Farbgestaltung Historischer Fassaden in Wien: Stadtentwicklung
Farbgestaltung Historischer Fassaden in Wien: Stadtentwicklung
Farbgestaltung Historischer Fassaden in Wien: Stadtentwicklung
WERKSTATTBERICHTE
S TA DT E N T W I C K LU N G
Nr. 85
W E R K S TAT T B E R I C H T N r. 8 5
ISBN 978-3-902576-04-0
STUDIE
FARBGESTALTUNG
HISTORISCHER FASSADEN
IN WIEN
Impressum
Autor
Dipl.-Ing. Dr. Friedmund Hueber, Architekt, Univ.-Prof.
[email protected]
Im Auftrag der MA 19
Redaktion
Dr. Bettina Nezval, Magistratsabteilung 19
Architektur und Stadtgestaltung
Lektorat
Ernst Böck
Grafik Cover
Büro Plansinn
Technische Koordination
Willibald Böck, Magistratsabteilung 18
Produktion
Referat Reprografie, Magistratsabteilung 21A
Copyright
2008 Stadtentwicklung Wien
Alle rechte vorbehalten
ISBN 978-3-902576-04-0
1
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
INHALTSVERZEICHNIS
Seite
Einleitung ………………………..................................... 6
Architekturfarben ………………………………………… 35
Restaurierung ............................................................... 42
Zusammenfassung ....................................................... 51
Sockelzone............................................................. 55
Fenster.................................................................... 59
Portale ................................................................... 64
Gebälkzone ........................................................... 70
Dekor ..................................................................... 72
Regenrohre............................................................. 75
Das NCS-Farbsystem.................................................... 77
Quellen/Bildnachweis................................................... 107
Farbkarten...................................................................... 110
2
3
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
VORWORT
DI Franz Kobermaier
Wien
4
5
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Einleitung
Die Stadt ist einem lebenden Organismus vergleichbar, der durch
seinen Entstehungsort und seine Entstehungsgeschichte geprägt
ist und ständigen Veränderungen unterliegt. Funktionslos Gewor-
denes wird modifiziert oder abgestoßen. Überbeanspruchtes wu-
chert und bedrängt seine Umgebung, bis es in sich zusammen-
bricht. Durch Zellerhaltung, belebende Modifikation, Austausch
und Erweiterung wird der Organismus am Leben erhalten. Das
Schicksal menschlicher Organismen wird von Veranlagung und
Umwelteinflüssen bestimmt und durch ärztlichen Rat und ärztliche
Behandlung korrigiert. Der Organismus einer Stadt unterliegt ähn-
lichen Gesetzmäßigkeiten, wobei anstelle der Person die Bewoh-
ner treten, die sich als fachkundigen „Arzt“ eine regulierende Re-
gierung und Verwaltung gewählt haben.
In Wien sind jene Stadtbereiche, die für die Wahrung der Identität
und des Charakters der Stadt von Bedeutung sind, ex lege als
„Schutzzonen“ ausgewiesen. Unabhängig davon gibt es Weltkul-
turerbezonen mit Pufferzonen, in denen die Erhaltung ihres Cha-
rakters von der UNESCO postuliert und überwacht wird.
6
7
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
8
Die Haltung bis ca. 1900
Piranesi
Verschiedene Säulen
antiker Architektur
Pallazzo Borghese in
Rom. M. Lunghi. Ende
des 16. Jahrhunderts.
9
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
10
Die Haltung bis ca. 1900
Ehemalige Universi-
tätskirche in Wien I
Im hohen Barock be-
gann man illusionis-
tisch Räume zu kreie-
ren und andere ver-
spielt aufzulassen.
Auf diesen Verfall re-
agierte die durch Stu-
dien gebildete Gesell-
schaft mit einem
strengen Klassizis-
mus.
11
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Im Wien der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bediente sich die
bürgerliche Architektur in der Zeit bis zu den Revolutionsjahren ei-
ner relativ bescheidenen Interpretation antiker Vorbilder, mit
menschlichen Dimensionen und „hausbackenen“ Formen, was
sich in der Stilbezeichnung Biedermeier niederschlägt. In dieser
Epoche entwickelte sich beim mündig gewordenen Bürgertum eine
romantische Spielform des Historismus, welche neben antiken
Vorbildern auch die Kunst des Mittelalters in ihr Formenrepertoire
aufnahm (Kornhäusl, Ölzelt; Franzensburg in Laxenburg, Schloss
Grafenegg, Weilburg bei Baden, Schule der Kaufmannschaft, La-
xenburg) (Abb. S. 13).
12
Die Haltung bis ca. 1900
Parlament in Wien
An dieser Gebäude-
ecke hat der Architekt
als Vorschlag für die
am übrigen Bau nicht
durchgeführte Farb-
gestaltung und -ver-
goldung ein Muster
anbringen lassen.
Dieses Muster ist er-
halten und wurde
auch mit dem übrigen
Gebäude restauriert.
Dieses historische
Foto zeigt die ur-
sprüngliche Einfarbig-
keit der Fassade.
Schule der Kauf-
mannschaft am Karls-
platz in Wien. Archi-
tekt Ferdinand Fell-
ner.
13
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Das letzte Drittel des 19. Jahrhunders prägt der international als
Blütezeit der österreichischen Kunst anerkannte Späthistorismus
(Abb. S. 39) (G. Semper und C. von Hasenauer, L. Baumann, der
frühe O. Wagner …). In ihm entstanden Großprojekte wie Theater,
Museen, Industrie- und Verkehrsarchitektur als Gesamtkunstwer-
ke.
14
Die Haltung bis ca. 1900
Ringtheater am
Schottenring in Wien
vor 1881, wohl einfär-
big
Wiener Stadttheater
(Ronacher) in Wien
vor 1887.
Das Schwarzweißfoto
lässt erkennen, dass
die ursprüngliche
Fassadengestaltung
zumindest zweifärbig
war. (Eckquader –
Nullfläche, Pilaster
und Gebälk im Attika-
geschoß – Nullflä-
che.) Die Färbelung
unterstützte damals
das tektonische Kon-
zept!
Südbahnhof in Wien
1869 – 73, um 1874
15
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Als Antwort darauf gab der Thronfolger einen Reichsstil als Sym-
bol der verbindenden Kraft des Staates bei Architekt Ludwig Bau-
mann in Auftrag. Dieser entwickelte in Anlehnung an die Zeit der
Hochblüte der Habsburger Monarchie ein Neobarock. [2] Die Ar-
chitekten Helmer und Fellner verbreiteten diesen Stil mit ihren
Theater- und Opernhäusern über die Länder der Donaumonarchie.
Erst durch den Ausgang des Ersten Weltkrieges und die klassi-
sche Moderne kam es zur Abkehr von allen inszenierenden Deko-
rationen. Der große Umschwung bestand darin, dass es nun dar-
auf ankam, wie und woraus etwas ist und nicht wie es wirkt! Damit
war die größte Wende seit dem Beginn der Renaissance einge-
leitet.
Derart geschult sind wir versucht, bei der Beurteilung und Bearbei-
tung historistischer Architektur die Funktionsgerechtigkeit und
Substanz zu bewerten und nicht die Wirkung, auf die es damals
ankam.
