BIM Leitfaden
BIM Leitfaden
BIM Leitfaden
Geodäsie
und BIM
Version 4.0 (2024)
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Impressum
Herausgeber
Robert Kaden, Christian Clemen, Jörg Blankenbach, Ralf Becker, Andreas Donaubauer, Dirk Eling,
Thomas H. Kolbe
DVW e. V. – Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement
Runder Tisch GIS e. V.
Lektorat
Gerold Olbrich, Wichmann Verlag
Redaktion
Prof. Dr. Robert Kaden, FH Erfurt
Prof. Dr. Christian Clemen, HTW Dresden
Prof. Dr. Jörg Blankenbach und Dr. Ralf Becker, RWTH Aachen
Dr. Andreas Donaubauer, TU München
Prof. Dr. Dirk Eling, HS Bochum
Redaktionssitz
c/o Georg Thessmann, BIM-Zentrum, Fachhochschule Erfurt, Altonaer Straße 25, 99085 Erfurt
Bildnachweis
Titelbild: Lars Sörensen, Scan3D
Die Abbildungen in diesem Leitfaden stammen vom jeweiligen Autor („Ansprechpartner“) und sind
urheberrechtlich geschützt! Grafiken von Dritten sind in der Bildunterschrift gekennzeichnet.
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DVW e. V. – Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement
Rotkreuzstr. 1 L, 77815 Bühl
Zitierhinweis: [Nachname Autor, Vorname Autor]: [Titel des Beitrags]. In: DVW e. V. und
Runder Tisch GIS e. V. (Hrsg.): Leitfaden Geodäsie und BIM. Version 4.0, Bühl/München,
2024, S. x-y.
Erscheinungsnachweis
Digital PDF, https://www.dvw.de/BIM-Leitfaden.pdf
Digital PDF, https://www.rundertischgis.de/publikationen/leitfaeden.html
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Digitalisierung bietet uns die Chance, über den Lebenszyklus von Bauwerken, Quartieren und Regi-
onen hinweg Informationen übergreifend über Prozesse und Beteiligte medienbruchfrei und effizient
auszutauschen. Das ermöglicht uns, in allen Bereichen die Vorteile der Digitalisierung umzusetzen
und zu nutzen. Für diesen Austausch brauchen wir allerdings ein einheitliches Verständnis und die
gleiche Sprache.
Zur Schaffung des einheitlichen Verständnisses und der gleichen Sprache müssen die Beteiligten
aus den verschiedenen Bereichen zusammenkommen, ihre Bedarfe und Anforderungen darlegen
und gemeinschaftlich an der Zielerreichung arbeiten. Silodenken und Claim Management müssen
der Vergangenheit angehören. Nur so werden wir unserer Verpflichtung gegenüber den nächsten
Generationen gerecht.
Vorbilder sind hier der Deutsche Verein für Vermessungswesen (DVW) - Gesellschaft für Geodäsie,
Geoinformation und Landmanagement e. V. und der Runde Tisch GIS e. V mit dem Leitfaden Geo-
däsie und BIM. Ihr Leitfaden verfolgt genau diesen Ansatz der übergreifenden Betrachtung für die
Bereiche GIS und BIM.
Dabei ist der Leitfaden Geodäsie und BIM nicht nur eine kompakte Informationsquelle und ein Nach-
schlagewerk. Er zeigt auf, wo wir bei den Themen GIS und BIM aktuell stehen. Neben der Bereit-
stellung von Grundlagenwissen geht er auf das wichtige Thema der Integration von GIS und BIM ein
und zeigt mögliche Synergien auf. Konkrete Anwendungsfälle werden durch Beispiele aus der Praxis
ergänzt. Trotz der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Digitalisierung behält der Leitfaden durch
die regelmäßige Überarbeitung seine Aktualität.
Wir brauchen mehr Akteure wie den Deutschen Verein für Vermessungswesen (DVW) - Gesellschaft
für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement e. V. und den Runden Tisch GIS e. V mit ihrem
Leitfaden Geodäsie und BIM, um dem Ziel einer übergreifenden und durchgängigen Digitalisierung
näherzukommen. Ich bin zuversichtlich, dass auch die weiteren Beteiligten aus Wirtschaft, Wissen-
schaft und Verwaltung mittlerweile verstanden haben, dass wir die digitale Transformation nur ge-
meinsam schaffen werden.
Ich danke allen Autorinnen und Autoren des Leitfadens für ihr Engagement und wünsche den Lese-
rinnen und Lesern, dass sie bei der Lektüre des Leitfadens Geodäsie und BIM viele interessante und
spannende Themen entdecken werden.
Ihr
Das Ziel der Bundesregierung ist es, dass die Methode Building Information Modelling bei der Pla-
nung und dem Bau von Bundesverkehrswegen und im Bundeshochbau flächendeckend und nach
bundeseinheitlichen Rahmenbedingungen angewendet wird.
Mit BIM Deutschland als nationales Zentrum für die Digitalisierung im Bauwesen haben wir eine
hoch- und tiefbauübergreifende Initiative für Informationen, Wissen und Austausch rund um den BIM-
Einsatz etabliert. Die beteiligten Fachbereiche der Bundesverwaltung, Länder, Kommunen und alle
anderen beteiligten Akteure der Wertschöpfungskette Bau werden bei der BIM-Einführung durch
technische Beratung sowie, Schulungs- und Fachaustauschveran-staltungen unterstützt, um ein har-
monisiertes Vorgehen über die einzelnen Verkehrsträger sowie Tief- und Hochbau zu erreichen.
Ich danke den beteiligten Akteuren des Deutschen Vereins für Vermessungswesen (DVW) – Gesell-
schaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement e. V., und dem Runden Tisch GIS e. V.
für die Weiterentwicklung des Leitfadens Geodäsie und BIM. Ich bin sicher, dass die wachsende
BIM-Gemeinde aus Unternehmen, Verwaltung und Wissenschaft in Forschung und Praxis von dieser
wichtigen Referenzquelle profitieren werden.
Ihr
Stefan Schnorr
Staatssekretär beim
Bundesminister für Digitales und Verkehr
9
Rudolf Staiger
Präsident DVW e.V.
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Die Geodäsie spielt bei dem Thema BIM dort eine Rolle, wo
1.) die Grundlagen für die Planung bereitgestellt werden
müssen (u. a. amtlicher Lageplan, Bauleitplanung);
2.) die BIM-Planung auf die Baustelle übertragen und dort
realisiert werden soll;
3.) die Konstruktion im Sinne einer Baufortschrittskontrolle
und der Bau- und Schadensdokumentation überprüft werden muss („As-Built“-Dokumenta-
tion);
4.) BIM-Modelle für schon bestehende Bauwerke erzeugt werden sollen („BIM-as-Built“) – zur
Dokumentation sowie auch zur Unterstützung des Bauens im Bestand;
5.) Infrastrukturbauten mit großer Ausdehnung wie zum Beispiel Brücken, Tunnel, Talsperren
und Straßen modelliert werden müssen, bei denen die Auswirkungen der Erdkrümmung im
digitalen Modell nicht mehr vernachlässigt werden können;
6.) BIM-Modelle in 3D-Stadtmodelle zum Zwecke von Simulationen und Visualisierungen inte-
griert werden sollen.
Für viele der genannten Aufgaben kommen Geoinformationssysteme zum Einsatz, nicht zuletzt, weil
sie auf die Verarbeitung größter Datenmengen sowie den korrekten Umgang mit georeferenzierten
Daten ausgelegt sind. GIS erweitern die bisherige Palette an Softwarewerkzeugen im BIM-Umfeld.
Die Einführung der BIM-Methode bietet insgesamt vielfältige Chancen für die Geodäsie und Geoin-
formatik, sich in die Umsetzung einzubringen. Aus diesem Grund wurde das Thema BIM und GIS
von den Mitgliedern des Runden Tisch GIS e. V. bereits seit einigen Jahren als wichtige Entwicklung
aufgegriffen. Regelmäßig beschäftigen sich Vortragssitzungen unserer jährlichen Veranstaltungen,
wie die Münchner GI-Runde, mit dem Thema. Gemeinsam mit dem Leonhard Obermeyer Center der
Technischen Universität München beteiligt sich der Runde Tisch GIS e. V. an weiteren Veranstal-
tungen zum Thema BIM-GIS-Integration, wie der BIM World Munich und einem 2022 erstmals durch-
geführten Expertenworkshop mit der buildingSMART-Regionalgruppe Bayern als weiterem Partner.
Mit einer neuen Kooperation zwischen Runder Tisch GIS e.V. und buildingSMART Deutschland zur
Vorstandardisierung wird das Ziel einer optimierten Nutzung von GIS-Daten für Building Information
Modeling verfolgt.
Der Runde Tisch GIS e. V. bringt seit seiner Einrichtung regelmäßig Leitfäden zu aktuellen Entwick-
lungen und Themen im Bereich der Geoinformationssysteme heraus. Die Leitfäden sollen den Le-
sern eine kompakte sowie kompetente Einführung in das fachliche Thema geben. Beispiele aus der
Praxis zeigen, wie Nutzer in Kooperation mit Firmen und ihren Produkten Lösungen für konkrete
Fragestellungen umgesetzt haben. Schließlich wird auch immer eine Übersicht über Produkte und
Dienstleistungen gegeben, was die Leitfäden insgesamt zu Nachschlagewerken und Entscheidungs-
hilfen macht.
Ich freue mich außerordentlich über den großen Erfolg und die starke Verbreitung des erstmals im
Jahr 2017 gemeinsam mit der Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement
(DVW) e. V. konzipierten und erstellten Leitfadens Geodäsie und BIM. Auch die vorliegende Version
des Leitfadens soll Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, einen Überblick über die fachlichen Anfor-
derungen und Grundlagen sowie erfolgreiche Beispiele aus der Praxis und über Produkte geben.
Erstmals kommt in der vorliegenden Version des Leitfadens der Aktivitätenkatalog des Runden Tisch
GIS e.V. als Archiv für Praxisbeiträge aus früheren Versionen des sowie als Repositorium für wei-
terführende Dokumente zum Einsatz. Der Katalog steht Ihnen unter https://katalog.rundertischgis.de
zur Verfügung.
Im Namen des Vorstands bedanke ich mich bei den zahlreichen Autoren und insbesondere dem
Redaktionsteam.
Mein Dank gilt auch den Firmen und Behörden, die mit Ihren Anzeigen die Erstellung und Heraus-
gabe finanziell unterstützt haben. Ich hoffe, dass die Version 4.0 des Leitfadens eine ähnlich große
Resonanz findet wie seine Vorläufer.
Ein anregendes Studium des Leitfadens und neue Einsichten wünscht Ihnen nun
Ihr
Thomas H. Kolbe
Vorstandsvorsitzender des Runden Tisch GIS e. V.
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Inhaltsverzeichnis 1
Thesenpapier des DVW e. V. ......................................................................... 18
1 Einleitung ................................................................................................. 19
2 Grundlagen .............................................................................................. 21
Grundlagen und Informationsmanagement der BIM-Methode .................... 21
Die Methode BIM ....................................................................................... 21
BIM-Anwendungsfälle ................................................................................ 24
Bauwerksmodellierung für BIM .................................................................. 25
Prozesse und Management ....................................................................... 28
BIM-Methode – Stand der Einführung ........................................................ 36
Building Information Modeling für den Infrastrukturbau ............................. 42
Fazit ........................................................................................................... 50
Georeferenzierung........................................................................................... 54
Mathematische Ebene – Grundlagen ......................................................... 55
Pragmatische Ebene – Praxis .................................................................... 59
Software- und Datenaustausch-Ebene ...................................................... 65
Zusammenfassung..................................................................................... 68
CAD, BIM und GIS – digitale Modelle der gebauten Umwelt ....................... 69
Von CAD zu BIM als Planungsgrundlage im Bauwesen ............................ 69
Bauwerksmodelle im Vergleich – Modellierungskonzepte in BIM und
GIS ............................................................................................................. 70
Geobasis- und Geofachdaten als Planungsgrundlage und
Visualisierungsinstrument .......................................................................... 76
Interoperabilität – Methoden der Integration .............................................. 82
Zusammenfassung..................................................................................... 84
BIM in der Ingenieurvermessung ................................................................... 86
Aufgaben der Ingenieurvermessung .......................................................... 86
Planungsbegleitende Vermessungen mit BIM ........................................... 87
Baubegleitende Vermessung mit BIM ........................................................ 93
Betrieb und Unterhaltung ........................................................................... 96
Neue Aufgabenfelder für den Vermessungsingenieur? ............................. 96
Zusammenfassung..................................................................................... 96
Geodäsie und BIM – die rechtlichen Aspekte ............................................... 99
Einleitung ................................................................................................... 99
Leistungspflichten ...................................................................................... 99
Vergütung................................................................................................. 100
Die Haftung bei Einsatz der BIM-Planungsmethode ................................ 101
Schutz des geistigen Eigentums, Datenschutzrechte .............................. 103
Vergaberecht............................................................................................ 104
Ergebnis ................................................................................................... 104
Geodäsie und BIM in der Entwicklung ........................................................ 106
3D-Lageplan zum Baugesuch .................................................................. 106
Verlinkte Datencontainer für die Datenübergabe ..................................... 114
Vorschlag für Lehrinhalte „Geodäsie und BIM“ + ..................................... 117
1
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Das Thesenpapier ordnet die Position der Geodäsie im Themenfeld Building Information Modeling
(BIM) ein. Die folgenden sieben Thesen basieren auf dem fachlichen Austausch der beiden beteilig-
ten Arbeitskreise und des gemeinsam mit dem Runden Tisch GIS e. V. erstellten Leitfadens „Geo-
däsie und BIM“. Sie sind abgeleitet aus dem Stand der Diskussion zum Herbst 2022.
Thesen:
1. Die Geodäten unterstützen die Methode des digitalen Planens, Bauens und Betreibens (BIM)
bei allen Bauvorhaben und die Nutzung offener und moderner Standards als einheitliche Ver-
fahrensweise im gesamten Lebenszyklus.
2. Die Geodäten spielen durch ihre langjährige Kompetenz in der Digitalisierung und im Datenma-
nagement eine zentrale Rolle in der Verknüpfung zwischen Realwelt und den mit der Methode
BIM erzeugten digitalen Modellen. Diese Modelle bilden die Integrationsplattform für die Ent-
wicklung unterschiedlicher Sensorfusionen.
3. Zur kollaborativen Arbeit mit der Methode BIM ist ein angepasstes Leistungsbild erforderlich.
4. Planungs- und Genehmigungsprozesse erfordern zwingend die komplementäre Nutzung von
Geodaten und Bauwerksdaten. Ein interoperabler Datenaustausch ist ein wichtiges Qualitäts-
instrument in einer vernetzten Welt.
5. Voraussetzung für den Einsatz der Methode BIM ist eine digitale 3D-Bestandsaufnahme und
die Integration der BIM-Modelle in die bestehenden Geodateninfrastrukturen. 2D-Geobasisda-
ten sind nicht mehr ausreichend für die 3D-Planung in BIM.
6. Bei jeglichen Bauvorhaben ist die Beziehung zwischen den Raumbezugssystemen des Bauwe-
sens und der Geodäsie zwingend zu beachten.
7. Jede Leistungsphase erfordert die Kopplung von BIM zu Vermessung und/oder GIS.
1 Einleitung 19
1 Einleitung
Beitrag von Robert Kaden
Der große und ungebremste Erfolg des Leitfadens „Geodäsie und BIM“ basiert im Wesentlichen auf
den Beiträgen der Berufskolleginnen und -kollegen der Geodäsie und Geoinformatik in der Praxis.
Mit Downloadzahlen im fünfstelligen Bereich sowie mit weit über eintausend Google-Treffern und
Zitationen besitzt er heute eine beachtliche Reichweite und ist als Nachschlagewerk für Fachleute
im deutschsprachigen Raum etabliert. In diesem Jahr erhielt der gemeinsam von DVW – Gesell-
schaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement e. V. und dem RTG – Runde Tisch GIS
e. V. publizierte Leitfaden eine umfangreiche Auffrischung mit neuen spannenden Beiträgen und
interaktiven Inhalten rund um das Thema Geodäsie und BIM.
Seit der erstmaligen Herausgabe im Herbst 2017 hat sich der Leitfaden „Geodäsie und BIM“ zu
einem maßgeblichen Nachschlagewerk in der Schnittmenge zwischen Geodäsie und Building Infor-
mation Modeling (BIM) etabliert. Rückmeldungen aus der Praxis und die hohe Zahl von Fortbildungs-
seminaren belegen die aktive Auseinandersetzung der Praktiker mit BIM. Auch in der Politik wurden
seit der ersten Version des Leitfadens weitere Weichen in Richtung aktiver Nutzung von BIM gestellt.
Neben dem häufig zitierten Stufenplan des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur
(BMVI 2015) zur verpflichtenden Einführung der BIM-Methode bei öffentlichen Infrastrukturprojekten
wurde auch durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
(BMUB 2017) und durch den Koalitionsvertrag für Nordrhein-Westfalen 2017-2022 ein klares Be-
kenntnis zur Einführung moderner, IT-gestützter Prozesse und Technologien bei der Planung, dem
Bau und Betrieb von Bauwerken formuliert. Durch die Normierungsroadmap, die im Auftrag des Bun-
desverkehrsministeriums durch das Normungsinstitut DIN mit dem Verein Deutscher Ingenieure,
buildingSMART Deutschland und BIM Deutschland für die Entwicklung von Normen und Standards
für das Building Information Modeling erarbeitet wird, entstehen weitere verbindliche Grundlagen.
BIM erlebt aus diesem Grund weiter eine rasante Entwicklung, welcher durch diese aktualisierte
Version 4.0 des Leitfadens Rechnung getragen werden soll.
BIM ist wesentlicher Bestandteil der aktuellen Initiative „Digitales Planen und Bauen 4.0“. Statt CAD-
basierter Bauzeichnungen wird eine virtuelle Kopie des geplanten Bauwerks erstellt und über den
gesamten Lebenszyklus, von der Designphase über die Planungs- und Bauausführungsphase, über
die Bewirtschaftung des Gebäudes bis zu seinem Umbau oder Rückbau, genutzt. BIM soll eine ver-
besserte Visualisierung von Projektvarianten, deutlich weniger Planungsfehler und einen reibungs-
loseren Bauablauf auf der Grundlage von computergestützter Kollaboration und Simulationen bieten.
Für den Geodäten und seine tägliche Arbeit stellen sich damit eine Reihe von Fragen, z.B. inwieweit
ändern sich die Prozesse in Hochbau, Tiefbau und Infrastrukturbau sowie welchen Einfluss hat dies
auf die Ingenieurgeodäsie? Wie können raumbezogene Daten BIM-konform erfasst, verwaltet, be-
rechnet und visualisiert werden? Gibt es Seiteneffekte für das Landmanagement und die öffentliche
Vermessungsverwaltung mit ihren Geobasisdaten und Geodateninfrastrukturen? Wie können BIM-
und GIS-Daten gemeinsam genutzt bzw. ausgetauscht werden und wie funktioniert eigentlich eine
zuverlässige Georeferenzierung in BIM-Systemen? Welche rechtlichen Fragestellungen gilt es der-
zeit und künftig zu beachten?
Der DVW und der RTG nahmen sich diesen und weiteren Fragen an und erstellten in Zusammenar-
beit mit Experten aus Wissenschaft, Unternehmen und Verwaltung den aktuellen Leitfaden Geodäsie
und BIM. Dem Leitfaden vorangestellt ist das Thesenpapier des DVW e. V. Dieses ordnet die Posi-
tion der Geodäsie im Themenfeld BIM ein. Der Leitfaden richtet sich an Vermessungs- und Bauin-
genieure, Geodatenmanager, BIM-Manager, BIM-Koordinatoren sowie Planer in Unternehmen und
Verwaltung. Er fokussiert die praktische Umsetzung der BIM-Methode aus geodätischer Sicht mit
den folgenden Themenschwerpunkten:
20 1 Einleitung
BIM in der Ingenieurgeodäsie: Wie wirkt sich BIM auf die ingenieurgeodätischen Leistungen Be-
standsdokumentation, Absteckung und Monitoring aus? Welche Anforderungen ergeben sich bei
Planung, Entwurf, Bauausführung und Bewirtschaftung von Bauwerken für Geodäten?
GIS und BIM: Wie können Bauwerksmodelle (BIM) mit Geobasisdaten wie Liegenschaftskataster,
Gelände, Landschafts- und 3D-Stadtmodellen (GIS) gemeinsam genutzt werden?
Geodätische Datenerfassung für BIM: Wie können die Sensordaten des Laserscannings, Total-
stationen und UAVs in BIM integriert werden?
BIM im Vermessungsbüro: Welche neuen Geschäftsfelder können durch die BIM-Methode er-
schlossen werden?
Die Themenschwerpunkte werden in vier Hauptkapitel gegliedert. Hierzu schließt sich an diese Ein-
leitung das Kapitel 2 an, welches die Grundlagen des Building Information Modeling sowie BIM in
Bezug zur Geodäsie umfasst. Dieses Kapitel wurde hauptsächlich durch die BIM-Experten des Re-
daktionsteams erstellt.
Kapitel 3 beinhaltet die Praxisbeiträge von BIM-Spezialisten aus der Wirtschaft und Verwaltung, wel-
che dem Aufruf zur Beteiligung am Leitfaden gefolgt sind. Die Beiträge basieren entweder auf einem
realen Praxisprojekt oder einem konstruierten Beispiel und gliedern sich in die Unterkapitel BIM in
der Ingenieurvermessung, Integration von BIM und GIS sowie BIM – Prozesse und Management.
Kapitel 4 zeigt konkrete Handlungsempfehlungen bei der Umsetzung geodätischer Leistungen in
BIM, welche anhand von Machbarkeitsstudien und praktischen Erfahrungen der Autoren erstellt wur-
den.
Kapitel 5 umfasst eine Auswahl an BIM-Softwareprodukten und -Dienstleistungen mit geodätischem
Bezug, welche durch die BIM-Experten aus Wirtschaft und Verwaltung vorgeschlagen wurden. Die
Produkte werden kurz und prägnant in Katalogform dargestellt und bieten einen Überblick für BIM-
interessierte Geodäten.
Eine Zusammenfassung der Beiträge mit einem Ausblick in Kapitel 0 runden den Leitfaden Geodäsie
und BIM ab.
Beiträge, welche im Rahmen der Fortschreibung (gegenüber der letzten Version 3.2) überarbeitet
oder neu erstellt wurden, sind hinter dem Abschnittsnamen zur besseren Orientierung mit dem Sym-
bol ⟳ für einen aktualisierten Artikel und mit + für einen neuen Artikel markiert worden.
Die im Leitfaden verwendeten Personenbezeichnungen schließen alle Geschlechter ein.
2.1 Grundlagen und Informationsmanagement der BIM-Methode 21
2 Grundlagen
Der globale Wandel zur Digitalisierung in zahlreichen Bereichen von Gesellschaft, Verwaltung sowie
Technik und Produktion stellt auch für das Bauwesen eine der wichtigsten Herausforderungen der
Zukunft dar. Gegenüber anderen Bereichen von Wirtschaft und Industrie hat die Bauwirtschaft
(Construction Industry) – zumindest in Deutschland – zudem einen Nachholbedarf (vgl. Abbil-
dung 2.1-1). Im Bauwesen wird die Digitalisierung insbesondere durch die Einführung der neuartigen
Methode des Building Information Modeling (BIM) vorangetrieben. Neben den üblichen Vorteilen der
Digitalisierung haben dazu in Deutschland auch Diskussionen um (erhebliche) Termin- und Kosten-
überschreitungen bei einer Reihe von Großprojekten geführt.
Abb. 2.1-1: Der Digitalisierungsindex gibt die digitale Durchdringung von Industriezweigen in [%]
und die zeitliche Veränderung seit 1997 an, wobei Level 1 den 1997 führenden Industriebereichen
entspricht (Quelle: Remes et al. 2018, Grafik nach Talamo 2020).
Datenaustausch zwischen allen beteiligten Akteuren und Fachdisziplinen. BIM endet dabei nicht mit
der Planungs- oder Ausführungsphase, sondern betrachtet den gesamten Lebenszyklus eines Bau-
werks über den Herstellungsprozess hinaus (Abbildung 2.1-2). Sie wendet sich somit auch an den
Betrieb und die Bewirtschaftung (das Facility Management) eines Bauwerks. BIM erfordert damit
eine hochgradig kooperative Arbeitsweise zwischen den Beteiligten, insbesondere bei der Verwal-
tung sowie dem Austausch aller relevanten Daten und Informationen basierend auf einer einzigen,
konsistenten Datenquelle („single source of truth“).
Abb. 2.1-2: BIM im Bauwerkslebenszyklus. Abb. 2.1-3: BIM und die Gewerke am
Bauwerk.
Der Aufbau einer digitalen, ganzheitlichen und einheitlichen Datenumgebung verbessert den Daten-
austausch und ermöglicht mit der durchgängigen Anwendung von BIM eine kollaborative Planung
zwischen allen Gewerken (Abbildung 2.1-3). Mit der Methode BIM begibt sich die Bauindustrie auf
den Weg zu einem durchgängigen digitalen, modellbasierten Informationsaustausch. Divers ist dabei
jedoch vor allem die Interessenlage von öffentlichen und privaten Bauherren, Projektentwicklern,
Generalplanungsunternehmen, Bauunternehmen, Objektplanern, Fachingenieuren, Handwerkern,
Baumittelherstellern, Genehmigungsbehörden und, nicht zuletzt, Bausoftwareherstellern. Jeder an
einem Bauprojekt beteiligte Akteur bringt neben seinen Interessen, seine eigene Lösungskompetenz
und Problemperspektive mit und hat somit spezielle Informationsanforderungen in einem Bauprojekt.
Mit BIM ist auch die Hoffnung verbunden, dass beim Übergang zwischen den einzelnen Phasen des
Lebenszyklus kein Wissen bzw. keine Information verloren geht und dass durch deutlich höhere
Transparenz die Koordination zwischen den Beteiligten verbessert sowie Unstimmigkeiten und Feh-
ler bereits in frühen Planungsphasen aufgedeckt und behoben werden können. Dies ist eine wesent-
liche Voraussetzung für Planungs-, Betriebs- und Kostensicherheit sowie eine möglichst effiziente
Bauausausführung und Bewirtschaftung.
Neben den konstruktiven Eigenschaften eines Bauwerks sollen auch die technischen, funktionalen
und kaufmännischen Aspekte wie das Zeit- und Kostenmanagement durch BIM abgebildet werden.
Die Basis dieser integrierten digitalen Bauwerks-Informations-Modellierung stellen digitale bauteil-
orientierte dreidimensionale Modelle dar (Abbildung 2.1-4).
2.1 Grundlagen und Informationsmanagement der BIM-Methode 23
Durch die Erweiterung um diese zusätzlichen Aspekte wird ein BIM-Modell zu einem multidimensio-
nalen Bauwerksmodell (z. B. 4D – Zeitmanagement, 5D – Kostenmanagement bis 6D – Facility Ma-
nagement) und darüber hinaus (Abbildung 2.1-5) (Smith 2014, Eastman et al. 2011).
Hieraus resultieren auch die vereinzelt ebenfalls verwendeten Akronymauflösungen für Building In-
formation Management und Building Information Model (siehe auch Kapitel 2.1.4). Im erstgenannten
Fall wird damit die Herausforderung der digitalen Verwaltung und des Austauschs aller fachspezifi-
schen Daten inklusive der kaufmännischen Aspekte, im zweiten Fall die neuartige Modellierungs-
weise unter Verwendung semantischer Bauwerksmodelle betont. Im vorliegenden Leitfaden wird
BIM jedoch als Building Information Modeling verstanden, was sowohl das Modell als auch die Ver-
waltung der und Arbeiten mit den Daten einschließt.
Abb. 2.1-7: Darstellung von „little closed“ und „big open“ BIM.
BIM kann als Insellösung, d. h. ein Beteiligter arbeitet mit einer einzelnen Software, bis hin zur Kol-
laboration vieler Akteure, die mit unterschiedlicher Software mit offenen Datenaustauschformaten
interagieren praktiziert werden. Für die Beschreibung der hiermit möglichen Arten der Zusammen-
arbeit wurden die Begriffe „little“, „big“, „closed“ und „open“ eingeführt. Wird BIM nur von einem ein-
zelnen Akteur im Rahmen seiner fachspezifischen Aufgabe eingesetzt, so spricht man von „little
BIM“. Im Gegensatz dazu erfolgt bei „big BIM“ ein modellbasierter Datenaustausch zur kooperativen
Planung zwischen verschiedenen Akteuren. Bezogen auf den Softwareeinsatz lässt sich zwischen
der Verwendung von Produkten nur eines Herstellers mit proprietären Schnittstellen („closed BIM“)
und Software verschiedener Hersteller mit neutralen Daten(austausch)formaten („open BIM“) unter-
scheiden. Damit ergeben sich Permutationen vom „little closed“ bis zum „big open“ BIM (Abbil-
dung 2.1-7).
BIM-Anwendungsfälle
Die Methode BIM dient stets bestimmten Anwendungsfälle (Use Cases), auch Anwendungen ge-
nannt. Sie werden meist in die Bereiche „Planung, „Bauen/Ausführung“ und „Betrieb“ kategorisiert.
Für den Hochbau wurde beispielsweise an der Bergischen Universität Wuppertal ein Leitfaden zur
2.1 Grundlagen und Informationsmanagement der BIM-Methode 25
Strukturierung und Aufbau von BIM-Anwendungen aufgestellt (Helmus et al. 2020). Für Infrastruk-
turbauwerke wurden in Deutschland beispielsweise durch die ARGE BIM4INFRA2020 Anwendungs-
fälle aufgestellt (siehe auch Kapitel 2.1.6). Steckbriefe der Anwendungsfälle finden sich in
BIM4INFRA2020 (2019). Zu den Anwendungsfällen zählen auch die Bestandserfassung (AWF1),
die Visualisierungen (AWF3), die Fortschrittskontrolle der Planung (AWF6) und die Erstellung von
Entwurfs- und Genehmigungsplänen, also Prozesse, an denen auch die Geodäsie – teils maßgeb-
lich – beteiligt ist. BIM Deutschland 2 (siehe auch Kapitel 2.1.5) hat inzwischen eine unter den Infra-
strukturträgern Straße, Wasserstraße, Schiene und Hochbau abgestimmte Liste von Anwendungs-
fallbezeichnungen veröffentlicht. Auch im Zuge der internationalen Standardisierungsbemühungen
zur Erweiterung von IFC für die Infrastruktur wurden Use Cases definiert (Castaing et al. 2018). Bei
der Aufstellung bzw. Konkretisierung der einzelnen Anwendungsfälle (Use Case Management) wer-
den gemeinsam mit den beteiligten Akteuren die Anwendungsfälle (Use Cases) definiert, um ein
einheitliches Verständnis zu schaffen, den konkreten Nutzen zu beschreiben und den zu erwarten-
den Aufwand zu definieren (Bauen Digital Schweiz 2021). Alle relevanten Informationen und Betei-
ligten mit ihren Rollen im Prozess werden beschrieben (Abbildung 2.1-8).
2
https://www.bimdeutschland.de/bim-deutschland/liste-der-standardisierten-anwendungsfallbe-
zeichnungen (Juli 2023)
26 2 Grundlagen
Eine der Beziehungen der Bauteilobjekte der Modelle ist stets diejenige zur geometrischen Reprä-
sentation, für die es i. d. R. eigene geometrische Klassen gibt. Welche geometrischen Klassen je-
weils zulässig sind, wird bei der Definition der Objektklassen festgelegt. Bestandteil sind ebenso
Integritätsregeln, mit denen die Objektinstanzen validierbar sind.
Die Geometrie bildet eine zentrale Grundlage für die mehrdimensionale Beschreibung des Bauwerks
und damit verknüpfter Analysen. Zur Beschreibung der Geometrie sind grundsätzlich Linien, Flächen
oder auch Körper geeignet. Hierfür existieren unterschiedliche Modellierungsansätze, für deren De-
finitionen hier auf die einschlägige Literatur, bspw. Mortenson (2006), verwiesen wird.
In der klassischen CAD-Anwendung wurden vorherrschend Linien- oder Flächenmodelle für die De-
finition der Geometrie verwendet. Die Geometriebeschreibung im BIM basiert hingegen i. d. R. auf
Volumenmodellen. Eine Möglichkeit zur Beschreibung von Volumenmodellen ist die in der Geodäsie
verwendete Randflächenbegrenzung (Boundary Representation, B-Rep), bei der die dreidimensio-
nale Geometrie eines Objekts durch die umgrenzenden Flächen (z. B. geschlossene ebene Poly-
gone) gebildet und daher explizit sowie indirekt beschrieben wird. Die begrenzenden Flächen wer-
den durch Stützpunkte mit Koordinaten in einem räumlichen Bezugssystem beschrieben. Punktko-
ordinaten auf der Objektoberfläche sind meist auch Resultate der gängigen Vermessungsmethoden
liefern. Die B-Rep-Modellierung liegt bspw. auch der 3D-Stadtmodellierung im internationalen Stan-
dard CityGML 3 zugrunde.
Eine weitere Methode zur volumetrischen Beschreibung von Objekten, die im BIM vorherrscht und
eher aus der Konstruktionstechnik kommt, ist die Constructive Solid Geometry (CSG). Hierbei wird
die Geometrie durch eine Konstruktionsvorschrift direkt und damit implizit definiert (vgl. u. a. Borr-
mann & Berkhahn 2015), indem sie durch die Verknüpfung geometrischer Grundkörper (Quader,
Zylinder, Kegel etc.) über Boolesche Operationen (Vereinigung, Differenz, Schnitt) gebildet wird.
Ebenfalls zu den impliziten Verfahren können die aus dem CAD-Bereich bekannten Extrusions- und
Rotationsverfahren gezählt werden. So lässt sich die 3D-Geometrie einer Wand bspw. über die
Extrusion (= Ausstoßung) der Grundfläche, d. h. durch Parallelverschiebung der Grundfläche über
eine vorzugebende Höhe, beschreiben.
Die implizite Geometriemodellierung ist darüber hinaus in der Regel mit einer parametrischen Be-
schreibung verknüpft. Beim parametrischen Modellieren wird die Bauteilgeometrie anstelle von
Punkten durch seine relative Lage (Translation) und Ausrichtung (Rotation) häufig bezogen auf ein
lokales kartesisches Koordinatensystem sowie seine Abmessungen (z. B. Länge, Breite und Höhe)
(vgl. Abbildung 2.1-10) beschrieben.
Motivation
Das Akronym „BIM“ wird oft mit Building Information Modeling übersetzt. Der Buchstabe „M“ hat in
der BIM-Methodik neben der „Modellierung“ und dem „Modell“ eine weitere Bedeutung: Management
(Hausknecht 2016). In diesem Beitrag werden die grundlegenden Begriffe des BIM-Managements
beschrieben und vermessungstechnische Leistungen in die BIM-Methodik eingeordnet.
Die Ziele des BIM-Managements sind die effiziente Verwaltung, strukturierte Bereitstellung und der
Austausch der digitalen Information eines Bauprojekts. Vermessungs- und Geodaten, Bauteilkata-
loge, Planungsvarianten und -versionen, Protokolle, Datenblätter und viele weitere Dokumente wer-
den während der Planungs- und Bauphase in einem Projekt-Informationsmodell (PIM) gespeichert.
Anschließend werden die Daten so aufbereitet, dass sie nach der Fertigstellung des Bauwerks in
einem Asset-Informationsmodell (AIM) für den Betrieb genutzt werden können.
Die Information soll idealerweise einheitlich und vorausschauend organisiert werden, und zwar für
alle Phasen im Lebenszyklus eines Bauwerks: Projektentwicklung, Entwurf, Planung, Genehmigung,
Bauausführung und – last but not least – Bewirtschaftung des Bauwerks.
Es besteht derzeit ein hoher Bedarf an einer einheitlichen Beschreibung der Werkzeuge für das BIM-
Management, weil die zahlreichen spezialisierten Ingenieurbüros und mittelständischen Unterneh-
men des Bauwesens einen hohen Innovationsdruck spüren, der durch die Möglichkeiten der BIM-
Methode getriggert wird. Die einheitliche Beschreibung von Vertragsinhalten und Managementpro-
zessen für das digitale, kollaborative Arbeiten liefert allen BIM-Akteuren eine gemeinsame Sprache
für das Informationsmanagement von Bauprojekten – nicht neue strenge Reglementierungen.
Die in internationalen Bauprojekten verwendeten Methoden und Begriffe etablieren sich zurzeit in
Deutschland – allerdings eher „vom Großen zum Kleinen“. Viele große deutsche Bau- und Infrastruk-
turunternehmen haben ihre Prozesse bereits an der BIM-Methodik ausgerichtet, mittelständische
Baufirmen, die jetzt „auf BIM umstellen“, erwarten Marktvorteile gegenüber der Konkurrenz. Viele
kleine Architektur- und Ingenieurbüros beschäftigen sich allerdings noch gar nicht mit BIM.
Geodäten sind sehr gut auf die Digitalisierung des Bauwesens vorbereitet, weil sie
• traditionell eine hohe IT-Kompetenz im Datenmanagement haben,
• raumbezogene Daten erfassen, verstehen und vernetzen,
• virtuelle Modelle präzise in die Örtlichkeit übertragen und
• räumliche Datenbestände kontinuierlich fortführen.
2.1 Grundlagen und Informationsmanagement der BIM-Methode 29
Damit diese Möglichkeiten auch unternehmerisch genutzt werden, müssen Geodaten- und Vermes-
sungsunternehmen verstärkt in die BIM-Welt eintauchen und neben den Modellierungsparadigmen
auch die Managementmethoden verstehen.
Um die Vorteile von Kooperation und Kollaboration voll ausschöpfen zu können, bedarf es abge-
stimmter und möglichst einheitlicher Begriffe und Beschreibungen von Prozessen und Management.
International wurde hierfür die ISO-Norm 19650-1 definiert, der als Norm DIN EN ISO 19650-1:2019-
08 („Organisation und Digitalisierung von Informationen zu Bauwerken und Ingenieurleistungen, ein-
schließlich Bauwerksinformationsmodellierung (BIM) – Informationsmanagement mit BIM – Teil 1:
Begriffe und Grundsätze“) für Deutschland übernommen wurde. Hiermit und zusätzlich mit der VDI-
Richtlinienreihe 2552 etablieren sich derzeit auch in Deutschland einheitliche Begriffe zur Beschrei-
bung von BIM-Prozessen und BIM-Management.
Gesamtprozess
Die ISO-Norm 19650-1 definiert Konzepte und Prinzipien für das Informationsmanagement von Ge-
schäftsprozessen des Bauwesens (engl. Built Environment Sector), die nach der BIM-Methode or-
ganisiert sind. Die ISO 19650-2 legt spezifische Anforderungen an das Informationsmanagement
entlang der Leistungsphasen eines Projekts (engl. Delivery Phase) fest.
Abb. 2.1-12: Informationsmanagement mit dem Asset Information Model (AIM) und Projekt-Infor-
mationsmodell (PIM) entlang des Lebenszyklues der Bauwerksinformation nach ISO 19650-1.
Nach ISO 19650 gründet das prozessintegrierte Informationsmanagement nach der BIM-Methode
auf der Festlegung der Informationsaustauschanforderungen, Planung der Informationslieferung und
der tatsächlichen Lieferung der Information zu einem „gebauten Vermögenswert“ (engl. Built Asset).
