Aldo Rossi Diearchitekturderstadt
Aldo Rossi Diearchitekturderstadt
Aldo Rossi Diearchitekturderstadt
Herausgegeben von
Peter Neitzke
Beirat:
Gerd Albers
Hildegard Barz-Malfatti
Elisabeth Blum
Eduard Führ
Thomas Sieverts
Jörn Walter
Die Architektur
der Stadt
Skizze zu einer
grundlegenden Theorie
des Urbanen
Bauverlag Birkhäuser
Gütersloh · Berlin Basel
Die Reihe Bauwelt Fundamente wurde von Ulrich Conrads 1963 gegründet und bis 2013 heraus-
gegeben (einschließlich Band 149), seit Anfang der 1980er Jahre gemeinsam mit Peter Neitzke.
Der Vertrieb über den Buchhandel erfolgt ausschließlich über den Birkhäuser Verlag.
© 2015 Birkhäuser Verlag GmbH, Basel, Postfach 44, 4009 Basel, Schweiz, ein Unternehmen von
Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston;
und Bauverlag BV GmbH, Gütersloh, Berlin
Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff. TCF ∞
Printed in Germany
ISBN 978-3-0356-0044-5
987654321
www.birkhauser.com
Erstes Kapitel
Städtebauliche Strukturen 19
1. Individualität städtebaulicher Strukturen 19
2. Die Stadt als Kunstwerk 21
3. Tyologische Probleme 26
4. Kritik am naiven Funktionalismus 29
5. Fragen der Systematisierung 32
6. Der komplexe Charakter städtebaulicher Sachverhalte 39
7. Die Theorie der Permanenz und die Baudenkmäler 42
Zweites Kapitel
Primäre Elemente und Stadtareal 47
1. Der Untersuchungsbereich 47
2. Areal und Stadtviertel 50
3. Wohnviertel 56
4. Typologie der Berliner Wohnbauten 60
5. Garden city und ville radieuse 69
6. Die primären Elemente 72
7. Baudenkmal und Stadtentwicklung 74
8. Fortleben antiker Städte 78
9. Wandlungsprozesse 80
10. Geographie und Geschichte 83
Drittes Kapitel
Individualität städtebaulicher Phänomene 91
1. Der Standort 91
2. Architektur als Wissenschaft 95
3. Stadtökologie und Psychologie 97
4. Architektur als städtebauliches Phänomen 100
5. Das Forum Romanum 104
Viertes Kapitel
Stadtentwicklung 123
1. Veränderung der Eigentumsstruktur 123
2. Maurice Halbwachs und seine These 124
3. Historische Beispiele 128
4. Das Grundeigentum 134
5. Das Wohnungsproblem 138
6. Der neue Maßstab 140
7. Die politische Entscheidung 143
Bildteil 147
Typologische Probleme
(Nachwort zur dt. Übersetzung von L’architettura della città) 175
In den Jahren seit dem ersten Erscheinen dieses Buches hat die Art
seiner Darstellung durch neuere Forschungsergebnisse ihre Bestäti-
gung gefunden. Insbesondere aber beherrschte seine enge Verbindung
von Stadtanalyse und Architektur die Fachdiskussion. Das hat mich
veranlaßt, einer Neuauflage des inzwischen vergriffenen Buches zuzu-
stimmen. Dabei habe ich von einer Überarbeitung und Erweiterung,
um dem neuesten Stand der Forschung gerecht zu werden, abgesehen,
da sie mir - zumindest für meine Hauptthesen - nicht notwendig
erschien.
Bezeichnend für den Erfolg meines Buches sind dessen häufige Zitie-
rung und die Übernahme seiner Begriffe. Vor allem das Wort Stadt-
architektur wird häufig - und nicht immer richtig - verwendet.
Dieser Begriff soll deshalb hier noch einmal so knapp wie möglich
erläutert werden: Die Stadt als Architektur betrachten heißt die Tat-
sache anerkennen, daß Architektur nicht etwa als abstrakter Begriff,
sondern als konkreter Bauvorgang etwas Eigenständiges ist, daß sie das
wichtigste städtebauliche Phänomen entstehen läßt und daß sie durch
alle die hier analysierten Prozesse Vergangenheit mit Zukunft ver-
bindet. Stadtarchitektur verflüchtigt sich deshalb bei mir nicht zu
einem vagen städtebaulichen Begriff, bei dem angeblich der neue
Maßstab auch zu neuen Bedeutungen führt. Vielmehr kommt es mir
darauf an, die Bedeutung des einzelnen Projekts und die Art, wie es zu
einem städtebaulichen Phänomen wird, zu analysieren.
Einen wichtigen Platz nimmt in meiner Untersuchung uer Architek-
tur, die die gesamte architektonische Vergangenheit in ihre Sicht ein-
bezieht, die Auseinandersetzung mit den Theorien ues Neuen Banens
ein, dessen bedeutendstes Erbe hier seine Würdigung erfährt. Wie
notwendig diese ist, beweisen die zahlreichen Veröffentlichungen,
Übersetzungen und Stellungnahmen, die in den vier Jahren seit dem
ersten Erscheinen dieses Buches zu diesem Thema herausgekommen
sind. Dabei bedeutet eine Würdigung dieses Erbes auf jeden Fall, daß
das verfügbare Material einer Kritik unterzogen wird. Der Standpunkt.
das Neue Bauen unterscheide sich in seiner Qualität grundsätzlich von
aller vorangegangenen Architektur und stelle eine politisch-moralische
Bewegung dar, wird ja ohnehin heute nur noch von verbohrten Nach-
züglern vertreten, die außerdem nichts Neues zu dem von ihnen ver-
teidigten Erbe beigetragen haben. Mein Bnch dagegen untersucht
zum ersten 1\-Tal, inwieweit dieses Erbe heute noch zu akzl'ptieren ist.
