BBSR Online 25 2024 DL
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Online-Publikation
25/2024 Entwicklung eines semiprobabilistischen Sicherheitskonzepts
für feuchtebeeinflusstes Lehmmauerwerk
von
Dieses Projekt wurde gefördert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im
Auftrag des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) aus Mitteln
des Innovationsprogramms Zukunft Bau.
Aktenzeichen: 10.08.18.7-21.44
Projektlaufzeit: 07.2021 bis 10.2023
IMPRESSUM
Herausgeber
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Deichmanns Aue 31–37
53179 Bonn
Fachbetreuer
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung
Referat WB 3 „Forschung und Innovation im Bauwesen“
Dr. Jan Weckendorf
[email protected]
Autor
BBF | Beck Brinkmann Förster Beratende Ingenieure PartG mbB
Dr.-Ing. Maximilian Brinkmann (Projektleitung)
[email protected]
www.bbf-ing.de
Redaktion
BBF | Beck Brinkmann Förster Beratende Ingenieure PartG mbB
Stand
Februar 2024
Gestaltung
BBF | Beck Brinkmann Förster Beratende Ingenieure PartG mbB
Bildnachweis
Dr.-Ing. Maximilian Brinkmann: Titelbild, S. 17, S. 25
Vervielfältigung
Alle Rechte vorbehalten
Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beach-
tung privater Rechte Dritter. Die geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit denen des Herausgebers übereinstimmen.
Zitierweise
Brinkmann, Maximilian, 2024: Nachhaltig und zuverlässig bauen mit Lehm: Entwicklung eines semiprobabilistischen Sicherheitskon-
zepts für feuchtebeeinflusstes Lehmmauerwerk. BBSR-Online-Publikation 25/2024, Bonn.
Abstract 8
1 Einführung 10
1.1 Motivation 10
1.2 Stand der Forschung 12
1.3 Zielstellung 14
1.4 Vorgehensweise 15
2.1 Einführung 17
2.2 Lehmsteine 20
2.3 Lehmmauermörtel 23
2.4 Lehmmauerwerk 26
2.4.1 Einführung 26
2.4.2 Untersuchungen zum Einfluss der relativen Luftfeuchte 27
2.4.3 Untersuchungen zum Einfluss der Temperatur 29
2.5 Fazit 31
3.1 Einführung 33
3.2 Modellierung der Spannungs-Dehnungs-Beziehung 33
3.3 Wirklichkeitsnahe Traglastberechnung unter Berücksichtigung des Feuchteeinflusses 36
3.3.1 Einführung 36
3.3.2 Ausgangswert der Querschnitts- und Systemtragfähigkeit 36
3.3.3 Berücksichtigung des Feuchteeinflusses auf die Wandtragfähigkeit 39
4.1 Einführung 42
4.2 Allgemeine Simulationsrandbedingungen 42
4.3 Materialmodellierung 44
4.4 Klimarandbedingungen 46
4.5 Untersuchte Anwendungsfälle 47
4.6 Simulationsergebnisse 50
5 Zuverlässigkeitsanalyse 52
5.1 Vorgehensweise 52
5.2 Simulationsparameter 54
5.3 Modellierung der streuenden Simulationsparameter 56
5.3.1 Mechanische Materialparameter 56
5.3.2 Einwirkungen 57
5.3.3 Materialfeuchte 58
5.3.4 Modellunsicherheiten 60
5.4 Ergebnisse 61
6 Zusammenfassung und Fazit 64
7 Mitwirkende 66
8 Kurzbiographien 67
9 Literatur 69
10 Abbildungsverzeichnis 75
11 Tabellenverzeichnis 77
12 Anlagen 78
Kurzfassung
Im Rahmen des Forschungsprojekts „Nachhaltig und zuverlässig bauen mit Lehm - Entwicklung eines
semiprobabilistischen Sicherheitskonzepts für feuchtebeeinflusstes Lehmmauerwerk“ wurde die Zuverlässigkeit
druckbeanspruchter Lehmmauerwerkswände unter expliziter Berücksichtigung des Einflusses der vorherrschenden
Materialfeuchte sowie deren Streuung analysiert. Das übergeordnete Ziel war hierbei die Überprüfung der
Tragwerkszuverlässigkeit von Lehmmauerwerk nach Umstellung des bisher geltenden globalen Sicherheitskonzepts
auf ein semiprobabilistisches Nachweisverfahren. Im Rahmen der Nachweisführung muss dabei stets sichergestellt
sein, dass die normativ zulässige Versagenswahrscheinlichkeit beim Einsatz tragender Lehmbauteile nicht
überschritten und der zugehörige Zielzuverlässigkeitsindex gemäß DIN EN 1990/NA eingehalten wird.
Die Ergebnisauswertung zeigte, dass das semiprobabilistische Nachweisverfahren gemäß DIN 18940
eine zuverlässige Bemessung von tragendem Lehmmauerwerk ermöglicht. Im Fall von Außenwänden
aus Lehmmauerwerk ist zur Einhaltung der geforderten Tragwerkszuverlässigkeit jedoch insbesondere
in Gebieten mit erhöhter Schlagregenbeanspruchung auf einen ausreichenden Schlagregenschutz zu
achten. Weiterhin zeigen die Forschungsergebnisse, dass die semiprobabilistische Bemessung
druckbeanspruchter Lehmmauerwerkswände unter Ansatz des mauerwerkstypischen, materialseitigen
Teilsicherheitsbeiwerts in Höhe von γM = 1,5 für die untersuchten Anwendungsfälle zu einer
hinreichenden Zuverlässigkeit von tragenden Lehmmauerwerkswänden führt.
Die Erkenntnisse dieses Forschungsvorhabens flossen während der Projektlaufzeit kontinuierlich in die
Erarbeitung der Konstruktions-, Bemessungs- und Ausführungsnorm DIN 18940 sowie die
Überarbeitung der Produktnormen für Lehmsteine DIN 18945 und Lehmmauermörtel DIN 18946 ein
und leisteten somit einen entscheidenden Beitrag zur Weiterentwicklung der normativen Regelung von
tragenden Lehmbaustoffen innerhalb Deutschlands.
Abstract
In the context of the research project "Sustainable and Reliable Construction with Earth - Development of a Semi-
Probabilistic Safety Concept for Moisture-Affected Earth Masonry," the reliability of earth masonry walls under
compressive stress was analyzed with explicit consideration of the influence of material moisture content and its
variability. The overarching goal was to check the structural reliability after changing the existing global safety
concept to a semi-probabilistic design method for earth masonry walls. During the design, it is essential to ensure
that the normatively permissible failure probability for load-bearing earth components is not exceeded and that the
associated target reliability index according to DIN EN 1990/NA is maintained.
The influence of moisture content on the strength and deformation properties of unstabilized earthen building
materials was subsequently used in the development of an analytical model to calculate the load-bearing capacity.
This model allows for the determination of the cross-sectional and system load-bearing capacity of earth masonry
walls under compression, considering various hygroscopic material moistures. Initially, an approach to model the
nonlinear stress-strain relationship of earth masonry, considering a constant material moisture distribution across
the cross-section of the wall, was developed. The resulting stress-strain-relationship served as the basis for modifying
a typical masonry load-bearing capacity model. Using this adapted calculation approach, it is possible to determine
the load-bearing capacity of earth masonry walls under compression, considering material-specific strength and
deformation behavior and various material moisture contents.
Subsequently, hygrothermal analyses of earth masonry walls were conducted for different moisture exposure
scenarios. An hygrothermal material model for unstabilized earth masonry was first calibrated and validated using
literature data. Various wall constructions under varying boundary conditions were considered during the
simulations. The determined material moisture contents within the earth masonry and their fluctuations over the
course of a year formed the basis for calibrating a suitable distribution function for the moisture content of earth
masonry walls within the subsequent reliability analysis.
Based on the preliminary investigations, the failure probability and resulting reliability index of load-bearing earth
masonry walls were determined using probabilistic methods. The reliability analyses provided insights into the failure
probability of load-bearing earth masonry walls designed according to the rules of DIN 18940. The influence of
varying geometric boundary conditions, such as different wall slenderness or ceiling spans, as well as the influence
of different moisture exposures, were examined.
The results of the project showed that DIN 18940 allows for a reliable design of load-bearing earth masonry under
the condition, that adequate protection against driving rain, particularly for exterior walls in areas with high exposure,
is ensured. Furthermore, the research results indicated that a semi-probabilistic design of earth masonry walls under
compression, assuming the masonry-specific partial safety factor of γM = 1.5, leads to sufficient reliability for load-
bearing earth masonry walls under the examined boundary conditions.
The findings of this research project continuously affected the development of the construction, design and
execution standard DIN 18940 and the revision of product standards for earth bricks DIN 18945 and earth mortar
DIN 18946 during the project's duration, thus making a significant contribution to the advancement of normative
regulations for load-bearing earth building materials in Germany.
1 Einführung
1.1 Motivation
Hinsichtlich des stetig voranschreitenden Klimawandels ist es dringend notwendig die globalen
Treibhausgasemissionen zeitnah zu verringern. Da der Bau- und Gebäudesektor für 37 % der globalen
CO2-Emissionen sowie für 34 % des globalen Energiebedarfs verantwortlich ist [1], besteht in diesem
Bereich erheblicher Handlungsbedarf. Der vermehrte Einsatz nachhaltiger Materialien für den Neu- und
Umbau von Gebäuden kann dabei einen wichtigen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen
und damit auch zum Erreichen der Klimaschutzziele der Bundesregierung [2] leisten.
Vor diesem Hintergrund bietet sich die vermehrte Verwendung des Naturbaustoffs Lehm auf Grund
seiner ökologischen und bauphysikalischen Vorzüge für vielfältige Nutzungszwecke an. Die wesentlichen
ökologischen Vorteile von modernen Lehmbaustoffen sind dabei auf den geringen Primärenergiebedarf
bei der Produktion, die vollständige Wiederverwendbarkeit am Ende der Nutzungsdauer sowie die
nahezu flächendeckende Verfügbarkeit zurückzuführen [3–5]. Darüber hinaus bieten Lehmbaustoffe
diverse bauphysikalische Vorzüge wie beispielsweise eine hohe Wärmespeicherkapazität, die Fähigkeit
zur effektiven Regulierung der Innenraumluftfeuchte sowie gute Schallschutzeigenschaften, was in
Summe zu einem konstanten, gesunden und behaglichen Raumklima führt [5–7]. Neben diesen
ökologischen und bauphysikalischen Aspekten ist die Nutzung von energieeffizient produzierten
Lehmbaustoffen im Hinblick auf das steigende Baustoff- und Energiepreisniveau zudem unter
ökonomischen Gesichtspunkten interessant [8].
Auf Grund der materialspezifischen Eigenschaften von Lehmbaustoffen könnte ein möglicher
Einsatzbereich von Lehmstrukturen beispielsweise die Schaffung von nachhaltigen Wohngebäuden sein.
Da innerhalb Deutschlands zur Zeit ein großer Wohnraumbedarf von ca. 220.000 bis 350.000 neuen
Wohneinheiten pro Jahr besteht [9–12] und dieser umweltfreundlich und gleichzeitig kostengünstig
gedeckt werden sollte, bietet sich hier die Verwendung von Lehm als Alternative zu herkömmlichen
Baustoffen an. Tragendes Lehmsteinmauerwerk besitzt dabei besonderes Potential für eine verbreitete
Nutzung, da es analog zu herkömmlichem Mauerwerk verarbeitet werden kann und somit eine
unkomplizierte und niedrigschwellige baupraktische Anwendbarkeit ermöglicht. Auf Grund der
ökologischen und bauphysikalischen Vorzüge von Lehmmauerwerk kann dessen Einsatz neben der
Schaffung von Wohnraum aber auch im Zuge von Neu- und Umbaumaßnahmen anderer
geringgeschossiger Gebäude sinnvoll sein. Eine Anwendung wäre beispielsweise auch im Bereich von
nachhaltigen Büro- und Verwaltungsgebäuden oder öffentlichen Gebäuden wie Schulen oder
Kindergärten denkbar.
Für einen verbreiteten Einsatz tragenden Lehmmauerwerks muss jedoch sichergestellt sein, dass die
damit errichteten Strukturen alle üblichen Anforderungen an moderne Tragwerke erfüllen. Hierbei sind
neben den Aspekten der Gebrauchstauglichkeit und der Standsicherheit auch die Zuverlässigkeit des
Tragwerks zu analysieren. Im Vordergrund steht dabei die Einhaltung der gesellschaftlich und politisch
akzeptierten Versagenswahrscheinlichkeit von tragenden Bauteilen innerhalb von Gebäuden, welche
Abbildung 1: Verteilung der mittleren Druckfestigkeit sowie des mittleren Elastizitätsmoduls von Lehmmauerwerk bei einer
relativen Luftfeuchte von φ = 50 % und einer Temperatur von Θ = 23 °C basierend auf Literaturdaten
Abbildung 2: Feuchteeinfluss auf die Mauerwerksdruckfestigkeit und den Mauerwerkselastizitätsmodul gemäß [33]
Innerhalb Deutschlands erfolgte die Bemessung tragender Lehmmauerwerkswände bisher auf Basis der
Lehmbau Regeln [47]. Hierbei handelt es sich um ein technisches Regelwerk, welches in der Muster-
Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) des Deutschen Instituts für Bautechnik
für die Planung von Wohnungsgebäuden aus Lehmbaustoffen der Gebäudeklasse 1 und 2 mit höchstens
zwei Vollgeschossen aufgenommen wurde. Die Lehmbau Regeln [47] entsprechen jedoch im Bereich der
Bemessung tragender Bauteile nicht mehr dem Stand der Technik und können das Leistungsvermögen
modernen Lehmmauerwerks daher nicht adäquat abbilden. Zudem ergeben sich aus den Lehmbau
Regeln diverse konservative Restriktionen und erhebliche Einschränkungen des Anwendungsbereichs,
weshalb danach bemessene Lehmbauteile gegenüber Tragwerken aus anderen Baustoffen oftmals
unwirtschaftlich oder planerisch nicht realisierbar sind. Weiterhin stimmt das gemäß der Lehmbau
Regeln [47] für die Dimensionierung von tragenden Lehmbauteilen geltende globale Sicherheitskonzept
nicht mit den aktuell gültigen normativen Regelungen des Eurocodes überein. Dort ist
baustoffübergreifend ein semiprobabilistisches Sicherheitskonzept verankert, welches es erlaubt,
Streuungen sowohl auf der Einwirkungs- als auch auf der Widerstandsseite des nachzuweisenden
Bauteils detailliert zu erfassen. Hierdurch ist in der Regel eine präzisere Kalibrierung des
Zuverlässigkeitsniveaus möglich, was wiederum zu einer sicheren und gleichzeitig wirtschaftlichen
Bemessung führt. Aus diesen Gründen ist auch bei der Bemessung tragenden Lehmmauerwerks eine
Umstellung des Sicherheitskonzepts auf eine semiprobabilistische Nachweisführung erstrebenswert.
