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Atlas Baustoff

Das Dokument beschreibt einen Baustoffatlas. Es listet die Autoren und Mitarbeiter auf und erläutert die Inhalte der verschiedenen Teile des Atlas, die sich mit Materialeigenschaften, -anwendungen und konkreten Bauprojekten beschäftigen. Der Atlas soll ein umfassendes Verständnis von Baustoffen in technischer, ästhetischer und ökologischer Hinsicht vermitteln.

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Atlas Baustoff

Das Dokument beschreibt einen Baustoffatlas. Es listet die Autoren und Mitarbeiter auf und erläutert die Inhalte der verschiedenen Teile des Atlas, die sich mit Materialeigenschaften, -anwendungen und konkreten Bauprojekten beschäftigen. Der Atlas soll ein umfassendes Verständnis von Baustoffen in technischer, ästhetischer und ökologischer Hinsicht vermitteln.

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Baustoff

Atlas
Edition ∂

HEGGER
AUCH-SCHWELK
FUCHS
ROSENKRANZ
Baustoff
Atlas
HEGGER
AUCH-SCHWELK
FUCHS
ROSENKRANZ

Institut für internationale Architektur-Dokumentation · München


Das Buch wurde erarbeitet am
Fachgebiet Entwerfen und Energieeffizientes Bauen Prof. Manfred Hegger
Fachbereich Architektur, Technische Universität Darmstadt
www.architektur.tu-darmstadt.de/ee
in Verbindung mit
Institut für internationale Architektur-Dokumentation
GmbH & Co. KG, München
www.detail.de

Autoren Fachbeiträge:

Manfred Hegger Christian Schittich, Dipl.-Ing. Architekt


Prof. Dipl.-Ing. M. Econ Architekt Institut für internationale Architektur-Dokumentation, München
Fachgebiet Entwerfen und Energieeffizientes Bauen, TU Darmstadt
Christiane Sauer, Dipl.-Ing. Architektin
Volker Auch-Schwelk Formade / Architektur + Material, Berlin
Dipl.-Ing. Architekt
Fachgebiet Entwerfen und Gebäudelehre, TU Darmstadt Peter Steiger, Prof. Architekt
intep AG, Zürich
Matthias Fuchs
Dipl.-Ing. Architekt Alexander Rudolphi, Dipl.-Ing.
Fachgebiet Entwerfen und Energieeffizientes Bauen, TU Darmstadt GFÖB Berlin mbH, Berlin

Thorsten Rosenkranz Dirk Funhoff, Dr. rer. nat.


Dipl.-Ing. BASF, Ludwigshafen
Fachgebiet Entwerfen und Energieeffizientes Bauen, TU Darmstadt
Marc Esslinger,
Wissenschaftliche Mitarbeiter: frog design gmbh, Herrenberg
Jürgen Volkwein, Dipl.-Ing. Architekt (Installationen)
Martin Zeumer, Dipl.-Ing. (Glas, Kennwerte, Ökobilanzierung) Karsten Tichelmann, Prof. Dipl.-Ing.
Patrik Jakob, Dipl.-Ing.
Studentische Mitarbeiter: VHT – Versuchsanstalt für Holz- und Trockenbau am
Christoph Drebes, Andreas Gottschling, Cornelia Herhaus, Institut für Trocken- und Leichtbau, Darmstadt
Viola John, Yi Zhang

Redaktion

Redaktion und Lektorat: Druck und Bindung:


Steffi Lenzen, Dipl.-Ing. Architektin (Projektleitung) KONKORDIA GmbH, Bühl
Julia Liese, Dipl.-Ing.
Herausgeber:
Redaktionelle Mitarbeit: Institut für internationale Architektur-Dokumentation
Carola Jacob-Ritz, M. A.; Sabine Schmid, Dipl.-Ing.; GmbH & Co. KG, München
Manuel Zoller, Dipl.-Ing.
© 2005, erste Auflage
Zeichnungen:
Marion Griese, Dipl.-Ing. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch
begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des
Mitarbeit Zeichnungen: Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und
Kathrin Draeger, Dipl.-Ing.; Norbert Graeser, Dipl.-Ing.; Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Ver-
Emese Köszegi, Dipl.-Ing.; Nicola Kollmann, Dipl.-Ing.; vielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in
Elisabeth Krammer, Dipl.-Ing.; Andrea Saiko, Dipl.-Ing. Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugswei-
ser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Wer-
Herstellung / DTP: kes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen
Roswitha Siegler Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils gel-
tenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungs-
Repro: pflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmun-
Martin Härtel OHG, Martinsried gen des Urheberrechts.

4
Inhalt

Impressum 4
Vorwort 6

Teil A Material und Architektur 8 Teil C Baustoffanwendungen 102

1 Die Oberfläche in der zeitge- 10 1 Gebäudehülle 104


nössischen Architektur 2 Dämmen und Dichten 132
Christian Schittich 3 Installationen 146
2 Der Architekt als Baustoffscout 14 4 Wände 152
Christiane Sauer 5 Decken 162
3 Der kritische Weg zur 18 6 Fußböden 170
nachhaltigen Bauweise 7 Oberflächen und Beschichtungen 186
Peter Steiger
4 Kriterien für die Auswahl von 22
Baustoffen
Alexander Rudolphi
5 Die Entwicklung innovativer 28 Teil D Gebaute Beispiele im Detail 202
Materialien
Dirk Funhoff Projektbeispiele 1 bis 25 204–263
6 Gefühlte Optik – Material und 32
Haptik im Gestaltungsprozess
Marc Esslinger

Teil B Baustoffeigenschaften 36 Teil E Anhang

1 Naturstein 38 Glossar: Physikalische Stoffkenngrößen 264


2 Lehmbaustoffe 44 Karsten Tichelmann, Patrik Jakob
3 Keramische Baustoffe 48 Glossar: Schadstoffe 268
4 Baustoffe mit mineralischen 54 Alexander Rudolphi
Bindemitteln
5 Bitumenhaltige Baustoffe 62 Verordnungen, Richtlinien, Normen 270
6 Holz und Holzwerkstoffe 66 Literatur 272
7 Metall 76 Abbildungsnachweis 275
8 Glas 84 Sachregister 277
9 Kunststoff 90 Personenregister 279
10 Ökobilanzierung 98

5
Vorwort

Grundlagenwerke über Baustoffe gehören Der vorliegende Baustoff Atlas verbindet die
seit langem zur Standardausstattung von Inhalte dieser drei Formate miteinander. Er
Architekten und Ingenieuren. Sie vermitteln fasst die technischen, sinnlichen und erstmals
umfassende Kenntnisse über Werkstoffe für auch die ökologischen Betrachtungsebenen
das Bauwesen, klären über ihre Herkunft, Her- anschaulich in einem Werk zusammen. Damit
stellungsverfahren, Handelsformen und schließt er, der Tradition der Atlanten dieser
Anwendungsmöglichkeiten auf und schaffen Edition folgend, eine empfindliche Lücke. Dem
damit ein tieferes Verständnis für Eigenschaf- Leser wird eine umfassendere Betrachtung von
ten und Verarbeitungsmöglichkeiten. Auch die Baustoffen erschlossen. Die Baustoffwahl kann
aktuellen Standardwerke folgen dem überlie- auf dieser Grundlage mit mehr Umsicht und
ferten Strukturprinzip: ein nach Baustoffgrup- Sorgfalt erfolgen, sie wird zudem besser zu
pen gegliederter Überblick, umfassend ange- begründen sein als dies bislang möglich war.
legt in ihren bauphysikalisch-technischen Aus- Die sorgfältig aufbereiteten, umfangreichen
sagen. Kennwerte ermöglichen nun, insbesondere für
die Kategorien der Effizienz und der Nachhal-
Dieses bewährte, technisch-sachorientierte tigkeit im Bausektor, prüfbare Angaben anstelle
Format wird in jüngerer Zeit durch weitere vager Behauptungen. Dies bedeutet auch den
Publikationsreihen ergänzt. Zum einen sind Abschied von pauschalen Urteilen über Bau-
dies teils großformatige Material-Musterbü- stoffe: An sich ist kein Baustoff uneinge-
cher, die in ihrer primär visuellen Vermittlungs- schränkt zu empfehlen oder zu verwerfen.
form wie eine Antithese zu den beschriebenen
Grundlagenwerken wirken. Sie präsentieren Wird damit alles baubar im Sinne von
umfangreiche Paletten von Materialien oder »anything goes«? Nein, es kommt immer auf
führen in die Vielfalt der Möglichkeiten einzel- den konstruktiven, bauphysikalischen, den
ner Materialgruppen ein. Sie machen die ver- funktionalen und umweltbezogenen Kontext
fügbare Vielfalt stofflich oder in gebauten und Umfang des Materialeinsatzes an. Mit dem
Zusammenhängen sichtbar. Dies verdeutlicht Baustoff Atlas kann auf die gewünschte
das zunehmende Bedürfnis, die sinnliche Anwendung hin geprüft werden, ob sich das
Erfahrungsebene von Baustoffen in den Mittel- geplante Material eignet oder als kritisch zu
punkt von Materialentscheidungen zu stellen bewerten ist. Ungünstige Ergebnisse müssen
und damit die visuellen und sinnlich erfahrba- damit nicht zwingend zum Ausschluss eines
ren Qualitäten unserer gebauten Umwelt zu ökonomisch oder gestalterisch bevorzugten
verbessern. Das Metier dieser Bücher ist die Materials führen. Zunehmend werden Materi-
Oberfläche der Baustoffe. aleigenschaften »custom-made« beeinflussbar.
Zum anderen sind seit einiger Zeit Veröffent- Architekten, Designer und Ingenieure werden
lichungen und Zahlenwerke erhältlich, die vor- in Zukunft, auch mit Hilfe des hier verfügbar
nehmlich die Auswirkungen von Baustoffen auf gemachten Wissens, gewünschte Eigenschaf-
Umwelt und Gesundheit, ihre Dauerhaftigkeit ten spezifizieren und an der Entwicklung neuer,
und Recyclingfähigkeit sowie andere Nachhal- hocheffizienter Materialien mitwirken. Sie kön-
tigkeitskriterien betrachten. Diese Parameter nen damit zugleich wesentlich zur Verbesse-
wurden lange vernachlässigt, obwohl das Bau- rung der Bauqualität und zur Erweiterung des
wesen den größten Anteil aller Rohstoffe und gestalterischen Repertoires beitragen.
der Energie verbraucht und – trotz vergleichs-
weise hoher Dauerhaftigkeit seiner Produkte – Die Materialwahl bestimmt ganz entscheidend
zugleich den Löwenanteil des Abfalls produ- Darstellung und Wahrnehmung von Gebäuden,
ziert. Diese Auswirkungen des Bauens haben nicht nur ihrer Oberflächen. Über lange Zeit
vor allem in Materialentscheidungen ihren war das Materialangebot für das Bauen sehr
Ursprung. Ihre Kriterien und Indikatoren sind eingeschränkt. Das Wissen über Stoffe wurde
bislang nur einem fachlich versierten Leser- über Generationen hinweg erworben und wei-
kreis zugänglich. tergetragen. Die größer werdende Welt der

6
Materialien stellt heute eine breite Auswahl von nicht nur im Design ausübt, wird veranschau- hülle oder Decken) bezogen. Die Vielfalt der
Stoffen zur Verfügung, aus denen Architektur licht. Sie wird in der Architektur vielfach noch gestalterischen Möglichkeiten und ihrer Rah-
entsteht. Das Risiko der Anwendung neuer unterschätzt. menbedingungen erschließt sich unmittelbar.
Baustoffe ist dabei hoch, denn Langzeiterfah- Dies gilt auch für die Nachhaltigkeitskriterien.
rungen liegen nicht vor. Dennoch prägen spie- Teil B »Baustoffeigenschaften« widmet sich der Am Ende jedes Abschnitts werden verschiede-
lerischer Umgang und Experimentierfreude mit übergeordneten Betrachtung von Materialien. ne Konstruktionen mit typischen Schichtauf-
Materialien zunehmend unsere Architektur. Hier werden die Materialien nach Gruppen sor- bauten tabellarisch verglichen; hier sind bau-
Materialdiversifikation, Materialverfremdung, tiert und nach ihrer Entstehung und Herkunft, teilbezogene Umweltauswirkungen und Dauer-
bewusster Materialmissbrauch oder Material- Verarbeitungsweisen, aber auch nach ihrer haftigkeitsaspekte unmittelbar ablesbar. Sie
transfer aus baufremden Bereichen sind chemischen Zusammensetzung, ihren physika- ermöglichen es, zu einem frühen Planungssta-
anerkannte Stilmittel geworden. Neben dem lischen Eigenschaften sowie ihrer Wirkung und dium bereits die Gesamtbelastung der Umwelt
Primat der architektonischen Form tritt die Rhe- Gestalt beschrieben. Die Grundlagen zur durch Bauteile und das Gesamtgebäude abzu-
torik des Materials zunehmend in den Mittel- Anwendung der behandelten Baustoffe sind schätzen. Auch für diesen Teil gilt: Die Darstel-
punkt des baukulturellen Schaffens. Die vielfäl- hier zusammengefasst, materialspezifische lungsweise orientiert sich an der Notwendigkeit
tigen Innovationen erzeugen bei Architekten Risiken benannt. Die bauphysikalischen Eigen- einer weitgehenden Verdichtung der Informati-
und Ingenieuren einen erheblichen Informa- schaften werden weitgehend tabellarisch dar- on und damit zugleich an Sehgewohnheiten
tionsbedarf. gestellt. Wo immer möglich, verdichten sich von Architekten – über Fotos, Zeichnungen und
Aussagen in Bildform oder Diagrammen. Am Grafiken als bevorzugte Wissensvermittler.
Der Baustoff Atlas kann jedoch nicht jedes Ende dieses Teils sind die stoffbezogenen
Material darstellen, jedem Trend nachspüren. Umweltkennwerte beschrieben und für die Bei der Auswahl der im Teil D »Gebaute Bei-
Seine Autoren haben dennoch versucht, der wesentlichen Baustoffe praxisorientiert zusam- spiele« dokumentierten Architektur stand
Vielfalt der heutigen Möglichkeiten Rechnung mengefasst. Über gebräuchliche Bezugsein- jeweils die Beziehung zwischen architektoni-
zu tragen: durch ein breites Spektrum behan- heiten wie m2 oder kg werden sie anschaulich schem Ausdruck und verwendeten Materialien
delter Materialgruppen, durch ihre Beschrei- und vergleichbar. im Vordergrund. Es wurden weitgehend aktuel-
bung in verschiedenen Anwendungszusam- le Projekte ausgewählt, die durch ihre auf weni-
menhängen und durch die unmittelbare Ver- Die stoffliche Betrachtung allein bleibt für das ge Materialien beschränkte Oberflächengestal-
gleichsmöglichkeit ihrer Eigenschaften. Die Entwerfen und Konstruieren immer dann tung hervortreten. Die Darstellung der Projekte
verschiedenen Betrachtungsebenen können für abstrakt, wenn Materialien breite Anwendungs- hebt ihre Materialität hervor und zeigt beispiel-
ungewöhnliche Materialgruppen vielleicht in möglichkeiten besitzen. Dies gilt für die meis- haft Detaillösungen der Materialanwendung.
Ansätzen ausgleichen, was tradierte Baustoffe ten Baustoffe. Ein Beispiel: Metalle können Deutlich werden soll die architektonische Kraft,
ohnehin auszeichnet: abgesicherte Bekanntheit ebenso gut in konstruktiven Bauteilen zum Ein- die aus einer sparsamen und geschickten
ihrer Eigenschaften, Vertrautheit im Umgang satz kommen wie als Außenwandbekleidung Materialwahl hervorgehen kann.
mit dem Material. oder Unterdecke, als Installationsrohr oder als
Fassadenprofil. Die Autoren sahen daher die Abschließend danke ich allen Mitarbeitern mei-
Der Aufbau des Buchs folgt der Vorgehenswei- zusätzliche Aufgabe, neben der großen Band- nes Fachgebiets, allen Institutionen und Perso-
se bei der Auswahl von Baustoffen und ihrer breite möglicher Materialien auch die Einheit nen, die beim Entstehen dieses Werks kompe-
Integration in Entwurf und Konstruktion. von Material und Entwurf zum Gegenstand zu tent mitgewirkt haben und es durch Zuwen-
machen. In diesem Zusammenhang wurde die dung von Mitteln großzügig unterstützt haben.
Teil A »Material und Architektur« nähert sich Notwendigkeit erkannt, die unterschiedlichen
aktuellen und grundlegenden Aspekten der Möglichkeiten und Bindungen zu formulieren,
Materialauswahl. Die Beiträge verdeutlichen die sich aus spezifischen Anwendungen erge- Darmstadt, im August 2005
den Einfluss der Materialwahl auf die zeitge- ben. Manfred Hegger
nössische Architektur, sie spüren den damit
verbundenen Such- und Auswahlprozessen Entsprechend beschreibt Teil C »Baustoff-
nach. Sie legen die Bedeutung von Nachhaltig- anwendungen« Konstruktionen von Bauteilen
keitskriterien bei der Materialauswahl dar und unter dem Aspekt des Baustoffeinsatzes.
beschreiben die Dynamik der Entwicklung Neben funktionalen und konstruktiven Aspek-
innovativer Baustoffe. Die enorme Wirkung, ten sind auch bauphysikalische Kriterien wie
welche die Oberfläche von Materialien als Brand-, Wärme- oder Schallschutz spezifisch
Schnittstelle zwischen Objekt und Benutzer auf die jeweilige Anwendung (etwa Gebäude-

7
Teil A Material und Architektur

1 Die Oberfläche in der zeitgenössischen Architektur


Christian Schittich

2 Der Architekt als Baustoffscout


Christiane Sauer

3 Kriterien für die Auswahl von Baustoffen


Alexander Rudolphi

4 Der kritische Weg zur nachhaltigen Bauweise


Peter Steiger

5 Die Entwicklung innovativer Materialien


Dirk Funhoff

6 Gefühlte Optik – Material und Haptik


im Gestaltungsprozess
Marc Esslinger

Abb. A über mehrere Jahrhunderte ausgetretene


Kalksteintreppe zum Chapter House, Wells
Cathedral (GB) ab 1200, Adam Lock u.a.
Die Oberfläche in der zeit- Die zunehmende Überflutung mit Reizen,
Sinneseindrücken und bunten Bildern macht
genössischen Architektur vor der Architektur nicht Halt, wenn auch die
Reaktionen darauf unterschiedlich ausfallen.
Ein Teil der Architekten passt sich den Gege-
Christian Schittich benheiten an und reagiert mit ebenfalls bun-
ten, serigraphierten Bildern auf sprödem Glas.
Oder mit großflächigen farbigen Mustern, flim-
mernden Medienfassaden und erleuchteten
Screens. Andere dagegen besinnen sich auf
die Qualität bewährter Baustoffe – auf massiv
gefügten Naturstein oder Sichtbeton, unbe-
handeltes Holz oder Ziegelmauerwerk, um in
einer zusehends virtuellen Welt die physische
Präsenz eines Bauwerks zu demonstrieren
oder in bewussten Kontrast zur lauten Umge-
bung zu treten. Für welche Herangehensweise A 1.1
man sich auch entscheidet: Die Oberfläche baren Materialien zurückgegriffen werden
spielt stets eine dominierende Rolle. Über die konnte, steht uns heute eine bis dato nicht
Oberflächen, die wir sehen und fühlen, neh- gekannte Vielfalt an Baustoffen aus aller Welt
men wir Architektur im Wesentlichen wahr. zur Verfügung, die sich stetig durch Neuent-
Mit ihrer Farbe, Struktur und Ausstrahlung wicklungen aus der Industrie vergrößert. Das
prägen sie den Charakter von Innenraum und bringt ungeahnte Möglichkeiten, aber auch
Fassade. Gefahren mit sich, zumindest aber die Qual
Seit Urzeiten und in allen Kulturen lassen die der Wahl. Darüber hinaus führt die zunehmen-
Menschen den Oberflächen ihrer Häuser und de Inszenierung des Materials, die sich nicht
Räume eine besondere Aufmerksamkeit auf überlieferte Baustoffe beschränkt, dazu,
zukommen, gestalten und verzieren sie. Das dass immer häufiger Produkte aus anderen
zeigen die Wandteppiche in den Zelten der Bereichen der Industrie, die beim Bauen bis-
Nomaden, die bunte Bemalung in alten Kir- her keine Verwendung fanden, in der Architek-
chen und Schlössern oder die Fliesen und tur zum Einsatz kommen.
Stuckverzierungen islamischer Architektur
(Abb. A 1.1). In der zeitgenössischen Archi- »Authentische« Materialien
tektur wechseln sich Strömungen, die die Der bewusste Umgang mit dem Material in der
Form in den Mittelpunkt stellen, mit anderen gegenwärtigen Architektur ist nicht neu. Tadao
ab, welche die Hülle thematisieren. Ando etwa nutzt seit mehr als 20 Jahren
»authentische Baustoffe mit Substanz«, wie
Zurzeit ist die Betonung der Oberfläche hoch- unbehandeltes Holz oder (anknüpfend an Le
aktuell. Das hängt mit der zunehmenden Tren- Corbusier oder Louis Kahn) Sichtbeton in sei-
nung von Tragwerk und Hülle zusammen, ner rohen Kraft, um Räume zu schaffen und
aber auch mit neuen technischen Möglichkei- Stimmungen zu erzeugen. In seinen besten
ten wie dem Bedrucken von Glas und Kunst- Bauten sind die Oberflächen nicht absolut
stoff oder der Vervielfältigung von Mustern mit- eben, sondern innerhalb der einzelnen Scha-
tels Computertechnologie. Und natürlich hat lungsfelder leicht gewellt, was durch das Spiel
dieser Trend auch mit der wachsenden des Lichts und die entsprechenden Schatten
Bedeutung der Medien zu tun, in deren Folge zu einer raffinierten Lebendigkeit der Oberflä-
das Abbild eines Gebäudes manchmal wichti- che führt (Abb. A 1.4).
ger erscheint als das Gebäude selbst. Mit der Ando verhalf mit seinen Bauten dem Sichtbe-
Oberfläche aber rückt auch das Material ins ton zu einer Renaissance. Meist sind es aller-
Zentrum der Betrachtung und wird immer öfter dings die vollkommen glatten, streng im Ras-
regelrecht inszeniert. An der Oberfläche tritt ter der Schaltafeln gegliederten und von
es in Erscheinung und prägt mit seinen spezi- einem gleichmäßigen Muster echter und
fischen Eigenschaften ihre Ausstrahlung, die manchmal auch vorgetäuschter Ankerlöcher
ganz entscheidend davon abhängt, ob es sich perforierten Oberflächen seiner immer größe-
um tradierte oder industriell gefertigte Baustof- ren Werke, die weltweit Nachahmer finden.
fe handelt, ob das Material naturbelassen ein- Heute tritt Beton zunehmend in der ganzen
gesetzt oder (zum Korrosionsschutz) Vielfalt seiner Erscheinungsformen ans Licht:
beschichtet wurde, ob es glänzend oder matt, Durch die Verwendung grober Schalbretter,
strukturiert oder gleichmäßig ist oder ob es im durch nachträgliches Kannelieren oder Sto-
Laufe der Zeit (gewollt oder ungewollt) sein cken erhält er einen effektvollen, rauen Char-
Aussehen und seine Eigenschaften ändert. me, die Beimischung von Farbpigmenten oder
Wie etwa Holz, das einen silbergrauen Ton bestimmten Zuschlagstoffen verleihen ihm
annimmt, Metalle, die patinieren und stumpf eine besondere Materialqualität. Jacques
werden, oder der unbehandelte Sandstein, Herzog & Pierre de Meuron etwa ließen die
der sich mit der Zeit schwarz verfärbt. Außenwände des Schaulagers in Basel (2003)
Im Gegensatz zu früher, als für die üblichen nachträglich mit dem Hammer abklopfen, um
Bauaufgaben meist nur auf die vor Ort verfüg- einen lehmähnlichen Charakter zu erhalten

10
Die Oberfläche in der zeitgenössischen Architektur

A 1.1 glasierte Fliesen und Stuckverzierungen,


Alhambra, Granada (E) 14. Jh.
A 1.2 französische Nationalbibliothek, Paris (F) 1996,
Dominique Perrault mit Gaëlle Lauriot Prévost
A 1.3 Thermalbad, Vals (CH) 1996, Peter Zumthor
A 1.4 Sonntagsschule, Ibaraki (J) 1999,
Tadao Ando

A 1.2 A 1.3
(siehe S. 112, Abb. C 1.27 c), während die perforierten Metallen, durch Bedrucken, durch Tageszeit und Lichtverhältnissen ihr Aussehen.
Baseler Architekten Morger Degelo Kerez Ätzen oder durch den gezielten Einsatz von Bei der Spitalpharmazie in Basel (1999) errei-
dem Beton am Kunstmuseum Liechtenstein Spiegeleffekten und Reflexen geschehen. chen Jacques Herzog & Pierre de Meuron die
(2000) durch Beimischung von gebrochenem Entmaterialisierung des Baukörpers, indem sie
grünem und schwarzem Basalt, Flusskies und Eigenart und Gegensätzlichkeit von zwei unter- serigraphierte Gläser verwenden (siehe S. 117,
schwarzem Pigment sowie durch aufwändiges schiedlichen Materialien – Beton und Glas – Abb. C 1.36 c). Hier ist ein vollkommen gleich-
Schleifen der Oberflächen die Ausstrahlung thematisiert Peter Zumthor eindrucksvoll am mäßiges grünes Punktraster auf die Fassaden-
von Marmor verleihen (siehe S. 112, Abb. Kunsthaus in Bregenz (1997). Den monolithi- bekleidung aus Glasplatten aufgebracht, die
C 1.27 d). schen Kern aus gegossenem, unbeschichte- das gesamte Gebäude bis in die Fensterlai-
»Echter« Naturstein wird dagegen heute fast tem Beton von Wänden und Böden umhüllt er bungen hinein umhüllen. Sie erreichen damit
ausschließlich an der Oberfläche eingesetzt, mit einem geschuppten Mantel aus geätztem eine sich entsprechend der Distanz des
in Form von dünn geschnittenen Platten oder Glas (siehe S. 86, Abb. B 8.8) und visualisiert Betrachters ändernde Erscheinung. Von Wei-
gar nur wenige Millimeter dick auf Alu-Paneele dabei eindrucksvoll die stofflichen Qualitäten tem wirkt der Baukörper homogen grün, aus
aufgeklebt, wie es unzählige Fassaden und des an sich »unsichtbaren« Materials. Durch- nächster Nähe werden die einzelnen Punkte
Foyers von Bankgebäuden und Versicherun- scheinend, aber nicht transparent, ändert die erkennbar. Der Raster ist so grob, dass die
gen zeigen. baulich gleichförmige Hülle je nach Blickwinkel, dahinter liegenden Dämmplatten und Befesti-
Damit gibt sich Peter Zumthor – wie Tadao
Ando ein Virtuose im Umgang mit dem Mate-
rial – nicht zufrieden. Seine Bauten beziehen
ihre eindrückliche Kraft aus dem bewussten
Einsatz weniger, überwiegend unbehandelter
Baustoffe wie Stein, Holz oder Beton. Zumthor
möchte das »eigentliche Wesen dieser Materi-
alien, das bar jeglicher kulturell vermittelter
Bedeutung ist«, freilegen, die »Materialien in
der Architektur zum Klingen und Strahlen«
bringen [1]. Bei Werken wie dem steinernen
Thermalbad in Vals (1996) oder der mit Lär-
chenholzschindeln bekleideten Kapelle in
Sumvitg (1988) knüpft er mit der Wahl der
Baustoffe an lokale Traditionen an und verwur-
zelt so die Bauwerke in ihrer Umgebung: Wie
ein aus dem Berg gewachsener Monolith steht
beispielsweise das Valser Bad in der Land-
schaft, wobei der Stein – in Form von massi-
ven Wänden aus örtlichem Quarzit oder als
Bodenbelag und Innenbekleidung der Was-
serbecken aus demselben Material – außen
wie innen zu einer Vielzahl ästhetischer und
haptischer Erfahrungen führt.

Industriell gefertigte Materialien


Glas und transparente Kunststoffe, aber auch
Metallgewebe ermöglichen es in besonderem
Maße, mit der Oberfläche zu spielen, die phy-
sische und die optische Grenze zu trennen.
Besonders reizvoll ist es dabei, den viel-
schichtigen Bereich zwischen Transparenz
und Transluzenz auszuloten. Das kann durch
Überlagerung der Gläser mit Lamellen oder
A 1.4

11
Die Oberfläche in der zeitgenössischen Architektur

Eine gelungene Inszenierung des im Moment


in der Architektur so beliebten Materials Kunst-
stoff schaffen Herzog & de Meuron am Laban
Centre im Südosten von London (2003). Drei-
fach-Stegplatten sind hier so geschickt in
Szene gesetzt, dass daraus ein edles, schil-
lerndes Gebilde entsteht (Abb. A 1.7). Es
nimmt die Kubaturen seiner Umgebung auf,
gleichzeitig verschwimmen seine Konturen mit
dem Himmel, was zu einer beinahe unrealisti-
schen, schwer zu fassenden Erscheinung
führt. Besonders subtil wird dabei die Farbe
verwendet, denn nur die Rückseiten einzelner
Kunststoffplatten sind eingefärbt. Das verstärkt
die schimmernde, pastellartige Wirkung.
Abhängig von Lichteinfall und Standpunkt
A 1.5 A 1.6 erzeugt das Material ein Spiel raffinierter, stän-
gungsklammern erkennbar bleiben: Die die eine Botschaft vermittelt. Die Bedruckung dig changierender Farbstimmungen. Im Inne-
Bewegung des Betrachters führt zu ständigen mit Texten oder Bildern – mit in erster Linie ren entsteht aus dem Zusammenspiel mit der
visuellen Interferenzphänomenen, die den ästhetischen Effekten – bleibt nach wie vor die zweiten Fassadenschicht aus transluzentem
Baukörper beleben und seine harten Konturen gängige Form der Medienfassade, denn akti- Glas ein angenehmes, zart farbiges Licht, das
brechen. Die Spiegelbilder der umstehenden ve Gebäudehüllen mit bewegten Bildern und eine positive Atmosphäre erzeugt und optimal
grünen Laubbäume verschmelzen mit den wechselnden Nachrichten konnten sich zu den Tanz- und Übungsräumen passt.
Fassaden. (abgesehen von Werbescreens in den Zen-
Die österreichischen Architekten Andreas tren der Metropolen) trotz viel versprechender Kunststoffe als gewellte Tafeln oder Stegplat-
Lichtblau und Susanna Wagner arbeiten beim Ansätze bis heute kaum durchsetzen. ten finden beim Bauen als preisgünstige Pro-
Kirchenzentrum in Podersdorf am Neusiedler Auch Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton dukte seit Jahrzehnten Verwendung, aller-
See (2001) ebenfalls mit Glasplatten, nutzen greifen bei der Polizei- und Feuerwache in dings eher in Nebenbereichen. In der Archi-
diese aber für eine subtile Form der Dekorati- Berlin auf die Möglichkeiten zurück, die sich tektur führten sie – ähnlich wie Sperrholz,
on. Eine vor die Gebäudegruppe gestellte aus der Beschichtung von Glas ergeben Streckmetall oder Faserzementplatten – eher
raumbildende und integrierende Glaswand (siehe Beispiel 24, S. 258ff.). Im Gegensatz zu ein Schattendasein, bis im Zuge einer neuen
bedrucken sie mit Textpassagen von Kindern den beiden vorangehenden Beispielen geht Materialsensibilität ihre ästhetischen Qualitä-
der Kirchengemeinde, kombiniert mit Bibelzi- es ihnen aber weniger um die Effekte der ten entdeckt und buchstäblich an die Oberflä-
taten (siehe S. 117, Abb. C 1.36 d). Auf diese Transparenz als vielmehr um die Gestaltung che gebracht wurden – an den Schauseiten
Weise erzeugen sie nicht nur interessante großer Farbmuster, die einen zusätzlichen von Fassaden und Innenräumen.
Lichteffekte auf den dahinter liegenden Reiz aus den Spiegeleffekten auf den Glaso- Im Gegensatz dazu sind die Edelstahlgewebe,
Gebäuden, sondern eine Art Medienfassade, berflächen beziehen. die Dominique Perrault erstmals in der Natio-

A 1.7

12
Die Oberfläche in der zeitgenössischen Architektur

nalbibliothek in Paris (1995) einsetzt, ein Bei- erfüllt, sondern seit jeher auch gestalterisch
spiel für die sinnvolle Translokation eines eingesetzt wird. Doch kaum je zuvor wurde
Materials aus der Industrie (wo es beispiels- der ästhetischen Wirkung veränderbarer Fas-
weise in Form von Sieben eingesetzt wird) in saden so viel Gewicht beigemessen, wurde
die Architektur. In Lesesälen, Treppenräumen der Kontrast zwischen geöffnetem und
und anderen öffentlichen Innenbereichen geschlossenem Zustand von Falt-, Klapp-
dient das durchscheinende Material für akus- oder Schiebeläden so inszeniert wie heute.
tisch wirksame Wand- und Deckenbehänge, Das gilt auch für das Studentenwohnheim im
die Installationen verbergen, für transluzente portugiesischen Coimbra (1999) von Manuel
Trennwände oder als Sonnenschutz. Die und Francisco Rocha de Aires Mateus, wo
strukturierende licht- und luftdurchlässige eine vollkommen glatte, homogene Fläche
zweite Haut verleiht den Räumen eine beson- aus Holzpaneelen durch Öffnen der Elemente
dere Qualität (Abb. A 1.2). zu einer spannungsvoll gegliederten Außen-
Heute taucht das Material allerorts auf – vom wand wird (Abb. A 1.5 und A 1.6). Oder für
Bankfoyer bis zum Flughafenparkhaus. Auch das schlichte, kubische Wohnhaus aus Natur-
an Fassaden lässt es sich wirkungsvoll ein- stein von MADA (siehe Beispiel 05, S. 212f.),
setzen, wie etwa bei der geschwungenen dem Klapp- und Schiebeläden viel von seiner A 1.8
Haut aus Edelstahlgewebe des Kulturzent- Strenge nehmen. telbaren Kontakt mit den Stoffen. Er kann sie
rums in Lille von NOX (siehe Beispiel 15, aus der Nähe sehen, betasten, fühlen, vielleicht
S. 234ff.). Die Fassade ändert ihr Erschei- Dass Oberflächen nicht immer starr sein müs- sogar riechen. Natürliche und erdverbundene
nungsbild je nach Wetterlage und Tageszeit – sen, zeigt das sicherlich extreme Beispiel des Materialien wie Holz, Naturstein und Beton
mal glänzt sie in der Sonne und verbirgt, was Holländischen Pavillons auf der Expo 2000 in strahlen Wärme aus, zeigen sinnliche Materiali-
sich hinter ihr befindet, dann wieder liegt sie Hannover von MVRDV, wo Wasser als struktu- tät, während künstliche und beschichtete Bau-
wie ein durchscheinender, feiner Schleier vor rierender Schleier über die Außenhaut fließt stoffe gerne dazu genutzt werden, formale Vor-
dem Gebäude. und mit seinen Bewegungen zu vielfältigen stellungen umzusetzen. Bei der minimalisti-
kaleidoskopartigen Mustern und zum ständi- schen Wohnraumgestaltung von John Pawson
Veränderbare Oberflächen gen Wechsel von Durchsicht und Durchschei- (1999) etwa prägt vor allem das Material Holz
Die Wirkung und Ausstrahlung einer Oberflä- nen führt. mit seinem rötlichen Ton und seiner Maserung
che wird wesentlich von den Eigenschaften den Charakter des Raumes, während es bei
der Materialien geprägt, vom Zusammenspiel Die Oberfläche im Innenraum der Modeboutique von Propeller z (2000) in
unterschiedlicher Baustoffe, vom Wechsel Neben dem Raum selbst spielen beim Innen- Wien die geschwungenen Formen und die kräf-
zwischen geschlossenen und offenen Berei- ausbau die für Wände, Böden, Decken und tigen Gelbtöne der Lackierung sind (Abb. A 1.8
chen – oder gar von beweglichen Elementen. Möblierung verwendeten Materialien eine und A 1.9).
Veränderbare Hüllen sind dabei kein neues wesentliche Rolle. Ihre Oberfläche, ihre Textur
Phänomen. Die Fensterläden früherer Tage und Farbe prägen ganz entscheidend die Ob Kunststoff, Glas oder Holz, ob veränderbar
fallen ebenso in diese Kategorie wie der texti- Atmosphäre. Ganz anders als bei der Fassa- oder minimalistisch, bunt gefärbt oder mono-
le Sonnenschutz, der nicht nur eine Funktion de kommt der Nutzer im Innenraum in unmit- chrom: Mit seiner ganzen Vielfalt an Möglich-
keiten ist das Thema Oberfläche heute so
spannend wie selten zuvor. Eine ungemeine
Freude am Experiment ist allerorts zu sehen,
Grenzen werden ausgelotet, überlieferte Seh-
gewohnheiten in Frage gestellt, neue Materia-
lien und Konzepte erprobt. Doch manchmal ist
der Grat zwischen sinnvoller Innovation und
banaler Effekthascherei schmal. Die zuneh-
mende Konzentration auf die Oberfläche birgt
auch die Gefahr der Oberflächlichkeit. Dies gilt
umso mehr für die im Moment so beliebten
applizierten Ornamente, wobei die Grenze zwi-
schen sinnvoll aufgebrachten Mustern und rei-
ner Dekoration natürlich fließend ist.

Anmerkungen:
[1] Zumthor, Peter: Architektur denken. Basel /
Boston / Berlin 1999

A 1.5–6 Studentenwohnheim, Coimbra (P) 2000, Manuel


und Francisco Rocha de Aires Mateus
A 1.7 Laban Centre, London (GB) 2003, Jacques
Herzog & Pierre de Meuron
A 1.8 Wohnhaus, London (GB) 1999, John Pawson
A 1.9 Modeladen, Wien (A) 2000, propeller z
A 1.9

13
Der Architekt als
Baustoffscout

Christiane Sauer

A 2.1 A 2.2
Seit jeher versuchen Architekten das Entwurfs- te Dämmwerte. Er besteht zu 99,8 % aus Luft,
potenzial der verfügbaren Werkstoffe auszu- der Rest ist feinster Silikatschaum mit Poren
schöpfen. Früher beschränkten sich die gestal- von nur 0,2 millionstel Millimeter Durchmesser.
terischen Möglichkeiten meist auf regionale Die Poren sind somit kleiner als die Wellenlän-
Baumaterialien und traditionelle Verarbeitungs- ge der solaren Strahlung und kleiner als die
technologien. Dies hat sich in den letzten Jahr- Weglänge der freien Bewegung von Luftmole-
zehnten durch die Globalisierung des Handels külen, sodass die Wärmeleitung geringer ist als
und die weltweit vernetzte Kommunikation und bei ruhender Luft. Erst vor wenigen Jahren –
Transportlogistik entscheidend geändert. Die also mit 50 Jahren Verzögerung – wurde das
Suche nach dem »perfekten« Material wird für Material für den Bausektor entdeckt, und erste
den Architekten zur Suche nach der Steckna- Produkte kommen derzeit als transluzente
del im globalen Heuhaufen. Bei der Recherche Wärmedämmpaneele auf den Markt
nach innovativen Materialien kristallisieren sich (Abb. A 2.2).
zwei Ansätze heraus: Entweder man findet
technologische Neuheiten oder transformiert Material und Architektur
bestehende Materialien in einen anderen Kon- Die Adaption von Material für einen neuen Ein-
text. Ein weiterer Weg ist die gezielte Neuent- satzzweck ist ein Thema der Architekturavant-
wicklung eines Materials für einen bestimmten garde, spätestens seit Frank Gehry in den
Einsatzzweck, doch dies setzt ein angemesse- 1970er-Jahren sein Wohnhaus in Santa Monica
nes Budget und einen entsprechenden Zeit- mit Materialien wie Maschendraht, Wellblech
rahmen voraus. und Sperrholz umbaute und verkleidete. Poly-
carbonatstegplatten und Neonröhren aus dem
Material und Forschung Baumarkt wurden beim Bau der Rotterdamer
Die Labors und Ideenschmieden der Automo- Kunsthalle 1992 durch Rem Koolhaas für den
bil-, Luft- und Raumfahrtindustrie sind heute Museumsbau geadelt. Die Transformation der
federführend in der Entwicklung innovativer Materialien in einen ungewohnten programma-
Materialien. Die dort entwickelten ultrareiß- tischen Kontext fasziniert die Architekten, da
festen, hochdämmenden, extraleichten Mate- sie neuen ästhetischen Spielraum erschließt.
rialien oder Beschichtungen bieten auch für Ende der 1990er-Jahre wurden die formalen
anspruchsvolle Gebäudekonzepte neue Ansät- Experimente virtueller: Neue Computersoftwa-
ze. Zwischen der Entwicklung eines hochspezi- re, deren Wurzeln ebenfalls in den Hightech-
fischen Materials in der Hightechindustrie und industrien der Luft- und Raumfahrt lagen,
seiner Transformation in ein marktfähiges Bau- machte es möglich, komplexe Formen zu ent-
produkt liegen jedoch oft Jahre, da das Poten- wickeln, die mit den klassischen Baumateriali-
zial des Innovationstransfers oft nicht sofort en nur sehr schwerfällig oder gar nicht umzu-
erkannt wird oder die Investitionen für langwie- setzen sind. Der amorphe »Blob« wurde zum
rige und kostspielige Zulassungsverfahren Sinnbild einer Architektengeneration: Wand,
gescheut werden. So entsteht die paradoxe Dach, Boden oder Decke verschmelzen zu
Situation, dass die Lösung vor dem Problem da einer Form und fordern neue flexible Beschaf-
ist: Ein hochwertiges Material existiert zwar fenheiten von Konstruktion und Oberflächen.
bereits in den Schubladen der Industrie, seine Die Baustoffhersteller haben bislang noch
bauliche Anwendung muss aber erst noch kaum auf diese neuen Trends reagiert. Der
gefunden werden. Architekt muss also auf eigene Faust – und
Verantwortung – individuelle Lösungen ent-
A 2.1 Aerogel – »Solid Smoke« Ein Beispiel hierfür ist das Nanomaterial Aero- wickeln. Dies erfordert ein hohes Maß an
A 2.2 lichtdurchlässiges Wärmedämmpaneel, gel, das bereits in den 1950er-Jahren von persönlichem Einsatz und Idealismus.
gefüllt mit Nanogel der NASA als Dämmstoff entwickelt wurde
A 2.3 »HeatSeats«, Jürgen Mayer H.
A 2.4 thermosensitive Bettwäsche, Jürgen Mayer H.
(Abb. A 2.1). Aerogel, auch Solid Smoke Der Architekt als »Baustoffscout« kann zum
A 2.5 Wärmetauschstation »WOS 8«, Utrecht (NL) 1998, genannt, ist der Feststoff mit der geringsten eigenständigen Job werden, wie etwa die Posi-
NL Architects bislang bekannten Dichte und besitzt exzellen- tion des »Material Managers« im Rotterdamer

14
Der Architekt als Baustoffscout

Büro von OMA zeigt: Dieser leitet alle Materi-


alentwicklungen und Firmenkontakte des
Büros. Oder »man läuft eben mit offenen
Augen durch die Welt, sammelt Informationen
und bei Bedarf erinnert man sich wieder
daran«, wie der Berliner Architekt Jürgen
Mayer H. seine Inspirationsquellen beschreibt:
»Zeitschriften, Bücher oder Baumarkt, Gesprä-
che mit Experten aus Spezialbereichen wie
Schiffsbau – die Grenzen sind fließend.«

Thermosensitive Farbe
Jürgen Mayer H. arbeitet sehr gezielt mit der
Transformation von Oberflächen in einen
neuen Kontext. Seine Arbeiten mit thermosen-
sitiver Farbe bewegen sich im Spannungsfeld
von Mensch, Raum und Objekt. Bereits wäh- A 2.3 A 2.4
rend seines Studiums entwarf er eine Fassa- Fugenlose Kunststoffbeschichtung Die aufgesprühte Kunststoffhülle macht tradi-
de, die auf Temperaturveränderung durch Dieses Prinzip der Kunststoffhaut verwendeten tionelle Fassadendetails wie Tropfbleche
Verfärbung reagierte. Mit der Ausstellung NL Architects aus Amsterdam 1998 erstmalig überflüssig. Das Regenwasser läuft in freien
»housewarming« bekam er 1994 in einer New für die Wärmetauschstation »WOS 8« bei Kaskaden am Gebäude herunter und bietet
Yorker Galerie die Möglichkeit, das Konzept Utrecht (Abb. A 2.5). Das Material, das riss- an den durchschnittlich 134 niederländi-
umzusetzen. Die Farbe – ein technisches überbrückend und wasserundurchlässig für schen Regentagen pro Jahr ein fast skulptu-
Hilfsmittel, um Überhitzung auf Maschinen- Dachabdichtungen entwickelt wurde, zieht rales Schauspiel. »Das Material erlaubt eine
teilen anzuzeigen – kam aus den Labors der sich hier als Haut horizontal und vertikal um Differenzierung der Fassade, die aber immer
NASA. In der Ausstellung wurden Wände und das gesamte Gebäude. Als Untergrund dient noch einheitlich wirkt«, beschreibt Kamiel
Türen damit überzogen und die Farbe so ein- eine konventionelle Konstruktion aus Kalk- Klaase, Mitgründer von NL Architects, die
gestellt, dass sie auf Körpertemperatur rea- sandstein, Betonfertigteilen und Putz. ästhetischen Vorteile der Hülle.
giert. Berührungen und Abdrücke der Besu- Das technische Bauwerk unterlag strikten Bereits in den 1990er-Jahren recherchierten
cher blieben als weiße Flecken sichtbar und Baubestimmungen: Die äußeren Abmessun- NL Architects über die Möglichkeiten von
bildeten temporär die entsprechenden Kör- gen sollten so klein wie möglich gehalten wer- Gummi und Kunststoffen für architektonische
perteile ab. Diese raumgebundene Arbeit den und genau den Dimensionen der innen Anwendungen. Inspiration für die schwarze
entwickelte er u.a. zu Sitzobjekten, den so liegenden technischen Einrichtungen ange- Farbe von »WOS 8« fanden sie u.a. in der
genannten HeatSeats und thermosensitiver passt sein. Der architektonische Ausdruck unmittelbaren Nachbarschaft des Grund-
Bettwäsche weiter (Abb. A 2.3 und 4). Die wurde so auf die Oberfläche des Gebäudes stücks. Auf den weitläufigen, landwirtschaft-
ursprüngliche Idee, die Farbe in der Fassade reduziert. Die Polyurethanhaut ermöglicht eine lich genutzten Flächen werden die Heubal-
zu verwenden, wurde wegen der unzurei- fugenlose, monolithische Optik. Einzelne Ele- len nach der Ernte auf dem Feld mit schwar-
chenden UV-Beständigkeit des Materials mente wie Türen, die eine Maßstäblichkeit ver- zem Plastik abgedeckt und mit Autoreifen
verworfen. mitteln, verschwinden in der Großform. Nor- beschwert. Das Gebäude gliedert sich so in
Materialinnovationen sind nach Meinung von malerweise sind allein stehende Gebäude wie die gebräuchliche Farb- und Materialspra-
Jürgen Mayer H. leichter im Innen- als im dieses vom Vandalismus bedroht. »WOS 8« che der dortigen Kulturlandschaft ein.
Außenbereich einzusetzen: »(…) da die Anfor- versucht sich nicht dagegen zu wehren, son- Kamiel Klaase erläutert den Entwurfspro-
derungen bezüglich Haftung und Gewährleis- dern lädt zum Benutzen ein: Seine Fassade zess: »Naivität ist der Anfang. Es beginnt mit
tung hier nicht so hoch sind wie bei Außenfas- beinhaltet unterschiedliche Funktionen und kleinen Fantasien und Brainstorming, und
saden. Bei Innovationen sind die Ansprüche wird so zum vertikalen Spielfeld für jene dann muss man die Fachleute finden, um
der Bauherren nach Gewährleistung ungleich Jugendkultur, von der andere Gebäude die Idee umzusetzen. (…) Viele unserer Ele-
höher als bei herkömmlichen Materialien, geschützt werden sollen. Ein Basketballkorb, mente sind ›re-used‹ Materialien aus einem
sodass ein erheblich größerer Aufwand an eine Kletterfassade, Spionfenster: Die wider- anderen Kontext. Das ist die simpelste Art
Überzeugungsarbeit geleistet werden muss. standsfähige Haut hält formal und technolo- von Design: einfach die Gebrauchsanwei-
Visualisierungen und Referenzbeispiele stel- gisch alle diese Elemente zusammen. sung ändern!«
len hier wichtige Hilfsmittel dar.«

Der Architekt weiß, wovon er spricht: Gerade


arbeitet er an der Transformation von Nuss-
Nougat-Creme in einen Entwurf für die Univer-
sität Karlsruhe. Die Struktur der Cafeteria
basiert auf dem »Nutellagramm«: Gleich
einem auseinander gezogenen Nutellabrot
entstehen fadenartige Verbindungen zwi-
schen der massiven Ober- und Unterseite.
Auf der Suche nach einem der Elastizität die-
ses Bildes entsprechenden Oberflächenmate-
rial stieß er auf die Möglichkeit der Kunststoff-
beschichtung: Flüssiges Polyurethan wird auf
eine kostengünstige Holzunterkonstruktion
gesprüht und bildet eine homogene, haut-
artige Oberfläche.
A 2.5

15
Der Architekt als Baustoffscout

»Barocker Hightech« aus Polystyrol-Hartschaum ermöglichte bei diesem Beispiel eine neue
Einen Schritt weiter in der Konstruktion geht Denkungsart für Konstruktion und Detaillierung.
Maurice Nio aus Rotterdam. Er entwickelte Die Verarbeitung des Materials wurde individu-
2003 das bislang größte ausschließlich aus ell auf das Projekt zugeschnitten. Was aber
Kunststoff gefertigte Gebäude. Seine 50 m passiert, wenn die Oberfläche selbst zum
lange Busstation in Hoofddorp (siehe Bei- Gegenstand des Entwurfs wird? Was, wenn der
spiel 11, S.224), von ihm liebevoll »the amazing Architekt zum Erfinder des Materials wird?
whale jaw – das erstaunliche Walmaul« Wieder braucht man Risikobereitschaft, Aus-
genannt, besteht aus einem Polystyrol-Hart- dauer sowie kooperative Industriepartner und
schaumkern mit einem Überzug aus glasfaser- Auftraggeber. So geschehen bei Rem Kool-
A 2.6 verstärktem Polyester – ähnlich dem Aufbau haas‘ Projekt für Prada: Für zwei große Stores
eines Surfbretts. in New York und Los Angeles wurden Konzep-
Formal lässt sich die Struktur schwer fassen. te gesucht, um die Marke Prada zu neu zu defi-
»Für mich ist das barocker Hightech – das nieren. Exklusivität und eine neue Identität soll-
positive Gefühl des Modernismus à la Oskar ten geschaffen werden. Die klassische Bauauf-
Niemeyer gepaart mit einer Art Vodoo-Kultur«, gabe der Raumgestaltung wurde um virtuelle
beschreibt Maurice Nio das Gebäude Maßnahmen erweitert: eine Recherche über
(Abb. A 2.6). »Wenn wir ein Projekt entwickeln, Shopping, die Konzeption der Prada-Webseite
starten wir mit einem emblematischen Bild, wel- bis hin zur Entwicklung neuartiger, exklusiver
ches das gesamte Projekt antreibt. Sofort den- Materialien – z.B. Regale aus massivem,
ken wir auch in Materialien, die zu diesem Bild gegossenem Kunstharz, Silikonfußbodenmat-
passen – die Form als solches ist gar nicht so ten mit Blasenstruktur und der so genannte
A 2.7
wichtig, sie ergibt sich einfach irgendwann.« Prada-Schaum, ein hellgrünes Polyurethanma-
Den allgegenwärtigen Busstationen, die als terial, dessen Struktur zwischen offen und
Zweckbauten normalerweise so neutral und geschlossen, positiv und negativ oszilliert.
unauffällig wie möglich gehalten werden, woll-
ten die Architekten ein starkes, dynamisches »Prada-Schaum« aus hellgrünem Polyurethan
Bild entgegensetzen. Zunächst war angedacht, Die Entwicklung begann mit einem der unzähli-
das Gebäude in Beton auszuführen, was gen Entwurfsmodelle im Maßstab 1:50, in dem
wegen der aufwändigen Schalungsarbeiten ein Modellbauschaum als Wand- bzw. Display-
allerdings das Budget vollkommen gesprengt element getestet wurde, der üblicherweise als
hätte. Auf der Suche nach Alternativen wurde offenporiges, beige-gelbliches Schwammmate-
Maurice Nio von einem Legobausatz inspiriert rial Busch- und Baumflächen in Städtebaumo-
A 2.8 und begann, die Struktur in Module aufzuteilen. dellen repräsentiert. Die Oberfläche faszinierte
Die Konstruktion ist räumlich fast völlig offen, besonders im hinterleuchteten Zustand, und es
gleich einer dreidimensionalen Überdachung – begann eine intensive Recherche, dieses
nur ein kleiner umschlossener Raum bietet Auf- Material in den Maßstab 1:1 zu übersetzen. Es
enthaltsmöglichkeit für die Busfahrer. musste also das Original zum Modell gefunden
Das richtige Material und die Technologie zur bzw. entwickelt werden. Zahllose Tests wurden
Herstellung der Bausteine fand Maurice Nio bei in den unterschiedlichsten Materialien und
einem Schwimmbad- und bei einem Bootsbau- Oberflächen durchgeführt: Luftballons als Hohl-
er. Das strukturell tragende Schaummaterial ist räume in einer Gipsstruktur (Abb. A 2.8), wei-
extrem leicht und kostengünstig und kann mit ches Silikon, verchromtes Metall, Gummi, glän-
einer fünfachsigen CNC-Fräse bearbeitet wer- zende, matte, opake oder transluzente Oberflä-
A 2.9 den (Abb. A 2.7), um die komplexen und teil- chen. Mehrere Firmen beteiligten sich an der
A 2.6 Bushaltestelle, Hoofddorp (NL) 2003, NIO
A 2.7 Bearbeitung des Polystyrol-Hartschaums der weise hinterschnittenen Formen zu erstellen. Im industriellen Umsetzung des Materials. Die Pro-
Bushaltestelle Hoofddorp mittels CNC-Fräse Computermodell wurden über 100 Einzelteile totypen wurden aus Kunststoff gefertigt und im
A 2.8 Produktentwicklung »Prada-Schaum«: Gipstest berechnet und direkt in die Fräse eingegeben. Rotterdamer Büro von Hand überarbeitet. Es
A 2.9 »Prada-Schaum«, Maßstab 1:1 Alle Einbauten wie Nischen und Bänke sind in galt, Form und Lage der Löcher nochmals
A 2.10 transluzenter Beton
A 2.11 Prada Store, Los Angeles (USA) 2004, OMA
die vorgefertigte Oberfläche integriert. Auf der nach ästhetischen Gesichtspunkten zu über-
Baustelle wurden die Teile auf einem Holzso- prüfen und – wo nötig – nachzuschleifen, bis
ckel verankert und vor Ort zusammengeklebt. genau die passende Durchlässigkeit und Optik
»Das Wichtigste, was man zur Durchführung des Materials erreicht war. Die 3 ≈ 1,5 m gro-
eines solchen Projekts braucht, ist ein gutes ßen Paneele wurden daraufhin vermessen und
Team von Leuten, die an die Idee glauben«, als 3D-Struktur in den Computer eingegeben.
sagt Maurice Nio. »Das Team stellt ein enges Diese Daten dienten als digitale Grundlage zur
und verletzliches Netzwerk von Bauherrn, Erstellung der endgültigen CNC-gefrästen
Subunternehmern, ausführenden Firmen und Negativformen. Als Grundmasse des »Prada-
Architekt dar – alle mit Mut zum Risiko. Das Schaums« wurde eigens eine grünlichtranslu-
Gebäude ist letztendlich nicht perfekt gewor- zente Poyurethanzusammensetzung entwickelt,
den, es gibt einige nicht ganz korrekte Details. die den geforderten Brandschutzbestimmun-
Aber ich mag gerade diese Schönheit des gen entspricht (Abb. A 2.9).
Unperfekten – so wie ein faltiges Gesicht von Nach zweijähriger Ausarbeitungszeit ist das
einem Leben erzählt.« Material nun erstmals im 2004 eröffneten Prada
Store am Rodeo Drive in Los Angeles zu sehen
Die Übertragung einer bestehenden Techno- (Abb. A 2.11). Die Rechte an der Neuentwick-
logie aus dem Bootsbau auf ein Gebäude lung teilen sich OMA und Prada. Keiner kann
A 2.10

16
Der Architekt als Baustoffscout

es ohne Zustimmung des anderen für weitere kationen – im Dezember wurde LiTraCon wird die Oberfläche zum Ausgangspunkt eines
Projekte einsetzen. So bleibt die Exklusivität schließlich vom Time Magazine als eine der Entwurfs, sei es als Außenfassade oder im
des Materials gewahrt. ›Innovations of the year 2004‹ vorgestellt.« Die Innenausbau. Materialien galten schon immer
Erfolgsgeschichte von Áron Losonczis lichtlei- als ein zentrales Thema der Architekten, doch
Transluzenter Beton tendem Beton ist damit noch nicht zu Ende, der Umgang damit ist wesentlich offener und
Einer spontanen Eingebung folgend und ohne denn inzwischen hat er einen Hersteller gefun- experimenteller geworden.
die finanzielle Rückendeckung eines großen den, der den Beton industriell produzieren wird Woher kommt dieser »Trend« zum Material?
Konzerns wie Prada, entwickelte ein junger – man darf auf die ersten Gebäude mit translu- Möglich, dass neue Wege gesucht werden, die
Architekt aus Ungarn fast aus dem Stegreif die zenten Betonwänden gespannt sein. amorphen, freien Formen der computergenerier-
Idee für ein neues Material. Áron Losonczi ten Entwürfe wieder durch haptische Qualitäten
reichte für ein schwedisches postgraduelles Neue Materialien – von der Idee zum Produkt anzureichern. In unserer überinformierten Welt
Stipendium, das neue Ansätze in Kunst und Die Entwicklungsgeschichte des transluzenten gibt es sicherlich eine Sehnsucht zurück nach
Architektur fördert, im Jahre 2001 seine Idee Betons zeigt den steinigen Weg von einer Idee dem Sinnlichen, nach dem direkten Erleben.
des transluzenten Betons ein. Ein Kunstwerk, bis zum Produkt: Mag eine Materialidee für die Oberflächen sind dabei der direkte Mittler zwi-
das er kurz zuvor gesehen hatte, inspirierte ihn: Architekten auch noch so faszinierend klingen; schen Mensch und Architektur: Hier berührt und
ein Betonblock mit eingegossenen Glasscher- die Baustoffindustrie funktioniert zunächst nach fühlt man ein Gebäude.
ben, die an den Kanten teilweise aus dem rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten von Stück- Gleichzeitig besteht aber auch die Gefahr, dass
massiven Beton herausragten und in denen zahl, Absatz und Verdienstmöglichkeiten. Sie die Oberfläche mehr und mehr oberflächlich
sich das einfallende Licht brach. Der Beton übersieht hinter der direkten Kosten-Nutzen- wird, also zum »Hingucker«, zum bloßen Gag
schien wie perforiert und verlor dadurch seine Kalkulation oft den langfristigen Prestigegewinn, verkommt. Was in den Hochglanzpublikationen
Massivität. den solche Experimente haben können. Hier dekorativ erscheinen mag, ist in Realität mögli-
Áron Losonczi bekam das Stipendium zur strategische Partnerschaften auszubauen ist cherweise nichts als die Verkleidung belanglo-
Entwicklung seiner Idee am Royal University sicher für beide Seiten von Interesse: Der Archi- ser, banaler Architektur. Anspruchsvolle Archi-
College of Fine Arts in Stockholm. Hier unter- tekt profitiert vom technischen Knowhow der tektur hingegen hat sich seit jeher durch den
suchte er das Prinzip der Lichtleitung und Firmen; die Firmen können mit den Ideen der engen konzeptuellen Zusammenhang von Wahr-
fertigte erste Prototypen aus Gips und Glasfa- Architekten neue Märkte erschließen. nehmung, Raum und Material jenseits aller Defi-
sern an. Diese hatten zunächst die Abmessung Seit einigen Jahren bemerkt man eine ungeheu- nitionen von Stil oder persönlichem Geschmack
eines gewöhnlichen Ziegelsteins. Weitere re Faszination der Gestalter für Oberflächen ausgezeichnet. Ein interessantes Material allein
Prototypen aus Beton folgten, und nach zwei und neue Materialien. Dies ist nicht nur an zahl- macht eben noch keine interessante Architektur.
Jahren Forschung reichte er ein Patent auf reichen Publikationen, Symposien, Messen, In diesem Sinne lässt sich der altbekannte Slo-
lichtleitenden Beton ein. Research- und Beratungsangeboten zum gan der Betonindustrie auf das gesamte Spek-
Zurück in Ungarn wurde das erste große Thema festzustellen, sondern auch in den Ent- trum der Baustoffe ausweiten: Material – es
Paneel in Handarbeit angefertigt: 600 kg würfen der jungen Architektengenerationen. Oft kommt drauf an, was man daraus macht.
schwer und 150 ≈ 80 ≈ 20 cm groß. Die Herstel-
lung erfolgte von Hand; die Fasern wurden
quer zur Oberfläche schichtweise in den Fein-
beton eingelegt. Das Erstaunliche an dem Ma-
terial ist, dass es ausgesprochen filigran und
transparent erscheint, obwohl nur ca. 4 % des
Betons durch Glas ersetzt sind. Dadurch wird
die strukturelle Belastbarkeit des Betons aber
kaum beeinträchtigt. Das Material durchläuft im
Moment erfolgreich verschiedene Testverfah-
ren; seine Druckfestigkeit liegt bei 48 N/mm2.
Das Prinzip ist einfach und faszinierend
zugleich: Licht wird von einer Seite des Betons
durch die feinen Glaskapillaren auf die gegen-
überliegende Seite geleitet. Der Beton scheint
aus sich heraus zu leuchten, Schatten und Sil-
houetten zeichnen sich scharfkantig auf der
lichtabgewandten Seite ab (Abb. A 2.10). Für
die Vermarktung und industrielle Herstellung
wurde »LiTraCon« als Markenname gefunden –
die Abkürzung für Light Transmitting Concrete.

Über den langen Weg zum marktfähigen Pro-


dukt sagt Áron Losonczi: »Es war zunächst
sehr schwierig, die Firmen von einer Zusam-
menarbeit zu überzeugen. Je größer eine
Firma, desto schwieriger ist es, an die richtigen
Leute zu kommen. Wichtig war sicher, dass ich
die Muster als Prototypen gebaut hatte und
meine Idee deshalb nicht als verrückt abgetan
werden konnte. Bis zu den ersten großen Veröf-
fentlichungen haben die Firmen das Produkt
dennoch nicht wirklich ernst genommen. Im
letzten Jahr gab es dann einen Boom an Publi-
A 2.11

17
Der kritische Weg zur Der Begriff der Nachhaltigkeit wurde 1987 von Sprachgebrauch negativ besetzt, denn in der
der Weltkommission für Umwelt und Entwick- Form des Verhinderten ist Erfolg schwerer zu
nachhaltigen Bauweise lung, der »Brundtland-Kommission«, geprägt. erkennen als in der Form des Erreichten. Somit
Dabei handelt es sich um »(…) eine Entwick- lösen solche Begriffe auch keine positiv moti-
lung, die gewährleistet, dass die Bedürfnisse vierten Aktionen aus.
Peter Steiger der heutigen Generation befriedigt werden, Bezeichnenderweise fehlt ein Begriff für das
ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen Gegenteil von Wirtschaftswachstum, der in
zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse zu gleicher Weise Hoffnung auf höheren Wohl-
beeinträchtigen (…)«. stand, jedoch ohne das bisher damit verbunde-
Auf der UN-Konferenz in Rio de Janeiro 1992 ne Wachstum verspricht. Der Begriff »qualitati-
wurde die nachhaltige Entwicklung als Verbes- ves Wachstum«, der das Vakuum als Platzhal-
serung der Lebensbedingungen des Men- ter ausfüllt, verweist zumindest auf die Erwar-
schen in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht tung, dass die Zunahme von Wohlstand nicht
im Einklang mit der langfristigen Sicherung der nur quantitative, sondern auch qualitative Kom-
natürlichen Lebensgrundlagen definiert. Heute ponenten enthält. Nur sind Begriffe, die nicht
weckt der Begriff Nachhaltigkeit die Hoffnung wertfrei sind und implizit einen Nutzen und
auf ein reibungsloses Zusammenspiel zwi- Erfolg versprechen, zur Fortentwicklung von
schen einer leistungsfähigen Wirtschaft, einer Wissenschaft und Kultur nicht geeignet. Dies
solidarischen Gesellschaft und einer intakten zeigt sich deutlich am Beispiel des Begriffs
Umwelt. Das globale Konzept, das in der »Nachhaltigkeit«, von dem zurzeit von allen
Agenda 21 formuliert wird, soll auf lokaler Seiten partikuläre Interessen abgeleitet wer-
Ebene in Verantwortung gegenüber der den. Die höchsten Hochhäuser werden bereits
Umwelt und künftigen Generationen umgesetzt mit dem Prädikat »nachhaltig« versehen, wenn
werden. Da die Kräfte der Natur teilweise als ihre großen Stahl- und Glasfassaden Attribute
bedrohlich erlebt werden und ein Gefühl der für die passive oder aktive Nutzung von Solar-
Hilflosigkeit aufkommen lassen, weckt die Aus- energie aufweisen. So unterstützt die Betonung
sicht auf eine unversehrte Umwelt bei vielen singulärer Aspekte unter Vernachlässigung der
Menschen verborgene Sehnsüchte. Dieser übergeordneten Zielsetzung jene Begriffe, die
Idealzustand kann jedoch auch durch die sich nur an Nutzen und Erfolg messen.
Umsetzung des globalen Kozepts der Agenda Das Ziel heutiger und künftiger Architektenge-
21 nicht mehr hergestellt werden. nerationen muss sein, mit größtmöglicher Scho-
Doch welche Ziele können, realistisch betrach- nung von Ressourcen eine höchstmögliche
tet, mit einer nachhaltigen Entwicklung verfolgt Qualität von Erzeugnissen zu erreichen. Damit
werden? Wie sollen diese bezeichnet werden? wird für den Ressourcenverbrauch die Devise
Interessanterweise fehlen im Sprachgebrauch »less is more« des Architekten Ludwig Mies
präzise Begriffe für die »größtmögliche Nut- van der Rohe nicht mehr allein das technisch
zung natürlich anfallender Umweltenergien«, Machbare, sondern das tatsächlich Notwendi-
für den »technisch niedrigsten erreichbaren ge bestimmen. Gerade in der Baubranche
Wert von Umweltbelastungen« (bei unver- besteht der für eine hohe Qualität betriebene
meidlichen Energieumwandlungsprozessen) Aufwand nicht nur aus Lohnkosten, sondern
oder für den »geringstmöglichen Verbrauch an auch aus dem intelligenten Einsatz von Investi-
Ressourcen für die höchstmögliche Qualität tionen und geeigneten Produktionsmitteln.
eines Bauwerks« (für nachhaltige Bauweisen). Deshalb stehen quantitative und qualitative
Ohne Begriffe fehlen aber sowohl Bezeichnun- Vergleiche für einen sparsamen Ressourcen-
gen für eine zielgerichtete Denk- und Hand- verbrauch im Zentrum der Betrachtungen von
lungsweise als auch Hinweise auf diejenigen Baukonstruktionen, um Grundlagen zur Bemes-
Kräfte, die in einer Sache Wirkungen hervor- sung ganzer Bauleistungen unter nachhaltigen
bringen. und qualitativen Prämissen zu schaffen.

Wachstum wohin? Entwicklung von Instrumenten zur Wahl von Bau-


Bereits der erste Bericht des »Club of Rome« stoffen
1972 stellte den Sinn alles technisch Machba- Um den Ressourcenverbrauch im Bauwesen
ren infrage. Jedoch erst Mitte der 1980er-Jahre messen und bewerten zu können, wurde
löste man sich von der Überzeugung, dass der bereits 1982 eine Bewertungsmethode auf
Energieverbrauch parallel zum Wirtschafts- Grundlage des »Primärenergieinhalts« (PEI)
wachstum verlaufe. Diese Erkenntnis muss eines Baustoffs entwickelt. Der Vergleich ver-
heute auch auf den Ressourcenverbrauch als schiedener Baustoffe und -materialien anhand
Ganzes übertragen werden: Denn wenn das ihres Primärenergieinhalts stellt eine wichtige
A 3.1 Werkzeuge und Informationssysteme in den Leis- Wirtschaftswachstum nur mit stetig steigendem Basis für Ökobilanzierungen dar. Um Baukon-
tungsphasen der HOAI
Ressourcenverbrauch möglich ist, muss es ein- struktionen als Ganzes zu beurteilen und die
A 3.2 Lehmbauten (hier in Marokko) weisen auch unter
modernen Gesichtspunkten bezüglich Wohlbefin- geschränkt werden. Auswahl von Konstruktionen mit möglichst
den und Haltbarkeit ein Optimum auf. Gleichzeitig Aus Sicht der ökologischen Nachhaltigkeit geringen Umweltbelastungen zu ermöglichen,
ist die Umweltbelastung – von der Herstellung bis müsste der Begriff »Wachstum« durch Wörter wurde 1995 in der Schweiz ein Modell (SIA
zur Entsorgung des Baumaterials – minimal. wie Rückzug, Verzicht, Entschleunigung, Ver- Dokumentation D 0123) entwickelt, das sich
A 3.3 Auch bei nachhaltiger Bauweise müssen Gebäu-
de unterhalten und gepflegt werden.
meidung oder Rückbildung ersetzt werden, um aus einem wissenschaftlich-quantitativen Teil,
A 3.4 Verlassene Häuser und Siedlungen zerfallen und ein adäquates ökologisches Ziel zu formulie- dem »Index«, und einer Bewertung der qualita-
sinken zurück in die Landschaft. ren. Diese Begriffe sind jedoch im allgemeinen tiven Gebrauchstauglichkeit, dem »Profil«,

18
Der kritische Weg zur nachhaltigen Bauweise

Werkzeuge Gebäudelabel EDV-Tools Nachschlagewerke

TOTAL QUALITY

ECOBIS/WINGIS

BKP-Merkblätter
Bauteilkatalog

ECO-DEVIS
SIA D 0123
VITRUVIUS
BREEAM
eco-bau

WINGIS
SNARC
LEGEP
LEED

OGIP
Leistungsphasen nach HOAI
1 Grundlagenermittlung
2 Vorplanung
3 Entwurfsplanung
4 Genehmigungsplanung
5 Ausführungsplanung
6 Vorbereitung / Vergabe
7 Mitwirkung / Vergabe
8 Objektüberwachung
9 Objektbetreuung / Dokumentation
Herkunft CH USA GB A CH D CH CH CH D D CH CH CH

A 3.1
zusammensetzt. Durch die Umrechnung der umfassende Bewertung einer gesunden, ökolo- um (Wettbewerb, Vorentwurf) die Aspekte der
jeweiligen Schadstoffemissionen einer Kon- gischen und energieeffizienten Bauweise Ökologie als gleichwertiges Beurteilungskriteri-
struktion auf äquivalente Größen (CO2, SO2) ermöglicht, wird zurzeit am Schweizer Markt um neben Gestaltung, Funktionalität und Öko-
lassen sich die Umweltauswirkungen (Treib- eingeführt. Bereits etabliert sind das LEED-Sys- nomie einsetzen zu können, wurde 2003 eine
hauseffekt, Versauerung von Boden und Was- tem, das aus den USA stammt und von ver- »Systematik zur Beurteilung der Nachhaltigkeit
ser) vergleichen. schiedenen Ländern zur Bewertung adaptiert im Architekturwettbewerb und bei Studienauf-
Heute werden zunehmend EDV-gestützte Infor- wird, das englische Label BREEAM und das trägen« (SNARC, SIA Dokumentation D 0200)
mationssysteme verlangt, die den ökologischen österreichische Zertifikat TOTAL QUALITY. Von entwickelt. Das EDV-Tool ermöglicht verglei-
und ökonomischen Vergleich von einzelnen den genannten Systemen verfügt das LEED- chende Aussagen zu Aspekten des Ressour-
Konstruktionen und Gesamtkonzepten ermögli- System, das auf der internationalen Grundlage cenverbrauchs (Flächen, Wasser), des Res-
chen und den gegenwärtigen Wärmestandards des »Green Building Challenge« basiert, über sourcenaufwands für Erstellung und Betrieb
entsprechen. Als Fortführung der »SIA D 0123« die größte Verbreitung und Akzeptanz. sowie die Funktionstüchtigkeit einer Planung.
wird zurzeit ein Online-Bauteilrechner entwi- Ein weiteres Instrument zur Ökobilanzierung ist Als umfassende Datenbank während der
ckelt, der neben der U-Wert-Berechnung auch die Schweizer Software OGIP, welche die gesamten Planung steht ECOBIS zur Verfü-
die Abschätzung verschiedener Ausführungs- Umweltbelastung eines Gebäudes in Kennzah- gung. Dieses ökologische Baustoffinformations-
varianten durch eine Ökobilanzierung ermög- len ausdrückt. Einsetzbar ist OGIP sowohl bei system wurde in Deutschland vom Bundesmi-
licht. Der Planer erhält die Möglichkeit, parallel Detailanalysen (Bauteile, Konstruktionen, Kon- nisterium für Verkehr, Bau- und Wohnungswe-
zur ökonomischen Projektoptimierung Informa- struktionsvarianten) als auch als Baustein im sen mit Kooperationspartnern entwickelt. Es
tionen der Bereiche Energie und Nachhaltigkeit Rahmen von Umweltverträglichkeitsgutachten enthält umwelt- und gesundheitsrelevante Infor-
zu bearbeiten. Das deutsche Äquivalent stellt zur Betrachtung eines gesamten Bauwerks und mationen zu Bauproduktgruppen in allen Pha-
die Bausoftware LEGEP dar, die durch ein dessen Auswirkungen auf die Umwelt. sen des Lebenszyklus (Herstellung, Verarbei-
Ökologie-Modul planungsbegleitend die ökolo- Energie- und Umweltbilanzen lassen sich auch tung, Nutzung, Entsorgung). Bei der Anwen-
gische Bewertung eines Gebäudes ermöglicht. von VITRUVIUS erstellen, einem Schweizer dung ist jedoch zu beachten, dass die Informa-
System zur Gebäudeverwaltung und Instand- tionen aus dem Jahr 2000 stammen und aktu-
Für die Beurteilung eines Gebäudes als haltungsplanung. Ein entsprechendes Modul elle Entwicklungen bisher nicht berücksichtigt
Gesamtsystem sind inzwischen verschiedene zur ökologischen und energetischen Bewer- sind.
Labels und Zertifikate entwickelt worden. Das tung im Bereich Kostenplanung ermöglicht Zwischen ECOBIS und WINGIS, dem Gefahr-
Schweizer Gebäudelabel »eco-bau«, das komplexe Lebenszyklusbetrachtungen. stoff-Informationssystems der Berufsgenossen-
zusammen mit dem Label MINERGIE eine Um bereits in einem sehr frühen Planungsstadi- schaften der Bauwirtschaft GISBAU, besteht

A 3.2 A 3.3 A 3.4

19
Der kritische Weg zur nachhaltigen Bauweise

100 % 100 % 100 %


95 %
90 % 90 %
85 % Maler
75 % 75 % Tapezierer
elektr. Apparate
60 % Ölbrenner
50 % 50 %

Spengler
15 30 45 60 75 90 105 120 Jahre 20 40 60 80 100 120 Jahre 20 40 60 80 100 120 Jahre Bodenbeläge
Sanitär
Heizkessel
kumulierter kumulierter kumulierter
Aufwand Aufwand Aufwand
5J ahre
0, 1
rt 0, 3 Differenz
ulie us 6 ca. 30 %
kum hythm kumuliert im Jahre
im R , 40, 20 100 %
Differenz
100 % 100 % Rhythmus 60 kumu ca. 70 % Fenster
95 %
90 % 90 % mus 6 liert im Rhyth Verputz
85 % 0
mit we , 40, 20 Ja - Metall
75 % 75 % niger B hre
auteile Dach
n Installationen
60 %
50 % 50 %
70 %

Rohbau Dachstuhl

a b c A 3.5

eine direkte Verknüpfung. WINGIS informiert Jahre. Mechanisch beanspruchte Teile müssen rungsbeständiger und schädlingsresistenter
umfassend über die Gesundheitsauswirkungen je nach Nutzung schon nach 10 bis 20 Jahren gemacht wurden.
bei der Verarbeitung von Bauproduktgruppen erneuert werden.
und Bauprodukten. Um den Wert eines Gebäudes auf dem Rest- Zeitfaktor
Ein umfassendes und zu Beginn des Jahres wert des Rohbaus zu halten, sind – den spezifi- Zur Verkürzung der Arbeitsprozesse sowie zur
2005 neu überarbeitetes Hilfsmittel für die öko- schen Erneuerungszyklen entsprechend – bei Senkung der Baukosten und des Unterhaltsauf-
logische Planung stellen die »Merkblätter nach allen Bauteilen Instandhaltungs- und Instand- wands spielt der Zeitfaktor oftmals eine ent-
Baukostenplan für Ausschreibungen« (BKP) setzungsarbeiten vorzunehmen. Je mehr lang- scheidende Rolle bei der Wahl von Materialien
dar. Sie werden von »eco-bau«, einem Zusam- lebige Teile in einem Gebäude verwendet wer- und Verfahren. Bevorzugt werden Baustoffe, die
menschluss von Hochbauämtern vieler Schwei- den, umso günstiger wird das Verhältnis zwi- den Bauprozess wetterunabhängig machen und
zer Kantone und Städte, veröffentlicht und ent- schen der materiellen und finanziellen Erst- die eine Ausdehnung der Bauzeit auf den Winter
halten Hinweise zur Wahl von Materialien und investition und dem Aufwand für die laufende zulassen, aber auch solche, welche die Warte-
Verarbeitungsprozessen und die Bewertung Erneuerung des Bauwerks (Abb. A 3.5). Grund- zeiten zwischen den Arbeitsgängen verkürzen,
verschiedener Handlungsalternativen. Durch sätzlich gilt, dass alle Bauteile mit kürzeren und schließlich solche, die den späteren Auf-
konkrete Empfehlungen wird eine Optimierung Erneuerungszyklen so in das Bauwerk einzu- wand für Reinigung, Pflege und Unterhalt auf ein
durch Vermeidung und/oder Verminderung von gliedern sind, dass sie ohne Eingriffe in länger Minimum reduzieren oder dies zumindest ver-
Emissionen oder Materialverbrauch erreicht. lebende Bauteile erneuert oder ausgewechselt sprechen. Die ökologischen und toxikologischen
Für die Ausschreibung sind die ökologischen werden können. Ein unnötiger Abbruch und die Belange kommen bei dieser ökonomisch orien-
Leistungsbeschreibungen »eco-devis« konzi- daraufhin notwendige Wiederherstellung noch tierten Betrachtung meistens zu kurz.
piert, die ebenfalls von »eco-bau« publiziert intakter Bauteile, nur um sanierungsbedürftige Eine »zeitgemäße« Termin- und Bauplanung
werden. Diese geben Hinweise und Empfeh- Stellen freizulegen, bedeutet unnötigen Ver- berücksichtigt daher von vornherein nicht nur
lungen zum Einsatz möglichst ressourcenscho- brauch an Material (und Geld) und widerspricht Kosten für die Erstellung und den Betrieb des
nender Materialien und Baukonstruktionen. dem Prinzip des haushälterischen Umgangs Bauwerks, sondern auch die indirekt ausgelös-
Auffallend ist, dass jedes dieser Instrumente mit Ressourcen. ten Arbeitsleistungen und sozialen Kosten
jeweils nur einen Teil der Leistungsphasen ab- Durch die Beschränkung auf wenige Materia- durch die Wahl umweltbelastender Baumateria-
deckt (Abb. A 3.1). lien lässt sich in der Regel eine höhere Lebens- lien und Verfahren. Für die meisten Anwendun-
dauer des Bauwerks erreichen, da die Instand- gen stehen heute ohne nennenswerte Mehr-
Lebensdauer von Baumaterialien haltungs- und Instandsetzungszyklen der Teile kosten umweltfreundliche Materialien und Ver-
Neben dem obersten Grundsatz, mit Baustof- einfacher aufeinander abzustimmen sind. Viele arbeitungsmethoden zur Verfügung. Es besteht
fen sparsam umzugehen und die Material- unterschiedliche Baustoffe in einer Konstruktion kein Anlass mehr, die Umwelt indirekt durch
menge auf ein notwendiges Minimum zu redu- führen zu höheren Instandsetzungskosten und Produktionsrückstände zu belasten.
zieren, bestimmen die Materialwahl, die Kom- einem teils verfrühten Austausch von Bauteilen. Bisher richtete sich die Einschätzung der spe-
bination und die zweckmäßige Fügung das Je nach Material muss jedoch bei ökologisch zifischen Lebensdauer von Bauteilen nach wirt-
ökologische Gesamtresultat. Für jedes Bauteil orientierten Baustoffen ein erhöhtes Augenmerk schaftlichen Grundsätzen und Interessen. Die
lässt sich aus der Haltbarkeit des Materials und auf den Unterhalt gelegt werden. Unbelassene angenommenen Zeiten stimmen aber in vielen
der Fügung zu einer Baukonstruktion die jewei- Hölzer oder gekalkte Fassaden erfordern mehr Fällen mit der tatsächlichen Lebensdauer von
lige Lebensdauer bestimmen. Unbewegliche, Kontrolle und Pflege als solche, die durch eine Bauteilen oder Baumaterialien nicht überein,
massive Rohbauteile überdauern 100 und mehr Behandlung mit chemischen Anstrichen witte- abgesehen davon, dass für viele neue Materia-

20
Der kritische Weg zur nachhaltigen Bauweise

auf wenige Bauteile und -stoffe und ist auch nur für Restrisiken steigen. Aus dieser Risikobereit-
dann sinnvoll, wenn schon bei der Erstanwen- schaft hat sich mittlerweile ein florierender Wirt-
Beseitigung 31 %
dung eine spätere Wiederverwendung einkal- schaftsfaktor entwickelt, welcher die Bau- und
kuliert wird (Abb. A 3.6). Nebenkosten erheblich belastet.
Verwertung 69 % Wegen der bei der Herstellung von Baumate-
rialien verwendeten chemischen Substanzen Fremdstoffe oder Schadstoffe
stößt die Entsorgung von Bauschutt an Kapazi- Bei der Unbedenklichkeit eines Materials wird
a
tätsgrenzen. In dem Abbruchgut sind z.T. Sub- davon ausgegangen, dass dieses keine schäd-
stanzen enthalten, die für die Entsorgung oder lichen Stoffe oder Verbindungen enthält oder
Wiederverwendung höchst problematisch sind. abgibt. Chemische Stoffe müssen nicht als
aus Baustellenabfällen Dadurch entsteht immer mehr Bauschutt, der generell schädlich gelten, können aber unter
2,8 % für Umwelt und Gesundheit abträglich ist und bestimmten Bedingungen zu Schadstoffen wer-
als Sondermüll eingestuft werden muss. Je- den. (siehe Schadstoffe, S. 268)
aus Straßenaufbruch
31,1 %
doch greift bei der Beseitigung von Altlasten Wenn von Schadstoffen die Rede ist, denkt
das Verursacherprinzip nicht, da die Zeit zwi- man in erster Linie an die schädigende Wir-
aus Bauschutt schen Produktion und Entsorgung zu lang ist. kung eines Stoffs. Gedanklich wird zwischen
66,1 % Für künftige Bauten ist deshalb das Vorsorge- einem neutralen Fremdstoff, der mit geringer
b prinzip anzuwenden, das bereits bei der Pla- Wahrscheinlichkeit eine gefährliche Wirkung
nung den späteren Rückbau eines Gebäudes ausübt, und einem Stoff, welcher nur bis zu
berücksichtigt und die Material- und Konstruk- einer bestimmten Menge in Kauf genommen
sonstige Zwecke 8,3 % tionswahl entsprechend ausrichtet. Die Res- werden darf, eine Grenze gezogen. Es besteht
Betonzuschlag 3,1 % sourcen sind möglichst so einzusetzen, dass ein gesellschaftlicher Konsens darüber, dass
ein Zwang zum »Recycling« und letztendlich der Eintrag von Schadstoffen oder Gefahren-
zur Entsorgung von umweltfeindlichen Substan- stoffen generell zu verhindern sei.
Erdbau 19,4 %
zen gar nicht erst entsteht. Daher muss bei der Materialwahl der Schwer-
punkt auf dem Einsatz emissionsarmer Bau-
Straßenbau 69,2 %
Grenz- , Ziel- oder Tiefstwerte produkte, -materialien und -chemikalien liegen.
c Nicht nur im Bauwesen werden Grenz- und Anhand von Produktkennzeichnungen, Güte-
A 3.6
Zielwerte nach der höchstzulässigen Belastung siegeln und Umweltzeichen lassen sich Materi-
lien noch keine Erfahrungswerte vorliegen. und Zumutbarkeit und nicht nach technisch alien und Produkte in Hinblick auf ihr Gefähr-
Einen ersten Anhaltspunkt bietet der Leitfaden erreichbaren Tiefstwerten festgelegt. So sugge- dungspotenzial beurteilen. Darüber hinaus
»Nachhaltiges Bauen« des Bundesministeri- riert der Begriff »Umweltverträglichkeit«, dass geben technische Beschreibungen oder Si-
ums für Verkehr, Bau und Wohnungswesen der mit Höchstwerten für Emissionen und Begren- cherheitsdatenblätter Informationen über
Bundesrepublik Deutschland. Er enthält, nach zung von Immissionen eine noch verträgliche Inhaltsstoffe und mögliche Schadstoffe.
dem gegenwärtigen Wissensstand, eine umfas- Wirkung auf Mensch und Ökosystem zu errei- Die Strategie bei der Auswahl von Produkten
sende Übersicht über die zu erwartende Le- chen sei. Die Festsetzung von Grenz- und Ziel- unter toxikologischen Kriterien richtet sich nach
bensdauer aller gängigen Materialien und Bau- werten, Höchst- oder Mindestwerten ist nicht dem Minimierungsprinzip, d.h. beim Vergleich
konstruktionen. Auch die »SIA 480 Wirtschaft- Resultat von naturwissenschaftlichen Verfahren, von Alternativen wird das Produkt ausgewählt,
lichkeitsrechnung für Investitionen im Hoch- auch wenn es in der Literatur so dargestellt das aufgrund der vorliegenden Informationen
bau« gibt eine aktuelle Zusammenfassung wird. Im Grunde sind solche Definitionen ledig- die geringsten unerwünschten Inhaltsstoffe
über die zu erwartende Lebensdauer von lich Versuche, Auslösemechanismen und Wir- enthält.
Gebäudeteilen und Anlagentechnik. kungen, über die man wenig weiß, abzu-
schätzen. So betrachtet, bedeutet die obere A 3.5 Verlauf der Gebäudeentwertung in Abhängigkeit
Vom Verursacher- zum Vorsorgeprinzip Begrenzung eines Immissionspegels keines- von der Dauerhaftigkeit der einzelnen Bauteile:
Die Welt besteht aus Materie, Energie und wegs die Optimierung eines Umweltzustands a Weil ein Gebäude ohne Instandsetzung nach
Information. Materie ist der Stoff, der in der oder die Minimierung eines Eingriffs in das spätestens 60 Jahren nicht mehr nutzbar ist,
lohnt sich die Instandsetzung auf dem Restwert
Bauwirtschaft unter Anwendung von Energie in Ökosystem, sondern bestenfalls die normative des Rohbaus und die Werterhaltung nach den
Gebrauchsgüter und Baustoffe umgewandelt Festlegung von Erträglichkeit und Risiken eines spezifischen Erneuerungszyklen seiner Teile.
wird. Jede Umwandlungsstufe der Materie vom scheinbar unabänderlichen Zustandes. Risiken Es stellt sich jedoch heraus, dass die Kumulati-
Rohmaterial bis hin zum Abfallprodukt benötigt sind zwar integraler Bestandteil des Lebens, on dieses Erneuerungsaufwands im Zeitraum
von 120 Jahren nahezu das 1,5-fache des
Energie. Diese wird, je nach Umwandlungs- sie lassen sich jedoch in den meisten Fällen
ursprünglichen Erstellungsaufwands ausmacht.
stufe, teilweise im Produkt gebunden bzw. definieren und sind deshalb vermeidbar. Beim b Wenn die Bauteile so gewählt werden, dass
wieder freigesetzt. »Vorsorgeprinzip« wird durch Hygiene und Vor- sich die Erneuerungszyklen auf 20 bzw.
Die Bauproduktion erforderte in den letzten sorge die größtmögliche Prävention angestrebt. 40 Jahre ausdehnen lassen, reduziert sich der
Jahrzehnten einen enormen Materialumsatz. Das »Verursacherprinzip« hingegen bezieht kumulierte Erneuerungsaufwand um etwa
30 %.
Nach Ablauf der Lebensdauer der eingesetz- sich auf scheinbar unvermeidbare Risiken und c Wenn zusätzlich die Vielfalt von Bauteilen so
ten Baustoffe für Neu- und Umbauten bleibt Folgen von Ursachen und Gegenmaßnahmen. beschränkt wird, dass kurzlebige Bauteile oder
eine entsprechend große Menge an Material- Elemente von Risikoerwartungen sind im Bau- Baustoffe mit hohem Erneuerungsbedarf weg-
abfällen zurück. Die Umwandlungsprozesse wesen in jeder Norm und in unzähligen Bau- fallen, lässt sich der kumulierte Erneuerungs-
aufwand gegenüber dem Werterhaltungsrhyth-
industrieller Materie belasten Wasser, Boden vorschriften zu finden. Durch die rasante
mus von 15 bzw. 30 Jahren um etwa 70 %
und Luft. Aus dem Wunsch nach Begrenzung Zunahme synthetischer Bau- und Hilfsstoffe reduzieren.
der Umweltschäden entstand das Gedanken- haben die vorsorgeorientierten Empfehlungen A 3.6 1999 –2000 fielen in der Bundesrepublik Deutsch-
modell eines Kreislaufs. Während dies für und die den Verursacher belastenden Vor- land rund 89 Millionen Tonnen Bauabfälle an
Naturvorgänge durchaus zutrifft, handelt es schriften stark zugenommen. Gleichzeitig hat (ohne Bodenaushub). Davon konnten ca. 69 %
wiederverwertet werden, vor allem im Straßenbau.
sich bei industriellen Prozessen um eine sich die Risikobereitschaft für den Einsatz uner- a Aufkommen und Entsorgung von Bauabfällen
beschwichtigende Analogie zur Natur. »Recyc- probter Materialien und gewagter Konstruktio- b Aufkommen recycelter Baustoffe
ling« von Baumaterialien beschränkt sich heute nen erhöht, wodurch die Versicherungsprämien c Verwendung recycelter Baustoffe

21
Kriterien für die Auswahl Der Grundsatz der Nachhaltigkeit bedeutet im toren und der Festlegung von Bewertungsmaß-
Bauwesen, dass in allen Phasen des Lebens- stäben. Dabei sind die folgenden Arbeitsschrit-
von Baustoffen zyklus von Gebäuden – von der Planung und te Gegenstand der Umweltforschung im Bau-
Herstellung über die Nutzung und Erneuerung wesen:
bis zum Rückbau – eine Minimierung des Ver-
Alexander Rudolphi brauchs von Energie und Ressourcen, eine • Festlegung von Indikatoren zur Beschreibung
möglichst geringe Belastung des Naturhaus- der Umweltwirkung, z.B. Definition eines
halts und ein hohes Maß an Sicherheit und Treibhauspotenzials oder eines Ozon zerstö-
Behaglichkeit für die Nutzer angestrebt wird. renden Potenzials als zahlenmäßige und
Diese Planungsziele erfordern für jedes einzel- berechenbare Größe, Beschreibung von
ne Vorhaben je nach Ort, Größe und Zweck ein Behaglichkeitsindikatoren für Raumklimata
spezifisches Konzept oder Teilkonzepte mit oder von einheitlichen Messgrößen für
unterschiedlichen Lösungsansätzen, Alternati- Schadstoffwirkungen.
ven und Maßnahmen. Es handelt sich daher • Benennung des kausalen Zusammenhangs
um einen Optimierungsprozess mit dem Ziel, zwischen Umweltwirkungen und bautechni-
die Anforderungen der Umwelt und der ange- schen Handlungen, z.B. dämmtechnische
strebten Nutzung des Bauwerks in einem wirt- Maßnahmen, Heizungstechnik und die Rege-
schaftlichen Kostenrahmen miteinander zu lung des Raumluftwechsels beeinflussen
verbinden. den Jahresenergiebedarf. Rezepturen und
Dampfdiffusionseigenschaften oberflächen-
relevanter Materialien, Wärme- und Feuchte-
Ziele einer nachhaltigen Entwicklung im speicherung nehmen Einfluss auf das Raum-
Bauwesen klima und die Raumlufthygiene. Die Gebäu-
degeometrie, Flächenplanung und die
Schutzziele der Nachhaltigkeit lassen sich in Grundrissgeometrie bedingen den Materi-
übergeordneten Kategorien zusammenfassen: albedarf.
• Bereitstellung überprüfbarer Erfassungs-,
• Schutz des Ökosystems und der natürlichen Quantifizierungs- und Bewertungsgrößen,
Umwelt, z.B. vor einer Schädigung des z.B. einheitliche Rechenverfahren zum
atmosphärischen Systems durch den Treib- Gesamtenergiebedarf und zum Flächen- und
hauseffekt, vor der Zerstörung des Ozon- Raumbedarf, Verfahren zur Erfassung des
gürtels oder vor einer Zerstörung der Arten- funktionsbezogenen Materialaufwands oder
vielfalt durch den Raubbau von Erzen oder Rechen- und Simulationsverfahren für Raum-
durch Raubbau und Brandrodung in den klimata.
tropischen Waldregionen der Erde. • Bewertung, Auswahl und Benennung konkre-
• Schutz der natürlichen Ressourcen, z.B. vor ter Handlungsziele, z.B. ein maximal
einem Verbrauch endlicher Ressourcen gewünschter Jahresenergiebedarf, ein tole-
durch die exzessive Nutzung nicht nach- rierbarer Flächen- und Raumbedarf in Abhän-
wachsender Rohstoffe, vor einem unge- gigkeit von der Nutzung, maximal zulässige
bremsten Verbrauch von Energie aus fossilen sommerliche Wärmespitzen und -zeiten,
Energieträgern oder durch energie- und Feuchte und Luftwechselraten oder eine tole-
reparaturintensive, kurzlebige Bauwerke. rierbare TVOC-Belastung [1] in Zeitstufen.
• Schutz der Gesundheit, z.B. vor einer Beein-
trächtigung durch schlechte klimatische und Grundsätzliche Voraussetzung der Beschrei-
hygienische Bedingungen innerhalb von bung von Wirkungen auf den Menschen, die
Gebäuden oder vor Schäden während der Umwelt und den Naturhaushalt bzw. die Defini-
Gewinnung von Rohstoffen oder der Herstel- tion von Wirkungskategorien und Indikatoren
lung von Produkten. ist eine möglichst vollständige Kenntnis der
• Schutz gesellschaftlicher Werte und öffentli- Gewinnungs-, Herstellungs- und Verarbeitungs-
cher Güter, z.B. vor einem zu hohen Wasser-, prozesse der Bauprodukte und -materialien,
Flächen- und Landschaftsverbrauch. die Kenntnis ihrer Rezepturen und Zusammen-
• Sicherung und Erhaltung von Kapital und setzung sowie ihres funktionalen, physika-
Werten. Jede vorzeitige oder vermeidbare lischen und chemischen Verhaltens über einen
Vernichtung von ökonomischen und sachli- langen Nutzungszeitraum.
chen Werten durch mangelhafte, wenig dau- Damit beruht die Mehrzahl der ökologischen
erhafte Bauwerke führt zwangsläufig zu Optimierungspotenziale auf einer umfassenden
einem entsprechenden Kapital- und Ressour- Informationsstruktur bzw. auf einer Vielzahl von
cenverbrauch und weiteren Umweltbelastun- Messungen und Analysen sowohl am Baupro-
gen. dukt als auch am fertigen Bauteil. Dieser Forde-
rung tragen die aktuellen Bemühungen Rech-
Die Formulierung von Schutzzielen ist die nung, möglichst weitgehende Deklarationen
Voraussetzung für die Erkenntnis eines Hand- von Bauprodukten durchzusetzen, Informati-
lungsbedarfs, sie allein reicht jedoch für kon- onsdatenbanken zur allgemeinen Verfügbarkeit
krete Handlungsschritte im Bauwesen nicht bereitzustellen und standardisierte Messverfah-
aus. Dazu bedarf es vielmehr einer Kenntnis ren für die physikalischen und chemischen
A 4.1 Energiebilanz eines viergeschossigen Verwal- der jeweiligen Ursache-Wirkungsbeziehungen, Eigenschaften von Bauprodukten und Bauteilen
tungsgebäudes der Beschreibung der Wirkungen durch Indika- zu entwickeln.

22
Kriterien für die Auswahl von Baustoffen

[MJ] neue Bewertungsverfahren für Bauprodukte


80 000 000
durch die Umwelt- und Zulassungsbehörden
70 000 000 gefunden haben.
Gegenstand laufender Forschungen sind

Schlosserarbeiten und Atrium


60 000 000 anwendbare und übergreifende Verfahren für

Putz und Fliesenarbeiten

Fassade, Fenster, Türen


50 000 000
die Umweltziele der Reparaturfreundlichkeit
und Dauerhaftigkeit von Baukonstruktionen.
40 000 000 Mit der neuen Normenreihe ISO 21 930–21 932

Estricharbeiten
Dachdichtung
Betonrohbau

»Sustainability in building construction« sollen


Stahlrohbau

Trockenbau
30 000 000
künftig Begriffe, Indikatoren, notwendige
20 000 000 Datengrundlagen und Produktdeklarationen
sowie Bewertungsverfahren zum nachhaltigen
10 000 000 Bauen zusammengefasst werden.
All diesen Bewertungs- und Optimierungs-
0
instrumenten gemeinsam ist die Tatsache,
erneuerbare Energie nicht erneuerbare Energie A 4.1 dass sie immer nur einen spezifischen Wir-
kungsbereich, ein einzelnes Planungs- und
Alle genannten Arbeitsschritte sind eine uner- In den 1970er-Jahren wurden die Indikatoren Ausführungsziel erfassen. Natürlich ist es
lässliche Voraussetzung für nachvollziehbar und Berechnungsverfahren der Ökobilanz ent- angesichts der Komplexität und des notwendi-
begründete, ökologisch orientierte Entschei- wickelt und international in der Normenreihe gen Aufwands weder möglich noch sinnvoll,
dungen. Sie sichern zudem die notwendige DIN ISO 14 040–14 043 »Life cycle assess- bei jeder praktischen Entscheidung sämtliche
Wirklichkeitsnähe. Erst eine genaue Analyse ment« (LCA) standardisiert. Ziel des Verfahrens Umweltziele gleichzeitig zu berücksichtigen
der Produktions-, Bau- und Nutzungsprozesse ist die Bewertung überwiegend globaler und und mithilfe der bereits vorhandenen Instru-
bietet die Möglichkeit, die Ebene spekulativer regionaler Umweltbelastungen, die sich aus mente zu bewerten. So ist z.B. bei der Ent-
Vermutungen und zufälliger Informationen zu der Gewinnung, Produktion und Beseitigung scheidung zwischen Rohbaumaterialien wie
verlassen. von Bauprodukten ergeben. Das quantitative Beton, Holz, Stahl oder Aluminium die Frage
Verfahren muss sich jedoch auf die Erfassung der Raumlufthygiene kaum betroffen. Hier steht
bekannter Prozessabläufe und -folgen die Frage nach den Umweltbelastungen im
Entwicklung der Planungs- und Bewer- beschränken; unbekannte oder sekundäre Vordergrund, die mit der Bereitstellung der
tungsinstrumente Wirkungszusammenhänge lassen sich mit der Materialien verbunden sind und die mit einer
Ökobilanz nicht erfassen. Ökobilanz bewertet werden können. Dagegen
In den letzten Jahrzehnten sind zahlreiche Erst in den letzten Jahren wurden Bewertungs- beeinflussen Ausbau- und Oberflächenmateria-
Optimierungs- und Bewertungsinstrumente für verfahren entwickelt, mit denen so komplexe lien die Raumhygiene so wesentlich, dass die
die Planungs- und Ausführungsziele im Bauwe- Zusammenhänge wie die Behaglichkeit in Umweltauswirkungen der Herstellungsprozes-
sen geschaffen worden; bis heute werden Ziel- Innenräumen und ihre Wirkung auf den Nutzer se in den Hintergrund treten.
und Grenzwerte definiert und fortlaufend wei- beschrieben und optimiert werden können.
terentwickelt. Ein gut bekanntes und eingeführ- Dabei werden erstmals individuelle Empfindun-
tes Instrument sind Energiebilanzen von gen von Menschen über einen so genannten Kriterien und Indikatoren des nachhaltigen
Gebäuden mit dem Ziel, den Verbrauch fossiler PMV-Index (predicted mean vote) statistisch Bauens
Energieträger und die damit verbundenen CO2- erfasst und über Bewertungsverfahren zu Pla-
Emissionen zu reduzieren. Erst mithilfe von ent- nungsparametern für technische Regelwerke Für die praktische Arbeit ist es daher wichtig,
sprechenden Berechnungsverfahren können weiterentwickelt. In ähnlicher Weise wird bei die zu Beginn genannten allgemeinen Schutz-
Zielwerte definiert werden, z.B. der Energiebe- Geruchsbelastungen aus stofflichen Emissio- interessen bei der Auswahl von Baumaterialien
darf für Heizung, Stromverbrauch und Lüftung nen in Räumen vorgegangen (olfaktorische und der Optimierung der Konstruktionen in
von 15 kWh / m2a als Kriterium für »Passivhäu- Wirkung). Auch diese Effekte sind oftmals nicht baupraktische Optimierungsziele zu übertra-
ser«. Aber auch auf diesem Gebiet gibt es trotz messbar, daher erfolgt die Bewertung durch gen und diesen Zielen die jeweils verfügbaren
genauer Kenntnis der physikalischen Zusam- Faktoren, die sich aus der subjektiven Empfin- Beschreibungs- und Bewertungsinstrumente
menhänge weiteren Forschungsbedarf, was dung von Testpersonen herleiten. zuzuordnen. Ergänzend dazu können die Opti-
immer dann deutlich wird, wenn der real Als noch aufwändiger erweist sich die mierungsziele den Bauphasen zugeordnet wer-
erfasste Gesamtenergiebedarf von Gebäuden Beschreibung und Bewertung der Raumhygie- den, entsprechend den jeweils zugehörigen
die berechneten Prognosewerte übersteigt. Für ne. Hierzu wurden ab 1989 auf Initiative der Entscheidungs- und Handlungsschritten.
die Zukunft wird angestrebt, Gebäude mit Europäischen Kommission zunächst ca. 150
einem Gesamt-Primärenergiefaktor in MJ / m2 flüchtigen Substanzen aus Bau- und Wohn-
zu beschreiben, in dem neben sämtlichen For- produkten definiert und hinsichtlich ihrer Flüch- Entwurfs- und Vorplanung
men des Betriebsenergieverbrauchs auch der tigkeit (leicht-, mittel- und schwerflüchtig) ein-
Energiebedarf für die Herstellung des Gebäu- gestuft [2]. Da für die meisten Einzelsubstan- Materialsparende und umweltschonende Aus-
des bzw. aller dafür benötigten Materialien – zen keine Toxizitäts-Untersuchungen vorlagen, wahl von Produkten und Baustoffen:
die so genannte Graue Energie – enthalten ist. wurde zunächst der Summenwert aller in der • materialsparende und nutzungsflexible
Abb. A 4.1 zeigt die Schätzung der Grauen Raumluft enthaltenen Substanzen (TVOC) Grundrissgestaltung
Energie für einen viergeschossigen Verwal- gemessen und bewertet. Diese Vorgehenswei- • Optimierung der verwendeten Materialien
tungsneubau mit ca. 16 000 m2 Nutzfläche se erwies sich als unbefriedigend, da zunächst hinsichtlich ihrer globalen und regionalen
(Fundament, Decken und Stützen in Stahlbeton stark toxische und weniger problematische Umweltauswirkungen aus der Gewinnung,
und Fassaden und Fenster in Holzbauweise). Substanzen undifferenziert zusammengeworfen Produktion und Bereitstellung
Der bauliche Gesamtenergiebedarf beträgt ca. wurden. Aus diesem Grund erfolgt zurzeit eine • Bevorzugung regional verfügbarer Materia-
160 000 GJ bzw. 44 000 MWh. Bezieht man die- Einzelstoffbewertung auf mehreren Ebenen zur lien und Produkte zur Vermeidung von Trans-
sen Aufwand auf eine Betriebsdauer von 50 Festsetzung von Richtwerten für Innenraumbe- porten
Jahren, so ergeben sich ca. 55 kWh / m2a. lastungen, die teilweise bereits Eingang in • Einsparung von Ressourcen, Bevorzugung

23
Kriterien für die Auswahl von Baustoffen

nachwachsender oder langfristig verfügbarer assessment« werden nachfolgend die wich- Aufgrund der schwierigen Datengrundlage
Materialien tigsten in der Ökobilanz definierten Indikatoren werden die ebenfalls für die Ökobilanz definier-
• Vermeidung von Materialien, deren Herstel- bzw. Wirkungskategorien genannt, die bei der ten Indikatoren zur Toxizität von Bereitstel-
lungsprozesse mit großen Risiken im Störfall quantitativen Bewertung je nach vorhandener lungsprozessen zumeist nur bei signifikanten
verbunden sind bzw. bei denen Gefahrstoffe Datengrundlage verwendet werden sollten: Einzelbewertungen verwendet. Beispiele hierfür
im Produktionsprozess erforderlich sind • Gesamtenergieverbrauch (PEI) sind der Schwermetallabtrag von Kupfer-, Zink-
• Empfehlung von Materialien, die mit möglichst • Anteil erneuerbarer (ER) und nicht erneuer- oder Bleioxiden durch den Regen und ihre toxi-
geringen Eigenschaftsverlusten und ohne barer Energien (NER) am Energieverbrauch sche Wirkung im Boden oder die Verwendung
funktionale Bindung recyclingfähig sind sowie besonderer Gifte wie Phosgen und Isocyanat
von Verbundprodukten und Bauelementen, Häufig wird der für die Bereitstellung von Mate- als Nebenprodukte bei der Herstellung von
die mit regional verfügbaren Trennverfahren rialien erforderliche Primärenergieaufwand Polyurethan. Dazu wurden folgende Indikatoren
refraktionierbar sind allein für die vergleichende Bewertung heran- definiert:
• Empfehlung von Baustoffen, bei deren Her- gezogen. Diese Graue Energie sollte zusätzlich
stellung Recyclingmaterialien umweltfreund- zur Differenzierung umweltfreundlicher Herstel- • Ökotoxizität in Gewässern
lich genutzt werden lungsverfahren in erneuerbare und nicht erneu- (aquatic ecotoxicity, ECA)
erbare Energieformen unterteilt werden. • Ökotoxizität im Boden
Hygiene und Gesundheit, Raumklima: Ergänzend dazu kann der Energiebedarf wäh- (terrestric ecotoxicity, ECT)
• Sicherung der natürlichen Belichtung beim rend des gesamten Lebenszyklus inklusive • Humantoxizität
Entwurf der Grundrisse ggf. vorhandener Recyclingpotenziale verwen- (human toxicological classification, HC)
• sommerlicher Wärmeschutz und Wärmeab- det werden als »kumulierter Energieaufwand«
fuhr durch die Festlegung der Speichermas- (KEA) nach VDI 4600. Der Energiebedarf wäh- Vereinfacht dargestellt, werden im Rahmen
sen rend der Gebäudenutzung wird dabei über einer quantitativen Ökobilanz nach ISO 14 040
Annahmen oder Szenarien abgeschätzt. sämtliche notwendigen Gewinnungs- und Her-
Während die Forderung nach materialsparen- Bei einer umfassenden quantitativen Bewer- stellungsprozesse – und nach Möglichkeit auch
den, nutzungsflexiblen Grundrissen und Kon- tung geht der Primärenergieaufwand über die die Nutzungs- und Entsorgungsprozesse – in
struktionen eine altbekannte Planungsaufgabe mit der Energieproduktion entstehenden allen Einzelschritten beschrieben. Zu verglei-
darstellt, die sich über Flächenangaben und Umweltwirkungen in die Betrachtung mit ein: chende Produkteinheiten müssen dabei hin-
genormte Größenraster bewerten lässt, ist eine sichtlich ihrer Funktionen exakt übereinstimmen
wirklichkeitsnahe Bewertung der Umwelt- • Treibhauspotenzial (functional unit). Die so erstellte Input-Output-
relevanz von Materialien weitaus schwieriger. (global warming potential, GWP) Analyse wird als Sachbilanz bezeichnet. Soweit
Im Zusammenhang mit der Entwurfsplanung • ozonabbauendes Potenzial möglich werden die erfassten Einzelwerte zu
unterliegt die Auswahl der Hauptmaterialien (ozone depletion potential, ODP) den o.g. Wirkungskategorien zusammenge-
oder die Entscheidung zwischen möglichen • Versauerungspotenzial fasst (impact assessment). Gegebenenfalls
Konstruktionsalternativen – z.B. der Fassade, (acification potential, AP) muss die unterschiedliche Nutzungsdauer
der Dachkonstruktion oder der Bodenplatte – • Eutrophierungspotenzial (eutrophication beachtet werden. Die für eine angenommene
einer Analyse und relativen Bewertung der potential, EP oder nutrification potential, NP) Gebäudenutzung von 80 oder 100 Jahren
Umweltauswirkungen hinsichtlich der gewählten • Photooxidations-(Sommersmog-)potenzial jeweils erforderlichen Erneuerungszyklen der
Materialien bzw. ihrer Gewinnungs-, Herstel- (photochemical ozone creation potential, Bauteile oder einzelner Bauteilschichten wer-
lungs- und Bereitstellungsprozesse. POCP) den als Faktor ermittelt und mit den Ergebnis-
• CO2-Speicherung (bei nachwachsenden sen des »Impact assessment« multipliziert.
Quantitative Ökobilanz Rohstoffen) Die abschließende Bewertung der ermittelten
Als Bewertungsverfahren dient die in den letz- • Naturraumbeanspruchung und Flächenbe- Indikatoren kann je nach Situation über die
ten 20 Jahren entwickelte und in der darf (space requirements) Schwere der Wirkungsfolgen (ökologische
ISO 14 040–14 043 genormte Ökobilanz »Life
cycle assessment« (LCA) – einer von vier Be-
wertungsteilen, die im Rahmen einer Gesamtbe- 80 %
wertung der wichtigsten Materialien erforderlich
werden. Danach sind die Konstruktions- oder 60 %
Materialalternativen zunächst mit einer Ökobi-
40 %
lanz zu analysieren und hinsichtlich der Umwelt-
auswirkungen zu quantifizieren. Ergänzend 20 %
dazu müssen – sofern vorhanden und bekannt –
qualitativ abschätzbare, ökologische Wirkungen 0%
benannt und bezüglich ihrer Bedeutung ge-
-20 %
wichtet werden. Danach werden die Alternati-
ven einer Kostenschätzung unterworfen und ab- -40 %
schließend soziokulturelle Argumente aufgelis-
tet. Hierzu gehören Aspekte wie z.B. die regio- -60 %
nale Wirtschaftsstärkung mit einer räumlich be- -80 %
grenzten Ausschreibung, gestalterische Wün-
sche des Nutzers oder die Einbindung in ein -100 %
Ortsbild. Aus der Zusammenführung der Teil- energetische GWP AP NP POCP stoffliche stoffliche
Aufwendung Ressourcen Ressourcen
ergebnisse ist die Entscheidung zu begründen.
Zuschlag Zement
Auf Grundlage der DIN ISO 14 042 »Impact Variante 0: C 25/30 ohne recycelte Zuschlagstoffe, Nahbereich = 0 %
Variante 1: C 25/30 mit 35 % recycelten Zuschlagstoffen, Nahbereich
A 4.2 Ökobilanz für Beton: Varianten mit und ohne Variante 2: C 25/30 mit 35 % recycelten Zuschlagstoffen, Fernbereich
recycelte Zuschlagstoffe Variante 3: C 25/30 mit 100 % recycelten Zuschlagstoffen, erhöhter Zementanteil A 4.2

24
Kriterien für die Auswahl von Baustoffen

Gefährdung), über einen relativen Vergleich Beispiel von Ortbeton verdeutlicht werden: zu bereits mehrere EDV-gestützte Ansätze [4],
der Varianten oder über die Bedeutung der Prinzipiell gibt es die Möglichkeit, Ortbeton mit die jedoch noch keine flexible Behandlung der
Wirkung im Verhältnis zu einer bereits beste- recycelten mineralischen Zuschlägen herzu- (im Sinne der Nachhaltigkeit zu optimierenden)
henden Umweltbelastung (distance to target) stellen. Um die mit der Verwendung von Altma- Dauerhaftigkeit von Bauteilen oder Schichten
erfolgen. Besonders das letzte Bewertungs- terialien ggf. auftretenden Risiken für die Fes- erlauben. Die Kosten einschließlich der Nut-
prinzip wird oftmals in der Weise vorwegge- tigkeit auszugleichen, ist bei mehr als 35 % zungs- und Beseitigungskosten werden als
nommen, dass die Berechnung der Ökobilanz Recyclingzuschlag eine Erhöhung des Zement- Lebenszykluskosten bezeichnet. Im Zusam-
von vornherein auf wenige – als besonders anteils vorgeschrieben. Zunächst erscheint die menhang mit Bemühungen um die Harmonisie-
wichtig eingeschätzte – Indikatoren beschränkt Verwendung von Recyclingmaterialien grund- rung der Verfahren und um die Entwicklung
wird. sätzlich sinnvoll. In einem konkreten Planungs- von Nachhaltigkeitsindikatoren für Gebäude [5]
fall wurden verschiedene Varianten miteinander wird an der Entwicklung einer dynamischen,
Qualitative Umweltwirkungen verglichen: qualitätsabhängigen Dauerhaftigkeitsschät-
Im zweiten Schritt der Gesamtbewertung wird • Normalbeton C 25 / 30 ohne recycelte zung für Bauteile und Produkte gearbeitet.
berücksichtigt, dass zahlreiche prinzipiell Zuschlagstoffe
bekannte, nachteilige Umweltauswirkungen mit • Beton C 25 / 30 mit 35 % recycelten Zuschlag-
den quantifizierbaren Wirkungskategorien – stoffen aus dem Nahbereich (bis 100 km) Ausführungsplanung
teilweise in Ermangelung bekannter Zusam- • Beton C 25 / 30 mit 35 % recycelten Zuschlag-
menhänge – nicht erfasst werden können. stoffen aus dem Fernbereich (über 100 km) Materialsparende und umweltschonende Aus-
Diese ökologischen Wirkungen müssen zusätz- • Beton C 25 / 30 mit 100 % recycelten wahl von Produkten und Baustoffen:
lich zu den errechneten Ökobilanzergebnissen Zuschlagstoffen (mit Zulassung im Einzelfall • materialsparende technische Planung (Elek-
benannt und qualitativ mit berücksichtigt wer- möglich) aus dem Nahbereich und einem tro, Kalt- und Warmwasser, Heizung) durch
den. Hierzu gehören: erhöhten Zementanteil eine optimierte Anordnung der Sanitär- und
Versorgungsbereiche, der Leitungswege und
• die irreversible Beeinträchtigung oder Zerstö- Da der Recyclingzuschlag möglichst gleich- Versorgungsstränge
rung von Ökosystemen mäßig und damit am besten aus einem einzi- • wassersparende Installationen
• die erforderliche Infrastruktur zur Produktion gen Abbruch entnommen werden soll, muss • Verringerung des Umbau- und Erneuerungs-
und Entsorgung das Material ggf. über weite Wege zum Misch- aufwands während der Nutzung durch Dau-
• der Kontrollaufwand zur Sicherung der indus- werk transportiert werden, daher die Varianten erhaftigkeit, Reparierbarkeit und Nutzungs-
triellen Bearbeitungsprozesse und der »Anfuhr bis 100 km« und »Anfuhr über flexibilität von Bauteilkonstruktionen
Umfang der industriellen Bearbeitungsstufen 100 km«. Abb. A 4.2 zeigt das Ergebnis: Die • recyclinggerechtes Bauen durch fraktionier-
• das Gefährdungspotenzial von Zwischenpro- Nulllinie des Diagramms repräsentiert die Wir- bare, mechanisch trennbare Bauteilschichten
dukten kungen bei normalem Beton ohne Recyclingzu- oder homogene Materialaufbauten
• die Wahrscheinlichkeit der Weiterverwertung schläge; die Balken stellen die Verbesserung
oder Verschlechterung der Wirkungen in Pro- Hygiene und Gesundheit, Raumklima:
Ein typisches Beispiel für qualitative Argumente zent dar. • Belüftungstechnik und Belüftungsraten
ist die anzustrebende Vermeidung des Raub- Es zeigt sich, dass aufgrund der notwendigen • Optimierung der raumklimatischen Bedingun-
baus von gewonnenen Hölzer aus tropischen Transporte und aufgrund des erhöhten Zement- gen durch eine konvektionsfreie, großflächige
Regenwäldern (Abb. A 4.4). Die Wirkungen in anteils die wichtigsten Wirkungskategorien mit Heizwärmeabgabe
Form einer Zerstörung der Ökosysteme und zunehmendem Recyclinganteil eine höhere • Sicherung eines behaglichen und gesunden
der Artenvielfalt sind quantitativ kaum erfass- Umweltbelastung aufweisen. Allein der Indika- Innenraumklimas durch eine optimierte Be-
bar. Entsprechende Verbote oder die Forde- tor für den Verbrauch stofflicher Ressourcen und Entlüftungsplanung, eine optimierte Wär-
rung nach einer Zertifizierung nachhaltig nimmt ab. Die Verwendung von Recyclingbe- mezu- und abfuhr sowie durch die Anord-
gewonnener Hölzer durch den »Forest Ste- ton führt also nur dann zu einer Umweltentlas- nung ausreichender Speichermassen
wardship Council« (FSC) [3] sind daher eine tung, wenn der Recyclingzuschlag aus dem • Optimierung des Schallschutzes
qualitativ begründete, umweltpolitische Ent- Nahbereich unter 100 km herantransportiert
scheidung. wird und wenn im Bereich des Mischwerks die Gütesicherung der Ausführungsplanung
Zuschläge in Form von Kies oder Sand eine Die Optimierungsziele des dauerhaften Funk-
Die Analyse von Materialien und Konstruktio- knappe Ressource darstellen oder durch den tionserhalts von Bauteilen, der Reparatur-
nen in einer Ökobilanz war bis vor wenigen mit dem Abbau verbundenen Flächen- und freundlichkeit und der Flexibilität hinsichtlich
Jahren noch sehr zeit- und kostenaufwändig Landschaftsverbrauch begrenzt sind. veränderter Nutzungsanforderungen können
und nicht in einen Planungsprozess integrier- Das Beispiel macht deutlich, dass auch nach unter dem Ziel der Dauerhaftigkeit zusammen-
bar. Zudem erfordert die Ökobilanz ein Erstellung einer umfangreichen Ökobilanz die gefasst werden. Diese abzuschätzende Größe
umfangreiches, allgemein akzeptiertes Daten- Ergebnisse nicht als allgemein gültig für alle ist natürlich kein fester Wert, sondern in hohem
material zu allen betrachteten Materialien. Bauprojekte und Regionen übernommen wer- Maße abhängig von der Planungs- und Ausfüh-
Heute hat sich die Datenlage soweit verbes- den können. Im Einzelfall muss geprüft werden, rungsqualität. Je nach Qualitätssicherung müs-
sert, dass eine vergleichende Abschätzung auf ob einzelnen ermittelten Wirkungen eine beson- sen etwa heute übliche, einschichtige isolier-
Grundlage der Ökobilanz planungsbegleitend dere Bedeutung zukommt. verglaste Holzfenster nach 10, 20 oder erst
möglich ist, wenn man sich auf die am besten nach 50 Jahren ausgetauscht werden. Ebenso
dokumentierten und wichtigsten Wirkungskate- Kostenvergleich hält ein Bodenbelag mit vorgelagerter Sauber-
gorien beschränkt. Zusätzlich wurde der Bilan- Kostenvergleiche im Bauwesen erfolgen tradi- laufzone im Eingangsbereich deutlich länger
zierungs- und Rechenaufwand durch die tionell über die bekannte Kostenschätzung, als ohne. Wie bereits erläutert, ist die geschätz-
Bereitstellung entsprechender EDV-Programme -berechnung und -feststellung. Kernproblem te Dauerhaftigkeit eines Bauteils von großer
erheblich erleichtert. der Kostenvergleiche ist die Abschätzung der Bedeutung bei der Annahme von Erneuerungs-
Ökobilanzen sind ein geeignetes Instrument, Nutzungskosten, da sie die Kenntnis der zu zyklen und damit für die zeitliche Normierung
um zunächst plausibel erscheinende, ökolo- erwartenden Unterhaltungs- und Erneuerungs- der Ökobilanz und für die Berechnung der
gisch begründete Argumente auf ihre Wirk- kosten erfordert. Auf Grundlage der Kosten- Lebenszykluskosten.
lichkeitsnähe zu überprüfen. Dies soll am gruppengliederung nach DIN 276 gibt es hier- Die hierbei zu optimierende Qualität ist gemein-

25
Kriterien für die Auswahl von Baustoffen

hin das, was als Fachkompetenz oder Erfah-


rung der Architekten, Bauingenieure und Hand-
werksbetriebe bezeichnet wird. Anders als bei
der Bewertung der Umweltwirkungen von
Materialien während der Rohstoffgewinnung,
Herstellung und Entsorgung gibt es bis heute
kein einheitliches Bewertungsinstrument für die
erzielte technisch-konstruktive Qualität und die
erreichbare Nutzungsdauer eines Bauteils; es
laufen jedoch mehrere Forschungsansätze zu
diesem Thema. Aus diesen Arbeiten lassen
sich einige Grundlagen benennen.
Ein wichtiges Kriterium für die Optimierung der
Dauerhaftigkeit ist die mehr oder weniger
gelungene Übereinstimmung von Eigenschaf-
ten und Risiken (Empfindlichkeiten) eines Mate-
rials einerseits und der funktionalen Anforde- A 4.3 A 4.4
rungen und Belastungen im Bauteil anderer- Raum durch entsprechende Rechenverfahren • abfallarmes Bauen, Reststoffrückführung
seits. Das Ergebnis wird um so günstiger, je der DIN EN ISO 10 211. • Sicherung einer lärm- und staubarmen Bau-
weniger Belastungen auf entsprechende Emp- Darüber hinaus ist die empfundene Behaglich- stelle, Vermeidung von Grundwasserbelas-
findlichkeiten treffen und je mehr gewünschte keit in Räumen von der Luftgeschwindigkeit der tungen, Kontaminationen und risikobelasteter
Funktionen mit materialtypischen Eigenschaf- Konvektion, von der Kälteabstrahlung der Arbeiten
ten übereinstimmen. Wände und Decken und von der Temperatur-
Daraus folgt als zweites Kriterium, wie den schichtung abhängig. Das Zusammenwirken Hygiene und Gesundheit, Raumklima:
potenziellen Schäden, die sich aus dem aller Einzeleinflüsse sowie ihre physische Wir- • Auswahl schadstoff- und emissionsarmer
Zusammentreffen besonderer Belastungen und kung und individuelle Empfindung sind mit ein- Oberflächenmaterialien
materialspezifischer Risiken ergeben, tech- fachen physikalischen Zusammenhängen oder • Vermeidung von Materialien mit erhöhten
nisch und konstruktiv entgegengewirkt wird. Algorithmen nicht lösbar. Daher wurden in der Brandrisiken, bedingt durch hohe Rauch-
Als drittes Kriterium gilt die Frage nach der DIN EN ISO 7730 zur Ermittlung der Bedingun- dichten oder korrosive und zusätzliche toxi-
Lösbarkeit von Verbindungen in einem Bauteil gen für die thermische Behaglichkeit subjektive sche Brandgase
und damit nach der Reparierbarkeit und teil- Empfindungen von Testpersonen herangezo- • Verhinderung von Radon-Belastungen aus
weisen Erneuerbarkeit. Dabei ist die Frage gen. Der PMV-Index (predicted mean vote) dem Baugrund im Gebäude durch entspre-
nach dem jeweiligen Hauptnutzen des Bauteils stellt eine Bewertung der thermischen Behag- chende Abdichtungsmaßnahmnen der Sohle
von Interesse. Besonders bei Oberflächen ist lichkeit dar und wird aus mehreren physikali- und der Kellerwände
mit einem ästhetischen Hauptnutzen zu rech- schen Raumbedingungen gebildet. Der PPD- • Vermeidung elektrostatischer Felder und
nen, was zu einem mode-, geschmacks- oder Index (predicted percentage of dissatisfied) Oberflächenladungen während der Nutzung
identitätsabhängigen Austausch von ansonsten ist eine statistische Funktion des PMV und durch die Forderung nach ableitfähigen Pro-
funktionsfähigen und einwandfreien Flächen beschreibt einen Prognosewert unzufriedener dukten wie Bodenbelägen oder Büroeinbau-
oder Produkten führen kann. Ähnliches lässt Personen in Prozent. Man unterscheidet drei ten in der Ausschreibung
sich bei stark kulturell geprägten Bauteilen wie Qualitätskategorien: A, B und C. Gleichlautend
z.B. Sanitäreinrichtungen beobachten. In die- werden sowohl in DIN EN ISO 7730 als auch in In der Regel sind erst mit der Ausschreibung
sen Fällen sind mechanisch einfach lösbare der schweizerischen SIA 180 die klimatischen die Details so weit festgelegt, dass spezifische
Verbindungen zu wählen, um den mit einem Anforderungen benannt, die der Planung klima- Produkte, Verbindungen und Aufbauten auch
Austausch verbundenen Materialaufwand so regulierender Konstruktionen zugrundegelegt für die Ausbaugewerke erkennbar werden.
gering wie möglich zu halten. Bei verdeckten, werden sollen, z.B. bei der Auslegung im Raum Besonders bei öffentlichen Bauvorhaben ist die
rein technisch genutzten Bauteilen wie Abwas- vorhandener Wärmespeichermassen, bei Kon- Nennung spezifischer Produkte nur im Ausnah-
serrohren, Abdichtungen oder Tragwerksbe- zepten der sommerlichen Wärmeabführung, mefall zulässig, meistens sind sie daher erst
standteilen steht die technische Dauerhaftigkeit der Be- und Entlüftungstechnik oder der mit dem Angebot bekannt – sofern die Auffor-
im Vordergrund. Hier können industriell vorge- Bemessung und Konstruktion von wärmedäm- derungen zur Produktnennung in den Aus-
fertigte Verbundelemente eine Qualitätsverbes- menden Bauteilen und ihren Innenoberflächen. schreibungen korrekt ausgefüllt waren. Die
serung darstellen, wobei sie immer auf die ökologischen und hygienischen Forderungen
Trennbarkeit der Materialfraktionen zum Zwe- an Produkte müssen spätestens in dieser Bau-
cke des Recyclings zu prüfen sind. Ausschreibung, Vergabe und Ausführung phase vollständig bekannt sein und benannt
werden.
Behaglichkeitsindex Materialsparende und umweltschonende Aus- Die Innenraumluft enthält in der Regel ein brei-
Die für ein gesundes und behagliches Raum- wahl von Produkten und Baustoffen: tes Spektrum an organischen Stoffen sowie an
klima verantwortlichen Rahmenbedingungen • Sicherung der langfristigen Werterhaltung Stäuben und Fasern. Die Quelle ist zum einen
wurden in den letzten Jahren zunehmend prä- und nachhaltigen Funktionalität der Konstruk- der Mensch selbst (Atmung, Körpergeruch)
zise in Regelwerken normiert und mit Zielwer- tionen und Bauteile durch die Ausschreibung und die von ihm ausgehenden Aktivitäten wie
ten versehen. Davon betroffen sind wichtige gütegesicherter Baustoffe, Produkte oder Rauchen, Kochen etc. Des Weiteren geben
Aspekte wie die Winddichtigkeit von Gebäuden Bauteile und durch eine ausführliche funktio- Baustoffe und Inneneinrichtungen chemische
– messbar durch das Blower-Door-Verfahren nale Beschreibung der gewünschten Bau- Verbindungen ab. Je nach Konzentration und
nach EN 13 829 –, der Mindestluftaustausch mit leistungen Zusammensetzung kann es zu einer Über-
dem 0,6–0,7-fachen des Raumvolumens pro • Auswahl lösemittelfreier chemischer Produkte frachtung der Innenraumluft kommen, die das
Stunde zum Abtransport von Schadstoffen und • Vermeidung von Produkten mit Umwelt- und Wohlbefinden oder gar die Gesundheit beein-
CO2 aus der Innenraumluft oder die Vermei- Gesundheitsrisiken im Gewinnungs- und Her- trächtigt, wobei schlechte klimatische Bedin-
dung von Kältepolen und Schimmelbildung im stellungsprozess gungen den Einfluss verstärken. Mit zuneh-

26
Kriterien für die Auswahl von Baustoffen

mend dichten Gebäuden mit reduzierter Luft- mermessungen der Hersteller zulassungs- stellung von Datensätzen zur Ökobilanzberech-
austauschrate werden diese Verunreinigungen pflichtiger Produkte nachzuweisen und mit den nung durch Herstellerverbände und die Ent-
zum Problem. Produktangaben zu deklarieren. wicklung normierter Messverfahren hat dazu
Die Randbedingungen der Messung sind vom geführt, dass die Bewertungsverfahren ohne
Luftbelastungen durch organische Stoffe beauftragten Labor in Anlehnung an die Kriteri- wesentlichen Zeit- und Kostenaufwand bei der
Als bauliche Ursache für organische Belastun- en des DIBt festzulegen und zu dokumentieren. Planung und Ausführung von Bauvorhaben
gen gelten Emissionen aus Oberflächenbe- Dieses Bewertungsverfahren kann für wesentli- berücksichtigt werden können. Aufgrund der
schichtungen im Bauwerk, Einbauten, Innen- che und oberflächenintensive Materialien wie notwendigen Informationsrecherche ist es bei
raumausstattungen und Möbel. Besonders Bodenbeläge, Oberflächen von Türen und Ein- größeren Bauvorhaben jedoch empfehlenswert,
Bauteile aus organischen Stoffen wie Kunststof- bauten und für Tapeten eingefordert werden. entsprechende Experten als Fachberater zur
fe, Lacke oder Kleber tragen signifikant zur Aus den Produktangaben lassen sich – im Erstellung vergleichender Ökobilanzen für
Luftverunreinigung bei. Um hierfür ein Bewer- Unterschied zur bauphysikalischen Planung wichtige Bauteile oder zur ökologischen Güte-
tungsinstrument zu entwickeln, wurden ca. 150 der Raumklimata – die am Ende erreichten sicherung der Ausschreibung und Ausführung
häufig anzutreffende flüchtige Substanzen Emissionswerte in Räumen noch nicht mit aus- hinzuzuziehen.
(Volatile Organic Compounds VOC) [6] zusam- reichender Sicherheit simulieren. Die Planung Neben der ökologisch optimierten Auswahl der
mengestellt, die sich je nach Siedepunkt auftei- von Innenoberflächen erfolgt daher vorrangig Hauptmaterialien und -bauteile liegt der
len lassen in: nach dem Vermeidungsprinzip, d.h. in der Kon- Schwerpunkt der Optimierungsarbeit bei der
zentration auf emissionsarme und emissions- Formulierung der Ausschreibung, der Produkt-
• leichtflüchtige organische Verbindungen freie Materialien (z.B. alle mineralischen Flä- deklaration der Anbieter und der laufenden
(Very Volatile Organic Compounds VVOC), chen) und durch die Wahl als emissionsarm Prüfung der Ausführung. Das fertige Bauwerk
Siedepunkt < 0–50 bis 100 °C zertifizierter Produkte. Hierzu existieren bereits kann nur den Anforderungen der Nachhaltig-
• flüchtige organische Verbindungen (Volatile zahlreiche Zertifizierungssysteme, meistens als keit entsprechen, wenn diese in allen Einzelhei-
Organic Compounds VOC), Label der Herstellerverbände wie z.B. der ten in den Ausschreibungen produktunabhän-
Siedepunkt 50–100 bis 240–260 °C Emissions-Code für Bodenbeläge und Kleber gig benannt worden sind. Es hat sich bei zahl-
• schwerflüchtige organische Verbindungen (EC-1), die Zertifizierung für Wandfarben reichen Bauvorhaben bewährt, spätestens
(Semi Volatile Organic Compounds SVOC), »Emissions- und Lösemittelfrei« (ELF) oder das nach der Entscheidung für ein Angebot eine
Siedepunkt 240–260 bis 380–400 °C RAL-Umweltzeichen für Farben des Umwelt- verbindliche Deklaration aller zu verwendenden
bundesamtes der Bundesrepublik »Emissions- Produkte und Nebenprodukte mit Hilfe einer
Die Summe aller Substanzen wird als Total- und Schadstoffarm« RAL UZ 12. Produktliste einschließlich der Sicherheits- und
VOC (TVOC) bezeichnet. Da für die meisten Neben den organischen Verunreinigungen der Zertifizierungsinformationen einzufordern und
dieser Substanzen zunächst keine toxikologi- Innenraumluft stellen Faserbelastungen aus zum Bestandteil der Vergabe- und Vertragsun-
schen Untersuchungen vorlagen und damit künstlichen Mineralfasern (KMF) oder aus orga- terlagen zu machen. Erst wenn Zielwerte zum
auch keine für Innenräume verwendbaren nischen Fasern einen weiteren Schadstoff dar. Primärenergiebedarf, zur Behaglichkeit oder
Grenzwerte existierten, hat das Umweltbundes- Seit 1995 wurden z.B. die Rezepturen von zur Hygiene Auftragsbestandteil sind, können
amt in dem »Leitfaden nachhaltiges Bauen« für mineralischen Dämmfasern so geändert, dass sie nach Fertigstellung des Bauwerkes über-
die Bundesrepublik Deutschland Zielwerte der die so genannte Bioresistenz (Bestand der prüft und ggf. als vereinbarte Eigenschaft im
summarischen Raumluftmessungen TVOC fest- Feinstfasern in der Lunge bzw. in der Lungen- Rahmen der Gewährleistung eingefordert wer-
gelegt: flüssigkeit) und damit das kanzerogene Poten- den. Mängel bei der Umweltqualität von Gebäu-
• kurzfristig (1–2 Monate) ca. 1500–2500 μg/m2 zial entsprechend der Größendefinition der den werden in Zukunft zunehmend einen nach-
• langfristig (1–2 Jahre) ca. 200–300 μg / m2 Weltgesundheitsorganisation WHO reduziert weisbaren Planungsfehler darstellen.
werden konnte [7]. Natürlich bilden auch grö-
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Toxizität bere Fasern ein Risikopotenzial für die Atem-
der einzelnen Stoffe erfolgt zurzeit auf Initiative wege. Faserdämmstoffe werden im Innenbe- Anmerkungen:
des »European Collaborative Action: Indoor Air reich hauptsächlich in leichten Trennwänden, [1] Total Volatile Organic Compounds: Summe flüchtiger
organischer Substanzen
Quality and it‘s Impact on Man« (ECA) nach abgehängten Decken, Bodendämmung und
[2] European Collaborative Action: Indoor Air Quality and
und nach eine Einzelstoffbewertung, bei der Fensteranschlüssen eingebaut. Um den Eintrag it‘s Impact on Man (ECA)
zwei Zielwerte als »Innenraumluft-Richtwerte« in die Raumluft zu vermeiden, müssen diese [3] Das FSC-Zertifikat regelt die nachhaltige Bewirtschaf-
RW I (anzustrebender Zielwert) und RW II (Ein- Konstruktionen faserdicht ausgeführt werden. tung von Forsten. Es wird im Zusammenhang mit dem
greifwert mit Sanierungsempfehlung) für Einzel- Als relativer Maßstab für die Belastung des Handelszertifikat »Chain of Custody« häufig von
öffentlichen Bauherren in Europa eingefordert.
stoffe festgelegt werden. Bewertet wurden bis- Raums kann die regional sehr unterschiedliche [4] GEFMA 2000: Kostenrechnung im Facility Manage-
her Stoffe wie Styrol, Benzol, Naphtalin und Hintergrundbelastung der Außenluft herange- ment; PLAKODA, Planungs- und Kostendaten;
Formaldehyd. zogen werden (in Berlin z.B. ca. 300–500 Schmitz, Heinz u.a.: Baukosten 2004 – Instandset-
Die VOC-Messungen sind abschließende Fasern nach WHO-Definition / m3). Diese Hinter- zung, Sanierung, Modernisierung, Umnutzung. Essen
2003
Ergebnisbewertungen und taugen noch nicht grundbelastung besteht aufgrund der Fugen-
[5] ISO / TC / 59: Item Buildings and Constructed Assets –
als Planungsinstrument. Für die Auswahl der lüftung zumeist auch in Innenräumen und sollte sustainability in Building construction – Sustainability
oberflächenrelevanten Einzelmaterialien in durch weitere baulich bedingte Fasereinträge indicators
einer Ausschreibung wurde in den letzten Jah- nicht verschlimmert werden. [6] Eine Gruppenauflistung der TVOC erfolgt im Anhang:
ren ein Bewertungsverfahren entwickelt, bei Glossar Schadstoffe
[7] Entsprechende Steinwollfasern werden als »vermin-
dem die Produkte selbst auf Grundlage von dert bioresistent« deklariert. Glaswollfasern werden
VOC-Kammermessungen (prEN 13 419) über Anwendung der Optimierungsinstrumente durch den »Kanzerogenitätsindex« Ki ausgezeichnet,
einen Zeitraum von 28 Tagen eingestuft und der einen Wert von 40 nicht unterschreiten darf:
zertifiziert werden können. Bauprodukte müs- Die für die Anwendung der aufgezeigten Opti- Ki ≥ 40.
sen demnach entsprechend einem vom Deut- mierungsinstrumente erforderliche Informati-
schen Institut für Bautechnik (DIBt) festgeleg- onsstruktur verbessert sich ständig durch die
ten Bewertungsschema die Eigenschaft »für steigenden Deklarationsanforderungen an Bau- A 4.3 Bei der Auswahl von Baustoffen sollten auch die
die Verwendung in Innenräumen geeignet« produkte. Die Einführung zusätzlicher Zertifizie- Transportwege berücksichtigt werden.
aufweisen. Diese Eigenschaft ist durch Kam- rungssysteme durch die Hersteller, die Bereit- A 4.4 Umweltzerstörung in den Tropen

27
Die Entwicklung innovativer Rohstoff- Planer / industrielle
Materialien hersteller Architekten Auftraggeber

Dirk Funhoff
Hersteller Baustoff Bauunter- öffentliche
Bauprodukt Fachhandel nehmer Baustelle Auftraggeber

private
Baumarkt Handwerker
Bauherren

physischer Materialfluss – zur Baustelle


Beeinflussung der Materialauswahl – für den Bau
A 5.1
Die Bauwirtschaft gilt nicht als innovative Bran- technologische Faktoren, die den tatsächlichen
che: Einer Umfrage im Jahre 1999 bei Schwei- Einsatz des neuen Produkts beeinflussen.
zer Unternehmen zufolge liegt der Umsatzanteil Selbst wenn ein Produkt schon am Markt erhält-
innovativer Produkte in der Bauindustrie bei nur lich ist, müssen häufig Anpassungen vorge-
10,7 % – im Vergleich zu 37,1 % beim Durch- nommen werden, sodass sich die Entwick-
schnitt aller Branchen. Lediglich 24 % der lungszeiten deutlich verlängern. Dieser Erkennt-
Unternehmen betrieben Forschung und Ent- nis Rechnung tragend hat z.B. die Bundesre-
wicklung gegenüber 49 % bei der gesamten gierung die Initiative »Partner für Innovation«
Industrie [1]. gegründet, die das Ziel verfolgt, gute Ideen
Die hohen Wachstumsraten der Bauindustrie schneller in Innovationen umzusetzen [3].
sind vorbei. In Deutschland stagniert die Wirt- Innovation setzt einen Markterfolg zwingend
schaft seit Jahren aufgrund geringer Nachfra- voraus. Deshalb reicht es nicht aus, lediglich
ge. Umfangreiche Regelwerke, Normen und zu beschreiben, welche neuen Materialien oder
Zulassungsprozeduren erschweren Verände- Technologien existieren [4]. Deren Entwicklung
rungen; zunehmende Komplexität steigert die erfolgt unter bestimmten Rahmenbedingungen,
Kosten. Gleichzeitig besteht unverändert der die den Einsatz und die Verfügbarkeit der
Wunsch der Menschen nach einem qualitativ neuen Materialien beschränken. Diese Produk-
hochwertigen Wohn- und Lebensraum. Neue te in einen neuen Kontext zu stellen, ist »neu«,
Erkenntnisse über Wohnphysiologie verlangen aber die geweckten Begehrlichkeiten können
veränderte Produkte; hohe Ansprüche möchten häufig weder sinnvoll noch nachhaltig befrie-
befriedigt werden, ohne dass die Kosten über digt werden. Und wenn sich der Markterfolg
Gebühr steigen. In diesem Umfeld nimmt die nicht einstellt, haben wir keine Innovation. Eine
Notwendigkeit für Innovationen zu. große Chance zur Innovation würde sich eröff-
Dieser Beitrag möchte die Entwicklung innova- nen, wenn die Beteiligten am Innovationspro-
tiver Materialien im Bereich Bauen und Wohnen zess und am Wertschöpfungsnetzwerk der
veranschaulichen und das gegenseitige Ver- Bauindustrie sich besser verstehen lernen und
ständnis der Beteiligten an diesem Prozess ihre Prozesse abstimmen würden.
fördern.
Rahmenbedingungen
Was ist innovativ? Die Innovation auf der Materialseite wird durch
Der Begriff »innovativ« wird häufig einfach mit Forscher oder Entwickler in den Laboratorien
»neu« oder »neuartig« gleichgesetzt. Aber die der Rohstoff- bzw. Baustoffindustrie vorange-
Neuheit allein – also die Erfindung eines neuen trieben, auch wenn es Impulse durch andere
Stoffs oder Effekts – reicht nicht aus. Die Inno- Branchen wie Architektur oder Design geben
vation ist die Durchsetzung einer technischen mag. Aus der Sicht der Wissenschaftler bedeu-
oder organisatorischen Neuerung am Markt, tet »Material« im engeren Sinne der Definition
nicht allein ihre Erfindung [2]. Dieser ökonomi- »Stoff, Rohstoff oder Werkstoff« [5]. Daraus
sche Aspekt erklärt, warum Innovationen große werden (auch) Materialien gefertigt, die in
Chancen bieten – ein Innovator hat eine besse- Form, Farbe etc. an verschiedene Anwendun-
re Reputation am Markt (auch bei Standardpro- gen angepasst sind. Architekten und Designer
dukten) und ihm wird eine größere Kompetenz setzen diese Materialien ein, um den Men-
zugestanden, die sich wiederum in einer höhe- schen ein ansprechendes Umfeld zum Bauen
ren Akzeptanz seiner Produkte niederschlägt. und Wohnen zu schaffen. Um die Produkte
Aber Innovationen sind nicht leicht durchzuset- nach ihren Vorstellungen zu modifizieren, spre-
zen, und es wird immer schwieriger. Die größte chen sie mit den Zulieferern. Diese verfügen
Hürde bildet meistens die Vermarktung, nicht aber nicht immer über Möglichkeiten, die Mate-
die technologische Machbarkeit. Eine Erfin- rialien »stofflich« grundlegend zu beeinflussen,
A 5.1 vereinfachte Darstellung des Wertschöpfungs-
dung oder Entdeckung ist »nur« der erste weil das Wertschöpfungsnetzwerk so komplex
netzwerks der Bauindustrie Schritt auf dem Weg zur Innovation. Zum ist (Abb. A 5.1).
A 5.2 Wärmeleitfähigkeiten verschiedener Materialien erfolgreichen Vermarkten gehören viele nicht- Welche Materialien tatsächlich verbaut werden,

28
Die Entwicklung innovativer Materialien

wirdvon den Beteiligten an der Baustelle ent- hat sich etwa alle 15 Jahre verdoppelt [7].
Material Wärmeleitfähigkeit
schieden. Die Hersteller der Bauprodukte bzw. Etwa seit den 1970er-Jahren hat sich das
die Rohstoffhersteller spielen dabei keine akti- Wachstum verlangsamt und auf hohem [W / mK]
ve Rolle und werden zu Fragen der Material- Niveau stabilisiert [8]. Zurzeit erscheinen in Baustahl 50
auswahl auch selten herangezogen. Naturwissenschaft und Technik ca. 4 Millio- Marmor 3,5
Das ist in der Automobil- und Flugzeugindustrie nen Veröffentlichungen pro Jahr, das sind ca. Normalbeton 2,1
anders. Hier diskutieren die Produzenten der 20 000 pro Arbeitstag [9] – und dabei ist nicht Vollziegel 0,96
Endprodukte mit Zulieferern bzw. Rohstoffher- einmal der Output der geisteswissenschaft-
Glas 0,8
stellern und definieren die Anforderungen an lichen Disziplinen berücksichtigt.
Polyurethan 0,35 – 0,58
die Materialien. Dieses gemeinsame Vorgehen Diese Zahlen zeigen, dass es aussichtslos ist,
garantiert die Innovation: Wenn das neue Mate- den Überblick über alle Aspekte des Wissens Laubholz 0,2
rial den Anforderungen z.B. des Automobilher- zu behalten – die Zeit der Universalgelehrten Polystyrol 0,13 – 0,16
stellers genügt, wird es auch in der Produktion ist vorbei. Zudem wird es schwieriger, die Luft 0,024
seiner Autos eingesetzt, d.h. der Markterfolg ist relevanten von den weniger relevanten Kohlendioxid 0,016
sehr wahrscheinlich. Ein wesentlicher Anreiz für Ergebnissen zu unterscheiden. Der Aufwand Vakuum 0
diese Art der Entwicklung liegt in der Struktur für neue Entdeckungen steigt, je mehr bereits
dieser Branchen: In der Automobilindustrie bekannt ist (abnehmender Grenznutzen). A 5.2
besitzen die zehn größten Unternehmen einen Dies führt dazu, dass grundlegend neue higkeit des Gases (z.B. Luft) sowie die Wärme-
Marktanteil von weltweit mehr als 80 %, in der Materialien immer seltener gefunden werden; strahlung bei. Dabei wird unterstellt, dass die
zivilen Luftfahrt bestimmen die beiden Flug- so werden z.B. weitere chemische Elemente Konvektion des Gases durch geeignete Maß-
zeugbauer Boeing und Airbus den Markt. In nicht mehr in der freien Natur »entdeckt«, nahmen (Schaumstoff, Faserverbund) unter-
der Bauindustrie sieht es ganz anders aus: Bei sondern in Teilchenbeschleunigern aufwän- bunden wird. Es ergibt sich somit für die Wär-
einer globalen Bauleistung von ca. 3,8 Billionen dig für kurze Zeit »hergestellt«. meleitfähigkeit:
US-Dollar haben die 100 größten Unternehmen
mit 373 Milliarden weniger als 10 % Marktanteil Der Fokus liegt heute somit stärker in der kre- λ = λFeststoff + λZellgas + λStrahlung
[6]. Die Industrie ist stark fragmentiert, die ativen, neuartigen Kombination bekannter
Nachfrage sehr heterogen, daher ist ein inte- Materialien, um neue Effekte zu erzeugen Da ein niedriger λ-Wert das Ansteigen des
gratives Vorgehen schwieriger zu erreichen. oder Effekte auf andere Materialien zu über- Wärmedämmwerts bedeutet, wird die Strategie
Dennoch ließe sich ein solches Modell auf die tragen. Auf diese Weise entsteht eine giganti- für das weitere Vorgehen klar: Jeder der o.g.
Bauindustrie übertragen. Auch hier geht es sche Zahl von Kombinationsmöglichkeiten, Faktoren muss minimiert werden – ein Ziel, das
letztendlich darum, Materialien im Hinblick auf die sehr rasch den Eindruck neuer Technolo- die Industrie systematisch verfolgt hat.
die Befriedigung der menschlichen Bedürfnis- gien und Anwendungen erweckt. Aber viele Vakuum ist der beste Isolator, gefolgt von
se zu optimieren – inklusive weicher Faktoren neue Technologien sind altbekannt – ihre Gasen und Feststoffen (Abb. A 5.2). Aus die-
wie Ästhetik oder Haptik. Diese finden auf- Anwendung oder Interpretation im neuen sen physikalischen Gesetzmäßigkeiten erge-
grund ihrer Subjektivität oder schwierigen Kontext bietet jedoch neue Möglichkeiten und ben sich in Natur und Technik die bekannten
Messbarkeit aber (noch) keinen Eingang in die Chancen. Den Entwicklungsprozess zu len- Dämmstoffe. Von Tierfellen bis hin zu Hightech-
Entwicklungslabors der Industrie. Um das zu ken und aus den vielen Ideen innovative Pro- Wärmedämmverbundsystemen beruhen alle
erreichen, müssen die Anwender nicht nur wis- dukte zu machen, ist die Herausforderung für auf den gleichen Prinzipien – und doch gibt es
sen, welche Möglichkeiten neue Materialien die Zukunft. noch weitere Möglichkeiten zur Verbesserung.
bieten, sondern auch verstehen, wie deren Ent-
wicklung funktioniert und welche Rahmenbe- Materialentwicklung Bei der Kennkurve eines Polystyrol-Schaum-
dingungen hier gesetzt und beeinflusst werden Industrielle Forschung und Entwicklung ist stoffs stellt man fest, dass insbesondere bei
können. Auf der anderen Seite müssen Ent- immer stärker gezwungen, die Effektivität wei- geringen Materialdichten die Wärmestrahlung
wickler aus den Labors besser verstehen ler- ter zu steigern, d.h. die richtigen Themen zu im Infrarot-Bereich eine erhebliche (negative)
nen, welche Bedürfnisse ein Architekt oder erkennen und diese dementsprechend zu Rolle spielt (Abb. A 5.3). Um die Infrarot-Strah-
Designer überhaupt befriedigen möchte. entwickeln. Mittlerweile steht vor dem Beginn lung zu stoppen, können Infrarot-Absorber
Der Antrieb eines Forschers ist die Neugier und der Forschung neben einer technologischen oder -reflektoren in die Matrix des Schaum-
die Begeisterung an etwas Neuem. Hier Bewertung auch eine Analyse der möglichen stoffs eingebaut werden – natürlich ohne die
besteht sicher kein großer Unterschied zum Marktchancen und des möglichen Zellbildung bzw. die sonstigen guten Eigen-
Designer oder Architekten. Wie im Sport das Unternehmensgewinns. Nur wenn diese posi- schaften des Dämmstoffs zu zerstören. Mit ent-
Motto »weiter, schneller, höher« gilt, folgt man tiv ausfällt, werden die immer kostspieligeren sprechenden Verfahren gelingt es, diese Infra-
in den Laboren der Devise »kleiner, leichter, Forschungsarbeiten durchgeführt [10]. rot-Absorber z.B. in Form von Graphit in die
smarter«. Im Grunde arbeitet man an einer In erster Linie bilden technologische Parame- Schaumkügelchen einzubringen. Damit ist es
ständigen Verbesserung der technischen ter die Leitlinien der Entwicklung: Quantifizier- möglich, die Wärmeleitfähigkeit des Polystyrol-
Eigenschaften von Materialien. Mit zunehmen- bare Effekte und Eigenschaften sind eine Schaumstoffs noch weiter zu reduzieren (Abb.
dem Verständnis der physikalischen und che- wichtige Voraussetzung für eine zielgerichtete A 5.5). Bei gleicher Schaumstoffdichte und
mischen Eigenschaften eines Werkstoffs ist der Entwicklung. Dies soll anhand der beiden Bei- gleicher Dämmleistung erlaubt die Verwen-
Forscher in der Lage, diese zu manipulieren spiele Wärmedämmung und Latentwärme- dung von IR-Absorber-modifiziertem Polystyrol-
und zu neuartigen Eigenschaftsprofilen zu speicher illustriert werden. Dämmstoff eine bis zu 50 % dünnere Wärme-
kombinieren. dämmung (Abb. A 5.4). Insbesondere bei der
Wärmedämmung energetischen Modernisierung von Altbauten,
Wissensflut Die Optimierung von wärmedämmenden wo nicht immer genügend Platz für eine ausrei-
In Naturwissenschaft und Technik beobachten Materialien beruht auf einer exakten Analyse chend dicke Dämmung zur Verfügung steht,
wir eine Wissensexplosion ohnegleichen. Nach der physikalischen Prinzipien der Wärmelei- erweist sich dies als Vorteil. Auch bei Neubau-
einer Untersuchung aus den 1960er-Jahren ist tung. Zur Wärmeleitfähigkeit eines Dämmma- ten wurde der IR-Absorber-modifizierte Polysty-
die Naturwissenschaft zwischen 1650 und terials tragen die Wärmeleitfähigkeit des Fest- rol-Dämmstoff bereits eingesetzt, etwa beim
1950 exponentiell gewachsen, d.h. das Wissen stoffs (z.B. Polystyrol, Stein), die Wärmeleitfä- Weingut Petra in der Toskana von Mario Botta.

29
Die Entwicklung innovativer Materialien

Wärmeleitfähigkeit Aber die Entwicklungen bei der Wärmedäm- In ersten Anwendungen wurde Solarwärme in
λ [W/mK] mung gehen noch weiter. Aus der Erkenntnis, Tanks mit Salzhydraten gespeichert – technisch
0,05
dass Zellgas erheblich zur Wärmeleitung bei- aufwändig und wenig flexibel in der Anwen-
trägt (Abb. A 5.3), werden zwei Ansätze ver- dung. Später entdeckte man Paraffin als Alter-
0,04
folgt, um diese zu minimieren: native, dieser Stoff lässt sich in Kunststoffbehäl-
EPS • Vakuumdämmung (vollständiger Verzicht auf ter und Folien einschweißen.
0,03
Zellgas) Eine der ersten Anwendungen dieser makrover-
Zellgas (Luft) • nanozelluläre Schäume (Einfrieren der mole- kapselten Latentwärmespeicher wurde in der
0,02
kularen Beweglichkeit des Zellgases) Schweiz realisiert. Beim »Solarhaus III« in
Ebnat-Kappel von Dietrich Schwarz fungieren
0,01
Infrarotstrahlung Aus dem ersten Ansatz wurden so genannte paraffingefüllte Kunststoffkästen als Wärme-
PS-Matrix Vakuum-Isolations-Paneele (VIP) entwickelt, die speicher in einer Glaswand – im Sommer als
0
aus einem offenzelligen Kern (z.B. Kieselsäure- Puffer gegen die Tageshitze, im Winter als
0 10 20 30 40 50 60
Rohdichte � [kg/m 3 ]
pulver oder Polyurethan-Schaum) mit einer Speicher der Solarenergie. Ein intelligent ange-
Wärmeleitfähigkeit gasdichten Hülle bestehen (siehe Dämmen ordnetes Prisma vor den Latentwärmespeichern
A 5.3 und Dichten, S. 139). Der offenzellige Schaum verhindert die Überhitzung im Sommer und
λ [W/mK]
0,05 erlaubt wegen seiner Zellstruktur eine Evakuie- ermöglicht den Wärmegewinn im Winter [12].
rung des Elements (Abb. A 5.10). Hiermit las-
0,04 sen sich Wärmeleitfähigkeiten erzielen, die mit Der konsequente nächste – technologiegetrie-
unmodifiziertes EPS 0,004–0,008 W / mK deutlich unter denen her- bene – Schritt war die Übertragung der Verkap-
0,03 kömmlicher Dämmstoffe liegen. Solche Vaku- selung in den mikroskopischen Bereich. Erste
IR-Absorber-modifiziertes EPS um-Isolations-Paneele sind bereits im Handel Arbeiten auf Melamin-Basis wurden in den USA
0,02 erhältlich. Ihre Einsatzmöglichkeiten werden durchgeführt. Diese Mikrokapseln, die Latent-
derzeit in verschiedenen Projekten näher unter- wärmespeicher enthalten, kommen z.B. in
0,01 sucht. Wir stehen hier am Anfang einer Innova- Funktionskleidung zum Einsatz. Speziell für den
tion. Ein Nachteil dieser Elemente stellt ihre Baubereich haben verschiedene deutsche Fir-
0 mechanische Verletzbarkeit dar, die hohe Sorg- men und Institute im Rahmen eines Verbund-
0 10 20 30 40 50 60 falt beim Einbau erfordert. Eingesetzt werden projekts formaldehydfreie Systeme auf
Rohdichte � [kg/m 3 ] derartige Systeme aber schon in industriell vor- Methacrylat-Basis entwickelt [13]: Mittels mikro-
A 5.4 gefertigten Geräten, wie z.B. Kühlschränken. verkapselten Paraffinen (Abb. A 5.11 und 12)
A 5.3 Kennwerte eines Polystyrol-Schaumstoffs und der Nanozelluläre Schäume hätten eine ähnlich gelingt es, Latentwärmespeicher in Baumateria-
verschiedenen Beiträge zur Wärmeleitung hohe Isolationswirkung wie VIP, wären aber lien wie Putz, Gipsplatten oder Spanplatten ein-
A 5.4 Wärmeleitfähigkeiten von IR-Absorber-modifizier-
tem EPS im Vergleich zu normalem EPS in Abhän-
mechanisch weniger verletzbar. Sie nutzen den zuarbeiten (Abb. A 5.8). Zum sommerlichen
gigkeit von der Rohdichte Effekt, dass bei genügend kleiner Zellgröße nur Wärmeschutz können Latentwärmespeicher
A 5.5 Prinzip der IR-Absorption noch einzelne Gasmoleküle in einer Zelle sitzen einen erheblichen Beitrag leisten.
A 5.6 Wirkungsprinzip des nanozellulären Schaums und quasi »eingefroren« werden (Abb. A 5.6). Erste Anwendungen zeigen, dass diese passi-
a Makroschaum: großer Einfluss des Zellgases Derartige Schäume lassen sich allerdings noch ve Kühlung hervorragend funktioniert. Bei ent-
auf die Wärmeleitfähigkeit
b Nanoschaum: kein Einfluss des Zellgases nicht industriell herstellen. Falls dies gelingt, sprechender Einbeziehung in die energetische
auf die Wärmeleitfähigkeit werden deren anwendungstechnische Eigen- Planung können sowohl die Investitionskosten
schaften denen herkömmlicher Schäume ent- (durch kleinere Kühlanlagen) als auch die
sprechen, jedoch mit deutlich reduzierter Wär- Betriebskosten (durch geringere Kühlleistung)
meleitfähigkeit. Bei dieser Erfindung ist der reduziert werden. Dem stehen höhere Material-
Markterfolg noch völlig offen. kosten bei der Erstellung des Gebäudes
IR-Strahlung

gegenüber. In naher Zukunft wird sich zeigen,


Latentwärmespeicher als passive Kühlung inwieweit die wirtschaftliche Attraktivität der
Latentwärmespeicher (Phase Change Materi- PCM einen Markterfolg gewährleistet. Noch be-
als, PCM) sind Materialien, in denen Wärme findet sich das Material im Stadium der Markt-
mittels eines Phasenübergangs (z.B. fest zu entwicklung. Es ist aber sicher, dass passive
flüssig) gespeichert wird. Dabei bleibt die Tem- Kühlsysteme mit PCM zur Energieeffizienz von
peratur des Materials konstant, bis der Phasen- Gebäuden im Rahmen nachhaltiger Entwick-
übergang abgeschlossen ist. Die gespeicherte lung einen wesentlichen Beitrag leisten werden.
Wärme (oder Kälte) ist nicht sichtbar, aber
IR-Strahlung

IR-Absorber
latent vorhanden. Derartige Materialien sind im Darüber hinaus gibt es weitere Innovationsfel-
Prinzip altbekannt [11]. So ist z.B. die Verwen- der, die in den nächsten Jahren interessant
dung von Eis als Kühlmittel in einem Getränk sein könnten:
eine Anwendung des Latentwärmespeicher- • Energiemanagement – Einsparung von Heiz-
prinzips: Solange das Eis schmilzt, bleibt das und Kühlenergie
A 5.5 Getränk kühl, da die Wärme zum Schmelzen • »Easy-to-clean« – Reinigung von Oberflächen
des Eises verbraucht wird. • »Easy-to-handle« – leicht und fehlerfrei
Um dieses Prinzip technisch zu beherrschen, anwendbare Produkte, insbesondere für
musste man allerdings erst Entwicklungsarbeit Renovierung und Modernisierung
leisten: Materialien mit Phasenübergang im • Wohnklima und Wellness – emissionsarme
gewünschten Temperaturbereich mussten Produkte, Haptik von Oberflächen
gefunden werden, die dann in entsprechenden
100 nm Behältern eingeschlossen wurden – denn die Die Lösungen werden zwar technologiebasiert
0,1 mm Speicherung von Wärme ist in der Regel mit sein, in ihrer Anwendung aber auch weiche
einem Aufschmelzen des Materials verbunden. Faktoren berücksichtigen müssen.
a b A 5.6

30
Die Entwicklung innovativer Materialien

[cm]
25

Idee / Nischen- Massen- 20


Labor Prototyp Pilot
Erfindung produkt produkt

15
a

Putz mit 30 % PCM


10

Architektur / Design

Beton

Ziegel
5
Technologie

0
b A 5.7 A 5.8
Anmerkungen:
Durchsetzung von Innovationen in der Zukunft der reinen Technik ist am Anfang groß und
[1] Innovationsumfrage der Konjunkturforschungsstelle
Die geschilderten Beispiele demonstrieren die nimmt am Ende ab. Umgekehrt verhält sich der ETH Zürich, 1999
technologisch motivierte Entwicklung von die Einflussnahmemöglichkeit von Architek- [2] Schumpeter, Joseph: Theorie der wirtschaftlichen
neuen Materialien: technisch beschreibbare ten als Vertretern des Endmarkts. Es liegt Entwicklung. Berlin 1987
Eigenschaften wie Wärmeleitung oder Wärme- nahe, dass sich durch eine frühzeitige Einbe- [3] www.innovationen-fuer-deutschland.de
[4] weitere Literatur dazu siehe S. 270
kapazität konnten verbessert werden. Die ziehung aller Beteiligten einer Wertschöp- [5] Material (…): Stoff, Rohstoff, Werkstoff; auch:
beschriebenen Materialien sind funktional, sie fungskette bisher unerkannte Chancen erge- Gesamtheit von Hilfsmitteln, Gegenständen, Unterla-
verrichten ihren Dienst im Gebäude unsichtbar. ben (Abb. A 5.7): Schon in der Entwicklungs- gen, die man zur Herstellung von etwas, für eine
Ihre ästhetischen oder haptischen Qualitäten phase lassen sich kostspielige Irrtümer ver- Arbeit, als Ausrüstung oder Ähnliches braucht. In
stellen nicht das Ergebnis eines Gestaltungs- meiden oder gar Fehlentwicklungen verhin- der Betriebswirtschaftslehre die Ausgangsstoffe der
Produktion; dazu zählen Roh-, Hilfs- und Betriebs-
prozesses dar, sondern ergeben sich aufgrund dern. Dabei muss eine angemessene Balan- stoffe, wieder verwertbare Reststoffe sowie Halb-
ihrer Eigenschaften. ce gefunden werden zwischen dem berech- und Fertigfabrikate, die in den betrieblichen Produk-
Bei der Vermarktung dieser Materialien ist folg- tigten Wunsch der Exklusivität auf der künst- tionsprozess einfließen.
lich in erster Linie die technische Qualität ent- lerischen Ebene und dem gleichermaßen Quelle: Brockhaus – Die Enzyklopädie in 24 Bänden.
Leipzig / Mannheim 1996–99
scheidend – und somit der Spielraum für weite- berechtigten Interesse der Industrie an
[6] McGraw Hill: The Top International Constructors.
res Marketing gering. Durch die Berücksichti- einem nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg, August 2004
gung weicher Faktoren könnte dieser Spiel- der auf dem vielfältigen Einsatz des Materials [7] de Solla Price, Derek John: Little Science – Big
raum erweitert werden; gleichzeitig sollte es beruht. Science. New York 1963
möglich sein, innovative Materialien zielgerich- Wenn dies gelingt, können durch die Kombi- [8] Kölbel, Matthias: Das Wachstum der Wissenschaft in
Deutschland 1650–2000. In: Parthey, Heinrich; Spur,
teter zu entwickeln. nation der technologischen Kompetenz der Günter (Hrsg.): Wissenschaft und Innovation – Wis-
Roh- und Baustoffindustrie mit dem System-, senschaftsforschung Jahrbuch 2001. Berlin 2002
Bei der Produktentwicklung entscheidet sich Prozess- und Design-Knowhow der übrigen [9] Marx, Werner; Gramm, Gerhard: Literaturflut – Infor-
erst in den letzten Phasen, ob eine Erfindung Bauschaffenden ganz neue Ansätze für Erfin- mationslawine – Wissensexplosion. Stuttgart 2002
[10] Dieser Trend der »Verwertbarkeit« von Forschungs-
wirklich zu einer Innovation wird. Der Einfluss dungen und Innovationen gefunden werden.
ergebnissen begleitet mittlerweile auch die Grund-
lagenforschung. In der Regel wird kein Forschungs-
antrag mehr genehmigt, ohne dass nicht mögliche
Anwendungen skizziert werden.
[11] Eine gute Übersicht über Latentwärmespeicher ver-
öffentlicht der BINE-Informationsdienst des Fachin-
formationszentrums Karlsruhe, themeninfo IV / 02
(www.bine.info).
[12] siehe auch Detail 06 / 2002, S. 736
[13] BMBF-Verbundprojekt mit BASF, maxit, Caparol, Sto
und dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesyste-
me (ISE)

Mitwirkende:
Dr. Jürgen Fischer, Ludwigshafen, Dr. Ekkehard Jahns,
Ludwigshafen, Dr. Peter Eckerle, Ludwigshafen
A 5.9 A 5.10

A 5.7 a schematisierte Innovationskette


b zielgerichtete Innovation durch frühzeitige
Einbeziehung des Endmarktes
A 5.8 Schichtdicken unterschiedlicher Materialien bei
gleichem Wärmespeichervermögen
A 5.9 Oberfläche eines Graphit-modifizierten Polystyrols
A 5.10 offenzelliger Melaminharz-Schaum: Die Poren, die
den Gasaustausch ermöglichen, sind deutlich
erkennbar.
A 5.11 mikroverkapseltes Paraffin in kristallisiertem
Zustand
A 5.12 mikroverkapseltes Paraffin in geschmolzenem
Zustand
A 5.11 A 5.12

31
Gefühlte Optik – Die Haptik, die Lehre vom Tastsinn (von grie- anzeigen bewusst überblättern kann. Bei die-
chisch »Haptikos« = berühren können), hält ser Methode, der so genannten Penetration,
Material und Haptik im seit einigen Jahren verstärkt Einzug in die For- geht es häufig eher um die Aufmerksamkeit als
schung und Entwicklung vieler Unternehmen, solche, als darum, ein positives Gefühl beim
Gestaltungsprozess in Marketing, Architektur und Design. Welche Adressaten zu erzeugen. Das liegt nicht nur an
Rolle der haptische Aspekt bei der Gestaltung der Kurzlebigkeit vieler Kampagnen, sondern
von Produkten spielt und wie er mit anderen auch daran, dass vieles ohnehin auf Illusion
Marc Esslinger Gestaltungskriterien wie Ästhetik, Material, Mar- aufbaut und nicht auf den eigentlichen Nutzen
kenbezug und Wettbewerbsumfeld interagiert, eines Produkts oder einer Dienstleistung.
soll dieser Exkurs veranschaulichen. Architekten behaupten von sich, langfristig zu
Design hat grundsätzlich einen generalisti- denken – das zu Erschaffende soll schließlich
schen Ansatz, und der Entscheidungsprozess nicht nur für den Bruchteil eines Augenblicks
unterliegt zahlreichen Einflüssen, vergleichbar relevant sein. Bei Designern erstreckt sich die
mit der Arbeit in einem Architekturbüro. Daher Palette der zu gestaltenden Produkte von
sollen an dieser Stelle Aspekte und Erfahrun- schnelllebigen Konsumgütern bis hin zu
gen aus dem Industriedesign aufgezeigt wer- beständigen Produkten für Medizintechnik oder
den, die für die Denkweise von Architekten die Sanitärbranche, die ein halbes Leben
interessant sind und den Diskurs zwischen den modern-zeitlos sein sollen und vor allem nicht
artverwandten Disziplinen anregen. kaputtgehen dürfen.
Vielen Kreativen sagt man nach, privat eher
Sinnliche Reize und gezielte Ansprache neuer konservativ zu sein. Ob daraus das Verlangen
Kommunikationskanäle resultiert, sich an Dingen festhalten zu wollen
Die Werbung spielt bewusst mit den Sinnen. und nicht nur an Illusionen? In der begründeten
Nach der klassischen Reklame kamen die Annahme, dass dies vielen Menschen so geht,
bewegten Bilder, heute werden zusätzlich gestalten Designer Produkte, die man nicht nur
akustische Signale benutzt. Den Aufenthalt in benutzt, sondern dies auch mit immer wieder-
Flughäfen und Bahnhöfen z.B. prägen immer kehrender Freude tut.
öfter wiederkehrende Dreiklänge, die sich in
unsere Gehirne einbrennen und die wir mit Die Arbeit von Designagenturen wird immer
bestimmten Marken und Dienstleistungen in komplexer, aber auch spannender. Design ist
Verbindung bringen – ob wir wollen oder nicht. schon lange mehr als bloße Bildchenmalerei,
Der Konsument kann nicht einfach weghören mehr als das reine Verschönern. »Design ist
und die Ohren schließen, wie man etwa Werbe- strategisches Mittel in der Umsetzung von

A 6.1 »Fühlprobe«: Um das haptische Erlebnis zu tes-


ten, arbeitet die Agentur »frog design« mit unter-
schiedlichen Materialproben.
A 6.2 für die Firma Vistalab entwickelte Pipette: Die
ergonomische Formgebung orientiert sich an der
Anwendung im Labor.
A 6.3 Schuh »Prana« mit integrierter Massagefunktion
A 6.4 Orangina-Flasche: Form und Oberfläche erinnern
an eine Zitrusfrucht.
A 6.1

32
Gefühlte Optik – Material und Haptik im Gestaltungsprozess

unternehmerischen Zielen« ist die phrasierte Materialien ästhetisch in die Formensprache


Beschreibung der beruflichen Tätigkeit in den oder in einzelne Elemente zu adaptieren.
legendären 10-Sekunden-Gesprächen in den Selbst in der Entwicklung von Software werden
Aufzügen der Hochhäuser in Hamburg, Paris Analogien zur physikalischen Welt benutzt, um
oder New York. Dies bedeutet einerseits Ein- Emotionen zu vermitteln und virtuelle Produkte
grenzung: Kosten, Zielpreise, immer kürzer visuell-haptisch erlebbar zu machen.
werdende Produktlebenszyklen. Es bedeutet
aber auch mehr Freiheit, weil dem Design Um Produkte, die morgen erfolgreich sein sol-
innerhalb der Unternehmen mehr Gewicht len, gestalten zu können, muss man nicht nur
gegeben wird. Zum einen gilt es für Produktde- ein ausgeprägtes »Bauchgefühl« besitzen,
signer, die Denkweise des Marketings stärker sondern auch über den Tellerrand hinaus-
zu verinnerlichen, zum anderen müssen sie die schauen. Stifte, CAD-Software und Computer
technische Realisierbarkeit beurteilen können sind nur Werkzeuge, Kreativität aber entsteht
und die Herstellungsprozesse verstehen. im Kopf. Dort befinden sich auch die Augen,
Aus diesen Gründen wird innerhalb des kreati- und die muss man immer geöffnet halten. Beim
ven Arbeitens immer facettenreicher agiert. Thema Material heißt das: Was sind die Trends
Neben ergonomischen, funktionalen und tech- in der Herstellung? Was gibt es Neues in art- A 6.2
nischen Aspekten – dem kleinen Einmaleins verwandten Disziplinen wie Mode, Architektur
des Produktgestalters – geht es immer mehr oder Trendforschung? Welche Materialien wer-
darum, Emotionen zu vermitteln und die den zurzeit entwickelt und welche sind momen-
Bedürfnisse des Nutzers zu erkennen oder tan noch Nischenspieler? Ein Spaceshuttle
auch oftmals zu erahnen. Deshalb gewinnen kann hier genauso inspirieren wie die Mailän-
Faktoren an Wichtigkeit, die der Gestaltung der Modemesse. Bei dem von der Agentur
weitere Würze verleihen und Produkte erlebba- »frog design« entwickelten Luxuskoffer »Henk«
rer, im Markt differenzierter und für den Nutzer beispielsweise wurde das Material – Kohlefaser
noch zugänglicher machen. Dies geschieht, – den Cockpits der Formel 1 entliehen (Abb.
wie auch in der Werbung, durch das Spiel mit A 6.7).
den Sinnen.
Für den Gestalter steht im Vordergrund, was
Hightech und Hightouch diese Trends und Entwicklungen für seine Pro-
Am Anfang jedes Designprozesses steht das jekte bedeuten – z.B. für einen Handyhersteller,
»Agentur-Briefing«, bei dem der Kunde die einen Uhrenfabrikanten oder einen Kunden aus
gewünschten Leistungen beschreibt – neben dem Lifestylesektor, der völlig neue Produkt-
technischen Aspekten wie Maßen, Funktionali- konzeptionen erfragt und dessen Markenver-
tät und Zielkosten auch zahlreiche weiche Fak- sprechen zukünftig dreidimensional zum Aus-
toren. Darüber hinaus enthält fast jeder Auftrag druck gebracht werden soll. Das expressive
eine so genannte CMF-Studie (Color, Material, Manifest in Form der richtigen Materialwahl
Finish) sowie Vorgaben über die Anmutung eines Lifestyleprodukts wird wichtiger, je höher
einer Marke. So gesund wie »Hohes C« oder das Preissegment ist, welches besetzt werden A 6.3
medizinisch-rein wie »morgens Aronal, abends soll. Massenmarkt differenziert sich vornehm-
Elmex«? Für was steht die Marke? »Vertrauens- lich durch Farbe; es gibt aber auch hier dut-
voll, zuverlässig, innovativ, speziell, technisch, zende Nuancen. Wer Nischen besetzt oder
kundenorientiert, führend« gibt es z.B. im »hochsegmentig« ist, bringt dies durch den
Agentur-Briefing zu lesen. Welches Material ist bewussten Einsatz von Materialien und deren
diesen Attributen zuzuordnen und welche sind Oberflächenbeschaffenheit zum Ausdruck. Der
davon in einem industrialisierten Prozess Verkauf von Produkten aus hochwertig anmu-
umsetzbar im Sinne von Herstellung und Kos- tendem Material bietet grundsätzlich die Mög-
ten? Medizintechnische Produkte retten Leben lichkeit, größere Margen zu erwirtschaften;
und müssen dies auch ausstrahlen (Abb. gleichzeitig haben diese Zielgruppen auch
A 6.2). Handys hingegen sind mittlerweile, gesteigerte Anforderungen an Qualität, Indivi-
nicht nur durch ihre kurzen Lebenszyklen, zum dualität und Produktnutzen.
Modeaccessoire geworden. Es ist also stark
anzunehmen, dass die Materialwahl bei diesen Trend der Differenzierung
Produkten sehr verschieden ausfallen wird. Globalisierte Märkte und somit ein (über)großes
Aber es geht auch um Nuancen wie Oberflä- Sortiment sich ähnelnder und austauschbarer
chenbeschaffenheit und die exakte Abstim- Produkte führen dazu, dass jede Möglichkeit
mung mit der Ästhetik im Detail. Materialien wie der Differenzierung genutzt wird. Getrieben
Glas vermitteln eine gewisse Wertigkeit gegen- durch diesen Sachverhalt, aber auch durch die
über Kunststoff – visuell, aber ganz besonders aufklärerische Arbeit der Medien, sind die Ver-
in der täglichen Handhabe. Durch das Material braucher – eigentlich sollte man sagen
kann sich eine Marke gut, anders anfühlen. »Gebraucher« – in den letzten zehn Jahren
In der frühen Kreationsphase wird viel mit Mate- wesentlich wissender und selbstbewusster
rialien experimentiert, gefühlt, gebogen und geworden in der persönlichen Auswahl und der
geklebt – als Inspiration für neue Ideen (Abb. Einschätzung ihrer Kaufentscheidung. »Geiz-
A 6.1). Natürlich ist ein DVD-Player aus Seide ist-geil«-Kampagnen mögen ein Trend im unte-
Utopie; durch eine freie Herangehensweise ren Preissegment in Zeiten der Rezession sein.
gelingt es jedoch, Elemente verschiedener Der eigentliche Treiber für den harten Kampf A 6.4

33
Gefühlte Optik – Material und Haptik im Gestaltungsprozess

A 6.5 A 6.6
um die Herzen und das Geld der Kunden ist Haptiklabors, in denen einige ihrer besten
aber der Wunsch dieser, Produkte zu kaufen, Ingenieure aus Forschung und Entwicklung
die den eigenen Ansprüchen möglichst genau arbeiten – auf der Suche nach dem nächsten
entsprechen. Die viel diskutierte »Mass-Custo- Schritt hin zum perfekten und umfassenden
mization« (individualisierte Massenanfertigung) Kundenerlebnis. Testpersonen werden ver-
steckt zwar immer noch in den Kinderschuhen, schiedenen Reizen ausgesetzt, betasten z.B.
aber erweckt zumindest den Anschein, das mit lichtundurchlässigen Brillen verschiedene
Produkt mitzugestalten – z.B. beim Kauf eines Armaturen. Es geht aber auch um Sitzbezüge
Autos mit der Auswahl der Komponenten. und Lenkräder – schlicht um alle Komponenten
Zumindest auf Zielgruppen abgestimmte und des Autoinnenraums, mit denen der Fahrer in
modulare Produktkomponenten – etwa indivi- Berührung kommt. Die Ergebnisse werden von
duell einstellbare Software-Nutzeroberflächen Ingenieuren, Psychologen und Soziologen
von Handys – belegen jedoch, dass dies nicht erfasst und ausgewertet.
nur stattfindet, um künstliche Alleinstellungs- Neben Komfort, Fahrspaß und Zuverlässigkeit
merkmale zu generieren, sondern dass der geht es immer mehr um das neue Zauberwort
Markt mit seinen Individuen danach verlangt. »Wertanmutung«. Heutiges Automobilinterieur
durchläuft das gesamte wissenschaftliche Pro-
Die Arbeit der Marketingabteilungen ist daher zedere der Beurteilung von verschiedenen
u.a. von Workshops geprägt, in denen es Oberflächenmaterialien und Bedienelementen.
darum geht, sich die eigene Marke als Schau- Studien von Mercedes belegen, dass Qualität
spieler, als Automarke, als Farbe oder als und Anmutung von Materialien vor allem durch
Material vorzustellen. Ist Marlboro lederecht haptische Wahrnehmung erlebt und bewertet
A 6.7 wie ein Cowboysattel und die Deutsche Bank werden. Allzu tief lassen sich die Branchengrö-
blau-gläsern? Assoziationen werden aufge- ßen freilich nicht in die Karten schauen. Zu
A 6.5 und A 6.6 Designstudie: Das Notebook, dessen baut, helfen Dinge aus dem luftleeren Raum groß sind der Wettbewerb und die Investitionen
Form an ein Schulheft erinnert, soll ein interaktives
zumindest in Metaphern zu pressen. Designer in die Forschung, um mögliche Wettbewerbs-
Lernerlebnis für Kinder schaffen.
A 6.7 Rollkoffer »Henk«: Das Material Kohlefaser ist ziehen ihre Schlüsse daraus und kreieren vorteile und Wissensvorsprünge leichtfertig
extrem leicht, aber auch äußerst stabil. dann das haptische Erlebnis. Ein gelungenes aufs Spiel zu setzen.
A 6.8 Apple-Maus: hochwertiger Kunststoff als Naht- und gleichzeitig sehr offensichtlich umgesetz-
stelle zwischen Computer und Anwender tes Beispiel ist der ganzheitliche Marken- Touchlab
A 6.9 Violine: Naturgemäß spielt die Haptik bei Musikin-
strumenten eine besondere Rolle.
und Produktauftritt des Getränks Orangina Im Touchlab des weltberühmten Massachu-
A 6.10 Hülle aus ETFE-Folienkissen, Allianz Arena, Mün- (Abb. A 6.4). Flaschenform und Oberfläche setts Institute of Technology (MIT) geht man
chen (D) 2005, Herzog & de Meuron orientieren sich an der Zitrusfrucht, das Trinker- das Thema theoretischer an. Offiziell heißt die
lebnis beginnt bereits im Supermarktregal. Forschungseinrichtung »Laboratory for Human
and Machine Haptics« und wurde 1990 von
Automobilbranche als Vorreiter Dr. Mandayam A. Srinivasan gegründet. Dort
Der griechische Philosoph Aristoteles befasst man sich von Grund auf mit den Prin-
beschrieb den Tastsinn einst als essenziellen zipien, wie Mensch und Maschine interagieren.
Bestandteil menschlicher, kognitiver Fähigkei- Der Ansatz des Touchlabs ist die Untersu-
ten. Die Disziplin Produktdesign ist zwar ver- chung des menschlichen Tastsinns und der
gleichbar jung, trotzdem spielte Haptik immer Adaption auf Maschinen, neue Technologien
schon eine große Rolle in der Formfindung – oder Software, z.B. auf CAD-Werkzeuge für
gleichermaßen theoretischer und praktischer Architekten und Designer. Die Anzahl der zu
Natur. Dass das Thema erst in den letzten Jah- erörternden Aspekte lässt den Laien nur erah-
ren im Sinne des umfassenden Kundenerleb- nen, wie komplex die Forschungsaktivitäten
nisses in Mode kam, ist daher etwas verwun- vonstatten gehen. Forscher aus Biomechanik,
derlich. Wie so häufig in der heutigen Zeit spielt Neurophysiologie, Motorik und weiteren wis-
die Automobilbranche auch im Bereich der senschaftlichen Disziplinen arbeiten Hand in
Haptik eine Vorreiterrolle. Die großen Autobau- Hand.
er betreiben seit vielen Jahren hauseigene Was treibt die Forscher? Die digitale, virtuelle
A 6.8

34
Gefühlte Optik – Material und Haptik im Gestaltungsprozess

A 6.9
und automatisierte Welt stellt völlig neue lebnis aus Nutzersicht fängt ja eigentlich jetzt Von Äpfeln, Orangen und Schmetterlingen
Ansprüche an die Anwender durch steigende erst an. Beispiele gibt es genug: das stetige Erfolgreiche Beispiele für ein äußerst gelunge-
Komplexität technischen Fortschritts. Dieses Benutzen des Mobiltelefons, die Fahrt ins Büro nes Zusammenspiel von Kreation, Produktver-
übergroße Füllhorn an Reizen und Informationen mit dem Lenkrad in der Hand oder die Compu- sprechen und haptischem Erlebnis sind die Pro-
zu beherrschen ist das Ziel – vergleichbar mit termaus, die uns stundenlang mit einem Com- dukte von Porsche und Apple. Oft sind es ver-
den Herausforderungen der Urmenschen, die puter, dem Internet und der Software verbindet. meintliche Details, an denen der Benutzer das
Natur zu verstehen und beherrschen zu lernen. Stets geht es darum, das Produkt- und Marken- besondere Engagement des Herstellers erkennt.
Die Ergebnisse des Touchlab fließen in zahlrei- versprechen einzulösen und Loyalität aufzu- Apple-Mäuse sind teurer und hochwertiger als
che Neuentwicklungen ein – in Medizin- und bauen. Gerade bei Gebrauchsgegenständen, die meisten Wettbewerberprodukte. Sie werden
Robotertechnik, Videospiele und CAD-Software die wir häufig benutzen, mit uns herumtragen bei den Mac- und iPod-Machern als zentrale
– und somit auch in den Gestaltungsprozess und die fast schon Teil von uns sind, ist das Nahtstelle zwischen Nutzer, Software und Hard-
und in die Arbeit von Industriedesignern. immer wiederkehrende haptische Erlebnis von ware gesehen, die man mehrere Stunden pro
zentraler Bedeutung. Lacke, Schalter, Gehäuse Tag mit der Hand berührt (Abb. A 6.5). Andere
Die Ansprüche der Nutzer – sie alle sind Elemente des haptischen Erleb- Hersteller betrachten Computermäuse primär als
Im Vergleich zu den Entwicklungsteams aus der nisses. Es geht aber nicht nur um das Betas- ein Stück Plastik und versuchen noch einige
Automobilindustrie oder der Medizintechnik wis- ten, sondern auch um das emotionale und intu- Cents in der Produktion einzusparen. Ähnlich ver-
sen Designer wenig zum Thema Haptik – gera- itive Anfühlen der Interaktion mit dem Produkt. hält es sich bei Autos: Porschedesigner und -
de so viel, wie aus Sicht der Auftraggeber für Wie wird dem Nutzer Feedback gegeben, ingenieure z.B. verstehen jedes Detail als wichti-
den erfolgreichen Verlauf eines Projekts not- wenn das Handy einen Befehl angenommen gen Bestandteil eines ganzheitlichen Statements
wendig ist. Die Erkenntnisse der Wissenschaft hat oder wenn das Brillenetui verschlossen ist? weltweit führender Sportwagenentwicklung.
um den Tastsinn aber in den Kontext von Pro- Die Handhabung von Produkten und deren Dass Apple und Porsche auch wirtschaftlich
duktnutzen, Markenverständnis und den Nut- Teilnahme an unserem Alltag macht Funktion sehr erfolgreich sind, belegt die Tatsache, dass
zerwünschen zu stellen, das ist die Kernaufga- zu Emotion und Gewöhnung, Produkte werden es sich lohnt, die Wünsche der Menschen in den
be der Designer. zu unseren ständigen Begleitern. Mittelpunkt des Wirkens zu stellen und dass die
Um den Kaufreiz anzusprechen, spielt neben Diese Beispiele verdeutlichen, dass das Thema Kunden auch bereit sind, mehr zu bezahlen,
dem ästhetischen Erscheinen, – wenn man bei- »Haptik« eine zentrale Rolle spielt – sowohl bei wenn der Extranutzen für sie relevant ist.
spielsweise im Kaufhaus Kameras, Sportschu- der Entwicklung und Gestaltung des Produkts
he, Koffer oder MP3-Player anschaut, anfasst als auch bei der Anwendung durch den Kun- Haptik ist ein wichtiger Bestandteil des Gestal-
und natürlich ausprobiert – auch der Aspekt der den. Das gelungene Zusammenspiel von Hap- tungsprozesses, aber nicht alles. Diese Tatsa-
Nachhaltigkeit eine große Rolle. Schnippisch tik, Ästhetik, Material, Farbgebung, Produktqua- che kommt dem Wesen des Designers entge-
könnte man anmerken: Die Fingerkuppe kauft lität, aber auch Geruch und Sound ist essenzi- gen, führt er ohnehin ein gleichermaßen gespal-
mit. Die Kundenbeziehung tritt nach dem Kauf ell – ähnlich einem Orchester oder einem guten tenes wie verbindendes Dasein zwischen Kunst
in eine entscheidende Phase: Das Produkter- Essen und dessen einzelnen Bestandteilen. und Kommerz. Die Arbeit des Architekten ist
diesbezüglich sehr ähnlich: oft einfach und klar
im Entwurf, fast immer schwierig im Detail und in
der Umsetzung, limitiert durch Kostendruck, Zeit
und Realisierbarkeit.

