gespeichert – technisch
0,05
dass Zellgas erheblich zur Wärmeleitung bei- aufwändig und wenig flexibel in der Anwen-
trägt (Abb. A 5.3), werden zwei Ansätze ver- dung. Später entdeckte man Paraffin als Alter-
0,04
folgt, um diese zu minimieren: native, dieser Stoff lässt sich in Kunststoffbehäl-
EPS • Vakuumdämmung (vollständiger Verzicht auf ter und Folien einschweißen.
0,03
Zellgas) Eine der ersten Anwendungen dieser makrover-
Zellgas (Luft) • nanozelluläre Schäume (Einfrieren der mole- kapselten Latentwärmespeicher wurde in der
0,02
kularen Beweglichkeit des Zellgases) Schweiz realisiert. Beim »Solarhaus III« in
Ebnat-Kappel von Dietrich Schwarz fungieren
0,01
Infrarotstrahlung Aus dem ersten Ansatz wurden so genannte paraffingefüllte Kunststoffkästen als Wärme-
PS-Matrix Vakuum-Isolations-Paneele (VIP) entwickelt, die speicher in einer Glaswand – im Sommer als
0
aus einem offenzelligen Kern (z.B. Kieselsäure- Puffer gegen die Tageshitze, im Winter als
0 10 20 30 40 50 60
Rohdichte � [kg/m 3 ]
pulver oder Polyurethan-Schaum) mit einer Speicher der Solarenergie. Ein intelligent ange-
Wärmeleitfähigkeit gasdichten Hülle bestehen (siehe Dämmen ordnetes Prisma vor den Latentwärmespeichern
A 5.3 und Dichten, S. 139). Der offenzellige Schaum verhindert die Überhitzung im Sommer und
λ [W/mK]
0,05 erlaubt wegen seiner Zellstruktur eine Evakuie- ermöglicht den Wärmegewinn im Winter [12].
rung des Elements (Abb. A 5.10). Hiermit las-
0,04 sen sich Wärmeleitfähigkeiten erzielen, die mit Der konsequente nächste – technologiegetrie-
unmodifiziertes EPS 0,004–0,008 W / mK deutlich unter denen her- bene – Schritt war die Übertragung der Verkap-
0,03 kömmlicher Dämmstoffe liegen. Solche Vaku- selung in den mikroskopischen Bereich. Erste
IR-Absorber-modifiziertes EPS um-Isolations-Paneele sind bereits im Handel Arbeiten auf Melamin-Basis wurden in den USA
0,02 erhältlich. Ihre Einsatzmöglichkeiten werden durchgeführt. Diese Mikrokapseln, die Latent-
derzeit in verschiedenen Projekten näher unter- wärmespeicher enthalten, kommen z.B. in
0,01 sucht. Wir stehen hier am Anfang einer Innova- Funktionskleidung zum Einsatz. Speziell für den
tion. Ein Nachteil dieser Elemente stellt ihre Baubereich haben verschiedene deutsche Fir-
0 mechanische Verletzbarkeit dar, die hohe Sorg- men und Institute im Rahmen eines Verbund-
0 10 20 30 40 50 60 falt beim Einbau erfordert. Eingesetzt werden projekts formaldehydfreie Systeme auf
Rohdichte � [kg/m 3 ] derartige Systeme aber schon in industriell vor- Methacrylat-Basis entwickelt [13]: Mittels mikro-
A 5.4 gefertigten Geräten, wie z.B. Kühlschränken. verkapselten Paraffinen (Abb. A 5.11 und 12)
A 5.3 Kennwerte eines Polystyrol-Schaumstoffs und der Nanozelluläre Schäume hätten eine ähnlich gelingt es, Latentwärmespeicher in Baumateria-
verschiedenen Beiträge zur Wärmeleitung hohe Isolationswirkung wie VIP, wären aber lien wie Putz, Gipsplatten oder Spanplatten ein-
A 5.4 Wärmeleitfähigkeiten von IR-Absorber-modifizier-
tem EPS im Vergleich zu normalem EPS in Abhän-
mechanisch weniger verletzbar. Sie nutzen den zuarbeiten (Abb. A 5.8). Zum sommerlichen
gigkeit von der Rohdichte Effekt, dass bei genügend kleiner Zellgröße nur Wärmeschutz können Latentwärmespeicher
A 5.5 Prinzip der IR-Absorption noch einzelne Gasmoleküle in einer Zelle sitzen einen erheblichen Beitrag leisten.
A 5.6 Wirkungsprinzip des nanozellulären Schaums und quasi »eingefroren« werden (Abb. A 5.6). Erste Anwendungen zeigen, dass diese passi-
a Makroschaum: großer Einfluss des Zellgases Derartige Schäume lassen sich allerdings noch ve Kühlung hervorragend funktioniert. Bei ent-
auf die Wärmeleitfähigkeit
b Nanoschaum: kein Einfluss des Zellgases nicht industriell herstellen. Falls dies gelingt, sprechender Einbeziehung in die energetische
auf die Wärmeleitfähigkeit werden deren anwendungstechnische Eigen- Planung können sowohl die Investitionskosten
schaften denen herkömmlicher Schäume ent- (durch kleinere Kühlanlagen) als auch die
sprechen, jedoch mit deutlich reduzierter Wär- Betriebskosten (durch geringere Kühlleistung)
meleitfähigkeit. Bei dieser Erfindung ist der reduziert werden. Dem stehen höhere Material-
Markterfolg noch völlig offen. kosten bei der Erstellung des Gebäudes
IR-Strahlung
IR-Absorber
latent vorhanden. Derartige Materialien sind im Darüber hinaus gibt es weitere Innovationsfel-
Prinzip altbekannt [11]. So ist z.B. die Verwen- der, die in den nächsten Jahren interessant
dung von Eis als Kühlmittel in einem Getränk sein könnten:
eine Anwendung des Latentwärmespeicher- • Energiemanagement – Einsparung von Heiz-
prinzips: Solange das Eis schmilzt, bleibt das und Kühlenergie
A 5.5 Getränk kühl, da die Wärme zum Schmelzen • »Easy-to-clean« – Reinigung von Oberflächen
des Eises verbraucht wird. • »Easy-to-handle« – leicht und fehlerfrei
Um dieses Prinzip technisch zu beherrschen, anwendbare Produkte, insbesondere für
musste man allerdings erst Entwicklungsarbeit Renovierung und Modernisierung
leisten: Materialien mit Phasenübergang im • Wohnklima und Wellness – emissionsarme
gewünschten Temperaturbereich mussten Produkte, Haptik von Oberflächen
gefunden werden, die dann in entsprechenden
100 nm Behältern eingeschlossen wurden – denn die Die Lösungen werden zwar technologiebasiert
0,1 mm Speicherung von Wärme ist in der Regel mit sein, in ihrer Anwendung aber auch weiche
einem Aufschmelzen des Materials verbunden. Faktoren berücksichtigen müssen.
a b A 5.6
30
Die Entwicklung innovativer Materialien
[cm]
25
15
a
Architektur / Design
Beton
Ziegel
5
Technologie
0
b A 5.7 A 5.8
Anmerkungen:
Durchsetzung von Innovationen in der Zukunft der reinen Technik ist am Anfang groß und
[1] Innovationsumfrage der Konjunkturforschungsstelle
Die geschilderten Beispiele demonstrieren die nimmt am Ende ab. Umgekehrt verhält sich der ETH Zürich, 1999
technologisch motivierte Entwicklung von die Einflussnahmemöglichkeit von Architek- [2] Schumpeter, Joseph: Theorie der wirtschaftlichen
neuen Materialien: technisch beschreibbare ten als Vertretern des Endmarkts. Es liegt Entwicklung. Berlin 1987
Eigenschaften wie Wärmeleitung oder Wärme- nahe, dass sich durch eine frühzeitige Einbe- [3] www.innovationen-fuer-deutschland.de
[4] weitere Literatur dazu siehe S. 270
kapazität konnten verbessert werden. Die ziehung aller Beteiligten einer Wertschöp- [5] Material (…): Stoff, Rohstoff, Werkstoff; auch:
beschriebenen Materialien sind funktional, sie fungskette bisher unerkannte Chancen erge- Gesamtheit von Hilfsmitteln, Gegenständen, Unterla-
verrichten ihren Dienst im Gebäude unsichtbar. ben (Abb. A 5.7): Schon in der Entwicklungs- gen, die man zur Herstellung von etwas, für eine
Ihre ästhetischen oder haptischen Qualitäten phase lassen sich kostspielige Irrtümer ver- Arbeit, als Ausrüstung oder Ähnliches braucht. In
stellen nicht das Ergebnis eines Gestaltungs- meiden oder gar Fehlentwicklungen verhin- der Betriebswirtschaftslehre die Ausgangsstoffe der
Produktion; dazu zählen Roh-, Hilfs- und Betriebs-
prozesses dar, sondern ergeben sich aufgrund dern. Dabei muss eine angemessene Balan- stoffe, wieder verwertbare Reststoffe sowie Halb-
ihrer Eigenschaften. ce gefunden werden zwischen dem berech- und Fertigfabrikate, die in den betrieblichen Produk-
Bei der Vermarktung dieser Materialien ist folg- tigten Wunsch der Exklusivität auf der künst- tionsprozess einfließen.
lich in erster Linie die technische Qualität ent- lerischen Ebene und dem gleichermaßen Quelle: Brockhaus – Die Enzyklopädie in 24 Bänden.
Leipzig / Mannheim 1996–99
scheidend – und somit der Spielraum für weite- berechtigten Interesse der Industrie an
[6] McGraw Hill: The Top International Constructors.
res Marketing gering. Durch die Berücksichti- einem nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg, August 2004
gung weicher Faktoren könnte dieser Spiel- der auf dem vielfältigen Einsatz des Materials [7] de Solla Price, Derek John: Little Science – Big
raum erweitert werden; gleichzeitig sollte es beruht. Science. New York 1963
möglich sein, innovative Materialien zielgerich- Wenn dies gelingt, können durch die Kombi- [8] Kölbel, Matthias: Das Wachstum der Wissenschaft in
Deutschland 1650–2000. In: Parthey, Heinrich; Spur,
teter zu entwickeln. nation der technologischen Kompetenz der Günter (Hrsg.): Wissenschaft und Innovation – Wis-
Roh- und Baustoffindustrie mit dem System-, senschaftsforschung Jahrbuch 2001. Berlin 2002
Bei der Produktentwicklung entscheidet sich Prozess- und Design-Knowhow der übrigen [9] Marx, Werner; Gramm, Gerhard: Literaturflut – Infor-
erst in den letzten Phasen, ob eine Erfindung Bauschaffenden ganz neue Ansätze für Erfin- mationslawine – Wissensexplosion. Stuttgart 2002
[10] Dieser Trend der »Verwertbarkeit« von Forschungs-
wirklich zu einer Innovation wird. Der Einfluss dungen und Innovationen gefunden werden.
ergebnissen begleitet mittlerweile auch die Grund-
lagenforschung. In der Regel wird kein Forschungs-
antrag mehr genehmigt, ohne dass nicht mögliche
Anwendungen skizziert werden.
[11] Eine gute Übersicht über Latentwärmespeicher ver-
öffentlicht der BINE-Informationsdienst des Fachin-
formationszentrums Karlsruhe, themeninfo IV / 02
(www.bine.info).
[12] siehe auch Detail 06 / 2002, S. 736
[13] BMBF-Verbundprojekt mit BASF, maxit, Caparol, Sto
und dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesyste-
me (ISE)
Mitwirkende:
Dr. Jürgen Fischer, Ludwigshafen, Dr. Ekkehard Jahns,
Ludwigshafen, Dr. Peter Eckerle, Ludwigshafen
A 5.9 A 5.10
31
Gefühlte Optik – Die Haptik, die Lehre vom Tastsinn (von grie- anzeigen bewusst überblättern kann. Bei die-
chisch »Haptikos« = berühren können), hält ser Methode, der so genannten Penetration,
Material und Haptik im seit einigen Jahren verstärkt Einzug in die For- geht es häufig eher um die Aufmerksamkeit als
schung und Entwicklung vieler Unternehmen, solche, als darum, ein positives Gefühl beim
Gestaltungsprozess in Marketing, Architektur und Design. Welche Adressaten zu erzeugen. Das liegt nicht nur an
Rolle der haptische Aspekt bei der Gestaltung der Kurzlebigkeit vieler Kampagnen, sondern
von Produkten spielt und wie er mit anderen auch daran, dass vieles ohnehin auf Illusion
Marc Esslinger Gestaltungskriterien wie Ästhetik, Material, Mar- aufbaut und nicht auf den eigentlichen Nutzen
kenbezug und Wettbewerbsumfeld interagiert, eines Produkts oder einer Dienstleistung.
soll dieser Exkurs veranschaulichen. Architekten behaupten von sich, langfristig zu
Design hat grundsätzlich einen generalisti- denken – das zu Erschaffende soll schließlich
schen Ansatz, und der Entscheidungsprozess nicht nur für den Bruchteil eines Augenblicks
unterliegt zahlreichen Einflüssen, vergleichbar relevant sein. Bei Designern erstreckt sich die
mit der Arbeit in einem Architekturbüro. Daher Palette der zu gestaltenden Produkte von
sollen an dieser Stelle Aspekte und Erfahrun- schnelllebigen Konsumgütern bis hin zu
gen aus dem Industriedesign aufgezeigt wer- beständigen Produkten für Medizintechnik oder
den, die für die Denkweise von Architekten die Sanitärbranche, die ein halbes Leben
interessant sind und den Diskurs zwischen den modern-zeitlos sein sollen und vor allem nicht
artverwandten Disziplinen anregen. kaputtgehen dürfen.
Vielen Kreativen sagt man nach, privat eher
Sinnliche Reize und gezielte Ansprache neuer konservativ zu sein. Ob daraus das Verlangen
Kommunikationskanäle resultiert, sich an Dingen festhalten zu wollen
Die Werbung spielt bewusst mit den Sinnen. und nicht nur an Illusionen? In der begründeten
Nach der klassischen Reklame kamen die Annahme, dass dies vielen Menschen so geht,
bewegten Bilder, heute werden zusätzlich gestalten Designer Produkte, die man nicht nur
akustische Signale benutzt. Den Aufenthalt in benutzt, sondern dies auch mit immer wieder-
Flughäfen und Bahnhöfen z.B. prägen immer kehrender Freude tut.
öfter wiederkehrende Dreiklänge, die sich in
unsere Gehirne einbrennen und die wir mit Die Arbeit von Designagenturen wird immer
bestimmten Marken und Dienstleistungen in komplexer, aber auch spannender. Design ist
Verbindung bringen – ob wir wollen oder nicht. schon lange mehr als bloße Bildchenmalerei,
Der Konsument kann nicht einfach weghören mehr als das reine Verschönern. »Design ist
und die Ohren schließen, wie man etwa Werbe- strategisches Mittel in der Umsetzung von
32
Gefühlte Optik – Material und Haptik im Gestaltungsprozess
33
Gefühlte Optik – Material und Haptik im Gestaltungsprozess
A 6.5 A 6.6
um die Herzen und das Geld der Kunden ist Haptiklabors, in denen einige ihrer besten
aber der Wunsch dieser, Produkte zu kaufen, Ingenieure aus Forschung und Entwicklung
die den eigenen Ansprüchen möglichst genau arbeiten – auf der Suche nach dem nächsten
entsprechen. Die viel diskutierte »Mass-Custo- Schritt hin zum perfekten und umfassenden
mization« (individualisierte Massenanfertigung) Kundenerlebnis. Testpersonen werden ver-
steckt zwar immer noch in den Kinderschuhen, schiedenen Reizen ausgesetzt, betasten z.B.
aber erweckt zumindest den Anschein, das mit lichtundurchlässigen Brillen verschiedene
Produkt mitzugestalten – z.B. beim Kauf eines Armaturen. Es geht aber auch um Sitzbezüge
Autos mit der Auswahl der Komponenten. und Lenkräder – schlicht um alle Komponenten
Zumindest auf Zielgruppen abgestimmte und des Autoinnenraums, mit denen der Fahrer in
modulare Produktkomponenten – etwa indivi- Berührung kommt. Die Ergebnisse werden von
duell einstellbare Software-Nutzeroberflächen Ingenieuren, Psychologen und Soziologen
von Handys – belegen jedoch, dass dies nicht erfasst und ausgewertet.
nur stattfindet, um künstliche Alleinstellungs- Neben Komfort, Fahrspaß und Zuverlässigkeit
merkmale zu generieren, sondern dass der geht es immer mehr um das neue Zauberwort
Markt mit seinen Individuen danach verlangt. »Wertanmutung«. Heutiges Automobilinterieur
durchläuft das gesamte wissenschaftliche Pro-
Die Arbeit der Marketingabteilungen ist daher zedere der Beurteilung von verschiedenen
u.a. von Workshops geprägt, in denen es Oberflächenmaterialien und Bedienelementen.
darum geht, sich die eigene Marke als Schau- Studien von Mercedes belegen, dass Qualität
spieler, als Automarke, als Farbe oder als und Anmutung von Materialien vor allem durch
Material vorzustellen. Ist Marlboro lederecht haptische Wahrnehmung erlebt und bewertet
A 6.7 wie ein Cowboysattel und die Deutsche Bank werden. Allzu tief lassen sich die Branchengrö-
blau-gläsern? Assoziationen werden aufge- ßen freilich nicht in die Karten schauen. Zu
A 6.5 und A 6.6 Designstudie: Das Notebook, dessen baut, helfen Dinge aus dem luftleeren Raum groß sind der Wettbewerb und die Investitionen
Form an ein Schulheft erinnert, soll ein interaktives
zumindest in Metaphern zu pressen. Designer in die Forschung, um mögliche Wettbewerbs-
Lernerlebnis für Kinder schaffen.
A 6.7 Rollkoffer »Henk«: Das Material Kohlefaser ist ziehen ihre Schlüsse daraus und kreieren vorteile und Wissensvorsprünge leichtfertig
extrem leicht, aber auch äußerst stabil. dann das haptische Erlebnis. Ein gelungenes aufs Spiel zu setzen.
A 6.8 Apple-Maus: hochwertiger Kunststoff als Naht- und gleichzeitig sehr offensichtlich umgesetz-
stelle zwischen Computer und Anwender tes Beispiel ist der ganzheitliche Marken- Touchlab
A 6.9 Violine: Naturgemäß spielt die Haptik bei Musikin-
strumenten eine besondere Rolle.
und Produktauftritt des Getränks Orangina Im Touchlab des weltberühmten Massachu-
A 6.10 Hülle aus ETFE-Folienkissen, Allianz Arena, Mün- (Abb. A 6.4). Flaschenform und Oberfläche setts Institute of Technology (MIT) geht man
chen (D) 2005, Herzog & de Meuron orientieren sich an der Zitrusfrucht, das Trinker- das Thema theoretischer an. Offiziell heißt die
lebnis beginnt bereits im Supermarktregal. Forschungseinrichtung »Laboratory for Human
and Machine Haptics« und wurde 1990 von
Automobilbranche als Vorreiter Dr. Mandayam A. Srinivasan gegründet. Dort
Der griechische Philosoph Aristoteles befasst man sich von Grund auf mit den Prin-
beschrieb den Tastsinn einst als essenziellen zipien, wie Mensch und Maschine interagieren.
Bestandteil menschlicher, kognitiver Fähigkei- Der Ansatz des Touchlabs ist die Untersu-
ten. Die Disziplin Produktdesign ist zwar ver- chung des menschlichen Tastsinns und der
gleichbar jung, trotzdem spielte Haptik immer Adaption auf Maschinen, neue Technologien
schon eine große Rolle in der Formfindung – oder Software, z.B. auf CAD-Werkzeuge für
gleichermaßen theoretischer und praktischer Architekten und Designer. Die Anzahl der zu
Natur. Dass das Thema erst in den letzten Jah- erörternden Aspekte lässt den Laien nur erah-
ren im Sinne des umfassenden Kundenerleb- nen, wie komplex die Forschungsaktivitäten
nisses in Mode kam, ist daher etwas verwun- vonstatten gehen. Forscher aus Biomechanik,
derlich. Wie so häufig in der heutigen Zeit spielt Neurophysiologie, Motorik und weiteren wis-
die Automobilbranche auch im Bereich der senschaftlichen Disziplinen arbeiten Hand in
Haptik eine Vorreiterrolle. Die großen Autobau- Hand.
er betreiben seit vielen Jahren hauseigene Was treibt die Forscher? Die digitale, virtuelle
A 6.8
34
Gefühlte Optik – Material und Haptik im Gestaltungsprozess
A 6.9
und automatisierte Welt stellt völlig neue lebnis aus Nutzersicht fängt ja eigentlich jetzt Von Äpfeln, Orangen und Schmetterlingen
Ansprüche an die Anwender durch steigende erst an. Beispiele gibt es genug: das stetige Erfolgreiche Beispiele für ein äußerst gelunge-
Komplexität technischen Fortschritts. Dieses Benutzen des Mobiltelefons, die Fahrt ins Büro nes Zusammenspiel von Kreation, Produktver-
übergroße Füllhorn an Reizen und Informationen mit dem Lenkrad in der Hand oder die Compu- sprechen und haptischem Erlebnis sind die Pro-
zu beherrschen ist das Ziel – vergleichbar mit termaus, die uns stundenlang mit einem Com- dukte von Porsche und Apple. Oft sind es ver-
den Herausforderungen der Urmenschen, die puter, dem Internet und der Software verbindet. meintliche Details, an denen der Benutzer das
Natur zu verstehen und beherrschen zu lernen. Stets geht es darum, das Produkt- und Marken- besondere Engagement des Herstellers erkennt.
Die Ergebnisse des Touchlab fließen in zahlrei- versprechen einzulösen und Loyalität aufzu- Apple-Mäuse sind teurer und hochwertiger als
che Neuentwicklungen ein – in Medizin- und bauen. Gerade bei Gebrauchsgegenständen, die meisten Wettbewerberprodukte. Sie werden
Robotertechnik, Videospiele und CAD-Software die wir häufig benutzen, mit uns herumtragen bei den Mac- und iPod-Machern als zentrale
– und somit auch in den Gestaltungsprozess und die fast schon Teil von uns sind, ist das Nahtstelle zwischen Nutzer, Software und Hard-
und in die Arbeit von Industriedesignern. immer wiederkehrende haptische Erlebnis von ware gesehen, die man mehrere Stunden pro
zentraler Bedeutung. Lacke, Schalter, Gehäuse Tag mit der Hand berührt (Abb. A 6.5). Andere
Die Ansprüche der Nutzer – sie alle sind Elemente des haptischen Erleb- Hersteller betrachten Computermäuse primär als
Im Vergleich zu den Entwicklungsteams aus der nisses. Es geht aber nicht nur um das Betas- ein Stück Plastik und versuchen noch einige
Automobilindustrie oder der Medizintechnik wis- ten, sondern auch um das emotionale und intu- Cents in der Produktion einzusparen. Ähnlich ver-
sen Designer wenig zum Thema Haptik – gera- itive Anfühlen der Interaktion mit dem Produkt. hält es sich bei Autos: Porschedesigner und -
de so viel, wie aus Sicht der Auftraggeber für Wie wird dem Nutzer Feedback gegeben, ingenieure z.B. verstehen jedes Detail als wichti-
den erfolgreichen Verlauf eines Projekts not- wenn das Handy einen Befehl angenommen gen Bestandteil eines ganzheitlichen Statements
wendig ist. Die Erkenntnisse der Wissenschaft hat oder wenn das Brillenetui verschlossen ist? weltweit führender Sportwagenentwicklung.
um den Tastsinn aber in den Kontext von Pro- Die Handhabung von Produkten und deren Dass Apple und Porsche auch wirtschaftlich
duktnutzen, Markenverständnis und den Nut- Teilnahme an unserem Alltag macht Funktion sehr erfolgreich sind, belegt die Tatsache, dass
zerwünschen zu stellen, das ist die Kernaufga- zu Emotion und Gewöhnung, Produkte werden es sich lohnt, die Wünsche der Menschen in den
be der Designer. zu unseren ständigen Begleitern. Mittelpunkt des Wirkens zu stellen und dass die
Um den Kaufreiz anzusprechen, spielt neben Diese Beispiele verdeutlichen, dass das Thema Kunden auch bereit sind, mehr zu bezahlen,
dem ästhetischen Erscheinen, – wenn man bei- »Haptik« eine zentrale Rolle spielt – sowohl bei wenn der Extranutzen für sie relevant ist.
spielsweise im Kaufhaus Kameras, Sportschu- der Entwicklung und Gestaltung des Produkts
he, Koffer oder MP3-Player anschaut, anfasst als auch bei der Anwendung durch den Kun- Haptik ist ein wichtiger Bestandteil des Gestal-
und natürlich ausprobiert – auch der Aspekt der den. Das gelungene Zusammenspiel von Hap- tungsprozesses, aber nicht alles. Diese Tatsa-
Nachhaltigkeit eine große Rolle. Schnippisch tik, Ästhetik, Material, Farbgebung, Produktqua- che kommt dem Wesen des Designers entge-
könnte man anmerken: Die Fingerkuppe kauft lität, aber auch Geruch und Sound ist essenzi- gen, führt er ohnehin ein gleichermaßen gespal-
mit. Die Kundenbeziehung tritt nach dem Kauf ell – ähnlich einem Orchester oder einem guten tenes wie verbindendes Dasein zwischen Kunst
in eine entscheidende Phase: Das Produkter- Essen und dessen einzelnen Bestandteilen. und Kommerz. Die Arbeit des Architekten ist
diesbezüglich sehr ähnlich: oft einfach und klar
im Entwurf, fast immer schwierig im Detail und in
der Umsetzung, limitiert durch Kostendruck, Zeit
und Realisierbarkeit.
35
Teil B Baustoffeigenschaften
1 Naturstein
2 Lehmbaustoffe
3 Keramische Baustoffe
5 Bitumenhaltige Baustoffe
7 Metall
8 Glas
9 Kunststoff
10 Ökobilanzierung
37
Naturstein
B 1.1 B 1.2
Neben Lehm und Holz zählt Naturstein zu den Wärmedämmung größtenteils überflüssig und
ersten Materialien, die der Mensch zum Bauen führt lediglich zu einem erhöhten Konstruktions-
verwendet hat. Zu Beginn unserer Zivilisation und Befestigungsaufwand. Die Industrie hat
wurden Gebrauchsgegenstände wie beispiels- darauf reagiert: Granitplatten von 15 mm Dicke
weise Waffen, einfache Werkzeuge und und Verbundkonstruktionen mit 6 mm dicker
Schmuck aus Stein gefertigt. Als nachweislich Steinkaschierung sind auf dem Markt erhältlich
erste Bauwerke aus bearbeitetem Naturstein (siehe Gebäudehülle, S. 110). In Berlin wurden
gelten neben den ägyptischen Pyramiden die ganze Straßenzüge mit dünnen Steintapeten
so genannten Megalithbauten (Megalith, grie- aus der ganzen Welt und allen erdenklichen
chisch = großer Stein), wobei die Steinkreise Oberflächenbehandlungen ausgestattet.
von Stonehenge die bekanntesten sein dürften Naturstein erfuhr in den vergangenen Jahren
(Abb. B 1.1). Noch heute ist unklar, wie Trans- eine überraschende Renaissance. Wohl auch,
port und Errichtung der bis zu 4 m hohen und weil Oberflächen und sinnliche Qualitäten wie-
50 t schweren Steine aus einem über 200 km der an Bedeutung gewinnen.
entfernten Steinbruch möglich waren. Etwa Die Winery von Herzog & de Meuron in Kalifor-
2700 v. Chr. entstand in Sakkara, Ägypten, die nien (USA) sowie die Therme in Vals (CH) von
älteste Stufenpyramide aus grob behauenen Peter Zumthor sind bekannte Beispiele der In-
Kalksteinblöcken. Ihr Erbauer, der Wesir Imho- szenierung von spezifischen Oberflächenquali-
tep, gilt als der erste Architekt. Verschiedene täten des Natursteins. Franz Füeg nutzt bereits
Kulturen und Epochen brachten jeweils spezi- 1966 bei der Kirche St. Pius in Meggen (CH)
fische Konstruktionen hervor. In Griechenland die lichtdurchlässigen Eigenschaften von Mar-
versetzte man Steine ohne Fugenmörtel und mor. Das Sonnenlicht verwandelt die glatten
fügte sie zu architektonischen Elementen wie Marmorplatten in eine leuchtende, schleierarti-
Sockeln, Säulen, Architraven und Friesen. Die ge Fläche (Abb. B 1.7). Bei der Konzeption der
Römer entwickelten die Gewölbetechnik weiter. Wallfahrtskirche Padre Pio in Foggia (I) entwi-
Somit war bereits im 1. Jh. n. Chr. die Errich- ckelte Renzo Piano eine konstruktiv bemer-
tung von anspruchsvollen Infrastrukturbauten kenswerte Lösung (Abb. B 1.4): Vorgespannte
wie des 50 m hohen Aquädukts Pont du Gard Bogenbinder aus lokalem Kalkstein erzielen
möglich (Abb. B 1.2). Zur Zeit der Gotik befand
sich die Steinmetzkunst auf einem Höhepunkt.
In Gewölben wurden die Kräfte in netzartigen,
feingliedrigen Rippen gebündelt und auf
Wandpfeiler abgeleitet. Die Wände zwischen
den Pfeilern verloren ihre tragende Funktion
und wandelten sich in transluzente lichte Flä-
chen (Abb. B 1.5). In den 1920er-Jahren galt
die Verwendung von möglichst dünnen Stein-
platten zur Wandbekleidung als Merkmal des
modernen Bauens. Adolf Loos (»Marmor ist die
billigste Tapete«) verdeutlicht bei der Fassade
des »Looshauses« den ausschließlich dekorati-
B 1.1 Stonehenge, bei Salisbury (GB) um 2000 v. Chr. ven Einsatz der Bekleidung aus Cipollino-Mar-
B 1.2 Pont du Gard, Provence (F) 1. Jh. n. Chr.
mor (Abb. B 1.6).
B 1.3 trocken geschichtete Natursteine, Steinhaus bei
Gordes (F)
B 1.4 Wallfahrtskirche Padre Pio, Zeitgenössische Anwendungen
Foggia / Apulien (I) 2004, Renzo Piano Bei den heutigen wärmegedämmten Fassaden
B 1.5 Auflösung der Schwere – gotisches Gewölbe, hat Naturstein seine statische Funktion verlo-
Kathedrale von Bath (GB) 1499
B 1.6 »Looshaus«, Wien (A) 1910, Adolf Loos
ren. Durch die in Mitteleuropa erhöhten Anfor-
B 1.7 transluzente Fassade aus Dionysos Marmor, Kir- derungen an Wärmeschutz und Bauphysik von
che Sankt Pius, Meggen (CH) 1966, Franz Füeg Hüllflächen ist alles Gewicht außerhalb der
B 1.3
38
Naturstein
B 1.4
Spannweiten von über 50 Metern. Um die er- Festigkeit (Druck-, Biegezug- und Abriebfes- dehnt. Zwar gelten die meisten Erstarrungs-
forderlichen Toleranzen der Elemente von tigkeit), Wärmeleitfähigkeit, thermische Deh- gesteine als frostbeständig, doch gibt es bei
± 0,5 mm zu erreichen, waren bei der Bearbei- nung, Hitzebeständigkeit, Frost-Tauverhalten, der Ausführung zahlreiche Besonderheiten zu
tung der Steine die Erfahrungen vieler Genera- Wasseraufnahme und chemische Beständig- beachten.
tionen von Marmorschneidern aus Carrara er- keit • chemische Stabilität:
forderlich. Säuren und in der Luft enthaltene Schadstoffe
Bei der Verwendung als Bodenbelag ist die (z.B. SO2 und CO2) können bei Kalk- und
gute Wärmeleitfähigkeit von Natursteinen zu Sandsteinen zu erheblichen Schäden führen.
Eigenschaften bedenken. Steinfußböden werden oft als kalt
empfunden, da sie dem Körper Wärme entzie- Wirkung und Gestalt
Die Vielfalt von Natursteinen ist eindrucksvoll. hen. In Verbindung mit Fußbodenheizungen Naturstein steht für Tradition. Er versinnbildlicht
In Mitteleuropa sind über 500, weltweit ca. kann sich ihre Wärmespeicherfähigkeit hinge- Beständigkeit, Autorität und Qualitätsarbeit.
5000 verschiedene Gesteinssorten im Natur- gen vorteilhaft auswirken. Auch wenn Naturstein im Fassadenbereich in
steinhandel erhältlich. Da jeder Stein über spe- Mitteleuropa heute meistens als dünne Verklei-
zifische Eigenschaften und Merkmale verfügt, Materialspezifische Risiken dung Verwendung findet, so assoziiert er doch
differieren die Einsatzmöglichkeiten entspre- Folgende Eigenschaften sind bereits bei der Stabilität und Stärke, z.B. bei Bankgebäuden.
chend stark (Abb. B 1.10). Die Petrographie ist Planung zu berücksichtigen: Jede Steinsorte hat ihren eigenen Charakter,
die Lehre der Gesteinskunde. Sie beurteilt die der sich neben der Farbigkeit auch aus der
Brauchbarkeit eines Gesteins anhand von • Temperatur: Maserung und der Porosität ableitet. Die Bear-
petrographischen, d.h. mineralogischen und Die thermische Längendehnung kann (bei beitung der Oberfläche wie etwa Stocken,
chemischen Merkmalen, sowie technischen 100 K Temperaturdifferenz) je nach Steinsorte Polieren oder Sandstrahlen kann die Wirkung
Kenngrößen. zwischen 0,3 und 1,25 mm / m betragen. Bei eines Steins grundlegend verändern (Abb.
Fassadenplatten ist auf eine entsprechende B 1.13). Auch wenn uns heute Steine aus aller
• petrographische Eigenschaften: Fugenausbidung und Verankerung zu achten. Welt erreichen, so war Naturstein ursprünglich
Gefüge, Chemismus, Mineralbestand (Farbe, Frostschäden können entstehen, wenn sich in ein regionales Material, das einen klaren Bezug
Kristallstruktur und Härte) den Poren und Kapillaren der Gesteine ent- zum Ort herstellt (Abb. B 1.3). Stadtbilder wie
• technische Eigenschaften (Abb. B 1.12): haltenes Wasser beim Übergang zu Eis um z.B. London oder Paris waren immer durch
Dichte (Reindichte, Rohdichte und Porosität), etwa 9 % seines Flüssigkeitsvolumens aus- einen einheitlichen, lokalen Stein geprägt.
39
Naturstein
Natursteine
Pyroklastische
Brockengestei-
ne (Psephite)
Tongesteine
(Psammite)
Sandsteine
Gesteine
(Pelite)
vulkanische Tuffe
Solnhof. Plattenk.
Sinterkalk (Onyx)
Rhyolit (Porphyr)
Glimmerschiefer
Quarzsandstein
Chloritschiefer
Kalksandstein
Konglomerat
Muschelkalk
Lamprophyr
Tonschiefer
Serpentenit
Grauwacke
Schieferton
Orthogneis
Paragneis
Sandstein
Kalkstein
Pegmatit
Brekzien
Travertin
Migmatit
Peridotit
Gabbro
Marmor
Dolomit
Kalktuff
Trachyt
Quarzit
Diabas
Basalt
Granit
Syenit
Foyait
Phyllit
Diorit
Aplit
B 1.8
Entstehung der Gesteine mals willkürlich erfunden. Bei falscher Inter- Ablagerungsgesteine (Sedimentite)
pretation irreführender Bezeichnungen von Sedimente bilden sich hauptsächlich durch Ver-
Nach heutigem Kenntnisstand ist die Erde vor z.B. »Belgischem Granit« (Kalkstein) können witterung, Abtragung und Ablagerung von älte-
etwa 4,5 Milliarden Jahren durch die Zusam- erhebliche Schäden entstehen. ren Gesteinen (Magmatite, Sedimentite oder Me-
menballung von interstellarer Materie entstan- tamorphite), die durch Wasser oder Gletscherbe-
den. Nach dem Übergang vom gasförmigen Erstarrungsgesteine (Magmatite) wegungen forttransportiert und als Geröll, Kies
zum schmelzflüssigen Zustand bildete sich bei Die Erstarrungsgesteine entstehen direkt aus oder Sand wieder abgelagert, d.h. sedimentiert
ca. 1000 –1500 C die erste zusammenhängen- flüssigem Magma und teilen sich nach dem wurden. Häufig finden sich eingelagerte Fossilien
de Kruste, die Erdoberfläche. Gesteine entste- Ort ihrer Entstehung in drei Untergruppen: von Tier- oder Pflanzenresten. Der Auflastdruck
hen durch Kristallisation aus flüssigem Magma. der über den Sedimenten liegenden Schichten
Sie setzen sich aus einem Gemenge verschie- Tiefengesteine (Plutonite) sorgt für ein Zusammenpressen der einzelnen
dener Mineralien, vor allem Silikaten, zusam- Nach dem Gott der Unterwelt auch Plutonite Teilchen. Die Zementation erfolgt durch Wasser,
men, deren Zusammenhalt durch Verwachsung genannt, entstehen Tiefengesteine durch Aus- das mit Bindemitteln (z.B. Quarz, Calcit, Ton)
oder ein Bindemittel (z.B. Ton) garantiert ist. kristallisation von »mobilisiertem Magma« in versetzt ist und in den verbliebenen Hohlräumen
Die Entstehungsweise gilt als entscheidendes der Erdkruste. Die allmähliche Abkühlung zirkuliert. Dieser Prozess der Verfestigung von
Merkmal, um die Gesteine in die drei Haupt- bedingt das meist gleichmäßige, richtungslo- Sedimenten wird als Diagenese bezeichnet.
gruppen der Erstarrungs-, Ablagerungs- und se und dichte Gefüge. Je nach Zusammen- Klastische Sedimente bestehen aus mechanisch
Umwandlungsgesteine zu unterteilen. setzung der Mineralien entstehen z.B. die zertrümmerten Teilen des Ausgangsgesteins. Je
Arten Granit, Diorit, Gabbro. Fast alle Tiefen- nach Partikelgröße unterscheidet man Brocken-
gesteine sind frostbeständig und finden auf- gesteine (≥ 2 mm), Sandsteine (0,02 – 2 mm) und
Gesteinsgruppen grund ihrer hohen Druck- und Verschleißfes- Tongesteine (≤ 0,02 mm). Chemische Sedimente
tigkeit im Bauwesen Verwendung. Einige sind »Niederschläge«, die aus Lösungen infolge
Bei der Klassifizierung von Gesteinen ist zwi- Magmatite, z.B. Granit, weisen u.U. ein erhöh- chemischer Reaktionen oder biologischer Pro-
schen wissenschaftlicher und kommerzieller tes Vorkommen von natürlicher Radioaktivität zesse entstehen und sich unter Druck verfesti-
Nomenklatur zu unterscheiden. Nur mit der gegenüber den Durchschnittswerten auf. gen. Hierzu zählen etwa Kalkstein, Muschelkalk,
petrographischen Bezeichnung der Gesteins- Travertin. Die bautechnischen Eigenschaften der
gruppen und -arten ist es möglich, eine ver- Ganggesteine (Mikroplutonite) Ablagerungsgesteine differieren sehr stark und
bindliche Einschätzung der Eigenschaften Ganggesteine bilden sich innerhalb der Erd- hängen im Wesentlichen von den Entstehungs-
sowie der möglichen Anwendungsbereiche zu kruste durch das Eindringen von dünnflüssi- bedingungen (Temperatur, Druck) und dem je-
erhalten (Abb. B 1.8). Handelsnamen sind oft- ger Magma in Gesteinsspalten. Sie ähneln in weiligen Bindemittel ab. Chemische Sedimente
ihrer Struktur den Tiefengesteinen, sind aller- (z.B. Onyx, petrographisch = Sinterkalk) eignen
dings durch das schnellere Abkühlen sich durch ihre vielfältigen Texturen besonders
ungleichmäßig kristallisiert und können für den Innenausbau.
andersartige »Einsprenglinge« enthalten. Zu
ihnen gehören u.a. Pegmatite, Aplite und Umwandlungsgesteine (Metamorphite)
Lamprophyre. Metamorphite gehen aus bereits bestehenden
Gesteinen hervor und werden gemäß ihres Ur-
Ergussgesteine (Vulkanite) sprungs als Orthogestein (aus Magmatiten) oder
Ergussgesteine wie beispielsweise Diabas, Paragestein (aus Sedimentiten) bezeichnet. Sie
Basalt oder Rhyolit sind im Unterschied zum bilden sich unter großem Druck, hohen Tempera-
Tiefengestein aus der Erdkruste ausgetreten. turen oder durch chemische Einflüsse, wodurch
Durch die relativ schnelle sich entweder die Eigenschaften des ursprüngli-
Abkühlungsgeschwindigkeit verfügen Vulkani- chen Gesteins verändern oder gänzlich neue
te über feinkristalline Strukturen. Das teilweise Gesteine entstehen. Zu erkennen sind sie meist
Aufschmelzen von benachbarten Gesteinen an einem nahezu hohlraumfreien Gefüge, einer
kann zu stark differenzierten Erscheinungsfor- starken Textur oder an deutlichen Schichtungs-
men führen. merkmalen. Die chemische Zusammensetzung,
B 1.9
40
Naturstein
• gute Eignung
Massivbau
Fassaden-
bekleidung
Boden-
belag
Außen-
anlagen
das Aussehen und die Möglichkeiten zur bauli- Kalkstein
beschränkte
chen Verwendung variieren bei Metamorphiten er- Als chemisches Ablagerungsgestein bildete Eignung
heblich. Wichtige Umwandlungsgesteine sind bei- sich Kalkstein in verschiedenen geologischen
spielsweise Schiefer, Marmor und Gneis. Perioden ursprünglich im Wasser, wie die im Erstarrungsgesteine
Stein enthaltenen Fossilien belegen. Er besteht
Granit • • • •
vorwiegend aus Kalziumkarbonat und kommt
Gesteinsarten meistens in gelblichen, graubraunen, roten Syenit • • • •
oder weißen Farbtönen vor (Abb. B 1.11d). Diorit • • • •
Eine Auswahl der gebräuchlichsten Gesteins- Kalkstein ist nahezu universell einsetzbar. Gabbro • • • •
arten wird im Folgenden näher vorgestellt: Lediglich die Verwendung in reinigungsintensi- Rhyolith (Porphyr) • • • •
ven Bereichen (z.B. Eingangszone, öffentliche Trachyt
Granit Gebäude) oder Nassräumen ist aufgrund sei-
Basalt • • •
Granit gehört zur Gruppe der Plutonite und ist ner geringen Chemikalienbeständigkeit nicht
Diabas • • •
wohl das landläufig bekannteste Tiefengestein empfehlenswert. Die Abriebfestigkeit differiert
(Abb. B 1.11a). Er setzt sich aus Feldspat je nach Vorkommen erheblich. Ablagerungsgesteine
(bestimmt die Farbigkeit), Quarz (verantwortlich Brekzie
für die hohe Mineralhärte) und Glimmer zusam- Marmor Konglomerat • •
men. Granit gilt als das beständigste Gestein, er Marmor, ein Paragestein, entsteht durch Meta- Sandstein • •
ist wetterfest, im Hochbau nahezu uneinge- morphose aus kalkhaltigen Sedimentgesteinen. Kalksandstein • •
schränkt einsetzbar und resistent gegen Luft- Reiner Marmor ist weiß, kristallin und enthält
Grauwacke • • •
verschmutzung. Er besitzt ein breites Farbspekt- keine Fossilien. Bei Lichteinfall glitzern die Kris-
Vulkanische Tuffe •
rum: rot, rosa, gelb, weiß, grau, blaugrün. tallflächen (Abb. B 1.11e). Der Stein eignet sich
sehr gut für figürliche Arbeiten, findet beim Kalkstein • •
Basalt Bauen aber auch als Bodenbelag oder Wand- Muschelkalk • •
Basalt ist ein dunkles, meist dunkelgraues bis und Fassadenbekleidung Verwendung. Solnhof. Plattenkalk •
schwarzes Ergussgestein (Abb. B 1.11b). Er Dolomit • • •
besteht hauptsächlich aus Feldspat und Augit; Tonschiefer
Kalktuff
sein Gefüge erscheint dicht und richtungslos. Der Begriff Schiefer bezeichnet die Spalteigen-
Travertin •
Basalt weist eine sehr hohe Druckfestigkeit auf schaften von Gesteinen, wobei die Minerale
Umwandlungsgesteine
und ist extrem schwer zu bearbeiten. Er ist wet- Aufschluss über den Metamorphosegrad
terfest und eignet sich gut für den Außenbereich. geben (Ton-, Chlorit-, Glimmerschiefer). Ton- Orthogneis • • • •
Durch Verglättung kann jedoch die Rutschgefahr schiefer verfügt über einen blättrig parallelen Serpentinit
stark zunehmen. »Vergrünter« und gealteter Aufbau. Er ist ein sehr feinkörniges, dichtes Migmatit • • • •
Basalt ist auch als Diabas bekannt. Er entsteht Gestein und in seiner Erscheinung meistens Paragneis • • • •
bei chemischer Verwitterung der Mineralbe- dunkelgrau bis schwarz (Abb. B 1.11f). Die Quarzit • • •
standteile (z.B. Chlorit, Serpentin). gute Spaltbarkeit erlaubt die Herstellung von
Glimmerschiefer •
5–7 mm dünnen Platten. Die Festigkeit ist
Sandstein wegen der schiefrigen Struktur richtungsab- Tonschiefer •
Sandstein gehört zur Gruppe der Trümmerge- hängig. Seit Jahrhunderten wird Schiefer als Marmor • •
steine und besteht überwiegend aus 0,02 – 2 mm Plattenmaterial für Verkleidungen, Fliesen und B 1.10
großen Partikeln von Quarzkörnern und einem als Dachdeckung genutzt. B 1.8 systematische Darstellung von Gesteinsarten
zementierenden Bindemittel. Es gibt ihn in vielen B 1.9 Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall (D) 2001,
Henning Larsen
Farben: rot, gelb, braun und grün (Abb. B
B 1.10 Anwendungsgebiete verschiedener Natursteine
1.11c). Vom Bindemittel (z.B. Quarz, Calcit, Ton) Bauen mit Naturwerksteinen im Bauwesen (Richtwerte)
hängen in erster Linie die Festigkeit, Wasserauf- B 1.11 Beispiele geläufiger Natursteine
nahmefähigkeit und Frostbeständigkeit ab. Der Abbau von Natursteinen erfolgt zumeist im a Eging Grobkorn Granit
Sandstein gilt als gut verarbeitbar und ist bei his- Tagebergbau, nur die Gewinnung einiger Mar- b Greifensteiner Basalt
c Seeberger Sandstein
torischen Bauten weit verbreitet. Aufgrund seiner mor-, Schiefer- und Kalksteinarten findet unter d Jura Kalkstein
geringen Abriebfestigkeit eignet er sich nicht als Tage statt. Zu Beginn der Erschließung (Explo- e weißer Togo Marmor
stark beanspruchter Bodenbelag. ration) neuer Vorkommen untersucht man mit f Mosel Schiefer
a b c d e f B 1.11
41
Naturstein
Tiefkernbohrungen oder Ultraschallmessungen Art der Oberflächenbearbeitung erfüllt neben B 1.12 physikalische Kennwerte verschiedener Gesteins-
die Ergiebigkeit sowie die bauphysikalischen Ei- ästhetischen Kriterien auch funktionale Anforde- arten (Richtwerte)
B 1.13 verschiedene manuelle und maschinelle
genschaften der Gesteine. Durch hydraulische rungen. So müssen etwa Bodenbeläge in Oberflächenbehandlungen von Naturwerksteinen:
Keile werden die Blöcke entlang natürlicher öffentlichen Gebäuden der Rutschfestigkeits- a Kalkstein, grob gespitzt:
Trennflächen, so genannter Kluftsysteme, ge- klasse R 9 entsprechen. Mit einem pyramidenförmig zulaufenden Spitz-
spalten. Seit einigen Jahren kommen auch Seil- Eine ungewöhnliche Methode der Steinbearbei- eisen wird je nach Art der Hiebe die Oberfläche
grob oder fein abgesprengt. Die Fläche ist hier-
sägen und Schrämmaschinen (eine Art über- tung hat Henning Larsen bei der Fassadenbe-
bei vollständig zu bearbeiten.
dimensionale Kettensägen) zum Einsatz. Ziel kleidung für die Kunsthalle Würth (D) entwickelt. b Kalkstein, gespitzt und überschliffen:
des Abbaus ist es, nahezu rechtwinklige Roh- Der verwendete Crailsheimer Muschelkalk Durch das flächige Schleifen wird die kräftige
blöcke von entsprechendem Ausmaß zu gewin- wurde senkrecht zum Bruch geschnitten Struktur der ersten Bearbeitungsschicht gemin-
nen und möglichst wenig »Abfall« zu verursa- (Abb. B 1.9). dert.
c Kalkstein, scharriert:
chen. Der Abbau der Gesteine bringt zerstöreri- Unterschiedliche Schläge und wechselnde Brei-
sche Landschaftsveränderungen mit sich, Staub Verwendung ten der Scharriereisen können verschiedene
und Abraum fallen in erheblichen Mengen an. Der überwiegende Anteil natürlicher Steine wird Flächenwirkungen erzielen.
Daher dürfen neue Vorkommen nur noch mit be- zur Herstellung mineralischer Bindemittel oder d Kalkstein, gestockt:
Mit dem Stockhammer sind feine bis grobe,
hördlichen Auflagen erschlossen werden. Eine als Zuschläge für die Beton- und Mörtelherstel-
ebene Flächen herstellbar. Die Abstände der
Renaturierung ist vorgeschrieben, wenn sich lung verwendet. Um die Eignung der Gesteins- pyramidenförmigen Zähne können je nach
das nutzbare Vorkommen erschöpft hat. arten für die Baupraxis aufzuzeigen, erfolgt im Hammerkopf zwischen 4 und 15 mm variieren.
Natursteingewerbe die Klassifizierung in Hart- e Kalkstein, gestockt, gebürstet und angeschliffen:
Industrielle Bearbeitung gestein (Magmatite und einige Metamorphite) Bei der Überlagerung von drei Bearbeitungs-
schritten wird die vorerst grobe Struktur immer
Das Spalten des gewonnenen Steinmaterials und Weichgestein (Sedimentite). Aufgrund der weiter verfeinert und geglättet.
direkt im Steinbruch wird vor allem bei Pflaster Verfügbarkeit von relativ »weichen« Erstar- f Kalkstein, diamantgesägt:
und Mauerquadern praktiziert. Ansonsten rungsgesteinen und sehr festen Ablagerungs- Diamantbestückte Sägeblätter erzeugen eine
erfolgt nach dem Abtransport in Verarbeitungs- gesteinen sollten bei der Auswahl geeigneter relativ feine Schnittoberfläche. Auf der Oberflä-
werke die weitere Bearbeitung – erst dann Natursteinarten die spezifisch physikalischen che bleiben Spuren des Sägevorgangs ables-
bar.
spricht man von Naturwerksteinen. Durch die Eigenschaften (Druckfestigkeit, Frostbeständig- g Granit, gestockt:
Nutzung regionaler Vorkommen und somit kur- keit, Abriebfestigkeit) mit dem Einsatzbereich Maschinell gestockte Granitoberfläche
zen Transportwege lässt sich die Ökobilanz der Werksteine abgestimmt werden (Abb. h Granit, fein bossiert:
von Natursteinen deutlich verbessern. B 1.12). Generell eignen sich Natursteine im Mittels eines 3 cm breiten Flacheisens wird die
bruchraue Fläche abgearbeitet. Die große
Es existieren verschiedene Verfahren, um die Bauwesen für folgende Anwendungen:
Lebendigkeit lässt sich durch den Wechsel der
Rohblöcke weiter zu bearbeiten: Schlagrichtungen und Schlagtiefe erreichen.
• Mauerwerk i Granit, beflammt:
• Stahlsand- oder Diamantgatter: • Gabionen Extrem heiße Temperaturen aus dem Brenn-
für 20 – 80 mm dicke Platten (Die Sägezeit für • Fassadenbekleidung strahlgerät zerstören beim Beflammen das ober-
flächliche Gefüge eines kristallinen Steins. Nur
einen 1,20 m hohen Granitblock beträgt etwa • Bodenbelag quarzhaltige Gesteinsarten eignen sich für diese
ein bis zwei Tage) • Innenwandbekleidung Oberflächenbearbeitung; auch muss die Stein-
• Taglia Blocci-Sägen: • Dachdeckung platte ausreichend dick sein.
für Natursteinfliesen oder Bahnenware mit j Granit, sandgestrahlt:
Sandstrahlen eignet sich zum Erzeugen von
etwa 15 mm Stärke Entsorgung
rauen Oberflächen. Je nach Strahlmittel und
• Blockkreissägen und Blockseilsägen: Naturstein kann im gesamten Stoffkreislauf der Austrittsgeschwindigkeit der Partikel entstehen
Einsatz bei der Herstellung von Rohtafeln Gewinnung, Bearbeitung und Entsorgung rück- verschiedene Oberflächen.
über 80 mm Stärke; Seilsägen können auch standslos verwertet werden. Auch so genannte k Granit, geschliffen:
dreidimensionale Werkstücke anfertigen. Abprodukte, die bei der Weiterverarbeitung Farbe und Textur eines Steines sind durch fein
geschliffene Oberflächen deutlich ablesbar. Die
anfallen, finden als Zuschlagstoffe Verwen- Korngröße ist zwischen C 30 (grob) und C 500
Oberflächenbearbeitung dung. Die Entsorgung von Naturstein auf Bau- (fein) wählbar.
Bei der Oberflächenbearbeitung wird zwischen schuttdeponien ist problemlos – die Wiederver- l Granit, poliert:
steinmetzmäßiger und industrieller Bearbeitung wendung von Plattenmaterial generell möglich. Polieren kann auch als verfeinertes Schleifen
angesehen werden, bei dem mittels Polier-
unterschieden, wobei sich durch neue Druck- Das Forum Romanum kann hier als Beispiel
pulver die Oberfläche einen so hohen Glanz
luftwerkzeuge »handwerkliche« Bearbeitungs- dienen, es war der größte Naturstein-Mehrweg- erhält, dass sich auffallendes Licht darin spie-
techniken wieder verbreiten (Abb. B 1.13). Die bauhof der Renaissance. gelt.
a b c d e f
42
Naturstein
Gesteinsart Rohdichte Druck- Wärmeleit Wärme- Wärmeaus- Dampfdiffu- Abrieb- Wasser- Frostbe-
festigkeit fähigkeit 1 speicherzahl 2 dehnungs- sionswider- festigkeit aufnahme ständigkeit
koeffizient standszahl 3
[kg / m3] [N / mm2] [W / mK] [kJ / m3K] [mm / mK] [–] [cm3 / 50 cm2] [Masse %]
Erstarrungsgesteine
Granit 2600 – 2800 130 – 270 2,8 (1,6 –3,4) 2370 – 2550 0,008 10 000 5–8 0,1–0,9 •
Syenit 2600 – 2800 160 – 240 3,5 0,008 10 000 5–8 0,2–0,9 •
Diorit 2800 – 3000 170 – 300 3,5 0,0088 10 000 5–8 0,2–0,4 •
Gabbro 2800 – 3000 170 – 300 3,5 0,0088 10 000 5–8 0,2–0,4 •
Rhyolith (Prophyr) 2500 – 2800 180 – 300 3,5 0,0125 10 000 5–8 0,2–0,7 •
Trachyt 2500 – 2800 180 – 300 3,5 0,01 10 000 5–8 0,2–0,7 •
Basalt 2900 – 3000 240 – 400 3,5 (1,2–2,0) 2640 – 2730 0,009 10 000 5–8 0,1–0,3 •
Diabas 2800 – 2900 180 – 250 3,5 n.b. 10 000 5–8 0,1–0,4 •
Ablagerungsgesteine
4
Brekzie 2600 – 2750 50 – 160 2,3 n.b. 2 / 250 0,5–1,0
Konglomerat 2200 – 2500 20 – 160 2,3 (1,2– 3,4) n.b. 2 / 250 14–80 4 0,8–10 •
Sandstein 2000 – 2700 30 – 150 2,3 (1,2– 3,4) 1760 – 2380 0,012 2 / 250 9–35 0,2–10
Quarz. Sandstein 2600 – 2700 120 – 200 2,3 (2,1) 2290 – 2380 n.b. 30 / 40 7–8 0,2–0,5
Grauwacke 2600 – 2650 150 – 300 2,3 n.b. 2 / 250 7–8 0,2–0,5 •
Vulkanische Tuffe 1800 – 2000 20 – 30 2,3 (0,4 –1,7) 0,004–0,01 15 / 20 10–35 6–15
Kalkstein 2600 – 2900 75 – 240 2,3 (2,0– 3,4) 0,0075 200 / 250 15–40 0,1–3
Muschelkalk 2600 – 2900 80 – 180 2,3 (2,0– 3,4) 0,003–0,006 2 / 250 15–40 0,2–0,6
Solnhofer Plattenkalk 2500 – 2700 180 – 260 2,3 0,0048 200 / 250 15 0,2–0,6 –
Dolomit 2600 – 2900 75 – 240 2,3 0,0075 200 / 250 15–40 0,1–3
Travertin 2400 – 2500 20 – 60 2,3 0,0068 200 / 250 20–45 2–5
Kalktuff 1700 – 2200 30 – 50 0,85–1,7 0,003–0,007 20 / 200 n.b. 1–10
Umwandlungsgesteine
Orthogneis 2600 – 3000 100 – 200 3,5 (1,6 –2,1) 2370– 2730 0,005–0,008 10 000 4–10 0,3–0,4 •
Serpentenit 2600 – 2800 140 – 250 3,5 (3,4) 0,005–0,01 10 000 8–18 0,3–2,0 –
Migmatit 2600 – 3000 100–200 3,5 (1,6 –2,6) 2370 – 2730 0,005–0,008 10 000 4–10 0,3–0,4 •
Paragneis 2600 – 3000 100 – 200 3,5 (1,6 –2,1) 2370 – 2730 0,005–0,008 10 000 4–10 0,3–0,4 •
Quarzit 2600 – 2700 150 – 300 3,5 0,0125 10 000 7–8 0,2–0,5 •
Glimmerschiefer 2600 – 2800 140 – 200 2,2 n.b. 800 / 1000 15–25 0,2–0,4
Tonschiefer 2700 – 2800 50 – 80 2,2 (1,2 –2,1) 2430 – 2520 n.b. 800 / 1000 n.b. 0,5–0,6 •
Marmor 2600 – 2900 75 – 240 3,5 (2,0 –2,6) 2370 – 2640 0,003–0,006 10 000 15–40 0,1–3
1
Werte nach allgemeinen Angaben zu Wärmeleitfähigkeit nach EN 12 524 und DIN V 4108-4; Werte in Klammern aus Fachliteratur.
2
Die spezifische Wärmekapazität von Naturstein wird nach EN 12 524 mit 1 kJ / kgK angegeben; bei nicht vorhandenen Kennwerten für die Wärmespeicherzahl entsprechen
diese der Rohdichte.
3
Werte nach EN 12 524 und DIN V 4108-4.
4
Verbundgestein; die Abriebfestigkeit ist daher stark schwankend. B 1.12
g h i j k l B 1.13
43
Lehmbaustoffe
B 2.1
Die frühen Zivilisationen entwickelten sich in Wohnraum sowie gestalterische Aspekte im
den großen Flusstälern der Erde, wo Ton und Vordergrund.
Lehm als Baumaterial leicht verfügbar waren. Der Übergang vom traditionellen zum zeitge-
Am besten erforscht sind die Kulturen des Nils mäßen Lehmbau erforderte in den vergange-
in Ägypten und die Mesopotamiens. Hier ent- nen Jahren grundlegende Innovationen im
standen vor etwa 5000 Jahren die ersten Städte Bereich der Produktentwicklung und die Inte-
aus Lehm. gration des Materials in den modernen Baube-
Sogar die Chinesische Mauer, die als größtes trieb. Derzeit gehört der Lehmbau zu einem der
Bauwerk der Welt gilt, wurde zum Großteil aus expandierenden Marktsegmente in der Bau-
Stampflehm errichtet. Erst nachträglich erhielt wirtschaft. Diese Tendenz spiegelt sich in der
sie eine Bekleidung aus Ziegel- und Naturstei- Anzahl ausgeführter Projekte und einer kontinu-
nen und wurde so zur »steinernen Mauer«. ierlichen Zunahme vorgefertigter Lehmbaupro-
Auch in Europa hat der Lehmbau eine lange Tra- dukte wieder, die vor allem für nicht tragende
dition. Die Blütezeit des Lehmbaus hängt mit Bauteile eingesetzt werden.
dem aufkommenden Industriezeitalter zusam- 1999 wurden die alten Normen aktualisiert,
men: Weil mit dem Rückgang des Waldes Holz ergänzt und als »Lehmbau-Regeln« neu
knapp und teuer wurde, verbreiteten sich tra- herausgegeben. Diese sind in den meisten
gende Lehmbauweisen. In den Städten wurde Bundesländern bauaufsichtlich eingeführt,
Lehm überwiegend für die Ausfachung und das womit der Lehmbau zu einer anerkannten Bau-
Putzen von Fachwerkhäusern verwendet. In technik der Gegenwart zählt.
Weilburg an der Lahn (Hessen) entstanden bis
zu 20 m hohe, fünfgeschossige Wohnhäuser
aus Stampflehm, die noch heute bewohnt wer- Eigenschaften
den. Eine eigene Materialsprache entwickelte
sich allerdings nie. Lehm galt als Baustoff armer Massivität, gute Formbarkeit, Zähigkeit sowie
Leute, versteckte sich meist hinter Putzfassaden starke Klebe- und Bindekräfte zählen zu den
und verlor durch die aufblühende Ziegelindust- Haupteigenschaften von Lehm. Verschiedenste
rie gegen Ende des 19 Jh. zunehmend an Zusätze (z.B. Molke, Soda) sowie organische
Bedeutung. oder mineralische Zuschlagstoffe eignen sich,
Nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, als um die Baustoffeigenschaften entsprechend
ein Mangel an Baumaterial, Energie und Geld dem Einsatzbereich zu optimieren. Lehm ist
herrschte, griff man wieder vermehrt auf Lehm geruchlos, ungiftig und angenehm bei der Ver-
zurück. Die in Deutschland entstandene Lehm- arbeitung.
bauordnung wurde 1951 in DIN 18 951 überführt,
im Zuge des Wirtschaftswachstums jedoch er- Wie kaum ein anderer Baustoff erfüllt Lehm die
satzlos gestrichen. Erst durch Energiekrise und Kriterien des nachhaltigen und ressourcen-
Umweltbewegung in den 1970er-Jahren er- schonenden Bauens. Er ist in fast allen Regio-
wachte das Interesse an Lehmbaustoffen erneut. nen der Erde verfügbar. Durch die Nutzung
des Baugrubenaushubs lässt sich Transport-
Lehmbau heute energie einsparen.
Noch heute wohnt ein Drittel aller Menschen in Die Herstellung einer massiven Stampflehm-
Lehmhäusern, in den Entwicklungsländern mehr wand benötigt lediglich den Bruchteil an Pri-
B 2.1 Studio 400 Rubio Avenue, Tucson / Arizona (USA)
als die Hälfte. Die Verwendung von Lehm in den märenergie einer vergleichbaren Wand aus
1998, Rick Joy
B 2.2 Dreiecksnetz zur Benennung von Lehm jeweiligen Kulturkreisen beruht auf sehr unter- Beton oder Ziegel (siehe Ökobilanzierung,
B 2.3 mittleres Trockenschwindmaß von Baulehmen schiedlichen Motivationen. In ärmeren Gegen- S. 100). Lehm ist beliebig oft wiederverwertbar
B 2.4 Schwindrisse durch Trocknung den gibt es für Lehm als lokal verfügbares, und kann problemlos in den natürlichen Kreis-
B 2.5 Installation im Kunsthaus Bregenz (A) 2001, erschwingliches Baumaterial kaum eine gleich- lauf zurückgeführt werden. Seine gute Wärme-
Olafur Eliasson
B 2.6 lehmverputztes Haus, Barna Village (IND)
wertige Alternative. In Mitteleuropa stehen seit speicherfähigkeit kann zum Ausgleich von Tem-
B 2.7 Lehmmauer um den Steingarten des Ryoanji seiner Neuentdeckung vornehmlich der Wunsch peraturschwankungen beitragen. Verbesserun-
Tempels, Kioto (J) Ende 15. Jh. nach gutem Innenraumklima, schadstofffreiem gen des Raumklimas entstehen auch aus der
44
Lehmbaustoffe
0
100
%
10
in
90
nd
20
Sa
80
30
70
40
60
Ton
50
50
Bezeichnung mittleres
60
Fe
Ton, sandig Ton, schluffig
ins
70
schluffiger 30
tes
sandiger toniger magere Lehme 1,0–2,5 %
toniger Lehm Lehm toniger Lehm
80
in %
20 mittlere Lehme 2,0–3,5 %
sandiger Lehm schluffiger
90
Tone 4,5–7,5 %
0
0
0
80
20
30
60
70
90
50
10
40
0
10
Schluff in %
B 2.2 B 2.3 B 2.4
als Sorptionsvermögen bezeichneten Materialei- Entstehung
genschaft, Wasserdampf aufzunehmen und bei Ton ist ein Verwitterungsprodukt von Urgestei-
Bedarf wieder abzugeben. Das Sorptionsvermö- nen, dessen Ausgangsstoff in der Hauptsache
gen von Lehmputzen beträgt im Vergleich zu Mineralien wie Feldspate bilden. Mechanische
konventionellen Putzen das 1,5- bis 3-fache. und chemische Reaktionen wirken auf das
Gestein ein und transformieren es. Je nach
Die Verschiedenartigkeit der Lehmvorkommen Fundort unterscheiden sich Eigenschaften
und die damit verbundenen starken Unterschie- (Abb. B 2.3) und Bezeichnungen der Lehme:
de in der Zusammensetzung der Bestandteile
setzen Erfahrung in der Beurteilung der Eignung • Berg- oder Gehängelehm:
von Baulehm voraus. Ohne Zusatzmittel ist Dieser Lehm ist geologisch betrachtet relativ
Lehm sehr wasserempfindlich. Er verliert bei jung und lagert auf den Gesteinen, aus denen
starker Durchfeuchtung seine Festigkeit; daher er entstanden ist. Er eignet sich durch seine
sind bewitterte Oberflächen vor Erosion zu Kornzusammensetzung gut für druckfeste
schützen (Abb B 2.4). Beim Trocknen entstehen Bauteile.
u.U. Trocken- bzw. Schwindrisse, die beim • Geschiebelehm:
Nasslehmverfahren etwa 3–12 %, bei Stampf- Der durch Gletscherbewegung verlagerte B 2.5
lehm weniger als 0,5 % ausmachen. Im Ver- Geschiebelehm verfügt aufgrund seiner
gleich zu anderen Baustoffen verfügt Lehm über gerundeten Körnung und dem geringeren
eine eher geringe Festigkeit – ähnlich der von Tonanteil über eine verminderte Zug- und
Magerbeton –, die für den Großteil der Bauauf- Druckfestigkeit.
gaben jedoch völlig ausreicht. • Mergel:
Mergel ist ein kalkhaltiger Geschiebelehm.
Oberflächen • Schwemmlehm:
Man unterscheidet zwischen dekorativ verputz- Geschiebelehme, die durch Wasser umgela-
ten Lehmarchitekturen und unverputzten Stampf- gert (abgeschwemmt) wurden, bezeichnet
lehmbauten (»Pisé-Bauten«). man als Schwemmlehm. Sie sind meistens
In Japan beherrschen die Meister die Lehmbau- weitgehend entkalkt und gut als Baulehme
kunst so perfekt, dass man sich in den Wänden nutzbar.
spiegeln kann. Besondere Lehmputzoberflä- • Lösslehm:
chen stehen dort unter Denkmalschutz ebenso Löss verfügt über ein sehr feinkörniges Mine-
wie verfärbte Oberflächen, die sich als Zeichen ralgerüst und oft über einen geringen Ton-
des Alters einer besonderen Wertschätzung anteil. Die Aufbereitung ist einfacher als bei
erfreuen (Abb. B 2.7). fetten Lehmen. Allerdings erfordert seine B 2.6
Gleichzeitig hat die zeitgenössische Architektur erhöhte Wasserempfindlichkeit während der
in Europa und den USA die Qualität roher, Bauzeit besondere Sorgfalt.
unbehandelter Oberflächen wiederentdeckt
(Abb. B 2.1 und B 2.9). Gewinnung
Wenn der Baugrubenaushub direkt als Bau-
Baulehm lehm genutzt wird, so muss er ausreichend tief
und frei von Wurzeln und Humus sein. Des
Lehm besteht im Wesentlichen aus Ton, Sand Weiteren besteht die Möglichkeit, Grubenlehm
und Schluff (Feinstsand). Des Weiteren können aus der Ziegelei zu beschaffen.
größere Gesteinspartikel (z.B. Kies) und organi- Aufgrund der sehr unterschiedlichen Eigen-
sche Bestandteile beigemengt sein. Je nach schaften und Zusammensetzungen der Lehm-
Hauptkomponente spricht man von tonigem, vorkommen muss die Eignung für den jeweili-
schluffigem oder sandigem Lehm (Abb. B 2.2). gen Einsatzbereich überprüft werden. Neben
Der Ton wirkt als Bindemittel, das die anderen Laborprüfungen existieren einfache Verfahren
»Füllstoffe« Sand, Schluff und Kies miteinander (DIN 4022-1), die der ersten Einschätzung von
verbindet. Lehmeigenschaften dienen. Sie reichen für die
B 2.7
45
Lehmbaustoffe
Lehmbaustoffe
ungeformt geformt
Strohlehm
Stampflehm Wellerlehm Leichtlehm (LL) Schüttungen Mörtel Steine Platten
(Faserlehm)
46
Lehmbaustoffe
a b c d e f B 2.10
feuchtem Baulehm gemischt. Ihre Rohdichte Steine tete, zum Brennen bestimmte Steine aus der
variiert je nach Anforderung zwischen 400 und Viele Ziegeleien stellen neben ihrem Ziegelsor- Ziegelproduktion, die ungebrannt zum Einsatz
2200 kg / m3. Der Baustoff steht zur Massefüllung timent auch Lehmsteine und Grünlinge her. kommen. Ihr hoher Tonanteil verleiht ihnen
von Geschossdecken und Hohlräumen zur Ver- ein großes Sorptionsvermögen. Sie werden
fügung. • Lehm- und Leichtlehmsteine: nur nicht tragend und im unbewitterten, nicht
Die Steine eignen sich für Wandausfachun- frostgefährdeten Bereich verbaut.
Lehmmörtel als Putz- oder Mauermörtel gen, Deckenauflagen und Vorsatzschalen
Alle größeren Hersteller bieten heute auch Lehm- (Abb. 2.10 e und f). Bei ausreichender Festig- Platten
mörtel an, die durch Zugabe von Pigmenten ein keit können sie auch tragende Funktionen Als Lehmbauplatten bezeichnet man alle plat-
breites Farbspektrum erreichen (Abb. 2.10 a). Im übernehmen. Erdfeucht gepresste Steine, so tenförmigen Lehmbaustoffe unter 50 mm Dicke.
Gegensatz zu anderen Mörteln bindet Lehmmör- genannte compressed blocks, stellen die Sie werden zu nicht tragenden Wänden ver-
tel nicht ab. Die Verarbeitungszeit kann mit Was- heute weltweit am meisten verwendeten mauert. Neue Produkte aus schilfrohrarmiertem
ser beliebig verlängert werden. Bei Putzmörtel Lehmbaustoffe dar. Leichtlehm dienen auch dem Beplanken von
wirken Zusätze aus Fasermischungen als Armie- • Grünlinge: Trockenbauwänden. Ihre ebene Oberfläche
rung, um Risse in der Putzschicht zu vermeiden. Als Grünlinge bezeichnet man hochverdich- eignet sich gut als Untergrund für Lehmputze.
Lehmarten
Stampflehm 1700 –2200 2–6 0,8–1,4 1700–2200 9 / 12 A1
Wellerlehm 1500 –1800 2,5–3 0,65–0,9 1500–1800 8 / 10 nicht klassifiziert (nb)
Strohlehm (Faserlehm) 1200 –1700 2–3 0,5–0,8 1200–1700 8 / 10 nicht klassifiziert (nb)
Leichtlehm 400 –1200 ≤44 0,12–0,5 480–1440 (400–1200) 5 3 / 5 (5 / 10) 5 nicht klassifiziert (ne–se)
Anwendungen
Lehmsteine 1200 –2200 2–4 0,5–1,4 1200–2200 5 / 10 A1
Leichtlehmsteine 600 –1200 n.b. 0,17–0,5 660–1200 (600–1200) 5 3 / 5 (5 / 10) 5 nicht klassifiziert (se)
Lehmziegel »Grünlinge«, Vollstein 1900 –2000 2–4 1,05–1,2 1900–2000 5 / 10 A1
Lehmziegel »Grünlinge«, Lochstein 1400 –1600 n.b. 1,05–1,2 1400–1600 5 / 10 A1
Lehmplatten 1200 –1800 n.b. 0,5–0,9 1200–1800 5 / 10 nicht klassifiziert (se–nb)
Leichtlehmplatten 400 –1200 n.b. 0,12–0,5 480–1440 (400–1200) 5 3 / 5 (5 / 10) 5 nicht klassifiziert (ne–se)
Lehmmauermörtel 1200 –1800 n.b. 0,5–0,9 1200–1800 5 / 10 nicht klassifiziert (se–nb)
Leichtlehmmauermörtel 800 –1200 n.b. 0,25–0,5 880–1200 (800–1200) 5 3 / 5 (5 / 10) 5 nicht klassifiziert (se)
Lehmputzmörtel 1200 –1800 n.b. 0,5–0,9 1200–1800 5 / 10 nicht klassifiziert (se–nb)
Leichtlehmputzmörtel 600 –1200 n.b. 0,17–0,5 660–1200 (600–1200) 5 3 / 5 (5 / 10) 5 nicht klassifiziert (se)
1 Die Druckfestigkeit muss durch eine baustoffspezifische Prüfung ermittelt werden; die nach DIN zulässigen Druckspannungen liegen bei 0,3–0,5 N / mm2.
2 Werte nach Dachverband Lehm e.V.; günstigere Werte müssen nach DIN 52 611 bzw. DIN 52 612 nachgewiesen werden.
3 Die Baustoffklasse muss durch eine spezifische Prüfung ermittelt werden. Die angegebenen Werte in Klammern sind Richtwerte des Dachverbands Lehm e.V.
wie Stroh.
5 Werte für Lehm mit organischen Zuschlagsstoffen; Werte in Klammern für Lehm mit anorganischen Zuschlagsstoffen.
B 2.11
47
Keramische Baustoffe
B 3.1
Der Name dieses künstlich hergestellten Werk- werksverbände ermöglichte es, auf Konstruk-
stoffs leitet sich von dem griechischen Begriff tions- und Gestaltungsfragen zu antworten.
»keramos« (gebrannte Erde) ab. Zunächst wur- Der Dachziegel findet seit 800 v. Chr. in Grie-
den keramische Gefäße zum Aufbewahren von chenland Verwendung, wo zur Ableitung der
Speisen und für religiöse Zwecke gefertigt. Die hohen Niederschlagsmengen eine geneigte
ersten Fliesen für Wand- und Bodenbeläge re- Dachfläche ausgebildet und gedeckt werden
sultieren wahrscheinlich aus der Verwertung von musste. Die ursprüngliche Bedeutung des la-
Splittern und Scherben gebrochener Gefäße. teinischen Wortes tegula für Dachziegel wurde
Seit 4000 v. Chr. verwendeten die frühen Hoch- im Laufe der Zeit für alle Ziegelarten verallge-
kulturen in Ägypten, Mesopotamien und Indien meinert.
für die Erstellung von Mauerwerk gebrannte Zie- Das Mauerwerk römischer Bauwerke setzt sich
gel, die aufgrund ihrer Wasserbeständigkeit meist aus zwei Ziegelschalen zusammen, die
eine höhere Dauerhaftigkeit aufwiesen als unge- mit einem Gemisch aus Trass, Kies und Stei-
brannter Lehm. In der Gewölbekonstruktion nen gefüllt wurden (Opus Caementitium). Die
nutzten sie die hohe Druckfestigkeit der Ziegel, Außenflächen erhielten eine Putz- oder Natur-
um Räume zu überspannen und Bauwerke mit steinbekleidung. Mit dem Zerfall des Römi-
Kuppeln abzuschließen. Auf den Dächern be- schen Reiches ging auch das bautechnische
fanden sich häufig Terrassen, die mit einem Zie- Wissen verloren. Erst im Mittelalter weist die
gel-Naturasphaltverbund gegen Regenwasser Backsteingotik im lehmreichen norddeutschen
abgedichtet waren. Raum auf ein Wiedererlangen des Wissens um
Hohe Druck- und Abriebfestigkeit, Dauerhaftig- die Ziegelbaukunst hin.
keit und die Wasserbeständigkeit des kerami- Im 19. Jh. steigt die Zahl der verarbeiteten Zie-
schen Baustoffs verbunden mit der Formbarkeit gel exponentiell an. Die Erfindung der Strang-
der plastischen Tonmasse vor dem Brennen presse und der Einsatz des Ringofens ermögli-
bieten ein großes Spektrum an Einsatzmöglich- chen einen industriellen Produktionsablauf mit
keiten. effizienter Energienutzung, geringem Aus-
Die Wissensverbreitung über Herstellung und schuss und hoher Qualität der Erzeugnisse.
Nutzen gebrannter Ziegel erfolgte über Han-
delswege oder wurde durch Kriegszüge geför-
dert. Grundlage für die Produktion waren immer Rohstoffe
Tonvorkommen und Ziegeleien, um den damals
rasant steigenden Bedarf zu decken. Die Ent- Die Hauptbestandteile von Ton sind kristallwas-
wicklung verschiedener Formate und Mauer- serhaltige Aluminiumsilikatverbindungen wie
48
Keramische Baustoffe
Kaolinit und Montmorillonit. Sie entstehen durch komplexere Formen wie Pressfalzziegel entste-
mineralische Neubildung beim Verwitterungs- hen einzeln in Stempelpressen.
prozess feldspathaltiger Gesteine (z.B. Granit,
Porphyr). Hinzu kommen Verunreinigungen von Trocknen und Brennen
Quarz, Kalkspat, Glimmer und Eisenoxiden aus Bei Erhitzung der geformten Tonmasse finden
dem Ursprungsgestein und organischen Res- folgende Prozesse statt: Bis 120 °C werden der
ten. Die flächigen Kristalle der Tonminerale Masse durch das Trocknen die frei bewegli-
weisen eine Blättchenstruktur auf, die aufgrund chen Wassermoleküle entzogen, die für das
ihrer großen Oberfläche fähig ist, kapillar Was- Formen notwendig sind.
ser anzulagern und zu quellen. Somit binden Der Brennvorgang in Tunnelöfen beginnt zwi-
die Tonminerale das Gemenge und machen schen 450 und 600 °C, indem das physikalisch
die Masse plastisch formbar. gebundene und das Kristallwasser entfernt
Nicht schwindende Magerungsmittel in Form werden. Bei 800 °C verfestigt sich das Brenn-
von Sand, Quarzmehl, Ziegelmehl, industriellen gut, Grenzflächenreaktionen beginnen. Von
Abfallstoffen (Schlacke, Asche) oder organi- 1000 bis 1500 °C schmelzen einzelne Phasen
schen Stoffen (Sägespäne) gewährleisten bei und verdichten die Masse. Ab 1200 °C spricht
Rohstoffen mit hohem Tonanteil (fetter Ton) die man von Sintern. Die entstehende glasartige B 3.3
Formbeständigkeit der Baustoffe nach dem Struktur umschließt die nicht geschmolzenen
Trocknen und Brennen. Kristalle und Poren, sodass die Wasserauf-
Die Eigenfarbe des keramischen Baustoffs nahme des gesinterten Scherbens gering ist.
hängt von den enthaltenen Metalloxiden des
Tons und der Sauerstoffzufuhr beim Brennen Oberflächenvergütung
ab. Eisenoxid verleiht dem Scherben die rote Als Engobe bezeichnet man den farbigen,
Farbe, bei hohen Temperaturen eine blaugrü- keramischen Überzug aus Tonschlämme mit
ne. Bei Mangananteilen in der Tonmasse ent- Metalloxiden, die vor dem Brennen durch Tau-
steht ein brauner, mit Graphit ein grauer und chen oder Spritzen auf Dachziegel, Vormauer-
bei Kalkanteilen ein gelber Scherben. Reiner ziegel und Wandplatten aufgetragen wird.
Ton (Kaolin) ist weiß (Abb. B 3.5). Neben der Farbgebung erzeugt die Sinteren-
Die Verwendungsmöglichkeiten des Rohstoffs gobe bei Brenntemperaturen ab 1200 °C eine
hängen von der Zusammensetzung der natürli- dichtere Oberfläche.
chen Tonvorkommen ab. Der Abbau erfolgt Die Glasuren dichten mit einem glasartigen
schichtenweise in der Tongrube. Überzug den keramischen Baustoff ab und
bestimmen die Härte, Glätte und Farbe der
Oberfläche. Die Glasurmasse setzt sich aus
Keramische Baustoffe Feldspat, Quarz, Kalk, Dolomit und farbgeben-
den Metalloxiden zusammen. Sie wird gebrannt
Keramische Baustoffe werden aufgrund unter- und fein gemahlen mit Wasser geschlämmt
schiedlicher Aufbereitung der Rohstoffe nach (Glasurschlicker), auf den getrockneten Roh-
Korn-, Kristall- und Porengröße des gebrannten ling (Einbrandverfahren) oder auf den gebrann-
Scherbens in Grobkeramik und Feinkeramik ten Baustoff (Zweibrandverfahren) aufgebracht
eingeteilt (Abb. B 3.6). und eingebrannt.
Ihre Eigenschaften wie Festigkeit, Dichte, Poro-
sität und Wasseraufnahme stehen in Zusam- Recycling
menhang mit der Brenntemperatur, Brenndauer Die Wiederverwendung von Ziegel kann sich
und der stofflichen Zusammensetzung. Da die aufgrund anhaftender Mörtel- und Putzreste,
Brenntemperatur bestimmend ist, gruppieren die den Mauerwerksverbund herstellen, als auf-
sich die keramischen Baustoffe wie folgt: wändig erweisen, sofern stark zementhaltige
Mörtel verwendet wurden. Ältere Mauerwerke
Ziegelwaren 900–1000 °C lassen sich jedoch, da sie meist mit Kalkmörtel
Steingut, Steinzeug, Klinker 1100–1300 °C verarbeitet wurden, leichter wieder verwenden.
Porzellan (Kaolin) 1300–1450 °C Der Einsatz recycelter Ziegel ist zu begrüßen, B 3.4
feuerfeste Erzeugnisse 1300–1800 °C da so der hohe Primärenergiebedarf bei der
Oxidkeramik 1500–2100 °C Herstellung eingespart und die hohe Dauerhaf-
Sonderkeramik bis 2500 °C tigkeit dieses Baustoffs genutzt wird
(Abb. B 3.3).
Herstellung Mauerwerk wird stofflich als Schütt- oder Füll-
Die Aufbereitung des Rohstoffs erfolgt durch material im Tief- und Straßenbau verwertet,
Zerkleinern, Mischen, Befeuchten bzw. Entwäs- anfallender Ausschuss im Ziegelwerk dient
sern und anschließendem Lagern in Sumpfhäu- gemahlen als Magerungsmittel für die weitere
sern, um organische Bestandteile abzubauen. Produktion.
Formgebung
Plastische und teilweise pulverförmige Massen Mauerziegel
werden industriell in Schneckenpressen strang-
gepresst. Das austauschbare Mundstück gibt Mauerziegel werden aus den Rohstoffen Ton,
die Form des Querschnitts vor, Drähte längen Magerungs- oder Porosierungsmittel und Was-
den Endlosstrang in Stücke ab. Fliesen und ser als Vollziegel oder Lochziegel hergestellt.
B 3.5
49
Keramische Baustoffe
tonkeramische Werkstoffe
nicht weiß weiß / hell nicht weiß weiß / hell nicht weiß weiß nicht weiß weiß Glaskeramik,
brennend brennend brennend brennend brennend brennend brennend brennend Oxidkeramik
DIN 105 Teil 1– 6 definiert folgende Mauerzie- arten erfolgt mit Kurzzeichen entsprechend: ständig. Beim Anschlagen klingen sie hell. Ihr
gelarten, deren Eigenschaften von Rohdichte, Teil 2 DIN 105–Hlz W 6–0,8–10 DF (300) Einsatzgebiet liegt im Wasser- und Kanalbau,
Lochanteil, Festigkeit und Form beeinflusst sind Sie stehen für: bei Fassaden und Fußböden.
(Abb. B 3.10 und 12):
• Teil der DIN, DIN-Nummer Ziegel geringer Rohdichte besitzen bessere
• Teil 1 Vollziegel und Hochlochziegel: • Kurzzeichen des spezifischen Ziegels Wärmedämmeigenschaften, wozu Lochform
Vollziegel (Mz) • Lochgröße A, B, C, W (also der Lochanteil) und Lochanordung beitragen.
Hochlochziegel (HLz) • Druckfestigkeitsklasse (N / mm2) Poren im Ziegel entstehen durch Porosierungs-
Mauertafelziegel (HLzT) • Rohdichteklasse (kg / dm3) mittel, die der Rohmasse beigegeben werden,
Handformziegel, Formziegel • Format und Wanddicke (mm) z.B. Polystyrolkügelchen (0,25 Masseprozent),
Vormauerziegel (VMz, VHLz) Sägemehl oder Papierfangstoffe (< 6 Masse-
Klinker (KMz, KHLz) Eigenschaften prozent) aus der Papierproduktion. Die rück-
• Teil 2 Leichthochlochziegel Die Unterschiede in den physikalischen Eigen- standlose Verbrennung im Tunnelofen führt zu
• Teil 3 Hochfeste Ziegel und hochfeste Klinker schaften zeigen sich bei der grundsätzlichen kleinen Luftporen, die die Ziegelrohdichte ver-
• Teil 4 Keramikklinker: Einteilung in Vollziegel, Lochziegel und Klinker: ringern.
Keramikvollklinker KK Ihre dennoch große Masse eignet sich als Wär-
Keramikhochlochklinker KHK • Vollziegel weisen einen Lochanteil in der mespeicher. Der Ziegel gibt die Wärme zeitver-
• Teil 5 Leichtlanglochziegel LLz und Lagerfläche von 0 bis 15 % auf und werden setzt wieder an den Raum ab. Die feinen kapil-
Leichtlanglochziegelplatten LLp bei Temperaturen zwischen 900 und 1100 °C laren Poren nehmen Feuchtigkeit auf und wir-
• Teil 6 Planziegel: gebrannt. Die Einsatzgebiete sind Mauer- ken als Puffer bei Schwankungen der Raumluft-
Planvollziegel PMz werk, Bögen, Ausmauerungen und Pfeiler. feuchtigkeit. Mauerziegel zählen zu den nicht
Planhochlochziegel PHLz • Lochziegel können als Hochlochziegel mit brennbaren Baustoffen der Baustoffklasse A1.
Vormauerplanziegel PVMz einem Lochanteil bis 50 % der Lagerfläche
Mauertafelplanziegel PHLzT ausgebildet sein und werden für Außen- und Planhochlochziegel mit integrierter
Planklinker PKMz Zwischenwände verwendet. Wärmedämmung
Planformziegel • Klinker sind gelochte oder nicht gelochte Zie- Dieser neu entwickelte, plangeschliffene
gel, die bis zur Sintergrenze gebrannt wur- Leichthochlochziegel besitzt eine geringe Roh-
Die genormte Bezeichnung der Mauerziegel- den. Sie sind schwer, dicht, hart und frostbe- dichte (0,65 kg / dm3). Er besteht aus porosier-
50
Keramische Baustoffe
Vollklinker KK 1,6–2,2 60
Keramikhochlochklinker KHK
B 3.10 B 3.11
tem Ziegel, dessen Lochanteil zusätzlich mit gerechtes Brennen werden die meisten lös- B 3.6 systematische Darstllung tonkeramischer
Perlite gefüllt ist. Dadurch werden Bemes- lichen Salze der Tonmasse umgewandelt und Werkstoffe
B 3.7 Hochlochklinker
sungswerte der Wärmeleitfähigkeit um abgebaut. Die Ursache der Ausblühungen liegt B 3.8 Deckenziegel
0,09 W / mK erreicht. Bei einer Wanddicke von daher eher am verwendeten Mörtel und der B 3.9 Planhochlochziegel mit integrierter Wärme-
365 mm und beidseitigem Putz liegt der U-Wert nicht fachgerechten klimatischen Exposition dämmung aus Perlite
bei 0,23 W / m2K. Je nach Hersteller können der Ziegel bei bestimmten Konstruktionen und B 3.10 Rohdichten und Druckfestigkeitsklassen für
spezifische Ziegelarten nach DIN 105
Planhochlochziegel auch ohne Füllung ähn- Fugenausbildungen.
B 3.11 Gartensaal, Haus Kühnen, Kevelaer (D) 1998,
liche Werte erreichen. Somit können einschali- Heinz Bienefeld
ge Außenwandkonstruktionen mit diesem mas- B 3.12 physikalische Kennwerte für Ziegelmauerwerk
siven Wandbaustoff gleichzeitig wärmedäm- Deckenziegel und Wandtafeln nach DIN V 4108-4
mende Funktion übernehmen. Er stellt eine
Alternative zu Leichtbaukonstruktionen und Deckenziegel werden zur Fertigung von Stahl-
Wärmedämmverbundsystemen dar. betonrippendecken und Ziegeldecken verwen-
Rohdichte Bemessungs- Wasserdampf-
det (Abb. B 3.8). Sie besitzen einen Lochanteil, wert der Wärme- diffusions-
Anwendung der das Gesamtgewicht verringert und luft- leitfähigkeit 1 widerstandszahl
Die Bezeichnung nach DIN 105 impliziert schalldämmend wirkt. Formen und Abmessun- [kg / m3] [W / mK] [–]
zugleich die Art der Anwendung. Nach ihr wer- gen des grobkeramischen Baustoffs sind viel-
den Mauerziegel in Hinter- sowie Vormauerzie- fältig, die Konstruktionen beruhen grundsätz-
gel und Klinker eingeteilt. Poröse Ziegel benöti- lich auf dem Zusammenwirken von Betonrip- Vollklinker, Hochlochklinker, Keramikklinker
gen einen Wetterschutz durch Putz oder eine pen, Trägern aus Holz oder Stahl und den in 2200 1,20 50 / 100
frostbeständige Außenwandbekleidung. Grund- die Zwischenräume gelegten Deckenziegeln 2000 0,96 50 / 100
sätzlich eignen sich gesinterte Mauerziegel (siehe Decken, S. 165). 1800 0,81 50 / 100
aufgrund ihrer geringen Wasseraufnahme für
Sicht- und Verblendmauerwerk als frostbestän- Die Norm unterscheidet statisch mitwirkende Vollziegel, Hochlochziegel
diger Regenschutz. Diesen Schutz gewährleis- Deckenziegel nach DIN 4159 für Stahlstein- 2000 0,96 5 / 10
ten bündige und wasserabweisende Mauer- decken, Stahlbetonrippendecken und vorgefer- 1800 0,81 5 / 10
werksfugen. Fugenfarbe und -ausbildung tigte Wandtafeln. Diese Deckenziegel nehmen 1600 0,68 5 / 10
beeinflussen den Charakter der Wandfläche. Biegedruckspannung auf und sind an der Seite 1400 0,58 5 / 10
Der Fugenglattstrich wird nach dem Ansteifen mit Fußleisten oder Auflager ausgestattet. Die 1200 0,50 5 / 10
des vollfugig aufgebrachten Mörtels durchge- Stoßfugen werden voll- oder teilvermörtelt. Sta-
führt, indem mit einem geeigneten Werkzeug tisch nicht mitwirkende Deckenziegel nach Leichthochlochziegel mit Lochung A / B
(Kunststoffschlauch) die Fuge leicht konkav DIN 4160 nehmen nur während der Verlegung 1000 0,45 5 / 10
verpresst wird. Lasten auf. 900 0,42 5 / 10
Beim nachträglichen Verfugen kratzt man den 800 0,39 5 / 10
Mauermörtel 15 – 20 mm aus der Fuge, um 700 0,36 5 / 10
diese dann in zwei Arbeitsgängen mit Fugen- Dachziegel
mörtel zu füllen und zu verdichten. Leichthochlochziegel W
Dachziegel sind flächige, grobkeramische 1000 0,39 5 / 10
Ausblühungen Erzeugnisse zur regensicheren Deckung 900 0,36 5 / 10
Mauerwerksverfärbungen in Form von salzhal- geneigter Dachflächen und Fassaden. Einzeln 800 0,33 5 / 10
tigen Ablagerungen hängen in seltenen Fällen befestigt überlappen sie sich, sodass Nieder- 700 0,30 5 / 10
mit den im Baustoff enthaltenen löslichen Sub- schlagswasser abgeleitet wird (siehe Gebäu-
stanzen zusammen. Die in den Ziegel kapillar dehülle, S. 123f.). Man unterscheidet Dach- 1
Die angegebenen Bemessungswerte dürfen bei
eindringende Feuchtigkeit löst die Salze und ziegel nach Art der Herstellung, Form und Verwendung von Leichtmörtel nach DIN 1053-1
transportiert sie an die Oberfläche. Durch DIN- Abmessung (Abb. B 3.16). um 0,06 W / mK verringert werden.
B 3.12
51
Keramische Baustoffe
Anforderungen
An der Oberfläche dürfen keine den Gebrauch
und die Witterungsbeständigkeit einschränken-
den Deformationen oder Risse in der Glasur oder e f
Engobe auftreten. Dachziegel müssen formhaltig,
wasserundurchlässig und frostbeständig sein
sowie festgelegte Mindestlasten aufnehmen.