1.3 Zielstellung
Um Lehmbaustoffe zur Errichtung nachhaltiger Bauwerke verbreitet einsetzen zu können, muss
sichergestellt sein, dass die für tragende Bauteile geltenden Zuverlässigkeitsanforderungen von
Lehmmauerwerkswänden in allen praxisrelevanten Anwendungsfällen erfüllt werden.
Das Hauptziel dieses Forschungsprojekts ist daher die Überprüfung der Tragwerkszuverlässigkeit nach
der Umstellung des in der Bemessung von tragendem Lehmmauerwerk bisher angewendeten globalen
Sicherheitskonzepts auf eine semiprobabilistische Nachweisführung. Dabei ist wissenschaftlich zu
validieren, dass durch die Umstellung des Sicherheitskonzepts das in DIN EN 1990 [76] definierte Ziel-
Zuverlässigkeitsniveau von tragenden Lehmmauerwerkswänden in praxisrelevanten
Anwendungsbereichen erreicht wird. Auf Basis der bisherigen qualitativen Erkenntnisse zum
1.4 Vorgehensweise
Zu Beginn des Forschungsvorhabens wird die Klimaabhängigkeit der bemessungsrelevanten Festigkeits-
und Verformungseigenschaften von Lehmmauerwerk anhand von experimentellen Untersuchungen
quantifiziert. Hierzu werden Lehmsteine, Lehmmauermörtel sowie daraus hergestellte
Mauerwerksprobekörper bei verschiedenen Umgebungsbedingungen innerhalb eines Klimaschranks bis
zur Massekonstanz konditioniert und anschließend einer Druckprüfung unterzogen. Auf Basis der
Ergebnisse dieser experimentellen Untersuchungen soll ein möglichst repräsentativer Zusammenhang
zwischen der Materialfeuchte und den mechanischen Materialeigenschaften von Lehmmauerwerk
abgeleitet werden.
Dieser Zusammenhang soll daraufhin die Basis für die Entwicklung eines Berechnungsmodells für die
analytische Bestimmung der Querschnitts- und Systemtragfähigkeit unter Berücksichtigung der
Materialfeuchte darstellen. Hierfür werden Traglastmodelle zur wirklichkeitsnahen Ermittlung der
Tragfähigkeit druckbeanspruchter Wände aus herkömmlichen Mauerwerksbaustoffen basierend auf den
individuellen Festigkeits- und Verformungseigenschaften von Lehmmauerwerk adjustiert. Zudem wird
eine Möglichkeit entwickelt, beliebige hygroskopische Materialfeuchten im Zuge der Berechnungen
einzubeziehen.
Parameterkombinationen aus Wandaufbau, Innenklima und Außenklima untersucht. Basierend auf den
Simulationsergebnissen werden Anwendungsbereiche mit vergleichbaren Materialfeuchten definiert
und durch geeignete statistische Verteilungsfunktionen abgebildet.
Aufbauend auf diesen Untersuchungen werden umfangreiche probabilistische Analysen mit Hilfe von
Monte-Carlo-Simulationen durchgeführt. Im Rahmen der zuverlässigkeitstheoretischen Betrachtungen
werden praxisnahe Anwendungsfälle und Bemessungssituationen druckbeanspruchter
Lehmmauerwerkswände sowie die dabei zu erwartenden Materialfeuchten berücksichtigt. Die
Ergebnisanalyse erlaubt abschließend eine fundierte Beurteilung des zu erwartenden
Zuverlässigkeitsniveaus von tragenden Lehmmauerwerkswänden bei einer Nachweisführung auf Basis
eines semiprobabilistischen Sicherheitskonzepts.
Brinkmann, M.; Wiehle, P. (2023): Correlation between relative humidity and the strength and deformation
characteristics of unstabilised earth masonry. In: Construction and Building Materials 366. [53]
Rohdichte Druckfestigkeits-
Bezeichnung Format Lochung Herstellungsart Anwendungsklasse
-klasse klasse
Lehmstein I formgeschlagen 2,0 2 Ib (tragend)
NF Vollstein
Lehmstein II stranggepresst 1,8 - II (nicht tragend)
Zur Analyse der Mauerwerkseigenschaften wurden Dreisteinkörper unter Verwendung des Lehmsteins I
sowie des beschriebenen Lehmmauermörtels gefertigt. In Anlehnung an herkömmlichen Normalmörtel
gemäß DIN EN 1996-1-1/NA [56] betrug die planmäßige Lagerfugendicke zwischen den drei halbierten
Lehmsteinen 12 mm. Um die Ebenheit der Lasteinleitungsflächen zu gewährleisten, wurden die
Probekörper an den Ober- und Unterseiten mit Gipsschichten planparallel abgeglichen. Die Messung
der vertikalen Verformungen während der Prüfung erfolgte durch je einen magnetisch befestigten,
induktiven Wegaufnehmer an den vier Außenseiten des Dreisteinkörpers. Alle untersuchten
Lehmbaustoffe sind in Abbildung 4 exemplarisch dargestellt.
Abbildung 4: Probekörper des Lehmstein II & Lehmstein I (a), Lehmmauermörtel (b), Lehmmauerwerk (c)
Um im Rahmen der Versuchsreihe den Feuchte- und Temperatureinfluss auf die mechanischen
Materialeigenschaften zutreffend ermitteln zu können, wurden alle Probekörper vor der Prüfung bei
verschiedenen Umgebungsklimata bis zum Erreichen ihrer Massekonstanz innerhalb eines
Klimaschranks gelagert, welcher es bei einer relativen Luftfeuchte von φ = 50 % ermöglicht, die
vorherrschende Temperatur in einem Bereich von 10 °C ≤ θ ≤ 95 °C mit einer Abweichung von maximal
θ ± 1,3 °C zu regulieren. Weiterhin kann die relative Luftfeuchte innerhalb des Klimaschranks bei einer
Temperatur von θ = 23 °C in einem Bereich von 35 % ≤ φ ≤ 98 % mit einer Abweichung von maximal
φ ± 2,5 % justiert werden. Um relative Luftfeuchten außerhalb des Regelungsbereichs des Klimaschranks
zu generieren, wurden gesättigte Salzlösungen gemäß DIN EN ISO 12571 [57] Anhang A verwendet. Das
Einstellen einer relativen Luftfeuchte von φ = 20 % erfolgte demzufolge mit Hilfe des Salzes
Kaliumacetat (C2H3KO2), wohingegen für eine relative Luftfeuchte von φ = 5 % das Trockensalz
Calciumchlorid (CaCl2) verwendet wurde.
Gemäß DIN 18945 [54] und DIN 18946 [55] gilt die Massekonstanz eines Lehmprobekörpers als erreicht,
wenn sich dessen Masse innerhalb von 24 Stunden um nicht mehr als 0,2 % verändert. Dieser Grenzwert
wurde bei allen Probekörpern spätestens nach einer einwöchigen Lagerung innerhalb des gewünschten
Umgebungsklimas eingehalten. Im Rahmen der nachfolgenden Auswertungen wird unterstellt, dass sich
nach Erreichen der Massekonstanz ein stetiger Feuchtegehalt innerhalb des Baustoffs eingestellt hat.
Daraus folgt, dass die angegebenen relativen Konditionierungsluftfeuchten äquivalent zum
Feuchtegehalt der untersuchten Lehmbaustoffe sind. Um einen Feuchteaustausch mit der Außenluft
nach Abschluss der Konditionierung zu verhindern, wurden alle Probekörper nach der Entnahme aus
dem Klimaschrank bis zum Prüfzeitpunkt mit einer diffusionsdichten Folie umwickelt. Die
Druckprüfungen erfolgten anschließend unter zentrischem Druck mit einer einheitlichen
weggesteuerten Belastungsgeschwindigkeit von 0,002 mm/s. Der Elastizitätsmodul wurde bei allen
untersuchten Lehmbaustoffen als Sekantenmodul bei einem Lastniveau in Höhe eines Drittels der
Druckfestigkeit ermittelt. Die gewählten klimatischen Randbedingungen sowie die Anzahl der
durchgeführten Untersuchungen sind für alle analysierten Lehmbaustoffe in Tabelle 2 dargestellt.
2.2 Lehmsteine
Im Zuge der Probekörpervorbereitung wurden die untersuchten Lehmsteine zunächst längsseitig
halbiert, was zu einer planmäßigen Probekörpergeometrie von 120 x 115 x 71 mm³ führte. Zur
Beseitigung von Unebenheiten der Lasteinleitungsflächen wurden diese im Anschluss planparallel
geschliffen. Auf Grund der geringen Probekörperhöhe erfolgte die Ermittlung der vertikalen Dehnungen
mit Hilfe eines Seilzugwegaufnehmers, welcher am unteren Druckstempel der Prüfmaschine befestigt
wurde. Die Messwerte wurden zusätzlich mit Hilfe des internen Wegaufnehmers der Prüfmaschine
validiert. Die Druckfestigkeit der Lehmsteine wurde bei allen durchgeführten Prüfungen nach circa 5 – 11
Minuten erreicht.
Um den Einfluss der relativen Luftfeuchte auf die Festigkeits- und Verformungseigenschaften der
Lehmsteine geeignet abzubilden, werden die experimentell ermittelten Spannungs-Dehnungs-Linien für
Lehmstein I in Abbildung 5 normiert dargestellt. Wie in Kapitel 2.1 bereits erläutert, dienen der bei einer
relativen Luftfeuchte von φ = 50 % und einer Temperatur von θ = 23 °C bestimmte Mittelwert der
Steindruckfestigkeit fb,50% sowie der Mittelwert der zugehörigen Dehnung εf,50% als Referenzwerte.
1,6
Lehmstein I
1,4
1,2
1,0
σ/fb,50%
0,8
0,6
0,4
0,2 φ = 20 % φ = 50 %
φ = 80 % φ = 95 %
0,0
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0
ε/εf,50%
Abbildung 6: Normierte Mittelwerte der Festigkeits- und Verformungseigenschaften des Lehmsteins I bei variierender relativer
Luftfeuchte φ und einer konstanten Temperatur von θ = 23 °C
1,8 1,8
1,6 1,6
1,4 1,4
1,2 1,2
Eb/Eb,50%
fb/fb,50%
1,0 1,0
0,8 0,8
0,6 0,6
0,4 0,4
R² = 0,98 R² = 0,96
0,2 0,2
0% 20% 40% 60% 80% 100% 0% 20% 40% 60% 80% 100%
Relative Luftfeuchte φ Relative Luftfeuchte φ
1,8
1,6
1,4
1,2
εf/εf,50%
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Relative Luftfeuchte φ
1,6
Lehmstein II
1,4
1,2
1,0
σ/fb,50%
0,8
0,6
0,4
0,2 φ = 20 % φ = 50 %
φ = 80 % φ = 95 %
0,0
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0
ε/εf,50%
Abbildung 8: Normierte Mittelwerte der Festigkeits- und Verformungseigenschaften des Lehmsteins II bei variierender relativer
Luftfeuchte φ und einer konstanten Temperatur von θ = 23 °C
1,8 1,8
1,6 1,6
1,4 1,4
Eb/Eb,50%
1,2 1,2
fb/fb,50%
1,0 1,0
0,8 0,8
0,6 0,6
0,4 0,4
R² = 0,94 R² = 0,91
0,2 0,2
0% 20% 40% 60% 80% 100% 0% 20% 40% 60% 80% 100%
Relative Luftfeuchte φ Relative Luftfeuchte φ
1,8
1,6
1,4
1,2
εf/εf,50%
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Relative Luftfeuchte φ
Mit steigender relativer Luftfeuchte ist ein deutliches Abflachen der Spannungs-Dehnungs-Beziehung
beider Lehmsteine zu erkennen. Dies hat eine Reduktion der Druckfestigkeit sowie des Elastizitätsmoduls
zur Folge, was ebenfalls in den Darstellungen der Feuchteabhängigkeit der Festigkeits- und
Verformungseigenschaften deutlich wird. Bei Verringerung der relativen Luftfeuchte wird dagegen ein
gegenläufiger Effekt in Form eines Anstiegs der genannten Materialkennwerte sichtbar. Zudem fällt auf,
dass Änderungen der relativen Luftfeuchte bei beiden Lehmsteinen einen nahezu linearen Einfluss auf
die Druckfestigkeit und den Elastizitätsmodul haben. Diese lineare Korrelation kann durch Betrachtung
des Bestimmtheitsmaßes bestätigt werden: Bei beiden untersuchten Lehmsteinen weist dieser sowohl
hinsichtlich der Druckfestigkeit als auch des Elastizitätsmoduls Werte von R² > 0,90 auf. Weiterhin zeigt
sich, dass die feuchtebedingte Änderung des Elastizitätsmoduls nicht nur qualitativ, sondern auch
quantitativ affin zur Änderung der Druckfestigkeit ausfällt. Demzufolge deuten die Versuchsergebnisse
auf eine Feuchteunabhängigkeit des Verhältnisses aus Elastizitätsmodul zu Druckfestigkeit der
untersuchten Lehmsteine hin.
Darüber hinaus lässt sich feststellen, dass die Dehnung bei Erreichen der Druckfestigkeit von Lehmstein I
im untersuchten Feuchtebereich nahezu konstant bleibt, wohingegen bei Lehmstein II für relative
Luftfeuchten φ > 50 % ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen ist. Die zu beobachtende Steigerung der
experimentell ermittelten Dehnungen bei Erreichen der Druckfestigkeit könnte durch den
ausgeprägteren Tonanteil von Lehmstein II hervorgerufen werden, welcher die Feuchteabhängigkeit
dieses Parameters bei erhöhter Materialfeuchte möglicherweise verstärkt. Dabei sei jedoch darauf
hingewiesen, dass durch die bei hohen relativen Luftfeuchten abflachenden Spannungs-Dehnungs-
Beziehungen der Lehmsteine ein fließender Übergang zwischen dem Verfestigungs- und
Entfestigungsbereich entsteht, welcher die exakte experimentelle Bestimmung der Dehnung bei
Erreichen der Druckfestigkeit erschwert. Da die Spannungs-Dehnungs-Beziehung im Bereich von
ε/εf,50% ≈ 1 bereits nahezu horizontal verläuft und der Spannungsanstieg im nachfolgenden Bereich der
Arbeitslinie marginal ist, kann die Dehnung bei Erreichen der Druckfestigkeit der Lehmsteine zur
Modellierung des Materialverhaltens daher in guter Näherung als unabhängig von der relativen
Luftfeuchte beschrieben werden.