10
11
Stadt wird in diesem Buch, dessen Gegenstand sie ist, als Architektur
verstanden. Damit ist nicht nur das sichtbare Stadtbild mit der
Gesamtheit seiner Bauten gemeint, sondern mehr noch Architektur
als Bauvorgang, das Werden einer Stadt im Lauf der Zeit. Auch
abgesehen davon, was ich persönlich zu einer solchen Sicht der Stadt
beizutragen habe, scheint sie mir der geeignetste Ausgangspunkt für
eine möglichst umfassende Stadtanalyse zu sein, die sich mit dem
eigentlichen und endgültigen Inhalt des Gemeinschaftslebens be-
schäftigt: der Herstellung einer es begünstigenden Umwelt. Denn ich
halte Architektur, weil sie ihrer Natur nach ein kollektives Phänomen
ist, für etwas vom kulturellen Leben und von der Gesellschaft
Untrennbares.
Als die frühen Menschen ihre ersten Behausungen bauten, wollten sie
sich durch deren künstliches Klima nicht nur ihr Leben erleichtern,
sie verfolgten dabei auch ästhetische Ziele. Schon die früheste
Architektur enthält deshalb erste Ansätze zum Städtebau. Von Anfang
an ist sie ein notwendiger Bestandteil der Kultur und gibt der mensch-
lichen Gesellschaft ihre konkrete Gestalt. Aufgrund dieser Tatsache
und dadurch, daß die Stadt in engem Zusammenhang mit der Natur
steht, unterscheidet sich die Architektur grundsätzlich von allen
anderen Künsten und Wissenschaften.
Von diesen Voraussetzungen muß jede Erfolg versprechende Unter-
suchung der Stadt ausgehen. Sie gelten schon für die frühesten Sied-
lungen, und während die Stadt mit der Zeit wächst, sich ihrer selbst
bewußt und Gegenstand ihrer eigenen Erinnerung wird, behält sie
die ursprünglichen Motive für ihr Entstehen bei, präzisiert sie aber
zugleich im Lauf ihrer Entwicklung und wandelt sie ab. Florenz ist
eine in ihrer konkreten Gestalt unverwechselbare Stadt. In ihr
Gedächtnis und ihr Bild fließen aber auch Erfahrungen ein, die sich
nicht ausschließlich auf sie selbst beziehen. Diese allgemeingültigen
Erfahrungen können uns indessen niemals Auskunft über das spezi-
fische Gebilde geben, das Florenz darstellt.
Dem Gegensatz zwischen Eigentümlichem und Allgemeinem, zwi-
schen Individuellem und Kollektivem, der jeder Stadt innewohnt und
sich aus ihrem architektonischen Werden ergibt, gilt ein Hauptinter-
esse dieses Buches. Er zeigt sich unter verschiedenen Aspekten in den
Beziehungen zwischen öffentlicher und privater Sphäre, zwischen
rationaler Planung der Stadtarchitektur und der Bedeutung ihres
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Städtebauliche Strukturen
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1 Lewis Mumford schreibt in >>The Culture of Cities<<, New York 1938: »Die
Stadt ist ein Naturgebilde wie eine Grotte, ein Nest oder ein Ameisenhaufen.
Aber sie ist zugleich ein seiner selbst bewußtes Kunstwerk, das in seiner
Kollektivstruktur viele einfachere und individuellere Kunstwerke enthält. Das
Denken nimmt in der Stadt Gestalt an, aber die Stadtgestalt ihrerseits be-
dingt das Denken. Denn ebenso wie der Raum wird auch die Zeit in der Stadt
durch die Umrißlinien ihrer Mauem, ihre Grundrisse und höchsten Bauten
auf ingeniöse \'V eise neuorganisiert. Bald wird dabei die Naturgestalt genutzt,
bald ein Kontrast zu ihr gesucht ... Die Stadt ist zugleich ein materielles
Instrument des Kollektivlebens und ein Symbol der Ziele und Vorstellungen
jener Gemeinschaft, die unter so günstigen Umständen leicht entsteht. Mit
einem Wort: Vielleicht ist die Stadt das größte Kunstwerk des Menschen.<<
Als Beispiel für die enge Verbindung zwischen Künstlern und einer als Kunst-
werk verstandenen Stadt verweise ich auf Thomas Mann: Lübeck als
geistige Lebensform. Rede, gehalten zur 700-Jahrfeier der Freien und Hanse-
stadt im Stadttheater zu Lübeck am 5. Juni 1926. Gesammelte Werke,
Band IX, FrankfurtfMain 1960, Seite 376ff.
Auf moderne Weise wurde die Stadtstruktur schon zweihundert Jahre vor der
Aufklärung von Michel de Montaigne in seinen Reisenotizen 1580/81 behan-
delt, die 1774 zum ersten Mal unter dem Titel »Journal de Voyage« erschie-
nen. Deutsch in: Michel de Montaignes Gesammelte Schriften, Hrsg. Otto
Flake und Wilhelm VVeigand, Band 7, Leipzig 1915.
