Muros Conten - en Ingles
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Q.1 Begriffe
Sttzbauwerke sind Konstruktionen zur Abfangung eines Gelndesprungs. Sie stehen in Konkurrenz zu Sicherungssys-
temen von Bschungen, wobei die in der Vorlesungseinheit Bschungen angesprochenen Konstruktionen der Gabionen
und des Wulstverbaus einen bergang darstellen.
Sie bestehen neben Verbausystemen, die eher temporren Charakter haben. Scharfe Abgrenzungen der Begriffe gibt es
nicht.
Wir unterscheiden:
- Sttzmauer - eine Konstruktionsform, bei der die ueren Lasten ohne eine Verankerung durch eine Flachgrndung
in den Baugrund bertragen werden;
- Schwergewichtsmauer - massive Mauer aus (meist unbewehrtem) Beton, Mauerwerk, Steinlagen aber auch aus Ga-
bionen, Sandscken etc.; trgt das in der Sohlfuge wirkende Moment aus horizontalen Erddrucklasten ber das rck-
drehende Moment aus vertikalen Eigengewichtslasten ab.
- Winkelsttzmauer - bewehrte Stahlbetonkonstruktion, auf Biegung beansprucht, in einen verbreiterten Fu einge-
spannt. Hufig wird der Fu eingeschttet, damit die Erdauflast zu rckdrehenden Momenten, s.o. beitrgt.
- Sttzwand - eine auf Biegung beanspruchte Platte, die entweder im Boden eingespannt frei trgt oder mindestens 1
oberes Lager in Form einer Steife oder eines Ankers hat.
- Verbau Konstruktion, die in der Regel zumindest teilweise unterirdisch hergestellt wird und beim Freilegen durch Ab-
graben zur Sttzwand ausgebildet wird.
- Futtermauer - sie ist keine Sttzkonstruktion und hat keine statische Wirkung. Sie beschrnkt ihre Funktion auf einen
Erosions- und Verwitterungssschutz und wird einem standsicheren Gelndesprung vorgesetzt.
Sttzmauer wie Sttzwand knnen in massiver oder in aufgelster Bauart, fr temporre oder dauerhafte Zwecke errich-
tet werden. Sie knnen am Ort hergestellt oder in Teilen vorgefertigt werden. Der Gelndesprung kann senkrecht oder
schrg abgesttzt werden. Sttzmauern in einem weiteren Sinn sind auch jene Konstruktionen, bei denen der anstehen-
de bzw. hinterfllte Boden mittrgt. Das sind die bereits benannten Winkelsttzmauern (Abschnitt Q.2.2), Raumgitter-
Sttzsysteme (Abschnitt Q.2.4), rckverhngte Elementwnde (Abschnitte Q.4, und Q.5.7) bis hin zu Fangedmmen
(Abschnitt Q.7).
Dem Konstrukteur stehen also viele Lsungen zur Verfgung, um ein technisches, wirtschaftliches und umweltfreundli-
ches Optimum zu finden. Dabei sind folgende Gesichtspunkte abzuwgen:
- Vorhandene Gelndeform: Einschnitt oder Auffllung? Bereits vorhandene Bschung?
- Scherfestigkeit des zu sttzenden Bodens;
- im Bau- und im Endzustand in Anspruch genommene Grundflche;
- Nutzungsanforderungen der Oberlieger und Unterlieger;
- Art und Gre der Verkehrslasten;
- Einhaltung evtl. geforderter Lichtraumprofile, Bercksichtigung von Zwangspunkten;
- Sicherheitsbedrfnis beim Bau und nach der Fertigstellung;
- zulssige Verformungen; Anforderung an Optik, Fluchten etc.
- Herstellung in einer oder mehreren Phasen;
- verfgbares Baumaterial;
- Begrnbarkeit;
- verfgbare Bauzeit;
- Eignung des anstehenden Bodens zur Aufnahme von Ankern;
- Abfhren von bergseitig anfallendem Sicker- und Oberflchenwasser.
Schlielich muss die Konstruktion auch formalen und sthetischen Ansprchen gerecht werden, wenn sie stndig sicht-
bar ist. Der Ingenieur muss selbst darauf hinwirken und dem Architekten oder Landschaftsgrtner technische Wege zur
Verwirklichung entsprechender Ziele erffnen.
Vo 19.06.03 C:\ZG\L\Vorl-Vo\VorlG-Q-Sttzbauwerke.doc
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Sttzbauwerke und Verbau Q.2
Q.2.1 Schwergewichtsmauer
Die Schwergewichtsmauer ist ein massives Sttzbauwerk, dessen Abmessungen so gewhlt werden mssen, dass die
Resultierende R aus dem Eigengewicht G der Mauer und dem Erddruck Ea - gegebenenfalls auch einer Wasserdruck-
kraft W - die Sohlflche noch innerhalb der 1. Kernweite (siehe Vorlesungseinheit "einfache Flachgrndungen") schnei-
det. Bei einem gelegentlichen Ansteigen des Wasserdrucks kann ein Auswandern von R bis zur 2. Kernweite zugelassen
werden. Bild H2.01a zeigt die Grundform. Nur bei kleinen Hhen wird man eine konstante Querschnittstiefe whlen.
Normalerweise verbreitert sich das Profil nach unten, wobei die Anschrgung, damit Ea nicht unntig ansteigt, vom Berg
weg gelegt wird (entweder nur auf der Luftseite oder auf beiden Seiten mit einem strkeren Anzug auf der Luftseite). Der
Anzug auf der Luftseite ist auch optisch wichtig, damit die Wand auf keinen Fall einen Eindruck des berkippens vermit-
telt.
Die Idealform der Mauer lsst sich mathematisch aus der Bedingung ableiten (Bild H2.01b), dass fr jeden Punkt s(x; z)
der Mauerachse die Momentensumme 0 sein soll, d.h.
z z
g( x; z ) ( x x s ) dz = e a ( x; z ) h( x; z ) ds (H2/01)
0 0
Wenn man diese Integralgleichung (numerisch) auswertet, ergibt sich eine stetig gekrmmte Mauerform (BENDEL / HUGI
1970), die asymptotisch in eine Gerade bergeht. Die Form ist in Bild H2.02 angenhert.
Bild Q02-01: Schwergewichtsmauer (a) bliche Form; Bild Q02-02: Annherung an Idealform
(b) Bezeichnungen zur Berechnung der statischen Idealform (BENDEL / HUGI 1970)
Bei hohen Mauern ist es rationell, die Exzentrizittsbedingung in der Bodenfuge durch Anfgen eines Talsporns zu erfl-
len, Bild H2.03. Dann ist diese Bedingung aber innerhalb des Mauerquerschnitts nicht mehr erfllt, was eine Ausfhrung
in Stahlbeton oder die Anordnung von Sttzpfeilern (Rippensttzmauer) bedingt. Mit einem Talsporn lsst sich im Ver-
gleich zum Bergsporn bei Winkelsttzmauern die Eingriffstiefe bei Einschnitten minimieren. Mauern dieses Typs sind an
der Gotthardt-Nordrampe bis zu 22 m Hhe ausgefhrt worden.
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Sttzbauwerke und Verbau Q.3
Gabionen, wie sie schon in der Vorlesung Bschungen und Gelndesprnge, siehe dort Bild H9.18, vorgestellt wurden,
stellen ebenfalls Schwergewichtsmauern dar. Dabei knnen bei hohen Konstruktionen im unteren Wandbereich mehrere
mit Steinen gefllte Drahtschotterkrper hintereinander angeordnet werden, um die erforderliche Dicke der Schwerge-
wichtsmauer zu erreichen. Die Einzelabmessungen von Gabionen betragen typischerweise etwa 1 m x 1 m x 2 m. Die in
die Drahtschotterkrbe eingefllten Steine werden an den Sichtflchen sauber geschichtet. Neben der optischen Wirkung
wird dabei auch erreicht, dass die gefllten Krbe formstabil bleiben. Wrde man die Steine nur frei einschtten und ver-
dichten, wrden die Krbe ausbauchen und das Drahtmaterial auerplanmig hoch beansprucht.
Auch andere Systeme zur Bildung von Sttzkonstruktionen, z.B. geotextiler Wulstverbau (s. Vorlesung Bschungen und
Gelndesprnge), bewehrte Erde, siehe Abschnitt Q.4, vernagelte Wnde, siehe Abschnitt Q.5.7 sind hinsichtlich von
Nachweisen der ueren Standsicherheit als Schwergewichtsmauern zu betrachten. Bei diesen Systemen wirkt zustz-
lich eingefllter oder hinter der Wand anstehender Boden beim Tragverhalten mit, so dass zustzliche berlegungen im
Hinblick auf die innere Standsicherheit anzustellen sind.
Q.2.2 Winkelsttzmauer
Die Standsicherheit einer Sttzmauer kann durch einen Kragarm auf der Bergseite sehr vorteilhaft verbessert werden,
Bild ....., allerdings um den Nachteil eines entsprechend vergrerten Raumbedarfs (Aushub, Hinterfllung etc.). Norma-
lerweise ergnzt man den Querschnitt auch auf der Talseite durch einen kurzen Sporn, um die Exzentrizitt und Verkan-
tung der Mauer unter stndiger Last zu begrenzen.
Bild Q02-04: Winkelsttzmauer, bei horizontaler Ent- Bild Q02-05: Winkelsttzmauer; Erd-
spannungsbewegung nachsackender Keil =0 druck bei geneigtem Gelnde
Bei geneigtem Gelnde, Bild H2.05, fhrt die Annahme des Rankine-Zustands mittels der in der Erddruckvorlesung, Bild
1 nicht senkrecht steht, sondern in einer Schnittflche
E5.10 gezeigten Gleitlinienkonstruktion zu dem Ergebnis, dass
AB Schubspannungen vorhanden sind. In diesem Fall kann man mit a = rechnen, damit Kah und Eah ermitteln. Der
Vertikalanteil des Erddrucks ist Eav = Eahtan.
Fr die Bemessung der Sttzmauer ist zu beachten, dass sich die Horizontalspannungen, also der Erddruck zwischen
der Fuge AB und der Wandrckseite verndern. Unterhalb der Linie BD kann eine Entspannungsbewegung nicht ange-
nommen werden (bzw. nur in dem geringen Umfang, der durch Biegung der Wand beim Hinterfllen entsteht). In diesem
Bereich wirkt daher der Erdruhedruck (bzw. kann ein erhhter aktiver Erddruck angesetzt werden). Die Vernderung geht
aus Gleichgewichtsgrnden einher mit einer horizontalen Schubspannung auf der Oberseite der Wandfuplatte (Bild
H2.06). Zur vereinfachten Berechnung des Erddrucks trgt man vom Endpunkt des Sporns die Richtung ha (Erddruck-
winkel nach Coulomb) ein. Oberhalb des Schnittpunkts dieser Richtung mit der Wand wirkt wie in der Fuge AB der mit
= 0 bzw. = ermittelte aktive Erddruck xx = Kahz, darunter (mit einem Sprung im Verlauf!) der Erdruhedruck xx
A
= Koz. Ein anderer sinnvoller Nherungsansatz
(ohne Unstetigkeit und mit Bercksichtigung von
aktiver aktiver
Erddruck Erddruck Biegeverformungen der Wand beim Hinterfllen) ist,
ber die gesamte Wandhhe den Erddruck mit dem
Ruhedruck
Mittelwert aus den Beiwerten Kah und Ko zu be-
rechnen. Genauere Berechnungen sind z.B. mit
Hilfe der Kinematischen oder Finite Element Me-
G1 G E a1
E Ea thode mglich. Es existieren weitere Nherungsan-
stze, die hufig aber die Verformungsabhngigkeit
S1 a B des Erddrucks nicht stimmig erfassen. DIN 4085
S2 G2 E a2 enthlt z.B. einen Ansatz mit einem trapezfrmig
R
Erddruck an Erddruck an
umgelagerten aktiven Erddruck.
Wandrckseite Linie AB
(Bemessung) (Standsicherheit)
Bild Q02-06: Erddruckanstze bei Winkelsttzmau-
er fr Bemessung
und Standsicherheitsnachweis
Bild H2.07 zeigt in der Schweiz ausgefhrte Varianten von Winkelsttzmauern (BENDEL / HUGI 1970). Bei beschrnk-
tem Raum kann der Bergsporn auch hher angesetzt werden, verliert damit aber auch an statischer Wirksamkeit. Durch
den hochliegenden Sporn kommt es zu einer Erddruckabschirmung, siehe Bild H2.65.. Hinsichtlich der beim Grund-
bruchnachweis anzusetzenden Breite siehe Bild H1.16 in der Vorlesung "einfache Flachgrndungen".
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Sttzbauwerke und Verbau Q.5
Konsolartige Bergsporne bieten die Mglichkeit, Versorgungsleitungen darauf zu verlegen. In der genannten Quelle wird
erwhnt, dass auch mehrere Konsolen bereinander gelegentlich ausgefhrt wurden. Die Variante (c) in Bild H02.07 stellt
den bergang zur Rippensttzmauer dar und knnte bei sehr hohen Dammschttungen auf wenig tragfhigem Unter-
grund in Frage kommen.