Das Zusammenspiel der Sinne nimmt in unse-


rem beruflichen und privaten Alltag eine große
Bedeutung ein. Das Anfühlen einer reifen Oran-
ge, das anschließende Schälen, das Riechen
und das Verspeisen der Südfrucht stellen eine
ganzheitliche Erfahrung dar. Essen ist nicht nur
Schmecken, Musik ist nicht nur Hören, ein Son-
nenuntergang in freier Natur ist nicht nur Schau-
en. Überhaupt gibt es vieles, was man von der
Natur lernen kann. Einige Schmetterlingsarten
können mit den Beinen riechen und schmecken.
Im übertragenen Sinne können wir das auch.
A 6.10

35
Teil B Baustoffeigenschaften

1 Naturstein

2 Lehmbaustoffe

3 Keramische Baustoffe

4 Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln

5 Bitumenhaltige Baustoffe

6 Holz und Holzwerkstoffe

7 Metall

8 Glas

9 Kunststoff

10 Ökobilanzierung

Abb. B Eisen-Glas-Konstruktion der Zentralkuppel,


Galleria Vittorio Emmanuele II, Mailand (I) 1867,
Guiseppe Megnoni

37
Naturstein

B 1.1 B 1.2
Neben Lehm und Holz zählt Naturstein zu den Wärmedämmung größtenteils überflüssig und
ersten Materialien, die der Mensch zum Bauen führt lediglich zu einem erhöhten Konstruktions-
verwendet hat. Zu Beginn unserer Zivilisation und Befestigungsaufwand. Die Industrie hat
wurden Gebrauchsgegenstände wie beispiels- darauf reagiert: Granitplatten von 15 mm Dicke
weise Waffen, einfache Werkzeuge und und Verbundkonstruktionen mit 6 mm dicker
Schmuck aus Stein gefertigt. Als nachweislich Steinkaschierung sind auf dem Markt erhältlich
erste Bauwerke aus bearbeitetem Naturstein (siehe Gebäudehülle, S. 110). In Berlin wurden
gelten neben den ägyptischen Pyramiden die ganze Straßenzüge mit dünnen Steintapeten
so genannten Megalithbauten (Megalith, grie- aus der ganzen Welt und allen erdenklichen
chisch = großer Stein), wobei die Steinkreise Oberflächenbehandlungen ausgestattet.
von Stonehenge die bekanntesten sein dürften Naturstein erfuhr in den vergangenen Jahren
(Abb. B 1.1). Noch heute ist unklar, wie Trans- eine überraschende Renaissance. Wohl auch,
port und Errichtung der bis zu 4 m hohen und weil Oberflächen und sinnliche Qualitäten wie-
50 t schweren Steine aus einem über 200 km der an Bedeutung gewinnen.
entfernten Steinbruch möglich waren. Etwa Die Winery von Herzog & de Meuron in Kalifor-
2700 v. Chr. entstand in Sakkara, Ägypten, die nien (USA) sowie die Therme in Vals (CH) von
älteste Stufenpyramide aus grob behauenen Peter Zumthor sind bekannte Beispiele der In-
Kalksteinblöcken. Ihr Erbauer, der Wesir Imho- szenierung von spezifischen Oberflächenquali-
tep, gilt als der erste Architekt. Verschiedene täten des Natursteins. Franz Füeg nutzt bereits
Kulturen und Epochen brachten jeweils spezi- 1966 bei der Kirche St. Pius in Meggen (CH)
fische Konstruktionen hervor. In Griechenland die lichtdurchlässigen Eigenschaften von Mar-
versetzte man Steine ohne Fugenmörtel und mor. Das Sonnenlicht verwandelt die glatten
fügte sie zu architektonischen Elementen wie Marmorplatten in eine leuchtende, schleierarti-
Sockeln, Säulen, Architraven und Friesen. Die ge Fläche (Abb. B 1.7). Bei der Konzeption der
Römer entwickelten die Gewölbetechnik weiter. Wallfahrtskirche Padre Pio in Foggia (I) entwi-
Somit war bereits im 1. Jh. n. Chr. die Errich- ckelte Renzo Piano eine konstruktiv bemer-
tung von anspruchsvollen Infrastrukturbauten kenswerte Lösung (Abb. B 1.4): Vorgespannte
wie des 50 m hohen Aquädukts Pont du Gard Bogenbinder aus lokalem Kalkstein erzielen
möglich (Abb. B 1.2). Zur Zeit der Gotik befand
sich die Steinmetzkunst auf einem Höhepunkt.
In Gewölben wurden die Kräfte in netzartigen,
feingliedrigen Rippen gebündelt und auf
Wandpfeiler abgeleitet. Die Wände zwischen
den Pfeilern verloren ihre tragende Funktion
und wandelten sich in transluzente lichte Flä-
chen (Abb. B 1.5). In den 1920er-Jahren galt
die Verwendung von möglichst dünnen Stein-
platten zur Wandbekleidung als Merkmal des
modernen Bauens. Adolf Loos (»Marmor ist die
billigste Tapete«) verdeutlicht bei der Fassade
des »Looshauses« den ausschließlich dekorati-
B 1.1 Stonehenge, bei Salisbury (GB) um 2000 v. Chr. ven Einsatz der Bekleidung aus Cipollino-Mar-
B 1.2 Pont du Gard, Provence (F) 1. Jh. n. Chr.
mor (Abb. B 1.6).
B 1.3 trocken geschichtete Natursteine, Steinhaus bei
Gordes (F)
B 1.4 Wallfahrtskirche Padre Pio, Zeitgenössische Anwendungen
Foggia / Apulien (I) 2004, Renzo Piano Bei den heutigen wärmegedämmten Fassaden
B 1.5 Auflösung der Schwere – gotisches Gewölbe, hat Naturstein seine statische Funktion verlo-
Kathedrale von Bath (GB) 1499
B 1.6 »Looshaus«, Wien (A) 1910, Adolf Loos
ren. Durch die in Mitteleuropa erhöhten Anfor-
B 1.7 transluzente Fassade aus Dionysos Marmor, Kir- derungen an Wärmeschutz und Bauphysik von
che Sankt Pius, Meggen (CH) 1966, Franz Füeg Hüllflächen ist alles Gewicht außerhalb der
B 1.3

38
Naturstein

B 1.4
Spannweiten von über 50 Metern. Um die er- Festigkeit (Druck-, Biegezug- und Abriebfes- dehnt. Zwar gelten die meisten Erstarrungs-
forderlichen Toleranzen der Elemente von tigkeit), Wärmeleitfähigkeit, thermische Deh- gesteine als frostbeständig, doch gibt es bei
± 0,5 mm zu erreichen, waren bei der Bearbei- nung, Hitzebeständigkeit, Frost-Tauverhalten, der Ausführung zahlreiche Besonderheiten zu
tung der Steine die Erfahrungen vieler Genera- Wasseraufnahme und chemische Beständig- beachten.
tionen von Marmorschneidern aus Carrara er- keit • chemische Stabilität:
forderlich. Säuren und in der Luft enthaltene Schadstoffe
Bei der Verwendung als Bodenbelag ist die (z.B. SO2 und CO2) können bei Kalk- und
gute Wärmeleitfähigkeit von Natursteinen zu Sandsteinen zu erheblichen Schäden führen.
Eigenschaften bedenken. Steinfußböden werden oft als kalt
empfunden, da sie dem Körper Wärme entzie- Wirkung und Gestalt
Die Vielfalt von Natursteinen ist eindrucksvoll. hen. In Verbindung mit Fußbodenheizungen Naturstein steht für Tradition. Er versinnbildlicht
In Mitteleuropa sind über 500, weltweit ca. kann sich ihre Wärmespeicherfähigkeit hinge- Beständigkeit, Autorität und Qualitätsarbeit.
5000 verschiedene Gesteinssorten im Natur- gen vorteilhaft auswirken. Auch wenn Naturstein im Fassadenbereich in
steinhandel erhältlich. Da jeder Stein über spe- Mitteleuropa heute meistens als dünne Verklei-
zifische Eigenschaften und Merkmale verfügt, Materialspezifische Risiken dung Verwendung findet, so assoziiert er doch
differieren die Einsatzmöglichkeiten entspre- Folgende Eigenschaften sind bereits bei der Stabilität und Stärke, z.B. bei Bankgebäuden.
chend stark (Abb. B 1.10). Die Petrographie ist Planung zu berücksichtigen: Jede Steinsorte hat ihren eigenen Charakter,
die Lehre der Gesteinskunde. Sie beurteilt die der sich neben der Farbigkeit auch aus der
Brauchbarkeit eines Gesteins anhand von • Temperatur: Maserung und der Porosität ableitet. Die Bear-
petrographischen, d.h. mineralogischen und Die thermische Längendehnung kann (bei beitung der Oberfläche wie etwa Stocken,
chemischen Merkmalen, sowie technischen 100 K Temperaturdifferenz) je nach Steinsorte Polieren oder Sandstrahlen kann die Wirkung
Kenngrößen. zwischen 0,3 und 1,25 mm / m betragen. Bei eines Steins grundlegend verändern (Abb.
Fassadenplatten ist auf eine entsprechende B 1.13). Auch wenn uns heute Steine aus aller
• petrographische Eigenschaften: Fugenausbidung und Verankerung zu achten. Welt erreichen, so war Naturstein ursprünglich
Gefüge, Chemismus, Mineralbestand (Farbe, Frostschäden können entstehen, wenn sich in ein regionales Material, das einen klaren Bezug
Kristallstruktur und Härte) den Poren und Kapillaren der Gesteine ent- zum Ort herstellt (Abb. B 1.3). Stadtbilder wie
• technische Eigenschaften (Abb. B 1.12): haltenes Wasser beim Übergang zu Eis um z.B. London oder Paris waren immer durch
Dichte (Reindichte, Rohdichte und Porosität), etwa 9 % seines Flüssigkeitsvolumens aus- einen einheitlichen, lokalen Stein geprägt.

B 1.5 B 1.6 B 1.7

39
Naturstein

Natursteine

Erstarrungsgesteine Ablagerungsgesteine Umwandlungsgesteine


(Magmatite) (Sedimentite) (Metamorphite)

Tiefengesteine Ganggesteine Ergussgesteine Trümmergesteine chem. Ablagerungsgesteine Orthogesteine Paragesteine


(Plutonite) (Mikroplutonite) (Vulkanite) (klastische Sedimentite) (biogene, chem. Sedimentite) (aus Magmatiten) (aus Sedimentiten)

Pyroklastische
Brockengestei-
ne (Psephite)

Tongesteine
(Psammite)
Sandsteine

Gesteine
(Pelite)

vulkanische Tuffe

Solnhof. Plattenk.

Sinterkalk (Onyx)
Rhyolit (Porphyr)

Glimmerschiefer
Quarzsandstein

Chloritschiefer
Kalksandstein
Konglomerat

Muschelkalk
Lamprophyr

Tonschiefer
Serpentenit
Grauwacke

Schieferton

Orthogneis

Paragneis
Sandstein

Kalkstein
Pegmatit

Brekzien

Travertin

Migmatit
Peridotit
Gabbro

Marmor
Dolomit

Kalktuff
Trachyt

Quarzit
Diabas
Basalt
Granit
Syenit

Foyait

Phyllit
Diorit

Aplit

B 1.8
Entstehung der Gesteine mals willkürlich erfunden. Bei falscher Inter- Ablagerungsgesteine (Sedimentite)
pretation irreführender Bezeichnungen von Sedimente bilden sich hauptsächlich durch Ver-
Nach heutigem Kenntnisstand ist die Erde vor z.B. »Belgischem Granit« (Kalkstein) können witterung, Abtragung und Ablagerung von älte-
etwa 4,5 Milliarden Jahren durch die Zusam- erhebliche Schäden entstehen. ren Gesteinen (Magmatite, Sedimentite oder Me-
menballung von interstellarer Materie entstan- tamorphite), die durch Wasser oder Gletscherbe-
den. Nach dem Übergang vom gasförmigen Erstarrungsgesteine (Magmatite) wegungen forttransportiert und als Geröll, Kies
zum schmelzflüssigen Zustand bildete sich bei Die Erstarrungsgesteine entstehen direkt aus oder Sand wieder abgelagert, d.h. sedimentiert
ca. 1000 –1500 C die erste zusammenhängen- flüssigem Magma und teilen sich nach dem wurden. Häufig finden sich eingelagerte Fossilien
de Kruste, die Erdoberfläche. Gesteine entste- Ort ihrer Entstehung in drei Untergruppen: von Tier- oder Pflanzenresten. Der Auflastdruck
hen durch Kristallisation aus flüssigem Magma. der über den Sedimenten liegenden Schichten
Sie setzen sich aus einem Gemenge verschie- Tiefengesteine (Plutonite) sorgt für ein Zusammenpressen der einzelnen
dener Mineralien, vor allem Silikaten, zusam- Nach dem Gott der Unterwelt auch Plutonite Teilchen. Die Zementation erfolgt durch Wasser,
men, deren Zusammenhalt durch Verwachsung genannt, entstehen Tiefengesteine durch Aus- das mit Bindemitteln (z.B. Quarz, Calcit, Ton)
oder ein Bindemittel (z.B. Ton) garantiert ist. kristallisation von »mobilisiertem Magma« in versetzt ist und in den verbliebenen Hohlräumen
Die Entstehungsweise gilt als entscheidendes der Erdkruste. Die allmähliche Abkühlung zirkuliert. Dieser Prozess der Verfestigung von
Merkmal, um die Gesteine in die drei Haupt- bedingt das meist gleichmäßige, richtungslo- Sedimenten wird als Diagenese bezeichnet.
gruppen der Erstarrungs-, Ablagerungs- und se und dichte Gefüge. Je nach Zusammen- Klastische Sedimente bestehen aus mechanisch
Umwandlungsgesteine zu unterteilen. setzung der Mineralien entstehen z.B. die zertrümmerten Teilen des Ausgangsgesteins. Je
Arten Granit, Diorit, Gabbro. Fast alle Tiefen- nach Partikelgröße unterscheidet man Brocken-
gesteine sind frostbeständig und finden auf- gesteine (≥ 2 mm), Sandsteine (0,02 – 2 mm) und
Gesteinsgruppen grund ihrer hohen Druck- und Verschleißfes- Tongesteine (≤ 0,02 mm). Chemische Sedimente
tigkeit im Bauwesen Verwendung. Einige sind »Niederschläge«, die aus Lösungen infolge
Bei der Klassifizierung von Gesteinen ist zwi- Magmatite, z.B. Granit, weisen u.U. ein erhöh- chemischer Reaktionen oder biologischer Pro-
schen wissenschaftlicher und kommerzieller tes Vorkommen von natürlicher Radioaktivität zesse entstehen und sich unter Druck verfesti-
Nomenklatur zu unterscheiden. Nur mit der gegenüber den Durchschnittswerten auf. gen. Hierzu zählen etwa Kalkstein, Muschelkalk,
petrographischen Bezeichnung der Gesteins- Travertin. Die bautechnischen Eigenschaften der
gruppen und -arten ist es möglich, eine ver- Ganggesteine (Mikroplutonite) Ablagerungsgesteine differieren sehr stark und
bindliche Einschätzung der Eigenschaften Ganggesteine bilden sich innerhalb der Erd- hängen im Wesentlichen von den Entstehungs-
sowie der möglichen Anwendungsbereiche zu kruste durch das Eindringen von dünnflüssi- bedingungen (Temperatur, Druck) und dem je-
erhalten (Abb. B 1.8). Handelsnamen sind oft- ger Magma in Gesteinsspalten. Sie ähneln in weiligen Bindemittel ab. Chemische Sedimente
ihrer Struktur den Tiefengesteinen, sind aller- (z.B. Onyx, petrographisch = Sinterkalk) eignen
dings durch das schnellere Abkühlen sich durch ihre vielfältigen Texturen besonders
ungleichmäßig kristallisiert und können für den Innenausbau.
andersartige »Einsprenglinge« enthalten. Zu
ihnen gehören u.a. Pegmatite, Aplite und Umwandlungsgesteine (Metamorphite)
Lamprophyre. Metamorphite gehen aus bereits bestehenden
Gesteinen hervor und werden gemäß ihres Ur-
Ergussgesteine (Vulkanite) sprungs als Orthogestein (aus Magmatiten) oder
Ergussgesteine wie beispielsweise Diabas, Paragestein (aus Sedimentiten) bezeichnet. Sie
Basalt oder Rhyolit sind im Unterschied zum bilden sich unter großem Druck, hohen Tempera-
Tiefengestein aus der Erdkruste ausgetreten. turen oder durch chemische Einflüsse, wodurch
Durch die relativ schnelle sich entweder die Eigenschaften des ursprüngli-
Abkühlungsgeschwindigkeit verfügen Vulkani- chen Gesteins verändern oder gänzlich neue
te über feinkristalline Strukturen. Das teilweise Gesteine entstehen. Zu erkennen sind sie meist
Aufschmelzen von benachbarten Gesteinen an einem nahezu hohlraumfreien Gefüge, einer
kann zu stark differenzierten Erscheinungsfor- starken Textur oder an deutlichen Schichtungs-
men führen. merkmalen. Die chemische Zusammensetzung,
B 1.9

40
Naturstein

• gute Eignung

Massivbau

Fassaden-
bekleidung

Boden-
belag

Außen-
anlagen
das Aussehen und die Möglichkeiten zur bauli- Kalkstein
beschränkte
chen Verwendung variieren bei Metamorphiten er- Als chemisches Ablagerungsgestein bildete Eignung
heblich. Wichtige Umwandlungsgesteine sind bei- sich Kalkstein in verschiedenen geologischen
spielsweise Schiefer, Marmor und Gneis. Perioden ursprünglich im Wasser, wie die im Erstarrungsgesteine
Stein enthaltenen Fossilien belegen. Er besteht
Granit • • • •
vorwiegend aus Kalziumkarbonat und kommt
Gesteinsarten meistens in gelblichen, graubraunen, roten Syenit • • • •
oder weißen Farbtönen vor (Abb. B 1.11d). Diorit • • • •
Eine Auswahl der gebräuchlichsten Gesteins- Kalkstein ist nahezu universell einsetzbar. Gabbro • • • •
arten wird im Folgenden näher vorgestellt: Lediglich die Verwendung in reinigungsintensi- Rhyolith (Porphyr) • • • •
ven Bereichen (z.B. Eingangszone, öffentliche Trachyt
Granit Gebäude) oder Nassräumen ist aufgrund sei-
Basalt • • •
Granit gehört zur Gruppe der Plutonite und ist ner geringen Chemikalienbeständigkeit nicht
Diabas • • •
wohl das landläufig bekannteste Tiefengestein empfehlenswert. Die Abriebfestigkeit differiert
(Abb. B 1.11a). Er setzt sich aus Feldspat je nach Vorkommen erheblich. Ablagerungsgesteine
(bestimmt die Farbigkeit), Quarz (verantwortlich Brekzie
für die hohe Mineralhärte) und Glimmer zusam- Marmor Konglomerat • •
men. Granit gilt als das beständigste Gestein, er Marmor, ein Paragestein, entsteht durch Meta- Sandstein • •
ist wetterfest, im Hochbau nahezu uneinge- morphose aus kalkhaltigen Sedimentgesteinen. Kalksandstein • •
schränkt einsetzbar und resistent gegen Luft- Reiner Marmor ist weiß, kristallin und enthält
Grauwacke • • •
verschmutzung. Er besitzt ein breites Farbspekt- keine Fossilien. Bei Lichteinfall glitzern die Kris-
Vulkanische Tuffe •
rum: rot, rosa, gelb, weiß, grau, blaugrün. tallflächen (Abb. B 1.11e). Der Stein eignet sich
sehr gut für figürliche Arbeiten, findet beim Kalkstein • •
Basalt Bauen aber auch als Bodenbelag oder Wand- Muschelkalk • •
Basalt ist ein dunkles, meist dunkelgraues bis und Fassadenbekleidung Verwendung. Solnhof. Plattenkalk •
schwarzes Ergussgestein (Abb. B 1.11b). Er Dolomit • • •
besteht hauptsächlich aus Feldspat und Augit; Tonschiefer
Kalktuff
sein Gefüge erscheint dicht und richtungslos. Der Begriff Schiefer bezeichnet die Spalteigen-
Travertin •
Basalt weist eine sehr hohe Druckfestigkeit auf schaften von Gesteinen, wobei die Minerale
Umwandlungsgesteine
und ist extrem schwer zu bearbeiten. Er ist wet- Aufschluss über den Metamorphosegrad
terfest und eignet sich gut für den Außenbereich. geben (Ton-, Chlorit-, Glimmerschiefer). Ton- Orthogneis • • • •
Durch Verglättung kann jedoch die Rutschgefahr schiefer verfügt über einen blättrig parallelen Serpentinit
stark zunehmen. »Vergrünter« und gealteter Aufbau. Er ist ein sehr feinkörniges, dichtes Migmatit • • • •
Basalt ist auch als Diabas bekannt. Er entsteht Gestein und in seiner Erscheinung meistens Paragneis • • • •
bei chemischer Verwitterung der Mineralbe- dunkelgrau bis schwarz (Abb. B 1.11f). Die Quarzit • • •
standteile (z.B. Chlorit, Serpentin). gute Spaltbarkeit erlaubt die Herstellung von
Glimmerschiefer •
5–7 mm dünnen Platten. Die Festigkeit ist
Sandstein wegen der schiefrigen Struktur richtungsab- Tonschiefer •
Sandstein gehört zur Gruppe der Trümmerge- hängig. Seit Jahrhunderten wird Schiefer als Marmor • •
steine und besteht überwiegend aus 0,02 – 2 mm Plattenmaterial für Verkleidungen, Fliesen und B 1.10
großen Partikeln von Quarzkörnern und einem als Dachdeckung genutzt. B 1.8 systematische Darstellung von Gesteinsarten
zementierenden Bindemittel. Es gibt ihn in vielen B 1.9 Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall (D) 2001,
Henning Larsen
Farben: rot, gelb, braun und grün (Abb. B
B 1.10 Anwendungsgebiete verschiedener Natursteine
1.11c). Vom Bindemittel (z.B. Quarz, Calcit, Ton) Bauen mit Naturwerksteinen im Bauwesen (Richtwerte)
hängen in erster Linie die Festigkeit, Wasserauf- B 1.11 Beispiele geläufiger Natursteine
nahmefähigkeit und Frostbeständigkeit ab. Der Abbau von Natursteinen erfolgt zumeist im a Eging Grobkorn Granit
Sandstein gilt als gut verarbeitbar und ist bei his- Tagebergbau, nur die Gewinnung einiger Mar- b Greifensteiner Basalt
c Seeberger Sandstein
torischen Bauten weit verbreitet. Aufgrund seiner mor-, Schiefer- und Kalksteinarten findet unter d Jura Kalkstein
geringen Abriebfestigkeit eignet er sich nicht als Tage statt. Zu Beginn der Erschließung (Explo- e weißer Togo Marmor
stark beanspruchter Bodenbelag. ration) neuer Vorkommen untersucht man mit f Mosel Schiefer

a b c d e f B 1.11

41
Naturstein

Tiefkernbohrungen oder Ultraschallmessungen Art der Oberflächenbearbeitung erfüllt neben B 1.12 physikalische Kennwerte verschiedener Gesteins-
die Ergiebigkeit sowie die bauphysikalischen Ei- ästhetischen Kriterien auch funktionale Anforde- arten (Richtwerte)
B 1.13 verschiedene manuelle und maschinelle
genschaften der Gesteine. Durch hydraulische rungen. So müssen etwa Bodenbeläge in Oberflächenbehandlungen von Naturwerksteinen:
Keile werden die Blöcke entlang natürlicher öffentlichen Gebäuden der Rutschfestigkeits- a Kalkstein, grob gespitzt:
Trennflächen, so genannter Kluftsysteme, ge- klasse R 9 entsprechen. Mit einem pyramidenförmig zulaufenden Spitz-
spalten. Seit einigen Jahren kommen auch Seil- Eine ungewöhnliche Methode der Steinbearbei- eisen wird je nach Art der Hiebe die Oberfläche
grob oder fein abgesprengt. Die Fläche ist hier-
sägen und Schrämmaschinen (eine Art über- tung hat Henning Larsen bei der Fassadenbe-
bei vollständig zu bearbeiten.
dimensionale Kettensägen) zum Einsatz. Ziel kleidung für die Kunsthalle Würth (D) entwickelt. b Kalkstein, gespitzt und überschliffen:
des Abbaus ist es, nahezu rechtwinklige Roh- Der verwendete Crailsheimer Muschelkalk Durch das flächige Schleifen wird die kräftige
blöcke von entsprechendem Ausmaß zu gewin- wurde senkrecht zum Bruch geschnitten Struktur der ersten Bearbeitungsschicht gemin-
nen und möglichst wenig »Abfall« zu verursa- (Abb. B 1.9). dert.
c Kalkstein, scharriert:
chen. Der Abbau der Gesteine bringt zerstöreri- Unterschiedliche Schläge und wechselnde Brei-
sche Landschaftsveränderungen mit sich, Staub Verwendung ten der Scharriereisen können verschiedene
und Abraum fallen in erheblichen Mengen an. Der überwiegende Anteil natürlicher Steine wird Flächenwirkungen erzielen.
Daher dürfen neue Vorkommen nur noch mit be- zur Herstellung mineralischer Bindemittel oder d Kalkstein, gestockt:
Mit dem Stockhammer sind feine bis grobe,
hördlichen Auflagen erschlossen werden. Eine als Zuschläge für die Beton- und Mörtelherstel-
ebene Flächen herstellbar. Die Abstände der
Renaturierung ist vorgeschrieben, wenn sich lung verwendet. Um die Eignung der Gesteins- pyramidenförmigen Zähne können je nach
das nutzbare Vorkommen erschöpft hat. arten für die Baupraxis aufzuzeigen, erfolgt im Hammerkopf zwischen 4 und 15 mm variieren.
Natursteingewerbe die Klassifizierung in Hart- e Kalkstein, gestockt, gebürstet und angeschliffen:
Industrielle Bearbeitung gestein (Magmatite und einige Metamorphite) Bei der Überlagerung von drei Bearbeitungs-
schritten wird die vorerst grobe Struktur immer
Das Spalten des gewonnenen Steinmaterials und Weichgestein (Sedimentite). Aufgrund der weiter verfeinert und geglättet.
direkt im Steinbruch wird vor allem bei Pflaster Verfügbarkeit von relativ »weichen« Erstar- f Kalkstein, diamantgesägt:
und Mauerquadern praktiziert. Ansonsten rungsgesteinen und sehr festen Ablagerungs- Diamantbestückte Sägeblätter erzeugen eine
erfolgt nach dem Abtransport in Verarbeitungs- gesteinen sollten bei der Auswahl geeigneter relativ feine Schnittoberfläche. Auf der Oberflä-
werke die weitere Bearbeitung – erst dann Natursteinarten die spezifisch physikalischen che bleiben Spuren des Sägevorgangs ables-
bar.
spricht man von Naturwerksteinen. Durch die Eigenschaften (Druckfestigkeit, Frostbeständig- g Granit, gestockt:
Nutzung regionaler Vorkommen und somit kur- keit, Abriebfestigkeit) mit dem Einsatzbereich Maschinell gestockte Granitoberfläche
zen Transportwege lässt sich die Ökobilanz der Werksteine abgestimmt werden (Abb. h Granit, fein bossiert:
von Natursteinen deutlich verbessern. B 1.12). Generell eignen sich Natursteine im Mittels eines 3 cm breiten Flacheisens wird die
bruchraue Fläche abgearbeitet. Die große
Es existieren verschiedene Verfahren, um die Bauwesen für folgende Anwendungen:
Lebendigkeit lässt sich durch den Wechsel der
Rohblöcke weiter zu bearbeiten: Schlagrichtungen und Schlagtiefe erreichen.
• Mauerwerk i Granit, beflammt:
• Stahlsand- oder Diamantgatter: • Gabionen Extrem heiße Temperaturen aus dem Brenn-
für 20 – 80 mm dicke Platten (Die Sägezeit für • Fassadenbekleidung strahlgerät zerstören beim Beflammen das ober-
flächliche Gefüge eines kristallinen Steins. Nur
einen 1,20 m hohen Granitblock beträgt etwa • Bodenbelag quarzhaltige Gesteinsarten eignen sich für diese
ein bis zwei Tage) • Innenwandbekleidung Oberflächenbearbeitung; auch muss die Stein-
• Taglia Blocci-Sägen: • Dachdeckung platte ausreichend dick sein.
für Natursteinfliesen oder Bahnenware mit j Granit, sandgestrahlt:
Sandstrahlen eignet sich zum Erzeugen von
etwa 15 mm Stärke Entsorgung
rauen Oberflächen. Je nach Strahlmittel und
• Blockkreissägen und Blockseilsägen: Naturstein kann im gesamten Stoffkreislauf der Austrittsgeschwindigkeit der Partikel entstehen
Einsatz bei der Herstellung von Rohtafeln Gewinnung, Bearbeitung und Entsorgung rück- verschiedene Oberflächen.
über 80 mm Stärke; Seilsägen können auch standslos verwertet werden. Auch so genannte k Granit, geschliffen:
dreidimensionale Werkstücke anfertigen. Abprodukte, die bei der Weiterverarbeitung Farbe und Textur eines Steines sind durch fein
geschliffene Oberflächen deutlich ablesbar. Die
anfallen, finden als Zuschlagstoffe Verwen- Korngröße ist zwischen C 30 (grob) und C 500
Oberflächenbearbeitung dung. Die Entsorgung von Naturstein auf Bau- (fein) wählbar.
Bei der Oberflächenbearbeitung wird zwischen schuttdeponien ist problemlos – die Wiederver- l Granit, poliert:
steinmetzmäßiger und industrieller Bearbeitung wendung von Plattenmaterial generell möglich. Polieren kann auch als verfeinertes Schleifen
angesehen werden, bei dem mittels Polier-
unterschieden, wobei sich durch neue Druck- Das Forum Romanum kann hier als Beispiel
pulver die Oberfläche einen so hohen Glanz
luftwerkzeuge »handwerkliche« Bearbeitungs- dienen, es war der größte Naturstein-Mehrweg- erhält, dass sich auffallendes Licht darin spie-
techniken wieder verbreiten (Abb. B 1.13). Die bauhof der Renaissance. gelt.

a b c d e f

42
Naturstein

Gesteinsart Rohdichte Druck- Wärmeleit Wärme- Wärmeaus- Dampfdiffu- Abrieb- Wasser- Frostbe-
festigkeit fähigkeit 1 speicherzahl 2 dehnungs- sionswider- festigkeit aufnahme ständigkeit
koeffizient standszahl 3
[kg / m3] [N / mm2] [W / mK] [kJ / m3K] [mm / mK] [–] [cm3 / 50 cm2] [Masse %]

Erstarrungsgesteine
Granit 2600 – 2800 130 – 270 2,8 (1,6 –3,4) 2370 – 2550 0,008 10 000 5–8 0,1–0,9 •
Syenit 2600 – 2800 160 – 240 3,5 0,008 10 000 5–8 0,2–0,9 •
Diorit 2800 – 3000 170 – 300 3,5 0,0088 10 000 5–8 0,2–0,4 •
Gabbro 2800 – 3000 170 – 300 3,5 0,0088 10 000 5–8 0,2–0,4 •
Rhyolith (Prophyr) 2500 – 2800 180 – 300 3,5 0,0125 10 000 5–8 0,2–0,7 •
Trachyt 2500 – 2800 180 – 300 3,5 0,01 10 000 5–8 0,2–0,7 •
Basalt 2900 – 3000 240 – 400 3,5 (1,2–2,0) 2640 – 2730 0,009 10 000 5–8 0,1–0,3 •
Diabas 2800 – 2900 180 – 250 3,5 n.b. 10 000 5–8 0,1–0,4 •

Ablagerungsgesteine
4
Brekzie 2600 – 2750 50 – 160 2,3 n.b. 2 / 250 0,5–1,0
Konglomerat 2200 – 2500 20 – 160 2,3 (1,2– 3,4) n.b. 2 / 250 14–80 4 0,8–10 •
Sandstein 2000 – 2700 30 – 150 2,3 (1,2– 3,4) 1760 – 2380 0,012 2 / 250 9–35 0,2–10
Quarz. Sandstein 2600 – 2700 120 – 200 2,3 (2,1) 2290 – 2380 n.b. 30 / 40 7–8 0,2–0,5
Grauwacke 2600 – 2650 150 – 300 2,3 n.b. 2 / 250 7–8 0,2–0,5 •
Vulkanische Tuffe 1800 – 2000 20 – 30 2,3 (0,4 –1,7) 0,004–0,01 15 / 20 10–35 6–15
Kalkstein 2600 – 2900 75 – 240 2,3 (2,0– 3,4) 0,0075 200 / 250 15–40 0,1–3
Muschelkalk 2600 – 2900 80 – 180 2,3 (2,0– 3,4) 0,003–0,006 2 / 250 15–40 0,2–0,6
Solnhofer Plattenkalk 2500 – 2700 180 – 260 2,3 0,0048 200 / 250 15 0,2–0,6 –
Dolomit 2600 – 2900 75 – 240 2,3 0,0075 200 / 250 15–40 0,1–3
Travertin 2400 – 2500 20 – 60 2,3 0,0068 200 / 250 20–45 2–5
Kalktuff 1700 – 2200 30 – 50 0,85–1,7 0,003–0,007 20 / 200 n.b. 1–10

Umwandlungsgesteine
Orthogneis 2600 – 3000 100 – 200 3,5 (1,6 –2,1) 2370– 2730 0,005–0,008 10 000 4–10 0,3–0,4 •
Serpentenit 2600 – 2800 140 – 250 3,5 (3,4) 0,005–0,01 10 000 8–18 0,3–2,0 –
Migmatit 2600 – 3000 100–200 3,5 (1,6 –2,6) 2370 – 2730 0,005–0,008 10 000 4–10 0,3–0,4 •
Paragneis 2600 – 3000 100 – 200 3,5 (1,6 –2,1) 2370 – 2730 0,005–0,008 10 000 4–10 0,3–0,4 •
Quarzit 2600 – 2700 150 – 300 3,5 0,0125 10 000 7–8 0,2–0,5 •
Glimmerschiefer 2600 – 2800 140 – 200 2,2 n.b. 800 / 1000 15–25 0,2–0,4
Tonschiefer 2700 – 2800 50 – 80 2,2 (1,2 –2,1) 2430 – 2520 n.b. 800 / 1000 n.b. 0,5–0,6 •
Marmor 2600 – 2900 75 – 240 3,5 (2,0 –2,6) 2370 – 2640 0,003–0,006 10 000 15–40 0,1–3

1
Werte nach allgemeinen Angaben zu Wärmeleitfähigkeit nach EN 12 524 und DIN V 4108-4; Werte in Klammern aus Fachliteratur.
2
Die spezifische Wärmekapazität von Naturstein wird nach EN 12 524 mit 1 kJ / kgK angegeben; bei nicht vorhandenen Kennwerten für die Wärmespeicherzahl entsprechen
diese der Rohdichte.
3
Werte nach EN 12 524 und DIN V 4108-4.
4
Verbundgestein; die Abriebfestigkeit ist daher stark schwankend. B 1.12

g h i j k l B 1.13

43
Lehmbaustoffe

B 2.1
Die frühen Zivilisationen entwickelten sich in Wohnraum sowie gestalterische Aspekte im
den großen Flusstälern der Erde, wo Ton und Vordergrund.
Lehm als Baumaterial leicht verfügbar waren. Der Übergang vom traditionellen zum zeitge-
Am besten erforscht sind die Kulturen des Nils mäßen Lehmbau erforderte in den vergange-
in Ägypten und die Mesopotamiens. Hier ent- nen Jahren grundlegende Innovationen im
standen vor etwa 5000 Jahren die ersten Städte Bereich der Produktentwicklung und die Inte-
aus Lehm. gration des Materials in den modernen Baube-
Sogar die Chinesische Mauer, die als größtes trieb. Derzeit gehört der Lehmbau zu einem der
Bauwerk der Welt gilt, wurde zum Großteil aus expandierenden Marktsegmente in der Bau-
Stampflehm errichtet. Erst nachträglich erhielt wirtschaft. Diese Tendenz spiegelt sich in der
sie eine Bekleidung aus Ziegel- und Naturstei- Anzahl ausgeführter Projekte und einer kontinu-
nen und wurde so zur »steinernen Mauer«. ierlichen Zunahme vorgefertigter Lehmbaupro-
Auch in Europa hat der Lehmbau eine lange Tra- dukte wieder, die vor allem für nicht tragende
dition. Die Blütezeit des Lehmbaus hängt mit Bauteile eingesetzt werden.
dem aufkommenden Industriezeitalter zusam- 1999 wurden die alten Normen aktualisiert,
men: Weil mit dem Rückgang des Waldes Holz ergänzt und als »Lehmbau-Regeln« neu
knapp und teuer wurde, verbreiteten sich tra- herausgegeben. Diese sind in den meisten
gende Lehmbauweisen. In den Städten wurde Bundesländern bauaufsichtlich eingeführt,
Lehm überwiegend für die Ausfachung und das womit der Lehmbau zu einer anerkannten Bau-
Putzen von Fachwerkhäusern verwendet. In technik der Gegenwart zählt.
Weilburg an der Lahn (Hessen) entstanden bis
zu 20 m hohe, fünfgeschossige Wohnhäuser
aus Stampflehm, die noch heute bewohnt wer- Eigenschaften
den. Eine eigene Materialsprache entwickelte
sich allerdings nie. Lehm galt als Baustoff armer Massivität, gute Formbarkeit, Zähigkeit sowie
Leute, versteckte sich meist hinter Putzfassaden starke Klebe- und Bindekräfte zählen zu den
und verlor durch die aufblühende Ziegelindust- Haupteigenschaften von Lehm. Verschiedenste
rie gegen Ende des 19 Jh. zunehmend an Zusätze (z.B. Molke, Soda) sowie organische
Bedeutung. oder mineralische Zuschlagstoffe eignen sich,
Nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, als um die Baustoffeigenschaften entsprechend
ein Mangel an Baumaterial, Energie und Geld dem Einsatzbereich zu optimieren. Lehm ist
herrschte, griff man wieder vermehrt auf Lehm geruchlos, ungiftig und angenehm bei der Ver-
zurück. Die in Deutschland entstandene Lehm- arbeitung.
bauordnung wurde 1951 in DIN 18 951 überführt,
im Zuge des Wirtschaftswachstums jedoch er- Wie kaum ein anderer Baustoff erfüllt Lehm die
satzlos gestrichen. Erst durch Energiekrise und Kriterien des nachhaltigen und ressourcen-
Umweltbewegung in den 1970er-Jahren er- schonenden Bauens. Er ist in fast allen Regio-
wachte das Interesse an Lehmbaustoffen erneut. nen der Erde verfügbar. Durch die Nutzung
des Baugrubenaushubs lässt sich Transport-
Lehmbau heute energie einsparen.
Noch heute wohnt ein Drittel aller Menschen in Die Herstellung einer massiven Stampflehm-
Lehmhäusern, in den Entwicklungsländern mehr wand benötigt lediglich den Bruchteil an Pri-
B 2.1 Studio 400 Rubio Avenue, Tucson / Arizona (USA)
als die Hälfte. Die Verwendung von Lehm in den märenergie einer vergleichbaren Wand aus
1998, Rick Joy
B 2.2 Dreiecksnetz zur Benennung von Lehm jeweiligen Kulturkreisen beruht auf sehr unter- Beton oder Ziegel (siehe Ökobilanzierung,
B 2.3 mittleres Trockenschwindmaß von Baulehmen schiedlichen Motivationen. In ärmeren Gegen- S. 100). Lehm ist beliebig oft wiederverwertbar
B 2.4 Schwindrisse durch Trocknung den gibt es für Lehm als lokal verfügbares, und kann problemlos in den natürlichen Kreis-
B 2.5 Installation im Kunsthaus Bregenz (A) 2001, erschwingliches Baumaterial kaum eine gleich- lauf zurückgeführt werden. Seine gute Wärme-
Olafur Eliasson
B 2.6 lehmverputztes Haus, Barna Village (IND)
wertige Alternative. In Mitteleuropa stehen seit speicherfähigkeit kann zum Ausgleich von Tem-
B 2.7 Lehmmauer um den Steingarten des Ryoanji seiner Neuentdeckung vornehmlich der Wunsch peraturschwankungen beitragen. Verbesserun-
Tempels, Kioto (J) Ende 15. Jh. nach gutem Innenraumklima, schadstofffreiem gen des Raumklimas entstehen auch aus der

44
Lehmbaustoffe

0
100

%
10
in
90
nd
20
Sa

80
30

70
40

60
Ton
50

50
Bezeichnung mittleres
60

40 nach Bindigkeit Schwindmaß

Fe
Ton, sandig Ton, schluffig

ins
70

schluffiger 30

tes
sandiger toniger magere Lehme 1,0–2,5 %
toniger Lehm Lehm toniger Lehm
80

in %
20 mittlere Lehme 2,0–3,5 %
sandiger Lehm schluffiger
90

fette Lehme 3,5–5,5 %


Lehm Lehm 10
Sand
10

Tone 4,5–7,5 %
0
0

0
80
20

30

60

70

90
50
10

40
0

10

Schluff in %
B 2.2 B 2.3 B 2.4
als Sorptionsvermögen bezeichneten Materialei- Entstehung
genschaft, Wasserdampf aufzunehmen und bei Ton ist ein Verwitterungsprodukt von Urgestei-
Bedarf wieder abzugeben. Das Sorptionsvermö- nen, dessen Ausgangsstoff in der Hauptsache
gen von Lehmputzen beträgt im Vergleich zu Mineralien wie Feldspate bilden. Mechanische
konventionellen Putzen das 1,5- bis 3-fache. und chemische Reaktionen wirken auf das
Gestein ein und transformieren es. Je nach
Die Verschiedenartigkeit der Lehmvorkommen Fundort unterscheiden sich Eigenschaften
und die damit verbundenen starken Unterschie- (Abb. B 2.3) und Bezeichnungen der Lehme:
de in der Zusammensetzung der Bestandteile
setzen Erfahrung in der Beurteilung der Eignung • Berg- oder Gehängelehm:
von Baulehm voraus. Ohne Zusatzmittel ist Dieser Lehm ist geologisch betrachtet relativ
Lehm sehr wasserempfindlich. Er verliert bei jung und lagert auf den Gesteinen, aus denen
starker Durchfeuchtung seine Festigkeit; daher er entstanden ist. Er eignet sich durch seine
sind bewitterte Oberflächen vor Erosion zu Kornzusammensetzung gut für druckfeste
schützen (Abb B 2.4). Beim Trocknen entstehen Bauteile.
u.U. Trocken- bzw. Schwindrisse, die beim • Geschiebelehm:
Nasslehmverfahren etwa 3–12 %, bei Stampf- Der durch Gletscherbewegung verlagerte B 2.5
lehm weniger als 0,5 % ausmachen. Im Ver- Geschiebelehm verfügt aufgrund seiner
gleich zu anderen Baustoffen verfügt Lehm über gerundeten Körnung und dem geringeren
eine eher geringe Festigkeit – ähnlich der von Tonanteil über eine verminderte Zug- und
Magerbeton –, die für den Großteil der Bauauf- Druckfestigkeit.
gaben jedoch völlig ausreicht. • Mergel:
Mergel ist ein kalkhaltiger Geschiebelehm.
Oberflächen • Schwemmlehm:
Man unterscheidet zwischen dekorativ verputz- Geschiebelehme, die durch Wasser umgela-
ten Lehmarchitekturen und unverputzten Stampf- gert (abgeschwemmt) wurden, bezeichnet
lehmbauten (»Pisé-Bauten«). man als Schwemmlehm. Sie sind meistens
In Japan beherrschen die Meister die Lehmbau- weitgehend entkalkt und gut als Baulehme
kunst so perfekt, dass man sich in den Wänden nutzbar.
spiegeln kann. Besondere Lehmputzoberflä- • Lösslehm:
chen stehen dort unter Denkmalschutz ebenso Löss verfügt über ein sehr feinkörniges Mine-
wie verfärbte Oberflächen, die sich als Zeichen ralgerüst und oft über einen geringen Ton-
des Alters einer besonderen Wertschätzung anteil. Die Aufbereitung ist einfacher als bei
erfreuen (Abb. B 2.7). fetten Lehmen. Allerdings erfordert seine B 2.6
Gleichzeitig hat die zeitgenössische Architektur erhöhte Wasserempfindlichkeit während der
in Europa und den USA die Qualität roher, Bauzeit besondere Sorgfalt.
unbehandelter Oberflächen wiederentdeckt
(Abb. B 2.1 und B 2.9). Gewinnung
Wenn der Baugrubenaushub direkt als Bau-
Baulehm lehm genutzt wird, so muss er ausreichend tief
und frei von Wurzeln und Humus sein. Des
Lehm besteht im Wesentlichen aus Ton, Sand Weiteren besteht die Möglichkeit, Grubenlehm
und Schluff (Feinstsand). Des Weiteren können aus der Ziegelei zu beschaffen.
größere Gesteinspartikel (z.B. Kies) und organi- Aufgrund der sehr unterschiedlichen Eigen-
sche Bestandteile beigemengt sein. Je nach schaften und Zusammensetzungen der Lehm-
Hauptkomponente spricht man von tonigem, vorkommen muss die Eignung für den jeweili-
schluffigem oder sandigem Lehm (Abb. B 2.2). gen Einsatzbereich überprüft werden. Neben
Der Ton wirkt als Bindemittel, das die anderen Laborprüfungen existieren einfache Verfahren
»Füllstoffe« Sand, Schluff und Kies miteinander (DIN 4022-1), die der ersten Einschätzung von
verbindet. Lehmeigenschaften dienen. Sie reichen für die
B 2.7

45
Lehmbaustoffe

Lehmbaustoffe

ungeformt geformt

Strohlehm
Stampflehm Wellerlehm Leichtlehm (LL) Schüttungen Mörtel Steine Platten
(Faserlehm)

Holzleichtlehm Lehmschüttun- Lehmmauer- Lehmplatten


(HLL) gen mörtel (LMM) (LP)
Lehmstein (LS) Grünlinge (Gr)
Strohleichtlehm Leichtlehm- Leichtlehm- Leichtlehm-
(SLL) schüttungen mauermörtel platten (LLP)
mineralischer Lehmputz- Leichtlehm- Vollstein Trockenbau-
Leichtlehm mörtel (LPM) stein (LLS) Lochstein platten
(MLL) Leichtlehm-
putzmörtel
Lehmspritz-
mörtel (LSM)
B 2.8

B 2.8 systematische Darstellung von Lehmbaustoffen Beurteilung untergeordneter Anwendungen Stampflehm


B 2.9 Kapelle der Versöhnung, Berlin (D) 2000, Reiter- aus, wie beispielsweise Ausfachungen, Schüt- Mit einer Rohdichte von 1700 bis 2200 kg / m3
mann + Sassenroth
B 2.10 Anwendungsbeipiele von Lehmbaustoffen:
tungen oder Mörtel. Bei gemahlenem Gruben- ist er der schwerste Lehmbaustoff und für tra-
a Lehmputz lehm und bei Trockenlehm (Sackware) enfällt gende Wände verwendbar. Dabei wird der erd-
b Stampflehm mit Mörtelleisten die Prüfung des Baustoffs in der Regel. feuchte Lehm in 100 –150 mm starken Lagen in
c Stampflehm mit Ziegelleisten die Schalung eingebracht und verdichtet.
d Strohleichtlehm im feuchten Einbau
Aufbereitung Diese Schichtung ist später an der Oberfläche
e Lehm-Innenschale im Holzrahmenbau: Stapel-
wand aus Grünlingen, Bekleidung mit Lehm- Je nach Beschaffenheit und Verwendung des ablesbar und erzeugt die spezifische Textur
Trockenbauplatte, Lehmspachtelputz Lehms stehen verschiedene Möglichkeiten zur des Baustoffs (Abb. 2.10 b und c).
f elementierter Holzrahmenbau mit Leichtlehm- Verbesserung der Materialeigenschaften zur Übliche Wandstärken für tragende Wände lie-
stein-Stapelwänden Verfügung. Dazu gehören: Einsumpfen, Zer- gen zwischen 400 und 600 mm.
B 2.11 physikalische Kennwerte von Lehmbaustoffen
kleinern, Mischen, Sieben, Mauken (Lagern
des feuchten Lehms, um die Bindekraft des Wellerlehm
Tons zu vergrößern), Aufschlämmen und Die Technik des Wellerlehms wird nur noch bei
Magern (Versetzen mit Zuschlägen, um den der Sanierung historischer Gebäude verwen-
Tonanteil zu verringern). Die Zugabe von det. Dabei setzt man das halbsteife Gemisch
organischen (z.B. Stroh, Kasein, Zellulosefa- aus Stroh und Lehm mit Heugabeln schichten-
sern) oder mineralischen (z.B. Kalk, Blähton) weise auf. Das Abstechen der Wandseiten mit
Zusätzen optimiert die Eigenschaften wie Fes- geschärften Spaten dient der Herstellung rela-
tigkeit, Schwinden und Wärmedämmung. In tiv ebener Wandoberflächen.
Amerika und Australien werden dem Baustoff
bei niedriger Festigkeit oder bei Wasserlös- Strohlehm (Faserlehm)
lichkeit oftmals Zusätze von Zement bzw. Strohlehm ist eine weichplastisch bis breiig auf-
Kunststoffdispersionen beigegeben. Diese bereitete Mischung aus Lehm mit pflanzlichen
beeinträchtigen allerdings positive Materialei- Faserstoffen (meistens Stroh), die bei der Aus-
genschaften wie Sorption, Diffusion oder fachung von Fachwerkwänden zum Einsatz
Recyclingfähigkeit. kommt oder – in Formen gepresst – zu Lehm-
Basierend auf der Art und Menge der Zuschlä- steinen und Lehmplatten weiterverarbeitet wird
ge, unterscheidet man Baulehme nach der (Abb. 2.10 d). Inzwischen sind auch Fertigmi-
Rohdichte der fertigen, trockenen Bauteile: schungen auf dem Markt erhältlich.

• Massiv- und Schwerlehm (1700–2200 kg / m3) Leichtlehm


• Strohlehm (1200–1700 kg / m3) Je nach Zuschlägen unterscheidet man zwi-
• Leichtlehm (400–1200 kg / m3) schen organischem und mineralischem Leicht-
lehm. Der Baustoff eignet sich für Wände, Vor-
Lehmbaustoffe satzschalen oder Deckenausfachungen, darf
Die Bezeichnung von Lehmbaustoffen erfolgt allerdings außer seinem Eigengewicht keine
nach Dichte, Zuschlag, Verarbeitung oder Ver- Lasten aufnehmen. Er wird feucht in Schalun-
wendungszweck (Abb. B 2.8). Bei der Ausfüh- gen eingebracht oder zu Steinen und Platten
rung ist zu beachten, dass die jeweiligen Bau- geformt.
stoffe – in Abhängigkeit von Wandstärke, Tem-
peratur und Luftfeuchtigkeit – Trocknungs- Schüttungen
zeiten von drei bis zehn Wochen aufweisen Zur Herstellung von Schüttungen werden orga-
können. nische oder mineralische Zuschläge mit erd-
B 2.9

46
Lehmbaustoffe

a b c d e f B 2.10

feuchtem Baulehm gemischt. Ihre Rohdichte Steine tete, zum Brennen bestimmte Steine aus der
variiert je nach Anforderung zwischen 400 und Viele Ziegeleien stellen neben ihrem Ziegelsor- Ziegelproduktion, die ungebrannt zum Einsatz
2200 kg / m3. Der Baustoff steht zur Massefüllung timent auch Lehmsteine und Grünlinge her. kommen. Ihr hoher Tonanteil verleiht ihnen
von Geschossdecken und Hohlräumen zur Ver- ein großes Sorptionsvermögen. Sie werden
fügung. • Lehm- und Leichtlehmsteine: nur nicht tragend und im unbewitterten, nicht
Die Steine eignen sich für Wandausfachun- frostgefährdeten Bereich verbaut.
Lehmmörtel als Putz- oder Mauermörtel gen, Deckenauflagen und Vorsatzschalen
Alle größeren Hersteller bieten heute auch Lehm- (Abb. 2.10 e und f). Bei ausreichender Festig- Platten
mörtel an, die durch Zugabe von Pigmenten ein keit können sie auch tragende Funktionen Als Lehmbauplatten bezeichnet man alle plat-
breites Farbspektrum erreichen (Abb. 2.10 a). Im übernehmen. Erdfeucht gepresste Steine, so tenförmigen Lehmbaustoffe unter 50 mm Dicke.
Gegensatz zu anderen Mörteln bindet Lehmmör- genannte compressed blocks, stellen die Sie werden zu nicht tragenden Wänden ver-
tel nicht ab. Die Verarbeitungszeit kann mit Was- heute weltweit am meisten verwendeten mauert. Neue Produkte aus schilfrohrarmiertem
ser beliebig verlängert werden. Bei Putzmörtel Lehmbaustoffe dar. Leichtlehm dienen auch dem Beplanken von
wirken Zusätze aus Fasermischungen als Armie- • Grünlinge: Trockenbauwänden. Ihre ebene Oberfläche
rung, um Risse in der Putzschicht zu vermeiden. Als Grünlinge bezeichnet man hochverdich- eignet sich gut als Untergrund für Lehmputze.

Lehmbaustoffe Rohdichte Druck- Wärmeleit- Wärme- Dampfdiffusions- Baustoffklasse 3


festigkeit 1 fähigkeit 2 speicherzahl widerstandszahl µ
[kg / m3] [W / mK] [N / mm2] [kJ / m3K] [–]

Lehmarten
Stampflehm 1700 –2200 2–6 0,8–1,4 1700–2200 9 / 12 A1
Wellerlehm 1500 –1800 2,5–3 0,65–0,9 1500–1800 8 / 10 nicht klassifiziert (nb)
Strohlehm (Faserlehm) 1200 –1700 2–3 0,5–0,8 1200–1700 8 / 10 nicht klassifiziert (nb)
Leichtlehm 400 –1200 ≤44 0,12–0,5 480–1440 (400–1200) 5 3 / 5 (5 / 10) 5 nicht klassifiziert (ne–se)

Anwendungen
Lehmsteine 1200 –2200 2–4 0,5–1,4 1200–2200 5 / 10 A1
Leichtlehmsteine 600 –1200 n.b. 0,17–0,5 660–1200 (600–1200) 5 3 / 5 (5 / 10) 5 nicht klassifiziert (se)
Lehmziegel »Grünlinge«, Vollstein 1900 –2000 2–4 1,05–1,2 1900–2000 5 / 10 A1
Lehmziegel »Grünlinge«, Lochstein 1400 –1600 n.b. 1,05–1,2 1400–1600 5 / 10 A1
Lehmplatten 1200 –1800 n.b. 0,5–0,9 1200–1800 5 / 10 nicht klassifiziert (se–nb)
Leichtlehmplatten 400 –1200 n.b. 0,12–0,5 480–1440 (400–1200) 5 3 / 5 (5 / 10) 5 nicht klassifiziert (ne–se)
Lehmmauermörtel 1200 –1800 n.b. 0,5–0,9 1200–1800 5 / 10 nicht klassifiziert (se–nb)
Leichtlehmmauermörtel 800 –1200 n.b. 0,25–0,5 880–1200 (800–1200) 5 3 / 5 (5 / 10) 5 nicht klassifiziert (se)
Lehmputzmörtel 1200 –1800 n.b. 0,5–0,9 1200–1800 5 / 10 nicht klassifiziert (se–nb)
Leichtlehmputzmörtel 600 –1200 n.b. 0,17–0,5 660–1200 (600–1200) 5 3 / 5 (5 / 10) 5 nicht klassifiziert (se)

1 Die Druckfestigkeit muss durch eine baustoffspezifische Prüfung ermittelt werden; die nach DIN zulässigen Druckspannungen liegen bei 0,3–0,5 N / mm2.
2 Werte nach Dachverband Lehm e.V.; günstigere Werte müssen nach DIN 52 611 bzw. DIN 52 612 nachgewiesen werden.
3 Die Baustoffklasse muss durch eine spezifische Prüfung ermittelt werden. Die angegebenen Werte in Klammern sind Richtwerte des Dachverbands Lehm e.V.

(ne= normal entflammbar; se= schwer entflammbar; nb= nicht brennbar).


4 Stark abhängig vom Zuschlagsstoff; Leichtlehm mit mineralischem Zuschlag weist die höchsten Festigkeiten auf; Holzhackschnitzel ergeben etwa doppelt so hohe Festigkeiten

wie Stroh.
5 Werte für Lehm mit organischen Zuschlagsstoffen; Werte in Klammern für Lehm mit anorganischen Zuschlagsstoffen.

B 2.11

47
Keramische Baustoffe

B 3.1
Der Name dieses künstlich hergestellten Werk- werksverbände ermöglichte es, auf Konstruk-
stoffs leitet sich von dem griechischen Begriff tions- und Gestaltungsfragen zu antworten.
»keramos« (gebrannte Erde) ab. Zunächst wur- Der Dachziegel findet seit 800 v. Chr. in Grie-
den keramische Gefäße zum Aufbewahren von chenland Verwendung, wo zur Ableitung der
Speisen und für religiöse Zwecke gefertigt. Die hohen Niederschlagsmengen eine geneigte
ersten Fliesen für Wand- und Bodenbeläge re- Dachfläche ausgebildet und gedeckt werden
sultieren wahrscheinlich aus der Verwertung von musste. Die ursprüngliche Bedeutung des la-
Splittern und Scherben gebrochener Gefäße. teinischen Wortes tegula für Dachziegel wurde
Seit 4000 v. Chr. verwendeten die frühen Hoch- im Laufe der Zeit für alle Ziegelarten verallge-
kulturen in Ägypten, Mesopotamien und Indien meinert.
für die Erstellung von Mauerwerk gebrannte Zie- Das Mauerwerk römischer Bauwerke setzt sich
gel, die aufgrund ihrer Wasserbeständigkeit meist aus zwei Ziegelschalen zusammen, die
eine höhere Dauerhaftigkeit aufwiesen als unge- mit einem Gemisch aus Trass, Kies und Stei-
brannter Lehm. In der Gewölbekonstruktion nen gefüllt wurden (Opus Caementitium). Die
nutzten sie die hohe Druckfestigkeit der Ziegel, Außenflächen erhielten eine Putz- oder Natur-
um Räume zu überspannen und Bauwerke mit steinbekleidung. Mit dem Zerfall des Römi-
Kuppeln abzuschließen. Auf den Dächern be- schen Reiches ging auch das bautechnische
fanden sich häufig Terrassen, die mit einem Zie- Wissen verloren. Erst im Mittelalter weist die
gel-Naturasphaltverbund gegen Regenwasser Backsteingotik im lehmreichen norddeutschen
abgedichtet waren. Raum auf ein Wiedererlangen des Wissens um
Hohe Druck- und Abriebfestigkeit, Dauerhaftig- die Ziegelbaukunst hin.
keit und die Wasserbeständigkeit des kerami- Im 19. Jh. steigt die Zahl der verarbeiteten Zie-
schen Baustoffs verbunden mit der Formbarkeit gel exponentiell an. Die Erfindung der Strang-
der plastischen Tonmasse vor dem Brennen presse und der Einsatz des Ringofens ermögli-
bieten ein großes Spektrum an Einsatzmöglich- chen einen industriellen Produktionsablauf mit
keiten. effizienter Energienutzung, geringem Aus-
Die Wissensverbreitung über Herstellung und schuss und hoher Qualität der Erzeugnisse.
Nutzen gebrannter Ziegel erfolgte über Han-
delswege oder wurde durch Kriegszüge geför-
dert. Grundlage für die Produktion waren immer Rohstoffe
Tonvorkommen und Ziegeleien, um den damals
rasant steigenden Bedarf zu decken. Die Ent- Die Hauptbestandteile von Ton sind kristallwas-
wicklung verschiedener Formate und Mauer- serhaltige Aluminiumsilikatverbindungen wie

B 3.1 Hofhaussiedlung, Fredensborg (DK) 1963,


Jørn Utzon
B 3.2 Lagerhaus Julio Herrera & Obes
Montevideo (ROU) 1979, Eladio Dieste
B 3.3 Anwendung von Recycling-Ziegel,
Gründerzentrum, Hamm (D) 1998,
Hegger Hegger Schleif
B 3.4 technisches Verwaltungsgebäude der Farbwerke
Hoechst, Frankfurt am Main (D) 1924, Peter
Behrens
B 3.5 unterschiedliche Ziegelfarben, Fugenfarben und
Fugenausbildungen
B 3.2

48
Keramische Baustoffe

Kaolinit und Montmorillonit. Sie entstehen durch komplexere Formen wie Pressfalzziegel entste-
mineralische Neubildung beim Verwitterungs- hen einzeln in Stempelpressen.
prozess feldspathaltiger Gesteine (z.B. Granit,
Porphyr). Hinzu kommen Verunreinigungen von Trocknen und Brennen
Quarz, Kalkspat, Glimmer und Eisenoxiden aus Bei Erhitzung der geformten Tonmasse finden
dem Ursprungsgestein und organischen Res- folgende Prozesse statt: Bis 120 °C werden der
ten. Die flächigen Kristalle der Tonminerale Masse durch das Trocknen die frei bewegli-
weisen eine Blättchenstruktur auf, die aufgrund chen Wassermoleküle entzogen, die für das
ihrer großen Oberfläche fähig ist, kapillar Was- Formen notwendig sind.
ser anzulagern und zu quellen. Somit binden Der Brennvorgang in Tunnelöfen beginnt zwi-
die Tonminerale das Gemenge und machen schen 450 und 600 °C, indem das physikalisch
die Masse plastisch formbar. gebundene und das Kristallwasser entfernt
Nicht schwindende Magerungsmittel in Form werden. Bei 800 °C verfestigt sich das Brenn-
von Sand, Quarzmehl, Ziegelmehl, industriellen gut, Grenzflächenreaktionen beginnen. Von
Abfallstoffen (Schlacke, Asche) oder organi- 1000 bis 1500 °C schmelzen einzelne Phasen
schen Stoffen (Sägespäne) gewährleisten bei und verdichten die Masse. Ab 1200 °C spricht
Rohstoffen mit hohem Tonanteil (fetter Ton) die man von Sintern. Die entstehende glasartige B 3.3
Formbeständigkeit der Baustoffe nach dem Struktur umschließt die nicht geschmolzenen
Trocknen und Brennen. Kristalle und Poren, sodass die Wasserauf-
Die Eigenfarbe des keramischen Baustoffs nahme des gesinterten Scherbens gering ist.
hängt von den enthaltenen Metalloxiden des
Tons und der Sauerstoffzufuhr beim Brennen Oberflächenvergütung
ab. Eisenoxid verleiht dem Scherben die rote Als Engobe bezeichnet man den farbigen,
Farbe, bei hohen Temperaturen eine blaugrü- keramischen Überzug aus Tonschlämme mit
ne. Bei Mangananteilen in der Tonmasse ent- Metalloxiden, die vor dem Brennen durch Tau-
steht ein brauner, mit Graphit ein grauer und chen oder Spritzen auf Dachziegel, Vormauer-
bei Kalkanteilen ein gelber Scherben. Reiner ziegel und Wandplatten aufgetragen wird.
Ton (Kaolin) ist weiß (Abb. B 3.5). Neben der Farbgebung erzeugt die Sinteren-
Die Verwendungsmöglichkeiten des Rohstoffs gobe bei Brenntemperaturen ab 1200 °C eine
hängen von der Zusammensetzung der natürli- dichtere Oberfläche.
chen Tonvorkommen ab. Der Abbau erfolgt Die Glasuren dichten mit einem glasartigen
schichtenweise in der Tongrube. Überzug den keramischen Baustoff ab und
bestimmen die Härte, Glätte und Farbe der
Oberfläche. Die Glasurmasse setzt sich aus
Keramische Baustoffe Feldspat, Quarz, Kalk, Dolomit und farbgeben-
den Metalloxiden zusammen. Sie wird gebrannt
Keramische Baustoffe werden aufgrund unter- und fein gemahlen mit Wasser geschlämmt
schiedlicher Aufbereitung der Rohstoffe nach (Glasurschlicker), auf den getrockneten Roh-
Korn-, Kristall- und Porengröße des gebrannten ling (Einbrandverfahren) oder auf den gebrann-
Scherbens in Grobkeramik und Feinkeramik ten Baustoff (Zweibrandverfahren) aufgebracht
eingeteilt (Abb. B 3.6). und eingebrannt.
Ihre Eigenschaften wie Festigkeit, Dichte, Poro-
sität und Wasseraufnahme stehen in Zusam- Recycling
menhang mit der Brenntemperatur, Brenndauer Die Wiederverwendung von Ziegel kann sich
und der stofflichen Zusammensetzung. Da die aufgrund anhaftender Mörtel- und Putzreste,
Brenntemperatur bestimmend ist, gruppieren die den Mauerwerksverbund herstellen, als auf-
sich die keramischen Baustoffe wie folgt: wändig erweisen, sofern stark zementhaltige
Mörtel verwendet wurden. Ältere Mauerwerke
Ziegelwaren 900–1000 °C lassen sich jedoch, da sie meist mit Kalkmörtel
Steingut, Steinzeug, Klinker 1100–1300 °C verarbeitet wurden, leichter wieder verwenden.
Porzellan (Kaolin) 1300–1450 °C Der Einsatz recycelter Ziegel ist zu begrüßen, B 3.4
feuerfeste Erzeugnisse 1300–1800 °C da so der hohe Primärenergiebedarf bei der
Oxidkeramik 1500–2100 °C Herstellung eingespart und die hohe Dauerhaf-
Sonderkeramik bis 2500 °C tigkeit dieses Baustoffs genutzt wird
(Abb. B 3.3).
Herstellung Mauerwerk wird stofflich als Schütt- oder Füll-
Die Aufbereitung des Rohstoffs erfolgt durch material im Tief- und Straßenbau verwertet,
Zerkleinern, Mischen, Befeuchten bzw. Entwäs- anfallender Ausschuss im Ziegelwerk dient
sern und anschließendem Lagern in Sumpfhäu- gemahlen als Magerungsmittel für die weitere
sern, um organische Bestandteile abzubauen. Produktion.

Formgebung
Plastische und teilweise pulverförmige Massen Mauerziegel
werden industriell in Schneckenpressen strang-
gepresst. Das austauschbare Mundstück gibt Mauerziegel werden aus den Rohstoffen Ton,
die Form des Querschnitts vor, Drähte längen Magerungs- oder Porosierungsmittel und Was-
den Endlosstrang in Stücke ab. Fliesen und ser als Vollziegel oder Lochziegel hergestellt.
B 3.5

49
Keramische Baustoffe

tonkeramische Werkstoffe

Grobkeramik Feinkeramik Sonderkeramik

Irdengut (Tongut) Sinterzeug (Tonzeug) Irdengut (Tongut) Sinterzeug (Tonzeug)


poröser Scherben dichter Scherben poröser Scherben dichter Scherben

nicht weiß weiß / hell nicht weiß weiß / hell nicht weiß weiß nicht weiß weiß Glaskeramik,
brennend brennend brennend brennend brennend brennend brennend brennend Oxidkeramik

Ziegelei- feuerfeste Klinker, technisches Töpfer- Steingut Steinzeugflie- Porzellan keramische


erzeugnisse Erzeugnisse Riemchen Porzellan erzeugnisse (glasiert), bzw. sen für Wand Maschinen-
Spaltplatten Halbporzellan und Boden elemente für
Feinterrakotten Nachrichten- und
Mauerziegel Schamotte-, Bodenklinker- Ofenkacheln Wandfliesen Elektrotechnik
Silimanit-, platten Spülwannen
Deckenziegel Blumentöpfe Waschtische Hoch- und
Dinassteine glasierte Stein- Labortisch-
Dachziegel Fayencen Spülbecken Höchsttempe-
zeugwaren (z.B. platten
Tonrohre Terrakotten raturwerkstoffe
Steinzeugrohre)
chemische
Kabelschutz- Geräte
hauben B 3.6

DIN 105 Teil 1– 6 definiert folgende Mauerzie- arten erfolgt mit Kurzzeichen entsprechend: ständig. Beim Anschlagen klingen sie hell. Ihr
gelarten, deren Eigenschaften von Rohdichte, Teil 2 DIN 105–Hlz W 6–0,8–10 DF (300) Einsatzgebiet liegt im Wasser- und Kanalbau,
Lochanteil, Festigkeit und Form beeinflusst sind Sie stehen für: bei Fassaden und Fußböden.
(Abb. B 3.10 und 12):
• Teil der DIN, DIN-Nummer Ziegel geringer Rohdichte besitzen bessere
• Teil 1 Vollziegel und Hochlochziegel: • Kurzzeichen des spezifischen Ziegels Wärmedämmeigenschaften, wozu Lochform
Vollziegel (Mz) • Lochgröße A, B, C, W (also der Lochanteil) und Lochanordung beitragen.
Hochlochziegel (HLz) • Druckfestigkeitsklasse (N / mm2) Poren im Ziegel entstehen durch Porosierungs-
Mauertafelziegel (HLzT) • Rohdichteklasse (kg / dm3) mittel, die der Rohmasse beigegeben werden,
Handformziegel, Formziegel • Format und Wanddicke (mm) z.B. Polystyrolkügelchen (0,25 Masseprozent),
Vormauerziegel (VMz, VHLz) Sägemehl oder Papierfangstoffe (< 6 Masse-
Klinker (KMz, KHLz) Eigenschaften prozent) aus der Papierproduktion. Die rück-
• Teil 2 Leichthochlochziegel Die Unterschiede in den physikalischen Eigen- standlose Verbrennung im Tunnelofen führt zu
• Teil 3 Hochfeste Ziegel und hochfeste Klinker schaften zeigen sich bei der grundsätzlichen kleinen Luftporen, die die Ziegelrohdichte ver-
• Teil 4 Keramikklinker: Einteilung in Vollziegel, Lochziegel und Klinker: ringern.
Keramikvollklinker KK Ihre dennoch große Masse eignet sich als Wär-
Keramikhochlochklinker KHK • Vollziegel weisen einen Lochanteil in der mespeicher. Der Ziegel gibt die Wärme zeitver-
• Teil 5 Leichtlanglochziegel LLz und Lagerfläche von 0 bis 15 % auf und werden setzt wieder an den Raum ab. Die feinen kapil-
Leichtlanglochziegelplatten LLp bei Temperaturen zwischen 900 und 1100 °C laren Poren nehmen Feuchtigkeit auf und wir-
• Teil 6 Planziegel: gebrannt. Die Einsatzgebiete sind Mauer- ken als Puffer bei Schwankungen der Raumluft-
Planvollziegel PMz werk, Bögen, Ausmauerungen und Pfeiler. feuchtigkeit. Mauerziegel zählen zu den nicht
Planhochlochziegel PHLz • Lochziegel können als Hochlochziegel mit brennbaren Baustoffen der Baustoffklasse A1.
Vormauerplanziegel PVMz einem Lochanteil bis 50 % der Lagerfläche
Mauertafelplanziegel PHLzT ausgebildet sein und werden für Außen- und Planhochlochziegel mit integrierter
Planklinker PKMz Zwischenwände verwendet. Wärmedämmung
Planformziegel • Klinker sind gelochte oder nicht gelochte Zie- Dieser neu entwickelte, plangeschliffene
gel, die bis zur Sintergrenze gebrannt wur- Leichthochlochziegel besitzt eine geringe Roh-
Die genormte Bezeichnung der Mauerziegel- den. Sie sind schwer, dicht, hart und frostbe- dichte (0,65 kg / dm3). Er besteht aus porosier-

B 3.7 B 3.8 B 3.9

50
Keramische Baustoffe

Ziegelart Kurzbezeichnung verfügbare verfügbare (Druck-)


Rohdichteklasse Festigkeitsklasse
[kg / dm3] [N / mm2]

Hochlochziegel HLzA, HLzB 1,2–1,6 4–28


Vormauerhochlochziegel VHLzA, VHLzB 1,4–1,6 12–28

Vollziegel Mz 1,6–2,0 (2,2) 12–28


Vormauervollziegel VMz

Hochlochklinker KHLzA, KHLzB ≥ 1,9 28

Leichthochlochziegel HLzA, HLzB, HLzW 0,6–1,0 4–12

Mauertafelziegel HLzT 0,8–1,0 6–28

Vollziegel Mz, VMz 1,2–2,2 26–60


Hochlochziegel HLz, VHLz
Vollklinker KMz
Hochlochklinker KHLz

Vollklinker KK 1,6–2,2 60
Keramikhochlochklinker KHK

B 3.10 B 3.11

tem Ziegel, dessen Lochanteil zusätzlich mit gerechtes Brennen werden die meisten lös- B 3.6 systematische Darstllung tonkeramischer
Perlite gefüllt ist. Dadurch werden Bemes- lichen Salze der Tonmasse umgewandelt und Werkstoffe
B 3.7 Hochlochklinker
sungswerte der Wärmeleitfähigkeit um abgebaut. Die Ursache der Ausblühungen liegt B 3.8 Deckenziegel
0,09 W / mK erreicht. Bei einer Wanddicke von daher eher am verwendeten Mörtel und der B 3.9 Planhochlochziegel mit integrierter Wärme-
365 mm und beidseitigem Putz liegt der U-Wert nicht fachgerechten klimatischen Exposition dämmung aus Perlite
bei 0,23 W / m2K. Je nach Hersteller können der Ziegel bei bestimmten Konstruktionen und B 3.10 Rohdichten und Druckfestigkeitsklassen für
spezifische Ziegelarten nach DIN 105
Planhochlochziegel auch ohne Füllung ähn- Fugenausbildungen.
B 3.11 Gartensaal, Haus Kühnen, Kevelaer (D) 1998,
liche Werte erreichen. Somit können einschali- Heinz Bienefeld
ge Außenwandkonstruktionen mit diesem mas- B 3.12 physikalische Kennwerte für Ziegelmauerwerk
siven Wandbaustoff gleichzeitig wärmedäm- Deckenziegel und Wandtafeln nach DIN V 4108-4
mende Funktion übernehmen. Er stellt eine
Alternative zu Leichtbaukonstruktionen und Deckenziegel werden zur Fertigung von Stahl-
Wärmedämmverbundsystemen dar. betonrippendecken und Ziegeldecken verwen-
Rohdichte Bemessungs- Wasserdampf-
det (Abb. B 3.8). Sie besitzen einen Lochanteil, wert der Wärme- diffusions-
Anwendung der das Gesamtgewicht verringert und luft- leitfähigkeit 1 widerstandszahl
Die Bezeichnung nach DIN 105 impliziert schalldämmend wirkt. Formen und Abmessun- [kg / m3] [W / mK] [–]
zugleich die Art der Anwendung. Nach ihr wer- gen des grobkeramischen Baustoffs sind viel-
den Mauerziegel in Hinter- sowie Vormauerzie- fältig, die Konstruktionen beruhen grundsätz-
gel und Klinker eingeteilt. Poröse Ziegel benöti- lich auf dem Zusammenwirken von Betonrip- Vollklinker, Hochlochklinker, Keramikklinker
gen einen Wetterschutz durch Putz oder eine pen, Trägern aus Holz oder Stahl und den in 2200 1,20 50 / 100
frostbeständige Außenwandbekleidung. Grund- die Zwischenräume gelegten Deckenziegeln 2000 0,96 50 / 100
sätzlich eignen sich gesinterte Mauerziegel (siehe Decken, S. 165). 1800 0,81 50 / 100
aufgrund ihrer geringen Wasseraufnahme für
Sicht- und Verblendmauerwerk als frostbestän- Die Norm unterscheidet statisch mitwirkende Vollziegel, Hochlochziegel
diger Regenschutz. Diesen Schutz gewährleis- Deckenziegel nach DIN 4159 für Stahlstein- 2000 0,96 5 / 10
ten bündige und wasserabweisende Mauer- decken, Stahlbetonrippendecken und vorgefer- 1800 0,81 5 / 10
werksfugen. Fugenfarbe und -ausbildung tigte Wandtafeln. Diese Deckenziegel nehmen 1600 0,68 5 / 10
beeinflussen den Charakter der Wandfläche. Biegedruckspannung auf und sind an der Seite 1400 0,58 5 / 10
Der Fugenglattstrich wird nach dem Ansteifen mit Fußleisten oder Auflager ausgestattet. Die 1200 0,50 5 / 10
des vollfugig aufgebrachten Mörtels durchge- Stoßfugen werden voll- oder teilvermörtelt. Sta-
führt, indem mit einem geeigneten Werkzeug tisch nicht mitwirkende Deckenziegel nach Leichthochlochziegel mit Lochung A / B
(Kunststoffschlauch) die Fuge leicht konkav DIN 4160 nehmen nur während der Verlegung 1000 0,45 5 / 10
verpresst wird. Lasten auf. 900 0,42 5 / 10
Beim nachträglichen Verfugen kratzt man den 800 0,39 5 / 10
Mauermörtel 15 – 20 mm aus der Fuge, um 700 0,36 5 / 10
diese dann in zwei Arbeitsgängen mit Fugen- Dachziegel
mörtel zu füllen und zu verdichten. Leichthochlochziegel W
Dachziegel sind flächige, grobkeramische 1000 0,39 5 / 10
Ausblühungen Erzeugnisse zur regensicheren Deckung 900 0,36 5 / 10
Mauerwerksverfärbungen in Form von salzhal- geneigter Dachflächen und Fassaden. Einzeln 800 0,33 5 / 10
tigen Ablagerungen hängen in seltenen Fällen befestigt überlappen sie sich, sodass Nieder- 700 0,30 5 / 10
mit den im Baustoff enthaltenen löslichen Sub- schlagswasser abgeleitet wird (siehe Gebäu-
stanzen zusammen. Die in den Ziegel kapillar dehülle, S. 123f.). Man unterscheidet Dach- 1
Die angegebenen Bemessungswerte dürfen bei
eindringende Feuchtigkeit löst die Salze und ziegel nach Art der Herstellung, Form und Verwendung von Leichtmörtel nach DIN 1053-1
transportiert sie an die Oberfläche. Durch DIN- Abmessung (Abb. B 3.16). um 0,06 W / mK verringert werden.
B 3.12

51
Keramische Baustoffe

B 3.13 B 3.14 B 3.15


Strangdachziegel leistet die Regensicherheit. Weitere Einflussgrö- Gekennzeichnet ist das Rohr durch eine Prä-
Strangdachziegel besitzen einfache Geometri- ßen sind Dachflächenkonstruktion und Lage des gung auf dem Rohrschaft, welche die europäi-
en, zu ihnen gehören: Gebäudes sowie das lokale Klima. sche Norm DIN EN 295, das Herstellerkennzei-
chen, die Nennweite, die Tragfähigkeit in kN / m
• Dachziegel ohne Falz: und das Verbindungssystem beinhaltet.
Flachziegel (Biberschwanzziegel) Steinzeugrohre
Hohlpfanne
• Dachziegel mit einem Seitenfalz: Steinzeugrohre dienen zur Grundstücksentwäs- Keramische Beläge
Strangfalzziegel serung und werden für Entwässerungsnetze
eingesetzt. In der Erde verlegt, weisen sie eine Keramische Fliesen und Platten werden in
Pressdachziegel hohe Dauerhaftigkeit (> 100 a), chemische Zusammenhang mit den entsprechenden
Pressdachziegel werden konisch oder mit meh- Beständigkeit (pH 0 –14), hohe mechanische Güteanforderungen in DIN EN 14 411 nach
reren Kopf-, Fuß- und Seitenfalzen in Stempel- Festigkeit, Dichtigkeit und große Härte auf. ihrer Formgebung und der Feuchtigkeitsauf-
pressen hergestellt. Die Rohmasse besteht aus Ton, Wasser und nahme in Gruppen gegliedert (Abb. B 3.18).
Schamotte (Magerungsmittel); letztere ist für
• Dachziegel ohne Falz: Standfestigkeit und Formstabilität verantwortlich. Anwendungsbereiche
Krempziegel Schneckenpressen verdichten die plastische Die Brenntemperatur und die Porosität des
Mönch und Nonne Masse, die zusätzlich in der Unterdruckkam- Scherbens beeinflussen dessen Wasserauf-
• Dachziegel mit Falzen: mer von Lufteinschlüssen befreit wird. Die nahme.
Strangfalzziegel Muffe zur Verbindung der einzelnen Rohre wird Fliesen und Platten mit niedriger Wasserauf-
Muldenfalzziegel im selben Arbeitsgang geformt. Je nach Nenn- nahme (E ≤ 3 %) besitzen einen feinkörnigen,
Doppelfalzziegel weite gibt es verschiedene Verbindungssyste- gesinterten Scherben. Die Hohlräume sind
Falzpfanne me mit Dichtungselementen aus Kunststoff. gefüllt, die Oberfläche zieht sich beim Brand
Flachdachpfanne Vor dem Brennen erhält der Rohling innen und zusammen, sodass der keramische Baustoff
Verschiebeziegel außen eine Glasur. hohe Festigkeit, Frostbeständigkeit und Wider-

Zusätzlich werden Formteile angeboten, die


ergänzend An-, Abschlüsse und Übergänge
herstellen, z.B. an Ortgang, First oder Wand.
Dachziegel und Formteile sind in DIN EN 1304
definiert. Zu Abmessungen gibt es keine Festle- a b
gung, lediglich Empfehlungen an die Hersteller.
Die natürliche Farbe ist Rot. Durchgefärbt,
gedämpft, engobiert oder glasiert erscheint der
Dachziegel auch in anderen Farben. Neu entwi-
ckelte Beschichtungen weisen den Effekt der
Lotuspflanze auf, durch den sich die Dauerhaf-
tigkeit der Dachziegel erhöht: Regenwasser c d
spült Verunreinigungen weg.

Anforderungen
An der Oberfläche dürfen keine den Gebrauch
und die Witterungsbeständigkeit einschränken-
den Deformationen oder Risse in der Glasur oder e f
Engobe auftreten. Dachziegel müssen formhaltig,
wasserundurchlässig und frostbeständig sein
sowie festgelegte Mindestlasten aufnehmen.
Dachziegelart, Deckungsart und Dachneigung
hängen eng zusammen. Die Vorgabe der Min-
destdachneigung (Regeldachneigung) gewähr-
g h B 3.16

52
Keramische Baustoffe

standsfähigkeit gegenüber Laugen und Säuren Mörtel ermöglichen. Sie eignen sich für Wand-
aufweist. Dazu zählt das Steinzeug (STZ) mit und Bodenbeläge, an Fassaden, Terrassen, in
glasierter Oberfläche (GL) oder unglasiert Industriebetrieben oder im Schwimmbadbau.
(UGL). Die Spaltplatten müssen beständig gegenüber
Fliesen und Platten mit hoher Wasseraufnahme, Temperaturwechsel, Laugen und Säuren sein.
(E > 10 %) werden unterhalb der Sintergrenze Der Handel bietet sie in verschiedenen For-
gebrannt. Dadurch weisen sie ein Porenvolu- men, Farben und Abmessungen an, glasiert
men von 20 bis 30 % auf. Nach dem ersten oder unglasiert. Frostbeständigkeit wird nur
Brand (Biskuitbrand) erfolgt der Auftrag der von den Spaltplatten der Gruppe A I gefordert.
Glasur, die nach dem Glattbrand die Fliese Einzeln gezogene Platten sind selten und wer-
abdichtet. Zu dieser Gruppe gehören Steingut- den zur Verbesserung ihrer Eigenschaften häu-
fliesen (STG) mit weißem Scherben und Irden- fig nachgepresst.
gutfliesen (IG) mit farbigem Scherben. Da sie
nicht frostbeständig sind, dürfen sie nur im Trockengepresste Fliesen und Platten
Innenbereich eingesetzt werden. Trockengepresste Fliesen und Platten zählen
Weitere Auswahlkriterien stellen die Art der zu den feinkeramischen Erzeugnissen. Ton,
Beanspruchung wie auch die Bewertung der Kaolin, fein gemahlener Quarzsand und Kreide B 3.17
Rutschhemmung dar. Der Verdrängungsraum werden mit Wasser homogen vermischt.
profilierter Fliesen bezeichnet das Volumen zwi- Anschließend entzieht eingeblasene heiße Luft
schen Lauffläche und Entwässerungsebene. Er im Sprühturm der Mischung das Wasser. Die
ist z.B. wichtig für Bodenbeläge in Schwimmbä- pulverförmige, feinkörnige Masse wird vor dem
dern und Industriebetrieben. Brand mit hohem Druck in Formen zu Roh-
Aus Eigenschaften und Anforderungskriterien lingen gepresst. Die trockengepressten Fliesen
resultieren die möglichen Anwendungsbereiche: und Platten gibt es in glasierter, teilglasierter
Als Wandbelag kommen Steingutfliesen, Stein- und unglasierter Ausführung. Die Oberfläche
zeugfliesen und Steinzeugkleinformate (kerami- der unglasierten Produkte ist je nach Anforde- B 3.13 Dachziegel mit verschiedener Farbgebung
sches Mosaik) infrage. rung glatt, rau oder profiliert. B 3.14 Steinzeugrohre
B 3.15 fliesenbelegte Dachschale, Opernhaus,
Für Bodenbeläge werden keramische Spaltplat- Weitere Herstellungsverfahren existieren, Sydney (AUS) 1973, Jørn Utzon
ten, Steinzeugfliesen, Steinzeugkleinformate, haben jedoch für das Bauwesen nur unterge- B 3.16 Auswahl an Dachziegelquerschnitten:
Feinsteinzeug, Keramische Spaltplatten, Boden- ordnete Bedeutung. a Doppelfalzziegel
klinker und Terrakotten verwendet. b Flachdachpfanne
c Mönch und Nonne
Verarbeitung
d Bieberschwanzziegel
Stranggepresste Fliesen und Platten Fliesen und Platten werden auf waagerechten e Hohlpfanne
Stranggepresste Fliesen und Platten gehören zu Flächen verlegt, an senkrechten Flächen ange- f Strangfalzziegel
den grobkeramischen Erzeugnissen, die ober- setzt. Die Dickbettverlegung erfordert einen g ebener Dachziegel mit Rundumfalz
halb der Sintergrenze gebrannt werden. Ihr festen Untergrund, auf den der 10 – 20 mm h Verschiebeziegel
B 3.17 Dachziegel als Dachdeckung und
Scherben ist farbig. Hauptsächlich erfolgt die dicke Zementmörtel aufgetragen wird, um Une- Außenwandbekleidung, Wohnhäuser bei
Herstellung aus plastischer Tonmasse als Dop- benheiten auszugleichen. Den Haag (NL) 2002, MVRDV
pelplatte, die nach dem Brennen mit einem Die Dünnbettverlegung erfolgt mit hydrauli- B 3.18 Klassifizierung von keramischen Fliesen
Hammerschlag zur Spaltplatte getrennt wird. schem Mörtel oder mit unterschiedlichen Kleb- und Platten nach EN 14 411 (in Klammern die bis
2004 geltenden DIN-Nummern)
Dadurch entstehen auf der Rückseite Stege, die stoffen. Das 2 – 4 mm dicke Dünnbett erfordert
B 3.19 Sommerhaus, Muuratsalo (FIN) 1953,
eine form- und kraftschlüssige Verlegung mit einen ebenen und festen Untergrund. Alvar Aalto

Feuchtigkeitsaufnahme Gruppe I Gruppe IIa Gruppe IIb Gruppe III


Formgebung E≤3% 3%<E≤6% 6 % < E ≤ 10 % E > 10 %

A stranggepresste Gruppe AI Gruppe AIIa-1 Gruppe AIIb-1 Gruppe AIII


Fliesen und Platten Anhang A Anhang B Anhang D Anhang F
(DIN EN 121) (DIN EN 186-1) (DIN EN 187-1) (DIN EN 188)

Gruppe AIIa-2 Gruppe AIIb-2


Anhang C Anhang E
(DIN EN 186-2) (DIN EN 187-2)

B trockengepresste Gruppe BIa Gruppe BIIa Gruppe BIIb Gruppe BIII


Steinzeugfliesen STZ

Fliesen und Platten


Steingutfliesen STG

E ≤ 0,5 %
Irdengutfliesen IG

Anhang G Anhang J Anhang K Anhang L


(DIN EN 176) (DIN EN 177) (DIN EN 178) (DIN EN 159)

Gruppe BIb
0,5 % ≤ E < 3 %
Anhang H
(DIN EN 176)

C nach anderen Verfahren her-


gestellte Fliesen und Platten Gruppe CI Gruppe CIIa Gruppe CIIb Gruppe CIII

B 3.18 B 3.19

53
Baustoffe mit
mineralischen Bindemitteln

B 4.1
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln sind Der französische Ingenieur Bernard Forest
seit Jahrtausenden bekannt. Bereits Phönizier, Belidor (1698–1761) beschrieb die Zusammen-
Ägypter, Trojaner und Griechen kannten Mörtel setzung von Mörtel und verwendete erstmals
aus Gips und Kalk für Mauerwerk und als den Begriff »Beton« für eine Mischung aus
schützende Putzschicht. Nachweislich verwen- wasserbeständigem Mörtel und Zuschlägen.
deten griechische Baumeister im 2. Jh. v. Chr. 1824 erhielt Joseph Aspdin ein Patent für
Kalkmörtel für Mauerwerksfüllungen aus Bruch- Portlandzement, ein Gemisch aus gebranntem,
steinen. Die Römer verfeinerten diese Technik pulverfömigen Kalk und Ton.
für die Errichtung von großen Gebäuden wie Auguste Perret (1874–1954) verwendete als
z.B. des Kolosseums: »Opus Caementitium« – einer der Ersten Beton im Wohnungsbau und
ein Gemisch aus abbindefähigem Kalk, Puzzo- zeigte die Möglichkeiten dieses Materials kon-
lanerde und Tuff mit Zuschlägen aus Kies und sequent an Industriebauten.
Steinen – wurde als Füllung hinter Ziegeln und Bauten des Expressionismus und Architekten
Natursteinmauerwerk durch Stampfen verdich- wie Frank Lloyd Wright machten die Formbar-
tet. Die Außenflächen erhielten eine Putz- oder keit des Beton deutlich sichtbar. In den 1950er-
Natursteinverkleidung. Bei Zweckbauten und Jahren wurden hauchdünne, effiziente Scha-
Fundamenten diente Holz als Schalung. Vitruv lenkonstruktionen realisiert. Le Corbusier und
beschreibt 13 v. Chr. die Zusammensetzung Louis Kahn setzten sichtbare Betonoberflächen
des hydraulischen Mörtels, der bereits Festig- gezielt als Gestaltungsmittel ein.
keiten heute üblicher Betone erreichte
(Abb. B 4.2). Das 27 v. Chr. erbaute Pantheon
mit 43 m Spannweite ist bis heute das ein- Mineralische Bindemittel
drucksvollste Beispiel dieser Bauweise. Das
Wissen über das »Opus Caementitium« der Bindemittel halten die körnigen Bestandteile
Römer geriet nach dem Untergang des Römi- (Zuschläge wie Sand oder Kies) von Mörtel und
schen Reichs jedoch in Vergessenheit und Beton zusammen. Über den chemischen
wurde erst im 19. Jh. wiederentdeckt. Abbindevorgang werden die unterschiedlichs-
ten Eigenschaften gesteuert, z.B. Festigkeit,
Ab dem Mittelalter wird Gips vielfach als Binde- Dampfdurchlässigkeit, Druckfestigkeit und
mittel für Estriche, Mörtel und später für Stuck- Elastizität (Abb. B 4.6).
marmor verwendet. Fachwerke erhalten eine
Ausfachung mit bewehrtem Gipsmörtel, dem Gips
man Strohfasern oder Rosshaar beimischt. Der natürlich vorkommende Gipsstein ist eine

B 4.1 Stahlbetongewölbe, Weinkeller, Pamplona (E)


1999, Jaime Gaztelu, Ana Fernandez
B 4.2 Opus Caementitium, Caracalla-Therme,
Rom (I) 217 n. Chr.
B 4.3 Stahlbetontragwerk, ehemalige Fiat-Fabrik
Lingotto, Turin (I) 1927, Giacomo Matteo Trucco
B 4.4 Zusammensetzung mineralischer Bindemittel
B 4.2 B 4.3

54
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln

Magmatite (Naturstein)

Quarz Glimmer Feldspat

CO2 SO2H2O

Sand Lehm Ton Mergel Kalkstein Gipsstein

Brennen Brennen Brennen

hydr. Kalk Branntkalk

Löschen Löschen

Zement hydr. Kalkhydrate Gips-Anhydrit


Kalkhydrate
B 4.4
Verbindung aus Kalziumsulfat (Kalk) und Was- • Stuckgips, Stuckmarmor Dabei entstehen gebrannter Kalk und Klinker-
ser: CaSO4 ≈ 2H2O (Kalziumsulfat-Dihydrat). • Putzgips, Fertigputzgips, Haftputzgips, mineralien, die auch in Zement vorkommen.
Um abbindefähigen Gips zu erhalten, wird der Maschinenputzgips Beim Löschprozess reagiert der enthaltene
Gipsstein gebrochen, gemahlen und anschlie- • Ansetzgips, Fugengips, Spachtelgips gebrannte Kalk mit Wasser zu Kalkhydrat
ßend in Drehrohröfen bei Temperaturen zwi- • Anhydritbinder (Ca(OH)2), während die entstandenen Klinker-
schen 300 und 1000 °C gebrannt. Dadurch • Gipsfertigprodukte mineralien erhalten bleiben.
treibt man das gebundene Kristallwasser je Hydraulische Kalke bestehen aus Mischungen
nach Temperatur unterschiedlich stark aus und Anhydritbinder von Kalkhydrat, das durch Karbonisation an
erhält so einzelne Baugipsarten, die in Hydrat- Anhydritbinder werden aus natürlich vorkom- der Luft erhärtet, sowie hydraulisch erhärten-
stufen des Kalziumsulfats gegliedert sind. Die mendem Anhydrit oder bei chemischen Pro- den Puzzolanen, die in vulkanischen oder tech-
Anteile von kristallwasserfreiem Anhydrit zessen anfallendem synthetischen Anhydrit nischen Schlacken vorkommen. Mit steigen-
(CaSO4) und Halbhydrat im Gips bestimmen hergestellt. Sie erhärten auf die gleiche Art wie dem Anteil an Puzzolanen im Gemisch erhöht
die Eigenschaften und das Abbindeverhalten. Baugipse. Aufgrund ihrer geringeren Löslich- sich die Festigkeit des hydraulisch erhärtenden
Stuckgips z.B. entsteht durch Brennen bei keit müssen werkseitig Anreger in Form von Kalks und das Vermögen, nach geringer Vorer-
niedrigen, Putzgips bei hohen Temperaturen. basischen Stoffen (z.B. Kalk oder Zement) oder härtungszeit an der Luft auch unter Wasser zu
Durch Zugabe von Wasser erhärtet Gips an der salzartige Stoffe (z.B. Sulfate) beigemischt wer- erhärten. Gleichzeitig verringert sich die Erhär-
Luft unter Wärmeentwicklung wieder zu Gips- den, um eine der Verarbeitung angemessene tungszeit. Deshalb unterscheidet man nach
stein, d.h. der Brennprozess wird bei der Erhär- Hydratationsdauer zu bewirken. Anhydritbinder DIN EN 459 hydraulischen Kalk 2, hydrauli-
tungsreaktion durch Einlagerung des Anmach- werden für Innenputzmörtel (siehe Oberflächen schen Kalk 3,5 und hydraulischen Kalk 5. Der
wassers als Kristallwasser umgekehrt. Die Ver- und Beschichtungen, S. 190), Estriche, Wand- letztere wird auch als hochhydraulischer Kalk
arbeitung von Gips mit Brennen, Anmachen bausteine und Wandbauplatten verwendet. bezeichnet.
und Abbinden stellt somit einen geschlossenen
Kreislauf dar. Kalk Kalke werden für Mörtel, aber auch in Reinform
Kalziumsulfat entsteht auch bei technischen Die im Bauwesen verwendeten Kalke sind Ge- für dünne Beschichtungen verwendet. Die
Prozessen als Nebenprodukt, z.B. bei Rauch- mische aus den Oxiden und Hydroxiden von Güteanforderungen sind in DIN EN 459 zusam-
gasentschwefelungsanlagen von Kraftwerken, Kalzium, Magnesium, Silizium und Eisen. mengestellt.
die mit fossilen Brennstoffen befeuert werden. In der Natur findet man Kalk in Form von Kalk-
Der feucht anfallende REA-Gips muss zunächst stein (CaCO3) und Dolomit. Baukalke werden Zu den Luftkalken gehören:
getrocknet werden. Wie Naturgips eignet er aufgrund unterschiedlicher Härtungsvorgänge • Weißfeinkalk, Weißkalkhydrat
sich für eine Vielzahl von Gipsprodukten. in Luftkalke und hydraulisch härtende Kalke • Dolomitfeinkalk, Dolomitkalkhydrat
unterschieden.
Eigenschaften und Verwendung Zu den hydraulischen Kalken gehören:
Beigegebene Zusätze und das Wasser-Gips- Luftkalk • Wasserfeinkalk, Wasserkalkhydrat
Verhältnis beeinflussen Festigkeit, Verar- Luftkalk wird durch Brennen von Kalkstein bei • hydraulischer Kalk, hochhydraulischer Kalk
beitbarkeit und Porosität des gehärteten Bau- ca. 900 °C hergestellt. Danach wird der
stoffs. Gips schwindet bei der Verarbeitung gebrannte Kalk (CaCO) durch Zugabe von Magnesiabinder
nicht und wirkt sich durch Feuchtigkeitsaufnah- Wasser »gelöscht«. Unter starker Wärmeent- Zur Herstellung von Magnesiabinder benötigt
me und -abgabe positiv auf das Raumklima wicklung und Volumenvergrößerung entsteht man Magnesit (Mg CO3) oder Dolomit
aus. Weil eine ständige Wassereinwirkung den gelöschter Kalk (Ca(OH)2), der für Mörtel und (CaMg(CO3)2). Beim Brennen zwischen 800
Gips löst, ist er für Nassräume nicht geeignet. Beschichtungen als Bindemittel dient. und 900 °C entsteht Magnesiumoxid. Dieses so
Gips wird als Putz für Oberflächen mit ver- Zur Erhärtung benötigt der Mörtel Wasser und genannte kaustische Magnesia reagiert mit
schiedenen Zuschlagstoffen eingesetzt. Aus CO2 aus der Luft, damit Kohlensäure den Kalk Wasser. Bei Brenntemperaturen über 1600 °C
dem Rohstoff wird auch eine Vielzahl an Pro- karbonisieren kann. Die Verarbeitung von Kalk erhält man aus Magnesit gesintertes Magnesi-
dukten hergestellt, insbesondere Platten, Stei- bildet einen geschlossenen Kreislauf, am Ende umoxid für hochfeuerfeste Steine. Es reagiert
ne und Formteile. Sie sind feuerbeständig, da liegt wieder Kalkstein vor. nicht mehr mit Wasser.
sie unter Wärme das in den Kristallen eingela- Kaustisches Magnesia dient bei der Herstel-
gerte Wasser wieder abgeben. In Betonmi- Hydraulischer Kalk lung von Estrichen und Holzwolleplatten als
schungen verzögert der Zusatz von Gips die Natürliche hydraulische Kalke werden durch Bindemittel. Durch Zugabe von Salzlösungen
Abbindegeschwindigkeit. Zu den wichtigsten Brennen von mergelhaltigem Kalkstein bei bildet sich innerhalb weniger Stunden eine
Produkten gehören: Temperaturen bis ca. 1250 °C hergestellt. polierfähige Masse. Dem Magnesiabinder kann

55
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln

Bindemittel Rohdichte Mindestdruck- Schütt-


im ausge- festigkeits- dichte
härteten klassen
Zustand
[kg / m3] [N / mm2] [kg / m3]

Zement 2900–3200 32,5; 42,5; 52,5 960–1200


1
Gips 850 –1600 10; 40 600–1200
Luftkalk ca. 1000 11 880–1120
hydr. Kalk 1000 2; 3,5; 5 640–700
Anhydrit 2900–3000 5; 20 800–1300
Magnesia ca. 2000 5; 50 400–650

1
Die Druckfestigkeiten von Luftkalken und Gipsen sind
nicht genormt; daher werden zum Vergleich durch-
schnittliche Druckfestigkeiten dargestellt.
B 4.5 B 4.6
man ohne wesentlichen Festigkeitsverlust ver- den Erstarrungsbeginn Mindestzeiten fest, die Betonfestigkeitsklassen nach EC2, Festig-
schiedenste Füllstoffe zusetzen, z.B. Holz- je nach Zementfestigkeitsklasse zwischen 45 keitsklassen von Normzementen und der
späne. und 75 Minuten liegen. Die Beigabe von etwa Wasserzementwert stehen in engem Zusam-
3–5 % Gips verlängert die Abbindezeit. Das menhang.
Zement Aushärten zum Festkörper ist ein längerer Vor-
Zemente sind hydraulische Bindemittel für Mör- gang, der nach 28 Tagen mit der Prüfung der Weißzement
tel und Beton. Sie bestehen aus Verbindungen Mindestdruckfestigkeit weitgehend abgeschlos- Weißzement hat die gleichen Eigenschaften
von Kalzium-, Silizium-, Aluminium- und Eisen- sen ist. Folgende Bedingungen müssen beim wie Portlandzement und wird wegen seiner
oxid. Je nach Zementart variiert die Zusam- Erhärtungsvorgang erfüllt sein: hellen Farbe für Sichtbeton, Terrazzo etc. ein-
mensetzung der verschiedenen Oxide. gesetzt.
DIN EN 197 gliedert die Zementarten in fünf • ausreichendes Anmachwasser zur Benetzung
Hauptgruppen (CEM I–V): Portlandzement, und Hydratation DIN EN 197-1 teilt die Zemente in Klassen (Z)
Portlandkompositzement, Hochofenzement, • hohe Luftfeuchte, Schutz vor Austrocknung, ein, welche die Mindestdruckfestigkeit (Norm-
Puzzolanzement und Kompositzement. teilweise Benetzung mit Wasser erforderlich prisma 40 ≈ 40 ≈ 160 mm in N / mm2 nach
Zur Herstellung von Portlandzement, der gän- • Temperaturen über 5 °C, hohe Temperaturen 28 Tagen) beschreiben. Je nach Erhärtungs-
gigsten Zementart, wird ein Gemisch aus Kalk beschleunigen den Erhärtungsvorgang verlauf der verschiedenen Zementarten kenn-
und Ton oberhalb der Sintergrenze bei 1450 °C zeichnet der Buchstabe N eine normale
gebrannt. Danach wird der entstandene Ze- Wasserzementwert Anfangserhärtung, der Buchstabe R eine
mentklinker in Kugelmühlen mit hohem Ener- Der Wasserzementwert (w / z-Wert) beschreibt hohe Anfangsfestigkeit. Folgende Festigkeits-
gieaufwand zu feinem Pulver – dem Zement – das Verhältnis der Wassermenge zum Zement- klassen lassen sich den Zementarten grund-
gemahlen. Durch ihre hohe Festigkeit unter- gewicht in Prozent. Dieses ist für eine vollständi- sätzlich zuordnen:
scheiden sich Zemente von anderen hydrauli- ge Hydratation ausschlaggebend. Der Wert
schen Bindemitteln. bestimmt die Porosität des Zementsteins und • Z 32,5 N; Z 42,5 N überwiegend Hochofen-
Unter Zugabe von Wasser erhärten die Zemen- somit die Festigkeit. zement
te exotherm sowohl an der Luft wie auch unter Bei der Hydratation werden ca. 40 % des • Z 32,5 R; Z 42,5 R überwiegend Portland-
Wasser. Diesen chemisch-physikalischen Vor- Zementgewichts (w / z-Wert 0,4) chemisch und und Portlandhüttenze-
gang nennt man Hydratation. Er beginnt unmit- physikalisch an Wasser gebunden. In der Praxis ment
telbar mit der ersten Wasserberührung des Ze- liegen die Werte zwischen 0,42 und 0,75. Ein • Z 52,5 N; Z 52,5 R nur Portlandzement
mentkorns. Zunächst entsteht Zementleim, der hoher w / z-Wert verschlechtert die Eigenschaf-
langsam vom flüssigen oder breiigen Zustand ten des Betons aufgrund höherer Porosität, die
in festen Zementstein übergeht. Während des durch wassergefüllte Poren entsteht. Mit einem Gesteinskörnungen und Zusatzmittel
Ansteifens und Erstarrens wird der Beton ein- Wert von ≤ 0,6 erreicht man Wasserundurch-
gebracht und verdichtet. DIN EN 197-1 legt für lässigkeit und eine gute Frostbeständigkeit. Die Art und Größe der Körner, die als Haupt-
bestandteile (65–80 % Raumanteil) den mine-
ralischen Bindemitteln zugegeben werden,
bestimmen die Eigenschaften eines Mörtels
oder Betons.

Zuschläge
Die Zuschlagstoffe für Beton unterscheidet
man nach ihrer Rohdichte in leichte, normale
und schwere Zuschlagstoffe.
Ungebrochene Zuschläge wie Sand und Kies
bestehen aus runden Körnern. Splitt und
Schotter, die durch Zerkleinern von Steinbro-
cken in Brechmühlen hergestellt werden,
bezeichnet man als gebrochene Zuschlag-
stoffe. Dazu gehören auch Körner, die man
aus dem Abbruch von Betonbauteilen
gewinnt.
B 4.7 B 4.8

56
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln

Leichte Zuschlagstoffe Pigmente Bezeichnung Kurzzeichen Farbkenn-


zeichnung
Mörtel und Beton mit leichten anorganischen Metalloxide eignen sich für die Herstellung
Zuschlagstoffen besitzen im Vergleich verbes- durchgefärbter Betonprodukte. Organische Betonverflüssiger BM gelb
serte Wärmedämmeigenschaften und ein güns- Farbpigmente hingegen sind in der Zement- Fließmittel FM grau
tigeres Brandverhalten. Tuffstein, Naturbims mischung chemisch meist nicht stabil. Dies Luftporenbildner LP blau
und Lavaschlacke gelten als natürliche beschränkt die Auswahl an Farben.
Dichtungsmittel DM braun
Zuschläge; zu den künstlichen zählen Blähton,
Verzögerer VZ rot
Blähschiefer, Hüttenbims, Leichtsand, Ziegel-
splitt und Perlite. Für besondere Anwendungen Mörtel Beschleuniger BE grün
kommen auch Holzwolle (Holzestrich), Holz- Einpresshilfen EH weiß
späne und Kunststoffe wie z.B. Polystyrolparti- Mörtel ist ein Gemisch aus Bindemittel, Was- Stabilisierer ST violett
kel zum Einsatz. ser, Sand und eigenschaftsverbessernden
B 4.9
Zusatzmitteln. Die Bestandteile mischt man
Normale Zuschlagstoffe auf der Baustelle (Baustellenmörtel) oder im
Mauermörtel- Mindestdruckfestigkeit Mindest-
Mischungen mit Kies, Splitt, Schotter, minerali- Werk (Werkmörtel). Da die Zusammensetzung gruppe nach nach 28 Tagen haftscher-
schem Recycling-Material und Sand bezeich- genormter Mörtel im Werk genauer ist als auf DIN 1053 festigkeit
net man entsprechend ihrer durchschnittlichen der Baustelle, wird in der Regel auf Werkmör- Eignungs- Güte-
Rohdichte als normale Zuschlagstoffe. tel zurückgegriffen. Man unterscheidet mehre- prüfung prüfung
re Mörtelarten: [N / mm2] [N / mm2] [N / mm2]
Schwere Zuschlagstoffe
Normalmörtel
Eisenerze, Eisengranulat, Sulfate und Baryt • Werkfrischmörtel sind gebrauchsfertige I – – –
sind schwere Zuschlagstoffe, die radioaktive Normalmörtel der Mörtelgruppen II, IIa und II 3,5 2,5 0,1
Strahlung abschirmen können, sie werden z.B. III. Sie beinhalten ein abbindeverzögerndes II a 7 5 0,2
beim Bau von Reaktoren und Röntgenräumen Zusatzmittel, das eine Verarbeitung inner- III 14 10 0,25
III a 25 20 0,3
verwendet. halb von 36 Stunden gewährleistet.
• Werkvormörtel (Werknassmörtel) besteht aus
Leichtmörtel
Sieblinien einem Gemisch von Luftkalk oder hydrauli- LM 21; LM 36 7 5 0,2
Die Anteile verschiedener Korngrößen eines schem Kalk und Zuschlägen, denen auf der
Zuschlaggemischs haben großen Einfluss auf Baustelle Wasser und – je nach Anforderung Dünnbettmörtel 14 10 0,5
die Materialeigenschaften. Sie bestimmen die – weitere Bindemittel beigegeben werden.
Verarbeit- und Verdichtbarkeit des Frischbe- • Werktrockenmörtel ist als Sack- oder Silo- B 4.10
tons und die benötigte Wasser- und Bindemit- ware erhältlich; ihm wird gemäß Hersteller-
telmenge. angaben vor Ort Wasser zugegeben. Putzmörtel- Putzmörtelart Mindestdruck-
Um bei möglichst geringem Bindemittelver- • Beim Mehrkammer-Silomörtel liegen die klasse festigkeit nach
brauch eine hohe Dichte und Festigkeit zu Ausgangsstoffe getrennt in Kammern vor; nach DIN 28 Tagen bei
V18 550 Güteprüfung
erreichen, soll der Betonzuschlag nach sie werden unter Zugabe von Wasser in
DIN 4226 ein dichtes Gefüge grober und feiner vorgegebenem Verhältnis vor Ort gemischt. PI a Luftkalkmörtel 1
Körner ausbilden und eine kleine Oberfläche b Wasserkalkmörtel
besitzen, die mit Bindemittel umhüllt werden Mörtel können den Schall-, Wärme- und c Mörtel mit hydrauli-
muss. Die kleineren Korngrößen sind für eine Brandschutz verbessern. Je nach Anwen- schem Kalk
gute Verarbeit- und Verdichtbarkeit verantwort- dung unterscheidet man Mauer-, Putz- und P II a Mörtel mit hochhydrau- 2,5
lich. Bei Stahlbeton soll das Größtkorn kleiner Estrichmörtel. Mauermörtel sorgt für eine lischem Kalk oder
als der Abstand der Bewehrungsstäbe unter- schub- und druckfeste Verbindung zwischen Mörtel mit Putz- und
einander und von der Schalung sein, damit einzelnen Bauelementen. Putzmörtel schützt Mauerbinder
b Kalkzementmörtel
immer eine ausreichende Umhüllung mit dem als dünner, ebener Belag Decken und Wände
Bindemittel gewährleistet ist. Das übliche vor Witterung und mechanischer Beanspru- P III a Zementmörtel mit 10
Größtkorn im Stahlbetonbau misst ca. 32 mm, chung oder bildet den Untergrund für den Zusatz von Kalkhydrat
bei Mörtel ca. 4 mm. weiteren Ausbau (Abb. B 4.11). Estrichmörtel b Zementmörtel
Genormte Sieblinien legen die Zusammenset- dient als Nutzschicht oder Träger eines
P IV a Gipsmörtel 2
zung der Zuschläge fest. Das Zuschlagge- Bodenbelags (siehe Fußböden, S. 172). b Gipssandmörtel
misch wird mit einem Prüfsiebsatz (neun Siebe c Gipskalkmörtel
mit Lochweiten von 0,25 bis 63 mm) gesiebt. Mauermörtel d Kalkgipsmörtel
Das Ergebnis gibt Aufschluss darüber, wie viel Mauermörtel werden in Normalmörtel (NM),
PV a Anhydritmörtel 2
Masseprozent der Gesamtmasse das jeweilige Leichtmörtel (LM) und Dünnbettmörtel (DM)
b Anhydritkalkmörtel
Prüfsieb passiert haben und ob das Gemisch unterteilt (Abb. B 4.10).
durch Zugabe von bestimmten Korngrößen ver- DIN 1053-1 gliedert Normalmörtel wiederum B 4.11
bessert werden muss. in fünf Gruppen, die sich in ihrer Zusammen-
setzung bezüglich Bindemittel und Sandanteil B 4.5 Schalentragwerk, Busstation, Casar de Cáceres
Zusatzmittel unterscheiden. Daraus ergeben sich entspre- (E) 2003, Justo García Rubio
B 4.6 physikalische Kennwerte von mineralischen
Zur Verbesserung der Eigenschaften bei der chende Anwendungsgebiete. Mörtel der
Bindemitteln
Verarbeitung und im fertigen Zustand werden Gruppe I sind u.a. nicht für Wände bei mehr B 4.7 Stahlbetontragwerk mit gestalterischem Fugen-
je nach Bedarf chemische Substanzen beige- als zwei Vollgeschossen und Wanddicken und Schalungseinsatz, Bahnhof Stadelhofen,
mischt. Betonverflüssiger erleichtern das Ein- < 240 mm zugelassen. Bei Mörtelgruppe II Zürich (CH) 1990, Santiago Calatrava
bringen des Betons. Beschleuniger bzw. Ver- und IIa besteht keine Einschränkung. Mörtel B 4.8 Villa Savoye, Poissy (F) 1929, Le Corbusier
B 4.9 Kennzeichnung von Betonzusatzmitteln nach
zögerer ermöglichen beim Aushärten eine der Gruppe III und IIIa dürfen nicht für das DIN EN 934-2
Anpassung der Wärmeentwicklung an die Vermauern der Außenschale bei zweischali- B 4.10 Mauermörtelgruppen nach DIN 1053
Außentemperaturen (Abb. B 4.9). gem Mauerwerk verwendet werden. B 4.11 Putzmörtelgruppen nach DIN V 18 550

57
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln

Druckfestigkeits- Druckfestigkeits- Druckfestigkeit, Druckfestigkeit Zugfestigkeit E-Modul


klassen von klassen nach charakteristi- Mittelwert Mittelwert
Normalbeton EC2 1 scher Wert 1
[N / mm2] [N / mm2] [N / mm2] [N / mm2]
Normalbeton C12 / 15 12 20 1,6 26 000
C16 / 20 16 24 1,9 27 500
C20 / 25 20 28 2,2 29 000
C25 / 30 25 33 2,6 30 500
C30 / 37 30 38 2,9 32 000
C35 / 45 35 43 3,2 33 500
C40 / 50 40 48 3,5 35 000
C45 / 55 45 53 3,8 36 000
C50 / 60 50 58 4,1 37 000
1
Die charakterische Druckfestigkeit entspricht der Festigkeit von Zylindern, 150 mm Durchmesser, 300 mm Länge,
Alter 28 d; der zweite Wert entspricht der Festigkeit eines Würfels, 150 mm Kantenlänge, Alter 28 d.
B 4.12 B 4.13
Leichtmörtel sind als Mörtel mit einer Trocken- die Ankerlöcher, die zum typischen Erschei-
rohdichte < 1,5 kg / dm3 definiert. Liegt der nungsbild von Sichtbetonflächen ebenso
Wert unter 1,0 kg / dm3, gilt der Mörtel als Wär- gehören können wie Material und Oberfläche
medämmmörtel, der für Mauerwerk mit gerin- der Schalung. Die Fristen für das Ausschalen
gem Wärmedurchgang verwendet wird. sind in Abhängigkeit von Bauteil und Zement-
Dünnbettmörtel mit Zuschlägen < 1 mm eignen festigkeit genormt.
sich für Mauerwerk mit Lager- und Stoßfugen
< 3 mm. Der geringere Fugenanteil hat einen Einbringen und Verdichten
reduzierten Wärmedurchgang durch die Wand In der Regel wird der Beton mithilfe von
zur Folge. Schläuchen und Pumpen in die Schalung ein-
gefüllt und mit Rüttelgeräten und anderen
Hilfsmitteln verdichtet, um den Luftgehalt zu
Beton minimieren, geschlossene Oberflächen zu
erzielen und eine kraftschlüssige Verbindung
Beton wird heute in hoher Qualität hergestellt mit der Bewehrung herzustellen.
und vielfältig eingesetzt. Die gestalterischen
Möglichkeiten reichen von der mechanischen Selbstverdichtender Beton
Bearbeitung über Bedrucken bis zur Verwen- Zunehmend wird selbstverdichtender Beton
dung von besonderen Zementarten wie z.B. angewendet, dessen Konsistenz das Einfüllen
Weißbeton (Abb. B. 4.14). Tadao Ando steht für in die Schalung ohne zusätzliche mechanische
den ästhetischen Einsatz von Sichtbeton, ins- Verdichtungsmaßnahmen erlaubt. Die fließfähi-
besondere für die gekonnte Oberflächengestal- ge Konsistenz erreicht man durch Zugabe von
tung und die Anordnung der Schalungsanker Fließmitteln. Selbstverdichtender Beton eignet
als Gestaltungsmittel (Abb. B 4.12). sich sehr gut für Sichtbeton und geometrisch
komplexe Bauteile. Für tragende Bauteile gibt
Gemische aus Zement, Gesteinskörnungen es derzeit allerdings noch keine Norm.
und Wasser erhärten zu einem künstlichen
Stein, dem Beton. Entsprechend der Rohdichte Nachbehandlung
der Zuschlagstoffe unterscheidet man Normal-, Temperatur und Luftfeuchtigkeit beeinflussen
Leicht- und Schwerbeton. Die Zuschlagstoffe, den Erhärtungsprozess und die Eigenschaften
die Zementmischung und Zusätze bestimmen des Betons. Deshalb sind Betonbauteile nach
die Eigenschaften des Betons. In der Regel ihrer Herstellung mindestens sieben Tage
besteht ein Kubikmeter Normalbeton (Frisch- fachgerecht nachzubehandeln. Um ein vorzei-
B 4.14 beton) aus 2000 kg Kies, 250–400 kg Zement tiges Austrocken zu verhindern, lässt man
und 150 kg Wasser. daher den Beton in der Schalung, bedeckt die
Flächen mit Folien oder besprüht sie mit Was-
Herstellung ser oder Nachbehandlungsmittel. Die Aus-
Betonbauteile werden vor Ort betoniert (Ort- schalungsfristen richten sich nach der Dimen-
beton) oder in Betonwerken hergestellt und als sion der Bauteile und der verwendeten Beton-
Fertigteile zur Baustelle transportiert. festigkeitsklasse.

Schalung Bewehrung
Frischbeton (d.h. noch zu verarbeitender Beton weist bei geringer Zugfestigkeit eine
Beton) ist nahezu beliebig formbar. Als Form hohe Druckfestigkeit auf (Abb. B 4.13). Die
dient die Schalung, die in der Regel aus Holz Bewehrung mit Stahlmatten und Stahlstäben
oder Holzwerkstoffen besteht. Stahlrahmen tra- ergibt einen Verbundbaustoff, der durch die
gen bei größeren Oberflächen die Holzschalun- Haftung zwischen Stahl und ausgehärtetem
gen. Verschraubungen der Schalungskonstruk- Zement hohe Zug- und Druckfestigkeiten
tion durch das Bauteil (Anker) verteilen den erreicht. Die Stahleinlagen verhindern zudem
Druck des flüssigen Betons. Dabei entstehen die Rissbildung durch Schwinden.
B 4.15

58
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln

B 4.12 Ankerlöcher in Betonschalung, Koshino Haus (J) Beton mit verschiedenen Rohdichte E- Modul Druck- Wärmeleit- Wärme- Wärme-
1984, Tadao Ando Zuschlagstoffen festigkeit fähigkeit kapazität speicher-
B 4.13 Druckfestigkeitsklassen von Normalbeton zahl
nach EC2 [kg / m3] [N / mm2] [N / mm2] [W / mK] [kJ / kgK] [kJ / m3K]
B 4.14 Weißzement, weißes Gesteinsmehl und weiße Pig-
mente, Bundeskanzleramt, Berlin (D) 2001, Axel Holzleichtbeton
Schultes 60 vol. % Holz 700 1300 1,5 0,10 1,41 990
B 4.15 Einlage von Sickerplatten in die Betonschalung, 43 vol. % Holz 850 1800 4,2 0,21 1,30 1102
Ferienhaus in den Flumserbergen (CH) 2003, 15 vol. % Holz 1300 5000 13 0,55 1,10 1435
EM2N 11 vol. % Holz 1450 6500 15 0,65 1,08 1560
B 4.16 physikalische Kennwerte von Beton in
Holzleichtbeton + Phase-Changing-Material (PCM) 1
Abhängigkeit von den Zuschlagstoffen
B 4.17 Formsteine (zementgebunden mit natürlichem 37 vol. % Holz; 13 vol. % PCM 1025 1600 4,1 0,29 1,52 1553
Zuschlag), Neue Synagoge, Dresden (D) 2001, 27 vol. % Holz; 30 vol. % PCM 1175 2200 6,2 0,32 1,79 2099
Wandel Hoefer Lorch + Hirsch 26 vol. % Holz; 37 vol. % PCM 1300 3533 12,2 0,41 1,92 2495
20 vol. % Holz; 48 vol. % PCM 1425 4433 15 0,65 2,10 2990

1
PCM sind Latentwärmespeicher, die Wärmeenergie in einem bestimmten Bereich ohne Temperaturanstieg
aufnehmen können. Dies geschieht über einen Phasenwechsel von fest zu flüssig.

B 4.16
Betondeckung Eine neue Entwicklung ist transluzenter Beton, Eigenschaften und Anwendung
Der stark alkalische Gehalt des Betons schützt bei dem als Betonzuschläge lichtleitende Beton ist nicht brennbar (Baustoffklasse A1)
die Bewehrung vor Korrosion. Im Laufe der Zeit Fasern (z.B. Glasfasern) verwendet werden und beständig gegen viele aggressive Stoffe.
können jedoch eindringendes CO2 oder Chlori- (siehe Der Architekt als Baustoffscout, S. 17). Beton kann je nach Ausführung frostsalzbe-
de aus der Umwelt (z.B. Meer- oder Tausalz) ständig, wasserundurchlässig oder gasdicht
im Zusammenwirken mit Feuchtigkeit den Umweltverträglichkeit sein.
Beton in der Randzone chemisch neutralisie- Der größte Teil des Primärenergiebedarfs bei
ren. Damit diese Stoffe nicht an die Bewehrung der Betonerzeugung wird für das Herstellen des Unbewehrte Betonbauteile
gelangen können und auch dauerhaft keine Zementklinkers benötigt. Um lange Transport- Betonprodukte ohne Bewehrung sind für vielfäl-
Korrosion der Bewehrungsstähle auftritt, müs- wege zu vermeiden, ist bei Großbaustellen die tige Anwendungen geeignet:
sen nach DIN 1045 Mindestmaße der Betonde- Einrichtung einer Betonmischanlage auf der
ckung eingehalten werden. Ist dies nicht gege- Baustelle üblich. Höherwertiger Beton erlaubt • Außenanlagen: z.B. Bodenbeläge als Platten
ben, führt die Korrosion der Bewehrung durch schlankere Bauteile und kann so den größeren und Pflaster, Bordsteine, U-Steine für
Volumenvergrößerung zum Abplatzen. Wich- Herstellungsaufwand durch einen geringeren Böschungen
tigste Bemessungsgrößen für die Betonde- Materialverbrauch und eine längere Lebensdau- • Leitungen und Schächte: Abwasserrohre und
ckung sind die Umweltbedingungen und die er kompensieren. Schachtringe
Durchmesser der Stähle. • Deckenkonstruktionen: Deckensteine für Bal-
Recycling ken und Rippendecken
Qualitätssicherung Beton aus Abbruch kann grundsätzlich für neue • Dachdeckungen: Betondachsteine, erhältlich
Qualitätskontrollen sichern die Betonqualität Betonbauteile wiederverwertet werden. Bisher in ähnlichen Formaten wie Dachziegel, aber
während aller Arbeitsschritte, da diese bei wurden Steine aus Bauschutt hauptsächlich im auch im Großformat
Abweichungen von den normierten Prozessen Straßenbau und zur Verfüllung eingesetzt, also • Innenausbau: Betonsteine für Wände, Beton-
nicht mehr den Anforderungen der Planung im »Downcycling«. Die Materialforschung unter- werksteine, Bodenbeläge und Winkelstufen
entsprechen würde. So wird u.a. die Betonmi- sucht jedoch bereits die Materialgüte und für Treppenbeläge
schung und ihre Druckfestigkeit vor Baubeginn schafft so die Grundlage für rechtliche Rahmen-
mit Probewürfeln überprüft und die Produktion bedingungen für die Wiederverwertung des Bewehrte Betonfertigteile
laufend überwacht. Einbringen und Nachbe- Betons als gebrochener Zuschlag. Dazu wurden Tragkonstruktionen können aus beliebig form-
handeln des Betons müssen von der Baulei- erste Versuchsprojekte realisiert. Wegen ihrer baren – z.B. dem Momentenverlauf angepass-
tung genau dokumentiert werden. Scharfkantigkeit und Sieblinie benötigen Beton- ten – Trägern und Stützen vorgefertigt werden.
mischungen mit diesem Zuschlag jedoch einen Gerade bei geometrisch komplizierten Bautei-
Besondere Betonarten höheren Zementanteil, der die Vorteile des Recy- len lohnt sich der Einsatz einer mehrfach ver-
Die Verwendung von Fasern aus Glas, Kunst- clings zunichte macht, weil die Zementherstel- wendbaren Schalung im Betonwerk. Häufig
stoff, Stahl oder Kohlenstoff kann die Eigen- lung mit hohem Energieaufwand verbunden ist. werden Treppenläufe als Betonfertigteile her-
schaften von Beton weiter verändern, z.B. die
Zugbelastbarkeit und die Schlagzähigkeit ver-
bessern und die Rissbildung verringern.
Zuschlagstoffe aus Holz senken die Wärmeleit-
fähigkeit und erhöhen die spezifische Wärme-
kapazität (Abb. B 4.16).
Die Zugabe von organischen und anorgani-
schen Fasern erhöht die Festigkeit von Beton.
Faserbetonbauteile sind dauerhafter und kön-
nen schlanker dimensioniert werden als Bau-
teile aus Normalbeton.
Textile Gewebe sind zugbelastbar und nicht
korrosionsgefährdet, daher erlauben sie die
Bewehrung von Beton mit geringerer Überde-
ckung und damit die Konstruktion und Ausfüh-
rung von kleinen und leichten Betonbauteilen
(textilbewehrter Beton).
B 4.17

59
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln

gestellt. Filigranplatten sind vorgefertigte Plat- Mineralisch gebundene Platten


ten mit Zugbewehrung, die durch einen vor Ort
aufgebrachten Aufbeton zu einer Deckenkon- Gipsplatten
struktion vergossen werden. Hinterlüftete Fas- Die rasche Abbindezeit von Gips erlaubt die
sadenkonstruktionen können mit Vorsatzscha- kostengünstige Herstellung von Produkten, ins-
len aus Betonfertigteilen erstellt werden. besondere von großformatigen Platten für
Wand- und Deckenbekleidungen. Gipsplatten
a (alte Bezeichnung: Gipskartonplatten) werden
Mineralisch gebundene Bausteine als endloses Band gefertigt und sind beidseitig
mit Karton kaschiert, der auch die Längskanten
Mineralisch gebundene Bausteine weisen eine umschließt. Die Kaschierung dient der Beweh-
hohe Maßgenauigkeit auf, da sie durch das rung, sie nimmt Zugkräfte auf und ermöglicht
Herstellungsverfahren mit Dampfdruck bei größere Spannweiten.
160–220 °C kaum schwinden. Sie können mit Gipsplatten lassen sich leicht und mit einfachen
verschiedenen Maßen, Lochungen, Rohdich- Werkzeugen verarbeiten, z.B. durch Sägen,
ten und Druckfestigkeiten hergestellt werden Schneiden, Bohren oder Fräsen. Ihre Befestigung
b (Abb. B 4.20) auf Unterkonstruktionen aus Metall oder Holz ist
durch Schrauben, Nageln und auf mineralischem
Leichtbetonsteine Untergrund durch Kleben mit Mörtel möglich.
Durch Zuschläge wie Bims oder Blähton stel- Hauptvorteile der Gipsplatten sind geringes Ge-
len Betonwerke ein breites Angebot an Bau- wicht, gute Festigkeit und geringe Wärmeleitfä-
steinen für Innen- und Außenwände her, die higkeit. Der Baustoff besitzt einen hohen Anteil
sich durch eine geringe Wärmeleitfähigkeit an Makroporen, aus dem die feuchteregulieren-
auszeichnen. den Eigenschaften resultieren. Bei hoher Luft-
c feuchtigkeit nimmt sie Feuchtigkeit auf und gibt
Porenbetonsteine sie bei trockener Umgebungsluft wieder ab. Dar-
Porenbeton besteht aus Zement mit feinkörni- über hinaus beeinflussen Zuschläge und Füllstof-
gen Stoffen wie Quarzsand, Flugasche und fe die Materialeigenschaften. Unbehandelte
einem Treibmittel. Die Herstellung mit hohem Gipsplatten reagieren empfindlich auf die Einwir-
Dampfdruck bei Temperaturen von etwa kung von Wasser. Entsprechenden Schutz bieten
200 C ist nur in Betonwerken möglich. Der so zusätzliche Bekleidungen, Beschichtungen oder
produzierte Beton hat bis zu 80 % Porenanteil, Putze. Als Bekleidungen werden Gipsplatten
also eine geringere Rohdichte bei noch guter auch im Brandschutz eingesetzt. Die Feuerwider-
d B 4.18 Festigkeit, und besitzt gute Schall- und Brand- standsdauer hängt von den Zusatzstoffen und
schutzeigenschaften. Aus Porenbeton werden der Schichtdicke der Bekleidung ab.
Steine und großformatige Platten für tragende
und nicht tragende Wände hergestellt. Plattentypen
Gipsplatten eignen sich gut für den Einsatz an
Hüttensteine vertikalen und horizontalen Flächen im Innen-
Hüttensteine bestehen aus granulierter Hoch- ausbau. Die Typenbezeichnung der Gipsplat-
ofenschlacke sowie Zement oder Baukalk als tenarten erfolgt nach DIN EN 520, welche die
Bindemittel. Nach der Formgebung erfolgt das noch bis August 2006 parallel anwendbare
Härten durch Dampf oder kohlensäurehaltige DIN 18 180 abgelöst hat. Großbuchstaben cha-
Gase. Hüttensteine besitzen ähnliche Eigen- rakterisieren die Leistungsmerkmale, die auch
schaften und Anwendungsmöglichkeiten wie kombiniert werden können. Die folgenden Bei-
Kalksandsteine, jedoch bei gleicher Dichte spiele werden von Abb. B 4.19 ergänzt:
eine geringere Wärmeleitfähigkeit.
• Typ A bezeichnet die Standardplatte, deren
Als Alternative zu Betonsteinen, deren Aushär- Ansichtsseite Untergrund für Gipsputz oder
tung zeit- und kostenintensiv ist, hat die Bauin- Beschichtungen darstellt.
dustrie Verfahren entwickelt, bei denen minera- • Typ F kennzeichnet Platten mit Anforderung
lische Bindemittel durch Dampf gehärtet wer- an die Feuerwiderstandsdauer. Der Gipskern
den. Mit automatischem Formpressen werden enthält in der Regel mineralische Fasern.
so z.B. Steine in wirtschaftlichen Formaten und • Typ H weist eine geringere Wasseraufnahme-
höherer Maßhaltigkeit produziert. fähigkeit auf. Die Platte ist für den Einbau in
B 4.18 mineralisch gebundene Platten
a Gipsplatte Typ A
Feuchträumen geeignet.
b Trockenestrich-Verlegeplatte Kalksandsteine
c Gipsfaserplatte Kalksandstein ist ein Gemisch aus Kalk und Die Platten werden in Dicken von 9,5 bis 25 mm
d Faserzementplatte Sand, das beim Ablöschen mit Wasser erstarrt. angeboten. Die Regelbreite der Platten beträgt
B 4.19 Typenbezeichnung von Gipsplatten: Gegen-
Zunächst ist Kalk das Bindemittel der gewon- fertigungsbedingt 1250 mm, bei 25 mm Dicke
überstellung von EN 520 und DIN 18 180
B 4.20 physikalische Kennwerte von mineralisch gebun- nenen Masse, durch weiteres Erhitzen unter 600 mm. Die Länge der Platten beträgt maximal
denen Steinen Dampf reagiert das Kalkhydrat mit den Sand- 4000 mm. Gipsplatten müssen mit den Informa-
B 4.21 Innenraumgestaltung mit Gipsplatten, Büro- körnern zu Kalziumsilikathydrat. Die Steine tionen über EN, Hersteller, Datum und Typenbe-
gebäude, Stockholm (S) 1997, Claessen Koivisto können mit sehr geringen Maßtoleranzen gefer- zeichnung gekennzeichnet sein.
Rune
B 4.22 Fassade aus Faserzementplatten, Lagerhaus,
tigt werden und erreichen eine hohe Druckfes- Für bestimmte Anwendungszwecke können
Laufen (CH) 1991, Jacques Herzog & Pierre de tigkeit. Kalksandsteine sind frostbeständig und Gipsplatten im Werk weiterverarbeitet und mit
Meuron für Sichtmauerwerk innen und außen geeignet. Löchern oder Schlitzen versehen werden.

60
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln

Gipsplatten nach DIN EN 520 Gipskarton-Platten nach DIN 18 180


Wandbauplatten
(Anwendung bis August 2006)
Wandbauplatten bestehen aus Gips, dem
anorganische Füllstoffe oder Fasern zugegeben Gipsplatte Typ A GKB Gipskarton-Bauplatte
werden können. Sie besitzen glatte, ebene Flä- Gipsplatte mit definierter Dichte Typ D
chen. Zur Erhöhung der Standsicherheit sind Gipsplatte für Beplankungen Typ E
Stoß- und Lagerflächen meist mit Nut- und
Gipsplatte mit verbesserten Gefügezusammenhalt Typ F GKF Gipskarton-Feuerschutzplatte
Federverbindungen ausgebildet. Aus Wandbau- des Kerns bei hohen Temperaturen GKFi Gipskarton-Feuerschutzplatte, imprägniert
platten werden leichte, nicht tragende Wände
Gipsplatte mit reduzierter Wasseraufnahmefähigkeit Typ H GKBi Gipskarton-Bauplatte, imprägniert
hergestellt (siehe Wände, S. 156). Die Dicke
Gipsplatte mit erhöhter Öberflächenhärte Typ I
liegt zwischen 50 und 150 mm. Diese Platten
eignen sich gut für feuerbeständige Wände. Putzträgerplatte Typ P GKP Gipskarton-Putzträgerplatte
Gipsplatte mit erhöhter Festigkeit Typ R
Deckenplatten
B 4.19
Die meist quadratischen Deckenplatten gibt es
für Anforderungen des Brandschutzes, zur
Raumschalldämmung und als dekorative Ele-
mente. Die Vielfalt verfügbarer Lochmuster eröff-
Steinart Kurzzeichen verfügbare Roh- verfügbare Druck-
net ein breites Spektrum von Oberflächen- und
dichteklassen festigkeitsklassen
Gestaltungsoptionen mit unterschiedlicher akus- [kg / dm3] [N / mm2]
tischer Wirkung.
Kalksandsteine
Verbund-Bauelemente Voll- und Blockstein (Planstein) KS, KS (P) 1,6 –2,2 4–60
Trockenestriche sowie Wand- und Deckenbe- Loch- und Hohlblockstein (Planstein) KS L, KS L(P) 0,6 –1,6 4–60
Nut-Feder-System KS-R, KS-R (P), 0,6 –1,6 4–60
kleidungen werden auch mit Oberflächen aus KS L-R, KS L-R (P)
Gipsplatten angeboten, die bereits mit einem Vormauerstein KS Vm, KS VmL 1,0 –2,2 12–60
Dämmstoff wie Polystyrolplatten oder Mineral- Verblender KSVb, KSVb L 1,0 –2,2 20–60
faserplatten verbunden sind (siehe Fußböden,
S. 174). Porenbetonsteine
Blockstein, Planstein PB, PP 0,35 –0,5 2
0,5 –0,8 4
Gipsfaserplatten
0,65 –0,8 6
Gipsfaserplatten bestehen aus einem Gemisch 0,8 –1,0 8
aus Gips und Zellulosefasern. Die Fasern erhö- Bauplatte, Planbauplatte Ppl, PPpl 0,35 –1,0 –
hen wie eine Bewehrung die Festigkeit der Plat-
te. Gipsfaserplatten erhält man mit größeren Leichtbetonsteine
Querschnitten als Gipskartonplatten und in den Hohlwandplatte Hbl 0,5 –1,4 2 –8
Vollsteine, Vollblöcke, Vollblöcke V, Vbl, Vbl S 0,5 –2,0 2 –12
Baustoffklassen B1 und A 2 nach DIN 4102-1. mit Schlitzen
Trockenestriche werden durch Verkleben von Vollblöcke mit Schlitzen mit besonderen Vbl S-W 0,5 –0,8 2 –12
zwei bis drei Lagen Gipsfaserplatten erstellt. Wärmedämmeigenschaften

Mineralisch gebundene Spanplatten Betonsteine


Mineralisch gebundene Spanplatten bestehen Hohlblöcke Hbn 0,9 –2,0 2 –12
Vollblöcke, Vollsteine Vbn, Vn 1,4 –2,4 4 –28
aus ca. 25 Masseprozent Holzspänen und 65 % Vormauersteine / Blöcke Vm, Vmb 1,6 –2,4 6 –48
anorganischen Bindemitteln (Portlandzement,
Gips, Magnesiabinder) und Zusatzstoffen. Die Hüttensteine
Komponenten werden bei der Herstellung mit Hüttenvollsteine HSV 1,6 –2,0 12 –28
Wasser vermischt, gestreut und unter hohem Hüttenlochsteine HSL 1,2 –1,6 6 –12
Druck verdichtet. Je nach Bindemittel eignen Hüttenhohlblocksteine HHbl 1,0 –1,6 6 –12
sich mineralisch gebundene Flachpressplatten
für Verkleidungen von Böden, Wänden und B 4.20
Decken im Innen- oder Außenbereich.

Faserzementplatten
Faserzementplatten werden aus Kunststoff- und
Zellulosefasern, Zement und Wasser hergestellt
(Abb. B 4.18 d und B 4.22). Sie sind wetterfest,
wasserundurchlässig und nicht brennbar. Man
erhält sie in den maximalen Maßen 1500 ≈
3100 mm und in Dicken von 8 bis 20 mm.

Perlite-Bauplatten
Perlite-Bauplatten besitzen einen Kern aus
zementgebundenen Leichtzuschlägen aus Per-
lite. Beidseitig schützen ein Glasgewebe und
eine aufgetragene Zementschicht den etwa
11 mm dicken Kern. Diese nicht brennbaren
(Baustoffklasse A1), äußerst robusten Platten
eignen sich als Putzträger an Fassaden.
B 4.21 B 4.22

61
Bitumenhaltige Baustoffe

B 5.1
Grundlage für die Entstehung von Erdöl, Natur- wenn von Destillationsbitumen durch Erwär-
asphalt und Bitumen sind organische Ablage- mung im Vakuum bei gleichzeitiger Zugabe
rungen auf dem Meeresgrund und die damit von Wasserdampf weitere Stoffe verflüchtigt
verbundene Kohlenstoffanreicherung. Hohe werden.
Temperaturen und hoher Druck im Verlauf von • Oxidationsbitumen entsteht durch Einblasen
Millionen von Jahren wandelten diese Substan- von Luft und Ölen in geschmolzenes Destilla-
zen in Erdöl um. In natürlichen Lagerstätten tionsbitumen. Sie besitzen eine ausgeweitete
kommt das Bitumen häufig mit feinen Mineral- Elastizitätsspanne.
stoffanteilen als Naturasphalt vor.
3000 v. Chr. wurde Bitumen in Mesopotamien Reine Bitumen werden bei Temperaturen von
anstelle von Lehmmörtel als Bindemittel zum 150 bis 220 °C verarbeitet. Nach Erkalten der
Mauerbau eingesetzt. Im Straßenbau festigte Masse erfüllt das Bitumen sofort seine Funk-
Asphalt zusammen mit Ziegeln die Hochstra- tion, z.B. als Abdichtung oder Klebung.
ßen. Die Hängenden Gärten von Babylon wur- Kalt lässt sich Bitumen erst in Lösung oder
den mit Schichten von Naturasphaltplatten, Zie- Dispersion anwenden:
geln und Mörtel abgedichtet (Abb. B 5.4).
Diese Gartenkultur gelangte zur Zeit der • Eine Bitumenlösung setzt sich aus Bitumen
Renaissance in den Mittelmeerraum; die Dach- und einem Erdöldestillat (z.B. Benzin) zusam-
flächen der Schlösser wurden begrünt und men, die Anwendung benötigt einen Abbin-
begehbar gemacht, wobei sie entsprechende devorgang.
Abdichtungen aus Bitumen benötigten. • Die Bitumenemulsion besteht aus einer
Mischung von Bitumen, Wasser und einem
Emulgator. Aufgrund der Verdunstung des
Technisch gewonnenes Bitumen und Wassers trocknet die Emulsion langsam.
Bitumenzubereitungen • Aus Lösung und Dispersion werden durch
Zugabe von Füllstoffen Spachtelmassen her-
Die Verbreitung des Flachdachs in Mitteleuro- gestellt.
pa im 19. Jh. hing mit der Erfindung des Stahl-
betons und der sich entwickelnden Skelettbau- Eigenschaften
weise zusammen. Sie ließ große Spannweiten In Abhängigkeit von der geografischen Her-
und belastbare flache Dächer zu, die wegen kunft des Rohöls besteht das Bitumen aus
der geringen Dachneigung gegen Regenwas- unterschiedlichen Mischungen verschiedener
ser abgedichtet werden mussten. Dies Kohlenwasserstoffe und Kohlenwasserstoffderi-
geschah mit einem Verbund aus Bitumen und vate. Dennoch sind die Gebrauchseigenschaf-
Papierlagen auf gepressten Korkplatten. Die ten nahezu gleich. Sie hängen vom so genann-
industrielle Aufbereitung von Rohöl deckte ab ten kolloidalen System ab, der quantitativen
Mitte des 19. Jh. den erhöhten Bedarf an Bitu- Zusammensetzung von Maltenen (Dispersions-
men. Um Leuchtöl für Lampen zu gewinnen, mittel und lösliche, schmelzbare Erdölharze)
wurden zunächst in Amerika Raffinerien einge- und Asphaltenen (unlösliche, unschmelzbare
richtet, in denen Erdöl durch Destillation in Bestandteile). Daraus resultieren die für Bitu-
seine unterschiedlich hoch siedenden Bestand- men typischen physikalischen Eigenschaften:
teile zerlegt wurde. Als undestillierbarer Rück- Bei Erwärmung wird Bitumen langsam weicher,
B 5.1 flüssiges Bitumen
stand fiel Bitumen an, das man auch heute der Vorgang ist reversibel und dem eines ther-
B 5.2 systematische Darstellung bitumenhaltiger
Bindemittel noch nach dem gleichen Verfahren gewinnt. moplastischen Werkstoffs ähnlich. In Abhän-
B 5.3 physikalische Kennwerte von Bitumen Man unterscheidet folgende Bitumenarten: gigkeit von der Temperatur zeigt es viskose-
B 5.4 die Hängenden Gärten von Babylon, eine der elastische Eigenschaften von elastischer Ver-
ersten Bauwerksabdichtungen mit Bitumen, • Destillationsbitumen (Weichbitumen) stellen formung bis zum Fließen. Zudem beeinflussen
562 v. Chr.
B 5.5 Flachdächer als Ausdruck des technischen Fort-
den nicht verdampfbaren Rückstand dar. Polymere, die zum Destillationsbitumen
schritts, Weißenhofsiedlung, Stuttgart (D)1927, • Hartes bis springhartes Hochvakuumbitumen gemischt werden, diese Eigenschaften. Es ent-
Ludwig Mies van der Rohe (hartes Straßenbaubitumen) bleibt zurück, steht das polymermodifizierte Bitumen (PmB).

62
Bitumenhaltige Baustoffe

bitumenhaltige Bindemittel Teer und teerhaltige Bindemittel

Bitumen in Naturasphalt Bitumen und abgeleitete Produkte

Straßenbaubitumen modifiziertes Bitumen Spezialbitumen Industriebitumen Kaltbitumen Fluxbitumen Bitumenemulsion

polymermodifiziertes anionische
Weichbitumen Oxidationsbitumen
Bitumen Bitumenemulsion

hartes kationische
Hartbitumen
Straßenbaubitumen Bitumenemulsion

polymermodifizierte
Bitumenemulsion
B 5.2
Bitumen hat die Funktion eines Bindemittels. In misch durch thermische Spaltung von Kohle bezüglich Wetterbeständigkeit, Schlag- und
dünnflüssigem, heißem Zustand benetzt es gewonnen. Diese Pyrolyseprodukte enthalten Druckfestigkeit, Widerstandsfähigkeit gegen
Fasern, Metalle und mineralische Stoffe gut polyzyklische, aromatische Kohlenwasserstoffe Hitzebeanspruchung und Affinität zum Binde-
und verklebt sie nach dem Erkalten miteinan- (PAK). Da sie für den Menschen als krebserre- mittel gestellt. Die Mischgutarten für den
der. Bei Einwirkung von Luftsauerstoff und UV- gend gelten, werden Zubereitungen aus Pech Asphalt lassen sich nach dem Hohlraumgehalt
Strahlung kann Bitumen an der Oberfläche ver- bzw. Teer praktisch nicht mehr verwendet. der eingebauten Schicht in zwei verschiedene
spröden, das Adhäsionsverhalten verschlech- Typen einteilen. Diese unterscheiden sich in
tert sich. Daher sollten entsprechende Bitu- ihren mechanischen und einbautechnischen
menprodukte durch Abstreuen mit Splitt oder Straßenbaubitumen Eigenschaften: Walzasphalt mit Haufwerkshohl-
Abdeckungen (z.B. im Dachbereich) vor UV- raum (z.B. Asphaltbeton, der nach dem Auf-
Strahlung geschützt werden. Der größte Teil des Bitumens wird im Straßen- bringen verdichtet werden muss) und Gussas-
Bitumen weist bei Raumtemperatur eine hohe bau für Asphalt verwendet. Dafür eignen sich phalt bzw. Asphaltmastix mit hohem Bindemit-
Beständigkeit gegenüber Salzen, schwachen verschiedene Sorten Destillationsbitumen als telanteil, welcher den Haufwerkshohlraum über-
Säuren und auch starken Basen auf. Die Destil- Bindemittel für Mineralstoffe. Die Mineralstoffe steigt. Der Straßenaufbau besteht prinzipiell
lation von Rohöl stellt eine physikalische Her- können natürlichen Ursprungs (z.B. Kies, Splitt, aus drei Schichten: Tragschicht, Binderschicht,
stellungsmethode dar. Bitumen ist biologisch Schotter, Sand), künstlich erzeugt (z.B. Schla- Deckschicht. Die oberste Schicht kann durch
unschädlich und auch im Trinkwasserbereich cke) oder Mineralstoffe aus dem Recycling Zugabe von anorganischen Pigmenten wie
für Abdichtungen einsetzbar. Je nach Rein- sein. Ihr Masseanteil liegt bei etwa 95 %. Zur Eisenoxid (rot) oder Chromoxid (grün) zur Glie-
heitsgrad kann es wieder aufbereitet und dem Befestigung von Verkehrsflächen wie Straßen, derung der Verkehrswege eingefärbt werden.
Recyclingkreislauf zugeführt werden. Flugplätzen und Radwegen stellt man die tech-
Bitumen ist nicht mit dem ähnlich aussehenden nischen Asphalte in stationären Mischwerken
Pech bzw. Teer zu verwechseln: Teer wird che- her. Hohe qualitative Anforderungen werden Industriebitumen

Industriebitumen ist die Bezeichnung für Oxi-


Rohdichte Wärmeleit- spezifische Wärme- Wasser- Dampfdiffu- dationsbitumen und Hartbitumen, die im Bau-
fähigkeit Wärmeka- dehnung aufnahme sionswider- wesen verwendet werden.
pazität standszahl
Anwendungsgebiete
[kg / m3] [W / mK] [kJ / kgK] [mm / mK] [–] [–]
Aufgrund der einstellbaren Plastizitätsspanne
durch die Wahl entsprechender Bitumensorten
Bitumen 990 –1100 0,15 – 0,17 1,7–1,9 0,06 < 0,1% ca. 100 000
(Abb. B 5.8), der guten Bindemittel- und Haf-
tungseigenschaften sowie der Wasserdampf-
B 5.3 diffusionsdichtheit eignet sich Bitumen hervor-
ragend für den Bauwerksschutz. Je nach Art
der gegen Wasser abzudichtenden Konstruk-
tion unterscheidet man zwischen Dach- und
Tunnelabdichtung, Abdichtung von starren
oder beweglichen Fugen und Abdichtungen
von Wannen, Kellern oder Schwimmbecken.
Im Bauwesen werden folgende bituminöse
Werkstoffe eingesetzt:

Dichtungsbahnen
• Bitumenbahnen
• Polymerbitumenbahnen

Dachdeckung
• Bitumenplatten (mit Vlies)
• Bitumenwellplatten
• Bitumenschindeln und Bitumenziegel
B 5.4 B 5.5

63
Bitumenhaltige Baustoffe

bituminöse Bahnen

aus oxidiertem Bitumen aus Polymerbitumen

Bitumen- Polymerbitumen-
Bitumen-Dachbahn Bitumen-Schweißbahn Polymerbitumen-Schweißbahn
Dachdichtungsbahn Dachdichtungsbahn

R 500 G 200 DD V 60 S 4 mit thermoplastischen mit thermoplastischen mit thermoplastischen


(Rohfilz 500 g / m2) (Glasgewebe 200 g / m2) (Glasvlies 60 g / m2) Elastomeren (SBS) Elastomeren (SBS) Kunststoffen (aPP)
V 13 PV 200 DD G 200 S 4
(Glasvlies 60 g / m2) (Polyestervlies 200 g / m2) (Glasgewebe 200 g / m2) Elastomerbitumenbahnen Elastomerbitumenbahnen Plastomerbitumenbahnen
(PYE) (PYE) (PYP)
G 200 S 5
(Glasgewebe 200 g / m2)
PV 200 S 5 PYE-G 200 DD PYE-G 200 S 4 PYP-G 200 S 4
(Polyestervlies 200 g / m2) (Glasgewebe 200 g / m2) (Glasgewebe 200 g / m2) (Glasgewebe 200 g / m2)
PYE-PV 200 DD PYE-G 200 S 5 PYP-G 200 S 5
(Polyestervlies 200 g / m2) (Glasgewebe 200 g / m2) (Glasgewebe 200 g / m2)

PYE-PV 200 S 5 PYP-PV 200 S 5


(Polyestervlies 200 g / m2) (Polyestervlies 200 g / m2)
B 5.6

Bautenschutzmittel Formen und differenzierter Wirkung auf, welche richtlinien für Polymerbitumenbahnen nicht.
• Voranstrichmittel (kalt zu verarbeiten) die DIN 18 195 erläutert (siehe Dämmen und Für Polymerbitumen-Dachdichtungsbahnen
• Deckaufstrichmittel (heiß zu verarbeiten) Dichten S. 144). verwendet man Bitumen, das mit thermoplas-
• Klebemassen (heiß zu verarbeiten) tischen Elastomeren (Styrol-Butadien-Styrol,
• Spachtelmassen (heiß / kalt zu verarbeiten) Bitumenbahnen SBS) modifiziert ist. Diese Bahnart hat das
Bitumenbahnen bestehen aus einer Trägerein- Kurzzeichen PYE. Sie benötigt einen Oberflä-
Beläge lage, die mit Destillationsbitumen getränkt und chenschutz (Bestreuung) gegen UV-Strahlung.
• Gussasphalt beidseitig mit einer Deckschicht aus Oxida-
• Gussasphaltestriche tionsbitumen versehen sind. Diese Deckschich- Bei Polymerbitumen-Schweißbahnen wird das
• Asphaltplatten ten sind für die Dichtheit und Beständigkeit der Bitumen mit thermoplastischem Kunststoff
Bahnen verantwortlich. (ataktisches Polypropylen, aPP) modifiziert.
Dämmung Entsprechende Einlagen bestimmen die Das Kurzzeichen für diese Bahnart lautet PYP.
• Bitumenfilz mechanischen Eigenschaften wie Festigkeit, Ein UV-Schutz (Bestreuung) ist bei dieser
• Bitumenkorkfilz Dehnfähigkeit und Reißfestigkeit. Für geringe Bahnart nicht notwendig.
Belastungen werden Glasvliese (V), bei höhe-
Dichtung ren Belastungen Glasgewebe (G) und Polyes- Eigenschaften
• Fugenvergussmassen terfaservliese (PV) eingesetzt, selten Jutegewe- Wegen der mehrlagigen Verlegung gelten bitu-
be (J) oder Rohfilz (R). minöse Bahnen gegenüber Dichtungsbahnen
Metallfolien (z.B. Cu, Al) verwendet man als aus Kunststoff als widerstandsfähiger gegen
Dichtungsbahnen aus Bitumen Einlage für Dampfsperren, als Wurzelschutz mechanische Beanspruchung. Sie erfordern im
und unter Erdaufschüttungen. Anschlussbereich eine anspruchsvolle Verar-
Dichtungsbahnen aus Bitumen werden zur Quarzsand oder Schiefersplitt bieten der Bahn beitung, da der Handel keine Formteile für
Bauwerks- und Dachabdichtung eingesetzt einen leichten Schutz, Talkum und dünne Ecken und Durchdringungen anbietet. Stehen-
(Abb. B 5.6). Sie sollen Bauwerke bzw. Bauteile Trennschichten aus PE- oder PP-Folie verhin- des Wasser und damit auch Ansammlung von
gegen Wasser und wässrige Lösungen schüt- dern ein Verkleben beim Aufrollen und bei der Schmutz, der die Dauerhaftigkeit der bituminö-
zen. Das Wasser tritt dabei in verschiedenen Verarbeitung. sen Bahnen herabsetzen kann, sollten durch
Die geringere UV-Beständigkeit von Bahnen eine geringe Dachneigung (≥ 2 °) vermieden
aus Oxidationsbitumen erfordert einen zusätzli- werden.
chen Schutz der Oberfläche, z.B. durch Kies-
schüttung im Dachbereich. Bahnentypen
Die Bezeichnung der Bahnentypen erfolgt mit
Polymerbitumenbahnen Kurzzeichen, z.B. PYE-PV 200 S 5. Sie stehen
Bei Polymerbitumenbahnen besteht die Deck- für:
schicht und die Tränkmasse der Einlagen aus
Destillationsbitumen, dem thermoplastische • verwendetes Bitumen (nur bei Polymer-
oder elastomere Kunststoffe zugesetzt werden bitumen), z.B. PYE
(Abb. B 5.7). • Trägereinlage mit Flächengewicht in g / m2,
Sowohl die thermoplastische wie auch die elas- z.B. PV 200, bei Metalleinlagen mit Angaben
tomere Modifizierung des Bitumens verleiht der der Dicke,
Bahn eine hohe Wärmestandfestigkeit, gutes • Bahnart und Bahndicke in mm, z.B. S 5
Kaltbiegeverhalten und bessere Alterungsbe-
ständigkeit. Einen schweren Oberflächen- Die Bitumenbahnen werden zur Bauwerks- und
schutz in Form von Kies fordern die Flachdach- Dachabdichtung eingesetzt. Die DIN definiert
B 5.7

64
Bitumenhaltige Baustoffe

Bitumensorten Nadel- Erweichungs- Brechpunkt


penetration 1 punkt RuK 2 nach Fraaß 3
[1 / 10 mm] [°C] [°C]
Destillationsbitumen
B220 – B160 220 –160 43 – 37 – 15
B100 – B70 100 – 70 43 – 49 – 10
B70 – B50 70 – 50 54 – 48 –8
B45 – B30 45 – 30 53 – 59 –5
B20 – B30 20 – 30 57 – 63
B25 – B15 25 –15 55 – 71 0
B20 – B10 20 –10 60 – 76 3
Oxidationsbitumen
85 / 40 40 85 – 20
100 / 25 25 100 – 18
135 / 10 10 135 –5
Polymerbitumen
PmB 65 A elastomermodifiziert 50 – 90 48 – 54 – 15
PmB 65 C thermoplastomermodifiziert 50 – 90 48 – 55 – 15
1
Bei der Nadelpenetration wird gemessen, wie tief eine 100 g schwere Nadel nach 5 Sekunden in das auf 25 °C
B 5.6 systematische Darstellung von Bitumenbahnen temperierte Bitumen eingedrungen ist.
2
B 5.7 Polymerbitumenbahn auf Untergrund mit Bitumen- Für die Bestimmung des Erweichungspunkts mit Ring und Kugel (RuK) wird ein Messingring mit Bitumen gefüllt, mit
voranstrichmittel einer Stahlkugel beschwert und in einem Wasser- oder Glyzerinbad erhitzt. Der Erweichungspunkt ist erreicht, wenn
B 5.8 physikalische Kennwerte von Bitumensorten die Kugel eine Strecke von 25,4 mm nach unten gesackt ist.
3
B 5.9 Bitumenvoranstrichmittel bei Bauwerksabdichtung Eine auf ein Blechplättchen gleichmäßig aufgetragene Bitumenschicht wird definiert durchgebogen. Der Brechpunkt
B 5.10 Fugenvergussmasse zwischen Pflastersteinen nach Fraaß ist die Temperatur, bei der die Bitumenschicht beim Biegen bricht oder Risse bekommt.
B 5.8

folgende Bahnen nach Anforderungen: stoff- und Kautschukbahnen (siehe Gebäude- Bitumenlösungen / Bitumenemulsionen
hülle, S. 125ff.). Als Voranstrichmittel bilden Bitumenlösun-
• DIN 52 129 nackte Bitumenbahn: gen und -emulsionen die Haftbrücke
R 500 N zwischen dem Untergrund, bituminösen
• DIN 52 143 Bitumen-Dachbahn: Weitere Bitumenanwendungen Dichtungsbahnen oder Dämmstoffen
R 500, V 13 (Abb. B 5.9). Sie verankern sich in den
• DIN 52 130 Bitumen-Dachdichtungsbahn: Gussasphalt mineralischen Untergrund und binden
G 200 DD, PV 200 DD Gegenüber dem Asphalt im Straßenbau besitzt den darauf befindlichen Staub. Ihre Verar-
• DIN 52 131 Bitumen-Schweißbahn: Gussasphalt einen höheren Bindemittelanteil beitung erfolgt kalt. Da sich Lösemittel
V 60 S 4, G 200 S 4, PV 200 S 5 Hartbitumen und Mineralstoffe mit geringeren wegen ihres niedrigen Siedepunktes ver-
• DIN 52 132 Polymerbitumen- Korngrößen. Mit Zusätzen versehen können die flüchtigen und während der Verarbeitung
Dachdichtungsbahn: Eigenschaften unterschiedlichen Beanspru- in die Umwelt gelangen, ist die lösemittel-
PYE-G 200 DD, PYE-PV 200 DD chungen angepasst werden. Häufig wird dem freie Bitumenemulsion der Bitumenlösung
• DIN 52 133 Polymerbitumen-Schweißbahn: Bitumen, das aus der Raffinerie stammt, Natur- vorzuziehen.
PYE-G 200 S 4, PYE-G 200 S 5, asphalt zugegeben oder es wird vollständig
PYE-PV 200 S 5, PYP-G 200 S 4, durch Naturasphalt ersetzt. Dadurch steigen Fugenvergussmassen
PYP-G 200 S 5, PYP-PV 200 S 5 die Homogenität und Verdichtbarkeit, die Ver- Heißvergussmassen bestehen aus Bitumen
• DIN 18 190 Bitumen-Dichtungsbahn: formungs- und die Alterungsbeständigkeit des mit Zusätzen von Kunststoffen, Weichma-
Cu 0,1 D, Al 0,2 D Gussasphalts. Da er hohlraumfrei, wasserdicht chern und mineralischen Füllstoffen. Fugen
• DIN 18 195-2 kaltselbstklebende und beständig gegenüber vielen Laugen und in Beton, Asphalt und Pflaster werden mit
Bitumen-Dichtungsbahn: KSK Säuren ist und sich fugenlos verlegen lässt, der elastisch oder plastisch einstellbaren
besteht die Möglichkeit, Gussasphalt als Fugenmasse ausgefüllt (Abb. B 5.10). Die
Die kaltselbstklebende Bitumen-Dichtungsbahn Abdichtungssystem zu verwenden, z.B. für Vergussmassen verhindern, dass Feststoffe
ist auf ihrer Unterseite mit einer Klebemasse Nassräume, Markthallen, bei Schutz vor was- in die Fuge eindringen, welche die Beweg-
beschichtet, sodass sie eine Verarbeitung auch sergefährdenden Stoffen oder auf massiven, lichkeit der Bauteile im Fugenbereich beein-
ohne jegliche Erwärmung ermöglicht (z.B. bei ungedämmten Konstruktionen. trächtigen würden.
temperaturempfindlichen Unterkonstruktionen
oder stark geneigten Flächen).

Verarbeitung
Grundsätzlich erfolgt die Verlegung von Bitu-
men- und Polymerbitumenbahnen zweilagig,
wobei die erste Lage vollflächig, punkt- oder
streifenweise geklebt, mechanisch befestigt
oder lose verlegt werden kann. Die zweite Lage
muss im Versatz vollflächig mit der ersten Lage
verklebt werden. Eine Ausnahme bilden waa-
gerechte Abdichtungen gegen nicht drücken-
des Wasser, z.B. bei aufsteigender Feuchtig-
keit, da diese auch einlagig mit nackter Bitu-
menbahn ausgeführt werden können. Das
Kapitel Gebäudehülle beschreibt Verlegever-
fahren und Kennwerte im Vergleich zu Kunst-
B 5.9 B 5.10

65
Holz und Holzwerkstoffe

B 6.1
Holz ist universell verfügbar und kann mit ein- die einzelnen Bestandteile des Holzbaus eine
fachen Werkzeugen leicht bearbeitet werden. vorausschauendere Planung, um die Einzelteile
Seit Beginn der Zivilisation wird es als Bau- durch sinnvolle Holzverbindungen zu einer sta-
stoff, Gebrauchsgegenstand oder für Möbel bilen Gesamtkonstruktion zu fügen. Wohl auch
verwendet. deshalb galten die Zimmerleute bis ins 19. Jh.
Als nachgewiesen gilt der Einsatz von bear- hinein als führende Zunft im Bauhandwerk. Ein-
beiteten Holzstämmen bei Grubenbauten drucksvolle Zimmermannsleistungen wie die
(auch Zweipfostenhäuser genannt) um 20 000 Sichtbalkendecke der Westminster Hall bezeu-
v. Chr.: An den Stirnseiten einer etwa 2 ≈ 4 m gen ihre hohen Fertigkeiten (Abb. B 6.6).
breiten Grube bildeten eingegrabene Firstsäu-
len das Gerüst für ein bis zum Erdboden rei- Industrialisierung
chendes Sparrendach. In den waldreichen Der zunehmenden Verdrängung durch die
Gebieten Europas, wo gleichmäßig geformte neuen Baustoffe Stahl und Beton versuchte
Nadelhölzer wachsen, entwickelte sich um man durch die Rationalisierung von Herstel-
9000 v. Chr. die noch heute verbreitete Block- lungsprozessen und die Entwicklung zeitge-
bauweise (Abb. B 6.3). Die Ausdehnung der mäßer Holzbauweisen (z.B. Holztafel- und
Besiedlung auf waldärmere Gebiete führte zu Holzrahmenbau) entgegenzuwirken.
einer materialsparenderen Bauweise – dem Im Amerika der 1940er-Jahre entwickelte Kon-
Fachwerk. rad Wachsmann zusammen mit Walter Gropius
Die Kenntnis von Holzschutz hatte zwar das »General-Panel-System«, bei dem eine
bereits bei den Römern zu dauerhaften Holz- Modulordnung die Grundlage bildet, um
bauten mit einem Sockel aus Stein geführt, Wände, Decken und Böden auf immer gleiche
diese Lösung war jedoch nicht allen Bauhand- Weise zusammenzufügen. Innerhalb von neun
werkern geläufig. Die Holzhäuser im mittelal- Stunden können fünf ungelernte Arbeiter ein
terlichen Danzig beispielsweise mussten alle Wohnhaus bezugsfertig errichten.
20–25 Jahre neu errichtet werden, da das Holz Trotz rückläufigem Marktanteil hat der Kon-
durch Berührung mit dem feuchten Boden zu struktionsbaustoff Holz durch das Aufkommen
faulen begann. von leistungsfähigen Holzwerkstoffen und ein
Die Stabkirchen in Norwegen aus dem 11. bis erweitertes technisches Know-how seine
13. Jh. verdeutlichen dagegen die Dauerhaf- Bedeutung auf dem Gebiet des Ingenieur-Holz-
tigkeit von Holzbauten durch konstruktive baus bewahren können (Abb. B 6.7). Unabhän-
Holzschutzmaßnahmen (Abb. B 6.2). gig vom Material des Tragwerks erfahren seit
Im Vergleich zum Bauen mit Stein erfordern Mitte der 1980er-Jahre verschiedene Arten von

B 6.1 Trabocco – autochthone Architektur für den Fisch-


fang, Fossacesia (I)
B 6.2 Stabkirche, Heddal (N) 12. Jh.
B 6.3 Almhütten am Matterhorn, Wallis (CH)
B 6.4 Aufbau eines Baumstamms
B 6.5 Verformung von Vollholzquerschnitten in Abhän-
gigkeit vom Verlauf der Jahresringe
B 6.6 Westminster Hall, London (GB) 1399
B 6.7 Eissporthalle, München (D) 1984, Ackermann +
Partner
B 6.8 Versicherungsgebäude, München (D) 2002,
Baumschlager & Eberle
B 6.2 B 6.3

66
Holz und Holzwerkstoffe

Holzstrahlen Markröhre
Jahrring Rinde
Kambium Frühholz
Splintholz Spätholz
Kernholz

B 6.4 B 6.5
hölzernen Außenverschalungen ein Comeback. • nachwachsender Rohstoff und ihrer Aufgaben herausgebildet. So
Die österreichische Region Vorarlberg nimmt • Kohlenstoffspeicher (Reduktion der CO2- genannte Leitzellen übernehmen die Stofflei-
dabei eine Vorreiterrolle im zeitgenössischen Konzentration) tung, Stützzellen bilden das tragende Gerüst
Holzbau ein – bereits über 20 % aller Neubau- • gute Ökobilanz von Laubbäumen.
ten werden dort in Holz ausgeführt. • Anisotropie (Abhängigkeit der meisten Holz- Abb. B 6.4 zeigt den typischen Aufbau von
eigenschaften von der Wuchsrichtung) Holz. Der Querschnitt des Stamms baut sich
• Hygroskopie (der Feuchtegehalt wird vom bei den meisten Bäumen von innen nach
Holz als Baustoff umgebenden Klima bedingt) außen wie folgt auf: Die mittlere Markröhre
• geringe Wärmeleitfähigkeit bei gleichzeitig übernimmt die Wasserleitung und Speiche-
Jeder Baum ist ein individueller Organismus guter Wärmespeicherfähigkeit rung beim jungen Spross, sie stirbt relativ früh
mit spezifischen Eigenschaften. Kein Stück • hohe Festigkeit bei geringem Gewicht (Trag- ab. In Regionen mit ausgeprägten Jahreszei-
Holz gleicht dem anderen. Verschiedene Krite- fähigkeit) ten bilden die angrenzenden Jahresringe den
rien beeinflussen Qualität, Erscheinungsbild • Vielzahl an Holzarten mit vielschichtigem Holzzuwachs eines Jahres ab. Ein Jahresring
und Verwendungszweck: Erscheinungsbild (Farbe, Textur, Geruch) besteht jeweils aus dem hellen, großporigen
• großes Angebot an Holz und Holzwerkstoffen Frühholz (entwickelt sich im Frühjahr zum
• Baumart bei weit entwickelter Bearbeitungstechnik Stofftransport) und dem dunklen, dichteren
• Standort, Makro- und Mikroklima Spätholz (bestimmt die Festigkeit des Hol-
• Baumalter Biologischer Aufbau von Holz zes). Das Kambium ist für das Dickenwachs-
• Herkunft aus dem Baumgefüge Den Grundbaustein des Holzes bilden Zellen, tum verantwortlich. Es erzeugt nach innen
(Stamm-, Ast-, Wurzelholz; Kern-, Splintholz) die auch als Fasern bezeichnet werden. Sie Holzzellen und nach außen Bast. Die Bastzel-
haben die Aufgabe, Nährstoffe zu transportie- len bilden den inneren, lebenden Teil der
Weltweit sind etwa 30 000 Holzarten bekannt, ren, Wasser zu leiten und das Holz zu festigen. Rinde, die von den abgestorbenen Schichten
rund 500 im internationalen Handel erhältlich. Die meisten Zellen haben eine langgestreckte der äußeren Borke umschlossen ist. Die
Das Spektrum der Baumarten reicht von Euka- Form und liegen größtenteils längs zum Rinde schützt den Stamm vor Austrocknung
lyptusbäumen in Australien mit bis zu 135 m Stammquerschnitt. Ausnahmen bilden die und mechanischer Beschädigung.
Höhe über Zypressen mit 12 m Stammdurch- Holzstrahlen, die radial im Stamm verlaufen.
messer bis zu Bristlecone-Pines in den USA, Diese dienen der Speicherung von Nährstoffen Splint-, Kern- und Reifholzarten
die ein Alter von 5000 Jahren erreichen kön- (Abb. B 6.4). Entsprechend der unterschiedlichen Färbung
nen. Im Verhältnis zu der breiten Vielfalt wer- Das evolutionsgeschichtlich ältere Nadelholz des Stamms im Querschnitt gliedern sich die
den in Mitteleuropa nur wenige Holzarten im verfügt über den einfacheren Aufbau, der über- Hölzer in Splint-, Kern- und Reifholzarten.
Bauwesen verwendet; Abb. B 6.9 und 10 zei- wiegend aus einem Zelltyp (den so genannten Bei Splintholzarten erfolgt der Stofftransport in
gen die geläufigsten. Tracheiden) besteht. Beim Laubholz hat sich den Zellen über den gesamten Querschnitt.
Als wichtigste Materialeigenschaften gelten: eine weitgehende Spezialisierung der Zellen Birke, Erle und Pappel weisen keinen Farb-

B 6.6 B 6.7 B 6.8

67
Holz und Holzwerkstoffe

oder Feuchtigkeitsunterschied im Stamm auf. Rohdichte eingebaut werden, die langfristig am Einbauort
Bei Kernholzarten besteht der farblich deut- Unter der Rohdichte versteht man das Verhält- zu erwarten ist. Dies ist eine wesentliche Vor-
lich vom Splint abgegrenzte, schwere und nis der Masse bezogen auf das Volumen inklu- aussetzung, um auf den vorbeugenden chemi-
harte Kern aus abgestorbenen Holzzellen, die sive aller Hohlräume (siehe Physikalische Stoff- schen Holzschutz verzichten zu können.
keine Transportfunktion mehr übernehmen. kenngrößen S. 264). Sie ist bei Holz eine der
Die darin abgelagerten Holzinhaltsstoffe wichtigsten physikalischen Größen, da sich Festigkeit
(z.B. Gerb- und Farbstoffe) erfüllen Abwehr- daraus wesentliche technologische Eigen- Die Widerstandsfähigkeit gegen Bruch definiert
funktionen gegen holzverwertende Pilze und schaften wie beispielsweise Festigkeit, Härte die Festigkeit eines Baustoffes. Holz weist eine
Insekten. Aufgrund der natürlichen Dauerhaf- oder Imprägnierbarkeit ableiten lassen. Die breite Spanne elastomechanischer Eigenschaf-
tigkeit kann bei Verwendung von Kernholz auf Bestimmung der Rohdichte erfolgt unter ten auf, die aus der jeweiligen Holzart, den
einen vorbeugenden chemischen Holzschutz Berücksichtigung des Feuchtegehalts (Masse- Wuchseigenschaften (Rohdichte, Jahresring-
verzichtet werden. Zu dieser Gruppe zählen und Volumenänderung durch Quellen und breite und Astigkeit), der Holzfeuchte, der
u.a. Eiche, Kiefer, Kastanie und Lärche. Schwinden) sowie der Lage des Holzes im Dauer der Lasteinwirkung sowie dem Winkel
Reifholzarten verfügen, wie Splintholz, über Stamm. zwischen Kraft- und Faserrichtung resultiert.
einen hellen Kern und unterscheiden sich Die mittlere Rohdichte liegt bei tragend einge- Aufgrund der Anisotropie verfügt Holz parallel
farblich im Querschnitt nicht. Der Kern ist setzten Nadelhölzern zwischen 450 und zur Faser über gute statische Eigenschaften.
jedoch deutlich trockener und entspricht in 600 kg / m3, bei einheimischen Laubhölzern um Unter Zugbeanspruchung reagiert Holz weit-
den Eigenschaften eher den Kernholzarten. 700 kg / m3; sie kann bei überseeischen Laub- gehend spröde, bei Druck- oder Biegebean-
Zu den Reifholzarten gehören Buche, Fichte, hölzern bis zu 1000 kg / m3 erreichen. spruchungen stellen sich vor dem Versagen
Tanne und Linde. plastische Verformungen ein. Dabei beträgt die
Holzfeuchte Zugfestigkeit in etwa das Doppelte der Druck-
Anisotropie Holz kann in der Hohlraumstruktur der Zellen festigkeit. Generell nimmt die Festigkeit des
Als anisotrop (griechisch = ungleich) wird ein erhebliche Mengen Wasser aufnehmen. Die Holzes unter folgenden Bedingungen zu:
Stoff bezeichnet, dessen Eigenschaften sich Holzfeuchte (Um) beträgt beim lebenden Baum
in den verschiedenen Richtungen unterschei- bis zu 70 % der Masse. Bei Holzarten, die im • abnehmende Holzfeuchte
den. Glas oder Metall sind beispielsweise iso- Bauwesen verwendet werden, wird der Faser- • abnehmende Temperatur
trop: Sie weisen in alle Richtungen die glei- sättigungspunkt bei Um = 30–35 % erreicht. • abnehmende Faser-Lastwinkel
chen Eigenschaften auf. Die Anisotropie des Oberhalb dieses Punkts füllen sich die Zellhohl- • zunehmende Rohdichte
Holzes resultiert aus den längs zur Wuchs- räume mit freiem Wasser, wobei die Form-
richtung verlaufenden Holzfasern des Baum- änderung aufgrund von Quellen und Schwin- Starke Astigkeit führt durch die Störung im
stamms und der Äste und wird in den ver- den praktisch nicht mehr zunimmt. Die Bestim- Faserverlauf zu verminderten Festigkeitswer-
schiedenen Schnittrichtungen (Quer-, Längs- mung der mittleren Holzfeuchte erfolgt übli- ten. Bei stark astigem Kiefernholz kann somit
und Tangentialschnitt) sichtbar (Abb. B 6.4). cherweise mit einem elektrischen Holzfeuchte- die Zugfestigkeit um bis zu 85 % abnehmen.
So ist etwa das Quell- und Schwindmaß bei messgerät. Der Feuchtigkeitsgehalt wird als Auch sinken die statischen Eigenschaften unter
Fichtenholz in Tangentialrichtung mehr als prozentuales Masseverhältnis des im Holz ent- dauerhaftem Einwirken hoher Lasten mit der
25-mal größer als in Längsrichtung. Auch die haltenen Wassers bezogen auf Holz im darr- Zeit ab. Bei ständig belastetem Fichtenholz
zulässige Spannung wird erheblich von der trockenen Zustand bestimmt. beträgt die Biegefestigkeit ca. 60 % der Kurz-
Faserrichtung geprägt. Fichtenholz kann Nach der neuen DIN 4074 ist Holz mit einer zeitfestigkeit. Da Holz individuelle Eigenschaf-
nach DIN 1052 längs zur Faser Zugkräfte bis maximalen Holzfeuchte von 20 % einzubauen. ten besitzt, die starken Schwankungen unterlie-
zu 10 N / mm2 aufnehmen, quer zur Faser Im Holzhausbau liegt die Begrenzung bei gen, sind die zulässigen Festigkeitswerte aus
lediglich 0,04 N / mm2. 18 %, verleimte Bauteile dürfen eine Holzfeuch- Sicherheitsgründen sehr niedrig angesetzt.
te von 15 % nicht überschreiten. Dies kann letztlich zu deutlich überdimensio-
Chemische Zusammensetzung Die Aufnahme von Wasser erfolgt jedoch nicht nierten Querschnitten führen. Die individuelle
Chemische Hauptbestandteile von Holz sind: nur in flüssiger Form. Durch seine hygroskopi- Tragfähigkeit eines Holzes lässt sich heute mit
sche Eigenschaft tauscht Holz mit der umge- zerstörungsfreien Methoden ermitteln (siehe
• 40–50 % Zellulose benden Luft Feuchtigkeit aus. Die so genannte S. 70); dadurch sind deutlich schlankere Bau-
• 20–30 % Hemizellulose (Halbzellulose) Gleichgewichtsfeuchte stellt sich beim verbau- teile möglich.
• 20–30 % Lignin (Holzstoff) ten Holz wie folgt ein:
• bis zu 10 % Extrastoffe und Asche Thermische Eigenschaften
• allseitig geschlossene, beheizte Bauten Aus der Porigkeit des Holzes resultieren die
Mit einem jährlichen Zuwachs von etwa 7 Mil- 9±3 % guten Wärmedämmeigenschaften sowie die
liarden Tonnen ist Zellulose der weltweit am • allseitig geschlossene, unbeheizte Bauten angenehmen Oberflächentemperaturen. Die
weitesten verbreitete Naturstoff. Sie sorgt für 12 ± 3 % Wärmeleitfähigkeit von Nadelholz liegt etwa bei
die Zugfestigkeit des Holzes. Hemizellulose • überdeckte, offene Bauten 0,13 W / mK, die von Laubholz bei ca.
verbessert als Füll- und Kittstoff die Druckfes- 15 ± 3 % 0,20 W / mK. Die Wärmeleitfähigkeit hängt von
tigkeit. Lignin ist im Gegensatz zu Zellulose • allseits bewitterte Konstruktionen der Faserrichtung des Holzes, der Rohdichte
unelastisch. Es verleiht den Zellwänden die 18 ± 6 % und der Holzfeuchte ab. Sie beträgt in Faser-
erforderliche Steifigkeit und Druckfestigkeit. richtung etwa das Doppelte der Querrichtung.
Die Fähigkeit von Holz Feuchtigkeit aufzuneh- Die gute spezifische Wärmespeicherfähigkeit
Physikalische Eigenschaften men (Absorption) und abzugeben (Desorption), von Holz (1,67 kJ / kgK bei einer Holzfeuchte
Die besonderen physikalischen Eigenschaf- kann erheblich zur Verbesserung des Innen- von 15 %) kann zur Verbesserung des Raum-
ten von Holz ermöglichen eine vielseitige Ver- raumklimas beitragen. Durch das Quellen und klimas beitragen.
wendung in Konstruktion und Ausbau. Der Schwinden ändern sich allerdings die Dimensi- Der Wärmeausdehnungskoeffizient ist im Ver-
sachgerechte Einsatz von Holz setzt jedoch onen. Abb. B 6.5 zeigt die Verformungen von gleich zu vielen anderen Baustoffen äußerst
Wissen über spezifische Merkmale, geeig- Vollholzquerschnitten in Abhängigkeit vom Jah- gering. Nach DIN 1052 kann daher auf den
nete Holzarten und Konstruktionsweisen resringverlauf und der ursprünglichen Lage im Nachweis von Temperaturdehnungen in der
voraus. Baum. Holz sollte möglichst mit der Feuchte Regel verzichtet werden.