Dachziegelart, Deckungsart und Dachneigung
hängen eng zusammen. Die Vorgabe der Min-
destdachneigung (Regeldachneigung) gewähr-
g h B 3.16
52
Keramische Baustoffe
standsfähigkeit gegenüber Laugen und Säuren Mörtel ermöglichen. Sie eignen sich für Wand-
aufweist. Dazu zählt das Steinzeug (STZ) mit und Bodenbeläge, an Fassaden, Terrassen, in
glasierter Oberfläche (GL) oder unglasiert Industriebetrieben oder im Schwimmbadbau.
(UGL). Die Spaltplatten müssen beständig gegenüber
Fliesen und Platten mit hoher Wasseraufnahme, Temperaturwechsel, Laugen und Säuren sein.
(E > 10 %) werden unterhalb der Sintergrenze Der Handel bietet sie in verschiedenen For-
gebrannt. Dadurch weisen sie ein Porenvolu- men, Farben und Abmessungen an, glasiert
men von 20 bis 30 % auf. Nach dem ersten oder unglasiert. Frostbeständigkeit wird nur
Brand (Biskuitbrand) erfolgt der Auftrag der von den Spaltplatten der Gruppe A I gefordert.
Glasur, die nach dem Glattbrand die Fliese Einzeln gezogene Platten sind selten und wer-
abdichtet. Zu dieser Gruppe gehören Steingut- den zur Verbesserung ihrer Eigenschaften häu-
fliesen (STG) mit weißem Scherben und Irden- fig nachgepresst.
gutfliesen (IG) mit farbigem Scherben. Da sie
nicht frostbeständig sind, dürfen sie nur im Trockengepresste Fliesen und Platten
Innenbereich eingesetzt werden. Trockengepresste Fliesen und Platten zählen
Weitere Auswahlkriterien stellen die Art der zu den feinkeramischen Erzeugnissen. Ton,
Beanspruchung wie auch die Bewertung der Kaolin, fein gemahlener Quarzsand und Kreide B 3.17
Rutschhemmung dar. Der Verdrängungsraum werden mit Wasser homogen vermischt.
profilierter Fliesen bezeichnet das Volumen zwi- Anschließend entzieht eingeblasene heiße Luft
schen Lauffläche und Entwässerungsebene. Er im Sprühturm der Mischung das Wasser. Die
ist z.B. wichtig für Bodenbeläge in Schwimmbä- pulverförmige, feinkörnige Masse wird vor dem
dern und Industriebetrieben. Brand mit hohem Druck in Formen zu Roh-
Aus Eigenschaften und Anforderungskriterien lingen gepresst. Die trockengepressten Fliesen
resultieren die möglichen Anwendungsbereiche: und Platten gibt es in glasierter, teilglasierter
Als Wandbelag kommen Steingutfliesen, Stein- und unglasierter Ausführung. Die Oberfläche
zeugfliesen und Steinzeugkleinformate (kerami- der unglasierten Produkte ist je nach Anforde- B 3.13 Dachziegel mit verschiedener Farbgebung
sches Mosaik) infrage. rung glatt, rau oder profiliert. B 3.14 Steinzeugrohre
B 3.15 fliesenbelegte Dachschale, Opernhaus,
Für Bodenbeläge werden keramische Spaltplat- Weitere Herstellungsverfahren existieren, Sydney (AUS) 1973, Jørn Utzon
ten, Steinzeugfliesen, Steinzeugkleinformate, haben jedoch für das Bauwesen nur unterge- B 3.16 Auswahl an Dachziegelquerschnitten:
Feinsteinzeug, Keramische Spaltplatten, Boden- ordnete Bedeutung. a Doppelfalzziegel
klinker und Terrakotten verwendet. b Flachdachpfanne
c Mönch und Nonne
Verarbeitung
d Bieberschwanzziegel
Stranggepresste Fliesen und Platten Fliesen und Platten werden auf waagerechten e Hohlpfanne
Stranggepresste Fliesen und Platten gehören zu Flächen verlegt, an senkrechten Flächen ange- f Strangfalzziegel
den grobkeramischen Erzeugnissen, die ober- setzt. Die Dickbettverlegung erfordert einen g ebener Dachziegel mit Rundumfalz
halb der Sintergrenze gebrannt werden. Ihr festen Untergrund, auf den der 10 – 20 mm h Verschiebeziegel
B 3.17 Dachziegel als Dachdeckung und
Scherben ist farbig. Hauptsächlich erfolgt die dicke Zementmörtel aufgetragen wird, um Une- Außenwandbekleidung, Wohnhäuser bei
Herstellung aus plastischer Tonmasse als Dop- benheiten auszugleichen. Den Haag (NL) 2002, MVRDV
pelplatte, die nach dem Brennen mit einem Die Dünnbettverlegung erfolgt mit hydrauli- B 3.18 Klassifizierung von keramischen Fliesen
Hammerschlag zur Spaltplatte getrennt wird. schem Mörtel oder mit unterschiedlichen Kleb- und Platten nach EN 14 411 (in Klammern die bis
2004 geltenden DIN-Nummern)
Dadurch entstehen auf der Rückseite Stege, die stoffen. Das 2 – 4 mm dicke Dünnbett erfordert
B 3.19 Sommerhaus, Muuratsalo (FIN) 1953,
eine form- und kraftschlüssige Verlegung mit einen ebenen und festen Untergrund. Alvar Aalto
E ≤ 0,5 %
Irdengutfliesen IG
Gruppe BIb
0,5 % ≤ E < 3 %
Anhang H
(DIN EN 176)
B 3.18 B 3.19
53
Baustoffe mit
mineralischen Bindemitteln
B 4.1
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln sind Der französische Ingenieur Bernard Forest
seit Jahrtausenden bekannt. Bereits Phönizier, Belidor (1698–1761) beschrieb die Zusammen-
Ägypter, Trojaner und Griechen kannten Mörtel setzung von Mörtel und verwendete erstmals
aus Gips und Kalk für Mauerwerk und als den Begriff »Beton« für eine Mischung aus
schützende Putzschicht. Nachweislich verwen- wasserbeständigem Mörtel und Zuschlägen.
deten griechische Baumeister im 2. Jh. v. Chr. 1824 erhielt Joseph Aspdin ein Patent für
Kalkmörtel für Mauerwerksfüllungen aus Bruch- Portlandzement, ein Gemisch aus gebranntem,
steinen. Die Römer verfeinerten diese Technik pulverfömigen Kalk und Ton.
für die Errichtung von großen Gebäuden wie Auguste Perret (1874–1954) verwendete als
z.B. des Kolosseums: »Opus Caementitium« – einer der Ersten Beton im Wohnungsbau und
ein Gemisch aus abbindefähigem Kalk, Puzzo- zeigte die Möglichkeiten dieses Materials kon-
lanerde und Tuff mit Zuschlägen aus Kies und sequent an Industriebauten.
Steinen – wurde als Füllung hinter Ziegeln und Bauten des Expressionismus und Architekten
Natursteinmauerwerk durch Stampfen verdich- wie Frank Lloyd Wright machten die Formbar-
tet. Die Außenflächen erhielten eine Putz- oder keit des Beton deutlich sichtbar. In den 1950er-
Natursteinverkleidung. Bei Zweckbauten und Jahren wurden hauchdünne, effiziente Scha-
Fundamenten diente Holz als Schalung. Vitruv lenkonstruktionen realisiert. Le Corbusier und
beschreibt 13 v. Chr. die Zusammensetzung Louis Kahn setzten sichtbare Betonoberflächen
des hydraulischen Mörtels, der bereits Festig- gezielt als Gestaltungsmittel ein.
keiten heute üblicher Betone erreichte
(Abb. B 4.2). Das 27 v. Chr. erbaute Pantheon
mit 43 m Spannweite ist bis heute das ein- Mineralische Bindemittel
drucksvollste Beispiel dieser Bauweise. Das
Wissen über das »Opus Caementitium« der Bindemittel halten die körnigen Bestandteile
Römer geriet nach dem Untergang des Römi- (Zuschläge wie Sand oder Kies) von Mörtel und
schen Reichs jedoch in Vergessenheit und Beton zusammen. Über den chemischen
wurde erst im 19. Jh. wiederentdeckt. Abbindevorgang werden die unterschiedlichs-
ten Eigenschaften gesteuert, z.B. Festigkeit,
Ab dem Mittelalter wird Gips vielfach als Binde- Dampfdurchlässigkeit, Druckfestigkeit und
mittel für Estriche, Mörtel und später für Stuck- Elastizität (Abb. B 4.6).
marmor verwendet. Fachwerke erhalten eine
Ausfachung mit bewehrtem Gipsmörtel, dem Gips
man Strohfasern oder Rosshaar beimischt. Der natürlich vorkommende Gipsstein ist eine
54
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln
Magmatite (Naturstein)
CO2 SO2H2O
Löschen Löschen
55
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln
1
Die Druckfestigkeiten von Luftkalken und Gipsen sind
nicht genormt; daher werden zum Vergleich durch-
schnittliche Druckfestigkeiten dargestellt.
B 4.5 B 4.6
man ohne wesentlichen Festigkeitsverlust ver- den Erstarrungsbeginn Mindestzeiten fest, die Betonfestigkeitsklassen nach EC2, Festig-
schiedenste Füllstoffe zusetzen, z.B. Holz- je nach Zementfestigkeitsklasse zwischen 45 keitsklassen von Normzementen und der
späne. und 75 Minuten liegen. Die Beigabe von etwa Wasserzementwert stehen in engem Zusam-
3–5 % Gips verlängert die Abbindezeit. Das menhang.
Zement Aushärten zum Festkörper ist ein längerer Vor-
Zemente sind hydraulische Bindemittel für Mör- gang, der nach 28 Tagen mit der Prüfung der Weißzement
tel und Beton. Sie bestehen aus Verbindungen Mindestdruckfestigkeit weitgehend abgeschlos- Weißzement hat die gleichen Eigenschaften
von Kalzium-, Silizium-, Aluminium- und Eisen- sen ist. Folgende Bedingungen müssen beim wie Portlandzement und wird wegen seiner
oxid. Je nach Zementart variiert die Zusam- Erhärtungsvorgang erfüllt sein: hellen Farbe für Sichtbeton, Terrazzo etc. ein-
mensetzung der verschiedenen Oxide. gesetzt.
DIN EN 197 gliedert die Zementarten in fünf • ausreichendes Anmachwasser zur Benetzung
Hauptgruppen (CEM I–V): Portlandzement, und Hydratation DIN EN 197-1 teilt die Zemente in Klassen (Z)
Portlandkompositzement, Hochofenzement, • hohe Luftfeuchte, Schutz vor Austrocknung, ein, welche die Mindestdruckfestigkeit (Norm-
Puzzolanzement und Kompositzement. teilweise Benetzung mit Wasser erforderlich prisma 40 ≈ 40 ≈ 160 mm in N / mm2 nach
Zur Herstellung von Portlandzement, der gän- • Temperaturen über 5 °C, hohe Temperaturen 28 Tagen) beschreiben. Je nach Erhärtungs-
gigsten Zementart, wird ein Gemisch aus Kalk beschleunigen den Erhärtungsvorgang verlauf der verschiedenen Zementarten kenn-
und Ton oberhalb der Sintergrenze bei 1450 °C zeichnet der Buchstabe N eine normale
gebrannt. Danach wird der entstandene Ze- Wasserzementwert Anfangserhärtung, der Buchstabe R eine
mentklinker in Kugelmühlen mit hohem Ener- Der Wasserzementwert (w / z-Wert) beschreibt hohe Anfangsfestigkeit. Folgende Festigkeits-
gieaufwand zu feinem Pulver – dem Zement – das Verhältnis der Wassermenge zum Zement- klassen lassen sich den Zementarten grund-
gemahlen. Durch ihre hohe Festigkeit unter- gewicht in Prozent. Dieses ist für eine vollständi- sätzlich zuordnen:
scheiden sich Zemente von anderen hydrauli- ge Hydratation ausschlaggebend. Der Wert
schen Bindemitteln. bestimmt die Porosität des Zementsteins und • Z 32,5 N; Z 42,5 N überwiegend Hochofen-
Unter Zugabe von Wasser erhärten die Zemen- somit die Festigkeit. zement
te exotherm sowohl an der Luft wie auch unter Bei der Hydratation werden ca. 40 % des • Z 32,5 R; Z 42,5 R überwiegend Portland-
Wasser. Diesen chemisch-physikalischen Vor- Zementgewichts (w / z-Wert 0,4) chemisch und und Portlandhüttenze-
gang nennt man Hydratation. Er beginnt unmit- physikalisch an Wasser gebunden. In der Praxis ment
telbar mit der ersten Wasserberührung des Ze- liegen die Werte zwischen 0,42 und 0,75. Ein • Z 52,5 N; Z 52,5 R nur Portlandzement
mentkorns. Zunächst entsteht Zementleim, der hoher w / z-Wert verschlechtert die Eigenschaf-
langsam vom flüssigen oder breiigen Zustand ten des Betons aufgrund höherer Porosität, die
in festen Zementstein übergeht. Während des durch wassergefüllte Poren entsteht. Mit einem Gesteinskörnungen und Zusatzmittel
Ansteifens und Erstarrens wird der Beton ein- Wert von ≤ 0,6 erreicht man Wasserundurch-
gebracht und verdichtet. DIN EN 197-1 legt für lässigkeit und eine gute Frostbeständigkeit. Die Art und Größe der Körner, die als Haupt-
bestandteile (65–80 % Raumanteil) den mine-
ralischen Bindemitteln zugegeben werden,
bestimmen die Eigenschaften eines Mörtels
oder Betons.
Zuschläge
Die Zuschlagstoffe für Beton unterscheidet
man nach ihrer Rohdichte in leichte, normale
und schwere Zuschlagstoffe.
Ungebrochene Zuschläge wie Sand und Kies
bestehen aus runden Körnern. Splitt und
Schotter, die durch Zerkleinern von Steinbro-
cken in Brechmühlen hergestellt werden,
bezeichnet man als gebrochene Zuschlag-
stoffe. Dazu gehören auch Körner, die man
aus dem Abbruch von Betonbauteilen
gewinnt.
B 4.7 B 4.8
56
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln
57
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln
Schalung Bewehrung
Frischbeton (d.h. noch zu verarbeitender Beton weist bei geringer Zugfestigkeit eine
Beton) ist nahezu beliebig formbar. Als Form hohe Druckfestigkeit auf (Abb. B 4.13). Die
dient die Schalung, die in der Regel aus Holz Bewehrung mit Stahlmatten und Stahlstäben
oder Holzwerkstoffen besteht. Stahlrahmen tra- ergibt einen Verbundbaustoff, der durch die
gen bei größeren Oberflächen die Holzschalun- Haftung zwischen Stahl und ausgehärtetem
gen. Verschraubungen der Schalungskonstruk- Zement hohe Zug- und Druckfestigkeiten
tion durch das Bauteil (Anker) verteilen den erreicht. Die Stahleinlagen verhindern zudem
Druck des flüssigen Betons. Dabei entstehen die Rissbildung durch Schwinden.
B 4.15
58
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln
B 4.12 Ankerlöcher in Betonschalung, Koshino Haus (J) Beton mit verschiedenen Rohdichte E- Modul Druck- Wärmeleit- Wärme- Wärme-
1984, Tadao Ando Zuschlagstoffen festigkeit fähigkeit kapazität speicher-
B 4.13 Druckfestigkeitsklassen von Normalbeton zahl
nach EC2 [kg / m3] [N / mm2] [N / mm2] [W / mK] [kJ / kgK] [kJ / m3K]
B 4.14 Weißzement, weißes Gesteinsmehl und weiße Pig-
mente, Bundeskanzleramt, Berlin (D) 2001, Axel Holzleichtbeton
Schultes 60 vol. % Holz 700 1300 1,5 0,10 1,41 990
B 4.15 Einlage von Sickerplatten in die Betonschalung, 43 vol. % Holz 850 1800 4,2 0,21 1,30 1102
Ferienhaus in den Flumserbergen (CH) 2003, 15 vol. % Holz 1300 5000 13 0,55 1,10 1435
EM2N 11 vol. % Holz 1450 6500 15 0,65 1,08 1560
B 4.16 physikalische Kennwerte von Beton in
Holzleichtbeton + Phase-Changing-Material (PCM) 1
Abhängigkeit von den Zuschlagstoffen
B 4.17 Formsteine (zementgebunden mit natürlichem 37 vol. % Holz; 13 vol. % PCM 1025 1600 4,1 0,29 1,52 1553
Zuschlag), Neue Synagoge, Dresden (D) 2001, 27 vol. % Holz; 30 vol. % PCM 1175 2200 6,2 0,32 1,79 2099
Wandel Hoefer Lorch + Hirsch 26 vol. % Holz; 37 vol. % PCM 1300 3533 12,2 0,41 1,92 2495
20 vol. % Holz; 48 vol. % PCM 1425 4433 15 0,65 2,10 2990
1
PCM sind Latentwärmespeicher, die Wärmeenergie in einem bestimmten Bereich ohne Temperaturanstieg
aufnehmen können. Dies geschieht über einen Phasenwechsel von fest zu flüssig.
B 4.16
Betondeckung Eine neue Entwicklung ist transluzenter Beton, Eigenschaften und Anwendung
Der stark alkalische Gehalt des Betons schützt bei dem als Betonzuschläge lichtleitende Beton ist nicht brennbar (Baustoffklasse A1)
die Bewehrung vor Korrosion. Im Laufe der Zeit Fasern (z.B. Glasfasern) verwendet werden und beständig gegen viele aggressive Stoffe.
können jedoch eindringendes CO2 oder Chlori- (siehe Der Architekt als Baustoffscout, S. 17). Beton kann je nach Ausführung frostsalzbe-
de aus der Umwelt (z.B. Meer- oder Tausalz) ständig, wasserundurchlässig oder gasdicht
im Zusammenwirken mit Feuchtigkeit den Umweltverträglichkeit sein.
Beton in der Randzone chemisch neutralisie- Der größte Teil des Primärenergiebedarfs bei
ren. Damit diese Stoffe nicht an die Bewehrung der Betonerzeugung wird für das Herstellen des Unbewehrte Betonbauteile
gelangen können und auch dauerhaft keine Zementklinkers benötigt. Um lange Transport- Betonprodukte ohne Bewehrung sind für vielfäl-
Korrosion der Bewehrungsstähle auftritt, müs- wege zu vermeiden, ist bei Großbaustellen die tige Anwendungen geeignet:
sen nach DIN 1045 Mindestmaße der Betonde- Einrichtung einer Betonmischanlage auf der
ckung eingehalten werden. Ist dies nicht gege- Baustelle üblich. Höherwertiger Beton erlaubt • Außenanlagen: z.B. Bodenbeläge als Platten
ben, führt die Korrosion der Bewehrung durch schlankere Bauteile und kann so den größeren und Pflaster, Bordsteine, U-Steine für
Volumenvergrößerung zum Abplatzen. Wich- Herstellungsaufwand durch einen geringeren Böschungen
tigste Bemessungsgrößen für die Betonde- Materialverbrauch und eine längere Lebensdau- • Leitungen und Schächte: Abwasserrohre und
ckung sind die Umweltbedingungen und die er kompensieren. Schachtringe
Durchmesser der Stähle. • Deckenkonstruktionen: Deckensteine für Bal-
Recycling ken und Rippendecken
Qualitätssicherung Beton aus Abbruch kann grundsätzlich für neue • Dachdeckungen: Betondachsteine, erhältlich
Qualitätskontrollen sichern die Betonqualität Betonbauteile wiederverwertet werden. Bisher in ähnlichen Formaten wie Dachziegel, aber
während aller Arbeitsschritte, da diese bei wurden Steine aus Bauschutt hauptsächlich im auch im Großformat
Abweichungen von den normierten Prozessen Straßenbau und zur Verfüllung eingesetzt, also • Innenausbau: Betonsteine für Wände, Beton-
nicht mehr den Anforderungen der Planung im »Downcycling«. Die Materialforschung unter- werksteine, Bodenbeläge und Winkelstufen
entsprechen würde. So wird u.a. die Betonmi- sucht jedoch bereits die Materialgüte und für Treppenbeläge
schung und ihre Druckfestigkeit vor Baubeginn schafft so die Grundlage für rechtliche Rahmen-
mit Probewürfeln überprüft und die Produktion bedingungen für die Wiederverwertung des Bewehrte Betonfertigteile
laufend überwacht. Einbringen und Nachbe- Betons als gebrochener Zuschlag. Dazu wurden Tragkonstruktionen können aus beliebig form-
handeln des Betons müssen von der Baulei- erste Versuchsprojekte realisiert. Wegen ihrer baren – z.B. dem Momentenverlauf angepass-
tung genau dokumentiert werden. Scharfkantigkeit und Sieblinie benötigen Beton- ten – Trägern und Stützen vorgefertigt werden.
mischungen mit diesem Zuschlag jedoch einen Gerade bei geometrisch komplizierten Bautei-
Besondere Betonarten höheren Zementanteil, der die Vorteile des Recy- len lohnt sich der Einsatz einer mehrfach ver-
Die Verwendung von Fasern aus Glas, Kunst- clings zunichte macht, weil die Zementherstel- wendbaren Schalung im Betonwerk. Häufig
stoff, Stahl oder Kohlenstoff kann die Eigen- lung mit hohem Energieaufwand verbunden ist. werden Treppenläufe als Betonfertigteile her-
schaften von Beton weiter verändern, z.B. die
Zugbelastbarkeit und die Schlagzähigkeit ver-
bessern und die Rissbildung verringern.
Zuschlagstoffe aus Holz senken die Wärmeleit-
fähigkeit und erhöhen die spezifische Wärme-
kapazität (Abb. B 4.16).
Die Zugabe von organischen und anorgani-
schen Fasern erhöht die Festigkeit von Beton.
Faserbetonbauteile sind dauerhafter und kön-
nen schlanker dimensioniert werden als Bau-
teile aus Normalbeton.
Textile Gewebe sind zugbelastbar und nicht
korrosionsgefährdet, daher erlauben sie die
Bewehrung von Beton mit geringerer Überde-
ckung und damit die Konstruktion und Ausfüh-
rung von kleinen und leichten Betonbauteilen
(textilbewehrter Beton).
B 4.17
59
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln
60
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln
Faserzementplatten
Faserzementplatten werden aus Kunststoff- und
Zellulosefasern, Zement und Wasser hergestellt
(Abb. B 4.18 d und B 4.22). Sie sind wetterfest,
wasserundurchlässig und nicht brennbar. Man
erhält sie in den maximalen Maßen 1500 ≈
3100 mm und in Dicken von 8 bis 20 mm.
Perlite-Bauplatten
Perlite-Bauplatten besitzen einen Kern aus
zementgebundenen Leichtzuschlägen aus Per-
lite. Beidseitig schützen ein Glasgewebe und
eine aufgetragene Zementschicht den etwa
11 mm dicken Kern. Diese nicht brennbaren
(Baustoffklasse A1), äußerst robusten Platten
eignen sich als Putzträger an Fassaden.
B 4.21 B 4.22
61
Bitumenhaltige Baustoffe
B 5.1
Grundlage für die Entstehung von Erdöl, Natur- wenn von Destillationsbitumen durch Erwär-
asphalt und Bitumen sind organische Ablage- mung im Vakuum bei gleichzeitiger Zugabe
rungen auf dem Meeresgrund und die damit von Wasserdampf weitere Stoffe verflüchtigt
verbundene Kohlenstoffanreicherung. Hohe werden.
Temperaturen und hoher Druck im Verlauf von • Oxidationsbitumen entsteht durch Einblasen
Millionen von Jahren wandelten diese Substan- von Luft und Ölen in geschmolzenes Destilla-
zen in Erdöl um. In natürlichen Lagerstätten tionsbitumen. Sie besitzen eine ausgeweitete
kommt das Bitumen häufig mit feinen Mineral- Elastizitätsspanne.
stoffanteilen als Naturasphalt vor.
3000 v. Chr. wurde Bitumen in Mesopotamien Reine Bitumen werden bei Temperaturen von
anstelle von Lehmmörtel als Bindemittel zum 150 bis 220 °C verarbeitet. Nach Erkalten der
Mauerbau eingesetzt. Im Straßenbau festigte Masse erfüllt das Bitumen sofort seine Funk-
Asphalt zusammen mit Ziegeln die Hochstra- tion, z.B. als Abdichtung oder Klebung.
ßen. Die Hängenden Gärten von Babylon wur- Kalt lässt sich Bitumen erst in Lösung oder
den mit Schichten von Naturasphaltplatten, Zie- Dispersion anwenden:
geln und Mörtel abgedichtet (Abb. B 5.4).
Diese Gartenkultur gelangte zur Zeit der • Eine Bitumenlösung setzt sich aus Bitumen
Renaissance in den Mittelmeerraum; die Dach- und einem Erdöldestillat (z.B. Benzin) zusam-
flächen der Schlösser wurden begrünt und men, die Anwendung benötigt einen Abbin-
begehbar gemacht, wobei sie entsprechende devorgang.
Abdichtungen aus Bitumen benötigten. • Die Bitumenemulsion besteht aus einer
Mischung von Bitumen, Wasser und einem
Emulgator. Aufgrund der Verdunstung des
Technisch gewonnenes Bitumen und Wassers trocknet die Emulsion langsam.
Bitumenzubereitungen • Aus Lösung und Dispersion werden durch
Zugabe von Füllstoffen Spachtelmassen her-
Die Verbreitung des Flachdachs in Mitteleuro- gestellt.
pa im 19. Jh. hing mit der Erfindung des Stahl-
betons und der sich entwickelnden Skelettbau- Eigenschaften
weise zusammen. Sie ließ große Spannweiten In Abhängigkeit von der geografischen Her-
und belastbare flache Dächer zu, die wegen kunft des Rohöls besteht das Bitumen aus
der geringen Dachneigung gegen Regenwas- unterschiedlichen Mischungen verschiedener
ser abgedichtet werden mussten. Dies Kohlenwasserstoffe und Kohlenwasserstoffderi-
geschah mit einem Verbund aus Bitumen und vate. Dennoch sind die Gebrauchseigenschaf-
Papierlagen auf gepressten Korkplatten. Die ten nahezu gleich. Sie hängen vom so genann-
industrielle Aufbereitung von Rohöl deckte ab ten kolloidalen System ab, der quantitativen
Mitte des 19. Jh. den erhöhten Bedarf an Bitu- Zusammensetzung von Maltenen (Dispersions-
men. Um Leuchtöl für Lampen zu gewinnen, mittel und lösliche, schmelzbare Erdölharze)
wurden zunächst in Amerika Raffinerien einge- und Asphaltenen (unlösliche, unschmelzbare
richtet, in denen Erdöl durch Destillation in Bestandteile). Daraus resultieren die für Bitu-
seine unterschiedlich hoch siedenden Bestand- men typischen physikalischen Eigenschaften:
teile zerlegt wurde. Als undestillierbarer Rück- Bei Erwärmung wird Bitumen langsam weicher,
B 5.1 flüssiges Bitumen
stand fiel Bitumen an, das man auch heute der Vorgang ist reversibel und dem eines ther-
B 5.2 systematische Darstellung bitumenhaltiger
Bindemittel noch nach dem gleichen Verfahren gewinnt. moplastischen Werkstoffs ähnlich. In Abhän-
B 5.3 physikalische Kennwerte von Bitumen Man unterscheidet folgende Bitumenarten: gigkeit von der Temperatur zeigt es viskose-
B 5.4 die Hängenden Gärten von Babylon, eine der elastische Eigenschaften von elastischer Ver-
ersten Bauwerksabdichtungen mit Bitumen, • Destillationsbitumen (Weichbitumen) stellen formung bis zum Fließen. Zudem beeinflussen
562 v. Chr.
B 5.5 Flachdächer als Ausdruck des technischen Fort-
den nicht verdampfbaren Rückstand dar. Polymere, die zum Destillationsbitumen
schritts, Weißenhofsiedlung, Stuttgart (D)1927, • Hartes bis springhartes Hochvakuumbitumen gemischt werden, diese Eigenschaften. Es ent-
Ludwig Mies van der Rohe (hartes Straßenbaubitumen) bleibt zurück, steht das polymermodifizierte Bitumen (PmB).
62
Bitumenhaltige Baustoffe
polymermodifiziertes anionische
Weichbitumen Oxidationsbitumen
Bitumen Bitumenemulsion
hartes kationische
Hartbitumen
Straßenbaubitumen Bitumenemulsion
polymermodifizierte
Bitumenemulsion
B 5.2
Bitumen hat die Funktion eines Bindemittels. In misch durch thermische Spaltung von Kohle bezüglich Wetterbeständigkeit, Schlag- und
dünnflüssigem, heißem Zustand benetzt es gewonnen. Diese Pyrolyseprodukte enthalten Druckfestigkeit, Widerstandsfähigkeit gegen
Fasern, Metalle und mineralische Stoffe gut polyzyklische, aromatische Kohlenwasserstoffe Hitzebeanspruchung und Affinität zum Binde-
und verklebt sie nach dem Erkalten miteinan- (PAK). Da sie für den Menschen als krebserre- mittel gestellt. Die Mischgutarten für den
der. Bei Einwirkung von Luftsauerstoff und UV- gend gelten, werden Zubereitungen aus Pech Asphalt lassen sich nach dem Hohlraumgehalt
Strahlung kann Bitumen an der Oberfläche ver- bzw. Teer praktisch nicht mehr verwendet. der eingebauten Schicht in zwei verschiedene
spröden, das Adhäsionsverhalten verschlech- Typen einteilen. Diese unterscheiden sich in
tert sich. Daher sollten entsprechende Bitu- ihren mechanischen und einbautechnischen
menprodukte durch Abstreuen mit Splitt oder Straßenbaubitumen Eigenschaften: Walzasphalt mit Haufwerkshohl-
Abdeckungen (z.B. im Dachbereich) vor UV- raum (z.B. Asphaltbeton, der nach dem Auf-
Strahlung geschützt werden. Der größte Teil des Bitumens wird im Straßen- bringen verdichtet werden muss) und Gussas-
Bitumen weist bei Raumtemperatur eine hohe bau für Asphalt verwendet. Dafür eignen sich phalt bzw. Asphaltmastix mit hohem Bindemit-
Beständigkeit gegenüber Salzen, schwachen verschiedene Sorten Destillationsbitumen als telanteil, welcher den Haufwerkshohlraum über-
Säuren und auch starken Basen auf. Die Destil- Bindemittel für Mineralstoffe. Die Mineralstoffe steigt. Der Straßenaufbau besteht prinzipiell
lation von Rohöl stellt eine physikalische Her- können natürlichen Ursprungs (z.B. Kies, Splitt, aus drei Schichten: Tragschicht, Binderschicht,
stellungsmethode dar. Bitumen ist biologisch Schotter, Sand), künstlich erzeugt (z.B. Schla- Deckschicht. Die oberste Schicht kann durch
unschädlich und auch im Trinkwasserbereich cke) oder Mineralstoffe aus dem Recycling Zugabe von anorganischen Pigmenten wie
für Abdichtungen einsetzbar. Je nach Rein- sein. Ihr Masseanteil liegt bei etwa 95 %. Zur Eisenoxid (rot) oder Chromoxid (grün) zur Glie-
heitsgrad kann es wieder aufbereitet und dem Befestigung von Verkehrsflächen wie Straßen, derung der Verkehrswege eingefärbt werden.
Recyclingkreislauf zugeführt werden. Flugplätzen und Radwegen stellt man die tech-
Bitumen ist nicht mit dem ähnlich aussehenden nischen Asphalte in stationären Mischwerken
Pech bzw. Teer zu verwechseln: Teer wird che- her. Hohe qualitative Anforderungen werden Industriebitumen
Dichtungsbahnen
• Bitumenbahnen
• Polymerbitumenbahnen
Dachdeckung
• Bitumenplatten (mit Vlies)
• Bitumenwellplatten
• Bitumenschindeln und Bitumenziegel
B 5.4 B 5.5
63
Bitumenhaltige Baustoffe
bituminöse Bahnen
Bitumen- Polymerbitumen-
Bitumen-Dachbahn Bitumen-Schweißbahn Polymerbitumen-Schweißbahn
Dachdichtungsbahn Dachdichtungsbahn
Bautenschutzmittel Formen und differenzierter Wirkung auf, welche richtlinien für Polymerbitumenbahnen nicht.
• Voranstrichmittel (kalt zu verarbeiten) die DIN 18 195 erläutert (siehe Dämmen und Für Polymerbitumen-Dachdichtungsbahnen
• Deckaufstrichmittel (heiß zu verarbeiten) Dichten S. 144). verwendet man Bitumen, das mit thermoplas-
• Klebemassen (heiß zu verarbeiten) tischen Elastomeren (Styrol-Butadien-Styrol,
• Spachtelmassen (heiß / kalt zu verarbeiten) Bitumenbahnen SBS) modifiziert ist. Diese Bahnart hat das
Bitumenbahnen bestehen aus einer Trägerein- Kurzzeichen PYE. Sie benötigt einen Oberflä-
Beläge lage, die mit Destillationsbitumen getränkt und chenschutz (Bestreuung) gegen UV-Strahlung.
• Gussasphalt beidseitig mit einer Deckschicht aus Oxida-
• Gussasphaltestriche tionsbitumen versehen sind. Diese Deckschich- Bei Polymerbitumen-Schweißbahnen wird das
• Asphaltplatten ten sind für die Dichtheit und Beständigkeit der Bitumen mit thermoplastischem Kunststoff
Bahnen verantwortlich. (ataktisches Polypropylen, aPP) modifiziert.
Dämmung Entsprechende Einlagen bestimmen die Das Kurzzeichen für diese Bahnart lautet PYP.
• Bitumenfilz mechanischen Eigenschaften wie Festigkeit, Ein UV-Schutz (Bestreuung) ist bei dieser
• Bitumenkorkfilz Dehnfähigkeit und Reißfestigkeit. Für geringe Bahnart nicht notwendig.
Belastungen werden Glasvliese (V), bei höhe-
Dichtung ren Belastungen Glasgewebe (G) und Polyes- Eigenschaften
• Fugenvergussmassen terfaservliese (PV) eingesetzt, selten Jutegewe- Wegen der mehrlagigen Verlegung gelten bitu-
be (J) oder Rohfilz (R). minöse Bahnen gegenüber Dichtungsbahnen
Metallfolien (z.B. Cu, Al) verwendet man als aus Kunststoff als widerstandsfähiger gegen
Dichtungsbahnen aus Bitumen Einlage für Dampfsperren, als Wurzelschutz mechanische Beanspruchung. Sie erfordern im
und unter Erdaufschüttungen. Anschlussbereich eine anspruchsvolle Verar-
Dichtungsbahnen aus Bitumen werden zur Quarzsand oder Schiefersplitt bieten der Bahn beitung, da der Handel keine Formteile für
Bauwerks- und Dachabdichtung eingesetzt einen leichten Schutz, Talkum und dünne Ecken und Durchdringungen anbietet. Stehen-
(Abb. B 5.6). Sie sollen Bauwerke bzw. Bauteile Trennschichten aus PE- oder PP-Folie verhin- des Wasser und damit auch Ansammlung von
gegen Wasser und wässrige Lösungen schüt- dern ein Verkleben beim Aufrollen und bei der Schmutz, der die Dauerhaftigkeit der bituminö-
zen. Das Wasser tritt dabei in verschiedenen Verarbeitung. sen Bahnen herabsetzen kann, sollten durch
Die geringere UV-Beständigkeit von Bahnen eine geringe Dachneigung (≥ 2 °) vermieden
aus Oxidationsbitumen erfordert einen zusätzli- werden.
chen Schutz der Oberfläche, z.B. durch Kies-
schüttung im Dachbereich. Bahnentypen
Die Bezeichnung der Bahnentypen erfolgt mit
Polymerbitumenbahnen Kurzzeichen, z.B. PYE-PV 200 S 5. Sie stehen
Bei Polymerbitumenbahnen besteht die Deck- für:
schicht und die Tränkmasse der Einlagen aus
Destillationsbitumen, dem thermoplastische • verwendetes Bitumen (nur bei Polymer-
oder elastomere Kunststoffe zugesetzt werden bitumen), z.B. PYE
(Abb. B 5.7). • Trägereinlage mit Flächengewicht in g / m2,
Sowohl die thermoplastische wie auch die elas- z.B. PV 200, bei Metalleinlagen mit Angaben
tomere Modifizierung des Bitumens verleiht der der Dicke,
Bahn eine hohe Wärmestandfestigkeit, gutes • Bahnart und Bahndicke in mm, z.B. S 5
Kaltbiegeverhalten und bessere Alterungsbe-
ständigkeit. Einen schweren Oberflächen- Die Bitumenbahnen werden zur Bauwerks- und
schutz in Form von Kies fordern die Flachdach- Dachabdichtung eingesetzt. Die DIN definiert
B 5.7
64
Bitumenhaltige Baustoffe
folgende Bahnen nach Anforderungen: stoff- und Kautschukbahnen (siehe Gebäude- Bitumenlösungen / Bitumenemulsionen
hülle, S. 125ff.). Als Voranstrichmittel bilden Bitumenlösun-
• DIN 52 129 nackte Bitumenbahn: gen und -emulsionen die Haftbrücke
R 500 N zwischen dem Untergrund, bituminösen
• DIN 52 143 Bitumen-Dachbahn: Weitere Bitumenanwendungen Dichtungsbahnen oder Dämmstoffen
R 500, V 13 (Abb. B 5.9). Sie verankern sich in den
• DIN 52 130 Bitumen-Dachdichtungsbahn: Gussasphalt mineralischen Untergrund und binden
G 200 DD, PV 200 DD Gegenüber dem Asphalt im Straßenbau besitzt den darauf befindlichen Staub. Ihre Verar-
• DIN 52 131 Bitumen-Schweißbahn: Gussasphalt einen höheren Bindemittelanteil beitung erfolgt kalt. Da sich Lösemittel
V 60 S 4, G 200 S 4, PV 200 S 5 Hartbitumen und Mineralstoffe mit geringeren wegen ihres niedrigen Siedepunktes ver-
• DIN 52 132 Polymerbitumen- Korngrößen. Mit Zusätzen versehen können die flüchtigen und während der Verarbeitung
Dachdichtungsbahn: Eigenschaften unterschiedlichen Beanspru- in die Umwelt gelangen, ist die lösemittel-
PYE-G 200 DD, PYE-PV 200 DD chungen angepasst werden. Häufig wird dem freie Bitumenemulsion der Bitumenlösung
• DIN 52 133 Polymerbitumen-Schweißbahn: Bitumen, das aus der Raffinerie stammt, Natur- vorzuziehen.
PYE-G 200 S 4, PYE-G 200 S 5, asphalt zugegeben oder es wird vollständig
PYE-PV 200 S 5, PYP-G 200 S 4, durch Naturasphalt ersetzt. Dadurch steigen Fugenvergussmassen
PYP-G 200 S 5, PYP-PV 200 S 5 die Homogenität und Verdichtbarkeit, die Ver- Heißvergussmassen bestehen aus Bitumen
• DIN 18 190 Bitumen-Dichtungsbahn: formungs- und die Alterungsbeständigkeit des mit Zusätzen von Kunststoffen, Weichma-
Cu 0,1 D, Al 0,2 D Gussasphalts. Da er hohlraumfrei, wasserdicht chern und mineralischen Füllstoffen. Fugen
• DIN 18 195-2 kaltselbstklebende und beständig gegenüber vielen Laugen und in Beton, Asphalt und Pflaster werden mit
Bitumen-Dichtungsbahn: KSK Säuren ist und sich fugenlos verlegen lässt, der elastisch oder plastisch einstellbaren
besteht die Möglichkeit, Gussasphalt als Fugenmasse ausgefüllt (Abb. B 5.10). Die
Die kaltselbstklebende Bitumen-Dichtungsbahn Abdichtungssystem zu verwenden, z.B. für Vergussmassen verhindern, dass Feststoffe
ist auf ihrer Unterseite mit einer Klebemasse Nassräume, Markthallen, bei Schutz vor was- in die Fuge eindringen, welche die Beweg-
beschichtet, sodass sie eine Verarbeitung auch sergefährdenden Stoffen oder auf massiven, lichkeit der Bauteile im Fugenbereich beein-
ohne jegliche Erwärmung ermöglicht (z.B. bei ungedämmten Konstruktionen. trächtigen würden.
temperaturempfindlichen Unterkonstruktionen
oder stark geneigten Flächen).
Verarbeitung
Grundsätzlich erfolgt die Verlegung von Bitu-
men- und Polymerbitumenbahnen zweilagig,
wobei die erste Lage vollflächig, punkt- oder
streifenweise geklebt, mechanisch befestigt
oder lose verlegt werden kann. Die zweite Lage
muss im Versatz vollflächig mit der ersten Lage
verklebt werden. Eine Ausnahme bilden waa-
gerechte Abdichtungen gegen nicht drücken-
des Wasser, z.B. bei aufsteigender Feuchtig-
keit, da diese auch einlagig mit nackter Bitu-
menbahn ausgeführt werden können. Das
Kapitel Gebäudehülle beschreibt Verlegever-
fahren und Kennwerte im Vergleich zu Kunst-
B 5.9 B 5.10
65
Holz und Holzwerkstoffe
B 6.1
Holz ist universell verfügbar und kann mit ein- die einzelnen Bestandteile des Holzbaus eine
fachen Werkzeugen leicht bearbeitet werden. vorausschauendere Planung, um die Einzelteile
Seit Beginn der Zivilisation wird es als Bau- durch sinnvolle Holzverbindungen zu einer sta-
stoff, Gebrauchsgegenstand oder für Möbel bilen Gesamtkonstruktion zu fügen. Wohl auch
verwendet. deshalb galten die Zimmerleute bis ins 19. Jh.
Als nachgewiesen gilt der Einsatz von bear- hinein als führende Zunft im Bauhandwerk. Ein-
beiteten Holzstämmen bei Grubenbauten drucksvolle Zimmermannsleistungen wie die
(auch Zweipfostenhäuser genannt) um 20 000 Sichtbalkendecke der Westminster Hall bezeu-
v. Chr.: An den Stirnseiten einer etwa 2 ≈ 4 m gen ihre hohen Fertigkeiten (Abb. B 6.6).
breiten Grube bildeten eingegrabene Firstsäu-
len das Gerüst für ein bis zum Erdboden rei- Industrialisierung
chendes Sparrendach. In den waldreichen Der zunehmenden Verdrängung durch die
Gebieten Europas, wo gleichmäßig geformte neuen Baustoffe Stahl und Beton versuchte
Nadelhölzer wachsen, entwickelte sich um man durch die Rationalisierung von Herstel-
9000 v. Chr. die noch heute verbreitete Block- lungsprozessen und die Entwicklung zeitge-
bauweise (Abb. B 6.3). Die Ausdehnung der mäßer Holzbauweisen (z.B. Holztafel- und
Besiedlung auf waldärmere Gebiete führte zu Holzrahmenbau) entgegenzuwirken.
einer materialsparenderen Bauweise – dem Im Amerika der 1940er-Jahre entwickelte Kon-
Fachwerk. rad Wachsmann zusammen mit Walter Gropius
Die Kenntnis von Holzschutz hatte zwar das »General-Panel-System«, bei dem eine
bereits bei den Römern zu dauerhaften Holz- Modulordnung die Grundlage bildet, um
bauten mit einem Sockel aus Stein geführt, Wände, Decken und Böden auf immer gleiche
diese Lösung war jedoch nicht allen Bauhand- Weise zusammenzufügen. Innerhalb von neun
werkern geläufig. Die Holzhäuser im mittelal- Stunden können fünf ungelernte Arbeiter ein
terlichen Danzig beispielsweise mussten alle Wohnhaus bezugsfertig errichten.
20–25 Jahre neu errichtet werden, da das Holz Trotz rückläufigem Marktanteil hat der Kon-
durch Berührung mit dem feuchten Boden zu struktionsbaustoff Holz durch das Aufkommen
faulen begann. von leistungsfähigen Holzwerkstoffen und ein
Die Stabkirchen in Norwegen aus dem 11. bis erweitertes technisches Know-how seine
13. Jh. verdeutlichen dagegen die Dauerhaf- Bedeutung auf dem Gebiet des Ingenieur-Holz-
tigkeit von Holzbauten durch konstruktive baus bewahren können (Abb. B 6.7). Unabhän-
Holzschutzmaßnahmen (Abb. B 6.2). gig vom Material des Tragwerks erfahren seit
Im Vergleich zum Bauen mit Stein erfordern Mitte der 1980er-Jahre verschiedene Arten von
66
Holz und Holzwerkstoffe
Holzstrahlen Markröhre
Jahrring Rinde
Kambium Frühholz
Splintholz Spätholz
Kernholz
B 6.4 B 6.5
hölzernen Außenverschalungen ein Comeback. • nachwachsender Rohstoff und ihrer Aufgaben herausgebildet. So
Die österreichische Region Vorarlberg nimmt • Kohlenstoffspeicher (Reduktion der CO2- genannte Leitzellen übernehmen die Stofflei-
dabei eine Vorreiterrolle im zeitgenössischen Konzentration) tung, Stützzellen bilden das tragende Gerüst
Holzbau ein – bereits über 20 % aller Neubau- • gute Ökobilanz von Laubbäumen.
ten werden dort in Holz ausgeführt. • Anisotropie (Abhängigkeit der meisten Holz- Abb. B 6.4 zeigt den typischen Aufbau von
eigenschaften von der Wuchsrichtung) Holz. Der Querschnitt des Stamms baut sich
• Hygroskopie (der Feuchtegehalt wird vom bei den meisten Bäumen von innen nach
Holz als Baustoff umgebenden Klima bedingt) außen wie folgt auf: Die mittlere Markröhre
• geringe Wärmeleitfähigkeit bei gleichzeitig übernimmt die Wasserleitung und Speiche-
Jeder Baum ist ein individueller Organismus guter Wärmespeicherfähigkeit rung beim jungen Spross, sie stirbt relativ früh
mit spezifischen Eigenschaften. Kein Stück • hohe Festigkeit bei geringem Gewicht (Trag- ab. In Regionen mit ausgeprägten Jahreszei-
Holz gleicht dem anderen. Verschiedene Krite- fähigkeit) ten bilden die angrenzenden Jahresringe den
rien beeinflussen Qualität, Erscheinungsbild • Vielzahl an Holzarten mit vielschichtigem Holzzuwachs eines Jahres ab. Ein Jahresring
und Verwendungszweck: Erscheinungsbild (Farbe, Textur, Geruch) besteht jeweils aus dem hellen, großporigen
• großes Angebot an Holz und Holzwerkstoffen Frühholz (entwickelt sich im Frühjahr zum
• Baumart bei weit entwickelter Bearbeitungstechnik Stofftransport) und dem dunklen, dichteren
• Standort, Makro- und Mikroklima Spätholz (bestimmt die Festigkeit des Hol-
• Baumalter Biologischer Aufbau von Holz zes). Das Kambium ist für das Dickenwachs-
• Herkunft aus dem Baumgefüge Den Grundbaustein des Holzes bilden Zellen, tum verantwortlich. Es erzeugt nach innen
(Stamm-, Ast-, Wurzelholz; Kern-, Splintholz) die auch als Fasern bezeichnet werden. Sie Holzzellen und nach außen Bast. Die Bastzel-
haben die Aufgabe, Nährstoffe zu transportie- len bilden den inneren, lebenden Teil der
Weltweit sind etwa 30 000 Holzarten bekannt, ren, Wasser zu leiten und das Holz zu festigen. Rinde, die von den abgestorbenen Schichten
rund 500 im internationalen Handel erhältlich. Die meisten Zellen haben eine langgestreckte der äußeren Borke umschlossen ist. Die
Das Spektrum der Baumarten reicht von Euka- Form und liegen größtenteils längs zum Rinde schützt den Stamm vor Austrocknung
lyptusbäumen in Australien mit bis zu 135 m Stammquerschnitt. Ausnahmen bilden die und mechanischer Beschädigung.
Höhe über Zypressen mit 12 m Stammdurch- Holzstrahlen, die radial im Stamm verlaufen.
messer bis zu Bristlecone-Pines in den USA, Diese dienen der Speicherung von Nährstoffen Splint-, Kern- und Reifholzarten
die ein Alter von 5000 Jahren erreichen kön- (Abb. B 6.4). Entsprechend der unterschiedlichen Färbung
nen. Im Verhältnis zu der breiten Vielfalt wer- Das evolutionsgeschichtlich ältere Nadelholz des Stamms im Querschnitt gliedern sich die
den in Mitteleuropa nur wenige Holzarten im verfügt über den einfacheren Aufbau, der über- Hölzer in Splint-, Kern- und Reifholzarten.
Bauwesen verwendet; Abb. B 6.9 und 10 zei- wiegend aus einem Zelltyp (den so genannten Bei Splintholzarten erfolgt der Stofftransport in
gen die geläufigsten. Tracheiden) besteht. Beim Laubholz hat sich den Zellen über den gesamten Querschnitt.
Als wichtigste Materialeigenschaften gelten: eine weitgehende Spezialisierung der Zellen Birke, Erle und Pappel weisen keinen Farb-
67
Holz und Holzwerkstoffe
oder Feuchtigkeitsunterschied im Stamm auf. Rohdichte eingebaut werden, die langfristig am Einbauort
Bei Kernholzarten besteht der farblich deut- Unter der Rohdichte versteht man das Verhält- zu erwarten ist. Dies ist eine wesentliche Vor-
lich vom Splint abgegrenzte, schwere und nis der Masse bezogen auf das Volumen inklu- aussetzung, um auf den vorbeugenden chemi-
harte Kern aus abgestorbenen Holzzellen, die sive aller Hohlräume (siehe Physikalische Stoff- schen Holzschutz verzichten zu können.
keine Transportfunktion mehr übernehmen. kenngrößen S. 264). Sie ist bei Holz eine der
Die darin abgelagerten Holzinhaltsstoffe wichtigsten physikalischen Größen, da sich Festigkeit
(z.B. Gerb- und Farbstoffe) erfüllen Abwehr- daraus wesentliche technologische Eigen- Die Widerstandsfähigkeit gegen Bruch definiert
funktionen gegen holzverwertende Pilze und schaften wie beispielsweise Festigkeit, Härte die Festigkeit eines Baustoffes. Holz weist eine
Insekten. Aufgrund der natürlichen Dauerhaf- oder Imprägnierbarkeit ableiten lassen. Die breite Spanne elastomechanischer Eigenschaf-
tigkeit kann bei Verwendung von Kernholz auf Bestimmung der Rohdichte erfolgt unter ten auf, die aus der jeweiligen Holzart, den
einen vorbeugenden chemischen Holzschutz Berücksichtigung des Feuchtegehalts (Masse- Wuchseigenschaften (Rohdichte, Jahresring-
verzichtet werden. Zu dieser Gruppe zählen und Volumenänderung durch Quellen und breite und Astigkeit), der Holzfeuchte, der
u.a. Eiche, Kiefer, Kastanie und Lärche. Schwinden) sowie der Lage des Holzes im Dauer der Lasteinwirkung sowie dem Winkel
Reifholzarten verfügen, wie Splintholz, über Stamm. zwischen Kraft- und Faserrichtung resultiert.
einen hellen Kern und unterscheiden sich Die mittlere Rohdichte liegt bei tragend einge- Aufgrund der Anisotropie verfügt Holz parallel
farblich im Querschnitt nicht. Der Kern ist setzten Nadelhölzern zwischen 450 und zur Faser über gute statische Eigenschaften.
jedoch deutlich trockener und entspricht in 600 kg / m3, bei einheimischen Laubhölzern um Unter Zugbeanspruchung reagiert Holz weit-
den Eigenschaften eher den Kernholzarten. 700 kg / m3; sie kann bei überseeischen Laub- gehend spröde, bei Druck- oder Biegebean-
Zu den Reifholzarten gehören Buche, Fichte, hölzern bis zu 1000 kg / m3 erreichen. spruchungen stellen sich vor dem Versagen
Tanne und Linde. plastische Verformungen ein. Dabei beträgt die
Holzfeuchte Zugfestigkeit in etwa das Doppelte der Druck-
Anisotropie Holz kann in der Hohlraumstruktur der Zellen festigkeit. Generell nimmt die Festigkeit des
Als anisotrop (griechisch = ungleich) wird ein erhebliche Mengen Wasser aufnehmen. Die Holzes unter folgenden Bedingungen zu:
Stoff bezeichnet, dessen Eigenschaften sich Holzfeuchte (Um) beträgt beim lebenden Baum
in den verschiedenen Richtungen unterschei- bis zu 70 % der Masse. Bei Holzarten, die im • abnehmende Holzfeuchte
den. Glas oder Metall sind beispielsweise iso- Bauwesen verwendet werden, wird der Faser- • abnehmende Temperatur
trop: Sie weisen in alle Richtungen die glei- sättigungspunkt bei Um = 30–35 % erreicht. • abnehmende Faser-Lastwinkel
chen Eigenschaften auf. Die Anisotropie des Oberhalb dieses Punkts füllen sich die Zellhohl- • zunehmende Rohdichte
Holzes resultiert aus den längs zur Wuchs- räume mit freiem Wasser, wobei die Form-
richtung verlaufenden Holzfasern des Baum- änderung aufgrund von Quellen und Schwin- Starke Astigkeit führt durch die Störung im
stamms und der Äste und wird in den ver- den praktisch nicht mehr zunimmt. Die Bestim- Faserverlauf zu verminderten Festigkeitswer-
schiedenen Schnittrichtungen (Quer-, Längs- mung der mittleren Holzfeuchte erfolgt übli- ten. Bei stark astigem Kiefernholz kann somit
und Tangentialschnitt) sichtbar (Abb. B 6.4). cherweise mit einem elektrischen Holzfeuchte- die Zugfestigkeit um bis zu 85 % abnehmen.
So ist etwa das Quell- und Schwindmaß bei messgerät. Der Feuchtigkeitsgehalt wird als Auch sinken die statischen Eigenschaften unter
Fichtenholz in Tangentialrichtung mehr als prozentuales Masseverhältnis des im Holz ent- dauerhaftem Einwirken hoher Lasten mit der
25-mal größer als in Längsrichtung. Auch die haltenen Wassers bezogen auf Holz im darr- Zeit ab. Bei ständig belastetem Fichtenholz
zulässige Spannung wird erheblich von der trockenen Zustand bestimmt. beträgt die Biegefestigkeit ca. 60 % der Kurz-
Faserrichtung geprägt. Fichtenholz kann Nach der neuen DIN 4074 ist Holz mit einer zeitfestigkeit. Da Holz individuelle Eigenschaf-
nach DIN 1052 längs zur Faser Zugkräfte bis maximalen Holzfeuchte von 20 % einzubauen. ten besitzt, die starken Schwankungen unterlie-
zu 10 N / mm2 aufnehmen, quer zur Faser Im Holzhausbau liegt die Begrenzung bei gen, sind die zulässigen Festigkeitswerte aus
lediglich 0,04 N / mm2. 18 %, verleimte Bauteile dürfen eine Holzfeuch- Sicherheitsgründen sehr niedrig angesetzt.
te von 15 % nicht überschreiten. Dies kann letztlich zu deutlich überdimensio-
Chemische Zusammensetzung Die Aufnahme von Wasser erfolgt jedoch nicht nierten Querschnitten führen. Die individuelle
Chemische Hauptbestandteile von Holz sind: nur in flüssiger Form. Durch seine hygroskopi- Tragfähigkeit eines Holzes lässt sich heute mit
sche Eigenschaft tauscht Holz mit der umge- zerstörungsfreien Methoden ermitteln (siehe
• 40–50 % Zellulose benden Luft Feuchtigkeit aus. Die so genannte S. 70); dadurch sind deutlich schlankere Bau-
• 20–30 % Hemizellulose (Halbzellulose) Gleichgewichtsfeuchte stellt sich beim verbau- teile möglich.
• 20–30 % Lignin (Holzstoff) ten Holz wie folgt ein:
• bis zu 10 % Extrastoffe und Asche Thermische Eigenschaften
• allseitig geschlossene, beheizte Bauten Aus der Porigkeit des Holzes resultieren die
Mit einem jährlichen Zuwachs von etwa 7 Mil- 9±3 % guten Wärmedämmeigenschaften sowie die
liarden Tonnen ist Zellulose der weltweit am • allseitig geschlossene, unbeheizte Bauten angenehmen Oberflächentemperaturen. Die
weitesten verbreitete Naturstoff. Sie sorgt für 12 ± 3 % Wärmeleitfähigkeit von Nadelholz liegt etwa bei
die Zugfestigkeit des Holzes. Hemizellulose • überdeckte, offene Bauten 0,13 W / mK, die von Laubholz bei ca.
verbessert als Füll- und Kittstoff die Druckfes- 15 ± 3 % 0,20 W / mK. Die Wärmeleitfähigkeit hängt von
tigkeit. Lignin ist im Gegensatz zu Zellulose • allseits bewitterte Konstruktionen der Faserrichtung des Holzes, der Rohdichte
unelastisch. Es verleiht den Zellwänden die 18 ± 6 % und der Holzfeuchte ab. Sie beträgt in Faser-
erforderliche Steifigkeit und Druckfestigkeit. richtung etwa das Doppelte der Querrichtung.
Die Fähigkeit von Holz Feuchtigkeit aufzuneh- Die gute spezifische Wärmespeicherfähigkeit
Physikalische Eigenschaften men (Absorption) und abzugeben (Desorption), von Holz (1,67 kJ / kgK bei einer Holzfeuchte
Die besonderen physikalischen Eigenschaf- kann erheblich zur Verbesserung des Innen- von 15 %) kann zur Verbesserung des Raum-
ten von Holz ermöglichen eine vielseitige Ver- raumklimas beitragen. Durch das Quellen und klimas beitragen.
wendung in Konstruktion und Ausbau. Der Schwinden ändern sich allerdings die Dimensi- Der Wärmeausdehnungskoeffizient ist im Ver-
sachgerechte Einsatz von Holz setzt jedoch onen. Abb. B 6.5 zeigt die Verformungen von gleich zu vielen anderen Baustoffen äußerst
Wissen über spezifische Merkmale, geeig- Vollholzquerschnitten in Abhängigkeit vom Jah- gering. Nach DIN 1052 kann daher auf den
nete Holzarten und Konstruktionsweisen resringverlauf und der ursprünglichen Lage im Nachweis von Temperaturdehnungen in der
voraus. Baum. Holz sollte möglichst mit der Feuchte Regel verzichtet werden.
68
Holz und Holzwerkstoffe
Holzarten
• einstieliger Einschnitt:
Aufgrund der vollständig erhaltenen Markröh-
a b c d
69
Holz und Holzwerkstoffe
Holzarten Kurz- Rohdichte 1 Druck- Zugfestig- Wärmeleit- Wärme- Dampf- Quell- und Quell- und Beständig- Beständig-
zeichen festigkeit keit fähigkeit 2 speicher- diffusions- Schwindver- Schwindver- keit des keit des
nach parallel parallel zahl widerstands- halten radial halten tan- Kernholzes Kernholzes
DIN 4076 zur Faser zur Faser zahl 3 gential gegen Pilze gegen
[% je 1% [% je 1% Insekten
Holzfeuchte- Holzfeuchte-
[kg / m³] [N / mm2] [N / mm2] [W / mK] [kJ / m³K] [–] änderung] änderung] [Klasse 1–5] [Klasse 1–5]
Nadelhölzer
Douglasie DGA 510–580 42–68 82–105 0,12 660–750 n.b. 0,15–0,19 0,24–0,31 3 3
Fichte FI 430–470 43–50 90 0,09–0,12 560–610 88 0,16–0,19 0,29–0,36 2 2
Kiefer (Föhre) KI 510–550 55 104 0,12–0,14 660–720 68 0,16–0,19 0,29–0,36 2–3 2
Lärche LA 540–620 55 107 0,11–0,13 700–810 302 0,14 0,29–0,3 3 4
Pinie PIP 510–690 41–58 105 n.b. 660–900 n.b. 0,18 0,29–0,33 3 2–3
Tanne (Weißtanne) TA 430–480 47 84 0,10–0,13 560–620 n.b. 0,12–0,16 0,28–0,35 2 2
Western Hemlock HEM 460–500 36–55 68 n.b. 600–650 n.b. 0,11–0,13 0,24–0,25 2 2
Western Redcedar RCW 360–390 29–35 80–93 0,09 470–510 n.b. 0,07–0,09 0,20–0,24 5 4
Laubhölzer
1
Die Angaben gelten für eine mittlere Holzfeuchte von 15 %.
2
Werte für Konstruktionsholz nach EN 12 524: Rohdichte 500 kg / m3 = 0,13; 700 kg / m3= 0,20; Zwischenwerte dürfen interpoliert werden.
3
Aufgrund vielfältiger Abhängigkeiten wird von der ARGE Holz für die angegebenen Holzarten ein vereinfachter Richtwert von 40 angenommen; die EN 12 524 sieht in Abhängigkeit
von der Rohdichte für Konstruktionsholz vor: 500 kg / m3 = 20 / 50; 700kg / m3 = 50 / 200.
B 6.11
re besteht hohe Rissgefahr beim Trocknen, Die technische Trocknung von höher vergüte- die Einordnung nach DIN 4074-1 zulassen. Bei
nur für untergeordnete Zwecke empfohlen. ten Vollholzprodukten erfolgt unter gesteuerten der maschinellen Festigkeitssortierung können
• zweistieliger, herzkerngetrennter Einschnitt: Klimabedingungen in abgeschlossenen Tro- durch die Messung der Werkstoffeigenschaften
Die Neigung zur Rissbildung, Krümmung und ckenkammern. Ein 30 mm dickes Fichtenbrett (E-Modul, Rohdichte, Holzfeuchte) höhere Sor-
Verdrehung vermindert sich. braucht bei einer Trocknungstemperatur von tierklassen erzielt werden. Darüber hinaus exis-
• zwei- und vierstieliger, herzkernfreier Ein- bis zu 90 °C etwa 16 Stunden für die Reduktion tieren verschiedene Kriterien zur Sortierung von
schnitt: der Holzfeuchte von 30 auf 8 %. Hölzern nach dem ästhetischen Eindruck.
Für Hölzer mit höheren Anforderungen an das Diese Beurteilung basiert auf anderen Merkma-
Erscheinungsbild erfolgt das Heraustrennen Sortierung, Oberflächenbearbeitung und Klebung len als bei der visuellen Festigkeitssortierung
der Herzbohle zur weiteren Reduzierung der Die Standortbedingungen und das Klima füh- und kann sowohl für nicht tragende Hölzer als
Rissgefahr. ren beim Baumwachstum zu großen Unter- auch zur zusätzlichen Sortierung von Konstruk-
schieden im Aufbau, die sich technisch und tionshölzern eingesetzt werden. Die bauauf-
Auch heute noch wird bei Bauschnitt- und Bau- optisch bemerkbar machen. Für tragende und sichtlich vorgeschriebene Sortierung ist
rundholz teilweise die Freilufttrocknung ange- aussteifende Hölzer ist eine Festigkeitssortie- dadurch nicht ersetzbar.
wendet. In Abhängigkeit von der Jahreszeit rung vorgeschrieben. Dabei unterscheidet man
und dem vorherrschenden Klima benötigen zwischen der visuellen und der maschinellen In der Regel werden Kanthölzer, Bretter und
Fichten etwa 60–200 Tage und Eichen 100–300 Sortierung. Die visuelle Festigkeitssortierung Bohlen in sägerauer Ausführung angeliefert
Tage, um bei 25 mm dicken Brettern eine mitt- basiert auf äußerlichen Merkmalen (Astigkeit, und eingebaut. Bei Sichtkonstruktionen müssen
lere Holzfeuchte von 20 % zu erreichen. Jahresringbreite), die einen Rückschluss auf gehobelte Oberflächen oder spezielle Kanten-
a b c d e f B 6.12
70
Holz und Holzwerkstoffe
bearbeitungen (scharfkantig, gefast) extra ver- glatter Oberfläche reichen. Baurundholz wird
einbart werden. hauptsächlich für tragende Querschnitte von
Skelettkonstruktionen, im Garten- und Land-
Das Kleben von tragenden Vollholzprodukten schaftsbau sowie im Ingenieurholzbau verwen-
(Abb. B 6.12 c–f) ist nur mit geprüften Klebstof- det.
fen zulässig. Harnstoffharz, modifiziertes Mela-
minharz und Phenol-Resorcinharz enthalten Bauschnittholz aus Nadel- und Laubholz
Formaldehyd, wobei durch den geringen Bauschnittholz (Abb. B 6.12 b) entsteht durch einstieliger Einschnitt
Fugenanteil der Vollholzprodukte die zulässi- das Einschneiden oder Profilieren des entrinde-
gen Grenzwerte deutlich unterschritten werden. ten Baumstamms, des so genannten Rohhol-
Klebstoffe aus Polyurethan sind formaldehyd- zes, in üblicherweise rechteckige Querschnitte.
frei. Je nach Verhältnis von Breite (b) zu Dicke (d)
Um kraftschlüssige Längsverbindungen zu rea- bzw. Höhe (h) unterscheiden sich die Schnitt-
lisieren, kommen heute üblicherweise so holzarten in Kantholz, Bohle, Brett und Latte.
genannte Keilzinkungen zur Ausführung. Dabei • Kantholz: b ≤ h ≤ 3 b und b > 40 mm
werden in die Hirnholzflächen der zu verbin- • Bohle: d > 40 mm und b > 3 d
denden Vollholzquerschnitte kammartige Zin- • Brett: d ≤ 40 mm und b ≥ 80 mm
ken gefräst, mit Klebstoff bestrichen und mit- • Latte: d ≤ 40 mm und b < 80 mm zweistieliger, herzkerngetrennter Einschnitt
einander verpresst.
Flächenklebungen dienen der Herstellung von Trocknen, Keilzinken, Hobeln, Fasen sowie wei-
Brettschichtholz. Bei der Verwendung von teres Profilieren dienen der Weiterverarbeitung
transparenten Klebstoffen und Fugendicken von Bauschnittholz. Es findet im Bauwesen in
von ca. 0,1 mm sind die einzelnen Schichten vielfältiger Form Verwendung, z.B. als tragen-
der Leimbinder kaum wahrnehmbar. der Querschnitt, Unterkonstruktion, Schalung
oder Außenbekleidung.
Risse
Bei der Verwendung von Holz für tragende Konstruktionsvollholz
Zwecke sind Blitz- und Frostrisse, die am Als Konstruktionsvollholz werden veredelte zweistieliger, herzkernfreier Einschnitt
lebenden Baum entstanden sind, nicht zuläs- Bauschnittholzerzeugnisse aus Nadelholz
sig. DIN 4074 lässt hingegen Schwindrisse, die bezeichnet (Abb. B 6.12 c). Die technische
in der Trocknungsphase auftreten, ausdrück- Trocknung auf eine Holzfeuchte von 15 ± 3 %
lich zu. Die Einschnittart der Hölzer, die scho- sowie die gezielte Wahl des Einschnitts und die
nende Trocknung und das Anpassen der Ein- visuelle Festigkeitssortierung mit zusätzlichen
baufeuchte an das Klima des Verwendungsor- Sortierregeln tragen dazu bei, ein hohes Maß
tes können die Rissbildung reduzieren. Aller- an Formstabilität, Maßhaltigkeit, geringer Riss-
dings sind Risse auch bei sorgfältiger Material- bildung und eine hochwertige Oberfläche zu
auswahl und fachgerechtem Einbau nie voll- erzielen. Im Handel ist Konstruktionsvollholz für
ständig auszuschließen. sichtbare und nicht sichtbare Konstruktionen vierstieliger, herzkernfreier Einschnitt
erhältlich. Aufgrund der hohen Maßhaltigkeit B 6.13
eignet es sich besonders für den Holzhausbau B 6.11 physikalische Kennwerte gebräuchlicher
Holz und Holzwerkstoffe und für tragende Querschnitte. Die niedrige Holzarten
Holzfeuchte erlaubt auch bei voll gedämmten B 6.12 konstruktive Vollholzprodukte
a Rundholz, Baurundholz
Mit der Industrialisierung der Holzverarbeitung Konstruktionen den Verzicht auf einen vorbeu-
b Vollholz (NH)
wurden viele neue Vollholzprodukte und Holz- genden chemischen Holzschutz. c Konstruktionsvollholz
werkstoffe entwickelt. Nachfolgend wird eine d Kreuzbalken
Auswahl der gängigsten Vollholzprodukte mit Kreuzbalken e Duo- / Trio-Balken
Erläuterungen zu den signifikanten Merkmalen Charakteristisch für den Kreuzbalken ist seine f Brettschichtholz (BSH)
B 6.13 Einschnittarten
vorgestellt. über die ganze Länge des Holzes durchlaufen- B 6.14 stabförmige Holzwerkstoffe
de Röhre (Abb. B 6.12 d). Zur Herstellung wer- a Structural Veneer Lumber (SVL)
Vollholzprodukte den vier viertelholzähnliche Segmente aus b Furnierstreifenholz (PSL)
Bei konstruktiven Vollholzprodukten erfolgt Nadelholz faserparallel mittels Polyurethan-
keine oder nur eine geringe Veränderung des Klebstoff kraftschlüssig verbunden. Die Außen-
Gefüges. Die Verarbeitung basiert je nach Pro- seiten der Segmente wendet man dabei nach
dukt auf den Schritten Sägen, Trocknen, Sortie- innen. Durch die Holzfeuchte von unter 15 %
ren, Keilzinken und flächiges Verkleben. Tra- eignen sich Kreuzbalken für ähnliche Anwen-
gend oder aussteifend eingesetzte Vollholzpro- dungen wie Konstruktionsvollhölzer.
dukte müssen bauaufsichtlich zugelassen sein.
Duo- / Trio-Balken
Baurundholz Um Balkenschichtholz zu erhalten (auch
Entastete und entrindete Stämme bezeichnet Duo- / Trio-Balken genannt), werden zwei bzw.
man als Rundholz (Abb. B 6.12 a). Bei größeren drei Bohlen oder Kanthölzer flachseitig mitein-
Querschnitten können eingefräste Entlastungs- ander verklebt (Abb. B 6.12 e). Nach dem
nuten die unkontrollierte Rissbildung verrin- Trocknen der Hölzer auf weniger als 15 %
gern. Die Oberflächenbearbeitung kann vom Holzfeuchte erfolgen visuelle Festigkeitssortie-
Erhalt der ursprünglichen Stammform über das rung, Keilzinken, vierseitiges Hobeln und
Egalisieren von Unregelmäßigkeiten bis zum Ablängen, Klebstoffauftrag sowie die Verkle-
Kalibrieren eines gleichen Durchmessers bei bung zu einem Balken. Abschließend kann der
a b B 6.14
71
Holz und Holzwerkstoffe
Vollholz Holzwerkstoffe
Duo- / Triobalken nochmals in Gänze gehobelt durch den Einsatz von Klebstoffen. Dies gilt höhere Festigkeiten. Platten aus Spänen und
und gefast werden. Als veredeltes Vollholzpro- auch für andere veredelte Holzprodukte. Fasern sind hingegen konstruktiv weniger
dukt stellt er eine weitere Alternative zu den belastbar als gewachsenes Holz.
vorgenannten Konstruktionsvollholz und Kreuz- Holzwerkstoffe Damit sie tragende Funktionen übernehmen
balken dar. Seit über 50 Jahren werden Holzwerkstoffe in können, müssen Holzwerkstoffe bauaufsichtlich
Form von Holzspan- und Holzfaserplatten im zugelassen sein. DIN 68 800-2 und -3 untertei-
Brettschichtholz Bauwesen verwendet. Mittlerweile bietet die len die Platten in Abhängigkeit von der Feuch-
Für Brettschichtholz (Abb. B 6.12 f) ist oft noch Industrie eine große Vielfalt von Produkten an teresistenz in drei Holzwerkstoffklassen. Diese
die ursprüngliche Bezeichnung »Leimholz« (Abb. B 6.15); für die nahe Zukunft ist die Ent- Klassen entsprechen üblichen Einbausituatio-
geläufig. Es besteht aus mindestens drei wicklung weiterer, hoch beanspruchbarer Pro- nen und ihren zu erwartenden maximalen
faserparallel miteinander verklebten Brettern dukte zu erwarten. Feuchten, die nicht überschritten werden
aus Nadelholz. Brettschichtholz wird ähnlich Holzwerkstoffe bestehen aus zerkleinertem dürfen:
wie ein Duo- / Trio-Balken hergestellt, jedoch Holz, das größtenteils mithilfe von Klebstoffen
beträgt die Holzfeuchte nur etwa 12 %, und oder mineralischen Bindemitteln zu Platten • HWS-Klasse 20: max. Feuchtegehalt 15 %
bei der Festigkeitssortierung werden ggf. oder Stäben gepresst wird. Als Rohstoff für (z.B. Innenwandbeplankungen von Außen-
vorhandene größere Fehlstellen ausgekappt. Bretter, Stäbe, Furniere, Späne und Fasern ist wänden)
Darüber hinaus sind neben geraden Bauteilen die Nutzung von Stammholz, Industrierestholz • HWS-Klasse 100: max. Feuchtegehalt 18 %
auch Formen mit variablen Querschnitten, ein- sowie fremdstofffreiem Abfallholz möglich. (z.B. Außenwandbeplankungen von Außen-
fachen bzw. doppelten Krümmungen möglich. Die aus dem Herstellungsverfahren resultieren- wänden und Hohlräumen)
Brettschichtholz eignet sich besonders für de Homogenität führt zu einer geringen Streu- • HWS-Klasse 100 G: max. Feuchtegehalt 21 %
hoch belastete und weit gespannte Bauteile ung der Materialeigenschaften. Im Vergleich (z.B. Trägerschichten unter Abdichtungen
(z.B. Hallenbauten, Brücken) sowie für Bauteile zu den Vollhölzern wird die Anisotropie des von Flachdächern)
mit hohen Anforderungen an Maßhaltigkeit Holzes weitgehend ausgeglichen; die Neigung
und Optik. zum Quellen und Schwinden verringert sich Als Bindemittel für kunstharzgebundene Holz-
Insbesondere bei Brettschichtholz verschlech- deutlich. werkstoffe eignen sich verschiedene organi-
tert sich die Ökobilanz durch einen zusätzli- Holzwerkstoffe aus Furnieren oder Brettern, sche Klebstoffe (Harnstoff-, Melamin-, Phenol-,
chen Energieaufwand in der Produktion und auch Lagenhölzer genannt, erreichen meist und andere Harze). Platten der Klasse 100 G
Herstellungmaße von min. Materialdicke max. Materialdicke max. Breite max. Länge
Holzwerkstoffplatten [mm] [mm] [mm] [mm]
Lagenhölzer
B 6.15 systematische Gliederung von Vollholz und Holz- Mehrschichtplatten 12 75 3000 6000
werkstoffen Furnierschichtholz FSH 27 75 1820 23 000
B 6.16 Formate und Materialdicken von Holzwerkstoffen Furniersperrholz FU 8 25 1525 3000
(Richtmaße) Bau-Furniersperrholz BFU 10 40 1850 3050
B 6.17 physikalische Kennwerte von Vollholzprodukten Furnierstreifenholz PSL 44 280 483 20 000
und stabförmigen Holzwerkstoffen
B 6.18 plattenförmige Holzwerkstoffe Holzspanplatten
a Dreischichtplatte
Langspanholz LSL 32 89 2438 10 700
b Furnierschichtholz (FSH)
OSB-Platte OSB 6 40 2620 5000
c Bau-Furniersperrholz (BFU)
Spanplatte P 2,8 38 2050 5300
d Bau-Furniersperrholz aus Buche (BFU-BU)
e Spanplatte (P)
Holzfaserplatten
f OSB-Platte
g Langspanholz (LSL) MDF MDF 6 25 1250 2500
h mitteldichte Faserplatte (MDF)
B 6.16
72
Holz und Holzwerkstoffe
stabförmige Holzwerkstoffe
73
Holz und Holzwerkstoffe
plattenförmige Holzwerkstoffe Kurz- Rohdichte zul. Biege- zul. Druck- Wärmeleit- Schwinden in Dampfdiffu- Brennbar-
bezeichnung spannung festigkeit fähigkeit Plattenebene sionswider- keitsklasse 2
rechtwinklig in Platten- standszahl
zur Platten- ebene 1 [% je % Holz-
ebene 1 feuchte-
[kg / m³] [N / mm²] [N / mm²] [W / mK] änderung] [–]
Lagenhölzer
Dreischichtplatte 400–500 4,4–22 5,5–11 0,14 0,02 50 / 400 D-s2d0
Fünfschichtplatte 400–500 3,5–13 7,5–11 0,14 0,02 50 / 400 D-s2d0
Furnierschichtholz FSH 400–800 13–21 8–19 0,15 0,02 50 / 400 D-s2d0
Bau-Furniersperrholz BFU 400–800 13 4–8 0,15 0,02 50 / 400 D-s2d0
Stabsperrholz ST, STAE 450–800 n.b. n.b. 0,15 0,02 50 / 400 D-s2d0
Holzspanplatten
Spanplatte P 550–700 2–4,5 1,75–3 0,13 0,035 50 / 100 D-s2d0
OSB-Platte OSB 600–660 2,5–8 1–4,2 0,13 0,035 50 / 100 D-s2d0
Langspanholz LSL 670–700 16–20 8–10 0,14 0,3–0,4 50 / 100 D-s2d0
Holzfaserplatten
mitteldichte Faserplatte MDF 450–750 3,6–8,0 2,8–4,5 0,1–0,17 0,2 8 / 70 D-s2d0
harte Faserplatte HB 900–1000 6–8 4 0,17 0,2 70 D-s2d0
mittelharte Faserplatte MBL / MBH 400–900 2,5–5 1,5–2,1 0,08–0,17 0,2 8 / 70 E bis D-s2d0
poröse Faserplatte SB 230–400 0,8–1,3 – 0,04–0,07 n.b. 5 / 10 E
bituminierte Faserplatte SB.H / SB.E 200–350 0,8–1,3 – 0,056–0,06 n.b. 5 / 10 E
1
Herstellerangaben nach Informationsdienst Holz.
2
Europäische Brennbarkeitsklasse nach DIN EN 13 501 mit Ausnahme von Bodenbelägen. B 6.19
Die Baustoffklasse nach DIN 4102 entspricht B2.
Der Herstellungsprozess beeinflusst die Lage eine deutlich höhere Biegezugfestigkeit als in ten (MDF, Abb. B 6.18 h) wird den Holzfasern
der Späne im Holz und damit auch die Stabili- Querrichtung auf. Der Holzwerkstoff eignet sich vor dem Verpressen ein geringer Anteil an
tät der Platten. Flachgepresste Platten enthal- für mittragende und aussteifende Beplankun- Harnstoff oder Phenolharz beigemengt. Dank
ten liegende Späne, in stranggepressten sind gen sowie als lastabtragende Fußbodenplatte. ihrer harten, abriebfesten Oberflächen dienen
die Späne senkrecht zur Platte angeordnet. MDF-Platten als Träger für Beschichtungen
Langspanholz (LSL) aller Art und eignen sich somit gut für den
Spanplatten (P) bestehen aus verhältnismäßig Pappelspanstreifen von etwa 300 mm Länge Innenausbau. Eine gleichmäßige Einfärbung
kleinen, parallel zur Plattenebene liegenden werden unter Zugabe von MDI-Polyurethankleb- der Platten mit Pigmentzusätzen ist möglich;
Spänen und finden heute einen sehr breiten stoff verpresst. LSL (Laminated Strand Lumber; die Farbauswahl beschränkt sich derzeit auf
Anwendungsbereich im Möbel- und Innenaus- Abb. B 6.18 g) verfügt über hohe Festigkeiten Gelb, Rot, Grün, Blau und Schwarz. Unter
bau (Abb. B 6.18 e). Bei den kunstharzgebun- und eignet sich daher für Anwendungen mit Druck, Wärme und Feuchtigkeit lassen sich die
denen Spanplatten sorgen Phenolharze, Harn- extremen konstruktiven Beanspruchungen. Platten mithilfe von Schablonen verformen.
stoffharze oder modifizierte Melaminharze für
den Zusammenhalt. Die Platten sind in Dicken Holzfaserplatten Furniere
von 2,8 bis 38 mm erhältlich. Faserplatten können ohne Verwendung eines Nahezu alle Holzwerkstoffplatten eignen sich
Bindemittels allein durch Verpressen herge- als Furnierträger. Somit stehen Werkstoffe für
Aufgrund der rechtwinklig zur Plattenebene stellt werden, wobei sich die feinen Holzfasern den Innenausbau und Möbelbau zur Verfü-
angeordneten Späne verfügen Strangpress- untereinander unter hohem Druck verfilzen. Je gung, die weniger schwind- und rissanfällig
platten über hohe Quer- und geringe Biege- nach Verdichtung unterscheiden sich die Plat- sind als entsprechendes Vollholz, jedoch eine
zugfestigkeiten. Daher werden sie in der Regel ten in ihrer Festigkeit. Das vollständig homoge- ähnliche optische Wirkung erzielen. Hochwerti-
beidseitig beplankt eingebaut (z.B. Kalander- ne Material weist keine Strukturmerkmale (z.B. ge Hölzer lassen sich auf diese Weise sparsam
platten). Maserung) mehr auf. Im Gegensatz zu anderen einsetzen. Da sich Gebrauchsspuren und
Man unterscheidet Strangpressvollplatten (ES) Holzwerkstoffen lassen sich Faserplatten wie Beschädigungen an Kanten deutlich abzeich-
und Strangpressröhrenplatten (ET), bei denen Vollholz durch Fräsen o.ä. zu dreidimensional nen, erhalten furnierte Platten in der Regel so
innen liegende Hohlräume das Eigengewicht geformten Teilen bearbeiten. genannte Vollholzanleimer als Kantenschutz.
der Platten reduzieren. Strangpressplatten wer- Je nach Anwendung unterscheidet man Sperr-
den häufig als Türblätter oder in Trennwänden Mittelharte Faserplatten (MBL / MBH) und harte holzfurniere, Unterfurniere und Deckfurniere für
eingesetzt. Holzfaserplatten (HB) werden im Nassverfah- Oberflächen.
ren ohne zusätzliche Bindemittel verpresst. Ihre
OSB-Platten widerstandsfähige Oberfläche schützt die Plat- Sägefurniere
Die parallel zur Plattenoberfläche ausgerichte- ten vor mechanischen Beschädigungen. Aufgrund ihrer Herstellung mit der Kreissäge
ten Späne mit Längen von etwa 75 mm geben oder der Furniergattersäge sind Sägefurniere
der OSB-Platte (Oriented Strand Board) ihre Poröse Faserplatten (SB) sowie Holzfaser- mindestens 1 mm dick und wegen des hohen
charakteristische Oberfläche (Abb. B 6.18 f), dämmplatten (WF) eignen sich aufgrund ihrer Verschnittanteils vergleichsweise teuer. Sie
die unter dünnen Beschichtungen als lebhaft geringen Rohdichte und ihres guten Schallab- können rissfrei und unter Beibehaltung ihrer
strukturierte Oberfläche sichtbar bleibt. Die sorptionsvermögens zugleich als Wärme- und natürlichen Farbe und Maserung hergestellt
Kanten sind stoßempfindlich und nicht als Schalldämmstoff (siehe Dämmen und Dichten, werden.
Sichtfläche geeignet. S. 138).
In Abhängigkeit von der Verlaufsrichtung der Messerfurniere
Späne weisen OSB-Platten in Längsrichtung Bei der Herstellung von mitteldichten Faserplat- Für besonders hochwertige Oberflächen wird
74
Holz und Holzwerkstoffe
Sonnenenergie
das Furnier in voller Breite des Holzes längs letzten Jahren wurden neben hygienisch und
abgeschält. Der Anstellwinkel des Messers ökologisch bedenklichen Holzschutzmitteln
beeinflusst das Erscheinungsbild. Meist muss vermehrt umweltverträgliche Präparate verwen-
das Holz für diesen Prozess gedämpft oder det. Dazu gehört beispielsweise Borsalz, das
Kohlendioxid + Wasser Sauerstoff + Biomasse
gekocht werden, sodass sich besonders helle mittels Kesseldrucktränkung tief in den Holz- 6CO2 + 6H2O 6O2 + C6H12O6
Hölzer wie Ahorn und Birke verändern. querschnitt eindringen kann.
a
Durch die Verwendung von sortierten Furnier-
streifen lassen sich durch Spiegeln der Streifen 56,5 MJ Sonnenenergie
optisch breitere oder symmetrische Furnier- Holz und Nachhaltigkeit
bilder erzielen.
Wälder bedecken weltweit ca. 30 % der Land-
1,44 kg CO2 1 kg Holz
Schälfurniere fläche. Während die Waldflächen in den Ent- 0,56 kg H2O 1 kg O2
Schälfurniere werden mit einem Messer am wicklungsländern in den vergangenen Jahren
rotierenden Stamm gewonnen. Es entsteht ein rückläufig waren (– 9 %), haben die Forstbe-
endloses Furnierband. Schälfurniere sind kos- stände in den Industrienationen zugenommen
tengünstiger als Säge- und Messerfurniere, (+ 3 %). Aufgrund des Mehrzuwachses 18,5 MJ Heizwert
weisen allerdings bei den meisten Holzarten erscheint eine stärkere Holznutzung in Europa b B 6.20
eine unnatürliche, unruhige Zeichnung auf. sinnvoll.
Sie eignen sich zur Herstellung von Furnier- Von den global verfügbaren Holzvorräten (jähr-
B 6.19 physikalische Kennwerte von plattenförmigen
schichtholz oder werden als Unterfurniere ver- lich ca. 3,3 Milliarden m3) wird etwa die Hälfte Holzwerkstoffen
wendet. als Brennstoff genutzt, die andere Hälfte für die B 6.20 vereinfachte Darstellung
Aus Schälfurnieren von Birke, Esche und Ahorn Papierproduktion und als Baustoff. Der Wald ist a Photosynthese von Holz
lassen sich auch Deckfurniere gewinnen. Wird somit einer der größten und zugleich preiswer- b Verbrennung von Holz
B 6.21–22 Konstruktion aus Brettlagenholz, Wohnobjekt
der Stamm exzentrisch eingespannt, erhält testen Rohstoffproduzenten. »Parasite«, Rotterdam (NL) 2001, Korteknie &
man den Messerfurnieren ähnliche Oberflä- Stuhlmacher
chen, jedoch mit größeren Abständen der Jah- Von der Forstwirtschaft zum Brundtland-Report
resringe. Bis zum 18. Jh. suchten die Zimmerleute noch
selbst im Wald nach geeigneten Bäumen, um
diese zu fällen und weiterzubearbeiten. Erst
Holzschutz der eintretende Holzmangel überführte den
Raubbau in eine geplante Forstwirtschaft. Seit
Als nachwachsender Rohstoff ist Holz in den 1713 erfolgt die Nutzung von Holz nach dem
natürlichen Prozess der Zerlegung in seine Nachhaltigkeitsprinzip des deutschen Forst-
ursprünglichen Bestandteile und deren Rück- manns Hans Carl von Carlowitz. Nachhaltig
führung in den biogenen Stoffkreislauf einge- bedeutete damals, dass dem Wald nicht mehr
bunden. Der bauliche und chemische Holz- Holz entnommen werden darf als nachwächst.
schutz hat die Aufgabe, die Dauerhaftigkeit Dieses zunächst nur auf die Forstwirtschaft
des Materials sicherzustellen und das Holz vor bezogene Konzept wurde 1987 von der Welt-
der Zersetzung durch holzzerstörende Orga- kommission für Umwelt und Entwicklung
nismen (Pilze und Insekten) zu schützen. Pilze (Brundtland-Report) zur Grundlage für eine
entziehen dem Holz Zellulose und Lignin und integrative globale Politikstrategie erklärt.
verursachen dadurch Fäulnis und Zerfall. Sie
entwickeln sich, wenn bei einer Holzfeuchte Holz als Kohlenstoffspeicher B 6.21
von über 20 % in den Zellhohlräumen freies Biomasse (Holz) bildet sich unter Mitwirkung
Wasser anfällt. Insekten können das Holz befal- von Chlorophyll (Blattgrün) und Sonnenenergie
len und das weichere, eiweißreiche Splintholz aus dem Kohlendioxid (CO2) der Luft, aus Was-
durchfressen. Der vorbeugende bauliche Holz- ser (H2O) sowie Spurenelementen des Bodens.
schutz dient vor allem dazu, die Bedingungen Dabei wird Sauerstoff (O2) freigesetzt.
zu minimieren, unter denen sich schädliche Bei der Verbrennung wie auch beim natürli-
Organismen ansiedeln. Daher zielt der Schutz chen Abbau durch Pilze und Bakterien wird die
gegen Pilze vornehmlich darauf ab, die Holz- Biomasse unter Energiefreisetzung wieder in
feuchte durch konstruktive Maßnahmen zu CO2 und H2O zerlegt (Abb. B 6.20).
begrenzen. Dazu gehören etwa die Ausbildung Holz besteht zu etwa 50 % aus Kohlenstoff (C),
von Dachüberständen und der Schutz der der aus dem CO2 der Luft stammt. In den Wäl-
Sockelzone vor Spritzwasser. Darüber hinaus dern und den aus Holz hergestellten Produkten
kann durch die Wahl einer dauerhaften Holzart ist für die Zeit zwischen Photosynthese und der
auf den vorbeugenden chemischen Holzschutz Oxidation des Holzes (Abbau durch Pilze und
verzichtet werden (Abb. B 6.11). Vor dem Ein- Bakterien oder Verbrennung) Kohlenstoff
satz von chemischen Holzschutzmitteln sollten gespeichert. Holz trägt somit wesentlich zur
alle baulichen Möglichkeiten ausgeschöpft CO2-Senkung bei. In den europäischen Wäl-
werden. dern ist ungefähr die 20-fache Menge an Koh-
Der chemische Holzschutz basiert auf dem Ein- lenstoff gebunden, die jährlich durch Emissio-
satz von bioziden Wirkstoffen. Die Holzschutz- nen freigesetzt wird. Die Verwendung von Holz
mittel müssen möglichst tief in das Holz ein- oder Holzwerkstoffen im Bauen verlängert
dringen. Man unterscheidet wasserlösliche und diese Speicherwirkung. Durch die Minder-
lösemittelhaltige Holzschutzmittel (siehe Ober- produktion von Stahl oder Beton wird der CO2-
flächen und Beschichtungen, S. 198). In den Ausstoß zusätzlich reduziert.
B 6.22
75
Metall
B 7.1
Die Entdeckung und Verwendung von Metallen einen Hochofen mit Koks zu befeuern. Ende
prägte die kulturgeschichtliche Entwicklung der des 18. Jh. ersetzte Koks zunehmend die Holz-
Menschheit in vorchristlicher Zeit. Entspre- kohle, infolgedessen verlagerte sich die Metall-
chend sind heute die Epochen nach den Metal- gewinnung in die Abbaugebiete der Kohle. In
len benannt. Coalbrookdale (GB), einem Zentrum des Koh-
Bis zur Jungsteinzeit, etwa bis 6000 v. Chr., lebergbaus, wurde 1779 die erste Brücke aus
wurden Metalle, die in reiner (gediegener) Gusseisen erstellt. Der wachsende Bedarf an
Form in der Natur vorkommen, in geringem Walzeisen für den Eisenbahnbau und die ers-
Maße verwendet, z.B. für Schmuck. Etwa ten Anwendungen im Bauwesen beschleunig-
4300 v. Chr. beginnt in Mitteleuropa die Kupfer- ten die technische Entwicklung.
zeit, in der sich die Techniken zur Gewinnung
von Metallen aus Erzen, der Metallguss und die Metall in der Architektur
Bearbeitung zu Werkzeugen verbreiten. Steinklammern aus Eisen und Bronze an grie-
Die Entdeckung der widerstandsfähigeren chischen und römischen Bauten zeigen erste
Bronze – einer Legierung aus Kupfer und Zinn Verwendungen von Metallen an Gebäuden. Im
– um 3500 v. Chr. in Ägypten kennzeichnet die 19. Jh. begann man, Gusseisen für tragende
nächste kulturelle Epoche. Bronze fand breite Teile im Gebäude einzusetzen. Die Bauweise
Anwendung für Haushaltsgegenstände, Waf- orientierte sich zunächst an den bis dahin
fen, Werkzeuge, Schmuck und vieles mehr. bekannten Konstruktionstechniken für Holz und
Der weiterentwickelte Metallguss ermöglichte Stein. In filigranen Bauteilen zeigen sich die
sogar erstmals eine Serienfertigung. Infolge der freie Formbarkeit und die höhere Belastbarkeit
technischen Entwicklung entstanden neue spe- des Materials. Ein renommiertes Beispiel stellt
zifische Berufe, die Handelsbeziehungen wur- der Lesesaal der Bibliothek St. Geneviève in
den ausgedehnt. Es bildeten sich neue soziale Paris (1850) von Henri Labrouste dar.
Strukturen in der Gesellschaft bis hin zu den Die sichtbare Verwendung von Eisen akzeptier-
ersten Stadtstaaten. te man zunächst fast nur bei Brücken, Indus-
Ab 1200 v. Chr. verdrängte das leichter verfüg- triebauten und Bahnhofshallen (Abb. B 7.4).
bare Eisen zunehmend die Bronze. Eisen war Wegen seiner Leistungsfähigkeit und der
jedoch zunächst schwer zu verarbeiten. In schnellen Montage kam Gusseisen bei Bauten
einem so genannten Rennofen, in dem das für die Weltausstellungen in London (1851) und
Eisen nach unten rinnt, erhielt man aus der Paris (1889) zum Einsatz. Joseph Paxton stellte
Schmelze von Eisenerz und Holzkohle einen mit vorgefertigten Teilen aus Gusseisen 1851 in
Klumpen aus Eisen und Schlacke. Aufwändi- London den »Crystal Palace« fertig, dessen
ges Schmieden trennte die Schlacke vom Dimensionen von 564 ≈ 124 ≈ 33 m auch heute
Eisen und brachte den Klumpen in die noch Bewunderung auslösen würden. In Paris
gewünschte Form. dagegen protestierten namhafte Architekten
und Künstler gegen Gustave Eiffels 300 m
Erst im 14. Jh. verbreitete sich die Technik, mit hohen Turm für die Weltausstellung 1889.