21
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25
}. Typologische Probleme
Die Stadt als eine Schöpfung des Menschen besteht aus ihrer Archi-
tektur und aus allen jenen weiteren Elementen, durch die sie die
natürlichen Gegebenheiten verwandelt. Die Menschen der Bronzezeit
veränderten die Landschaft, entsprechend ihren sozialen Bedürfnissen,
durch die Errichtung von Ziegelbauten und die Anlage von Brunnen,
Abzugskanälen und Wasserleitungen. Die ersten Häuser schirmten
ihre Bewohner von der Außenwelt ab und schufen ein vom Menschen
kontrolliertes Klima. Durch die Entwicklung von Stadtkernen dehnt
sich diese Kontrolle auf deren Mikroklima ans. Schon die neolithischen
Dörfer stellen eine erste Anverwandlung der Natur an die Bedürfnisse
des Menschen dar. Die künstliche Heimat ist deshalb so alt wie der
Mensch selbst.
Im Zuge dieser Veränderungen entstehen die ersten Formen und die
ersten Haustypen. Hinzu kommen Tempel und komplexere Bauten.
Die Bautypen entwickeln sich also entsprechend den menschlichen
Bedürfnissen und dem Streben nach Schönheit. Als etwas Einheitliches
und in den unterschiedlichen Gesellschaften doch sehr Verschiedenes
sind sie durch ihre Gestalt und die menschliche Lehensweise definiert.
Daraus ergibt sich, daß der Begriff des Typus ein Grundbegriff der
Architektur ist, mit dem es Praxis und Theorie immer wieder zu tun
haben. Dabei braucht der Begriff als solcher nicht immer in Erschei-
nung zu treten. Unausgesprochen geht es aber um ihn, wenn zum
Beispiel Milizia schreibt: »Die Bequemlichkeit eines jeden Gebäudes
ist hauptsächlich von drei Dingen abhängig: von seiner Lage, seiner
Gestalt und der Anordnung seiner Teile.« 10
Die Wichtigkeit dieses Begriffes, aus dem die Gestalt sich erst ergibt,
hat Quatremere de Quincev. einer der bedeutendsten Architekturtheo-
26
11 Diese Definition ist neuerdings von Giulio Carlo Argan in dem Aufsatz
»Sul concetto di tipologia architettonica<<, in: Progretto e destino, Mailand
1965, wiederaufgenommen worden.
27
28
Bisher habe ich bei der Aufzählung der Probleme, die für die Unter-
suchung städtebaulicher Phänomene von grundsätzlicher Bedeutung
sind, das Funktionsproblern deshalb nicht erwähnt, weil ich der Auf-
fassung bin, daß die Entstehung und Gestaltung dieser Phänomene
nicht von ihren Funktionen abhängig sind. Denn bei vielen dieser
Phänomene hat sich die Funktion im Lauf der Zeit verändert, oder sie
haben niemals eine spezifische Funktion besessen. Ich möchte deshalb
behaupten, daß eine funktionale Deutung städtebaulicher Elemente
nicht nur zu keiner Klärung führt, sondern vielmehr von der Unter-
suchung der Formen abhält und die Erkenntnis der wirklichen archi-
tektonischen Gesetze verhindert.
Hier ist allerdings sofort zu betonen, daß diese Auffassung keine Ab-
lehnung des Begriffes Funktion in seiner eigentlichen algebraischen
Bedeutung beinhaltet, die davon ausgeht, daß ein Wert die Funktion
eines anderen darstellt und zwischen Funktionen und Form eine kom-
plexere Beziehung als die lineare von Ursache und Wirkung besteht,
die von der ~Wirklichkeit widerlegt wird. Was ich ablehne, ist lediglich
die naive Konzeption des Funktionalismus, derzufolge die Funktionen
die Form und damit eindeutig Städtebau und Architektur bestimmen.
Ein derartiger von der Physiologie übernommener Begriff der Funk-
tion versteht die Form als ein Organ, dessen Funktionen tatsächlich
seine Gestalt und Entwicklung bestimmen und dessen Funktions-
störungen deshalb auch zu einer Veränderung seiner Gestalt führen.
Funktionale und organische Architektur, die beiden Hauptrichtungen
des Neuen Bauens, gehen deshalb auf eine gemeinsame Wurzel
zurück, auf der auch ihre Schwäche und ihr fundamentales JVIißver-
ständnis beruhen. Denn die Form wird auf diese Art ihrer komplexen
Motivationen beraubt. Einerseits wird der Typus zum bloßen Schema
für die Anordnung der einzelnen Elemente, zu einem Diagramm der
Verkehrswege reduziert, andererseits kommt der Architektur keine
autonome Qualität mehr zu. Infolgedessen können die ästhetischen
Intentionen und die Bedürfnisse, die dem Städtebau vorausgehen und
dessenkomplexe Beziehungen herstellen, nicht weiter analysiert werden.
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3.2
34
21 Ebd., S. 51 ff.
35
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25 Voltaire, CEuvres completes, Bd. IV, Paris 1827, S. 244 f., s. a. Jean
Mariette, L' Architecture Frau!;aise, Vorwort von Louis Hautecceur, Paris,
Brüssel 1927; A. Blunt, Mansart, London 1942.