68
Holz und Holzwerkstoffe

Holzarten

Es existiert eine enorme Vielfalt an Holzarten


mit jeweils spezifischen Nutzungsmerkmalen,
Erscheinungsbildern und Einsatzmöglichkeiten.
Gestalterische Erwägungen und holzschutz-
technische Überlegungen sind bei der Aus-
wahl der gewünschten Holzart in Einklang zu
bringen.
In Abb. B 6.11 sind die besonderen Eigen-
schaften und Merkmale der im Bauwesen ver-
wendeten Hölzer aufgeführt. Nadelhölzer sind
aufgrund des schnelleren Wachstums meist
kostengünstiger als Laubhölzer. Seit einigen
Jahren kommen vermehrt überseeische Nadel-
hölzer zur Anwendung, die im Vergleich zu den
einheimischen gerad- und langwüchsiger, a b c d
fäulnisunempfindlicher und astärmer sind.
Nichteuropäische Laubhölzer werden bei spe-
zifischen Aufgaben im Innen- oder Außenbe-
reich und als edle Furnierhölzer eingesetzt.
Die Ökobilanz verschlechtert sich jedoch durch
die erforderlichen Energieaufwendungen für
den Transport maßgeblich.

Holzgewinnung und Weiterverarbeitung von


konstruktiven Vollholzprodukten

Für den Einschlag des Holzes im Winter spricht


neben den schädlingsfeindlicheren Außentem-
peraturen auch die verminderte Gefährdung
des Holzes durch die Saftruhe. Von der früher
weitgehend üblichen Winterfällung weicht man e f g h B 6.9
heute jedoch aufgrund des zunehmenden
Holzbedarfs teilweise ab. Abhängig vom Wald-
bestand tritt die Schlagreife bei schnell wach-
senden Nadelbäumen, wie z.B. Fichten und
Tannen, nach 60–120 Jahren ein. Eichen und
Buchen können nach etwa 80–140 Jahren ver-
arbeitet werden.

Einschnitt und Holztrocknung


Zur Gewinnung von Bauschnittholz aus dem
Querschnitt des Baumstamms werden entspre-
chend der späteren Verwendung verschiedene
Einschnittarten angewendet (Abb. B 6.13):

• einstieliger Einschnitt:
Aufgrund der vollständig erhaltenen Markröh-
a b c d

B 6.9 Nadelhölzer / Kurzzeichen nach DIN 4076


a Douglasie (DGA)
b Fichte (FI)
c Kiefer / Föhre (KI)
d Lärche, europäische (LA)
e Pinie (PIP)
f Tanne / Weißtanne (TA)
g Western Hemlock (HEM)
h Western Redcedar (RCW)
B 6.10 Laubhölzer / Kurzzeichen nach DIN 4076
a Ahorn (AH)
b Azobe (AZO)
c Buche / Rotbuche (BU)
d Eiche (EI)
e Meranti, dunkelrot (MER)
f Merbau (MEB)
g Robinie (ROB)
h Teak (TEK)
e f g h B 6.10

69
Holz und Holzwerkstoffe

Holzarten Kurz- Rohdichte 1 Druck- Zugfestig- Wärmeleit- Wärme- Dampf- Quell- und Quell- und Beständig- Beständig-
zeichen festigkeit keit fähigkeit 2 speicher- diffusions- Schwindver- Schwindver- keit des keit des
nach parallel parallel zahl widerstands- halten radial halten tan- Kernholzes Kernholzes
DIN 4076 zur Faser zur Faser zahl 3 gential gegen Pilze gegen
[% je 1% [% je 1% Insekten
Holzfeuchte- Holzfeuchte-
[kg / m³] [N / mm2] [N / mm2] [W / mK] [kJ / m³K] [–] änderung] änderung] [Klasse 1–5] [Klasse 1–5]

Nadelhölzer

Douglasie DGA 510–580 42–68 82–105 0,12 660–750 n.b. 0,15–0,19 0,24–0,31 3 3
Fichte FI 430–470 43–50 90 0,09–0,12 560–610 88 0,16–0,19 0,29–0,36 2 2
Kiefer (Föhre) KI 510–550 55 104 0,12–0,14 660–720 68 0,16–0,19 0,29–0,36 2–3 2
Lärche LA 540–620 55 107 0,11–0,13 700–810 302 0,14 0,29–0,3 3 4
Pinie PIP 510–690 41–58 105 n.b. 660–900 n.b. 0,18 0,29–0,33 3 2–3
Tanne (Weißtanne) TA 430–480 47 84 0,10–0,13 560–620 n.b. 0,12–0,16 0,28–0,35 2 2
Western Hemlock HEM 460–500 36–55 68 n.b. 600–650 n.b. 0,11–0,13 0,24–0,25 2 2
Western Redcedar RCW 360–390 29–35 80–93 0,09 470–510 n.b. 0,07–0,09 0,20–0,24 5 4

Laubhölzer

Ahorn AH 610–660 58–62 82–100 0,15 790–860 71 0,10–0,20 0,22–0,30 1 1


Azobe (Bongossi) AZO 1020–1120 87–108 150–215 n.B. 1330–1460 n.b. 0,30–0,32 0,4 5 5
Buche (Rotbuche) BU 700–790 62 135 0,15–0,17 910–1030 86 0,19–0,22 0,38–0,44 1 2
Eiche EI 650–760 65 90 0,13–0,21 850–990 140 0,18–0,22 0,28–0,35 4 4
Meranti, dunkelrot MER 540–760 51–65 120–165 n.b. 700–990 n.b. 0,14–0,18 0,29–0,34 4 3–4
Merbau MEB 810–900 59–82 140 n.b. 1050–1170 n.b. 0,13 0,26 5 4–5
Robinie ROB 740–800 58–72 120–148 n.b. 960–1040 n.b. 0,17–0,24 0,32–0,38 4 4
Teak TEK 590–700 52–60 117 0,16–0,18 770–910 n.b. 0,13–0,15 0,24–0,29 5 5

1
Die Angaben gelten für eine mittlere Holzfeuchte von 15 %.
2
Werte für Konstruktionsholz nach EN 12 524: Rohdichte 500 kg / m3 = 0,13; 700 kg / m3= 0,20; Zwischenwerte dürfen interpoliert werden.
3
Aufgrund vielfältiger Abhängigkeiten wird von der ARGE Holz für die angegebenen Holzarten ein vereinfachter Richtwert von 40 angenommen; die EN 12 524 sieht in Abhängigkeit
von der Rohdichte für Konstruktionsholz vor: 500 kg / m3 = 20 / 50; 700kg / m3 = 50 / 200.
B 6.11

re besteht hohe Rissgefahr beim Trocknen, Die technische Trocknung von höher vergüte- die Einordnung nach DIN 4074-1 zulassen. Bei
nur für untergeordnete Zwecke empfohlen. ten Vollholzprodukten erfolgt unter gesteuerten der maschinellen Festigkeitssortierung können
• zweistieliger, herzkerngetrennter Einschnitt: Klimabedingungen in abgeschlossenen Tro- durch die Messung der Werkstoffeigenschaften
Die Neigung zur Rissbildung, Krümmung und ckenkammern. Ein 30 mm dickes Fichtenbrett (E-Modul, Rohdichte, Holzfeuchte) höhere Sor-
Verdrehung vermindert sich. braucht bei einer Trocknungstemperatur von tierklassen erzielt werden. Darüber hinaus exis-
• zwei- und vierstieliger, herzkernfreier Ein- bis zu 90 °C etwa 16 Stunden für die Reduktion tieren verschiedene Kriterien zur Sortierung von
schnitt: der Holzfeuchte von 30 auf 8 %. Hölzern nach dem ästhetischen Eindruck.
Für Hölzer mit höheren Anforderungen an das Diese Beurteilung basiert auf anderen Merkma-
Erscheinungsbild erfolgt das Heraustrennen Sortierung, Oberflächenbearbeitung und Klebung len als bei der visuellen Festigkeitssortierung
der Herzbohle zur weiteren Reduzierung der Die Standortbedingungen und das Klima füh- und kann sowohl für nicht tragende Hölzer als
Rissgefahr. ren beim Baumwachstum zu großen Unter- auch zur zusätzlichen Sortierung von Konstruk-
schieden im Aufbau, die sich technisch und tionshölzern eingesetzt werden. Die bauauf-
Auch heute noch wird bei Bauschnitt- und Bau- optisch bemerkbar machen. Für tragende und sichtlich vorgeschriebene Sortierung ist
rundholz teilweise die Freilufttrocknung ange- aussteifende Hölzer ist eine Festigkeitssortie- dadurch nicht ersetzbar.
wendet. In Abhängigkeit von der Jahreszeit rung vorgeschrieben. Dabei unterscheidet man
und dem vorherrschenden Klima benötigen zwischen der visuellen und der maschinellen In der Regel werden Kanthölzer, Bretter und
Fichten etwa 60–200 Tage und Eichen 100–300 Sortierung. Die visuelle Festigkeitssortierung Bohlen in sägerauer Ausführung angeliefert
Tage, um bei 25 mm dicken Brettern eine mitt- basiert auf äußerlichen Merkmalen (Astigkeit, und eingebaut. Bei Sichtkonstruktionen müssen
lere Holzfeuchte von 20 % zu erreichen. Jahresringbreite), die einen Rückschluss auf gehobelte Oberflächen oder spezielle Kanten-

a b c d e f B 6.12

70
Holz und Holzwerkstoffe

bearbeitungen (scharfkantig, gefast) extra ver- glatter Oberfläche reichen. Baurundholz wird
einbart werden. hauptsächlich für tragende Querschnitte von
Skelettkonstruktionen, im Garten- und Land-
Das Kleben von tragenden Vollholzprodukten schaftsbau sowie im Ingenieurholzbau verwen-
(Abb. B 6.12 c–f) ist nur mit geprüften Klebstof- det.
fen zulässig. Harnstoffharz, modifiziertes Mela-
minharz und Phenol-Resorcinharz enthalten Bauschnittholz aus Nadel- und Laubholz
Formaldehyd, wobei durch den geringen Bauschnittholz (Abb. B 6.12 b) entsteht durch einstieliger Einschnitt
Fugenanteil der Vollholzprodukte die zulässi- das Einschneiden oder Profilieren des entrinde-
gen Grenzwerte deutlich unterschritten werden. ten Baumstamms, des so genannten Rohhol-
Klebstoffe aus Polyurethan sind formaldehyd- zes, in üblicherweise rechteckige Querschnitte.
frei. Je nach Verhältnis von Breite (b) zu Dicke (d)
Um kraftschlüssige Längsverbindungen zu rea- bzw. Höhe (h) unterscheiden sich die Schnitt-
lisieren, kommen heute üblicherweise so holzarten in Kantholz, Bohle, Brett und Latte.
genannte Keilzinkungen zur Ausführung. Dabei • Kantholz: b ≤ h ≤ 3 b und b > 40 mm
werden in die Hirnholzflächen der zu verbin- • Bohle: d > 40 mm und b > 3 d
denden Vollholzquerschnitte kammartige Zin- • Brett: d ≤ 40 mm und b ≥ 80 mm
ken gefräst, mit Klebstoff bestrichen und mit- • Latte: d ≤ 40 mm und b < 80 mm zweistieliger, herzkerngetrennter Einschnitt
einander verpresst.
Flächenklebungen dienen der Herstellung von Trocknen, Keilzinken, Hobeln, Fasen sowie wei-
Brettschichtholz. Bei der Verwendung von teres Profilieren dienen der Weiterverarbeitung
transparenten Klebstoffen und Fugendicken von Bauschnittholz. Es findet im Bauwesen in
von ca. 0,1 mm sind die einzelnen Schichten vielfältiger Form Verwendung, z.B. als tragen-
der Leimbinder kaum wahrnehmbar. der Querschnitt, Unterkonstruktion, Schalung
oder Außenbekleidung.
Risse
Bei der Verwendung von Holz für tragende Konstruktionsvollholz
Zwecke sind Blitz- und Frostrisse, die am Als Konstruktionsvollholz werden veredelte zweistieliger, herzkernfreier Einschnitt
lebenden Baum entstanden sind, nicht zuläs- Bauschnittholzerzeugnisse aus Nadelholz
sig. DIN 4074 lässt hingegen Schwindrisse, die bezeichnet (Abb. B 6.12 c). Die technische
in der Trocknungsphase auftreten, ausdrück- Trocknung auf eine Holzfeuchte von 15 ± 3 %
lich zu. Die Einschnittart der Hölzer, die scho- sowie die gezielte Wahl des Einschnitts und die
nende Trocknung und das Anpassen der Ein- visuelle Festigkeitssortierung mit zusätzlichen
baufeuchte an das Klima des Verwendungsor- Sortierregeln tragen dazu bei, ein hohes Maß
tes können die Rissbildung reduzieren. Aller- an Formstabilität, Maßhaltigkeit, geringer Riss-
dings sind Risse auch bei sorgfältiger Material- bildung und eine hochwertige Oberfläche zu
auswahl und fachgerechtem Einbau nie voll- erzielen. Im Handel ist Konstruktionsvollholz für
ständig auszuschließen. sichtbare und nicht sichtbare Konstruktionen vierstieliger, herzkernfreier Einschnitt
erhältlich. Aufgrund der hohen Maßhaltigkeit B 6.13
eignet es sich besonders für den Holzhausbau B 6.11 physikalische Kennwerte gebräuchlicher
Holz und Holzwerkstoffe und für tragende Querschnitte. Die niedrige Holzarten
Holzfeuchte erlaubt auch bei voll gedämmten B 6.12 konstruktive Vollholzprodukte
a Rundholz, Baurundholz
Mit der Industrialisierung der Holzverarbeitung Konstruktionen den Verzicht auf einen vorbeu-
b Vollholz (NH)
wurden viele neue Vollholzprodukte und Holz- genden chemischen Holzschutz. c Konstruktionsvollholz
werkstoffe entwickelt. Nachfolgend wird eine d Kreuzbalken
Auswahl der gängigsten Vollholzprodukte mit Kreuzbalken e Duo- / Trio-Balken
Erläuterungen zu den signifikanten Merkmalen Charakteristisch für den Kreuzbalken ist seine f Brettschichtholz (BSH)
B 6.13 Einschnittarten
vorgestellt. über die ganze Länge des Holzes durchlaufen- B 6.14 stabförmige Holzwerkstoffe
de Röhre (Abb. B 6.12 d). Zur Herstellung wer- a Structural Veneer Lumber (SVL)
Vollholzprodukte den vier viertelholzähnliche Segmente aus b Furnierstreifenholz (PSL)
Bei konstruktiven Vollholzprodukten erfolgt Nadelholz faserparallel mittels Polyurethan-
keine oder nur eine geringe Veränderung des Klebstoff kraftschlüssig verbunden. Die Außen-
Gefüges. Die Verarbeitung basiert je nach Pro- seiten der Segmente wendet man dabei nach
dukt auf den Schritten Sägen, Trocknen, Sortie- innen. Durch die Holzfeuchte von unter 15 %
ren, Keilzinken und flächiges Verkleben. Tra- eignen sich Kreuzbalken für ähnliche Anwen-
gend oder aussteifend eingesetzte Vollholzpro- dungen wie Konstruktionsvollhölzer.
dukte müssen bauaufsichtlich zugelassen sein.
Duo- / Trio-Balken
Baurundholz Um Balkenschichtholz zu erhalten (auch
Entastete und entrindete Stämme bezeichnet Duo- / Trio-Balken genannt), werden zwei bzw.
man als Rundholz (Abb. B 6.12 a). Bei größeren drei Bohlen oder Kanthölzer flachseitig mitein-
Querschnitten können eingefräste Entlastungs- ander verklebt (Abb. B 6.12 e). Nach dem
nuten die unkontrollierte Rissbildung verrin- Trocknen der Hölzer auf weniger als 15 %
gern. Die Oberflächenbearbeitung kann vom Holzfeuchte erfolgen visuelle Festigkeitssortie-
Erhalt der ursprünglichen Stammform über das rung, Keilzinken, vierseitiges Hobeln und
Egalisieren von Unregelmäßigkeiten bis zum Ablängen, Klebstoffauftrag sowie die Verkle-
Kalibrieren eines gleichen Durchmessers bei bung zu einem Balken. Abschließend kann der
a b B 6.14

71
Holz und Holzwerkstoffe

Vollholz Holzwerkstoffe

Entrinden Spalten Sägen Sägen Schälen Hobeln Zerspanen Zerfasern

Baurundholz Schindeln Bauschnittholz Schnittholz Furniere Holzwolle Späne Fasern

Normalschindeln Kantholz Massivholzplatte Furniersperrholz Holzwolleplatte Spanplatte (P) poröse Faserplatte


Zierschindeln Bohle Schichtholzplatte (FU) (WW) Kalanderspanplatte (SB)
Brett Furnierschichtholz Mehrschicht-Leicht- bituminierte
Latte Mehrschichtplatte zementgebundene
(FSH) bauplatte (WW-C) Spanplatte Faserplatte
Stabsperrholzplatte (SB.H / SB.E)
Konstruktionsvoll- (ST) Furnierstreifenholz leichte Spanplatte gipsgebundene
holz (PSL) mit Holzwolledecke Spanplatte Holzfaserdämm-
Stäbchensperrholz- platte (WF)
platte (STAE) Spanplatte mit
Kreuzbalken Faserdeckschicht mittelharte Faser-
platte (MBL / MBH)
Strangpressplatte
(ES) harte Faserplatte
Duo- / Trio-Balken (HB)
Strangpressröhren-
platte (ET) mitteldichte
Brettschichtholz Faserplatte (MDF)
Oriented Strand
(BSH) Gipsfaserplatte
Board (OSB)
Langspanholz (LSL) Faserzementplatte
B 6.15

Duo- / Triobalken nochmals in Gänze gehobelt durch den Einsatz von Klebstoffen. Dies gilt höhere Festigkeiten. Platten aus Spänen und
und gefast werden. Als veredeltes Vollholzpro- auch für andere veredelte Holzprodukte. Fasern sind hingegen konstruktiv weniger
dukt stellt er eine weitere Alternative zu den belastbar als gewachsenes Holz.
vorgenannten Konstruktionsvollholz und Kreuz- Holzwerkstoffe Damit sie tragende Funktionen übernehmen
balken dar. Seit über 50 Jahren werden Holzwerkstoffe in können, müssen Holzwerkstoffe bauaufsichtlich
Form von Holzspan- und Holzfaserplatten im zugelassen sein. DIN 68 800-2 und -3 untertei-
Brettschichtholz Bauwesen verwendet. Mittlerweile bietet die len die Platten in Abhängigkeit von der Feuch-
Für Brettschichtholz (Abb. B 6.12 f) ist oft noch Industrie eine große Vielfalt von Produkten an teresistenz in drei Holzwerkstoffklassen. Diese
die ursprüngliche Bezeichnung »Leimholz« (Abb. B 6.15); für die nahe Zukunft ist die Ent- Klassen entsprechen üblichen Einbausituatio-
geläufig. Es besteht aus mindestens drei wicklung weiterer, hoch beanspruchbarer Pro- nen und ihren zu erwartenden maximalen
faserparallel miteinander verklebten Brettern dukte zu erwarten. Feuchten, die nicht überschritten werden
aus Nadelholz. Brettschichtholz wird ähnlich Holzwerkstoffe bestehen aus zerkleinertem dürfen:
wie ein Duo- / Trio-Balken hergestellt, jedoch Holz, das größtenteils mithilfe von Klebstoffen
beträgt die Holzfeuchte nur etwa 12 %, und oder mineralischen Bindemitteln zu Platten • HWS-Klasse 20: max. Feuchtegehalt 15 %
bei der Festigkeitssortierung werden ggf. oder Stäben gepresst wird. Als Rohstoff für (z.B. Innenwandbeplankungen von Außen-
vorhandene größere Fehlstellen ausgekappt. Bretter, Stäbe, Furniere, Späne und Fasern ist wänden)
Darüber hinaus sind neben geraden Bauteilen die Nutzung von Stammholz, Industrierestholz • HWS-Klasse 100: max. Feuchtegehalt 18 %
auch Formen mit variablen Querschnitten, ein- sowie fremdstofffreiem Abfallholz möglich. (z.B. Außenwandbeplankungen von Außen-
fachen bzw. doppelten Krümmungen möglich. Die aus dem Herstellungsverfahren resultieren- wänden und Hohlräumen)
Brettschichtholz eignet sich besonders für de Homogenität führt zu einer geringen Streu- • HWS-Klasse 100 G: max. Feuchtegehalt 21 %
hoch belastete und weit gespannte Bauteile ung der Materialeigenschaften. Im Vergleich (z.B. Trägerschichten unter Abdichtungen
(z.B. Hallenbauten, Brücken) sowie für Bauteile zu den Vollhölzern wird die Anisotropie des von Flachdächern)
mit hohen Anforderungen an Maßhaltigkeit Holzes weitgehend ausgeglichen; die Neigung
und Optik. zum Quellen und Schwinden verringert sich Als Bindemittel für kunstharzgebundene Holz-
Insbesondere bei Brettschichtholz verschlech- deutlich. werkstoffe eignen sich verschiedene organi-
tert sich die Ökobilanz durch einen zusätzli- Holzwerkstoffe aus Furnieren oder Brettern, sche Klebstoffe (Harnstoff-, Melamin-, Phenol-,
chen Energieaufwand in der Produktion und auch Lagenhölzer genannt, erreichen meist und andere Harze). Platten der Klasse 100 G
Herstellungmaße von min. Materialdicke max. Materialdicke max. Breite max. Länge
Holzwerkstoffplatten [mm] [mm] [mm] [mm]

Lagenhölzer

B 6.15 systematische Gliederung von Vollholz und Holz- Mehrschichtplatten 12 75 3000 6000
werkstoffen Furnierschichtholz FSH 27 75 1820 23 000
B 6.16 Formate und Materialdicken von Holzwerkstoffen Furniersperrholz FU 8 25 1525 3000
(Richtmaße) Bau-Furniersperrholz BFU 10 40 1850 3050
B 6.17 physikalische Kennwerte von Vollholzprodukten Furnierstreifenholz PSL 44 280 483 20 000
und stabförmigen Holzwerkstoffen
B 6.18 plattenförmige Holzwerkstoffe Holzspanplatten
a Dreischichtplatte
Langspanholz LSL 32 89 2438 10 700
b Furnierschichtholz (FSH)
OSB-Platte OSB 6 40 2620 5000
c Bau-Furniersperrholz (BFU)
Spanplatte P 2,8 38 2050 5300
d Bau-Furniersperrholz aus Buche (BFU-BU)
e Spanplatte (P)
Holzfaserplatten
f OSB-Platte
g Langspanholz (LSL) MDF MDF 6 25 1250 2500
h mitteldichte Faserplatte (MDF)
B 6.16

72
Holz und Holzwerkstoffe

werden mit einem zugelassenen Holzschutz- Furnierstreifenholz (PSL)


mittel gegen holzzerstörende Pilze versehen. PSL (Parallel Strand Lumber) stellt für hoch
Die mit Gips gebundenen Holzwerkstoffe kön- belastete, stabförmige Bauteile eine Alternative
nen in den Anwendungsbereichen der Klasse zu Vollholzprodukten wie z.B. Brettschichtholz
20 und 100 eingesetzt werden, zementgebun- dar (Abb 6.14 b). Für die Herstellung von Fur-
dene Holzwerkstoffe auch in der Klasse 100 G nierstreifenholz werden 25 mm breite und
(siehe Baustoffe mit mineralischen Bindemit- 0,5–2,6 m lange Schälfurnierstreifen aus Doug-
teln, S. 61). las Fir (DF) oder Southern Yellow Pine (SYP) in a
Abb. B 6.16 zeigt übliche Materialdicken und Balkenlängsachse ausgerichtet und mittels
maximale Abmessungen gebräuchlicher Holz- Phenolharz kraftschlüssig verbunden.
werkstoffe.
Bau-Furniersperrholz (BFU)
Drei- und Fünfschichtplatten Aus mehreren Lagen Furnier verklebte Platten
Mehrschichtplatten bestehen aus drei bzw. fünf heißen Furniersperrholz (Abb. B 6.18 c); ab fünf
kreuzweise verklebten, 4–50 mm dicken Lagen Lagen und Dicken über 12 mm gilt auch die
Nadelholz (Abb. B 6.18 a). Die Festigkeiten der Bezeichnung Multiplex. Wegen ihrer hohen
Platten weisen entsprechend ihrer jeweiligen Festigkeit eignen sie sich besonders gut für tra- b
Schichtdicke, Holzart und -qualität starke Unter- gende Bauteile.
schiede auf. Drei- und Fünfschichtplatten eig- Wird anstelle von Nadelholz Buchenfurnier
nen sich für tragende und aussteifende Beplan- (BFU-BU) kreuzweise verleimt, entsteht eine
kungen. sehr hochwertige und stabile Platte, die im
Innenausbau und Möbelbau verwendet wird
Brettlagenholz (Abb. B 6.18d).
Brettlagenholz, auch Dickholz genannt, setzt
sich ähnlich der vorgenannten Mehrschicht- Formsperrholz c
platten ebenfalls aus kreuzweise verklebtem Durch Pressen von mehrlagig verleimten Fur-
Nadelholz zusammen. Die Bretter der Einzel- nierplatten unter Dampf über einer Negativform
lagen werden zu Wand-, Decken- oder Dach- ist es auch möglich, frei geformte Schalen her-
bauteilen mit bis zu 85 mm Dicke geschichtet. zustellen. Diese Technik wird vor allem im
Computergesteuerte Abbundanlagen ermögli- Innenausbau und im Möbelbau genutzt.
chen die millimetergenaue Vorfertigung von
Fenster- und Türöffnungen im Herstellerwerk Stab- und Stäbchensperrholz (ST und STAE)
(Abb. B 6.21 und B 6.22). Die Mittellage von Stab- und Stäbchensperr-
holz besteht aus Leisten. Bei Stabsperrholz d
Furnierschichtholz (FSH) (ST), auch Tischlerplatte genannt, messen die
Durch Verpressen und Verkleben ca. 3 mm Leisten 24–30 mm, bei Stäbchensperrholz
dicker Nadelholz-Schälfurniere mit Phenolharz (STAE) weniger als 8 mm. Beidseitig der Mittel-
entsteht ein sehr leistungsfähiger Holzwerkstoff lage werden Furnierdecklagen aufgeklebt.
(Abb. B. 6.18 b). Bei FSH-S (für lineare Bauteile) Güteklasse 1 ist auch im Bereich der Leisten
ist die Faserrichtung aller Furnierlagen parallel, fehlerfrei verleimt, Güteklasse 2 kann dort Fehl-
bei FSH-Q (für flächige Bauteile) sind auch stellen aufweisen.
einige Lagen quer ausgerichtet. e
Spanplatten
SVL (Structural Veneer Lumber) sind stabförmi- Spanplatten finden eine breite Anwendung,
ge Bauteile mit einer maximalen Breite von z.B. als aussteifende Beplankung oder als Ver-
500 mm, die aus mehreren miteinander ver- kleidung von Wänden und Decken. Die dichte
klebten Furnierschichthölzern bestehen (Abb. Oberfläche ist als Trägermaterial für Furniere
B 6.14 a). Sie werden als Träger, Stützen, Fas- und andere Beschichtungen geeignet. Nach
sadenkonstruktionen oder im Holzhausbau ein- ihren Bindemitteln unterscheidet man kunst-
gesetzt. harz- und mineralisch gebundene Spanplatten.
f
Vollholzprodukte und Rohdichte Druck- Zugfestig- Biegezug- Quell und Dampf-
stabförmige Holzwerkstoffe festigkeit keit festigkeit Schwind- diffusions-
parallel zur parallel zur verhalten wider-
Faser Faser [% je 1% standszahl
Holzfeuchte-
[kg / m3] [N / mm2] [N / mm2] [N / mm2] änderung] [–]
Vollholzprodukte (Beispiel Fichte)

Bauschnittholz; S10 420 8,5 7 10 0,24 40


Konstruktionsvollholz (KVH) 420 8,5 7 10 0,24 40 g
Kreuzbalken 420 – 460 8,5 –11 7– 9 10–13 0,24 40
Duo- / Triobalken 420 – 460 8,5 7 10 0,24 40
Brettschichtholz (BSH) 420 – 560 8,5 –13 8,5–13 11–18 0,24 40

stabförmige Holzwerkstoffe

Furnierschichtholz (FSH-S) 480 – 550 16 16 17–20 0,01 / 0,32 1 60 / 80


Furnierstreifenholz (PSL) 600 – 700 20 18 19–21 0,01 / 0,32 1 50 / 100
1
In Plattenrichtung parallel zur Faser / senkrecht zur Faser.
B 6.17 h B 6.18

73
Holz und Holzwerkstoffe

plattenförmige Holzwerkstoffe Kurz- Rohdichte zul. Biege- zul. Druck- Wärmeleit- Schwinden in Dampfdiffu- Brennbar-
bezeichnung spannung festigkeit fähigkeit Plattenebene sionswider- keitsklasse 2
rechtwinklig in Platten- standszahl
zur Platten- ebene 1 [% je % Holz-
ebene 1 feuchte-
[kg / m³] [N / mm²] [N / mm²] [W / mK] änderung] [–]

Lagenhölzer
Dreischichtplatte 400–500 4,4–22 5,5–11 0,14 0,02 50 / 400 D-s2d0
Fünfschichtplatte 400–500 3,5–13 7,5–11 0,14 0,02 50 / 400 D-s2d0
Furnierschichtholz FSH 400–800 13–21 8–19 0,15 0,02 50 / 400 D-s2d0
Bau-Furniersperrholz BFU 400–800 13 4–8 0,15 0,02 50 / 400 D-s2d0
Stabsperrholz ST, STAE 450–800 n.b. n.b. 0,15 0,02 50 / 400 D-s2d0

Holzspanplatten
Spanplatte P 550–700 2–4,5 1,75–3 0,13 0,035 50 / 100 D-s2d0
OSB-Platte OSB 600–660 2,5–8 1–4,2 0,13 0,035 50 / 100 D-s2d0
Langspanholz LSL 670–700 16–20 8–10 0,14 0,3–0,4 50 / 100 D-s2d0

Holzfaserplatten
mitteldichte Faserplatte MDF 450–750 3,6–8,0 2,8–4,5 0,1–0,17 0,2 8 / 70 D-s2d0
harte Faserplatte HB 900–1000 6–8 4 0,17 0,2 70 D-s2d0
mittelharte Faserplatte MBL / MBH 400–900 2,5–5 1,5–2,1 0,08–0,17 0,2 8 / 70 E bis D-s2d0
poröse Faserplatte SB 230–400 0,8–1,3 – 0,04–0,07 n.b. 5 / 10 E
bituminierte Faserplatte SB.H / SB.E 200–350 0,8–1,3 – 0,056–0,06 n.b. 5 / 10 E

1
Herstellerangaben nach Informationsdienst Holz.
2
Europäische Brennbarkeitsklasse nach DIN EN 13 501 mit Ausnahme von Bodenbelägen. B 6.19
Die Baustoffklasse nach DIN 4102 entspricht B2.

Der Herstellungsprozess beeinflusst die Lage eine deutlich höhere Biegezugfestigkeit als in ten (MDF, Abb. B 6.18 h) wird den Holzfasern
der Späne im Holz und damit auch die Stabili- Querrichtung auf. Der Holzwerkstoff eignet sich vor dem Verpressen ein geringer Anteil an
tät der Platten. Flachgepresste Platten enthal- für mittragende und aussteifende Beplankun- Harnstoff oder Phenolharz beigemengt. Dank
ten liegende Späne, in stranggepressten sind gen sowie als lastabtragende Fußbodenplatte. ihrer harten, abriebfesten Oberflächen dienen
die Späne senkrecht zur Platte angeordnet. MDF-Platten als Träger für Beschichtungen
Langspanholz (LSL) aller Art und eignen sich somit gut für den
Spanplatten (P) bestehen aus verhältnismäßig Pappelspanstreifen von etwa 300 mm Länge Innenausbau. Eine gleichmäßige Einfärbung
kleinen, parallel zur Plattenebene liegenden werden unter Zugabe von MDI-Polyurethankleb- der Platten mit Pigmentzusätzen ist möglich;
Spänen und finden heute einen sehr breiten stoff verpresst. LSL (Laminated Strand Lumber; die Farbauswahl beschränkt sich derzeit auf
Anwendungsbereich im Möbel- und Innenaus- Abb. B 6.18 g) verfügt über hohe Festigkeiten Gelb, Rot, Grün, Blau und Schwarz. Unter
bau (Abb. B 6.18 e). Bei den kunstharzgebun- und eignet sich daher für Anwendungen mit Druck, Wärme und Feuchtigkeit lassen sich die
denen Spanplatten sorgen Phenolharze, Harn- extremen konstruktiven Beanspruchungen. Platten mithilfe von Schablonen verformen.
stoffharze oder modifizierte Melaminharze für
den Zusammenhalt. Die Platten sind in Dicken Holzfaserplatten Furniere
von 2,8 bis 38 mm erhältlich. Faserplatten können ohne Verwendung eines Nahezu alle Holzwerkstoffplatten eignen sich
Bindemittels allein durch Verpressen herge- als Furnierträger. Somit stehen Werkstoffe für
Aufgrund der rechtwinklig zur Plattenebene stellt werden, wobei sich die feinen Holzfasern den Innenausbau und Möbelbau zur Verfü-
angeordneten Späne verfügen Strangpress- untereinander unter hohem Druck verfilzen. Je gung, die weniger schwind- und rissanfällig
platten über hohe Quer- und geringe Biege- nach Verdichtung unterscheiden sich die Plat- sind als entsprechendes Vollholz, jedoch eine
zugfestigkeiten. Daher werden sie in der Regel ten in ihrer Festigkeit. Das vollständig homoge- ähnliche optische Wirkung erzielen. Hochwerti-
beidseitig beplankt eingebaut (z.B. Kalander- ne Material weist keine Strukturmerkmale (z.B. ge Hölzer lassen sich auf diese Weise sparsam
platten). Maserung) mehr auf. Im Gegensatz zu anderen einsetzen. Da sich Gebrauchsspuren und
Man unterscheidet Strangpressvollplatten (ES) Holzwerkstoffen lassen sich Faserplatten wie Beschädigungen an Kanten deutlich abzeich-
und Strangpressröhrenplatten (ET), bei denen Vollholz durch Fräsen o.ä. zu dreidimensional nen, erhalten furnierte Platten in der Regel so
innen liegende Hohlräume das Eigengewicht geformten Teilen bearbeiten. genannte Vollholzanleimer als Kantenschutz.
der Platten reduzieren. Strangpressplatten wer- Je nach Anwendung unterscheidet man Sperr-
den häufig als Türblätter oder in Trennwänden Mittelharte Faserplatten (MBL / MBH) und harte holzfurniere, Unterfurniere und Deckfurniere für
eingesetzt. Holzfaserplatten (HB) werden im Nassverfah- Oberflächen.
ren ohne zusätzliche Bindemittel verpresst. Ihre
OSB-Platten widerstandsfähige Oberfläche schützt die Plat- Sägefurniere
Die parallel zur Plattenoberfläche ausgerichte- ten vor mechanischen Beschädigungen. Aufgrund ihrer Herstellung mit der Kreissäge
ten Späne mit Längen von etwa 75 mm geben oder der Furniergattersäge sind Sägefurniere
der OSB-Platte (Oriented Strand Board) ihre Poröse Faserplatten (SB) sowie Holzfaser- mindestens 1 mm dick und wegen des hohen
charakteristische Oberfläche (Abb. B 6.18 f), dämmplatten (WF) eignen sich aufgrund ihrer Verschnittanteils vergleichsweise teuer. Sie
die unter dünnen Beschichtungen als lebhaft geringen Rohdichte und ihres guten Schallab- können rissfrei und unter Beibehaltung ihrer
strukturierte Oberfläche sichtbar bleibt. Die sorptionsvermögens zugleich als Wärme- und natürlichen Farbe und Maserung hergestellt
Kanten sind stoßempfindlich und nicht als Schalldämmstoff (siehe Dämmen und Dichten, werden.
Sichtfläche geeignet. S. 138).
In Abhängigkeit von der Verlaufsrichtung der Messerfurniere
Späne weisen OSB-Platten in Längsrichtung Bei der Herstellung von mitteldichten Faserplat- Für besonders hochwertige Oberflächen wird

74
Holz und Holzwerkstoffe

Sonnenenergie
das Furnier in voller Breite des Holzes längs letzten Jahren wurden neben hygienisch und
abgeschält. Der Anstellwinkel des Messers ökologisch bedenklichen Holzschutzmitteln
beeinflusst das Erscheinungsbild. Meist muss vermehrt umweltverträgliche Präparate verwen-
das Holz für diesen Prozess gedämpft oder det. Dazu gehört beispielsweise Borsalz, das
Kohlendioxid + Wasser Sauerstoff + Biomasse
gekocht werden, sodass sich besonders helle mittels Kesseldrucktränkung tief in den Holz- 6CO2 + 6H2O 6O2 + C6H12O6
Hölzer wie Ahorn und Birke verändern. querschnitt eindringen kann.
a
Durch die Verwendung von sortierten Furnier-
streifen lassen sich durch Spiegeln der Streifen 56,5 MJ Sonnenenergie
optisch breitere oder symmetrische Furnier- Holz und Nachhaltigkeit
bilder erzielen.
Wälder bedecken weltweit ca. 30 % der Land-
1,44 kg CO2 1 kg Holz
Schälfurniere fläche. Während die Waldflächen in den Ent- 0,56 kg H2O 1 kg O2
Schälfurniere werden mit einem Messer am wicklungsländern in den vergangenen Jahren
rotierenden Stamm gewonnen. Es entsteht ein rückläufig waren (– 9 %), haben die Forstbe-
endloses Furnierband. Schälfurniere sind kos- stände in den Industrienationen zugenommen
tengünstiger als Säge- und Messerfurniere, (+ 3 %). Aufgrund des Mehrzuwachses 18,5 MJ Heizwert
weisen allerdings bei den meisten Holzarten erscheint eine stärkere Holznutzung in Europa b B 6.20
eine unnatürliche, unruhige Zeichnung auf. sinnvoll.
Sie eignen sich zur Herstellung von Furnier- Von den global verfügbaren Holzvorräten (jähr-
B 6.19 physikalische Kennwerte von plattenförmigen
schichtholz oder werden als Unterfurniere ver- lich ca. 3,3 Milliarden m3) wird etwa die Hälfte Holzwerkstoffen
wendet. als Brennstoff genutzt, die andere Hälfte für die B 6.20 vereinfachte Darstellung
Aus Schälfurnieren von Birke, Esche und Ahorn Papierproduktion und als Baustoff. Der Wald ist a Photosynthese von Holz
lassen sich auch Deckfurniere gewinnen. Wird somit einer der größten und zugleich preiswer- b Verbrennung von Holz
B 6.21–22 Konstruktion aus Brettlagenholz, Wohnobjekt
der Stamm exzentrisch eingespannt, erhält testen Rohstoffproduzenten. »Parasite«, Rotterdam (NL) 2001, Korteknie &
man den Messerfurnieren ähnliche Oberflä- Stuhlmacher
chen, jedoch mit größeren Abständen der Jah- Von der Forstwirtschaft zum Brundtland-Report
resringe. Bis zum 18. Jh. suchten die Zimmerleute noch
selbst im Wald nach geeigneten Bäumen, um
diese zu fällen und weiterzubearbeiten. Erst
Holzschutz der eintretende Holzmangel überführte den
Raubbau in eine geplante Forstwirtschaft. Seit
Als nachwachsender Rohstoff ist Holz in den 1713 erfolgt die Nutzung von Holz nach dem
natürlichen Prozess der Zerlegung in seine Nachhaltigkeitsprinzip des deutschen Forst-
ursprünglichen Bestandteile und deren Rück- manns Hans Carl von Carlowitz. Nachhaltig
führung in den biogenen Stoffkreislauf einge- bedeutete damals, dass dem Wald nicht mehr
bunden. Der bauliche und chemische Holz- Holz entnommen werden darf als nachwächst.
schutz hat die Aufgabe, die Dauerhaftigkeit Dieses zunächst nur auf die Forstwirtschaft
des Materials sicherzustellen und das Holz vor bezogene Konzept wurde 1987 von der Welt-
der Zersetzung durch holzzerstörende Orga- kommission für Umwelt und Entwicklung
nismen (Pilze und Insekten) zu schützen. Pilze (Brundtland-Report) zur Grundlage für eine
entziehen dem Holz Zellulose und Lignin und integrative globale Politikstrategie erklärt.
verursachen dadurch Fäulnis und Zerfall. Sie
entwickeln sich, wenn bei einer Holzfeuchte Holz als Kohlenstoffspeicher B 6.21
von über 20 % in den Zellhohlräumen freies Biomasse (Holz) bildet sich unter Mitwirkung
Wasser anfällt. Insekten können das Holz befal- von Chlorophyll (Blattgrün) und Sonnenenergie
len und das weichere, eiweißreiche Splintholz aus dem Kohlendioxid (CO2) der Luft, aus Was-
durchfressen. Der vorbeugende bauliche Holz- ser (H2O) sowie Spurenelementen des Bodens.
schutz dient vor allem dazu, die Bedingungen Dabei wird Sauerstoff (O2) freigesetzt.
zu minimieren, unter denen sich schädliche Bei der Verbrennung wie auch beim natürli-
Organismen ansiedeln. Daher zielt der Schutz chen Abbau durch Pilze und Bakterien wird die
gegen Pilze vornehmlich darauf ab, die Holz- Biomasse unter Energiefreisetzung wieder in
feuchte durch konstruktive Maßnahmen zu CO2 und H2O zerlegt (Abb. B 6.20).
begrenzen. Dazu gehören etwa die Ausbildung Holz besteht zu etwa 50 % aus Kohlenstoff (C),
von Dachüberständen und der Schutz der der aus dem CO2 der Luft stammt. In den Wäl-
Sockelzone vor Spritzwasser. Darüber hinaus dern und den aus Holz hergestellten Produkten
kann durch die Wahl einer dauerhaften Holzart ist für die Zeit zwischen Photosynthese und der
auf den vorbeugenden chemischen Holzschutz Oxidation des Holzes (Abbau durch Pilze und
verzichtet werden (Abb. B 6.11). Vor dem Ein- Bakterien oder Verbrennung) Kohlenstoff
satz von chemischen Holzschutzmitteln sollten gespeichert. Holz trägt somit wesentlich zur
alle baulichen Möglichkeiten ausgeschöpft CO2-Senkung bei. In den europäischen Wäl-
werden. dern ist ungefähr die 20-fache Menge an Koh-
Der chemische Holzschutz basiert auf dem Ein- lenstoff gebunden, die jährlich durch Emissio-
satz von bioziden Wirkstoffen. Die Holzschutz- nen freigesetzt wird. Die Verwendung von Holz
mittel müssen möglichst tief in das Holz ein- oder Holzwerkstoffen im Bauen verlängert
dringen. Man unterscheidet wasserlösliche und diese Speicherwirkung. Durch die Minder-
lösemittelhaltige Holzschutzmittel (siehe Ober- produktion von Stahl oder Beton wird der CO2-
flächen und Beschichtungen, S. 198). In den Ausstoß zusätzlich reduziert.
B 6.22

75
Metall

B 7.1
Die Entdeckung und Verwendung von Metallen einen Hochofen mit Koks zu befeuern. Ende
prägte die kulturgeschichtliche Entwicklung der des 18. Jh. ersetzte Koks zunehmend die Holz-
Menschheit in vorchristlicher Zeit. Entspre- kohle, infolgedessen verlagerte sich die Metall-
chend sind heute die Epochen nach den Metal- gewinnung in die Abbaugebiete der Kohle. In
len benannt. Coalbrookdale (GB), einem Zentrum des Koh-
Bis zur Jungsteinzeit, etwa bis 6000 v. Chr., lebergbaus, wurde 1779 die erste Brücke aus
wurden Metalle, die in reiner (gediegener) Gusseisen erstellt. Der wachsende Bedarf an
Form in der Natur vorkommen, in geringem Walzeisen für den Eisenbahnbau und die ers-
Maße verwendet, z.B. für Schmuck. Etwa ten Anwendungen im Bauwesen beschleunig-
4300 v. Chr. beginnt in Mitteleuropa die Kupfer- ten die technische Entwicklung.
zeit, in der sich die Techniken zur Gewinnung
von Metallen aus Erzen, der Metallguss und die Metall in der Architektur
Bearbeitung zu Werkzeugen verbreiten. Steinklammern aus Eisen und Bronze an grie-
Die Entdeckung der widerstandsfähigeren chischen und römischen Bauten zeigen erste
Bronze – einer Legierung aus Kupfer und Zinn Verwendungen von Metallen an Gebäuden. Im
– um 3500 v. Chr. in Ägypten kennzeichnet die 19. Jh. begann man, Gusseisen für tragende
nächste kulturelle Epoche. Bronze fand breite Teile im Gebäude einzusetzen. Die Bauweise
Anwendung für Haushaltsgegenstände, Waf- orientierte sich zunächst an den bis dahin
fen, Werkzeuge, Schmuck und vieles mehr. bekannten Konstruktionstechniken für Holz und
Der weiterentwickelte Metallguss ermöglichte Stein. In filigranen Bauteilen zeigen sich die
sogar erstmals eine Serienfertigung. Infolge der freie Formbarkeit und die höhere Belastbarkeit
technischen Entwicklung entstanden neue spe- des Materials. Ein renommiertes Beispiel stellt
zifische Berufe, die Handelsbeziehungen wur- der Lesesaal der Bibliothek St. Geneviève in
den ausgedehnt. Es bildeten sich neue soziale Paris (1850) von Henri Labrouste dar.
Strukturen in der Gesellschaft bis hin zu den Die sichtbare Verwendung von Eisen akzeptier-
ersten Stadtstaaten. te man zunächst fast nur bei Brücken, Indus-
Ab 1200 v. Chr. verdrängte das leichter verfüg- triebauten und Bahnhofshallen (Abb. B 7.4).
bare Eisen zunehmend die Bronze. Eisen war Wegen seiner Leistungsfähigkeit und der
jedoch zunächst schwer zu verarbeiten. In schnellen Montage kam Gusseisen bei Bauten
einem so genannten Rennofen, in dem das für die Weltausstellungen in London (1851) und
Eisen nach unten rinnt, erhielt man aus der Paris (1889) zum Einsatz. Joseph Paxton stellte
Schmelze von Eisenerz und Holzkohle einen mit vorgefertigten Teilen aus Gusseisen 1851 in
Klumpen aus Eisen und Schlacke. Aufwändi- London den »Crystal Palace« fertig, dessen
ges Schmieden trennte die Schlacke vom Dimensionen von 564 ≈ 124 ≈ 33 m auch heute
Eisen und brachte den Klumpen in die noch Bewunderung auslösen würden. In Paris
gewünschte Form. dagegen protestierten namhafte Architekten
und Künstler gegen Gustave Eiffels 300 m
Erst im 14. Jh. verbreitete sich die Technik, mit hohen Turm für die Weltausstellung 1889.
Blasebälgen in oberirdischen Hochöfen hohe Um die Jahrhundertwende kam die freie Form-
Temperaturen von etwa 1500 C zu erzeugen, barkeit der Metalle den Gestaltungsideen des
um flüssiges Eisen in größeren Mengen zu Jugendstils entgegen (Abb. B 7.3).
gewinnen. In den 1556 erschienenen zwölf
Büchern »De re metallica libri XII« beschreibt Entwicklung des Stahlbaus
B 7.1 International Terminal Waterloo, London (GB)
1993, Nicholas Grimshaw & Partners Georgius Agricola den Stand der Technik, die Ende des 19. Jh. konnte mit dem 1856 ent-
B 7.2 Übersicht Metalle und ihre Legierungen bis zum Beginn der Industrialisierung im 19. Jh. deckten Bessemer-Verfahren flüssiger Stahl
B 7.3 vergoldetes Dach, Secession, Wien (A) 1897, keine wesentliche weitere Entwicklung erfuhr. in großen Mengen direkt aus Roheisen
Joseph Maria Olbrich Der hohe Holzverbrauch führte bereits im gewonnen werden. Die Stahlherstellung ist
B 7.4 Eisenkonstruktion, Gare du Nord, Paris (F) 1863
B 7.5 großtechnischer Einsatz von Gussstahl in der
14. Jh. zur Waldvernichtung. Für 1 kg Eisen seither kostengünstig und ermöglicht den
Industrialisierung: Gusseisenräder, Stahlwerk benötigte man als Energielieferant etwa 125 kg Bau großer industrietechnischer Anlagen
Völklingen (D) 19. Jh. Holz. Im Jahre 1709 gelang es Abraham Darby (Abb. B 7.5). Eine der ersten Stahlbrücken

76
Metall

Eisenmetalle Nichteisenmetalle

Metalle Eisen Titan Aluminium Zink Zinn Blei Kupfer Silber Gold

wetterfester
Legierungen Gusseisen Stahl Edelstahl Titanzink Bronze Messing
Stahl
Legierungs- Kohlen- Kohlen- geringe geringe geringe Kupfer 80–90 % Kupfer 65 %
bestandteile stoffanteil stoffanteil Anteile von: Anteile von: Anteile von: Zinn 10–20 % Zink 35 %
≥2% <2% Kupfer Nickel Titan
Chrom Chrom Kupfer
Vanadium u.a.
Wolfram

B 7.2

in Europa wurde 1889 über den Firth of Forth in z.B. hohe Dichte und Festigkeit, der hohe
Schottland fertiggestellt. Schmelzpunkt sowie gute Wärme- und elektri-
Die Leistungsfähigkeit des Stahls und die wirt- sche Leitfähigkeit. Metalle sind formbar und
schaftliche Entwicklung Amerikas führten zum besitzen meist glänzende Oberflächen. Einige
neuen Bautypus Hochhaus, der sich rasant Metalle zeigen magnetisches Verhalten. Wegen
entwickelte: Die ersten Gebäude in Chicago der hohen Wärmeleitfähigkeit fühlen sie sich
und New York um 1890 haben etwa 10 –15 kalt an, Sonnenstrahlung wird jedoch absor-
Geschosse (Abb. B 7.9), das 1931 erbaute biert und führt zu starker Erwärmung.
Empire State Building zählt mit seinen 103 Eta- Eine Besonderheit der Metalle stellt die plasti-
gen auch heute noch zu den weltweit zehn sche Verformung (das so genannte »Fließen«)
höchsten Gebäuden. Der Stahlbau erlaubte es unter hohen Belastungen dar. Für den Ge-
erstmals in der Architektur Außenwände voll- brauch im Bauwesen ist deshalb bei Metallen
ständig transparent auszubilden (Abb. B 7.1). nicht die Bruchlast maßgeblich, sondern eine
der Streckgrenze äquivalente Spannung, die
Zeitgenössische Anwendungen bei einer Dehnung von 0,2 % erreicht wird.
Die größte Menge an Metall wird heute in Form
von Walzstahl für Tragkonstruktionen von Vorkommen und Herstellung B 7.3
Hallen und Hochhäusern sowie für Beweh- Obwohl die meisten chemischen Elemente
rungsstahl im Betonbau benötigt. Metall kommt Metalle sind, beträgt ihr Anteil in der Erdkruste
jedoch auch in vielen Bauteilen zur Anwendung weniger als 15 %. Nur so genannte edle Metal-
– von den Außenanlagen bis zum Dach le wie Gold, Silber und Platin kommen in der
(z.B. für Konstruktionen und Bekleidungen) Natur in gediegener (reiner) Form vor. Die für
sowie für Befestigungsteile und technische das Bauwesen wichtigen Metalle (z.B. Eisen,
Einrichtungen. Aluminium, Kupfer) werden aus Erzen (Sulfide
Bemerkenswerte Beispiele für den Einsatz von und Karbonate) durch verschiedene vorberei-
Metall an Fassaden sind Gebäude der John tende Prozesse in Oxide überführt, bevor sie im
Deere Company aus den 1960er-Jahren von Hochofen verhüttet (reduziert) werden können.
Eero Saarinen aus Wetterfestem Baustahl, die
mit Edelstahlblechen bekleidete Lloyds Haupt- Unterscheidung von Metallen
verwaltung in London von Richard Rogers Je nach Dichte unterscheidet man Schwer-
(Abb. B 7.11) und die Kupferfassade des Stell- metalle (> 4500 kg / m3) und Leichtmetalle
werks in Basel von Herzog & de Meuron (Abb. (< 4500 kg / m3). Die Differenzierung in Eisen-
B 7.16). Weitere Möglichkeiten des Stahlbaus und Nichteisenmetalle (Abb. B 7.2) zeigt die
zeigen die dem Kräfteverlauf folgenden Kon- große Bedeutung des Eisens und seiner Legie- B 7.4
struktionen von Frei Otto (siehe Kunststoff, rungen im Vergleich zu den übrigen Metallen.
S. 90, Abb. B 9.1 ). Entsprechend ihrer Zusammensetzung gibt es
Die Grenzen des technisch Machbaren im reine Metalle aus den Atomen eines chemi-
Hochhausbau demonstriert Norman Fosters schen Elements und Mischungen mehrerer Ele-
Entwurf für den stählernen Millenium Tower in mente (so genannte Legierungen), d.h. Gemi-
Tokio mit 1000 m Höhe. sche eines Metalls mit anderen Stoffen (metal-
lisch oder nichtmetallisch wie z.B. Silizium oder
Phosphor). Schon geringe Anteile anderer Stof-
Metall fe verändern die Materialeigenschaften der
Legierungen von Metallen. Diese können so
Als Metalle (griechisch Metallon = Bergwerk) diversen Anforderungen angepasst werden.
bezeichnet man chemische Elemente, deren
Atome sich untereinander zu einer Kristallstruk- Stoffkreislauf
tur mit freien Elektronen verbinden. Aus dieser Metalle können ohne Qualitätsverlust für das
besonderen metallischen Bindung lassen sich Erzeugnis vollständig in die Produktion zurück-
alle physikalischen Eigenschaften erklären wie geführt werden. Es entsteht im Vergleich zur
B 7.5

77
Metall

Formbarkeit Warmverformung Kaltverformung Verbindungstechniken


und Verbin-
dung von

Gießen

Walzen

Pressen

Schmieden

Ziehen

Walzen

Pressen

Schmieden

spanabhebende
Verfahren

Schweißen

Elektro-
schweißen

Hartlöten

Weichlöten

Falzen

Kleben
B 7.6 Formbarkeit und Verbindung von Metallen Metallen
B 7.7 Halbzeuge aus Metall
Bleche:
a Profiltrapezblech • geeignet
b gelochtes Blech bedingt
c geprägtes Blech geeignet
d Streckmetall – nicht geeignet
Seile und Stäbe:
e Seilnetz
f Gestrick Gusseisen • – – – – – – – • – – – – –
g Gewebe aus Bändern
h Gewebe aus Seilen und Stäben Stahl • • • • • • • • • • • • • –
Profile:
i Edelstahl-Walzprofile Aluminium • • • • • • • • • • • – • •
j Aluminium-Strangpressprofile (Fensterrahmen)
Gussteile: Blei • • • – • • • – – – – • • •
k Stahlgussverbindung
Zink • • • – – • – – • – – • • •
l Waschtischarmatur
B 7.8 verfügbare Halbzeuge verschiedener Metalle Kupfer • • • • • • • – • • • • •
B 7.9 Stahlkonstruktion, Times Tower, New York (USA)
1905, Daniel Burham Messing • • • • • • • – • • • • • – –
B 7.6
Herstellung sogar ein Vorteil durch den erheb- z.B. Wasser, dabei ist (Kontaktkorrosion). In unedleren Metalls, das elektrisch leitend am
lich geringeren Energieaufwand für das Ein- diesem Fall zersetzt sich das unedlere Metall. Bauteil befestigt ist, kann Korrosion aktiv ver-
schmelzen. Die Verwertungsquote von gesam- Deshalb muss bei der Anwendung von Nichtei- mieden werden.
melten Metallen liegt allgemein bei 90 %, bei senmetallen das Potenzial der Spannungsreihe Passiven Korrosionsschutz bieten viele Arten
Stahl werden nahezu 100 % erreicht. berücksichtigt werden. Diese reicht von den von metallischen und nichtmetallischen Be-
unedlen Metallen Magnesium und Aluminium schichtungen wie Anstriche, Pulverbeschich-
Brandverhalten, Brandschutz bis zu den Edelmetallen Silber und Gold. Ver- tungen, Kunststoffüberzüge, Emaillierung, Gal-
Metalle sind nicht brennbar, verlieren jedoch einfacht gilt die Reihenfolge Mg-Al-Zn-Cr-Fe- vanisierung und Verzinkung. Die Beschichtun-
bei hohen Temperaturen ihre Festigkeit. E- Ni-Sn-Pb-Cu-Ag-Au. Um eine Korrosion zu ver- gen dürfen beim Einbau (z.B. durch Schraub-
Modul und Streckgrenze sinken, das Metall hindern, sollten beispielsweise Rohrleitungen verbindungen) nicht beschädigt werden. Korro-
verformt sich. Bei Stahl liegt die Grenztempera- aus Kupfer in Fließrichtung hinter Eisen- oder sionsschutz verlängert die Lebensdauer von
tur je nach Profilquerschnitt bei ca. 500–600 °C. Zinkrohren eingesetzt werden und nicht umge- Bauteilen im Außenbereich oder bei hoher
Um Menschen vor dem Versagen des Bauteils kehrt. Feuchtigkeit im Innenraum.
im Brandfall zu schützen sind für Tragkonstruk- Da sich mit der Bearbeitung – vor allem bei
tionen aus Stahl Schutzmaßnahmen vorge- Stahl – die Eigenschaften ändern, kann auch Natürliche Schutzschichten
schrieben wie z.B Löscheinrichtungen oder innerhalb eines Stahlbauteiles eine elektroche- Kupfer, Aluminium, Blei und Zink sowie man-
Ummantelung, Füllung und Beschichtung aus mische Reaktion stattfinden, z.B. an Biegestel- che Legierungen von Stahl (Edelstahl, Wetter-
nicht brennbaren Baustoffen. len, Schweißnähten oder durch Legierungsbe- fester Baustahl) bilden an ihren Oberflächen
standteile. Schutzschichten, die das Fortschreiten der
Korrosion Korrosion verhindern.
Als Korrosion wird die chemische oder elektro- Korrosionsschutz
chemische Reaktion eines Stoffs bezeichnet. Um Bauteile vor Korrosion zu schützen, unter- Formgebung / Verarbeitung von Metall
Metalle oxidieren bei hoher Luftfeuchtigkeit und scheidet man zwei grundsätzliche Vorgehens- Es wird zwischen Kalt- und Warmverformung
durch Kontakt mit feuchten Stoffen. weisen: den aktiven und den passiven Schutz. sowie mechanischer Bearbeitung unterschie-
Zur elektrochemischen bzw. galvanischen Kor- Aktive Schutzmaßnahmen sind Konstruktionen, den. Bei Kaltverformung wird die Geometrie
rosion kommt es, wenn sich Kontaktstellen ver- die der Korrosion möglichst geringe Angriffsflä- des atomaren Metallgitters mechanisch ver-
schiedener Metalle berühren und ein Elektrolyt, chen bieten. Durch gezieltes »Opfern« eines ändert. Bei der Warmverformung sind nicht

a c e g i k

b d f h j l
B 7.7
78
Metall

verfügbare Halbzeuge

Bleche, Bänder

Profilbleche

Seile, Stifte, Drähte

Stäbe

Rohre, Leitungen

Walzprofile

Strangpressprofile

Gussteile

Sonstige Halbzeuge
verschiedener Metalle

Gusseisen • • • •
Stahl • • • • • • •
Wetterfester Baustahl • • •
korrosionsbeständiger Stahl • • • • • • • •
verzinkter Stahl • • • • • • • •
Aluminium • • • • • • • • •
Blei • • • •
Zink • •
Kupfer • • • • • • • • •
Bronze • • • • • •
Messing • • • • • • •
B 7.8 B 7.9
die absoluten Temperaturen (bei Stahl 900– Verdrillen Eisenmetalle
1300 °C, bei Blei 20 °C) entscheidend, son- Profile, Stangen und Drähte für Seile werden
dern die mögliche Neuordnung des Kristallgit- in sich verdreht. Bei Rippentorstahl verbes- Eisen und seine Legierungen, insbesondere
ters, ein Vorgang der auch beim Vergüten von sert sich durch das Vergrößern der Oberflä- Stahl sind technisch vielseitig verwendbar und
Stahl eintritt. Deshalb gehören Walzen, Pres- che die Verbindung von Stahl und Beton. werden deshalb in so großen Mengen benötigt,
sen und Schmieden je nach Material sowohl dass die Produktionsanlagen heute ganze Städ-
zur Warmverformung als auch zur Kaltverfor- Mechanische Bearbeitung te Europas prägen.
mung (Abb. B 7.6). Die mechanische Bearbeitung von Metallen
deckt einen breiten Produktbereich im Bau- Eisen
Schmieden wesen ab. Fräsen, Bohren, Feilen, Sägen Eisen ist das weltweit meistgebrauchte Metall.
Geschmiedet wird handwerklich oder mit Ma- und Drehen sind so genannte spanabheben- Eisenvorkommen stehen nach Sauerstoff, Silizi-
schinen mittels Hammer und Amboss oder mit de Bearbeitungsmöglichkeiten. Es können um und Aluminium mit etwa 5 % an vierter Stelle
Pressformen (Gesenke). Schmieden kann so- z.B. Gewinde in Vollmaterial geschnitten wer- der in der Natur verfügbaren chemischen Ele-
wohl ein Kalt- als auch ein Warmverformungs- den, Bohrungen gefräst oder auch Gelenke mente. Roheisen enthält ca. 4 % Kohlenstoff und
prozess sein. Es ermöglicht diverse Formen. für Türen und Fenster gedreht werden. Bie- ist spröde. Chemisch reines Eisen findet selten
gen und Prägen zählen zu den Kaltverfor- Verwendung, weil es geringe Festigkeit aufweist
Gießen mungen (z.B. für Bleche). Durch Falzen von und schnell oxidiert. Da sich die Eigenschaften
Gießen erlaubt eine beliebige Formgebung dünnen Blechen entstehen regensichere Ver- von Eisen durch Reduktion des Kohlenstoffan-
des Bauteils. Stahlguss kann jedoch nur span- bindungen für Dachflächen (siehe Gebäude- teils verbessern, wird es überwiegend zu Stahl
abhebend weiterbearbeitet werden. Zinn und hülle, S. 124). und anderen Eisenlegierungen weiterverarbeitet.
Bronze eignen sich für feinteilige präzise
Gussteile. Verbindungstechniken Herstellung und Recycling
Für Metalle existieren vielfältige Fügetechni- Im Hochofenprozess wird Eisenerz mit Kalk
Walzen ken. Man unterscheidet lösbare Verbindun- gemischt und bei Temperaturen von 1500 °C zu
Werkstücke (z.B. Walzprofile für den Stahlbau) gen wie Schrauben, Nägel, Nieten und Stifte Eisen reduziert. Dabei entstehen aus den nicht-
werden in mehreren Arbeitsschritten in einem von unlösbaren wie Schweißen, Löten metallischen Beimengungen der Erze Schlacke
Walzwerk über ein System von Rollen und (Weich- und Hartlöten) und Kleben. Beim und Gase. Der Kohlenstoff im Eisen löst sich teil-
Walzen durch den hohen Anpressdruck der Schweißen verschmelzen die Werkstücke an weise auf, wodurch der Schmelzpunkt gesenkt
Rollen geformt. ihrer Berührungsstelle und verbinden sich wird. Es entsteht kohlenstoffhaltiges Roheisen,
stoffschlüssig. das schwerer ist als die Schlacke. Infolgedessen
Pressen Beim Löten verbindet ein geschmolzenes sinkt es ab und kann kontinuierlich aus dem Pro-
Beim Pressen bzw. Drücken wird das Metall Metall oder eine Legierung mit niedrigerem zess entnommen werden. Der Zuschlag von
durch eine Öffnung mit der gewünschten Schmelzpunkt andere Metallwerkstücke. Schrott zu diesem Verfahren bietet gleich zwei
Querschnittsform gepresst. Das Verfahren eig- Vorteile: Die Qualität des Roheisens verbessert
net sich besonders für Nichteisenmetalle, so Produkte, Halbzeuge sich und der Primärenergieaufwand des Recyc-
können z.B. komplizierte Aluminiumquer- Aufgrund der Vielzahl der für das Bauwesen lings liegt im Vergleich zur Neuproduktion bei
schnitte für Fensterrahmen hergestellt werden. relevanten Produkte aus Metall können hier etwa 20 – 40 %.
Der Prozess kann sowohl kalt- als auch warm- nur Gruppen benannt werden: Gussteile,
verformend sein. gezogene Drähte, Stäbe, Betonstabstahl und Gusswerkstoffe
Betonstahlmatten, Rohre, Profilstahl, Die Bezeichnung Gusswerkstoff fasst Gusseisen
Ziehen geschweißte Profile, Kaltprofile, Strangpres- und Gussstahl zusammen (Abb. B 7.10). Die
Drähte, Stangen und Bewehrungsstähle wer- sprofile, Ringe, Reifen, Scheiben, Schrauben, Verbindungen von Eisen mit einem Anteil von
den durch Ziehen hergestellt. Es handelt sich Drehteile und viele Arten von Blechen (Abb. mehr als 2 % Kohlenstoff bezeichnet man als
in der Regel um Kaltverformungen. B 7.7 und B 7.8). Gusseisen, von weniger als 2 % als Stahlguss.

79
Metall

Eisenmetalle Kurzbezeichnung Rohdichte Wärme- Wärmeaus- elektrische Zugfestigkeit E-Modul Bruch- Streck- und
leitfähig- dehnungs- Leitfähigkeit dehnung 0,2- Dehn-
keit koeffizient grenze
[kg / m3] [W / mK] [mm / mK] [m / Ωmm2] [N / mm2] [N / mm2] [%] [N / mm2]
Gusseisen
Gusseisen mit Lamellengraphit GJL 7100–7300 40–50 0,012 5–7 100–450 (600–1080)1 78 000–143 000 0,8–0,3 98 / 285 2
Gusseisen mit Kugelgraphit GJS 7100–7200 36,2–31,1 0,013 5–7 400–900 (700–1150)1 169 000–176 000 18–2 240–600
Stahl
Stahlguss 7850 40–50 0,012 5–7 380–1100 210 000 7–25 200–830
Baustahl
Fe 360 BFN (RSt 37-2) S235JR 1.0038 7850 56,9 0,012 5 340–470 212 000 25 235
WT St 37-3 S235J2W 1.8965
Fe 510 C (St 52-3 U) S355JO 1.0553 7850 48 0,012 5 450–680 212 000 17–20 275–355
WT St 52-3 S355J2W 1.8965
Edelstahl
V2A (X 5 CrNi 18-10) 1.4301 7920 14,5 0,016 1,5 500–700 200 000 45 190
V4A (X 6 CrNiMoTi 17-12-2) 1.4571 7960 15 0,017 1,4 500–730 200 000 45–50 210–255
1
Im Gegensatz zu Stahl entsprechen sich Druckfestigkeit und Zugfestigkeit bei Gusseisen nicht. Es sind daher zusätzlich die Druckfestigkeiten in Klammern angegeben.
2
Aufgrund der geringen Bruchdehnung sind die Werte für eine 0,1- Dehngrenze angegeben.
B 7.10
Die Eigenschaften und die Benennung des Guss- ge und Schlüssel bestehen aus weißem Guss-
Herstellung und Recycling
eisens hängen von der Form des Kohlenstoffs im eisen; für die Verbindung von Zugstäben,
Es gibt drei Verfahren, um den Kohlenstoff im
erstarrten Gusswerkstoff ab. Man unterscheidet Abspannungen, Aussteifungen etc. wird Guss-
Roheisen zu reduzieren und Stahl zu erhalten.
Gusseisen mit Lamellengraphit (GJL), mit Kugel- eisen aus Kugelgraphit eingesetzt. Beim so genannten Windfrischen wird das Roh-
graphit (GJS) und Temperguss (GJM). Temper- Sofern keine Prüfzeugnisse vorliegen, müssen
eisen vollständig entkohlt, entweder durch Ein-
guss wird in oxidierender Umgebung hell (weißer die Eigenschaften von tragenden Gussteilen mit
pressen von Luft (Thomas-Verfahren) oder
Guss). In Sandformen bleibt Kohlenstoff im Werk- aufwändigen Bauteilversuchen nachgewiesen
durch Aufblasen von reinem Sauerstoff (Linz-
stoff und färbt ihn dunkel (graues Gusseisen oder werden. Deshalb finden jüngere Entwicklungen
Donauwitzer-, kurz LD-Verfahren).
Grauguss (L)). Es gibt auch Legierungen von leistungsfähiger Gusswerkstoffe aus spezifi-
Zu den Herdfrischverfahren zählen das Sie-
Gusseisen. Gusseisenwerkstoffe sind spröde, schen Legierungen nur allmählich Anwendung
mens-Martin- und das Elektrostahl-Verfahren.
nicht durch Schmieden formbar, nur bestimmte im Bauwesen. Das Siemens-Martin-Verfahren entwickelten Wil-
Sorten können spanabhebend bearbeitet werden. helm und Friedrich Siemens im Jahr 1856, um
Stahl
Der Schmelzpunkt von Gusseisen liegt niedriger Schrott wieder in Stahl umzuwandeln. Mit einem
Stahl ist ein Eisenwerkstoff mit einem Kohlen-
als bei Stahl. Gusseisen mit Kugelgraphit lässt System zur Vorwärmung von Gas und Luft ent-
stoffgehalt von weniger als 2 %. Stahl mit gerin- stehen in einem wannenartigen Ofen die zum
sich bedingt schweißen und ist korrosionsbestän-
gem Kohlenstoffgehalt hat einen höheren
diger. Einen gegossenen Stahl, der keine nach- Erzeugen von flüssigem Stahl notwendigen
trägliche Umformung mehr erfährt, bezeichnet Schmelzpunkt, ist aber besser schmiedbar und Temperaturen von ca. 1800 °C. Pierre und
man als Stahlguss (GS). Stahlgusslegierungen weniger spröde. Elastizitätsmodul und Schweiß- Emile Martin gelang es 1864, dieses Verfahren
lassen sich mit Baustahl gut verschweißen undbarkeit tragen als die entscheidenden Faktoren erfolgreich anzuwenden; es sollte für etwa 100
werden deshalb bei geometrisch komplizierten zur Anwendungsvielfalt des Stahls bei. So ent- Jahre die wichtigste Technik der Stahlherstel-
Verbindungen verwendet (Abb. B 7.7). hält Baustahl z.B. etwa 0,2 % Kohlenstoff. Antei- lung bleiben.
le von anderen chemischen Elementen beein- Für das Elektrostahl-Verfahren wird ein Lichtbo-
Anwendung flussen die Stahleigenschaften – z.B. das Korro- gen zwischen zwei Elektroden gezündet; die
Gusseisen eignet sich im Bauwesen z.B. für sionsverhalten – erheblich, auch wenn sie noch extrem hohen Temperaturen schmelzen auch
Abflussrohre, Heizkörper und Badewannen. so gering sind. Zu den derzeit über 2000 in Nor- hochwertige Legierungsmetalle.
Kanaldeckel und Hydranten werden ebenfalls men erfassten Werkstoffvarianten des Stahls Heute üblich sind das LD- und das Elektrostahl-
aus Temperguss (Grauguss) gegossen. Beschlä- kommen ständig weitere hinzu. Verfahren.

Wärmebehandlungen
Stahl wird durch gezieltes Erwärmen und
Abkühlen oder Hämmern (Schmieden) in seinen
physikalischen Eigenschaften verändert, da – je
nach Kohlenstoffgehalt – bei 700 –1500 °C ver-
schiedene Kristallstrukturen entstehen. Man
unterscheidet Glühen, Härten und Vergüten.

Stahllegierungen
Stahllegierungen mit anderen Bestandteilen
sind von Stahl deutlich zu unterscheiden, da sie
erheblich veränderte Eigenschaften aufweisen.
Die Entwicklung leistungsfähiger Stahl-
legierungen ist nicht abgeschlossen, hochfeste
Legierungen dieser Art werden beispielsweise
im Automobil- und Maschinenbau angewendet.

Edelstahl
Korrosionsbeständige Stähle fasst man unter
dem Begriff Edelstahl zusammen. Die Legierun-
gen enthalten mindestens 10 % Chrom, aber
auch andere Metalle wie Nickel, Molybdän,
B 7.11 B 7.12

80
Metall

B 7.10 physikalische Kennwerte bauüblicher Eisen-


metalle
B 7.11 Edelstahlfassade, Lloyds Hauptverwaltung,
London (GB) 1986, Richard Rogers Partnership
B 7.12 wetterfester Stahl, Museum Kalkriese, Bramsche
(D) 2002, Gigon + Guyer
B 7.13 verschieden eloxierte Aluminiumflächen, Stadt-
haus Scharnhausen (D) 2002, Jürgen Meyer H.
B 7.13
Titan, Vanadium und Wolfram. Der Kohlenstoff- Erdkruste ist, wurde es erst im 19. Jh. entdeckt. Metall im europäischen Werkstoffnummernsys-
anteil liegt unter 1,2 %. Im Unterschied zu Stahl Die Gewinnung war so aufwändig, dass es tem erfasst. Für die Aluminiumlegierung EN AW
bilden Edelstähle unter Normalbedingungen zunächst als edelstes Metall gehandelt wurde. 3101 steht z.B. die chemische Bezeichnung
eine schützende, so genannte Passivschicht. AlMn1. Dieser Werkstoff enthält neben Alumini-
Bei Beschädigungen erneuert sich diese Herstellung und Recycling um als Hauptbestandteil Mangan (0,9 –1,5 %)
Schicht. Meerwasser oder hohe Luftfeuchtigkeit Als Rohstoff von Aluminium dient Bauxit, das und rund 2 % andere Legierungsbestandteile
in Kombination mit Salzen (z.B. in Thermalbä- über Tage abgebaut wird. In einem ähnlichen (Fe, Si, Mg, Zn, Cr, Zr und Ti).
dern) können manche Edelstahlsorten dennoch Vorgang wie bei Eisen wird daraus zunächst Aluminium korrodiert an der Luft sofort, bildet
angreifen. das Aluminiumoxid (Tonerde) gewonnen. Mit jedoch eine fest haftende Schutzschicht und ist
Bei der Herstellung von Edelstahl ist der Ener- Natronlauge lässt sich Aluminiumhydroxid von deshalb sehr dauerhaft. Auf Baustellen muss
gieeinsatz aufgrund der Legierungszusätze den anderen Erzbestandteilen trennen und Aluminium durch Folien o.Ä. vor dem Einfluss
höher als bei Stahl. Da Edelstähle oft keine anschließend bei 1200 °C zu Aluminiumoxid von Beton-, Kalk- oder Zementmörteln
Oberflächenbeschichtung benötigen, ist ihre verarbeiten. Dessen hohe Schmelztemperatur geschützt werden, da basische Stoffe die
Wiederverwertbarkeit gut möglich. Im Elektro- von ca. 2000 °C wird durch die Zugabe von Oberflächen angreifen.
lichtbogen-Verfahren können diese hochwerti- Kryolith (Na3 Al F6) gesenkt. Aus dem Gemisch Die Oxidschicht des Aluminiums kann durch
gen Stähle eingeschmolzen werden. kann bei ca. 1000 °C und einer Stromstärke von Eloxieren künstlich um ein Vielfaches verstärkt
Zur Gestaltung der Oberflächen bieten sich 30 000 bis 100 000 Ampere Aluminium gewon- werden. Beim Eintauchen in ein Elektrolysebad
verschiedene mechanische Bearbeitungen an. nen werden. Für den Prozess wird ein hoher entstehen je nach Dauer der Behandlung Farb-
Edelstahl kann z.B. gebürstet, geschliffen, Energieeinsatz benötigt, zudem ergibt sich töne zwischen hellgrau, graubraun, bronze und
geätzt oder sandgestrahlt werden. durch die Nebenprodukte der Elektrolyse eine dunkelbraun (Abb. B 7.13).
Für die Verwendung als tragende Bauteile sind erhöhte Umweltbelastung. Deshalb wird Alumi- Bei Konstruktionen und Fassadenbekleidungen
bauaufsichtliche Zulassungen erforderlich. nium bereits in großem Umfang recycelt, in aus Aluminium ist der im Vergleich zu Stahl
Edelstahl wird eingesetzt für Fassaden, Dach- Abhängigkeit von der Strombereitstellung wer- etwa doppelt so hohe Längenausdehnungsko-
flächen, Rohre (Schornsteine), Geländer, den dabei 75–90 % der Primärenergie einge- effizient in Fugen und Anschlüssen zu berück-
Handläufe, Kücheneinrichtungen, Beschläge, spart. Dennoch besteht der Preis für Aluminium sichtigen.
Verbindungsmittel und vieles mehr. zu ca. 40 % aus Energiekosten.
Anwendungen
Wetterfester Baustahl Eigenschaften und Verarbeitung Die wichtigsten Anwendungen von Aluminium
Legierungen von Stahl mit Anteilen aus Kupfer, Aluminium wird überall dort eingesetzt, wo sein im Bauwesen stellen Strangpressprofile für
Chrom, Nickel und Phosphor bilden bei Bewit- geringes Gewicht – etwa 33 % von Eisen und Unterkonstruktionen, Fenster und Pfostenriegel-
terung allmählich eine feste Schicht aus Rost Stahl – von Nutzen ist. fassaden dar. Bei entsprechenden Stückzahlen
(Abb B 7.12). Für tragende Bauteile sind Aluminiumwerkstoffe können gefräst, gesägt lassen sich die Formen der Strangpressprofile
wegen dieses Prozesses Mindestdicken zu und gebohrt werden. Es ist leicht, beliebig form- ohne größeren Mehraufwand beinahe beliebig
berücksichtigen. In Meeresnähe oder unter bar, gut zu bearbeiten und polierbar. gestalten. Zu weiteren Anwendungen gehören
anderen ungünstigen klimatischen Bedingun- Verformungen sind durch Walzen, Strecken, ebene und geformte Bleche für Fassaden und
gen leistet die Schicht keinen dauerhaften Pressen, Ziehen, Schmieden und Stauchen Dächer, gestanzte Bleche (Akustikdecken),
Schutz. möglich. Strangpressprofile lassen sich im Ver- Leuchtengehäuse, Beschläge aus Aluminium-
gleich zu Stahl aus dem duktileren Aluminium gussteilen für den Innenausbau und vieles
mit wesentlich geringerem Energieaufwand her- mehr. Darüber hinaus werden Aluminiumfolien
Nichteisenmetalle stellen. zur Bauwerksabdichtung eingesetzt.
Aluminium kann nur unter Ausschluss von Sau-
Silber, Gold, Magnesium und Titan sind im Ver- erstoff verschweißt werden, da die Bildung der Aluminiumschäume
gleich zu Aluminium, Blei, Zink, Kupfer und Oxidschicht auch während des Schweißvor- Metallschäume aus Aluminium weisen eine
ihren Legierungen von geringer Bedeutung für gangs verhindert werden muss. reduzierte Wärmeleitfähigkeit und relativ gute
das Bauwesen. Sie werden daher an dieser Als Aluminium bezeichnet man auch die im Schalldämmeigenschaften auf. Sie sind druck-
Stelle nicht näher betrachtet. Bauwesen in der Regel verwendeten Alumini- fest bei geringem Gewicht und leicht zu bear-
umlegierungen. Diese enthalten in der Summe beiten. In der Automobilindustrie werden sie
Aluminium je nach Werkstoff Silizium, Magnesium, Kupfer, bereits angewendet. Grundsätzlich ist die Her-
Obwohl Aluminium das dritthäufigste chemi- Mangan usw. von etwa 2 bis 2,5 %. stellung solcher Werkstoffe auch aus anderen
sche Element und das häufigste Metall in der Die Werkstoffbezeichnungen sind für jedes Metallen möglich.

81
Metall

Blei für Rostschutzbeschichtungen (Mennige). Auf- (Zamak) für Beschläge, Messing und Neusilber
Nach Aluminium gehört Blei zu den häufigsten grund seiner toxischen Wirkung sollte seine sowie Lote zum Löten.
Metallen in der Erdkruste. Es ist ein Nichteisen- Anwendung vermieden werden, da es sich in Einen wichtigen Anwendungsbereich für Zink
metall, das aufgrund seiner hohen Dichte zu der Nahrungskette anreichert. stellt der Korrosionsschutz für Stahlbauteile dar,
den Schwermetallen zählt. da Zink wegen seiner Schutzschicht erheblich
Zink und Titanzink beständiger ist. Es gibt diesbezüglich viele
Eigenschaften Schon die Römer nutzen Zink in Form von Mes- Verfahren zum Oberflächenschutz für Außen-
Blei weist eine geringe Zugfestigkeit und große sing, ohne das Zink selbst zu kennen. Marco bauteile aus Stahl: Feuerverzinken, galvanisch
temperaturabhängige Längenänderungen auf. Polo beschreibt Ende des 13. Jh. die Herstel- verzinken, Spritzverzinken u.a. Die Lebensdau-
Es kann Schallwellen, Röntgenstrahlen und lung des Zinkoxids für medizinische Zwecke. er der Beschichtungen aus Zink hängt wesent-
radioaktive Strahlen absorbieren. Von starken Die industrielle Produktion beginnt etwa 1850. lich vom CO2-Gehalt der Umgebungsluft ab.
Säuren, frischem Mörtel und Beton wird Blei Zinklegierungen (wie z.B. Titanzink aus
angegriffen, es ist jedoch äußerst korrosionsbe- 99,995 % Zink und 0,003 % Titan) besitzen Kupfer
ständig. An der Luft bildet es eine festsitzende höhere Festigkeiten als das relative spröde Zink. Das Wort Kupfer stammt aus dem Lateinischen
Oxidschicht, die anschließend mit CO2 karboni- Die Legierungen sind nicht nur löt- sondern und verweist darauf, dass die Römer das Erz
siert. Diese Schicht ist hellgrau und wasserun- auch schweißbar und haben eine geringere auf der Insel Zypern (Cuprum) abbauten. Kup-
löslich. Da Blei sehr weich ist, lässt es sich gut Wärmedehnung als Zink. Deshalb wird im Bau- fer gehört zu den Schwermetallen.
walzen und durch Hämmern und Gießen formen wesen fast ausschließlich Titanzink verwendet.
sowie löten, schweißen und mechanisch leicht Zink ist witterungsbeständig, weil es an der Luft Eigenschaften
bearbeiten. Seine Farbe ist mattgrau. ähnlich wie Blei eine feste Karbonatschicht Kupfer ist rotglänzend und sehr beständig. Es
bildet. Es wird deshalb häufig für galvanische lässt sich gut bearbeiten, leicht verformen,
Herstellung und Recycling Überzüge auf anderen Metallen verwendet, löten und schweißen, aber schlecht gießen.
Ein Bleisulfidkonzentrat gewinnt man nach meh- z.B. auf Stahl, Kupfer usw. Kupfer leitet sehr gut Wärme und elektrischen
reren Durchgängen in so genannten Flotations- Strom. Schlecht zu verarbeiten ist reines, wei-
zellen. Dabei wird das gemahlene Erz unter Herstellung und Recycling ches Kupfer, die Festigkeit lässt sich aber in
Wasser aufgeschäumt und mit Luft durchgast, Zinkerze (Zinkblende, Zinkspat und Zinkoxid Legierungen deutlich verbessern.
um die Metallverbindungen von anderen nennt man auch Galmei) werden im Flotations-
Bestandteilen zu trennen. Die anschließende verfahren aufbereitet – ähnlich wie Blei. Zur Patina
Verhüttung des getrockneten Konzentrates Gewinnung eignet sich sowohl das so genannte Kupfer ist gegen die Einwirkung von Gips, Kalk
erlaubt die Beimengung eines hohen Anteils trockene Verfahren, bei dem Kohle das Zinkoxid und Zement resistent und bildet an der Luft
von sekundären Rohstoffen aus Bleischrott. Der im Destillierofen reduziert, als auch das nasse eine dichte grünliche Schicht aus Kupfersal-
Prozess benötigt viel Energie, und es entsteht Verfahren, bei dem die Reduktion elektrolytisch zen. Diese Patina entsteht unter normalen städ-
dabei toxischer Bleistaub, der deponiert werden erfolgt. tischen Umweltbedingungen über einen Zeit-
muss. Die Recyclingquote liegt über 50 %, Durch die Aufbereitung der Zinkerze am Ab- raum von ca. acht Jahren. Der Farbton wech-
dabei können etwa 40 % der Herstellungsener- bauort versucht man, Energie einzusparen. selt während dieses Prozesses von rotbraun
gie eingespart werden. Etwa 30 % der weltweiten Produktion wird aus über dunkelbraun und grau bis hin zu den typi-
Sekundärmaterial (Schrott) gewonnen. schen Grüntönen. Durch so genanntes Vorpati-
Anwendungen nieren wird dieser Prozess vor der Montage
Bleche aus Blei eignen sich für Dachdeckungen Anwendungen chemisch vorweggenommen.
und Fassaden (Abb. B 7.14). Wegen seiner Kor- Titanzinkbleche eignen sich für Fassaden Grünspan hingegen ist ein Kupfersalz, das sich
rosionsbeständigkeit kommt es auch als Schutz- (Abb. B 7.15), Dachrinnen und Rohre. unter Einwirkung von Essigsäure bildet und oft
mantel (z.B. für Elektroleitungen) zum Einsatz. Zink lässt sich sehr präzise und kleinteilig gie- mit der Kupferpatina verwechselt wird. Im
Blei eignet sich zur Abschirmung von Strahlung ßen. Es gibt viele für das Bauwesen relevante Gegensatz zur Patina ist Grünspan toxisch und
für Räume der Nuklearmedizin und als Rohstoff Legierungen auf Zinkbasis, z.B. Zinkdruckguss wasserlöslich.

B 7.14 B 7.15 B 7.16

82
Metall

Nichteisenmetalle Rohdichte Wärme- Wärmeausdeh- elektrische Zugfestigkeit E-Modul Bruchdehnung Streck- und 0,2-
leitfähigkeit nungskoeffizient Leitfähigkeit Dehngrenze
[kg / m ] 3
[W / mK] [mm / mK] [m / Ωmm ]2
[N / mm2] [N / mm ]2
[%] [N / mm2]

Aluminium 2703 1 / 2699 2 222 0,023 37 90–120 1 / 150–230 2 72 200 8–25 1 / 2–8 2 40–70 1/ 80–110 2
EN AW-7022 (AlZn5Mg3Cu) 2780 130 n.b. 20 410–490 70 000 3–8 330–420

Blei 11 340 35 0,029 4,8 10–20 20 000 50 –70 5–8

Zink 7130 113 0,033 / 0,0234 16,9 150 / 220 4 94 000 25 / 15 4 160 / 220
Titanzink Z1 (ZnCuTiAl) 7200 109 0,022 17 150–220 80 000 ≥ 35 100 –160

Kupfer 8940 394 0,017 57 160–200 1 / 200–250 3 120 000 25 –15 1 / 50–30 3 40 –60 1 / 100–150 3
CW024A; 2.0090 8900 329 0,017 n.b. 200–515 132 000 3 – 40 35 – 320
Kupfer-Zinn Leg. (Bronze) 8600–8800 54–75 0,017–0,019 ca. 9 240–300 80 000–106 000 5 – 12 130 –180
Kupfer-Zink Leg. (Messing) 8300–8500 117–159 0,017–0,020 ca. 16 370–740 75 000–120 000 10 – 20 150 – 490
CuZn37; CW508L; 2.321 8400 121 0,020 ca. 16 740 110 000 10 440

1 2 3 4
gegossen gewalzt geglüht Werte gelten parallel und senkrecht zur Walzrichtung
B 7.17
Herstellung und Recycling zur besseren Unterscheidung durch die Legierungen aus Kupfer und Zink: Messing u.a.
Die Kupfererze Kupferkies und Kupferglanz normgerechte Bezeichnung »Legierung aus Diese Legierungen enthalten mindestens 50 %
werden wie Blei und Zink durch Flotation auf- Kupfer und Zinn« ersetzt werden, da es auch Kupfer. Man unterscheidet heute Kupferknet-
bereitet. Die Reduktion erfolgt im Konverter. Für Legierungen aus Kupfer und Aluminium gibt legierung (bisherige Bezeichnung Messing)
Anwendungen in der Elektrotechnik, die etwa (bisher Aluminiumbronze). Bronze entsteht im von Rotguss und Neusilber. Die Kupferknet-
60 % der Kupferproduktion beanspruchen, Schmelzbad bei 1000 °C und enthält einen legierung besteht aus Kupfer und Zink mit 55–
wird Kupfer elektrolytisch gewonnen (Elektrolyt- Zinnanteil zwischen 10 und 20 %. 85 % Kupferanteilen. Rotguss ist eine Legie-
kupfer). Über 50 % der Produktion stammen Bronze ist extrem dauerhaft und witterungsbe- rung aus Kupfer, Zink und Zinn (je 1–10 %).
aus Recyclingmaterial, dessen Verwendung ständig. Es ist härter als Messing und Kupfer, Neusilber besteht zu 50–60 % aus Kupfer,
86 % des Primärenergieaufwandes einspart. besitzt eine hohe Korrosionsbeständigkeit und Nickel zu 10 –25 % und Zink.
Abriebfestigkeit, weshalb es auch als Material Die Kupferlegierungen sind gut formbar, leicht
Verarbeitung und Anwendung für langlebige Lagerbuchsen eingesetzt wird. zu bearbeiten und können im Gegensatz zu
Für Kupferwerkstoffe eignen sich alle üblichen Bronze weist eine dunkle Oberfläche auf, die reinem Kupfer gegossen werden.
Verarbeitungstechniken. Sie lassen sich wegen mit geringem Aufwand goldglänzend poliert Messing ist sehr korrosionsbeständig und
der hohen Wärmeleitfähigkeit schlecht schwei- werden kann. Viele Bronzeskulpturen und frisch bearbeitet oder poliert goldglänzend. Mit
ßen, jedoch gut kleben und löten. Gegenstände im öffentlichen Raum zeigen an der Zeit wird die Oberfläche jedoch matt und
Kupferbleche verwendet man für Fassaden stark frequentierten Berührungsstellen durch dunkel.
und Dächer (Abb. B 7.16), aber auch für die Abnutzung eine glänzend polierte Oberflä- Die Kupferlegierungen finden einen breiten
Abdichtungen, weil man es mit Bitumen verkle- che. Anwendungsbereich. So wird Messing z.B. für
ben kann. Kupfer eignet sich zur Herstellung Bronze eignet sich für Rohrverbindungsmittel, Anschlussklemmen, Schrauben und Muttern,
von Rohren, z.B. für die Heizungsinstallation, Beschläge und Armaturen (wie z.B. für Gas-, Armaturen und viele Beschläge verwendet.
und findet breite Anwendung in der Elektro- Wasser-, und Dampfinstallationen). Außerdem Ein architektonisches Beispiel für die Anwen-
technik (siehe Installationen S. 150f.). werden aus Bronze Glocken und Kunstgegen- dung von Metallgeweben aus Messing stellt die
stände gegossen. Wegen seiner Dauerhaftig- Synagoge in Dresden dar (Abb. B 7.19).
Legierungen aus Kupfer und Zinn: Bronze keit findet man an historischen oder aufwändi- Neusilber eignet sich für Kontaktflächen in der
Der Name Bronze, der aus dem lateinischen gen zeitgenössischen Gebäuden auch Fenster- Elektrotechnik, aber auch für Beschläge und
Brundisium (aus Brindisi) entstand, soll heute profile und Türen aus Bronze (Abb. B 7.18). Wasserarmaturen.
.

B 7.14 Bekleidung aus Bleiblechen, Auditorium Parco


della Musica, Rom (I) 2002, Renzo Piano
B 7.15 Bekleidung aus Titanzinkblechen, Guggenheim
Museum, Bilbao (E) 1997, Frank Gehry
B 7.16 Bekleidung aus Kupferblechbändern, Zentralstell-
werk Basel (CH) 1999, Jacques Herzog & Pierre
de Meuron
B 7.17 physikalische Kennwerte bauüblicher Nichteisen-
metalle und Legierungen
B 7.18 Fassadenprofile aus Bronze, Seagram Building,
New York (USA) 1958, Ludwig Mies van der Rohe
B 7.19 Messinggewebe, Synagoge Dresden (D) 2001,
Wandel Hoefer Lorch + Hirsch
B 7.18 B 7.19

83
Glas

B 8.1
Mit der Erfindung der Sandkerntechnik konnte tenen Zylinder in einem Ofen aufgebogen und
ab ca. 6000 v. Chr. Glas in kleinen Mengen gestreckt wurden. Die neue Technik machte es
künstlich hergestellt werden. Die von syrischen z.B. möglich, große Mengen von Scheiben mit
Handwerkern entwickelte Glasmacherpfeife verbesserter Oberflächenbeschaffenheit für
ermöglichte seit ca. 200 v. Chr. das Produzie- den Kristallpalast (1851) in London zu produ-
ren von transparenten Gefäßen. Römische Bau- zieren. Infolge der technologischen Entwick-
meister verwendeten bereits durch Gießen her- lung wurde die Produktion von Glas effizienter
gestelltes Glas für Fenster. Das Glas war auf- und kostengünstiger.
grund des Herstellungsprozesses zwar licht- 1905 entwickelten die Belgier Emile Fourcault
durchlässig, aber noch undurchsichtig. und Emile Gobbe sowie der Amerikaner Irving
Vom 4. bis ins 19. Jh. bestimmten zwei Verfah- Colburn fast zeitgleich unterschiedliche Verfah-
ren die Glasherstellung. Beim Mondglasverfah- ren, mit denen man flaches Glas direkt aus der
ren erzeugt der Glasbläser durch Rotieren um Schmelze ziehen kann.
die Glasmacherpfeife eine runde Scheibe mit Dem Franzosen Max Bicheroux gelang 1919
bis zu 2 m Durchmesser. Herstellungstechnisch die Zusammenführung der verschiedenen
hat das Glas in der Mitte eine typische Erhe- Arbeitsschritte für Gussglas, indem das noch
bung: den Butzen. Größere verglaste Flächen warme Glas über gekühlte Walzen in Form
wurden durch Zusammenfügen von Butzen- gebracht, noch warm geschnitten und dann
scheiben und kleineren Glasbruchstücken mit über Tische in Kühlöfen transportiert wurde.
Bleistegen erzeugt. Erst seit 1959 ist man in der Lage, wirklich
Das Zylinderblasverfahren dagegen ermöglicht ebene Gläser herzustellen. Beim von Alastair
die Herstellung größerer, fast flacher Scheiben. Pilkington erfundenen Floatglasverfahren wird
Hierbei wird mit der Glasmacherpfeife ein Zylin- das Glas auf ein flüssiges Zinnbad gegossen
der geblasen, dieser in noch warmem Zustand und erhärtet dort. Wegen seiner Leistungsfähig-
aufgeschnitten und anschließend auf einer keit setzte es sich in kürzester Zeit für die Her-
Unterlage ausgerollt. Die erzielbare Oberfläche stellung fast aller Flachglasarten durch. Heute
ist aber im Verhältnis zu Mondglas deutlich produziert eine Floatglasanlage kontinuierlich
2
unebener. ca. 3000 m hochwertiges Glas pro Stunde.
In Frankreich entwickelte Bernard Perrot 1687
die Technik, Glas auf eine vorgewärmte Kupfer- Glas in der Architektur
platte zu gießen und anschließend durch An Gewächshäusern, Bahnhöfen und Markthal-
Schleifen und Polieren zu glätten. Für die Her- len entstanden bereits im 19. Jh. vollständig
stellung von Spiegeln genügt einseitiges Polie- verglaste Fassaden. Die Architekten faszinierte
ren, weshalb das Produkt die Bezeichnung die Möglichkeit, die Außenwände von Gebäu-
Spiegelglas erhielt. den vollständig lichtdurchlässig zu gestalten.
Der Bedarf an Holz für die Herstellung von Glas Bereits 1919 skizzierte Ludwig Mies van der
war zu dieser Zeit immens, da es als Rohstoff Rohe einen radikalen Entwurf für ein vollständig
für die Pottasche und als Energielieferant dien- verglastes Hochhaus in Berlin. Das 1926 erbau-
te. So blieb Glas bis ins 18. Jh. ein Luxus, der te Bauhaus in Dessau von Walter Gropius
repräsentativen Bauten vorbehalten war. Goti- (Abb. B 8.4) gilt als frühes Beispiel für eine
sche Kirchenfenster zeigen die handwerklichen großflächige Fassade. Eines der ersten Wohn-
Leistungen der Glasmacher dieser Zeit. häuser, bei dem transluzente Glashohlsteine
verwendet wurden, ist Pierre Charreaus »Mai-
B 8.1 Glaspavillon der Sommerakademie Rheinbach (D)
2000, Marquardt Architekten Industrialisierung son de Verre« in Paris von 1932. Seit Anfang
B 8.2 systematische Darstellung von Glasprodukten Im 19. Jh. begannen Hersteller, die Schmelz- der 1950er-Jahre entstanden in Amerika die
B 8.3 physikalische Kennwerte von siliziumbasiertem öfen mit Kohle zu befeuern. Neue Techniken ersten vollständig verglasten Wohnhäuser von
Glas optimierten den Prozess des Schmelzens und Philip Johnson und Ludwig Mies van der Rohe
B 8.4 Vorhangfassade, Bauhaus Dessau (D) 1926,
Walter Gropius
reduzierten den Brennstoffverbrauch. Lucas sowie Vorhangfassaden aus Glas für Büroge-
B 8.5 Profilglasfassade, Erweiterung des Kunst- und Robert Chance verbesserten 1832 das bäude, welche die Architektur bis heute prägen.
museums Winterthur (CH) 1995, Gigon + Guyer Zylinderblasverfahren, indem die aufgeschnit- Die Energiekrise Anfang der 1970er-Jahre führ-

84
Glas

Produkte aus Glas

Pressglas Gussglas Glasfasern Schaumglas Floatglas Ziehglas

Glassteine Lichtleiter Schaumglas- Flachglas


Glasfliesen Gartenklarglas Glasvliese dämmplatten optisches Glas
Glasdachziegel Profilglas Glasmatten gebogenes Glas
Glasfaserdämmstoffe Spiegelglas

Oberflächen- Oberflächen- Temperatur-


Metallverbund Beschichtungen
veredelung veredelung behandlung
Mehrscheiben-
Drahtspiegelglas Fusing Sandstrahlen selbstreinigend ESG
verbund
Drahtglas Ornamentglas Ätzen entspiegelt TVG
Drahtornamentglas Sandstrahlen VSG Siebdruck winkelselektiv
Profildrahtglas Siebdruck Isolierglas strahlungsselektiv
Ätzen Schallschutzglas adaptiv
Brandschutzglas photo- / thermotrop
B 8.2
te zu einem Innovationsschub der Glastechno- parent. Glas ist hart, verschleißfest und besitzt nahezu alle Chemikalien außer agressive Fluor-
logie; die Entwicklung von Isoliergläsern und eine hohe Druckfestigkeit (Abb. B 8.3). Eine verbindungen wie Flusssäure. Frischer Zement-
Beschichtungen ermöglicht einen vielfältigen genaue Zugfestigkeit lässt sich infolge der mörtel kann somit Glasoberflächen angreifen.
Einsatz. Ein prägnantes Beispiel für die thermi- hohen Sprödigkeit sowie der relativ hohe Ober-
sche Trennung bei hoher Transparenz ist die flächenspannung allerdings nicht ermitteln. Ein Herstellung
Pyramide des Louvre in Paris (Abb. B 8.13). entscheidender Faktor für die Festigkeit ist somit Die hohe Schmelztemperatur von Quarzsand
die Qualität der Glasoberfläche. Schon nach der (ca. 1700 °C) reduziert sich auf 1200–1600 °C,
Produktion können an der Oberfläche mikrosko- wenn Soda (Na2CO3) oder Pottasche (K2CO3)
Glas als Baustoff pisch kleine Fehl- und Störstellen auftreten, über beigegeben wird; Flussspat (CaF2) oder Natri-
die ohne aufwändige Prüfung keine Aussage umsulfat (Na2SO4) verringern die Blasenbildung
Glas im allgemeinen Sinn ist ein aus anorgani- getroffen werden kann. Zusätzlich verfügt Glas (Läutern). Zähflüssiges Glas wird in noch war-
schen Elementen bestehender amorpher Fest- über die Eigenschaft des unkritischen Riss- mem Zustand durch Fließen, Blasen, Pressen,
stoff. Dieser amorphe Zustand entsteht, wenn wachstums. Das bedeutet, dass sich Risse an Gießen oder Walzen in die gewünschte Form
eine Schmelze sich so schnell abkühlt, dass der Glasoberfläche auch weiterentwickeln, gebracht. Die Herstellung ist umweltbelastend
sich keine Kristallstruktur bilden kann. Man wenn keine starke Belastung vorliegt. Der Glas- und energieaufwändig; die Energiebilanz kann
könnte Glas daher, wenn auch nicht wissen- bruch muss daher nicht in Zusammenhang mit aber durch Zugabe von Glasbruch aus der Pro-
schaftlich korrekt, als erstarrte Flüssigkeit dem auslösenden Ereignis stehen. Interessan- duktion und in begrenztem Maße aus Abbruch-
bezeichnen. Isotropie, Festigkeit und thermi- terweise besitzt Glas durch seine hohe Oberflä- material verbessert werden.
sches Verhalten als spezielle Eigenschaften chenspannung auch die gegenteilige Fähigkeit,
von Glas basieren auf diesem Zustand. scharfkantige, tiefe Verletzungen der Oberflä- Verarbeitung
Die Bestandteile von Bauglas sind durch die che, wie sie z.B. durch Ritzen entstehen, in Gläser schneidet man auf die gewünschte
EN 572 auf Siliziumdioxid (SiO2), Kalziumoxid geringem Umfang wieder zu schließen. Dieser Größe, indem man die Oberfläche anritzt. Dazu
(CaO), Natriumoxid (Na2O), Magnesiumoxid Vorgang ist abhängig vom umgebenden Medi- wird ein Schneidrädchen aus Diamant oder
(MgO) und Aluminiumoxid (Al2O3) festgelegt. um; in Wasser z.B. findet er nicht statt. hochfestem Stahl mit Druck über die Oberflä-
Das im Bauwesen am häufigsten verwendete All diese Eigenschaften führen dazu, dass für che geführt. Anschließend bricht man die Glas-
so genannte Normalglas besteht aus 75 % Sili- die statische Dimensionierung von Glas Bruch- scheibe entlang dieser Linie. Das Befeuchten
ziumoxid mit 13 % Natriumoxid und 12 % Kal- wahrscheinlichkeiten herangezogen werden. der Schnittstelle unterstützt den Vorgang.
ziumoxid. Zwar ist Glas nicht brennbar, kann aber durch Für die Befestigung von Glas gibt es zwei Mög-
seine Sprödigkeit nur geringe Temperaturspan- lichkeiten: Klemmen oder Schrauben. Grund-
Eigenschaften nungen aufnehmen. Einer Temperaturdifferenz sätzlich wird die Befestigung des Klemmens
Wie alle Materialien absorbiert Glas Strahlung. von mehr als 80 K (bei ESG 150 K) können nur bevorzugt, da bei flächiger Befestigung gerin-
Es tut dies aber im für den Menschen nicht spezielle Brandschutzgläser widerstehen. gere Spannungen im Glas entstehen. Bei
sichtbaren Bereich und erscheint daher trans- Glas erweist sich als widerstandsfähig gegen gebohrter Befestigung ist auf eine zwängungs-

Glaskennwerte

Rohdichte [kg / m3] 2490


Druckfestigkeit [N / mm2] > 800
Biegezugfestigkeit [N / mm2] 30–90
Mohs-Härte 6–7
Vickers-Härte [kN / mm2] 4,93 ± 0,34
Elastizitätsmodul [N / mm2] 7≈104
-6
Wärmedehnkoeffizient [10 K] 8,4
Wärmeleitfähigkeit [W / mK] 0,8
spez. Wärmekapazität [J / kgK] 0,23
Transformationstemperatur [°C] 525–545
Erweichungstemperatur [°C] 710–735
Verarbeitungstemperatur [°C] 1015–1045

B 8.3 B 8.4 B 8.5

85
Glas

Metalloxide chemische erzielte


Formel Färbung

Eisenoxid FeO, Fe2O3 blaugrün


FeO, Cr2O3 tiefblau
Fe2O3, CoO grau
Nickeloxid NiO graubraun
Manganoxid MnO violett
Kupferoxid CuO rot
Selenoxid SeO hellrot
Kobaltoxid CoO tiefblau
Chromoxid Cr2O3 hellgrün
Silberoxid AgO gelb
Goldoxid AuO gelb

B 8.6 B 8.7 B 8.8


freie Montage zu achten. Unterlegscheiben ver- Das Glas lässt sich bei Temperaturen von mehr dämmstoffe (Glaswolle) werden entsprechend
teilen die entstehenden Kräfte auf eine mög- als 640 °C mit Formen aus feuerbeständigem ihrer Anwendung im Kapitel Dämmen und Dich-
lichst große Fläche. Für Bohrungen und Aus- Material verhältnismäßig leicht biegen. ten behandelt (siehe S. 136). Kapillarplatten, wie
schnitte müssen normkonforme Mindestabstän- sie bei Transparenter Wärmedämmung (TWD)
de und -radien eingehalten werden. Gussglas angewendet werden, bestehen entweder aus
Gussglas erhält beim Durchlaufen gekühlter Glashohlkammerstrukturen, PMMA oder Poly-
Spezielle Gläser für das Bauwesen Walzenpaare seine wellige Oberfläche und carbonat (PC). Die Platten sind transluzent, ca.
Das besonders temperaturbeständige Borsili- kann wie Floatglas weiterverarbeitet werden. Es 8–40 mm dick und erreichen U-Werte bis 0,8
katglas für Brandschutzverglasungen hat einen wird auch als Gartenklarglas bezeichnet und W / m2K bei gleichzeitigem solaren Energiege-
höheren SiO2 -Anteil und enthält zusätzlich eignet sich z.B. für Gewächshäuser. winn (siehe Dämmen und Dichten, S. 140).
Bortrioxid (B2O3). Quarzglas, auch als Kiesel- Beim Walzprozess können zusätzlich auch
glas bezeichnet, hat einen hohen Siliziumanteil, Drahtgitter zur Splitterbindung eingearbeitet Glaskeramik
ist besonders hitzebeständig, UV-durchlässig (Drahtglas) oder die Gläser ein- oder beidseitig Eine Temperaturbehandlung der Glasschmelze,
und eignet sich gut für Photovoltaikelemente. mit einer Musterung versehen werden (Orna- die diese in einen kristallinen (keramischen)
Wird der Glasschmelze Bleioxid (PbO2) zuge- mentglas). Drahtgläser können die Anforderun- Zustand überführt, ermöglicht die Herstellung
geben, entsteht Bleiglas, das wegen seiner gen von Brandschutzverglasungen erfüllen. von Glas mit besonders geringem Wärmeaus-
hohen optischen Dichte für Geräte wie Linsen Profilglas stellt eine Sonderform von Gussglas dehnungskoeffizienten. Die hochwärmebestän-
o.Ä. eingesetzt wird. Weißglas, ein besonders dar. Das Glas wird beim Walzen seitlich umge- digen Gläser (bis 700 °C) werden z.B. als Koch-
farbneutrales Glas, erhält man durch die Verrin- bogen. Entsprechend seiner Querschnittsform flächen oder Sichtfenster von Öfen verwendet.
gerung von Eisenoxid (FeO) in der Glasschmel- nennt man das sehr belastbare Produkt auch
ze, das sonst eine leichte Grünfärbung erzeugt. U-Glas. Es wird in Standardbreiten von 232,
Die Wirkung von Metallen und Metalloxiden zur 262, 331 und 498 mm geliefert. Bei der Flansch- Veredelung von Glas
Glasfärbung (Abb. B 8.6) sind schon seit höhe lässt sich zwischen 41 und 60 mm wäh-
vorchristlicher Zeit bekannt. Solche Oxide len. Profilglas bietet die Möglichkeit, allein mit Bei der Veredelung von Glas können die Quali-
werden schon beim Schmelzen hinzugefügt horizontalen Halteprofilen endlose Glasbänder tät der Kanten verbessert, das Glas thermisch
und färben das Glas komplett durch. auszuführen (Abb B 8.5). nachbehandelt oder die Glasoberfläche durch
Glasfliesen sind gegossene flache, auch farbi- verschiedene Verfahren gestaltet werden.
ge Glasprodukte in Abmessungen bis maximal
Glaserzeugnisse 640 ≈ 715 mm. Sie können im Innen- wie im Kantenbearbeitung
Außenraum verwendet werden. Für die weitere Bearbeitung der geschnittenen
Da die Glaserzeugnisse (Abb. B 8.2) von der Kante (Bezeichnung KG) existieren vier Quali-
Produktionsweise abhängen, wird im Folgen- Pressglas tätsstufen:
den die jeweilige Herstellungstechnik mit ihren Glassteine sind aus zwei gepressten Glasteilen
Besonderheiten beschrieben. zusammengesetzte Hohlkörper. Die sehr wider- • gesäumte Kanten (KGS) werden durch
standsfähigen Steine können mit Mörtel gefügt Schleifen gefast
Floatglas werden und besitzen gute Schalldämmeigen- • maßgeschliffene Kanten (KMG) entsprechen
Floatglas ist ein hochwertiges, klares Glas mit schaften. Auch Glasdachsteine, d.h. lichtdurch- präzise den bestellten Abmessungen
ebener Oberfläche. Zur Herstellung wird das lässige Dachziegel, werden durch Pressen her- • geschliffene Kanten (KGN) erscheinen matt
flüssige Glas bei einer Temperatur von 1100 °C gestellt. Alle Pressgläser besitzten die typi- • polierte Kanten (KPO) haben dieselbe Ober-
auf die Zinnschmelze – ein großes Becken – schen Nuten, die an den Fügungen der Press- fläche wie die Glasscheibe
geleitet. Das leichtere Glas schwimmt auf der form entstehen.
Oberfläche, verbreitet sich bis an die Ränder Thermische Behandlung (ESG, TVG)
des Bades und verfestigt sich. So genannte Glasfasern und Schaumglas Bei der thermischen Behandlung wird das Glas
Toproller transportieren das Glas weiter und Glasvliese und Glasgewebe verstärken Dich- auf ca. 600 °C erwärmt, die Oberfläche durch
sorgen gleichzeitig für die Regulierung der tungsbahnen, Kunststoffharze, Estriche und Anblasen schnell abgekühlt und so vorge-
Dicke, die zwischen 1,5 und 12 mm variabel Beton. Glasgewebe eignen sich als Tapeten spannt. Im Inneren des Glases entsteht eine
einstellbar ist. Die maximale Abmessung einfa- und zur Rissüberbrückung. Glasleiter werden Zugspannung, an der Glasoberfläche eine
cher Floatglasscheiben beträgt ca. 3,20 ≈ zur Datenübertragung und in der Lichttechnik Druckspannung. Durch die Behandlung werden
6,00 m (Abb. B 8.9). Heute entstehen 95 % der eingesetzt. Sprödigkeit und Rissverhalten verringert und die
Flachgläser im Floatglasverfahren. Schaumglas (poriges Glas) und Glasfaser- Zugfestigkeit verbessert. Bei tragender Funktion

86
Glas

Nenn- zulässige Abweichungen max. Produk-


(Abb. B 8.1) wird daher vorgespanntes Glas Selbstreinigende Gläser
dicke Dicke Seiten- Seiten- tionsmaße;
verwendet. Um Gläser energetisch optimal nutzen zu kön- länge länge Länge / Breite
Ein so bearbeitetes Glas heißt Einscheiben- nen und um die Kosten für die Glasreinigung < 2000 mm > 2000 mm
sicherheitsglas (ESG), weil es anstatt in scharf- zu reduzieren, werden seit einigen Jahren Glä-
kantige große in stumpfe kleine Teile zersplit- ser mit selbstreinigenden Oberflächen herge- [mm] [mm] [mm] [mm] [mm]
tert. ESG hat eine höhere Biegefestigkeit (Abb. stellt. Die Beschichtung mit Polymeren unter- 3 0,2 2 3 4500 / 3180
B 8.10) und eine höhere Temperaturbeständig- bindet die Bildung von Wassertropfen, dadurch 4 0,2 2 3 6000 / 3180
keit. Vor dem Einbau als Überkopfverglasung bleibt kein Schmutzrückstand aus deren Ver- 5 0,2 2 3 6000 / 3180
oder Außenwandbekleidung muss es einem dunstung (hydrophile Wirkung). Andere 6 0,2 2 3 6000 / 3180
»Heat-Soak-Test« standhalten (siehe Gebäude- Beschichtungen funktionieren ähnlich: Bei der
8 0,2 2 3 7500 / 3180
hülle, S. 116). Die Lagerung über mehrere hydrophoben Wirkungsweise verhindert eine
Stunden bei etwa 300 °C testet die Gläser auf mikroraue Struktur einen Wasserfilm (Lotus- 10 0,3 3 4 9000 / 3180
mögliche Einschlüsse, die im eingebauten effekt); eine photokatalytische Beschichtung 12 0,3 3 4 9000 / 3180
Zustand ein Versagen verursachen können. zersetzt organische Rückstände mithilfe der 15 0,5 5 6 6000 / 3180
Bei teilvorgespanntem Glas (TVG) erfolgt die Sonneneinstrahlung. Dabei werden in einer 19 1 5 6 4500 / 2820
Abkühlung langsamer. TVG hat eine geringere chemischen Reaktion katalytisch Radikale
innere Spannung, das Bruchbild zeigt größere gebildet, die biologische Strukturen zerstören. B 8.9
Glasstücke als ESG. Im Verbund besitzen die- Eigenschaften ver- Floatglas TVG ESG
se Gläser im Gegensatz zu ESG eine Resttrag- Optisch wirksame Beschichtungen schiedener Glastypen
fähigkeit. Bei der Entspiegelung von Glas wird die Refle- Biegebruchfestigkeit 45 70 120
Dünne Glasscheiben für Flugzeuge und Leuch- xion der Oberfläche verringert. Dafür gibt es [N / mm2]
ten werden mit einem chemischen Verfahren im zwei unterschiedliche Verfahren. Bei dem ers- max. Biegefestigkeit 12 29 50
elektrolytischen Bad vorbehandelt, das eben- ten Verfahren werden mehrere dünne Schich- [N / mm2]
falls Vorspannungen erzeugt und bis zu sechs- ten auf die Glasoberfläche aufgebracht, die max. zul. Temperatur- 40 100 150
fach höhere Belastungen als Normalglas bewirken, dass sich die reflektierte Strahlung gradient [K]
erlaubt. durch Interferenz selbst auslöscht. Diese
Dichte [g / cm3] 2,5 2,5 2,5
Beschichtungen können für einzelne Wellenlän-
Oberflächenbehandlung und Beschichtung gen selektiv ausgeführt werden. Bei dem zwei- Schneidfähigkeit • – –
Die Oberflächenbehandlung ermöglicht zum ten Verfahren reduzieren mikrostrukturierte Bruchverhalten radiale Anrisse Krümel-
einen die ästhetische Gestaltung, zum anderen Oberflächen, die in eine Kunststoffschicht ein- vom Bruchzentrum struktur
lassen sich durch Beschichten des Glases die geprägt werden, den Brechungsindex des Gla-
B 8.10
Eigenschaften verändern. ses. Im Gegensatz zur ersten Technik funktio-
nieren mikrostrukturierte Oberflächen beson- B 8.6 Einfärbung von Gläsern mit Metalloxiden
Emaillierung ders bei flachen Einfallswinkeln gut. Auch wird B 8.7 siebdruckbeschichtetes Glas, Kurmittelhaus,
Bad Elster (D) 1999, Behnisch & Partner
Emaille ist ein farbiges Glaspulver, das bei ca. die gesamte eingestrahlte Energie durch das
B 8.8 geätztes Glas, Kunstmuseum Bregenz (A) 1997,
700 °C aufgeschmolzen wird. So können farbi- Glas geleitet. Peter Zumthor
ge Flächen hergestellt werden, die je nach Dichroitische Beschichtungen brechen das B 8.9 Nenndicken: zulässige Abweichungen und
Schichtdicke transparent oder opak sind. Mus- Licht an der Glasoberfläche und lassen die maximale Scheibengrößen für Floatglas
ter, Schriftzüge etc. sind beliebig herstellbar. Scheibe in verschiedenen Farben schimmern – B 8.10 Vergleich der physikalischen Kennwerte von
Floatglas, TVG und ESG
Die Erwärmung erzeugt wie bei ESG eine Vor- basierend auf Interferenzeffekten. B 8.11 Glasträger aus VSG, Sonnenschutz durch einge-
spannung des Glases. brannte Keramikfarbe, Glasmuseum Kingswinford
(GB) 1994, Design Antenna
Fusing Verbundglas
Bei diesem Verfahren, auch Farbschmelzen
genannt, werden farbige Glasstücke in die Das vollflächige Verkleben von Floatglas, ESG
Oberfläche einer einfachen Glasscheibe einge- oder TVG eröffnet weitere Möglichkeiten für die
schmolzen. Die so behandelten Gläser sind nur Anwendung von Glas hinsichtlich:
für den Innenausbau einsetzbar. Für den Außen-
bereich müssen sie im Verbund mit Gießharz • Sicherheitsanforderungen
auf eine ESG-Scheibe geklebt werden. • Schallschutzanforderungen
• Brandschutzanforderungen
Mattieren • optischer Gestaltung
Zu den mechanischen Verfahren gehört das
Schleifen oder Sandstrahlen der Oberflächen. Verbundsicherheitsglas (VSG)
Die Scheibe wird dadurch undurchsichtig und Durch Verkleben von zwei bis sechs Scheiben
erscheint matt (Abb. B 8.8). Durch Abdecken mit Polyvinylbutyralfolie (PVB) entsteht Ver-
von Teilbereichen lassen sich Muster herstel- bundsicherheitsglas (VSG). Die transparente
len. Das Ätzen mit Flusssäure hat einen ähnli- Folie bindet beim Bruch die Glassplitter und
chen Effekt; im Vergleich zu mattierten Flächen erhält eine gewisse Resttragfähigkeit. Die
verschmutzt das Glas nicht so leicht. Das Gra- Anwendung reicht, je nach Dicke der Glas-
vieren eignet sich für punktuelle Mattierungen. schichten, von tragenden (Abb. B 8.11) Glä-
sern bis zu schusssicheren Panzergläsern.
Siebdruck
Das Siebdruckverfahren wird zur flächigen Brandschutzglas
Gestaltung von Glasoberflächen genutzt. Es Verwendet man anstelle der Folien wasserhalti-
erlaubt transparente, farbige Flächen und be- ge Gelschichten als Zwischenschicht, entsteht
liebige Muster (Abb. B 8.7). Verbundbrandschutzglas. Das Gel schäumt bei
B 8.11

87
Glas

außen Lichtdurchlässigkeit innen

Transmission

Reflexion

Abstrahlung Abstrahlung
B 8.12 schematische Darstellung von Lage und Wirkung + Konvektion + Konvektion
von Beschichtungen
B 8.13 Pyramide des Louvre, Paris (F) 1989, 1 2 3 4
Ieoh Ming Pei 1 Oberflächenbeschichtung
B 8.14 Vergleich von Wärme- und Sonnenschutzver- 2 Low-E-Beschichtung Wärmeschutz
glasung 3 Low-E-Beschichtung Sonnenschutz
B 8.15 adaptive Gläser, Projekt »R 129«, Werner Sobek 4 Oberflächenbeschichtung
B 8.12 B 8.13
Hitzeeinwirkung auf, wird undurchsichtig und Wärmeschutz Da über die Wellenlängen des sichtbaren
kann so Wärmestrahlung absorbieren. Nach Im Vergleich zu Einfachverglasungen erreichen Lichts der Reflexionsgrad verschieden sein
DIN 4102 unterscheidet man G-Verglasungen, Isoliergläser wesentlich höhere Wärmedämm- kann, können einzelne Beschichtungen zu
welche die Wärmestrahlung um 50 % reduzie- werte. Physikalisch finden beim Wärmedurch- einer unterschiedlichen Farbwiedergabe
ren und F-Verglasungen, die sich auf der feuer- gang durch den Glasverbund drei unterschied- führen.
abgewandten Seite im Mittel um nicht mehr als liche Prozesse statt: Es gibt drei Verfahren zum Aufbringen von
140 K erwärmen dürfen. Beschichtungen. Beim so genannten Hard-
• Konvektion, d.h. Energietransport durch Gas- coating wird auf die noch heiße Oberfläche des
Folienzwischenschichten bewegung im Scheibenzwischenraum Glases schon während des Herstellungspro-
Weitere Gestaltungsmöglichkeiten ergeben • Transmission, d.h. Energietransport durch zesses eine Metalloxidschicht aufgebracht.
sich durch die Verklebungstechnik. Anstelle der Strahlung Beim »Softcoating«, auch Sputtering genannt,
für VSG notwendigen PVB-Folie kann z.B. eine • Wärmeleitung im Glas, Glasverbund und wird die fertige Glasscheibe beschichtet. Die
bedruckte Folie aus Polyethylen (PE) verwendet Scheibenzwischenraum so hergestellte Beschichtung ist weniger wider-
werden. Die Druckmotive werden in hoher Qua- standsfähig als beim »Hardcoating« und wird
lität abgebildet, vollflächige Farben jeder Inten- Gasfüllungen deshalb sofort zu Isolierverglasung weiterverar-
sität von transparent bis opak sind möglich. Edelgasfüllungen wie Argon, Xenon oder Kryp- beitet. Das PVD-Verfahren (Physical Vapour
Lediglich bei sehr großen Scheibenabmessun- ton erhöhen den Wärmeschutz: Gegenüber Deposition) lässt das Beschichtungsmaterial
gen erreicht die Folientechnik durch die Breite einer Luftfüllung verbessern sie die U-Werte am Glas kondensieren.
der Folien ihre Grenzen. Alternativ kann Gieß- (Abb. B 8.14). Die Schwergase reduzieren im Silberbeschichtete Wärmeschutzgläser werden
harz zur Verklebung verwendet werden. Glaszwischenraum die Effekte von Konvektion in der Fachsprache auch als Low-E-Gläser
Durch Laserbelichtung können mit Folien auch und Transmission. Obwohl Xenon und Krypton (Low-Emissivity = niedrige Emissivität = niedri-
holographisch-optische Effekte erzielt werden. bessere thermische Eigenschaften besitzen, ge Wärmeabstrahlung) bezeichnet und stellen
Ähnlich optischen Geräten wie Linsen o.Ä. wird Argon wegen seiner höheren Verfügbarkeit den heutigen Stand der Technik dar. Sie kön-
erzeugen holographisch-optische Elemente und des einfacheren Produktionsprozesses am nen heute praktisch farbneutral hergestellt wer-
(HOE) gezielte Lichtumlenkung, Lichtbrechung häufigsten verwendet. den. Eine Low-E-Beschichtung reduziert den
oder Schatten. U-Wert einer Glasscheibe von 3,0 auf
Vakuum 1,6 W / m2K. Weil die Lage der Beschichtungen
Durch Herstellen eines Vakuums im Scheiben- die Wirkung der Isolierverglasungen beeinflusst
Isolierglas zwischenraum lässt sich die Wärmeleitung wei- (Abb. B 8.12), müssen sie für den Einbau ent-
ter reduzieren. Dazu muss im Glaszwischen- sprechend gekennzeichnet werden.
Eine Isolierverglasung besteht aus mindestens raum ein Unterdruck von etwa 10-3 bar herr-
zwei Scheiben, die eine isolierende Gasschicht schen. Die Isolierwirkung des Vakuums ist Wärmeschutz-Isoliergläser
mit einem Randverbund umschließen. Durch unabhängig vom Abstand der Scheiben, was Als Wärmeschutz-Isoliergläser bezeichnet man
den Glasverbund werden die Wärme- und technisch Scheibenabstände von unter 1 mm Isoliergläser, die mit mindestens einer Wärme-
Schalldämmeigenschaften verbessert. Alle ermöglicht. Da sich die Glasscheiben durch schutzbeschichtung versehen sind. Standard
beschriebenen Glasarten können zu einer Iso- den Unterdruck biegen und dabei berühren für ein Zweischeiben-Wärmeschutz-Isolierglas
lierverglasung kombiniert werden. Eine Auftei- können, sind Abstandhalter notwendig. ist ein U-Wert von 1,0 bis 1,1 W / m2K. Edelgas-
lung der Zwischenschicht in mehrere Schichten gefüllte Dreischeiben-Isoliergläser mit zwei
durch Glasscheiben oder Trennfolien kann die Beschichtungen Low-E-Beschichtungen erreichen einen U-Wert
Dämmeigenschaften der Gläser weiter verbes- Metallische Beschichtungen wie Silber oder von bis zu 0,4 W / m2K.
sern. Titan beeinflussen das Reflexions- und Absorp-
Das Maß für den Scheibenzwischenraum (SZR) tionsverhalten der Verglasung. Ziel ist es, einen Sonnenschutz
liegt in der Regel zwischen 8 und 20 mm. Der Großteil der aus dem Gebäudeinneren abge- Eine reflektierende Beschichtung der äußeren
Randverbund muss entsprechend den Anfor- strahlten Infrarotstrahlung zu reflektieren. Die Scheibe kann eine erhebliche Verbesserung
derungen der Füllung ausgebildet sein. Der am Beschichtungen verringern die Emissivität und des U-Werts und der Energiedurchlässigkeit
häufigsten verwendete, geklebte metallische eignen sich prinzipiell für Sonnen- und Wärme- bewirken und somit zum Sonnenschutz eines
Randverbund besteht aus einer doppelten schutz. Die spektrale Emissivität bezeichnet Gebäudes beitragen. Die Art der Reflexion
Dichtung, einem metallischen Abstandhalter den Teil der Transmission, die einen Körper kann von der einfachen Verspiegelung bis zur
und einem integrierten Feuchtigkeitsabsorp- durch thermische Emission durchdringt. Bei selektiven Beschichtung (z.B. umgekehrte Low-
tionsmittel. Floatglasscheiben liegt die Emissivität bei 0,89. E-Beschichtung) reichen. Wie aus Abb. B 8.14

88
Glas

technische Werte verschiedener Wärmeschutzverglasung Sonnenschutzverglasung


Isolierglasscheiben
Zweischeiben-Isolierverglasung Dreischeiben-Isolierverglasung Zweischeibenverglasung
eine Scheibe beschichtet zwei Scheiben beschichtet eine Scheibe beschichtet
Maße (Scheibe / Zwischenraum / Scheibe) [mm] 4-15-4 4-12-4-12-4 6-16-4 6-16-4 6-16-4
normaler Emissionsgrad ≤ 0,05 normaler Emissionsgrad ≤ 0,05 farbneutral 1 blau 1 grün 1
Art des Glaszwischenraums (Gaskonzentration ≥ 90 %) Luft Argon Krypton Argon Krypton Argon Argon Argon

U-Wert nach EN ISO 10077-1 Ug [W / m2K] 1,5 1,2 1,1 0,8 0,5 1,1 1,1 1,1
Gesamtenergiedurchlasskoeffizient 1 g [%] 64 64 64 52 52 37 24 28
Lichtdurchlässigkeit 1 TL [%] 81 81 81 72 72 67 40 55
Lichtreflexion 1 RL [%] 12 12 9 14 14 11 / 12 2 10 / 33 2 9 / 12 2
Farbwiedergabe 1 Ra [%] 98 98 98 96 96 96 / 94 2 95 / 70 2 86 / 88 2

1 2
exemplarische Herstellerangaben Werte gelten für innen / außen
B 8.14

hervorgeht, ist gerade bei der Verwendung von lytisch erzeugtem Wasserstoff blau bzw. ent- raum eingebaut werden. Für die Lichtlenkung
Sonnenschutzbeschichtungen die Farbwieder- färbt sich, wenn Luft zugeführt wird. Durch die lässt sich die Oberfläche der Lamellen optimie-
gabe der Gläser zu prüfen. Schicht können die Lichttransmissionswerte ren. So sind z.B. starre Spiegellamellen dreisei-
zwischen 15 und 60 % variieren. Für die Steue- tig verspiegelte, oft konkav geformte Lamellen.
Winkelselektive Beschichtung rung ist ein Gasversorgungsgerät notwendig, Der Lichteinfall ist bei richtiger Geometrie
Eine neue Entwicklung stellen metallische das bis zu 10 m2 Fläche regulieren kann. blendfrei, die direkte Durchsicht nach außen
Beschichtungen dar, die ein winkelabhängiges Ganz ohne Steuerung kommen photo- und und innen jedoch nicht möglich.
Lichtbrechungsverhalten haben. Eine mikro- thermotrope Gläser aus. Die Veränderung Retrolamellen sind sehr kleine, gefaltete, starre
skopisch kleine Prismenstruktur bricht die Licht- phototroper Gläser basiert auf Metallionen Jalousien. Auch sie erreichen durch ihre aus-
strahlung in Abhängigkeit vom Einstrahlungswin- (z.B. Silberionen); die Regulation findet in gefeilte Geometrie eine gute Durchsicht, gute
kel. Die Beschichtung dient dem Sonnenschutz; Abhängigkeit von der UV-Strahlung statt. Ther- Lichtlenkungseigenschaften und bieten
sie muss spezifisch für den Einsatzort und den motrope Gläser basieren auf einer Zweistoffmi- zugleich Sonnenschutz.
entsprechenden Einstrahlungswinkel hergestellt schung, die sich ab einer bestimmten Tempe- Im Scheibenzwischenraum können neben
werden. ratur entmischt. Das Glas streut dann diffus die beweglichen und starren Systemen auch frei
einfallende Lichtstrahlung und erscheint nur wählbare Materialien angebracht werden,
Adaptive Verglasungen noch transluzent. deren Öffnungsanteil den Transmissionsgrad
Veränderbare Beschichtungen werden in und die Durchsicht bestimmt. Die Möglichkei-
Zukunft weitere Anwendungsbereiche erschlie- Einbauten im Scheibenzwischenraum ten der Gestaltung sind vielfältig: Lochbleche,
ßen, besonders für intelligente Fassaden (Abb. Verglasungen mit starren oder beweglichen Metallgewebe, Holzstäbe etc.
B 8.15). Sie können selbstständig oder durch Einbauten im Scheibenzwischenraum erfüllen
Steuerung vom licht- und strahlungsdurchlässi- weitere Anforderungen an das Glas in Bezug Schallschutz
gen in den lichtstreuenden, verdunkelnden oder auf Wärmedämmung, Sonnenschutz und Schwergase wie z.B. Schwefelhexafluorid (SF6),
reflektierenden Zustand wechseln. Gestaltung. Dabei ist zu beachten, dass es Argon und Krypton verbessern gegenüber Luft-
Elektrochrome Schichten bestehen aus einer durch äußere Druckverhältnisse bei bestimmten füllungen auch die Schalldämmwerte von Iso-
etwa 1 mm dicken Polymerfolie, in der bestimm- Wetterlagen zu einer Durchbiegung der Schei- lierverglasungen. Folgende Parameter können
te Metalloxide wie z.B. Wolframoxid (WO3), ben kommen kann. Die Einbauten müssen die Schalldämmung weiter verbessern:
Nickeloxid (NiO) oder Iridiumoxid (IrO2) eingela- daher einen ausreichenden Sicherheitsabstand
gert sind. Durch Anlegen einer elektrischen zu den Scheiben einhalten. • großes Scheibengewicht (hohe Trägheit)
Spannung wird der Gesamtenergiedurchlass • unterschiedliche Scheibendicken (Vermei-
des Glases reguliert, wobei das Glas zwischen Lichtlenkung, Sonnenschutz, Blendschutz dung von Resonanzeffekten)
transparentem und tiefblauem Zustand wech- Aluminiumlamellen können als starre Lamellen • Einfügen von PVB-Folien (Prinzip Masse-
selt. Nach dem Abschalten des Stroms bleibt oder als Jalousien mit elektrischem oder Feder-Masse)
der letzte Zustand eine begrenzte Zeit (1–24 mechanischem Antrieb im Scheibenzwischen- • großer Scheibenabstand
Std.) erhalten. Durch die Schicht ist eine Redu-
zierung des Energiedurchlasses auf maximal
20 % erzielbar. Elektrochrome Gläser eignen
sich als Sonnen- und Blendschutz.
Auch Flüssigkristalle (Liquid Crystal, LC) können
sich bei Anlegen einer elektrischen Spannung
ausrichten und dadurch vom lichtstreuenden,
undurchsichtigen Zustand in den transparenten
Zustand überführt werden. Wegen ihrer Tempe-
raturempfindlichkeit werden sie bisher nur im
Innenbereich als variabler Sichtschutz einge-
setzt. Mikroverkapselte Flüssigkristalle, die das
Glas leicht trüben, können die Lichttransmissi-
onswerte im Bereich von 0,48 und 0,76 variieren.
Eine Weiterentwicklung stellen gasochrome Ver-
glasungen dar. Eine Schicht aus Wolframoxid
(WO3) verfärbt sich durch Einlagerung von kata-
B 8.15

89
Kunststoff

B 9.1
Die Herstellung von Kunststoffen begann Werkstoff für Gehäuse und Isolierungen zur
Mitte des 19. Jahrhunderts mit der chemi- Verfügung. Dieser erste duroplastische
schen Umwandlung natürlicher organischer Kunststoff ist unter dem Begriff Bakelit
Rohstoffe. Nach einer Experimentierphase bekannt.
gelang es, die Stoffeigenschaften gezielt zu Grundlegend für die Verfahren zur Herstel-
verbessern, sodass traditionelle Produkte lung von Kunststoffen ist, dass sich einzelne
nach und nach ersetzt werden konnten. Die niedermolekulare Bausteine (Monomere)
chemische Vernetzung (Vulkanisation) von unter geeigneten Bedingungen durch che-
Kautschuk-Latex des Kautschukbaums zu mische Reaktion zu Makromolekülen (Poly-
gummielastischem Naturkautschuk markierte mere) verbinden (Synthese).
den Beginn der Gummiindustrie. Bis 1940 entwickelte die Kunststoffindustrie
Zelluloid, ein Umwandlungsprodukt aus Nit- großtechnische Verfahren für die meisten
ratzellulose und Kampfer, gilt als erster ther- der heute bekannten Kunststoffe. Aus der
moplastischer Kunststoff. Er wurde als trans- Vielfalt der Kombinationsmöglichkeiten ver-
parenter Träger lichtempfindlicher Schichten schiedener Bausteine und der formgeben-
für fotografische Zwecke verwendet. den Weiterverarbeitung resultieren maßge-
Die Erzeugung dieser Kunststoffprodukte schneiderte Werkstoffe wie Schaumkunst-
erforderte bis Ende des 19. Jahrhunderts stoffe, synthetische Fasern oder Verbund-
nachwachsende Rohstoffe. Deren chemi- werkstoffe.
sche Analyse zeigt das Kohlenstoffatom in Die Kunststoffe wurden zunächst in der Elek-
den Molekülen als zentrales gemeinsames trotechnik und im Automobilbau eingesetzt,
Element, das addiert lange Ketten bildet, die ab den 1960er-Jahren auch in großem Maß-
grundlegend für den Aufbau organischer stab im Bauwesen. In dieser Zeit demonst-
Produkte sind. Die Anwendung dieser rierten Architekten die Leistungsfähigkeit
Erkenntnis führte 1898 zur Herstellung des von Kunststoffen bei Schalentragwerken,
ersten vollsynthetischen Kunststoffs durch Fassadenbekleidungen oder beispielsweise
die Verbindung von Phenol (aus Steinkohlen- bei den transluzenten Tafeln für das Dach
teer) und Formaldehyd. des Olympiastadions in München (Abb.
Ohne Füllstoffe ist das Phenolharz glasklar. B 9.1). Heute sind Kunststoffprodukte in
Mit Füllstoffen gemischt und unter Druck und allen Bereichen des Bauwesens vertreten –
Hitzeeinwirkung in Formen gepresst, stand sichtbar z.B. als Bodenbelag oder Fassade-
der Elektrotechnik ab 1909 ein hitzebeständi- nelement, unsichtbar als Dichtungsbahn,
ger, nicht schmelzbarer, nicht leitender Dämmung oder bei Installationen.

B 9.1 Zeltdachkonstruktion, belegt mit Tafeln aus


PMMA, Olympiastadion, München (D) 1972,
Günter Benisch + Partner, Frei Otto u.a.
B 9.2 hochfrequenzgeschweißter PVC-Sessel »Blow«,
(I) 1967, Carla Scolari, Donato D’Urbino, Paolo
Lomazzi, Gionatan de Pas
B 9.3 »connexion skin«, pneumatischer Ballon aus
hochfrequenzverschweißten PVC-Folien, (A) 1968,
Haus-Rucker-Co
B 9.4 Jugendzentrum, Gironde (F) 1994, Lacaton &
Vassal
B 9.2 B 9.3

90
Kunststoff

Chemischer Aufbau von Kunststoffen Monomeren, z.B. Polyethylen (PE), Polystyrol Eigenschaften des Kunststoffs beeinflusst,
(PS) oder Polyvinylchlorid (PVC). ist hierbei das entscheidende Zuordnungs-
Die fossilen Rohstoffe Erdöl, Erdgas und Kohle Bei der Copolymerisation werden unter- kriterium.
entstanden durch Zersetzung organischer Sub- schiedliche monomere Bausteine zur Reakti-
stanzen. Über Millionen von Jahren reicherte on gebracht, um die Eigenschaften der Kunst- Thermoplaste
sich unter hohen Temperaturen und hohem stoffe noch breiter variieren zu können. Copo- Die Makromoleküle der amorphen Thermo-
Druck auf dem Meeresgrund Kohlenstoff (C) lymerisate mit linearen Makromolekülen sind plaste, z.B. Polymethylmethacrylat (PMMA),
und Wasserstoff (H) an. z.B. Styrol-Acrylnitril (SAN) oder Styrol-Butadi- bestehen aus linearen Molekülketten, die sich
Erdöl besteht aus Kohlenwasserstoffmolekülen, en-Styrol (SBS). ineinander verknäulen, aber keine chemische
deren Siedepunkt mit zunehmender Ketten- Bindung miteinander eingehen.
länge steigt. Die Destillation von Rohöl in der Polykondensation Amorphe Thermoplaste sind glasklar und bei
Raffinerie trennt die unterschiedlich langen Die Polykondensation erfolgt durch die Reak- Zimmertemperatur hart und spröde. Teilkris-
Molekülketten in einzelne Fraktionen wie Gas, tion von Monomeren mit reaktionsfähigen talline Thermoplaste wie z.B. Polyamid (PA)
Benzin, Diesel und Schweröl. Aus dem so Gruppen – meistens Hydroxyl- (-OH) oder weisen neben den verknäulten Bereichen
gewonnenen leichten Benzin (Naphta) werden Aminogruppen (-NH2) – zu Makromolekülen. auch geordnete, so genannte kristalline Berei-
durch »Cracken« ungesättigte und somit reak- Dabei werden niedermolekulare Moleküle, che auf, die zur erhöhten Festigkeit des
tionsfreudige Kohlenwasserstoffe erzeugt. meist Wasser (H2O), abgespalten. Der Reakti- Kunststoffs beitragen. Mit Zunahme des Kris-
Unter ihnen sind Ethen und Propen, beide nie- on liegt ein Gleichgewicht zugrunde, über das tallisationsgrades nimmt die Transparenz ab.
dermolekular und gasförmig, die wichtigsten sie gesteuert werden kann. Physikalische Bindungskräfte halten die
Ausgangsstoffe für die synthetische Kunst- Polykondensate mit linearer Makromolekül- Makromoleküle zusammen. Bei Temperaturer-
stofferzeugung. Sie können heute auch unter struktur sind z.B. Polyamid (PA), Polycarbonat höhung nehmen die Bindungskräfte ab und
hohem Aufwand aus nachwachsenden Roh- (PC) oder Polyester (PET), eine vernetzte die Beweglichkeit der einzelnen Ketten ver-
stoffen gewonnen werden. Struktur weisen z.B. Phenolformaldehyd- größert sich, sodass sich die Eigenschaften
Neben Kohlenstoff und Wasserstoff enthalten Harze (PF) auf. der Thermoplaste fließend von hart über ther-
Kunststoffe je nach Typ häufig noch weitere moelastisch zu thermoplastisch verändern.
chemische Elemente wie Sauerstoff (O), Chlor Polyaddition Der Vorgang (z.B. Schmelzen) ist reversibel
(Cl), Fluor (F), Schwefel (S), Silizium (Si) und Die Grundprinzipien der Polyaddition sind und lässt sich auch mit spezifischen Lösemit-
Stickstoff (N). denen der Polykondensation sehr ähnlich: teln erreichen. Dieses Charakteristikum von
Unterschiedliche Monomere bilden durch Thermoplasten ermöglicht vielfältige Formge-
Merkmale reaktionsfähige Gruppen Makromoleküle, bungs-, Verarbeitungs- und Wiederverwer-
Folgende Merkmale charakterisieren die meis- jedoch ohne Abspaltung von niedermolekula- tungsverfahren.
ten Kunststoffe, auch wenn ihre Eigenschaften ren Nebenprodukten. Die entstehenden Pro-
sehr spezifisch sein können: geringe Rohdich- dukte werden nach ihrem chemischen Aufbau Elastomere
te, geringe Wärmeleitfähigkeit, großer Wärme- gegliedert, z.B. in die Gruppe der Polyuretha- Elastomere bestehen aus weitmaschig ver-
ausdehnungskoeffizient, hohe Zugfestigkeit, ne (PUR) oder der Epoxidharze (EP). netzten Molekülketten. Bei der Formgebung
niedriger E-Modul, eng begrenzte Dauerge- chemisch miteinander verbunden (Vulkanisati-
brauchstemperatur, gutes elektrisches Isolati- Eine Sonderstellung nehmen so genannte on) lassen sie sich durch Temperatureinwir-
onsvermögen, Beständigkeit gegenüber Was- Polymerblends (Polymerlegierungen) ein. kung nicht mehr lösen und sind deshalb nicht
ser und vielen Chemikalien, Entflammbarkeit, Dabei handelt es sich um ein Gemisch min- schmelzbar. Lösemittel quellen sie auf. Elasto-
ohne Zusätze Alterung durch UV-Strahlen, Ver- destens zweier fertiger Thermoplaste mit dem mere verhalten sich bei Gebrauchstemperatur
sprödung bei tiefen Temperaturen. Ziel, die Eigenschaften beider Polymere zu gummielastisch und zersetzen sich irreversi-
nutzen, z.B. ABS + PC. bel bei entsprechenden Temperaturen,
Die Vielfalt der Kunststoffprodukte kann nach z.B. Elastomere auf Basis von Styrol-Butadien-
dem Syntheseverfahren oder nach der moleku- Gliederung nach Makromolekülstruktur Kautschuk (SBR).
laren Struktur gegliedert werden. Beide Eintei- Unabhängig vom Syntheseverfahren unter- Thermoplastische Elastomere (TPE) wie z.B.
lungen lassen auf die Art der verwendeten Aus- scheiden sich drei Kunststoffgruppen nach PUR- oder SBS-Blockcopolymere besitzen
gangsstoffe und die mechanisch-thermischen der Struktur der einzelnen Makromoleküle und wesentliche Eigenschaften von Elastomeren.
Eigenschaften des Produkts schließen. der damit möglichen Anordung im Polymer- Da sie jedoch eine physikalische Vernetzung
gefüge (Abb. B 9.7). Der Vernetzungsgrad aufweisen und keine chemische, sind sie wie
Gliederung nach Syntheseverfahren der Makromoleküle, der die grundsätzlichen Thermoplaste zu verarbeiten.
Man unterscheidet drei Verfahren zur Herstel-
lung von Kunststoffen; dabei werden reaktions-
fähige Monomere durch chemische Reaktion
zu kettenförmigen, verzweigten oder vernetzten
Makromolekülen verbunden:

Polymerisation
Druck, Temperatur, Licht, Initiatoren und Kata-
lysatoren leiten die Polymerisation ein. Die
Doppelbindungen der Monomere brechen auf
und die Einzelbausteine fügen sich ohne
Abspaltung von Nebenprodukten zu linearen
Molekülketten zusammen. Die äußeren Bedin-
gungen beeinflussen die Länge der Kette und
den Verfilzungsgrad der Molekülketten unter-
einander.
Homopolimerisate bestehen aus gleichen
B 9.4

91
Kunststoff

Duroplaste man durch Zusatz von Stabilisatoren entge-


Die für Duroplaste charakteristische engma- genwirkt. Neben dem Einsatz als Pigment
schige und räumliche Vernetzung erfolgt bei erhöht Ruß zusätzlich die UV-Stabilität vieler
der Formgebung mit Druck, Temperatur oder Kunststoffe.
Härter. Danach können die unschmelzbaren
Duroplaste nur noch spanend bearbeitet wer- Weichmacher
den. Sie sind hart und spröde, unlöslich in Weichmacher steigern die Flexibilität und
organischen Lösemitteln und besitzen von somit auch die Schlagzähigkeit. Harte und
den drei Kunststoffgruppen die höchste Wär- spröde Kunststoffe können so in einen weich-
a meformbeständigkeit. Faserverbunde oder elastischen Zustand überführt werden. Man
beigemischte Füllstoffe verbessern die unterscheidet zwei Arten der Weichmachung:
mechanischen Eigenschaften. Reaktionsharze Die »äußere Weichmachung« erfolgt durch
wie Epoxidharze (EP), Polyurethanharze Zugabe von zähflüssigen, niedermolekularen
(PUR) und ungesättigte Polyesterharze (UP) Stoffen, die sich zwischen die Molekülketten
bilden als Gießharze oder Formmassen die des Kunststoffs schieben, die physikalischen
Grundlage (Matrix) für Faserverbunde. Anziehungskräfte verringern und so die
Beweglichkeit der Molekülketten erhöhen. Da
der Weichmacher in diesem Fall nicht che-
Verarbeitung misch mit dem Kunststoff verbunden ist, kann
b er im Prinzip herausgelöst werden, nach län-
Die Herstellung der Monomere und deren gerer Zeit bei Kontakt mit anderen Kunststof-
Weiterverarbeitung zu Polymeren leistet die fen in diese migrieren oder »ausschwitzen«.
kunststofferzeugende Großindustrie. Sie liefert Der Kunststoff verliert dabei seine Flexibilität
die reinen Kunststoffe als Granulat an die wei- und versprödet.
terverarbeitenden Betriebe. Die »innere Weichmachung« vergrößert che-
Diese bringen bei der Konfektionierung (Com- misch den Abstand der Molekülketten durch
pounding) Zusatzstoffe homogen in die Copolymerisation und erhöht somit die
Kunststoffe ein. Danach erfolgt das Formge- Beweglichkeit der Kettensegmente. Die
bungsverfahren zum Halbzeug oder Produkt. »innere Weichmachung« ist gegenüber äuße-
c B 9.5 ren Einwirkungen nahezu inert.
Zusatzstoffe
Neben dem Polymerisationsgrad (Kettenlän- Flammschutzmittel
ge), dem Kristallisations- und dem Verzwei- Flammschutzmittel sollen die Brennbarkeit
gungs- / Vernetzungsgrad der Kunststoffmole- der Kunststoffe herabsetzen. Physikalisch
küle verändern die Zusatzstoffe die Eigen- kühlen oder beschichten sie im Brandfall,
schaften der Kunststoffe maßgeblich. chemisch bilden sie eine Ascheschicht oder
verhindern die Oxidation brennbarer Gase.
B 9.5 Makromolekülstrukturen von Kunststoffen: Füllstoffe
a Verknäulung in amorphen Thermoplasten Füllstoffe in Partikel-, Faser- oder Kugelform Treibmittel
b weitmaschige Vernetzung in Elastomeren aus organischen oder anorganischen Stoffen Treibmittel schäumen Kunststoffe auf. Bei der
c engmaschige Vernetzung in Duroplasten dienen bei Duroplasten als Streckmittel, so genannten physikalischen Schaumstoffer-
B 9.6 Lichtkuppeln aus Polycarbonat als Fassaden-
element, Galerie ads 1a, Köln (D) 2002, b & k+
Verbesserung der Oberfläche und zur Ver- zeugung lässt man zugesetzte Treibmittel wie
B 9.7 systematische Darstellung der Kunststoffe nach minderung der Sprödigkeit. Sie können die z.B. leicht flüchtige Flüssigkeiten oder unter
Makromolekülstruktur und Syntheseverfahren Fließeigenschaften und das Schwinden bei Druck befindliche Gase expandieren. Bei der
Thermoplasten beeinflussen. Die Industrie chemischen Schaumstofferzeugung entste-
verwendet als Füllstoffe z.B. Zellulose, Holz- hen durch chemische Reaktion Gase (Treib-
mehl, Gesteinsmehl, Kreide, Kaolin oder mittel), welche die Polymere aufblähen. Halo-
Glaskugeln. genfreie Treibmittel sind heute Standard
(siehe Dämmen und Dichten S. 137f.).
Verstärkungsstoffe
Verstärkungsstoffe werden eingesetzt, um die Formgebungsverfahren
Steifigkeit, die Festigkeit und die Wärmeform- Die erstmalige Formgebung von Halbzeugen
beständigkeit zu erhöhen. Glasfasern (GF), oder Formteilen aus den pulverförmigen, gra-
Kohlefasern (CF) und Aramidfasern (RF) ver- nulatförmigen oder flüssigen Vorprodukten
stärken die Kunststoffe in Form von Matten, nennt sich »Urformen«.
Vliesen oder Rovings bei Lichtkuppeln, Dach- Bei thermoplastischen Kunststoffen ist der
bahnen, Behältern oder Rohren. Formgebungsprozess aufgrund der physikali-
schen Verknäulung reversibel. Das
Farbmittel geschmolzene Granulat erhält seine Form
Im Kunststoff unlösliche Farbmittel (Pigmente) und kühlt in den festen Zustand ab. Bei duro-
färben den Kunststoff deckend durch. In glas- plastischen Polymeren findet während der
klaren, eingefärbten Kunststoffen befinden nicht umkehrbaren Formgebung eine chemi-
sich lösliche Farbmittel (Farbstoffe). sche Vernetzung statt, mit der sich die duro-
plastischen Eigenschaften einstellen. Elasto-
Stabilisatoren mere werden nach der Formgebung irreversi-
Wärme, Licht und UV-Strahlung können Schä- bel, jedoch weitmaschiger vernetzt, z.B.
digungen der Kunststoffe verursachen, denen durch Vulkanisation (Abb. B 9.5).
B 9.6

92
Kunststoff

synthetische Kunststoffe

Thermoplaste Duroplaste Elastomere thermoplastische


unvernetzt engmaschig vernetzt weitmaschig vernetzt Elastomere

Copolymerisation /
Polymerisation Polykondensation Polykondensation Polyaddition Vulkanisation
Legierung
Polyolefine: Polyamide (PA) Aminoplaste: vernetzte Elastomere auf Basis von: Polyurethan-
Polypropylen (PP) Polycarbonat (PC) Harnstoffharze (UF) Polyurethane (PUR) Styrol-Butadien- Elastomere (TPU)
Polyethylen (PE) Melaminharze (MF) Kautschuk (SBR) Polyester-
Polyethylen hoher Dichte lineare Polyester: Melamin-Phenol-Harze (MP) Epoxidharze (EP) Polybutadien- Elastomere (TPC)
(PE-HD) Polyethylenterephthalat Resorzinharze (RF) Kautschuk (BR)
Polyethylen niederer (PET) und Blends Chlor-Butadien- Elastomere auf
Dichte (PE-LD) Kautschuk (CR) Polyolefinbasis:
Polyisobutylen (PIB) Polyaddition Phenoplaste: Isobutylen-Isopren- Ethylen-Vinylacetat-
Phenolharze (PF) Kautschuk / Butyl- Copolymer (EVAC)
Polyvinylchloride (PVC): kautschuk (IIR)
hart (PVC-U) lineare Polyurethane ungesättigte chlorsulfoniertes
weich (PVC-P) (PUR) Polyesterharze (UP) Polyethylen (CSM)
Ethylen-Propylen-Dien-
Polystyrol (PS) Kautschuk (EPDM)
expandiertes Copolymerisation
Polystyrol (EPS) halbsynthetische Kunststoffe
Ethylen-Tetrafluorethylen-
Polysulfon (PSU) Copolymerisat (ETFE)
Polyoxylmethylen (POM) Ethylen-Copolymerisat- Silikone (SI)
Polyacrylnitril (PAN) Bitumen (ECB) Thermoplaste Duroplaste Elastomere
(Polysiloxane)
Polymethylmetacrylat Styrolacrylnitril (SAN)
(PMMA) Acrylnitril-Butadien-
Polytetrafluorethylen Styrol-Copolymer (ABS) Nitratzellulose (CN) Vulkanfiber (VF) Naturkautschuk
(PTFE) Polyvinylacetat (PVAC) Zelluloseacetat (CA) (NR)
B 9.7
Extrudieren Rotationsformen gen häufig die in einigen Kunsstoffen enthalte-
Die Stangpresse formt die flüssige thermoplas- Für das Rotationsformen eignen sich nahezu nen Halogenverbindungen bei, z.B. als Flamm-
tische Kunststoffmasse im Endlosverfahren zu alle Thermoplaste. Die fließfähige Kunststoff- schutzmittel (siehe Glossar, S. 268).
Profilen, Rohren, Tafeln, Folien und Schläuchen masse verteilt sich durch Rotation an den
aus PVC, PE, PMMA oder PC. In einem weite- Außenseiten der Form, die sich um verschiede- Recycling
ren Schritt, z.B. dem Blasformen, kann ein ne Achsen dreht. Es entstehen Behälter für Die bei der Produktion anfallenden Kunststoff-
Rohrabschnitt in den Konturen einer Negativ- Transport und Lagerung. abfälle werden in der Regel dem Stoffkreislauf
form aufgeblasen und abgekühlt werden. zurückgeführt, da sie die für eine werkstoffliche
Umformen Verwertung wesentlichen Bedingungen erfül-
Kalandrieren Nur thermoplastische Halbzeuge (z.B. Tafeln, len: Sie sind sortenrein, sauber und nicht geal-
Mehrere hintereinander geschaltete Walzen for- Profile, Rohre) lassen sich umformen. Im tert. Eine aufwändige und kostenintensive Sam-
men Thermoplaste oder Kautschuke zu Bah- erwärmten Zustand erfahren sie durch Biegen, mellogistik entfällt.
nen. Dabei können sie die Oberfläche mit Prä- Streckformen unter Vakuum oder Tiefziehen Für das Recycling von Kunststoffabfällen ste-
gungen versehen und Gewebe einarbeiten. eine Formänderung, die bis zur Abkühlung – hen grundsätzlich vier Möglichkeiten zur Wahl:
Bodenbeläge und Dichtungsbahnen aus PVC dem Einfrieren – gehalten werden muss.
oder Polyolefinen werden mit diesem Verfahren Andernfalls stellt sich das Formteil wieder Wiederverwendung
hergestellt. zurück. Gleiche Teile in hoher Stückzahl sowie die
Kompatibilität durch genormte Formen und
Spritzgießen Fügen Abmessungen erleichtern die Wiederverwen-
Durch Spritzgießen werden aus Thermoplasten, Thermoplastische Kunststoffe können mit ver- dung von Kunststoffen. Dies ist z.B. bei Mehr-
Duroplasten und Elastomeren Massenartikel, schiedenen Schweißtechniken zusammenge- wegflaschen oder Formteilen der Autoindustrie
aber auch kleine Formteile hergestellt: Mit fügt werden. Verschrauben und Verkleben mit der Fall. Im Bauwesen werden bisher nur Fens-
hohem Druck in Formen gespritzt, erkalten die geeigneten Klebstoffsystemen ist bei allen terprofile aus PVC in kleinem Maßstab wieder-
Kunststoffe oder härten aus. Formschlüssig Kunststoffarten möglich. verwendet. Die Ausweitung auf andere Bauteile
verbinden sich durch dieses Verfahren auch wie Fassadenplatten oder Dämmungen durch
mehrere Kunststoffkomponenten miteinander. Gesundheitsrisiken genormte Größen birgt ein großes Entwick-
Fertig verarbeitete, reine Kunststoffprodukte lungspotenzial.
Pressen sind bei sachgerechtem Gebrauch unbedenk-
Die Formmasse aus duroplastischen Harzen lich. Auch die Herstellung, Weiterverarbeitung Werkstoffliche Verwertung
wird in das Werkzeug gefüllt und unter Druck oder der Einbau von Kunststoffprodukten stel- Unter werkstofflicher Verwertung versteht man
und hoher Temperatur gepresst, sodass sich len bei sachgerechtem Umgang kein erhöhtes die mechanische Aufbereitung von gebrauch-
dabei die Molekülketten zu Duroplasten vernet- Gesundheitsrisiko dar, sofern die zahlreichen ten Kunststoffen zu direkt wiederverarbeitungs-
zen. In Schichtpressen entstehen aus mit duro- Vorschriften des Gesetzgebers – z.B. die MAK- fähigen Mahlgütern oder Rezyklaten. Die chemi-
plastischem Harz getränkten Trägerbahnen Werte zur maximalen Arbeitsplatzkonzentration sche Struktur bleibt dabei unverändert.
Schichtstoffe für Plattenoberflächen. oder die Technischen Richtlinien für Gefahr- Für eine sinnvolle werkstoffliche Verwertung
Dickwandige Tafeln oder geschäumte Halb- stoffe (TRGS) – beachtet werden. müssen saubere und sortenreine Altkunststoffe
zeuge aus den Thermoplasten PS oder PP Im Brandfall können toxische Verbindungen in großen Mengen vorliegen, verbunden mit
erhält man nach dem Pressen durch Abkühlen. wie Dioxine oder Furane entstehen. Dazu tra- einem geringen logistischen Aufwand. Dies ist

93
Kunststoff

z.B. bei gewerblichen Kunststoffabfällen


oder bei PVC-Fenstern und Rohren aus dem
privaten Haushalt der Fall. In der Regel führt
die werkstoffliche Verwertung zu Qualitäts-
einbußen.

Rohstoffliche Verwertung
Die rohstoffliche Verwertung bedeutet die
Spaltung der Polymerketten der Kunststoffe
durch Einwirkung von Wärme und Lösemit-
teln. Die entstehenden Produkte sind petro-
chemische Grundstoffe wie Öle und Gase,
die zur Herstellung neuer Kunststoffe oder
auch für andere Zwecke eingesetzt werden.
Diese Methode ist auch für vermischte und
verschmutzte Kunststoffabfälle geeignet.
B 9.8 B 9.9
Energetische Verwertung Polyvinylchlorid (PVC) – Thermoplast digkeit auf. Lösemittelklebstoffe ermöglichen
Altkunststoffe oder kunststoffhaltige Abfälle Die hervorragenden Eigenschaften von PVC wie eine gute Verbindung durch Anlösen der Ober-
besitzen aufgrund ihres hohen Kohlenstoff- chemische Beständigkeit, mechanische Festig- fläche. Durch Aufschäumen erhält man expan-
anteils einen hohen Heizwert. Wenn sie sich keit, vielfältige Bearbeitungsmöglichkeiten und diertes (EPS) oder extrudiertes (XPS) Polysty-
für eine werkstoffliche oder rohstoffliche Ver- seine Modifizierbarkeit bezüglich Flexibilität rol; beide werden als Wärme- und Schalldäm-
wertung schlecht eignen, ist der Einsatz zur und Schlagzähheit ermöglichen den Einsatz in mung verwendet.
Energiegewinnung anstelle fossiler Brenn- vielen Bereichen, z.B. für Abwasserrohre, Fens-
stoffe in entsprechenden Anlagen häufig terprofile, Lichtkuppeln, Wellplatten, Fassadene- Polymethylmethacrylat (PMMA) – Thermoplast
eine unter ökologischen und ökonomischen lemente, Dichtungsbahnen und Bodenbeläge. Der umgangssprachliche Name Acrylglas
Gesichtspunkten rationelle Verwertungs- Hart-PVC (PVC-U) ist hart und spröde. Erst beruht auf den sehr guten optischen Eigen-
option. Weichmacher modifizieren den Kunststoff zu schaften und der hohen Kratzfestigkeit von
Weich-PVC (PVC-P). PVC ist glasklar herstell- PMMA. Die Einsatzgebiete der Produkte über-
bar, farbig transparent oder opak. Es ist schneiden sich mit denen von Glas. Beim Ein-
Kunststoffe im Bauwesen schwer entflammbar und brennt aufgrund bau ist der hohe Wärmeausdehnungskoeffizi-
seines hohen Chlorgehalts schlecht. ent des Kunststoffs zu beachten, zwängungs-
Das Bauwesen ist, neben der Verpackungs- freie Längenänderungen sind in die Planung
industrie, mit ca. 20 % einer der wichtigsten Polystyrol (PS) – Thermoplast einzubeziehen. Folgende Produkte werden aus
Abnehmer für Kunststofferzeugnisse. Nach- Polystyrol ist glasklar mit hohem Oberflächen- PMMA erzeugt: glasklare, auch eingefärbte
folgend wird eine Auswahl der am Bau ver- glanz und relativ spröde. Erst mit UV-Stabilisa- Platten, Stegplatten, Lichtkuppeln und splitter-
wendeten Kunststoffe beschrieben, geordnet toren ausgerüstet weist es eine hohe Bestän- sichere Scheiben.
nach Thermoplasten, Duroplasten, Elastome-
ren und Verbundsystemen. Abb. B 9.13 zeigt
mögliche Anwendungsgebiete.

Polyethylen (PE) – Thermoplast


Polyethylen zählt zu den Polyolefinen und
besteht nur aus Kohlenwasserstoffen.
Abhängig von seiner Dichte unterscheidet
man PE-HD (hohe Dichte) und PE-LD (niede-
re Dichte). PE ist ein preiswerter und leicht
zu verarbeitender Kunststoff. Kristallisations-
und Polymerisationsgrad beeinflussen den
Gebrauchszustand von steif bis weich.
PE scheint als dünne Folie annähernd glas-
klar, sonst milchig weiß. Es ist in allen Farben
einfärbbar und durch Schweißen sehr gut
zu verbinden. Die Anwendungsbereiche
liegen im Bauwesen bei Trinkwasser- und
Abwasserrohren, Dichtungsbahnen, Abdeck-
folien und Bodenbelägen (siehe Fußböden,
S. 181).

Polypropylen (PP) – Thermoplast


Die Eigenschaften und Anwendungsgebiete
von Polypropylen ähneln denen von PE, es
zählt ebenfalls zu den Polyolefinen. Dieser
Kunststoff ist ohne Zusätze alterungsbestän-
dig. Aufgrund seiner besonders hohen Che-
mikalienbeständigkeit ergeben sich schlech-
tere Klebfestigkeiten.
B 9.10

94
Kunststoff

B 9.8 mit Melaminharz laminiertes farbiges Papier,


Wohnhaus, Bad Waltersdorf (A) 2004,
Splitterwerk
B 9.9 transluzente Wellenplatten aus PVC, Werkstatt,
Madrid (E) 2004, Garcia Abril
B 9.10 »Falter«, BUGA Kassel (D) 1955, Frei Otto
B 9.11 glasfaserverstärktes Polyesterharz, Pavillon Forum
Soft, Yverdon-Les-Bains (CH) 2002, Team Extasia
B 9.12 Polycarbonat, GFK, Haltestellenüberdachung,
Kassel (D) 2005, Hegger Hegger Schleiff
B 9.13 mögliche Anwendungsgebiete von Kunststoffen
nach Masseanteilen (Auswahl)
B 9.11 B 9.12
Fluorhaltige Polymerisate (PTFE / ETFE) – Thermo- bende Elastizität während Temperaturschwan- kunststoffe (FK), z.B. glasfaserverstärktes Poly-
plaste kungen wird für Dichtungsbänder und Fugen- esterharz (GF-UP).
Die fluorhaltigen Polymerisate Polytetrafluor- dichtstoffe aus Siloxan-Elastomer (früher Sili- Von den duroplastischen Kunststoffen eignen
ethylen (PTFE) und Ethylen-Tetrafluorethylen- konkautschuk) genutzt. Silikonharze werden zu sich als Matrix ungesättigte Polyesterharze
Copolymerisat (ETFE) weisen eine sehr hohe Beschichtungen und Imprägnierungen verar- (UP), Epoxidharze (EP) oder vernetzte Polyur-
chemische Beständigkeit auf. Sie sind ohne beitet. Aus Silikonen können außerdem elasti- ethane (PUR) in Form von Gießharzen. Von
zusätzlichen UV-Schutz lichtecht, schwer sche Klebemassen zum Verbinden von Glas, Thermoplasten wird z.B. Polypropylen (PP) zu
benetzbar – also auch schwer zu kleben –, fast Metall, Keramik und Kunststoff hergestellt wer- einem Faserverbund verarbeitet.
selbstreinigend, sehr temperaturbeständig und den. Bei den konstruktiv eingesetzten Bau- und
sie brennen nicht. Pneumatische, transluzente Formteilen (z.B. tragende Profile, Lichtkuppeln
Konstruktionen bestehen oft aus ETFE-Folie, Faserverbundkunststoffe und Schalenkonstruktionen) unterscheidet man
während PTFE als Verbund mit Geweben oder Die Einbettung von Fasern ermöglicht eine Ver- zwischen Verstärkungen aus Glas- (GF), Koh-
als Beschichtung für Gewebe zu Membranen besserung der mechanischen Eigenschaften lenstoff- (CF) und Aramidfasern (RF). Kohlen-
verarbeitet wird. von Kunststoffen. Faserverbundsysteme beste- stoff- und Aramidfasern weisen sehr hohe Zug-
hen aus einer Grundlage (Matrix) von härten- festigkeiten auf, werden aber aufgrund ihres
Epoxidharze (EP) – Duroplaste den Harzen oder Thermoplasten und einem hohen Preises selten eingesetzt.
Die flüssigen oder viskosen Moleküle der Epo- Fasermaterial, das für hohe Festigkeit, Steifig- Der Masseanteil der eingearbeiteten Vliese,
xidharze vernetzen sich durch Zugabe eines keit und Temperaturbeständigkeit verantwort- Matten, Gewebe und Rovings liegt zwischen
Härters zu duroplastischem Kunststoff. Abhän- lich ist. In dieser Reihenfolge stehen auch die 20 % und 75 %.
gig von Füllstoffen, Vernetzungsgrad und Abkürzungen für die Bezeichnung der Faser- Die Kombination und die Anteile der einzelnen
Faserverstärkungen variieren Festigkeit und
Schlagzähigkeit. Beschichtungen, Klebstoffe
und Faserkunststoffverbunde werden aus
Epoxidharz hergestellt.
Dichtungsbahnen / Folien

Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR) – Elastomer


Boden- / Wandbeläge
Rohre / Rohrleitungen
Schaumkunststoffe

Aufgrund der extrem hohen Verschleißfestig- (z.B. Fugenprofile)


Profile allgemein

Beschichtungen
tragende Profile

keit, dem gummielastischen Verhalten und der


Platten / Tafeln

Beständigkeit gegenüber chemischen Sub-

Dichtstoffe

Klebstoffe
stanzen eignet sich SBR sehr gut für Boden-
beläge, Dichtungsbahnen, Dichtungen und Anwendungsgebiete von
Kabelisolierungen. Kunststoffen nach Verbrauch

Polyethylen (PE) • •
Silikone (SI)
Polypropylen (PP) • • • •
Silikone besitzen kunststoffähnliche Merkmale.
Anstelle des Kohlenstoffatoms sind jedoch Polyvinylchlorid (PVC) • • • • •
anorganische Siliziumatome für die Molekülbil- Polystyrol (PS) • •
dung maßgeblich. Silikone werden von der Polymethylmethacrylat (PMMA) • • •
chemischen Struktur als Polysiloxane (Silizium- Polycarbonat (PC) •
Sauerstoffketten) bezeichnet, die organische Polytetrafluorethylen (PTFE) •
Substituenten aufweisen (z.B. Alkyl, Vinyl und
Polyurethan (PUR) • • •
Phenyl). Technisch werden sie ausschließlich
durch Polyreaktionen (z.B. Polykondensation) Polyesterharze (UP) •1 •1 • • • •
niedermolekularer, siliziumorganischer Verbin- Epoxidharze (EP) • •
dungen erzeugt. Je nach Moleküllänge entste- Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR) • •
hen dabei ölige, harz- oder kautschukartige Chlor-Butadien-Kautschuk (CR) • • •
Stoffe mit hervorragender Wärme- und Kältebe- Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM) • •
ständigkeit.
Silikon (SI) • • •
Das hydrophobische (wasserabweisende) Ver-
halten von Silikonprodukten und die gleichblei- • hoher Verbrauch mittlerer Verbrauch • geringer Verbrauch 1
glasfaserverstärkt
B 9.13

95
Kunststoff

B 9.14
B 9.14 Glasklebung, Prototyp einer rahmenlosen, selbst-
tragenden Glasschale aus 44 Elementen, Stutt- Komponenten, die Faserrichtung, die maximale • tragende Bauteile:
gart (D) 2004, Lucio Blandini, Werner Sobek Bruchdehnung der Matrix und die Haftung der Schalenkonstruktionen, Profile
B 9.15 a–d biologisch abbaubarer Kunststoff Faser an die Matrix bestimmen dabei die • Innenausbau, Möbelbau:
B 9.16 physikalische Kennwerte ausgewählter Kunst- Eigenschaften des Verbunds. Boden- und Wandbeläge, Trennwände
stoffe
• Gebäudehülle:
B 9.17 a–b selbsttragende Elemente aus glasfaserver-
stärktem Kunststoff gedämmt mit Polyurethan- Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen Fassadenelemente, Lichtkuppeln, Licht-
schaum, Futuro-Haus, (FIN) 1968, Matti Suuronen Aufgrund des hohen unverrottbaren Abfallauf- bänder, Dachabdichtungen, Membrane
kommens, der Endlichkeit fossiler Ressourcen • technischer Ausbau:
und der hohen CO2-Belastung der Umwelt geht Trinkwasserrohre, Abwasserrohre
die Entwicklung hin zu Kunststoffen auf der • Klebstoffe
Basis von nachwachsenden Rohstoffen. Aus • Bindemittel für organische und
stärkehaltigen Pflanzen wie Mais, Getreide, anorganische Stoffe, Beschichtungen
Zuckerrüben oder Kartoffeln wird Glukose • Wärmeschutz, Schallschutz
gewonnen, aus der durch Fermentation Milch- • Bautenschutz
säure hergestellt wird. In einem zweiten Schritt • Solarkollektoren
können durch eine Polykondensationsreaktion
der Milchsäure Polymere erzeugt werden, z.B.
Polylactid (PLA) oder Polyhydroxybuterat Klebstoffe
(PHB).
Diese »Bio«-Kunststoffe sind mit Zusatzstoffen Nach DIN 16 920 sind Klebstoffe nichtmetalli-
und Additiven vielfältig einstellbar: zäh, viskos, sche Stoffe, die Fügeteile durch Flächenhaftung
biologisch abbaubar oder über Jahre dauer- (Adhäsion) und innere Festigkeit (Kohäsion) ver-
haft. Das durchsichtige PLA ähnelt in seinen binden.
Eigenschaften und Anwendungen konventio- Wenn zwei Oberflächen vollkommen eben und
a nellen thermoplastischen Kunststoffen wie Poly- glatt wären – atomar perfekt –, dann würde die
styrol (PS), Polypropylen (PP) oder Polyethylen gegenseitige Anziehungskraft der einzelnen
(PE). Es wird bisher u.a. für Verpackungen von Moleküle ausreichen, beide Flächen aneinander
Lebensmitteln, für Folien und Töpfe im Agrar- zu binden. Klebstoffe simulieren dieses Prinzip.
bereich sowie für Beschichtungen von Papier- Sie stellen den Kontakt zweier nicht ganz ebener
und Kartonverbunden verwendet. Flächen mit Hilfe der oben beschriebenen
Mit der weiteren Entwicklung dieser Kunststoffe Anziehungskräfte her. Bei glatten Fügeteilen ist
ist auch mit einer deutlichen Ausweitung der es notwendig, diese mechanisch oder chemisch
Anwendungsgebiete zu rechnen. aufzurauen, um die Oberfläche zu vergrößern,
b an der die Moleküle angreifen können. Grund-
sätzlich nimmt mit größerer Schichtdicke die
Kunststoffanwendungen Elastizität der Klebung zu und die Festigkeit ab.
Die Materialeigenschaften der zu verbindenden
Die Hersteller von Kunststoffprodukten bedie- Baustoffe fordern jeweils dazu passende Kleb-
nen sich, ähnlich eines Baukastensystems, der stoffe. Poröse Materialien wie Holz, Papier oder
spezifischen Eigenschaften eines Kunststoffs, Textilien saugen den Klebstoff auf, was zu Fehl-
der Formgebungsverfahren und der Verarbei- stellen führen kann, aber auch ein schnelleres
c tungsmöglichkeiten, um den maßgeschneider- Abbinden zur Folge hat. Dichte Baustoffe benö-
ten Werkstoff für einen entsprechenden Anwen- tigen meist Klebstoffe mit reaktiven Abbindevor-
dungsbereich zu produzieren. gängen, die in der Regel mit höherer Haftkraft
Oft bietet der Markt das gleiche Produkt aus verbunden sind. Klebstoffe unterscheiden sich
unterschiedlichen Kunststoffen an. Der Nutzer im allgemeinen Sprachgebrauch nach Merkma-
wägt dann zwischen dem besten Preis-Leis- len der Anwendung: z.B. nach Gebrauchsform
tungs-Verhältnis ab. Dies spiegelt sich in den (flüssig, fest), Verwendungszweck (Holz-, Kunst-
für das Bauwesen relevanten Anwendungsbe- stoff-, Glas-, Metallklebstoff) oder nach Verarbei-
reichen wider (Abb. B 9.13): tungstemperatur.
d B 9.15

96
Kunststoff

Kunststoffe Rohdichte Zugfestigkeit E- Modul Reiß- Wärmeleit- Wärme- Gebrauchs-


dehnung fähigkeit dehnung und Grenz-
temperatur
[kg / m³] [N / mm²] [N / mm²] [%] [W / mK] [mm / mK] [°C]

Thermoplaste
Polyethylen PE
PE-LD 910–930 8–23 200–500 300–1000 0,32 200 –250 75 / 90
PE-HD 940–960 18–35 700–1400 100–1000 0,4 150 –180 80 / 110
Polypropylen PP 900–910 21–37 1100–1300 20 – 800 0,22 110 –170 100 / 140
Polyvinylchlorid PVC
PVC-P 1160–1350 20–25 25–1600 170–400 0,15 150 –210 55 / 65
PVC-U 1380–1550 50–75 1000–3500 10 –50 0,16 70 –80 85 / 100
Polystyrol PS 1050 45–65 3200 3 –4 0,16 70 70 / 80
Polymethylmetacrylat (Acrylglas) PMMA 1170–1200 50–77 2700–3200 2 –10 0,18 70 –80 90 / 100
Polycarbonat PC 1200 56–67 2100–2400 100–130 0,18 60 –70 135 / 160
Polytetrafluorethylen (Teflon) PTFE 2150–2200 25–36 410 350– 550 0,23 100 –200 150 / 200
Polyurethan PUR 1050 70–80 4000 3– 6 0,58 10 –20 100 / 130

Duroplaste
Epoxidharz EP 1300 40–80 4000 2–10 0,23 75 80 / 130 bis 200
Polyesterharze UP 1200 35–75 4000 1– 6 0,6 140 80 / 120

glasfaserverstärkte Polyesterharze
Polyesterharz; Glasfaservlies (GF) 30 % Masse 1400 90 7000 ≤1 n.b. 50 n.b.
Polyesterharz; Glasfasergewebe 40 % Masse 1500 130 9000 ≤1 n.b. 70 n.b.
Polyesterharz; Glasfasergewebe 60 % Masse 1700 320 19 000 ≤1 n.b. 110 n.b.

