Steildach Skript Teil 1 Stand 16.05.2020
Steildach Skript Teil 1 Stand 16.05.2020
Steildach Skript Teil 1 Stand 16.05.2020
2020
Dächer sind generell betrachtet der obere Gebäudeabschluss von Gebäuden und unterliegen
dementsprechend unabhängig von Konstruktion und Form, den gleichen Beanspruchungen.
- Umwelteinflüsse wie
- Regen
- Schnee
- Wind
- Temperatur (besonderes Augenmerk bei Stahlkonstruktionen)
- Eigengewicht
- Reparaturlasten (Mannlast)
- Verkehrslasten
Stellt sich die Frage, mit welcher Gewichtung man diese Einwirkung auf das Dach wertet.
Neben dem Witterungsschutz ist sicherlich der statische Aspekt einer der wichtigsten Punkte bei der
Gestaltung und Wahl einer passenden Dachkonstruktion. Bauphysikalische Belange sind aber
genauso zu beachten und bei der Planung zu berücksichtigen.
Ohne eine starre Wertung vorzunehmen, würde ich die Reihenfolge bei der Planung zu beachtender
Anforderungen wie folgt festlegen
- Witterungsschutz
- Statische Anforderungen
- Anforderungen des Brandschutzes nach DIN 4102 und Landesbauordnungen
- Anforderungen durch den Wärmeschutz nach DIN 4108 und ENEV
- Anforderungen des Schallschutzes nach DIN 4109
Wenn man diese vielfältigen Anforderungen sieht und dann auch noch berücksichtigt, dass
unterschiedliche Nutzungen des Gebäudes die Reihenfolge der oben genannten Wertung verändert,
wird klar, das es keine einheitliche Lösung für eine bestimmte Dachform und Konstruktion geben
kann.
Zur Verbesserung der einzelnen Anforderungen an das Dach, werden auch immer die Anforderungen
anderer Bereiche mit berücksichtigt werden müssen. Jede Verbesserungsmaßnahme kann nicht für
sich alleine betrachtet werden. Es muss daher ein ganzheitliches Konzept erstellt und geplant
werden.
Aus diesen Gesichtspunkten haben sich historisch diverse Dächer entwickelt, die im Folgenden
vorgestellt und erläutert werden.
Steildächer
- Dachneigung
- Dachformen
- Tragkonstruktionen
- Bauphysikalische Konstruktion
Die Einteilung eines Daches kann anhand der Dachneigung in drei Kategorien vorgenommen werden.
Ein Begriff der in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung hat und ggf. Zusatzmaßnahmen für
den Witterungsschutz erfordert, ist die Regeldachneigung.
Unterdach
Ein Unterdach ist eine Zusatzmaßnahme aus wasserdichten Werkstoffen auf einer ausreichend
tragfähigen Unterlage. Diese tragfähigen Unterlagen sind zu meist Holzschalungen z.B. aus Rauspund.
Dachbahnen werden im Unterdach verbaut und sind immer wasserdicht. Sie werden im ZVDH
Regelwerk als Klasse 1 bzw. 2 eingestuft. Das Unterdach gilt daher immer diffusionsdicht und ist
dementsprechend auszuführen.
Unterspannung
Unterdeckung
Eine Unterdeckung ist eine Zusatzmaßnahme aus ausreichend wasserundurchlässigen Bahnen auf
einer ausreichend tragfähigen Unterlage. Hier gilt das gleiche Prinzip der Schalung wie beim
Unterdach. Die Bahnen müssen auf einer Unterlage aufliegen, z.B. formstabile Wärmedämmung bei
Aufsparrendämmung aus Polystyrol. Unterdeckbahnen dürfen auch schon im Bauzustand über den
Sparren gespannt und zu einem späteren Zeitpunkt mit geeigneter Wärmedämmung hinterfüllt
werden. Die Wärmedämmung darf die Unterdeckbahn nicht nach außen drücken (gegen die
Dacheindeckung), um die nach außen ablaufende Feuchtigkeit nicht in den Bereich der Konterlattung
zu führen.
Im folgenden werden einige der wichtigsten Eindeckungen vorgestellt und mit ihren Besonderheiten
erläutert. Für das weitere Vorgehen sei jedoch hier schon vermerkt, das die später folgenden
Detailzeichnungen(Steildach) ausschließlich mit Ziegeleindeckungen angefertigt werden.