Blasebälgen in oberirdischen Hochöfen hohe Um die Jahrhundertwende kam die freie Form-
Temperaturen von etwa 1500 C zu erzeugen, barkeit der Metalle den Gestaltungsideen des
um flüssiges Eisen in größeren Mengen zu Jugendstils entgegen (Abb. B 7.3).
gewinnen. In den 1556 erschienenen zwölf
Büchern »De re metallica libri XII« beschreibt Entwicklung des Stahlbaus
B 7.1 International Terminal Waterloo, London (GB)
1993, Nicholas Grimshaw & Partners Georgius Agricola den Stand der Technik, die Ende des 19. Jh. konnte mit dem 1856 ent-
B 7.2 Übersicht Metalle und ihre Legierungen bis zum Beginn der Industrialisierung im 19. Jh. deckten Bessemer-Verfahren flüssiger Stahl
B 7.3 vergoldetes Dach, Secession, Wien (A) 1897, keine wesentliche weitere Entwicklung erfuhr. in großen Mengen direkt aus Roheisen
Joseph Maria Olbrich Der hohe Holzverbrauch führte bereits im gewonnen werden. Die Stahlherstellung ist
B 7.4 Eisenkonstruktion, Gare du Nord, Paris (F) 1863
B 7.5 großtechnischer Einsatz von Gussstahl in der
14. Jh. zur Waldvernichtung. Für 1 kg Eisen seither kostengünstig und ermöglicht den
Industrialisierung: Gusseisenräder, Stahlwerk benötigte man als Energielieferant etwa 125 kg Bau großer industrietechnischer Anlagen
Völklingen (D) 19. Jh. Holz. Im Jahre 1709 gelang es Abraham Darby (Abb. B 7.5). Eine der ersten Stahlbrücken
76
Metall
Eisenmetalle Nichteisenmetalle
Metalle Eisen Titan Aluminium Zink Zinn Blei Kupfer Silber Gold
wetterfester
Legierungen Gusseisen Stahl Edelstahl Titanzink Bronze Messing
Stahl
Legierungs- Kohlen- Kohlen- geringe geringe geringe Kupfer 80–90 % Kupfer 65 %
bestandteile stoffanteil stoffanteil Anteile von: Anteile von: Anteile von: Zinn 10–20 % Zink 35 %
≥2% <2% Kupfer Nickel Titan
Chrom Chrom Kupfer
Vanadium u.a.
Wolfram
B 7.2
in Europa wurde 1889 über den Firth of Forth in z.B. hohe Dichte und Festigkeit, der hohe
Schottland fertiggestellt. Schmelzpunkt sowie gute Wärme- und elektri-
Die Leistungsfähigkeit des Stahls und die wirt- sche Leitfähigkeit. Metalle sind formbar und
schaftliche Entwicklung Amerikas führten zum besitzen meist glänzende Oberflächen. Einige
neuen Bautypus Hochhaus, der sich rasant Metalle zeigen magnetisches Verhalten. Wegen
entwickelte: Die ersten Gebäude in Chicago der hohen Wärmeleitfähigkeit fühlen sie sich
und New York um 1890 haben etwa 10 –15 kalt an, Sonnenstrahlung wird jedoch absor-
Geschosse (Abb. B 7.9), das 1931 erbaute biert und führt zu starker Erwärmung.
Empire State Building zählt mit seinen 103 Eta- Eine Besonderheit der Metalle stellt die plasti-
gen auch heute noch zu den weltweit zehn sche Verformung (das so genannte »Fließen«)
höchsten Gebäuden. Der Stahlbau erlaubte es unter hohen Belastungen dar. Für den Ge-
erstmals in der Architektur Außenwände voll- brauch im Bauwesen ist deshalb bei Metallen
ständig transparent auszubilden (Abb. B 7.1). nicht die Bruchlast maßgeblich, sondern eine
der Streckgrenze äquivalente Spannung, die
Zeitgenössische Anwendungen bei einer Dehnung von 0,2 % erreicht wird.
Die größte Menge an Metall wird heute in Form
von Walzstahl für Tragkonstruktionen von Vorkommen und Herstellung B 7.3
Hallen und Hochhäusern sowie für Beweh- Obwohl die meisten chemischen Elemente
rungsstahl im Betonbau benötigt. Metall kommt Metalle sind, beträgt ihr Anteil in der Erdkruste
jedoch auch in vielen Bauteilen zur Anwendung weniger als 15 %. Nur so genannte edle Metal-
– von den Außenanlagen bis zum Dach le wie Gold, Silber und Platin kommen in der
(z.B. für Konstruktionen und Bekleidungen) Natur in gediegener (reiner) Form vor. Die für
sowie für Befestigungsteile und technische das Bauwesen wichtigen Metalle (z.B. Eisen,
Einrichtungen. Aluminium, Kupfer) werden aus Erzen (Sulfide
Bemerkenswerte Beispiele für den Einsatz von und Karbonate) durch verschiedene vorberei-
Metall an Fassaden sind Gebäude der John tende Prozesse in Oxide überführt, bevor sie im
Deere Company aus den 1960er-Jahren von Hochofen verhüttet (reduziert) werden können.
Eero Saarinen aus Wetterfestem Baustahl, die
mit Edelstahlblechen bekleidete Lloyds Haupt- Unterscheidung von Metallen
verwaltung in London von Richard Rogers Je nach Dichte unterscheidet man Schwer-
(Abb. B 7.11) und die Kupferfassade des Stell- metalle (> 4500 kg / m3) und Leichtmetalle
werks in Basel von Herzog & de Meuron (Abb. (< 4500 kg / m3). Die Differenzierung in Eisen-
B 7.16). Weitere Möglichkeiten des Stahlbaus und Nichteisenmetalle (Abb. B 7.2) zeigt die
zeigen die dem Kräfteverlauf folgenden Kon- große Bedeutung des Eisens und seiner Legie- B 7.4
struktionen von Frei Otto (siehe Kunststoff, rungen im Vergleich zu den übrigen Metallen.
S. 90, Abb. B 9.1 ). Entsprechend ihrer Zusammensetzung gibt es
Die Grenzen des technisch Machbaren im reine Metalle aus den Atomen eines chemi-
Hochhausbau demonstriert Norman Fosters schen Elements und Mischungen mehrerer Ele-
Entwurf für den stählernen Millenium Tower in mente (so genannte Legierungen), d.h. Gemi-
Tokio mit 1000 m Höhe. sche eines Metalls mit anderen Stoffen (metal-
lisch oder nichtmetallisch wie z.B. Silizium oder
Phosphor). Schon geringe Anteile anderer Stof-
Metall fe verändern die Materialeigenschaften der
Legierungen von Metallen. Diese können so
Als Metalle (griechisch Metallon = Bergwerk) diversen Anforderungen angepasst werden.
bezeichnet man chemische Elemente, deren
Atome sich untereinander zu einer Kristallstruk- Stoffkreislauf
tur mit freien Elektronen verbinden. Aus dieser Metalle können ohne Qualitätsverlust für das
besonderen metallischen Bindung lassen sich Erzeugnis vollständig in die Produktion zurück-
alle physikalischen Eigenschaften erklären wie geführt werden. Es entsteht im Vergleich zur
B 7.5
77
Metall
Gießen
Walzen
Pressen
Schmieden
Ziehen
Walzen
Pressen
Schmieden
spanabhebende
Verfahren
Schweißen
Elektro-
schweißen
Hartlöten
Weichlöten
Falzen
Kleben
B 7.6 Formbarkeit und Verbindung von Metallen Metallen
B 7.7 Halbzeuge aus Metall
Bleche:
a Profiltrapezblech • geeignet
b gelochtes Blech bedingt
c geprägtes Blech geeignet
d Streckmetall – nicht geeignet
Seile und Stäbe:
e Seilnetz
f Gestrick Gusseisen • – – – – – – – • – – – – –
g Gewebe aus Bändern
h Gewebe aus Seilen und Stäben Stahl • • • • • • • • • • • • • –
Profile:
i Edelstahl-Walzprofile Aluminium • • • • • • • • • • • – • •
j Aluminium-Strangpressprofile (Fensterrahmen)
Gussteile: Blei • • • – • • • – – – – • • •
k Stahlgussverbindung
Zink • • • – – • – – • – – • • •
l Waschtischarmatur
B 7.8 verfügbare Halbzeuge verschiedener Metalle Kupfer • • • • • • • – • • • • •
B 7.9 Stahlkonstruktion, Times Tower, New York (USA)
1905, Daniel Burham Messing • • • • • • • – • • • • • – –
B 7.6
Herstellung sogar ein Vorteil durch den erheb- z.B. Wasser, dabei ist (Kontaktkorrosion). In unedleren Metalls, das elektrisch leitend am
lich geringeren Energieaufwand für das Ein- diesem Fall zersetzt sich das unedlere Metall. Bauteil befestigt ist, kann Korrosion aktiv ver-
schmelzen. Die Verwertungsquote von gesam- Deshalb muss bei der Anwendung von Nichtei- mieden werden.
melten Metallen liegt allgemein bei 90 %, bei senmetallen das Potenzial der Spannungsreihe Passiven Korrosionsschutz bieten viele Arten
Stahl werden nahezu 100 % erreicht. berücksichtigt werden. Diese reicht von den von metallischen und nichtmetallischen Be-
unedlen Metallen Magnesium und Aluminium schichtungen wie Anstriche, Pulverbeschich-
Brandverhalten, Brandschutz bis zu den Edelmetallen Silber und Gold. Ver- tungen, Kunststoffüberzüge, Emaillierung, Gal-
Metalle sind nicht brennbar, verlieren jedoch einfacht gilt die Reihenfolge Mg-Al-Zn-Cr-Fe- vanisierung und Verzinkung. Die Beschichtun-
bei hohen Temperaturen ihre Festigkeit. E- Ni-Sn-Pb-Cu-Ag-Au. Um eine Korrosion zu ver- gen dürfen beim Einbau (z.B. durch Schraub-
Modul und Streckgrenze sinken, das Metall hindern, sollten beispielsweise Rohrleitungen verbindungen) nicht beschädigt werden. Korro-
verformt sich. Bei Stahl liegt die Grenztempera- aus Kupfer in Fließrichtung hinter Eisen- oder sionsschutz verlängert die Lebensdauer von
tur je nach Profilquerschnitt bei ca. 500–600 °C. Zinkrohren eingesetzt werden und nicht umge- Bauteilen im Außenbereich oder bei hoher
Um Menschen vor dem Versagen des Bauteils kehrt. Feuchtigkeit im Innenraum.
im Brandfall zu schützen sind für Tragkonstruk- Da sich mit der Bearbeitung – vor allem bei
tionen aus Stahl Schutzmaßnahmen vorge- Stahl – die Eigenschaften ändern, kann auch Natürliche Schutzschichten
schrieben wie z.B Löscheinrichtungen oder innerhalb eines Stahlbauteiles eine elektroche- Kupfer, Aluminium, Blei und Zink sowie man-
Ummantelung, Füllung und Beschichtung aus mische Reaktion stattfinden, z.B. an Biegestel- che Legierungen von Stahl (Edelstahl, Wetter-
nicht brennbaren Baustoffen. len, Schweißnähten oder durch Legierungsbe- fester Baustahl) bilden an ihren Oberflächen
standteile. Schutzschichten, die das Fortschreiten der
Korrosion Korrosion verhindern.
Als Korrosion wird die chemische oder elektro- Korrosionsschutz
chemische Reaktion eines Stoffs bezeichnet. Um Bauteile vor Korrosion zu schützen, unter- Formgebung / Verarbeitung von Metall
Metalle oxidieren bei hoher Luftfeuchtigkeit und scheidet man zwei grundsätzliche Vorgehens- Es wird zwischen Kalt- und Warmverformung
durch Kontakt mit feuchten Stoffen. weisen: den aktiven und den passiven Schutz. sowie mechanischer Bearbeitung unterschie-
Zur elektrochemischen bzw. galvanischen Kor- Aktive Schutzmaßnahmen sind Konstruktionen, den. Bei Kaltverformung wird die Geometrie
rosion kommt es, wenn sich Kontaktstellen ver- die der Korrosion möglichst geringe Angriffsflä- des atomaren Metallgitters mechanisch ver-
schiedener Metalle berühren und ein Elektrolyt, chen bieten. Durch gezieltes »Opfern« eines ändert. Bei der Warmverformung sind nicht
a c e g i k
b d f h j l
B 7.7
78
Metall
verfügbare Halbzeuge
Bleche, Bänder
Profilbleche
Stäbe
Rohre, Leitungen
Walzprofile
Strangpressprofile
Gussteile
Sonstige Halbzeuge
verschiedener Metalle
Gusseisen • • • •
Stahl • • • • • • •
Wetterfester Baustahl • • •
korrosionsbeständiger Stahl • • • • • • • •
verzinkter Stahl • • • • • • • •
Aluminium • • • • • • • • •
Blei • • • •
Zink • •
Kupfer • • • • • • • • •
Bronze • • • • • •
Messing • • • • • • •
B 7.8 B 7.9
die absoluten Temperaturen (bei Stahl 900– Verdrillen Eisenmetalle
1300 °C, bei Blei 20 °C) entscheidend, son- Profile, Stangen und Drähte für Seile werden
dern die mögliche Neuordnung des Kristallgit- in sich verdreht. Bei Rippentorstahl verbes- Eisen und seine Legierungen, insbesondere
ters, ein Vorgang der auch beim Vergüten von sert sich durch das Vergrößern der Oberflä- Stahl sind technisch vielseitig verwendbar und
Stahl eintritt. Deshalb gehören Walzen, Pres- che die Verbindung von Stahl und Beton. werden deshalb in so großen Mengen benötigt,
sen und Schmieden je nach Material sowohl dass die Produktionsanlagen heute ganze Städ-
zur Warmverformung als auch zur Kaltverfor- Mechanische Bearbeitung te Europas prägen.
mung (Abb. B 7.6). Die mechanische Bearbeitung von Metallen
deckt einen breiten Produktbereich im Bau- Eisen
Schmieden wesen ab. Fräsen, Bohren, Feilen, Sägen Eisen ist das weltweit meistgebrauchte Metall.
Geschmiedet wird handwerklich oder mit Ma- und Drehen sind so genannte spanabheben- Eisenvorkommen stehen nach Sauerstoff, Silizi-
schinen mittels Hammer und Amboss oder mit de Bearbeitungsmöglichkeiten. Es können um und Aluminium mit etwa 5 % an vierter Stelle
Pressformen (Gesenke). Schmieden kann so- z.B. Gewinde in Vollmaterial geschnitten wer- der in der Natur verfügbaren chemischen Ele-
wohl ein Kalt- als auch ein Warmverformungs- den, Bohrungen gefräst oder auch Gelenke mente. Roheisen enthält ca. 4 % Kohlenstoff und
prozess sein. Es ermöglicht diverse Formen. für Türen und Fenster gedreht werden. Bie- ist spröde. Chemisch reines Eisen findet selten
gen und Prägen zählen zu den Kaltverfor- Verwendung, weil es geringe Festigkeit aufweist
Gießen mungen (z.B. für Bleche). Durch Falzen von und schnell oxidiert. Da sich die Eigenschaften
Gießen erlaubt eine beliebige Formgebung dünnen Blechen entstehen regensichere Ver- von Eisen durch Reduktion des Kohlenstoffan-
des Bauteils. Stahlguss kann jedoch nur span- bindungen für Dachflächen (siehe Gebäude- teils verbessern, wird es überwiegend zu Stahl
abhebend weiterbearbeitet werden. Zinn und hülle, S. 124). und anderen Eisenlegierungen weiterverarbeitet.
Bronze eignen sich für feinteilige präzise
Gussteile. Verbindungstechniken Herstellung und Recycling
Für Metalle existieren vielfältige Fügetechni- Im Hochofenprozess wird Eisenerz mit Kalk
Walzen ken. Man unterscheidet lösbare Verbindun- gemischt und bei Temperaturen von 1500 °C zu
Werkstücke (z.B. Walzprofile für den Stahlbau) gen wie Schrauben, Nägel, Nieten und Stifte Eisen reduziert. Dabei entstehen aus den nicht-
werden in mehreren Arbeitsschritten in einem von unlösbaren wie Schweißen, Löten metallischen Beimengungen der Erze Schlacke
Walzwerk über ein System von Rollen und (Weich- und Hartlöten) und Kleben. Beim und Gase. Der Kohlenstoff im Eisen löst sich teil-
Walzen durch den hohen Anpressdruck der Schweißen verschmelzen die Werkstücke an weise auf, wodurch der Schmelzpunkt gesenkt
Rollen geformt. ihrer Berührungsstelle und verbinden sich wird. Es entsteht kohlenstoffhaltiges Roheisen,
stoffschlüssig. das schwerer ist als die Schlacke. Infolgedessen
Pressen Beim Löten verbindet ein geschmolzenes sinkt es ab und kann kontinuierlich aus dem Pro-
Beim Pressen bzw. Drücken wird das Metall Metall oder eine Legierung mit niedrigerem zess entnommen werden. Der Zuschlag von
durch eine Öffnung mit der gewünschten Schmelzpunkt andere Metallwerkstücke. Schrott zu diesem Verfahren bietet gleich zwei
Querschnittsform gepresst. Das Verfahren eig- Vorteile: Die Qualität des Roheisens verbessert
net sich besonders für Nichteisenmetalle, so Produkte, Halbzeuge sich und der Primärenergieaufwand des Recyc-
können z.B. komplizierte Aluminiumquer- Aufgrund der Vielzahl der für das Bauwesen lings liegt im Vergleich zur Neuproduktion bei
schnitte für Fensterrahmen hergestellt werden. relevanten Produkte aus Metall können hier etwa 20 – 40 %.
Der Prozess kann sowohl kalt- als auch warm- nur Gruppen benannt werden: Gussteile,
verformend sein. gezogene Drähte, Stäbe, Betonstabstahl und Gusswerkstoffe
Betonstahlmatten, Rohre, Profilstahl, Die Bezeichnung Gusswerkstoff fasst Gusseisen
Ziehen geschweißte Profile, Kaltprofile, Strangpres- und Gussstahl zusammen (Abb. B 7.10). Die
Drähte, Stangen und Bewehrungsstähle wer- sprofile, Ringe, Reifen, Scheiben, Schrauben, Verbindungen von Eisen mit einem Anteil von
den durch Ziehen hergestellt. Es handelt sich Drehteile und viele Arten von Blechen (Abb. mehr als 2 % Kohlenstoff bezeichnet man als
in der Regel um Kaltverformungen. B 7.7 und B 7.8). Gusseisen, von weniger als 2 % als Stahlguss.
79
Metall
Eisenmetalle Kurzbezeichnung Rohdichte Wärme- Wärmeaus- elektrische Zugfestigkeit E-Modul Bruch- Streck- und
leitfähig- dehnungs- Leitfähigkeit dehnung 0,2- Dehn-
keit koeffizient grenze
[kg / m3] [W / mK] [mm / mK] [m / Ωmm2] [N / mm2] [N / mm2] [%] [N / mm2]
Gusseisen
Gusseisen mit Lamellengraphit GJL 7100–7300 40–50 0,012 5–7 100–450 (600–1080)1 78 000–143 000 0,8–0,3 98 / 285 2
Gusseisen mit Kugelgraphit GJS 7100–7200 36,2–31,1 0,013 5–7 400–900 (700–1150)1 169 000–176 000 18–2 240–600
Stahl
Stahlguss 7850 40–50 0,012 5–7 380–1100 210 000 7–25 200–830
Baustahl
Fe 360 BFN (RSt 37-2) S235JR 1.0038 7850 56,9 0,012 5 340–470 212 000 25 235
WT St 37-3 S235J2W 1.8965
Fe 510 C (St 52-3 U) S355JO 1.0553 7850 48 0,012 5 450–680 212 000 17–20 275–355
WT St 52-3 S355J2W 1.8965
Edelstahl
V2A (X 5 CrNi 18-10) 1.4301 7920 14,5 0,016 1,5 500–700 200 000 45 190
V4A (X 6 CrNiMoTi 17-12-2) 1.4571 7960 15 0,017 1,4 500–730 200 000 45–50 210–255
1
Im Gegensatz zu Stahl entsprechen sich Druckfestigkeit und Zugfestigkeit bei Gusseisen nicht. Es sind daher zusätzlich die Druckfestigkeiten in Klammern angegeben.
2
Aufgrund der geringen Bruchdehnung sind die Werte für eine 0,1- Dehngrenze angegeben.
B 7.10
Die Eigenschaften und die Benennung des Guss- ge und Schlüssel bestehen aus weißem Guss-
Herstellung und Recycling
eisens hängen von der Form des Kohlenstoffs im eisen; für die Verbindung von Zugstäben,
Es gibt drei Verfahren, um den Kohlenstoff im
erstarrten Gusswerkstoff ab. Man unterscheidet Abspannungen, Aussteifungen etc. wird Guss-
Roheisen zu reduzieren und Stahl zu erhalten.
Gusseisen mit Lamellengraphit (GJL), mit Kugel- eisen aus Kugelgraphit eingesetzt. Beim so genannten Windfrischen wird das Roh-
graphit (GJS) und Temperguss (GJM). Temper- Sofern keine Prüfzeugnisse vorliegen, müssen
eisen vollständig entkohlt, entweder durch Ein-
guss wird in oxidierender Umgebung hell (weißer die Eigenschaften von tragenden Gussteilen mit
pressen von Luft (Thomas-Verfahren) oder
Guss). In Sandformen bleibt Kohlenstoff im Werk- aufwändigen Bauteilversuchen nachgewiesen
durch Aufblasen von reinem Sauerstoff (Linz-
stoff und färbt ihn dunkel (graues Gusseisen oder werden. Deshalb finden jüngere Entwicklungen
Donauwitzer-, kurz LD-Verfahren).
Grauguss (L)). Es gibt auch Legierungen von leistungsfähiger Gusswerkstoffe aus spezifi-
Zu den Herdfrischverfahren zählen das Sie-
Gusseisen. Gusseisenwerkstoffe sind spröde, schen Legierungen nur allmählich Anwendung
mens-Martin- und das Elektrostahl-Verfahren.
nicht durch Schmieden formbar, nur bestimmte im Bauwesen. Das Siemens-Martin-Verfahren entwickelten Wil-
Sorten können spanabhebend bearbeitet werden. helm und Friedrich Siemens im Jahr 1856, um
Stahl
Der Schmelzpunkt von Gusseisen liegt niedriger Schrott wieder in Stahl umzuwandeln. Mit einem
Stahl ist ein Eisenwerkstoff mit einem Kohlen-
als bei Stahl. Gusseisen mit Kugelgraphit lässt System zur Vorwärmung von Gas und Luft ent-
stoffgehalt von weniger als 2 %. Stahl mit gerin- stehen in einem wannenartigen Ofen die zum
sich bedingt schweißen und ist korrosionsbestän-
gem Kohlenstoffgehalt hat einen höheren
diger. Einen gegossenen Stahl, der keine nach- Erzeugen von flüssigem Stahl notwendigen
trägliche Umformung mehr erfährt, bezeichnet Schmelzpunkt, ist aber besser schmiedbar und Temperaturen von ca. 1800 °C. Pierre und
man als Stahlguss (GS). Stahlgusslegierungen weniger spröde. Elastizitätsmodul und Schweiß- Emile Martin gelang es 1864, dieses Verfahren
lassen sich mit Baustahl gut verschweißen undbarkeit tragen als die entscheidenden Faktoren erfolgreich anzuwenden; es sollte für etwa 100
werden deshalb bei geometrisch komplizierten zur Anwendungsvielfalt des Stahls bei. So ent- Jahre die wichtigste Technik der Stahlherstel-
Verbindungen verwendet (Abb. B 7.7). hält Baustahl z.B. etwa 0,2 % Kohlenstoff. Antei- lung bleiben.
le von anderen chemischen Elementen beein- Für das Elektrostahl-Verfahren wird ein Lichtbo-
Anwendung flussen die Stahleigenschaften – z.B. das Korro- gen zwischen zwei Elektroden gezündet; die
Gusseisen eignet sich im Bauwesen z.B. für sionsverhalten – erheblich, auch wenn sie noch extrem hohen Temperaturen schmelzen auch
Abflussrohre, Heizkörper und Badewannen. so gering sind. Zu den derzeit über 2000 in Nor- hochwertige Legierungsmetalle.
Kanaldeckel und Hydranten werden ebenfalls men erfassten Werkstoffvarianten des Stahls Heute üblich sind das LD- und das Elektrostahl-
aus Temperguss (Grauguss) gegossen. Beschlä- kommen ständig weitere hinzu. Verfahren.
Wärmebehandlungen
Stahl wird durch gezieltes Erwärmen und
Abkühlen oder Hämmern (Schmieden) in seinen
physikalischen Eigenschaften verändert, da – je
nach Kohlenstoffgehalt – bei 700 –1500 °C ver-
schiedene Kristallstrukturen entstehen. Man
unterscheidet Glühen, Härten und Vergüten.
Stahllegierungen
Stahllegierungen mit anderen Bestandteilen
sind von Stahl deutlich zu unterscheiden, da sie
erheblich veränderte Eigenschaften aufweisen.
Die Entwicklung leistungsfähiger Stahl-
legierungen ist nicht abgeschlossen, hochfeste
Legierungen dieser Art werden beispielsweise
im Automobil- und Maschinenbau angewendet.
Edelstahl
Korrosionsbeständige Stähle fasst man unter
dem Begriff Edelstahl zusammen. Die Legierun-
gen enthalten mindestens 10 % Chrom, aber
auch andere Metalle wie Nickel, Molybdän,
B 7.11 B 7.12
80
Metall
81
Metall
Blei für Rostschutzbeschichtungen (Mennige). Auf- (Zamak) für Beschläge, Messing und Neusilber
Nach Aluminium gehört Blei zu den häufigsten grund seiner toxischen Wirkung sollte seine sowie Lote zum Löten.
Metallen in der Erdkruste. Es ist ein Nichteisen- Anwendung vermieden werden, da es sich in Einen wichtigen Anwendungsbereich für Zink
metall, das aufgrund seiner hohen Dichte zu der Nahrungskette anreichert. stellt der Korrosionsschutz für Stahlbauteile dar,
den Schwermetallen zählt. da Zink wegen seiner Schutzschicht erheblich
Zink und Titanzink beständiger ist. Es gibt diesbezüglich viele
Eigenschaften Schon die Römer nutzen Zink in Form von Mes- Verfahren zum Oberflächenschutz für Außen-
Blei weist eine geringe Zugfestigkeit und große sing, ohne das Zink selbst zu kennen. Marco bauteile aus Stahl: Feuerverzinken, galvanisch
temperaturabhängige Längenänderungen auf. Polo beschreibt Ende des 13. Jh. die Herstel- verzinken, Spritzverzinken u.a. Die Lebensdau-
Es kann Schallwellen, Röntgenstrahlen und lung des Zinkoxids für medizinische Zwecke. er der Beschichtungen aus Zink hängt wesent-
radioaktive Strahlen absorbieren. Von starken Die industrielle Produktion beginnt etwa 1850. lich vom CO2-Gehalt der Umgebungsluft ab.
Säuren, frischem Mörtel und Beton wird Blei Zinklegierungen (wie z.B. Titanzink aus
angegriffen, es ist jedoch äußerst korrosionsbe- 99,995 % Zink und 0,003 % Titan) besitzen Kupfer
ständig. An der Luft bildet es eine festsitzende höhere Festigkeiten als das relative spröde Zink. Das Wort Kupfer stammt aus dem Lateinischen
Oxidschicht, die anschließend mit CO2 karboni- Die Legierungen sind nicht nur löt- sondern und verweist darauf, dass die Römer das Erz
siert. Diese Schicht ist hellgrau und wasserun- auch schweißbar und haben eine geringere auf der Insel Zypern (Cuprum) abbauten. Kup-
löslich. Da Blei sehr weich ist, lässt es sich gut Wärmedehnung als Zink. Deshalb wird im Bau- fer gehört zu den Schwermetallen.
walzen und durch Hämmern und Gießen formen wesen fast ausschließlich Titanzink verwendet.
sowie löten, schweißen und mechanisch leicht Zink ist witterungsbeständig, weil es an der Luft Eigenschaften
bearbeiten. Seine Farbe ist mattgrau. ähnlich wie Blei eine feste Karbonatschicht Kupfer ist rotglänzend und sehr beständig. Es
bildet. Es wird deshalb häufig für galvanische lässt sich gut bearbeiten, leicht verformen,
Herstellung und Recycling Überzüge auf anderen Metallen verwendet, löten und schweißen, aber schlecht gießen.
Ein Bleisulfidkonzentrat gewinnt man nach meh- z.B. auf Stahl, Kupfer usw. Kupfer leitet sehr gut Wärme und elektrischen
reren Durchgängen in so genannten Flotations- Strom. Schlecht zu verarbeiten ist reines, wei-
zellen. Dabei wird das gemahlene Erz unter Herstellung und Recycling ches Kupfer, die Festigkeit lässt sich aber in
Wasser aufgeschäumt und mit Luft durchgast, Zinkerze (Zinkblende, Zinkspat und Zinkoxid Legierungen deutlich verbessern.
um die Metallverbindungen von anderen nennt man auch Galmei) werden im Flotations-
Bestandteilen zu trennen. Die anschließende verfahren aufbereitet – ähnlich wie Blei. Zur Patina
Verhüttung des getrockneten Konzentrates Gewinnung eignet sich sowohl das so genannte Kupfer ist gegen die Einwirkung von Gips, Kalk
erlaubt die Beimengung eines hohen Anteils trockene Verfahren, bei dem Kohle das Zinkoxid und Zement resistent und bildet an der Luft
von sekundären Rohstoffen aus Bleischrott. Der im Destillierofen reduziert, als auch das nasse eine dichte grünliche Schicht aus Kupfersal-
Prozess benötigt viel Energie, und es entsteht Verfahren, bei dem die Reduktion elektrolytisch zen. Diese Patina entsteht unter normalen städ-
dabei toxischer Bleistaub, der deponiert werden erfolgt. tischen Umweltbedingungen über einen Zeit-
muss. Die Recyclingquote liegt über 50 %, Durch die Aufbereitung der Zinkerze am Ab- raum von ca. acht Jahren. Der Farbton wech-
dabei können etwa 40 % der Herstellungsener- bauort versucht man, Energie einzusparen. selt während dieses Prozesses von rotbraun
gie eingespart werden. Etwa 30 % der weltweiten Produktion wird aus über dunkelbraun und grau bis hin zu den typi-
Sekundärmaterial (Schrott) gewonnen. schen Grüntönen. Durch so genanntes Vorpati-
Anwendungen nieren wird dieser Prozess vor der Montage
Bleche aus Blei eignen sich für Dachdeckungen Anwendungen chemisch vorweggenommen.
und Fassaden (Abb. B 7.14). Wegen seiner Kor- Titanzinkbleche eignen sich für Fassaden Grünspan hingegen ist ein Kupfersalz, das sich
rosionsbeständigkeit kommt es auch als Schutz- (Abb. B 7.15), Dachrinnen und Rohre. unter Einwirkung von Essigsäure bildet und oft
mantel (z.B. für Elektroleitungen) zum Einsatz. Zink lässt sich sehr präzise und kleinteilig gie- mit der Kupferpatina verwechselt wird. Im
Blei eignet sich zur Abschirmung von Strahlung ßen. Es gibt viele für das Bauwesen relevante Gegensatz zur Patina ist Grünspan toxisch und
für Räume der Nuklearmedizin und als Rohstoff Legierungen auf Zinkbasis, z.B. Zinkdruckguss wasserlöslich.
82
Metall
Nichteisenmetalle Rohdichte Wärme- Wärmeausdeh- elektrische Zugfestigkeit E-Modul Bruchdehnung Streck- und 0,2-
leitfähigkeit nungskoeffizient Leitfähigkeit Dehngrenze
[kg / m ] 3
[W / mK] [mm / mK] [m / Ωmm ]2
[N / mm2] [N / mm ]2
[%] [N / mm2]
Aluminium 2703 1 / 2699 2 222 0,023 37 90–120 1 / 150–230 2 72 200 8–25 1 / 2–8 2 40–70 1/ 80–110 2
EN AW-7022 (AlZn5Mg3Cu) 2780 130 n.b. 20 410–490 70 000 3–8 330–420
Zink 7130 113 0,033 / 0,0234 16,9 150 / 220 4 94 000 25 / 15 4 160 / 220
Titanzink Z1 (ZnCuTiAl) 7200 109 0,022 17 150–220 80 000 ≥ 35 100 –160
Kupfer 8940 394 0,017 57 160–200 1 / 200–250 3 120 000 25 –15 1 / 50–30 3 40 –60 1 / 100–150 3
CW024A; 2.0090 8900 329 0,017 n.b. 200–515 132 000 3 – 40 35 – 320
Kupfer-Zinn Leg. (Bronze) 8600–8800 54–75 0,017–0,019 ca. 9 240–300 80 000–106 000 5 – 12 130 –180
Kupfer-Zink Leg. (Messing) 8300–8500 117–159 0,017–0,020 ca. 16 370–740 75 000–120 000 10 – 20 150 – 490
CuZn37; CW508L; 2.321 8400 121 0,020 ca. 16 740 110 000 10 440
1 2 3 4
gegossen gewalzt geglüht Werte gelten parallel und senkrecht zur Walzrichtung
B 7.17
Herstellung und Recycling zur besseren Unterscheidung durch die Legierungen aus Kupfer und Zink: Messing u.a.
Die Kupfererze Kupferkies und Kupferglanz normgerechte Bezeichnung »Legierung aus Diese Legierungen enthalten mindestens 50 %
werden wie Blei und Zink durch Flotation auf- Kupfer und Zinn« ersetzt werden, da es auch Kupfer. Man unterscheidet heute Kupferknet-
bereitet. Die Reduktion erfolgt im Konverter. Für Legierungen aus Kupfer und Aluminium gibt legierung (bisherige Bezeichnung Messing)
Anwendungen in der Elektrotechnik, die etwa (bisher Aluminiumbronze). Bronze entsteht im von Rotguss und Neusilber. Die Kupferknet-
60 % der Kupferproduktion beanspruchen, Schmelzbad bei 1000 °C und enthält einen legierung besteht aus Kupfer und Zink mit 55–
wird Kupfer elektrolytisch gewonnen (Elektrolyt- Zinnanteil zwischen 10 und 20 %. 85 % Kupferanteilen. Rotguss ist eine Legie-
kupfer). Über 50 % der Produktion stammen Bronze ist extrem dauerhaft und witterungsbe- rung aus Kupfer, Zink und Zinn (je 1–10 %).
aus Recyclingmaterial, dessen Verwendung ständig. Es ist härter als Messing und Kupfer, Neusilber besteht zu 50–60 % aus Kupfer,
86 % des Primärenergieaufwandes einspart. besitzt eine hohe Korrosionsbeständigkeit und Nickel zu 10 –25 % und Zink.
Abriebfestigkeit, weshalb es auch als Material Die Kupferlegierungen sind gut formbar, leicht
Verarbeitung und Anwendung für langlebige Lagerbuchsen eingesetzt wird. zu bearbeiten und können im Gegensatz zu
Für Kupferwerkstoffe eignen sich alle üblichen Bronze weist eine dunkle Oberfläche auf, die reinem Kupfer gegossen werden.
Verarbeitungstechniken. Sie lassen sich wegen mit geringem Aufwand goldglänzend poliert Messing ist sehr korrosionsbeständig und
der hohen Wärmeleitfähigkeit schlecht schwei- werden kann. Viele Bronzeskulpturen und frisch bearbeitet oder poliert goldglänzend. Mit
ßen, jedoch gut kleben und löten. Gegenstände im öffentlichen Raum zeigen an der Zeit wird die Oberfläche jedoch matt und
Kupferbleche verwendet man für Fassaden stark frequentierten Berührungsstellen durch dunkel.
und Dächer (Abb. B 7.16), aber auch für die Abnutzung eine glänzend polierte Oberflä- Die Kupferlegierungen finden einen breiten
Abdichtungen, weil man es mit Bitumen verkle- che. Anwendungsbereich. So wird Messing z.B. für
ben kann. Kupfer eignet sich zur Herstellung Bronze eignet sich für Rohrverbindungsmittel, Anschlussklemmen, Schrauben und Muttern,
von Rohren, z.B. für die Heizungsinstallation, Beschläge und Armaturen (wie z.B. für Gas-, Armaturen und viele Beschläge verwendet.
und findet breite Anwendung in der Elektro- Wasser-, und Dampfinstallationen). Außerdem Ein architektonisches Beispiel für die Anwen-
technik (siehe Installationen S. 150f.). werden aus Bronze Glocken und Kunstgegen- dung von Metallgeweben aus Messing stellt die
stände gegossen. Wegen seiner Dauerhaftig- Synagoge in Dresden dar (Abb. B 7.19).
Legierungen aus Kupfer und Zinn: Bronze keit findet man an historischen oder aufwändi- Neusilber eignet sich für Kontaktflächen in der
Der Name Bronze, der aus dem lateinischen gen zeitgenössischen Gebäuden auch Fenster- Elektrotechnik, aber auch für Beschläge und
Brundisium (aus Brindisi) entstand, soll heute profile und Türen aus Bronze (Abb. B 7.18). Wasserarmaturen.
.
83
Glas
B 8.1
Mit der Erfindung der Sandkerntechnik konnte tenen Zylinder in einem Ofen aufgebogen und
ab ca. 6000 v. Chr. Glas in kleinen Mengen gestreckt wurden. Die neue Technik machte es
künstlich hergestellt werden. Die von syrischen z.B. möglich, große Mengen von Scheiben mit
Handwerkern entwickelte Glasmacherpfeife verbesserter Oberflächenbeschaffenheit für
ermöglichte seit ca. 200 v. Chr. das Produzie- den Kristallpalast (1851) in London zu produ-
ren von transparenten Gefäßen. Römische Bau- zieren. Infolge der technologischen Entwick-
meister verwendeten bereits durch Gießen her- lung wurde die Produktion von Glas effizienter
gestelltes Glas für Fenster. Das Glas war auf- und kostengünstiger.
grund des Herstellungsprozesses zwar licht- 1905 entwickelten die Belgier Emile Fourcault
durchlässig, aber noch undurchsichtig. und Emile Gobbe sowie der Amerikaner Irving
Vom 4. bis ins 19. Jh. bestimmten zwei Verfah- Colburn fast zeitgleich unterschiedliche Verfah-
ren die Glasherstellung. Beim Mondglasverfah- ren, mit denen man flaches Glas direkt aus der
ren erzeugt der Glasbläser durch Rotieren um Schmelze ziehen kann.
die Glasmacherpfeife eine runde Scheibe mit Dem Franzosen Max Bicheroux gelang 1919
bis zu 2 m Durchmesser. Herstellungstechnisch die Zusammenführung der verschiedenen
hat das Glas in der Mitte eine typische Erhe- Arbeitsschritte für Gussglas, indem das noch
bung: den Butzen. Größere verglaste Flächen warme Glas über gekühlte Walzen in Form
wurden durch Zusammenfügen von Butzen- gebracht, noch warm geschnitten und dann
scheiben und kleineren Glasbruchstücken mit über Tische in Kühlöfen transportiert wurde.
Bleistegen erzeugt. Erst seit 1959 ist man in der Lage, wirklich
Das Zylinderblasverfahren dagegen ermöglicht ebene Gläser herzustellen. Beim von Alastair
die Herstellung größerer, fast flacher Scheiben. Pilkington erfundenen Floatglasverfahren wird
Hierbei wird mit der Glasmacherpfeife ein Zylin- das Glas auf ein flüssiges Zinnbad gegossen
der geblasen, dieser in noch warmem Zustand und erhärtet dort. Wegen seiner Leistungsfähig-
aufgeschnitten und anschließend auf einer keit setzte es sich in kürzester Zeit für die Her-
Unterlage ausgerollt. Die erzielbare Oberfläche stellung fast aller Flachglasarten durch. Heute
ist aber im Verhältnis zu Mondglas deutlich produziert eine Floatglasanlage kontinuierlich
2
unebener. ca. 3000 m hochwertiges Glas pro Stunde.
In Frankreich entwickelte Bernard Perrot 1687
die Technik, Glas auf eine vorgewärmte Kupfer- Glas in der Architektur
platte zu gießen und anschließend durch An Gewächshäusern, Bahnhöfen und Markthal-
Schleifen und Polieren zu glätten. Für die Her- len entstanden bereits im 19. Jh. vollständig
stellung von Spiegeln genügt einseitiges Polie- verglaste Fassaden. Die Architekten faszinierte
ren, weshalb das Produkt die Bezeichnung die Möglichkeit, die Außenwände von Gebäu-
Spiegelglas erhielt. den vollständig lichtdurchlässig zu gestalten.
Der Bedarf an Holz für die Herstellung von Glas Bereits 1919 skizzierte Ludwig Mies van der
war zu dieser Zeit immens, da es als Rohstoff Rohe einen radikalen Entwurf für ein vollständig
für die Pottasche und als Energielieferant dien- verglastes Hochhaus in Berlin. Das 1926 erbau-
te. So blieb Glas bis ins 18. Jh. ein Luxus, der te Bauhaus in Dessau von Walter Gropius
repräsentativen Bauten vorbehalten war. Goti- (Abb. B 8.4) gilt als frühes Beispiel für eine
sche Kirchenfenster zeigen die handwerklichen großflächige Fassade. Eines der ersten Wohn-
Leistungen der Glasmacher dieser Zeit. häuser, bei dem transluzente Glashohlsteine
verwendet wurden, ist Pierre Charreaus »Mai-
B 8.1 Glaspavillon der Sommerakademie Rheinbach (D)
2000, Marquardt Architekten Industrialisierung son de Verre« in Paris von 1932. Seit Anfang
B 8.2 systematische Darstellung von Glasprodukten Im 19. Jh. begannen Hersteller, die Schmelz- der 1950er-Jahre entstanden in Amerika die
B 8.3 physikalische Kennwerte von siliziumbasiertem öfen mit Kohle zu befeuern. Neue Techniken ersten vollständig verglasten Wohnhäuser von
Glas optimierten den Prozess des Schmelzens und Philip Johnson und Ludwig Mies van der Rohe
B 8.4 Vorhangfassade, Bauhaus Dessau (D) 1926,
Walter Gropius
reduzierten den Brennstoffverbrauch. Lucas sowie Vorhangfassaden aus Glas für Büroge-
B 8.5 Profilglasfassade, Erweiterung des Kunst- und Robert Chance verbesserten 1832 das bäude, welche die Architektur bis heute prägen.
museums Winterthur (CH) 1995, Gigon + Guyer Zylinderblasverfahren, indem die aufgeschnit- Die Energiekrise Anfang der 1970er-Jahre führ-
84
Glas
Glaskennwerte
85
Glas
86
Glas
87
Glas
Transmission
Reflexion
Abstrahlung Abstrahlung
B 8.12 schematische Darstellung von Lage und Wirkung + Konvektion + Konvektion
von Beschichtungen
B 8.13 Pyramide des Louvre, Paris (F) 1989, 1 2 3 4
Ieoh Ming Pei 1 Oberflächenbeschichtung
B 8.14 Vergleich von Wärme- und Sonnenschutzver- 2 Low-E-Beschichtung Wärmeschutz
glasung 3 Low-E-Beschichtung Sonnenschutz
B 8.15 adaptive Gläser, Projekt »R 129«, Werner Sobek 4 Oberflächenbeschichtung
B 8.12 B 8.13
Hitzeeinwirkung auf, wird undurchsichtig und Wärmeschutz Da über die Wellenlängen des sichtbaren
kann so Wärmestrahlung absorbieren. Nach Im Vergleich zu Einfachverglasungen erreichen Lichts der Reflexionsgrad verschieden sein
DIN 4102 unterscheidet man G-Verglasungen, Isoliergläser wesentlich höhere Wärmedämm- kann, können einzelne Beschichtungen zu
welche die Wärmestrahlung um 50 % reduzie- werte. Physikalisch finden beim Wärmedurch- einer unterschiedlichen Farbwiedergabe
ren und F-Verglasungen, die sich auf der feuer- gang durch den Glasverbund drei unterschied- führen.
abgewandten Seite im Mittel um nicht mehr als liche Prozesse statt: Es gibt drei Verfahren zum Aufbringen von
140 K erwärmen dürfen. Beschichtungen. Beim so genannten Hard-
• Konvektion, d.h. Energietransport durch Gas- coating wird auf die noch heiße Oberfläche des
Folienzwischenschichten bewegung im Scheibenzwischenraum Glases schon während des Herstellungspro-
Weitere Gestaltungsmöglichkeiten ergeben • Transmission, d.h. Energietransport durch zesses eine Metalloxidschicht aufgebracht.
sich durch die Verklebungstechnik. Anstelle der Strahlung Beim »Softcoating«, auch Sputtering genannt,
für VSG notwendigen PVB-Folie kann z.B. eine • Wärmeleitung im Glas, Glasverbund und wird die fertige Glasscheibe beschichtet. Die
bedruckte Folie aus Polyethylen (PE) verwendet Scheibenzwischenraum so hergestellte Beschichtung ist weniger wider-
werden. Die Druckmotive werden in hoher Qua- standsfähig als beim »Hardcoating« und wird
lität abgebildet, vollflächige Farben jeder Inten- Gasfüllungen deshalb sofort zu Isolierverglasung weiterverar-
sität von transparent bis opak sind möglich. Edelgasfüllungen wie Argon, Xenon oder Kryp- beitet. Das PVD-Verfahren (Physical Vapour
Lediglich bei sehr großen Scheibenabmessun- ton erhöhen den Wärmeschutz: Gegenüber Deposition) lässt das Beschichtungsmaterial
gen erreicht die Folientechnik durch die Breite einer Luftfüllung verbessern sie die U-Werte am Glas kondensieren.
der Folien ihre Grenzen. Alternativ kann Gieß- (Abb. B 8.14). Die Schwergase reduzieren im Silberbeschichtete Wärmeschutzgläser werden
harz zur Verklebung verwendet werden. Glaszwischenraum die Effekte von Konvektion in der Fachsprache auch als Low-E-Gläser
Durch Laserbelichtung können mit Folien auch und Transmission. Obwohl Xenon und Krypton (Low-Emissivity = niedrige Emissivität = niedri-
holographisch-optische Effekte erzielt werden. bessere thermische Eigenschaften besitzen, ge Wärmeabstrahlung) bezeichnet und stellen
Ähnlich optischen Geräten wie Linsen o.Ä. wird Argon wegen seiner höheren Verfügbarkeit den heutigen Stand der Technik dar. Sie kön-
erzeugen holographisch-optische Elemente und des einfacheren Produktionsprozesses am nen heute praktisch farbneutral hergestellt wer-
(HOE) gezielte Lichtumlenkung, Lichtbrechung häufigsten verwendet. den. Eine Low-E-Beschichtung reduziert den
oder Schatten. U-Wert einer Glasscheibe von 3,0 auf
Vakuum 1,6 W / m2K. Weil die Lage der Beschichtungen
Durch Herstellen eines Vakuums im Scheiben- die Wirkung der Isolierverglasungen beeinflusst
Isolierglas zwischenraum lässt sich die Wärmeleitung wei- (Abb. B 8.12), müssen sie für den Einbau ent-
ter reduzieren. Dazu muss im Glaszwischen- sprechend gekennzeichnet werden.
Eine Isolierverglasung besteht aus mindestens raum ein Unterdruck von etwa 10-3 bar herr-
zwei Scheiben, die eine isolierende Gasschicht schen. Die Isolierwirkung des Vakuums ist Wärmeschutz-Isoliergläser
mit einem Randverbund umschließen. Durch unabhängig vom Abstand der Scheiben, was Als Wärmeschutz-Isoliergläser bezeichnet man
den Glasverbund werden die Wärme- und technisch Scheibenabstände von unter 1 mm Isoliergläser, die mit mindestens einer Wärme-
Schalldämmeigenschaften verbessert. Alle ermöglicht. Da sich die Glasscheiben durch schutzbeschichtung versehen sind. Standard
beschriebenen Glasarten können zu einer Iso- den Unterdruck biegen und dabei berühren für ein Zweischeiben-Wärmeschutz-Isolierglas
lierverglasung kombiniert werden. Eine Auftei- können, sind Abstandhalter notwendig. ist ein U-Wert von 1,0 bis 1,1 W / m2K. Edelgas-
lung der Zwischenschicht in mehrere Schichten gefüllte Dreischeiben-Isoliergläser mit zwei
durch Glasscheiben oder Trennfolien kann die Beschichtungen Low-E-Beschichtungen erreichen einen U-Wert
Dämmeigenschaften der Gläser weiter verbes- Metallische Beschichtungen wie Silber oder von bis zu 0,4 W / m2K.
sern. Titan beeinflussen das Reflexions- und Absorp-
Das Maß für den Scheibenzwischenraum (SZR) tionsverhalten der Verglasung. Ziel ist es, einen Sonnenschutz
liegt in der Regel zwischen 8 und 20 mm. Der Großteil der aus dem Gebäudeinneren abge- Eine reflektierende Beschichtung der äußeren
Randverbund muss entsprechend den Anfor- strahlten Infrarotstrahlung zu reflektieren. Die Scheibe kann eine erhebliche Verbesserung
derungen der Füllung ausgebildet sein. Der am Beschichtungen verringern die Emissivität und des U-Werts und der Energiedurchlässigkeit
häufigsten verwendete, geklebte metallische eignen sich prinzipiell für Sonnen- und Wärme- bewirken und somit zum Sonnenschutz eines
Randverbund besteht aus einer doppelten schutz. Die spektrale Emissivität bezeichnet Gebäudes beitragen. Die Art der Reflexion
Dichtung, einem metallischen Abstandhalter den Teil der Transmission, die einen Körper kann von der einfachen Verspiegelung bis zur
und einem integrierten Feuchtigkeitsabsorp- durch thermische Emission durchdringt. Bei selektiven Beschichtung (z.B. umgekehrte Low-
tionsmittel. Floatglasscheiben liegt die Emissivität bei 0,89. E-Beschichtung) reichen. Wie aus Abb. B 8.14
88
Glas
U-Wert nach EN ISO 10077-1 Ug [W / m2K] 1,5 1,2 1,1 0,8 0,5 1,1 1,1 1,1
Gesamtenergiedurchlasskoeffizient 1 g [%] 64 64 64 52 52 37 24 28
Lichtdurchlässigkeit 1 TL [%] 81 81 81 72 72 67 40 55
Lichtreflexion 1 RL [%] 12 12 9 14 14 11 / 12 2 10 / 33 2 9 / 12 2
Farbwiedergabe 1 Ra [%] 98 98 98 96 96 96 / 94 2 95 / 70 2 86 / 88 2
1 2
exemplarische Herstellerangaben Werte gelten für innen / außen
B 8.14
hervorgeht, ist gerade bei der Verwendung von lytisch erzeugtem Wasserstoff blau bzw. ent- raum eingebaut werden. Für die Lichtlenkung
Sonnenschutzbeschichtungen die Farbwieder- färbt sich, wenn Luft zugeführt wird. Durch die lässt sich die Oberfläche der Lamellen optimie-
gabe der Gläser zu prüfen. Schicht können die Lichttransmissionswerte ren. So sind z.B. starre Spiegellamellen dreisei-
zwischen 15 und 60 % variieren. Für die Steue- tig verspiegelte, oft konkav geformte Lamellen.
Winkelselektive Beschichtung rung ist ein Gasversorgungsgerät notwendig, Der Lichteinfall ist bei richtiger Geometrie
Eine neue Entwicklung stellen metallische das bis zu 10 m2 Fläche regulieren kann. blendfrei, die direkte Durchsicht nach außen
Beschichtungen dar, die ein winkelabhängiges Ganz ohne Steuerung kommen photo- und und innen jedoch nicht möglich.
Lichtbrechungsverhalten haben. Eine mikro- thermotrope Gläser aus. Die Veränderung Retrolamellen sind sehr kleine, gefaltete, starre
skopisch kleine Prismenstruktur bricht die Licht- phototroper Gläser basiert auf Metallionen Jalousien. Auch sie erreichen durch ihre aus-
strahlung in Abhängigkeit vom Einstrahlungswin- (z.B. Silberionen); die Regulation findet in gefeilte Geometrie eine gute Durchsicht, gute
kel. Die Beschichtung dient dem Sonnenschutz; Abhängigkeit von der UV-Strahlung statt. Ther- Lichtlenkungseigenschaften und bieten
sie muss spezifisch für den Einsatzort und den motrope Gläser basieren auf einer Zweistoffmi- zugleich Sonnenschutz.
entsprechenden Einstrahlungswinkel hergestellt schung, die sich ab einer bestimmten Tempe- Im Scheibenzwischenraum können neben
werden. ratur entmischt. Das Glas streut dann diffus die beweglichen und starren Systemen auch frei
einfallende Lichtstrahlung und erscheint nur wählbare Materialien angebracht werden,
Adaptive Verglasungen noch transluzent. deren Öffnungsanteil den Transmissionsgrad
Veränderbare Beschichtungen werden in und die Durchsicht bestimmt. Die Möglichkei-
Zukunft weitere Anwendungsbereiche erschlie- Einbauten im Scheibenzwischenraum ten der Gestaltung sind vielfältig: Lochbleche,
ßen, besonders für intelligente Fassaden (Abb. Verglasungen mit starren oder beweglichen Metallgewebe, Holzstäbe etc.
B 8.15). Sie können selbstständig oder durch Einbauten im Scheibenzwischenraum erfüllen
Steuerung vom licht- und strahlungsdurchlässi- weitere Anforderungen an das Glas in Bezug Schallschutz
gen in den lichtstreuenden, verdunkelnden oder auf Wärmedämmung, Sonnenschutz und Schwergase wie z.B. Schwefelhexafluorid (SF6),
reflektierenden Zustand wechseln. Gestaltung. Dabei ist zu beachten, dass es Argon und Krypton verbessern gegenüber Luft-
Elektrochrome Schichten bestehen aus einer durch äußere Druckverhältnisse bei bestimmten füllungen auch die Schalldämmwerte von Iso-
etwa 1 mm dicken Polymerfolie, in der bestimm- Wetterlagen zu einer Durchbiegung der Schei- lierverglasungen. Folgende Parameter können
te Metalloxide wie z.B. Wolframoxid (WO3), ben kommen kann. Die Einbauten müssen die Schalldämmung weiter verbessern:
Nickeloxid (NiO) oder Iridiumoxid (IrO2) eingela- daher einen ausreichenden Sicherheitsabstand
gert sind. Durch Anlegen einer elektrischen zu den Scheiben einhalten. • großes Scheibengewicht (hohe Trägheit)
Spannung wird der Gesamtenergiedurchlass • unterschiedliche Scheibendicken (Vermei-
des Glases reguliert, wobei das Glas zwischen Lichtlenkung, Sonnenschutz, Blendschutz dung von Resonanzeffekten)
transparentem und tiefblauem Zustand wech- Aluminiumlamellen können als starre Lamellen • Einfügen von PVB-Folien (Prinzip Masse-
selt. Nach dem Abschalten des Stroms bleibt oder als Jalousien mit elektrischem oder Feder-Masse)
der letzte Zustand eine begrenzte Zeit (1–24 mechanischem Antrieb im Scheibenzwischen- • großer Scheibenabstand
Std.) erhalten. Durch die Schicht ist eine Redu-
zierung des Energiedurchlasses auf maximal
20 % erzielbar. Elektrochrome Gläser eignen
sich als Sonnen- und Blendschutz.
Auch Flüssigkristalle (Liquid Crystal, LC) können
sich bei Anlegen einer elektrischen Spannung
ausrichten und dadurch vom lichtstreuenden,
undurchsichtigen Zustand in den transparenten
Zustand überführt werden. Wegen ihrer Tempe-
raturempfindlichkeit werden sie bisher nur im
Innenbereich als variabler Sichtschutz einge-
setzt. Mikroverkapselte Flüssigkristalle, die das
Glas leicht trüben, können die Lichttransmissi-
onswerte im Bereich von 0,48 und 0,76 variieren.
Eine Weiterentwicklung stellen gasochrome Ver-
glasungen dar. Eine Schicht aus Wolframoxid
(WO3) verfärbt sich durch Einlagerung von kata-
B 8.15
89
Kunststoff
B 9.1
Die Herstellung von Kunststoffen begann Werkstoff für Gehäuse und Isolierungen zur
Mitte des 19. Jahrhunderts mit der chemi- Verfügung. Dieser erste duroplastische
schen Umwandlung natürlicher organischer Kunststoff ist unter dem Begriff Bakelit
Rohstoffe. Nach einer Experimentierphase bekannt.
gelang es, die Stoffeigenschaften gezielt zu Grundlegend für die Verfahren zur Herstel-
verbessern, sodass traditionelle Produkte lung von Kunststoffen ist, dass sich einzelne
nach und nach ersetzt werden konnten. Die niedermolekulare Bausteine (Monomere)
chemische Vernetzung (Vulkanisation) von unter geeigneten Bedingungen durch che-
Kautschuk-Latex des Kautschukbaums zu mische Reaktion zu Makromolekülen (Poly-
gummielastischem Naturkautschuk markierte mere) verbinden (Synthese).
den Beginn der Gummiindustrie. Bis 1940 entwickelte die Kunststoffindustrie
Zelluloid, ein Umwandlungsprodukt aus Nit- großtechnische Verfahren für die meisten
ratzellulose und Kampfer, gilt als erster ther- der heute bekannten Kunststoffe. Aus der
moplastischer Kunststoff. Er wurde als trans- Vielfalt der Kombinationsmöglichkeiten ver-
parenter Träger lichtempfindlicher Schichten schiedener Bausteine und der formgeben-
für fotografische Zwecke verwendet. den Weiterverarbeitung resultieren maßge-
Die Erzeugung dieser Kunststoffprodukte schneiderte Werkstoffe wie Schaumkunst-
erforderte bis Ende des 19. Jahrhunderts stoffe, synthetische Fasern oder Verbund-
nachwachsende Rohstoffe. Deren chemi- werkstoffe.
sche Analyse zeigt das Kohlenstoffatom in Die Kunststoffe wurden zunächst in der Elek-
den Molekülen als zentrales gemeinsames trotechnik und im Automobilbau eingesetzt,
Element, das addiert lange Ketten bildet, die ab den 1960er-Jahren auch in großem Maß-
grundlegend für den Aufbau organischer stab im Bauwesen. In dieser Zeit demonst-
Produkte sind. Die Anwendung dieser rierten Architekten die Leistungsfähigkeit
Erkenntnis führte 1898 zur Herstellung des von Kunststoffen bei Schalentragwerken,
ersten vollsynthetischen Kunststoffs durch Fassadenbekleidungen oder beispielsweise
die Verbindung von Phenol (aus Steinkohlen- bei den transluzenten Tafeln für das Dach
teer) und Formaldehyd. des Olympiastadions in München (Abb.
Ohne Füllstoffe ist das Phenolharz glasklar. B 9.1). Heute sind Kunststoffprodukte in
Mit Füllstoffen gemischt und unter Druck und allen Bereichen des Bauwesens vertreten –
Hitzeeinwirkung in Formen gepresst, stand sichtbar z.B. als Bodenbelag oder Fassade-
der Elektrotechnik ab 1909 ein hitzebeständi- nelement, unsichtbar als Dichtungsbahn,
ger, nicht schmelzbarer, nicht leitender Dämmung oder bei Installationen.
90
Kunststoff
Chemischer Aufbau von Kunststoffen Monomeren, z.B. Polyethylen (PE), Polystyrol Eigenschaften des Kunststoffs beeinflusst,
(PS) oder Polyvinylchlorid (PVC). ist hierbei das entscheidende Zuordnungs-
Die fossilen Rohstoffe Erdöl, Erdgas und Kohle Bei der Copolymerisation werden unter- kriterium.
entstanden durch Zersetzung organischer Sub- schiedliche monomere Bausteine zur Reakti-
stanzen. Über Millionen von Jahren reicherte on gebracht, um die Eigenschaften der Kunst- Thermoplaste
sich unter hohen Temperaturen und hohem stoffe noch breiter variieren zu können. Copo- Die Makromoleküle der amorphen Thermo-
Druck auf dem Meeresgrund Kohlenstoff (C) lymerisate mit linearen Makromolekülen sind plaste, z.B. Polymethylmethacrylat (PMMA),
und Wasserstoff (H) an. z.B. Styrol-Acrylnitril (SAN) oder Styrol-Butadi- bestehen aus linearen Molekülketten, die sich
Erdöl besteht aus Kohlenwasserstoffmolekülen, en-Styrol (SBS). ineinander verknäulen, aber keine chemische
deren Siedepunkt mit zunehmender Ketten- Bindung miteinander eingehen.
länge steigt. Die Destillation von Rohöl in der Polykondensation Amorphe Thermoplaste sind glasklar und bei
Raffinerie trennt die unterschiedlich langen Die Polykondensation erfolgt durch die Reak- Zimmertemperatur hart und spröde. Teilkris-
Molekülketten in einzelne Fraktionen wie Gas, tion von Monomeren mit reaktionsfähigen talline Thermoplaste wie z.B. Polyamid (PA)
Benzin, Diesel und Schweröl. Aus dem so Gruppen – meistens Hydroxyl- (-OH) oder weisen neben den verknäulten Bereichen
gewonnenen leichten Benzin (Naphta) werden Aminogruppen (-NH2) – zu Makromolekülen. auch geordnete, so genannte kristalline Berei-
durch »Cracken« ungesättigte und somit reak- Dabei werden niedermolekulare Moleküle, che auf, die zur erhöhten Festigkeit des
tionsfreudige Kohlenwasserstoffe erzeugt. meist Wasser (H2O), abgespalten. Der Reakti- Kunststoffs beitragen. Mit Zunahme des Kris-
Unter ihnen sind Ethen und Propen, beide nie- on liegt ein Gleichgewicht zugrunde, über das tallisationsgrades nimmt die Transparenz ab.
dermolekular und gasförmig, die wichtigsten sie gesteuert werden kann. Physikalische Bindungskräfte halten die
Ausgangsstoffe für die synthetische Kunst- Polykondensate mit linearer Makromolekül- Makromoleküle zusammen. Bei Temperaturer-
stofferzeugung. Sie können heute auch unter struktur sind z.B. Polyamid (PA), Polycarbonat höhung nehmen die Bindungskräfte ab und
hohem Aufwand aus nachwachsenden Roh- (PC) oder Polyester (PET), eine vernetzte die Beweglichkeit der einzelnen Ketten ver-
stoffen gewonnen werden. Struktur weisen z.B. Phenolformaldehyd- größert sich, sodass sich die Eigenschaften
Neben Kohlenstoff und Wasserstoff enthalten Harze (PF) auf. der Thermoplaste fließend von hart über ther-
Kunststoffe je nach Typ häufig noch weitere moelastisch zu thermoplastisch verändern.
chemische Elemente wie Sauerstoff (O), Chlor Polyaddition Der Vorgang (z.B. Schmelzen) ist reversibel
(Cl), Fluor (F), Schwefel (S), Silizium (Si) und Die Grundprinzipien der Polyaddition sind und lässt sich auch mit spezifischen Lösemit-
Stickstoff (N). denen der Polykondensation sehr ähnlich: teln erreichen. Dieses Charakteristikum von
Unterschiedliche Monomere bilden durch Thermoplasten ermöglicht vielfältige Formge-
Merkmale reaktionsfähige Gruppen Makromoleküle, bungs-, Verarbeitungs- und Wiederverwer-
Folgende Merkmale charakterisieren die meis- jedoch ohne Abspaltung von niedermolekula- tungsverfahren.
ten Kunststoffe, auch wenn ihre Eigenschaften ren Nebenprodukten. Die entstehenden Pro-
sehr spezifisch sein können: geringe Rohdich- dukte werden nach ihrem chemischen Aufbau Elastomere
te, geringe Wärmeleitfähigkeit, großer Wärme- gegliedert, z.B. in die Gruppe der Polyuretha- Elastomere bestehen aus weitmaschig ver-
ausdehnungskoeffizient, hohe Zugfestigkeit, ne (PUR) oder der Epoxidharze (EP). netzten Molekülketten. Bei der Formgebung
niedriger E-Modul, eng begrenzte Dauerge- chemisch miteinander verbunden (Vulkanisati-
brauchstemperatur, gutes elektrisches Isolati- Eine Sonderstellung nehmen so genannte on) lassen sie sich durch Temperatureinwir-
onsvermögen, Beständigkeit gegenüber Was- Polymerblends (Polymerlegierungen) ein. kung nicht mehr lösen und sind deshalb nicht
ser und vielen Chemikalien, Entflammbarkeit, Dabei handelt es sich um ein Gemisch min- schmelzbar. Lösemittel quellen sie auf. Elasto-
ohne Zusätze Alterung durch UV-Strahlen, Ver- destens zweier fertiger Thermoplaste mit dem mere verhalten sich bei Gebrauchstemperatur
sprödung bei tiefen Temperaturen. Ziel, die Eigenschaften beider Polymere zu gummielastisch und zersetzen sich irreversi-
nutzen, z.B. ABS + PC. bel bei entsprechenden Temperaturen,
Die Vielfalt der Kunststoffprodukte kann nach z.B. Elastomere auf Basis von Styrol-Butadien-
dem Syntheseverfahren oder nach der moleku- Gliederung nach Makromolekülstruktur Kautschuk (SBR).
laren Struktur gegliedert werden. Beide Eintei- Unabhängig vom Syntheseverfahren unter- Thermoplastische Elastomere (TPE) wie z.B.
lungen lassen auf die Art der verwendeten Aus- scheiden sich drei Kunststoffgruppen nach PUR- oder SBS-Blockcopolymere besitzen
gangsstoffe und die mechanisch-thermischen der Struktur der einzelnen Makromoleküle und wesentliche Eigenschaften von Elastomeren.
Eigenschaften des Produkts schließen. der damit möglichen Anordung im Polymer- Da sie jedoch eine physikalische Vernetzung
gefüge (Abb. B 9.7). Der Vernetzungsgrad aufweisen und keine chemische, sind sie wie
Gliederung nach Syntheseverfahren der Makromoleküle, der die grundsätzlichen Thermoplaste zu verarbeiten.
Man unterscheidet drei Verfahren zur Herstel-
lung von Kunststoffen; dabei werden reaktions-
fähige Monomere durch chemische Reaktion
zu kettenförmigen, verzweigten oder vernetzten
Makromolekülen verbunden:
Polymerisation
Druck, Temperatur, Licht, Initiatoren und Kata-
lysatoren leiten die Polymerisation ein. Die
Doppelbindungen der Monomere brechen auf
und die Einzelbausteine fügen sich ohne
Abspaltung von Nebenprodukten zu linearen
Molekülketten zusammen. Die äußeren Bedin-
gungen beeinflussen die Länge der Kette und
den Verfilzungsgrad der Molekülketten unter-
einander.
Homopolimerisate bestehen aus gleichen
B 9.4
91
Kunststoff
92
Kunststoff
synthetische Kunststoffe
Copolymerisation /
Polymerisation Polykondensation Polykondensation Polyaddition Vulkanisation
Legierung
Polyolefine: Polyamide (PA) Aminoplaste: vernetzte Elastomere auf Basis von: Polyurethan-
Polypropylen (PP) Polycarbonat (PC) Harnstoffharze (UF) Polyurethane (PUR) Styrol-Butadien- Elastomere (TPU)
Polyethylen (PE) Melaminharze (MF) Kautschuk (SBR) Polyester-
Polyethylen hoher Dichte lineare Polyester: Melamin-Phenol-Harze (MP) Epoxidharze (EP) Polybutadien- Elastomere (TPC)
(PE-HD) Polyethylenterephthalat Resorzinharze (RF) Kautschuk (BR)
Polyethylen niederer (PET) und Blends Chlor-Butadien- Elastomere auf
Dichte (PE-LD) Kautschuk (CR) Polyolefinbasis:
Polyisobutylen (PIB) Polyaddition Phenoplaste: Isobutylen-Isopren- Ethylen-Vinylacetat-
Phenolharze (PF) Kautschuk / Butyl- Copolymer (EVAC)
Polyvinylchloride (PVC): kautschuk (IIR)
hart (PVC-U) lineare Polyurethane ungesättigte chlorsulfoniertes
weich (PVC-P) (PUR) Polyesterharze (UP) Polyethylen (CSM)
Ethylen-Propylen-Dien-
Polystyrol (PS) Kautschuk (EPDM)
expandiertes Copolymerisation
Polystyrol (EPS) halbsynthetische Kunststoffe
Ethylen-Tetrafluorethylen-
Polysulfon (PSU) Copolymerisat (ETFE)
Polyoxylmethylen (POM) Ethylen-Copolymerisat- Silikone (SI)
Polyacrylnitril (PAN) Bitumen (ECB) Thermoplaste Duroplaste Elastomere
(Polysiloxane)
Polymethylmetacrylat Styrolacrylnitril (SAN)
(PMMA) Acrylnitril-Butadien-
Polytetrafluorethylen Styrol-Copolymer (ABS) Nitratzellulose (CN) Vulkanfiber (VF) Naturkautschuk
(PTFE) Polyvinylacetat (PVAC) Zelluloseacetat (CA) (NR)
B 9.7
Extrudieren Rotationsformen gen häufig die in einigen Kunsstoffen enthalte-
Die Stangpresse formt die flüssige thermoplas- Für das Rotationsformen eignen sich nahezu nen Halogenverbindungen bei, z.B. als Flamm-
tische Kunststoffmasse im Endlosverfahren zu alle Thermoplaste. Die fließfähige Kunststoff- schutzmittel (siehe Glossar, S. 268).
Profilen, Rohren, Tafeln, Folien und Schläuchen masse verteilt sich durch Rotation an den
aus PVC, PE, PMMA oder PC. In einem weite- Außenseiten der Form, die sich um verschiede- Recycling
ren Schritt, z.B. dem Blasformen, kann ein ne Achsen dreht. Es entstehen Behälter für Die bei der Produktion anfallenden Kunststoff-
Rohrabschnitt in den Konturen einer Negativ- Transport und Lagerung. abfälle werden in der Regel dem Stoffkreislauf
form aufgeblasen und abgekühlt werden. zurückgeführt, da sie die für eine werkstoffliche
Umformen Verwertung wesentlichen Bedingungen erfül-
Kalandrieren Nur thermoplastische Halbzeuge (z.B. Tafeln, len: Sie sind sortenrein, sauber und nicht geal-
Mehrere hintereinander geschaltete Walzen for- Profile, Rohre) lassen sich umformen. Im tert. Eine aufwändige und kostenintensive Sam-
men Thermoplaste oder Kautschuke zu Bah- erwärmten Zustand erfahren sie durch Biegen, mellogistik entfällt.
nen. Dabei können sie die Oberfläche mit Prä- Streckformen unter Vakuum oder Tiefziehen Für das Recycling von Kunststoffabfällen ste-
gungen versehen und Gewebe einarbeiten. eine Formänderung, die bis zur Abkühlung – hen grundsätzlich vier Möglichkeiten zur Wahl:
Bodenbeläge und Dichtungsbahnen aus PVC dem Einfrieren – gehalten werden muss.
oder Polyolefinen werden mit diesem Verfahren Andernfalls stellt sich das Formteil wieder Wiederverwendung
hergestellt. zurück. Gleiche Teile in hoher Stückzahl sowie die
Kompatibilität durch genormte Formen und
Spritzgießen Fügen Abmessungen erleichtern die Wiederverwen-
Durch Spritzgießen werden aus Thermoplasten, Thermoplastische Kunststoffe können mit ver- dung von Kunststoffen. Dies ist z.B. bei Mehr-
Duroplasten und Elastomeren Massenartikel, schiedenen Schweißtechniken zusammenge- wegflaschen oder Formteilen der Autoindustrie
aber auch kleine Formteile hergestellt: Mit fügt werden. Verschrauben und Verkleben mit der Fall. Im Bauwesen werden bisher nur Fens-
hohem Druck in Formen gespritzt, erkalten die geeigneten Klebstoffsystemen ist bei allen terprofile aus PVC in kleinem Maßstab wieder-
Kunststoffe oder härten aus. Formschlüssig Kunststoffarten möglich. verwendet. Die Ausweitung auf andere Bauteile
verbinden sich durch dieses Verfahren auch wie Fassadenplatten oder Dämmungen durch
mehrere Kunststoffkomponenten miteinander. Gesundheitsrisiken genormte Größen birgt ein großes Entwick-
Fertig verarbeitete, reine Kunststoffprodukte lungspotenzial.
Pressen sind bei sachgerechtem Gebrauch unbedenk-
Die Formmasse aus duroplastischen Harzen lich. Auch die Herstellung, Weiterverarbeitung Werkstoffliche Verwertung
wird in das Werkzeug gefüllt und unter Druck oder der Einbau von Kunststoffprodukten stel- Unter werkstofflicher Verwertung versteht man
und hoher Temperatur gepresst, sodass sich len bei sachgerechtem Umgang kein erhöhtes die mechanische Aufbereitung von gebrauch-
dabei die Molekülketten zu Duroplasten vernet- Gesundheitsrisiko dar, sofern die zahlreichen ten Kunststoffen zu direkt wiederverarbeitungs-
zen. In Schichtpressen entstehen aus mit duro- Vorschriften des Gesetzgebers – z.B. die MAK- fähigen Mahlgütern oder Rezyklaten. Die chemi-
plastischem Harz getränkten Trägerbahnen Werte zur maximalen Arbeitsplatzkonzentration sche Struktur bleibt dabei unverändert.
Schichtstoffe für Plattenoberflächen. oder die Technischen Richtlinien für Gefahr- Für eine sinnvolle werkstoffliche Verwertung
Dickwandige Tafeln oder geschäumte Halb- stoffe (TRGS) – beachtet werden. müssen saubere und sortenreine Altkunststoffe
zeuge aus den Thermoplasten PS oder PP Im Brandfall können toxische Verbindungen in großen Mengen vorliegen, verbunden mit
erhält man nach dem Pressen durch Abkühlen. wie Dioxine oder Furane entstehen. Dazu tra- einem geringen logistischen Aufwand. Dies ist
93
Kunststoff
Rohstoffliche Verwertung
Die rohstoffliche Verwertung bedeutet die
Spaltung der Polymerketten der Kunststoffe
durch Einwirkung von Wärme und Lösemit-
teln. Die entstehenden Produkte sind petro-
chemische Grundstoffe wie Öle und Gase,
die zur Herstellung neuer Kunststoffe oder
auch für andere Zwecke eingesetzt werden.
Diese Methode ist auch für vermischte und
verschmutzte Kunststoffabfälle geeignet.
B 9.8 B 9.9
Energetische Verwertung Polyvinylchlorid (PVC) – Thermoplast digkeit auf. Lösemittelklebstoffe ermöglichen
Altkunststoffe oder kunststoffhaltige Abfälle Die hervorragenden Eigenschaften von PVC wie eine gute Verbindung durch Anlösen der Ober-
besitzen aufgrund ihres hohen Kohlenstoff- chemische Beständigkeit, mechanische Festig- fläche. Durch Aufschäumen erhält man expan-
anteils einen hohen Heizwert. Wenn sie sich keit, vielfältige Bearbeitungsmöglichkeiten und diertes (EPS) oder extrudiertes (XPS) Polysty-
für eine werkstoffliche oder rohstoffliche Ver- seine Modifizierbarkeit bezüglich Flexibilität rol; beide werden als Wärme- und Schalldäm-
wertung schlecht eignen, ist der Einsatz zur und Schlagzähheit ermöglichen den Einsatz in mung verwendet.
Energiegewinnung anstelle fossiler Brenn- vielen Bereichen, z.B. für Abwasserrohre, Fens-
stoffe in entsprechenden Anlagen häufig terprofile, Lichtkuppeln, Wellplatten, Fassadene- Polymethylmethacrylat (PMMA) – Thermoplast
eine unter ökologischen und ökonomischen lemente, Dichtungsbahnen und Bodenbeläge. Der umgangssprachliche Name Acrylglas
Gesichtspunkten rationelle Verwertungs- Hart-PVC (PVC-U) ist hart und spröde. Erst beruht auf den sehr guten optischen Eigen-
option. Weichmacher modifizieren den Kunststoff zu schaften und der hohen Kratzfestigkeit von
Weich-PVC (PVC-P). PVC ist glasklar herstell- PMMA. Die Einsatzgebiete der Produkte über-
bar, farbig transparent oder opak. Es ist schneiden sich mit denen von Glas. Beim Ein-
Kunststoffe im Bauwesen schwer entflammbar und brennt aufgrund bau ist der hohe Wärmeausdehnungskoeffizi-
seines hohen Chlorgehalts schlecht. ent des Kunststoffs zu beachten, zwängungs-
Das Bauwesen ist, neben der Verpackungs- freie Längenänderungen sind in die Planung
industrie, mit ca. 20 % einer der wichtigsten Polystyrol (PS) – Thermoplast einzubeziehen. Folgende Produkte werden aus
Abnehmer für Kunststofferzeugnisse. Nach- Polystyrol ist glasklar mit hohem Oberflächen- PMMA erzeugt: glasklare, auch eingefärbte
folgend wird eine Auswahl der am Bau ver- glanz und relativ spröde. Erst mit UV-Stabilisa- Platten, Stegplatten, Lichtkuppeln und splitter-
wendeten Kunststoffe beschrieben, geordnet toren ausgerüstet weist es eine hohe Bestän- sichere Scheiben.
nach Thermoplasten, Duroplasten, Elastome-
ren und Verbundsystemen. Abb. B 9.13 zeigt
mögliche Anwendungsgebiete.
94
Kunststoff
Beschichtungen
tragende Profile
Dichtstoffe
Klebstoffe
stanzen eignet sich SBR sehr gut für Boden-
beläge, Dichtungsbahnen, Dichtungen und Anwendungsgebiete von
Kabelisolierungen. Kunststoffen nach Verbrauch
Polyethylen (PE) • •
Silikone (SI)
Polypropylen (PP) • • • •
Silikone besitzen kunststoffähnliche Merkmale.
Anstelle des Kohlenstoffatoms sind jedoch Polyvinylchlorid (PVC) • • • • •
anorganische Siliziumatome für die Molekülbil- Polystyrol (PS) • •
dung maßgeblich. Silikone werden von der Polymethylmethacrylat (PMMA) • • •
chemischen Struktur als Polysiloxane (Silizium- Polycarbonat (PC) •
Sauerstoffketten) bezeichnet, die organische Polytetrafluorethylen (PTFE) •
Substituenten aufweisen (z.B. Alkyl, Vinyl und
Polyurethan (PUR) • • •
Phenyl). Technisch werden sie ausschließlich
durch Polyreaktionen (z.B. Polykondensation) Polyesterharze (UP) •1 •1 • • • •
niedermolekularer, siliziumorganischer Verbin- Epoxidharze (EP) • •
dungen erzeugt. Je nach Moleküllänge entste- Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR) • •
hen dabei ölige, harz- oder kautschukartige Chlor-Butadien-Kautschuk (CR) • • •
Stoffe mit hervorragender Wärme- und Kältebe- Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM) • •
ständigkeit.
Silikon (SI) • • •
Das hydrophobische (wasserabweisende) Ver-
halten von Silikonprodukten und die gleichblei- • hoher Verbrauch mittlerer Verbrauch • geringer Verbrauch 1
glasfaserverstärkt
B 9.13
95
Kunststoff
B 9.14
B 9.14 Glasklebung, Prototyp einer rahmenlosen, selbst-
tragenden Glasschale aus 44 Elementen, Stutt- Komponenten, die Faserrichtung, die maximale • tragende Bauteile:
gart (D) 2004, Lucio Blandini, Werner Sobek Bruchdehnung der Matrix und die Haftung der Schalenkonstruktionen, Profile
B 9.15 a–d biologisch abbaubarer Kunststoff Faser an die Matrix bestimmen dabei die • Innenausbau, Möbelbau:
B 9.16 physikalische Kennwerte ausgewählter Kunst- Eigenschaften des Verbunds. Boden- und Wandbeläge, Trennwände
stoffe
• Gebäudehülle:
B 9.17 a–b selbsttragende Elemente aus glasfaserver-
stärktem Kunststoff gedämmt mit Polyurethan- Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen Fassadenelemente, Lichtkuppeln, Licht-
schaum, Futuro-Haus, (FIN) 1968, Matti Suuronen Aufgrund des hohen unverrottbaren Abfallauf- bänder, Dachabdichtungen, Membrane
kommens, der Endlichkeit fossiler Ressourcen • technischer Ausbau:
und der hohen CO2-Belastung der Umwelt geht Trinkwasserrohre, Abwasserrohre
die Entwicklung hin zu Kunststoffen auf der • Klebstoffe
Basis von nachwachsenden Rohstoffen. Aus • Bindemittel für organische und
stärkehaltigen Pflanzen wie Mais, Getreide, anorganische Stoffe, Beschichtungen
Zuckerrüben oder Kartoffeln wird Glukose • Wärmeschutz, Schallschutz
gewonnen, aus der durch Fermentation Milch- • Bautenschutz
säure hergestellt wird. In einem zweiten Schritt • Solarkollektoren
können durch eine Polykondensationsreaktion
der Milchsäure Polymere erzeugt werden, z.B.
Polylactid (PLA) oder Polyhydroxybuterat Klebstoffe
(PHB).
Diese »Bio«-Kunststoffe sind mit Zusatzstoffen Nach DIN 16 920 sind Klebstoffe nichtmetalli-
und Additiven vielfältig einstellbar: zäh, viskos, sche Stoffe, die Fügeteile durch Flächenhaftung
biologisch abbaubar oder über Jahre dauer- (Adhäsion) und innere Festigkeit (Kohäsion) ver-
haft. Das durchsichtige PLA ähnelt in seinen binden.
Eigenschaften und Anwendungen konventio- Wenn zwei Oberflächen vollkommen eben und
a nellen thermoplastischen Kunststoffen wie Poly- glatt wären – atomar perfekt –, dann würde die
styrol (PS), Polypropylen (PP) oder Polyethylen gegenseitige Anziehungskraft der einzelnen
(PE). Es wird bisher u.a. für Verpackungen von Moleküle ausreichen, beide Flächen aneinander
Lebensmitteln, für Folien und Töpfe im Agrar- zu binden. Klebstoffe simulieren dieses Prinzip.
bereich sowie für Beschichtungen von Papier- Sie stellen den Kontakt zweier nicht ganz ebener
und Kartonverbunden verwendet. Flächen mit Hilfe der oben beschriebenen
Mit der weiteren Entwicklung dieser Kunststoffe Anziehungskräfte her. Bei glatten Fügeteilen ist
ist auch mit einer deutlichen Ausweitung der es notwendig, diese mechanisch oder chemisch
Anwendungsgebiete zu rechnen. aufzurauen, um die Oberfläche zu vergrößern,
b an der die Moleküle angreifen können. Grund-
sätzlich nimmt mit größerer Schichtdicke die
Kunststoffanwendungen Elastizität der Klebung zu und die Festigkeit ab.
Die Materialeigenschaften der zu verbindenden
Die Hersteller von Kunststoffprodukten bedie- Baustoffe fordern jeweils dazu passende Kleb-
nen sich, ähnlich eines Baukastensystems, der stoffe. Poröse Materialien wie Holz, Papier oder
spezifischen Eigenschaften eines Kunststoffs, Textilien saugen den Klebstoff auf, was zu Fehl-
der Formgebungsverfahren und der Verarbei- stellen führen kann, aber auch ein schnelleres
c tungsmöglichkeiten, um den maßgeschneider- Abbinden zur Folge hat. Dichte Baustoffe benö-
ten Werkstoff für einen entsprechenden Anwen- tigen meist Klebstoffe mit reaktiven Abbindevor-
dungsbereich zu produzieren. gängen, die in der Regel mit höherer Haftkraft
Oft bietet der Markt das gleiche Produkt aus verbunden sind. Klebstoffe unterscheiden sich
unterschiedlichen Kunststoffen an. Der Nutzer im allgemeinen Sprachgebrauch nach Merkma-
wägt dann zwischen dem besten Preis-Leis- len der Anwendung: z.B. nach Gebrauchsform
tungs-Verhältnis ab. Dies spiegelt sich in den (flüssig, fest), Verwendungszweck (Holz-, Kunst-
für das Bauwesen relevanten Anwendungsbe- stoff-, Glas-, Metallklebstoff) oder nach Verarbei-
reichen wider (Abb. B 9.13): tungstemperatur.
d B 9.15
96
Kunststoff
Thermoplaste
Polyethylen PE
PE-LD 910–930 8–23 200–500 300–1000 0,32 200 –250 75 / 90
PE-HD 940–960 18–35 700–1400 100–1000 0,4 150 –180 80 / 110
Polypropylen PP 900–910 21–37 1100–1300 20 – 800 0,22 110 –170 100 / 140
Polyvinylchlorid PVC
PVC-P 1160–1350 20–25 25–1600 170–400 0,15 150 –210 55 / 65
PVC-U 1380–1550 50–75 1000–3500 10 –50 0,16 70 –80 85 / 100
Polystyrol PS 1050 45–65 3200 3 –4 0,16 70 70 / 80
Polymethylmetacrylat (Acrylglas) PMMA 1170–1200 50–77 2700–3200 2 –10 0,18 70 –80 90 / 100
Polycarbonat PC 1200 56–67 2100–2400 100–130 0,18 60 –70 135 / 160
Polytetrafluorethylen (Teflon) PTFE 2150–2200 25–36 410 350– 550 0,23 100 –200 150 / 200
Polyurethan PUR 1050 70–80 4000 3– 6 0,58 10 –20 100 / 130
Duroplaste
Epoxidharz EP 1300 40–80 4000 2–10 0,23 75 80 / 130 bis 200
Polyesterharze UP 1200 35–75 4000 1– 6 0,6 140 80 / 120
glasfaserverstärkte Polyesterharze
Polyesterharz; Glasfaservlies (GF) 30 % Masse 1400 90 7000 ≤1 n.b. 50 n.b.
Polyesterharz; Glasfasergewebe 40 % Masse 1500 130 9000 ≤1 n.b. 70 n.b.
Polyesterharz; Glasfasergewebe 60 % Masse 1700 320 19 000 ≤1 n.b. 110 n.b.
Elastomer
Styrol-Butadien-Kautschuk SBR 900–1200 5–30 – 300 – 800 n.b. n.b. bis 100
Chlor-Butadien-Kautschuk (Neopren) CR 1420 5–25 – 400 – 900 n.b. n.b. 100 / 120
Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk EPDM 930–980 7–20 – 300 – 600 n.b. n.b. 120 / 150
Silikone
Silikon SI 1250–1900 4–10 – 100 – 500 0,3–0,4 20–50 180 / 230
B 9.16
Klebstoffarten Lösemittelklebstoffe
Obwohl fast alle Werkstoffe miteinander verklebt Sie bestehen aus organischen Lösemitteln,
werden können, besteht ein komplexer Zusam- welche die Klebstoffe und auch die Fügeteile
menhang zwischen Klebstoffart, Fugengeometrie, anlösen und somit den Verbund erhöhen.
zu verklebenden Werkstoffen und Beanspru- Das Quellschweißen mit Lösemittel nutzt gelös-
chung. Die Hersteller bieten entsprechend formu- te Oberflächenschichten aus Kunststoff als
lierte Klebstoffe an, die durch folgende Abbinde- immanenten Klebstoff, z.B. bei Dachabdich-
mechanismen ihre Klebewirkung entfalten: Ohne tungsbahnen.
chemische Reaktion verdunstet das Lösemittel
oder das Klebemittel erkaltet in den festen Zu- Kontaktklebstoffe
stand. Mit chemischer Reaktion bilden sich nach Kontaktklebstoff wird auf die zu verklebenden
dem Aufbringen aus niedermolekularen Klebstoff- Flächen aufgetragen. Nach dem Abtrocken der
bestandteilen hochmolekulare klebende Stoffe. beiden Klebstoffschichten hängt die Klebewir-
kung von der Stärke des einmaligen Andrü-
Schmelzklebstoffe ckens ab. Der Klebefilm auf Basis von Polyiso-
Bei Schmelzklebstoffen erkaltet oder härtet die butylen (PIB) oder Chlor-Butadien-Kautschuk
Klebeschicht nach dem Auftragen. Schmelzen (CR) bleibt gummielastisch. a
aus Polyvinylacetat (PVAC) oder Polyisobutylen
(PIB) erkalten physikalisch, Epoxidharze (EP), Reaktionsharzklebstoffe
Melaminharze (MF) und Phenolharze (PF) härten Die Reaktionsharzklebstoffe teilen sich in drei
chemisch. Gruppen:
97
Ökobilanzierung »Für das nachhaltige Bauen kommt der Frage Ökobilanz enthält daher eine Bewertung der
des effizienten Einsatzes vorhandener Ressour- Datengrundlagen, aus der man ihre Belastbar-
cen eine Schlüsselrolle zu. Während vielfältige keit ableiten kann. Zur Auswertung werden die
Maßnahmen zur Reduzierung des Heizenergie- verschiedenen Emissionen zu Gruppen mit
verbrauchs von Gebäuden bereits Einzug in gleicher Umweltwirkung (z.B. Beitrag zum
das alltägliche Planungsgeschehen gefunden Treibhauseffekt) zusammengefasst. Es gibt
haben, werden die Potenziale, die eine intelli- keine genormten Vorgaben zu den darzustel-
gente Materialwahl eröffnen, derzeit noch lenden Kennwerten. Deshalb müssen die für
wenig in die Entwurfspraxis einbezogen. die Umweltauswirkungen des Produkts maß-
Neben ästhetischen, funktionalen und ökonomi- geblichen Kategorien im Einzelfall definiert
schen Entscheidungskriterien werden die öko- werden.
logischen Auswirkungen von Material und Kon-
struktion außer Acht gelassen oder unter- Auswertung
schätzt. Dies ist auch in der Komplexität des Auf Basis der Ergebnisse der Wirkungsbilanz
Themas und dem daraus resultierenden erfolgt die Auswertung. Nach ISO 14 043 glie-
Informationsdefizit begründet. Da jedoch die dert sich die Auswertung in drei Schritte:
entscheidenden Weichen für die Umweltaus- Ermittlung der Kernaussagen, Bewertung und
wirkungen eines Bauwerks in frühen Planungs- Ergebnisdarstellung. Nicht bilanzierte, aber
phasen gestellt werden, sind Informationen dennoch relevante Daten (z.B. Dauerhaftigkeit
über die Nachhaltigkeitsdaten eines Baustoffs oder Ausgasungen in der Nutzungsphase)
oder einer Konstruktion in einer leicht zu müssen zusätzlich dargestellt werden. Aus den
erschließenden und praxisnah aufbereiteten Ergebnissen leiten sich Schlussfolgerungen
Form Voraussetzung. Wie zahlreiche Demons- und Empfehlungen für die Produktnutzung ab.
trationsvorhaben belegen, macht sich die
nachhaltige Lösung auch ökonomisch bezahlt. Entwicklungen im Bereich Ökobilanzierung
Der gesamte Lebensweg, also die Erstellung Einige Länder in Europa haben Standards ent-
des Bauwerks, der Betrieb einschließlich Sanie- wickelt, welche die Auswertung in einem aggre-
rungszyklen und Reparaturen bis hin zu Abriss gierten Kennwert ermöglicht. Die Gewichtung
und Entsorgung sind relevant für die erzeugten der Kenngrößen ist allerdings subjektiv und
Stoffströme. Dem Planer fehlen jedoch oft Fak- nicht naturwissenschaftlich belegbar. In
ten und damit auch Argumente zur Beurteilung. Deutschland hat das Umweltbundesamt eine
Das Instrument der Ökobilanzierung bietet hier Methodik zur Einordnung und Rangbildung der
ein Hilfsmittel, welches vergleichbare Daten zur Wirkungskategorien entwickelt. Dabei werden
Verfügung stellt. Nicht zuletzt liefert die Ökobi- die Dimension der Wirkung (global – lokal; dau-
lanzierung auch den Herstellern Anhaltspunkte, erhaft – temporär), der derzeitige Umweltzu-
ihr Produkt zu verbessern.«[1] stand im Bereich der Wirkungskategorie
(bedrohlich – unbedenklich) sowie der Beitrag
der Wirkungskategorie an der Gesamtbelas-
Was ist eine Ökobilanz? tung in Deutschland (groß – klein) zur Wertung
herangezogen. Die im Atlas dargestellten Öko-
Eine Ökobilanz analysiert den gesamten Le- bilanzen sind gemäß dieser Sortierung (von
bensweg eines Bauelements. Dazu betrachtet links nach rechts) abgebildet.
man die Lebensstadien Rohstoffgewinnung, In Zukunft werden die für die Gebäudebewer-
Herstellung, Verarbeitung und Transport, ggf. tung notwendigen Kennwerte in Form von stan-
auch Gebrauch, Nachnutzung und Entsorgung. dardisierten Umweltdeklarationen (EPD) von
Gemäß ISO 14 040–14 043 umfasst sie drei Teile: den Herstellern zur Verfügung gestellt. Sie
Sachbilanz, Wirkungsbilanz und Auswertung. müssen von unabhängigen Dritten überprüft
werden. Damit bis dahin gleichwertige Berech-
Sachbilanz nungsgrundlagen zur Verfügung stehen, haben
In der Sachbilanz wird ermittelt, welche Stoff- sich die Bauprodukthersteller verpflichtet, eine
und Energieumwandlungsprozesse für das Übergangsdatenbank zu erstellen.
Produkt maßgeblich sind. Die Grenzen für die
Bilanzierung – die so genannten Abschnei- Kennwerte einer Ökobilanz
dekriterien – setzt man üblicherweise bei min- Am »Runden Tisch nachhaltiges Bauen«, der
destens 1 % Stoffmasse und Primärenergiever- vom Bundesministerium für Verkehr, Bau- und
brauch. Für ökologisch bedenkliche Stoffe (z.B. Wohnungswesen (BMVBW) koordiniert wird,
Weichmacher in Kunststoffen) müssen diese hat man sich darauf geeinigt, die im Folgenden
Abschneidekriterien im Einzelfall überprüft und erläuterten Indikatoren zu verwenden.
ggf. außer Kraft gesetzt werden.