Basierend auf der Annahme einer annähernd feuchteunabhängigen Dehnung bei Erreichen der
Druckfestigkeit sowie der linearen Feuchteabhängigkeit der Druckfestigkeit und des Elastizitätsmoduls,
lässt sich feststellen, dass die Spannungs-Dehnungs-Linie der Lehmsteine durch Änderungen der
relativen Luftfeuchte ausschließlich eine Skalierung in Richtung der Spannungsachse erfährt,
wohingegen die Dehnungsachse nicht nennenswert beeinflusst wird. Hieraus ergibt sich eine vertikale
Streckung der Arbeitslinie bei niedriger relativer Luftfeuchte und eine korrespondierende Stauchung bei
hoher relativer Luftfeuchte.
Durch einen direkten Vergleich der Prüfergebnisse von Lehmstein I und Lehmstein II wird zudem
deutlich, dass deren Festigkeits- und Verformungseigenschaften in vergleichbarem Ausmaß von der
vorherrschenden relativen Luftfeuchte abhängen. Die durchgeführten Untersuchungen deuten somit
nicht darauf hin, dass die mechanischen Materialeigenschaften von Lehmsteinen der Anwendungsklasse
II stärker von Änderungen der Materialfeuchte im hygroskopischen Bereich beeinflusst werden als die
Materialeigenschaften von Lehmsteinen der Anwendungsklasse Ib.
2.3 Lehmmauermörtel
Zur Probekörperherstellung wurde der erdfeuchte Lehmmauermörtel per Hand mit Wasser angerührt.
Das Masseverhältnis zwischen Lehmmauermörtel und Wasser entsprach hierbei 6:1. Um die vertikalen
Verformungen des Festmörtels während der Druckprüfung über eine geeignete Messstrecke aufnehmen
zu können, wurden die Probekörper in Würfelschalungen mit einer nominellen Kantenlänge von 10 cm
hergestellt. Nach dem Einfüllen des Frischmörtels in die Schalung wurde dieser auf einem Rütteltisch
verdichtet. Das Ausschalen der Probekörper erfolgte nach ungefähr 14 Tagen. Nach einer weiteren
Trocknungszeit im Raumklima wurden die Ober- und Unterseiten der Würfel planparallel geschliffen, um
eine gleichmäßige Lasteinleitung während der Prüfung zu gewährleisten.
Die Ermittlung der vertikalen Dehnungen während der Druckprüfung erfolgte mit Hilfe eines
Seilzugwegaufnehmers, welcher am unteren Druckstempel der Prüfmaschine befestigt wurde. Die
Messwerte wurden zusätzlich mit Hilfe des internen Wegaufnehmers der Prüfmaschine validiert. Die
Druckfestigkeit des Lehmmauermörtels wurde bei allen durchgeführten Prüfungen nach circa 7 - 9
Minuten erreicht.
1,4
1,2
1,0
0,8
σ/fmo,50%
0,6
0,4
0,2 φ=5% φ = 50 %
φ = 80 % φ = 95 %
0,0
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0
ε/εf,50%
Abbildung 10: Normierte Mittelwerte der Festigkeits- und Verformungseigenschaften des Lehmmauermörtels bei variierender
relativer Luftfeuchte φ und einer konstanten Temperatur von θ = 23 °C
1,6 1,6
1,4 1,4
Emo/Emo,50%
1,2 1,2
fmo/fmo,50%
1,0 1,0
0,8 0,8
0,6 0,6 R² = 0,78
R² = 0,96 R² = 1,00 für φ ≥ 50 %
0,4 0,4
0% 20% 40% 60% 80% 100% 0% 20% 40% 60% 80% 100%
Relative Luftfeuchte φ Relative Luftfeuchte φ
1,6
1,4
1,2
εf/εf,50%
1,0
0,8
0,6
0,4
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Relative Luftfeuchte φ
Analog zu den in Kapitel 2.2 beschriebenen Untersuchungsergebnissen an Lehmsteinen fällt auf, dass
die Spannungs-Dehnungs-Beziehungen des Lehmmauermörtels durch Änderungen der relativen
Luftfeuchte eine Skalierung in Richtung der Spannungsachse erfahren. Die Dehnung bei Erreichen der
Druckfestigkeit bleibt für jedes untersuchte Konditionierungsklima annähernd konstant und lässt sich
somit wie im Fall der Lehmsteine als feuchteunabhängig charakterisieren. Aus Abbildung 10 geht mit
einem Bestimmtheitsmaß von R² = 0,96 ein nahezu linearer Zusammenhang zwischen relativer
Luftfeuchte und mittlerer Druckfestigkeit hervor. Eine vergleichbare Linearität ist auch bei Betrachtung
des Elastizitätsmoduls im Bereich höherer relativer Luftfeuchte von φ ≥ 50 % zu erkennen. Bei
niedrigerer relativer Luftfeuchte steigt der experimentell ermittelte Elastizitätsmodul jedoch nicht weiter
an und weicht somit von einem idealisierten linearen Zusammenhang ab. Diese Abweichung lässt sich
auf die konkave Krümmung der Spannungs-Dehnungs-Linien von drucklos verdichteten
Lehmbaustoffen infolge der oben beschriebenen Kompaktierungsvorgänge zurückführen.
2.4 Lehmmauerwerk
2.4.1 Einführung
Die Probekörperherstellung erfolgte sowohl zur Untersuchung des Feuchteeinflusses als auch des
Temperatureinflusses analog. Die zu prüfenden Dreisteinkörper wurden unter Verwendung des für den
tragenden Einsatz zugelassenen Lehmsteins I in Verbindung mit dem bereits beschriebenen
Lehmmauermörtel gefertigt. Vor dem Vermauern wurden die Lehmsteine zunächst längsseitig halbiert.
In Anlehnung an herkömmlichen Normalmörtel gemäß DIN EN 1996-1-1/NA [56] beträgt die
planmäßige Lagerfugendicke zwischen den drei halbierten Lehmsteinen 12 mm. Um die Ebenheit der
Lasteinleitungsflächen zu gewährleisten, wurden die Probekörper an den Ober- und Unterseiten mit
Gipsschichten planparallel abgeglichen. Zur späteren Anbringung der Messtechnik wurden anschließend
Metallplättchen in die Mitte aller vier Außenflächen des oberen und unteren Lehmsteins geklebt. Die
Klebeflächen wurden hierfür zunächst mit einem Tiefengrund für sandige Oberflächen gefestigt. Die
Messung der vertikalen Verformungen während der Prüfung erfolgte durch je einen magnetisch
befestigten, induktiven Wegaufnehmer an den vier Außenseiten des Dreisteinkörpers. Die resultierende
Gesamtverformung wurde auf Basis des Mittelwerts der Messwerte aller vier Wegaufnehmer errechnet.
Die Druckfestigkeit der Dreisteinkörper wurde bei allen durchgeführten Prüfungen nach circa 15 – 19
Minuten erreicht. Ein exemplarischer Probekörper inklusive Messtechnik sowie eine vermaßte Skizze sind
in Abbildung 11 dargestellt.
Nachfolgend wird der Einfluss von Änderungen der relativen Luftfeuchte auf die Festigkeits- und
Verformungseigenschaften von Lehmmauerwerk analysiert. Zur Wahrung der Übersichtlichkeit werden
die experimentell ermittelten feuchteabhängigen Spannungs-Dehnungs-Beziehungen in Abbildung 12
nur für vier der sieben untersuchten relativen Luftfeuchten abgebildet. Aus Anlage 1 können alle
Spannungs-Dehnungs-Linien getrennt für die einzelnen Konditionierungsklimata entnommen werden.
Die resultierenden Mittelwerte der bezogenen Druckfestigkeit f/f50%, des bezogenen
Sekantenelastizitätsmoduls E0.33/E0.33,50% sowie der bezogenen Dehnung bei Erreichen der
Druckfestigkeit εf/εf,50% sind dahingegen bereits in Abbildung 13 für alle untersuchten relativen
Luftfeuchten aufgetragen. Die Fehlerindikatoren innerhalb dieser Darstellung kennzeichnen den Bereich
einer Standardabweichung ober- und unterhalb des Mittelwerts der jeweiligen Prüfserie. Bei Prüfserien
ohne erkennbaren Fehlerindikator beträgt die Standardabweichung der Prüfergebnisse weniger als 0,05.
Abbildung 12: Experimentell ermittelte Spannungs-Dehnungs-Beziehungen des Lehmmauerwerks bei variierender relativer
Luftfeuchte φ und einer konstanten Temperatur von θ = 23 °C
1,4
1,2
1,0
0,8
σ/f50%
0,6
0,4
0,2 φ = 20 % φ = 50 %
φ = 80 % φ = 95 %
0,0
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0
ε/εf,50%
Abbildung 13: Normierte Mittelwerte der Festigkeits- und Verformungseigenschaften des Lehmmauerwerks bei variierender
relativer Luftfeuchte φ und einer konstanten Temperatur von θ = 23 °C
1,6 1,6
1,4 1,4
E0.33/E0.33,50%
1,2 1,2
f/f50%
1,0 1,0
0,8 0,8
0,6 0,6 R² = 0,89
R² = 0,99 R² = 0,97 für φ ≥ 40%
0,4 0,4
0% 20% 40% 60% 80% 100% 0% 20% 40% 60% 80% 100%
Relative Luftfeuchte φ Relative Luftfeuchte φ
1,6
1,4
1,2
εf/εf,50%
1,0
0,8
0,6
0,4
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Relative Luftfeuchte φ
erkennen. Das Versagen der Dreisteinkörper charakterisierte sich in der Regel durch Rissbildung am
mittleren Lehmstein sowie durch Ausbrechen der Mörtelfugen. Nach Erreichen der Druckfestigkeit fallen
die Spannungs-Dehnungs-Beziehungen nur moderat ab, was von einer hohen Duktilität des
untersuchten Lehmmauerwerks zeugt. Darüber hinaus sei erwähnt, dass jeder Versuch manuell beendet
wurde und nie ein schlagartiges Versagen des Probekörpers eintrat.
Bei steigender relativer Luftfeuchte lässt sich analog zu den Untersuchungen an den Einzelkomponenten
des Lehmmauerwerks ein deutliches Abflachen der Spannungs-Dehnungs-Linien beobachten. Hieraus
geht eine Abminderung der Druckfestigkeit sowie des Elastizitätsmoduls hervor. Bei Reduktion der
relativen Luftfeuchte ist ein gegenläufiger Effekt in Form eines Anstiegs der genannten
Materialkennwerte festzustellen. Bei Betrachtung der Dehnung bei Erreichen der Druckfestigkeit lässt
sich ebenfalls ein leichter Anstieg mit zunehmender relativer Luftfeuchte verzeichnen. Die Auswirkung
des Feuchteeinflusses ist hierbei jedoch marginal und kann somit im Sinne einer effizienten
Materialmodellierung in guter Näherung vernachlässigt werden. Wie in Abbildung 13 ebenfalls zu
erkennen ist, besteht mit einem Bestimmtheitsmaß von R² = 0,99 ein nahezu idealer linearer
Zusammenhang zwischen der Druckfestigkeit und der vorherrschenden relativen Luftfeuchte. Eine
analoge Feuchteabhängigkeit ist ebenfalls bei der Betrachtung des Elastizitätsmoduls in einem erhöhten
Feuchtebereich von 40 % ≤ φ ≤ 95 % festzustellen.
Wie bereits im Rahmen der Untersuchungen des Lehmmauermörtels zu erkennen war, steigt der
experimentell ermittelte Elastizitätsmodul bei relativen Luftfeuchten von φ < 40 % jedoch weniger stark
an, als es ein linearer Ansatz der Feuchteabhängigkeit suggerieren würde. Diese Abweichung entsteht
durch eine leicht konkave Krümmung im Anfangsbereich der Spannungs-Dehnungs-Linien und kann auf
Kompaktierungsvorgänge innerhalb der Mörtelfugen zurückgeführt werden.
Abbildung 14: Experimentell ermittelte Spannungs-Dehnungs-Beziehungen des Lehmmauerwerks bei variierender Temperatur θ
und einer konstanten relativen Luftfeuchte von φ = 50 %
1,4
1,2
1,0
0,8
σ/f23°C
0,6
0,4
θ = 10 °C
0,2 θ = 23 °C
θ = 40 °C
0,0
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0
ε/εf,23°C
Abbildung 15: Normierte Mittelwerte der Festigkeits- und Verformungseigenschaften des Lehmmauerwerks bei variierender
Temperatur θ und einer konstanten relativen Luftfeuchte von φ = 50 %
1,6 1,6
1,4 1,4
E0.33/E0.33,23°C
1,2 1,2
f/f23°C
1,0 1,0
0,8 0,8
0,6 0,6
0,4 0,4
0 °C 10 °C 20 °C 30 °C 40 °C 50 °C 0 °C 10 °C 20 °C 30 °C 40 °C 50 °C
Temperatur θ Temperatur θ
1,6
1,4
1,2
εf/εf,23°C
1,0
0,8
0,6
0,4
0 °C 10 °C 20 °C 30 °C 40 °C 50 °C
Temperatur θ
Bei Gegenüberstellung der Arbeitslinien lassen sich keine über die üblichen Materialstreuungen
hinausgehenden Abweichungen zwischen den unterschiedlichen Konditionierungsklimata feststellen.
Sowohl im Verfestigungs- als auch im Entfestigungsbereich wird kein signifikanter Temperatureinfluss
ersichtlich. Dies bestätigt sich ebenfalls bei Betrachtung der in Abhängigkeit der Temperatur
dargestellten Festigkeits- und Verformungseigenschaften. Die Druckfestigkeit sowie der
Elastizitätsmodul steigen ausgehend von dem Referenzwert bei θ = 23 °C bei einer Temperatur von
θ = 10 °C nur geringfügig an, wohingegen bei einer Erhöhung der Temperatur auf θ = 40 °C keine
Veränderung der genannten Materialkennwerte festzustellen ist. Die experimentell ermittelten
Dehnungen bei Erreichen der Druckfestigkeit bleiben bei einer Absenkung der Temperatur auf θ = 10 °C
konstant, fallen jedoch bei hoher Temperatur von θ = 40 °C marginal ab. An dieser Stelle ist anzumerken,
dass die Streuungen der Dehnungen in der letztgenannten Prüfserie vergleichsweise hoch sind und die
dargestellte Reduktion der Dehnung bei Erreichen der Druckfestigkeit somit nur bedingt belastbar ist.