16
Die Haltung bis ca. 1900
Wiener Oper
Postkarte um 1900
Wohnhaus im „Deut-
schen Stil“
Postsparkasse in Bu-
dapest, Ödön Lech-
ner, 1899 – 1902
17
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Wiener Wohnbauten
der Wienzeile von
Otto Wagner, 1898/99
Wiener W ohnhaus in
Hietzing, Adolf Loos
18
Umgestaltungen der Fassaden
19
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Von den späten 20er Jahren bis nach dem Zweiten Weltkrieg wur-
den die als Kitsch empfundenen, teils verwahrlosten Fassaden
abgeräumt und umgestaltet. Nach der Entfernung des Dekors ges-
taltete man sie der jeweiligen Zeitströmung entsprechend durch
gemeinsame Rahmung von Fenstergruppen, Gliederung der Wand
mit Nuten wie ein Plattenbau oder in der NS-Zeit durch Applikation
des damals üblichen Dekors.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der in der Ersten Republik ein-
geschlagene Weg wieder aufgenommen und in vielen Fällen jegli-
cher Dekor abgeschlagen. Man gestaltete die alten Fassaden
pflegeleicht, glatt, der Moderne verpflichtet, sodass die Gebäude
nur mehr durch die Fenster- und Geschoßhöhen vom neuen, sozi-
alen Wohnbau unterscheidbar waren (Abb. S. 21, 22).
Erst nach der Mitte der 70er Jahre hatte man den Wert der Ring-
straße und der Architektur ihrer Zeit allgemein wieder erkannt.
Man begann, abgeschlagenen Dekor mit unterschiedlichem Ge-
schick und Verständnis zu rekonstruieren (Abb. gegenüber).
20
Umgestaltungen der Fassaden
Diese gekoppelten
Häuser zeigen, daß
der Besitzer des rech-
ten Hauses in der
Nachkriegszeit „mo-
dern und zeitgemäß“
war. Die architektoni-
sche Einheit des Blo-
ckes ging dabei verlo-
ren.
21
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
22
Die Fassade im Straßen- und Platzraum
23
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
24
Die Fassade im Strassen- und Platzraum
Mariahilfer Straße in
Wien
25
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
26
Die Elemente der historistischen Fassade, ihre
Materialien und ihr tektonisches Zusammenwirken
27
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
28
Die Elemente der historistischen Fassade, ihre
Materialien und ihr tektonisches Zusammenwirken
Das Konzerthaus in
Wien. Ludwig Bau-
mann hat diesem
Haus eine einfärbige,
zart reliefierte Fassa-
de verliehen, in der
zwischen tektonischer
Gliederung und Null-
Der Kursalon im
Stadtpark in Wien.
Bei gegebener Relief-
☺
mer die Wirkung des
tektonischen Gefüges
(Vergleiche mit S. 33).
29
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
30
Die Elemente der historistischen Fassade, ihre
Materialien und ihr tektonisches Zusammenwirken
☺
Niemals waren die Gestaltungselemente in Putzfassaden, auch wenn sie aus unterschiedlichen Materialien
bestanden, materialsichtig. Man suchte, monochrom die noble Wirkung von edlen Bausteinen zu erzielen.
Dies wird auch dadurch augenscheinlich, dass durch Materialgerechtigkeit der Farbgebung das architektoni-
sche Konzept, die tektonische Wirkung, kolossal beeinträchtigt wird. Die beiden Objekte auf den linken Bil-
dern sind falsch gefärbelt. Durch den starken Farbkontrast und das Hervorheben tektonisch unbedeutender
Elemente wird die Einheitlichkeit des tektonischen Traggerüstes zerstört. Urbane Noblesse wird zum provin-
ziellen Materialschaukasten. Die Farbgestaltung ist unhistorisch und nicht tektonisch. Auch bei den beiden
rechten Bildern bestehen die Zierglieder aus Hydrakalk, Terrakotta und Blech.
☺
31
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Obwohl alles wie aus Stein gearbeitet wirken sollte, hat man somit
die Form all dieser architektonischen Elemente in unterschiedli-
chen Techniken und Materialien hergestellt. Große Konsolen als
Verkleidung der Träger unter einem Balkon mussten besonders
leicht sein. Daher hat man sie aus Blech geformt. Sich sehr oft
wiederholende Zierelemente wurden nicht jedes für sich aus Stein
gemeißelt oder in Stuck gezogen, sondern in Formen als Abgüsse
aus Romanzement oder gebranntem Ton in Serie gefertigt. Es
kam eben nicht darauf an, woraus es ist, sondern nur darauf, wie
es wirkt. Nur bei besonderen Gebäuden wurde ausschließlich Na-
turstein in entsprechender Gestaltung als Formträger an den Fas-
saden eingesetzt (ungar. Bank- und Börsengebäude, Votivkirche,
Staatsoper etc.). In der Regel waren die Mauern aus Ziegel errich-
tet, mit Versatzstücken versehen und dann mit Putz überzogen,
der durch Profilierung, Färbung und Nutung Naturstein imitierte.
32
Die Elemente der historistischen Fassade, ihre
Materialien und ihr tektonisches Zusammenwirken
☺ ☺
33
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Die Martin-Luther-
Kirche in der
Gumpendorfer Straße
Die Versatzstücke
sind steinfarben ge-
schlämmt. Durch die
Fugenteilung im Putz
soll der Eindruck er-
weckt werden, dass
die Fassade aus
Steinquadern gebaut
ist.
Formelemente aus
Romanzement.
Formenreichtum des
Fassadendekors wäh-
rend und nach scho-
nender Reinigung.
Damit sich das Form-
stück leicht aus der
Gussform lösen lässt,
wird eine Trenn-
schicht angebracht.
Dies ist als unterste
„Farbschicht“ an den
abgebildeten Form-
stücken zu erkennen.
34
Architekturfarben
☺
Den oberen Abschluss einer tektonischen Ord-
nung bilden die Attika, Akroteren, Attikafiguren
und -vasen und/oder Balustraden. Sie brechen
die harte Silhouette, den oberen Abschluss der
Wand und betonen als deren Fortsetzung die
Achsen der Stützglieder.
Im linken oberen Bild ist der plastische Aufsatz
dem Farbbefund entsprechend oder der allge-
meinen Haltung folgend in bleiweiß gefasst.
Unabhängig davon wurde die Farbe für die üb-
rigen Architekturelemente gewählt.
Im rechten oberen Bild werden die Figuren und
Dekorationen durch Übernahme der gewählten
Farbfassung der Stützglieder zu deren bekrö-
nenden Fortsetzung.
Im Bild links wurde die Farbe der Stützglieder
☺
an das Weiß der figuralen Bekrönung ange-
passt, um dieserart die architektonische Einheit
herzustellen.
35
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Architekturfarben
Um die zum Dekor reduzierten Architekturformen mit ihren oft sehr
fein ausgebildeten Details und ihren häufig weit auskragenden
Elementen möglichst wirtschaftlich herstellen zu können, bediente
man sich – wie bereits betont – unterschiedlicher Materialien. Ge-
wände, die stärkerer Beanspruchung ausgesetzt werden sollten,
wurden in Stein ausgebildet. Reich dekorierte Friese, Kapitelle,
Flächenfüllungen oder figurale Architekturreliefs wurden aber –
besonders, wenn sie additiv auftreten – aus Ton gebrannt, oder
aus Romanzement gegossen, als Fertigteile versetzt. Weit auskra-
gende Elemente, wie große Konsolen, die – aus mineralischem
Werkstoff hergestellt – eine übermäßige Belastung des Bauwerkes
[5] Allgemeine Bauzeitung
1836, S. 326, 1840, S. 382. ergeben hätten, wurden meist aus Blech in feiner Gürtler- und Ga-
lanteriespenglerarbeit gefertigt. Die einfachen Pilaster und Säulen,
[6] Allgemeine Bauzeitung
Archivolte und glatten Architrav- und Friesflächen waren verputzt.