Sowohl Schwergewichtsmauern als auch Winkelsttzmauern knnen als Rippensttzmauern ausgefhrt werden. Bei
Winkelsttzmauern fhren bergseitige Querscheiben zu einer erheblichen Verminderung der Biegebeanspruchung des
Systems. Bei Schwergewichtsmauern knnen mit Hilfe luftseitiger Sttzpfeiler und unter Ausnutzung von Gewlbewir-
kungen im Mauerwerk und im Boden Materialeinsparungen verwirklicht werden. Viele historische Sttzmauern sind aus
dem letztgenannten Grund als Rippensttzmauern ausgefhrt.
Entwsserung: Um die Mauern nicht auf Wasserdruck bemessen zu mssen, ist der Einbau einer funktionstchtigen
Drnage immer wirtschaftlich. Dazu gibt Bild H2.08 Anregungen, die den schweizerischen Bestimmungen SNV640 389
entnommen sind. Wichtig ist, dass bei greren Niederschlagsmengen das Tagwasser schon oberflchlich gefasst und
getrennt abgefhrt wird (b und c).
Anstelle von Drnsteinen knnen auch Drnmatten (Folie + Wirrlage + Filtervlies) eingesetzt werden. Die Rezeptur von
Einkornbeton muss unter Beachtung des Chemismus des Bergwassers derart gewhlt werden, dass er nicht ausgelaugt
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Sttzbauwerke und Verbau Q.6
wird, was zur Versinterung der Drnleitungen fhrt. Der Anschluss des untenliegenden Drnrohres an die Vorflut ist am
einfachsten, wenn in regelmigen Abstnden Rohrdurchlsse in die Sttzmauer eingefgt werden. Da die Entwsse-
rung des Systems statische Bedeutung hat, muss eine Kontrolle und Reinigung des Drnrohrs (z.B. ber Kontrollschch-
te von oben oder geeignete Gestaltung der Wanddurchlsse von vorn) mglich sein.
Q.2.3 Brckenwiderlager
Beim bergang von einem Damm auf eine Brcke werden Brckenwiderlager erforderlich. Dies sind rumliche Sttzkon-
struktionen, die unterhalb der Brcke einen senkrechten Gelndesprung und deren seitliche Flgelwnde den bergang
zum Dammkrper sichern. Die Widerlagerwand hat gleichzeitig die Aufgabe, Auflagerlasten der Brcke abzutragen.
Eine typische Widerlagerkonstruktion im Schnitt und mit Angabe zur Lage der Flgelwand ist in Bild ...... dargestellt. Bild
.... zeigt ein begehbares Kastenwiderlager mit der Besonderheit einer mit dem ersten berbau verbundenen Zungenplat-
te, welche die Horizontalkrfte der Brcke ohne Lagerspiel in das Widerlager einleitet..
Bild Q02-10: Brckenwiderlager mit Hinterfllung und Bild....: Brckenwiderlager, DB-Neubaustrecke Mannheim
Flgelwand Stuttgart
Die Bemessung der Widerlager hinsichtlich des Erddrucks entspricht derjenigen von Winkelsttzmauern: Fr Nachweise
der ueren Standsicherheit (Gleiten, Grundbruch, klaffende Fuge) knnen Verformungen akzeptiert und der aktive Erd-
druck angesetzt werden. Fr die Stahlbeton-Bemessung der Kammer- und Flgelwnde muss die Verformbarkeit beur-
teilt und bei steifen Konstruktionen ein erhhter aktiver Erddruck angesetzt werden. Regelungen enthlt das Merkblatt fr
die Hinterfllung von Brckenwiderlagern der Forschungsgesellschaft fr das Straenwesen.
Bild Q02-11: Krainer Wand als klassische Holzkonstruktion Bild Q02-12: Beton-Fertigteilwand mit Lufern und
Bindern (System Ebensee)
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Sttzbauwerke und Verbau Q.7
Der Nachweis der ueren Standsicherheit erfolgt wie bei massiven Sttzmauern. Zunchst werden die Nachweise so
gefhrt, als wre die aufgelste Wand ein Monolith. Zustzlich wird die Sohldruckverteilung aufgeteilt in den Anteil, den
das Fllmaterial unmittelbar in den Untergrund abtrgt, und die Vertikalkraft auf die talseitige Luferlage. Diese erhlt ein
fr diese Last geeignetes (und zudem frostsicheres) Streifenfundament. Auf der Bergseite ist auer einer blichen Sau-
berkeitsschicht eine Fundamentierung nur ntig, wenn zu groe Setzungen zu befrchten sind.
Zustzlich zur Abtragung der ueren Krfte ist die der inneren Krfte aus Erdfllung und Verdichtung nachzuweisen.
Dabei zieht man die Silotheorie mit heran. Zu den Nachweisen siehe Merkblatt Raumgitterwnde der Forschungsgesell-
schaft fr das Straenwesen (1987) sowie Brandl (1992).
Auch Absttzungen von Sttzwnden durch Steifen kommen zur Ausfhrung. Sie bieten sich z.B. an, wenn benachbarte
Sttzmauern sich gegenseitig absttzen knnen.
Bei kurzen Brcken kann der Brckenberbau dazu dienen, die Widerlager gegenseitig auszusteifen. Bei langen Brcken
muss dagegen ein Ausgleich fr Temperaturverformungen geschaffen werden. Dies erfordert horizontal verschiebliche
Lager, was gegenseitige Absttzungen der Widerlager ausschliet.
Steifen, Anker und Ngel haben bei den in den folgenden Abschnitten genannten Verbaukonstruktionen eine groe Be-
deutung. Sie sttzen die biegeweichen Verbauwnde in ausreichend engen Abstnden ab. Anker und Ngel bilden zu-
dem gemeinsam mit der Wand und dem derart eingebundenen Boden eine Schwergewichtswand. Bild H2.39 zeigt typi-
sche Mglichkeiten, Verbauwnde abzusttzen.
Steifen leiten Druckkrfte aus einer Sttzwand gegen eine zweite Wand oder als Schrgsteifen gegen die Sohle einer
Baugrube. Sie knnen auch ber Eck gefhrt werden und zwei senkrecht zueinander stehende Wandbereiche gegenein-
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Sttzbauwerke und Verbau Q.8
ander absttzen. Um die Einzelkrfte von Steifen in die Flche einer Sttzwand bzw. eines Verbaus einzuleiten, werden
hufig Gurtungen angeordnet. Um zwischen Gurtung und Steife eine verformungsarme Kraftbertragung zu sichern,
werden Steifen vorgespannt oder zumindest verkeilt. Bei Steifen ist die Knicksicherheit zu beachten, sie erfordern daher
hufig vertikale Absttzungen oder einen Knickverband. Erforderliche Knickverbnde mssen abschnittweise eingebaut
werden, ebenso Diagonalstreifen, um die Steifenlage gegen eine parallelogrammartige Verschiebung in Lngsrichtung zu
sichern. Bei groen und tiefen Baugruben kann es zweckmig sein, Bild H2.42, ein inneres Stahlfachwerk zu setzen,
auf das die Sttzwand des Verbaus mit Hilfe kleinerer Steifen abgesttzt wird. Auch Stahlbetonaussteifungen knnen
wirtschaftlich sein, wenn sie in die zu errichtende Konstruktion einbezogen werden knnen (z.B. bei Schchten fr Tun-
nel-Betriebsbauten).Um Temperaturdehnungen von Steifen, die zu Zwangskrften in der Sttzwand (Mobilisierung von
Erdwiderstand) fhren, gering zu halten, werden Steifen gern wei gestrichen, mit Wrmedmmmaterial oder reflektie-
renden Folien ummantelt. Steifen sind im Bauablauf hinderlich, da die Aushubarbeiten und die Herstellung eines Bau-
werks in einer ausgesteiften Baugrube Einschrnkungen unterworfen sind. Bild.... zeigt eine diagonal ausgesteifte Bau-
grube mit vorgespannten Steifen, die im Zentrum der Baugrabe eine groe ffnung belsst. Der schrge Anschluss an
die Wand wurde mit gezahnten Anschlussplatten realisiert, die in die Bewehrung der Schlitzwand integriert wurden.
Bild Q03-02: aufgefcherte Steifenkonstruktion Bild....: diagonal ausgesteifte Baugrube in Genf (Fa. Bauer)
Eine besondere Form ausgesteifter Baugruben ist, Deckenplatten von Bauwerken (mit groen Aussparungen) fr die
Aussteifung heranzuziehen (Deckelbauweise). Diese Bauweise wird gern bei innerstdtischen Baugruben angewandt,
um Ankerungen unter Nachbargebuden zu vermeiden. Nach dem Fertigstellen der ueren Kellerwnde und Innenstt-
zen eines Bauwerks wird zunchst auf dem anstehenden Grund eine tragende Decke betoniert, die auf den Wnden und
Sttzen ruht und die Auenwnde aussteift. Der Raum unterhalb wird dann durch in der Platte gelassene ffnungen
ausgebaggert, bis die nchste Untergeschossdecke auf anstehendem Grund betoniert werden kann, usw. Parallel dazu
kann bereits das Aufgehende gebaut werden. Bei in (halboffener Bauweise erstellten) Tunnelbauwerken lsst die De-
ckelbauweise zu, nach Herstellen der Deckenplatte unterirdisch weiterzuarbeiten und oberirdische Nutzungen nach kur-
zer Bauzeit mit zugehrigen Einschrnkungen wieder zuzulassen.
Die Verformungen ausgesteifter Baugruben sind in der Regel geringer als die verankerter Baugruben.
Ngel: Streng genommen handelt es sich bei Ngeln um Zugpfhle, die in flacher Neigung ausgefhrt werden, siehe
Vorlesung " Tiefgrndungen, Pfhle und Anker". Meistens werden zur Herstellung von Ngeln Bohrungen mit Durchmes-
sern < 20 cm hergestellt, in diese eine Zementsuspension eingebracht und ein Stahlstab, oft ein GEWI-Stab eingefhrt.
Zur Erhhung der Mantelreibung ist auch eine Verpressung gebruchlich. Ngel knnen auch durch Einrammen herge-
stellt werden, allerdings lsst sich dabei in der Regel kein ausreichender Korrosionsschutz sicherstellen. Bei Ngeln wirkt
die Mantelreibung ber die gesamte Nagellnge. Sie unterscheiden sich von Ankern, bei denen der Verbund zum Boden
erst in grerer Tiefe hergestellt wird und bei denen zwischen der zu verankernden Wand und dem Verpresskrper eine
freie Ankerlnge besteht. Wegen der fehlenden freien Ankerlnge ist eine wirksame Vorspannung von Ngeln nicht mg-
lich. Die Rckverhngung einer Sttzwand mit Hilfe von Ngeln ist daher mit greren Verformungen verbunden als bei
Verwendung von vorgespannten Ankern. Andererseits werden Ngel meist in engerem Abstand zueinander angeordnet
und mit greren Stahlquerschnitten als Anker ausgebildet, was die Dehnungen der Ngel begrenzt.
Auch Anker sind hinsichtlich ihrer Herstellung, Ausbildung und Tragwirkung in der Vorlesungseinheit "Tiefgrndungen,
Pfhle und Anker" behandelt. Bei der Absttzung von Verbauwnden sind Verpressanker die gebruchlichsten Elemente.
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Sttzbauwerke und Verbau Q.9
Mit Hilfe ausreichend langer, vorgespannter Anker knnen groe Bodenvolumen hinter einer Wand zur verformungsar-
men Lastabtragung von Erddruckkrften herangezogen werden. Das mit Hilfe der Anker vorgespannte und zusammen-
gehaltene Bodenvolumen (Bild H2XX1 in der Vorlesung Tiefgrndungen...) trgt zur Bildung eines Schwergewichtsblo-
ckes bei, dessen innere Steifigkeit bei Scherbeanspruchung jedoch geringer ist als die einer massiven Konstruktion. Das
von Ankern zusammengehaltene Bodenvolumen wird hinsichtlich seines Verformungsverhaltens auch gerne mit einem
Fangedamm verglichen. Die Verformungen einer verankerten Wand setzen sich demzufolge zusammen aus den Anteilen
Biegung, Scherung, Translation und Rotation, siehe Bild H2.XX, aus WEBER (1996). Ohne Vorspannung der Anker wre
zustzlich ein nennenswerter Anteil aus der Dehnung des Ankerstahls zu beachten. Daher ist eine hohe Vorspannung
der Anker, die alle Erddruckkrfte aus stndigen Lasten vollstndig abdecken sollte, vorteilhaft und stets geboten. Die
genannten berlegungen zeigen, dass - ber den Nachweis der tiefen Gleitfuge hinaus, aus dem sich die statisch min-
dest erforderlichen Ankerlngen ergeben - mglichst lange Anker zur Begrenzung von Verformungen beitragen. Aber
selbst bei langen, hoch vorgespannten Ankern sind die Gesamtverformungen einer verankerten Verbauwand grer als
bei einer ausgesteiften Wand.
Bild.....: eine verankerte Wand bildet gemeinsam mit dem Bild Q03-04: Verformungen eines verankerten Verbausys-
Bodenvolumen ein Schwergewichtssystem tems
Zur Verankerung von Spundwnden im Zusammenhang mit Uferwnden und zur Aufnahme sehr groer Wasserdruck-
krfte sind auer Verpressankern auch andere Ankersysteme gebruchlich, siehe unten, Abschnitt Q.5.1.9.