Primärenergieinhalt PEI [MJ]
Wirkungsbilanz Der Primärenergieinhalt eines Baustoffs
Die Wirkungsbilanz erfasst die Emissionen aller beschreibt den zur Herstellung und Nutzung
Stoff- und Energieumwandlungsschritte. Sind des Materials notwendigen Aufwand an Ener-
keine herstellerspezifischen Daten verfügbar, gieträgern (Ressourcen). Dabei wird zwischen
greift man über Datenbanken auf vergleichbare nicht erneuerbarer und erneuerbarer Primär-
Prozesse zurück. Solche Austauschprozesse energie unterschieden. 100 MJ entsprechen
sind vom Bilanzierenden auszuweisen. Jede dem Heizwert von 2,8 l Heizöl.
98
Ökobilanzierung
Treibhauspotenzial GWP 100 [kg CO2-Äquivalent] Dauerhaftigkeit [a] Kennwerte für die Dauerhaftigkeit an. Ein einfa-
Durch den Treibhauseffekt wird von der Erde Die Dauerhaftigkeit beschreibt als Potenzial ches Beispiel stellt eine Bohle aus Lärchenholz
abgestrahlte Infrarotstrahlung reflektiert und den Zeitraum, in dem ein Baustoff in der zuge- dar, die als Dielenboden eingesetzt bis zu
teilweise wieder zur Erde zurückgestrahlt. Die ordneten Nutzung seine Funktion aufrechterhal- 50 Jahre, als Fassadenbekleidung aber bis zu
Anreicherung von Treibhausgasen in der Tro- ten kann. Sie muss (z.B. betriebsbedingt) nicht 70 Jahre lang nutzbar sein kann.
posphäre führt zu erhöhter Reflexion und somit zwangsläufig genutzt werden. Entsprechend Für das Lebensende (EOL – End Of Life) eines
zur Erderwärmung. Das Treibhauspotenzial der vielfältigen Nutzungseinflüsse ist meistens Baustoffs sind in Teil B Heizwert (Holz und
fasst Gase im Verhältnis zur Wirksamkeit von eine Zeitspanne angegeben. Der kleinere Wert Kunststoff) oder Recyclingpotenzial (Metall)
CO2 zusammen. Da die Verweildauer von beschreibt die Dauerhaftigkeit bei einer übli- angegeben. Für Baustoffe ohne EOL-Angaben
Gasen in der Atmosphäre in die Berechnung chen Nutzung, der größere Wert bezieht sich ist das Recyclingpotenzial im Vergleich zum
einfließt, muss der betrachtete Zeithorizont auf optimierte Planungen. Herstellungsaufwand gering (Beton wird bei-
(üblicherweise 100 Jahre) angegeben werden. spielsweise zwar als Zuschlag für Beton recy-
10 kg CO2-Ausstoß entsprechen dabei etwa Heizwert [MJ] celt, der Hauptaufwand liegt jedoch in der
der Aufbereitung und Verbrennung von 3 l Der Heizwert beschreibt die Energie, die beim Zementherstellung). Weiter muss die »Nutzbar-
Heizöl. thermischen Recycling (Verbrennen) des Stoffs keit« für das Recycling beurteilt werden, d.h.
frei wird. Durch Latentspeicher in der Luft die Möglichkeit Baustoffe überhaupt sortenrein
Ozonzerstörungspotenzial ODP [kg CCl3F-Äqui- gebundene Energie wird nicht berücksichtigt. dem Recycling zuführen zu können. Daher liegt
valent] 1 m3 Holz hat einen Heizwert von ein besonderes Augenmerk auf Verbundbau-
Ozon entsteht in der Stratosphäre durch die 8000 – 13 000 MJ (= 225 – 365 l Heizöl). stoffen.
Bestrahlung von Sauerstoff (O2) mit UV-Licht, Über den gesamten Lebenszyklus eines
die es dabei teilweise absorbiert. Nur ein Teil Recyclingpotenzial Gebäudes betrachtet kann so z.B. ein Boden-
der aggressiven UV-Strahlung gelangt so zur Das Recyclingpotenzial beschreibt den ökolo- belag mit geringer Dauerhaftigkeit (kurze Aus-
Erdoberfläche. Das Ozonzerstörungspotenzial gischen Wert der »Anreicherung« eines Materi- tauschzyklen) höhere Umweltbelastungen ver-
fasst die Wirkung verschiedener ozonzerstö- als in der »Technosphäre«. Es stellt dar, wie ursachen als die Tragkonstruktion.
render Gase zusammen. Als Bezugsgröße wird viele Umweltlasten dadurch im Verhältnis zur
FCKW 11 (Trichlorfluormethan, CCl3F) genutzt. Neuerzeugung des Materials eingespart wer- Vergleiche von Ökobilanzen
den können. Es wird dazu von einer maximalen Von besonderem Interesse für Architekten und
Versauerungspotenzial AP [kg SO2-Äquivalent] Sammelquote von 95 % ausgegangen. Da es Ingenieure dürfte der Vergleich bauphysika-
Versauerung entsteht überwiegend durch die sich beim Recyclingpotenzial um eine Einspa- lisch weitgehend identischer Konstruktionen
Umwandlung von Luftschadstoffen in Säuren. rung in der Herstellung handelt, besteht es aus sein. Aus ökologischer Sicht können solche
Daraus resultiert eine Verringerung des pH- einem kompletten Datensatz mit mehreren »gleichwertigen« Konstruktionen äußerst unter-
Werts von Niederschlag. Das Versauerungspo- Kennwerten. Würde das komplette noch beste- schiedlich bewertet werden. Entgegen »land-
tenzial fasst alle zur Versauerung beitragenden hende Recyclingpotenzial genutzt, müssten die läufiger« Meinung müssen beim Einsatz
Substanzen im Verhältnis zur Wirksamkeit von Werte zur Herstellung um die Werte für das umweltfreundlicher Alternativen keine Abstriche
SO2 zusammen. Sichtbare, sekundäre Effekte Recyclingpotenzial gesenkt werden. in Funktionalität, Ästhetik oder Wirtschaftlichkeit
der Versauerung an Gebäuden sind z.B. erhöh- Im Baustoff Atlas ist das Recyclingpotenzial nur gemacht werden – im Gegenteil: diese Form
te Korrosion von Metallen und die Zersetzung für Metalle angegeben, da diese zurzeit als ein- der Betrachtung bereichert u.U. den Planungs-
von Naturstein. zige Baustoffe einen Recyclingkreislauf mit prozess und setzt zusätzliche Kreativität frei.
hohem Wiederverwertungsanteil durchlaufen. Beispiele für die funktionale Gegenüberstellung
Überdüngungspotenzial EP [kg PO43--Äquivalent] von Materialanwendungen finden sich in Teil C.
Unter Überdüngung bzw. Eutrophierung ver- Zum leichteren Vergleich der einzelnen Auf-
steht man die Anreicherung von Nährstoffen. Umgang mit Ökobilanzdaten bauten liegen grafisch aufbereitete Daten vor.
In überdüngten Gewässern kann es zu Fisch- Die besonders bedeutenden Kennwerte des
sterben bis hin zum »Umkippen«, d.h. zum Aus Sicht des Planers interessiert zunächst der nicht erneuerbaren Primärenergieinhalts und
biologischen Tod des Gewässers kommen. Vergleich von Baustoffen im Kontext des des Treibhauspotenzials sind in Länge und
Pflanzen auf eutrophierten Böden weisen eine Gebäudes, um den Beitrag eines Baustoffs an Grauwert hervorgehoben, generell positiv
Schwächung des Gewebes und eine geringere der Gesamtbelastung der Umwelt durch das bewertbare negative Potenziale durch fehlende
Resistenz gegen Umwelteinflüsse auf. Ein Gebäude abzuschätzen. Diese stoffbezogenen Flächenfüllung gekennzeichnet, Werte unter
hoher Nährstoffeintrag führt weiterhin zur Kennwerte sind für einen Großteil üblicher Bau- 1 ≈ 10-8 in den Tabellen gleich null gesetzt. Die
Nitratanreicherung im Grund- und Trinkwasser, stoffe auf Seite 100f. zusammengefasst. Die Kennwerte werden für jeden Anwendungsbe-
wo es zu humantoxischem Nitrit reagieren Kennwerte beziehen sich je nach herstellertypi- reich prozentual verglichen, wobei der jeweils
kann. Das Überdüngungspotenzial fasst Sub- scher Deklaration entweder auf 1 m3 oder 1 kg höchste Wert in der Umweltkategorie eines
stanzen im Vergleich zur Wirkung von PO43- des jeweiligen Materials. Sie lassen damit die Anwendungsgebiets 100 % definiert. Daher
zusammen. Bewertung von Produkten unter allgemeinen sind Vergleiche von Aufbauten unterschied-
Umweltgesichtspunkten zu, sind aber unterein- licher Anwendungsbereiche nur auf Basis der
Photochemisches Oxidanzienbildungspotenzial ander durch unterschiedliche Bezugsgrößen Kennwerte möglich.
POCP [kg C2H4-Äquivalent] und bauphysikalische Eigenschaften nicht
Unter Einwirkung von Sonnenstrahlung entste- direkt vergleichbar. Erstellung eigener Vergleiche
hen aus Stickoxid und Kohlenwasserstoff Für den eigenen Vergleich von Konstruktionen
aggressive Reaktionsprodukte, insbesondere Lebenszyklusbetrachtung müssen zunächst geeignete Materialschichten
Ozon. Photochemische Ozonbildung (so Für die Bewertung des Baustoffs über den bestimmt werden (Funktionsäquivalent). Dabei
genannter Sommersmog) steht im Verdacht gesamten Lebenszyklus müssen weiterhin die sollte – um die Aussagen nicht zu verfälschen –
Vegetations- und Materialschäden hervorzuru- Recyclingmöglichkeiten des Baustoffs sowie der ganze Lebenszyklus betrachtet werden,
fen. Höhere Konzentrationen von Ozon sind seine Dauerhaftigkeit berücksichtigt werden. d.h. inklusive Dauerhaftigkeit und Recycling-
humantoxisch. Das Ozonbildungspotenzial Da nicht jedem Material eine festgelegte Nut- möglichkeiten. Zusätzlich sollte, wenn möglich,
wird auf die Wirkung von Ethen (C2H4) bezo- zung zugeordnet werden kann, gibt erst die der Aufwand für den Erhalt des Bauteils in die
gen. anwendungsbezogene Betrachtung in Teil C Betrachtung einbezogen werden.
99
Ökobilanzierung
Stahlbetonflachdecke
Betonfertigteil, 2 % Stahl (FE 360 B, C 35/ 40), 120 mm 1 m2 492 10 55 0,0000038 0,115 0,0149 0,0145
Recyclingpotenzial (FE 360 B, 85% primär) 15 kg -178 -4,2 -11 2,5 E-07 -0,046 -0,0036 -0,0074
Gesamt: 1 m2 314 6,2 44 0,0000040 0,069 0,0114 0,0070
Brettstapeldecke
Kiefer, 12 % Holzfeuchte (ortsnah), 180 mm 1 m2 1580 110 1712 -143 0,0000016 0,067 0,0074 0,0565
Baustahl, Warmwalzprofil (FE 360 B) 2,5 kg 59 1,4 4,1 0,0000002 0,013 0,0011 0,0020
Gesamt: 1 m2 1580 168 1713 -138 0,0000018 0,080 0,0085 0,0585
B 10.1
Abb. B 10.1 zeigt beispielhaft den Vergleich Datenherkunft Verbrauchsanteil in Deutschland – jeweils zur
einer Stahlbetondecke und einer Brettstapel- Hälfte Naturgips und REA-Gips, ein Nebenpro-
decke mit gleichwertiger Dauerhaftigkeit. Für dieses Werk wurde mit zwei Softwarepro- dukt der Rauchgasentschwefelung in Kohle-
Zunächst erfolgt die Ermittlung von vergleich- grammen bilanziert. Die für Teil B genutzte kraftwerken.
baren Materialdicken für die Konstruktionen Bilanzierungssoftware (GaBi 4) verwendet Um die programmeigene Konsistenz zu
(siehe Decken, S. 166). Zur Bilanzierung der Daten, die auf Erfahrungen aus Industriekoope- gewährleisten, wurden keine Daten zwischen
Stahlbetondecke wird das Betonfertigteil mit rationen und Patent- bzw. Fachliteratur basie- den Programmen transferiert. Abweichungen
2 % Stahlanteil herangezogen, die Brettstapel- ren. Die Softwaregrundlage in Teil C (LEGEP) zwischen den einzelnen Programmen sind mit *
decke setzt sich aus Kieferschnittholz und Bau- bilanziert demgegenüber mit Sachbilanzdaten, gekennzeichnet, um darzustellen, dass hier
stahl (Nägel) zusammen. die auf Basis einer theoretischen Herstellungs- noch weiterer Abstimmungsbedarf besteht. Die
Das Recyclingpotenzial von FE 360 B addiert weise zwischen 1990 und 1999 an der Bau- größten Übereinstimmungen zwischen den
sich zur Stahlbetondecke hinzu, da nach der haus-Universität Weimar (IREB) und an der Ökobilanzdaten der Programme finden sich in
Nutzungphase der Baustahl recycelt werden Universität Karlsruhe (ifib) errechnet wurden den Kennwerten des nicht erneuerbaren Pri-
kann. Die Wiederverwendung des Metalls in und greift weiterhin auf anerkannte Quellen wie märenergie- und des Treibhauspotenzials.
der Brettstapeldecke erscheint hingegen die ecoinvent-Datenbank (ETH Zürich) zurück. Das Ziel der Vergleichbarkeit von Ökobilanzda-
unwahrscheinlich und wird daher nicht berück- Die Datengrundlage ist nicht immer gleichwer- ten ist daher noch nicht vollständig erreicht.
sichtigt. Der Vergleich zeigt für die Brettstapel- tig. Dies liegt u.a. an den unterschiedlichen
decke fast durchgängig bessere Werte. Ihre Strategien, mit denen Prozesse betrachtet und
eingespeicherte Primärenergie (Heizwert) wird die Grundlagendaten ermittelt wurden. Ein Bei-
Anmerkungen
nach der Nutzungphase durch Verbrennung spiel für diese Betrachtungsunterschiede ist
[1] Förderhintergrund »Integration vergleichender
unter Erzeugung von Strom und Wärme wieder Gips. Während LEGEP Naturgips bilanziert, Nachhaltigkeitskennwerte von Baumaterialien und
freigegeben. betrachtet GaBi – gemäß dem prozentualen Bauteilschichten«. Sabine Djahanschah, DBU
Naturstein
Granit* (Indien), poliert, ρ = 2750 kg / m3 1 m3 9837 332 626 0,00012 4,5 0,45 0,35
Sandstein (ortsnah), gesägt, ρ = 2500 kg / m3 1 m3 4099 153 253 0,000047 0,48 0,076 0,058
Schieferplatten* (ortsnah), ρ = 2700 kg / m3 1 m3 4608 165 286 0,000055 0,64 0,10 0,084
Marmor (Italien), poliert, ρ = 2700 kg / m3 1 m3 6749 249 422 0,000080 1,8 0,20 0,16
Lehmbaustoffe
Stampflehm*, ρ = 2200 kg / m3 1 m3 158 1 9,7 0,000003 0,068 0,011 0,011
Lehmsteine (Grünlinge)*, ρ = 1200 kg / m3 1 m3 1257 4 74 0,000003 0,12 0,011 0,016
100
Ökobilanzierung
Keramische Baustoffe
Hochlochziegel, Außenwand, ρ = 670 kg / m3 1 m3 1485 638 95 0,000010 0,31 0,034 0,050
Mauerziegel, Innenwand, ρ = 750 kg / m3 1 m3 1663 715 107 0,000011 0,34 0,038 0,056
Vollklinker (KMz), ρ = 1600 kg / m3 1 m3 4776 39 301 0,000029 0,79 0,084 0,14
Steinzeug glasiert*, ρ = 2000 kg / m3 1 m3 6322 0,060 393 8,50 E-07 0,96 0,067 0,084
Steinzeug unglasiert, ρ = 2000 kg / m3 1 m3 7160 0,070 445 8,50 E-07 1,00 0,069 0,093
Bitumenhaltige Baustoffe
reines Destillationsbitumen* (B 100 –B 70) 1 kg 45,6 0,010 0,37 0,0000010 0,0020 0,00028 0,0026
polymermodifiziertes Bitumen (PmB 65 A) 1 kg 35,3 0,020 0,50 8,24 E-07 0,0018 0,00023 0,0019
Metall
Eisenmetalle
Gusseisen*, Guss (GG20; sekundär), GJL 1 kg 10 0,49 0,97 4,26 E-08 0,0013 0,00011 0,00018
Baustahl, Warmwalzprofil (FE 360 B) 1 kg 24 0,54 1,7 6,62 E-08 0,0051 0,00042 0,00082
Betonstahlmatten (sekundär) 1 kg 13 0,24 0,83 9,40 E-08 0,0020 0,00016 0,00031
Wetterfester Stahl, Kaltband (WT St 37-2), 2 mm 1 kg 26 0,56 2,0 8,30 E-08 0,0057 0,00046 0,00088
Edelstahl (V2A, X 5 CrNi 18-10), 2 mm 1 kg 54 6,3 4,8 4,41 E-07 0,037 0,012 0,0026
Nichteisenmetalle
Aluminiumlegierung (EN AW-7022 [AlZn5Mg3Cu]), Blech, 2 mm 1 kg 271 38 22 0,000004 0,069 0,0057 0,010
Blei*, Blech, 2 mm 1 kg 34 1,9 2,3 2,88 E-07 0,041 0,00061 0,0025
Titanzink (Reinzink Z1, 0,003 % Titan), Blech, 2 mm 1 kg 45 3,8 2,6 5,59 E-07 0,018 0,0010 0,0013
Kupfer*, Blech, 2 mm 1 kg 37 4,6 2,5 1,84 E-07 0,018 0,0023 0,0021
Metall, Recyclingpotenziale
Stahl (FE 360 B, 85 % primär) 1 kg -12 -0,28 -0,71 1,65 E-08 -0,0031 -0,00024 -0,00050
Stahl (WT St 37-2, 85 % primär) 1 kg -13 -0,25 -0,77 1,60 E-08 -0,0034 -0,00025 -0,00053
Edelstahl (CrNi 18–10, 25 % primär) 1 kg -13 -1,2 -0,99 -4,30 E-08 -0,021 -0,0071 -0,0012
Aluminium (EN AW-7022, 100 % primär) 1 kg -177 -34 -16 -0,000003 -0,053 -0,0041 -0,0081
Blei 1 kg -21 -1,3 -1,5 -1,68 E-07 -0,036 -0,00043 -0,0021
Titanzink (65 % primär) 1 kg -29 -2,9 -1,7 -3,86 E-07 -0,014 -0,00075 -0,00097
Kupfer (50 % primär) 1 kg -18 -4,5 -1,4 -9,97 E-08 -0,015 -0,0021 -0,0018
Glas
Floatglas*, ρ = 2500 kg / m3 1 kg 14 0,08 0,88 2,83 E-08 0,006408 0,00090 0,00053
Kunststoff
Thermoplaste
Polyethylen (PE-HD)*, Folie 1 kg 41 75 0,09 1,82 0,000001 0,0050 0,00063 0,0059
Polyvinylchlorid (PVC- P)*, Compound für Dachbahn 1 kg 17 61 2,1 2,28 8,97 E-07 0,013 0,0012 0,0021
Polyvinylchlorid (PVC- H)*, Compound für Rohre 1 kg 14 52 0,59 2,05 7,02 E-07 0,0072 0,00066 0,0017
Polymethylmethacrylat (PMMA »Plexiglas«)*, Platte 1 kg 24 87 0,29 3,39 0,000001 0,010 0,0010 0,0031
Polytetrafluorethylen (PTFE »Teflon«), Beschichtung 1 kg 8,3 295 2,5 16,2 0,000008 0,069 0,0042 0,0068
EPDM*, Dichtungsgummi 1 kg 27 76 0,25 1,97 5,60 E-07 0,0082 0,00054 0,0029
Duroplaste
Polyesterharz* (UP) 1 kg 32 115 0,45 4,68 0,000002 0,012 0,0017 0,0059
Epoxidharz (EP) 1 kg ca. 30 137 0,78 6,47 0,000002 0,014 0,0021 0,0050
Elastomere
Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR), Dichtungsgummi 1 kg 37 102 0,85 3,05 9,68 E-07 0,010 0,00096 0,0040
Chlor-Butadien-Kautschuk (CR »Neopren«), Lager 1 kg ca. 25 96 0,96 3,65 8,81 E-07 0,012 0,0010 0,0031
Silikon (SI), Dichtungsmasse 1 kg ca. 25 91 30 4,07 7,43 E-07 0,028 0,0017 0,0023
Transport
LKW*, LKW / 22 t zul. GGW / 14,5t NL / nah / 85 % Auslastung 1 / t km 1,5 0,00031 0,11 3,87 E-08 0,00099 0,00016 0,00019
Hochseeschiff*, Containerschiff / ca. 27 500 dwt / Hochsee 1 / t km 0,17 0,00004 0,013 4,34 E -09 0,00045 0,000041 0,000033
1
Das negative Treibhauspotenzial von Holz entsteht durch Kohlendioxid, das der Atmosphäre bei der Photosynthese entzogen wird. Durch Verrottung oder Verbrennung wird es
nach der Nutzung des Holzes wieder freigesetzt.
B 10.2
101
Teil C Baustoffanwendungen
1 Gebäudehülle
3 Installationen
4 Wände
5 Decken
6 Fußböden
103
Gebäudehülle
C 1.1
»Das Haus des Nordens ist eine dickwandige der Moderne verlangten nach einer allseiti-
Klimaburg mit eingeschnittenen, eher kleinen gen Behandlung ihrer Oberflächen. Dabei
Fenstern. Das förderte das Bewusstsein einer sollte die äußere Erscheinung mit den Funk-
zweiteiligen Welt: das Klima ist draußen, der tionen und der inneren Nutzung im Einklang
häusliche Herd, die menschliche Wärme ist stehen (Abb. C 1.5). Die Terminologie von
drinnen. Isoliertechnisch ist dies eine gelun- »Haut und Skelett« verdeutlicht den als
gene Lösung, aber wahrscheinlich nur unter untrennbar interpretierten Zusammenhang
diesem Aspekt. War es gut, die Welt in fremd von innerem Gefüge und äußerer Gestalt.
und eigen, in Objekt und Subjekt, in draußen Durch die Befreiung der Fassadenebene
und drinnen zu teilen?« Otl Aicher von tragenden Funktionen löste sich die
Außenhaut vollends vom Baukörper und
Das Bedürfnis nach Schutz vor der feindli- wurde zum Vorhang (Curtain Wall). In der
chen Außenwelt und extremer Witterung lie- Folge entstanden in den 1960er- und 70er-
fert, historisch betrachtet, den primären Jahren weltweit zahlreiche gläserne Büro-
Anlass jeder Bauaktivität – der Schaffung gebäude mit glatten Vorhangfassaden.
einer wirksamen Abtrennung zum Außenraum.
Mit dem technischen Fortschritt haben sich Im zeitgenössischen Bauen geht es bei der
die Anforderungen an die Gebäudehülle ver- Materialwahl nicht mehr um pragmatische
vielfältigt (Abb. C 1.6). oder ideologische Fragen der »ehrlichen«
Als Schwelle zwischen innen und außen – Materialverwendung, sondern meist um
zum Gebäude sowie zum Stadtraum gehö- konzeptionelle und stoffliche Qualitäten von
rend – kommt der Gebäudehülle eine beson- Oberflächen und um deren gewünschte
dere Bedeutung zu. Nach außen präsentiert Wirkung. Die wahrnehmbare Oberfläche
die Fassade als Visitenkarte des Hauses der der vom Baukörper losgelösten »Hülle«
Öffentlichkeit das Selbstverständnis des Bau- rückt ins Zentrum der Betrachtung.
herrn. Im Kontext prägt sie das Bild einer Vielfältige Ansätze bestimmen heute den
Stadt. Neben den primären Schutzfunktionen Umgang mit Gebäudehüllen. Neben der
kommen weitere Anforderungen, um die Rückbesinnung auf traditionelle Baustoffe
Komfortansprüche der Nutzer zu erfüllen wie Naturstein, Holz und Ziegel wird ver-
(z.B. Sonnen- und Blendschutz). mehrt die Oberflächenqualität von industri-
Gleichzeitig bestimmt die Qualität von Außen- ellen Bauprodukten wie Kunststoff-Stegplat-
wänden und Dächern maßgeblich die Ener- ten, Sperrholz und wetterfestem Baustahl
giebilanz von Gebäuden. inszeniert (Abb. C 1.9).
Neue Herstellungsverfahren von Beschich-
tungen auf Glas und die Möglichkeit, Ober-
Fassade, Haut und Hülle flächen zu bedrucken, fördern die Renais-
sance von Ornament und Dekor. Die Mate-
Die Fassade – vom lateinischen »facies« rialität der Gebäudehülle rückt zugunsten
abgeleitet – ist traditionell das »Gesicht« der transportierten Bilder in den Hinter-
eines Hauses. Früher bezeichnete sie nur die grund (Abb. C 1.8).
der Öffentlichkeit zugewandte Hauptseite Die Themen des nachhaltigen Bauens lie-
eines Baus, die gleichzeitig auch die Ein- fern einen weiteren Ansatz: Die Gebäude-
C 1.1 Kuhprojekt, Vogelsberg / Hessen (D) 1986,
gangsseite war. Gebäude wurden als Teil von hülle wird als vielschichtige Haut ausgebil-
Formalhaut
C 1.2 systematische Darstellung funktionaler Kriterien Platz- oder Straßenwänden wahrgenommen det, die auf äußere und innere Rahmen-
C 1.3 systematische Darstellung konstruktiver Kriterien und nicht in ihrer dreidimensionalen Gestalt bedingungen sowie sich ständig verän-
C 1.4 Kirche San Giorgio Maggiore, Venedig (I) 1566, (Abb. C 1.4). dernde Anforderungen reagiert (Abb.
Andrea Palladio Zur Zeit der klassischen Moderne wurde der C 1.10), d.h. verschiedene Funk-
C 1.5 Kuhstall, Gut Garkau bei Lübeck (D) 1925,
Hugo Häring
Begriff »Fassade« aufgrund seiner tradierten tionsschichten regeln den Sonnen- und
C 1.6 Anforderungen und Aufgaben von Gebäudehüllen Bedeutung aus dem Wortschatz gestrichen. Blendschutz, die Lichtlenkung sowie die
(links: Außenseite) Die oftmals frei im Raum stehenden Körper Energiegewinnung.
104
Gebäudehülle
Schallschutz
Feuerschutz, Brandschutz
Einbruchschutz
105
Gebäudehülle
a b c d C 1.7
»Schalen« definieren sich durch ihre räumliche Feuchteschutz erhöht sich, je größer die flächenbezogene
und / oder konstruktive Eigenständigkeit. Sie Ein erhöhter Wärmeschutz der Außenbauteile Masse ist.
sind selbst weitgehend tragfähig und meist trägt auch zu einer verringerten Gefahr von • Homogene Außenwände dämpfen den
durch zusätzliche Konstruktionen mit dem tra- Tauwasserbildung bei, ein erhöhtes Risiko Schall besser als inhomogene.
genden Bauteil verbunden. besteht dagegen im Winter bei Kern- und • Die Luftschalldämmung wird durch zusätz-
Innendämmung. Tauwasser kann das Raum- liche entkoppelte, elastisch gelagerte
Bauphysikalische Kriterien klima (Bildung von Schimmelpilzen) und die Schalen und durch erhöhte Luftschichtdi-
Um die Dauerhaftigkeit und Gebrauchstaug- Dauerhaftigkeit der Außenwandkonstruktion cken verbessert.
lichkeit von Außenwandkonstruktionen sicher- beeinflussen. Für die Vermeidung von Tau- • Poröse Materialien, die an die Luftschicht
zustellen, müssen die bauphysikalischen wasser in gemäßigten Klimazonen gelten fol- angrenzen, erhöhen den Schallabsorp-
Eigenschaften der einzelnen Schichten sorgfäl- gende Grundsätze: tionsgrad.
tig aufeinander abgestimmt werden. Auch ist • Die Schallschutzqualität der Fenster trägt
zu beachten, dass sich die Eigenschaften des • Verwendung von dampfdichteren Materia- wesentlich zum resultierenden Schall-
Wärme-, Feuchte-, Schall- und Brandschutzes lien auf der Innenseite und dampfdurchläs- dämmmaß der Gebäudehülle bei.
gegenseitig beeinflussen und nur ganzheitlich sigeren Materialien auf der Außenseite
optimieren lassen. • Erhöhung der minimalen Bauteiltemperatur Brandschutz
mittels außen liegender Wärmedämmung Im Brandfall muss die Gebäudehülle die
Wärmeschutz Brandausbreitung verhindern oder verzö-
Ein guter Wärmeschutz der Außenbauteile Schallschutz gern, die Tragfähigkeit der Konstruktion
sichert nicht nur die Behaglichkeit der Bewoh- Entsprechend des maßgeblichen Außenlärm- für einen definierten Zeitraum sicherstellen
ner, sondern senkt auch maßgeblich den pegels sind Fassaden der Schallschutzklas- und somit zum Schutz von Leben und
Heiz- bzw. Kühlenergiebedarf und somit die sen 1– 6 gemäß VDI Richtlinie 2719 vorzuse- Gesundheit der Nutzer beitragen. Basierend
Betriebskosten. Auch die Gebäudesubstanz hen. Die Mindestwerte für das bewertete auf der jeweiligen Landesbauordnung und
selbst wird vor Schäden durch klimatische Ein- Schalldämmmaß betragen in Abhängigkeit zahlreichen weiteren Richtlinien (TÜV,
flüsse (z.B. thermische Spannungen, Feuchtig- von der jeweiligen Nutzung zwischen 30 und DIN, VDE usw.), sind Baustoffwahl und
keit, Frost) geschützt. Die Wärmeleitfähigkeit 50 dB. Liegt der Außenlärmpegel über Konstruktionsart entsprechend der brand-
einer Außenwandkonstruktion hängt im Wesent- 75 dB, so müssen nochmals erhöhte Anfor- schutzbezogenen Anforderungen abzu-
lichen ab von: derungen erfüllt werden. Für den Schall- stimmen sowie Schutzmaßnahmen für
schutz sollten folgende Grundregeln beach- gefährdete Bauteile vorzusehen. Sämtliche
• der Wärmeleitfähigkeit der einzelnen Bauteil- tet werden: im Bauwesen verwendeten Werkstoffe müs-
schichten und Grundbaustoffe sen hinsichtlich der Baustoffklasse nach
• der Schichtdicke der Baustoffe • Schwere Wände wirken schalldämmend. DIN 4102 oder DIN EN 13 501 (siehe Glos-
• dem Feuchtegehalt der Baustoffe Die Luftschalldämmung von Bauteilen sar, S. 264).
106
Gebäudehülle
Außenwandbekleidungen Riemchen
tonkeramische
Spaltplatten
Baustoffe
Alle Hüllbauteile sind dauerhaft gegen Witte- angemörtelte kleinformatige Steinzeugfliesen
rungseinflüsse, insbesonders gegen Schlagre- Bekleidungen Betonwerksteinplatten
gen zu schützen. Entsprechend der Gliederung kleinformatige
in ein- und mehrschalige opake Außenwand- einschalige, Naturwerksteinplatten
konstruktionen ist in Abb. C 1.11 eine Auswahl mehrschichtige
möglicher Außenwandbekleidungen darge- Konstruktionen
Außenputz
stellt. Putz
Wärmedämmputz
Wärmedämmverbund-
Einschalige, mehrschichtige Konstruktionen system (WDVS)
Als Außenwandbekleidung für einschalige Hüll- Vormauerschale
konstruktionen stehen neben Putzlagen und Formgussmauer
Wärmedämmverbundsystemen (siehe Oberflä-
Gabionen
chen und Beschichtungen, S. 191) vor allem Naturstein vorgehängte
angemörtelte (geklebte), kleinformatige Natur- Natursteinplatten
stein- und Betonwerksteinplatten sowie kerami-
Verbundplatten
sche Materialien zur Wahl. Bei der Planung von
Schieferplatten
einschaligen Konstruktionen ist infolge der
unterschiedlichen Materialeigenschaften von Ortbeton
Belägen und Untergrund mit besonderer Sorg-
bewehrt Betonfertigteil
falt auf Temperaturspannungen, Quell- und
Schwindvorgänge sowie Tauwasserbildung zu Faserzementplatten
Baustoffe mit minerali-
achten. Da die Oberflächentemperaturen von schen Bindemitteln
Kalksandstein
dunklen Bekleidungsmaterialien je nach Jah-
reszeit zwischen – 20 C und + 85 C schwan- Hüttenstein
unbewehrt
ken können, sollten entsprechende Bauteilbe- Betonstein
wegungen und -spannungen berücksichtigt Betonwerkstein
und in die Detailüberlegungen einbezogen
werden. tonkeramische
Klinker
Baustoffe keramische
Mehrschalige, ein- und mehrschichtige Konstruk- Fassadenplatten
tionen bitumenhaltige
Bitumenschindeln
Mehrschalige, hinterlüftete Konstruktionen ver- Baustoffe
ringern im Vergleich zu angemörtelten Beklei- gepresstes Glas Hohlglassteine
dungen die bauphysikalischen Schadensrisi-
ken. Bei fortgeschrittener Nutzungszeit können mehrschalige, ein- Gussglas Profilglas, U-Glas
und mehrschichtige Glas
außen liegende Wetterschutzschalen mit gerin-
Konstruktionen
gem Aufwand erneuert oder ausgewechselt Floatglas
werden, ohne die Trag- und / oder Dämm- farbiges Glas
schicht verändern zu müssen. Flachglas geätztes Glas
Außenwandbekleidungen können neben der
sandgestrahltes Glas
Unterscheidung in Materialgruppen (Holz,
Glas, Metall usw.) entsprechend der Befesti- emailliertes Glas
gungsart in sichtbar (Nägel, Nieten, Schrau-
Falz- und
ben) und unsichtbar (Hinterschnittanker, Bol- Leistendeckung
zeneinhangsysteme) befestigte Bekleidungen Profilbleche
gegliedert werden. Um eine höherwertige
Rauten- und
Anmutung zu erreichen, werden vermehrt Metall Schindeldeckung
unsichtbare Befestigungen verwendet. Für hin- Paneele
terlüftete Konstruktionen gelten folgende
Kassetten
Regeln:
Gussplatten
• Die Dämmstoffe (siehe Dämmen und Dichten,
Bauschnittholz
S. 132) sind lückenlos und durch mechani- Vollholz
sche Befestigung an der Außenwand anzu- Schindeln
bringen. Durchdringungen der Dämmebene Holz
Dreischichtplatten
im Bereich der Unterkonstruktion bilden Wär-
mebrücken und sind möglichst zu vermeiden. Fassadensperrholz
Holzwerkstoffe
• Die Hinterlüftungsschicht muss mindestens Furnierschichtholz
20 mm tief sein, die Größe der Be- und Entlüf- zementgebundene
tungsöffnungen mindestens 50 cm2 pro Meter Spanplatten
Wandlänge betragen.
ebene Platten, Steg-
• Unterkonstruktionen werden meist in Holz und Wellplatten
oder Aluminium ausgeführt. Zur Vermeidung Kunststoff Membrane
von Zwängungen müssen sie in alle Richtun-
Formteile
gen verschieb- und verdrehbar sein.
C 1.11
107
Gebäudehülle
a b c d
e f g h
C 1.12 C 1.13
Vollholz und Holzwerkstoffe sen bei Holzfassaden zu beachten. In der Regel fall auswechselbar sein
gilt für Gebäude mit geringer Höhe, d.h. bei • schnelles und stauwasserfreies Ableiten von
Außenwandbekleidungen waren immer regio- denen die Oberkante des Fertigfußbodens Niederschlägen durch Tropfkanten (im Bereich
naltypisch mit vor Ort verfügbaren Baustoffen (OKFF) des obersten Aufenthaltsraums weniger von Fenstersimsen ggf. Bleche vorsehen), Ver-
an die lokalen Witterungsbedingungen ange- als 7 m über der Geländeoberkante (GOK) liegt, meiden von Kapillarfugen
passt. Holzverschalungen haben sich vor allem die Baustoffklasse B2 (normal entflammbar), • dauerhafter Schutz der Schmalflächen und
in den waldreichen Gebirgs- und Mittelgebirgs- der sämtliche hier aufgeführte Holzverschalun- Kanten
lagen seit Jahrhunderten bewährt, werden gen entsprechen. Bei Gebäuden mittlerer Höhe • vorzugsweise Einbau der Hölzer mit Faserlauf-
jedoch aufgrund der vielfältigen Gestaltungs- (OKFF 7−22 m über GOK) wird meist die Bau- richtung in Ablaufrichtung des Regenwassers,
möglichkeiten inzwischen auch an anderen stoffklasse B1 (schwer entflammbar) gefordert, gehobelte Oberflächen trocknen schneller als
Standorten vermehrt ausgeführt (Abb. C 1.17). die nur einige Holzwerkstoffprodukte erreichen sägeraue
Holzwerkstoffe ergänzen die Anwendungs- und (Abb. C 1.14). Ab 22 m ist die Verwendung von • wirksame Hinterlüftung der Außenschale
Gestaltungsmöglichkeiten der eher kleinteiligen nicht brennbaren Baustoffen (Baustoffklasse A) • Verwenden von korrosionsfreien Befestigungs-
Vollholzfassaden und werden in Europa seit vorgeschrieben. Diesen Anforderungen ent- mitteln, die eine optische Beeinträchtigung der
etwa 20 Jahren eingesetzt. Bei materialgerech- sprechen nur einige zementgebundene Flach- Fassade verhindern
ter Planung und Verarbeitung können Holzbe- pressplatten. Allerdings können mit speziellen
kleidungen eine Dauerhaftigkeit von weit über Brandschutzkonzepten (z.B. Sprinklerung, Außenwandbekleidung aus Vollholz
100 Jahren erreichen (Abb. C 1.12). Während Schutz von Rettungswegen etc.) abweichende Bei der Auswahl von Brettschalungen ist die
früher eine hölzerne Außenschale immer auf Regelungen beantragt werden. Die natürliche Dauerhaftigkeit des Vollholzes gegen
eine tragende Holzkonstruktion verwies, hat Gebrauchstauglichkeit und Lebensdauer von Schädlingsbefall sowie zerstörende Pilze zu
sich heute die Bekleidungswahl von der tra- Holzfassaden steht in direktem Zusammenhang berücksichtigen. Die Holzart ist entsprechend
genden Primärkonstruktion gelöst. mit planerisch-konstruktiven Grundsätzen: den Anforderungen und den Dauerhaftigkeits-
klassen nach DIN EN 350-2 (von 1 = sehr dauer-
Allgemeine Planungshinweise • Schutz vor Schlagregen durch entsprechend haft bis 5 = nicht dauerhaft) auszuwählen (siehe
Bereits in der Entwurfsphase sind die zahlrei- dimensionierte Dachüberstände und aus- Holz und Holzwerkstoffe, S. 70, Abb. B 6.11).
chen Vorschriften der jeweiligen Landesbau- reichenden Spritzwasserschutz der Sockel- Die Hölzer werden mit der »rechten« Seite (Kern-
ordnungen hinsichtlich zugelassener Mindest- zone (Abb C 1.16); stark beanspruchte holzseite) nach außen montiert, um bei nachträg-
grenzabstände und erforderlicher Baustoffklas- Konstruktionselemente sollten im Bedarfs- licher Formänderung durch Quellen und Schwin-
108
Gebäudehülle
Holzwerkstoffplatten Baustoffklasse
Dreischichtplatten B2
Fassadensperrholz B2
Furnierschichtholz B2
zementgebundene
Spanplatte B1 / A2
C 1.14
e f g h i j C 1.17
109
Gebäudehülle
a b c d e f C 1.21
110
Gebäudehülle
a b c d C 1.21
nommen werden. Mit einer Plattenverkleidung Zweischaliges Mauerwerk mit Luftschicht und 3 – 7 Drahtankern pro Quadratmeter (in Abhän-
beabsichtigt man in der Regel nicht, tragendes Wärmedämmung gigkeit vom Ankerdurchmesser, Abstand der
Mauerwerk nachzuahmen. Daher versetzt man Der maximal zulässige Abstand zwischen Mauerwerksschalen und der Höhe der Außen-
die Platten mit kreuzenden, 4– 6 mm breiten Innen- und Außenschale beträgt 150 mm. Die wand über Gelände) verbunden. Neben der
Fugen oder verwendet kleine Formate im Ver- Luftschichtdicke darf 40 mm nicht unterschrei- Farbe und Oberflächenbeschaffenheit der Stei-
band (Abb. C 1.19). ten. Somit verbleiben bei Ausnutzung des ne sowie der Breite, Tiefe und Farbe der Fugen
Höchstabstands nur 110 mm für die Wärme- beeinflusst vor allem die Wahl des Mauerwerk-
dämmung. Am so genannten Wandfuß und verbands den Charakter einer Fassade. Läufer-
Ziegel und keramische Baustoffe Wandkopf sind ausreichend dimensionierte Zu- verbände mit halbsteiniger Überdeckung kön-
und Abluftöffnungen (7500 mm2 je 20 m2 Fassa- nen bei großen Flächen schnell eintönig wirken.
Wie kaum ein anderer Baustoff erfordert Mauer- de) durch offene Stoßfugen oder Lüftungssteine Bei der Verwendung von historischen »Zierver-
werk beim Entwerfen und Konstruieren große vorzusehen, um die Entwässerung sowie die bänden« werden die Köpfe als Halbsteine ver-
Disziplin und Kenntnis über die materialgerech- erforderliche Luftzirkulation zu gewährleisten. mauert (Abb. C 1.21).
te Ausbildung von Details. Dieser sehr dauerhafte Wandaufbau erfordert
allerdings durch die großen Wanddicken von Angemörtelte Riemchen, Spaltplatten und keramische
»Der Backstein ist ein anderer Lehrmeister. Wie etwa 500 mm (bei 240 mm Tragschale) einen Wandfliesen
geistvoll ist schon das kleine, handliche, für erhöhten Konstruktionsflächenbedarf und ver- Bei keramischen Außenwandbekleidungen gel-
jeden Zweck brauchbare Format. Welche Logik mindert somit die Nutzfläche spürbar. ten die Planungshinweise für kleinformatige,
zeigt sein Verbandsgefüge. Welche Lebendig- angemörtelte Natursteinplatten (siehe S. 110).
keit sein Fugenspiel. Welchen Reichtum besitzt Zweischaliges Mauerwerk mit Kerndämmung
noch die einfachste Wandfläche. Aber welche Wenn die Luftschicht entfällt und der Schalen- Vorgehängte, hinterlüftete Keramikplattenfassade
Zucht verlangt dieses Material.« zwischenraum vollständig mit Wärmedämmstof- Stranggepresste keramische Platten mit offenen
Ludwig Mies van der Rohe fen gefüllt ist, ergeben sich gänzlich andere Fugen sind erst seit einigen Jahren als vorge-
bauphysikalischen Rahmenbedingungen. Für hängte, hinterlüftete Regenschutzverkleidung
Zweischaliges Verblendmauerwerk diese Konstruktionsart eignen sich nur wasser- erhältlich. Im Vergleich zu zweischaligem Mau-
DIN 1053 unterscheidet grundsätzlich zwi- abweisende Kerndämmstoffe. Das Eindringen erwerk verfügen gebrannte Keramikplatten auf-
schen zweischaligem Mauerwerk mit und ohne von Wasser ist durch eine sorgfältige Ausfüh- grund ihres geringen Gewichts über konstrukti-
Luftschicht. Die Mindestdicke der Vormauer- rung der Außenschale dauerhaft zu vermeiden. ve und bauphysikalische Vorteile. Sie bestehen
schale beträgt zur Gewährleistung der Standsi- in der Regel aus zwei profilierten Einzelplatten
cherheit 90 mm, in der Regel jedoch 115 mm. Bei Vormauerschalen sind in Abhängigkeit von (mit Kopf-, Fuß- und Tropffalz), die werkseitig
Für diese Anwendung kommen nur wasserab- der Himmelsrichtung bzw. der Sonneneinstrah- über Stege zu einem Doppelwandprofil verbun-
weisende, frostfeste und ausblühungsfreie Vor- lung, der Farbe und Oberflächenbeschaffenheit den werden. Bei einer Plattendicke von 30 mm
mauerziegel oder Klinker, möglichst als Voll- der Steine senkrechte Dehnfugen im Abstand beträgt die Höhe der Platten ca. 150−250 mm,
steine, infrage. Für Außenschalen werden meist von 5 bis 12 m vorzusehen. Horizontale Bewe- die Breite ca. 300−450 mm. Die gebrannten
kleinformatige Steine als Dünnformat (DF) mit gungsfugen sind bis zu einer Gebäudehöhe Keramikplatten bleiben meist naturfarben,
240 × 115 × 52 mm oder Normalformat (NF) von 12 m nicht erforderlich. Bei höheren Gebäu- glasierte Platten sind wenig verbreitet.
240 × 115 × 71 mm verwendet. Bereits bei mit- den muss die Außenschale mittels Konsolen Die Unterkonstruktion besteht in der Regel aus
telformatigen Steinen (2-DF etc.) gerät das Ver- abgefangen werden, unterhalb der Konsolen Aluminium, gelegentlich auch aus Holz, und hat
hältnis von Fuge und Stein aus dem Gleichge- sind Dehnungsfugen auszubilden. Wie bei allen die Aufgabe, Eigengewicht, Windkräfte sowie
wicht und kann zu ästhetisch unbefriedigenden zweischaligen Wandkonstruktionen werden die thermische Masseänderungen zwängungsfrei
Ergebnissen führen. Mauerwerksschalen gemäß DIN 1053-1 mit an das Tragwerk weiterzuleiten. Zur Wasserab-
C 1.21 Zierverbände
a holländischer Verband
b gotischer Verband
c märkischer Verband
d schlesischer Verband
C 1.22 keramische Außenwandbekleidungen
a Recyclingziegel
b glasierte Klinker
c Keramik-Rillen-Platten
d keramische Steinzeugfliesen
a b c d C 1.22
111
Gebäudehülle
leitung werden die horizontalen Fugen schup- jedoch die Bildung von Poren, »Wolken« und
penartig oder mit einem Tropffalz ausgebildet. Farbtonunterschieden.
In den senkrechten Fugen dient ein Fugenprofil Um ein fachgerechtes Einbringen und Verdichten
dem Schutz vor Schlagregen und verhindert des Betons sicherzustellen, hat sich für vorge-
gleichzeitig das Klappern bei Wind. setzte Schalen eine Wanddicke von ≥ 175 mm
bewährt. Weitere Planungshinweise hinsichtlich
Eigenschaften und Herstellung von Ortbetonwän-
a b Mineralische Baustoffe den sind in den Kapiteln Wände (siehe S. 153)
und Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln
Bei Fassaden reicht das Anwendungsspektrum (siehe S. 58) zusammengestellt.
mineralischer Baustoffe von fugenlosem Ortbe-
ton über kleinformatige Sichtmauersteine bis hin Betonfertigteile
zu relativ leichten, vorgehängten Faserzement- Aufgrund der witterungsunabhängigen Produkti-
platten. on lassen sich Betonfertigteile mit höherer Quali-
tät und Präzision anfertigen (Abb. C 1.27 f).
Sichtbeton Durch die horizontale Verdichtung auf Rüttelti-
c d Architekten schätzen die monolithische Wirkung schen weisen sie eine geringe Porosität auf. Im
von Sichtbetonfassaden. Tragwerk, Fassade, Vergleich zu Ortbetonfassaden gibt es zusätzli-
Bodenbeläge und Außenanlagen lassen sich che Verfahren der Oberflächenbearbeitung (z.B.
einheitlich mit nur einem Baustoff herstellen. Im Flammstrahlen, Säuern); mittels Siebdruck und
Gegensatz zur scheinbaren Einfachheit steht Abbindeverzögerer können auch gerasterte Moti-
das oftmals komplexe Innenleben oder die ve auf die Plattenoberfläche aufgebracht werden
mühevolle Ausführung. So musste etwa beim (Abb. C 1.27 e).
Kunstmuseum in Liechtenstein die Ortbetonfas- Transport und Montage begrenzen allerdings
e f sade über fünf Monate geschliffen und poliert Abmessungen und Gewicht von Fertigteilen. Sie
werden, um die gewünschte spiegelglatte sollten eine Fläche von 15 m2 und eine Länge von
Oberfläche zu erzielen (Abb. C 1.27 d). 5 m nicht überschreiten. Um Längenänderungen
Wärmeschutz und weitere bauphysikalische aus Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankun-
Anforderungen machen in der Regel eine zwei- gen sicher aufzunehmen, sind je laufendem
schalige Ausführung von Sichtbetonfassaden Meter Fertigteil ca. 1 mm Dehnfugen vorzusehen
notwendig. Wärmebrücken im Bereich von (siehe Dämmen und Dichten, S. 140). Man unter-
Anschlüssen, Öffnungen und Durchdringungen scheidet Sandwichelemente und ein- bzw. zwei-
sind kaum vollständig zu vermeiden und kön- schichtige, mit Bruchstein o.Ä. beschichtete, vor-
g h C 1.23 nen nur mit einer sorgfältigen Detailplanung gehängte Wandtafeln. Geschosshohe Wandta-
minimiert werden. Grundsätzlich unterscheidet feln benötigen in der Regel zwei symmetrisch
C 1.23 Betonoberflächen man Fassaden aus Ortbeton und Betonfertig- angeordnete Anker, die je nach Befestigungssys-
a glatt, Betonplanschalung, grauer Zement teilen; beide verfügen über ein breites Spektrum tem eingehängt oder verschraubt werden
b sägerau, ungehobelte Bretterschalung, grauer
Zement an Oberflächenbeschaffenheiten (Abb. C 1.23). (Abb. C 1.25).
c ausgewaschen, farbige Gesteinskörnung mit Sandwichelemente bestehen aus drei oder vier
rundem Korn, grauer Zement Ortbeton Schichten (Vorsatz-, ggf. Luft-, Dämm- und Trag-
d feingewaschen, Gesteinskörnung Rheinsand Neben der Betonmischung (Abb. C 1.27 c) schicht) und können tragend, aussteifend oder
und Porphyr 0 –16 mm, weißer Zement, 1 %
Eisenoxidrot
prägt vor allem die Wahl des Schalungssystems nicht tragend eingesetzt werden. Die Vorsatz-
e bossiert, Gesteinskörnung Kalkstein, grauer die Gestalt von Sichtbetonfassaden. Eine sau- schicht muss aufgrund der erforderlichen Beton-
Zement gende Schalhaut, z.B. eine sägeraue Brettscha- überdeckung (wie bei vorgehängten Wandtafeln)
f Fassadentafel aus Betonwerkstein: geschliffen, lung (Abb. C 1.27 b), hinterlässt eine raue Tex- mindestens 70 mm betragen. Textile oder andere
heller und dunkler Zuschlag, weißer Zement tur und vermindert durch den Entzug von Luft dünnschichtige Armierungen ermöglichen gerin-
g gestrahlt, Gesteinskörnung Singenhofer
Quarzit 0 –16 mm, weißer Zement, 0,2 % Eisen- aus der Betonrandzone die Entstehung von gere Dicken. Der Schichtenverbund wird durch
oxidgelb Poren und Lunkern. Nicht saugende Schalhäute Traganker (Vertikalkräfte), Horizontalanker (Hori-
h transparent lasiert, Mineralfarbe (Abb. C 1.27 a) ermöglichen die Herstellung von zontalkräfte) und Verbundbügel (Windlasten) her-
C 1.24 Mindestabstände bei der Befestigung von Faser- (fast) glatten Oberflächen; sie begünstigen gestellt (Abb. C 1.26).
zementplatten auf Holzunterkonstruktionen
C 1.25 Befestigungssystem mit Ankerschienen für vor-
gehängte Wandtafeln
C 1.26 Befestigungssystem mit Tragankern zum Schich-
tenverbund von Sandwichelementen
C 1.27 Betonfassaden
a glatte Schalung
b sägeraue Brettschalung
c Betonmischung mit erdhaltigem Kies, Oberflä-
che nach dem Ausschalen grob abgespitzt
d Betonmischung mit Zuschlägen aus grünem
und schwarzen Basalt, Oberfläche geschliffen
und poliert
e bedruckte Betonfertigteile
f Betonfertigteile
g »Textile-Block«-System, 400 x 400 mm
h Betonstein aus Weißzement
i kleinformatige Faserzement-Fassadenplatten,
Doppeldeckung in Streifen
j großformatige Faserzement-Fassadentafeln,
rot beschichtet
a b c d
112
Gebäudehülle
e f g h i j C 1.27
113
Gebäudehülle
a b c d e f C 1.29
114
Gebäudehülle
C 1.30 Blechprofilierungen
a eben (E)
b Linierung (L)
c Nutung (N)
d Mikroprofilierung (M)
e Trapezprofilierung (T)
f Wellprofilierung (W)
C 1.31 Befestigungsarten unterschiedlicher Halbzeuge
C 1.32 Außenwandbekleidungen aus Kunststoff
a Wellplatte aus glasfaserverstärktem Kunststoff
(GFK), hinterleuchtet
b Dreifachstegplatte aus Polycarbonat, rückseitig
farbig koextrudiert
c transparente Polycarbonatwellplatte mit
sichtbarer Strohdämmung
d transluzente Polycarbonatstegplatte mit
Nut und Feder
a b c d C 1.32
115
Gebäudehülle
116
Gebäudehülle
Glasfassaden
starre veränderliche
Fassadenelemente Fassadenelemente
vertikale horizontale
linienförmige Lagerung punktförmige Lagerung bewegliche Ebene
Achse Achse
Gebäudehöhe und öffenbarer Fassade wird das Die Konstruktion erfordert sowohl die Montage stellt werden, dass weder unter Lasteinfluss
System auch für den Windschutz eingesetzt. der Glasbefestigung als auch der Dichtungen noch infolge thermischer Längenausdehnung
Eine Sonderform von Außenhüllen aus Glas ist vor Ort, was zu erhöhten Toleranzen führt. Da Kontakt zwischen Glas und anderen harten Ma-
das transluzente Profilbauglas, da es sowohl die Scheiben systembedingt von außen einge- terialien auftritt. Daher wird es auf dauerelas-
einschalig als auch zweischalig ausgeführt wer- setzt werden müssen, versucht man der kos- tischen Zwischenschichten gelagert. Man unter-
den kann (Abb. C 1.36 f). Es wird an zwei Seiten tenintensiven Gerüstmontage durch die Ver- scheidet punkt- und linienförmige Lagerungen
von Aluminiumprofilen gehalten und mit Silikon wendung elementierter und möglichst großer (Abb. C 1.35). Da stehendes Wasser Glasflä-
verklebt. Profilbauglas ist bei bis zu zwei Fassadenelemente entgegenzuwirken. chen blind machen kann, ist besonders an Be-
Geschossen selbsttragend. In doppelschaliger festigungspunkten und Rahmen auf den freien
Ausführung erreicht es einen U-Wert von Rahmenkonstruktionen Abfluss des Niederschlagswassers zu achten.
2,0 W / m2K, eine Füllung aus Kapillarplatten Im Gegensatz zur Pfosten-Riegel-Fassade wer-
reduziert den U-Wert bis auf 1,4 W / m2K. den bei der Rahmenkonstruktion die vorwie- Linienförmige Lagerung
gend druckbelasteten Elemente grundsätzlich Bei der linienförmigen Lagerung wird die Glas-
Konstruktionen von innen montiert. Durch Vorfertigung lassen scheibe mit Leisten über die gesamte Länge
Die architektonische Wirkung einer Glasfassade sich Bautoleranzen reduzieren und die Dichtig- befestigt. So halten beim typischen Fensterrah-
wird entscheidend durch ihre Tragkonstruktion keit verbessern. Eine durchgängige Dämm- men Leisten an der Innenseite das Glas.
geprägt. Dabei unterscheidet man druck- und schicht in den nach außen offenen Rahmenpro- Damit sind minimale Ansichtsbreiten von
zugbelastete Systeme. Zugbelastete Systeme filen kann Wärmebrücken vermeiden. etwa 50 mm erreichbar. Die Weiterentwicklung
bieten größere Gestaltungsmöglichkeiten, da dieser Klemmtechnik sind die Pressleisten
die Kräfte nicht über Fußpunkte abgetragen Verspannte Konstruktionen (Abb. C 1.34 a). Durch die Montage von außen
werden müssen, stellen aber erhöhte Anforde- Die Bestrebungen der Architekten, die Glasfas- können sowohl thermische Problemstellen redu-
rungen an das Tragwerk. sade immer weiter zu immaterialisieren, hat ziert als auch zwei Scheiben gleichzeitig in Posi-
Mitte der 1980er-Jahre zur Entwicklung der so tion gehalten werden. Pressleisten haben
Pfosten-Riegel-Konstruktionen genannten Seilfassade geführt (Abb. C 1.36 a Ansichtsflächen von ≥ 40 mm. Zu dieser Kate-
Die am häufigsten verwendete Konstruktion ist und b). Die auftretenden Kräfte werden durch gorie zählt auch das »Structural Sealant Gla-
die Pfosten-Riegel-Fassade. Sie besteht aus vorgespannte Seile aufgenommen und abgelei- zing« (SSG). Der kraftschlüssige Verbund von
vertikalen Hauptträgern und quer liegenden tet. Die Konstruktionen sind hauptsächlich auf Glas und Rahmen mit speziellen Silikonklebstof-
Nebenträgern – vorrangig aus Aluminium, Stahl Zug beansprucht und benötigen starke Wider- fen ermöglicht völlig ebene, nur durch Fugen
oder Holz. Diese Bauweise lässt die Dimensio- lager, zwischen denen sie gespannt werden. gegliederte Fassadenflächen ohne von außen
nierung aller Tragwerksteile entsprechend der sichtbare Befestigung. Die Technik ist in
auftretenden Kräfte zu. Die Hauptträger können Befestigung Deutschland oberhalb einer Höhe von 8 m ohne
entweder zugbelastet (aufgehängt) oder druck- Bei der Befestigung von Glas muss aufgrund zusätzliche mechanische Sicherung der äuße-
belastet (aufgeständert) ausgeführt werden. seiner spezifischen Eigenschaften sicherge- ren Scheibe durch ein Metallprofil nicht zulässig.
a b c d e f C 1.36
117
Gebäudehülle
Naturstein
118
Gebäudehülle
Keramische Baustoffe
Verblendmauerwerk, hinterlüftet 400 9 51 0 0,10 0,0053 0,0080 60 – 80
Vollziegel (VMz 28 / 1,8), Mörtel MG II, 115 mm
Maueranker Stahl, 80 mm
Glas
Profilglas, einfach* 532 59 28 0 0,15 0,0095 0,014 50 – 80
Profilglas, fi-Profil 498 ≈ 41 mm, Glasdicke 6 mm
Aluminiumrahmen, Silikonfuge, 40 mm
Metall
Aluminium-Wellblechprofil 832 168 55 0 0,34 0,017 0,023 70 – 100
Aluminium-Wellblechprofil, 1 mm
Unterkonstruktion Aluminium, 30 mm
Holz
Holzschindeln 41 226 -21 0 0,016 0,0017 0,004 40 – 70
Holzschindeln Red Cedar gespalten, zweilagig, 16 mm
Holzunterkonstruktion, 48 mm
Kunststoff
Stegplatte 1099 63 52 0 0,28 0,018 0,049 25
Dreikammer-Stegplatte Polycarbonat, 40 mm
Klemmpressprofil Aluminium, EPDM-Dichtung
119
Gebäudehülle
Außen-
wand-
bekleidung
Reet, Stroh Halme
Steinplatten,aufgelegt Schuppen eben
Holzschindeln
Schiefer-/Faserzementschindeln
Ziegel, Beton
Ziegel, Beton Schuppen verform
ck h-
g
de Dac
un
Ortbetondach
dichtung
Dächer den Seiten (siehe S. 122, 126 und 128) zeigen Dämmung eindringt, der abtransportiert werden
beispielhaft die o.g. Schichten und die Varia- müsste (Abb. C 1.44).
Das Dach als Teil von Gebäudehülle und Trag- tionsmöglichkeiten innerhalb des Systems Dach. Die Nachteile des zweischaligen entsprechen
werk schützt den Baukörper und deren Nutzer Unabhängig von Deckungsart, Werkstoff und den hier genannten Vorteilen des einschaligen
vor Witterungseinflüssen: Es hält Niederschlag Dachneigung lassen sich ein- und zweischalige Dachs:
ab, nimmt Wind-, Schnee- und Verkehrslasten Dächer unterscheiden.
auf und dient dem Wärmeschutz. Nutzungsan- • Die Konstruktionshöhe verringert sich.
forderungen und Konstruktionsarten und Dach- Zweischaliges Dach • Ohne Luftstrom gibt es keinen beschleunigten
formen stehen dabei in einem komplexen Das zweischalige Dach wird auch als belüftetes Wärmetransport.
Zusammenhang. Dies verdeutlichen die vielfäl- Dach oder Kaltdach bezeichnet. Typisches Merk- • Die Konstruktion wird keiner Feuchtigkeit aus-
tigen Erscheinungsformen des Dachs, die durch mal nach DIN 4108-3 ist eine belüftete Luft- gesetzt, bei Holzbauteilen kann der chemische
kulturelle Entwicklungen, regionale Werkstoffe, schicht direkt über der Dämmung (Abb. C 1.43). Holzschutz entfallen.
handwerkliche Techniken und industrielle Entwi- Sie gewährleistet den Abtransport von Wasser- • Zu- und Abluftöffnungen fallen weg.
ckungen geprägt sind, z.B. im reetgedeckten dampf, der vom Innenraum durch die Dämm- • Die geringere Schichtanzahl ermöglicht tech-
Sparrendach oder im industriell vorgefertigten schicht diffundiert. Voraussetzungen für die wirk- nisch einfachere Durchdringungen.
flachen Dach. same Funktionsweise sind ausreichend große • Alle bauphyskalischen Anforderungen können
Lüftungsquerschnitte und ein störungsfreier Strö- in einem Bauteil integriert sein (z.B. Kompakt-
Konstruktionsprinzipien mungsverlauf zwischen Zu- und Abluftöffnungen. dach).
Das Gesamtsystem der Dachkonstruktion
besteht in der Regel aus verschiedenen Schich- Einschaliges Dach Decken und Dichten
ten, die spezifische Aufgaben erfüllen. Es kann Das einschalige Dach bezeichnet man auch als Die oberste Schicht des Dachs schützt das
z.B. aus Nutzschicht, Deck- oder Dichtungs- nicht belüftetes Dach oder Warmdach. Über der Gebäude in der Regel vor Niederschlägen. In
schicht, Tragschicht (z.B. Lattung, Schalung), Dämmschicht liegt unmittelbar die Dachabdich- Abhängigkeit von Deckungsmaterial und Dach-
Belüftungsraum, Dämmschicht, Tragwerk und tung bzw. bei gedeckten Dächern z.B. die Unter- neigung bestehen grundsätzlich zwei Möglich-
innerer Verkleidung bestehen. dachbahn. Eine raumseitige dampfsperrende keiten, das Eindringen von Niederschlag zu ver-
Die Schemadetailzeichnungen auf den folgen- Schicht verhindert, dass Wasserdampf in die hindern: schnelles Ableiten vom Gebäude bei
geneigten Dächern oder Sperren und Abführen
des Wassers an vorgesehenen Stellen bei fla-
chen und flach geneigten Dächern. Daraus erge-
ben sich die in DIN 4108 definierten Begriffe
»Deckung« als das Decken mit schuppenartig
verlegten Teilen und »Dichtung« als das dichte
Kleben oder Schweißen von Bahnen. Je dichter
die Werkstoffe und ihr Verbund untereinander,
desto flacher kann die Neigung ausfallen. Abb.
C 1.39 verdeutlicht die Abhängigkeiten von
Material und Dachneigung.
Fügungsprinzipien
Die primäre Einteilung der Werkstoffe für Dach-
deckungen und -dichtungen erfolgt nach ihrer
Form (Abb. C 1.41). Prinzipielle Fügungsmetho-
den, Anschlüsse und Befestigungsarten können
C 1.40
120
Gebäudehülle
Halme Schuppen eben Schuppen verformt Platten eben Platten verformt Bänder Bahnen
C 1.41
anhand dieser Einteilung grundsätzlich und bei- zwei gegenüberliegende Bänder aufgekantet
spielhaft erläutert werden. Die Liste der mögli- und verfalzt (Stehfalz) oder die aufgekanteten
chen Materialien erweitert sich ständig durch Bänder zusätzlich mit einem gefalzten Metall-
die auf dem Markt angebotenen Produkte und streifen überdeckt (Leistendeckung). Mit Über-
regionale Differenzierungen. lappung, einfachen Querfalzen und Gefällestu-
fen erreicht man die Ableitung des Wassers
Deckende Fügung über die Querstöße hinweg. Das Prinzip des
Dachdeckungen bestehen aus einzelnen Teilen, Falzes ähnelt dem der verformten Schuppen.
die versetzt und übereinander so angeordnet
werden, dass sie Niederschlagswasser ablei- Dichtende Fügung
ten. Zusammen mit einer entsprechenden Dach- Dachabdichtungen bilden eine zusammenhän- a
neigung entsteht mit dieser Fügungsart ein gende wasserdichte Schicht. Großformatige Plat-
regensicheres, aber kein wasserdichtes Dach. ten, Bänder und Bahnen eignen sich aufgrund
Zusätzliche Schichten übernehmen weitere weniger Stöße für dichtende Fügungen.
Schutzfunktionen z.B. gegen Einwehen von
Schnee und Wasser. • Ebene Platten aus Glas, Kunststoff und Sandwi-
chelementen werden durch Metallprofile mitein-
• Ebene Schuppen wie Holzschindeln oder ander verbunden. Mithilfe von Pressleisten und
Biberschwanzziegel erfordern starke Dachnei- rückstellfähigen Dichtungsbändern aus Kunst-
gungen, da ansonsten Wasser durch die stoff bilden sie eine wasserdichte Schicht.
Längsfugen auf die untere Schicht dringen • Durch Löten werden Metallteile stoffschlüssig
kann. Mehrfachüberlappungen sowohl längs und wasserdicht miteinander verbunden, nicht-
wie auch quer zur Neigung gewährleisten das rostender Stahl durch Schweißen. Diese
Ableiten des Wassers. Dem gleichen Prinzip Fügungstechniken eignen sich – außer für nicht-
folgen die übereinandergelegten Halme aus rostenden Stahl – nur für kleinere Metallteile, da
Reet und Stroh. temperaturbedingte Längenänderungen Zwän-
• Verformte Schuppen sind so ausgebildet, gungen hervorrufen können. b
dass das Eindringen von Wasser an den • Bitumen-, Kunststoff-, Kautschukbahnen und
Längsstößen durch Aufkantung und Abde- Membranen können mit überlappenden Stößen
ckung verhindert wird. Die einfachste Verfor- wasserdicht geklebt und geschweißt werden.
mung sieht man bei Mönch- und Nonnezie- Lösemittel lösen beim Quellschweißen das c
geln. Die Nonneziegeln leiten das Wasser wie polymere Gefüge an. Heißluft oder Flammen
in einer Rinne ab, der Mönchziegel überdeckt verändern das Gefüge reversibel, sodass es
den Zwischenraum. wie ein Klebstoff wirkt. Mit diesen beiden Tech-
Differenzierte Verformungen weisen z.B. Dop- niken werden Dächer und Wannen sicher abge- d
pelmuldenfalzziegel auf. Die Rundumverfal- dichtet.
zung ermöglicht geringere Dachneigungen,
weil ein einziger Ziegel Längs- und Querfugen
überdeckt. Dadurch kann Wasser schlechter Dachdeckung e
eindringen.
• Falzungen verbinden Bänder aus Metall. Der Dächer über 5 ° Neigung können gedeckt wer-
Längsstoß der Bänder liegt über der wasser- den. Jedem Werkstoff für Dachdeckung ist ein
ableitenden Ebene. Dabei werden entweder Dachneigungsbereich zugeordnet, in dessen f
C 1.42
121
Gebäudehülle
C 1.43 C 1.44
Grenzen technisch richtige Verlegung möglich Bedachungsmaterial, was aus einem Stück Reetdeckung, Strohdeckung
ist (Abb. C 1.39 und C 1.47). besteht. Ein solches Bedachungsmaterial Reet und Stroh werden aus Bunden langer
Obwohl sich die Werkstoffe für Dachdeckung brauchte nur den Neigungswinkel, der notwen- Halme mit einem Durchmesser von 140 bis
und Außenwandbekleidung oft gleichen, um dig ist, um das Wasser auf natürliche Art und 170 mm verlegt. Sie werden in einzelnen Lagen
den Charakter der umspannenden Hülle zu Weise ablaufen zu lassen.« (Loos, Adolf: Die von der Traufe bis zum First überlappend mit
unterstreichen, ist die Dachfläche viel stärker moderne Siedlung, Vortrag 1926) Bindedraht oder Bandstöcken an der horizon-
den Umwelteinflüssen ausgesetzt als die Wand. talen Lattung befestigt. An der Dachoberseite
Der Werkstoff für die Dachdeckung muss dem- Dachformen darf der Draht nicht sichtbar sein. Die Deckung
nach hochwertiger sein, damit er alle Anforde- Die einfachste Form des geneigten Dachs ist beträgt bei Reet ca. 350 cm, bei Stroh ca.
rungen erfüllen kann. das Pultdach; aus aneinander gereihten Pultdä- 300 mm (Abb. C 1.46 a).
Aus den Umgebungsbedingungen entwickelten chern entsteht das Sheddach. In Mitteleuropa Der Kamin muss durch den First geführt wer-
sich im Laufe der Jahrhunderte unterschiedli- wird das Satteldach – konstruktiv als Sparren- den; Gauben als Öffnungen erfordern eine star-
che Dachformen. In schneereichen Regionen und -Pfettendach ausgebildet – am häufigsten ke Neigung und Ausrundungen an den
beispielsweise muss das Dach anders konzi- verwendet. Das Walmdach zählt zu den ältesten Anschlüssen, damit kein Niederschlagswasser
piert sein als in windreichen Gegenden. Ebenso Dachformen. Gekrümmte Dachformen wie eindringen kann. Eine zweischalige Dachkon-
prägen bis heute die Verfügbarkeit regionaler Tonne, Kuppel und Zwiebel nehmen Sonder- struktion (Neigung ≥ 45 °) verhindert Feuchte-
Baustoffe und die typische Farbgebung das stellungen ein. stau und Faulen der Deckung.
Erscheinungsbild ganzer Dachlandschaften. Jede Dachform erfordert eine spezifische Aus- Die Dauerhaftigkeit eines Reetdachs liegt zwi-
Auch gesellschaftliche Positionen spiegeln sich bildung ihrer Teilbereiche. Entsprechende Ver- schen 30 und 50 Jahren sofern es regelmäßig
in der gewählten Dachform wider, sei es, um legetechniken gewährleisten die Regensicher- ausgebessert und die Belüftung aufrechterhal-
bei repräsentativen Bauwerken eine überragen- heit, und es gibt sogar komplette Dachsysteme, ten wird sowie Moose und Schädlinge entfernt
de Wirkung zu erzielen (z.B. mit Kuppeln mit denen die Hersteller Lösungen mit unter- werden. Reet und Stroh gehören der Baustoff-
gekrönte Bauwerke) oder um ideologischen schiedlichen Formteilen anbieten. Diese schlie- klasse B 3 (leicht entflammbar) an.
Ansichten Ausdruck zu verleihen. ßen die Dachfläche zu ihren Rändern (First, Ort-
gang, Traufe) ab und sichern deren Funktions- Holzschindeldeckung
»Warum haben wir das geneigte Dach? Man- fähigkeit. Ebenso binden sie Öffnungen wie z.B. Hochwertiges, langsam gewachsenes Holz mit
che Leute glauben, das wäre eine Angelegen- Dachflächenfenster, Kamin und andere Durch- feinen Jahresringen (ohne Splintholz) dient der
heit der Romantik und der Ästhetik. Aber das ist dringungen ein. Herstellung von gespaltenen oder gesägten
nicht so. Jedes Bedachungsmaterial verlangt Unter Regeldachneigung versteht man die unte- Schindeln. Man unterscheidet Legeschindeln
einen bestimmten Winkel. [...] Wir hatten kein re Dachneigungsgrenze, bei der sich eine ent- und Scharschindeln. Legeschindeln sind 600 –
anderes Mittel, uns gegen Regen, Schnee und sprechende Dachdeckung ohne Befestigungs- 900 mm lang, 70 – 300 mm breit und mindes-
Sturm zu schützen, als kleine Platten [...]. Als elemente und Dichtungen als regensicher tens 15 mm dick. Sie werden im Verband mit
das schönste erschien natürlich immer ein erweist. Überdeckung ausgelegt und mit Schwerstei-
nen beschwert, daher sind nur Dachneigungen
von 17 bis 22 ° möglich. Nach fünf bis zehn
Jahren sollten sie umgelegt, gedreht und
gewendet werden.
Scharschindeln werden keilförmig oder parallel
in Längen von 120 bis 800 mm und Breiten von
60 bis 350 mm hergestellt. Am Fuß sollten sie
dicker als 8 mm sein. Scharschindeln werden
mit Flachkopfnägeln an der Konterlattung
befestigt. Eine direkte Befestigung auf der
Tragschalung geht zu Lasten der Dauerhaftig-
keit, da die Konstruktion nicht durchlüftet wird.
Die Gebrauchsdauer einer dreilagig ausgeführ-
ten Holzschindeldeckung entspricht in Jahren
ungefähr der Dachneigung, jedoch maximal
ca. 70 Jahre. Ein chemischer Holzschutz ist bei
richtigem Dachaufbau nicht erforderlich.
C 1.45
122
Gebäudehülle
123
Gebäudehülle
124
Gebäudehülle
Dachabdichtungen
Dachabdichtung Auflast gegen Windsog, Hitze und UV-Strah- tenfolgen ergeben. Verschiedene Dichtungs-
lung (Abb. C 1.49). Bei Undichtigkeit ist das bahnen können bei Verträglichkeit auch mitein-
Flache und flach geneigte Dächer erfordern konventionelle Flachdach wasserunterläufig. ander kombiniert werden.
eine Dachabdichtung, auch Dachhaut
genannt, da Niederschlagswasser nicht Kompaktdach Bituminöse Bahnen
schnell genug abgeleitet werden kann. Diese Das Kompaktdach ähnelt dem konventionellen Bitumenbahnen bestehen aus einer Trägerein-
wasserundurchlässige Schicht verläuft über Flachdach. Vollflächig in Heißbitumen verlegte lage, die mit Destillationsbitumen getränkt und
die gesamte Dachfläche und schließt Durch- Schaumglasplatten dienen der Wärmedäm- beidseitig mit einer Deckschicht aus Oxidati-
dringungen und Anschlüsse ein. Die Oberflä- mung, die Dampfsperre kann entfallen. Zusam- onsbitumen versehen ist. Bei Polymerbitumen-
chen von flachen Dächern lassen sich vielfäl- men mit der vollflächig verklebten Dichtungs- bahnen sind die Deckschicht und die Tränk-
tig nutzen, z.B. als Grünfläche, Parkplatz, bahn wird eine Wasserunterläufigkeit verhin- masse der Einlagen aus Destillationsbitumen,
begehbare Überbauung im städtischen Raum dert. dem thermoplastische oder elastomere Kunst-
(z.B. Flächen über Tiefgaragen) oder als stoffe zugesetzt werden. Je nach Bahntyp
bewässerte Fläche bei Dachgärten. Umkehrdach schützt eine Bestreuung die Oberfläche vor
Die Dämmung liegt über der Abdichtung und UV-Strahlung (siehe Bitumenhaltige Baustoffe,
Flache und flach geneigte Dächer schützt sie dadurch vor mechanischer Bean- S. 64f.). Bituminöse Bahnen eignen sich für die
Der Begriff Flachdach lässt sich nicht klar spruchung. Der lose verlegte Dämmstoff darf Dach- und Bauwerksabdichtung .
definieren. Im engeren Sinne kann man kein Wasser aufnehmen, meist besteht er aus
Dächer mit einer Neigung bis 5 ° als Flach- expandiertem Polystyrol (EPS). Kies, Platten Verlegung
dächer bezeichnen, bis 25 ° heißen sie flach oder Bepflanzung sichern den Dämmstoff Bituminöse Abdichtungen mit dem Anspruch
geneigte Dächer. In den Flachdachrichtlinien gegen Windsog und Auftreiben. Die Dachab- auf dauerhaftes Wassersperrvermögen erreicht
hingegen wird von Flachdächern mit Abdich- dichtung stellt gleichzeitig die Entwässerungs- man nur durch mindestens zweilagiges homo-
tung gesprochen, ohne auf den Neigungswin- ebene und die Dampfsperre dar (Abb. C 1.50). genes Verschweißen oder Verkleben der Bah-
kel einzugehen. Um stehendes Nieder- nen untereinander. Folgende Verfahren haben
schlagswasser zu vermeiden, sollte die Dach- Duodach / Plusdach sich in der Praxis bewährt:
neigung mindestens 2 % betragen. Geringere Das Duodach ist eine Kombination aus konven-
Neigungen gelten als Sonderkonstruktionen. tionellem Flachdach und Umkehrdach. Es gibt • Beim Gießverfahren werden (Polymer-)Bitu-
Die Vielzahl möglicher Bauarten von flachen zwei Wärmedämmschichten, unter- und ober- men-Dachdichtungsbahnen in ausgegosse-
und flach geneigten Dächern hängt mit der halb der Dachabdichtung. Wenn ein Dach eine ner Heißbitumen-Klebemasse unter Druck
Anzahl der Schichten zusammen, die ver- neue Dämmschicht erhält (z.B. bei nachträg- ausgerollt. Es muss ein durchlaufender Wulst
schiedene Funktionen übernehmen und licher Dachbegrünung), spricht man von einem an Heißbitumen-Klebemasse vor der Rolle
gemeinsam das komplexe System Flach- Duodach. Bei Sanierungen nennt man die Bau- entstehen.
dachkonstruktion bilden. In der Praxis werden art Plusdach, wenn über dem gedämmten • Im Schweißverfahren wird die Bahnunterseite
hauptsächlich einschalige Bauarten ange- Bestand eine neue Dachabdichtung und der Schweißbahnen mit Propangasbrennern
wendet. Diese unterscheiden sich u.a. durch darauf die Dämmschicht verlegt werden. oder Schweißautomaten geschmolzen und
die Lage der Dachabdichtung im Systemauf- mit Druck ausgerollt.
bau. • Beim Bürstenstreichverfahren wird die Masse
Dichtungsbahnen mit der Bürste aufgetragen. Beim Einrollen
Konventionelles Flachdach der Bahn in die Masse soll ein Wulst aus
Die Abdichtung liegt über der Wärmedäm- Dichtungsbahnen gliedern sich in Bitumen-, Heißbitumen-Klebemasse vor der ausgeroll-
mung. Die Dämmstoffe müssen durch eine Kunststoff- (Thermoplaste) und Kautschukbah- ten Bahn entstehen.
Dampfsperre vor Feuchtigkeit aus dem nen (Elastomere). Jede Gruppe besitzt spezifi- • Die Kaltverklebung der Bahn geschieht durch
Gebäudeinneren geschützt werden. Je nach sche Eigenschaften, wodurch sich unterschied- die vom Hersteller auf der Unterseite aufge-
Verlegung der Abdichtung schützt Kies als liche Verarbeitungsanforderungen und Schich- brachte Kaltselbstklebemasse.
125
Gebäudehülle
126
Gebäudehülle
127
Gebäudehülle
Extensive Dachbegrünung
Extensive Begrünungen benötigen wenig Auf-
wand bei der Ausführung und Pflege, da die
niedrig wachsenden Pflanzen Trockenheit ertra-
gen und der Schichtenaufbau gering dimensio-
niert werden kann. Diese Art der Begrünung wird
oft bei geneigten Dächern oder nachträglich bei
bekiesten Dachflächen angewendet
(Abb. C 1.54).
Intensive Dachbegrünung
Unter intensiver Begrünung versteht man gleich-
C 1.54 C 1.55
128
Gebäudehülle
Membranen
129
Gebäudehülle
130
Gebäudehülle
Dachdeckungen
Flachdachpfanne, Anschlüsse Titanzink 331 180 11 0 0,10 0,0053 0,012 50
Ziegelflachdachpfanne, 20 mm
Holzlattung, 24 ≈ 48 mm
Unterspannbahn Polyethylen (PE-HD), 0,5 mm
Holzschindel, Anschlüsse Kupfer 501 708 -44 0,000019 0,50 0,010 0,026 40
Holzschindel dreifach, 24 mm
Holzlattung, 24 ≈ 48 mm
Unterspannbahn Polyethylen (PE-HD), 0,3 mm
Holzschalung Bretter, 24 mm
Dachabdichtungen
Bitumenbahn, bekiest 1355 38 40 0 0,50 0,019 0,091 25 – 30
Kies, 50 mm
Polyestervlies (PES), 2 mm
Dachabdichtung Bitumenbahn (PYE PY200 S5), 5 mm
Dachabdichtung Bitumenbahn (G200 S4), 4 mm
C 1.62
131
Dämmen und Dichten
C 2.1
Seit Beginn der Industrialisierung im 18. Jh. ist Daher müssen Dämm- und Dichtheitskonzepte
die Kohlendioxidkonzentration in der Atmo- im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung
sphäre um mehr als 30 % gestiegen und hat frühzeitig aufeinander abgestimmt werden.
vermutlich das höchste Niveau innerhalb der
letzten 20 Millionen Jahre erreicht.
Neben Emissionen aus der intensiven Landwirt- Grundlagen Dämmen
schaft (Methan und Distickstoffoxid) trägt vor
allem das bei der Verbrennung von fossilen Die Dämmwirkung eines Stoffes verbessert
Energieträgern freigesetzte Kohlendioxid zum sich, je kleiner, zahlreicher und gleichmäßiger
Treibhauseffekt und somit zur globalen Erder- die eingeschlossenen Luftporen in ihm verteilt
wärmung bei. sind; die ruhende Luft leitet Wärme stets
In Deutschland wird über ein Drittel der jährli- schlechter als das umgebende Material. Nach
chen Endenergie für das Beheizen von Gebäu- DIN 4108 gelten Baustoffe, deren Wärmeleit-
den verbraucht. Wärmedämm- und Dichtstoffe fähigkeit ¬ kleiner als 0,1 W / mK ist, als Wärme-
reduzieren den Heizwärmebedarf von Alt- wie dämmstoffe (Abb. C 2.4).
Neubauten erheblich. Ein zeitgemäßer Wärme- Aufgrund des wachsenden Dämmstoffbedarfs
schutz spart nach spätestens zwei Heizperio- und der steigenden Anforderungen an den
den bereits mehr Energie ein als Herstellung Wärmeschutz hat sich die Produktvielfalt der
und Transport der Dämmstoffe benötigen. auf dem Markt erhältlichen Dämmstoffe stetig
Ruhende Luftschichten hinter Holzverschalun- erhöht. Mineralfaserdämmstoffe und Hart-
gen und das zu Beginn des 20. Jh. aufkommen- schaumstoffe stellen mit über 90 % den über-
de zweischalige Mauerwerk gelten als erste wiegenden Marktanteil. In den vergangenen
baukonstruktive Maßnahmen für den baulichen Jahren wurden Dämmstoffe aus nachwachsen-
Wärme- und Feuchteschutz. In den 1920er-Jah- den Rohstoffen wiederentdeckt und ihre
ren waren bereits Dämmstoffe aus Holzwolle, Anwendungsmöglichkeiten erweitert.
Kork und mineralischen Fasern erhältlich. Aller- Innovative Dämmstoffe wie z.B. Vakuum-Isolati-
dings bestand die primäre Aufgabe des bauli- ons-Paneele (VIP) oder IR-Absorber-modifizier-
chen Wärmeschutzes bis in die 1970er-Jahre te Polystyroldämmstoffe (siehe Die Entwicklung
darin, Bauschäden zu vermeiden und hygieni- innovativer Materialien, S. 29) erreichen erheb-
sche Wohnbedingungen sicherzustellen. lich verbesserte Dämmwerte (Abb. C 2.7).
Die Baustoffindustrie bietet für wärmegedämm-
Energieeinsparung te Außenwände zahlreiche Produkte an, die
Als Folge der Energiekrise, der rapide steigen- sowohl tragen als auch dämmen, z.B. Leicht-
den Rohölpreise und der damit verbundenen hochlochziegel. Die dämmende Funktion ver-
Einsicht zur notwendigen Reduktion des Ener- mindert dabei die Tragfähigkeit des Materials.
gieverbrauchs wurde in Deutschland 1977 die Diese Produkte behandelt das Kapitel Kerami-
erste Wärmeschutzverordnung (WSVO) erlas- sche Baustoffe (siehe S. 50f.).
sen, die 1982 und 1994 novelliert wurde. Sie
hatte vornehmlich das Ziel, durch Festlegung Gliederung
maximaler Wärmedurchgangskoeffizienten die Dämmstoffe unterscheiden sich in Bezug auf
Transmissionswärmeverluste von Außenbautei- ihre Rohstoffbasis (Abb. C 2.2):
len zu reduzieren und somit den Heizwärmebe-
darf zu verringern. Die seit 2002 gültige Ener- • anorganische, mineralische Dämmstoffe
gieeinsparverordnung (EnEV) berücksicht • organische Dämmstoffe
C 2.1 Thermographie (Wärmebild) von Gebäuden darüber hinaus den Einfluss der Gebäudedicht-
C 2.2 systematische Darstellung von Dämmstoffen heit durch die Ermittlung der Lüftungswärmever- Sowohl organische als auch anorganische
nach ihrer Rohstoffbasis luste. Dämmstoffe können aus natürlich oder synthe-
C 2.3 Behaglichkeitsfeld in Abhängigkeit vom U-Wert
der Wand bei einer Außentemperatur von – 10 °C
Bei Gebäudehüllen mit gutem Wärmeschutz tisch hergestellten Rohstoffen bestehen.
C 2.4 Dämmstoffdicke zum Erreichen eines Wärme- wirkt sich deren Luftdichtheit entscheidend auf Nach dem strukturellen Aufbau wird unter-
durchlasswiderstands von 0,3 W / m2K den Heizenergiebedarf aus (siehe S. 142). schieden in:
132
Dämmen und Dichten
Dämmstoff
aus natürlichen Rohstoffen aus synthetischen Rohstoffen aus natürlichen Rohstoffen aus synthetischen Rohstoffen
30
25
durchgangswiderstands von 0,3 W/m 2K
19 °C behaglich
20
zum Erreichen eines Wärme-
20
Dämmstoffdicke s [cm]
10
15 2 K 2 K 2 K
K
2
/m /m /m
/m
W W W
W
5 0 5
0, =1, =1,
Vakuum-Isolations-
medämmung TWD
Wärmedämmziegel
2
transparente Wär-
expandierter Kork
modifiziertes EPS
0,
U= U
Getreidegranulat
Holzwolle-Mehr-
PU-Hartschaum
Holzwolle-Platte
PS-Hartschaum
dämmplatte WF
U
U=
Kalzium-Silikat
Polyesterfaser
Zellulosefaser
PS-Extruder-
schaum XPS
IR-Absorber-
schichtplatte
Mineralwolle
Schaumglas
Holz, Fichte
expandierte
Kokosfaser
Baumwolle
Hanffasern
Schafwolle
Paneel VIP
Vermikulite
Holzfaser-
0 15 20 25
Blähton
WW-C
Flachs
Perlite
PUR
EPS
WW
C 2.3 C 2.4
133
Dämmen und Dichten
Decke, Dach DAD Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Deckungen
DAA Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Abdichtungen
DUK Außendämmung des Daches, der Bewitterung ausgesetzt (Umkehrdach)
DZ Zwischensparrendämmung, zweischaliges Dach, nicht begehbare aber zugängliche oberste Geschossdecken
DI Innendämmung der Decke (unterseitig) oder des Daches, Dämmung unter Sparren/Tragkonstruktion, abgehängte Decke usw.
DEO Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter Estrich ohne Schallschutzanforderungen
DES Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter Estrich mit Schallschutzanforderungen
Perimeter PW außenliegende Wärmedämmung von Wänden gegen Erdreich (außerhalb der Abdichtung)
PB außenliegende Wärmedämmung unter Bodenplatte gegen Erdreich (außerhalb der Abdichtung)
C 2.5
¬ [W / mK] die drei Wärmetransportmechanis- terungs- und nutzungsbedingten Temperatur- teilen sollte der Diffusionswiderstand der ein-
men zusammen. Dabei gilt: je niedriger die schwankungen auszugleichen. Die spezifische zelnen Bauteilschichten von innen nach außen
Wärmeleitfähigkeit, um so besser die Wärme- Wärmekapazität c gibt das Speichervermögen abnehmen. Die Menge des ein- und ausdiffun-
dämmwirkung eines Baustoffs. Metalle sind eines Baustoffs an. Aufgrund ihres geringen dierenden Wassers und somit eine eventuelle
aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften mit Gewichts verfügen Dämmstoffe meist nur über Gefährdung der Dämmstoffe lassen sich mit
bis zu 400 W / mK besonders leitfähig, Vakuum- eine geringe Wärmespeicherfähigkeit. Schwere dem »Glaserverfahren« (DIN 4108-3) über-
Isolations-Paneele erreichen mittels Luftleere Dämmstoffe wie Holzfaserdämmplatten (Roh- prüfen.
(Thermoskannenprinzip) Tiefstwerte zwischen dichte > 100 kg / m3) können in Bereichen, die
0,004 und 0,008 W / mK. zur Überhitzung neigen (z.B. ausgebaute Dach- Schallschutz
Die bisher gültige Einteilung von Wärmedämm- räume), den sommerlichen Wärmeschutz durch In Bezug auf schalldämmende Eigenschaften
stoffen in Wärmeleitfähigkeitsgruppen (z.B. ihr höheres Speichervermögen verbessern. unterscheidet man im Hochbau zwischen
WLG 035 oder WLG 040) wurde mit Einführung Dämmstoffen für den Luft- und den Trittschall-
der europäischen Produktnormen abgelöst. Die Feuchteschutz schutz.
Kennzeichnung erfolgt gemäß DIN 4108-4 mit Wärme- und Feuchteschutz von Gebäuden ste- Zur Verbesserung des Luftschallschutzes von
dem so genannten Bemessungswert der Wär- hen in enger Wechselbeziehung. Wasser Leichtbauwänden oder Hohlräumen eignen
meleitfähigkeit, dessen Angabe in 1-mW-Stufen besitzt bei 15 °C mit ¬ = 0,598 W / mK eine rund sich besonders weiche Faserdämmstoffe mit
möglich ist (z.B. ¬ = 0,028 W / mK). 25-mal höhere Wärmeleitfähigkeit als Luft einem hohen Strömungswiderstand, d.h. beim
(¬ = 0,024 W / mK). Der Einschluss von Wasser Durchgang durch die Fasern reduziert sich die
Wärmedurchgangskoeffizient verringert somit die Wärmedämmfähigkeit von Schallenergie (Luftdruckschwankungen) durch
Der U-Wert ist die bauphysikalische Maßeinheit Baustoffen erheblich. Darüber hinaus kann Umwandlung in Bewegungsenergie.
für den Wärmedurchgangskoeffizienten von Feuchtigkeit in Bauteilen zu Korrosion, Schim- Dämmstoffe für den Trittschallschutz (z.B. unter
Bauteilen und wird in W / m2K angegeben. melpilzbildung und Frostschäden führen. Bei schwimmend verlegten Estrichen) sind immer
Unterschiedliche Konstruktionen lassen sich so organischen Dämmstoffen trägt Wasser zur elastisch und müssen eine möglichst geringe
hinsichtlich ihrer Wärmedämmeigenschaften Zersetzung und Zerstörung der Baustoffe bei. dynamische Steifigkeit aufweisen, um die ein-
direkt vergleichen. Ein niedriger U-Wert bedeu- Besonders im Winter besteht zwischen beheiz- geleitete Stoßenergie abzufangen und in mög-
tet einen geringen Wärmestrom durch Bauteile ten Innenräumen und der kalten Außenluft ein lichst geringem Umfang an die Bodenplatte
und somit verringerte Wärmeverluste (U = Unit Dampfdruckgefälle. Durch die Wasserdampfdif- weiterzuleiten.
of Heat Transfer). fusion von innen nach außen kann sich im
Wo gut wärmeleitende Bauteile (z.B. thermisch Innern von Außenwänden und Dächern Kon- Brandschutz
nicht getrennte Betonplatten von Balkonen) die denswasser bilden (auch Tauwasser genannt). Dämmstoffe eignen sich auch für den vorbeu-
gedämmte Außenhülle durchdringen, treten Dämmstoffe, die als Kerndämmung bei zwei- genden baulichen Brandschutz, um Bauteile
stofflich bedingte Wärmebrücken auf. Neben schaligen Wänden verwendet werden, müssen vor zu schneller Erwärmung zu schützen.
erhöhten Wärmeverlusten besteht die Gefahr über die ganze Dicke hydrophob (wasserab- Die meisten anorganischen Dämmstoffe gehö-
von Schimmelbildung durch anfallende Kon- weisend) sein. ren zur Baustoffklasse A (nicht brennbar),
densationsfeuchte. organische Dämmstoffe hingegen zur Bau-
Wasserdampfdiffusion stoffklasse B (brennbar).