Elastomer
Styrol-Butadien-Kautschuk SBR 900–1200 5–30 – 300 – 800 n.b. n.b. bis 100
Chlor-Butadien-Kautschuk (Neopren) CR 1420 5–25 – 400 – 900 n.b. n.b. 100 / 120
Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk EPDM 930–980 7–20 – 300 – 600 n.b. n.b. 120 / 150

Silikone
Silikon SI 1250–1900 4–10 – 100 – 500 0,3–0,4 20–50 180 / 230

B 9.16

Klebstoffarten Lösemittelklebstoffe
Obwohl fast alle Werkstoffe miteinander verklebt Sie bestehen aus organischen Lösemitteln,
werden können, besteht ein komplexer Zusam- welche die Klebstoffe und auch die Fügeteile
menhang zwischen Klebstoffart, Fugengeometrie, anlösen und somit den Verbund erhöhen.
zu verklebenden Werkstoffen und Beanspru- Das Quellschweißen mit Lösemittel nutzt gelös-
chung. Die Hersteller bieten entsprechend formu- te Oberflächenschichten aus Kunststoff als
lierte Klebstoffe an, die durch folgende Abbinde- immanenten Klebstoff, z.B. bei Dachabdich-
mechanismen ihre Klebewirkung entfalten: Ohne tungsbahnen.
chemische Reaktion verdunstet das Lösemittel
oder das Klebemittel erkaltet in den festen Zu- Kontaktklebstoffe
stand. Mit chemischer Reaktion bilden sich nach Kontaktklebstoff wird auf die zu verklebenden
dem Aufbringen aus niedermolekularen Klebstoff- Flächen aufgetragen. Nach dem Abtrocken der
bestandteilen hochmolekulare klebende Stoffe. beiden Klebstoffschichten hängt die Klebewir-
kung von der Stärke des einmaligen Andrü-
Schmelzklebstoffe ckens ab. Der Klebefilm auf Basis von Polyiso-
Bei Schmelzklebstoffen erkaltet oder härtet die butylen (PIB) oder Chlor-Butadien-Kautschuk
Klebeschicht nach dem Auftragen. Schmelzen (CR) bleibt gummielastisch. a
aus Polyvinylacetat (PVAC) oder Polyisobutylen
(PIB) erkalten physikalisch, Epoxidharze (EP), Reaktionsharzklebstoffe
Melaminharze (MF) und Phenolharze (PF) härten Die Reaktionsharzklebstoffe teilen sich in drei
chemisch. Gruppen:

Leime • Polykondensationsharze auf Formaldeyd-


Wässrige, organische Leimlösungen z.B. auf basis härten unter Druck und Hitze aus.
PVAC-Basis und Leime auf Eiweiß- oder Kohle- • Einkomponentenklebstoffe (1K) enthalten
hydratbasis härten physikalisch durch Wasser- einen Bestandteil, der erst bei hohen Tempe-
verdunstung. raturen eine chemische Reaktion auslöst.
• Zweikomponentenklebstoffe (2K), z.B. auf
Dispersionsklebstoffe Basis von Polyurethan- oder Epoxidharzen,
Acrylate oder Copolymerisate wie z.B. Polyvinyl- bestehen grundsätzlich aus einem Reakti-
acetat (PVAC) sind in Wasser fein verteilt und onsharz; diesem muss vor Gebrauch ein
bilden nach dem Verdunsten des Dispersions- Härter beigemischt werden, der die Vernet-
mittels einen homogenen Klebefilm. zung herstellt.
b B 9.17

97
Ökobilanzierung »Für das nachhaltige Bauen kommt der Frage Ökobilanz enthält daher eine Bewertung der
des effizienten Einsatzes vorhandener Ressour- Datengrundlagen, aus der man ihre Belastbar-
cen eine Schlüsselrolle zu. Während vielfältige keit ableiten kann. Zur Auswertung werden die
Maßnahmen zur Reduzierung des Heizenergie- verschiedenen Emissionen zu Gruppen mit
verbrauchs von Gebäuden bereits Einzug in gleicher Umweltwirkung (z.B. Beitrag zum
das alltägliche Planungsgeschehen gefunden Treibhauseffekt) zusammengefasst. Es gibt
haben, werden die Potenziale, die eine intelli- keine genormten Vorgaben zu den darzustel-
gente Materialwahl eröffnen, derzeit noch lenden Kennwerten. Deshalb müssen die für
wenig in die Entwurfspraxis einbezogen. die Umweltauswirkungen des Produkts maß-
Neben ästhetischen, funktionalen und ökonomi- geblichen Kategorien im Einzelfall definiert
schen Entscheidungskriterien werden die öko- werden.
logischen Auswirkungen von Material und Kon-
struktion außer Acht gelassen oder unter- Auswertung
schätzt. Dies ist auch in der Komplexität des Auf Basis der Ergebnisse der Wirkungsbilanz
Themas und dem daraus resultierenden erfolgt die Auswertung. Nach ISO 14 043 glie-
Informationsdefizit begründet. Da jedoch die dert sich die Auswertung in drei Schritte:
entscheidenden Weichen für die Umweltaus- Ermittlung der Kernaussagen, Bewertung und
wirkungen eines Bauwerks in frühen Planungs- Ergebnisdarstellung. Nicht bilanzierte, aber
phasen gestellt werden, sind Informationen dennoch relevante Daten (z.B. Dauerhaftigkeit
über die Nachhaltigkeitsdaten eines Baustoffs oder Ausgasungen in der Nutzungsphase)
oder einer Konstruktion in einer leicht zu müssen zusätzlich dargestellt werden. Aus den
erschließenden und praxisnah aufbereiteten Ergebnissen leiten sich Schlussfolgerungen
Form Voraussetzung. Wie zahlreiche Demons- und Empfehlungen für die Produktnutzung ab.
trationsvorhaben belegen, macht sich die
nachhaltige Lösung auch ökonomisch bezahlt. Entwicklungen im Bereich Ökobilanzierung
Der gesamte Lebensweg, also die Erstellung Einige Länder in Europa haben Standards ent-
des Bauwerks, der Betrieb einschließlich Sanie- wickelt, welche die Auswertung in einem aggre-
rungszyklen und Reparaturen bis hin zu Abriss gierten Kennwert ermöglicht. Die Gewichtung
und Entsorgung sind relevant für die erzeugten der Kenngrößen ist allerdings subjektiv und
Stoffströme. Dem Planer fehlen jedoch oft Fak- nicht naturwissenschaftlich belegbar. In
ten und damit auch Argumente zur Beurteilung. Deutschland hat das Umweltbundesamt eine
Das Instrument der Ökobilanzierung bietet hier Methodik zur Einordnung und Rangbildung der
ein Hilfsmittel, welches vergleichbare Daten zur Wirkungskategorien entwickelt. Dabei werden
Verfügung stellt. Nicht zuletzt liefert die Ökobi- die Dimension der Wirkung (global – lokal; dau-
lanzierung auch den Herstellern Anhaltspunkte, erhaft – temporär), der derzeitige Umweltzu-
ihr Produkt zu verbessern.«[1] stand im Bereich der Wirkungskategorie
(bedrohlich – unbedenklich) sowie der Beitrag
der Wirkungskategorie an der Gesamtbelas-
Was ist eine Ökobilanz? tung in Deutschland (groß – klein) zur Wertung
herangezogen. Die im Atlas dargestellten Öko-
Eine Ökobilanz analysiert den gesamten Le- bilanzen sind gemäß dieser Sortierung (von
bensweg eines Bauelements. Dazu betrachtet links nach rechts) abgebildet.
man die Lebensstadien Rohstoffgewinnung, In Zukunft werden die für die Gebäudebewer-
Herstellung, Verarbeitung und Transport, ggf. tung notwendigen Kennwerte in Form von stan-
auch Gebrauch, Nachnutzung und Entsorgung. dardisierten Umweltdeklarationen (EPD) von
Gemäß ISO 14 040–14 043 umfasst sie drei Teile: den Herstellern zur Verfügung gestellt. Sie
Sachbilanz, Wirkungsbilanz und Auswertung. müssen von unabhängigen Dritten überprüft
werden. Damit bis dahin gleichwertige Berech-
Sachbilanz nungsgrundlagen zur Verfügung stehen, haben
In der Sachbilanz wird ermittelt, welche Stoff- sich die Bauprodukthersteller verpflichtet, eine
und Energieumwandlungsprozesse für das Übergangsdatenbank zu erstellen.
Produkt maßgeblich sind. Die Grenzen für die
Bilanzierung – die so genannten Abschnei- Kennwerte einer Ökobilanz
dekriterien – setzt man üblicherweise bei min- Am »Runden Tisch nachhaltiges Bauen«, der
destens 1 % Stoffmasse und Primärenergiever- vom Bundesministerium für Verkehr, Bau- und
brauch. Für ökologisch bedenkliche Stoffe (z.B. Wohnungswesen (BMVBW) koordiniert wird,
Weichmacher in Kunststoffen) müssen diese hat man sich darauf geeinigt, die im Folgenden
Abschneidekriterien im Einzelfall überprüft und erläuterten Indikatoren zu verwenden.
ggf. außer Kraft gesetzt werden.
Primärenergieinhalt PEI [MJ]
Wirkungsbilanz Der Primärenergieinhalt eines Baustoffs
Die Wirkungsbilanz erfasst die Emissionen aller beschreibt den zur Herstellung und Nutzung
Stoff- und Energieumwandlungsschritte. Sind des Materials notwendigen Aufwand an Ener-
keine herstellerspezifischen Daten verfügbar, gieträgern (Ressourcen). Dabei wird zwischen
greift man über Datenbanken auf vergleichbare nicht erneuerbarer und erneuerbarer Primär-
Prozesse zurück. Solche Austauschprozesse energie unterschieden. 100 MJ entsprechen
sind vom Bilanzierenden auszuweisen. Jede dem Heizwert von 2,8 l Heizöl.

98
Ökobilanzierung

Treibhauspotenzial GWP 100 [kg CO2-Äquivalent] Dauerhaftigkeit [a] Kennwerte für die Dauerhaftigkeit an. Ein einfa-
Durch den Treibhauseffekt wird von der Erde Die Dauerhaftigkeit beschreibt als Potenzial ches Beispiel stellt eine Bohle aus Lärchenholz
abgestrahlte Infrarotstrahlung reflektiert und den Zeitraum, in dem ein Baustoff in der zuge- dar, die als Dielenboden eingesetzt bis zu
teilweise wieder zur Erde zurückgestrahlt. Die ordneten Nutzung seine Funktion aufrechterhal- 50 Jahre, als Fassadenbekleidung aber bis zu
Anreicherung von Treibhausgasen in der Tro- ten kann. Sie muss (z.B. betriebsbedingt) nicht 70 Jahre lang nutzbar sein kann.
posphäre führt zu erhöhter Reflexion und somit zwangsläufig genutzt werden. Entsprechend Für das Lebensende (EOL – End Of Life) eines
zur Erderwärmung. Das Treibhauspotenzial der vielfältigen Nutzungseinflüsse ist meistens Baustoffs sind in Teil B Heizwert (Holz und
fasst Gase im Verhältnis zur Wirksamkeit von eine Zeitspanne angegeben. Der kleinere Wert Kunststoff) oder Recyclingpotenzial (Metall)
CO2 zusammen. Da die Verweildauer von beschreibt die Dauerhaftigkeit bei einer übli- angegeben. Für Baustoffe ohne EOL-Angaben
Gasen in der Atmosphäre in die Berechnung chen Nutzung, der größere Wert bezieht sich ist das Recyclingpotenzial im Vergleich zum
einfließt, muss der betrachtete Zeithorizont auf optimierte Planungen. Herstellungsaufwand gering (Beton wird bei-
(üblicherweise 100 Jahre) angegeben werden. spielsweise zwar als Zuschlag für Beton recy-
10 kg CO2-Ausstoß entsprechen dabei etwa Heizwert [MJ] celt, der Hauptaufwand liegt jedoch in der
der Aufbereitung und Verbrennung von 3 l Der Heizwert beschreibt die Energie, die beim Zementherstellung). Weiter muss die »Nutzbar-
Heizöl. thermischen Recycling (Verbrennen) des Stoffs keit« für das Recycling beurteilt werden, d.h.
frei wird. Durch Latentspeicher in der Luft die Möglichkeit Baustoffe überhaupt sortenrein
Ozonzerstörungspotenzial ODP [kg CCl3F-Äqui- gebundene Energie wird nicht berücksichtigt. dem Recycling zuführen zu können. Daher liegt
valent] 1 m3 Holz hat einen Heizwert von ein besonderes Augenmerk auf Verbundbau-
Ozon entsteht in der Stratosphäre durch die 8000 – 13 000 MJ (= 225 – 365 l Heizöl). stoffen.
Bestrahlung von Sauerstoff (O2) mit UV-Licht, Über den gesamten Lebenszyklus eines
die es dabei teilweise absorbiert. Nur ein Teil Recyclingpotenzial Gebäudes betrachtet kann so z.B. ein Boden-
der aggressiven UV-Strahlung gelangt so zur Das Recyclingpotenzial beschreibt den ökolo- belag mit geringer Dauerhaftigkeit (kurze Aus-
Erdoberfläche. Das Ozonzerstörungspotenzial gischen Wert der »Anreicherung« eines Materi- tauschzyklen) höhere Umweltbelastungen ver-
fasst die Wirkung verschiedener ozonzerstö- als in der »Technosphäre«. Es stellt dar, wie ursachen als die Tragkonstruktion.
render Gase zusammen. Als Bezugsgröße wird viele Umweltlasten dadurch im Verhältnis zur
FCKW 11 (Trichlorfluormethan, CCl3F) genutzt. Neuerzeugung des Materials eingespart wer- Vergleiche von Ökobilanzen
den können. Es wird dazu von einer maximalen Von besonderem Interesse für Architekten und
Versauerungspotenzial AP [kg SO2-Äquivalent] Sammelquote von 95 % ausgegangen. Da es Ingenieure dürfte der Vergleich bauphysika-
Versauerung entsteht überwiegend durch die sich beim Recyclingpotenzial um eine Einspa- lisch weitgehend identischer Konstruktionen
Umwandlung von Luftschadstoffen in Säuren. rung in der Herstellung handelt, besteht es aus sein. Aus ökologischer Sicht können solche
Daraus resultiert eine Verringerung des pH- einem kompletten Datensatz mit mehreren »gleichwertigen« Konstruktionen äußerst unter-
Werts von Niederschlag. Das Versauerungspo- Kennwerten. Würde das komplette noch beste- schiedlich bewertet werden. Entgegen »land-
tenzial fasst alle zur Versauerung beitragenden hende Recyclingpotenzial genutzt, müssten die läufiger« Meinung müssen beim Einsatz
Substanzen im Verhältnis zur Wirksamkeit von Werte zur Herstellung um die Werte für das umweltfreundlicher Alternativen keine Abstriche
SO2 zusammen. Sichtbare, sekundäre Effekte Recyclingpotenzial gesenkt werden. in Funktionalität, Ästhetik oder Wirtschaftlichkeit
der Versauerung an Gebäuden sind z.B. erhöh- Im Baustoff Atlas ist das Recyclingpotenzial nur gemacht werden – im Gegenteil: diese Form
te Korrosion von Metallen und die Zersetzung für Metalle angegeben, da diese zurzeit als ein- der Betrachtung bereichert u.U. den Planungs-
von Naturstein. zige Baustoffe einen Recyclingkreislauf mit prozess und setzt zusätzliche Kreativität frei.
hohem Wiederverwertungsanteil durchlaufen. Beispiele für die funktionale Gegenüberstellung
Überdüngungspotenzial EP [kg PO43--Äquivalent] von Materialanwendungen finden sich in Teil C.
Unter Überdüngung bzw. Eutrophierung ver- Zum leichteren Vergleich der einzelnen Auf-
steht man die Anreicherung von Nährstoffen. Umgang mit Ökobilanzdaten bauten liegen grafisch aufbereitete Daten vor.
In überdüngten Gewässern kann es zu Fisch- Die besonders bedeutenden Kennwerte des
sterben bis hin zum »Umkippen«, d.h. zum Aus Sicht des Planers interessiert zunächst der nicht erneuerbaren Primärenergieinhalts und
biologischen Tod des Gewässers kommen. Vergleich von Baustoffen im Kontext des des Treibhauspotenzials sind in Länge und
Pflanzen auf eutrophierten Böden weisen eine Gebäudes, um den Beitrag eines Baustoffs an Grauwert hervorgehoben, generell positiv
Schwächung des Gewebes und eine geringere der Gesamtbelastung der Umwelt durch das bewertbare negative Potenziale durch fehlende
Resistenz gegen Umwelteinflüsse auf. Ein Gebäude abzuschätzen. Diese stoffbezogenen Flächenfüllung gekennzeichnet, Werte unter
hoher Nährstoffeintrag führt weiterhin zur Kennwerte sind für einen Großteil üblicher Bau- 1 ≈ 10-8 in den Tabellen gleich null gesetzt. Die
Nitratanreicherung im Grund- und Trinkwasser, stoffe auf Seite 100f. zusammengefasst. Die Kennwerte werden für jeden Anwendungsbe-
wo es zu humantoxischem Nitrit reagieren Kennwerte beziehen sich je nach herstellertypi- reich prozentual verglichen, wobei der jeweils
kann. Das Überdüngungspotenzial fasst Sub- scher Deklaration entweder auf 1 m3 oder 1 kg höchste Wert in der Umweltkategorie eines
stanzen im Vergleich zur Wirkung von PO43- des jeweiligen Materials. Sie lassen damit die Anwendungsgebiets 100 % definiert. Daher
zusammen. Bewertung von Produkten unter allgemeinen sind Vergleiche von Aufbauten unterschied-
Umweltgesichtspunkten zu, sind aber unterein- licher Anwendungsbereiche nur auf Basis der
Photochemisches Oxidanzienbildungspotenzial ander durch unterschiedliche Bezugsgrößen Kennwerte möglich.
POCP [kg C2H4-Äquivalent] und bauphysikalische Eigenschaften nicht
Unter Einwirkung von Sonnenstrahlung entste- direkt vergleichbar. Erstellung eigener Vergleiche
hen aus Stickoxid und Kohlenwasserstoff Für den eigenen Vergleich von Konstruktionen
aggressive Reaktionsprodukte, insbesondere Lebenszyklusbetrachtung müssen zunächst geeignete Materialschichten
Ozon. Photochemische Ozonbildung (so Für die Bewertung des Baustoffs über den bestimmt werden (Funktionsäquivalent). Dabei
genannter Sommersmog) steht im Verdacht gesamten Lebenszyklus müssen weiterhin die sollte – um die Aussagen nicht zu verfälschen –
Vegetations- und Materialschäden hervorzuru- Recyclingmöglichkeiten des Baustoffs sowie der ganze Lebenszyklus betrachtet werden,
fen. Höhere Konzentrationen von Ozon sind seine Dauerhaftigkeit berücksichtigt werden. d.h. inklusive Dauerhaftigkeit und Recycling-
humantoxisch. Das Ozonbildungspotenzial Da nicht jedem Material eine festgelegte Nut- möglichkeiten. Zusätzlich sollte, wenn möglich,
wird auf die Wirkung von Ethen (C2H4) bezo- zung zugeordnet werden kann, gibt erst die der Aufwand für den Erhalt des Bauteils in die
gen. anwendungsbezogene Betrachtung in Teil C Betrachtung einbezogen werden.

99
Ökobilanzierung

Material, Materialbeschreibung Bezugs- Heiz- PEI GWP ODP AP EP POCP


einheit wert Primärenergie Treibhaus- Ozon- Ver- Über- Sommer-
nicht ern. ern. effekt abbau sauerung düngung smog
[MJ] [MJ] [MJ] [kg CO2 eq] [kg R11 eq] [kg SO2 eq] [kg PO4 eq] [kg C2H4 eq]

Stahlbetonflachdecke
Betonfertigteil, 2 % Stahl (FE 360 B, C 35/ 40), 120 mm 1 m2 492 10 55 0,0000038 0,115 0,0149 0,0145
Recyclingpotenzial (FE 360 B, 85% primär) 15 kg -178 -4,2 -11 2,5 E-07 -0,046 -0,0036 -0,0074
Gesamt: 1 m2 314 6,2 44 0,0000040 0,069 0,0114 0,0070

Brettstapeldecke
Kiefer, 12 % Holzfeuchte (ortsnah), 180 mm 1 m2 1580 110 1712 -143 0,0000016 0,067 0,0074 0,0565
Baustahl, Warmwalzprofil (FE 360 B) 2,5 kg 59 1,4 4,1 0,0000002 0,013 0,0011 0,0020
Gesamt: 1 m2 1580 168 1713 -138 0,0000018 0,080 0,0085 0,0585
B 10.1

Abb. B 10.1 zeigt beispielhaft den Vergleich Datenherkunft Verbrauchsanteil in Deutschland – jeweils zur
einer Stahlbetondecke und einer Brettstapel- Hälfte Naturgips und REA-Gips, ein Nebenpro-
decke mit gleichwertiger Dauerhaftigkeit. Für dieses Werk wurde mit zwei Softwarepro- dukt der Rauchgasentschwefelung in Kohle-
Zunächst erfolgt die Ermittlung von vergleich- grammen bilanziert. Die für Teil B genutzte kraftwerken.
baren Materialdicken für die Konstruktionen Bilanzierungssoftware (GaBi 4) verwendet Um die programmeigene Konsistenz zu
(siehe Decken, S. 166). Zur Bilanzierung der Daten, die auf Erfahrungen aus Industriekoope- gewährleisten, wurden keine Daten zwischen
Stahlbetondecke wird das Betonfertigteil mit rationen und Patent- bzw. Fachliteratur basie- den Programmen transferiert. Abweichungen
2 % Stahlanteil herangezogen, die Brettstapel- ren. Die Softwaregrundlage in Teil C (LEGEP) zwischen den einzelnen Programmen sind mit *
decke setzt sich aus Kieferschnittholz und Bau- bilanziert demgegenüber mit Sachbilanzdaten, gekennzeichnet, um darzustellen, dass hier
stahl (Nägel) zusammen. die auf Basis einer theoretischen Herstellungs- noch weiterer Abstimmungsbedarf besteht. Die
Das Recyclingpotenzial von FE 360 B addiert weise zwischen 1990 und 1999 an der Bau- größten Übereinstimmungen zwischen den
sich zur Stahlbetondecke hinzu, da nach der haus-Universität Weimar (IREB) und an der Ökobilanzdaten der Programme finden sich in
Nutzungphase der Baustahl recycelt werden Universität Karlsruhe (ifib) errechnet wurden den Kennwerten des nicht erneuerbaren Pri-
kann. Die Wiederverwendung des Metalls in und greift weiterhin auf anerkannte Quellen wie märenergie- und des Treibhauspotenzials.
der Brettstapeldecke erscheint hingegen die ecoinvent-Datenbank (ETH Zürich) zurück. Das Ziel der Vergleichbarkeit von Ökobilanzda-
unwahrscheinlich und wird daher nicht berück- Die Datengrundlage ist nicht immer gleichwer- ten ist daher noch nicht vollständig erreicht.
sichtigt. Der Vergleich zeigt für die Brettstapel- tig. Dies liegt u.a. an den unterschiedlichen
decke fast durchgängig bessere Werte. Ihre Strategien, mit denen Prozesse betrachtet und
eingespeicherte Primärenergie (Heizwert) wird die Grundlagendaten ermittelt wurden. Ein Bei-
Anmerkungen
nach der Nutzungphase durch Verbrennung spiel für diese Betrachtungsunterschiede ist
[1] Förderhintergrund »Integration vergleichender
unter Erzeugung von Strom und Wärme wieder Gips. Während LEGEP Naturgips bilanziert, Nachhaltigkeitskennwerte von Baumaterialien und
freigegeben. betrachtet GaBi – gemäß dem prozentualen Bauteilschichten«. Sabine Djahanschah, DBU

Material, Materialbeschreibung Bezugs- Heiz- PEI GWP ODP AP EP POCP


* Datenherkunft (s.o.) einheit wert Primärenergie Treibhaus- Ozon- Ver- Über- Sommer-
nicht ern. ern. effekt abbau sauerung düngung smog
[MJ] [MJ] [MJ] [kg CO2 eq] [kg R11 eq] [kg SO2 eq] [kg PO4 eq] [kg C2H4 eq]

Naturstein
Granit* (Indien), poliert, ρ = 2750 kg / m3 1 m3 9837 332 626 0,00012 4,5 0,45 0,35
Sandstein (ortsnah), gesägt, ρ = 2500 kg / m3 1 m3 4099 153 253 0,000047 0,48 0,076 0,058
Schieferplatten* (ortsnah), ρ = 2700 kg / m3 1 m3 4608 165 286 0,000055 0,64 0,10 0,084
Marmor (Italien), poliert, ρ = 2700 kg / m3 1 m3 6749 249 422 0,000080 1,8 0,20 0,16

Lehmbaustoffe
Stampflehm*, ρ = 2200 kg / m3 1 m3 158 1 9,7 0,000003 0,068 0,011 0,011
Lehmsteine (Grünlinge)*, ρ = 1200 kg / m3 1 m3 1257 4 74 0,000003 0,12 0,011 0,016

Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln


Mörtel und Estriche
Anhydritmörtel / -estrich, Druckfestigkeitsklasse 20, 2350 kg / m3 1 m3 655 11 43 0,000010 0,24 0,040 0,037
Magnesiamörtel / -estrich *, Druckfestigkeitsklasse 20, 2000 kg / m3 1 m3 2439 9,9 348 0,000016 0,44 0,060 0,070
Zementmörtel / -estrich, Druckfestigkeitsklasse 20, 2250 kg / m3 1 m3 2161 27 389 0,000020 0,85 0,13 0,099
Gipsmörtel, Putzmörtelklasse P IV a, ρ = 1300 kg / m3 1 m3 1477 9,6 177 0,000008 0,15 0,016 0,029
Kalk-Zementmörtel, Putzmörtelklasse P II a, ρ = 1500 kg / m3 1 m3 2675 28 448 0,000020 0,61 0,090 0,083
Werksteine
Kalksandstein, ρ = 1800 kg / m3 1 m3 2030 117 247 0,000008 0,22 0,031 0,035
Betonstein (Pflaster), ρ = 2500 kg / m3 1 m3 1990 46 310 0,000013 0,55 0,080 0,056
Porenbetonstein, ρ = 400 kg / m3 1 m3 1484 81 186 0,000010 0,29 0,051 0,040
Leichtbetonstein*, ρ = 600 kg / m3 1 m3 787 35 97 0,000011 0,33 0,048 0,048
Beton
Ortbeton (C 25 / 30), ρ = 2340 kg / m3 1 m3 1549 17 251 0,000018 0,68 0,11 0,086
Ortbeton (C 35 / 45), ρ = 2360 kg / m3 1 m3 1764 23 320 0,000016 0,68 0,10 0,078
Betonfertigteil, 2 % Stahl (FE 360 B, C 35 / 45), ρ = 2500 kg / m3 1 m3 4098 86 455 0,000031 0,96 0,12 0,12
Platten
Faserzementplatte*, ρ = 1750 kg / m3 1 m3 26839 116 2200 0,00020 4,3 0,60 1,04
Gipsplatte* (Typ A), ρ = 850 kg / m3 1 m3 2655 251 150 0,000027 0,41 0,063 0,052

100
Ökobilanzierung

Material, Materialbeschreibung Bezugs- Heiz- PEI GWP ODP AP EP POCP


einheit wert Primärenergie Treibhaus- Ozon- Ver- Über- Sommer-
nicht ern. ern. effekt abbau sauerung düngung smog
[MJ] [MJ] [MJ] [kg CO2 eq] [kg R11 eq] [kg SO2 eq] [kg PO4 eq] [kg C2H4 eq]

Keramische Baustoffe
Hochlochziegel, Außenwand, ρ = 670 kg / m3 1 m3 1485 638 95 0,000010 0,31 0,034 0,050
Mauerziegel, Innenwand, ρ = 750 kg / m3 1 m3 1663 715 107 0,000011 0,34 0,038 0,056
Vollklinker (KMz), ρ = 1600 kg / m3 1 m3 4776 39 301 0,000029 0,79 0,084 0,14
Steinzeug glasiert*, ρ = 2000 kg / m3 1 m3 6322 0,060 393 8,50 E-07 0,96 0,067 0,084
Steinzeug unglasiert, ρ = 2000 kg / m3 1 m3 7160 0,070 445 8,50 E-07 1,00 0,069 0,093

Bitumenhaltige Baustoffe
reines Destillationsbitumen* (B 100 –B 70) 1 kg 45,6 0,010 0,37 0,0000010 0,0020 0,00028 0,0026
polymermodifiziertes Bitumen (PmB 65 A) 1 kg 35,3 0,020 0,50 8,24 E-07 0,0018 0,00023 0,0019

Holz und Holzwerkstoffe


Schnittholz
Kiefer, 12 % Holzfeuchte (HF) (ortsnah), Darrdichte 450 kg / m3 1 m3 8775 609 9512 -792 1 0,000009 0,37 0,041 0,31
Western Red Cedar, 12 % HF (Nordamerika), Darrdichte 630 kg / m3 1 m3 12285 4485 14359 -907 1 0,000049 6,00 0,61 0,56
Teak, 12 % HF (Brasilien), Darrdichte 660 kg / m3 1 m3 12870 3217 13435 -1013 1 0,000015 3,99 0,41 0,37
Holzwerkstoffe
Brettschichtholz (BSH), 12 % HF, Darrdichte 465 kg / m3 1 m3 9300 3578 13870 -662 1 0,000053 1,57 0,19 1,0
Dreischichtplatte, 12 % HF, Darrdichte 430 kg / m3 1 m3 8618 2617 9387 -648 1 0,000030 0,54 0,065 0,36
Bau-Funiersperrholz (BFU), 5 % HF, Darrdichte 490 kg / m3 1 m3 10175 4729 15041 -636 1 0,000070 1,62 0,19 1,3
Spanplatte (P5, V100), 8,5 % HF, Darrdichte 690 kg / m3 1 m3 13998 5818 12614 -821 1 0,000086 1,22 0,16 0,40
Oriented Strand Board (OSB), 4 % HF, Darrdichte 620 kg / m3 1 m3 12555 4593 16479 -839 1 0,000052 1,52 0,19 1,3
mittldichte Faserplatte (MDF)*, 7,5 % HF, Darrdichte 725 kg / m3 1 m3 15843 9767 12495 -515 1 0,000066 1,48 0,28 1,4

Metall
Eisenmetalle
Gusseisen*, Guss (GG20; sekundär), GJL 1 kg 10 0,49 0,97 4,26 E-08 0,0013 0,00011 0,00018
Baustahl, Warmwalzprofil (FE 360 B) 1 kg 24 0,54 1,7 6,62 E-08 0,0051 0,00042 0,00082
Betonstahlmatten (sekundär) 1 kg 13 0,24 0,83 9,40 E-08 0,0020 0,00016 0,00031
Wetterfester Stahl, Kaltband (WT St 37-2), 2 mm 1 kg 26 0,56 2,0 8,30 E-08 0,0057 0,00046 0,00088
Edelstahl (V2A, X 5 CrNi 18-10), 2 mm 1 kg 54 6,3 4,8 4,41 E-07 0,037 0,012 0,0026
Nichteisenmetalle
Aluminiumlegierung (EN AW-7022 [AlZn5Mg3Cu]), Blech, 2 mm 1 kg 271 38 22 0,000004 0,069 0,0057 0,010
Blei*, Blech, 2 mm 1 kg 34 1,9 2,3 2,88 E-07 0,041 0,00061 0,0025
Titanzink (Reinzink Z1, 0,003 % Titan), Blech, 2 mm 1 kg 45 3,8 2,6 5,59 E-07 0,018 0,0010 0,0013
Kupfer*, Blech, 2 mm 1 kg 37 4,6 2,5 1,84 E-07 0,018 0,0023 0,0021

Metall, Recyclingpotenziale
Stahl (FE 360 B, 85 % primär) 1 kg -12 -0,28 -0,71 1,65 E-08 -0,0031 -0,00024 -0,00050
Stahl (WT St 37-2, 85 % primär) 1 kg -13 -0,25 -0,77 1,60 E-08 -0,0034 -0,00025 -0,00053
Edelstahl (CrNi 18–10, 25 % primär) 1 kg -13 -1,2 -0,99 -4,30 E-08 -0,021 -0,0071 -0,0012
Aluminium (EN AW-7022, 100 % primär) 1 kg -177 -34 -16 -0,000003 -0,053 -0,0041 -0,0081
Blei 1 kg -21 -1,3 -1,5 -1,68 E-07 -0,036 -0,00043 -0,0021
Titanzink (65 % primär) 1 kg -29 -2,9 -1,7 -3,86 E-07 -0,014 -0,00075 -0,00097
Kupfer (50 % primär) 1 kg -18 -4,5 -1,4 -9,97 E-08 -0,015 -0,0021 -0,0018

Glas
Floatglas*, ρ = 2500 kg / m3 1 kg 14 0,08 0,88 2,83 E-08 0,006408 0,00090 0,00053

Kunststoff
Thermoplaste
Polyethylen (PE-HD)*, Folie 1 kg 41 75 0,09 1,82 0,000001 0,0050 0,00063 0,0059
Polyvinylchlorid (PVC- P)*, Compound für Dachbahn 1 kg 17 61 2,1 2,28 8,97 E-07 0,013 0,0012 0,0021
Polyvinylchlorid (PVC- H)*, Compound für Rohre 1 kg 14 52 0,59 2,05 7,02 E-07 0,0072 0,00066 0,0017
Polymethylmethacrylat (PMMA »Plexiglas«)*, Platte 1 kg 24 87 0,29 3,39 0,000001 0,010 0,0010 0,0031
Polytetrafluorethylen (PTFE »Teflon«), Beschichtung 1 kg 8,3 295 2,5 16,2 0,000008 0,069 0,0042 0,0068
EPDM*, Dichtungsgummi 1 kg 27 76 0,25 1,97 5,60 E-07 0,0082 0,00054 0,0029
Duroplaste
Polyesterharz* (UP) 1 kg 32 115 0,45 4,68 0,000002 0,012 0,0017 0,0059
Epoxidharz (EP) 1 kg ca. 30 137 0,78 6,47 0,000002 0,014 0,0021 0,0050
Elastomere
Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR), Dichtungsgummi 1 kg 37 102 0,85 3,05 9,68 E-07 0,010 0,00096 0,0040
Chlor-Butadien-Kautschuk (CR »Neopren«), Lager 1 kg ca. 25 96 0,96 3,65 8,81 E-07 0,012 0,0010 0,0031
Silikon (SI), Dichtungsmasse 1 kg ca. 25 91 30 4,07 7,43 E-07 0,028 0,0017 0,0023

Transport
LKW*, LKW / 22 t zul. GGW / 14,5t NL / nah / 85 % Auslastung 1 / t km 1,5 0,00031 0,11 3,87 E-08 0,00099 0,00016 0,00019
Hochseeschiff*, Containerschiff / ca. 27 500 dwt / Hochsee 1 / t km 0,17 0,00004 0,013 4,34 E -09 0,00045 0,000041 0,000033

1
Das negative Treibhauspotenzial von Holz entsteht durch Kohlendioxid, das der Atmosphäre bei der Photosynthese entzogen wird. Durch Verrottung oder Verbrennung wird es
nach der Nutzung des Holzes wieder freigesetzt.
B 10.2

101
Teil C Baustoffanwendungen

1 Gebäudehülle

2 Dämmen und Dichten

3 Installationen

4 Wände

5 Decken

6 Fußböden

7 Oberflächen und Beschichtungen

Abb. C Holz-Glas-Fassade in Structural Sealant Glazing


Konstruktion, Fortbildungsakademie
Mont Cenis, Herne (D) 1999, Jourda et
Perraudin / Hegger Hegger Schleiff

103
Gebäudehülle

C 1.1
»Das Haus des Nordens ist eine dickwandige der Moderne verlangten nach einer allseiti-
Klimaburg mit eingeschnittenen, eher kleinen gen Behandlung ihrer Oberflächen. Dabei
Fenstern. Das förderte das Bewusstsein einer sollte die äußere Erscheinung mit den Funk-
zweiteiligen Welt: das Klima ist draußen, der tionen und der inneren Nutzung im Einklang
häusliche Herd, die menschliche Wärme ist stehen (Abb. C 1.5). Die Terminologie von
drinnen. Isoliertechnisch ist dies eine gelun- »Haut und Skelett« verdeutlicht den als
gene Lösung, aber wahrscheinlich nur unter untrennbar interpretierten Zusammenhang
diesem Aspekt. War es gut, die Welt in fremd von innerem Gefüge und äußerer Gestalt.
und eigen, in Objekt und Subjekt, in draußen Durch die Befreiung der Fassadenebene
und drinnen zu teilen?« Otl Aicher von tragenden Funktionen löste sich die
Außenhaut vollends vom Baukörper und
Das Bedürfnis nach Schutz vor der feindli- wurde zum Vorhang (Curtain Wall). In der
chen Außenwelt und extremer Witterung lie- Folge entstanden in den 1960er- und 70er-
fert, historisch betrachtet, den primären Jahren weltweit zahlreiche gläserne Büro-
Anlass jeder Bauaktivität – der Schaffung gebäude mit glatten Vorhangfassaden.
einer wirksamen Abtrennung zum Außenraum.
Mit dem technischen Fortschritt haben sich Im zeitgenössischen Bauen geht es bei der
die Anforderungen an die Gebäudehülle ver- Materialwahl nicht mehr um pragmatische
vielfältigt (Abb. C 1.6). oder ideologische Fragen der »ehrlichen«
Als Schwelle zwischen innen und außen – Materialverwendung, sondern meist um
zum Gebäude sowie zum Stadtraum gehö- konzeptionelle und stoffliche Qualitäten von
rend – kommt der Gebäudehülle eine beson- Oberflächen und um deren gewünschte
dere Bedeutung zu. Nach außen präsentiert Wirkung. Die wahrnehmbare Oberfläche
die Fassade als Visitenkarte des Hauses der der vom Baukörper losgelösten »Hülle«
Öffentlichkeit das Selbstverständnis des Bau- rückt ins Zentrum der Betrachtung.
herrn. Im Kontext prägt sie das Bild einer Vielfältige Ansätze bestimmen heute den
Stadt. Neben den primären Schutzfunktionen Umgang mit Gebäudehüllen. Neben der
kommen weitere Anforderungen, um die Rückbesinnung auf traditionelle Baustoffe
Komfortansprüche der Nutzer zu erfüllen wie Naturstein, Holz und Ziegel wird ver-
(z.B. Sonnen- und Blendschutz). mehrt die Oberflächenqualität von industri-
Gleichzeitig bestimmt die Qualität von Außen- ellen Bauprodukten wie Kunststoff-Stegplat-
wänden und Dächern maßgeblich die Ener- ten, Sperrholz und wetterfestem Baustahl
giebilanz von Gebäuden. inszeniert (Abb. C 1.9).
Neue Herstellungsverfahren von Beschich-
tungen auf Glas und die Möglichkeit, Ober-
Fassade, Haut und Hülle flächen zu bedrucken, fördern die Renais-
sance von Ornament und Dekor. Die Mate-
Die Fassade – vom lateinischen »facies« rialität der Gebäudehülle rückt zugunsten
abgeleitet – ist traditionell das »Gesicht« der transportierten Bilder in den Hinter-
eines Hauses. Früher bezeichnete sie nur die grund (Abb. C 1.8).
der Öffentlichkeit zugewandte Hauptseite Die Themen des nachhaltigen Bauens lie-
eines Baus, die gleichzeitig auch die Ein- fern einen weiteren Ansatz: Die Gebäude-
C 1.1 Kuhprojekt, Vogelsberg / Hessen (D) 1986,
gangsseite war. Gebäude wurden als Teil von hülle wird als vielschichtige Haut ausgebil-
Formalhaut
C 1.2 systematische Darstellung funktionaler Kriterien Platz- oder Straßenwänden wahrgenommen det, die auf äußere und innere Rahmen-
C 1.3 systematische Darstellung konstruktiver Kriterien und nicht in ihrer dreidimensionalen Gestalt bedingungen sowie sich ständig verän-
C 1.4 Kirche San Giorgio Maggiore, Venedig (I) 1566, (Abb. C 1.4). dernde Anforderungen reagiert (Abb.
Andrea Palladio Zur Zeit der klassischen Moderne wurde der C 1.10), d.h. verschiedene Funk-
C 1.5 Kuhstall, Gut Garkau bei Lübeck (D) 1925,
Hugo Häring
Begriff »Fassade« aufgrund seiner tradierten tionsschichten regeln den Sonnen- und
C 1.6 Anforderungen und Aufgaben von Gebäudehüllen Bedeutung aus dem Wortschatz gestrichen. Blendschutz, die Lichtlenkung sowie die
(links: Außenseite) Die oftmals frei im Raum stehenden Körper Energiegewinnung.

104
Gebäudehülle

Permeabilität – Luft geschlossen Teil des Tragwerks nicht tragend


teildurchlässig tragend
offen
Permeabilität – Licht Aufbau in Schichten einschichtig
opak
mehrschichtig
transluzent
semitransparent
transparent Aufbau in Schalen einschalig
mehrschalig
Energiegewinn keiner
Wärme Hinterlüftung nicht hinterlüftet
Strom hinterlüftet
Veränderbarkeit nicht veränderbar
mechanisch Vorfertigung niedrig
phys. strukturell hoch
chem. substanziell

Regelung manuell direkt / indirekt


»selbstregelnd«
mit Regelkreistechnik
C 1.2 C 1.3
Grundlagen ven Energiegewinnung genutzt. Dabei bietet
die Integration von Solartechnik in die Gebäu- Wärmedämmung
Die Kenntnis über die spezifischen Außenbe- dehülle (z.B. Photovoltaikelemente und Son-
dingungen, die inneren Nutzungsanforderun- nenkollektoren) vielfältige Gestaltungsmöglich-
gen sowie das Zusammenspiel der Einzel- keiten, die über aufgeständerte, adaptive Sys-
Wärmespeicherung
aspekte bildet die Grundlage für die Entwick- teme – wie man sie häufig auf Dächern findet – Energiegewinnung
lung von Gebäudehüllen. Darüber hinaus gel- hinausgehen.
ten für Fassadenkonstruktionen unabhängig
von der Materialwahl zahlreiche allgemeingül- Konstruktive Kriterien Windschutz
tige Kriterien. Konstruktive Kriterien bestimmen die Planung
von Fassaden maßgeblich (Abb. C 1.3). Mit der
Funktionale Kriterien Entscheidung, ob die Außenwand tragen soll natürliche Belichtung
Der Bewusstseinswandel im Umgang mit fossi- oder nicht, sind immer auch gestalterische Fra- kontrollierter Durchlass
diffusen Tageslichts
len Energieträgern hat in den vergangenen gen verbunden. Tragende Elemente wie
Jahren dazu geführt, dass zeitgemäße Klima- Wände und Stützen können durch den Rhyth-
konzepte die Gebäudehülle in den Mittelpunkt mus der statisch erforderlichen Lastabtragun-
kontrollierter Durchlass
der Betrachtung stellen, um zunächst die pas- gen den Baukörper prägen und strukturieren. direkten Sonnenlichts
siven Möglichkeiten der Fassade als Schnitt- Eine weitere grundlegende Entscheidung ist (Sonnenschutz,
stelle zwischen innen und außen auszuschöp- zwischen ein- und mehrschichtigen Konstrukti- Blendschutz)
fen (Abb. C 1.2). Die Anlagentechnik stellt die onen zu treffen. Während im traditionellen Mau-
Durchsicht,
erforderliche Restenergie bereit und deckt Spit- erwerksbau und im massiven Holzbau sämtli-
visuelle Verbindung
zenlasten ab. Nachdem die Kontroll- und Ein- che Anforderungen an die Hülle durch einen
flussmöglichkeiten der Nutzer auf die Fassade einschichtigen, so genannten monolithischen
bis in die 1970er-Jahre immer weiter abgenom- Aufbau erfüllt wurden, bestehen heutige
men haben (vor allem im Büro- und Verwal- Außenwandkonstruktionen meistens aus meh- natürliche Belüftung
tungsbau), gibt es nach der rasanten Entwick- reren Schichten, welche die jeweiligen Teilauf-
lung im Bereich der Gebäudeleittechnik in den gaben (z.B. Tragen, Dämmen, Dichten) in
vergangenen Jahren vermehrt Bestrebungen bestimmter Reihenfolge und aufeinander abge- Abhalten von
zu »selbstregelnden« Systemen einerseits (z.B. stimmt übernehmen. Als »Schichten« werden Niederschlägen
thermotrope Gläser) sowie zu »Lowtech-Lösun- beispielsweise Putzlagen oder Wärmedämm-
gen« mit manueller Bedienung andererseits verbundsysteme bezeichnet, die selbst nicht Regulierung der Luft-
(z.B. Klapp- und Schiebeläden). Darüber hin- tragfähig oder Teile einer übergeordneten Kon- feuchte, Dampfdiffusion
aus wird die Gebäudehülle vermehrt zur akti- struktion sind (Abb. C 1.7).

Schutz der Wand gegen


Durchfeuchtung

Schallschutz

Schutz vor mechanischer


Beschädigung

Feuerschutz, Brandschutz

Einbruchschutz

C 1.4 C 1.5 C 1.6

105
Gebäudehülle

C 1.7 Außenwandkonstruktionen (links: Außenseite)


a einschalig, einschichtig
b einschalig, mehrschichtig
c mehrschalig, einschichtig
d mehrschalig, innen mehrschichtig
C 1.8 Universitätsbibliothek Cottbus (D), 2004,
Herzog & de Meuron
C 1.9 Casa Jax, Tucson / Arizona (USA) 2002, Rick Joy
C 1.10 Verwaltungsgebäude, Stuttgart (D) 1998,
Behnisch, Behnisch und Partner
C 1.11 systematische Darstellung von Außenwand-
bekleidungen

a b c d C 1.7
»Schalen« definieren sich durch ihre räumliche Feuchteschutz erhöht sich, je größer die flächenbezogene
und / oder konstruktive Eigenständigkeit. Sie Ein erhöhter Wärmeschutz der Außenbauteile Masse ist.
sind selbst weitgehend tragfähig und meist trägt auch zu einer verringerten Gefahr von • Homogene Außenwände dämpfen den
durch zusätzliche Konstruktionen mit dem tra- Tauwasserbildung bei, ein erhöhtes Risiko Schall besser als inhomogene.
genden Bauteil verbunden. besteht dagegen im Winter bei Kern- und • Die Luftschalldämmung wird durch zusätz-
Innendämmung. Tauwasser kann das Raum- liche entkoppelte, elastisch gelagerte
Bauphysikalische Kriterien klima (Bildung von Schimmelpilzen) und die Schalen und durch erhöhte Luftschichtdi-
Um die Dauerhaftigkeit und Gebrauchstaug- Dauerhaftigkeit der Außenwandkonstruktion cken verbessert.
lichkeit von Außenwandkonstruktionen sicher- beeinflussen. Für die Vermeidung von Tau- • Poröse Materialien, die an die Luftschicht
zustellen, müssen die bauphysikalischen wasser in gemäßigten Klimazonen gelten fol- angrenzen, erhöhen den Schallabsorp-
Eigenschaften der einzelnen Schichten sorgfäl- gende Grundsätze: tionsgrad.
tig aufeinander abgestimmt werden. Auch ist • Die Schallschutzqualität der Fenster trägt
zu beachten, dass sich die Eigenschaften des • Verwendung von dampfdichteren Materia- wesentlich zum resultierenden Schall-
Wärme-, Feuchte-, Schall- und Brandschutzes lien auf der Innenseite und dampfdurchläs- dämmmaß der Gebäudehülle bei.
gegenseitig beeinflussen und nur ganzheitlich sigeren Materialien auf der Außenseite
optimieren lassen. • Erhöhung der minimalen Bauteiltemperatur Brandschutz
mittels außen liegender Wärmedämmung Im Brandfall muss die Gebäudehülle die
Wärmeschutz Brandausbreitung verhindern oder verzö-
Ein guter Wärmeschutz der Außenbauteile Schallschutz gern, die Tragfähigkeit der Konstruktion
sichert nicht nur die Behaglichkeit der Bewoh- Entsprechend des maßgeblichen Außenlärm- für einen definierten Zeitraum sicherstellen
ner, sondern senkt auch maßgeblich den pegels sind Fassaden der Schallschutzklas- und somit zum Schutz von Leben und
Heiz- bzw. Kühlenergiebedarf und somit die sen 1– 6 gemäß VDI Richtlinie 2719 vorzuse- Gesundheit der Nutzer beitragen. Basierend
Betriebskosten. Auch die Gebäudesubstanz hen. Die Mindestwerte für das bewertete auf der jeweiligen Landesbauordnung und
selbst wird vor Schäden durch klimatische Ein- Schalldämmmaß betragen in Abhängigkeit zahlreichen weiteren Richtlinien (TÜV,
flüsse (z.B. thermische Spannungen, Feuchtig- von der jeweiligen Nutzung zwischen 30 und DIN, VDE usw.), sind Baustoffwahl und
keit, Frost) geschützt. Die Wärmeleitfähigkeit 50 dB. Liegt der Außenlärmpegel über Konstruktionsart entsprechend der brand-
einer Außenwandkonstruktion hängt im Wesent- 75 dB, so müssen nochmals erhöhte Anfor- schutzbezogenen Anforderungen abzu-
lichen ab von: derungen erfüllt werden. Für den Schall- stimmen sowie Schutzmaßnahmen für
schutz sollten folgende Grundregeln beach- gefährdete Bauteile vorzusehen. Sämtliche
• der Wärmeleitfähigkeit der einzelnen Bauteil- tet werden: im Bauwesen verwendeten Werkstoffe müs-
schichten und Grundbaustoffe sen hinsichtlich der Baustoffklasse nach
• der Schichtdicke der Baustoffe • Schwere Wände wirken schalldämmend. DIN 4102 oder DIN EN 13 501 (siehe Glos-
• dem Feuchtegehalt der Baustoffe Die Luftschalldämmung von Bauteilen sar, S. 264).

C 1.8 C 1.9 C 1.10

106
Gebäudehülle

Außenwandbekleidungen Riemchen
tonkeramische
Spaltplatten
Baustoffe
Alle Hüllbauteile sind dauerhaft gegen Witte- angemörtelte kleinformatige Steinzeugfliesen
rungseinflüsse, insbesonders gegen Schlagre- Bekleidungen Betonwerksteinplatten
gen zu schützen. Entsprechend der Gliederung kleinformatige
in ein- und mehrschalige opake Außenwand- einschalige, Naturwerksteinplatten
konstruktionen ist in Abb. C 1.11 eine Auswahl mehrschichtige
möglicher Außenwandbekleidungen darge- Konstruktionen
Außenputz
stellt. Putz
Wärmedämmputz
Wärmedämmverbund-
Einschalige, mehrschichtige Konstruktionen system (WDVS)
Als Außenwandbekleidung für einschalige Hüll- Vormauerschale
konstruktionen stehen neben Putzlagen und Formgussmauer
Wärmedämmverbundsystemen (siehe Oberflä-
Gabionen
chen und Beschichtungen, S. 191) vor allem Naturstein vorgehängte
angemörtelte (geklebte), kleinformatige Natur- Natursteinplatten
stein- und Betonwerksteinplatten sowie kerami-
Verbundplatten
sche Materialien zur Wahl. Bei der Planung von
Schieferplatten
einschaligen Konstruktionen ist infolge der
unterschiedlichen Materialeigenschaften von Ortbeton
Belägen und Untergrund mit besonderer Sorg-
bewehrt Betonfertigteil
falt auf Temperaturspannungen, Quell- und
Schwindvorgänge sowie Tauwasserbildung zu Faserzementplatten
Baustoffe mit minerali-
achten. Da die Oberflächentemperaturen von schen Bindemitteln
Kalksandstein
dunklen Bekleidungsmaterialien je nach Jah-
reszeit zwischen – 20 C und + 85 C schwan- Hüttenstein
unbewehrt
ken können, sollten entsprechende Bauteilbe- Betonstein
wegungen und -spannungen berücksichtigt Betonwerkstein
und in die Detailüberlegungen einbezogen
werden. tonkeramische
Klinker
Baustoffe keramische
Mehrschalige, ein- und mehrschichtige Konstruk- Fassadenplatten
tionen bitumenhaltige
Bitumenschindeln
Mehrschalige, hinterlüftete Konstruktionen ver- Baustoffe
ringern im Vergleich zu angemörtelten Beklei- gepresstes Glas Hohlglassteine
dungen die bauphysikalischen Schadensrisi-
ken. Bei fortgeschrittener Nutzungszeit können mehrschalige, ein- Gussglas Profilglas, U-Glas
und mehrschichtige Glas
außen liegende Wetterschutzschalen mit gerin-
Konstruktionen
gem Aufwand erneuert oder ausgewechselt Floatglas
werden, ohne die Trag- und / oder Dämm- farbiges Glas
schicht verändern zu müssen. Flachglas geätztes Glas
Außenwandbekleidungen können neben der
sandgestrahltes Glas
Unterscheidung in Materialgruppen (Holz,
Glas, Metall usw.) entsprechend der Befesti- emailliertes Glas
gungsart in sichtbar (Nägel, Nieten, Schrau-
Falz- und
ben) und unsichtbar (Hinterschnittanker, Bol- Leistendeckung
zeneinhangsysteme) befestigte Bekleidungen Profilbleche
gegliedert werden. Um eine höherwertige
Rauten- und
Anmutung zu erreichen, werden vermehrt Metall Schindeldeckung
unsichtbare Befestigungen verwendet. Für hin- Paneele
terlüftete Konstruktionen gelten folgende
Kassetten
Regeln:
Gussplatten
• Die Dämmstoffe (siehe Dämmen und Dichten,
Bauschnittholz
S. 132) sind lückenlos und durch mechani- Vollholz
sche Befestigung an der Außenwand anzu- Schindeln
bringen. Durchdringungen der Dämmebene Holz
Dreischichtplatten
im Bereich der Unterkonstruktion bilden Wär-
mebrücken und sind möglichst zu vermeiden. Fassadensperrholz
Holzwerkstoffe
• Die Hinterlüftungsschicht muss mindestens Furnierschichtholz
20 mm tief sein, die Größe der Be- und Entlüf- zementgebundene
tungsöffnungen mindestens 50 cm2 pro Meter Spanplatten
Wandlänge betragen.
ebene Platten, Steg-
• Unterkonstruktionen werden meist in Holz und Wellplatten
oder Aluminium ausgeführt. Zur Vermeidung Kunststoff Membrane
von Zwängungen müssen sie in alle Richtun-
Formteile
gen verschieb- und verdrehbar sein.
C 1.11

107
Gebäudehülle

a b c d

e f g h

C 1.12 C 1.13

Vollholz und Holzwerkstoffe sen bei Holzfassaden zu beachten. In der Regel fall auswechselbar sein
gilt für Gebäude mit geringer Höhe, d.h. bei • schnelles und stauwasserfreies Ableiten von
Außenwandbekleidungen waren immer regio- denen die Oberkante des Fertigfußbodens Niederschlägen durch Tropfkanten (im Bereich
naltypisch mit vor Ort verfügbaren Baustoffen (OKFF) des obersten Aufenthaltsraums weniger von Fenstersimsen ggf. Bleche vorsehen), Ver-
an die lokalen Witterungsbedingungen ange- als 7 m über der Geländeoberkante (GOK) liegt, meiden von Kapillarfugen
passt. Holzverschalungen haben sich vor allem die Baustoffklasse B2 (normal entflammbar), • dauerhafter Schutz der Schmalflächen und
in den waldreichen Gebirgs- und Mittelgebirgs- der sämtliche hier aufgeführte Holzverschalun- Kanten
lagen seit Jahrhunderten bewährt, werden gen entsprechen. Bei Gebäuden mittlerer Höhe • vorzugsweise Einbau der Hölzer mit Faserlauf-
jedoch aufgrund der vielfältigen Gestaltungs- (OKFF 7−22 m über GOK) wird meist die Bau- richtung in Ablaufrichtung des Regenwassers,
möglichkeiten inzwischen auch an anderen stoffklasse B1 (schwer entflammbar) gefordert, gehobelte Oberflächen trocknen schneller als
Standorten vermehrt ausgeführt (Abb. C 1.17). die nur einige Holzwerkstoffprodukte erreichen sägeraue
Holzwerkstoffe ergänzen die Anwendungs- und (Abb. C 1.14). Ab 22 m ist die Verwendung von • wirksame Hinterlüftung der Außenschale
Gestaltungsmöglichkeiten der eher kleinteiligen nicht brennbaren Baustoffen (Baustoffklasse A) • Verwenden von korrosionsfreien Befestigungs-
Vollholzfassaden und werden in Europa seit vorgeschrieben. Diesen Anforderungen ent- mitteln, die eine optische Beeinträchtigung der
etwa 20 Jahren eingesetzt. Bei materialgerech- sprechen nur einige zementgebundene Flach- Fassade verhindern
ter Planung und Verarbeitung können Holzbe- pressplatten. Allerdings können mit speziellen
kleidungen eine Dauerhaftigkeit von weit über Brandschutzkonzepten (z.B. Sprinklerung, Außenwandbekleidung aus Vollholz
100 Jahren erreichen (Abb. C 1.12). Während Schutz von Rettungswegen etc.) abweichende Bei der Auswahl von Brettschalungen ist die
früher eine hölzerne Außenschale immer auf Regelungen beantragt werden. Die natürliche Dauerhaftigkeit des Vollholzes gegen
eine tragende Holzkonstruktion verwies, hat Gebrauchstauglichkeit und Lebensdauer von Schädlingsbefall sowie zerstörende Pilze zu
sich heute die Bekleidungswahl von der tra- Holzfassaden steht in direktem Zusammenhang berücksichtigen. Die Holzart ist entsprechend
genden Primärkonstruktion gelöst. mit planerisch-konstruktiven Grundsätzen: den Anforderungen und den Dauerhaftigkeits-
klassen nach DIN EN 350-2 (von 1 = sehr dauer-
Allgemeine Planungshinweise • Schutz vor Schlagregen durch entsprechend haft bis 5 = nicht dauerhaft) auszuwählen (siehe
Bereits in der Entwurfsphase sind die zahlrei- dimensionierte Dachüberstände und aus- Holz und Holzwerkstoffe, S. 70, Abb. B 6.11).
chen Vorschriften der jeweiligen Landesbau- reichenden Spritzwasserschutz der Sockel- Die Hölzer werden mit der »rechten« Seite (Kern-
ordnungen hinsichtlich zugelassener Mindest- zone (Abb C 1.16); stark beanspruchte holzseite) nach außen montiert, um bei nachträg-
grenzabstände und erforderlicher Baustoffklas- Konstruktionselemente sollten im Bedarfs- licher Formänderung durch Quellen und Schwin-

C 1.12 Windmühle Romeo und Julia, Taliesin / Wisconsin


(USA) 1896, Frank Lloyd Wright
C 1.13 Bekleidungsarten
a Boden-Deckel-Schalung
b Boden-Leisten-Schalung
c Leisten-Deckel-Schalung
d vertikale Profilschalung
e horizontale Profilschalung
f horizontale Brettschalung mit offener Fuge
g Stülpschalung
h kleinformatige Schindeln
C 1.14 Holzwerkstoffplatten für Außenwandbekleidungen
mit Angabe der Baustoffklasse nach DIN 4102
C 1.15 Möglichkeiten zur Ausbildung der Horizontalstöße
von Holzwerkstoffplatten
a geschlossene Fuge mit Z-Profil
b überdeckte Fuge
a b c d

108
Gebäudehülle

Holzwerkstoffplatten Baustoffklasse

Dreischichtplatten B2
Fassadensperrholz B2
Furnierschichtholz B2
zementgebundene
Spanplatte B1 / A2
C 1.14

C 1.16 Möglichkeiten zum Spritzwasserschutz der


Sockelzone
a Sockelausbildung mit 300 mm Spritzwasser-
schutz
b Sockelausbildung mit austauschbarem Element
C 1.17 Außenwandbekleidungen aus Vollholz und Holz-
werkstoffplatten
a kleinformatige Normalschindeln
b Zierschindeln in Rautenform
c horizontale Brettschalung
d Stülpschalung
e Boden-Leisten-Schalung
f feingliedrige vertikale Brettschalung
g vertikale Brettschalung mit offenen Fugen
h transparent beschichtetes Fassadensperrholz
i sägeraues Fassadensperrholz
j zementgebundene Spanplatten mit Deckleisten a b a b
C 1.15 C 1.16
den die Fugen möglichst zu minimieren. Zur berücksichtigt werden, dass verdeckt befestig- den (Abb. C 1.15). Alternativ können auch
Aufnahme von Bewegungen und zur Vermei- te Bretter im Schadensfall nur mit großem Auf- Deckleisten den Kantenschutz übernehmen
dung von Rissen ist auf eine zwängungsfreie wand auszuwechseln sind. (Abb. C 1.17 j). Zur Befestigung der Platten
Befestigung der Hölzer zu achten. sind neben sichtbaren Verschraubungen auch
Holzschindeln verdeckte Befestigungsmittel erhältlich.
Bauschnittholz und Profilbretter Kleinformatige Schindeln werden im Bereich
Aus gestalterischen und konstruktiven Erwä- der Fassade mittels Doppeldeckung verlegt. Oberflächen
gungen gilt es, zunächst die Wahl zwischen Es können keilförmige und gleichmäßig dicke, Ein vorbeugender chemischer Holzschutz nach
verschiedenen vertikalen und horizontalen gespaltene oder gesägte Schindeln verwendet DIN 68800-3 ist bei hinterlüfteten Außenwand-
Schalungsarten zu treffen (Abb C 1.13). Vertika- werden. Bei gesägten Holzschindeln verwittert bekleidungen aus Vollholz nicht erforderlich, da
le Verschalungen bieten den Vorteil, dass das jedoch die Oberfläche durch das Anschneiden die zu erwartende Holzfeuchte keinen Befall
Niederschlagswasser schnell abläuft und dass der Holzzellen wesentlich schneller. Neben von holzzerstörenden Pilzen zulässt. Von den
– je nach Gebäudehöhe – eine einheitliche rechteckigen, etwa 50−350 mm breiten Nor- Plattenwerkstoffen können Dreischicht- und
Brettlänge ohne Längsstöße möglich ist. Aller- malschindeln gibt es auch verschiedene Zier- Furnierschichtholzplatten nach Wunsch unbe-
dings müssen durch die waagerechten Hirn- formen. schichtet bleiben und natürlich vergrauen. Bei
holzflächen Anschlüsse, beispielsweise an Atti- unbehandelten Oberflächen wird allerdings
ka und Laibungen, besonders sorgfältig detail- Außenwandbekleidung aus Holzwerkstoffplatten durch die UV-Strahlung des Sonnenlichts das
liert werden. Bei Stülpschalungen muss die Abb. C 1.14 zeigt Holzwerkstoffplatten, die sich kleinmolekulare Lignin (die »Kittsubstanz« des
Überlappung (Stulp) der Bretter mindestens als Außenwandbekleidung eignen und den Holzes) in seine wasserlöslichen Bestandteile
12 % der Deckbreite betragen. Horizontale Anforderungen der Holzwerkstoffklasse 100 zerlegt und im Laufe der Zeit ausgewaschen.
Brettschalungen mit offener Fuge werden leicht entsprechen (siehe Holz und Holzwerkstoffe, Die zurückbleibende weiße, faserige Zellulose
geneigt befestigt oder mit einem rhombischen S. 72). Die Plattenformate, das Fugenbild und bildet entlang der Faserrichtung ein reliefarti-
Zuschnitt versehen, damit das Wasser nicht auf die Oberflächenbeschaffenheit − sägerau, ges Fasermuster; das Holz nimmt seine typi-
den Lamellen stehen bleibt. Bei stark bewitter- gebürstet, sandgestrahlt oder geschliffen − sche Patina mit grauer oder silbriger Farbe an.
ten Fassaden besteht die erhöhte Gefahr, dass prägen das Erscheinungsbild der Fassade. Auf schwach pigmentierte oder deckende
Feuchteschäden auftreten. Profilbretter mit Nut- Horizontale Fugen betonen die Geschossigkeit Beschichtungen von Holzoberflächen geht das
und-Feder-Verbindung können sowohl offen als des Baukörpers, müssen allerdings in der Kapitel Oberflächen und Beschichtungen
auch verdeckt befestigt werden. Dabei sollte Regel konstruktiv entsprechend geschützt wer- näher ein (siehe S. 197f.).

e f g h i j C 1.17

109
Gebäudehülle

Naturstein rung bestehen. Ihr Gewicht ist im Vergleich zu


massiven Natursteinplatten deutlich geringer.
Bei der Verwendung von Naturstein als Die Dauerhaftigkeit der Verbundplatten muss
Außenwandbekleidung ist zu berücksichtigen, sich jedoch in der Praxis noch bewähren
dass die sehr unterschiedlichen physikali-
schen Eigenschaften der Steinarten (siehe Vormauerschalen
Naturstein, S. 43) den Anforderungen der Wit- Die Wanddicke von Vormauerschalen aus
terungseinflüsse entsprechen: Naturwerksteinen beträgt mindestens 90 mm.
Im Vergleich zu vorgehängten Plattenfassa-
• thermische Längendehnung den unterliegen sie im Sockelbereich keiner
• Formänderungen durch Schwankungen des Bruchgefahr durch die Einwirkung von hori-
Feuchtegehalts (Quellen und Schwinden) zontalen Kräften (z.B. durch Fahrzeuge oder
• Frost- und Tausalzbeständigkeit (besonders mutwillige Beschädigung). Die Lastabtragung
im Bereich der Sockelzone) über den Mauerwerksverband sowie die Ver-
• chemische Stabilität (SO2 und CO2) ankerung der Außenschale mit der Primärkon-
struktion erfolgt analog zu Klinkerfassaden.
C 1.18 Vorgehängte Naturwerksteinplatten Bei massiven Vormauerschalen kann das volle
Natursteinfassaden werden heute aufgrund Spektrum an Oberflächenbearbeitungen
Spaltplatten Riem- Mittel- Klein- der wirtschaftlichen und bauphysikalischen (siehe Naturstein, S. 42) genutzt werden.
chen mosaik mosaik
Vorteile meist als vorgehängte, hinterlüftete
750 Konstruktionen ausgeführt. Das Verankern von Gabionen
Natursteinplatten an einer Unterkonstruktion Gabionen sind Maschendrahtkörbe, die mit
500 ist material- und arbeitsintensiv. Zur Vermei- unterschiedlich großen Steinen – vorzugswei-
dung von Korrosionsschäden an der Fassa- se aus lokal verfügbarem Material – gefüllt
denoberfläche müssen sämtliche Befesti- sind (Abb. C 1.21 d). Sie werden seit Jahrhun-
250 gungsmittel (Ankerdorne, Schraubanker und derten im Ingenieur- und Landschaftsbau ein-
Profilstege) nach DIN 17 440 aus nichtrosten- gesetzt. 1994 verwendete Ian Ritchie beim
dem Stahl bestehen. Im Regelfall wird jede Bau für das Kulturzentrum in Terrasson (F)
0
Platte von drei bis vier Ankerpunkten gehal- erstmals Gabionen als Baumaterial für den
Schicht-

ten, wobei eine zwängungsfreie Lagerung zu Hochbau.


höhe
[mm]

12 18 20 30 33 36 gewährleisten ist (Abb. C 1.18). Die Platten-


Fugenanteile [%] stärke beträgt je nach Steinart (Hart- bzw. Formgussmauern
C 1.19 Weichgestein) und statischer Bemessung in Zur Herstellung von Formgussmauern werden
der Regel 30 – 50 mm. meist recycelte Steine zwischen einer vorde-
Fugen nehmen Bewegungen auf und tragen ren Schalung und z.B. einer hinteren druck-
zur Hinterlüftung bei; je nach Plattengröße festen Dämmung aufgeschichtet und mit
sind sie 8 –10 mm breit. Bei offenen Fugen Beton vergossen (Abb. C 1.20 e). Durch das
C 1.18 Trag- und Halteanker von vorgehängten Natur- entfallen Trenn- und Dehnfugen; sie schwä- Wechselspiel von Naturstein und Beton ent-
steinplatten
C 1.19 Verblendformate und Fugenanteil bei angemörtel- chen allerdings das steinerne Erscheinungs- steht eine reizvolle Oberfläche.
ten Wandbekleidungen aus kleinformatigen bild. Alternativ können Fugen vermörtelt wer-
Naturstein-, Betonwerksteinplatten und kerami- den, Dehnfugen lassen sich mit besandetem Kleinformatige, angemörtelte Natursteinplatten
schen Materialien Silikon verschließen. Eine Hinterlüftung muss Platten mit einer Fläche < 0,1 m2 und einer
C 1.20 Außenwandbekleidungen aus Naturwerksteinen
dennoch gewährleistet bleiben. Dicke ≤ 30 mm können auf dem Untergrund
(Auswahl)
a vorgehängte, hinterlüftete Naturwerkstein- Der hohe Anteil an Konstruktionselementen angemörtelt werden. Zum Ausgleich von
platten aus Eifelbasalt verschlechtert die für Natursteine ansonsten Unebenheiten beträgt die Mörtelschicht min-
b geschosshohe Naturstein-Verbundplatte vergleichsweise günstige Ökobilanz. Um den destens 10 mm, besser jedoch 20 mm. Die
c Vormauerschale aus Sandstein konstruktiven Aufwand zu verringern, haben thermischen und hygrischen Dehnungen des
d Gabionen mit einer Füllung aus Altmühltaler
Dolomit
einige Hersteller Naturstein-Verbundplatten vollflächig mit dem Untergrund verbundenen
e Formgussmauer entwickelt, die aus einer Aluminium- oder Belags müssen durch 10 mm breite Dehnfu-
f Riemchen aus brasilianischem Ölschiefer Blähtonträgerplatte mit 6 mm Steinkaschie- gen in Abständen von maximal 6 m aufge-

a b c d e f C 1.21

110
Gebäudehülle

a b c d C 1.21

nommen werden. Mit einer Plattenverkleidung Zweischaliges Mauerwerk mit Luftschicht und 3 – 7 Drahtankern pro Quadratmeter (in Abhän-
beabsichtigt man in der Regel nicht, tragendes Wärmedämmung gigkeit vom Ankerdurchmesser, Abstand der
Mauerwerk nachzuahmen. Daher versetzt man Der maximal zulässige Abstand zwischen Mauerwerksschalen und der Höhe der Außen-
die Platten mit kreuzenden, 4– 6 mm breiten Innen- und Außenschale beträgt 150 mm. Die wand über Gelände) verbunden. Neben der
Fugen oder verwendet kleine Formate im Ver- Luftschichtdicke darf 40 mm nicht unterschrei- Farbe und Oberflächenbeschaffenheit der Stei-
band (Abb. C 1.19). ten. Somit verbleiben bei Ausnutzung des ne sowie der Breite, Tiefe und Farbe der Fugen
Höchstabstands nur 110 mm für die Wärme- beeinflusst vor allem die Wahl des Mauerwerk-
dämmung. Am so genannten Wandfuß und verbands den Charakter einer Fassade. Läufer-
Ziegel und keramische Baustoffe Wandkopf sind ausreichend dimensionierte Zu- verbände mit halbsteiniger Überdeckung kön-
und Abluftöffnungen (7500 mm2 je 20 m2 Fassa- nen bei großen Flächen schnell eintönig wirken.
Wie kaum ein anderer Baustoff erfordert Mauer- de) durch offene Stoßfugen oder Lüftungssteine Bei der Verwendung von historischen »Zierver-
werk beim Entwerfen und Konstruieren große vorzusehen, um die Entwässerung sowie die bänden« werden die Köpfe als Halbsteine ver-
Disziplin und Kenntnis über die materialgerech- erforderliche Luftzirkulation zu gewährleisten. mauert (Abb. C 1.21).
te Ausbildung von Details. Dieser sehr dauerhafte Wandaufbau erfordert
allerdings durch die großen Wanddicken von Angemörtelte Riemchen, Spaltplatten und keramische
»Der Backstein ist ein anderer Lehrmeister. Wie etwa 500 mm (bei 240 mm Tragschale) einen Wandfliesen
geistvoll ist schon das kleine, handliche, für erhöhten Konstruktionsflächenbedarf und ver- Bei keramischen Außenwandbekleidungen gel-
jeden Zweck brauchbare Format. Welche Logik mindert somit die Nutzfläche spürbar. ten die Planungshinweise für kleinformatige,
zeigt sein Verbandsgefüge. Welche Lebendig- angemörtelte Natursteinplatten (siehe S. 110).
keit sein Fugenspiel. Welchen Reichtum besitzt Zweischaliges Mauerwerk mit Kerndämmung
noch die einfachste Wandfläche. Aber welche Wenn die Luftschicht entfällt und der Schalen- Vorgehängte, hinterlüftete Keramikplattenfassade
Zucht verlangt dieses Material.« zwischenraum vollständig mit Wärmedämmstof- Stranggepresste keramische Platten mit offenen
Ludwig Mies van der Rohe fen gefüllt ist, ergeben sich gänzlich andere Fugen sind erst seit einigen Jahren als vorge-
bauphysikalischen Rahmenbedingungen. Für hängte, hinterlüftete Regenschutzverkleidung
Zweischaliges Verblendmauerwerk diese Konstruktionsart eignen sich nur wasser- erhältlich. Im Vergleich zu zweischaligem Mau-
DIN 1053 unterscheidet grundsätzlich zwi- abweisende Kerndämmstoffe. Das Eindringen erwerk verfügen gebrannte Keramikplatten auf-
schen zweischaligem Mauerwerk mit und ohne von Wasser ist durch eine sorgfältige Ausfüh- grund ihres geringen Gewichts über konstrukti-
Luftschicht. Die Mindestdicke der Vormauer- rung der Außenschale dauerhaft zu vermeiden. ve und bauphysikalische Vorteile. Sie bestehen
schale beträgt zur Gewährleistung der Standsi- in der Regel aus zwei profilierten Einzelplatten
cherheit 90 mm, in der Regel jedoch 115 mm. Bei Vormauerschalen sind in Abhängigkeit von (mit Kopf-, Fuß- und Tropffalz), die werkseitig
Für diese Anwendung kommen nur wasserab- der Himmelsrichtung bzw. der Sonneneinstrah- über Stege zu einem Doppelwandprofil verbun-
weisende, frostfeste und ausblühungsfreie Vor- lung, der Farbe und Oberflächenbeschaffenheit den werden. Bei einer Plattendicke von 30 mm
mauerziegel oder Klinker, möglichst als Voll- der Steine senkrechte Dehnfugen im Abstand beträgt die Höhe der Platten ca. 150−250 mm,
steine, infrage. Für Außenschalen werden meist von 5 bis 12 m vorzusehen. Horizontale Bewe- die Breite ca. 300−450 mm. Die gebrannten
kleinformatige Steine als Dünnformat (DF) mit gungsfugen sind bis zu einer Gebäudehöhe Keramikplatten bleiben meist naturfarben,
240 × 115 × 52 mm oder Normalformat (NF) von 12 m nicht erforderlich. Bei höheren Gebäu- glasierte Platten sind wenig verbreitet.
240 × 115 × 71 mm verwendet. Bereits bei mit- den muss die Außenschale mittels Konsolen Die Unterkonstruktion besteht in der Regel aus
telformatigen Steinen (2-DF etc.) gerät das Ver- abgefangen werden, unterhalb der Konsolen Aluminium, gelegentlich auch aus Holz, und hat
hältnis von Fuge und Stein aus dem Gleichge- sind Dehnungsfugen auszubilden. Wie bei allen die Aufgabe, Eigengewicht, Windkräfte sowie
wicht und kann zu ästhetisch unbefriedigenden zweischaligen Wandkonstruktionen werden die thermische Masseänderungen zwängungsfrei
Ergebnissen führen. Mauerwerksschalen gemäß DIN 1053-1 mit an das Tragwerk weiterzuleiten. Zur Wasserab-

C 1.21 Zierverbände
a holländischer Verband
b gotischer Verband
c märkischer Verband
d schlesischer Verband
C 1.22 keramische Außenwandbekleidungen
a Recyclingziegel
b glasierte Klinker
c Keramik-Rillen-Platten
d keramische Steinzeugfliesen

a b c d C 1.22

111
Gebäudehülle

leitung werden die horizontalen Fugen schup- jedoch die Bildung von Poren, »Wolken« und
penartig oder mit einem Tropffalz ausgebildet. Farbtonunterschieden.
In den senkrechten Fugen dient ein Fugenprofil Um ein fachgerechtes Einbringen und Verdichten
dem Schutz vor Schlagregen und verhindert des Betons sicherzustellen, hat sich für vorge-
gleichzeitig das Klappern bei Wind. setzte Schalen eine Wanddicke von ≥ 175 mm
bewährt. Weitere Planungshinweise hinsichtlich
Eigenschaften und Herstellung von Ortbetonwän-
a b Mineralische Baustoffe den sind in den Kapiteln Wände (siehe S. 153)
und Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln
Bei Fassaden reicht das Anwendungsspektrum (siehe S. 58) zusammengestellt.
mineralischer Baustoffe von fugenlosem Ortbe-
ton über kleinformatige Sichtmauersteine bis hin Betonfertigteile
zu relativ leichten, vorgehängten Faserzement- Aufgrund der witterungsunabhängigen Produkti-
platten. on lassen sich Betonfertigteile mit höherer Quali-
tät und Präzision anfertigen (Abb. C 1.27 f).
Sichtbeton Durch die horizontale Verdichtung auf Rüttelti-
c d Architekten schätzen die monolithische Wirkung schen weisen sie eine geringe Porosität auf. Im
von Sichtbetonfassaden. Tragwerk, Fassade, Vergleich zu Ortbetonfassaden gibt es zusätzli-
Bodenbeläge und Außenanlagen lassen sich che Verfahren der Oberflächenbearbeitung (z.B.
einheitlich mit nur einem Baustoff herstellen. Im Flammstrahlen, Säuern); mittels Siebdruck und
Gegensatz zur scheinbaren Einfachheit steht Abbindeverzögerer können auch gerasterte Moti-
das oftmals komplexe Innenleben oder die ve auf die Plattenoberfläche aufgebracht werden
mühevolle Ausführung. So musste etwa beim (Abb. C 1.27 e).
Kunstmuseum in Liechtenstein die Ortbetonfas- Transport und Montage begrenzen allerdings
e f sade über fünf Monate geschliffen und poliert Abmessungen und Gewicht von Fertigteilen. Sie
werden, um die gewünschte spiegelglatte sollten eine Fläche von 15 m2 und eine Länge von
Oberfläche zu erzielen (Abb. C 1.27 d). 5 m nicht überschreiten. Um Längenänderungen
Wärmeschutz und weitere bauphysikalische aus Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankun-
Anforderungen machen in der Regel eine zwei- gen sicher aufzunehmen, sind je laufendem
schalige Ausführung von Sichtbetonfassaden Meter Fertigteil ca. 1 mm Dehnfugen vorzusehen
notwendig. Wärmebrücken im Bereich von (siehe Dämmen und Dichten, S. 140). Man unter-
Anschlüssen, Öffnungen und Durchdringungen scheidet Sandwichelemente und ein- bzw. zwei-
sind kaum vollständig zu vermeiden und kön- schichtige, mit Bruchstein o.Ä. beschichtete, vor-
g h C 1.23 nen nur mit einer sorgfältigen Detailplanung gehängte Wandtafeln. Geschosshohe Wandta-
minimiert werden. Grundsätzlich unterscheidet feln benötigen in der Regel zwei symmetrisch
C 1.23 Betonoberflächen man Fassaden aus Ortbeton und Betonfertig- angeordnete Anker, die je nach Befestigungssys-
a glatt, Betonplanschalung, grauer Zement teilen; beide verfügen über ein breites Spektrum tem eingehängt oder verschraubt werden
b sägerau, ungehobelte Bretterschalung, grauer
Zement an Oberflächenbeschaffenheiten (Abb. C 1.23). (Abb. C 1.25).
c ausgewaschen, farbige Gesteinskörnung mit Sandwichelemente bestehen aus drei oder vier
rundem Korn, grauer Zement Ortbeton Schichten (Vorsatz-, ggf. Luft-, Dämm- und Trag-
d feingewaschen, Gesteinskörnung Rheinsand Neben der Betonmischung (Abb. C 1.27 c) schicht) und können tragend, aussteifend oder
und Porphyr 0 –16 mm, weißer Zement, 1 %
Eisenoxidrot
prägt vor allem die Wahl des Schalungssystems nicht tragend eingesetzt werden. Die Vorsatz-
e bossiert, Gesteinskörnung Kalkstein, grauer die Gestalt von Sichtbetonfassaden. Eine sau- schicht muss aufgrund der erforderlichen Beton-
Zement gende Schalhaut, z.B. eine sägeraue Brettscha- überdeckung (wie bei vorgehängten Wandtafeln)
f Fassadentafel aus Betonwerkstein: geschliffen, lung (Abb. C 1.27 b), hinterlässt eine raue Tex- mindestens 70 mm betragen. Textile oder andere
heller und dunkler Zuschlag, weißer Zement tur und vermindert durch den Entzug von Luft dünnschichtige Armierungen ermöglichen gerin-
g gestrahlt, Gesteinskörnung Singenhofer
Quarzit 0 –16 mm, weißer Zement, 0,2 % Eisen- aus der Betonrandzone die Entstehung von gere Dicken. Der Schichtenverbund wird durch
oxidgelb Poren und Lunkern. Nicht saugende Schalhäute Traganker (Vertikalkräfte), Horizontalanker (Hori-
h transparent lasiert, Mineralfarbe (Abb. C 1.27 a) ermöglichen die Herstellung von zontalkräfte) und Verbundbügel (Windlasten) her-
C 1.24 Mindestabstände bei der Befestigung von Faser- (fast) glatten Oberflächen; sie begünstigen gestellt (Abb. C 1.26).
zementplatten auf Holzunterkonstruktionen
C 1.25 Befestigungssystem mit Ankerschienen für vor-
gehängte Wandtafeln
C 1.26 Befestigungssystem mit Tragankern zum Schich-
tenverbund von Sandwichelementen
C 1.27 Betonfassaden
a glatte Schalung
b sägeraue Brettschalung
c Betonmischung mit erdhaltigem Kies, Oberflä-
che nach dem Ausschalen grob abgespitzt
d Betonmischung mit Zuschlägen aus grünem
und schwarzen Basalt, Oberfläche geschliffen
und poliert
e bedruckte Betonfertigteile
f Betonfertigteile
g »Textile-Block«-System, 400 x 400 mm
h Betonstein aus Weißzement
i kleinformatige Faserzement-Fassadenplatten,
Doppeldeckung in Streifen
j großformatige Faserzement-Fassadentafeln,
rot beschichtet
a b c d

112
Gebäudehülle

Sichtmauersteine aus Beton


Kalksandsteine (KS-Verblender und KS-Vormau-
ersteine) sowie zementgebundene Hüttensteine
>
_ 25 mm
(siehe Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln,
S. 60) weisen vergleichbare Eigenschaften auf
und können ebenfalls als Verblendschale einge-
setzt werden. DIN 18 153 regelt die technischen,
baustofflichen und geometrischen Anforderun-
gen; sie unterscheidet:
>
_ 5 mm >
_ 15 mm >
_ 30 mm
• Vormauersteine (Vm) = Mauersteine ohne Fugen-
band
Kammern
• Vormauerblöcke (Vmb) = Mauersteine mit
Kammern
Fassaden-
Vormauersteine und -blöcke werden neben der >
_ 25 mm 8–10 mm schraube
oktametrischen Maßordnung (1/ 8 M = 125 mm) C 1.24 C 1.25 C 1.26
auch nach der dezimetrischen Maßordnung bearbeitungen wie z.B. Sandstrahlen, Schleifen einem Gewicht von maximal 5 kg ist keine bau-
(1/ 10 M = 100 mm) produziert. Wanddicken las- oder Polieren verstärken (Abb. C 1.23 f). Für die
aufsichtliche Zulassung erforderlich. Die
sen sich in 90, 100, 115, 140, 190 mm, bei Vor- Bemessung und Verankerung der Betonwerk- geschuppte Verlegung der kleinteiligen Formate
mauerblöcken auch in 240 mm herstellen. steinplatten gelten die bei vorgehängten Natur-(z.B. 200 × 300 oder 400 × 400 mm) erfolgt
Die genaue Bezeichnung von Sichtmauerstei- werksteinplatten genannten Planungshinweise nach handwerklichen Regeln, z.B. in Deutscher
nen aus Beton setzt sich aus Steinart, DIN-Num- gemäß DIN 18 516 (siehe S. 110). Deckung, Stülp-, Waben- oder Doppeldeckung
mer, Steinfestigkeitsklasse, Rohdichteklasse (Abb. C 1.27 i). Die Unterkonstruktion besteht
und Abmessung zusammen, z.B. Vormauerstein Faserzementplatten und -tafeln bei Fassadenplatten in der Regel aus horizontal
DIN 18 153 - Vm28 - 2,2 - DF. Die Patentierung von Faserzementplatten reicht verlaufenden Traglatten auf einer senkrecht
Bereits in den 1920er-Jahren experimentierte in das Jahr 1901 zurück. Damals erfolgte die montierten Konterlattung. Faserzementplatten
Frank Lloyd Wright mit seinem ornamentierten Herstellung überwiegend aus Zement unter werden mit nichtrostenden Schieferstiften aus
»Textile-Block«-System (Abb. C 1.27 g). Das Zugabe von ca. 10 % Asbestfasern und Wasser. Kupfer oder verzinktem Stahl befestigt oder
Spektrum der herstellbaren Oberflächenqua- Asbest (griechisch asbestos = unzerstörbar) alternativ mit Haken in Plattenfarbe eingehängt.
litäten ist vielfältig und reicht von offenporig,bezeichnet als Sammelbegriff natürlich vorkom- Bei Tragprofilen aus Aluminium werden auch
geschlossen, feingewaschen und gestrahlt bis mende, faserförmige mineralische Silikatverbin- Nietverbindungen eingesetzt.
zu bruchrau. Individuelle Farbwünsche lassen dungen. Wenn die sehr feinen und langlebigen
sich durch Zugabe von anorganischen Farbstof- Fasern in die Lunge gelangen, können sie durch Großformatige Faserzement-Fassadentafeln
fen aus Natursteinkörnungen (z.B. Granit, Por- ihre zellschädigende Wirkung die so genannte Großformatige Tafeln sind in Abmessungen bis
phyr und Basalt) erzielen. Für zweischaliges Asbestose auslösen (siehe Glossar, S. 268). 3100 × 1250 mm und einer Plattendicke von
Sichtmauerwerk aus Beton gelten die für Ziegel Aufgrund der enormen Gesundheitsgefahr von meist 8 –12 mm erhältlich. Sie werden in der
genannten Planungshinweise (Abstände der Asbest entwickelt die Industrie seit den 1980er- Regel flächenbündig verarbeitet und mit der Un-
Schalen, Verankerung, Abfangung etc., siehe Jahren asbestfreie Produkte (siehe Baustoffe mit terkonstruktion verschraubt, vernietet oder mit
S. 111). Zur Vermeidung von Rissen sind im mineralischen Bindemitteln, S. 61); 2005 trat ein nicht sichtbaren Hinterschnittankern befestigt.
Abstand von 6–10 m Dehnfugen mit einer EU-weites Verbot in Kraft. Bei Tragkonstruktionen aus Aluminium müssen
Breite ≥15 mm einzuplanen (Abb. C 1.27 h). Generell unterscheidet man zwischen kleinfor- aufgrund des hohen thermischen Ausdehnungs-
matigen Fassadenplatten und großformatigen koeffizienten Dehnfugen im Bereich der Unter-
Betonwerksteinplatten Fassadentafeln, die jeweils in den Oberflächen- konstruktion die zwängungsfreie Befestigung der
Unbewehrte Betonwerksteinplatten werden in qualitäten hellgrau / weiß (Herstellung mit grau- Fassadentafeln sicherstellen. Die Fugenbreite
Abmessungen von 0,2–1,0 m2 und Mindest- em bzw. weißem Zement), durchgefärbt, lasiert zwischen den Tafeln beträgt etwa 10 mm
dicken von meist 40 mm aus Blockbeton der oder deckend farbig beschichtet erhältlich sind. (Abb. C 1.24). Horizontale Fugen werden meist
Güteklasse C 55 / 67 hergestellt. Form und Farbe offen ausgeführt, vertikale mit einem Fugenband
der Zuschläge (vor allem Marmor- und Kalk- Kleinformatige Faserzement-Fassadenplatten hinterlegt. Auch großformatige Wellplatten kom-
steingranulate) lassen sich durch Oberflächen- Für Platten mit einer Fläche bis 0,4 m2 und men, horizontal oder vertikal verlegt, zum Einsatz.

e f g h i j C 1.27

113
Gebäudehülle

Metall Verarbeitung und Verlegearten


Um Metallverkleidungen formstabil auszubilden,
Außenwandbekleidungen aus Metall sind sehr werden in Abhängigkeit vom Werkstoff und der
dauerhaft und wartungsarm. Auch wenn die Verlegeart entsprechende Materialdicken
entsprechenden Baustoffe über ein relativ gewählt oder durch zusätzliche Maßnahmen (z.B.
hohes spezifisches Gewicht verfügen, so han- Verformung, rückseitige Versteifungswinkel,
delt es sich bei den üblicherweise geringen abgekantete Ränder) ausgesteift. Die Befesti-
Materialdicken (abhängig vom Metall in der gung kann sichtbar (durchdringend) oder
Regel ≤ 1 mm) immer um leichte Konstruktio- unsichtbar (durchdringungsfrei) erfolgen. Für
a b nen, was sich vorteilhaft auf die Bemessung Metallverkleidungen existieren unterschiedliche
der Unterkonstruktion auswirkt. Die Umform- Verlegearten, Systeme und Halbzeuge:
techniken und Verlegearten sind weit entwi-
ckelt und reichen von eher handwerklichen • Falz- und Leistendeckung:
Falztechniken bis zu großformatigen Kassetten Die Verlegung von nicht selbsttragenden, ca.
mit hohem Vorfertigungsgrad. 600 mm breiten Scharen (vorgefertigte Metall-
Während die vorgehängten Metallfassaden bänder) erfolgt in der Regel auf einer Rauspund-
der 1950er-Jahre oftmals noch mit den Attribu- schalung. Bei erhöhten Brandschutzanforde-
ten »technisch« oder »kalt« behaftet waren, rungen kommen Metallprofilsysteme zum Ein-
schätzt man heute die präzise Oberflächen- satz. Winkelstehfalz-, Doppelstehfalz- und Leis-
qualität sowie ihre spezifischen Licht- und tendeckungen gelten als klassische Konstrukti-
c d Farbwirkungen. Im Bereich der Fassade wer- onen der Klempnertechnik (Abb. C 1.28 b) und
den die verschiedensten Metalle verwendet, entsprechen der Metallbanddeckung im Dach-
z.B. Aluminium, Blei, Edelstahl, Kupfer, Stahl, bereich (siehe S. 124). Auch wenn die Falzver-
Wetterfester Baustahl oder Zink (Eigenschaf- bindung heute meist mit Profilier- und Falzma-
ten siehe Metall, Abb. B 7.10, S. 80 und schinen ausgeführt wird, so handelt es sich
B 7.17, S. 83). doch um eine handwerkliche Ausführungstech-
nik, mit der sich keine völlig planebenen, glat-
Allgemeine Planungshinweise ten Oberflächen herstellen lassen
Außenwandbekleidungen aus Metall sind (Abb. C 1.29 b).
praktisch dampfdicht. Um Tauwasserbildung • Rauten- und Schindeldeckung:
zu vermeiden, müssen die Zuluftöffnungen Die kleinformatigen Elemente ermöglichen eine
≥ 1/ 1000 und die Abluftöffnungen ≥ 1/ 800 der netzartige Gliederung des Baukörpers und las-
e f Wandfläche betragen. In Nutzungsbereichen sen sich aufgrund ihrer guten Verformbarkeit
C 1.28 mit hoher Wasserdampfbeanspruchung sollte leicht an Rundungen anpassen (Abb. C 1.28 d
eine raumseitige Dampfsperre angeordnet und C 1.29 c). Sie werden durch Klammern
C 1.28 Verlegearten, Systeme und Halbzeuge (Auswahl) werden. oder Nageln in handwerklicher Verlegetechnik
H = Horizontalschnitt, V = Vertikalschnitt Die Windsogkräfte sowie die temperaturbe- auf Lattenroste bzw. Schalung aufgebracht.
a offene Fuge dingten Längenänderungen bestimmen • Profilbleche:
b Stehfalz
c Profilbleche
wesentlich die Materialdimensionierung und Es gibt eine große Auswahl unterschiedlich pro-
d Schindeldeckung die Verlegeart. Temperaturdifferenzen im filierter Bleche (Abb. C 1.30). Profilbleche wer-
e Paneele Außenklima bewirken eine Längenausdehnung den horizontal oder vertikal verlegt und auf
f Kassetten zwischen 1,2 mm / m (Stahl) und 2,2 mm / m einer Holz- bzw. Metallunterkonstruktion befes-
C 1.29 Metallfassaden (Auswahl)
(Titanzink). Durch längenverschiebbare Befes- tigt (Abb. C 1.28 c).
a farbig beschichtete Horizontalpaneele,
Format 250 ≈ 1600 mm tigungen und ausreichend dimensionierte • Paneele:
b Blei-Stehfalz-Deckung Fugen wird eine zwängungsfreie Befestigung Paneele sind als Steckfalz-, Stulp- und Horizon-
c Titan-Schindel-Deckung auf der Unterkonstruktion gewährleistet. talpaneele erhältlich und können in verschiede-
d Wetterfester Baustahl Der Korrosionsschutz spielt im Fassadenbau ne Richtungen flächenbündig oder geschuppt
e 35 mm breite Kupferstreifen, um vertikale
Lärchenholzlatten »geflochten«
eine wesentliche Rolle für die Standsicherheit verlegt werden (Abb. C 1.28 e und C 1.29 a).
f Aluminiumgusstafeln mit Abdrücken von und sollte daher frühzeitig beachtet werden Die Befestigung erfolgt meist durch eine ver-
gefrorenem Pflanzengeflecht (siehe Metall, S. 78). deckte Nietung auf der Nutseite.

a b c d e f C 1.29

114
Gebäudehülle

a Abschnitt nicht weiter berücksichtigt. Außen-


wandkonstruktionen aus zugbeanspruchten
Membranen (Folie, Gewebe) werden auf
b Seite 129 behandelt.

Außenwandbekleidungen aus ebenen Platten, Well-


c und Stegplatten
Im Vergleich zu Außenwandbekleidungen aus
Glas bieten transparente oder transluzente
Kunststoffe den Vorteil eines geringen
d Gewichts und einer hohen Belastbarkeit bei
niedrigen Kosten. Als plattenförmige Halbzeu-
ge in der Fassade eignen sich im Wesentlichen
e
folgende Kunststoffe: PMMA, PC, GFK aus UP,
PET und PVC.
Bei der Materialwahl sind die Vorschriften für
den Brandschutz zu berücksichtigen. Grund-
f sätzlich entsprechen PET und PVC den Anfor-
derungen der Baustoffklasse B1. PMMA, PC
C 1.30 C 1.31 und GFK gehören zur Baustoffklasse B2. Ein-
zelne Produkte können jedoch durch spezielle
• Kassetten: Kunststoff Rezeptur (z.B. durch Zugabe von Flamm-
Durch die allseitige Abkantung sind Kasset- schutzmittel) von der generellen Klassifikation
ten auch in größeren Abmessungen und Pro- Die Experimentierfreude der 1960er- und abweichen; die Zulassung ist im Einzelfall
portionen von 1:1 bis ca. 1:4 sehr formstabil. 70er-Jahre, Kunststoffe als gestaltprägendes abzufragen. Acrylglas ist dauerhaft witterungs-
Sie werden durch Nieten oder Schrauben in Material einzusetzen, fand durch eine nicht und UV-beständig, alle anderen o.g. Kunststof-
der zurückversetzten Fuge montiert sachgemäße Auswahl und Verwendung der fe haben in der Regel eine maximale Garantie-
(Abb. C 1.28 f); alternativ gibt es auch ver- Werkstoffe, technologische Materialmängel, zeit von zehn Jahren.
deckte Einhangsysteme. spätestens aber durch die Ölkrise 1973 / 74 Der U-Wert von Stegplatten beträgt in Abhän-
• Gussplatten: ein vorläufiges Ende. gigkeit von der Anzahl der Hohlkammern zwi-
Gussplatten sind gegen mechanische Seit Beginn der 1990er-Jahre wird Kunststoff schen 2,5 W / m2K (eine Kammer) und
Beschädigung sehr widerstandsfähig und wieder häufiger eingesetzt; Rem Koolhaas 1,2 W / m2K (fünf Kammern).
können mit frei gestaltbaren Oberflächen aus etwa verwendet bei der Kunsthalle in Rotter-
Aluminium (ggf. auch Bronze) hergestellt wer- dam GFK-Wellplatten als Außenwandbeklei- Verarbeitung und Befestigung
den (Abb. C 1.29 f). Sie werden meist mit ver- dung (Abb. C 1.32 a). Der Imagewechsel von Durch die jahreszeitlichen Temperaturunter-
deckten Einhangsystemen montiert. Kunststoffen – vom Billigprodukt zum zeitge- schiede von über 50 K entstehen je nach Mate-
mäßen Baumaterial – resultiert neben der rial und Plattendicke thermische Längenaus-
Die Verlegung von z.B. massiven Aluminium- erheblich verbesserten Qualität der Produkte dehnungen von 3 bis 5 mm pro laufendem
blechen, Mehrschichtplatten oder Wetterfestem auch aus der Vielfalt der auf dem Markt erhält- Meter. Daher müssen die Bohrungen und
Baustahl kann auch mit offener Fuge erfolgen lichen Erzeugnisse. Befestigungsmittel so ausgebildet sein, dass
(Abb. C 1.28 a). Großformatige Metallbleche Als Außenwandbekleidung werden haupt- sie eine zwängungsfreie Montage gewährleis-
werden durch Bombieren (französisch bombé sächlich marktgängige Halbzeuge aus ebe- ten. Die Kunststoffplatten werden mit marktübli-
= gewölbt), d.h. allseitiges Krümmen des Bau- nen Platten, Well- und Stegplatten eingesetzt. chen Verbindungsmitteln befestigt (Abb.
stoffs zu einer Wölbung, an runde Hüllgeome- Eine der wesentlichen Materialeigenschaften C 1.31).
trien angepasst. Darüber hinaus lassen sich mit von Kunststoff – die freie Verformbarkeit – ist Wellplatten werden bei Wänden im Wellental
verschiedenen Halbzeugen wie Loch- und Prä- bei Plattenprodukten nicht oder nur einge- fixiert, bei Dachflächen hingegen auf dem Wel-
geblechen, Streckgittern, Lamellen, Metallstrei- schränkt vorhanden. Mit Guss- oder Laminier- lenberg. Stegplatten werden in der Regel mit
fen sowie metallischen Geweben vielfältige technik hergestellte Formteile erfordern trotz vertikalem Kammerverlauf verlegt, um eine
Effekte erzielen und neue Fassadenkonstruktio- industrieller Produktion einen hohen hand- Ablagerung von Kondensationsfeuchte zu ver-
nen entwickeln (Abb. C 1.29 e). werklichen Aufwand und werden in diesem meiden.

C 1.30 Blechprofilierungen
a eben (E)
b Linierung (L)
c Nutung (N)
d Mikroprofilierung (M)
e Trapezprofilierung (T)
f Wellprofilierung (W)
C 1.31 Befestigungsarten unterschiedlicher Halbzeuge
C 1.32 Außenwandbekleidungen aus Kunststoff
a Wellplatte aus glasfaserverstärktem Kunststoff
(GFK), hinterleuchtet
b Dreifachstegplatte aus Polycarbonat, rückseitig
farbig koextrudiert
c transparente Polycarbonatwellplatte mit
sichtbarer Strohdämmung
d transluzente Polycarbonatstegplatte mit
Nut und Feder
a b c d C 1.32

115
Gebäudehülle

C 1.33 pharmakologisches Forschungszentrum, Biberach


(D) 2002, Sauerbruch Hutton Architekten
a geöffnete Vertikallamellen
b geschlossene Vertikallamellen
C 1.34 Glasbefestigungen
a Verglasungsprofil mit Pressleisten
b geklemmte Punktlagerung
c geschraubte Punktlagerung mit Bohrung
d Structural Sealant Glazing (SSG) mit
mechanischer Sicherung
C 1.35 systematische Darstellung von Glasfassaden
C 1.36 Glasfassaden mit verschiedenen Verglasungsarten
a geschupptes Seiltragwerk
b gefugtes Seiltragwerk
c bedrucktes Glas, Punktlagerung mit Bohrung,
Kraftabtragung über Spiderelemente
d mit Textpassagen bedrucktes Glas,
geklemmte Punktlagerung
e bedrucktes Glas, geklemmte Punktlagerung
f doppelschalige Profilglasfassade
a b C 1.33
Glas eingesetzt werden. Ausschnitte in Überkopfver- Einschalige Fassaden aus Glas
glasungen sind nicht zulässig. Nicht linienför- Bei offenen oder unbeheizten Räumen wie Atri-
In der Architektur der vergangenen Jahrzehnte mige Auflagerungen und größere Stützweiten en oder Wintergärten nutzt man thermisch nicht
spielte die Thematik der Transparenz auch als unterliegen der Prüfung im Einzelfall. Bei hori- getrenntes Glas. Als freistehende Wände kön-
Sinnbild für Offenheit und Kommunikation eine zontalen und geneigten Verglasungen müssen nen solche Verglasungen auch schallschützen-
beherrschende Rolle. Zum einen entstanden zusätzlich Lasten infolge von Reinigung und de Funktionen übernehmen. Für beheizte
schlankere und leichtere Befestigungssysteme, Wartung berücksichtigt werden. Je nach ther- Räume wird Isolierglas oder Wärmeschutzglas
zum anderen lotete man mit neuen Glastechno- mischen Anforderungen benutzt man dazu verwendet. Standard sind Zweischeiben-Wär-
logien das große Spektrum zwischen transpa- VSG oder ein Verbundglas aus VSG (innen) meschutzgläser mit einem Systemwert (inklusi-
renten, transluzenten und opaken Gläsern aus und Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG). Auch ve Rahmen) von 1,1 bis 1,4 W / m2K. Bei Passiv-
(Abb. C 1.33) und verbesserte zugleich ihre zur Sicherung von Verkehrsflächen, die ohne häusern werden Dreischeiben-Wärmeschutz-
wärme- und lichttechnischen Eigenschaften. selbsttragende Schutzelemente (Handlauf etc.) gläser mit einem Systemwert von 0,7 bis 0,8
Neben der klassischen Rahmung kamen Glas- ausgeführt sind, wird VSG verwendet. Die ent- W / m2K eingesetzt. Gebäude mit hohen inneren
fügungen wie rahmenlose, dichte Verglasung sprechende technische Regel (TRAV) gilt für Wärmelasten oder ohne außenliegenden Son-
und Schuppung auf. Darüber hinaus kommen Vertikalverglasungen, deren Oberkante mehr nenschutz werden durch Sonnenschutzglas
zunehmend hinterlüftete Glasfassaden zum als 4 m über einer Verkehrsfläche liegt. VSG bedingt vor Einstrahlung geschützt.
Einsatz. wird dabei entweder als Einfachverglasung, als Glassteine erreichen je nach Ausführung U-
innere Scheibe im Isolierglasverbund oder als Werte bis 1,5 W / m2K. Sie werden mit durchlau-
Anforderungen äußere Scheibe mit innenliegendem ESG ver- fender Fuge vermörtelt.
Glasfassaden haben vielfältige technische wendet. Der Nachweis der Tragfähigkeit kann
Anforderungen zu erfüllen. Besonderer Auf- entweder rechnerisch oder mit Pendelschlag- Zweischalige Fassaden aus Glas
merksamkeit bedarf die solare Einstrahlung. versuch experimentell (inklusive Unterkonstruk- Doppelschalige Fassaden verwendet man als
Richtig eingesetzt, kann sie wesentlich zur tion) erfolgen. Teil klimatischer Gebäudesteuerungssysteme
Energieversorgung des Gebäudes beitragen oder aus Schallschutzgründen. Beim Schall-
und die Aufenthaltsbedingungen auch durch Anwendungsgebiete schutz übernimmt die innere Scheibe (Isolier-
die Qualität des Lichts bereichern. Anderer- Glasfassaden haben sich als besonders dauer- glas) die Funktion der thermischen Trennung,
seits kann sie zur Überhitzung führen, die haft erwiesen. Gestalterisch ermöglichen Ver- die äußere Scheibe ist für den Schallschutz ver-
das Raumklima negativ beeinträchtigt oder bund- und Isolierglas – aus unterschiedlichen antwortlich. Zum einen reflektiert die Scheibe
einen erheblichen technischen und energeti- Flachgläsern zusammengesetzt – vielfältige einen Teil des Schalls, zum anderen erzeugt
schen Mehraufwand zur Folge hat. Zur Oberflächen (Abb. C 1.36 c–f). der nach außen offene Zwischenraum eine
Wahl des jeweils geeigneten Glases wird aus- Schwingung, die durch Interferenz zur Absorp-
führlich im Kapitel Glas Stellung genommen Hinterlüftete Außenwandbekleidung tion der auftreffenden Schallwellen beiträgt
(siehe S. 86ff.). Zu den verbreiteten Erzeugnissen für die Fas- (Helmholtz-Resonator). Bei entsprechender
sadenbekleidung zählen mattiertes Glas, durch-
Sicherheit gefärbtes Glas, farbig beschichtetes Glas und
Je nach Einsatzgebiet des Glases sind auf- Ornamentglas. Darüber hinaus sind auf dem
grund der Materialeigenschaften auch Sicher- Markt auch Sandwichelemente erhältlich, z.B.
heitsaspekte zu berücksichtigen. Aufgrund des farbig beschichtete Trägerplatten aus Bläh-
spezifischen Bruchverhaltens von Glas muss glasgranulat mit doppelseitigem ESG.
der Schutz vor herabfallenden Glassplittern Die Anforderungen an hinterlüftete Fassaden-
oder vor seitlichem Absturz von Verkehrsflä- bekleidungen aus ESG und deren Anwendung
chen (bei Glasbrüstungen) gewährleistet sein. sind in DIN 18 516-4 geregelt. Die Glasdicke a b
Dabei werden Glasflächen in Überkopfvergla- ergibt sich aus der statischen Berechnung,
sung (Neigung > 10 °) und Vertikalverglasung darf jedoch eine Nenndicke von 6 mm nicht
unterschieden. Für Überkopfverglasung dürfen unterschreiten. Alle Scheiben müssen vor dem
nur Gläser mit ausreichender Resttragfähigkeit Einbau einer Heißlagerungsprüfung (Heat-
verwendet werden. Bei linienförmiger Auflage- Soak-Test) unterzogen werden (siehe S. 87).
rung kann Drahtglas bis zu einer Stützweite von Hinterlüftete Außenwandbekleidungen aus
700 mm, Verbundsicherheitsglas (VSG) aus mehr als einer Scheibe benötigen einen Hinter-
teilvorgespanntem Glas (TVG) bis 1200 mm lüftungsraum von mindestens 30 mm. c d
C 1.34

116
Gebäudehülle

Glasfassaden

starre veränderliche
Fassadenelemente Fassadenelemente

vertikale horizontale
linienförmige Lagerung punktförmige Lagerung bewegliche Ebene
Achse Achse

drehen kippen ausstellen


pressen / wenden klappen schieben
rahmen schrauben schwingen
klemmen

Bleiverglasung Klemm- / Pressprofile geschraubte Halterung


Holzrahmen Structural Sealant Glazing gespiderte Halterung
Metallrahmen Punkthalter
Kunststoffrahmen
Profilverglasung C 1.35

Gebäudehöhe und öffenbarer Fassade wird das Die Konstruktion erfordert sowohl die Montage stellt werden, dass weder unter Lasteinfluss
System auch für den Windschutz eingesetzt. der Glasbefestigung als auch der Dichtungen noch infolge thermischer Längenausdehnung
Eine Sonderform von Außenhüllen aus Glas ist vor Ort, was zu erhöhten Toleranzen führt. Da Kontakt zwischen Glas und anderen harten Ma-
das transluzente Profilbauglas, da es sowohl die Scheiben systembedingt von außen einge- terialien auftritt. Daher wird es auf dauerelas-
einschalig als auch zweischalig ausgeführt wer- setzt werden müssen, versucht man der kos- tischen Zwischenschichten gelagert. Man unter-
den kann (Abb. C 1.36 f). Es wird an zwei Seiten tenintensiven Gerüstmontage durch die Ver- scheidet punkt- und linienförmige Lagerungen
von Aluminiumprofilen gehalten und mit Silikon wendung elementierter und möglichst großer (Abb. C 1.35). Da stehendes Wasser Glasflä-
verklebt. Profilbauglas ist bei bis zu zwei Fassadenelemente entgegenzuwirken. chen blind machen kann, ist besonders an Be-
Geschossen selbsttragend. In doppelschaliger festigungspunkten und Rahmen auf den freien
Ausführung erreicht es einen U-Wert von Rahmenkonstruktionen Abfluss des Niederschlagswassers zu achten.
2,0 W / m2K, eine Füllung aus Kapillarplatten Im Gegensatz zur Pfosten-Riegel-Fassade wer-
reduziert den U-Wert bis auf 1,4 W / m2K. den bei der Rahmenkonstruktion die vorwie- Linienförmige Lagerung
gend druckbelasteten Elemente grundsätzlich Bei der linienförmigen Lagerung wird die Glas-
Konstruktionen von innen montiert. Durch Vorfertigung lassen scheibe mit Leisten über die gesamte Länge
Die architektonische Wirkung einer Glasfassade sich Bautoleranzen reduzieren und die Dichtig- befestigt. So halten beim typischen Fensterrah-
wird entscheidend durch ihre Tragkonstruktion keit verbessern. Eine durchgängige Dämm- men Leisten an der Innenseite das Glas.
geprägt. Dabei unterscheidet man druck- und schicht in den nach außen offenen Rahmenpro- Damit sind minimale Ansichtsbreiten von
zugbelastete Systeme. Zugbelastete Systeme filen kann Wärmebrücken vermeiden. etwa 50 mm erreichbar. Die Weiterentwicklung
bieten größere Gestaltungsmöglichkeiten, da dieser Klemmtechnik sind die Pressleisten
die Kräfte nicht über Fußpunkte abgetragen Verspannte Konstruktionen (Abb. C 1.34 a). Durch die Montage von außen
werden müssen, stellen aber erhöhte Anforde- Die Bestrebungen der Architekten, die Glasfas- können sowohl thermische Problemstellen redu-
rungen an das Tragwerk. sade immer weiter zu immaterialisieren, hat ziert als auch zwei Scheiben gleichzeitig in Posi-
Mitte der 1980er-Jahre zur Entwicklung der so tion gehalten werden. Pressleisten haben
Pfosten-Riegel-Konstruktionen genannten Seilfassade geführt (Abb. C 1.36 a Ansichtsflächen von ≥ 40 mm. Zu dieser Kate-
Die am häufigsten verwendete Konstruktion ist und b). Die auftretenden Kräfte werden durch gorie zählt auch das »Structural Sealant Gla-
die Pfosten-Riegel-Fassade. Sie besteht aus vorgespannte Seile aufgenommen und abgelei- zing« (SSG). Der kraftschlüssige Verbund von
vertikalen Hauptträgern und quer liegenden tet. Die Konstruktionen sind hauptsächlich auf Glas und Rahmen mit speziellen Silikonklebstof-
Nebenträgern – vorrangig aus Aluminium, Stahl Zug beansprucht und benötigen starke Wider- fen ermöglicht völlig ebene, nur durch Fugen
oder Holz. Diese Bauweise lässt die Dimensio- lager, zwischen denen sie gespannt werden. gegliederte Fassadenflächen ohne von außen
nierung aller Tragwerksteile entsprechend der sichtbare Befestigung. Die Technik ist in
auftretenden Kräfte zu. Die Hauptträger können Befestigung Deutschland oberhalb einer Höhe von 8 m ohne
entweder zugbelastet (aufgehängt) oder druck- Bei der Befestigung von Glas muss aufgrund zusätzliche mechanische Sicherung der äuße-
belastet (aufgeständert) ausgeführt werden. seiner spezifischen Eigenschaften sicherge- ren Scheibe durch ein Metallprofil nicht zulässig.

a b c d e f C 1.36

117
Gebäudehülle

Punktförmige Lagerung Photovoltaik (PV)


Bei punktförmiger Scheibenlagerung wird die Bei der Photovoltaik entwickeln sich zurzeit
Verglasung an einzelnen Punkten durch Klam- zwei Strategien zur Fassadenintegration. Zum
mern oder versenkte Schraubpunkte gehalten einen werden immer semitransparentere Zel-
(Abb. C 1.34 b und c). Grundsätzlich ist die len so angeordnet, dass die Glasfläche noch
Klemmung materialgerechter, da beim Durch- eine gewisse Transparenz besitzt; zum ande-
bohren konstruktive Probleme entstehen kön- ren entwickeln die Hersteller opake Zellen mit
nen. Gebohrte Punkthalterungen werden meist unterschiedlichen Farben, um die Gestal-
mit so genannten Spidern ausgeführt. Die tungsvielfalt mit dem Material zu erhöhen. Die
Metallelemente fassen die Kräfte aus mehreren ursprünglich dunkelblauen Zellen sind nun
Glasauflagern zusammen und leiten Sie in die auch in verschiedenen Blau-, Rot- und Grün-
Tragkonstruktion ab. tönen sowie in gelbgold erhältlich. Bei aufge-
dampfter Photovoltaik kann auch die Form
Solare Nutzung der Gebäudehülle des PV-Moduls zum gestalterischen Element
Glas ermöglicht die passive Nutzung der Son- werden.
nenenergie über die direkte Einstrahlung in das Die Wirkungsgrade von PV liegen für:
Gebäude. Darüber hinaus ist es ein wesentli-
cher Baustoff für aktive solare Systeme. • kristalline Siliziumzellen bei 12–17 %,
Um die Transmissionswärmeverluste im Winter • amorphe Siliziumzellen bei 5 –7 %,
und die Überhitzungsgefahr im Sommer zu • Kupferindiumdiselenidzellen bei ca. 11 %
minimieren, ist bei der passiven Nutzung das • Cadmiumtelluridzellen bei 7 %.
Verhältnis zwischen vorhandener Solarstrah-
lung, Öffnungsgröße, Wärmebedarf, Verschat- Solarthermie
tungssystem und thermischer Speichermasse Eine ähnliche Entwicklung wie bei der Photo-
auszubalancieren. Durch den Einbau solartech- voltaik ist im Bereich der Solarthermie zu
nischer Systeme in die Gebäudehülle wandelt erkennen. Die entweder Luft oder Wasser als
sich die Fassade von der passiven Schutzhülle Medium nutzenden Systeme hatten ursprüng-
zum aktiven, energiegewinnenden Element. lich eine schwarze Farbe. Die Farbpalette
Generell können zwei Systeme zur aktiven wird nun durch blaue, rote, braune, grüne,
Solarenergienutzung unterschieden werden: goldene, silberne und hellgraue Farbtöne
Photovoltaik zur Stromgewinnung (Abb. C 1.37) ergänzt. Allerdings erreichen die neuen Farb-
und Solarthermie zur Wärmeerzeugung. Bei der töne nicht den Absorptionsgrad des schwar- C 1.37
architektonischen Integration der solartechni- zen Materials; der Energiegewinn verringert
schen Systeme in Dach und Wand übernehmen sich je nach Farbe um 2 –10 %. C 1.37 in die Gebäudehülle integrierte Photovoltaikan-
lage, Fortbildungsakademie Mont-Cenis, Herne
die Elemente neben der Energiegewinnung Wirkungsgrade von solarthermischen Anlagen (D) 1999, Jourda et Perraudin, Hegger Hegger
gleichzeitig die konstruktiven, funktionalen und liegen für Flachkollektoren bei 50 –75 %, Schleiff
gestalterischen Aufgaben der Gebäudehülle. Vakuumkollektoren errreichen Werte bis 80 %. C 1.38 Ökobilanzdaten von Außenwandbekleidungen

Außenwandbekleidungen PEI PEI GWP ODP AP EP POCP Dauer-


Schichtaufbau Primärenergie Primärenergie Klima- Ozon- Ver- Über- Sommer- haftigkeit
* Datenherkunft siehe Ökobilanzierung, S. 100 nicht ern. erneuerbar gase abbau sauerung düngung smog
[MJ] [MJ] [kg CO2 eq] [kg R11 eq] [kg SO2 eq] [kg PO4 eq] [kg C2H4 eq] [a]

Naturstein

vorgehängte Natursteinfassade, Kalkstein* 168 17 10 0 0,060 0,0030 0,0040 80 – 100


Kalksteinplatte geschnitten, 30 mm
Edelstahlanker (V4A), 140 mm

angemörtelte Natursteinplatten, Kalkstein* 71 3,5 5,4 0 0,026 0,0020 0,0020 80 – 100


Kalksteinplatte geschnitten, 20 mm
Kalkzementmörtel MG II, 15 mm

Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln

Ortbeton 680 36 55 0 0,21 0,015 0,019 ≥ 80


Ortbeton armiert, 2 % Stahlanteil (FE 360 B), 100 mm
Betonanker Stahl hochlegiert, 120 mm

Faserzementplatten* 88 38 3,4 0 0,030 0,0017 0,0020 40 – 60


Faserzementplatten, 8 mm
Holzunterkonstruktion, 30 mm

Kalksandstein, hinterlüftet 320 10 33 0 0,082 0,0086 0,018 60 – 80


Kalksandstein (KS Vb 20 / 1,8), Mörtel MG II, 115 mm
Maueranker Stahl, 80 mm

118
Gebäudehülle

Außenwandbekleidungen PEI PEI GWP ODP AP EP POCP Dauer-


Schichtaufbau Primärenergie Primärenergie Klima- Ozon- Ver- Über- Sommer- haftigkeit
* Datenherkunft siehe Ökobilanzierung, S. 100 nicht ern. erneuerbar gase abbau sauerung düngung smog
[MJ] [MJ] [kg CO2 eq] [kg R11 eq] [kg SO2 eq] [kg PO4 eq] [kg C2H4 eq] [a]

Keramische Baustoffe
Verblendmauerwerk, hinterlüftet 400 9 51 0 0,10 0,0053 0,0080 60 – 80
Vollziegel (VMz 28 / 1,8), Mörtel MG II, 115 mm
Maueranker Stahl, 80 mm

Keramikplatten, hinterlüftet 285 50 21 0 0,11 0,0053 0,0080 ≥ 80


VFH-Keramikplatten, 30 mm
Aluminiumprofile, 60 mm

Glas
Profilglas, einfach* 532 59 28 0 0,15 0,0095 0,014 50 – 80
Profilglas, fi-Profil 498 ≈ 41 mm, Glasdicke 6 mm
Aluminiumrahmen, Silikonfuge, 40 mm

ESG* 531 62 28 0 0,15 0,0093 0,013 50 – 80


ESG, 6 mm
Klemmpressprofil Aluminium, EPDM-Dichtung, 40 mm

Wärmeschutzglas Ug= 1,1* 547 65 29 0 0,16 0,0097 0,013 50


Zweischeiben-Wärmeschutzglas, Argonfüllung, 24 mm
Klemmpressprofil Aluminium, EPDM-Dichtung, 40 mm

Wärmeschutzglas Ug= 0,7* 837 70 40 0 0,20 0,014 0,018 50


Dreischeiben-Wärmeschutzglas, Argonfüllung, 36 mm
Klemmpressprofil Aluminium, EPDM-Dichtung, 40 mm

Doppelfassade* 2162 353 131 0 0,76 0,041 0,055 50


ESG, 6 mm
Tragkonstruktion Aluminium, 250 mm
Zweischeiben-Wärmeschutzglas, Argonfüllung, 24 mm

Metall
Aluminium-Wellblechprofil 832 168 55 0 0,34 0,017 0,023 70 – 100
Aluminium-Wellblechprofil, 1 mm
Unterkonstruktion Aluminium, 30 mm

Stahltrapezblech, beschichtet 452 9,6 24 0 0,11 0,0075 0,010 60 – 80


Stahltrapezblech beschichtet, 0,75 mm
Unterkonstruktion Stahl verzinkt, 30 mm

Kupferblech 1091 41 60 0,000040 1,29 0,016 0,030 80 – 100


Kupferblech Winkelstehfalz, 0,7 mm
Spanplatte, P5, 22 mm

Titanzinkblech* 416 43 25 0,000014 0,15 0,0075 0,010 70 – 100


Titanzinkblech Winkelstehfalz, 0,7 mm
Spanplatte, P5, 22 mm

Edelstahlblech* 319 33 19 0,000011 0,12 0,0057 0,008 80 – 100


Edelstahlblech Winkelstehfalz, 0,5 mm
Spanplatte, P5, 22 mm

Holz
Holzschindeln 41 226 -21 0 0,016 0,0017 0,004 40 – 70
Holzschindeln Red Cedar gespalten, zweilagig, 16 mm
Holzunterkonstruktion, 48 mm

Stülpschalung 73 459 -43 0 0,029 0,0034 0,009 40 – 70


Stülpschalung Lärche, Dispersionslasur, 24 mm
Holzunterkonstruktion, 30 mm

Sperrholzplatten 189 613 -29 0 0,066 0,0075 0,033 40 – 70


BFU-Platte, 16 mm
Holzunterkonstruktion, 30 mm

Kunststoff
Stegplatte 1099 63 52 0 0,28 0,018 0,049 25
Dreikammer-Stegplatte Polycarbonat, 40 mm
Klemmpressprofil Aluminium, EPDM-Dichtung

Putzbeschichtungen und Wärmedämmverbundsysteme siehe Oberflächen und Beschichtungen, S. 201


C 1.38

119
Gebäudehülle

Außen-
wand-
bekleidung
Reet, Stroh Halme
Steinplatten,aufgelegt Schuppen eben
Holzschindeln
Schiefer-/Faserzementschindeln
Ziegel, Beton
Ziegel, Beton Schuppen verform
ck h-
g
de Dac
un

Glas, Kunststoff Platten eben


Faserzement Platten verformt
Metall
Metall, verfalzt Bänder
Bitumen Bahnen
Kunststoff,
C 1.39 Abhängigkeit von Werkstoffen und Dach-
Kautschuk
neigungen
C 1.40 begrünte Dachfläche, Bürohaus, Wien (A) 2001,
Delugan-Meissl
C 1.41 systematische Darstellung der Werkstoffe nach
Sparrendach Dachdeckung und -abdichtung
liegend Pfettendach C 1.42 Fügungsprinzipien:
stehend a Überdecken von ebenen Schuppen
mit Hängewerk b Überdecken von verformten Schuppen
c Falzen von Bändern
Dachab-

Ortbetondach
dichtung

d Klemmen und Pressen von ebenen Platten


allgemeiner Einsatzbereich
e Löten von Bändern
mit zusätzlichen Maßnahmen
f Schweißen und Kleben von Bahnen
C 1.39

Dächer den Seiten (siehe S. 122, 126 und 128) zeigen Dämmung eindringt, der abtransportiert werden
beispielhaft die o.g. Schichten und die Varia- müsste (Abb. C 1.44).
Das Dach als Teil von Gebäudehülle und Trag- tionsmöglichkeiten innerhalb des Systems Dach. Die Nachteile des zweischaligen entsprechen
werk schützt den Baukörper und deren Nutzer Unabhängig von Deckungsart, Werkstoff und den hier genannten Vorteilen des einschaligen
vor Witterungseinflüssen: Es hält Niederschlag Dachneigung lassen sich ein- und zweischalige Dachs:
ab, nimmt Wind-, Schnee- und Verkehrslasten Dächer unterscheiden.
auf und dient dem Wärmeschutz. Nutzungsan- • Die Konstruktionshöhe verringert sich.
forderungen und Konstruktionsarten und Dach- Zweischaliges Dach • Ohne Luftstrom gibt es keinen beschleunigten
formen stehen dabei in einem komplexen Das zweischalige Dach wird auch als belüftetes Wärmetransport.
Zusammenhang. Dies verdeutlichen die vielfäl- Dach oder Kaltdach bezeichnet. Typisches Merk- • Die Konstruktion wird keiner Feuchtigkeit aus-
tigen Erscheinungsformen des Dachs, die durch mal nach DIN 4108-3 ist eine belüftete Luft- gesetzt, bei Holzbauteilen kann der chemische
kulturelle Entwicklungen, regionale Werkstoffe, schicht direkt über der Dämmung (Abb. C 1.43). Holzschutz entfallen.
handwerkliche Techniken und industrielle Entwi- Sie gewährleistet den Abtransport von Wasser- • Zu- und Abluftöffnungen fallen weg.
ckungen geprägt sind, z.B. im reetgedeckten dampf, der vom Innenraum durch die Dämm- • Die geringere Schichtanzahl ermöglicht tech-
Sparrendach oder im industriell vorgefertigten schicht diffundiert. Voraussetzungen für die wirk- nisch einfachere Durchdringungen.
flachen Dach. same Funktionsweise sind ausreichend große • Alle bauphyskalischen Anforderungen können
Lüftungsquerschnitte und ein störungsfreier Strö- in einem Bauteil integriert sein (z.B. Kompakt-
Konstruktionsprinzipien mungsverlauf zwischen Zu- und Abluftöffnungen. dach).
Das Gesamtsystem der Dachkonstruktion
besteht in der Regel aus verschiedenen Schich- Einschaliges Dach Decken und Dichten
ten, die spezifische Aufgaben erfüllen. Es kann Das einschalige Dach bezeichnet man auch als Die oberste Schicht des Dachs schützt das
z.B. aus Nutzschicht, Deck- oder Dichtungs- nicht belüftetes Dach oder Warmdach. Über der Gebäude in der Regel vor Niederschlägen. In
schicht, Tragschicht (z.B. Lattung, Schalung), Dämmschicht liegt unmittelbar die Dachabdich- Abhängigkeit von Deckungsmaterial und Dach-
Belüftungsraum, Dämmschicht, Tragwerk und tung bzw. bei gedeckten Dächern z.B. die Unter- neigung bestehen grundsätzlich zwei Möglich-
innerer Verkleidung bestehen. dachbahn. Eine raumseitige dampfsperrende keiten, das Eindringen von Niederschlag zu ver-
Die Schemadetailzeichnungen auf den folgen- Schicht verhindert, dass Wasserdampf in die hindern: schnelles Ableiten vom Gebäude bei
geneigten Dächern oder Sperren und Abführen
des Wassers an vorgesehenen Stellen bei fla-
chen und flach geneigten Dächern. Daraus erge-
ben sich die in DIN 4108 definierten Begriffe
»Deckung« als das Decken mit schuppenartig
verlegten Teilen und »Dichtung« als das dichte
Kleben oder Schweißen von Bahnen. Je dichter
die Werkstoffe und ihr Verbund untereinander,
desto flacher kann die Neigung ausfallen. Abb.
C 1.39 verdeutlicht die Abhängigkeiten von
Material und Dachneigung.

Fügungsprinzipien
Die primäre Einteilung der Werkstoffe für Dach-
deckungen und -dichtungen erfolgt nach ihrer
Form (Abb. C 1.41). Prinzipielle Fügungsmetho-
den, Anschlüsse und Befestigungsarten können
C 1.40

120
Gebäudehülle

Werkstoffe für Dachdeckung und Dachabdichtung

Dachdeckungen Verringerung der Dachneigung Dachabdichtungen

Halme Schuppen eben Schuppen verformt Platten eben Platten verformt Bänder Bahnen

Reet Holzschindeln Ziegel: Glas Faserzement- Aluminium Bitumen


Stroh Schieferschindeln Hohlpfanne Kunststoff wellplatten Blei
Faserzementschindeln Krempziegel Bitumenwellplatten Kupfer Kunststoff:
Bitumenschindeln Mönch und Nonne Kunststoffwellplatten Stahl nichtrostend thermoplastische /
Muldenfalzziegel Stahl verzinkt elastomere Bahnen
Ziegel: Doppelfalzziegel Aluminium Zink Membranen
Strangfalzziegel Falzpfanne Stahl verzinkt
Pressfalzziegel Flachdachpfanne Stahl verzinkt und
Bieberschwanzziegel Verschiebeziegel beschichtet
Kupfer
Betondachstein Beton: Stahl nichtrostend
Naturwerkstein Muldenfalzstein
Metall Doppelmuldenfalz-
stein

C 1.41

anhand dieser Einteilung grundsätzlich und bei- zwei gegenüberliegende Bänder aufgekantet
spielhaft erläutert werden. Die Liste der mögli- und verfalzt (Stehfalz) oder die aufgekanteten
chen Materialien erweitert sich ständig durch Bänder zusätzlich mit einem gefalzten Metall-
die auf dem Markt angebotenen Produkte und streifen überdeckt (Leistendeckung). Mit Über-
regionale Differenzierungen. lappung, einfachen Querfalzen und Gefällestu-
fen erreicht man die Ableitung des Wassers
Deckende Fügung über die Querstöße hinweg. Das Prinzip des
Dachdeckungen bestehen aus einzelnen Teilen, Falzes ähnelt dem der verformten Schuppen.
die versetzt und übereinander so angeordnet
werden, dass sie Niederschlagswasser ablei- Dichtende Fügung
ten. Zusammen mit einer entsprechenden Dach- Dachabdichtungen bilden eine zusammenhän- a
neigung entsteht mit dieser Fügungsart ein gende wasserdichte Schicht. Großformatige Plat-
regensicheres, aber kein wasserdichtes Dach. ten, Bänder und Bahnen eignen sich aufgrund
Zusätzliche Schichten übernehmen weitere weniger Stöße für dichtende Fügungen.
Schutzfunktionen z.B. gegen Einwehen von
Schnee und Wasser. • Ebene Platten aus Glas, Kunststoff und Sandwi-
chelementen werden durch Metallprofile mitein-
• Ebene Schuppen wie Holzschindeln oder ander verbunden. Mithilfe von Pressleisten und
Biberschwanzziegel erfordern starke Dachnei- rückstellfähigen Dichtungsbändern aus Kunst-
gungen, da ansonsten Wasser durch die stoff bilden sie eine wasserdichte Schicht.
Längsfugen auf die untere Schicht dringen • Durch Löten werden Metallteile stoffschlüssig
kann. Mehrfachüberlappungen sowohl längs und wasserdicht miteinander verbunden, nicht-
wie auch quer zur Neigung gewährleisten das rostender Stahl durch Schweißen. Diese
Ableiten des Wassers. Dem gleichen Prinzip Fügungstechniken eignen sich – außer für nicht-
folgen die übereinandergelegten Halme aus rostenden Stahl – nur für kleinere Metallteile, da
Reet und Stroh. temperaturbedingte Längenänderungen Zwän-
• Verformte Schuppen sind so ausgebildet, gungen hervorrufen können. b
dass das Eindringen von Wasser an den • Bitumen-, Kunststoff-, Kautschukbahnen und
Längsstößen durch Aufkantung und Abde- Membranen können mit überlappenden Stößen
ckung verhindert wird. Die einfachste Verfor- wasserdicht geklebt und geschweißt werden.
mung sieht man bei Mönch- und Nonnezie- Lösemittel lösen beim Quellschweißen das c
geln. Die Nonneziegeln leiten das Wasser wie polymere Gefüge an. Heißluft oder Flammen
in einer Rinne ab, der Mönchziegel überdeckt verändern das Gefüge reversibel, sodass es
den Zwischenraum. wie ein Klebstoff wirkt. Mit diesen beiden Tech-
Differenzierte Verformungen weisen z.B. Dop- niken werden Dächer und Wannen sicher abge- d
pelmuldenfalzziegel auf. Die Rundumverfal- dichtet.
zung ermöglicht geringere Dachneigungen,
weil ein einziger Ziegel Längs- und Querfugen
überdeckt. Dadurch kann Wasser schlechter Dachdeckung e
eindringen.
• Falzungen verbinden Bänder aus Metall. Der Dächer über 5 ° Neigung können gedeckt wer-
Längsstoß der Bänder liegt über der wasser- den. Jedem Werkstoff für Dachdeckung ist ein
ableitenden Ebene. Dabei werden entweder Dachneigungsbereich zugeordnet, in dessen f
C 1.42

121
Gebäudehülle

C 1.43 zweischalige Dachkonstruktion, geneigt, Deckung


mit ebenen Ziegeln mit Falz (Schema)
C 1.44 einschalige Dachkonstruktion, geneigt,
Deckung mit gefalzten Metallbändern (Schema)
C 1.45 Metallplattendeckung, Pavillon, Zeewolde (NL)
2001, René van Zuuk
C 1.46 verschiedene Arten von Dachdeckungen:
a Reetdeckung
b Schieferdeckung
c Bitumenschindeldeckung
d Deckung mit ebenen Dachziegeln,
Biberschwanz, Doppeldeckung
e Deckung mit verformten Betondachsteinen,
Strangfalzdachstein
f Deckung mit verformten Dachziegeln,
Flachdachpfanne
g Metall-Wellplatten-Deckung, Edelstahl
h Doppelstehfalzdeckung, Aluminium

C 1.43 C 1.44
Grenzen technisch richtige Verlegung möglich Bedachungsmaterial, was aus einem Stück Reetdeckung, Strohdeckung
ist (Abb. C 1.39 und C 1.47). besteht. Ein solches Bedachungsmaterial Reet und Stroh werden aus Bunden langer
Obwohl sich die Werkstoffe für Dachdeckung brauchte nur den Neigungswinkel, der notwen- Halme mit einem Durchmesser von 140 bis
und Außenwandbekleidung oft gleichen, um dig ist, um das Wasser auf natürliche Art und 170 mm verlegt. Sie werden in einzelnen Lagen
den Charakter der umspannenden Hülle zu Weise ablaufen zu lassen.« (Loos, Adolf: Die von der Traufe bis zum First überlappend mit
unterstreichen, ist die Dachfläche viel stärker moderne Siedlung, Vortrag 1926) Bindedraht oder Bandstöcken an der horizon-
den Umwelteinflüssen ausgesetzt als die Wand. talen Lattung befestigt. An der Dachoberseite
Der Werkstoff für die Dachdeckung muss dem- Dachformen darf der Draht nicht sichtbar sein. Die Deckung
nach hochwertiger sein, damit er alle Anforde- Die einfachste Form des geneigten Dachs ist beträgt bei Reet ca. 350 cm, bei Stroh ca.
rungen erfüllen kann. das Pultdach; aus aneinander gereihten Pultdä- 300 mm (Abb. C 1.46 a).
Aus den Umgebungsbedingungen entwickelten chern entsteht das Sheddach. In Mitteleuropa Der Kamin muss durch den First geführt wer-
sich im Laufe der Jahrhunderte unterschiedli- wird das Satteldach – konstruktiv als Sparren- den; Gauben als Öffnungen erfordern eine star-
che Dachformen. In schneereichen Regionen und -Pfettendach ausgebildet – am häufigsten ke Neigung und Ausrundungen an den
beispielsweise muss das Dach anders konzi- verwendet. Das Walmdach zählt zu den ältesten Anschlüssen, damit kein Niederschlagswasser
piert sein als in windreichen Gegenden. Ebenso Dachformen. Gekrümmte Dachformen wie eindringen kann. Eine zweischalige Dachkon-
prägen bis heute die Verfügbarkeit regionaler Tonne, Kuppel und Zwiebel nehmen Sonder- struktion (Neigung ≥ 45 °) verhindert Feuchte-
Baustoffe und die typische Farbgebung das stellungen ein. stau und Faulen der Deckung.
Erscheinungsbild ganzer Dachlandschaften. Jede Dachform erfordert eine spezifische Aus- Die Dauerhaftigkeit eines Reetdachs liegt zwi-
Auch gesellschaftliche Positionen spiegeln sich bildung ihrer Teilbereiche. Entsprechende Ver- schen 30 und 50 Jahren sofern es regelmäßig
in der gewählten Dachform wider, sei es, um legetechniken gewährleisten die Regensicher- ausgebessert und die Belüftung aufrechterhal-
bei repräsentativen Bauwerken eine überragen- heit, und es gibt sogar komplette Dachsysteme, ten wird sowie Moose und Schädlinge entfernt
de Wirkung zu erzielen (z.B. mit Kuppeln mit denen die Hersteller Lösungen mit unter- werden. Reet und Stroh gehören der Baustoff-
gekrönte Bauwerke) oder um ideologischen schiedlichen Formteilen anbieten. Diese schlie- klasse B 3 (leicht entflammbar) an.
Ansichten Ausdruck zu verleihen. ßen die Dachfläche zu ihren Rändern (First, Ort-
gang, Traufe) ab und sichern deren Funktions- Holzschindeldeckung
»Warum haben wir das geneigte Dach? Man- fähigkeit. Ebenso binden sie Öffnungen wie z.B. Hochwertiges, langsam gewachsenes Holz mit
che Leute glauben, das wäre eine Angelegen- Dachflächenfenster, Kamin und andere Durch- feinen Jahresringen (ohne Splintholz) dient der
heit der Romantik und der Ästhetik. Aber das ist dringungen ein. Herstellung von gespaltenen oder gesägten
nicht so. Jedes Bedachungsmaterial verlangt Unter Regeldachneigung versteht man die unte- Schindeln. Man unterscheidet Legeschindeln
einen bestimmten Winkel. [...] Wir hatten kein re Dachneigungsgrenze, bei der sich eine ent- und Scharschindeln. Legeschindeln sind 600 –
anderes Mittel, uns gegen Regen, Schnee und sprechende Dachdeckung ohne Befestigungs- 900 mm lang, 70 – 300 mm breit und mindes-
Sturm zu schützen, als kleine Platten [...]. Als elemente und Dichtungen als regensicher tens 15 mm dick. Sie werden im Verband mit
das schönste erschien natürlich immer ein erweist. Überdeckung ausgelegt und mit Schwerstei-
nen beschwert, daher sind nur Dachneigungen
von 17 bis 22 ° möglich. Nach fünf bis zehn
Jahren sollten sie umgelegt, gedreht und
gewendet werden.
Scharschindeln werden keilförmig oder parallel
in Längen von 120 bis 800 mm und Breiten von
60 bis 350 mm hergestellt. Am Fuß sollten sie
dicker als 8 mm sein. Scharschindeln werden
mit Flachkopfnägeln an der Konterlattung
befestigt. Eine direkte Befestigung auf der
Tragschalung geht zu Lasten der Dauerhaftig-
keit, da die Konstruktion nicht durchlüftet wird.
Die Gebrauchsdauer einer dreilagig ausgeführ-
ten Holzschindeldeckung entspricht in Jahren
ungefähr der Dachneigung, jedoch maximal
ca. 70 Jahre. Ein chemischer Holzschutz ist bei
richtigem Dachaufbau nicht erforderlich.
C 1.45

122
Gebäudehülle

Schieferdeckung / Faserzementdeckung • Biberschwanzziegel in Doppeldeckung bilden


Der aus dem Bergwerk gewonnene Tonschiefer einen Halbverband. Sie liegen auf Latten auf,
wird im Werk in ca. 5 mm dicke planparallele die Mindestüberdeckung bestimmt den Latten-
Rohlinge gespalten. Deutscher Schiefer weist je abstand. Zwei Aufhängenasen an der Ziegel-
nach Region eine blaugraue bis schwarze Fär- unterseite verhindern das Abrutschen des
bung auf. Andere Länder liefern auch roten Ziegels.(Abb. C 1.46 d).
oder dunkelgrünen Schiefer. Faserzementplat- • Bei der Kronendeckung liegen auf jeder Latte
ten sind von Natur aus grau, können aber pig- zwei Reihen Biberschwänze im Halbverband; a
mentiert oder farbig beschichtet werden. Sie das auf der nächsten Latte ruhende Gebinde
sind 4 mm dick. Flächen- und Randbauteile bei- nimmt die Fugen auf, sodass sie in gerader
der Werkstoffe erhalten ihre Form durch Fräsen Linie vom First bis zur Traufe verlaufen.
oder Stanzen im Werk, durch Schablonenzu- • Bei Spließdeckung überdeckt das darüber lie-
schnitt oder per Hand. Schieferplatten werden gende Gebinde das untere. Von außen nicht
in der Regel ab Werk mit Lochung geliefert, auf sichtbare 50 mm breite Spließe bewirken, dass
Wunsch auch ungelocht. Faserzementplatten das Niederschlagswasser unter den Längsfu-
erhält man ab Werk mit Lochung. gen auf den Ziegel zurückgeleitet wird.
Nach der Plattenform benennt man die daraus b
resultierende Deckungsart: Rechteckdoppel-, Zusätzlich können alle Quer- und Längsfugen
Spitzwinkel-, Bogenschnitt-, Schuppendeckung während des Verlegens von außen oder nach-
und Deckung mit Schuppenplatten ungleicher träglich von innen mit Mörtel versehen werden,
Größe (altdeutsche Deckung). um Eintreiben von Regen, Schnee und Staub zu
Die Deckungen werden im Verband waagerecht vermindern und um die Ziegel miteinander zu
oder ansteigend (Gebindesteigung) auf Lattung verbinden.
oder Schalung verlegt (Abb. C 1.46 b). Ihre Grundsätzlich werden Ziegel auf die Dachkon-
Befestigung erfolgt mit Nägeln, Klammern oder struktion aufgelegt. Mit zunehmender Dachnei- c
Einschlaghaken. Je größer die einzelnen Flä- gung wirkt sich der Windsog stärker aus und
chenelemente, desto geringer kann die Dach- kann zum Abheben der Ziegel führen. Die Zie-
neigung ausfallen. gel müssen dann mit Nägeln, Schrauben oder
Klammern befestigt werden.
Bitumenschindeldeckung
Bitumenschindeln haben prinzipiell den glei- Deckung mit ebenen Betondachsteinen
chen Aufbau wie Bitumenbahnen (siehe Bitu- Betondachsteine erhalten eine Beschichtung auf
menhaltige Baustoffe, S. 64) und sind 3 – 6 mm Acryl-Styrolbasis, um den Beton vor Witterungs-
dick. Eine farbige Granulat- und Splittbestreu- einflüssen und mechanischer Beanspruchung d
ung leistet den UV-Schutz. Die erhältlichen For- zu schützen. Ihre Farbgebung kann durch Pigm-
mate der Schindeln liegen bei ca. 1000 mm entzugabe während des Mischvorgangs beein-
Breite und 336 mm Höhe. Die Unterteilung der flusst werden. Die Oberfläche ähnelt der von
Breite durch zwei oder drei Schlitze bewirkt das gebrannten Dachziegeln. Ebene Betondachstei-
schindelähnliche Aussehen. Bitumenschindeln ne besitzen seitlich tief liegende Doppelfalze
werden waagerecht mit Breitkopfstiften als Dop- und Fußrippen, worauf Rand- und Sonderbautei-
peldeckung im Halb- oder Drittelversatz verlegt le abgestimmt sind. Die Verlegung erfolgt wie
(Abb. C 1.46 c). Selbstklebeflächen auf der bei Ziegeln; das Format des Betondachsteins e
Schindeloberseite verkleben unter Sonnenein- gibt Lattenabstände und die Überdeckung vor.
strahlung die Schindelteile miteinander. Dachziegel- und Betondachsteindeckungen
Bitumenschindeln benötigen eine biegesteife müssen nicht regelmäßig gewartet werden. Eine
Unterkonstruktion aus Profilbrettern oder eine regelmäßige Pflege in weiten Abständen
Schalung aus Plattenwerkstoffen. Darüber dient (abhängig vom Verschmutzungsgrad) erhöht
eine aufgenagelte Bitumendachbahn als Vor- die Dauerhaftigkeit von über 50 Jahren zusätz-
deckung. lich. Die Anschlüsse erfordern u.U. eine vorzeiti-
Die Dauerhaftigkeit von Bitumenschindeln liegt ge Ausbesserung.
bei ca. 30 Jahren, wenn regelmäßig Schmutz- f
ablagerungen, die Substrat für Pflanzen bilden Deckung mit verformten Dachziegeln
können, entfernt werden. Die Vielzahl der unterschiedlichen Ziegelformen
und deren Abmessungen hängen vom Herstel-
Deckung mit ebenen Dachziegeln ler ab, die Normen legen nur die Anforderungen
Ebene Dachziegel sind ohne Falz (Biber- an den Ziegel fest (Abb. C 1.46 f). Gleiches gilt
schwanz), mit tief liegendem Längsfalz (Strang- auch für Betondachsteine. Daher hilft eine allge-
falzziegel) oder mit umlaufenden Doppelfalzen meine Einteilung in Grundformen:
(Pressdachziegel) erhältlich (siehe Keramische g
Baustoffe, S. 51f.). Die Falze dienen der Überde- • Einfach verformte Dachziegel ohne Falz sind
ckung der Ziegel in Längs- und Querrichtung. Mönch- und Nonneziegel, Krempziegel und
Sie bestimmen die Verlegeart und das typische Hohlpfanne. Mit Aufhängenasen ausgestattet
Erscheinungsbild der jeweiligen Dachdeckung. können diese Ziegel trocken oder mit Mörtel
Bei ebenen Dachziegeln ohne Falz definieren auf der Lattung verlegt werden. Höhen- und
Ziegelgröße, Dachneigung und Deckungsart Seitenüberdeckung resultieren aus der Form-
die Mindestüberdeckung der Ziegel. Folgende gebung der Ziegel.
Deckungsarten werden angewendet: • Bei Hohlpfannen sind rechte Kopf- und linke
h C 1.46

123
Gebäudehülle

Dachdeckungen Regel- Flächen- Wärme- Wasserdampf- Bau- Trag- Biege- Zug-


dach- gewicht leitfähig- diffusionswider- stoff- last festig- festig- lenbergen geschieht mit korrosionsgeschützten
neigung keit stand klasse keit keit Nägeln mit PVC-Kopf oder Senkkopfnägeln mit
[°] [kg/m²] [W/m2K] [–] [N] [N/mm2] [N/mm2] Dichtungsscheibe. Über Bitumenwellplatten
Reet / Stroh ≥ 45 70 0,04–0,07 1/ 2 B3 gelaufenes Niederschlagswasser verursacht
Holzschindeln (dreilagig) ≥ 22 25 0,1 40 B2; B1 38 – 52 Korrosion an unbeschichteten Metallteilen, z.B.
Schieferschindeln ≥ 22 45 – 60 1,2– 2,1 800 /1000 A1 40 – 87 bei Dachrinnen, was unbedingt vermieden wer-
Faserzementschindeln ≥ 22 25 – 40 0,58 70 / 130 A2 16 – 28
Bitumenschindeln, zweilagig ≥ 15 15 0,16 prakt. dampfdicht A2 3 den sollte. Die Unterkonstruktion aus Lattung
Faserzementwellplatten ≥ 10 20 – 24 0,58 70 / 130 A2 16 – 28 oder Schalung muss eine Belüftung der Platten
Bitumenwellplatten ≥7 A2 12,2 ermöglichen.
ebene Dachziegel
Biberschwanz ≥ 401 60 –75 1,0 30 / 40 A1 ≥ 600 8 – 30 Metallplattendeckung
Strangfalzziegel ≥ 35 1,0 ≥ 900 8 – 30 Verformte Metallplatten bestehen aus verzink-
Pressfalzziegel ≥ 25 1,0 ≥ 900 8 – 30 tem, nichtrostendem oder duplexbeschichte-
ebene Betondachsteine tem Stahl, Aluminiumlegierungen oder Kupfer.
mit tief liegendem Längsfalz ≥ 25 60 – 65 1,5 60 / 100 A1 ≥ 8002 Durch Umformen ebener Metallbänder der
verformte Dachziegel Dicke 0,5 –1,5 mm erhält man Flächenbauteile
Mönch und Nonne ≥ 40 90 1,0 30 / 40 A1 ≥ 1000 8 – 30 mit verschiedensten Trapez-, Well-, oder Steg-
Hohlpfanne ≥ 35 45 1,0 A1 ≥ 1200 8 – 30
Falzziegel ≥ 30 55 1,0 A1 ≥ 1200 8 – 30 profilen und Metallschuppen. Mit Wärmedäm-
Flachdachpfanne ≥ 22 55 1,0 A1 ≥ 1200 8 – 30 mung zwischen zwei Profilen entstehen Ver-
verformte Betondachsteine
bundplatten. Die Baubreite der Platten ist pro-
Flachdachpfanne ≥ 22 55 1,5 60 / 100 A1 ≥ 8002 duktionsbedingt auf ca. 1200 mm festgelegt,
Metallbänder (Doppelstehfalz)
die Länge hängt von den Transportmöglichkei-
Edelstahl ≥7 30 15 prakt. dampfdicht A1 470–700 ten ab.
verzinktes Stahlblech ≥7 30 60 prakt. dampfdicht A1 270–500 Die Platten überdecken sich längs mit einer
Zink ≥7 30 109 prakt. dampfdicht A1 ≥ 150 Hochrippe und werden mit Schrauben, Nieten
Aluminium ≥7 25 160 –235 prakt. dampfdicht A1 90–230
Kupfer ≥7 30 293 –385 prakt. dampfdicht A1 200–300 oder Klemmen an den aufstehenden schmalen
Rippen und dem Untergrund befestigt. Lang-
Metallplatten
verzinktes Stahlblech ≥ 10 15 –30 60 prakt. dampfdicht A1 270–500
loch- und Schiebebefestigungen nehmen ther-
misch bedingte Längenänderungen auf.
1
Bei Kronendeckung und Doppeldeckung ≥ 30. Zusätzlich eingelegte Dichtungen sichern
2
In Abhängigkeit der Deckbreite: ≤ 200 mm Deckbreite = Traglast [N] ≥ 800; ≥ 300 mm Deckbreite = Traglast ≥ 1200;
zwischen 200 und 300 mm ist die Traglast geradlinig zu interpolieren. gegen Wind und Stauwasser.(Abb. C 1.46 g)
3
Die Festigkeit wird aufgrund spezifischer Materialeigenschaften anders gemessen (siehe Bitumenhaltige Baustoffe,
Seite 65). Metallbanddeckung
C 1.47 Bänder aus Aluminium, Blei, Kupfer, nichtros-
Fußecke schräg angeschnitten, damit die Zie- seitliche Abschlüsse und Sonderbauteile – z.B. tendem Stahl, verzinktem Stahl und Zink sind
gel an den Ecken nicht vierfach übereinander transluzente Teile aus glasfaserverstärktem als Rollen erhältlich. Die Mindestdachneigung
liegen. Kunststoff – ergänzen das Herstellerprogramm. beträgt 3 °, besser sollte die Regeldachnei-
• Bei Muldenfalz-, Doppelfalzziegeln und Falz- Die Platten werden von der Traufe zum First gung von 7 ° nicht unterschritten werden, da
pfannen bestimmen Falze die Legerichtung verlegt, standardmäßig von rechts nach links. stehendes Wasser durch die Längs- und Quer-
der Dachziegel, zumeist von rechts nach Vorgefertigte Eckenschnitte vermeiden Zwän- verbindungen dringen kann. Außerdem lagern
links. Teilweise ist eine Deckung im Verband gungen bei der Überdeckung, da in den Kreu- sich bei Verdunstung aggressive Immissionen
und eine variable Höhenüberdeckung mög- zungspunkten sonst vier Platten übereinander auf der Metalloberfläche ab. Die Längsverbin-
lich. liegen würden. dung der in Reihen verlegten Bänder werden
• Verschiebeziegel lassen sich trotz Kopf- und Die Befestigung an der Unterkonstruktion mit Einfach-, Winkel-, Doppelstehfalz, unter-
Fußfalzen bis 30 mm in der Höhenüberde- erfolgt mit Schrauben an mindestens vier Punk- schiedlichen Leistendeckungen und bei Blei
ckung variieren. ten auf den Wellenbergen der Platte. Zwischen mit Wulstdeckung regensicher gemacht. (Abb.
Befestigungsmittel und Wellplatte verhindert C 1.46 h) Allen Verbindungsarten der Längsstö-
Deckung mit verformten Betondachsteinen eine Pilzdichtung mit Schutzhut das Eindringen ße ist die Aufkantung gemeinsam, die hand-
Betondachsteine härten nach der Formgebung von Wasser. werklich oder im Werk erfolgen kann. Im
aus und schwinden produktionsbedingt kaum. Bereich der Aufkantung werden an die Unter-
(Abb. C 1.46 e) Bei doppelt verformten Bitumen-Wellplattendeckung konstruktion befestigte Haften mit in die Falze
Betondachsteinen, z.B. Doppelmuldenfalzstein Bitumengetränkte Zellulosefasern oder Roh- eingearbeitet. Sie stellen die kraftschlüssige
(auch als Frankfurter Pfanne bekannt), greift platten erhalten ihre Form durch Pressen und Verbindung zum Untergrund her. Dennoch
die unterseitige Fußverrippung in den kopfseiti- Trocknen. Beschichtungen auf Basis von Acryl- ermöglichen sie in den Falzen temperaturbe-
gen Falz, sodass ein trockenes Verlegen hohe harzen geben der Wellplatte ihre Farbe und dingte Längenänderungen. Querverbindungen
Regensicherheit gewährleistet. Die Verlegevor- dienen gleichzeitig dem Oberflächenschutz. können überlappend und gefalzt hergestellt
gänge ähneln denen der Ziegel. Das maximale Format liegt bei 2000 ≈ werden.
1060 mm, die Platten sind 2,4 – 3,0 mm dick. Metalldeckungen weisen eine hohe Dauerhaf-
Faserzement-Wellplattendeckung Rand- und Sonderbauteile sowie lichtdurchläs- tigkeit auf (bei Kupfer, Blei und Edelstahl 70 –
Faserzementwellplatten eignen sich wegen sige Wellplatten aus PVC oder glasfaserver- 80 Jahre) und eignen sich für gering geneigte
ihres großen Formats (bis 2500 mm Länge und stärktem Polyesterharz sind erhältlich. Dächer und gekrümmte Flächen. Bahnbreite,
1097 mm Breite) für eine schnelle Deckung bei Bitumenwellplatten werden im Verband verlegt; Verbindungsart und Material geben der Dach-
Dachneigungen ab 7 °. Sie unterscheiden sich die Wellen zeigen vom First zur Traufe, sodass fläche ihr charakteristisches Aussehen. Zwei-
in Standard- und Kurzwellplatten. Letztere Regenwasser ablaufen kann. Die seitliche Über- schalige Dachkonstruktionen verhindern einen
besitzen im Vergleich zu Standardwellplatten deckung beträgt eine Welle. Die Höhenüberde- Feuchtestau unter der dichten Eindeckung. Die
bei gleicher Breite eine größere Anzahl von ckung von 140 bis 160 mm hängt von der Unterkonstruktion besteht aus einer Holzscha-
Wellen mit geringerer Höhe. Randbauteile für Dachneigung ab. Die Befestigung auf den Wel- lung.

124
Gebäudehülle

Dachabdichtungen

Bitumenbahnen Kunststoff- und Kautschukbahnen Flüssigabdichtungen

aus oxidiertem aus aus Thermoplasten aus Elastomeren


Bitumen Polymerbitumen (Kunststoffbahnen) (Kautschukbahnen)

Polyisobutylen (PIB) Butylkautschuk (IRR) flexible ungesättigte


Polymerbitumen- Polymerbitumen- Polyesterharze (UP)
Bitumenschweißbahn Polyvinylchlorid weich Ethylen-Propylen-Dien-Kaut-
Dachdichtungsbahn Schweißbahn
(PVC-P) schuk (EPDM) flexible Polyurethanharze
(PUR)
Bitumen-Dach- mit thermoplastischen mit thermoplastischen Ethylencopolymerisat- chlorsulfoniertes Polyethylen
dichtungsbahn Elastomeren (SBS) Elastomeren (SBS) Bitumen (ECB) (CSM) flexible Polymethyl-
methacrylate (PMMA)
Elastomerbitumen- Elastomerbitumen- Ethylen-Vinylacetat- Chloropren-Kautschuk (CR)
bahnen (PYE) bahnen (PYE) Terpolymer (EVA)
Bitumendachbahn
thermoplastische Elastomere
mit thermoplastischen chloriertes Polyethylen (PE-C) (TPE)
Kunststoffen (aPP)
Legierungen aus flexiblen
C 1.47 physikalische Kennwerte
Plastomerbitumen- Polyolefinen (FPO)
von Dachdeckungen
bahnen (PYP)
C 1.48 systematische Darstellung
von Dachabdichtungen C 1.48

Dachabdichtung Auflast gegen Windsog, Hitze und UV-Strah- tenfolgen ergeben. Verschiedene Dichtungs-
lung (Abb. C 1.49). Bei Undichtigkeit ist das bahnen können bei Verträglichkeit auch mitein-
Flache und flach geneigte Dächer erfordern konventionelle Flachdach wasserunterläufig. ander kombiniert werden.
eine Dachabdichtung, auch Dachhaut
genannt, da Niederschlagswasser nicht Kompaktdach Bituminöse Bahnen
schnell genug abgeleitet werden kann. Diese Das Kompaktdach ähnelt dem konventionellen Bitumenbahnen bestehen aus einer Trägerein-
wasserundurchlässige Schicht verläuft über Flachdach. Vollflächig in Heißbitumen verlegte lage, die mit Destillationsbitumen getränkt und
die gesamte Dachfläche und schließt Durch- Schaumglasplatten dienen der Wärmedäm- beidseitig mit einer Deckschicht aus Oxidati-
dringungen und Anschlüsse ein. Die Oberflä- mung, die Dampfsperre kann entfallen. Zusam- onsbitumen versehen ist. Bei Polymerbitumen-
chen von flachen Dächern lassen sich vielfäl- men mit der vollflächig verklebten Dichtungs- bahnen sind die Deckschicht und die Tränk-
tig nutzen, z.B. als Grünfläche, Parkplatz, bahn wird eine Wasserunterläufigkeit verhin- masse der Einlagen aus Destillationsbitumen,
begehbare Überbauung im städtischen Raum dert. dem thermoplastische oder elastomere Kunst-
(z.B. Flächen über Tiefgaragen) oder als stoffe zugesetzt werden. Je nach Bahntyp
bewässerte Fläche bei Dachgärten. Umkehrdach schützt eine Bestreuung die Oberfläche vor
Die Dämmung liegt über der Abdichtung und UV-Strahlung (siehe Bitumenhaltige Baustoffe,
Flache und flach geneigte Dächer schützt sie dadurch vor mechanischer Bean- S. 64f.). Bituminöse Bahnen eignen sich für die
Der Begriff Flachdach lässt sich nicht klar spruchung. Der lose verlegte Dämmstoff darf Dach- und Bauwerksabdichtung .
definieren. Im engeren Sinne kann man kein Wasser aufnehmen, meist besteht er aus
Dächer mit einer Neigung bis 5 ° als Flach- expandiertem Polystyrol (EPS). Kies, Platten Verlegung
dächer bezeichnen, bis 25 ° heißen sie flach oder Bepflanzung sichern den Dämmstoff Bituminöse Abdichtungen mit dem Anspruch
geneigte Dächer. In den Flachdachrichtlinien gegen Windsog und Auftreiben. Die Dachab- auf dauerhaftes Wassersperrvermögen erreicht
hingegen wird von Flachdächern mit Abdich- dichtung stellt gleichzeitig die Entwässerungs- man nur durch mindestens zweilagiges homo-
tung gesprochen, ohne auf den Neigungswin- ebene und die Dampfsperre dar (Abb. C 1.50). genes Verschweißen oder Verkleben der Bah-
kel einzugehen. Um stehendes Nieder- nen untereinander. Folgende Verfahren haben
schlagswasser zu vermeiden, sollte die Dach- Duodach / Plusdach sich in der Praxis bewährt:
neigung mindestens 2 % betragen. Geringere Das Duodach ist eine Kombination aus konven-
Neigungen gelten als Sonderkonstruktionen. tionellem Flachdach und Umkehrdach. Es gibt • Beim Gießverfahren werden (Polymer-)Bitu-
Die Vielzahl möglicher Bauarten von flachen zwei Wärmedämmschichten, unter- und ober- men-Dachdichtungsbahnen in ausgegosse-
und flach geneigten Dächern hängt mit der halb der Dachabdichtung. Wenn ein Dach eine ner Heißbitumen-Klebemasse unter Druck
Anzahl der Schichten zusammen, die ver- neue Dämmschicht erhält (z.B. bei nachträg- ausgerollt. Es muss ein durchlaufender Wulst
schiedene Funktionen übernehmen und licher Dachbegrünung), spricht man von einem an Heißbitumen-Klebemasse vor der Rolle
gemeinsam das komplexe System Flach- Duodach. Bei Sanierungen nennt man die Bau- entstehen.
dachkonstruktion bilden. In der Praxis werden art Plusdach, wenn über dem gedämmten • Im Schweißverfahren wird die Bahnunterseite
hauptsächlich einschalige Bauarten ange- Bestand eine neue Dachabdichtung und der Schweißbahnen mit Propangasbrennern
wendet. Diese unterscheiden sich u.a. durch darauf die Dämmschicht verlegt werden. oder Schweißautomaten geschmolzen und
die Lage der Dachabdichtung im Systemauf- mit Druck ausgerollt.
bau. • Beim Bürstenstreichverfahren wird die Masse
Dichtungsbahnen mit der Bürste aufgetragen. Beim Einrollen
Konventionelles Flachdach der Bahn in die Masse soll ein Wulst aus
Die Abdichtung liegt über der Wärmedäm- Dichtungsbahnen gliedern sich in Bitumen-, Heißbitumen-Klebemasse vor der ausgeroll-
mung. Die Dämmstoffe müssen durch eine Kunststoff- (Thermoplaste) und Kautschukbah- ten Bahn entstehen.
Dampfsperre vor Feuchtigkeit aus dem nen (Elastomere). Jede Gruppe besitzt spezifi- • Die Kaltverklebung der Bahn geschieht durch
Gebäudeinneren geschützt werden. Je nach sche Eigenschaften, wodurch sich unterschied- die vom Hersteller auf der Unterseite aufge-
Verlegung der Abdichtung schützt Kies als liche Verarbeitungsanforderungen und Schich- brachte Kaltselbstklebemasse.

125
Gebäudehülle

Je nach Bauart des Dachs kann die erste Lage Bahnentypen


Wasser 1 2 3 4 5 punkt-, streifenförmig oder vollflächig auf dem Die normgerechte Bezeichnung eines Bahnen-
Untergrund verklebt werden. Bei mechanischer typs lautet z.B. DIN 16 734-PVC-P-NB-1,5-V-
Befestigung erfolgt die Verlegung lose. Dabei PW. Im Einzelnen geben die Kurzzeichen Aus-
müssen die Bahnen eine Naht- und Stoßüber- kunft über Norm, Kunststoffart, spezifische
deckung von mindestens 80 mm aufweisen. Um Eigenschaften, Bahndicke in Millimetern, Bahn-
Mehrfachüberdeckungen an gleicher Stelle zu aufbau und Art der Trägereinlage:
vermeiden, werden die weiteren Lagen mit ent-
sprechendem Versatz (Normaldeckung, Ver- • BV – bitumenverträglich
banddeckung) parallel zur ersten angeordnet. NB – nicht bitumenverträglich
Auf Materialebene bieten sich auch Kombinati- P – plasticised (weich gemacht)
onsmöglichkeiten für Abdichtungen aus unter- • K – Kaschierung
Wärme Dampf 1 Auflast schiedlichen Bitumenbahnen (Schichtenaufbau) V – Verstärkung
2 Abdichtung
3 Wärmedämmung oder Kombinationen von Kunststoff- und Bitu- E – Einlage
4 Dampfsperre menbahnen an. Dabei muss man auf die Ver- • GV – Glasvlies
5 Tragkonstruktion träglichkeit der Bahnen untereinander achten. GW – Glasgewebe
C 1.49 PV – Polyestervlies
Kunststoff- und Kautschukbahnen PW – Polyestergewebe
Wasser 1 2 3 4 5 Kunststoff- und Kautschukbahnen werden in PPV – Polypropylenvlies
der Dach- und Bauwerksabdichtung eingesetzt.
Materialien, Einsatzgebiet, Bemessung und Ver- Einsatzgebiete
legung beschreiben DIN 18 531 und DIN Aufgrund der Vielzahl der Bahntypen muss der
18 195. Kunststoff- und Kautschukbahnen Hersteller produktbezogene Eigenschaften und
bestehen aus thermoplastischen und elastome- damit verbunden die Einsatzgebiete nennen.
ren Kunststoffen mit oder ohne eingearbeiteten Grundsätzlich gilt:
Trägermaterialien. Letztere beeinflussen Reiß-
festigkeit, Reißdehnung, thermische Längenän- • Unkaschierte, unverstärkte Bahnen ohne Ein-
derung und Verklebbarkeit auf dem Untergrund. lage werden in der Praxis selten angewendet.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird auch die Sie eignen sich jedoch für Dächer mit flächi-
Wärme Dampf 1 Auflast Bezeichnung Kunststofffolie verwendet. Unter ger Auflast, geklebter Verlegung oder Bau-
2 Schutzschicht
3 Wärmedämmung Folie versteht man aber eher dünne Kunststoff- werksabdichtungen.
4 Abdichtung häute bis 0,8 mm Dicke. Die Dicke der Kunst- • Die unterseitige Kaschierung bei Dachbah-
5 Tragkonstruktion stoffbahnen liegt hingegen zwischen 1 und nen verbessert die Hafteigenschaften bei
C 1.50 3 mm. Als Planen bezeichnet man vorgefertigte, punkt-, streifenweiser oder vollflächiger Ver-
großflächig zusammengefügte Bahnen. klebung mit dem Untergrund und kann die
Bahn bei rauem Untergrund schützen.
C 1.49 konventionelles Flachdach (Schema) Eigenschaften • Bahnen mit Gewebeeinlagen eignen sich
C 1.50 Umkehrdach (Schema) Im Gegensatz zu bituminösen Bahnen sind durch erhöhte Reißfestigkeit z.B. für mechani-
C 1.51 Dachabdichtung und Rohrdurchführung mit
Kunststoffdachbahn Kunststoffbahnen in der Regel UV-beständig. sche Befestigungen, da die Einlagen das
C 1.52 physikalische Kennwerte von Dachabdichtungen Außerdem weisen sie – ebenso wie ihre Rückstellvermögen der Bahnen vermindern.
Schweißnähte – eine hohe Wurzelfestigkeit auf. • Vlieseinlagen reduzieren ebenfalls die Rück-
Eine einlagige Dachabdichtung ist jedoch emp- stellkräfte. Bei Dachabdichtungen mit flächi-
findlich gegen mechanische Beschädigungen, gen Auflasten werden überwiegend Bahnen
was Schutzlagen, Kiesschüttungen mit rundem, mit Vlieseinlage verlegt.
grobem Korn (16 / 32 mm) oder Bepflanzungen
verhindern. Der Markt bietet eine Vielzahl vorge- Verlegung
fertigter Formteile z.B. Anschlüsse für Innen- Dachabdichtungen mit Kunststoff- und Kaut-
und Außenecken, Dachlüfter und -abläufe. Sie schukbahnen werden in der Regel einlagig
erleichtern die Abdichtung komplexer Dach- ausgeführt. Trennlagen zwischen Bahn und
geometrien. Untergrund dienen dazu, chemische Reaktio-
nen bei Unverträglichkeiten zu verhindern (z.B.
Bahnen aus thermoplastischen Kunststoffen zwischen PVC-Bahn und Polystyroldämmung
sind teilweise – mit Ausnahme von einigen oder Bitumen).
Lösemitteln – unempfindlich gegenüber Chemi-
kalien. Sie können durch Erwärmung verformt Befestigungsarten
werden, sodass sich komplizierte Anschlüsse Die mechanische Befestigung eignet sich für
gut realisieren lassen. Kühlt das Material ab, Bahnen mit hoher Reißfestigkeit und Untergrün-
verfestigt es sich wieder. den aus Leichtbaukonstruktionen. Sie erfolgt
mit Schienen oder mit Befestigungselementen
Bahnen aus elastomeren Kunststoffen sind in den Untergrund, die aus Befestiger und Hal-
wegen ihrer weitmaschig vernetzten molekula- tetellern bestehen. Die Befestiger werden in
ren Struktur gummielastisch und thermisch nicht gleichmäßigem Abstand linear zur Bahnkante
verformbar. Die Unempfindlichkeit gegenüber gesetzt und überlappend mit der nachfolgen-
Chemikalien und Lösemitteln und die hohe den Bahn verschweißt. Durchlaufende Schie-
Beständigkeit gegenüber Umwelteinflüssen nen aus Metallprofilen oder -bändern werden in
beeinflussen die Dauerhaftigkeit der Dachab- erforderlichen Abständen angeordnet und mit
dichtung positiv. zusätzlichen Bahnstreifen von ca. 200 bis
C 1.51

126
Gebäudehülle

Dichtungsbahnen Kurzbezeichnung DIN Anwendungs- Höchstzug- max. Dehnung Mindestreißfes- Reißdehnung


temperatur kraft [N] [%] tigkeit [N / mm2] [%]
[°C] längs quer längs quer längs quer längs quer
Bitumen
Nackte Bitumenbahnen R 500 N 52 129 0 –70 350 200 1,5 1,5
Bitumendachbahnen R 500 52 128 0 –70 300 200 2 2
mit Rohfilzeinlage
Glasvliesbitumendachbahnen V 11; V 13 400 300 2 2
Bitumen- Dachdichtungsbahnen 52 130;
Bitumenschweißbahnen 52 131 0 –70
mit Jutegewebe J 300 DD; J 300 S4; J 300 S5 600 500 2 3
mit Glasgewebe G 200 DD; G 200 S4; G200 S5 1000 1000 2 2
mit Glasvlies V 60 S4 400 300 2 2
mit Polyestervlies PV 200 DD; PV 200 S5 800 800 40 40
Bitumendichtungsbahn Cu 0,1 D; Al 0,2 D 18 190-4 0 –70 500 500 5 5
mit Metallbandeinlage
Polymerbitumen
Polymerbitumendach- 52 132
dichtungsbahnen
Polymerbitumen-Schweißbahn 52 133
mit Glasgewebe PYE-G 200 DD; PYE-G 200 (PYE) 1000 1000 2 2
S4; PYE-G 200 G5; PYP-G - 25 –100;
200 S4; PYP-PV 200 S5 (PYP)
mit Polyestervlies PYE-PV 200 DD; PYP-PV 200 DD; -15 –130 800 800 40 40
PYE-PV 200 S5; PYP-PV 200 S5
kaltselbstklebende KSK 18 195-2 200 200 150 150
Bitumendichtungsbahn
Thermoplaste
Ethylencopolymerisat-Bitumen ECB 16 732 produktabhängig 3 – 3,5 3 – 3,5 400–600 400–600
Ethylenvinylacetat EVA produktabhängig 4 –10 4 –10 300–500 300–500
Polyethylen, chloriert PE-C 16 736 produktabhängig 12 12 > 330 > 330
Polyisobuthylen PIB 16 731 produktabhängig 4,5 4,5 350 350
Polyvinylchlorid, weich PVC-P 16 730 produktabhängig 10 –18 10 –18 250–360 250–360
Elastomere
Polychloropenkautschuk CR 7864 - 20 bis 70 8,5 6,9 280 280
Chlorsulfoniertes Polyethylen CSM 16 733 - 20 bis 70 13 15 > 550 > 800
Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk EPDM 7864 - 20 bis 70 5 – 9,8 5 – 9,8 350 –540 350–540
Isopren-Isobuthylen-Kautschuk IIR 7864 - 20 bis 70 7,5 – 8 7,5 – 8 > 450 > 450
C 1.52
250 mm Breite überdeckt. Die Anzahl der Beim Heißluftschweißen wird zwischen die Fest verlegte Beläge
Befestigungselemente hängt von den ermittel- Überlappung erwärmte Luft geblasen (Austritts- Zement, Asphalt gebundene Estriche und in
ten Windsoglasten ab. Eine flächige Verkle- temperatur ca. 600 °C). Mit einer Andrückrolle Mörtel verlegte Platten gehören zu den fest ver-
bung erreicht man mit Heißbitumen und Polyu- presst man die plastifizierten Bahnteile zusam- legten Bodenbelägen. Um Spannungen zu ver-
rethanklebstoffen, welche die Bahnen und den men, sodass eine mindestens 30 mm breite meiden müssen Bewegungsfugen in bestimm-
Untergrund streifenweise oder vollflächig mit- Schweißnahtverbindung entsteht. Gleiches ist ten Abständen ausgebildet werden. Die Beläge
einander verbinden. Bei bituminösen Klebstof- auch durch Heizkeilschweißen möglich. müssen mit einem Gefälle ≥ 1,5 % ausgeführt
fen muss auf eine Bitumenverträglichkeit Bahnen aus elastomeren Kunststoffen kann werden, um Oberflächenwasser in die Abläufe
geachtet werden. man aufgrund ihrer vernetzten molekularen zu leiten.
Einige Bahnen sind mit einer selbstklebenden Struktur nicht schweißen (Ausnahme z.B. teil-
Beschichtung auf der Unterseite für vollflächi- vernetztes CSM). Stattdessen verbinden ein Lose verlegter Nutzbelag
ges Kleben ausgestattet. Bei Dachabdichtun- aufgetragener Kontaktklebstoff nach entspre- Wie im Wegebau lagern Platten (z.B. Beton-
gen mit Auflasten (z.B. Kies, Begrünung) kön- chender Ablüftzeit oder Dichtungsbänder die oder Natursteinplatten) und Pflastersteine (z.B.
nen je nach Bauart der Dachkonstruktion mindestens 50 mm breite Überlappung. Für die Betonstein-, Naturstein- oder Holzpflaster) auf
Befestigungen und Verklebungen in der Fläche Vorfertigung eignet sich das Heißvulkanisieren. einer gleitfähigen Unterlage von ≥ 50 mm Dicke.
entfallen, wenn die Auflasten die Windsogkräfte Die so hergestellten Nähte weisen die gleichen Diese besteht aus Sand (Gefahr des Aus-
aufnehmen. Eigenschaften auf wie die Bahn selbst. schwemmens, Wasser versickert schlecht) oder
aus einer Feinkies- bzw. Splittschicht, die durch
Nahtverbindung ein Filtervlies von der Sandschicht getrennt ist.
Technisch richtig ausgeführte Nahtverbindun- Begehbare Dächer Sie hat den Vorteil, dass Niederschlagswasser
gen bestimmen die Qualität der gesamten teilweise versickern kann. Eine zusätzliche Drän-
Dachabdichtung. Voraussetzung ist ein sorgfäl- Abgedichtete Flächen im Hoch- und Tiefbau schicht führt das durch die Fugen sickernde
tiger Bahnenzuschnitt (vor allem im Randbe- können verkehrstechnisch genutzt werden (z.B. Wasser in den mehrstöckigen Ablauf. Eine
reich), Vermeidung von Faltenwurf und Span- Flachdächer und Tiefgaragen). Neben der sta- Gefälleausbildung des Bodenbelags ist nicht
nungen sowie eine Hochführung aller An- und tischen Tragfähigkeit benötigen sie einen zwingend erforderlich.
Abschlüsse 100 –150 mm über Oberkante geeigneten Belag, der nicht kraftschlüssig und
Dachbelag. dachbahnschonend gelagert ist. Ein Umkehr- Gestelzte Bodenbeläge
Bahnen aus thermoplastischen Kunststoffen dach kann dabei dauerhaft zum Schutz der Der Platten- oder Holzbelag ist durch Stelzlager
lassen sich durch Quellschweißen mit geeigne- hochwertigen Dachbahn beitragen. Beläge für von der Dachabdichtung getrennt. Eine entspre-
ten Lösemitteln homogen verbinden. Dabei begehbare Dächer unterscheiden sich in drei chende Druckfestigkeit der darunter liegenden
sollte die Überlappung je nach Befestigungsart Gruppen nach Art der Lagerung, ihrer Verbin- Schichten vorausgesetzt, hat die Konstruktion
ca. 50 mm betragen (bei einer Schweißnaht- dung untereinander und dem Kontakt zur Vorteile durch ein geringes Eigengewicht,
breite von mindestens 30 mm). Dachabdichtung. schnelles Verlegen und eine ebene Flächenaus-

127
Gebäudehülle

sam tritt- und scherfeste Rasenflächen, höhere Filterschicht


Wasser 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Gräser und Stauden wie auch einzelne Bäume Die Filterschicht verhindert beim Versickern des
(Abb. C 1.55). Die Pflanzen erfordern spezifi- Wassers das Einschlämmen von Feinteilen aus
sche Bodenaufbauten und Dimensionierungen, der Vegetationsschicht in die Dränschicht, was
darüber hinaus müssen sie ständig gepflegt deren Funktionsfähigkeit einschränken würde.
und bewässert werden. Ist die Körnung der Tragschicht grob und die
der Dränschicht fein abgestuft, wirkt die Drän-
Schichtenaufbau schicht ihrerseits filternd. Filterschichten werden
Ausgehend vom Regelaufbau des ein- und als mineralische Schüttungen, Platten und Vlies-
zweischaligen Dachs kommen weitere Schich- stoffe (aus PA, PP, PET, Glasfaser oder Stein-
ten hinzu, um die erweiterten Anforderungen an wolle) angeboten.
ein begrüntes Dach zu erfüllen. Teilweise über-
Wärme Dampf 1 Vegetation schutz nehmen einzelne Schichten mehrere Funktio- Dränschicht
2 Pflanzenträger 6 Abdichtung
3 Filtervlies 7 Wärmedämmung
nen, andere entfallen. Die Schichtenfolge von Die Dränschicht führt das einsickernde, über-
4 Dränschicht 8 Dampfsperre außen nach innen erfolgt prinzipiell nach dem schüssige Wasser zu den Dacheinläufen, um
5 ggf. Wurzel- 9 Tragkonstruktion Schema: Pflanzen, Pflanzenträger, Filterschicht, Staunässe zu vermeiden. Gleichzeitig hat die
C 1.53 Dränschicht, Stoßschutz, Wurzelschutz, Trenn- Dränschicht durch mittlere Porengrößen die
bildung, da das Wasser durch die offenen lage, Dachabdichtung (Abb. C 1.53). Grund- Aufgabe, einen Anteil des Sickerwassers für die
Fugen auf die Dachabdichtung und in die ver- sätzlich ist auch die Bepflanzung eines Umkehr- Pflanzen verfügbar zu speichern. Die Drän-
deckt liegenden Abläufe fließt. Die Stelzlager dachs möglich. schicht wird dann von den Pflanzen durchwur-
bestehen aus einfachen Kanthölzern, Unterfüt- zelt. Sie entspricht dem natürlichen Unterboden
terungen aus Mörtelsäcken oder höhenverstell- Pflanzen und gliedert sich analog zu den Pflanzenträ-
baren Lagern mit Fugenkreuz. Der Markt bietet Moos- und Sedumarten sowie viele Pflanzen, gern:
dazu eine Vielzahl von Varianten an. die sich versamen oder Ausläufer bilden, brei-
ten sich witterungsabhängig zu unterschied- • Abhängig von der Dachneigung werden unge-
lichen Jahreszeiten über die extensiv genutzte brochene (bis 5 °) und gebrochene (bis 20 °)
Begrünte Dächer Dachfläche aus. Eine permanent grüne Fläche mineralische Schüttstoffe verwendet. Bei einer
ist nur bei intensiver Dachbepflanzung zu errei- Dachneigung über 20 ° werden zur Sicherung
Durch Begrünung und Bepflanzung ist es mög- chen. Sie kann der eines Gartens gleichen. zusätzlich Lattenroste eingesetzt.
lich, überbaute Fläche im privaten oder öffentli- • Dränplatten aus expandiertem Polystyrol
chen Bereich mehrfach zu nutzen. Neben gestal- Pflanzenträger (EPS), bitumengebundenen extrudierten Poly-
terischen Aspekten kann die Grünfläche den Der Pflanzenträger hat die Aufgabe, Wasser zu styrolkugeln (XPS) und verformte, geschäumte
Nutzern zur Freizeit und Erholung dienen. Aus speichern oder abzuleiten, Nährstoffe zu binden Platten eignen sich auch für Neigungen über
ökologischer Sicht verbessern begrünte Flächen und Halt für die Wurzeln der Pflanzen zu bieten. 20 °, wenn sie gegen Schub gesichert sind.
auf Bauwerken das Mikroklima in der Stadt, Er bestimmt durch Schichtdicke, Korngröße und • Matten aus Strukturvlies, Kunststoffnoppen
indem sie Temperaturspitzen ausgleichen, die Form, stoffliche Zusammensetzung und Wasser- (PE, Kautschuk) oder verschweißte, recycelte
Luftfeuchtigkeit erhöhen und eine bessere Staub- speicherungsvermögen die Art der Bepflan- Flocken aus Kunststoffschaum (PE) besitzen
bindung gegenüber bekiesten Dachflächen auf- zung. Ab einer Neigung von 15 ° vermeidet eine eine hohe Dränleistung bei geringer Dicke
weisen. Darüber hinaus schützt die Grünfläche Vegetationsmatte die Erosion des Trägers. Die (10 – 35 mm). Sie speichern wenig oder gar
die Dachabdichtung vor UV-Strahlung. Begrünte Vielzahl der Pflanzenträger gliedert sich nach kein Wasser.
Dächer werden wegen ihrer Vegetationsschicht Form und Zusammensetzung:
als »brennbar« eingestuft. Sie erfordern daher Wurzelschutz
Maßnahmen wie Randabstände und eine nicht • Schüttstoffe mit unterschiedlichen organischen Die dauerhafte Wurzelfestigkeit von Dichtungs-
brennbare Wärmedämmung. Die zusätzlichen und anorganischen Anteilen und Porenstruktu- bahnen ist von ihrer stofflichen Zusammenset-
Schichten der Begrünung erhöhen die Wärme- ren, z.B. mineralisch-organische Bodengemi- zung abhängig. Sind Bahnen und Nähte nicht
dämmwirkung und funktionieren als Retentions- sche, Humus, Lavagemische, Bims, Blähton dauerhaft wurzelfest, verhindern Metallband-
fläche für Niederschlagswasser, sie speichern • Platten aus Mineralwolle, mineralisch angerei- oder Polyestereinlagen in bituminösen Bahnen
Wasser und geben es verzögert wieder ab. Zur cherter PUR-Schaum oder eine zusätzliche ganzflächige Wurzel-
Begrünung eignen sich flache und geneigte • Matten aus natürlichen und synthetischen schutzbahn (z.B. PE-Bahn) die Durchwurze-
Dächer bis ca. 25 ° Dachneigung. Je stärker Fasern zusammen mit Schüttstoffen lung.
die Neigung, desto höher ist der Aufwand für
Wasserspeicherung und Schubsicherung.
Abhängig von der Funktion lassen sich extensive
und intensive Dachbegrünung unterscheiden:

Extensive Dachbegrünung
Extensive Begrünungen benötigen wenig Auf-
wand bei der Ausführung und Pflege, da die
niedrig wachsenden Pflanzen Trockenheit ertra-
gen und der Schichtenaufbau gering dimensio-
niert werden kann. Diese Art der Begrünung wird
oft bei geneigten Dächern oder nachträglich bei
bekiesten Dachflächen angewendet
(Abb. C 1.54).