Es gibt eine ganze Reihe von Konstruktionsformen, die sich darin unterscheiden, aus welchem Material und in welcher
Formgebung das Sttzelement gefertigt ist (Stahl, Stahlbeton, Kunststoff; senkrechte oder gewlbte Form im Vertikal-
schnitt; lange oder kurze Elemente) und ob die Elemente mit Zugbndern oder Ankern oder zugfesten Matten gehalten
werden. Zum Einsatz kommen dabei verzinkter Stahl oder Geokunststoffe.
Bild H2.19 zeigt das franzsische Verfahren von VIDAL (1966), der dieses an sich sehr alte Sicherungsverfahren als
erster systematisch einsetzte und die erforderlichen beiden Bauelemente entwickelte. Dabei werden die Metall-
Zugbnder entweder an Halbschalen aus Kunststoff oder Stahlblech oder an vorgefertigte Stahlbeton-Formstcke mit
Bolzen angeschlossen. Die Bauweise ist sehr wirtschaftlich und die Konstruktion sehr setzungsunempfindlich. Sie wurde
vor allem in Frankreich im Autobahnbau bei Dammschttungen bis zu 20 m Hhe eingesetzt, um das Volumen fr die
sonst erforderlichen seitlichen Bschungskrper zu sparen.
Die Reibung zwischen den Zugbndern und dem Fllsand muss durch eine Relativbewegung mobilisiert werden, die
durch eine Scherverformung des Sandkrpers zustande kommt. Das gengt, um den Erddruck auf den aktiven Grenz-
wert abzubauen. Bei Verwendung von biegeweichen Auenschalen muss der Wandreibungswinkel = 0 gesetzt werden.
Der horizontale Erddruck wird bei der Bemessung der Zugbnder in Zugkrfte umgerechnet (Bild H2.XX). Innerhalb des
Bewehrte-Erde-Krpers geben die Zugbnder ihre Krfte ber Schubspannungen an den Hinterfllboden ab. Der Krper
als Gesamtes wird wie eine Schwergewichts-Sttzmauer nachgewiesen.
Bild Q05-02: Bewehrte Erde: Ansatz und Verteilung der Krfte (aus BMV 1985)
Die Einfhrung des Prinzips der bewehrten Erde ist auerhalb Frankreichs sehr viel zgernder gegangen, weil man die
Korrosion der Zugbnder befrchtete. Auch in Deutschland liegen aber Ausfhrungserfahrungen und Untersuchungsbe-
richte vor, die ihren Niederschlag in einer technischen Empfehlung gefunden haben (Bundesministerium fr Verkehr
(BMV): Bedingungen fr die Anwendung des Bauverfahrens "Bewehrte Erde", 1985 und THAMM 1981).
Im Zusammenhang mit der Herstellung von Baugruben, bei denen die erforderlichen - meist senkrechten - Sttzbauwerke
vor oder gleichzeitig mit dem Aushub erstellt werden mssen, spricht man von Verbau.
Bei den nachfolgend behandelten Konstruktionen ist auerdem zu unterscheiden, ob sie wasserdicht sein mssen oder
nicht. Die hchsten Anforderungen an Verbauwnde sind dann zu stellen, wenn gleichkrnige Fein- und Mittelsande
unter Wasser gesttzt werden mssen, da hier schon sehr kleine Fehlstellen gleichzeitig mit einem Wasserzutritt auch zu
Bodeneintrieb fhren.
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Sttzbauwerke und Verbau Q.11
Q.5.1.1 Allgemeines
Die Spundwand ist eine Sttzwand aus vertikalen Lamellen aus Holz, Stahl, Stahl- oder Spannbeton, die einzeln nach-
einander in den Boden eingebracht werden. Ihre Biegetragfhigkeit beschrnkt sich damit auf die vertikale Richtung. Die
Wandelemente werden in einem horizontalen Schnitt gelenkig miteinander verbunden. Durch Anflanschen waagerechter
Trger (Gurtung) kann auch eine Plattentragwirkung erzielt werden. Die gelenkige Verbindung der Spundbohlen besteht
bei den historisch ltesten Formen der hlzernen Spund- oder Bohlwand aus einer "Spundung" mittels Nut und Feder.
Den Unterschied im Tragverhalten einer Sttzmauer und einer Spundwand zeigt Bild H2.21: es ist hinsichtlich der Reak-
tionskrfte der Unterschied zwischen einer Flachgrndung und einer Tiefgrndung, d.h. das uere Moment muss von
der Mauer in der Sohle, von der Wand durch ein seitliches Krftepaar Er1, Er2 aufgenommen werden. In der Sohle der
Spundwand, die relativ schmal ist, werden in der Regel nur die Wandgewichte und die Vertikalkomponenten der Veranke-
rung durch eine Spitzendruckkraft bertragen.
Eine Spundwand kann zwei Funktionen wahrnehmen: zu sttzen und / oder zu dichten. Sie kommt daher besonders
wirtschaftlich dort zum Einsatz, wo ein zu schaffender Gelndesprung im (Grund-)Wasser liegt und auf beiden Seiten der
Wand verschieden hohe Wasserspiegel gehalten werden mssen. Spundbohlen sind Fertigteile, werden industriell gefer-
tigt und mssen transportiert werden. Ihre Lngen sind daher begrenzt (etwa 16 m fr Stahlspundwnde in D). Spund-
bohlen werden wirtschaftlich durch Rammen oder Rtteln in den Untergrund eingebracht. Dies setzt eine Umgebung
voraus, in der die zugehrigen Erschtterungen und Lrmemissionen tolerabel sind.
Spundbohlen knnen aus Stahl (weit berwiegender Regelfall), Holz oder Beton hergestellt werden. Das Einbringen in
den Boden durch Rammen, Einrtteln, Einpressen ist identisch zu Rammpfhlen und in der Vorlesung "Tiefgrndungen,
Pfhle und Anker" behandelt. Um Spundwnde im Hinblick auf ihre Dichtfunktion in schwer rammbaren Bden auf die
erforderliche Tiefe zu bringen, knnen Vorbohrungen: Auflockerungsbohrungen auf Teilflchen oder im gesamten Be-
reich der einzubringenden Spundbohlen sowie Bodenaustauschbohrungen (Pfahlbohrung mit lockerem Material verfllt)
zum Einsatz kommen. Als Einbringhilfe sind auch Splrohre sehr wirkungsvoll; sie werden an die Spundbohle ange-
schweit; beim Einrtteln wird ein am Bohlenfu austretender Wasserstrahl unter hohem Druck genutzt, Boden zu ver-
flssigen und in kleinem Umfang in einem Splstrom parallel zur Bohle auszutragen. Im Zusammenhang mit tiefreichen-
den Einphasen-Schlitzwnden werden Spundwnde gerne auch in suspensionsgesttzte Schlitze eingestellt. Hier ber-
nehmen sie primr ihre statische Funktion und das Einbringen ist praktisch erschtterungsfrei.
Spundwnde haben den groen Vorteil, dass sie nach Beendigung ihrer Nutzungsdauer wieder aus dem Baugrund ent-
fernt werden knnen. Dies hat im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit und der Inanspruchnahme natrlicher Ressour-
cen hohe Bedeutung. Bei Baugruben im Grundwasserbereich, fr die Spundwnde bis in wasserstauende Schichten
gefhrt und die danach mit geringer Restwasserhaltung trocken gehalten werden knnen, ist es nach Fertigstellung des
Bauwerks und nach einem Ziehen der Spundwand mglich, dass der Grundwasserstrom wieder ungehindert, ohne An-
stau im Obertrom und Sunk im Unterstrom unter dem Bauwerk hindurchfliet.
Spundwnde finden im Hafenbau und konstruktiven Wasserbau breite Anwendung. Sie sind daher intensiv in den Emp-
fehlungen des Arbeitsausschusses "Ufereinfassungen" (EAU) behandelt. Derzeit aktuell ist die 9. Auflage 1996.
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Sttzbauwerke und Verbau Q.12
Q.5.1.2 Holzspundwnde
Bild K7.07 zeigt einige Details der heute nur noch wenig gebruchlichen Holzspundwnde: Der Boden muss wegen des
groen Verdrngungsquerschnitts gut rammfhig sein, ein Fulnisrisiko muss ausgeschaltet sein, indem die Bohlen entwe-
der stndig unter dem Wasserspiegel bleiben oder aus tropischen Harthlzern oder mit Steinkohleteerl vollgetrnkten ein-
heimischen Nadelhlzern bestehen. Verbindung der Einzelbohlen durch Spundung (wie bei Fssern), daher der Name
"Spundwand".
Q.5.1.3 Betonspundwnde
Stahlbeton-Spundwnde bertragen das Konstruktionsprinzip der Holzspundwand auf den Werkstoff Stahlbeton bzw.
Spannbeton, wobei die Spundung durch Nut und Feder nur im Fubereich der Bohlen (Fhrung beim Rammen) beibehal-
ten, im brigen durch nachtrgliches Ausbetonieren eines ("Nut gegen Nut") vertikal durchlaufenden Hohlraums bewirkt wird.
Wegen der Einzelheiten wird auf die E21 (Arbeitskreis Ufereinfassungen 1990) verwiesen.
Stahlbeton-Spundbohlen haben den Nachteil, dass sie beim Rammen empfindlich sind und wegen ihres relativ hohen Ei-
gengewichts einen entsprechend schweren Rammbr erfordern ("groer Nagel verlangt schweren Hammer"). Auerdem ist
das aufnehmbare Biegemoment sehr begrenzt, selbst bei vorgespannten Bohlen. Stahlbeton-Spundwnde haben heute ihre
Bedeutung gegenber Bohrpfahl- oder Schlitzwnden weitgehend verloren; sie werden bei Kstenbauwerken geringer Hhe
wie Buhnen an Stelle von Stahlspundwnden wegen der Sandschliffgefahr gelegentlich eingesetzt. Zur Ausbildung und
Einbringung siehe z.B. EAU 1996, Abschnitt 8.1.2.
Q.5.1.4 Stahlspundwnde
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bertrug der Bremer Baumeister Larssen das alte Prinzip der Holzspundwand auf den
Werkstoff Stahl. Dabei ersetzte er die tragende Platte durch ein Wellenprofil mit entsprechend groem Trgheitsmoment,
musste aber gleichzeitig die einfache Steckverbindung der Holzspundung durch eine zugfeste Klauenverbindung erset-
zen, die als Schloss bezeichnet wird. Da die Stahlspundwand ein relativ teures Baumittel ist, wird die Biegefestigkeit des
Stahles voll ausgenutzt, d.h. man sucht Querschnittsformen, die ein groes Widerstandsmoment bei kleinem Stahlquer-
schnitt haben. Typisch fr die auf Biegung beanspruchte Stahlspundwand ist das Wellenprofil, Bild K7.08. Fr Wnde, die
nur auf Zug beansprucht oder nur trennenden Funktion haben, gibt es das Flachprofil und Tafelprofile. Kanaldielen kommen
z.B. beim Grabenverbau zum Einsatz, wenn Boden temporr gesttzt werden muss, keine Wasserdichtigkeit erforderlich ist
und auch offene Schlossverbindungen kein Problem darstellen.
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Sttzbauwerke und Verbau Q.13
Die Schlsser der Spundwand mssen eine zug- und druckfeste Gelenkverbindung schaffen, auerdem die Vorausset-
zung zur Abdichtung bieten. Bild K7.09 zeigt hufige Beispiele. Alle Profilformen sind ber marktgngige Schlosssthle
miteinander kompatibel. Um die Reibung beim Einbringen zu reduzieren und um zur Dichtigkeit beizutragen, werden
Spundwandschlsser mit einem umweltvertrglichen Fett oder bituminsen Material gefllt. Spundwnde sind nicht abso-
lut wasserdicht; durch die Schlsser tritt Sickerwasser. Wenn Spundwnde auf dauerhaften Sichtflchen vollstndig was-
serdicht sein mssen (Beispiel Baugrubenverbau gleichzeitig Tiefgaragenauenwand), mssen die Schlossverbindungen
nach dem Einbringen verschweit werden. Hinweise zu dieser Frage siehe E117 der Empfehlungen des Arbeitskreises
Ufereinfassungen (EAU, 1990)
Die Anordnung des Schlosses in der neutralen Achse ist rammtechnisch vorteilhaft. Statisch ist das aber ungnstig (maxi-
male Schubspannungen in der neutralen Achse, Material des Schlosses hat kaum einen Anteil am Widerstandsmoment).
Zur Erhhung der Schubfestigkeit werden im Regelfall je 2 Einzelbohlen (EB) im Lieferwerk bereits zu einer Doppelbohle
(DB) verbunden (intermittierende Druckstellen oder Schweipunkte), damit das Trgheitsmoment vollstndig angesetzt
werden kann. Es wird mit der Klaue voraus gerammt. Auch Dreifachbohlen knnen gerammt werden. Bei der Abnahme der
Spundbohlen auf der Baustelle muss die Verhakung kontrolliert werden, das ist die Differenz a-b in Bild K7.09: sie soll bei
den Formen 1, 2 und 3 mindestens 4 mm betragen. Man beachte weiterhin die in der E98 formulierten Abnahmebedingun-
gen und die Stahlgtebedingungen in der E67 der EAU (1990).
In der Praxis werden zwei Stahlsorten verwendet: der St 37 und der Spundwand-Sonderstahl StSpS mit der Festigkeit und
Bruchdehnung eines St 52. Der Preisaufschlag fr StSpS ist so gering, dass es sich bei groen Biegemomenten immer
lohnt, auf StSpS auszuweichen, falls der Baugrund die Rammung des dnnwandigen Profils erlaubt.
