Johannes Benz’s review published on Letterboxd:
Mit Dune: Part 2 ist Denis Villeneuve wieder einmal ein Wunderwerk gelungen. Der Meisterregisseur hat in den letzten Jahren mehrfach bewiesen, dass er bei jedem seiner Filme 110% gibt und sich mit keinem Deut weniger zufrieden gibt. Zum Glück. Denn wie schon ein Christopher Nolan so richtig sagte: Dune: Part 2 ist der Empire Strikes Back für die Welt von Arrakis. Eine Fortsetzung, die sich wie das packende und komplexe Mittelstück einer großartigen Trilogie anfühlt und auch in Hinblick auf die Story und die diversen Charakterentwicklungen als genau solches gedacht ist. Schon jetzt das Herzstück der Reihe, gerade weil es das wichtigste Kapitel für unseren Protagonisten Paul Atreides darstellt und seinen Weg hin zum Befreier von Arrakis in den wohl epischsten Bildern des gesamten Jahres erzählt. Eine Geschichte, so vollgepackt mit politischen und religiösen Themen, die der Welt von Dune so viel mehr Leben einhauchen und gleichzeitig ein Netz aus interplanetarischen Verwicklungen, Intrigen und Machtspielen lostreten, die alle auf uns Zuschauer losgelassen werden und insbesondere während der Erstsichtung für inhaltliche Überforderung (verbunden mit der vielschichtigen Lore) sorgen können. Für all das hat Part 1 die Wege geebnet und diese gehen hier gleich in verschiedene Richtungen.
Da haben wir zum Einen den zentralen Handlungsstrang rund um Paul und die Fremen, mit denen wir sehr viel mehr Zeit verbringen dürfen. In dem wir den zukünftigen Messiah bei seiner Wandlung beobachten und die Liebesgeschichte zwischen ihm und Chani in den leuchtenden Farben von Arrakis‘ Dünen ihren Raum geben können.
Die zweite Richtung in die wir erstmals so richtig einen Blick werfen dürfen ist die auf die Harkonnen und ihre Welt, die einfach nur unglaublich krass in ihrer Schwarz-Weiß Visualität in Szene gesetzt wurde und wir hier erstmals die boshaft-psychopathische Bestie namens Feyd-Rautha zu Gesicht bekommen, der als Pauls dunkles Spiegelbild die Rolle des Rivalen einnimmt. Auch einige interessante Momente mit der wundervollen Léa Seydoux bekommen wir in diesem Zusammenhang serviert, die durch ihre wie immer herausstechende Präsenz zu kleinen geheimen Highlights für mich wurden.
Die dritte Einsicht die uns gewährt wird ist die auf (die erzählerische Perspektive einnehmende) Prinzessin Irulan, hier großartig von Florence Pugh porträtiert, und ihren Vater, den Imperator höchstselbst, der mir in Sachen Ausstrahlung und Präsenz leider etwas zu kurz kam aber für das große Ganze durchaus seine Relevanz hat.
Fügt man dieser geteilten Erzählweise (auch ganz im Stile von Empire Strikes Back) dann noch die ganzen religiös-fanatischen Untertöne innerhalb der Reihen der Fremen in ihrem Drang einem Auserwählten auf Gedeih und Verderb für die Rettung ihrer Welt zu folgen bei, entsteht daraus nicht nur ein brillantes Sequel, sondern auch ein anspruchsvolles und beeindruckend bebildertes und mit einem brachial schönen Score unterlegtes Science Fiction Epos, von dem ich mir sehnlichst wünschen würde, dass es mit einem dritten Teil noch, besonders auf die Geschichte von Paul Atreides bezogen, abgerundet werden würde.
Ich hatte im Kino immer wieder Gänsehautattacken, sei es während Pauls erstem Ritt auf einem gigantischen Sandwurm, oder während des ersten Kusses zwischen Paul und Chani während er ihr mit Blick auf die Wüste von seiner Heimatwelt erzählt, oder aber die ganze finale Konfrontation aller Parteien und der überaus passend gewählte letzte Shot des Films, der mich wie schon im Vorgänger mit einem Paukenschlag aus dem Film entlassen hat. Und das alles erst recht unterstützt von Hans Zimmers meisterhaftem Score, der hier an Klangvielfalt nochmal mehr aufgedreht hat.
Für genau solche Momente gehe ich ins Kino und genau deshalb ist Dune: Part 2 ein Film den jeder Fan des ersten Teils unbedingt im Kino erleben muss. Das Sounddesign ist eines der intensivsten und beeindruckendsten das ich je erlebt habe. Die Cinematographie ist bombastisch und der Cast liefert voll ab, auch wenn die eine oder andere Rolle etwas in den Hintergrund treten musste und man dem Drehbuch anmerkt, dass viele Elemente des Buches nicht ausführlich genug behandelt werden konnten trotz der langen Laufzeit des Films.
Aber dem immersiven Filmerlebnis tat das zu keinem Moment einen Abbruch denn ich war von der ersten bis zur letzten Sekunde mental in der Welt von Dune und bin einfach nur begeistert, dass das Science Fiction Genre seinen Herr der Ringe gefunden hat.