1836, S. 183f.
All diese Materialien sind, nachdem sie versetzt worden waren, ih-
rer konstruktiven Bedeutung entsprechend mit Farbe überzogen
Literatur zu diesem Thema: worden, als ob sie ein Teil des steinernen Tragsystems wären
Manfred Koller, Architektur und (Abb. S. 37, 66–69).
Farbe, in: Maltechnik restauro
Bei der Farbgebung suchte man den Eindruck der Verwendung
4, 1975, S. 177– 98.
edler Bausteine zu erwecken. Gegenüber der Buntfarbe in Mün-
W. Brönner, Farbige Architektur chen war Wien traditionell zurückhaltender, meist einfärbig, „stein-
und Architekturdekoration des
farbig“ mit Grau-, Gelb bis Brauntönen. Um Blendwirkungen zu
Historismus. Deutsche Kunst
vermeiden, gab es in der Wiener Bauordnung um 1865 Weißver-
und Denkmalpflege 36, 1978,
bot gegenüber Schulen, wie seit 1825 in Bayern. [5] Dagegen be-
S. 57–68.
vorzugte der Jugendstil, im Rückgriff auf den schon 1836 von För-
Christa Veigl, Gründerzeitlicher
ster aus Venedig nach Wien eingeführten Marmorino, weiß-gold
Wohnbau in Wien, Berlin, Lon-
an den Fassaden. [6] Der frühe Otto Wagner (Schottenring 10)
don und Paris. Differenz der
Metropolen in Bauschmuck und verwendete noch gelbocker Steinfarbe mit grau-weiß Schach-
Wohnkomfort aus Sicht der brettmuster (à la Scaffitto). Manche der historistischen Fassaden
Architektur- und Bauzeitschrift haben sich auch an venezianischer oder pompejanischer Architek-
„The Builder“, Wiener Ge- tur orientiert. In diesen Fällen wurde in einer Art Manierismus die
schichtsblätter 4-2006, S. 15– Wandfläche in pompejianisch Rot, Backstein etc. von der „steiner-
51. nen Tragkonstruktion“ abgesetzt.
G. Brino - F. Rosso, Colore e
Das Farbempfinden der jeweiligen Epoche wurde und wird nicht
cittá. Il piano del colore di Tori-
nur bei Neubauten umgesetzt, sondern führte in der Regel auch
no 1800–1850, Milano.
zur farblichen Umgestaltung älterer Objekte bei deren Restaurie-
Stefan Schrammel, Architektur
rung.
und Farbe in Venedig 1866–
1914, Berlin 1997.
36
Architekturfarben
☺
37
lassen so die Tektonik
gut erkennen.
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Die Wirkung des Gebälkes erzielte man durch Applikation der Pro-
file des Architravs. Die darüber liegende Frieszone, die auf der
Konturebene liegen muss (Nullfläche), wurde, wenn sie undeko-
riert war, nur wie die Nullfläche glatt verputzt. Das darüber befind-
liche Gesimse wiederum zur Gänze oder teilweise aus Stein,
Blech, Terrakotta oder Gusselementen hergestellt. Zur Unterstüt-
zung der tektonischen Einheit müssen diese drei Zonen einheitlich
steinfarben geschlämmt sein.
38
Architekturfarben
☺
Ein späthistoristisches
Bürgerhaus in Wien I
mit Backstein in der
Wandfläche. Die
Architekturglieder sind
steinfarben gefasst.
39
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
40
Architekturfarben
Luegerplatz in Wien
Die Wandflächen und Dekorelemente
dieser Fassade sind als Naturstein aufge-
fasst und richtig in der Farbe von Werk-
41
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
vom Barock bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts denkbar und
wurden im 20. Jahrhundert wieder allgemein verwendet.
Restaurierung
Die in der Wiener Baukultur überwiegenden Putzfassaden sollten
in der städtischen Architektur des Historismus fast nie aus Putz
hergestellt oder verputzt wirken. Vornehmlich in den Vorstädten
und bei Bauernhäusern haben sich die im Barock üblichen glatt
geputzten Fassadenflächen erhalten. Der Putz sollte in der Regel
immer den Stein ersetzen. Dasselbe gilt, wie gesagt, für jene Ma-
terialien (Terrakotten, Romanzement, Blech), die nur als Formträ-
ger in der Fassade Verwendung fanden. Die Farbe dieser Steine
sollte jener in der Natur entsprechen, d. h. man wählte die Farben
der üblichen Bausteine, wobei durchaus auch unterschiedliche
Bausteine oder Materialien kombiniert worden sind, um so die tek-
tonische Formensprache des Bauwerkes zu unterstreichen.
42
Restaurierung
Wien I, Herrengasse
schengesimse auch in
das Primärgerüst ein-
bezogen.
43
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Der Putz des 19. Jahrhunderts war natürlich mit Kalkfarben gefär-
belt, sei es al fresco in den frischen Putz oder al secco nach des-
sen Aushärtung. Diese Kalkfarben geben eine Reflexion des Lich-
tes, die der Wirkung als Stein entgegenkommt und in krassem Wi-
derspruch zur homogenen, eintönig exakten Farbwirkung moder-
ner Ersatzmaterialien steht. Eine in Kalk gefärbte Fassade ist nie
[7] Otmar Rychlik, Gäste –
große Welt in Bad Vöslau. Zur homogen einfarbig, die Kalkfarbe changiert, wie auch die Farbe
Ausstellung in den historischen des Natursteins. An den vortretenden Teilen wird sie schneller
Räumen des Schlosses Bad ausgewaschen als an tiefer liegenden Wandflächen, wodurch die
Vöslau, 1994. Fassade eine Lebendigkeit erlangt, die jener des natürlichen Bau-
44
Restaurierung
45
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
46
Restaurierung
Attika
Gebälk
Kolossal-
ordnung
Sockelgeschoß
47
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Heute empfindet man es wieder als schön, die Stadt heller und
freundlicher erscheinen zu lassen. Färbelungen in apricot, lachs,
mint, blau, türkis etc. entsprechen jedoch nicht den Farben der
Bausteine der Wiener Kulturlandschaft.
48
Restaurierung
Theophil Hansens
Vorstellung von der
Farbigkeit der Archi-
tektur hat er an eini-
gen Bauteilen de-
monstriert. Es waren
sicher nicht nur wirt-
schaftliche Überle-
gungen, die zur Un-
terlassung der Färbe-
lung führten.
49
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
50
Zusammenfassung
Schönbrunner Gelb
70
80
90
Y 10 20
30
60 40 Ziegelrot
50 50
40 60
30 70
20 80
10 90 Die Farbanalysen im
NCS-System an den
G R üblichen Fassaden-
90 10 bausteinen Wiens er-
gaben, dass der
80 20
Schwarzanteil immer
70 30 zwischen 10 und 40
60 40 (meist 20 – 30) und
50 50 der Buntanteil unter
40 60 20 (meist 5 – 15)
30 70 liegt. Der Farbwert
20 80
10 B 90
bewegt sich zwischen
Y und Y70R. Fassa-
W denfarben sollten in
Schönbrunner Gelb der Regel, abhängig
10
von der Umgebung,
im hier dargestellten
20
Bereich liegen.