Spezifische Wärmekapazität Der μ-Wert gibt den Diffusionswiderstand eines
DIN 4108-2 enthält Empfehlungen für den Wär- Stoffes an und besitzt keine Einheit. Nach Gesundheits- und Umweltschutz
meschutz im Sommer, um auch bei hohen DIN 4108-4 sind beispielsweise Dämmstoffe Auch wenn Dämmstoffe in der Regel keinen
Außentemperaturen ein behagliches Raumkli- aus Mineralwolle (μ = 1) sehr diffusionsoffen, direkten Kontakt mit der Raumluft haben, so
ma sicherzustellen. Wärmespeichernde Bau- Schaumglas hingegen ist praktisch dampfdicht sollten sie dennoch möglichst wenig gesund-
stoffe tragen dazu bei, die tageszeitlichen, wit- (μ = 100 000). Bei der Planung von Außenbau- heitsgefährdende Schadstoffe (z.B. Formalde-
134
Dämmen und Dichten
schalltechnische Eigenschaften sk keine Anforderungen an schalltechnische Eigenschaften alle Anwendungen ohne schalltechnische Anforderungen
sg Trittschalldämmung, geringe Zusammendrückbarkeit schwimmender Estrich, Haustrennwände
sm mittlere Zusammendrückbarkeit schwimmender Estrich, Haustrennwände
sh Trittschalldämmung, erhöhte Zusammendrückbarkeit schwimmender Estrich, Haustrennwände
C 2.6
hyd, Styrol, Isocyanat, Phenol; siehe Schadstof- und der Produkteigenschaft (z.B. dh = hohe • Schallschutz: dynamische Steifigkeit, Strö-
fe, S. 268) enthalten. Die Diskussion über die Druckbelastbarkeit) zusammen. Gemäß ihrer mungswiderstand
Humantoxizität von Zusatzstoffen (Flamm- Liefer- und Einbauform unterscheidet man Plat- • Brandschutz: Baustoffklasse, obere Tempera-
schutzmittel bei organischen Dämmstoffen, ten, Matten, Filze, Stopfwolle, Schüttungen und turanwendungsgrenze
Insektizide bei einigen organischen Dämmstof- Ortschäume. • Gesundheit- und Umweltschutz
fen aus natürlichen Rohstoffen) ist noch im Wärmedämmstoffe sollten aus bauphysikali- • Dauerhaftigkeit: Alterungsbeständigkeit,
Gange. scher Sicht möglichst auf der Kaltseite der Beständigkeit bei hoher Luftfeuchte, thermi-
Zur Produktion von Schaumkunststoffen kom- Konstruktion eingebaut werden. Um die Trans- sche Stabilität, UV-Beständigkeit
men heute meist Pentan (reiner Kohlenwasser- missionswärmeverluste von Altbauten mit denk- • Wirtschaftlichkeit
stoff) oder CO2 zum Einsatz. Der Gebrauch von malgeschützter Fassade zu reduzieren, besteht
FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoff) und teilha- hier allerdings oft nur die Möglichkeit zur Innen- Befestigung
logenierten HFCKW ist seit 1995 bzw. 2002 dämmung. Dadurch reduziert sich die Tempe- Unabhängig von der Dämmstoffwahl unter-
europaweit untersagt. Alternativ verwenden ratur der Wandkonstruktion auf der Kaltseite scheidet man folgende Befestigungsarten:
einige Hersteller chlorfreie HFKW, deren Verbot und die Gefahr des Tauwasserausfalls im Bau-
derzeit erörtert wird. teil steigt erheblich. Innendämmungen erfor- • lose: keine feste mechanische Verbindung,
Durch die nachweisliche Gesundheitsge- dern in der Regel eine äußerst sorgfältig zu ver- z.B. geschüttet, gestopft, eingeblasen, lose
fährdung von Asbest-Faserstäuben im Innen- arbeitende Dampfbremse bzw. -sperre auf der verlegt
raum gerieten auch künstliche Mineralfasern Rauminnenseite (siehe S. 145). Darüber hinaus • punktuell: dauerhaft punktuell oder linien-
(KMF) in den Verdacht, über ein kanzerogenes sind Wärmebrücken im Bereich von Wand- und förmig befestigt, z.B. genagelt, geschraubt,
Potenzial zu verfügen. Aus diesem Grund hat Deckenanschlüssen praktisch nicht zu vermei- gedübelt, geklebt
die Dämmstoffindustrie 1995 die Produktion den. Ein Dampfdiffusionsnachweis ist bei • flächig: vollflächig kraftschlüssige Verbin-
von Mineralwolle auf nicht lungengängige Innendämmungen unerlässlich. dung, z.B. geklebt (Klebemörtel, Bitumen),
Faserdicken umgestellt (Kanzerogenitätsindex angemörtelt
KI ≥ 40) bzw. bei Steinwolle die Biobeständig- Bei der Auswahl des geeigneten Dämmstoffs
keit verringert. Wie bei allen Faserdämmstoffen sollten die baukonstruktiven Rahmenbedingun- Recycling
ist bereits in der Planungsphase sicherzustel- gen, die technischen Regeln und die jeweiligen Die Befestigungsart hat einen entscheidenden
len, dass keine Fasern in der Raumluft freige- Anforderungen berücksichtigt werden: Einfluss auf die spätere Wiederverwendbarkeit
setzt werden. der Dämmstoffe. Lose eingebaute Dämmstoffe
• allgemeine Anforderungen: Abmessungen, lassen sich meist sehr gut, flächig befestigte
Rohdichte, Beschaffenheit (Struktur, Kanten, Dämmstoffe nicht wieder verwenden.
Anwendung Farbe etc.) Die technischen Möglichkeiten des Material-
• Festigkeit: Druckfestigkeit oder Druckspan- recyclings sind weiter entwickelt als die derzeit
Die harmonisierten Dämmstoff-Normen nung bei 10 % Stauchung, Dauerdruckspan- übliche Praxis. In der Regel werden minerali-
DIN EN 13168 −13171 legen als reine Produkt- nung, Zugfestigkeit, Haftfestigkeit von Schäu- sche Dämmstoffe deponiert, organische
normen Eigenschaften und Kennzeichnung men Dämmstoffe thermisch verwertet.
fest. Die Anwendungsgebiete von Wärmedäm- • Formbeständigkeit bei Wärme- und Kälteein-
mungen (Abb. C 2.5) sowie die Differenzierung wirkung: Dimensionsstabilität
von bestimmten Produkteigenschaften (Abb. • Wärmeschutz: Wärmeleitfähigkeit, Wärme- Dämmstoffe
C 2.6) sind in der DIN V 4108-10 national gere- durchlasswiderstand, Wärmespeicherfähig-
gelt. Die Typenkurzzeichen setzen sich jeweils keit Die technischen Kennwerte von Dämmstoffen
aus dem Anwendungsgebiet (z.B. WAA = • Feuchteschutz: Wasserdampfdurchlässigkeit, in Abb. C 2.7 stellen Richtwerte dar; im konkre-
Außendämmung der Wand hinter Abdichtung) Hydrophobie, Wasseraufnahme ten Fall sind diese mit den tatsächlichen Pro-
135
Dämmen und Dichten
1
Die angegebenen Brennbarkeitsklassen stellen Richtwerte dar. Sie sind mit den tatsächlichen Produktdaten abzugleichen.
2
Dämmstoff bauaufsichtlich zugelassen.
3
Das Dämmmaterial nutzt die statische Dämmwirkung sowie solare Gewinne; Die hier dargestellten Werte sind inklusive solarer Gewinne über eine Heizperiode in Deutschland
gemittelt. Es kann je nach Klima und Ausrichtung der Dämmung zu starken Unterschieden kommen.
4
Je nach Ausgangsmaterial werden TWD-Dämmstoffe den Baustoffklassen A1 bis B 3 zugeordnet.
C 2.7
duktdaten der Hersteller abzugleichen. Im Fol- chermaßen über sehr gute Wärme- und Schall- dampfdicht, vollkommen wasserunempfindlich
genden wird eine Auswahl an Dämmstoffen vor- dämmeigenschaften. Sie sind diffusionsoffen und formbeständig. Daher wird es hauptsäch-
gestellt. und gelten aufgrund ihrer Fäulnis- und Witte- lich bei erdberührten oder besonders druckbe-
rungsbeständigkeit als sehr dauerhaft. Die anspruchten Bauteilen eingesetzt. Da Schaum-
Mineralwolle (MW) aus Glas- oder Steinwolle Dämmplatten müssen jedoch vor hoher Feuch- glas in der Regel bitumenverklebt eingebaut
In Deutschland haben Mineralfaserdämmstoffe tigkeit geschützt werden, da sich sonst ihre wird, ist eine Rückgewinnung kaum möglich.
mit etwa 60 % den größten Marktanteil. Hinsicht- Dämmwirkung und Festigkeit erheblich redu-
lich Rohstoffbasis und Faserbindung unterschei- ziert. Anwendung
det man zwischen Glas- und Steinwolle. • Perimeterdämmung und Dämmung unter
Glaswolle (Abb. C 2.8 a) besteht in der Regel Anwendung lastabtragenden Gründungsplatten
aus Recyclingglas (Masseanteil ca. 50 %), • Wärme-, Luftschall-, Trittschall- und Brand- • Wärmedämmung stark druckbeanspruchter
Quarzsand, Feldspat, Natriumkarbonat und schutz in nahezu allen Bereichen Flächen (z.B. Industrieböden, Parkdecks)
Kalkstein. Zusätzlich sind 3–9 % Bindemittel aus • Innendämmung
Kunstharzen (meist Phenolformaldehydharze) Schaumglas (CG) • Kerndämmung
und ca. 1 % Hydrophobisierungsmittel auf Sili- Ähnlich wie bei der Glasherstellung werden bei • Flach- und Gründächer
kon- oder Mineralölbasis enthalten. der Produktion von Schaumglas (CG = Cellular
Steinwolle (Abb C 2.8 b) wird hauptsächlich aus Glas; Abb. C 2.8 c) die Rohstoffe Quarzsand, Kalzium-Silikat-Dämmplatten
Naturstein (z.B. Diabas, Basalt und Dolomit) Feldspat, Kalzium- und Natriumkarbonat bei Kalzium-Silikat-Dämmplatten sind erst seit kur-
hergestellt, aber auch Ziegel- und Bauxitbe- etwa 1400 °C zu Rohglas geschmolzen. Als zer Zeit auf dem Markt erhältlich (auch unter der
standteile aus Produktionsabfällen können ent- Rohstoffbasis kann der Anteil an Recyclingglas Bezeichnung Mineralschaum) und bieten eine
halten sein. Der Anteil an Binde- und Hydropho- rund ein Drittel der Gesamtmasse betragen. Alternative zu den bisher üblichen Dämmstoffen
bisierungsmitteln ist im Vergleich zu Glaswolle Nach dem Abkühlen wird das Glas zu Glaspul- bei Wärmedämmverbundsystemen. Sie beste-
etwas geringer. Aus 1 m3 Naturstein lassen sich ver zermahlen, Kohlenstoff als Treibmittel zuge- hen aus den Rohstoffen Quarzsand, Kalkhydrat,
etwa 100 m3 Steinwolle erzeugen. Bei der Her- setzt (daher die dunkelgraue Farbe) und erneut Zement und einem hydrophob wirkenden Ver-
stellung werden die Roh- und Zusatzstoffe bei erhitzt. Die Oxidation des Kohlenstoffs bewirkt festiger zusammen; bei Platten für den Innen-
1300 –1500 °C geschmolzen, die Schmelze zer- die Bildung von Gasblasen, die das flüssige ausbau werden etwa 10 % Zellulose zugesetzt.
fasert und anschließend unter Zugabe des Bin- Gemisch aufschäumen. Ähnlich wie bei Porenbeton erfolgt die Herstel-
demittels weiterverarbeitet. Aufgrund seiner geschlossenen, gasundurch- lung (Porenbildung, Erhärtung und Trocknung)
Mineralische Faserdämmstoffe verfügen glei- lässigen Zellstruktur ist Schaumglas praktisch in Härtekesseln, so genannten Autoklaven. Kal-
136
Dämmen und Dichten
137
Dämmen und Dichten
Dämmwerte. Seine Hauptbestandteile sind gen Schichtaufbau von Holzwolle und Dämm-
Diphenylmethandiisocyanat (MDI), Polyether- stoff (z.B. Mineralfaser, EPS, PUR). Holzwolle-
und / oder Polyesterpolyol; letztere können aus mehrschichtplatten genügen im Gegensatz zu
Rohöl oder nachwachsenden Rohstoffen den Holzwolleplatten heutigen Dämmstan-
(z.B. Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln) hergestellt dards.
werden. PUR-Hartschaum entsteht durch Ver-
mischen und chemische Reaktionen der flüssi- Anwendung
a gen Komponenten unter Zugabe von Pentan • verlorene Schalung
oder CO2 als Treibmittel. • unterseitige Dämmung von Keller- oder Tief-
Je nach Produktionsweise können Dämmplat- garagendecken
ten ohne Deckschichten (Blockschaumplatten), • Dämmung von Wärmebrücken (z.B. Decken-
mit flexiblen (Bandschaumplatten) oder starren stirnseiten)
Deckschichten (Sandwichelemente) hergestellt
werden. PUR-Platten mit einer beidseitigen Alu- Holzfaserdämmplatten (WF)
miniumkaschierung sind dampfdicht und errei- Als Ausgangsstoff für die Herstellung von Holz-
chen (produktabhängig) ¬-Werte von faserdämmplatten (WF = Wood Fibre; Abb.
b 0,025 W / mK. Neben den Hartschaumplatten C 2.9 b) dient Schwachholz (z.B. Fichte, Tanne
ist auch PUR-Ortschaum erhältlich. Er besteht und Kiefer) oder Restholz der Sägeindustrie.
aus ähnlichen Ausgangsmaterialien und dient Die Hölzer werden zerkleinert, mit Wasser zu
dem Ausschäumen von Hohlräumen auf der einer Masse vermischt, auf 2 % Restfeuchte
Baustelle. getrocknet und zu Platten geschnitten. Die Bin-
PUR ist nicht UV-beständig, jedoch unverrott- dung beruht in der Regel auf der Verfilzung der
bar und im Vergleich zu Polystyrol heißbitumen- Fasern und der Verklebungsfähigkeit der holz-
sowie lösemittelbeständig. eigenen Inhaltsstoffe (Lignin). Einige Hersteller
c geben außerdem in geringen Mengen Aufbe-
Anwendung reitungsmittel (Aluminiumsulfat, Paraffin, Leim)
• Aufsparrendämmung zu, um den Bindungsprozess zu unterstützen.
• Flachdächer Grundsätzlich können poröse und zur Verbes-
• Wärmedämmung stark druckbeanspruchter serung der Feuchtebeständigkeit bituminierte
Flächen (z.B. Industrieböden, Parkdecks) Holzfaserplatten unterschieden werden. Holzfa-
• Wärmedämmung unter schwimmenden Estri- serplatten sind hygroskopisch, relativ diffusi-
chen onsoffen, winddicht und verfügen über eine
• Sandwichpaneele hohe Wärmespeicherfähigkeit. Beim Rückbau
d • Ausschäumen von Hohlräumen (Ortschaum) können sie wiederverwendet, nicht bituminierte
Platten auch kompostiert werden.
Holzwolleplatten (WW)
Holzwolleplatten, früher auch Holzwolleleicht- Anwendung
bauplatten (HWL-Platten) genannt, bestehen • Aufdach- und Zwischensparrendämmung,
aus langfaserig aufgehobelten Resthölzern auch zur Begrenzung loser Dämmstoffe
(meist Fichte). Unter Verwendung von minerali- • Wärmedämmung von Wänden, Decken und
schen Bindemitteln (Magnesit oder Zement) Fußböden
e wird das Holzwolle-Bindemittel-Gemisch unter • Trittschalldämmung
hohen Temperaturen gepresst und anschlie-
ßend getrocknet. Eine zusätzliche Vorbehand- Korkerzeugnisse
lung der Späne mit Magnesiumsulfat dient als Korkdämmstoffe bestehen aus der Rinde der
Schutzimprägnierung gegen Schädlingsbefall. Korkeiche, die vor allem in Portugal, Spanien
Zementgebundene Platten (graue Farbe) sind und Algerien vorkommt. Die Jungschälung
stärker wassersaugend als magnesitgebunde- kann erstmals nach 25–30 Jahren, anschlie-
ne (beige Farbe). ßend etwa alle 10 Jahre erfolgen, ohne den
Holzwolleplatten besitzen eine gute Wärme- Baum zu gefährden. Kork ist daher nur einge-
f speicherfähigkeit, wirken diffusionsoffen und schränkt verfügbar und relativ kostenintensiv.
können zur Schallabsorption beitragen. Je nach Herstellungsverfahren unterscheidet
man verschiedene Produkte. Bei der Produk-
Anwendung tion von Backkork wird die Rinde zu Korkgranu-
• verlorene Schalung lat zermahlen und unter Zufuhr von ca. 370 °C
• Innenausbau / schallabsorbierende Verklei- heißem Wasserdampf unter Druck gebacken.
dung Der Kork expandiert um 20–30 % seines Volu-
• Putzträger mens und das frei werdende Harz bindet das
g C 2.9 Granulat zu Blöcken (ICB = Insulation Cork
Holzwollemehrschichtplatten (WW-C) Board; Abb. C 2.9 c).
C 2.9 Dämmstoffe (Auswahl) Holzwollemehrschichtplatten (Abb. C 2.9 a) Presskork entsteht, indem das zermahlene
a Holzwollemehrschichtplatte bestehen im Kern aus Hartschaum- oder Mine- Korkgranulat unter hohem Druck zu Blöcken
b Holzfaserdämmplatte ralfaserdämmung und einer einschichtigen gepresst und anschließend in Platten gesägt
c expandierter Kork (Zweischichtplatte) oder beidseitigen (Drei- wird. Imprägnierter Kork enthält zusätzliche
d Baumwolle
e Zellulosefaser
schichtplatte) Deckschicht aus mineralisch Bindemittel (z.B. Bitumen); Korkschrot wird
f IR-Absorber-modifizierter Polystyrol-Dämmstoff gebundener Holzwolle. ohne weitere Zusätze durch mechanische Zer-
g Vakuum-Isolations-Paneel Die Eigenschaften resultieren aus dem jeweili- kleinerung der Rinde gewonnen.
138
Dämmen und Dichten
139
Dämmen und Dichten
2
3 1 1
4 2 2
3 3
5
6
Solarstrahlung Wärmestrahlung a b
1 Massivholz Fichte 80 mm
2 Holzweichfaserplatte 22 mm 1 Glas
3 Vakuumdämmung 40 mm 2 Verschattungselement
4 Kompriband umlaufend 3 TWD 1 Glas 1 Glas
5 Lattung Schichtholz 40/45 mm 4 Glas 2 Paneel im 2 Paneel im
6 Holzweichfaserplatte 5 Absorber Wärmeleitbetrieb Dämmbetrieb
7 Dreischichtplatte 22 mm 6 Mauerwerk 3 Mauerwerk 3 Mauerwerk
C 2.10 C 2.11 C 2.12
Planungshinweise luzente TWD-Elemente ähneln in ihrer umgewandelt und über das massive Mauer-
Um U-Werte ≤ 0,15 W / m2K, d.h. Passivhaus- Erscheinung geätzten oder sandgestrahlten werk zeitverzögert an die Innenräume weiterge-
standard zu erreichen, sind bei konventionellen Verglasungen (Abb. C 2.13). Durch die Streu- leitet (Abb. C 2.12). Im Dämmbetrieb schützt
Dämmstoffen Gesamtwanddicken von über wirkung der TWD-Struktur bieten sie den Vor- das Element gleichermaßen vor Wärmeverlus-
500 mm üblich. teil, Tageslicht blendfrei und gleichmäßig in ten und sommerlicher Überhitzung. Die
In einem Pilotprojekt von Lichtblau Architekten größere Raumtiefen zu verteilen. In der Aus- Umschaltung erfolgt durch Anlegen einer elek-
konnte mittels einer tragenden Massivholzwand führung als Dreifachverglasung mit einer ein- trischen Spannung, welche die Druckverhält-
und austauschbaren VIP U-Werte von gelegten, 8 mm dicken Kapillarplatte lassen nisse des Glasfaserkerns beeinflusst und somit
0,14 W / m2K erzielt werden – bei einer Wand- sich U-Werte von 0,8 W / m2K erreichen. die Wärmeleitfähigkeit um den Faktor 40 ver-
dicke von nur 192 mm (Abb. C 2.10). Dadurch • Massivwandsystem: ändert.
ergibt sich ein Flächengewinn von etwa 15 m2 Bei der Kombination von TWD-Elementen und
(bezogen auf die Wohnfläche von 265 m2 ). Fol- Speichermasse wird die auftreffende Solar-
gendes ist bei der Planung zu beachten: strahlung an der meist schwarz beschichteten
Außenseite der Wand (Absorber) in Wärme
• vorgegebene Größen (meist 1 x 0,5 m): Die umgewandelt und phasenverschoben an die
Platten können nicht zugeschnitten werden, raumseitige Wandoberfläche geleitet
Sondermaße sind zeit- und kostenintensiv. (Abb. C 2.11). Durch die Umkehr des Wärme-
• Schutz des Vakuums: Die Platten bedürfen flusses bei solarer Einstrahlung lassen sich
einer zwängungsfreien Befestigung, keine pro Quadratmeter TWD in der Jahresbilanz C 2.10 Massivholz-Außenwandkonstruktion mit auswech-
selbaren Vakuum-Isolations-Paneelen
Beschädigung der Dämmebene (z.B. Nägel) (in Abhängigkeit vom TWD-System, Ausrich-
C 2.11 TWD-Element mit Verschattung und Temperatur-
während der Bau- und Nutzungsphase. tung, Verschattung etc.) Gewinne von 50 bis profil
• Wärmebrücken: Luft ist im Vergleich zu VIP 150 KWh / m2a erzielen. C 2.12 schaltbare Wärmedämmung (SWD)
ein guter Wärmeleiter, Fugen und Durchdrin- • thermisch entkoppelte Systeme: a im Wärmeleitbetrieb (Heizperiode und Sonne)
gungen sind konsequent zu minimieren. Konvektiv-und Hybridsysteme sind durch b im Dämmbetrieb (zu allen anderen Zeiten)
C 2.13 Rathausgalerien, Innsbruck (A) 2002, Dominique
• Es gibt bisher keine baurechtliche Zulassung. regelbare Schichten aus Luft oder Wasser Perrault
von der Speicherwand entkoppelt. Diese C 2.14 Ökobilanzdaten von Dämmungen und Abdichtun-
Transparente Wärmedämmung (TWD) Systeme befinden sich noch im Entwicklungs- gen
Transparente Wärmedämmung ermöglicht die stadium.
Reduktion von Transmissionswärmeverlusten
opaker Außenwände bei gleichzeitig hoher Zum Schutz vor sommerlicher Überhitzung
Solartransmission und wirkt darüber hinaus bei müssen TWD-Systeme mit einem effektiven
transluzenten Fassaden als Tageslichtelement. Sonnenschutz ausgestattet sein. Neben moto-
Als Dämmmaterial kommen in der Regel Hohl- risch betriebenen Folienrollos werden auch
kammerstrukturen (Kapillaren, Waben) aus manuell (saisonal) angebrachte Abdeckbleche
Glas oder Kunststoff (PMMA, PC) zum Einsatz. verwendet. Bauliche Maßnahmen (z.B. Dach-
Alternativ sind auch Kartonwaben aus Recyc- überstände, Balkone) können bedingt zum
lingpapier oder mikroporöse Aerogel-Granulat- Sonnenschutz beitragen, reduzieren allerdings
Füllungen erhältlich. ganzjährig die solaren Gewinne.
Die TWD-Materialien werden zum Schutz vor
Witterung, Staub und mechanischer Beschädi- Schaltbare Wärmedämmung (SWD)
gung meist in den Luftzwischenraum von Wär- Schaltbare Wärmedämmung basiert auf den
meschutzverglasungen sowie zwischen Profil- Erkenntnissen von VIP und TWD und wurde in
gläser oder Stegplatten eingebaut. einem ersten Pilotprojekt realisiert. Die Fassa-
denelemente lassen sich je nach Bedarf vom
Funktionsprinzipien hochdämmenden Zustand mit U-Werten von
Generell unterscheidet man drei unterschied- 0,2 bis 0,3 W / m2K in einen Solarkollektor mit
liche TWD-Systeme: deutlich höherer Wärmeleitfähigkeit und einem
U-Wert von 10 W / m2K schalten. An sonnigen,
• Direktgewinnsystem: aber kalten Wintertagen (Wärmebetrieb) wird
In Pfosten-Riegel-Fassaden integrierte, trans- die auftreffende Solarstrahlung in Wärme
C 2.13
140
Dämmen und Dichten
Platten
expandiertes Polystyrol (EPS) 511 17 28 0 0,70 0,0062 0,022
EPS-Platte, λ = 0,040 W / m2K, ρ = 25 kg / m3, 120 mm
Kleber Polyvinylacetat (PVAC)
extrudiertes Polystyrol (XPS) 405 12 21 0 0,50 0,0049 0,016
XPS-Platte, λ = 0,040 W / m2K, ρ = 20 kg / m3, 120 mm
Kleber Polyvinylacetat (PVAC)
Polyurethan PUR 349 13 17 0 0,18 0,013 0,011
PUR-Platte, λ = 0,035 W / m2K, ρ = 20 kg / m3, 100 mm
Kleber Polyvinylacetat (PVAC)
Backkork ICB* 15 0,24 1,1 0 0,0060 0,00041 0,0010
Backkorkplatte, λ = 0,040 W / m2K , 120 mm
Klebemörtel
Vliese
Mineralwollevlies 74 1,4 5,4 0 0,037 0,0038 0,0050
Mineralwollevlies, λ = 0,040 W / m2K, ρ = 20 kg / m3, 120 mm
Tellerdübel Polyamid
Schüttungen
Perliteschüttung 187 2,1 11 0 0,20 0,0074 0,012
Blähperlite, λ = 0,065 W / m2K, ρ = 100 kg / m3, 160 mm
(auf Bodenplatte)
Zelluloseschüttung 33 1,7 1,8 0 0,012 0,00074 0,0010
Zellulose, λ = 0,040 W / m2K, ρ = 50 kg / m3, 120 mm
(zwischen TJI-Holzträgern)
Spachtelmassen
Reaktionsharzabdichtung 94 3,4 5,8 0 0,040 0,0029 0,0030
Epoxidmörtel, 2 mm
Voranstrich Epoxid
Dichtungsbahnen
PVC-Bahn, einlagig 312 35 20 0 0,23 0,010 0,015
PVC-Folie, 2 mm
Polyethylenvlies, 0,5 mm
141
Dämmen und Dichten
142
Dämmen und Dichten
b C 2.18 b C 2.19
sen, nehmen Konstruktionsfugen temperatur- dichtstoffe, vernetzen sich unter Einwirkung Polyurethandichtstoffe
bedingte Längenänderungen und Maßtoleran- von Luftfeuchtigkeit und spalten Moleküle ab. Polyurethandichtstoffe härten chemisch-reaktiv
zen auf. Sie können gleichzeitig Dehn- oder Physikalisch trocknende Dichtstoffe, z.B. Butyl- unter Abspaltung von Kohlendioxid in einen
Setzfugen sein. dichtstoffe, verdunsten Lösemittel oder Wasser zähelastischen Zustand aus. Sie dienen der
und verfestigen sich auf diese Weise. Bei nicht Abdichtung von Tiefgaragen, Parkdecks und
Wartungsfugen reaktiven Dichtstoffen bleibt der Zustand des Abwasserleitungen – also Stellen, die sehr gute
Als Wartungsfugen bezeichnet man Fugen, die Stoffs während und nach dem Einbau gleich. Hafteigenschaften und Chemikalienbeständig-
starken chemischen oder physikalischen Ein- Je nach Verformungscharakteristik unterschei- keit erfordern. Polyurethandichtstoffe werden
flüssen ausgesetzt sind. Sie müssen leicht det man zwischen plastischen und elastischen auch als elastischer Klebstoff verwendet.
zugänglich sein, um regelmäßig überprüft und Dichtstoffen. Die zulässige Gesamtverformung
ggf. erneuert werden zu können. (ZGV) liegt bei bis zu 25 %. MS-Polymerdichtstoffe
Der reaktive Dichtstoff haftet auf einer Vielzahl
Fugen ohne besondere Anforderungen können Fugenausbildung von Untergründen und vereint die Eigenschaf-
offen gelassen werden. Andere Fugen erfor- Nach DIN 18 540 besteht eine Fuge aus zwei ten von Silikon- und Polyurethandichtstoffen.
dern eine Abdichtung. Je nach Fugenart und Fugenflanken, nach Möglichkeit mit gefasten Er ist UV-beständig, lösemittelfrei, geruchs-
Anforderung kommen verschiedene Dichtungs- Kanten und tragfähigem Untergrund. Rundes neutral und meist ohne Vorbehandlung auch
materialien zum Einsatz. Sie sichern die Fuge Hinterfüllmaterial begrenzt die Fugentiefe und bei feuchten Fugenflanken verarbeitbar. Viele
zugluftdicht bis wasserdicht und gliedern sich verhindert eine Dreiflankenhaftung des Dicht- Beschichtungsstoffe haften auf dem Dichtstoff,
in folgende Gruppen: stoffs (Abb. C 2.18). Um die Verformbarkeit auch lösemittelhaltige.
der Fuge sicherzustellen, besteht das Hinter-
• Fugendichtstoffe (spritzbar, knetbar) füllmaterial aus verrottungsfestem und Acrylatdichtstoffe
• Fugenbänder geschlossenzelligem Schaumstoff. Nur wenn Dichtstoffe auf Basis von Acrylat-Dispersionen
• Dichtbänder, Dichtprofile Fugenbreite und Dicke des Fugendichtstoffs in weisen ein plastisches Verformungsverhalten
einem Verhältnis von ca. 2 : 1 stehen (z.B. auf. Durch das Verdunsten des Dispersions-
Fugendichtstoffe, Dichtprofile und Dichtbänder 20 : 10 mm), bleibt die Fuge dauerhaft dicht. wassers schrumpfen Acrylatdichtstoffe um bis
zum Eindrücken, Einstecken und Ankleben eig- Der eingebrachte Fugendichtstoff haftet durch zu 20 %. Sie haften auf mineralischen und
nen sich nicht als alleinige Fugendichtung bei Andrücken und Abglätten an den Fugenflan- metallischen Untergründen sowie Kunststoffen.
drückendem Wasser. ken. Die Dichtstoffe sind aus Kartuschen Die in vielen Farbtönen erhältlichen Acrylat-
spritzbar oder als plastische Masse knetbar. dichtstoffe werden für starre Fugen (Scheinfu-
Fugendichtstoffe Für Dehn- und Arbeitsfugen, die mit dem Erd- gen, Arbeitsfugen) eingesetzt. Sie lassen sich
Spritzbare Dichtstoffe müssen standfest sein, reich in Berührung kommen, gelten höhere mit geeigneten Beschichtungsstoffen über-
gut an den zwei Fugenflanken haften (ggf. in Anforderungen, die in DIN 18 195-8 zusam- decken.
Verbindung mit haftverbessernder Grundie- mengefasst sind.
rung, so genanntem Primer), beständig bei Polysulfiddichtstoffe
wechselnden klimatischen und mechanischen Silikondichtstoffe 2K-Polysulfiddichtstoffe härten chemisch-reak-
Belastungen sein (Rückstellvermögen und Silikondichtstoffe härten chemisch-reaktiv tiv und weisen ein elastisches Verformungsver-
Dehnverhalten), eine klebefreie Oberfläche auf- unter Einwirkung von Luftfeuchtigkeit elastisch halten auf. Während des Erhärtens spalten sie
weisen und verträglich mit angrenzenden Bau- aus. Als Abspaltungsprodukt fallen je nach geruchsintensive Schwefelverbindungen ab.
stoffen sein. Sie eignen sich auch für unebene System Essigsäure, Amine oder Alkohole an. Polysulfiddichtstoffe werden für Außenwandfu-
Fugenflanken. Sie reagieren sauer, neutral oder basisch und gen oder als Sekundärdichtung bei der Isolier-
Nach DIN 18 540 sollen Fugendichtstoffe nicht müssen mit dem Untergrund verträglich sein. glasherstellung verwendet. Sie haften auf einer
nachträglich beschichtet werden, weil die zu Teilweise begleitet Geruch den Härtungsvor- Vielzahl von Baustoffen wie Putz, Holz, Kunst-
erwartende Verformung des Dichtstoffs meist gang. stoff und Metall.
größer ist als die Elastizität des Beschichtungs- Silikondichtstoffe haften im Innen- und Außen-
stoffs. Als Folge bilden sich Risse und der bereich sehr gut auf glatten, mineralischen Butyldichtstoffe
Beschichtungsfilm blättert ab. Dennoch werden Untergründen wie Glas und Keramik, aber Butyldichtstoffe basieren auf Butylkautschuk
Dichtstoffe in der Praxis aus gestalterischen auch auf Aluminium und Beschichtungen. und haften auf den meisten Untergründen. Sie
Gründen beschichtet. Anwendungsgebiete liegen im Sanitärbereich, sind dauerhaft klebrig und werden in Form von
bei Anschlussfugen, Terrassen und Balkonen. Bändern oder Streifen z.B. im Metallbau einge-
Chemisch reaktive Dichtstoffe, z.B. Silikon- Sie sind in vielen Farben erhältlich. setzt. Lösemittelhaltige Butyldichtstoffe lassen
143
Dämmen und Dichten
Silikon (SI) • sauer, neutral, alkalisch Synthesekautschuk • Elastomer-Fugenband Polyurethan (PUR) • Schaumstoffband getränkt auf
(Abspaltungsprodukte) profiliert, unprofiliert Acrylharz-Basis, vorkomprimiert
plastisch selbstklebend • Band mit Aluminiumfolie
Polyurethan (PUR) • 1-k, 2-k elastisch nicht selbstklebend • einseitig, zweiseitig klebend
Polyvinylchlorid • profiliert
MS-Polymer • 1-k (PVC) • thermoplastisches Fugenband
Acrylat (AY) • lösemittelhaltig, dispergiert Silikon (SI) • Profile
Polyethylen (PE) • Schaumstoff
Polysulfid • 1-k, 2-k Hinterfüllmaterial (Profile) Ethylen-Propylen- • Profile
Dien-Kautschuk
Butylkautschuk (IIR) • lösemittelhaltig, lösemittelfrei Bentonit, EPDM • Quellband (EPDM)
Leinöl • trocknend (Kitt) Stahl • Fugenblech
Verbundwerkstoff • Verpressschlauch C 2.20
sich in Fugen spritzen und benetzen den meren oder weichen PU-Kunststoffschäumen ckendem Wasser. Klebemassen dienen dem
Untergrund gut. erreicht man abhängig von der Oberflächenbe- Verkleben von Dichtungsbahnen mit dem
schaffenheit der Fugenflanken und der Kom- Untergrund.
Fugenbänder pression der Dichtbänder eine Dichtheit von
Fugenbänder aus PVC und Synthesekautschuk zugluft- bis wasserdicht. Zwischen bewegli- Flexible Dichtschlämmen
werden dort eingesetzt, wo die maximal zuläs- chen Bauteilen wie Fenstern und Türen werden Dichtschlämme wird gegen Bodenfeuchtigkeit,
sige Gesamtverformung spritzbarer Dichtstoffe Dichtprofile eingesetzt, die auch den Luftschall nicht drückendes Wasser und aufsteigende
überschritten wird oder eine einwandfreie Haf- dämmen. Feuchte aufgetragen. Bei flexiblen Dicht-
tung nicht gegeben ist. Thermoplastische und schlämmen besteht das Bindemittel aus poly-
elastomere Fugenbänder werden bei geplan- mermodifiziertem Zement, das vor Ort zur
ten Dehn- und Arbeitsfugen in Ortbetonkons- Flächendichtung Schlämme gemischt wird. Die Schlämm-
truktionen fest einbetoniert. Sie überbrücken schichtdicke beträgt mindestens 2 mm und
die entstehenden Anschlussfugen wasserdicht. Horizontale und vertikale Abdichtungen schüt- kann kleine Risse überbrücken.
Man unterscheidet außen- und innenliegende zen das Bauwerk vor Feuchtigkeit. Querschnitts-
Fugenbänder (Abb. C 2.19). Alternativ können abdichtungen zwischen Fundament und Wand Bitumendickbeschichtungen
auch aufquellende Dichtprofile in Arbeitsfugen aus ein- oder mehrlagigen Bitumendichtungs- Ein- und zweikomponentige kunststoffmodifi-
eingelegt werden. Bei WU-Beton werden steife bahnen verhindern eine Durchfeuchtung der zierte Bitumendickbeschichtungen (KMB)
Fugenbleche in Arbeitsfugen eingesetzt, wenn Wand durch kapillar aufsteigendes Wasser. bestehen aus einer Bitumen-Kunststoff-Emul-
wenig Fugenbewegung zu erwarten ist. Senkrechte Schutzschichten an der Außen- sion und zementhaltigem Pulver. Im Spachtel-
wand erdberührter Bauteile müssen entspre- oder Spritzverfahren sollen sie mindestens
Dichtbänder chend der in DIN 18 195 aufgeführten Lastfälle zweilagig aufgetragen werden. Unverrottbare
Zu den Dichtbändern zählen Hinterlegebänder mit den vorgesehenen Baustoffen abgedichtet Vlieseinlagen überbrücken Risse. KMB halten
aus PVC für Arbeitsfugen sowie Profile aus sein. Bodenfeuchtigkeit, aufstauendes Sickerwasser
Synthesekautschuk für Regen- und Windsper- und nicht drückendes Wasser ab, z.B. auf
ren. Mit elastischen Dichtbändern aus Elasto- Bauwerksabdichtung Deckenflächen und in Nassräumen.
Bauwerksabdichtungen gegen Wasser sind in
DIN 18 195-4–7 in folgende Einsatzgebiete Dichtungsbahnen
gegliedert: Die Verarbeitung von Bitumen-, Polymerbitu-
men-, Kunststoff- und Kautschukbahnen ähnelt
• Abdichtung gegen Bodenfeuchte, z.B. bei der Verlegung von Dachbahnen. Die Werkstof-
Bodenplatten oder Kellerwänden fe erfüllen ähnliche Aufgaben und werden im
• Abdichtung gegen nicht drückendes Wasser, Kapitel Gebäudehülle beschrieben (siehe
z.B. durch Niederschlag, Sickerwasser oder S. 125ff.). Sie sichern bei drückendem Wasser
Spritzwasser auf Dächern, Fußböden und die Dichtheit. Kalottengeriffelte Metallbänder
Wandflächen in Nassräumen verstärken die Abdichtung bei starker Bean-
• Abdichtung gegen von außen drückendes spruchung.
Wasser, z.B. bei Bauwerksteilen unterhalb Abdichtungen von erdberührten Bauteilen müs-
des Grundwasserspiegels sen vor mechanischer Beanspruchung
• Abdichtung gegen von innen drückendes geschützt sein, z.B. durch eine außenliegende
Wasser, z.B. bei Schwimmbecken oder Wärmedämmung, Dränplatten oder Noppen-
Speicherbecken für Trinkwasser platten.
144
Dämmen und Dichten
Werkstoffe für Bauwerksabdichtungen gegen Wasser Werkstoffe zur flächigen Luftdichtung Werkstoffe zur flächigen Winddichtung
145
Installationen
C 3.1
Die Entwicklung der neuzeitlichen flächende- Da Installationen einem kürzeren Austausch-
ckenden Gebäudetechnik begann in der zwei- zyklus als tragende Bauteile unterliegen, sollten
ten Hälfte des 19. Jh. Zwar sind bereits aus sie so ausgebildet werden, dass sie wechseln-
der Antike Wasserleitungen und Kanalisatio- den Ansprüchen genügen und leicht aus-
nen zur Ver- und Entsorgung von Städten tauschbar sind.
bekannt, diese wurden aber als öffentliche Dafür werden horizontale und vertikale Haupt-
Einrichtungen erbaut (z.B. Brunnenanlagen in leitungsstränge gebündelt in Schächten
Rom) und versorgten nur in wenigen Fällen geführt. Für den energiesparenden Betrieb ist
Privathäuser. eine kurze Leitungsführung insbesondere für
In Deutschland entstand 1856 in Hamburg die Heizung und Warmwasser anzustreben.
erste öffentliche Kanalisation, die Privathaus- Schacht- und Vorwandinstallationen haben
halte an das Abwassernetz anschloss. gegenüber eingebauten Leitungsführungen
Danach wurden öffentliche Trinkwassernetze den Vorteil, dass sie im Bedarfsfall ausgewech-
gebaut. selt werden können, ohne in die Gebäudestruk-
Anfang des 20. Jh. gab es die ersten komple- tur eingreifen zu müssen.
xen Gebäudeinstallationen für Trinkwasser Bei Sanierung oder Abbruch können in Vor-
und Abwasser in mehrgeschossigen Gebäu- wandinstallationen und Schächten verlegte
den. Installationen eines Gebäudes vollständig ent-
Mit steigenden Anforderungen an die Gebäu- fernt und sortenrein recycelt werden.
detechnik entwickelte sich im Laufe der Zeit
auch die Versorgung mit elektrischem Strom Bei der Entscheidung für ein Material oder
und Medien sowie die Ausrüstung von Gebäu- Installationssystem spielen folgende Kriterien
den mit Lüftungs- und Klimaanlagen. Seit eine Rolle:
Anfang der 1980er-Jahre existieren Systeme
zur computergesteuerten Regelung von kom- • chemische und physikalische Einflüsse des
plexen Haustechnikinstallationen. transportierten Mediums
• chemische und physikalische Einflüsse aus
dem Umfeld der Installation
Grundlagen • Anfälligkeit für Inkrustrationen
• Wartungsmöglichkeiten
Die installierte Gebäudetechnik von Zu- und • potenzielle umwelt- oder gesundheitsschä-
Abwasserleitungen, Heizungsanlagen und digende Einflüsse des Materials bei der Her-
Elektroinstallationen stellt bei einem massiv stellung, Benutzung und Entsorgung
gebauten Einfamilienhaus mit 120 m2 Wohnflä- • Anpassungsfähigkeit an neue Nutzer-
che und einer Standardausstattung an Haus- ansprüche
technik ca. 2,5 % der Gesamtmasse eines • Schallschutz / Brandschutz
Gebäudes dar. Selbst bei hochinstallierten • Kosten
Bauten wie Labors oder Krankenhäusern wird • Einbauart und Verlegung
ein Anteil von 6 % nicht überschritten. • Zeitbedarf für die Verlegung
Somit ist das Potenzial an Materialeinsparung • Ökobilanz der Materialien
bei der Haustechnik gering, hoch ist jedoch • ästhetische Anforderungen
ihr Einfluss auf Investitionsvolumen und lau-
fende Kosten. Darüber hinaus bereitet die Im Folgenden sollen nur Wasserver- und -ent-
C 3.1 Inmos Microprocessor Factory, Newport (GB) Integration haustechnischer Installationen hin- sorgung, Heizungs-, Lüftungs- / Klima- und
1987, Richard Rogers sichtlich Entsorgung und Wiederverwertung Elektroinstallationen betrachtet werden, wäh-
C 3.2 Anwendungsgebiete von Materialien für die Schwierigkeiten. Deshalb ist eine organisierte rend Sondergebiete der Haustechnik wie z.B.
Trinkwasserinstallation und präzise Planung von haustechnischen Fahrtreppen oder Fahrstühle, Abfallentsor-
C 3.3 Anwendungsgebiete von Materialien für die
Gebäudeentwässerung und Abwasserinstallation
Systemen unerlässlich – die sparsamste gungsanlagen sowie Sonderanwendungen für
C 3.4 Anwendungsgebiete von Materialien für die Installation ist diejenige, welche durch eine spezielle Bauten (z.B. Krankenhäuser) an die-
Heizungsinstallation fundierte Planung überflüssig wird. ser Stelle unberücksichtigt bleiben.
146
Installationen
147
Installationen
installation wird der Kunststoff hauptsächlich erführende Innenrohr kann aus unterschiedli- Armaturen
als nachchloriertes PVC-C eingesetzt. Dieses chen Kunststoffen hergestellt werden (PE-HD, Wasserarmaturen und Zähler bestehen zum
weist eine Temperaturbeständigkeit bis PE-X, PB, PP). Es ist in ein stabilisierendes, Großteil aus Metallen. Daneben kommen aber
100 °C auf und darf für Kalt- und Warmwas- geschweißtes Aluminiumrohr eingebettet, wel- für die mechanischen Teile im Innern oft auch
serleitungen eingesetzt werden. PVC-U, auch ches wiederum von einer Schutzschicht aus Kunststoffe wie PP und Dichtungsmaterialien
PVC-Hart genannt, ist ein weichmacherfreier Kunststoff ummantelt wird (PE-X, PB, PP). wie EPDM zum Einsatz. Der Anteil dieser Mate-
Kunststoff. Er darf maximal bis zu einer Tem- Diese Rohrleitungen vereinen die Vorzüge von rialien ist so gering, dass er keinen nennens-
peratur von 45 °C eingesetzt werden und Kunststoff- und Metallleitungen. Der innen und werten Einfluss auf die Trinkwasserqualität hat.
wird deshalb nur für die Wasserentsorgung außen liegende Kunststoff ist korrosions- und Für neuere Dichtungssysteme in Armaturen
verwendet. inkrustationsfrei sowie resistent gegen Chemi- wird verstärkt Keramik verwendet, weil Keramik
kalien. Aluminium ist diffusionsdicht und sorgt das Trinkwasser nicht belastet und haltbarer ist
Rohr aus Polypropylen (PP) für eine hohe Formbeständigkeit und eine als Kunststoff.
Polypropylen wird in der Installationstechnik geringe Wärmeausdehnung. Die Rohre haben
hauptsächlich in Form des Random-Copoly- ein geringes Gewicht und sind einfach zu ver- Messingarmaturen
mers PP-R eingesetzt. Die Materialeigen- legen, da sie sehr stabil und gleichzeitig bieg- Das mechanisch hoch beanspruchbare Mes-
schaften entsprechen in etwa denen von sam sind. sing darf für Armaturen laut Trinkwasserverord-
Polyethylen, wobei PP-R hitzebeständiger ist nung 2001 neben Kupfer und Zink maximal
und deshalb auch für Warmwasserinstallatio- Verbindungsteile für Kunststoffrohre 3 % Blei enthalten. Durch Pressen bzw.
nen verwendet werden darf. Zudem ist es Verbindungsteile (Fittings) für Kunststoffrohre Schmieden hergestellte Bauteile zeichnen sich
härter als PE und kommt vornehmlich bei bestehen aus Metall, PP-R, PVC-C, Polyphenyl- im Gegensatz zu den gegossenen Bauteilen
Objektanschlüssen und Verteilungen zum sulfon (PPSU) oder Polyvinylidenfluorid (PVDF). durch ein dichtes, homogenes Gefüge aus.
Einsatz. Allgemein gilt, dass bei Rohren aus PP-R, PB Die Oberflächen von Messingbauteilen können
und PVC-C die Fittings in der Regel aus dem sehr glatt bearbeitet werden, was Fließgeräu-
Verbundrohr gleichen Material wie das Rohr hergestellt wer- sche und -widerstände gering hält und eine
Unter Verbundrohren versteht man mehr- den. PE-X-Rohre und Verbundrohre werden einfache Polierbehandlung, eine galvanische
schichtige Rohrleitungen, deren Schichten entweder mit Metallfittings oder mit Fittings aus Beschichtung (z.B. Verchromung) oder eine
fest miteinander verbunden sind. Das wass- PPSU oder PVDF verbunden. Pulverbeschichtung erlaubt.
Materialien für Trink- Kurz- Anwen- Verlegungs- Verbindungsart 2 Einsatz- Gewicht Wärmeaus- Dauer- Recycling- Baustoff-
wasserinstallationen bezeich- dungs- bereich bereich d~20 mm dehnungs- haftig- fähigkeit klasse 9
nung gebiet pH-Wert koeffizient keit 7
technische Regel
schrauben
schweißen
Gebäude
klemmen
Erdreich
pressen
stecken
kleben
warm
löten
kalt
Metall
Edelstahl V2A / V4A • • •1 • • • • • 6,5 – 9,5 0,7 0,0118 80 –100 • A1
DIN 2463; DVGW W 541; DIN EN
ISO 1127; DIN 17 455; DIN 17456
Stahl, schmelztauchverzinkt 3, 4 Fe (Zn) • • •1 • • •5 • • • 7,0 – 8,0 1,5 0,0118 40 – 60 • A1
DIN 2440; DIN 2441; DIN 2460;
DIN EN 10 255; DIN EN 10 240;
DIN EN 10 220
Kupfer Cu • • • • • • • > 7,4 6 0,59 0,0166 40 – 60 • A1
DIN EN 1057; DVGW GW 392;
DVGW W 544
Kunststoff
nachchloriertes Polyvinylchlorid PVC-C • • • • • • 6,5 – 9,5 0,33 0,07–0,08 70 – 90 B1
DIN 8079; DIN 8080
vernetztes Polyethylen PE-X • • • • • • 6,5 – 9,5 0,25 0,2 70 – 90 B2 8
DIN 16 892; DIN 16 893; DVGW W 544
Polyethylen hart PE-HD • • • • • • 6,5 – 9,5 0,17 0,2 40 – 60 B2 8
DIN 19 533; DIN 8074; DIN 8075;
DVGW W 320
Polypropylen PP • • • • • • 6,5 – 9,5 0,45 0,12 60 – 80 B2 8
DIN 8077; DIN 8078; DVGW W 544;
DIN 8078; DVGW W 544
Verbundwerkstoff
Verbundrohr PE-X /Al / PE-X • • • • • • • 6,5 – 9,5 0,2 – 0,5 0,025 – 0,03 40 – 60 – B2 8
DVGW W 542 PE-HD / Al /
PE-X / PP / Al/PP
1
Nur mit zusätzlicher Korrosionsschutzschicht.
2
Bei Kunststoffrohren werden Schraub-, Press- und Klemmverbindungen mit speziellen Fittings nach DVGW W 534 ausgeführt.
3
Zinküberzug gemäß DIN 50 930-6; eventuell auch mit zusätzlichen Korrosionsschutzüberzügen aus Bitumen oder Kunststoff nach DIN 2445.
4
Nicht hinter kupfernen Bauteilen installieren.
5
Rohrgewinde müssen DIN 2999-1 entsprechen.
6
Nur verwendbar, wenn der pH-Wert mind. bei 7,4 oder höher liegt bzw. wenn der pH-Wert 7,0 – 7,4 beträgt und der TOC-Wert 1,5 mg / l nicht überschreitet.
7
Die Dauerhaftigkeit von Rohrsystemen wird weniger vom Material als vielmehr von der Sorgfältigkeit der Installationsausführung beeinflusst.
8
Nur mit Flammschutzausrüstung kann B1 (schwer entflammbar) erreicht werden.
9
Aufgrund noch unzureichender Prüfungsrichtlinien für Rohrleitungen nach DIN EN 13501-1 erfolgt die Klassifizierung weiterhin nach DIN 4102. C 3.2
148
Installationen
Rotgussarmaturen einen hervorragenden Korrosionsschutz bietet. auf der Außenseite glasiert sind. Diese Oberflä-
Ähnlich dem Messing ist Rotguss eine Legie- Beim notwendigen Polieren und Putzen von chenbehandlung macht sie äußerst resistent
rung aus Kupfer, Zinn (bis 11 %), Zink (bis verchromten Armaturen kann Feinstaub in die gegen alle Abwasserinhaltsstoffe. Steinzeug-
9 %), Blei (bis 7 %) und Nickel (bis 2,5 %). Rot- Luft oder in das Abwasser gelangen und die rohre werden hauptsächlich zur Erdverlegung
gussbauteile können nur durch Gießen herge- Umwelt belasten. (Grundleitung, Kanalanschluss) benutzt, da sie
stellt werden. Daher haben sie eine raue Ober- im Gebäude aufgrund von Gewicht und Bruch-
fläche, u.U. mit Seigerungen, Lunkern und gefahr nur schwer zu verlegen sind.
Poren. Diese können zu Ausfällen bei mechani- Abwasserinstallationen Meist werden sie als Steckmuffenrohre mit Lip-
scher Belastung, zu starken Fließgeräuschen penring- und Kompressionsdichtungen aus
und zu Dichtigkeitsproblemen führen. Rotguss Abwasserrohre müssen in der Gebäudeinstal- Elastomeren verwendet; sie können auch als
wird vor allem für größere, massive Armaturen lation für eine Wassertemperatur von bis zu muffenlose Rohre mit Spannhülsen und Elasto-
verwendet. 95 °C bzw. 45 °C für den Einsatz als Grundlei- mereinlage verbunden werden. Steinzeugrohre
Bei der Installation zusammen mit Metallleitun- tung geeignet und bei einem Überdruck von haben eine sehr lange Dauerhaftigkeit. Sie wer-
gen verhalten sich Rotguss und Messing korro- 0,5 bar dauerhaft gas- und wasserdicht sein. den auch als geschlitzte Sicker- und Dränrohre
sionsneutral. Die wertvollen Legierungen las- Die Innenwandungen der Rohre sowie die eingesetzt.
sen sich gut recyceln. Anschlussverbindungen und Übergänge dür- Eine gesundheitliche oder eine Umweltgefähr-
fen Ablagerungen, Verkrustungen und Verstop- dung geht von diesem Material weder bei der
Edelstahlarmaturen fungen nicht begünstigen. Obgleich Kunststoff- Herstellung noch bei der Anwendung aus. Die
Armaturen in Sanitärräumen werden auch aus rohre aufgrund ihres geringeren Gewichts Rohre können nach ihrer Verwendung ge-
Edelstahl hergestellt. Die aufwändige Bearbei- leichter zu verlegen sind, muss bei der schreddert und als Bauschutt verfüllt werden.
tung macht sie teurer als Armaturen aus Kup- Gebäudeinstallation immer der mangelhafte
fer-Zink-Legierungen. Schallschutz dieser Rohre mit in Betracht gezo- Gusseisernes Rohr
gen werden. Gusseiserne Rohre kommen als Duktilgussroh-
Verchromung re zum Einsatz, die aufgrund ihrer Herstellung
Als Endbeschichtung von Armaturen, Anschlüs- Steinzeugrohr stabiler, flexibler und auch korrosionsbeständi-
sen und Abdeckblenden wird vor allem im Steinzeugrohre (STZ) sind keramische Erzeug- ger sind als früher benutzte Graugussrohre.
sichtbaren Bereich Chrom eingesetzt, weil es nisse, die auf der Innenseite und meist auch Sie werden als Muffenrohre gesteckt verlegt
Materialien für Abwasserinstallationen Kurzbe- Anwendungsgebiet Verbindungsart Gewicht Dauer- Recyc- Baustoff-
zeich- d~100 mm haftig- lingfä- klasse 4
technische Regel Schmutzwasser- Grund- Regenwasser-
nung keit 5 higkeit
leitung leitung leitung
Anschlussleitung
Drainageleitung
Lüftungsleitung
Sammelleitung
Lötverbindung
Schweißmuffe
im Baukörper
im Gebäude
Manschette
im Erdreich
Steckmuffe
Fallleitung
Standrohr
im Freien
[kg / m] [a]
Keramik
Steinzeug STZ • • •1 • • • • • • • 12 >100 A1
DIN 1230; DIN EN 295
Metall
duktiles Gusseisen GGG • • • • • •2 • • • • • • 8,5 50 –100 • A1
DIN 19 522
Stahl, schmelztauchverzinkt Fe • • • • • •2 • • • • 4,0–6,3 > 100 • A1
DIN 19 530; DIN 2440; DIN 2448
Zinkblech Zn • • • 1,6 230 • A1
DIN 18 461; DIN EN 612
Kupferblech Cu • • • 1,8 ~50 • A1
DIN 18 461; DIN EN 612
Stahlblech; schmelztauchverzinkt Fe (ZN) • • • 1,7 > 100 • A1
DIN 18 461; DIN EN 612; DIN 2440; DIN 2458
Aluminiumblech Al • • • 1,6 50 –100 • A1
DIN 18 461; DIN EN 612
Kunststoff
Polyvinylchlorid hart PVC-U • • • • • 1,4 > 100 B1
DIN V 19 534
nachchloriertes Polyvinylchlorid PVC-C • • • • • • • • 1,4 > 100 B1
DIN 19 538
Polyethylen hart PE-HD • • • • • • • • • • • 1,3 > 100 B2 3
DIN 19 535 DIN 19 537
Polypropylen PP • • • • • • • • 1,4 > 100 B2 3
DIN V 19 560
1
Nur dünnwandig und mit glatten Enden.
2
Nur mit zusätzlicher Korrosionsschutzschicht.
3
Nur mit Flammschutzausrüstung kann B1 (schwer entflammbar) erreicht werden.
4
Aufgrund noch unzureichender Prüfungsrichtlinien für Rohrleitungen nach DIN EN 13 501-1 erfolgt die Klassifizierung weiterhin nach DIN 4102.
5
Die Dauerhaftigkeit von Rohrsystemen wird weniger vom Material als vielmehr von der Sorgfältigkeit der Installationsausführung beeinflusst. C 3.3
149
Installationen
oder als muffenlose Rohre (SML) mit Spannhül- Dennoch sollten bei der Badausstattung auch andere Rohrmaterialien. Stahlrohre werden
sen verbunden. Die Verbindungsdichtungen Materialbeschaffenheiten wie Empfindlichkeit meist für größere Rohrquerschnitte verwendet,
werden je nach Abwasserqualität aus EPDM, gegen Kratzer und Schläge, Oberflächengüte, deren Verbindungen geschweißt werden.
Chlor-Butadien-Kautschuk (CR) oder anderen Reinigungseigenschaften und Haltbarkeit Kommen verzinkte Stahlrohre zum Einsatz,
Elastomeren ausgeführt. berücksichtigt werden. sollten diese mit Verbindungsmuffen verarbei-
Gusseiserne Rohre werden sowohl im Gebäu- Die meisten Sanitärobjekte werden aus Kera- tet werden (siehe S. 147).
de als auch für die Erdverlegung verwendet. mik hergestellt. Die Oberfläche ist durch eine
Die Innenwandungen sind geglättet, um Inkrus- Glasur veredelt und sehr lange haltbar, aber Kupferrohr
trationen vorzubeugen. Die Rohre sind koch- schlagempfindlich. Kupfer ist das am weitesten verbreitete Mate-
wasserfest, formstabil, stoß-, schlag- und Aus kaltgeformtem Stahlblech hergestellte rial für Heizungsrohre. Es lässt sich leicht und
abriebfest und nicht brennbar. Je nach Anfor- Sanitärobjekte werden mit einem Emailleüber- schnell verarbeiten, da es biegsam ist. Die
derung an die chemische Resistenz werden zug vor Korrosion geschützt. Die Oberflächen Rohre können gelötet oder mit speziellen Fit-
die Rohre auf der Innen- oder Außenseite mit sind sehr resistent und haltbar, bei Beschädi- tings verpresst werden. Kupfer ist resistent
Kunststoffen (z.B. PUR) oder einer Verzinkung gungen jedoch beginnt der Stahl zu rosten. gegen Beschädigungen und wird auch ab
beschichtet. Durch die Entkopplung des Kör- Sanitärobjekte aus Edelstahl sind korrosionsbe- Werk mit einer Schutzhülle aus PVC oder mit
perschalls an allen Dichtungsverbindungen ständig und sehr widerstandsfähig. Sie werden einer Dämmungsummantelung geliefert. In
und ihr hohes Eigengewicht haben sie gute in Bereichen mit extremen Beanspruchungen diesem Fall müssen nur noch die Verbindun-
Schallschutzeigenschaften, jedoch ist ihre Ver- eingesetzt, wo es um Kratz- und Schlagunem- gen nachgedämmt werden.
legung aufwändig. pfindlichkeit (Vandalismussicherheit) geht.
Kunststoff wird bei Sanitärobjekten als durch- Kunststoffrohr
Stahl- / Edelstahlrohr gefärbtes PMMA verwendet. Es ist relativ Die Werkstoffe Polybuten (PB), Polypropylen
Verzinkte Stahlrohre können für alle Entwässe- schlagunempfindlich, die Oberfläche jedoch (PP-R) und vernetztes Polyethylen (PE-X) eig-
rungsinstallationen eingesetzt werden. Sie sind anfällig für Kratzer. Durch seine geringe Wär- nen sich aufgrund ihrer Temperaturstabilität
innen und außen durch eine Schmelztauchver- meleitfähigkeit fühlt sich die Oberfläche im für Heizungssysteme. Bei der Verlegung ist
zinkung sowie innen zusätzlich durch eine Gegensatz zu Keramik oder Stahl warm an. ihre stärkere Temperaturdehnung zu beach-
Kunstharzbeschichtung vor Korrosion Glas ist wegen seiner Sprödigkeit ein empfind- ten.
geschützt. Da sie relativ dünnwandig (ca. licher Werkstoff, aber sehr oberflächenresistent Da PB und PP-R sauerstoffdurchlässig sind,
2 mm) mit Muffen hergestellt werden, sind sie und lässt sich gut reinigen. Im Sanitärbereich muss bei diesen Materialien aus dem Gesamt-
leichter zu verlegen als gusseiserne Rohre. Im wird es vor allem als Einscheibensicherheits- system heraus entschieden werden, ob sie
Erdreich ist ein zusätzlicher Korrosionsschutz glas bei Duschabtrennungen verwendet, aber verwendet werden können. Werden Flächen-
erforderlich. auch für Waschbecken. heizungen (Wand, Fußboden) eingesetzt, die
Edelstahlrohre werden nur für sehr aggressive ebenfalls aus Kunststoff hergestellt sind, kann
Abwässer in Spezialanwendungen (z.B. im kein Korrosionsproblem auftreten. Es müssen
medizinischen und industriellen Bereich) einge- Heizungsinstallationen dann aber auch alle anderen Anlagenteile
setzt. (Kessel, Speicher, Ventile etc.) korrosionsun-
Heizungsinstallationen können prinzipiell mit empfindlich sein.
Rohr aus Polypropylen (PP) allen Materialien durchgeführt werden, die
Wegen ihrer hohen Chemikalienbeständigkeit auch für die Warmwasserinstallation geeignet Verbundrohr
werden Rohre aus Propylen vor allem in der sind. Dabei entfallen die Anforderungen an die Die im Abschnitt Trinkwasser erläuterten Vor-
Abwasserentsorgung eingesetzt. Die Rohre Qualitätserhaltung des geführten Mediums, da züge der Verbundrohre kommen gerade bei
haben einseitig eine Muffe, die mit Roll- oder es sich nicht um Trinkwasser handelt. Je nach der Heizungsinstallation zum Tragen. Durch
Doppellippendichtungen aus EPDM ausgestat- gewähltem Heizungssystem müssen die ver- den Aluminiummantel sind sie sauerstoffdicht
tet ist. wendeten Materialien bis 110 °C wärmebestän- und weisen geringere Wärmedehnungen auf
dig sein. Alle Leitungen, Verbindungen und als reine Kunststoffrohre.
Rohr aus Polyethylen (PE-HD) Armaturen müssen – wie Trinkwasserleitun-
Rohrleitungen aus PE-HD werden für die gen – einem Prüfdruck von 10 bar standhalten. Rohrdämmung
Gebäudeentwässerung und für erdverlegte Da der Heizungskreislauf geschlossen ist und Heizungsleitungen müssen wie Warmwasser-
Rohre verwendet. Sie entsprechen in Art und kein regelmäßiger Wasseraustausch stattfindet, leitungen gedämmt werden, um Wärmeverlus-
Ausführung den Muffenrohren aus PP. Neben stellt die Innenkorrosion der Rohrleitungen und te zu vermeiden. Zu diesem Zweck werden
den Muffenverbindungen werden die Rohre Heizkörper ein untergeordnetes Problem dar. vorgefertigte Dämmschalen – angepasst auf
auch stumpf aneinander geschweißt. Der für die Korrosion hauptsächlich verantwort- den Außendurchmesser der Rohre – verwen-
liche, gelöste Sauerstoff im Heizungswasser ist det, z.B. Kunststoffschäume aus Polyisocyan-
Rohr aus hartem Polyvinylchlorid (PVC-U) nach kurzer Betriebsdauer gebunden, sodass urat, PUR, PE-Schaum, Polystyrol oder
PVC-U wird aufgrund seiner geringen Tempe- der Materialangriff stoppt. Darüber hinaus wird Gummi. Mineralfaserdämmstoffe eignen sich
raturbeständigkeit bis zu 45 °C fast ausschließ- empfohlen, das verwendete Heizungswasser vor allem bei erhöhten Brandschutzanforde-
lich für die erdverlegte Abwasserführung ver- alkalisch einzustellen, um die Korrosion insge- rungen. In der Regel sind die Schalen von
wendet. Die Rohre werden, entsprechend der samt zu reduzieren. Werden für die Heizungs- Kunststoff- oder Metall ummantelt, z.B. mit
Ausführung von PP-Rohren, hauptsächlich als installation Kunststoffrohre verwendet, sollten PVC, PP, PE, Aluminiumfolie bzw. -blech oder
Muffenrohre hergestellt. Für die Gebäudeverle- diese sauerstoffdiffusionsdicht sein, andernfalls verzinktem Stahlblech.
gung werden auch Systeme mit verklebten setzt durch eindringenden Sauerstoff ein Korro-
Überschiebmuffen eingesetzt. sionsprozess an Metallteilen ein.
Lüftungs- und Klimainstallationen
Sanitärobjekte Stahlrohr (schwarz = unverzinkt)
Waschbecken, Toiletten und Badewannen sind Bei Heizungsinstallationen kann ungeschützter Rohre für Raumlufttechnische Anlagen (RLT-
grundlegende Gestaltungselemente von Sani- Stahl in Form von geschweißten oder nahtlosen Anlagen) müssen je nach Betriebsdruck der
tärräumen. Deshalb ist die Materialwahl im Rohren eingesetzt werden. Diese sind preis- Anlage luftdicht sein, um Druckverluste bei
Wesentlichen eine ästhetische Entscheidung. günstig und erreichen Dauerhaftigkeiten wie der Verteilung zu vermeiden und die Luft
150
Installationen
gezielt transportieren zu können. Die verwen- Neben Stahl und Kunststoff finden in Sonderfäl- ist durch die hohen Beigaben an chlorierten
deten Materialien dürfen keine gasförmigen, len auch Beton bzw. Mauerwerk bei großen Halogenen flammwidrig und wird der Bau-
flüssigen oder festen Stoffe an die transportier- Lüftungsquerschnitten über längere Distanzen stoffklasse B1 zugeordnet. Gegen dieses
te Luft abgeben, um eine Gesundheitsgefähr- oder Steinzeugrohre und Glas für Spezialge- Material sprechen die Brandfolgewirkungen
dung auszuschließen. Ihre Innenoberflächen biete wie z.B. Laborabzüge Verwendung. sowie die Herstellungs- und Entsorgungspro-
sollen Staubablagerungen möglichst verhin- Zum variablen Anschluss von Luftauslässen an blematik.
dern. Dem Brandschutz kommt für die Ausfüh- Rohre mit einem großen Querschnitt werden Alternativ zu PVC als Dämmmaterial können
rung und Materialwahl beim Durchtritt durch meist flexible Rohre oder Spiralschläuche aus verschiedene halogenfreie Kunststoffe (PP,
Begrenzungen von Brandabschnitten eine Glasfasern, Kunststoff, Aluminium oder Elasto- PE-LD, PE-X und Ethylenvinylacetat EVAC),
erhebliche Bedeutung zu. mer eingesetzt. Sie können Bautoleranzen aus- Natur- bzw. synthetischer Kautschuk (z.B.
gleichen, sind aber aufgrund ihrer Materialität EPDM) oder Silikonkautschuk verwendet wer-
Stahlblechkanal und Beschaffenheit nicht zur Überbrückung den. Diese sind jedoch normal entflammbar,
Verzinktes Stahlblech hat glatte Oberflächen, von Brandabschnitten geeignet. was wiederum ein Brandrisiko darstellt. Dem
ist korrosionsgeschützt und gut zu reinigen. Es kann alternativ zu den halogenhaltigen
ist nicht brennbar, bietet jedoch keinen Feuer- Flammschutzmitteln auch mit dem Zusatz von
widerstand. Für Lüftungsleitungen aus Stahl- Elektroinstallationen mineralischen Füllstoffen begegnet werden;
blech kommen runde (spiralgefalzte Kanäle), dadurch verlieren die Leitungen jedoch an
rechteckige oder flachovale Querschnitte infra- Elektrokabel Flexibilität und Biegsamkeit.
ge. Um Schwingungen und Geräuschentwick- Elektroleitungen übernehmen die Stark- und
lungen zu vermeiden, werden ebene Seitenteile Schwachstromverteilung im Gebäude. Der Schutzrohr und Kabelkanal
von Lüftungskanälen bombiert, d.h. durch aus- metallische Leiter, meist Kupfer, ist mit einer Zur Aufputzverlegung werden Schutzrohre
gekreuzte Kantungen flächenstabilisiert. Isolierung und einem weiteren Schutzmantel und Kabelkanäle hauptsächlich aus PVC
In besonderen Fällen, in denen mit stark belas- umhüllt. Die Isolierung muss einen dauerhaften angeboten. Alternativ sind jedoch auch ande-
teter, aggressiver Abluft zu rechnen ist, kann Schutz des stromführenden Leiters gewährleis- re Kunststoffe wie PE-HD erhältlich ebenso
alternativ auch Edelstahl- oder Aluminiumblech ten, um Personen- und Sachschäden durch wie Stahlblech (verzinkt, lackiert), Edelstahl
eingesetzt werden. elektrischen Schlag oder Brandentzündung zu oder Aluminium.
vermeiden.
Kunststoffkanal Im Rahmen der europäischen Normung wurde Schalter und Stecker
Kunststoffe wie PVC, PE und PP sind brennbar eine einheitliche Benennung von Starkstrom- Bedienelemente für Elektroinstallationen wer-
und können somit nur in kleineren Gebäuden Elektroleitungen eingeführt. Dabei werden auch den aus verzinktem Stahlblech mit Isolie-
oder innerhalb von Brandabschnitten verwen- Isolier- und Mantelwerkstoff benannt. rungseinlagen aus verschiedenen harten
det werden. Die Werkstoffe sind sehr resistent Als Isolier- und Mantelmaterial wird in der Kunststoffen gefertigt. Die Abdeckblenden
gegen aggressive Gase und Dämpfe, aber Regel Weich-PVC verwendet, da es sehr gute werden meist aus durchgefärbtem oder
relativ teuer und nur für kleinere Lüftungsquer- Eigenschaften hinsichtlich Funktionsfähigkeit, beschichtetem ABS-Kunststoff hergestellt,
schnitte verfügbar. Dauerhaftigkeit und Verarbeitung aufweist. PVC aber auch aus Glas oder Metall.
Materialien für Heizungs- Kurzbe- Anwendungsgebiet Verbindungsart 1 Sauer- Wärme- Recycling- Dauer- Baustoff-
installationen zeichnung stoff- ausdeh- fähigkeit haftig- klasse 4
dichtig- nungs- keit 3
technische Regel
temperatur
Radiatoren
keit koeffizient
schrauben
schweißen
Fußboden
klemmen
pressen
stecken
Nieder-
kleben
Decke
Wand
löten
Metall
Stahl Fe • • • • • • • 0,0118 • 50 –70 A1
DIN 2448; DIN 2458; DIN 1626;
DIN 1629; DIN 17 175; DIN 17 177
Stahl, schmelztauchverzinkt Fe (Zn) • • • • • • • • 0,0118 • 60 – 80 A1
entsprechend Stahl
Kupfer Cu • • • • • • • • • • 0,0166 • 60 – 80 A1
DIN EN 1057
Kunststoff
Polypropylen PP • • • • • • • • 0,12 50 –70 B2 5
DIN 4728; DIN 8078; DIN 8079
Polybuten PB • • • • • • • • 0,12 50 –70 B2 5
DIN 4727; DN 16 968; DIN 16 969
vernetztes Polyethylen PE-X • • • • • • • • •2 0,2 50 –70 B2 5
DIN 4729; DIN 16 892; DIN 16 893
Verbundwerkstoff
Verbundrohr PE-X / Al / PE-X
DIN 4726 PE-HD / Al / PE-X
PP / Al / PP • • • • • • • • • • • 0,025 – 0,03 – 60 – 80 B2 5
1
Bei Kunststoffrohren werden Schraub-, Press- und Klemmverbindungen mit speziellen Fittings nach DVGW-W 534 ausgeführt.
2
Annähernd sauerstoffdicht.
3
Nach DVGW-Prüfung mit 70 °C und 10 bar Dauerbetrieb; die Dauerhaftigkeit von Rohrsystemen ist weniger vom Material als vielmehr von der Sorgfältigkeit der
Installationsausführung beeinflusst. Sie verlängert sich bei niedrigeren Drücken und Temperaturen.
4
Aufgrund noch unzureichender Prüfungsrichtlinien für Rohrleitungen nach DIN EN 13 501-1 erfolgt die Klassifizierung weiterhin nach DIN 4102.
5
Nur mit Flammschutzausrüstung kann B1 schwer entflammbar erreicht werden. C 3.4
151
Wände
C 4.1
Wände definieren Räume. Die deutsche Spra- berücksichtigt nicht industrielle Bauweisen,
che verwendet die Begriffe Wand und Mauer, etwa die Betonbauweise oder verschiedene
um zwischen der Betrachtung der Oberfläche Bausysteme.
(Wand) und dreidimensionaler Bauteile (Mauer) Nach heutigem Stand der Technik lassen sich
zu unterscheiden. Abb. C 4.2 zeigt die prinzi- folgende Untergruppen unterscheiden (Abb.
piellen Möglichkeiten von Wandkonstruktionen. C 4.3):
Klassifizierungen • Massivbauweise
Wände unterscheidet man in tragend, ausstei- - massive homogene Wände
fend und nicht tragend. Ringanker, Unter- und - massive modulare Wände
Überzüge können Bestandteile von Wänden - massive lineare Bauweisen
sein; sie nehmen Kräfte aus Dach- oder
Deckenkonstruktionen auf. • Systembauweise
- kleinteilige Systembauweise
• Als tragend bezeichnet man eine Wand, die - großformatige Systembauweise
mehr Gewicht in den Baugrund abträgt als ihr
Eigengewicht. • Skelettbauweise
• Aussteifende Wände übernehmen Beanspru- - einschichtige Wände
chungen des Bauwerks, die aus Wind-, Ver- - mehrschichtige Wände
kehrslasten usw. entstehen.
• Nicht tragende Wände teilen den Innenraum Anforderungen und Eigenschaften von Wänden
entsprechend seiner Nutzung und leisten kei- Bei der Auswahl der Wandkonstruktion und
nen Beitrag zur Statik des Gebäudes. ihres Materials müssen viele Aspekte berück-
sichtigt werden: Die primäre Entwurfsentschei-
Zwei unterschiedliche Denkansätze prägen die dung befasst sich mit der Abgrenzung des
Architektur hinsichtlich der Konstruktion von Raums und der Festlegung der Öffnungen für
Wänden: einerseits die Herstellung einer mas- Zugang, Licht und Luft. Wände können opak,
siven Wand durch Mauerwerk, d.h. durch geo- transparent oder transluzent sein. Die Geomet-
metrische Schichtung von (kleinteiligen) Ele- rie bestimmt die Verteilung der Lasten (punkt-
menten (nach Gottfried Semper: Stereotomie). weise, konzentriert oder linear) und die Anfor-
Beim anderen Prinzip wird die Raumgrenze derungen an die Druckfestigkeit des Materials.
durch Füllen einer Konstruktion gebildet (nach Mögliche statische oder dynamische Verfor-
Semper: Tektonik). Diese Unterscheidung mungen anderer Bauteile wie Decken oder
152
Wände
153
Wände
C 4.4 Oberflächenbearbeitung
Durch die Wahl des Schalmaterials sowie durch Massive modulare Wände
eine Behandlung vor oder nach dem Aushärten
ergeben sich weitere Gestaltungsmöglichkeiten Das Prinzip, handliche Elemente zu Mauern zu
(siehe Gebäudehülle, S. 112, Abb. C 1.23): fügen, ist eine der ältesten Bautechniken. Aus-
gehend von vorgefundenen Bruchsteinen ent-
• Schalungen: wickelten sich in der Antike Techniken zur
- Brettschalungen Bearbeitung der Natursteine zu planebenen
- Schaltafeln mit Kunstharzoberfläche und fügbaren Quadern.
- Stahlschalungen Mit den künstlich hergestellten Ziegeln, deren
- Kunststoffschalungen Handhabung und Eigenschaften durch Formen
- Strukturmatrizen und Brennen optimiert werden können, steht
• Bearbeitung des noch nicht erhärteten Betons: ein sehr leistungsfähiges Halbzeug für den Bau
- Abziehen von Wänden zur Verfügung.
- Aufrauen Die Bauindustrie bietet inzwischen ein breites
- Flügelglätten Angebot von Steinprodukten auf Basis minera-
- Rillen lischer Baustoffe an. Die Anforderung an die
C 4.5 - Besenstrich Tragfähigkeit bestimmt die Art der Fügung und
- Vakuumieren die erforderlichen Bindemittel. Wände aus
• Bearbeitung des erhärteten Betons: Mauerwerk weisen allgemein gute Schall-
- Auswaschen dämmeigenschaften auf und sind nicht brenn-
- Abspitzen bar.
- Sandstrahlen
- Säuern Wände aus keramischen Baustoffen
- Stocken Bis zur Mitte des 19. Jh. standen lediglich
- Schleifen Naturwerksteine und homogen gebrannte Zie-
- Polieren gel zur Verfügung, die der Maurer mit einer
- Versiegeln Hand halten konnte, während er mit der ande-
ren den Mörtel auftrug. Die Ziegelformate leiten
Ankerlöcher sich vom Dünnformat (DF) oder vom Normalfor-
Unabhängig vom Schalungsmaterial benötigt mat (NF) ab. Ein Ziegel-Vollklinker im Normal-
die Schalung zusätzliche Verankerungen, die format wiegt etwa 4 kg. Infolge der technischen
ein Ausbeulen der Schalung durch den Druck Entwicklung und Anforderungen des Wärme-
des Betons verhindern. Die Ankerlöcher bleiben schutzes werden heute großformatige, strang-
C 4.6 nach Abbau der Schalung sichtbar. Sie können gepresste Ziegel (Lochziegel) angeboten,
mit Mörtel verspachtelt, mit Stopfen verschiede- deren Hohlräume den Wärmedurchgang und
ner Materialien (z.B. Faserzement, Kunststoff das Gewicht reduzieren und somit größere For-
etc.) verschlossen oder offen gelassen werden. mate erlauben. Weitere Optimierungen für den
Vielfach bilden die Ankerlöcher, deren gleichför- Wärmeschutz stellen Steine für Außenwände
miges Erscheinungsbild exakter Planung dar, die mit Nut- und Federverbindungen mör-
bedarf, die charakteristische Struktur der Sicht- telfreie Stoßfugen ermöglichen und deren Hohl-
betonoberflächen. räume mit Dämmstoff gefüllt sind.
154
Wände
reifte Fertigungstechnik sind diese Steine sehr unregelmäßigem Mauerwerk fügen sich unter-
maßhaltig und im Dünnbett mit mörtelfreien schiedliche Formate und Steinhöhen zu Schich-
Stoßfugen versetzbar. ten. Quadermauerwerk besteht aus Steinen
gleicher Abmessungen. Unabhängig davon
Mauerwerksverbände kann die Sichtfläche mechanisch bearbeitet
Die Maßordnung des Bauwesens bildet die werden. Das Kapitel Naturstein (siehe S. 42)
Grundlage für die Fügung der Steine zum tra- beschreibt diverse Oberflächenbehandlungen.
genden Mauerwerk. Für die unterschiedlichen Die Steinschichten eines Natursteinmauerwerks
Wanddicken gibt es verschiedene Prinzipien. sollten entsprechend DIN 1053 und 18 332
Bei großformatigen Steinen oder Wänden gefügt werden.
geringer Dicke bietet sich der Läuferverband
an, bei dem die Steinbreite der Wanddicke ent- Wände aus Lehmsteinen
spricht. Er ist für verputzte Wände ohne beson- Der Rohstoff Lehm wird u.a. in Form von Rohlin-
dere Anforderungen üblich. Folgende Verbän- gen für die Ziegelproduktion (so genannten
de eignen sich für Sichtmauerwerk größerer Grünlingen), erdfeucht gepressten Lehmsteinen
Wanddicken mit kleinen Steinen: und Leichtlehmsteinen angeboten. Sie weisen
vergleichbare Formate wie Ziegel auf. Lehm- C 4.8
• Im Binder- oder Kopfverband entspricht die steinwände haben wegen ihres hohen Eigenge- bezüglich Form (Laibung, Winkel), Funktion
Steinlänge der Mauerdicke. wichts gute Schalldämmeigenschaften. Sie ver- (Rollladen, Sturz, Ringanker) oder Bautechnik
• Für den Blockverband werden Läufer- und mögen Feuchtigkeitsschwankungen der Raum- (Höhen- und Längenausgleich) berücksichti-
Binderschichten wechselweise gelegt. luft durch Sorption zu regulieren und bieten gen.
• Beim Kreuzverband sind die Läuferschichten deshalb ein angenehmes Raumklima. Leicht-
im Vergleich zum Blockverband zueinander lehmsorten erreichen entsprechend ihrer Eigenschaften
versetzt. Zuschläge günstigere Wärmedämmwerte als Sichtmauerwerk aus Ziegeln wird, entspre-
Stampflehm. Lehmsteine werden mit Lehmmör- chend seiner häufigsten Anwendung, meist mit
Durch den Einsatz von Steinen unterschiedli- tel oder Kalkmörtel vermauert, sie sind in allen Außenraum assoziiert. Da es sich auch für den
cher Farben oder Oberflächen ergeben sich gängigen Formaten herstellbar. Die leichte Innenraum anbietet, eignet es sich gut als opti-
vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, die auf Bearbeitbarkeit von Lehmwänden bietet ein gro- sche Verbindung zwischen Innen- und Außen-
der geometrischen Ordnung des Mauerwerks ßes Potenzial an mechanischen Oberflächenge- raum. Die lebhafte Struktur der gemauerten
aufbauen. Abb. C 4.7 zeigt eine Möglichkeit, staltungen. Lehm lässt sich jederzeit mit Wasser Wand kommt besonders bei großen Flächen
durch Versetzen der Steine aus der Wandach- zu einem weiterverarbeitbaren Baustoff aufbe- zur Geltung. Die Ablesbarkeit des Bauprozes-
se eine plastische Oberfläche zu erzielen. reiten (siehe Lehmbaustoffe, S. 46). ses in einer seit Jahrtausenden praktizierten
Form verleiht Wänden aus Ziegel-Sichtmauer-
Wände aus Natursteinen Wände aus Mauerziegeln werk einen gewissen archaischen Charakter.
Für Wände aus Natursteinen bietet die große Das Angebot an Ziegeln bietet eine große Band- Vollziegel und Klinker haben gute Wärmespei-
Bandbreite an Steinsorten, Formaten und breite an Formaten und Eigenschaften. Für cher- und Wärmeleitfähigkeiten. So kann an
Oberflächenbehandlungen eine nahezu unbe- Sichtmauerwerk eignen sich Vollsteine, Klinker heißen Tagen die durch die Wärmespeicherfä-
grenzte Auswahl an Oberflächen. Unbehauene und Verblender. Für verputzte Wände werden higkeit bedingte kühlere Oberflächentempera-
oder nur teilweise bearbeitete Steine sind häufig stranggepresste Ziegel eingesetzt, deren tur zu einem angenehmen Raumklima beitra-
ebenso einsetzbar wie gesägtes und poliertes große Formate und bessere Wärmedämmeigen- gen. Sichtmauerwerk aus Lochziegeln, deren
Material (Abb. C 4.6). Man unterscheidet Find- schaften hier von Vorteil sind. Lochseite zum Raum hin offen bleibt, eignen
lingsmauerwerk aus unbehauenen, rundlichen Planziegel werden werkseitig auf das exakte sich bei entsprechender Materialwahl
Feldsteinen von Bruchsteinmauerwerk aus Maß geschliffen. Beim Vermauern mit Dünnbett- und / oder Hinterfütterung mit schallabsorbie-
unregelmäßigen Steinen, die aus dem Stein- mörtel werden höhere Druckspannungen zuge- rendem Material zur Raumschalldämpfung in
bruch gewonnenen werden. Sind die horizonta- lassen als bei vergleichbaren Mauerziegeln. Vortragsräumen, Konzertsälen oder Sakralräu-
len Flächen (Lagerflächen) bearbeitet, spricht Besonders schalldämmend wirken Planziegel men (Abb. C 4.8).
man von Schichtmauerwerk. Je nach Bearbei- mit großen Kammern, die nach dem Aufmauern
tungstiefe unterscheidet man verschiedene geschossweise mit Beton verfüllt werden. Für Nachhaltigkeit
Qualitäten. Hammerrechtes Mauerwerk besitzt die jeweiligen Ziegelformate und Typen sind Sichtmauerwerk aus Ziegeln ist sehr dauerhaft.
nur ungefähr orthogonale Steinoberflächen. Bei Form- und Passsteine erhältlich, die Sonderfälle Die meist porösen Oberflächen bilden auch in
155
Wände
Innenräumen eine angenehme Patina, die den Wände aus Hüttensteinen Oberflächen empfiehlt es sich jedoch auch
Pflegeaufwand minimiert. Eine Reinigung ist mit Hüttensteine sind Mauersteine aus granulierter hier, die Wände zu beschichten (z.B. mit Putz).
Wasserstrahlverfahren und evtl. chemischen Hochofenschlacke und mineralischen Binde-
Zusätzen möglich. Zahlreiche Umnutzungsbei- mitteln. Sie sind in frostbeständiger und nicht- Wände aus Kalksandsteinen (KS)
spiele von Industriebauten des 19. Jh. belegen frostbeständiger Qualität erhältlich. Man unter- Die Abmessungen von Kalksandsteinen ent-
die Chance, die der Erhalt solcher Oberflächen scheidet: sprechen der Maßordnung für Ziegel
bietet (Abb. C 4.9). (DIN 106). Beispielsweise ist DIN 106-KS-R-12-
• Hütten-Vollsteine (HSV) 1,8 -4 DF die Bezeichnung eines Kalksand-
Wände aus Leichtbetonsteinen • Hütten-Lochsteine (HSL) steins, für die Verwendung mit Dünnbettmörtel
Zur Gruppe der Leichtbetonsteine gehören • Hütten-Hohlblocksteine (HHbl) (R = Nut- und Feder-Stein), 12 bezeichnet die
zementgebundene Steine mit Zuschlagstoffen Festigkeitsklasse und 1,8 die Steinrohdichte.
aus Blähton, Blähschiefer und Bims. Wände aus Porenbeton Das Format wird wie bei Ziegeln in Vielfachen
Porenbeton eignet sich wegen seiner guten von DF angegeben.
Bimsbetonsteine Wärmedämmeigenschaften zur Herstellung Kalksandsteine eignen sich wegen ihrer relativ
Die Kurzbezeichnungen LBH bzw. LBG stehen von Innen- und Außenwänden. Auch tragende glatten Oberfläche für Sichtmauerwerk. Sie
für die haufwerksporige bzw. geschlossenpori- Bauteile können aus Porenbeton errichtet wer- sind normalerweise hellgrau bis weiß, können
ge Struktur des Leichtbetonprodukts. Fertigteile den. Wärmespeicherkapazität und Gewicht aber durch Zuschläge andere Farbtönen erhal-
aus Leichtbeton sind in der Regel geschlos- sind relativ gering. Porenbeton gleicht Feuch- ten. Bei der Verarbeitung von Sichtmauerwerk
senporig, Mauersteine offenporig. tigkeitsschwankungen der Raumluft aus, ist aus Kalksandstein muss auf den Schutz der
Bimsbeton lässt sich leicht bearbeiten, sägen wasser- und feuerbeständig. empfindlichen Kanten geachtet werden.
und bohren. Übliche Wanddicken von 95 mm
leisten mindestens 120 Minuten Feuerwider- Verarbeitung Gipswandbauplatten
stand. Porenbeton ist leicht zu verarbeiten. Steine Gipswandbauplatten nach EN 12 859 sind im
Vollsteine werden in Steinhöhen von 115 und können auf der Baustelle mit der Handsäge Gegensatz zu den vorgenannten Steinen nicht
238 mm hergestellt, Hohlblöcke in den Forma- zugeschnitten werden, die Vorfertigung groß- als tragende Wände zugelassen. Als nicht
ten 8 –20 DF, d.h. bis zu 490 ≈ 300 ≈ 238 mm. formatiger Bauelemente ist weit verbreitet. brennbarer und gut schalldämmender Baustoff
Bei der Vermauerung mit Dünnbettmörtel kom- bieten sie sich aber für viele Bereiche an. Sie
men so genannte Planblöcke und Plansteine Planungshinweise sind platzsparend, leicht versetzbar, hoch
mit geschliffenen Oberflächen für geringere Porenbetonsteine werden in vier Festigkeits- dampfdurchlässig und verbessern durch ihr
Fugendicken zum Einsatz. Auch für mörtelfreie klassen angeboten. Gemäß DIN 4165 setzt Sorptionsverhalten das Raumklima. Für die
Verbindungen der Lagerfuge (Trockenmauer- sich die Steinbezeichnung aus der Porenbe- Aufnahme von Installationen und Leitungen ist
werk) existieren passende Steinformate. tonnorm, dem Kürzel für den Produktnamen, das Material leicht zu bearbeiten, es wird des-
Vollsteine aus Bimsbeton eignen sich wegen der Festigkeitsklasse, der Rohdichteklasse und halb häufig auch für Vorsatzschalen vor Instal-
ihrer hohen Rohdichte von bis zu 2,0 kg / dm3 den Maßen zusammen, z.B. DIN 4165-PP lationsschächten verwendet.
auch für schalldämmende Trennwände. Die (Porenbeton-Planstein) 2– 0,4 –499 ≈ 300 ≈ 249. Die Industrie bietet Wandbauplatten in drei ver-
hohe Maßhaltigkeit ermöglicht eine Vorferti- Verblendplatten, Planplatten und Planblöcke schiedenen Rohdichten und in Dicken von 50,
gung großformatiger Planelemente für die können von Hand versetzt werden, Großblock- 70, 80 und 100 mm an, ein übliches Format
Erstellung kompletter Gebäude. Funktionsstei- mauersteine dagegen nur mit technischen beträgt 666 ≈ 500 mm. Die Platten besitzen
ne für Anschläge, Stürze, Rollläden, Decken- Hilfsmitteln. Die Verbindung der maßhaltigen Nut- und Federkanten, die miteinander verklebt
ränder usw. ergänzen das Angebot. Steine, Blöcke und Platten erfolgt in der Regel werden. Nach dem Spachteln der Fugen ent-
mit Dünnbettmörtel, Stoßfugen mit Nut- und stehen planebene Oberflächen, die sich unver-
Blähleichtbetonsteine Feder ermöglichen auch mörtelfreie Verbindun- putzt als Untergrund für Tapeten und
Blähton hat ähnliche Eigenschaften wie Bims- gen. Geschosshohe, tragende Elemente erlau- Beschichtungen eignen.
beton, auch das Produktangebot ist vergleich- ben eine schnelle Montage. Sie müssen durch
bar. Um Blähton herzustellen, wird Ton bei Ringanker aus Beton gesichert werden. Glassteinwände
etwa 1200 C gebrannt. Für die dabei entwei- Porenbetonprodukte müssen künftig der Norm Mit Glassteinen lassen sich lichtdurchlässige
chenden organischen Bestandteile des Tons DIN EN 771 entsprechen. Wände mauern. Der Lichtdurchlassgrad
ist eine Abluftaufbereitung erforderlich. Die Sichtflächen in Porenbeton sind nur im Innen- beträgt ca. 80 %, eingefärbt weniger. Stan-
Blähtonkugeln sind druckfest, gut wärmedäm- raum möglich. Wegen ihrer porösen und für dardgrößen liegen bei 150 ≈ 150 und
mend und leicht. mechanische Beschädigungen anfälligen 300 ≈ 300 mm, die Tiefe beträgt 80 –100 mm.