Intensive Dachbegrünung
Unter intensiver Begrünung versteht man gleich-
C 1.54 C 1.55

128
Gebäudehülle

Membranen

geschlossene Materialien offene Materialien Spezialmaterialien

Polyestergewebe unbeschichtete oder


beschichtete Gewebe PVC-beschichtet Außen- / Innenbereich Wärmedämmmaterial PC-Röhrchenmatte
imprägnierte Gewebe
Glasgewebe
PTFE-beschichtet PTFE-Gewebe
Baumwollgewebe Schallschutz-
Glasgewebe
Monofilgewebe aus Fluorkunststoff membranen
Silikon-beschichtet
perforierte ETFE-Folie
perforierte PC-Folie
Glasgewebe
laminierte Gewebe Edelstahlgewebe
PTFE-laminiert
Innenbereich
gasdichtes Polyestergewebe
untrennbare Glasgewebe
Membranmaterial PU-beschichtet
Polyestergewebe

ETFE-Folie Low-E Glasgewebe


Folien THV-Folie Low-E Glasgewebe fluorpolymerbeschichtet
PVC-Folie Low-E Glasgewebe
PTFE-beschichtet C 1.56

Membranen Kugel, Kuppel oder Zylinder. Diese benötigen Faserarten bestehen:


eine Unterkonstruktion, die von der Membran
Mit dem Begriff Membran assoziiert man im Bau- umgeben ist, oder pneumatischen Druck von • Naturfasern
wesen leichte, auf Zug belastete, weit gespann- innen, der die Membran spannt. Antiklastische • mineralische Fasern
te Flächen aus dünnen, lichtdurchlässigen Formen sind gegensinnig gekrümmt und stabili- • metallische Fasern
Geweben oder Folien. Diese bilden mit Seilen sieren sich selbst ohne Unterkonstruktion (z.B. • Fasern aus thermoplastischen Kunststoffen
und druckbelasteten Stützen aus Stahl, Beton Sattelflächen oder hyperbolische Paraboloiden).
oder Holz die Membrankonstruktion. Parallel zur Je nach Bindungsart (Webart) besitzen die Roh-
Entwicklung der Kunststoff-Verbundwerkstoffe Werkstoffe gewebe unterschiedliche mechanische Kenn-
begannen Ingenieure in den 1950er-Jahren Isotrope Werkstoffe weisen in alle Richtungen werte in den Anisotropie-Richtungen Kette und
Membran als Wetter- und Sonnenschutz oder annähernd gleiche mechanische Eigenschaften Schuss. Unbeschichtete Gewebe stellen schon
als temporäre Überdachungen einzusetzen. Die auf. Zu ihnen zählen Folien aus Metall und aus das Endprodukt dar.
Entwicklung neuer Materialien und mehrlagiger thermoplastischen Kunststoffen. Bei beschichteten Geweben wird nach einer haf-
Membranen ermöglichen darüber hinaus perma- Die Grundlage von Membranen aus anisotropen tungsverbessernden Vorbehandlung in mehre-
nente Dachkonstruktionen, die komplexen bau- Werkstoffen sind textile Produkte. Entsprechend ren Arbeitsschritten beidseitig PVC, Silikon oder
physikalischen Anforderungen gerecht werden. ihrer Herstellung werden sie in drei Gruppen PTFE aufgebracht. Beschichtungen schützen
eingeteilt: das Gewebe vor Feuchtigkeit (bei Glasgewebe),
Formen UV-Strahlung (bei Polyestergewebe), Feuer und
Membranen können nur Zugkräfte übertragen. • Maschenwaren (Gewirke, Gestricke) Befall von Mikroorganismen. Sie verbessern so
Da die Zugkräfte der gespannten Fläche bei • Webwaren (Gewebe und Nähgewebe) die Dauerhaftigkeit und das Schmutzverhalten
ebenen Tragwerken gegen Unendlich gehen • »Non Wovens« (Vliese, Filze, Fadengelege) der Membranwerkstoffe. Die Beschichtung
und Wind und Niederschlag große Schwingun- ermöglicht neben dem Nähen und Kleben der
gen und Verformungen verursachen, erfordern Da Gewebe aus annähernd orthogonal zueinan- Gewebe auch das Verschweißen einzelner Teile.
Membrankonstruktionen dreidimensionale vor- der stehenden Kett- und Schussfäden verwebt Um die Oberfläche zu veredeln und das Ver-
gespannte oder vorgekrümmte Flächengeomet- sind, einen nichtlinearen Kraft-Dehnungsverlauf schmutzungs- und Reinigungsverhalten zu ver-
rien. Dabei unterscheidet man in synklastische haben und unelastisch sind, eignen sie sich bessern, werden Membranen zusätzlich mit
und antiklastische Formen. Synklastische For- hervorragend zur Lastabtragung. Beschichtungsmaterialien auf Fluorpolymer-
men sind gleichsinnig gekrümmte Flächen wie Die verwendeten Garne können aus folgenden oder Acrylharzbasis versiegelt.

C 1.53 einschalige Dachkonstruktion, begrünt (Schema)


C 1.54 extensive Dachbegrünung
C 1.55 intensive Dachbegrünung, gestelzter Bodenbelag
C 1.56 systematische Darstellung von Membran-
materialien
C 1.57 PVC-beschichtetes Polyestergewebe, Über-
dachung Haupttribüne, Sportstadion Oldenburg
(D) 1996, Architektengemeinschaft Marschweg-
stadion
C 1.58 PVC-beschichtetes Glasfasergewebe (zweilagig,
pneumatisch), Radstadion, Aigle (CH) 2002,
Pascal Grand
C 1.57 C 1.58

129
Gebäudehülle

Membrane Flächen- Richtwerte der Bau- Knick Transluzenz UV- Dauer-


gewicht Zugfestigkeit in stoff- beständig- Bestän- haftig-
Anlehnung an klasse keit digkeit keit
DIN 53 353
[g / m ]
2
[N / 5 cm] [– bis •] [%] [– bis •] [a]
Folien
ETFE-Folie 50 μm 87,5 64 / 56 B1 – bis 96 • > 25
80 μm 140 58 / 54 B1 – •
100 μm 175 58 / 57 B1 – •
150 μm 262,5 58 / 57 B1 – •
200 μm 350 52 / 52 B1 – •
THV-Folie 500 μm 980 22 / 21 B1 bis ca. 95 > 20
Unbeschichtete Gewebe
Baumwollgewebe 350 1700 /1000 B2 • unterschiedlich – <5
520 2500 / 2000 B2 • unterschiedlich –
PTFE-Gewebe 300 2390 / 2210 A2 • bis 37 • > 25
520 3290 / 3370 A2 • bis 37 • > 25
710 4470 / 4510 A2 • bis 37 • > 25
Beschichtete Gewebe
PVC-beschich- C 1.60
tete Polyester-
gewebe Typ I 800 3000 / 3000 B1 • bis 20 > 20
Typ II 900 4400 / 3950 B1 • bis 17,5
Typ III 1050 5750 / 5100 B1 • bis 15
Typ IV 1300 7450 / 6400 B1 • bis 12,5
Typ V 1450 9800 / 8300 B1 • bis 10
Typ VI 2000 13 000 /13 000 B1 • bis 7,5
PTFE-beschich- 800 3500 / 3500 A2 – 15 • > 25
tetes Glasgewebe 1150 5800 / 5800 A2 – 12 •
1550 7500 / 6500 A2 – 8 •
silikonbeschichtetes 800 3500 / 3000 A2 – bis 25 • > 20
Glasfasergewebe 1270 6600 / 6000 A2 – bis 25 •
PVC-beschichtetes 900 7000 / 9000 B1 prinzipiell keine – > 20
Aramidfasergewebe 2020 24 500 / 24 500 B1 prinzipiell keine –
ETFE-Gewebe; 250 1200 / 1200 B1 • bis ca. 90 • > 25
THV-beschichtet
C 1.59
C 1.59 physikalische Kennwerte von Membranmaterialien C 1.61 ETFE-Folienkissen, Allianz Arena, München (D)
C 1.60 PTFE-beschichtetes Glasfasergewebe, Carport, 2005, Jacques Herzog & Pierre de Meuron
Amt für Abfallwirtschaft, München (D) 1999, Acker- C 1.62 Ökobilanzdaten von Dachdeckungen und
mann und Partner Dachabdichtungen C 1.61
Anwendungsgebiete und Eigenschaften Materialkategorien erhält man PTFE- oder ETFE-beschichtetes Glas-
Die Montagezeit von Membranen ist deutlich Membranwerkstoffe lassen sich in wasserdichte, fasergewebe dagegen nur in Flächen bis 2500
kürzer als die von konventionellen Überda- geschlossene und wasserdurchlässige, offene m2. Zusammen mit ETFE-Folien stellen PTFE-
chungen, da die Konfektionierung des Materi- Materialien gliedern, da die Wasserdichtheit oder ETFE-beschichtetes Glasfasergewebe und
als und die Ausbildung von Randanschlüssen meistens Hauptanwendungskriterium ist. PVC-beschichtetes Polyestergewebe das Mate-
im Werk vorbereitet wird. rial für ca. 90 % aller Membrankonstruktionen.
Aufgrund des geringen Gewichts von 200 bis Geschlossene Materialien Die Dauerhaftigkeit von ETFE-Folien liegt bei
1500 g / m2 können wandelbare Dächer – z.B PVC-beschichtetes Polyestergewebe und PTFE- über 25 Jahren. Sie werden vorwiegend für
Tennisstadion am Rothenbaum, Hamburg beschichtetes Glasgewebe können aufgrund pneumatische, transluzente Konstruktionen ver-
(siehe Beispiel 25, S. 261ff.) – und stützenfreie, ihrer technischen Eigenschaften im Außenbe- wendet und lassen sich gut bedrucken. Ihre
weit gespannte Konstruktionen realisiert wer- reich als Wetterschutz eingesetzt werden. PVC- hohe Schubsteifigkeit erfordert einen sehr präzi-
den. beschichtetes Polyestergewebe mit verschiede- sen Zuschnitt. Dieser bildet die Grundlage für
Mehrlagige Membransysteme erfüllen zusätz- nen Oberflächenveredelungen eignet sich mit unregelmäßige und gekrümmte Formen. THV-
lich Wärmeschutzkriterien mit U-Werten von seiner guten Knickbeständigkeit für wandelbare Folie (Tetrafluorethylen-Hexafluorpropylen-Vinyl-
2,7 bis 0,8 W / m2K und wirken zudem schall- und wiederverwendbare Membrankonstruktio- idenfluorid-Copolymer) besitzt eine geringere
dämmend. nen. Es ist schwer entflammbar und mit 15 – 20 Reißfestigkeit, ist aber elastischer und leichter zu
Transparente Folien haben im Vergleich zu Jahren relativ dauerhaft. verarbeiten.
Glas eine höhere UV-Durchlässigkeit, was sich Das nicht brennbare, PTFE beschichtete Glas- PVC-Folie weist ein stark temperaturabhängiges
vorteilhaft auswirkt bei Schwimmbädern oder gewebe weist eine Dauerhaftigkeit von über Dehnungsverhalten und eine geringe Festigkeit
bei Gebäuden, in denen Licht für das Wachs- 25 Jahren auf. Es besitzt eine selbstreinigende auf. Daher ist sie nur für Innenanwendungen
tum von Pflanzen benötigt wird. Oberfläche und nimmt aufgrund seiner Beschich- geeignet.
Mit mehrlagigen pneumatisch vorgespannten tung keine Feuchtigkeit auf. Die Transluzenz ist
Membrankonstruktionen aus Folien (Kissen) je nach Gewebedichte und Beschichtungsdicke Offene Materialien
erreicht man neben dem Wärmeschutz eine von 0 bis 50 % steuerbar. Im Vergleich zu PVC- Unbeschichtete PTFE-Gewebe eignen sich sehr
hohe Transluzenz und Transparenz. Bei einer beschichtetem Polyestergewebe besitzt es gut für wandelbare Konstruktionen, bei denen
dreilagigen Ausbildung ermöglicht das pneu- jedoch eine geringere Elastizität und Knickbe- keine Regendichtigkeit gefordert ist, z.B. für Falt-
matische Verstellen der Mittellage unterschied- ständigkeit. membranen bei Verschattungssystemen. Baum-
liche Lichttransmissionsgrade, wenn die mittle- Faktoren wie Entwurfsidee, statische Berechnun- wollgewebe können temporär im Innen- und
re und obere Membrane mit einem versetzten, gen und Funktionsanforderungen bestimmen die Außenbereich eingesetzt werden. Das Quellver-
lichtreflektierenden Muster bedruckt ist. Materialwahl ebenso wie die erwarteten Modul- halten von Baumwolle bei Nässe bewirkt die
Derzeit befinden sich Membransysteme zur größen. PVC-beschichtetes Polyestergewebe geforderte Regendichtigkeit. Die Raumakustik
aktiven Nutzung von Solarenergie in der Ent- kann bis 10 000 m2 konfektioniert werden. kann durch mikroperforierte Membranen aus
wicklung. Wegen der Handhabung bei der Fertigung Gewebe oder Folie beeinflusst werden.

130
Gebäudehülle

Dachbeläge PEI PEI GWP ODP AP EP POCP Dauer-


Schichtaufbau Primärenergie Primärenergie Klima- Ozon- Ver- Über- Sommer- haftigkeit
* Datenherkunft siehe Ökobilanzierung, S. 100 nicht ern. erneuerbar gase abbau sauerung düngung smog
[MJ] [MJ] [kg CO2 eq] [kg R11 eq] [kg SO2 eq] [kg PO4 eq] [kg C2H4 eq] [a]

Dachdeckungen
Flachdachpfanne, Anschlüsse Titanzink 331 180 11 0 0,10 0,0053 0,012 50
Ziegelflachdachpfanne, 20 mm
Holzlattung, 24 ≈ 48 mm
Unterspannbahn Polyethylen (PE-HD), 0,5 mm

Betonstein, Anschlüsse Titanzink 288 155 4 0,000012 0,10 0,0061 0,012 50


Betondachstein, 20 mm
Holzlattung, 24 ≈ 48 mm
Unterspannbahn Polyethylen (PE-HD), 0,5 mm

Titanzinkblech 458 143 17 0,000015 0,16 0,0086 0,013 70


Titanzinkblech Doppelstehfalz, 0,7 mm
Holzschalung Bretter, 24 mm

Kupferblech* 830 130 35 0,000033 1,16 0,012 0,024 80


Kupferblech Doppelstehfalz, 0,7 mm
Holzschalung Bretter, 24 mm

Faserzementplatte*, Anschlüsse Titanzink 689 197 26 0 0,21 0,014 0,028 40


Faserzement-Wellplatte, 8 mm
Holzlattung, 24 ≈ 48 mm
Unterspannbahn Polyethylen (PE-HD), 0,5 mm
MDF-Platte, 18 mm

Schieferschindel*, Anschlüsse Kupfer 999 138 24 0,000087 0,65 0,014 0,058 70


Schieferschindel altdeutsche Deckung, 5 mm
Bitumendachbahn V 13, 5 mm
Holzschalung Bretter, 24 mm

Holzschindel, Anschlüsse Kupfer 501 708 -44 0,000019 0,50 0,010 0,026 40
Holzschindel dreifach, 24 mm
Holzlattung, 24 ≈ 48 mm
Unterspannbahn Polyethylen (PE-HD), 0,3 mm
Holzschalung Bretter, 24 mm

Bitumenschindel, Anschlüsse Titanzink 910 115 22 0,000086 0,33 0,013 0,057 25


Bitumenschindel, 3 mm
Holzfaserplatte, 24 mm

Dachabdichtungen
Bitumenbahn, bekiest 1355 38 40 0 0,50 0,019 0,091 25 – 30
Kies, 50 mm
Polyestervlies (PES), 2 mm
Dachabdichtung Bitumenbahn (PYE PY200 S5), 5 mm
Dachabdichtung Bitumenbahn (G200 S4), 4 mm

PVC, bekiest 394 58 27 0 0,20 0,014 0,022 25 – 30


Kies, 50 mm
Dachabdichtung PVC-Bahn, 2,4 mm
Lochglasvliesbahn, 3 mm
Dampfsperre Polyethylen (PE-HD), 0,4 mm

EPDM, bekiest 394 28 17 0 0,13 0,0086 0,028 25 – 35


Kies, 50 mm
Dachabdichtung EPDM-Bahn, 1,2 mm
Lochglasvliesbahn, 3 mm
Dampfsperre Polyethylen (PE-HD), 0,4 mm

PVC, extensiv begrünt 848 69 46 0 0,54 0,019 0,054 30 – 40


Substrat Humus, 80 mm
Filtervlies Polyethylen (PE-HD), 0,1 mm
Filterschicht Blähton, 30 mm
Dränageplatten extrudiertes Polystyrol (XPS), 30 mm
Wurzelschutzbahn Polyestervlies, 1,5 mm
Dachabdichtung PVC-Bahn, 2,4 mm
Lochglasvliesbahn, 3 mm
Dampfsperre Polyethylen (PE-HD), 0,4 mm

C 1.62

131
Dämmen und Dichten

C 2.1
Seit Beginn der Industrialisierung im 18. Jh. ist Daher müssen Dämm- und Dichtheitskonzepte
die Kohlendioxidkonzentration in der Atmo- im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung
sphäre um mehr als 30 % gestiegen und hat frühzeitig aufeinander abgestimmt werden.
vermutlich das höchste Niveau innerhalb der
letzten 20 Millionen Jahre erreicht.
Neben Emissionen aus der intensiven Landwirt- Grundlagen Dämmen
schaft (Methan und Distickstoffoxid) trägt vor
allem das bei der Verbrennung von fossilen Die Dämmwirkung eines Stoffes verbessert
Energieträgern freigesetzte Kohlendioxid zum sich, je kleiner, zahlreicher und gleichmäßiger
Treibhauseffekt und somit zur globalen Erder- die eingeschlossenen Luftporen in ihm verteilt
wärmung bei. sind; die ruhende Luft leitet Wärme stets
In Deutschland wird über ein Drittel der jährli- schlechter als das umgebende Material. Nach
chen Endenergie für das Beheizen von Gebäu- DIN 4108 gelten Baustoffe, deren Wärmeleit-
den verbraucht. Wärmedämm- und Dichtstoffe fähigkeit ¬ kleiner als 0,1 W / mK ist, als Wärme-
reduzieren den Heizwärmebedarf von Alt- wie dämmstoffe (Abb. C 2.4).
Neubauten erheblich. Ein zeitgemäßer Wärme- Aufgrund des wachsenden Dämmstoffbedarfs
schutz spart nach spätestens zwei Heizperio- und der steigenden Anforderungen an den
den bereits mehr Energie ein als Herstellung Wärmeschutz hat sich die Produktvielfalt der
und Transport der Dämmstoffe benötigen. auf dem Markt erhältlichen Dämmstoffe stetig
Ruhende Luftschichten hinter Holzverschalun- erhöht. Mineralfaserdämmstoffe und Hart-
gen und das zu Beginn des 20. Jh. aufkommen- schaumstoffe stellen mit über 90 % den über-
de zweischalige Mauerwerk gelten als erste wiegenden Marktanteil. In den vergangenen
baukonstruktive Maßnahmen für den baulichen Jahren wurden Dämmstoffe aus nachwachsen-
Wärme- und Feuchteschutz. In den 1920er-Jah- den Rohstoffen wiederentdeckt und ihre
ren waren bereits Dämmstoffe aus Holzwolle, Anwendungsmöglichkeiten erweitert.
Kork und mineralischen Fasern erhältlich. Aller- Innovative Dämmstoffe wie z.B. Vakuum-Isolati-
dings bestand die primäre Aufgabe des bauli- ons-Paneele (VIP) oder IR-Absorber-modifizier-
chen Wärmeschutzes bis in die 1970er-Jahre te Polystyroldämmstoffe (siehe Die Entwicklung
darin, Bauschäden zu vermeiden und hygieni- innovativer Materialien, S. 29) erreichen erheb-
sche Wohnbedingungen sicherzustellen. lich verbesserte Dämmwerte (Abb. C 2.7).
Die Baustoffindustrie bietet für wärmegedämm-
Energieeinsparung te Außenwände zahlreiche Produkte an, die
Als Folge der Energiekrise, der rapide steigen- sowohl tragen als auch dämmen, z.B. Leicht-
den Rohölpreise und der damit verbundenen hochlochziegel. Die dämmende Funktion ver-
Einsicht zur notwendigen Reduktion des Ener- mindert dabei die Tragfähigkeit des Materials.
gieverbrauchs wurde in Deutschland 1977 die Diese Produkte behandelt das Kapitel Kerami-
erste Wärmeschutzverordnung (WSVO) erlas- sche Baustoffe (siehe S. 50f.).
sen, die 1982 und 1994 novelliert wurde. Sie
hatte vornehmlich das Ziel, durch Festlegung Gliederung
maximaler Wärmedurchgangskoeffizienten die Dämmstoffe unterscheiden sich in Bezug auf
Transmissionswärmeverluste von Außenbautei- ihre Rohstoffbasis (Abb. C 2.2):
len zu reduzieren und somit den Heizwärmebe-
darf zu verringern. Die seit 2002 gültige Ener- • anorganische, mineralische Dämmstoffe
gieeinsparverordnung (EnEV) berücksicht • organische Dämmstoffe
C 2.1 Thermographie (Wärmebild) von Gebäuden darüber hinaus den Einfluss der Gebäudedicht-
C 2.2 systematische Darstellung von Dämmstoffen heit durch die Ermittlung der Lüftungswärmever- Sowohl organische als auch anorganische
nach ihrer Rohstoffbasis luste. Dämmstoffe können aus natürlich oder synthe-
C 2.3 Behaglichkeitsfeld in Abhängigkeit vom U-Wert
der Wand bei einer Außentemperatur von – 10 °C
Bei Gebäudehüllen mit gutem Wärmeschutz tisch hergestellten Rohstoffen bestehen.
C 2.4 Dämmstoffdicke zum Erreichen eines Wärme- wirkt sich deren Luftdichtheit entscheidend auf Nach dem strukturellen Aufbau wird unter-
durchlasswiderstands von 0,3 W / m2K den Heizenergiebedarf aus (siehe S. 142). schieden in:

132
Dämmen und Dichten

Dämmstoff

anorganisch, mineralisch organisch

aus natürlichen Rohstoffen aus synthetischen Rohstoffen aus natürlichen Rohstoffen aus synthetischen Rohstoffen

Blähton Blähglas Baumwolle Harnstoff-Formaldehydharz-


expandierte Perlite Kalzium-Silikat Flachs Ortschaum (UF)
Naturbims Keramikdämmschaum Getreidegranulat Melaminharz-Hartschaum
Schaum aus Kaolin oder Perlite Mineralwolle (MW) aus Glas- oder Hanf Phenolharz-Hartschaum (PF)
Vermiculite (Blähglimmer) Steinwolle Hobelspäne Polyesterfasern
Schaumglas (CG) Holzfaser (WF) Polystyrol-Hartschaum (EPS)
Vakuum-Isolations-Paneel (VIP) Holzwolleplatten (WW) Polystyrol-Extruderschaum (XPS)
Kokosfaser Polyurethan-Hartschaum (PUR)
Korkerzeugnisse Polyurethan-Ortschaum (PUR)
Schafwolle
Schilfrohr
Stroh / Strohleichtlehm
Torf
Zellulosefaser
C 2.2

• Faserdämmstoffe Thermische Behaglichkeit auch die Transmissions- und Lüftungswärme-


• geschäumte Dämmstoffe Für das Behaglichkeitsempfinden von Men- verluste kleiner. Mit der Absenkung der Raum-
• Granulate / Schüttungen schen in geschlossenen Räumen spielen lufttemperatur um 1 K können Einsparungen
neben der Kleidung und der körperlichen Akti- beim Heizwärmebedarf in Höhe von ca. 6 %
Faserstoffe bilden eine Art Haufwerk und ver- vität weitere Einflussgrößen eine Rolle: erzielt werden.
hindern somit die Luftbewegung. Bei
geschäumten Dämmstoffen unterbindet die • Luftbewegung Wärmeschutz
feste Zellstruktur und darin eingeschlossene • Raumluftfeuchte Die Qualität des Wärmeschutzes basiert auf
Luft bzw. spezielle Gase die Konvektion. • Raumlufttemperatur und deren Schwankun- den thermischen Eigenschaften der eingesetz-
gen ten Baustoffe und Bauteile sowie deren Dimen-
• mittlere Innenoberflächentemperatur sionierung. In der kalten Jahreszeit existiert
Funktionen und Anforderungen über die Gebäudehülle ein stetiger Wärmefluss
Der von den meisten Menschen als angenehm von innen nach außen.
Im bezugsfertigen Gebäude sind Dämmstoffe empfundene, temperaturabhängige Behaglich- Der Begriff »Dämmung« beschreibt die Haupt-
in der Regel »unsichtbar«. Sie erfüllen eine keitsbereich konnte durch umfangreiche Mes- funktion von Wärmedämmstoffen, den Wärme-
Reihe von Aufgaben und Funktionen: sungen ermittelt werden (Abb. C 2.3). Raum- strom durch die Bauteilschichten zu verringern.
lufttemperatur und mittlere Innenoberflächen- Die teilweise noch geläufige Bezeichnung »Iso-
• Sicherung eines behaglichen und hygieni- temperatur haben einen etwa gleich großen lierung« impliziert Undurchdringlichkeit und
schen Raumluftklimas Einfluss auf die Entwärmung und somit auf das sollte im Zusammenhang mit Dämmstoffen
• Reduktion der Transmissions- und Lüftungs- Behaglichkeitsempfinden des Menschen. Bei nicht verwendet werden.
wärmeverluste Gebäuden mit einem guten Wärmeschutz kann
• Wärmeschutz im Sommer durch die höheren Innenoberflächentemperatu- Wärmeleitfähigkeit
• Schallschutz (je nach Dämmstoff) ren – bei gleicher Behaglichkeit – die Raumluft- Der Abfluss von Wärme erfolgt durch Leitung,
• Schutz der Baukonstruktion vor Kondensa- temperatur erheblich niedriger sein. Strahlung und Konvektion. Als bauphysikali-
tionsfeuchte oder Frost Bei einer geringeren Raumlufttemperatur sind sche Maßeinheit fasst die Wärmeleitfähigkeit

30

25
durchgangswiderstands von 0,3 W/m 2K

19 °C behaglich
20
zum Erreichen eines Wärme-

20
Dämmstoffdicke s [cm]

10

15 2 K 2 K 2 K
K
2

/m /m /m
/m

W W W
W

5 0 5
0, =1, =1,
Vakuum-Isolations-
medämmung TWD
Wärmedämmziegel
2

transparente Wär-
expandierter Kork

modifiziertes EPS
0,

U= U
Getreidegranulat

Holzwolle-Mehr-
PU-Hartschaum

Holzwolle-Platte
PS-Hartschaum

dämmplatte WF

U
U=

Kalzium-Silikat

Polyesterfaser

Zellulosefaser
PS-Extruder-
schaum XPS

IR-Absorber-
schichtplatte
Mineralwolle

Schaumglas

Holz, Fichte
expandierte

Kokosfaser
Baumwolle

Hanffasern

Schafwolle

Paneel VIP
Vermikulite

Holzfaser-

0 15 20 25
Blähton

WW-C
Flachs
Perlite

PUR
EPS

WW

C 2.3 C 2.4

133
Dämmen und Dichten

C 2.5 Anwendungsgebiete von Wärmedämmungen


nach DIN V 4108-10, Tabelle 1
C 2.6 Differenzierung von bestimmten Produkteigen-
schaften nach DIN V 4108-10, Tabelle 2

Anwendungsgebiet Kurzzeichen Anwendungsbeispiele

Decke, Dach DAD Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Deckungen
DAA Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Abdichtungen
DUK Außendämmung des Daches, der Bewitterung ausgesetzt (Umkehrdach)
DZ Zwischensparrendämmung, zweischaliges Dach, nicht begehbare aber zugängliche oberste Geschossdecken
DI Innendämmung der Decke (unterseitig) oder des Daches, Dämmung unter Sparren/Tragkonstruktion, abgehängte Decke usw.
DEO Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter Estrich ohne Schallschutzanforderungen
DES Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter Estrich mit Schallschutzanforderungen

Wand WAB Außendämmung der Wand hinter Bekleidung


WAA Außendämmung der Wand hinter Abdichtung
WAP Außendämmung der Wand unter Putz
WZ Dämmung von zweischaligen Wänden, Kerndämmung
WH Dämmung von Holzrahmen- und Holztafelbauweise
WI Innendämmung der Wand
WTH Dämmung zwischen Haustrennwänden mit Schallschutzanforderungen
WTR Dämmung von Raumtrennwänden

Perimeter PW außenliegende Wärmedämmung von Wänden gegen Erdreich (außerhalb der Abdichtung)
PB außenliegende Wärmedämmung unter Bodenplatte gegen Erdreich (außerhalb der Abdichtung)

C 2.5

¬ [W / mK] die drei Wärmetransportmechanis- terungs- und nutzungsbedingten Temperatur- teilen sollte der Diffusionswiderstand der ein-
men zusammen. Dabei gilt: je niedriger die schwankungen auszugleichen. Die spezifische zelnen Bauteilschichten von innen nach außen
Wärmeleitfähigkeit, um so besser die Wärme- Wärmekapazität c gibt das Speichervermögen abnehmen. Die Menge des ein- und ausdiffun-
dämmwirkung eines Baustoffs. Metalle sind eines Baustoffs an. Aufgrund ihres geringen dierenden Wassers und somit eine eventuelle
aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften mit Gewichts verfügen Dämmstoffe meist nur über Gefährdung der Dämmstoffe lassen sich mit
bis zu 400 W / mK besonders leitfähig, Vakuum- eine geringe Wärmespeicherfähigkeit. Schwere dem »Glaserverfahren« (DIN 4108-3) über-
Isolations-Paneele erreichen mittels Luftleere Dämmstoffe wie Holzfaserdämmplatten (Roh- prüfen.
(Thermoskannenprinzip) Tiefstwerte zwischen dichte > 100 kg / m3) können in Bereichen, die
0,004 und 0,008 W / mK. zur Überhitzung neigen (z.B. ausgebaute Dach- Schallschutz
Die bisher gültige Einteilung von Wärmedämm- räume), den sommerlichen Wärmeschutz durch In Bezug auf schalldämmende Eigenschaften
stoffen in Wärmeleitfähigkeitsgruppen (z.B. ihr höheres Speichervermögen verbessern. unterscheidet man im Hochbau zwischen
WLG 035 oder WLG 040) wurde mit Einführung Dämmstoffen für den Luft- und den Trittschall-
der europäischen Produktnormen abgelöst. Die Feuchteschutz schutz.
Kennzeichnung erfolgt gemäß DIN 4108-4 mit Wärme- und Feuchteschutz von Gebäuden ste- Zur Verbesserung des Luftschallschutzes von
dem so genannten Bemessungswert der Wär- hen in enger Wechselbeziehung. Wasser Leichtbauwänden oder Hohlräumen eignen
meleitfähigkeit, dessen Angabe in 1-mW-Stufen besitzt bei 15 °C mit ¬ = 0,598 W / mK eine rund sich besonders weiche Faserdämmstoffe mit
möglich ist (z.B. ¬ = 0,028 W / mK). 25-mal höhere Wärmeleitfähigkeit als Luft einem hohen Strömungswiderstand, d.h. beim
(¬ = 0,024 W / mK). Der Einschluss von Wasser Durchgang durch die Fasern reduziert sich die
Wärmedurchgangskoeffizient verringert somit die Wärmedämmfähigkeit von Schallenergie (Luftdruckschwankungen) durch
Der U-Wert ist die bauphysikalische Maßeinheit Baustoffen erheblich. Darüber hinaus kann Umwandlung in Bewegungsenergie.
für den Wärmedurchgangskoeffizienten von Feuchtigkeit in Bauteilen zu Korrosion, Schim- Dämmstoffe für den Trittschallschutz (z.B. unter
Bauteilen und wird in W / m2K angegeben. melpilzbildung und Frostschäden führen. Bei schwimmend verlegten Estrichen) sind immer
Unterschiedliche Konstruktionen lassen sich so organischen Dämmstoffen trägt Wasser zur elastisch und müssen eine möglichst geringe
hinsichtlich ihrer Wärmedämmeigenschaften Zersetzung und Zerstörung der Baustoffe bei. dynamische Steifigkeit aufweisen, um die ein-
direkt vergleichen. Ein niedriger U-Wert bedeu- Besonders im Winter besteht zwischen beheiz- geleitete Stoßenergie abzufangen und in mög-
tet einen geringen Wärmestrom durch Bauteile ten Innenräumen und der kalten Außenluft ein lichst geringem Umfang an die Bodenplatte
und somit verringerte Wärmeverluste (U = Unit Dampfdruckgefälle. Durch die Wasserdampfdif- weiterzuleiten.
of Heat Transfer). fusion von innen nach außen kann sich im
Wo gut wärmeleitende Bauteile (z.B. thermisch Innern von Außenwänden und Dächern Kon- Brandschutz
nicht getrennte Betonplatten von Balkonen) die denswasser bilden (auch Tauwasser genannt). Dämmstoffe eignen sich auch für den vorbeu-
gedämmte Außenhülle durchdringen, treten Dämmstoffe, die als Kerndämmung bei zwei- genden baulichen Brandschutz, um Bauteile
stofflich bedingte Wärmebrücken auf. Neben schaligen Wänden verwendet werden, müssen vor zu schneller Erwärmung zu schützen.
erhöhten Wärmeverlusten besteht die Gefahr über die ganze Dicke hydrophob (wasserab- Die meisten anorganischen Dämmstoffe gehö-
von Schimmelbildung durch anfallende Kon- weisend) sein. ren zur Baustoffklasse A (nicht brennbar),
densationsfeuchte. organische Dämmstoffe hingegen zur Bau-
Wasserdampfdiffusion stoffklasse B (brennbar).
Spezifische Wärmekapazität Der μ-Wert gibt den Diffusionswiderstand eines
DIN 4108-2 enthält Empfehlungen für den Wär- Stoffes an und besitzt keine Einheit. Nach Gesundheits- und Umweltschutz
meschutz im Sommer, um auch bei hohen DIN 4108-4 sind beispielsweise Dämmstoffe Auch wenn Dämmstoffe in der Regel keinen
Außentemperaturen ein behagliches Raumkli- aus Mineralwolle (μ = 1) sehr diffusionsoffen, direkten Kontakt mit der Raumluft haben, so
ma sicherzustellen. Wärmespeichernde Bau- Schaumglas hingegen ist praktisch dampfdicht sollten sie dennoch möglichst wenig gesund-
stoffe tragen dazu bei, die tageszeitlichen, wit- (μ = 100 000). Bei der Planung von Außenbau- heitsgefährdende Schadstoffe (z.B. Formalde-

134
Dämmen und Dichten

Produkteigenschaften Kurzzeichen Beschreibung Beispiele

Druckbelastbarkeit dk keine Druckbelastbarkeit Hohlraumdämmung, Zwischensparrendämmung


dg geringe Druckbelastbarkeit Wohn- und Bürobereich unter Estrich
dm mittlere Druckbelastbarkeit nicht genutztes Dach mit Abdichtung
dh hohe Druckbelastbarkeit genutzte Dachflächen, Terrassen
ds sehr hohe Druckbelastbarkeit Industrieböden, Parkdeck
dx extrem hohe Druckbelastbarkeit hoch belastete Industrieböden, Parkdeck

Wasseraufnahme wk keine Anforderungen an die Wasseraufnahme Innendämmung im Wohn- und Bürobereich


wf Wasseraufnahme durch flüssiges Wasser Außendämmung von Außenwänden und Dächern
wd Wasseraufnahme durch flüssiges Wasser oder Diffusion Perimeterdämmung, Umkehrdach

Zugfestigkeit zk keine Anforderungen an die Zugfestigkeit Hohlraumdämmung, Zwischensparrendämmung


zg geringe Zugfestigkeit Außendämmung der Wand hinter Bekleidung
zh hohe Zugfestigkeit Außendämmung der Wand unter Putz, Dach mit verklebter Abdichtung

schalltechnische Eigenschaften sk keine Anforderungen an schalltechnische Eigenschaften alle Anwendungen ohne schalltechnische Anforderungen
sg Trittschalldämmung, geringe Zusammendrückbarkeit schwimmender Estrich, Haustrennwände
sm mittlere Zusammendrückbarkeit schwimmender Estrich, Haustrennwände
sh Trittschalldämmung, erhöhte Zusammendrückbarkeit schwimmender Estrich, Haustrennwände

Verformung tk keine Anforderungen an die Verformung Innendämmung


tf Dimensionsstabilität unter Feuchte und Temperatur Außendämmung der Wand unter Putz, Dach mit Abdichtung
tl Verformung unter Last und Temperatur Dach mit Abdichtung

C 2.6

hyd, Styrol, Isocyanat, Phenol; siehe Schadstof- und der Produkteigenschaft (z.B. dh = hohe • Schallschutz: dynamische Steifigkeit, Strö-
fe, S. 268) enthalten. Die Diskussion über die Druckbelastbarkeit) zusammen. Gemäß ihrer mungswiderstand
Humantoxizität von Zusatzstoffen (Flamm- Liefer- und Einbauform unterscheidet man Plat- • Brandschutz: Baustoffklasse, obere Tempera-
schutzmittel bei organischen Dämmstoffen, ten, Matten, Filze, Stopfwolle, Schüttungen und turanwendungsgrenze
Insektizide bei einigen organischen Dämmstof- Ortschäume. • Gesundheit- und Umweltschutz
fen aus natürlichen Rohstoffen) ist noch im Wärmedämmstoffe sollten aus bauphysikali- • Dauerhaftigkeit: Alterungsbeständigkeit,
Gange. scher Sicht möglichst auf der Kaltseite der Beständigkeit bei hoher Luftfeuchte, thermi-
Zur Produktion von Schaumkunststoffen kom- Konstruktion eingebaut werden. Um die Trans- sche Stabilität, UV-Beständigkeit
men heute meist Pentan (reiner Kohlenwasser- missionswärmeverluste von Altbauten mit denk- • Wirtschaftlichkeit
stoff) oder CO2 zum Einsatz. Der Gebrauch von malgeschützter Fassade zu reduzieren, besteht
FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoff) und teilha- hier allerdings oft nur die Möglichkeit zur Innen- Befestigung
logenierten HFCKW ist seit 1995 bzw. 2002 dämmung. Dadurch reduziert sich die Tempe- Unabhängig von der Dämmstoffwahl unter-
europaweit untersagt. Alternativ verwenden ratur der Wandkonstruktion auf der Kaltseite scheidet man folgende Befestigungsarten:
einige Hersteller chlorfreie HFKW, deren Verbot und die Gefahr des Tauwasserausfalls im Bau-
derzeit erörtert wird. teil steigt erheblich. Innendämmungen erfor- • lose: keine feste mechanische Verbindung,
Durch die nachweisliche Gesundheitsge- dern in der Regel eine äußerst sorgfältig zu ver- z.B. geschüttet, gestopft, eingeblasen, lose
fährdung von Asbest-Faserstäuben im Innen- arbeitende Dampfbremse bzw. -sperre auf der verlegt
raum gerieten auch künstliche Mineralfasern Rauminnenseite (siehe S. 145). Darüber hinaus • punktuell: dauerhaft punktuell oder linien-
(KMF) in den Verdacht, über ein kanzerogenes sind Wärmebrücken im Bereich von Wand- und förmig befestigt, z.B. genagelt, geschraubt,
Potenzial zu verfügen. Aus diesem Grund hat Deckenanschlüssen praktisch nicht zu vermei- gedübelt, geklebt
die Dämmstoffindustrie 1995 die Produktion den. Ein Dampfdiffusionsnachweis ist bei • flächig: vollflächig kraftschlüssige Verbin-
von Mineralwolle auf nicht lungengängige Innendämmungen unerlässlich. dung, z.B. geklebt (Klebemörtel, Bitumen),
Faserdicken umgestellt (Kanzerogenitätsindex angemörtelt
KI ≥ 40) bzw. bei Steinwolle die Biobeständig- Bei der Auswahl des geeigneten Dämmstoffs
keit verringert. Wie bei allen Faserdämmstoffen sollten die baukonstruktiven Rahmenbedingun- Recycling
ist bereits in der Planungsphase sicherzustel- gen, die technischen Regeln und die jeweiligen Die Befestigungsart hat einen entscheidenden
len, dass keine Fasern in der Raumluft freige- Anforderungen berücksichtigt werden: Einfluss auf die spätere Wiederverwendbarkeit
setzt werden. der Dämmstoffe. Lose eingebaute Dämmstoffe
• allgemeine Anforderungen: Abmessungen, lassen sich meist sehr gut, flächig befestigte
Rohdichte, Beschaffenheit (Struktur, Kanten, Dämmstoffe nicht wieder verwenden.
Anwendung Farbe etc.) Die technischen Möglichkeiten des Material-
• Festigkeit: Druckfestigkeit oder Druckspan- recyclings sind weiter entwickelt als die derzeit
Die harmonisierten Dämmstoff-Normen nung bei 10 % Stauchung, Dauerdruckspan- übliche Praxis. In der Regel werden minerali-
DIN EN 13168 −13171 legen als reine Produkt- nung, Zugfestigkeit, Haftfestigkeit von Schäu- sche Dämmstoffe deponiert, organische
normen Eigenschaften und Kennzeichnung men Dämmstoffe thermisch verwertet.
fest. Die Anwendungsgebiete von Wärmedäm- • Formbeständigkeit bei Wärme- und Kälteein-
mungen (Abb. C 2.5) sowie die Differenzierung wirkung: Dimensionsstabilität
von bestimmten Produkteigenschaften (Abb. • Wärmeschutz: Wärmeleitfähigkeit, Wärme- Dämmstoffe
C 2.6) sind in der DIN V 4108-10 national gere- durchlasswiderstand, Wärmespeicherfähig-
gelt. Die Typenkurzzeichen setzen sich jeweils keit Die technischen Kennwerte von Dämmstoffen
aus dem Anwendungsgebiet (z.B. WAA = • Feuchteschutz: Wasserdampfdurchlässigkeit, in Abb. C 2.7 stellen Richtwerte dar; im konkre-
Außendämmung der Wand hinter Abdichtung) Hydrophobie, Wasseraufnahme ten Fall sind diese mit den tatsächlichen Pro-

135
Dämmen und Dichten

Dämmmaterialien Roh- Bemessungs- Dampfdiffusions- Baustoffklasse / Norm Produktformen


dichte wert der Wärme- widerstandszahl µ Brennbarkeits-
leitfähigkeit klasse 1
[kg / m3] [W / mK] [–]

anorganisch, aus synthetischen Rohstoffen


2
Kalzium-Silikat 115 – 290 0,045 – 0,070 2 / 20 A1 – A2 / bis A1 Platte
Glaswolle / Steinwolle 12 – 250 0,035 – 0,050 1/2 A1 – B1 / bis A1 DIN EN 13162 Platte, Vlies, Stopfwolle
Schaumglas (CG) 100 – 150 0,040 – 0,060 prakt. dampfdicht A1 / A1 DIN EN 13167 Platte, Schüttung

anorganisch, aus natürlichen Rohstoffen


expandierte Perlite (EPB) 60 – 300 0,050 – 0,065 2/5 A1 – B2 / bis A1 DIN EN 13169 Platte, Schüttung
Blähton 260 – 500 0,090 – 0,160 2 A1 / A1 DIN EN 14063 Schüttung
2
Vermikulite (Blähglimmer) 60 – 180 0,065 – 0,070 2/3 A1 / A1 Schüttung

organisch, aus synthetischen Rohstoffen


2
Polyesterfaser 15 – 45 0,035 – 0,045 1 B1–2 / bis B Vlies
Polystyrol-Hartschaum (EPS) 15 – 30 0,035 – 0,040 20 / 100 B1 / bis B DIN EN 13163 Platte
Polystyrol-Extruderschaum (XPS) 25 – 45 0,030 – 0,040 80 / 250 B1 / bis B DIN EN 13164 Platte
Polyurethan-Hartschaum (PUR) ≥ 30 0,025 – 0,035 30 / 100 B1 – 2 / bis B DIN EN 13165 Platte, Ortschaum

organisch, aus natürlichen Rohstoffen


2
Baumwolle 20 – 60 0,040 – 0,045 1/2 B1–B2 / bis B Matte, Filz, Stopfwolle, Einblasware
2
Flachs 25 0,040 – 0,045 1/2 B1–B2 / bis B Platte, Matte, Filz, Stopfwolle
2
Getreidegranulat 105 – 115 0,050 n.b. B2 / bis D Einblasware, Schüttung
2
Hanffasern 20 – 70 0,040 – 0,045 1/2 B2 / bis D Platte
Holzfaserdämmplatte (WF) 45 – 450 0,040 – 0,070 1/5 B2 / bis D DIN EN 13171 Platte
Holzwolleplatte (WW) 360 – 570 0,065 – 0,090 2/5 B1 / bis B DIN EN 13168 Platte
Holzwollemehrschichtplatte (WW-C) stark abhängig vom Schichtaufbau B1–B2 / bis B DIN EN 13168 Platte
Kokosfaser 50 – 140 0,045 – 0,050 1/2 B1–B2 / bis B DIN 18165-1/-2 Matte, Filz, Stopfwolle
expandierter Kork (ICB) 80 – 500 0,040 – 0,055 5 / 10 B1–B2 / bis B DIN EN 13170 Schüttung, Platte
2
Schafwolle 20 – 80 0,035 – 0,040 1/2 B1–B2 / bis B Matte, Filz, Stopfwolle
2
Zellulosefaser 30 – 100 0,035 – 0,040 1/2 B1–B2 / bis B Einblasware, Platte

»innovative« Dämmstoffe (organisch / anorganisch)


IR-Absorber-modifiziertes EPS 15 – 30 0,032 20 / 100 B1 / bis B DIN EN 13163 Platte
4
transparente Wärmedämmung (TWD) 0,02 – 0,1 3 prakt. dampfdicht 4 2
Paneele
Vakuum-Isolations-Paneel (VIP) 150 – 300 0,004 – 0,008 prakt. dampfdicht B2 / bis D Paneele

1
Die angegebenen Brennbarkeitsklassen stellen Richtwerte dar. Sie sind mit den tatsächlichen Produktdaten abzugleichen.
2
Dämmstoff bauaufsichtlich zugelassen.
3
Das Dämmmaterial nutzt die statische Dämmwirkung sowie solare Gewinne; Die hier dargestellten Werte sind inklusive solarer Gewinne über eine Heizperiode in Deutschland
gemittelt. Es kann je nach Klima und Ausrichtung der Dämmung zu starken Unterschieden kommen.
4
Je nach Ausgangsmaterial werden TWD-Dämmstoffe den Baustoffklassen A1 bis B 3 zugeordnet.
C 2.7

duktdaten der Hersteller abzugleichen. Im Fol- chermaßen über sehr gute Wärme- und Schall- dampfdicht, vollkommen wasserunempfindlich
genden wird eine Auswahl an Dämmstoffen vor- dämmeigenschaften. Sie sind diffusionsoffen und formbeständig. Daher wird es hauptsäch-
gestellt. und gelten aufgrund ihrer Fäulnis- und Witte- lich bei erdberührten oder besonders druckbe-
rungsbeständigkeit als sehr dauerhaft. Die anspruchten Bauteilen eingesetzt. Da Schaum-
Mineralwolle (MW) aus Glas- oder Steinwolle Dämmplatten müssen jedoch vor hoher Feuch- glas in der Regel bitumenverklebt eingebaut
In Deutschland haben Mineralfaserdämmstoffe tigkeit geschützt werden, da sich sonst ihre wird, ist eine Rückgewinnung kaum möglich.
mit etwa 60 % den größten Marktanteil. Hinsicht- Dämmwirkung und Festigkeit erheblich redu-
lich Rohstoffbasis und Faserbindung unterschei- ziert. Anwendung
det man zwischen Glas- und Steinwolle. • Perimeterdämmung und Dämmung unter
Glaswolle (Abb. C 2.8 a) besteht in der Regel Anwendung lastabtragenden Gründungsplatten
aus Recyclingglas (Masseanteil ca. 50 %), • Wärme-, Luftschall-, Trittschall- und Brand- • Wärmedämmung stark druckbeanspruchter
Quarzsand, Feldspat, Natriumkarbonat und schutz in nahezu allen Bereichen Flächen (z.B. Industrieböden, Parkdecks)
Kalkstein. Zusätzlich sind 3–9 % Bindemittel aus • Innendämmung
Kunstharzen (meist Phenolformaldehydharze) Schaumglas (CG) • Kerndämmung
und ca. 1 % Hydrophobisierungsmittel auf Sili- Ähnlich wie bei der Glasherstellung werden bei • Flach- und Gründächer
kon- oder Mineralölbasis enthalten. der Produktion von Schaumglas (CG = Cellular
Steinwolle (Abb C 2.8 b) wird hauptsächlich aus Glas; Abb. C 2.8 c) die Rohstoffe Quarzsand, Kalzium-Silikat-Dämmplatten
Naturstein (z.B. Diabas, Basalt und Dolomit) Feldspat, Kalzium- und Natriumkarbonat bei Kalzium-Silikat-Dämmplatten sind erst seit kur-
hergestellt, aber auch Ziegel- und Bauxitbe- etwa 1400 °C zu Rohglas geschmolzen. Als zer Zeit auf dem Markt erhältlich (auch unter der
standteile aus Produktionsabfällen können ent- Rohstoffbasis kann der Anteil an Recyclingglas Bezeichnung Mineralschaum) und bieten eine
halten sein. Der Anteil an Binde- und Hydropho- rund ein Drittel der Gesamtmasse betragen. Alternative zu den bisher üblichen Dämmstoffen
bisierungsmitteln ist im Vergleich zu Glaswolle Nach dem Abkühlen wird das Glas zu Glaspul- bei Wärmedämmverbundsystemen. Sie beste-
etwas geringer. Aus 1 m3 Naturstein lassen sich ver zermahlen, Kohlenstoff als Treibmittel zuge- hen aus den Rohstoffen Quarzsand, Kalkhydrat,
etwa 100 m3 Steinwolle erzeugen. Bei der Her- setzt (daher die dunkelgraue Farbe) und erneut Zement und einem hydrophob wirkenden Ver-
stellung werden die Roh- und Zusatzstoffe bei erhitzt. Die Oxidation des Kohlenstoffs bewirkt festiger zusammen; bei Platten für den Innen-
1300 –1500 °C geschmolzen, die Schmelze zer- die Bildung von Gasblasen, die das flüssige ausbau werden etwa 10 % Zellulose zugesetzt.
fasert und anschließend unter Zugabe des Bin- Gemisch aufschäumen. Ähnlich wie bei Porenbeton erfolgt die Herstel-
demittels weiterverarbeitet. Aufgrund seiner geschlossenen, gasundurch- lung (Porenbildung, Erhärtung und Trocknung)
Mineralische Faserdämmstoffe verfügen glei- lässigen Zellstruktur ist Schaumglas praktisch in Härtekesseln, so genannten Autoklaven. Kal-

136
Dämmen und Dichten

zium-Silikat-Dämmplatten sind sehr diffusionsof- Polystyrol-Hartschaum (EPS)


fen, tragen durch ihre Wasseraufnahmefähigkeit Polystyrol (Abb. C 2.8 e) wird bereits seit den
zur Regulierung der Raumluftfeuchte bei und 1950er-Jahren im Bauwesen angewendet und
lassen sich auch als Innendämmung von besitzt in Deutschland den zweithöchsten
Außenwänden einsetzen. Für die Außenanwen- Marktanteil. Bei der Herstellung von EPS ent-
dung wird die Wasseraufnahme durch Hydro- stehen durch Polymerisation aus dem Rohstoff
phobierung auf ≤ 5 % reduziert. Styrol (aus Erdöl oder Erdgas gewonnen) unter
Wird der Dämmstoff in einer mineralischen Zugabe eines leicht flüchtigen Treibmittels a
Wandkonstruktion eingesetzt, kann das Bauteil (Pentan) 0,1–2 mm große EPS-Perlen. Nach
als Ganzes entsorgt werden. Durch die höhere Trocknung und Zwischenlagerung wird das
Rohdichte wirken Kalzium-Silikat-Dämmplatten Granulat in Vorschäumgeräten bei Temperatu-
bei der Klopfprobe deutlich massiver als ren von ca. 100 °C mit Wasserdampf erhitzt,
übliche Wärmedämmverbundsysteme. auf das 20–50-fache seines Ausgangsvolu-
mens expandiert und kontinuierlich zu Platten
Anwendung geschäumt. Der Anteil an reinem EPS-Rezyklat
• Außen- und Innendämmung von Wänden kann in Abhängigkeit vom Einsatzbereich bis
• Brandschutzkonstruktionen zu 40 % betragen. b
Polystyrol-Hartschaum verrottet nicht, versprö-
Expandierte Perlite (EPB) det jedoch unter direkter Sonneneinstrahlung
Perlite (Abb. C 2.8 d) gehören zu einer Gruppe (nicht UV-beständig) und ist nicht beständig
von wasserhaltigen, glasigen Gesteinen vulkani- gegen Lösemittel. Durch den vergleichsweise
schen Ursprungs. Beim Expandiervorgang wer- hohen Dampfdiffusionswiderstand ist bei
den gemahlene Rohperlite kurzfristig auf etwa Innendämmungen bereits in der Planung
1000 °C bis zum zähflüssigen Zustand erhitzt. sicherzustellen, dass anfallendes Tauwasser
Das eingeschlossene, verdampfende Wasser wieder verdunsten kann. Es sind jedoch auch c
bläht die Körner bis zum 20-fachen ihres diffusionsoffenere EPS-Produkte erhältlich. Auf-
Ursprungsvolumens auf. Durch Hydrophobie- grund seiner Temperaturempfindlichkeit (obere
rung mit Silikonen oder Ummantelungen mit Temperaturanwendungsgrenze 75–85 °C) lässt
Bitumen oder Naturharzen können die Baustoff- sich der Baustoff nicht mit Heißbitumen verkle-
eigenschaften den späteren Anwendungen ent- ben oder unter Gussasphalt einsetzen.
sprechend beeinflusst werden. Perliteschüttun-
gen mit Hydrophobierung sind wenig feuchte- Anwendung
empfindlich, diffusionsoffen und unverrottbar. • Wärmedämmung in nahezu allen Bereichen
Expandierte Perlite, auch Blähperlite genannt, • Trittschalldämmung d
sind in Abhängigkeit von der Ummantelung
brennbar oder nicht brennbar. Polystyrol-Extruderschaum (XPS)
Durch Zugabe von Bindemitteln sowie anorga- Die chemische Zusammensetzung von Polysty-
nischen und organischen Faserzuschlägen kön- rol-Extruderschaum (Abb. C 2.8 f) entspricht
nen Blähperlite zu Perlitedämmplatten (EPB = annähernd der von Polystyrol-Hartschaum.
Expanded Perlite Board) weiterverarbeitet wer- PS-Granulat wird in einem Extruder (»Schne-
den. ckenkneter«) aufgeschmolzen, durch Zugabe
eines Treibmittels aufgeschäumt und zu einem e
Anwendung kontinuierlichen Schaumstoffstrang geformt.
• Leichtzuschlag für Beton und Mörtel Als Treibmittel kommt seit einigen Jahren über-
• Kerndämmung wiegend Kohlendioxid anstelle von FCKW oder
• Wärme- und Trittschalldämmung HFCKW zum Einsatz. Nach der Herstellung
• Ausgleichsschüttung unter Estrichen erfolgt ein Gasaustausch zwischen CO2 und
• Schüttdämmung von Dächern und Holz- der Umgebungsluft, womit die XPS-Platten als
balkendecken Zellgas nunmehr Luft enthalten.
XPS nimmt nur wenig Wasser auf und ist sehr
Blähton druckfest. Es besitzt einen hohen Diffusionswi- f
Der heimische Ton wird im Tagebau gewonnen derstand, ist nicht UV-beständig und nicht
und danach für etwa ein Jahr abgelagert. Bei lösemittelfest. Die obere Temperaturanwen-
der Weiterverarbeitung durchläuft der zerklei- dungsgrenze liegt bei 75 °C.
nerte Rohstoff zuerst einen Drehofen, wo er im
Gegenstromverfahren trocknet und anschlie- Anwendung
ßend bei ca.1200 °C durch die Verdampfung • Perimeterdämmung und Dämmung unter
des gebundenen Wassers aufgebläht wird. lastabtragenden Gründungsplatten
Blähton ist resistent gegen Verrottung und stark • Wärmedämmung stark druckbeanspruchter g C 2.8
druckbelastbar. Die Wärmedämmeigenschaften Flächen (z.B. Industrieböden, Parkdecks)
C 2.7 physikalische Kennwerte ausgewählter Dämmstoffe
(ca. 0,09 W / mK) sind im Vergleich zu anderen • Umkehrdächer C 2.8 Dämmstoffe (Auswahl)
Dämmstoffen als eher gering einzuordnen. • Dämmung von Wärmebrücken (Betonstürze, a Glaswolle
Iso-Körbe) b Steinwolle
Anwendung c Schaumglas
d expandierte Perlite
• Leichtzuschlag für Beton und Mörtel Polyurethan-Hartschaum (PUR)
e Polystyrol-Hartschaum
• Ausgleichsschüttung unter Estrichen PUR-Hartschaum (Abb. C 2.8 g) erreicht unter f Polystyrol-Extruderschaum
• Wärmedämmung von Decken den marktüblichen Dämmstoffen die besten g Polyurethan-Hartschaum

137
Dämmen und Dichten

Dämmwerte. Seine Hauptbestandteile sind gen Schichtaufbau von Holzwolle und Dämm-
Diphenylmethandiisocyanat (MDI), Polyether- stoff (z.B. Mineralfaser, EPS, PUR). Holzwolle-
und / oder Polyesterpolyol; letztere können aus mehrschichtplatten genügen im Gegensatz zu
Rohöl oder nachwachsenden Rohstoffen den Holzwolleplatten heutigen Dämmstan-
(z.B. Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln) hergestellt dards.
werden. PUR-Hartschaum entsteht durch Ver-
mischen und chemische Reaktionen der flüssi- Anwendung
a gen Komponenten unter Zugabe von Pentan • verlorene Schalung
oder CO2 als Treibmittel. • unterseitige Dämmung von Keller- oder Tief-
Je nach Produktionsweise können Dämmplat- garagendecken
ten ohne Deckschichten (Blockschaumplatten), • Dämmung von Wärmebrücken (z.B. Decken-
mit flexiblen (Bandschaumplatten) oder starren stirnseiten)
Deckschichten (Sandwichelemente) hergestellt
werden. PUR-Platten mit einer beidseitigen Alu- Holzfaserdämmplatten (WF)
miniumkaschierung sind dampfdicht und errei- Als Ausgangsstoff für die Herstellung von Holz-
chen (produktabhängig) ¬-Werte von faserdämmplatten (WF = Wood Fibre; Abb.
b 0,025 W / mK. Neben den Hartschaumplatten C 2.9 b) dient Schwachholz (z.B. Fichte, Tanne
ist auch PUR-Ortschaum erhältlich. Er besteht und Kiefer) oder Restholz der Sägeindustrie.
aus ähnlichen Ausgangsmaterialien und dient Die Hölzer werden zerkleinert, mit Wasser zu
dem Ausschäumen von Hohlräumen auf der einer Masse vermischt, auf 2 % Restfeuchte
Baustelle. getrocknet und zu Platten geschnitten. Die Bin-
PUR ist nicht UV-beständig, jedoch unverrott- dung beruht in der Regel auf der Verfilzung der
bar und im Vergleich zu Polystyrol heißbitumen- Fasern und der Verklebungsfähigkeit der holz-
sowie lösemittelbeständig. eigenen Inhaltsstoffe (Lignin). Einige Hersteller
c geben außerdem in geringen Mengen Aufbe-
Anwendung reitungsmittel (Aluminiumsulfat, Paraffin, Leim)
• Aufsparrendämmung zu, um den Bindungsprozess zu unterstützen.
• Flachdächer Grundsätzlich können poröse und zur Verbes-
• Wärmedämmung stark druckbeanspruchter serung der Feuchtebeständigkeit bituminierte
Flächen (z.B. Industrieböden, Parkdecks) Holzfaserplatten unterschieden werden. Holzfa-
• Wärmedämmung unter schwimmenden Estri- serplatten sind hygroskopisch, relativ diffusi-
chen onsoffen, winddicht und verfügen über eine
• Sandwichpaneele hohe Wärmespeicherfähigkeit. Beim Rückbau
d • Ausschäumen von Hohlräumen (Ortschaum) können sie wiederverwendet, nicht bituminierte
Platten auch kompostiert werden.
Holzwolleplatten (WW)
Holzwolleplatten, früher auch Holzwolleleicht- Anwendung
bauplatten (HWL-Platten) genannt, bestehen • Aufdach- und Zwischensparrendämmung,
aus langfaserig aufgehobelten Resthölzern auch zur Begrenzung loser Dämmstoffe
(meist Fichte). Unter Verwendung von minerali- • Wärmedämmung von Wänden, Decken und
schen Bindemitteln (Magnesit oder Zement) Fußböden
e wird das Holzwolle-Bindemittel-Gemisch unter • Trittschalldämmung
hohen Temperaturen gepresst und anschlie-
ßend getrocknet. Eine zusätzliche Vorbehand- Korkerzeugnisse
lung der Späne mit Magnesiumsulfat dient als Korkdämmstoffe bestehen aus der Rinde der
Schutzimprägnierung gegen Schädlingsbefall. Korkeiche, die vor allem in Portugal, Spanien
Zementgebundene Platten (graue Farbe) sind und Algerien vorkommt. Die Jungschälung
stärker wassersaugend als magnesitgebunde- kann erstmals nach 25–30 Jahren, anschlie-
ne (beige Farbe). ßend etwa alle 10 Jahre erfolgen, ohne den
Holzwolleplatten besitzen eine gute Wärme- Baum zu gefährden. Kork ist daher nur einge-
f speicherfähigkeit, wirken diffusionsoffen und schränkt verfügbar und relativ kostenintensiv.
können zur Schallabsorption beitragen. Je nach Herstellungsverfahren unterscheidet
man verschiedene Produkte. Bei der Produk-
Anwendung tion von Backkork wird die Rinde zu Korkgranu-
• verlorene Schalung lat zermahlen und unter Zufuhr von ca. 370 °C
• Innenausbau / schallabsorbierende Verklei- heißem Wasserdampf unter Druck gebacken.
dung Der Kork expandiert um 20–30 % seines Volu-
• Putzträger mens und das frei werdende Harz bindet das
g C 2.9 Granulat zu Blöcken (ICB = Insulation Cork
Holzwollemehrschichtplatten (WW-C) Board; Abb. C 2.9 c).
C 2.9 Dämmstoffe (Auswahl) Holzwollemehrschichtplatten (Abb. C 2.9 a) Presskork entsteht, indem das zermahlene
a Holzwollemehrschichtplatte bestehen im Kern aus Hartschaum- oder Mine- Korkgranulat unter hohem Druck zu Blöcken
b Holzfaserdämmplatte ralfaserdämmung und einer einschichtigen gepresst und anschließend in Platten gesägt
c expandierter Kork (Zweischichtplatte) oder beidseitigen (Drei- wird. Imprägnierter Kork enthält zusätzliche
d Baumwolle
e Zellulosefaser
schichtplatte) Deckschicht aus mineralisch Bindemittel (z.B. Bitumen); Korkschrot wird
f IR-Absorber-modifizierter Polystyrol-Dämmstoff gebundener Holzwolle. ohne weitere Zusätze durch mechanische Zer-
g Vakuum-Isolations-Paneel Die Eigenschaften resultieren aus dem jeweili- kleinerung der Rinde gewonnen.

138
Dämmen und Dichten

Alle Korkerzeugnisse haben relativ gute Wär- Anwendung Innovative Dämmstoffe


medämmeigenschaften bei gleichzeitig hoher • Wärmedämmung von Sparrendächern
Wärmespeicherfähigkeit. • Dämmung leichter Trennwände und Holz- Die derzeit rasante Entwicklung und Erprobung
balkendecken hocheffizienter Dämmstoffe resultiert aus den
Anwendung • Stopfdämmung und Hohlraumdämpfung gestiegenen Anforderungen an den Wärme-
• Wärme- und Trittschalldämmung unter schutz und den immer größeren Dämmstoff-
schwimmenden Estrichen oder schwimmend Flachs dicken.
verlegten Holzböden Die heimische Flachspflanze (auch als Lein Basierend auf industrieller Forschung und Ent-
• Dämmung leichter Trennwände und Holz- bekannt) wächst ca. 1–1,20 m hoch, hat eine wicklung wird die Leistungsfähigkeit bereits
balkendecken relativ kurze Vegetationszeit und benötigt in der bekannter Materialien durch neuartige Kombina-
• Korkschrot als Schüttdämmstoff (Hohlraum- Regel keine Dünge- und Pflanzenschutzmittel. tionen und neue Effekte ständig gesteigert
dämpfung, Dächer) Bei der Gewinnung von Langfasern für die Tex- (siehe Die Entwicklung innovativer Materialien,
tilindustrie (Leinen) fallen als Nebenprodukt S. 28). So ermöglichen etwa in die Matrix von
Schafwolle Kurzfasern für Flachsdämmstoffe an. Die Polystyrol-Schaumstoff eingebrachte Infrarot-
Schafwolle stammt meist aus Mitteleuropa, teil- getrockneten und gerösteten Kurzfasern wer- Absorber (Abb. C 2.9 f) bis zu 25 % dünnere
weise auch aus Übersee (z.B. Neuseeland). den kardiert und zu dünnen Vliesen verarbeitet. Schichtdicken (siehe Abb. C 2.4, S. 133).
Die Rohwolle enthält etwa 40 % Wollfett, Nach der Zugabe von Borsalzen (Brandschutz) Die (noch) vergleichsweise hohen Marktpreise
Schmutz und Schweiß, die in der Wäscherei mit erfolgt je nach Hersteller die Bindung der auf- innovativer Dämmstoffe sind gegenüber dem
Kernseife und Soda entfernt werden. Einige geschichteten Vliese durch Verklebung mit erheblichen Flächengewinn und neuen Gestal-
Hersteller erhöhen durch Zugabe von 1–2 Mas- Kartoffelstärke oder mittels Einweben von tungsmöglichkeiten (schlankere Bauteile) abzu-
seprozent den Mottenschutz; Borsalzzusätze in Stützfasern aus Polyester. Flachsdämmstoffe wägen. Bei Sanierungsmaßnahmen ermöglichen
der Größenordnung von 1 Masseprozent die- sind diffusionsoffen und verfügen über sehr Hochleistungsdämmstoffe auch bei geringen
nen als Brandschutzmittel. Nach dem Kardie- gute Wärme- und Schallschutzeigenschaften. Aufbauhöhen (z.B. Grenzbebauung, Anschlüsse
ren (Rauen und Kämmen) der Wolle wird diese an Fenster, geringe Dachüberstände) zeitgemä-
zu dünnen Vliesen verarbeitet, übereinander Anwendung ße U-Werte.
geschichtet und zu Dämmmatten vernadelt. Bei • Wärmedämmung von Dächern und Decken
der Produktion anfallende Feinwolle kann als • Trittschalldämmung Vakuum-Isolations-Paneele (VIP)
Stopfwolle oder für Dichtungszöpfe verwendet • Stopfdämmung Nachdem sich Vakuum-Isolations-Paneele
werden. (Abb. C 2.9 g) bereits seit den 1970er-Jahren
Schafwolle ist diffusionsoffen und stark hygros- Zellulosefaser in Kühl- und Tiefkühlgeräten bewährt haben,
kopisch. Die Fasern können ohne Beeinträchti- Bei den Dämmstoffen aus nachwachsenden wurden in jüngster Vergangenheit erste Ver-
gung der Dämmwirkung bis zu 33 Massepro- Rohstoffen haben Zellulosefaserprodukte den suchs- und Demonstrationsprojekte im Bau-
zent Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abge- derzeit größten Marktanteil. Als Ausgangsmate- wesen erfolgreich realisiert.
ben. rial dient Altpapier – beispielsweise Tageszei- Im Vergleich zu konventionellen Dämmstoffen ist
tungen mit nachweislich bleifreier Drucker- die Wärmeleitfähigkeit um den Faktor 5–10 geri-
Anwendung schwärze, Abfall- und Restpapier. ner. VIPs bestehen aus einem druckbelastbaren
• Wärmedämmung von Sparrendächern Zellulosefaserflocken (Abb. C 2.9 e) und -plat- Kernmaterial, das in Vakuumkammern in gas-
• Dämmung leichter Trennwände und Holz- ten unterscheiden sich bezüglich Herstellungs- dichte Verbundfolien eingeschweißt wird. Neben
balkendecken verfahren und Anwendungsgebieten. Fasern und offenzelligen Schäumen wird heute
• Trittschalldämmung Bei der Produktion von Zelluloseflocken wird meist pyrogene Kieselsäure als Füllmaterial ein-
• Stopfdämmung und Hohlraumdämpfung das Altpapier in einem mehrstufigen Bearbei- gesetzt, da diese aufgrund ihrer extrem kleinen
tungsprozess zerkleinert und zur Verbesserung Hohlräume (100 nm) die geringsten Anforderun-
Baumwolle der Brandschutzeigenschaften mit bis zu gen an die Dichtigkeit der Hülle stellt. Der
Baumwolldämmmatten (Abb. C 2.9 d) werden 20 Masseprozent Borsalz mechanisch ver- anfängliche Gasdruck beträgt 1–5 mbar und
zu etwa gleichen Teilen aus Rohbaumwolle und mengt. steigt pro Jahr um ca. 2 mbar. Die Dichtigkeit
Schnittresten der Textilindustrie hergestellt. Bei der Herstellung von Zellulosefaserplatten hat einen entscheidenden Einfluss auf die Dau-
Rohbaumwolle besteht aus 90 % Zellulose, werden nach der Zerfaserung des Altpapiers erhaftigkeit und Wärmeleitfähigkeit von VIPs:
Baumwollwachs und Pektin. und der Vermengung mit Borsalz Stützfasern
Bei der Herstellung werden die Rohstoffe auf- (Jute oder Polyolefine) und Bindemittel (Lignin- • 0,004 W / mK bei < 5 mbar Gasdruck
gekämmt, mechanisch gereinigt und mit Zusät- sulfonat) zugegeben. Zur Hydrophobierung • 0,008 W / mK bei < 100 mbar Gasdruck
zen aus Borsalzen versehen (Schädlingsbe- dienen Aluminiumsulfat und Tallöl. • 0,020 W / mK belüftet
kämpfung, Brandschutz). Anschließend erfolgt Zellulosefasern haben sehr gute Wärmedämm-
die Weiterverarbeitung zu dünnen Vliesen, die eigenschaften, sind hygroskopisch und diffusi- Durch die Verwendung von Aluminiumfolien
übereinander geschichtet zu Dämmmatten ver- onsoffen. Das Material ist dauerhaft und wird oder mehrlagigen, metallisch bedampften
nadelt werden. Der Baustoff verfügt über bereits seit den 1920er-Jahren in Skandinavien Kunststoffhochbarrierefolien gilt eine Dauerhaf-
gleichzeitig sehr gute Wärme- und Schallschutz- und den USA eingesetzt. Nur die Verarbeitung tigkeit von 30 bis 50 Jahren als gesichert.
eigenschaften. durch geschulte und lizenzierte Fachbetriebe
Die Diskussion, ob Baumwolle als nachwach- gewährleistet eine setzungssichere, hohlraum- Anwendung
sender Rohstoff auch gleichzeitig ein ökolo- freie Verarbeitung der Zelluloseflocken. Zur
gisch sinnvoller Dämmstoff ist, dauert an. Bei Wiederverwendung lassen sich die Flocken mit • Wärmedämmung als Unterbau einer Fußbo-
der Ökobilanzierung stehen der relativ niedri- geringem Aufwand absaugen. denheizung
gen Herstellungsenergie die langen Transport- • Innendämmung mit Vorsatzschale aus Gips-
wege gegenüber, unberücksichtigt bleiben die Anwendung kartonplatten
Umweltauswirkungen von Dünger und Pflan- • Wärmedämmung von Sparrendächern und • Brüstungselemente für Pfosten-Riegel-Fassa-
zenschutzmitteln. Einige Hersteller nutzen als Holzbalkendecken den
Rohstoffbasis handgepflückte Baumwolle, die • Dämmung leichter Trennwände • WDVS, im Verbund mit 35 mm XPS-Putzträger-
meist keinen Pestizideinsatz erfordert. • Hohlraumdämpfung platten als Schutzschicht

139
Dämmen und Dichten

2
3 1 1
4 2 2
3 3

5
6

Solarstrahlung Wärmestrahlung a b
1 Massivholz Fichte 80 mm
2 Holzweichfaserplatte 22 mm 1 Glas
3 Vakuumdämmung 40 mm 2 Verschattungselement
4 Kompriband umlaufend 3 TWD 1 Glas 1 Glas
5 Lattung Schichtholz 40/45 mm 4 Glas 2 Paneel im 2 Paneel im
6 Holzweichfaserplatte 5 Absorber Wärmeleitbetrieb Dämmbetrieb
7 Dreischichtplatte 22 mm 6 Mauerwerk 3 Mauerwerk 3 Mauerwerk
C 2.10 C 2.11 C 2.12
Planungshinweise luzente TWD-Elemente ähneln in ihrer umgewandelt und über das massive Mauer-
Um U-Werte ≤ 0,15 W / m2K, d.h. Passivhaus- Erscheinung geätzten oder sandgestrahlten werk zeitverzögert an die Innenräume weiterge-
standard zu erreichen, sind bei konventionellen Verglasungen (Abb. C 2.13). Durch die Streu- leitet (Abb. C 2.12). Im Dämmbetrieb schützt
Dämmstoffen Gesamtwanddicken von über wirkung der TWD-Struktur bieten sie den Vor- das Element gleichermaßen vor Wärmeverlus-
500 mm üblich. teil, Tageslicht blendfrei und gleichmäßig in ten und sommerlicher Überhitzung. Die
In einem Pilotprojekt von Lichtblau Architekten größere Raumtiefen zu verteilen. In der Aus- Umschaltung erfolgt durch Anlegen einer elek-
konnte mittels einer tragenden Massivholzwand führung als Dreifachverglasung mit einer ein- trischen Spannung, welche die Druckverhält-
und austauschbaren VIP U-Werte von gelegten, 8 mm dicken Kapillarplatte lassen nisse des Glasfaserkerns beeinflusst und somit
0,14 W / m2K erzielt werden – bei einer Wand- sich U-Werte von 0,8 W / m2K erreichen. die Wärmeleitfähigkeit um den Faktor 40 ver-
dicke von nur 192 mm (Abb. C 2.10). Dadurch • Massivwandsystem: ändert.
ergibt sich ein Flächengewinn von etwa 15 m2 Bei der Kombination von TWD-Elementen und
(bezogen auf die Wohnfläche von 265 m2 ). Fol- Speichermasse wird die auftreffende Solar-
gendes ist bei der Planung zu beachten: strahlung an der meist schwarz beschichteten
Außenseite der Wand (Absorber) in Wärme
• vorgegebene Größen (meist 1 x 0,5 m): Die umgewandelt und phasenverschoben an die
Platten können nicht zugeschnitten werden, raumseitige Wandoberfläche geleitet
Sondermaße sind zeit- und kostenintensiv. (Abb. C 2.11). Durch die Umkehr des Wärme-
• Schutz des Vakuums: Die Platten bedürfen flusses bei solarer Einstrahlung lassen sich
einer zwängungsfreien Befestigung, keine pro Quadratmeter TWD in der Jahresbilanz C 2.10 Massivholz-Außenwandkonstruktion mit auswech-
selbaren Vakuum-Isolations-Paneelen
Beschädigung der Dämmebene (z.B. Nägel) (in Abhängigkeit vom TWD-System, Ausrich-
C 2.11 TWD-Element mit Verschattung und Temperatur-
während der Bau- und Nutzungsphase. tung, Verschattung etc.) Gewinne von 50 bis profil
• Wärmebrücken: Luft ist im Vergleich zu VIP 150 KWh / m2a erzielen. C 2.12 schaltbare Wärmedämmung (SWD)
ein guter Wärmeleiter, Fugen und Durchdrin- • thermisch entkoppelte Systeme: a im Wärmeleitbetrieb (Heizperiode und Sonne)
gungen sind konsequent zu minimieren. Konvektiv-und Hybridsysteme sind durch b im Dämmbetrieb (zu allen anderen Zeiten)
C 2.13 Rathausgalerien, Innsbruck (A) 2002, Dominique
• Es gibt bisher keine baurechtliche Zulassung. regelbare Schichten aus Luft oder Wasser Perrault
von der Speicherwand entkoppelt. Diese C 2.14 Ökobilanzdaten von Dämmungen und Abdichtun-
Transparente Wärmedämmung (TWD) Systeme befinden sich noch im Entwicklungs- gen
Transparente Wärmedämmung ermöglicht die stadium.
Reduktion von Transmissionswärmeverlusten
opaker Außenwände bei gleichzeitig hoher Zum Schutz vor sommerlicher Überhitzung
Solartransmission und wirkt darüber hinaus bei müssen TWD-Systeme mit einem effektiven
transluzenten Fassaden als Tageslichtelement. Sonnenschutz ausgestattet sein. Neben moto-
Als Dämmmaterial kommen in der Regel Hohl- risch betriebenen Folienrollos werden auch
kammerstrukturen (Kapillaren, Waben) aus manuell (saisonal) angebrachte Abdeckbleche
Glas oder Kunststoff (PMMA, PC) zum Einsatz. verwendet. Bauliche Maßnahmen (z.B. Dach-
Alternativ sind auch Kartonwaben aus Recyc- überstände, Balkone) können bedingt zum
lingpapier oder mikroporöse Aerogel-Granulat- Sonnenschutz beitragen, reduzieren allerdings
Füllungen erhältlich. ganzjährig die solaren Gewinne.
Die TWD-Materialien werden zum Schutz vor
Witterung, Staub und mechanischer Beschädi- Schaltbare Wärmedämmung (SWD)
gung meist in den Luftzwischenraum von Wär- Schaltbare Wärmedämmung basiert auf den
meschutzverglasungen sowie zwischen Profil- Erkenntnissen von VIP und TWD und wurde in
gläser oder Stegplatten eingebaut. einem ersten Pilotprojekt realisiert. Die Fassa-
denelemente lassen sich je nach Bedarf vom
Funktionsprinzipien hochdämmenden Zustand mit U-Werten von
Generell unterscheidet man drei unterschied- 0,2 bis 0,3 W / m2K in einen Solarkollektor mit
liche TWD-Systeme: deutlich höherer Wärmeleitfähigkeit und einem
U-Wert von 10 W / m2K schalten. An sonnigen,
• Direktgewinnsystem: aber kalten Wintertagen (Wärmebetrieb) wird
In Pfosten-Riegel-Fassaden integrierte, trans- die auftreffende Solarstrahlung in Wärme
C 2.13

140
Dämmen und Dichten

Dämmungen PEI PEI GWP ODP AP EP POCP


Schichtaufbau Primärenergie Primärenergie Klima- Ozon- Ver- Über- Sommer-
* Datenherkunft siehe Ökobilanzierung, S. 100 nicht ern. erneuerbar gase abbau sauerung düngung smog
[MJ] [MJ] [kg CO2 eq] [kg R11 eq] [kg SO2 eq] [kg PO4 eq] [kg C2H4 eq]

Platten
expandiertes Polystyrol (EPS) 511 17 28 0 0,70 0,0062 0,022
EPS-Platte, λ = 0,040 W / m2K, ρ = 25 kg / m3, 120 mm
Kleber Polyvinylacetat (PVAC)
extrudiertes Polystyrol (XPS) 405 12 21 0 0,50 0,0049 0,016
XPS-Platte, λ = 0,040 W / m2K, ρ = 20 kg / m3, 120 mm
Kleber Polyvinylacetat (PVAC)
Polyurethan PUR 349 13 17 0 0,18 0,013 0,011
PUR-Platte, λ = 0,035 W / m2K, ρ = 20 kg / m3, 100 mm
Kleber Polyvinylacetat (PVAC)
Backkork ICB* 15 0,24 1,1 0 0,0060 0,00041 0,0010
Backkorkplatte, λ = 0,040 W / m2K , 120 mm
Klebemörtel

Holzwollemehrschichtplatte WW-C, verlorene Schalung* 89 68 0,8 0 0,038 0,0036 0,0050


WW-C-Platte, λ = 0,040 W / m2K, ρ = 30 kg / m3, 125 mm
magnesiagebunden, innenseitig Mineralfaser

Holzfaserdämmplatte WF* 436 79 19 0 0,13 0,0083 0,020


WF-Platte, λ = 0,040 W / m2K, ρ = 160 kg / m3, 120 mm
Klebemörtel
Schaumglas CG, Perimeterdämmung* 1030 29 49 0 0,35 0,014 0,015
Schaumglas, λ = 0,040 W / m2K, ρ = 100 kg / m3, 120 mm
Kleber Bitumen

Kalzium-Silikat-Platte 96 3,7 16 0 0,061 0,0044 0,0030


Kalzium-Silikat, λ = 0,045 W / m2K, ρ = 115 kg / m3, 140 mm
Klebemörtel

Vliese
Mineralwollevlies 74 1,4 5,4 0 0,037 0,0038 0,0050
Mineralwollevlies, λ = 0,040 W / m2K, ρ = 20 kg / m3, 120 mm
Tellerdübel Polyamid

Schüttungen
Perliteschüttung 187 2,1 11 0 0,20 0,0074 0,012
Blähperlite, λ = 0,065 W / m2K, ρ = 100 kg / m3, 160 mm
(auf Bodenplatte)
Zelluloseschüttung 33 1,7 1,8 0 0,012 0,00074 0,0010
Zellulose, λ = 0,040 W / m2K, ρ = 50 kg / m3, 120 mm
(zwischen TJI-Holzträgern)

Abdichtungen PEI PEI GWP ODP AP EP POCP


Schichtaufbau Primärenergie Primärenergie Klima- Ozon- Ver- Über- Sommer-
* Datenherkunft siehe Ökobilanzierung, S. 100 nicht ern. erneuerbar gase abbau sauerung düngung smog
[MJ] [MJ] [kg CO2 eq] [kg R11 eq] [kg SO2 eq] [kg PO4 eq] [kg C2H4 eq]

Spachtelmassen
Reaktionsharzabdichtung 94 3,4 5,8 0 0,040 0,0029 0,0030
Epoxidmörtel, 2 mm
Voranstrich Epoxid

kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtung (KMB) 373 1,1 6,4 0 0,042 0,0044 0,015


Schutzbahn Kunststoffnoppenbahn (HDPE)
Bitumenemulsion, 3 mm

mineralische Dichtungsschlämme 10 0,2 0,8 0 0,0030 0,00035 0


Dichtungsschlämme Zementbasis, 2 mm
Voranstrich Wasserglas

Dichtungsbahnen
PVC-Bahn, einlagig 312 35 20 0 0,23 0,010 0,015
PVC-Folie, 2 mm
Polyethylenvlies, 0,5 mm

Bitumenbahn, einlagig 294 5,6 7,4 0 0,091 0,0038 0,020


Bitumenbahn (G 200 S4), 4 mm
Bitumenvoranstrich
C 2.14

141
Dämmen und Dichten

C 2.15 C 2.16 C 2.17


Dichten Blower-Door-Messung Fugendichtung
Undichtheiten in der Gebäudehülle werden mit
Das Dichten von Fugen, Flächen oder Hilfe der Blower-Door-Messung festgestellt und Verformungen von Bauteilen werden z.B. durch
Anschlüssen von Bauteilen schützt das lokalisiert. Diese sollte bei Neubauten noch vor Setzung, temperaturbedingte Längenänderung
Gebäude vor eindringendem Wasser, vor dem Einbau von Innenwand- und Deckenver- oder Schwinden verursacht. Bei unsachgemä-
unkontrolliertem Entweichen warmer Innen- kleidungen, aber mit Fenstern, Türen, Dicht- ßer Ausführung entstehen Risse. Um diese Vor-
raumluft durch die Gebäudehülle nach außen schicht und Innenputz durchgeführt werden. gänge zu kontrollieren und um Schäden zu ver-
und vor Eindringen kalter Luft nach innen. Eine Bei dem Verfahren wird anstelle einer Außentür meiden, wird die wirksame Bauteillänge durch
schadhafte oder unvollständige Dichtung von ein dicht eingebauter Ventilator eingesetzt, der geplante Fugen unterbrochen. Konstruktiv
Fugen und Flächen kann zu substanziellen im Gebäude eine Druckdifferenz (Unterdruck) unterscheidet man folgende Fugenarten:
Bauschäden führen und den Heizenergiebe- zum Außenraum von 50 Pa erzeugt. Durch
darf erheblich erhöhen. Jedes Gebäude Leckagen in der Gebäudehülle strömt Luft Arbeitsfugen
besitzt eine Vielzahl von Fugen, die Toleranzen nach, die von dem Blower-Ventilator abge- Arbeitsfugen, auch Pressfugen genannt, sind
ausgleichen und eine zwängungsfreie Bewe- saugt wird. Der gemessene Luftvolumenstrom starre Fugen. Sie resultieren aus dem Baupro-
gung der Bauteile aufgrund von temperaturbe- entspricht dem durch Undichtigkeiten in der zess, z.B. beim Betonieren von Bauteilen, die
dingten Längenänderungen ermöglichen. Dar- Gebäudehülle verursachten Leckagestrom (in nicht in einem Arbeitsgang erstellt werden kön-
über hinaus stellen Fugen ein oberflächenprä- m3 / h). Wird dieser Wert durch das Gebäude- nen. Zwischen Fundament und Wänden entste-
gendes Gestaltungsmittel dar. Sie gliedern ein- volumen geteilt, erhält man die Luftwechselra- hen immer Arbeitsfugen, die durch den
zelne Bauteile und ganze Flächen und spie- te. Sie darf nach EnEV 2002 bei Gebäuden mit Anpressdruck der Wand und eine durchlaufen-
geln geometrische sowie konstruktive Ordnun- mechanischer Lüftungsanlage nicht höher als de Armierung weitgehend dicht sind. Jedoch
gen wider. 1,5 pro Stunde sein, bei Passivhäusern darf sie bilden sich an diesen Stellen oft Schwindrisse.
den Wert von 0,6 nicht übersteigen. Eine eingeplante Scheinfuge vereinfacht ein
Luftdichtheit Werden die Werte überschritten, können mit nachträgliches Dichten des Risses, da sie
Luft kann bis zum Sättigungsdruck, d.h. bis Messgeräten lokale Undichtigkeiten gefunden Raum für Dichtstoffe vorsieht.
zum Erreichen des Taupunkts Wasserdampf werden. Man unterscheidet zwischen Undicht-
aufnehmen; bei Überschreiten kondensiert das heiten der Außenbauteile und Fugendichtheit Dehnfugen
Wasser. Warme Luft kann mehr Wasserdampf von Fenstern und Außentüren. Beide tragen Dehnfugen ermöglichen großen Bauteilen hori-
aufnehmen als kalte. Kühlt warme Luft ab, auch zur Verschlechterung des Luftschall- zontale Bewegungen. Um eine unkontrollierte
steigt die relative Luftfeuchte. Wird der Tau- schutzes bei. Rissbildung im Bauwerk zu vermeiden, verlau-
punkt erreicht, fällt Tauwasser im Bauteil aus. fen sie vertikal über die gesamte Gebäudehöhe
Dieses fördert Pilzwachstum, trägt zum Faulen Schon in der Entwurfsphase sollte die konstruk- bis oberhalb des Fundaments, z.B. bei Wand-
von Holzbauteilen bei und mindert den Dämm- tive Ebene der luftdichten Schicht sorgfältig bauteilen aus Stahlbeton oder einer Vormauer-
wert der Wärmedämmung. Die über undichte geplant werden mit dem Ziel, Oberflächen und schale aus Ziegel.
Stellen von außen eindringende kalte Luft trägt Fugen dauerhaft dicht zu konstruieren. Dabei Dehnfugen, die mit Fugendichtstoffen gegen
Fasern, Pilze und Sporen aus den Bauteilen in sind vor allem Durchdringungen der luftdichten Regen und Spritzwasser abgedichtet sind, stel-
die Innenraumluft. Dies kann Beschwerden bei Schicht z.B. durch Sanitär- und Elektroinstalla- len im Sinne der Bautechnik keine Abdichtung
den Nutzern verursachen, die unter dem tionen oder Tragwerk als potenzielle Schwach- dar. Eine solche wird nach DIN 18 195 nur mit
Begriff »Sick Building Syndrom« zusammen- stellen zu berücksichtigen. Dichtungsbahnen oder Bitumendickbeschich-
gefasst werden. tungen erreicht.
Die Feuchteschäden an Gebäuden durch Tau- Wasserdichtheit
wasserausfall entstehen primär durch unkon- Flächige Bauwerksabdichtungen verhindern Setzfugen
trollierte Luftundichtheiten und Konvektion, das Eindringen von Wasser in das Gebäude. Gebäudeteile mit unterschiedlicher Gesamtlast
weniger durch Wasserdampfdiffusion. Nur ca. Dafür steht eine Vielzahl von Werkstoffen zur üben ungleiche vertikale Belastungen auf die
1 % der Wasserdampfmenge gelangt infolge Verfügung, die kombiniert werden können. Gebäudesohle aus. Setzfugen ermöglichen
Dampfdruckausgleichs zwischen Innen- und Neben der abdichtenden Eigenschaft sollten dies zwängungsfrei, sie trennen auch die ent-
Außenraum durch die Außenwand. In diesem sie auch Risse überbrücken können, sodass sprechenden Fundamente.
Zusammenhang ist anzumerken, dass nur rich- bei sich bewegenden Rissen oder Fugen die
tiges – ggf. auch mit Anlagentechnik gesteuer- Dichtheit der Fläche erhalten bleibt. Fugen- Konstruktionsfugen
tes – Lüften den hygienisch notwendigen und dichtungen ergänzen die Bauwerksabdich- Bei Bauteilen mit unterschiedlichen physikali-
energiesparenden Luftwechsel gewährleistet. tung. schen Eigenschaften, z.B. bei Fensteranschlüs-

142
Dämmen und Dichten

C 2.15 Konstruktionsfugen von Stahlbetonfertigteilen,


Bürogebäude, München (D) 2003,
Amann & Gittel
C 2.16 Dehnfuge, Konstruktionsfuge
C 2.17 Material- und Raumübergänge durch Fugen
getrennt, Museum für moderne Kunst,
Kanazawa (J) 2005, Sejima Nishizawa
C 2.18 Fugenausbildung mit Dichtstoffen
a a a Dehnfuge
b Konstruktionsfuge bei Fensteranschlag
C 2.19 thermoplastische Fugenbänder
a außen liegend
b innen liegend

b C 2.18 b C 2.19
sen, nehmen Konstruktionsfugen temperatur- dichtstoffe, vernetzen sich unter Einwirkung Polyurethandichtstoffe
bedingte Längenänderungen und Maßtoleran- von Luftfeuchtigkeit und spalten Moleküle ab. Polyurethandichtstoffe härten chemisch-reaktiv
zen auf. Sie können gleichzeitig Dehn- oder Physikalisch trocknende Dichtstoffe, z.B. Butyl- unter Abspaltung von Kohlendioxid in einen
Setzfugen sein. dichtstoffe, verdunsten Lösemittel oder Wasser zähelastischen Zustand aus. Sie dienen der
und verfestigen sich auf diese Weise. Bei nicht Abdichtung von Tiefgaragen, Parkdecks und
Wartungsfugen reaktiven Dichtstoffen bleibt der Zustand des Abwasserleitungen – also Stellen, die sehr gute
Als Wartungsfugen bezeichnet man Fugen, die Stoffs während und nach dem Einbau gleich. Hafteigenschaften und Chemikalienbeständig-
starken chemischen oder physikalischen Ein- Je nach Verformungscharakteristik unterschei- keit erfordern. Polyurethandichtstoffe werden
flüssen ausgesetzt sind. Sie müssen leicht det man zwischen plastischen und elastischen auch als elastischer Klebstoff verwendet.
zugänglich sein, um regelmäßig überprüft und Dichtstoffen. Die zulässige Gesamtverformung
ggf. erneuert werden zu können. (ZGV) liegt bei bis zu 25 %. MS-Polymerdichtstoffe
Der reaktive Dichtstoff haftet auf einer Vielzahl
Fugen ohne besondere Anforderungen können Fugenausbildung von Untergründen und vereint die Eigenschaf-
offen gelassen werden. Andere Fugen erfor- Nach DIN 18 540 besteht eine Fuge aus zwei ten von Silikon- und Polyurethandichtstoffen.
dern eine Abdichtung. Je nach Fugenart und Fugenflanken, nach Möglichkeit mit gefasten Er ist UV-beständig, lösemittelfrei, geruchs-
Anforderung kommen verschiedene Dichtungs- Kanten und tragfähigem Untergrund. Rundes neutral und meist ohne Vorbehandlung auch
materialien zum Einsatz. Sie sichern die Fuge Hinterfüllmaterial begrenzt die Fugentiefe und bei feuchten Fugenflanken verarbeitbar. Viele
zugluftdicht bis wasserdicht und gliedern sich verhindert eine Dreiflankenhaftung des Dicht- Beschichtungsstoffe haften auf dem Dichtstoff,
in folgende Gruppen: stoffs (Abb. C 2.18). Um die Verformbarkeit auch lösemittelhaltige.
der Fuge sicherzustellen, besteht das Hinter-
• Fugendichtstoffe (spritzbar, knetbar) füllmaterial aus verrottungsfestem und Acrylatdichtstoffe
• Fugenbänder geschlossenzelligem Schaumstoff. Nur wenn Dichtstoffe auf Basis von Acrylat-Dispersionen
• Dichtbänder, Dichtprofile Fugenbreite und Dicke des Fugendichtstoffs in weisen ein plastisches Verformungsverhalten
einem Verhältnis von ca. 2 : 1 stehen (z.B. auf. Durch das Verdunsten des Dispersions-
Fugendichtstoffe, Dichtprofile und Dichtbänder 20 : 10 mm), bleibt die Fuge dauerhaft dicht. wassers schrumpfen Acrylatdichtstoffe um bis
zum Eindrücken, Einstecken und Ankleben eig- Der eingebrachte Fugendichtstoff haftet durch zu 20 %. Sie haften auf mineralischen und
nen sich nicht als alleinige Fugendichtung bei Andrücken und Abglätten an den Fugenflan- metallischen Untergründen sowie Kunststoffen.
drückendem Wasser. ken. Die Dichtstoffe sind aus Kartuschen Die in vielen Farbtönen erhältlichen Acrylat-
spritzbar oder als plastische Masse knetbar. dichtstoffe werden für starre Fugen (Scheinfu-
Fugendichtstoffe Für Dehn- und Arbeitsfugen, die mit dem Erd- gen, Arbeitsfugen) eingesetzt. Sie lassen sich
Spritzbare Dichtstoffe müssen standfest sein, reich in Berührung kommen, gelten höhere mit geeigneten Beschichtungsstoffen über-
gut an den zwei Fugenflanken haften (ggf. in Anforderungen, die in DIN 18 195-8 zusam- decken.
Verbindung mit haftverbessernder Grundie- mengefasst sind.
rung, so genanntem Primer), beständig bei Polysulfiddichtstoffe
wechselnden klimatischen und mechanischen Silikondichtstoffe 2K-Polysulfiddichtstoffe härten chemisch-reak-
Belastungen sein (Rückstellvermögen und Silikondichtstoffe härten chemisch-reaktiv tiv und weisen ein elastisches Verformungsver-
Dehnverhalten), eine klebefreie Oberfläche auf- unter Einwirkung von Luftfeuchtigkeit elastisch halten auf. Während des Erhärtens spalten sie
weisen und verträglich mit angrenzenden Bau- aus. Als Abspaltungsprodukt fallen je nach geruchsintensive Schwefelverbindungen ab.
stoffen sein. Sie eignen sich auch für unebene System Essigsäure, Amine oder Alkohole an. Polysulfiddichtstoffe werden für Außenwandfu-
Fugenflanken. Sie reagieren sauer, neutral oder basisch und gen oder als Sekundärdichtung bei der Isolier-
Nach DIN 18 540 sollen Fugendichtstoffe nicht müssen mit dem Untergrund verträglich sein. glasherstellung verwendet. Sie haften auf einer
nachträglich beschichtet werden, weil die zu Teilweise begleitet Geruch den Härtungsvor- Vielzahl von Baustoffen wie Putz, Holz, Kunst-
erwartende Verformung des Dichtstoffs meist gang. stoff und Metall.
größer ist als die Elastizität des Beschichtungs- Silikondichtstoffe haften im Innen- und Außen-
stoffs. Als Folge bilden sich Risse und der bereich sehr gut auf glatten, mineralischen Butyldichtstoffe
Beschichtungsfilm blättert ab. Dennoch werden Untergründen wie Glas und Keramik, aber Butyldichtstoffe basieren auf Butylkautschuk
Dichtstoffe in der Praxis aus gestalterischen auch auf Aluminium und Beschichtungen. und haften auf den meisten Untergründen. Sie
Gründen beschichtet. Anwendungsgebiete liegen im Sanitärbereich, sind dauerhaft klebrig und werden in Form von
bei Anschlussfugen, Terrassen und Balkonen. Bändern oder Streifen z.B. im Metallbau einge-
Chemisch reaktive Dichtstoffe, z.B. Silikon- Sie sind in vielen Farben erhältlich. setzt. Lösemittelhaltige Butyldichtstoffe lassen

143
Dämmen und Dichten

Werkstoffe für Fugendichtung

Dichtstoffe (spritzbar, knetbar) Fugenbänder Dichtbänder / Dichtprofile

Silikon (SI) • sauer, neutral, alkalisch Synthesekautschuk • Elastomer-Fugenband Polyurethan (PUR) • Schaumstoffband getränkt auf
(Abspaltungsprodukte) profiliert, unprofiliert Acrylharz-Basis, vorkomprimiert
plastisch selbstklebend • Band mit Aluminiumfolie
Polyurethan (PUR) • 1-k, 2-k elastisch nicht selbstklebend • einseitig, zweiseitig klebend
Polyvinylchlorid • profiliert
MS-Polymer • 1-k (PVC) • thermoplastisches Fugenband
Acrylat (AY) • lösemittelhaltig, dispergiert Silikon (SI) • Profile
Polyethylen (PE) • Schaumstoff
Polysulfid • 1-k, 2-k Hinterfüllmaterial (Profile) Ethylen-Propylen- • Profile
Dien-Kautschuk
Butylkautschuk (IIR) • lösemittelhaltig, lösemittelfrei Bentonit, EPDM • Quellband (EPDM)
Leinöl • trocknend (Kitt) Stahl • Fugenblech
Verbundwerkstoff • Verpressschlauch C 2.20

sich in Fugen spritzen und benetzen den meren oder weichen PU-Kunststoffschäumen ckendem Wasser. Klebemassen dienen dem
Untergrund gut. erreicht man abhängig von der Oberflächenbe- Verkleben von Dichtungsbahnen mit dem
schaffenheit der Fugenflanken und der Kom- Untergrund.
Fugenbänder pression der Dichtbänder eine Dichtheit von
Fugenbänder aus PVC und Synthesekautschuk zugluft- bis wasserdicht. Zwischen bewegli- Flexible Dichtschlämmen
werden dort eingesetzt, wo die maximal zuläs- chen Bauteilen wie Fenstern und Türen werden Dichtschlämme wird gegen Bodenfeuchtigkeit,
sige Gesamtverformung spritzbarer Dichtstoffe Dichtprofile eingesetzt, die auch den Luftschall nicht drückendes Wasser und aufsteigende
überschritten wird oder eine einwandfreie Haf- dämmen. Feuchte aufgetragen. Bei flexiblen Dicht-
tung nicht gegeben ist. Thermoplastische und schlämmen besteht das Bindemittel aus poly-
elastomere Fugenbänder werden bei geplan- mermodifiziertem Zement, das vor Ort zur
ten Dehn- und Arbeitsfugen in Ortbetonkons- Flächendichtung Schlämme gemischt wird. Die Schlämm-
truktionen fest einbetoniert. Sie überbrücken schichtdicke beträgt mindestens 2 mm und
die entstehenden Anschlussfugen wasserdicht. Horizontale und vertikale Abdichtungen schüt- kann kleine Risse überbrücken.
Man unterscheidet außen- und innenliegende zen das Bauwerk vor Feuchtigkeit. Querschnitts-
Fugenbänder (Abb. C 2.19). Alternativ können abdichtungen zwischen Fundament und Wand Bitumendickbeschichtungen
auch aufquellende Dichtprofile in Arbeitsfugen aus ein- oder mehrlagigen Bitumendichtungs- Ein- und zweikomponentige kunststoffmodifi-
eingelegt werden. Bei WU-Beton werden steife bahnen verhindern eine Durchfeuchtung der zierte Bitumendickbeschichtungen (KMB)
Fugenbleche in Arbeitsfugen eingesetzt, wenn Wand durch kapillar aufsteigendes Wasser. bestehen aus einer Bitumen-Kunststoff-Emul-
wenig Fugenbewegung zu erwarten ist. Senkrechte Schutzschichten an der Außen- sion und zementhaltigem Pulver. Im Spachtel-
wand erdberührter Bauteile müssen entspre- oder Spritzverfahren sollen sie mindestens
Dichtbänder chend der in DIN 18 195 aufgeführten Lastfälle zweilagig aufgetragen werden. Unverrottbare
Zu den Dichtbändern zählen Hinterlegebänder mit den vorgesehenen Baustoffen abgedichtet Vlieseinlagen überbrücken Risse. KMB halten
aus PVC für Arbeitsfugen sowie Profile aus sein. Bodenfeuchtigkeit, aufstauendes Sickerwasser
Synthesekautschuk für Regen- und Windsper- und nicht drückendes Wasser ab, z.B. auf
ren. Mit elastischen Dichtbändern aus Elasto- Bauwerksabdichtung Deckenflächen und in Nassräumen.
Bauwerksabdichtungen gegen Wasser sind in
DIN 18 195-4–7 in folgende Einsatzgebiete Dichtungsbahnen
gegliedert: Die Verarbeitung von Bitumen-, Polymerbitu-
men-, Kunststoff- und Kautschukbahnen ähnelt
• Abdichtung gegen Bodenfeuchte, z.B. bei der Verlegung von Dachbahnen. Die Werkstof-
Bodenplatten oder Kellerwänden fe erfüllen ähnliche Aufgaben und werden im
• Abdichtung gegen nicht drückendes Wasser, Kapitel Gebäudehülle beschrieben (siehe
z.B. durch Niederschlag, Sickerwasser oder S. 125ff.). Sie sichern bei drückendem Wasser
Spritzwasser auf Dächern, Fußböden und die Dichtheit. Kalottengeriffelte Metallbänder
Wandflächen in Nassräumen verstärken die Abdichtung bei starker Bean-
• Abdichtung gegen von außen drückendes spruchung.
Wasser, z.B. bei Bauwerksteilen unterhalb Abdichtungen von erdberührten Bauteilen müs-
des Grundwasserspiegels sen vor mechanischer Beanspruchung
• Abdichtung gegen von innen drückendes geschützt sein, z.B. durch eine außenliegende
Wasser, z.B. bei Schwimmbecken oder Wärmedämmung, Dränplatten oder Noppen-
Speicherbecken für Trinkwasser platten.

Bitumenhaltige Deckaufstrichmittel Flüssigabdichtungen


Bitumenhaltige Deckaufstrichmittel werden als Flüssigabdichtungen eignen sich zur Abdich-
Heißaufstriche und Klebemassen verarbeitet. tung z.B. von Dächern und Wannen, vor allem
Heißaufstriche bestehen aus Destillations- oder bei geometrisch komplexen Bauteilen. Flüssig-
Oxidationsbitumen, oft mit Füllstoffen aus abdichtungen auf Basis von flexiblen ungesät-
Fasern oder Gesteinsmehlen versehen. Sie sor- tigten Polyesterharzen, flexiblen Polymethylme-
gen für Witterungsbeständigkeit und Schlag- thacrylaten und flexiblen Polyurethanharzen
festigkeit. Ihr Einsatzgebiet liegt bei nicht drü- härten reaktiv nach der Mischung ihrer Kompo-
C 2.21

144
Dämmen und Dichten

Werkstoffe für Flächendichtung

Werkstoffe für Bauwerksabdichtungen gegen Wasser Werkstoffe zur flächigen Luftdichtung Werkstoffe zur flächigen Winddichtung

Bitumen • Voranstrichmittel Folien • Polyethylen (PE) Bahnen • Unterspannbahnen, diffusionsoffen


• Klebemassen, Deckaufstrichmittel • auf Polyamid-Basis, feuchteadaptiv aus PE gewebeverstärkt
• Asphaltmastix, Gussasphalt • Polyvinylchlorid (PVC)
• Bitumen-, Polymerbitumenbahnen • Aluminium (Al) Pappen • Bitumenpappe
• kunststoffmodifizierte
Bitumendickbeschichtung (KMB) Papiere / Pappen • beschichtet, imprägniert Platten • Holzfaserdämmplatten (WF)
• geschäumte Dämmplatten
Kunststoff • Kunststoff-Dichtungsbahnen Platten • Gipsbauplatten
(auch kaltselbstklebend KSK) mit verspachtelten Fugen
• Kautschuk-Dichtungsbahnen • Aufsparrendämmung mit Nut-und-
(auch mit Selbstklebeschicht) Feder-Verbindung
• Flüssigabdichtungen und Aluminiumkaschierung
Metall • kalottengeriffelte Metallbänder C 2.22
Putz
Zement • Dichtschlämmen starr / flexibel
C 2.20 systematische Darstellung von Werkstoffen für
nenten oder durch Luftfeuchtigkeit. Sie wer- Diffusionsoffen, diffusionsdicht Fugendichtung
den aufgestrichen, gerollt oder gespritzt. Zur Je nach Konstruktionsart wird Dampfdurchläs- C 2.21 Verlegung einer diffusionshemmenden Folie
Rissüberbrückung und Armierung dienen ein- sigkeit oder -undurchlässigkeit gefordert. Nach C 2.22 systematische Darstellung von Werkstoffen für
gearbeitete Kunststofffaservliese. Zusammen DIN 4108-3 gelten Bauteilschichten mit einer Flächendichtung
C 2.23 physikalische Kennwerte Dichtstoffe
ergeben sie einen Verbund mit dem Unter- wasserdampfdiffusionsäquivalenten Luft-
C 2.24 physikalische Kennwerte Flächendichtung
grund. Die Dicke der mindestens zweischich- schichtdicke sd ≤ 0,5 m als diffusionsoffen, mit
tig ausgeführten Abdichtung muss wenigs- sd ≥ 1500 m als diffusionsdicht und dazwi-
tens 1,5 mm betragen, bei genutzten Dachflä- schen als diffusionshemmend. Entsprechend
Dichtstoff Verformungsart zul. Ge- Dauer-
chen mindestens 2 mm. Mit der Europäisch können die Begriffe Winddichtung, Dampfsper- samtver- haftig-
Technischen Zulassung gemäß ETAG 005 re und Dampfbremse zugeordnet werden. In formung keit
wird die Brauchbarkeit von flüssig aufzubrin- den meisten Fällen (Holzbau, Dächer) werden
[%] [a]
genden Dachabdichtungen in Leistungsstufen diffusionshemmende Schichten verwendet.
gegliedert. Sie geht von einer (anwendungs- Grundsätzlich sollte der Aufbau von innen Leinölkitt – 0
abhängigen) Dauerhaftigkeit von bis zu nach außen immer diffusionsoffener werden, Ölkitt, vergütet plastisch ≤2
25 Jahren aus. damit außenliegende Schichten einen mögli- Butyl plastisch ≤5 allgemein
chen Feuchtetransport nicht behindern. Acrylat plastisch / elastisch 5 – 20 10 – 25
Polyurethan elastisch 10 – 25 (Mittel 12)
Flüssig zu verarbeitende Abdichtungsstoffe im Dampfbremsende Schichten müssen luftdicht Polysulfid elastisch 10 – 25
Verbund mit Fliesen und Platten ausgeführt werden. Umgekehrt werden Luft- Silikon elastisch 15 – 25
Polymermodifizierter Zement, Abdichtungs- dichtungen je nach Material gleichzeitig als
stoffe auf Basis von Polymerdispersionen und dampfbremsende Schicht eingesetzt. C 2.23
flexibel formulierte Reaktionsharze auf Epoxid-
oder Polyurethanbasis bilden die Dichtschicht Verlegung
für einen Abdichtungsverbund mit Fliesen und Bei massiven Außenwänden stellt in der Regel Flächen- Wasserdampf- Mate- sd-Wert
Platten. Dieser Verbund eignet sich je nach die vollflächig verputzte Innenseite die Luft- dichtung diffusions- rial-
widerstand [-] dicke
Beanspruchungsklasse (I – IV) für Böden und dichtung her. Bei Leichtbaukonstruktionen wird
Wände in Küchen, Sanitärräumen, Balkonen diese durch Folien oder Platten gewährleistet. [mm] [m]
und lebensmittelverarbeitenden Betrieben. Die Schwachstellen bei allen Konstruktionen
Die vollflächige Verbindung von Dichtschicht liegen in den Anschlüssen der luftdichtenden Folien
und Untergrund – teilweise mit rissüberbrü- Schichten untereinander und an andere Bau- Aluminiumfolie prakt. dampfdicht ≥ 0,05 > 1500
ckenden Gewebeeinlagen – sowie dem dar- teile; dort entstehen häufig Leckagen. Sie ver- PE-Folie 30 000 0,25 100
PVC-Folie 20 000 0,25 30
auf aufgetragenen Dünnbettklebstoff mit den meidet man bei einer Foliendichtung durch Polyamidfolie nicht konstant – 2,8 / 0,21
Fliesen oder Platten bietet eine dreifache eine mindestens 100 mm breite Überlappung
Sicherheit gegen Undichtigkeit. und eine zusätzliche Abdichtung mit gewebe- Bahnen
verstärktem Klebeband (kein Teppich- oder Polymer-Bitumen 2 21 500 5 86
PE-C 30 000 1,2 36
Luftdichtung, Winddichtung Paketklebeband). PVC-P 20 000 1,2 24
Bei Luft- und Winddichtung wird zwischen Pappen und Papiere als Wind- oder Luftdich- EPDM 60 000 1,2 120
innen- und außenliegenden Schichten unter- tung klebt man, ähnlich wie Tapeten, auf PIB 250 000 1,5 225
schieden. Einige Dämmmaterialien müssen Innenverkleidungen. Im Sparrenbereich kön- ECB 90 000 1,5 135
CSM 25 000 1,2 30
vor Luftdurchströmungen geschützt werden, nen sie durch Ausbildung eines doppelfalzför-
damit die volle Dämmwirkung gewährleistet migen Stoßes angeklammert werden. Dich- Beschichtungen
ist. In Dachkonstruktionen eingebaute Unter- tungsbänder, Fugendichtstoffe und Anpress- KMB; 1-komp. 2000 4 8
spannbahnen z.B. übernehmen u.a. die Funk- leisten stellen die luftdichte Fügung der Flä- KMB; 2-komp. 4000 4 16
Gussasphalt prakt. dampfdicht ≥ 15 > 1500
tion, den Wind von der Dämmung fern zu hal- chendichtungen mit anderen Bauteilen her.
Reaktionsharze 20 000 1,5 30
ten. Mit überlappenden, verklebten Stößen lie- Zusätzlich zu Folien und Pappen gibt es Wär- Zementputz 25 20 0,5
gen sie außen vor der Dämmung und stellen medämmsysteme mit hohem Wasserdampfdif- WU-Beton C45 / 55 100 200 200
Winddichtheit her. Die bezüglich Stoßausbil- fusionswiderstand. Bei präziser Verarbeitung
1
dung, Befestigung und Anschlüssen mit sind hier weder Dampfsperre noch Unter- Der Wasserdampfdiffusionswiderstand ist abhängig von
der Luftfeuchte; Werte gelten für 50 und 80 % relative
höheren Verarbeitungsanforderungen belegte spannbahn erforderlich. Ihre Nut-und-Feder- Luftfeuchte.
Luftdichtung befindet sich in der Regel auf Verbindungen müssen luftdicht verklebt 2
Als Beispiel wurde eine Dachbahn PYE-PV 200 S4
der warmen Innenseite der Konstruktion. werden. gewählt.
C 2.24

145
Installationen

C 3.1
Die Entwicklung der neuzeitlichen flächende- Da Installationen einem kürzeren Austausch-
ckenden Gebäudetechnik begann in der zwei- zyklus als tragende Bauteile unterliegen, sollten
ten Hälfte des 19. Jh. Zwar sind bereits aus sie so ausgebildet werden, dass sie wechseln-
der Antike Wasserleitungen und Kanalisatio- den Ansprüchen genügen und leicht aus-
nen zur Ver- und Entsorgung von Städten tauschbar sind.
bekannt, diese wurden aber als öffentliche Dafür werden horizontale und vertikale Haupt-
Einrichtungen erbaut (z.B. Brunnenanlagen in leitungsstränge gebündelt in Schächten
Rom) und versorgten nur in wenigen Fällen geführt. Für den energiesparenden Betrieb ist
Privathäuser. eine kurze Leitungsführung insbesondere für
In Deutschland entstand 1856 in Hamburg die Heizung und Warmwasser anzustreben.
erste öffentliche Kanalisation, die Privathaus- Schacht- und Vorwandinstallationen haben
halte an das Abwassernetz anschloss. gegenüber eingebauten Leitungsführungen
Danach wurden öffentliche Trinkwassernetze den Vorteil, dass sie im Bedarfsfall ausgewech-
gebaut. selt werden können, ohne in die Gebäudestruk-
Anfang des 20. Jh. gab es die ersten komple- tur eingreifen zu müssen.
xen Gebäudeinstallationen für Trinkwasser Bei Sanierung oder Abbruch können in Vor-
und Abwasser in mehrgeschossigen Gebäu- wandinstallationen und Schächten verlegte
den. Installationen eines Gebäudes vollständig ent-
Mit steigenden Anforderungen an die Gebäu- fernt und sortenrein recycelt werden.
detechnik entwickelte sich im Laufe der Zeit
auch die Versorgung mit elektrischem Strom Bei der Entscheidung für ein Material oder
und Medien sowie die Ausrüstung von Gebäu- Installationssystem spielen folgende Kriterien
den mit Lüftungs- und Klimaanlagen. Seit eine Rolle:
Anfang der 1980er-Jahre existieren Systeme
zur computergesteuerten Regelung von kom- • chemische und physikalische Einflüsse des
plexen Haustechnikinstallationen. transportierten Mediums
• chemische und physikalische Einflüsse aus
dem Umfeld der Installation
Grundlagen • Anfälligkeit für Inkrustrationen
• Wartungsmöglichkeiten
Die installierte Gebäudetechnik von Zu- und • potenzielle umwelt- oder gesundheitsschä-
Abwasserleitungen, Heizungsanlagen und digende Einflüsse des Materials bei der Her-
Elektroinstallationen stellt bei einem massiv stellung, Benutzung und Entsorgung
gebauten Einfamilienhaus mit 120 m2 Wohnflä- • Anpassungsfähigkeit an neue Nutzer-
che und einer Standardausstattung an Haus- ansprüche
technik ca. 2,5 % der Gesamtmasse eines • Schallschutz / Brandschutz
Gebäudes dar. Selbst bei hochinstallierten • Kosten
Bauten wie Labors oder Krankenhäusern wird • Einbauart und Verlegung
ein Anteil von 6 % nicht überschritten. • Zeitbedarf für die Verlegung
Somit ist das Potenzial an Materialeinsparung • Ökobilanz der Materialien
bei der Haustechnik gering, hoch ist jedoch • ästhetische Anforderungen
ihr Einfluss auf Investitionsvolumen und lau-
fende Kosten. Darüber hinaus bereitet die Im Folgenden sollen nur Wasserver- und -ent-
C 3.1 Inmos Microprocessor Factory, Newport (GB) Integration haustechnischer Installationen hin- sorgung, Heizungs-, Lüftungs- / Klima- und
1987, Richard Rogers sichtlich Entsorgung und Wiederverwertung Elektroinstallationen betrachtet werden, wäh-
C 3.2 Anwendungsgebiete von Materialien für die Schwierigkeiten. Deshalb ist eine organisierte rend Sondergebiete der Haustechnik wie z.B.
Trinkwasserinstallation und präzise Planung von haustechnischen Fahrtreppen oder Fahrstühle, Abfallentsor-
C 3.3 Anwendungsgebiete von Materialien für die
Gebäudeentwässerung und Abwasserinstallation
Systemen unerlässlich – die sparsamste gungsanlagen sowie Sonderanwendungen für
C 3.4 Anwendungsgebiete von Materialien für die Installation ist diejenige, welche durch eine spezielle Bauten (z.B. Krankenhäuser) an die-
Heizungsinstallation fundierte Planung überflüssig wird. ser Stelle unberücksichtigt bleiben.

146
Installationen

Trinkwasserinstallationen Edelstahlrohr erheblich größere Wärmeausdehnung, die eine


Edelstahlrohre werden wie verzinkte Stahlrohre entsprechende Verlegung erfordert, um eine
Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel des als nahtlose oder geschweißte Rohre herge- Geräuschentwicklung durch Knacken der Lei-
Menschen. Alle Anlagenteile, die mit Trinkwas- stellt. Sie sind bei allen Trinkwasserzusammen- tungen zu vermeiden.
ser in Berührung kommen, dürfen dessen setzungen äußerst korrosionsresistent. Edel- Kunststoffe können zur Verbindung von stump-
Zusammensetzung nach EU-Gesetzgebung stahl wirkt geschmacksneutral und verändert fen Rohrenden geklebt oder verschweißt wer-
unter keinen Umständen beeinflussen. Dies gilt das Trinkwasser nicht. Er ist sehr haltbar und den. Dabei kommen aber gesundheitsschädli-
vom Wasserversorgungsunternehmen über kann nach der Nutzungsdauer recycelt wer- che Substanzen zum Einsatz oder es entstehen
das öffentliche und private Leitungsnetz bis zur den. Bei der Verlegung im Erdreich sind Edel- durch den Schmelzprozess schädliche Dämp-
Entnahmestelle des Trinkwassers. stahlrohre von außen gegen Korrosion zu fe. Deshalb haben sich auf dem Markt mecha-
Alle Installationsmaterialien und deren Verbin- schützen. nische Verbindungsmittel (Schraub-, Klemm-
dungsmittel müssen für einen Dauerdruck von oder Pressfittings) durchgesetzt, auch auf-
ca. 5 bar aus dem öffentlichen Leitungsnetz Kupferrohr grund ihrer Haltbarkeit und Zuverlässigkeit.
und für Druckspitzen von bis zu 10 bar (Pn10) Kupferrohre sind nach den heute gültigen Weil Kunststoffe von Bakterien besiedelt wer-
zugelassen sein. Zwei wesentliche Faktoren Bestimmungen der Trinkwasserverordnung den, enthalten manche Trinkwasserrohre keim-
beeinflussen die Tauglichkeit und Haltbarkeit (TwVO 2001) für die Installation von Trinkwas- tötende Metallsalze. Dass die Salze Einfluss auf
eines Materials für die Trinkwasserinstallation: serleitungen nur noch für pH-Werte > 7,4 zuge- die Trinkwasserqualität haben, wurde noch
Wasserhärte und pH-Wert. Die Wasserhärte lassen. Bei Werten > 7,0 darf die Konzentration nicht nachgewiesen. Unbehandelte Rohre müs-
beschreibt den Anteil von Magnesium- und von organischem Kohlenstoff im Trinkwasser sen lichtundurchlässig und verdeckt verlegt
Kalziumkarbonat (Kalk) im Wasser. Je höher (TOC-Wert) den Wert von 1,5 mg / l nicht über- sein, um eine Bakterienbesiedlung zu vermei-
dieser Anteil, umso anfälliger sind Trinkwasser- schreiten. Treten höhere Wasserstoffionenkon- den.
installationen für Inkrustrationen, die zu Druck- zentrationen im Wasser auf, kann sich Kupfer Rohre aus Kunststoff gehören der Baustoffklas-
verlusten bis hin zu Verstopfungen im Leitungs- im Leitungswasser lösen und in hohen Konzen- se B (brennbar) an. Sie sind kürzer haltbar als
netz führen können. Bei einem neutralen pH- trationen in den menschlichen Organismus metallische Leitungen, müssen für eine Zulas-
Wert von 7 ist keine Materialeinschränkung zu gelangen. sung jedoch eine Haltbarkeit von mindestens
beachten. Jede stärkere Verschiebung aus Da die Wasserversorgungsunternehmen über 50 Jahren nachweisen.
dem neutralen Bereich bewirkt eine erhöhte die Dauerhaftigkeit einer Hauswasserinstalla-
Reaktivität des Wassers, was einen schädli- tion keine gleichbleibende Trinkwasserqualität Rohr aus hartem Polyethylen (PE-HD)
chen, meist korrosiven Einfluss auf Rohrmate- hinsichtlich des pH-Werts garantieren können, High-Density-Polyethylen (Polyethylen hoher
rialien haben kann. Die nach europäischer wird empfohlen, Kupferrohr für die Trinkwasser- Dichte) kann nur für die Kaltwasserinstallation
Gesetzgebung für Trinkwasser zugelassenen versorgung nicht mehr einzusetzen. Bei einer verwendet werden, deshalb wird es überwie-
pH-Werte liegen zwischen 6,5 und 9,5. Weitere bestehenden Kupferinstallation ist zu prüfen, gend für die Erdverlegung im öffentlichen Netz
Faktoren sind in Abb. C 3.2 miteinander vergli- ob eine gebäudeinterne Wasseraufbereitung und im Hausanschlussbereich eingesetzt. PE-
chen. installiert werden sollte, die den pH-Wert regu- HD-Rohre lassen sich leicht verarbeiten.
liert, um gesundheitliche Beeinträchtigungen Der im Trinkwasser mit durchschnittlich 3 g / l
Metallrohre zu vermeiden. Kupfer ist ein wertvoller Rohstoff, enthaltene Sauerstoff zerstört unter bestimmten
Rohre aus Metall erreichen eine hohe Dauer- der problemlos recycelt werden kann. Die Bedingungen die Molekülketten des Polymers.
haftigkeit. Trotz geringer Wanddicke sind sie unkomplizierte und preisgünstige Verlegung ist Dies wird durch Beimischen von Antioxidantien
sehr stabil und resistent gegen mechanische ein weiterer Vorteil. (z.B. mehrkernige Phenole) verhindert. Die UV-
Einflüsse, was die Montage einfach gestaltet. Beständigkeit wird durch Beigabe von Ruß ver-
In Abhängigkeit von den jeweiligen Bedingun- Bleirohr bessert, der den Kunststoff zugleich schwarz
gen muss die Korrosionsanfälligkeit berück- Bleirohre sind schon seit Jahrzehnten für Neu- einfärbt.
sichtigt werden. installationen verboten. Ihre Gesundheitsge-
Bei Nachinstallationen von Metallrohren im fährdung macht ihre Entfernung aus Gebäuden Rohr aus vernetztem Polyethylen (PE-X)
Bestand ist darauf zu achten, dass nur glei- zwingend notwendig. Bei vernetztem Polyethylen sind die Eigen-
ches Material oder nichtmetallische Werkstoffe schaften gegenüber den anderen Polyethylen-
verwendet werden, sonst kann aufgrund der Kunststoffrohre werkstoffen verbessert. Es besitzt eine erhöhte
unterschiedlichen Elektronegativitäten verschie- Aufgrund des geringen Gewichts lassen sich Schlagfestigkeit und weist höhere zulässige
dener Metalle ein galvanisches Element entste- Rohre aus Kunststoff einfach verarbeiten und Biege- und Zugspannungen sowie Druckfestig-
hen, das u.U. zu schneller Korrosion führt. verlegen, müssen aber häufiger an der Unter- keiten auf. Weil die Zeitstandfestigkeit des
konstruktion befestigt werden als Metallrohre, Materials höher ist, wird es für Rohre mit
Verzinktes Stahlrohr da sie weniger steif sind. Sie sind nicht elek- besonders hohen Biegeanforderungen einge-
Verzinkte Stahlrohre sind als nahtlose oder trisch leitfähig und deshalb unempfindlich setzt. PE-X ist temperaturstabil und gleicherma-
geschweißte Stahlrohre innen und außen ver- gegen Streuströme. ßen für Warm- und Kaltwasserinstallationen
zinkt. Da sich Kadmium und Zink aus der Rohr- Wegen ihrer glatten Oberfläche neigen Kunst- geeignet.
beschichtung lösen, sollten sie nur bis zu einer stoffrohre kaum zu Inkrustrationen im Leitungs- Die Polyethylenrohre werden auch als Rohr-in-
Temperatur von 60 °C eingesetzt werden, um querschnitt; sie haben einen geringen Durch- Rohr-System angeboten. Dabei liegt das was-
eine erhöhte Belastung des Trinkwassers mit flusswiderstand und wenig Geräuschentwick- serführende Rohr (PE-X) in einem gewellten
Metallionen zu vermeiden. Verzinkte Stahlrohre lung. Sie sind chemisch widerstandsfähig und Schutzrohr aus PE-HD, das für Warmwasserlei-
sind nur für Trinkwasser mit neutralem bis leicht können in allen pH-Wert-Bereichen von Trink- tungen auch mit einem Vollwärmeschutz gelie-
basischem pH-Wert geeignet, ein saures Milieu wasser eingesetzt werden. Ungiftigkeit und fert wird.
würde die Auflösung der Zinkschicht beschleu- eine geringe Beeinträchtigung der Wasserqua-
nigen. Fachgerecht und sauber verarbeitet lität stellen weitere Vorteile dar. Rohr aus Polyvinylchlorid (PVC)
sind die Rohre lange haltbar, sofern die Korro- Kunststoffrohre sind jedoch gegen mechani- PVC ist ein hochentwickelter Kunststoff mit
sionsschutzschicht nicht zerstört wird. Durch sche Beanspruchungen empfindlicher als nahezu idealen technischen Eigenschaften –
den hohen Verlegeaufwand ist ihre Anwendung metallische Rohre und werden bei niedrigen aus ökologischer und brandschutztechnischer
stark eingeschränkt. Temperaturen spröde. Nachteilig ist auch ihre Sicht aber problematisch. Für die Trinkwasser-

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Installationen

installation wird der Kunststoff hauptsächlich erführende Innenrohr kann aus unterschiedli- Armaturen
als nachchloriertes PVC-C eingesetzt. Dieses chen Kunststoffen hergestellt werden (PE-HD, Wasserarmaturen und Zähler bestehen zum
weist eine Temperaturbeständigkeit bis PE-X, PB, PP). Es ist in ein stabilisierendes, Großteil aus Metallen. Daneben kommen aber
100 °C auf und darf für Kalt- und Warmwas- geschweißtes Aluminiumrohr eingebettet, wel- für die mechanischen Teile im Innern oft auch
serleitungen eingesetzt werden. PVC-U, auch ches wiederum von einer Schutzschicht aus Kunststoffe wie PP und Dichtungsmaterialien
PVC-Hart genannt, ist ein weichmacherfreier Kunststoff ummantelt wird (PE-X, PB, PP). wie EPDM zum Einsatz. Der Anteil dieser Mate-
Kunststoff. Er darf maximal bis zu einer Tem- Diese Rohrleitungen vereinen die Vorzüge von rialien ist so gering, dass er keinen nennens-
peratur von 45 °C eingesetzt werden und Kunststoff- und Metallleitungen. Der innen und werten Einfluss auf die Trinkwasserqualität hat.
wird deshalb nur für die Wasserentsorgung außen liegende Kunststoff ist korrosions- und Für neuere Dichtungssysteme in Armaturen
verwendet. inkrustationsfrei sowie resistent gegen Chemi- wird verstärkt Keramik verwendet, weil Keramik
kalien. Aluminium ist diffusionsdicht und sorgt das Trinkwasser nicht belastet und haltbarer ist
Rohr aus Polypropylen (PP) für eine hohe Formbeständigkeit und eine als Kunststoff.
Polypropylen wird in der Installationstechnik geringe Wärmeausdehnung. Die Rohre haben
hauptsächlich in Form des Random-Copoly- ein geringes Gewicht und sind einfach zu ver- Messingarmaturen
mers PP-R eingesetzt. Die Materialeigen- legen, da sie sehr stabil und gleichzeitig bieg- Das mechanisch hoch beanspruchbare Mes-
schaften entsprechen in etwa denen von sam sind. sing darf für Armaturen laut Trinkwasserverord-
Polyethylen, wobei PP-R hitzebeständiger ist nung 2001 neben Kupfer und Zink maximal
und deshalb auch für Warmwasserinstallatio- Verbindungsteile für Kunststoffrohre 3 % Blei enthalten. Durch Pressen bzw.
nen verwendet werden darf. Zudem ist es Verbindungsteile (Fittings) für Kunststoffrohre Schmieden hergestellte Bauteile zeichnen sich
härter als PE und kommt vornehmlich bei bestehen aus Metall, PP-R, PVC-C, Polyphenyl- im Gegensatz zu den gegossenen Bauteilen
Objektanschlüssen und Verteilungen zum sulfon (PPSU) oder Polyvinylidenfluorid (PVDF). durch ein dichtes, homogenes Gefüge aus.
Einsatz. Allgemein gilt, dass bei Rohren aus PP-R, PB Die Oberflächen von Messingbauteilen können
und PVC-C die Fittings in der Regel aus dem sehr glatt bearbeitet werden, was Fließgeräu-
Verbundrohr gleichen Material wie das Rohr hergestellt wer- sche und -widerstände gering hält und eine
Unter Verbundrohren versteht man mehr- den. PE-X-Rohre und Verbundrohre werden einfache Polierbehandlung, eine galvanische
schichtige Rohrleitungen, deren Schichten entweder mit Metallfittings oder mit Fittings aus Beschichtung (z.B. Verchromung) oder eine
fest miteinander verbunden sind. Das wass- PPSU oder PVDF verbunden. Pulverbeschichtung erlaubt.

Materialien für Trink- Kurz- Anwen- Verlegungs- Verbindungsart 2 Einsatz- Gewicht Wärmeaus- Dauer- Recycling- Baustoff-
wasserinstallationen bezeich- dungs- bereich bereich d~20 mm dehnungs- haftig- fähigkeit klasse 9
nung gebiet pH-Wert koeffizient keit 7
technische Regel
schrauben

schweißen
Gebäude

klemmen
Erdreich

pressen
stecken

kleben
warm

löten
kalt

[-] [kg /m] [mm /mK] [a]

Metall
Edelstahl V2A / V4A • • •1 • • • • • 6,5 – 9,5 0,7 0,0118 80 –100 • A1
DIN 2463; DVGW W 541; DIN EN
ISO 1127; DIN 17 455; DIN 17456
Stahl, schmelztauchverzinkt 3, 4 Fe (Zn) • • •1 • • •5 • • • 7,0 – 8,0 1,5 0,0118 40 – 60 • A1
DIN 2440; DIN 2441; DIN 2460;
DIN EN 10 255; DIN EN 10 240;
DIN EN 10 220
Kupfer Cu • • • • • • • > 7,4 6 0,59 0,0166 40 – 60 • A1
DIN EN 1057; DVGW GW 392;
DVGW W 544

Kunststoff
nachchloriertes Polyvinylchlorid PVC-C • • • • • • 6,5 – 9,5 0,33 0,07–0,08 70 – 90 B1
DIN 8079; DIN 8080
vernetztes Polyethylen PE-X • • • • • • 6,5 – 9,5 0,25 0,2 70 – 90 B2 8
DIN 16 892; DIN 16 893; DVGW W 544
Polyethylen hart PE-HD • • • • • • 6,5 – 9,5 0,17 0,2 40 – 60 B2 8
DIN 19 533; DIN 8074; DIN 8075;
DVGW W 320
Polypropylen PP • • • • • • 6,5 – 9,5 0,45 0,12 60 – 80 B2 8
DIN 8077; DIN 8078; DVGW W 544;
DIN 8078; DVGW W 544

Verbundwerkstoff
Verbundrohr PE-X /Al / PE-X • • • • • • • 6,5 – 9,5 0,2 – 0,5 0,025 – 0,03 40 – 60 – B2 8
DVGW W 542 PE-HD / Al /
PE-X / PP / Al/PP
1
Nur mit zusätzlicher Korrosionsschutzschicht.
2
Bei Kunststoffrohren werden Schraub-, Press- und Klemmverbindungen mit speziellen Fittings nach DVGW W 534 ausgeführt.
3
Zinküberzug gemäß DIN 50 930-6; eventuell auch mit zusätzlichen Korrosionsschutzüberzügen aus Bitumen oder Kunststoff nach DIN 2445.
4
Nicht hinter kupfernen Bauteilen installieren.
5
Rohrgewinde müssen DIN 2999-1 entsprechen.
6
Nur verwendbar, wenn der pH-Wert mind. bei 7,4 oder höher liegt bzw. wenn der pH-Wert 7,0 – 7,4 beträgt und der TOC-Wert 1,5 mg / l nicht überschreitet.
7
Die Dauerhaftigkeit von Rohrsystemen wird weniger vom Material als vielmehr von der Sorgfältigkeit der Installationsausführung beeinflusst.
8
Nur mit Flammschutzausrüstung kann B1 (schwer entflammbar) erreicht werden.
9
Aufgrund noch unzureichender Prüfungsrichtlinien für Rohrleitungen nach DIN EN 13501-1 erfolgt die Klassifizierung weiterhin nach DIN 4102. C 3.2

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Installationen

Rotgussarmaturen einen hervorragenden Korrosionsschutz bietet. auf der Außenseite glasiert sind. Diese Oberflä-
Ähnlich dem Messing ist Rotguss eine Legie- Beim notwendigen Polieren und Putzen von chenbehandlung macht sie äußerst resistent
rung aus Kupfer, Zinn (bis 11 %), Zink (bis verchromten Armaturen kann Feinstaub in die gegen alle Abwasserinhaltsstoffe. Steinzeug-
9 %), Blei (bis 7 %) und Nickel (bis 2,5 %). Rot- Luft oder in das Abwasser gelangen und die rohre werden hauptsächlich zur Erdverlegung
gussbauteile können nur durch Gießen herge- Umwelt belasten. (Grundleitung, Kanalanschluss) benutzt, da sie
stellt werden. Daher haben sie eine raue Ober- im Gebäude aufgrund von Gewicht und Bruch-
fläche, u.U. mit Seigerungen, Lunkern und gefahr nur schwer zu verlegen sind.
Poren. Diese können zu Ausfällen bei mechani- Abwasserinstallationen Meist werden sie als Steckmuffenrohre mit Lip-
scher Belastung, zu starken Fließgeräuschen penring- und Kompressionsdichtungen aus
und zu Dichtigkeitsproblemen führen. Rotguss Abwasserrohre müssen in der Gebäudeinstal- Elastomeren verwendet; sie können auch als
wird vor allem für größere, massive Armaturen lation für eine Wassertemperatur von bis zu muffenlose Rohre mit Spannhülsen und Elasto-
verwendet. 95 °C bzw. 45 °C für den Einsatz als Grundlei- mereinlage verbunden werden. Steinzeugrohre
Bei der Installation zusammen mit Metallleitun- tung geeignet und bei einem Überdruck von haben eine sehr lange Dauerhaftigkeit. Sie wer-
gen verhalten sich Rotguss und Messing korro- 0,5 bar dauerhaft gas- und wasserdicht sein. den auch als geschlitzte Sicker- und Dränrohre
sionsneutral. Die wertvollen Legierungen las- Die Innenwandungen der Rohre sowie die eingesetzt.
sen sich gut recyceln. Anschlussverbindungen und Übergänge dür- Eine gesundheitliche oder eine Umweltgefähr-
fen Ablagerungen, Verkrustungen und Verstop- dung geht von diesem Material weder bei der
Edelstahlarmaturen fungen nicht begünstigen. Obgleich Kunststoff- Herstellung noch bei der Anwendung aus. Die
Armaturen in Sanitärräumen werden auch aus rohre aufgrund ihres geringeren Gewichts Rohre können nach ihrer Verwendung ge-
Edelstahl hergestellt. Die aufwändige Bearbei- leichter zu verlegen sind, muss bei der schreddert und als Bauschutt verfüllt werden.
tung macht sie teurer als Armaturen aus Kup- Gebäudeinstallation immer der mangelhafte
fer-Zink-Legierungen. Schallschutz dieser Rohre mit in Betracht gezo- Gusseisernes Rohr
gen werden. Gusseiserne Rohre kommen als Duktilgussroh-
Verchromung re zum Einsatz, die aufgrund ihrer Herstellung
Als Endbeschichtung von Armaturen, Anschlüs- Steinzeugrohr stabiler, flexibler und auch korrosionsbeständi-
sen und Abdeckblenden wird vor allem im Steinzeugrohre (STZ) sind keramische Erzeug- ger sind als früher benutzte Graugussrohre.
sichtbaren Bereich Chrom eingesetzt, weil es nisse, die auf der Innenseite und meist auch Sie werden als Muffenrohre gesteckt verlegt

Materialien für Abwasserinstallationen Kurzbe- Anwendungsgebiet Verbindungsart Gewicht Dauer- Recyc- Baustoff-
zeich- d~100 mm haftig- lingfä- klasse 4
technische Regel Schmutzwasser- Grund- Regenwasser-
nung keit 5 higkeit
leitung leitung leitung
Anschlussleitung

Drainageleitung
Lüftungsleitung

Sammelleitung

Lötverbindung

Schweißmuffe
im Baukörper

im Gebäude

Manschette
im Erdreich

Steckmuffe
Fallleitung

Standrohr
im Freien

[kg / m] [a]

Keramik
Steinzeug STZ • • •1 • • • • • • • 12 >100 A1
DIN 1230; DIN EN 295

Metall
duktiles Gusseisen GGG • • • • • •2 • • • • • • 8,5 50 –100 • A1
DIN 19 522
Stahl, schmelztauchverzinkt Fe • • • • • •2 • • • • 4,0–6,3 > 100 • A1
DIN 19 530; DIN 2440; DIN 2448
Zinkblech Zn • • • 1,6 230 • A1
DIN 18 461; DIN EN 612
Kupferblech Cu • • • 1,8 ~50 • A1
DIN 18 461; DIN EN 612
Stahlblech; schmelztauchverzinkt Fe (ZN) • • • 1,7 > 100 • A1
DIN 18 461; DIN EN 612; DIN 2440; DIN 2458
Aluminiumblech Al • • • 1,6 50 –100 • A1
DIN 18 461; DIN EN 612

Kunststoff
Polyvinylchlorid hart PVC-U • • • • • 1,4 > 100 B1
DIN V 19 534
nachchloriertes Polyvinylchlorid PVC-C • • • • • • • • 1,4 > 100 B1
DIN 19 538
Polyethylen hart PE-HD • • • • • • • • • • • 1,3 > 100 B2 3
DIN 19 535 DIN 19 537
Polypropylen PP • • • • • • • • 1,4 > 100 B2 3
DIN V 19 560

1
Nur dünnwandig und mit glatten Enden.
2
Nur mit zusätzlicher Korrosionsschutzschicht.
3
Nur mit Flammschutzausrüstung kann B1 (schwer entflammbar) erreicht werden.
4
Aufgrund noch unzureichender Prüfungsrichtlinien für Rohrleitungen nach DIN EN 13 501-1 erfolgt die Klassifizierung weiterhin nach DIN 4102.
5
Die Dauerhaftigkeit von Rohrsystemen wird weniger vom Material als vielmehr von der Sorgfältigkeit der Installationsausführung beeinflusst. C 3.3

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Installationen

oder als muffenlose Rohre (SML) mit Spannhül- Dennoch sollten bei der Badausstattung auch andere Rohrmaterialien. Stahlrohre werden
sen verbunden. Die Verbindungsdichtungen Materialbeschaffenheiten wie Empfindlichkeit meist für größere Rohrquerschnitte verwendet,
werden je nach Abwasserqualität aus EPDM, gegen Kratzer und Schläge, Oberflächengüte, deren Verbindungen geschweißt werden.
Chlor-Butadien-Kautschuk (CR) oder anderen Reinigungseigenschaften und Haltbarkeit Kommen verzinkte Stahlrohre zum Einsatz,
Elastomeren ausgeführt. berücksichtigt werden. sollten diese mit Verbindungsmuffen verarbei-
Gusseiserne Rohre werden sowohl im Gebäu- Die meisten Sanitärobjekte werden aus Kera- tet werden (siehe S. 147).
de als auch für die Erdverlegung verwendet. mik hergestellt. Die Oberfläche ist durch eine
Die Innenwandungen sind geglättet, um Inkrus- Glasur veredelt und sehr lange haltbar, aber Kupferrohr
trationen vorzubeugen. Die Rohre sind koch- schlagempfindlich. Kupfer ist das am weitesten verbreitete Mate-
wasserfest, formstabil, stoß-, schlag- und Aus kaltgeformtem Stahlblech hergestellte rial für Heizungsrohre. Es lässt sich leicht und
abriebfest und nicht brennbar. Je nach Anfor- Sanitärobjekte werden mit einem Emailleüber- schnell verarbeiten, da es biegsam ist. Die
derung an die chemische Resistenz werden zug vor Korrosion geschützt. Die Oberflächen Rohre können gelötet oder mit speziellen Fit-
die Rohre auf der Innen- oder Außenseite mit sind sehr resistent und haltbar, bei Beschädi- tings verpresst werden. Kupfer ist resistent
Kunststoffen (z.B. PUR) oder einer Verzinkung gungen jedoch beginnt der Stahl zu rosten. gegen Beschädigungen und wird auch ab
beschichtet. Durch die Entkopplung des Kör- Sanitärobjekte aus Edelstahl sind korrosionsbe- Werk mit einer Schutzhülle aus PVC oder mit
perschalls an allen Dichtungsverbindungen ständig und sehr widerstandsfähig. Sie werden einer Dämmungsummantelung geliefert. In
und ihr hohes Eigengewicht haben sie gute in Bereichen mit extremen Beanspruchungen diesem Fall müssen nur noch die Verbindun-
Schallschutzeigenschaften, jedoch ist ihre Ver- eingesetzt, wo es um Kratz- und Schlagunem- gen nachgedämmt werden.
legung aufwändig. pfindlichkeit (Vandalismussicherheit) geht.
Kunststoff wird bei Sanitärobjekten als durch- Kunststoffrohr
Stahl- / Edelstahlrohr gefärbtes PMMA verwendet. Es ist relativ Die Werkstoffe Polybuten (PB), Polypropylen
Verzinkte Stahlrohre können für alle Entwässe- schlagunempfindlich, die Oberfläche jedoch (PP-R) und vernetztes Polyethylen (PE-X) eig-
rungsinstallationen eingesetzt werden. Sie sind anfällig für Kratzer. Durch seine geringe Wär- nen sich aufgrund ihrer Temperaturstabilität
innen und außen durch eine Schmelztauchver- meleitfähigkeit fühlt sich die Oberfläche im für Heizungssysteme. Bei der Verlegung ist
zinkung sowie innen zusätzlich durch eine Gegensatz zu Keramik oder Stahl warm an. ihre stärkere Temperaturdehnung zu beach-
Kunstharzbeschichtung vor Korrosion Glas ist wegen seiner Sprödigkeit ein empfind- ten.
geschützt. Da sie relativ dünnwandig (ca. licher Werkstoff, aber sehr oberflächenresistent Da PB und PP-R sauerstoffdurchlässig sind,
2 mm) mit Muffen hergestellt werden, sind sie und lässt sich gut reinigen. Im Sanitärbereich muss bei diesen Materialien aus dem Gesamt-
leichter zu verlegen als gusseiserne Rohre. Im wird es vor allem als Einscheibensicherheits- system heraus entschieden werden, ob sie
Erdreich ist ein zusätzlicher Korrosionsschutz glas bei Duschabtrennungen verwendet, aber verwendet werden können. Werden Flächen-
erforderlich. auch für Waschbecken. heizungen (Wand, Fußboden) eingesetzt, die
Edelstahlrohre werden nur für sehr aggressive ebenfalls aus Kunststoff hergestellt sind, kann
Abwässer in Spezialanwendungen (z.B. im kein Korrosionsproblem auftreten. Es müssen
medizinischen und industriellen Bereich) einge- Heizungsinstallationen dann aber auch alle anderen Anlagenteile
setzt. (Kessel, Speicher, Ventile etc.) korrosionsun-
Heizungsinstallationen können prinzipiell mit empfindlich sein.
Rohr aus Polypropylen (PP) allen Materialien durchgeführt werden, die
Wegen ihrer hohen Chemikalienbeständigkeit auch für die Warmwasserinstallation geeignet Verbundrohr
werden Rohre aus Propylen vor allem in der sind. Dabei entfallen die Anforderungen an die Die im Abschnitt Trinkwasser erläuterten Vor-
Abwasserentsorgung eingesetzt. Die Rohre Qualitätserhaltung des geführten Mediums, da züge der Verbundrohre kommen gerade bei
haben einseitig eine Muffe, die mit Roll- oder es sich nicht um Trinkwasser handelt. Je nach der Heizungsinstallation zum Tragen. Durch
Doppellippendichtungen aus EPDM ausgestat- gewähltem Heizungssystem müssen die ver- den Aluminiummantel sind sie sauerstoffdicht
tet ist. wendeten Materialien bis 110 °C wärmebestän- und weisen geringere Wärmedehnungen auf
dig sein. Alle Leitungen, Verbindungen und als reine Kunststoffrohre.
Rohr aus Polyethylen (PE-HD) Armaturen müssen – wie Trinkwasserleitun-
Rohrleitungen aus PE-HD werden für die gen – einem Prüfdruck von 10 bar standhalten. Rohrdämmung
Gebäudeentwässerung und für erdverlegte Da der Heizungskreislauf geschlossen ist und Heizungsleitungen müssen wie Warmwasser-
Rohre verwendet. Sie entsprechen in Art und kein regelmäßiger Wasseraustausch stattfindet, leitungen gedämmt werden, um Wärmeverlus-
Ausführung den Muffenrohren aus PP. Neben stellt die Innenkorrosion der Rohrleitungen und te zu vermeiden. Zu diesem Zweck werden
den Muffenverbindungen werden die Rohre Heizkörper ein untergeordnetes Problem dar. vorgefertigte Dämmschalen – angepasst auf
auch stumpf aneinander geschweißt. Der für die Korrosion hauptsächlich verantwort- den Außendurchmesser der Rohre – verwen-
liche, gelöste Sauerstoff im Heizungswasser ist det, z.B. Kunststoffschäume aus Polyisocyan-
Rohr aus hartem Polyvinylchlorid (PVC-U) nach kurzer Betriebsdauer gebunden, sodass urat, PUR, PE-Schaum, Polystyrol oder
PVC-U wird aufgrund seiner geringen Tempe- der Materialangriff stoppt. Darüber hinaus wird Gummi. Mineralfaserdämmstoffe eignen sich
raturbeständigkeit bis zu 45 °C fast ausschließ- empfohlen, das verwendete Heizungswasser vor allem bei erhöhten Brandschutzanforde-
lich für die erdverlegte Abwasserführung ver- alkalisch einzustellen, um die Korrosion insge- rungen. In der Regel sind die Schalen von
wendet. Die Rohre werden, entsprechend der samt zu reduzieren. Werden für die Heizungs- Kunststoff- oder Metall ummantelt, z.B. mit
Ausführung von PP-Rohren, hauptsächlich als installation Kunststoffrohre verwendet, sollten PVC, PP, PE, Aluminiumfolie bzw. -blech oder
Muffenrohre hergestellt. Für die Gebäudeverle- diese sauerstoffdiffusionsdicht sein, andernfalls verzinktem Stahlblech.
gung werden auch Systeme mit verklebten setzt durch eindringenden Sauerstoff ein Korro-
Überschiebmuffen eingesetzt. sionsprozess an Metallteilen ein.
Lüftungs- und Klimainstallationen
Sanitärobjekte Stahlrohr (schwarz = unverzinkt)
Waschbecken, Toiletten und Badewannen sind Bei Heizungsinstallationen kann ungeschützter Rohre für Raumlufttechnische Anlagen (RLT-
grundlegende Gestaltungselemente von Sani- Stahl in Form von geschweißten oder nahtlosen Anlagen) müssen je nach Betriebsdruck der
tärräumen. Deshalb ist die Materialwahl im Rohren eingesetzt werden. Diese sind preis- Anlage luftdicht sein, um Druckverluste bei
Wesentlichen eine ästhetische Entscheidung. günstig und erreichen Dauerhaftigkeiten wie der Verteilung zu vermeiden und die Luft

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Installationen

gezielt transportieren zu können. Die verwen- Neben Stahl und Kunststoff finden in Sonderfäl- ist durch die hohen Beigaben an chlorierten
deten Materialien dürfen keine gasförmigen, len auch Beton bzw. Mauerwerk bei großen Halogenen flammwidrig und wird der Bau-
flüssigen oder festen Stoffe an die transportier- Lüftungsquerschnitten über längere Distanzen stoffklasse B1 zugeordnet. Gegen dieses
te Luft abgeben, um eine Gesundheitsgefähr- oder Steinzeugrohre und Glas für Spezialge- Material sprechen die Brandfolgewirkungen
dung auszuschließen. Ihre Innenoberflächen biete wie z.B. Laborabzüge Verwendung. sowie die Herstellungs- und Entsorgungspro-
sollen Staubablagerungen möglichst verhin- Zum variablen Anschluss von Luftauslässen an blematik.
dern. Dem Brandschutz kommt für die Ausfüh- Rohre mit einem großen Querschnitt werden Alternativ zu PVC als Dämmmaterial können
rung und Materialwahl beim Durchtritt durch meist flexible Rohre oder Spiralschläuche aus verschiedene halogenfreie Kunststoffe (PP,
Begrenzungen von Brandabschnitten eine Glasfasern, Kunststoff, Aluminium oder Elasto- PE-LD, PE-X und Ethylenvinylacetat EVAC),
erhebliche Bedeutung zu. mer eingesetzt. Sie können Bautoleranzen aus- Natur- bzw. synthetischer Kautschuk (z.B.
gleichen, sind aber aufgrund ihrer Materialität EPDM) oder Silikonkautschuk verwendet wer-
Stahlblechkanal und Beschaffenheit nicht zur Überbrückung den. Diese sind jedoch normal entflammbar,
Verzinktes Stahlblech hat glatte Oberflächen, von Brandabschnitten geeignet. was wiederum ein Brandrisiko darstellt. Dem
ist korrosionsgeschützt und gut zu reinigen. Es kann alternativ zu den halogenhaltigen
ist nicht brennbar, bietet jedoch keinen Feuer- Flammschutzmitteln auch mit dem Zusatz von
widerstand. Für Lüftungsleitungen aus Stahl- Elektroinstallationen mineralischen Füllstoffen begegnet werden;
blech kommen runde (spiralgefalzte Kanäle), dadurch verlieren die Leitungen jedoch an
rechteckige oder flachovale Querschnitte infra- Elektrokabel Flexibilität und Biegsamkeit.
ge. Um Schwingungen und Geräuschentwick- Elektroleitungen übernehmen die Stark- und
lungen zu vermeiden, werden ebene Seitenteile Schwachstromverteilung im Gebäude. Der Schutzrohr und Kabelkanal
von Lüftungskanälen bombiert, d.h. durch aus- metallische Leiter, meist Kupfer, ist mit einer Zur Aufputzverlegung werden Schutzrohre
gekreuzte Kantungen flächenstabilisiert. Isolierung und einem weiteren Schutzmantel und Kabelkanäle hauptsächlich aus PVC
In besonderen Fällen, in denen mit stark belas- umhüllt. Die Isolierung muss einen dauerhaften angeboten. Alternativ sind jedoch auch ande-
teter, aggressiver Abluft zu rechnen ist, kann Schutz des stromführenden Leiters gewährleis- re Kunststoffe wie PE-HD erhältlich ebenso
alternativ auch Edelstahl- oder Aluminiumblech ten, um Personen- und Sachschäden durch wie Stahlblech (verzinkt, lackiert), Edelstahl
eingesetzt werden. elektrischen Schlag oder Brandentzündung zu oder Aluminium.
vermeiden.
Kunststoffkanal Im Rahmen der europäischen Normung wurde Schalter und Stecker
Kunststoffe wie PVC, PE und PP sind brennbar eine einheitliche Benennung von Starkstrom- Bedienelemente für Elektroinstallationen wer-
und können somit nur in kleineren Gebäuden Elektroleitungen eingeführt. Dabei werden auch den aus verzinktem Stahlblech mit Isolie-
oder innerhalb von Brandabschnitten verwen- Isolier- und Mantelwerkstoff benannt. rungseinlagen aus verschiedenen harten
det werden. Die Werkstoffe sind sehr resistent Als Isolier- und Mantelmaterial wird in der Kunststoffen gefertigt. Die Abdeckblenden
gegen aggressive Gase und Dämpfe, aber Regel Weich-PVC verwendet, da es sehr gute werden meist aus durchgefärbtem oder
relativ teuer und nur für kleinere Lüftungsquer- Eigenschaften hinsichtlich Funktionsfähigkeit, beschichtetem ABS-Kunststoff hergestellt,
schnitte verfügbar. Dauerhaftigkeit und Verarbeitung aufweist. PVC aber auch aus Glas oder Metall.

Materialien für Heizungs- Kurzbe- Anwendungsgebiet Verbindungsart 1 Sauer- Wärme- Recycling- Dauer- Baustoff-
installationen zeichnung stoff- ausdeh- fähigkeit haftig- klasse 4
dichtig- nungs- keit 3
technische Regel
temperatur
Radiatoren

keit koeffizient
schrauben

schweißen
Fußboden

klemmen
pressen
stecken
Nieder-

kleben
Decke

Wand

löten

[mm /mK] [a]

Metall
Stahl Fe • • • • • • • 0,0118 • 50 –70 A1
DIN 2448; DIN 2458; DIN 1626;
DIN 1629; DIN 17 175; DIN 17 177
Stahl, schmelztauchverzinkt Fe (Zn) • • • • • • • • 0,0118 • 60 – 80 A1
entsprechend Stahl
Kupfer Cu • • • • • • • • • • 0,0166 • 60 – 80 A1
DIN EN 1057

Kunststoff
Polypropylen PP • • • • • • • • 0,12 50 –70 B2 5
DIN 4728; DIN 8078; DIN 8079
Polybuten PB • • • • • • • • 0,12 50 –70 B2 5
DIN 4727; DN 16 968; DIN 16 969
vernetztes Polyethylen PE-X • • • • • • • • •2 0,2 50 –70 B2 5
DIN 4729; DIN 16 892; DIN 16 893

Verbundwerkstoff
Verbundrohr PE-X / Al / PE-X
DIN 4726 PE-HD / Al / PE-X
PP / Al / PP • • • • • • • • • • • 0,025 – 0,03 – 60 – 80 B2 5

1
Bei Kunststoffrohren werden Schraub-, Press- und Klemmverbindungen mit speziellen Fittings nach DVGW-W 534 ausgeführt.
2
Annähernd sauerstoffdicht.
3
Nach DVGW-Prüfung mit 70 °C und 10 bar Dauerbetrieb; die Dauerhaftigkeit von Rohrsystemen ist weniger vom Material als vielmehr von der Sorgfältigkeit der
Installationsausführung beeinflusst. Sie verlängert sich bei niedrigeren Drücken und Temperaturen.
4
Aufgrund noch unzureichender Prüfungsrichtlinien für Rohrleitungen nach DIN EN 13 501-1 erfolgt die Klassifizierung weiterhin nach DIN 4102.
5
Nur mit Flammschutzausrüstung kann B1 schwer entflammbar erreicht werden. C 3.4

151
Wände

C 4.1
Wände definieren Räume. Die deutsche Spra- berücksichtigt nicht industrielle Bauweisen,
che verwendet die Begriffe Wand und Mauer, etwa die Betonbauweise oder verschiedene
um zwischen der Betrachtung der Oberfläche Bausysteme.
(Wand) und dreidimensionaler Bauteile (Mauer) Nach heutigem Stand der Technik lassen sich
zu unterscheiden. Abb. C 4.2 zeigt die prinzi- folgende Untergruppen unterscheiden (Abb.
piellen Möglichkeiten von Wandkonstruktionen. C 4.3):

Klassifizierungen • Massivbauweise
Wände unterscheidet man in tragend, ausstei- - massive homogene Wände
fend und nicht tragend. Ringanker, Unter- und - massive modulare Wände
Überzüge können Bestandteile von Wänden - massive lineare Bauweisen
sein; sie nehmen Kräfte aus Dach- oder
Deckenkonstruktionen auf. • Systembauweise
- kleinteilige Systembauweise
• Als tragend bezeichnet man eine Wand, die - großformatige Systembauweise
mehr Gewicht in den Baugrund abträgt als ihr
Eigengewicht. • Skelettbauweise
• Aussteifende Wände übernehmen Beanspru- - einschichtige Wände
chungen des Bauwerks, die aus Wind-, Ver- - mehrschichtige Wände
kehrslasten usw. entstehen.
• Nicht tragende Wände teilen den Innenraum Anforderungen und Eigenschaften von Wänden
entsprechend seiner Nutzung und leisten kei- Bei der Auswahl der Wandkonstruktion und
nen Beitrag zur Statik des Gebäudes. ihres Materials müssen viele Aspekte berück-
sichtigt werden: Die primäre Entwurfsentschei-
Zwei unterschiedliche Denkansätze prägen die dung befasst sich mit der Abgrenzung des
Architektur hinsichtlich der Konstruktion von Raums und der Festlegung der Öffnungen für
Wänden: einerseits die Herstellung einer mas- Zugang, Licht und Luft. Wände können opak,
siven Wand durch Mauerwerk, d.h. durch geo- transparent oder transluzent sein. Die Geomet-
metrische Schichtung von (kleinteiligen) Ele- rie bestimmt die Verteilung der Lasten (punkt-
menten (nach Gottfried Semper: Stereotomie). weise, konzentriert oder linear) und die Anfor-
Beim anderen Prinzip wird die Raumgrenze derungen an die Druckfestigkeit des Materials.
durch Füllen einer Konstruktion gebildet (nach Mögliche statische oder dynamische Verfor-
Semper: Tektonik). Diese Unterscheidung mungen anderer Bauteile wie Decken oder

C 4.1 Mauer aus 13 000 farbigen Ölfässern mit


26 m Höhe und 68 m Breite, Gasometer
Oberhausen (D) 1999, Christo & Jeanne-Claude
C 4.2 materialunabhängige Prinzipien von Wand-
konstruktionen:
a homogene Wand
b Mauerwerkswand
c Fachwerkwand
d Wand aus linearen Elementen / Schichten
e Wandbekleidung
f Sandwichkonstruktion
g Ständerwand
C 4.3 systematische Darstellung von Bauweisen und
Materialien für Wände a b c d e f g
C 4.2

152
Wände

Massivbauweisen Systembauweisen Skelettbauweisen

homogen modular linear kleinteilig großformatig einschichtig mehrschichtig

Natursteine Naturwerksteine Natursteinplatten

Lehm Stampflehm Lehmsteine u.a. Lehmplatten

keramische Stoffe Mauerziegel Dämmziegel Ziegeltafeln


mineralische Stoffe Kalksandsteine Porenbetonelem. Perliteplatten
Gips Wandbauplatten Gipsdielen Gipsplatten

Beton Ortbeton Leichtbetonsteine Betonbausysteme Fertigteilwände Faserzementpl.


Holz Holzblockbau Holzbausysteme Tafelbauweisen Holzfachwerk Holzwerkstoffpl.

Metall Paneele Sandwichelemente Stahlfachwerk Bleche usw.

Glas Glasbausteine Profilglaswände Pfosten-Riegel-K.


C 4.3
Fundamente ebenso wie etwaige Einflüsse Massive homogene Wände derverwendung der Konstruktionsteile und
durch Erdbebengefährdung können die Materi- Oberflächen lässt sich der hohe Schalungsauf-
alwahl für Wände beeinflussen. Darüber hinaus Wände vor Ort aus einer formbaren Masse her- wand relativieren. Dies gilt vor allem für Stahl-
sollten zu integrierende technische Installatio- zustellen, bietet diverse Vorteile: neben der schalungen, die sich auch zur Herstellung von
nen berücksichtigt werden. Material und Kon- freien Formbarkeit vor allem die leichte Hand- Fertigteilen in größeren Stückzahlen eignen.
struktion sollten den Einbau und nach Möglich- habung und die Anpassung der Wanddicke an Die Formbarkeit des Stahlbetons im Herstel-
keit auch den Austausch dieser meist kurzlebi- statische und andere Erfordernisse. Geeignete lungsprozess erlaubt es, der Wand weitere
geren Bauteile ermöglichen. Materialien sind Beton und Stampflehm. Dabei Funktionen zuzuweisen. Betonwände können
In Abhängigkeit von der geplanten Nutzung erhält die Wand ihre Form durch Einfüllen des nicht nur tragend oder nicht tragend ausgebil-
kommen der Wand bauphysikalische Aufgaben Materials in eine Schalung, die nach Aushär- det sein, sondern mit entsprechender Beweh-
zu, z.B. Schalldämmung, Wärmeschutz, tung oder Trocknung des Baustoffs entfernt rung auch Unterzüge von Geschossdecken
Absorptionsvermögen, Dampfdurchlässigkeit wird. Die Schalung ist eine nur zu diesem darstellen. Stahlbeton kann durch eine einheitli-
oder Feuerwiderstandsfähigkeit. Sicherheits- Zweck errichtete ephemere Konstruktion. Bleibt che Oberfläche sehr unterschiedliche Funktio-
technische Überlegungen können den Aufbau die Schalung bestehen, spricht man von verlo- nen in Einklang bringen. Auch wenn die tragen-
einer Wand, hygienische Anforderungen die rener Schalung. den Elemente sichtbar belassen werden,
Gestaltung der Wandoberflächen bestimmen. Massive homogene Wände eignen sich wegen erschließt sich die Logik der Konstruktion nicht
Der Bauprozess selbst stellt weitere Anforderun- ihrer meist hohen Festigkeit als tragende im Detail, da die Anordnung der Bewehrung
gen an die Baustoffwahl. Das maximale Eigen- Wände und dienen selten nur der Raumtren- unsichtbar bleibt. Installationen können bereits
gewicht und die Dimensionierung beeinflussen nung. in die Schalung eingelegt oder durch Ausspa-
die Herstellung und den Transport der Wand- rungen vorgesehen werden, sodass sich eine
bauteile, was sich wiederum auf die Bauzeit und Stampflehmwände Bearbeitung nach Fertigstellung der Wand
die Kosten auswirkt. Im Vergleich zu anderen Baustoffen benötigen erübrigt. Es liegt nahe, weitere Ausbaumateria-
Stampflehmwände herstellungsbedingt größere lien einzusparen und Beton sichtbar zu lassen.
Planungsstrategien Wanddicken (ab etwa 400 mm). Wärmeleitfä- Im Gegensatz zu Sichtmauerwerk sind alle
Um komplexe Anforderungen an eine Wand zu higkeit und Wärmespeicherfähigkeit von Maße frei wählbar. Es erscheint daher unkomp-
erfüllen, lassen sich zwei prinzipielle Ansätze Stampflehm entsprechen in etwa den Werten liziert, ein homogenes Bauwerk aus Sichtbeton
unterscheiden: von gebrannten Steinen gleicher Rohdichte. zu erstellen, die Planung und Ausführung präzi-
Beim additiven Vorgehen ergänzen sich die Die Unregelmäßigkeiten des Herstellungspro- ser Oberflächen erfordert jedoch eine genaue
spezifischen Schichten von Materialien, die zesses wie Schichthöhen oder Veränderungen Kenntnis des Herstellungsprozesses (siehe
jeweils Einzelleistungen übernehmen und in der in der Materialzusammensetzung bleiben an Gebäudehülle, S. 112).
Summe alle gewünschten Eigenschaften auf- den sichtbaren Oberflächen ablesbar, hapti- Oberflächenbearbeitung und Schalungsmate-
weisen. Der Arbeitsschwerpunkt liegt dabei in sche und optische Reize können durch eine rial bestimmen die Erscheinung der Betonober-
der konstruktiven Durchbildung von Anschluss- weitere Bearbeitung der Oberfläche als Relief flächen. Der Spielraum variiert von spiegelnd
punkten, Fügungen und Details. Wird die Wand gesteigert werden (Abb. C 4.4). glatten bis zu plastischen, rauen Oberflächen.
bekleidet oder beschichtet, ergeben sich unab- Allgemein gilt: Je glatter die Oberfläche, desto
hängige Gestaltungsmöglichkeiten der Wand- Wände aus Sichtbeton heller erscheint der Beton.
oberflächen bezüglich Anschlüssen, Oberflä- Beton gilt als ein kostengünstiger Baustoff, der
chenstruktur und Oberflächenbehandlung. jedoch zur Erstellung von Wänden aufwändige Schalung
Bei der integrierten Vorgehensweise hingegen Schalungen benötigt. Deshalb gibt es eine Sichtbetonoberflächen spiegeln stets Struktur,
vereinfachen sich im Idealfall Details und Reihe von Strategien zur Vereinfachung. Die Befestigungsmittel und Fugen der verwendeten
Fügungen durch die Leistungsfähigkeit eines Römer gossen Beton zwischen Ziegelwände, Schalung wider. Gängige Materialien für die
Materials, das die Summe aller Anforderungen die Schalung diente zugleich als fertige Ober- Schalung sind Holz, Holzwerkstoffe und Stahl.
erfüllt. Das Hauptaugenmerk liegt vielmehr auf fläche. Die heute häufig verwendeten Holz- Aber auch Glas, Faserzementplatten und
der sorgfältigen Auswahl des geeigneten Mate- schalungen stellen gleich mehrere bautechni- Kunststoffe eignen sich prinzipiell. Ob es sich
rials. sche Anforderungen: Die Stabilität der Scha- um sägeraues oder gehobeltes Holz oder um
Die Sichtbarkeit von konstruktiven Bauteilen ist lung gegenüber dem Druck der Füllung glatte, beschichtete Holzwerkstoffplatten han-
stets mit einem hohen Anspruch an die Planung bestimmt die maximale Höhe eines Betonierab- delt, bleibt stets ablesbar. In Abhängigkeit von
verbunden: Fugenbild, Installationen, Einbauten schnitts. Ebenso ist der Raum für das Einfüllen den Eigenschaften des Schalungsmaterials
etc. müssen von Anfang an berücksichtigt und Verdichten des Materials durch die Scha- werden weitere Maßnahmen wie z.B. die
werden. lung begrenzt. Durch möglichst häufige Wie- Behandlung mit Wachsen oder Ölen nötig, um

153
Wände

die gewünschte Qualität sicherzustellen. und Wärmeleitfähigkeit. Sichtbetonwände bie-


Abgesehen vom selbstverdichtenden Beton ten sich als Wärmespeicher im Innenraum an.
erfordert das Betonieren von Wänden mehrere Betonoberflächen in Innenräumen werden
Arbeitsabschnitte für das Rütteln des Betons. wegen ihrer hohen Wärmeleitfähigkeit jedoch in
Beim Einbringen der Schichten entstehen leich- der Regel als kühl empfunden.
te Veränderungen der Farbe und damit erkenn-
bare Füllschichten. Eine mögliche Gliederung Nachhaltigkeit
der Betonierabschnitte erfolgt durch Leisten, die Sichtbetonoberflächen sind sehr dauerhaft.
in der Regel für die Abdichtung der Scha- Andererseits ist die Nutzung durch ihre unver-
lungsecken verwendet werden. Scharfkantige änderbare Lage stark eingeschränkt.
Betonwände erfordern aufwändige Abdich- In Innenräumen bildet sich an handberührten
tungsmaßnahmen, damit die Kanten nicht »aus- Flächen sowie durch die Reinigung der Fußbö-
bluten«. Diese müssen während der Bauphase den im Sockelbereich eine dunkle Patina, die
zusätzlich gegen mechanische Beschädigun- mit Hochdruckstrahlern und speziellen Reini-
gen geschützt werden. gungsmitteln entfernt werden kann.

C 4.4 Oberflächenbearbeitung
Durch die Wahl des Schalmaterials sowie durch Massive modulare Wände
eine Behandlung vor oder nach dem Aushärten
ergeben sich weitere Gestaltungsmöglichkeiten Das Prinzip, handliche Elemente zu Mauern zu
(siehe Gebäudehülle, S. 112, Abb. C 1.23): fügen, ist eine der ältesten Bautechniken. Aus-
gehend von vorgefundenen Bruchsteinen ent-
• Schalungen: wickelten sich in der Antike Techniken zur
- Brettschalungen Bearbeitung der Natursteine zu planebenen
- Schaltafeln mit Kunstharzoberfläche und fügbaren Quadern.
- Stahlschalungen Mit den künstlich hergestellten Ziegeln, deren
- Kunststoffschalungen Handhabung und Eigenschaften durch Formen
- Strukturmatrizen und Brennen optimiert werden können, steht
• Bearbeitung des noch nicht erhärteten Betons: ein sehr leistungsfähiges Halbzeug für den Bau
- Abziehen von Wänden zur Verfügung.
- Aufrauen Die Bauindustrie bietet inzwischen ein breites
- Flügelglätten Angebot von Steinprodukten auf Basis minera-
- Rillen lischer Baustoffe an. Die Anforderung an die
C 4.5 - Besenstrich Tragfähigkeit bestimmt die Art der Fügung und
- Vakuumieren die erforderlichen Bindemittel. Wände aus
• Bearbeitung des erhärteten Betons: Mauerwerk weisen allgemein gute Schall-
- Auswaschen dämmeigenschaften auf und sind nicht brenn-
- Abspitzen bar.
- Sandstrahlen
- Säuern Wände aus keramischen Baustoffen
- Stocken Bis zur Mitte des 19. Jh. standen lediglich
- Schleifen Naturwerksteine und homogen gebrannte Zie-
- Polieren gel zur Verfügung, die der Maurer mit einer
- Versiegeln Hand halten konnte, während er mit der ande-
ren den Mörtel auftrug. Die Ziegelformate leiten
Ankerlöcher sich vom Dünnformat (DF) oder vom Normalfor-
Unabhängig vom Schalungsmaterial benötigt mat (NF) ab. Ein Ziegel-Vollklinker im Normal-
die Schalung zusätzliche Verankerungen, die format wiegt etwa 4 kg. Infolge der technischen
ein Ausbeulen der Schalung durch den Druck Entwicklung und Anforderungen des Wärme-
des Betons verhindern. Die Ankerlöcher bleiben schutzes werden heute großformatige, strang-
C 4.6 nach Abbau der Schalung sichtbar. Sie können gepresste Ziegel (Lochziegel) angeboten,
mit Mörtel verspachtelt, mit Stopfen verschiede- deren Hohlräume den Wärmedurchgang und
ner Materialien (z.B. Faserzement, Kunststoff das Gewicht reduzieren und somit größere For-
etc.) verschlossen oder offen gelassen werden. mate erlauben. Weitere Optimierungen für den
Vielfach bilden die Ankerlöcher, deren gleichför- Wärmeschutz stellen Steine für Außenwände
miges Erscheinungsbild exakter Planung dar, die mit Nut- und Federverbindungen mör-
bedarf, die charakteristische Struktur der Sicht- telfreie Stoßfugen ermöglichen und deren Hohl-
betonoberflächen. räume mit Dämmstoff gefüllt sind.