Schieferdeckung
Bei Schiefer handelt es sich um ein Naturprodukt, welches hauptsächlich in kleinen Formaten mit
einer Spaltdicke von ca. 5mm verarbeitet wird. Typische Deckungsarten sind die altdeutsche
Deckung, Schuppendeckung und deutsche Deckung. Schiefer wird nicht ausschließlich zur
Dachflächeneindeckung verwendet, sondern findet auch im Bereich der Gaubenverkleidung und
Fassadengestaltung Anwendung.
Die Schiefereindeckung erfolgt üblicherweise auf einer Holzschalung mit einer Stärke von 22 bis 24
mm. Die Schalung ist wenn keine Zusatzmaßnahmen erforderlich sind mit einer Vordeckung aus
einer Bitumendachbahn V13 zu versehen. Die Befestigung der einzelnen Schieferplatte erfolgt mit
Nägeln (Kopfdurchmesser min 9mm). Für die An- oder Abschlüsse können alle handelsüblichen
Metalle(Zink, Kupfer, Alu …) verwendet werden.
Altdeutsche Deckung
Wilde Deckung
Schuppendeckung
Faserzement-Dachplatten
Doppeldeckung (Faserzement)
Spitzschablonendeckung (Faserzement)
Schindeln Bitumen
Bei Bitumenschindeln handelt es sich um einen kleinformatigen Deckwerkstoff. Dieser besteht aus
Bitumen mit einer Trägereinlage mit mindestens 110 g/m². Diese Trägereinlage wird
herkömmlicherweise Glasaflies oder Kunststofflies hergestellt. Formate, Formen und Farben sind bei
diesem künstlich hergestellten Werkstoff vielfältig vertreten und Hersteller abhängig.
Deckungsarten sind vonm Produktform abhängig und gehen Bieberformat(abgerundet) über das
Rechteckformat bis zum Wabenformat. Die Verlegung erfolgt immer überdeckend und stoßversetzt.
Doppeldeckung (Bitumenschindeln)
Bieberformat (Bitumenschindeln)
Faserzement Platten sind wie auch die Faserzement Schindeln ein künstliches Produkt aus Synthetik-
/Zellulosefasern, Zement und Wasser. Auch hier kann eine Farbgebung unter Zugabe von Farbstoffen
erreicht werden. Diese Art der Eindeckung finden sie häufig im Bereich des Agrabaus wie Ställe,
Scheunen und Unterständen.
Bei der Verlegung der dieser Plattenwerkstoffe ist zu beachten, das Dachneigung umso steiler
ausgeführt werden muss, desto größer der Abstand First/Traufe ist. Die Regeldachneigung liegt je
nach Produkt zwischen 10° und 20°. An den Stoßstellen sollte bei Unterschreitung der
Regeldachneigung eine Dichtschnur eingebaut werden. Als Zusatzmaßnahme bei erhöhten
Anforderungen ist ggf. eine Unterspannbahn einzubauen. Die Verlegung erfolgt je nach Sparren-
/Binderabstand auf Dachlatten oder Koppelpfetten. Eine Verschraubung erfolgt in den Hochpunkten
mit Selbstabdichtenden Schrauben.
01 Wellplatten
02 Giebelwinkel, Formteil
03 Traglattung
04 Konterlattung
05 Unterdeckbahn
06 Schraube
07 Sparren
08 Wärmedämmung
09 Dampfbremse
10 Gipskarton auf UK
11 Traufverkleidung
12 Fugenband
13 Lüftungsprofil
01 Wellplatten
02 Firstkappe, Formteil
03 Maueranschlussstück
04 Aluminiumtraverse
05 Abweisprofil
06 Schraube
07 Traglattung
08 Konterlattung
09 Unterdeckbahn
10 Firstpfette
11 Wärmedämmung
12 Dampfbremse
13 Gipskarton auf UK
Bei den Dacheindeckung aus Metall wird generell zwischen selbst tragende und nicht selbsttragende
Metalleindeckungen unterschieden. Diese werden im folgenden getrennt beschrieben und erläutert.
Bei den Metalleindeckungen ist auf die Verträglichkeit der Eindeckung mit den anschließenden
Bauteilen zu achten. Oftmals kommen weitere Metalle wie z.B. Dachentwässerungen, Befestigungen
und Abdeckungen zum Einsatz. Diese sollten wenn möglich aus dem gleichen Material wie die
Eindeckung bestehen um Korrosion zu vermeiden. Sollte dieses nicht möglich sein, sind Trennlagen
oder Anstriche vorzusehen.