Aus den durchgeführten Tastversuchen kann bei konstanter relativer Luftfeuchte keine signifikante
Temperaturabhängigkeit der Festigkeits- und Verformungseigenschaften von Lehmmauerwerk
innerhalb des baupraktisch relevanten Temperaturbereichs abgeleitet werden. Diese Erkenntnis ist in
Einklang mit Ergebnissen von an Stampflehm durchgeführten Untersuchungen aus der Literatur [58]. Die
Temperaturunabhängigkeit der Materialeigenschaften unstabilisierter Lehmbaustoffe lässt sich dabei
durch zwei entgegengesetzte physikalische Effekte erklären. Einerseits erhöht sich die absolute
Luftfeuchte bei steigender Temperatur in Kombination mit gleichbleibender relativer Luftfeuchte, was
zunächst zu einer erhöhten äußeren Feuchteeinwirkung führt. Gleichzeitig wird jedoch der exotherme
Prozess der Feuchteadsorption innerhalb eines mineralischen Baustoffs durch eine gesteigerte
Bauteiltemperatur gehemmt. Wie bereits in [59–61] gezeigt werden konnte, heben sich diese
gegenläufigen Effekte bei Massiv- bzw. Lehmbaustoffen nahezu vollständig auf, weshalb eine
Temperaturänderung keine nennenswerten Auswirkungen auf die Materialfeuchte und somit auch nicht
auf die mechanischen Eigenschaften unstabilisierten Lehmmauerwerks hat. Demzufolge muss die
Umgebungs- bzw. Bauteiltemperatur nicht als zusätzlicher Einflussparameter bei der
Materialmodellierung und der daran anknüpfenden Traglastberechnung berücksichtigt werden.
2.5 Fazit
Basierend auf den Versuchsergebnissen aller im Rahmen des Projekts untersuchten Lehmbaustoffe kann
ein analytischer Zusammenhang zwischen der Druckfestigkeit bzw. dem Elastizitätsmodul und der
relativen Luftfeuchte φ nach Gl. (1) hergeleitet werden. Der sich daraus ergebende Modifikationsfaktor
kann dazu verwendet werden, die bei normativen Klimabedingungen von φ = 50 % und θ = 23 °C
ermittelte Druckfestigkeit bzw. Elastizitätsmodul für davon abweichende Materialfeuchten umzurechnen
und somit den Feuchteeinfluss auf die genannten Festigkeits- und Verformungseigenschaften zu
berücksichtigen.
f E [%]
1,5 (1)
f50% E50% 100
Um die Allgemeingültigkeit dieses Zusammenhangs zu überprüfen, wurde zusätzlich eine umfangreiche
Literaturdatenbank mit weiteren Versuchsergebnissen in Bezug auf die Feuchteabhängigkeit der
Abbildung 16: Lineare Approximation der bezogenen Druckfestigkeit f/f50% für unstabilisierte Lehmbaustoffe
1,6
1,4
1,2
1,0
El Fgaier et al. (2016)
Hansen & Hansen (2002)
f/f50%
mittlerer Variationskoeffizient von 9,1 %. Basierend auf diesen Werten ist somit nicht davon auszugehen,
dass die Zuverlässigkeit tragenden Lehmmauerwerks im Vergleich zu herkömmlichen
Mauerwerksbaustoffen durch produktionsbedingte Einflüsse beeinträchtigt wird.
Die Materialfeuchte des Lehmmauerwerks wird innerhalb des nachfolgenden Rechenmodells stets in
Form der äquivalenten relativen Luftfeuchte φ berücksichtigt. Dieser Parameter ist über die
materialspezifische Feuchtespeicherfunktion mit der volumen- oder massebezogenen Materialfeuchte
verknüpft und entspricht daher der Materialfeuchte, welche sich innerhalb eines Lehmbaustoffs einstellt,
wenn dieser innerhalb eines konstanten Umgebungsklimas mit einer relativen Luftfeuchte φ bis zum
Erreichen seiner Massekonstanz gelagert werden würde.
f k ²
f 1 k 2 für ult 1, 30
50% (2)
f 50% 0
für ult 1, 30
Mit:
(3)
f
ult
ult (4)
f
E0 E0
k f (5)
Ef f
Der Vorfaktor f/f50% beschreibt die feuchteabhängige lineare Skalierung der Spannungs-Dehnungs-
Beziehung in Richtung der Spannungsachse und kann für unterschiedliche Materialfeuchten
näherungsweise mit Hilfe von Gl. (1) ermittelt werden. Durch diese Modifizierung des Spannungsverlaufs
ist es möglich, die Arbeitslinie von Lehmmauerwerk für beliebige konstante Feuchteprofile zu
approximieren.
Abbildung 17: Verteilung des bezogenen Ursprungselastizitätsmoduls k von unstabilisiertem Lehmmauerwerk basierend auf
Literaturdaten
15
kmin = 1,46
kmax = 3,32 25%
kmittel = 2,21
Anzahl der Prüfergebnisse
n = 52
10 20%
15%
5 10%
5%
0 0%
1,4 1,7 2,0 2,3 2,6 2,9 3,2
k
Basierend auf dieser Auswertung kann der bezogene Ursprungselastizitätsmodul für unstabilisiertes
Lehmmauerwerk im Mittel mit k = 2,2 angenommen werden. Diese Annahme entspricht einem mittleren
Verhältnis aus Elastizitätsmodul zu charakteristischer Mauerwerksdruckfestigkeit von E/fk = KE = 440 in
Verbindung mit einer mittleren Dehnung bei Erreichen der Druckfestigkeit von εf = 5,5 ‰. Zudem kann
das duktile Entfestigungsverhalten von Lehmmauerwerk durch die Berücksichtigung einer bezogenen
maximalen Dehnung von ηult = 1,3 zutreffend abgebildet werden [26].
Zur Validierung des Werkstoffgesetzes gemäß Gl. (2) erfolgt in Abbildung 18 eine Gegenüberstellung
mit den in diesem Projekt experimentell ermittelten Spannungs-Dehnungs-Linien von Lehmmauerwerk
(vgl. Kapitel 2.4).
Abbildung 18: Vergleich der experimentell ermittelten Spannungs-Dehnungs-Beziehungen von Lehmmauerwerk (vgl. Kapitel 2.4)
mit dem feuchteabhängigen Werkstoffgesetz nach Gl. (2)
1,4
1,2
1,0
0,8
σ/f50%
0,6
0,4
φφ = 20 % ff/f50
/ f50% = 1,30
φ = 50 % ff/f50
/ f50% = 1,00
0,2 f / f50% = 0,70
φ = 80 % f/f50
φ = 95 % f / f50% = 0,55
f/f50
0,0
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6
η
Die Gegenüberstellung mit den Versuchsergebnissen aus Kapitel 2.4 zeigt, dass die Nichtlinearität der
experimentell ermittelten Arbeitslinien durch das vorgeschlagene Werkstoffgesetz in allen
Feuchtebereichen zutreffend abgebildet werden kann. Wie bereits aus Abbildung 16 hervor geht, wird
die Mauerwerksdruckfestigkeit der untersuchten Stein-Mörtel-Kombination im Fall niedriger relativer
Luftfeuchten durch die Näherungsgleichung der Feuchteabhängigkeit leicht überschätzt. Folglich liegt
die Approximation der Spannungs-Dehnungs-Beziehung bei φ = 20 % für diese individuelle Stein-
Mörtel-Kombination ebenfalls geringfügig oberhalb der experimentell ermittelten Arbeitslinien. Da im
Referenzklima von φ = 50 % keine Skalierung der Spannungsachse erforderlich ist, werden die
zugehörigen Versuchsergebnisse durch das vorgeschlagene Materialgesetz adäquat angenähert. Bei
erhöhten relativen Luftfeuchten von φ > 50 % wird die Druckfestigkeit des untersuchten
Lehmmauerwerks von der linearen Annäherung der Feuchteabhängigkeit leicht unterschätzt (vgl.
Abbildung 16), weshalb die approximierten Arbeitslinien für diesen Feuchtebereich einen etwas
flacheren Verlauf als die betrachteten experimentellen Ergebnisse aufweisen.
3.3.1 Einführung
Das gewählte Vorgehen sieht daher zunächst die Ermittlung der Querschnitts- bzw. Systemtragfähigkeit
mit Hilfe eines wirklichkeitsnahen Traglastmodells für überwiegend druckbeanspruchte
Mauerwerkswände vor. Hierbei erfolgt noch kein Einbezug der tatsächlich vorherrschenden
Materialfeuchte, sondern es wird in Anlehnung an das gängige Referenzkonditionierungsklima für
Lehmbaustoffe eine Materialfeuchte von φ = 50 % unterstellt. Zur anschließenden Berücksichtigung
abweichender Materialfeuchten erfolgt eine Modifizierung des Ausgangswerts der Querschnitts- oder
Systemtragfähigkeit mit Hilfe des in Kapitel 2.5 dargestellten Zusammenhangs zwischen der
Materialfeuchte und den Festigkeits- und Verformungseigenschaften von Lehmmauerwerk. Dieser
Anpassungsfaktor berücksichtigt die feuchtebedingte Skalierung der Spannungsverteilung und
ermöglicht somit den expliziten Einbezug des Feuchteeinflusses auf die Tragfähigkeit einer
Lehmmauerwerkswand.
Als Basis des Berechnungsverfahrens wird zunächst ein Traglastmodell benötigt, welches die
Querschnitts- und Systemtragfähigkeit druckbeanspruchter Lehmmauerwerkswände unter
Berücksichtigung der zum Referenzkonditionierungsklima gehörenden Materialeigenschaften
zutreffend ermitteln kann. Prinzipiell können hierfür alle wissenschaftlichen oder normativen
Traglastmodelle verwendet werden, welche valide Ergebnisse für druckbeanspruchte Mauerwerkswände
liefern. Im Sinne einer möglichst präzisen Berechnung des Ausgangswerts der Wandtragfähigkeit wird
im Rahmen dieses Forschungsvorhabens das Approximationsverfahren nach Glock [63] herangezogen,
welches es erlaubt, die Materialeigenschaften von Lehmmauerwerk detailliert in die Traglastermittlung
einzubeziehen. Der Ausgangswert der Querschnittstragfähigkeit ΦI lässt sich auf dieser Grundlage mit
Hilfe der bezogenen Lastexzentrizität e/t und des Plastizitätsfaktors V nach Gl. (6) berechnen. Letzterer
berücksichtigt den bezogenen Ursprungsmodul k sowie die bezogene maximale Dehnung ηult der
zugrunde liegenden Materialmodellierung.
e
I V 1 2 (6)
t
Mit:
V 1
exp 6 ult k 1 1 e
t 1 (7)
k 2
ult k 1 1 1
2
k
Weiterhin lässt sich der Ausgangswert der Systemtragfähigkeit ΦII nach Glock [63] unter Einbezug
physikalischer und geometrischer Nichtlinearitäten sowie unter Berücksichtigung des wirklichkeitsnahen
Krümmungsverlaufs folgendermaßen ermitteln:
Der Basiswert des Traglastfaktors ФII,cr beschreibt hierbei die bezogene Systemtragfähigkeit eines
vollständig gerissenen Querschnitts unter Vernachlässigung der Biegezugfestigkeit (ft/f = 0) und ohne
Berücksichtigung des Entfestigungsbereichs der Arbeitslinie im Druckbereich (ηult = 1). Die bezogene
Lastexzentrizität eI/t beschreibt dabei die anfängliche Lastexzentrizität nach Theorie I. Ordnung. Die
Berechnung von ФII,cr erfolgt durch Gl. (9):
I,0
II,cr 3,1
(9)
hef k 0,3
f
0, 3 t 1
e
1 2 I
t
Die Bezugsquerschnittstragfähigkeit ФI,0 ergibt sich bei Ansatz von ηult = 1 gemäß Gl. (6) und (7) zu:
exp 6 k 2 I 1
e
eI t eI
I,0 Vult 1 1 2 1 1 2 (10)
k 1
2
t t
Der erste Anpassungsfaktor χ1 aus Gl. (8) adjustiert die resultierende Systemtragfähigkeit bei kleinen
Lastexzentrizitäten unter Berücksichtigung des Einflusses eines nicht oder nur teilweise gerissenen
Querschnitts.
hef
min 1 1 2 t f min 1 1
1 tanh 2 (11)
2 1 2 eI 2
t
Mit:
3 k (k 2)
min 1 1 (12)
4 eI
k (k 2) exp 6 (k 2)
t
Mit Hilfe des zweiten Anpassungsfaktors χ2 aus Gl. (8) lässt sich der Entfestigungsbereich der zugrunde
liegenden Arbeitslinie in die Berechnung einbeziehen. Hierdurch lässt sich die Systemtragfähigkeit im
Bereich des Materialversagens, also im Fall gedrungener Mauerwerkswände, deutlich steigern. Da die
Querschnittstragfähigkeit bei hohen Wandschlankheiten infolge des maßgebenden Stabilitätsversagens
nicht vollständig ausgeschöpft wird, hat die Berücksichtigung des Entfestigungsbereichs in diesem Fall
keinerlei Auswirkungen auf die resultierende Systemtragfähigkeit.
hef
2
f
2 (max 2 1) exp 2 t 1 (13)
1 2 eI
t
Mit:
e
exp 6 ( ult (k 1) 1) I 1
1 t
k2
Vult ( ult ( k 1) 1) 2 1
k 4
1 max 2 (14)
Vult 1 e 3
exp 6 (k 2) I 1
t
1
( k 1) 2
Die geringe Biegezugfestigkeit von Mauerwerk senkrecht zur Lagerfuge erhöht die resultierende
Querschnittstragfähigkeit nur marginal und kann demzufolge bei kleinen und mittleren
Wandschlankheiten in guter Näherung vernachlässigt werden. Im Fall von Stabilitätsversagen vergrößert
ein Ansatz der Biegezugfestigkeit senkrecht zur Lagerfuge jedoch den ungerissenen Bereich des
Wandquerschnitts, was eine Erhöhung der effektiven Biegesteifigkeit zur Folge hat und somit die
Querverformungen und damit auch die Zusatzbeanspruchungen nach Theorie II. Ordnung verringert.