Einfärbung Wände aus mineralisch gebundenen Steinen


Pigmente oder spezielle Zementsorten können Ungebrannte Steine aus Leichtbeton, Porenbe-
zur Aufhellung oder Einfärbung des Zements ton, Kalksandstein und Gips benötigen im Ver-
verwendet werden (siehe Baustoffe mit minera- gleich zu Ziegeln bei der Herstellung weniger
lischen Bindemitteln, S. 58, Abb. B 3.14). Primärenergie. Ihr Abbruchmaterial kann in der
Regel deponiert werden. Kalksandsteine sind
Eigenschaften in der Produktion wiederverwendbar, d.h. sie
Beton hat eine hohe Wärmespeicherkapazität eignen sich zum Recycling. Durch eine ausge-
C 4.7

154
Wände

reifte Fertigungstechnik sind diese Steine sehr unregelmäßigem Mauerwerk fügen sich unter-
maßhaltig und im Dünnbett mit mörtelfreien schiedliche Formate und Steinhöhen zu Schich-
Stoßfugen versetzbar. ten. Quadermauerwerk besteht aus Steinen
gleicher Abmessungen. Unabhängig davon
Mauerwerksverbände kann die Sichtfläche mechanisch bearbeitet
Die Maßordnung des Bauwesens bildet die werden. Das Kapitel Naturstein (siehe S. 42)
Grundlage für die Fügung der Steine zum tra- beschreibt diverse Oberflächenbehandlungen.
genden Mauerwerk. Für die unterschiedlichen Die Steinschichten eines Natursteinmauerwerks
Wanddicken gibt es verschiedene Prinzipien. sollten entsprechend DIN 1053 und 18 332
Bei großformatigen Steinen oder Wänden gefügt werden.
geringer Dicke bietet sich der Läuferverband
an, bei dem die Steinbreite der Wanddicke ent- Wände aus Lehmsteinen
spricht. Er ist für verputzte Wände ohne beson- Der Rohstoff Lehm wird u.a. in Form von Rohlin-
dere Anforderungen üblich. Folgende Verbän- gen für die Ziegelproduktion (so genannten
de eignen sich für Sichtmauerwerk größerer Grünlingen), erdfeucht gepressten Lehmsteinen
Wanddicken mit kleinen Steinen: und Leichtlehmsteinen angeboten. Sie weisen
vergleichbare Formate wie Ziegel auf. Lehm- C 4.8
• Im Binder- oder Kopfverband entspricht die steinwände haben wegen ihres hohen Eigenge- bezüglich Form (Laibung, Winkel), Funktion
Steinlänge der Mauerdicke. wichts gute Schalldämmeigenschaften. Sie ver- (Rollladen, Sturz, Ringanker) oder Bautechnik
• Für den Blockverband werden Läufer- und mögen Feuchtigkeitsschwankungen der Raum- (Höhen- und Längenausgleich) berücksichti-
Binderschichten wechselweise gelegt. luft durch Sorption zu regulieren und bieten gen.
• Beim Kreuzverband sind die Läuferschichten deshalb ein angenehmes Raumklima. Leicht-
im Vergleich zum Blockverband zueinander lehmsorten erreichen entsprechend ihrer Eigenschaften
versetzt. Zuschläge günstigere Wärmedämmwerte als Sichtmauerwerk aus Ziegeln wird, entspre-
Stampflehm. Lehmsteine werden mit Lehmmör- chend seiner häufigsten Anwendung, meist mit
Durch den Einsatz von Steinen unterschiedli- tel oder Kalkmörtel vermauert, sie sind in allen Außenraum assoziiert. Da es sich auch für den
cher Farben oder Oberflächen ergeben sich gängigen Formaten herstellbar. Die leichte Innenraum anbietet, eignet es sich gut als opti-
vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, die auf Bearbeitbarkeit von Lehmwänden bietet ein gro- sche Verbindung zwischen Innen- und Außen-
der geometrischen Ordnung des Mauerwerks ßes Potenzial an mechanischen Oberflächenge- raum. Die lebhafte Struktur der gemauerten
aufbauen. Abb. C 4.7 zeigt eine Möglichkeit, staltungen. Lehm lässt sich jederzeit mit Wasser Wand kommt besonders bei großen Flächen
durch Versetzen der Steine aus der Wandach- zu einem weiterverarbeitbaren Baustoff aufbe- zur Geltung. Die Ablesbarkeit des Bauprozes-
se eine plastische Oberfläche zu erzielen. reiten (siehe Lehmbaustoffe, S. 46). ses in einer seit Jahrtausenden praktizierten
Form verleiht Wänden aus Ziegel-Sichtmauer-
Wände aus Natursteinen Wände aus Mauerziegeln werk einen gewissen archaischen Charakter.
Für Wände aus Natursteinen bietet die große Das Angebot an Ziegeln bietet eine große Band- Vollziegel und Klinker haben gute Wärmespei-
Bandbreite an Steinsorten, Formaten und breite an Formaten und Eigenschaften. Für cher- und Wärmeleitfähigkeiten. So kann an
Oberflächenbehandlungen eine nahezu unbe- Sichtmauerwerk eignen sich Vollsteine, Klinker heißen Tagen die durch die Wärmespeicherfä-
grenzte Auswahl an Oberflächen. Unbehauene und Verblender. Für verputzte Wände werden higkeit bedingte kühlere Oberflächentempera-
oder nur teilweise bearbeitete Steine sind häufig stranggepresste Ziegel eingesetzt, deren tur zu einem angenehmen Raumklima beitra-
ebenso einsetzbar wie gesägtes und poliertes große Formate und bessere Wärmedämmeigen- gen. Sichtmauerwerk aus Lochziegeln, deren
Material (Abb. C 4.6). Man unterscheidet Find- schaften hier von Vorteil sind. Lochseite zum Raum hin offen bleibt, eignen
lingsmauerwerk aus unbehauenen, rundlichen Planziegel werden werkseitig auf das exakte sich bei entsprechender Materialwahl
Feldsteinen von Bruchsteinmauerwerk aus Maß geschliffen. Beim Vermauern mit Dünnbett- und / oder Hinterfütterung mit schallabsorbie-
unregelmäßigen Steinen, die aus dem Stein- mörtel werden höhere Druckspannungen zuge- rendem Material zur Raumschalldämpfung in
bruch gewonnenen werden. Sind die horizonta- lassen als bei vergleichbaren Mauerziegeln. Vortragsräumen, Konzertsälen oder Sakralräu-
len Flächen (Lagerflächen) bearbeitet, spricht Besonders schalldämmend wirken Planziegel men (Abb. C 4.8).
man von Schichtmauerwerk. Je nach Bearbei- mit großen Kammern, die nach dem Aufmauern
tungstiefe unterscheidet man verschiedene geschossweise mit Beton verfüllt werden. Für Nachhaltigkeit
Qualitäten. Hammerrechtes Mauerwerk besitzt die jeweiligen Ziegelformate und Typen sind Sichtmauerwerk aus Ziegeln ist sehr dauerhaft.
nur ungefähr orthogonale Steinoberflächen. Bei Form- und Passsteine erhältlich, die Sonderfälle Die meist porösen Oberflächen bilden auch in

C 4.4 Lehmwand, Catalina Haus, Arizona (USA) 1998,


Rick Joy
C 4.5 Sichtbetonwand mit verspachtelten Ankerlöchern,
Museum Georg Schäfer, Schweinfurt (D) 2000,
Volker Staab
C 4.6 Natursteinmauerwerk, Therme in Vals (CH) 1996,
Peter Zumthor
C 4.7 Ornament durch Versetzen von Steinen, Haus
Wolf, Aggstall (D) 2000, Hild und K.
C 4.8 Ziegelmauerwerk eines Industriebaus, Hoechst
AG Verwaltung, Frankfurt am Main (D) 1924,
Peter Behrens
C 4.9 Städtische Galerie, Marktoberdorf (D) 2001,
Bearth + Deplazes
C 4.9

155
Wände

Innenräumen eine angenehme Patina, die den Wände aus Hüttensteinen Oberflächen empfiehlt es sich jedoch auch
Pflegeaufwand minimiert. Eine Reinigung ist mit Hüttensteine sind Mauersteine aus granulierter hier, die Wände zu beschichten (z.B. mit Putz).
Wasserstrahlverfahren und evtl. chemischen Hochofenschlacke und mineralischen Binde-
Zusätzen möglich. Zahlreiche Umnutzungsbei- mitteln. Sie sind in frostbeständiger und nicht- Wände aus Kalksandsteinen (KS)
spiele von Industriebauten des 19. Jh. belegen frostbeständiger Qualität erhältlich. Man unter- Die Abmessungen von Kalksandsteinen ent-
die Chance, die der Erhalt solcher Oberflächen scheidet: sprechen der Maßordnung für Ziegel
bietet (Abb. C 4.9). (DIN 106). Beispielsweise ist DIN 106-KS-R-12-
• Hütten-Vollsteine (HSV) 1,8 -4 DF die Bezeichnung eines Kalksand-
Wände aus Leichtbetonsteinen • Hütten-Lochsteine (HSL) steins, für die Verwendung mit Dünnbettmörtel
Zur Gruppe der Leichtbetonsteine gehören • Hütten-Hohlblocksteine (HHbl) (R = Nut- und Feder-Stein), 12 bezeichnet die
zementgebundene Steine mit Zuschlagstoffen Festigkeitsklasse und 1,8 die Steinrohdichte.
aus Blähton, Blähschiefer und Bims. Wände aus Porenbeton Das Format wird wie bei Ziegeln in Vielfachen
Porenbeton eignet sich wegen seiner guten von DF angegeben.
Bimsbetonsteine Wärmedämmeigenschaften zur Herstellung Kalksandsteine eignen sich wegen ihrer relativ
Die Kurzbezeichnungen LBH bzw. LBG stehen von Innen- und Außenwänden. Auch tragende glatten Oberfläche für Sichtmauerwerk. Sie
für die haufwerksporige bzw. geschlossenpori- Bauteile können aus Porenbeton errichtet wer- sind normalerweise hellgrau bis weiß, können
ge Struktur des Leichtbetonprodukts. Fertigteile den. Wärmespeicherkapazität und Gewicht aber durch Zuschläge andere Farbtönen erhal-
aus Leichtbeton sind in der Regel geschlos- sind relativ gering. Porenbeton gleicht Feuch- ten. Bei der Verarbeitung von Sichtmauerwerk
senporig, Mauersteine offenporig. tigkeitsschwankungen der Raumluft aus, ist aus Kalksandstein muss auf den Schutz der
Bimsbeton lässt sich leicht bearbeiten, sägen wasser- und feuerbeständig. empfindlichen Kanten geachtet werden.
und bohren. Übliche Wanddicken von 95 mm
leisten mindestens 120 Minuten Feuerwider- Verarbeitung Gipswandbauplatten
stand. Porenbeton ist leicht zu verarbeiten. Steine Gipswandbauplatten nach EN 12 859 sind im
Vollsteine werden in Steinhöhen von 115 und können auf der Baustelle mit der Handsäge Gegensatz zu den vorgenannten Steinen nicht
238 mm hergestellt, Hohlblöcke in den Forma- zugeschnitten werden, die Vorfertigung groß- als tragende Wände zugelassen. Als nicht
ten 8 –20 DF, d.h. bis zu 490 ≈ 300 ≈ 238 mm. formatiger Bauelemente ist weit verbreitet. brennbarer und gut schalldämmender Baustoff
Bei der Vermauerung mit Dünnbettmörtel kom- bieten sie sich aber für viele Bereiche an. Sie
men so genannte Planblöcke und Plansteine Planungshinweise sind platzsparend, leicht versetzbar, hoch
mit geschliffenen Oberflächen für geringere Porenbetonsteine werden in vier Festigkeits- dampfdurchlässig und verbessern durch ihr
Fugendicken zum Einsatz. Auch für mörtelfreie klassen angeboten. Gemäß DIN 4165 setzt Sorptionsverhalten das Raumklima. Für die
Verbindungen der Lagerfuge (Trockenmauer- sich die Steinbezeichnung aus der Porenbe- Aufnahme von Installationen und Leitungen ist
werk) existieren passende Steinformate. tonnorm, dem Kürzel für den Produktnamen, das Material leicht zu bearbeiten, es wird des-
Vollsteine aus Bimsbeton eignen sich wegen der Festigkeitsklasse, der Rohdichteklasse und halb häufig auch für Vorsatzschalen vor Instal-
ihrer hohen Rohdichte von bis zu 2,0 kg / dm3 den Maßen zusammen, z.B. DIN 4165-PP lationsschächten verwendet.
auch für schalldämmende Trennwände. Die (Porenbeton-Planstein) 2– 0,4 –499 ≈ 300 ≈ 249. Die Industrie bietet Wandbauplatten in drei ver-
hohe Maßhaltigkeit ermöglicht eine Vorferti- Verblendplatten, Planplatten und Planblöcke schiedenen Rohdichten und in Dicken von 50,
gung großformatiger Planelemente für die können von Hand versetzt werden, Großblock- 70, 80 und 100 mm an, ein übliches Format
Erstellung kompletter Gebäude. Funktionsstei- mauersteine dagegen nur mit technischen beträgt 666 ≈ 500 mm. Die Platten besitzen
ne für Anschläge, Stürze, Rollläden, Decken- Hilfsmitteln. Die Verbindung der maßhaltigen Nut- und Federkanten, die miteinander verklebt
ränder usw. ergänzen das Angebot. Steine, Blöcke und Platten erfolgt in der Regel werden. Nach dem Spachteln der Fugen ent-
mit Dünnbettmörtel, Stoßfugen mit Nut- und stehen planebene Oberflächen, die sich unver-
Blähleichtbetonsteine Feder ermöglichen auch mörtelfreie Verbindun- putzt als Untergrund für Tapeten und
Blähton hat ähnliche Eigenschaften wie Bims- gen. Geschosshohe, tragende Elemente erlau- Beschichtungen eignen.
beton, auch das Produktangebot ist vergleich- ben eine schnelle Montage. Sie müssen durch
bar. Um Blähton herzustellen, wird Ton bei Ringanker aus Beton gesichert werden. Glassteinwände
etwa 1200 C gebrannt. Für die dabei entwei- Porenbetonprodukte müssen künftig der Norm Mit Glassteinen lassen sich lichtdurchlässige
chenden organischen Bestandteile des Tons DIN EN 771 entsprechen. Wände mauern. Der Lichtdurchlassgrad
ist eine Abluftaufbereitung erforderlich. Die Sichtflächen in Porenbeton sind nur im Innen- beträgt ca. 80 %, eingefärbt weniger. Stan-
Blähtonkugeln sind druckfest, gut wärmedäm- raum möglich. Wegen ihrer porösen und für dardgrößen liegen bei 150 ≈ 150 und
mend und leicht. mechanische Beschädigungen anfälligen 300 ≈ 300 mm, die Tiefe beträgt 80 –100 mm.

C 4.10 Systembauweise mit Dämmsteinen


C 4.11 Systembauweise mit vorgefertigten Holzmodulen
C 4.12 Glassteinwand, Academy of Arts and Architec-
ture, Maastricht (NL) 1993, Wiel Arets
C 4.13 gebogene Profilglaswand, Verwaltungsgebäude,
Erlangen (D) 2002, Wulf & Partner
C 4.14 Lärchenholzschalung, Rheinisches Landesmu-
seum, Bonn (D) 2003, Herrmann + Bosch
C 4.15 Detail einer Fachwerkwand, Eifel (D)
C 4.10 C 4.11

156
Wände

Glasbausteine haben einen luftgefüllten Hohl- Kleinteilige Systembauweisen


raum und erreichen Dämmwerte von ca. 1,5 –
3,2 W / m2K. Die Mörtelfugen stellen hinsichtlich Die Industrie bietet eine Reihe von Systemen
des Wärmeschutzes eine Schwachstelle dar, an, mit denen Wände wie Mauerwerk gefügt
deshalb werden auch mörtelfreie Verbindungs- werden können. Meist handelt es sich um leich-
techniken angeboten. Glasbausteine sind bis te, stapelbare Hohlkörper, die je nach Anforde-
zu 60 Minuten feuerbeständig, sie behindern rung verfüllt werden und sich somit für den
jedoch nicht die Wärmestrahlung. Sie sind Selbstbau eignen.
schalldämmend und können keine tragende Speziell geformte Hohlkörper aus Polystyrol-
Funktion übernehmen. Nur die sorgfältige Aus- dämmstoff können mittels Nut-und-Feder-Ver-
bildung von Bewegungsfugen und gleitenden bindungen zusammengesetzt werden (Scha-
Anschlüssen gewährleistet, dass Wände aus lungssteine). Der durchgehende Hohlraum
Glasbausteinen zwängungsfrei bleiben. wird mit Beton verfüllt. Sie eignen sich zur
Die hohe Lichtdurchlässigkeit ohne Durchsicht Erstellung von Gebäuden ohne Schalung. Es
erlaubt den Einsatz von Glasbausteinen auch werden alle für das System notwendigen Ele-
in Situationen, die keine Fenster zulassen. mente für Gebäudecken, Fensterlaibungen
Sortenreines Glas kann in den Herstellungspro- etc. vorgefertigt. C 4.12
zess wieder eingeschmolzen werden. Die Ein anderes System aus Holzelementen bildet
Lebensdauer einer Glassteinwand wird ledig- durch die Verbindung von vorgefertigten Holz-
lich durch die Mörtelfugen begrenzt. kästen eine oberflächenfertige Wand. Außen-
wände können auf dieser Basis mit schüttfähi-
gen Dämmstoffen ergänzt werden. Die Gebäu-
Massive lineare Bauweisen deerstellung erfolgt weitgehend ohne Werk-
zeug. Für die Elementherstellung kommen Voll-
Lineare Bauelemente lassen sich horizontal holz und Holzwerkstoffplatten in Betracht.
oder vertikal zu Wandelementen fügen. Die ver- Die verschiedenen Produkte aus Ziegel- oder
tikale Fügung mit raumhohen Elementen ist Leichtbetonsteinen, deren Hohlräume Dämm-
üblich, horizontale Fügungen sind eher selten. stoffe enthalten, zählen zu den kleinteiligen
Systemen für Außenwände mit Wärmeschutzan-
Wände aus Gipsplatten-Wandbaufertigtafeln forderungen. Die Stoßfugen dieser Ziegel wer-
Die nach der Vornorm prEN 13 915 definierten, den als Nut- und Feder-Verbindungen ausge-
raumhohen vorgefertigten Gipsplatten-Wand- führt, um Wärmeverluste über die Fugen zu
baufertigtafeln heißen vereinfacht auch Gips- minimieren.
dielen. Eigenschaften und Anwendungen sind C 4.13
vergleichbar mit denen von Gipswandbauplat-
ten (siehe S. 156). Großformatige Systembauweisen

Holzblockbauwände Konstruktive Überlegungen bestimmen im


Gehobelte, sägeraue Holzbalken oder ge- Wesentlichen die Entscheidung für die Erstel-
schälte Rundholzstämme verbinden sich durch lung von Wänden mit Bausystemen aus Beton-
Ausklinken der Stämme und Ineinanderlegen fertigteilen, in Holzfertigbauweise oder mit
an den Raumecken. Da der Verband und die Großziegeln. Die Materialeigenschaften unter-
Deckenkonstruktion die Spannweite des Holzes scheiden sich nicht signifikant von bereits
berücksichtigen müssen, sind Raumbreiten bis beschriebenen Bauweisen. Ein Beispiel für ein
ca. 4,50 m üblich. Holzblockbauwände haben System mit Großziegelwänden ist die Hotelfach-
eine vergleichsweise grobe Ästhetik. Die vor- schule in Nivilliers (siehe Beispiel 19, S. 245ff.).
industriell geprägte Bauweise wird heute nur Holztafelbau und Holzrahmenbau ermöglichen
noch selten verwendet. ebenfalls die Vorfertigung großer Elemente, die
mit Holzwerkstoffen beplankt werden. Diese
Profilglaswände Wandaufbauten werden im Abschnitt Mehr-
Eine preisgünstige Alternative zu Flachglas für schichtige Wände verglichen (siehe S. 158). C 4.14
transluzente, nicht tragende Wände ist Profil-
glas (Abb. C 4.13). Die verschiedenen Typen Brettlagenholz oder Dickholz
erfasst DIN 1249 Teil 5. Sie unterscheiden sich Die Verleimungstechnik ermöglicht effiziente
in der Breite der Stege und der Höhe der Flan- Massivbauweisen aus Holz.
sche. Üblicherweise werden Längen bis 7 m Aus Brettseitenware entstehen durch kreuzwei-
hergestellt. ses Verleimen Brettsperrholzbauteile mit Materi-
Profilgläser mit Drahteinlage erfüllen die Anfor- aldicken von 50 bis 300 mm und Formaten bis
derungen an Splitterschutz und Ballwurfsicher- 4,80 ≈ 20 m. Die massiven Wandbauteile bieten
heit. Profilbauglas ist in verschiedenen Farbtö- gegenüber der Holzblockbauweise aus Vollholz
nen, als Weißglas und als vorgespanntes Glas viele Vorteile: Schwinden und Rissbildung wer-
erhältlich (siehe Glas, S. 86). den weitgehend vermieden, die Materialdicke
Der Einbau erfolgt in der Regel mit Aluminium- kann reduziert und die Wände können zur Aus-
profilen, in welche die Elemente eingestellt steifung des Gebäudes hinzugezogen werden.
sind. Die Vertikalfugen werden mit Silikon Die millimetergenaue Vorfertigung gebäudeho-
geschlossen. Demontage und Wiederverwen- her Wände verkürzt die Bauzeit erheblich.
dung der so gefügten Wände sind möglich. Trotz des hohen Materialbedarfs ist die Bauwei-
C 4.15

157
Wände

C 4.16 Skelettbau mit freistehender Trennwand


Villa Tugendhat, Brünn (CZ) 1930, Ludwig
Mies van der Rohe
C 4.17 systematische Darstellung von Beplankungen
und Bekleidungen von Wänden
C 4.18 Furnierschichtholz, Pavillon »grüne Universität«
IGA, Stuttgart (D) 1993, Cheret und Bozic
C 4.19 Wandbekleidung mit gebogenen Sperrholzplat-
ten, Nord LB, Magdeburg (D) 2003, Bolles und
Wilson
C 4.20 Treppenraum aus MDF, Kunstmuseum Winterthur
(CH) 1998, Gigon + Guyer

C 4.16
se durch die Verwendung kostengünstiger, Der aus dem Schiffsbau stammende Begriff Herstellung
minderwertiger Bretter wirtschaftlich. Die Ober- »Beplankung« bezeichnet eine mittragende Grundgerüst mehrschichtiger Wände ist in
flächen sind als Sichtflächen für einfache Bau- oder aussteifende Platte. Bekleidungen dage- der Regel ein Holz- oder Metallständerwerk.
ten geeignet; in Zukunft sind hochwertigere gen sind akustisch oder brandschutztechnisch Holzständer besitzen meist die Dimension
Oberflächen zu erwarten, die den Einsatzbe- wirksame oder optische Abschlüsse ohne aus- der Wanddicke. Bei Metallständerkonstruktio-
reich erweitern werden (Abb. C 4.14). steifende Funktion. nen bildet ein umlaufendes U-Profil das
Grundgerüst, in das die so genannten Stän-
Wände mit tragender Funktion der in regelmäßigen Abständen eingestellt
Einschichtige Wände Zu den Wänden mit tragender Funktion zählen werden.
alle Wandkonstruktionen mit Tragelementen
Wände, die tragende stabförmige Elemente in zwischen den beiden Wandoberflächen, z.B.: Anforderungen
Wanddicke enthalten, stellen den Übergang Zur Bekleidung und Beplankung von Wänden
zur Skelettbauweise dar. Die Wandfläche wird • Holzständerbauweise steht eine große Vielfalt von Materialien zur
durch Füllung der Zwischenräume (einschich- • Holzrahmenbauweise Verfügung. Auswahlkriterien sind u.a:
tig) oder durch Beplankung (mehrschichtig) • Holztafelbauweise
der tragenden Bauteile hergestellt. • konstruktive Anforderungen:
Die häufigste Anwendung dieser Bauweise ist Bei der Holzständerbauweise kommt dem - tragend
die traditionelle Holzfachwerkbauweise mit raumabschließenden Material keine tragende - aussteifend
einer flächenbündigen Füllung aus Mauerwerk, Funktion zu. Die Aussteifung erfolgt z.B. durch - nicht tragend
Lehm oder mineralischen Steinen. diagonal verlaufende Winkel, Bleche oder • bauphysikalische Anforderungen:
Fachwerkkonstruktionen mit Traggliedern aus Metallbänder. Neben Verschalungen aus Bret- - Schallschutz
Stahl oder Beton entsprechen nicht den heuti- tern bieten eine Vielzahl industriell hergestellter - Feuchteschutz
gen Anforderungen an den Wärmeschutz, sie Platten diverse Möglichkeiten, Wände zu - Wärmeschutz
benötigen einen mehrschichtigen Wandaufbau. bekleiden und ihnen so individuelle Eigen- - Brandschutz
Holzfachwerke werden in der Regel für ganze schaften zu verleihen. - Raumakustik
Gebäude – also auch für die Außenwände – Die Rahmenbauweise erfordert in der Regel • funktionale Anforderungen:
konzipiert. Seit Inkrafttreten der Wärmeschutz- eine Beplankung der Wand, welche die Hori- - mechanischer Schutz
verordnung gilt, dass der Wärmedurchgang zontalkräfte des Bauwerks überträgt. Hierfür - Einbauten von Installationen
bei massiven Holzbauteilen ebenfalls mit eignen sich Holzwerkstoffplatten. • gestalterische Anforderungen:
Dämmschichten reduziert werden muss, d.h. Bei der Tafelbauweise übernimmt die Beplan- - Oberflächennivellierung
sichtbares Holzfachwerk kann seither nur noch kung auch einen Teil der Abtragung der Verti- - Verkleidung von Installationen
für Innenwände eingesetzt werden. kallasten. Dieser Anforderung entsprechen - Farbe
Als Füllmaterialien eignen sich neben Ziegeln Tafeln aus Brettlagenholz, Mehrschichtplatten - haptische Qualität
und mineralische gebundenen Steinen beson- und Furnierschichtholz.
ders die leicht zu bearbeitenden Lehmbauma- Wegen ihres geringen Gewichtes und ihrer
terialien. Die hohe Kapillarität von Lehm wirkt Wände mit nicht tragender Funktion Wirtschaftlichkeit werden in der Baupraxis
feuchtigkeitsregulierend: Sie verhindert eine zu Die Reduzierung der vertikal tragenden Ele- häufig Wände aus mineralisch gebundenen
hohe Feuchtigkeit im Holz und schützt somit mente auf frei stehende Stützen ermöglicht im Platten verwendet. Eine 115 mm dicke Trenn-
die Konstruktion. Skelettbau die Einteilung der Räume unabhän- wand aus Gipsplatten wiegt ca. 25 kg / m2,
gig von Deckenspannweiten. Die Tragstruktur eine gleich starke massive Wand dagegen
löst sich von der Raumbegrenzung, die nun mit ca. 140 kg / m2. Raumteilungen sind somit
Mehrschichtige Wände nicht tragenden Wänden völlig frei gestaltet durch leichte Trennwände unabhängig von
werden kann. der statischen Tragfähigkeit der Decke mög-
Die Verbreitung der Bauweisen mit stabförmi- Ludwig Mies van der Rohes Deutscher Pavillon lich. Die Standsicherheit wird nach DIN 4103
gen Tragelementen hat die Entwicklung und in Barcelona oder die Villa Tugendhat in Brünn gewährleistet, welche die biegefeste und
Vielfalt mehrschichtiger Wandaufbauten ent- sind Beispiele für eine konsequente Umset- unverschiebliche Ausführung vorschreibt.
scheidend gefördert. zung dieses Prinzips (Abb. C 4.16). Die Ske- Durch die Wahl ihrer Komponenten – Stän-
Hierbei unterscheidet man zwischen Wänden lettbauweise in Stahl, Stahlbeton oder Holz bie- der, Dämmschicht und Bekleidung – lassen
mit tragender, aussteifender und solchen mit tet neben der freien Grundrissgestaltung Vor- sich die Wände unterschiedlichen Anforde-
nicht tragender Funktion. teile der Flexibilität und verkürzter Bauzeiten. rungen anpassen:

158
Wände

mineralisch
Vollholz Lagenholz Verbundplatten Holzspanplatten Holzfaserplatten Lehmplatten
gebundene Platten

Brettschalungen Dreischichtplatten Stabsperrholz (ST) Langspanholz mitteldichte Faser- gipsgebundene Span- Leichtlehmplatten
(Nut und Feder) Fünfschichtplatten Stäbchensperrholz OSB-Platten platten (MDF) platten

Blockholzplatten (STAE) Spanplatten (P) poröse Faserplatten zementgebundene


(SB) Spanplatten
Furnierschichtholz Strangpressplatten
(FSH) (ES) mittelharte Faserplatten Faserzementplatten
(MBL / MBH) Gipsplatten
Bau-Furniersperrholz Strangpressröhren-
(BFU) platten (ET) harte Faserplatten (HB) Gipsfaserplatten
Zementfaserplatten
Perliteplatten

C 4.17
Schallschutz Bekleidung / Oberflächennivellierung Feder-Verbindungen oder stumpf gestoßene
Einfache Anforderungen an den Schallschutz Mit mineralisch gebundenen Platten beplankte Rechteckprofile. Ein Gestaltungsmerkmal ist
werden durch Füllung des Hohlraums mit Wände eignen sich nach Spachteln der Fugen die Ausbildung von Längsfugen, die zusam-
Dämmstoffen erreicht. Sind die beiden Wand- direkt für den Auftrag von Beschichtungsstof- men mit der angefrästen oder lose eingelegten
schalen auf getrennten Unterkonstruktionen fen oder Tapeten. Sie erscheinen optisch wie Feder die Struktur der Beplankung bestimmen.
montiert, verbessern sich die Schalldämmeigen- massive Bauteile, weisen jedoch im Vergleich Als Sichtoberflächen eignen sich gehobelte
schaften erheblich. Häufige Schwachstellen bil- geringere Ausführungstoleranzen auf. In Alt- und geschliffene Bretter. Die Befestigung
den Fugen und Anschlüsse an flankierende bauten bekleidet man deshalb die Wände häu- erfolgt sichtbar oder verdeckt.
Bauteile, die deshalb besonders sorgfältig fig ohne Unterkonstruktion, um Unebenheiten
gemäß DIN 4109 ausgebildet werden müssen. mit geringem Aufwand zu korrigieren. Damit Holzwerkstoffe
keine unansehnlichen Risse durch Bauwerks- Holzwerkstoffe werden bevorzugt für Beplan-
Brandschutz bewegungen oder Klimaschwankungen entste- kungen im Holzbau eingesetzt. Bleiben Beklei-
Beplankungen aus mineralisch gebundenen hen, muss auf eine sachgerechte Ausführung dungen aus Holzwerkstoffplatten sichtbar, so
Platten sind feuerbeständig. Je nach Schicht- der Plattenstöße und Anschlüsse geachtet wer- müssen entsprechend den maximalen Abmes-
aufbau lassen sich damit Feuerwiderstandsklas- den. sungen (siehe Holz und Holzwerkstoffe, S. 72,
sen (gemäß DIN 4102-2) von F 30 bis F 90 errei- Abb. B 6.16) Stoßfugen in der Planung
chen. Beplankungen und Bekleidungen aus Holz und berücksichtigt werden. Stoßfugen können
Holzwerkstoffen stumpf, mit Nut und Feder oder durch Über-
Installationsmöglichkeiten Holzwerkstoffplatten können die Holzkonstruk- blatten ausgebildet sein.
Wegen der leichten Rückbaumöglichkeit eignen tion mittragen und aussteifen. Lediglich MDF- Da die Kanten von Mehrschichtplatten in ihrer
sich mehrschichtige Wände zur Abtrennung von Platten sowie Holzfaserdämmplatten sind für Qualität den Oberflächen entsprechen, kön-
Installationsschächten. Die leicht zu bearbeiten- solche Anwendungen nicht zugelassen. Einen nen sie sichtbar bleiben. Die Kanten von Bau-
den Beplankungsmaterialien erlauben auch Sonderfall stellen hochfeste Multiplexplatten furniersperrholz und von Furnierschichtholz
einen nachträglichen Einbau. aus Buchenholz (BFU-BU) dar, deren Herstel- besitzen durch die eng liegenden Furnier-
lungskosten den Einsatz für tragende Bauteile schichten einen besonderen Reiz und werden
Mechanischer Schutz jedoch selten rechtfertigen. Je nach Einsatzbe- daher auch als gestalterisches Mittel genutzt.
Die Anschlüsse an tragende Bauteile, z.B. an reich der Holzwerkstoffplatten muss die Quali- Die Oberflächen der Platten bestehen aus
Decken aus Beton, müssen deren Verformungs- tät den Holzwerkstoffklassen entsprechen Vollholz oder Furnier minderer Qualität. Für
verhalten berücksichtigen, damit die nicht tra- (siehe Holz und Holzwerkstoffe, S. 72). den Einsatz als Akustikbekleidungen ermögli-
genden Wände nicht beschädigt werden. Eine chen CNC-Fräsen nahezu beliebige Lochun-
gleitende Ausbildung der Deckenanschlüsse Vollholz gen und Schlitzstrukturen. Abb. C 4.18 zeigt
soll sicherstellen, dass keine Lasten aus der Die Verbindung von Brettern zu einer geschlos- ein Beispiel mit Wänden aus sichtbarem Fur-
Konstruktion in die Wände eingeleitet werden. senen Wandoberfläche erfolgt über Nut-und nierschichtholz.

C 4.18 C 4.19 C 4.20

159
Wände

Verbundplatten beschichtet werden. So lassen sich fugenlose Faserzementplatten


Verbundplatten finden überwiegend im Flächen herstellen, die mit Beschichtungsstoffen Mit diesen witterungsbeständigen Platten las-
Innenausbau und im Möbelbau Verwendung versehen eine puristische Raumwirkung entfal- sen sich im Außen- wie im Innenbereich sehr
und werden häufig mit hochwertigen Furnieren ten (Abb. C 4.21). dauerhafte Wandoberflächen herstellen. Farbi-
versehen. Die Kanten furnierter Platten benöti- Um ein homogenes Erscheinungsbild von Wän- ge Flächen können auch mit unbehandelten
gen aus optischen Gründen einen Anleimer, den und Decken aus mineralisch gebundenen Platten hergestellt werden, da es eine breite
z.B. aus Vollholz. Platten dauerhaft zu gewährleisten, müssen die Auswahl von mit Pigmenten und anderen
Fugen sachgerecht geplant und ausgeführt wer- Zuschlägen durchgefärbte Platten gibt.
Spanplatten den. Anschlüsse an andere Bauteile erfolgen mit
Spanplatten dienen in der Regel als Träger für einer elastischen Fuge, damit die Längenände- Gipsplatten
Furniere oder robuste Beschichtungen, z.B. aus rungen der Baustoffe durch Temperatur und Gips- und Gipsfaserplatten machen den größ-
Melaminharz oder Schichtstoff aus harzgetränk- Luftfeuchte keine Risse erzeugen. Häufig entste- ten Anteil an Beplankungen von Wand- und
ten, gepressten Papieren (HPL=High-pressure- hen durch mechanische Belastungen oder Deckenkonstruktionen aus. Im Vergleich zu
laminate). Unbehandelte Kanten der Spanplat- durch unzulässige Klimaschwankungen wäh- massiven Wänden fühlen sich Wandoberflä-
ten sind porös und stoßempfindlich. Sie dienen rend der Bauphase Risse in den gespachtelten chen aus Gipsplatten wärmer an, weil die
häufig als aussteifende Beplankungen, als Plattenstößen. Die Stöße können mit Fugendeck- geringe Gesamtmasse sich schnell erhitzt.
Bekleidung von Wänden und Decken sowie für streifen (mit Glasfaserbewehrung) überdeckt Gipsplatten eignen sich dazu, ohne großen
Trennwände. Beidseitig beschichtete oder werden, um eine Rissbildung zu vermeiden. Weil Aufwand mit verschiedenen Unterkonstruktio-
beplankte Strangpressröhrenplatten mit durch- sich die Plattenstöße in der Fläche besonders nen aus Holz, Metallprofilen oder auch als Tro-
brochener Oberfläche (LRD) werden für Akustik- bei Streiflicht auch im beschichteten Zustand ckenputz ebene Wandflächen herzustellen. Als
bekleidungen hergestellt. LMD bezeichnet eine abzeichnen, kommt der Verspachtelung beson- Unterkonstruktion sind Metallprofile nach
solche stranggepresste Platte ohne Hohlräume. dere Aufmerksamkeit zu. Nach einem Norment- DIN EN 14 195 weit verbreitet. DIN 18 181 bzw.
wurf unterscheidet man vier Qualitätsstufen: in Zukunft DIN EN 14 566 beschreibt die Min-
Holzfaserplatten Die Grundverspachtelung (Q 1) verlangt das destabstände für Metallprofile. Bei der üblichen
Mitteldichte Faserplatten (MDF) bietet der Markt Schließen der Fugen und der Löcher der Befesti- Längsbefestigung beträgt der maximal zulässi-
in mehreren Farbtönen an. Die Kanten weisen gungsmittel. Bei der Standardverspachtelung ge Abstand beispielsweise 625 mm. Die
geringe Strukturunterschiede zur strapazierfähi- (Q 2) werden die Übergänge so weit eingeebnet, empfohlenen Abstände hängen von der Befes-
gen, dichten Oberfläche auf, d.h. diese Platten dass ein Tapezieren mit Raufaser oder ein Putz- tigungsrichtung und der Plattendicke ab.
eignen sich ohne Kantenschutz für Wände und auftrag möglich ist. Um sichtbare Plattenkanten Zusätzliche Bekleidungen durch geklebte
Möbel. Abb. C 4.20 zeigt einen Treppenraum bei Streiflicht auszuschließen, reichen selbst mineralisch gebundene Platten oder kerami-
mit sichtbaren mitteldichten Faserplatten. großflächiges Spachteln und nachträgliches Ver- sche Beläge müssen bereits in der Unterkons-
schleifen (Sonderverspachtelung Q 3) nicht aus. truktion berücksichtigt werden. Bei mehrlagi-
Wandbekleidungen aus mineralisch gebundenen Erst die Stufe Q 4 verlangt ein vollständiges gen Beplankungen versetzt man die Plattenfu-
Platten Spachteln und Schleifen der Oberfläche und gen gegeneinander.
Mit Ausnahme der Gipsplatte können diese Plat- garantiert einen geeigneten Untergrund für Die Auswahl der Plattentypen für Wandbeklei-
ten im Holzbau mittragend und aussteifend ein- Beschichtungsstoffe, glatte Tapeten und hoch- dungen hängt von den Anforderungen an
gesetzt werden. Überwiegend finden sie jedoch wertige Oberflächen. Brandschutz, Feuchtigkeit und Festigkeit ab.
Verwendung als Bekleidung von nicht tragen-
den Trennwänden, als Trockenputz und – Gipsgebundene Spanplatten Zementfaserplatten
wegen ihrer guten Brandschutzeigenschaften – Gipsgebundene Flachpressplatten eignen sich Zementfaserplatten sind derzeit noch nicht
als Ummantelung von Bauteilen. Die Platten als mittragende und aussteifende Beplankung genormt. Sie können als mittragende Schicht in
werden auf die Unterkonstruktion genagelt, von Wandtafeln für Holzhäuser in Tafelbauart Holzbauten oder – mit bauaufsichtlicher Zulas-
geschraubt oder geklammert und können mit (siehe Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln, sung – als temporärer Witterungsschutz einge-
Ansetzmörtel auf massive Wände geklebt wer- S. 61). setzt werden.
den. Fliesen und keramische Beläge lassen sich
mit Dünnbettklebern direkt aufbringen. Zementgebundene Spanplatten Perlitebauplatten
Zementgebundene Flachpressplatten (EN 634) Perlitebauplatten sind im Gegensatz zu Gips-
Fugenbehandlung eignen sich als Brandschutzbekleidung, Furnier- platten wasser-, frost- und witterungsbeständig
Nach Verspachteln der Fugen können die Plat- träger und als Trägerplatte für Fliesen (siehe und eignen sich daher gut als Vorsatzschalen
ten ohne weitere Oberflächenbehandlung Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln, S. 61). in Nassräumen (siehe Baustoffe mit minerali-
schen Bindemitteln, S. 61). Sie müssen an den
eigens dafür vorgesehenen Löchern ver-
schraubt werden, ein spezieller Klebstoff
schließt die Fugen.

Leichtlehmbauplatten
Leichtlehmbauplatten sollten mit dem Unter-
grund (Unterkonstruktionen oder massive
Wände) verschraubt sein. Ansonsten können
sie wie andere Trockenbauplatten verarbeitet
werden. Ihre Oberfläche erhält in der Regel
eine Putzbeschichtung (siehe Lehmbaustoffe,
S. 47).
C 4.21 Bekleidungen mit Gipsplatten, Sammlung Frieder
Burda, Baden-Baden (D) 2004, Richard Meier
C 4.22 Ökobilanzdaten von Wänden, Wand- und
Deckenbekleidungen
C 4.21

160
Wände

Massive Wände PEI PEI GWP ODP AP EP POCP


Schichtaufbau Primärenergie Primärenergie Klima- Ozon- Ver- Über- Sommer-
* Datenherkunft siehe Ökobilanzierung, S. 100 nicht ern. erneuerbar gase abbau sauerung düngung smog
[MJ] [MJ] [kg CO2 eq] [kg R11 eq] [kg SO2 eq] [kg PO4 eq] [kg C2H4 eq]
Massive homogene Wände

Stahlbeton 650 83 45 0,000010 0,21 0,013 0,010


Stahlbeton (C 25 / 35), 2 % Stahlanteil (FE 360 B), 200 mm

Massive modulare Wände

Lehmstein* 96 1,2 4,2 0 0,012 0,0011 0,0010


Lehmstein luftgetrocknet, ρ = 1400 kg / m3, 240 mm
Lehmmörtel

Porenbetonstein 410 14 65 0 0,25 0,018 0,013


Porenbetonstein (PPW 4– 0,6 NuF), 240 mm
Mauermörtel MG III

Bims-Leichtbetonstein 247 5,1 26 0 0,092 0,0076 0,0070


Bims-Leichtbetonstein (VBL 2), 240 mm
Mauermörtel MG III

Kalksandstein 517 14 56 0 0,13 0,014 0,030


Kalksandstein (KSL 12 / 1,4) 240 mm
Mauermörtel MG II

Gipsdiele 186 2,5 8,9 0 0,037 0,0036 0,0050


Gipsdiele, 100 mm
Gipsmörtel MG IV

Hochlochziegel 599 12 79 0 0,15 0,0072 0,011

Hochlochziegel (HLz 12 / 1,2), 240 mm


Mauermörtel MG II

Ständerwände

Holzständerwand 182 179 -5,9 0 0,064 0,0076 0,013


Gipsplatte (Typ A), 12,5 mm
Holzständer, 80 ≈ 40 mm
Mineralwolle, 40 mm
Gipsplatte (Typ A), 12,5 mm

Wand- und Deckenbekleidungen PEI PEI GWP ODP AP EP POCP


Schichtaufbau Primärenergie Primärenergie Klima- Ozon- Ver- Über- Sommer-
* Datenherkunft siehe Ökobilanzierung, S. 100 nicht ern. erneuerbar gase abbau sauerung düngung smog
[MJ] [MJ] [kg CO2 eq] [kg R11 eq] [kg SO2 eq] [kg PO4 eq] [kg C2H4 eq]
Mineralische Bekleidungen

Gipsplatte* 97 50 1,2 0 0,030 0,0034 0,0060


Gipsplatte (Typ A), 12,5 mm
geschraubt, Randanschluss Nadelschnittholz

Lehmbauplatte 84 2,0 -0,2 0 0,022 0,0028 0,0030


Lehmfeinputz, Jutegewebe, 4 mm
Lehmbauplatte, 20 mm
Holzunterkonstruktion geschraubt, 24 mm

Glaswand 239 3,8 8,9 0 0,034 0,0035 0,0040


Glaswand (ESG SSK 3), 8 mm
Acrylverfugung

Holzbekleidungen

Holzverschalung 40 281 -26 0 0,015 0,0018 0,0050


Holzverschalung (Fichte NuF), 19,5 mm
geschraubt

Furniersperrholz 177 540 -23 0 0,060 0,0069 0,032


Furniersperrholz, 22 mm
geschraubt

Oriented Strand Board* 40 87 -9,7 0,0000016 0,018 0,0018 0,0020


OSB-Platte, 19 mm
geschraubt

Spanplatte* 40 87 -9,7 0 0,018 0,0018 0,0020


Spanplatte P1, 19 mm
geschraubt
C 4.22

161
Decken

C 5.1
Decken überspannen Räume und bilden gleich- Im Holzbau ermöglichen Holzwerkstoffe und
zeitig den Fußboden für das darüber liegende die Leimholztechnik größere Spannweiten.
Geschoss. Die Untersicht der Decke bestimmt Die Auswahl des Materials der Decken beein-
wesentlich die Wirkung des Raums. Gottfried flusst wegen ihres großen Anteils an der Bau-
Semper verwies auf den textilen Ursprung des masse ganz wesentlich die ökologische Bilanz
Wortes »Decke«: die schützende Decke ist von Gebäuden. Sichtbare Konstruktionen stel-
damit ein Symbol für die Überhöhung eines len eine Herausforderung dar, sowohl konstruk-
Ortes (Baldachin). tiven Belangen als auch der gestalterischen
In der Entwicklung der Deckenbauweisen zeigt Bedeutung der Decken zu entsprechen.
sich die erweiterte Verfügbarkeit von Materia-
lien und Konstruktionsarten besonders deut- Standsicherheit
lich. Vor der Industrialisierung gab es zur Her- Ausschlaggebend für die Baustoffwahl bei
stellung von Geschossdecken prinzipiell zwei Decken ist im Hinblick auf die Standsicherheit
Möglichkeiten: das Gewölbe aus Stein, wel- der Konstruktion zunächst die mögliche Spann-
ches als Massivbaukonstruktion eine große weite der gewählten Baustoffe. In der Regel
Konstruktionshöhe benötigt und die Verwen- kommt den Decken auch die Aufgabe zu, die
dung von Holzbalken, die horizontal den Raum Horizontalkräfte, z.B. aus Windlasten, Lotab-
von Wand zu Wand überspannen. Die letztge- weichungen und Erdbeben auf die aussteifen-
nannte Konstruktionsart ist bis weit ins 20. Jh. den Wände weiterzuleiten. Grundsätzlich müs-
die vorherrschende. Die Länge der verfügba- sen Bauhöhe, Materialaufwand und Eigenge-
ren Hölzer begrenzt die Raumtiefe stützenfreier wicht der Konstruktion gegeneinander abge-
Holzbalkendecken, die Druckfestigkeit des wägt werden. Dabei sollte das Eigengewicht
Materials die Dimension von Gewölben. der Konstruktion in angemessenem Verhältnis
Massiv- und Skelettbauweise werden im 20. Jh. zur Nutzlast stehen. Die Optimierung der
durch effiziente Systeme der Beton-, Stahl-, Decken bezüglich der genannten Parameter –
und Mischkonstruktionen erweitert. Stahl und auch in Bezug auf ihre Wirtschaftlichkeit – lässt
Stahlbeton ermöglichen große Spannweiten bei eine Vielzahl von Lösungen zu.
geringer Konstruktionshöhe. Besonders die Die Steifigkeit einer Decke ist zu beachten, um
Einführung zweiachsig tragender Betondecken Schäden an Trennwänden aufgrund der Durch-
veränderte die Architektur wesentlich. Le Cor- biegung oder des Schwingungsverhaltens bei
busiers Eisenbeton-Skelett-System Domino für sehr dünnen Decken zu vermeiden.
mehrgeschossige Bauten nimmt 1914 die In Abhängigkeit von ihrem Einsatzbereich im
heute weit verbreitete Skelettbauweise vorweg. Gebäude entstehen darüber hinaus Anforde-

C 5.1 MUSAC Museum, León (E) 2005,


Mansilla y Tuñón
C 5.2 Übersicht Decken und Böden
C 5.3 systematische Darstellung von Konstruktions- 6 1 5
prinzipien für Decken
C 5.4 Beispiele von Massivdeckenbauweisen 1 Geschosstrenndecke
a Kassettendecke 2 Kellerdecke
b Hohlkörperdecke 7 2 4 3 Boden gegen Erdreich, unbeheizt
c Profilblechverbunddecke 4 Boden gegen Erdreich, beheizt
d Verbundflachdecke 5 Decke gegen unbeheizten Dachraum
e Spannbetonhohlplatten 3 6 Dachfläche
f Massivbalkendecke 7 Decke gegen Außenluft (von unten)
C 5.2

162
Decken

Massivbaudecken Holzdecken

zweiachsig tragend einachsig tragend

Holzbalken- Holzelement- Holzverbund-


Ortbeton teilvorgefertigt Ortbeton teilvorgefertigt vorgefertigt
bauweise bauweise bauweise

Stahlbetonflach- Stahl-Beton-Ver- Rippendecken Filigrandecken Montagedecken Dübelbaumdecken Brettstapeldecken Vollholzverbund-


decken bundflachdecken Spannbetonhohl- Stahlverbund- Plattenbalken- Kreuzbalkendecken Brettsperrholz- decken
Pilzdecken platten decken decken Balkendecken decken Holzbalken-
Kassettendecken Trägerrostdecken Massivbalken- Porenbetonplatten Einschubdecken Kastenelement- Verbunddecken
Hohlkörperdecken decken Betonbalken- Holzbalken- decken
Glas-Stahlbeton- Stahlsteindecken decken Ziegeldecken Holzelementdecken
decken preußische Kap- Schichtholzrippen-
pendecken decken
Pi-Platten mit Ort-
betonergänzung C 5.3

rungen bezüglich Wärme-, Schall- und Brand- der Dachdecken müssen Deckenkonstruktio- Estrich gelten ab einer Mindestdicke von
schutz. Abb. C 5.2 zeigt die Unterscheidung nen 90 Minuten der Feuereinwirkung widerste- 100 mm als feuerbeständig. Die Überdeckung
von Decken und Bodenplatten in Gebäuden. hen. Nur wenn die oberste Geschossdecke bei der Bewehrung muss DIN 4102 entsprechen.
Wohngebäuden weniger als 7 m über der Der Schallschutz von massiven Betondecken
Wärmeschutz und Wärmespeicherfähigkeit Geländeoberkante liegt, gelten geringere gegen Luftschallübertragung erhöht sich mit
In der Regel benötigen Deckenkonstruktionen, Anforderungen. zunehmender Bauteilmasse. Ebene Decken-
die gegen den Außenraum abschließen, eine untersichten erleichtern die Planung von Instal-
Dämmschicht. Wegen ihrer Größe und Masse Unterscheidung nach Tragwirkung lationen und Trennwandanschlüssen.
beeinflussen Decken durch ihre Wärmespei- Bestimmendes Unterscheidungsmerkmal der Die Optimierung von Schalungsaufwand zu
cher- und Sorptionsfähigkeit maßgeblich das verschiedenen Konstruktionsweisen ist die Materialeinsatz (Beton) führt zu einer Vielfalt an
Raumklima. In energieeffizienten Gebäuden Tragwirkung der Decken. Zweiachsig tragende Deckenkonstruktionen. Generell ist das Erstel-
werden sie gezielt zur Wärmespeicherung ein- Systeme, auch als Flachdecken bezeichnet, len von Schalungen aufwändig, weshalb deren
gesetzt. Die Bauteilaktivierung ermöglicht mit- können punktweise gestützt werden. Einachsig Vereinfachung bzw. effektive Ersatzmaßnah-
tels bauteilintegrierten, wasserführenden tragende Syteme sind linienförmig gelagert. Bei men zentrales Ziel der Rationalisierung sind.
Registern die Steuerung der Oberflächentem- beiden Deckenkonstruktionen kann je nach Möglichkeiten stellen wiederverwendbare
peratur der Decken und damit die Temperie- Ausführung die Unterseite eben sein oder Schalungssysteme dar sowie alle Arten der
rung der Räume. sichtbare Tragglieder abbilden. Die Übergänge Vorfertigung.
zwischen den Konstruktionsprinzipien sind
Schallschutz jedoch fließend. Eine weitere Gliederung erfolgt Ortbetondecken
Einen guten Schutz gegen Luftschallübertra- nach dem Grad der Vorfertigung sowie den Zu den zweiachsig tragenden Ortbetondecken
gung bieten massive (schwere) Decken. Leich- Materialien. zählen Stahlbetonflachdecken, Pilzdecken,
te Deckenkonstruktionen wie z.B. im Holzbau Kassettendecken, Hohlkörperdecken und Glas-
sollten mehrschichtig ausgeführt sein, um die Stahlbetondecken.
Tritt- und Luftschallübertragung zwischen über- Zweiachsig tragende Decken
einander liegenden Räumen zu dämpfen. Stahlbetonflachdecken
Höhere Trittschallanforderungen benötigen Häufig fällt die Wahl bei Deckenkonstruktionen Diese Flachdecken können ohne Unterzüge
meist eine schwimmende Lagerung des Fußbo- auf Beton, weil dieses Material vielfältige direkt auf den Stützen gelagert werden. Flach-
denbelags (siehe Fußböden, S. 171). Lösungen für die Ausbildung der Decken bietet decken benötigen zwar mehr Bewehrung als
und sehr dauerhaft ist. Bei Flachdecken kann Unterzugdecken, sparen aber andererseits
Brandschutz mithilfe der Bewehrung die gewünschte Tragfä- Kosten durch die einfache Schalung. Die
Bezüglich der Brandschutzanforderungen an higkeit ohne sichtbare Dimensionsänderungen Installationsführung erfolgt weitgehend unge-
Decken unterscheidet man Geschossdecken angepasst werden (z.B. bei unregelmäßiger hindert, lediglich bei der Anordnung von Aus-
von Keller- und Dachdecken. Mit Ausnahme Stützung der Decken). Betondecken ohne sparungen sind Mindestabstände zu den Stüt-

a b c

d e f
C 5.4

163
Decken

zen einzuhalten. Aufgrund des zweiachsigen Eigengewicht von Flachdecken mit größeren Stahlbetonrippendecken
Tragverhaltens besteht die Möglichkeit, Stüt- Spannweiten reduziert sich durch den Einbau Eine Decke mit parallelen Unterzügen im
zen unabhängig von einem linearen Raster von kugelförmigen Hohlkörpern aus Kunststoff, Abstand von ca. 300 –700 mm bezeichnet man
anzuordnen und große, frei geformte Decken- die beim Betonieren durch die Bewehrung in als Rippendecke. Das Zusammenwirken der
ausschnitte herzustellen (Abb. C 5.5). Die Position gehalten werden (Abb. C 5.4 b). Vor- konzentrierten Bewehrung im Unterzug mit
Deckendicke kann in Abhängigkeit der Grund- teilhaft sind die große Biegesteifigkeit und die dem flächigen Beton in der Druckzone bei glei-
rissgeometrie etwa mit 1 / 30 bis 1 / 35 der vergleichsweise kostengünstige Herstellung cher Deckenhöhe führt im Vergleich zu Stahl-
Spannweite abgeschätzt werden. Sollen Trenn- auf der Baustelle. beton-flachdecken zu geringerem Gewicht und
wände auf der Decke errichtet werden, gelten ermöglicht größere Spannweiten bis ca. 15 m.
höhere Anforderungen, um eine ausreichende Glas-Stahlbetondecken Die Fertigung vor Ort erfolgt mit wiederverwend-
Steifigkeit zu gewährleisten (Trennwandzu- Glas-Stahlbetondecken stellen einen Verbund baren Stahlschalungen oder Kunststoffformen.
schlag). zwischen formgepressten Gläsern und dem
Das Einlegen von Installationen (z.B. Kühlre- Beton her. Die Glassteine werden von einem Spannbetonhohlplatten
gister für die Bauteilaktivierung, Leuchtenge- Betonrost ähnlich der Kassettendecke gehal- Das Einlegen von gerichteten Hohlkörpern (z.B.
häuse oder Elektroverkabelungen) in die ten. Beide Achsrichtungen des Rostes benöti- Pappröhren) dient der Material- und Gewichts-
Deckenplatten ist im Zuge ihrer Herstellung gen eine Bewehrung (Abb. C 5.7). einsparung bei Decken mit großen Spannwei-
leicht möglich, ein nachträglicher Einbau ten. Meistens werden diese Decken vorge-
dagegen aufwändig. Teilvorgefertigte Decken (zweiachsig) spannt und vorgefertigt. Bei gleichem Gewicht
Zweiachsige Decken lassen sich insofern vor- können wegen des höheren Querschnitts und
Pilzdecken fertigen, als dass anstelle der Bewehrung der Vorspannung größere Spannweiten reali-
Pilzdecken sind punktweise, auf Stützen gela- deckengleich Stahlprofile einbetoniert werden. siert werden als mit Stahlbetonflachdecken.
gerte Flachdecken mit konischen Stützenköp-
fen. Der höhere Schalungsaufwand bietet sich Stahl-Beton-Verbundflachdecken Teilvorgefertigte Decken (einachsig)
für größere Spannweiten und / oder größere Stahlprofile teilen die Decke sichtbar in Felder Für die Rationalisierung des Bauablaufs bieten
Lasten an, wenn die Durchstanzwirkung der ein und übernehmen die Kräfte im Bereich der sich Decken an, die Ortbeton nur zur Vervoll-
Stütze zu groß wird und eine größere Decken- Stützstreifen. Meist handelt es sich um Sonder- ständigung benötigen. Die kürzeren Trock-
stärke aus anderen Gründen nicht möglich ist. profile. Die Stützen sind unter den Profilen nungs- und Aushärtungszeiten und die im Ver-
Die Installationsführung ist durch die oben angeordnet. Verbundflachdecken ermöglichen gleich zu vollständig vorgefertigten Decken ge-
breiter werdende Stütze und entsprechend bei gleicher Deckendicke größere Spannweiten ringeren Transportkosten machen diese Syste-
erforderliche Abstände von Durchbrüchen ein- als Stahlbeton und haben ebene Deckenunter- me wirtschaftlich. Teilvorgefertigte Decken
geschränkt. sichten (Abb. C 5.4 d). benötigen meist keine Schalung.

Kassettendecken Filigrandecken
Kassettendecken sind in zwei Richtungen last- Einachsig tragende Decken Filigrandecken beschränken sich auf die Vor-
abtragend. Die Abstände der Rippen in beiden fertigung der Zugzone der Decken. Aufbeton
Achsrichtungen betragen 300 –1500 mm. Bei Diese Decken übersetzen das Tragprinzip der und obere Bewehrungslage werden vor Ort
großen Abständen ergibt sich eine der Träger- Holzbalkendecke in die Massivbauweise. Die aufgebracht. Die Bauweise verbindet damit die
rostdecke vergleichbare Tragwirkung. Voraus- Optimierung zwischen Mehraufwand für Scha- Vorteile einer verlorenen Schalung und die
setzung für das Erreichen großer Spannweiten lungen, Unterzüge etc. und Materialeinsatz hat einer durch die Vorfertigung ebenen, meist
ist der kraftschlüssige Verbund der Rippen mit auch hier zu einer Vielzahl von Lösungen hochwertigen Deckenuntersicht. Die Decke
der Platte. Die aufwändige Deckenuntersicht geführt. Die verschiedenen Deckentypen unter- wirkt aussteifend, sie unterscheidet sich von
lässt sich mit Schalungssystemen effizient rea- scheiden sich in Materialien, Geometrien und der massiven Ortbetondecke durch deutlich
lisieren. Meist sind die Felder der Kassettende- Vorfertigungsgraden. sichtbare Fugen.
cke quadratisch oder rechteckig, aber auch
Dreiecke sind möglich (Abb. C 5.4 a). Ortbetondecken Stahlverbunddecken
Für größere Spannweiten werden häufig ein- Man unterscheidet Verbundwirkungen der Pri-
Hohlkörperdecken achsig tragende Decken aus Ortbeton einge- märkonstruktion (Stahlträgerverbund) von sol-
Unterseitig ebene Hohlkörperdecken mit einer setzt. Ziel dieser Konstruktionen ist ein geringe- chen der Sekundärkonstruktionen (Profilblech-
ungerichteten Tragwirkung sind die bisher so res Eigengewicht, das in der Regel einen höhe- verbunddecken). Die beiden Bauweisen kön-
genannten Bubbledeck-Konstruktionen. Das ren Schalungsaufwand mit sich bringt. nen auch kombiniert werden.

C 5.5 C 5.6 C 5.7

164
Decken

Stahlträgerverbund (Primärkonstruktion) zu Feld und über die Auflasten aufgenommen.


Leistungsfähige Decken mit geringer Konstruk- Hauptsächlich wirtschaftliche Gründe ver-
tionshöhe entstehen, wenn Stahlunterzüge und drängten diese Deckenart zugunsten der kos-
Decken nicht additiv gestapelt werden, son- tengünstigeren Betondecken.
dern – ähnlich den Stahlbetonrippendecken –
im Verbund wirken. Die Verbundwirkung zwi- Vorgefertigte Decken
schen den Stahlträgern und der darüberliegen- Vorgefertigte Decken kommen wie teilvorgefer-
a
den Betonplatte erfolgt über Kopfbolzendübel, tigte meist ohne Schalung aus und ermögli-
Verbundleisten oder ähnliche Verbindungsmit- chen kurze Bauzeiten.
tel, die auf den Trägern aufgeschweißt werden.
Montagedecken
Stahlblechverbund (Sekundärkonstruktion) Vollplatten aus Beton können bis ca. 6 ≈ 3,6 m
Stahltrapezbleche mit Bewehrung, die in die vorgefertigt und auf der Baustelle montiert wer-
Sicken eingelegt wird, stellen ein effektives den. Die Fugen in Decken werden mit Ortbeton
Deckensystem auf Stahl- oder Holzträgern dar. ausgefüllt. Für die Gebäudeaussteifung ist es
Das Blech dient als verlorene Schalung und notwendig, die Bewehrung an den Fugen zu b
kann an den Trägern in verschiedenen Höhen- verschweißen. Werden diese Platten auf Stahl-
lagen angeschlossen werden (Abb. C 5.4 c). trägern verlegt, übernehmen Schrauben, Kopf-
Speziell profilierte Stahltrapezbleche können bolzendübel in der Fuge oder Verzahnungen
die untere Bewehrungslage ersetzen. Beson- der Plattenkanten die schubfeste Verbindung.
dere Profilierungen oder Prägungen in der
Blechfläche lassen eine Verbundwirkung ent- Plattenbalkendecken
stehen. Übliche Trapezbleche leisten im Ver- Bei großen Spannweiten sind Plattenbalkende-
bund bis zu 60 Minuten Feuerwiderstand, Ein- cken leistungsfähige Systeme, insbesondere
zelnachweise bestätigen bis 90 Minuten. wenn sie (im Spannbett) vorgespannt werden. c
Manche Hersteller bieten durch eine Kombina- Um eine optimale Ausnutzung des Materials zu
ton von Verbundbauweisen für Primär- und erreichen, sollte die Nulllinie zwischen Zug-
Sekundärkonstruktion Produkte mit einer und Druckzone gerade noch in der Platte lie-
besonders geringen Konstruktionshöhe an. gen. Die Betonindustrie bietet eine Reihe von
Standardabmessungen an. Für eine bessere
Massivbalkendecken, Stahlsteindecken u.a. Handhabung sind in der Regel zwei Balken je
Diese Decken setzen sich aus folgenden Platte vorgesehen.
Bestandteilen zusammen: Pi-Platten haben zwei parallele, von den Längs-
kanten zurückversetzte Träger, während diese d
• tragende Deckenbalken bei Trog- (oder U-)Platten die Platten abschlie-
• (mit-)tragende oder nicht tragende Füllungen ßen. Die typische Breite liegt wegen der Trans-
(aus verschiedenen Materialien) portmöglichkeiten bei 2,40 m.
• evtl. Aufbeton
Porenbetonplatten
Je nach Vorfertigungsgrad der Träger und Fül- Für vorgefertigte Platten aus Porenbeton gilt
lungen ergeben sich unterschiedliche Tragwir- DIN 4223. Der Bemessung liegen die Anforde-
kungen, die durch Aufbeton und Bewehrung rungen an Brandschutz, Verkehrslast und
bis hin zur Wirkung einer Rippendecke reichen. Stützweite zugrunde. Die übliche Überdeckung
Entsprechend dem Ortbetonanteil variieren von Betonstahlmatten mit 10 mm Beton genügt e
Bauzeiten und Feuchtigkeitseintrag in das der Anforderung bis F 60. Die maximalen
Gebäude. Abmessungen betragen 8 ≈ 0,75 m. Als aus-
Als Träger kommen vorgefertigte Massivbalken steifende Platten können Produkte mit Zulas-
(über die gesamte Konstruktionshöhe), Stahl- sungsbescheid verwendet werden, andere
leichtträger oder (ausbetonierte) Ziegelhohlbal- benötigen einen Aufbeton. Die Wärmespeicher-
ken in Betracht (Abb. C 5.4 f). fähigkeit ist verhältnismäßig gering.
Ein Vorteil dieser Decken sind die ebenen
Deckenuntersichten. Ziegelhohlbalken in Kom- f
bination mit Deckenziegeln erzeugen beispiels- Holzdecken C 5.8
weise eine einheitliche Untersicht. Als mögliche
»Zwischenbauteile« eignen sich des Weiteren Nachdem seit den 1950er-Jahren Betonkons-
Leichtbeton, Porenbeton, Blähton, Bims usw. truktionen Holzbalkendecken im Wohnungsbau
Stahlsteindecken können auch vollständig vor- fast vollständig vom Markt verdrängt haben, C 5.5 Sichtbetondecke, Casa Vieja, Santiago de Chile
gefertigt werden. Die Steine werden auf einer bietet heute die Industrie eine Reihe von Syste- (RHC) 2003, Mathias Klotz
ebenen Fläche zusammengesetzt, die Fugen men aus Holzwerkstoffen an, die sich zu präzi- C 5.6 Rippendecke in Dreiecksgeometrie, Yale Art
Gallery, New Haven (USA)1958, Louis Kahn
erhalten eine Bewehrung und werden anschlie- sen und leistungsfähigen Bauteilen fügen las-
C 5.7 Glassteindecke, Einfamilienhaus,
ßend mit Beton verfüllt. sen. Neben dem Argument der Nachhaltigkeit München (D)1998, Karl + Probst
sind als Vorteile die einfache Verarbeitung und C 5.8 Übersicht Holzdeckenkonstruktionen
Preußische Kappendecken der positive Einfluss des Sorptionsverhaltens a Kreuzbalkendecke
Im Gebäudebestand findet man häufig Decken auf das Raumklima zu nennen. Als Nachteile b Brettstapeldecke
c Brettsperrholzdecke
mit schlanken Stahlträgern und einer Füllung gelten das Brandverhalten und die geringe d Holzelementdecke
aus flach gewölbtem Mauerwerk. Die Schub- Schalldämmwirkung. Massive Holzbalken kön- e Kastenelementdecke
kräfte aus dem Druckbogen werden von Feld nen durch geringe Mehrdicken gegenüber den f Schichtholzrippendecke

165
Decken

Deckensystem übliche Auf- spezifisches Wärme- Wasserdampf- Beitrag übliche gerichtet ungerichtet Möglichkeit Notwen-
bauhöhen Gewicht durchgangs- diffusions- zur Schall- Spannweite der Aus- digkeit e.
widerstand widerstand dämmung Einfeldträger kragung Schalung
[mm] [kg / m3] [m2K / W] [–] [m]

Massivbaudecken
Stahlbetonflachdecke 120 – 180 290 – 440 0,05 – 0,08 80 / 130 • 6–9 • zweiachsig •
Trapezblechverbunddecke 120 – 320 270 – 375 0,05 – 0,08 ≥ 100 000 • 2 – 5,8 • einachsig
Betonrippendecke 187,5 – 500 180 – 430 0,03 – 0,05 70 / 150 6 – 12 • zweiachsig •
Plattenbalkendecke 350 – 900 280 – 620 0,03 – 0,05 70 / 150 bis 14 • •
Hohlplattendecke 120 – 400 210 – 580 0,67 – 0,77 5 / 10 8 – 11,5 •
Stahlsteindecke 90 – 290 125 – 470 0,13 – 0,36 5 / 10 bis 6,5 •

Holzdecken
Holzbalkendecke, massiv gefüllt 140 – 200 120 – 180 0,61 – 0,71 2 4 – 6,5 • einachsig
Brettstapeldecke 120 – 216 85 – 155 0,71 – 1,18 90 / 220 bis 6 • einachsig
Holzhohlkastendecke 120 – 320 40 – 90 0,46 – 0,74 5 – 6 – 10 • einachsig

C 5.9

C 5.9 Deckenkonstruktionen im Vergleich


C 5.10 Verlegung einer Schichtholzrippendecke,
statisch notwendigen Dimensionen die Hohlziegeln (Holzbalkenziegeldecke). Weil die-
Mensa der Offiziersschule des Heeres, gewünschte Feuerwiderstandsdauer errei- ses Material über ein anderes Eigenschwin-
Dresden (D) 1998, Auer + Weber chen. Der durchschnittliche Querschnittsver- gungsverhalten als die obere Schicht verfügt,
C 5.11 Kuppel des Kunsthistorischen Museums, Wien (A) lust im Brandfall beträgt etwa 0,8 mm / min. verbessert sich der Schallschutz, durch Einfül-
1891, Gottfried Semper und Karl Freiherr von
Brandschutzanforderungen können aber len einer schweren Schüttung die Luftschall-
Hasenauer
C 5.12 Rasterdecke, Verwaltung der ehemaligen British auch durch Beplankung mit Gipsplatten oder dämmung. Das Einlegen von Porenbetonstei-
Petrol, Hamburg (D) 1971, Kraemer und Sieverts Gipsfaserplatten erreicht werden. nen kann auch bestehende Holzbalkendecken
C 5.13 Profilholzdecke, Auditorium der Universität AIba- Eine Verbesserung des (Luft- und Tritt- akustisch und thermisch aufwerten.
nez, Santiago de Chile (RHC) 2002, Jose Cruz )Schalldämmmaßes wird durch Beplankung
Ovalle
mit biegeweichen Schalen, schweren Aufla- Holzelementdecken
C 5.14 gelochte Akustikdecke aus Gipsplatten, Polizei-
und Feuerwache, Berlin (D) 2004, Sauerbruch gen in Verbindung mit schwimmendem Estri- Gemeinsam von Industrie und Ingenieuren ent-
Hutton chen (Fertigestrich) und Füllungen der Bal- wickelte Elemente aus Vollholz, Leimholz und
kenzwischenräume mit Dämmstoffen oder Holzwerkstoffen bieten eine große Auswahl für
Schüttungen erreicht. Auch konstruktive Ver- effiziente Deckenbauweisen. Leimholzbauteile
besserungen an Auflagern und Fugen sind rechtfertigen den höheren Bearbeitungsauf-
geeignet, Holzdecken die geforderten Tritt- wand gegenüber Vollholz nicht nur wegen der
schalldämmeigenschaften zuzuweisen. möglichen größeren Abmessungen, sondern
auch durch geringere Schwindmaße, geringere
Holzbalkendecken Rissanfälligkeit und höhere Festigkeiten.
Holzbalkendecken aus Vollholzquerschnitten
sind bis ca. 6,50 m Spannweite wirtschaftlich, Kreuzbalkendecken
größere Spannweiten werden mit Brett- Kreuzbalken weisen eine sehr gute Festigkeit
schichtholz, unterspannt oder in Kombination und geringe Verwindung auf. Die Deckenunter-
mit Holzwerkstoffen überbrückt. Bei massiven seite kann sichtbar bleiben. Fertigdeckenele-
Wandkonstruktionen liegen die Balken in mente sind in Abmessungen von bis zu 12 m
Mauerwerksnischen auf. Bei nicht fachge- Länge und 600 mm Breite erhältlich (Abb.
rechter Ausführung, durch schadhaftes Mau- C 5.8 a).
erwerk oder durch Wassereinbruch kann es
zu Schäden an den Balkenköpfen kommen. Brettstapeldecken
Fachgerechte Auflager sichern die Belüftung Vorgefertigte Elemente aus senkrecht stehen-
der Balkenköpfe und schützen den Auflager- den, maschinell vernagelten oder verleimten
punkt von unten, z.B. durch eine Bitumen- Brettern werden mit Dübeln zu Deckenflächen
dichtungsbahn. verbunden. Die Bauweise erlaubt es, Bretter
minderer Qualität tragend einzusetzen. Ein
Balkendecken Höhenversatz der Bretter erzeugt bei gleichem
Mit Vollholzbalken im Abstand von 500 bis Eigengewicht größere Spannweiten, aber auch
800 mm und einer genagelten, 24 – 50 mm größere Konstruktionshöhen (Abb. C 5.8 b).
dicken Lage Dielenbretter lässt sich die ein-
fachste gerichtete Konstruktion einer Decke Brettsperrholzdecken (Dickholz)
herstellen. Zusätzliche Luft- und Trittschall- Das kreuzweise verleimte Brettsperrholz wird in
dämmmaßnahmen sind empfehlenswert. seinen Abmessungen durch die Presswerkzeu-
ge bestimmt. In der Regel sind Platten bis
Einschubdecken 2,50 m Breite und bis 25 m Länge erhältlich.
Hier erhält die Balkendecke unterseitig zwi- Die zweiachsig tragfähige Platte löst auch kom-
schen den Balken einen weitere Schicht aus plizierte Auflagersituationen unregelmäßiger
Holzbrettern, Holzwerkstoffen oder auch Grundrisse und lässt nahezu beliebige Aus-
C 5.10

166
Decken

schnitte zu. Mit geringen Konstruktionshöhen zu vermeiden. Brettstapeldecken mit versetz-


von 80 bis 120 mm lassen sich Spannweiten ten Brettern errzielen durch die Verzahnung
von bis zu 5 m erreichen (Abb. C 5.8 c). der Oberflächen eine Verbundwirkung zwi-
schen Beton und Holz. Die Decken erreichen
Holzelementdecken, Brettsystemdecken gute Stabilitätswerte und Schalldämmeigen-
Die flächigen Elemente der Holzelementdecke schaften.
entstehen durch kreuzweise Verbindung von
massiven Leimholzbalken und -platten, die
leicht größere Spannweiten überbrücken (Abb. Unterdecken
C 5.8 d). Mit schubfesten Verbindungen kön-
nen diese Decken für die Gebäudeaussteifung Gestaltete Decken historischer Gebäude hat-
genutzt werden. Eine bessere Schalldämmwir- ten stets die Aufgabe, den Raum hervorzuhe-
kung erreicht man durch Verfüllen der Hohl- ben, d.h. zu repräsentieren (Abb. C 5.11).
räume. Ihrer Gestaltung wurde höchste Aufmerksam-
keit geschenkt und handwerkliche Spitzenleis-
Kastenelementdecken tungen erbracht.
Die Elemente bestehen aus je vier zu einem Heute ist die Untersicht einer Decke in einfa- C 5.11
Rechteckquerschnitt verleimten Brettern, sie chen Gebäuden meist nur das Resultat der
werden untereinander mit Nut und Feder zu notwendigen konstruktiven Maßnahmen. Durch
Deckenplatten verbunden (Abb. C 5.8 e). Für die technischen Entwicklungen rückt die
Spannweiten von ca. 4 bis 8 m sind Decken- Gebäudetechnik weiter in den Vordergrund,
stärken von etwa 120 bis 320 mm notwendig. sodass Deckenbekleidungen primär die profa-
Typische Elementbreiten sind 195 bis ne Aufgabe zukommt, Raum für Installationen
1000 mm. Die Hohlräume können als Lüftungs- zur Verfügung zu stellen. Hinzu kommen je
kanäle genutzt werden. nach geometrischen Bedingungen, Oberflä-
chen und Nutzung raumakustische Anforde-
Holzelementdecken mit Brettschichtholzbalken rungen. Verdeckt die Bekleidung eine Holz-
Auf eine 1,80 m breite Dreischichtplatte wer- oder Stahlkonstruktion oder Lüftungsleitungen
den parallel angeordnete Brettschichtholzbal- anderer Funktionsbereiche, müssen zudem
ken aufgeleimt. Deckendicken von 310 bis Brandschutzanforderungen eingehalten wer-
830 mm und Elementlängen bis ca. 25 m den.
erlauben weit gespannte Dachflächen für Neben allen für die Wandbekleidung taugli-
Sporthallen u.Ä. Perforierte Platten weisen ver- chen Materialien (Holzwerkstoffplatten und
gleichbare Tragwirkungen auf und können mit mineralisch gebundene Platten) und solchen, C 5.12
entsprechenden Akustikauflagen die Rauma- die sich besonders für Deckenbekleidungen
kustik verbessern. eignen (mineralisch gebundene Deckenplat-
ten), werden heute auch Halbzeuge, Systeme
Schichtholzrippendecken und Produkte für diverse weitere Anforderun-
Die bis zu 23 m langen und 1,80 m breiten gen angeboten.
Furnierschichtholzplatten werden mit aufge- Nach ihrer Konstruktionsweise unterscheidet
leimten Rippen des gleichen Materials zu leis- man:
tungsfähigen Platten, die relativ große Spann-
weiten ermöglichen. Mit einer Bauhöhe von • fugenlose Unterdecken
170 mm kann man so mehr als 5 m überspan- • Unterdecken aus elementierten Platten
nen (Abb. C 5.10). Bei geeigneter Verbindung • Paneeldecken
mit der Hauptkonstruktion können Schichtholz- • Lamellendecken
rippendecken die Gebäudeaussteifung über- • Rasterdecken
nehmen. Auskragungen in Längsrichtung sind • Wabendecken
gut möglich, Aussparungen erfordern jedoch • Pyramidendecken
eine sorgfältige Planung. • Spanndecken
C 5.13
Holz-Beton-Verbunddecken Fugenlose Unterdecken
Verbundbauweisen aus Holz und Beton kom- Glatte ebene Flächen können wie bei den
binieren den Vorteil der hohen Deckensteifig- Wandbekleidungen aus mineralisch gebunde-
keiten von Betonbauten mit den einfachen Ver- nen Platten hergestellt werden. Die Platten
bindungstechniken der Holzbauweise. Beton- werden an eine Unterkonstruktion geschraubt,
verbund ist auf Holzbalken-, Kreuzbalken- und entweder direkt befestigt oder davon abge-
Brettstapeldecken möglich. Die Schubkräfte hängt. Durch Verspachteln der Fugen und
übertragen Holz-Beton-Verbunddübel, die ins einen Anstrich entsteht eine fugenlose Unter-
Holz geschraubt und deren Überstände in sicht. Heizungs-, Lüftungs-, Sanitär- und
Beton eingegossen werden. Diese Technik Beleuchtungselemente können problemlos
eignet sich auch gut zur Verstärkung beste- integriert werden. Darüber hinaus leisten diese
hender Decken, ist jedoch arbeitsintensiv in Decken einen Beitrag zum Brandschutz der
der Herstellung. Geschossdecke. Gelochte Platten beeinflus-
Das Langzeitverhalten der Verbundmaterialien sen die Raumakustik. Es gibt ein breites Ange-
bedarf besonderer Aufmerksamkeit, um späte- bot an Platten mit regelmäßigen und unregel-
re Schäden durch Schwinden oder Kriechen mäßigen Lochbildern, die – mit Dämmstoffen
C 5.14

167
Decken

C 5.15 Beispiele für Bauweisen von Akustikdecken


a Mineralfaserplatte
b Holzwolleleichtbauplatte
c geschlitze Röhrenspanplatte a d g
d putzbeschichtete Mineralfaserplatte
e Leichtspanakustikplatte mit poröser
Beschichtung
f Holzpaneel mit glatten Kanten und
Schallschluckmaterial b e h
g perforierte Metallkassette
h Gipslochplatte (mit Putz)
i Paneel mit Faservlieskaschierung und
Schallschluckmaterial
C 5.16 Decke aus Maschendraht, Kantine des Vitra-
Design-Museums, Weil am Rhein (D) 1989,
Frank Gehry
C 5.17 Lichtkonstruktion, Messestand, Mailand (I) 2003 c f i
C 5.18 Ökobilanzdaten von Decken
C 5.15
hinterlegt – raumakustisch wirksam sind. Durch können die akustische Wirkung beeinträchti- Deckenbekleidung aus Kunststoffen
sorgfältiges Verspachteln der Plattenstöße gen. Moderne Materialbearbeitungstechnologien
ergeben sich fugenlose Flächen, die sich auch Faserfreie mineralisch gebundene Deckenplat- machen es möglich, Platten aus Kunststoffen
für die Gestaltung geometrisch komplizierter ten sind der Mineralfaserplatte ähnliche Pro- (z.B. PMMA) unsichtbar zu perforieren. Diese
Situationen eignen (Abb. C 5.14). dukte aus Gemischen von Perlit, Vermiculit, transparenten oder transluzenten Platten sind
Ton, Stärke und Zellulose. raumschalldämpfend.
Rabitzdecken Kalzium-Silikat-Dämmplatten eignen sich zur
Eine Sonderform der fugenlosen Deckenbe- Raumschalldämmung. Paneel- und Lamellendecken
kleidung sind Rabitzdecken, benannt nach Decken aus linearen Elementen dienen als
ihrem Erfinder, dem Berliner Maurermeister Metallunterdecken optischer Abschluss, können jedoch durch
Karl Rabitz. Nach DIN 4121 handelt es sich um Stahl- und Aluminiumbleche können zu Kas- Hinterlegen mit Schalldämmplatten über die
hängende Drahtputzdecken. Rippenstreckme- setten geformt und in Haltesysteme eingehängt Zwischenräume die Akustik verbessern.
tall wird von der Decke abgehängt und mit werden. Die Deckenuntersicht erscheint Bei vertikal angeordneten Paneelen mit großen
Gips verputzt. Bei elastischer Aufhängung eig- geschlossen oder offen. Die Metallbearbeitung Zwischenräumen spricht man von Lamellende-
nen sich diese Decken für hohe raumakusti- eröffnet ein breites Feld verschiedener Ober- cken. Der größere Öffnungsanteil erhöht die
sche Anforderungen, wie z.B. Konzertsäle flächen wie Lochbleche, Streckmetalle, Metall- Wirkung der Dämmstoffe, diese bleiben
(Philharmonie, Berlin 1963, Hans Scharoun). gewebe und Metallschäume (z.B. aus Alumi- jedoch, je nach Blickwinkel, von unten sicht-
nium). Häufig werden die Bleche zu wannenför- bar.
Unterdecken aus elementierten Platten migen Kassetten gekantet. Sind diese mit so
Elementierte Deckensysteme bieten den Vor- genannten Akustikvliesen hinterlegt, leisten sie Holzpaneele
teil, dass sie mit fertig gestellten Oberflächen zusammen mit perforierten Metalloberflächen Als Deckenpaneele eignen sich Profilbretter
angeliefert werden können, so die Bauzeit ver- ein hohes Maß an Schallabsorption (Abb. aus Vollholz und Holzwerkstoffen. Offene
kürzen und auch nachträglich leicht den Zu- C 5.15 g). Fugen können akustisch wirksam sein. Ge-
gang zur Gebäudetechnik im Deckenhohlraum Viele Produkte sind auf der Sichtseite schlitzte Brettkanten und Dämmstoffe im Hohl-
ermöglichen. Zu solchen Systemen gehören beschichtet. Die empfindlichen Beschichtungs- raum verbessern die Akustik (Abb. C 5.13 und
Kassettendecken und Fertigplattendecken. oder Metalloberflächen müssen vor dem Ein- Abb. C 5.15 e und f).
bau geschützt werden (z.B. durch eine Folien-
Mineralfaserplatten und faserfreie mineralisch beschichtung). Paneeldecken aus Metall
gebundene Platten Einfache Herstellungs- und Montagevorgänge
Bei hohen Temperaturen gewonnene Steinfa- Holzwerkstoffplatten der Metallpaneele, die im Vergleich zu Kasset-
sern werden mit Wasser und organischen Bin- Decken mit Holzfurnieren erzeugen einen be- ten nur an zwei Kanten bearbeitet werden müs-
demitteln zu einer Masse gerührt, die anschlie- sonders hochwertigen Raumeindruck. In der sen, machen diesen Deckentyp besonders
ßend durch Walzen zu einer Platte geformt Regel werden Holzwerkstoffplatten als Furnier- ökonomisch. Installationen über den Paneelen
wird. Als übliche Dicke gelten 15 mm, aber träger eingesetzt. Für eine Verbesserung der bleiben zugänglich, da sich die Paneele aus
auch 20 mm und mehr sind herstellerabhängig Raumakustik kommen geschlitzte Röhrenspan- speziellen Halterungen ohne Werkzeug lösen
erhältlich. Die Platte wird einbaufertig geliefert platten (LRD) mit Furnier oder anderen Deck- lassen. Wenn als Material Lochbleche einge-
und kann mit farbiger Beschichtung oder einer schichten, aus Leisten zusammengesetzte Ele- setzt werden, wirken sie auch als Akustikde-
anderen Oberfläche aus Metall, Kunststoff oder mente und perforierte oder mit Schlitzen verse- cken, da die absorbierende Oberfläche größer
textilen Materialien versehen sein. Die Stan- hene Platten in Betracht. sein kann als die einer horizontal abgehängten
dardformate sind Vielfache von 300 und Andere Produkte aus MDF-Platten weisen sich Decke.
312,5 mm (Abb. C 5.15 a). Unterschiedliche im Durchmesser verändernde, von beiden Sei-
Kantenausformungen erlauben es, die Platten ten gefräste Löcher auf. Diese Platten wirken Rasterdecken
in sichtbare oder verdeckte Profile einzuhän- für spezifische Frequenzbereiche raumschall- Offene Decken aus kleinen Modulen, die sich
gen. Die Platten sind feuchtigkeitsempfindlich dämpfend und bieten sich daher für den Ein- endlos ohne sichtbare Fugen in zwei Richtun-
und je nach Ausführung in nicht brennbarer satz in Hörsälen und ähnlichen Nutzungen an. gen zusammenfügen lassen, heißen Rasterde-
oder schwer entflammbarer Qualität erhältlich. Holzwolleplatten eignen sich durch ihr geringes cken.
Wegen ihres hohen Schallabsorptionsgrades Gewicht als Unterdecke. Sie werden häufig in Als Werkstoffe für solche Decken verwendet
eignen sie sich gut zur Raumschalldämpfung. Verkehrsbauten wie Parkhäusern o.Ä. als man üblicherweise Metalle und Pressholzteile.
Nachträgliche Beschichtungen (z.B. unfach- Schalldämmplatte eingesetzt. Ihre unbehan- Diese Decken sind licht-, luft- und schalldurch-
männisch angebrachte Beschichtungsstoffe) delten Oberflächen wirken rau. lässig (Abb. C 5.12).

168
Decken

C 5.16 C 5.17
Wabendecken Pyramidendecken großen Flächen gefügt werden. Auch geomet-
Räume mit hoher Schallbelastung wie Ver- Großmaßstäbliche, dreidimensionale Decken- risch komplizierte Raumsituationen sind durch
kaufsräume oder Produktionshallen werden elemente werden aus vorgefertigten Teilen zu Zuschnitte zu bewältigen.
häufig mit Wabendecken ausgestattet. Meist Pyramiden zusammengesetzt, die auf einem ETFE-Folien sind schwer entflammbar (B 1) und
handelt es sich um vertikal angeordnete Plat- tragenden Raster aufliegen. Auch diese recycelbar. Sie sind in vielen Farben und ver-
ten, die in mehrere Richtungen verlaufen und Decken verbessern durch ihre große Oberflä- schiedenen Glanzqualitäten erhältlich. Die Foli-
somit eine größere schallabsorbierende Ober- che die Raumakustik. Die komplizierte Geome- en sind hygienisch, antistatisch und auch in
fläche bieten als ebene oder Lamellendecken trie schränkt die Auswahl von Leuchten, Lüf- Feuchträumen einsetzbar (siehe Kunststoff,
mit vergleichbarer Grundfläche. tungsauslässen etc. auf systemkonforme Pro- S. 94).
Es werden sowohl nach oben offene Systeme dukte ein. Eine mögliche Mikroperforierung verbessert
als auch Systeme mit abgeschlossenen Fel- zusammen mit dahinter angeordneten Absorp-
dern angeboten. Als Materialien eignen sich Spanndecken und Folien tionsflächen die Raumakustik. Darüber hinaus
besonders Mineralfaserplatten oder perforierte Folien eignen sich dazu, über größere Spann- können Folien mit hoher Lichtdurchlässigkeit
Metallkassetten. weiten ohne Unterkonstruktion ebene Flächen kombiniert mit geeigneten Leuchtmitteln auch
herzustellen. Bruchteile von Millimetern dick, als Lichtdecken eingesetzt werden (Abb.
können sie durch Verschweißen von Bahnen zu C 5.17).

Unterdecken PEI PEI GWP ODP AP EP POCP


Schichtaufbau Primärenergie Primärenergie Klima- Ozon- Ver- Über- Sommer-
* Datenherkunft siehe Ökobilanzierung, S. 100 nicht ern. erneuerbar gase abbau sauerung düngung smog
[MJ] [MJ] [kg CO2 eq] [kg R11 eq] [kg SO2 eq] [kg PO4 eq] [kg C2H4 eq]

Holzwolleplatte 110 381 -28 0 0,034 0,0029 0,0080


Holzwolleplatte mineralisch gebunden, 25 mm
Unterkonstruktion Holzlattung, 24 mm

Flachpressplatte* 136 109 -5,8 0 0,052 0,0044 0,0050


Flachpressplatte Eiche furniert, 19 mm
Unterkonstruktion U-Profile Stahl verzinkt, 40 mm
Mineralfaservlies, 40 mm

Kalzium-Silikat-Platte 56 1,3 4,5 0 0,020 0,0013 0,0020


Kalzium-Silikat-Platte, 20 mm
Unterkonstruktion U-Profile Stahl, 50 mm

Gipsfaserplatte 97 50 1,2 0 0,030 0,0034 0,0060


Gipsfaserplatte, 12,5 mm
Unterkonstruktion Holzlattung, 24 mm

Putzdecke 56 0,8 3,3 0,0000014 0,013 0,0014 0,0010


Gipsputz, 15 mm
Unterkonstruktion Schilfrohrmatte, 5 mm

Paneeldecke, Stahl 375 14 22 0 0,12 0,0080 0,013


Stahlblechkassette gelocht, 0,88 mm
Stahlträger U-Profil Bandraster 840 mm, 7,5 mm
Mineralfaserplatte, 40 mm
kaschierte PE-Folie
C 5.18

169
Fußböden

C 6.1
Die Oberflächen und der Aufbau von Fußböden sichergestellt ist, dass diese in der Nutzungs-
sind mitentscheidend für die wahrgenommene phase nicht gegen akustisch weniger wirksa-
Qualität eines Raumes. Sie haben komplexe me ausgetauscht werden.
technische Aufgaben zu erfüllen: Schallschutz, An einer Reduzierung der Luftschallübertra-
Wärmeschutz, Brandschutz, Schutz vor Feuch- gung ist die Tragschicht durch Rohdichte und
tigkeit und Wasser sowie andere bauphysikali- Stärke wesentlich beteiligt, bei mehrschaligen
sche Aufgaben. Die vielfältigen Anforderungen Konstruktionen sind es Maßnahmen unterhalb
führen meist zu einem mehrschichtigen Aufbau der Rohdecke (z.B. biegeweiche Decken-
von Fußböden. Nach ihren Funktionen kann schalen) oder schwimmende Estriche. DIN
man folgende Schichten unterscheiden: 4109 beschreibt für die meisten Nutzungen
die akustischen Mindestanforderungen an die
• Tragschicht Deckenkonstruktion.
Die Eigenschaften des Untergrunds, seine Bei Böden gegen Erdreich oder Außenraum
Bauweise und die Lage im Gebäude beein- werden zusätzliche Dämmschichtstärken für
flussen den weiteren Fußbodenaufbau (siehe den Wärmeschutz vorgesehen (siehe
Decken, S. 162). Decken, S. 162).
• Ausgleichsschicht • Trennschichten
Rohbautoleranzen über die in DIN 18 202 Trennlagen aus Papier oder Folien stellen
hinaus zulässigen Maße erfordern Aus- sicher, dass Estrichmörtel nicht in darunter
gleichsschichten wie z.B. Trockenschüttun- liegende Dämmschichten eindringt und es zu
gen oder Ausgleichsestriche, da die darüber unerwünschten chemischen Reaktionen zwi-
liegenden Schichten in ihren Dicken gleich- schen Estrich und Konstruktion kommt.
mäßig ausgeführt werden müssen. • lastverteilende Schicht
• Gefälleschicht Estriche oder Fertigteilestriche auf einer Däm-
In Nassräumen führen Gefälle zum Bodenein- mung erfüllen die Funktion einer lastverteilen-
lauf. Gefälleestriche oder -dämmschichten den Platte und schützen die darunter liegen-
auf der Rohdecke sollten 1,5 – 2 % Gefälle de Dämmschicht.
haben, um auch bei Rohbautoleranzen und • Nutzschicht
Verformungen einen Wasserabfluss zu Die Nutzschicht (Bodenbelag) schließt den
gewährleisten. Fußbodenaufbau zum Innenraum ab und
• Abdichtungen muss – je nach Anforderung – diverse Eigen-
Für Böden gibt es vier unterschiedliche Funk- schaften aufweisen.
tionen des Feuchtigkeitsschutzes (siehe Däm-
men und Dichten, S. 144):
- gegen Bodenfeuchtigkeit Estriche
- gegen nichtdrückendes Wasser
- gegen drückendes Wasser von außen Der vom lateinischen Wort astracum (= Pflaster)
- gegen drückendes Wasser von innen abgeleitete Begriff steht für eine dünne Schicht
• Dämmschichten des Fußbodenaufbaus direkt auf dem Unter-
Dämmschichten in Fußbodenaufbauten die- grund, einer Trennlage oder Dämmschicht.
nen der Wärmedämmung von auskragenden Diese Schicht dient zum Erreichen einer vorge-
Deckenplatten oder von Bodenplatten gegen gebenen Höhenlage, als geeigneter Unter-
Erdreich, in erster Linie jedoch der Trittschall- grund für einen Bodenbelag oder als Nutz-
C 6.1 romanisches Fußbodenmosaik dämmung. Diese wird in übereinander liegen- schicht. Die Estrichdicke soll sicherstellen,
C 6.2 Fußbodenkonstruktionen den Räumen durch ein Zusammenwirken der dass die Schicht ausreichend tragfähig ist und
a Verbundestrich Deckenkonstruktion, Unterdecke und der keine Spannungsrisse durch Schwinden, Tem-
b Estrich auf Trennschicht Dämmschichten zwischen Rohdecke und peratureinwirkung oder Punktlasten auftreten.
c schwimmender Estrich
d Heizestrich
Estrich bestimmt. In speziellen Fällen genü- Für Estriche und deren Bezeichnung gilt
e Hohlraumboden gen weich federnde Bodenbeläge den Anfor- DIN EN 13 813. So beschreibt CT-C 25 F 4 S 45
f Trockenestrich derungen der Trittschalldämmung, sofern beispielsweise einen Zementestrich (CT) mit

170
Fußböden

Druckfestigkeit von 25 N / mm2 und Biegezug- Estrichs beschränken die Feldgrößen auf ca. den vor der Verlegung von Bodenbelägen mit
festigkeit von 4 N / mm2, S steht für schwim- 40 m2 und das Seitenverhältnis auf maximal Kunstharz verschlossen und sind für die aufzu-
mende Verlegung und 45 bezeichnet die Nenn- 1: 2. Größere Räume benötigen geeignete bringenden Fußbodenbeläge bedeutungslos.
dicke in Millimeter (Abb. C 6.3). Fugen, die meist im Bodenbelag aufgenommen
werden müssen. Bewehrung
Estrichkonstruktionen Bei anderen Konstruktionen sind die Rohre in Eine Bewehrung der Estriche soll Risse verhin-
Nach der Bauweise unterscheidet man: der Dämmschicht verlegt, ein Mörtel- oder Tro- dern, sie hat keinen Einfluss auf die Tragfähig-
ckenestrich bildet die Tragschicht. In Situatio- keit. Baustahlmatten und Stahlgittermatten
• Verbundestrich nen mit geringer Aufbauhöhe, z.B. im Gebäu- begrenzen die Ausbreitung von Rissen und
• Estrich auf Trennschicht debestand, kommen vermehrt auch so verhindern eventuell auftretenden Höhenver-
• Estrich auf Dämmschicht genannte Flächenheizsysteme zum Einsatz, die satz. Sie dürfen in Fugen nicht durchlaufen.
• Estriche mit Installationsmöglichkeiten: Warmwasser in Hohlprofilplatten geringer Faserbewehrungen werden eingesetzt, um
- Heizestrich Dicke aus Kunststoff oder Aluminium führen. Schwindrisse zu verringern. Zur Zeit gibt es
- Hohlraumboden Auf andere Heizmedien wie Luft (Hypokausten- keine verbindliche Festlegung über die Not-
- Fertigteil- oder Trockenestrich heizung) oder elektrisch beheizte Platten kann wendigkeit von Bewehrungen.
in diesem Rahmen nicht weiter eingegangen
Verbundestrich werden.
Verbundestriche sind mit der Tragschicht kraft-
schlüssig verbunden (Abb. C 6.2 a). Sie finden Installationsboden
in Industriegebäuden, Nebenräumen und als Hochinstallierte Gebäude oder bauteilaktivierte
Gefälleestrich Anwendung. Der Verbund muss Decken, die den Einbau von Unterdecken ein-
gewährleisten, dass Formänderungen des schränken, erfordern die Anordnung von Teilen a
Untergrundes nicht zu Rissen oder Ablösungen der Gebäudeinstallation im Fußbodenaufbau.
führen. Fugen sind nur an Durchdringungen Hohlraumböden und Doppelböden erlauben
wie Stützen, Bauwerksfugen und an den Rän- zudem den leichten Austausch und das Nach-
dern erforderlich. rüsten. Kurze Nutzungszyklen und sich häufig
verändernde Anforderungen liegen z.B. in
Estrich auf Trennschicht Rechenzentren vor. Hier kommen Doppelbö-
Eine Trennschicht aus Folie oder Pappe unter den, Hohlraumböden und Installationskanäle
dem Estrich bewirkt, dass Formänderungen im Estrich zum Einsatz. b
der Decke den Bodenbelag nicht belasten
(Abb. C 6.2 b). Insbesondere für Balkone oder Fugen und Randstreifen
Böden mit hoher Belastung werden Estriche Die Formänderung der Bauteile durch Aus-
auf Trennschicht eingesetzt. trocknung, Temperaturänderung und Belas-
tung erfordern eine sorgfältige Ausbildung der
Estrich auf Dämmschicht Anschlüsse und Fugen schwimmender Estri-
Ein Estrich auf Dämmschicht bleibt auf seiner che. Die Planung der Estrichfugen in Anord-
Unterlage beweglich, weshalb diese Bauweise nung und Bauweise verantwortet der Architekt.
auch als schwimmender Estrich bezeichnet Estrichfugen können in vier verschiedenen c
wird (Abb. C 6.2 c). Die Estrichplatten tragen Arten eingeteilt werden:
alle Auflasten und dynamischen Belastungen
flächig ab. Um eine ausreichende Biegezug- • Gebäudetrennfugen
festigkeit der Estrichplatte zu gewährleisten, • Bewegungsfugen
sind Mindeststärken vorgeschrieben, die auch • Randfugen
von den Eigenschaften der Dämmschicht • Scheinfugen
abhängen. Da alle Schichten des Fußboden-
aufbaus in gleichmäßiger Dicke ausgeführt Spezielle Profile aus Kunststoff oder Metall die-
werden sollen, sind Rohrleitungen in einer nen zur Fugenherstellung. d
gebundenen Ausgleichsschicht zu verlegen Gebäudetrennfugen müssen im Estrich ausge-
(d.h. keine losen Schüttungen). bildet werden, damit Gebäudebewegungen
Für Dämmschichten gilt, dass bei mehrlagiger nicht zu Rissen im Estrich oder Bodenbelag
Ausführung die Lage mit geringster Druckfes- führen.
tigkeit zuunterst liegt. Eine Dämmschicht verrin- Bewegungsfugen teilen den Estrich in Felder,
gert die Luftschallübertragung um ca. 6 dB, die die entsprechend Beanspruchung, Belagmate-
Trittschallübertragung je nach Dämmschicht- rial und Raumgeometrie sicherstellen, dass
stärke zwischen 12 und 30 dB und verbessert keine Spannungsrisse entstehen.
die Wärmedämmung. Randfugen sind zu allen aufgehenden Bautei-
len erforderlich. Randstreifen aus Kork oder
e
Heizestrich anderen Dämmstoffen gewährleisten, dass an
Als Heizestriche bezeichnet man Fußbodenauf- den Anschlüssen keine Zwängungen mit den
bauten, in deren Estrichschicht Warmwasser- aufgehende Bauteilen entstehen. Wird für den
rohre verlegt sind. Die erforderliche Estrichdi- Bodenbelag ein Mörtel oder Klebstoffauftrag
cke ergibt sich aus der Estrichnenndicke zuzüg- benötigt, sollten die Randstreifen soweit über-
lich dem Rohrdurchmesser. Je nach geplanter stehen, dass die Anschlussfugen nicht verse-
Lage der Rohre müssen nach DIN 18 560-2 hentlich verfüllt werden.
weitere Überdeckungsmaße eingehalten wer- Scheinfugen sollen vermeiden, dass sich in der
den. Die thermischen Spannungen des Erhärtungsphase Schwindrisse bilden. Sie wer- f
C 6.2

171
Fußböden

Eignung f. Fußbodenheizung
als Nutzschicht geeignet

antistatisches Verhalten

Trittschallverbesserung
Estriche Kurzbezeich- übliche Rohdichte zulässige zulässige Wasserdampf- Wärmeaus- Baustoff-
nung nach Aufbau- Druck- Biegezug- diffusions- dehnungs- klasse /
DIN EN 13 813 höhe festigkeit festigkeit widerstand koeffizient Brennbar-
[mm] [kg / m3] [N / mm2] [N / mm2] [–] [mm / mK] keitsklasse

Naß- und Mörtelestriche


Zementestrich CT 20 – 60 2000 15 – 55 2,5 – 3,5 15 / 35 0,012 A1 • •
Terrazzo, zementgebunden – 35 – 55 3 2000 – 2200 • • •
4
Kalziumsulfatestrich CA 30 – 50 2100 15 – 45 2,5 – 4,5 15 / 35 0,008 – 0,016 A1
Magnesiaestrich MA 12 – 20 1600 – 2300 5 – 50 2,5 – 4,5 15 / 35 0,008 A1 • 4

Steinholzestrich 12 – 35 400 – 1600 B1; B1 – C-s1 • • 4



Gussasphaltestrich AS 20 – 30 2100 – 2300 – – ≥ 100 000 n.b. A2; B1 – C-s1 • • •
Kunstharzbeschichtung SR 2 – 10 1100 n.b. 5,5 – 7 10 000 n.b. B1; B1 – C-s1 •
Trockenestriche
Gipsfaserplatte – 20 – 25 1000 –1250 18 –30 6 6,2–7,5 6 10 / 20 0,015 A2; B1-s1 5

Gipsplatte – 25 850 –1100 3,5 6 1,5 – 2,4 5 /10 0,025–0,03 A2; B1-s1 5

5,0 – 7,1 2, 6
Oriented Strand Board (OSB) – 19 – 38 600 – 700 1,5 – 2,5 6 5,8 – 7,2 6 50 /100 0,035 1 B2; D-s2 • • 5

Ziegelplattenestrich – 20 – 50 2000 n.b. n.b. 15/35 0,006 A1 • • •


1
Da bei Holzwerkstoffen die thermische Dehnung im Verhältnis zu Schwindprozessen nicht maßgeblich ist, ist an dieser Stelle das Schwindverhalten in Prozent je 1 % Luftfeuchte-
änderung angegeben.
2
Die Biegezugfestigkeit ist abhängig von der Richtung der Kartonbeschichtung; die angegebenen Werte gelten parallel zur Faserrichtung (Werte quer zur Faserrichtung: 0,2 – 0,3).
3
Die Aufbauhöhe eines zementgebunden Terrazzoestrich liegt bei 35 – 55 mm; die eigentliche Terrazzoschicht beträgt allerdings nur 20 – 30 mm.
4
Bei konstruktivem Schutz.
5
Mit zusätzlichen Wärmeleitblechen.
6
Herstellerangaben C 6.3

Verlegetechniken ben Tagen belastbar; sie benötigen verhältnis- Kalziumsulfatestrich (CA)


Je nach Einbautechnik unterscheidet man zwi- mäßig lange Trocknungszeiten, da sie nur Einen Estrich auf Kalziumsulfatbasis bezeich-
schen kellenverlegbarem und selbstnivellieren- nach oben austrocknen können. Bei zu nete man bislang auch als Anhydritestrich. Kal-
dem Estrich. Kellenverlegbarer Estrich wird im schneller Trocknung besteht die Gefahr, dass ziumsulfatestriche müssen sofort nach dem
Raum verteilt, bevor er abgezogen, verdichtet sich die Ränder verwölben (aufschüsseln), Mischen verarbeitet werden. Frisch eingebaut
(durch Glättstab oder Glättbrett) und geglättet weshalb diese Estriche mit Folien abgedeckt sind sie nach fünf Tagen belastbar. Die Ausfüh-
wird. Selbstnivellierender Estrich ist beim Ein- werden müssen, um den Trocknungsvorgang rung ist unter 5 C unzulässig. Aufgrund des
bringen flüssiger und benötigt kein Abziehen. zu kontrollieren. Grundsätzlich gilt: Je länger langsameren Abbindeprozesses im Vergleich
der Austrocknungsvorgang dauert, desto zum Zementestrich erreichen sie hohe Festig-
Estricharten geringer ist die Gefahr von Schwindrissen. Der keiten und weisen geringes Schwindverhalten
Zur Estrichherstellung eignen sich verschiedene Feuchtigkeitsgehalt von Zementestrich muss auf. Diese Estriche sind feuchtigkeitsempfind-
Bindemittel. Dementsprechend unterscheidet vor Verlegen von empfindlichen Bodenbelä- lich und dürfen nicht im Außenbereich oder in
man (DIN EN 13 813): gen geprüft werden, da das Aufbringen eines Nassräumen mit Gefälle und Bodeneinlauf ein-
Belags erst nach Erreichen des für den jeweili- gesetzt werden. Die Ausführung in erdberühr-
• Zementestrich gen Belag maximal zulässigen Feuchtigkeits- ten Räumen erfordert eine zusätzliche Abdich-
• Kalziumsulfatestrich (Anhydritestrich) gehalts erlaubt ist. Spezielle Bindemittel tungsmaßnahme.
• Magnesiaestrich ermöglichen kürzere Trocknungszeiten. Häufig werden Kalziumsulfatestriche als Fließ-
• Gussasphaltestrich Zementestriche können nur in abgeschlosse- estriche eingesetzt. Sie erlauben eine fugen-
• Kunstharzestrich nen Gebäuden bei Temperaturen über 5 °C lose Verlegung selbst großer Estrichflächen,
ausgeführt werden. sind leicht und schnell mit Maschinen zu verar-
Weitere Estricharten wie Trockenestrich, Hohl- beiten und benötigen keinen Arbeitsaufwand
raumböden etc. sind nicht genormt. Estriche Hartstoffestrich zum Verdichten oder Glätten.
können nach einer Oberflächenbehandlung Nutzschichten für Industrieböden bestehen Ein oberflächenfertiger Boden kann ähnlich wie
auch direkt als Nutzfläche dienen, wie z.B. Hart- häufig aus Zementestrich mit Zuschlägen aus bei Terrazzo durch Abschleifen hergestellt wer-
stoffestriche, Steinholzestriche und Terrazzo. Metall, Steinen oder Karbid. Sie erreichen den. Abb. C 6.4 d zeigt einen solchen Estrich
Druckfestigkeiten von bis zu 65 N / mm2. mit Ziegelzuschlag.
Zementestrich (CT)
Zementestriche sind die meist verwendeten Terrazzo Magnesiaestrich (MA)
Estricharten. Sie sind kostengünstig und für Ein oberflächenfertiger Zementestrich aus Auch aus einem Gemisch aus Magnesiumoxi-
viele Einsatzzwecke, auch im Außenbereich, Weißzement, weißen und farbigen Zuschlägen den und Magnesiumchloridlösungen werden
geeignet. wie Marmor, Porphyr, Tuff und Farbpigmenten mit weiteren Zuschlagstoffen Estriche herge-
Die Kornzusammensetzung von Zementmörtel wird Terrazzo genannt. Der hohe Zementanteil stellt. Hierfür kommen Sand und Bims sowie
für Estriche wird entsprechend der vorgesehe- des Terrazzomörtels führt zu stärkerem organische Zuschläge wie z.B. Sägespäne,
nen Estrichdicke eingestellt. So ist für die übli- Schwindverhalten, weshalb Terrazzoböden in Kork, Gummi, Textilfasern und Papiermehl in
cherweise ca. 40 mm dicken Estriche ein Größt- Felder mit ca. 2 m Seitenlänge eingeteilt wer- Betracht. Die schnelle Reaktionszeit erfordert
korn von 8 mm zugelassen. Der Estrich soll den. Das Eigengewicht der ca. 20–30 mm eine sofortige Verarbeitung. Magnesiaestriche
möglichst dicht und mit geringem Wasser- dicken Schicht beträgt ca. 48 kg / m2 . Terrazzo eignen sich für großflächige, fugenlose, hoch-
Zement-Wert ausgeführt werden (siehe Bau- muss mindestens zweimal geschliffen werden belastbare Verbundestriche (Festigkeiten bis
stoffe mit mineralischen Bindemitteln, S. 57). und ist somit ein aufwändiger, aber sehr dau- 80 N / mm2), wie sie im Industriebau benötigt
Zementestriche sind in der Regel erst nach sie- erhafter Bodenbelag (Abb. C 6.4 a). werden. Die Verarbeitung muss über 5 °C erfol-

172
Fußböden

gen. Magnesiaestriche sind nach zwei Tagen arbeitet werden können. Sie sind bereits nach
begehbar und nach fünf Tagen belastbar, 2 – 3 Stunden belastbar, nach dem Abkühlen
jedoch nicht wasserbeständig und daher nicht belegereif und benötigen keine Fugen. Guss-
für Feuchträume und Außenbereiche geeignet. asphaltestriche sind wasserunempfindlich,
Im Innenbereich werden sie durch Leinöl und wasserdicht, dampfdicht und schwer entflamm-
Wachs geschützt. Einen großen Vorteil bietet bar (B 1).
ihre elektrische Leitfähigkeit. Theoretisch las- Eine optionale Zugabe von Graphitstaub
sen sich Magnesiaestriche in den Rohstoff- bewirkt die elektrische Leitfähigkeit des a
kreislauf zurückführen, in der Praxis werden sie Estrichs und verhindert somit elektrostatische
jedoch zusammen mit anderen mineralischen Aufladungen. Gussasphaltestriche erreichen
Baustoffen deponiert. gute Trittschalldämmwerte und sind vollständig
wiederverwendbar. Entgegen der häufig vertre-
Steinholzestrich tenen Meinung bestehen weder in der Verar-
Magnesiaestriche können durch Zuschläge wie beitung noch in der Nutzungsphase bekannte
Sägespäne eine Rohdichte < 1600 kg / m3 errei- Gefahren oder Belastungen der Umwelt
chen. In Dicken von 12 bis 20 mm beträgt das (Abb. C 6.4 c).
Flächengewicht etwa 22 – 36 kg / m2. Die Eigen- b
schaften der Steinholzestriche wie z.B. Wärme- Kunstharzestrich (SR)
leitfähigkeit, Trocknungszeit und Festigkeit las- Estriche mit Kunstharz als Bindemittel und
sen sich durch das Mischungsverhältnis beein- Quarzzuschlag eignen sich für stark belastete
flussen. Trotz vieler Vorteile werden Steinholze- Industrieböden. Epoxid-, Polyester-,
striche derzeit kaum angewendet. Sie sind fuß- Methacrylat- oder Polyurethanharze werden in
warm, schalldämmend, elastisch und ihre einer Schichtdicke von 5 bis 10 mm aufge-
widerstandsfähige Oberfläche eignet sich als bracht. Zuschläge sind Quarzkörner, aber auch
Nutzbelag. Mit geringem Aufwand lassen sich Pigmente zur Farbgestaltung. c
Farbpigmente beimischen. Kunstharzestriche können nach sieben Tagen
voll belastet werden. Sie sind praktisch dampf-
Gussasphaltestrich (AS) dicht und leicht zu reinigen. Anforderungen an
Bitumen eignet sich als Bindemittel für feinkör- Trittsicherheit erfüllen Mischungen mit größeren
nige Zuschläge wie Steinmehl, Sand, Splitt und Körnern. Die rauen Oberflächen erfordern spe-
evtl. Kies, die im Gegensatz zu anderen zielle Reinigungsmaschinen. Eine elektrische
Zuschlagstoffen bei Estrichen getrocknet sein Leitfähigkeit ist durch Beimischen von Graphit
müssen. Der Bindemittelanteil liegt bei 8 % realisierbar. Anwendungsbereiche sind Pro-
anstelle von etwa 16 % bei Zementestrichen. duktionshallen, Schlachthöfe, Laborgebäude d
Die klimatische, chemische und mechanische und vieles mehr. Sortenrein sind Kunstharze
Widerstandsfähigkeit ist von der jeweiligen wiederverwendbar, in der Praxis ist die Tren-
Mischung abhängig, die Angaben über die nung des Materials wegen der geringen
Nutzung, Temperaturbelastung und Druckbe- Schichtdicke unwirtschaftlich (Abb. C 6.4 e).
lastung berücksichtigt. Gussasphalt zeigt auch
im eingebauten Zustand thermoplastisches Lehmestrich
Verhalten, hohe Punktlasten können also ggf. Lehmestriche und Stampflehmböden gehören
Druckstellen und Verformungen hinterlassen. zu den ältesten Estricharten, die ohne Belag e
Die Klassifizierung von Gussasphaltestrichen verwendet werden. Wegen ihrer guten Feuch-
erfolgt deshalb nach Härteklassen, die Ein- tigkeitsregulierung eignen sie sich für Dachbö-
dringtiefen eines definierten Stempels ange- den, Keller, Räume zur Lebensmittellagerung
ben. und Getränkelager.
Den vier Härteklassen zugeordnet sind Einsatz- Für die Herstellung wird Lehm mit Wasser und
bereiche: GE 10 und GE 15 für beheizte Räume, organischen Zuschlägen wie Häcksel, Spreu
GE 15 und 40 für unbeheizte Räume sowie oder Kuhhaaren gut durchmischt und festge-
GE 40 und GE 100 für Räume mit niedrigen stampft. Die vergleichsweise geringen Festig-
Temperaturen. Für Estriche auf Dämmschich- keiten lassen sich durch Beimischen von Rin- f C 6.4
ten gelten deshalb Mindestanforderungen an derblut und Asche in der obersten Schicht
die Druckfestigkeit. erhöhen.
Die Einbautemperatur von ca. 250 °C stellt
besondere thermische Anforderungen an Fertigteilestrich / Trockenbauweise
darunter liegende Dämmschichten. Geeignet Zur trockenen und witterungsunabhängigen
sind Mineralfasern, Kork, Perlite, Schaumglas Herstellung von Estrichen stehen Bauplatten
und bituminierte Holzfaserdämmplatten. In verschiedener Bauarten zur Verfügung. Diese
Randbereichen besteht die Gefahr, dass Tritt- so genannten Fertigteilestriche haben den Vor-
schalldämmungen nachgeben. Deshalb wird teil, dass die Trocknungszeiten entfallen. Sie
eine Randverstärkung empfohlen, um Verfor- sind nach dem Einbau sofort nutzbar, und C 6.3 physikalische Kennwerte von Estricharten
mungen in dieser Zone zu vermeiden. Dies Bodenbeläge können unmittelbar verlegt wer- C 6.4 Estricharten:
wird in der Regel durch einen Verzicht auf die den. Wird die Nutzschicht nicht auf dem Unter- a Terrazzo
Trittschalldämmung im Randbereich realisiert. grund verklebt, können die Estrichplatten in b Steinholzestrich
c Gussasphaltestrich als Nutzschicht
Gussasphaltestriche bieten Vorteile für den den Rohstoffkreislauf zurückgeführt werden. d Kalziumsulfatestrich mit Ziegelzuschlag
Bauablauf, da sie keine mechanische Verdich- Die Verlegung der Platten erfolgt mit versetzten e Kunstharzestrich
tung erfordern und witterungsunabhängig ver- Stößen, z.B. auf Schüttung oder Dämmstoffen, f Zementestrich

173
Fußböden

schwimmende Estriche PEI PEI GWP ODP AP EP POCP


Schichtaufbau Primärenergie Primärenergie Klima- Ozon- Ver- Über- Sommer-
* Datenherkunft siehe Ökobilanzierung, S. 100 nicht ern. erneuerbar gase abbau sauerung düngung smog
[MJ] [MJ] [kg CO2 eq] [kg R11 eq] [kg SO2 eq] [kg PO4 eq] [kg C2H4 eq]
Naß- / Mörtelestriche

Zementestrich 203 3,8 18 0 0,076 0,0073 0,0070


Zementestrich (CT 20-S 50), 50 mm
Bitumenpapier, 0,2 mm
Mineralfaserdämmung, 20 / 15 mm

Kalziumsulfatestrich 71 2,2 5,8 0 0,026 0,0018 0,0010


Kalziumsulfatestrich (CA 20-S 50), 50 mm
Bitumenpapier, 0,2 mm
Mineralfaserdämmung, 20 / 15 mm

Gussasphaltestrich 443 5,1 11 0 0,064 0,0069 0,013


Gussasphaltestrich, 25 mm
Bitumenpapier, 0,2 mm
Kokosplatte, 10 mm

Magnesiaestrich 211 3,6 14 0 0,038 0,0035 0,013


Magnesiaestrich (MA CT C 50-V 25 F), 25 mm
Mineralfaserdämmung 25 / 20 mm

Trockenestriche

Ziegelplatte 81 1,6 11 0 0,022 0,0013 0,0020


Ziegelplatte, Fliesenkleber, 20 mm
Mineralfaserdämmung 25 / 20 mm

Gipsfaserplatte 138 10 8,2 0 0,055 0,0061 0,0080


Gipsfaserplatte, zweilagig, 20 mm
Mineralfaserdämmung, 25 / 20 mm

Spanplatte* 71 88 -8,3 0 0,029 0,0026 0,0050


Spanplatte (P1) verleimt, 19 mm
Mineralfaserdämmung, 20 / 15 mm
Polyethylenvlies (PE), 1 mm
C 6.5
aber auch auf alten Bodenbelägen. Wegen der Beim Einbau auf Holzbalkendecken dürfen Schwingböden
geringen Aufbauhöhe eignen sie sich zur bau- keine dampfdichten Folien verwendet werden, Für besondere Einsatzbereiche wie Sportflä-
physikalischen Verstärkung und Sanierung die die Dampfdiffusion durch die Konstruktion chen und Tanzböden werden Holzdielen als
bestehender Böden. Trockenestriche verbes- behindern und zur Beschädigung der Holzbal- Unterboden elastisch auf der Unterkonstruktion
sern den Schallschutz von Decken um bis zu kenlage führen könnten. gelagert. Man unterscheidet flächenelastische
28 dB. In Abb. C 6.3 sind weitere Eigenschaf- Böden auf orthogonalen Bretterlagen von punkt-
ten dargestellt. Als Materialien eignen sich: Gips- und Gipsfaserplatten elastischen Böden auf Schaumstoffen.
Diese Produkte für Trockenestriche werden
• Holzspanplatten dreilagig verklebt mit einem Stufenfalz und
• Holzfaserverbundplatten einer breiten Überlappung angeboten. Die Bodenbeläge
• Gipsplatten Dicke der Platten liegt zwischen 20 und
• Gipsfaserplatten 25 mm. Die Vorteile dieser Platten gegenüber Materialität, Bild, Textur und Farbe des Boden-
• Verbundplatten aus Gips- und Dämmstoffen den Spanplatten sind neben der höheren Maß- belags beeinflussen die Raumwahrnehmung
beständigkeit bessere Schalldämmwerte auf- erheblich. Neben funktionalen Überlegungen
Spanplatten grund des höheren Eigengewichts und die bestimmt das gestalterische Konzept die Aus-
Spanplatten für Trockenestriche weisen umlau- Baustoffklasse A 2 (nicht brennbar). Die Verar- wahl. Optik und Schalldämmwirkung tragen er-
fende Nut-und-Feder-Profile für die dichte Ver- beitung ähnelt der von Spanplatten. Häufig heblich zum subjektiven Wertempfinden einer
legung auf, die sicherstellen sollen, dass nach sind diese Platten direkt mit einer Dämm- angenehmen Raumatmosphäre bei.
dem Verleimen oberflächenbündige Platten- schicht verbunden. Die optische Auswahl des Bodenbelags kann
stöße entstehen. Möglich sind Dicken von verschiedenen Konzepten folgen. Solche, die
10 bis 70 mm, die Mindestdicke bei normalen Trockenestrich aus Ziegelplatten Wand, Boden und Decke wie aus einem Guss
Verkehrslasten liegt bei 19 – 22 mm. Die Aus- Ziegelplatten mit Sichtqualität bietet der Bau- erscheinen lassen, stehen kontrastreichen
führung normt DIN 68 771. Die Verlegung kann stoffhandel als 20 mm dicke Volltonplatten und Material- und / oder Farbzusammenstellungen
auf vorhandenem Altboden, auf Lagerhölzern als 40 – 50 mm starke, längsgelochte Tonplat- gegenüber. Häufig bilden Wände und Decke
oder auf einer Trockenschüttung, z.B. aus Per- ten an. einen neutralen Hintergrund für die Einrichtung
lite, erfolgen. Die Verlegung von Ziegelplatten erfolgt durch den Nutzer. Einheitliche Bodenbeläge
Der Einsatzbereich kunstharzgebundener schwimmend auf einer Dämmschicht mit Nut verdeutlichen räumliche Zusammenhänge z.B.
Platten beschränkt sich auf Räume mit gerin- und Feder und einer Verklebung. Die dickeren zwischen Innen- und Außenräumen, verschie-
ger Feuchtigkeitsbeanspruchung. Die schwere- Platten sind für eine Verlegung im Dickbett dene Beläge in einem Raum definieren unter-
ren, zementgebundenen Platten sind beständig oder auf Sand bestimmt. Sie eignen sich auf- schiedliche Nutzungszonen. Besondere Auf-
gegen Feuchtigkeitseinwirkung und gehören grund ihrer temperatur- und feuchtigkeitsaus- merksamkeit kommt der Wahl der Oberflächen-
der Baustoffklasse B 2 (schwer entflammbar) gleichenden Eigenschaften besonders für behandlung zu. Glänzende Beläge ändern ihre
an. Lagerräume. optische Erscheinung bei schräg einfallendem

174
Fußböden

Wärmeableitung / Fußwärme zementgeb. Estr.


Der Verlust von Wärme des menschlichen Kör- • Hartestriche
• Terrazzo
pers durch Kontakt zu Fußbodenoberflächen
von Bauteilen wird als mangelnde Fußwärme Ziegelestrich
bezeichnet. Bodenbeläge teilt man je nach Holzestriche
oberflächenfertige
Messwert in drei Klassen ein:
Estriche Gussasphalt
I = besonders fußwarm Stampflehm
II = ausreichend fußwarm
Kunstharzbe-
III = nicht mehr ausreichend fußwarm schichtung

Im Unterschied zur Wärmeeindringzahl wurde


bisher nach DIN 52 614 als Messwert die abge- Natursteine
leitete Wärmemenge während einer bzw. zehn
Werksteine zementgeb.
Minuten von einer auf 33 C temperierten Ober- und Platten Werksteine
fläche gemessen. Über die physikalisch mess-
bare Größe hinaus ist die Fußwärme ein Faktor bitumengeb.
Platten
der – auch subjektiv empfundenen – Gesamt-
behaglichkeit eines Raums. Bei Bodenbelägen,
die als besonders fußwarm empfundenen wer- Ziegel
den, kann sich bereits bei 1– 2 C niedrigeren Steinzeug
Raumlufttemperaturen ein Behaglichkeitsgefühl Keramik
Steingut
einstellen. Spaltplatten

harte Bodenbeläge
Klinkerplatten
Terrakotta
Elektrostatisches Verhalten
Beim Begehen eines isolierenden Bodenbelags
Glasfliesen
entstehen an Personen elektrische Aufladun-
gen, die beim Berühren geerdeter Metallflächen Verbundglas
C 6.6
wie Türklinken, Geländern und auch Computern Bleche
zu unangenehmen Entladungen führen. Raum- Glas und Metall Prägebleche
C 6.5 Ökobilanzdaten von Estrichen etc.
C 6.6 Marmorfußboden, Santa Maria della Salute,
luftfeuchtigkeit, Material des Schuhwerkes und
Venedig (I) 1683, Baldassare Longhena Kleidung beeinflussen diesen Vorgang. Emp- Gitterroste
C 6.7 systematische Darstellung von Bodenbelägen findliche elektronische Geräte können durch die
entstehenden hohen Spannungen in ihrer Funk- Dielen
Tageslicht durch Spiegelung im Vergleich zu tion gestört werden. Parkett
matten, rauen Belagsoberflächen. Bodenbeläge nach DIN 54 346 unterschied man Hirnholzparkett
Den vielfältigen Anforderungen steht eine große bisher hinsichtlich ihrer elektrostatischen Eigen- Mosaikparkett
Holz- und Tafelparkett
Palette an Materialien, Produkten und Produkt- schaften in drei Klassen:
Holzwerkstoffe Fertigparkett
varianten hinsichtlich Farbe, Qualität, Struktur
und anderen Eigenschaften gegenüber (Abb. • Klasse 1 bezeichnet so genannte antistatische OSB-Platten
C 6.7). Zu den üblichen Parametern der Bau- Bodenbeläge; d.h. Personen, die diese Sperrholzplatten
stoffwahl kommt eine Reihe weiterer, fußboden- Beläge begehen, erreichen maximal eine Auf- Träger- und Schicht-
spezifischer Anforderungen hinzu. ladung von 2,0 KV. Diese Anforderung gilt für Laminat
stoffplatten
alle Räume mit elektronischen Geräten (auch
Konstruktion Wohnräume).
elastische Bodenbeläge

Erste Vorgaben erfolgen durch den Gebäude- • Klasse 2 ist erforderlich, um in Räumen mit Gummi
bestand oder die Planfestlegungen. Eigenge- empfindlichen Geräten Schäden zu vermei- aus natürlichen Kork
wicht und Aufbauhöhe müssen mit der Druck- den. Man bezeichnet die geeigneten Boden- Rohstoffen Kautschuk
Linoleum
festigkeit und damit der Tragfähigkeit des beläge als ableitfähig. Leder
Untergrunds sowie den Rahmenbedingungen • Klasse 3 erreichen besonders ableitfähige
des Raums wie z.B. Anschlusshöhen vereinbar Böden, die in Operationssälen, Forschungs-
aus künstlichen
sein. einrichtungen und Produktionsräumen aus Rohstoffen
PVC
Weitere Bedeutung kommt dem Unterboden Sicherheitsüberlegungen (Schutz von Leben,
zu. Fußbodenheizungen, Hohlraum- und Dop- Geräten, Explosionsschutz) erforderlich sind.
Sisal
pelböden sind nicht mit jedem Belag kombi- Kokos
nierbar. In der Baupraxis muss beachtet werden, dass Jute
Um Schäden durch Restfeuchte aus Beton- die Beläge auch mit geeigneten Klebstoffen auf Seegras
decken und Estrichen zu vermeiden, müssen leitfähigen Voranstrichen verlegt werden. Einge- natürliche Fasern Binsen
Raffia
textile Bodenbeläge

Handwerker vor der Verlegung von Bodenbelä- klebte Kupferbänder stellen die Ableitung evtl. Baumwolle
gen eine Überprüfung des Restfeuchtegehalts auftretender Spannungen über einen herzustel-
des Untergrunds vornehmen. lenden Potenzialausgleich sicher. Wolle
Haargarn

Bauphysik Nutzung
Acryl
Feuchte-, Schall- und Wärmeschutzanforderun- Im Zusammenhang mit der Nutzung von Boden- Nylon
gen schränken die Wahl des Bodenbelags ein. belägen bestehen Vorschriften an Hygiene, synthetische Fasern Polyester
Vergleichende Werte zeigt Abb. C 6.20 (sie- Arbeitsschutz (Trittsicherheit), elektrische Leitfä- Polypropylen
he S. 184). higkeit und vieles mehr. Polyamid
C 6.7

175
Fußböden

Gleit- und Trittsicherheit oder Temperaturschwankungen können Naturwerkstein


Die Berufsgenossenschaften Deutschlands Fugen entstehen lassen (Parkett) oder Span- Natursteine sind in einer großen Vielfalt verfüg-
stellen Mindestanforderungen an Bodenbeläge nungsrisse hervorrufen. bar. Da sie bei gleicher Zusammensetzung je
zur Trittsicherheit (BGR 181). Parameter sind Wegen der Notwendigkeit regelmäßiger nach Herkunft unterschiedliche Strukturen und
die Oberflächenbeschaffenheit (Klassen R 9 – Pflege über die gesamte Lebensdauer sind Farben aufweisen können, führt der Handel sie
R 13) und der Verdrängungsfaktor von Flüssig- die Kosten für den Unterhalt bei manchen meist unter Produktnamen, was die Übersicht
keiten (Klassen V 2 – V 10). Beispielsweise müs- Bodenbelägen höher als die Investitions- erschwert.
sen Bodenbeläge in Großküchen der Anforde- kosten.
rung R 13 V 4 genügen. R 13 bedeutet, dass Eigenschaften
eine Person auf einer im Winkel von über 35 Wegen ihrer hohen Verschleißfestigkeit fällt die
geneigten Fläche bei Normbedingungen noch Harte Bodenbeläge Wahl auf Natursteinbeläge immer dann, wenn
Halt findet. V 4 heißt, dass ein Flüssigkeitsvolu- bei starker Beanspruchung eine lange Lebens-
men von 4 cm3 / dm2 in der Oberflächenstruktur Natursteine, keramische Beläge sowie Werk- dauer die hohen Kosten relativiert. Besondere
aufgenommen wird, ohne einen durchgängigen steine, aber auch Beläge aus Glas, Metall, Bedeutung kommt der Oberflächenbehandlung
Feuchtigkeitsfilm zu bilden. Holz- und Holzwerkstoffen gehören zu den zu (Abb. C 6.9 a und b). Diese beeinflusst
Für Barfußbereiche (z.B. in Schwimmbädern) harten Bodenbelägen. Abrieb- und Rutschfestigkeit. Die Bandbreite
werden drei Klassen (A – C) unterschieden. Das große Angebot an künstlich hergestellten geht von porösen Steinen mit rauen Oberflächen
C bezeichnet die höchste Sicherheitsanforde- Platten differenziert sich nach Bindemitteln: (z.B. Sandstein) bis zu glatten, polierten Mar-
rung. Zement, Kunstharz, Bitumen und Ton (Kera- mor- oder Granitflächen. Die Eignung eines
mik). Steins und seiner Oberflächenbehandlung für
Stuhlrollen Platten aus mineralisch gebundenen Werk- einen bestimmten Einsatzbereich muss durch
Produktdatenblätter zu Bodenbelägen enthal- stoffen für Fußbodenbeläge können in einer Prüfzeugnisse nach DIN nachgewiesen werden.
ten stets Angaben über die Eignung für Büro- 15–20 mm dicken Mörtelschicht (Dickbett) Sedimentgesteine mit porösen, unversiegelten
räume mit Stuhlrollen. Rollenmaterial und verlegt werden. Es darf keine überflüssige Oberflächen sind empfindlich gegen Flüssigkei-
Bodenbelag müssen aufeinander abgestimmt Feuchtigkeit in den Bauteilen verbleiben, da ten wie z.B. Fette, Wein etc. Bei Säuren (Essig)
sein. Der Rollentyp W mit weichem Rollenmate- sie in Kombination mit dem alkalischen Mörtel kann es auch zu chemischen Reaktionen kom-
rial ist für harte Bodenbeläge vorgesehen, Rol- manche Steinbestandteile löst und unschöne men, die zu Verfärbungen führen. Es empfiehlt
lentyp H mit harten Rollen entsprechend für Verfärbungen hervorruft. Das Verlegen im sich, entsprechende Prüfzeugnisse anzufordern.
weiche Beläge. Dünnbett erfordert maßhaltigere Plattendi- Einige Steine wie Quarzit, Sandstein und Gneis
cken und einen präziseren Untergrund, der weisen hohe Wärmeausdehnungskoeffizienten
Raumklima meist durch eine Ausgleichsschicht herge- auf. Alle Natursteine gehören zur Baustoffklas-
Bodenbeläge können das Raumklima stark stellt wird. Diese Verlegeart eignet sich auch se A1 (nicht brennbar). Natursteinbeläge emp-
beeinflussen. Die Materialien, Klebstoffe sowie für Trockenestriche. Die Auswahl des Mör- findet man als fußkalt. Wegen ihrer hohen Wär-
Pflege- und Reinigungsmittel müssen mit Sorg- tels / Klebstoffs erfolgt in Abhängigkeit von meleit- und Wärmespeicherfähigkeit eignen sie
falt ausgewählt werden, um Schadstoffbelas- Nutzungsbereich, Untergrund und Beanspru- sich besonders für Fußbodenheizungen. Natur-
tungen für die Nutzer weitgehend auszuschlie- chung. steinbeläge ohne Dämmschichten leisten kei-
ßen. nen Beitrag zur Trittschalldämmung.
Fugen
Nachhaltigkeit Das Verfüllen von Stein- und Plattenbelägen Planungshinweise
Bodenbeläge sind hohen mechanischen Belas- mit einem feinen Zementmörtel darf nicht zu Dünne, plangeschliffene Platten mit etwa
tungen ausgesetzt. Dementspechend spielen früh erfolgen. Eine Austrocknungszeit von 10 mm Dicke können wie Fliesen im Dünnbett
bei der Auswahl die Strapazierfähigkeit und die 7 bis 14 Tagen sollte eingeplant werden. Ver- verlegt werden. Meist werden jedoch Platten in
Verschleißwerte eine zentrale Rolle. Eine Eintei- färbungsempfindliche Steine benötigen Dicken von 20 bis 50 mm mit Formaten bis
lung nach Beanspruchungsklassen erfolgt schnell härtende Mörtel. 300 ≈ 600 mm angeboten, die ein Mörtelbett
nach DIN für die verschiedenen Belagsgrup- Größe, Raster und Fugenrichtung bestimmen benötigen. Wegen der geringen Zugspannung
pen (Abb. C 6.20). maßgeblich die Optik harter Bodenbeläge. nimmt die Plattendicke mit der Größe zu. Da
Bodenbeläge sollten sich bei Sonneneinstrah- Ein Verlegeplan, der auch die Anschlüsse an bei der Herstellung größerer Formate mehr
lung nicht verfärben. aufgehende Bauteile überprüft, ist – beson- Materialausschuss entsteht, steigen die Kosten
Veränderungen in der Materialstruktur durch ders bei nicht orthogonalen Zuschnitten – hierfür überproportional. Die Verfugung von
mechanische Belastungen und Feuchtigkeits- unabdingbar. Plattenstößen erfolgt mit einem Zementmörtel

C 6.8 Verlegebeispiele
a polygonaler Verband
b unregelmäßiger Rechteckverband konstanter
Breite
c quadratischer Verband mit Streifengliederung
d quadratische Platten im Raster
C 6.9 Beispiele harter Bodenbeläge
a Naturstein (grob)
b Naturstein (fein bearbeitet)
c Betonwerkstein
d kunstharzgebundener Stein
e Gussasphaltplatten
f Klinker
g Fliesen
a b c d h Glasfliesen
C 6.8

176
Fußböden

und Quarzsand. Die Beimischung von Steinmehl und säurefest sowie Terrazzo-Asphaltplatten,
oder Farbpigmenten gleicht die Fugenfarbe an die die Eigenschaften der Betonwerksteine mit
das Material des Belags an. denen der Gussasphaltplatten verbinden.
Manche Reinigungsmittel greifen Steinbestand- Besonders wegen ihrer hohen Widerstandsfä-
teile wie Kalk an. Den Empfehlungen des Liefe- higkeit gegen chemische Einwirkungen, minera-
ranten kommt daher große Bedeutung zu. Bei lische Öle, Fette, Benzin etc. eignen sich diese
Außenanwendungen und in Eingangsbereichen Beläge aus Gussasphaltplatten für Messe- und
muss besonders auf die chemische Resistenz Industriegebäude. Gussasphaltbeläge benöti- a
gegen Säuren und gelöste Salze geachtet gen einen Schutz gegen aufsteigende Feuch-
werden. tigkeit. Sie sind witterungsbeständig und frostsi-
cher (Abb. C 6.9 e).
Zementgebundene Platten und Steine
Betonwerke fertigen aus großen Blöcken Platten Keramische Platten
und Steine (Betonwerksteine), die nach der Steingut und Steinzeug, keramische Spaltplat-
Erhärtung gesägt und geschliffen werden (Abb. ten, Bodenklinkerplatten und Riemchen bilden
C 6.9 c). Das Bindemittel ist Zement. Die Vielfalt die Gruppe der keramische Beläge (Abb.
der Produkte entsteht durch die große Auswahl C 6.9 f). b
an Zuschlagstoffen, z.B. Natursteine, Kies, Pig-
mente, Glas etc. Glaszuschläge haben in der Feinkeramische Fliesen und Platten
Vergangenheit bei nicht sachgerechter Ausfüh- Standardware ist von 100 ≈ 100 mm bis
rung zu Schäden geführt. 300 ≈ 900 mm erhältlich, Sonderanfertigungen
Neben dem so genannten Einschichtverfahren auch größer, Steinzeug und Glas schon ab
werden auch zweischichtige Elemente im Press- 10 ≈ 10 mm. Steingutfliesen sind nur bedingt
verfahren hergestellt, die dann eine Sichtfläche rutschfest und nicht frostbeständig. Steinzeug
mit aufwändigeren Zuschlagstoffen aufweisen dagegen weist einen dichteren Scherben auf, c
können. der sich auch ohne Glasur als Bodenbelag eig-
Oberflächenbehandlung und Eigenschaften net.
gleichen denen des Betons bzw. der Zuchlag- Glasuren werden in vier Verschleißgruppen ein-
stoffe. Übliche Formate sind 250 ≈ 250 ≈ 22 mm, geteilt. An Schuhen haftende Sandkörner kön-
300 ≈ 300 ≈ 27 mm und 500 ≈ 500 ≈ 50 mm, nen jedoch alle glasierten Oberflächen verkrat-
größere Formate als Sonderfertigung sind mög- zen, weshalb sie sich bei hoher Beanspruchung
lich. Die Verlegung erfolgt meist im Dickbett. nicht eignen.
Diese Platten sind eine preisgünstige Alternative
zu Natursteinen, sie eignen sich auch für die Grobkeramische Bodenbeläge d
Verlegung auf Fußbodenheizungen. Spaltplatten werden im Strangpressverfahren
hergestellt. Übliche Formate betragen
Kunstharzgebundene Platten 240 ≈ 115 mm und 194 ≈ 94 mm. Spaltriemchen
Die Produkte bestehen aus Kunstharzen und sind schmaler, z.B. 240 ≈ 52 mm oder
Steingranulat. Die Herstellung der Platten erfolgt 240 ≈ 73 mm. Bodenklinker werden im Flach-
durch Schneiden des in großen Blöcken ausge- pressverfahren hergestellt. Neben quadrati-
härteten Materials. Die Oberfläche der etwa schen Formaten auf Basis des 300 mm-Moduls
15 – 20 mm dicken Platten wird poliert. Sie glei- gibt es viele Produkte, deren Maße sich nicht in e
chen optisch den Betonwerksteinplatten, man- die Modulordnung einfügen.
che sehen auch Natursteinen (insbesondere
Konglomeratgesteinen) zum Verwechseln ähn- Eigenschaften und Planungshinweise
lich (Abb. C 6.9 d). Die Eigenschaften des Bin- Keramische Beläge sind sehr widerstandsfähig
demittels ermöglichen dünnere Plattendicken und dauerhaft. Sie sind nicht brennbar (Bau-
als bei Betonwerksteinen. Es gibt große Formate stoffklasse A1), thermisch beständig, haben ein
bis 1800 ≈ 3800 mm ebenso wie Formteile für gutes Wärmespeichervermögen und verrotten
Waschbereiche etc. Die Oberflächen sind weni- nicht. Bei Verwendung im Außenbereich müs-
ger widerstandsfähig als die vergleichbarer sen frostbeständige Produkte gewählt werden. f
Natursteine. Meist sind die Produkte nicht frost- Als Verlegetechnik kommen Dünn- oder Dick-
beständig und gehören zur Baustoffklasse B1 bett in Betracht. Keramikfußböden eignen sich
(schwer entflammbar). gut für eine Verlegung auf Fußbodenheizungen.
Als preisgünstige Alternative zu Natursteinen
besitzen sie nahezu identische Eigenschaften, Gestaltungsmöglichkeiten
jedoch eine geringere chemische Resistenz Das Fugennetz ist neben der Plattenoberfläche
gegen Säuren, Fleckentferner und Ähnliches. ein wichtiges Gestaltungsmerkmal.
Die Erstellung von Fliesenplänen erfolgt mit g
Bitumengebundene Platten dem Ziel, Raster, Anschnitte und Einbauten zu
Gussasphaltplatten bietet der Baustoffhandel in koordinieren und keine kleinteiligen Verschnitte
ähnlichen Formaten wie zementgebundene Plat- zu erzeugen, die optisch und technisch nach-
ten an. Die Eigenschaften können durch Einstel- teilig sind. Die Verlegung kann diagonal oder
lung der Mischungsverhältnisse denen von orthogonal, mit eingelegten Bändern, Friesen,
Gussasphaltestrichen entsprechen (siehe Mustern und vielem mehr erfolgen. Mit gerin-
S. 173). Das Angebot umfasst drei Arten von gem Aufwand sind individuelle Gestaltungen
Hochdruckasphaltplatten: Standard, mineralöl- und Strukturen möglich.
h C 6.9

177
Fußböden

a b c d e f C 6.10
Bodenbeläge aus Holz und Holzwerkstoffen • Mosaikparkett anstelle von Belägen ähnlicher Dicke (Fliesen).
• Fertigparkett Ein Netzgewebe oder Papier hält die 10 mm
Bis ins 20. Jh. wurden Holzbalkendecken über- • Holzpflaster starken Parkettstäbe lose zusammen, um das
wiegend mit Dielenböden belegt. Die dafür vollflächige Verkleben auf dem Untergrund zu
vielfach verwendeten weichen Nadelhölzer Laminatböden besitzen keine Vollholzanteile erleichtern. Der fertige Belag lässt sich von
sind weniger strapazierfähig als Harthölzer mit und werden im Anschluss an die Holzboden- Stabparkett optisch nicht unterscheiden.
ihrer dauerhaft nutzbaren Oberfläche. Alle beläge auf Seite 179 behandelt.
Holzfußböden zeichnen sich durch ihre ange- Mosaikparkett / Hochkantlamellenparkett
nehmen fußwarmen Oberflächen und guten Dielen Kleinere Parkettstäbe mit 8 mm Dicke entspre-
hygienischen Eigenschaften aus. Holzfußböden Dielen sind Vollholzzuschnitte, meist in Raum- chen prinzipiell dem 10 mm Massivparkett. Die
benötigen nur einen geringen Pflegeaufwand. breite verlegt. Die Dielenlängen betragen bis Stablängen sind auf maximal 165 mm
Zu den Vorteilen des nachwachsenden Roh- zu 6 m und die Dielenbreiten bis zu 350 mm begrenzt. Die auf Netzpapier gelieferten Flä-
stoffs siehe Holz und Holzwerkstoffe, S. 75. (Abb. C 6.12 a). Bei einer Verlegung auf Lager- chen bestehen z.B. aus vier Feldern mit je fünf
hölzern und Dämmstreifen wird konstruktiv kein Stäben, die verlegt das charakteristische Wür-
Gestaltungsmöglichkeiten Estrich benötigt. Dielenböden sind von so felmuster bilden. Das sehr widerstandsfähige
Holzbodenbeläge können aufgrund ihrer viel- genannten Landhausdielen zu unterscheiden. Hochkantlamellenparkett entsteht durch hoch-
fältigen Gestaltungsmöglichkeiten eine große Letztere Bezeichnung steht für einen mehr- kant gestellte Mosaikstäbe mit einer Nutz-
Spanne unterschiedlicher Raumatmosphären schichtigen Holzwerkstoff entsprechend den so schicht von 18 bis 24 mm (Abb. C 6.12 e und f).
erzeugen. Parameter für die optische Erschei- genannten Fertigparkett-Produkten (s.u.).
nung sind Wahl der Holzart, Format, Verlege- Fertigparkett
technik und Oberflächenbehandlung. Massivparkett Um Schwinden der Hölzer und aufgehende
Massivparkett gibt es als Stab- und Tafelpar- Parkettfugen zu vermeiden, werden mehr-
Holzwahl kett bis 22 mm Dicke. Stabparkett bezeichnet schichtige Aufbauten von Parkettstäben ange-
Die Holzart bestimmt zunächst die Erscheinung ringsum genutete Stäbe, die mit einer Feder zu boten. Meist handelt es sich um drei kreuz-
des Fußbodenbelags (siehe Holz und Holz- einer Fläche verleimt werden. Parkettriemen weise verleimte Schichten. Es werden sowohl
werkstoffe, S. 69). Eine qualitative Auswahl der sind wechselseitig mit Nut- und Feder verse- einzelne Parkettstäbe hergestellt als auch grö-
Hölzer erfolgt bei Parkett nach ihrer Holzstruk- hen. Tafelparkett wird bereits zu größeren Ein- ßere Elemente (zur einfachen Verlegung), die
tur. Bei Eichenparkett bezeichnet »exquisit« heiten von bis zu 1 ≈ 1 m – entsprechend dem mehrere Stäbe der Nutzschicht zusammenfas-
beispielsweise die sorgfältigste Auslese gleich- geplanten Verlegemuster – verleimt. Verschie- sen. Die Nutzschicht besteht aus Hartholz mit
mäßiger Hölzer, »rustikal« enthält lebhafte Far- dene Hölzer können auf der Tafel zu aufwändi- mindestens 2 mm Dicke, die darunter liegen-
bunterschiede und »standard« liegt dazwi- gen Mustern kombiniert sein (Abb. C 6.12 c den Schichten aus Nadelholz oder Holzwerk-
schen. Musterflächen verdeutlichen den Unter- und d). Auf glatten Untergründen wird Parkett stoffen. Die Gesamtdicke beträgt in der Regel
schied in der Gesamterscheinung eines vollflächig verklebt; auf einer schwimmenden 15 mm. Die Oberflächenbehandlung geschieht
Bodenbelags. Unterkonstruktion aus Holz oder Holzwerkstof-
fen (Blindboden) kann Parkett in der Nut gena-
Herkunft gelt werden.
Aus ökologischen Gründen sollten heimische Die Möglichkeiten der Verlegung sind vielfältig:
Hölzer bevorzugt gegenüber exotischen Holz- Schiffsboden, englischer Verband, Würfel- und
arten ausgewählt werden. Das FSC-Zertifikat Flechtmuster bilden orthogonale Muster. Bau-
gewährleistet – auch für Produkte aus Übersee toleranzen können bei diesen Belägen zu spitz-
– die Einhaltung der Regeln einer nachhaltigen winkligen Anschnitten führen. Fischgrät, Dop-
Holzwirtschaft. pelfischgrät und Französisch-Fischgrät sind im a
Winkel von 45 zu den begrenzenden Wänden
Formate verlegt. Zu den Tafelparkettarten gehören
Je nach Vollholzanteil und Größe der Holzstäbe Felderboden, Dreistab mit Würfel, Mittelfrie-
des fertigen Produkts lassen sich die Holzbo- sparkett, Spießeck und Winkelfriestafeln.
denbeläge in folgende Gruppen einteilen:
10 mm Massivparkett
• Dielen Das dünnere Material eignet sich als Alterna-
• Parkett tive zu Massivparkett für Sanierungen oder
b

178
Fußböden

Formate von Holzböden Dicke der Dicke des sichtbares Format,


Nutzschicht Materials max.
C 6.10 Verlegebeispiele von Parkett [mm] [mm] [mm]
a Schiffsboden
b Verband
Dielenboden – 15,5 – 40 bis 6000 ≈ 175
c Fischgrät (Massiv-)Parkett 14 – 22 14 – 22 bis 600 ≈ 80
d Würfelparkett
e Flechtmuster Mosaikparkett 8 8 bis 165 ≈ 25
f Tafelparkett 10 mm Massivparkett 10 10 n.b.
C 6.11 Maße von Holzfußböden
C 6.12 Parkettarten Hochkantlamellenparkett 18 – 24 18 – 24 130 –160 ≈ 8
a Schiffsbodendielen Holzpflaster 22 – 60 22 – 60 138 ≈ 69
b Fischgrätparkett
c Tafelparkett Fertigparkett 3–8 7 – 26 650 ≈ 50, 300 –1200 ≈ 60
d Intarsienparkett Landhausdiele (wie Fertigparkett) 3–8 7 – 26 bis 3000 ≈ 200
e Mosaikparkett, würfelförmig
f Mosaikparkett, leiterartig OSB-Belag 10 –12 10 – 12 2500 ≈ 1250
g Holzpflaster
Furnierboden ≤2 7 – 10 1208 ≈ 194
h Bambusparkett im Schiffsverband
C 6.11
werkseitig, eine Nachbearbeitung auf der Bau- Oberflächen diese aufgrund ihrer Brinellhärte sehr gut für
stelle ist nicht möglich. Die Verlegung erfolgt Durch Versiegeln, Wachsen oder Imprägnieren Bodenbeläge eignen und interessante Oberflä-
schwimmend auf einer Trittschalldämmung, erhalten Holzoberflächen einen Schutz gegen chen aufweisen (Abb. C 6.12 h).
kraftschlüssig verklebt oder verdeckt genagelt. Feuchtigkeit und Schmutz. In Betracht kommen
Beschichtungsstoffe z.B. auf Basis von Acryl- Bambus
Holzpflaster harzdispersion, Alkydharz, 2K-Systeme auf Die Bambuspflanze gehört botanisch zu den
Die Verlegung von scharfkantigen Klötzen mit Polyurethanharzbasis oder aus pflanzlichen Gräsern, nicht zu den Hölzern. Durch das
robuster Hirnholzoberfläche erfolgt direkt auf und tierischen Ölen und Wachsen (siehe Ober- schnelle Wachstum wird sehr viel Biomasse
dem Untergrund (Abb. C 6.12 g). Angeboten flächen und Beschichtungen, S. 195f.). produziert. Die hervorragenden Materialeigen-
werden Hölzer wie Kiefer, Lärche, Fichte oder Holzfußböden bleiben lange ansehnlich, kleine schaften wie z.B. geringes Gewicht, hohe
Eiche in Dicken von 22 bis 80 mm. Man unter- Dellen und Kratzer gelten in der Regel als Belastbarkeit auf Druck, Zug und Biegung
scheidet zwei Beanspruchungsklassen: GE für angenehme Gebrauchsspuren. sowie eine relativ leichte Bearbeitbarkeit emp-
gewerbliche Nutzung, RE für repräsentative fehlen Bambus als Baustoff. Bambusparkett ist
Nutzung. Eigenschaften sehr dauerhaft und härter als Eiche oder Ahorn.
Obwohl Holz grundsätzlich zur Baustoffklasse
Herstellung und Verarbeitung B 2 gehört, erreichen manche Holzbeläge wie
Holzbodenbeläge werden industriell gefertigt. z.B. Eichenparkett die Baustoffklasse B1 (siehe Schichtstoffböden / Laminat
Das getrocknete und grob zugeschnittene Holz Abb. C 6.20).
wird je nach Belagsart entsprechend mit weite- Das hygroskopische Verhalten von Holz trägt Schichtstoffböden bilden eine eigene Gruppe
ren Schichten verleimt und / oder für die Verle- im eingebauten Zustand zur Regulierung des von Bodenbelägen. Meist sind ihre Oberflä-
gung vorbereitet. Mit Ausnahme von Fertigpar- Raumklimas bei. Parallel mit der Veränderung chen Nachbildungen von Holzbodenbelägen
kett erfolgt die Oberflächenbehandlung von der relativen Raumluftfeuchtigkeit stellt sich die (Abb. C 6.13). Die Nutzschicht besteht aus
Holzfußböden erst nach ihrem Einbau. Beläge Holzfeuchte ein. Die vom Holz aufgenommene HPL-Schichtstoffplatten (HPL = High Pressure
aus Vollholz werden nach dem Einbau zu einer Feuchtigkeit führt zu Dimensionsänderungen, Laminate). Eine Schicht aus transparentem
planebenen Oberfläche geschliffen und erhal- die bei starken Schwankungen des Raumkli- Melaminharz schützt das bedruckte Dekopa-
ten anschließend eine Schutzbehandlung. Die- mas sichtbare Fugen im Bodenbelag zur Folge pier. Der Plattenkern setzt sich aus mehreren
ser Vorgang ist während der Nutzungsphase haben. gepressten Schichten Papier und Kunstharz
durch Abschleifen mehrmals wiederholbar. zusammen. Trägermaterial ist meist eine Holz-
Bei erdreichberührten Decken ist unter Holzbo- Anwendung werkstoffplatte. In Betracht kommen Holzfaser-
denbelägen eine Abdichtung gegen Feuchtig- Die gebräuchlichsten Holzarten sind Eiche, platten, Spanplatten oder MDF. Eine Gegen-
keit nötig. An aufgehenden Bauteilen erfordern Buche, Ahorn, Erle, Esche, Kirsche, Lärche zugschicht auf der Unterseite verhindert ein
schwimmende Holzbodenbeläge eine Bewe- und Fichte. Zu den weniger bekannten gehören Verziehen der Platte. Vollständig aus HPL auf-
gungsfuge. Bambus, Kokospalme und Olive, obwohl sich gebaute Produkte sind feuchtigkeitsbeständig

c e g

d f h C 6.12

179
Fußböden

(Volllaminat). Wegen der geringen Dicke von dämmwirkung (siehe S. 134). Linoleum
7 mm werden Laminatböden häufig bei Sanie- Korkbodenbeläge gibt es in zwei Ausführun- Linoleum (lateinisch linum = Lein; oleum = Öl)
rungen verwendet. gen, als Korkparkett und als Korkfertigparkett. ist ein künstlich hergestelltes Produkt aus nach-
Laminatböden sind sehr verschleißfest, jedoch Korkparkett wird vollflächig mit dem Unterbo- wachsenden Rohstoffen (Abb. C 6.14 a). Die
nicht antistatisch und – außer Volllaminat – den verklebt. Hinweise zur Verklebung geben Erfindung im Jahr 1863 durch den Engländer
empfindlich gegen Feuchtigkeit. Folien schüt- die TKB-Merkblätter 3 – 7. Korkfertigparkett wird Frederick Walton markiert den ersten künstli-
zen Laminat gegen Feuchtigkeit aus Dampfdif- demgegenüber schwimmend verlegt. Die chen Bodenbelag.
fusion und Restfeuchte aus mineralischen Bau- Dicken von Korkbelägen liegen meist bei Über lange Zeit beherrschte Linoleum den
stoffen. 4 mm, in seltenen Fällen bei bis zu 8 mm. Ohne Markt für elastische Bodenbeläge, bevor es
Die Verlegung erfolgt schwimmend oder kraft- eine geeignete Oberflächenbehandlung (Ver- Mitte des 20. Jh. zunehmend von PVC ver-
schlüssig auf dem Untergrund. Manche Pro- siegeln oder Wachsen) würde Kork sehr drängt wurde.
dukte weisen speziell geformte Kanten auf, die schnell verschmutzen. Dagegen sind PVC-
eine leimfreie Verlegung ermöglichen, weil sie beschichtete Korkbeläge pflegeleicht, benöti- Herstellung
kraftschlüssig in die angrenzenden Platten ein- gen keine weitere Oberflächenbehandlung und Um Linoleum herzustellen, wird Leinöl oxidiert
rasten. Da kleine Niveauunterschiede an den entsprechen den Anforderungen für Stuhlrollen. und mit Kolophonium (oder Kiefernharz) als
Elementlängsfugen im Gegenlicht sichtbar wer- Reinigung und Pflege erfolgen mit einem natürlichem Härter versetzt; das Mischungsver-
den, verlegt man Laminat in Richtung des Staubsauger und / oder durch Wischen mit hältnis beträgt etwa 4 :1. Dieses Bindemittel
Lichteinfalles. Laminatböden können nicht einem feuchten Tuch. Als Dämmstoffe finden wird mit Holz- und Gesteinsmehl (Kreide) sowie
saniert oder repariert werden. Korkbeläge eine sinnvolle Weiterverwertung. zu etwa gleichen Anteilen mit Korkpulver ver-
mengt, das für Elastizität und Isolierfähigkeit
Kautschuk, Synthesekautschuk (Gummi) verantwortlich ist. Pigmente färben die Masse
Elastische Bodenbeläge Naturkautschuk vom tropischen Gummibaum ein. Das Rohmaterial wird in mehreren Durch-
wird heute kaum mehr in Reinform angeboten. gängen über Rollen auf ein Gewebe (Jute oder
Als elastische Bodenbeläge bezeichnet man Synthetischen Kautschuk gewinnt man aus Glasfaser) gepresst, einige Wochen bei hohen
alle Beläge aus künstlichen oder natürlichen Rohöl in ca. 20 verschiedenen Varianten. Für Temperaturen in der Trockenkammer getrock-
Werkstoffen, die eine dichte glatte Oberfläche Bodenbeläge werden verschiedene Arten von net und anschließend zu Bahnen oder Fliesen
bieten. Viele Arten werden in 2 m breiten Bah- Kautschuk – auch Naturkautschuk – gemischt. zurechtgeschnitten.
nen angeboten (Bahnenware), andere sind als Durch Vulkanisation entsteht aus Rohmaterial
quadratische Fliesen auf dem Markt. Für die ein dauerelastisches Polymer. Oberfläche
verbreitete vollflächige Verklebung eignen sich Übliche Abmessungen für Bahnenware sind Die Eigenfarbe von Linoleum ist beigebraun mit
Dispersions-, Lösungsmittel-, Kontakt- und 2 m, für Fliesen 500 ≈ 500 mm. RAL RG 806 einer melierten Färbung. Durch Pigmentzusät-
Reaktionsharzklebstoffe. legt die Güterichtlinien für Beläge dieser Art zen reicht das Angebot von pastell bis zu inten-
Elastische Bodenbeläge werden bezüglich fest. siven Tönen mit verschiedenen Strukturen. Die
ihrer Widerstandsfähigkeit gemäß EN 685 klas- Kautschukbeläge sind verschleißfest, dauer- Oberfläche ist matt.
sifiziert. Die Hauptgruppen 21– 23 eignen sich elastisch, schmutzabweisend, zigarettenglut- Der so genannte Reifegilb erscheint vorüberge-
für Wohnnutzungen, 31– 34 für Gewerbe- und beständig, chemisch beständig, rutschhem- hend als Folge des Aushärtungsprozesses und
öffentliche Bauten sowie 41– 43 für Industriege- mend und antistatisch, öl- und fettbeständig wird besonders auf hellen Oberflächen sicht-
bäude. sowie frei von chemischen Schadstoffen. Kaut- bar. Nach einigen Stunden bei Tageslicht ver-
Brandkennziffern differenzieren das Brandver- schuk ist leicht zu verarbeiten und eignet sich schwindet diese Färbung jedoch.
halten der Produkte (DIN EN 13 501-1): Bei aufgrund seiner hohen Strapazierfähigkeit
»5.2« z.B. steht die erste Ziffer für die Baustoff- sowie guten Trittschalldämmung (Verbesse- Verarbeitung
klasse (5 = schwer entflammbar), die zweite Zif- rung von 8 bis 20 dB) gut für öffentliche Räume Vor der Verarbeitung muss Linoleum temperiert
fer bezeichnet die Rauchbildung (2 = mittlere (Abb. C 6.14 c). Manche Produkte sind UV- werden, da es in der Länge schrumpft und in
Rauchentwicklung). beständig und auch in Außenbereichen ver- der Breite wächst. Linoleum sollte auf einem
wendbar. trockenen, ebenen Untergrund wie z.B. Span-
Kork Für Eingangszonen und Fußabstreifer eignen oder Sperrholzplatten, Estrichen oder Beton
Zu den großen Vorteilen von Korkfußböden sich Produkte aus Kautschukstreifen in Alupro- verlegt werden. Wegen möglicher Fäulnisbil-
zählen Gehkomfort und Behaglichkeit (Abb. filen oder Gummiwabenmatten. dung an der Rückseite, darf kein Wasser an
C 6.14 b). Das Kapitel Dämmen und Dichten Kautschukbeläge gehören der Baustoffklasse den Nahtstellen eindringen.
behandelt Fragen der Tritt- und Luftschall- B1 an, übliche Dicken betragen 2–5 mm. Betonböden, die das Erdreich berühren, benö-

C 6.13 a b c d e C 6.14

180
Fußböden

tigen eine Feuchtigkeitssperre. Größere flammbar). Geschreddert und aufbereitet kön-


Unebenheiten im Estrich sollten in jedem Falle nen bis zu einem Anteil von 70 % des Materials
ausgebessert werden, damit das Linoleum in einem Bodenbelag Wiederverwendung fin-
nicht bricht. Unebenheiten des Untergrundes den, der faktische Wiederverwendungsanteil ist
fallen besonders bei unifarbenen Belägen im jedoch gering. Die Materialdicke beträgt nur 1–
Gegenlicht auf, weshalb vor Verlegung meist 2,5 mm.
vollflächig gespachtelt wird. Die dickeren Qua- Obwohl PVC-Beläge deutlich verbessert wur-
litäten des Linoleums können jedoch kleine den, sind sie nicht unumstritten. Als ungefährli-
Fehler im Untergrund ausgleichen. Wenn das che Weichmacher verwendet man epoxidiertes
Jutegewebe Wasser aufsaugt und sich dehnt Sojaöl. Vorteilhaft für die Umweltbilanz sind der
ehe die Klebung wirksam ist, kann sich der geringe Reinigungsaufwand und die hohe Dau-
Linoleumbelag an den Nähten aufwölben (auf- erhaftigkeit.
schüsseln).
Gestaltungsmöglichkeiten
Oberflächenbehandlung PVC-Beläge imitieren in bestimmten Ausfüh-
Gemusterte und unifarbene Linoleumbeläge rungsarten andere Materialien wie Naturstein,
sind in der Regel schon vom Hersteller mit Keramik, Metalle etc. Im Angebot sind unzäh- C 6.15
einem matten Pflegefilm – meist einer Acryldis- lige Muster, Farben und Strukturen. Die Gestal-
persion – beschichtet. Da der Schutzfilm die tungsmöglichkeiten erscheinen unbegrenzt,
Oberfläche teilweise verschließt, lässt sich der ständig kommen neue Oberflächen hinzu. Zu
Belag leicht reinigen. Die Linoleumhersteller aktuellen Entwicklungen von PVC-Belägen
empfehlen deshalb keine speziellen Maßnah- gehören Oberflächen mit dreidimensionalen
men oder Mittel zur Oberflächenbehandlung. Effekten.

Anwendung CV-Beläge
Linoleum kann in allen Innenräumen verlegt Geschäumte Bodenbeläge haben unter der
werden und eignet sich wegen seiner antibak- Nutzschicht eine weichere Schicht aus PVC
teriellen Eigenschaften auch für stark strapa- (CV-Belag, Cushioned Vinyl). Sie weisen bes-
zierte Bereiche wie z.B. Krankenhäuser, Schu- sere Trittschalldämmwerte auf.
len und Sporthallen. Für Feuchträume empfiehlt
sich Linoleum als Bodenbelag nicht. Der Belag Polyolefine
kann problemlos staubfrei gehalten werden Auf der Suche nach einem Ersatz für PVC-
und ist daher aus medizinischer Sicht günstig Beläge kamen Anfang der 1990er-Jahre Pro-
für das Umfeld von Asthmatikern (Abb. dukte aus Polyethylen, Polybuten und Polypro- C 6.16
C 6.14 a). pylen auf den Markt. Diese Beläge können mit
wasserlöslichen Klebstoffen verlegt werden, sie
Korklinoleum benötigen keine Weichmacher. Aufgrund der
Ähnliche Eigenschaften wie Linoleum weist den PVC-Produkten ähnlichen Eigenschaften
Korklinoleum auf. Es ist durch Zusatz von grö- gelten sie als Alternative (Abb. C 6.14 e).
berem Korkmehl in der Linoleumdeckmasse Obwohl ihre Ökobilanz bessere Werte aufweist,
elastischer und trittschalldämmender als Lino- ist ihr Marktanteil noch gering.
leum und bietet darüber hinaus mehr Fuß- C 6.13 Laminat
C 6.14 elastische Bodenbeläge
wärme. Nahtverschluss elastischer Bodenbeläge
a Linoleum
Aus Gründen der Hygiene und besseren Optik b Kork
PVC sowie für eine Beanspruchung durch Stuhlrol- c Kautschuk
PVC-Beläge bestehen aus einer homogenen len werden die Fugen elastischer Beläge ver- d PVC
Polyvinylchloridschicht, die mit diversen schweißt (PVC mit einer PVC-Schnur, für Lino- e Polyolefinbelag
C 6.15 interaktiver Lichtboden
Zusatzstoffen (u.a. Weichmachern und Füllstof- leum und Polyolefine gibt es spezielles Fugen- C 6.16 thermosensitiver Polyesterbelag
fen wie Kreide) spezifische Eigenschaften material). C 6.17 Linoleum als Wand und Bodenbelag, Modeladen,
erreicht (Abb. C 6.14 d). Die Beläge sind che- New York (USA) 2000, Choi-Campagna Design
mikalienbeständig, rutschhemmend, strapa- Ausblick
zierfähig, alterungsbeständig und kostengüns- Bodenbeläge erfahren Entwicklungen, die ihren
tig. Sie sind leicht zu verarbeiten und ermögli- Komfort, Pflegeaufwand und die Widerstands-
chen durch Verschweißen der Fugen sogar fähigkeit weiter optimieren. Eine kleine Auswahl
wasserdichte Oberflächen. Das elektrostati- innovativer Produkte soll dies verdeutlichen.
sche Verhalten reicht je nach Produkt- und
Klebstoffeigenschaften von isolierend über SAF (= Shock Absorbing Foam)
antistatisch bis elektrisch leitfähig. SAF bezeichnet einen hochgradig elastischen
Dieser pflegeleichte Boden eignet sich auch Polyesterschaum. Ursprünglich für medizini-
für erhöhte Hygienebedingungen, z.B. in Kran- sche Anwendungen entwickelt, zeigt Abb.
kenhäusern. PVC-Beläge werden aufgrund C 6.16 das Material im Einsatz als Bodenbelag.
ihrer thermoplastischen Eigenschaft durch Hier ist eine 25 mm Schicht aus SAF auf einen
Zigarettenglut beschädigt. Wenn PVC in Brand 100 mm dicken PU-Schaum aufgebracht. Die
gerät, entsteht Salzsäure, die Beton und Stahl Eindrucktiefe bei Belastung wird von der
korrodierend angreift und schädliche Dämpfe Impulsstärke und der Temperatur beeinflusst.
(CO, Dioxine, PAK) freisetzt. PVC-Produkte Ein Mensch hinterlässt eine Spur, bis sich das
gehören zur Baustoffklasse B1 (schwer ent- Material rückgestellt hat.
C 6.17

181
Fußböden

Interaktiver Lichtboden
Beim interaktiven Lichtboden handelt es sich
um eine Sandwichkonstruktion. Oberste
Schicht ist ein elastischer Kunststoff, Zwischen-
schicht eine undurchsichtige Flüssigkeit, als
Tragschicht verwendet man Glas. Eine unter-
seitige Lichtquelle ist immer dann erkennbar,
wenn der Belag genutzt wird, also Flüssigkeit a c
verdrängt und das Licht damit sichtbar wird.
Bis der Ausgangszustand des Belages wieder
erreicht ist, bleiben die Schritte des Betreten-
den sichtbar (siehe Abb. C 6.15).