26 Francesco Mili~ia. a. a. 0.
27 Ebd., S. 6G3.
'57
28 Ebd., S. 420.
38
29 Ebd., S. 235.
30 Ebd., S. 236.
31 Ebd., S. 172.
39
+ü
41
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44
34 Charles Baudelaire, Die Blumen des Bösen, deutsch von Karl Schmid,
Tübingen 1947.
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1. Der Untersuchungsbereich
47
+9
Der bisher entwickelte Begriff des Areals ist eng mit dem des Stadt-
viertels verbunden. Dabei beziehe ich mich auf Tricarts Nomenklatur.
Zweckmäßiger erscheint mir allerdings der Begriff des Distrikts zu
sein, der davon ausgeht, daß die Stadt ein räumliches System ist, das
aus mehreren Teilen von besonderer Eigenart besteht. Eine Theorie
dieser Art, die meines Erachtens recht realistisch ist, hat Sehnmacher
entwickelt. Dabei stellt sein Begriff des Distrikts allerdings nur eine
Ausweitung des Begriffes Untersuchungsfeld dar. Jedenfalls aber ist
der Distrikt oder das Stadtviertel ein Bestandteil der Stadtgestalt, der
mit ihrer Natur und ihrem Schicksal eng verbunden ist und teilweise
nach ihrem Bilrl erbaut wurde. Solche Stadtviertel sind Gegenstände
unserer konkreten Erfahrung. Für die Gesellschaftsmorphologie sind
sie strukturelle Einheiten, die durch eine bestimmte Stadtlandschaft,
eine sozial einheitliche Bewohnerschaft und eine bestimmte Funktion
zu charakterisieren sind. Die Grenze eines Stadtviertels verläuft des-
halb dort, wo diese Merkmale ihren Charakter verändern 2 • Die Ent-
stehung der Stadtviertel beruht auf der Klassen- oder Rassentrennung
und auf bestimmten schichtenspezifischen wirtschaftlichen Funktionen.
Sie gehört deshalb zu dem für die Großstädte aller Zeiten typischen
städtischen Differenzierungsprozeß. Dabei bin ich der Auffassung, daß
die Abhängigkeit der einzelnen Stadtviertel voneinander nicht sehr
groß ist, sondern daß sie relativ autonom sind und so etwas wie eine
eigene Stadt innerhalb der Gesamtstadt darstellen. Damit stelle ich
einen weiteren Aspekt der funktionalistischen Theorie in Frage, näm-
lich den der Zonierung. Ich meine damit nicht deren Praktizierung,
die immer akzeptabel ist, weil sie eine andere Bedeutung hat, sondern
die Theorie der Zonierung, wie sie Park und Burgess 3 am Beispiel
Chicagos entwickelt haben. Auf den ersten Blick scheint die Deutung
der Stadt anhand dieser Theorie trotzihrer Künstlichkeit überzeugend.
Sehr rasch aber zeigt sich, daß man hier in sich gültigen Forschungs-
ergebnissen eine zu große Bedeutung zugemessen hat.
Die wissenschaftliche Theorie des zoning erarbeitete Burgess 1923
aufgrund seiner Untersuchungen von Chicago. Dabei definierte er die
Zonierung als die Tendenz einer Stadt, rings um ein zentrales Ge-
schäfts- oder Verwaltungsviertel weitere Stadtviertel mit ganz be-
stimmten Funktionen entstehen zu lassen. Diese Funktionen he-
schrieb er am Deispiel Chicagos. Dort schließen an die Stadtmitte
ärmliche Stadtviertel an, in denen Neger oder Einwanderer wohnen
50
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3. Tr ahnviertel
Wenn ich mich nun noch gründlicher mit dem Wohngebiet und den
primären Elementen beschäftigen werde, so sei zuvor noch einmal
darauf hingewiesen, daß die Verwendung des Begriffes Wahngebiet
noch kein Beweis für die Anwendung funktionaler Kriterien bei der
1o Ebd., S. 88f.
11 VVilly Hellpach, Mensch und Volk der Großstadt, Stuttgart 1952, S. VII.
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15 Steen Eiler R.asmussen, Towns and ßuildings, Liverpool 1956; eine mo-
derne Wertung der Garstenstadt nimmt Lloyd R.owdin in »The British New
Towns<<, Harvard 1956, vor; s. a. Lewis Mumford, The Garden City Idea and
Modern Planning, Einleitung zu Ebenezer Howard, Tomorrow ~ A Peaceful
Path to R.eal Reform, London 1945.
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17 Willy Hellpach, a. a. 0.
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Aus der Bedeutung der primären Elemente für die Entwicklung alter
Städte ergibt sich die Wichtigkeit von deren Gestalt, das heißt der
Stadtarchitektur. Die Permanenz dieser Gestalt und ihre Rolle als
Bezugspunkt ist völlig unabhängig von der ihr ursprünglich zuge-
dachten Funktion oder davon, daß sie sich unter L:mständen mit der
Kontinuität städtischer Institutionen deckt. Meine Überlegungen gel-
ten dabei immer der Gestalt der Stadtarchitektur und niemals den
Institutionen. Denn deren Kontinuität hat nicht den Charakter der
Permanenz, sondern beinhaltet stets von Kämpfen bedingte Wand-
lungsprozesse.