Des weiteren können auch bituminöse Abdichtungen im Bereich von Metalleindeckungen zu Schäden
führen. Dieser Vorgang nennt sich Bitumenkorrosion. UV-Strahlung wirkt auf Bitumenabdichtungen
ein, wodurch es zu Oxidationen einzelner Bestandteile kommt. Bei geringen Niederschlägen
(Sprühregen, Tau, Nebel,) bilden diese Oxidationsprodukte starke Säuren. Bei starken Niederschlägen
werden die Säuren soweit verdünnt und weggespült, dass sie keinen Schaden anrichten.
Diese Säuren zerstören unterhalb der Abdichtung angeordnete Metalle. Insbesondere Zink oder
verzinkte Bauteile werden geschädigt. Aus diesem Grund sollten keine offenen Bitumen
Abdichtungen oberhalb der Fließrichtung der Metalleindeckung angeordnet sein.
Selbsttragende Metalldeckungen
Sandwichelement
Trapezblech
Stahlkassette
Traufe
Ortgang
First
Sandwichelement Eindeckung
Traufe
Ortgang
First
Einfacher Stehfalz
Dach Atlas geneigte Dächer, Detail
Bei begrünten Dächern wird die Art der Bepflanzung unterschieden. Es gibt zwei verschiedene Arten,
die intensive Bepflanzung und die Extensive Bepflanzung. Diese unterscheiden sich durch die
Auswahl der Pflanzen und dem damit verbundenen Aufbau und Pflege des Daches. Die Intensive
Bepflanzung besteht aus bodendeckende, niedrig bis mittelhohe Pflanzen, die einen höheren
Anspruch an Standort, Pflege und Nährstoffgehalt der Substratschicht haben. Die extensive
Begrünung des Daches stellt weniger Anspruch. Die Vegetationsschicht beträgt hier im allgemeinen
eine Dicke von 6cm bis 15 cm. Bevorzugte Bepflanzung ist hier Moos-Sedum, Sedum-Moos-Kraut,
Sedum-Kraut-Gras und Gras-Kraut. Diese Pflanzen zeichnen sich dadurch aus, dass sie gleichermaßen
mit starken Regen- und Trockenperioden klarkommen. Durch die geringen Ansprüche und
Kleinwüchsigkeit der Pflanzen, beträgt das Gewicht zwischen 60 und 150 kg/m² Dachfläche.
Argument für diese Art der Dachgestaltung sind vielfältig und nehmen mit dem Umweltbewusstsein
zu. Zu den positiven Argumenten zählen unteranderen
Allerdings ist das Dach auch besonderen Beanspruchungen ausgesetzt, die in der Planung und
Ausführung berücksichtigt werden müssen.
Die Regeldachneigung für begrünte Dächer beträgt 10° Dachneigung. Ab 10° Dachneigung ist mit
erhöhten Schubkräften auf der Traufseite zu rechnen und die Schichten sind gegen abgleiten zu
sichern. Ab 15° Dachneigung ist ein Erosionsschutz vorzusehen und ab 20° Dachneigung sind
zusätzliche Schubschwellen anzuordnen. Für Dächer mit einer Dachneigung größer 30° sind
Sonderlösungen der Hersteller notwendig.
Folgende Punkte sind bei der Planung und Ausführung unbedingt zu beachten:
- flächendeckender Wurzelschutz nach DIN EN 13948
- Wahl einer wurzelfesten Abdichtung (Wurzelschutzbahn)
- Detailausbildungen der Anschlüsse und Anschlusshöhen
- Erhöhte Belastung und Verformung der Konstruktion
- Einhaltung des Mindestgefälles bzw. Maßnahmen für große Dachneigungen
- Bewässerung bzw. Sicherung der Entwässerung (Verschmutzung)
- Wartung und Pflege und der damit verbundenen Absturzsicherung bzw. Zugang
1 Pflanzenebene
2 Juteerosionsschutzgewebe
3 Systemerde
4 Drainelement h=75 mm
5 Bewässerungs- und Schutzmatte d=7mm
6 Wurzelfeste Abdichtung
7 Systementwickelte Rasterelemente h=100mm
8 Wasserschutzmatte d=15-20mm
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Dachziegel und Dachsteine sind Kleinformatige Bauteile die idealer Weise auf glatten und klaren
Dachformen eingesetzt werden. Diese Art der Eindeckung ist in Deutschland am weitverbreitetsten
und es sind diverse Formen, Farben und Oberflächen erhältlich.