Textile Bodenbeläge

Teppiche galten ursprünglich als handgefer- b d C 6.18


tigte Luxusgegenstände, die ausschließlich durch Polschichtdicke. Je höher der Wert, ware (Bouclé) sind die Enden geschlossen
repräsentative Räume schmückten – auch als desto höher ist die Dichte in der Nutzschicht (Abb. C 6.18 d und C 6.19 b).
Wandbehang. Im 18. Jh. stellte man bereits des Belags. Nadelvliesbeläge weisen eine Nutzschicht aus
maßgefertigte Teppiche her, eine Entwicklung, Der Gehkomfort wird nach DIN EN 1307 in so einem verfestigten Vlies aus Fasern auf (Abb.
die in England einen neuen Trend auslöste: genannten Komfortklassen LC 1–5 erfasst. C 6.18 b). Als Trägermaterial für den Flor dienen
Räume wurden nicht mehr mit Tapeten gestal- Beim Begehen können elektrostatische Aufla- Naturfasern wie Jutegewebe oder synthetische
tet, sondern mit stark gemusterten Teppichen. dungen entstehen. Eine Verbesserung der Vliese.
Im 19. Jh. begann die industrielle Produktion elektrostatischen Eigenschaften kann durch
vollflächiger Teppichböden, die in der zweiten chemische Beschichtung erreicht werden, dau- Rückenmaterial
Hälfte des 20. Jh. mit der Verwendung von erhafter sind eingewebte Metallfäden aus Edel- Für das Rückenmaterial kommen Schaumstoff-
Kunstfasern eine beschleunigte Entwicklung stahl, Kupfer oder Garnen mit Kohlenstoffantei- beschichtungen, synthetische Vliesstoffe, Poly-
erlebte. len. urethan- oder Latexbeschichtungen und Jute-
Das Angebot an industriell gefertigten textilen Textile Bodenbeläge gehören grundsätzlich zur gewebe in Betracht. Bei Veloursware übernimmt
Bodenbeläge umfasst heute Naturfasern, Baustoffklasse B 2 (normal entflammbar). Nach das Rückenmaterial auch die Befestigung des
Kunstfasern sowie Mischgewebe. Als textilen Prüfergebnissen erfolgt jedoch eine weitere Dif- Florfadens. Vliesrücken steigern den Gehkom-
Bodenbelag bezeichnet man ein Produkt mit ferenzierung für textile Bodenbeläge (T) in T-a, fort, weiche Schaumstoffe sind jedoch nicht für
einer Nutzschicht aus textilen Faserstoffen, das T-b und T-c. Die günstigste Klasse T-a ent- Stuhlrollen geeignet. Für Verwaltungsgebäude
sich zum Belegen eines Fußbodens eignet. Die spricht der Baustoffklasse B1 (schwer ent- empfiehlt es sich, Ware mit einem so genannten
Nutzschicht nennt man Flor- oder Polschicht. flammbar), T-c ungefähr B 3 (leicht entflamm- Zweitrücken aus Textilgewebe zu wählen. Diese
Die Qualität eines textilen Belags definiert sich bar). Beläge lassen sich auch nach dem Verkleben
im Wesentlichen über Material, Menge und Ver- Weitere Eignungsangaben erleichtern die Wahl wieder vollständig vom Untergrund lösen,
arbeitung des Flors. des optimalen Produkts. So sind Angaben zur Schaumrücken dagegen hinterlassen häufig
Fußwärme, gute Tritt- und Raumschalldäm- Feuchtraumbeständigkeit, Lichtechtheit, Stuhl- Rückstände, deren Entfernung aufwändig ist.
mung sowie Komfort und Behaglichkeit zeich- rollen- und Treppenraumeignung üblich.
nen textile Bodenbeläge aus. Andererseits ver- Herstellungsverfahren
schmutzen sie leicht und benötigen bei Einwir- Aufbau (Struktur) Im Webverfahren liegen drei Fadengruppen
kung von Flüssigkeiten (Wein, Öl) aufwändige Die Benennung von textilen Belägen erfolgt längs und zwei quer zur Produktionsrichtung.
Reinigungsmaßnahmen. Im Handel wird hin- neben ihrem Ausgangsmaterial nach ihrer Die Bindekette zieht den längs gerichteten Flor-
sichtlich Qualität, Strapazierfähigkeit und Öko- Struktur und ihrer Rückenausrüstung. Man faden auf die beiden quer liegenden Schüsse
nomie eine große Vielfalt angeboten. Farbe, unterscheidet Flachteppiche von Florteppichen oberhalb und unterhalb der ebenfalls längs
Muster und Textur steigern diese Vielfalt zu (Vlies, Velours und Bouclé). geführten Füllkette. Mechanisch erfolgt das
einem nahezu unüberschaubaren Angebot. Weben mithilfe von so genannten Zugruten.
Flachteppiche Sind diese stumpf, bleibt die Schlinge des Flors
Eigenschaften Flachteppiche werden auf Webstühlen herge- erhalten, es entsteht Bouclé-Ware. Velourware
Textile Bodenbeläge werden nach EN 1307 stellt (Abb. C 6.18 a und C 6.19 a). Kette und erhält man durch Messerkanten an den Zugru-
vom Hersteller geprüft. Dieser erfasst Angaben Schuss bilden eine relativ dünne Nutzschicht, ten.
zu Gewicht, Noppenzahl, Nutzschichtdicke, eine weitere Schicht (Rücken) kann den Kom- Das Tufting-Verfahren legt die Schlingen durch
Fasermaterial, Gebrauchsverhalten sowie phy- fort erhöhen. Als Material wählt man meist Nähen auf ein Trägermaterial, auf dessen Unter-
sikalische Kennwerte und erstellt Angaben zum pflanzliche Naturfasern wie Kokos, Sisal oder seite dann eine Schlinge entsteht. Eine dauer-
Gebrauch für den Kunden. Jute. hafte Verbindung ist nur mit einer Rückenbe-
Textile Bodenbeläge unterscheidet man nach schichtung gesichert. Schlingenflorware besteht
DIN EN 1307 in vier Beanspruchungsklassen: Florteppiche aus einem durchlaufenden Faden. Werden die
1 = gering, 2 = normal, 3 = stark, 4 = extrem. Florteppiche haben einen so genannten Flor Schlingen geschnitten, entsteht analog zum
In hochfrequentierten Eingangsbereichen sind als Nutzschicht. In ein Trägermaterial eingewo- Velours so genannte Schnittflorware. Ein großer
textile Bodenbeläge wegen der Verschmutzung ben, bildet der Flor eine dichte, elastische Vorteil dieses Verfahrens ist der bis zu 20-mal
und der daraus resultierenden, begrenzten Schicht aus Fadenstücken, deren Fasern nach schnellere und damit kostensenkende Produkti-
Lebensdauer nicht zu empfehlen. Die Lebens- oben stehen. onsvorgang.
dauer eines Textilbelags hängt stark von der so Bei Velours sind die Garnfäden geschnitten, Das Nadelvliesverfahren verbindet und verdich-
genannten Polrohdichte ab. Die Polrohdichte die Oberfläche besteht aus offenen Enden tet locker übereinanderliegende Vliese mithilfe
ist ein Rechenwert: Polschichtgewicht dividiert (Abb. C 6.18 c und C 6.19 c). Bei Schlingen- von Nadeln zu einem sehr strapazierfähigen

182
Fußböden

Bodenbelag. Balken mit Nadeln stechen dazu Naturfasern C 6.18 Struktur von Teppichen
a Flachteppich
mit hoher Geschwindigkeit in das vorbereitete Naturfaserteppiche unterteilen sich in Teppi-
b Vliesteppich
Vlies, Widerhaken verkreuzen die Vliesschich- che auf der Basis von pflanzlichen und von c Velours
ten untereinander und mit dem Trägergewebe. tierischen Rohstoffen. Allgemein gilt für alle d Schlingenware
Imprägniermittel verfestigen den Faserverbund Naturfaserbeläge, dass mit höherem Komfort- C 6.19 textile Bodenbeläge
weiter. wert eine geringere Widerstandsfähigkeit ein- a Flachteppich (Nadelvlies)
b Schlingenware (Bouclé)
Kugelgarn besteht aus unzähligen Faserku- hergeht. Zudem sind die Teppiche mit höhe- c Velours
geln, die eine reliefartige und sehr robuste rem Komfortwert weniger widerstandsfähig als d Wollteppich
Nutzschicht bilden (Abb. C 6.19 f). vergleichbare mit synthetischen Fasern – ver- e Sisal
Weitere Verfahren wie Wirken, Beflockung, mutlich die Ursache für ihren geringen Markt- f Kugelgarn
Pressen, Kleben usw. werden hier nicht näher anteil.
beschrieben. Für Konservierungszwecke, zur Optimierung
des Anschmutzverhaltens und zum Schutz
Verlegetechniken gegen Motten und anderes Ungeziefer erhal-
Meist werden Teppichböden vollflächig mit ten Naturfasererzeugnisse häufig chemische
dem Untergrund verklebt. Zuvor muss die Rest- Oberflächenbeschichtungen, die auf der
feuchtigkeit von Beton oder Estrichen geprüft Faser haften, während der Nutzung jedoch
werden. Beläge mit Schaumstoffrücken können abgerieben werden.
nur durch Zerstörung vom Untergrund gelöst
werden. Neue Klebstoffe sollen am Teppichbe- Pflanzenfasern
lag haften bleiben und den Austausch erleich- Teppiche aus Pflanzenfasern wie Hanf, Sisal,
tern. Kokos, und Jute werden überwiegend als
flachgewebte Ware angeboten (Abb.
Lose Verlegung C 6.19 e).
Kleinere Flächen können auch lose verlegt Baumwollfasern dagegen eignen sich auch a
oder mit doppelseitigen Klebebändern fixiert als Flor, der im Unterschied zu anderen Belä-
werden. Durch die Nutzung, Temperatur- und gen nicht elastisch ist, jedoch eine ange-
Feuchtigkeitsschwankungen kommt es jedoch nehme Haptik aufweist. Die Teppiche sind
leicht zu Aufbeulungen. Für den Objektbereich, widerstandsfähig und ohne Mottenschutz
insbesondere für Doppelböden, eignen sich so erhältlich.
genannte SL-Fliesen, die aufgrund des schwe-
ren Rückenmaterials lose verlegt werden kön- Fasern tierischer Herkunft
nen und auf diese Weise die Zugänglichkeit Teppiche aus Tierprodukten wie Haaren und
des Doppelbodens sicherstellen. Seide werden hier der Vollständigkeit halber b
genannt. Tierhaare wie Wolle, Kamelhaar etc.
Verspannen haben ein sehr gutes Sorptionsvermögen. Bei-
Mit Nagelleisten ist es möglich, Teppiche zu mischungen zur Wolle, z.B. aus Ziegenhaaren,
verspannen. Diese Nagelleisten werden dicht steigern die Widerstandsfähigkeit des Belags.
an der Wand auf stabilem Untergrund befes-
tigt, die Teppiche dann mit hoher Spannung in Wolle
die Nägel eingehängt. Die Beläge sollten für Wollteppiche bietet der Handel in zwei Quali-
diese Verlegeart einen stabilen Zweitrücken täten an: Schurwolle ist vom Schaf durch c
aus Gewebe aufweisen. Als Unterbelag kommt Scheren gewonnen, Reißwolle ist eine wieder
ein ca. 6 mm dickes Vlies zum Einsatz. Für eine verwendete Wolle. Schurwollprodukte besit-
Verlegung auf Fußbodenheizungen eignet sich zen eine hohe Elastizität, sind schmutzunemp-
diese Methode wegen der Dämmwirkung des findlich und schwer entflammbar. Das hohe
Unterbelags nicht. Das Verspannen ermöglicht Feuchteabsorptionsvermögen von Wolle wirkt
ein wesentlich einfacheres Auswechseln des sich günstig auf das Raumklima aus. Beimi-
Belags, der Komfort und die Lebensdauer des schungen von Kunstfasern erhöhen die Wider-
Teppichs verbessern sich erheblich (bis zu standsfähigkeit von Wollteppichen (Abb.
50 % länger). C 6.19 d). Ein internationales Gütesiegel ist d
Es handelt sich um eine umweltfreundliche das »Wollsiegel«, das für die Nutzschicht eine
Technik, da Befestigungsmittel und Filzunterla- Herstellung aus 100 % Schurwolle garantiert.
ge wiederverwendet werden können.
Synthetische Fasern
Reinigung und Pflege Synthetische Fasern sind Kunststoffprodukte
Teppichböden lassen sich mit Bürsten und von Rohölerzeugnissen. Sie können in der
Staubsaugern reinigen. Zu intensiveren Son- Regel keine Feuchtigkeit aufnehmen. Dies hat
dermaßnahmen gehören Schaumbehandlun- den Vorteil, dass sie gegen Verschmutzungen e
gen und Reinigungen durch Spezialfirmen. Die durch Getränke und ähnliches widerstandsfä-
Verschmutzung ist je nach Farbton, Farbinten- hig sind. Mechanische Aufbereitungsmaßnah-
sität und Muster des Teppichs deutlicher oder men der zunächst glatten Fasern verbessern
weniger deutlich zu erkennen. Fasermaterial die haptische Qualität und die Verschmut-
und Struktur beeinflussen ebenfalls die Reini- zungsresistenz; Beschichtungen der Fasern
gungsfrequenz. Menschen mit Allergien gegen verbessern die elektrostatischen Eigenschaf-
Hausstaub wird von textilen Bodenbelägen all- ten sowie das Anschmutzverhalten oder sollen
gemein abgeraten. vor Verbleichen des Materials schützen.
f C 6.19

183
Fußböden

Eignung f. Fußbodenheizung
Wärmeableitung (Fußwärme)
Grenzspannung kV < 2,0
antistatisches Verhalten

Trittschallverbesserung
Bodenbeläge übliche übliche Rohdichte Flächen- Wärmeleit- Wasser- Baustoffklasse / verfügbare

[EN 1815];
Aufbau- Befestigung gewicht fähigkeit dampf- Brennbarkeits- Beanspruchungsklasse
höhe diffusions- klasse
widerstand
[mm] [kg / m3] [kg / m2] [kW / m2K] [–]
Naturstein
Granit 10 – 30 Mörtel, Dünnbettmörtel 2600–2800 26–84 2,8 10 000 A1/Afl DIN EN 14 157-1– 4 • – •
Marmor 10 – 30 2600–2900 26–87 3,5 10000 A1/Afl (für Natursteinfliesen • – •
Travertin 10 – 30 2400–2500 24–75 2,3 200/250 A1/Afl unter 12 mm Dicke) • – •
Schiefer 10 –15 2700–2800 27–36 2,2 800 /1000 A1/Afl • – •
Betonwerkstein 12 – 50 2200–2400 26–120 1,6 – 2,1 70 /150 A1/Afl • – •
Tonkeramik • •
Steinzeugfliesen 7–15 Mörtel, Dünnbettmörtel 2000–2400 14–36 1,0 100 / 500 1 A1/Afl DIN 14 411-1– 5 • •
Steingutfliesen 5–9 2000 10–18 1,0 100 / 500 1 A1/Afl glasierte Fliesen • •
Spaltplatten 8 – 11 2000–2400 16–26 1,0 –1,05 100 / 500 1 A1/Afl • •
Bodenklinker 10 – 40 Rüttelverlegung, 2000–2200 20–88 0,96 – 1,2 1501 A1/Afl • •
Schlämmen
Holzböden
Vollholzdielen 15 – 40 genagelt, schwimmend 430–760 6–30 0,09–0,21 40 bis B1/ Bfl-s1bis Efl nicht genormt; je nach Holzart • •
Stabparkett 14 – 22 genagelt, verklebt 430–760 6–17,5 0,09–0,21 40 bis B1/ Bfl-s1bis Efl sehr unterschiedlich • •
Mosaikparkett 8 – 10 verklebt 430–760 3,5–7,5 0,09–0,21 40 bis B1/ Bfl-s1bis Efl • • •
Lamellenparkett 10 – 25 verklebt 430–760 4–17 0,09–0,21 40 bis B1/ Bfl-s1bis Efl • •
Fertigparkett 7 – 26 verklebt, schwimmend 740 5–19 0,15 50 /400 bis B1/ Bfl-s1bis Efl DIN EN 14354; 21–23, 31–33 • • •3
Laminatboden 7 –11 verklebt, schwimmend 800 6–9 0,17 1000 / 2500 4 bis B1 / Bfl-s1bis Efl DIN EN 13329; 21–23, 31–33 • •3
elastische Bodenbeläge
Kork 2–6 verklebt, schwimmend 400 – 500 1–3 0,065–0,07 20 /40 bis B1/ Bfl-s1bis Efl DIN EN 685; 21–23, 31–34, • • •3
Kautschuk 2–5 vollfl. / punktuell verklebt 1200 2–6 0,17–0,64 10 000 B1/ Bfl-s1 bis Cfl-s1 41– 43 • •3
Linoleum 2–5 vollfl. / punktuell verklebt 1000 –1200 2–6 0,08–0,17 800 /1000 bis B1/ Cfl-s1 bis Efl • • 2
•3
PVC 2–3 vollfl. / punktuell verklebt 1700 3–5 0,10–0,25 10 000 bis B1/ Bfl-s1 bis Efl 2
•3
Polyolefine 2–3 vollfl. / punktuell verklebt 1500 –1700 3–5 0,23–0,25 10 000 bis B1/ Bfl-s1 bis Efl – •3
textile Bodenbeläge
Teppichböden 5–8 vollfl. / punktuell verklebt 200 1–2 0,06 5 bis B1/ Bfl-s1 bis Efl DIN EN 13071, • •
Nadelvlies 5–6 gespannt 200 1 0,54 5 bis B1/ Bfl-s1 bis Ef 2, 2+, 3, 4 • • •
1
Die Werte gelten für Keramik im Verbund; einzeln z.B. Steinzeugfliese 12 000; Steingutfliese 10 000.
2
mit Träger
3
Bei Verwendung einer Fußbodenheizung ist auf vollflächige Verklebung mit dem Untergrund zu achten.
4
Werte gelten für das einzelne Laminatpaneel ohne Fugen.
C 6.20
Polyamidfasern (PA) granulats wird mit hohem Druck durch eine C 6.20 Kennwerte von Bodenbelägen
Die meistverbreitete Faser weist ein hohe Ver- Düse gepresst, die Fäden durch extremes Zie- C 6.21 Polyamidteppichboden mit fluoreszierender
Beschichtung, »Shining Islands«, Möbelmesse
schleißfestigkeit bei geringer Verschmutzung hen in ihrer Länge vervielfacht. Die Fasern sind Köln (D) 2002, Nether
und gutes Regenarationsvermögen auf. Sie zunächst für die Verarbeitung zu glatt. Sie C 6.22 Ökobilanzdaten von Bodenbelägen
kann durch Kohlenstoff in der Faser zu antista- erhalten deshalb in der Aufbereitung eine Tex-
tischen Belägen aufgerüstet werden. Aufgrund tur und werden dann zum Garn versponnen.
ihrer hohen Widerstandsfähigkeit werden so Eine Einfärbung kann in jeder Phase der Tep-
genannte Sauberlaufteppiche für Eingangsbe- pichherstellung erfolgen.
reiche aus Polyamidfasern gefertigt.
Mischgewebe
Polyacrylnitrilfasern (PAN) Grundsätzlich können alle Garne in beliebigen
Diese Faser hat ähnliche haptische Eigen- Mischungen für die Teppichherstellung einge-
schaften wie Wolle, ist jedoch abriebfester. setzt werden. Da sich die Eigenschaften pro-
portional zum Mischungsverhältnis einstellen,
Polyesterfasern (PES) sind Optimierungen leicht zu erreichen. Je
Polyesterfasern bieten neben hoher Wider- nach Einsatzgebiet werden z.B. Naturfasern mit
standsfähigkeit eine glänzende Oberfläche. Die widerstandsfähigeren Synthetikfasern gemischt
Feuchtigkeitsaufnahme ist gering. oder Synthetikfasern erreichen durch Beimi-
schen von Naturfasern eine angenehmere Hap-
Polypropylenfasern (PP) tik.
Polypropylenfasern sind feuchtigkeitsabsto-
ßend und UV-stabil, also auch für Außenberei- Ausblick
che und Feuchträume geeignet. Das Regene- Textile Bodenbeläge können durch Farbbe-
rationsvermögen ist gering, sodass diese Faser schichtungen und strukturelle Maßnahmen an
bevorzugt bei Faservliesen angewendet wird. der Faser einen dreidimensionalen Eindruck
erzeugen. Abb. C 6.21 zeigt ein Beispiel für
Garnherstellung Synthetikfasern mit fluoreszierenden Eigen-
Eine Schmelze des entsprechenden Kunststoff- schaften.
C 6.21

184
Fußböden

Bodenbeläge PEI PEI GWP ODP AP EP POCP Dauer-


Schichtaufbau Primärenergie Primärenergie Klima- Ozon- Ver- Über- Sommer- haftigkeit
* Datenherkunft siehe Ökobilanzierung, S. 100 nicht ern. erneuerbar gase abbau sauerung düngung smog
[MJ] [MJ] [kg CO2 eq] [kg R11 eq] [kg SO2 eq] [kg PO4 eq] [kg C2H4 eq] [a]

Naturstein

Kalkstein* 16 0,7 1,0 0 0,0050 0,00041 0,0010 70 – 100


Kalksteinplatten 305 / 305 mm, verfugt MG III, 10 mm
Dünnbettmörtel, 3 mm

Schiefer* 43 1,1 3,5 0 0,015 0,0016 0,0020 70 – 100


Schieferplatten 300 / 300 mm, verfugt MG III, 20 mm
Mörtelbett MG II, 12 mm

Keramische Bodenbeläge
Cotto 137 3,2 14 0 0,043 0,0051 0,052 40 – 80
Cotto-Platten geölt 300 / 300 mm, verfugt MG III, 15 mm
Mörtelbett MG II, 12 mm

Fliesen glasiert* 162 5,1 5,3 0 0,053 0,0044 0,0080 40 – 80


Fliesen glasiert 100 / 200 mm, verfugt MG III, 8 mm
Dünnbettmörtel, 3 mm

Vollholzprodukte und Holzwerkstoffe

Langstabparkett 66 447 -42 0 0,026 0,0030 0,14 20 – 50


Langstabparkett Buche geölt, 22 mm
Kleber Alkydharzbasis

Mosaikparkett 79 174 -13 0 0,041 0,0035 0,0050 20 – 50


Mosaikparkett Eiche versiegelt, 8 mm
Kleber Alkydharzbasis

Holzdielen 84 487 -44 0 0,033 0,0036 0,10 20 – 50


Holzdielen Lärche geölt, genagelt, 19,5 mm
Lagerholz, 80 / 80 mm
Schüttung Korkschrot, 50 mm

Fertigparkett 74 311 -27 0 0,033 0,0033 0,057 20 – 50


Fertigparkett Buche, 15 mm
Kleber PUR-Basis

Laminat 91 54 -2,6 0 0,037 0,0028 0,0050 10 – 15


Laminat Melaminharzbeschichtung, 8 mm
Kleber, PUR-Basis
Polyethylenvlies (PE)

Elastische Bodenbeläge

Linoleum 24 29 -0,4 0 0,011 0,0014 0,0020 15 – 40


Linoleumbahn, 2,5 mm
Kleber Polyvinylacetat (PVAC)

Kautschuk 702 15 21 0 0,19 0,016 0,078 15 – 40


Kautschukbahn ohne Einlage synthetisch, 4,5 mm
Kleber PUR-Basis

Kork gewachst 22 54 -5,2 0 0,010 0,0022 0,11 15 – 40


Korkplatten gewachst, 6 mm
Kleber Latexbasis

PVC 118 23 9,9 0 0,066 0,0059 0,0070 15 – 30


PVC-Bahn, 2 mm
Kleber Polyvinylacetat (PVAC)

Textile Bodenbeläge

Teppich, Sisal natur 164 33 3,3 0 0,047 0,0038 0,10 5 – 15


Teppich Sisal natur, Naturlatexrücken, 6 mm
Kleber Alkydharzbasis

Teppich, Schurwolle 39 27 -1,1 0 0,011 0,00081 0,082 5 – 12


Teppich Schurwolle, Schlinge, 6 mm
Jutefilz
Kleber Polyvinylacetat (PVAC)

Teppich, vollsynthetisch 225 5,2 7,3 0 0,079 0,0077 0,027 5 – 12


Teppich Schnittflor, Schaumrücken, 7 mm
Kleber Polyvinylacetat (PVAC)
C 6.22

185
Oberflächen als Grenze von Materialien zur Oberfläche die Wirkung der Architektur maß-
Oberflächen und Umwelt regen die Sinne des Menschen an. geblich.
Zunächst dominiert die visuelle Wirkung der
Beschichtungen Oberfläche. Sie ist von der Oberflächenstruktur Im alten Ägypten und später in Griechenland
abhängig, die z.B. glatt, glänzend, rau, wellig wurden Skulptur und Architektur mit symbol-
oder mit Ornamenten versehen sein kann. hafter Farbgebung versehen. Im antiken Rom
Durch einfallendes Licht, Farbe und Reflexion ahmten plastische Putz- oder Stuckschichten
kann ein Gegenstand oder ein Gebäude Marmor- und Ziegelverkleidungen nach. Im
schwer bis entmaterialisiert erscheinen. Zusätz- Barock inszenierte man das Zusammenspiel
liche haptische, akustische, manchmal auch von Architektur, Malerei, Plastik und Orna-
olfaktorische Sinneswahrnehmungen, die ein ment.
Material auslöst, beeinflussen die Qualität eines Der Klassizismus, die Gegenbewegung zu
Gegenstands über seinen konstruktiven und Spätbarock und Rokoko, war zurück zur Antike
funktionalen Nutzen hinaus. gewandt. In dieser Epoche ging man, ideolo-
gisch motiviert, von der »weißen Antike« aus.
Die Oberflächen der Gebäudehülle sind star- Weiß stand als Metapher für Ehrlichkeit und
ken Beanspruchungen ausgesetzt. Klimatische Reinheit in der Architektur.
und umweltbedingte Einflüsse verändern sie im In den 1920er- und 1930er-Jahren galten
Laufe der Zeit ebenso wie die Spuren des täg- reine, weiße Beschichtungen als Ideal, um
lichen Gebrauchs. Einige Materialien besitzen nicht von der formalen und konstruktiven Baui-
die Qualität zu altern und Patina anzusetzen, dee abzulenken. Zur gleichen Zeit nutzte
andere bedürfen regelmäßiger Erneuerung Bruno Taut Farbe als preiswertes Gestaltungs-
oder Pflege, um nicht zu verfallen. Soweit keine mittel. Indem er ihr eine symbolische und emo-
alterungsbeständigen oder Patina ansetzenden tionale Bedeutung beimaß, bewirkte er eine
Baustoffe verwendet werden, hängt die Dauer- neue soziale Identifikation mit dem Gebäude.
haftigkeit und somit der Sachwerterhalt der Der Polychromie zugewendet, äußerte sich Le
Materialien von den Instandhaltungszyklen der Corbusier: »Die Farbe in der Architektur, ein
Beschichtungen ab, die sie schützen. ebenso kräftiges Mittel wie der Grundriss und
Beschichtungen verlängern unsichtbar die der Schnitt. Oder besser: Die Polychromie, ein
Dauerhaftigkeit oder verändern die Eigenschaf- Bestandteil des Grundrisses und des Schnit-
ten von Materialien. Sie veredeln den Unter- tes selbst.«
grund, indem sie das Materialtypische hervor-
heben, oder sie schützen ihn deckend.
Farbe
Flüssige oder pastöse Beschichtungsstoffe und
Putze werden ein- oder mehrlagig aufgetragen Das Wort Farbe ist mehrdeutig und wird im all-
und bilden ein auf den Untergrund abgestimm- gemeinen Sprachgebrauch, aber auch von
tes Schutzsystem. Zugemischte Pigmente und Fachleuten für unterschiedliche Sachverhalte
Füllstoffe aus Gesteinsmehlen tragen zur farbi- verwendet. Daraus ergeben sich viele Miss-
gen Gestaltung bei. Obwohl Beschichtungen verständnisse. DIN 5033 definiert Farbe als
nur einen geringen Anteil der Baukosten eines Sinnesempfindung. Sie ist damit keine physi-
Gebäudes ausmachen, bestimmt die gestaltete kalische Eigenschaft von Gegenständen.
Trotzdem bezeichnen Technik und Handwerk
Beschichtungsstoffe als Farben (z.B. Lack-
oder Dispersionsfarbe). Diese und ähnliche
Bezeichnungen sind unscharf und deshalb als
Fachbegriffe ungeeignet.

Farbe sehen
Weißes Licht besteht aus elektromagnetischer
Strahlung der Wellenlängen von 380 bis 780
nm. Isaak Newton zerlegte 1705 das weiße
Licht systematisch mithilfe eines Glasprismas
in seine einzelnen Wellenlängen, das Spek-
trum. Daraus resultieren die monochromati-
schen Spektralfarben Violettblau, Cyanblau,
Grün, Gelb und Orangerot. Beide Enden des
Spektrums weisen visuelle Ähnlichkeiten auf,
sodass sie zusammengefügt einen Farbkreis
bilden. Alle weiteren Farben werden aus den
Spektralfarben gemischt, Magentarot bei-
spielsweise durch das Übereinanderblenden
C 7.1 Torres de Satélite, Mexiko-Stadt (MEX) 1957, von Orangerot und Violettblau. Erst wenn die
Luis Barragán Lichtstrahlen in das Auge des Menschen tref-
C 7.2 NCS-Farbkörper mit Farbdreieck
C 7.3 NCS-Farbkreis
fen und im Gehirn einen Farbreiz auslösen,
C 7.4 Kloster La Tourette, Eveux-sur-Arbresle (F) kann der Betrachter die Farben benennen und
1960, Le Corbusier ins Verhältnis zueinander setzen.
C 7.1

186
Oberflächen und Beschichtungen

Zwei grundlegende Erscheinungsformen von


Farbe führen zur Farbempfindung des Men-
schen: Selbstleuchtende Farben erzeugen
den Farbreiz, indem das farbige Licht einer
Strahlungsquelle direkt oder durch einen Filter
in das Auge gelangt. Körperfarben lösen
einen Farbreiz aus, wenn ein Teil des Lichts
an der Oberfläche eines Gegenstands reflek-
tiert wird und dann auf die Netzhaut trifft.
Ein Gegenstand, der alles Licht absorbiert,
erscheint schwarz. Die Farbwirkung von Kör-
perfarben steht immer in Bezug zu anderen
Farben und hängt zudem von der Farbe des
auftreffenden Lichts ab.

Farbe mischen C 7.2 C 7.3


Durch Mischen von zwei oder mehreren Far-
ben entsteht eine neue Farbe. Prinzipiell baut sich der halbkugelförmige Farbkörper auf. Mischverhältnis, sondern auf der visuellen
unterscheidet man zwei Mischarten: Die addi- Zum DIN-Farbton (T) kommt die DIN-Sätti- Bewertung. Daher wird es branchenübergrei-
tive Farbmischung geschieht durch Mischen gungsstufe (S): 0 (unbunt) bis 6 (bunt), sowie fend angewendet. Auf dem 40-teiligen NCS-
von Farblichtern. Die additiven Grundfarben die Dunkelstufe (D): 0 (weiß) bis 10 (schwarz). Farbkreis (Horizontalschnitt in der Mitte des
dafür sind Violettblau, Grün und Orangerot. Das Farbkennzeichen T : S : D im DIN-Farbsys- Farbkörpers) verteilen sich die Grundfarben
Die subtraktive Farbmischung erfolgt durch tem lautet beispielsweise 21: 4 : 3 und ist ein Gelb (Y), Rot (R), Blau (B) und Grün (G) auf
Körperfarben in Form von Pigmenten oder heller Grünton. seine Quadranten (Abb. C 7.3). Der vertikale
Farbstoffen. Aus den Grundfarben Gelb, Schnitt durch den Farbkörper bildet ein Dreieck
Magentarot und Cyan läßt sich jede beliebige RAL-Farbsammlung, RAL-Farbsystem mit Weiß (W), Schwarz (S) und einem Farbton
Farbe mischen. Beide Mischarten bilden Die klassische RAL-Farbsammlung beinhaltet des Farbkreises. Dazwischen liegen die ver-
einen Zusammenhang, denn zwei additive voneinander unabhängige Farben, die mit schiedenen Nuancen (Abb. C 7.2).
Grundfarben ergeben gemischt eine subtrak- einem willkürlichen vierstelligen Zahlencode Die Bezeichnung eines Farbtons basiert auf
tive Grundfarbe und umgekehrt; Orangerot und einem beschreibenden Namen versehen dem Bezug zu den sechs Grundfarben. 20 50
und Grün z.B. ergeben Gelb, aus den sub- sind, z.B. RAL 3000 Feuerrot. R10B bedeutet: 20 % Schwarzanteil, 50 % Bunt-
traktiven Grundfarben Gelb und Blau entsteht Das RAL-Farbsystem dagegen enthält 1688 anteil vom Buntton des Farbkreises, in diesem
die additive Grundfarbe Grün. messtechnisch ermittelte Farben. Sie positio- Fall Rot mit 10 % Blauanteil.
nieren sich in einem Farbkörper, geordnet nach
Farbsysteme dem Winkel des Farbtons im Farbkreis, der Farbräume (CMYK, RGB)
Der Mensch kann ca. 10 Millionen Farben Helligkeit und der Sättigung in Prozent. Die drei Für Design, grafische Anwendungen und zur
unterscheiden. Um sie eindeutig und nach- Kennwerte bilden eine siebenstelligen Zahlen- Erstellung von Druckerzeugnissen ergänzen
vollziehbar zu beschreiben, zieht man im All- kombination, z.B. RAL 190 70 40. z.B. die Pantonefarben die Grundfarben Cyan,
gemeinen drei Kennwerte zur Charakterisie- Magenta, Gelb und Schwarz des CMYK-Farb-
rung der Farbempfindung heran: Farbton, Natural Colour System (NCS) raums. Auf Bildschirmen leuchten die Lichtfar-
Helligkeit und Sättigung. Beim NCS-System basieren die Positionen der ben des RGB-Farbraums, die additiv aus Rot,
Der Farbton ergibt sich aus der Lage im 1950 Farben nicht auf einem festgelegten Grün und Blau gemischt werden.
Spektrum oder im definierten Farbkreis. Die
Helligkeit einer Farbe bezeichnet ihre Leucht-
stärke. Die Sättigung beschreibt die Farbig-
keit des Farbtons in Bezug auf seine Hellig-
keit. Diese drei Kennwerte bilden die Basis für
verschiedene Farbsysteme, dreidimensional
dargestellt in Farbkörpermodellen, z.B. im
NCS-Farbkörper (Abb. C 7.2). Die Modelle
arbeiten mit einer Auswahl von Farbmustern
und Zahlencodes, die annähernd einer gleich-
mäßigen Abstufung im Farbkörper entspre-
chen. Für den Architekten bilden die herstelle-
runabhängigen Farbsysteme das wichtigste
Kommunikationsmittel zur Verständigung mit
Bauherr, Ausführendem und Hersteller. Im
Folgenden werden einige gängige Farbsyste-
me mit ihrer unterschiedlichen Art und Weise
der Farbtonbeschreibung vorgestellt.

DIN-Farbsystem
Die Körperfarben im 24-teiligen Farbkreis sind
empfindungsgemäß in gleichen Abständen
festgelegt. Die Nummerierung beginnt bei
Gelb mit 1 und geht über Rot (7), Blau (16)
und Grün (22) zurück nach Gelb. Darüber
C 7.4

187
Oberflächen und Beschichtungen

Bindemittel für Putzmörtel Putze für Sonderzwecke

Leichtputz Schlämmputz
organische Bindemittel anorganische Bindemittel Wärmedämmputz Magnetputz
Sanierputz Strahlenschutzputz
Reinacrylatpolymere Gips Akustikputz
Styrol-Acrylatpolymere Anhydrit Brandschutzputz Wärmedämm-
Vinylacetat-Copolymere Luftkalk Putz als verbundsystem
Silikonharz hydraulischer Kalk Latentwärmespeicher
Zement Opfer- / Kompressenputz
Lehm / Ton Sperrputz
Silikate

C 7.5 C 7.6

Putze die Verarbeitungseigenschaften und die Ver- fizierung auf entsprechende Stoffkomponenten
festigung. schließen und ein folgerichtiges Putzsystem
Putz übernimmt funktionale und gestaltprägen- • Beigemischte Faserstoffe wirken einer mög- aufbauen. Um diesen Mangel zu beheben, ist
de Aufgaben an Außen- und Innenflächen von lichen Rissbildung entgegen. im April 2005 die Vornorm DIN V 18 550 (auf-
Gebäuden. Er soll mechanischen und klimati- • Lichtechte, kalk- und zementbeständige Pig- bauend auf der alten DIN 18 550) erschienen.
schen Beanspruchungen standhalten, den mente färben den Putz ein. Putze mit dunkler Sie berücksichtigt beide Normungen, stellt
Putzgrund vor Zerstörung durch Wasser und Oberfläche erfahren eine stärkere thermische Putzmörtelgruppen der neuen Klassifizierung
Frost schützen und Feuchtigkeitsanreicherun- Beanspruchung als helle, insbesondere bei gegenüber und nennt in diesem Zusammen-
gen im und am Bauteil verhindern. Bauteilen mit hoher Wärmedämmung und hang Bindemittel und Anwendungsgebiete
Mit der Stärke der Wassereinwirkung steigen hoher Sonneneinstrahlung. (Abb. C 7.10). Die nachfolgenden Aussagen
im Allgemeinen auch die Anforderungen an • In Gipsputzmörtel eingemischte Latentwär- beziehen sich auf DIN V 18 550.
den Putz. Was den Untergrund (Substrat) mespeicher (Phase Changing Materials
betrifft, beeinflussen Festigkeit, Schwind- und PCM), z.B. in Form von mikroverkapselten Anwendungsbereiche
Rissverhalten, Saugfähigkeit und Wärmeleitfä- Paraffinen, tragen zur passiven Gebäudeküh- Entsprechend der Lage im Bauwerk und der
higkeit die Auswahl des jeweils geeigneten lung bei. daraus resultierenden Beanspruchungen unter-
Putzsystems. • Zusatzmittel bestimmen – ähnlich wie bei scheidet man Außenputz und Innenputz.
Beton – Fließverhalten, Abbindezeit, Haftung
Stoffkomponenten und Dichtheit des Putzmörtels bzw. des ver- Außenputz
Ein- oder mehrlagig an Wänden und Decken festigten Putzes. Die mittlere Dicke des meist zweilagigen
aufgetragener Putzmörtel erreicht erst nach Außenputzes beträgt 20 mm (einlagig 15 mm).
dem Verfestigen am Bauteil seine geforderten Lieferformen Bei normaler klimatischer Beanspruchung kann
Eigenschaften. Diese hängen von den Stoff- Werkmörtel liefert der Hersteller gebrauchsfer- der Putz als Bindemittel Kalkhydrat enthalten
komponenten insbesondere der Bindemittel, tig in verarbeitbarer Konsistenz an die Baustel- (MG P I, MG P II). Bei ungünstiger Bewitterung
deren Mengenverhältnis und der Art der Ver- le. Pulverförmige Werktrockenmörtel aus Silo sollte der Putz wasserabweisende Eigenschaf-
festigung ab: oder Papiersack werden vor der Verarbeitung ten besitzen (MG P II, Zusatzmittel, weitere
mit der angegebenen Menge Wasser ver- Beschichtung). Im Sockelbereich und unter der
• Mineralische Bindemittel, mineralische Putze mischt. Nur noch selten erfolgt die Zusammen- Erdoberfläche werden feste, kaum saugende
und deren Mischungen werden in stellung der einzelnen Stoffkomponenten zu Zementmörtel (MG P III) verwendet.
DIN V 18 550 genannt. Zu den mineralischen Baustellenmörtel vor Ort.
Bindemitteln zählen Baukalk, Zement, Bau- Innenputz
gips, Anhydritbinder, Putz- und Mauerbinder. Klassifizierung nach DIN 18 550 und EN 998-1 Innenputze für Wände und Decken werden bei
Lehm, Silikat und andere Bindemittel finden DIN 18 550 verknüpft die bauphysikalischen normaler Luftfeuchtigkeit in der Regel mit Putz-
ungenormt ebenfalls Verwendung als Putz- Eigenschaften von Werkmörtel eng mit dem mörtel der Gruppen MG P IV und MG P V einla-
mörtel (Abb. C 7.5). Bindemitteltyp. So werden den Putzmörtelgrup- gig in 15 mm Dicke ausgeführt. Sie bilden eine
• Organische Bindemittel in Form von disper- pen MG P I bis MG P V entsprechende Binde- ebene, saugfähige, wasserdampfdurchlässige
gierten oder gelösten Polymerisatharzen mittel und Mischungsverhältnisse zugeordnet. Schicht, die auch als Untergrund für Beschich-
ergeben zusammen mit Füllstoffen Beschich- Einsatzgebiete lassen sich aufgrund ihrer unter- tungen und Tapeten dient.
tungen mit putzartigem Aussehen; sie wer- schiedlichen Festigkeit und Wasserdampfdiffu-
den auch Kunstharzputze genannt. sionsfähigkeit definieren. Putzsysteme
• Mineralische und organische Zuschläge Unter einem Putzsystem versteht man den
unterscheiden sich in ihrem Gefüge und bil- EN 998-1 ersetzt u.a. die Putzmörtelgruppen Untergrund und die darauf abgestimmten Putz-
den, abhängig von Korngröße und Putzwei- durch eine Klassifizierung nach Druckfestigkeit lagen. Grundsätzlich sollte die Druckfestigkeit
se, charakteristische Oberflächenstrukturen. (CS I bis CS V), kapillarer Wasseraufnahme der Putzschichten nach außen hin abnehmen
Nicht enthalten sein dürfen Bestandteile, die (W 0, W 2, W 3) und Wärmeleitfähigkeit (T 1, und nicht höher als die des Untergrunds sein.
Druckfestigkeit und Dichtheit negativ beein- T 2). Sie führt neue Kurzzeichen für Putzmörtel- Der Untergrund nimmt so Spannungen bei tem-
flussen oder zu Abplatzung, Verfärbung und arten nach Eigenschaft und Verwendungs- peraturbedingtem Schwinden und Quellen auf,
Ausblühung führen – z.B. abschwemmbare zweck ein. Diese neue Klassifizierung weist ohne Rissbildung oder Abscheren des Putzes
und quellbare Stoffe, Salze, Säuren und Überschneidungen bei den Druckfestigkeits- zu verursachen. Die diffusionsäquivalente Luft-
Schwefelverbindungen. werten auf, Bindemittel werden nicht genannt. schichtdicke sd darf den Wert 2,0 m bei keinem
• Das Anmachwasser steuert die Viskosität, Daher kann der Anwender nicht von der Klassi- Putz überschreiten.

188
Oberflächen und Beschichtungen

Putzgrund / Putzträger Kalkputze eignen sich für fast alle saugenden


Die vielfältigen Baustoffe von Ziegelmauerwerk, Untergründe. Sie binden Schadstoffe aus der
Porenbeton, Holz, Faser- und Dämmplatten bis Luft, wirken desinfizierend und sind diffusionsof-
hin zu Altputz erfordern eine entsprechende fen. Geringe Mengen an Polymerdispersionen
Oberflächenbeschaffenheit (Rauigkeit, Saugfä- und Zement (Kalkzementmörtel) beschleunigen
higkeit, Tragfähigkeit), damit der aufgetragene die Erhärtung und führen zu wasserhemmenden
Putz mit dem Untergrund einen dauerhaften Ver- Eigenschaften. Beigemischter Gips erhöht die
bund eingeht. Eignen sich die Untergründe auf- Festigkeit des Putzes (Abb. C 7.8).
grund von Unebenheit, geringer Haftfähigkeit
und Festigkeit nicht für einen direkten Putzauf- Zementputz
trag, wird ein flächiger Putzträger am tragenden Zementmörtel (GM P III) werden in Bereichen
Bauteil befestigt, z.B. Drahtgewebe, Ziegeldraht- angewendet, wo hohe Feuchtigkeitsresistenz
gewebe, Rippenstreckmetall, Schilfrohrmatten, gefordert ist, z.B. an Kellerwänden und im
Kunststoff- oder Glasfasergewebe. Sockelbereich. Rückseitige Feuchtigkeit vom
Für Ecken, Laibungen und Übergänge zu ande- Untergrund löst jedoch den Zementputz ab.
ren Baustoffen werden Putzschienen eingesetzt. Auch Putzflächen mit hoher mechanischer Bean-
Sie schützen die Kanten, stellen ein Richtmaß spruchung und Waschputz werden mit dem fes- C 7.7
für die Putzdicke und eine Hilfe zur Herstellung ten, starren Zementputz ausgeführt. Für Innen-
einer planen Oberfläche dar. räume eignen sie sich wegen der geringen Sorp-
tionsfähigkeit nur bedingt. Beigegebener Kalk
Unter- / Oberputz (Zementkalkmörtel) verbessert Elastizität, Dampf-
Der Unterputz gleicht Unebenheiten des Unter- durchlässigkeit und Wasseraufnahmefähigkeit.
grunds aus und stellt im Außenbereich den gefor-
derten Feuchtigkeitsschutz sicher. Er nimmt Lehmputz
Spannungen auf, ohne zu reißen. Lehmmörtel besteht aus Tonmineralien, Wasser
Der Oberputz besitzt im Außenbereich je nach und feinem Sand. Er eignet sich als Unterputz
Beanspruchungsgruppe wasserhemmende bis und Innenputz. Während der Verfestigung ver-
wasserabweisende Eigenschaften mit dem Ziel, dunstet das Wasser und verringert das Volu-
Feuchtigkeit aus Niederschlag nicht in die unte- men. Tierhaar- oder Pflanzenfasern als Füllstoff
ren Putzschichten dringen zu lassen. Gleichzei- verhindern mögliche Schwundrisse. Lehmmörtel
tig soll Wasserdampf von innen nach außen bindet nicht ab, allein der Wassergehalt
gelangen, damit das Bauteil schnell austrocknet. bestimmt den Grad der Verfestigung. Lehmmör-
Der Oberputz prägt das Gebäude durch seine tel haftet gut und lässt sich modellierend verar-
Farb- und Oberflächenstruktur (siehe S. 191). beiten. Durch seine hohe Wasseraufnahmefä- C 7.8
C 7.5 systematische Darstellung von Bindemitteln für
Per Hand oder mit Putzmaschinen erfolgt das higkeit entsteht ein angenehmes Innenraumkli- Putzmörtel
Aufbringen des Putzmörtels, per Hand das Ver- ma. Im Außenbereich schützen Zusätze oder C 7.6 systematische Darstellung von Putzen für Sonder-
ziehen. Die vorausgegangene Lage muss fest Oberputze der MG P II und MG P III den Lehm- zwecke
und trocken sein, um die Haftung der nächsten putz vor Feuchtigkeitseinwirkung. Verschiedene C 7.7 plastische Fassadengestaltung, Wohnhaus,
Wien (A) 2003, Rüdiger Lainer
sicherzustellen und Schwindrisse zu vermeiden. Zuschläge und Pigmente ermöglichen eine viel-
C 7.8 Kalkputz in verschiedenen Putzweisen, Bern-
fältige Gestaltung. hardskapelle, Owen (D) 2002, Hans Klumpp
Gipsputz C 7.9 Bruchsteinmauerwerk und Beton, weiß bes-
Aus Baugips nach EN 13 279 entsteht durch Putz auf Basis von Polymerdispersionen chichtet, das »gelbe Haus«, Flims (CH) 2001,
Mischung mit Wasser, Sand und Kalk in unter- Beschichtungsstoffe mit putzähnlichem Ausse- Valério Olgiati
schiedlichen Masseanteilen Gipsmörtel, Gips- hen werden im allgemeinen Sprachgebrauch
sandmörtel, Gipskalkmörtel oder Kalkgipsmörtel Kunstharzputze oder pastöse Putze genannt.
(MG P IV). Für Innenräume verwendet man Sie bestehen aus dispergierten oder gelösten
hauptsächlich einen einlagigen, sehr gut haften- Polymerisatharzen als Bindemittel sowie organi-
den Spritzputz. Gipsputz reguliert die Luftfeuch- schen oder anorganischen Füllstoffen mit über-
tigkeit im Innenraum, ist aber nicht feuchteresis-wiegendem Kornanteil > 0,25 mm. Den Putz-
tent und eignet sich daher nicht für Feuchträu- mörtel liefert der Hersteller gebrauchsfertig. DIN
me. V 18 550 teilt die Putze nach Anforderungen in
Bei sehr hohen Temperaturen (z.B. bei Bränden) P Org 1 (für Außen- und Innenputze) und
verliert Gipsputz (Baustoffklasse A) das moleku- P Org 2 (für Innenputze) ein.
lar gebundene Wasser und verbraucht dabei Die Vorteile von polymerisatharzgebundenen
Wärmeenergie. Das entstandene Halbhydrat Putzmörteln liegen bei guter Haftung (für viele
wirkt wärmedämmend als Brandschutz. Untergründe geeignet), geringer Rissanfällig-
keit, dünnen Schichten (2–6 mm), unzähligen
Kalkputz Farbtönen und Schlagregendichtheit. Um die
DIN EN 459-1 gliedert Baukalke in Luftkalke und Hafteigenschaften weiter zu verbessern, benöti-
hydraulische Kalke. Sie stellen das wichtigste gen sie eine zuvor auf den Untergrund applizier-
mineralische Bindemittel für Putze dar. Putze mit te Grundbeschichtung. Polymerisatharzgebun-
Luftkalk (MG P I) erhärten mit Wasser und CO2 dene Putzmörtel werden bei Wärmedämmver-
aus der Luft und sind danach wetterbeständig. bundsystemen und auch auf schon vorhande-
Putze mit hydraulischem Kalk (MG P II) erhärten nen mineralischen Putzen als Oberputz verwen-
auch unter Wasser. Im Vergleich zu Luftkalken det. Je nach Korngröße und Putzweise entste-
besitzen sie eine höhere Festigkeit und Wider- hen Oberflächenstrukturen wie bei minerali-
standsfähigkeit gegen Feuchtigkeit. schem Kratz-, Reibe- oder Spritzputz.
C 7.9

189
Oberflächen und Beschichtungen

Putze für Sonderzwecke Putz muss gut auf dem Untergrund haften, bei renbildner die Rohdichte der zement- oder
glatten Oberflächen helfen Putzträger. Grund- trasskalkhaltigen Putzmörtel erheblich verrin-
Die folgenden Putze werden für bestimmte sätzlich liegen die Putzdicken für Unter- und gern.
Anwendungsgebiete verarbeitungsfertig im Oberputz insgesamt zwischen 15 und 65 mm.
Werk hergestellt (Abb. C 7.6). Ihre Zusammen- Bei Stahlstützen können Feuerwiderstands- Putz als Latentwärmespeicher
setzung wird nicht durch einen eigenschaftge- klassen bis F 180-A erreicht werden. In Gips- oder Zementmörtel für den Innenbe-
benden Bindemitteltyp bestimmt, vielmehr reich eingemischt, kappen mikroverkapselte
resultieren die Eigenschaften aus dem Zusam- Akustikputz PCM (Phase Changing Materials) sommerliche
menspiel der ausgewählten Stoffkomponen- Ebenso wie bestimmte Wand- und Deckenbe- Temperaturspitzen. Eine 30 mm dicke Putz-
ten. Technische Merkblätter geben Hinweise kleidungen wirkt Akustikputz schallabsorbie- schicht mit 30 % PCM erreicht ein Wärmespei-
bezüglich Schichtaufbau, Wasserzugabe, Ver- rend auf die Raumakustik. Häufig werden chervermögen, das dem von 180 mm Beton
arbeitungszeit und -temperatur. Spritzputze auf hydraulischer Bindemittelbasis entspricht. Den Bereich des Phasenüber-
mit porösen Zuschlägen verwendet. Die dar- gangs, in dem die Energieaufnahme der Par-
Leichtputz aus resultierende Struktur besitzt eine geringe affinkapseln stattfindet, kann man beeinflus-
Als Leichtputz bezeichnet man mineralisch Stoßfestigkeit. Der absorbierte Frequenzbe- sen. Er liegt üblicherweise zwischen 23 und
gebundene Putzmörtel der Mörtelgruppen reich des Schalls kann durch unterschiedliche 26 °C. Die gespeicherte Energie wird durch
MG P I und MG P II mit einer Trockenrohdichte Systemaufbauten gesteuert werden. Er lässt Nachtlüftung wieder abgeführt. Teilweise ist
von 600 bis 1300 kg / m3, mineralischen oder sich z.B. auf massiven Untergründen oder auf eine Kopplung mit aktiver Bauteilkühlung mög-
organischen Zuschlägen und porigem Gefü- Holzwolleplatten auftragen. lich. PCM tragen ohne Mehrgewicht zur ther-
ge. Die leichten Zuschläge beeinflussen Wär- mischen Speichermasse bei, sie ersetzen
meleitfähigkeit, Druckfestigkeit und E-Modul. Sanierputz jedoch nicht die Wärmedämmung.
Der Leichtputz ist in Hinblick auf Festigkeit Sanierputz wird angewendet, um feuchtes,
und Verformungsfähigkeit abgestimmt auf die salzhaltiges Mauerwerk trockenzulegen. Der Wärmedämmputz
Eigenschaften von wärmedämmendem Mauer- sehr große Luftporengehalt (> 40 Vol. %) Neben seinen schützenden und gestaltgeben-
werk aus Porenbeton, porösen Ziegeln oder ermöglicht das Auskristallisieren der Salze im den Eigenschaften verbessert Wärmedämm-
Leichtbeton. Putz, während der Wasserdampf nach außen putz bei einschaligen Konstruktionen zusätz-
verdunstet, ohne Ausblühungen zu verursa- lich die Wärmedämmung. Er besteht aus
Brandschutzputz chen. Ein Sanierputz von 20 mm Dicke lagert einem wasserhemmenden, wärmedämmen-
Unterliegen bestimmte Bauteile einem höheren ca. 2 – 6 kg Salz pro Quadratmeter ein. den Unterputz und einem wasserabweisenden
Brandschutz, können sie mit einem Brand- Der WTA (wissenschaftlich-technischer Oberputz. Nach DIN V 18 550 gelten Putze mit
schutzputz versehen werden. Die Feuerwider- Arbeitskreis für Denkmalschutz und Bauwerks- einem Rechenwert der Wärmeleitzahl
standsdauer hängt vom Putzmörtel und seiner sanierung) definiert Sanierputz allgemein als ¬ ≤ 0,2 W / mk als Wärmedämmputz. Er wird
Dicke ab. Gipsputz (MG P IV) enthält che- Werktrockenmörtel zur Herstellung von Putzen mit mineralischen Leichtzuschlägen oder
misch gebundenes Wasser, das bei Erwär- mit hoher Porosität und Wasserdampfdurch- expandiertem Polystyrol und mineralisch
mung frei wird und so das Bauteil temporär lässigkeit bei gleichzeitig stark verminderter gebundenem Werkmörtel hergestellt (Trocken-
kühlt und die Brandausbreitung verlangsamt. kapillarer Leitfähigkeit. Im Merkblatt 2-2-91 rohdichte ρ < 0,6 kg / dm3). Die Schichtdicke
Mörtel der Putzmörtelgruppe MG P II können des WTA ist er näher spezifiziert. des mehrlagig aufgebrachten Unterputzes
nicht brennbare, poröse, wärmedämmende Zum vollständigen Aufbau von Sanierputz liegt zwischen 30 und 80 mm.
Zuschläge enthalten, z.B. Perlite oder Vermi- gehören Spritzbewurf, Grundputz, Sanierputz Der Oberputz aus MG P I oder MG P II ist 8 –
culite, die ebenfalls ein temperaturbedingtes und Oberputz, wobei während des Mischvor- 15 mm dick. Aufgrund der dünnen Deck-
Versagen von Stahlbauteilen verzögern. Der gangs physikalische oder chemische Luftpo- schicht kann die Festigkeit höher liegen als

Putzmörtel- Putzmörtelart Mindestdruck- übliche Einsatzgebiete Wasseraufnah- Wasserdampf-


klasse nach festigkeit mekoeffizient / diffusionswider-
DIN V 18 550 nach 28 Tagen; w-Wert standszahl
Güteprüfung
[N / mm 2] [kg / m2min0,5] [-]
PI a Luftkalkmörtel 1 Innen- und Außenputz für geringe Beanspruchung; mit Zusatzmittel Zement: > 2,0 20
b Wasserkalkmörtel 1 Außenputz wasserhemmend / -abweisend > 2,0 20
c Mörtel mit hydrau- 1 Innenputz für übliche Beanspruchung; > 2,0
lischem Kalk mit Zusatzmittel Zement: Außenputz wasserhemmend mit ZM < 0,5 20–30

P II a Mörtel mit hochhydrauli- 2,5 Innenputz mit erhöhter Abriebfestigkeit einschließlich Feuchträume; < 2,0 20–30
schem Kalk oder mit mit Zusatzmittel Zement: Außenputz wasserabweisend
Putz- und Mauerbinder
b Kalkzementmörtel 2,5 Außenputz mit erhöhter Abriebfestigkeit < 0,5 15–35

P III a Zementmörtel mit Zusatz 10 Kellerwandaußenputz, Außensockelputz 0,5 50


von Kalkhydrat
b Zementmörtel 10 Kellerwandaußenputz, Außensockelputz 0,5 50

P IV a Gipsmörtel 2 Innenputz, entspricht Maschinengipsputz, Haftputzgips, Fertigputzgips 5,0–15,0 8–10


b Gipssandmörtel 2 Innenputz ca. 18,0 8–10
c Gipskalkmörtel 2 Innenputz 5,0–15,0 5–6
d Kalkgipsmörtel 2 Innenputz 5,0–15,0 5–6

PV a Anhydritmörtel 2 Innenputz n.b. n.b.


b Anhydritkalkmörtel 2 Innenputz n.b. n.b.

P Org 1 Kunstharzputz, - Innen- und Außenputz auf tragfähigen, festen, mineralischen 0,1 100
alkalibeständig und kunststoffvergüteten Untergründen, wasserabweisend

P Org 2 Kunstharzputz - Innenputz 0,1 50–200


C 7.10

190
Oberflächen und Beschichtungen

C 7.10 Putzmörtelklassen nach DIN V 18 550 Mörteleigenschaften Kategorien Werte


C 7.11 Klassifizierung der Eigenschaften von nach DIN EN 998
Festmörtel nach DIN EN 998-1
C 7.12 Oberflächenstrukturen von Putz Druckfestigkeit nach CS I 0,4–2,5
a gefilzter Putz 28 Tagen [N / mm2] CS II 1,5–5,0
b gekämmter Putz CS III 3,5–7,5
c Scheibenputz CS IV ≥6
d Reibeputz, waagerecht
e Spritzputz kapillare Wasseraufnahme W0 –
f Kratzputz [kg / m2min0,5] W1 ≤ 0,4 a
g Waschputz W2 ≤ 0,2
h Sgraffito
Wärmeleitfähigkeit T1 ≤ 0,1
[W / mK] T2 ≤ 0,2

C 7.11
b
beim weichen wärmedämmenden Unterputz, Oberflächenstrukturen von Putz
da dieser Spannungen vom Untergrund nicht
überträgt. Die Oberflächenbehandlung des aufgebrach-
Das gesamte Putzsystem muss so angepasst ten Putzmörtels bezeichnet man als Putzweise.
sein, dass kapillar aufgenommene Feuchtigkeit Regionale Unterschiede und die Vielfalt frühe-
den Dämmwert nicht mindert. rer Zeit verlieren sich aufgrund großtechnisch
produzierter Putzmörtel. Neben der Putzweise
Wärmedämmverbundsysteme und dem Duktus des Handwerkers beeinflus- c
Hersteller bieten aufeinander abgestimmte sen auch Größe und Art der Zuschläge sowie
Komponenten als komplette Wärmedämmver- Pigmentierung die Struktur des Oberputzes.
bundsysteme (WDVS) an. Sie dürfen nicht mit
anderen Komponenten gemischt werden, da Geglätteter und gefilzter Putz
sonst die Gewährleistung verloren geht. Mit Glättkelle oder Schwammscheibe verreibt
Ein Wärmedämmverbundsystem wird haupt- man die Oberfläche des erhärtenden Putzmör-
sächlich eingesetzt, wenn der Wärmeschutz tels. Es entsteht eine feine, dichte Struktur
eines Gebäudes erhöht werden soll, z.B. bei (Abb. C 7.12 a). Eine erhöhte oberflächliche
Altbausanierungen, oder wenn bei Mischkon- Bindemittelanreicherung kann zu Schwindris- d
struktionen Spannungen nicht übertragen und sen führen. Kammartige Werkzeuge hinterlas-
Materialwechsel rissfrei überbrückt werden sol- sen gerichtete Strukturen (Abb. C 7.12 b).
len. WDVS verbessern den Regenschutz der
Außenwand und beseitigen Wärmebrücken. Geriebener Putz
Sie tragen sich selbst und nehmen Windlasten Indem die Oberfläche direkt nach dem Mörtel-
auf. auftrag verschoben wird, entstehen durch
WDVS bestehen aus vier Schichten: abgestimmte Korngrößen, Werkzeugoberflä-
chen und Konsistenz des Mörtels bewegungs- e
• Klebstoff abhängige Putzstrukturen (Abb. C 7.12 d).
• Wärmedämmung
• Putz mit Bewehrungsschicht Spritzputz
• Deckschicht Mit mehrmaligem maschinellen Aufspritzen
eines feinkörnigen und dünnflüssigen Mörtels
Verarbeitung erreicht man eine fein reliefierte Oberfläche.
Der Klebstoff verbindet Dämmstoff und Unter- Diese kostengünstige Technik wird auch bei
grund kraftschlüssig miteinander. Je nach Trag- Akustikputzen eingesetzt (Abb. C 7.12 e).
fähigkeit des Untergrunds, Höhe der Windlas- f
ten und Art des Dämmstoffs verankern zusätz- Kratzputz
lich Tellerdübel und Halteleisten aus Alumini- Wenn der Mörtel eine bestimmte Festigkeit
um oder Kunststoff die Wärmedämmung. Tem- erreicht hat, wird mit Nagelbrett oder Ziehklin-
peraturbeständige, maßhaltige, feuchteunemp- ge die Oberfläche so bearbeitet, dass sich bei
findliche Dämmelemente erfüllen die Anforde- geeignetem Kornaufbau große Körner heraus-
rungen für WDVS, z.B. Polystyrol-Hartschaum, lösen lassen (Abb. C 7.12 f).
Polystyrol-Extruderschaum, Holzwolleplatten
und Mineralwolle (siehe Dämmen und Dichten, Waschputz g
S. 135ff.). Im Gegensatz zum Kratzputz bleibt nach dem
Das in die 3 – 4 mm dicke Bewehrungsschicht Auswaschen der oberflächlichen Bindemittel-
eingebettete Glasgewebe nimmt Schwindkräf- schlämme die grobe Körnung der Zuschlag-
te und thermisch bedingte Kräfte ebenso auf stoffe wie Kies oder farbige Glasstücke erhal-
wie von außen einwirkende mechanische ten (Abb. C 7.12 g).
Beanspruchungen. Die dünne Deckschicht
aus mineralischem oder organischem Putz Sgraffito
leistet den erforderlichen Wetterschutz. Aus mehreren durchgefärbten Putzmörtellagen
h C 7.12

191
Oberflächen und Beschichtungen

einzelnen Bestandteile des Beschichtungs-


stoffs die richtige Wahl für den spezifischen
Untergrund.

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden


Beschichtungsstoffe auch als Farbe, Lack oder
Anstrich bezeichnet. Diese Begriffe geben die
Eigenschaften und Funktionen von Beschich-
tungsstoffen jedoch nur unscharf wieder.
EN 971-1 definiert allgemeine Fachausdrücke.

Bindemittel
Bindemittel stellen die zentrale, eigenschaftge-
bende Stoffkomponente dar. Als nicht flüchtige
Komponente sorgen sie für die Haftung der
Beschichtung auf dem Untergrund mittels
C 7.13 C 7.14 Adhäsion, und sie verbinden die enthaltenen
werden durch Abkratzen der oberen Lagen die Jahren, Bindemittel für verschiedene Aufgaben Feststoffteilchen wie Pigmente oder Füllstoffe
darunterliegenden Schichten sichtbar. Heraus- und Untergründe im Innen- und Außenbereich durch Kohäsion miteinander. Nach dem Auftra-
gearbeitete Bilder und Ornamente gestalten herzustellen. gen (Applikation) ändern die Bindemittel physi-
die Bauteiloberfläche als farbiges Relief kalisch oder chemisch ihren Zustand. Man defi-
(Abb. C 7.12 h). Aufgaben von Beschichtungen niert sie nach Stoffgruppen (Abb. C 4.19):
Die Hauptfunktionen von Beschichtungen
Stuccolustro gemäß EN 971 liegen in folgenden Bereichen: Anorganische Bindemittel
Die dem Stuckmarmor ähnliche Oberfläche Zu den anorganischen Bindemitteln zählen:
wird aus vier Schichten Kalkputz hergestellt. • Gestaltung des Untergrunds, um ihn durch • Kalk
Die beiden oberen Schichten enthalten Mar- Farbe, Glanz und Oberflächenstruktur zu ver- • Zement
morpulver. Nach dem Verfestigen glättet man ändern oder wiederherzustellen • Kaliumwasserglas (Silikat)
die Oberfläche mit erwärmter Kelle und Wachs. • Erhaltung, um den Ursprungszustand des
Untergrunds bezüglich der o.g. Aspekte so Organische Bindemittel
lange wie möglich zu bewahren Ihre technische Entwicklung hängt eng mit der
Beschichtungen • Schutz, um Wasser, atmosphärische, chemi- Kunststoffindustrie zusammen, die eine Vielzahl
sche, biologische, mechanische oder andere von chemischen Produkten anbietet. Um den
In prähistorischer Zeit, lange bevor Bauwerke Einwirkungen vom Untergrund fernzuhalten Überblick zu erleichtern, erfolgt hier eine
zum Schutz oder für kultische Zwecke errichtet grundsätzliche Einteilung:
wurden, benutzte man Beschichtungsstoffe aus Häufig übernimmt ein Beschichtungssystem
Fett und Ruß oder farbigen Erden, um Höhlen alle drei Aufgaben gleichermaßen. • Naturstoffe:
und Kultgegenstände künstlerisch zu verzieren. pflanzliche und tierische Harze und Öle, z.B.
Die ersten Beschichtungen bestanden aus Um den Wert eines Bauteils und seine Funk- Kolophonium, Schellack, Stärke und Leinöl
einem Bindemittel und farbgebenden Pigmen- tionsfähigkeit aufrechtzuerhalten, muss es • modifizierte Naturstoffe:
ten. instand gehalten werden. Da die applizierten Leinölfirnis, Zitrusöle und Chlorkautschuk
Zum Schutz und zur Gestaltung von Gebäuden Beschichtungen meistens eine deutlich gerin- • synthetische Stoffe:
wurde seit ca. 4000 v.Chr. Kalk mit Wasser ver- gere Dauerhaftigkeit aufweisen als die zu Sie stellen heute den Hauptanteil der organi-
mischt und auf mineralische Untergründe auf- schützenden oder zu gestaltenden Bauteile schen Bindemittel; dazu gehören z.B. Alkyd-
gebracht. Verschiedene Stoffe wie Öle, Fette, und Gegenstände, kommt ihnen eine große harze, Acrylharze, Copolymerisate, Polyester,
Harze von Pflanzen, Knochenleim und tierische ökologische und ökonomische Bedeutung zu. Silikonharze, Bitumen und Chlorkautschuk.
Eiweiße wurden bis zur Industrialisierung als Je nach Art der Beschichtung kann diese leicht
fixierende Bindemittel eingesetzt. Dabei stan- erneuert werden oder eine Instandsetzung des Lösemittel
den die Verbesserung der Witterungsbestän- ganzen Bauteils mit sich bringen. Flüchtige organische Stoffkomponenten (VOC)
digkeit und die Verträglichkeit mit dem Unter- Die geringere Dauerhaftigkeit liegt u.a. an dem (siehe Glossar, S. 269) lösen andere Stoffe – in
grund im Mittelpunkt. unmittelbaren Kontakt der Beschichtung mit diesem Fall Bindemittel – ohne sie chemisch zu
Beständige und leuchtende Farbmittel blieben der Umwelt, aber auch an der Dauerhaftigkeit beeinflussen. Sie sorgen für die entsprechende
aufgrund ihres geringen Vorkommens kostbar, der Stoffkomponenten selbst, deren Verträg- Viskosität und Fließeigenschaften. Aufgrund
sodass Farbe auch Prestigecharakter erhielt. lichkeit mit dem Untergrund und der Verarbei- ihres niedrigen Siedepunkts verflüchtigen sie
Der Maler selbst mischte nach überlieferter tung auf der Baustelle. sich während der Verarbeitung und gelangen
Rezeptur die Beschichtungsstoffe je nach in die Umwelt. Daher ist auf deren Toxizität zu
Bedarf in geringen Mengen. achten, entsprechende Vorkehrungen für die
Stoffkomponenten Verarbeitung sind zu treffen. Die MAK-Liste
Ende des 19. Jh. wurde ein Bindemittel auf (maximale Arbeitsplatzkonzentration) enthält
Wasserglasbasis für Fassadenbeschichtungen Beschichtungsstoffe bestehen im Wesentlichen hierzu Richtwerte und Verarbeitungsvorschrif-
entwickelt, das eine hohe Dauerhaftigkeit über aus Bindemitteln, Lösemitteln, Pigmenten, Füll- ten.
Jahrzehnte hinweg aufwies. Anfang des 20 Jh. und Hilfsstoffen (Abb. C 7.15). Je nach Art und Lösemittel gliedern sich in die Gruppen der
bot die chemische Industrie mit den leuchten- Masseanteil der einzelnen Komponenten in Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Ester und Keto-
den und stabilen organischen Azofarbmitteln dem komplexen Gemisch des Beschichtungs- ne:
eine preiswerte Alternative zu den anorgani- stoffs variiert seine Funktion und Wirkungswei-
schen Pigmenten. Mit den Fortschritten in der se. Aufgrund der unterschiedlichen Rezepturen • Zu den aliphatischen Kohlenwasserstoffen
Kunststoffindustrie gelang es in den 1950er- der Hersteller erleichtert das Wissen über die gehören z.B. Petrolether, Normalbenzin,

192
Oberflächen und Beschichtungen

Lösungsbenzin und Testbenzin. Dispergierer, Stabilisator, Schaumverhinde-


Bindemittel Acrylharz
• Aromatische Kohlenwasserstoffe (z.B. Ben- rungsmittel, Biozid, Sikkativ (Trockenstoff),
zol) dürfen wegen nachgewiesener kanzero- Weichmacher, UV-Absorber. Im Einzelnen sind Lösemittel / dispergiert in
die Raum- und Umweltbelastungen dieser Stof- Wasser Wasser
gener Wirkung nicht mehr eingesetzt werden.
• Glykole werden vor allem bei wasserver- fe zu prüfen. Stoff-
Pigmente Chromtitangelb
komponenten
dünnbaren Beschichtungsstoffen als Löse-
mittel verwendet. Füllstoffe Kaolin
• Ester (z.B Methylacetat) und Ketone (z.B. Klassifizierung von Beschichtungsstoffen
Aceton) bilden weitere Gruppen. z.B. Dispergierer
Hilfsstoffe
Topfkonservierer
In der Regel gelangen Beschichtungsstoffe
Das Umweltbundesamt in Deutschland befür- verarbeitungsgerecht in flüssigem Zustand auf
Beschichtungs- auf Polymer-
wortet VOC-arme Beschichtungsstoffe und ver- die Baustelle. Diesen erreicht man grundsätz- Applikation
stoff dispersionsbasis
gibt den »Blauen Engel«, wenn der Gehalt an lich auf zwei Arten, die wiederum die Verarbei-
organischen Lösemitteln unter 10 % liegt und tung und die Eigenschaften der fertigen Phasenübergang
weitere Bedingungen erfüllt sind (z.B. schad- Beschichtung beeinflussen:
Beschichtung
stoff-, konservierungsstoffarm).
Lösung C 7.15
Pigmente In Lösung gebrachte Bindemittel liegen sehr
Farbmittel ist der Überbegriff für unlösliche Pig- homogen, molekular verteilt in flüchtigen, orga-
mente und lösliche Farbstoffe. nischen Lösemitteln vor. In dieser Bindemittel-
Bei Beschichtungsstoffen übernehmen aus- lösung schwimmen Pigmente und Füllstoffe. C 7.13 2K-Beschichtung auf Sperrholz, Flagship-Store,
New York (USA) 2003, Asymptote
schließlich Pigmente die Farbgebung. Zudem Auf schwierigen Untergründen haften sie bes- C 7.14 Bodenbeschichtung auf Epoxidharzbasis,
können sie den Untergrund vor UV-Strahlung ser als Dispersionen, weil das Eindringvermö- Umspannwerk Mitte, Salzburg (A) 1995,
und Korrosion schützen. Vier Gruppen von Pig- gen und die Benetzungsfähigkeit aufgrund klei- Bétrix & Consolascio
menten lassen sich unterscheiden: nerer Molekülteilchen höher ist. Feuchte oder C 7.15 Zusammensetzung von Beschichtungen
C 7.16 Lichtdurchlässigkeit von Beschichtungsstoffen
geringe Temperaturen während der Trock-
a deckend
• Natürliche anorganische Pigmente (Erdfar- nungsphase beeinflussen den Vorgang unwe- b lasierend
ben, Gesteinsmehle) wie Kreide, Ocker, sentlich. Die fertige Beschichtung weist eine c transparent
Umbra sind toxikologisch unbedenklich, hohe Dichte und Widerstandsfähigkeit gegen- C 7.17 Wirkungsweisen von Beschichtungsstoffen
lichtecht und witterungsbeständig. über Einwirkungen von außen auf. a Imprägnierung
b Grundierung
• Natürliche organische Pigmente wie Indigo Durch Verdunsten werden teilweise ökologisch c Beschichtung
verfügen über eine geringe Licht- und Wetter- oder arbeitshygienisch bedenkliche Lösemittel C 7.18 Anteile der Stoffkomponenten bei unterschied-
echtheit. In umgewandelter Form wird Indigo freigesetzt, sodass der Gesetzgeber die Ver- lichen Beschichtungssystemen
auch als Farbstoff verwendet. wendung dieser Stoffe stark einschränkt oder
• Synthetisch hergestellte anorganische Pig- verbietet, z.B. bei aromatischen Kohlenwasser-
mente aus Oxiden von Titan, Eisen, Chrom stoffen. Langfristig werden lösemittelfreie
und Zink weisen gute chemische Resistenz, Beschichtungsstoffe angestrebt.
hohe Lichtechtheit und Deckkraft, aber nur Neu entwickelte polymere Rohstoffe erlauben
geringe Brillanz auf. Sie eignen sich für fast die Überführung von z.B. Acryl- oder Alkydhar-
alle Beschichtungsstoffe und Untergründe. zen in den wassergelösten Zustand. Die fertige
• Für synthetisch hergestellte organische Pig- Beschichtung unterscheidet sich nicht von kon- a b c C 7.16
mente bilden fossile Rohstoffe die Basis. Der ventionellen Produkten.
großen Farbenvielfalt und Brillanz stehen die
oft beschränkte Licht- und Wetterechtheit Dispersion
gegenüber. Auch muss auf negative Wech- Wasserverdünnbare Beschichtungsstoffe (Dis-
selwirkungen mit Bindemittel und Untergrund persionen) bestehen aus einer wässrigen
geachtet werden. Phase und darin als Suspension fein verteilten
flüssigen Bindemitteltropfen. Pigmente und
Die beiden letzten Gruppen machen den Groß- Füllstoffe verteilen sich im Wasser. Dispersio-
teil der heute verwendeten Pigmente aus. nen sind kostengünstig und umweltfreundlich,
außerdem unproblematisch bei Transport, a b c C 7.17
Füllstoffe Lagerung und während der Verarbeitung.
Beigegebene Gesteinsmehle, z.B. aus Kaolin Feuchte Untergründe lassen sich gut benetzen.
oder Feldspat, verleihen der Beschichtung Allerdings besitzt die Dispersion während der
1K-Beschich-

2K-Beschich-
Imprägnier-

Lasurmittel

Masse und Härte. Sie füllen Poren und kleine Verarbeitung keine ausreichende Regenfestig-
tungsstoff

tungsstoff

Unebenheiten. Zusätzlich erhöhen z.B. Polya- keit und benötigt zur Trocknung Temperaturen
mittel

mid- und Mineralfasern die Rissfestigkeit. über 5 °C. Das Eindringvermögen ist wegen
der größeren Bindemittelteilchen geringer. Die
Hilfsstoffe Verarbeitung erfordert in der Regel mehr Auf- 100
Masseanteile in %

Weitere chemische Stoffe verbessern die merksamkeit als bei lösemittelhaltigen Produk-
Haltbarkeit und die Anwendbarkeit, indem sie ten.
z.B. für eine bestimmte Viskosität sorgen; Obwohl im allgemeinen Sprachgebrauch von
außerdem beeinflussen sie – trotz geringem Dispersionsfarbe oder Dispersionslackfarbe
Masseanteil – das spätere Aussehen der die Rede ist, sollte fachlich eine konkrete,
Beschichtung. Die Bezeichnungen der nachvollziehbare Benennung erfolgen: z.B. 0
Hilfsstoffe spiegeln ihre Funktionen wider: Dispersionen auf Basis von Polymerbindemit- Bindemittel Pigment
Topfkonservierer, Emulgator, Netzmittel, teln (Acrylharz, Alkydharz etc.). Füllstoff Lösemittel
C 7.18

193
Oberflächen und Beschichtungen

Bindemittel für Beschichtungsstoffe

organische Stoffe anorganische Stoffe

Kalkhydrat
modifizierte
Naturstoffe synthetische Stoffe Zement
Naturstoffe
Kaliumwasserglas (Silikat)
pflanzliche Harze: Kolophonium Zellulosenitrat Alkydharze (Co-)Polymerisate:
Kopal Leinölfirnis Acrylharze Vinylacetat
Damar Vinylchlorid
Citrusöl Polyester
Harze tierischen Ursprungs: Schellack ungesättigt Butadien
Kolophonium-Glyzerinester
pflanzliche / tierische Leime: Stärke Styrol
Chlorkautschuk Epoxidharze
Gelatine Acrylat
Polyurethane
Eiweiß (Kasein)
Chlorkautschuk
pflanzliche / tierische Öle: Triglyzeride:
Leinöl Cyclokautschuk
Sojaöl Silikone
Wachse
Bitumen C 7.19

Verfilmung, Verfestigung, Trocknung len, erfolgt der Aufbau in mehreren Schichten, Imprägniermittel
Im flüssigen Zustand liegt das Bindemittel des die – aufeinander abgestimmt – unterschied- Das Imprägniermittel enthält einen hohen Anteil
Beschichtungsstoffs gelöst oder dispergiert liche Funktionen übernehmen: Lösemittel oder Wasser und wenig Bindemittel.
vor, um den Untergrund vollständig zu benet- Ohne Pigmente und Füllstoffe dringt es kapillar
zen, lose Partikel zu binden, in die Poren des • Die Grundierung sorgt für den Haftverbund in die Poren des Baustoffs ein und bildet eine
Baustoffes einzudringen und eine gleichblei- (Adhäsion) des Beschichtungssystems mit dünne Schicht.
bende Schichtdicke zu erhalten. Nach der dem Untergrund, indem sie lose Partikel bin- Als Grundierung haben Imprägniermittel die
Applikation erfolgt der Phasenübergang in den det und die Saugfähigkeit herabsetzt. Aufgabe, die Saugfähigkeit des Untergrunds zu
festen Gebrauchszustand auf zwei verschiede- • Die (Zwischen-)Beschichtung ist so auf die verringern und ihn chemisch zu neutralisieren.
ne Arten. Aus dem Beschichtungsstoff wird die Grundierung abgestimmt, dass sie den Haft- Mit Wirkstoffen versehen, übernehmen sie
Beschichtung: verbund (Kohäsion) unter den Schichten schützende Funktionen. Auf fertigen Oberflä-
gewährleistet. Sie kann deckend und farbge- chen wie Putz, Sichtbeton, Mauerwerk oder
• Die physikalische Verfestigung und Verfil- bend sein; mit ihr erreicht man geforderte Holz wirken Imprägniermittel mit Silikonharz als
mung geschieht durch Verdunsten des Löse- Schichtdicken und eine gleichmäßige Ober- Bindemittel wasserabweisend (hydrophob).
mittels bzw. des Emulsionswassers bei Dis- fläche.
persionen. • Die Deckbeschichtung schützt die darunter Lasurmittel
• Die chemische Vernetzung und Verfilmung liegenden Schichten vor Einwirkungen von Der erhöhte Bindemittelanteil sorgt für eine Ver-
des Bindemittels vollzieht sich oxidativ (Här- außen und legt den Glanzgrad fest. filmung der Oberfläche und lässt sie transpa-
tung) mit Luftbestandteilen oder reaktiv zwi- rent erscheinen. Der geringe Prozentsatz an
schen zwei Bindemittelkomponenten. Dünn aufgetragen trocknen die Schichten bes- Pigmenten hat eine UV-schützende Wirkung,
ser. Um eine geforderte Schichtdicke und eine der Untergrund scheint in der Regel jedoch
Oft treten beide Verfestigungsarten gemeinsam entsprechende Dauerhaftigkeit des Systems zu durch. Für biozid ausgerüstetes und mit unter-
auf; Kaliumwasserglas z.B. erhärtet, indem erreichen, bedarf es daher mehrerer Schichten. schiedlichen Bindemittelanteilen versehenes
Wasser verdunstet und CO2 aus der Luft aufge- Holz im Außenbereich variieren Schichtdicke
nommen wird. Ob ein Film gebildet wird, hängt Eigenschaften wie die Art der Ablagerung am und bauphysikalische Eigenschaften der Lasur-
von der Art des Bindemittels ab. Untergrund, die Zusammensetzung des mittel.
Beschichtungsstoffs, Verfestigungsart und
Beschichtungssystem Lichtdurchlässigkeit bilden einen funktionellen 1K-Beschichtungsstoff
Um die gewünschte Wirkung der Beschichtung Zusammenhang, der sich in folgender Klassifi- Der Einkomponenten-Beschichtungsstoff ent-
auf dem entsprechenden Untergrund zu erzie- zierung niederschlägt: hält ca. 50 % nichtflüchtige Stoffe, die nach der

C 7.20 C 7.21 C 7.22

194
Oberflächen und Beschichtungen

physikalischen oder chemischen Verfestigung tigen Füllstoffen und dem kalkhaltigen Unter- zu den landläufig genannten (Kunststoff-)Dis-
eine deckende Schutzschicht auf der Bauteil- grund. Es entsteht eine harte, lichtechte und persionsfarben. Die Filmbildung erfolgt physika-
oberfläche bilden. Ein größerer Feststoffgehalt witterungsbeständige Schicht mit hoher Diffusi- lisch durch Verdunsten der wässrigen Phase,
führt zu den so genannten High-Solids mit weni- onsfähigkeit, die auch nach wiederholtem Auf- die Beschichtung klebt am Untergrund. Der
ger als 15 % flüchtigen Bestandteilen. tragen kaum abnimmt. Wegen ihrer Alkalität wir- Vorteil von Beschichtungsstoffen auf Acrylharz-
ken Silikatbeschichtungen keimtötend. In Ver- basis liegt in der leichten Verarbeitbarkeit, den
2K-Beschichtungsstoff bindung mit der geringen Neigung zum Kreiden vielen Gestaltungsmöglichkeiten und Einsatzge-
Zwei flüssige Bindemittel reagieren als Stamm- erscheint die Oberfläche über Jahrzehnte sau- bieten. Je nach Bindemittelkombination und
und Härterkomponente zu einem äußerst wider- ber. Der Beschichtungsstoff eignet sich vor beigegebenem Lösemittel variiert die Oberflä-
standsfähigen Film. Lösemittel setzten die Vis- allem für Fassaden. Alte Beschichtungen lassen che von dehnbar zu zäh und schlagfest. Die
kosität verarbeitungsgerecht herab. sich gut mit dem gleichen Beschichtungsstoff Wasserdampfdiffusion nimmt mit der Anzahl der
renovieren, jedoch nicht mit filmbildenden Schichten ab.
Beschichtungen.
Beschichtungsstoffe Polymerisatharze
Den 1K-Beschichtungsstoff auf Wasserglasba- Die Kombinationen der polymeren Bindemittel
Üblicherweise werden Beschichtungsstoffe sis erhält man gebrauchsfertig. Er ist eine Wei- (z.B. Acrylate, Styrol, Vinylacetate, Polyvinyl-
nach dem Bindemitteltyp eingeteilt, da dieser terentwickung des 2K-Beschichtungsstoffs. Hin- chlorid) liegen gelöst in Lösemittel vor. Durch
die charakteristischen Eigenschaften des zugefügte Kunststoffdispersionen verbessern ihre geringe Molekülgröße dringen sie tiefer in
daraus resultierenden Beschichtungssystems Verarbeitung, Haftung und Elastizität. Unter- den Untergrund ein als in Wasser dispergierte
maßgeblich bestimmt. gründe und Aushärtungsvorgang gleichen sich. Bindemittel. Beim Verdunsten des Lösemittels
Die Diffusionsfähigkeit ist allerdings geringer. bilden sie einen dichten Film.
Kalkhydrate Anspruchsvolle Untergründe aus Beton (wegen
Kalkhydrat (Ca(OH)2), in Wasser eingemischt, Alkydharze geringer CO2-Durchlässigkeit), mineralische
erhärtet durch Verdunsten des Wassers und Fettsäuren reagieren mit Glycerin zu Alkydharz. Untergründe und feuerverzinkte Stahlteile las-
durch Aufnahme von Kohlendioxid aus der Luft In Lösemittel oder neuerdings in Wasser gelöst, sen sich durch diese widerstandsfähige
zu Kalziumkarbonat (Kalkstein; CaCO3). Der bildet es die Grundlage für eine Vielzahl von Beschichtung sehr gut schützen.
Vorgang ist umkehrbar und daher ökologisch Beschichtungsstoffen, deren weitere Kompo-
vorteilhaft. Geringe Mengen anderer Bindemittel nenten fast beliebig gewählt werden können. Epoxidharze / Polyurethanharze
wie Polymerdispersionen oder Kasein verbes- Auch besteht die Möglichkeit, die Eigenschaf- Der 2K-Beschichtungsstoff besteht aus der
sern die geringe Witterungsbeständigkeit. Kalk- ten durch Kombination mit anderen Bindemit- Stammkomponente Epoxid- oder Polyurethan-
hydrat kann nur geringe Mengen an Pigmenten teln zu verändern. harz (in Lösemittel gelöst) und einer Härterkom-
binden, dies erlaubt in der Regel nur Pastell- Im allgemeinen Sprachgebrauch werden ponente. Kurz vor der Verarbeitung werden
farbtöne. Beschichtungsstoffe auf Alkydharzbasis als beide Teile in entsprechendem Verhältnis
Beschichtungsstoffe auf Basis von Kalkhydrat Bautenlacke bezeichnet. Nach dem schnellen gemischt. Die chemische reaktive Erhärtung
finden auf mineralischen Untergründen Anwen- Verdunsten des Lösemittels reagieren sie oxida- lässt nur einen begrenzten Verarbeitungszeit-
dung. Sie zeichnen sich durch eine hohe Diffu- tiv mit dem Luftsauerstoff und bilden einen Film. raum (Topfzeit) zu. Einsatzgebiete sind neben
sionsfähigkeit aus und lassen sich leicht überar- Der Hauptanwendungsbereich liegt bei maßhal- der industriellen Beschichtung Holzoberflächen
beiten. Allerdings sind sie im Außenbereich sehr tigen Holzbauteilen und im Korrosionsschutz für im Innenbereich und Betonbodenflächen.
wartungsintensiv und nicht besonders wider- Eisen und Stahl. Für zementgebundene Bau- Der hohen Widerstandsfähigkeit gegen mecha-
standsfähig. stoffe erweisen sie sich als ungeeignet, da hin- nische und chemische Einflüsse stehen eine
zukommendes Wasser zur Verseifung führt. geringe Dampfdurchlässigkeit und Feuchtig-
Silikate Verarbeitung und Instandhaltung funktionieren keitsempfindlichkeit bei mineralischen Unter-
Der 2K-Beschichtungsstoff besteht aus dem einfach. gründen sowie Vergilbungsneigung im Außen-
Bindemittel Kaliumwasserglas (K2SiO3 ) als Fixa- bereich gegenüber.
tiv für anorganische, wasserglasbeständige Pig- Acrylharze 2K-Beschichtungssysteme auf Polyurethanharz-
mente und Füllstoffe. Die Mischung der Kompo- Das Bindemittel Acrylharz liegt in dispergiertem basis weisen gegenüber Epoxidharzen bessere
nenten mit Wasser findet kurz vor der Verarbei- Zustand in Wasser vor. Mit anorganischen Pig- Werte auf bezüglich Zähigkeit, Widerstandsfä-
tung statt. Auf mineralischen, verkieselungsfähi- menten versehen, bildet der Beschichtungsstoff higkeit, UV-Beständigkeit und universeller Eig-
gen Untergründen reagiert der Beschichtungs- das am meisten eingesetzte System auf minera- nung auf vielen stark beanspruchten Oberflä-
stoff mit dem Kohlendioxid der Luft, den kalkhal- lischen Untergründen im Außenbereich. Er zählt chen im Innen- und Außenbereich.

C 7.19 systematische Darstellung der Bindemittel für


Beschichtungsstoffe
C 7.20 Polyurethanharz-Beschichtung, Wohnhaus, Wien
(A) 2002, Querkraft
C 7.21 Coil-Coating auf Stahlblech, Wohnhaus, Pompon-
ne (F) 2002, Marin, Trottin
C 7.22 lasierende Beschichtung auf Holz hinter Guss-
glas, Kindergarten, Reutlingen (D) 2001, Acker-
mann, Raff
C 7.23 Wohnhaus, Pessac (F) 1936, Le Corbusier
a kein konstruktiver Fassadenschutz, vernach-
lässigte Instandhaltungsmaßnahmen
b sanierter Zustand
a b C 7.23

195
Oberflächen und Beschichtungen

Beschichten in Abhängigkeit vom spezifischem


Zustand des Beschichtungsstoffs

flüssiger Zustand körniger oder pulverförmiger Zustand plastischer Zustand

Schmelztauchen • für Werkstücke ohne Putzen (siehe Putze / Putzweisen) Spachteln


geschlossene Hohlräume, Verputzen
Beschichtungsstoff läuft ab
• verzinken, verzinnen von Wirbelsintern erfordert heißes Werkstück, damit
Drähten, Blechen, Profilen sich die gesprühte duroplastische
Pulverschicht vernetzt ionisierter Zustand
Anstreichen (siehe Applikationsverfahren)
Lackieren elektrostatisches durch elektrisches Feld zwischen
Beschichten Sprühorgan und Metallteil verteilen galvanisches (siehe Korrosionsschutz)
Beschichten z.B. bei Bodenversiegelung sich die Partikel gleichmäßig Beschichten
durch Gießen
Beschichten durch Beschichtungsstoff chemisches
thermisches Spritzen (Metall, Keramik) wird beim Beschichten
spritzen geschmolzen C 7.24

Silikonharze Leistungsmerkmale Durchlässigkeit für Wasser (w)


Silikonharze sind in Wasser dispergiert und Der w-Wert sagt aus, wie viel Wasser während
mit einer geringen Menge an organischen In EN 1062 werden die Beschichtungsstoffe (für 24 Stunden Regen (z.B. auf eine Fassade)
Lösemitteln und Kunststoffdispersionen ver- mineralische Untergründe und Beton) in Leis- durch eine Beschichtung pro Quadratmeter
sehen. Der Beschichtungsstoff trocknet durch tungsgruppen eingeteilt, unabhängig vom Bin- dringt. Nach der Einheit kg / m2h0,5 bedeutet ein
Wasserverdunstung und – ähnlich den Silika- demittel. Im Mittelpunkt stehen die bauphysikali- w-Wert von 1,0, dass der Untergrund ca. 5 l
ten – durch Reaktion mit alkalischem Unter- schen Eigenschaften, die ein Beschichtungsstoff Wasser aufnimmt, bei 0,1 ein Zehntel. Gute
grund. Beschichtungen auf Basis von Silikon- aufweisen muss, um die geforderten Funktionen Beschichtungen besitzen niedrige w-Werte,
harzen besitzen elastomeren Charakter sowie für den entsprechenden Untergrund zu erfüllen. d.h. sie lassen wenig Wasser an den Unter-
eine hohe thermische und chemische Wider- Die in der Norm genannten Kennwerte sind für grund.
standsfähigkeit. Sie sind stark wasserabwei- alle Untergründe von Bedeutung:
send, aber dampfdurchlässig und werden Kohlendioxid-Durchlässigkeit (sd CO2)
auch als Imprägnierung angewendet. Ihre • Glanz (G): glänzend, mittlerer Glanz, matt Kohlendioxid neutralisiert die korrosionsschüt-
Qualität schwankt herstellerabhängig, da • Trockenschichtdicke E: in fünf Klassen zende basische Umgebung der Bewehrungs-
keine Norm die Mengenanteile der Inhalts- ≤ 50 bis > 400 μm stähle im Beton. Ist die CO2-Durchlässigkeit der
stoffe festlegt. • Korngröße (S): fein, mittel, grob, sehr grob Beschichtung gering (der sd-Wert (CO2) hoch),
≤ 100 bis > 1500 μm so wirkt sie als Karbonisationsbremse.
Naturharze (Öle, Wachse) • Wasserdampf-Diffusionsstromdichte (V):
Es gibt sehr unterschiedliche Naturharze aus niedrig, mittel, hoch, ≤ 15 bis > 150 g / m2d Herstellerdatenblätter müssen die o.g. Kenn-
tierischen und pflanzlichen Ölen, Harzen und • Durchlässigkeit für Wasser (W): werte auflisten. Alle qualitativen Aussagen, die
Wachsen, z.B. Leinöl, Kopalharz oder Bie- niedrig, mittel, hoch nur Tendenzen vorgeben, müssen mit Zahlen
nenwachs. Diese Bindemittel werden in • Rissüberbrückung (A): 0 bis > 2500 μm belegt sein.
Kombination und oft in chemisch modifizierter • Kohlendioxid-Durchlässigkeit (C)
Form angewendet. Selten unterstützen Löse- Nassabriebbeständigkeit
mittel die Verarbeitungsfähigkeit. Die Einsatz- Die o.g. Kennwerte geben Aufschluss darüber, EN 13 300 für wasserhaltige Beschichtungsstof-
gebiete und Eigenschaften variieren stark ob sich bestimmte Beschichtungsstoffe für einen fe für Wände und Decken im Innenbereich legt
entsprechend den Stoffkomponenten. Untergrund eignen. Dies wird anhand beispiel- u.a. die Nassabriebbeständigkeit in fünf Klas-
Obwohl Produktbezeichnungen wie »Bio-« hafter Parameter deutlich. sen fest. Klasse 1 besitzt die höchste Bestän-
oder »Natur-« gesunde Inhaltsstoffe implizie- digkeit. Die Norm ersetzt DIN 53 778, in der die
ren, können so bezeichnete Beschich- Trockenschichtdicke (µm) Wasch- bzw. Scheuerbeständigkeit definiert
tungsstoffe aufgrund ihres chemischen Auf- Schichtdicken und Oberflächenstruktur richten war.
baus ebenso gesundheitsgefährdende Stoffe sich nach den Herstellerangaben und hängen
enthalten wie konventionelle Produkte. vom Applikationsverfahren ab. Sie beeinflussen
ihrerseits die bauphysikalischen Eigenschaften, Anwendung
denn teilweise vergrößert sich der Diffusions-
widerstand mit Zunahme der Schichtdicke. Vor dem Beschichten ist es erforderlich, den
Zustand des Untergrunds zu begutachten.
Wasserdampf-Diffusionsstromdichte (V) Vom Ergebnis hängen weitere Maßnahmen und
Der V-Wert in g / m2d (auch Verdunstungsrate die Wahl des Beschichtungssystems ab. Die
genannt) gibt an, wie viel Wasserdampf pro Prüfung am Bauteil zeigt, ob die Festigkeit aus-
Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden bei reicht, sich auf der Oberfläche rissige, grobpo-
23 °C durch die Beschichtung diffundiert. Je rige Bereiche, Rost oder alte, schlecht haften-
größer der V-Wert, desto besser ist die Wasser- de Schichten befinden. Konstruktive Mängel
dampfdiffusion, d.h. der V-Wert bemisst die Aus- und zu hohe Feuchtigkeit im Bauteil machen
trocknungsgeschwindigkeit des Untergrunds ein Beschichten unwirksam.
durch das Beschichtungssystem. Diese ist deut-
lich langsamer als die kapillare Wasseraufnah- Untergrundvorbereitung
me. Die Beschichtung stellt dann ein gutes Ziel jeder Untergrundvorbereitung ist es, einen
Feuchteregulativ dar, wenn eine Austrocknung tragfähigen und beschichtungsgerechten
des Bauteils erreicht wird. Zustand des Untergrunds zu erreichen.
C 7.25

196
Oberflächen und Beschichtungen

Folgende Verfahren tragen die Substanz Chemische Passivierung


mechanisch ab: Flammstrahlen, Hochdruck- Die chemische Passivierung leistet die
wasserstrahlen, Fräsen, Druckluft-Trocken- Grundbeschichtung, da nur sie Kontakt mit
strahlen, Kugelstrahlverfahren, Feuchtestrah- dem Stahl hat. Dabei wird das Korrosions-
len, aber auch Abbürsten und Schleifen. schutzpigment Zinkstaub als Opferanode
Die chemische Vorbehandlung beinhaltet che- eingesetzt (kathodisch wirkend). Da Zink in
misches Reinigen mit Säuren und Netzmitteln, der elektrochemischen Spannungsreihe tiefer
die danach abgespült und neutralisiert werden. liegt als Stahl, erfolgt eine elektrochemische
Teilweise versieht die Industrie Stahl- und Neutralisation, sodass zwischen Stahl und
Kunststoffhalbzeuge mit Fertigungsbeschich- der Umgebung keine Reaktion stattfindet.
tungen, die entfernt werden müssen, ebenso Zinkphosphatpigmente üben eine passivie-
die bei Kalkputzen entstehenden Sinterschich- rende Wirkung aus. Umweltgefährdende
ten. Abgetragene Rückstände, die mit festen Rostschutzpigmente wie Bleimennige sind in
Strahlmitteln vermischt sind, müssen getrennt Deutschland verboten.
und fachgerecht entsorgt werden. Die teilweise in Wasser dispergierten oder in
Zur Untergrundvorbehandlung gehören haft- Lösemittel gelösten Bindemittel Epoxid-,
vermittelnde und untergrundfestigende Grun- Acryl- und Alkydharz sowie Polyurethan und C 7.26
dierungen. Chlorkautschuk bilden den schützenden
Film. Zwischen- und Deckbeschichtungen
Applikationsverfahren halten Korrosionsstimulatoren von Grundie-
Vor Ort und in der Werkstatt wird die Beschich- rung und Stahloberfläche fern.
tung im flüssigen Zustand manuell mit Pinsel, Abhängig von der Korrosionsbelastung nach
Rolle, Bürste, Schwamm oder gießend aufge- DIN EN ISO 12 944 (C1 unbedeutend bis C5
tragen. Spritzgeräte verbessern beim Druckluft- sehr stark) variiert die Trockenschichtdicke
und Airless-Spritzen die Gleichmäßigkeit der des Gesamtsystems von 160 bis 320 μm.
Schichtdicke und vermeiden werkzeugspezifi-
sche Oberflächenstrukturen. Eine wichtige Verzinkung
Rolle spielt auch die Position des Bauteils; bei Je nach Verzinkungsart ist die schützende
vertikalen Applikationen muss die Viskosität Zinkschicht unterschiedlich dick. Im Laufe
des Beschichtungsstoffs höher sein als bei der Jahre korrodiert sie und verringert sich.
horizontalen. Die Dauerhaftigkeit hängt von der Aggressivi-
Neben den handwerklichen stehen auch indus- tät der Umwelteinflüsse ab. Man unterschei-
trielle Verfahren zur Verfügung: Das Spritzen in det drei Arten der Verzinkung:
abgeschlossenen Räumen mit Absaugvorrich-
tungen verhindert eine zu starke Lösemittelex- • Die Stückverzinkung (Feuerverzinkung)
position des Verarbeiters (z.B. in der Automo- erfolgt im auf ca. 450 °C erhitzten Zinkbad
bilindustrie). durch kurzzeitiges Eintauchen und erzeugt
Beim Pulverbeschichten wird an das Bauteil mit bis zu 100 μm die widerstandsfähigste
elektrische Spannung angelegt und lösemittel- Schicht.
freier Beschichtungsstoff aufgebracht (Abb. • Die Bandverzinkung mit anschließender C 7.27
C 7.24). polymerer Deckschicht (Coil-Coating) wird
Beim Duplexverfahren werden Metallteile für viele Stahlblechhalbzeuge eingesetzt.
C 7.24 systematische Darstellung des Fertigungsverfah-
zuerst feuerverzinkt und dann beschichtet. Bei • Das Prinzip der galvanischen Verzinkung
rens Beschichten in Anlehnung an DIN 8580
Heizkörpern z.B. entfällt dadurch eine beruht auf elektrochemischer Abscheidung C 7.25 pulverbeschichtete, hochglänzende, gekrümmte
Beschichtung vor Ort. Damit wird die Qualität des als Ion gelösten Zinks am Bauteil. Metalloberfläche
verbessert, Lösemittelemissionen werden ver- C 7.26 goldfarben pigmentierte Holzbeschichtung,
mieden. Nach Entfernen der fertigungsbedingten Totenstube, Vrin (CH) 2002, Gion Caminada
C 7.27 hydrophobierte Betonfassade, Betriebsgebäude,
Oxidschicht kann beim Duplexsystem eine Ebermannsdorf (D) 2003, Francoise-Hélène
zusätzliche polymere Deckschicht aufge- Jourda
Untergrundspezifische Beschichtungsstoffe bracht werden, welche die Dauerhaftigkeit C 7.28 Kalkbeschichtung im mediterranen Raum
der verzinkten Bauteile erhöht. Dafür eignen
Eisen, Stahl sich physikalisch trocknende Bindemittel auf
Bei der atmosphärischen Korrosion reagiert Acrylharzbasis ebenso wie 2K-Beschich-
Eisen (Fe) mit Sauerstoff (O2) im Medium Was- tungen auf Epoxid- und Polyurethanharz-
ser zu Eisenoxid (Fe2O3). In der Umwelt enthal- basis.
tene Schadstoffe oder Salze (z.B. am Meer)
beschleunigen das Rosten. Der wichtigste Holz, Holzwerkstoffe
Schutz für Stahloberflächen ist das Beschich- Holzfenster und -türen sind maßhaltige Bau-
ten. Obwohl polymere Stoffe einen dichten Film teile aus sorgfältig ausgewähltem Holz. Trag-
ausbilden, diffundieren Wasser und Sauerstoff. konstruktionen, Außenwandbekleidung und
Daher sind weitgehende Maßnahmen notwen- Schalungen gelten als nichtmaßhaltige Holz-
dig wie Verzinkung oder chemische Passivie- bauteile. Hier können Schwindrisse und Wer-
rung. Allen Verfahren geht eine konstruktive fen auftreten, ebenso bei der vorher aufge-
Planung voraus, die Spalten und Fugen im brachten Beschichtung. Mit Imprägnierun-
Bauteil vermeidet, gerundete Kanten und gen, die tief in den Untergrund eindringen,
Schweißnähte vorsieht und Kontaktkorrosion wird die kapillare Wasseraufnahme verhin-
durch andere Metalle ausschließt. dert.
C 7.28

197
Oberflächen und Beschichtungen

Konstruktiver Holzschutz lung. Holzinhaltsstoffe und das hygroskopische können auch polymere Dispersionen eingesetzt
Die Priorität im Außenbereich liegt beim kon- Verhalten unterschiedlicher Holzsorten beein- werden.
struktiven Holzschutz. Die Holzauswahl, die flussen ihrerseits die Dauerhaftigkeit der 2K-Silikatbeschichtungen eignen sich nicht für
richtige Holzfeuchte beim Einbau, Dachüber- Beschichtung. Grundsätzlich erfordert ein Holz gipshaltige Putze der Mörtelgruppe P IV, da bei
stand, allseitige Belüftung, Abdeckung horizon- mit niedriger natürlicher Dauerhaftigkeit auch diesem Untergrund die Verkieselungsreaktion
taler, dem Wetter ausgesetzter Flächen, ausrei- kürzere Instandhaltungsintervalle. des Beschichtungsstoffs nicht erfolgt.
chender Abstand vom Erdreich und die Ver- Holzbauteile im Innenbereich mit geringer
meidung von stehendem Wasser erhöhen die Beanspruchung benötigen keinen chemischen Beton
Dauerhaftigkeit. Einen Befall durch holzzerstö- Holzschutz. Der Witterung ausgesetzte, hochwertige Stahl-
rende Insekten verhindern konstruktive Maß- betonbauteile brauchen nur wenig Schutz, da
nahmen allerdings nicht. Mineralische Untergründe mit zunehmender Druckfestigkeit des Betons
Nicht behandeltes, der Witterung ausgesetztes Die mineralischen Untergründe gliedern sich in Abriebfestigkeit und Dichtheit steigen. Der
Holz wird durch den Feucht-Trocken-Wechsel mineralische Putze nach DIN V 18 550 und wei- Bewehrungsstahl ist durch das basische Milieu
und die UV-Strahlung grau. Wenn das Bauteil tere Putze, Kalksandstein, keramische Baustof- des Betons vor Korrosion geschützt. Säuren
weitgehend vor Regen geschützt ist, entsteht fe, Naturstein, Beton, Porenbeton, zementge- aus der Umwelt, die in wässrigem oder gasför-
kein konstruktiver Mangel; das Holz altert und bundene und gipsgebundene Platten. migem Zustand in weniger hochwertigen Beton
setzt Patina an. Bei mineralisch gebundenen Baustoffen unter- eindringen können, senken den pH-Wert und
scheiden sich hydraulische (Kalk) und hochhy- heben die Schutzwirkung auf (Karbonisation).
Chemischer Holzschutz draulische Bindemittel (Zement) von nicht Feine Risse in der Zugzone des Stahlbetons
Beim chemischen Holzschutz unterscheidet hydraulischen Bindemitteln (Luftkalk, Gips). bieten zusätzliche Eindringmöglichkeiten. Um
man zwischen Tiefenschutz (mit einer Penetra- Der unterschiedliche Erhärtungsvorgang und die Karbonisation zu verhindern und Risse zu
tion von mehreren Zentimetern), Randschutz die bauphysikalischen Eigenschaften der Stoffe überbrücken, kann junger Beton mit Acrylharz,
(mit einer Eindringtiefe von einigen Milimetern) bestimmen das Beschichtungssystem. Bitumen oder Epoxidharz beschichtet werden,
und Oberflächenschutz. Die Beschichtungen für Fassaden aus Mauer- weil ihre Oberflächenhaftung sehr gut ist.
Für Tiefen- und Randschutz stehen Kessel- werk, Beton und Putz sind in wässrige Systeme Später, zur Betoninstandsetzung, besteht die
druck-, Thermoimprägnier- und Tränkverfahren (auf Basis von Kalk, Silikat-, Silikonharzbinde- Möglichkeit, hydrophobierende Imprägnierun-
zur Verfügung. mitteln und polymeren Dispersionen) und löse- gen auf Silikonharzbasis zu applizieren –
Der Oberflächenschutz baut sich in der Regel mittelhaltige Systeme (auf Polymerisatharzba- vorausgesetzt, die Porenstruktur des Betons
aus einer Grundbeschichtung (Haftverbund, sis) gegliedert. erlaubt eine Penetration. Für gestaltende,
Verminderung der Saugfähigkeit), einer Zwi- deckende oder lasierende Beschichtungen
schen- und einer Deckbeschichtung auf. Die Putz werden Systeme auf Acrylharz- oder Copoly-
Kanten der Holzteile sollen gebrochen (leicht Kalkreiche Putze der Mörtelgruppe P I erhärten merisatbasis verwendet.
gefast) sein, damit der Beschichtungsstoff durch Aufnahme von Kohlendioxid sehr lang-
auch dort einen gleichmäßigen Film ausbildet. sam. Diffusionsoffene Beschichtungen auf Sili- Aluminium
kat- oder Silikonharzbasis unterstützen diesen Bauteile aus Aluminium werden wegen ihres
Für den Oberflächenschutz eignen sich was- Vorgang. Bei Putzmörtelgruppe P II und P III geringen Gewichts und ihrer hohen Dauerhaf-
serbasierende Beschichtungsstoffe mit Acryl-
harz-Bindemittel. Ihre thermoplastischen Eigen-
schaften erhöhen aber den Instandsetzungs-
aufwand. Alkydharze lassen sich besser reno-
vieren, sie sind in der Verarbeitung jedoch
anspruchsvoller. Folgende Faustregeln gelten
für die Instandhaltungsintervalle der Beschich-
tungen auf Holz:

• Deckend aufgetragene Beschichtungen ver-


hindern die Photo-Oxidation von Lignin im
Holz besser als lasierende.
• Dunkle Farbtöne tragen zu hoher Erwärmung
und Ausdehnung des Holzes bei.
• Hydrophobe Beschichtungen verhindern
eine schnelle Änderung der Holzfeuchte.
• Holzwerkstoffe erfordern einen diffusions-
dichten Kantenschutz, um ein Quellen oder
Delaminieren der einzelnen Werkstoffschich-
ten zu verhindern.

Schichtdicke und Pigmentierungsgrad stellen


bedeutende Parameter für die Dauerhaftigkeit
dar – Pigmente etwa absorbieren UV-Strah-

C 7.29 unterschiedliche Glanzgrade und Untergründe,


van Royen Apartment, London (GB) 1986,
John Pawson
C 7.30 Kennwerte und mögliche Anwendungsgebiete
(Richtwerte) von Beschichtungsstoffen
C 7.29

198
Oberflächen und Beschichtungen

tigkeit in vielen Bereichen eingesetzt, z.B. als Kunststoff Aufgaben erfüllen. Wichtig dabei ist, das
Fassadenprofil, Fenster und Außenwandbe- Kunststoffe benötigen technisch nur in Ausnah- Gesamtsystem vom Untergrund zur Deck-
kleidung. Metallblankes Aluminium verhält mefällen einen Oberflächenschutz, z.B. bei schicht zu betrachten, damit nicht eine
sich unempfindlich gegenüber Luftsauerstoff geringer Lichtbeständigkeit oder um die chemi- gewünschte Eigenschaft unzählige bauphysi-
und Feuchtigkeit, indem es rasch eine dichte sche und klimatische Widerstandsfähigkeit zu kalische Schwierigkeiten verursacht.
Oxidschicht ausbildet. Durch anodische Oxi- verbessern. Häufig werden Kunststoffbauteile
dation im Werk entsteht auf der Oberfläche jedoch aus optischen Gründen beschichtet. Brandschutzbeschichtung
eine gleichmäßigere und verstärkte Oxid- DIN 4102-1 beurteilt Baustoffe nach ihrer
Durch die Vielfalt der Produkte lässt sich auf der
schicht im Vergleich zur nicht gesteuerten Brennbarkeit und ihrem Verhalten im Brandfall
Baustelle der Kunststofftyp nicht ohne weiteres
Oxidation, die zudem farblich beeinflusst wer- feststellen, davon aber hängt die Wahl des und teilt sie in Baustoffklassen ein: A 1 (nicht
den kann. Das Eloxal (elektrisch oxidiertes Beschichtungssystems ab. brennbar) bis B 3 (leicht entflammbar; siehe
Aluminium) schimmert in metallenen Farben Das Beschichten von Kunststoff ist schwierig, Glossar, S. 265f.). Entsprechend der Vorschrif-
von Silber bis zu dunklen Bronzetönen. In der ten bzw. der realen Gefährdung müssen
da die glatte, dichte Oberfläche keine Polarität
Regel bedarf es keiner weiteren Oberflächen- besitzt, sodass eine ausreichende Adhäsion derzusätzliche Maßnahmen getroffen werden, um
beschichtung. Bei Renovierungen kann dies Grundierung mit dem Untergrund fehlt. Hinzu Bauteile vor Feuer zu schützen, z.B. mit feuer-
jedoch sinnvoll sein. Auch gestalterische kommen elektrostatische Aufladungen, die hemmenden Brandschutzbeschichtungen. Sie
Gründe können für eine klare oder deckende bestehen aus wässrigen Dispersionen auf Poly-
Staub anziehen, Trennmittel von der Herstellung
Beschichtung des Aluminiums sprechen. merbasis oder Lösungen von Acrylatharzen mit
und das Migrieren von Hilfsstoffen, die eine dau-
Dazu wird im Werk eine Pulverbeschichtung erhafte Beschichtung behindern. Aus diesen oder ohne Pigmente. Dämmschichtbildende
auf Polyurethanharzbasis auf das Eloxal auf- Gründen kommt der Untergrundvorbereitung Zusatzstoffe aus einer Kohlenstoffquelle, einem
gebracht. Die Haftung dafür ist nicht von vorn- eine große Bedeutung zu, die grundsätzlich nurKatalysator und einem Treibmittel bewirken den
herein gegeben. Um eine entsprechende feuerhemmenden Effekt. Die Trockenschichtdi-
bei industrieller Fertigung zufriedenstellend ist.
Rauigkeit zu erreichen, muss der Untergrund Die drei Beschichtungslagen bestehen aus cke auf dem Bauteil beträgt 200 – 2000 μm.
mit feinem, festen Strahlmittel trockengestrahlt einer 2K-Grundierung auf Polyurethanbasis und Steigt die Umgebungstemperatur auf über
oder geschliffen, gespült und mit Lösemittel der Zwischen- und Deckbeschichtung aus zwei- 200 °C, reagieren die Zusatzstoffe und schäu-
gereinigt werden. komponentigen Acryl- oder Polymerisatharzen. men auf. Eine poröse (temporär wärmedäm-
Zwei oder drei aufeinander abgestimmte Der hohe Wärmeausdehnungskoeffizient von mend), kohlenstoffhaltige, bis zu 50 mm dicke
Beschichtungslagen stellen den Oberflächen- Schicht schützt das Bauteil für einen bestimm-
Kunststoff erfordert in der Regel helle Farbtöne,
schutz sicher. Die filmbildende Grundierung da sich die Bauteile sonst zu stark verformen ten Zeitraum. Mit einer zugelassenen Brand-
besteht aus Beschichtungsstoffen auf Acryl-, würden. schutzbeschichtung können Holz- und Holz-
Polymerisat- oder Alkydharzbasis. Zwischen- werkstoffe im Innenbereich von normal ent-
und Deckbeschichtung können die gleichen flammbar (B 2) nach schwer entflammbar (B 1)
Bindemittel enthalten. Bei stärkerer Beanspru- Beschichtungen für Sonderzwecke verbessert werden. Tragenden Bauteilen aus
chung wird Epoxidharz angewendet. Polyure- Stahl im Innen- und Außenbereich verleiht die
thanharze sorgen für einen sehr hohen Schutz Neue Technologien ermöglichen die Herstellung Beschichtung die Feuerwiderstandsklassen
gegenüber Chemikalien und Witterung. komplexer Beschichtungsstoffe, die spezielle F 30 und F 60 nach DIN 4102-2.

Beschichtungsstoff lösemittel- Wasserdampf- Abrieb- Anwendungsgebiete nach Untergrund


nach Bindemittel haltig diffusions- festigkeit
widerstand mineralische Werkstoffe Holz Metalle Kunststoffe
Aminoplaste (UF, MF, PF)
Gipsplatte, Papier, Tapete

Polymethacrylat (PMMA)
unges. Epoxidharz (EP)
Polyvinylchlorid (PVC)

• Innen- und Außenbereich Polyolefine (PE, PP)

Polycarbonat (PC)
• nur im Innenbereich
Holzwerkstoffe

Polystyrol (PS)
Stahl, verzinkt

bedingt geeignet
Faserzement
Anhydritputz
Zementputz

Massivholz

Aluminium

1
nicht lösungsmittelhaltig; die Werte für lösemittelhaltige
Gipsputz
Kalkputz

Naturharzbeschichtungen liegen deutlich höher


Beton

Stahl

2
mit entsprechender Grundierung

Kalk nein < 100 gering • • • • • •

1K-Silikat, dispergiert nein 60 – 800 hoch • • • 2


• 2
• •

2K-Silikat nein 40 – 150 hoch • • • •

Leim nein 80 – 150 mittel • • • • • • •

Acrylat, dispergiert nein 100 – 5000 hoch • • • • • • • • 2


• • • • • •

Naturharz teilweise < 100 1


hoch • • • 2
• 2
• • • • •

Öl teilweise 1000 – 5000 sehr hoch • • • • • • • • •2

Alkydharz ja 12 000 – 25 000 sehr hoch • • • • • • • • 2


• 2
•2 • • • •

2K-Epoxidharz ja 10 000 – 40 000 sehr hoch • • • • • • • • • • • • • • • • •

Polyurethanharz ja 25 000 – 35 000 sehr hoch • • • • 2


• 2
• 2
• • • • •

Silikonharz teilweise 50 – 600 hoch • • • • • •

Polymerisatharz ja 100 –1500 sehr hoch • • • • • • • •

C 7.30

199
Oberflächen und Beschichtungen

C 7.31 C 7.32 C 7.33


Hydrophobierung Tapeten und Spannstoffe schichten enthalten einen hohen Anteil Altpa-
Im Allgemeinen verhalten sich Baustoffoberflä- pier. Gleichmäßig verteilte Fasern aus Holz
chen zu Wasser hydrophil (wasseranziehend), Werkstoffe zur Wandbekleidung dienen in ers- oder Altpapier liegen zwischen den Schichten
abhängig vom Randreibungswinkel des Was- ter Linie der Gestaltung. Sie unterstützen darü- oder sind direkt in die Papiermasse eingebet-
sers zum Baustoff. Liegt dieser unter 90 °, wird ber hinaus die Schallabsorption und können tet.
die Flüssigkeit kapillar angesaugt. Auf die Bau- wärmedämmend wirken. In der Renaissance
stoffoberfläche applizierte hydrophobe (was- wurden Leder oder Stoffe mit Stangen und Kunststofftapeten
serabweisende) Substanzen dringen ihrerseits Leisten verspannt, ab dem 19. Jh. Papiertape- Auf einem Papier- oder Kunststoffträger ist
in die Kapillaren ein und vergrößern den Rand- ten mit Gemäldeimitationen ganzflächig aufge- eine ganzflächig geschäumte, geformte oder
reibungswinkel auf über 90 °. Sie verhindern so klebt. Zu den Wandbekleidungswerkstoffen glatte Kunststoffschicht aufgebracht. Wegen
eine Benetzung mit Wasser und ein Aufsaugen. zählen Tapeten, Wandbeläge aus Kunststoff möglicher Schimmelbildung unter der Tapete
Das auftreffende Wasser perlt ab und spült oder Kork sowie strukturgebende Unterlagen sind Kunststofftapeten teilweise fungizid aus-
Schmutzpartikel weg, die nicht anhaften für Beschichtungen und Spannstoffe gerüstet. Sie besitzen ein schlechtes Diffusi-
können. (Abb. C 7.34). onsverhalten (Abb. C 7.32).
Hydrophobierende Behandlungen finden auf Da Tapeten und Spannstoffe große Flächen im
der Bauteiloberfläche in Form von Imprägnie- Innenbereich bedecken, üben sie durch ihr Klebstoffe für Tapeten
rungen statt. Sie halten nur einige Jahre, dann Diffusions- und Sorptionsverhalten einen gro- Tapetenkleister basiert in der Regel auf
müssen sie erneuert werden. ßen Einfluss auf das Raumklima aus. Daher Methylzellulose, alternativ auf Stärke. Für die
Mauerwerk wird mit hydrophoben Injektionsmit- müssen sie, wie Beschichtungen auch, auf meisten Tapeten auf trockenem, saugfähigem
teln trockengelegt, die eine horizontale Abdich- das Gesamtsystem Wand abgestimmt sein, Untergrund reicht deren Klebewirkung aus.
tung bewirken. um dessen Funktionsfähigkeit zu gewährleis- Für Kunststoff-, Textil- und Strukturtapeten
Hydrophobierungen verschließen die Poren ten. werden Spezialkleister auf Methylzelluloseba-
des Bauteils nicht, sie sind wasserdampfdurch- sis mit dispergiertem Polyvinylacetat verwen-
lässig und nicht druckwasserbeständig. Sie Bis auf deklarierte Ausnahmen sind Tapeten det. Sie verringern die Diffusionsfähigkeit und
verhindern das Vergrauen von Holzoberflächen im Handel als Eurorolle mit den Maßen verschlechtern das Raumklima.
nicht, da sie transparent sind und UV-Strahlung 10,05 ≈ 0,53 m erhältlich. Neben definierten
durchlassen. Wässrige und lösemittelhaltige Kennzeichen für Anfertigungs- und Verarbei- Spannstoffe
Systeme basieren hauptsächlich auf siliziumor- tungseigenschaften sind folgende Merkmale Bei der indirekten Methode erfolgt die Befesti-
ganischen Verbindungen. relevant: gung von Spannstoffen durch Heften, Nageln
oder Kleben an den Untergrund. Es entsteht
Anti-Graffiti-Beschichtung • Polymere Zusätze erhöhen die Nass- kein Zwischenraum, die Vorbereitung des
Anti-Grafitti-Beschichtungen bewirken, dass reißfestigkeit. Untergrunds ist Voraussetzung. Bei der direk-
Verunreinigungen an Oberflächen nicht mehr • Eine Behandlung mit fungiziden Stoffen ten Methode ermöglicht ein verzugfreies
haften. Neben Ablagerungen aus der Atmo- schützt vor Schimmelbildung. Spannen des Stoffes mit Spannleisten eine
sphäre sollen aufgesprühte Graffiti leicht zu • Wasch- und Scheuerbeständigkeit erreicht verdeckte Befestigung und leichtes Abneh-
entfernen sein. Das Gesamtsystem dafür man durch Imprägniermittel. men zu Reinigungszwecken. Diese mit
besteht aus einer ein- oder mehrschichtigen • Eine spezielle chemische Ausrüstung macht Wandabstand angebrachten Stoffe tragen
Prophylaxebeschichtung mit Grundierung und Tapeten schwer entflammbar. positiv zur Raumakustik bei.
Trennschicht, einem chemischen Reiniger, der • Kunststoff in und auf Tapeten verringert die
die Verschmutzung anlöst und einem Heißwas- Diffusionsfähigkeit. Dekors
ser-Hochdruck-Reinigungsgerät, das die Sub- In den 1970er-Jahren kamen als Gegenreak-
stanzen abspült. Papiertapeten tion zur Funktionalität der Raufasertapete
Um das Abspülen zu ermöglichen, wird mit der Einlagige unbedruckte Papiertapeten ohne Tapeten mit floralen und großen geometri-
Anti-Graffiti-Beschichtung eine unpolare Ober- Zusätze stellen die emissionsärmsten und dif- schen Dessins in plakativen Farbtönen auf
fläche ausgebildet. Dies erreicht man mit fusionsoffensten Wandbeläge dar. Mit einer den Markt. Heute entwickeln junge Designer
Beschichtungsstoffen, in der Regel auf Basis Prägung wirken sie optisch wie Kunststoffta- neue Konzepte der Wandbekleidung wie die
von fluorhaltigen Polymerisaten, die ähnlich peten. »Single Tapete« (Abb. C 7.31) oder die ther-
funktionieren wie die Beschichtung in einer Tef- mosensible »Clubtapete«, die bei Tempera-
lonpfanne. Der Film des Beschichtungsstoffs ist Raufasertapeten turschwankungen unterschiedliche Motive
klar und kratzfest. Raufasertapeten aus ein oder zwei Papier- entstehen lässt.

200
Oberflächen und Beschichtungen

Tapeten

Papiertapete Raufasertapete Kunststofftapete Textiltapete Glasfasertapete weitere Tapeten

Relieftapete fein / mittel / grob Trägermaterial: Trägermaterial: Trägermaterial: Velourstapete


Prägetapete • Papier • Papier • Papier Metallfolientapete
Strukturpapier eine oder zwei • Kunststoff • Schaumkunststoff • keines Naturwerkstofftapete
Fondtapete Papierschichten • synthetisches Vlies
Wandbildtapete Deckmaterial: Deckmaterial:
• geschäumter Kunststoff Deckmaterial: • Glasfasergewebe feuerfest,
• Gewebe, Gewirke teilweise mit Polymerisat-
• Synthetik- / Kunststofffasern harzen gebunden

Spannstoffe

C 7.31 Wandbildtapete »Single Tapete«


C 7.32 Kunststofftapete
Textlien Kunststoffe
C 7.33 Textiltapete
C 7.34 systematische Darstellung von Tapeten-
und Spannstoffarten Synthetik- / Kunststofffasern Folien, Membranen
C 7.35 Ökobilanzdaten von Putzen und z.B. Baumwolle, Leinen, Seide, Polyester z.B. PE, PVC, ETFE
Beschichtungsstoffen
Gewebearten
z.B. Satin, Velours, Filz, Molton C 7.34

Putze und WDVS PEI PEI GWP ODP AP EP POCP


Schichtaufbau Primärenergie Primärenergie Klima- Ozon- Ver- Über- Sommer-
* Datenherkunft siehe Ökobilanzierung, S. 100 nicht ern. erneuerbar gase abbau sauerung düngung smog
[MJ] [MJ] [kg CO2 eq] [kg R11 eq] [kg SO2 eq] [kg PO4 eq] [kg C2H4 eq]

Kalkzementputz innen, zweilagig* 110 1,8 7,2 0 0,071 0,0040 0,0050


Kalkzementmörtel P II gerieben, 15 mm
Grundierung

Gipsputz innen, zweilagig* 97 1,5 5,9 0 0,065 0,0033 0,0040


Gipsputz glatt, 15 mm
Grundierung

Wärmedämmputz 237 3,4 16 0 0,22 0,0083 0,012


Kalkzementputz mit Blähperlitezuschlag, 50 mm
Grundierung

Wärmedämmverbundsystem (WDVS) 561 24 31 0 0,53 0,0095 0,024


Kalkzementputz mit Glasvliesarmierung, 3 mm
EPS, λ = 0,035 W / m2K, ρ = 30 kg / m3, 100 mm
Kleber UF-Basis, 3,2 mm

Beschichtungen PEI PEI GWP ODP AP EP POCP Dauer-


Schichtaufbau, Schichtdicken gemäß EN 1062 Primärenergie Primärenergie Klima- Ozon- Ver- Über- Sommer- haftigkeit
* Datenherkunft siehe Ökobilanzierung, S. 100 nicht ern. erneuerbar gase abbau sauerung düngung smog
[MJ] [MJ] [kg CO2 eq] [kg R11 eq] [kg SO2 eq] [kg PO4 eq] [kg C2H4 eq] [a]
Mineralische Beschichtungen, außen

Kalkbeschichtung 2,0 0,01 0,22 0 0,00010 0,000010 0,000010 5


Kalkhydratbeschichtung
Grundierung

Silikatbeschichtung 1K 7,3 1,4 0,26 0 0,0030 0,00028 0,0010 20 – 25


1K-Silikatdispersion
Grundierung

Organische Beschichtungen, außen

Alkydharzbeschichtung 4,8 1,4 0,13 0 0,0020 0,00023 0,0010 15


Alkydharzlack
Grundierung

Acrylbeschichtung 4,6 0,14 0,15 0 0,0010 0,000060 0,00010 10


Dickschichtlasur Acrylbasis
Grundierung

PUR-Beschichtung (Estrichversiegelung) 36 1,5 1,9 0 0,021 0,0016 0,0010 15 – 35


2K-Polyurethanbeschichtung (PUR)
Grundierung
C 7.35

201
Teil D Gebaute Beispiele im Detail

01 Marte.Marte; Aussegnungshalle in Batschuns (A) Lehm

02 Hans-Jörg Ruch; Erweiterung einer Berghütte in Pontresina (CH) Holz

03 Perraudin Architectes; Weinlager in Vauvert (F) Naturstein

04 Simon Ungers mit Matthias Altwicker; Ferienhaus in Ithaca (USA) Leichtbetonstein

05 MADA s.p.a.m.; Wohnhaus in Lantian Xian (VRC) Naturstein

06 Future Systems; Wohnaus in Pembrokeshire (GB) Gründach

07 Lacaton Vassal; Wohnhaus in Floirac (F) Kunststoff

08 Ruben Anderegg; Wohnhaus in Meiringen (CH) Putz

09 Snozzi + Vacchini; Wohnbebauung in Maastricht (NL) Ziegel

10 Arte Charpentier & Abbès Tahir; Metrostation in Paris (F) Glas

11 NIO architecten; Bushaltestelle in Hoofddorp (NL) Kunststoff

12 Edward Cullinan; Werkhalle für ein Freilichtmuseum in Sussex (GB) Holz

13 Kengo Kuma; Museum Hiroshige Ando in Batoh (J) Holz

14 Tezuka; Naturwissenschaftliches Museum in Matsunoyama (J) Metall

15 NOX / Lars Spuybroek; Kulturzentrum in Lille (F) Membranen

16 Hascher Jehle Architektur; Kunstmuseum in Stuttgart (D) Glas

17 Allmann Sattler Wappner; Dienstleistungszentrum in Ludwigshafen (D) Glasfliesen

18 Riegler Riewe; Institutsgebäude der TU Graz (A) Beton

19 Tectône; Hotelfachschule in Nivilliers (F) Ziegelelemente

20 Jean-Marc Ibos et Myrto Vitart; Feuerwache in Nanterre (F) Metall

21 Dietz Joppien; Dienstleistungsgebäude in Frankfurt am Main (D) Leichtbeton

22 MVRDV; Erweiterung eines Krankenhauses in Veldhoven (NL) Glas

23 Assmann Salomon und Scheidt; 110 kV Schaltanlage in Berlin (D) Naturstein

Abb. D ETFE-Kissen auf leichter Stahlkonstruktion, 24 Sauerbruch Hutton; Polizei- und Feuerwache in Berlin (D) Glas
Eden Project, St. Austell (GB) 2001, Nicholas
Grimshaw & Partners 25 Schweger + Partner; Tribünenüberdachung in Hamburg (D) Membranen

203
Lehm

Aussegnungshalle

Batschuns, A 2001

Architekten:
Marte.Marte, Weiler
Mitarbeiter:
Robert Zimmermann, Alexandra Fink,
Stefan Baur, Davide Paruta
Tragwerksplanung:
M+G, Feldkirch
Baukunst Lehm:
Martin Rauch, Schlins

Der Friedhof der Pfarrkirche St. Johannes – in


den 1920er-Jahren von Clemens Holzmeister
erbaut – wurde erweitert und um eine kleine
Totenkapelle ergänzt. Über einen Durchgang
gegenüber der Kirche gelangt man in den neu
angelegten Bereich. Die bekieste Fläche wird
von einer breiten, niedrigen Mauer aus Stampf-
lehm umfasst, die hangwärts zu einer Wand für
Urnengräber emporwächst. Sie reicht nicht
ganz bis an die Einfriedung des alten Friedhofs
heran, auch die externe Zugangsrampe aus
Beton hält respektvoll Abstand. An der zur Stra-
ße gewandten Ecke, mit den Mauern verwach-
sen, schließt der schlichte, kubische Baukörper
der Totenkapelle das Ensemble ab und wirkt
als Gegenpol zum Kirchenbau. Eine breite,
asymmetrisch gesetzte Tür aus geschliffenem
Eichenholz gewährt Einlass in den völlig leeren
Raum. Eine Seitenwand wird durch ein Glas-
band vom Boden abgehoben und scheint zu
schweben. Durch einen Lichtschlitz im Dach
fällt Streiflicht auf die Rückwand, in die vertikal
ein Kantholz aus Eiche eingelegt ist, welches
zusammen mit der Struktur der Lehmlagen eine
Kreuzform suggeriert.
Die klare, geometrische Form und die formale
Strenge der Anlage stehen im Kontrast zu den
lebendigen, warmen Oberflächen des Stampf-
lehms. Das verwendete Baumaterial Lehm
stammt direkt aus der Baugrube. Es wurde in
einer Aufbereitungsanlage mit Ziegelsplitt und
Tonmineral erdfeucht vermischt und in 120 mm
hohen Lagen in die Schalung verfüllt. Die
mechanische Stabilität wird durch das Verdich-
ten der einzelnen Lagen mit Handmaschinen
erreicht, der Baustoff bleibt frei von chemi-
schen Zusätzen. Die Mauerkronen werden von
einer trasskalkgebundenen Platte vor Regen
geschützt. Die Erosion der bewitterten Außen-
c b
flächen wird durch eine gewisse Überdimensi-
onierung der Lehmbauteile kompensiert. Dass c
der Lehmbau sich trotz des arbeitsintensiven e e
Bauprozesses gegen eine Betonvariante
a a
durchsetzen konnte, war nicht zuletzt durch die
Mitarbeit engagierter Gemeindemitglieder
möglich.
d
º l‘architecture d‘aujourd‘hui 346, 2003 d b
Detail 06 / 2003 aa bb

204
Beispiel 01

Lageplan Maßstab 1:1250 8 Stahlbetonriegel 205/120 mm


Grundriss • Schnitte Maßstab 1:200 9 Kantholz Eiche 80/80 mm, symbolisiert
Vertikalschnitte Maßstab 1:20 mit horizontalen Linien der Lehmschichten
ein Kreuz
10 Stampfbeton eingefärbt wie Lehm
11 Stahlbetonträger 300/200 mm
1 Stahlblech 3 mm 12 Türblatt Eiche 2≈ 24 mm
2 Rinne Kupferblech 2 mm 13 Türschwelle Eiche massiv
3 Isolierverglasung ESG 8 + SZR 12 + ESG 6 mm auf Stahlrohr ¡ 200/100/7 mm
4 Stahlblech 2 mm an Glas geklebt 14 Edelstahlblech 240/10 mm
5 Kies 40 mm 15 Abdichtung
Abdichtung zweilagig 16 Stampflehmboden 120 mm
Holzdreischichtplatte 19 mm Schaumglasgranulat verdichtet 100 mm
Kantholz 80/50/50 mm, kapillarsperrende Schüttung gegen
dazwischen Hinterlüftung aufsteigende Feuchtigkeit
Holzdreischichtplatte 40 mm 17 Stahlträger aus Flachstahl ¡ 380/15 mm
Lehmbauplatte 20 mm und 2x Flachstahl ¡ 180/20 mm, geschweißt
6 Leuchte 18 Floatglas 8 mm in Stahlblechrahmen geklebt
7 Stampflehm 450 mm 19 Stahlprofil L 215/150/10 mm

1 2 4 5 5

7 6

8
6

11

12

19

17

18
16 16

13
19
14

10 15 15

cc dd ee

205
Holz

Erweiterung einer Berghütte

Pontresina, CH 2003

Architekt:
Hans-Jörg Ruch, St. Moritz
Mitarbeiter:
Sacha Michael Fahrni, Stefan Lauener,
Alan Abrecht, Velia Jochum
Tragwerksplanung:
Beat Birchler, Silvaplana aa bb

Die Tschiervahütte ist eine von rund 150 Berg-


hütten des Schweizer Alpen-Clubs und liegt
inmitten imposanter Gipfel auf 2583 m Höhe. a
Die geplante Erweiterung erwies sich als
b
schwierige Aufgabe, weil neben dem Bauherrn
auch diverse Behörden wie die Natur- und Hei- b
matschutzkommission ein Mitspracherecht hat-
ten. Von ihrem Konzept der bewussten Gegen-
überstellung von Alt und Neu konnten die Archi- c c
tekten jedoch alle Beteiligten überzeugen.
Sie beließen die bestehende Hütte weitgehend
in ihrem Zustand und ergänzten sie um einen a
Anbau, der sich mit seiner klaren kubischen
Form und seiner hölzernen Fassade selbstbe-
wusst von dem steinernen Altbau absetzt. Wie
um den grandiosen Ausblick einzufangen,
kragt er neugierig über die vorgelagerte Stütz-
mauer aus und begrenzt eine windgeschützte
Terrasse. Durch das neue Treppenhaus konn-
ten die feuerpolizeilichen Anforderungen erfüllt
und die Eingriffe in den Bestand auf ein Mini-
mum reduziert werden. Zwar kann die Tschier-
vahütte nach wie vor nur 100 Gäste beherber-
gen, der Komfort hat sich jedoch wesentlich
verbessert: Die Schlafstellen sind breiter, die
Küche ist geräumiger, und der Essraum im
Anbau bietet zusätzliche Sitzplätze.
Nicht nur aus gestalterischen Gründen fiel die
Wahl für das Konstruktionsmaterial auf Holz.
Die abgeschiedene Lage in den Bergen erfor-
derte es, möglichst viele Teile vorzufertigen
und in kurzer Zeit vor Ort zu montieren, um die
Kosten für den aufwändigen Transport per
Hubschrauber sowie für die Energie- und Was-
serversorgung auf der Baustelle gering zu hal-
ten. Der Anbau wurde zweischalig konstruiert;
die äußere Schale aus Stahlstützen und einge-
schobenen Lärchenholzbohlen schützt das
Haus vor Lawinen. Vorfabrizierte Wandelemen-
te in Holztafelbauweise und Brettstapeldecken
bilden die innen liegende Tragstruktur. Durch
die teilweise sichtbare Konstruktion und die
eigens entworfenen Massivholzmöbel dominiert
das Material Holz auch im Innenraum.

º Hochparterre 01– 02 / 2004


Wallpaper 06 / 2004

206
Beispiel 02

1 2

Grundrisse • Schnitte
Maßstab 1:500
3 Horizontalschnitt • Vertikalschnitt
Maßstab 1:20

3 4 5
4

dd

1 Attikaabschluss Flachstahl ¡ 240/10 mm


Stahlprofil fi 120
2 Abdichtung Polymerbitumenbahn beschiefert,
d d zweilagig
Gefälledämmung Polystyrol-Hartschaum
240 –120 mm
Dampfsperre
Brettstapeldecke 260 mm
3 Holzfenster mit Isolierverglasung VSG
5 4 Stahlstützen HEA 160 feuerverzinkt, im UG
verdübelt mit Betonwand, Zwischenlage
EPDM 20 mm
7
5 Holzbekleidung Lärchenbohlen
80/160 mm sägerau
Holzlattung Lärche 50/60 mm sägerau
Luft- und Entwässerungsschicht 80 mm
Abdichtung
OSB-Platten 18 mm
Wärmedämmung Mineralwolle 180 mm
zwischen Holzrahmen 80/180 mm
Dampfsperre
Gipsfaserplatten 2x 15 mm, gespachtelt
und gestrichen
6 Linoleum mit Trittschallhinterlegung
Holz-Beton Verbunddecke F 60 gespach-
telt, aus Überbeton 75/95 mm und Brettsta-
pelelementen 125/145 mm
7 Holzriemenparkett Lärche 27 mm,
Nut und Feder, gehobelt und geölt,
Ausgleichsschicht
Holzfaserdämmplatte 30 mm
Mineralfaserdämmung 10 mm
Trennlage PE-Folie
Stahlbeton 160 mm
8 8 keramische Platten 15 mm
Heizestrich 55 mm
Trennlage PE-Folie
Wärmedämmung Polystyrolhartschaum
100 mm
Bitumenanstrich
cc Stahlbeton 120 mm

207
Naturstein

Weinlager

Vauvert, F 1999

Architekten:
Perraudin Architectes, Lyon
Gilles Perraudin
Tragwerksplanung:
François Marre, Lyon

Für die Lagerung von Wein ist die Forderung


nach möglichst konstanten, nicht zu hohen
Temperaturen der bestimmende Parameter.
Den Architekten gelang es, dieses Ziel unter
Verwendung natürlicher Baumaterialien und
allein durch Nutzung natürlicher Klimatisierung
zu erreichen.
Eine Folge von Lager- und Büroräumen grup-
piert sich um einen Innenhof und bildet einen
kompakten, quadratischen Baukörper. Die im
Verhältnis zum umbauten Raum kleinen Außen-
flächen reduzieren den Einfluss der Außentem-
peratur auf das Klima im Innern. Die 52 cm
dicken, massiven Außenwände sorgen für die
notwendige Speichermasse, um eine hohe
thermische Trägheit des Gebäudes zu errei-
chen. Sie nehmen tagsüber anfallende Wärme
auf und entladen sich nachts, unterstützt durch
den frischen Seewind. Auch das begrünte
Dach ist als Klimapuffer konzipiert. Die hohe
Substratschicht speichert Regenwasser, das
später wieder verdunstet und für Kühlung
sorgt.
Der verwendete Muschelkalk stammt aus
einem nur etwa 30 km entfernten Steinbruch; er
ist von mittlerer Härte und hat eine Rohdichte
von 1800 kg / m3. Er wird direkt aus dem Fels
gesägt. Dabei entstehen zunächst große Blö-
cke im Format von 105 ≈ 105 ≈ 210–260 cm,
die für das Weinlager lediglich einmal in der
Mitte geteilt wurden. Je zehn dieser 2,5 t
schweren Blöcke wurden per Lastwagen auf
die Baustelle transportiert und mithilfe eines
Mobilkrans trocken aufeinander geschichtet.
Eine ca. 50 mm dicke Mörtelschicht dient ledig-
lich der Herstellung einer planen Ebene. Die
einfache Bauweise ermöglichte einen schnellen
Bauablauf. Drei Mann benötigten zum Bau der
aus ca. 300 Blöcken bestehenden Mauern
a a
kaum einen Monat. Die hohen Materialkosten
konnten durch den geringen Bearbeitungsauf-
wand und den kurzen Bauprozess ausgegli-
chen werden. Die Dauerhaftigkeit einer solchen
Konstruktion zeigt sich für alle Welt sichtbar an
einem Bauwerk, das vor 2100 Jahren mit Stei-
nen aus demselben Abbaugebiet errichtet
wurde – dem Pont du Gard in Nimes.

º Detail 06 / 1999

208
Beispiel 03

1 2 3

Isometrien ohne Maßstab


4 Grundriss Maßstab 1:500
Vertikalschnitt Maßstab 1:20
Isometrie Ecke ohne Maßstab

1 Vegetation
5 Substrat 200 mm
Wurzelschutzbahn
Abdichtung Bitumendachbahn 5 mm
6 Schalung Sperrholz 19 mm
2 Drainage Kiesbett
3 Abdeckung Aluminiumblech 2 mm
4 Randpfette 100/240 mm
5 Polycarbonat-Stegplatte 10 mm
6 Holzbalken 100/240 mm
7 Kalksandsteinblock 1050/2100/520 mm
8 Holzfenster mit Isolierverglasung VSG 2x 5 mm
7 9 Plattenbelag Betonwerkstein 20 mm
Verbundestrich 30 mm
Faserbeton 100 mm
11 Gitterrost
12 bituminöse Beschichtung
13 Sauberkeitsschicht 50 mm
14 Wasserbecken Faserbeton 50 mm

9 10 11 12 13

aa

209
Leichtbetonstein

Ferienhaus
a
Ithaca (New York), USA 2000

Architekten:
Simon Ungers, Köln mit
Matthias Altwicker, New York
Baufirma:
Bruno Schickel Construction, New York
b b
Tragwerksplanung: d d e
Peter Novelli, Ithaca
e

Das in Neuengland, rund 300 km nordwestlich


von New York gelegene Ferienhaus ist vollstän-
dig aus Bimsbetonsteinen gemauert, ein billi-
ges, einfaches Material, das in den USA vor
allem für den Bau von Kellern verwendet wird.
Einfach, aber keineswegs gewöhnlich ist das
6 ≈ 7 ≈ 7 m messende Haus, das der Architekt
für sich baute. Mit viel Bedacht sind in den
unverputzten grauen Kubus einige wenige Öff-
nungen unterschiedlicher Größen und Proporti-
onen gesetzt, keine sollte die Fassade dominie-
ren. Die dunkelgrau beschichteten Stahlfenster
und -türen wirken wie Farbflächen in einem
minimalistischen Gemälde, nicht einmal die
Anordnung der Entwässerungsöffnung wurde
dem Zufall überlassen. Alle Anschlüsse sind so
reduziert wie möglich ausgebildet, sodass
sogar die Fensterbrüstungen ohne Abdeckble-
che auskommen.
Einfachheit bestimmt auch die Anordnung der
Räume auf rund 90 m2 Grundfläche: Im Erdge-
schoss liegen Garage, Atelier und ein kleines
Büro. Eine Holztreppe führt ins Obergeschoss,
ein offener Raum mit Bad, Kochzeile, Wohn-,
Ess- und Schlafbereich, mit einem niedrigen
Bücherregal als Raumteiler. Eine 3,30 ≈ 2,40 m
große Fensterfläche bietet vom Küchenbereich
einen großzügigen Ausblick in die Natur.
Eichenparkett und Einbaumöbel aus Birken-
sperrholz schaffen eine behagliche Atmos-
phäre.
Auf der Ostseite führt eine dunkelgraue Stahl-
treppe auf die ca. 40 m2 große Dachterrasse,
die sich hinter einer hoch gezogenen Attika
versteckt. Von hier aus kann man wie auf einem
Hochsitz Füchse und Rehe in der weitläufigen
Hügellandschaft beobachten.

º db 08 / 2001

aa bb

210
Beispiel 04

1 1

2 2

3 3

10

5 5

Grundriss Erdgeschoss • Schnitte


Maßstab 1:200
8
Vertikalschnitt • Schnitt Entwässerung Dach •
Schnitt Eingangstür
Maßstab 1:20
dd

1 Attikaabdeckung Flachstahl ¡ 200/50 mm


2 Brüstungsstein massiv mit Gefälle
3 Holzdielen 50 mm auf Lattung
Dichtungsbahn EPDM
6 Wärmedämmung druckfest im Gefälle ≥ 100 mm
Furniersperrholz 16 mm
Holzträger Å 406/38 mm
Holzleiste 20/10 mm
Gipsfaserplatte 12,5 mm
4 Balkenschuh
5 Ringanker Bimsbetonstein,
mit Beton ausgegossen und bewehrt
6 Aluminiumfenster thermisch getrennt,
7 mit Isolierverglasung
7 8
7 Parkett 19 mm
Estrich mit Fußbodenheizung 32 mm
Trennlage
2 Furniersperrholz 19 mm
Holzträger Å 305/38 mm
Holzleiste 20/10 mm
5 Gipsfaserplatte 12,5 mm abgehängt 5
8 Bimsbeton 203 mm
Dampfsperre
Kantholz, dazwischen Wärmedämmung 90 mm
Gipsfaserplatte 12,5 mm
9 Estrich mit Fußbodenheizung 45 mm
Trennlage
8 Stahlbeton 45 mm
Abdichtung
Kiesbett
10 Dachentwässerung Stahlblech gekantet
11 Stahltür thermisch getrennt, wärmegedämmt

11

cc ee

211
Naturstein

Wohnhaus

Lantian Xian, VRC 2003

Architekten:
MADA s.p.a.m., Shanghai
Mitarbeiter:
Qingyun Ma, Weihan Chan, Peter Knutson,
Yinghui Wang, Satoko Saeki, James Macgill

In der Nähe des ca. 1500 km nordöstlich von


Peking gelegenen Ortes Lanian baute der
Architekt ein Wohnhaus für seinen Vater. Ent-
standen ist ein introvertiertes kubisches
Gebäude, das traditionelles und modernes
Bauen verbindet.
Als konstruktives Gerüst dienen 40 ≈ 40 cm a
messende Stahlbetonstützen und -träger, in
einem Raster von 4,80 bzw. 1,40 m angeord-
c c
net. Die dazwischen liegenden Felder sind
außen mit Kieseln ausgefacht – einem Material,
das normalerweise für Umfassungsmauern von
Feldern und Gründstücken verwendet wird.
Stein für Stein sammelten Dorfbewohner und b b
Bauherr im Bett des nahe gelegenen Flusses
und sortierten diese nach Farbigkeit, Größe
und Form. Jede Wand erhielt ihre eigene Textur
und Farbschattierung, die zudem abhängig
von Wetter und Lichtverhältnissen variiert. Die
Steine sind in Beton eingegossen, der über
Stahlanker an den tragenden Stützen befestigt
ist.
Reduziert, aber nicht kühl wirkt der Innenraum,
den die sichtbar belassenen Betonstützen
strukturieren. Naturfarbene Tafeln aus gefloch-
tenem Bambus, die in der Region üblicherwei- a
se als Betonschalung dienen, bekleiden Fußbö-
den, Decken und Wände. Die Räume im süd-
lichen Teil – ein offener Wohn- und Essbereich,
darüber Arbeits- und Schlafzimmer – öffnen
sich durch eine raumhohe Verglasung zu
einem Innenhof hin. Die feinen Farb- und Tex-
turnuancen der Steinwände, der graue Sichtbe-
ton und ein kühlendes Wasserbecken schaffen
eine meditative Atmosphäre. Nach Norden hin
sind Küche, Bad und Gästezimmer angeord-
net. Eine 4 m hohe Mauer umfasst Haus, Innen-
hof und ein schmales Schwimmbecken dane-
ben. Nur wenige geschosshohe, durch Schie-
be- und Klappläden aus Bambus verschließba-
re Fenster öffnen sich zu der umliegenden grü-
nen Hügellandschaft.
aa bb
º Architectural Record 12 / 2003
A+U 12 / 2003
The Phaidon Atlas of Contemporary
World Architecture. London 2003

212
Beispiel 05

Grundrisse • Schnitte
Maßstab 1:200
Vertikalschnitt
Maßstab 1:20

1 Kies 40 mm 3 Verankerung Stahlprofil fi 160


Wärmedämmung 50 mm Sonderprofil ∑
Abdichtung Kunststoffbahn PVC 4 Bambus poliert 15 mm
Stahlbeton 100 mm Sperrholz 10 mm
Installationsraum 140 mm Kantholz 40/40 mm
Abhangdecke Bambus poliert 15 mm Stahlbeton 100 mm
2 Flusskiesel farbig sortiert, Installationsraum 285 mm
in Beton eingegossen 325 mm Abhangdecke Bambus poliert 15 mm
verlorene Schalung Bambus 10 mm 5 Träger Stahlbeton 400/400 mm
2 Dampfsperre 6 Klappladen, beidseitig
Wärmedämmung 50 mm mit Bambusplatten beplankt
Bambus poliert 15 mm 7 Stahlfenster

4
3

cc

213
Gründach

Wohnhaus

Pembrokeshire, GB 1994

Architekten:
Future Systems, London
Tragwerksplanung:
Techniker, London

Nur 25 m vom Rand der Klippen entfernt, bietet


das Haus einen Ausblick über die St. Bride‘s
Bucht an der walisischen Küste. Es ersetzt
einen militärischen Beobachtungsposten an
gleicher Stelle, der bereits zum Cottage
umfunktioniert worden war. Das Gebäude
nimmt sich gegenüber der Natur so weit wie
möglich zurück, das Dach und die angeschüt-
teten Seitenwände verwachsen mit der Gras-
landschaft zu einer fast organischen Form. Der
rückwärtige Eingang liegt versteckt hinter einer
kleinen Kuppe, nur zur Seeseite hin tritt das
Gebäude durch eine elliptische Verglasung in
Erscheinung, die wie ein Auge über die Land-
schaft blickt. Diese sorgt nicht nur für gute
Lichtverhältnisse über die gesamte Breite des
Hauses, sondern bietet allen Räumen den Aus-
blick auf das Meer.
Die beiden Schlafzimmer an den seitlichen
Enden sind jeweils durch eine frei eingestellte
Sanitärzelle vom zentralen Wohnraum abge-
trennt, die Küchenzeile ist in eine dieser Zellen
integriert. Alle Möbel entstanden nach Entwür-
fen der Architekten; die Sitzlandschaft, um den
offenen Kamin gruppiert, bildet das Zentrum
des Hauses.
Auf einer vor Ort gegossenen Fundamentplatte
wurden Stützmauern aus Betonsteinmauerwerk
errichtet. Auf einem Ringträger aus Stahl liegt aa
die gesamte Dachkonstruktion auf, im Innen-
raum sind keine weiteren Stützen notwendig.
Das Dach besteht aus einer lackierten Furnier-
schichtholzplatten beplankten Stahlskelettkon-
struktion, deren Form an eine umgekehrte
Tragfläche erinnert. Die Nasszellen, ebenfalls a
aus lackiertem Sperrholz, wurden einschließlich
aller Anschlüsse vorgefertigt. Beheizt wird das
Haus über in die Bodenplatte integrierte, elek-
trische Heizelemente. Das Gründach und die
b
erdberührten Seitenwände sorgen über das
gesamte Jahr für ein ausgeglichenes Raumkli-
ma. Die feingliedrigen Fassaden sind doppelt
verglast, die Belüftung erfolgt über Bullaugen,
die aus der Schiffbauindustrie stammen.

º l‘architecture d‘aujourd‘hui 324, 1999


A+U 346, 1999
Field, Marcus: Future Systems. a b
London 1999

214
Beispiel 06

Grundriss • Schnitte
Maßstab 1:500
Vertikalschnitt
Maßstab 1:20

1 Vegetation
Substrat 75 mm
Abdichtung Kunststoffbahn PVC
Schalung Sperrholz 24 mm
Holzfachwerk 50/50 mm
Wärmedämmung 120 mm
Dampfsperre
Schalung Sperrholz lackiert 24 mm
2 Randträger Stahlrohr Ø 120 mm
3 Aluminiumfenster mit Isolierverglasung
mit runden Öffnungselementen,
Aluminium
4 Pfosten-Riegel-Konstruktion
Aluminium thermisch getrennt
5 Bodenbelag Fliesen 15 mm
Estrich 40 mm
Trennlage PE-Folie
Wärmedämmung 70 mm
Abdichtung Bitumenbahn
Stahlbeton 150 mm

bb

215
Kunststoff

Wohnhaus

Floirac, F 1993

Architekten:
Anne Lacaton & Jean Philippe Vassal, Paris
Mitarbeiter:
Sylvain Menaud
Tragwerksplanung:
C.E.S.M.A., Bordeaux

aa bb

Für eine vierköpfige Familie mit knappem Bud-


get entstand in einem Vorort von Bordeaux die-
ses ebenso einfache wie ungewöhnliche Einfa-
milienhaus. Auf quadratischem Grundriss bildet
eine einfache Stahlkonstruktion das Grundge-
rüst. Zur einen Hälfte mit Faserzementwellplat-
ten bekleidet, zur anderen mit transparenten
Polycarbonat-Wellplatten, teilt sich das Gebäu-
de klar in zwei Hälften. Im zur Straße gewand-
ten, geschlossenen Teil befinden sich die
ganzjährig bewohnbaren Räume des Hauses,
die durch in den Metallrahmen eingestellte Hol-
zelemente gedämmt sind. Treppe und Nassbe-
reiche sind kompakt in einem Kern unterge-
bracht. Dieser trennt im Erdgeschoss Garage
und Wohnraum, im Obergeschoss die beiden
Zimmer. Zur Straße hin ist die äußere Hülle aus
Faserzementplatten dank zahlreicher Klapp-
läden und Tore sehr variabel und kann den
jeweiligen Bedürfnissen bezüglich Licht, Trans-
parenz, Schutz und Privatsphäre angepasst
werden. Der nach Osten orientierte, zweige-
schossige Wintergarten ist unbeheizt, wirkt
jedoch im Winter als thermische Pufferzone. In
der Übergangszeit lässt sich der Wohnbereich
durch Öffnen der Klapp- und Faltelemente in
den Wintergarten erweitern. Im Sommer sorgen
eine Beschattungsvorrichtung und große Lüf-
tungsklappen am First für angenehme Klima-
verhältnisse, bei geöffneten Toren wird der
Übergang zwischen Garten und Innenraum flie-
ßend.

º 2G 21, 2002 b

a a

216
Beispiel 07

1
1
2

8
Grundrisse • Schnitte
Maßstab 1:500
4 Vertikalschnitt • Horizontalschnitt
Maßstab 1:20
5
e e
1 Wellplatten Faserzement
Stahlprofil 150/120 mm
Träger Stahlprofil IPE 140
Wärmedämmung 2≈ 80 mm
Unterdecke Furniersperrholz 19 mm
2 Regenrinne Stahlblech gekantet,
verzinkt
3 Eckprofil Faserzement
4 Wellplatten Faserzement
Unterkonstruktion Stahlrohr | 90/90 mm
Stütze Stahlprofil IPE 200
Paneel aus:
Baufurniersperrholz 8 mm
Wärmedämmung 30 mm
Baufurniersperrholz 8 mm
5 Bodenbelag (Teppich)
Stahlbeton vorgefertigt 80 mm
6 Träger Stahlprofil IPE 200
Unterdecke Furniersperrholz 19 mm
6 Stahlbeton 150 mm, geglättet und
beschichtet
7 Wellplatten Polycarbonat transparent
Stahlprofil 150/120 mm
Stahlprofil IPE 140
8 Wellplatten Polycarbonat transparent
Unterkonstruktion Stahlrohr | 90/90 mm
Stahlprofil IPE 140

cc dd

ee

3 8

217
Putz

Wohnhaus

Meiringen, CH 2005

Architekt:
Ruben Anderegg, Meiringen
Tragwerksplanung:
Stämpfli und Zbinden, Interlaken

aa bb

Die kleine Gemeinde Meiringen liegt im Hasli-


tal, etwa 30 km östlich von Interlaken im Berner
Oberland. Wie in vielen Alpenregionen gilt
auch hier der Blockbau aus Holz als traditionel-
le Bauform. Mit seinem klaren, fast kubischen
Baukörper mit prismatisch eingeschnittenem
Dach setzt sich das am Ortsrand gelegene Ein-
familienhaus in seiner Materialität, aber auch
durch eine reduzierte Formensprache bewusst
von der umgebenden Bebauung ab. Ein Car-
port, ebenso wie die Gartenmauer aus Sichtbe-
ton, schließt an den grau verputzen Baukörper
an und verbindet sich mit dem eingeschnitte-
nen Eingangsbereich, der durch einige Stufen
vom Straßenniveau abgesetzt ist. Im Innern bil-
det der offene Wohnraum das zentrale Ele-
ment. Küche, Ess- und der sich nach oben öff-
nende Wohnbereich gehen ineinander über.
Große, querformatige Fenster auf beiden Ebe-
nen sowie ein Lichtschlitz im Dach schaffen zu
jeder Tageszeit eine helle Atmosphäre. Das
kleine Büro im Untergeschoss wird über einen
abgesenkten, bekiesten Hof großzügig belich-
tet. Dieser ist auch über eine Treppe zwischen
Carport und Gartenmauer erreichbar und
macht so eine externe Erschließung des
Arbeitsraums möglich. Das Gebäude fällt vor
allem durch seine ungewöhnliche Oberflächen-
struktur auf, durch die sich der Baukörper in
den Kontext der rauen Berglandschaft einfügt.
Die einschaligen Wände aus Porenbeton wur-
den dazu mit einem Grundputz versehen, den
man über Nacht abtrocknen ließ. Tags darauf
wurde eine zweite Putzschicht desselben Put-
b
zes aufgebracht und noch vor der Durchhär-
tung mit der Kelle horizontal abgekratzt.
Dadurch ist eine lebendige Struktur entstan-
den, die an die Haut eines Elefanten erinnert
und dem Wohnhaus seinen Namen gibt.

a c c a
d

218
Beispiel 08

dd

Schnitte • Grundrisse 3 Außenputz gekratzt, zweilagig


Maßstab 1:400 Mauerwerk Porenbeton 300 mm
Vertikalschnitt Innenputzputz gestrichen 15 mm
Maßstab 1:20 4 Hochkantparkett 16 mm
Estrich 60 mm
1 Abdichtung Kunststoffbahn Trennlage
Schalung OSB Platten 24 mm Wärmedämmung 60 mm
Sparrenlage Stahlbeton 200 mm
Wärmedämmung Steinwolle 200 mm Wärmedämmung Steinwolle 100 mm
Stahlbeton 200 mm Außenputz gekratzt, zweilagig
2 Aluminiumfenster thermisch getrennt mit 5 Oberlicht Isolierverglasung aus
Isolierverglasung ESG + VSG

cc

219
Ziegel

Wohnbebauung

Maastricht, NL 2003

Architekten:
Snozzi + Vacchini, Locarno
Mitarbeiter:
Mario Ferrari, Wilfried Schmidt,
Anne Javet, Isabelle Valazza

Das Wohngebäude ist Teil des neu entstande-


nen Stadtviertels Céramique, das auf dem
Gelände einer abgerissenen Keramikfabrik
errichtet wurde. Der stark von traditionellen
städtebaulichen Konzepten geprägte Master-
plan beschrieb die der Bebauung zugedachte
stadträumliche Funktion mit dem Begriff Stoa,
griechisch für Säulenhalle. Der Name ist
geblieben, die ursprünglich vorgesehene
Durchlässigkeit jedoch stark reduziert.
Der siebengeschossige, fast 300 m lange Rie-
gel begleitet den öffentlichen Park am Ufer der
Maas und wirkt an dieser exponierten Stelle
gleichsam als Rückgrat wie als Aushänge-
schild des Stadtviertels. Eine Reihe von Durch- a
gängen, die zwei Geschosse hoch in das b
Gebäude eingreifen, verhindern die völlige
Abschottung des dahinter liegenden Areals
b
vom Flussufer. Im Rhythmus der Passagen
gliedern Höhenversprünge und Rücksprünge
die Fassade; Fenster und Loggien gleichen
Formats wechseln sich gruppenweise ab.
Durch Einschnitte und Versprünge variiert auch
die Grundfläche je Geschoss; auf diese Weise
entstanden viele unterschiedliche Wohnungs-
typen. Das tragende Stahlbetonskelett ist mit
einer Ziegelschale verkleidet, mit welcher der
Architekt den Bezug zum traditionellen hollän-
dischen Bauen herstellt. Sie verleiht dem
Gebäude eine fein strukturierte Oberfläche, zu
welcher der Sichtbeton des Sockelbereichs
und der Gartenmauern angenehm kontrastiert.

º Das Bauzentrum / Baukultur 01 / 2003 a

aa

220
Beispiel 09

Grundrisse Erdgeschoss,
1 3. Obergeschoss • Schnitt
Maßstab 1:500
Vertikalschnitt
Maßstab 1:20
2 1 Attikaabschluss: Stahlbetonfertigteil 7 Vormauerschale Klinker 240/115/53 mm
2 Kies 100 mm Luftschicht 40 mm
Dachdichtung Bitumenbahn zweilagig Wärmedämmung 80 mm
Wärmedämmung 100 mm Mauerwerk 240 mm
Dampfsperre Innenputz 15 mm
Gefälleestrich 8 Holzleibung
Stahlbeton 240 mm 9 Holzfensterbank
Innenputz 15 mm 10 Bodenbelag 10 mm
3 Stahlprofil ∑ 200/100/10 mm Estrich 50 mm
4 Sturz: Stahlbetonfertigteil Trennlage
3 5 Aluminiumfenster schwarz mit Isolier- Trittschalldämmung 20 mm
verglasung Wärmedämmung 30 mm
4 6 Fensterbank Betonwerkstein hellgrau auf Stahlbeton 250 mm
Stahlprofil ∑ 200/100/10 mm 11 Betonfertigteil abgehängt, Klinker 240/115/53 mm
8

10

11

bb

221
Glas

Metrostation

Paris, F 2003

a
Architekten:
Arte Charpentier & Abbès Tahir, Paris
Mitarbeiter:
Pierre Clément, Minh Tran, Grégoire Mussat,
Alain Jacquet, Frédérique Crozet, Philippe
Normier, Philippe Almon b
Tragwerksplanung:
RFR, Paris b
a

Auf dem Pariser Place de Rome mit ehrwürdi-


gen Häusern aus dem späten 19. Jh. steht ein
dynamischer, linsenförmiger Bau aus Glas und
Edelstahl, der den Haupteingang zu der Metro-
station St. Lazare markiert. Unter dem Glas-
dach führen Treppen, ein Aufzug und eine Roll-
treppe in den lichtdurchfluteten Untergrund.
Zwei riesige elektrisch betriebene, mit Lamellen
bekleidete Edelstahltüren geben tagsüber den
Zugang frei, nur nachts schließen sie sich. Die
komplexe Geometrie der 15 m breiten und bis
zu 4 m hohen Linse entstand aus der Überla-
gerung einer Kugel mit einem Torus. Der
Anschluss an den Boden verläuft schräg, da
das Terrain leicht abfällt.
Elf Längs- und neun Querbögen aus v-förmi-
gen Edelstahlprofilen geben der Konstruktion
ihre in zwei Richtungen gebogene Form. Sie
sind auf einen ellipsenförmigen Edelstahlring
geschweißt, der in einer Betonplatte verankert
ist. Speziell angefertigte Formteile, ebenfalls
aus Edelstahl, verbinden die Träger an ihren
Kreuzungspunkten. Dass die Profile schlank
ausgebildet werden konnten, ist Edelstahlseilen
im oberen Bereich der Linse zu verdanken, die
einen Teil der Gesamtlast aufnehmen und die
Konstruktion außerdem gegen Windkräfte aus-
steifen. Das gesamte Tragwerk wurde in hoher
Präzision von einer Firma für Luftfahrttechnik
vorgefertigt, in sieben Einzelteilen auf die Bau-
stelle gebracht und dort montiert.
Die Glashaut besteht aus 108 unterschiedli-
chen, doppelt gewölbten Scheiben aus Weiß-
glas (VSG). Die Glaselemente kleben umlau-
fend auf flachen Edelstahlrahmen, die punktuell
durch spezielle Gelenkstücke mit den darunter
liegenden Trägern verbunden sind. 25 mm
breite Silikonfugen dichten die Stöße der Glas-
elemente ab und trennen diese voneinander,
sodass im Fall einer Beschädigung nur eine
Scheibe auszutauschen ist.

º l‘architecture d‘aujourd‘hui 352, 2004


Techniques + architecture 472, 2004

aa

222
Beispiel 10

1
1 Weißglas VSG zweifach gewölbt
2x 10 mm
2 Glashalteprofil Edelstahl matt ¡ 40/6 mm 3
3 Strangpressprofil v-förmig Edelstahl matt
4 Abdeckblech Edelstahl
5 Edelstahlprofil fi 15/10 mm, punktuell
angeordnet
6 Entwässerungsrinne mit Abdeckung 2
3
Gitterrost Edelstahl
7 Edelstahlkasten geschweißt, ellipsen-
förmig umlaufend
8 Dichtung EPDM 1 10
9 Leuchte
10 Silikondichtung auf Silikonprofil
11 Fixierungslasche für Glasprofil
12 Gelenk zur Aufnahme von Toleranzen 2
13 Schweißplatte Edelstahl 11 12

13

4 6
7
5
3

bb

Axonometrie Kuppel
ohne Maßstab
Schnitt Maßstab 1:200
Vertikalschnitt Maßstab 1:20
Axonometrie Knotenpunkt
ohne Maßstab
Detail Glashalterung Maßstab 1:5

223
Kunststoff

Bushaltestelle

Hoofddorp, NL 2003

Architekten:
NIO architecten, Rotterdam
Mitarbeiter:
Henk Bultstra, Mirjam Galjé, Hans Larsen,
Maurice Nio, Jaakko van 't Spijker
Tragwerksplanung:
Ingenieursbureau Zonneveld, Rotterdam
Engiplast, Middelburg

Aufgeständerte Schnellstraßen, ein Bahn-


damm, Reihenhäuser, ein Krankenhaus – Nie-
mandsland am Ortseingang des holländischen
Hoofddorp, einem Vorort von Amsterdam. Aus-
gerechnet eine Bushaltestelle der städtischen
Verkehrsbetriebe schafft es, hier Identität zu
stiften: ein eigenwilliger, schmutzig weiß schim-
mernder »Blob«, der wie gestrandet auf einer
Verkehrsinsel liegt und mal an ein schlängeln-
des Meerestier, dann wieder an einen von 1 2 3 4
Wasser und Sand ausgewaschenen Stein erin-
nert. Elegant sind lang geschwungene Öffnun-
gen in den Körper eingeschnitten – sie wurden
von den Architekten anhand von Blickbezügen
und Lauflinien entwickelt. In höhlenartigen Ein-
buchtungen sind Sitzbänke, Leuchten, Abfall-
eimer und ein Schaukasten eingelassen. Auch
ein kleiner Pausenraum für die Busfahrer befin-
det sich in der Gebäudeskulptur.
Der Bau wirkt zwar massiv und schwer, ist tat- 4
sächlich aber sehr leicht, denn er besteht kom-
plett aus Polystyrolschaum. Er setzt sich aus 1
fünf vorgefertigten Teilen zusammen, die in der
Werkstatt von einer computergesteuerten
Maschine gefräst wurden und anschließend
eine Beschichtung aus transparentem Polyes-
2
terharz erhielten. Auf der Baustelle wurden die 3
einzelnen Elemente zusammengeklebt und mit
einer weiteren 5–7 mm dicken Schicht Polyes-
terharz besprüht, die vor der Witterung und
Vandalismus durch Fußtritte, Zigaretten usw.
schützen soll. 2 m tiefe Betonfundamente ver-
ankern den leichten Baukörper im Boden.
Trotz – oder gerade wegen – eines sehr niedri-
gen Budgets von 1 Millionen Euro, mit dem
eine Haltestelle in konventioneller Bauweise
nicht zu realisieren gewesen wäre, ist hier nicht
nur ein ungewöhnliches Gebäude entstanden,
sondern zugleich die mit 50 ≈ 10 ≈ 5 m größte
Konstruktion aus Polystyrolschaum weltweit.
5 5

º amc 141, 2004 7


9 9
8
l’ARCA 194, 2004 6
Architectural Review 12 / 2003
A+U 01/2005

bb cc

224
Beispiel 11

aa

b e

e
a a
c
d
c
d

1 Türrahmen Stahl, Beton 70 mm Schnitt • Grundriss


am Fundament befestigt Trennlage Maßstab 1:500
2 Türblatt Vollholz 40 mm mit Wärmedämmung 210 mm Horizontalschnitt •
Polyesterharzbeschichtung Abdichtung Vertikalschnitt
5–7 mm Stahlbeton 300 mm Maßstab 1:20
3 Festverglasung Aluminium- 6 Sockel Stahlbeton Tür • Fenster
fenster mit Isolierverglasung 7 Furniersperrholz 4x 18 mm Maßstab 1:20
4 Polystyrolschaum mit 8 Verklebung Polyesterharz Schnitte Sitzbänke
Polyesterharzbeschichtung 9 Betonplatten 35 mm Maßstab 1:20
5–7 mm Sandbett 140 mm
5 Beton poliert, anthrazit Abdichtung
gestrichen 70 mm Stahlbeton 300 mm

7 7
9
6

dd ee

225
Holz

Werkhalle für ein Freilichtmuseum

Sussex, GB 2002

Architekt:
Edward Cullinan, London
Mitarbeiter:
Ted Cullinan, Steve Johnson, Robin Nicholson,
John Romer
Tragwerksplanung:
Buro Happold, Bath

Die Werkhalle ergänzt ein Freilichtmuseum für


traditionelle Holzhäuser in Sussex. In der 48 m
langen, bis zu 16 m breiten und bis zu 12 m
hohen Halle bauen Zimmerleute die an anderer
Stelle abgetragenen Exponate originalgetreu
wieder zusammen.
Die lang gezogene, über drei Hochpunkte
gewölbte Gitterschale aus Holz – die erste
Großbritanniens – steht auf einem massiven
Sockelgeschoss. Architekt, Ingenieur und Zim- Grundriss • Schnitte
merer entwickelten das Konstruktionsprinzip in Maßstab 1:500
enger Zusammenarbeit. Anders als bei bisheri- Querschnitt Dach
gen Konstruktionen, bei denen die Gitterschale Maßstab 1:20
als Matte auf dem Boden vormontiert und dann aa
hochgestemmt wurde, nutzten die Planer hier
die Erdanziehungskraft: Die Gittermatte wurde
auf einem Gerüst in 7 m Höhe zusammenge-
fügt und erst durch die kontrollierte Demontage
des Gerüsts geformt. Die Konstruktion setzt
sich aus vier Schichten sich kreuzender, dün-
ner Eichenlatten zusammen, die besonders
flexibel sind, da sie aus frisch geschlagenem,
ungetrocknetem Holz bestehen.
Die patentierten Knotenverbindungen sind im
Raster von 1 m, an den besonders belasteten
Stellen im Abstand von 50 cm angeordnet.
Simple Stahlknoten aus drei Platten und vier
Schrauben verbinden die einzelnen Latten. Die bb
mittlere Platte besitzt auf jeder Seite einen
Stahlstift, der die beiden mittleren Holzlatten in
der Geometrie des Gitters fixiert. Die zwei
außen liegenden Stahlplatten führen die beiden
äußeren Hölzer während der Montage und die-
nen danach zu ihrer Fixierung. Sobald die Kon-
struktion ihre endgültige Form erreicht hat, wird
der Knoten durch Festziehen der Schrauben
stabilisiert. Weitere in Quer- und Längsrichtung a
c
verlaufende, von oben aufgeschraubte Leisten
steifen die Konstruktion aus; zudem dienen sie c
als Unterkonstruktion für die Fassadenbeklei-
dung aus unbehandelten Zedernholzlatten.
b b
º Detail 05 / 2001
l‘architecture d‘aujourd‘hui 342, 2002

d
a

226
Beispiel 12

2
3 4

cc 1 Stehfalzdeckung 3 Träger Douglasie 100/320 mm dd


Abdichtung 4 Paneel Polycarbonat im
Furniersperrholz 12 mm Aluminiumrahmen 16 mm
Wärmedämmmung 25 mm 5 Querrippe Eiche
Dampfsperre 2x 35/50 mm
Schalung Zeder 12/100 mm 6 Gitterschale aus Eichenlatten
2 Träger Douglasie 50/125 mm 4x 35/50 mm

227
Holz

Überlappungspunkte
Maßstab 1:10
Isometrie Knotenpunkt
ohne Maßstab

1 Edelstahlschrauben mit Muttern Ø 8 mm 7 Oberlicht:


2 Querrippe Eiche 35/50 mm Paneel Polycarbonat im Aluminiumrahmen,
3 Klemmplatte Stahl verzinkt ¡ 105/105/8 mm, verschraubt auf Längsrippe
in stark beanspruchten Bereichen mit aufge- 8 Querrippe Eiche 35/50 mm
schweißter Gewindestange zur Fixierung der 9 Längsrippe Eiche zur Befestigung der Verkleidung
Querrippen 10 Schalung Zeder 18 mm
4 Gitterschale Eichenlatte 35/50 mm Konterlattung Eiche
5 Klemmplatte Stahl verzinkt ¡ 105/105/8 mm, atmungsaktive Folie, zweilagig
oben und unten aufgeschweißte Gewindestange Wärmedämmung
Ø 6 mm Dampfsperre
6 Klemmplatte Stahl verzinkt ¡ 105/105/8 mm Gitterschale aus Eichenlatten 4x 35/50 mm

10
2 9

4
3

10

228
Beispiel 13

Museum Hiroshige Ando

Batoh, J 2000

Architekten: a
Kengo Kuma, Tokio
Ando Architecture Design Office, Tokio a
Mitarbeiter:
S. Oshio, S. Yasukouchi, T. Yada,
H. Nakamura, Y. Sakano, T. Goto,
Ryusuke Fujieda design team,
Ando Architects – M. Nakatsu, T. Shibata
Tragwerksplanung: b
Aoki Structural Engineers, Tokio
b

In der Geburtsstadt des Künstlers, etwa eine


Autostunde nördlich von Tokio, entstand ein
Museum, das Hiroshige Ando gewidmet ist,
einem der berühmtesten Meister des Ukiyoe.
Diese japanische Kunstform stellt Naturphäno-
mene wie Licht, Wind, Regen und Nebel in ab-
strakter Form dar. Das Verfahren, solch verän-
derliche und komplexe Erscheinungen bildlich
festzuhalten, wurde beim Konzept des Gebäu-
des aufgegriffen. Inmitten der baumreichen
Umgebung entstand durch die dicht und
gleichmäßig angeordneten, nur 30 mm dicken
Hölzer die archetypische Form eines Hauses.
Gleich einem Schleier umgeben die Holzlamel-
len das langgestreckte Gebäude. Die subtile
Hülle zieht den Baukörper zusammen, ihr Spiel
mit Transparenz, Licht und Material lässt Asso-
ziationen zu dem Phänomen der Wolken ent-
stehen – einer Anhäufung feinster Wassertrop-
fen, die allein durch ihr verdichtetes Auftreten
zu einer sichtbaren, aber sich ständig verän-
dernden Erscheinung werden. Die Bäume der
Umgebung spiegeln sich in der Fassade und
lassen die hinter den Zedernholzlatten liegen-
den, rahmenlosen Glasflächen erahnen. Die
Gestalt von umschlossenen Volumen innerhalb
dieser durchlässigen Gebäudehülle ist nicht di-
rekt fassbar, da sich die Raumgrenzen je nach
Lichteinfall und -stimmung optisch unterschied-
lich darstellen. Hinter der Konstruktion der auf
Stahlprofilen offen verlegten Holzlamellen be-
finden sich Glasfelder, gedämmte Betonwän-
de, Metalldächer, Glasoberlichter oder offene
Durchgänge. Sonnenstand und Wetter folgend,
ändert sich ständig das Maß an Transparenz
und Farbigkeit, die Zedernholzhülle wird zum
durchlässigen Filter. Auch im Inneren des Ge-
bäudes wirkt trotz zahlreicher fest umschlosse-
ner Räume das Spiel mit Glasflächen, traditio-
nellen Raumteilern aus Papier und massiven
Wänden auf reizvolle Weise irritierend. Die ge-
deckten Farben der naturbelassenen Materia-
lien schaffen eine kontemplative, fast melan-
cholische Atmosphäre. Erst im Kern des Ge-
bäudes findet sich der Besucher schließlich in
künstlich erhellten Räumen den lichtempfindli-
chen Exponaten aus der Edozeit gegenüber.

º Schittich, Christian (Hrsg.):


Gebäudehüllen. München / Basel 2001

229
Holz

Grundriss 6 Auflager Holzlatten Stahlprofil Z 100/55/6,5 mm


Maßstab 1:1000 7 Gewindestange Ø 10 mm
Vertikalschnitt Fassade verglast • 8 Welldrahtglas auf Stahlprofilen verlegt
Vertikalschnitt Fassade massiv 9 Querträger Stahlprofil Å 400/200/10 mm
Maßstab 1:20 10 Oberlichtstreifen ESG
Querschnitt Dachoberlicht 11 Firstverbindung Stahlsteg
Maßstab 1:20 12 Firstträger Stahlprofil Å 160/80/5 mm
13 abgehängte Decke
Zedernholzlatten 30/60 mm
1 Stahlrohr verzinkt Ø 17,3 mm 14 Glashalterung Stahlprofil ∑ 90/70/6 mm
2 Zedernholzlatten 30/60 mm 15 Glaswand ESG
3 Stahlprofil ∑ 30/30/3 mm 16 Bodenschiene Stahlprofil fi
4 Stahlprofil ∑ 70/50/6 mm 17 Natursteinplatten 1200/240 mm
5 Dachträger Stahlprofil Å 400/200/10 mm 18 Flachstahl verzinkt ¡ 10/40 mm 4 11
c 10

9
8
3
6 12
7 c
4
2

14

13

19 15

18 17 16

aa

230
Beispiel 13

19 Stahlrohr | 200 mm 20 10
20 Zedernholzlatten 30/60 mm auf Stahlprofilen
Stehfalzdeckung Stahlblech verzinkt
Abdichtung Bitumendachbahn
Wärmedämmung Polystyrol-Hartschaumplatten
35 mm
harte Holzfaserplatte zementgebunden 20 mm
21 Zedernholzlatten 30/60 mm auf Stahlprofilen
Stehfalz-Stahlblechelemente verzinkt
Abdichtung Bitumenbahn
Wärmedämmung Hartschaum 30 mm
harte Holzfaserplatte zementgebunden 18 mm
Stahlbeton 200 mm
Gipsplatten gestrichen

13

cc
20
9

21

17

bb

231
Metall

Naturwissenschaftliches Museum

Matsunoyama, J 2002

Architekten:
Takaharu und Yui Tezuka, Tokio
Masahiro Ikeda, Tokio
Mitarbeiter:
Masafumi Harada, Ryuya Maio, Hirofumi Ono,
Makoto Takei, Hiroshi Tomikawa

In der Region um das Mikunigebirge, ca.


200 km nördlich von Tokio gelegen, türmt sich
der Schnee oft über fünf Meter hoch – nicht
ohne Grund ist die Gegend auch als »Schnee-
land« bekannt. Nur der 34 m hohe Aussichts-
turm ist dann von dem Museum zu sehen; das
160 m lange, schlangenförmige Hauptgebäude
mit Ausstellungsräumen, einem Veranstaltungs-
saal, Café und Forschungseinrichtungen liegt
wie ein U-Boot unter den Schneemassen ver-
borgen. An hohen Schneewänden vorbei
gelangt der Besucher zum Eingang. Innen lei-
tet ein mäandernder Weg durch das Museum,
dessen Form an die Wanderpfade der umlie-
genden Wälder erinnert. Jeweils an den Knick-
punkten des Gebäudes geben raumhohe Pan-
oramafenster Gelegenheit, das Ausstellungs-
thema – die umliegende Natur – unmittelbar zu
erleben.
Um die Schneelasten von bis zu 1,5 t / m2 aus-
halten zu können, besteht die Gebäudehülle
aus 6 mm dicken, wetterfesten Stahlblechplat-
ten mit einer rötlich braun oxidierten Oberflä-
che, die vor Ort auf einem Tragwerk aus Stahl-
stützen und -trägern verschweißt wurden. Dazu
holte man ein Gutachten einer Spezialfirma für
Bootsbau ein. Ähnlich einer Thermoskanne
setzt sich die Gebäudehülle aus zwei konstruk-
tiv voneinander getrennten Schichten zusam-
men. Bei Temperaturen um –20 °C im Winter
und bis zu 45 °C im Sommer dehnt sich die
äußere Stahlhaut in horizontaler Richtung bis zu
20 cm aus. Diese Längenänderung wird durch
die bewegliche Lagerung der Stahlstützen auf
den Fundamenten aufgenommen. Nur an drei
Punkten ist das Tragwerk fixiert, sodass das
Gebäude immer wieder in seine Ausgangspo-
sition zurückfindet. Die auf einer separaten
Unterkonstruktion montierten Wände aus Gips-
platten bleiben von den Bewegungen der
äußeren Hülle unberührt. Im Zwischenraum
zirkuliert Luft – warme im Winter, kalte im
Sommer –, die den Innenraum gleichmäßig
temperiert. a a

b
º Architectural Review 08 / 2004 b
Detail 04 / 2005
domus 875, 2004

232
Beispiel 14

1 Isometrie ohne Maßstab,


Ausdehnung des Stahltragwerks
unter Temperatureinwirkung
Grundriss
1 2
Maßstab 1:1000
Vertikalschnitt
Maßstab 1:20

10

11
4

12

1 Stahlblech oxidiert 6 mm 7 Belüftung


Wärmedämmung Polyurethan 70 mm 8 Sichtbeton beschichtet 150 mm 3
Stahlprofil ∑ 50/50/6 mm 9 Stahlprofil Å 300/150 mm
13 2 Stahlprofil Å 340/250 mm 10 Stahlprofil Å 125/125 mm
3 Entlüftung 11 Entrauchungsklappe 5
4 Stahlprofil Å 350/175 mm 12 Gipsplatte 2≈ 12 mm
5 raumhohe Verglasung: verschieblich befestigt
Stahlfenster oxidiert ∑ 140/120/6 mm 13 Stahlprofil H 350/350 mm
mit Scheibe aus PMMA 75 mm 14 verschiebliches Auflager
6 Frostschutz-Abdeckung: 15 Ankerschraube Ø 20 mm
Stahprofil oxidiert ∑114/37/3,2 mm 16 Installationsraum

8 7

14 14
9

15 16

aa bb

233
Membranen

Kulturzentrum

Lille, F 2004

Architekten:
NOX / Lars Spuybroek, Rotterdam
Mitarbeiter:
Florent Rougemont, Loïc Gestin,
Chris Seung-Woo Yoo, Kris Mun,
Ouafa Messaoudi, Estelle Depaepe,
Bernhard Frodl, Josef Glas
Tragwerksplanung:
Maning, Villeneuve d‘Ascq

Die Auszeichnung als »Kulturhauptstadt Euro-


pas 2004« nutzte die Stadt Lille zur Umgestal-
tung einer alten Spinnerei in ein Kulturzentrum.
Das Gebäudeensemble im lebendigen Stadt-
viertel Wazemmes beherbergt Veranstaltungs-
räume, Ausstellungsflächen, Ateliers, Künstler-
wohnungen, ein türkisches Bad und eine Brau-
erei. Die alten Gebäude wurden so weit wie
möglich erhalten und renoviert. Lediglich die
ehemalige Fabrikhalle wurde um ein Drittel
gekürzt und stattdessen in ihrer Verlängerung
ein Neubau errichtet, der sich in Kubatur und
Maßstab an seine Umgebung anpasst. Er birgt
einen großen multifunktionalen Veranstaltungs-
saal, in dem bis zu 750 Besucher Platz haben. a
Konzerte, Theateraufführungen und Mode-
schauen finden hier statt. Die Formensprache a
der geschwungenen Wege und Grünbereiche
des ebenfalls neu geschaffenen Platzes vor
dem Gebäude wird im vollständig verglasten
Foyer wieder aufgenommen, wo skulptural
geformte, bunt gefärbte Körper aus Gips den
Besucher in das Innere des ansonsten introver-
tierten Baus locken. Aus größerer Distanz zeigt
lediglich die Fassade, dass hier etwas Beson-
deres stattfindet. Eine geschwungene Hülle
aus Edelstahlgewebe umgibt den glänzend
schwarz gestrichenen Betonbau an den Längs-
seiten. In die über die Dachkante hinausgezo-
gene Wellenform sind ovale Löcher geschnit-
ten. Je nach Blickwinkel sind die im Raster von
1,50 m angeordneten, geschwungenen Träger
aus verzinktem Stahl sichtbar, von denen kei-
ner dem anderen gleicht. Jeweils ein Rasterfeld
ist mit einem Streifen aus Edelstahlgewebe
bekleidet. Je nach Wetterlage und Perspektive
variiert der Charakter der Fassade: Mal glänzt
sie in der Sonne, mal scheint sie undurchsich-
tig und geschlossen, dann wieder transparent
und durchscheinend; bei Nacht ist sie durch
Strahler auf der Innenseite des Metallgewebes
beleuchtet.

º A+U 09 / 2004
l‘architecture d‘aujourd‘hui 353, 2004

234
Beispiel 15

1 1 2

b b
4
1
3 4 2

5 3
bb
6

Grundriss Erdgeschoss 5 Stahlrohr | 50/50/4 mm


Maßstab 1:500 6 Stahlbeton 220 mm
Isometrie Luftraum 20 mm
ohne Maßstab Metallständer, dazwischen Wärme-
Horizontalschnitt • Vertikalschnitt dämmung 100 mm
Maßstab 1:50 Gipsplatte 2x 13 mm
Metallständer 40 mm
Gipsplatte schwarz 13 mm
1 Stahlprofil verzinkt 7 Abdichtung zweilagig
pulverbeschichtet HEA 120 Wärmedämmung 80 mm
2 Stahlprofil verzinkt Dampfsperre
pulverbeschichtet HEA 180 Stahlbeton 120 mm
3 Spiralgewebe Edelstahl Unterdecke 60 mm
4 Träger aus Stahlblech gebogen 8 Stahlbeton poliert 200 mm
verzinkt 280/10 mm Wärmedämmung 100 mm

aa

235
Membranen

6 5

4
4
10
5

7
6

7 8 9

c c

8
9 10

cc

11
Horizontalschnitt • Vertikalschnitt
Maßstab 1:10
Spiralgewebe Vertikalschnitt • Ansicht 12
Maßstab 1:1

1 Stahlrohr verzinkt Ø 60/8 mm


2 Befestigungsschwert Stahl
3 Stahlprofil HEA 120
4 Fassadenträger Stahlblech gebogen
verzinkt 280/10 mm
5 Spiralgewebe aus Flachband und Rundstan-
gen Edelstahl
6 Befestigungshaken für Spiralgewebe
7 Klemmprofil
8 Stahlrohr verzinkt pulverbeschichtet
| 50/50/4 mm
9 Stahlseil zur Aussteifung
10 Verbindungsplatte Trägerstoß
11 Spiraldraht Edelstahl 1,5 mm,
Wicklungsweite 8,4 mm
12 Führungsstange Edelstahl

236
Beispiel 16

Kunstmuseum

Stuttgart, D 2004

Architekten:
Hascher Jehle Architektur, Berlin
Projektleiter:
Thomas Kramps, Beate Leidner,
Arndt Sänger, Eberhard Veit
Tragwerksplanung:
Werner Sobek, Stuttgart mit
Fichtner Bauconsult, Stuttgart

aa

Lange war das zentral in der Stuttgarter Fuß-


gängerzone gelegene Grundstück ein städte-
bauliches Problem. Die im Krieg entstandene
Baulücke an der Königstraße war nie geschlos-
sen worden. An ihre Stelle kam der »Kleine
Schlossplatz«, ein mit einer Betonplatte über-
deckelter Verkehrstunnel. Mehrere Provisorien
und vier städtebauliche bzw. architektonische
Wettbewerbe folgten, aus denen im Jahr 1999
schließlich der Entwurf für das Museum der
städtischen Kunstsammlung hervorging. Das
Bauwerk nutzt den inzwischen stillgelegten
Straßentunnel für den Hauptteil der insgesamt b b
4900 m2 großen Ausstellungsfläche. Oberir-
disch schließt ein 29 ≈ 29 ≈ 26 m messender a a
Glaskubus die Lücke. Er birgt einen mit Natur-
stein verkleideten Kern mit weiteren Ausstel-
lungsräumen sowie im obersten Geschoss ein
Restaurant mit Blick auf den Schlossplatz und Schnitt • Grundriss 3. Obergeschoss
die umliegenden Hänge. Maßstab 1:1250
Das Glasdach lagert auf justierbaren Stahlkreu-
zen, die auf einem biegesteifen Trägerrost aus
verschweißten Stahlprofilen und 4 m langen
(als Nebenträger fungierenden) Glasschwer-
tern verschraubt sind. Der Trägerrost ruht auf
zwölf Stahlstützen. An den Trägern sind vertika-
le Fassadenstützen aus gefrästen T-Stahlprofi-
len aufgehängt, unterstützt von 60 mm dicken
Glaspfosten zur Windaussteifung. Sie sind ver-
tikal verschiebbar an den Geschossdecken
befestigt, um thermische Längenänderungen
aufnehmen zu können.
Die verwendeten Weißglasscheiben ermögli-
chen dem Besucher farbneutrale transparente
Ein- und Ausblicke. Damit die gläserne Fassa-
de großflächig erscheint, sind die Längskanten
der 4,10 ≈ 2,50 m messenden Elemente einge-
schliffen und nehmen die äußeren Deckleisten
flächenbündig auf. Trotz der vollständigen Ver-
glasung gelangen nur ca. 25 % der auftreffen-
den Energiestrahlung ins Innere des Gebäu-
des. Dazu tragen eine Sonnen- und eine Wär-
meschutzbeschichtung sowie die mit Argon
gefüllten Scheibenzwischenräume bei, ferner
die sich nach oben hin auflösende Bedruckung
mit horizontalen Streifen.