Ziegelrot Schönbrunner Gelb,
30
Böhmischer Ocker mit
40 Kalk als Bindemittel
liegt bei Y20R, also
50 C ein leicht ins Rot ge-
hendes Gelb, hat je
90
60 nach Zeitgeschmack
80
und lokaler Ausprä-
70 gung einen Schwarz-
70
60
anteil von 05 bis 20
50 und einen Buntanteil
80 40 von 00 bis 30.
30
90 Als ein mittleres Zie-
20
gelrot wurde S 4040 -
10
S Y60R definiert.
51
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Zusammenfassung
Wenn man in einer Stadt eine historistische Fassade restauriert, restauriert
man in erster Linie einen Teil einer Platz- oder Straßenwand als Begren-
zung eines schachtelartigen, urbanen Freiraumes und nicht die Außenhaut
eines Gebäudes!
Vier Gesichtspunkte sind somit für die Gestaltung und Färbelung der Fas-
saden von Bedeutung:
1. Jede Fassade ist ein Bestandteil eines öffentlichen Raumes und muss
sich in dieses Ensemble seiner Bedeutung entsprechend einfügen.
52
Zusammenfassung
Das Schottenstift in
Wien.
Das Niederösterrei-
chische Landhaus in
der Herrengasse in
Wien.
53
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
• Die Farbe der Fassade dient der Unterstützung der plastisch ausgebil-
deten, tektonischen Gestaltung mit ihrem Licht- und Schattenspiel. Die
Farbe dient dazu, einerseits architektonische Einheiten zusammenzu-
fassen und andererseits, durch entsprechende Schattierung die der
Fassade zu betonen.
• Elemente der Architektur sind nicht nur die geputzten Flächen, sondern
auch alle anderen Elemente wie Fenster und Türen, Balkongeländer,
Vorbauten und Dekorationen etc., die daher in deren Farbe zu gestal-
ten sind. Notwendige Installationen wie Regenabfallrohre dürfen weder
durch ihre Form noch durch Farbe die Komposition beeinträchtigen.
54
Elemente des tektonischen Aufbaues
Sockelzone
☺
55
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Stützglieder (Sockel, Säulen, Pfeiler)
Um Säulen und Pilaster tragend wir-
ken zu lassen, müssen sie bei Zwei-
farbigkeit der Fassade die Farbe der
Architekturelemente tragen.
☺
ckelgeschoß, Pfeilern, Ge-
bälk, Attikageschoß und
Dachgeschoß.
57
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Stützglieder (Sockel, Säulen, Pfeiler)
An Außenkanten darf
es nie einen Farb-
wechsel geben (wie
hier am Bogen), da er
dem Bauelement die
Materialhaftigkeit
nimmt. Die Farbe soll
ein Bauglied markie-
ren. Die Profile sind
Bestandteil des Pfei-
lers und des Kapitells.
Um dies zu unterstrei-
chen, ist eine einheitli-
che Farbe geboten.
☺
nem Material wirken
sollen. (Pfeiler und
Bogen, Bild unten).
58
Elemente des tektonischen Aufbaues
Fenster
Die beiden oberen Beispiele folgen in unterschiedlichen Stilen demselben Formenkanon. Eine
Fehlinterpretation der Zugehörigkeit der jeweiligen Flächen ist ausgeschlossen, da im histo-
ristischen und barocken Beispiel der Hintergrund vom tektonischen Aufbau klar getrennt ist.
Die Parapetelemente und die Bekrönungen bestehen aus Rahmen mit Füllung. Wird die Fül-
lung in der Wandfarbe gefärbelt, wird sie zum Loch (links unten). Sie muss die Farbe der tek-
tonischen Elemente tragen oder speziell dekoriert sein. Niemals dürfen Giebelfelder oder
andere „Füllungen“ im plastischen Rahmenwerk die Farbe der Nullfläche tragen.
☺
59
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Fenster
☺
Die Fenster sind
als kleine Häus-
chen (Ädikulen)
in der Fassade
gestaltet. Auch
die Verdachung
mit ihrem Giebel-
feld ist dessen
Bestandteil. Wird
das Giebelfeld
wie die Nullflä-
che behandelt,
verliert der Gie-
bel seinen Kör-
per und wird zum
Rahmen (Bild
unten).
60
Elemente des tektonischen Aufbaues
Fenster
☺
Diese beiden Bildpaare veranschaulichen, dass zur Erzielung der architektonischen Wirkung
oft Ersatzmaterialien zur Anwendung kamen. Im oberen Beispiel Terrakotten, im unteren Bei-
spiel anstelle des steinernen Fensterkreuzes Holz. Da die Ersatzmaterialien die Form der
Gesamtkomposition wiedergeben sollen, verlangt es nach Einfarbigkeit.
☺
61
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Fenster
☺
Allzu oft wird die architektonische Gestaltungsabsicht schwer erkennbar, wenn die vereinen-
de Hand des Architekten bei der Restaurierung fehlt und jeder Handwerker sein Material in
der ihm gewohnten Art behandelt.
Die Komposition der Fensterumrahmung im linken und die Türrahmung im unteren Bild zer-
fällt in den steinernen Rahmen und – wie Schlagobers auf eine Torte gespritzt – die Dekora-
tion aus Stuck. So wird die geplante Einheit der Architektur zur Patisserie. Alleine im Bild
rechts oben ist Stuck und Stein farbig zu einem Architekturelement vereint.
62
Elemente des tektonischen Aufbaues
Fenster
63
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Portale
☺ ☺
Portale dienten der Repräsentation und ihre Gestaltung beschränkte sich nicht auf die Ein-
gangstür, sondern erstreckte sich oft über mehrere Geschoße. Meist sind zumindest die
Fenster des darüberliegenden Geschoßes in die Gestaltung mit einbezogen, was die Farb-
gebung berücksichtigen sollte. Beim Stadtpalais des Prinzen Eugen oder bei der Börse ist
dies einheitlich in Stein ausgebildet und daher zweifelsfrei (oben).
Das Portal in Stein, Putz und Stuck zerlegt (links), lässt die architektonische Komposition
kaum mehr erkennen.
☺
64
Elemente des tektonischen Aufbaues
Portale
☺
Portale sind – mit all ihren
rahmenden Elementen, zu
denen auch Fenster gehö-
ren können – eine gestal-
terische Einheit, zu deren
Aufbau der Architekt un-
terschiedliche Gewerke
einsetzte. Bei der Restau-
rierung fehlt heute oft sei-
ne vereinende, kundige
Hand. Restauratoren für
Stein, Stuck und Holz be-
handeln ihren Gepflogen-
heiten entsprechend ihr
Gewerk, ohne Rücksicht
auf die Gesamtheit und
deren Wirkung. Dadurch
wird das Kunstwerk zu
Patchwork, zu einer An-
sammlung von Material-
proben. Es fehlt die verei-
nende Schlämme.
65
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Balkone, Balkonbrüstungen und -gitter
Auch Balkongeländer und -brüstungen sind
ein Teil der Architektur und bestimmen die
Gesamtwirkung. Ein Loslösen dieser Elemen-
te durch Materialfarbigkeit stört das Gesamt-
bild und setzt falsche Akzente.
Brüstungen und Fenster als deren Elemente
die Farbe der Architektur unabhängig vom
verwendeten Material (unten links).