Da eine Spundwand in Lngsrichtung unterschiedlich ausgelastet sein kann, fasst man einigermaen vergleichbare Quer-
schnitte zu einem Gruppenprofil zusammen und bemisst fr die mittlere Beanspruchung (St 37: zul. = 14 kN/cm, StSpS:
21 kN/cm). rtliche Spannungsberschreitungen knnen dann entsprechend der Momenten-Deckungslinie durch im Lie-
ferwerk aufgeschweite Laschen abgedeckt werden.
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Sttzbauwerke und Verbau Q.15
Einzelne Steine im Boden werden beim Rammen meist verdrngt, wenn sie nicht zu gro sind. Dagegen sind "Steinpflas-
ter", z.B. Steinlagen in Mornen, oder sehr groe Steine (Findlinge) Rammhindernisse, die ein Weiterrammen verhindern
oder zum Aufreien der Schlossverbindungen fhren knnen. Beim Weiterrammen rollen sich die Bohlen dann auf. Ramm-
hindernisse mssen in solchen Fllen durch Vorbohren beseitigt oder zerkleinert werden. Im Zweifelsfall sollte durch eine
Proberammung die Rammbarkeit berprft werden, um kostspielige Fehldispositionen zu vermeiden: das Risiko liegt - ab-
gesehen von unvorhersehbaren einzelnen Rammhindernissen - bei der ausfhrenden Firma.
Q.5.1.5 Spundwandsysteme
Spundbohlen knnen auf verschiedene Arten miteinander kombiniert
werden, um Spundwnde zu schaffen. Bild H2.22 zeigt einige Beispiele:
Diese Formen wurden in Konkurrenz zu c) und d) entwickelt und sind auch fr Gelndesprnge bis etwa 15 m, jedoch
nicht mehr fr grere Hhen, einsetzbar. Rammung als Doppel- oder als Vierfachbohle, je nach verfgbarem
Rammbr. Nur bei gut rammfhigem Untergrund zuverlssig herstellbar.
Die Bevorzugung des Stahles bei Uferbauwerken groer Hhe in Deutschland ist auf das im Vergleich zum Ausland
hher entwickelte Leistungsangebot der einheimischen Spundwandhersteller und auf die vielseitigen konstruktiven Mg-
lichkeiten zurckzufhren.
Bei Auslands-Baustellen kann die Marktsituation vllig anders sein, so dass auch bei mittleren Gelndesprung-Hhen
Stahlbeton-Lsungen wirtschaftlicher sind, etwa in Form von Schwimmksten, Zellenfangedmmen oder Pfahlwnden.
Bild Q05-06: Gesimsbalken als oberer Abschluss einer Bild Q05-07: Gurtbalken, in den gleichzeitig Ankerkrfte
Spundwand (GANTKE) in die Wand eingeleitet werden knnen (GANTKE)
Bild Q05-09: Spundwand mit tiefliegender Schrgpfahl- Bild Q05-10: Stahlbeton-Holm als Auflager
verankerung (GANTKE) fr eine leichte Brcke (GANTKE)
Bild Q05-11: Schrgpfahlanschlu an Stahlbeton-Holm (GANTKE) Bild Q05-12: Auflagerung einer Stahlbeton-Platte
(Tunneldecke) (GANTKE)
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Sttzbauwerke und Verbau Q.18
Bild Q05-13: Stahlbetongurt als Auflager einer Bild Q05-14: Stahlbetonholm als Gehwegtrger (GANTKE)
schweren Brcke (GANTKE)
Die Bilder H2.23 bis .31 sind Konstruktionsbeispiele (aus einer Publikation der Hoesch AG, Verfasser F. GANTKE) fr
den Anschluss einer Spundwand an Anker, Ankerpfhle oder Stahlbeton-Bauteile. Schweiverbindungen sollten nur dort
vorgenommen werden, wo Spundwnde berwiegend durch stndige Last beansprucht werden. Dagegen muss bei Bau-
grubenwnden oder Uferwnden darauf geachtet werden, dass gelenkige Anschlsse auch tatschlich Verdrehungen
zulassen (man beachte die Umwicklung mit Bitumenstrick in Bild H2.24 oder die Bolzenverbindungen in den Bildern
H2.24, H2.25).
Beispiele aus dem Verkehrswasserbau findet man in den "Empfehlungen des Arbeitskreises Ufereinfassungen" (EAU
1990). Hingewiesen wird ferner auf LACKNER (1982), Bilder 24-27 (S.654-656), wo die Verdrehungsmglichkeit des
Ankers noch strker konstruktiv bercksichtigt ist als etwa in Bild H2.25.
Die Spundwand dient also zunchst als Schalung fr den Beton und verbleibt in ihrem unteren Teil als Kolkschutz im
Boden.
Q.5.1.9 Spundwand-Verankerungen
Bild H2.33 gibt eine bersicht ber die verschiedenen prinzipiellen Mglichkeiten, Spundwnde zu verankern:
- (a) Rckverhngung mittels Rundstahlanker, der an einer hochliegenden Ankerwand oder -platte befestigt ist:
(Konstruktion toter Mann) Die Lsung setzt voraus, dass das Erdauflager sicher erhalten bleibt (Abgrabungen) Wenn
nicht besondere Forderungen dagegen sprechen, setzt man den Gurt auf die Erdseite der Wand, so dass er die
Nutzung auf der Luft- bzw. Wasserseite nicht strt.
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Sttzbauwerke und Verbau Q.20
- (b) Befestigung des Ankers nach (a) an einem Pfahlbock, wenn der obere Boden keine Ankerkraft aufnehmen kann:
ist wirtschaftlich nur vertretbar, wenn der Bock auch noch anderweitig genutzt werden kann (Aufnahme von Vertikal-
last).
- (c) Wie (b), aber Ersatz des Ankers durch eine Stahlbetonplatte, so dass der Erddruck teilweise abgeschirmt wird
(meist bei Ufermauern mit Kranbetrieb).
- (d) Rckverhngung an Injektions-Zugankern (siehe Vorlesung Tiefgrndungen, Pfhle und Anker), vor allem bei
Baugruben angewendet. Die gebruchlichen Ankerkpfe sind fr max.30 Neigung ausgelegt.
- (e) Rckverhngung an einem maximal 1:1 geneigten Zugpfahl (SCHENCK 1954). Kommt fr Dauerbauwerke und
bei Baugruben im offenen Wasser in Frage, wo mit gleichen Gerten zuerst die Schrgpfhle, dann die Spundwand
gerammt werden knnen.
- (f) Aussteifung durch Drucksteifen, die gegen den Gurt verspannt werden (Keile, Pressen). Konstruktion analog zu der
in Bild H2.25. Kommt nur fr langgestreckte Baugruben in Frage.
Besonders schwierig und dementsprechend teuer sind Unterwasser-Verankerungen, weil sie mit Taucherhilfe eingebaut
werden mssen. Da ein Gurt unter Wasser praktisch nicht herstellbar ist, muss jede Doppelbohle einzeln verankert wer-
den. Unterwasser-Anker lassen sich, etwa bei Fangedmmen, nicht immer vermeiden. Sie mssen gengende Toleran-
zen in der Lnge haben und verstellbar sein, damit der Taucher sie in einfacher Weise und unabhngig von den unver-
meidlichen Rammungenauigkeiten einpassen kann. Bild H2.34 zeigt zwei Beispiele von Unterwasserverankerungen (a)
mit festem, (b) mit beweglichem Anschluss.
Q.5.2.1 Vorbemerkung
Alle Verbauwnde mssen statisch berechnet und bemessen werden.
Die Bemessung biegsamer Sttzwnde besteht aus der Ermittlung der erforderlichen Einbindetiefe, dem Spannungs-
nachweis (Biegung + Normalkraft) fr die Wand und - gegebenenfalls - der Bemessung der Gurte und Anker bzw. Stei-
fen.
An dieser Stelle, im Anschluss und im Zusammenhang mit Spundwandkonstruktionen, werden die Grundstze der Be-
rechnungen dargestellt. In den folgenden Abschnitten, in denen weitere Verbaukonstruktionen vorgestellt werden, sind
dann jeweils nur noch ergnzende, fr die speziellen Konstruktionen zu bercksichtigende Angaben gemacht.
Fr die Gebrauchstauglichkeit (Nachweis Grenzzustand GZ 2) mssen auch Verformungen abgeschtzt oder berechnet
werden. Dies betrifft vor allem die oberhalb einer Verbauwand liegenden Nutzungen, kann bei Baugruben ohne Arbeits-
raum aber auch erforderlich sein, um das Lichtraumprofil sicherzustellen. berlegungen zu Verformungen sind bereits
erforderlich, um die zutreffende Erddruckbelastung einer Wand ansetzen zu knnen. Bei sehr schlanken und hohen
Wnden muss evtl. das Ma der Durchbiegung berechnet werden, um das Zusatzmoment aus dem Biegestich (Theorie
2.Ordnung) nachzuweisen.
Es ergeben sich 3 charakteristische Verformungen: 1. die Wand biegt sich mit zunehmender Aushubtiefe durch, wobei
die Biegelinie dem Aushub deutlich vorauseilt und sich auch bei den Rckbauzustnden noch verstrkt; 2. der Boden
hinter der Wand setzt sich; 3. der Boden innerhalb der Baugrube hebt sich, und zwar um so merkbarer, je weicher der
Baugrund ist. Bild H2.50 zeigt das am Beispiel einer groen Baugrube in weichen Bden, die durch ein umfangreiches
Messprogramm begleitet wurde. Bild H2.XX2 zeigt fr eine verankerte Wand, wie Verformungen mit dem Verhalten eines
durch Wand, Boden und Anker gebildeten Bodenkrpers erklrt werden knnen (siehe auch Abschnitt Q.3). Zustzlich ist
noch eine Zerrung zu bercksichtigen, die im bergangsbereich zwischen dem verankerten Bodenblock und dem erdsei-
tig benachbarten Boden entsteht. Das Bild macht klar, dass mglichst groe Verhltnisse L/h geeignet sind, Wandver-
formungen zu minimieren.
Bild Q05-18: gemessene Baugrubenverformungen (nach PECK 1969) und Bild Q05-19: verankerte Verbauwand und
verformter Bodenblock (WEBER 1996)
Die einzige Besonderheit gegenber den aus dem Massivbau bekannten Bemessungsverfahren besteht darin, dass die
Belastungen aus dem Erddruck von den Verformungen und Auflagerbedingungen des Wandsystems abhngig sind.
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Sttzbauwerke und Verbau Q.22
Q.5.2.2 Einwirkungen
Erddruckansatz: In der Regel knnen sich Verbauwnde in einem ausreichenden Ma verformen, dass der Ansatz des
aktiven Erddrucks gerechtfertigt ist. Dies gilt auf jeden Fall fr Spundwnde und Bohltrgerwnde. Dort wo es besondere
Umstnde erfordern (Setzungsrisiko einer Nachbarbebauung, empfindliche Leitungen), werden die Verformungen durch
verschiedene Manahmen mglichst minimiert und man rechnet mit einem erhhten aktiven Erddruck (z.B. 25 %-, 50 %-
oder 75 %iger Zwischenwert zum Erdruhedruck). Mit dem Ansatz eines hheren Erddrucks an sich knnen Verformun-
gen nicht reduziert werden, erst die sich als Folge eines derartigen Ansatzes ergebenden biegesteiferen Verbauwnde,
greren Ankerkrfte und lngeren Anker tragen zur Verformungsreduzierung bei.
Bei Verbau in Bden oder Festgestein mit Kohsion ergibt sich aus der Erddrucktheorie oft nur ein geringer und bei klei-
nen Tiefen eventuell gar kein Erddruck. Entsprechend den Empfehlungen des Arbeitskreises "Baugruben" (EAU, 1980)
ist in derartigen Fllen ein Mindesterddruck anzusetzen, der sich aus einem Erddruckbeiwert Kagh = 0,2 bzw. unter
gewissen Voraussetzungen Kagh = 0,15 ergibt. Hier entsteht ein gewisser Widerspruch zur Mglichkeit unverbauter B-
schungen, die bei ausreichender Kohsion mit einer Neigung bis zu 80 gebscht werden drften.
Erddruckumlagerung: Durch das Vorspannen von Ankern oder Steifen werden in eine Verbauwand Verformungen und
Krfte eingeleitet, welche den Erddruck erheblich beeinflussen. Vor allem werden Anker und Steifen beim typischen Ar-
beitsablauf von oben nach unten eingebaut und vorgespannt, bevor hinter der Wand der Erddruck wirkt, welcher der
Berechnung der Ankerkrfte zugrunde liegt. Dadurch werden die oberen Bereiche einer Verbauwand im Vergleich zum
theoretischen Erddruck hher belastet. Da weiterhin durch Wandreibung und nach Bildung vertikaler Gewlbe im Boden
infolge vorgespannter Anker auch die vertikale Spannung aus Bodeneigengewicht unmittelbar hinter der Wand von
zz = z abweichen kann, sind auch aus diesem Grund lokal horizontale Erddruckspannungen zu erwarten, die von
xx = Kz abweichen. Insgesamt stellt sich somit hinter einer vorgespannt gesttzten Verbauwand ein Erddruck ein,
der deutlich von theoretischen Erddruckverteilungen, wie sie in der Vorlesung "Erddruck" aufgezeigt sind, verschieden ist.