º Bauwelt 46 / 2004
Intelligente Architektur 47, 2004

237
Glas

1
2

c c

6 7

Horizontalschnitt Ecke
Maßstab 1:20
Vertikalschnitt
Maßstab 1:20
Vertikalschnitt obere Ecke
Maßstab 1:5 8

5 10
7

11

6 5 cc bb

238
Beispiel 16

12

18

19
1

13

14 5

20

15 16 17

1 Isolierverglasung Weißglas ESG 15 mm mit Sonnen- 7 Fassadenstütze Weißglas VSG aus TVG 8 + 12 Klappe für Lüftung und RWA
schutzbeschichtung + SZR Argon 16 mm + VSG aus 3x TVG 12 + TVG 8 mm, t= 300 mm 13 Flachstahl ¡ 100/15 mm zur Aussteifung auf
TVG 10 + TVG 12 mm mit Wärmeschutzbeschichtung 8 Glasplatten 8 mm Motorseite
2 Aluminiumprofil mit Fassadenheizband Ausgleichsspachtelung 4 mm 14 Leitungen Multifunktionslamellen Ø 76 mm
3 Aufständerung aus Stahlstäben | 40/40 mm mit 4x Heizestrich 70 mm 15 Dachträger Stahlprofil geschweißt aus je 2x
seitlich angeweißtem Flachstahl Stahlbeton variiert in der Dicke Flachstahl ¡ 330/25 mm und ¡ 450/20 mm
4 Glasträger Weißglas VSG aus TVG 8 + 3x TVG 12 9 Sonnenschutz mit seitlichen Führungsseilen 16 Dachträger Stahlprofil geschweißt aus je 2x
+ TVG 8 mm, h= 350 mm 10 Isolierverglasung Weißglas VSG aus ESG 10 + Flachstahl ¡ 25/500 mm und ¡ 150/25 mm
5 Pressleiste Aluminium flächenbündig 60 mm TVG 8 + SZR Argon 16 + ESG 10 mm 17 Multifunktionslamellen für Heizung, Kühlung,
6 Isolierverglasung Weißglas VSG aus TVG 10 + TVG 11 Basalt 40 mm Verschattung und Schallabsorption
8 mm mit Sonnenschutzbeschichtung und Bedru- Mörtelbett 30 mm 18 Taubenschutz Edelstahl
ckung + SZR Argon 16 mm + ESG 10 mm mit Heizestrich 80 mm 19 Abdeckblech Edelstahl geschliffen 2 mm
Wärmeschutzbeschichtung Stahlbeton variiert in der Dicke 20 Eckhalterung aus 3x Flachstahl verschweißt

239
Glasfliesen

Dienstleistungszentrum

Ludwigshafen, D 2003

Architekten:
Allmann Sattler Wappner, München
Mitarbeiter:
Marion Kalmer
Melanie Becker, Christof Killius,
Thomas Meusburger, Ulf Rössler
Tragwerksplanung:
Werner Sobek, Stuttgart

Das Brunckviertel, eine in den 1930er-Jahren


entstandene Arbeitersiedlung, befindet sich in
direkter Nachbarschaft zu den Produktionsstät-
ten der BASF, getrennt nur durch eine stark
befahrene Ausfallstraße. An dieser Achse ent-
stand das neue Dienstleistungszentrum der fir-
meneigenen Wohnungsunternehmen und der
Betriebskrankenkasse. Von der Straße aus
nimmt man zunächst einen 160 m langen
Gebäudeteil wahr, der in starkem Kontrast zur
umgebenden kleinteiligen Bebauung steht.
Dieser beherbergt Neben- und Konferenzräu-
me und schützt sowohl den angrenzenden
Park als auch die sensibleren Bereiche des
Gebäudes vor Straßenlärm. Gleichzeitig verbin-
det er fünf dreigeschossige Büromodule, zwi-
schen denen begrünte Atrien und eingeschos-
sige Eingangshallen liegen. Großflächige Ver-
glasungen brechen die monolithisch wirkende
Fassade auf und geben den Blick in das
Gebäude sowie auf den dahinter liegenden
Park frei. Das Wechselspiel von Massivität und
Transparenz wird erweitert durch diffuse Refle-
xionen in der mit Glasfliesen verkleideten Fas-
sade. Deren rückseitige Emaillierung bewirkt aa
ein irisierendes Farbenspiel der Gebäudehülle,
das an die Oberfläche von Perlmutt erinnert
und ein je nach Lichtstimmung wechselndes,
verschwommenes Bild der Umgebung zeich-
net. Die 48 ≈ 48 mm großen Fliesen kamen als
300 ≈ 300 mm große Verbände auf Trägernet-
zen vorfixiert auf die Baustelle und wurden auf
hinterlüfteten, armierten Trägerplatten aus
Blähglasgranulat verklebt. Eine Befestigung bb
direkt auf den Stahlbetonwänden war aus wär-
meschutztechnischen Gründen nicht möglich,
zudem haben Glasfliesen und Beton ein unter-
schiedliches thermisches Ausdehnungsverhal-
ten. Die im Abstand von 1,5 m nötigen, 2 mm
breiten Dehnfugen wurden farblich angegli-
chen und besandet, um eine vollständig gleich- a a
mäßige Oberflächenstruktur zu erreichen.

º Baumeister 03 / 2004
Detail 10 / 2004 b b
c

240
Beispiel 17

Lageplan 2 Regenabweisprofil Edelstahl aus Flachstahl wasserdurchströmt


Maßstab 1:4000 3 Glasfliesen rückseitig emailliert, zur integrierten Heizung / Kühlung
Schnitte • Grundriss 48/48/8 mm, ¡ 2≈ 200/10 mm und 2≈ 50/10 mm
Maßstab 1:1500 Fugenmaterial weiß 8 Stahlfenster mit Isolierverglasung
Vertikalschnitt • Horizontalschnitt Armierungsputz auf 9 Gitterrost Stahl 40 mm
Maßstab 1:20 Glasfasergewebe 2 mm 10 Stahlprofil ∑ 200/100/10 mm,
Fassadenplatte Blähglasgranulat 12 mm auf 185 mm geschnitten
Tragprofil Aluminium T 200/40/3 mm 11 Teppichboden 5 mm
Hinterlüftung 165 mm Holzwerkstoffplatte 40 mm
1 Kies 50 mm Wärmedämmung 100 mm Holzwerkstoffplatte gipsgebunden
Abdichtung 3 mm Stahlbeton 300 mm mit Gewebeeinlage 18 mm
Wärmedämmung Hartschaum im Gefälle ≥ 70 mm 4 Wandhalter Aluminium ∑ 160/45/3 mm Hohlraumbodenständer
Dampfsperre 5 Stahlprofil ∑ 200/100/10 mm Stahlbeton 320 mm
bituminöser Anstrich 6 Kantenschutzprofil Edelstahl 12 Vor-/ Rücklauf Fassadenheizung /-kühlung
Stahlbeton 320 mm 7 Pfosten-Riegel-Konstruktion 13 Stahlprofil ∑ 150/150/12 mm

5
6

7
8

d d

12 11 10 9

10 9 7

13

cc 8 4 3 dd

241
Beton

Institutsgebäude

TU Graz, A 2000

Architekten:
Riegler Riewe, Graz
Mitarbeiter:
Manuela Müller, Fritz Moßhammer,
Ulrich Huhs, Andreas Allerberger
Tragwerksplanung:
Stefan Rock, Graz

Die Institutsgebäude für Informations- und


Elektrotechnik verzichten auf jeglichen Bezug
zu ihrer gesichtslosen Nachbarschaft aus
unterschiedlichen Wohn- und Universitätsbau-
ten. Sie bilden eine eigene, introvertierte Klein-
stadt aus dicht stehenden, längs gerichteten
Betonriegeln, die über Brücken, Stege und
interne »Straßen« auf allen Ebenen vernetzt
sind und in deren Zwischenräumen sich
verschiedene Räume und Plätze formieren.
Jeder der dreigeschossigen Baukörper gliedert
sich in Längsrichtung in zwei Gebäudehälften,
die über einen 4 m breiten Luftraum verbunden
sind. Um die Öffnungen in der Fassade frei
anordnen zu können, ist diese konstruktiv vom
Tragwerk getrennt. Die innen gedämmten
Stahlbetonscheiben sind vorgehängt und an
den Deckenplatten verankert.
Durch einen besonderen Umgang mit Material
und Struktur erreichten die Architekten, dass
die Anlage als Einheit wirkt. So wurden beim
Gießen des Ortbetons gebrauchte und künst-
lich aufgeraute Schaltafeln verwendet, um die
Oberfläche ungleichmäßig und roh wirken zu
lassen. Zudem wurde der graue Zement durch
3 % schwarzes Pigment eingefärbt und
ungleichmäßig damit vermischt, sodass die
Farbe des Betons in verschiedenen Grautönen
variiert.
Das Material Beton setzt sich in den Erschlie-
ßungszonen des Außenbereichs als Bodenbe-
lag fort und lässt so die Grenzen zwischen
innen und außen verschwimmen. Auch bei den
stark frequentierten Verkehrsflächen im
Gebäudeinneren dominieren rohe Materialien:
Sichtbetonwände, Terrazzo, verzinkte Stahl-
türen. Die Trennwände zwischen Büro- und
Gangzone erhielten keine Farbzusätze, damit
die Räume heller wirken. Neben ihrer tragen-
den Funktion erfüllen sie die hohen Anforderun-
gen an Schall- und Brandschutz; ferner bieten
sie aufgrund ihrer Speichermasse wärmetech-
nische Vorteile.

º Bauwelt 13 / 2002

242
Beispiel 18

3
4

Grundriss 1. Obergeschoss
5 Maßstab 1:2000
Vertikalschnitt Südfassade
6 Maßstab 1:20

1 Attikaabdeckung Metallblech
2 Kies 80 mm
Vlies
7 Wärmedämmung Polystyrol extrudiert 120 mm
Abdichtung Polymerbitumenbahn 2x 4 mm
Voranstrich
8 Gefälleestrich 30 –130 mm
Stahlbeton 220 mm
9
3 Aluminiumfenster thermisch getrennt
mit Festverglasung
4 bewegliches Lichtlenkpaneel:
Aluminiumblech 3 mm
Wärmedämmung 65 mm
Aluminiumblech 3 mm
5 Leuchte
6 Stahlbeton schwarz pigmentiert 200 mm
Bitumenklebemasse 5 mm
Wärmedämmung Schaumglas 80 mm
8 Ausgleichslattung 20 mm
MDF 15 mm
7 Sonnenschutz außen liegend
8 Aluminiumblech 3 mm
9 Aluminiumfenster thermisch getrennt
10 mit Isolierverglasung
10 Kabelkanal
11 Lamellenparkett Buche 20 mm
Estrichbeton 80 mm
Trennlage PE-Folie
Trittschalldämmung 20 mm
Wärmedämmung EPS 40 mm
Bitumenklebemasse 5 mm
Wärmedämmung Schaumglas 60 mm
Abdichtung bituminöse Beschichtung 10 mm
Stahlbeton 350 mm
Sauberkeitsschicht 80 mm

11

243
Beton

3 5

Nordfassade • Fenster mit innen 4 Laibung: 1


liegendem Sonnenschutz Aluminiumblech 3 mm
Vertikalschnitt • Horizontalschnitt Lattung 22 mm
Maßstab 1:5 Schaumglas 65 mm
Bitumenklebemasse 10 mm
1 Befestigungswinkel 5 Aluminiumfenster mit 2
2 Sonnenschutz innen liegend Isolierverglasung
3 Dampfsperre 6 Führungsschiene Sonnenschutz

3 4

5 6

244
Beispiel 19

Hotelfachschule

Nivilliers, F 2000

Architekten:
Sabri Bendimérad und Pascal Chombart de
Lauwe, tectône, Paris
Mitarbeiter:
Yann Rault
Tragwerksplanung:
BECIP, Beauvais

Lageplan
In einem kleinen Park am Rande des Dörfchens Maßstab 1:2500
Nivelliers, ca. 10 km von Beauvais liegen ein Grundrisse
Schloss aus dem 19. und ein Jagdpavillon aus Maßstab 1:600
dem 18. Jh. In diese Anlage wurde eine Hotel-
fachschule mit zugehörigen Unterkünften inte-
griert. Die beiden Wohneinheiten bieten Platz
für je zwölf Personen und befinden sich in den
Randbereichen des Grundstücks. Die Schule
hingegen schließt im rechten Winkel an das
Schloss an und definiert einen Hof, der durch
eine 200-jährige Zeder in seiner Mitte akzentu-
iert wird. Die zum Hof gewandte Erschließungs-
zone der einhüftigen Anlage ist vollständig ver-
glast und setzt sich deutlich vom Bestand ab.
Für die äußeren Fassaden und die Unterkunfts-
gebäude hingegen wurden Ziegelelemente ein-
gesetzt, die mit dem rotbraunen Ziegelmauer-
werk der historischen Gebäude harmonieren.
Die monolithischen Hohlziegel bedürfen keiner
weiteren Oberflächenbeschichtung und ermög-
lichen eine schnellere und günstigere Bauaus-
führung als herkömmliche Ziegel. Basiselemen-
te mit einer Kerndämmung aus Polyurethan-
Hartschaum und spezielle Verbindungsteile für
Ecken, Stürze und Brüstungen bilden ein
modulares System, das meist bei landwirt-
schaftlichen und industriellen Großbauten zum
Einsatz kommt. Die Standardhöhen variieren
von 250 bis 280 cm, die Breite beträgt jeweils
ein Vielfaches des Grundmoduls von 15 cm, in
diesem Fall 30 bzw. 60 cm. Daraus ergibt sich
ein flexibles Fassadenraster, in welchem die
Öffnungen frei platzierbar sind. Die Veranke-
rung der Ziegel in Fundament und Deckenplat-
te erfolgt mittels Bewehrungseisen in den inne-
ren Ecken, die wahlweise bereits integriert sind
oder vor Ort mit Zement vergossen werden. Die
äußerste Hohlraumschicht der Ziegelelemente
wird zur Hinterlüftung der bewitterten Oberflä-
che verwendet und dient dem Abtransport von
eventuell anfallendem Kondensat in der
Dämmebene. Die Ziegel kragen daher etwas b
über die Deckenplatten aus, um eine ungehin-
derte Luftzirkulation zu gewährleisten. b

º l‘architecture d‘aujourd‘hui 329, 2000 a


Detail 04 / 2001
a

245
Ziegelelemente

Horizontalschnitt • Vertikalschnitt
Maßstab 1:20

1 Ziegelelement 300/600/2500 mm 6 Spanplatte 19 mm


mit Kerndämmung 50 mm Lattung 20/40 mm
2 Spanplatte 19 mm Windpappe
2 5
3 Holzfenster 50 mm mit Isolierverglasung Wärmedämmung 120 mm
4 Stahlblechpaneel mit Dampfsperre
Wärmedämmung Polyurethan-Hart- Ziegelelement 150 mm
schaum 65 mm Fliesen
Pfettensparren 200/80 mm 7 Betonstein 160 mm 1
Wärmedämmung 160 mm 8 Holzfenster Kiefer 200 mm mit Isolierverglasung
Dampfsperre 9 Wellblech 30 mm
Gipsplatte 10 mm 10 Stahlprofil IPE 140
5 Sturz Stahlbeton 150/280 mm 11 Stahlrohr Ø 120 mm

c c

aa

246
Beispiel 19

2 1

3
3 cc
9 10

11

bb

247
Metall

Feuerwache

Nanterre, F 2004

Architekten:
Jean-Marc Ibos et Myrto Vitart, Paris
Mitarbeiter:
Marie-Alix Beaugier, Stéphane Bara,
Agnès Plumet
Tragwerksplanung:
Khephren Ingénierie, Arcueil

Die Feuerwache in dem Pariser Vorort Nanterre b


ist vor allem eins: effizient. Innerhalb einer
Minute müssen die Einsatzmannschaften von
jeder beliebigen Stelle der Wache aus in den
Innenhof gelangen können.
Diese Vorgabe bestimmt die Organisation des
Gebäudes: Um den 55 ≈ 35 m messenden zen- c e
tralen Hof legt sich ein U-förmiger, zweige-
schossiger Bau mit Einsatzzentrale, Fahrzeug- c e
halle, Werkstätten und einer Sporthalle im Erd-
geschoss sowie Schlaf- und Büroräumen im
Obergeschoss. Über der Querseite dieses
a a
Gebäudesockels erhebt sich ein ca. 67 m lan-
ger, fünfgeschossiger Riegel mit Wohnungen
für die Familien der Feuerwehrleute. Abgesetzt
durch ein schwarz gestrichenes, eingerücktes
Zwischengeschoss, scheint er trotz seiner Mas-
sivität gleichsam zu schweben. Zwei gebäude-
hohe Einschnitte mit Balkonen gliedern den
Baukörper zum Hof hin. Die Drei-, Vier- und
Fünfzimmerwohnungen sind um drei Haupter-
schließungen herum angeordnet. Hier führen
neben Aufzügen und Treppen die für eine Feu-
erwache unabdingbaren Rutschstangen nach
unten.
Auch die Fassadenmaterialien mussten vor b
allem funktionalen Kriterien genügen. Sie soll-
ten robust, dauerhaft und einfach zu pflegen
sein. Die Architekten wählten daher Metall:
Hochglänzend polierte, silbrig spiegelnde Tra-
pezblechplatten aus Edelstahl umhüllen die
eigentliche Feuerwache. Durch ihre Dicke von
2 mm können sie fast jedem mechanischen
Angriff standhalten. Horizontale Fensterbänder
sind wie zufällig, tatsächlich aber den Nut-
zungserfordernissen folgend, über die Fassade
verteilt. Der Wohnriegel hingegen ist mit matt
eloxiertem, kupferfarbenem Aluminiumwellplat- aa
ten bekleidet. Die bündig in der Fassade lie-
genden, raumhohen Fensterrahmen aus Alumi-
nium nehmen den Kupferton auf. Ein Großteil
der Glasscheiben ist als Sonnenschutz in
einem bräunlichen Goldton verspiegelt. Für ein
warmes Licht in den Wohnräumen sorgen zwi-
schen einige Fensterscheiben gelegte PVC-
Folien in Gelb, Rot oder Orange – den Farben
des Feuers.

º l‘architecture d‘aujourd‘hui 354, 2004


Techniques + architecture 473, 2004 bb

248
Beispiel 20

7 9
Grundriss • Schnitte 2 Befestigung Stahlprofil ∑ 150/75/6 mm
Maßstab 1:10000 3 Lüftungsschlitz
Horizontalschnitt • Vertikalschnitt 4 Wärmedämmung Mineralwolle 30 mm
Fenster Südfassade 2.– 6. Obergeschoss 5 Aluminiumfenster mit Isolierverglasung,
Maßstab 1:10 nach außen öffnend, Rahmen kupfer- 8
farben, Glasscheiben außen
goldfarben verspiegelt
1 Wellplatte Aluminium, 6 Abschlussblech kupferfarben
kupferfarben 16/76 mm 7 Faltladen Holz weiß 22 mm
Abdichtung 8 Rahmen Flachstahl
Aluminiumprofil zur Befestigung ¡ 40/10/5 mm verschweißt
∑ 100/50/4 mm 9 Abdeckblech Stahl verzinkt
Hinterlüftung 60 mm 10 Stahlrohr verzinkt | 50/50/3 mm
Wärmedämmung 100 mm 11 Parkett Eiche geklebt
Stahlbeton 210 mm Stahlbeton 210 mm
1 2 5 6 dd

3
4

5
7

6 8

d d

10 9

11

cc

249
Metall

Vertikalschnitt Erdgeschoss • 4 Trapezblech Edelstahl 56 mm,


1. Obergeschoss befestigt mit Edelstahlschrauben
Maßstab 1:10 Hinterlüftung 44 mm
Wärmedämmung Schaumglas 80 mm
Stahlbeton 200 mm
1 Sicherungsstange: 5 Stahlrahmen umlaufend
Edelstahlstab Ø 20 mm auf 6 Aluminiumklappfenster verspiegelt
Edelstahlprofil { 80/30/5 mm 7 Befestigung Stahlprofil verzinkt ∑ 100/80/8 mm
2 Regenrinne Edelstahl auf Stahlprofil ∑ 100/50/6 mm
3 Eckelement 500/500 mm 8 Lufteinlass Edelstahlblech geschlitzt
Trapezblech Edelstahl 56 mm, 9 Edelstahlprofil durchlaufend
auf Gehrung verschweißt 10 Silikonfuge

8 9

ee

250
Beispiel 21

Dienstleistungsgebäude

Frankfurt am Main, D 2004

Architekten:
Dietz Joppien, Frankfurt am Main / Potsdam a
Mitarbeiter:
Matthias Schönau (Projektleiter) d
Torsten Herzog, Thomas Kahmann, Christian b d
Haber, Joachim Stephan, Nicole Weinbrecht,
a b
Sandra Große, Sahra Wolff
Tragwerksplanung:
TPK, Frankfurt am Main

Der »unerforschte Frankfurter Osten«, ein


Industriegebiet mit ungeordnet gewachsener
Bebauung, gab dem von verschiedenen Mie-
tern genutzten Büro- und Veranstaltungsge-
bäude seinen Namen »U.F.O.«. Entsprechend
andersartig gibt sich der Baukörper, ein intro-
vertierter fünfgeschossiger Monolith mit drei-
eckigem Grundriss. Ein einziges Fensterformat
perforiert seine straßenseitige Sichtbetonfassa-
de in strengem Raster. Lediglich die zur Stra-
ßenkreuzung hin gelegene Ecke öffnet sich auf
einer Höhe von 8 m und lockt mit einer rot
leuchtenden Rampe nach innen. Die 42 m brei-
te, bogenförmige Öffnung wird stützenfrei von
der als Vierendeel-Träger wirkenden Fassade
überbrückt. Von der Rampe aus führt ein Ein-
gang in den Veranstaltungsbereich im Erdge-
schoss, ein anderer in die Obergeschosse mit
den Büroräumen, die um einen dreieckigen
Innenhof angeordnet sind. Laubengänge
erschließen die unterschiedlich großen Gewer-
beeinheiten, die nur mit Installationskernen
ausgestattet vermietet wurden. Raumaufteilung
und Ausbaumaterialien bestimmten die Nutzer
selbst. Die tragenden Innenwände und die
Innenseiten der straßenseitigen Wände sind
weitgehend in Sichtbeton belassen.
Die Außenwände unterstreichen die monolithi-
sche Erscheinung des Gebäudes. Sie beste-
hen aus 50 cm dickem Leichtbeton, der ohne
Wärmedämmung auskommt. Die Architekten
verzichteten vollständig auf Dehnfugen, weitge-
hend auf Durchankerlöcher und gaben alle
Betonier- und Arbeitsfugen sowie sämtliche
Aussparungen vor. Jeder Betonierabschnitt
wurde direkt auf den vorhergehenden aufge-
bracht, sodass die Fugen dazwischen zurück-
treten und eine durchgehende Fläche entsteht.
Zudem haben eine leicht saugende Schalung
aus groben Spanplatten sowie eine aufwändige
Nachbehandlung zu der leicht strukturierten
und rissfreien Oberfläche beigetragen: Für eine
gleichmäßige Austrocknung des Betons wurde
er drei Wochen lang durch eine aufgesprühte,
sich unter UV-Licht zersetzende Folie feucht
Lageplan
gehalten. Maßstab 1:5000
Schnitt
º DBZ 10 / 2004 Maßstab 1:1000
aa

251
Leichtbeton

2
8

1 6
cc

c c

Vertikalschnitt • Horizontalschnitt
Straßenfassade
7
Vertikalschnitt Laubengangfassade
über Durchfahrt
Maßstab 1:20

bb

252
Beispiel 21

10

1 Leichtbeton 500 mm
2 Notüberlauf
3 Kies 100 mm
Abdichtung Polymerbitumenbahn zweilagig
Wärmedämmung 140 mm
Gefälledämmung
Dampfsperre
Leicht-/ Stahlbeton 300 mm
4 Leichtbeton / Stahlbeton, Übergang fließend
ineinander gegossen
5 Bodenbelag variabel 30 mm
Estrich 45 mm
Trennlage
Trittschalldämmung 35 mm
Leicht-/ Stahlbeton 300 mm
6 Stahlfenster mit Isolierverglasung
6
7 Bodenbelag variabel 30 mm
Estrich 40 mm
Trennlage
5
Hohlraumbodenplatten 18 mm
Dampfsperre
Hohlraumbodenständer
Wärmedämmung 120 mm
Leicht-/ Stahlbeton 300 mm
8 Trennwandanschluss optional
9 Gehwegplatten anthrazit 400/400/50 mm
Mörtelbett 35 mm
Drainmatte 20 mm
Abdichtung zweilagig
Wärmedämmung 100 mm
Leicht-/ Stahlbeton 300 mm
10 Laubengang WU-Leichtbeton,
Beschichtung / Abdichtung Epoxidharz
11 Geländerpfosten aus gekantetem Blech
zusammengesetzt 60/75 mm, auf Fußplatte
geschweißt, Oberfläche feuerverzinkt, mit Stahl-
seilnetz bespannt
12 Betonwerkstein orange pigmentiert 80 mm
11 Sandbett 90 mm
7 Dränschicht 40 mm
Abdichtung Polymerbitumenbahn mehr-
lagig 20 mm
Dämmung 120 mm
Dampfsperre
Stahlbeton 30 mm

12

dd

253
Glas

Erweiterung eines Krankenhauses

Veldhoven, NL 2002

Architekten:
MVRDV, Rotterdam
Winy Maas, Jacob van Rijs, Nathalie de Vries
Mitarbeiter:
Anet Schurink, Duzan Doepel, Jeroen aa
Zuidgeest, Ebami Tom, Ulrika Connheim,
Pieter Kleinmann
Glaskonstruktion:
Gakon B.V., Wateringen

Das »Gewächshaus« ist ein Erweiterungsbau


eines Krankenhauses im holländischen Veldho-
ven. Es bietet Räumlichkeiten, in denen die
Patienten die eigentliche Klinik mit ihren langen
Fluren und dem Geruch von Desinfektionsmit-
teln für einige Zeit vergessen können.
Vier unterschiedlich große, eingestellte Boxen
a a
mit einem Auditorium, Besprechungsräumen,
Büros und einem Informationszentrum sind in
dem Glashaus verteilt. Dazwischen ergeben
sich Plätze, die – von Bäumen beschattet – als
Aufenthaltsbereiche genutzt werden. Der öst-
lich gelegene Platz gehört zu einem Restau-
b
rant. Seitlich führen Treppen auf die als Terras-
sen ausgebildeten Dächer der Boxen, von b
denen man auf die Kronen der 6 m hohen, aus
Florida importierten Olivenbäume sieht.
Aus Kostengründen wählten die Architekten als
Gebäudehülle eine standardisierte Gewächs-
hauskonstruktion mit einem Tragwerk aus
Stahlstützen im Raster von 4,00 ≈ 3,50 m und
Fachwerkträgern aus geschweißten Stahlprofi-
len. Die Seitenwände sind isolierverglast, das
Dach decken transparente Polycarbonatplat-
ten. Die Be- und Entlüftung der Halle erfolgt
über Öffnungsflügel im Firstbereich und in der
oberen Hälfte der Seitenwände. Eine Fußbo-
denheizung in den Boxen sorgt dafür, dass
deren Innenräume ganzjährig voll beheizt sind,
während das Gewächshaus eine Zwischentem-
peraturzone darstellt. Ein unterhalb des Poly-
carbonatdachs montierter textiler Sonnen-
schutz schützt im Sommer vor Überhitzung.
Die aus Kalksandstein gemauerten Kuben sind
wie der Fußboden mit einer besonderen Ober-
flächenbehandlung versehen: Auf eine Grun-
dierung und eine Zwischenbeschichtung
wurde eine dicke Schicht aus weißem Polyur-
ethanharz aufgesprüht, die beim Erhärten brei-
te Risse bildet und dabei die darunter liegen-
de, hellgraue Zwischenbeschichtung sichtbar
macht. Eine transparente Siegelschicht schützt
die Struktur. Diese so genannte krakelierte
Oberfläche soll an die ausgetrocknete, rissige
Erde südlicher Länder erinnern.

º proarchitectura 02 / 2004

254
Beispiel 22

2
3

4 5

12

Schnitt • Grundriss
Maßstab 1:500
Vertikalschnitt
9 Maßstab 1:5

1 Polycarbonat-
Dreistegplatte
transparent 16 mm
2 Abdichtung PVC
3 Regenrinne Aluminum-
Strangpressprofil
4 Dichtung EPDM
5 Träger Stahlprofil
fi 70/70/4 mm
6 Fassadenriegel Stahl-
profil fi 80/50/3 mm
7 Isolierverglasung
ESG 4 + SZR 8 +
ESG 4 mm
8 Fassadenriegel Stahl-
10 rohr ¡ 80/50/3 mm
11 9 Lüftungsflügel
10 Anpressprofil PVC
50 mm
11 Stütze Stahlrohr
¡ 200/100/8mm
12 Fachwerkträger

bb

255
Naturstein

110 kV Schaltanlage

Berlin, D 1999

Architekten:
Assmann Salomon und Scheidt, Berlin
Mitarbeiter:
Frank Kasprusch, Burkhart von Franqué
Tragwerksplanung:
Hildebrand und Sieber, Berlin
Bauherr: BEWAG, Berlin

Die Schaltanlage der städtischen Stromversor-


gung im Berliner Stadtteil Friedrichshain irritiert
durch ihren Maßstab. Alles ist größer als in der
vorwiegend gründerzeitlichen Bebauung der
Nachbarschaft: Der viergeschossige Bau b
umfasst nahezu einen kompletten Häuserblock
von über 60 m Länge, das Erdgeschoss misst b
6 m in der Höhe, die Türen und Fenster 5 bzw.
2,50 m. Nicht zuletzt trägt die vollständig mit
großformatigen grauen Basaltplatten verkleide-
te Fassade zu der strengen Ausstrahlung bei.
Trotzdem wirkt das Gebäude nicht abweisend.
Durch sieben geschosshohe, schartenartige
Öffnungen im Erdgeschoss – von den Architek-
ten als »kleine Neugierden« bezeichnet – kann
der Passant sehen, was ihm normalerweise
verborgen bleibt: die riesige Schaltanlage.
Alle Öffnungen sind frei komponiert und verlei-
hen dem Gebäude Plastizität. Ein haushoher, c
langer Schlitz betont das Treppenhaus, wäh-
c
rend die quer liegenden, nischenartigen Fens-
ter in unterschiedlichen Winkeln schräg in die
Fassade einschneiden und tiefe Schlagschat-
ten erzeugen. Die Fassadenbekleidung läuft
bis in die schrägen Laibungen hinein, die kür-
a a
zere Seite der im Grundriss dreieckigen Öff-
nung wird von einer Verglasung geschlossen.
Nachts setzt eine hinter den Fenstern liegende
Beleuchtung die steinerne Skulptur in Szene.
Nicht zuletzt trägt das Fassadenmaterial dazu
bei, dass die Flächen trotz ihrer Größe keines-
wegs monoton erscheinen. Der leicht geschlif-
fene Basalt aus der Eiffel changiert in unter-
schiedlichen Grautönen und Strukturen. Die
Platten verlaufen in 50 cm hohen Bändern in
unregelmäßigem, »wildem« Verband und
variieren in drei verschiedenen Längen zwi-
schen 110, 130 und 150 cm.

º Bauwelt 13 / 2000
db 07 / 2000
de Architect 06 / 2002

aa

256
Beispiel 23

2 4
5

3 2 dd

Grundrisse 3. Obergeschoss •
Erdgeschoss • Schnitt
6 5 Maßstab 1:500
Vertikalschnitte
Maßstab 1:20

d d 1
Traganker Edelstahl
2
Kies
Abdichtung
Wärmedämmung 160 mm
Gefälleestrich
Stahlbeton 220 mm
3 Basaltlava geschliffen
40 mm
Hinterlüftung 30 mm
Wärmedämmung
bb Mineralfaser 80 mm
Stahlbeton 250 mm
4 Halteanker Edelstahl
5 Structural Glazing aus ESG
8 mm auf Aluminiumrahmen
6 Aluminiumfenster thermisch
getrennt mit Isoliervergla-
sung, 6 + SZR 16 + 6 mm
7 Türkranz Stahlbeton
8 Türverblendung
Aluminiumlamellen
9 Aluminiumtür, thermisch
getrennt, gedämmt 65 mm
10 Bodenaufbau Treppenhaus:
Betonwerkstein 30 mm
Mörtelbett 20 mm
Zementestrich 55 mm
7 Abdichtung
Sohlplatte Stahlbeton
1000 mm

9 8

10

cc

257
Glas

Polizei- und Feuerwache

Berlin, D 2004

Architekten:
Sauerbruch Hutton, Berlin
Matthias Sauerbruch, Louisa Hutton,
Jens Ludloff, Juan Lucas Young
Mitarbeiter:
Sven Holzgreve, Jürgen Bartenschlag (Projekt-
leitung); Lara Eichwede, Daniela McCarthy,
Florian Völker (Bauleitung);
Marcus Hsu, Konrad Opitz (Wettbewerb)
Tragwerksplanung:
Arup, Berlin

Inmitten einer innerstädtischen Brache an der


Spree liegt die Polizei- und Feuerwache für das
Regierungsviertel. Der Neubau ergänzt ein
Gebäude aus dem 19. Jh., den einzig verblie-
benen Bau des ehemaligen Zollhofs auf dem
Güterbahnhof Moabit. An die Brandwand des
Altbaus angedockt, nutzt der Riegel dessen
einhüftigen Seitenflügel zur Erschließung. Im
Erdgeschoss finden die Einsatzfahrzeuge
Platz. Die oberen zwei Verwaltungsgeschosse
sind mit Bändern aus bunten Glasschuppen
verkleidet. Die einzelnen Scheiben sind mit
einem rückseitigen Siebdruck in 24 verschiede-
nen Rot- und Grüntönen unterschiedlicher Hel-
ligkeit versehen. Der daraus komponierte Farb-
verlauf des 74 m langen Riegels changiert
spannungsreich von der Dominanz der einen
Farbe zur andern. Dabei wird sowohl ein Bezug
zur jeweiligen Nutzung – rot für die Feuerwehr,
grün für die Polizei – als auch zum Ziegel des
preußischen Verwaltungsbaus bzw. zu den
umliegenden Grünflächen hergestellt. Die ein-
zelnen Gläser sind auf einer Unterkonstruktion
aus Aluminium befestigt und vor den Fenstern
der inneren Schale als öffenbare Lamellen aus- a
geführt. Im geschlossenen Zustand als Son-
nenschutz dienend, tauchen sie die weiß
beschichteten Innenräume in farbiges Licht,
sind sie geöffnet, ist hingegen kaum eine Fär-
bung spürbar.

º Detail 10/2004 b b
d

d
a

aa bb

258
Beispiel 24

1 2 6 7 8 9 10 11
13

12

cc

Grundrisse • Schnitte 4 Ankerschiene 9 Glashalter beweglich Aluminium


Maßstab 1:750 5 Wärmedämmung Mineralfaser, beschichtet
Horizontalschnitt Glaslamellenfassade schwarz kaschiert 120 mm 10 Schubstange Edelstahlrohr Ø 16 mm zur
Maßstab 1:20 Stahlbeton 250 mm Steuerung der Öffnungslamellen
Kalkgipsputz 15 mm 11 Halteprofil für Öffnungslamellen,
1 oberer Glashalter Aluminium beschichtet 6 Konsole Aluminium beschichtet Aluminium beschichtet
2 Glaslamelle ESG 8 mm, 7 Aluminiumrohr beschichtet | 40/60 mm 12 Holzfenster mit Isolierverglasung 6 + SZR 16 + 6 mm
Rückseite Siebdruck farbig 8 Glaslamelle beweglich VSG aus 13 Glaslamelle gebogen ESG 8 mm,
3 unterer Glashalter Aluminium beschichtet 2≈ 6 mm TVG, Rückseite Siebdruck farbig Rückseite Siebdruck farbig

259
Glas

4
5
6

Vertikalschnitt Glaslamellenfassade
Maßstab 1:20

8 1 oberer Glashalter Aluminium beschichtet


2 Glaslamelle ESG 8 mm,
Rückseite Siebdruck farbig
9 3 unterer Glashalter Aluminium beschichtet
4 Ankerschiene
5 Wärmedämmung Mineralfaser,
schwarz kaschiert 120 mm
Stahlbeton 250 mm
10
Kalkgipsputz 15 mm
6 Konsole Aluminium beschichtet
7 Aluminiumrohr beschichtet | 40/60 mm
11 8 Glaslamelle beweglich VSG aus
2≈ 6 mm TVG, Rückseite Siebdruck farbig
c c 9 Glashalter beweglich Aluminium beschichtet
12 10 Schubstange Edelstahlrohr Ø 16 mm zur
Steuerung der Öffnungslamellen
11 Halteprofil für Öffnungslamellen,
Aluminium beschichtet
12 Holzfenster mit Isolierverglasung
6 + SZR 16 + 6 mm
13 Antriebseinheit für Öffnungslamellen
14 Trockenputzdecke abgehängt,
Unterkonstruktion aus Stahlprofilen fi
15 Antriebseinheit für Falttore
16 Falttor gedämmt, beplankt mit
Aluverbundpaneelen

13

15

14 16
dd

260
Beispiel 25

Tribünenüberdachung

Hamburg, D 1997

Architekten:
Schweger + Partner, Hamburg
Mitarbeiter:
Paul J. Schüler
Marc Bogaczynski, Jutta Dülsen,
Volker Petters, Gerhard Vester
Tragwerksplanung:
Sobek + Rieger, Stuttgart

Die Tennisanlage am Hamburger Rothenbaum


wurde mit einer flexiblen Dachkonstruktion
überbaut, um vor allem bei großen Turnieren
von der Witterung unabhängig zu sein. Der
Charakter einer Freiluftveranstaltung sollte
jedoch erhalten bleiben.
Die separat vom Bestand errichtete, über mehr
als 100 m frei gespannte Seilkonstruktion glie-
dert sich in zwei Bereiche: einen 17 m breiten
Ring als permanente Tribünenüberdachung
und eine 63 m große, bei Bedarf verschließbare
Öffnung. Bei beiden Elementen besteht die
Dachhaut aus transluzentem, 1,2 mm dickem,
PVC-beschichtetem Polyestergewebe. Die im
äußeren Randbereich von der Primärkonstrukti-
on abgehängten Dachelemente hingegen sind
mit transparenter Fluorkunststofffolie bespannt,
um eine bessere Belichtung zu erreichen.
Die Konstruktion folgt im Wesentlichen dem
Speichenradprinzip. Der äußere Druckring aus
Stahlrohren ist über 36 Seilpaare mit dem inne-
ren Zugring verbunden. Dieser setzt sich aus
einem oberen und unteren Seilbündel zusam-
men, die über Luftstützen gespreizt werden.
Von dort laufen die Speichenseile weiter zum
asymmetrisch angeordnetem Zentralknoten,
unter dem die faltbare Membran aufgehängt
ist, ohne das Spielfeld durch ihren Schatten-
wurf zu beeinträchtigen. Diese kann mittels
synchron verfahrender Laufwagen innerhalb
von fünf Minuten aufgefaltet werden.
Bei geschlossenem Dach erfolgt die Entwässe-
rung über eine an den unteren Knotenpunkten
der Luftstützen befestigte Regenrinne, aus der Dachaufsicht im geschlossenen
das Wasser mittels Tauchpumpen nach außen Zustand • Schnitt
Maßstab 1: 2000
abgeführt wird. Im geöffneten Zustand wird die
zusammengefaltete Dachhaut durch eine trans-
parente Überdachung aus PMMA vor eindrin-
gendem Schmutz und Wasser geschützt.

º Koch, Klaus-Michael (Hrsg.):


Bauen mit Membranen.
München / Berlin / London / New York 2004
DBZ 01 / 1999
Baumeister 04 / 2002
Schulitz, Helmut C. u.a.: Stahlbau Atlas.
München / Basel 1999
aa

261
Membranen

3
1

5 6

12 11

7
10
9

262
Beispiel 25

15
c
c

13 14 16

bb

Isometrie oberer Knoten


ohne Maßstab
Vertikalschnitte • Horizontalschnitt
Maßstab 1:50

1 Stahlseil Ø 87 mm
2 Ringseile 4x Ø 58 mm
3 Umlenkrolle
4 Obergurt Seilbinder, Stahlseil
Ø 70 mm
5 Luftstütze Stahlrohr
323,9 x 17,5 mm
6 Stahlseil Ø 16 mm
7 Stahlseil Ø 79 mm
8 Regenrinne
9 Ringseile 4x Ø 79 mm
10 Stahlseil Ø 9 mm
11 Untergurt Seilbinder,
2x Stahlseil Ø 37 mm
12 Fahrantrieb
13 Zentralnabe, Stahlblech
13 ¡ 50 mm
14 Augblech ¡ 40 mm
15 Ring Stahlblech ¡ 40 mm
16 innere Membran, Polyester-
gewebe 1,2 mm,
PVC-beschichtet,
gefalteter Zustand

cc

263
Glossar: Physikalische Stoffkenngrößen

Physikalische
Stoffkenngrößen

Karsten Tichelmann, Patrik Jakob

Mechanische Kenngrößen Widerstandsmoment des Querschnitts der Werkstoffprobe Brinell-Härte HB [N / mm2]


bestimmt. Die Normung sieht je nach Werkstoff verschie- Die Härteprüfung nach Brinell wird bei weichen bis mittel-
Rohdichte ρ [kg / m3, kg / dm3] dene Prüfungen zur Ermittlung der Biegezugfestigkeit vor. harten Metallen wie unlegiertem Baustahl oder Aluminium-
Die Rohdichte ist das volumenbezogene Gewicht eines legierungen, bei Holz und bei Werkstoffen mit ungleich-
trockenen Baustoffs einschließlich Poren und Zwischen- Spaltzugfestigkeit βSZ [N / mm2] mäßigem Gefüge, z.B. Gusseisen, angewendet. Dabei
räumen (Masse pro Volumen). Bei bestimmten Baustoff- Das Spaltzugverfahren ist eine Methode zur indirekten wird eine Stahl- oder Hartmetallkugel mit einer festgeleg-
gruppen, z.B. Beton und Mauerwerk, werden Rohdichte- Bestimmung der Zugfestigkeit von Gesteinen und Bau- ten Prüfkraft in die Oberfläche des Werkstoffs gedrückt.
klassen zur Definition der Materialeigenschaften wie Fes- stoffen mit hydraulischen Bindemitteln. Im Gegensatz zur Nach Brinell misst man die bleibende Eindruckfläche, die
tigkeit oder Wärmeleitfähigkeit verwendet. Die Abhängig- direkten Zugfestigkeit wird ein zylindrischer Körper einer durch eine vorgegebene Belastung erzeugt wird. Die Bri-
keit der Wärmeleitfähigkeit von der Rohdichte verschie- zunehmenden Druckbeanspruchung ausgesetzt, welche nell-Härte ergibt sich aus dem Quotient der Prüfkraft und
dener Baustoffe ist in DIN 4108-4 und DIN EN 12524 Zugspannungen senkrecht zur Druckspannung erzeugt. der Eindruckfläche.
tabellarisch zusammengefasst. Überschreiten diese die Kohäsion (Zusammenhangskräf-
te zwischen Atomen bzw. Molekülen), tritt der Bruch ein. . Vickers-Härte HV [N / mm2]
Wichte γ (spezifisches Gewicht) [kN / m3] Beim Verfahren nach Vickers wird eine vierseitige, regel-
Das spezifische Gewicht eines Körpers bezeichnet das Elastizitätsmodul E (Young’s Modulus) [N / mm2] mäßige Diamantpyramide mit einem Winkel von 136 °
Verhältnis von Gewichtskraft zu Volumen. Im Unterschied Der Elastizitätsmodul ist ein Materialkennwert, der den zwischen den gegenüberliegenden Flächen in die Ober-
zur Dichte bezieht sich die Wichte auf die Gewichtskraft, Zusammenhang zwischen Spannung und Verformung fläche des Werkstoffs gedrückt. Wie die Brinell-Härte
nicht auf die Masse, d.h. Dichte und spezifisches (meist Dehnung) bei mechanischer Beanspruchung eines ergibt sich die Vickers-Härte aus dem Quotient der Prüf-
Gewicht unterscheiden sich um den Faktor der Fallbe- festen Körpers beschreibt. Er ist als Steigung des Span- kraft und der Eindruckfläche.
schleunigung g = 9,81 N / kg. nungs-Dehnungs-Verhaltens innerhalb des elastischen
Bereichs definiert. Der Zahlenwert des Elastizitätsmoduls Druck p [Pa]
Druckfestigkeit fc [N / mm2] ist um so größer, je mehr Widerstand ein Material seiner Der Druck p ist eine physikalische Zustandsgröße und
Die Druckfestigkeit definiert die maximal aufnehmbare Verformung entgegensetzt. Ein Material mit hohem E- wird in Pascal angegeben. Der Luftdruck ist der hydro-
Spannung eines Werkstoffs bei einer Druckbeanspru- Modul ist also steif, ein Material mit niedrigem E-Modul statische Druck der Luft. Er bezeichnet die Gewichtskraft
chung. Sie wird aus dem Quotienten der maximal auf- weich. der Luftsäule, die über einer Fläche oder einem Körper
nehmbaren Druckkraft und dem Ausgangsquerschnitt steht. In einem Vakuum ist diese Gewichtskraft nicht vor-
der Werkstoffprobe bestimmt. Bruchdehnung εB [-] handen.
Die Bruchdehnung ist ein Werkstoffkennwert, der angibt,
Zugfestigkeit ft [N / mm2] um wie viel Prozent sich ein Material plastisch verformen
Unter Zugfestigkeit versteht man die maximal aufnehm- lässt, bevor es zum Bruch des Festkörpers kommt. D.h.
bare Spannung eines Werkstoffs bei einer Zugbeanspru- der Zusammenhalt eines Festkörpers wird unter der Wir- Thermodynamische Größen
chung. Sie wird aus dem Quotienten der maximal auf- kung von äußeren Kräften aufgehoben, z.B. durch Zerstö-
nehmbaren Zugkraft und dem Ausgangsquerschnitt der rung des inneren Gefüges oder durch Aufhebung des Schmelzpunkt TSM [°C]
Werkstoffprobe bestimmt. molekularen Verbunds. Unter Schmelzpunkt oder Schmelztemperatur versteht
man die Temperatur, bei der ein Stoff schmilzt, d.h. vom
Biegezugfestigkeit fm [N / mm2] Mohs-Härte HM [-] festen in den flüssigen Aggregatzustand übergeht.
Die Biegezugfestigkeit ist die maximal aufnehmbare die Mohs’sche Härteskala ist eine relative, zehnstufige
Spannung eines Prüfkörpers bei einer Biegebeanspru- Härteskala (Ritzhärte), bei der das nächst härtere Mineral Siedepunkt TS [°C]
chung im Zustand des Versagens. Sie wird aus dem das vorhergehende weichere Mineral ritzt (Abb. E 1.1). Als Siedepunkt bzw. Siedetemperatur oder Kochpunkt
Quotienten des maximalen Biegemoments und dem Die Skala reicht von 1 (Talk) bis 10 (Diamant). bezeichnet man die Temperatur, bei der ein Stoff siedet,
d.h. sein Dampfdruck gleich dem äußeren Druck ist und
er vom flüssigen in den gasförmigen Aggregatzustand
übergeht.
Mohs-Härte Referenzmineral absolute Härte Bemerkungen
Wärmeleitfähigkeit λ [W / mK]
1 Talk 0,03 mit Fingernagel schabbar
Die Wärmeleitfähigkeit ist eine spezifische Stoffeigen-
2 Halit 1,25 mit Fingernagel ritzbar schaft. Sie gibt den Wärmestrom an, der bei einem Tem-
3 Kalzit 4,5 mit Kupfermünze ritzbar peraturunterschied von 1 K durch eine 1 m2 große und
1 m dicke Schicht eines Stoffs geht. Je kleiner die Wär-
4 Fluorit 5 mit Messer leicht ritzbar meleitfähigkeit, umso besser ist das Dämmvermögen.
5 Apatit 6,5 mit Messer noch ritzbar Der λ-Wert bezieht sich als Laborwert auf trockene Bau-
stoffe.
6 Orthoklas 37 mit Stahlfeile ritzbar
7 Quarz 120 ritzt Fensterglas Spezifische Wärmekapazität c [J / kgK]
8 Topas 175 Die spezifische Wärmekapazität gibt die benötigte Wär-
memenge an, um 1 kg eines Stoffes um 1 K zu erwärmen.
9 Korund 1000 Mithilfe der spezifischen Wärmekapazität lassen sich
10 Diamant 140 000 härtestes natürlich vorkommendes Aussagen treffen, ob sich ein Stoff besser oder schlech-
Mineral; nur von sich selbst ritzbar ter als Wärmespeicher eignet. Je größer der Zahlenwert
für c, desto größere Wärmebeträge lassen sich in der
E 1.1 gleichen Stoffmasse speichern.

264
Glossar: Physikalische Stoffkenngrößen

Wärmespeicherfähigkeit QSP [Wh / m2K] Wasseraufnahmekoeffizient w [kg / m2 h0,5] Die Klasse B der brennbaren Baustoffe gliedert sich in
Die Wärmespeicherfähigkeit gibt Auskunft über die Der Wasseraufnahmekoeffizient ist eine Maßzahl zur schwer entflammbare (B1), normal entflammbare (B2)
Fähigkeit von Baustoffen Wärme zu speichern. Sie Beschreibung des Wasseraufnahmevermögens von Bau- und leicht entflammbare (B3) Baustoffe.
errechnet sich aus dem Produkt der spezifischen Wärme- stoffen und Beschichtungen, die mit flüssigem Wasser in Die europäische Normung (DIN EN 13 501-1) unterschei-
kapazität c, der Rohdichte ρ und der Dicke d des Kontakt stehen. Durch regelmäßiges Wiegen der betref- det für nicht brennbare Baustoffe die Brennbarkeitsklas-
betrachteten Baustoffs (QSP= c ≈ ρ ≈ d). In der Regel fenden Proben erhält man eine Kurve für die Wasserauf- sen A1 und A2. Die brennbaren Baustoffe sind in die
haben Materialien mit hohem Dämmwert eine geringere nahme in Abhängigkeit von der Eintauchzeit. Alternativ Klassen B bis F gegliedert. Das europäische Klassifizie-
Speicherfähigkeit als Materialien mit schlechtem Dämm- wird oft der w24-Wert angegeben, d.h. die ermittelte Was- rungssystem regelt zusätzlich zum Brandverhalten die
wert. Eine hohe Speicherfähigkeit wirkt sich positiv auf seraufnahme nach 24-stündigem Eintauchen. Brandnebenerscheinungen. Jeweils drei Klassen mit
das Raumklima aus, da sie Temperaturspitzen ausglei- Angaben zur Rauchentwicklung (smoke release rate: s1,
chen kann und damit zu hohe Temperaturschwankungen Volumenbezogener Feuchtegehalt Ψ [-] s2, s3) und zur brennenden Abtropfbarkeit (d0, d1, d2)
vermeiden hilft. Der volumenbezogene Feuchtegehalt ist die prozentuale sind festgelegt. Die Klassifizierung kann nach nationaler
Angabe des Quotienten aus dem Volumen des verdampf- bzw. europäischer Norm erfolgen (Abb. E 1.2). Im Buch
Thermischer Längenausdehnungskoeffizient α [K-1] baren Wassers und dem Volumen des betrachteten wird wegen noch nicht vollständiger Harmonisierung auf
Der thermische Längenausdehnungskoeffizient gibt an, Stoffs. Letzteres kann entweder auf den feuchten oder DIN 4102 zurückgegriffen.
um welchen Betrag sich ein fester Körper im Verhältnis trockenen Zustand bezogen werden. Daher muss der
zur gesamten Länge bei einer Temperaturänderung im Bezug bei der Angabe des jeweiligen Feuchtegehalts mit
baupraktischen Bereich (in der Regel - 50 °C bis + 80 °C) aufgeführt werden.
von 1 K vergrößert oder verkleinert. Akustische Stoffkenngrößen
Massebezogener Feuchtegehalt u [-]
Wärmedurchgangskoeffizient U (U-Wert) [W / m2K] Der massebezogene Feuchtegehalt ist die prozentuale Längenbezogener Strömungswiderstand r [kPa s / m2]
Der U-Wert definiert jene Wärmemenge, welche durch Angabe des Quotienten aus der Masse des verdampf- Der längenbezogene Strömungswiderstand ist eine von
1 m2 eines Bauteils hindurchgeht, wenn der Temperatur- baren Wassers und der Masse des betrachteten Stoffs. der Schichtdicke unabhängige Materialeigenschaft für
unterschied der beiderseits angrenzenden Luftschichten Letztere kann entweder auf den feuchten oder trockenen einen schallabsorbierenden Baustoff. Speziell für die
1 K beträgt und dabei die Wärmeübergangswiderstände Zustand bezogen werden. Daher muss der Bezug bei der Hohlraumdämmung darf der längenbezogene Strö-
zwischen Luftschichten und Bauteilmaterial berück- Angabe des jeweiligen Feuchtegehalts mit aufgeführt mungswiderstand nicht zu gering sein (> 5 kPa s / m2),
sichtigt werden. Der U-Wert ist zur Ermittlung der Trans- werden. damit Schallwellen gut absorbiert werden.
missionswärmeverluste erforderlich.
Ausgleichsfeuchte [-] (bei 20 °C und 65 % relativer Schallabsorptionsgrad αs [-]
Wärmedurchgangswiderstand R [m2K / W] Luftfeuchte) Bei Schwingungen in Gasen, Flüssigkeiten und Festkör-
Der Wärmedurchgangswiderstand setzt sich aus dem Die gemessene Materialfeuchte zeigt an, wie viel Wasser pern wird ein Teil der Bewegungsenergie irreversibel in
Wärmedurchlasswiderstand eines Bauteils und den in Prozent in einem Material vorhanden ist. Ändert sich Wärme umgewandelt. Diesen Vorgang nennt man
Wärmeübergangswiderständen innen und außen das umgebende Klima, ändert sich auch der Wasserge- Absorption. Der Schallabsorptionsgrad bezeichnet das
zusammen. Er ist der Kehrwert des Wärmedurchgangs- halt. Die Materialfeuchte bei 20 °C und 65 % relativer Verhältnis aus nicht reflektierender und auftreffender
koeffizienten. Luftfeuchte, die sich nach einer gewissen Zeit einstellt, Schallenergie. Bei vollständiger Absorption ist αs = 1, bei
wird als Ausgleichsfeuchte bezeichnet. vollständiger Reflexion ist αs = 0. Der Schallabsorptions-
grad eines Schallabsorbers ist frequenzabhängig und
Quell- und Schwindmaß ε [-] wird mit Terzbandfiltern im Frequenzbereich von 100–
Hygrische Stoffeigenschaften Das Quell- und Schwindmaß gibt die prozentuale Volu- 5000 Hz bestimmt.
menänderung des unbelasteten Materials während der
Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl µ [-] Wasseraufnahme bzw. der Austrocknung an. Dabei wird Dynamische Steifigkeit s [MN / m2]
Das Maß für die Dampfdichtheit eines Baustoffs ist angenommen, dass der Quell- bzw. der Schwindvorgang Als dynamische Steifigkeit wird der Widerstand einer
die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl. Sie ist durch eventuell im Material wirkende Spannungen nicht Feder gegen eine Wechselkrafteinwirkung bezeichnet. Im
eine Vergleichszahl, die angibt, um wie viel der Wider- beeinflusst wird. Bei inhomogenen Werkstoffen wie Holz Allgemeinen ist die dynamische Steifigkeit größer als die
stand gegen Wasserdampfdiffusion einer Schicht ist eine Unterscheidung in die drei Hauptrichtungen zu Steifigkeit unter statischer Krafteinwirkung. Bei schall-
größer ist als in einer gleich dicken Luftschicht. Der berücksichtigen: tangential, radial zu den Jahresringen dämmenden Systemen wird die Feder z.B. aus dem ein-
Wasserdampfdiffusionswiderstand vieler Baustoffe und parallel zur Holzfaser. geschlossenen Luftpolster zwischen zwei abdeckenden
variiert mit der Änderung von Temperatur und Feuchte. Schalen oder der elastischen Dämmschicht unter einer
Hieraus resultiert ein unterer und oberer Grenzwert der Estrichplatte gebildet.
Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl (z.B. Vollziegel:
μ = 5 / 10). Brandschutztechnische Eigenschaften
Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke Baustoffklasse [A–B], Brennbarkeitsklasse [A–F] Chemische Stoffeigenschaften
sd (sd-Wert) [m] Für die Entstehung und Ausbreitung von Feuer spielt die
Die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl berücksich- Brennbarkeit eines Baustoffes eine wesentliche Rolle. pH-Wert [-]
tigt – ähnlich wie die Wärmeleitfähigkeit – als reine Materi- DIN 4102-1 teilt Baustoffe entsprechend ihrem Brandver- Der pH-Wert ist ein Maß für den »Säuregrad« eines Bau-
alkenngröße noch keine Schichtdicken des Baustoffs. halten in Baustoffklassen ein. Zur Baustoffklasse A gehö- stoffs. Er entspricht dem negativen dekadischen Loga-
Erst die Multiplikation mit der Dicke des Bauteils stellt den ren die nicht brennbaren Baustoffe. Baustoffe der Klasse rithmus der Konzentration der H3O+-Ionen. Der neutrale
Bezug zum Diffusionswiderstand des Bauteils her, der als A1 müssen in ihrer Zusammensetzung vollständig pH-Wert liegt bei 7, Säuren und alkalische Stoffe befin-
diffusionsäquivalente Luftschichtdicke bezeichnet wird unbrennbar sein, während Baustoffe der Klasse A2 in den sich dann im Gleichgewicht. Je niedriger der pH-
(sd = d ≈ μ). geringem Maße brennbare Bestandteile enthalten dürfen. Wert, umso größer ist der Säuregehalt eines Baustoffs.

265
Glossar: Physikalische Stoffkenngrößen

Elektrische Stoffeigenschaften Reflexionsgrad (Lichtreflexion) ρ [-] Kenngrößen für Beton


Der Reflexionsgrad ist der Anteil des auf eine Oberfläche
Elektrische Leitfähigkeit κ [m / Ω mm2] auftreffenden Lichts, welcher von dieser in die Umge- Nennfestigkeit βWN [N / mm2]
Die Fähigkeit von Stoffen Strom zu leiten wird durch die bung zurückreflektiert wird. Grundlage für die Ermittlung der Nennfestigkeit ist die
Zahl und Beweglichkeit der freien Ladungsträger Bei sehr glatten Oberflächen, z.B. bei Spiegeln, wird Druckfestigkeit von Würfeln mit einer Kantenlänge von
bestimmt. Die elektrische Leitfähigkeit fester Körper hat Licht einheitlich reflektiert, sodass der Einfallswinkel 20 cm nach 28 Tagen Normlagerung. Die Druckfestig-
bei Raumtemperatur die Variationsbreite von 24 Zehner- immer dem Ausfallswinkel entspricht (spiegelnde Reflexi- keit βW28 eines jeden Würfels muss mindestens der
potenzen. Diese Variationsbreite führt zur Einteilung in on). Wird das Licht in mehrere Richtungen gestreut, Nennfestigkeit βWN entsprechen. Aufgrund der Nenn-
drei elektrische Stoffklassen: Leiter (Metalle), Halbleiter spricht man von einer diffusen Reflexion. festigkeit erfolgt die Einstufung in die zugehörige
(z.B. Silizium) und Nichtleiter (Isolatoren, z.B. Keramik) Betonfestigkeitsklasse.
Die elektrische Leitfähigkeit ist der Kehrwert des spezi- Emissivität (Emissionsverhältnis) ε [-]
fischen Widerstands. Die auf einen Körper fallende Strahlung wird reflektiert, Festigkeitsklasse [-]
absorbiert oder transmittiert. Ein Körper, der alle auf ihn Für die Betonfestigkeitsklassen nach Euro Code 2
treffende Strahlung absorbiert, wird »schwarzer Körper« gilt eine Doppelbezeichnung, z.B. C 20 / 25. Die
genannt. Technische Oberflächen absorbieren verschie- erste Zahl bezeichnet die 5 %-Fraktile der Druckfes-
Optische Stoffgrößen dene Wellenlängen unterschiedlich stark, sie werden als tigkeit eines 30 cm langen Zylindern mit 15 cm Durch-
farbige Körper bezeichnet. Mit der Emissivität wird die messer, sie ist für die Bemessung maßgebend. Die
Transmissionsgrad τ [-] Wärmeabstrahlung einer Oberfläche im Verhältnis zu zweite Zahl bezeichnet die Druckfestigkeit von
Bei der Raumausleuchtung spielt die Transmission der einem »schwarzen Körper« bei gleicher Temperatur Würfeln mit 15 cm Kantenlänge. Die 5 %-Fraktile gibt
sichtbaren Strahlung (Tageslicht) mit Wellenlängen von bezeichnet. Eine geringe Emissivität bedeutet geringe den Wert der Druckfestigkeit an, den die betrachteten
380–780 nm durch transparente Bauteile eine entschei- Wärmeabstrahlung. Proben mit einer Wahrscheinlichkeit von 5 % unter-
dende Rolle. Als Kennwert wird der Lichttransmissions- schreiten.
grad angegeben. Dieser drückt den direkt durchgelasse- Optische Dichte (Extinktion) E [-]
nen, sichtbaren Strahlungsanteil im Bereich der Wellen- In der Optik ist die Extinktion oder optische Dichte ein Eignungsprüfung
längen des sichtbaren Lichtes bezogen auf die Hell- Maß für die Abschwächung einer Strahlung (z.B. Licht) in Vor dem Einbau des Betons wird überprüft, ob die -
empfindlichkeits des menschlichen Auges aus. einem Medium. Mit I0 als einfallende Strahlung und I als geforderten Eigenschaften des Frisch- und Festbe-
Der Lichttransmissionsgrad angegeben in Prozent ergibt ausfallende Strahlung (nach dem Durchqueren des Medi- tons mit der beabsichtigten Betonzusammensetzung
sich aus dem Quotient der einfallenden und ausfallenden ums) definiert sich die Extinktion E wie folgt: E = -Ig (I / I0). tatsächlich erreicht werden. Dabei müssen die
Strahlung nach Durchqueren des transparenten Bau- Die Extinktion ist der negative dekadische Logarithmus Verhältnisse auf der Baustelle wie z.B. Einbauverfah-
stoffs. des Transmissionsgrades. ren und Temperatur berücksichtigt werden.
Grundsätzlich werden Konsistenz, Frischbeton-Roh-
Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) g [-] Farbwiedergabe (Farbwiedergabeindex) Ra [-] dichte und Druckfestigkeit geprüft, bei Beton B II
Der g-Wert ist der Gesamtenergiedurchlassgrad im Die Farbwiedergabe wird durch die spektrale Verteilung zusätzlich der w / z-Wert (Wasserzementwert). Alle
Bereich der Wellenlängen von 300–2500 nm. Die Größe des Lichts bestimmt. Der Farbwiedergabeindex Prüfungen müssen bei einer Frischbetontemperatur
ist für klimatechnische Berechnungen notwendig und beschreibt die Eigenschaften, die anhand einer Bezugs- zwischen 15 und 22 °C durchgeführt werden. Um
wird in Prozent ausgedrückt. Der Gesamtenergiedurch- lichtquelle und diverser Testfarben ermittelt werden. Je das Ansteifen zu kontrollieren, wird die Konsistenz 10
lassgrad setzt sich zusammen aus der direkten Transmis- höher der Wert für Ra, desto geringer ist die Abweichung und 45 Minuten nach Wasserzugabe bestimmt. Bei
sion von Solarstrahlung sowie aus der Wärmeabgabe der der unter der betreffenden Lichtquelle visuell wahrge- Verwendung von Transportbeton erfolgt die Eignungs-
im Glas absorbierten Anteile in Form von Wärmestrahlung nommen Körperfarbe von der der Bezugslichtquelle, z.B. prüfung direkt in der Prüfstelle des Transportbeton-
und Konvektion nach innen. des Tageslichts. werks.

Güteprüfung
bauaufsichtliche Zusatzforderungen Brennbarkeitsklasse Baustoffklasse Während des Betoneinbaus muss eine Güteprüfung
Benennung nach DIN EN 13501-1 nach DIN 4102-1 den Nachweis erbringen, dass die Zusammensetzung
kein Rauch

kein brenn.

des Betons den Anforderungen entspricht und die


Abtropfen
Abfallen /

geforderten Eigenschaften fortlaufend erzielt werden.


Die Güteprüfung bezieht sich dabei auf die Eigen-
schaften des Frisch- und Festbetons. Zement,
Zuschläge und Zusätze – die Ausgangsstoffe des
nicht brennbar • • A1 A1 Betons – sind güteüberwacht, d.h. sie unterliegen
• • A2 – s1 d0 A2 einer Eigen- und Fremdüberwachung. Bei
schwer entflammbar • • B, C – s1 d0 Transportbeton ist eine Kontrolle der Ausgang-
B1 sstoffe nicht notwendig, da dies bereits in der Prüf-
• B, C – s3 d0 stelle des Transportbetonwerks geschieht. Die
• B, C – s1 d2 einzelnen Betonproben müssen für jeden Probekörper
B, C – s3 d2 und für jede Prüfung der Konsistenz und des
normal entflammbar • D – s3 d0 w / z-Wertes aus unterschiedlichen Mischerfüllungen
E B2 gleichmäßig über die Zeit des Betonierens verteilt
D – s3 d2 entnommen werden. DIN 1048 beschreibt das Prüf-
E – d2 verfahren sowie die Herstellung und Lagerung der
leicht entflammbar F B3 Probekörper.
E 1.2

266
Glossar: Physikalische Stoffkenngrößen

Kenngrößen für Bitumen Minderung der Biegefestigkeit. Daraus folgt, dass der - dargestellt, Stoffe mit einem großen Bestreben Elektronen
Begriff Biegefestigkeit nur statistisch über einen zulässi- aufzunehmen (z.B. Chlor) erhalten ein positives Vor-
Nadelpenetration [1 / 10 mm] gen Wert der Bruchwahrscheinlichkeit definiert werden zeichen.
Die Nadelpenetration (Nadeleindringtiefe) beschreibt die kann. Bei vorgegebener Spannung hängt die Bruch-
Bitumenhärte und gibt die Eindringtiefe einer Nadel mit wahrscheinlichkeit von der Größe der auf Zug bean- Streckgrenze Re [N / mm2]
einem Durchmesser von 1,01 mm bei 25 °C unter einer spruchten Oberfläche und der Dauer der Beanspruchung Die Streckgrenze gibt die Grenze an, bis zu der duktile
Auflast von 1,0 N während 5 s Belastungszeit in ab. Werkstoffe bei einachsigem und momentenfreiem Zug
1 / 10 mm an. ohne bleibende plastische Verformung gestreckt werden
Temperaturbeständigkeit von Glas [°C] können. Bei Überschreiten der Streckgrenze kehrt das
Erweichungspunkt Ring und Kugel [°C] Unter der Temperaturbeständigkeit von Verglasungen Material nach Entlastung nicht mehr in die ursprüngliche
Die Erweichungspunkttemperatur wird gemessen, wenn fasst man die thermischen Eigenschaften von Gläsern Form zurück, d.h. es verbleibt eine plastische Probenver-
die Bitumenfüllung eines Rings eine definiert große Ver- zusammen. Dies ist zum einen die maximale Gebrauchs- längerung.
formung durch einen Erwärmungsvorgang unter der temperatur von vorgespannten Gläsern ϑmax sowie die Für technische Werkstoffe wird in der Regel nicht die
Belastung einer Stahlkugel erlitten hat. Beständigkeit gegen Temperaturdifferenzen Δϑ über die Streckgrenze, sondern die 0,2 %-Dehngrenze RP 0,2
Scheibenfläche. Die bekannten Richtwerte, die auch in angegeben.
Brechpunkt nach Fraaß [°C] verschiedenen Normen niedergelegt sind, resultieren aus
Als Brechpunkt nach Fraaß wird diejenige Temperatur Erfahrungen; ein allgemein anerkanntes, praxisgerechtes Dehngrenze RP [N / mm2]
bezeichnet, bei der eine auf ein Stahlplättchen aufge- Prüfverfahren gibt es zurzeit nicht. Als Dehngrenze eines Werkstoffs bezeichnet man diejeni-
schmolzene Bitumenschicht unter festgelegten Bedin- ge mechanische Spannung, die bei einer nichtproportio-
gungen bei gleichmäßiger Abkühlung bricht oder Risse nalen Dehnung zu einer bestimmten plastischen Verfor-
bekommt, wenn diese gebogen wird. mung führt. Die 0,01 %-Dehngrenze bezeichnet man als
Kenngrößen für Metall technische Elastizitätsgrenze. Daneben werden in der
Anwendung üblicherweise die 0,2 %-Dehngrenze
Elektrochemische Spannungsreihe [-] (RP 0,2) oder die 1 %-Dehngrenze (RP 1,0) bestimmt.
Kenngrößen für Glas In der elektrochemischen Spannungsreihe sind Stoffe
nach der Stärke ihres Bestrebens angeordnet, Elektronen
Biegefestigkeit von Glas [N / mm2] abzugeben (Reduktionsmittel) bzw. aufzunehmen (Oxida- E 1.1 Mohs’sche Härteskala
Die Biegefestigkeit von Glas ist kein Materialkennwert, ihr tionsmittel). E 1.2 Klassifizierung des Brandverhaltens
Messwert wird durch die Beschaffenheit der Oberflächen Stoffe, die ein großes Bestreben zur Elektronenabgabe E 1.3 physikalische Einheiten und ihre Umrechnung
beeinflusst. Oberflächenverletzungen führen zu einer haben (z.B. Natrium), werden mit negativem Vorzeichen E 1.4 Umrechnungsfaktoren für SI-Vorsätze

Größe Einheit weitere Einheiten Beziehung zwischen den Einheiten SI-Vorsätze Zeichen Faktor
yokto y 10-24
Dichte ρ [kg / m3] – ρ = γ / gErde gErde = 9,81 N / kg
zepto z 10-21
Wichte γ [N / m3] – γ = ρ ≈ gErde atto a 10-18
Energie Joule [J] Wattsekunde [Ws] 1 J = 1 Ws femto f 10-15
Kilowattstunde [kWh] 1 J = 2,778 ≈ 10-7 kWh piko p 10-12
Kalorie [cal] 1 J = 0,239 ≈ cal
Elektronenvolt [eV] 1 J = 6,242 ≈ 1018 eV nano n 10-9
Steinkohleeinheit [SKE] 1 J = 3,412 ≈ 10-7 SKE mikro μ 10-6

Druck Pascal [Pa] Bar [bar] 1 Pa = 10-5 bar milli m 10-3


Atmosphäre [atm] 1 Pa = 9,87 ≈ 10-6 atm zenti c 10-2
Pfund pro Quadratzoll [psi] 1 Pa = 145 ≈ 10-6 psi
dezi d 10-1
Volumen [cm3] Liter [l] 1000 cm3 = 1 Liter deka da 101
US Barrel [bbl] 1 Liter = 6,290 ≈ 103 US-bbl
hekto h 102
UK Barrel [bbl] 1 Liter = 6,285 ≈ 103 UK-bbl
US Gallonen [gal] 1 Liter = 0,264 US-gal kilo k 103
UK Gallonen [gal] 1 Liter = 0,220 UK-gal
mega M 106
Temperatur Grad Celsius [°C] Kelvin [K] TCelsius = TKelvin -273,15 giga G 109
Grad Fahrenheit [°F] TCelsius = (TFahrenheit -32) / 1,8 tera T 1012
Länge Meter [m] Inch [in] 1 m = 39,370 in peta P 1015
Fuß [ft] 1 m = 3,281 ft exa E 1018
Fläche Quadratmeter [m2] Square inch [in2] 1 m2 = 1550 in2 zetta Z 1021
Square foot [ft2] 1 m2 = 10,764 ft2 yotta Y 1024
E 1.3 E 1.4

267
Glossar: Schadstoffe

Schadstoffe Pestizid, in Form von Kupferarsenit zur Schädlingsbe-


kämpfung und als Insektizid in Holzschutzmitteln einge-
FCKW
Fluorchlorkohlenwasserstoffe rufen eine massive ozon-
setzt. Die Verwendung von Arsensalzen (Arsenaten) ist schädigende Wirkung hervor. Das Herstellen, Inverkehr-
seit 1963 in Deutschland verboten, von Arsenverbindun- bringen und in bestimmten Fällen die Verwendung eini-
Alexander Rudolphi gen allgemein seit 1974. In der EU wurde die Verwen- ger FCKW wurde in Deutschland 1991 durch die FCKW-
dung seit 1967 bis zur letzten Anpassung 2003 durch Halon-Verbotsverordnung untersagt. FCKW werden als
eine EU-Richtlinie eingeschränkt. Treibmittel für Dämmschäume und als Kühlmittel einge-
setzt. Die Verordnung beschränkt sich jedoch auf 17 Stof-
Asbest fe wie z.B. Trichlorfluormethan (R11), Dichlordifluorme-
Asbest ist eine Sammelbezeichnung für faserige Minerale than (R12) oder Chlortrifluormethan (R 13). Dort nicht
aus Magnesiumsilikat, Eisen-, Kalzium-, Aluminium- und berücksichtigte technisch verwendete Stoffe wie
Siliziumdioxid. Je nach chemischer Zusammensetzung H 1201 Halon oder R 134a FCKW besitzen jedoch eben-
werden drei Hauptformen unterschieden: Fasern aus Ser- falls das 6300- bzw. 3300-fache Treibhauspotenzial im
pentin (Chrysotil), aus Amphibolen (Actinolit, Amosit, Vergleich zu CO2 und sollten daher gemieden werden.
Anthophyllit, Tremolit) und aus Hornblende. Asbest Das Entsorgen FCKW-haltiger Kühlsysteme darf nur
erwies sich im Bauwesen zunächst als hervorragender durch zertifizierte Fachfirmen erfolgen. FCKW-haltige Käl-
Baustoff mit wünschenswerten Eigenschaften (unbrenn- temittel mit einem Massegehalt von mehr als 1 % dürfen
bar, chemisch beständig, elektrisch und thermisch iso- nicht mehr verwendet werden. Bereits eingebaute FCKW-
lierfähig, elastisch und zugfest). Aus diesem Grund ist es haltige Dämmaterialien müssen jedoch nicht entfernt wer-
in Altbauten aus der Zeit zwischen 1950 und 1990 häufig den. Allerdings ist bei der Entsorgung darauf zu achten,
anzutreffen, vor allem als Brandschutz oder Faserbeweh- dass sie in manchen Regionen in Deutschland als beson-
Durch zahlreiche öffentliche Meldungen über gesundheit- rung. Die größte praktische Bedeutung für Bauprodukte ders überwachungsbedürftiger Abfall eingestuft werden
liche Beeinträchtigungen, z.B. durch Holzschutzmittel hat Chrysotil. und gesondert entsorgt werden müssen.
oder Asbest, sind Schadstoffe in den letzten Jahrzehnten Die toxische Wirkung beruht auf der Geometrie der mine-
in das Bewusstsein der Bauherren und Nutzer gerückt ralischen Fasern, so genannten lungengängigen Fasern Formaldehyd
und zu einem wichtigen Planungsaspekt für Architekten von 5–500 μm Länge und 1–3 μm Dicke (WHO-Definiti- Das farblose Gas mit der chemischen Bezeichnung
geworden. on). Diese sind in der Lungenflüssigkeit nicht löslich und Methanal ist eine einfache Verbindung aus Kohlen-,
Die geläufigsten Schadstoffe finden sich in Altbauten und verursachen Lungenkrebs (Asbestose). Nach der Asbest- Sauer- und Wasserstoff. Der zu den ∫ VOC gehörende
unterliegen national unterschiedlichen Verbotsregelun- verordnung 1991 sind Einfuhr, Anwendung und Produkti- Stoff ist sehr reaktionsfreudig, riecht stechend und ist
gen. Einige Biozide wie DDT oder PCP wurden in den on in der Bundesrepublik weitgehend verboten. Werden leicht löslich in Wasser. Der Kontakt mit Formaldehyd
westeuropäischen und skandinavischen Ländern schon in betroffenen Gebäuden Abbruch-, Sanierungs- oder führt beim Menschen zu Symptonen wie Augenreizungen,
in den 1960er-Jahren verboten, während sie in den ost- Instandsetzungsarbeiten (ASI-Arbeiten) durchgeführt, Bronchialproblemen und Kopfschmerzen. Im Bauwesen
europäischen Ländern und der ehemaligen UdSSR bis in müssen zum Schutz der Arbeiter, der Bevölkerung und ist der Einsatz von Formaldehyd vor allem als Bindemittel
die 1990er-Jahre eingesetzt wurden. Selbst Gefahrstoffe der Umwelt gesetzliche Bestimmungen der Gefahrstoff- in Holzwerkstoffplatten bekannt, aus denen es noch nach
wie Asbest, deren Verwendung in Europa und den USA verordnung (TRGS 519) eingehalten werden. Schwach 20 Jahren ausgasen kann. Des Weiteren wird es für
in den 1980er-Jahren stark eingeschränkt wurde, werden gebundene Anwendungen wie z.B. Rohrummantelungen, Kunstharze, Beschichtungen oder chemische Zusätze,
in Osteuropa und vor allem in den Entwicklungsländern Dichtungen oder Brandschutzmatten werden darin kriti- z.B. in Fließestrichen, verwendet. Aufgrund der massiven
sowie in China im Baugewerbe heute noch eingesetzt. scher bewertet als fest gebundene Anwendungen wie und häufigen Krankheitsbilder ist der Formaldehydgehalt
Gleiches gilt für PAK mit dem kanzerogenen Stoff BaP als Putze oder faserverstärkte Zementprodukte wie Dach- in neuen Holzwerkstoffplatten in Deutschland durch die
Leitkomponente, die in Westeuropa bis in die 1960er- und Wandplatten, Rohre und Bodenplatten. Chemikalien-Verbotsverordnung von 1996 und die Form-
Jahre in Bodenklebern, Holzschutzmitteln oder Asphalt- aldehyd-Richtlinie (DIBt-Richtlinie 100) begrenzt. Für
belägen enthalten waren. Diese Stoffe wurden in den Biozide Raumluftwerte in Aufenthaltsbereichen gelten folgende
1980er-Jahren problematisiert und in den 1990er-Jahren Als Sammelbezeichnung umfassen Biozide (Pestizide) Richtwerte:
in den westlichen Industrieländern in Bauprodukten weit- unter anderem Fungizide (Gifte gegen Pilze), Herbizide
gehend ausgeschlossen. (Gifte gegen Pflanzen) und Insektizide (Gifte gegen Haut- • Richtwert des BGA / UBA 1977 / 1990:
Häufig finden sich bestimmte Schadstoffe sehr länder- flügler). Sie werden zur Bekämpfung tierischer und 0,1 ppm (entspricht 120 μg / m3)
typisch und zeitbezogen. So wurden in der ehemaligen pflanzlicher Schädlinge z.B. in Holzschutzmitteln, Textil- • Sanierungszielwert: 0,05 ppm (entspricht 60 μg / m3)
DDR Phenole und Kresole als Reststoffe aus der chemi- belägen, zum Schutz gegen Schimmelbefall oder als
schen Industrie als Bindemittel in Bodenbeschichtungen Konservierungsstoffe in Dispersionsbeschichtungen ein- Holzschutzmittel
und Leichtestrichen eingesetzt. gesetzt. Organische Holzschutzmittel enthalten Pestizide und Fun-
Der Umgang mit Altbauten erfordert daher eine exakte gizide. Die wichtigsten gesundheitlichen Belastungen tre-
standort- und altersbezogene Analyse der vorhandenen DDT ten durch ∫ PAK, ∫ DDT, ∫ PCP, Lindan oder Xylasan
Substanz. Dabei ist insbesondere auf die länderspezi- Dichlordiphenyldichlorethan, ein Gemisch aus Kohlen- auf, deren Verwendung in Deutschland heute verboten
fisch unterschiedlichen Bewertungs- und Beseitigungs- wasserstoffen mit den Beiprodukten DDD und DDE, ist ist. Moderne organische Schutzmittel enthalten spezifi-
regeln zu achten. ein synthetisches Insektizid, das heute noch in vielen scher wirkende Substanzen wie Propiconazol, Dichloflua-
Im Unterschied zu erkannten und zumeist gesetzlich ein- Ländern verwendet wird. In Deutschland ist es allerdings nid oder Flufenoxuron. Holzschutzsalze enthalten über-
geschränkten Schadstoffen zeichnen sich moderne seit 1972 durch das Gesetz über den Verkehr mit DDT wiegend Borsalze und Borate sowie Kupfer- und Chrom-
Risikostoffe dadurch aus, dass schädliche Wirkungen verboten. DDT wirkt überwiegend ökotoxisch (umwelt- salze. Insgesamt werden ca. 60 unterschiedlich toxische
zwar vermutet, aber noch nicht nachgewiesen sind. Sie schädigend) auf Boden-, Luft- und Wasserlebewesen. Substanzen verwendet. Natürlich sind auch die moder-
unterliegen daher (noch) keinen Einschränkungen und Für den Menschen wurden chronische Gesundheitsschä- nen Schutzmittel gesundheitsgefährdend; die Risiken
sind in zahlreichen Bauprodukten enthalten. Risikostoffe den beobachtet. Die Substanzen können zu Lungenöde- unkontrollierter Schäden sind jedoch bei sorgfältiger,
sind daher vor allem bei Neubaumaßnahmen zu beach- men führen und Leber, Nieren, Herz, Knochenmark sowie bestimmungsgemäßer Anwendung deutlich geringer als
ten. Ein typischer Vertreter dieser Gruppe ist Naphtalin. das Nervensystem schädigen. Im Bauwesen wurde DDT in der Vergangenheit. Alte Schutzbehandlungen sind
Ursprünglich eine verbreitete Haushaltschemikalie, wurde als Wirkstoff in ∫ Holzschutzmitteln eingesetzt. grundsätzlich zu analysieren und zu bewerten. Die Belas-
der Einsatz in Leimen und Holzwerkstoffen in den letzten tungen sind regional sehr unterschiedlich; in der ehemali-
Jahrzehnten in der Bundesrepublik nach und nach Dioxine, Furane gen DDR und in osteuropäischen Ländern werden Belas-
begrenzt. Aktuelle Neubewertungen des kanzerogenen Dioxine und Furane beschreiben eine in der Natur weit tungen in Dachstühlen bis zu 10 000 mg (= 10 g) DDT pro
Potenzials in der EG werden hier zu weiteren Beschrän- verbreitete Gruppe organischer Verbindungen mit einem Kilogramm Holzsubstanz an der Oberfläche gefunden.
kungen führen, wobei der Schadstoff nach wie vor einge- zweifachen Benzolringsystem mit zusätzlichen Sauerstoff-
setzt wird. Veränderte Bewertungen sind auch durch die verbindungen. Umgangssprachlich werden mit Dioxinen KMF
1998 eingeführte europäische Biozid-Produkte-Richtlinie ca. 75 teilweise hochgiftige polychlorierte (und polybro- Künstliche mineralische Fasern werden aus Gesteins-
(BPR 98 / 8 / EG) zu erwarten. Mit dieser Richtlinie wurden mierte) Dibenzodioxine (PCDD) bezeichnet. Entspre- oder Glasschmelzen hergestellt. In größeren Mengen
u.a. alle Hersteller von Bauprodukten zur Deklaration von chend werden mit Furanen polychlorierte (und polybro- werden sie vor allem im Brand-, Schall- und Wärme-
Bioziden in Holzschutzmitteln oder Konservierungsstoffen mierte) Dibenzofurane (PCDF) benannt. In der Dioxin-Ver- schutz eingesetzt. Ähnlich wie Asbest enthielten KMF-
aufgefordert. Auch diese Biozide unterliegen zurzeit einer ordnung wurden 1993 in Deutschland Grenzwerte für 17 Produkte bis etwa 1995 abgespaltene Fasern einer kriti-
Neubewertung, d.h. es ist mit einzelnen neuen Verboten dieser Substanzen festgelegt. Im Bauwesen ergibt sich schen Abmessung (Durchmesser: < 3 μm, Länge: > 5
zu rechnen. eine Gefährdung hauptsächlich bei der Entstehung und μm, Verhältnis Länge / Durchmesser: > 3), die in die Lun-
Beseitigung von belasteten Brandrückständen, wenn die genbläschen eindringen und Krebs sowie andere Lun-
Arsen Halogene Chlor und Brom als Additive in Kunststoffen generkrankungen hervorrufen. Verstärkt wird dieses Risi-
Im reinen Zustand ein metallisch grauer, ungiftiger Fest- (z.B. als Flammschutzmittel) beteiligt waren. Das Risiko ko durch Fasern, die sich in der Lungenflüssigkeit nicht
stoff, wurde Arsen in der besonders toxischen dreiwerti- kann nur durch die Vermeidung entsprechender Produkte auflösen und sich mit der Zeit anreichern können. KMF-
gen Form von Arsen(III)oxid (Arsenik, Arsentrioxid) als reduziert werden. Fasern mit diesen Eigenschaften werden in Deutschland

268
Glossar: Schadstoffe

durch die Gefahrstoffverordnung seit 1995 als krebserre- abgase oder industrielle Prozesse. Sie treten nie als Ein- finden sind. Bis spätestens 2011 müssen PCB und PCB-
gende Stoffe eingestuft (TRGS 905). Die Bewertung zelstoffe, sondern immer in Form komplexer Gemische haltige Geräte bis auf wenige Ausnahmen beseitigt wer-
erfolgt anhand der Biobeständigkeit (Löslichkeit), die u.a. auf. Messungen in Feststoffen umfassen in der Regel 16 den.
durch die Rezeptur der Schmelzen beeinflusst wird. Als einzelne PAK, die von der amerikanischen Umweltbehör-
Maß wurde der so genannte Kanzerogenitätsindex KI ein- de EPA festgelegt wurden; als Leitstoff gilt das BaP Radon
geführt. Stoffe mit einem (Benzo-a-pyren). Radon ist ein Edelgas mit ausschließlich radioaktiven Iso-
In hohen Konzentrationen sind PAK meist in Produkten topen. Als Zwischenprodukt der Zerfallsreihen von Uran
• KI < 30 gelten als krebserzeugend, enthalten, die unter Verwendung von Steinkohlenteeren, und Radium tritt es natürlicherweise aus dem Boden aus
• KI 30–40 stehen unter Verdacht auf krebserzeugendes - ölen und -pechen hergestellt werden. Dazu gehören und dringt von unten in Gebäude ein. Vor allem in neue-
Potenzial, Carbolineen, Asphalt-Fußbodenplatten und Teerkleber. ren, aus Gründen der Energieeinsprung besonders dicht
• KI > 40 werden als nicht krebserzeugend eingestuft. Auch Bitumen, das durch eine schonende Aufbereitung gebauten Häusern reichert sich das Radon in der Raum-
von Erdöl entsteht, enthält PAK – allerdings nur in Spuren, luft an und kann Lungenkrebs verursachen. Die Bodenbe-
Bei KMF-Produkten aus der Zeit vor 1995 muss immer sofern keine Mischung mit Teer vorliegt. Als besonders lastungen sind geographisch sehr unterschiedlich; sie
von krebserzeugenden Eigenschaften ausgegangen wer- kritisch sind Anstriche auf Teerölbasis zur Abdichtung können in Deutschland einem Radonkataster des Bundes-
den. Beim Umgang mit diesen KMF sind die länderspezi- (Basisabdichtung, Nassräume, Dächer), teerölgetränkte amts für Strahlenschutz entnommen werden. Betroffene
fischen Arbeitsschutzregelungen zu beachten. Pappen (Dachpappen, Isolationspappen für Starkstrom- Gebäude müssen von unten entsprechend mit einer
kabel und Heizungsrohre), Kleber für Parkett, Gussas- radondichten Kunststoff- oder Bitumenbahn abgedichtet
MKW phalt sowie Holzschutzmittel einzustufen. Zahlreiche PAK werden. Bei einer Raumbelastung von mehr als
Mineralkohlenwasserstoffe bezeichnen die Gruppe der wirken nachweislich krebserzeugend, mutagen, immun- 250 Bq / m3 sollten Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
aus Erdöl oder Kohle gewonnenen flüssigen Destillations- toxisch, lebertoxisch und schleimhautreizend. Dabei sind die Kellergeschosse zu den Obergeschossen
produkte. Ölbelastungen (Diesel, Heizöl, Schmieröl) in dichter abzuschließen und separat zu belüften.
Wohngebäuden sind schon aus hygienischen Gründen PCP
nicht erwünscht, und bei Kontaminationen jüngeren Pentachlorphenol, eine Verbindung aus der Gruppe der VOC
Datums kommt es zu starken Geruchsexpositionen. Chlorphenole, ist im Normalzustand ein farbloser Feststoff Volatile organic Compounds sind lösliche (und damit
Außerdem führen ölbelastete mineralische Bauteile zu und wirkt fungizid. Bis es 1989 in Deutschland verboten emissionsfähige) organische Substanzen. Nach ihrem Sie-
enormen baulichen Schwierigkeiten, da Öl Materialien wurde, fand es in Desinfektions- und ∫ Holzschutzmitteln depunkt unterscheidet man verschiedene Gruppen:
trennt und somit die Haftung zerstört. Als unbedenklich Verwendung. In anderen Ländern wird es in der Textil-
gilt ein MKW-Gehalt von weniger als 100 mg pro Kilo- und Kosmetikindustrie immer noch eingesetzt. PCP wirkt • VVOC (very volatile organic compounds): 0–50 °C
gramm Baustoff. Ab einer Belastung von 1000 mg / kg Öl ökotoxisch. Für den Menschen ist eine Toxizität beobach- • VOC: 50–250 °C
im Baustoff handelt es sich bei einem Abriss um beson- tet, aber noch nicht abschließend bewertet. Die Substan- • SVOC (semi volatile organic compounds): 250–380 °C
ders überwachungsbedürftige Bauabfälle. Ölbelastete zen können zu Lungenödemen führen sowie Leber, Nie- • TVOC (total volatile organic compounds): Summe aller
Bauteile oder Materialien sollten grundlegend aus Innen- ren, Herz und Knochenmark schädigen. Zudem sind sie Gruppen
räumen entfernt werden. neurotoxisch.
Damit werden alle Substanzen von leicht flüchtigen orga-
MVOC PCB nischen Lösemitteln bis zu schwer flüchtigen Weichma-
Microbial volatile organic compounds sind flüchtige bio- Polychlorierte Biphenyle, eine Gruppe von 209 chemi- chern aus Kunststoffen, Fettsäuren usw. berücksichtigt.
organische Verbindungen – Alkohole, Ketone, Ester und schen Verbindungen aus Biphenyl und Chlor (so genann- Bei dem üblichen Messvorgang werden ca. 160–180 Ein-
aromatische Verbindungen – aus dem Stoffwechsel von te PCB-Kongenere), werden seit ca. 1929 künstlich her- zelsubstanzen ausgewertet. Die Gruppeneinteilung der
Pilzen, u.a. aus Schimmelpilzen. Vor allem in Innenräu- gestellt. Wegen ihrer technisch interessanten Eigenschaf- TVOC erfolgt entsprechend der chemischen Stoffgruppen-
men werden MVOC belastende Effekte für die Gesund- ten – schwer entflammbar, beständig und widerstandsfä- bezeichnungen (Abb. E 2.1).
heit zugeschrieben. Die MVOC-Spektren vieler Schimmel- hig gegen Säuren und Laugen – wurden sie vielfältig ver- Nach einer Empfehlung des Umweltbundesamts in
pilze sind noch nicht abschließend untersucht. Ein Sanie- wendet, z.B. als elektrische Isolatoren in Transformatoren Deutschland soll für die Gesamtkonzentration von TVOC
rungs- und Handlungsbedarf ergibt sich jedoch bereits und Kondensatoren, als Weichmacher in Kunststoffen, in im Innenraum ein Wert unter 0,3 mg / m3 Raumluft ange-
aufgrund der mit dem Vorkommen von MVOC zwangsläu- Dichtungsmaterialien für Gebäudedehnfugen sowie in strebt werden. In neu erstellten Gebäuden sollte die
fig verknüpften Anwesenheit von Schimmelpilzen. Hydraulikanlagen. Die Produktion und Verwendung von TVOC-Konzentration im ersten Jahr 1–2 mg / m3 nicht über-
PCB wurde nach schweren Massenvergiftungen (1968 schreiten. Davon ausgenommen sind einzelne Substanzen
PAK Japan, 1969 Taiwan) 1989 in Deutschland mit wenigen innerhalb der VOC, die einer spezifischen Regelung durch
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sind eine Ausnahmen verboten (PCB-Verbotsverordnung, heute die Empfehlungen zu Richtwerten für die Innenraumluft
Gruppe von mehr als 100 Einzelverbindungen, die bei Gefahrstoffverordnung). Die Verwendung PCB-haltiger (RWI-Werte) der Innenraumluft-Kommission in Deutsch-
der Erhitzung bzw. Verbrennung von organischen Materi- Kondensatoren wurde allerdings erst 2000 grundsätzlich land unterliegen – z.B. Naphtalin, Styrol, Toluol oder
alien unter Sauerstoffmangel entstehen, etwa durch Auto- untersagt, sodass sie auch in moderneren Gebäuden zu Dichlormethan.

VOC – Substanzklasse häufigste Emissionsquellen


Aliphaten alle lösemittelhaltigen Produkte wie Lacke und Kleber; Testbenzin und Verdünner; Reinigungsmittel, Teppichböden, Isoaliphaten in Naturharzlacken
Aromaten lösemittelhaltige Produkte wie Nitro-, Kunstharzlacke und Kleber; Verdünner, Teppichböden
Styrol Dämmstoffe, Beschichtungen auf Basis ungesättigter Polyesterharze, Teppichböden, Lacke
Heterocyclen Kunstharzlacke, Lösemittel, Teppichböden
Halogenkohlen- Abbeizer, Treibmittel in Dämmstoffen
wasserstoffe
Terpene Holz, Holzwerkstoffe, Naturharz-, Alkydharz-, Einbrennlacke
Aldehyde trocknende Öle, Alkydharze, Linoleumbodenbeläge
Formaldehyd Holzwerkstoffe, Lacke, Harnstoff-Formaldehydschäume, Dämmstoffe, Spachtelmassen, Möbel, Textilien
Ketone Produkte auf Wasser- und auf Lösemittelmittelbasis wie Lacke, Kleber und Abbeizer
Alkohole und Ester Produkte auf Wasser- und auf Lösemittelmittelbasis wie Lacke, Kleber und Abbeizer;
einwertiger Alkohole PUR-Schäume, Reparaturspachtelmassen
Glykole Produkte auf Wasserbasis wie Acryllacke, Kleber, Fugendichtungsmaterialien; Einbrennlacke, Holzbeizen, Dispersionsfarben, als Weichmacherzusätze
in verschiedenen in Kunststoffen, Holzbeizen
Pyrrolidonderivate Abbeizer, Lacke, Wasserlacke
trimere Isobutene Teppichböden (Schaumrücken), alle kautschukhaltigen Produkte
Phthalate Weichmacher in Latexfarben, Farben, Kleber, Lacke, Weich-Bodenbeläge, Teppichböden, Kunststoffen
Biozide Holzschutzmittel, Naturstoffbeläge, Leder, Teppichböden
Flammschutzmittel Teppichböden, textile Ausstattungen, Brandschutzanstriche
E 2.1

269
Verordnungen, Richtlinien, Normen

Verordnungen, Richtlinien, DIN EN ISO 14 043 Umweltmanagement. Ökobilanz. Aus- DIN V 4165 Porenbetonsteine, Plansteine und Planele-
wertung. 2000-7 mente. 2003-6
Normen ISO 21 930: Sustainable Building – Environmental Decla- DIN 4166 Porenbeton-Bauplatten und Porenbeton-Plan-
ration of Building Products bauplatten. 1997-10
ISO 21 931: Sustainable Building – Assessment of Impact DIN V 18 152 Vollsteine und Vollblöcke aus Leichtbeton.
Die EU hat für eine Anzahl von Produkten Richtlinien from Buildings 2003-10
erlassen, um insbesondere Sicherheit und Gesundheit ISO 21 932: Buildings and constructed Assets – Termino- DIN V 18 153 Mauersteine aus Beton (Normalbeton).
der Anwender zu gewährleisten. Diese Richtlinien müs- logy related to Sustainability 2003-10
sen in den Mitgliedsstaaten in verbindliche Gesetze und DIN 276 Kosten im Hochbau. 1993-6 DIN EN 520 Gipsplatten. Begriffe, Anforderungen und
Verordnungen umgesetzt werden. DIN EN 13 829 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäu- Prüfverfahren. 2005-3
Die Richtlinien selbst enthalten keine technischen Details, den. Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäu- DIN EN 12 859 Gips-Wandbauplatten. 2001-11
sondern nur verbindliche grundlegende Anforderungen. den. 2001-1 DIN 18 181 (Norm-Entwurf) Gipsplatten im Hochbau.
Die technischen Werte dafür sind in zugeordneten techni- DIN EN ISO 10 211 Wärmebrücken im Hochbau. Wärme- 2004-8
schen Regeln und in Form von europaweit harmonisierten ströme und Oberflächentemperaturen. 1995-11 DIN V 18 550 Putz und Putzsysteme. 2005-4
Normen (EN-Normen) festgelegt. DIN EN ISO 7730 Gemäßigtes Umgebungsklima. Ermitt- DIN EN 998-1 Festlegungen für Mörtel im Mauerwerks-
Allgemein stellen technische Regeln Arbeitshinweise und lung des PMV und des PPD und Beschreibung der bau. Teil 1 Putzmörtel. 2003-9
Hilfsmittel für den Arbeitsalltag dar. Sie sind keine Bedingungen für thermische Behaglichkeit. 1995-9 DIN EN 998-2 Festlegungen für Mörtel im Mauerwerks-
Rechtsvorschriften, sondern geben Entscheidungshilfen, SIA 180 Wärme- und Feuchteschutz im Hochbau. 1999 bau. Teil 2 Mauermörtel. 2003-9
bilden eine Richtschnur für einwandfreies technisches DIN V ENV 13 419 Bauprodukte. Bestimmungen der Emis- DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen. 1998-5
Vorgehen und / oder konkretisieren Inhalte von Verord- sion von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC).
nungen. Grundsätzlich steht die Anwendung der techni- 1999-10 Bitumenhaltige Baustoffe
schen Regeln jedermann frei. Erst wenn diese in Geset- ISO / TC / 59 DIN EN 12 597 Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel.
zen, Verordnungen oder Vorschriften vorgesehen sind, Terminologie. 2001-1
werden sie rechtsverbindlich (z.B. im Baurecht) – oder DIN EN 12 591 Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel.
wenn vertraglich die Verbindlichkeit einzelner Normen Teil B Baustoffeigenschaften Anforderungen an Straßenbaubitumen. 2000-4
zwischen den Vertragspartnern festgelegt wird. DIN 1995-4 (Norm-Entwurf) Bitumen und bitumenhaltige
Zu den technischen Regeln gehören u.a. DIN-Normen, Naturstein Bindemittel. Anforderungen an die Bindemittel. Teil 4:
VDI-Richtlinien und die als Regeln der Technik bezeich- DIN 4108 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Kaltbitumen. 2005-1
nenten Werke (z.B. Technische Regeln für Gefahrstoffe Gebäuden. 2003-7 DIN 18 195 Bauwerksabdichtungen. 2000-8
TRGS). DIN EN 12 524 Wärme- und feuchteschutztechnische DIN 52 130 Bitumen-Dachdichtungsbahnen. 1995-11
Die Normen unterscheiden sich in Produkt-, Anwen- Eigenschaften. Tabellierte Bemessungswerte. 2000-7 DIN 52 131 Bitumen-Schweißbahnen. 1995-11
dungs- und Prüfnormen. Oftmals beziehen sie sich nur DIN 52 132 Polymerbitumen-Dachdichtungsbahnen.
auf eine spezifische Material- oder Produktgruppe. Die- Lehmbaustoffe 1996-5
sen Normen liegen entsprechende Prüf- und Rechen- DIN 4022-3 Baugrund und Grundwasser. Benennen und DIN 52 133 Polymerbitumen-Schweißbahnen. 1995-11
methoden für die jeweiligen Materialien zugrunde. Beschreiben von Boden und Fels. Schichtenverzeichnis DIN 52 143 Glasvlies-Bitumendachbahn. 1985-8
Grundsätzlich gilt immer die neueste Version einer Norm, für Bohrungen. 1982-5 DIN 18 190-4 Dichtungsbahnen für Bauwerksabdichtung.
die dem Stand der Technik entsprechen soll. Eine neue DIN 52 611 Bestimmung des Wärmedurchlasswiderstan- Dichtungsbahnen mit Metallbandeinlage. 1992-10
oder überarbeitete Norm wird in Form eines Norment- des von Bauteilen. 1991-1
wurfs öffentlich zur Diskussion gestellt, um später als DIN 52 612 Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit mit dem Holz und Holzwerkstoffe
Norm verabschiedet zu werden. Plattengerät. Wärmedurchlasswiderstand. 1979-9 DIN EN 350 Dauerhaftigkeit von Vollholz. 1994
Welchen Ursprung und Einflussbereich eine Norm hat, DIN EN 338 Bauholz für tragende Zwecke. Festigkeits-
lässt sich aus ihrer Bezeichnung ersehen: DIN plus Zähl- Keramische Baustoffe klassen
nummer (z.B. DIN 4108) besitzt überwiegend nationale DIN 105 Mauerziegel. 1984-5 DIN EN 1912 Bauholz für tragende Zwecke. Festigkeits-
Bedeutung (Entwürfe werden mit »E« und Vornormen mit DIN 4172 Maßordnung im Hochbau. 1955-7 klassen. Zuordnung von visuellen Sortierklassen und
»V« gekennzeichnet). Bei DIN EN plus Zählnummer (z.B. DIN 278 Tonhohlplatten (Hourdis) und Hohlziegel. 1987-9 Holzarten. 1998-8
DIN EN 572) handelt es sich um die deutsche Ausgabe DIN 4159 Ziegel für Decken und Vergusstafeln. Statisch DIN 4074-2 Bauholz für Holzbauteile. Gütebedingungen
einer europäischen Norm, die unverändert von der euro- mitwirkend. 1999-10 für Baurundholz (Nadelholz). 1958-12
päischen Normungsorganisation CEN übernommen DIN 4160 Ziegel für Decken. Statisch nicht mitwirkend. DIN 4074-3 Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit.
wurde. Bei DIN EN ISO (z.B. DIN EN ISO 18 064) spiegelt 2000-4 2003-6
sich der nationale, europäische und weltweite Einflussbe- DIN EN 539 Tondachziegel für überlappende Verlegung. DIN 1052 Entwurf, Berechnung und Bemessung von
reich wider. Auf Grundlage einer Norm der internationa- 1998-7 Holzbauwerken. 2004-8
len Normungsorganisation ISO wurde eine europäische DIN EN 295 Steinzeugrohre und Formstücke sowie Rohr- DIN EN 13 986 Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bau-
Norm erarbeitet, die als DIN-Norm übernommen wurde. verbindungen für Abwasserleitungen und -kanäle. wesen. 2005-3
Bei DIN ISO (z.B. DIN ISO 21 930) handelt es sich um 1999-5 DIN EN 312 Spanplatten. 2003-11
eine unveränderte Übernahme einer Norm der ISO als DIN EN 14 411 Keramische Fliesen und Platten. 2004-3 DIN EN 622 Faserplatten Anforderungen. 1997-8
nationale Norm. DIN 18 156 Stoffe für keramische Bekleidungen im Dünn- DIN EN14 755 (Norm-Entwurf) Spanplatten nach dem
Die nachfolgende Zusammenstellung ist eine Auswahl bettverfahren. 1980-7 Strangpressverfahren (Strangpressplatten).
von Verordnungen, Richtlinien und Normen, die den DIN 4108 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in DIN EN 13 171 / A1 Wärmedämmstoffe für Gebäude.
Stand der Technik für Baustoffe und Baustoffanwendun- Gebäuden. 2003-7 Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzfasern
gen widerspiegelt (September 2005). (WF).2004-8
Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln DIN 68 800-2 Holzschutz. Teil 2: Vorbeugende bauliche
DIN 1168 Baugipse. 1986-1 Maßnahmen im Hochbau. 1996-5
Teil A Material und Architektur DIN EN 459 Baukalk. 2002-2 DIN 68 800-3 Holzschutz. Teil 3: Vorbeugender chemi-
DIN EN 197 Zement. 2004-8 scher Holzschutz. 1990-4
Der kritische Weg zur nachhaltigen Bauweise DIN EN 13 279 Gipsbinder und Gipstrockenmörtel. DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen. 1998-5
SIA Dokumentation D 0123 – Hochbaukonstruktion nach 1998-7 DIN EN 13 501 Klassifizierung von Bauprodukten und
ökologischen Gesichtspunkten. DIN EN 206-1 Beton. Festlegung, Eigenschaften, Herstel- Bauarten zu ihrem Brandverhalten. 2002-6
SIA Dokumentation D 0200 SNARC – Systematik zur lung und Konformität. 2001-7
Beurteilung der Nachhaltigkeit von Architekturprojekten DIN 4226 Gesteinskörnungen für Beton und Mörtel. Metall
für den Bereich Umwelt. 2004 2001-7 DIN EN 10 027 (Norm-Entwurf) Bezeichnungssysteme für
SIA 480 Wirtschaftlichkeitsrechnung für Investitionen im DIN EN 934 Zusatzmittel für Beton, Mörtel und Einpress- Stähle. 2001-8
Hochbau. 2004 mörtel. Betonzusatzmittel. 2005-6 DIN EN 10 025 Warmgewalzte Erzeugnisse aus Baustäh-
DIN EN 12 878 (Norm-Entwurf) Pigmente zum Einfärben len. 2005-2
Kriterien für die Auswahl von Baustoffen von zement- und / oder kalkgebundenen Baustoffen. DIN EN 1179 Zink und Zinklegierungen. Primärzink.
DIN EN ISO 14 040 Umweltmanagement. Ökobilanz. Prin- 2003-12 2003-9
zipien und allgemeine Anforderungen. 1997-8 DIN 1045 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spann- DIN EN 485-2 Aluminium und Aluminiumlegierungen.
DIN EN ISO 14 041 Umweltmanagement. Ökobilanz. Fest- beton. 2001-7 Teil 2: mechanische Eigenschaften. 2004-9
legung des Ziels und des Untersuchungsrahmens DIN 1053 Mauerwerk. 1996-11
sowie Sachbilanz. 1998-11 DIN EN 771 Festlegungen für Mauersteine. 2005-5 Glas
DIN EN ISO 14 042 Umweltmanagement. Ökobilanz. Wir- DIN V 106 Kalksandsteine. 2003-2 DIN 1249 Flachglas im Bauwesen. 1986-9
kungsabschätzung. 2000-7 DIN 398 Hüttensteine. 1976-6 DIN EN 572 Glas im Bauwesen. Basiserzeugnisse aus

270
Verordnungen, Richtlinien, Normen

Kalk-Natronsilikatglas. 2004-9 DIN EN 988 Zink und Zinklegierungen. Anforderungen an mäßig hergestellte Produkte aus Holzfasern (HF).
DIN EN 13 022 (Norm-Entwurf) Glas im Bauwesen. gewalzte Flacherzeugnisse für das Bauwesen. 1996-8 2001-10
Geklebte Verglasung. 2003-4 DIN EN 1172 Kupfer und Kupferlegierungen. Bänder und DIN EN 18 165 Faserdämmstoffe für das Bauwesen.
DIN EN 14 449 (Norm-Entwurf) Glas im Bauwesen. Bleche für das Bauwesen. 1996-10 2001-9
Verbundglas und Verbundsicherheitsglas. 2002-7 DIN 18 807 Trapezprofile im Hochbau. Stahltrapezprofile. DIN EN 13 171 / A1 Wärmedämmstoffe für Gebäude.
DIN EN ISO 10 077 (Norm-Entwurf) Wärmetechnisches 1987-6 Werkmäßig hergestellte Produkte aus Holzfasern (WF).
Verhalten von Fenstern, Türen und Abschlüssen. 2004-8
Berechnungen des Wärmedurchgangskoeffizienten. DIN 18 195 Bauwerksabdichtungen. 2000-8 DIN 18 195 Bauwerksabdichtungen. 2000-8
DIN 18 531 Dachabdichtungen: Begriffe, Anforderungen, DIN 18 540 Abdichtung von Außenwandfugen im Hoch-
Kunststoff Planungsgrundsätze. 1991-10 bau mit Fugendichtstoffen. 1995-2
DIN EN ISO 1043 Kunststoffe. Kennbuchstaben und DIN EN 13 967 Abdichtungsbahnen. Kunststoff- und Elas- DIN EN 26 927 Fugendichtstoffe. Begriffe. 1991-5
Kurzzeichen. 2002-6 tomerbahnen für die Bauwerksabdichtung gegen DIN 52 460 Fugen- und Glasabdichtungen. 2000-2
DIN ISO 1629 Kautschuk und Latices. Einteilung und Bodenfeuchte und Wasser. 2005-3 DIN 7865 Elastomer-Fugenbänder zur Abdichtung von
Kurzzeichen. 2004-11 DIN EN 13 969 Abdichtungsbahnen: Bitumenbahnen für Fugen in Beton. 1982-2
DIN EN ISO 18 064 Thermoplastische Elastomere. die Bauwerksabdichtung gegen Bodenfeuchte und DIN 18 541 (Norm-Entwurf) Fugenbänder aus thermoplas-
Nomenklatur und Kurzzeichen. 2005-5 Wasser. 2005-2 tischen Kunststoffen zur Abdichtung von Fugen in Ort-
DIN 16 780 Kunststoff-Formmassen. 1988-1 DIN 7864 Elastomer-Bahnen für Abdichtungen. 1984-4 beton. 2005-3
DIN 7726 Schaumstoffe. 1982-5 DIN 16 729 Kunststoffdachbahnen und Kunststoffdich- ETAG 005 Leitlinie für eine europäische technische
DIN EN 923 Klebstoffe. Benennungen und Definitionen. tungsbahnen aus Ethylencopolymerisat-Bitumen (ECB) Zulassung für flüssig aufzubringende Dachabdichtun-
1998-5 mit Gewebeeinlage. 1984-9 gen.
DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen. 1998-5 DIN 16 730 Kunststoffdachbahn aus weichmacherhalti- DIN EN 14 891 (Norm-Entwurf) Flüssig zu verarbeitende
MAK-Werte Maximale Arbeitsplatzkonzentration und gem Polyvinylchlorid (PVC-P) nicht bitumenverträglich. Abdichtungsstoffe im Verbund mit Fliesen und Platten-
biologische Arbeitsstofftoleranzwerte. Deutsche 1986-12 belägen. 2004-5
Forschungsgesellschaft DFG. Weinheim DIN 16 731 Kunststoffdachbahn aus Polyisobutylen (PIB), DIN 4108 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in
Technische Richtlinien für Gefahrstoffe (TRGS). Bundes- einseitig kaschiert. 1986-12 Gebäuden. 2003-7
ministerium für Wirtschaft und Arbeit. 2004-3 DIN 16 737 Kunststoffdachbahnen und Kunststoffdich-
tungsbahnen aus chloriertem Polyethylen (PE-C) mit Installationen
Ökobilanzierung Gewebeeinlage. 1986-12 DIN 1988 Technische Regeln für Trinkwasserinstalla-
DIN EN ISO 14 040 Umweltmanagement. Ökobilanz. DIN 16 935 Kunststoffdichtungsbahnen aus Polyisobuty- tionen (TRWI). 1988-12
Prinzipien und allgemeine Anforderungen. 1997-8 len (PIB). 1986-12 DIN EN 806-1 Technische Regeln für Trinkwasserinstalla-
DIN EN ISO 14 041 Umweltmanagement. Ökobilanz. DIN 16 937 Kunststoffdichtungsbahnen aus weichma- tionen. Teil 1: Allgemeines. 2001-12
Festlegung des Ziels und des Untersuchungsrahmens cherhaltigem Polyvinylchlorid (PVC-P) bitumenverträg- DIN EN 806-2 Technische Regeln für Trinkwasserinstalla-
sowie Sachbilanz. 1998-11 lich. 1986-12 tionen. Teil 2: Planung. 2005-6
DIN EN ISO 14 042 Umweltmanagement. Ökobilanz. DIN EN 12 056 Schwerkraftentwässerungsanlagen inner-
Wirkungsabschätzung. 2000-7 DIN 52 128 Bitumendachbahnen mit Rohfilzeinlage. halb von Gebäuden.
DIN EN ISO 14 043 Umweltmanagement. Ökobilanz. 1977-3 DIN EN 752 Entwässerungssysteme außerhalb von
Auswertung. 2000-7 DIN 52 129 Nackte Bitumenbahnen. 1993-11 Gebäuden.
DIN 52 130 Bitumen-Dachdichtungsbahnen. 1995-11 DIN 18 015 Elektrische Anlagen in Wohngebäuden.
DIN 52 131 Bitumen-Schweißbahnen. 1995-11 DIN 1946 Raumlufttechnik.
Teil C Baustoffanwendungen DIN 52 132 Polymerbitumen-Dachdichtungsbahnen.
1996-5 Wände
Gebäudehülle DIN 52 133 Polymerbitumen-Schweißbahnen. 1995-11 DIN EN 771 Festlegungen für Mauersteine. 2005-5
DIN 1053 Mauerwerk. 1996-11 DIN 18 190-4 Dichtungsbahnen für Bauwerksabdichtung. DIN V 106 Kalksandsteine. 2003-2
DIN V 18 153 Mauersteine aus Beton (Normalbeton). Dichtungsbahnen mit Metallbandeinlage. 1992-10 DIN 18 332 VOB Naturwerksteinarbeiten. 2002-11
2003-10 DIN V 4165 Porenbetonsteine Plansteine und Plan-
DIN 18 516-1 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet. DIN 52 141 Glasvlies als Einlage für Dach- und Dich- elemente. 2003-6
Teil 1: Anforderungen, Prüfgrundsätze. 1999-12 tungsbahnen. 1980-12 DIN 4103 Nichttragende innere Trennwände. 1988-11
DIN 18 516-3 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet. DIN 60 000 Textilien. Grundbegriffe. 1969-1 DIN EN 520 Gipsplatten. Begriffe, Anforderungen und
Teil 3: Naturstein. 1999-12 DIN 4108 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Prüfverfahren. 2005-3
DIN 18 516-4 Außenwandbekleidungen, hinterlüftet. Gebäuden. 2003-7 DIN 18 181 (Norm-Entwurf) Gipsplatten im Hochbau.
Teil 4: Einscheibensicherheitsglas. 1990-2 DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen. 1998-5 2004-8
DIN EN 13 501 Klassifizierung von Bauprodukten und DIN EN 12 859 Gips-Wandbauplatten. 2001-11
DIN 1249 Flachglas im Bauwesen. 1986-9 Bauarten zu ihrem Brandverhalten. 2002-6 DIN EN 13 915 Gipsplatten und Wandbaufertigtafeln.
DIN EN 13 022 (Norm-Entwurf) Glas im Bauwesen. DIN EN 14 566 (Norm-Entwurf) Mechanische Befesti-
Geklebte Verglasung. 2003-4 Dämmen und Dichten gungsmittel für Gipsplattensysteme. 2002-11
TRAV Technische Richtlinie für die Verwendung von DIN EN 14 063 Wärmedämmstoffe für Gebäude. 2004-11 DIN EN 14 195 Metallprofile für Unterkonstruktionen für
absturzsichernden Verglasungen. 2003-1 DIN EN 13 162 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- leichte, nichttragende Trennwände und Wand- und
TRLV Technische Richtlinie für die Verwendung von mäßig hergestellte Produkte aus Mineralwolle (MW). Deckenbekleidungen mit Gipsplatten. 2201-7
linienförmig gelagerten Verglasungen. 1998-9 2001-10 DIN EN 13 986 Holzwerkstoffe zur Verwendung im Bau-
DIN EN 13 163 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- wesen. 2005-3
DIN EN 350 Dauerhaftigkeit von Vollholz. 1994 mäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Polysty- DIN EN 312 Spanplatten. 2003-11
DIN 68 800-3 Holzschutz. Teil 3: Vorbeugender chemi- rolschaum (EPS). 2001-10 DIN EN 622 Faserplatten Anforderungen. 1997-8
scher Holzschutz. 1990-4 DIN EN 13 164 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- DIN EN14 755 (Norm-Entwurf) Spanplatten nach dem
DIN 17 440 Nichtrostende Stähle. 2001-3 mäßig hergestellte Produkte aus extrudiertem Polysty- Strangpressverfahren (Strangpressplatten).
rolschaum (XPS). 2001-10 DIN 68 762 Spanplatten für Sonderzwecke im Bauwesen.
DIN 18 338 VOB Dachdeckungs- und Dachabdichtungs- DIN EN 13 165 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- 1982-3
arbeiten. 2002-12 mäßig hergestellte Produkte aus Polyurethanhart- DIN 1249 Flachglas im Bauwesen. 1986-9
DIN 68 119 Holzschindeln. 1996-9 schaum (PUR). 2005-2 DIN EN 12 725 Glas im Bauwesen. Wände mit Glasstei-
DIN EN 12 326 Schiefer und andere Natursteinprodukte DIN EN 13 167 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- nen. 1997-4
für überlappende Dachdeckungen und Außenwandbe- mäßig hergestellte Produkte aus Schaumglas (CG). DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen. 1998-5
kleidungen. 2004-11 2001-10 DIN 4109-10 (Norm-Entwurf) Schallschutz im Hochbau.
DIN EN 539 Tondachziegel für überlappende Verlegung. DIN EN 13 168 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- Teil 10: Vorschläge für einen erhöhten Schallschutz von
1998-7 mäßig hergestellte Produkte aus Holzwolle (WW). Wohnungen. 2000-6
DIN EN 1304 Dachziegel und Formziegel. 2005-7 2001-10
DIN EN 490 Dach und Formsteine aus Beton für Dächer DIN EN 13 169 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- Decken
und Wandbekleidungen. 2005-3 mäßig hergestellte Produkte aus Blähperlit (EPB). DIN 1045 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spann-
DIN EN 494 Faserzementwellplatten und dazugehörige 2001-10 beton. 2001-7
Formteile für Dächer. 1999-7 DIN EN 13 170 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- DIN 4223 Vorgefertigte bewehrte Bauteile aus dampf-
DIN EN 534 Bitumenwellplatten. 1998-10 mäßig hergestellte Produkte aus expandiertem Kork gehärtetem Porenbeton. 2003-12
DIN EN 485-2 Aluminium und Aluminiumlegierungen. (ICB). 2001-10 DIN 68 762 Spanplatten für Sonderzwecke im Bauwesen.
Teil 2: mechanische Eigenschaften. 2004-9 DIN EN 13 171 Wärmedämmstoffe für Gebäude. Werk- 1982-3

271
Verordnungen, Richtlinien, Normen / Literatur

DIN 4121 Hängende Drahtputzdecken. 1987-7


DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen. 1998-5 Literatur Intep – Integrale Planung; ifib Institut für Industrielle Bau-
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DIN EN 14 354 Holzwerkstoffe. Furnierte Fußboden- mer, mit Unterstützung des Bayerischen Staatsminis- 1998
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Basel / Boston / Berlin 1997 Bauen und Einrichten. Köln 1994 wesen. Eigenschaften, Untergründe, Anwendung.
Schunck, Eberhardt u.a.: Dach Atlas. München / Basel Schittich, Christian (Hrsg.): Innenräume. Basel / Stuttgart 2004
2002 Boston / Berlin 2002 Schönburg, Kurt: Beschichtungstechniken heute. Wirt-
Sterly, Hans-Jürgen u.a.: Details rund um das Ziegel- Schricker, Rudolf u.a.: Innenarchitektur in Deutschland. schaftliche Faktoren, Beschichtungsträger, Putzgestal-
dach. Köln 2003 Leinfelden-Echterdingen 2002 tung, Anstrichtechniken, Lackierungen, Korrosions-
von Busso, Hans-Busso u.a.: Atlas Flache Dächer. Nutz- Schulz, Peter: Handbuch für den Innenausbau. Stuttgart schutz, Holzschutz. Berlin 2005
bare Flächen. München / Basel 1994 2004 Technische Universität München, Institut für Baustoffe
Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks – Steinhöfel, Otto: Werkstoffe und Verarbeitung im Innen- und Baukonstruktion: Farbe. In: db 03/2003
Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik ausbau. Stuttgart 1965 Wettstein, Steffanie: Das Recht auf Farbe – der Farbe ihr
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Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik Planen und Bauen mit System. Wiesbaden 2002
e.V. (Hrsg.): Richtlinien für die Planung und Ausführung Wilhide, Elizabeth: Holz, Glas und Co. Stuttgart 2002

274
Abbildungsnachweis

Abbildungsnachweis B 2.4
nach früherer Lehmbaunorm DIN 18 952-2
ILEK Universität Stuttgart (D)
B 7.7 j
B 7.7 k
Reynaers GmbH Aluminium Systeme, Gladbeck
Christian Schittich, München (D)
B 2.5 Markus Tretter, Lindau (D) B 7.7 l Hansa Metallwerke AG, Stuttgart (D)
B 2.6 Paul Oliver: Dwellings. London (GB) 2003, S. 96 B 7.9 Bettmann / Corbis, Düsseldorf (D)
B 2.7 Richard Weston, Cardiff (GB) B 7.11 Avenue Images / Index Stock / Mark Dyball
B 2.9 Bruno Klomfar, Wien (A) B 7.12 Jochen Helle / artur, Köln (D)
Allen, die durch Überlassung ihrer Bildvorlagen, durch B 2.10 a Claytec e. K., Viersen-Boisheim (D) B 7.13 David Franck, Ostfildern (D)
Erteilung von Reproduktionserlaubnis und durch Auskünf- B 2.10 c Andreas Gabriel, München (D) B 7.14 Sandro Vannini / Corbis, Düsseldorf (D)
te am Zustandekommen des Buches mitgewirkt haben, B 2.10 d–f Franz Volhard, Darmstadt (D) B 7.15 Jochen Helle / artur, Köln (D)
sagen die Autoren und der Verlag aufrichtigen Dank. B 7.16 Wolfram Janzer / artur, Köln (D)
Sämtliche Zeichnungen in diesem Werk sind eigens Keramische Baustoffe B 7.18 James Leynse / Corbis, Düsseldorf (D)
angefertigt. Fotos, zu denen kein Fotograf genannt ist, B 3.1 Keld Helmer-Petersen, Kopenhagen (DK) aus: B 7.18 Roland Halbe / artur, Köln (D)
sind Architektenaufnahmen, Werkfotos oder stammen aus Richard Weston: Material, Form und Architektur.
dem Archiv der Zeitschrift DETAIL. Trotz intensiven Stuttgart 2003, S. 228 Glas
Bemühens konnten wir einige Urheber der Abbildungen B 3.2 Vicente del Amo, Montevideo (ROU) B 8.1 Marquardt Architekten, Stuttgart (D)
nicht ermitteln, die Urheberrechte sind jedoch gewahrt. B 3.3 Manfred Hegger, Darmstadt (D) B 8.4 Dennis Gilbert / view / artur, Köln (D)
Wir bitten in diesen Fällen um entsprechende Nachricht. B 3.4 Siegfried Layda, Wiesbaden aus: B 8.5 Richard Weston, Cardiff (GB)
Die Zahlen beziehen sich auf die Abbildungsnummern. Bernhard Buderath:Peter Behrens Umbautes B 8.7 Christian Kandzia, Stuttgart (D)
Licht. München 1990, S. 30 B 8.8 Richard Weston, Cardiff (GB)
B 3.5 Petersen Tegl Egernsund A / S, Broager (DK) B 8.11 Dennis Gilbert / view / artur, Köln (D)
Teil A Material und Architektur B 3.7-8 Wienerberger Ziegelindustrie GmbH, Hannover (D) B 8.13 Owen Franken / corbis, Düsseldorf (D)
B 3.9 Girnghuber GmbH, Marklkofen (D) B 8.15 Werner Sobek Ingenieure, Stuttgart (D)
A Manfred Hegger, Kassel (D) B 3.11 Klaus Kinold, München (D)
B 3.13 Advertise / Fotofinder Kunststoff
Die Oberfläche in der zeitgenössischen Architektur B 3.14 Manuel Zoller, München (D) B 9.1 Frank Kaltenbach, München (D)
A 1.1 Christian Schittich, München (D) B 3.15 Hans-Georg Esch, Hennef-Sieg (D) B 9.2 Zanotta spa, novas Milanese (I)
A 1.2 Georges Fessy, Paris (F) B 3.17 Rob t’ Hart, Rotterdam (NL) B 9.3 aus: Dieter Bogner: Haus Rucker-Co. Klagenfurt
A 1.3 Ralph Richter / Architekturphoto, Düsseldorf (D) B 3.18 Jari Jetsonen, Helsinki (FIN) 1992, S. 20
A 1.4 Shigeo Ogawa, Tokio (J) B 9.4 Vincent Monthiers, Paris (F)
A 1.5–6 Daniel Malhão, Lissabon (P) Baustoffe mit mineralischen Bindemitteln B 9.6 Michael Reisch, Köln (D)
A 1.7 Christian Richters, Münster (D) B 4.1 Roland Halbe / artur, Köln (D) B 9.8 Paul Ott, Graz (A)
A 1.8 Richard Glover / view, London (GB) B 4.2 Araldo de Luca / Corbis, Düsseldorf (D) B 9.9 Roland Halbe / artur, Köln (D)
A 1.9 Margherita Spiluttini, Wien (A) B 4.3 Michel Denance / Archipress / artur, Köln (D) B 9.10 ILEK Universität Stuttgart (D)
B 4.5 Hisao Suzuki, Barcelona (E) B 9.11 Swissfiber AG, Zürich (CH)
Der Architekt als Baustoffscout B 4.7 Klaus Frahm / artur, Köln (D) B 9.12 Constantin Meyer, Köln (D)
A 2.1 NASA, Washington DC (USA) B 4.8 Paul Raftery / view / artur, Köln (D) B 9.14 Lucio Blandini / Institut für Leichtbau, Entwerfen
A 2.2 Cabot International GmbH, Zug (CH) B 4.12 Felix Borkenau / artur, Köln (D) und Konstruieren, Universität Stuttgart (D)
A 2.3–4 Jürgen Mayer H., Berlin (D) B 4.14 Werner Huthmacher / artur, Köln (D) B 9.15 Roger Ressmeyer / Corbis, Düsseldorf (D)
A 2.5 Daria Scagolia / Stijn Brakkee, Rotterdam (NL) B 4.15 Hannes Henz, Zürich (CH) B 9.17 a Bettmann / Corbis, Düsseldorf (D)
A 2.6–7 Maurice Nio, Rotterdam (NL) B 4.17 Steffi Lenzen, München (D) B 9.17 b Torsten Seidel, Berlin (D)
A 2.8 OMA, Rotterdam (NL) B 4.18 a-b ARGE Holz, Düsseldorf (D)
A 2.9-10 Phil Meech / OMA, Rotterdam (NL) B 4.18 c Friedemann Zeitler, Penzberg (D)
A 2.11 Christiane Sauer, Berlin (D) B 4.18 d Knauf AG, Iphofen (D) Teil C Baustoffanwendungen
B 4.21 Patrik Engquist, Stockholm (S)
Der kritische Weg zur nachhaltigen Bauweise B 4.22 Margherita Spiluttini, Wien (A) C Manfred Hegger, Kassel (D)
A 3.2–4 Ludwig Steiger, München (D)
Bitumenhaltige Baustoffe Gebäudehülle
Kriterien für die Auswahl von Baustoffen B 5.1 NYNAS Bitumen, Zaventem (B) C 1.1 Alexander Beck, Frankfurt / Main (D)
A 4.3 Royalty-Free / Corbis, Düsseldorf (D) B 5.4 AKG Images, Berlin (D) C 1.4 Araldo de Luca / Corbis, Düsseldorf (D)
A 4.4 Mattieu Paley / Corbis, Düsseldorf (D) B 5.5 Archiv Stuttgarter Nachrichten / Hörner (D) C 1.5 aus: Werner Hofmann, Udo Kultermann: Bau-
B 5.7 Imperbel Group, Lot (B) kunst unserer Zeit. Essen 1969, S. 161
Die Entwicklung innovativer Materialien B 5.9 Initiative Pro Keller e.V., Friedberg (D) C 1.8 Jochen Helle / artur, Köln (D)
A 5.9-12 BASF AG, Ludwigshafen B 5.10 A. J. McCormack & Son, Culcheth (GB) C 1.9 Bill Timmermann, Phoenix (USA)
C 1.10 Christian Kandzia, Stuttgart (D)
Gefühlte Optik – Material und Haptik im Holz und Holzwerkstoffe C 1.12 Balthazar Korab, Minneapolis (USA)
Gestaltungsprozess B 6.1 Moreno Maggi, Rom (I) C 1.17 a Helene Binet, London (GB) aus: Peter Zumthor
A 6.1–3 frog design europe GmbH, Herrenberg (D) B 6.2 U. Pfistermeister, Artelshofen (D) Works. Basel 1998, S. 57
A 6.4 Apollinaris & Schweppes GmbH, Hamburg (D) B 6.3 Klammet / mediacolors C 1.17 b Theo Ott Holzschindeln GmbH, Ainring (D)
A 6.5 frog design europe GmbH, Herrenberg (D) B 6.6 Adam Woolfitt / Corbis, Düsseldorf (D) C 1.17 c Ignacio Martinez, Hard (A)
A 6.6 Apple Computer Inc. B 6.7 P. Sessner, München (D) C 1.17 d Ruedi Walti, Basel (CH)
A 6.7–9 frog design europe GmbH, Herrenberg (D) B 6.8 Eduard Hueber, New York (USA) C 1.17 e Sampo Widmann, München (D)
A 6.10 Allianz Arena GmbH, München (D) B 6.9–10 Dr. Grosser, Holzforschung TU München (D) C 1.17 f Helene Binet, London (GB) aus: Peter Zumthor
B 6.12 Hans-Joachim Heyer, Werkstatt für Fotografie Works. Basel (CH) 1998, S.42
Universität Stuttgart (D) C 1.17 g Heinrich Helfenstein, Zürich (CH)
Teil B Baustoffeigenschaften B 6.14 a Holzabsatzfonds, Bonn (D) C 1.17 h Christian Richters, Münster (D)
B 6.18 Holzabsatzfonds, Bonn (D) C 1.17 i Christian Cerliani, Zürich (CH)
B Manfred Hegger, Kassel (D) B 6.21–22 Anne Bousema, Rotterdam (NL) C 1.17 j Michael Awad, Toronto (CDN)
C 1.20 a Frank Kaltenbach, München (D)
Naturstein Metall C 1.20 b Jan Bitter, Berlin (D)
B 1.1 Avenue Images / Index Stock / Thomas Winz, B 7.1 Jörg Hempel / artur, Köln (D) C 1.20 c Jean Luc Deru, Liege (B)
Hamburg (D) B 7.3 Schapowalow / Bildagentur Huber / C 1.20 d Christian Richters, Münster
B 1.2 Karlheinz Oster, Mettmann (D) Fantuz Olimpio C 1.20 e David Dernie, Cambridge (GB)
B 1.3 Werner Lang, München (D) B 7.4 PictureNet / Corbis, Düsseldorf (D) C 1.20 f Stefan Müller-Naumann / artur, Köln (D)
B 1.4 Paul Raftery / view / artur, Köln (D) B 7.5 artur / Dieter Leistner, Mainz (D) C 1.22 a Manfred Hegger, Kassel (D)
B 1.5 Royalty-Free / Corbis (D) B 7.7 a Alcan Singen GmbH, Singen (D) C 1.22 b Hisao Suzuki, Barcelona (E)
B 1.6 Richard Weston, Cardiff (GB) B 7.7 b Heike Werner, München (D) C 1.22 c Dieter Leistner / artur, Köln (D)
B 1.7 David Dernie, Cambridge (GB) B 7.7 c Mevaco GmbH, Schlierbach (D) C 1.22 d Reinhard Goerner / artur, Köln (D)
B 1.9 Jens Lindhe, Kopenhagen (DK) B 7.7 d–e Heike Werner, München (D) C 1.23 a–b Friedbert Kind-Barkauskas u.a.: Beton Atlas.
B 7.7 f V. Carl Schröter, Hamburg (D) München / Düsseldorf 2001, S. 67
Lehmbaustofffe B 7.7 g–h Gebr. Kufferath GmbH & Co. KG, Düren (D) C 1.23 c Verlag Bau+Technik, Düsseldorf (D)
B 2.1 James McGoon, Portland (USA) B 7.7i Stappert Spezial-Stahl Handel GmbH, C 1.23 d–e Dyckerhoff AG, Wiesbaden (D)
B 2.2–3 mittleres Trockenschwindmaß von Baulehmen Düsseldorf (D) C 1.23f Verlag Bau+Technik, Düsseldorf (D)

275
Abbildungsnachweis

C 1.23 g Dyckerhoff AG Wiesbaden (D) C 4.13–14 Roland Halbe / artur, Köln (D) C 7.22 Brigida Gonzalez, Stuttgart (D)
C 1.23 h Friedbert Kind-Barkauskas u.a.: Beton Atlas. C 4.15 Olaf Heil, Dortmund (D) C 7.23 aus: Richard Weston: Material Form und Archi-
München / Düsseldorf 2001, S. 75 C 4.16 Karin Hessmann / artur, Köln (D) tektur. Stuttgart 2003, S. 66 und 118
C 1.27 a Klaus Kinold, München (D) C 4.18 Cheret und Bozic, Stuttgart (D) C 7.25 DaimlerChrysler Media Services
C 1.27 b Christoph Kreutzenbeck, Wuppertal (D) C 4.19 Roland Halbe / artur, Köln (D) C 7.26 Christian Richters, Münster (D)
C 1.27 c Frank Kaltenbach, München (D) C 4.20 Richard Weston, Cardiff (GB) C 7.27 Daniel Sumesgutner, Dortmund (D)
C 1.27 d Ruedi Walti, Basel (CH) C 4.21 Klaus Frahm / artur, Köln (D) C 7.28 Travel Ink / Visum
C 1.27 e Klemens Ortmeyer / architekturphoto, Düsseldorf C 7.29 Ian Dobbie, London (GB)
C 1.27 f Bruno Klomfar, Wien (A) Decken C 7.31 Berlintapete / Radomski
C 1.27 g aus: Robert McCarter: Frank Lloyd Wright. C 5.1 Roland Halbe / artur, Köln (D) C 7.32–33 Manuel Zoller, München (D)
London (GB) 1997, S. 174 C 5.5 Roland Halbe / artur, Köln (D)
C 1.27 h Arjen Schmitz, Maastricht (NL) C 5.6 G. E. Kidder-Smith / Corbis, Düsseldorf (D)
C 1.27 i Manuel Zoller, München (D) C 5.7 Karl + Probst Architekten, München (D) Teil D Gebaute Beispiele im Detail
C 1.27 j Stefan Müller, Berlin (D) C 5.10 Volker Auch-Schwelk, Stuttgart (D)
C 1.29 a Bitter Bredt Fotografie, Berlin (D) C 5.11 Erika Koch / artur, Köln (D) S. 202 Manfred Hegger, Kassel (D)
C 1.29 b KlausFrahm / artur, Köln (D) C 5.12 Felix Borkenau / artur, Köln (D) S. 204 Ignacio Martinez, Hard (A)
C 1.29 c Paul Raftery / view / artur, Köln (D) C 5.13 Roland Halbe / artur, Köln (D) S. 205 Bruno Klomfar, Wien (A)
C 1.29 d Katsuhisa Kida, Tokio (J) C 5.14 Christoph von Haussen / artur, Köln (D) S. 206, 207 Filippo Simonetti, Brunate (I)
C 1.29 e Embacherwien, Wien (A) C 5.16 Klaus Frahm / artur, Köln (D) S. 208, 209 unten Serge Demailly,
C 1.29 f Gert Walden, Wien (A) C 5.17 Ciro Marini / Attilio Terragni Saint Cyr Sur Mer (F)
C 1.32 a Richard Weston, Cardiff (GB) S. 210, 211 Eduard Hueber / archphoto, New
C 1.32 b Dennis Gilbert / view / artur, Köln (D) Böden York (USA)
C 1.32 c Paul Smoothy, London (GB) C 6.1 Royalty-Free / Corbis, Düsseldorf (D) S. 214, 215 Richard Davies, London (GB)
C 1.32 d Frank Kaltenbach, München (D) C 6.4 a Reinhard Goerner / artur, Köln (D) S. 216, 217 Philippe Ruault, Nantes (F)
C 1.33 Jan Bitter, Berlin (D) C 6.4 b Florian Lichtblau,München (D) S. 218, 219 Christina Kaufmann, Bern (CH)
C 1.36 a Werner Sobek Ingenieure, Stuttgart (D) C 6.4 c Welke GmbH, Christinendorf (D) S. 220, 221 Jean Michel Landecy, Genf (CH)
C 1.36 b aus: Friedrich Grimm: Energieeffizientes Bauen C 6.4 d Rüdiger Krisch, Tübingen (D) S. 222, 223 links Didier Boy de la Tour, Paris (F)
mit Glas. München 2004, S. 55 C 6.4 e Raderschall Architekten, Köln (D) S. 223 rechts Jan Meyer, Paris (F)
C 1.36 c Margherita Spiluttini, Wien (A) C 6.4 f Welke GmbH, Christinendorf (D) S. 224 Ralf Richter / architekturphoto,
C 1.36 d Bruno Klomfar, Wien (A) C 6.6 Todd Gipstein / Getty Images Düsseldorf (D)
C 1.36 e Christian Richters, Münster (D) C 6.9 a Elizabeth Whiting, London (GB) aus: Elizabeth S. 225 oben, Mitte Hans Pattist,
C 1.36 f Frank Kaltenbach, München (D) Wilhide: Holz, Glas & Co. Stuttgart / München Krimpen ad Yssel (NL)
C 1.37 Manfred Hegger, Kassel (D) 2002, S. 57 S. 229–232 Shinkenchiku-sha, Tokio (J)
C 1.40 Delugan + Meissl, Wien (A) C 6.9 b Volker Auch-Schwelk, Stuttgart (D) S. 233 Katsuhisa Kida, Tokio (J)
C 1.45 René van Zuuk, Almere (NL) C 6.9 c DASAG GmbH & Co. KG, Neuwied (D) S. 237 Roland Halbe / artur, Köln (D)
C 1.46 a H. Müller / F1online, Frankfurt / Main (D) C 6.9 d Manuel Zoller, München (D) S. 238 Brigida Gonzalez, Stuttgart (D)
C 1.46 b Rathscheck Schiefer- und Dachsysteme KG, C 6.9 e DASAG GmbH & Co. KG, Neuwied (D) S. 239 Roland Halbe / artur, Köln (D)
Mayen (D) C 6.9 f ARGE Pflasterklinker e.V. Bonn (D) S. 240, 241 Jens Passoth, Berlin (D)
C 1.46 c Iko Dachschindeln GmbH, Coswig (D) C 6.9 g Manuel Zoller, München (D) S. 242, 243 oben Thomas Jantscher,
C 1.46 d Manuel Zoller, München (D) C 6.9 h Richard Weston, Cardiff (GB) Colombier (CH)
C 1.46 e Eternit-Werke L. Hatschek AG, Vöcklabruck (A) C 6.12 a–c Bembé Parkett, Bad Mergentheim (D) S. 243 unten Paul Ott, Graz (A)
C 1.46 f Braas GmbH, Oberursel (D) C 6.12 d Manuel Zoller, München (D) S. 244 Thomas Jantscher,
C 1.46 g–h Manuel Zoller, München (D) C 6.12 e–g Bembé Parkett, Bad Mergentheim (D) Colombier (CH)
C 1.51 Britta Frenz, Düsseldorf (D) C 6.12 h Holzbaumarkt PgmbH, Büllingen (B) S. 245 Serge Demailly,
C 1.54 re-natur GmbH, Ruhwinkel (D) C 6.13 a–b Tarkett AG, Frankenthal (D) Saint Cyr Sur Mer (F)
C 1.55 ZinCo GmbH, Unterensingen (D) C 6.13 c Haro GmbH, Stephanskirchen (D) S. 248–250 Georges Fessy, Paris (F)
C 1.56 nach: Koch, Klaus-Michael: Bauen mit Membra- C 6.13 d Freudenberg Bausysteme KG, Weinheim (D) S. 251, 252 oben Robert Metsch, Offenbach (D)
nen. München 2004 C 6.13 e Tarkett AG, Frankenthal (D) S. 252 unten, 253 Eibe Sönnecken, Darmstadt (D)
C 1.57 Oliver Heissner, Hamburg (D) C 6.14 Tarkett AG, Frankenthal (D) S. 254, 255 Rob t’ Hart, Rotterdam (NL)
C 1.58 Serge Du Pasquier, Préverenges (CH) C 6.15–16 aus: Edwin van Onna: Material World. Basel S. 256, 257 Werner Huthmacher, Berlin (D)
C 1.60 Hans Neudecker, Leutkirch (D) 2003, S. 25 und 61 S. 258, 259 Bitter Bredt Fotografie, Berlin (D)
C 1.61 Peter Kneffel / picture alliance / dpa C 6.17 David Joseph, New York (USA) S. 260 oben Christian Schittich, München (D)
C 6.19 a Tarkett AG, Frankenthal (D) S. 260 unten Bitter Bredt Fotografie, Berlin (D)
Dämmen und Dichten C 6.19 b–c Vorwerk Teppichwerke GmbH & Co. KG,
C 2.1 aus: Sophia u. Stefan Behling: Sol Power. Hameln (D)
München 1996, S. 19 C 6.19 d–e DEKOWE Schürholz Teppichfabrik GmbH, Autoren und Verlag danken den nachfolgend genannten
C 2.8 Frank Kaltenbach, München (D) Dorsten (D) Personen für ihre fachliche Beratung und Unterstützung:
C 2.9 a Frank Kaltenbach, München (D) C 6.19 f Fabromont AG, Schmitten (CH)
C 2.9 b Holzabsatzfonds, Bonn (D) C 6.21 Eberhard Weible / Entwurf: Regine Schumann, Dr. Andreas Becht, Tübingen
C 2.9 c–e Frank Kaltenbach, München (D) Köln (D) Marc Binder, PE Europe GmbH, Leinfelden-Echterdingen
C 2.9 f Dirk Funhoff / BASF AG, Ludwigshafen (D) Dr. Jürgen Demeter, BASF, Ludwigshafen
C 2.9 g Frank Kaltenbach, München (D) Oberflächen und Beschichtungen Markus Dietz, Fachgebiet Entwerfen und Tragwerksent-
C 2.13 Roland Halbe / artur,Köln (D) C 7.1 Alberto Moreno Guzman / Barragan Foundation, wicklung, TU Darmstadt
C 2.15 Christian Richters, Münster (D) Birsfelden (CH) Joost Hartwig, Darmstadt
C 2.16 Richard Weston, Cardiff (GB) C 7.2–3 NCS Colour Centre, Berlin (D) Dr. Frank Heinlein, Werner Sobek Ingenieure GmbH,
C 2.17 Ludwig Abache, London (GB) C 7.4 Palladium Fotodesign, Köln (D) Stuttgart
C 2.21 Fa. Isover, Mannheim (D) C 7.7 Gert Walden, Wien (A) Verena Klar, Tübingen
C 7.8 Hans Klumpp, Stuttgart (D) Holger König, LEGEP, Dachau
Installationen C 7.9 Valerio Olgiati, Zürich (CH) Johannes Kreißig, PE Europe GmbH, Leinfelden-Echter-
C 3.1 Manfred Hegger, Kassel (D) C 7.12 a Irene Meissner, München (D) dingen
C 7.12 b Alexander Reichel, Kassel (D) Reiner Krug, Deutscher Naturwerksteinverband e.V.,
Wände C 7.12 c Joachim Raab, Frankfurt / Main (D) Würzburg
C 4.1 Wolfgang Volz / laif, Köln (D) C 7.12 d Irene Meissner, München (D) Klaus Niemann, Henkel Bautechnik GmbH, WOLFIN
C 4.4 Wayne Fuji aus: Rick Joy: Deserts works, New C 7.12 e Weber Broutin, Köln (D) Bautechnik, Wächtersbach
York (USA) 2002, S.156 C 7.12 f–g Joachim Raab, Frankfurt / Main (D) Florian Lang, Lang+Volkwein Architekten und Ingenieure,
C 4.5–6 Zooey Braun / artur, Köln (D) C 7.12 h Manuel Zoller, München (D) Darmstadt
C 4.7 Hild und K, München (D) C 7.14 Betrix & Consolascio, Erlenbach (CH) Guido Ludescher, Mayr + Ludescher Beratende Inge-
C 4.8 Ralph Feiner, Chur (CH) C 7.16–18 Vollenschaar, Dieter; Wendehorst, Rein- nieure, Stuttgart
C 4.9 Roland Halbe / artur, Köln (D) hard: Baustoffkunde. Hannover 2004, S. 816, Margit Pfundstein, BASF, Ludwigshafen
C 4.10 Gisoton Baustoffwerke GmbH, Aichstetten (D) 818, Abb. 11.2, 11.3, 11.5 Adolf Rosenkranz, Schönau
C 4.11 Steko Holz-Bausysteme AG, Uttwil (CH) C 7.20 Herta Hurnhaus, Wien (A) Michael Wichmann, Henkel Bautechnik GmbH, WOLFIN
C 4.12 Kim Zwarts, Maastricht (NL) C 7.21 Luc Boegly / Archipress, Paris (F) Bautechnik, Wächtersbach

276
Sachregister

Sachregister Brettstapeldecke ∫ 166, 206


Brinell-Härte ∫ 264
Fasern, künstliche mineralische
(KMF) ∫ 268
Grundierung ∫ 194
Grünling ∫ 47
Bronze ∫ 83 Faserplatte ∫ 74 Grünspan ∫ 82
Bruchdehnung ∫ 264 Faserverbundkunststoff ∫ 95 Gussaspaltestrich (AS) ∫ 173
Butyldichtstoff ∫ 143 Faserzementdeckung ∫ 123 Gussasphalt ∫ 65
C Faserzementplatte ∫ 61, 113, 160 Gusseisen ∫ 79
1K- / 2K-Beschichtungsstoff ∫ 194f. Cadmiumtelluridzelle ∫ 118 Faserzementtafel ∫ 113 gusseisernes Rohr ∫ 149
A chemische Passivierung ∫ 197 Faserzement-Wellplatte ∫ 124, 216 Gussglas ∫ 86
Abdichtung ∫ 144 D Fassadenplatte ∫ 39, 113 Gussstahl ∫ 79
Ablagerungsgestein (Sedimentit) ∫ 40 Dach ∫ 120 Feinkeramik ∫ 49f. Güteprüfung ∫ 264
Abwasserinstallation ∫ 149 Dachabdichtung ∫ 120, 125ff. Fertigparkett ∫ 178 H
Acrylatdichtstoff ∫ 143 Dachbegrünung ∫ 128 Fertigteilestrich ∫ 173 Haptik ∫ 32ff.
Acrylharz ∫ 195 Dachdeckung ∫ 121ff. Festigkeitsklasse ∫ 264 Hardcoating ∫ 88
Adhäsion ∫ 96 Dachziegel ∫ 51f., 123, Filigrandecke ∫ 164 harte Faserplatte (HB) ∫ 74
Aerogel ∫ 14 Dämmschale ∫ 150 Fitting ∫ 148 Hartstoffestrich ∫ 172
Akustikputz ∫ 190 Dämmstoff ∫ 132 Flachdach ∫ 125 Haustechnik ∫ 146
Alkohole ∫ 269 Deckbeschichtung ∫ 194 Flachkollektor ∫ 118 Heat-Soak-Test ∫ 87, 116
Alkydharz ∫ 195 Decke ∫ 162ff. Flachs ∫ 139 heißluftschweißen ∫ 127
Aluminium ∫ 81 Deckenziegel ∫ 51 Flachteppich ∫ 182 Heizestrich ∫ 171
Anhydrit ∫ 55 Dehngrenze ∫ 264 Flammschutzmittel ∫ 151 Heizwert ∫ 99
Anisotropie ∫ 68 Destillationsbitumen ∫ 62 flexible Dichtschlämme ∫ 144 Hochofenprozess ∫ 79
Anti-Graffiti-Beschichtung ∫ 200 Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) ∫ Fliese ∫ 53, 111, 240 Hochofenzement ∫ 56
Argon ∫ 88, 237 268 Fließmittel ∫ 58 Hochvakuumbitumen ∫ 62
Armatur ∫ 148f. dichroitische Beschichtung ∫ 87 Floatglas ∫ 86 Hohlkörperdecke ∫ 164
aromatische Verbindungen ∫ 193, 269 Dichtband ∫ 144 Floatglasverfahren ∫ 84 Hohlpfanne ∫ 123
Asbest ∫ 268 dichten ∫ 142 Florteppich ∫ 182 Hohlraumboden ∫ 253
Ausblühung ∫ 51 Dichtungsbahn ∫ 64f., 125ff. 144 Fluorchlorkohlenwasserstoff (FCKW) ∫ holographisch-optische Elemente
Ausgleichsfeuchte ∫ 265 Dickbettverlegung ∫ 53 268 (HOE) ∫ 88
Ausgleichsschüttung ∫ 137 Dickholz ∫ 157 fluorhaltige Polymerisate Holz ∫ 66ff., 206f., 226ff., 229ff.
Außenputz ∫ 188 Diffusion ∫ 145 (PTFE / ETFE) ∫ 94 Bodenbelag ∫ 178
Außenwandbekleidung ∫ 107 Dioxin ∫ 268 Flüssigabdichtung ∫ 144 Festigkeit ∫ 68
B Dispersion ∫ 193 Folie ∫ 126, 130, 145 Trocknung ∫ 69
Balkendecke ∫ 166 Dreischeiben-Wärmeschutzglas ∫ 116 Folienkissen ∫ 130 Holzarten ∫ 67, 69ff.
Bambus ∫ 179, 212 Dreischichtplatte ∫ 73 Formaldehyd ∫ 268 Holz-Beton-Verbunddecke ∫ 167
Basalt ∫ 41, 256 Druckfestigkeit ∫ 264 Formgussmauer ∫ 110 Holzelementdecken ∫ 167
Bau-Furniersperrholz ∫ 73 Dünnbettmörtel ∫ 57f. Formsperrholz ∫ 73 Holzfaserdämmplatte (WF) ∫ 74, 138
Baulehm ∫ 45ff. Dünnbettverlegung ∫ 53 Fünfschichtplatte ∫ 73 Holzfaserplatte ∫ 74, 160
Baumwolle ∫ 139 Duobalken ∫ 71 Fugenausbildung ∫ 142ff. Holzfeuchte ∫ 68
Baurundholz ∫ 71 Duodach ∫ 125 Fugendichtstoff ∫ 142 Holzpflaster ∫ 179
Bauschnittholz ∫ 71, 109 Duroplast ∫ 92 Fugenglattstrich ∫ 51 Holzschindel ∫ 109, 121f.
Bausoftware ∫ 19 dynamische Steifigkeit ∫ 265 Fugenvergussmasse ∫ 65 Holzschutz ∫ 75
Baustahl, Wetterfester ∫ 81, 115, 232f. E Furan ∫ 268 chemisch ∫ 198
Baustoffklasse ∫ 265 Edelgasfüllung ∫ 88 Furnier ∫ 74f. konstruktiv ∫ 198
Bauwerksabdichtung ∫ 125, 144 Edelstahl ∫ 80, 248ff. Furnierschichtholz ∫ 73 Holzschutzmittel ∫ 268
Bauwerksschutz ∫ 63 Edelstahlgewebe ∫ 234ff. Furnierstreifenholz ∫ 73 Holztafelbauweise ∫ 206
Bauxit ∫ 81 Edelstahlrohr ∫ 147, 150 Fusing ∫ 87 Holzwerkstoffe ∫ 72ff.
begehbare Dächer ∫ 127f. Eignungsprüfung ∫ 264 Fußboden ∫ 170ff. Holzwerkstoffklasse ∫ 109
Behaglichkeitsindex ∫ 26 Einkomponentenklebstoff ∫ 97 G Holzwerkstoffplatte ∫ 109, 168
beschichtetes Gewebe ∫ 130 Einscheibensicherheitsglas (ESG) ∫ Gabione ∫ 110 Holzwolleplatte (WW) ∫ 138
Beschichtung ∫ 192ff. 87 galvanische Verzinkung ∫ 197 horizontale Verglasung ∫ 116
Beschichtungsstoff ∫ 195f. Eisen ∫ 79 Ganggestein (Mikroplutonit) ∫ 40 Hüttenstein ∫ 60f., 156
Beschichtungssystem ∫ 194 Eisenmetall ∫ 79 Gasfüllung ∫ 88 Hydratation ∫ 56
Beton ∫ 58ff., 242ff. Elastizitätsmodul ∫ 264 Gesamtenergiedurchlassgrad ∫ 266 hydrophob ∫ 95
Betondachstein ∫ 123 Elastomer ∫ 91 Gesteinsart ∫ 41 Hydrophobierung ∫ 200
Betondeckung ∫ 59 elektrische Leitfähigkeit ∫ 266 Gesteinsgruppe ∫ 40 I
Betonfertigteil ∫ 59, 100, 112 elektrochemische Spannungsreihe ∫ Gesteinskörnung ∫ 56f. Imprägniermittel ∫ 194, 198
Betonstein ∫ 61 147, 264 Gewebe ∫ 129f. Industriebitumen ∫ 63ff.
Betonwerksteinplatte ∫ 113 elektrochromes Glas ∫ 89 GFK-Wellplatte ∫ 115 Innendämmung ∫ 136
Betonzuschlag ∫ 56 Elektroinstallation ∫ 151 Gips ∫ 54 Innenputz ∫ 188
Bewehrung ∫ 58 Elektrostahlverfahren ∫ 80 Gipsfaserplatte ∫ 61, 174 Installationsboden ∫ 171
Biberschwanzziegel ∫ 121, 123 elektrostatisches Verhalten ∫ 175 gipsgebundene Spanplatte ∫ 160 Isolierverglasung ∫ 88
Biegefestigkeit ∫ 264 Eloxal ∫ 199 Gipsplatte ∫ 60, 160, 174 J
Biegezugfestigkeit ∫ 264 Emaillierung ∫ 87, 240 Gipsputz ∫ 189 Jahresring ∫ 67
Bimsbetonstein ∫ 156, 210 Emissivität ∫ 88, 266 Gipswandbauplatte ∫ 156 K
Biozid ∫ 268 End of Life (EOL) ∫ 99 Gitterschale ∫ 226ff. Kabelkanal ∫ 151
Bitumen ∫ 62 Energiebilanz ∫ 22f. Glas ∫ 83ff., 222f., 237ff., 254f., 258ff. kalandrieren ∫ 93
Bitumenbahn ∫ 64, 125 Engobe ∫ 49 siebbedruckt ∫ 258ff. Kaliumwasserglas ∫ 192
Bitumendickbeschichtung ∫ 144 Entspiegelung ∫ 87 Spider ∫ 118 Kalk ∫ 55, 189
Bitumenschindeldeckung ∫ 123 Epoxidharz (EP) ∫ 95, 195 Glasdachstein ∫ 86 Kalkhydrat ∫ 195
Bitumen-Wellplatte ∫ 124 Ergussgestein (Vulkanit) ∫ 40 Glasfaser ∫ 86 Kalkputz ∫ 189
Blähglasgranulat ∫ 116, 241 Erstarrungsgestein (Magmatit) ∫ 40 Glasfliese ∫ 86, 240f. Kalksandstein ∫ 60f., 156
Blähton ∫ 137 Erweichungspunkt ∫ 266 Glaskeramik ∫ 86 Kalkstein ∫ 41
Blei ∫ 82 Estrich ∫ 170ff. Glaslamelle ∫ 258ff. Kaltverklebung ∫ 125
Bleiglas ∫ 86 Estrichmörtel ∫ 57 Glasstein ∫ 116, 156 Kalzium-Silikat-Dämmplatten ∫ 136
Bohle ∫ 70 extrudieren ∫ 93 Glasträger ∫ 238 Kalziumsulfatestrich ∫ 172
Borsilikatglas ∫ 86 F Glasur ∫ 49, 53 Kantholz ∫ 70
Bouclé ∫ 182 Falzdeckung ∫ 114 Glaswolle ∫ 135f. Karbonisation ∫ 198
Brandschutzbeschichtung ∫ 199 Farbe ∫ 186f. Gleitsicherheit ∫ 176 Kassettendecke ∫ 164
Brandschutzglas ∫ 87 Farbsystem ∫ 187 Granit ∫ 41 Kastenelementdecke ∫ 167
Brandschutzputz ∫ 190 Farbwiedergabe ∫ 266 Grauguss ∫ 80 Kautschuk ∫ 180
Brennbarkeitsklasse ∫ 265 Faserbeton ∫ 59 -rohr ∫ 149 Kautschukbahn ∫ 126f.
Brettlagenholz ∫ 73, 157 Fasern tierischer Herkunft ∫ 183 gravieren ∫ 87 keramische Baustoffe ∫ 48ff.
Brettschichtholz ∫ 72 Fasern, synthetisch ∫ 183 Grobkeramik ∫ 49f. keramische Beläge ∫ 52f.

277
Sachregister

Kerndämmung ∫ 111, 136, 245ff. Metall ∫ 76ff., 232f., 248ff. Polyestergewebe, PVC-beschichtet ∫ Sandwichpaneel ∫ 138
Kernholzarten ∫ 67 -gewebe ∫ 234ff. 261ff. Sanierputz ∫ 190
Ketone ∫ 269 -rohr ∫ 147 Polyesterharz ∫ 16, 224 Sauerstoffdiffusion ∫ 150
Klebstoffe ∫ 96f. Metallbanddeckung ∫ 124 Polyethylen (PE) ∫ 94, 147, 150 Schadstoff ∫ 21, 268f.
Klinker ∫ 50, 220f. Metallunterdecke ∫ 168 Polykondensation ∫ 91 Schafwolle ∫ 139
Kohäsion ∫ 96 Metamorphite ∫ 40 Polymerbitumenbahn ∫ 64 Schälfurnier ∫ 75
Kompaktdach ∫ 125 Mineralfaserplatte ∫ 168 Polymer ∫ 90 Schallabsorptionsgrad ∫ 265
Konstruktionsvollholz ∫ 71 mineralisch gebundene Platte ∫ 60, Polymerisatharz ∫ 195 Schallschutz ∫ 149
Konvektion ∫ 88 115, 168 Polymerisation ∫ 91 schaltbare Wärmedämmung (SWD) ∫
Korkerzeugnisse ∫ 138, 180f. mineralische Bindemittel ∫ 54ff., 188 polymermodifizierte Bitumen (PmB) ∫ 140
Korrosion ∫ 78, 147, 197 Mineralwolle (MW) ∫ 135f. 62 Schalung ∫ 58, 154
korrosionsbeständiger Stahl ∫ 80 Mischgewebe ∫ 184 Polymethylacrylat (PMMA) ∫ 94 Schaumglas ∫ 86, 136
Korrosionsschutz ∫ 78, 114, 197 mittelharte Faserplatte (MBL / MBH) ∫ Polyolefine ∫ 94, 181 Scheibenzwischenraum ∫ 88
Kratzputz ∫ 191, 218f. 74 Polypropylen (PP) ∫ 94, 148, 150, 184 Schichtholzrippendecke ∫ 167
Kreuzbalken ∫ 71 Mohs-Härte ∫ 264 Polystyrol (PS) ∫ 94 Schichtstoffplatte ∫ 179
Krypton ∫ 88 Mönch- und Nonneziegel ∫ 121 -Extruderschaum (XPS) ∫ 137 Schiefer ∫ 41, 123
Kunstharzestrich ∫ 173 Mondglasverfahren ∫ 84 -Hartschaum (EPS) ∫ 16, 29f., 137 Schindeldeckung ∫ 114
Kunststoff ∫ 15, 90ff., 216f., 224f. Monomer ∫ 90 Polysulfiddichtstoff ∫ 143 Schmelzpunkt ∫ 264
-bahn ∫ 126f. Montagedecke ∫ 165 Polysiloxane ∫ 95 schmieden ∫ 79
-rohr ∫ 147, 150 Mörtel ∫ 57f. Polyurethan ∫ 15f. Schüttung ∫ 46, 137
aus nachwachsenden Rohstoffen ∫ Mörtelgruppe ∫ 57 Polyurethandichtstoffe ∫ 143 Schweißbahn ∫ 64
96 N Polyurethan-Hartschaum (PUR) ∫ 137 schweißen ∫ 79, 125
Füllstoff ∫ 92 Nachhaltigkeit ∫ 18ff. Polyurethanharz ∫ 195 Schwermetall ∫ 77
Recycling ∫ 93 Nadelvlies ∫ 182 Polyvinylbutyralfolie (PVB) ∫ 87 Schwingboden ∫ 174
Synthese ∫ 90 Nadelholz ∫ 67, 69, 71 Polyvinylchlorid (PVC) ∫ 94, 147, 150, Sedimentit ∫ 40
Verstärkungsstoff ∫ 92 Nasslehmverfahren ∫ 45 181 Seilfassade ∫ 117
Weichmacher ∫ 92 Naturasphalt ∫ 65 polyzyklische aromatische Kohlenwasser- selbstreinigendes Glas ∫ 87
Zusatzstoff ∫ 92 Naturfaser ∫ 183 stoffe (PAK) ∫ 269 Setzfuge ∫ 142
Kupfer ∫ 82 Naturharz ∫ 196 Porenbeton ∫ 156 Shock Absorbing Foam (SAF) ∫ 182
-rohr ∫ 147, 150 Naturkautschuk ∫ 90 -platte ∫ 165 Sichtbeton ∫ 112, 251ff.
Kupferindiumdiselenidzelle ∫ 118 Naturstein ∫ 38ff., 155, 212f., 256f. -stein ∫ 60f. Sichtmauerstein ∫ 112f.
Kupferlegierung ∫ 83 -platten ∫ 110 poröse Faserplatten (SB) ∫ 74 Siebdruck ∫ 87
L Oberflächenbearbeitung ∫ 42 Portlandzement ∫ 56 Sieblinie ∫ 57
Laminat ∫ 179 Naturwerkstein ∫ 110, 176 Pressdachziegel ∫ 52 Siedepunkt ∫ 265
Langspanholz (LSL) ∫ 74 Nennfestigkeit ∫ 264 Pressglas ∫ 86 Silikat ∫ 192, 195
Lasurmittel ∫ 194 Neusilber ∫ 83 Pressleisten ∫ 117 Silikatschaum ∫ 14
Latentwärmespeicher ∫ 30, 59, 188, Nichteisenmetall ∫ 77 preußische Kappendecke ∫ 165 Silikondichtstoff ∫ 143
190 Nietung ∫ 114 Primärenergiegehalt (PEI) ∫ 98 Silikondichtung ∫ 222f.
Laubholz ∫ 67, 69, 71 Normalglas ∫ 85 Profilbauglas ∫ 117 Silikon (SI) ∫ 95
Lehmbaustoffe ∫ 44ff. Normalmörtel ∫ 57 Profilblech ∫ 114 Silikonharz ∫ 196
Lehmestrich ∫ 173 O Profilbrett ∫ 109 Siliziumzelle ∫ 118
Lehmmörtel ∫ 47 Oberputz ∫ 189 Profilglas ∫ 86, 157 sintern ∫ 49, 52
Lehmputz ∫ 189 Ökobilanz ∫ 23ff., 98ff. Putz ∫ 188ff., 218f. Softcoating ∫ 88
Lehmstein ∫ 47, 155 optische Dichte ∫ 266 Oberflächenstruktur ∫ 191 Solarthermie ∫ 118
Leichtbeton ∫ 251ff. Opus Caementitium ∫ 54 Putzgrund ∫ 189 Sonnenschutz ∫ 89
Leichtbetonstein ∫ 60f., 156, 210f. organische Bindemittel ∫ 188, 192 Putzmörtel ∫ 57 Sonnenschutzglas ∫ 88, 116
Leichthochlochziegel ∫ 50 Ortbeton ∫ 112, 242 Putzmörtelgruppe ∫ 188 Spaltplatte ∫ 111
Leichtlehm ∫ 46 OSB-Platte ∫ 74 Putzsystem ∫ 188f. Spaltzugfestigkeit ∫ 264
Leichtlehmbauplatte ∫ 160 Oxidationsbitumen ∫ 62 Putzträger ∫ 189 Spannbetonhohlplatte ∫ 164
Leichtmetall ∫ 77 Ozonzerstörungspotenzial ∫ 99 Putzweise ∫ 191 Spanndecke ∫ 169
Leichtmörtel ∫ 57f. P Puzzolan ∫ 55 Spannstoff ∫ 200
Leichtputz ∫ 190 Patina ∫ 82 PVD-Verfahren (Physical Vapour Spanplatte (P) ∫ 73f., 160, 174
Leichtzuschlag ∫ 57, 137 Pentachlorphenol (PCP) ∫ 269 Deposition) ∫ 88 Speichermasse ∫ 208, 242
Leim ∫ 97 Perimeterdämmung ∫ 136 Q spezifische Wärmekapazität ∫ 265
Lichtlenkung ∫ 89 Perlite, expandierte (EPB) ∫ 137 Quarzglas ∫ 86 Splintholzarten ∫ 67
Lichtreflexion ∫ 266 Perlitebauplatten ∫ 61, 160 Quell- und Schwindmaß ∫ 265 spritzgießen ∫ 93
Lignin ∫ 68, 75 Pfosten-Riegel-Fassade ∫ 117 Quellschweißen ∫ 127 Spritzputz ∫ 191
Linoleum ∫ 180 Phase Changing Materials (PCM) ∫ R Sputtering ∫ 88
Linz-Donauwitzer-Verfahren ∫ 80 30f., 59, 188, 190 Rabitzdecke ∫ 168 Stabsperrholz ∫ 73
Lochziegel ∫ 50 pH-Wert ∫ 266 Radon ∫ 269 Stäbchensperrholz ∫ 73
Lösemittel ∫ 192 Phenolharz ∫ 90 Randverbund ∫ 88 Stahl ∫ 80
löten ∫ 79 phototropes Glas ∫ 89 Rasterdecke ∫ 168 Stahlbetondecke ∫ 163f.
Lotuseffekt ∫ 87 Photovoltaik ∫ 118 Raufasertapete ∫ 200 Stahlblechverbund ∫ 165
Low-E-Beschichtung ∫ 88 Pigment ∫ 57, 193, 198 Rauspund ∫ 114 Stahllegierung ∫ 80
Luftdichtheit ∫ 142 Pilzdecke ∫ 164 REA-Gips ∫ 55 Stahlrohr ∫ 147, 150
Luftkalk ∫ 55, 189 Planziegel ∫ 50, 155 Recycling ∫ 24f. Stahlsteindecke ∫ 165
Lüftungskanal ∫ 151 Platten ∫ 47, 53 Recyclingfähigkeit ∫ 148f. 151 Stahlträgerverbund ∫ 165
M stranggepresst ∫ 53 Recyclingpotenzial ∫ 99 Stampfbeton ∫ 205
Magmatit ∫ 40 trockengepresst ∫ 53 Reet ∫ 121 Stampflehm ∫ 46, 204f.
Magnesiabinder ∫55 bitumengebunden ∫ 177 Reetdeckung ∫ 122 standardisierte Produktdeklaration ∫ 98
Magnesiaestrich (MA) ∫ 172 keramisch ∫ 177 Reflexionsgrad ∫ 266 Stegplatte ∫ 115
Makromolekülstruktur ∫ 91 kunstharzgebunden ∫ 177 Regeldachneigung ∫ 122 Stehfalz ∫ 114, 124, 127
MAK-Werte ∫ 93 zementgebunden ∫ 177 Reifholzarten ∫ 67 Stehfalzdeckung ∫ 227
Marmor ∫ 41 Plattenbalkendecke ∫ 165 Retrolamelle ∫ 89 Steinholzestrich ∫ 173
massebezogener Feuchtegehalt ∫ 265 Plusdach ∫ 125 Rohdichte ∫ 264 Steinwolle ∫ 135f.
Massivparkett ∫ 178 Plutonit ∫ 40 Roheisen ∫ 79 Steinzeugrohr ∫ 52, 149
Mauermörtel ∫ 57 PMV-Index ∫ 23, 26 Rohrdämmung ∫ 150 Strangdachziegel ∫ 52
Mauerwerk, zweischalig ∫ 111 Polyaddition ∫ 91 rotationsformen ∫ 93 Strangpressplatten ∫ 74
Mauerziegel ∫ 49ff., 155 Polyamidfasern (PA) ∫ 184 Rotguss ∫ 83 Strangpressröhrenplatte (ET) ∫ 74, 160
MDF-Platten ∫ 74 Polycarbonatplatte ∫ 254 S Straßenbaubitumen ∫ 63
Membran ∫ 129f., 234ff., 261ff. Polycarbonat-Wellplatte ∫ 216 Sachbilanz ∫ 98 Streckgrenze ∫ 77, 264
Messerfurnier ∫ 74 polychlorierte Biphenyle (PCB) ∫ 269 Sägefurnier ∫ 74 Strohlehm (Faserlehm) ∫ 46
Messing ∫ 83 Polyesterfasern ∫ 184 Sandstein ∫ 41 Strömungswiderstand ∫ 265

278
Sachregister / Personenregister

Structural Sealant Glazing (SSG) ∫ 117 Vorwandinstallation ∫ 146 Asymptote ∫ 193 L


Structural Veneer Lumber (SVL) ∫ 73 Vulkanit ∫ 40 Auer + Weber ∫ 166 Lacaton & Vassal ∫ 90, 216f.
Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR) ∫ 95 W B Lainer, Rüdiger ∫ 189
Substratschicht ∫ 208, 125 walzen ∫ 79 b & k + ∫ 92 Larsen, Henning ∫ 41
Syntheseverfahren ∫ 91 Wandbauplatte ∫ 61 Barragan, Luis ∫ 186 Le Corbusier ∫ 54, 57, 186, 195
T Wände ∫ 152ff. Baumschlager Eberle ∫ 66 Longhena, Baldassare ∫ 175
Tapete ∫ 200f. Massivbauweise ∫ 152 Bearth + Deplazes ∫ 155 Loos, Adolf ∫ 122, 38
Tauwasser ∫ 142 Mauerwerksverband ∫ 155 Behnisch + Partner ∫ 87, 90, 106 Losonczi, Aron ∫ 17
teilvorgespanntes Glas ∫ 87, 116 Sichtmauerwerk ∫ 155 Behrens, Peter ∫ 155, 48 M
Temperguss ∫ 80 Skelettbauweise ∫ 152 Belidor, Bernard Forest ∫ 54 MADA s.p.a.m. 212f. ∫
Terrazzo ∫ 172 Systembauweise ∫ 152 Bendimérad, Sabri ∫ 245ff. Mansilla y Tuñon ∫ 162
textile Bodenbeläge ∫ 182ff. Wärmeausdehnung ∫ 147f., 151 Bétrix & Consolascio ∫ 193 Marin + Trottin ∫ 195
Beanspruchungsklassen ∫ 182 Wärmedämmputz ∫ 190 Bicheroux, Max ∫ 84 Marquardt Architekten ∫ 84
Komfortklassen ∫ 182 Wärmedämmung ∫ 29f., 137 Bienefeld, Heinz ∫ 51 Marte.Marte 204f. ∫
Rückenmaterial ∫ 182 Wärmedämmverbundsystem (WDVS) ∫ Blandini, ,Lucio ∫ 96 Mayer H., Jürgen ∫ 14f., 81
thermische Behaglichkeit ∫ 133 191 Bolles und Wilson ∫ 158 Meier, Richard ∫ 160
thermischer Längenausdehnungs- Wärmedurchgangskoeffizient ∫ 265 Burham, Daniel ∫ 78 Mies van der
koeffizient ∫ 265 Wärmedurchgangswiderstand ∫ 265 C Rohe, Ludwig ∫ 62, 83, 84, 158, 18
thermosensitive Materialien ∫ 15 Wärmeleitfähigkeit ∫ 265 Calatrava, Santiago ∫ 57 Ming Pei, Ieoh ∫ 88
Thermoplast ∫ 91 Wärmeleitung ∫ 88 Caminada, Gion ∫ 197 MVRDV ∫ 53, 254f.
thermotropes Glas ∫ 89 Wärmeschutzglas ∫ 116 Charreau, Pierre ∫ 84 N
Tiefengestein (Plutonit) ∫ 40 Wärmeschutz-Isolierglas ∫ 88 Cheret und Bozic ∫ 158 NIO ∫ 224f.
Titanzink ∫ 82 Wärmespeicherfähigkeit ∫ 265 Chombart de Lauwe, Pascal ∫ 245ff. Nio, Maurice ∫ 16
Ton ∫ 48 Wartungsfuge ∫ 143 Christo & Jeanne-Claude ∫ 152 NL architects ∫ 14f.
-mineral ∫ 49 Wasseraufbereitung ∫ 147 Claessen Koivisto Rune ∫ 60 NOX (Lars Spuybroek) 234ff.
-schiefer ∫ 41 Wasseraufnahmekoeffizient ∫ 265 Colburn, Irving ∫ 84 O
Transmission ∫ 88 Wasserdampfdiffusionswiderstands- Cruz Ovalle, Jose ∫ 166 Olbrich, Joseph Maria ∫ 76
Transmissionsgrad ∫ 266 zahl ∫ 265 Cullinan, Edward ∫ 226ff. Olgiati, Valerio ∫ 189
transluzenter Beton ∫ 17 wasserdampfdiffusionsäquivalente Luft- D Otto, Frei ∫ 90, 95
transluzente Wärmedämmung (TWD) ∫ schichtdicke ∫ 265 Delugan + Meissl ∫ 120 P
140 Wasserdichtheit ∫ 142 Design Antenna ∫ 87 Palladio, Andrea ∫ 104
Trapezblech ∫ 248 Wasserzementwert ∫ 56 Dieste, Eladio ∫ 48 Pawson, John ∫ 198
Treibhauspotenzial (GWP) ∫ 99 Weißglas ∫ 86, 222f., 237ff. Dietz Joppien ∫ 251ff. Perraudin, Gilles ∫ 208f.
Trinkwasserinstallation ∫ 147 Wellerlehm ∫ 46 E Perrault, Dominique ∫ 140
Trittschalldämmung ∫ 137 Wellplatten ∫ 115, 248ff. Eliasson, Olafur ∫ 44 Perret, Auguste ∫ 54
Trittsicherheit ∫ 176 Werkfrischmörtel ∫ 57 EM2N Piano, Renzo ∫ 83, 38
Trockenestrich ∫ 174 Werkmörtel ∫ 188 (Mathias Müller, Daniel Niggli) ∫ 59 Pilkington, Alastair ∫ 84
U Wichte ∫ 264 Esslinger, Marc ∫ 32ff. Q
Überdüngungspotenzial (EP) ∫ 99 Winddichtung ∫ 26, 145 F Querkraft ∫ 195
umformen ∫ 93 winkelselektive Beschichtung ∫ 89 Formalhaut ∫ 104 R
Umkehrdach ∫ 125 Wirkungsbilanz ∫ 98 Fourcault, Emile ∫ 84 Reitermann + Sassenroth ∫ 46
Umwandlungsgestein (Metamorphit) ∫ Wolle ∫ 183 Füeg, Franz ∫ 38 Riegler Riewe ∫ 242ff.
40 X Funhoff, Dirk ∫ 28ff. Rogers, Richard ∫ 81
Unterdecke ∫ 167 Xenon ∫ 88 Future Systems ∫ 214f. Rubio, Justo Garcia ∫ 57
Untergrundvorbereitung ∫ 196 Z G Ruch, Hans-Jörg ∫ 206f.
Unterputz ∫ 189 Zellulose ∫ 68, 75 Garcia-Abril, Antón ∫ 95 Rudolphi, Alexander ∫ 22ff.
V Zellulosefaser ∫ 139 Gaztelu, Jaime (Ana Fernandez) ∫ 54 S
Vakuum-Isolations-Paneel (VIP) ∫ 30, Zement ∫ 56 Gehry, Frank ∫ 83, 14, 168 Sauer, Christiane ∫ 14ff.
139 Zementestrich ∫ 172 Gigon + Guyer ∫81, 84, 158 Sauerbruch
Vakuumkollektor ∫ 118 Zementfaserplatte ∫ 160 Gobbe, Emile ∫ 84 Hutton Architekten ∫ 116, 166, 258ff.
Velours ∫ 182 zementgebundene Spanplatte ∫ 160 Graft ∫ 181 Schultes, Axel ∫ 58
Verbindungsteile für Kunststoffrohre ∫ Zementputz ∫ 189 Grand, Pascal ∫ 129 Semper, Gottfried ∫ 166
148 Ziegel ∫ 220f., 245ff. Grimshaw, Nicholas ∫ 76 Snozzi + Vacchini ∫ 220f.
Verblendmauerwerk ∫ 111 Zink ∫ 82 Gropius, Walter ∫ 84 Sobek, Werner ∫ 88, 96
Verbundestrich ∫ 171 Zugfestigkeit ∫ 264 H Splitterwerk ∫ 95
Verbundrohr ∫ 148, 150 Zweischeiben-Wärmeschutzglas ∫ 116 Häring, Hugo ∫ 104 Staab, Volker ∫ 155
Verbundsicherheitsglas (VSG) ∫ 87, Hascher Jehle ∫ 237ff. Steiger, Peter ∫ 18ff.
116, 222 Hasenauer, Karl Freiherr von ∫ 166 Suuronen, Matti ∫ 96
verdrillen ∫ 79 Haus-Rucker-Co ∫ 90 T
verfugen ∫ 51 Hegger Hegger Schleiff ∫ 48, 95, 118 Tahir, Abbès ∫ 222f.
Verglasung Herrmann + Bosch ∫ 156 Team Extasia ∫ 95
adaptiv ∫ 89 Personenregister Herzog & de Meuron ∫ 60, 83, 106, Tectône (Sabri Bendimérad und
F-Verglasung ∫ 88 130, 34 Pascal Chombart de Lauwe) ∫ 245ff.
G-Verglasung ∫ 88 Hild und K ∫ 155 Tezuka, Takaharu und Yui ∫ 232f.
gasochrom ∫ 89 Holzmeister, Clemens ∫ 204 Trucco, Jacomo Matteo ∫ 54
Überkopf- ∫ 116 I U
Vertikal- ∫ 116 A Ibos + Vitart ∫ 248ff. Ungers, Simon ∫ 210f.
Versauerungspotenzial (AP) ∫ 99 Aalto, Alvar ∫ 53 Ibos, Jean Marc ∫ 248ff. Utzon, Jørn ∫ 48, 53
Versprödung ∫ 91 Ackermann + Raff ∫ 195 Ikeda, Masahiro ∫ 232f. V
Verzinkung ∫ 197 Ackermann und Partner ∫ 130, 66 J Vitart, Myrto ∫ 248ff.
Vickers-Härte ∫ 264 Allmann Sattler Wappner ∫ 240f. Johnson, Philip ∫ 84 W
Vlieseinlage ∫ 126 Anderegg, Ruben ∫ 218f. Jourda + Perraudin ∫ 118 Wandel Hoefer Lorch Hirsch ∫ 59, 83
Vliesrücken ∫ 182 Ando Architecture Jourda, Françoise ∫ 197, 208f. Wright, Frank Lloyd ∫ 54, 109, 113
Volatile Organic Compounds (VOC) ∫ Design Office ∫ 229ff. Joy, Rick ∫ 106, 155, 44 Wulf & Partner ∫ 156
269 Ando, Tadao ∫ 58f. K Z
Vollholz ∫ 108 Architektengemeinschaft Kahn, Louis ∫ 54, 165 Zumthor, Peter ∫ 87, 155
Vollholzprodukte ∫ 71f. Marschwegstadion ∫ 129 Karl + Probst ∫ 165 Zuuk, René van ∫ 122
volumenbezogener Feuchtegehalt ∫ Arets, Wiel ∫ 156 Klotz, Matthias ∫ 165
265 Arte Charpentier Klumpp, Hans ∫ 189
vorgefertigte Decken ∫ 165 (+ Abbès Tahir) ∫ 222f. Koolhaas, Rem ∫ 14, 115
Vormauerblock ∫ 113 ASP Schweger + Partner ∫ 261ff. Korteknie & Stuhlmacher ∫ 75
Vormauerschale ∫ 110 Aspdin, Joseph ∫ 54 Kraemer und Sieverts ∫ 166
Vormauerstein ∫ 113 Assmann Salomon und Scheidt ∫ 256f. Kuma, Kengo ∫ 229ff.

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Die Erarbeitung der Ökobilanzierung war nur durch eine Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt möglich.

Autoren und Verlag danken den folgenden Unternehmen für die Förderung der Publikation:

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