Filmflegel’s review published on Letterboxd:
Puh, das musste ich erstmal sacken lassen.
Was für ein Brett. Direkt nach dem Kinobesuch wäre es einfach unmöglich gewesen, das Erlebte in gescheite Worte zu verpacken und einzuordnen.
Eines vorab: Wer mit dem ersten „Dune“-Teil von 2021 nicht warm wurde, für den wird auch das hier keine plötzliche cineastische Offenbarung werden. Ihr könnt quasi hier mit dem Lesen aufhören. Schönen Tag noch!
Aber für alle anderen nun der Reihe nach: Fetten Applaus zunächst einmal für Greig Fraser. Das ist in diesem Fall nicht der Regisseur, sondern der Kameramann, den man für diese Leistung gar nicht hoch genug loben kann. Der Film ist in so eindringlichen, wunderschönen Bildern festgehalten, dass man sich jedes Szenenbild als Gemälde in die Wohnungsküche hängen möchte. Einfach zum Staunen.
Und dazu gesellt sich nun dieses brachiale, markerschütternde Sounddesign mit Hans Zimmers donnerndem Score, was den Zuschauer förmlich in den Kinosessel presst, Gänsehaut erzeugt, die Nackenhaare vibrieren lässt. Ich habe das Grinsen quasi gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. Ein audiovisuelles Meisterwerk - ohne Wenn und Aber. Dafür wurde Kino erfunden. "Dune: Part 2" ist wie sein genialer Vorgänger nicht einfach nur ein Kinofilm, sondern ein Kinoerlebnis.
Über den famosen Cast brauche ich an dieser Stelle gar nicht sprechen. Da ist jede noch so kleine Rolle mit einem ganz großen Hollywoodnamen besetzt. Und welche Figur man als Zuschauer für sich nun als die beste identifiziert, bleibt jedem selbst überlassen, aber wirklich jede davon hat durch ihre gewollte Ambivalenz und ihr Facettenreichtum das Potenzial dazu, egal ob „Held“ oder „Bösewicht“. Hier gibt es kein Schwarz-Weiß, die Charaktertöne bewegen sich alle in Grautönen. Charakterentscheidungen, - entwicklungen und -schicksale sind so quasi nicht vorhersehbar, sondern umso überraschender und spannender (vorausgesetzt natürlich, man hat das Buch von Frank Herbert nicht gelesen). Die übliche hollywoodtypische Heldenreise wird man hier kaum wiederfinden - und das in einem Blockbuster solchen Formats. Sehr sehr mutig, und grade deswegen so wichtig und erinnerungswürdig.
Aber wieso denn dann nun keine 5 Sterne?
„Dune: Part 2“ ist ein Meisterwerk, aber dennoch sträubt sich ein kleiner Teil in mir, die Höchstwertung zu vergeben, da die 100%-Zufriedenheit leider nicht vollends erreicht ist.
Zum einen liegt das sicherlich daran, dass der Film sich nicht komplett eigenständig anfühlt, sondern mehr als Teil einer Trilogie funktioniert. Der Anfang muss bekannt sein, das Ende ist zwar weniger abgeschnitten als beim Vorgänger, aber trotzdem MUSS da einfach noch was kommen.
Zum anderen musste ich leider feststellen, dass sich der Film auch in einigen Momenten etwas gehetzt anfühlt, während Teil 1 sich noch deutlich mehr Zeit nahm, alle Zusammenhänge angemessen und bedacht zu erzählen. Obwohl Teil 2 mit seinen 166 Minuten schon einiges an Sitzfleisch erfordert – 20 oder 30 Minuten mehr hätten der Erzählung meiner Meinung nach gutgetan und sie organischer wirken lassen.
Trotzdem: Das hier ist ganz, ganz großes Kino, und ich könnte mich wahrscheinlich noch endlos über alle möglichen Aspekte des Films auslassen. Wenn Ausnahmeregisseur Denis Villeneuve das Ding mit einem finalen Teil auf diesem Niveau ins Ziel fährt, ist das für mich die größte Science-Fiction Trilogie aller Zeiten. Und deshalb lasst euch gesagt sein: WEHE, es wird keinen dritten Teil geben, weil der finanzielle Erfolg ausbleibt. Das nehme ich jedem Einzelnen, der diese Zeilen grade liest, aber kein Kinoticket löst, persönlich übel. Und glaubt mir: Ihr wollt nicht den Harkonnen in mir wecken!