Die Lieferung der Information erfolgt in „strukturierten Informationscontainern“ (Modelle, Tabellen,
Datenbanken) oder „unstrukturierten Informationscontainern“ (Datenblätter, Fotos …) die gemein-
sam das „Informationsmodell“ bilden. Der Begriff Informationsmodell ist dabei etwas kritisch, weil im
Kontext der Softwareentwicklung „Informationsmodell“ die konzeptionelle Ebene, nicht die eigentli-
che Dokumenteninstanz bezeichnet. Die ISO 19650 benennt zunächst die Rollen „Informationsbe-
steller“ und „Informationsbereitsteller“. Die Norm gliedert dann die Informationsaustauschanforde-
rungen des Informationsbestellers in strategische (Organizational Information Requirements, OIR)
und projektspezifische (Project Information Requirements, PIR) Anforderungen (siehe Abbildung
2.1-13).
30 2 Grundlagen
Die Beschreibung des Formats umfasst z. B. Der Auftraggeber sollte in den AIA die Rolle
die Datenaustauschformate mit Versionsnum- des Geodäten (Vermessungsingenieur/GIS-
mer oder Namenskonventionen für Dateien Experte) ausdrücklich nennen, besonders
und Bauteilklassen. dann, wenn Geodaten aus unterschiedlichen
Datenquellen (amtliche Geobasisdaten, Unter-
Eine ausführliche Beschreibung des Inhalts
nehmensdaten, Vermessung) genutzt werden.
und der Struktur der AIA findet man zum Bei-
spiel in VDI 2552 Blatt 1 (6.3) und VDI 2552
Blatt 10. In (BMVI 2019) wurde im Rahmen
des Forschungsprojekts Bim4Infra2020 ein all-
gemeiner Leitfaden und ein Muster für Auftrag-
geber-Informationsanforderungen veröffent-
licht.
Im Englischen werden die AIA als Employers
Information Requirements (EIR) bezeichnet.
Allerdings wird der Begriff im ISO-Standard
19650-1 nicht mehr verwendet (s. o.).
BIM-Abwicklungsplan (BAP). Der BAP stellt Der BAP enthält Vorschläge bzw. Vereinba-
den Fahrplan eines jeden BIM-Projekts bezüg- rungen zur Informationslieferung der Vermes-
lich der Erstellung, Weitergabe und Verwal- sung (einzelne tachymetrische Punkte, Punkt-
tung von Daten dar. Der Prozess zur Herstel- wolke aus terrestrischem Laserscanning, LI-
lung der geforderten Daten ist unter Festle- DAR, GNSS etc., Modell, Prüfprotokolle). Die
gung aller dafür notwendigen Rollen, Funktio- Informationslieferung ist auf die Vermessungs-
nen, Abläufe, Schnittstellen, Interaktionen so- strategie und die Informationsanforderungen
wie der genutzten Technologien in einem BIM- des Bestellers abzustimmen.
Abwicklungsplan zu definieren (BMVI 2015b).
Für alle Aspekte der Vermessung müssen
Die VDI 2552 unterscheidet zwischen dem Festlegungen zu Genauigkeit/Toleranz, De-
BAP als Teil des Angebots (BAP-Entwurf), der taillierungsgrad (LOG und LOI) des Modells je
vom Bieter angefertigt wird und dem „BAP Bauteiltyp getroffen werden, weil die üblichen
nach Vergabe“, der unter der Verantwortung LOD-Spezifikationen nur bedingt für Vermes-
des Auftraggebers gemeinsam mit allen Pro- sungsaufgaben anwendbar sind (vgl. Kapitel
jektbeteiligten angefertigt wird und sich konti- 2.4.2).
nuierlich als „lebendes Dokument“ entwickelt.
Inhalt und Struktur der Bauteilbibliothek muss
Der Prozess mündet im BIM-Pflichtenheft für
auf die Tauglichkeit zur geodätischen Be-
den Informationsaustausch in einem Baupro-
standsdokumentation (Vermessung) und Geo-
jekt.
datenintegration (GIS) angepasst werden.
Im BAP, als Teil des Angebots, stellt der Bieter
Das Vermessungsunternehmen muss festle-
dar, wie (und vor allem, dass!) er die Kapazi-
gen, wie die anderen Projektbeteiligten in der
täten und Kompetenzen besitzt, um die im AIA
gemeinsamen Datenumgebung mit der glei-
formulierten Aufgaben zu erfüllen.
chen Realisierung des Projektbasispunkts und
Im detaillierten BAP nach Vergabe werden die der Transformation zum geodätischen Datum
Details zur Realisierung der gemeinsamen Da- und kartographischer Abbildung arbeiten.
32 2 Grundlagen
Gemeinsame Datenumgebung
BIM ist keine monolithische Datenbank, die alle Informationen in einem einheitlich strukturierten und
semantisch ausformulierten Datenmodell bereithält. Der Begriff „Gemeinsame Datenumgebung“
(z. B. VDI 2552 Blatt 3, engl. Common Data Environment, CDE, ISO 19650-1) ist bewusst generisch
gehalten und kann beispielsweise sowohl ein einfaches Dateiablagesystem als auch eine service-
orientierte, verteilte Infrastruktur bedeuten. Wichtig ist jedoch deren Funktionalität. Informationen
müssen einem Prozess zugeordnet (Workflow), strukturiert und verknüpft, filter- und abfragbar, ver-
sionier- und archivierbar sowie zugriffsgeschützt sein. Eine wichtige Aufgabe der CDE ist es, Meta-
daten zum Bearbeitungsstand einzelner Informationscontainer zu liefern. Jedem Informationscontai-
ner sollen nach ISO 19650 mindestens ein Status „in Bearbeitung“, „geteilt“ „veröffentlicht“ oder „ar-
chiviert“ zugeordnet werden.
In der „gemeinsame Datenumgebung“ wird die „A key part of the delivery process is spatial co-
digitale Information gespeichert, verwaltet und ordination“ (BSI 2013, S. 29).
verteilt. Sie ist die einzige und zentrale Quelle
Das BIM-Management muss schon beim Auf-
für digitale Information über das geplante Bau-
bau der gemeinsamen Datenumgebung (also
werk und die Prozesse, die zur Durchführung
lange vor Baubeginn) die Möglichkeit schaffen,
der Baumaßnahme und der Bewirtschaftung
dass geodätische Information in der gemeinsa-
des Bauwerks nötig sind. Sie soll für den Infor-
men Datenumgebung verwaltet werden kann:
mationsbedarf über den gesamten Lebenszyk-
Raumbezug und Metadaten für GIS-Daten und
lus des Bauwerks konzipiert werden.
Ingenieurvermessung, die Möglichkeit der Be-
Der digitale Bereich wird von allen beteiligten reitstellung großer Datenmengen (z. B. Punkt-
Unternehmen genutzt, um projektbezogene In- wolken), Prozessintegration und Dokumentation
formationen bereitzustellen oder zu erhalten. vermessungstechnischer Leistungen.
2.1 Grundlagen und Informationsmanagement der BIM-Methode 33
Dafür ist es nötig, dass die digitalen Projektda- Das Vermessungsunternehmen muss sich tech-
ten einheitlich strukturiert werden (Datenmo- nologisch darauf vorbereiteten, kollaborativ in
dell, Versionierung, Metadaten) und die Kom- einer gemeinsamen Datenumgebung zu arbei-
munikation geordnet erfolgt (Zugriffsrechte, Ab- ten. Dafür werden BIM-Koordinatoren benannt
bildung von Prozessen). und ausgebildet.
Die gemeinsame Datenumgebung kann durch Im laufenden Projekt übernimmt der BIM-Koor-
unterschiedliche Systemarchitekturen (Datei- dinator des Vermessungsunternehmens die
system, BIM/Projekt-Server, proprietäre oder Aufgabe, die Ergebnisse so aufzubereiten, dass
offene Systeme) realisiert werden. sie technologisch zur BIM-Datenumgebung pas-
sen. Änderungen am Koordinierungsmodell
Eine wichtige Analysefunktion ist die Kollisions-
oder in der Bauteilbibliothek werden im eigenen
analyse, die zwischen unterschiedlichen Fach-
Unternehmen an die zuständigen Fachbeteilig-
modellen im Koordinationsmodell (z. B.: Archi-
ten und das Fachmodell „Vermessung“ bzw.
tektur, TGA) durchgeführt wird und in der ge-
„Geodaten“ weitergereicht werden, damit zum
meinsamen Datenumgebung oder extern erfol-
Beispiel aus dem aktualisierten BIM-Modell her-
gen kann.
aus Absteckungselemente erzeugt und freige-
Die Person (Rolle), die für die Realisierung der geben werden können.
gemeinsamen Datenumgebung verantwortlich
Das AIM (Asset Information Model) wird für die
ist, wird BIM-Manager (strategisch) oder BIM-
Phase der Bewirtschaftung aufgebaut. Hier
Koordinator (operativ) genannt. Der im Einzel-
nennt die PAS 1192-3 explizit den Einsatz von
unternehmen für die Erstellung der BIM-Daten
Geoinformationssystemen (GIS).
verantwortliche Mitarbeiter wird BIM-Autor ge-
nannt. Projektmitglieder, die die CDE für die In-
formationsgewinnung verwenden, werden BIM-
Nutzer genannt. (vgl. VDI 2552 Blatt 5)
Die VDI-Richtlinie 2552 Blatt 5 „Datenmanage-
ment“ definiert Vorgehensweisen zur Organisa-
tion, Strukturierung, Zusammenführung, Vertei-
lung, Verwaltung und Archivierung von digitalen
Daten im Rahmen von Building Information Mo-
deling (BIM). „Hierzu werden die technischen
und organisatorischen Anforderungen zur Um-
setzung einer gemeinsamen Datenumgebung
(engl. Common Data Environment – CDE) auf-
gezeigt. Diese Richtlinie kann für alle Projekt-
größen und -anforderungen angewendet wer-
den.“ (VDI 2552 Blatt 5)
Dokumentation
Übergabe an FM
Datenblätter
Sachdaten
Geometrie
Gemeinsame Datenumgebung
Abb. 2.1-14: Eigene Darstellung, inhaltlich verändert nach „The information delivery cycle“ von
Mervyn Richards (BSI 2013) – in dieser Form nicht mehr Bestandteil, der ISO 19650.
Kopfdaten:
- Titel
Handbuch der Informationslieferungen (IDM) - unterstützte Projektphase
- Änderungsprotokoll
- Autor und Datum
Informationsaustausch-
Prozessablaufdiagramm (PM)
Anforderungen (ER)
optional
Definition
Bemerkung Format/
Datentyp/
Objekttyp IFC-Klasse
Für das Prozessablaufdiagramm wird die Business Process Modeling Notation (BPMN, ISO/IEC
19510:2013) empfohlen. Der Vorteil von BPMN ist, dass neben der visuellen und textlichen Darstel-
lung (siehe Abbildung 2.1-15, linke Spalte) die Prozessdefinition als XML-Datei serialisiert und ver-
teilt werden kann. Dadurch kann der definierte Prozess auf einer Prozess-Engine (z. B. Open Source
BPMN Workflow Engine von Camunda) implementiert werden. In einem BIM-Projekt könnte dann
36 2 Grundlagen
der aktuelle Bearbeitungsstand von Prozessinstanzen allen Beteiligten (standardisiert) als Web-
dienst zur Verfügung gestellt werden. Somit wird die Leitlinie der Prozessorientierung im Sinne der
Qualitätssicherung auch auf digitaler Ebene umgesetzt.
Für die technische Umsetzung der Informationsaustausch-Anforderungen empfiehlt der Standard
die von buildingSMART entwickelten Modell-Bereichs-Definition (MVD, engl. „Model View Definiti-
ons“). Eine MVD definiert eine maschinenlesbare Teilmenge (Filter) eines Informationsmodels und
Restriktionen für bestimmte Relationen und Wertebereiche. Eine MVD kann für die Filterung und
Datenvalidierung der im IDM spezifizierten Datenaustauschanforderungen eingesetzt werden. MVD
können darüber hinaus auch genutzt werden, wenn Softwareprodukte für bestimmte Datenaus-
tauschszenarien zertifiziert werden sollen.
Reifegrade/Maturity Level
Die Einführung von BIM stellt einen Paradigmenwechsel in der Bauwirtschaft dar, der in der Praxis
nicht abrupt gelingen kann, sondern in aufeinander aufbauenden Stufen entwickelt werden muss.
Ziel ist die Umsetzung von „Big Open BIM“, das heißt die Verwendung von integrierten Bauwerks-
modellen und den Einsatz von offenen Standards wie IFC sowie der Datenverwaltung in geeigneten
2.1 Grundlagen und Informationsmanagement der BIM-Methode 37
BIM-Modellservern. Die britische BIM INDUSTRY WORKING GROUP erarbeitete daher die sogenann-
ten BIM-Reifegrade (BIM Maturity Level) (Abbildung 2.1-16). Ausgehend von Stufe 0, dem konven-
tionellen Arbeiten mit zweidimensionalen CAD-Modellen und Austausch von Papierplänen, definiert
Stufe 1 das Arbeiten in 2D und nachfolgend in 3D sowie den Austausch einzelner Dateien in propri-
etären Formaten. Stufe 2 sieht erstmals das Arbeiten mit BIM-Software und die Erstellung unabhän-
giger, domänenspezifischer BIM-Teilmodelle vor, die über eine gemeinsame Projektplattform aus-
getauscht bzw. zu bestimmten Zeitpunkten zu einem Gesamtmodell integriert werden. Stufe 3 ent-
spricht dann schlussendlich dem zuvor beschriebenen „Big Open BIM“.
Abb. 2.1-16: BIM-Reifegrad (eigene Darstellung nach BIM Industry Working Group 2011).
der abgestimmten europäischen Vorgehensweise zu vereinen“ und mit dem Ziel einer digitalen Bau-
wirtschaft auf Weltniveau 5 hat sich im Jahr 2016 die sogenannte EU BIM Task Group 6 gegründet,
ein Zusammenschluss von mehr als 20 Mitgliedsstaaten, darunter Deutschland. Die EU BIM Task
Group hat inzwischen das Handbuch für die Einführung von BIM durch den europäischen öffentli-
chen Sektor herausgebracht (EU BIM Task Group 2019), die eine einheitliche Einführung von BIM
bei den Verwaltungen der Mitgliedsstaaten herbeiführen soll.
Nach Abschluss der Vorbereitungsphase (1. Stufe) zur Durchführung von Standardisierungsmaß-
nahmen und der Klärung rechtlicher Fragen sowie der wissenschaftlich begleiteten Erprobung an-
hand der bereits im Endbericht der Reformkommission benannten vier Großprojekte (zwei Straßen-
und zwei Bahnprojekte) (BMVI 2015a, BMVI 2015b) wurden in der erweiterten Pilotphase (2. Stufe)
die vorbereitenden Maßnahmen fortgeführt und weitere Erfahrungen auf der Grundlage weiterer Pi-
lotprojekte gesammelt. Zur Begleitung der erweiterten Pilotphase wurde die Gruppe
BIM4INFRA2020 ins Leben gerufen, die u. a. typische Anwendungsfälle für den Einsatz von BIM
zusammengestellt hat (siehe auch Kapitel 2.1.6). Mit der Umsetzung der Nutzung von BIM von der
Planungs- über die Realisierungs- bis hin zur Betriebsphase ab 2019 sollte auch der Kern eines
Zielniveaus nach 2020 (3. Stufe) erreicht werden (BMVI 2017). Es sollten zudem Leitfäden für die
partnerschaftliche Zusammenarbeit und Musterverträge erstellt werden, die Anforderungen an die
Daten (Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA)), Prozesse (BIM-Abwicklungsplan (BAP))
und Qualifikationen enthalten (siehe hierzu Kapitel 2.1.4). Hierzu hat das Kompetenzzentrum „BIM
Deutschland“ im Januar 2020 seine Arbeit aufgenommen. BIM Deutschland ist das nationale Zent-
rum für die Digitalisierung des Bauwesens. Es ist die zentrale öffentliche Anlaufstelle des Bundes für
Informationen und Aktivitäten rund um Building Information Modeling (BIM). Zu den Aufgaben gehö-
ren, den Bundes bei der Digitalisierung des Bauwesens durch Informieren, Beraten und Vernetzen
zu unterstützen, Aus- und Weiterbildungskonzepte zu entwickeln, Erfahrungen aus Pilot- und Erfah-
rungsprojekten zusammenzutragen und Wissenstransfer zu schaffen. Das wurde das „BIM-Portal“ 7
als eine „Plattform rund um BIM“ geschaffen, um als Online-Wissensplattform Zugang zu Klassifika-
tions-, Merkmals- und AIA -Datenbanken sowie BIM-Objektvorlagen zu ermöglichen.
Inzwischen wurde für die schrittweise Einführung von BIM Masterpläne bzw. Implementierungsstra-
tegien für den Hochbau wie auch die verschiedenen Bereiche der Verkehrsinfrastruktur – Wasser,
Straße und auch Schiene erarbeitet: Beispielsweise hat das Bundesministerium des Innern, für Bau
und Heimat (BMI) in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) einen
7
https://via.bund.de/bim/infrastruktur/landing
40 2 Grundlagen
Masterplan BIM für Bundes(hoch)bauten (BMI & BMVg 2021) aufgelegt. Zielsetzung ist, mit digita-
lem Planen, Bauen und Betreiben die Effizienz und Geschwindigkeit des Bundesbaus verbessern.
Dabei wird der Gesamtlebenszyklus der Gebäude betrachtet. Der Masterplan kennt verschiedene
Level (1-3) und einen verbindlichen Zeithorizont (Abbildung 2.1-19).
Abb. 2.1-19: Zielbild BIM für Bundesbauten – verbindliche Einführung vonBIM für Bundesbauten
(Quelle: BMI & BMVg 2021).
Der Masterplan BIM für Bundesfernstraßen (BMDV 2021) des Bundeministerium für Verkehr und
digitale Infrastrukur (BMDV) sieht ein dreistufiges Phasenmdell vor, in dem zunächst die Grundlagen
basierend auf einheitlichen Standards geschaffen werden solln (Phase 1) und dann nach einem
Einsatz „nach und nach“ beider der Autobahn GmbH und bei den Ländern (Phase 2) schließlich bei
allen neuen Projekten eingesetzt werden soll (Abbildung 2.1-20).
Der VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE (VDI) hat sich ebenfalls des Themas angenommen. Er hat
sich im Rahmen eines KOORDINIERUNGSKREISES BIM (KK-BIM) zur Aufgabe gesetzt, den normati-
ven Rahmen für das BIM in einer VDI-Richtlinie mit der Nummer 2552 bestehend aus elf Blättern zu
schaffen (Jansen & Steinmann 2015, König et al. 2016, VDI 2021).
2.1 Grundlagen und Informationsmanagement der BIM-Methode 41
Normungsgremien
Im deutschsprachigen Raum wird der Begriff „Norm“ (engl. official standard) für Veröffentlichungen
von VDI, DIN, CEN und ISO verwendet und allen anderen nationalen Normungsbehörden verwen-
det. Der Begriff Standard (engl. standard) wird für alles andere verwendet, z.B. für die Veröffentli-
chungen vom OGC oder buildingSMART.
ISO/TC 211
Geographic Information
Systems
TF 1 Blatt 1 Grundlagen
Terminology WG 1 WG 7 WG 10
Terminology, Horizontal AA 1 Blatt 2 Begriffe
TF 2 Role, Strategy and Strategie
Business Planning and Planing
Blatt 3 Modellbasierte
Strategy Mengenermittlung zur
Kostenplanung,
WG 8 Terminplanung, Vergabe
WG 2
BIM Information delivery und Abrechnung
Exchange Information
manuals
Blatt 4 Anforderungen an
JWG 12 Development of
AA 2 den Datenaustausch
building data related
Datenaustausch
standards + TC184/SC4
Blatt 5 Datenmanagement
interoperability + TC211
Geodäsie,Geoinformation Blatt 6 Betrieb
Blatt 7 Prozesse
WG 13 Implementation of WG 3 AA 3
collaborative working over Information Delivery Informationsmanagement
the asset lifecycle Specefication mit BIM Blatt 8 Qualifikationen
WG 8 AA 5
Blatt 11 Informations-
Competence Fachkompetenz
austauschanforderungen
WG 6 Blatt 12 Anwendungsfälle
Infrastrucure
AA 6
Digitale Zwillinge in der
WG 9 bebauten Umwelt
Digital twins in AECOO
sector
Abb. 2.1-21: Deutsche BIM-Regelsetzung und internationale Abhängigkeit mit Verknüpfungen zum
Vermessungswesens und zur Geoinformation (Stand 08/2024).
42 2 Grundlagen
Normen zu BIM werden für Deutschland durch das Deutsche Institut für Normung (DIN) in Zusam-
menarbeit mit dem VDI, ggf. in Kooperation mit der deutschsprachigen Sektion von buildingSMART
aufgestellt. Dabei sind die Regelungen auf europäischer Ebene (Technisches Komitee für BIM
(TC 442) des CEN) und weltweit (ISO in den Organisationseinheiten TC59 „Buildings and civil engi-
neering works“ und SC13 „Organization of information about construction works“) zum Thema zu
beachten, da sie in die nationalen Normungen der Mitgliedsstaaten der Vereinigungen übernommen
werden müssen (Abbildung 2.1-21).
Im Auftrag des BMVI hat das Deutsche Institut für Normung (DIN) die Deutsche Normungsroadmap
BIM (DIN 2021) mit der Zielsetzung der herausgegeben, die zukünftige strategische Ausrichtung der
Normung und Standardisierung im Bereich BIM festzulegen. Beteiligt waren neben den Experten
des DIN-Normenausschusses Bauwesen (NABau) (federführend der Fachbereich 13 „BIM – Building
Information Modeling“) der Verein Deutscher Ingenieure (VDI), building-SMART Deutschland und
BIM Deutschland. Standardisierung und Normung von Schnittstellen sind unabdingbar, wenn im
Zuge der Digitalisierung mit BIM mit unterschiedlichen Softwarelösungen zusammengearbeitet wer-
den soll. Unter Einbeziehung aller relevanten Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft, öffentlicher Hand
und Gesellschaft soll die zukünftige strategische Ausrichtung der Normung und Standardisierung im
Bereich BIM entwickelt werden. Normungsbedarf im Bereich BIM auf nationaler, europäischer wie
internationaler Ebene soll identifiziert und die strategische Ausrichtung der Normung definiert.
Schließlich sollen die Ergebnisse nach Beteiligung der Fachöffentlichkeit publiziert werden. Die in
der Normungsroadmap BIM identifizierten Handlungsempfehlungen sollen priorisiert und sukzessive
umgesetzt werden. Die Normungsroadmap soll kontinuierlich fortgeführt werden.
Für die Aufgaben der Netzwerkbildung und Vor-Standardisierung hat sich 2023 bei buildingSMART
Deutschland die Fachgruppe „BIM- und GIS-Integration“ im Arbeitsraum „Infrastruktur“ gegründet.
Mit über 50 Expertinnen und Experten werden die Querschnittsthemen „Georeferenzierung von Bau-
werksmodellen“, „GIS im BIM-Projektmanagement“ und „amtliche Geodaten für BIM“ öffentlich und
gewerkeübergreifend diskutiert.
Hintergrund
Durch die Initiative des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI), BIM flä-
chendenkend in seinem Zuständigkeitsbereich einzuführen, wurde in Deutschland von staatlicher
Seite – anders als in viele anderen Ländern – der Einsatz von BIM vor allem im Infrastrukturbau
vorangetrieben. Dies betrifft die Planung, den Bau und den Betrieb von Straßen, Schienenwegen,
und Wasserwegen einschließlich der dazugehörigen Ingenieurbauwerke Brücken, Tunneln, Schleu-
sen und andere Ingenieurbauwerke. Infolge ihrer weiten räumlichen Ausdehnungen spielt der geo-
dätische Raumbezug bei derartigen Baumaßnahmen eine wichtigere Rolle als bei typischen Hoch-
bauprojekten. Die korrekte Nutzung von geodätischen Koordinatenreferenzsystemen ist bei der Er-
stellung und Verwendung von entsprechenden BIM-Modellen folglich besonders zu beachten.
Infolge des starken Impulses durch das BMVI hat die deutsche Bauwirtschaft die Umsetzung der
BIM-Methode im Infrastrukturbau intensiv vorangetrieben und kann bereits umfassende Erfahrungen
vorweisen.
führen aller Teilmodelle zu einem Koordinationsmodell sowie die Nutzung der Modelle für Anwen-
dungsfälle wie die Mengenermittlung, die Kostenschätzung, die Erstellung der Leistungsverzeich-
nisse, die Nutzung für verschiedene Berechnungen, Nachweise und Simulationen (Borrmann et al.
2021).
Die entscheidenden Unterschiede liegen in folgenden Punkten:
1. Infrastrukturmaßnahmen haben i. d. R. eine deutlich größere geographische Ausdehnung
als Hochbauvorhaben, entsprechend wichtig ist die Berücksichtigung eines geodätischen
Bezugssystems mit seinen Abbildungseigenschaften (siehe Kapitel 2.1).
2. Infrastrukturprojekte, wie Straßen und Schienenwege samt ihrer Ingenieurbauwerke, basie-
ren in ihrer Ausgestaltung auf einer Trassierung. Die Ermittlung von Trassierungselementen
im Grund- und Aufriss auf Grundlage der Bestandsbeschreibungen zur Geotopographie und
die Möglichkeit der Positionierung entlang der Achse sind wesentliche Voraussetzungen für
die korrekte Modellierung.
3. Infolge der vorgenannten Punkte sind die heute verfügbaren Werkzeuge aus dem Bereich
„Hochbau-BIM“ nur begrenzt einsetzbar. Ein sinnvoller Einsatz beschränkt sich i. Allg. auf
die Modellierung der Ingenieurbauwerke. Aber auch hierfür sind häufig Programmierungen
und Workarounds erforderlich, um beispielsweise die Geometrie an der Trasse auszurich-
ten.
4. Die etablierten Softwaretools der Trassenplanung bilden die Erfordernisse und die Randbe-
dingungen der Straßen- und Schienenwegplanung sehr gut ab und beziehen das hierfür
notwendige Fachwissen ein. Gleichzeitig basieren sie heute häufig auf einem 2.5D-Ansatz,
bei dem beispielsweise die Schichten eines Straßenkörpers nicht als 3D-Volumenkörper
modelliert sind, sondern durch Flächen im 3D-Raum beschrieben werden. Damit sind diese
Ansätze nur bedingt geeignet für bestimmte BIM-Anwendungsfälle, wie die Mengenermitt-
lung oder auch die Kollisionskontrolle. Um dennoch die ausgereiften Funktionalitäten der
bestehenden Trassenentwurfswerkzeuge verwenden zu können, hat sich in den BIM-Vor-
haben eine hybride Vorgehensweise etabliert, bei der der Trassenentwurf mit den konventi-
onellen Werkzeugen erfolgt und anschließend per neutralem Datenaustauschformat in 3D-
Modellierungsprogramme übertragen wird. Gleichzeitig haben die Softwarehersteller aus
dem Trassenplanungsbereich erhebliche Anstrengungen unternommen, um eine echte 3D-
Volumenmodellierung entweder in ihre Systeme zu integrieren oder 3D-Modelle exportieren
zu können.
Diese Unterschiede erfordern eine genaue Betrachtung, wie der Begriff „Building Information Mode-
ling“ im Infrastrukturbereich zu interpretieren ist und wie die verfügbaren Technologien aus den Be-
reichen BIM-Modellierungssysteme, Trassierungssoftware und geodätischer Raumbezug in Form
von Koordinatenreferenzsystemen (CRS, siehe Kapitel 2.1 und EN ISO 19111 2007) sinnvoll mitei-
nander verbunden werden können, um das Ziel der Erhöhung der Planungsqualität- und Transpa-
renz auf der einen Seite und der Weiternutzbarkeit für den Betrieb und die Instandhaltung auf der
anderen Seite zu erreichen.
Abbildung 2.1-22 illustriert das Konzept der digitalen Kette anhand eines typischen Szenarios aus
der Planung von Straßen oder Schienentrassen. Dabei werden Daten aus GIS-Systemen, wie digi-
tale Geländemodelle, Katasterinformationen, umweltschutzrelevante Bereiche usw., als Planungs-
grundlage verwendet. Darauf aufbauend erfolgt der ingenieurtechnische Entwurf der Trasse mithilfe
eines „konventionellen“ Trassierungswerkzeugs, das zum einen den klassischen 2.5D-Ansatz des
Entwurfs in drei Ebenen (Lageplan, Längsprofil, Querprofile) umsetzt, zum anderen aber in der Lage
ist, daraus ein 3D-Modell zu berechnen und dieses bspw. als Grundlage für die Planung der Ingeni-
44 2 Grundlagen
Abb. 2.1-22: Eine typische digitale Kette im Infrastrukturbau, bei der unterschiedliche
Softwaresysteme mit unterschiedlichen Philosophien und Modellierungsparadigmen
zusammenspielen müssen.
Im Kontext dieses Leitfadens ist besonders relevant, dass GIS und Trassenentwurfssysteme in aller
Regel auf geodätischen Koordinatenreferenzsystemen beruhen, also im projizierten, verzerrten
Raum arbeiten, während BIM-Werkzeug häufig nur die unverzerrte 1:1-Modellierung kennen (Markic
et al. 2019). Daher ist an dieser Stelle ganz besonders auf die korrekte Transformation bzw. Rück-
transformation geographischer bzw. geometrischer Informationen zu achten, um Planungsfehler zu
vermeiden (Jaud et al. 2019 2020). Nähere Ausführungen hierzu sind Abschnitt 2.1 zu entnehmen.
Zudem ist der inhärenten Mehrskaligkeit von BIM-Projekten Rechnung zu tragen (Borrmann et al.
2015).
Eine einwandfreie Interpretierbarkeit und die Universalität von Koordinaten beim Datenaustausch
sind nur gegeben, wenn die Art der Koordinaten den Nutzern bekannt ist. Eine diesbezügliche Do-
kumentation – als Teil der Metainformationen – ist zwingend, was insbesondere zu beachten ist,
wenn raumbezogene Daten unterschiedlicher Herkunft (insb. aus unterschiedlichen Software-Pro-
grammen bei fachübergreifender Verwendung) und Zeit (z. B. die Nutzung alter Datenbestände für
Vergleichszwecke) in einen Kontext gebracht werden müssen. Bei der BIM-Methode im Allgemeinen
und bei Infrastrukturvorhaben im Speziellen gilt es, dies durchgehend zu beachten.
Abb. 2.1-23: Tunnel Frankenschnellweg, BIM-Projekt der Stadt Nürnberg (Quelle: Schüssler Plan).
Die entstandenen Studien und Berichte sind über die Webseite www.bim4infra.de beziehbar. Ein
wichtiger Teil der Ergebnisse war die Definition von 20 Standard-Anwendungsfällen im Infrastruktur-
bau (Abb. 2.1-24) sowie die darauf aufbauende Definition von umfangreichen Handreichungen und
Mustern für AIA und BAP, die heute im breiten Einsatz bei zahlreichen BIM-Projekten sind.
Vergabe der
Planung Ausführung Betrieb
Ausführung
Nr Anwendungsfälle 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Betrieb
Bestandserfassung
AwF 1 Bestandserfassung
Planung
AwF 2 Planungsvariantenuntersuchung
AwF 3 Visualisierungen
AwF 4 Bemessung und Nachweisführung
AwF 5 Koordination der Fachgewerke
AwF 6 Fortschrittskontrolle der Planung
AwF 7 Erstellung von Entwurfs- und Genehmigungsplänen
AwF 8 Arbeits- und Gesundheitsschutz: Planung und Prüfung
AwF 10 Kostenschätzung und Kostenberechnung
Genehmigung
AwF 9 Planungsfreigabe
Vergabe
AwF 11 Leistungsverzeichnis, Ausschreibung, Vergabe
Ausführungsplanung und Ausführung
AwF 12 Terminplanung der Ausführung
AwF 13 Logistikplanung
AwF 14 Erstellung von Ausführungsplänen
AwF 15 Baufortschrittskontrolle
AwF 16 Änderungsmanagement
AwF 17 Abrechnung von Bauleistungen
AwF 18 Mängelmanagement
AwF 19 Bauwerksdokumentation
Betrieb
AwF 20 Nutzung für Betrieb und Erhaltung
Abb. 2.1-24: 20 BIM-Anwendungsfälle, die von BIM4INFRA2020 definiert worden sind und heute
weit verbreitet sind.
46 2 Grundlagen
Einen wichtigen Schwerpunkt bei der Einführung von BIM im Straßen- und Schienenbau bildete die
Durchführung von Pilotvorhaben. Die Pilotvorhaben wurden wissenschaftlich begleitet, um die Nut-
zung der BIM-Methodik zu analysieren sowie noch bestehende Hemmnisse und Verbesserungspo-
tenziale zu identifizieren. Bereits 2014 wurden die ersten BIM-Pilotprojekte im Infrastrukturbau durch-
geführt und von der Arbeitsgemeinschaft INFRABIM wissenschaftlich begleitet. Im Rahmen des Pro-
jekts BIM4RAIL wurden die Pilotprojekte der Deutschen Bahn im Jahr 2018 intensiv untersucht. Die
Initiative BIM4INFRA2020 hat die Begleitung der Pilotprojekte der Länder übernommen. Die Ergeb-
nisse der wissenschaftlichen Analyse sind auf den Webseiten der einzelnen Begleitungsprojekte
veröffentlicht.
Im Zuge der wissenschaftlichen Begleitung der ersten BIM-Pilotprojekte wurde eine BIM-Reifegrad-
metrik entwickelt, mit deren Hilfe die Umsetzung der BIM-Methodik in einem Bauvorhaben gemessen
werden kann (Borrmann et al. 2017). Die Reifegradmetrik besteht aus insgesamt 62 Kriterien, die
einen weiten Bereich der verschiedenen Aspekte der möglichen BIM-Umsetzung in einem Bauvor-
haben abdecken. Für jede Frage wird die BIM-Nutzung mit Punkten von 0 bis 5 bewertet. Die Anwen-
dung der BIM-Reifegradmetrik auf die ersten BIM-Pilotvorhaben ließ die Schwachpunkte der BIM-
Umsetzung klar erkennen. Sie bildet die Grundlage für entsprechende Handlungsempfehlungen und
führt dazu, dass in nachfolgenden Projekten eine tiefgreifendere BIM-Umsetzung erfolgte.
Einige der größeren Vorhabenträger haben die Pilotphase verlassen und setzen BIM bereits in der
Breite ein. Sie sprechen folglich nicht mehr von BIM-Pilotprojekten, sondern von BIM-Projekten.
Im Juli 2019 wurde das Nationale BIM-Kompetenzzentrum „BIM Deutschland“ als gemeinsame Ini-
tiative von BMVI und BMI ins Leben gerufen 8. Es treibt die Einführung der BIM-Methode sowohl im
Infrastruktur- als auch im Hochbau weiter voran und fokussiert dabei vor allem auf die kontinuierliche
Harmonisierung der verschiedenen Entwicklungen. Zudem hat „BIM Deutschland“ am „Masterplan
BIM im Bundesfernstraßenbau“ des BMVI mitgewirkt, der die strategische Weiterentwicklung der
Digitalisierung in diesem Bereich für die nächsten Jahre fortschreibt.
8
www.bimdeutschland.de
2.1 Grundlagen und Informationsmanagement der BIM-Methode 47
9
https://www.deges.de/building-information-modeling-bim
10
https://bim.hamburg.de/
11
BIM-Leitfaden – Digitales Planen, Bauen und Betreiben im Bereich Straßen- und Brückenbau,
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, 2021
12
https://www.strassen.nrw.de/files/oe/partner/bim/bim-bei-strassen-nrw.pdf
48 2 Grundlagen
Als Fachgruppe innerhalb des Arbeitsraums Infrastruktur des buildingSMART Deutschland e. V. hat
sich der Zusammenschluss von mehr als 80 Experten aus über 56 Mitgliedsfirmen und Institutionen
im Sommer 2018 gegründet. Durch die breite Vernetzung in viele andere Gremien und Verbände
und die interdisziplinäre Besetzung der Fachgruppe ist diese optimal aufgestellt, um eine fachliche
Vereinheitlichung von Begriffen, Standards und Definitionen innerhalb des kompletten Planungs-
Ausführungs- und Betriebsprozesses einer Verkehrswegemaßnahme anzustoßen. Im Mai 2020 er-
folgte die erste Veröffentlichung der Fachgruppe BIM-Verkehrswege mit den „BIM – Klassen der
Verkehrswege“ als Ergebnis der ehrenamtlichen Gremienarbeit. Der Katalog wird aktuell vervollstän-
digt, erweitert und planmäßig bis Ende 2021 in einer erweiterten und komplettierten Ausgabe her-
ausgegeben.
Ein Schwerpunkt der Fachgruppe ist die Vorbereitung der Standardisierung. Als Analogie für die
Tätigkeiten des buildingSMART lässt sich ein Segelschiff verwenden, welches in den Zielhafen der
Standardisierung steuert und mit möglichst viel Wind (aktiven Mitgliedern) hierbei Fahrt aufnimmt.
Als Hafen der Standardisierung lässt sich die Normierung verstehen. International betrachtet gibt es
drei Stufen der Normung. Angefangen bei der Internationalen Organisation für Normung – ISO, über
das Comité Européen de Normalisation/europäisches Komitee für Normung – CEN, bis zu dem na-
tionalen DIN (Deutsches Institut für Normung) oder dem Verein Deutscher Ingenieure – VDI mit den
VDI-Regelungen.
Fachgruppe BIM-Verkehrswege
Zu den aktiv Mitwirkenden und Beteiligten zählen Mitarbeiter von Bauverwaltungen, Betreibern und
Investoren, Planungs- Ingenieur- und Vermessungsbüros, Bauunternehmen, BIM-Berater, Lehre
und Forschung und Softwareunternehmen. Dadurch ist sichergestellt, dass die Belange aller am Bau
Beteiligter berücksichtigt werden. Die Fachgruppe BIM-Verkehrswege aus besteht aus sieben Un-
tergruppen:
• Vermessung/Bestand
• Baugrund/Geologie
• Straße/Entwässerung
• Brücke/Ingenieurbauwerk
• Bahn
• Tunnel/Spezialtiefbau
• Wasserweg/Hafen
den gesamten Lebenszyklus eines Verkehrswegs im Sinne von OpenBIM erschwert. Die Infrastruk-
tur-Experten der buildingSMART-Fachgruppe „BIM – Verkehrswege“ sind sich einig, dass ein ge-
meinsames Verständnis wesentlicher Fachbedeutungen sowie Begriffe im Sinne eines Standards
teilweise fehlen.
Um eine einheitliche Begrifflichkeit in allen Fachmodellen und Fachbereichen zu erreichen, hat sich
die Fachgruppe folgende Aufgaben gestellt:
• Definition der Klassen für Verkehrswege,
• Festlegung erforderlicher Merkmale für die Klassen,
• Zuordnung der Merkmale zur LOIN-Ausprägung.
Zusammenarbeit
Dank vielfältiger personeller Überschneidungen bestehen sehr gute Kontakte zu Forschungsprojek-
ten und Expertengruppen, wie beispielsweise BIM4Infra2020, BIMSTRUCT, IFC Bridge, IFC Road,
IFC Rail, BIM4Rail, BIMSWARM, planen-bauen 4.0, Gesellschaft zur Digitalisierung des Planens,
Bauens und Betreibens mbH und BIM Deutschland (ehemals: BIM Kompetenzzentrum des Bundes).
Eine enge Zusammenarbeit erfolgt auch mit Fachverbänden und Vereinen, wie BAST (OKSTRA),
BVBS, DAUB, DVW, VDV, DIN und dem VSVI. Seit 2021 besteht eine strategische Zusammenarbeit
mit dem DWA. Wesentliche Entwicklungen und Sichtweisen aus diesen Bereichen können bei der
Arbeit der Fachgruppe „BIM – Verkehrswege“ daher berücksichtigt werden.