156
Wände
157
Wände
C 4.16
se durch die Verwendung kostengünstiger, Der aus dem Schiffsbau stammende Begriff Herstellung
minderwertiger Bretter wirtschaftlich. Die Ober- »Beplankung« bezeichnet eine mittragende Grundgerüst mehrschichtiger Wände ist in
flächen sind als Sichtflächen für einfache Bau- oder aussteifende Platte. Bekleidungen dage- der Regel ein Holz- oder Metallständerwerk.
ten geeignet; in Zukunft sind hochwertigere gen sind akustisch oder brandschutztechnisch Holzständer besitzen meist die Dimension
Oberflächen zu erwarten, die den Einsatzbe- wirksame oder optische Abschlüsse ohne aus- der Wanddicke. Bei Metallständerkonstruktio-
reich erweitern werden (Abb. C 4.14). steifende Funktion. nen bildet ein umlaufendes U-Profil das
Grundgerüst, in das die so genannten Stän-
Wände mit tragender Funktion der in regelmäßigen Abständen eingestellt
Einschichtige Wände Zu den Wänden mit tragender Funktion zählen werden.
alle Wandkonstruktionen mit Tragelementen
Wände, die tragende stabförmige Elemente in zwischen den beiden Wandoberflächen, z.B.: Anforderungen
Wanddicke enthalten, stellen den Übergang Zur Bekleidung und Beplankung von Wänden
zur Skelettbauweise dar. Die Wandfläche wird • Holzständerbauweise steht eine große Vielfalt von Materialien zur
durch Füllung der Zwischenräume (einschich- • Holzrahmenbauweise Verfügung. Auswahlkriterien sind u.a:
tig) oder durch Beplankung (mehrschichtig) • Holztafelbauweise
der tragenden Bauteile hergestellt. • konstruktive Anforderungen:
Die häufigste Anwendung dieser Bauweise ist Bei der Holzständerbauweise kommt dem - tragend
die traditionelle Holzfachwerkbauweise mit raumabschließenden Material keine tragende - aussteifend
einer flächenbündigen Füllung aus Mauerwerk, Funktion zu. Die Aussteifung erfolgt z.B. durch - nicht tragend
Lehm oder mineralischen Steinen. diagonal verlaufende Winkel, Bleche oder • bauphysikalische Anforderungen:
Fachwerkkonstruktionen mit Traggliedern aus Metallbänder. Neben Verschalungen aus Bret- - Schallschutz
Stahl oder Beton entsprechen nicht den heuti- tern bieten eine Vielzahl industriell hergestellter - Feuchteschutz
gen Anforderungen an den Wärmeschutz, sie Platten diverse Möglichkeiten, Wände zu - Wärmeschutz
benötigen einen mehrschichtigen Wandaufbau. bekleiden und ihnen so individuelle Eigen- - Brandschutz
Holzfachwerke werden in der Regel für ganze schaften zu verleihen. - Raumakustik
Gebäude – also auch für die Außenwände – Die Rahmenbauweise erfordert in der Regel • funktionale Anforderungen:
konzipiert. Seit Inkrafttreten der Wärmeschutz- eine Beplankung der Wand, welche die Hori- - mechanischer Schutz
verordnung gilt, dass der Wärmedurchgang zontalkräfte des Bauwerks überträgt. Hierfür - Einbauten von Installationen
bei massiven Holzbauteilen ebenfalls mit eignen sich Holzwerkstoffplatten. • gestalterische Anforderungen:
Dämmschichten reduziert werden muss, d.h. Bei der Tafelbauweise übernimmt die Beplan- - Oberflächennivellierung
sichtbares Holzfachwerk kann seither nur noch kung auch einen Teil der Abtragung der Verti- - Verkleidung von Installationen
für Innenwände eingesetzt werden. kallasten. Dieser Anforderung entsprechen - Farbe
Als Füllmaterialien eignen sich neben Ziegeln Tafeln aus Brettlagenholz, Mehrschichtplatten - haptische Qualität
und mineralische gebundenen Steinen beson- und Furnierschichtholz.
ders die leicht zu bearbeitenden Lehmbauma- Wegen ihres geringen Gewichtes und ihrer
terialien. Die hohe Kapillarität von Lehm wirkt Wände mit nicht tragender Funktion Wirtschaftlichkeit werden in der Baupraxis
feuchtigkeitsregulierend: Sie verhindert eine zu Die Reduzierung der vertikal tragenden Ele- häufig Wände aus mineralisch gebundenen
hohe Feuchtigkeit im Holz und schützt somit mente auf frei stehende Stützen ermöglicht im Platten verwendet. Eine 115 mm dicke Trenn-
die Konstruktion. Skelettbau die Einteilung der Räume unabhän- wand aus Gipsplatten wiegt ca. 25 kg / m2,
gig von Deckenspannweiten. Die Tragstruktur eine gleich starke massive Wand dagegen
löst sich von der Raumbegrenzung, die nun mit ca. 140 kg / m2. Raumteilungen sind somit
Mehrschichtige Wände nicht tragenden Wänden völlig frei gestaltet durch leichte Trennwände unabhängig von
werden kann. der statischen Tragfähigkeit der Decke mög-
Die Verbreitung der Bauweisen mit stabförmi- Ludwig Mies van der Rohes Deutscher Pavillon lich. Die Standsicherheit wird nach DIN 4103
gen Tragelementen hat die Entwicklung und in Barcelona oder die Villa Tugendhat in Brünn gewährleistet, welche die biegefeste und
Vielfalt mehrschichtiger Wandaufbauten ent- sind Beispiele für eine konsequente Umset- unverschiebliche Ausführung vorschreibt.
scheidend gefördert. zung dieses Prinzips (Abb. C 4.16). Die Ske- Durch die Wahl ihrer Komponenten – Stän-
Hierbei unterscheidet man zwischen Wänden lettbauweise in Stahl, Stahlbeton oder Holz bie- der, Dämmschicht und Bekleidung – lassen
mit tragender, aussteifender und solchen mit tet neben der freien Grundrissgestaltung Vor- sich die Wände unterschiedlichen Anforde-
nicht tragender Funktion. teile der Flexibilität und verkürzter Bauzeiten. rungen anpassen:
158
Wände
mineralisch
Vollholz Lagenholz Verbundplatten Holzspanplatten Holzfaserplatten Lehmplatten
gebundene Platten
Brettschalungen Dreischichtplatten Stabsperrholz (ST) Langspanholz mitteldichte Faser- gipsgebundene Span- Leichtlehmplatten
(Nut und Feder) Fünfschichtplatten Stäbchensperrholz OSB-Platten platten (MDF) platten
C 4.17
Schallschutz Bekleidung / Oberflächennivellierung Feder-Verbindungen oder stumpf gestoßene
Einfache Anforderungen an den Schallschutz Mit mineralisch gebundenen Platten beplankte Rechteckprofile. Ein Gestaltungsmerkmal ist
werden durch Füllung des Hohlraums mit Wände eignen sich nach Spachteln der Fugen die Ausbildung von Längsfugen, die zusam-
Dämmstoffen erreicht. Sind die beiden Wand- direkt für den Auftrag von Beschichtungsstof- men mit der angefrästen oder lose eingelegten
schalen auf getrennten Unterkonstruktionen fen oder Tapeten. Sie erscheinen optisch wie Feder die Struktur der Beplankung bestimmen.
montiert, verbessern sich die Schalldämmeigen- massive Bauteile, weisen jedoch im Vergleich Als Sichtoberflächen eignen sich gehobelte
schaften erheblich. Häufige Schwachstellen bil- geringere Ausführungstoleranzen auf. In Alt- und geschliffene Bretter. Die Befestigung
den Fugen und Anschlüsse an flankierende bauten bekleidet man deshalb die Wände häu- erfolgt sichtbar oder verdeckt.
Bauteile, die deshalb besonders sorgfältig fig ohne Unterkonstruktion, um Unebenheiten
gemäß DIN 4109 ausgebildet werden müssen. mit geringem Aufwand zu korrigieren. Damit Holzwerkstoffe
keine unansehnlichen Risse durch Bauwerks- Holzwerkstoffe werden bevorzugt für Beplan-
Brandschutz bewegungen oder Klimaschwankungen entste- kungen im Holzbau eingesetzt. Bleiben Beklei-
Beplankungen aus mineralisch gebundenen hen, muss auf eine sachgerechte Ausführung dungen aus Holzwerkstoffplatten sichtbar, so
Platten sind feuerbeständig. Je nach Schicht- der Plattenstöße und Anschlüsse geachtet wer- müssen entsprechend den maximalen Abmes-
aufbau lassen sich damit Feuerwiderstandsklas- den. sungen (siehe Holz und Holzwerkstoffe, S. 72,
sen (gemäß DIN 4102-2) von F 30 bis F 90 errei- Abb. B 6.16) Stoßfugen in der Planung
chen. Beplankungen und Bekleidungen aus Holz und berücksichtigt werden. Stoßfugen können
Holzwerkstoffen stumpf, mit Nut und Feder oder durch Über-
Installationsmöglichkeiten Holzwerkstoffplatten können die Holzkonstruk- blatten ausgebildet sein.
Wegen der leichten Rückbaumöglichkeit eignen tion mittragen und aussteifen. Lediglich MDF- Da die Kanten von Mehrschichtplatten in ihrer
sich mehrschichtige Wände zur Abtrennung von Platten sowie Holzfaserdämmplatten sind für Qualität den Oberflächen entsprechen, kön-
Installationsschächten. Die leicht zu bearbeiten- solche Anwendungen nicht zugelassen. Einen nen sie sichtbar bleiben. Die Kanten von Bau-
den Beplankungsmaterialien erlauben auch Sonderfall stellen hochfeste Multiplexplatten furniersperrholz und von Furnierschichtholz
einen nachträglichen Einbau. aus Buchenholz (BFU-BU) dar, deren Herstel- besitzen durch die eng liegenden Furnier-
lungskosten den Einsatz für tragende Bauteile schichten einen besonderen Reiz und werden
Mechanischer Schutz jedoch selten rechtfertigen. Je nach Einsatzbe- daher auch als gestalterisches Mittel genutzt.
Die Anschlüsse an tragende Bauteile, z.B. an reich der Holzwerkstoffplatten muss die Quali- Die Oberflächen der Platten bestehen aus
Decken aus Beton, müssen deren Verformungs- tät den Holzwerkstoffklassen entsprechen Vollholz oder Furnier minderer Qualität. Für
verhalten berücksichtigen, damit die nicht tra- (siehe Holz und Holzwerkstoffe, S. 72). den Einsatz als Akustikbekleidungen ermögli-
genden Wände nicht beschädigt werden. Eine chen CNC-Fräsen nahezu beliebige Lochun-
gleitende Ausbildung der Deckenanschlüsse Vollholz gen und Schlitzstrukturen. Abb. C 4.18 zeigt
soll sicherstellen, dass keine Lasten aus der Die Verbindung von Brettern zu einer geschlos- ein Beispiel mit Wänden aus sichtbarem Fur-
Konstruktion in die Wände eingeleitet werden. senen Wandoberfläche erfolgt über Nut-und nierschichtholz.
159
Wände
Leichtlehmbauplatten
Leichtlehmbauplatten sollten mit dem Unter-
grund (Unterkonstruktionen oder massive
Wände) verschraubt sein. Ansonsten können
sie wie andere Trockenbauplatten verarbeitet
werden. Ihre Oberfläche erhält in der Regel
eine Putzbeschichtung (siehe Lehmbaustoffe,
S. 47).
C 4.21 Bekleidungen mit Gipsplatten, Sammlung Frieder
Burda, Baden-Baden (D) 2004, Richard Meier
C 4.22 Ökobilanzdaten von Wänden, Wand- und
Deckenbekleidungen
C 4.21
160
Wände
Ständerwände
Holzbekleidungen
161
Decken
C 5.1
Decken überspannen Räume und bilden gleich- Im Holzbau ermöglichen Holzwerkstoffe und
zeitig den Fußboden für das darüber liegende die Leimholztechnik größere Spannweiten.
Geschoss. Die Untersicht der Decke bestimmt Die Auswahl des Materials der Decken beein-
wesentlich die Wirkung des Raums. Gottfried flusst wegen ihres großen Anteils an der Bau-
Semper verwies auf den textilen Ursprung des masse ganz wesentlich die ökologische Bilanz
Wortes »Decke«: die schützende Decke ist von Gebäuden. Sichtbare Konstruktionen stel-
damit ein Symbol für die Überhöhung eines len eine Herausforderung dar, sowohl konstruk-
Ortes (Baldachin). tiven Belangen als auch der gestalterischen
In der Entwicklung der Deckenbauweisen zeigt Bedeutung der Decken zu entsprechen.
sich die erweiterte Verfügbarkeit von Materia-
lien und Konstruktionsarten besonders deut- Standsicherheit
lich. Vor der Industrialisierung gab es zur Her- Ausschlaggebend für die Baustoffwahl bei
stellung von Geschossdecken prinzipiell zwei Decken ist im Hinblick auf die Standsicherheit
Möglichkeiten: das Gewölbe aus Stein, wel- der Konstruktion zunächst die mögliche Spann-
ches als Massivbaukonstruktion eine große weite der gewählten Baustoffe. In der Regel
Konstruktionshöhe benötigt und die Verwen- kommt den Decken auch die Aufgabe zu, die
dung von Holzbalken, die horizontal den Raum Horizontalkräfte, z.B. aus Windlasten, Lotab-
von Wand zu Wand überspannen. Die letztge- weichungen und Erdbeben auf die aussteifen-
nannte Konstruktionsart ist bis weit ins 20. Jh. den Wände weiterzuleiten. Grundsätzlich müs-
die vorherrschende. Die Länge der verfügba- sen Bauhöhe, Materialaufwand und Eigenge-
ren Hölzer begrenzt die Raumtiefe stützenfreier wicht der Konstruktion gegeneinander abge-
Holzbalkendecken, die Druckfestigkeit des wägt werden. Dabei sollte das Eigengewicht
Materials die Dimension von Gewölben. der Konstruktion in angemessenem Verhältnis
Massiv- und Skelettbauweise werden im 20. Jh. zur Nutzlast stehen. Die Optimierung der
durch effiziente Systeme der Beton-, Stahl-, Decken bezüglich der genannten Parameter –
und Mischkonstruktionen erweitert. Stahl und auch in Bezug auf ihre Wirtschaftlichkeit – lässt
Stahlbeton ermöglichen große Spannweiten bei eine Vielzahl von Lösungen zu.
geringer Konstruktionshöhe. Besonders die Die Steifigkeit einer Decke ist zu beachten, um
Einführung zweiachsig tragender Betondecken Schäden an Trennwänden aufgrund der Durch-
veränderte die Architektur wesentlich. Le Cor- biegung oder des Schwingungsverhaltens bei
busiers Eisenbeton-Skelett-System Domino für sehr dünnen Decken zu vermeiden.
mehrgeschossige Bauten nimmt 1914 die In Abhängigkeit von ihrem Einsatzbereich im
heute weit verbreitete Skelettbauweise vorweg. Gebäude entstehen darüber hinaus Anforde-
162
Decken
Massivbaudecken Holzdecken
rungen bezüglich Wärme-, Schall- und Brand- der Dachdecken müssen Deckenkonstruktio- Estrich gelten ab einer Mindestdicke von
schutz. Abb. C 5.2 zeigt die Unterscheidung nen 90 Minuten der Feuereinwirkung widerste- 100 mm als feuerbeständig. Die Überdeckung
von Decken und Bodenplatten in Gebäuden. hen. Nur wenn die oberste Geschossdecke bei der Bewehrung muss DIN 4102 entsprechen.
Wohngebäuden weniger als 7 m über der Der Schallschutz von massiven Betondecken
Wärmeschutz und Wärmespeicherfähigkeit Geländeoberkante liegt, gelten geringere gegen Luftschallübertragung erhöht sich mit
In der Regel benötigen Deckenkonstruktionen, Anforderungen. zunehmender Bauteilmasse. Ebene Decken-
die gegen den Außenraum abschließen, eine untersichten erleichtern die Planung von Instal-
Dämmschicht. Wegen ihrer Größe und Masse Unterscheidung nach Tragwirkung lationen und Trennwandanschlüssen.
beeinflussen Decken durch ihre Wärmespei- Bestimmendes Unterscheidungsmerkmal der Die Optimierung von Schalungsaufwand zu
cher- und Sorptionsfähigkeit maßgeblich das verschiedenen Konstruktionsweisen ist die Materialeinsatz (Beton) führt zu einer Vielfalt an
Raumklima. In energieeffizienten Gebäuden Tragwirkung der Decken. Zweiachsig tragende Deckenkonstruktionen. Generell ist das Erstel-
werden sie gezielt zur Wärmespeicherung ein- Systeme, auch als Flachdecken bezeichnet, len von Schalungen aufwändig, weshalb deren
gesetzt. Die Bauteilaktivierung ermöglicht mit- können punktweise gestützt werden. Einachsig Vereinfachung bzw. effektive Ersatzmaßnah-
tels bauteilintegrierten, wasserführenden tragende Syteme sind linienförmig gelagert. Bei men zentrales Ziel der Rationalisierung sind.
Registern die Steuerung der Oberflächentem- beiden Deckenkonstruktionen kann je nach Möglichkeiten stellen wiederverwendbare
peratur der Decken und damit die Temperie- Ausführung die Unterseite eben sein oder Schalungssysteme dar sowie alle Arten der
rung der Räume. sichtbare Tragglieder abbilden. Die Übergänge Vorfertigung.
zwischen den Konstruktionsprinzipien sind
Schallschutz jedoch fließend. Eine weitere Gliederung erfolgt Ortbetondecken
Einen guten Schutz gegen Luftschallübertra- nach dem Grad der Vorfertigung sowie den Zu den zweiachsig tragenden Ortbetondecken
gung bieten massive (schwere) Decken. Leich- Materialien. zählen Stahlbetonflachdecken, Pilzdecken,
te Deckenkonstruktionen wie z.B. im Holzbau Kassettendecken, Hohlkörperdecken und Glas-
sollten mehrschichtig ausgeführt sein, um die Stahlbetondecken.
Tritt- und Luftschallübertragung zwischen über- Zweiachsig tragende Decken
einander liegenden Räumen zu dämpfen. Stahlbetonflachdecken
Höhere Trittschallanforderungen benötigen Häufig fällt die Wahl bei Deckenkonstruktionen Diese Flachdecken können ohne Unterzüge
meist eine schwimmende Lagerung des Fußbo- auf Beton, weil dieses Material vielfältige direkt auf den Stützen gelagert werden. Flach-
denbelags (siehe Fußböden, S. 171). Lösungen für die Ausbildung der Decken bietet decken benötigen zwar mehr Bewehrung als
und sehr dauerhaft ist. Bei Flachdecken kann Unterzugdecken, sparen aber andererseits
Brandschutz mithilfe der Bewehrung die gewünschte Tragfä- Kosten durch die einfache Schalung. Die
Bezüglich der Brandschutzanforderungen an higkeit ohne sichtbare Dimensionsänderungen Installationsführung erfolgt weitgehend unge-
Decken unterscheidet man Geschossdecken angepasst werden (z.B. bei unregelmäßiger hindert, lediglich bei der Anordnung von Aus-
von Keller- und Dachdecken. Mit Ausnahme Stützung der Decken). Betondecken ohne sparungen sind Mindestabstände zu den Stüt-
a b c
d e f
C 5.4
163
Decken
zen einzuhalten. Aufgrund des zweiachsigen Eigengewicht von Flachdecken mit größeren Stahlbetonrippendecken
Tragverhaltens besteht die Möglichkeit, Stüt- Spannweiten reduziert sich durch den Einbau Eine Decke mit parallelen Unterzügen im
zen unabhängig von einem linearen Raster von kugelförmigen Hohlkörpern aus Kunststoff, Abstand von ca. 300 –700 mm bezeichnet man
anzuordnen und große, frei geformte Decken- die beim Betonieren durch die Bewehrung in als Rippendecke. Das Zusammenwirken der
ausschnitte herzustellen (Abb. C 5.5). Die Position gehalten werden (Abb. C 5.4 b). Vor- konzentrierten Bewehrung im Unterzug mit
Deckendicke kann in Abhängigkeit der Grund- teilhaft sind die große Biegesteifigkeit und die dem flächigen Beton in der Druckzone bei glei-
rissgeometrie etwa mit 1 / 30 bis 1 / 35 der vergleichsweise kostengünstige Herstellung cher Deckenhöhe führt im Vergleich zu Stahl-
Spannweite abgeschätzt werden. Sollen Trenn- auf der Baustelle. beton-flachdecken zu geringerem Gewicht und
wände auf der Decke errichtet werden, gelten ermöglicht größere Spannweiten bis ca. 15 m.
höhere Anforderungen, um eine ausreichende Glas-Stahlbetondecken Die Fertigung vor Ort erfolgt mit wiederverwend-
Steifigkeit zu gewährleisten (Trennwandzu- Glas-Stahlbetondecken stellen einen Verbund baren Stahlschalungen oder Kunststoffformen.
schlag). zwischen formgepressten Gläsern und dem
Das Einlegen von Installationen (z.B. Kühlre- Beton her. Die Glassteine werden von einem Spannbetonhohlplatten
gister für die Bauteilaktivierung, Leuchtenge- Betonrost ähnlich der Kassettendecke gehal- Das Einlegen von gerichteten Hohlkörpern (z.B.
häuse oder Elektroverkabelungen) in die ten. Beide Achsrichtungen des Rostes benöti- Pappröhren) dient der Material- und Gewichts-
Deckenplatten ist im Zuge ihrer Herstellung gen eine Bewehrung (Abb. C 5.7). einsparung bei Decken mit großen Spannwei-
leicht möglich, ein nachträglicher Einbau ten. Meistens werden diese Decken vorge-
dagegen aufwändig. Teilvorgefertigte Decken (zweiachsig) spannt und vorgefertigt. Bei gleichem Gewicht
Zweiachsige Decken lassen sich insofern vor- können wegen des höheren Querschnitts und
Pilzdecken fertigen, als dass anstelle der Bewehrung der Vorspannung größere Spannweiten reali-
Pilzdecken sind punktweise, auf Stützen gela- deckengleich Stahlprofile einbetoniert werden. siert werden als mit Stahlbetonflachdecken.
gerte Flachdecken mit konischen Stützenköp-
fen. Der höhere Schalungsaufwand bietet sich Stahl-Beton-Verbundflachdecken Teilvorgefertigte Decken (einachsig)
für größere Spannweiten und / oder größere Stahlprofile teilen die Decke sichtbar in Felder Für die Rationalisierung des Bauablaufs bieten
Lasten an, wenn die Durchstanzwirkung der ein und übernehmen die Kräfte im Bereich der sich Decken an, die Ortbeton nur zur Vervoll-
Stütze zu groß wird und eine größere Decken- Stützstreifen. Meist handelt es sich um Sonder- ständigung benötigen. Die kürzeren Trock-
stärke aus anderen Gründen nicht möglich ist. profile. Die Stützen sind unter den Profilen nungs- und Aushärtungszeiten und die im Ver-
Die Installationsführung ist durch die oben angeordnet. Verbundflachdecken ermöglichen gleich zu vollständig vorgefertigten Decken ge-
breiter werdende Stütze und entsprechend bei gleicher Deckendicke größere Spannweiten ringeren Transportkosten machen diese Syste-
erforderliche Abstände von Durchbrüchen ein- als Stahlbeton und haben ebene Deckenunter- me wirtschaftlich. Teilvorgefertigte Decken
geschränkt. sichten (Abb. C 5.4 d). benötigen meist keine Schalung.
Kassettendecken Filigrandecken
Kassettendecken sind in zwei Richtungen last- Einachsig tragende Decken Filigrandecken beschränken sich auf die Vor-
abtragend. Die Abstände der Rippen in beiden fertigung der Zugzone der Decken. Aufbeton
Achsrichtungen betragen 300 –1500 mm. Bei Diese Decken übersetzen das Tragprinzip der und obere Bewehrungslage werden vor Ort
großen Abständen ergibt sich eine der Träger- Holzbalkendecke in die Massivbauweise. Die aufgebracht. Die Bauweise verbindet damit die
rostdecke vergleichbare Tragwirkung. Voraus- Optimierung zwischen Mehraufwand für Scha- Vorteile einer verlorenen Schalung und die
setzung für das Erreichen großer Spannweiten lungen, Unterzüge etc. und Materialeinsatz hat einer durch die Vorfertigung ebenen, meist
ist der kraftschlüssige Verbund der Rippen mit auch hier zu einer Vielzahl von Lösungen hochwertigen Deckenuntersicht. Die Decke
der Platte. Die aufwändige Deckenuntersicht geführt. Die verschiedenen Deckentypen unter- wirkt aussteifend, sie unterscheidet sich von
lässt sich mit Schalungssystemen effizient rea- scheiden sich in Materialien, Geometrien und der massiven Ortbetondecke durch deutlich
lisieren. Meist sind die Felder der Kassettende- Vorfertigungsgraden. sichtbare Fugen.
cke quadratisch oder rechteckig, aber auch
Dreiecke sind möglich (Abb. C 5.4 a). Ortbetondecken Stahlverbunddecken
Für größere Spannweiten werden häufig ein- Man unterscheidet Verbundwirkungen der Pri-
Hohlkörperdecken achsig tragende Decken aus Ortbeton einge- märkonstruktion (Stahlträgerverbund) von sol-
Unterseitig ebene Hohlkörperdecken mit einer setzt. Ziel dieser Konstruktionen ist ein geringe- chen der Sekundärkonstruktionen (Profilblech-
ungerichteten Tragwirkung sind die bisher so res Eigengewicht, das in der Regel einen höhe- verbunddecken). Die beiden Bauweisen kön-
genannten Bubbledeck-Konstruktionen. Das ren Schalungsaufwand mit sich bringt. nen auch kombiniert werden.
164
Decken
165
Decken
Deckensystem übliche Auf- spezifisches Wärme- Wasserdampf- Beitrag übliche gerichtet ungerichtet Möglichkeit Notwen-
bauhöhen Gewicht durchgangs- diffusions- zur Schall- Spannweite der Aus- digkeit e.
widerstand widerstand dämmung Einfeldträger kragung Schalung
[mm] [kg / m3] [m2K / W] [–] [m]
Massivbaudecken
Stahlbetonflachdecke 120 – 180 290 – 440 0,05 – 0,08 80 / 130 • 6–9 • zweiachsig •
Trapezblechverbunddecke 120 – 320 270 – 375 0,05 – 0,08 ≥ 100 000 • 2 – 5,8 • einachsig
Betonrippendecke 187,5 – 500 180 – 430 0,03 – 0,05 70 / 150 6 – 12 • zweiachsig •
Plattenbalkendecke 350 – 900 280 – 620 0,03 – 0,05 70 / 150 bis 14 • •
Hohlplattendecke 120 – 400 210 – 580 0,67 – 0,77 5 / 10 8 – 11,5 •
Stahlsteindecke 90 – 290 125 – 470 0,13 – 0,36 5 / 10 bis 6,5 •
Holzdecken
Holzbalkendecke, massiv gefüllt 140 – 200 120 – 180 0,61 – 0,71 2 4 – 6,5 • einachsig
Brettstapeldecke 120 – 216 85 – 155 0,71 – 1,18 90 / 220 bis 6 • einachsig
Holzhohlkastendecke 120 – 320 40 – 90 0,46 – 0,74 5 – 6 – 10 • einachsig
C 5.9
166
Decken
167
Decken
168
Decken
C 5.16 C 5.17
Wabendecken Pyramidendecken großen Flächen gefügt werden. Auch geomet-
Räume mit hoher Schallbelastung wie Ver- Großmaßstäbliche, dreidimensionale Decken- risch komplizierte Raumsituationen sind durch
kaufsräume oder Produktionshallen werden elemente werden aus vorgefertigten Teilen zu Zuschnitte zu bewältigen.
häufig mit Wabendecken ausgestattet. Meist Pyramiden zusammengesetzt, die auf einem ETFE-Folien sind schwer entflammbar (B 1) und
handelt es sich um vertikal angeordnete Plat- tragenden Raster aufliegen. Auch diese recycelbar. Sie sind in vielen Farben und ver-
ten, die in mehrere Richtungen verlaufen und Decken verbessern durch ihre große Oberflä- schiedenen Glanzqualitäten erhältlich. Die Foli-
somit eine größere schallabsorbierende Ober- che die Raumakustik. Die komplizierte Geome- en sind hygienisch, antistatisch und auch in
fläche bieten als ebene oder Lamellendecken trie schränkt die Auswahl von Leuchten, Lüf- Feuchträumen einsetzbar (siehe Kunststoff,
mit vergleichbarer Grundfläche. tungsauslässen etc. auf systemkonforme Pro- S. 94).
Es werden sowohl nach oben offene Systeme dukte ein. Eine mögliche Mikroperforierung verbessert
als auch Systeme mit abgeschlossenen Fel- zusammen mit dahinter angeordneten Absorp-
dern angeboten. Als Materialien eignen sich Spanndecken und Folien tionsflächen die Raumakustik. Darüber hinaus
besonders Mineralfaserplatten oder perforierte Folien eignen sich dazu, über größere Spann- können Folien mit hoher Lichtdurchlässigkeit
Metallkassetten. weiten ohne Unterkonstruktion ebene Flächen kombiniert mit geeigneten Leuchtmitteln auch
herzustellen. Bruchteile von Millimetern dick, als Lichtdecken eingesetzt werden (Abb.
können sie durch Verschweißen von Bahnen zu C 5.17).
169
Fußböden
C 6.1
Die Oberflächen und der Aufbau von Fußböden sichergestellt ist, dass diese in der Nutzungs-
sind mitentscheidend für die wahrgenommene phase nicht gegen akustisch weniger wirksa-
Qualität eines Raumes. Sie haben komplexe me ausgetauscht werden.
technische Aufgaben zu erfüllen: Schallschutz, An einer Reduzierung der Luftschallübertra-
Wärmeschutz, Brandschutz, Schutz vor Feuch- gung ist die Tragschicht durch Rohdichte und
tigkeit und Wasser sowie andere bauphysikali- Stärke wesentlich beteiligt, bei mehrschaligen
sche Aufgaben. Die vielfältigen Anforderungen Konstruktionen sind es Maßnahmen unterhalb
führen meist zu einem mehrschichtigen Aufbau der Rohdecke (z.B. biegeweiche Decken-
von Fußböden. Nach ihren Funktionen kann schalen) oder schwimmende Estriche. DIN
man folgende Schichten unterscheiden: 4109 beschreibt für die meisten Nutzungen
die akustischen Mindestanforderungen an die
• Tragschicht Deckenkonstruktion.
Die Eigenschaften des Untergrunds, seine Bei Böden gegen Erdreich oder Außenraum
Bauweise und die Lage im Gebäude beein- werden zusätzliche Dämmschichtstärken für
flussen den weiteren Fußbodenaufbau (siehe den Wärmeschutz vorgesehen (siehe
Decken, S. 162). Decken, S. 162).
• Ausgleichsschicht • Trennschichten
Rohbautoleranzen über die in DIN 18 202 Trennlagen aus Papier oder Folien stellen
hinaus zulässigen Maße erfordern Aus- sicher, dass Estrichmörtel nicht in darunter
gleichsschichten wie z.B. Trockenschüttun- liegende Dämmschichten eindringt und es zu
gen oder Ausgleichsestriche, da die darüber unerwünschten chemischen Reaktionen zwi-
liegenden Schichten in ihren Dicken gleich- schen Estrich und Konstruktion kommt.
mäßig ausgeführt werden müssen. • lastverteilende Schicht
• Gefälleschicht Estriche oder Fertigteilestriche auf einer Däm-
In Nassräumen führen Gefälle zum Bodenein- mung erfüllen die Funktion einer lastverteilen-
lauf. Gefälleestriche oder -dämmschichten den Platte und schützen die darunter liegen-
auf der Rohdecke sollten 1,5 – 2 % Gefälle de Dämmschicht.
haben, um auch bei Rohbautoleranzen und • Nutzschicht
Verformungen einen Wasserabfluss zu Die Nutzschicht (Bodenbelag) schließt den
gewährleisten. Fußbodenaufbau zum Innenraum ab und
• Abdichtungen muss – je nach Anforderung – diverse Eigen-
Für Böden gibt es vier unterschiedliche Funk- schaften aufweisen.
tionen des Feuchtigkeitsschutzes (siehe Däm-
men und Dichten, S. 144):
- gegen Bodenfeuchtigkeit Estriche
- gegen nichtdrückendes Wasser
- gegen drückendes Wasser von außen Der vom lateinischen Wort astracum (= Pflaster)
- gegen drückendes Wasser von innen abgeleitete Begriff steht für eine dünne Schicht
• Dämmschichten des Fußbodenaufbaus direkt auf dem Unter-
Dämmschichten in Fußbodenaufbauten die- grund, einer Trennlage oder Dämmschicht.
nen der Wärmedämmung von auskragenden Diese Schicht dient zum Erreichen einer vorge-
Deckenplatten oder von Bodenplatten gegen gebenen Höhenlage, als geeigneter Unter-
Erdreich, in erster Linie jedoch der Trittschall- grund für einen Bodenbelag oder als Nutz-
C 6.1 romanisches Fußbodenmosaik dämmung. Diese wird in übereinander liegen- schicht. Die Estrichdicke soll sicherstellen,
C 6.2 Fußbodenkonstruktionen den Räumen durch ein Zusammenwirken der dass die Schicht ausreichend tragfähig ist und
a Verbundestrich Deckenkonstruktion, Unterdecke und der keine Spannungsrisse durch Schwinden, Tem-
b Estrich auf Trennschicht Dämmschichten zwischen Rohdecke und peratureinwirkung oder Punktlasten auftreten.
c schwimmender Estrich
d Heizestrich
Estrich bestimmt. In speziellen Fällen genü- Für Estriche und deren Bezeichnung gilt
e Hohlraumboden gen weich federnde Bodenbeläge den Anfor- DIN EN 13 813. So beschreibt CT-C 25 F 4 S 45
f Trockenestrich derungen der Trittschalldämmung, sofern beispielsweise einen Zementestrich (CT) mit
170
Fußböden
Druckfestigkeit von 25 N / mm2 und Biegezug- Estrichs beschränken die Feldgrößen auf ca. den vor der Verlegung von Bodenbelägen mit
festigkeit von 4 N / mm2, S steht für schwim- 40 m2 und das Seitenverhältnis auf maximal Kunstharz verschlossen und sind für die aufzu-
mende Verlegung und 45 bezeichnet die Nenn- 1: 2. Größere Räume benötigen geeignete bringenden Fußbodenbeläge bedeutungslos.
dicke in Millimeter (Abb. C 6.3). Fugen, die meist im Bodenbelag aufgenommen
werden müssen. Bewehrung
Estrichkonstruktionen Bei anderen Konstruktionen sind die Rohre in Eine Bewehrung der Estriche soll Risse verhin-
Nach der Bauweise unterscheidet man: der Dämmschicht verlegt, ein Mörtel- oder Tro- dern, sie hat keinen Einfluss auf die Tragfähig-
ckenestrich bildet die Tragschicht. In Situatio- keit. Baustahlmatten und Stahlgittermatten
• Verbundestrich nen mit geringer Aufbauhöhe, z.B. im Gebäu- begrenzen die Ausbreitung von Rissen und
• Estrich auf Trennschicht debestand, kommen vermehrt auch so verhindern eventuell auftretenden Höhenver-
• Estrich auf Dämmschicht genannte Flächenheizsysteme zum Einsatz, die satz. Sie dürfen in Fugen nicht durchlaufen.
• Estriche mit Installationsmöglichkeiten: Warmwasser in Hohlprofilplatten geringer Faserbewehrungen werden eingesetzt, um
- Heizestrich Dicke aus Kunststoff oder Aluminium führen. Schwindrisse zu verringern. Zur Zeit gibt es
- Hohlraumboden Auf andere Heizmedien wie Luft (Hypokausten- keine verbindliche Festlegung über die Not-
- Fertigteil- oder Trockenestrich heizung) oder elektrisch beheizte Platten kann wendigkeit von Bewehrungen.
in diesem Rahmen nicht weiter eingegangen
Verbundestrich werden.
Verbundestriche sind mit der Tragschicht kraft-
schlüssig verbunden (Abb. C 6.2 a). Sie finden Installationsboden
in Industriegebäuden, Nebenräumen und als Hochinstallierte Gebäude oder bauteilaktivierte
Gefälleestrich Anwendung. Der Verbund muss Decken, die den Einbau von Unterdecken ein-
gewährleisten, dass Formänderungen des schränken, erfordern die Anordnung von Teilen a
Untergrundes nicht zu Rissen oder Ablösungen der Gebäudeinstallation im Fußbodenaufbau.
führen. Fugen sind nur an Durchdringungen Hohlraumböden und Doppelböden erlauben
wie Stützen, Bauwerksfugen und an den Rän- zudem den leichten Austausch und das Nach-
dern erforderlich. rüsten. Kurze Nutzungszyklen und sich häufig
verändernde Anforderungen liegen z.B. in
Estrich auf Trennschicht Rechenzentren vor. Hier kommen Doppelbö-
Eine Trennschicht aus Folie oder Pappe unter den, Hohlraumböden und Installationskanäle
dem Estrich bewirkt, dass Formänderungen im Estrich zum Einsatz. b
der Decke den Bodenbelag nicht belasten
(Abb. C 6.2 b). Insbesondere für Balkone oder Fugen und Randstreifen
Böden mit hoher Belastung werden Estriche Die Formänderung der Bauteile durch Aus-
auf Trennschicht eingesetzt. trocknung, Temperaturänderung und Belas-
tung erfordern eine sorgfältige Ausbildung der
Estrich auf Dämmschicht Anschlüsse und Fugen schwimmender Estri-
Ein Estrich auf Dämmschicht bleibt auf seiner che. Die Planung der Estrichfugen in Anord-
Unterlage beweglich, weshalb diese Bauweise nung und Bauweise verantwortet der Architekt.
auch als schwimmender Estrich bezeichnet Estrichfugen können in vier verschiedenen c
wird (Abb. C 6.2 c). Die Estrichplatten tragen Arten eingeteilt werden:
alle Auflasten und dynamischen Belastungen
flächig ab. Um eine ausreichende Biegezug- • Gebäudetrennfugen
festigkeit der Estrichplatte zu gewährleisten, • Bewegungsfugen
sind Mindeststärken vorgeschrieben, die auch • Randfugen
von den Eigenschaften der Dämmschicht • Scheinfugen
abhängen. Da alle Schichten des Fußboden-
aufbaus in gleichmäßiger Dicke ausgeführt Spezielle Profile aus Kunststoff oder Metall die-
werden sollen, sind Rohrleitungen in einer nen zur Fugenherstellung. d
gebundenen Ausgleichsschicht zu verlegen Gebäudetrennfugen müssen im Estrich ausge-
(d.h. keine losen Schüttungen). bildet werden, damit Gebäudebewegungen
Für Dämmschichten gilt, dass bei mehrlagiger nicht zu Rissen im Estrich oder Bodenbelag
Ausführung die Lage mit geringster Druckfes- führen.
tigkeit zuunterst liegt. Eine Dämmschicht verrin- Bewegungsfugen teilen den Estrich in Felder,
gert die Luftschallübertragung um ca. 6 dB, die die entsprechend Beanspruchung, Belagmate-
Trittschallübertragung je nach Dämmschicht- rial und Raumgeometrie sicherstellen, dass
stärke zwischen 12 und 30 dB und verbessert keine Spannungsrisse entstehen.
die Wärmedämmung. Randfugen sind zu allen aufgehenden Bautei-
len erforderlich. Randstreifen aus Kork oder
e
Heizestrich anderen Dämmstoffen gewährleisten, dass an
Als Heizestriche bezeichnet man Fußbodenauf- den Anschlüssen keine Zwängungen mit den
bauten, in deren Estrichschicht Warmwasser- aufgehende Bauteilen entstehen. Wird für den
rohre verlegt sind. Die erforderliche Estrichdi- Bodenbelag ein Mörtel oder Klebstoffauftrag
cke ergibt sich aus der Estrichnenndicke zuzüg- benötigt, sollten die Randstreifen soweit über-
lich dem Rohrdurchmesser. Je nach geplanter stehen, dass die Anschlussfugen nicht verse-
Lage der Rohre müssen nach DIN 18 560-2 hentlich verfüllt werden.
weitere Überdeckungsmaße eingehalten wer- Scheinfugen sollen vermeiden, dass sich in der
den. Die thermischen Spannungen des Erhärtungsphase Schwindrisse bilden. Sie wer- f
C 6.2
171
Fußböden
Eignung f. Fußbodenheizung
als Nutzschicht geeignet
antistatisches Verhalten
Trittschallverbesserung
Estriche Kurzbezeich- übliche Rohdichte zulässige zulässige Wasserdampf- Wärmeaus- Baustoff-
nung nach Aufbau- Druck- Biegezug- diffusions- dehnungs- klasse /
DIN EN 13 813 höhe festigkeit festigkeit widerstand koeffizient Brennbar-
[mm] [kg / m3] [N / mm2] [N / mm2] [–] [mm / mK] keitsklasse
Gipsplatte – 25 850 –1100 3,5 6 1,5 – 2,4 5 /10 0,025–0,03 A2; B1-s1 5
5,0 – 7,1 2, 6
Oriented Strand Board (OSB) – 19 – 38 600 – 700 1,5 – 2,5 6 5,8 – 7,2 6 50 /100 0,035 1 B2; D-s2 • • 5
172
Fußböden
gen. Magnesiaestriche sind nach zwei Tagen arbeitet werden können. Sie sind bereits nach
begehbar und nach fünf Tagen belastbar, 2 – 3 Stunden belastbar, nach dem Abkühlen
jedoch nicht wasserbeständig und daher nicht belegereif und benötigen keine Fugen. Guss-
für Feuchträume und Außenbereiche geeignet. asphaltestriche sind wasserunempfindlich,
Im Innenbereich werden sie durch Leinöl und wasserdicht, dampfdicht und schwer entflamm-
Wachs geschützt. Einen großen Vorteil bietet bar (B 1).
ihre elektrische Leitfähigkeit. Theoretisch las- Eine optionale Zugabe von Graphitstaub
sen sich Magnesiaestriche in den Rohstoff- bewirkt die elektrische Leitfähigkeit des a
kreislauf zurückführen, in der Praxis werden sie Estrichs und verhindert somit elektrostatische
jedoch zusammen mit anderen mineralischen Aufladungen. Gussasphaltestriche erreichen
Baustoffen deponiert. gute Trittschalldämmwerte und sind vollständig
wiederverwendbar. Entgegen der häufig vertre-
Steinholzestrich tenen Meinung bestehen weder in der Verar-
Magnesiaestriche können durch Zuschläge wie beitung noch in der Nutzungsphase bekannte
Sägespäne eine Rohdichte < 1600 kg / m3 errei- Gefahren oder Belastungen der Umwelt
chen. In Dicken von 12 bis 20 mm beträgt das (Abb. C 6.4 c).
Flächengewicht etwa 22 – 36 kg / m2. Die Eigen- b
schaften der Steinholzestriche wie z.B. Wärme- Kunstharzestrich (SR)
leitfähigkeit, Trocknungszeit und Festigkeit las- Estriche mit Kunstharz als Bindemittel und
sen sich durch das Mischungsverhältnis beein- Quarzzuschlag eignen sich für stark belastete
flussen. Trotz vieler Vorteile werden Steinholze- Industrieböden. Epoxid-, Polyester-,
striche derzeit kaum angewendet. Sie sind fuß- Methacrylat- oder Polyurethanharze werden in
warm, schalldämmend, elastisch und ihre einer Schichtdicke von 5 bis 10 mm aufge-
widerstandsfähige Oberfläche eignet sich als bracht. Zuschläge sind Quarzkörner, aber auch
Nutzbelag. Mit geringem Aufwand lassen sich Pigmente zur Farbgestaltung. c
Farbpigmente beimischen. Kunstharzestriche können nach sieben Tagen
voll belastet werden. Sie sind praktisch dampf-
Gussasphaltestrich (AS) dicht und leicht zu reinigen. Anforderungen an
Bitumen eignet sich als Bindemittel für feinkör- Trittsicherheit erfüllen Mischungen mit größeren
nige Zuschläge wie Steinmehl, Sand, Splitt und Körnern. Die rauen Oberflächen erfordern spe-
evtl. Kies, die im Gegensatz zu anderen zielle Reinigungsmaschinen. Eine elektrische
Zuschlagstoffen bei Estrichen getrocknet sein Leitfähigkeit ist durch Beimischen von Graphit
müssen. Der Bindemittelanteil liegt bei 8 % realisierbar. Anwendungsbereiche sind Pro-
anstelle von etwa 16 % bei Zementestrichen. duktionshallen, Schlachthöfe, Laborgebäude d
Die klimatische, chemische und mechanische und vieles mehr. Sortenrein sind Kunstharze
Widerstandsfähigkeit ist von der jeweiligen wiederverwendbar, in der Praxis ist die Tren-
Mischung abhängig, die Angaben über die nung des Materials wegen der geringen
Nutzung, Temperaturbelastung und Druckbe- Schichtdicke unwirtschaftlich (Abb. C 6.4 e).
lastung berücksichtigt. Gussasphalt zeigt auch
im eingebauten Zustand thermoplastisches Lehmestrich
Verhalten, hohe Punktlasten können also ggf. Lehmestriche und Stampflehmböden gehören
Druckstellen und Verformungen hinterlassen. zu den ältesten Estricharten, die ohne Belag e
Die Klassifizierung von Gussasphaltestrichen verwendet werden. Wegen ihrer guten Feuch-
erfolgt deshalb nach Härteklassen, die Ein- tigkeitsregulierung eignen sie sich für Dachbö-
dringtiefen eines definierten Stempels ange- den, Keller, Räume zur Lebensmittellagerung
ben. und Getränkelager.
Den vier Härteklassen zugeordnet sind Einsatz- Für die Herstellung wird Lehm mit Wasser und
bereiche: GE 10 und GE 15 für beheizte Räume, organischen Zuschlägen wie Häcksel, Spreu
GE 15 und 40 für unbeheizte Räume sowie oder Kuhhaaren gut durchmischt und festge-
GE 40 und GE 100 für Räume mit niedrigen stampft. Die vergleichsweise geringen Festig-
Temperaturen. Für Estriche auf Dämmschich- keiten lassen sich durch Beimischen von Rin- f C 6.4
ten gelten deshalb Mindestanforderungen an derblut und Asche in der obersten Schicht
die Druckfestigkeit. erhöhen.
Die Einbautemperatur von ca. 250 °C stellt
besondere thermische Anforderungen an Fertigteilestrich / Trockenbauweise
darunter liegende Dämmschichten. Geeignet Zur trockenen und witterungsunabhängigen
sind Mineralfasern, Kork, Perlite, Schaumglas Herstellung von Estrichen stehen Bauplatten
und bituminierte Holzfaserdämmplatten. In verschiedener Bauarten zur Verfügung. Diese
Randbereichen besteht die Gefahr, dass Tritt- so genannten Fertigteilestriche haben den Vor-
schalldämmungen nachgeben. Deshalb wird teil, dass die Trocknungszeiten entfallen. Sie
eine Randverstärkung empfohlen, um Verfor- sind nach dem Einbau sofort nutzbar, und C 6.3 physikalische Kennwerte von Estricharten
mungen in dieser Zone zu vermeiden. Dies Bodenbeläge können unmittelbar verlegt wer- C 6.4 Estricharten:
wird in der Regel durch einen Verzicht auf die den. Wird die Nutzschicht nicht auf dem Unter- a Terrazzo
Trittschalldämmung im Randbereich realisiert. grund verklebt, können die Estrichplatten in b Steinholzestrich
c Gussasphaltestrich als Nutzschicht
Gussasphaltestriche bieten Vorteile für den den Rohstoffkreislauf zurückgeführt werden. d Kalziumsulfatestrich mit Ziegelzuschlag
Bauablauf, da sie keine mechanische Verdich- Die Verlegung der Platten erfolgt mit versetzten e Kunstharzestrich
tung erfordern und witterungsunabhängig ver- Stößen, z.B. auf Schüttung oder Dämmstoffen, f Zementestrich
173
Fußböden
Trockenestriche
174
Fußböden
harte Bodenbeläge
Klinkerplatten
Terrakotta
Elektrostatisches Verhalten
Beim Begehen eines isolierenden Bodenbelags
Glasfliesen
entstehen an Personen elektrische Aufladun-
gen, die beim Berühren geerdeter Metallflächen Verbundglas
C 6.6
wie Türklinken, Geländern und auch Computern Bleche
zu unangenehmen Entladungen führen. Raum- Glas und Metall Prägebleche
C 6.5 Ökobilanzdaten von Estrichen etc.
C 6.6 Marmorfußboden, Santa Maria della Salute,
luftfeuchtigkeit, Material des Schuhwerkes und
Venedig (I) 1683, Baldassare Longhena Kleidung beeinflussen diesen Vorgang. Emp- Gitterroste
C 6.7 systematische Darstellung von Bodenbelägen findliche elektronische Geräte können durch die
entstehenden hohen Spannungen in ihrer Funk- Dielen
Tageslicht durch Spiegelung im Vergleich zu tion gestört werden. Parkett
matten, rauen Belagsoberflächen. Bodenbeläge nach DIN 54 346 unterschied man Hirnholzparkett
Den vielfältigen Anforderungen steht eine große bisher hinsichtlich ihrer elektrostatischen Eigen- Mosaikparkett
Holz- und Tafelparkett
Palette an Materialien, Produkten und Produkt- schaften in drei Klassen:
Holzwerkstoffe Fertigparkett
varianten hinsichtlich Farbe, Qualität, Struktur
und anderen Eigenschaften gegenüber (Abb. • Klasse 1 bezeichnet so genannte antistatische OSB-Platten
C 6.7). Zu den üblichen Parametern der Bau- Bodenbeläge; d.h. Personen, die diese Sperrholzplatten
stoffwahl kommt eine Reihe weiterer, fußboden- Beläge begehen, erreichen maximal eine Auf- Träger- und Schicht-
spezifischer Anforderungen hinzu. ladung von 2,0 KV. Diese Anforderung gilt für Laminat
stoffplatten
alle Räume mit elektronischen Geräten (auch
Konstruktion Wohnräume).
elastische Bodenbeläge
Erste Vorgaben erfolgen durch den Gebäude- • Klasse 2 ist erforderlich, um in Räumen mit Gummi
bestand oder die Planfestlegungen. Eigenge- empfindlichen Geräten Schäden zu vermei- aus natürlichen Kork
wicht und Aufbauhöhe müssen mit der Druck- den. Man bezeichnet die geeigneten Boden- Rohstoffen Kautschuk
Linoleum
festigkeit und damit der Tragfähigkeit des beläge als ableitfähig. Leder
Untergrunds sowie den Rahmenbedingungen • Klasse 3 erreichen besonders ableitfähige
des Raums wie z.B. Anschlusshöhen vereinbar Böden, die in Operationssälen, Forschungs-
aus künstlichen
sein. einrichtungen und Produktionsräumen aus Rohstoffen
PVC
Weitere Bedeutung kommt dem Unterboden Sicherheitsüberlegungen (Schutz von Leben,
zu. Fußbodenheizungen, Hohlraum- und Dop- Geräten, Explosionsschutz) erforderlich sind.
Sisal
pelböden sind nicht mit jedem Belag kombi- Kokos
nierbar. In der Baupraxis muss beachtet werden, dass Jute
Um Schäden durch Restfeuchte aus Beton- die Beläge auch mit geeigneten Klebstoffen auf Seegras
decken und Estrichen zu vermeiden, müssen leitfähigen Voranstrichen verlegt werden. Einge- natürliche Fasern Binsen
Raffia
textile Bodenbeläge
Handwerker vor der Verlegung von Bodenbelä- klebte Kupferbänder stellen die Ableitung evtl. Baumwolle
gen eine Überprüfung des Restfeuchtegehalts auftretender Spannungen über einen herzustel-
des Untergrunds vornehmen. lenden Potenzialausgleich sicher. Wolle
Haargarn
Bauphysik Nutzung
Acryl
Feuchte-, Schall- und Wärmeschutzanforderun- Im Zusammenhang mit der Nutzung von Boden- Nylon
gen schränken die Wahl des Bodenbelags ein. belägen bestehen Vorschriften an Hygiene, synthetische Fasern Polyester
Vergleichende Werte zeigt Abb. C 6.20 (sie- Arbeitsschutz (Trittsicherheit), elektrische Leitfä- Polypropylen
he S. 184). higkeit und vieles mehr. Polyamid
C 6.7
175
Fußböden
C 6.8 Verlegebeispiele
a polygonaler Verband
b unregelmäßiger Rechteckverband konstanter
Breite
c quadratischer Verband mit Streifengliederung
d quadratische Platten im Raster
C 6.9 Beispiele harter Bodenbeläge
a Naturstein (grob)
b Naturstein (fein bearbeitet)
c Betonwerkstein
d kunstharzgebundener Stein
e Gussasphaltplatten
f Klinker
g Fliesen
a b c d h Glasfliesen
C 6.8
176
Fußböden
und Quarzsand. Die Beimischung von Steinmehl und säurefest sowie Terrazzo-Asphaltplatten,
oder Farbpigmenten gleicht die Fugenfarbe an die die Eigenschaften der Betonwerksteine mit
das Material des Belags an. denen der Gussasphaltplatten verbinden.
Manche Reinigungsmittel greifen Steinbestand- Besonders wegen ihrer hohen Widerstandsfä-
teile wie Kalk an. Den Empfehlungen des Liefe- higkeit gegen chemische Einwirkungen, minera-
ranten kommt daher große Bedeutung zu. Bei lische Öle, Fette, Benzin etc. eignen sich diese
Außenanwendungen und in Eingangsbereichen Beläge aus Gussasphaltplatten für Messe- und
muss besonders auf die chemische Resistenz Industriegebäude. Gussasphaltbeläge benöti- a
gegen Säuren und gelöste Salze geachtet gen einen Schutz gegen aufsteigende Feuch-
werden. tigkeit. Sie sind witterungsbeständig und frostsi-
cher (Abb. C 6.9 e).
Zementgebundene Platten und Steine
Betonwerke fertigen aus großen Blöcken Platten Keramische Platten
und Steine (Betonwerksteine), die nach der Steingut und Steinzeug, keramische Spaltplat-
Erhärtung gesägt und geschliffen werden (Abb. ten, Bodenklinkerplatten und Riemchen bilden
C 6.9 c). Das Bindemittel ist Zement. Die Vielfalt die Gruppe der keramische Beläge (Abb.
der Produkte entsteht durch die große Auswahl C 6.9 f). b
an Zuschlagstoffen, z.B. Natursteine, Kies, Pig-
mente, Glas etc. Glaszuschläge haben in der Feinkeramische Fliesen und Platten
Vergangenheit bei nicht sachgerechter Ausfüh- Standardware ist von 100 ≈ 100 mm bis
rung zu Schäden geführt. 300 ≈ 900 mm erhältlich, Sonderanfertigungen
Neben dem so genannten Einschichtverfahren auch größer, Steinzeug und Glas schon ab
werden auch zweischichtige Elemente im Press- 10 ≈ 10 mm. Steingutfliesen sind nur bedingt
verfahren hergestellt, die dann eine Sichtfläche rutschfest und nicht frostbeständig. Steinzeug
mit aufwändigeren Zuschlagstoffen aufweisen dagegen weist einen dichteren Scherben auf, c
können. der sich auch ohne Glasur als Bodenbelag eig-
Oberflächenbehandlung und Eigenschaften net.
gleichen denen des Betons bzw. der Zuchlag- Glasuren werden in vier Verschleißgruppen ein-
stoffe. Übliche Formate sind 250 ≈ 250 ≈ 22 mm, geteilt. An Schuhen haftende Sandkörner kön-
300 ≈ 300 ≈ 27 mm und 500 ≈ 500 ≈ 50 mm, nen jedoch alle glasierten Oberflächen verkrat-
größere Formate als Sonderfertigung sind mög- zen, weshalb sie sich bei hoher Beanspruchung
lich. Die Verlegung erfolgt meist im Dickbett. nicht eignen.
Diese Platten sind eine preisgünstige Alternative
zu Natursteinen, sie eignen sich auch für die Grobkeramische Bodenbeläge d
Verlegung auf Fußbodenheizungen. Spaltplatten werden im Strangpressverfahren
hergestellt. Übliche Formate betragen
Kunstharzgebundene Platten 240 ≈ 115 mm und 194 ≈ 94 mm. Spaltriemchen
Die Produkte bestehen aus Kunstharzen und sind schmaler, z.B. 240 ≈ 52 mm oder
Steingranulat. Die Herstellung der Platten erfolgt 240 ≈ 73 mm. Bodenklinker werden im Flach-
durch Schneiden des in großen Blöcken ausge- pressverfahren hergestellt. Neben quadrati-
härteten Materials. Die Oberfläche der etwa schen Formaten auf Basis des 300 mm-Moduls
15 – 20 mm dicken Platten wird poliert. Sie glei- gibt es viele Produkte, deren Maße sich nicht in e
chen optisch den Betonwerksteinplatten, man- die Modulordnung einfügen.
che sehen auch Natursteinen (insbesondere
Konglomeratgesteinen) zum Verwechseln ähn- Eigenschaften und Planungshinweise
lich (Abb. C 6.9 d). Die Eigenschaften des Bin- Keramische Beläge sind sehr widerstandsfähig
demittels ermöglichen dünnere Plattendicken und dauerhaft. Sie sind nicht brennbar (Bau-
als bei Betonwerksteinen. Es gibt große Formate stoffklasse A1), thermisch beständig, haben ein
bis 1800 ≈ 3800 mm ebenso wie Formteile für gutes Wärmespeichervermögen und verrotten
Waschbereiche etc. Die Oberflächen sind weni- nicht. Bei Verwendung im Außenbereich müs-
ger widerstandsfähig als die vergleichbarer sen frostbeständige Produkte gewählt werden. f
Natursteine. Meist sind die Produkte nicht frost- Als Verlegetechnik kommen Dünn- oder Dick-
beständig und gehören zur Baustoffklasse B1 bett in Betracht. Keramikfußböden eignen sich
(schwer entflammbar). gut für eine Verlegung auf Fußbodenheizungen.
Als preisgünstige Alternative zu Natursteinen
besitzen sie nahezu identische Eigenschaften, Gestaltungsmöglichkeiten
jedoch eine geringere chemische Resistenz Das Fugennetz ist neben der Plattenoberfläche
gegen Säuren, Fleckentferner und Ähnliches. ein wichtiges Gestaltungsmerkmal.
Die Erstellung von Fliesenplänen erfolgt mit g
Bitumengebundene Platten dem Ziel, Raster, Anschnitte und Einbauten zu
Gussasphaltplatten bietet der Baustoffhandel in koordinieren und keine kleinteiligen Verschnitte
ähnlichen Formaten wie zementgebundene Plat- zu erzeugen, die optisch und technisch nach-
ten an. Die Eigenschaften können durch Einstel- teilig sind. Die Verlegung kann diagonal oder
lung der Mischungsverhältnisse denen von orthogonal, mit eingelegten Bändern, Friesen,
Gussasphaltestrichen entsprechen (siehe Mustern und vielem mehr erfolgen. Mit gerin-
S. 173). Das Angebot umfasst drei Arten von gem Aufwand sind individuelle Gestaltungen
Hochdruckasphaltplatten: Standard, mineralöl- und Strukturen möglich.
h C 6.9
177
Fußböden
a b c d e f C 6.10
Bodenbeläge aus Holz und Holzwerkstoffen • Mosaikparkett anstelle von Belägen ähnlicher Dicke (Fliesen).
• Fertigparkett Ein Netzgewebe oder Papier hält die 10 mm
Bis ins 20. Jh. wurden Holzbalkendecken über- • Holzpflaster starken Parkettstäbe lose zusammen, um das
wiegend mit Dielenböden belegt. Die dafür vollflächige Verkleben auf dem Untergrund zu
vielfach verwendeten weichen Nadelhölzer Laminatböden besitzen keine Vollholzanteile erleichtern. Der fertige Belag lässt sich von
sind weniger strapazierfähig als Harthölzer mit und werden im Anschluss an die Holzboden- Stabparkett optisch nicht unterscheiden.
ihrer dauerhaft nutzbaren Oberfläche. Alle beläge auf Seite 179 behandelt.
Holzfußböden zeichnen sich durch ihre ange- Mosaikparkett / Hochkantlamellenparkett
nehmen fußwarmen Oberflächen und guten Dielen Kleinere Parkettstäbe mit 8 mm Dicke entspre-
hygienischen Eigenschaften aus. Holzfußböden Dielen sind Vollholzzuschnitte, meist in Raum- chen prinzipiell dem 10 mm Massivparkett. Die
benötigen nur einen geringen Pflegeaufwand. breite verlegt. Die Dielenlängen betragen bis Stablängen sind auf maximal 165 mm
Zu den Vorteilen des nachwachsenden Roh- zu 6 m und die Dielenbreiten bis zu 350 mm begrenzt. Die auf Netzpapier gelieferten Flä-
stoffs siehe Holz und Holzwerkstoffe, S. 75. (Abb. C 6.12 a). Bei einer Verlegung auf Lager- chen bestehen z.B. aus vier Feldern mit je fünf
hölzern und Dämmstreifen wird konstruktiv kein Stäben, die verlegt das charakteristische Wür-
Gestaltungsmöglichkeiten Estrich benötigt. Dielenböden sind von so felmuster bilden. Das sehr widerstandsfähige
Holzbodenbeläge können aufgrund ihrer viel- genannten Landhausdielen zu unterscheiden. Hochkantlamellenparkett entsteht durch hoch-
fältigen Gestaltungsmöglichkeiten eine große Letztere Bezeichnung steht für einen mehr- kant gestellte Mosaikstäbe mit einer Nutz-
Spanne unterschiedlicher Raumatmosphären schichtigen Holzwerkstoff entsprechend den so schicht von 18 bis 24 mm (Abb. C 6.12 e und f).
erzeugen. Parameter für die optische Erschei- genannten Fertigparkett-Produkten (s.u.).
nung sind Wahl der Holzart, Format, Verlege- Fertigparkett
technik und Oberflächenbehandlung. Massivparkett Um Schwinden der Hölzer und aufgehende
Massivparkett gibt es als Stab- und Tafelpar- Parkettfugen zu vermeiden, werden mehr-
Holzwahl kett bis 22 mm Dicke. Stabparkett bezeichnet schichtige Aufbauten von Parkettstäben ange-
Die Holzart bestimmt zunächst die Erscheinung ringsum genutete Stäbe, die mit einer Feder zu boten. Meist handelt es sich um drei kreuz-
des Fußbodenbelags (siehe Holz und Holz- einer Fläche verleimt werden. Parkettriemen weise verleimte Schichten. Es werden sowohl
werkstoffe, S. 69). Eine qualitative Auswahl der sind wechselseitig mit Nut- und Feder verse- einzelne Parkettstäbe hergestellt als auch grö-
Hölzer erfolgt bei Parkett nach ihrer Holzstruk- hen. Tafelparkett wird bereits zu größeren Ein- ßere Elemente (zur einfachen Verlegung), die
tur. Bei Eichenparkett bezeichnet »exquisit« heiten von bis zu 1 ≈ 1 m – entsprechend dem mehrere Stäbe der Nutzschicht zusammenfas-
beispielsweise die sorgfältigste Auslese gleich- geplanten Verlegemuster – verleimt. Verschie- sen. Die Nutzschicht besteht aus Hartholz mit
mäßiger Hölzer, »rustikal« enthält lebhafte Far- dene Hölzer können auf der Tafel zu aufwändi- mindestens 2 mm Dicke, die darunter liegen-
bunterschiede und »standard« liegt dazwi- gen Mustern kombiniert sein (Abb. C 6.12 c den Schichten aus Nadelholz oder Holzwerk-
schen. Musterflächen verdeutlichen den Unter- und d). Auf glatten Untergründen wird Parkett stoffen. Die Gesamtdicke beträgt in der Regel
schied in der Gesamterscheinung eines vollflächig verklebt; auf einer schwimmenden 15 mm. Die Oberflächenbehandlung geschieht
Bodenbelags. Unterkonstruktion aus Holz oder Holzwerkstof-
fen (Blindboden) kann Parkett in der Nut gena-
Herkunft gelt werden.
Aus ökologischen Gründen sollten heimische Die Möglichkeiten der Verlegung sind vielfältig:
Hölzer bevorzugt gegenüber exotischen Holz- Schiffsboden, englischer Verband, Würfel- und
arten ausgewählt werden. Das FSC-Zertifikat Flechtmuster bilden orthogonale Muster. Bau-
gewährleistet – auch für Produkte aus Übersee toleranzen können bei diesen Belägen zu spitz-
– die Einhaltung der Regeln einer nachhaltigen winkligen Anschnitten führen. Fischgrät, Dop-
Holzwirtschaft. pelfischgrät und Französisch-Fischgrät sind im a
Winkel von 45 zu den begrenzenden Wänden
Formate verlegt. Zu den Tafelparkettarten gehören
Je nach Vollholzanteil und Größe der Holzstäbe Felderboden, Dreistab mit Würfel, Mittelfrie-
des fertigen Produkts lassen sich die Holzbo- sparkett, Spießeck und Winkelfriestafeln.
denbeläge in folgende Gruppen einteilen:
10 mm Massivparkett
• Dielen Das dünnere Material eignet sich als Alterna-
• Parkett tive zu Massivparkett für Sanierungen oder
b
178
Fußböden
c e g
d f h C 6.12
179
Fußböden
(Volllaminat). Wegen der geringen Dicke von dämmwirkung (siehe S. 134). Linoleum
7 mm werden Laminatböden häufig bei Sanie- Korkbodenbeläge gibt es in zwei Ausführun- Linoleum (lateinisch linum = Lein; oleum = Öl)
rungen verwendet. gen, als Korkparkett und als Korkfertigparkett. ist ein künstlich hergestelltes Produkt aus nach-
Laminatböden sind sehr verschleißfest, jedoch Korkparkett wird vollflächig mit dem Unterbo- wachsenden Rohstoffen (Abb. C 6.14 a). Die
nicht antistatisch und – außer Volllaminat – den verklebt. Hinweise zur Verklebung geben Erfindung im Jahr 1863 durch den Engländer
empfindlich gegen Feuchtigkeit. Folien schüt- die TKB-Merkblätter 3 – 7. Korkfertigparkett wird Frederick Walton markiert den ersten künstli-
zen Laminat gegen Feuchtigkeit aus Dampfdif- demgegenüber schwimmend verlegt. Die chen Bodenbelag.
fusion und Restfeuchte aus mineralischen Bau- Dicken von Korkbelägen liegen meist bei Über lange Zeit beherrschte Linoleum den
stoffen. 4 mm, in seltenen Fällen bei bis zu 8 mm. Ohne Markt für elastische Bodenbeläge, bevor es
Die Verlegung erfolgt schwimmend oder kraft- eine geeignete Oberflächenbehandlung (Ver- Mitte des 20. Jh. zunehmend von PVC ver-
schlüssig auf dem Untergrund. Manche Pro- siegeln oder Wachsen) würde Kork sehr drängt wurde.
dukte weisen speziell geformte Kanten auf, die schnell verschmutzen. Dagegen sind PVC-
eine leimfreie Verlegung ermöglichen, weil sie beschichtete Korkbeläge pflegeleicht, benöti- Herstellung
kraftschlüssig in die angrenzenden Platten ein- gen keine weitere Oberflächenbehandlung und Um Linoleum herzustellen, wird Leinöl oxidiert
rasten. Da kleine Niveauunterschiede an den entsprechen den Anforderungen für Stuhlrollen. und mit Kolophonium (oder Kiefernharz) als
Elementlängsfugen im Gegenlicht sichtbar wer- Reinigung und Pflege erfolgen mit einem natürlichem Härter versetzt; das Mischungsver-
den, verlegt man Laminat in Richtung des Staubsauger und / oder durch Wischen mit hältnis beträgt etwa 4 :1. Dieses Bindemittel
Lichteinfalles. Laminatböden können nicht einem feuchten Tuch. Als Dämmstoffe finden wird mit Holz- und Gesteinsmehl (Kreide) sowie
saniert oder repariert werden. Korkbeläge eine sinnvolle Weiterverwertung. zu etwa gleichen Anteilen mit Korkpulver ver-
mengt, das für Elastizität und Isolierfähigkeit
Kautschuk, Synthesekautschuk (Gummi) verantwortlich ist. Pigmente färben die Masse
Elastische Bodenbeläge Naturkautschuk vom tropischen Gummibaum ein. Das Rohmaterial wird in mehreren Durch-
wird heute kaum mehr in Reinform angeboten. gängen über Rollen auf ein Gewebe (Jute oder
Als elastische Bodenbeläge bezeichnet man Synthetischen Kautschuk gewinnt man aus Glasfaser) gepresst, einige Wochen bei hohen
alle Beläge aus künstlichen oder natürlichen Rohöl in ca. 20 verschiedenen Varianten. Für Temperaturen in der Trockenkammer getrock-
Werkstoffen, die eine dichte glatte Oberfläche Bodenbeläge werden verschiedene Arten von net und anschließend zu Bahnen oder Fliesen
bieten. Viele Arten werden in 2 m breiten Bah- Kautschuk – auch Naturkautschuk – gemischt. zurechtgeschnitten.
nen angeboten (Bahnenware), andere sind als Durch Vulkanisation entsteht aus Rohmaterial
quadratische Fliesen auf dem Markt. Für die ein dauerelastisches Polymer. Oberfläche
verbreitete vollflächige Verklebung eignen sich Übliche Abmessungen für Bahnenware sind Die Eigenfarbe von Linoleum ist beigebraun mit
Dispersions-, Lösungsmittel-, Kontakt- und 2 m, für Fliesen 500 ≈ 500 mm. RAL RG 806 einer melierten Färbung. Durch Pigmentzusät-
Reaktionsharzklebstoffe. legt die Güterichtlinien für Beläge dieser Art zen reicht das Angebot von pastell bis zu inten-
Elastische Bodenbeläge werden bezüglich fest. siven Tönen mit verschiedenen Strukturen. Die
ihrer Widerstandsfähigkeit gemäß EN 685 klas- Kautschukbeläge sind verschleißfest, dauer- Oberfläche ist matt.
sifiziert. Die Hauptgruppen 21– 23 eignen sich elastisch, schmutzabweisend, zigarettenglut- Der so genannte Reifegilb erscheint vorüberge-
für Wohnnutzungen, 31– 34 für Gewerbe- und beständig, chemisch beständig, rutschhem- hend als Folge des Aushärtungsprozesses und
öffentliche Bauten sowie 41– 43 für Industriege- mend und antistatisch, öl- und fettbeständig wird besonders auf hellen Oberflächen sicht-
bäude. sowie frei von chemischen Schadstoffen. Kaut- bar. Nach einigen Stunden bei Tageslicht ver-
Brandkennziffern differenzieren das Brandver- schuk ist leicht zu verarbeiten und eignet sich schwindet diese Färbung jedoch.
halten der Produkte (DIN EN 13 501-1): Bei aufgrund seiner hohen Strapazierfähigkeit
»5.2« z.B. steht die erste Ziffer für die Baustoff- sowie guten Trittschalldämmung (Verbesse- Verarbeitung
klasse (5 = schwer entflammbar), die zweite Zif- rung von 8 bis 20 dB) gut für öffentliche Räume Vor der Verarbeitung muss Linoleum temperiert
fer bezeichnet die Rauchbildung (2 = mittlere (Abb. C 6.14 c). Manche Produkte sind UV- werden, da es in der Länge schrumpft und in
Rauchentwicklung). beständig und auch in Außenbereichen ver- der Breite wächst. Linoleum sollte auf einem
wendbar. trockenen, ebenen Untergrund wie z.B. Span-
Kork Für Eingangszonen und Fußabstreifer eignen oder Sperrholzplatten, Estrichen oder Beton
Zu den großen Vorteilen von Korkfußböden sich Produkte aus Kautschukstreifen in Alupro- verlegt werden. Wegen möglicher Fäulnisbil-
zählen Gehkomfort und Behaglichkeit (Abb. filen oder Gummiwabenmatten. dung an der Rückseite, darf kein Wasser an
C 6.14 b). Das Kapitel Dämmen und Dichten Kautschukbeläge gehören der Baustoffklasse den Nahtstellen eindringen.
behandelt Fragen der Tritt- und Luftschall- B1 an, übliche Dicken betragen 2–5 mm. Betonböden, die das Erdreich berühren, benö-
C 6.13 a b c d e C 6.14
180
Fußböden
Anwendung CV-Beläge
Linoleum kann in allen Innenräumen verlegt Geschäumte Bodenbeläge haben unter der
werden und eignet sich wegen seiner antibak- Nutzschicht eine weichere Schicht aus PVC
teriellen Eigenschaften auch für stark strapa- (CV-Belag, Cushioned Vinyl). Sie weisen bes-
zierte Bereiche wie z.B. Krankenhäuser, Schu- sere Trittschalldämmwerte auf.
len und Sporthallen. Für Feuchträume empfiehlt
sich Linoleum als Bodenbelag nicht. Der Belag Polyolefine
kann problemlos staubfrei gehalten werden Auf der Suche nach einem Ersatz für PVC-
und ist daher aus medizinischer Sicht günstig Beläge kamen Anfang der 1990er-Jahre Pro-
für das Umfeld von Asthmatikern (Abb. dukte aus Polyethylen, Polybuten und Polypro- C 6.16
C 6.14 a). pylen auf den Markt. Diese Beläge können mit
wasserlöslichen Klebstoffen verlegt werden, sie
Korklinoleum benötigen keine Weichmacher. Aufgrund der
Ähnliche Eigenschaften wie Linoleum weist den PVC-Produkten ähnlichen Eigenschaften
Korklinoleum auf. Es ist durch Zusatz von grö- gelten sie als Alternative (Abb. C 6.14 e).
berem Korkmehl in der Linoleumdeckmasse Obwohl ihre Ökobilanz bessere Werte aufweist,
elastischer und trittschalldämmender als Lino- ist ihr Marktanteil noch gering.
leum und bietet darüber hinaus mehr Fuß- C 6.13 Laminat
C 6.14 elastische Bodenbeläge
wärme. Nahtverschluss elastischer Bodenbeläge
a Linoleum
Aus Gründen der Hygiene und besseren Optik b Kork
PVC sowie für eine Beanspruchung durch Stuhlrol- c Kautschuk
PVC-Beläge bestehen aus einer homogenen len werden die Fugen elastischer Beläge ver- d PVC
Polyvinylchloridschicht, die mit diversen schweißt (PVC mit einer PVC-Schnur, für Lino- e Polyolefinbelag
C 6.15 interaktiver Lichtboden
Zusatzstoffen (u.a. Weichmachern und Füllstof- leum und Polyolefine gibt es spezielles Fugen- C 6.16 thermosensitiver Polyesterbelag
fen wie Kreide) spezifische Eigenschaften material). C 6.17 Linoleum als Wand und Bodenbelag, Modeladen,
erreicht (Abb. C 6.14 d). Die Beläge sind che- New York (USA) 2000, Choi-Campagna Design
mikalienbeständig, rutschhemmend, strapa- Ausblick
zierfähig, alterungsbeständig und kostengüns- Bodenbeläge erfahren Entwicklungen, die ihren
tig. Sie sind leicht zu verarbeiten und ermögli- Komfort, Pflegeaufwand und die Widerstands-
chen durch Verschweißen der Fugen sogar fähigkeit weiter optimieren. Eine kleine Auswahl
wasserdichte Oberflächen. Das elektrostati- innovativer Produkte soll dies verdeutlichen.
sche Verhalten reicht je nach Produkt- und
Klebstoffeigenschaften von isolierend über SAF (= Shock Absorbing Foam)
antistatisch bis elektrisch leitfähig. SAF bezeichnet einen hochgradig elastischen
Dieser pflegeleichte Boden eignet sich auch Polyesterschaum. Ursprünglich für medizini-
für erhöhte Hygienebedingungen, z.B. in Kran- sche Anwendungen entwickelt, zeigt Abb.
kenhäusern. PVC-Beläge werden aufgrund C 6.16 das Material im Einsatz als Bodenbelag.
ihrer thermoplastischen Eigenschaft durch Hier ist eine 25 mm Schicht aus SAF auf einen
Zigarettenglut beschädigt. Wenn PVC in Brand 100 mm dicken PU-Schaum aufgebracht. Die
gerät, entsteht Salzsäure, die Beton und Stahl Eindrucktiefe bei Belastung wird von der
korrodierend angreift und schädliche Dämpfe Impulsstärke und der Temperatur beeinflusst.
(CO, Dioxine, PAK) freisetzt. PVC-Produkte Ein Mensch hinterlässt eine Spur, bis sich das
gehören zur Baustoffklasse B1 (schwer ent- Material rückgestellt hat.
C 6.17
181
Fußböden
Interaktiver Lichtboden
Beim interaktiven Lichtboden handelt es sich
um eine Sandwichkonstruktion. Oberste
Schicht ist ein elastischer Kunststoff, Zwischen-
schicht eine undurchsichtige Flüssigkeit, als
Tragschicht verwendet man Glas. Eine unter-
seitige Lichtquelle ist immer dann erkennbar,
wenn der Belag genutzt wird, also Flüssigkeit a c
verdrängt und das Licht damit sichtbar wird.
Bis der Ausgangszustand des Belages wieder
erreicht ist, bleiben die Schritte des Betreten-
den sichtbar (siehe Abb. C 6.15).
Textile Bodenbeläge
182
Fußböden
Bodenbelag. Balken mit Nadeln stechen dazu Naturfasern C 6.18 Struktur von Teppichen
a Flachteppich
mit hoher Geschwindigkeit in das vorbereitete Naturfaserteppiche unterteilen sich in Teppi-
b Vliesteppich
Vlies, Widerhaken verkreuzen die Vliesschich- che auf der Basis von pflanzlichen und von c Velours
ten untereinander und mit dem Trägergewebe. tierischen Rohstoffen. Allgemein gilt für alle d Schlingenware
Imprägniermittel verfestigen den Faserverbund Naturfaserbeläge, dass mit höherem Komfort- C 6.19 textile Bodenbeläge
weiter. wert eine geringere Widerstandsfähigkeit ein- a Flachteppich (Nadelvlies)
b Schlingenware (Bouclé)
Kugelgarn besteht aus unzähligen Faserku- hergeht. Zudem sind die Teppiche mit höhe- c Velours
geln, die eine reliefartige und sehr robuste rem Komfortwert weniger widerstandsfähig als d Wollteppich
Nutzschicht bilden (Abb. C 6.19 f). vergleichbare mit synthetischen Fasern – ver- e Sisal
Weitere Verfahren wie Wirken, Beflockung, mutlich die Ursache für ihren geringen Markt- f Kugelgarn
Pressen, Kleben usw. werden hier nicht näher anteil.
beschrieben. Für Konservierungszwecke, zur Optimierung
des Anschmutzverhaltens und zum Schutz
Verlegetechniken gegen Motten und anderes Ungeziefer erhal-
Meist werden Teppichböden vollflächig mit ten Naturfasererzeugnisse häufig chemische
dem Untergrund verklebt. Zuvor muss die Rest- Oberflächenbeschichtungen, die auf der
feuchtigkeit von Beton oder Estrichen geprüft Faser haften, während der Nutzung jedoch
werden. Beläge mit Schaumstoffrücken können abgerieben werden.
nur durch Zerstörung vom Untergrund gelöst
werden. Neue Klebstoffe sollen am Teppichbe- Pflanzenfasern
lag haften bleiben und den Austausch erleich- Teppiche aus Pflanzenfasern wie Hanf, Sisal,
tern. Kokos, und Jute werden überwiegend als
flachgewebte Ware angeboten (Abb.
Lose Verlegung C 6.19 e).
Kleinere Flächen können auch lose verlegt Baumwollfasern dagegen eignen sich auch a
oder mit doppelseitigen Klebebändern fixiert als Flor, der im Unterschied zu anderen Belä-
werden. Durch die Nutzung, Temperatur- und gen nicht elastisch ist, jedoch eine ange-
Feuchtigkeitsschwankungen kommt es jedoch nehme Haptik aufweist. Die Teppiche sind
leicht zu Aufbeulungen. Für den Objektbereich, widerstandsfähig und ohne Mottenschutz
insbesondere für Doppelböden, eignen sich so erhältlich.
genannte SL-Fliesen, die aufgrund des schwe-
ren Rückenmaterials lose verlegt werden kön- Fasern tierischer Herkunft
nen und auf diese Weise die Zugänglichkeit Teppiche aus Tierprodukten wie Haaren und
des Doppelbodens sicherstellen. Seide werden hier der Vollständigkeit halber b
genannt. Tierhaare wie Wolle, Kamelhaar etc.
Verspannen haben ein sehr gutes Sorptionsvermögen. Bei-
Mit Nagelleisten ist es möglich, Teppiche zu mischungen zur Wolle, z.B. aus Ziegenhaaren,
verspannen. Diese Nagelleisten werden dicht steigern die Widerstandsfähigkeit des Belags.
an der Wand auf stabilem Untergrund befes-
tigt, die Teppiche dann mit hoher Spannung in Wolle
die Nägel eingehängt. Die Beläge sollten für Wollteppiche bietet der Handel in zwei Quali-
diese Verlegeart einen stabilen Zweitrücken täten an: Schurwolle ist vom Schaf durch c
aus Gewebe aufweisen. Als Unterbelag kommt Scheren gewonnen, Reißwolle ist eine wieder
ein ca. 6 mm dickes Vlies zum Einsatz. Für eine verwendete Wolle. Schurwollprodukte besit-
Verlegung auf Fußbodenheizungen eignet sich zen eine hohe Elastizität, sind schmutzunemp-
diese Methode wegen der Dämmwirkung des findlich und schwer entflammbar. Das hohe
Unterbelags nicht. Das Verspannen ermöglicht Feuchteabsorptionsvermögen von Wolle wirkt
ein wesentlich einfacheres Auswechseln des sich günstig auf das Raumklima aus. Beimi-
Belags, der Komfort und die Lebensdauer des schungen von Kunstfasern erhöhen die Wider-
Teppichs verbessern sich erheblich (bis zu standsfähigkeit von Wollteppichen (Abb.
50 % länger). C 6.19 d). Ein internationales Gütesiegel ist d
Es handelt sich um eine umweltfreundliche das »Wollsiegel«, das für die Nutzschicht eine
Technik, da Befestigungsmittel und Filzunterla- Herstellung aus 100 % Schurwolle garantiert.
ge wiederverwendet werden können.
Synthetische Fasern
Reinigung und Pflege Synthetische Fasern sind Kunststoffprodukte
Teppichböden lassen sich mit Bürsten und von Rohölerzeugnissen. Sie können in der
Staubsaugern reinigen. Zu intensiveren Son- Regel keine Feuchtigkeit aufnehmen. Dies hat
dermaßnahmen gehören Schaumbehandlun- den Vorteil, dass sie gegen Verschmutzungen e
gen und Reinigungen durch Spezialfirmen. Die durch Getränke und ähnliches widerstandsfä-
Verschmutzung ist je nach Farbton, Farbinten- hig sind. Mechanische Aufbereitungsmaßnah-
sität und Muster des Teppichs deutlicher oder men der zunächst glatten Fasern verbessern
weniger deutlich zu erkennen. Fasermaterial die haptische Qualität und die Verschmut-
und Struktur beeinflussen ebenfalls die Reini- zungsresistenz; Beschichtungen der Fasern
gungsfrequenz. Menschen mit Allergien gegen verbessern die elektrostatischen Eigenschaf-
Hausstaub wird von textilen Bodenbelägen all- ten sowie das Anschmutzverhalten oder sollen
gemein abgeraten. vor Verbleichen des Materials schützen.
f C 6.19
183
Fußböden
Eignung f. Fußbodenheizung
Wärmeableitung (Fußwärme)
Grenzspannung kV < 2,0
antistatisches Verhalten
Trittschallverbesserung
Bodenbeläge übliche übliche Rohdichte Flächen- Wärmeleit- Wasser- Baustoffklasse / verfügbare
[EN 1815];
Aufbau- Befestigung gewicht fähigkeit dampf- Brennbarkeits- Beanspruchungsklasse
höhe diffusions- klasse
widerstand
[mm] [kg / m3] [kg / m2] [kW / m2K] [–]
Naturstein
Granit 10 – 30 Mörtel, Dünnbettmörtel 2600–2800 26–84 2,8 10 000 A1/Afl DIN EN 14 157-1– 4 • – •
Marmor 10 – 30 2600–2900 26–87 3,5 10000 A1/Afl (für Natursteinfliesen • – •
Travertin 10 – 30 2400–2500 24–75 2,3 200/250 A1/Afl unter 12 mm Dicke) • – •
Schiefer 10 –15 2700–2800 27–36 2,2 800 /1000 A1/Afl • – •
Betonwerkstein 12 – 50 2200–2400 26–120 1,6 – 2,1 70 /150 A1/Afl • – •
Tonkeramik • •
Steinzeugfliesen 7–15 Mörtel, Dünnbettmörtel 2000–2400 14–36 1,0 100 / 500 1 A1/Afl DIN 14 411-1– 5 • •
Steingutfliesen 5–9 2000 10–18 1,0 100 / 500 1 A1/Afl glasierte Fliesen • •
Spaltplatten 8 – 11 2000–2400 16–26 1,0 –1,05 100 / 500 1 A1/Afl • •
Bodenklinker 10 – 40 Rüttelverlegung, 2000–2200 20–88 0,96 – 1,2 1501 A1/Afl • •
Schlämmen
Holzböden
Vollholzdielen 15 – 40 genagelt, schwimmend 430–760 6–30 0,09–0,21 40 bis B1/ Bfl-s1bis Efl nicht genormt; je nach Holzart • •
Stabparkett 14 – 22 genagelt, verklebt 430–760 6–17,5 0,09–0,21 40 bis B1/ Bfl-s1bis Efl sehr unterschiedlich • •
Mosaikparkett 8 – 10 verklebt 430–760 3,5–7,5 0,09–0,21 40 bis B1/ Bfl-s1bis Efl • • •
Lamellenparkett 10 – 25 verklebt 430–760 4–17 0,09–0,21 40 bis B1/ Bfl-s1bis Efl • •
Fertigparkett 7 – 26 verklebt, schwimmend 740 5–19 0,15 50 /400 bis B1/ Bfl-s1bis Efl DIN EN 14354; 21–23, 31–33 • • •3
Laminatboden 7 –11 verklebt, schwimmend 800 6–9 0,17 1000 / 2500 4 bis B1 / Bfl-s1bis Efl DIN EN 13329; 21–23, 31–33 • •3
elastische Bodenbeläge
Kork 2–6 verklebt, schwimmend 400 – 500 1–3 0,065–0,07 20 /40 bis B1/ Bfl-s1bis Efl DIN EN 685; 21–23, 31–34, • • •3
Kautschuk 2–5 vollfl. / punktuell verklebt 1200 2–6 0,17–0,64 10 000 B1/ Bfl-s1 bis Cfl-s1 41– 43 • •3
Linoleum 2–5 vollfl. / punktuell verklebt 1000 –1200 2–6 0,08–0,17 800 /1000 bis B1/ Cfl-s1 bis Efl • • 2
•3
PVC 2–3 vollfl. / punktuell verklebt 1700 3–5 0,10–0,25 10 000 bis B1/ Bfl-s1 bis Efl 2
•3
Polyolefine 2–3 vollfl. / punktuell verklebt 1500 –1700 3–5 0,23–0,25 10 000 bis B1/ Bfl-s1 bis Efl – •3
textile Bodenbeläge
Teppichböden 5–8 vollfl. / punktuell verklebt 200 1–2 0,06 5 bis B1/ Bfl-s1 bis Efl DIN EN 13071, • •
Nadelvlies 5–6 gespannt 200 1 0,54 5 bis B1/ Bfl-s1 bis Ef 2, 2+, 3, 4 • • •
1
Die Werte gelten für Keramik im Verbund; einzeln z.B. Steinzeugfliese 12 000; Steingutfliese 10 000.
2
mit Träger
3
Bei Verwendung einer Fußbodenheizung ist auf vollflächige Verklebung mit dem Untergrund zu achten.
4
Werte gelten für das einzelne Laminatpaneel ohne Fugen.
C 6.20
Polyamidfasern (PA) granulats wird mit hohem Druck durch eine C 6.20 Kennwerte von Bodenbelägen
Die meistverbreitete Faser weist ein hohe Ver- Düse gepresst, die Fäden durch extremes Zie- C 6.21 Polyamidteppichboden mit fluoreszierender
Beschichtung, »Shining Islands«, Möbelmesse
schleißfestigkeit bei geringer Verschmutzung hen in ihrer Länge vervielfacht. Die Fasern sind Köln (D) 2002, Nether
und gutes Regenarationsvermögen auf. Sie zunächst für die Verarbeitung zu glatt. Sie C 6.22 Ökobilanzdaten von Bodenbelägen
kann durch Kohlenstoff in der Faser zu antista- erhalten deshalb in der Aufbereitung eine Tex-
tischen Belägen aufgerüstet werden. Aufgrund tur und werden dann zum Garn versponnen.
ihrer hohen Widerstandsfähigkeit werden so Eine Einfärbung kann in jeder Phase der Tep-
genannte Sauberlaufteppiche für Eingangsbe- pichherstellung erfolgen.
reiche aus Polyamidfasern gefertigt.
Mischgewebe
Polyacrylnitrilfasern (PAN) Grundsätzlich können alle Garne in beliebigen
Diese Faser hat ähnliche haptische Eigen- Mischungen für die Teppichherstellung einge-
schaften wie Wolle, ist jedoch abriebfester. setzt werden. Da sich die Eigenschaften pro-
portional zum Mischungsverhältnis einstellen,
Polyesterfasern (PES) sind Optimierungen leicht zu erreichen. Je
Polyesterfasern bieten neben hoher Wider- nach Einsatzgebiet werden z.B. Naturfasern mit
standsfähigkeit eine glänzende Oberfläche. Die widerstandsfähigeren Synthetikfasern gemischt
Feuchtigkeitsaufnahme ist gering. oder Synthetikfasern erreichen durch Beimi-
schen von Naturfasern eine angenehmere Hap-
Polypropylenfasern (PP) tik.
Polypropylenfasern sind feuchtigkeitsabsto-
ßend und UV-stabil, also auch für Außenberei- Ausblick
che und Feuchträume geeignet. Das Regene- Textile Bodenbeläge können durch Farbbe-
rationsvermögen ist gering, sodass diese Faser schichtungen und strukturelle Maßnahmen an
bevorzugt bei Faservliesen angewendet wird. der Faser einen dreidimensionalen Eindruck
erzeugen. Abb. C 6.21 zeigt ein Beispiel für
Garnherstellung Synthetikfasern mit fluoreszierenden Eigen-
Eine Schmelze des entsprechenden Kunststoff- schaften.
C 6.21
184
Fußböden
Naturstein
Keramische Bodenbeläge
Cotto 137 3,2 14 0 0,043 0,0051 0,052 40 – 80
Cotto-Platten geölt 300 / 300 mm, verfugt MG III, 15 mm
Mörtelbett MG II, 12 mm
Elastische Bodenbeläge
Textile Bodenbeläge
185
Oberflächen als Grenze von Materialien zur Oberfläche die Wirkung der Architektur maß-
Oberflächen und Umwelt regen die Sinne des Menschen an. geblich.
Zunächst dominiert die visuelle Wirkung der
Beschichtungen Oberfläche. Sie ist von der Oberflächenstruktur Im alten Ägypten und später in Griechenland
abhängig, die z.B. glatt, glänzend, rau, wellig wurden Skulptur und Architektur mit symbol-
oder mit Ornamenten versehen sein kann. hafter Farbgebung versehen. Im antiken Rom
Durch einfallendes Licht, Farbe und Reflexion ahmten plastische Putz- oder Stuckschichten
kann ein Gegenstand oder ein Gebäude Marmor- und Ziegelverkleidungen nach. Im
schwer bis entmaterialisiert erscheinen. Zusätz- Barock inszenierte man das Zusammenspiel
liche haptische, akustische, manchmal auch von Architektur, Malerei, Plastik und Orna-
olfaktorische Sinneswahrnehmungen, die ein ment.
Material auslöst, beeinflussen die Qualität eines Der Klassizismus, die Gegenbewegung zu
Gegenstands über seinen konstruktiven und Spätbarock und Rokoko, war zurück zur Antike
funktionalen Nutzen hinaus. gewandt. In dieser Epoche ging man, ideolo-
gisch motiviert, von der »weißen Antike« aus.
Die Oberflächen der Gebäudehülle sind star- Weiß stand als Metapher für Ehrlichkeit und
ken Beanspruchungen ausgesetzt. Klimatische Reinheit in der Architektur.
und umweltbedingte Einflüsse verändern sie im In den 1920er- und 1930er-Jahren galten
Laufe der Zeit ebenso wie die Spuren des täg- reine, weiße Beschichtungen als Ideal, um
lichen Gebrauchs. Einige Materialien besitzen nicht von der formalen und konstruktiven Baui-
die Qualität zu altern und Patina anzusetzen, dee abzulenken. Zur gleichen Zeit nutzte
andere bedürfen regelmäßiger Erneuerung Bruno Taut Farbe als preiswertes Gestaltungs-
oder Pflege, um nicht zu verfallen. Soweit keine mittel. Indem er ihr eine symbolische und emo-
alterungsbeständigen oder Patina ansetzenden tionale Bedeutung beimaß, bewirkte er eine
Baustoffe verwendet werden, hängt die Dauer- neue soziale Identifikation mit dem Gebäude.
haftigkeit und somit der Sachwerterhalt der Der Polychromie zugewendet, äußerte sich Le
Materialien von den Instandhaltungszyklen der Corbusier: »Die Farbe in der Architektur, ein
Beschichtungen ab, die sie schützen. ebenso kräftiges Mittel wie der Grundriss und
Beschichtungen verlängern unsichtbar die der Schnitt. Oder besser: Die Polychromie, ein
Dauerhaftigkeit oder verändern die Eigenschaf- Bestandteil des Grundrisses und des Schnit-
ten von Materialien. Sie veredeln den Unter- tes selbst.«
grund, indem sie das Materialtypische hervor-
heben, oder sie schützen ihn deckend.
Farbe
Flüssige oder pastöse Beschichtungsstoffe und
Putze werden ein- oder mehrlagig aufgetragen Das Wort Farbe ist mehrdeutig und wird im all-
und bilden ein auf den Untergrund abgestimm- gemeinen Sprachgebrauch, aber auch von
tes Schutzsystem. Zugemischte Pigmente und Fachleuten für unterschiedliche Sachverhalte
Füllstoffe aus Gesteinsmehlen tragen zur farbi- verwendet. Daraus ergeben sich viele Miss-
gen Gestaltung bei. Obwohl Beschichtungen verständnisse. DIN 5033 definiert Farbe als
nur einen geringen Anteil der Baukosten eines Sinnesempfindung. Sie ist damit keine physi-
Gebäudes ausmachen, bestimmt die gestaltete kalische Eigenschaft von Gegenständen.
Trotzdem bezeichnen Technik und Handwerk
Beschichtungsstoffe als Farben (z.B. Lack-
oder Dispersionsfarbe). Diese und ähnliche
Bezeichnungen sind unscharf und deshalb als
Fachbegriffe ungeeignet.
Farbe sehen
Weißes Licht besteht aus elektromagnetischer
Strahlung der Wellenlängen von 380 bis 780
nm. Isaak Newton zerlegte 1705 das weiße
Licht systematisch mithilfe eines Glasprismas
in seine einzelnen Wellenlängen, das Spek-
trum. Daraus resultieren die monochromati-
schen Spektralfarben Violettblau, Cyanblau,
Grün, Gelb und Orangerot. Beide Enden des
Spektrums weisen visuelle Ähnlichkeiten auf,
sodass sie zusammengefügt einen Farbkreis
bilden. Alle weiteren Farben werden aus den
Spektralfarben gemischt, Magentarot bei-
spielsweise durch das Übereinanderblenden
C 7.1 Torres de Satélite, Mexiko-Stadt (MEX) 1957, von Orangerot und Violettblau. Erst wenn die
Luis Barragán Lichtstrahlen in das Auge des Menschen tref-
C 7.2 NCS-Farbkörper mit Farbdreieck
C 7.3 NCS-Farbkreis
fen und im Gehirn einen Farbreiz auslösen,
C 7.4 Kloster La Tourette, Eveux-sur-Arbresle (F) kann der Betrachter die Farben benennen und
1960, Le Corbusier ins Verhältnis zueinander setzen.