Um diesen Einfluss zu berücksichtigen, stellt ФII,sb für hohe Wandschlankheiten in Kombination mit
Lastexzentrizitäten von eI/t ≥ 0,20 einen unteren Grenzwert der bezogenen Systemtragfähigkeit dar:
1 ft k k k 1
II,sb 1 1
2 f 50 3 50 hef 2
f
t (15)
2
2 2
e e 3 f / f h f t / f hef
1 6 1 6
I I t
f 6
ef
f
t t 2 k t k t
Hierbei liegt der Berechnung ein linearer Verlauf der Zugspannungs-Dehnungs-Beziehung mit sprödem
Entfestigungsverhalten zugrunde. Um einen stetigen Übergang zwischen Druck- und Zugbereich der
bezogenen Arbeitslinie zu gewährleisten, wird der Zugelastizitätsmodul innerhalb des Modells
vereinfachend identisch zum Ursprungselastizitätsmodul unter Druckbeanspruchung angenommen.
[%]
NR,φ f I,II A f50% 1,5 I,II A f50% (16)
f50% 100
Der feuchteabhängige Anpassungsfaktor f/f50% modifiziert dabei die bei einer relativen Luftfeuchte von
φ = 50% ermittelte Mauerwerksdruckfestigkeit und ermöglicht somit die explizite Berücksichtigung des
Feuchteeinflusses auf die resultierende Tragfähigkeit des Lehmmauerwerks.
Da die Druckfestigkeit und der Elastizitätsmodul eine annähernd identische Abhängigkeit von der
Materialfeuchte aufweisen, kann das Verhältnis dieser beiden Kennwerte als feuchteunabhängig
betrachtet werden (E/f(φ) ≈ const.). In Verbindung mit der gleichzeitigen Feuchteunabhängigkeit der
Dehnungsachse der Spannungs-Dehnungs-Verteilung (ε(φ) ≈ const.) ergibt sich gemäß Gl. (5) ebenfalls
eine Feuchteunabhängigkeit des bezogenen Ursprungmoduls k. Daraus resultiert, dass die
Nichtlinearität der Arbeitslinie von Lehmmauerwerk nicht von Änderungen der Materialfeuchte
beeinflusst wird. Es lässt sich somit schlussfolgern, dass die Berechnung der Tragfähigkeit gemäß Gl. (7)
bei Annahme einer konstanten Verteilung der Materialfeuchte innerhalb des Wandquerschnitts sowohl
zur Ermittlung der Querschnittstragfähigkeit als auch zur Ermittlung der Systemtragfähigkeit von
Lehmmauerwerkswänden angewendet werden kann.
Abbildung 19: Bezogene Querschnittstragfähigkeit von Lehmmauerwerk für verschiedene Materialfeuchten φ in Abhängigkeit
der bezogenen Lastexzentrizität e/t
1,60
k = 2,2
1,40 ηult = 1,3
1,20
ΦI,φ = NR,I,φ/(Α∙f50%)
1,00
0,80
0,60
0,40
0,20
0,00
0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40 0,45 0,50
e/t
Bei Betrachtung der Querschnittstragfähigkeit ist ein maßgeblicher Feuchteeinfluss infolge der durch
Änderungen der Materialfeuchte hervorgerufenen linearen Skalierung der Spannungsverteilung
ersichtlich. Die zu beobachtende Steigungsänderung des Verlaufs der Querschnittstragfähigkeit im
Bereich niedriger Lastexzentrizitäten wird dahingegen nicht durch den Feuchteinfluss bedingt, sondern
ergibt sich aus dem Übergang vom ungerissenen hin zu einem gerissenen Wandquerschnitt bei
steigender Lastexzentrizität.
Weiterhin wird in Abbildung 20 der Feuchteeinfluss auf die Systemtragfähigkeit exemplarisch illustriert.
Hierfür wurde die Wandtragfähigkeit für verschiedene Materialfeuchten φ sowie unterschiedliche
bezogene Lastexzentrizitäten eI/t in Abhängigkeit der Wandschlankheit hef/t berechnet und innerhalb
eines Diagramms dargestellt.
Abbildung 20: Bezogene Systemtragfähigkeit von Lehmmauerwerk für verschiedene Materialfeuchten φ sowie unterschiedliche
bezogene Lastexzentrizitäten eI/t in Abhängigkeit der Wandschlankheit hef/t
1,3
1,2 k = 2,2 φ = 25 %
1,1 ηult = 1,3 φ = 50 %
1,0 ft/f = 0 φ = 75 %
ΦII,φ = NR,ΙΙ,φ/(A∙f50%)
Der Traglastvergleich zeigt, dass eine Änderung der Materialfeuchte ebenfalls einen erheblichen Einfluss
auf die resultierende Systemtragfähigkeit von Lehmmauerwerk ausübt. Dabei ist die absolute Änderung
Im Zuge der nachfolgenden Ausführungen werden eingangs die zugrunde liegenden allgemeinen
Simulationsrandbedingungen, die verwendeten Materialmodelle sowie die Klimarandbedingungen
dargelegt. Daraufhin wird die Materialfeuchte für repräsentative Anwendungsfälle von Lehmmauerwerk
über den Jahresverlauf ermittelt und analysiert.
Die Simulationsdurchführung orientiert sich hierbei an den Vorgaben des WTA Merkblatt 6-1 [64], des
WTA Merkblatt 6-2 [65] sowie der DIN EN 15026 [66]. Für die instationären hygrothermischen Analysen
wird das Programm DELPHIN (Version 6.1.2) verwendet, welches vom Institut für Bauklimatik der
Technischen Universität Dresden entwickelt wurde und die numerische Simulation gekoppelter Wärme-,
Feuchte- und Stofftransporte in kapillarporösen Baustoffen erlaubt.
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die nachfolgenden Analysen grundsätzlich auf üblichen
Feuchtespeicher- und Feuchtetransportmechanismen mineralischer Baustoffe beruhen. Untersuchungen
aus der Literatur deuten darauf hin, dass sich diese Gesetzmäßigkeiten sowie die damit verbundenen
modelltechnischen Vereinfachungen näherungsweise auf unstabilisierte Lehmbaustoffe übertragen
lassen [44].
auf der sicheren Seite. Weiterhin wurde gemäß WTA Merkblatt 6-2 [65] davon ausgegangen, dass etwa
30 % des einwirkenden Schlagregens beim Auftreffen auf die Bauteiloberfläche abtropft und nicht vom
Oberflächenmaterial aufgenommen werden kann.
Parameter Wert
Die im Zuge der numerischen Simulation notwendige Diskretisierung des untersuchten Wandaufbaus
wurde dynamisch mit Netzelementbreiten in einem Bereich von bn = 1 mm – 50 mm durchgeführt. Um
die Feuchteänderungen an den Bauteilrändern sowie den einzelnen Schichtgrenzen präzise erfassen zu
können, erfolgte eine Netzverdichtung in den genannten Bereichen. Zur effizienteren Berechnung wurde
der Verdichtungsgrad in Richtung der jeweiligen Schichtmitten sukzessive verringert.
4.3 Materialmodellierung
Vorbereitend zur Erstellung eines geeigneten Materialmodells wurden maßgebende bauphysikalische
Eingangsparameter zur numerischen Modellbildung von Lehmmauerwerk definiert. Da der Fokus der
durchzuführenden hygrothermischen Analysen auf der Ermittlung praxisrelevanter Materialfeuchten
sowie deren statistischen Streuungen liegt, sind insbesondere die Feuchtetransport- und
Feuchtespeichereigenschaften der untersuchten Lehmbaustoffe von Relevanz. Hierzu gehören
insbesondere die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl μ, der Wasseraufnahmekoeffizient Ww und die
Feuchtespeicherfunktion u(φ). Um auch das Wärmetransport- und Wärmespeicherverhalten im Rahmen
der Simulation zutreffend abbilden zu können, sind darüber hinaus Parameter wie die
Wärmeleitfähigkeit λ0, die spezifische Wärmekapazität c sowie die Porosität n bzw. die Rohdichte ρ
entscheidend.
Die zur Materialmodellierung erforderlichen Kennwerte wurden in Zusammenarbeit mit dem Institut für
Bauklimatik der Technischen Universität Dresden für die im Rahmen dieses Forschungsprojekts
untersuchten und in Kapitel 2 beschriebenen Lehmbaustoffe (Lehmstein I, Lehmstein II und
Lehmmauermörtel) ermittelt und zur numerischen Modellierung in zugehörige Materialdateien
überführt. Die experimentelle Ermittlung der erforderlichen Kennwerte sowie die Kalibrierung und
Validierung der entsprechenden Materialmodelle mittels Wasseraufnahme- und
Verdunstungsversuchen wurden im Rahmen eines Gutachtens dokumentiert (siehe Anlage 2 - Gutachten
zu den hygrothermischen Materialeigenschaften der untersuchten Lehmbaustoffe des Instituts für
Bauklimatik der TU Dresden). In Tabelle 4 sind die ermittelten hygrothermischen Materialparameter der
untersuchten Lehmbaustoffe zusammengefasst.
Hygrothermische Materialparameter
Lehmstein I Lehmstein II Lehmmörtel
Bezeichnung Symbol Einheit
Porosität n m³/m³ 0,36 0,32 0,31
Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl μ - 14,2 14,9 16,5
Wasseraufnahmekoeffizient Ww kg/(m²∙h0,5) 12,2 4,3 4,8
Rohdichte ρ g/cm³ 1,70 1,80 1,83
Spezifische Wärmespeicherkapazität c J/(kg∙K) 834 869 801
Wärmeleitfähigkeit (trocken) λ0 W/(m∙K) 0,88 0,86 1,26
Innerhalb des Diagramms wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit auf eine Unterscheidung der
einzelnen Literaturquellen verzichtet.
Abbildung 21: Gegenüberstellung der experimentell ermittelten Feuchtespeicherfunktionen von Lehmstein I, Lehmstein II und
Lehmmörtel mit Feuchtespeicherfunktionen unstabilisierter Lehmbaustoffe aus der Literatur
12 %
Lehmstein I
Lehmstein II
10 % Lehmmörtel
Materialfeuchte u [kg/kg]
Literaturdatenbank
8%
6%
4%
2%
0%
0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %
Relative Luftfeuchte φ
Es ist zu erkennen, dass sich die Messwerte von Lehmstein I und Lehmstein II durchgehend innerhalb
des gestrichelt dargestellten üblichen Wertekorridors für unstabilisierte Lehmbaustoffe befinden. Die
Feuchtespeicherfunktion des Lehmmauermörtels verläuft dagegen deutlich flacher als die der
Lehmsteine und liegt daher im Bereich hoher relativer Luftfeuchten nicht mehr innerhalb des üblichen
Wertekorridors der Literaturdatenbank.
Tabelle 5: Vergleich der experimentell ermittelten hygrothermischen Materialeigenschaften von Lehmstein I mit Literaturdaten
Durch die tabellarische Gegenüberstellung lässt sich bestätigen, dass sich die experimentell ermittelten,
hygrothermischen Materialparameter von Lehmstein I innerhalb der üblichen Wertebereiche für
unstabilisierte Lehmbaustoffe bewegen. Der Wasseraufnahmekoeffizient von Lehmstein I liegt zwar im
oberen Bereich der Literaturwerte, auf Grund der großen Streubreite dieses Materialparameters in
Verbindung mit der zugehörigen komplizierten experimentellen Versuchsdurchführung kann der
Messwert von Lehmstein I für die nachfolgenden Simulationen dennoch als geeigneter Eingangswert
angesehen werden. Weiterhin sei angemerkt, dass ein größerer Wasseraufnahmekoeffizient zu einer
schnelleren Durchfeuchtung des Lehmmauerwerks bei Kontakt mit Flüssigwasser führt, weshalb die
Annahme eines Wertes im oberen Wertebereich hinsichtlich des Befeuchtungsverhaltens auf der
sicheren Seite liegt.
Basierend auf den durchgeführten Untersuchungen kann festgehalten werden, dass das generierte
Materialmodell von Lehmstein I für die Verwendung in den nachfolgenden Simulationen geeignet ist
und das mittlere Materialverhalten unstabilisierter Lehmbaustoffe zutreffend abbildet. Die zur
Durchführung der hygrothermischen Simulationen zusätzlich verwendeten Materialmodelle für Putze
und Dämmstoffe wurden der programminternen Materialbibliothek von DELPHIN entnommen.
4.4 Klimarandbedingungen
Für die Beurteilung der Bauteilfeuchte von Außenwänden sollte die Schlagregenbeanspruchung im
Rahmen der hygrothermischen Simulationen zutreffend abgebildet werden. Die einwirkende
Schlagregenmenge wird dabei wesentlich von Faktoren wie der Normalregenmenge, der
Windgeschwindigkeit und -richtung sowie der Wandausrichtung beeinflusst. Um diese
Einflussparameter adäquat berücksichtigen zu können, wurden innerhalb der instationären Analysen
hygrothermische Referenzjahre (HRY) [70] verwendet, welche speziell für feuchtetechnische Beurteilung
von Bauteilen mittels numerischer Simulationen entwickelt wurden. Sie setzen sich aus stündlichen
Klimadaten zusammen und unterteilen Deutschland in 11 verschiedene Klimazonen. Jedes
hygrothermische Referenzjahr besteht dabei aus 12 repräsentativen mittleren Monaten, welche aus
Klimaaufzeichnungen der Jahre 2003 bis 2010 abgeleitet wurden. Die jährliche Schlagregenmenge RS
kann dabei gemäß DIN EN ISO 15927-3 [71] aus den Klimadaten der hygrothermischen Referenzjahre
berechnet werden und bezieht sich auf einen Quadratmeter Wandfläche einer senkrechten Wand in
einer Referenzhöhe von 10 m über der Geländeoberkante. Auf eine Lageanpassung der
hygrothermischen Referenzjahre mit Hilfe des Lokalklimagenerators wurde im Rahmen der
Simulationsdurchführung verzichtet.