Nach eineinhalbjähriger Tätigkeit erreichte die Fachgruppe einen Arbeitsstand, der einen ersten um-
fassenden Überblick über die Klassen im Bereich Verkehrswege ermöglicht. Ziel des Papiers ist
daher die Veröffentlichung des Katalogs „BIM-Klassen der Verkehrswege“ (buildingSMART
Deutschland 2021). Neben einem regelmäßigen Abgleich mit den Entwicklungen im Bereich der in-
ternationalen IFC-Standardisierung sind Grundsätze relevanter Normen und Vorschriften berück-
sichtigt (z. B. ISO 23386, VDI 2552, ASB etc.).
Veröffentlichung
Die Fachgruppe verfolgt mit dem vorliegenden Katalog und der kommenden Fortschreibung das Ziel
einer Auflistung der für die BIM-Modellierung im Bereich Verkehrswege fachspezifisch erforderlichen
Klassen und Gruppen. Getreu dem Motto „weniger ist mehr“ wurden daher in der vorliegenden Arbeit
zunächst nicht die Regelwerke und Vorschriften als Grundlage genommen, diese zusammengeführt,
normalisiert und anschließend Doppelungen entfernt. Stattdessen haben die Experten ausgehend
vom Prozessziel des Planens, Bauens und Betreibens die Elemente der Verkehrsweg-Infrastruktur
analysiert und definiert, wie sich diese am besten durch Klassen beschreiben lassen. Eingeflossen
sind dabei fachliche Anforderungen aus Verwaltungen, Planungsbüros, der Bauwirtschaft sowie
Sichtweisen für die EDV-technische Umsetzung der Klassen. Der Katalog „BIM-Klassen der Ver-
kehrswege“ vereint das langjährige Know-how einer breiten Fachschaft im Bereich Verkehrswege.
Er legt besonderen Wert auf die Eindeutigkeit der Klassen. Doppelungen werden im Sinne einer
widerspruchsfreien BIM-Methodik ausgeschlossen, einheitliche Begriffe definiert und fachlich identi-
sche Klassen gleicher Merkmale, die sich nur in ihrer Geometrie unterscheiden, zusammengefasst.
Hierdurch kann die Anzahl der Klassen reduziert und eine bessere Übersicht erreicht werden. Der
Katalog vereint in seiner ersten vorliegenden Version die Ergebnisse der Arbeitsgruppen:
• Vermessung/Bestand
• Baugrund/Geologie
• Straße/Entwässerung
• Brücke/Ingenieurbauwerk
50 2 Grundlagen
Der Umfang der Aufgabe, die Besetzung der Arbeitsgruppen sowie der Grad der Abstimmungserfor-
dernisse führte dazu, dass die Ergebnisse folgender Fachgebiete im Katalog „BIM-Klassen der Ver-
kehrswege“ erst ab Version 2.0 enthalten sind:
• Bahn
• Tunnel/Spezialtiefbau
• Wasserweg/Hafen
Fazit
Die Digitalisierung im Bauwesen ist mittlerweile im vollen Gange. BIM nimmt dabei eine zentrale
Rolle ein. Unterstrichen wird dies durch die explizite Erwähnung von BIM im Rahmen der Digitalisie-
rungsstrategie im Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung. Die Methode BIM wird internati-
onal und in Deutschland zunehmend Bestandteil der Planung, des Baus und der Bewirtschaftung
von Bauwerken. Die BIM-Methode zeichnet sich zusammengefasst insbesondere durch
• Objektstrukturierung,
• digitale Zusammenarbeit und
• die operative Umsetzung über den gesamten Lebenszyklus des Bauwerks
aus. BIM als kooperative digitale Arbeitsweise verspricht eine Steigerung von Effizienz und Fehler-
vermeidung sowie eine Reduktion der Kosten.
Geodäten, egal ob GIS-Experten oder Vermessungsingenieure, können mit ihrem Fachwissen eine
führende Rolle bei der Etablierung der BIM-Methode übernehmen. Dazu müssen sich Geodäten mit
dem BIM-Prozess und den damit verbundenen organisatorischen und informationstechnischen As-
pekten auseinandersetzen. Berufspolitisch ist es jetzt wichtig, BIM-Richtlinien und Standards aus
2.1 Grundlagen und Informationsmanagement der BIM-Methode 51
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Georeferenzierung
Beitrag von Christian Clemen, Ralf Becker, Robert Kaden und Jörg Blankenbach
Bauwerke existieren nie für sich allein. Sie befinden sich immer in einem räumlichen Kontext auf
unserer Erde. Der räumliche Bezug zwischen den digitalen Bauwerksmodellen der gebauten und
geplanten Umwelt wird auf geometrischer Ebene durch die Georeferenzierung, d. h. durch die Fest-
legung der Position und Orientierung des Bauwerks auf der Erde realisiert. Durch die Bekanntgabe
von geometrischen Transformationsparametern kann die CAD-, BIM- oder GIS-Software die einzel-
nen Bauwerksmodelle in ein übergeordnetes, einheitliches Koordinatenreferenzsystem transformie-
ren. Der Begriff Koordinatenreferenzsystem zeigt an, dass ein spezielles Koordinatensystem ver-
wendet wird, welches durch ein sogenanntes „Datum“ in Relation zur Erde gesetzt wird. In der Geo-
däsie werden unterschiedliche horizontale, vertikale oder dreidimensionale Koordinatenreferenzsys-
temtypen definiert (vgl. ISO 19111:2020).
„Sollen Geodatenbestände, die in sich konsistent in den amtlichen Koordinatenreferenzsystemen
der Lage und der Höhe sind, in CAD- bzw. BIM-gestützten Planungen Berücksichtigung finden, z. B.
die Hinterlegung der Eigentumsgrenzen aus ALKIS und die Beschreibung der Geländesituation über
ein DGM aus ATKIS, müssen die verwendeten Koordinatensysteme dahingehend analysiert werden,
ob es bei Überlagerungen zu Abweichungen kommt, die für die Planungsaufgabe und das sich daran
anschließende Bauvorhaben Relevanz haben. Ebenso ist zu beachten, dass es zu Abweichungen
kommen wird, wenn bei der Absteckung nach Plan-Soll in der Örtlichkeit ein Bauvorhaben im späte-
ren Nachweis anhand amtlicher Koordinaten zu dokumentieren ist“ (Heunecke 2017).
Das Konzept der Georeferenzierung „widerspricht“ zunächst einmal den bei BIM zur Modellierung
üblicherweise verwendeten lokalen, dreidimensionalen, kartesischen Koordinatensystemen (siehe
auch Kapitel 2.1.3).
Diese Herausforderung wird im Folgenden auf drei Ebenen behandelt:
2.2 Georeferenzierung 55
• mathematische Ebene,
• pragmatische Ebene,
• Software- und Datenaustausch-Ebene.
Lagereferenzsysteme
Unter Abbildung versteht man hier die differentialgeometrische Umrechnung von geographischen
bzw. ellipsoidischen Koordinaten (Φ, Λ) in kartesische Koordinaten (y, x). Gekrümmte Oberflächen,
wie die des Rotationsellipsoids, lassen sich nicht ohne das Auftreten von Verzerrungen in ebene
Flächen abbilden. Bei den geodätischen Referenzsystemen auf dem Rotationsellipsoid wie der Uni-
versalen Transversalen Mercator (UTM)-Abbildung den oder Gauß-Krüger-Koordinaten (GK) ver-
zichtet man mit einer konformen Abbildung zugunsten der Winkel- auf die Streckentreue.
In der Europäischen Union hat man sich auf die Verwendung der konformen UTM-Abbildung basie-
rend auf dem Bezugssystem ETRS89, geeinigt, um eine EU-grenzüberschreitende Nutzung von
Geodaten koordinatenbruchfrei zu ermöglichen. Zwei parallele Schnittkurven im Abstand von etwa
180 km zum Mittelmeridian werden längentreu abgebildet. Abseits der Schnittkurven sind die Längen
verkürzt oder verlängert und daher um die sogenannte Abbildungskorrektion anzupassen. Der Ko-
ordinatenursprung des UTM-Systems liegt im Schnittpunkt des Mittelmeridians mit dem Äquator. Die
nach Norden positiv zählende Abszissenachse (= Northing, N) liegt auf dem Mittelmeridian, die Or-
dinatenachse (= Easting, E) verläuft auf dem (projizierten) Äquator nach Osten positiv. UTM hat die
früher gebräuchliche GK-Abbildung in der amtlichen Vermessung abgelöst.
Geobasisdaten und viele Geofachdaten (Liegenschaftskataster, Gelände- und Landschaftsmodelle,
Boden, Geologie, Lärm, Natur, Wasser und Leitungsverläufe, Verlauf administrativer Grenzen etc.)
liegen im amtlichen Bezugssystemen ETRS89/UTM vor. § 5 GeoZG (2009) besagt, dass alle geo-
datenhaltenden Stellen ihre Geofachdaten auf der Grundlage der Geobasisdaten zu erfassen und
zu führen haben.
Vorteile von UTM-Koordinaten sind durch die Einheitlichkeit einer Geodateninfrastruktur motiviert:
• Koordinatenumrechnungen fallen nicht an.
• Es existieren keine geometrischen Konflikte an Zwangspunkten, die ebenfalls in UTM-Koor-
dinaten vorliegen.
• Die Kombination mit weiteren Geobasis- und Geofachdaten ist einfach möglich, webbasierte
Geodatendienste wie Web Map Servives (WMS) und Web Feature Srevices (WFS) können
unmittelbar genutzt werden.
56 2 Grundlagen
Abbildungskorrektion
Diese aus der Projektion resultierenden Verzerrungen müssen als Korrektionen bei der Überführung
von tatsächlichen (Natur)strecken in die jeweilige Abbildung im UTM- bzw. GK-Koordinatensystem
und umgekehrt angebracht werden. Das Maß der anzubringenden Abbildungsreduktion auf gemes-
sene (Natur-)Strecken hängt bei einem Koordinatenreferenzsystem mit UTM- oder GK-Abbildung
vom Abstand zu den Schnittkurven bzw. zum Mittelmeridian (Abbildung 2.2-1) ab. UTM besteht aus
60 sogenannten Meridianstreifen um Mittelmeridiane im Abstand von je 6° geographischer Länge.
Deutschland liegt in den Zonen 32 und 33 mit den Mittelmeridianen 9° bzw. 15° östliche Länge. Bei
einem Abstand der Schnittkreise von etwa 180 km zum Mittelmeridian erhält man am Mittelmeridian
eine Stauchung um den Faktor 0,9996, also einen Verzerrungsfaktor, der nicht mehr als 0,0004 von
1 abweicht. Die in der Örtlichkeit gemessene Horizontalstrecke sH wird zur (meistens) verkürzten
UTM-Strecke sUTM in der Kartenebene: sUTM = sH * 0,9996 * (1 +
yMerid /(2 * R )) mit yMerid = Abstand vom Mittelmeridian [km] und R = mittlerer Krümmungsradius
2 2
(ca. 6381 km). Die Abbildungsverzerrung wächst also genähert quadratisch mit dem Abstand vom
Hauptmeridian. Die UTM-Korrektion beträgt damit je nach Abstand zum Mittelmeridian von der Ört-
lichkeit in das Koordinatenreferenzsystem +20 cm/km bis –40 cm/km.
6° 9° 12° 15°
B
Messung
20.0 20.0 (Baustelle)
0.0 0.0 sH
-20.0 -20.0 A
-40.0 -40.0
[cm/km] [cm/km]
sHRED
Berechnung
(GIS/BIM) Ellipsoid
Abb. 2.2-1: UTM-Streckenreduktion in cm/km nach Heunecke (2017) (links) (Hintergrundkarte Wiki
Commons) und Streckenreduktion aufgrund der Höhe (rechts).
Höhenkorrektion
Die Höhe ist im Gegensatz zu den Lagekoordinaten in Bezug zur Erdschwere, die durch das Geoid
modelliert wird, definiert. Das amtliche Gebrauchshöhensystem in Deutschland (DHHN2016) ver-
wendet Normalhöhen, die sich auf die Normalhöhennull (NHN)-Fläche als Realisierung eines Qua-
sigeoids (German Combined Quasi-Geoid, GCG) beziehen und wiederum über die Quasigeoidun-
dulation einen Bezug zum Referenzellipsoid aufweist. Als Geoidundulation wird dabei die Differenz
zwischen der geometrisch-physikalischen Normalhöhe und der rein geometrisch-ellipsoidischen
Höhe bezeichnet (vgl. u. a. Witte et al. 2020). Da die Lagekoordinaten auf dem Referenzellipsoid
gerechnet werden, muss die Höhenlage der Baumaßnahme berücksichtigt werden. Aufgrund der
Divergenz/Verjüngung der Lotlinien (ungefähr Richtung Erdmittelpunkt) nimmt die tatsächliche Dis-
tanz zwischen zwei Punkten mit der Höhe über dem Bezugsellipsoid zu. Gemessene horizontale
2.2 Georeferenzierung 57
Distanzen sind daher beim Übergang von der Realität in das (Lage-)Koordinatenreferenzsystem zu
reduzieren. Die Höhenkorrektion beträgt bei NHN-Höhen bis 1000 m bis zu –16 cm/km beim Über-
gang von der Örtlichkeit in das Modell: sHred = sH * (1 – hellipsoid/R) mit der Höhe h über dem Ellipsoid
und dem mittleren Erdkrümmungsradius R (= ca. 6381 km). Bei der Berechnung der Höhenkorrektion
muss zusätzlich die Geoidundulation berücksichtigt werden.
Erdkrümmungskorrektion
Als Erdkrümmungskorrektion wir die Differenz der tatsächlich gebogenen Linie gleicher Höhe zur
Länge der Linie in einer (Tangential-)Ebene angenommen. Dies ist bei einer Kugel die Linie entlang
der Oberfläche (Bogenlänge) im Verhältnis zur Sehne. Bei Distanzen bis zu 10 km beträgt die Diffe-
renz jedoch nicht mehr als 1 mm und kann in der Baupraxis i. d. R. vernachlässigt werden (Witte et
al. 2020).
Gesamtreduktion
Die Gesamtreduktion setzt sich additiv aus allen Korrekturwerten zusammen:
• der Abbildungskorrektion aufgrund der Abbildung der gekrümmten Fläche in die Ebene
• der Höhenkorrektion aufgrund der Divergenz der Lotlinien mit der Höhe und
• der Erdkrümmungskorrektion (die i. d. R. vernachlässigt werden kann),
wobei sich die Korrektionen kumulieren oder teilweise gegeneinander aufheben können.
Üblich ist die Gebrauchsformel: sUTM = sH * 0,9996 * (1 – hell/R + yMerid2/(2 * R2)) mit hell = Höhe über
dem Ellipsoid [km], yMerid = Abstand vom Mittelmeridian [km] und R = mittlerer Erdkrümmungsradius
(ca. 6381 km).
Ein Beispiel am höchsten Punkt Nordrhein-Westfalens, dem Langenberg, nahe des Mittelmeridians
(ETRS89/UTM-Koordinaten: E = 32469200,000, N = 5680660,000 auf einer NHN-Höhe von 843 m),
zeigt eine Abbildungsreduktion von –40 cm/km und eine Höhenreduktion von –14 cm/km, zusammen
also eine resultierende Reduktion von –54 cm/km und damit einen Projektmaßstab von 0,999460
von der Örtlichkeit in das Koordinatenreferenzsystem ETRS89/UTM.
Abb. 2.2-2: Projektmaßstäbe (mp) exemplarischer Städte im Vergleich. Maßstab der GK- und
UTM-Abbildung abhängig vom Abstand zum Mittelmeridian (ym) sowie Maßstab aufgrund der Höhe
über dem Ellipsoid (hell) (Heunecke 2017).
58 2 Grundlagen
Diese Korrektionen müssen sowohl beim Übergang von der Örtlichkeit in das Koordinatenreferenz-
system (z. B. bei der Erfassung) als aus – dann in entgegengesetzter Richtung – beim Übergang
vom Modell im Koordinatenreferenzsystem in die Örtlichkeit (z. B. bei der Absteckung) angebracht
werden. Verwendet man daher bei der Planung im BIM ein geodätisches Koordinatenreferenzsys-
tem, so entsprechen die Maße im BIM nicht der Realität in der Örtlichkeit. Man plant also in diesem
Fall mit einem Maßstabsfaktor ungleich 1. Die Planung im Maßstab ungleich 1 führt auch dazu, dass
diese Korrektionen bei der Aufstellung z. B. von längen-, flächen- oder volumenmaßabhängigen Ma-
teriallisten angebracht werden müssten, wenn die Effekte relevante Größenordnungen erreichen.
Nordrichtung
Neben der Festlegung des Ursprungs (Nullpunkts), müssen Koordinatensysteme eindeutig orientiert,
d. h. bezüglich der Richtung im Raum definiert werden. Übergeordnete Koordinatenreferenzsysteme
sind üblicherweise mit einer ihrer Achsen zur Nordrichtung orientiert. Allerdings muss zwischen ver-
schiedenen Nordrichtrungen – geographisch Nord, Gitternord und magnetisch Nord – unterschieden
werden. Zwischen diesen Richtungen spannen sich in einem Meridianstreifensystem ortsabhängige
Winkel auf. Der Winkel zwischen geographisch Nord und Gitternord ist die Meridiankonvergenz. Sie
ist aufgrund der Konvergenz der Meridiane lediglich im Hauptmeridian gleich null und wird vom Me-
ridian aus im Uhrzeigersinn gezählt. Der Winkel zwischen magnetisch Nord und geographisch Nord
ist die Deklination. Die Differenz zwischen magnetisch Nord und Gitternord heißt Nadelabweichung.
In BIM-Projekten ist es deshalb sehr wichtig, festzulegen, welche Nordrichtung tatsächlich gemeint
ist. Aus Sicht der Geodäsie sollte „Gitternord“ gewählt werden, weil dies die Umrechnung der Rota-
tion zwischen Bauwerkskoordinatensystem und geodätischem Gebrauchssystem erleichtert.
Zusätzlich treten physikalische Effekte auf. Als Punkte gleicher Höhe werden Punkte erwartet, zwi-
schen denen Wasser nicht fließt. Punkte gleicher Höhe müssen daher Punkte gleicher Erdschwere
sein. In Deutschland werden Höhen Normalhöhen bzw. NHN-Höhen (siehe Höhenreduktion) defi-
niert, deren Höhenbezugsfläche (Höhe Null) sich dabei vereinfacht als der unter den Landmassen
fortgesetzte mittlere Meeresspiegel vorgestellt werden kann. Das geometrische Nivellement liefert
ebenso wie die trigonometrische Höhenbestimmung unter Berücksichtigung der Erdkrümmungsre-
duktion in der Praxis hier relevanter Aufgabenstellungen auch ohne Schwerefeldkorrektionen de
facto Normalhöhenunterschiede. Die inhomogene Massenverteilung im Erdkörper führt jedoch nicht
nur zu Geoidundulationen, sondern auch zu lokalen Lotabweichungen. Die Geoidundulation muss
daher nicht nur bei der Streckenreduktion, sondern auch bei Umrechnung zwischen ellipsoidischen
Höhen aus GNSS-Messungen und den amtlichen Gebrauchshöhen berücksichtigt werden. Zusätz-
lich führt die Erdkrümmung in der Höhe im Gegensatz zur Lage zu einer signifikanten Korrektion Δh,
die nach der Näherungsformel Δh = s²/(2R) mit der Sehnenlänge s und dem mittleren Erdradius R
von ca. 6381 km berechnet werden kann. Bei einer Bogenlänge von 1 km sind dies 7,8 cm.
Für große, lang gestreckte Strukturen, müssen deswegen umfassenden geodätische Konzepte auf-
grund der Erdkrümmung/Gravitationsrichtung, ggf. auch Lotabweichung (vgl. u. a. Windischer et al.
2019) angewendet werden. Dazu geben Jaud et al. (2020) einen sehr guten Über- und Ausblick. Sie
empfehlen u. a. eine gleichmäßige, auf eine Übergangszone beschränkte, Approximation des Pro-
jektmaßstabs zwischen räumlich getrennten Teilprojekten entlang der Trasse.
1
Geodäsie BIM
=
2a
2D+1D ohne MP
Festpunkte
2b
KRS1KRS2 2D+1D ohne MP
Vermessung 2c
2D+1D mit MP
Geodaten 1 3a
2D+1D mit MP 2D+1D ohne MP BIM Bauwerk I
Sondernetz
Geodaten ... pojektbezogen,
BIM Bauwerk ...
3b Projekt-KRS, spannungsfrei 2D+1D ohne MP
geringe Abweichung aufgrund des Maßstabs MP bei der Bauausführung auf der Erdoberfläche ent-
steht. Selbst für den Fall, dass der Entwurf entsprechend der zugrunde liegenden Entwurfsvorschrift
(RAA, RAL etc.) mit Mindestradien, Mindestbogenlängen etc. ausgestattet ist, so werden diese in
der Bauausführung nicht unterschritten, da sich die UTM-Verzerrung in ihren großen Dimensionen
am Mittelmeridian ausschließlich negativ auswirkt – kurzum, es wird i. d. R. verkürzt geplant und
größer gebaut. Sehr wichtig ist allerdings dennoch, dass das ausführende Vermessungsunterneh-
men bei der Absteckung aus dem amtlichen UTM-Streckenreduktion berücksichtigt.
Eine derzeit nur in Forschungsprojekten, z. B. (Wunderlich, 2020), untersuchte Variante wäre es,
gemeinsam in einem geozentrischen, kartesischen 3D-Koordinatenreferenzsystem (1c) zu planen.
Dieser Systemtyp ist etwa bei der Vermessung mithilfe von Satelliten (GNSS) üblich. Der Vorteil
wäre eine maßstabsfreie Georeferenzierung, die sich allerdings durch die Nutzung eines deutlichen
weniger intuitiv verwendbaren Koordinatensystems bzw. weniger anschaulichen Koordinatenwerten
erkauft würde.
Geodätische Koordi- Transformation Bezug BIM Anwendung und Bemer-
natenreferenzsysteme zwischen Geo- Koordina- kung
(KRS) für Geodaten daten/ Vermes- tensystem
und Vermessung sung und BIM
Die Festpunkte (FP) und Aufnahmepunkte (AP) müssen im jeweils eingesetzten System angelegt,
verdichtet und verwendet werden.
und einem Bauwerkskoordinatensystem. Die Transformationsparameter für die Lage des Projektba-
sispunktes (X0, Y0) werden im BIM-Projekt-einheitlich festgelegt und angewendet. Die Nordrichtung
α, die in der Regel der Winkel zwischen geodätischem Gitternord und y-Achse des Bauwerkssystems
ist, wird ebenfalls festgelegt. Es muss aber sichergestellt sein, dass alle beteiligten Softwaresysteme
die Nord-Rotation richtig anbringen. BIM-Software setzt die Drehrichtung aufgrund der Orientierung
(Links vs. Rechtssystem) und Drehrichtung (Uhrzeigersinn vs. gegen Uhrzeigersinn) teilweise falsch
um. Problematisch ist die Auswirkung des Projektmaßstabs MP, weil er in „typischer“ Hochbau-BIM-
Software bei der Transformation nicht angebracht wird. Es stellt sich also die Frage, wie groß diese
Abweichungen zwischen Vermessung/Geodaten und BIM sind. Und ob diese noch tolerierbar sind.
Diese Frage muss für jedes BIM Projekt gesondert beantwortet werden, weil der Projektmaßstab MP
stark von der Art der Projektion (GK, UTM), der geographischen Lage des Bauwerks (Abstand vom
Mittelmeridian) und der Geländehöhe abhängt.
Geodätische Koordi- Transformation Bezug Anwendung und Bemerkung
natenreferenzsys- zwischen Geo- BIM
teme (KRS) für Geo- daten/Vermes- Koordi-
daten und Vermes- sung und BIM naten-
sung system
2a Georeferenziert 2D+1D f(X0, Y0, α, H) Bau- Typisch für Hochbau; wird von
werk BIM-Software und Standard unter-
stützt; lokaler Maßstab der Geo-
Koordinaten wird vernachlässigt.
Nur geeignet für geringe Projek-
tausdehnung.
2b Georeferenziert KRS A -> KRS B, Bau- Typisch für Hochbau in Gebieten
2D+1D; Aufbereitung dann werk mit großem UTM-Maßstab auf-
KRS mit „großem“ grund der geographischen Lage;
f(X0, Y0, α, H)
Maßstab, z. B. wird von BIM-Software und Stan-
ETRS89/UTM) nach dard unterstützt; lokaler Maßstab
KRS mit „kleinem“ wird durch Vortransformation der
Maßstab (z. B. Geodaten verkleinert; nur geeignet
ETRS89/GK) für mittlere Projektausdehnung;
alle Geodaten müssen einheitlich
transformiert werden!
2c Georeferenziert 2D+1D f(X0, Y0, α, MP, H) Bau- Typisch für Ingenieurbauwerke,
werk wird von BIM-Software nur teil-
weise unterstützt, obwohl der IFC-
Standard einen Projektmaßstab
unterstützt. Geeignet für größere
Projektausdehnung.
Bei Variante 2a wird der Projektmaßstab MP einfach vernachlässigt. Diese Variante wird durch „ty-
pisches“ Hochbau BIM unterstützt. Im Extremfall (z. B. bei sehr großem UTM-Projektmaßstab im
östlichen Bayern) können Bauteile von 100 m Länge im Vermessungssystem bis zu 10 cm abwei-
chen, wenn die Streckenreduktion nicht angebracht wird. Auch beim Importieren von Geodaten, zum
Beispiel Topographie, Stadtmodell oder Grundstücksgrenzen in die BIM-Software treten Abweichun-
gen auf: Ab 100 m Entfernung vom Projektbasispunkt sind Abweichung bis zu 10 cm zwischen Geo-
daten/Vermessung und (falsch transformierten) Koordinaten im BIM möglich. Zur groben Abschät-
zung, wie sich die Abweichungen auswirken sind diese in der folgenden Tabelle dargestellt.
2.2 Georeferenzierung 63
Variante 2b minimiert die Auswirkung des Projektmaßstabs, indem die vorliegenden, amtlichen Geo-
daten im ETRS89/UTM in ein geodätisches Ersatzsystem mit kleinerem Maßstab umrechnet werden,
zum Beispiel in die früher gebräuchlichen GK-Koordinaten. Auch die Vermessung findet dann in
diesem Ersatzsystem statt. Die Transformation zwischen Ersatzsystem zu BIM erfolgt wie in Variante
2a ohne Maßstab MP. Während sich aufgrund der projektiven Verzerrung bei Gauß-Krüger mit bis
zu +1,5 cm pro 100 m und einer zusätzlich entgegengesetzt wirkende (–) Verzerrung durch die Ge-
ländehöhe ein Maßstab von lediglich bis ca. ±1 cm pro 100 m ergibt, führt die UTM-Projektion mit
bis zu –4 cm pro 100 m und einer additiv wirkenden (–) Höhenverzerrung wie oben beschrieben zu
einem wesentlich größeren Maßstab von bis zu ca. –5 cm pro 100 m.
Die Varianten 2a und 2b stellen den Stand der Technik dar. Die zum Teil auftretenden großen Ab-
weichungen, die aufgrund falscher Transformation, zwischen Geodaten und Bauwerkmodell entste-
hen, werden hingenommen.
Aus geodätischer Sicht, wäre das Maßstabsproblem mit Variante 2c weitestgehend gelöst. Wenn
BIM-Software den Projektmaßstab MP beim Import und Export von Geodaten anbringt, gäbe es nur
bei sehr großen Projekten Differenzen, weil sich der Projektmaßstab in Ost-West-Richtung langsam,
aber kontinuierlich ändert (Maßstabsgradiente).
Zu beachten ist, dass die Varianten 2a, 2b und 2c jeweils den Höhenunterschied aufgrund der Erd-
krümmung vernachlässigen. Bei 100 m Entfernung über Projektbasispunkt entstehen so Höhenab-
weichungen von > 1 cm, also eine signifikante Abweichung zwischen ZBIM = 0 und geodätischer Höhe
H im > 100 m entfernten Punkt.
Die Festpunkte können im jeweiligen projizierten Koordinatenreferenzsystemsystem (z. B. ETRS89/
UTM) angelegt, verdichtet und verwendet werden.
Wie anspruchsvoll die Wahl des Koordinatensystems bei lang gestreckten Bauvorhaben schon in
der bisherigen Kombination aus Lage und Höhe ist, kann beispielhaft den Publikationen von Mach-
einer (2015) für drei Beispiele aus dem Tunnelbau und Windischer et al. (2019) für das Beispiel des
Brenner-Basistunnels (BBT) entnommen werden. Das klug gewählte Projektkoordinatensystem und
der vorteilhafte Nord-Süd-Verlauf des BBT lassen es zu, dass eine exemplarische Modellierung in
BIM gelingt. In Jaud (2020) wird auch diskutiert, wie durch Übergangszonen entlang der Trasse,
abrupte Maßstabswechsel zwischen Koordinatenreferenzsystemen verhindert werden können.
Auch der Umgang mit großen Koordinatenwerten, wie sie bspw. bei der Verwendung von UTM- oder
GK-Koordinaten vorkommen, kann die Software vor Schwierigkeiten stellen, sodass mit gekürzten
Koordinaten gearbeitet werden muss. Software anderer Hersteller hingegen ist vereinzelt in der Lage
von vornherein mit Projektionskoordinaten umzugehen. Während dies in closedBIM-Projekten durch
einheitliche Vorgaben und Templates gelöst werden kann, stellt dies in Projekten mit BIM-Software
unterschiedlicher mitunter ein nicht zu unterschätzendes Problem dar. Wegen der zunehmenden
Bedeutung dieser Funktionalität gibt es eine hohe Volatilität auch zwischen den Release-Versionen
der Software des gleichen Herstellers.
66 2 Grundlagen
Grundsätzlich gilt: Die Fähigkeit und Art des Umgangs mit Georeferenzierung ist vor Projektbeginn
in der angestrebten Softwarearchitektur zu prüfen. Die Programmeinstellungen zum georeferenzier-
ten Projektbasispunkt, Nordrichtung, Metadaten und – wenn möglich – Projektmaßstab für „Export“
und „Import“ müssen allen Projektpartnern zugänglich gemacht werden und als verpflichtend (z. B.
in den AIA) festgelegt werden. Einige Softwareprogramme bieten darüber hinaus einen Koordinati-
onskörper zur volumetrischen Visualisierung der Georeferenzierung in das Modell aufzunehmen.
Der Koordinationskörper ist für die visuelle Kontrolle der Georeferenzierung unterschiedlicher Mo-
delle geeignet.
Abb. 2.2-7: LoGeoRef – eine einfache Metrik für die Qualität der Georeferenzierung
von Bauwerksmodellen.
2.2 Georeferenzierung 67
IfcProject
30 ObjectPlacement
40
IfcGeometric
IfcLocalPlacement IfcSite
RepresentationContext
World
IfcAxis2Placement3D RefLatitude 20 Coordinate
True
North
RefLongitude System
Location RefEelevation
Axis XOR LandTitleNumber IfcAxis2Placement
RefDirection XOR SourceCRS
SiteAddress
Location
Axis
RefDirection
XOR
TargetCRS
IfcProjectedCRS IfcMapConversion
Abb. 2.2-8: Die Industry Foundation Classes (IFC) weisen viele unterschiedliche Konzepte für die
Georeferenzierung aus. Mit den Level of Georeferencing (LoGeoRef) (Clemen & Görne 2019) kann
vereinbart werden, welches Konzept bei der Datenübergabe in einem BIM Projekt
verwendet werden soll.
68 2 Grundlagen
Zusammenfassung
Die Georeferenzierung von digitalen Bauwerksmodellen stellt einen wesentlichen Aspekt zur korrek-
ten Verknüpfung von Fachmodellen unterschiedlicher Gewerke und Fachdomänen dar und wird
durch den voranschreitenden Einsatz von BIM im Infrastruktur- und Ingenieurbau zunehmend wich-
tiger. Dies ist nicht nur allein den hohen Genauigkeitsansprüchen geschuldet, welche die konse-
quente Berücksichtigung der geometrisch-physikalischen Realität auf der Erde erfordert, sondern
auch getrieben durch die Notwendigkeit der Integration und Verknüpfung mit Geodaten bei Planung,
Bau und Betrieb. Die Georeferenzierung eines BIM-Projekts kann je nach Anwendungsfall eine kom-
plexe Fragestellung sein, die in der Praxis nicht unterschätzt werden sollte. Dieses Kapitel gibt eine
kompakte Einführung in die wesentlichen Aspekte der Georeferenzierung und versucht Lösungen
aufzuzeigen, wie diese in der Praxis gelöst werden kann.
Literatur
buildingSMART Australasia (2020): User Guide for Geo-referencing in IFC. https://www.build-
ingsmart.org/standards/bsi-standards/standards-library/.
Clemen, C.; Görne, H. (2019): Level of Georeferencing (LoGeoRef) using IFC for BIM. In: Journal
of Geodesy, Cartography and Cadastre, 10/2019, S. 15-20.
International Standard Organization (2021): ISO/TR 23262:2021 – GIS (geospatial)/BIM interopera-
bility.
Heunecke, O. (2017): Planung und Umsetzung von Bauvorhaben mit amtlichen Lage- und Hö-
henkoordinaten. In: zfv, 3/2017, S. 180-186.
Jaud, Š.; Donaubauer, A.; Heunecke, O.; Borrmann, A. (2020): Georeferencing in the context of
building information modelling. In: Automation in Construction, Vol. 118/2020.
Macheiner, K. (2015): Drei große Eisenbahn-Tunnelprojekte in Österreich – ein Vergleich ausge-
wählter Aspekte aus der Sicht der ingenieurgeodätischen Praxis. In: Vermessung & Geoinfor-
mation (4), S. 221-234.
Wiki Commons: Von Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de, CC BY-SA
3.0 de. https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35392837.
Windischer, G.; Hofmann, M.; Glatzl, R.; Bergmeister, K. (2019): Modellierung von Tunnelbauwer-
ken in BIM Systemen unter Berücksichtigung besonderer Referenzsysteme für den länderüber-
greifenden Lage- und Höhenbezug. In: allgemeine vermessungs-nachrichten (avn), 126 (6-7),
S. 123-130.
Witte, B.; Sparla P.; Blankenbach, J. (2020): Vermessungskunde für das Bauwesen mit Grundla-
gen des Building Information Modeling (BIM) und der Statistik. Berlin/Offenbach: Wichmann.
Wunderlich, Th. (2020): Misalignment – Can 3D BIM Overrule Professional Setting-out According
to Plane and Height? Contributions to International Conferences on Engineering Surveying,
Springer Proceedings in Earth and Environmental Sciences.
2.3 CAD, BIM und GIS – digitale Modelle der gebauten Umwelt 69
Zahlreiche Systeme, Modelle und Formate zur Erstellung, Verarbeitung und Repräsentation von
3D-Modellen der gebauten Umwelt wurden in der Vergangenheit entwickelt und fanden weitrei-
chende Verwendung in ihren Fachdomänen (siehe hierzu auch Kolbe & Donaubauer 2021). Bei der
digitalen Planung mit der BIM-Methode sind vor allem die gemeinsame Nutzung der Modelle, der
Software und Daten aus dem Bauwesen und der Geodäsie von großem Nutzen. Entsprechend den
Anforderungen in den beiden Fachdomänen entstanden jedoch ganz unterschiedliche, grundle-
gende Modellierungsparadigmen, die zur Entwicklung unterschiedlicher Systeme, Modelle und For-
mate führten. Zwei grundlegende Evolutionsstufen überwanden jedoch beide Fachdomänen: Zum
einen von der zweidimensionalen hin zur dreidimensionalen Repräsentation und zum anderen von
der geometrieorientierten hin zur objektorientierten Modellierung.
beispielsweise nicht, welche geometrischen Elemente eine spezielle Wand beschreiben, die zu ei-
nem Gebäude gehören oder welche bauphysikalischen Eigenschaften sie haben. Im Gegensatz zur
einfachen layerbasierten Semantik in CAD-Systemen wird in BIM-Systemen eine Wand explizit als
„Wand“-Objekt modelliert. Solche Objekte haben in einem BIM Informationen, z. B., dass sie senk-
recht stehen, mit anderen Wänden eine Verbindung besteht, über und unter ihnen Decken sind und
dass sie Öffnungen für Türen und Fenster besitzen. Sie beinhalten darüber hinaus Informationen
über ihre Materialien, ob sie innen oder außen sind, tragend oder nicht tragend und ob sie eine
Isolierung oder Verkleidung haben.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen CAD und BIM besteht in der Geometrierepräsenta-
tion. Wie bereits beschrieben, werden CAD-Zeichnungen durch einfache geometrische Elemente
wie Linien und Bögen erstellt. In BIM-Systemen werden die Geometrien der Objekte durch Volumen-
elemente beschrieben, welche auf parametrischen Elementen, Constructed Solid Geometry oder
Sweep basieren, und durch logische Operationen wie „Vereinigung“ oder „Abzug“ gebildet werden.
Um ein Gebäude vollständig durch CAD-Grundrisse, -Schnitte und -Ansichten zu beschreiben, wird
eine Vielzahl von einzelnen CAD-Dateien benötigt. Um bei größeren Projekten den Überblick zu
bewahren, ist ein Control Panel erforderlich wie beispielsweise der „Sheet Set Manager“ von Auto-
CAD. Änderungen in einer Zeichnung betreffen in der Regel auch andere Zeichnungen, welche dann
aufwendig nachgeführt und konsisten gehalten werden müssen. Ein Gebäude, welches mittels der
BIM-Methode entworfen wurde, wird im Gegensatz zu CAD in der Regel in einer Datei gespeichert,
die sämtliche Informationen über das Gebäude beinhaltet, von der grundlegenden Baustruktur bis
zur technischen Gebäudeausstattung, Fußbodenbelag und Bestandteillisten. 2D-CAD-Zeichnungen,
wie Grundrisse, Schnitte und Ansichten, können bei Bedarf aus dem 3D-Modell abgeleitet werden.
Aufgrund der unterschiedlichen Zielstellungen der Anwendungsbereiche gibt es in den beiden Do-
mänen jedoch wesentliche Unterschiede auf System-, Modell- und Formatebene, welche den Da-
tenaustausch und die Datenintegration erschweren. Die bedeutendsten Unterschiede umfassen:
1. das grundlegende Modellierungsparadigma,
2. der Skalenbereich (Ausdehungsbereich) und Inhalt,
3. der Detaillierungsgrad,
4. die Geometrierepräsentation,
5. die Georeferenzierung und
6. die Standards.
Das 1. Modellierungsparadigma der BIM-Methode kann als Top-down-Ansatz betrachtet werden.
Zunächst existiert eine Idee für ein Gebäude, die in einem Modell entwickelt und schließlich in der
realen Welt errichtet wird. Das Ergebnis wird schließlich as-built dokumentiert. Das Ziel eines BIM-
Modells ist somit die korrekte Darstellung der geplanten Welt, welche durch konstruktive Elemente
und Komponenten repräsentiert wird. Im Gegensatz dazu entspricht das Modellierungsparadigma in
einem GIS einem Bottom-up-Ansatz. Es existiert die reale Welt, die durch Beobachtung bzw.
Vermessung erfasst und letztlich in ein Modell überführt wird. Das Ziel eines GIS-basierten Modells
ist daher die korrekte Repräsentation der realen Welt, wobei in der Regel nur sichtbare Objektober-
flächen erfasst und dargestellt werden. Abbildung 2.3-2 verdeutlicht beide Modellierungsansätze am
Beispiel eines Modellausschnitts mit den entsprechenden Objektklassen in IFC und CITYGML 2.0.