C 7.1
186
Oberflächen und Beschichtungen
DIN-Farbsystem
Die Körperfarben im 24-teiligen Farbkreis sind
empfindungsgemäß in gleichen Abständen
festgelegt. Die Nummerierung beginnt bei
Gelb mit 1 und geht über Rot (7), Blau (16)
und Grün (22) zurück nach Gelb. Darüber
C 7.4
187
Oberflächen und Beschichtungen
Leichtputz Schlämmputz
organische Bindemittel anorganische Bindemittel Wärmedämmputz Magnetputz
Sanierputz Strahlenschutzputz
Reinacrylatpolymere Gips Akustikputz
Styrol-Acrylatpolymere Anhydrit Brandschutzputz Wärmedämm-
Vinylacetat-Copolymere Luftkalk Putz als verbundsystem
Silikonharz hydraulischer Kalk Latentwärmespeicher
Zement Opfer- / Kompressenputz
Lehm / Ton Sperrputz
Silikate
C 7.5 C 7.6
Putze die Verarbeitungseigenschaften und die Ver- fizierung auf entsprechende Stoffkomponenten
festigung. schließen und ein folgerichtiges Putzsystem
Putz übernimmt funktionale und gestaltprägen- • Beigemischte Faserstoffe wirken einer mög- aufbauen. Um diesen Mangel zu beheben, ist
de Aufgaben an Außen- und Innenflächen von lichen Rissbildung entgegen. im April 2005 die Vornorm DIN V 18 550 (auf-
Gebäuden. Er soll mechanischen und klimati- • Lichtechte, kalk- und zementbeständige Pig- bauend auf der alten DIN 18 550) erschienen.
schen Beanspruchungen standhalten, den mente färben den Putz ein. Putze mit dunkler Sie berücksichtigt beide Normungen, stellt
Putzgrund vor Zerstörung durch Wasser und Oberfläche erfahren eine stärkere thermische Putzmörtelgruppen der neuen Klassifizierung
Frost schützen und Feuchtigkeitsanreicherun- Beanspruchung als helle, insbesondere bei gegenüber und nennt in diesem Zusammen-
gen im und am Bauteil verhindern. Bauteilen mit hoher Wärmedämmung und hang Bindemittel und Anwendungsgebiete
Mit der Stärke der Wassereinwirkung steigen hoher Sonneneinstrahlung. (Abb. C 7.10). Die nachfolgenden Aussagen
im Allgemeinen auch die Anforderungen an • In Gipsputzmörtel eingemischte Latentwär- beziehen sich auf DIN V 18 550.
den Putz. Was den Untergrund (Substrat) mespeicher (Phase Changing Materials
betrifft, beeinflussen Festigkeit, Schwind- und PCM), z.B. in Form von mikroverkapselten Anwendungsbereiche
Rissverhalten, Saugfähigkeit und Wärmeleitfä- Paraffinen, tragen zur passiven Gebäudeküh- Entsprechend der Lage im Bauwerk und der
higkeit die Auswahl des jeweils geeigneten lung bei. daraus resultierenden Beanspruchungen unter-
Putzsystems. • Zusatzmittel bestimmen – ähnlich wie bei scheidet man Außenputz und Innenputz.
Beton – Fließverhalten, Abbindezeit, Haftung
Stoffkomponenten und Dichtheit des Putzmörtels bzw. des ver- Außenputz
Ein- oder mehrlagig an Wänden und Decken festigten Putzes. Die mittlere Dicke des meist zweilagigen
aufgetragener Putzmörtel erreicht erst nach Außenputzes beträgt 20 mm (einlagig 15 mm).
dem Verfestigen am Bauteil seine geforderten Lieferformen Bei normaler klimatischer Beanspruchung kann
Eigenschaften. Diese hängen von den Stoff- Werkmörtel liefert der Hersteller gebrauchsfer- der Putz als Bindemittel Kalkhydrat enthalten
komponenten insbesondere der Bindemittel, tig in verarbeitbarer Konsistenz an die Baustel- (MG P I, MG P II). Bei ungünstiger Bewitterung
deren Mengenverhältnis und der Art der Ver- le. Pulverförmige Werktrockenmörtel aus Silo sollte der Putz wasserabweisende Eigenschaf-
festigung ab: oder Papiersack werden vor der Verarbeitung ten besitzen (MG P II, Zusatzmittel, weitere
mit der angegebenen Menge Wasser ver- Beschichtung). Im Sockelbereich und unter der
• Mineralische Bindemittel, mineralische Putze mischt. Nur noch selten erfolgt die Zusammen- Erdoberfläche werden feste, kaum saugende
und deren Mischungen werden in stellung der einzelnen Stoffkomponenten zu Zementmörtel (MG P III) verwendet.
DIN V 18 550 genannt. Zu den mineralischen Baustellenmörtel vor Ort.
Bindemitteln zählen Baukalk, Zement, Bau- Innenputz
gips, Anhydritbinder, Putz- und Mauerbinder. Klassifizierung nach DIN 18 550 und EN 998-1 Innenputze für Wände und Decken werden bei
Lehm, Silikat und andere Bindemittel finden DIN 18 550 verknüpft die bauphysikalischen normaler Luftfeuchtigkeit in der Regel mit Putz-
ungenormt ebenfalls Verwendung als Putz- Eigenschaften von Werkmörtel eng mit dem mörtel der Gruppen MG P IV und MG P V einla-
mörtel (Abb. C 7.5). Bindemitteltyp. So werden den Putzmörtelgrup- gig in 15 mm Dicke ausgeführt. Sie bilden eine
• Organische Bindemittel in Form von disper- pen MG P I bis MG P V entsprechende Binde- ebene, saugfähige, wasserdampfdurchlässige
gierten oder gelösten Polymerisatharzen mittel und Mischungsverhältnisse zugeordnet. Schicht, die auch als Untergrund für Beschich-
ergeben zusammen mit Füllstoffen Beschich- Einsatzgebiete lassen sich aufgrund ihrer unter- tungen und Tapeten dient.
tungen mit putzartigem Aussehen; sie wer- schiedlichen Festigkeit und Wasserdampfdiffu-
den auch Kunstharzputze genannt. sionsfähigkeit definieren. Putzsysteme
• Mineralische und organische Zuschläge Unter einem Putzsystem versteht man den
unterscheiden sich in ihrem Gefüge und bil- EN 998-1 ersetzt u.a. die Putzmörtelgruppen Untergrund und die darauf abgestimmten Putz-
den, abhängig von Korngröße und Putzwei- durch eine Klassifizierung nach Druckfestigkeit lagen. Grundsätzlich sollte die Druckfestigkeit
se, charakteristische Oberflächenstrukturen. (CS I bis CS V), kapillarer Wasseraufnahme der Putzschichten nach außen hin abnehmen
Nicht enthalten sein dürfen Bestandteile, die (W 0, W 2, W 3) und Wärmeleitfähigkeit (T 1, und nicht höher als die des Untergrunds sein.
Druckfestigkeit und Dichtheit negativ beein- T 2). Sie führt neue Kurzzeichen für Putzmörtel- Der Untergrund nimmt so Spannungen bei tem-
flussen oder zu Abplatzung, Verfärbung und arten nach Eigenschaft und Verwendungs- peraturbedingtem Schwinden und Quellen auf,
Ausblühung führen – z.B. abschwemmbare zweck ein. Diese neue Klassifizierung weist ohne Rissbildung oder Abscheren des Putzes
und quellbare Stoffe, Salze, Säuren und Überschneidungen bei den Druckfestigkeits- zu verursachen. Die diffusionsäquivalente Luft-
Schwefelverbindungen. werten auf, Bindemittel werden nicht genannt. schichtdicke sd darf den Wert 2,0 m bei keinem
• Das Anmachwasser steuert die Viskosität, Daher kann der Anwender nicht von der Klassi- Putz überschreiten.
188
Oberflächen und Beschichtungen
189
Oberflächen und Beschichtungen
Putze für Sonderzwecke Putz muss gut auf dem Untergrund haften, bei renbildner die Rohdichte der zement- oder
glatten Oberflächen helfen Putzträger. Grund- trasskalkhaltigen Putzmörtel erheblich verrin-
Die folgenden Putze werden für bestimmte sätzlich liegen die Putzdicken für Unter- und gern.
Anwendungsgebiete verarbeitungsfertig im Oberputz insgesamt zwischen 15 und 65 mm.
Werk hergestellt (Abb. C 7.6). Ihre Zusammen- Bei Stahlstützen können Feuerwiderstands- Putz als Latentwärmespeicher
setzung wird nicht durch einen eigenschaftge- klassen bis F 180-A erreicht werden. In Gips- oder Zementmörtel für den Innenbe-
benden Bindemitteltyp bestimmt, vielmehr reich eingemischt, kappen mikroverkapselte
resultieren die Eigenschaften aus dem Zusam- Akustikputz PCM (Phase Changing Materials) sommerliche
menspiel der ausgewählten Stoffkomponen- Ebenso wie bestimmte Wand- und Deckenbe- Temperaturspitzen. Eine 30 mm dicke Putz-
ten. Technische Merkblätter geben Hinweise kleidungen wirkt Akustikputz schallabsorbie- schicht mit 30 % PCM erreicht ein Wärmespei-
bezüglich Schichtaufbau, Wasserzugabe, Ver- rend auf die Raumakustik. Häufig werden chervermögen, das dem von 180 mm Beton
arbeitungszeit und -temperatur. Spritzputze auf hydraulischer Bindemittelbasis entspricht. Den Bereich des Phasenüber-
mit porösen Zuschlägen verwendet. Die dar- gangs, in dem die Energieaufnahme der Par-
Leichtputz aus resultierende Struktur besitzt eine geringe affinkapseln stattfindet, kann man beeinflus-
Als Leichtputz bezeichnet man mineralisch Stoßfestigkeit. Der absorbierte Frequenzbe- sen. Er liegt üblicherweise zwischen 23 und
gebundene Putzmörtel der Mörtelgruppen reich des Schalls kann durch unterschiedliche 26 °C. Die gespeicherte Energie wird durch
MG P I und MG P II mit einer Trockenrohdichte Systemaufbauten gesteuert werden. Er lässt Nachtlüftung wieder abgeführt. Teilweise ist
von 600 bis 1300 kg / m3, mineralischen oder sich z.B. auf massiven Untergründen oder auf eine Kopplung mit aktiver Bauteilkühlung mög-
organischen Zuschlägen und porigem Gefü- Holzwolleplatten auftragen. lich. PCM tragen ohne Mehrgewicht zur ther-
ge. Die leichten Zuschläge beeinflussen Wär- mischen Speichermasse bei, sie ersetzen
meleitfähigkeit, Druckfestigkeit und E-Modul. Sanierputz jedoch nicht die Wärmedämmung.
Der Leichtputz ist in Hinblick auf Festigkeit Sanierputz wird angewendet, um feuchtes,
und Verformungsfähigkeit abgestimmt auf die salzhaltiges Mauerwerk trockenzulegen. Der Wärmedämmputz
Eigenschaften von wärmedämmendem Mauer- sehr große Luftporengehalt (> 40 Vol. %) Neben seinen schützenden und gestaltgeben-
werk aus Porenbeton, porösen Ziegeln oder ermöglicht das Auskristallisieren der Salze im den Eigenschaften verbessert Wärmedämm-
Leichtbeton. Putz, während der Wasserdampf nach außen putz bei einschaligen Konstruktionen zusätz-
verdunstet, ohne Ausblühungen zu verursa- lich die Wärmedämmung. Er besteht aus
Brandschutzputz chen. Ein Sanierputz von 20 mm Dicke lagert einem wasserhemmenden, wärmedämmen-
Unterliegen bestimmte Bauteile einem höheren ca. 2 – 6 kg Salz pro Quadratmeter ein. den Unterputz und einem wasserabweisenden
Brandschutz, können sie mit einem Brand- Der WTA (wissenschaftlich-technischer Oberputz. Nach DIN V 18 550 gelten Putze mit
schutzputz versehen werden. Die Feuerwider- Arbeitskreis für Denkmalschutz und Bauwerks- einem Rechenwert der Wärmeleitzahl
standsdauer hängt vom Putzmörtel und seiner sanierung) definiert Sanierputz allgemein als ¬ ≤ 0,2 W / mk als Wärmedämmputz. Er wird
Dicke ab. Gipsputz (MG P IV) enthält che- Werktrockenmörtel zur Herstellung von Putzen mit mineralischen Leichtzuschlägen oder
misch gebundenes Wasser, das bei Erwär- mit hoher Porosität und Wasserdampfdurch- expandiertem Polystyrol und mineralisch
mung frei wird und so das Bauteil temporär lässigkeit bei gleichzeitig stark verminderter gebundenem Werkmörtel hergestellt (Trocken-
kühlt und die Brandausbreitung verlangsamt. kapillarer Leitfähigkeit. Im Merkblatt 2-2-91 rohdichte ρ < 0,6 kg / dm3). Die Schichtdicke
Mörtel der Putzmörtelgruppe MG P II können des WTA ist er näher spezifiziert. des mehrlagig aufgebrachten Unterputzes
nicht brennbare, poröse, wärmedämmende Zum vollständigen Aufbau von Sanierputz liegt zwischen 30 und 80 mm.
Zuschläge enthalten, z.B. Perlite oder Vermi- gehören Spritzbewurf, Grundputz, Sanierputz Der Oberputz aus MG P I oder MG P II ist 8 –
culite, die ebenfalls ein temperaturbedingtes und Oberputz, wobei während des Mischvor- 15 mm dick. Aufgrund der dünnen Deck-
Versagen von Stahlbauteilen verzögern. Der gangs physikalische oder chemische Luftpo- schicht kann die Festigkeit höher liegen als
P II a Mörtel mit hochhydrauli- 2,5 Innenputz mit erhöhter Abriebfestigkeit einschließlich Feuchträume; < 2,0 20–30
schem Kalk oder mit mit Zusatzmittel Zement: Außenputz wasserabweisend
Putz- und Mauerbinder
b Kalkzementmörtel 2,5 Außenputz mit erhöhter Abriebfestigkeit < 0,5 15–35
P Org 1 Kunstharzputz, - Innen- und Außenputz auf tragfähigen, festen, mineralischen 0,1 100
alkalibeständig und kunststoffvergüteten Untergründen, wasserabweisend
190
Oberflächen und Beschichtungen
C 7.11
b
beim weichen wärmedämmenden Unterputz, Oberflächenstrukturen von Putz
da dieser Spannungen vom Untergrund nicht
überträgt. Die Oberflächenbehandlung des aufgebrach-
Das gesamte Putzsystem muss so angepasst ten Putzmörtels bezeichnet man als Putzweise.
sein, dass kapillar aufgenommene Feuchtigkeit Regionale Unterschiede und die Vielfalt frühe-
den Dämmwert nicht mindert. rer Zeit verlieren sich aufgrund großtechnisch
produzierter Putzmörtel. Neben der Putzweise
Wärmedämmverbundsysteme und dem Duktus des Handwerkers beeinflus- c
Hersteller bieten aufeinander abgestimmte sen auch Größe und Art der Zuschläge sowie
Komponenten als komplette Wärmedämmver- Pigmentierung die Struktur des Oberputzes.
bundsysteme (WDVS) an. Sie dürfen nicht mit
anderen Komponenten gemischt werden, da Geglätteter und gefilzter Putz
sonst die Gewährleistung verloren geht. Mit Glättkelle oder Schwammscheibe verreibt
Ein Wärmedämmverbundsystem wird haupt- man die Oberfläche des erhärtenden Putzmör-
sächlich eingesetzt, wenn der Wärmeschutz tels. Es entsteht eine feine, dichte Struktur
eines Gebäudes erhöht werden soll, z.B. bei (Abb. C 7.12 a). Eine erhöhte oberflächliche
Altbausanierungen, oder wenn bei Mischkon- Bindemittelanreicherung kann zu Schwindris- d
struktionen Spannungen nicht übertragen und sen führen. Kammartige Werkzeuge hinterlas-
Materialwechsel rissfrei überbrückt werden sol- sen gerichtete Strukturen (Abb. C 7.12 b).
len. WDVS verbessern den Regenschutz der
Außenwand und beseitigen Wärmebrücken. Geriebener Putz
Sie tragen sich selbst und nehmen Windlasten Indem die Oberfläche direkt nach dem Mörtel-
auf. auftrag verschoben wird, entstehen durch
WDVS bestehen aus vier Schichten: abgestimmte Korngrößen, Werkzeugoberflä-
chen und Konsistenz des Mörtels bewegungs- e
• Klebstoff abhängige Putzstrukturen (Abb. C 7.12 d).
• Wärmedämmung
• Putz mit Bewehrungsschicht Spritzputz
• Deckschicht Mit mehrmaligem maschinellen Aufspritzen
eines feinkörnigen und dünnflüssigen Mörtels
Verarbeitung erreicht man eine fein reliefierte Oberfläche.
Der Klebstoff verbindet Dämmstoff und Unter- Diese kostengünstige Technik wird auch bei
grund kraftschlüssig miteinander. Je nach Trag- Akustikputzen eingesetzt (Abb. C 7.12 e).
fähigkeit des Untergrunds, Höhe der Windlas- f
ten und Art des Dämmstoffs verankern zusätz- Kratzputz
lich Tellerdübel und Halteleisten aus Alumini- Wenn der Mörtel eine bestimmte Festigkeit
um oder Kunststoff die Wärmedämmung. Tem- erreicht hat, wird mit Nagelbrett oder Ziehklin-
peraturbeständige, maßhaltige, feuchteunemp- ge die Oberfläche so bearbeitet, dass sich bei
findliche Dämmelemente erfüllen die Anforde- geeignetem Kornaufbau große Körner heraus-
rungen für WDVS, z.B. Polystyrol-Hartschaum, lösen lassen (Abb. C 7.12 f).
Polystyrol-Extruderschaum, Holzwolleplatten
und Mineralwolle (siehe Dämmen und Dichten, Waschputz g
S. 135ff.). Im Gegensatz zum Kratzputz bleibt nach dem
Das in die 3 – 4 mm dicke Bewehrungsschicht Auswaschen der oberflächlichen Bindemittel-
eingebettete Glasgewebe nimmt Schwindkräf- schlämme die grobe Körnung der Zuschlag-
te und thermisch bedingte Kräfte ebenso auf stoffe wie Kies oder farbige Glasstücke erhal-
wie von außen einwirkende mechanische ten (Abb. C 7.12 g).
Beanspruchungen. Die dünne Deckschicht
aus mineralischem oder organischem Putz Sgraffito
leistet den erforderlichen Wetterschutz. Aus mehreren durchgefärbten Putzmörtellagen
h C 7.12
191
Oberflächen und Beschichtungen
Bindemittel
Bindemittel stellen die zentrale, eigenschaftge-
bende Stoffkomponente dar. Als nicht flüchtige
Komponente sorgen sie für die Haftung der
Beschichtung auf dem Untergrund mittels
C 7.13 C 7.14 Adhäsion, und sie verbinden die enthaltenen
werden durch Abkratzen der oberen Lagen die Jahren, Bindemittel für verschiedene Aufgaben Feststoffteilchen wie Pigmente oder Füllstoffe
darunterliegenden Schichten sichtbar. Heraus- und Untergründe im Innen- und Außenbereich durch Kohäsion miteinander. Nach dem Auftra-
gearbeitete Bilder und Ornamente gestalten herzustellen. gen (Applikation) ändern die Bindemittel physi-
die Bauteiloberfläche als farbiges Relief kalisch oder chemisch ihren Zustand. Man defi-
(Abb. C 7.12 h). Aufgaben von Beschichtungen niert sie nach Stoffgruppen (Abb. C 4.19):
Die Hauptfunktionen von Beschichtungen
Stuccolustro gemäß EN 971 liegen in folgenden Bereichen: Anorganische Bindemittel
Die dem Stuckmarmor ähnliche Oberfläche Zu den anorganischen Bindemitteln zählen:
wird aus vier Schichten Kalkputz hergestellt. • Gestaltung des Untergrunds, um ihn durch • Kalk
Die beiden oberen Schichten enthalten Mar- Farbe, Glanz und Oberflächenstruktur zu ver- • Zement
morpulver. Nach dem Verfestigen glättet man ändern oder wiederherzustellen • Kaliumwasserglas (Silikat)
die Oberfläche mit erwärmter Kelle und Wachs. • Erhaltung, um den Ursprungszustand des
Untergrunds bezüglich der o.g. Aspekte so Organische Bindemittel
lange wie möglich zu bewahren Ihre technische Entwicklung hängt eng mit der
Beschichtungen • Schutz, um Wasser, atmosphärische, chemi- Kunststoffindustrie zusammen, die eine Vielzahl
sche, biologische, mechanische oder andere von chemischen Produkten anbietet. Um den
In prähistorischer Zeit, lange bevor Bauwerke Einwirkungen vom Untergrund fernzuhalten Überblick zu erleichtern, erfolgt hier eine
zum Schutz oder für kultische Zwecke errichtet grundsätzliche Einteilung:
wurden, benutzte man Beschichtungsstoffe aus Häufig übernimmt ein Beschichtungssystem
Fett und Ruß oder farbigen Erden, um Höhlen alle drei Aufgaben gleichermaßen. • Naturstoffe:
und Kultgegenstände künstlerisch zu verzieren. pflanzliche und tierische Harze und Öle, z.B.
Die ersten Beschichtungen bestanden aus Um den Wert eines Bauteils und seine Funk- Kolophonium, Schellack, Stärke und Leinöl
einem Bindemittel und farbgebenden Pigmen- tionsfähigkeit aufrechtzuerhalten, muss es • modifizierte Naturstoffe:
ten. instand gehalten werden. Da die applizierten Leinölfirnis, Zitrusöle und Chlorkautschuk
Zum Schutz und zur Gestaltung von Gebäuden Beschichtungen meistens eine deutlich gerin- • synthetische Stoffe:
wurde seit ca. 4000 v.Chr. Kalk mit Wasser ver- gere Dauerhaftigkeit aufweisen als die zu Sie stellen heute den Hauptanteil der organi-
mischt und auf mineralische Untergründe auf- schützenden oder zu gestaltenden Bauteile schen Bindemittel; dazu gehören z.B. Alkyd-
gebracht. Verschiedene Stoffe wie Öle, Fette, und Gegenstände, kommt ihnen eine große harze, Acrylharze, Copolymerisate, Polyester,
Harze von Pflanzen, Knochenleim und tierische ökologische und ökonomische Bedeutung zu. Silikonharze, Bitumen und Chlorkautschuk.
Eiweiße wurden bis zur Industrialisierung als Je nach Art der Beschichtung kann diese leicht
fixierende Bindemittel eingesetzt. Dabei stan- erneuert werden oder eine Instandsetzung des Lösemittel
den die Verbesserung der Witterungsbestän- ganzen Bauteils mit sich bringen. Flüchtige organische Stoffkomponenten (VOC)
digkeit und die Verträglichkeit mit dem Unter- Die geringere Dauerhaftigkeit liegt u.a. an dem (siehe Glossar, S. 269) lösen andere Stoffe – in
grund im Mittelpunkt. unmittelbaren Kontakt der Beschichtung mit diesem Fall Bindemittel – ohne sie chemisch zu
Beständige und leuchtende Farbmittel blieben der Umwelt, aber auch an der Dauerhaftigkeit beeinflussen. Sie sorgen für die entsprechende
aufgrund ihres geringen Vorkommens kostbar, der Stoffkomponenten selbst, deren Verträg- Viskosität und Fließeigenschaften. Aufgrund
sodass Farbe auch Prestigecharakter erhielt. lichkeit mit dem Untergrund und der Verarbei- ihres niedrigen Siedepunkts verflüchtigen sie
Der Maler selbst mischte nach überlieferter tung auf der Baustelle. sich während der Verarbeitung und gelangen
Rezeptur die Beschichtungsstoffe je nach in die Umwelt. Daher ist auf deren Toxizität zu
Bedarf in geringen Mengen. achten, entsprechende Vorkehrungen für die
Stoffkomponenten Verarbeitung sind zu treffen. Die MAK-Liste
Ende des 19. Jh. wurde ein Bindemittel auf (maximale Arbeitsplatzkonzentration) enthält
Wasserglasbasis für Fassadenbeschichtungen Beschichtungsstoffe bestehen im Wesentlichen hierzu Richtwerte und Verarbeitungsvorschrif-
entwickelt, das eine hohe Dauerhaftigkeit über aus Bindemitteln, Lösemitteln, Pigmenten, Füll- ten.
Jahrzehnte hinweg aufwies. Anfang des 20 Jh. und Hilfsstoffen (Abb. C 7.15). Je nach Art und Lösemittel gliedern sich in die Gruppen der
bot die chemische Industrie mit den leuchten- Masseanteil der einzelnen Komponenten in Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Ester und Keto-
den und stabilen organischen Azofarbmitteln dem komplexen Gemisch des Beschichtungs- ne:
eine preiswerte Alternative zu den anorgani- stoffs variiert seine Funktion und Wirkungswei-
schen Pigmenten. Mit den Fortschritten in der se. Aufgrund der unterschiedlichen Rezepturen • Zu den aliphatischen Kohlenwasserstoffen
Kunststoffindustrie gelang es in den 1950er- der Hersteller erleichtert das Wissen über die gehören z.B. Petrolether, Normalbenzin,
192
Oberflächen und Beschichtungen
2K-Beschich-
Imprägnier-
Lasurmittel
Masse und Härte. Sie füllen Poren und kleine Verarbeitung keine ausreichende Regenfestig-
tungsstoff
tungsstoff
Unebenheiten. Zusätzlich erhöhen z.B. Polya- keit und benötigt zur Trocknung Temperaturen
mittel
mid- und Mineralfasern die Rissfestigkeit. über 5 °C. Das Eindringvermögen ist wegen
der größeren Bindemittelteilchen geringer. Die
Hilfsstoffe Verarbeitung erfordert in der Regel mehr Auf- 100
Masseanteile in %
Weitere chemische Stoffe verbessern die merksamkeit als bei lösemittelhaltigen Produk-
Haltbarkeit und die Anwendbarkeit, indem sie ten.
z.B. für eine bestimmte Viskosität sorgen; Obwohl im allgemeinen Sprachgebrauch von
außerdem beeinflussen sie – trotz geringem Dispersionsfarbe oder Dispersionslackfarbe
Masseanteil – das spätere Aussehen der die Rede ist, sollte fachlich eine konkrete,
Beschichtung. Die Bezeichnungen der nachvollziehbare Benennung erfolgen: z.B. 0
Hilfsstoffe spiegeln ihre Funktionen wider: Dispersionen auf Basis von Polymerbindemit- Bindemittel Pigment
Topfkonservierer, Emulgator, Netzmittel, teln (Acrylharz, Alkydharz etc.). Füllstoff Lösemittel
C 7.18
193
Oberflächen und Beschichtungen
Kalkhydrat
modifizierte
Naturstoffe synthetische Stoffe Zement
Naturstoffe
Kaliumwasserglas (Silikat)
pflanzliche Harze: Kolophonium Zellulosenitrat Alkydharze (Co-)Polymerisate:
Kopal Leinölfirnis Acrylharze Vinylacetat
Damar Vinylchlorid
Citrusöl Polyester
Harze tierischen Ursprungs: Schellack ungesättigt Butadien
Kolophonium-Glyzerinester
pflanzliche / tierische Leime: Stärke Styrol
Chlorkautschuk Epoxidharze
Gelatine Acrylat
Polyurethane
Eiweiß (Kasein)
Chlorkautschuk
pflanzliche / tierische Öle: Triglyzeride:
Leinöl Cyclokautschuk
Sojaöl Silikone
Wachse
Bitumen C 7.19
Verfilmung, Verfestigung, Trocknung len, erfolgt der Aufbau in mehreren Schichten, Imprägniermittel
Im flüssigen Zustand liegt das Bindemittel des die – aufeinander abgestimmt – unterschied- Das Imprägniermittel enthält einen hohen Anteil
Beschichtungsstoffs gelöst oder dispergiert liche Funktionen übernehmen: Lösemittel oder Wasser und wenig Bindemittel.
vor, um den Untergrund vollständig zu benet- Ohne Pigmente und Füllstoffe dringt es kapillar
zen, lose Partikel zu binden, in die Poren des • Die Grundierung sorgt für den Haftverbund in die Poren des Baustoffs ein und bildet eine
Baustoffes einzudringen und eine gleichblei- (Adhäsion) des Beschichtungssystems mit dünne Schicht.
bende Schichtdicke zu erhalten. Nach der dem Untergrund, indem sie lose Partikel bin- Als Grundierung haben Imprägniermittel die
Applikation erfolgt der Phasenübergang in den det und die Saugfähigkeit herabsetzt. Aufgabe, die Saugfähigkeit des Untergrunds zu
festen Gebrauchszustand auf zwei verschiede- • Die (Zwischen-)Beschichtung ist so auf die verringern und ihn chemisch zu neutralisieren.
ne Arten. Aus dem Beschichtungsstoff wird die Grundierung abgestimmt, dass sie den Haft- Mit Wirkstoffen versehen, übernehmen sie
Beschichtung: verbund (Kohäsion) unter den Schichten schützende Funktionen. Auf fertigen Oberflä-
gewährleistet. Sie kann deckend und farbge- chen wie Putz, Sichtbeton, Mauerwerk oder
• Die physikalische Verfestigung und Verfil- bend sein; mit ihr erreicht man geforderte Holz wirken Imprägniermittel mit Silikonharz als
mung geschieht durch Verdunsten des Löse- Schichtdicken und eine gleichmäßige Ober- Bindemittel wasserabweisend (hydrophob).
mittels bzw. des Emulsionswassers bei Dis- fläche.
persionen. • Die Deckbeschichtung schützt die darunter Lasurmittel
• Die chemische Vernetzung und Verfilmung liegenden Schichten vor Einwirkungen von Der erhöhte Bindemittelanteil sorgt für eine Ver-
des Bindemittels vollzieht sich oxidativ (Här- außen und legt den Glanzgrad fest. filmung der Oberfläche und lässt sie transpa-
tung) mit Luftbestandteilen oder reaktiv zwi- rent erscheinen. Der geringe Prozentsatz an
schen zwei Bindemittelkomponenten. Dünn aufgetragen trocknen die Schichten bes- Pigmenten hat eine UV-schützende Wirkung,
ser. Um eine geforderte Schichtdicke und eine der Untergrund scheint in der Regel jedoch
Oft treten beide Verfestigungsarten gemeinsam entsprechende Dauerhaftigkeit des Systems zu durch. Für biozid ausgerüstetes und mit unter-
auf; Kaliumwasserglas z.B. erhärtet, indem erreichen, bedarf es daher mehrerer Schichten. schiedlichen Bindemittelanteilen versehenes
Wasser verdunstet und CO2 aus der Luft aufge- Holz im Außenbereich variieren Schichtdicke
nommen wird. Ob ein Film gebildet wird, hängt Eigenschaften wie die Art der Ablagerung am und bauphysikalische Eigenschaften der Lasur-
von der Art des Bindemittels ab. Untergrund, die Zusammensetzung des mittel.
Beschichtungsstoffs, Verfestigungsart und
Beschichtungssystem Lichtdurchlässigkeit bilden einen funktionellen 1K-Beschichtungsstoff
Um die gewünschte Wirkung der Beschichtung Zusammenhang, der sich in folgender Klassifi- Der Einkomponenten-Beschichtungsstoff ent-
auf dem entsprechenden Untergrund zu erzie- zierung niederschlägt: hält ca. 50 % nichtflüchtige Stoffe, die nach der
194
Oberflächen und Beschichtungen
physikalischen oder chemischen Verfestigung tigen Füllstoffen und dem kalkhaltigen Unter- zu den landläufig genannten (Kunststoff-)Dis-
eine deckende Schutzschicht auf der Bauteil- grund. Es entsteht eine harte, lichtechte und persionsfarben. Die Filmbildung erfolgt physika-
oberfläche bilden. Ein größerer Feststoffgehalt witterungsbeständige Schicht mit hoher Diffusi- lisch durch Verdunsten der wässrigen Phase,
führt zu den so genannten High-Solids mit weni- onsfähigkeit, die auch nach wiederholtem Auf- die Beschichtung klebt am Untergrund. Der
ger als 15 % flüchtigen Bestandteilen. tragen kaum abnimmt. Wegen ihrer Alkalität wir- Vorteil von Beschichtungsstoffen auf Acrylharz-
ken Silikatbeschichtungen keimtötend. In Ver- basis liegt in der leichten Verarbeitbarkeit, den
2K-Beschichtungsstoff bindung mit der geringen Neigung zum Kreiden vielen Gestaltungsmöglichkeiten und Einsatzge-
Zwei flüssige Bindemittel reagieren als Stamm- erscheint die Oberfläche über Jahrzehnte sau- bieten. Je nach Bindemittelkombination und
und Härterkomponente zu einem äußerst wider- ber. Der Beschichtungsstoff eignet sich vor beigegebenem Lösemittel variiert die Oberflä-
standsfähigen Film. Lösemittel setzten die Vis- allem für Fassaden. Alte Beschichtungen lassen che von dehnbar zu zäh und schlagfest. Die
kosität verarbeitungsgerecht herab. sich gut mit dem gleichen Beschichtungsstoff Wasserdampfdiffusion nimmt mit der Anzahl der
renovieren, jedoch nicht mit filmbildenden Schichten ab.
Beschichtungen.
Beschichtungsstoffe Polymerisatharze
Den 1K-Beschichtungsstoff auf Wasserglasba- Die Kombinationen der polymeren Bindemittel
Üblicherweise werden Beschichtungsstoffe sis erhält man gebrauchsfertig. Er ist eine Wei- (z.B. Acrylate, Styrol, Vinylacetate, Polyvinyl-
nach dem Bindemitteltyp eingeteilt, da dieser terentwickung des 2K-Beschichtungsstoffs. Hin- chlorid) liegen gelöst in Lösemittel vor. Durch
die charakteristischen Eigenschaften des zugefügte Kunststoffdispersionen verbessern ihre geringe Molekülgröße dringen sie tiefer in
daraus resultierenden Beschichtungssystems Verarbeitung, Haftung und Elastizität. Unter- den Untergrund ein als in Wasser dispergierte
maßgeblich bestimmt. gründe und Aushärtungsvorgang gleichen sich. Bindemittel. Beim Verdunsten des Lösemittels
Die Diffusionsfähigkeit ist allerdings geringer. bilden sie einen dichten Film.
Kalkhydrate Anspruchsvolle Untergründe aus Beton (wegen
Kalkhydrat (Ca(OH)2), in Wasser eingemischt, Alkydharze geringer CO2-Durchlässigkeit), mineralische
erhärtet durch Verdunsten des Wassers und Fettsäuren reagieren mit Glycerin zu Alkydharz. Untergründe und feuerverzinkte Stahlteile las-
durch Aufnahme von Kohlendioxid aus der Luft In Lösemittel oder neuerdings in Wasser gelöst, sen sich durch diese widerstandsfähige
zu Kalziumkarbonat (Kalkstein; CaCO3). Der bildet es die Grundlage für eine Vielzahl von Beschichtung sehr gut schützen.
Vorgang ist umkehrbar und daher ökologisch Beschichtungsstoffen, deren weitere Kompo-
vorteilhaft. Geringe Mengen anderer Bindemittel nenten fast beliebig gewählt werden können. Epoxidharze / Polyurethanharze
wie Polymerdispersionen oder Kasein verbes- Auch besteht die Möglichkeit, die Eigenschaf- Der 2K-Beschichtungsstoff besteht aus der
sern die geringe Witterungsbeständigkeit. Kalk- ten durch Kombination mit anderen Bindemit- Stammkomponente Epoxid- oder Polyurethan-
hydrat kann nur geringe Mengen an Pigmenten teln zu verändern. harz (in Lösemittel gelöst) und einer Härterkom-
binden, dies erlaubt in der Regel nur Pastell- Im allgemeinen Sprachgebrauch werden ponente. Kurz vor der Verarbeitung werden
farbtöne. Beschichtungsstoffe auf Alkydharzbasis als beide Teile in entsprechendem Verhältnis
Beschichtungsstoffe auf Basis von Kalkhydrat Bautenlacke bezeichnet. Nach dem schnellen gemischt. Die chemische reaktive Erhärtung
finden auf mineralischen Untergründen Anwen- Verdunsten des Lösemittels reagieren sie oxida- lässt nur einen begrenzten Verarbeitungszeit-
dung. Sie zeichnen sich durch eine hohe Diffu- tiv mit dem Luftsauerstoff und bilden einen Film. raum (Topfzeit) zu. Einsatzgebiete sind neben
sionsfähigkeit aus und lassen sich leicht überar- Der Hauptanwendungsbereich liegt bei maßhal- der industriellen Beschichtung Holzoberflächen
beiten. Allerdings sind sie im Außenbereich sehr tigen Holzbauteilen und im Korrosionsschutz für im Innenbereich und Betonbodenflächen.
wartungsintensiv und nicht besonders wider- Eisen und Stahl. Für zementgebundene Bau- Der hohen Widerstandsfähigkeit gegen mecha-
standsfähig. stoffe erweisen sie sich als ungeeignet, da hin- nische und chemische Einflüsse stehen eine
zukommendes Wasser zur Verseifung führt. geringe Dampfdurchlässigkeit und Feuchtig-
Silikate Verarbeitung und Instandhaltung funktionieren keitsempfindlichkeit bei mineralischen Unter-
Der 2K-Beschichtungsstoff besteht aus dem einfach. gründen sowie Vergilbungsneigung im Außen-
Bindemittel Kaliumwasserglas (K2SiO3 ) als Fixa- bereich gegenüber.
tiv für anorganische, wasserglasbeständige Pig- Acrylharze 2K-Beschichtungssysteme auf Polyurethanharz-
mente und Füllstoffe. Die Mischung der Kompo- Das Bindemittel Acrylharz liegt in dispergiertem basis weisen gegenüber Epoxidharzen bessere
nenten mit Wasser findet kurz vor der Verarbei- Zustand in Wasser vor. Mit anorganischen Pig- Werte auf bezüglich Zähigkeit, Widerstandsfä-
tung statt. Auf mineralischen, verkieselungsfähi- menten versehen, bildet der Beschichtungsstoff higkeit, UV-Beständigkeit und universeller Eig-
gen Untergründen reagiert der Beschichtungs- das am meisten eingesetzte System auf minera- nung auf vielen stark beanspruchten Oberflä-
stoff mit dem Kohlendioxid der Luft, den kalkhal- lischen Untergründen im Außenbereich. Er zählt chen im Innen- und Außenbereich.
195
Oberflächen und Beschichtungen
196
Oberflächen und Beschichtungen
197
Oberflächen und Beschichtungen
Konstruktiver Holzschutz lung. Holzinhaltsstoffe und das hygroskopische können auch polymere Dispersionen eingesetzt
Die Priorität im Außenbereich liegt beim kon- Verhalten unterschiedlicher Holzsorten beein- werden.
struktiven Holzschutz. Die Holzauswahl, die flussen ihrerseits die Dauerhaftigkeit der 2K-Silikatbeschichtungen eignen sich nicht für
richtige Holzfeuchte beim Einbau, Dachüber- Beschichtung. Grundsätzlich erfordert ein Holz gipshaltige Putze der Mörtelgruppe P IV, da bei
stand, allseitige Belüftung, Abdeckung horizon- mit niedriger natürlicher Dauerhaftigkeit auch diesem Untergrund die Verkieselungsreaktion
taler, dem Wetter ausgesetzter Flächen, ausrei- kürzere Instandhaltungsintervalle. des Beschichtungsstoffs nicht erfolgt.
chender Abstand vom Erdreich und die Ver- Holzbauteile im Innenbereich mit geringer
meidung von stehendem Wasser erhöhen die Beanspruchung benötigen keinen chemischen Beton
Dauerhaftigkeit. Einen Befall durch holzzerstö- Holzschutz. Der Witterung ausgesetzte, hochwertige Stahl-
rende Insekten verhindern konstruktive Maß- betonbauteile brauchen nur wenig Schutz, da
nahmen allerdings nicht. Mineralische Untergründe mit zunehmender Druckfestigkeit des Betons
Nicht behandeltes, der Witterung ausgesetztes Die mineralischen Untergründe gliedern sich in Abriebfestigkeit und Dichtheit steigen. Der
Holz wird durch den Feucht-Trocken-Wechsel mineralische Putze nach DIN V 18 550 und wei- Bewehrungsstahl ist durch das basische Milieu
und die UV-Strahlung grau. Wenn das Bauteil tere Putze, Kalksandstein, keramische Baustof- des Betons vor Korrosion geschützt. Säuren
weitgehend vor Regen geschützt ist, entsteht fe, Naturstein, Beton, Porenbeton, zementge- aus der Umwelt, die in wässrigem oder gasför-
kein konstruktiver Mangel; das Holz altert und bundene und gipsgebundene Platten. migem Zustand in weniger hochwertigen Beton
setzt Patina an. Bei mineralisch gebundenen Baustoffen unter- eindringen können, senken den pH-Wert und
scheiden sich hydraulische (Kalk) und hochhy- heben die Schutzwirkung auf (Karbonisation).
Chemischer Holzschutz draulische Bindemittel (Zement) von nicht Feine Risse in der Zugzone des Stahlbetons
Beim chemischen Holzschutz unterscheidet hydraulischen Bindemitteln (Luftkalk, Gips). bieten zusätzliche Eindringmöglichkeiten. Um
man zwischen Tiefenschutz (mit einer Penetra- Der unterschiedliche Erhärtungsvorgang und die Karbonisation zu verhindern und Risse zu
tion von mehreren Zentimetern), Randschutz die bauphysikalischen Eigenschaften der Stoffe überbrücken, kann junger Beton mit Acrylharz,
(mit einer Eindringtiefe von einigen Milimetern) bestimmen das Beschichtungssystem. Bitumen oder Epoxidharz beschichtet werden,
und Oberflächenschutz. Die Beschichtungen für Fassaden aus Mauer- weil ihre Oberflächenhaftung sehr gut ist.
Für Tiefen- und Randschutz stehen Kessel- werk, Beton und Putz sind in wässrige Systeme Später, zur Betoninstandsetzung, besteht die
druck-, Thermoimprägnier- und Tränkverfahren (auf Basis von Kalk, Silikat-, Silikonharzbinde- Möglichkeit, hydrophobierende Imprägnierun-
zur Verfügung. mitteln und polymeren Dispersionen) und löse- gen auf Silikonharzbasis zu applizieren –
Der Oberflächenschutz baut sich in der Regel mittelhaltige Systeme (auf Polymerisatharzba- vorausgesetzt, die Porenstruktur des Betons
aus einer Grundbeschichtung (Haftverbund, sis) gegliedert. erlaubt eine Penetration. Für gestaltende,
Verminderung der Saugfähigkeit), einer Zwi- deckende oder lasierende Beschichtungen
schen- und einer Deckbeschichtung auf. Die Putz werden Systeme auf Acrylharz- oder Copoly-
Kanten der Holzteile sollen gebrochen (leicht Kalkreiche Putze der Mörtelgruppe P I erhärten merisatbasis verwendet.
gefast) sein, damit der Beschichtungsstoff durch Aufnahme von Kohlendioxid sehr lang-
auch dort einen gleichmäßigen Film ausbildet. sam. Diffusionsoffene Beschichtungen auf Sili- Aluminium
kat- oder Silikonharzbasis unterstützen diesen Bauteile aus Aluminium werden wegen ihres
Für den Oberflächenschutz eignen sich was- Vorgang. Bei Putzmörtelgruppe P II und P III geringen Gewichts und ihrer hohen Dauerhaf-
serbasierende Beschichtungsstoffe mit Acryl-
harz-Bindemittel. Ihre thermoplastischen Eigen-
schaften erhöhen aber den Instandsetzungs-
aufwand. Alkydharze lassen sich besser reno-
vieren, sie sind in der Verarbeitung jedoch
anspruchsvoller. Folgende Faustregeln gelten
für die Instandhaltungsintervalle der Beschich-
tungen auf Holz:
198
Oberflächen und Beschichtungen
tigkeit in vielen Bereichen eingesetzt, z.B. als Kunststoff Aufgaben erfüllen. Wichtig dabei ist, das
Fassadenprofil, Fenster und Außenwandbe- Kunststoffe benötigen technisch nur in Ausnah- Gesamtsystem vom Untergrund zur Deck-
kleidung. Metallblankes Aluminium verhält mefällen einen Oberflächenschutz, z.B. bei schicht zu betrachten, damit nicht eine
sich unempfindlich gegenüber Luftsauerstoff geringer Lichtbeständigkeit oder um die chemi- gewünschte Eigenschaft unzählige bauphysi-
und Feuchtigkeit, indem es rasch eine dichte sche und klimatische Widerstandsfähigkeit zu kalische Schwierigkeiten verursacht.
Oxidschicht ausbildet. Durch anodische Oxi- verbessern. Häufig werden Kunststoffbauteile
dation im Werk entsteht auf der Oberfläche jedoch aus optischen Gründen beschichtet. Brandschutzbeschichtung
eine gleichmäßigere und verstärkte Oxid- DIN 4102-1 beurteilt Baustoffe nach ihrer
Durch die Vielfalt der Produkte lässt sich auf der
schicht im Vergleich zur nicht gesteuerten Brennbarkeit und ihrem Verhalten im Brandfall
Baustelle der Kunststofftyp nicht ohne weiteres
Oxidation, die zudem farblich beeinflusst wer- feststellen, davon aber hängt die Wahl des und teilt sie in Baustoffklassen ein: A 1 (nicht
den kann. Das Eloxal (elektrisch oxidiertes Beschichtungssystems ab. brennbar) bis B 3 (leicht entflammbar; siehe
Aluminium) schimmert in metallenen Farben Das Beschichten von Kunststoff ist schwierig, Glossar, S. 265f.). Entsprechend der Vorschrif-
von Silber bis zu dunklen Bronzetönen. In der ten bzw. der realen Gefährdung müssen
da die glatte, dichte Oberfläche keine Polarität
Regel bedarf es keiner weiteren Oberflächen- besitzt, sodass eine ausreichende Adhäsion derzusätzliche Maßnahmen getroffen werden, um
beschichtung. Bei Renovierungen kann dies Grundierung mit dem Untergrund fehlt. Hinzu Bauteile vor Feuer zu schützen, z.B. mit feuer-
jedoch sinnvoll sein. Auch gestalterische kommen elektrostatische Aufladungen, die hemmenden Brandschutzbeschichtungen. Sie
Gründe können für eine klare oder deckende bestehen aus wässrigen Dispersionen auf Poly-
Staub anziehen, Trennmittel von der Herstellung
Beschichtung des Aluminiums sprechen. merbasis oder Lösungen von Acrylatharzen mit
und das Migrieren von Hilfsstoffen, die eine dau-
Dazu wird im Werk eine Pulverbeschichtung erhafte Beschichtung behindern. Aus diesen oder ohne Pigmente. Dämmschichtbildende
auf Polyurethanharzbasis auf das Eloxal auf- Gründen kommt der Untergrundvorbereitung Zusatzstoffe aus einer Kohlenstoffquelle, einem
gebracht. Die Haftung dafür ist nicht von vorn- eine große Bedeutung zu, die grundsätzlich nurKatalysator und einem Treibmittel bewirken den
herein gegeben. Um eine entsprechende feuerhemmenden Effekt. Die Trockenschichtdi-
bei industrieller Fertigung zufriedenstellend ist.
Rauigkeit zu erreichen, muss der Untergrund Die drei Beschichtungslagen bestehen aus cke auf dem Bauteil beträgt 200 – 2000 μm.
mit feinem, festen Strahlmittel trockengestrahlt einer 2K-Grundierung auf Polyurethanbasis und Steigt die Umgebungstemperatur auf über
oder geschliffen, gespült und mit Lösemittel der Zwischen- und Deckbeschichtung aus zwei- 200 °C, reagieren die Zusatzstoffe und schäu-
gereinigt werden. komponentigen Acryl- oder Polymerisatharzen. men auf. Eine poröse (temporär wärmedäm-
Zwei oder drei aufeinander abgestimmte Der hohe Wärmeausdehnungskoeffizient von mend), kohlenstoffhaltige, bis zu 50 mm dicke
Beschichtungslagen stellen den Oberflächen- Schicht schützt das Bauteil für einen bestimm-
Kunststoff erfordert in der Regel helle Farbtöne,
schutz sicher. Die filmbildende Grundierung da sich die Bauteile sonst zu stark verformen ten Zeitraum. Mit einer zugelassenen Brand-
besteht aus Beschichtungsstoffen auf Acryl-, würden. schutzbeschichtung können Holz- und Holz-
Polymerisat- oder Alkydharzbasis. Zwischen- werkstoffe im Innenbereich von normal ent-
und Deckbeschichtung können die gleichen flammbar (B 2) nach schwer entflammbar (B 1)
Bindemittel enthalten. Bei stärkerer Beanspru- Beschichtungen für Sonderzwecke verbessert werden. Tragenden Bauteilen aus
chung wird Epoxidharz angewendet. Polyure- Stahl im Innen- und Außenbereich verleiht die
thanharze sorgen für einen sehr hohen Schutz Neue Technologien ermöglichen die Herstellung Beschichtung die Feuerwiderstandsklassen
gegenüber Chemikalien und Witterung. komplexer Beschichtungsstoffe, die spezielle F 30 und F 60 nach DIN 4102-2.
Polymethacrylat (PMMA)
unges. Epoxidharz (EP)
Polyvinylchlorid (PVC)
Polycarbonat (PC)
• nur im Innenbereich
Holzwerkstoffe
Polystyrol (PS)
Stahl, verzinkt
bedingt geeignet
Faserzement
Anhydritputz
Zementputz
Massivholz
Aluminium
1
nicht lösungsmittelhaltig; die Werte für lösemittelhaltige
Gipsputz
Kalkputz
Stahl
2
mit entsprechender Grundierung
C 7.30
199
Oberflächen und Beschichtungen
200
Oberflächen und Beschichtungen
Tapeten
Spannstoffe
201
Teil D Gebaute Beispiele im Detail
Abb. D ETFE-Kissen auf leichter Stahlkonstruktion, 24 Sauerbruch Hutton; Polizei- und Feuerwache in Berlin (D) Glas
Eden Project, St. Austell (GB) 2001, Nicholas
Grimshaw & Partners 25 Schweger + Partner; Tribünenüberdachung in Hamburg (D) Membranen
203
Lehm
Aussegnungshalle
Batschuns, A 2001
Architekten:
Marte.Marte, Weiler
Mitarbeiter:
Robert Zimmermann, Alexandra Fink,
Stefan Baur, Davide Paruta
Tragwerksplanung:
M+G, Feldkirch
Baukunst Lehm:
Martin Rauch, Schlins
204
Beispiel 01
1 2 4 5 5
7 6
8
6
11
12
19
17
18
16 16
13
19
14
10 15 15
cc dd ee
205
Holz
Pontresina, CH 2003
Architekt:
Hans-Jörg Ruch, St. Moritz
Mitarbeiter:
Sacha Michael Fahrni, Stefan Lauener,
Alan Abrecht, Velia Jochum
Tragwerksplanung:
Beat Birchler, Silvaplana aa bb
206
Beispiel 02
1 2
Grundrisse • Schnitte
Maßstab 1:500
3 Horizontalschnitt • Vertikalschnitt
Maßstab 1:20
3 4 5
4
dd
207
Naturstein
Weinlager
Vauvert, F 1999
Architekten:
Perraudin Architectes, Lyon
Gilles Perraudin
Tragwerksplanung:
François Marre, Lyon
º Detail 06 / 1999
208
Beispiel 03
1 2 3
1 Vegetation
5 Substrat 200 mm
Wurzelschutzbahn
Abdichtung Bitumendachbahn 5 mm
6 Schalung Sperrholz 19 mm
2 Drainage Kiesbett
3 Abdeckung Aluminiumblech 2 mm
4 Randpfette 100/240 mm
5 Polycarbonat-Stegplatte 10 mm
6 Holzbalken 100/240 mm
7 Kalksandsteinblock 1050/2100/520 mm
8 Holzfenster mit Isolierverglasung VSG 2x 5 mm
7 9 Plattenbelag Betonwerkstein 20 mm
Verbundestrich 30 mm
Faserbeton 100 mm
11 Gitterrost
12 bituminöse Beschichtung
13 Sauberkeitsschicht 50 mm
14 Wasserbecken Faserbeton 50 mm
9 10 11 12 13
aa
209
Leichtbetonstein
Ferienhaus
a
Ithaca (New York), USA 2000
Architekten:
Simon Ungers, Köln mit
Matthias Altwicker, New York
Baufirma:
Bruno Schickel Construction, New York
b b
Tragwerksplanung: d d e
Peter Novelli, Ithaca
e
º db 08 / 2001
aa bb
210
Beispiel 04
1 1
2 2
3 3
10
5 5
11
cc ee
211
Naturstein
Wohnhaus
Architekten:
MADA s.p.a.m., Shanghai
Mitarbeiter:
Qingyun Ma, Weihan Chan, Peter Knutson,
Yinghui Wang, Satoko Saeki, James Macgill
212
Beispiel 05
Grundrisse • Schnitte
Maßstab 1:200
Vertikalschnitt
Maßstab 1:20
4
3
cc
213
Gründach
Wohnhaus
Pembrokeshire, GB 1994
Architekten:
Future Systems, London
Tragwerksplanung:
Techniker, London
214
Beispiel 06
Grundriss • Schnitte
Maßstab 1:500
Vertikalschnitt
Maßstab 1:20
1 Vegetation
Substrat 75 mm
Abdichtung Kunststoffbahn PVC
Schalung Sperrholz 24 mm
Holzfachwerk 50/50 mm
Wärmedämmung 120 mm
Dampfsperre
Schalung Sperrholz lackiert 24 mm
2 Randträger Stahlrohr Ø 120 mm
3 Aluminiumfenster mit Isolierverglasung
mit runden Öffnungselementen,
Aluminium
4 Pfosten-Riegel-Konstruktion
Aluminium thermisch getrennt
5 Bodenbelag Fliesen 15 mm
Estrich 40 mm
Trennlage PE-Folie
Wärmedämmung 70 mm
Abdichtung Bitumenbahn
Stahlbeton 150 mm
bb
215
Kunststoff
Wohnhaus
Floirac, F 1993
Architekten:
Anne Lacaton & Jean Philippe Vassal, Paris
Mitarbeiter:
Sylvain Menaud
Tragwerksplanung:
C.E.S.M.A., Bordeaux
aa bb
º 2G 21, 2002 b
a a
216
Beispiel 07
1
1
2
8
Grundrisse • Schnitte
Maßstab 1:500
4 Vertikalschnitt • Horizontalschnitt
Maßstab 1:20
5
e e
1 Wellplatten Faserzement
Stahlprofil 150/120 mm
Träger Stahlprofil IPE 140
Wärmedämmung 2≈ 80 mm
Unterdecke Furniersperrholz 19 mm
2 Regenrinne Stahlblech gekantet,
verzinkt
3 Eckprofil Faserzement
4 Wellplatten Faserzement
Unterkonstruktion Stahlrohr | 90/90 mm
Stütze Stahlprofil IPE 200
Paneel aus:
Baufurniersperrholz 8 mm
Wärmedämmung 30 mm
Baufurniersperrholz 8 mm
5 Bodenbelag (Teppich)
Stahlbeton vorgefertigt 80 mm
6 Träger Stahlprofil IPE 200
Unterdecke Furniersperrholz 19 mm
6 Stahlbeton 150 mm, geglättet und
beschichtet
7 Wellplatten Polycarbonat transparent
Stahlprofil 150/120 mm
Stahlprofil IPE 140
8 Wellplatten Polycarbonat transparent
Unterkonstruktion Stahlrohr | 90/90 mm
Stahlprofil IPE 140
cc dd
ee
3 8
217
Putz
Wohnhaus
Meiringen, CH 2005
Architekt:
Ruben Anderegg, Meiringen
Tragwerksplanung:
Stämpfli und Zbinden, Interlaken
aa bb
a c c a
d
218
Beispiel 08
dd
cc
219
Ziegel
Wohnbebauung
Maastricht, NL 2003
Architekten:
Snozzi + Vacchini, Locarno
Mitarbeiter:
Mario Ferrari, Wilfried Schmidt,
Anne Javet, Isabelle Valazza
aa
220
Beispiel 09
Grundrisse Erdgeschoss,
1 3. Obergeschoss • Schnitt
Maßstab 1:500
Vertikalschnitt
Maßstab 1:20
2 1 Attikaabschluss: Stahlbetonfertigteil 7 Vormauerschale Klinker 240/115/53 mm
2 Kies 100 mm Luftschicht 40 mm
Dachdichtung Bitumenbahn zweilagig Wärmedämmung 80 mm
Wärmedämmung 100 mm Mauerwerk 240 mm
Dampfsperre Innenputz 15 mm
Gefälleestrich 8 Holzleibung
Stahlbeton 240 mm 9 Holzfensterbank
Innenputz 15 mm 10 Bodenbelag 10 mm
3 Stahlprofil ∑ 200/100/10 mm Estrich 50 mm
4 Sturz: Stahlbetonfertigteil Trennlage
3 5 Aluminiumfenster schwarz mit Isolier- Trittschalldämmung 20 mm
verglasung Wärmedämmung 30 mm
4 6 Fensterbank Betonwerkstein hellgrau auf Stahlbeton 250 mm
Stahlprofil ∑ 200/100/10 mm 11 Betonfertigteil abgehängt, Klinker 240/115/53 mm
8
10
11
bb
221
Glas
Metrostation
Paris, F 2003
a
Architekten:
Arte Charpentier & Abbès Tahir, Paris
Mitarbeiter:
Pierre Clément, Minh Tran, Grégoire Mussat,
Alain Jacquet, Frédérique Crozet, Philippe
Normier, Philippe Almon b
Tragwerksplanung:
RFR, Paris b
a
aa
222
Beispiel 10
1
1 Weißglas VSG zweifach gewölbt
2x 10 mm
2 Glashalteprofil Edelstahl matt ¡ 40/6 mm 3
3 Strangpressprofil v-förmig Edelstahl matt
4 Abdeckblech Edelstahl
5 Edelstahlprofil fi 15/10 mm, punktuell
angeordnet
6 Entwässerungsrinne mit Abdeckung 2
3
Gitterrost Edelstahl
7 Edelstahlkasten geschweißt, ellipsen-
förmig umlaufend
8 Dichtung EPDM 1 10
9 Leuchte
10 Silikondichtung auf Silikonprofil
11 Fixierungslasche für Glasprofil
12 Gelenk zur Aufnahme von Toleranzen 2
13 Schweißplatte Edelstahl 11 12
13
4 6
7
5
3
bb
Axonometrie Kuppel
ohne Maßstab
Schnitt Maßstab 1:200
Vertikalschnitt Maßstab 1:20
Axonometrie Knotenpunkt
ohne Maßstab
Detail Glashalterung Maßstab 1:5
223
Kunststoff
Bushaltestelle
Hoofddorp, NL 2003
Architekten:
NIO architecten, Rotterdam
Mitarbeiter:
Henk Bultstra, Mirjam Galjé, Hans Larsen,
Maurice Nio, Jaakko van 't Spijker
Tragwerksplanung:
Ingenieursbureau Zonneveld, Rotterdam
Engiplast, Middelburg
bb cc
224
Beispiel 11
aa
b e
e
a a
c
d
c
d
7 7
9
6
dd ee
225
Holz
Sussex, GB 2002
Architekt:
Edward Cullinan, London
Mitarbeiter:
Ted Cullinan, Steve Johnson, Robin Nicholson,
John Romer
Tragwerksplanung:
Buro Happold, Bath
d
a
226
Beispiel 12
2
3 4
227
Holz
Überlappungspunkte
Maßstab 1:10
Isometrie Knotenpunkt
ohne Maßstab
10
2 9
4
3
10
228
Beispiel 13
Batoh, J 2000
Architekten: a
Kengo Kuma, Tokio
Ando Architecture Design Office, Tokio a
Mitarbeiter:
S. Oshio, S. Yasukouchi, T. Yada,
H. Nakamura, Y. Sakano, T. Goto,
Ryusuke Fujieda design team,
Ando Architects – M. Nakatsu, T. Shibata
Tragwerksplanung: b
Aoki Structural Engineers, Tokio
b
229
Holz
9
8
3
6 12
7 c
4
2
14
13
19 15
18 17 16
aa
230
Beispiel 13
19 Stahlrohr | 200 mm 20 10
20 Zedernholzlatten 30/60 mm auf Stahlprofilen
Stehfalzdeckung Stahlblech verzinkt
Abdichtung Bitumendachbahn
Wärmedämmung Polystyrol-Hartschaumplatten
35 mm
harte Holzfaserplatte zementgebunden 20 mm
21 Zedernholzlatten 30/60 mm auf Stahlprofilen
Stehfalz-Stahlblechelemente verzinkt
Abdichtung Bitumenbahn
Wärmedämmung Hartschaum 30 mm
harte Holzfaserplatte zementgebunden 18 mm
Stahlbeton 200 mm
Gipsplatten gestrichen
13
cc
20
9
21
17
bb
231
Metall
Naturwissenschaftliches Museum
Matsunoyama, J 2002
Architekten:
Takaharu und Yui Tezuka, Tokio
Masahiro Ikeda, Tokio
Mitarbeiter:
Masafumi Harada, Ryuya Maio, Hirofumi Ono,
Makoto Takei, Hiroshi Tomikawa
b
º Architectural Review 08 / 2004 b
Detail 04 / 2005
domus 875, 2004
232
Beispiel 14
10
11
4
12
8 7
14 14
9
15 16
aa bb
233
Membranen
Kulturzentrum
Lille, F 2004
Architekten:
NOX / Lars Spuybroek, Rotterdam
Mitarbeiter:
Florent Rougemont, Loïc Gestin,
Chris Seung-Woo Yoo, Kris Mun,
Ouafa Messaoudi, Estelle Depaepe,
Bernhard Frodl, Josef Glas
Tragwerksplanung:
Maning, Villeneuve d‘Ascq
º A+U 09 / 2004
l‘architecture d‘aujourd‘hui 353, 2004
234
Beispiel 15
1 1 2
b b
4
1
3 4 2
5 3
bb
6
aa
235
Membranen
6 5
4
4
10
5
7
6
7 8 9
c c
8
9 10
cc
11
Horizontalschnitt • Vertikalschnitt
Maßstab 1:10
Spiralgewebe Vertikalschnitt • Ansicht 12
Maßstab 1:1
236
Beispiel 16
Kunstmuseum
Stuttgart, D 2004
Architekten:
Hascher Jehle Architektur, Berlin
Projektleiter:
Thomas Kramps, Beate Leidner,
Arndt Sänger, Eberhard Veit
Tragwerksplanung:
Werner Sobek, Stuttgart mit
Fichtner Bauconsult, Stuttgart
aa
º Bauwelt 46 / 2004
Intelligente Architektur 47, 2004
237
Glas
1
2
c c
6 7
Horizontalschnitt Ecke
Maßstab 1:20
Vertikalschnitt
Maßstab 1:20
Vertikalschnitt obere Ecke
Maßstab 1:5 8
5 10
7
11
6 5 cc bb
238
Beispiel 16
12
18
19
1
13
14 5
20
15 16 17
1 Isolierverglasung Weißglas ESG 15 mm mit Sonnen- 7 Fassadenstütze Weißglas VSG aus TVG 8 + 12 Klappe für Lüftung und RWA
schutzbeschichtung + SZR Argon 16 mm + VSG aus 3x TVG 12 + TVG 8 mm, t= 300 mm 13 Flachstahl ¡ 100/15 mm zur Aussteifung auf
TVG 10 + TVG 12 mm mit Wärmeschutzbeschichtung 8 Glasplatten 8 mm Motorseite
2 Aluminiumprofil mit Fassadenheizband Ausgleichsspachtelung 4 mm 14 Leitungen Multifunktionslamellen Ø 76 mm
3 Aufständerung aus Stahlstäben | 40/40 mm mit 4x Heizestrich 70 mm 15 Dachträger Stahlprofil geschweißt aus je 2x
seitlich angeweißtem Flachstahl Stahlbeton variiert in der Dicke Flachstahl ¡ 330/25 mm und ¡ 450/20 mm
4 Glasträger Weißglas VSG aus TVG 8 + 3x TVG 12 9 Sonnenschutz mit seitlichen Führungsseilen 16 Dachträger Stahlprofil geschweißt aus je 2x
+ TVG 8 mm, h= 350 mm 10 Isolierverglasung Weißglas VSG aus ESG 10 + Flachstahl ¡ 25/500 mm und ¡ 150/25 mm
5 Pressleiste Aluminium flächenbündig 60 mm TVG 8 + SZR Argon 16 + ESG 10 mm 17 Multifunktionslamellen für Heizung, Kühlung,
6 Isolierverglasung Weißglas VSG aus TVG 10 + TVG 11 Basalt 40 mm Verschattung und Schallabsorption
8 mm mit Sonnenschutzbeschichtung und Bedru- Mörtelbett 30 mm 18 Taubenschutz Edelstahl
ckung + SZR Argon 16 mm + ESG 10 mm mit Heizestrich 80 mm 19 Abdeckblech Edelstahl geschliffen 2 mm
Wärmeschutzbeschichtung Stahlbeton variiert in der Dicke 20 Eckhalterung aus 3x Flachstahl verschweißt
239
Glasfliesen
Dienstleistungszentrum
Ludwigshafen, D 2003
Architekten:
Allmann Sattler Wappner, München
Mitarbeiter:
Marion Kalmer
Melanie Becker, Christof Killius,
Thomas Meusburger, Ulf Rössler
Tragwerksplanung:
Werner Sobek, Stuttgart
º Baumeister 03 / 2004
Detail 10 / 2004 b b
c
240
Beispiel 17
5
6
7
8
d d
12 11 10 9
10 9 7
13
cc 8 4 3 dd
241
Beton
Institutsgebäude
TU Graz, A 2000
Architekten:
Riegler Riewe, Graz
Mitarbeiter:
Manuela Müller, Fritz Moßhammer,
Ulrich Huhs, Andreas Allerberger
Tragwerksplanung:
Stefan Rock, Graz
º Bauwelt 13 / 2002
242
Beispiel 18
3
4
Grundriss 1. Obergeschoss
5 Maßstab 1:2000
Vertikalschnitt Südfassade
6 Maßstab 1:20
1 Attikaabdeckung Metallblech
2 Kies 80 mm
Vlies
7 Wärmedämmung Polystyrol extrudiert 120 mm
Abdichtung Polymerbitumenbahn 2x 4 mm
Voranstrich
8 Gefälleestrich 30 –130 mm
Stahlbeton 220 mm
9
3 Aluminiumfenster thermisch getrennt
mit Festverglasung
4 bewegliches Lichtlenkpaneel:
Aluminiumblech 3 mm
Wärmedämmung 65 mm
Aluminiumblech 3 mm
5 Leuchte
6 Stahlbeton schwarz pigmentiert 200 mm
Bitumenklebemasse 5 mm
Wärmedämmung Schaumglas 80 mm
8 Ausgleichslattung 20 mm
MDF 15 mm
7 Sonnenschutz außen liegend
8 Aluminiumblech 3 mm
9 Aluminiumfenster thermisch getrennt
10 mit Isolierverglasung
10 Kabelkanal
11 Lamellenparkett Buche 20 mm
Estrichbeton 80 mm
Trennlage PE-Folie
Trittschalldämmung 20 mm
Wärmedämmung EPS 40 mm
Bitumenklebemasse 5 mm
Wärmedämmung Schaumglas 60 mm
Abdichtung bituminöse Beschichtung 10 mm
Stahlbeton 350 mm
Sauberkeitsschicht 80 mm
11
243
Beton
3 5
3 4
5 6
244
Beispiel 19
Hotelfachschule
Nivilliers, F 2000
Architekten:
Sabri Bendimérad und Pascal Chombart de
Lauwe, tectône, Paris
Mitarbeiter:
Yann Rault
Tragwerksplanung:
BECIP, Beauvais
Lageplan
In einem kleinen Park am Rande des Dörfchens Maßstab 1:2500
Nivelliers, ca. 10 km von Beauvais liegen ein Grundrisse
Schloss aus dem 19. und ein Jagdpavillon aus Maßstab 1:600
dem 18. Jh. In diese Anlage wurde eine Hotel-
fachschule mit zugehörigen Unterkünften inte-
griert. Die beiden Wohneinheiten bieten Platz
für je zwölf Personen und befinden sich in den
Randbereichen des Grundstücks. Die Schule
hingegen schließt im rechten Winkel an das
Schloss an und definiert einen Hof, der durch
eine 200-jährige Zeder in seiner Mitte akzentu-
iert wird. Die zum Hof gewandte Erschließungs-
zone der einhüftigen Anlage ist vollständig ver-
glast und setzt sich deutlich vom Bestand ab.
Für die äußeren Fassaden und die Unterkunfts-
gebäude hingegen wurden Ziegelelemente ein-
gesetzt, die mit dem rotbraunen Ziegelmauer-
werk der historischen Gebäude harmonieren.
Die monolithischen Hohlziegel bedürfen keiner
weiteren Oberflächenbeschichtung und ermög-
lichen eine schnellere und günstigere Bauaus-
führung als herkömmliche Ziegel. Basiselemen-
te mit einer Kerndämmung aus Polyurethan-
Hartschaum und spezielle Verbindungsteile für
Ecken, Stürze und Brüstungen bilden ein
modulares System, das meist bei landwirt-
schaftlichen und industriellen Großbauten zum
Einsatz kommt. Die Standardhöhen variieren
von 250 bis 280 cm, die Breite beträgt jeweils
ein Vielfaches des Grundmoduls von 15 cm, in
diesem Fall 30 bzw. 60 cm. Daraus ergibt sich
ein flexibles Fassadenraster, in welchem die
Öffnungen frei platzierbar sind. Die Veranke-
rung der Ziegel in Fundament und Deckenplat-
te erfolgt mittels Bewehrungseisen in den inne-
ren Ecken, die wahlweise bereits integriert sind
oder vor Ort mit Zement vergossen werden. Die
äußerste Hohlraumschicht der Ziegelelemente
wird zur Hinterlüftung der bewitterten Oberflä-
che verwendet und dient dem Abtransport von
eventuell anfallendem Kondensat in der
Dämmebene. Die Ziegel kragen daher etwas b
über die Deckenplatten aus, um eine ungehin-
derte Luftzirkulation zu gewährleisten. b
245
Ziegelelemente
Horizontalschnitt • Vertikalschnitt
Maßstab 1:20
c c
aa
246
Beispiel 19
2 1
3
3 cc
9 10
11
bb
247
Metall
Feuerwache
Nanterre, F 2004
Architekten:
Jean-Marc Ibos et Myrto Vitart, Paris
Mitarbeiter:
Marie-Alix Beaugier, Stéphane Bara,
Agnès Plumet
Tragwerksplanung:
Khephren Ingénierie, Arcueil
248
Beispiel 20
7 9
Grundriss • Schnitte 2 Befestigung Stahlprofil ∑ 150/75/6 mm
Maßstab 1:10000 3 Lüftungsschlitz
Horizontalschnitt • Vertikalschnitt 4 Wärmedämmung Mineralwolle 30 mm
Fenster Südfassade 2.– 6. Obergeschoss 5 Aluminiumfenster mit Isolierverglasung,
Maßstab 1:10 nach außen öffnend, Rahmen kupfer- 8
farben, Glasscheiben außen
goldfarben verspiegelt
1 Wellplatte Aluminium, 6 Abschlussblech kupferfarben
kupferfarben 16/76 mm 7 Faltladen Holz weiß 22 mm
Abdichtung 8 Rahmen Flachstahl
Aluminiumprofil zur Befestigung ¡ 40/10/5 mm verschweißt
∑ 100/50/4 mm 9 Abdeckblech Stahl verzinkt
Hinterlüftung 60 mm 10 Stahlrohr verzinkt | 50/50/3 mm
Wärmedämmung 100 mm 11 Parkett Eiche geklebt
Stahlbeton 210 mm Stahlbeton 210 mm
1 2 5 6 dd
3
4
5
7
6 8
d d
10 9
11
cc
249
Metall
8 9
ee
250
Beispiel 21
Dienstleistungsgebäude
Architekten:
Dietz Joppien, Frankfurt am Main / Potsdam a
Mitarbeiter:
Matthias Schönau (Projektleiter) d
Torsten Herzog, Thomas Kahmann, Christian b d
Haber, Joachim Stephan, Nicole Weinbrecht,
a b
Sandra Große, Sahra Wolff
Tragwerksplanung:
TPK, Frankfurt am Main
251
Leichtbeton
2
8
1 6
cc
c c
Vertikalschnitt • Horizontalschnitt
Straßenfassade
7
Vertikalschnitt Laubengangfassade
über Durchfahrt
Maßstab 1:20
bb
252
Beispiel 21
10
1 Leichtbeton 500 mm
2 Notüberlauf
3 Kies 100 mm
Abdichtung Polymerbitumenbahn zweilagig
Wärmedämmung 140 mm
Gefälledämmung
Dampfsperre
Leicht-/ Stahlbeton 300 mm
4 Leichtbeton / Stahlbeton, Übergang fließend
ineinander gegossen
5 Bodenbelag variabel 30 mm
Estrich 45 mm
Trennlage
Trittschalldämmung 35 mm
Leicht-/ Stahlbeton 300 mm
6 Stahlfenster mit Isolierverglasung
6
7 Bodenbelag variabel 30 mm
Estrich 40 mm
Trennlage
5
Hohlraumbodenplatten 18 mm
Dampfsperre
Hohlraumbodenständer
Wärmedämmung 120 mm
Leicht-/ Stahlbeton 300 mm
8 Trennwandanschluss optional
9 Gehwegplatten anthrazit 400/400/50 mm
Mörtelbett 35 mm
Drainmatte 20 mm
Abdichtung zweilagig
Wärmedämmung 100 mm
Leicht-/ Stahlbeton 300 mm
10 Laubengang WU-Leichtbeton,
Beschichtung / Abdichtung Epoxidharz
11 Geländerpfosten aus gekantetem Blech
zusammengesetzt 60/75 mm, auf Fußplatte
geschweißt, Oberfläche feuerverzinkt, mit Stahl-
seilnetz bespannt
12 Betonwerkstein orange pigmentiert 80 mm
11 Sandbett 90 mm
7 Dränschicht 40 mm
Abdichtung Polymerbitumenbahn mehr-
lagig 20 mm
Dämmung 120 mm
Dampfsperre
Stahlbeton 30 mm
12
dd
253
Glas
Veldhoven, NL 2002
Architekten:
MVRDV, Rotterdam
Winy Maas, Jacob van Rijs, Nathalie de Vries
Mitarbeiter:
Anet Schurink, Duzan Doepel, Jeroen aa
Zuidgeest, Ebami Tom, Ulrika Connheim,
Pieter Kleinmann
Glaskonstruktion:
Gakon B.V., Wateringen
º proarchitectura 02 / 2004
254
Beispiel 22
2
3
4 5
12
Schnitt • Grundriss
Maßstab 1:500
Vertikalschnitt
9 Maßstab 1:5
1 Polycarbonat-
Dreistegplatte
transparent 16 mm
2 Abdichtung PVC
3 Regenrinne Aluminum-
Strangpressprofil
4 Dichtung EPDM
5 Träger Stahlprofil
fi 70/70/4 mm
6 Fassadenriegel Stahl-
profil fi 80/50/3 mm
7 Isolierverglasung
ESG 4 + SZR 8 +
ESG 4 mm
8 Fassadenriegel Stahl-
10 rohr ¡ 80/50/3 mm
11 9 Lüftungsflügel
10 Anpressprofil PVC
50 mm
11 Stütze Stahlrohr
¡ 200/100/8mm
12 Fachwerkträger
bb
255
Naturstein
110 kV Schaltanlage
Berlin, D 1999
Architekten:
Assmann Salomon und Scheidt, Berlin
Mitarbeiter:
Frank Kasprusch, Burkhart von Franqué
Tragwerksplanung:
Hildebrand und Sieber, Berlin
Bauherr: BEWAG, Berlin
º Bauwelt 13 / 2000
db 07 / 2000
de Architect 06 / 2002
aa
256
Beispiel 23
2 4
5
3 2 dd
Grundrisse 3. Obergeschoss •
Erdgeschoss • Schnitt
6 5 Maßstab 1:500
Vertikalschnitte
Maßstab 1:20
d d 1
Traganker Edelstahl
2
Kies
Abdichtung
Wärmedämmung 160 mm
Gefälleestrich
Stahlbeton 220 mm
3 Basaltlava geschliffen
40 mm
Hinterlüftung 30 mm
Wärmedämmung
bb Mineralfaser 80 mm
Stahlbeton 250 mm
4 Halteanker Edelstahl
5 Structural Glazing aus ESG
8 mm auf Aluminiumrahmen
6 Aluminiumfenster thermisch
getrennt mit Isoliervergla-
sung, 6 + SZR 16 + 6 mm
7 Türkranz Stahlbeton
8 Türverblendung
Aluminiumlamellen
9 Aluminiumtür, thermisch
getrennt, gedämmt 65 mm
10 Bodenaufbau Treppenhaus:
Betonwerkstein 30 mm
Mörtelbett 20 mm
Zementestrich 55 mm
7 Abdichtung
Sohlplatte Stahlbeton
1000 mm
9 8
10
cc
257
Glas
Berlin, D 2004
Architekten:
Sauerbruch Hutton, Berlin
Matthias Sauerbruch, Louisa Hutton,
Jens Ludloff, Juan Lucas Young
Mitarbeiter:
Sven Holzgreve, Jürgen Bartenschlag (Projekt-
leitung); Lara Eichwede, Daniela McCarthy,
Florian Völker (Bauleitung);
Marcus Hsu, Konrad Opitz (Wettbewerb)
Tragwerksplanung:
Arup, Berlin
º Detail 10/2004 b b
d
d
a
aa bb
258
Beispiel 24
1 2 6 7 8 9 10 11
13
12
cc
259
Glas
4
5
6
Vertikalschnitt Glaslamellenfassade
Maßstab 1:20
13
15
14 16
dd
260
Beispiel 25
Tribünenüberdachung
Hamburg, D 1997
Architekten:
Schweger + Partner, Hamburg
Mitarbeiter:
Paul J. Schüler
Marc Bogaczynski, Jutta Dülsen,
Volker Petters, Gerhard Vester
Tragwerksplanung:
Sobek + Rieger, Stuttgart
261
Membranen
3
1
5 6
12 11
7
10
9
262
Beispiel 25
15
c
c
13 14 16
bb
1 Stahlseil Ø 87 mm
2 Ringseile 4x Ø 58 mm
3 Umlenkrolle
4 Obergurt Seilbinder, Stahlseil
Ø 70 mm
5 Luftstütze Stahlrohr
323,9 x 17,5 mm
6 Stahlseil Ø 16 mm
7 Stahlseil Ø 79 mm
8 Regenrinne
9 Ringseile 4x Ø 79 mm
10 Stahlseil Ø 9 mm
11 Untergurt Seilbinder,
2x Stahlseil Ø 37 mm
12 Fahrantrieb
13 Zentralnabe, Stahlblech
13 ¡ 50 mm
14 Augblech ¡ 40 mm
15 Ring Stahlblech ¡ 40 mm
16 innere Membran, Polyester-
gewebe 1,2 mm,
PVC-beschichtet,
gefalteter Zustand
cc
263
Glossar: Physikalische Stoffkenngrößen
Physikalische
Stoffkenngrößen
264
Glossar: Physikalische Stoffkenngrößen
Wärmespeicherfähigkeit QSP [Wh / m2K] Wasseraufnahmekoeffizient w [kg / m2 h0,5] Die Klasse B der brennbaren Baustoffe gliedert sich in
Die Wärmespeicherfähigkeit gibt Auskunft über die Der Wasseraufnahmekoeffizient ist eine Maßzahl zur schwer entflammbare (B1), normal entflammbare (B2)
Fähigkeit von Baustoffen Wärme zu speichern. Sie Beschreibung des Wasseraufnahmevermögens von Bau- und leicht entflammbare (B3) Baustoffe.
errechnet sich aus dem Produkt der spezifischen Wärme- stoffen und Beschichtungen, die mit flüssigem Wasser in Die europäische Normung (DIN EN 13 501-1) unterschei-
kapazität c, der Rohdichte ρ und der Dicke d des Kontakt stehen. Durch regelmäßiges Wiegen der betref- det für nicht brennbare Baustoffe die Brennbarkeitsklas-
betrachteten Baustoffs (QSP= c ≈ ρ ≈ d). In der Regel fenden Proben erhält man eine Kurve für die Wasserauf- sen A1 und A2. Die brennbaren Baustoffe sind in die
haben Materialien mit hohem Dämmwert eine geringere nahme in Abhängigkeit von der Eintauchzeit. Alternativ Klassen B bis F gegliedert. Das europäische Klassifizie-
Speicherfähigkeit als Materialien mit schlechtem Dämm- wird oft der w24-Wert angegeben, d.h. die ermittelte Was- rungssystem regelt zusätzlich zum Brandverhalten die
wert. Eine hohe Speicherfähigkeit wirkt sich positiv auf seraufnahme nach 24-stündigem Eintauchen. Brandnebenerscheinungen. Jeweils drei Klassen mit
das Raumklima aus, da sie Temperaturspitzen ausglei- Angaben zur Rauchentwicklung (smoke release rate: s1,
chen kann und damit zu hohe Temperaturschwankungen Volumenbezogener Feuchtegehalt Ψ [-] s2, s3) und zur brennenden Abtropfbarkeit (d0, d1, d2)
vermeiden hilft. Der volumenbezogene Feuchtegehalt ist die prozentuale sind festgelegt. Die Klassifizierung kann nach nationaler
Angabe des Quotienten aus dem Volumen des verdampf- bzw. europäischer Norm erfolgen (Abb. E 1.2). Im Buch
Thermischer Längenausdehnungskoeffizient α [K-1] baren Wassers und dem Volumen des betrachteten wird wegen noch nicht vollständiger Harmonisierung auf
Der thermische Längenausdehnungskoeffizient gibt an, Stoffs. Letzteres kann entweder auf den feuchten oder DIN 4102 zurückgegriffen.
um welchen Betrag sich ein fester Körper im Verhältnis trockenen Zustand bezogen werden. Daher muss der
zur gesamten Länge bei einer Temperaturänderung im Bezug bei der Angabe des jeweiligen Feuchtegehalts mit
baupraktischen Bereich (in der Regel - 50 °C bis + 80 °C) aufgeführt werden.
von 1 K vergrößert oder verkleinert. Akustische Stoffkenngrößen
Massebezogener Feuchtegehalt u [-]
Wärmedurchgangskoeffizient U (U-Wert) [W / m2K] Der massebezogene Feuchtegehalt ist die prozentuale Längenbezogener Strömungswiderstand r [kPa s / m2]
Der U-Wert definiert jene Wärmemenge, welche durch Angabe des Quotienten aus der Masse des verdampf- Der längenbezogene Strömungswiderstand ist eine von
1 m2 eines Bauteils hindurchgeht, wenn der Temperatur- baren Wassers und der Masse des betrachteten Stoffs. der Schichtdicke unabhängige Materialeigenschaft für
unterschied der beiderseits angrenzenden Luftschichten Letztere kann entweder auf den feuchten oder trockenen einen schallabsorbierenden Baustoff. Speziell für die
1 K beträgt und dabei die Wärmeübergangswiderstände Zustand bezogen werden. Daher muss der Bezug bei der Hohlraumdämmung darf der längenbezogene Strö-
zwischen Luftschichten und Bauteilmaterial berück- Angabe des jeweiligen Feuchtegehalts mit aufgeführt mungswiderstand nicht zu gering sein (> 5 kPa s / m2),
sichtigt werden. Der U-Wert ist zur Ermittlung der Trans- werden. damit Schallwellen gut absorbiert werden.
missionswärmeverluste erforderlich.
Ausgleichsfeuchte [-] (bei 20 °C und 65 % relativer Schallabsorptionsgrad αs [-]
Wärmedurchgangswiderstand R [m2K / W] Luftfeuchte) Bei Schwingungen in Gasen, Flüssigkeiten und Festkör-
Der Wärmedurchgangswiderstand setzt sich aus dem Die gemessene Materialfeuchte zeigt an, wie viel Wasser pern wird ein Teil der Bewegungsenergie irreversibel in
Wärmedurchlasswiderstand eines Bauteils und den in Prozent in einem Material vorhanden ist. Ändert sich Wärme umgewandelt. Diesen Vorgang nennt man
Wärmeübergangswiderständen innen und außen das umgebende Klima, ändert sich auch der Wasserge- Absorption. Der Schallabsorptionsgrad bezeichnet das
zusammen. Er ist der Kehrwert des Wärmedurchgangs- halt. Die Materialfeuchte bei 20 °C und 65 % relativer Verhältnis aus nicht reflektierender und auftreffender
koeffizienten. Luftfeuchte, die sich nach einer gewissen Zeit einstellt, Schallenergie. Bei vollständiger Absorption ist αs = 1, bei
wird als Ausgleichsfeuchte bezeichnet. vollständiger Reflexion ist αs = 0. Der Schallabsorptions-
grad eines Schallabsorbers ist frequenzabhängig und
Quell- und Schwindmaß ε [-] wird mit Terzbandfiltern im Frequenzbereich von 100–
Hygrische Stoffeigenschaften Das Quell- und Schwindmaß gibt die prozentuale Volu- 5000 Hz bestimmt.
menänderung des unbelasteten Materials während der
Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl µ [-] Wasseraufnahme bzw. der Austrocknung an. Dabei wird Dynamische Steifigkeit s [MN / m2]
Das Maß für die Dampfdichtheit eines Baustoffs ist angenommen, dass der Quell- bzw. der Schwindvorgang Als dynamische Steifigkeit wird der Widerstand einer
die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl. Sie ist durch eventuell im Material wirkende Spannungen nicht Feder gegen eine Wechselkrafteinwirkung bezeichnet. Im
eine Vergleichszahl, die angibt, um wie viel der Wider- beeinflusst wird. Bei inhomogenen Werkstoffen wie Holz Allgemeinen ist die dynamische Steifigkeit größer als die
stand gegen Wasserdampfdiffusion einer Schicht ist eine Unterscheidung in die drei Hauptrichtungen zu Steifigkeit unter statischer Krafteinwirkung. Bei schall-
größer ist als in einer gleich dicken Luftschicht. Der berücksichtigen: tangential, radial zu den Jahresringen dämmenden Systemen wird die Feder z.B. aus dem ein-
Wasserdampfdiffusionswiderstand vieler Baustoffe und parallel zur Holzfaser. geschlossenen Luftpolster zwischen zwei abdeckenden
variiert mit der Änderung von Temperatur und Feuchte. Schalen oder der elastischen Dämmschicht unter einer
Hieraus resultiert ein unterer und oberer Grenzwert der Estrichplatte gebildet.
Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl (z.B. Vollziegel:
μ = 5 / 10). Brandschutztechnische Eigenschaften
Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke Baustoffklasse [A–B], Brennbarkeitsklasse [A–F] Chemische Stoffeigenschaften
sd (sd-Wert) [m] Für die Entstehung und Ausbreitung von Feuer spielt die
Die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl berücksich- Brennbarkeit eines Baustoffes eine wesentliche Rolle. pH-Wert [-]
tigt – ähnlich wie die Wärmeleitfähigkeit – als reine Materi- DIN 4102-1 teilt Baustoffe entsprechend ihrem Brandver- Der pH-Wert ist ein Maß für den »Säuregrad« eines Bau-
alkenngröße noch keine Schichtdicken des Baustoffs. halten in Baustoffklassen ein. Zur Baustoffklasse A gehö- stoffs. Er entspricht dem negativen dekadischen Loga-
Erst die Multiplikation mit der Dicke des Bauteils stellt den ren die nicht brennbaren Baustoffe. Baustoffe der Klasse rithmus der Konzentration der H3O+-Ionen. Der neutrale
Bezug zum Diffusionswiderstand des Bauteils her, der als A1 müssen in ihrer Zusammensetzung vollständig pH-Wert liegt bei 7, Säuren und alkalische Stoffe befin-
diffusionsäquivalente Luftschichtdicke bezeichnet wird unbrennbar sein, während Baustoffe der Klasse A2 in den sich dann im Gleichgewicht. Je niedriger der pH-
(sd = d ≈ μ). geringem Maße brennbare Bestandteile enthalten dürfen. Wert, umso größer ist der Säuregehalt eines Baustoffs.
265
Glossar: Physikalische Stoffkenngrößen
Güteprüfung
bauaufsichtliche Zusatzforderungen Brennbarkeitsklasse Baustoffklasse Während des Betoneinbaus muss eine Güteprüfung
Benennung nach DIN EN 13501-1 nach DIN 4102-1 den Nachweis erbringen, dass die Zusammensetzung
kein Rauch
kein brenn.
266
Glossar: Physikalische Stoffkenngrößen
Kenngrößen für Bitumen Minderung der Biegefestigkeit. Daraus folgt, dass der - dargestellt, Stoffe mit einem großen Bestreben Elektronen
Begriff Biegefestigkeit nur statistisch über einen zulässi- aufzunehmen (z.B. Chlor) erhalten ein positives Vor-
Nadelpenetration [1 / 10 mm] gen Wert der Bruchwahrscheinlichkeit definiert werden zeichen.
Die Nadelpenetration (Nadeleindringtiefe) beschreibt die kann. Bei vorgegebener Spannung hängt die Bruch-
Bitumenhärte und gibt die Eindringtiefe einer Nadel mit wahrscheinlichkeit von der Größe der auf Zug bean- Streckgrenze Re [N / mm2]
einem Durchmesser von 1,01 mm bei 25 °C unter einer spruchten Oberfläche und der Dauer der Beanspruchung Die Streckgrenze gibt die Grenze an, bis zu der duktile
Auflast von 1,0 N während 5 s Belastungszeit in ab. Werkstoffe bei einachsigem und momentenfreiem Zug
1 / 10 mm an. ohne bleibende plastische Verformung gestreckt werden
Temperaturbeständigkeit von Glas [°C] können. Bei Überschreiten der Streckgrenze kehrt das
Erweichungspunkt Ring und Kugel [°C] Unter der Temperaturbeständigkeit von Verglasungen Material nach Entlastung nicht mehr in die ursprüngliche
Die Erweichungspunkttemperatur wird gemessen, wenn fasst man die thermischen Eigenschaften von Gläsern Form zurück, d.h. es verbleibt eine plastische Probenver-
die Bitumenfüllung eines Rings eine definiert große Ver- zusammen. Dies ist zum einen die maximale Gebrauchs- längerung.
formung durch einen Erwärmungsvorgang unter der temperatur von vorgespannten Gläsern ϑmax sowie die Für technische Werkstoffe wird in der Regel nicht die
Belastung einer Stahlkugel erlitten hat. Beständigkeit gegen Temperaturdifferenzen Δϑ über die Streckgrenze, sondern die 0,2 %-Dehngrenze RP 0,2
Scheibenfläche. Die bekannten Richtwerte, die auch in angegeben.
Brechpunkt nach Fraaß [°C] verschiedenen Normen niedergelegt sind, resultieren aus
Als Brechpunkt nach Fraaß wird diejenige Temperatur Erfahrungen; ein allgemein anerkanntes, praxisgerechtes Dehngrenze RP [N / mm2]
bezeichnet, bei der eine auf ein Stahlplättchen aufge- Prüfverfahren gibt es zurzeit nicht. Als Dehngrenze eines Werkstoffs bezeichnet man diejeni-
schmolzene Bitumenschicht unter festgelegten Bedin- ge mechanische Spannung, die bei einer nichtproportio-
gungen bei gleichmäßiger Abkühlung bricht oder Risse nalen Dehnung zu einer bestimmten plastischen Verfor-
bekommt, wenn diese gebogen wird. mung führt. Die 0,01 %-Dehngrenze bezeichnet man als
Kenngrößen für Metall technische Elastizitätsgrenze. Daneben werden in der
Anwendung üblicherweise die 0,2 %-Dehngrenze
Elektrochemische Spannungsreihe [-] (RP 0,2) oder die 1 %-Dehngrenze (RP 1,0) bestimmt.