In der Praxis berechnet man den Erddruck zunchst entsprechend den theoretischen Anstzen, verwendet danach aber
bei der Bemessung der Konstruktionselemente vereinfachte Spannungsverteilungen, die so gewhlt werden, dass sie
entsprechend den o.g. berlegungen den tatschlichen Erddruckspannungen besser entsprechen. Bei diesem Schritt in
der statischen Berechnung spricht man von "Erddruckumlagerung". Die Form der Spannungsverteilungen richtet sich
dabei nach der Anzahl und Anordnung der Anker. In verschiedenen Regelwerken, vor allem aber in der EAB gibt es ver-
schiedenartige Verteilungsanstze, siehe z.B. Bild ..., die aber dem Entwerfenden auch noch Ermessensspielrume offen
lassen. Erste berlegungen, dass bei abgesttztem Verbau zur Vermeidung einer Unterbemessung der oberen Steifen
das theoretische Erddruckbild umgelagert werden sollte, gehen auf LEHMANN (1942) zurck, Bild H2.49.
Bild...: Erddruckumlagerungen nach EAB Bild Q05-20: Erddruckumlagerung nach LEHMANN (1942) und
nach EAB
Bei unverankerten, frei auskragenden Wnden und bei hinterfllten Konstruktionen - selbst wenn sie verankert sind -
werden keine Erddruckumlagerungen vorgenommen.
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Sttzbauwerke und Verbau Q.23
Anmerkung: Bei Spundwnden geht man gerne auch einen anderen Weg: statt den Erddruck umzulagern, werden das
Feldmoment und gegebenenfalls auch das Sttzmoment aus den effektiven Erddruckspannungen (also Momente ohne
Anteil aus Wasserdruck) abgemindert (s. E77 in EAU 1981). Weitere Umlagerungen sind bei Spundwnden entspre-
chend dem Traglastverfahren mglich: An Sttzpunkten knnen sich Fliegelenke ausbilden, was zur Abminderung der
Sttzmomente bei gleichzeitiger Erhhung der Feldmomente fhrt.
Verformungen der Wand und Setzungen im Boden dahinter sind niemals ganz zu vermeiden, sondern allenfalls durch
eine grere Systemsteifigkeit zu vermindern. Hier gilt: Schlitzwnde und Bohrpfahlwnde sind steifer als Spundwnde.
Weiter kommt es bei Verbauwnden, die erst nach dem Aushub ausgefacht werden (aufgelste Pfahlwnde, Trger-
bohlwnde) und bei Wnden, die erst nach dem Aushub abschnittsweise gesttzt werden (Elementwnde, vernagelte
Wand), zwangslufig zu Entspannungen und zugehrigen Verformungen. Schlielich kann man bei sehr weichem Boden
berhaupt keine aufgelste Verbauwand (Trgerbohlwand) mehr anwenden, weil der ungesttzte Boden in die Baugrube
hineindrcken wrde. Weitere wesentliche Verformungsanteile kommen aus den Systemen der Absttzung, siehe Ab-
schnitt Q.3 und Bild H2.XX2 in Abschnitt .Q.5.2.1.
Bild H2.51 gibt einen Eindruck von der Gre der zu erwartenden Setzungen.
Am Anfang eines Entwurfs fr einen Verbau steht daher an zentraler Stelle die berlegung nach den zulssigen Verfor-
mungen, woraus sich das Verbausystem und die Belastungsanstze (erhhter aktiver Erddruck, Umlagerungen) fr die
Verbauberechnungen ergeben.
Bild Q05-21: Grenordnung blicher Verformungen Bild Q05-22: Erddruckentwicklung beim Aushub einer Baugrube
neben Baugruben (nach PECK 1969) und Einbau einer vorgespannten Steife
Ankervorspannung: Bei verankerten Baugrubenwnden werden die Anker stets vorgespannt, allein, um die groen
Dehnwege der hochfesten Ankersthle zu kompensieren. Hier sind Vorspannungen zwischen 70 % und 100 % gebruch-
lich. Auch bei Steifen ist eine Vorspannung mglich und sinnvoll. Hinsichtlich der Verformungen und Erddruckmobilisie-
rung ist Folgendes zu beachten (Bild H2.52): solange eine Steife / ein Anker noch nicht eingebaut und vorgespannt ist,
dient der Boden auf der Luftseite als Auflager, und der bergseitige Boden wird sich (Zustand "A") entspannen. Dabei
bewegt sich die Wand zur Luftseite. Eine Vorspannung (hier bei einer Steife z.B. 60 % der Gebrauchslast, die sich auf
den Endzustand bezieht) fhrt zu einer Erddruckerhhung hinter der Wand. Bei dieser Teilmobilisierung von Erdwider-
stand entstehen gegengerichtete Verformungen der Wand, die hufig erdseitig ber den Nullzustand hinausgehen. Die
Vorspannung schafft eine Reserve A-B in der Bodenreaktion. Bei weiterem Aushub der Baugrube wird diese Vorspan-
nung im Korngerst abgebaut, wobei die Scherbeanspruchung einen deutlichen Abstand vom Grenzzustand (aktiver
Erddruck) aufweist. Bei Erreichen der Aushubtiefe zA liegt der Erddruck beim Punkt "D" noch oberhalb des aktiven Erd-
drucks. Auch die Gesamtverformungen der Wand sind gegenber einem aktiven Entspannungszustand reduziert.
Der Erddruck wird nach der neuen DIN 1054 stets mit charakteristischen Werten der Scherfestigkeit berechnet. Erst
aus dem derart ermittelten einwirkenden Erddruck werden mit Hilfe von Teilsicherheitsbeiwerten die fr Bauteilbemes-
sungen magebenden Bemessungsgren der Einwirkungen errechnet. Dabei wird der Erddruck aus Bodeneigenge-
wicht und infolge stndiger Auflasten als stndige Einwirkung behandelt, der Erddruck infolge von Verkehrslasten als
vernderliche Einwirkung (mit anderem Teilsicherheitsbeiwert). Bei einer Bemessung mit Erdruhedruck gelten andere
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Sttzbauwerke und Verbau Q.24
Partialsicherheitswerte als bei einer Berechnung mit dem Erdruhedruck. Wasserdruck ist stets mit den Teilsicherheits-
beiwerten fr stndige Lasten zu bercksichtigen, auch wenn es sich um vernderliche Wasserdrcke handelt.
Auerdem ist die Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch zu prfen, siehe Vorlesung "Wasser im Baugrund"; falls sie
nicht ausreicht, muss man entweder talseitig einen Auflastfilter aufbringen oder die Wand tiefer einbinden.
Bei EDV-gesttzten Verbauberechnungen mit modernen Programmen kann das Erdauflager als elastisch gebetteter
Wandbereich erfasst werden. Dabei wird iterativ der Bettungsmodul im Bereich unmittelbar unter der Baugrubensohle
lokal derart abgemindert, dass die sich aus der Berechnung ergebende Reaktionsspannung den passiven Erddruck an
keiner Stelle bersteigt. Ergnzungen zur EAB (2003) liefern hierzu pragmatische Angaben.
Traditionell und auch heute noch blich ist, das Erdauflager fr die Biegebemessung einer Verbauwand als punktuelles
Auflager in der Tiefe zu idealisieren, in der in ausreichendem Umfang Erdwiderstandsspannungen verfgbar sind. Dabei
wird zwischen einer freien (frei verdrehbaren) Auflagerung und - bei zunehmender Einbindetiefe - einer teilweisen und
schlielich vollstndigen Einspannung unterschieden. Von einer Volleinspannung wird dann ausgegangen, wenn unter
Annahme von - auf der gesamten Hhe gleichmig und vollstndig - mobilisierten Erdwiderstandsspannungen diese
dazu fhren, dass die Biegelinie der Wand eine vertikale Tangente erreicht. Abweichend von der Realitt wird bei diesen
Berechnungen davon ausgegangen, dass die erforderlichen Erdwiderstandsspannungen ohne Verformungen auftreten
und gleichmig mobilisiert werden. Es werden also horizontal unverschiebliche Lager angenommen und die Verformun-
gen resultieren allein aus den Verformungen des Wandmaterials.
Fr eine freie Auflagerung muss die Wand so tief gefhrt werden, dass sich die statisch erforderliche Fuauflagerkraft
als Integralwert der Erddruckspannungen im Fuauflagerbereich ergibt. Dabei wird die Differenz aus dem teilmobilisierten
Erdwiderstand (siehe Bild Q05.24, dort e'ph) auf der Luftseite und dem aktiven Erddruck auf der Wandrckseite gebildet.
Der Erdwiderstand darf nur so weit mobilisiert werden, dass die Grenzzustandsgleichung erfllt werden kann. Danach
muss die Bemessungs-Erdauflagerkraft, die sich aus der statischen Berechnung mit den charakteristischen Erddrcken,
multipliziert mit zugehrigen Teilsicherheitsbeiwerten, ergibt, dem Bemessungswert des Fuwiderstands, der sich aus
dem Erdwiderstand, dividiert durch den zugehrigen Teilsicherheitsbeiwert, ergibt, gegenbergestellt werden.
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Sttzbauwerke und Verbau Q.25
Zustzlich kann es erforderlich sein, den Erdwiderstand darber hinaus abzumindern, um die Verformungen des Fu-
auflagers zu begrenzen. Hierzu ist ein Reduktionsfaktor vorgesehen, siehe Bild .....
Bild Q05-24: Lastbildermittlung fr Verbauwnde bei freier Auflagerung im Boden (EAB 1994)
Bild Q05-25: Versuchsergebnisse von ROWE (1952) mit einer 61 cm hohen Stahlplatte in Sand
Entsprechend drfte die waagerechte Reaktionsspannung einer im Baugrund eingespannten Verbauwand also den in
Bild H2.55 skizzierten Verlauf haben.
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Sttzbauwerke und Verbau Q.26
tikalen Krfte mglich ist. Hier sind Mantelreibung und Spitzenwiderstand von Wnden bzw. Pfhlen als Widerstand
verfgbar. Es ist zu beachten, dass die Richtungen und Gren dieser Krfte nicht im Widerspruch stehen zu denjenigen
aus den Anstzen des Erddrucks hinter und vor der Wand.
Vor allem bei vergleichsweise kleinen vertikalen Krften muss nachgewiesen werden, dass die nach unten wirkenden
Krfte ausreichend gro sind, um die Vertikalkomponente des Erdwiderstands zu rechtfertigen. Wenn man hier in der
Folge einen kleineren Wandreibungswinkel ansetzen muss, fhrt dies zu einem kleineren Erdwiderstandsbeiwert und
damit zu greren Wandeinbindetiefen.
Bild Q05-28: Ermittlung der Biegebeanspruchung einer Verbauwand mit dem Seileckverfahren fr 3 Auflagerbedingungen: a)
Wand frei auskragend; b) + c) Wand bei A gesttzt, dabei c) im Boden eingespannt, b) im Boden frei aufgelagert (Die Reaktions-
krfte im Krafteck sind aus Grnden der bersichtlichkeit versetzt gezeichnet; Die Reaktionskraft 12 sowie die das Krafteck
schlieende Kraft C, die zur Schlusslinie "frei auskragend" gehren, sind nicht dargestellt.)
- Im Lastbild werden alle resultierenden Spannungen (Erddruck und Wasserdruck) dargestellt. Dabei sind die einwir-
kenden Lasten um den Lastarten und Lastfllen zugeordnete Teilsicherheitsfaktoren zu erhhen, die Widerstnde
(Erdwiderstand im Auflagerbereich) um entsprechende Teilsicherheitsfaktoren zu vermindern.
- Die Flche der Lasten und Reaktionsspannungen wird in Hhenabschnitte unterteilt.
- In den - grob geschtzten - Schwerpunkten der Lastabschnitte werden die Teillasten F1, F2 ... als Ersatz-Einzellasten
angebracht
- Es wird ein Polplan / Krafteck vorbereitet. Der Pol liegt etwa mittig ber den Kraftvektoren, die genaue Lage spielt
keine Rolle. Der Abstand zwischen Pol und den Kraftvektoren bestimmt den Mastab der Momente im Seileck. Der
Abstand wird als Kraft H im gleichen Mastab wie die Kraftvektoren F1, F2 ... interpretiert. Die spter aus dem Seil-
eck abzugreifenden Momente ergeben sich aus den Lngenmaen m (siehe z.B. m1 und m2) unter Bercksichtigung
des gleichen Lngenmastabes wie bei den Tiefen durch Multiplikation mit der Kraft H ( M = H m ).
- Die Teillasten F1, F2 ... werden in das Krafteck eingetragen und Verbindungslinien zum Pol gezeichnet (Seilstrahlen).
- Das Seileck wird aus Parallelen zu den Seilstrahlen im Polplan gezeichnet.
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Sttzbauwerke und Verbau Q.28
- Entsprechend der gewhlten Auflagerbedingungen knnen drei verschiedene Schlusslinien gezogen werden.