Während in einem BIM-Modell (links) die konstruktiven Elemente modelliert werden, werden in einem
3D-Stadtmodell (rechts) die beobachtbaren Objektoberflächen modelliert. Aus Gründen der In-
teroperabilität zwischen IFC und CityGML ist in der aktuellen Version CityGML 3.0 (Kolbe et al. 2021)
neben der oberflächenorientierten auch eine bauteilorientierte Repräsentation vorgesehen (Details
siehe auch Kapitel 2.7).
Die Modellierung in BIM und GIS unterscheidet sich auch in Bezug auf den 2. Skalenbereich (Aus-
dehnungsbereich) und Inhalt der Modelle. Der Skalenbereich der BIM-Modelle umfasst die detail-
lierte Sicht auf ein spezielles Gebäude, von der Grundstruktur bis hin zu einzelnen Komponenten.
Im Gegensatz dazu umfasst der Skalenbereich GIS-basierter 3D-Stadt- und Landschaftsmodelle alle
Gebäude sowie Objekte weiterer thematischer Bereiche (z. B. Verkehrsflächen, Gelände, Gewässer
und Vegetation) einer ganzen Region, Stadt oder eines ganzen Landes (vgl. Abbildung 2.3-3). Über-
schneidungen beider Welten ergeben sich im Bereich der Gebäude und Innenräume der Gebäude.
Abb. 2.3-3: Darstellung der Skalenbereiche und Inhalte der GIS- und BIM-Welt.
Der unterschiedliche Anwendungskontext von BIM und GIS erfordert auch unterschiedliche Definiti-
onen der 3. Detaillierungsgrad der Modelle. Eine in der Praxis etablierte Definition der sogenann-
ten Reifegrade von BIM-Modellen beinhaltet die Spezifikation Level of Development Specification
(BIMForum 2020, VDI 2552 Blatt 4). Die Level of Development (LOD) beziehen sich auf die Fach-
modelle und Leistungsphasen und erlauben die Definition der Detailtiefe von Geometrie und Infor-
mation der Bauteile, vom Entwurf bis zum Betrieb eines Bauwerks. Die Spezifikation beinhaltet dabei
keine definierte Menge an Information, welche in einem Modell vorhanden sein muss, sondern liefert
vielmehr einen Rahmen, mit dessen Hilfe die Spezifizierungen im BIM-Abwicklungsplan (BAP) defi-
niert werden können. Das bedeutet, dass innerhalb einer Leistungsphase der LOD zwischen den
Disziplinen unterschiedlich sein kann. Die LODs sind entsprechend der Spezifikation wie folgt defi-
niert (vgl. Abbildung 2.3-4):
• LOD 100: Vorentwurfsmodell – Konzeptionelle Modellerstellung in Form von Fläche, Höhe,
Volumen, Lage und Ausrichtung.
• LOD 200: Entwurfsmodell – Elemente werden als generisches System, Objekt oder Bau-
gruppe mit ungefähren Mengen, Größe, Form, Lage und Ausrichtung dargestellt.
• LOD 300: Genehmigungsmodell – Elemente werden als spezifisches System, Objekt oder
Baugruppe in Bezug auf Menge, Größe, Form, Lage und Ausrichtung dargestellt.
• LOD 350: Modell zur Angebotskalkulation – enthält Modelldetails und -elemente zur Dar-
stellung, wie Gebäudeelemente mit verschiedenen Systemen und anderen Gebäudeele-
menten verbunden sind.
2.3 CAD, BIM und GIS – digitale Modelle der gebauten Umwelt 73
• LOD 400: Ausführungsmodell – Elemente werden als ein spezifisches System, Objekt oder
eine Baugruppe in Bezug auf Größe, Form, Lage, Menge und Ausrichtung sowie mit zu-
sätzlichen Detaillierungs-, Herstellungs-, Montage- und Installationsinformationen darge-
stellt.
• LOD 500: As-built-Modell – Elemente werden nach quantifizierter Vermessung in Bezug
auf tatsächlicher Größe, Form, Lage, Menge und Ausrichtung dargestellt.
• LOD 600: Facility-Management Modell – das Modell repräsentiert Informationen, die für
das Facility Management relevant sind. Gegebenenfalls kann der geometrische Detaillie-
rungsgrad geringer sein, als beim LOD 500.
LOD 100 LOD 200 LOD 300 LOD 400 LOD 500
Abb. 2.3-4: Level of Development (LOD) (Fertigstellungsgrad) der Bauteile eines Raums in BIM
(Aardeplan 2014).
Der Detaillierungsgrad in GIS-basierten 3D-Modellen adressiert den Aspekt des Maßstabs in Karten
und wird durch die sogenannten Levels of Detail (LOD) definiert. Anders als in BIM-LODs werden
hier Inhalte der Modelle nach dem Prinzip der Generalisierung definiert, d. h., dass in einer niedrigen
LOD-Stufe Objekte geometrisch weniger detailliert modelliert werden. Die LODs in 3D-Stadt- und
Landschaftsmodellen sind nach CityGML 3.0 wie folgt definiert (vgl. Abbildung 2.3-5):
• LOD 0: stark generalisiertes Modell,
• LOD 1: „Klötzchenmodell“/extrudierte Geometrien,
• LOD 2: realitätsnahe, aber immer noch generalisiertes Modell,
• LOD 3: hochdetailliertes Modell.
Abb. 2.3-5: Repräsentation eines Gebäudes (Gebäudehülle) in LOD0 bis LOD3 (Kolbe et al. 2021).
Frühere Definitionen sahen mit LOD 4 ein eigenes LOD für den Innenraum von Bauwerken vor. Die
Repräsentation des Innenraums war im LOD 4 an eine hochdetaillierte Repräsentation der Gebäu-
dehülle gekoppelt. Die Praxis zeigte jedoch, dass diese Definition nicht alle Anwendungsfälle ab-
deckt. So kann es zum Beispiel erforderlich sein, ein LOD1 Gebäude mit einer Repräsentation des
Innenraums zu kombinieren (zum Beispiel in Form von Grundrissplänen). Das aktuelle LOD-Konzept
74 2 Grundlagen
unterscheidet daher nicht mehr nach Außen- und Innenraum und lässt die Kombination von Objekten
unterschiedlicher LOD in einem 3D-Modell zu. Weitere Details zum LOD-Konzept können in Kolbe
et al. (2021) und Löwner et al. (2016) nachgelesen werden.
Die grundlegend verschiedenen Modellierungsparadigmen in BIM und GIS bedingen insbesondere
auch unterschiedliche 4. Geometrierepräsentationen der Modelle. In einem BIM-Modell werden
die Bauteile und Komponenten eines Gebäudes durch Volumenkörper geometrisch repräsentiert.
Diese Volumenelemente basieren zunächst auf geometrischen Grundkörpern, wie parametrischen
Elementen, Constructive Solid Geometry (CSG) oder Sweep, welche dann durch logische Operati-
onen, wie Vereinigung oder Abzug, kombiniert werden, und das Bauteil geometrisch repräsentieren
(vgl. Abbildung 2.3-6, links). Im Gegensatz dazu werden in einem GIS-basierten 3D-Modell die sicht-
baren Begrenzungsflächen, die z. B. einen Raum umschließen, durch Randflächenbeschreibung
(engl. Boundary Representation (B-Rep)) repräsentiert. Die Randflächen werden durch planare, ge-
schlossene Polygone geometrisch beschrieben, wobei die Form und Orientierung (Vorder-/Rück-
seite) der Polygone durch die Reihenfolge der Polygonstützpunkte definiert ist (vgl. Abbildung 2.3-6,
rechts).
Abb. 2.3-6: Geometrierepräsentation in BIM durch parametrische Elemente, CSG oder Sweep und
logischer Verknüpfung der Grundelemente (links) und in GIS durch Akkumulation aller umschlie-
ßenden Begrenzungsflächen (B-Rep) (rechts). Adaptiert von (Kolbe & Plümer 2004).
Die parametrische Geometrierepräsentation in BIM-Modellen eignet sich gerade für den Entwurf von
Gebäuden, da Bauteile häufig rechtwinklig, parallel oder senkrecht platziert werden und Anpassun-
gen der Abmessungen leicht durch das Verändern eines Parameters, wie der Breite, Höhe oder Tiefe
erfolgen können. Nicht so einfach ist jedoch das Abgreifen von Koordinaten beliebiger Gebäude-
punkte aus der parametrischen BIM-Geometrie. Koordinaten von Gebäudeecken, die z. B. zur Ab-
steckung einer Achse oder zur räumlichen Indexierung in Datenbanksystemen benötigt werden, sind
im Gegensatz zur Randflächenbeschreibung häufig nicht explizit gespeichert und müssen im BIM-
System zunächst definiert und berechnet werden. Die Randflächenbeschreibung eignet sich beson-
ders zur Repräsentation der beobachtbaren Welt und ermöglicht eine einfache Weise, z. B. auch
verformte oder gekippte Wandoberflächen, entsprechend einer as-built-Vermessung, abzubilden.
Jedoch sind geometrische Relationen nur implizit durch die Geometrie vorhanden, was das Durch-
führen von Änderungen erschwert.
Ein weiterer – vor allem aus geodätischer Sicht – bedeutender Unterschied zwischen BIM und GIS
besteht in der 5. Georeferenzierung der räumlichen Daten. Die mathematischen Modelle der geo-
dätischen Koordinatenreferenzsysteme (CRS), z. B. ETRS89, erlauben die räumliche Repräsenta-
tion von Objekten in Bezug zur gesamten Erde, während sich lokale Projektkoordinatensysteme
(PCS) in BIM-Systemen lediglich zur geometrischen Beschreibung eines bestimmten Bauwerks eig-
nen, unabhängig von anderen Objekten in seiner Umgebung. Die eigentliche Georeferenzierung ei-
nes BIM-Projekts erfolgt in der Regel durch einen Referenzpunkt der Projektgeometrie, welchem
2.3 CAD, BIM und GIS – digitale Modelle der gebauten Umwelt 75
Koordinaten des übergeordneten CRS zugeordnet werden sowie ggf. durch eine Rotation zum geo-
graphischen Norden.
Tabelle 2.3-1 fasst die wesentlichsten Merkmale und Unterschiede zwischen einem lokalen PCS und
einem geodätischen CRS (hier am Beispiel ETRS89) zusammen, welche bei der Georeferenzierung
beachtet werden müssen (Kaden & Clemen 2017).
Zonen- Nein Ja
wechsel PCS wird in der Regel über ge- Durch definierte Zonengrenzen
samtes Planungsgebiet definiert der UTM-Projektion
Transformation erforderlich bei Bauwer-
ken, welche Zonengrenzen schneiden
Abbildungs- Nein Ja
verzerrung 1:1 bis zu ~ 400 ppm
—> Planungen in BIM erfolgen —> Korrektur muss bei der Nutzung
i. d. R. maßstabsfrei von GIS-Daten in BIM angebracht wer-
den
Höhenreduk- Nein Ja
tion: 1:1 1 km in 500 m ü. NN
—> Planungen in BIM erfolgen ca. 8,5 cm kürzer
i. d. R. maßstabsfrei —> Korrektur muss bei der Nutzung
von GIS-Daten in BIM angebracht wer-
den
Tab. 2.3-1: Unterschiede zwischen einem lokalen PCS und einem geodätischen CRS
(hier am Beispiel ETRS89).
Ein weiterer Unterschied zwischen der BIM- und der GIS-Welt betrifft die 6. Standardisierung (siehe
auch Kapitel 2.7). Unterschiedliche Standardisierungsorganisationen haben die Entwicklungen der
Datenmodelle und -formate vorangetrieben, was zu einer Reihe von strukturellen Unterschieden der
Datenmodelle und -formate führte. Die Entwicklungen und die Standardisierung in der BIM-Welt wur-
76 2 Grundlagen
den überwiegend durch die buildingSMART International (bSI) geleitet. Ein Ergebnis der Standardi-
sierung sind die Industry Foundation Classes (IFC), ein Datenmodell und Austauschformat für BIM,
welches auf einer Reihe von Normen basiert (z. B. ISO TC 184/SC4, ISO/PAS 16739) und unter
Verwendung der Modellierungssprache EXPRESS erstellt wurde. Im Gegensatz dazu werden die
Entwicklungen und Standardisierung in der GIS-Welt durch das OPEN GEOSPATIAL CONSORTIUM
(OGC) sowie des ISO TC 211 begleitet. Ein wichtiges Datenmodell und Austauschformat für 3D-
Stadt- und Landschaftsmodelle ist die bereits erwähnte City Geography Markup Language (Ci-
tyGML), welche im Gegensatz zu IFC auf der Normenreihe ISO 191xx-Familie des ISO TC 211 ba-
siert und mittels der Unified Modeling Language (UML) modelliert wurde. Um die Interoperabilität der
BIM- und GIS-Welt zu verbessern, wurde zwischen der bSI sowie dem OGC und ISO eine offizielle
Liaison beschlossen, um zukünftige Entwicklungen von Standards zu Datenmodellen und -formaten
in Absprache und teilweise in enger Zusammenarbeit zwischen den entsprechenden Arbeitsgruppen
durchzuführen. Dies geschah z. B. bei der Entwicklung des IFC-Alignment-Konzepts zur Modellie-
rung von Infrastrukturprojekten durch die bSI Expertengruppe IFC Rail/IFC Road mit der OGC Land-
Infra Arbeitsgruppe, bei der Entwicklung neuer IFC-Koordinatenoperationen durch das bSI, die in
enger Absprache mit dem OGC erfolgt, sowie im Rahmen der Arbeitsgruppe Integrated Digital Built
Environment (weitere Informationen hierzu siehe Gilbert et al. 2020).
Aufgrund der oben beschriebenen strukturellen Unterschiede – beispielsweise bei der Geometriere-
präsentation – ist jedoch absehbar, dass trotz Kooperation der Standardisierungsgremien eine voll-
ständige Harmonisierung der Modelle aus den verschiedenen Fachdomänen nicht erreicht werden
kann. Möglichkeiten zur Integration von BIM und GIS werden im Kapitel 2.3.4 beschrieben.
Abb. 2.3-7: Baumkataster als Geofachdaten mit der Stadtgrundkarte als Geobasisdaten
am Beispiel der Stadt Frankfurt am Main (https://geoportal.frankfurt.de).
2.3-8: Postleitzahlbezirke als Geofachdaten mit den Luftbildern als Geobasisdaten am Beispiel
der Stadt Frankfurt am Main (https://geoportal.frankfurt.de).
In vielen Fällen liegen die Geofachdaten als 2D-Daten bzw. als 2,5D-Daten (mit einer Höhen- bzw.
Tiefeninformation als Attributwert) vor.
78 2 Grundlagen
Für das Zusammenspiel von BIM und GIS spielen die amtlichen Geobasisdaten eine entscheidende
Rolle (siehe auch den Beitrag von Reuters im Kapitel Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefun-
den werden.). Sie bilden in allen Bau- und Infrastrukturvorhaben den Ausgangspunkt der Planung
und liefern wichtige Basisinformationen zum aktuellen Zustand des Planungsgebietes. Daher wird
im Folgenden ein kurzer Überblick über die Produkte gegeben. Für eine vertiefte Darstellung sei auf
AdV (2021a) bzw. Kummer et al. (2020) verwiesen.
Liegenschaftskataster
Das Liegenschaftskataster (ALKIS) ist das von der Vermessungs- und Kastasterverwaltung geführte
öffentliche Register zum landesweiten Nachweis von Grundstücken und Gebäuden (Liegenschaf-
ten). Es enthält im grafischen Teil die einzelnen Flurstücke mit ihren Grenzen, die Gebäude, die
Nutzungsarten mit ihren Grenzen sowie in einigen Bundesländern topographische Gegenstände und
das Ergebnis der Bodenschätzung. Im beschreibenden Teil enthält es u. a. die Angaben zum Flur-
stück, wie Flurstückskennzeichen, Fläche und Lagebezeichnung, öffentlich-rechtliche Festlegungen,
wie Hinweise auf Baulasten und die Eigentümerinformationen.
Aus dem Liegenschaftskataster werden außerdem die amtliche Hauskoordinaten und die Hausum-
ringe als eigene Produkte abgeleitet und bundesweit zentral bereitgestellt.
Geotopographie
Die Geotopographie verfolgt das Ziel, die reale Landschaft zu beschreiben. Wesentliche Inhalte sind
Siedlungen, Verkehrsnetze, Vegetation, Gewässer und Geländeformen sowie Grenzen politischer
und administrativer Einheiten. Alle Produkte werden unter dem Begriff ATKIS zusammengefasst. Zu
ATKIS gehören die Digitalen Landschaftsmodelle (DLM), amtliche Digitale Topographische Karten
(DTK), Digitale Geländemodelle und Digitale Orthophotos (DOP).
Die Digitalen Landschaftsmodelle beschreiben die topographischen Objekte der Landschaft und
das Relief in Vektorform. Landschaftsmodelle liegen in unterschiedlicher Informationsdichte als
• Digitales Basislandschaftsmodell – Basis-DLM,
• Digitales Landschaftsmodell 50 – DLM50,
• Digitales Landschaftsmodell 250 – DLM250,
• Digitales Landschaftsmodell 1000 – DLM1000
vor. Die Nummer multipliziert mit 1.000 geben den ungefähr zu verwendenden Maßstabsbereich
wieder.
Amtliche (Digitale) Topographische Karten sind auf den jeweiligen Landschaftsmodellen er-
zeugte digitale, georeferenzierte Rasterkarten. Sie werden in folgenden Maßstäben bereitgestellt:
• (Digitale) Topographische Karte 1:25 000 – DTK25,
• (Digitale) Topographische Karte 1:50 000 – DTK50,
• (Digitale) Topographische Karte 1:100 000 – DTK100,
• (Digitale) Topographische Karte 1:250 000 – DTK250,
• (Digitale) Topographische Karte 1:1.000 000 – DTK1000.
Digitale Geländemodelle (DGM) sind numerische, auf ein regelmäßiges Gitter reduzierte Modelle
der Geländehöhen und -formen. Folgende Detailstufen werden bereitgestellt:
• Digitales Geländemodell Gitterweite 1 m = DGM1,
• Digitales Geländemodell Gitterweite 2 m = DGM2,
2.3 CAD, BIM und GIS – digitale Modelle der gebauten Umwelt 79
Digitale Orthophotos (DOP) sind verzerrungsfreie- und maßstabsgetreue Abbildung der Erdober-
fläche, die durch photogrammetrische Verfahren aus Luftbildern abgeleitet wird. DOP sind also digi-
tale georeferenzierte Luftbilder, die als Geobasisdaten flächendeckend in den Auflösungen DOP 20
(20 cm pro Pixel), DOP 40 (40 cm pro Pixel) und in einigen Bundesländern als DOP10 (10 cm pro
Pixel) als Rasterdaten bereitgestellt werden. Sie eigenen sich besonders als Hintergrundinformation
für Planungs- und Visualisierungszwecke (vgl. Abb. 2.3-8).
Weitere Produkte
Neben den Standardprodukten der AdV bieten einige Bundesländer noch weitere Produkte an. Be-
sonders interessant sind dabei die Digitalen Oberflächenmodelle (DOM) und die 3D-Messdaten
(Punktwolken).
Bei den Digitalen Oberflächenmodellen handelt sich um digitale, numerische, auf ein regelmäßi-
ges Gitter reduzierte Modelle der Höhen und Formen der Erdoberfläche inklusive Bauwerke und
Vegetation:
• Digitales Oberflächenmodell Gitterweite 0,1 m = DOM01,
• Digitales Oberflächenmodell Gitterweite 0,2 m = DOM02,
• Digitales Oberflächenmodell Gitterweite 0,4 m = DOM04,
• Digitales Oberflächenmodell Gitterweite 1 m = DOM1,
• Digitales Oberflächenmodell Gitterweite 5 m = DOM5.
DOM werden nach ihrer Gitterweite strukturiert. DOM größerer Gitterweite werden in der Regel aus
dem DOM mit der geringsten verfügbaren Gitterweite mittels Neuinterpolation automatisiert abgelei-
tet.
Die 3D-Messdaten (Punktwolken) sind unregelmäßig verteilte Messpunkte und/oder linien- oder
flächenhafte Strukturen der Erdoberfläche. Linienhafte und flächenhafte Strukturen sind zum Bei-
spiel Kantenlinien und Böschungsflächen. Flächendeckende Punktwolken werden durch Airborne
Laserscanning (ALS) oder mithilfe von Dense Image Matching (Bildkorrelation) gewonnen. Dabei
werden sowohl dauerhaft mit der Erdoberfläche verbundene als auch temporär zum Erfassungszeit-
punkt auf der Erdoberfläche befindliche Gegenstände erfasst.
3D-Messdaten können allgemein die Klassifizierung in Boden- oder Nicht-Bodenpunkte als Attribut
tragen. Je nach verwendetem Klassifizierungsverfahren können Nicht-Bodenpunkte detaillierter un-
terschieden werden nach der Zugehörigkeit zu Gebäuden und Bauwerken oder mehreren Vegetati-
onsstufen. Bäume, Masten, Hochspannungsleitungen sowie Autos sind ggf. Bestandteil der Nicht-
Bodenpunkte“ (AdV 2019b). Die 3D-Messdaten bieten in der Lage eine Genauigkeit von ±30 cm und
in der Höhe von ±15 cm. Ein Beispiel zur Visualisierung von Punktwolken zeigt Abbildung 2.3-10.
Abb. 2.3-10: Visualisierung eines Ausschnitts einer farbigen Punktwolke in Kreis Recklinghausen.
2.3 CAD, BIM und GIS – digitale Modelle der gebauten Umwelt 81
Gelände- und Oberflächenmodelle werden zunehmend im Rahmen von Realwelt- und Planungsmo-
dellierungen genutzt. So werden beispielsweise Daten der Digitalen Geländemodelle mit einer Ras-
terweite von 10 m und kleiner für die Darstellung der Geländeoberfläche in flächendeckenden Visu-
alisierungen von Stadt- und Landschaftsmodellen genutzt. Diese liefern durch Verschneidung der
Gebäude- und Bauwerkskörper den Höhenbezug der Objekte des Stadtmodells.
Aber nicht nur für Visualisierungen, sondern insbesondere auch für Auswertungen, liefern die Ober-
flächen- und Geländemodelle wertvolle Informationen. Dazu gehören Hochwassersimulationen, Ge-
wässerplanungen, Auf- und Abtragsberechnungen bis hin zu Echtzeit-Neigungsberechnungen für
die Fahrzeugnavigation im Gelände.
Die DGM- und DOM-Daten werden im BIM-Prozess i. d. R. zusammen mit Zwangslinien (Kantenli-
nien, Bruchkanten) mithilfe einer Delaunay-Triangulation zu optimalen linienhaften Geländemodellen
umgewandelt (vgl. Abb. 2.3-11). Dies wird insbesondere bei der Aufteilung von DGM und für die
Erstellung von Quer- und Längsprofilen, Massenberechnungen und Interpolation von Höhenlinien
erforderlich. DGM bilden die Grundlage für Mengenermittlung und Oberflächenuntersuchungen, z. B.
zur Straßenentwässerung im Bereich von Knotenpunkten.
Digitale Geländemodelle des amtlichen Vermessungswesens können eine gute und wirtschaftliche
Grundlage für flächenhafte Vor- und Detailplanungen im Bestand sein. Dabei kommen DGM1 für
Einzelobjekte und (zusätzlich) höhere Rasterweiten für Infrastrukturprojekte infrage.
Immer mehr Bundesländer stellen ihre Daten als Open Data flächendeckend zum Download bereit.
Im Laufe des Planungsverfahrens werden verschiedene Fortschreibungen der DGM (Bestand, Pla-
nungsvarianten) erforderlich, die auch z. B. mittels Drohnenbefliegungen hochaktuell ermittelt wer-
den.
3D-Gebäudemodelle
Die 3D-Gebäudemodelle werden von den Vermessungsverwaltungen aus einer Kombination aus
dem Liegenschaftskataster und der Geotopographie abgeleitet. Im Wesentlichen sind dies der Ge-
bäudegrundriss aus dem Liegenschaftskataster, Ergebnisse aus photogrammetrischen Bild- und La-
82 2 Grundlagen
serdaten sowie Höheninformationen (Kummer et al. 2020), die zur Ableitung dreidimensionaler Ge-
bäudemodelle genutzt werden. Wie schon in Abschnitt 2.3.2 beschrieben, sind diese in sogenannte
Level of Detail (LOD) unterschieden. Mittlerweile sind sowohl der LOD1- als auch der LOD2-Stan-
dard bundesweit verfügbar und können über das Datenformat CityGML bezogen werden. Ein Update
der Daten erfolgt jährlich. Die Abbildung 2.3-12 zeigt eine Visualisierung des LOD2-Standards am
Beispiel von Koblenz.
Abb. 2.3-12: Visualisierung eines Ausschnitts des LOD2 am Beispiel von Koblenz
(http://www.rheinland-pfalz-in-3d.rlp.de/).
Übergeordnetes Datenmodell
Um Informationsverluste auszuschließen, wie sie sowohl bei der Konvertierung von IFC nach Ci-
tyGML als auch bei der Konvertierung von CityGML nach IFC auftreten, kommt als weiterer Integra-
tionsansatz die Konvertierung in ein übergeordnetes Modell infrage. El-Mekawy (2012b) beschreibt
mit dem Unified Building Model (UBM) ein derartiges Modell, welches eine Obermenge aller Kon-
zepte aus IFC und CityGML enthält. Dieses Modell könnte als Grundlage für eine bidirektionale
Transformation zwischen IFC und CityGML dienen, es müssten jedoch zunächst Applikationen ent-
wickelt werden, die das übergeordnete Modell implementieren. De Laat & Van Berlo (2010) beschrei-
84 2 Grundlagen
ben einen Ansatz für ein übergeordnetes Modell, das durch die Erweiterung einer CityGML-Daten-
basis um IFC-relevante Informationen (Objekte und Attribute/Relationen) mittels des ADE-Konzepts
(ADE = Application Domain Extension) definiert wird. Damit ist es möglich, Daten beider Schemata
in einer modellbasierten Datenbank zu speichern und auszuwerten.
Verlinkung
Ein weiterer Ansatz ist die Informationen in Datenbank-Implementationen beider Datenschemata
über gegenseitige Links zu verknüpfen und so eine gemeinsame Auswertung zu ermöglichen. In
beiden Standards ist die Möglichkeit zur Referenzierung externer Objekte bereits gegeben. Der Vor-
teil bei diesem Ansatz ist, dass z. B. keine aufwendigen Transformationen der IFC-Geometrien in
Boundary Representations mehr stattfinden müssen.
Zusammenfassung
Die Konzepte und Modelle von CAD, BIM und GIS basieren auf unterschiedlichen Zielsetzungen und
Herangehensweisen zur Erstellung von digitalen Planungs- und Bestandsdaten. Während bei CAD-
Systemen das traditionelle Zeichnen von Plänen in Form von Grundrissen, Schnitten und Ansichten
nachgebildet werden, werden in einem BIM-System die realen Weltstrukturen in Form von 3D-Real-
weltobjekten modelliert. Kern der BIM-Modellierung sind demnach nicht die geometrischen Elemente
Punkte, Linien und Flächen, sondern Realweltobjekte, wie Gebäude, Wände, Böden, Fenster und
Türen. Eine CAD-Zeichnung – ist diese auch dreidimensional erstellt und durch eine Layerstruktur
sowie Attribute angereichert – kann nicht durch einen einfachen Formatwechsel in ein regelkonfor-
mes BIM-Modell überführt werden.
Aufgrund der unterschiedlichen Zielstellungen der Anwendungsbereiche von BIM und GIS gibt es in
den beiden Domänen wesentliche Unterschiede auf System-, Modell- und Formatebene, welche den
Datenaustausch und die Systemintegration erschweren. GIS-Daten und vermessungstechnische La-
gepläne stellen jedoch eine wichtige Grundlage für Bauwerks- und Infrastukturplanungen dar und
müssen in einem BIM-System räumlich, semantisch und syntaktisch möglichst verlustfrei und korrekt
integriert werden können. Darüber hinaus müssen Vermessungsdaten, wie Absteckkoordinaten,
richtig georeferenziert aus dem BIM-System ausgegeben werden können.
Mittlerweile sind die Bedeutung des möglichst verlustfreien Austauschs zwischen den Anwendungs-
domänen CAD, BIM und GIS erkannt und es werden Lösungen entwickelt, um die Interoperabilität
zwischen den Anwendungsdomänen voranzutreiben.
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86 2 Grundlagen
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„die Disziplin von der Aufnahme, Absteckung und dem Monitoring lokaler und regionaler geometrie-
bezogener Phänomene mit besonderer Berücksichtigung von Qualität, Sensorik und Bezugssyste-
men“ (Kuhlmann et al. 2013). Die aktuellen methodischen Entwicklungen sind vor allem von der
zunehmenden Integration der Messung und Analyse in anspruchsvolle Bau-, Fertigungs- und Über-
wachungsprozesse gekennzeichnet, sowie vom Übergang auf raumkontinuierliche Verfahren (Kuhl-
mann et al. 2013). Mit der zunehmenden Einführung von BIM ändern sich damit auch die Aufgaben,
Prozesse und Rollen der Ingenieurgeodäsie.
Schlussendlich wird der Vermessungsingenieur künftig gefordert sein, diese Arbeiten und Festle-
gungen in der dreidimensionalen BIM-Welt durchzuführen. In welcher Form am Ende der Nachweis
gegenüber der Genehmigungsbehörde zu erfolgen hat – sei es als digitales BIM-Modell oder als
konventioneller 2D-Plan –, wird von der Genehmigungsbehörde festgelegt. Ziel eines kollaborativen
BIM muss es sein, dass die Genehmigungsbehörde auf den ihr frei gegebenen Teil des digitalen
BIM-Datenbestands zugreift. Bis dahin wird allerdings die Generierung eines konventionellen 2D-
Plans aus dem BIM erforderlich sein, um ggf. entsprechende Anforderungen der Genehmigungsbe-
hörde zu erfüllen.
Genauigkeitsgrad/Level of Accuracy
Die LOD bzw. LOIN-Spezifikationen sind jedoch entsprechend des Planungsgedankens auf eine
fehlerfreie und vollständige Informationsmodellierung ausgelegt. Im Fall der Modellierung aus einem
Bestandsaufmaß heraus ist das Modell jedoch mit der begrenzten Messgenauigkeit des verwende-
ten Messverfahrens behaftet. Hinzu kommen Generalisierungen bei der Modellierung, um Abwei-
chungen der tatsächlichen Geometrie von der idealen Form der Bauelemente (z. B. ebene Oberflä-
chen) auszugleichen. Nur bei Kenntnis der Genauigkeit aus Aufmaß und ggf. Modellierung können
z. B. bei einem Vergleich zwischen as-built- bzw. as-is- und as-planned-Modellen belastbare Aussa-
gen zur Übereinstimmung oder zu Abweichungen getroffen werden. Jedes Bauelement eines BIM-
Modells, das durch Aufmaß entwickelt wurde, sollte daher im Gegensatz zum Planungsmodell An-
gaben zur Genauigkeit besitzen.
Für den Grad der Genauigkeit oder Englisch Level of Accuracy (LOA) wurde für das Bauwesen vom
U. S. INSTITUTE OF BUILDING DOCUMENTATION der USIBD Level of Accuracy Specification Guide
herausgegeben (USIBD 2019, Tabelle 2.4-1). Die Angaben zur Genauigkeit basieren auf der in der
Geodäsie bekannten Standardabweichung. Es wurden fünf Klassen (Level; LOA) gebildet, die mit
den Klassifizierungen für die Messgenauigkeit in der deutschen Norm DIN18710-Ingenieurvermes-
sung (Tabelle 2.4-2) übereinstimmen. Dabei ist zwischen der Genauigkeit beim Aufmaß (Mess-
genauigkeit) und bei der Modellierung (Modellierungsgenauigkeit) zu unterscheiden. Die Anforde-
rungen sind bei der Beauftragung getrennt voneinander und bezogen auf die einzelnen Bauteilklas-
sen zu vereinbaren.
LOA50 1 mm * 0*
Tab. 2.4-1: Level of Accuracy; (*) Specified at the 95 percent level (Quelle: USIBD 2019).
Die Spezifikation der Informationstiefe mithilfe der auf die Fertigstellungsgrade aus der Neuplanung
abgestimmten Abstufungen der LOD ist für die Bestanderfassung jedoch mitunter nicht optimal. So
ist die Modellierung nichtsichtbarer Elemente aus dem geodätischen Aufmaß in der Regel nicht mög-
lich und die Anforderungen an die As-is-Modellierung zudem stark vom Anwendungsfall abhängig.
Für BIM im Bestand könnte daher ein separates Schema der Level of As-is-Dokumentation (LOAD)
unter Berücksichtigung der LOA eine sinnvolle Weiterentwicklung darstellen (Wollenberg 2018, Be-
cker et al. 2019).
Aufmaßmethoden
Das Erzeugen digitaler As-is-Modelle kann grundsätzlich durch eine originäre oder sekundäre Da-
tenerfassung erfolgen. Im letztgenannten Fall können existierende Pläne, Listen und Verzeichnisse
als Grundlagendaten für BIM verwendet werden. Aufgrund der für BIM benötigten hohen Aktualität
und Informationstiefe – Letzteres schließt auch die dreidimensionale Geometrie ein – kann die Be-
standsdatenerfassung jedoch häufig nur originär, d. h. durch eine neue oder ergänzende Datener-
fassung vor Ort erfolgen. Für die Erfassung der Geometrie und Semantik können dazu in erster Linie
vermessungstechnische Aufmaßverfahren eingesetzt werden (vgl. z. B. Blankenbach 2015, Blan-
kenbach 2016). Dazu gehören einerseits die Einzelpunkt-basierenden Verfahren des elektronischen
Handaufmaßes und der Tachymetrie sowie andererseits die flächenhafte Datenerfassung mittels
Photogrammetrie und/oder Laserscanning. Entscheidend bei der Datenerfassung für BIM ist jedoch,
dass die verwendete Messmethodik
1. zielgerichtet auf den Zweck und das Datenmodell abgestimmt ist,
2. die Messwerte mit hohem Automatisierungsgrad direkt in die Modellgeometrie des BIM über-
führt werden können und
3. möglichst viel semantische Information miterfasst wird.
Die Methoden zur flächenhaften Datenerfassung – insbesondere 3D-Laserscanning (Abbil-
dung 2.4-1) – bieten den Vorteil einer vollständigen und sehr detaillierten 3D-Datenerfassung in kür-
zester Zeit und erscheinen daher als eine gut geeignete Erfassungsmethode für BIM (vgl. u. a. Cle-
men & Ehrich 2014 und Soft-/Hardwareprodukte in Kapitel 5). Dies ist z. B. in zeitlich nur begrenzt
zugänglichen Bereichen oder bei stark strukturierten Bauwerken von Vorteil. Die Modellierung in die
Klassen des Modells erfolgt jedoch im Post-Processing und mit – in der Regel – hohem manuellem
Aufwand. Methoden zur Erhöhung des Automatisierungsgrads sind seit Jahren Bestandteil von For-
schung und Entwicklung (z. B. Martens & Blankenbach 2019) und auch in BIM-Modellierungssoft-
ware integriert (z. B. PHIDIAS, FARO As-Built™, vgl. Kapitel 5.1.14, Fehler! Verweisquelle konnte
nicht gefunden werden.).
Dabei muss nicht die Messmethodik, die am schnellsten die meisten Rohdaten liefert, die effizien-
teste Methodik für die BIM-Bestandsdatenerfassung sein. Idealerweise erfolgt die Geometriebildung
bereits während des Aufmaßes und mit direkter Zuordnung zu den anhand der Bauteilbibliotheken
gebildeten Instanzen bei gleichzeitiger Erfassung der Semantik. Einzelpunkt-basierende Verfahren
benötigen durch die Diskretisierung der Objektgeometrie einen deutlichen höheren Zeitaufwand bei
der Datenerfassung, haben im Zusammenhang mit BIM jedoch den Vorteil, die Bauteilbildung – bes-
tenfalls ohne Nachbearbeitung – vor Ort vornehmen zu können. Blut & Görtz (2015) zeigen bspw.
ein tachymetrisches Erfassungsverfahren, bei dem mit minimaler Anzahl von Messpunkten unmittel-
bar ein BIM-Modell erstellt werden kann (Abbildung 2.4-2). Auch vereinzelte Softwareprodukte für
das tachymetrische Aufmaß für BIM sind inzwischen am Markt vorhanden (siehe Kapitel 5.1).
Abb. 2.4-2: Prinzip der Einzelpunkt-basierten Erfassung und Modellierung für BIM.
Bei der Modellierung in BIM wird regelmäßig über Regelkörper generalisiert. Dies gilt gleichermaßen
beim Einzelpunkt-basierten wie auch beim flächenhaften Aufmaß. Dies ist durchaus gewollt und für
viele Planungsprozesse im Fall von Umbauten bzw. für Anwendungen in Betrieb und Unterhaltung
des Bauwerks auch ausreichend.
BIM-Software kann nur sehr eingeschränkt mit Abweichungen zur Regelgeometrie der Bauteile (z. B.
unregelmäßige Form) umgehen. Das verformungsgerechte Aufmaß kann daher derzeit nur im Sinne
der Baukontrolle, d. h. dem Abgleich des tatsächlich Gebauten gegen die Planung im BIM, erfolgen
(z. B. Scan vs. BIM, Thurner & Wunderlich 2015, vgl. Abschnitt 2.5.3).
zukünftig von Bauprodukthersteller als „leeres Formular“ verwendet werden, um ihre Produktdaten-
blätter (PDS, product data sheet) mit den Werten ihrer Produkte auszufüllen. Gleichzeitig kann der
Informationsbesteller die ausgefüllten PDS gegen die PDTs validieren. Über die genaue Systemar-
chitektur zur Etablierung der Kataloge, deren Systemarchitektur und nationalen Umsetzung wird der-
zeit diskutiert.
Vermessungsbüro X geoPDS
Geodatenprovider Y geoPDS
Hersteller #1 PDS
Hersteller #2 PDS
Hersteller ... PDS
Hersteller #n PDS
geoPDT
geoPDT
PDT
PDT
PDT
PDT
Property Server
(Einheitliche PDS geoPDS
Produktbeschreibung) validieren validieren
Bauteile/
Bauteile
Topographie
annotieren
annotieren
Data Dictionary
(Einheitliches Vokabular)
PIM/AIM/GIS
Organisation ? Informationsbesteller
Abb. 2.4-3: Produktdaten Templates (PDT) für die einheitliche Beschreibung von Bauprodukten
(grün) und geodätischen Produkten (orange) (Clemen 2019).
Anbindung der BIM-Software können die BIM-Objekte inklusive Semantik bereits während der Da-
tenerfassung oder auf Basis der Rohdaten modelliert werden. Andernfalls bedarf es Austauschfor-
maten bzw. Datenschnittstellen zwischen den unterschiedlichen Systemen. Solche liegen sowohl in
der GIS-Welt (Shape, CityGML etc.) als auch im BIM (z. B. IFC) für den gegenseitigen Austausch
vor. Mit der zunehmenden Verwendung von BIM im Bauwesen sollten die Daten, sofern sie denn
direkt in das BIM integriert werden sollen, seitens der Geodäsie idealerweise in BIM-Formaten (z. B.
IFC) anstelle der CAD-Formate (z. B. DXF) geliefert werden. Dies bedingt wiederum die Möglichkeit
der Ausgabe in BIM-Formaten (z. B. IFC) bei der klassischen geodätischen Modellierungs- bzw. Da-
tenhaltungssoftware.
Insbesondere für flächenhafte Daten wie das DGM ist das Datenmodell des BIM bisher nicht geeig-
net, sodass oftmals in – für derartige Daten optimierten – klassischen Geoinformationssystemen
gearbeitet wird, an die dann das BIM in der Art angebunden wird, dass die relevanten Objekte des
BIM in geeigneter Ausprägung in das GIS überführt oder zur Darstellung und Auswertung angebun-
den werden.