Im Zuge der nachfolgend dargestellten Untersuchungen wurde bei der Betrachtung von Außenbauteilen
mit außenliegender Wärmedämmung das hygrothermische Referenzjahr des Standorts Stötten
angesetzt. Dieser Klimadatensatz liegt gemäß DIN 4108-3 [72] innerhalb der
Schlagregenbeanspruchungsgruppe III und stellt somit im Fall einer westwärts ausgerichteten
Außenwand eine für Deutschland hohe Schlagregenbeanspruchung mit einer jährlichen
Schlagregenmenge von RS = 1060 mm/a dar. Um im Fall einer Außenwand mit kapillaraktiver
Außendämmung den Einfluss unterschiedlicher Schlagregenbeanspruchungen auf die resultierende
Materialfeuchte abbilden zu können, wurde dieser Wandaufbau zusätzlich zu einer hohen
Schlagregenbeanspruchung auch für eine geringe Schlagregenbeanspruchung am Standort Kassel mit
einer jährlichen Schlagregenmenge von RS = 190 mm/a untersucht.
Weil tragende Lehmmauerwerkswände mit innenliegender Wärmedämmung gemäß DIN 18945 [54]
standardmäßig nur mit Lehmsteinen der Anwendungsklasse Ia oder Ib in der
Schlagregenbeanspruchungsgruppe I ausgeführt werden dürfen, erfolgte die hygrothermische Analyse
dieses Wandaufbaus unter Ansatz des Klimadatensatzes des Standorts Potsdam (RS = 391,5 mm/a).
Eingangs wurde zwischen Innen- und Außenwänden unterschieden. Dabei erfolgten im Fall einer
Außenwand sowohl Untersuchungen für eine außenliegende als auch für eine innenliegende
Wärmedämmung. Außenwände mit außenliegender Wärmedämmung wurden zudem nochmals
hinsichtlich der Feuchteschutzwirkung des verwendeten Wärmedämmverbundsystems (WDVS)
unterschieden. Hierbei erfolgten einerseits Analysen für kapillaraktive Wärmedämmverbundsysteme,
welche eine ausgeprägtere Flüssigwasserleitfähigkeit aufweisen (z. B. bei Verwendung einer Holzfaser-
oder Mineralschaumdämmung in Verbindung mit einem Kalkzementputz). Andererseits wurden
Außenwände mit kapillarinaktiven Wärmedämmverbundsystemen untersucht, welche den
Flüssigwassertransport zum tragenden Lehmmauerwerk auf Grund des Einsatzes von
wasserundurchlässigen Wärmedämmmaterialien (z. B. Polystyrol) oder wasserabweisenden
Außenputzen gemäß DIN 4108-3 [72] nahezu vollständig vermeiden. Für den Fall eines außenliegenden
kapillaraktiven Wärmedämmverbundsystems wurden im Rahmen der Simulationen sowohl eine hohe
als auch eine niedrige Schlagregenbeanspruchung untersucht.
In Abbildung 22 sind die untersuchten Anwendungsfälle sowie die zugehörigen Wandaufbauten in Form
eines Flussdiagramms sowie einer ergänzenden tabellarischen Beschreibung nochmals dargestellt.
Zudem ist der Wandaufbau des Anwendungsfalls 1 in Abbildung 23 exemplarisch skizziert.
Abbildung 22: Nummerierung und Aufbau der untersuchten Anwendungsfälle von Lehmmauerwerkswänden
Lehmmauerwerkswand
Außenwand Innenwand
5
Innendämmung Außendämmung
4
Niedrige Hohe
Schlagregenbeanspruchung Schlagregenbeanspruchung
1 2
1 Lehmputz d = 0,01 m
2 Lehmstein I t = 0,24 m
3 Holzfaserdämmplatte d = 0,15 m
4 Kalkzementputz d = 0,02 m
4.6 Simulationsergebnisse
Für die in Kapitel 4.5 definierten Anwendungsfälle wurde die Materialfeuchte innerhalb des
Lehmmauerwerks mit Hilfe instationärer hygrothermischer Simulationen ermittelt und in Abbildung 24
gegenübergestellt. Dabei ist zu beachten, dass sich die dargestellte Materialfeuchte nicht auf den
gesamten Wandaufbau sondern ausschließlich auf die tragende Lehmmauerwerksschicht bezieht.
Abbildung 24: Materialfeuchte des Lehmmauerwerks über den Jahresverlauf für verschiedene Anwendungsfälle
100 %
90 %
80 %
70 %
Relative Luftfeuchte φ
60 %
50 %
40 %
30 % 1 - Kapillaraktives WDVS mit niedriger Schlagregenbeanspruchung
2 - Kapillaraktives WDVS mit hoher Schlagregenbeanspruchung
20 % 3 - Kapillarinaktives WDVS
10 % 4 - Innendämmung
5 - Innenwand
0%
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Monat
Die Gegenüberstellung der Feuchteverläufe zeigt, dass im Fall einer Außenwand mit außenliegendem,
kapillaraktivem Wärmedämmverbundsystem oder einer Außenwand mit Innendämmung die höchsten
Materialfeuchten erreicht werden. Die dort auftretenden erhöhten Feuchtegehalte sind durch
wiederkehrende Schlagregenereignisse ohne ausreichende Trocknungsperioden in Verbindung mit der
vergleichsweise geringen Regenschutzwirkung der äußeren Bauteilschichten zu erklären. Im Fall der
innenliegenden Wärmedämmung findet in den Sommermonaten jedoch eine Trocknung des
Lehmmauerwerks statt, wodurch sich die resultierende Materialfeuchte verringert. Der untersuchte
Wandaufbau mit außenliegender kapillaraktiver Wärmedämmung (Anwendungsfall 2) erfährt durch die
angesetzte hohe Schlagregenbeanspruchung keine signifikante Trocknung, weshalb die Materialfeuchte
über den Jahresverlauf nahezu konstant verläuft.
Weiterhin lässt sich feststellen, dass die vorherrschende Schlagregenintensität im Fall eines
außenliegenden kapillaraktiven Wärmedämmverbundsystems einen signifikanten Einfluss auf die zu
erwartende Materialfeuchte hat. Im betrachteten Anwendungsfall wird bei niedriger
Schlagregenbeanspruchung eine maximale Materialfeuchte von φ = 65 % erreicht, wohingegen bei
hoher Schlagregenbeanspruchung bereits ein Maximalwert im oberen hygroskopischen Feuchtebereich
von φ = 90 % zu verzeichnen ist. Das Auftreten von überhygroskopischen Materialfeuchten (φ ≥ 95 %)
ist jedoch nicht zu erwarten, da hierfür überproportional viel Feuchtigkeit in das Lehmmauerwerk
eingetragen werden müsste und dies eine erhebliche Durchfeuchtung des außenliegenden
Wärmedämmverbundsystems zur Folge hätte. Dieser Fall ist daher bereits aus bauphysikalischer Sicht
durch geeignete Feuchteschutzmaßnahmen auszuschließen.
Da der Schlagregenschutz bei einer Lehmmauerwerkswand mit Innendämmung allein durch den
mineralischen Außenputz sichergestellt wird und die Möglichkeit zur Feuchteabgabe in den Innenraum
durch die Innendämmung zusätzlich eingeschränkt ist, sind bei diesem Wandaufbau größere maximale
Feuchtegehalte als bei einer kapillaraktiven Außendämmung zu verzeichnen. Bereits bei der angesetzten
geringen Schlagregenbeanspruchung werden in den Wintermonaten überhygroskopische
Materialfeuchten von bis zu φ = 97 % innerhalb des Lehmmauerwerks ermittelt. In der sommerlichen
Trocknungsperiode reduziert sich der Feuchtegehalt auf ein Feuchteniveau von ungefähr φ = 80 %. Die
Ergebnisse bestätigen, dass eine Lehmmauerwerkswand mit Innendämmung bei mittlerer oder hoher
Schlagregenbeanspruchung auf Grund der dabei zu erwartenden dauerhaft erhöhten Materialfeuchten
nicht empfehlenswert ist.
Bei einer Außenwand mit kapillarinaktivem Wärmedämmverbundsystem sowie im Fall einer Innenwand
treten durch die geringe Feuchteeinwirkung nur geringere Materialfeuchten zwischen φ = 40 % - 60 %
auf. Zudem verläuft die Materialfeuchte über den Jahresverlauf qualitativ konträr zu den bisher
beschriebenen Anwendungsfällen. Da sowohl die Innenwand als auch die Außenwand mit
kapillarinaktivem Wärmedämmverbundsystem nahezu unbeeinflusst von den äußeren
Klimabedingungen sind, ist die Materialfeuchte in diesen Anwendungsfällen maßgeblich vom
vorherrschenden Innenraumklima abhängig. Da die relative Innenraumluftfeuchte gemäß der
Klimamodelle des WTA Merkblatt 6-2 [65] mit zunehmender Außentemperatur ansteigt, treten daher in
den Wintermonaten die niedrigsten und in den Sommermonaten die höchsten Feuchtegehalte innerhalb
des Lehmmauerwerks auf. Die Maximalwerte liegen dabei sowohl bei der Außenwand mit
kapillarinaktivem Wärmedämmverbundsystem als auch im Fall der Innenwand bei knapp 60 %.
Des Weiteren ist festzuhalten, dass die ermittelten Materialfeuchten in Abhängigkeit des betrachteten
Anwendungsfalls über den Jahresverlauf unterschiedlich stark schwanken. Diese zeitliche Streuung der
Materialfeuchte ist im Zuge der Zuverlässigkeitsanalyse in Form einer individuellen Basisvariable zu
berücksichtigen. Detaillierte Erläuterungen zur wahrscheinlichkeitstheoretischen Modellierung der
Materialfeuchte können Kapitel 5.2 entnommen werden.
5 Zuverlässigkeitsanalyse
5.1 Vorgehensweise
Innerhalb dieses Kapitels wird die Analyse der Zuverlässigkeit druckbeanspruchter
Lehmmauerwerkswände für unterschiedliche Parameterkombinationen dargestellt. Hierzu wurde die
Versagenswahrscheinlichkeit von Lehmmauerwerkswänden sowie deren Zuverlässigkeitsindex mittels
Monte-Carlo-Simulationen ermittelt. Die Simulationsparameter wurden hierzu in variable,
deterministische und streuende Einflussgrößen unterschieden (vgl. Tabelle 6). Das Vorgehen sah dabei
zunächst die Wahl der variablen Simulationsparameter vor. Hierbei wurden die lichte Deckenspannweite
lf, die Wandschlankheit hef/t sowie der vorliegende Anwendungsfall und somit die zu erwartende
Materialfeuchte der Lehmmauerwerkswand in praxisrelevanten Bereichen variiert. Für die gewählten
variablen Simulationsparameter wurde anschließend der Bemessungswert der aufnehmbaren
Normalkraft NRd auf Basis des semiprobabilistischen Nachweisverfahrens für tragende
Lehmmauerwerkswände gemäß DIN 18940 [13] berechnet. Unter der Annahme einer vollständig
ausgenutzten Wand (NEd = NRd) konnten für die festgelegte Parameterkombination die Mittelwerte der
zugehörigen ständig einwirkenden Normalkraft μNG sowie der veränderlichen einwirkenden Normalkraft
μNQ ermittelt werden. Hierzu wurde das Verhältnis aus dem charakteristischen Wert der ständigen und
veränderlichen Normalkraft auf NGk/NQk = 2 festgelegt [81]. Anschließend wurden die Zufallszahlen der
streuenden Basisvariablen entsprechend ihrer Verteilungsfunktionen erzeugt. Die
wahrscheinlichkeitstheoretische Modellierung der zugrunde liegenden Basisvariablen ist in Kapitel 5.2
detailliert erläutert. Unter Ansatz der erzeugten Zufallszahlen konnte die Wandtragfähigkeit NR mit Hilfe
des wirklichkeitsnahen Berechnungsverfahrens gemäß Kapitel 3.3 ermittelt werden. Im Anschluss wurde
unter Einbezug der jeweiligen Modellunsicherheiten θ überprüft, ob das System für die erzeugten
Zufallszahlen tragfähig ist. Ist das System nicht tragfähig, wurde die Anzahl der Versagensfälle nfail um
einen Zähler erhöht. Daraufhin wurden neue Zufallszahlen der Basisvariablen erzeugt und die
Versagensanalyse für die eingangs festgelegte Kombination der variablen Simulationsparameter
wiederholt. Um eine hinreichende Genauigkeit der Versagenswahrscheinlichkeit zu erhalten, wurde der
Simulationsumfang auf n = 2 ∙ 107 festgelegt. Nach Durchführung von n = 2 ∙ 107 Versagensanalysen
konnte die Versagenswahrscheinlichkeit Pf gemäß Gl. (17) aus der Anzahl der Versagensfälle nfail sowie
dem Simulationsumfang n ermittelt werden.
nfail
Pf (17)
n
Gemäß DIN EN 1990 [76] wird die Zuverlässigkeit eines Bauteils mit Hilfe des Zuverlässigkeitsindexes β
beurteilt. Dieser berechnet sich folgendermaßen:
Φ1(1 Pf ) (18)
Der normative Zielzuverlässigkeitsindex beträgt für einen Bezugszeitraum von 50 Jahren sowie die
Annahme einer mittleren Zuverlässigkeits- bzw. Schadensfolgeklasse β = 3,8.
Nach Ermittlung des Zuverlässigkeitsindexes für die anfänglich gewählte Parameterkombination wurden
neue Simulationsparameter gewählt und die Monte-Carlo-Simulation erneut durchgeführt.
Simulationsanzahl n = 20.000.000
Berücksichtigung der Modellunsicherheiten θ auf der
Einwirkungs- und Widerstandsseite
Ja Nein
Simulationsanzahl n erreicht
5.2 Simulationsparameter
Bei der Festlegung der Simulationsparameter wurde zwischen deterministischen, variablen und
streuenden Eingangsgrößen unterschieden. Die deterministisch festgelegten Simulationsparameter sind
bei jeder Durchführung der Monte-Carlo-Simulationen unverändert und ohne Berücksichtigung
möglicher Streuungen in die Berechnungen eingeflossen. Bei den variablen Simulationsparametern
handelte es sich um Eingangsgrößen, welche im Zuge einer Sensitivitätsstudie in einem praxisrelevanten
Wertebereich variiert wurden, um den Einfluss wesentlicher Bemessungsparameter wie beispielsweise
der Wandschlankheit, der Deckenspannweite oder des vorliegenden Anwendungsfalls und der damit
zusammenhängenden Materialfeuchte zu analysieren. Simulationsparameter, welche durch ihre
Streuungen wesentlichen Einfluss auf die Zuverlässigkeit von Lehmmauerwerkswänden ausüben, wurden
mit Hilfe von geeigneten Verteilungsfunktionen modelliert und innerhalb der Monte-Carlo-Simulation
als streuende Basisvariablen berücksichtigt. Weitere Informationen zur Modellierung der streuenden
Simulationsparameter können Kapitel 5.3 entnommen werden.