Kenngrößen für Glas In der elektrochemischen Spannungsreihe sind Stoffe
nach der Stärke ihres Bestrebens angeordnet, Elektronen
Biegefestigkeit von Glas [N / mm2] abzugeben (Reduktionsmittel) bzw. aufzunehmen (Oxida- E 1.1 Mohs’sche Härteskala
Die Biegefestigkeit von Glas ist kein Materialkennwert, ihr tionsmittel). E 1.2 Klassifizierung des Brandverhaltens
Messwert wird durch die Beschaffenheit der Oberflächen Stoffe, die ein großes Bestreben zur Elektronenabgabe E 1.3 physikalische Einheiten und ihre Umrechnung
beeinflusst. Oberflächenverletzungen führen zu einer haben (z.B. Natrium), werden mit negativem Vorzeichen E 1.4 Umrechnungsfaktoren für SI-Vorsätze
Größe Einheit weitere Einheiten Beziehung zwischen den Einheiten SI-Vorsätze Zeichen Faktor
yokto y 10-24
Dichte ρ [kg / m3] – ρ = γ / gErde gErde = 9,81 N / kg
zepto z 10-21
Wichte γ [N / m3] – γ = ρ ≈ gErde atto a 10-18
Energie Joule [J] Wattsekunde [Ws] 1 J = 1 Ws femto f 10-15
Kilowattstunde [kWh] 1 J = 2,778 ≈ 10-7 kWh piko p 10-12
Kalorie [cal] 1 J = 0,239 ≈ cal
Elektronenvolt [eV] 1 J = 6,242 ≈ 1018 eV nano n 10-9
Steinkohleeinheit [SKE] 1 J = 3,412 ≈ 10-7 SKE mikro μ 10-6
267
Glossar: Schadstoffe
268
Glossar: Schadstoffe
durch die Gefahrstoffverordnung seit 1995 als krebserre- abgase oder industrielle Prozesse. Sie treten nie als Ein- finden sind. Bis spätestens 2011 müssen PCB und PCB-
gende Stoffe eingestuft (TRGS 905). Die Bewertung zelstoffe, sondern immer in Form komplexer Gemische haltige Geräte bis auf wenige Ausnahmen beseitigt wer-
erfolgt anhand der Biobeständigkeit (Löslichkeit), die u.a. auf. Messungen in Feststoffen umfassen in der Regel 16 den.
durch die Rezeptur der Schmelzen beeinflusst wird. Als einzelne PAK, die von der amerikanischen Umweltbehör-
Maß wurde der so genannte Kanzerogenitätsindex KI ein- de EPA festgelegt wurden; als Leitstoff gilt das BaP Radon
geführt. Stoffe mit einem (Benzo-a-pyren). Radon ist ein Edelgas mit ausschließlich radioaktiven Iso-
In hohen Konzentrationen sind PAK meist in Produkten topen. Als Zwischenprodukt der Zerfallsreihen von Uran
• KI < 30 gelten als krebserzeugend, enthalten, die unter Verwendung von Steinkohlenteeren, und Radium tritt es natürlicherweise aus dem Boden aus
• KI 30–40 stehen unter Verdacht auf krebserzeugendes - ölen und -pechen hergestellt werden. Dazu gehören und dringt von unten in Gebäude ein. Vor allem in neue-
Potenzial, Carbolineen, Asphalt-Fußbodenplatten und Teerkleber. ren, aus Gründen der Energieeinsprung besonders dicht
• KI > 40 werden als nicht krebserzeugend eingestuft. Auch Bitumen, das durch eine schonende Aufbereitung gebauten Häusern reichert sich das Radon in der Raum-
von Erdöl entsteht, enthält PAK – allerdings nur in Spuren, luft an und kann Lungenkrebs verursachen. Die Bodenbe-
Bei KMF-Produkten aus der Zeit vor 1995 muss immer sofern keine Mischung mit Teer vorliegt. Als besonders lastungen sind geographisch sehr unterschiedlich; sie
von krebserzeugenden Eigenschaften ausgegangen wer- kritisch sind Anstriche auf Teerölbasis zur Abdichtung können in Deutschland einem Radonkataster des Bundes-
den. Beim Umgang mit diesen KMF sind die länderspezi- (Basisabdichtung, Nassräume, Dächer), teerölgetränkte amts für Strahlenschutz entnommen werden. Betroffene
fischen Arbeitsschutzregelungen zu beachten. Pappen (Dachpappen, Isolationspappen für Starkstrom- Gebäude müssen von unten entsprechend mit einer
kabel und Heizungsrohre), Kleber für Parkett, Gussas- radondichten Kunststoff- oder Bitumenbahn abgedichtet
MKW phalt sowie Holzschutzmittel einzustufen. Zahlreiche PAK werden. Bei einer Raumbelastung von mehr als
Mineralkohlenwasserstoffe bezeichnen die Gruppe der wirken nachweislich krebserzeugend, mutagen, immun- 250 Bq / m3 sollten Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
aus Erdöl oder Kohle gewonnenen flüssigen Destillations- toxisch, lebertoxisch und schleimhautreizend. Dabei sind die Kellergeschosse zu den Obergeschossen
produkte. Ölbelastungen (Diesel, Heizöl, Schmieröl) in dichter abzuschließen und separat zu belüften.
Wohngebäuden sind schon aus hygienischen Gründen PCP
nicht erwünscht, und bei Kontaminationen jüngeren Pentachlorphenol, eine Verbindung aus der Gruppe der VOC
Datums kommt es zu starken Geruchsexpositionen. Chlorphenole, ist im Normalzustand ein farbloser Feststoff Volatile organic Compounds sind lösliche (und damit
Außerdem führen ölbelastete mineralische Bauteile zu und wirkt fungizid. Bis es 1989 in Deutschland verboten emissionsfähige) organische Substanzen. Nach ihrem Sie-
enormen baulichen Schwierigkeiten, da Öl Materialien wurde, fand es in Desinfektions- und ∫ Holzschutzmitteln depunkt unterscheidet man verschiedene Gruppen:
trennt und somit die Haftung zerstört. Als unbedenklich Verwendung. In anderen Ländern wird es in der Textil-
gilt ein MKW-Gehalt von weniger als 100 mg pro Kilo- und Kosmetikindustrie immer noch eingesetzt. PCP wirkt • VVOC (very volatile organic compounds): 0–50 °C
gramm Baustoff. Ab einer Belastung von 1000 mg / kg Öl ökotoxisch. Für den Menschen ist eine Toxizität beobach- • VOC: 50–250 °C
im Baustoff handelt es sich bei einem Abriss um beson- tet, aber noch nicht abschließend bewertet. Die Substan- • SVOC (semi volatile organic compounds): 250–380 °C
ders überwachungsbedürftige Bauabfälle. Ölbelastete zen können zu Lungenödemen führen sowie Leber, Nie- • TVOC (total volatile organic compounds): Summe aller
Bauteile oder Materialien sollten grundlegend aus Innen- ren, Herz und Knochenmark schädigen. Zudem sind sie Gruppen
räumen entfernt werden. neurotoxisch.
Damit werden alle Substanzen von leicht flüchtigen orga-
MVOC PCB nischen Lösemitteln bis zu schwer flüchtigen Weichma-
Microbial volatile organic compounds sind flüchtige bio- Polychlorierte Biphenyle, eine Gruppe von 209 chemi- chern aus Kunststoffen, Fettsäuren usw. berücksichtigt.
organische Verbindungen – Alkohole, Ketone, Ester und schen Verbindungen aus Biphenyl und Chlor (so genann- Bei dem üblichen Messvorgang werden ca. 160–180 Ein-
aromatische Verbindungen – aus dem Stoffwechsel von te PCB-Kongenere), werden seit ca. 1929 künstlich her- zelsubstanzen ausgewertet. Die Gruppeneinteilung der
Pilzen, u.a. aus Schimmelpilzen. Vor allem in Innenräu- gestellt. Wegen ihrer technisch interessanten Eigenschaf- TVOC erfolgt entsprechend der chemischen Stoffgruppen-
men werden MVOC belastende Effekte für die Gesund- ten – schwer entflammbar, beständig und widerstandsfä- bezeichnungen (Abb. E 2.1).
heit zugeschrieben. Die MVOC-Spektren vieler Schimmel- hig gegen Säuren und Laugen – wurden sie vielfältig ver- Nach einer Empfehlung des Umweltbundesamts in
pilze sind noch nicht abschließend untersucht. Ein Sanie- wendet, z.B. als elektrische Isolatoren in Transformatoren Deutschland soll für die Gesamtkonzentration von TVOC
rungs- und Handlungsbedarf ergibt sich jedoch bereits und Kondensatoren, als Weichmacher in Kunststoffen, in im Innenraum ein Wert unter 0,3 mg / m3 Raumluft ange-
aufgrund der mit dem Vorkommen von MVOC zwangsläu- Dichtungsmaterialien für Gebäudedehnfugen sowie in strebt werden. In neu erstellten Gebäuden sollte die
fig verknüpften Anwesenheit von Schimmelpilzen. Hydraulikanlagen. Die Produktion und Verwendung von TVOC-Konzentration im ersten Jahr 1–2 mg / m3 nicht über-
PCB wurde nach schweren Massenvergiftungen (1968 schreiten. Davon ausgenommen sind einzelne Substanzen
PAK Japan, 1969 Taiwan) 1989 in Deutschland mit wenigen innerhalb der VOC, die einer spezifischen Regelung durch
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sind eine Ausnahmen verboten (PCB-Verbotsverordnung, heute die Empfehlungen zu Richtwerten für die Innenraumluft
Gruppe von mehr als 100 Einzelverbindungen, die bei Gefahrstoffverordnung). Die Verwendung PCB-haltiger (RWI-Werte) der Innenraumluft-Kommission in Deutsch-
der Erhitzung bzw. Verbrennung von organischen Materi- Kondensatoren wurde allerdings erst 2000 grundsätzlich land unterliegen – z.B. Naphtalin, Styrol, Toluol oder
alien unter Sauerstoffmangel entstehen, etwa durch Auto- untersagt, sodass sie auch in moderneren Gebäuden zu Dichlormethan.
269
Verordnungen, Richtlinien, Normen
Verordnungen, Richtlinien, DIN EN ISO 14 043 Umweltmanagement. Ökobilanz. Aus- DIN V 4165 Porenbetonsteine, Plansteine und Planele-
wertung. 2000-7 mente. 2003-6
Normen ISO 21 930: Sustainable Building – Environmental Decla- DIN 4166 Porenbeton-Bauplatten und Porenbeton-Plan-
ration of Building Products bauplatten. 1997-10
ISO 21 931: Sustainable Building – Assessment of Impact DIN V 18 152 Vollsteine und Vollblöcke aus Leichtbeton.
Die EU hat für eine Anzahl von Produkten Richtlinien from Buildings 2003-10
erlassen, um insbesondere Sicherheit und Gesundheit ISO 21 932: Buildings and constructed Assets – Termino- DIN V 18 153 Mauersteine aus Beton (Normalbeton).
der Anwender zu gewährleisten. Diese Richtlinien müs- logy related to Sustainability 2003-10
sen in den Mitgliedsstaaten in verbindliche Gesetze und DIN 276 Kosten im Hochbau. 1993-6 DIN EN 520 Gipsplatten. Begriffe, Anforderungen und
Verordnungen umgesetzt werden. DIN EN 13 829 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäu- Prüfverfahren. 2005-3
Die Richtlinien selbst enthalten keine technischen Details, den. Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäu- DIN EN 12 859 Gips-Wandbauplatten. 2001-11
sondern nur verbindliche grundlegende Anforderungen. den. 2001-1 DIN 18 181 (Norm-Entwurf) Gipsplatten im Hochbau.
Die technischen Werte dafür sind in zugeordneten techni- DIN EN ISO 10 211 Wärmebrücken im Hochbau. Wärme- 2004-8
schen Regeln und in Form von europaweit harmonisierten ströme und Oberflächentemperaturen. 1995-11 DIN V 18 550 Putz und Putzsysteme. 2005-4
Normen (EN-Normen) festgelegt. DIN EN ISO 7730 Gemäßigtes Umgebungsklima. Ermitt- DIN EN 998-1 Festlegungen für Mörtel im Mauerwerks-
Allgemein stellen technische Regeln Arbeitshinweise und lung des PMV und des PPD und Beschreibung der bau. Teil 1 Putzmörtel. 2003-9
Hilfsmittel für den Arbeitsalltag dar. Sie sind keine Bedingungen für thermische Behaglichkeit. 1995-9 DIN EN 998-2 Festlegungen für Mörtel im Mauerwerks-
Rechtsvorschriften, sondern geben Entscheidungshilfen, SIA 180 Wärme- und Feuchteschutz im Hochbau. 1999 bau. Teil 2 Mauermörtel. 2003-9
bilden eine Richtschnur für einwandfreies technisches DIN V ENV 13 419 Bauprodukte. Bestimmungen der Emis- DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen. 1998-5
Vorgehen und / oder konkretisieren Inhalte von Verord- sion von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC).
nungen. Grundsätzlich steht die Anwendung der techni- 1999-10 Bitumenhaltige Baustoffe
schen Regeln jedermann frei. Erst wenn diese in Geset- ISO / TC / 59 DIN EN 12 597 Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel.
zen, Verordnungen oder Vorschriften vorgesehen sind, Terminologie. 2001-1
werden sie rechtsverbindlich (z.B. im Baurecht) – oder DIN EN 12 591 Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel.
wenn vertraglich die Verbindlichkeit einzelner Normen Teil B Baustoffeigenschaften Anforderungen an Straßenbaubitumen. 2000-4
zwischen den Vertragspartnern festgelegt wird. DIN 1995-4 (Norm-Entwurf) Bitumen und bitumenhaltige
Zu den technischen Regeln gehören u.a. DIN-Normen, Naturstein Bindemittel. Anforderungen an die Bindemittel. Teil 4:
VDI-Richtlinien und die als Regeln der Technik bezeich- DIN 4108 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Kaltbitumen. 2005-1
nenten Werke (z.B. Technische Regeln für Gefahrstoffe Gebäuden. 2003-7 DIN 18 195 Bauwerksabdichtungen. 2000-8
TRGS). DIN EN 12 524 Wärme- und feuchteschutztechnische DIN 52 130 Bitumen-Dachdichtungsbahnen. 1995-11
Die Normen unterscheiden sich in Produkt-, Anwen- Eigenschaften. Tabellierte Bemessungswerte. 2000-7 DIN 52 131 Bitumen-Schweißbahnen. 1995-11
dungs- und Prüfnormen. Oftmals beziehen sie sich nur DIN 52 132 Polymerbitumen-Dachdichtungsbahnen.
auf eine spezifische Material- oder Produktgruppe. Die- Lehmbaustoffe 1996-5
sen Normen liegen entsprechende Prüf- und Rechen- DIN 4022-3 Baugrund und Grundwasser. Benennen und DIN 52 133 Polymerbitumen-Schweißbahnen. 1995-11
methoden für die jeweiligen Materialien zugrunde. Beschreiben von Boden und Fels. Schichtenverzeichnis DIN 52 143 Glasvlies-Bitumendachbahn. 1985-8
Grundsätzlich gilt immer die neueste Version einer Norm, für Bohrungen. 1982-5 DIN 18 190-4 Dichtungsbahnen für Bauwerksabdichtung.
die dem Stand der Technik entsprechen soll. Eine neue DIN 52 611 Bestimmung des Wärmedurchlasswiderstan- Dichtungsbahnen mit Metallbandeinlage. 1992-10
oder überarbeitete Norm wird in Form eines Norment- des von Bauteilen. 1991-1
wurfs öffentlich zur Diskussion gestellt, um später als DIN 52 612 Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit mit dem Holz und Holzwerkstoffe
Norm verabschiedet zu werden. Plattengerät. Wärmedurchlasswiderstand. 1979-9 DIN EN 350 Dauerhaftigkeit von Vollholz. 1994
Welchen Ursprung und Einflussbereich eine Norm hat, DIN EN 338 Bauholz für tragende Zwecke. Festigkeits-
lässt sich aus ihrer Bezeichnung ersehen: DIN plus Zähl- Keramische Baustoffe klassen
nummer (z.B. DIN 4108) besitzt überwiegend nationale DIN 105 Mauerziegel. 1984-5 DIN EN 1912 Bauholz für tragende Zwecke. Festigkeits-
Bedeutung (Entwürfe werden mit »E« und Vornormen mit DIN 4172 Maßordnung im Hochbau. 1955-7 klassen. Zuordnung von visuellen Sortierklassen und
»V« gekennzeichnet). Bei DIN EN plus Zählnummer (z.B. DIN 278 Tonhohlplatten (Hourdis) und Hohlziegel. 1987-9 Holzarten. 1998-8
DIN EN 572) handelt es sich um die deutsche Ausgabe DIN 4159 Ziegel für Decken und Vergusstafeln. Statisch DIN 4074-2 Bauholz für Holzbauteile. Gütebedingungen
einer europäischen Norm, die unverändert von der euro- mitwirkend. 1999-10 für Baurundholz (Nadelholz). 1958-12
päischen Normungsorganisation CEN übernommen DIN 4160 Ziegel für Decken. Statisch nicht mitwirkend. DIN 4074-3 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit.
wurde. Bei DIN EN ISO (z.B. DIN EN ISO 18 064) spiegelt 2000-4 2003-6
sich der nationale, europäische und weltweite Einflussbe- DIN EN 539 Tondachziegel für überlappende Verlegung. DIN 1052 Entwurf, Berechnung und Bemessung von
reich wider. Auf Grundlage einer Norm der internationa- 1998-7 Holzbauwerken. 2004-8
len Normungsorganisation ISO wurde eine europäische DIN EN 295 Steinzeugrohre und Formstücke sowie Rohr- DIN EN 13 986 Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bau-
Norm erarbeitet, die als DIN-Norm übernommen wurde. verbindungen für Abwasserleitungen und -kanäle. wesen. 2005-3
Bei DIN ISO (z.B. DIN ISO 21 930) handelt es sich um 1999-5 DIN EN 312 Spanplatten. 2003-11
eine unveränderte Übernahme einer Norm der ISO als DIN EN 14 411 Keramische Fliesen und Platten. 2004-3 DIN EN 622 Faserplatten Anforderungen. 1997-8
nationale Norm. DIN 18 156 Stoffe für keramische Bekleidungen im Dünn- DIN EN14 755 (Norm-Entwurf) Spanplatten nach dem
Die nachfolgende Zusammenstellung ist eine Auswahl bettverfahren. 1980-7 Strangpressverfahren (Strangpressplatten).
von Verordnungen, Richtlinien und Normen, die den DIN 4108 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in DIN EN 13 171 / A1 Wärmedämmstoffe für Gebäude.
Stand der Technik für Baustoffe und Baustoffanwendun- Gebäuden. 2003-7 Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzfasern
gen widerspiegelt (September 2005). (WF).2004-8
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln DIN 68 800-2 Holzschutz. Teil 2: Vorbeugende bauliche
DIN 1168 Baugipse. 1986-1 Maßnahmen im Hochbau. 1996-5
Teil A Material und Architektur DIN EN 459 Baukalk. 2002-2 DIN 68 800-3 Holzschutz. Teil 3: Vorbeugender chemi-
DIN EN 197 Zement. 2004-8 scher Holzschutz. 1990-4
Der kritische Weg zur nachhaltigen Bauweise DIN EN 13 279 Gipsbinder und Gipstrockenmörtel. DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen. 1998-5
SIA Dokumentation D 0123 – Hochbaukonstruktion nach 1998-7 DIN EN 13 501 Klassifizierung von Bauprodukten und
ökologischen Gesichtspunkten. DIN EN 206-1 Beton. Festlegung, Eigenschaften, Herstel- Bauarten zu ihrem Brandverhalten. 2002-6
SIA Dokumentation D 0200 SNARC – Systematik zur lung und Konformität. 2001-7
Beurteilung der Nachhaltigkeit von Architekturprojekten DIN 4226 Gesteinskörnungen für Beton und Mörtel. Metall
für den Bereich Umwelt. 2004 2001-7 DIN EN 10 027 (Norm-Entwurf) Bezeichnungssysteme für
SIA 480 Wirtschaftlichkeitsrechnung für Investitionen im DIN EN 934 Zusatzmittel für Beton, Mörtel und Einpress- Stähle. 2001-8
Hochbau. 2004 mörtel. Betonzusatzmittel. 2005-6 DIN EN 10 025 Warmgewalzte Erzeugnisse aus Baustäh-
DIN EN 12 878 (Norm-Entwurf) Pigmente zum Einfärben len. 2005-2
Kriterien für die Auswahl von Baustoffen von zement- und / oder kalkgebundenen Baustoffen. DIN EN 1179 Zink und Zinklegierungen. Primärzink.
DIN EN ISO 14 040 Umweltmanagement. Ökobilanz. Prin- 2003-12 2003-9
zipien und allgemeine Anforderungen. 1997-8 DIN 1045 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spann- DIN EN 485-2 Aluminium und Aluminiumlegierungen.
DIN EN ISO 14 041 Umweltmanagement. Ökobilanz. Fest- beton. 2001-7 Teil 2: mechanische Eigenschaften. 2004-9
legung des Ziels und des Untersuchungsrahmens DIN 1053 Mauerwerk. 1996-11
sowie Sachbilanz. 1998-11 DIN EN 771 Festlegungen für Mauersteine. 2005-5 Glas
DIN EN ISO 14 042 Umweltmanagement. Ökobilanz. Wir- DIN V 106 Kalksandsteine. 2003-2 DIN 1249 Flachglas im Bauwesen. 1986-9
kungsabschätzung. 2000-7 DIN 398 Hüttensteine. 1976-6 DIN EN 572 Glas im Bauwesen. Basiserzeugnisse aus
270
Verordnungen, Richtlinien, Normen
Kalk-Natronsilikatglas. 2004-9 DIN EN 988 Zink und Zinklegierungen. Anforderungen an mäßig hergestellte Produkte aus Holzfasern (HF).
DIN EN 13 022 (Norm-Entwurf) Glas im Bauwesen. gewalzte Flacherzeugnisse für das Bauwesen. 1996-8 2001-10
Geklebte Verglasung. 2003-4 DIN EN 1172 Kupfer und Kupferlegierungen. Bänder und DIN EN 18 165 Faserdämmstoffe für das Bauwesen.
DIN EN 14 449 (Norm-Entwurf) Glas im Bauwesen. Bleche für das Bauwesen. 1996-10 2001-9
Verbundglas und Verbundsicherheitsglas. 2002-7 DIN 18 807 Trapezprofile im Hochbau. Stahltrapezprofile. DIN EN 13 171 / A1 Wärmedämmstoffe für Gebäude.
DIN EN ISO 10 077 (Norm-Entwurf) Wärmetechnisches 1987-6 Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzfasern (WF).
Verhalten von Fenstern, Türen und Abschlüssen. 2004-8
Berechnungen des Wärmedurchgangskoeffizienten. DIN 18 195 Bauwerksabdichtungen. 2000-8 DIN 18 195 Bauwerksabdichtungen. 2000-8
DIN 18 531 Dachabdichtungen: Begriffe, Anforderungen, DIN 18 540 Abdichtung von Außenwandfugen im Hoch-
Kunststoff Planungsgrundsätze. 1991-10 bau mit Fugendichtstoffen. 1995-2
DIN EN ISO 1043 Kunststoffe. Kennbuchstaben und DIN EN 13 967 Abdichtungsbahnen. Kunststoff- und Elas- DIN EN 26 927 Fugendichtstoffe. Begriffe. 1991-5
Kurzzeichen. 2002-6 tomerbahnen für die Bauwerksabdichtung gegen DIN 52 460 Fugen- und Glasabdichtungen. 2000-2
DIN ISO 1629 Kautschuk und Latices. Einteilung und Bodenfeuchte und Wasser. 2005-3 DIN 7865 Elastomer-Fugenbänder zur Abdichtung von
Kurzzeichen. 2004-11 DIN EN 13 969 Abdichtungsbahnen: Bitumenbahnen für Fugen in Beton. 1982-2
DIN EN ISO 18 064 Thermoplastische Elastomere. die Bauwerksabdichtung gegen Bodenfeuchte und DIN 18 541 (Norm-Entwurf) Fugenbänder aus thermoplas-
Nomenklatur und Kurzzeichen. 2005-5 Wasser. 2005-2 tischen Kunststoffen zur Abdichtung von Fugen in Ort-
DIN 16 780 Kunststoff-Formmassen. 1988-1 DIN 7864 Elastomer-Bahnen für Abdichtungen. 1984-4 beton. 2005-3
DIN 7726 Schaumstoffe. 1982-5 DIN 16 729 Kunststoffdachbahnen und Kunststoffdich- ETAG 005 Leitlinie für eine europäische technische
DIN EN 923 Klebstoffe. Benennungen und Definitionen. tungsbahnen aus Ethylencopolymerisat-Bitumen (ECB) Zulassung für flüssig aufzubringende Dachabdichtun-
1998-5 mit Gewebeeinlage. 1984-9 gen.
DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen. 1998-5 DIN 16 730 Kunststoffdachbahn aus weichmacherhalti- DIN EN 14 891 (Norm-Entwurf) Flüssig zu verarbeitende
MAK-Werte Maximale Arbeitsplatzkonzentration und gem Polyvinylchlorid (PVC-P) nicht bitumenverträglich. Abdichtungsstoffe im Verbund mit Fliesen und Platten-
biologische Arbeitsstofftoleranzwerte. Deutsche 1986-12 belägen. 2004-5
Forschungsgesellschaft DFG. Weinheim DIN 16 731 Kunststoffdachbahn aus Polyisobutylen (PIB), DIN 4108 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in
Technische Richtlinien für Gefahrstoffe (TRGS). Bundes- einseitig kaschiert. 1986-12 Gebäuden. 2003-7
ministerium für Wirtschaft und Arbeit. 2004-3 DIN 16 737 Kunststoffdachbahnen und Kunststoffdich-
tungsbahnen aus chloriertem Polyethylen (PE-C) mit Installationen
Ökobilanzierung Gewebeeinlage. 1986-12 DIN 1988 Technische Regeln für Trinkwasserinstalla-
DIN EN ISO 14 040 Umweltmanagement. Ökobilanz. DIN 16 935 Kunststoffdichtungsbahnen aus Polyisobuty- tionen (TRWI). 1988-12
Prinzipien und allgemeine Anforderungen. 1997-8 len (PIB). 1986-12 DIN EN 806-1 Technische Regeln für Trinkwasserinstalla-
DIN EN ISO 14 041 Umweltmanagement. Ökobilanz. DIN 16 937 Kunststoffdichtungsbahnen aus weichma- tionen. Teil 1: Allgemeines. 2001-12
Festlegung des Ziels und des Untersuchungsrahmens cherhaltigem Polyvinylchlorid (PVC-P) bitumenverträg- DIN EN 806-2 Technische Regeln für Trinkwasserinstalla-
sowie Sachbilanz. 1998-11 lich. 1986-12 tionen. Teil 2: Planung. 2005-6
DIN EN ISO 14 042 Umweltmanagement. Ökobilanz. DIN EN 12 056 Schwerkraftentwässerungsanlagen inner-
Wirkungsabschätzung. 2000-7 DIN 52 128 Bitumendachbahnen mit Rohfilzeinlage. halb von Gebäuden.
DIN EN ISO 14 043 Umweltmanagement. Ökobilanz. 1977-3 DIN EN 752 Entwässerungssysteme außerhalb von
Auswertung. 2000-7 DIN 52 129 Nackte Bitumenbahnen. 1993-11 Gebäuden.
DIN 52 130 Bitumen-Dachdichtungsbahnen. 1995-11 DIN 18 015 Elektrische Anlagen in Wohngebäuden.
DIN 52 131 Bitumen-Schweißbahnen. 1995-11 DIN 1946 Raumlufttechnik.
Teil C Baustoffanwendungen DIN 52 132 Polymerbitumen-Dachdichtungsbahnen.
1996-5 Wände
Gebäudehülle DIN 52 133 Polymerbitumen-Schweißbahnen. 1995-11 DIN EN 771 Festlegungen für Mauersteine. 2005-5
DIN 1053 Mauerwerk. 1996-11 DIN 18 190-4 Dichtungsbahnen für Bauwerksabdichtung. DIN V 106 Kalksandsteine. 2003-2
DIN V 18 153 Mauersteine aus Beton (Normalbeton). Dichtungsbahnen mit Metallbandeinlage. 1992-10 DIN 18 332 VOB Naturwerksteinarbeiten. 2002-11
2003-10 DIN V 4165 Porenbetonsteine Plansteine und Plan-
DIN 18 516-1 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet. DIN 52 141 Glasvlies als Einlage für Dach- und Dich- elemente. 2003-6
Teil 1: Anforderungen, Prüfgrundsätze. 1999-12 tungsbahnen. 1980-12 DIN 4103 Nichttragende innere Trennwände. 1988-11
DIN 18 516-3 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet. DIN 60 000 Textilien. Grundbegriffe. 1969-1 DIN EN 520 Gipsplatten. Begriffe, Anforderungen und
Teil 3: Naturstein. 1999-12 DIN 4108 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Prüfverfahren. 2005-3
DIN 18 516-4 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet. Gebäuden. 2003-7 DIN 18 181 (Norm-Entwurf) Gipsplatten im Hochbau.
Teil 4: Einscheibensicherheitsglas. 1990-2 DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen. 1998-5 2004-8
DIN EN 13 501 Klassifizierung von Bauprodukten und DIN EN 12 859 Gips-Wandbauplatten. 2001-11
DIN 1249 Flachglas im Bauwesen. 1986-9 Bauarten zu ihrem Brandverhalten. 2002-6 DIN EN 13 915 Gipsplatten und Wandbaufertigtafeln.
DIN EN 13 022 (Norm-Entwurf) Glas im Bauwesen. DIN EN 14 566 (Norm-Entwurf) Mechanische Befesti-
Geklebte Verglasung. 2003-4 Dämmen und Dichten gungsmittel für Gipsplattensysteme. 2002-11
TRAV Technische Richtlinie für die Verwendung von DIN EN 14 063 Wärmedämmstoffe für Gebäude. 2004-11 DIN EN 14 195 Metallprofile für Unterkonstruktionen für
absturzsichernden Verglasungen. 2003-1 DIN EN 13 162 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- leichte, nichttragende Trennwände und Wand- und
TRLV Technische Richtlinie für die Verwendung von mäßig hergestellte Produkte aus Mineralwolle (MW). Deckenbekleidungen mit Gipsplatten. 2201-7
linienförmig gelagerten Verglasungen. 1998-9 2001-10 DIN EN 13 986 Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bau-
DIN EN 13 163 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- wesen. 2005-3
DIN EN 350 Dauerhaftigkeit von Vollholz. 1994 mäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polysty- DIN EN 312 Spanplatten. 2003-11
DIN 68 800-3 Holzschutz. Teil 3: Vorbeugender chemi- rolschaum (EPS). 2001-10 DIN EN 622 Faserplatten Anforderungen. 1997-8
scher Holzschutz. 1990-4 DIN EN 13 164 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- DIN EN14 755 (Norm-Entwurf) Spanplatten nach dem
DIN 17 440 Nichtrostende Stähle. 2001-3 mäßig hergestellte Produkte aus extrudiertem Polysty- Strangpressverfahren (Strangpressplatten).
rolschaum (XPS). 2001-10 DIN 68 762 Spanplatten für Sonderzwecke im Bauwesen.
DIN 18 338 VOB Dachdeckungs- und Dachabdichtungs- DIN EN 13 165 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- 1982-3
arbeiten. 2002-12 mäßig hergestellte Produkte aus Polyurethanhart- DIN 1249 Flachglas im Bauwesen. 1986-9
DIN 68 119 Holzschindeln. 1996-9 schaum (PUR). 2005-2 DIN EN 12 725 Glas im Bauwesen. Wände mit Glasstei-
DIN EN 12 326 Schiefer und andere Natursteinprodukte DIN EN 13 167 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- nen. 1997-4
für überlappende Dachdeckungen und Außenwandbe- mäßig hergestellte Produkte aus Schaumglas (CG). DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen. 1998-5
kleidungen. 2004-11 2001-10 DIN 4109-10 (Norm-Entwurf) Schallschutz im Hochbau.
DIN EN 539 Tondachziegel für überlappende Verlegung. DIN EN 13 168 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- Teil 10: Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz von
1998-7 mäßig hergestellte Produkte aus Holzwolle (WW). Wohnungen. 2000-6
DIN EN 1304 Dachziegel und Formziegel. 2005-7 2001-10
DIN EN 490 Dach und Formsteine aus Beton für Dächer DIN EN 13 169 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- Decken
und Wandbekleidungen. 2005-3 mäßig hergestellte Produkte aus Blähperlit (EPB). DIN 1045 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spann-
DIN EN 494 Faserzementwellplatten und dazugehörige 2001-10 beton. 2001-7
Formteile für Dächer. 1999-7 DIN EN 13 170 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- DIN 4223 Vorgefertigte bewehrte Bauteile aus dampf-
DIN EN 534 Bitumenwellplatten. 1998-10 mäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Kork gehärtetem Porenbeton. 2003-12
DIN EN 485-2 Aluminium und Aluminiumlegierungen. (ICB). 2001-10 DIN 68 762 Spanplatten für Sonderzwecke im Bauwesen.
Teil 2: mechanische Eigenschaften. 2004-9 DIN EN 13 171 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- 1982-3
271
Verordnungen, Richtlinien, Normen / Literatur
272
Literatur
Eggericx, Laure: Naturstein in Belgien. In: Detail 11/1999, Kind-Barkauskas, Friedbert u.a.: Beton Atlas. Mün- Verein Deutscher Eisenhütteleute: SEW 310. Physikali-
S. 1241ff. chen / Düsseldorf 2001 sche Eigenschaften von Stählen. Düsseldorf 1992
Germann, Albrecht (Hrsg.): Naturstein-Lexikon: Gesteins- König, Gert: Faserbeton. Berlin 2002
kunde und Handelsnamen; Natursteingewinnung; Krippner, Roland: Holzleichtbeton. In: DBZ 12/2002 Glas
Natursteinverarbeitung; Naturstein im Innen- und Archilles, Andreas u.a.: Glasklar. München 2003
Außenbereich; Kunstgeschichte und Architektur. Mün- Bitumenhaltige Baustoffe Auer, Thomas: Glasvisionen – zur Zukunft eines Bau-
chen 2003 Arbeitsgemeinschaft der Bitumenindustrie, Arbit (Hrsg.): stoffs. In: DBZ 11/2004, S. 56–63
Hugues, Theodor u.a.: Naturwerkstein. München 2002 Die neuen Bitumenspezifikationen gemäß DIN 12 591. Grimm, Friedrich: Energieeffizientes Bauen mit Glas.
Mäckler, Christoph (Hrsg.): Werkstoff Stein: Material, Kon- Hamburg 1999 München 2004
struktion, zeitgenössische Architektur. Basel / Berlin / bga Beratungsstelle für Gussasphaltanwendungen e.V. Hullmann, Heinz: Materialexperimente – Innovation bei
Boston 2004 bga Beratungsstelle für Gussasphaltanwendungen e.V. Konstruktion und Gestaltung. In: DBZ 12/2002, S. 26–29
Moewes, Günther: Naturstein – Über die Reinheit des (Hrsg.): Asphaltkalender 2001. Bitumenwerkstoffe und Knaack, Ulrich: Konstruktiver Glasbau. Köln 1998
Regionalen. In: Detail 06/1999, S. 948ff. ihre Anwendungen. Berlin 2001 Kresing, Rainer: Innen ist Außen ist Innen – bauen mit
Müller, Friedrich: Gesteinskunde: Lehrbuch und Nach- Eiserloh, Hans Peter: Handbuch Dachabdichtung. Auf- Glas. In: DBZ 10/2002, S. 30–33
schlagewerk über Gesteine für Hochbau, Innenarchi- bau, Werkstoffe, Verarbeitung, Details. Köln 2002 Lefteri, Chris: Glas. Material, Herstellung, Produkte. Lud-
tektur, Kunst und Restaurierung. Ulm 2001 Glet, Walther: Aspekte zu Emissionen aus Bitumen, wigsburg 2002
Schittich, Christian: Naturstein – ein Baustoff für’s nächste Asphalt und alten Straßenbaustoffen. Gefahrstoffe – Petzold Armin u.a.: Der Baustoff Glas. Grundlagen,
Jahrhundert?. In: Detail 06/1999, S. 942ff. Reinhaltung der Luft. St. Augustin, Heft 10/1998 Eigenschaften, Erzeugnisse, Glasbauelemente, Anwen-
Schwarz, Rudolf: Bauen mit Naturstein. In: Detail 6/1999, von Busso, Hans-Busso u.a.: Atlas Flache Dächer. Nutz- dungen. Schondorf 1990
S. 1021ff. bare Flächen. München / Basel 1994 Schittich, Christian u.a.: Glasbau Atlas. München / Basel
Wanetschek, Margret und Horst (Hrsg.): Naturstein und Wetzel, Walter; Collin, Gerd: Asphalt, Bitumen, Teer – ihre 1998
Architektur: Fassaden, Innenräume, Außenanlagen, Bedeutung in der Kultur- und Technikgeschichte. In: Schneider, Ulrich u.a.: Aluminium / Glas. Baustoffe und
Steintechnik. München 2000 Erdöl, Erdgas, Kohle, Oktober 1999, S. 488ff. ihre Anwendungen. Wien / New York 2002
Weber, Johann: Oberflächenbearbeitung von Naturstein. Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks - Scholze, Horst: Glas, Natur, Struktur und Eigenschaften.
In: Detail 11/2003, S. 1304ff. Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik Berlin 1998
Weber, Rainer; Hill, Detlev: Naturstein für Anwender: e.V. (Hrsg.): Richtlinien für die Planung und Ausführung Weischede, Dietger; Fahlbusch, Marc: Seminarband zum
beurteilen – verkaufen – verlegen. Ulm 2002 von Dächern mit Abdichtungen. Flachdachrichtlinien. Wahlfach Glas + Leichtbau, SS 2003, TU Darmstadt
Köln 2001 2003
Lehmbaustoffe
Bruckner, Heinrich; Schneider, Ulrich: Naturbaustoffe. Holz und Holzwerkstoffe Kunststoff
Düsseldorf 1998 Arbeitsgemeinschaft Holz e.V. u.a.: holzbau handbuch. Burkhardt, Berthold u.a.: Bausysteme mit Kunststoffen.
Chesi, Gert: Einfaches Bauen mit Lehm – Wohnhäuser im Düsseldorf 2000 Stuttgart 1974
Sahel. In: Detail 01/1998, S. 6ff. Arbeitsgemeinschaft Holz e.V. in Zusammenarbeit mit Dehn, Frank u.a.: Konstruktionswerkstoffe im Bauwesen.
Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Lehmbau Regeln: dem HOLZABSATZFONDS, Absatzförderungsfonds der Berlin 2003
Begriffe, Baustoffe, Bauteile. Braunschweig / Wiesbaden deutschen Forst- und Holzwirtschaft: Holz, Rohstoff der Ehrenstein, Gottfried Wilhelm u.a.: Praxis der thermischen
2002 Zukunft: nachhaltig verfügbar und umweltgerecht. Mün- Analyse von Kunststoffen. München 2003
Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Lehmbau Verbraucher- chen 2001 Hellerich, Walter u.a.: Werkstoff-Führer Kunststoffe.
information. 2003 Arbeitsgemeinschaft Holz e.V. in Zusammenarbeit mit Eigenschaften, Prüfungen, Kennwerte. München / Wien
Die Wille gGmbH: Moderner Lehmbau 2003: Nachhalti- dem HOLZABSATZFONDS, Absatzförderungsfonds der 2004
ger Wohnungsbau – Zukunft ökologisches Bauen. Stutt- deutschen Forst- und Holzwirtschaft: Konstruktive Holz- Saechtling, Hansjürgen (Hrsg.): Bauen mit Kunststoffen.
gart 2003 werkstoffe. Düsseldorf 1997 Baustoffkunde und Baupraxis. Bauarten, Bauwerke,
Kapfinger, Otto; Rauch, Martin: rammed earth, Lehm und Arbeitsgemeinschaft Holz e.V. in Zusammenarbeit mit Baubestimmungen, Normen, Richtlinien. München 1973
Architektur, terra cruda. Basel / Boston / Berlin 2001 dem HOLZABSATZFONDS, Absatzförderungsfonds der Schwarz, Otto; Ebeling, Friedrich-Wolfhard: Kunststoff-
Minke, Gernot: Das neue Lehmbau-Handbuch. Baustoff- deutschen Forst- und Holzwirtschaft: Konstruktive Voll- kunde. Aufbau, Eigenschaften, Verarbeitung, Anwen-
kunde, Konstruktionen, Lehmarchitektur. Staufen 2004 holzprodukte. München 2000 dung der Thermoplaste, Duroplaste und Elastomere.
Rauch, Martin: Konstruieren mit Stampflehm. In: Detail 06/ Arbeitsgemeinschaft Holz e.V. in Zusammenarbeit mit Würzburg 2005
2003, S. 650ff. dem HOLZABSATZFONDS, Absatzförderungsfonds der Schwarz, Otto u.a.: Kunststoffverarbeitung. Würzburg
Schneider, Ulrich u.a.: Lehmbau für Architekten und deutschen Forst- und Holzwirtschaft: Nachhaltiges 2003
Ingenieure : Konstruktion, Baustoffe und Bauverfahren, Bauen mit Holz. München 2002
Prüfungen und Normen, Rechenwerte. Düsseldorf Cerliani, Christian; Baggenstos, Thomas: Sperrholzarchi- Ökobilanzierung
1996 tektur. Dietikon 2000 Arbeitsgemeinschaft umweltverträgliches Bauprodukt
Volhard, Franz: Mit Lehm bauen. In: Detail 01/1998 DGH Innovations- und Service GmbH: Einheimische e.V.: Allgemeiner Leitfaden – Entwurf Fassung 5.
S. 77ff. Nutzhölzer und ihre Verwendung. Bonn 2000 Königswinter 2004
Ziegert, Christof: In Balance – Das Feuchtesorptionsver- Gabriel, Andreas: Holzbau heute. In: Detail 01/2000, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-
mögen von Lehmbaustoffen. In: db 02/2003, S. 73ff. S. 20ff. sicherheit; Bundesverband der Deutschen Industrie
zur Nieden, Günter; Ziegert, Christof: Neue Lehm-Häuser Herzog, Thomas u.a.: Holzbau Atlas. München / Basel e.V.: Umweltinformationen für Produkte und Dienstleis-
international: Projektbeispiele, Konstruktionen, Details. 2003 tungen. Bonn / Berlin 2003
Berlin 2002 HOLZABSATZFONDS, Absatzförderungsfonds der deut- Umweltbundesamt (UBA): Anforderungen an das nach-
schen Forst- und Holzwirtschaft: DIN 4074: Qualitätskri- haltige Bauen aus Sicht des Umweltbundesamtes
Keramische Baustoffe terien für konstruktive Vollholzprodukte. Bonn 2004 (Rede auf der Fachtagung »Nachhaltige Industrie- und
Bender, Willi: Lexikon der Ziegel: vom Aaldeckenziegel Hugues, Theodor u.a.: Holzbau. München 2002 Gewerbearchitektur« vom 20.11.2002). Hannover 2002
bis zum Zwischenwandziegel in Wort und Bild. Wiesba- Kaufmann, Hermann: Holz – ein universeller Baustoff. In: Umweltbundesamt (UBA): Handreichung zur Bewertung
den / Berlin 1995 Detail 01–02/2004, S. 12 ff. in Ökobilanzen. Bonn / Berlin 2000
Hugues, Theodor u.a.: Großformatige Ziegel. München Meier, Ulrich: Moderne Holzhäuser: Systeme, Kombinati-
2003 onen, Beispiele. Karlsruhe 2004
Irmschler, Hans-Jörg u.a. (Hrsg.): Mauerwerk-Kalender. Radovic, Borimir: Holzwerkstoffe und deren Einsatzgebie- Teil C Baustoffanwendungen
Berlin 2004 te im Bauwesen. In: Detail 01/2000, S. 91ff.
Jäger, Wolfram; Schneider, Klaus (Hrsg.): Mauerwerks- Sandoz, Jean-Luc; Schmitt, Jan-Erik: vom Molekül zum Gebäudehülle (Fassade)
bau aktuell. Praxishandbuch 2003. Berlin 2003 Bauwerk. In: Detail 01–02/2004, S. 76ff. Arbeitsgemeinschaft Holz e.V. in Zusammenarbeit mit
Pfeifer, Günter u.a.: Mauerwerk Atlas. München / Basel dem HOLZABSATZFONDS, Absatzförderungsfonds der
2001 Metall deutschen Forst- und Holzwirtschaft: Außenbekleidun-
Schunck, Eberhardt u.a.: Dach Atlas. München / Basel Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswe- gen mit Holzwerkstoffplatten. München 2001
2002 sen: Ecobis 2000, Ökologisches Baustoffinformations- Archilles, Andreas u.a.: Glasklar. München 2003
system. Bonn / Berlin 2000 Bauberatung Zement: Schalung für Beton
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln Hullmann, Heinz: Materialexperimente – Innovation bei Bauberatung Zement: Sichtmauerwerk aus Beton (Nor-
Becker, Klausjürgen u.a.: Trockenbauatlas. Grundlagen, Konstruktion und Gestaltung. In: DBZ 12/2002, S. 26–29 malbeton)
Einsatzbereiche, Konstruktionen, Details. Köln 2004 Initiative Zink: Die Bedeutung von Zink. Düsseldorf Baus, Ursula; Siegele Klaus: Holzfassaden: Konstruktion,
Grübl, Peter: Beton. Arten, Herstellung und Eigenschaf- Schulitz, Helmut C. u.a.: Stahlbau Atlas. München / Basel Gestaltung, Beispiele. Stuttgart 2000
ten. Berlin 2001 1999 Behling, Sophia; Behling, Stefan: Glas – Konstruktion und
Härig, Siegfried u.a.: Technologie der Baustoffe. Hand- Schunck, Eberhardt u.a.: Dach Atlas. München / Basel Technologie in der Architektur. München / London / New
buch für Studium und Praxis. Heidelberg 2003 2002 York 1999
273
Literatur
Deutsches Institut für Bautechnik: TRAV – Technische von Dächern mit Abdichtungen. Flachdachrichtlinien. Decken
Richtlinie für die Verwendung von Absturzsichernden Köln 2001 Herzog, Thomas u.a.: Holzbau Atlas. München / Basel
Verglasungen. Berlin 2003 Zink, Walter (Hrsg.): Vom Flachdach zum Dachgarten. 2003
Deutsches Institut für Bautechnik: TRLV – Technische Moderne Flachdachtechnik. Stuttgart 1976 Kind-Barkauskas, Friedbert u.a.: Beton Atlas. Mün-
Richtlinie für die Verwendung von linienförmig gelager- chen / Düsseldorf 2001
ten Verglasungen. Berlin 1998 Dämmen und Dichten Kroyss, Josef; Bammer, Alois: biologisch, natürlich bauen
Deutsches Kupferinstitut: Dachdeckung und Außenwand- Bayerisches Zentrum für Angewandte Energieforschung – ein Ratgeber biologischer Baustoffe. Stuttgart 2000
bekleidung mit Kupfer. Düsseldorf 2002 e.V. (ZAE Bayern): Schaltbare Dämmung zur Solar- Peukert, Martin: Gebäudeausstattung. Systeme, Produk-
Döring, Wolfgang u.a.: Fassaden: Architektur und Kon- energienutzung te, Materialien. München 2004
struktion mit Betonfertigteilen. Düsseldorf 2000 Bobran-Wittfoht, Ingrid; Schlauch, Dirk: Dämmstoffe für Weber, Helmut; Hullmann, Heinz: Porenbeton-Handbuch,
Dyckerhoff Weiss GmbH: Ausschreibungshinweise für den baulichen Wärmeschutz – (k)einer für alle Fälle. Planen und Bauen mit System. Wiesbaden 2002
farbigen Sichtbeton. Wiesbaden 2003 In: Detail 07/2001, S. 1290ff.
Eternit AG: Fassaden mit Faserzement. Heidelberg Bremer Energie Institut: Innovative Dämmstoffe im Bau- Fußböden
Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte hin- wesen. Bremen 2005 Arbeitsgemeinschaft Holz e.V.: Holzbau Handbuch
terlüftete Fassaden e.V.: FVHF – Fokus, Nr. 24: Gestal- Bruckner, Heinrich; Schneider, Ulrich: Naturbaustoffe. Reihe 6, Teil 4, Folge 2, Parkett-Planungsgrundlagen.
tungsqualitäten von vorgehängten hinterlüfteten Fassa- Düsseldorf 1998 Düsseldorf 2001
den (VHF). Berlin Fachverband Transparente Wärmedämmung e.V.: Trans- BDIA (Hrsg.) Stratenwerth-Nelte, Anna: Innenarchitekten.
Grimm, Friedrich: Energieeffizientes Bauen mit Glas. parente Wärmedämmung. Gundelfingen 2005 Wiesbaden 2000
München 2004 GDI – Gesamtverband Dämmstoffindustrie; Steimle, Bobran, Hans; Bobran-Wittfoht, Ingrid: Handbuch der
Kind-Barkauskas, Friedbert u.a.: Beton Atlas. Mün- Petra: Energieeffizientes Bauen – Wärmedämmung ist Bauphysik. Braunschweig 1995
chen / Düsseldorf 2001 der erste Schritt. Frankfurt 2004 Bundesverband Flächenheizungen e.V.: Richtlinie zur
Krewinkel, Heinz: Glasarchitektur. Basel / Berlin / Boston Hugues, Theodor u.a.: Holzbau. München 2002 Herstellung dünnschichtiger beheizter Verbundkon-
1996 Mötzl, Hildegund; Zelger, Thomas: Ökologie der Dämm- struktionen in Wohnbestand. Hagen 2004
Kucker, Wilhelm u.a.: Fassade – Gesicht, Haut oder stoffe. Wien / New York 2000 Hill, Detlev: Naturstein im Innenausbau, Gestaltung und
Hülle. In: Der Architekt 05/1998, S. 261–303 Reyer, Eckhard u.a.: Kompendium der Dämmstoffe. Ausführung. Köln 2003
Neue Anziehungskräfte: Bauen und Bekleiden. In: Bau- Stuttgart 2002 Kroyss, Josef; Bammer, August: biologisch natürlich
meister 07/1998, S. 42ff. Schwab, Hubert u.a.: Vakuumisolationspaneele In: Detail Bauen. Stuttgart, Leipzig 2000
Moegenburg, Gert: Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden. 07/2001, S. 1301ff. Peuckert, Martin: Gebäudeausstattung : Systeme, Pro-
In: Deutsches Architektenblatt 11/2002, S. 50ff. Simmler, Hans; Wakili, Ghazi: Vakuumdämmung im Bau- dukte, Materialien. München 2004
Pistohl, Wolfram: Handbuch der Gebäudetechnik. Grund- bereich. Duebendorf 2005 Waltjen, Tobias (Hrsg.); Mötzl, Hildegund u.a.: Ökologi-
lagen und Beispiele. Band 1. Düsseldorf 2002 Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg: Dämmstoffe scher Bauteilkatalog. bewertete gängige Konstruktio-
Pistohl, Wolfram: Handbuch der Gebäudetechnik. Grund- im Hochbau. Stuttgart 2003 nen. Wien / New York 1999
lagen und Beispiele. Band 2. Düsseldorf 2000 Wild, Uwe: Fließestrich aus Zement. In: Deutsches Archi-
Pfeifer, Günter u.a.: Mauerwerk Atlas. München / Basel Installationen tektenblatt 11/2004, S. 69ff.
2001 Daniels, Klaus: Gebäudetechnik. Ein Leitfaden für Wilhide, Elisabeth: Fußböden. München 1998
Schäfer, Stefan: Fassadenoberflächen aus metallischen Architekten und Ingenieure. München / Zürich 1999
Werkstoffen. In: Detail 01–02/2003, S. 90ff. Pistohl, Wolfram: Handbuch der Gebäudetechnik. Oberflächen und Beschichtungen
Schittich, Christian: Die zeitgemäße Fassade: Verpa- Grundlagen und Beispiele. Band 1. Düsseldorf 2002 Böttcher, Peter: Informationsdienst Holz. Anstriche für
ckung oder reagierende Haut. In: Detail 07/1998, Pistohl, Wolfram: Handbuch der Gebäudetechnik. Holz und Holzwerkstoffe im Außenbereich. Düsseldorf
S. 1142ff. Grundlagen und Beispiele. Band 2. Düsseldorf 2000 1999
Schittich, Christian (Hrsg.): Gebäudehüllen. Basel / Volger, Karl; Laasch, Eberhard: Haustechnik. Grund- Dettmering, Tanja: Putze in Bausanierung und Denkmal-
Boston / Berlin 2001 lagen. Planung. Ausführung Leipzig 1999 pflege. Berlin 2001
Schittich, Christian u.a.: Glasbau Atlas. München / Basel Wellpott, Edwin: Technischer Ausbau von Gebäuden. Engelfried, Robert: Schäden an polymeren Beschichtun-
1998 Stuttgart / Berlin / Köln 2000 gen. Stuttgart 2001, Band 26
Schittich, Christian: Zwischen modischer Verpackung Frössel, Frank: Handbuch Putz und Stuck. Herstellung,
und reagierender Haut: Gestalterische Tendenzen kul- Wände Beschichtung und Sanierung für Neu- und Altbau.
tureller Fassaden. In: Detail 07–08/2003, S. 756ff. Albin, Rüdiger: Grundlagen des Möbel- und Innenaus- München 2003
baus: Werkstoffe – Konstruktion, Verarbeitung von Voll- Frössel, Frank: Lexikon der Putz- und Stucktechnik. Stutt-
Gebäudehülle (Dächer) holz und Platten, Beschichtung, Oberflächenbehand- gart 1999
bga Beratungsstelle für Gussasphaltanwendungen e.V. lung, Möbelprüfung. Leinfelden-Echterdingen 1991 Hantschke, Bernhard; Hantschke, Christian: Lacke und
(Hrsg.): Asphaltkalender 2001. Bitumenwerkstoffe und Dörries, Cornelia; Patena, Andrea: Raumkunst. Berlin Farben am Bau. Erstanstriche und Werterhaltung. Eine
ihre Anwendungen. Berlin 2001 2004 Einführung für Maler, Architekten, Gutachter. Stutt-
Bobran, Hans u.a.: Flachdachaufbauten mit Dichtungs- Fischer-Uhlig, Horst; Jeni, Kurt: Das Buch vom Innenaus- gart / Leipzig 1998
bahnen – Die Suche nach dem sicheren Dach. In: bau. Innenräume zum Wohlfühlen – Ideen, Details, Bei- Huber, Marianne: Farbe, ein vielseitiger Baustoff. In:
Detail 07–08/2002, S. 954ff. spiele. Taunusstein 1996 archithese 04/1998, S. 29ff.
Eiserloh, Hans Peter: Handbuch Dachabdichtung. Auf- Marschall, Verena: Wohnen mit Glas. München 2003 Küppers: Farbe. Ursprung Systematik Anwendung. Mün-
bau, Werkstoffe, Verarbeitung, Details. Köln 2002 Myerson Jeremy; Hudson, Jennifer: Innenräume. Mün- chen 1972
Grün, Ingo: Das Foliendach. In: Detail 03/1990, S. 305ff. chen 2000 Nemcsics, Antal: Farbenlehre und Farbendynamik. Theo-
Grün, Ingo: Flachdach heute. In: Detail 03/1990, S. 246ff. Nutsch, Wolfgang: Handbuch der Konstruktion: Innen- rie der farbigen Umweltplanung. Göttingen / Zürich 1993
Koch, Klaus-Michael: Bauen mit Membranen. Der innova- ausbau. Stuttgart / München 2000 Reichel, Alexander u.a.: Putze, Farben, Beschichtungen.
tive Werkstoff in der Architektur. München / Berlin / Lon- Peukert, Martin: Gebäudeausstattung. Systeme, Produk- München 2004
don / New York 2004 te, Materialien. München 2004 Ross, Hartmut; Stahl, Friedemann: Praxis-Handbuch Putz.
Moritz, Karsten: Membranwerkstoffe im Hochbau. In: Kal- Pfeifer, Günter u.a.: Mauerwerk Atlas. München / Basel Stoffe, Verarbeitung, Schadensvermeidung. Köln 2003
tenbach, Frank (Hrsg.): Transluzente Materialien. Mün- 2001 Rusam, Horst: Anstriche als Beschichtungen für minerali-
chen 2003, S. 58–69 Pracht, Klaus: Möbel und Innenausbau. Tübingen / Berlin sche Untergründe: Eigenschaften und fachgerechte
Schock, Hans-Joachim: Segel, Folien und Membranen. 1996 Aufbringung. Renningen 2002
Innovative Konstruktionen in der textilen Architektur. Rose, Wulf-Dietrich: Wohngifte – Handbuch für gesundes Rusam, Horst: Anstriche und Beschichtungen im Bau-
Basel / Boston / Berlin 1997 Bauen und Einrichten. Köln 1994 wesen. Eigenschaften, Untergründe, Anwendung.
Schunck, Eberhardt u.a.: Dach Atlas. München / Basel Schittich, Christian (Hrsg.): Innenräume. Basel / Stuttgart 2004
2002 Boston / Berlin 2002 Schönburg, Kurt: Beschichtungstechniken heute. Wirt-
Sterly, Hans-Jürgen u.a.: Details rund um das Ziegel- Schricker, Rudolf u.a.: Innenarchitektur in Deutschland. schaftliche Faktoren, Beschichtungsträger, Putzgestal-
dach. Köln 2003 Leinfelden-Echterdingen 2002 tung, Anstrichtechniken, Lackierungen, Korrosions-
von Busso, Hans-Busso u.a.: Atlas Flache Dächer. Nutz- Schulz, Peter: Handbuch für den Innenausbau. Stuttgart schutz, Holzschutz. Berlin 2005
bare Flächen. München / Basel 1994 2004 Technische Universität München, Institut für Baustoffe
Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks – Steinhöfel, Otto: Werkstoffe und Verarbeitung im Innen- und Baukonstruktion: Farbe. In: db 03/2003
Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik ausbau. Stuttgart 1965 Wettstein, Steffanie: Das Recht auf Farbe – der Farbe ihr
e.V. (Hrsg.): Deutsches Dachdeckerhandwerk: Regeln van Onna, Edwin: Material world-innovativ structures and Recht! Zur Geschichte eines billigen Baustoffs. In:
für Dachdeckungen. Köln 1997 finishes for interiors. Base / Boston / Berlin 2002 archithese 04/1998, S. 26ff.
Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks – Weber, Helmut; Hullmann, Heinz: Porenbeton-Handbuch.
Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik Planen und Bauen mit System. Wiesbaden 2002
e.V. (Hrsg.): Richtlinien für die Planung und Ausführung Wilhide, Elizabeth: Holz, Glas und Co. Stuttgart 2002
274
Abbildungsnachweis
Abbildungsnachweis B 2.4
nach früherer Lehmbaunorm DIN 18 952-2
ILEK Universität Stuttgart (D)
B 7.7 j
B 7.7 k
Reynaers GmbH Aluminium Systeme, Gladbeck
Christian Schittich, München (D)
B 2.5 Markus Tretter, Lindau (D) B 7.7 l Hansa Metallwerke AG, Stuttgart (D)
B 2.6 Paul Oliver: Dwellings. London (GB) 2003, S. 96 B 7.9 Bettmann / Corbis, Düsseldorf (D)
B 2.7 Richard Weston, Cardiff (GB) B 7.11 Avenue Images / Index Stock / Mark Dyball
B 2.9 Bruno Klomfar, Wien (A) B 7.12 Jochen Helle / artur, Köln (D)
Allen, die durch Überlassung ihrer Bildvorlagen, durch B 2.10 a Claytec e. K., Viersen-Boisheim (D) B 7.13 David Franck, Ostfildern (D)
Erteilung von Reproduktionserlaubnis und durch Auskünf- B 2.10 c Andreas Gabriel, München (D) B 7.14 Sandro Vannini / Corbis, Düsseldorf (D)
te am Zustandekommen des Buches mitgewirkt haben, B 2.10 d–f Franz Volhard, Darmstadt (D) B 7.15 Jochen Helle / artur, Köln (D)
sagen die Autoren und der Verlag aufrichtigen Dank. B 7.16 Wolfram Janzer / artur, Köln (D)
Sämtliche Zeichnungen in diesem Werk sind eigens Keramische Baustoffe B 7.18 James Leynse / Corbis, Düsseldorf (D)
angefertigt. Fotos, zu denen kein Fotograf genannt ist, B 3.1 Keld Helmer-Petersen, Kopenhagen (DK) aus: B 7.18 Roland Halbe / artur, Köln (D)
sind Architektenaufnahmen, Werkfotos oder stammen aus Richard Weston: Material, Form und Architektur.
dem Archiv der Zeitschrift DETAIL. Trotz intensiven Stuttgart 2003, S. 228 Glas
Bemühens konnten wir einige Urheber der Abbildungen B 3.2 Vicente del Amo, Montevideo (ROU) B 8.1 Marquardt Architekten, Stuttgart (D)
nicht ermitteln, die Urheberrechte sind jedoch gewahrt. B 3.3 Manfred Hegger, Darmstadt (D) B 8.4 Dennis Gilbert / view / artur, Köln (D)
Wir bitten in diesen Fällen um entsprechende Nachricht. B 3.4 Siegfried Layda, Wiesbaden aus: B 8.5 Richard Weston, Cardiff (GB)
Die Zahlen beziehen sich auf die Abbildungsnummern. Bernhard Buderath:Peter Behrens Umbautes B 8.7 Christian Kandzia, Stuttgart (D)
Licht. München 1990, S. 30 B 8.8 Richard Weston, Cardiff (GB)
B 3.5 Petersen Tegl Egernsund A / S, Broager (DK) B 8.11 Dennis Gilbert / view / artur, Köln (D)
Teil A Material und Architektur B 3.7-8 Wienerberger Ziegelindustrie GmbH, Hannover (D) B 8.13 Owen Franken / corbis, Düsseldorf (D)
B 3.9 Girnghuber GmbH, Marklkofen (D) B 8.15 Werner Sobek Ingenieure, Stuttgart (D)
A Manfred Hegger, Kassel (D) B 3.11 Klaus Kinold, München (D)
B 3.13 Advertise / Fotofinder Kunststoff
Die Oberfläche in der zeitgenössischen Architektur B 3.14 Manuel Zoller, München (D) B 9.1 Frank Kaltenbach, München (D)
A 1.1 Christian Schittich, München (D) B 3.15 Hans-Georg Esch, Hennef-Sieg (D) B 9.2 Zanotta spa, novas Milanese (I)
A 1.2 Georges Fessy, Paris (F) B 3.17 Rob t’ Hart, Rotterdam (NL) B 9.3 aus: Dieter Bogner: Haus Rucker-Co. Klagenfurt
A 1.3 Ralph Richter / Architekturphoto, Düsseldorf (D) B 3.18 Jari Jetsonen, Helsinki (FIN) 1992, S. 20
A 1.4 Shigeo Ogawa, Tokio (J) B 9.4 Vincent Monthiers, Paris (F)
A 1.5–6 Daniel Malhão, Lissabon (P) Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln B 9.6 Michael Reisch, Köln (D)
A 1.7 Christian Richters, Münster (D) B 4.1 Roland Halbe / artur, Köln (D) B 9.8 Paul Ott, Graz (A)
A 1.8 Richard Glover / view, London (GB) B 4.2 Araldo de Luca / Corbis, Düsseldorf (D) B 9.9 Roland Halbe / artur, Köln (D)
A 1.9 Margherita Spiluttini, Wien (A) B 4.3 Michel Denance / Archipress / artur, Köln (D) B 9.10 ILEK Universität Stuttgart (D)
B 4.5 Hisao Suzuki, Barcelona (E) B 9.11 Swissfiber AG, Zürich (CH)
Der Architekt als Baustoffscout B 4.7 Klaus Frahm / artur, Köln (D) B 9.12 Constantin Meyer, Köln (D)
A 2.1 NASA, Washington DC (USA) B 4.8 Paul Raftery / view / artur, Köln (D) B 9.14 Lucio Blandini / Institut für Leichtbau, Entwerfen
A 2.2 Cabot International GmbH, Zug (CH) B 4.12 Felix Borkenau / artur, Köln (D) und Konstruieren, Universität Stuttgart (D)
A 2.3–4 Jürgen Mayer H., Berlin (D) B 4.14 Werner Huthmacher / artur, Köln (D) B 9.15 Roger Ressmeyer / Corbis, Düsseldorf (D)
A 2.5 Daria Scagolia / Stijn Brakkee, Rotterdam (NL) B 4.15 Hannes Henz, Zürich (CH) B 9.17 a Bettmann / Corbis, Düsseldorf (D)
A 2.6–7 Maurice Nio, Rotterdam (NL) B 4.17 Steffi Lenzen, München (D) B 9.17 b Torsten Seidel, Berlin (D)
A 2.8 OMA, Rotterdam (NL) B 4.18 a-b ARGE Holz, Düsseldorf (D)
A 2.9-10 Phil Meech / OMA, Rotterdam (NL) B 4.18 c Friedemann Zeitler, Penzberg (D)
A 2.11 Christiane Sauer, Berlin (D) B 4.18 d Knauf AG, Iphofen (D) Teil C Baustoffanwendungen
B 4.21 Patrik Engquist, Stockholm (S)
Der kritische Weg zur nachhaltigen Bauweise B 4.22 Margherita Spiluttini, Wien (A) C Manfred Hegger, Kassel (D)
A 3.2–4 Ludwig Steiger, München (D)
Bitumenhaltige Baustoffe Gebäudehülle
Kriterien für die Auswahl von Baustoffen B 5.1 NYNAS Bitumen, Zaventem (B) C 1.1 Alexander Beck, Frankfurt / Main (D)
A 4.3 Royalty-Free / Corbis, Düsseldorf (D) B 5.4 AKG Images, Berlin (D) C 1.4 Araldo de Luca / Corbis, Düsseldorf (D)
A 4.4 Mattieu Paley / Corbis, Düsseldorf (D) B 5.5 Archiv Stuttgarter Nachrichten / Hörner (D) C 1.5 aus: Werner Hofmann, Udo Kultermann: Bau-
B 5.7 Imperbel Group, Lot (B) kunst unserer Zeit. Essen 1969, S. 161
Die Entwicklung innovativer Materialien B 5.9 Initiative Pro Keller e.V., Friedberg (D) C 1.8 Jochen Helle / artur, Köln (D)
A 5.9-12 BASF AG, Ludwigshafen B 5.10 A. J. McCormack & Son, Culcheth (GB) C 1.9 Bill Timmermann, Phoenix (USA)
C 1.10 Christian Kandzia, Stuttgart (D)
Gefühlte Optik – Material und Haptik im Holz und Holzwerkstoffe C 1.12 Balthazar Korab, Minneapolis (USA)
Gestaltungsprozess B 6.1 Moreno Maggi, Rom (I) C 1.17 a Helene Binet, London (GB) aus: Peter Zumthor
A 6.1–3 frog design europe GmbH, Herrenberg (D) B 6.2 U. Pfistermeister, Artelshofen (D) Works. Basel 1998, S. 57
A 6.4 Apollinaris & Schweppes GmbH, Hamburg (D) B 6.3 Klammet / mediacolors C 1.17 b Theo Ott Holzschindeln GmbH, Ainring (D)
A 6.5 frog design europe GmbH, Herrenberg (D) B 6.6 Adam Woolfitt / Corbis, Düsseldorf (D) C 1.17 c Ignacio Martinez, Hard (A)
A 6.6 Apple Computer Inc. B 6.7 P. Sessner, München (D) C 1.17 d Ruedi Walti, Basel (CH)
A 6.7–9 frog design europe GmbH, Herrenberg (D) B 6.8 Eduard Hueber, New York (USA) C 1.17 e Sampo Widmann, München (D)
A 6.10 Allianz Arena GmbH, München (D) B 6.9–10 Dr. Grosser, Holzforschung TU München (D) C 1.17 f Helene Binet, London (GB) aus: Peter Zumthor
B 6.12 Hans-Joachim Heyer, Werkstatt für Fotografie Works. Basel (CH) 1998, S.42
Universität Stuttgart (D) C 1.17 g Heinrich Helfenstein, Zürich (CH)
Teil B Baustoffeigenschaften B 6.14 a Holzabsatzfonds, Bonn (D) C 1.17 h Christian Richters, Münster (D)
B 6.18 Holzabsatzfonds, Bonn (D) C 1.17 i Christian Cerliani, Zürich (CH)
B Manfred Hegger, Kassel (D) B 6.21–22 Anne Bousema, Rotterdam (NL) C 1.17 j Michael Awad, Toronto (CDN)
C 1.20 a Frank Kaltenbach, München (D)
Naturstein Metall C 1.20 b Jan Bitter, Berlin (D)
B 1.1 Avenue Images / Index Stock / Thomas Winz, B 7.1 Jörg Hempel / artur, Köln (D) C 1.20 c Jean Luc Deru, Liege (B)
Hamburg (D) B 7.3 Schapowalow / Bildagentur Huber / C 1.20 d Christian Richters, Münster
B 1.2 Karlheinz Oster, Mettmann (D) Fantuz Olimpio C 1.20 e David Dernie, Cambridge (GB)
B 1.3 Werner Lang, München (D) B 7.4 PictureNet / Corbis, Düsseldorf (D) C 1.20 f Stefan Müller-Naumann / artur, Köln (D)
B 1.4 Paul Raftery / view / artur, Köln (D) B 7.5 artur / Dieter Leistner, Mainz (D) C 1.22 a Manfred Hegger, Kassel (D)
B 1.5 Royalty-Free / Corbis (D) B 7.7 a Alcan Singen GmbH, Singen (D) C 1.22 b Hisao Suzuki, Barcelona (E)
B 1.6 Richard Weston, Cardiff (GB) B 7.7 b Heike Werner, München (D) C 1.22 c Dieter Leistner / artur, Köln (D)
B 1.7 David Dernie, Cambridge (GB) B 7.7 c Mevaco GmbH, Schlierbach (D) C 1.22 d Reinhard Goerner / artur, Köln (D)
B 1.9 Jens Lindhe, Kopenhagen (DK) B 7.7 d–e Heike Werner, München (D) C 1.23 a–b Friedbert Kind-Barkauskas u.a.: Beton Atlas.
B 7.7 f V. Carl Schröter, Hamburg (D) München / Düsseldorf 2001, S. 67
Lehmbaustofffe B 7.7 g–h Gebr. Kufferath GmbH & Co. KG, Düren (D) C 1.23 c Verlag Bau+Technik, Düsseldorf (D)
B 2.1 James McGoon, Portland (USA) B 7.7i Stappert Spezial-Stahl Handel GmbH, C 1.23 d–e Dyckerhoff AG, Wiesbaden (D)
B 2.2–3 mittleres Trockenschwindmaß von Baulehmen Düsseldorf (D) C 1.23f Verlag Bau+Technik, Düsseldorf (D)
275
Abbildungsnachweis
C 1.23 g Dyckerhoff AG Wiesbaden (D) C 4.13–14 Roland Halbe / artur, Köln (D) C 7.22 Brigida Gonzalez, Stuttgart (D)
C 1.23 h Friedbert Kind-Barkauskas u.a.: Beton Atlas. C 4.15 Olaf Heil, Dortmund (D) C 7.23 aus: Richard Weston: Material Form und Archi-
München / Düsseldorf 2001, S. 75 C 4.16 Karin Hessmann / artur, Köln (D) tektur. Stuttgart 2003, S. 66 und 118
C 1.27 a Klaus Kinold, München (D) C 4.18 Cheret und Bozic, Stuttgart (D) C 7.25 DaimlerChrysler Media Services
C 1.27 b Christoph Kreutzenbeck, Wuppertal (D) C 4.19 Roland Halbe / artur, Köln (D) C 7.26 Christian Richters, Münster (D)
C 1.27 c Frank Kaltenbach, München (D) C 4.20 Richard Weston, Cardiff (GB) C 7.27 Daniel Sumesgutner, Dortmund (D)
C 1.27 d Ruedi Walti, Basel (CH) C 4.21 Klaus Frahm / artur, Köln (D) C 7.28 Travel Ink / Visum
C 1.27 e Klemens Ortmeyer / architekturphoto, Düsseldorf C 7.29 Ian Dobbie, London (GB)
C 1.27 f Bruno Klomfar, Wien (A) Decken C 7.31 Berlintapete / Radomski
C 1.27 g aus: Robert McCarter: Frank Lloyd Wright. C 5.1 Roland Halbe / artur, Köln (D) C 7.32–33 Manuel Zoller, München (D)
London (GB) 1997, S. 174 C 5.5 Roland Halbe / artur, Köln (D)
C 1.27 h Arjen Schmitz, Maastricht (NL) C 5.6 G. E. Kidder-Smith / Corbis, Düsseldorf (D)
C 1.27 i Manuel Zoller, München (D) C 5.7 Karl + Probst Architekten, München (D) Teil D Gebaute Beispiele im Detail
C 1.27 j Stefan Müller, Berlin (D) C 5.10 Volker Auch-Schwelk, Stuttgart (D)
C 1.29 a Bitter Bredt Fotografie, Berlin (D) C 5.11 Erika Koch / artur, Köln (D) S. 202 Manfred Hegger, Kassel (D)
C 1.29 b KlausFrahm / artur, Köln (D) C 5.12 Felix Borkenau / artur, Köln (D) S. 204 Ignacio Martinez, Hard (A)
C 1.29 c Paul Raftery / view / artur, Köln (D) C 5.13 Roland Halbe / artur, Köln (D) S. 205 Bruno Klomfar, Wien (A)
C 1.29 d Katsuhisa Kida, Tokio (J) C 5.14 Christoph von Haussen / artur, Köln (D) S. 206, 207 Filippo Simonetti, Brunate (I)
C 1.29 e Embacherwien, Wien (A) C 5.16 Klaus Frahm / artur, Köln (D) S. 208, 209 unten Serge Demailly,
C 1.29 f Gert Walden, Wien (A) C 5.17 Ciro Marini / Attilio Terragni Saint Cyr Sur Mer (F)
C 1.32 a Richard Weston, Cardiff (GB) S. 210, 211 Eduard Hueber / archphoto, New
C 1.32 b Dennis Gilbert / view / artur, Köln (D) Böden York (USA)
C 1.32 c Paul Smoothy, London (GB) C 6.1 Royalty-Free / Corbis, Düsseldorf (D) S. 214, 215 Richard Davies, London (GB)
C 1.32 d Frank Kaltenbach, München (D) C 6.4 a Reinhard Goerner / artur, Köln (D) S. 216, 217 Philippe Ruault, Nantes (F)
C 1.33 Jan Bitter, Berlin (D) C 6.4 b Florian Lichtblau,München (D) S. 218, 219 Christina Kaufmann, Bern (CH)
C 1.36 a Werner Sobek Ingenieure, Stuttgart (D) C 6.4 c Welke GmbH, Christinendorf (D) S. 220, 221 Jean Michel Landecy, Genf (CH)
C 1.36 b aus: Friedrich Grimm: Energieeffizientes Bauen C 6.4 d Rüdiger Krisch, Tübingen (D) S. 222, 223 links Didier Boy de la Tour, Paris (F)
mit Glas. München 2004, S. 55 C 6.4 e Raderschall Architekten, Köln (D) S. 223 rechts Jan Meyer, Paris (F)
C 1.36 c Margherita Spiluttini, Wien (A) C 6.4 f Welke GmbH, Christinendorf (D) S. 224 Ralf Richter / architekturphoto,
C 1.36 d Bruno Klomfar, Wien (A) C 6.6 Todd Gipstein / Getty Images Düsseldorf (D)
C 1.36 e Christian Richters, Münster (D) C 6.9 a Elizabeth Whiting, London (GB) aus: Elizabeth S. 225 oben, Mitte Hans Pattist,
C 1.36 f Frank Kaltenbach, München (D) Wilhide: Holz, Glas & Co. Stuttgart / München Krimpen ad Yssel (NL)
C 1.37 Manfred Hegger, Kassel (D) 2002, S. 57 S. 229–232 Shinkenchiku-sha, Tokio (J)
C 1.40 Delugan + Meissl, Wien (A) C 6.9 b Volker Auch-Schwelk, Stuttgart (D) S. 233 Katsuhisa Kida, Tokio (J)
C 1.45 René van Zuuk, Almere (NL) C 6.9 c DASAG GmbH & Co. KG, Neuwied (D) S. 237 Roland Halbe / artur, Köln (D)
C 1.46 a H. Müller / F1online, Frankfurt / Main (D) C 6.9 d Manuel Zoller, München (D) S. 238 Brigida Gonzalez, Stuttgart (D)
C 1.46 b Rathscheck Schiefer- und Dachsysteme KG, C 6.9 e DASAG GmbH & Co. KG, Neuwied (D) S. 239 Roland Halbe / artur, Köln (D)
Mayen (D) C 6.9 f ARGE Pflasterklinker e.V. Bonn (D) S. 240, 241 Jens Passoth, Berlin (D)
C 1.46 c Iko Dachschindeln GmbH, Coswig (D) C 6.9 g Manuel Zoller, München (D) S. 242, 243 oben Thomas Jantscher,
C 1.46 d Manuel Zoller, München (D) C 6.9 h Richard Weston, Cardiff (GB) Colombier (CH)
C 1.46 e Eternit-Werke L. Hatschek AG, Vöcklabruck (A) C 6.12 a–c Bembé Parkett, Bad Mergentheim (D) S. 243 unten Paul Ott, Graz (A)
C 1.46 f Braas GmbH, Oberursel (D) C 6.12 d Manuel Zoller, München (D) S. 244 Thomas Jantscher,
C 1.46 g–h Manuel Zoller, München (D) C 6.12 e–g Bembé Parkett, Bad Mergentheim (D) Colombier (CH)
C 1.51 Britta Frenz, Düsseldorf (D) C 6.12 h Holzbaumarkt PgmbH, Büllingen (B) S. 245 Serge Demailly,
C 1.54 re-natur GmbH, Ruhwinkel (D) C 6.13 a–b Tarkett AG, Frankenthal (D) Saint Cyr Sur Mer (F)
C 1.55 ZinCo GmbH, Unterensingen (D) C 6.13 c Haro GmbH, Stephanskirchen (D) S. 248–250 Georges Fessy, Paris (F)
C 1.56 nach: Koch, Klaus-Michael: Bauen mit Membra- C 6.13 d Freudenberg Bausysteme KG, Weinheim (D) S. 251, 252 oben Robert Metsch, Offenbach (D)
nen. München 2004 C 6.13 e Tarkett AG, Frankenthal (D) S. 252 unten, 253 Eibe Sönnecken, Darmstadt (D)
C 1.57 Oliver Heissner, Hamburg (D) C 6.14 Tarkett AG, Frankenthal (D) S. 254, 255 Rob t’ Hart, Rotterdam (NL)
C 1.58 Serge Du Pasquier, Préverenges (CH) C 6.15–16 aus: Edwin van Onna: Material World. Basel S. 256, 257 Werner Huthmacher, Berlin (D)
C 1.60 Hans Neudecker, Leutkirch (D) 2003, S. 25 und 61 S. 258, 259 Bitter Bredt Fotografie, Berlin (D)
C 1.61 Peter Kneffel / picture alliance / dpa C 6.17 David Joseph, New York (USA) S. 260 oben Christian Schittich, München (D)
C 6.19 a Tarkett AG, Frankenthal (D) S. 260 unten Bitter Bredt Fotografie, Berlin (D)
Dämmen und Dichten C 6.19 b–c Vorwerk Teppichwerke GmbH & Co. KG,
C 2.1 aus: Sophia u. Stefan Behling: Sol Power. Hameln (D)
München 1996, S. 19 C 6.19 d–e DEKOWE Schürholz Teppichfabrik GmbH, Autoren und Verlag danken den nachfolgend genannten
C 2.8 Frank Kaltenbach, München (D) Dorsten (D) Personen für ihre fachliche Beratung und Unterstützung:
C 2.9 a Frank Kaltenbach, München (D) C 6.19 f Fabromont AG, Schmitten (CH)
C 2.9 b Holzabsatzfonds, Bonn (D) C 6.21 Eberhard Weible / Entwurf: Regine Schumann, Dr. Andreas Becht, Tübingen
C 2.9 c–e Frank Kaltenbach, München (D) Köln (D) Marc Binder, PE Europe GmbH, Leinfelden-Echterdingen
C 2.9 f Dirk Funhoff / BASF AG, Ludwigshafen (D) Dr. Jürgen Demeter, BASF, Ludwigshafen
C 2.9 g Frank Kaltenbach, München (D) Oberflächen und Beschichtungen Markus Dietz, Fachgebiet Entwerfen und Tragwerksent-
C 2.13 Roland Halbe / artur,Köln (D) C 7.1 Alberto Moreno Guzman / Barragan Foundation, wicklung, TU Darmstadt
C 2.15 Christian Richters, Münster (D) Birsfelden (CH) Joost Hartwig, Darmstadt
C 2.16 Richard Weston, Cardiff (GB) C 7.2–3 NCS Colour Centre, Berlin (D) Dr. Frank Heinlein, Werner Sobek Ingenieure GmbH,
C 2.17 Ludwig Abache, London (GB) C 7.4 Palladium Fotodesign, Köln (D) Stuttgart
C 2.21 Fa. Isover, Mannheim (D) C 7.7 Gert Walden, Wien (A) Verena Klar, Tübingen
C 7.8 Hans Klumpp, Stuttgart (D) Holger König, LEGEP, Dachau
Installationen C 7.9 Valerio Olgiati, Zürich (CH) Johannes Kreißig, PE Europe GmbH, Leinfelden-Echter-
C 3.1 Manfred Hegger, Kassel (D) C 7.12 a Irene Meissner, München (D) dingen
C 7.12 b Alexander Reichel, Kassel (D) Reiner Krug, Deutscher Naturwerksteinverband e.V.,
Wände C 7.12 c Joachim Raab, Frankfurt / Main (D) Würzburg
C 4.1 Wolfgang Volz / laif, Köln (D) C 7.12 d Irene Meissner, München (D) Klaus Niemann, Henkel Bautechnik GmbH, WOLFIN
C 4.4 Wayne Fuji aus: Rick Joy: Deserts works, New C 7.12 e Weber Broutin, Köln (D) Bautechnik, Wächtersbach
York (USA) 2002, S.156 C 7.12 f–g Joachim Raab, Frankfurt / Main (D) Florian Lang, Lang+Volkwein Architekten und Ingenieure,
C 4.5–6 Zooey Braun / artur, Köln (D) C 7.12 h Manuel Zoller, München (D) Darmstadt
C 4.7 Hild und K, München (D) C 7.14 Betrix & Consolascio, Erlenbach (CH) Guido Ludescher, Mayr + Ludescher Beratende Inge-
C 4.8 Ralph Feiner, Chur (CH) C 7.16–18 Vollenschaar, Dieter; Wendehorst, Rein- nieure, Stuttgart
C 4.9 Roland Halbe / artur, Köln (D) hard: Baustoffkunde. Hannover 2004, S. 816, Margit Pfundstein, BASF, Ludwigshafen
C 4.10 Gisoton Baustoffwerke GmbH, Aichstetten (D) 818, Abb. 11.2, 11.3, 11.5 Adolf Rosenkranz, Schönau
C 4.11 Steko Holz-Bausysteme AG, Uttwil (CH) C 7.20 Herta Hurnhaus, Wien (A) Michael Wichmann, Henkel Bautechnik GmbH, WOLFIN
C 4.12 Kim Zwarts, Maastricht (NL) C 7.21 Luc Boegly / Archipress, Paris (F) Bautechnik, Wächtersbach
276
Sachregister
277
Sachregister
Kerndämmung ∫ 111, 136, 245ff. Metall ∫ 76ff., 232f., 248ff. Polyestergewebe, PVC-beschichtet ∫ Sandwichpaneel ∫ 138
Kernholzarten ∫ 67 -gewebe ∫ 234ff. 261ff. Sanierputz ∫ 190
Ketone ∫ 269 -rohr ∫ 147 Polyesterharz ∫ 16, 224 Sauerstoffdiffusion ∫ 150
Klebstoffe ∫ 96f. Metallbanddeckung ∫ 124 Polyethylen (PE) ∫ 94, 147, 150 Schadstoff ∫ 21, 268f.
Klinker ∫ 50, 220f. Metallunterdecke ∫ 168 Polykondensation ∫ 91 Schafwolle ∫ 139
Kohäsion ∫ 96 Metamorphite ∫ 40 Polymerbitumenbahn ∫ 64 Schälfurnier ∫ 75
Kompaktdach ∫ 125 Mineralfaserplatte ∫ 168 Polymer ∫ 90 Schallabsorptionsgrad ∫ 265
Konstruktionsvollholz ∫ 71 mineralisch gebundene Platte ∫ 60, Polymerisatharz ∫ 195 Schallschutz ∫ 149
Konvektion ∫ 88 115, 168 Polymerisation ∫ 91 schaltbare Wärmedämmung (SWD) ∫
Korkerzeugnisse ∫ 138, 180f. mineralische Bindemittel ∫ 54ff., 188 polymermodifizierte Bitumen (PmB) ∫ 140
Korrosion ∫ 78, 147, 197 Mineralwolle (MW) ∫ 135f. 62 Schalung ∫ 58, 154
korrosionsbeständiger Stahl ∫ 80 Mischgewebe ∫ 184 Polymethylacrylat (PMMA) ∫ 94 Schaumglas ∫ 86, 136
Korrosionsschutz ∫ 78, 114, 197 mittelharte Faserplatte (MBL / MBH) ∫ Polyolefine ∫ 94, 181 Scheibenzwischenraum ∫ 88
Kratzputz ∫ 191, 218f. 74 Polypropylen (PP) ∫ 94, 148, 150, 184 Schichtholzrippendecke ∫ 167
Kreuzbalken ∫ 71 Mohs-Härte ∫ 264 Polystyrol (PS) ∫ 94 Schichtstoffplatte ∫ 179
Krypton ∫ 88 Mönch- und Nonneziegel ∫ 121 -Extruderschaum (XPS) ∫ 137 Schiefer ∫ 41, 123
Kunstharzestrich ∫ 173 Mondglasverfahren ∫ 84 -Hartschaum (EPS) ∫ 16, 29f., 137 Schindeldeckung ∫ 114
Kunststoff ∫ 15, 90ff., 216f., 224f. Monomer ∫ 90 Polysulfiddichtstoff ∫ 143 Schmelzpunkt ∫ 264
-bahn ∫ 126f. Montagedecke ∫ 165 Polysiloxane ∫ 95 schmieden ∫ 79
-rohr ∫ 147, 150 Mörtel ∫ 57f. Polyurethan ∫ 15f. Schüttung ∫ 46, 137
aus nachwachsenden Rohstoffen ∫ Mörtelgruppe ∫ 57 Polyurethandichtstoffe ∫ 143 Schweißbahn ∫ 64
96 N Polyurethan-Hartschaum (PUR) ∫ 137 schweißen ∫ 79, 125
Füllstoff ∫ 92 Nachhaltigkeit ∫ 18ff. Polyurethanharz ∫ 195 Schwermetall ∫ 77
Recycling ∫ 93 Nadelvlies ∫ 182 Polyvinylbutyralfolie (PVB) ∫ 87 Schwingboden ∫ 174
Synthese ∫ 90 Nadelholz ∫ 67, 69, 71 Polyvinylchlorid (PVC) ∫ 94, 147, 150, Sedimentit ∫ 40
Verstärkungsstoff ∫ 92 Nasslehmverfahren ∫ 45 181 Seilfassade ∫ 117
Weichmacher ∫ 92 Naturasphalt ∫ 65 polyzyklische aromatische Kohlenwasser- selbstreinigendes Glas ∫ 87
Zusatzstoff ∫ 92 Naturfaser ∫ 183 stoffe (PAK) ∫ 269 Setzfuge ∫ 142
Kupfer ∫ 82 Naturharz ∫ 196 Porenbeton ∫ 156 Shock Absorbing Foam (SAF) ∫ 182
-rohr ∫ 147, 150 Naturkautschuk ∫ 90 -platte ∫ 165 Sichtbeton ∫ 112, 251ff.
Kupferindiumdiselenidzelle ∫ 118 Naturstein ∫ 38ff., 155, 212f., 256f. -stein ∫ 60f. Sichtmauerstein ∫ 112f.
Kupferlegierung ∫ 83 -platten ∫ 110 poröse Faserplatten (SB) ∫ 74 Siebdruck ∫ 87
L Oberflächenbearbeitung ∫ 42 Portlandzement ∫ 56 Sieblinie ∫ 57
Laminat ∫ 179 Naturwerkstein ∫ 110, 176 Pressdachziegel ∫ 52 Siedepunkt ∫ 265
Langspanholz (LSL) ∫ 74 Nennfestigkeit ∫ 264 Pressglas ∫ 86 Silikat ∫ 192, 195
Lasurmittel ∫ 194 Neusilber ∫ 83 Pressleisten ∫ 117 Silikatschaum ∫ 14
Latentwärmespeicher ∫ 30, 59, 188, Nichteisenmetall ∫ 77 preußische Kappendecke ∫ 165 Silikondichtstoff ∫ 143
190 Nietung ∫ 114 Primärenergiegehalt (PEI) ∫ 98 Silikondichtung ∫ 222f.
Laubholz ∫ 67, 69, 71 Normalglas ∫ 85 Profilbauglas ∫ 117 Silikon (SI) ∫ 95
Lehmbaustoffe ∫ 44ff. Normalmörtel ∫ 57 Profilblech ∫ 114 Silikonharz ∫ 196
Lehmestrich ∫ 173 O Profilbrett ∫ 109 Siliziumzelle ∫ 118
Lehmmörtel ∫ 47 Oberputz ∫ 189 Profilglas ∫ 86, 157 sintern ∫ 49, 52
Lehmputz ∫ 189 Ökobilanz ∫ 23ff., 98ff. Putz ∫ 188ff., 218f. Softcoating ∫ 88
Lehmstein ∫ 47, 155 optische Dichte ∫ 266 Oberflächenstruktur ∫ 191 Solarthermie ∫ 118
Leichtbeton ∫ 251ff. Opus Caementitium ∫ 54 Putzgrund ∫ 189 Sonnenschutz ∫ 89
Leichtbetonstein ∫ 60f., 156, 210f. organische Bindemittel ∫ 188, 192 Putzmörtel ∫ 57 Sonnenschutzglas ∫ 88, 116
Leichthochlochziegel ∫ 50 Ortbeton ∫ 112, 242 Putzmörtelgruppe ∫ 188 Spaltplatte ∫ 111
Leichtlehm ∫ 46 OSB-Platte ∫ 74 Putzsystem ∫ 188f. Spaltzugfestigkeit ∫ 264
Leichtlehmbauplatte ∫ 160 Oxidationsbitumen ∫ 62 Putzträger ∫ 189 Spannbetonhohlplatte ∫ 164
Leichtmetall ∫ 77 Ozonzerstörungspotenzial ∫ 99 Putzweise ∫ 191 Spanndecke ∫ 169
Leichtmörtel ∫ 57f. P Puzzolan ∫ 55 Spannstoff ∫ 200
Leichtputz ∫ 190 Patina ∫ 82 PVD-Verfahren (Physical Vapour Spanplatte (P) ∫ 73f., 160, 174
Leichtzuschlag ∫ 57, 137 Pentachlorphenol (PCP) ∫ 269 Deposition) ∫ 88 Speichermasse ∫ 208, 242
Leim ∫ 97 Perimeterdämmung ∫ 136 Q spezifische Wärmekapazität ∫ 265
Lichtlenkung ∫ 89 Perlite, expandierte (EPB) ∫ 137 Quarzglas ∫ 86 Splintholzarten ∫ 67
Lichtreflexion ∫ 266 Perlitebauplatten ∫ 61, 160 Quell- und Schwindmaß ∫ 265 spritzgießen ∫ 93
Lignin ∫ 68, 75 Pfosten-Riegel-Fassade ∫ 117 Quellschweißen ∫ 127 Spritzputz ∫ 191
Linoleum ∫ 180 Phase Changing Materials (PCM) ∫ R Sputtering ∫ 88
Linz-Donauwitzer-Verfahren ∫ 80 30f., 59, 188, 190 Rabitzdecke ∫ 168 Stabsperrholz ∫ 73
Lochziegel ∫ 50 pH-Wert ∫ 266 Radon ∫ 269 Stäbchensperrholz ∫ 73
Lösemittel ∫ 192 Phenolharz ∫ 90 Randverbund ∫ 88 Stahl ∫ 80
löten ∫ 79 phototropes Glas ∫ 89 Rasterdecke ∫ 168 Stahlbetondecke ∫ 163f.
Lotuseffekt ∫ 87 Photovoltaik ∫ 118 Raufasertapete ∫ 200 Stahlblechverbund ∫ 165
Low-E-Beschichtung ∫ 88 Pigment ∫ 57, 193, 198 Rauspund ∫ 114 Stahllegierung ∫ 80
Luftdichtheit ∫ 142 Pilzdecke ∫ 164 REA-Gips ∫ 55 Stahlrohr ∫ 147, 150
Luftkalk ∫ 55, 189 Planziegel ∫ 50, 155 Recycling ∫ 24f. Stahlsteindecke ∫ 165
Lüftungskanal ∫ 151 Platten ∫ 47, 53 Recyclingfähigkeit ∫ 148f. 151 Stahlträgerverbund ∫ 165
M stranggepresst ∫ 53 Recyclingpotenzial ∫ 99 Stampfbeton ∫ 205
Magmatit ∫ 40 trockengepresst ∫ 53 Reet ∫ 121 Stampflehm ∫ 46, 204f.
Magnesiabinder ∫55 bitumengebunden ∫ 177 Reetdeckung ∫ 122 standardisierte Produktdeklaration ∫ 98
Magnesiaestrich (MA) ∫ 172 keramisch ∫ 177 Reflexionsgrad ∫ 266 Stegplatte ∫ 115
Makromolekülstruktur ∫ 91 kunstharzgebunden ∫ 177 Regeldachneigung ∫ 122 Stehfalz ∫ 114, 124, 127
MAK-Werte ∫ 93 zementgebunden ∫ 177 Reifholzarten ∫ 67 Stehfalzdeckung ∫ 227
Marmor ∫ 41 Plattenbalkendecke ∫ 165 Retrolamelle ∫ 89 Steinholzestrich ∫ 173
massebezogener Feuchtegehalt ∫ 265 Plusdach ∫ 125 Rohdichte ∫ 264 Steinwolle ∫ 135f.
Massivparkett ∫ 178 Plutonit ∫ 40 Roheisen ∫ 79 Steinzeugrohr ∫ 52, 149
Mauermörtel ∫ 57 PMV-Index ∫ 23, 26 Rohrdämmung ∫ 150 Strangdachziegel ∫ 52
Mauerwerk, zweischalig ∫ 111 Polyaddition ∫ 91 rotationsformen ∫ 93 Strangpressplatten ∫ 74
Mauerziegel ∫ 49ff., 155 Polyamidfasern (PA) ∫ 184 Rotguss ∫ 83 Strangpressröhrenplatte (ET) ∫ 74, 160
MDF-Platten ∫ 74 Polycarbonatplatte ∫ 254 S Straßenbaubitumen ∫ 63
Membran ∫ 129f., 234ff., 261ff. Polycarbonat-Wellplatte ∫ 216 Sachbilanz ∫ 98 Streckgrenze ∫ 77, 264
Messerfurnier ∫ 74 polychlorierte Biphenyle (PCB) ∫ 269 Sägefurnier ∫ 74 Strohlehm (Faserlehm) ∫ 46
Messing ∫ 83 Polyesterfasern ∫ 184 Sandstein ∫ 41 Strömungswiderstand ∫ 265
278
Sachregister / Personenregister
279
Die Erarbeitung der Ökobilanzierung war nur durch eine Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt möglich.
Autoren und Verlag danken den folgenden Unternehmen für die Förderung der Publikation:
280