☺
66
Elemente des tektonischen Aufbaues
Balkone, Balkonbrüstungen und -gitter
☺
Bei den beiden links abgebildeten
Häusern sind die Metallgeländer der
Architektur entsprechend gefärbelt.
Am oberen Bild ist das Metall in einem
hellen Grün präsentiert, welches dem
Tonwert der Fassade entspricht.
☺
67
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Balkone, Balkonbrüstungen und -gitter
☺
Um ein Gebäude nach oben hin im-
mer leichter wirken zu lassen, wurden
tiefer liegende Balkone massiger
ausgebildet als jene in luftigen Hö-
hen. Daher gibt es oft über Balkonen
mit Steinfüllungen in der Brüstung
solche mit Geländern aus Metall.
Wird das Metall wie das Schmiedeei-
sen vom Dorfschmied anthrazit oder
schwarz gefärbelt, so tritt es bei einer
hellen Fassade mehr und schwerer in
Erscheinung, als es sollte. Bei einfär-
bigen Fassaden muss sich die Mo-
nochromie auf alle Bauelemente
erstrecken!
68
Elemente des tektonischen Aufbaues
Balkone, Balkonbrüstungen und -gitter
69
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Gebälkzone
a)
☺ b)
☺
c)
e)
☺ d)
Das Gebälk ist der aus Architrav, Fries und Gesimse
bestehende Aufbau, welcher von den Kapitellen der
Säulen oder Pilaster getragen wird (a). Je nach Stil kann
der Fries unterschiedlich behandelt sein, er kann entfal-
len oder auf die Höhe eines Zwischengeschoßes ge-
dehnt werden (d), jedoch ruhen diese Bauglieder immer
direkt aufeinander und bilden eine Einheit. Der Fries als
f)
Bestandteil des dreilagigen Gebälkes muss bei Zwei-
oder Mehrfarbigkeit von der Farbe der Nullfläche abge-
setzt sein, auch wenn er in der Wandebene liegt (b, c).
Ist er wie die Nullfläche gefärbelt, geht die tragende Wir-
kung und Einheit des Gebälkes verloren (e, f, g). Das
Beispiel (g) setzt diesen Fehler auch in der Gebälkzone
der Fenster fort. Im Bild (e) fehlt jedes Verständnis für
die Tektonik. Architrav und Fries werden wie die Nullflä-
che behandelt, nur das belanglose Abschlussprofil des
Architravs ist weiß, wie eine Applikation hervorgehoben.
g)
70
Elemente des tektonischen Aufbaues
Attika- und Attikabekrönung
Selbst bei der Postsparkasse hat Otto Wagner zur Berücksichtigung der Sehgewohnheiten
seiner Zeit die Silhouette durch bekrönende Elemente aufgelöst. Bei der Restaurierung be-
stand keine Gefahr, deren Wirkung als Architekturkomponente zu beeinträchtigen, da sie
materialsichtig aus den gleichen Materialien hergestellt sind, aus denen die Fassade besteht.
Auch das Aluminium, aus dem die Figuren bestehen, fügt sich farblich in die Komposition
ein.
Das Kriegsministerium Ludwig Baumanns war ursprünglich – dem Geschmack der Zeit ent-
sprechend – dunkelgrau und die Attikabekrönungen waren ebenso dunkel gefasst. Bei der
Restaurierung passte man die Farbgebung des Gebäudes unserem Zeitgeschmack an. Die
Restaurierung der Metallteile wurde jedoch dem Befund entsprechend durchgeführt. Diese
Inkonsequenz führte zur Beeinträchtigung der architektonischen Wirkung. Durch den sehr
starken Kontrast zwischen dem Bauwerk und seiner plastischen Bekrönung geht die Wirkung
des figuralen Schmuckes als oberer Abschluss der Architektur verloren. Sie wird zum aufge-
setzten Fremdkörper, der schwer und drückend wirkt.
71
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Dekor
Fast alle Bauten des Späthistorismus und Jugendstils waren plastisch reich dekoriert. Zur
Gliederung waren in den seltensten Fällen Farbunterschiede eingesetzt. Durch das einfarbi-
ge Licht- und Schattenspiel erhielt das Bauwerk Noblesse und Eleganz. Ein zunehmendes
Verlangen nach Repräsentation, bei abnehmendem Verständnis für historistische Architektur
und für die noble Wirkung der Einfarbigkeit als verbindende Hülle, führte bei Instandsetzun-
gen zu einem Patchwork aus Materialmustern. Durch Farbunterschiede werden die Architek-
turdekorationselemente zu Applikationen und Genien wirken wie Lebkuchen, den man auf
die Fassade geklebt hat.
72
Elemente des tektonischen Aufbaues
Dekor
73
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Dekor
☺
Ein Haus im 3. Wiener Gemeindebezirk vor (links) und nach der „Fassadenrenovierung“.
Dem Geschmack des Späthistorismus entsprechend ist es plastisch dekoriert und wirkt wie
aus Stein gefügt. Wenn auch etwas erneuerungsbedürftig, war vor der „Renovierung“ dieser
Gestaltungswille erkennbar. Durch Zweigeschoßigkeit bei der „Instandsetzung“ wurde dieses
Haus zur gebauten Patisserie mit gestörter Tektonik. Tragende Bauteile der Architektur wur-
den zu sinnlosen Applikationen.
74
Elemente des tektonischen Aufbaues
Regenrohre
☺
Regenabfallrohre an der Fassade
wurden in der Baukunst Wiens tun-
lichst vermieden. Die Entwässe-
rung fand über Dachbodenrinnen
und die Steigstränge der Kanäle
statt. Wo außenliegende Rohre
durch Dachaufbauten notwendig
wurden, hat man sie in der Archi-
tektur möglichst verborgen (in der
Fassadenfarbe gestrichen, hinter
einem Gebäudevorsprung ver-
steckt, Bild oben). Regenabfallroh-
re, die sich über die Fassade win-
den, zeugen von mangelnder Pla-
nung und Koordination und tragen
zur optischen Verslumung der Alt-
bauten bei.
75
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Das Farbempfinden ist jedoch subjektiv und die Wirkung der Farbe einer
Oberfläche hängt überdies bekanntlich vom Licht (Sonnenbestrahlung,
Schatten, Lichtverfärbung durch Bewölkung etc.) ab, das von der jeweiligen
Oberfläche reflektiert wird. Überdies beeinflussen Farboberflächen in der
Umgebung gewaltig die Wirkung einer Farbe (s. S 108).
Besonders schwierig ist es, die Farbe von natürlichen Baustoffen wie Na-
turstein, Metall oder Holz zu benennen, da sich diese aus mehreren Farben
zusammensetzen, die Farbzusammensetzung bei jedem Stück unter-
schiedlich ist und die Farbwirkung beträchtlich sowohl von der Oberflä-
chenbehandlung als auch vom Grad der Oberflächenverwitterung oder
-verschmutzung abhängt. Die untersuchten und im Anhang dargestellten
Farben wurden durch mehrere Messungen, die Ermittlung von Mittelwerten
und den Vergleich dieser Mittelwerte mit der Gesamtwirkung repräsentati-
ver Musterflächen an Gebäuden und Musterstücken festgelegt. Sie geben
hier einen Gesamteindruck wieder, den diese Materialien aus entsprechen-
der, vereinheitlichender Distanz betrachtet erwecken. Dies soll jedoch nicht
dazu verführen, bei der Farbwahl für Fassaden aus diesen Materialfarben
unreflektiert jede beliebige zu verwenden. Jedenfalls ist die heutige Ten-
denz zu hellen, nicht zu intensiven Farben und die Farbgebung im zugehö-
rigen urbanen Freiraum zu respektieren. Nur ein gleichartiger Helligkeits-
grad und gleiche Farbintensität aller rahmenden Wände eines Straßen-
oder Platzraumes erhalten dessen geschlossene Räumlichkeit.