Bezüglich der Möglichkeiten und Erfordernisse der Interoperabilität von BIM und GIS wird an dieser
Stelle auf das Kapitel 2.3 verwiesen.
Absteckung/Ausführungsvermessung
Bei der Absteckung ist es in der Konsequenz zukünftig erforderlich, einen automatisierten Datenfluss
aus dem BIM-Modell bis zur tatsächlichen Absteckung mit dem Vermessungsinstrument (z. B. der
Totalstation) herzustellen (modellbasierte Absteckung). Dazu können die Absteckelemente oder die
94 2 Grundlagen
abzusteckenden Punkte mit ihren Koordinaten direkt in der BIM-Software generiert und auf das Ver-
messungsinstrument übertragen werden. Alternativ wird ein Auszug des BIM-Modells in proprietä-
rem oder offenem Format auf das Vermessungsinstrument portiert, um mit auf dem Vermessungs-
instrument bzw. Bedienelement installierter Software die Absteckelemente zu erzeugen (siehe Ka-
pitel 5.1). Mit der detaillierteren Modellierung der Bauelemente wird die Absteckung sich zunehmend
dahin bewegen, dass nicht nur das äußere Schnurgerüst und ggf. die Bauachsen und einzelne Hö-
hen, sondern dass immer öfter die einzelnen Bauelemente selbst am Bau abgesteckt werden (was
bei komplexen Bauprojekten auch bisher bereits üblich war). Seitens der Instrumenten- und Soft-
warehersteller sind unter dem Begriff „BIM-to-field“ bereits erste Lösungen auf dem Markt (siehe
Kapitel 5.1).
Für die Absteckung relevant ist der geometrische Anteil der Objekte im BIM. Gleichwohl können die
abzusteckenden Objekte aufgrund der Klassifizierung und Semantik (beschreibende Attribute) für
die Absteckung ausgewählt werden. Die beschreibenden Attribute können auch weitere Informatio-
nen, beispielsweise einzuhaltende Toleranzen, enthalten.
IFC, online
Id,x,y,z,Code
Geodätische Fachsoftware
Absteckung: Absteckung:
Punkte auf Messgerät Modell auf Messgerät
Id,dx,dy,dz,Code
Rohdaten Rohdaten
Geodätische Fachsoftware
Id,dx,dy,dz,Cxx,PDF,DOC
Von entscheidender Bedeutung sind die im BIM gewählten und in der Örtlichkeit zur Verfügung ste-
henden Bezugssysteme zur Georeferenzierung (siehe auch Kapitel 2.1). Bei großen, aber örtlich
begrenzten Bauprojekten ist die Wahl eines verzerrungsfreien, örtlichen kartesischen Bauwerksko-
ordinatensystems (vgl. Kapitel 2.1) üblich, das zudem vor Baubeginn in der Örtlichkeit durch ein
entsprechendes Festpunktfeld realisiert wird. Auf dieses kann bei allen Absteckungsarbeiten Bezug
genommen werden. Es wird dann im BIM im Maßstab 1:1 geplant und mit Bezug auf das Festpunkt-
feld im Bauwerkskoordinatensystem ohne Abbildungskorrektionen (aber ggf. unter Berücksichtigung
weiterer vermessungstechnischer Korrekturen, wie die Erdkrümmung) werden die Maße in die Ört-
lichkeit übertragen.
2.4 BIM in der Ingenieurvermessung 95
Komplexer wird es, wenn die Planung im BIM (z. B. bei lang gestreckten oder großräumigen Anla-
gen) wegen der Verwendung umfangreicher Daten aus einem überörtlichen Koordinatenreferenz-
system oder zur Vermeidung von Anschlussdifferenzen zu Nachbargebieten in einem überörtlichen
Koordinatenreferenzsystem (z. B. ETRS89/UTMxx) erfolgt ist oder Maße zur Absteckung in ein
überörtliches Koordinatensystem (z. B. das Landeskoordinatensystem) übertragen werden müssen.
Die auftretenden Korrektionen muss der Geodät bei der Absteckung anbringen. Verwendet man da-
her bei der Planung im BIM ein geodätisches Bezugssystem, so entsprechen die Maße im BIM nicht
der Realität in der Örtlichkeit. Man plant also in diesem Fall mit einem Maßstabsfaktor ungleich 1.
Neben der mathematisch korrekten Durchführung der Absteckung haben organisatorische Aspekte,
Prozessintegration und Dokumentation der Absteckung in BIM eine zentrale Bedeutung. Der Ver-
messungsingenieur braucht Zugriff auf die gemeinsame Datenumgebung (vgl. Kapitel 2.1.4), damit
die Absteckung mit aktuellen und freigegebenen Planungen durchgeführt wird. Nach der Absteckung
werden die durch die Software generierten und durch den Vermessungsingenieur bearbeiteten Ab-
steckungsprotokolle allen Projektbeteiligten in der gemeinsamen Datenumgebung zur Verfügung ge-
stellt werden.
Baukontrolle/Kontrollvermessung/Beweissicherungsvermessung
Ausführungs- und Kontrollvermessungen dienen bei der Errichtung eines Bauwerks oder einzelner
Teile dem Nachweis, ob der Bau gemäß der Planung erfolgt ist bzw. ob Planvorgaben eingehalten
werden, um ggf. (zeitnah) nachbessern zu können. Die vermessungstechnische Erfassung von Ab-
weichungen dient der Beweissicherung bzw. der Dokumentation von Mängeln.
Mit den Ergebnissen der Vermessung zur Bauüberwachung bis hin zum verformungsgerechten Auf-
maß lässt sich die Bauausführung korrigieren oder aber das Modell im BIM an die tatsächliche Bau-
ausführung (as-built) anpassen bzw. im besten Fall im BIM die Zustandsaussage „Planung“ in „Ist-
Zustand“ ändern, um damit das BIM für die Lebenszyklusphase „Betrieb“ des Bauwerks zu ertüchti-
gen.
Das Aufmaß kann in Form von Einzelpunktmessungen mit dem Tachymeter oder der Massenpunk-
taufnahme mit dem Laserscanner (Abbildung 2.4-5) oder der Photogrammetrie, sei es terrestrisch
oder auch luftgestützt unter Verwendung von Drohnen, erfolgen. Wichtig und zukunftsweisend ist
auch hier die direkte Anbindung der Software der vermessungstechnischen Hardware an das BIM-
Modell.
Bei der Baukontrolle durch das verformungsgerechte Aufmaß sind Toleranzen oder zulässige Ab-
weichungen von der Planung, also vom Modell, zu beachten. Diese sollten dem/r auftragnehmenden
Geodäten/in vorgegeben sein, und sei es, ausschließlich um die Genauigkeit des Messverfahrens
96 2 Grundlagen
auf die geforderten Toleranzen abzustimmen. Als Grundlage einer Festlegung kann auch hier das
geometrische Maß der Genauigkeit (vgl. Kapitel 2.4.2) dienen.
Abb. 2.4-6: Neue Schleuse Trier: Drohnen- und Laserscanneraufmaß (links), As-is-Modell (rechts).
Bei Umbauten tritt der bereits in den Vorabschnitten beschriebene Planungs- und Bauprozess ein.
Dabei ist – sofern nicht bereits aktuell im BIM dokumentiert und fortgeführt – ein wesentlicher Teil
das Aufmaß und die Modellierung des Bestandsbauwerks im BIM als Planungsgrundlage. Hier kann
es die Aufgabe des Geodäten sein, das Bauwerk im BIM – wie er es bereits im Liegenschaftskataster
vollzieht – mindestens in der geometrischen Komponente ständig aktuell zu halten, damit es einer-
seits für künftige Umbauten, aber auch für den BIM-basierten Betrieb und das Facility Management,
ständig aktuell zur Verfügung steht.
Zusammenfassung
Das Geodatenmanagement, z. B. in CAD- und Geoinformationssystemen, ist klassische Aufgabe
der Geodäsie. Aus diesen Systemen heraus werden die Aufgaben des Vermessungsingenieurs im
Bauprozess wahrgenommen. BIM ist als neues, auf Geometrie und Georeferenzierung basierendes
Instrument hinzugekommen. Die Datenmodelle sind andere. Der Fokus liegt auf der objektorientier-
ten Modellierung mit den beiden großen Säulen der dreidimensionalen Geometrie und der Semantik.
Es hilft in weiteren Dimensionen außerdem bei der Optimierung von Arbeitsprozessen und zur Vor-
2.4 BIM in der Ingenieurvermessung 97
bereitung von Investitionsentscheidungen in Bau und Betrieb von Bauwerken. Die vielfältigen Auf-
gaben der Geodäsie im Bauprozess, von der Datensammlung über die Modellierung und die Planer-
stellung bis hin zu ingenieurgeodätischen Aufgaben des Aufmaßes, der Absteckung, der Baukon-
trolle und der Bestandsdokumentation werden mit Anbindung an oder im BIM zu tätigen sein. So
wird BIM künftig auch einen Bestandteil der Ingenieurgeodäsie bilden. Aufgabe des Geodäten kann
und muss auch das BIM-basierte Management georeferenzierter Daten sein, auch wenn es hierzu
erforderlich ist, seine bzw. ihre Kompetenz zu erweitern.
Das komplexe Thema der Georeferenzierung (siehe auch Kapitel 2.1) erfordert geodätische Kom-
petenz. Die Wahl für den jeweiligen Zweck geeigneter Koordinatenreferenzsysteme in Lage und
Höhe, seien es örtlich kartesische oder überörtliche geodätische, sollte unter Berücksichtigung der
Anforderungen aus Planung, Datenintegration, Datenaustausch und die Übertragung in und aus der
Örtlichkeit wohlüberlegt sein. Für eine nahtlosere, modellgerechte Übertragung von Daten zwischen
geodätisch referenzierten Systemen und der kartesischen BIM-Welt sind noch weitere Entwicklun-
gen zu leisten.
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2.5 Geodäsie und BIM – die rechtlichen Aspekte 99
Einleitung
Die Geodäsie in Verbindung mit der Planungs- und Baumethodik BIM hat verschiedene rechtliche
Aspekte.
Vermessungstechnische Leistungen sind Gegenstand der sogenannten „weiteren Fachplanungs-
und Beratungsleistungen“ (Anlage 1 zu § 3 Abs. 1 HOAI 2021) der HOAI. Die HOAI enthält zum
einen Leistungsbilder für Planungsleistungen, die nicht zwingend zur Beauftragung vorgeschrieben
sind. Sie enthält andererseits auch Vergütungsregelungen, früher in der Form eines zwingenden
Preisrechts mit Höchst- und Mindestsätzen. Die Vereinbarkeit der BIM-Arbeitsmethode mit der HOAI
wurde in der Vergangenheit im Hinblick auf das zwingende Preisrecht vielfach bezweifelt. Der EUGH
hat das vormals zwingende Preisrecht mit Urteil vom 04.07.2019 (Az. C 377/17 für unwirksam erklärt.
Der Gesetzgeber hat hierauf reagiert und mit der HOAI 2021 die bisherigen Mindest- und Höchsts-
ätze durch ein Basishonorar ersetzt, welches nur dann gilt, wenn die Vertragsparteien nicht etwas
anderes vereinbart haben. Unerachtet des Entfalls des zwingenden Preisrechts wird die HOAI aller-
dings weiterhin ihre Bedeutung behalten. Viele Vertragsparteien werden freiwillig auf die Berechnung
der Honorare der HOAI verweisen, weil diese einen Rahmen für eine grundsätzlich angemessene
Vergütungsregelung bietet. Leistungen der Geotechnik und Leistungen der Ingenieurvermessung
waren schon bislang nicht mehr preisgebundene Leistungen nach der HOAI (vgl. Anlage 1 zu § 3
Abs. 1 HOAI, Ziff. 1.3 und 1.4). Dementsprechend sind für die hier in Rede stehenden Geodäsie-
Leistungen keine preisrechtlichen Vorgaben zu beachten.
Vermessungsleistungen erzeugen Datensätze, welche die Basis für digitales Planen und Bauen dar-
stellen. In den sogenannten Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA), welche der Auftragge-
ber seinen Vertragskräften vertraglich vorgibt, werden – abhängig von den jeweiligen Anwendungs-
fällen – Anforderungen an die Detaillierungstiefe bzw. den Fertigstellungsgrad (LOD) der Datensätze
definiert. Die Anforderungen an die zu verarbeitenden Daten sind in jedem Einzelfall und für jede
relevante Vertragsleistung genau zu bestimmen. Zum Teil werden geometrische LOD-Klassen im
Detail vorgegeben, zum Teil wird eine eher funktionale Beschreibungstechnik gewählt. Die Praxis
lehnt sich auch in diesem Kontext vielfach an das Leistungsphasenmodell der HOAI und die hiernach
abzuliefernden Planungsergebnisse an.
Leistungspflichten
Das Gesetz schreibt nicht vor, nach welcher Methode Vermessungsingenieure oder Planer ihre Leis-
tungen zu erbringen haben. Letztlich ist es die Aufgabenstellung des Auftraggebers, die Planungs-
ziele, die einzusetzenden Methoden und damit auch die BIM-Ziele, zu benennen. Der Auftraggeber
entscheidet damit darüber, in welchem Umfang und für welchen Zweck die BIM-Arbeitsmethodik
eingesetzt werden soll. Soll mit BIM geplant werden, bedarf es einer näheren Beschreibung des BIM-
Einsatzes. BIM ist nicht gleich BIM. BIM-Anwendungen existieren in vielfältiger Form. Die Anforde-
rungen an die mit der Arbeitsmethode BIM zu verarbeitenden Daten hängen deshalb stark von den
sogenannten BIM-Anwendungsfällen ab. Auch für einen Vermesser ist genau zu prüfen, welchem
Anwendungsfall die Vermessungsergebnisse dienen sollen. Es ist daher also wichtig zu erkennen,
dass die Auswahl der BIM-Anwendungsfälle die konkreten Informationsanforderungen an das BIM-
Modell vorgibt. Die Anforderungen aus den AuftraggeberInformationsanforderungen (AIA) und den
BIM-Anwendungsfällen sind dann mittels eines sogenannten BIM-Abwicklungsplans umzusetzen,
der regelt, wie die BIM-Arbeitsmethode prozedural im konkreten Projekt eingesetzt wird und welche
Modellierungsrichtlinien dabei zu beachten sind.
100 2 Grundlagen
Die vorstehenden Ausführungen zeigen, dass Leistungsvorgaben für die BIM-Anwendung im Be-
reich Vermessung und Planung vornehmlich Gegenstand des Vertragsrechts sind. Der jeweilige Auf-
traggeber hat in seinen Verträgen möglichst genau vorzugeben, welche BIM-Ziele er verfolgt, welche
Anwendungsfälle umgesetzt werden sollen und welche Detaillierungstiefe das digitale 3D-Modell
aufweisen soll. Gerade auch für die Vermessung kann es unterschiedliche vertragliche Anforderun-
gen geben. Diese Anforderungen müssen dem jeweiligen Vertrag und seinem Leistungsbild ggf.
konkret entnommen werden, sind aber in der heutigen Praxis oft nicht einmal explizit beschrieben,
sondern müssen alsdann aus dem Verwendungszweck der Vermessungsergebnisse erschlossen
werden.
Vergütung
Vermessungsleistungen gehörten schon in der Vergangenheit zu dem nicht preisgebundenen Re-
gelungsbereich der HOAI. Die in der Anlage 1 zu § 3 Abs. 1 HOAI vorgesehenen vermessungstech-
nischen Leistungen (Ziff. 1.4) sind preisfrei. Die HOAI unterbreitet für diese Leistungen Honorie-
rungsvorschläge unter Benennung von Leistungsbildern und Honorarparametern. Eine Preisbin-
dung, zumal eine solche mit Mindest- und Höchstsätzen, bestand schon in der Vergangenheit nicht,
sodass es den Parteien frei steht, andere Preisstrukturen (also auch andere Preisermittlungspara-
meter) und andere Vergütungssätze zu ermitteln und ihren Verträgen zugrunde zu legen. Dass ein
Auftraggeber im eigenen Interesse Wert darauf legen sollte, allen Beteiligten der Planung – und
damit auch den Vermessungsdienstleistern – eine auskömmliche Vergütung zu gewähren, sollte
selbstverständlich sein.
Die Vergütung ist letztlich eine Funktion der Leistung. Erst eine präzise Beschreibung der Vermes-
sungsleistungen ermöglicht eine sachgerechte Vergütungsfindung. Da die Schnittstelle zwischen
Geodäsie und BIM ganz unterschiedlich ausfallen kann, lassen sich auch schwerlich allgemeine
Vergütungsrichtlinien entwickeln. Das konkrete Leistungsprofil und der dadurch entstehende Auf-
wand muss von den Vertragsparteien bewertet und in ein sachgerechtes Vergütungsmodell über-
führt werden. Dabei können die Honorarsätze für die vermessungstechnischen Leistungen der An-
lage 1 zu § 3 Abs. 1 HOAI Anhaltspunkte geben.
Auch für die ehemals als preisgebunden angesehenen Planungsleistungen hatte sich eine herr-
schende Rechtsauffassung entwickelt, wonach die Leistungsbilder für die Grundleistungen auch die
Anwendung der BIM-Planungsmethode erfassen. Ob der Planer mit Zeichenstift, CAD-Werkzeugen
und BIM arbeitet, ist (war) für die nach den Grundleistungen zu erzeugenden Arbeitsergebnisse (mit-
hin seinerzeit auch für die Honorierung) gleichgültig. Soweit Planungsergebnisse erzeugt werden,
die nicht über den Rahmen der Grundleistungen hinausgehen (z. B. Besondere Leistungen darstel-
len), liegen keine Besonderen Leistungen nach der vormaligen Preisbindung der HOAI vor. Zusätz-
liche Vergütungsansprüche sind demensprechend nach der Leistungsbildstruktur der HOAI nicht
ohne Weiteres gegeben (Eschenbruch & Lechner 2016).
Die Planungsmethode BIM lässt die herkömmlichen Rollenmodelle (insbesondere der Planung)
grundsätzlich unberührt. 13 Die Koordination der Planungsprozesse der einzelnen Planungsbeteilig-
ten zur Anwendung und Umsetzung der Modellierung von Datensätzen nach der BIM-Methode ist in
der Regel Bestandteil der Grundleistung der Leistungsbeschreibungen der HOAI für die Planungs-
beteiligten und löst keine zusätzliche Vergütung aus. Etwas anderes gilt für die Übernahme der
Funktion des BIM-Managers, der quasi als Projektsteuerer den Planungsprozess mit BIM aufseiten
13 Fischer et al., in: Fuchs et al. (Hrsg.): Beck‘scher HOAI- und Architektenrechtskommentar, Anlage 1, Ziff.
1.4, Rn. 2 f.
2.5 Geodäsie und BIM – die rechtlichen Aspekte 101
14 Dazu BGH, Urteil vom 09.03.1972, Az. VII ZR 202/70, BauR 1972, 255.
15 BGH, Urteil vom 19.01.2017, VII ZR 301/13, NJW 2017, 1604.
16 Fischer et al., in: Fuchs et al. (Hrsg.): Beck‘scher HOAI- und Architektenrechtskommentar, Anlage 1, Ziff.
1.4, Rn. 43.
17 Fischer et al., in: Fuchs et al. (Hrsg.): Beck‘scher HOAI- und Architektenrechtskommentar, Anlage 1, Ziff.
1.4, Rn. 43.
18 BGH, Urteil vom 08.11.2007, Az. VII ZR 183/05, NZBau 2008, 109.
19 BGH, Urteil vom 08.05.2014, Az. VII ZR 203/11, NZBau 2014, 492, 493, Rn. 14.
102 2 Grundlagen
BIM-Einsatz umgesetzt werden sollen. Wenn etwa aus dem jeweiligen Vertrag klar hervorgeht, dass
mit dem Digitalen Gebäudemodell über den Planungsprozess hinaus eine Weiternutzung der Daten
für den Bau und ggf. die spätere Betriebsphase angestrebt wird, dann hat der Planer bei seinem
Modellaufbau dafür zu sorgen, dass der digitale Zwilling des Gebäudes hinsichtlich der Datenstruk-
turen auch entsprechend ausgelegt ist und spätere Projektbeteiligte hiermit weiterarbeiten können.
Dies zeigt, dass die undifferenzierte Verpflichtung zum Einsatz der BIM-Methode für die beteiligten
Planer und Ausführungsfirmen ein nicht unerhebliches Risiko bedeutet. Es ist notwendig, genau zu
regeln, welche Funktionen und Zwecke mit dem jeweiligen Datenmodell des Gebäudes erreicht wer-
den sollen. Wenn etwa ein Auftraggeber von Planungs- oder Baubeteiligten ein as-built-Modell ein-
fordert, sollte er genau beschreiben, was ein BIM-as-built-Modell beinhaltet und welche Einsatzfelder
hiermit bedient werden sollen.
Gerade bei geodätischen Daten geht es überwiegend darum, dass diese von weiteren Beteiligten
genutzt werden sollen. Sie dienen in vielfältiger Hinsicht als Basis oder Rahmeninformationen für die
weitere Projektabwicklung. Es muss deshalb klar sein, für welche Zwecke die Daten später benötigt
werden. Aufgrund des funktionalen Mangelbegriffs entsteht ein Risiko, wenn Vermessungsergeb-
nisse abgeliefert werden, die sich für die Verwendungszwecke als nicht umfassend geeignet darstel-
len, sowie etwa beim Laserscanning oder bei photogrammetrischen Vermessungen, die einen realen
Baukörper oft nicht vollständig abbilden können und interpretiert werden müssen („unintelligente Da-
ten“). Haftungsrisiken drohen immer, wenn Vermessungsergebnisse bestellt werden, die für den
konkreten Verwendungszweck nicht in umfassender Form geeignet sind.
• Der Einsatz der BIM-Methode erfordert auch keine grundsätzlich geänderten Strukturen für
Haftungsbegrenzung bzw. Haftpflichtversicherung. Auch bei der Anwendung von BIM erfüllt
die gesetzliche Haftung eine wichtige ökonomische Funktion, nämlich die Beteiligten zu ei-
ner ordnungsgemäßen und möglichst fehlerfreien Arbeit anzuhalten. Eine generelle Redu-
zierung der Haftungsrisiken der Planungs- und Ausführungsbeteiligten bei der BIM-Anwen-
dung erscheint nicht erforderlich. Gleichwohl kann es sachgerecht sein, das Risiko für Da-
tenverluste bei den heute noch nicht vollständig ausgereiften Softwaresystemen und Schnitt-
stellen in Fällen einfacher Fahrlässigkeit durch eine sachangemessene Vertragsgestaltung
zu begrenzen, etwa auf den Umfang des Versicherungsschutzes. Auch kann wegen des
engen interaktiven Zusammenwirkens der Beteiligten der Abschluss von Projektversiche-
rungen sinnvoll sein.
Vergaberecht
Die Beauftragung von Vermessungsleistungen unterliegt zumeist nicht dem strengen kartellrechtli-
chen Vergaberecht, weil die hierfür maßgeblichen EU-Schwellenwerte infolge der Höhe der regel-
mäßig vereinbarten Auftragssummen nicht überschritten werden. Maßgeblich bleiben aber die Re-
gelungskomplexe für Unterschwellenvergaben. Für Vermesser geht es dabei um folgende Aspekte:
1. Ein öffentlicher Auftraggeber kann die Arbeit mit der BIM-Arbeitsmethode explizit vorgeben
(ein privater Auftraggeber darf dies ohnehin). Die Novellierung des Vergaberechts (2016)
hat entsprechende Klarstellungen herbeigeführt (z. B. in § 12 Abs. 2 VgV, aber auch in den
einzelnen Vergabeordnungen). Wenn dementsprechend die Auftraggeber die Arbeit mit BIM
einfordern, kann dem unter dem Blickwinkel des Vergaberechts nicht entgegengewirkt wer-
den. Das Vergaberecht schützt nicht bestimmte Berufsgruppen in Bezug auf tradierte Leis-
tungsmodelle. Zwar soll ein Auftraggeber grundsätzlich wettbewerbsgerecht ausschreiben.
Dementsprechend hat er grundsätzlich produktneutrale Anforderungen zu stellen. Im Einzel-
fall, wenn hinreichende sachliche Gründe vorliegen, kann der Auftraggeber eine seinen Zie-
len entsprechende konkrete Leistung am Markt abfordern.
2. Des Weiteren ist zu beachten, dass Auftraggeber bei der Umsetzung von BIM-Projekten in
der Zukunft vermehrt mit BIM-spezifischen Eignungs- und Zuschlagskriterien arbeiten wer-
den. Das heißt, dass alle Vermesser damit rechnen müssen, dass sie bei Vergaben für Pro-
jekte mit der BIM-Arbeitsmethode einschlägige Eignungsnachweise im Sinne von Erfahrun-
gen und Kompetenzen ihrer Unternehmen mit der BIM-Planungstechnologie übermitteln
müssen und/oder die Auftragsvergabe (der Zuschlag) von Lösungsansätzen (z. B. Entwür-
fen zu BIM-Abwicklungsplänen) abhängig gemacht werden kann.
Ergebnis
Die BIM-Planungsmethode bringt somit keine gänzlich neuen rechtlichen Rahmenbedingungen für
die Projektbeteiligten und insbesondere die Geodäsie mit sich. Weder bedarf es neuer Rollenmo-
delle, noch grundsätzlich veränderter Einsatzformen der Projektbeteiligten, um mit dieser Planungs-
technologie umgehen zu können. Die Vermessungsaufgaben werden weiterhin von den in diesem
Berufsfeld tätigen Berufsträgern erbracht werden können. Diese müssen sich allerdings darauf ein-
richten, dass Auftraggeber zunehmend BIM-fähige Vermessungsergebnisse verlangen und dabei
insbesondere deren Datensätze über die IFC-Schnittstelle ausgetauscht werden können. Des Wei-
teren wird auch von einem Vermesser eingefordert werden können, dass er an der BIM-Datenkoor-
dination mitwirkt. Diese Aspekte rechtfertigen nicht ohne Weiteres einen Honorarzuschlag. Haftungs-
risiken können sich durch die Teilnahme am BIM-Planungsprozess verschieben. Soll etwa eine as-
built-Planung am Ende eines Planungsprozesses stehen, können die Planungsergebnisse mit un-
terschiedlichen Methoden erzeugt werden und es ist genau festzuhalten, welche Informationstiefe
mit welchen Softwaretools herbeigeführt werden soll. Anderenfalls drohen nicht unerhebliche Haf-
tungsgefahren.
Stellt der Vermesser Rohdaten (native Daten) zur Verfügung, hat er selbst vertragliche Vorsorge
gegen die Datenweitergabe an Dritte zu treffen. Es gibt grundsätzlich kein Eigentum an nativen Da-
ten. Öffentliche Auftraggeber sind sogar verpflichtet, entsprechende native Daten einer Öffentlichkeit
zugänglich zu machen.
Literatur
Dorner, M. (2014): Big Data und „Dateneigentum“, Grundfragen des modernen Daten- und Infor-
mationshandels. In: Computer und Recht (CR), 9/2014, S. 617-628.
Eschenbruch, K.; Grüner, J. (2014): BIM – Building Information Modeling – Neue Anforderungen an
das Bauvertragsrecht durch eine neue Planungstechnologie. In: Neue Zeitschrift für Baurecht
und Vergaberecht (NZBau), 2014, S. 402-408.
2.5 Geodäsie und BIM – die rechtlichen Aspekte 105
Eschenbruch, K.; Lechner, H. (2016): BIM und HOAI. In: Eschenbruch, K. & Leupertz, S. (Hrsg.):
BIM und Recht, S. 144 ff.
Hömme, G. (2016): Datenhoheit, Datenschutz, Vertraulichkeiten und Urheberrechte. In: Eschen-
bruch, K.; Leupertz, S. (Hrsg.): BIM und Recht, S. 192 ff.
Locher, H. (2012): Das private Baurecht. 8. Auflage. München: C. H. Beck.
ISBN: 978-3-406-59706-0.
Neumann, A.; Neumann, A. (2017): Mehr Transparenz bei Geodaten. In: Baurecht (BauR), 1/2017,
S. 26 ff.
Zech, H. (2015): Daten als Wirtschaftsgut – Überlegungen zu einem „Recht des Datenerzeugers“.
In: Computer und Recht (CR), 3/2015, S. 137-146.
106 2 Grundlagen
Einführung
Der Amtliche Lageplan ist ein rechtliches Konstrukt. Seine Legaldefinition findet sich in den Bauvor-
schriften der Länder, in Nordrhein-Westfalen zum Beispiel in der Bauprüfverordnung (BauPrüfVO).
Dort regelt der § 3, welchen Inhalt ein Lageplan aufweisen muss. Diese Inhalte stehen allerdings
unter dem Vorbehalt des Erfordernisses; sie sind nur darzustellen, „soweit es für die Beurteilung des
Bauvorhabens erforderlich ist“.
Da das Bauvorhaben die Eigentumsrechte der Nachbarn nicht beeinträchtigen darf, muss nicht nur
das Bauvorhaben selbst, sondern müssen auch seine Abstandsflächen auf dem Baugrundstück lie-
gen. Die „rechtmäßigen Grenzen des Baugrundstücks und deren Längen … “ sind damit regelmäßi-
ger Bestandteil des Lageplans nach §3 BauPrüfVO.
Diese Angaben können und müssen aus dem Liegenschaftskataster entnommen werden. In der
Vergangenheit war es in vielen Fällen ausreichend, die Angaben des Liegenschaftskatasters ohne
weitere Bearbeitung zu nutzen. Doch die hohen Bodenpreise zwingen mittlerweile dazu, Baugrund-
stücke auf den letzten Zentimeter auszunutzen. Baukörper und Abstandsflächen liegen heute in aller
Regel direkt auf den Grundstücksgrenzen. Hierfür ist das Liegenschaftskataster jedoch nicht ge-
macht. Die Katasterkarte ist zwar der einzige Datenbestand in Deutschland, der seit fast 200 Jahren
ununterbrochen besteht und ohne Unterbrechung fortgeführt wurde, enthält aber aufgrund dieser
langen Vergangenheit auch Inhalte mit geringerer Genauigkeit. Diese Genauigkeit mag für viele Fälle
ausreichen, doch das Baurecht kennt keine Toleranzen: hier ist Zentimetergenauigkeit gefragt.
Dem Gesetzgeber waren diese Einschränkungen bekannt, als er die BauPrüfVO erließ. Er regelt
deshalb in Absatz 3 der BauPrüfVO, dass unter gewissen Umständen Lagepläne von Katasteräm-
tern oder öffentlich bestellten Vermessungsingenieuren (ÖbVI) angefertigt und von diesen beurkun-
det werden müssen. Diese beurkundeten Lagepläne sind dann „Amtliche Lagepläne“.
Die Formulierung der Umstände, unter welchen ein Amtlicher Lageplans zwingend anzufertigen ist,
sind leider nur für Fachleute unmittelbar verständlich, bedeuten aber im Wesentlichen, dass ein Amt-
licher Lageplan immer dann anzufertigen ist, wenn die geometrische Genauigkeit der Katasterkarte
nicht ausreichen mag. Letztlich aus demselben Grunde ist er obligatorisch, wenn Baulasten auf dem
Baugrundstück oder den Nachbargrundstücken vorhanden sind, denn auch die räumliche Abgren-
zung von Baulasten erfolgte in der Vergangenheit nicht mit Zentimetergenauigkeit.
Lagepläne nach § 3 BauPrüfVO NRW dürfen grundsätzlich von jedem Bauvorlageberechtigten an-
gefertigt werden. Erst wenn „besondere Grundstücksverhältnisse“ es erfordern, kann verlangt wer-
den, dass der Lageplan von einem Mitglied der Ingenieurkammer oder in letzter Konsequenz von
einem ÖbVI oder einer Katasterbehörde angefertigt werden.
Damit ergibt sich unmittelbar, dass ein einfacher Lageplan sich nicht nur durch die Berufsbezeich-
nung des Verfassers und die Verwendung des Dienstsiegels von einem Amtlichen Lageplan unter-
scheidet. Die Lagepläne haben jedoch auch inhaltlich erhebliche Unterschiede:
1. Wenn das Baugrundstück so groß ist, dass weder Grund- noch Geschossflächenzahl noch
die Abstandsflächen die Grenzen bzw. die Grenzwerte erreichen, mag eine Dezimeterge-
nauigkeit der Liegenschaftskarte ausreichen. Wenn das Bauprojekt jedoch so geplant wird,
dass die Abstandsflächen auf den Grundstücksgrenzen liegen, muss das Bauvorhaben auf
2.6 Geodäsie und BIM in der Entwicklung 107
das Grundstück passen. Bis auf Ausnahmefälle ist dazu regelmäßig erforderlich, den Katas-
ternachweis in die Örtlichkeit zu übertragen und anschließend auszuwerten. Dem Inhalt und
der Sache nach entspricht dies einer regulären Katastervermessung. Folgerichtig enthält der
Amtliche Lageplan nicht mehr die Koordinaten der Liegenschaftskarte, sondern durch die
Vermessungsstelle neu berechnete Koordinaten.
2. Ähnlich verhält es sich mit den vorhandenen baulichen Anlagen auf dem Baugrundstück und
den angrenzenden Grundstücken. Das Vermessungs- und Katastergesetz NRW kennt eine
Reihe von Ausnahmen für die Gebäudeeinmessungspflicht. Nicht jede bauliche Anlage ist
also in der Katasterkarte enthalten. Der Bestand der Katasterkarte muss also überprüft und
ggf. erstmalig oder neu aufgemessen werden.
3. Das Dienstsiegel, das unter den Amtlichen Lageplan gesetzt wird, hat eine hohe Bedeutung.
Mit der Beurkundung übernimmt die Vermessungsstelle die volle Verantwortung für die Rich-
tigkeit der von ihr erhobenen Daten. Damit verbunden ist die Übernahme der Haftung für
finanzielle Schäden. Nicht zuletzt ist die falsche Beurkundung rechtlich relevanter Tatbe-
stände auch erheblich strafbewehrt.
In Zusammenfassung dieser Umstände ist der Amtliche Lageplan in den letzten Jahren auch zum
Gegenstand einer bewährten Arbeitsteilung zwischen ÖbVI und Architekten/Entwurfsverfassern ge-
worden. die Auswertung des Liegenschaftskatasters, die örtlichen Vermessungsarbeiten und auch
die äußerst komplexe Berechnung der Abstandsflächen sind letztlich fachliche Randbereiche der
Entwurfsverfasser, bei denen Fehler nicht nur kostspielig sind, sondern auch zu erheblichen persön-
lichen Haftungsrisiken führen können. Es liegt also nahe, einen spezifisch ausgebildeten Fachinge-
nieur einzubinden, der nicht nur ein Produkt größter Zuverlässigkeit liefern kann, sondern aufgrund
seiner beruflichen Regulierung auch noch die volle Haftung übernimmt. Hierin liegt der Umstand,
dass in der letzten Novelle der BauPrüfVO der Amtliche Lageplan nicht nur angefertigt wurde, wenn
er aufgrund der Umstände erforderlich war, sondern auch, wenn er beantragt wurde. Der Amtliche
Lageplan erfüllt also ein Bedürfnis der Baubeteiligten.
der für die Erstellung des Lageplans und für die Ermittlung der Abstandsflächen zuständig ist, sowie
ein Architekturbüro, das den Entwurf des Gebäudes erstellt. Der Prozess beginnt bei der Erhebung
der Grundlagendaten für den 3D-Lageplan zum Baugesuch (Prozess P1 in der folgenden Abbildung)
und endet mit der Einreichung des Baugesuchs bei der Genehmigungsbehörde (Prozess P6).
Zur Grundlagenerhebung (P1) für den Lageplan, die vom ÖbVI durchgeführt wird, zählt die Über-
nahme von Geobasis- und Geofachdaten aus den Bereichen Liegenschaftskataster, Bauleitplanung,
Bauordnung, öffentlich-rechtliche und privatrechtliche Beschränkungen, Topographie (Geländeform,
Gewässer, Vegetation, 3D-Gebäudemodelle LOD2 …), Erschließung (Verkehr, Ver- und Entsor-
gung). Teilweise können die Daten nachrichtlich aus vorhandenen GIS-Datenbeständen (z. B. AL-
KIS) übernommen werden, teilweise sind aber auch örtliche Vermessungsarbeiten erforderlich. Je
nach Qualität des Liegenschaftskatasters (gerechnete Koordinaten, grafisch ermittelte Koordinaten
etc.) müssen im Rahmen der Grundlagenerhebung auch Grenzermittlungen durchgeführt sowie ein
spannungsfreies Projektkoordinatensystem definiert werden (vgl. Einführung dieses Kapitels und
Kapitel 2.1).
Basierend auf den erhobenen Grundlagen wird ein 3D-Umgebungsmodell erstellt (P2). Dieser Schritt
umfasst die Integration der oben genannten Daten sowie die Erzeugung von 2,5D- bzw. 3D-Geo-
metrien für die ursprünglich in 2D vorliegenden Geobasis- und Geofachdaten. In Abhängigkeit der
Objektart werden unterschiedliche Verfahren für die Erzeugung von 2,5D- bzw. 3D-Geometrien ge-
nutzt. So können beispielsweise Bodenbedeckungsflächen, Verkehrsflächen und Flurstücksumringe
über das Digitale Geländemodell (DGM) drapiert werden, während flächenhafte Vegetationsobjekte
auf das Digitale Oberflächenmodell (DOM) projiziert werden können. Bei Leitungen und Hausan-
schlüssen können Höhenangaben aus textuellen Angaben in 2D-Plänen entnommen werden. Für
punkthaft vorliegende Vegetationsobjekte und Objekte der Straßenmöblierung lassen sich Prototy-
pen aus 3D-Bibliotheken verwenden.
Das 3D-Umgebungsmodell wird anschließend in einer Form an das Architekturbüro übergeben, die
eine Weiterverarbeitung in einem BIM-Autorensystem erlaubt und für den Gebäudeentwurf (P3) ge-
nutzt wird.
Das auf Grundlage des 3D-Umgebungsmodell erstellte 3D-Bauwerksmodell wird an den ÖbVI zu-
rückgegeben, sodass dort eine Abstandsflächenberechnung erfolgen kann (P4). Sollten die Ab-
standsflächen nicht den Vorgaben der Bauordnung entsprechen, erfolgt eine Änderung des 3D-Bau-
2.6 Geodäsie und BIM in der Entwicklung 109
Mögliche Lösungsansätze
Mögliche Lösungsansätze zur Umsetzung einzelner Komponenten dieses Prozesses wurden von
der TU München und der RWTH Aachen in Kooperation mit dem BDVI untersucht.
A) Konsistentes Umgebungsmodell
Das Umgebungsmodell ist eine wesentliche Komponente des oben beschriebenen Prozesses zur
Erstellung eines dreidimensionalen Lageplans. In der von BDVI und TUM gemeinsam betreuten
Masterarbeit (vgl. Müller 2021) wurde eine Datenstruktur für das Umgebungsmodell auf der Basis
von CityGML und nach den Anforderungen der BauPrüfVO NRW entwickelt. Eine standardisierte
Datenstruktur für das Umgebungsmodell ist hilfreich, um den im Prozess vorgesehenen Datenaus-
tausch zwischen ÖBVI- und Architekturbüro effizient zu gestalten. Sollen zudem automatische Prüf-
routinen bei der Planerstellung oder bei der Prüfung des Plans in einem digitalisierten Baugenehmi-
gungsverfahren zum Einsatz kommen, so sind ebenfalls eine definierte Datenstruktur und ein kon-
sistenter Datensatz bestehend aus Umgebungsmodell und geplantem Bauwerk erforderlich.