Die Bedeutung des Buches »Les Villes et !es Institutions nrbaines«
von Henri Pirenne für die Analyse der Stadt und insbesonclere fiir
das Verständnis der Beziehungen zwischen der Stadt und ihren Insti-
tutionen beruht auf Pirennes Erkenntnis von der wichtigen Rolle, die
Standorte und Baudenkmäler, uml das heißt die physische Realität
einer Stadt in ihrer Permanenz, für das politische Geschehen und die
Institutionen eben dieser Stadt spielen. »Jedenfalls haben Stadtkerne
und Vorstädte in der Geschichte der Städte eine wesentliche Rolle
gespielt. Sie stellen so etwas wie Ansatzpunkte dar. Aus ihrem Ge-
mäuer entwickeln sich die neuen Städte, sobald vom 10. Jahrhundert
an ein neuer wirtschaftlicher Aufstieg beginnt.<< 22 Bezeichnenderweise
geschieht das noch ehe die Städte in sozialer, wirtschaftlicher oder
juristischer Hinsicht wieder Stadtcharakter haben.
Pirenne weist nach, daß die antiken Städte mit den Bürgerstädten des
Mittelalters nichts gerneinsam hatten. In der Antike waren Stadt und
Staat identisch. Als Rom seiner Herrschaft über die mittelmeerische
Welt ausbreitete, machte es aus den Städten die Stützpunkte seines
22Henri Pirenne, Les Villes et les Institutions urbaines, Bd. II Paris, Brüssel
1939, s. 345.
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23 Ebd., S. 338.
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9. Wandlungsprozesse
24 Ebd., S. 48.
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El-Leggim
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Römische Befestigungen in Jordanien, aus denen sich ein Bebauungstypus
von Städten entwickelte.
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1. Der Standort
Schon mehrfach habe ich darauf hingewiesen, wie wichtig sowohl für
einzelne Bauten als für eine Stadt insgesamt ihr Standort ist. In der
Antike fand die Bedeutung, die man der Standortwahl gab, ihren
Ausdruck darin, daß man alles, was an einem bestimmten Ort geschah,
dem vYalten eines genius loci zuschrieb. Aber auch bei den Klassikern
der Architekturtheorie spielt der Begriff des Standortes eine große
Rolle, selbst wenn er bei Palladio und erst recht bei Milizia überwie-
gend topographischen und funktionellen Charakter annimmt. Gleich-
wohl spürt man in dem, was Palladio darüber schreibt, noch etwas von
dem geheimnisvollen Schauer des genius loci. Dem entspricht es, daß
manche seiner Bauten wie die Villa Malcontenta und die Villa Rotonda
iiber ihre eigentliche architektonische Qualitä( hinaus einen Zauber
ausstrahlen, der durch ihre Lage bedingt ist.
Selbst Viollet-le-Duc, der versucht, Architektur als eine Folge von
logischen Operationen zu definieren, die auf wenigen rationalen Prin-
zipien beruhen, räumt ein, daß der Standort für ein Bauwerk von
ausschlaggehender Bedeutung ist und daß deshalb die räumlichen
Voraussetzungen in ihrer konkreten Einmaligkeit nicht vom Begriff
der Architektur in ihrem umfassendsten Sinn zu trennen sind. Zu
ähnlichen Ergebnissen kommt aus geographischer Sicht Max Sorre,
wenn er von >>besonderen Punkten« 1 im Raum spricht, die den Schluß
zulassen, daß es räumliche Bedingungen und Qualitäten gibt, ohne
deren Berücksichtigung der spezifische Charakter eines bestimmten
städtebaulichen Phänomens nicht zu verstehen ist. Auch Maurice
Halbwachs hat sich in seinen späten Lebensjahren in »La Topographie
legendaire des Evangiles en Terre Sainte« (Paris 1941) mit dieser
Problematik unter dem besonderen Aspekt beschäftigt, daß das unter-
schiedliche Gepräge von heiligen Stätten aus verschiedenen Zeiten
darauf zurückzuführen ist, daß sich in ihrer Standortwahl und ihren
Bauten die jeweilige Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Gründer
ausdrücken. Dem entspricht die Bedeutung des Raumes für den Katho-
li7jsmus. Auch der Raum der Kirche ist im Prinzip unteilbar und all-
umfassend wie sie selbst. Einzelnen Territorien und deren Grenzen
kommt innerhalb dieser universellen Raurnkonzeption, deren Mittel-
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11 Max Sorre, a. a. 0.
12 Kevin Lynch, a. a. 0., S. 16ff., S. 107ff.
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24 Domenico Fontana a. a. 0.
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Das verweist uns noch einmal zurück auf unser Hauptthema, das Ver-
ständnis der Stadtarchitektur als Gestalt der Stadtstruktur und damit
als entscheidendes und unterscheidendes Merkmal der Stadt. Maurice
Halbwachs schreibt: >>Eine Gruppe, die in einem bestimmten räum-
lichen Bereich lebt, formt ihn nach ihrem eigenen Bild um; gleich-
zeitig aber beugt sie sich und paßt sich denjenigen materiellen Dingen
an, die ihr Widerstand leisten. Sie schließt sich in den Rahmen ein,
den sie aufgestellt hat. Das Bild des äußeren Milieus und der dauer-
haften Beziehungen, die sie mit ihm unterhält, tritt in den Vorder-
grund der Vorstellung, die sie sich von sich selber macht.<< 29 Diese
These von Halbwachs möchte ich dahingehend erweitern, daß rlie
Stadt selbst das Kollektivgedächtnis der Völker ist, und wie clas
Gedächtnis an Tatbestände und Orte gebunden ist, so ist die Stadt der
Ort des Kollektivgeclächtnisses, dessen Ausdruck Architektur und
Landschaft sind. Und wie zum Gedächtnis immer neue Elemente
hinzutreten, so verwachsen auch ständig neue Tatbestände mit der
Stadt. In diesem durchaus positiven Sinn schlagen sich die großen
Ideen in der Stadt unrl ihrer Geschichte nieder und prägen so ihr Bild.