76
Das NCS-Farbsystem
Abb. 1 Abb. 1
Die vier bunten Elementarfarben
des NC-Systems sind Gelb (Y),
Rot (R), Blau (B) und Grün (G), die
beiden nicht-bunten Farben sind
Weiß (W) und Schwarz (S).
Abb. 2
Im NCS-Farbraum werden die
Buntfarben in einem Farbkreis an-
geordnet, die Farbe Weiß (W) bil-
det den oberen Punkt des Kegels,
Abb. 2
Schwarz (S) den unteren.
Abb. 3
Auf dem NCS-Farbkreis befinden
sich Gegenfarben gegenüberlie-
gend. Jedes Viertel zwischen zwei
Grundfarben ist durch eine Skala,
Abb. 3 die den prozentualen Anteil einer
Farbe angibt, in 100 gleiche Stufen
unterteilt. Sie gibt den Farbwert
an. So bedeutet etwa die Bezeich-
nung Y90R, dass es sich bei dem
Farbton um ein Gelb (Y) mit 90 %
Rotanteil (R) handelt.
Abb. 4
Im NCS-Farbdreieck ist die Basis
die Unbuntachse zwischen Weiß-
Schwarz. Die Spitze ist der Farb-
ton in maximaler Sättigung. Hier ist
die Nuance 1050 (10 % Schwarz-
anteil mit 50 % Buntanteil angege-
ben).
Abb. 5
Die NCS-Bezeichnung besteht
aus der Nuance und dem Farb-
wert. Im Beispiel S 1050-Y90R
Abb. 4 würde der Code Folgendes über
die Farbe aussagen, die er defi-
niert: Die Farbe hat einen
Schwarzanteil (S) von 10 %, einen
Farbanteil (C) von 50 %.
77
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Das NCS-Farbsystem
Das Natural Coloursystem (NCS, auch NCS- Im vertikalen Schnitt durch den NCS-Farbraum
Farbsystem) ist eines der wenigen weltweit ergeben sich zwischen der Unbuntachse, zwi-
verwendeten Farbsysteme (neben dem RAL- schen Weiß (W) und Schwarz (S) und dem je-
Farbregister und dem Pantone Matching Sys- weiligen Buntton (C) gleichseitige Dreiecke, die
tem), in dem ca. 1.300 Farbmuster strikt orga- als NCS-Farbdreiecke (Abb. 4) bezeichnet
nisiert, durch Buchstaben und Zahlen benannt, werden. Innerhalb der Dreiecke erhält der je-
vorliegen. Es wurde vom Scandinavian Colour weilige Ton mehr oder weniger Sättigung und
Institute in Stockholm entwickelt. wird heller oder dunkler. Auch diese Abstufun-
gen des Farbtons werden in Prozent angege-
Der Mensch empfindet sechs Farben als reine
ben. Im Beispiel (Abb. 4) hat die Farbe einen
Grundfarben, auch wenn diese nach Kriterien
Schwarzanteil von 10 % und einen Buntanteil
der Farbmischung nicht unbedingt alle „rein“
von 50 %.
sind (Abb. 1). Alle anderen Farben können
durch den Grad einer visuellen Ähnlichkeit mit In diesem dreidimensionalen System können
den Elementarfarben beschrieben werden. damit alle Farben beschrieben und mit unmiss-
verständlichen NCS-Bezeichnungen versehen
Der NCS-Farbraum (Abb. 2) stellt die Farben in
werden.
einem Doppelkegel dar, an dessen Äquator
sich die bunten Elementarfarben auf einem Die NCS-Bezeichnung (Abb. 5) besteht aus
Farbkreis befinden. An Spitze und Basis des zwei Teilen. Der erste Teil gibt die Nuance wie-
Doppelkegels liegen Weiß und Schwarz, zwi- der, d. h. den Grad der Ähnlichkeit zu Schwarz-
schen denen die Unbuntachse verläuft. In die- anteil und zum maximalen Buntanteil. Der
sem dreidimensionalen Farbraum können alle Weißanteil wird nicht angezeigt, er stellt die
vorstellbaren Oberflächenfarben angeordnet restlichen Prozente dar (=100-Schwarzanteil-
und dadurch mit einer exakten NCS- Buntanteil). Der zweite Teil ist der Farbton. Die
Bezeichnung benannt werden. unbunten Farben werden allein durch den
Schwarzanteil gekennzeichnet, während der
Zur besseren Verständlichkeit des NCS-
Farbanteil bei 00 liegt. Demnach hat ein mittle-
Farbsystems ist der Doppelkegel in zwei senk-
res Grau die Zahlenkombination 5000.
recht zueinander stehenden Ebenen geschnit-
ten, den NCS-Farbkreis und das NCS- Der Buchstabe „S“ vor der gesamten NCS-
Farbdreieck. Bezeichnung (S 1050-Y90R) bedeutet, dass
das NCS-Muster ein standardisiertes NCS-
Der NCS-Farbkreis (Abb. 3) ist, von oben ge-
Farbmuster ist, das vom Scandinavian Colour
sehen, ein Schnitt durch den „Äquator“. Die vier
Institute, NCS-Qualitätszentrum, ausgegeben
bunten Elementarfarben wurden platziert wie
wurde, und dass es dem NCS-System zum
die vier Himmelsrichtungen auf einem Kom-
Qualitätsmanagement gemäß Edition 2 folgt.
pass, und jedes Viertel zwischen den Grundfar-
ben wird in 100 Stufen unterteilt, die den Farb- Quellen:
wert angeben. Im Beispiel (Abb. 3) ist der • NCS-Informationsbroschüren
• www.wikipedia.org
Farbwert Gelb mit 90 % Rotanteil angegeben:
• www.farbimpulse.de: Farbsystem auf der Basis
die Bezeichnung ist somit Y90R. menschlicher Wahrnehmung: Das Natural Colour
System
78
Materialien und Farbanalyse
LEITHAKALK – WÖLLERSDORF
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In der Region Wöllersdorf, am Ausgang des 10
Piestingtales zum Wiener Becken, befinden sich
zahlreiche stillgelegte Leithakalksteinbrüche, 20
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Es handelt sich hierbei um einen charakteristi-
schen, meist leberbraunen, geschichteten Al-
50 C genschuttkalk mit relativ hoher Festigkeit. Ne-
90 ben Algenstängelbruchstücken können kleine
60
80 inkrustierende und ästige Rhodolithen beobach-
70
70 tet werden. Außerdem nimmt dieser Stein eine
60
50
sehr schöne Politur an. Heute ist das kleinräu-
80 40 mige Vorkommen vollständig erschöpft. SCHA-
30 FARZIK (1909, S. 383) gab als jährliche För-
90
20
dermenge des Steinbruches in Oslip (Oszlopp)
10
S 1500 m3 an.
Mittelwert
Siehe Farbkarte Verwendungsbeispiele: Wien: Votivkirche, Na-
tur- und Kunsthistorisches Museum (Sockel),
Rathaus
Gemessene NCS-Farben:
Status: stillgelegt, das Vorkommen der leber-
S 3010-Y30R
braunen Variante ist erschöpft.