Dachziegel bestehen aus Ton der geformt und gebrannt wird. Sie sind beständig gegen chemische
Umwelteinflüsse und gegenüber Langzeit UV-Bestrahlung. Die Farbgebung der Dachziegeln wird,
wenn abweichend vom Grundmaterial, durch eine Oberflächenbehandlung erreicht. Hier
unterscheidet man zwischen Naturfarben, engobiert, glasiert oder gedämpft.
Unterscheidungskriterien der Dachziegeln sind
Die Überdeckungen werden bei den meisten Dachziegeln durch die eingearbeiteten Verfalzungen
vorgegeben. Toleranzen in der Verlegung sind daher sehr begrenzt und fordert vor der Einlattung des
Dachstuhles, ein Wahl der Dachziegel. Die erforderlichen Maße der Latten Abstände variiert und ist
dem Produktdatenblatt des Herstellers zu entnehmen.
Hohlziegeldeckung
ist eine in Norddeutschland häufig
verwendete Art der Eindeckung. Ihre
Regeldachneigung beträgt 35°. Die
Mindestüberdeckungen sind
Dachneigungsabhängig und betragen
bei Regeldachneigung 10cm. Mit
steiler werdenden Dächern nimmt
diese bis auf 8cm ab.
Begrifflichkeiten Falzziegel
Dachlatten
Traglattung
Übliche Lattenquerschnitte sind 24/48 mm, 30/50 mm und 40/60 mm. Beim Anbringen der
Traglatten ist auf Folgendes zu achten:
Die Traglatten werden auf den Konterlatten mit mindestens einem korrosiongeschützten
Verbindungsmittel (verzinkte Nägel oder Rillennägel) pro Kreuzungspunkt befestigt.
Die Länge der Verbindungsmittel soll das 2,5-fache des Traglattenquerschnitts betragen.
Bei der Auswahl der Verbindungsmittel ist auf eine ausreichende Aufnahme der Scherfestigkeit zu
achten.
Zwei scharfe Kanten müssen auf dem Sparren aufliegen.
Eine evtl. vorhandene Baumkante, als Fehlkante, muss traufseitig verlegt werden.
Die Lattweite ist abhängig von dem Deckmaterial und der Dachneigung
Konterlattung
Die Konterlattung wird parallel auf dem Sparren senkrecht zur Traglattung verlegt. Sie muss so
dimensioniert werden, dass ein ausreichender Belüftungsquerschnitt zur Hinterlüftung des
Deckmaterials gewährleistet ist. Nach den Dachdecker-Fachregeln sollen auf den laufenden Meter
Traufe und Sparrenlänge 0,2% bzw. am First 0,05% (jeweils von der dazugehörigen Dachfläche),
mindestens aber innerhalb der Dachfläche 200 cm² Lüftungsquerschnitt angesetzt werden. Durch die
unterschiedlichen Querschnitte am First und an der Traufe entsteht eine Kaminwirkung, d.h. eine
Zugluft, deren Maß auch von der Sparrenlänge abhängig ist.
Für die Sortierung ist die größte Ästigkeit auf der Brettseite maßgebend
Wind
Für die richtige Auswahl der Windsogsicherung wird für das jeweilige Objekt eine
Windlastberechnung durchgeführt. Dafür erfolgt eine Dachbereichseinteilung. Für jede
unterschiedliche Richtung, aus der der Wind auf ein Objekt einwirken kann, wird auf dem Dach ein
Bereich eingeteilt – senkrecht und parallel zum Firstverlauf.
Ist das Flächengewicht des Dachziegels gleich oder besser größer als die Windlast, so wird keine
Sturmklammerung benötigt. Ist die Windlast größer als das Eigengewicht der Eindeckung, muss die
Verwendung mechanischer Befestigung ermittelt werden.
Keine Pfanne wird verklammert (nur wenn Windsog kleiner als das Eigengewicht ist)
Form- oder Dachziegel, die am Ortgang, Grat, First bzw. Pult liegen, müssen immer einzeln und
mechanisch auf der Tragkonstruktion befestigt werden.
Sturmsicherung
Sturmklammern dienen der Fixierung von Dachziegeln, Dachsteinen oder Dachplatten auf der
Tragkonstruktion. Ihre Ausführung variiert, so können sie am Kopf, am Seitenfalz oder am Fuß des
Ziegels oder Dachsteins befestigt sein.
Alternativ zur Sturmklammer können die Formteil auch mit der Traglattung verschraubt werden