Die Verlngerung der Seillinie 0 bis in den Fubereich der Wand, wo sie wieder eine Seillinie schneidet (Im Bei-
spiel die Seillinie 12). Diese Schlusslinie gilt fr die Auflagerungsbedingung einer frei auskragenden Wand ohne
Sttzung durch Anker oder Steifen. Die Wand muss zur Erfllung dieser Randbedingung bis zur Tiefe dieses unte-
ren Schnittpunktes gefhrt werden
Die zwei folgenden Schlusslinien sind geknickt. Der Knickpunkt liegt auf der Verlngerung der Seillinie 0 auf der Hhe
der Sttzkraft A; (Da oberhalb die Krfte und Momente noch sehr klein sind, ist der Knickpunkt im Beispiel sehr
schlecht zu erkennen)
Die Schlusslinie fr gelenkige Auflagerung im Boden ist die Tangente an die Seillinie im Fuauflagerbereich (im
Beispiel am Knickpunkt der Seillinien 9 und 10). Bei tieferreichender Wand wrden bei voller Nutzung der
Erdwiderstandskrfte schon Krfte wirken, welche die Wand rckdrehen, man htte eine Teileinspannung.
Die Schlusslinie fr eine Einspannung im Boden schneidet die Wand in der Tiefe, in der ihre Biegelinie eine verti-
kale Tangente aufweist. Da durch Aufintegrieren der Momentenlinie die Wandverformungen ermittelt werden kn-
nen, lsst sich diese Tiefe durch berlegungen im Seileck bestimmen (Summe der statischen Momente der Bie-
gemomentenflchen um den Punkt A muss 0 sein. Die Bedingung lautet dann (Ansatz von Parabelflchen):
2/3m1L1s1 2/3m2L2s2 = 0. Es gengt, diese Bedingung grob zu erfllen.
Der Schnittpunkt dieser Schlusslinie mit dem Seileck liefert die erforderliche Einbindetiefe u+x noch ohne Be-
rcksichtigung eines Zuschlags fr Fuauflagerkraft C nach Blum, siehe oben. Die tatschlich erforderliche Ein-
bindetiefe ist daher t = u + x + C/(2ep), wo ep die Erdwiderstandsspannung in Hhe des Angriffspunkts von
C ist. Meist gengt es, ohne Nachrechnung t = u + 1,2x zu nehmen.
Die Gre der Sttzkrfte A und C bekommt man, indem
man die Schlusslinie in das Krafteck bertrgt, siehe Bild
H2.56. Im Beispiel sind diese Krfte nur fr den Fall der
gesttzten Wand mit Fueinspannung eingetragen.
STARKE (1979) hat Nomogramme zur Berechnung von Trgerbohlwnden und Spundwnden verffentlicht, die analyti-
sche Berechnungen "von Hand". ermglichen. Sie werden in der bung verwendet.
Man sollte die Leistungsfhigkeit der EDV-Programme, die es einfach machen, durch Variation aller mglichen Freiheits-
grade Optimierungen vorzunehmen, nicht im Hinblick auf das Ziel einer mglichst weitgehenden Minimierung des Materi-
aleinsatzes nutzen. Dies fhrt zu ausgehungerten Konstruktionen mit groen Trger- und Ankerabstnden und sehr ge-
Seite
Sttzbauwerke und Verbau Q.29
ringer Toleranz gegenber Abweichungen bei der Ausfhrung und Variationen der Baugrundsituation. Derartiges Vorge-
hen hat schon mehrfach zu Schden mit weitreichenden Folgen gefhrt.
Da die Verteilung des Erddrucks ber die Hhe mit zunehmender Anzahl der Sttzpunkte immer weniger vorherzusehen
ist, sollte man stets prfen, wie sich eine Vernderung der Hhe des Angriffspunktes der Lastresultierenden zwischen
dem Wert nach der Erddrucktheorie und der halben Wandhhe auf die Schnittgren auswirkt. Zusatzdrcke infolge von
Vorspannmanahmen mssen dabei als Zusatzdreieck am Krafteinleitungspunkt getrennt erfasst werden. Um Schden
bei Verbausystemen zu vermeiden, sind eingrenzende Berechnungen und konstruktive Verstrkungsmanahmen besser
geeignet als Diskussionen ber Umlagerungsfiguren mit eventuell willkrlichen Entscheidungen. Welche Umlagerung
tatschlich zutrifft und die richtige ist, wre allenfalls durch aufwendige Erddruckmessungen zu belegen. Hier wird des-
halb auch darauf verzichtet, die vielen Regelungen zu Umlagerungen in der EAB wiederzugeben.
Bei weichen bindigen Bden und sehr locker gelagerten nichtbindigen kann auf eingrenzende Lastumlagerungen verzich-
tet werden (Erddruckermittlung ohne Umlagerung mit entweder cu; u = 0 oder c' = 0; ').
Es ist wichtig, bei den analytischen Berechnungen die Verformungen genau zu betrachten und sich klar zu machen, wel-
che Einflsse in errechneten Verformungen erfasst und vor allem, welche nicht erfasst sind. Hier wird vor allem auf die
tradierte Berechnung von Wnden hingewiesen, bei der das Erdauflager als unverschieblich betrachtet wird. Derartige
Anstze finden auch in weit verbreiteten und gebruchlichen EDV-Programmen Verwendung. Die Programme errechnen
dann Verformungen und stellen sie bersichtlich dar, sie resultieren aber nur aus der Biegung des Wandmaterials und
sind nur ein kleiner Teil der Wahrheit! Die Einflsse auf die Bemessung der Profile, Wandstrken, Bewehrung, Ankerkrf-
te etc. sind zwar gering, eine Beurteilung der Auswirkungen auf die Nachbarschaft ist aber nicht mglich.
Um zutreffende Aussagen zu Verformungen bei Verwendung von Modellen der Stabstatik zu finden, muss zumindest im
Bereich der Fuauflagerung die Verformung des Bodens zur Weckung des erforderlichen mobilisierten Erdwiderstandes
erfasst werden. Hierzu sind variable Bettungsmoduln zu ermitteln, deren Verlauf und Gre mit Mobilisierungsanstzen
fr den Erddruck (siehe Vorlesung "Erddruck") bereinstimmt. Darber hinaus sind auerhalb der in der Stabstatik zu-
gnglichen Anstze Verformungen zu bercksichtigen, die sich aus der Wirkung von Ankern ergeben, siehe Abschnitt
Q.7.
ber analytische / numerische Verfahren der Stabstatik hinaus ist es mglich und zunehmend gebruchlich, Verbausys-
teme, also alle Konstruktionselemente einschlielich des beteiligten Baugrunds, mit numerischen Verfahren der Konti-
nuumsberechnung zu untersuchen. Hier wird auf leistungsfhige Finite-Element-Programme verwiesen, die den Boden
auch unter Bercksichtigung seiner nichtlinearen Eigenschaften modellieren knnen.
Die Anwendung von EDV-Programmen zur Berechnung von Verbauwnden, auch mit der Methode der Finiten Elemente,
wird fr Vertiefer in der Wahlvorlesung "numerische Methoden" behandelt.
Seite
Sttzbauwerke und Verbau Q.30
Q.5.3 Schlitzwand
Zu ihrer Herstellung (Bild K10.13) werden mit Greifern oder Frsen tiefe Schlitze mit Dicken zwischen typischerweise 0,6
m und 1,2 m und Lamellenlngen zwischen 2 m und 8 m (letztgenannte Breite in mehreren Stichen) ausgehoben. Die
Dicke richtet sich nach statischen Bedrfnissen, der herzustellenden Tiefe (Kompensation von Lotabweichungen) und der
Gertetechnik. Da die Schlitze (meist, auch Fhrung ber Kellystange mglich) im Seilbetrieb erstellt werden, lassen sich
sehr groe Tiefen (bereits ber 100 m tief ausgefhrt) erreichen. Damit sie - zumal in nichtbindigen Bden und im
Grundwasser - nicht einstrzen, mssen sie gesttzt werden. Zur Sttzung werden die Schlitze mit einer besonderen
Flssigkeit gefllt gehalten. blich ist die Verwendung von Bentonit-Suspension, inzwischen gibt es aber auch Sttzfls-
sigkeiten mit polymeren Stabilisatoren. Bentonit-Suspension (Bentonite sind Tone mit einer besonderen Art von Tonmine-
ralen, die sehr viel Wasser binden knnen, siehe Vorlesungseinheit "Elementare Bodeneigenschaften") hat die Eigen-
schaft (Thixotropie), dass sie, sobald sie in Ruhe steht, gelartig stabil wird. Trotz des im Schlitz gegenber dem Boden
und dem Grundwasser wirkenden hydrostatischen berdrucks fliet die Suspension dadurch auch in durchlssigen B-
den nicht ab und kann ihn daher wirkungsvoll sttzen. (gilt nicht mehr in sehr stark durchlssigen Kiesen). Vielmehr bildet
sich im Boden neben dem Schlitz ein stabilisierender Filterkuchen aus (geliertes Bentonit), dessen Dicke (Stagnation)
von der Durchlssigkeit des Bodens abhngt. Wird die Suspension durch grere Scherkrfte beansprucht, verhlt sie
sich flssig. Der Greifer kann also in der Tonsuspension ungehindert arbeiten.
Zur Herstellung und Aufbereitung der Suspension und zur Separierung von aus dem Schlitz gefrsten Material aus der
Suspension ist eine vergleichsweise aufwndige Baustelleneinrichtung erforderlich, die den Einsatz von Schlitzwnden
nur fr grere Manahmen wirtschaftlich macht (Bild ...).
Der obere Teil des Schlitzes wird durch sogenannte Leitwnde (Bild...) stabilisiert, welche etwa 1 m tief reichen und auch
der Fhrung des Aushubwerkzeugs dienen. Eingesetzte Greifer knnen hydraulisch oder durch Seilzug geschlossen
werden. Bei gefrsten Schlitzen dient die Bentonitsuspension zustzlich zum Sttzen auch zur Materialfrderung: es wird
ein stetiger Flssigkeitsstrom erzeugt, der das gefrste Material zur Oberflche frdert.
Der bewehrte Schlitz wird anschlieend im Kontraktorverfahren betoniert. Dabei wird die verdrngte Bentonit-Suspension
aufgefangen und wieder aufbereitet. Ein Risiko der Durchmischung von Beton und Bentonitsuspension besteht nicht.
Auch die Haftung des Betons an der Bewehrung wird nicht beeintrchtigt.
Bei der Aufbereitung wird die Bentonitsuspension von grobkrnigen Anteilen, mit denen sie sich beim Aushub aufgeladen
hat, getrennt. Sie ist daher mehrfach wiederverwendbar. Am Ende der Bauzeit muss die Suspension entsorgt werden.
Bei einer Deponierung muss mit sehr langen Konsolidationszeiten gerechnet werden.
In der Regel gelingt es bei sorgfltigem Arbeiten, die Arbeitsfugen ausreichend dicht herzustellen. Sickerwasser aus
vereinzelten Leckstellen lsst sich leicht durch offene Wasserhaltung bewltigen. Auch ein Verdmmen durch Einstem-
men quellfhiger Stricke oder Bnder sowie Fugeninjektionen knnen zur Abdichtung wirksam beitragen.
Es ist auch mglich, Fertigteile in den Bentonit-gesttzten Schlitz einzustellen. Geeignet sind sowohl Beton-Fertigteile als
auch Spundwnde, im Deponiebau auch Kunststoff-Dichtungs-Platten aus HDPE. In derartigen Fllen gibt man der Ben-
tonitsuspension Zement bei, damit die Suspension nach einiger Standzeit abbindet und dauerhaft in den Bereichen zwi-
schen Fertigteil und Erdwand die notwendige Festigkeit z.B. zur bertragung sttzender Ankerkrfte erhlt. In diesen
Fllen spricht man von Ein-Phasen-Schlitzwnden. Entsprechende Lsungen sind sehr wirtschaftlich, wenn z.B. Ein-
phasen-Schlitzwnde bis in sehr groe Tiefen (tiefe Lage eines Wasserstauers) die Dichtigkeit einer Wand sicherstellen
und im oberen Bereich zur Aufnahme von Biegebeanspruchungen aus Erd- und Wasserdruck z.B. Spundwnde einge-
stellt werden.
In nichtbindigen Bden und bei ausreichend groen Wandflchen, auf die die teure Baustelleneinrichtung fr die Bento-
nit-Aufbereitung umgelegt werden kann, ist im Allgemeinen die Schlitzwand wirtschaftlicher als eine Bohrpfahlwand. Au-
erdem hat eine Schlitzwand weniger Fugen als eine Bohrpfahlwand (Dichtigkeit). Voraussetzung fr Schlitzwnde ist,
dass die Herstellung des Schlitzes nicht durch Hindernisse gehemmt wird, was dann Meieln und erhebliche Leistungs-
verluste bedingt. In bindigen Bden sind Schlitzwnde aufwndiger herzustellen, da sich die Bentonit-Suspension mit
Tonteilchen aufldt und ihre Aufbereitung mit Trenn-Zyklonen Gerte- und Energie-intensiv ist. Ohne Bentonit-Auf-
bereitung wird die Wichte des Bentonits schnell so gro, dass der durch Verdrngung geprgte Vorgang beim Betonieren
gestrt wird.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Verformung des Bodens bei Sttzung durch eine Tonsuspension ganz wesentlich
vermindert wird. Daher lassen sich Schlitze dicht neben einer bestehenden Bebauung abteufen. Aus diesem Grund ist
sogar das Schlitzen des Bodens in Kreuz- oder in T-Form ausfhrbar (Grndungselemente, Ausbildung von Ecken).