Die Anforderungen an eine derartige Datenstruktur lassen sich wie folgt zusammenfassen:
4. Das Datenmodell muss vollständig sein in Bezug auf die erforderlichen Objektarten. Letztere
können in physische und logische Objekte untergliedert werden. Zu den physischen Objek-
ten, die nach BauPrüfVO NRW in einem Lageplan darzustellen sind, soweit es für die Beur-
teilung des Bauvorhabens erforderlich ist (siehe oben) zählen Bauwerke, Geländeform, Ob-
jekte der Erschließung (Verkehr, Ver- und Entsorung) sowie weitere topographische Objekte
wie Gewässer und Vegetation. Daneben spielen Objektarten eine wesentliche Rolle, die
keine physischen Objekte repräsentieren und daher als „logische Objekte“ bezeichnet wer-
den können. Beispiele für logische Objekte sind Flurstücke, Festsetzungen des Bebauungs-
plans, Veränderungssperren, Sanierungsgebiete, Abstandsflächen bzw. Abstandsräume im
dreidimensionalen Raum, öffentlich-rechtliche Beschränkungen, privatrechtliche Beschrän-
kungen wie Abstandsflächenübernahmen. Sowohl physische als auch logische Objekte kön-
nen weiter nach Bestand und Planung untergliedert werden.
5. Die Datenstruktur muss an den Anforderungen automatischer Prüfroutinen orientiert sein.
Beispielsweise müssen die geplanten Bauwerke so zerlegt werden, dass eine automatische
Abstandsflächenberechnung erforderlich ist. Dies erfordert eine semantische Zerlegung der
Gebäudehülle, wobei die Repräsentation in flächenhafte Objekte anstatt der im 3D-Gebäu-
deentwurf üblichen volumetrischen Objekte vorteilhaft für automatisierte Abstandsflächen-
berechnungen ist.
6. Metadaten müssen auf Datensatz- und Objektebene repräsentiert werden können. Für eine
korrekte Interpretation der Planinhalte, aber auch im Zusammenhang mit den oben genann-
ten Haftungsfragen muss die Datenstruktur entsprechende Metadatenelemente definieren.
Metadaten auf Datensatzebene sind beispielsweise Angaben zum Planverfasser und Raum-
bezug. Metadaten auf Objektebene können beispielsweise Genauigkeitsangaben beinhalten
und Objekte kennzeichnen, die nachrichtlich in den Plan übernommen wurden.
7. Die Datenstruktur muss interoperabel mit existierenden, standardisierten Datenmodellen
sein. Für Teilbereiche der oben genannten Objektarten existieren bereits standardisierte Da-
110 2 Grundlagen
tenmodelle wie ALKIS, CityGML, INSPIRE, IFC und XPlanung. Es gibt jedoch kein standar-
disiertes Datenmodell, das alle Objektarten umfasst und dreidimensional repräsentiert. Die
Datenstruktur für einen dreidimensionalen Lageplan muss an die vorhandenen Datenmo-
delle angelehnt sein, um den Aufwand für die Integration vorhandener Daten (Prozess P2 in
Abbildung 2.6.1-1) zu minimieren.
Vor dem Hintergrund dieser Anforderungen wurde im Rahmen der Kooperation aus BDVI und TUM
eine neue Datenstruktur für einen dreidimensionalen Lageplan definiert. Als Grundlage wurde der
internationale Standard CityGML genutzt, der zur dreidimensionalen Repräsentation der oben ge-
nannten physischen Objekte bereits entsprechende Objektklassen vorsieht, wobei sich die semanti-
sche Zerlegung der Gebäudehülle sehr gut für automatische Abstandsflächenberechnungen eignet.
Zur Repräsentation der logischen Objekte und der Metadaten wurde eine Erweiterung des standar-
disierten Datenmodells als sogenannte CityGML Application Domain Extension (ADE) entwickelt,
die im Folgenden mit SitePlan ADE bezeichnet wird. Objektklassen aus bestehenden internationalen
sowie nationalen Standards wie INSPIRE und Land Administration Domain Model (LADM) bzw.
XPlanung und ALKIS wurden möglichst unverändert übernommen, um den Datenintegrationspro-
zess zu vereinfachen. Hilfreich erwiesen sich dabei eine Reihe von Konzepten, die mit der neuen
CityGML-Version 3.0 in den Standard Einzug hielten (Details zu CityGML 3.0 siehe Kapitel 2.7.3).
So konnte das CityGML-Space-Konzept genutzt werden, um Abstandsräume als CityGML logical
spaces zu repräsentieren. Das überarbeitete LOD-Konzept erlaubte es, Objekte der Gebäudehülle
wie Wand- und Dachflächen sowie Gebäudeinstallationen wie Balkone und Gauben im für die Ab-
standsflächenberechnung erforderlichen Detaillierungsgrad zu repräsentieren. Schließlich ist es mit-
tels der neu eingeführten CityObjectRelation möglich, Beziehungen zwischen Stadtobjekten explizit
zu repräsentieren. In der Datenstruktur für den dreidimensionalen Lageplan wurde diese Möglichkeit
genutzt, um Komponenten des geplanten Gebäudes mit den resultierenden Abstandsflächen zu ver-
linken. Dies trägt zur Nachvollziehbarkeit der Berechnungen von Abstandsflächen- bzw. Abstands-
räumen auch in komplexen baulichen Situationen bei.
Die folgende Abbildung zeigt das Beispiel eines dreidimensionalen Lageplans (geplantes Gebäude
und Umgebungsmodell), der auf Basis der CityGML SitePlan ADE mit der Software FME erzeugt
wurde. Die Erzeugung von 3D-Geometrien aus 2D-Datensätzen erfolgte dabei automatisch nach
dem im Abschnitt 3 (P2) beschriebenen Verfahren.
Abb. 2.6.1-2: Visualisierung eines dreidimensionalen Lageplans nach der CityGML SitePlan ADE
(Müller 2021).
Als Beispiel für eine automatische Prüfroutine wurde die Abstandsflächenberechnung nach Bau-
prüfVO NRW implementiert. Die Prüfroutine nutzt einen ausgewählten thematischen Ausschnitt der
SitePlan ADE als Input-Datenstruktur und reichert den dreidimensionalen Lageplan mit den Ergeb-
nissen der Berechnung in Form von Abstandsflächen und Abstandsräumen an. Die einzelnen Teil-
flächen werden jeweils auf der Höhe jenes Bauteils dargestellt, das ursächlich für die Teilfläche ist
2.6 Geodäsie und BIM in der Entwicklung 111
(siehe Abbildung 2.6.1-3). Die Abstandsfläche des Gebäudes entsteht durch die Projektion aller Teil-
flächen auf die Referenzhöhe des Gebäudes (z. B. OK Rohboden Erdgeschoss) und anschließender
Vereinigung. Der Abstandsraum entsteht schließlich durch Extrusion der Abstandsfläche.
B) Konvertierung von Gebäuden und Abstandsräumen von CityGML nach IFC zur
Integration in BIM-Software
Am Geodätischen Institut und Lehrstuhl für Bauinformatik & Geoinformationssysteme der RWTH
Aachen wurde im Zuge einer Masterarbeit (Jansen, 2021) eine Konvertierung von CityGML SitePlan
ADE nach IFC realisiert. Hierzu wurde eine Softwarekomponente in Python und IfcOpenShell (Ifc-
OpenShell 2020) erstellt, die in der Lage ist, Gebäude und deren Abstandsflächen aus dem durch
die Masterarbeit an der TU München für den Lageplan erweiterten CityGML-Format in das IFC-For-
mat zu überführen (Abbildung 2.6.1-4).
Dem Prinzip der volumetrischen 3D-Repräsentation aus BIM folgend, wurden die Abstandsflächen
als sogenannte Abstandsräume betrachtet. Dies entspricht im Grunde auch der rechtlichen Funktion,
da es rechtlich um die Freihaltung von unbebauten Räumen im Umfeld von Gebäuden geht. Daher
liegen die Abstandsflächen bzw. Abstandsräume auch bereits in CityGML als Abstandsflächen, al-
lerdings in der dem GIS-Paradigma folgenden Oberflächenmodellierung vor. Bei der Konvertierung
werden nun die als Ober- bzw. Begrenzungsflächen modellierten Gebäude und Abstandsräume in
parametrisierte Volumenelemente nach dem Modellierungsparadigma des BIM überführt. Die Wei-
terentwicklung basiert auf einem von Salheb (2019) entwickelten Skript zur Konvertierung von Ci-
tyGML nach IFC. Die entstehende herstellerneutrale IFC-Datei kann dann in BIM-Autoren- oder Ko-
ordinationssoftware eingelesen werden. Abbildung 2.6.1-5 zeigt beispielhaft ein in die Autorensoft-
ware Autodesk Revit importiertes Gebäude mit Abstandsraum.
8. Es soll geprüft werden, ob die Abstandsräume des betrachteten Objektes die Abstands-
räume seiner Nachbargebäude überschneiden (P4). Sollte eine solche Kollision vorliegen,
muss das Antragsmodell überarbeitet werden (P6). Ein Beispiel einer solchen Kollision ist in
Abbildung 2.6.1-6 dargestellt. Hier ist das Ergebnis einer Kollisionskontrolle zwischen zwei
Abstandsräumen in der Autorensoftware Revit abgebildet. Auffällig ist, dass sich die Ab-
standsräume überschneiden und somit eine Kollision der Objekte angezeigt wird, indem
diese von der Software gelb markiert werden.
9. Es soll überprüft werden, ob der Abstandsraum des betrachteten Objektes die betreffende
Grundstücksgrenze überschreitet (P5).
In beiden Fällen muss das Antragsmodell so angepasst werden, dass die Kollisionen vermieden
werden. Eventuell vorgenommene Anpassungen im Antragsmodell müssen auch im amtlichen La-
geplan umgesetzt werden. Folglich würde ein neuer Lageplan in CityGML angefertigt, der wiederum
in IFC konvertiert und in der BIM-Software überprüft würde (P1-P5). So könnten unrechtmäßige
Konstellationen im Modell aufgedeckt und korrigiert werden, um schließlich eine genehmigungsfä-
hige Version bei der Baugenehmigungsbehörde einreichen zu können (P7)).
Abb. 2.6.1-6: Kollisionsprüfung des Abstandsraums mit dem benachbarten Abstandsraum bzw. der
Grundstücksgrenze in der Autorensoftware Revit.
Ausblick
Für den BIM-Prozess ist der interoperable Umgang mit Daten und Informationen sehr wichtig. Daher
ist bei der Etablierung des BIM-basierten Bauantrags besonders darauf zu achten, dass Bestands-
und Planungsdaten den Beteiligten in jedem Prozessstadium in ausreichendem Umfang und den
richtigen Formaten zur Verfügung stehen. Aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen der Pro-
zessbeteiligten an die von Ihnen genutzte Datengrundlage ist es sehr wahrscheinlich, dass beson-
ders in der Planung und der Vermessung in Zukunft weiterhin unterschiedliche Formate genutzt wer-
den. Daher ist es umso wichtiger einen praxistauglichen Weg zu schaffen, die Datengrundlagen in-
einander zu überführen. Ein BIM-Prozess wird effizienter, je mehr Informationen in den interdiszipli-
nären Modellen zur Verfügung stehen. Somit können die Planung, der Bestand und andere relevante
Datengrundlagen möglichst ganzheitlich abgebildet werden. Die Erstellung eines konsistenten Um-
gebungsmodells nach der CityGML SitePlan ADE mit anschließender Konvertierung der CityGML-
Daten in das IFC-Format zur Weiterverwendung in der einschlägigen BIM-Software hilft nicht nur die
oben diskutierten Informationen in den BIM-Prozess einzubinden. Sie stellt auch eine Grundlage dar,
auf der weitere potenzielle Vereinfachungen des Antragsprozesses entwickelt werden können. Der
digitale 3D-Lageplan besitzt auch das Potenzial, ein Bestandteil des digitalen Bauantrags zur wer-
den, wie er z. B. Bundesarchitektenkammer mit der Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Digitaler Bauantrag“ for-
ciert wird (Architektenkammer NRW, 2021). Der 3D-Lageplan könnte als Auszug aus dem BIM-Mo-
dell an die Baugenehmigungsbehörde übertragen oder der Baugenehmigungsbehörde ein entspre-
chend beschränkter Zugriff auf eine gemeinsame Datenumgebung zur Prüfung gewährt werden.
114 2 Grundlagen
Dazu soll nun das im Programme ZukunftBau geförderte Projekt „3D_Lageplan zum Baugesuch“
beitragen. Ziel des Projekts ist es, ein die Domänen BIM und GIS übergreifendes Informationsmodell
für einen 3D-Lageplan zu schaffen. Das Informationsmodell ist die Grundlage für die Integration zwi-
schen BIM- und GIS-basierten Prozessen, für die Automatisierung von Berechnungs- und Prüfrouti-
nen in den beiden Domänen und für das Einfügen des 3D-Lageplans als integraler Bestandteil in
den digitalen Baugenehmigungsprozess.
Literatur
Architektenkammer NRW (2021): https://www.aknw.de/berufspolitik/special-digitalisierung/digitaler-
bauantrag.
IfcOpenShell (2020): IfcOpenShell – the open source ifc toolkit and geometry engine.
http://ifcopenshell.org/ (Juli 2021).
Jansen, C. (2021): BIM-gerechter 3D-Lageplan zum Baugesuch. Masterarbeit, RWTH Aachen, Ge-
odätisches Institut und Lehrstuhl für Bauinformatik & Geoinformationsysteme (unveröffentlicht).
Müller, F. (2021): Entwicklung einer CityGML Application Domain Extension: Der Amtliche Lage-
plan in 3D. Master Thesis, TUM, Lehrstuhl für Geoinformatik (unveröffentlicht).
Salheb, N. (2019): Automatic Conversion of CityGML to IFC. MSc Thesis in Geomatics for the Built
Environment. TU Delft. https://github.com/nsalheb/CityGML2IFC(Juli 2021).
Ein Trend in der allgemeinen Informationstechnologie ist „Verlinken statt Konvertieren“. Im Folgen-
den wird ein Ausblick zur Anwendbarkeit von Linkmodellen zur Verbindung von Building Information
Modeling (BIM) mit Geoinformation und Geodäsie gegeben. Linkmodelle verbinden Daten aus un-
terschiedlichen Fach- und Datenmodellen über persistente Links, um deren Informationsräume, mit
dem Ziel einer automatisierten Auswertung zusammengehörender Informationen durch kombinierte
Datenabfragen und -filterungen, zu erweitern und gemeinsam zu nutzen.
Multimodell
Das sogenannte Multimodell ist ein Konzept zur Bündelung heterogener Fachmodelle unterschiedli-
cher Domänen sowie zur Verbindung der in diesen Domänen enthaltenen Elementen in externen ID-
basierten Linkmodellen. Diese Fachmodelle werden im Multimodell als Elementarmodelle (EM) be-
zeichnet. Deren Informationselemente werden über Links (L) lose gekoppelt und innerhalb von auf-
gabenspezifischen Linkmodellen (LM) zusammengefasst.
Das Multimodell lässt sich also im Grunde als Behälter bzw. Container (MMC) für Elementarmodelle,
Linkmodelle, Links und Metadaten (MD) zu all diesen Komponenten, zusammenfassen.
In Links werden Elemente mithilfe eindeutiger Identifikatoren (ID) referenziert. Die Voraussetzung an
jedes Elementarmodell besteht also darin für alle zu verbindenden Elemente eine solche ID zu be-
sitzen, die innerhalb des Elementarmodells eindeutig sind.
Erzeugt wird der Mehrwert der verbundenen Informationsräume über sogenannte Datensichten
(Views), die einen Teil des Datenbestands der verlinkten Fachmodelle tabellarisch darstellen. Dabei
wird eine Abfragesprache namens MMQL, mit einer Syntax ähnlich der Datenbank-Abfragesprache
SQL, genutzt, um beispielsweise über Informationen eines Elementarmodells gezielte Daten eines
anderen Modells herauszufiltern. Die Query-Language dient allgemein als Schnittstelle zur Kommu-
nikation zwischen Multimodell und Nutzer. Über Sie werden Linkmodelle erzeugt, verändert und ge-
löscht, sowie Informationsabfragen durchgeführt.
Die Multimodell-Technologie findet bereits Anwendung in der Praxis um beispielsweise digitale Bau-
werksmodelle mit Leistungsverzeichnissen der deutschen DIN SPEC 91400 zu verknüpfen und für
einen gemeinsamen Datenaustausch zu nutzen.
Im Part 2 der Norm liefert die „Dynamic Semantics“-Ontologie Basisklassen, die den Nutzer bei der
Erstellung eigener aufgabenspezifischer Ontologien mit definierten Klassen, Eigenschaften, Hierar-
chien und Relationen unterstützen. Die Ontologien stellen für die verwendeten Fachmodelle das
Äquivalent eines XSD-Schemas zu XML-Dateien dar. Sie beschreiben die gültige und zulässige
Struktur der Containerinhalte für klare reibungslose Kommunikationen im Datenaustausch. Die On-
tologien der verschiedenen Domänen werden im OWL Format gespeichert. Abfragen auf Fachmo-
delldaten im RDF erfolgen über die Abfragesprache SPARQL.
Daten bilden dabei diversen Inhalt als Teilmodelle des gleichen Systems ab. Die herzustellende
Verbindung zwischen CityGML-Straßen bzw. Gebäuden und IFC-Bauwerksmodellen ist als domä-
nenübergreifende Verbindung heterogener Datenformate diversen Inhalts zu verstehen.
Zielstellung des Anwendungsfalls ist es, gefilterte Datensichten auf den erweiterten Informations-
raum des Linkmodells zu ermöglichen, um beispielsweise gezielte Bauteilinformationen von Gebäu-
den, die an einer bestimmten Straße liegen, zu erhalten.
Zur Lösung der Problemstellung des Anwendungsfalls wird die Multimodell-Technologie verwendet.
Dabei werden zur Erstellung der Links folgende Schritte abgearbeitet.
1. Sicherstellen, dass Datenformate der Fachmodelle von der Software gelesen und verarbei-
tet werden können (ggf. neue Viewer/Parser definieren).
2. Anlegen des Multimodells.
3. Import der Fachmodelle als Elementarmodelle.
4. Prüfung der Lesbarkeit von Elementarmodellen durch Abfragen an einzelnes Elementarmo-
dell (per MMQL).
5. Herstellung notwendiger aufgabenspezifischer Linkmodelle zwischen Elementen der vorlie-
genden Fachmodelle mithilfe der Abfragesprache Multi-Model Query Language, siehe Ab-
bildung 2.6.1-8.
Die Art der benötigten Linkmodelle richtet sich nach den Daten, die aus dem Multimodell und seinen
Fachmodellen geliefert werden sollen. Es können nun Datenabfragen für den kombinierten Informa-
tionsgewinn, formuliert als Statements in MMQL, an das Multimodell abgesetzt werden.
Derzeit sind Multimodelle bzw. ICDD nur begrenzt im praktischen Einsatz (Ausnahme BIM-LV Con-
tainer) aber Gegenstand sehr vieler Forschungsprojekte und Standardisierungsbestrebungen. Aller-
dings sind die Semantic Web Technologien (RDF, RDFS, OWL) sowie die Datenbanken (Triple
Store) und Abfragesprachen (SPARQL, geoSPARQL) sehr komplex und – man kann es nicht anders
sagen – im BIM/GIS Kontext eher als akademisch zu bezeichnen.
Literatur
Fuchs, S. (2015): Erschließung domänenübergreifender Informationsräume mit Multimodellen. Be-
richte des Instituts für Bauinformatik, Heft 11. TU Dresden.
ISO 21597-1:2020: Information container for linked document delivery – Exchange specification –
Part 1: Container https://www.iso.org/standard/74389.html.
W3C Standards Semantic Web: https://www.w3.org/standards/semanticweb/.
Problemstellung/Ziel
Der Arbeitskreis 3 „BIM: Building Information Modeling“ wurde 2023 im DVW berufen. Neben der
Planung und Durchführung von Weiterbildungsveranstaltungen befasst sich der AK 3 mit der Lehre
von BIM im Kontext der Geodäsie. Das „Lehre-Team“ setzt sich aus Professoren unterschiedlicher
Hochschulen, Führungskräften aus Ingenieurbüros und wissenschaftlichen Mitarbeitern zusammen,
welche im Bereich BIM in der Lehre tätig sind. Zielfragestellungen sind:
• Welche Kernkompetenzen müssen zum Thema „Geodäsie und BIM“ vermittelt werden?
• Wie können sich Lehrkräfte gegenseitig bei der BIM Lehre unterstützen?
• Wie können die Ideen zur Lehre an weitere Lehrende kommuniziert werden?
118 2 Grundlagen
Seit Ende 2023 wurde sich ausführlich damit befasst, was die Kerninhalte in der Lehre sind bzw.
sein sollten und was von Unternehmen und der öffentlichen Hand erwartet und als notwendig be-
trachtet wird. Betrachtet wurden hierbei Berufsausbildungen (Schwerpunkt Vermessungstechni-
ker/Geomatiker) und Studienabschlüsse (Bachelor und Master) mit den Schwerpunkten Geodäsie
und Geoinformatik (s. Abbildung 2.6.3-1).
Abb. 2.6.3-1: BIM-Rollen als Struktur für die Lehre in „Geodäsie und BIM“ (in Anlehnung an VDI/bS
2019)
Abb. 2.6.3-2: BIM-Lehrinhalte im Lebenszyklus der gebauten Umwelt mit Bezug zur Vermessung
und Geodatenmanagement (in Anlehnung an Becker; Volland 2023)
Die folgende Tabelle bildet eine Übersicht der Lehrthemen sowie eine Einordnung zur Eignung der
jeweiligen Bildungswege ab.
1. BIM Grundlagen Geeignet für …
1.0 Einführung Alle
1.0.1 BIM-Definition Alle
1.0.2 BIM-Bausteine Alle
1.0.3 Die fünf BIM-Faktoren Alle
1.1 Befindliche Normen und Richtlinien/BIM und Recht Alle
1.1.1 Normen und Richtlinien Alle
1.1.2 BIM und Recht Alle
1.2 BIM Akteure und Verbände Alle
1.3 Management Alle
1.3.1 Anwendungsformen von BIM Alle
1.3.2 Mehrwerte und Herausforderungen bei Einführung und Anwendung
Bachelor/Master
von BIM
1.4 Informationsmanagement Bachelor/Master
1.4.1 Objektorientierter Modellaufbau Master
1.4.2 BIM-Arbeitsweisen/Datenaustausch (BIM Rollen, CDE, BCF) Master
1.5 BIM-Anwendung Alle
1.5.1 BIM-Implementierung Alle
1.5.1.1 BIM-Implementierung im Unternehmen entlang der fünf BIM-
Faktoren Master, ggf. Bachelor
1.5.2 BIM-Werkzeuge Bachelor / Master
1.5.2.1 Modellierung insb. Berufsausbildung
1.5.2.3 Koordinierung Alle
1.5.2.3 Qualitätssicherung (MVD, IDS) Master
1.5.3 Interdisziplinäre Prozesse im Lebenszyklus von Bauwerken alle
120 2 Grundlagen
Lehrinhalte, Lernziele und Kompetenzen sowie die möglichen Lehrmethoden sind in detaillierter
Ausführung unter folgendem QR-Code zu finden:
Fazit/Ausblick
Ziel dieser Handreichung ist es, einen Vorschlag für Lehrinhalte, die als notwendig und relevant für
eine gute Ausbildung im Bereich Geodäsie und BIM gesehen werden, darzulegen. Die tabellarische
Darstellung der Inhalte kann als praktische Orientierungshilfe für die Lehre genutzt werden.
Aufgrund der kontinuierlichen Weiterentwicklung der BIM-Methode und der fortschreitenden Digita-
lisierung ergeben sich stetig neue Möglichkeiten, um relevante Themen in die BIM-Lehre zu integ-
rieren. Dabei müssen neue didaktische Methoden entwickelt werden und das modellbasierte Planen,
Bauen und Betreiben mit den Lehrinhalten der Vermessung und des Geodatenmanagements ver-
knüpft werden. Die zahlreichen positiven Lehrbeispiele aus dem DVW AK3 „BIM“ haben gezeigt,
dass besonders das interdisziplinäre Lernen und Lehren mit Architektur, Bauingenieurwesen, Ma-
schinenbau und Facility Management einen hohen Mehrwert für „Geodäsie und BIM“ in Lehre birgt.
Literatur
Becker, D.; Volland, V. (2023): „BIM – Laserscanning: Erfahrungen aus der Lehre, Beispiele aus
der Praxis“, Vortrag auf dem 6. Frankfurter BIM-Symposium am 30.08.2023
VDI/bS (2019) Richtlinie 2552 Blatt 8.1: Building Information Modeling - Qualifikationen – Basis-
kenntnisse, Germany: VDI & buildingSMART Richtlinie.
2.7 BIM und GIS-Integration – standardisierte, offene Datenformate 121
Einführung
Die im Lebenszyklus eines Bauwerks genutzten IT-Systeme entstammen unterschiedlichen Fach-
disziplinen mit ihren jeweiligen Methoden, Systemen und Datenmodellen (vgl. Abbildung 2.7-1).
Abb. 2.7-1: Methoden, Systeme und Datenmodelle aus den Domänen Architecture, Engineering
and Construction/Facility Management bzw. Geospatial.
Einige Prozesse bei der Planung, beim Bau, bei der Nutzung und bei der Nachnutzung von Bauwer-
ken erfordern den Austausch von Informationen zwischen diesen Domänen. In der AEC/FM-Domäne
fand der Austausch von Geometrie bisher meist durch firmenspezifische und nicht genormte CAD-
Schnittstellen statt. CAD-Systeme haben sich von der Zeichnungsorientierung hin zur Objektorien-
tierung weiterentwickelt, d. h., sie weisen nicht nur Strichzeichnungen, sondern auch Objekte wie
Fenster, Öffnung, Wand, Geschoss, Gebäude mit (3D-)Geometrie, Parameter und Attribute in Form
eines Digitalen Gebäudemodells nach. „Dabei kommt der Zusammenarbeit anhand von Bauwerks-
modellen eine besondere Bedeutung zu. Nur wenn die Computermodelle der Beteiligten die jeweils
notwendigen Informationen nach einheitlichen Regeln (IFC-Schnittstelle) abbilden und diese fehler-
und verlustfrei zwischen den verschiedenen Computersystemen übertragen werden können, dann
können auch kosten- und Arbeitszeit verursachende Kommunikationsprobleme wirtschaftlich bewäl-
tigt werden“ (IAI 2008).
In der Geospatial-Domäne haben sich ebenfalls objektorientierte, standardisierte Datenmodelle
etabliert. Sollen Daten zwischen Systemen der AEC/FM- und der Geospatial-Domäne möglichst
ohne Informationsverluste ausgetauscht werden, so ist das Verständnis der in der jeweils anderen
Domäne genutzten Datenstruktur von großer Bedeutung. Standardisierte Datenmodelle liefern
hierzu einen wichtigen Beitrag. Eine wichtige Voraussetzung für die Akzeptanz und Verbreitung von
fachübergreifenden Standards ist die Herstellerunabhängigkeit und die Offenheit bei der Entwicklung
und Veröffentlichung der Dokumente. Die im Folgenden beschriebenen Standards wurden nach die-
sen Regeln entwickelt und weiterentwickelt. Ziel dieses Beitrags ist es, einen Überblick über die
wichtigsten Konzepte standardisierter Datenmodelle aus den Bereich Building Information Modeling
und Urban Information Modeling zu geben und darauf aufbauend Möglichkeiten zur Integration von
Daten aus den beiden Domänen aufzuzeigen.
122 2 Grundlagen
Core Layer
Der Core Layer bildet die Grundlage und enthält die Basisklassen des Datenmodells, deren Struktur,
Beziehungen und Konzepte in die höher liegenden Layer vererbt werden. Er besteht aus
• IfcKernel (abstrakte Basisklassen) und darauf aufbauend
• IfcControlExtension (Basisklassen für Steuerobjekte),
• IfcProcessExtension (Prozessinformationen) und
• IfcProductExtension (physische und räumliche Eigenschaften und Beziehungen).
2.7 BIM und GIS-Integration – standardisierte, offene Datenformate 123
Shared Layer
Der Shared Layer enthält Zwischenspezialisierungen. Die vom Core Layer abgeleiteten Klassen kön-
nen von dem höher liegenden Domain Layer genutzt werden. Er besteht aus
• IfcSharedBldgElements (wichtigste Klassen für die architektonische Gestaltung),
• IfcSharedBldgServiceElements (Grundtypen für Serviceszenarien),
• IfcSharedComponentElements (Subtypen für Befestigungselemente),
• IfcSharedFacilitiesElements (Informationen für Facility Management),
• IfcSharedMgmtElements (Informationen zum Management von Projektumfang, Kosten und
Zeit).
Domain Layer
Der Domain Layer enthält Klassen, die nur einer Domäne zugeordnet werden und nicht weiter spe-
zialisiert oder referenziert werden können. Die definierten Domänen sind
• IfcArchitectureDomain (Architektur),
• IfcBuildingControlsDomain (Gebäudesteuerung),
• IfcConstructionMgmtDomain (Bauausführung),
• IfcElectricalDomain (Gebäudetechnik, elektrisch),
• IfcHvacDomain (Gebäudetechnik, Heizung-Klima-Lüftung),
• IfcPlumbingFireProtectionDomain (Gebäudetechnik, Sanitär- und Brandschutz),
• IfcStructuralAnalysisDomain (Strukturanalysen) und
• IfcStructuralElementsDomain (Bauelemente, Bauelementteile).
Resource Layer
Der Resource Layer definiert Klassen, die im gesamten Datenmodell genutzt, aber nicht einzeln
instanziiert werden können. Diese Klassen werden von IfcRoot abgeleiteten Objekten referenziert.
Zum Resource Layer gehören
• IfcActorResource (Informationen zu Personen und Organisationen),
• IfcApprovalResource (Genehmigungen zu Objekten),
• IfcConstraintResource (Einschränkungen und Bedingungen),
• IfcCostResource (Kostenwerte),
• IfcDateTimeResource (Datum- und Zeitkonzepte),
• IfcExternalReferenceResource (externe Quellen),
• IfcGeometricConstraintResource (Objektplatzierung),
• IfcGeometricModelResource (geom. Formdarstellung),
• IfcGeometryResource (geom. Basiselemente),
• IfcMaterialResource (Materialdefinitionen),
• IfcMeasureResource (Einheiten),
• IfcPresentationAppearanceResource, IfcPresentationDefinitionResource (Stilelemente),
• IfcPresentationOrganizationResource (Präsentationsregeln),
• IfcProfileResource (Querschnitte),
• IfcPropertyResource (Basissatz von Objektinformationen),
• IfcQuantityResource (Mengenzuordnungen),
• IfcRepresentationResource (Eigenschaften von Produkten),
• IfcStructuralLoadResource (Lastdefinitionen),
• IfcTopologyResource (topologische Darstellungen) und
• IfcUtilityResource (Eigentum-Historie-Tabellendokumente).
124 2 Grundlagen
Geometrische Repräsentationen
IFC trennt die semantische und geometrische Beschreibung von Objekten. Damit ist es möglich,
einem semantischen Objekt ein oder mehrere geometrische Repräsentationen zuzuordnen. Die
Geometrieklassen befinden sich in den Schemata Geometric Model Resource und Geometry Re-
source, topologische Eigenschaften im Schema Topology Resource. Gebäude und Stockwerke ha-
ben in IFC keine Geometrie. Geometrie gibt es nur an Bauteilelementen aus IfcSharedBuildingEle-
ments (IfcWall, IfcRoof, IfCDoor etc.).
Alle Geometrietypen in IFC erben von der abstrakten Klasse IfcGeometricRepresentationItem. Dabei
werden u. a. Constructive Solid Geometry’s (CSG) mit prozeduralen oder parametrischen Oberflä-
chen und Körper mit expliziten Begrenzungsflächen bereitgestellt.
CSG-Primitive, Boundary Representation und Extrusionskörper können mit Booleschen Operationen
verknüpft werden, die sich über Rekursion auf Subklassen von IfcSolidModel beziehen und so zu
komplexen Baumstrukturen führen.
Erweiterungsmöglichkeiten
In IFC können häufig verwendete Bauteile als wiederverwendbare Typen (Prototypen) durch Typi-
sierung der Semantik definiert werden. Dabei werden Eigenschaften der Prototypen ggf. auf Instanz-
ebene überschrieben. Bei der geometrischen Typisierung werden Prototypen durch Transformation
positioniert. Das IFC-Schema enthält, wie andere objektorientierte Schemata auch, Erweiterungs-
möglichkeiten, die es (ohne Änderung des Schemas) erlauben, nutzerdefinierte Informationen mit-
hilfe von dynamisch erzeugbaren Eigenschaften in Subklassen von IfcProperty abzulegen. Einem
Objekt kann eine nutzerorientierte Eigenschaft, definiert durch die Attribute Name, NominalValue,
Type und Unit, gruppiert zu IfsPropertySets, hinzugefügt werden. Durch die Containerklasse IfcProxy
kann die zusätzliche semantische Bedeutung dynamisch einem Objekt zugeordnet werden. „Ein
Proxy kann eine semantische Bedeutung haben, die durch das Attribut Name definiert ist und Eigen-
schaftsdefinitionen, die über die Eigenschaft Zuweisungsbeziehung angehängt werden“ (building-
SMART 2013). Voraussetzung ist allerdings, dass alle am Projekt beteiligten Adressaten die Infor-
mationen interpretieren können. Solche Vereinbarungen müssen zu Beginn eines (Teil-)Projekts de-
finiert und dokumentiert werden. Insbesondere im Bereich des Facility Managements sind eine Viel-
zahl von Informationen (z. B. Serviceinformationen) denkbar, die mithilfe des Erweiterungsmecha-
nismus geführt und genutzt werden können. Erweiterungen für wichtige Anwendungen sind seit der
Version IFC4 als PropertySet-Definitionen im BUILDINGSMART DATA DIRECTORY (BSDD) unter
http://bsdd.buildingsmart.org/#concept/browse veröffentlicht.
2.7 BIM und GIS-Integration – standardisierte, offene Datenformate 125
Fachspezifische Bauwerksmodelle
Aus dem sehr komplexen BIM-Gesamtmodell können verschiedene Fachmodelle (Teilmodelle) mit
individuellem Detaillierungsgrad und Ausgabeprodukte (Schnitte, Leistungsverzeichnisse etc.) er-
stellt werden. Aus den Fachmodellen können spezielle Auswertungen, Berechnungen und Nach-
weise erzeugt werden. Dabei werden die entsprechenden Klassen des BIM-Gesamtmodells genutzt.
Zur standardisierten Vereinbarung der Inhalte gibt es in IFC die Information Delivery Manuals bzw.
Model View Definitions (IDM/MVD-Methode). Dabei werden formalisierte, sog. Exchange Require-
ments, in Form von Model View Definitions (MVD) auf das IFC-Modell abgebildet. Damit können
Property Sets, Attribute und zulässige Geometrie-Repräsentationen definiert werden.
IFC im Infrastrukturbau
Das IFC-Datenmodell war zunächst ausschließlich auf den Hochbau ausgerichtet. Um es auch für
den Infrastrukturbau nutzen zu können, wurde im Jahr 2014 mit entsprechenden Erweiterungsarbei-
ten im Rahmen des Arbeitsraums Infrastructure Room begonnen. Dabei wurden zunächst mit IFC-
Alignment-Datenstrukturen für die Beschreibung von Trassierungen definiert und damit die Grundla-
gen zur Beschreibung von linearen Bauwerken gelegt (Abbildung 2.7-3). Gleichzeitig wurde mit dem
Projekt „IFC-Infra Overall Architecture“ ein allgemeingültiges Rahmenwerk für die Erweiterung des
Datenmodells geschaffen. Darauf aufbauend werden derzeit in den Projekten IFC-Bridge, IFC-Road,
IFC-Railway, IFC-Ports-and-Harbours und IFC-Tunnelfachspezifische Erweiterungen entwickelt. Da-
bei wird unter anderem geprüft, ob spezifische geometrische Modellierungsoptionen notwendig sind
und an welchen Stellen neue semantische Entitäten eingeführt werden müssen. Es gilt die Maßgabe,
das Datenmodell nur dann um neue Entitäten zu erweitern, wenn es zwingend erforderlich ist, um
so den Mehraufwand für die implementierenden Softwarehersteller möglichst gering zu halten.
Bei Infrastrukturmaßnahmen besonders wichtig ist die durchgängige Integration von BIM- und Geo-
daten, insbesondere amtlichen Geobasisdaten (Heunecke 2017, Markič et al. 2019, Jaud et al.
2019). Geodaten sind alle Daten mit direktem oder indirektem Bezug zu einem bestimmten Standort
oder geographischen Gebiet (§ 3 GeoZG 2009). Die räumliche Ausdehnung von Infrastrukturprojek-
ten ist i. d. R. deutlich größer als bei Hochbauprojekten. Für den Entwurf, den Bau und den Betrieb
sind solche Funktionalitäten erforderlich (siehe hierzu auch Kapitel 2.3 und 2.4), da beispielsweise
Umweltverträglichkeitsprüfungen häufig mittels GIS-Systemen durchgeführt werden, die im amtli-
chen Bezugssystem referenzierte Geofachdaten beinhalten, während Mengenermittlungen und die
126 2 Grundlagen
Erstellung von Leistungsverzeichnissen mittels BIM-gestützter AVA-Software erfolgt. Die enge Ver-
zahnung erfordert einen möglichst verlustfreien Datenaustausch. Dies wurde von OGC und buil-
dingSMART erkannt. Beide Organisationen haben sich zur Entwicklung eines gemeinsamen kon-
zeptionellen Modells für die Beschreibung einer Trassierung zusammengeschlossen. Das konzepti-
onelle Modell ist im neuen OGC-Standard InfraGML und in der IFC-Erweiterung IfcAlignment umge-
setzt.
IFC-Alignment folgt der Methodik des klassischen Trassenentwurfs und verwendet zwei getrennte
Ansichten (Draufsicht bzgl. der Achse und Längsschnitt bzgl. der Gradiente) zur Definition des Tras-
senverlaufs. Damit können im Unterschied zur direkten 3D-Modellierung die aus Ingenieursicht rele-
vanten Entwurfsparameter unmittelbar abgebildet und geprüft werden. Zudem wurden die originären
Kurventypen der Trassierung, insbesondere die Übergangsbögen wie Klothoiden, als explizites Ele-
ment in das IFC-Schema aufgenommen. Ferner wurde eine zu ISO 19148 kompatible Methode der
linearen Referenzierung, also der Verortung entlang der Achse, in das IFC-Schema intergiert.
Eine auf Alignment aufbauende neue Möglichkeit der Modellierung von Volumenkörpern besteht in
IfcSectionedSolidHorizontal, die das Sweeping eines Querprofil entlang einer beliebigen Kurve (auch
IfcAlignment) erlaubt und dabei Drehungen des Profils nur in x-y-Achse durchführt und es gleichzeitig
immer vertikal ausgerichtet lässt. Dies ist eine wichtige Grundlage für die hochwertige geometrische
Beschreibung von Straßen- und Brückenkörpern. Die neuen Modellierungsmöglichkeiten sind Be-
standteil der Version IFC 4.1.
Aus Sicht der BIM-Geodaten-Integration besonders relevant ist, dass das zugrunde liegende kon-
zeptionelle Schema in Zusammenarbeit zwischen buildingSMART und OGC entstanden ist. In der
Folge sind die Datenelemente des InfraGML-Standards mit Bezug zur Trassierung konzeptionell
identisch zu denen des IfcAligment.