S 3020-Y40R
S 3020-Y30R Mittelwert
S 3020-Y20R
S 4020-Y20R
vgl. ROHATSCH A.: NEOGENE BAU- UND DEKORSTEINE
S 4020-Y30R NIEDERÖSTERREICHS UND DES BURGENLANDES, S. 11 ff.
80
Materialien und Farbanalyse
LEITHAKALK – MANNERSDORF A
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Materialien und Farbanalyse
LEITHAKALK – KAISERSTEIN
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Erstmals 1579 als „Ihro Kayserlichen Majestät Stein- 10
bruch am Laythaberg“ bezeichnet. In diese Zeit fal-
len auch erste bedeutende Lieferungen nach Wien 20
an die Baustelle von Schloss Neugebäude (ab
1570). Um das direkte Untertanenverhältnis zum
30
Kaiser zu unterstreichen, nannten die Steinhauer
des Bruches ihren Stein „Kaiserstein“. Seine große
40
Bedeutung als Baustein erfährt der Kaiserstein dann
im 19. Jahrhundert für viele Bauwerke der „Wiener
Ringstraßenzeit“. Aufgrund der hohen Güte der 50 C
Werksteine, wie hohe Festigkeit und Verwitterungs- 90
60
beständigkeit, wurde der Kaiserstein häufig für sta- 80
tisch sensible Bauteile wie Stiegenstufen, Säulen, 70
Überlager etc. verwendet. 70
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Im Steinbruch von Müllendorf sind mehrere Be-
70
sonderheiten der Leithakalkentwicklung aufge-
70
60 schlossen: einerseits die kreidig zersetzten
50 reinweißen Kalke, die zur Kreideerzeugung
80 40 (Wiener Weiß) abgebaut wurden, und anderer-
30 seits eines der seltenen Korallenriffe der Leit-
90
20
hakalkformation.
10
S
Mittelwert Verwendungsbeispiele: Wien: Votivkirche
Siehe Farbkarte (Turmhelme), Weißgerberkirche, Fünfhauser
Kirche, Oper, Kalkofen, „Wiener Weiß“, Kreide-
erzeugung.
Gemessene NCS-Farben:
S 0505-R10B S 2005-Y
S 0603-Y80R S 2005-Y20R
S 0804-Y70R S 2005-Y50R
S 1002-G50Y
S 1005-Y50R Mittelwert
vgl. ROHATSCH A.: NEOGENE BAU- UND DEKORSTEINE
NIEDERÖSTERREICHS UND DES BURGENLANDES, S. 15 ff.
84
Materialien und Farbanalyse
KALKSANDSTEIN – ST. MARGARETHEN A
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Der sogenannte „Römersteinbruch“ bei St.
10
Margarethen im Burgenland ist einer der be-
deutendsten Werksteinbrüche Ostösterreichs,
20
wobei seine Nutzung bereits in römischer Zeit
aufgrund mangelnder Nutzungsbeispiele eher 30
zu den ökonomisch begründbaren Legenden zu
rechnen ist. Mit Sicherheit nachweisbar ist eine 40
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Bei diesen Kalksandsteinen handelt es sich um
20
gelbbraune bis hellgraue, fein- bis grobkörnige,
poröse Kalksandsteine (grainstone, Biosparit),
30 die auch Rhodolithen und verschiedene Bival-
ven (z. B. Ostrea sp., Pecten sp., Chlamys sp.)
40 aufweisen. Im Dünnschliff zeigt sich der
St. Margarethener Stein als sehr poröser Kalk-
50 C sandstein, der vorwiegend aus kleinen Kalkrot-
90
60 algenbruchstücken und Foraminiferen aufge-
80
baut wird. Daneben kann man Echinodermen-
70
70
60
spat, Bruchstücke von Serpulidenröhren und
50 Ostrakoden beobachten. Die Komponenten
80 40 wurden mit feinkörnigem Kalkspat zementiert.
30
90
20 Verwendungsbeispiele: Wien: St. Stephan
10 (Restaurierung), Maria am Gestade (Restaurie-
S
rung), Dominikanerkirche, Franziskanerkirche,
Mittelwert Schloss Schönbrunn (teilweise Schloss-
Siehe Farbkarte architektur, Plastiken der Römischen Ruine,
Brunnenhaus „Schöner Brunnen“), Außenfas-
sade Südbahnhof, Musikverein, Börse, Natio-
nalbank, Theseustempel (Volksgarten); Portal
der Propstei in Wiener Neustadt, Renaissance-
Gemessene NCS-Farben: portale der Burgruine Landsee, u. v. a. m.
S 2020-Y
Status: Abbau von Werkstein durch die Firma
S 2010-Y30R Gustav HUMMEL (Wien, Mannersdorf, St. Mar-
S 2020-Y10R garethen); Sande für Kunststeinerzeugung
durch Firma KUMMER (Oslip).
S 2020-Y20R Mittelwert
S 2020-Y20R
vgl. ROHATSCH A.: NEOGENE BAU- UND DEKORSTEINE
S 2030-Y20R NIEDERÖSTERREICHS UND DES BURGENLANDES, S. 18 ff.
86
Materialien und Farbanalyse
KALKSANDSTEIN – KROISBACH
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Der Kalksandstein von Kroisbach (heute Fertö-
rákos), sehr ähnlich jenem von St. Margarethen, 50 C
nur 1.200 m südlich unserer Staatsgrenze, ist 90
heute kein Begriff mehr. Zur Ringstraßenzeit 60
80
war er nicht weniger wichtig als der St. Marga- 70
70
rethener und lieferte bis zu 1500 m3 im Jahr. 60
50
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Gemessene NCS-Farben:
S 2010-Y80R
S 3005-G80Y
S 3005-Y20R
S 3010-Y20R
S 3010-Y40R Mittelwert
S 3010-Y50R
vgl. KIESLINGER A.: DIE STEINE DER WIENER RINGSTRAS-
SE, S. 64. S 3010-Y60R
87
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
KALKSANDSTEIN – ZOGELSDORF
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Er wird in mehreren Ortschaften in der Nähe
50 C von Eggenburg abgebaut und ist neben dem
90 Leithakalk der wichtigste Baustein von Ostöster-
60
80 reich, Südmoldavien und Westungarn. Im Ba-
70
70 rock war der „Zogelsdorfer Kalksandstein“ sehr
60
wichtig für Bildhauer. Wenn Leithakalk in genü-
50
80 40 genden Mengen gebrochen wurde, gab es über
30 Jahrzehnte keine Förderung von Zogelsdorfer.
90
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Der Johannesbruch nordöstlich von Zogelsdorf,
S ca. 2,5 km südlich von Eggenburg, ist der be-
Mittelwert kannteste. Die Steinproduktion begann hier
1870. Der Steinbruch befand sich lange Zeit im
Siehe Farbkarte Besitz der Familie von Friedensnobelpreisträge-
rin Bertha von Suttner.
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Materialien und Farbanalyse
KONGLOMERAT – LINDABRUNN A
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Gemessene NCS-Farben:
S 3005-Y20R Status: Abbau durch die Firma Franz BAM-
BERGER (Traiskirchen); jährliches Bildhauer-
S 3010-Y10R
symposion.
S 3010-Y20R Mittelwert
S 3010-Y30R
S 4010-Y10R
vgl. ROHATSCH A.: NEOGENE BAU- UND DEKORSTEINE
S 4010-Y20R NIEDERÖSTERREICHS UND DES BURGENLANDES, S. 25 ff.