Weitere Vorteile sind die niedrigen Gerusch- und Erschtterungspegel bei der Ausfhrung von Schlitzwnden.
Fr die Bauzustnde einer Schlitzwand sind besondere Nachweise zu fhren, welche die Sttzwirkung des Bentonits und
die Stabilitt von offenen Schlitz-Abschnitten betreffen. Lasten, Grundwasserstand, Suspensionsdichte und Lamellenln-
ge beeinflussen die Schlitzstabilitt. Im Wesentlichen muss der hydrostatische Druck der Suspension grer sein als der
auf den Schlitz wirkende Erd- und Wasserdruck. Dazu muss der Suspensionsspiegel - vor allem bei gleichzeitigem Auf-
treten von Erddruck aus benachbarten Auflasten - (deutlich) hher liegen als der Grundwasserspiegel.
Die Gre des auf den Schlitz wirkenden Erddrucks kann durch die Schlitzlnge beeinflusst werden, indem gnstige,
erddruckmindernde rumliche Wirkungen genutzt werden, siehe Vorlesungseinheit Erddruck, rumlicher Erddruck.
Schlitze, die neben Bauwerken abgeteuft oder durch Verkehrslasten auf der Gelndeoberflche beansprucht werden,
knnen daher selbst bei hohen Lasten in begrenzter Lnge stabilisiert werden, weil der Erddruck aus diesen Lasten im
Sinne einer Gewlbewirkung seitlich des Schlitzes in den Boden bzw. in fertiggestellte Schlitzwandteile bertragen wer-
den kann. Auch in dem Schlitz benachbarten Bauwerkswnden werden sich innere Gewlbe ausbilden, die den Erddruck
im Schlitzbereich vermindern und ihn seitlich erhhen. In DIN 4126 wird ein einfacher Erddruckansatz fr einen rumlichen
Bruchkrper angegeben, Bild K10.11. Dabei wird angenommen, dass auf die Seitenflchen AF des Bruchkrpers der Ruhe-
druck wirkt.
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Sttzbauwerke und Verbau Q.33
Nheres zur Wirkung des Bentonits: Sttzwirkung, Fliespannung, Stagnation, Stabilitt des Suspension, etc. wird in
einer eigenen Vorlesung ausgefhrt.
Q.5.4 Bohrpfahlwand
Bei einer aufgelsten Bohrpfahlwand muss fr den Bereich zwischen den Pfhlen ein Nachweis gefhrt werden. Hier
werden die Erddruckspannungen durch Biegung bzw. durch Druckkrfte im Gewlbe in horizontaler Richtung abgetragen
und in die Pfhle eingeleitet. Der Bauzustand bis zur Fertigstellung der Ausfachung wird in der Regel nicht nachgewiesen
und der Verantwortung des Bauausfhrenden berlassen. Die mgliche Standhhe des ungesicherten Bodens zwischen
den Pfhlen ist von dessen Festigkeit und vom Pfahlabstand abhngig und kann bei sickerwasserfhrenden Schluffen
und Sanden eventuell nur wenige Dezimeter betragen. Aus Unfallschutzgrnden und bei Abwgen der Folgen aus Nach-
brchen sollte man eine ungesicherte Hhe von mehr als 1,5 m vermeiden.
Da unterhalb der Baugrubensohle keine geschlossene Wand mehr entsteht, wirkt das Erdauflager hier nicht mehr an
einer geschlossenen Wand, sondern nur noch an einzelnen Pfhlen. Hier ist analog zu den Nachweisen von Trgerbohl-
wnden vorzugehen.
Q.5.5 Trgerbohlwand
Die Ausfachung kann auer aus Holzbalken auch (selten) aus Betonfertigteilen oder Ortbeton oder (hufig) aus Spritzbe-
ton bestehen.
Anders als Spundwnde, Schlitzwnde und Bohrpfahlwnde knnen Trgerbohlwnde nicht wasserundurchlssig aus-
gebildet werden. Da zwischen den Trgern bis zur Fertigstellung der Ausfachung der Boden temporr ungesttzt ist, sind
die Verformungen einer aufgelsten Wand zwangslufig etwas grer als bei einer schon vor dem Aushub vollstndig
Seite
Sttzbauwerke und Verbau Q.35
geschlossenen Wand. Sofern die entsprechenden Anforderungen aber nicht gestellt werden mssen, also eine Wasser-
haltung betrieben werden darf oder wenn eine Baugrube oberhalb des Grundwasserspiegels verbleibt und wenn kleine
Verformungen fr die Nachbarschaft vertrglich sind, ist diese Art des Verbaus mit Abstand die wirtschaftlichste.
Bei der Herstellung eines Bohltrgerverbaus sind folgende Schritte zu beachten und folgende Elemente von Bedeutung:
- Da das Einrammen von Verbautrgern mit Erschtterungen und Schallemissionen verbunden ist, die bei den typi-
schen innerrtlichen Verbaumanahmen problematisch sind, werden heute die meisten Verbautrger in Bohrlcher
eingestellt. Nach dem Abteufen der Bohrlcher wird in der Bohrlochsohle eine Betonplombe (Fertigbeton, Sackware)
eingebracht, die den Kraftschluss zwischen Trger und Boden ausreichend sicherstellt. Der mgliche Spitzendruck fr
derartige Verbautrgerfe ist deutlich geringer als fr Bohrpfhle (es fehlt die hohe Flssig-Betonsule, die wirksame
Einbindetiefe ist gering).
- In die Bohrlcher werden die Verbautrger einge-
stellt, wobei sie hinsichtlich Lage und Vertikalitt
genau einzumessen sind. Vor allem bei Bauma-
nahmen ohne Arbeitsraum zwischen Verbau und
Bauwerk ist die Einhaltung enger Toleranzen
wichtig (typisch: 2 cm hinsichtlich der Lage am
Ansatzpunkt, 0,5 % bis 1 % Lotabweichung). Die
Verbautrger erhalten eine Fuplatte, die auf dem
ins Bohrloch eingebrachten Beton aufsteht. Wenn
die Verbautrger spter wieder gezogen werden
sollen, empfiehlt es sich, die Fuplatten mit nur
wenigen Schweipunkten "anzuheften".
- Bei verankertem Verbau eignen sich als Trger Bild...: Bohltrgerverbau = Berliner Verbau
gut zwei mit Hilfe von Laschen in der Form ] [
miteinander verschweite U-Profile, da zwischen den zwei Profilen Platz fr einen Anker gehalten werden kann. In
den offenen Fchern knnen die Holzbohlen oder der (Spritz-)beton der Ausfachung ihr Auflager finden. Hufig wer-
den auch I-Profile verwendet, dann wird fr die Anker jedoch eine Gurtung erforderlich. Gurte haben den Vorteil,
dass die horizontalen Ankerabstnde unabhngig von den Trgerabstnden gewhlt werden knnen. Auerdem sind
Gurte im Hinblick auf einen Lastfall "Ankerausfall" sehr vorteilhaft.
- Nach Einstellen der Trger in die Bohrlcher wird der Restraum im Bohrloch wieder verfllt. Das Verfllmaterial muss
in den engen Raum eingebracht werden knnen und ihn vollstndig fllen. Daher scheidet bindiges Material zur Ver-
Seite
Sttzbauwerke und Verbau Q.36
fllung aus. Beim Aushub der Baugrube soll das Material baugrubenseits der Trger gut gelst werden knnen, was
(neben den Kosten) gegen eine Verfllung mit Beton spricht. Andererseits darf das Material erdseits der Trger beim
Baugrubenaushub nicht herausrieseln, was gegen nichtbindige Bden als Verfllmaterial spricht. Als Kompromiss ge-
eignet sind schluffiger Kiessand oder kalkvermrtelte nichtbindige Bden, die nach dem Abbinden nur eine geringe
Festigkeit erhalten.
- Zug um Zug mit dem Aushub der Baugrube muss die Ausfachung eingebaut werden. Dazu ist der Boden zwischen
den Trgern profilgerecht zu lsen, wozu eine Lehre benutzt werden soll. Die Hlzer einer Holzbohlen-Ausfachung
(Bild H2.74) werden zwischen die Trger gelegt und mit Hilfe von Keilen zwischen Bohle und Stahltrger-Flansch ge-
gen den Boden gedrckt. Alle Keile mssen gesichert werden. Trotz sorgfltigen Aushubs verbleibende Hohlrume
zwischen Hlzern und Erdwand mssen zur Vermeidung spterer Verformungen vollstndig und sorgfltig kraft-
schlssig verfllt werden. Wird Spritzbeton als Ausfachung verwendet, so wird eine Bewehrungsmatte zwischen den
Trgern eingestellt und mit eingespritzt.
- Spritzbetonausfachungen haben einen deutlich besseren Kraftschluss zum dahinterliegenden Boden als Holzbohlen
und fhren daher zu geringeren Gesamtverformungen. Bei im Boden verbleibendem Verbau sollte ebenfalls Spritzbe-
ton verwendet werden, da Holz verrottet und langfristig Sackungen bedingt. Andererseits sind Holzausfachungen
deutlich wirtschaftlicher als Spritzbeton und lassen sich auch besser rckbauen. In Bild H2.75 ist eine Spritzbeton-
ausfachung dargestellt, die hier gleichzeitig als Abdichtungstrger diente und daher auch im Bereich der Trger
durchlief.
In den vorgesehenen Tiefen sind Stei-
fen oder Anker herzustellen. Dabei liegt
das Aushubniveau etwa 0,5 m bis 1 m
unter dem Ankeransatzpunkt. Bei Ver-
bau ohne Arbeitsraum knnen auch die
Ankerkpfe zwischen den oben vorge-
stellten U-Profilen liegen und es wird
eine glatte Verbauflche ohne heraus-
stehende Bauteile mglich (Bild H2.76).
den, indem abschnittsweise die Ausfachung ausgebaut und der Arbeitsraum verfllt wird. Auch die Anker knnen nach
Erreichen eines zugehrigen Verfllzustands wieder gelst werden. Um Anker ganz aus dem Boden ziehen zu knnen,
mssen schon beim Einbau der Anker Vorbereitungen getroffen werden, welche die planmige Zerstrung des Ver-
presskrpers ermglichen. Nach vollstndiger Verfllung des Arbeitsraumes knnen auch die Verbautrger wieder gezo-
gen werden.
Bild H2.40 stellt einen ausgesteiften Berliner Verbau, wie er bei U-Bahn-Baumanahmen oberhalb des Grundwassers oft
hergestellt wurde, perspektivisch dar und zeigt Details. Die unteren Steifen werden nach Fertigstellung der Bodenplatte
ausgebaut. Wenn Anker ausfhrbar sind, wird ihnen aus wirtschaftlichen und baubetrieblichen Grnden in der Regel der
Vorzug gegeben.
Der Nachweis der Vertikalkrfte wird beim Bohltrgerverbau nur fr die Einzelpfhle gefhrt.
Q.5.6 Grabenverbau
Da Kanle zur Abwasser-Entsorgung im Geflle liegen mssen und zumindest der Anschluss einfacher Keller ohne He-
beanlagen mglich sein sollte, werden zu ihrer Verlegung regelmig im beengten innerstdtischen Straenraum tiefe
Grben mit senkrechten Wnden hergestellt, sofern kein "grabenloses" Vorpressverfahren zur Anwendung kommt. Auch
fr viele andere Leitungsverlegungen werden Grben mit senkrechten Wnden erforderlich. Aufgrund der sehr weit ver-
breiteten und standardisierbaren Anwendung sind die Ausbildung von Grben und ihr Verbau in DIN 4124: Baugruben
und Grben - Bschungen, Verbau, Arbeitsraumbreiten, umfassend geregelt.
Bohlenbreiten ohne Sicherung freigelassen werden. An den Stostellen mssen beiderseits Brusthlzer angebracht wer-
den. Bei standfesten Bden kann auf die Bohlen, nicht aber auf Brusthlzer und Steifen, verzichtet werden.
Eine weitere klassische Ausfhrungsart ist der in Bild H2.35 dargestellte senkrechte Grabenverbau mit lotrecht einge-
rammten Kanaldielen und (Holz-)steifen. Er stellt einen Sonderfall der ausgesteiften Spundwand-Baugrube dar. Die Gurte
aus Holz oder Stahlprofilen IPB 100 werden auf Konsolen verlegt oder abgehngt. Die Rammung muss dem Aushub min-
destens 30 cm vorauseilen. Wenn die in DIN 4124 standardisierten Bauelemente verwendet werden, erbrigt sich ein be-
sonderer statischer Nachweis. Das beispielhafte Bild aus DIN 4124 zeigt eine Variante, bei der die Gurte abgehngt sind.
Dies erspart Konsolen, die bei den hufig umzusetzenden Dielen unzweckmig sind.
Bild Q05-40: Kanalgrabenverbau nach DIN 4124 mit abgehngten Gurten und Steifen Bild Q05-41: Klner Ver-
bau: durch Pfndung zur
Tiefe gestaffelt
Wenn Kanaldielen nur in begrenzter Lnge verfgbar sind und eine Baugrube tiefer zu sichern ist, kann "gepfndet" werden,
siehe Bild H2.37: Klner Verbau.