Auf internationaler Ebene wird die Erweiterung des IFC-Standards in den Expertengruppen IFC-
Bridge, IFC-Tunnel, IFC-Road und IFC-Rail vorangetrieben. Diese Entwicklungen werden in das
nächste Hauptrelease des IFC-Standards, Version 5, eingehen. Erstes Zwischenergebnis ist die
Verabschiedung der Version 4.3, die die Erweiterungen zur Beschreibung von Brückenbauwerken
enthält (Borrmann et al. 2019).
Auf nationaler Ebene hat buildingSMART Deutschland Arbeitsgruppen zur Ergänzung des internati-
onalen Standards um nationale Eigenschaftssätze ins Leben gerufen. Hintergrund ist, dass das IFC-
Modell einen Hybridansatz auf Basis flexibel definierbarer Eigenschaftssätze (Property Sets) ver-
folgt, mit einer möglichst breiten internationalen Standardisierung des Datenmodells auf der einen
Seite und der Möglichkeit der dynamischen Erweiterung auf der anderen Seite, um spezifische nati-
onale Anforderungen abzubilden
IFC-Datenformat
Das IFC-Datenformat basiert auf dem physikalischen STEP-Datenformat. Instanzdokumente liegen
also als STEP Physical File (SPF – STEP Part 21) oder XML (STEP Part 28) vor.
CityGML 3.0
Semantische 3D-Stadt- und Landschaftsmodelle werden heute häufig für die digitale Repräsentation
von Objekten der realen Welt, wie Gebäude, Brücken, Tunnel, Straßen, Stadtmöbel, Gewässer und
Vegetation, verwendet. Ein weit verbreiteter Standard für die Modellierung, Speicherung und den
Austausch semantischer 3D-Stadtmodelle ist der internationale Standard CityGML, der vom Open
Geospatial Consortium (OGC) herausgegeben wird. CityGML wird weltweit von sehr vielen Städten
für die Verwaltung ihrer 3D-Stadtmodelle genutzt sowie auf staatlicher Ebene und staatenübergrei-
fend zur Harmonisierung von 3D-Gebäudedaten. So wurden beispielsweise von der Arbeitsgemein-
schaft der Vermessungsverwaltung der Bundesrepublik Deutschland (AdV) sowie im Rahmen der
INSPIRE-Richtlinie Profile des CityGML-Standards definiert, um Gebäudemodelle in einheitlicher
Form zur Verfügung stellen zu können. Über die Zentralstelle Hauskoordinaten, Hausumringe und
3D-Gebäudemodelle (ZSHH) 20 sind beispielsweise 3D-Modelle aller Gebäude in Deutschland har-
monisiert im CityGML-LOD1 und -LOD2 verfügbar. Alle deutschen Bundesländer stellen die Ge-
bäude im LOD2 zudem als offene Geobasisdaten zur Verfügung. Unter folgender Adresse ist eine
weltweite Zusammenstellung offener CityGML-Datensätze abrufbar: https://github.com/OloOcki/a-
wesome-citygml.
Unter dem Schlagwort „Digitaler Zwilling der Stadt“ werden in jüngster Zeit CityGML-basierte 3D-
Stadtmodelle mehr und mehr auch als Plattform zur Informationsintegration im Bereich Smart Cities
verwendet. Entsprechende Entwicklungen gibt es beispielsweise in den Städten Helsinki, Rotterdam,
Leipzig, München, Hamburg, Wien, Zürich sowie in mehr als 80 japanischen Städten 21. Auf Grund-
lage der gewonnenen Erfahrungen bei der vielfältigen Nutzung des Standards, sowie um CityGML
für weitere Nutzergruppen und Anwendungsbereiche zu erschließen, wurde in den letzten Jahren
die neue Version CityGML 3.0 entwickelt. Im Jahr 2021 wurde der Standard für das konzeptuelle
Schema verabschiedet (Kolbe et al. 2021), im Jahr 2023 folgte der Standard für die Abbildung des
Datenmodells auf das GML-Format (Kutzner et al. 2023).
Das konzeptuelle Modell von CityGML ist in 17 verschiedene Module untergliedert. Dies erlaubt es
Anwendungen, nur die jeweils relevanten Module einzusetzen (siehe folgende Abbildung).
20
https://www.adv-online.de/AdV-Produkte/Vertriebsstellen/ZSHH/broker.jsp?uCon=74220e4d-
f312-7241-d15f-c0c2072e13d6&uBasVariant=11111111-1111-1111-1111-111111111111
21
https://www.mlit.go.jp/plateau/
128 2 Grundlagen
Abb. 2.7-4: Modulübersicht von CityGML 3.0. Die vertikalen Kästchen repräsentieren die
verschiedenen thematischen Module. Die horizontalen Kästchen repräsentieren Module,
die allgemeine Konzepte für die thematischen Module bereitstellen.
Das Core-Modul (grün) definiert notwendige Basiskonzepte (zum Beispiel Basisobjekte, Level-Of-
Detail-Konzept, Space-Konzept), die von allen Anwendungen umzusetzen sind. Die elf thematischen
Module (rot) definieren die spezifischen Objekte der gebauten Umwelt, wie zum Beispiel Gebäude,
Stadtmöblierung, Gewässer, oder Vegetation. Die in blau dargestellten Module stellen weitere Kon-
zepte bereit, die zusammen mit den thematischen Modulen eingesetzt werden können. Alle Module,
die bereits in CityGML 2.0 existieren, wurden in CityGML 3.0 übernommen. Die Module Dynamizer,
Versioning, PointCloud, und Construction wurden neu in CityGML 3.0 eingeführt, die Module Core,
Generics, Building, und Transportation wurden überarbeitet und erweitert.
Die Erweiterung von CityGML 3.0 um neue Konzepte ermöglicht eine verbesserte Verwendung von
CityGML in verschiedenen Anwendungsbereichen wie Energie- und Umweltsimulationen, Stadtpla-
nung Verkehrsanalysen, autonomes Fahren, Smart Cities, oder Internet der Dinge (Internet of
Things, IoT). Durch die Überarbeitung von CityGML konnte auch die Interoperabilität mit den folgen-
den relevanten Standards im Geoinformationsbereich maßgeblich verbessert werden: IndoorGML
(Lee et al. 2016), Land Administration Domain Model (LADM) (ISO 19152 2012), INSPIRE (Euro-
pean Parliament and Council 2007), sowie mit Semantic-Web-Technologien wie das Resource
Description Framework (RDF) (W3C 2014).
Die Entwicklung von CityGML 3.0 verfolgte einen modellbasierten Ansatz, d. h., dass CityGML 3.0
unter Berücksichtigung einer klaren Trennung von konzeptuellem Modell und Austauschformat er-
stellt wurde. Das konzeptuelle Modell wurde mit der Modellierungssprache Unified Modeling Langu-
age (UML) definiert und ist konform zu den relevanten ISO-Normen aus dem Geoinformationsbe-
reich. Dadurch ist gewährleistet, dass aus dem Modell anschließend automatisch verschiedene Aus-
tauschformate abgeleitet werden können. Dies wird zuerst das GML-Format in der Version 3.2.1
(ISO 19136) sein, weitere mögliche Formate wie Datenbankschema und JSON folgen später.
Das CityGML Space-Konzept
In CityGML 3.0 wird eine klare semantische Unterscheidung aller raumbezogenen Objekte vorge-
nommen, indem diese grundlegend auf die beiden folgenden semantischen Konzepte abgebildet
werden:
• Raum (Space): Räume repräsentieren in der realen Welt Objekte mit volumetrischer Aus-
dehnung. Beispiele hierfür sind Gebäude, Innenräume in Gebäuden, Gewässer, Bäume und
Verkehrsräume.
2.7 BIM und GIS-Integration – standardisierte, offene Datenformate 129
der Oberflächen aus IFC-Objekten entfällt damit. Durch die beiden Objektarten Gebäudeeinheit
(BuildingUnit) und Stockwerk (Storey) können Gebäude in logische Räume wie beispielsweise Woh-
nungen, öffentliche Gebäudebereiche oder thermische Zonen unterteilt werden. Zudem kann die
IFC-Objektart IfcBuildingStorey, die ein Stockwerk in IFC-Datensätzen repräsentiert, explizit auf eine
äquivalente Objektart in CityGML abgebildet werden. Das aktualisierte LOD-Konzept erlaubt darüber
hinaus die Modellierung von Grundrissplänen für einzelne Stockwerke in LOD0 (Konde et al. 2018).
Türen und Fenster können in CityGML 3.0 sowohl als volumetrische Objekte zum Füllen von Öffnun-
gen in Bauwerken (Objektarten Door und Window) als auch als flächenhafte Objekte zum Verschlie-
ßen der Öffnungen (Objektarten DoorSurfaceund WindowSurface) definiert werden. Dadurch kön-
nen die volumetrischen IFC-Objekte IfcDoor und IfcWindow in entsprechende volumetrische Ci-
tyGML-Objekte überführt werden. Ebenso können Innenräume, die in IFC durch die Objektart
IFCSpace semantisch als physisch unbelegter Raum repräsentiert sind, auf die Objektart Buil-
dingRoom abgebildet werden, welche gemäß dem Space-Konzept ein äquivalentes Konzept in Ci-
tyGML darstellt. Durch die in CityGML 3.0 neu eingeführte Objektart CityObjectRelation können nun
– wie in IFC – topologische, geometrische und semantische Beziehungen zwischen Gebäudeele-
menten (und auch zwischen anderen Stadtobjekten) explizit in CityGML beschrieben und die in IFC
modellierten Beziehungen nach CityGML überführt werden.
Die folgende Abbildung zeigt die Überführung des in IFC modellierten FZK-Hauses (ein bekannter
IFC-Beispieldatensatz) nach CityGML 3.0. Dargestellt sind nur die ConstructiveElement-Objekte, die
aus den IFC-Klassen IfcWallStandardCase, IfcBeam, IfcSlab und IfcMember erzeugt wurden. Die
Konvertierung wurde mit dem FME-basierten Konvertierungtool ifc-to-citygml3 22 durchgeführt. Die
Objektart IFCSpace ist semantisch betrachtet ein physisch unbelegter Raum zur Repräsentation von
Innenräumen in IFC-Datensätzen. Die Objektart BuildingRoom stellt gemäß dem Space-Konzept
von CityGML ein äquivalentes Konzept dar. Deshalb können nun auch Innenräume ohne Verände-
rungen in der Semantik von IFC nach CityGML abgebildet werden. Dies ist in der folgenden Abbil-
dung zu sehen, in der IFCSpace-Objekte des FZK-Hauses in BuildingRoom-Objekte aus CityGML
3.0 überführt wurden.
Neben Bauwerken können in CityGML viele weitere Objekte der gebauten und der natürlichen Um-
welt repräsentiert werden, sodass umfassende 3D-Stadt- und Landschaftsmodelle erzeugt werden
22
https://github.com/tum-gis/ifc-to-citygml3
132 2 Grundlagen
können. Ein Beispiel für ein umfassendes Modell, das neben Gebäuden auch das Gelände, Vegeta-
tion, Leitungsnetze etc. enthält, stellt der 3D-Lageplan zum Baugesuch dar, der im Kapitel 2.6.1
beschrieben wird.
Repräsentation des Geländes
Flächendeckende Stadt- und Regionalmodelle benötigen Digitale Geländemodelle (Digital Terrain
Model, DTM). In CityGML können DTM in allen LOD vorkommen. Gebäude, Brücken, Tunnel, Stadt-
möbel und generische Objekte erhalten ihre absolute Höhe i. d. R. durch Verschnitt mit einem DTM.
Bei Kombination verschiedener DTM in unterschiedlichen LODs kann es zu Problemen mit schwe-
benden Gebäuden oder mit der Darstellung von texturierten Objekten kommen. Um diese Probleme
zu lösen, wurde das Konzept der TerrainIntersectionCurve (TIC) für CityObjects eingeführt. Die TIC
ist eine Liniengeometrie, welche die Verschnittlinie von Gebäude und DTM darstellt.
Repräsentation des Straßenraums
Im Zuge des autonomen, vernetzten Fahrens, aber auch zur Dokumentation und Planung verkehrli-
cher Anlagen gewinnt die hochaufgelöste geometrische, topologische und semantische Repräsen-
tation des Straßenraums an Bedeutung. CityGML 3.0 stellt hierfür mit dem Transportation Modul ein
Datenmodell zur Verfügung. Neben der linearen und flächenhaften Abbildung kann der Straßenraum
unter Nutzung des oben beschriebenen Space-Konzepts auch volumetrisch repräsentiert werden,
um beispielsweise Lichtraumprofile automatisch analysieren zu können. Eine detaillierte Beschrei-
bung und Handlungsanleitung zur Nutzung des Straßenraummodells ist in Beil et al. (2023) sowie
zu finden.
Repräsentation von Veränderungen
Mit dem Versioning-Modul und dem Dynamizer-Modul lassen sich dynamische Eigenschaften von
Stadtobjekten abbilden. Das Versioning-Modul dient der Modellierung von langsameren Verände-
rungen, wie zum Beispiel der Entwicklung von Städten oder Stadtmodellen im Laufe der Zeit durch
den Bau oder Abriss von Gebäuden. Mit dem Versioning-Modul können auch alternative Versionen
eines Stadtmodells verwaltet werden, was zum Beispiel im Rahmen der Stadtplanung von Interesse
ist. Mit dem Dynamizer-Modul können dagegen regelmäßige und dynamische Veränderungen von
Objekteigenschaften repräsentiert werden. Hierzu zählen Änderungen physikalischer Größen wie
der Energiebedarf eines Gebäudes oder die Sonneneinstrahlung auf eine Wandfläche, Änderungen
bezüglich der Geometrie (Form und Lage) sich bewegender Objekte oder Echtzeit-Sensorbeobach-
tungen. Das Dynamizer-Modul überschreibt dazu die statischen Attributwerte der Stadtobjekte mit
dynamischen, zeitvariablen Werten. Zudem können mittels des Dynamizer-Moduls Stadtobjekte mit
(IoT-)Sensoren verknüpft werden.
Weitere CityGML-Konzepte
Der CityGML-Standard definiert eine Vielzahl weiterer Konzepte, die für Geodäsie und BIM von Be-
deutung sind. Hierzu zählen
• ExternalReferencs zur Verknüpfung von Stadtobjekten mit Objekten aus anderen Informati-
onssystemen, zum Beispiel Objekten aus dem Liegenschaftskataster oder Objekten in ei-
nem Dokumentenmanagementsystem oder einem BIM-Datensatz.
• Appearances, die es ermöglichen, die Erscheinung von Objekten abzubilden, beispielsweise
in Form von Fototexturen oder thematischen Informationen wie der solaren Einstrahlung auf
Dächern, Fassaden oder Verkehrsflächen.
• Generische Attribute und Application Domain Extension (ADE) zur Erweiterung des Stan-
dards.
• Profilbildung zur Einschränkung des Standards.
• CityObjectGroups zur Aggregation beliebiger Stadtobjekte.
2.7 BIM und GIS-Integration – standardisierte, offene Datenformate 133
INSPIRE
Im Jahr 2007 ist die INSPIRE-Richtlinie zum Aufbau einer Geodateninfrastruktur in der Europäischen
Gemeinschaft in Kraft getreten. Ziel ist die dienstbasierte Nutzung von interoperablen Geodaten. Um
dieses Ziel zu erreichen, ist auch die Definition einheitlicher Datenmodelle für festgelegte Themen
erforderlich. Für den Gebäudebereich ist das INSPIRE-Datenmodell in der „Data Specification on
Buildings“ (INSPIRE 2024) veröffentlicht.
Klassen, Relationen und Typen in INSPIRE sind eng an die Modellierung von CityGML angelehnt.
Die INSPIRE-BU-Spezifikation enthält drei Profile:
• Profil 1 (normativ): 2D/2.5D-Geometrie mit wenigen semantischen Attributen,
• Profil 2 (nicht normativ): 2D/2.5D-Geometrie mit vielen semantischen Attributen,
• Profil 3 (nicht normativ): 3D-Geometrie in Anlehnung an CityGML LOD1-3 mit vielen se-
mantischen Attributen.
Neben dem Thema „Buildings“ definiert INSPIRE eine Vielzahl weiterer Datenthemen mit Relevanz
für Planungsprozesse. Beispielsweise seien an dieser Stelle die Themen „Protected Sites“ und „Na-
tural Risk Zones“ genannt. Für weitergehende Informationen wird auf die Literatur verwiesen.
XPlanung
Die Erstellung von Bauleitplänen und Planfeststellungsverfahren, die erst Bauplanungsrecht entfal-
ten, auf dessen Basis BIM-Prozesse umgesetzt werden können und die Durchführung von Bauge-
nehmigungsverfahren erfordert das Zusammenwirken einer Vielzahl von Akteuren. Die Spezifikation
digitaler standardisierter Datenmodelle und Datenaustauschformate für Bauleitpläne, Landschafts-
pläne, Planwerke der Raumordnung sowie Bauvorlagen ermöglicht, vergleichbar zu BIM-Standards,
einen verlustfreien Datenaustausch zwischen den verschiedenen Planungsebenen und den unter-
schiedlichen öffentlichen und privaten Planungsakteuren.
Standardisierungsprozess von Austauschstandards im Bau- und Planungsbereich
Seit dem Jahr 2003 wird in diesem Kontext das objektorientierte Datenmodell XPlanung und das
Datenaustauschformat XPlanGML für die Abbildung der Inhalte raumbezogener Planwerke entwi-
ckelt. XPlanung ist der Standard für die Struktur, den Inhalt und die Form von Daten/Informationen
(textliche und geometrische Festlegungen, Darstellungen, Festsetzungen, nachrichtliche Übernah-
men, Kennzeichnungen und sonstige Hinweise) zur Bereitstellung von räumlichen Planwerken der
Raumordnung, Landes- und Regionalplanung, Bauleitplanung und Landschaftsplanung. Durch die
Anwendung des Standards bei allen Beteiligten kann ein verlustfreier Datenaustausch zwischen un-
terschiedlichen IT-Systemen und Anwendungen gewährleistet werden.
Im Herbst 2014 wurde auf Antrag der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) durch Beschluss des
IT-Planungsrats der fachübergreifende Standardisierungsbedarf „Austauschstandards im Bau- und
Planungsbereich“ in die Standardisierungsagenda des IT-Planungsrats aufgenommen. Am
05.10.2017 hat der IT-Planungsrat schließlich die verbindliche Einführung der Standards XBau und
XPlanung zum Daten- und Informationsaustausch mit und unter den Dienststellen der öffentlichen
Bau- und Planungsverwaltung beschlossen. Bei XBau handelt es sich im Unterschied zu XPlanung
um einen nachrichtenbasierten XÖV Standard, der die Inhalte von Nachrichten in bauaufsichtlichen
Verfahren in einer standardisierten Struktur beschreibt.
Gemäß dem Beschluss müssen Dienststellen der öffentlichen Verwaltung in Ausschreibungsverfah-
ren zur Beschaffung von Softwareanwendungen die Standards XPlanung/XBau ab sofort berück-
sichtigen, sofern im Anwendungsbereich Planen und Bauen die in der Bedarfsbeschreibung be-
schriebenen Anwendungsfälle unterstützt werden sollen. Bestehende IT-Verfahren in der öffentli-
chen Verwaltung im Anwendungsbereich Planen und Bauen, welche die in der Bedarfsbeschreibung
beschriebenen Anwendungsfälle unterstützen, sind bis 01.02.2023 (fünf Jahre nach Veröffentlichung
134 2 Grundlagen
im Bundesanzeiger) für die Bereitstellung und Nutzung der Standards XPlanung/XBau zu ertüchti-
gen. Die Standards werden durch die beim Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung (LGV)
angesiedelten Leitstelle XPlanung/XBau auf Basis einer Verwaltungsvereinbarung mit dem Bund
und den Ländern betrieben.
Während seiner Weiterentwicklung wurde XPlanung in unterschiedlichen Versionen veröffentlicht.
Aktuell steht der Standard in Version 6.0.2 zur Verfügung. Auf der XLeitstelle-Homepage 23 befinden
sich die Spezifikationen aktueller sowie älterer Versionen.
Was ist XPlanung?
XPlanung setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Das objektorientierte Datenmodell definiert einer-
seits eine einheitliche Datenstruktur zur strukturierten Abbildung der Inhalte räumlicher Planwerke,
andererseits ermöglicht das Datenaustauschformat XPlanGML eine verlustfreie Übertragung von In-
stanzen des Datenmodells (d. h. die XPlanung-konformen digitalen Planwerke) zwischen verschie-
denen IT-Systemen und Anwendungen (s. folgende Abbildung).
23
https://xleitstelle.de/xplanung/releases-xplanung
2.7 BIM und GIS-Integration – standardisierte, offene Datenformate 135
Planwerke sowie nachrichtliche Übernahmen (SoPlan) abgebildet werden. Damit ist es prinzipiell
möglich, auch auf anderer gesetzlicher Grundlage beruhende Planwerke und Planinhalte abzubil-
den. Für bestimmte, häufig in Bauleitplänen vorkommende Inhalte aus Fachplanungen enthält XPla-
nung konkrete Objektklassen.
XPlanung als GML Applikationsschema
XPlanung basiert auf internationalen Standards. Zum verlustfreien Austausch von räumlichen Plan-
werken dient das Datenformat XPlanGML, das auf GML 3.2.1 (Geography Markup Language) ba-
siert. Somit verwendet XPlanGML die Kodierregeln nach ISO 19118 und ISO 19136. Genauer gesagt
nutzt XPlanGML als GML-Applikationsschema ausgewählte GML-Elemente und erweitert diese um
fachspezifische Attribute zur Abbildung und Speicherung von den Inhalten räumlicher Planwerke.
Neben der Verwendung internationaler Normen orientiert sich das XPlanGML auch am nationalen
Standard ALKIS/NAS. Das heißt, dass das Datenformat XPlanung einen Ausschnitt (Profil) des
GML-Definitionsumfangs nutzt, der identisch zu dem nationalen Standard ALKIS/NAS ist. In XPla-
nung werden jedoch keine weiteren Elemente des ALKIS-Basisschemas weiterverwendet. In einigen
Punkten ist das XPlanung-Datenformat somit gegenüber ALKIS/NAS vereinfacht:
• XPlanung beinhaltet derzeit noch kein Versionierungskonzept,
• das Datenmodell beschreibt nur ein statisches Austauschformat in Form von Klassen, Attri-
buten und Relationen, und keine Operationen auf diesen Klassen,
• das XPlanung-Basisschema verwendet nur eine „Geometrieart“, die dem ALKIS-Modell der
„Gemeinsamen Geometrie“ entspricht.
Im Gegensatz zum ALKIS-Standard definiert XPlanung noch keine standardisierten Darstellungs-
vorschriften (Signaturen). Diesbezüglich ist es nicht ausgeschlossen, dass Planwerke nach einem
Export aus einer Fachanwendung und einem Import in eine andere Fachanwendung mit anderen
Visualisierungsvorschriften im Zielsystem dargestellt werden.
Modelltransformation von XPlanGML in INSPIRE PLU und CityGML
Durch die Verwendung von bzw. Anlehnung an internationale und nationale Standards ist XPlanung
zukunftsfähig und investitionssicher. Zudem wird dadurch eine Bereitstellung der Planwerke auf Ba-
sis standardisierter webbasierter Visualisierungs- und Downloaddienste (Web Map Services und
Web Feature Services) ermöglicht. Mit der Definition und Anwendung von Transformationsvorschrif-
ten von XPlanung in das INSPIRE-Datenmodell PLU (Planned Land Use) lassen sich die INSPIRE-
Bereitstellungspflichten problemlos erfüllen. Die Freie- und Hansestadt hat mit der Anwendung einer
entsprechenden Transformationsvorschrift den bestehenden XPlanungs-konformen Datenbestand
(ca. 2.700 Planwerke) in das PLU-Zielmodell transformiert und stellt diesen Datensatz über IN-
SPIRE-Darstellungs- und Downloaddienste bereit.
Objekte aus XPlanGML-Datensätzen, die z. B. Höheninformationen beinhalten, lassen sich auch in
andere GML-Applikationsschemata oder in IFC-Instanzdokumente transformieren. Im Rahmen des
Forschungsprojekts „BIM basierten Bauantrag“ (vgl. BIM-basierter Bauantrag) hat der LGV Flä-
chenabgrenzungen von in Bebauungsplanwerken festgesetzten überbaubaren Grundstücksflächen,
in denen Höhenangaben oder die Anzahl von Vollgeschossen festsetzt sind, in CityGML und IFC
transformiert.
In der nachfolgenden Abbildung werden die in Bebauungsplänen maximal zulässigen überbaubaren
Grundstücksflächen als transparente 3D-Körper visualisiert. Mithilfe dieser 3D-Körper lassen sich
Kollisionsprüfungen realisieren, um das Volumen von geplanten Gebäudemodellen gegen ausge-
wählte Festsetzungen eines Bebauungsplans dreidimensional überprüfen zu können. Eine Heraus-
forderung in der grafischen Aufbereitung besteht noch darin, den transparenten Volumenkörper nicht
mit einem realen zulässigen Baukörper zu verwechseln.
136 2 Grundlagen
Die Geometrien eines geplanten Gebäudes müssen sich innerhalb des transparenten 3D-Körpers
einfügen. Bei der Definition von Prüfregeln muss jedoch beachtet werden, dass bestimmte Gebäu-
deteile, wie z. B. Balkone, über die 3D-Körper der überbaubaren Grundstücksflächen herausragen
dürfen.
Auf Basis einer Transformation von XPlanGML-Objekten in CityGML-Objekte können zudem weitere
planungsrechtliche Festsetzungen visualisiert werden (z. B. Art und Maß der baulichen Nutzung). In
der Abbildung werden z. B. überbaubare Grundstücksflächen, die in allgemeinen Wohngebieten lie-
gen, in Rot visualisiert, überbaubare Grundstücksflächen, die in Mischgebieten liegen, werden in
Braun visualisiert.
Weitere Standards/Formate
Weitere Formate aus den Bereichen der Computergrafik, Simulation und CAD sind i. d. R. nur für
die Visualisierung von Realweltobjekten im BIM (und auch für das Urban Information Modeling) ge-
eignet, da sie nur auf Geometrie und Darstellung und in begrenztem Maß auf thematische Informa-
tion fokussiert sind. Beispiele sind VRML, X3D, U3D, 3DS, glTF, KML, COLLADA, 3DTiles, I3S,
DXF, OpenFlight, TerraPage und p3d. Einige Datenformate sind nicht offen. Allen ist gemeinsam,
dass strukturelle und thematische Informationen nur sehr eingeschränkt abgebildet werden.
2.7 BIM und GIS-Integration – standardisierte, offene Datenformate 137
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138 3 BIM in der Praxis
Digitales und dreidimensionales Planen mit BIM (Building Information Modeling) ist der neue
Standardprozess im Bau- und Gebäudemanagement. BIM steigert die Effizienz sowohl in der
Planung und im Bau als auch in der Sanierung und im Betrieb von Gebäuden. Innovative
Laserscan-Technologie und intelligente Softwarelösungen liefern die Datenbasis.
Als virtueller Planungsansatz mit einem objektorientierten, dreidimensionalen Gebäudemodell als
Grundlage beinhaltet BIM sämtliche Informationen, die zur Planung, Realisierung und zum Betrieb
des Gebäudes notwendig sind. Ziel ist es, alle beteiligten Gewerke so in das Projekt zu integrieren,
dass Informationsdefizite ausgeschlossen sind, Kosten im Rahmen bleiben, Termine eingehalten
und Konfliktpotenziale minimiert werden können. Indem BIM sämtliche Projektbeteiligten digital ver-
netzt, können, wenn das gewollt ist, alle Auswirkungen einer Maßnahme auf andere Teil-bereiche in
Echtzeit sichtbar sein.
Während Integrale Planung und Lifecycle Engineering mittlerweile akzeptierte und bewährte Pla-
nungsverfahren sind, geht BIM einen Schritt weiter und integriert das Facility Management in den
Prozess. Damit umspannt BIM den kompletten Lebenszyklus von der Konzeption über den Betrieb
bis zum Rückbau eines Gebäudes. Wird BIM bereits frühzeitig in die Planungsphasen implementiert,
erleichtert das die Werkplanung und Bauleitung deutlich: Die häufig fehleranfällige baubegleitende
Planung kann so vermieden werden.
Für die Planung und den Bau neuer Gebäude liegen die Vorteile von BIM auf der Hand. Gerade bei
Bestandsgebäuden gibt es erhebliche Potenziale zu heben. Hier gestaltet sich BIM anspruchsvoll,
bietet aber einen hohen Nutzwert. Das ganzheitliche und lebenszyklusorientierte Modell optimiert
Prozesse auch während der Betriebsphase eines Gebäudes. Das Facility Management profitiert
langfristig in hohem Maße.
So lassen sich etwa betriebsbezogene Gebäudedaten, die bei Umbauten, Sanierungen oder Pro-
duktionsanpassungen entstehen, kontinuierlich und lückenlos fortschreiben. BIM unterstützt diesen
Prozess ideal, indem es dem Facility Management Informationen über Gebäudekonstruktion, Ge-
bäudekomponenten sowie Zusammenhänge von Nutzung und Funktion digital und dreidimensional
zur Verfügung stellt. Umbauplanungen können innerhalb des Modells räumlich dargestellt werden.
Die Auswirkungen auf Wartung, Instandhaltung und Energieeffizienz sind sofort erkennbar. Hinter-
legte Herstellungskosten sowie spezifische Betriebskosten liefern das Kosten-/Nutzenverhältnis der
geplanten Maßnahmen. Nebenbei können Betriebsprozesse und Nutzeranforderungen im räumli-
chen Modell durchgespielt und überprüft werden.
Datenbasis für BIM im Bestand
Damit die Vorteile von BIM auch für Bestandsgebäude optimal zum Tragen kommen, braucht es eine
solide Datenbasis. Wird in Neubauten BIM von Anfang an integriert, stehen die vollständigen 3D-
Pläne als Grundlage allen Beteiligten zur Verfügung. Doch gerade in Bestandsgebäuden fehlen häu-
fig 3D-Daten, die den Ist-Zustand verlässlich abbilden. Solche Lücken werden durch das Aufmaß
vor Ort geschlossen. 3D-Laserscanner erfassen komplexe geometrische Raumstrukturen auf Milli-
meter genau und garantieren eine schnelle, verformungsgerechte Bestandsaufnahme.
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 139
Der FARO® Focus Premium Laserscanner erzeugt bis zu zwei Millionen 3D-Messpunkte pro Se-
kunde und liefert in Minuten, selbst bei schwierigen Licht- und Witterungsbedingungen, ein maßge-
naues, geometrisch exaktes Abbild. Nach dem Import in CAD- und BIM-Programme können die
Scandaten als Planungsgrundlage dienen.
Ein Workflow vom Aufmaß bis zum BIM-Modell
FARO stellt für diese Zwecke ein durchgängiges System bereit. In einem Workflow greifen die 3D-
Erfassung, die Vorverarbeitung, die Interpretation und Modellierung sowie Integration der Daten in
die BIM-fähige Software Autodesk® Revit® Hand in Hand.
Das Aufmessen vor Ort erfolgt über die terrestrischen Laserscanner, die je nach Bedarf über eine
Reichweite zwischen 70 und 350 Metern verfügen. Die zugehörige, mobile FARO Stream App bietet
Live-Feedback der erfassten Scans und ermöglicht eine Vorregistrierung in einem einheitlichen Ko-
ordinatensystem. Noch vor Ort kann der optionale Upload in die Cloud erfolgen. So können die Daten
unmittelbar über die FARO Sphere® XG Digital Reality Plattform mit den wichtigsten Projektbeteilig-
ten geteilt werden.
Eine weitergehende Bearbeitung der Daten erfolgt dann in der FARO SCENE Software, von wo die
Punktwolke in Revit exportiert werden kann. Die Software FARO As-Built™ for Autodesk Revit inte-
griert sich als Plug-in vollständig in die Nutzeroberfläche von Revit. Sie erweitert das Programm um
zahlreiche Funktionen zur Verwaltung, Darstellung und Auswertung von Punktwolken und 3D-Daten.
Dabei nutzt FARO As-Built Katalogbauteile aus Revit. Sollte die Größe der Objekte, beispielsweise
von Türen, Fenstern oder Wänden nicht passen, kann die Software Katalogobjekte parametrisieren
und damit neue Katalogobjekte erzeugen. Lässt sich in Revit kein geeignetes Bauteil finden, kann
es im Revit Familieneditor aus den Daten der Punktwolke individuell konstruiert werden. FARO As-
Built erkennt automatisiert Wände in der Punktwolke und kann neue Wandtypen mit unterschiedli-
chen Wanddicken erzeugen. Die Software ermöglicht zudem die für BIM-Modelle notwendige Aus-
richtung der Wände, beispielsweise durchgehende Außenwandflächen und Wandachsen sowie
exakt rechtwinklige Grundrisse.
Die FARO As-Built Software verfügt über zahlreiche weitere Funktionen zur schnellen Auswertung
von 3D-Scandaten zu realistischen, parametrischen Gebäudemodellen und Analysefunktionen, wie
die Clash Detection, die Kollisionen zwischen Punktwolke und Revit-Model findet, oder die Deviation
Analysis, die Differenzen zwischen Modell und Punktwolke visualisiert, z. B. als Heatmap.
Alle bisher erwähnten Hard- und Software-Komponenten können einzeln eingesetzt werden. Aber
der FARO-Workflow aus allen aufeinander abgestimmten Komponenten ist schnell, vermeidet
Schwierigkeiten bei der Datenübergabe zwischen Hardware, Registrierungssoftware und Planungs-
tools und die Daten bleiben bis zur Integration in BIM in einem System.
140 3 BIM in der Praxis
Abb. 3.1.3-1: Scan eines Heizraums mit Zentralheizung; aus Scandaten gewonnenes Revit-Modell
mit MEP Elementen.
Anwendungsbeispiel: Die Kathedrale Notre-Dame in Paris
Ein Beispiel für die Erfassung bestehender Geometrien für die spätere Nutzung ist das Scannen der
Pariser Kathedrale Notre-Dame.
Die Firma Art Graphique & Patrimoine, AGP (http://www.artgp.fr) hat im Auftrag des französischen
Staats die Kathedrale mit FARO Scannern erfasst. Über mehr als zehn Jahre entstand ein hochde-
taillierter, millimetergenauer 3D-Datensatz des Gebäudes. Die Anlässe waren verschieden, unter
anderem schuf AGP ein digitales Modell, mit dem die verschiedenen Bauphasen des Sakral-baus
über die Jahrhunderte visualisiert werden konnte. Dazu modellierte AGP die Daten in Autodesk Re-
vit.
Im April 2019 brannte Notre Dame und der historische Dachstuhl aus Eichenbalken. Der berühmte
Vierungsturm wurde völlig zerstört. AGP verfügt nicht nur über 3D-Punktwolken (digitaler Zwilling)
des völlig zerstörten Dachstuhls mit einer Auflösung von 2 Punkten pro Quadratmillimeter, genug,
um auch Risse einzelner Balken zu dokumentieren; darüber hinaus liegen auch hochdetaillierte
Scans des gesamten Mauerwerks vor.
Fünf Tage nach dem Brand scannte AGP im Auftrag des französischen Staats die Kathedrale mit
zwölf FARO Focus Laserscannern erneut. FARO stellte zu diesem Zweck zusätzliche Scanner zur
Verfügung. Ein Vergleich der Scandaten der Bausubstanz vor dem Brand mit den aktuellen 3D-
Daten ergab unter anderem, dass sich der Giebel des nördlichen Querhauses mit seinem Rosetten-
fenster um 20 Zentimeter geneigt hatte und sofort gesichert werden musste. Ein Schaden, der op-
tisch nicht erkennbar war.
Die FARO BuildIT Construction Software kann Abweichungen zwischen zu verschiedenen Zeiten
aufgenommenen Scans, aber auch zwischen Scans und CAD- bzw. BIM-Modellen unter anderem
als Heatmaps visualisieren (in Revit lassen sich mit As-Built for Autodesk Revit nur Abweichungen
zwischen Modell und Scans visualisieren).
Als die ersten Scans von Notre-Dame gemacht wurden, stand diese Technik noch nicht zur Verfü-
gung. Dass die Daten bei einer teilweisen Zerstörung helfen würden, war bei der Entscheidung, die
Kathedrale zu digitalisieren, noch nicht absehbar.
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 141
Die 3D-Scandaten der Kathedrale dokumentieren hochdetailliert den Zustand des Bauwerks vor dem
Brand wie auch den aktuellen Zustand. Notre-Dame wird auch in Zukunft gescannt werden. Die
regelmäßigen Scans helfen, Schäden am Bau zu analysieren, den Bau zu sichern, dienen bei der
Durchführung von Reparaturen als Grundlage und werden auch bei der Entwurfsplanung genutzt.
Abb. 3.1.3-2: Autodesk Revit-Modell von Notre-Dame, Paris. Courtesy of Art Graphique & Patri-
moine, AGP (http://www.artgp.fr).
142 3 BIM in der Praxis
Problemstellung/Ziel
Jahr für Jahr zieht die Outlet-City über drei Millionen Besucher in die baden-württembergische Ge-
meinde Metzingen. Viele Besucher kommen mit der Bahn. Grund genug für die Stadt Metzingen und
die DEUTSCHE BAHN, den Metzinger Bahnhof zu modernisieren und mit barrierefreien Zugängen
zu allen Gleisen auszustatten. Die DB STATION&SERVICE AG, Regionalbereich Südwest erteilte
der INTERMETRIC GMBH den Auftrag, für dieses Projekt den Bestand des Bahnhofs vermessungs-
technisch zu erfassen und in der BIM-Software AUTODESK REVIT zu modellieren (Abbildung 3.1.2-
1).
Hintergrund
Bereits 2017 hat die DB STATION&SERVICE AG beschlossen, neue Projekte generell nach der BIM
Methode zu planen und zu realisieren. In der Folge wurde von der DB STATION&SERVICE AG ein
umfangreiches Regelwerk entwickelt. Dieses enthält auch eine Leistungsbeschreibung für planungs-
begleitende Vermessungsarbeiten. Darin wird festgelegt, dass Bestandsmodelle als Grundlage für
die Entwurfsplanung in den Formaten AUTODESK REVIT (*.rvt) und IFC zu übergeben sind.
Mit diesem Übergang, statt eines Planwerks ein parametrisches, attribuiertes Modell in den Mittel-
punkt der Projektkommunikation zu stellen, wird die Stufe 2 im sogenannten BIM-Reifegradmodell
praktisch umgesetzt und der Einstieg in die Welt der BIM-Projekte geschafft. Das BIM Reifegradmo-
dell beurteilt die Datenbasis und die Zusammenarbeit in Bauprojekten und klassifiziert die Projekte
in die Stufen 0 (Austausch von 2D Zeichnungen, bestehend aus Linien, Bögen, Text) bis 3 (voll
integrierte Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Modell mit interoperablen Daten).
BIM steht bekanntlich für Building Information Modeling, also dafür, sämtliche relevante Informatio-
nen eines Bauwerks in einem konsistenten Modell zusammenzuführen und dieses über den gesam-
ten Lebenszyklus fortzuführen und zum Mittelpunkt der Kommunikation zwischen allen Beteiligten
zu machen. Das „Modell“ ist dabei nicht auf die Geometrie beschränkt. Es soll Material, Dämmung,
Kosten, Bauwerksgeometrie, Termine, Abläufe, Beteiligte, Nutzungen, Miet- und Reinigungsverträge
enthalten. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Bemerkenswert ist: Fast alle Aspekte haben einen
Bezug zur Bauwerksgeometrie. Es ist also sinnvoll, die Bauwerksgeometrie in Form eines 3D-Mo-
dells als Ordnungsrahmen für alle anderen Informationen heranzuziehen.