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Materialien und Farbanalyse
KONGLOMERAT – BAD FISCHAU
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Materialien und Farbanalyse
TRIESTINER KALK – REPEN
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Abbauort: Monrupino/I
Gemessene NCS-Farben:
Verwendungsbeispiele: Treppenanlagen im
S 3010-Y80R
Freien und in Stiegenhäusern, bei fast allen
Wiener Bauten des Späthistorismus und des S 3010-Y90R
Jugendstils, Gebäudesockel. S 4010-Y40R Mittelwert
S 3020-R
S 5010-Y30R
DIE NATURSTEINE AUS DEM TRIESTER KARST; CDICIAEA
TRIESTE 1989, S. 139 ff. S 6005-Y20R
93
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
TRIESTINER KALK – AURISINA
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Y 10 20
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G R
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Verwendungsbeispiele: Treppenanlagen im
Gemessene NCS-Farben: Freien und in Treppenhäusern.
S 1510-R
S 2005-Y40R
S 2005-Y60R
S 2010-Y50R Mittelwert
S 2010-Y80R S 3005-G80Y
DIE NATURSTEINE AUS DEM TRIESTER KARST; CDICIAEA
S 2010-R S 3010-Y80R TRIESTE 1989, S. 127 ff.
94
Materialien und Farbanalyse
ROSSO VERONA/ADNETER/UNGARISCH ROT
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Y 10 20
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Foto: Brinninger W
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W Foto: Internet
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30
40
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30 Im Späthistorismus werden immer häufiger
20
auch die „Nullflächen“ von Wohnbauten in
10
S Sichtziegel gestaltet, während die Architektur-
glieder dieser Gebäude (Sockelzone, Gebälk,
Mittelwert
Gesimse, Eckquader und Fensterrahmungen)
Siehe Farbkarte aus Stein oder verputztem Ziegelmauerwerk
Naturstein darstellen sollen und in Steinfarben
gefärbelt werden.
Gemessene NCS-Farben:
S 3030-Y70R S 5030-Y30R
S 4020-Y50R S 5030-Y60R
S 4020-Y60R S 5030-Y70R
S 4030-Y60R Mittelwert
S 4040-Y70R
S 4050-Y60R
96
Materialien und Farbanalyse
JURAKALK – SOLNHOFER/KEHLHEIMER SCHLICHT GELB A
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G R
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G R
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G R
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G R
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101
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
BÖHMISCH OCKER / SCHÖNBRUNNER GELB - B
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Materialien und Farbanalyse
OTTO-WAGNER-GRÜN
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W
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Im Jugendstil wurden viele Fassadenelemente
aus Kupfer hergestellt und Grünspan wurde 50 C
zum Fixpunkt in der Farbgestaltung bei Stadt- 90
60
bahnstationen, Brücken, Toren und im Dachbe- 80
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W Foto: Brinninger
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In der Ziegeldachlandschaft Wiens wurden
50 C schwierige Dachformen, Kuppeln, Türme und
90 Gaupen fast immer in Kupfer eingedeckt, auch
60
80 Gesimsverblechungen, Regenrohre und Fassa-
70
70 denelemente bestanden aus Kupfer, dessen
60
50
Oberfläche unter historischen Bedingungen fast
80 40 immer zu Grünspan verwitterte. Heute verwittert
30 sie in ein dunkleres Braun.
90
20
10 Diese Farbe des Grünspans wurde zu einem
S bestimmenden Bestandteil der städtischen
Mittelwert Farblandschaft, besonders der Dachlandschaft.
Der Farbton ist nie einheitlich und verleiht daher
Siehe Farbkarte
den Blechoberflächen eine bestimmte Leben-
digkeit.
Gemessene NCS-Farben:
S 2020-G10Y
S 2030-G10Y
S 2030-G30Y
S 3020-G10Y
S 3030-G10Y Mittelwert
S 4030-B90G
104
Materialien und Farbanalyse
EICHE A
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Foto: Hueber W
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Gemessene NCS-Farben:
S 3050-Y50R
S 4030-Y60R
S 4030-Y30R
S 4040-Y40R Mittelwert
S 4040-Y50R
105
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
EICHE B
70
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Y 10 20
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G R
90 10
80 20
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50 50
40 60
30 70
20 80
10 B 90
W Foto: Hueber
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Gemessene NCS-Farben:
S 3040-Y20R
S 3050-Y20R
S 3050-Y20R
S 3040-Y30R Mittelwert
S 3050-Y40R
106
Quellen/Bildnachweis
Quellen
Bildnachweis
Alle Abbildungen F. Hueber mit Ausnahme von:
• 9 oben: Luigi Ficacci, „Piranesi. The Complete Etchings“, Taschen
Verlag, Köln, 2000
• 9 unten: Theodor Krauth und Franz Sales Meyer (Hrsg.), „Das Stein-
hauerbuch. Die Bau- und Kunstarbeiten des Steinhauers“,
Leipzig 1896, S. 81.
• 13 unten: Wiener Bauten-Album, Beilage zur „Wiener Bauindustrie-
Zeitung“, VII. Jg., Blatt 43
• 15 oben: Blickfänge einer Reise nach Wien. Fotografien 1860–1910
aus den Sammlungen des Historischen Museums der Stadt
Wien, Ausstellungskatalog, Wien 2000, S. 90
• 15 mitte: ebenda, S. 41
• 15 unten: ebenda, S. 87
• 17 oben: Postkarte um 1900
• 17 mitte: Wiener Bauten-Album, Beilage zur „Wiener Bauindustrie-
Zeitung“, VIII. Jg., Blatt 33
• 17 unten: Andreas Lehne und Tamas Pinter, „Jugendstil in Wien und
Budapest“, Wien, 1990
• 19 oben und mitte: Bauakt, Wien I, Schubertring 5 und Beethofen-
platz 2, jeweils Fassaden Fichtegasse
• 27 oben: R. Chitham, „Die Säulenordnungen der Antike“, Fourier Ver-
lag, Wiesbaden, 1994
• 34 unten: J. Weber, Ch. Gurtner, EU-Projekt EVK4-CT-2002-00084-
Rocem, S. 13
• 47 mitte: R. Chitham, „Die Säulenordnungen der Antike“, Fourier Ver-
lag, Wiesbaden, 1994
• 55 unten: Wiener Bauten-Album, Beilage zur „Wiener Bauindustrie-
Zeitung“, VII. Jg., Blatt 48
• 59 oben rechts: Franz Hubmann und Christian Brandstätter „Geh ein
und aus - bleib Freund dem Haus: Fassadenmalerei und
Haussprüche in den Alpenländern“, Christian-Brandstätter-
Verlag, Wien-München, 1997, S. 53
• 60 oben rechts: R. Chitham, „Die Säulenordnungen der Antike“, Fou-
rier Verlag, Wiesbaden, 1994
• 70 oben links: R. Chitham, „Die Säulenordnungen der Antike“, Fourier
Verlag, Wiesbaden, 1994
• 77 alle: NCS-Informationsbroschüren
107
Farbgestaltung historischer Fassaden in Wien
Optische Täuschungen in der Farbwahrnehmung
Quellen:
• www.colorsystems.com/projekte/
engl/22beze.htm
• www.wikipedia.org
• www.uncc.edu/lagaro/cwg/color/
color_percept.html
108