Da der zimmermannsmige Grabenverbau, senkrecht wie waagerecht, sehr arbeitsintensiv ist, ist er heute weithin ab-
gelst durch Fertigverbausysteme.
des Grabens im Abstand von etwa 2 m bis 4 m. Die vertikalen Trger der Rahmen dienen zur Versteifung und als Fh-
rung zum Absenken der vertikalen Verbauflchen-Elemente. Mit den Verbausystemen werden typische Grabenbreiten
zwischen 0,8 m und 2 m verbaut. Rahmen und Flchenelemente sind unabhngig voneinander vertikal beweglich und
werden beim Grabenaushub abwechselnd abgesenkt. Statt mit Flchenelementen werden die zu verbauenden Flchen
auch im Systemverbau gerne mit Einzelbohlen verbaut, was einen variablen Einsatz im Bereich kreuzender Rohre er-
laubt.
Beim Ausheben kreiszylindrischer Schchte kann man ebenfalls die Elementbauweise in der Art von Bild H2.18 (d) an-
wenden, indem ein Hhenabschnitt ausgehoben und dann ein bewehrter Druckring (Bewehrung fr unvorhergesehene
Lasten, die keine gleichfrmige Druckverteilung bewirken) gegen den Boden betoniert wird. Durch das schrge Vorscha-
len erreicht man ein unbehindertes Betonieren und Bewehren des jeweils nchstunteren Ringes.
Bei aufgelsten Elementwnden kann ein statischer Nachweis fr den Boden zwischen den Elementen erforderlich sein.
Zwischen den Ankerplatten verspannt sich der Boden und bildet ein Gewlbe. Der aus der berlagerung wirkende Erd-
druck kann nach Wahl eines Biegestiches von diesem Gewlbe ausschlielich durch Druckspannungen abgetragen wer-
den. Der Boden luftseits dieses Gewlbes kann nur standfest sein, wenn der Boden eine Kohsion und damit eine gewis-
se Zugfestigkeit aufweist. Einen Nachweis hierzu bieten NOLL / HECKTTER (2003) an. Die erforderliche Kohsion
kann aus Bild ... ermittelt werden.
Seite
Sttzbauwerke und Verbau Q.41
Bild...: Elementbauweise mit Ankerplatten: Nachweis gegen Ausbrechen des Bodens zwischen den Platten
vernagelte Wand / Bodenvernagelung: Anstelle mit vorgespannten Ankern kann das gleiche Prinzip mit Hilfe nicht
vorgespannter Bodenngel in ausreichend engem Raster zur Anwendung gebracht werden. Dieses von der Fa. Bauer,
Schrobenhausen, in den 1970er Jahren eingefhrte und zunchst patentrechtlich geschtzte Verfahren ist heute frei
verfgbar. Die zu fhrenden Nachweise sind in Zulassungen geregelt.
Grundidee ist, mit Hilfe einer Spritzbetonschale und rasterfrmig angeordneten Bodenngeln einen bewehrten Boden-
block zu bilden, der als Schwergewichtsmauer wirkt.
ber gromastbliche Eignungsversuche berichten GSSLER (1977) und STOCKER et al. (1979). Bild H9.34 zeigt die
prinzipiellen Anwendungsarten.
Q.5.8 Verschiedenes
mit Hilfe von drei nebeneinander angeordneten, gegenlufig arbeitenden Bohrschnecken bereichsweise aufgelockert und
mit Zementsuspension durchmischt. Es entsteht ein Boden-Beton, der durch Steuerung der Verfahrensparameter eine
definierte Druckfestigkeit und ggfs. auch Wasserundurchlssigkeit erreicht.
Die MIP-Wand hat nur eine geringe Biegetragfhigkeit, kann ber in ihr sich ausgebildende Druckgewlbe aber Erd-
druckkrfte ber begrenzte Entfernungen weiterleiten. Wenn in diese MIP-Wand Stahltrger eingestellt werden, die in
vertikaler Richtung eine Biegetragfhigkeit aufweisen, lsst sich ein Trger-Verbau ausbilden, bei dem die MIP-Wand die
Ausfachung bildet.
Bild Q05-47: temporre Sttzung einer Verbauwand mit Hilfe einer Bschung
Q.6 Baugruben
Mit Hilfe der zuletzt vorgestellten Verbausysteme werden Baugruben ausgebildet.
Nachfolgend werden einige Punkte behandelt, die Baugruben als Ganzes betreffen.
Weiter werden in der Vorlesung "Bauen im Grundwasser" Baugruben behandelt, die in das Grundwasser hineinreichen.
Bild H2.79: Nachweis fr das Fuauflager eines Verbaus an einer Berme (Bild fehlt derzeit)
Seite
Sttzbauwerke und Verbau Q.44
Bei kleinen Baugruben mit rechteckfrmigem Grundriss knnen die Gurte je-
weils gleichzeitig die Steifen fr die senkrecht zu ihnen verlaufenden Wnde
bilden. Die Absttzungen der Baugrube sind dann biegesteife Rahmen.
Ein Sonderfall ist die kreisfrmige Baugrube, die ohne Steifen und Anker nur
mit einem Gurt als Druckring auskommt. Praktisch ist zu beachten, dass eine
gewisse Ungleichmigkeit der Erddrcke lngs des Umfangs, schon mit
Rcksicht auf die Verkehrslasten neben der Baugrube, unvermeidlich ist, so
dass der Gurt eine ausreichende Biegesteifigkeit haben muss. Im brigen wird
auf WEISSENBACH (1992) hingewiesen.
Q.7 Fangedmme
Q.7.1 Allgemeines
Ein Fangedamm ist ein aus zwei gegenseitig verankerten Wnden bestehendes Sttzbauwerk, das mit nichtbindigem
Boden verfllt und dadurch standfest wird. Die Wnde sind gewhnlich Spundwnde. Ein Fangedamm ist geeignet als
Baugrubensicherung bei Grndungsarbeiten in nicht zu tiefen Gewssern. Er kann auch einem dauernden Zweck dienen,
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Sttzbauwerke und Verbau Q.45
insbesondere (s.u.) in der Form des Zellenfangedamms; er ist dann begrifflich nicht von der Mole, dem Deich oder der
Uferwand zu trennen.
Steht der Fangedamm auf nicht rammfhigem Grund wie Fels, dann ist er nur durch mindestens eine obere und eine
untere Lage von Zugankern zu stabilisieren, Bild H2.57a. Dagegen wird man bei rammfhigem Grund versuchen, mit
einer oberen Ankerlage auszukommen, Bild H2.57b, um die teure Unterwasserankerung zu sparen.
Der echte Fangedamm ist dadurch gekennzeichnet, dass die Lasten allein durch die Schubspannungen im Fllboden und
zwischen den Wnden und dem Fllboden aufgenommen und ber die Sohle und gegebenenfalls die Einbindung der
Wnde in den Untergrund eingeleitet werden. Er zeigt daher Kopfverschiebungen in Dezimetergre, sobald diese
Schubspannungen zum ersten Mal mobilisiert werden. Dagegen hat der unechte Fangedamm, Bild H2.57c, zustzlich
uere Sttzungen durch Rckverhngung oder Aussteifung gegen andere Baukrper.
Bild Q07-01: Fangedammkonstruktionen: a) zweifach verankerter Fangedamm auf Fels; b) klassischer Fangedamm mit
Einbindung in den Untergrund und einer Ankerlage oderhalb des Wasserspiegels; c) unechter Fangedamm mit uerer
Absttzung
Man unterscheidet Kasten- und Zellenfangedmme, Bild H2.58. Beim Zellenfangedamm wird die innere Verankerung
gespart, indem kreisfrmige Zellen aneinandergesetzt werden. Die Spundwand dieser Zellen wird praktisch nur auf Zug
beansprucht und ist deswegen nicht wellenfrmig, sondern aus Flachprofilen zusammengesetzt, die vor dem Rammen
mittels einer Lehre (Montagerahmen) auf die Gewssersohle gestellt werden.
Die Standsicherheit eines Kastenfangedamms ist eine Funktion der Wichte und des Scherwinkels ' des Fllmaterials
und des Verhltnisses Breite B zu Hhe H. Es wird vorausgesetzt, dass der Fllboden so gut durchlssig ist, dass er
nirgends unter Auftrieb steht. Dazu muss im Sohlbereich stark durchlssiges Material eingebaut und eine Entwsserung
zur Luftseite hin vorgenommen werden.
SCHNEEBELI / CAVAILLE-COLL (1957) leiteten aus kleinmastblichen Modellversuchen folgenden Ausdruck fr die
globale Sicherheit F ab:
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Sttzbauwerke und Verbau Q.46
BLUM (1944) berechnete den Kastenfangedamm wie eine starre Scheibe: das Moment M der ueren Lasten erzeugt
2
einen vertikalen Zusatzdruck zz = M/W = 6M/B (W-Widerstandsmoment des Querschnitts), aus dem sich an der
luftseitigen Spundwand ein Zusatz-Erddruck von
ergibt. Dadurch verschiebt sich der Belastungsnullpunkt (u in Bild H2.59b) nach unten, und die Rammtiefe wird grer.
Die Modellvorstellung des Fangedamm-Querschnitts als starrer Scheibe ist gerade bei diesem verformungsfreudigen
System besonders unbefriedigend. JELINEK / OSTERMAYER (1967) entwickelten deswegen, ebenfalls auf der Grundla-
ge kleinmastblicher Modellversuche, Gleitlinienfelder Bild H2.60. Daraus leiteten sie das in Bild H2.61 mitgeteilte Be-
rechnungsverfahren mit einer logarithmischen Spirale als Bruchfuge ab. Die Spirale zwischen den Fupunkten A und B
Hw einen Kleinstwert annimmt. Der Koordinatenwinkel bei
muss variiert werden, bis der aufnehmbare Horizontalschub
B (Bild H2.60) der magebenden Spirale kann nherungsweise zu = /4 - '/2 gesetzt werden, siehe Bild H2.62.
Fr diese Nherung gibt Bild H2.63 den 2. Koordinatenwinkel bei A und den Flcheninhalt As zwischen Fangedamm-
sohle und Bruchfuge (schraffiert in Bild H2.60) an. Damit kann G fr die gewhlten Spiralen jeweils ermittelt und das
Krafteck gezeichnet werden, aus dem dann Hw,d zu entnehmen ist. Der Erddruckwert in A ergibt sich aus dem Mohr-
schen Spannungskreis zu:
Bild Q07-06: magebende Winkel (fr Bild H2.60) in Abhngigkeit von B/H und '
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Sttzbauwerke und Verbau Q.48
Bild Q07-08: erforderliche Breite eines Fangedamms Bild Q07-09 zeigt die erforderliche Breite B nach den
3 Bemessungsanstzen. Danach ist die bekannte Praxisregel
"B=H" sehr sicher.
Q.8 Schrifttum
Arbeitskreis Ufereinfassungen der DGEG (1990): Empfehlungen (EAU). 7.Auflage: Verlag Ernst und Sohn, Berlin.
BEHRENDT, J. (1979): Die Schlitzwandbauweise beim U-Bahnbau in Kln. Der Bauingenieur 45, S.121 - 126.
BELLOTTI, R. / FORMIGONI, G. / JAMIOLKOWSKI, M. (1975): Remarks on the effect of overconsolidation on the coefficient
of earth pressure at rest. Proc.1st Baltic CSMFE Gdansk, vol.2, S.59 71.
BENDEL, H./HUGI, H.R. (1979): Sttzmauern. In: Grundbautaschenbuch 2.Aufl., Ergnzungsband. Verlag von W. Ernst
und Sohn, Berlin Mnchen Dsseldorf.
BLUM, H. (1931): Einspannungsverhltnisse bei Bohlwerken. Verlag von Wilhelm Ernst und Sohn.
BLUM, H. (1944): Beitrag zur Berechnung von Spundwandfangedmmen. Verlag von W. Ernst und Sohn, Berlin.
Seite
Sttzbauwerke und Verbau Q.49
BLUM, H. (1951): Beitrag zur Berechnung von Bohlwerken unter Bercksichtigung der Wandverformung. Verlag von W.
Ernst und Sohn, Berlin.
BRANDL, H. (1982): Raumgitter-Sttzmauern (Krainerwnde). Bundesministerium fr Bauten und Technik, Straenfor-
schung Heft 208, Forschungsges. f. d. Straenwesen, Wien.
BRANDL, H. (1992): Konstruktive Hangsicherung. In: Grundbautaschenbuch 4.Auflage, Teil 3, Kapitel 3.8. Verlag Ernst &
Sohn Berlin.
Bundesanstalt fr Straenwesen (1977): Vorlufige Richtlinien fr die Anwendung des Bauverfahrens "Bewehrte Erde".
Verkehrsblatt-Verlag, Nr. 3076.
Deutsche Gesellschaft fr Erd- und Grundbau (DGEG 1970): Empfehlungen des Arbeitskreises "Baugruben". Die Bau-
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DGEG (1974): Empfehlungen des Arbeitskreises "Baugruben". Die Bautechnik 51, S. 228-232.
DGEG (1976): Empfehlungen des AK "Baugruben". Die Bautechnik 53, S. 289-356.
DGEG (1980): Empfehlungen des AK "Baugruben". Die Bautechnik 57, S. 217-222.
Dortmund-Hrder Httenunion AG (1960): Larssen-Handbuch. Eigenverlag.
DCKER, H. P. (1992): Neue Konzepte gesucht. HANSA 129, S. 704-710.
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