Die bezogene Lastexzentrizität e/t wurde im Rahmen der Zuverlässigkeitsanalyse bei der
wirklichkeitsnahen Berechnung der Tragfähigkeit als deterministische Eingangsgröße angesetzt. Da die
durchgeführten Versagensanalysen auf den Bemessungsregeln für tragendes Lehmsteinmauerwerk
gemäß DIN 18940 [13] basieren, wurde die zugrunde liegende bezogene Lastexzentrizität
näherungsweise aus den normativen Traglastfaktoren errechnet. Unter der Annahme starr-plastischen
Materialverhaltens ergab sich die bezogene Lastexzentrizität zur Ermittlung der wirklichkeitsnahen
Wandtragfähigkeit daher gemäß Gl. (19):
In Tabelle 6 sind alle deterministischen, variablen und streuenden Simulationsparameter inklusive ihrer
zugewiesenen Werte zusammenfassend dargestellt. Bei streuenden Eingangsgrößen sind neben dem
Mittelwert zudem die gewählte Verteilungsfunktion sowie der zugrunde liegende Variationskoeffizient
ν der einzelnen Simulationsparameter angegeben. Detaillierte Informationen zu den
Modellierungsansätzen der streuenden Materialparameter können Kapitel 5.3 entnommen werden.
Variable Simulationsparameter
Bezeichnung Symbol Einheit Wertebereich
Lichte Deckenspannweite lf m 2-6
Wandschlankheit hef/t - 5 - 15
Anwendungsfall - - 1 – 5 (s. Abbildung 22)
Deterministische Simulationsparameter
Bezeichnung Symbol Einheit Wert
Querschnittsfläche A m² 1,00
Bezogener Ursprungselastizitätsmodul k - 2,20
Bezogene maximale Dehnung ηult - 1,30
Biegezugfestigkeit ft N/mm² 0,00
Dauerstandsfaktor ζ - 0,85
Verhältnis des charakteristischen Werts der ständig
NGk/NQk - 2,00
und veränderlich einwirkenden Normalkraft
Materialseitiger Teilsicherheitsbeiwert γM - 1,50
Teilsicherheitsbeiwert für ständige Einwirkungen γG - 1,35
Teilsicherheitsbeiwert für veränderliche Einwirkungen γQ - 1,50
Bezogene Exzentrizität in Wandhöhenmitte em/t - 0,075
Streuende Simulationsparameter
Bezeichnung Symbol Einheit Verteilung Mittelwert ν
Charakteristische Mauerwerksdruckfestigkeit fk N/mm² LN 1,9 17,0 %
Elastizitätsmodul E N/mm² LN KE · f k 25,0 %
Verhältnis aus Elastizitätsmodul zu charakteristischer
KE - LN 440 18,1 %
Mauerwerksdruckfestigkeit
Ständig einwirkende Normalkraft NG N/mm² N var. 10,0 %
Veränderlich einwirkende Normalkraft NQ N/mm² GUM var. 25,0 %
Anwendungsfall 1 φ1 % GUM 61,1 7,4 %
Anwendungsfall 2 φ2 % GUM 88,9 1,2 %
Materialfeuchte
Anwendungsfall 3 φ3 % GUM 50,2 10,8 %
(Bezugszeitraum 1 Monat)
Anwendungsfall 4 φ4 % GUM 89,7 7,4 %
Anwendungsfall 5 φ5 % GUM 53,1 10,1 %
Modellunsicherheit der Einwirkungsseite θE - LN 1,0 5,0 %
Modellunsicherheit der Widerstandsseite θR - LN 1,0 14,0 %
Modellunsicherheit der Materialfeuchte θφ - LN 1,0 5,0 %
LN = Lognormalverteilung; N = Normalverteilung, GUM = Gumbelverteilung
Im Zuge der Materialmodellierung und der darauf aufbauenden wirklichkeitsnahen Berechnung der
Tragfähigkeit von Lehmmauerwerkswänden wurden sowohl die Mauerwerksdruckfestigkeit als auch der
Elastizitätsmodul als streuende Parameter angesetzt. Bei der Modellierung der
Mauerwerksdruckfestigkeit wurde mit fk = 1,9 N/mm² der kleinstmögliche charakteristische Wert gemäß
DIN 18940 [13] gewählt. Diese Mauerwerksdruckfestigkeit gehört zu einer Stein-Mörtel-Kombination
mit der Steindruckfestigkeitsklasse 2 sowie der Mörtelklasse M 2,5. Der charakteristische Wert entspricht
dabei dem 5%-Fraktilwert der statistischen Verteilungsfunktion. Der zugehörige Mittelwert μf lässt sich
dementsprechend mit Gl. (20) ermitteln.
fk
f (20)
1+Φ (0,05) f
1
Der Variationskoeffizient der Mauerwerksdruckfestigkeit wurde basierend auf den Empfehlungen für
Ziegelmauerwerk des JCSS Probabilistic Model Code – Part 3: Resistance models – Masonry properties
[77] mit νf = 17 % festgelegt. Zudem wurde die Modellierung auf Basis desselben Regelwerks mit Hilfe
einer Lognormalverteilung durchgeführt.
Für die statistische Modellierung des Elastizitätsmoduls wurde sich ebenfalls an der Empfehlung des
JCSS Model Code [77] orientiert, welche den Ansatz einer Lognormalverteilung sowie einen
Variationskoeffizienten von νE = 25 % vorsieht. Darüber hinaus wurde im Zuge der Modellierung die
Korrelation zwischen dem Elastizitätsmodul und der Mauerwerksdruckfestigkeit einbezogen. In
Anlehnung an DIN EN 1996-1-1/NA [56] wurde diese Korrelation durch die Berechnung des
Elastizitätsmoduls aus dem Produkt der charakteristischen Mauerwerksdruckfestigkeit fk und der
Kennzahl KE berücksichtigt:
E KE fk (21)
Für Lehmmauerwerk kann der Mittelwert der Kennzahl KE mit μKE = 440 angesetzt werden (vgl. Kapitel
3.2). Um im Rahmen der Zuverlässigkeitsanalyse unterschiedliche Variationskoeffizienten für die
Mauerwerksdruckfestigkeit und den Elastizitätsmodul berücksichtigen zu können, wurde die Kennzahl
KE nicht als deterministische, sondern als streuende und lognormalverteilte Eingangsgröße definiert. Der
erforderliche Variationskoeffizient dieser Basisvariable νKE ließ sich aus den Variationskoeffizienten der
Mauerwerksdruckfestigkeit νf = 17 % und des Elastizitätsmoduls νE = 25 % berechnen [78]:
Im Zuge der Versagensanalyse wurde zur Ermittlung des Elastizitätsmoduls zunächst eine Zufallszahl der
Kennzahl KE sowie eine Zufallszahl der Mauerwerksdruckfestigkeit f generiert. Der erzeugte Zufallswert
der Mauerwerksdruckfestigkeit wurde anschließend durch Umstellen von Gl. (20) auf das
charakteristische Niveau abgemindert (fk = (1 + Φ-1(0,05) ∙ νf) ∙ f). Anschließend erfolgte gemäß Gl. (21)
5.3.2 Einwirkungen
Die innerhalb der Versagensanalysen zu berücksichtigende einwirkende Normalkraft besteht sowohl aus
ständigen als auch veränderlichen Einwirkungen, welche im Zuge der Zuverlässigkeitsanalyse individuell
zu modellieren waren. Die ständig einwirkende Normalkraft NG stellt dabei im Anwendungsgebiet von
tragendem Lehmmauerwerk den dominierenden Anteil dar und besteht vorrangig aus dem
Eigengewicht des Bauwerks. Entsprechend der Empfehlungen des JCSS Probabilistic Model Code –
Part 2: Load models [79] wurde die ständige Einwirkung mit einer Normalverteilung modelliert. Der
Variationskoeffizient wurde mit νNG = 10 % angesetzt. Dieser Wert deckt dabei Streuungen der
Rohdichte sowie der Bauteilgeometrien ab. Der charakteristische Wert der ständig einwirkenden
Normalkraft NGk entspricht dem 50%-Fraktilwert der zugrunde liegenden Verteilungsfunktion.
Der Bemessungswert der einwirkenden Normalkraft NEd wurde im Zuge der Zuverlässigkeitsanalyse nach
Gleichung 1 aus DIN 18940 [13] mit Hilfe der charakteristischen Werte der ständig und veränderlich
einwirkenden Normalkräfte sowie den zugehörigen Teilsicherheitsbeiwerten ermittelt:
Die vereinfachten Einwirkungskombinationen nach Gleichung 2 und 3 aus DIN 18940 [13] wurden in den
nachfolgenden Analysen nicht untersucht.
Das Verhältnis der charakteristischen Werte der ständig und veränderlich einwirkenden Normalkraft
beträgt im herkömmlichen Mauerwerksbau ungefähr NGk/NQk ≈ 2,0 [81]. Da Lehmsteine für die
Errichtung tragender Strukturen vergleichsweise hohe Rohdichten aufweisen müssen und
Lehmmauerwerkswände in der Baupraxis zudem eher gedrungen ausgeführt werden, ist davon
auszugehen, dass der genannte Verhältniswert im Fall von Bauwerken aus tragendem Lehmmauerwerk
oftmals größer ausfällt (NGk/NQk ≈ 2 – 6). Diese Annahme trifft insbesondere bei Gebäuden mit
Stahlbetondecken zu, da hierdurch der Eigengewichtsanteil im Gegensatz zur Verwendung einer
Holzdecke nochmals beträchtlich erhöht wird. Nichtsdestotrotz wurde das Verhältnis der
charakteristischen Werte der ständig und veränderlich einwirkenden Normalkraft im Zuge der
Zuverlässigkeitsanalysen auf der sicheren Seite liegend mit dem üblichen Wert des Mauerwerksbaus
NGk/NQk = 2,0 angesetzt.
5.3.3 Materialfeuchte
Wie durch die hygrothermischen Analysen in Kapitel 4 gezeigt wurde, fällt die zu erwartende
Materialfeuchte innerhalb des Lehmmauerwerks in Abhängigkeit des vorliegenden Anwendungsfalls
unterschiedlich aus. Um die Zuverlässigkeit tragender Lehmmauerwerkswände umfassend analysieren
zu können, wurde die Materialfeuchte daher für jeden der fünf Anwendungsfälle gemäß Abbildung 22
mit einer individuellen statistischen Verteilung modelliert.
Da zur Bemessung von Lehmmauerwerkswänden die Maximalwerte der Materialfeuchte innerhalb des
Nutzungszeitraums des Gebäudes maßgebend sind, wurde der Feuchtegehalt für alle Anwendungsfälle
mit Hilfe einer Extremwertverteilung abgebildet. Analog zur Modellierung der Nutzlasten fiel die Wahl
hierbei auf eine Gumbelverteilung. Die Parameter der Wahrscheinlichkeitsfunktion wurden auf Basis der
mit Hilfe hygrothermischer Simulationen ermittelten Monatsmaximalwerte bestimmt (vgl. Kapitel 4). Im
Anschluss ließ sich der daraus resultierende Bezugszeitraum der statistischen Verteilungsfunktion von
t0 = 1 Monat auf den bemessungsrelevanten Nutzungszeitraum eines Gebäudes von tref = 50 Jahren
umrechnen. Im speziellen Fall einer Gumbelverteilung ergibt sich durch die rechnerische Änderung des
Bezugszeitraums eine Anpassung des Mittelwerts der Materialfeuchte μφ, wohingegen die zugehörige
Streuung konstant bleibt. Die entsprechende Modifikation des Mittelwerts der Materialfeuchte erfolgte
in Abhängigkeit der zugehörigen Standardabweichung σφ gemäß nachfolgender Gleichung [78]:
tref φ 6
φ,ref φ,0 ln (24)
t0
Da die Materialfeuchte stets innerhalb eines Definitionsbereich von 0 % ≤ φ ≤ 100 % liegen muss,
wurden die Zufallszahlen der Materialfeuchte ebenfalls auf diesen Wertebereich beschränkt. Weiterhin
wurde der Mittelwert der Materialfeuchte mit μφ ≤ 95 % definitorisch auf den hygroskopischen
Feuchtebereich begrenzt, da höhere Feuchtegehalte aus bauphysikalischen Gründen auszuschließen
sind.
Die Verteilungsfunktionen der Materialfeuchte sind für die untersuchten Anwendungsfälle sowohl für
den Beobachtungszeitraum von einem Monat als auch für den angepassten Bezugszeitraum von
50 Jahren in Abbildung 26 dargestellt. Die empirischen Wahrscheinlichkeitsfunktionen basieren auf den
Ergebnissen der hygrothermischen Simulationen und stellten die Datengrundlage für die Kalibrierung
der Extremwertverteilungen dar.
Wahrscheinlichkeitsverteilung F(φ)
Wahrscheinlichkeitsverteilung F(φ)
0,8 0,8
0,6 0,6
0,4 0,4
0,2 0,2
0,0 0,0
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Materialfeuchte φ Materialfeuchte φ
Empirische Verteilungsfunktion Empirische Verteilungsfunktion
Gumbel (Bezugszeitraum 1 Monat) Gumbel (Bezugszeitraum 1 Monat)
Gumbel (Bezugszeitraum 50 Jahre) Gumbel (Bezugszeitraum 50 Jahre)
Wahrscheinlichkeitsverteilung F(φ)
Wahrscheinlichkeitsverteilung F(φ)
0,8 0,8
0,6 0,6
0,4 0,4
0,2 0,2
0,0 0,0
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Materialfeuchte φ Materialfeuchte φ
Empirische Verteilungsfunktion Empirische Verteilungsfunktion
Gumbel (Bezugszeitraum 1 Monat) Gumbel (Bezugszeitraum 1 Monat)
Gumbel (Bezugszeitraum 50 Jahre) Gumbel (Bezugszeitraum 50 Jahre)
Wahrscheinlichkeitsverteilung F(φ)
1,0 Anwendungsfall 5
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Materialfeuchte φ
Empirische Verteilungsfunktion
Gumbel (Bezugszeitraum 1 Monat)
Gumbel (Bezugszeitraum 50 Jahre)
Um zu berücksichtigen, dass die Extremwerte der Materialfeuchte φ sowie der veränderlich einwirkenden
Normalkraft NQ innerhalb des betrachteten Bemessungszeitraums von 50 Jahren mit hoher
Wahrscheinlichkeit nicht gleichzeitig auftreten, wurden im Rahmen der Versagensanalysen zwei
verschiedene Grenzzustandsfunktionen betrachtet, in denen entweder die Materialfeuchte oder die
veränderlich einwirkende Normalkraft als Leiteinwirkung definiert wurde. Die jeweilige Leiteinwirkung
wurde dabei stets für einen Bezugszeitraum von 50 Jahren modelliert. Da der daraus resultierende
Extremwert im Fall der veränderlich einwirkenden Normalkraft in der Regel nur maximal wenige Wochen
am Stück auftritt, wurde die Extremwertverteilung der Materialfeuchte als zugehörige Begleiteinwirkung
für einen Bezugszeitraum von einem Monat angesetzt. Für die Grenzzustandsfunktion, in der die
Materialfeuchte die Leiteinwirkung darstellte, wurde die Extremwertverteilung der veränderlich
einwirkenden Normalkraft als zugehörige Begleiteinwirkung dagegen für einen Bezugszeitraum von
einem Jahr berücksichtigt. Diese Annahme begründet sich darin, dass sich die Materialfeuchte in
regenreichen Jahren ohne ausreichende Trockenperioden innerhalb der Lehmmauerwerkswand
kumulieren kann und der entsprechende Extremwert der Materialfeuchte daher über längere Zeit
vorherrscht. Da die veränderlich einwirkende Normalkraft analog zur Materialfeuchte durch eine
Gumbelverteilung modelliert wurde, kann die Umrechnung des Bezugszeitraums hierbei ebenfalls mit
Vorgehen gemäß Gl. (24) erfolgen.