Deshalb halten wir auch den Standort für ein wesentliches !\Ierkmal
der Stadt und ihrer Teile. Zusammen mit der Architektur, der Per-
manenz und der Geschichte kennzeichnet er insofern die komplexe
Struktur einer Stadt, als seine materiellen Gegebenheiten der V er-
änderung durch die Gemeinschaft und das Kollektivgedächtnis
widerstehen. In diesem Sinn wird das Gedächtnis zum Leitfaden durch
die gesamte komplexe Stadtstruktur. Stadtarchitektur ist dann inso-
fern etwas von der Kunst Unabhängiges, als auch die bedeuten<lsten
Baudenkmäler in erster Linie Bestandteile der Stadt sind.
Dazu schreibt J acoh Burckhardt: »Es erhebt sich die Frage: vVie
spricht die Geschichte durch die Kunst? Es geschieht dies vor allem
durch das Baulich-Monumentale, welches der willentliche Ausdruck
der Macht ist, sei es im Namen des Staates oder dem der Religion.
Aber man kann sich mit einem Stonehenge begnügen, wenn nicht in
dem betreffenden Volke das Bedürfnis vorhanden ist, in Formen zu
sprechen ... So spricht der Charakter ganzer Nationen, Kulturen und
Zeiten ausihrem Gesamtbauwesen als der äußeren Hülle des Daseins.« 30
Aus alledem dürfen wir schließlich folgern, daß die eigentliche Inten-
tion der Stadt in ihr selbst beschlossen ist, insofern sie nach und nach
eine bestimmte Stadtidee entwickelt. An dieser Entwicklung der
Stadtidee sind auch einzelne Imlivi<luen beteiligt. Deshalb ist nicht
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9. Athen
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34 Ebd.
35 Roland Martin, L'Urbanisme dans la Grece antique, Paris 1956.
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Stadtentwicklung
Die Stadt und einzelne ihrer Teile können nur in bezugauf Zeit und
Raum hinreichend definiert werden. Denn das heutige Rom unter-
scheidet sich von dem Rom der Antike, auch wenn den seit der Antike
erhaltenen Phänomenen, die das heutige mit dem vergangeneu Rom
verbinden, eine unbestreitbare Bedeutung zukommt. Aber wie sowohl
sorgfältige Untersuchungen als auch die allgemeine Erfahrung bestä-
tigen, verwandelt sich eine Stadt im Laufe von fünfzig Jahren gründ-
lich. \'V er ständig in dieser Stadt lebt, gewöhnt sich allerdings langsam
an diese Veränderungen, die durch vielerlei Umstände bedingt sind.
Gewiß gibt es Epochen und mehr oder minder lange Zeitabschnitte, in
denen sich derartige Veränderungen sehr viel schneller als sonst voll-
ziehen. Das trifft zum Beispiel für Paris unter Napoleon III. und für
Rom zu, nachdem es die Hauptstadt Italiens geworden war. Aber auch
zu anderen Zeiten wimmelt es in der Literatur aller Länder von Be-
schreibungen, Anmerkungen und wehmütigen Betrachtungen dar-
über, daß eine Stadt ihr Gesicht verändert.
Ebenso verschieden wie das Tempo derartiger Veränderungen sind
auch die Gründe dafür. So können Kriege und Enteignungen städte-
bauliche Situationen plötzlich und scheinbar endgültig verändern. In
anderen Fällen vollzieht sich eine Wandlung schrittweise unrl betrifft
jeweils nur einzelne Bauten oder Stadtteile, wobei wirtschaftliche,
politische, aber auch zahlreiche andere Ursachen eine Rolle spielen
können. So kann der Reichtum einer Stadt, der zu neuen Lebens-
gewohnheiten führt, ihre nachdrückliche Wandlung hervorrufen.
Kriege zerstörten Städte wie Berlin oder das alte Rom. London und
Harnburg wurden sowohl nach großen Bränden als auch nach den
Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen neu auf-
gebaut. Jedenfalls aber lassen sich die Ursachen solcher Verämlerungen
immer feststellen, und eine Analyse der Stadt macht auch deutlich,
wie sie im einzelnen zustandekommen.
So ersehen wir aus den aufeinander folgenden Katasterpliinen, wie
Grundstücke irrfolge gewisser wirtschaftlicher Entwicklungen ihren
Eigentümer wechseln. Wenn dabei finanzstarke Gruppen zum Zuge
kommen, so bedeutet das in aller Regel das Ende der Parzeliierung
und das Entstehen großer Areale, die eine ganz andere Art rler
Bebauung als bisher ermöglichen. Unklar bleibt allerdings, wie diese
1:23
Die These von Maurice Halbwachs, der sich in »La Population et !es
Traces des Voies a Paris depuis un Siecle« 1 mit dem Phänomen der
Enteignung beschäftigt hat, lautet, daß wirtschaftliche Tatbestände
ihrer Natur nach bei der Entwicklung einer Stadt eine vorrangige
Rolle spielen und daß das nach allgemein gültigen Gesetzen geschieht.