5.3.4 Modellunsicherheiten
Die Festlegung des Variationskoeffizienten der Modellunsicherheit der Einwirkung erfolgte gemäß JCSS
Probabilistic Model Code – Part 3: Resistance models [82]. Dabei gilt für Bauteile mit überwiegender
Normalkraftbeanspruchung ein Variationskoeffizient von νθΕ = 5 %.
Der Variationskoeffizient der Modellunsicherheit der Bauteilwiderstände wurde mit νθR = 14 % angesetzt.
Dieser Wert ist implizit im normativen Bemessungsverfahren für herkömmliches Mauerwerk enthalten
und führt dort zu dem in Deutschland vorgesehenen materialseitigen Teilsicherheitsbeiwert von
γM = 1,50 [78].
Der Variationskoeffizient der Modellunsicherheit bei Ermittlung der Materialfeuchte innerhalb des
Lehmmauerwerks auf Basis der instationären, hygrothermischen Simulationen (siehe Kapitel 4) wurde
äquivalent zum Variationskoeffizient der Modellunsicherheit der Einwirkungen mit νθφ = 5 %
abgeschätzt.
5.4 Ergebnisse
Die Ergebnisse der Zuverlässigkeitsanalysen sind in Abbildung 27 in Abhängigkeit des jeweiligen
Anwendungsfalls, der Wandschlankheit hef/t und der lichten Deckenspannweite lf grafisch dargestellt.
Zur besseren Einordnung der Ergebnisse ist der Zielzuverlässigkeitsindex von β = 3,8 gemäß DIN EN
1990 [76] durch eine horizontale Hilfslinie markiert. Da der Zuverlässigkeitsindex in Abhängigkeit der
individuellen Bemessungssituation schwankt, wird zudem ein Zielbereich von β= 3,8 ± 0,5 definiert und
innerhalb der Diagramme grau hinterlegt. Liegt der ermittelte Zuverlässigkeitsindex oberhalb dieses
Zielbereichs ist die Nachweisführung als zu unwirtschaftlich einzustufen. Liegt der ermittelte
Zuverlässigkeitsindex dagegen unterhalb des Zielbereichs ist die Bemessung als unsicher zu bewerten.
Bei Betrachtung der Ergebnisse fällt auf, dass eine Änderung der lichten Deckenspannweite innerhalb
eines Wertebereichs von lf = 2 m – 4 m keinerlei Einfluss auf den resultierenden Zuverlässigkeitsindex
hat. Dies begründet sich darin, dass bei kleinen Deckenspannweiten der Stabilitätsnachweis in
Wandhöhenmitte maßgebend wird, welcher im Rahmen des normativen Nachweisverfahrens gemäß
DIN 18940 [13] nicht von der Deckenspannweite, sondern ausschließlich von der Wandschlankheit
beeinflusst wird. Erst bei einer lichten Deckenspannweite von lf = 5 m in Kombination mit
Wandschlankheiten von hef/t ≤ 10 oder bei einer Deckenspannweite von lf = 6 m in Verbindung mit
beliebigen Wandschlankheiten wird bei Außenwänden der Querschnittsnachweis am Wandkopf
und -fuß maßgebend. Da die Wandschlankheit bei der Nachweisführung an den Wandenden keinen
Einfluss auf die resultierende Traglast hat, weist der Zuverlässigkeitsindex bei Wechsel der maßgebenden
Nachweisstelle zunächst eine Unstetigkeit auf und verläuft im Fall von Querschnittsversagen am
Wandkopf und -fuß konstant. Da bei Innenwänden gemäß DIN 18940 [13] immer der Stabilitätsnachweis
in Wandhöhenmitte maßgebend ist, tritt dieses Phänomen jedoch nur bei Außenwänden auf.
Weiterhin lässt sich im Fall von Stabilitätsversagen beobachten, dass der Zuverlässigkeitsindex bei
steigender Wandschlankheit kontinuierlich abfällt. Da das Verformungsverhalten bei schlankeren
Lehmmauerwerkswänden auf Grund der Zunahme der Effekte nach Theorie II. Ordnung einen größeren
Einfluss als bei gedrungenen Wänden auf die resultierende Tragfähigkeit hat, wirkt sich die im Vergleich
zur Mauerwerksdruckfestigkeit höhere Streuung des Elastizitätsmoduls zunehmend stärker auf den
Zuverlässigkeitsindex aus. Der bei steigender Wandschlankheit erhöhte Einfluss des
Verformungsverhaltens hat daher zur Folge, dass die Tragfähigkeit schlankerer Wände einer stärkeren
Streuung unterliegt, was wiederum in einem abfallenden Zuverlässigkeitsindex resultiert.
Bei Betrachtung der unterschiedlichen Anwendungsfälle lässt sich feststellen, dass der
Zuverlässigkeitsindex bei Außenwänden mit kapillarinaktivem Wärmedämmverbundsystem
(Anwendungsfall 3), bei Außenwänden mit Innendämmung (Anwendungsfall 4) sowie bei Innenwänden
(Anwendungsfall 5) stets in einem Bereich von β = 3,7 – 4,2 liegt und damit der angestrebte
Zielzuverlässigkeitsindex zutreffend angenähert wird. Durch den effektiven Schlagregenschutz im Fall
eines kapillarinaktiven Wärmedämmverbundsystems, welcher beispielsweise durch die Verwendung
eines wasserabweisenden Außenputzes oder die Verwendung eines wasserundurchlässigen
Dämmstoffes erreicht werden kann, ist die zu erwartende Materialfeuchte innerhalb des
Lehmmauerwerks vorrangig vom Innenraumklima abhängig. Aus diesem Grund spiegelt die
Nutzungsklasse 1 mit einem Umgebungsfeuchtefaktor von M = 0,80 gemäß DIN 18940 [13] den
Feuchteeinfluss auf die resultierende Wandtragfähigkeit adäquat wieder und führt zu einer zuverlässigen
Bemessung. Bei einer Außenwand mit innenliegender Wärmedämmung sind im Vergleich deutlich
höhere Materialfeuchten innerhalb des Lehmmauerwerks zu erwarten, diese werden jedoch durch die
Einordnung von Außenwänden mit Innendämmung in Nutzungsklasse 2 durch den zugehörigen
Umgebungsfeuchtefaktor von M = 0,55 im Zuge der Nachweisführung nach DIN 18940 [13] zutreffend
berücksichtigt, weshalb auch in diesem Anwendungsfall von einer zuverlässigen Bemessung
ausgegangen werden kann.
Weiterhin lässt sich basierend auf den dargestellten Ergebnissen festhalten, dass die Übertragung des
semiprobabilistischen Sicherheitskonzepts für herkömmliches Mauerwerk in Anlehnung an DIN EN
1996/NA auf die Bemessung druckbeanspruchten Lehmmauerwerks möglich ist und zu einer
zuverlässigen Bauteildimensionierung führt. Der Ansatz des im Mauerwerksbau üblichen
materialseitigen Teilsicherheitsbeiwerts von γM = 1,5 führt dabei auch im Fall von Lehmmauerwerk zu
einer zuverlässigen Bemessung.
Der damit quantifizierte Feuchteeinfluss auf die relevanten Festigkeits- und Verformungseigenschaften
von unstabilisierten Lehmbaustoffen wurde in Kapitel 3 zur Entwicklung eines Traglastmodells
verwendet, welches die Berechnung der Querschnitts- und Systemtragfähigkeit druckbeanspruchter
Lehmmauerwerkswände unter Berücksichtigung beliebiger hygroskopischer Materialfeuchten erlaubt.
Hierzu wurde zunächst ein Ansatz zur Modellierung der nichtlinearen Spannungs-Dehnungs-Beziehung
von Lehmmauerwerk unter Einbezug einer über den Wandquerschnitt konstanten
Materialfeuchteverteilung entwickelt. Die daraus resultierende Arbeitslinie bildete im Folgenden die
Grundlage zur Modifizierung eines mauerwerkstypischen Traglastmodells zur Berechnung der
Querschnitts- und Systemtragfähigkeit druckbeanspruchter Wände. Mit Hilfe dieses angepassten
Berechnungsansatzes ist es möglich, die Tragfähigkeit druckbeanspruchter Lehmmauerwerkswänden
unter Einbezug des materialspezifischen Festigkeits- und Verformungsverhaltens sowie unter
Berücksichtigung verschiedener Materialfeuchten wirklichkeitsnah zu ermitteln.
Materialfeuchten innerhalb des Lehmmauerwerks sowie deren Schwankungen wurden im Rahmen der
Zuverlässigkeitsanalyse als Grundlage zur Kalibrierung von geeigneten Verteilungsfunktionen für den
Feuchtegehalt von Lehmmauerwerkswänden verwendet.
Die Erkenntnisse dieses Forschungsvorhabens flossen bereits während der Projektlaufzeit kontinuierlich
in die Erarbeitung der Konstruktions-, Bemessungs- und Ausführungsnorm DIN 18940 [13] sowie in die
Überarbeitung der Produktnormen für Lehmsteine DIN 18945 [50] und Lehmmauermörtel DIN 18946
[51] ein und leisteten somit einen Beitrag zur Weiterentwicklung der normativen Regelung von
Lehmbaustoffen innerhalb Deutschlands. Das angestrebte Förderziel der normativen Implementierung
eines semiprobabilistischen Sicherheitskonzepts zur Bemessung druckbeanspruchten Lehmmauerwerks,
welches sowohl die üblichen Materialstreuungen als auch die Streuungen der zu erwartenden
Bauteilfeuchte berücksichtigt, konnte somit vollumfänglich erfüllt werden. Ergänzend dazu konnte im
Rahmen des Forschungsprojekts dargelegt werden, dass das geforderte Zuverlässigkeitsniveau
innerhalb des normativen Anwendungsbereichs von tragenden Lehmmauerwerkswänden unter
praxisrelevanten Randbedingungen erreicht werden kann und somit das nachhaltige und zuverlässige
Bauen mit tragendem Lehmmauerwerk auf Grundlage der neuen normativen Regelungen möglich ist.
7 Mitwirkende
Autor
Weitere Mitwirkende
8 Kurzbiographien
Dr.-Ing. Maximilian Brinkmann
2014 – 2019 Bauingenieurstudium an der Technischen Universität Darmstadt,
Auszeichnung der Masterthesis mit dem „DVL Lehmbaupreis 2020“,
2019 – 2022 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Massivbau der
Technischen Universität Darmstadt, seit 2022 Mitarbeiter im
Normungsausschuss Lehmbau (NA 005-06-08), 2023 Promotion zum Thema
„Tragverhalten druckbeanspruchten Lehmmauerwerks unter Berücksichtigung
nichtlinearer Feuchteprofile“, seit 2023 Beratender Ingenieur der
Ingenieurkammer Hessen und geschäftsführender Partner im Ingenieurbüro
„Beck Brinkmann Förster Beratende Ingenieure PartG mbB“ in Darmstadt
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10 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Verteilung der mittleren Druckfestigkeit sowie des mittleren Elastizitätsmoduls von
Lehmmauerwerk bei einer relativen Luftfeuchte von φ = 50 % und einer Temperatur von Θ = 23 °C
basierend auf Literaturdaten .................................................................................................................................................. 12
Abbildung 4: Probekörper des Lehmstein II & Lehmstein I (a), Lehmmauermörtel (b), Lehmmauerwerk
(c) ....................................................................................................................................................................................................... 18
Abbildung 16: Lineare Approximation der bezogenen Druckfestigkeit f/f50% für unstabilisierte
Lehmbaustoffe ............................................................................................................................................................................. 32
Abbildung 24: Materialfeuchte des Lehmmauerwerks über den Jahresverlauf für verschiedene
Anwendungsfälle......................................................................................................................................................................... 50
11 Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Herstellerangaben der untersuchten Lehmsteine ..................................................................................... 17
12 Anlagen
Anlage 1 - Normierte Spannungs-Dehnungs-Beziehungen des Lehmmauerwerks bei einer
Temperatur von θ = 23 °C
1,4 1,4
1,2 1,2
1,0 1,0
0,8 0,8
σ/f50%
σ/f50%
0,6 0,6
0,4 0,4
0,2 φ=5% 0,2 φ = 20 %
0,0 0,0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0
ε/εf,50% ε/εf,50%
1,4 1,4
1,2 1,2
1,0 1,0
0,8 0,8
σ/f50%
σ/f50%
0,6 0,6
0,4 0,4
0,2 φ = 40 % 0,2 φ = 50 %
0,0 0,0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0
ε/εf,50% ε/εf,50%
1,4 1,4
1,2 1,2
1,0 1,0
0,8 0,8
σ/f50%
σ/f50%
0,6 0,6
0,4 0,4
0,2 φ = 65 % 0,2 φ = 80 %
0,0 0,0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0
ε/εf,50% ε/εf,50%
1,4
1,2
1,0
0,8
σ/f50%
0,6
0,4
0,2 φ = 95 %
0,0
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0
ε/εf,50%