Fälschlicherweise überschätze man dabei aus wirtschaftlicher Sicht
meist die konkreten Umstiinde, unter denen sich ein zwangsläufig
ausgelöster Prozeß vollzieht, wiihrend dessen Bedeutung in Wirklich-
keit von seinem spe7.ifischen \'er lauf und dessen zeitlichen und ört-
1 Paris 1928.
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3. Historische Beispiele
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4. Das Grundeigentum
Wie bereits erwähnt, hat Bernoulli in seiner Studie »Die Stadt und ihr
Boden« dargestellt, daß nicht nur das private Grundeigentum, sondern
auch die daraus resultierende Parzellierung des Bodens die Haupt-
hindernisse für eine gesunde Stadtentwicklung sind und von einem
gewissen Zeitpunkt an auch die Stadtgestalt beeinflußt haben. Von
derselben Zerstückelung ist aber auch der landwirtschaftlich genutzte
Boden betroffen: »Die neue Stadt, die neuen Quartiere, müssen ange-
legt werden auf einem Gebiet, das schon seit Jahrzehnten vom Pflug
durchfurcht, in hundert und aber hundert Felder aufgeteilt ist ...
Jedes Feld ist sorgsam durch Grenzsteine bezeichnet, denn jedes Feld
6 a. a. 0., S. 105.
134
7 Hans Bernoulli, Die Stadt und ihr Boden, Zürich 1946, S. 17f.
s Ebd., S. 61f.
9 Werner Hegemann, a. a. 0., S. 295-504.
135
136
11Friedrich Engels, Zur Wohnungsfrage, in: Über die Umwelt der arbeiten-
den Klasse, Gütersloh 1970, S. 159.
137
12 Steen Eiler R.asmussen, London the unique City, London 1934 und 1960.
138
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141
14 J ean Gottmann, a. a. 0.
15 Lewis Mumford, a. a. 0.
142
In diesem Kapitel haben wir uns mit einigen - zutiefst von den öko-
nomischen Ursachen der Stadtentwicklung abhängigen oder jedenfalls
von ihnen bedingten - Fragen beschäftigt, die in den vorangehenden
Kapiteln noch nicht (oder allenfalls in dem Klassifikationssystem von
Tricart) aufgetaucht waren. Dabei habe ich die Thesen von Maurice
16 Jean Gottmann, De la Ville d'aujourd'hui II. la Ville de demain - la
Transitionvers la Cite nouvelle, in: Prospective, H. 11, 1964.
17 R.ichard R.atcliff, a. a. 0.
18 Giuseppe Samona, La cittlt territorio, un esperimento didattico sul centro
direzionale di Centocelle in R.oma, Bari 1964.
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19 Lewis Mumford, a. a. 0.
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37. Lucio Costa, ursprünglicher Entwurf für Brasilia, aus dem Wettbewerb
1956/1957.
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Eine der bekanntesten Passagen aus L’architettura della città stammt nicht vom Au
tor selbst, sondern ist ein langes Zitat des französischen Kunsthistorikers Antoine
Chrysostôme Quatremère de Quincy. In dessen Dictionnaire historique de l’Architec
ture von 1832 findet sich eine Eintragung zum Stichwort »Typus«, die von Aldo
Rossi als »meisterhafte« Definition im Unterkapitel »Typologische Probleme« in
Teilen wiedergegeben wird, welche mit den Worten beginnen: »Das Wort Typus
bezieht sich nicht so sehr auf das Bild einer zu kopierenden oder vollständig nach
zuahmenden Sache als auf eine Idee, die dem Modell als Regel dient.«1 Quatremère
de Quincy erläutert an dieser Stelle den konzeptuellen Unterschied zwischen
Modell und Typus. Während das Modell ein konkretes Objekt ist, das lediglich
unmittelbar kopiert werden kann, wird der Typus vom Autor als eine »Idee«, als
eine »Regel« bezeichnet, die nur vage umrissen ist, durch die jedoch zahllose Ein
zelwerke entstehen können, »die einander überhaupt nicht ähnlich sehen.« Rossi
schlussfolgert, dass der Typus ein »Grundbegriff der Architektur« ist,2 eine Struk
tur, die selbst nicht kopiert oder imitiert werden kann, die aber die Vielzahl an For
men ermöglicht, in denen der Typus jeweils als Regel immanent ist: »Dabei ist kein
Typus mit einer Form identisch, auch wenn alle architektonischen Formen auf
Typen zurückzuführen sind.« Die »Typologie« ist entsprechend »die Lehre von
nicht weiter reduzierbaren elementaren Typen.«3 Und das heißt wiederum, nicht
die technischen oder sozialen Funktionen bestimmen die »Architektur der Stadt«,
sondern überlieferte Bautypen, teilweise Jahrhunderte alt.
Als L’architettura della città 1966 auf Italienisch4 und nur wenige Jahre später auch
auf Deutsch5 (sowie in vielen anderen Sprachen) erschien, war es genau diese
1 Aldo Rossi, Die Architektur der Stadt. Skizze zu einer grundlegenden Theorie des Urbanen, aus dem Italienischen
von Arianna Giachi, Bertelsmann, Düsseldorf 1973, S. 27
2 Ibid., S. 26
3 Ibid., S. 28
4 Aldo Rossi, L’architettura della città, Band 8 der Reihe »Biblioteca di Architettura e Urbanistica«, Marsilio
Editori, Padova 1966, zweite Auflage 1969, dritte Auflage 1973; 1978 und 1987 erschienen überarbeitete Neu
auflagen beim Verlag clup (cooperativa libraria universitaria del politecnico) in Mailand; die letzte italienische
Ausgabe, die den Text der ersten Auflage und nur einen spärlichen Bildapparat hat, ist 1995 beim Turiner Verlag
CittàStudiEdizioni herausgebracht worden.
5 Die deutsche Übersetzung hat bekanntlich Mängel; es gibt willkürliche Eingriffe in Inhalt und Struktur des
Originaltexts. Diese sind aber nicht Bestandteil des vorliegenden Textes. Für jede weiterführende Diskussion die
ses und anderer Aspekte von Rossis Werk s. Angelika Schnell, Die Konstruktion des Wirklichen. Eine systematische
Untersuchung der geschichtstheoretischen Position in der Architekturtheorie Aldo Rossis, Staatliche Akademie der
Bildenden Künste Stuttgart, 2009
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13 Es ist kritisiert worden, dass die deutsche Übersetzung von »fatti urbani« mit »städtebaulichen Tatbeständen«
falsch sei. Die Verfasserin vertritt aber eher die Auffassung, dass es sich dabei um eine korrekte Übersetzung han
delt, da Rossi den Begriff wahrscheinlich von Émile Durkheims »fait social« entlehnt hat, auch wenn er ihn nicht
erwähnt.
14 Aldo Rossi, Die Architektur der Stadt, op. cit., S. 174
15 Heinrich Klotz, Moderne und Postmoderne. Architektur der Gegenwart, Vieweg, Braunschweig/Wiesbaden
1987, S. 245
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16 Anthony Vidler, »The Third Typology« (Oppositions, Nr. 7, Winter 1976), in: Michael Hays (Hrsg.), Oppositions
Reader. Selected Readings from A Journal for Ideas and Criticism in Architecture 1973–1984, Princeton Architectu
ral Press, New York 1998, S. 13–16. Eine deutsche, leicht gekürzte Übersetzung unter dem Titel »Die Dritte Typo
logie« erschien wenige Jahre später in: G. R. Blomeyer/B. Tietze, In Opposition zur Moderne. Aktuelle Positionen
in der Architektur, Vieweg, Braunschweig/Wiesbaden 1980, S. 108–116
17 Es gibt natürlich auch Sätze, die das Gegenteil zu belegen scheinen, wie z. B.: »Schließlich können wir sagen,
daß der Typus die Idee der Architektur an sich ist; das, was ihrem Wesen am nächsten kommt.« Aldo Rossi, »Das
Konzept des Typus«, in: 37 ARCH+, April 1978, S. 40
18 Giulio Carlo Argan, »Sul concetto di tipologia architettonica« in: Festschrift für Hans Sedlmayr, C.H. Beck,
München 1962, S. 96–101
19 Ibid., S. 97; Übersetzung: Ingo Bohning, Ingo Bohning, »Autonome Architektur« und »partizipatorisches Bauen«.
Zwei Architekturkonzepte, Birkhäuser, Basel/Boston/Stuttgart 1981., S. 63
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20 Dass Quatremère de Quincy von Rossi so prominent zitiert wurde, hat nebenbei auch den Effekt gehabt, dass
neuere Studien über den französischen Kunsthistoriker erschienen sind, die ihn in einem weniger doktrinären
Licht zeigen. Vgl. Sylvia Lavin, Quatremère de Quincy and the Invention of a Modern Language of Architecture,
MIT Press, Cambridge/Mass. 1992; Samir Younés, The True, the Fictive, and the Real. The Historical Dictionary
of Architecture of Quatremère de Quincy, Andreas Papadakis Publishers, London 1999
21 Vgl. Pier Vittorio Aureli, The Project of Autonomy: Politics and Architecture Within and Against Capitalism,
Princeton Architectural Press, New York 2008
22 Aldo Rossi, Die Architektur der Stadt, op. cit., S. 21
23 Aldo Rossi, »Voraussetzungen meiner Arbeit«, in: werk · archithese, Nr. 3, März 1977, S. 38
24 Aldo Rossi, Die Architektur der Stadt, op. cit., S. 27 und 28
25 Ibid., S. 14
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26 Ibid., S. 118f
27 Maurice Halbwachs, Stätten der Verkündigung im Heiligen Land. Eine Studie zum kollektiven Gedächtnis (La
Topographie légendaire des évangiles en Terre Sainte, Paris 1941), Maurice Halbwachs in der édition discours, 6,
uvk, Konstanz 2003, S. 20, 21
28 Maurice Halbwachs, Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985,
S. 72
29 Jan Assmann, Das kulturelle Gedächtnis, Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen
(1992), C.H. Beck, München 2002, S. 44
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30 Maurice Halbwachs, Das kollektive Gedächtnis, Das kollektive Gedächtnis, Fischer, Frankfurt am Main 1985,
S. 66
31 Maurice Halbwachs, Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen, op. cit., S. 142
32 Werner Sewing, »Die Gesellschaft der Häuser«, in: 139/140 ARCH+, Dezember 1997/Januar 1998, S. 85
33 Peter Eisenman, »Editor’s Introduction. The Houses of Memory: The Texts of Analogy«, in: Aldo Rossi, The
Architecture of the City, Opposition Books, MIT Press, Cambridge, Mass./London 1986, S. 7
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