Ein Modell der Bauwerksgeometrie, das dieses leisten kann, muss für jeden Aspekt des Modells ein
geeignetes Teilobjekt oder Attribut als Ordnungskriterium zur Verfügung stellen. Sollen die Informa-
tionen später automatisch ausgewertet werden, ist eine strukturierte Ablage vorzusehen.
Andererseits muss der Auftraggeber entscheiden, welche Aspekte das Modell umfassen soll, denn
ein Modell, das alle denkbaren Aspekte umfasst, wird nie fertig werden. Im BIM-Jargon wird diese
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 143
Bestandsaufnahme
Die Bestandsaufnahme ist für die INTERMETRIC als Ingenieurunternehmen mit über 50jähriger Er-
fahrung eine Standardaufgabe. Die Dokumentation von Bahnhöfen nach DB Standards mit den spe-
ziellen Anforderungen an die Aufnahme und die zeichnerische Abbildung von Festpunktfeld, Gleis-
und Weichengeometrie, Bahnsteigkanten, Lichtraumeinschränkungen und allen Sonderobjekten im
Gleisbereich und auf den Bahnsteigen ist ein mit zahlreichen Vorschriften reglementiertes Fachge-
biet, auf das sich die INTERMETRIC seit ihren Anfängen spezialisiert hat.
Angesichts der Anforderungen an die innere und äußere Genauigkeit aller Objekte im Gleisbereich,
wurden diese mittels klassischer Tachymetrie aufgemessen. Zusätzlich wurden alle Objekte mittels
Laserscanner erfasst. Die Tachymeterstandpunkte wurden über die vor Ort vorhandenen Gleisver-
markungspunkte im Referenzsystem der Bahn DB_REF frei stationiert. Je Scannerstandpunkt wur-
den vier mit Kugeln besetzte Passpunkte markiert. Deren Koordinaten wurden im Anschluss mittels
tachymetrischer Netzmessung und -ausgleichung im DB_REF bestimmt. Somit lagen alle Mess-
punkte im selben Referenzsystem vor.
Bestandsdokumentation
Die klassische Dokumentation des Bahnhofs erstellte die INTERMETRIC großteils in den üblichen
Dokumentenarten: Querprofile, Schachtblätter für Kabel- und Entwässerungsschächte, je Gleis ein
Soll-Ist-Vergleich der Gleisgeometrie. Auf das Erstellen eines Lageplans für alle oberirdischen Ob-
jekte (Ivl-Plan) sollte zugunsten des zu erstellenden 3D-Revit-Modells verzichtet werden.
Die INTERMETRIC hat 2004 begonnen, Laserscanning im Tunnelbau und für Kollisionsanalysen
einzusetzen. Im Laufe der Jahre kamen viele weitere Aufgabenstellungen hinzu. Die INTERMETRIC
deckt das aktuelle Spektrum der ingenieurgeodätischen Punktwolkenbearbeitung ab. Das Modellie-
ren eines kompletten Bahnhofs in REVIT nach vorgegebenen Standards war aber etwas Neues.
Von Bedeutung ist das Koordinatensystem. REVIT kennt weder geodätische Koordinatensysteme
noch siebenstellige Koordinaten. Die Koordinaten des Gauß-Krüger-Systems DB-REF müssen für
REVIT gekürzt werden. Das ist unschön, lässt sich aber handhaben. Der lokale Abbildungsmaßstab
für den Bahnhof Metzingen ließe sich außerhalb von REVIT bestimmen und an die Punktwolke an-
bringen, so könnte eine Modellierung direkt im Referenzsystem erfolgen. Alternativ könnte in REVIT
maßstabsfrei modelliert und die Korrekturen beim Übergang in das geodätische System angebracht
werden. Auch dieses Vorgehen wäre alles andere als ideal, da sich mannigfaltige Quellen für Fehl-
interpretationen ergeben, besonders dann, wenn andere Projektbeteiligte, die in Fragen der Abbil-
dungsverzerrungen wenig bis gar nicht geschult sind, mit diesen Themen konfrontiert werden.
Angesichts der Einschränkungen von REVIT hinsichtlich der Koordinatensysteme ist es am einfachs-
ten, das gesamte Projekt im Maßstab 1:1 abzuwickeln und die Einpassung in das übergeordnete
System den Geodäten zu überlassen. Für den Bahnhof Metzingen mit seiner recht begrenzten Aus-
dehnung ist das ein gangbarer Weg. Für ein Unternehmen wie die DEUTSCHE BAHN, die auch
weitaus größere Liegenschaften hat und noch dazu das Streckennetz, welches sich über die ge-
samte Republik erstreckt, ist dies aber wohl keine Option, die über Pilotprojekte hinausreicht. Hier
sollte ein Softwaresystem gefunden werden, das mit geodätischen Systemen umgehen kann.
Eine weitere Hürde ergab sich aus dem vorgegebenen Objektkatalog. An sich ist dies die Idealvor-
stellung des Bestandsdokumentierers: Jedes in der Realität vorgefundene Objekt hat eine digitale
144 3 BIM in der Praxis
Entsprechung im Katalog und muss nur an der richtigen Stelle mit der korrekten Ausrichtung und
evtl. Dimensionierung platziert werden. Sind noch Sachdaten zu erfassen, können sie in die vorge-
gebenen Attribute eingetragen werden, um das Objekt zu vervollständigen. Was aber ist zu tun,
wenn der Objektartenkatalog die vorgefundene Sitzbank nicht enthält? Was ist zu tun, wenn eine
Reihe von Lampen aus dem Katalog der vorgefundenen ähnelt, diese sich aber durch Attribute un-
terscheiden, die von außen gar nicht ersichtlich sind, etwa die elektrischen Anschlusswerte?
Ist es ein Ausweg, den Objektartenkatalog bzw. die REVIT-Familien im Zuge der Bestandsdokumen-
tation zu erweitern und anzupassen, sodass die in der Realität vorgefundenen Objekte tatsächlich
abgebildet werden können? Ja, aber nur dann, wenn er mit dem Auftraggeber explizit so vereinbart
ist (siehe AIA) und wenn die Regeln, nach denen der Katalog bzw. die REVIT-Familien zu modifizie-
ren sind, genau festgelegt sind. Zu diesen Regeln gehört selbstverständlich auch die Vergütung des
entstehenden Aufwands. Ohne entsprechende Regelung ist davon auszugehen, dass nachfolgende
Gewerke, die das Modell auf Basis des ursprünglich vereinbarten Objektartenkatalogs nutzen wollen
und evtl. automatische Abfragen erstellt haben, mit den neuen Objekten nichts anfangen können
und somit zu falschen Ergebnissen kommen. Wer trägt dann dafür die Verantwortung?
Gibt es eine Alternative zur Verfeinerung des Objektartenkatalogs? Ich denke, ja: Im 2D Lageplan
sind viele Objekte sehr stark abstrahiert. Eine Lampe wird als Kreis mit acht Strahlen abgebildet. Da
ist es klar, dass über die Farbe, das Material und die Leuchtstärke gar keine Aussage gemacht wird.
Sie kann also auch nicht falsch sein. Ziel muss es also sein, dem Ersteller der Bestandsdokumenta-
tion, also dem Geodäten, Objekte zur Verfügung zu stellen, die den richtigen Abstraktionsgrad ha-
ben, und zwar den, für den er auch die Verantwortung übernehmen kann.
Falls bekannt ist, dass alle in einer aufzumessenden Liegenschaft vorkommenden Objekttypen a
priori bekannt sind und diese äußerlich klar zu unterscheiden sind, so ist es zweckmäßig, all diese
in der Modellbibliothek vorzuhalten. Sie können dann auch mit solchen Attributen versehen sein, für
die der Geodät keine Verantwortung übernehmen kann. Deren konkrete Parameter sind entweder
direkt mit dem Objekttyp verknüpft oder von weiteren projektbeteiligten Planern zu füllen.
Im Regelfall ist bei Bestandsaufnahmen aber mit unvorhergesehenen Objekten zu rechnen. Es ist
also zu regeln, welcher Objekttyp zu wählen ist, wenn ein bislang nicht im Katalog vorhandenes
Objekt vorgefunden wird, oder ob nicht besser ein reines Geometrieobjekt zu platzieren ist.
Erfahrungen
Wie immer schafft ein klärendes Gespräch mit dem Auftraggeber Transparenz und hilft, ein gemein-
sames Verständnis und schließlich eine Lösung zu finden. Wichtig ist, dass alle Projektpartner lö-
sungsorientiert an den Herausforderungen arbeiten. Im vorliegenden Fall konnten alle Fragestellun-
gen geklärt und ein gutes Ergebnis erzielt werden (Abbildung 3.1.2-2 und Abbildung 3.1.2-3).
Die BIM Methode bietet viele neue Möglichkeiten und ebenso viele Stolpersteine. Es ist unsere Auf-
gabe als Ingenieure, Letztere aus dem Weg zu räumen, um von ersteren profitieren zu können.
Angemessene Pilotprojekte wie das in Metzingen sind der richtige Weg dahin.
Wenn diese Zusammenhänge richtig angewendet werden, versteht der Auftraggeber schnell, warum
ein BIM-Projekt notwendig ist. Projekte werden immer komplexer. Dementsprechend muss sich auch
die Arbeitsweise weiterentwickeln.
Erfahrungen aus der Praxis: Interview mit Annette Göthner, Abteilungsleiterin CAD &
BIM-Koordinatorin bei der HPC AG
Die HPC AG gehört zu den internationalen Top-Unternehmen im Umweltbereich. Seit 1948 ermög-
licht das Unternehmen die Verwirklichung kühner Pläne: Ob Sanierung schadstoffbelasteter Böden,
der Bau von Mineralwasserbrunnen oder die Erstellung hochqualitativer Baugrundgutachten – als
146 3 BIM in der Praxis
thodik zu arbeiten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass BIM-Projekte meist im laufenden Aus-
führungsprozess beauftragt werden. Ich denke, hier merkt auch der Auftraggeber, wie wichtig es ist,
Projekte mit mehreren Fachgewerke schon in der Planungsphase als BIM-Projekt auszuschreiben.
CADsys GmbH: Haben Sie bereits Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) erhalten?
Falls ja, wie würden Sie diese bewerten?
Annette Göthner: Nein, leider habe ich noch keine AIA erhalten. Da fehlt eben auch bei den Auftrag-
gebern das fachliche Wissen was AIA und BAP betrifft. Aber ich hoffe beim nächsten BIM-Projekt!
Praxisbeispiel
Ein aktuelles Projekt der HPC AG ist die Erstellung eines geologischen Schichtmodells mit Homo-
genbereichen über das gesamte Planungsgelände unter Einbindung der Pfahlgründung. Über Ei-
genschaftensätze wurden an den Schichten sowie an den Bohrprofilen die geotechnischen und ge-
ologischen Auswertungen Teufen-orientiert hinterlegt und für den Kunden abrufbar auf BIM 360 be-
reitgestellt. Bei diesem Projekt erfolgt eine Weiterführung der BIM-Modelle für weitere Standorte.
Abschlussstatement
„Weniger schätzen – mehr fundierte Daten um Infrastruktur-Pro-
jekte so effizient wie möglich zu realisieren!
Durch die BIM-Grundlagen-Schulung der Firma CADsys GmbH bin
ich, bereits seit der Entscheidung in unserem Unternehmen die
BIM-Methode einzuführen, gut beraten und weiß mich in unseren
ersten BIM-Projekten auf Augenhöhe mit unseren Auftraggebern
zu begegnen. Das Zertifikat zur BIM-Koordinatorin Infrastruktur fü-
gen wir allen Ausschreibungen bei und schaffen uns so einen Wett-
bewerbsvorteil zu unseren Mitbewerbern. Wir selbst sind auch in
die Offensive gegangen und haben bei Firmen nachgefragt, warum
Abb. 3.1.13-2: Annette Göth-
sie keine BIM-Projekte machen. Die Resonanz war sehr positiv. In ner, HPC AG, Autodesk Certi-
unseren mittlerweile gut angelaufenen BIM-Projekten konnten wir fied Professional Civil 3D |
Abteilungsleiterin CAD | BIM
gemeinsam mit der Firma CADsys GmbH jede Menge Erfahrung
Koordinatorin | Konstruktions-
sammeln. Als neueste Innovation wurde zur Zusammenarbeit mit und CAD Abteilung.
Partnern BIM 360 collaborate Pro eingeführt.“
Annette Göthner, HPC AG
148 3 BIM in der Praxis
Problemstellung/Ziel
Die Überprüfung der Ist-Geometrie eines Bauwerks, sei es als Ergebnis der baulichen Errichtung
oder als Folge der auf das Bauwerk einwirkenden Umweltzustände und Belastungen, ist seit jeher
eine Aufgabe der Ingenieurgeodäsie. Mit der Bereitstellung von dreidimensionalen Bauwerksgeo-
metriemodellen im Kontext des BIM-Prozesses erweitern sich die Möglichkeiten dieser Überprüfung,
aber auch die der Dokumentation der Analyseergebnisse. Während klassischerweise bei der Bau-
werksüberwachung einzelne Geometrieelemente überprüft werden, können heute verschiedene
Geometriemodelle des gesamten Bauwerks gegenübergestellt werden. Je nach Zuordnung zur Le-
bensphase des Bauwerks können as-planned, as-built oder as-is-Modelle unterschieden werden
(vgl. (Becker, Clemen, & Wunderlich, 2020)). Im Rahmen einer Masterarbeit (Pavlova, 2021) wurde
untersucht, welche Softwaretools und welcher Workflow in einer AUTODESK REVIT-Umgebung für
die Geometrieüberprüfung einer Schleusenkammer sowie die Dokumentation der Ergebnisse geeig-
net sind. Bei dem überprüften Bauwerk handelt es sich um eine ca. 50 m lange und 6 m breite
Schleuse im Lausitzer Seenland, welche aufgrund des Flutungskonzepts der Lausitzer und Mittel-
deutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) zum Zeitpunkt der Messung noch nicht in Be-
trieb genommen worden war. Die as-built-Dokumentation, wurde aus ökonomischen Gesichtspunk-
ten auf die Schleusenkammer und hier speziell auf die Schleusenwände fokussiert.
Lösungsweg
Abb. 3.1.4-1: Blick in die Schleusenkammer (Foto: Palme), BIM-Modell der Schleuse.
Das as-planned-Modell der Schleuse wurde im Rahmen einer BIM-Lehrveranstaltung im Masterstu-
dium Bauingenieurwesen auf Basis der 2D-Planungsunterlagen der Firma INROS LACKNER erstellt.
Für die Geometrieerfassung der Schleusenkammer mittels TLS wurde eine LEICA Scanstation C10
eingesetzt. Die Registrierung der Punktwolken erfolgte über vorab in einem lokalen Bauwerkskoor-
dinatensystem ermittelte Pass- und Verknüpfungspunkte mithilfe der Software CYCLONE der Firma
LEICA GEOSYSTEMS. Anschließend erfolgte ein Import der Daten in AUTODESK RECAP. Ein Problem
der Projektbearbeitung war, dass das lokale Bauwerkskoordinatensystem nicht identisch mit dem
REVIT-Projektkoordinatensystem war und eine präzise Referenzierung aus logistischen Gründen
über Passpunkte nicht möglich war. Eine genaue Ausrichtung von Modell und Punktwolke fand erst
im Zuge der Bearbeitung über die aus der Punktwolke ermittelten Geometrien der Wandebenen statt.
Die Geometrieüberprüfung erfolgte in drei Stufen:
1. Überprüfung der Ebenheit der einzelnen Abschnitte der Kammerwände,
2. Untersuchung der relativen Lage der Wandabschnitte zueinander,
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 149
milien modelliert. Die Visualisierung der Ergebnisse erfolgt in Abhängigkeit von den ermittelten Dif-
ferenzstrecken durch unterschiedlich adaptive 3D-Symbole. Eine Filterung der Ergebnisse entspre-
chend eines vorgegebenen Toleranzwerts ist auch hier möglich. Das Dynamo-Tool kann sowohl für
den klassischen Vergleich von Ist- und Soll-Punkten als auch für die Überprüfung von Abständen
zwischen Ist-Punkten, wie zum Beispiel den aus den Messungen abgeleiteten Punkten auf den ge-
genüberliegenden Kammerwänden eingesetzt werden. Letztere Variante wurde für die Überprüfung
Abb. 3.1.4-2 links: Ergebnis der Punktwolkenanalyse ausgewählter Abschnitte (FARO AS-BUILT für
REVIT), rechts: Visualisierte Abstände zwischen Einzelpunkten (DYNAMO-Skript).
Erfahrungen
Die Untersuchungen haben gezeigt, dass für verschiedene geometrische Prüfaufgaben unterschied-
lich Software-Aufsätze nutzbar sind, die bis auf Einzelheiten in der Bedienung und eine etwas unter-
schiedliche Ergebnisvisualisierung durchaus vergleichbar sind. Insbesondere für die Prüfung der as-
built-Geometrie auf der Basis von Punktwolken gegenüber einer Soll-Geometrie (as-planned) stehen
leistungsfähige und in die BIM-Umgebung gut eingepasste Programme zur Verfügung. Bei den Pro-
grammen zur Überprüfung von Einzelpunkten sind hingegen noch Verbesserungen bezüglich Hand-
habung und Visualisierungsmöglichkeiten denkbar, was zumindest im Fall des verwendeten Dy-
namo-Programms durch den Anwender selbst möglich ist.
Literatur
Becker, R.; Clemen, Ch.; Wunderlich, T. (2020): BIM in der Ingenieurvermessung. In: DVW e. V.
und Runder Tisch GIS e. V. (Hrsg.): Leitfaden Geodäsie und BIM. Version 2.1. Bühl/München,
S. 87-103.
Hobracht, M. (2020): BIM-konforme Geodatenverarbeitung. Masterarbeit, BTU Cottbus – Senften-
berg ((unveröffentlicht).
Pavlova, E. (2021): TLS-gestützte as-built-Dokumentation eines Schleusenkörpers. Masterarbeit,
BTU Cottbus – Senftenberg(unveröffentlicht).
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 151
Problemstellung
Mithilfe von Building Information Modeling (BIM) und damit in Zusammenhang stehenden Software-
lösungen werden Bauvorhaben über ihren Lebenszyklus nachhaltig organisiert und effizient abgewi-
ckelt. Dabei erstreckt sich die Wertschöpfung neben der Planung und Ausführung von Neubaupro-
jekten auch auf die Erfassung und Bewirtschaftung von Bestandsbauwerken, welche den verhältnis-
mäßig größeren Anteil am Bauwerksbestand in Deutschland ausmachen und mit über 32.500 Bau-
maßnahmen 2020 einen treibenden Wirtschaftsfaktor darstellen (Destatis 2021).
Die realitätsgetreue Erfassung und anschließende Modellierung von Bestandsbauwerken zu einem
as-built-Modell wird als Scan-to-BIM bezeichnet und stellt eine notwendige Voraussetzung für stra-
tegische Entscheidungen u. a. im industriellen Facility Management, dem öffentlichen Besucherma-
nagement (z. B. Projekt GEMEINSAM am i3mainz) und auch in der privaten Pflegeplanung (z. B. Pro-
jekt BIM4CAIRE am i3mainz) dar. Scan-to-BIM greift etablierte Verfahren der Geodäsie auf, wie z. B.
das terrestrische Laserscanning (TLS) zur flächenhaften Abtastung von Objektrepräsentationen aus
einzelnen Scanstationen, und liefert als Ergebnis eine texturierte 3D-Punktwolke. Die Punktwolken
aus mehreren Scanstationen werden im Nachgang registriert und notwendigen Vorverarbeitungs-
schritten (Transformation, Filterung, Sampling, Ableiten von Schnittansichten) unterzogen, um an-
schließend als geometrische und semantische Datengrundlage für die as-built-Modellierung zu die-
nen. Der vierkomponentige Arbeitsablauf (Datenerfassung, Registrierung, Vorverarbeitung und as-
built-Modellierung) erfordert diverse Fachkenntnisse, welche durch Anforderungsdefinitionen an das
as-built-Modell (Level of Geometry, LOG und Level of Information, LOI) die Datenerfassungs- und
Modellierungsroutinen betreffen. Darüber hinaus weisen 3D-Punktwolken von Indoor-Szenen eine
ungleichmäßige Dichte, signifikante Abschattungsbereiche und zufällige Punktverteilung auf (Plaß
et al. 2021). Diese Charakteristiken wirken sich stark auf den Modellierungsprozess aus, welchem
es somit durch subjektive, fehleranfällige und zeitaufwendige Arbeitsroutinen an Automatisierungs-
potenzial mangelt (López Iglesias et al. 2020, Son et al. 2015, Volk et al. 2014, Hichri et al. 2013).
Damit BIM auch für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden attraktiv und wirtschaftlich wird,
arbeiten verschiedene Fachdomänen daran, den bislang stark manuellen Scan-to-BIM-Prozess mit
intelligenten Softwarelösungen zu verbessern und damit den Automatisierungsgrad zu erhöhen.
1 DATENERFASSUNG &
-VORVERARBEITUNG
2 SEGMENTIERUNG
3 KLASSIFIKATION
4 BIM MODELLIERUNG
Der automatische Scan-to-BIM-Prozess ist in vier Phasen gegliedert, die sich, wie in Abb. 3.1.5-1
dargestellt, von denen des oben beschriebenen Hands-on-Verfahrens unterscheiden. Im Hinblick
auf die angestrebte Automatisierung erfüllen moderne TLS-Systeme die Aufgabe der Datenerfas-
sung und Registrierung bereits vor Ort zuverlässig und genau. Mit dem Ziel, die erzeugten 3D-Punkt-
152 3 BIM in der Praxis
Lösungsvorschlag
Bezugnehmend auf die Studienergebnisse von Plaß et al. (2021) erreichen bereits heute günstige
Consumer-Produkte, wie bspw. aus dem Apple-Pro-Portfolio mit LiDAR-Sensorik, zentimetergenaue
und flächendeckende 3D-Punktwolken, die für eine as-built-Modellierung von Indoor-Szenen zum
Zwecke der Bewertung von Wohnraumsituationen für die häusliche Pflege geeignet sind. Aufbauend
auf diesen Erkenntnissen und den Herausforderungen des in der Literatur vorgeschlagenen, auto-
matisierten Scan-to-BIM-Prozesses (vgl. Abb. 3.1.5-1) schlagen die Autoren einen in der akademi-
schen Welt bislang neuartigen, CAD-modellfreien Ansatz vor, welcher Datenerfassung und Objekt-
klassifikation in einem echtzeitfähigen Schritt simultan löst und als Ergebnis eine intelligente 3D-
Punktwolke für die Fortsetzung der Scan-to-BIM-Routine bereitstellt.
Abb. 3.1.5-2: Visualisierung der RGB-texturierten (links) und in Echtzeit klassifizierten (rechts) 3D-
Punktwolke durch die entwickelte AR-Anwendung, erfasst mit einem Apple iPhone 12 Pro.
Im Mittelpunkt dieses Ansatzes steht einerseits der LiDAR-Sensor zur detaillierten Umgebungser-
fassung und andererseits das Augmented-Reality-(AR-)Framework ARKIT 5 von Apple Inc. zur fle-
xiblen Datenprozessierung auf den leistungsstarken Grafikprozessoren der mobilen Endgeräte.
Dank LiDAR können hochauflösende Tiefeninformationen erfasst und mittels RGB-Informationen
aus dem Kamerafeed als texturierte 3D-Mesh-Objekte zugänglich gemacht werden. Darüber hinaus
bietet das Framework die Klassifikation einzelner Mesh-Patches in acht unterschiedliche Klassen
durch Verfahren der KI an. Unter den Klassen befinden sich sowohl raumstrukturierende Elemente,
wie Boden, Wand und Decke, als auch Nutzungsgegenstände, wie Stuhl, Tisch, Tür und Fenster
(siehe Abb. 3.1.5-2). Durch den Algorithmus nichtidentifizierbare Objekte werden der Klasse unbe-
kannt zugeordnet. Der in der Entwicklung befindliche iOS-Prototyp ermöglicht unter Einsatz von Low-
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 153
Literatur
Destatis – Statistisches Bundesamt (2021): Baufertigstellungen von Wohnungen im Jahr 2020:
+4,6 % gegenüber Vorjahr. Pressemitteilung Nr. 250 vom 27.05.2021. Online verfügbar unter
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/05/PD21_250_31121.html.
Hichri, N.; Stefani, C. et al. (2013): Review of the "As-Built BIM" Approaches. In: Int. Arch. Photo-
gramm. Remote Sens. Spatial Inf. Sci., XL-5/W1, S. 107-112.
DOI: 10.5194/isprsarchives-XL-5-W1-107-2013.
López Iglesias, J.; Díaz Severiano, J. A. et al. (2020): Revision of Automation Methods for Scan to
BIM. In: Advances in Design Engineering. Cham: Springer International Publishing (Lecture
Notes in Mechanical Engineering), S. 482-490.
Martens, J.; Blankenbach, J. (2020): An evaluation of pose-normalization algorithms for point
clouds introducing a novel histogram-based approach. In: Advanced Engineering Informatics
46. DOI: 10.1016/j.aei.2020.101132.
Murali, S.; Speciale, P. et al. (2017): Indoor Scan2BIM: Building information models of house interi-
ors. In: 2017 IEEE/RSJ International Conference on Intelligent Robots and Systems (IROS).
IEEE, S. 6126-6133.
Plaß, B. (2020): An Overview of Approaches for automated intelligent Building Information Model-
ing. In: Proc. of FIG Working Week.
Plaß, B.; Emrich, J. et al. (2021): Evaluation of Point Cloud Data Acquisition Techniques for Scan-
to-BIM Workflows in Healthcare. In: Proc. of FIG e-Working Week.
Ponciano, J.-J.; Roetner, M. et al. (2021): Object Semantic Segmentation in Point Clouds – Com-
parison of a Deep Learning and a Knowledge-Based Method. In: IJGI 10 (4), S. 256.
DOI: 10.3390/ijgi10040256.
Son, H.; Kim, C. et al. (2015): Scan-to-BIM – An Overview of the Current State of the Art and a
Look Ahead. In: Proceedings of the 32nd International Symposium on Automation and Robotics
in Construction and Mining (ISARC 2015).
Volk, R.; Stengel, J. et al. (2014): Building Information Modeling (BIM) for existing buildings – Liter-
ature review and future needs. In: Automation in Construction 38, S. 109-127.
DOI: 10.1016/j.autcon.2013.10.023.
154 3 BIM in der Praxis
Einleitung
Bei dem Projekt „Verfügbarkeitsmodell A10/A24“ handelt es sich um das erste Projekt, bei dem Pla-
nung, Ausführung und Erhaltung mit BIM aus einer Hand erfolgen. Das Vorhaben geht mit einem in
die operativen Prozesse integrierten BIM-Ansatz bis in die Erhaltung über die Erfahrungen der bis-
herigen Pilotprojekte hinaus. Auftragnehmer und Gesamtprojektverantwortlicher ist die Projektge-
sellschaft Havellandautobahn GmbH & Co. KG mit den Gesellschaftern BAM PPP und PGGM (70 %)
sowie HABAU PPP GmbH (30 %). Mit den Planungs- und Bauleistungen wurde die ARGE A10/A24
Havellandautobahn als Generalunternehmer beauftragt. Diese Bau-ARGE besteht zu jeweils 50 %
aus der Wayss & Freytag Ingenieurbau AG und der HABAU Hoch- und Tiefbaugesellschaft m. b. H.
Betrieb und Erhaltung erfolgen durch die Havellandautobahn Services GmbH & Co. KG. Die Ver-
tragsstrecke umfasst rund 64,2 km, ist in zehn Abschnitte eingeteilt und wird in weniger als fünf
Jahren unter laufendem Verkehr ausgebaut bzw. erneuert, um dem künftigen Verkehrsaufkommen
gerecht zu werden. Ein Abschnitt wird ausschließlich mit der BIM-Methodik geplant, gebaut und er-
halten. Der Abschnitt hat eine Länge von 5,5 km und beinhaltet zwei Tank- und Rastanlagen, die
dazugehörenden zwei Verkehrszeichenkragarme, um die Ausfädelung zu signalisieren, eine 265 m
lange Lärmschutzwand und den Ersatzneubau eines Brückenbauwerks über eine Gemeindestraße.
Bis heute existieren in Deutschland nahezu keine einheitlichen Standards und Methoden für die Im-
plementierung sowie Anwendung von BIM im Verkehrswegebau. Dies spiegelt sich u. a. anhand der
Nutzung vieler unterschiedlicher Softwarelösungen zur Erfüllung der geforderten Leistungen unter
BIM wider. Eine Vielzahl von Softwareanbietern bietet zwar geschlossene BIM-Lösungen an, jedoch
sind diese aufgrund ungelöster Schnittstellenproblematiken speziell im Infrastruktur- und Ingenieur-
bau in der Regel nicht mit einem Open-BIM-Ansatz im Projekt vereinbar. Infolgedessen bedarf es
leistungsfähiger Schnittstellen speziell für den Verkehrswegebau, die den Anforderungen an den
Open-BIM-Prozess gerecht werden.
Lösungsweg
Im Projekt wurde daher eine innovative und integrierte Software-, Daten- und Prozessumgebung
entwickelt (siehe Abb. 3.1.6-2), um einen durchgängigen Informationsfluss über alle Projektphasen
sicherzustellen. Dank der intensiven Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten über die gesamte
Wertschöpfungskette (Auftraggeber, Fachplaner, Bau-Arbeitsgemeinschaft, Betriebs- und Erhal-
tungsgesellschaft, Nachunternehmer, Softwareentwickler und -anbieter) konnten dringend erforder-
liche Entwicklungen für die digitale Transformation im Verkehrswegebau erfolgreich umgesetzt und
implementiert werden. Die vertraglich bindenden BIM-Anwendungsfälle (Abb. 3.1.6-1) werden über
den Lebenszyklus umgesetzt: Erstellung der Grundlagendokumente Auftraggeber-Informationsan-
forderungen (AIA) und BIM-Abwicklungsplan (BAP), Erstellung und Fortschreibung der Fachmo-
delle, 2D-Planableitung aus den BIM-Modellen, BIM-Koordination, Visualisierungen, Bereitstellung
der Lieferobjekte gemäß DIN ISO EN 19650, Verlinkung der Dokumente etc., 4D-Bauablaufvisuali-
sierung und 4D-Soll-Ist-Vergleich. Während der Erhaltungsphase werden gemäß Projektvertrag zwei
BIM-Anwendungsfälle durchgeführt: Die Visualisierung der Erhaltungsmaßnahmen und der Zu-
standswerte gemäß ZTV Funktion StB A10/A24. Für den offenen Modellaustausch im Projekt wird
die Industry Foundation Classes (IFC) als plattformunabhängiges Austausch-/Koordinationsformat
im Verkehrswegebau eingesetzt. Hierbei ermöglichte die genutzte Version IFC 4.0 zwar bereits prin-
zipiell eine systemoffene Zusammenarbeit, allerdings nur unter Berücksichtigung von Einschränkun-
gen und Workarounds bei der BIM-Koordination. Bspw. mussten aufgrund des ungenügenden IFC-
Exports in einigen Autorenprogrammen Merkmale in der Koordinationssoftware bereinigt oder sogar
komplett angelegt werden. Zu Beginn des Projekts wurde hierbei ersatzweise CPIXML als offenes
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 155
Datenformat anstelle von IFC gewählt. Dreh- und Angelpunkt spielt während den verschiedenen
Projektphasen die gemeinsame Datenplattform (engl. Common Data Environment – „CDE“).
Auf dieser stellen die Fachplaner die Lieferobjekte im IFC-Format (Fach- und Teilmodelle) gemäß
der Informationsbereitstellung der DIN ISO 19650 einschließlich Qualitätssicherungsbericht zur Ver-
fügung. In der Koordinationssoftware werden die einzelnen Teilmodelle zu einem Gesamtmodell fö-
deriert und geprüft. Die Modellkoordination und -qualitätskontrolle ist ein zentraler Bestandteil der
BIM-basierten Arbeitsweise. Hierbei ist es unabdingbar, Standards für den Koordinations- und Prüf-
prozess zu definieren. Gemäß dem projektspezifischen BIM-Abwicklungsplan ist der Einsatz des
BIM Collaboration Format (BCF)-Austauschformats entlang eines klar strukturierten Koordinations-
workflows mit Qualitätssicherungsberichten zur formalen und fachlich-technischen Modellprüfung
vorgeschrieben. Die bei der Planungsbesprechung somit identifizierten Ansichtspunkte, kritischen
Punkte etc. werden prozessgesteuert an die verantwortlichen Projektbeteiligten geleitet und abgear-
beitet.
Erfahrungen
Der Einsatz von BIM als zentrale Informations- und Kooperationsplattform während der Entwurfs-,
Planungs- und Erhaltungsphase bringt viele Vorteile mit sich. Durch die Anwendung der BIM-Metho-
dik im Projekt wird bspw. die Anzahl unterschiedlicher Informationsquellen reduziert im Sinne des
Prinzips einer „einzigen Quelle der Wahrheit“. Alle Informationen und Planunterlagen für den
BIM-Abschnitt werden aus dem BIM-Modell (bzw. BIM-Modellen) abgeleitet. Im Projekt werden die
BIM-Modelle mehrerer technischen Disziplinen (Streckenbau, Ingenieurbauwerke, Betriebstechnik
etc.) im herstellerneutralen Datenformat IFC auf Basis der CDE zusammengeführt. Hierdurch sind
die Auswirkungen jeder Modifikation in jeder Disziplin unmittelbar auch für die anderen Disziplinen
sichtbar. Durch diese Arbeitsweise verbessert sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit, während
156 3 BIM in der Praxis
sich die Zahl der Fehler und Widersprüche in der Planungs- und Bauphase verringert. Bei der Um-
setzung der projektspezifischen BIM-Anwendungsfälle konnte neben dem hauptsächlichen Ziel der
Vermeidung von redundanten Informationen ebenfalls das operative Tagesgeschäft dahingehend
unterstützt und optimiert werden, dass sich bspw. Engpässe oder Abstimmungsfehler im Bauablauf
durch die modellbasierte Bauablaufplanung früher und klarer aufzeigen lassen. Auf Störungen im
Bauablauf kann unverzüglich reagiert werden. Es wurde bspw. eine Benutzeroberfläche entwickelt,
um die internen Bautagesberichte des operativen Baustellenpersonals direkt im BIM-Modell aufzu-
nehmen. Die vom Baustellenpersonal erfassten tatsächlichen Mengen und Termine können im glei-
chen Zuge vom Controlling und vom Bauzeitenplaner ausgewertet werden. Dies ermöglicht eine
messbare Steigerung der Prozesseffizienz sowie der Wirtschaftlichkeit des Ressourceneinsatzes
und der Qualität im operativen Tagesgeschäft durch Vermeidung redundanter Datenerfassung und
-speicherung. Die Informationsweitergabe über die gesamte Wertschöpfungskette bis hin in die Er-
haltung (Tschickardt & Knappe 2021) liefert nachhaltig einen der größten Mehrwerte im Projekt.
Es kann festgehalten werden, dass eine große Herausforderung darin bestand, den elementaren
Bestandteil zur effizienten BIM-Nutzung von Projektbeginn an, der insbesondere in der Kooperation
zwischen dem Auftraggeber, den Ausführenden, den Fachplanern, den Betreibern sowie den Soft-
wareanbietern besteht, zu etablieren. Auf Grundlage dieser Kollaborationen sowie unter Einbindung
weiterer zukünftiger Anwender konnten die projektspezifischen BIM-Ziele und -Anwendungsfälle
transparent und erfolgreich ausgestaltet und im BIM-Abwicklungsplan BAP (Tschickardt & Krause
2019) dokumentiert werden. Nur so können ein konkreter Nutzwert im Projektkontext sowie eine
Akzeptanz beim Projektteam gewährleistet werden. Das Projekt ist mit seiner ganzheitlichen, lebens-
zyklusübergreifenden und systemoffenen Digitalisierungsstrategie bislang einzigartig in Deutsch-
land. Der integrierte BIM-Ansatz bis in die operativen Prozesse bietet viele messbare Vorteile für alle
Projektbeteiligten, wie bspw. kooperativere Zusammenarbeit, Reduzierung von Projektrisiken, kür-
zere Durchlaufzeiten, gesteigerte Produktivität und einen insgesamt nachhaltigeren Ressourcenein-
satz.
Literatur
Tschickardt, T.; Krause, D. (2019): BIM im Verkehrswegebau am Beispielprojekt „Verfügbarkeitsmo-
dell A 10/A 24“. In: Bautechnik, 96 (3), S. 259-268. DOI: 10.1002/bate.201800104.
Tschickardt, T.; Knappe, A.-S. (2021): Modellbasiertes Erhaltungsmanagement im Verkehrswege-
bau am Beispiel des Pilotprojekts „Verfügbarkeitsmodell A 10/A 24“. Fachkongress Digitale
Transformation im Lebenszyklus der Verkehrsinfrastruktur. Tübingen: expert.
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 157
Die geocodierten Volumenmodelle der BIM-Methodik für bestehende und/oder geplante Anlagen
werden mit zwei Kernanforderungen verbunden: Positionsgenauigkeit in einem geodätischen Be-
zugssystem und Maßstabstreue. Für die Eisenbahn-Infrastruktur der DB Netz AG mit einem Stre-
ckennetz von über 30.000 km und einer geographischen Ausdehnung von über 600 km x 800 km
ergeben sich daraus besondere Anforderungen.
Geodätisches Bezugssystem
Positionstreue gewährleistet beim Zusammenfügen verschiedener BIM-Modelle deren korrekte
räumliche Lage zueinander, beispielsweise die Position einer Brücke oder eines Bahnsteiges in Be-
zug zum Gleis. Grundlage dafür ist ein homogenes geodätisches Bezugssystem mit örtlicher Reali-
sierung. Maßstabstreue gewährleistet die Entnahme von Abmessungen für die Fertigung von Bau-
teilen und für die örtliche Umsetzung.
Das geodätische Bezugssystem der DB Netz AG ist das DB_REFerenznetz (DB_REF) basiert auf
dem ETRS89. Die physikalische Realisierung des DB_REF ist durch 3D-Festpunkte (DB_REF-Ge-
odätischer Grundnetzpunkte, DB_REF-GGP) gegeben, die im Abstand von rund 4 km entlang aller
DB-Strecken errichtet wurden.
Die Projektion der Lage erfolgt auch weiterhin mittels einer Gauß-Krüger-Abbildung. Die Abbildungs-
verzerrungen bewegen sich dabei in Größenordnungen, die bei der Realisierung technischer Bau-
gruppen der Eisenbahninfrastruktur (z. B. Weichen, Kreuzungen, Gleisverbindungen) in der Regel
vernachlässigbar sind.
Die Normalhöhen werden seit dem 01.12.2016 unter Verwendung des Quasigeoidmodells GCG2016
berechnet, vor 2016 unter Verwendung des Quasigeoidmodells EGG97.
Geodätische Bestandsaufnahme
Die Bestandsmodelle der Eisenbahninfrastruktur werden aus einer geodätischen Bestandsauf-
nahme im DB_REF gewonnen. Dabei wird auch die Umgebung der Anlagen im jeweils relevanten
Bereich miterfasst. Zu Einsatz kommen insbesondere ALS (Airborne-Laserscanning), TLS (Terrest-
risches Laserscanning) und tachymetrische Aufnahmen.
Für die geodätische Aufnahme sind die Genauigkeitsanforderungen, bezogen auf die einzelnen
Messobjekte, zu definieren. Für die Elemente der Fahrbahn sind diese Vorgaben in der DB-Richtlinie
883 „Gleis- und Bauvermessung“ festgelegt.
Weiterhin ist der Detaillierungsgrad anzugeben, mit dem die Objekte zu modellieren sind. Abhängig
vom Verwendungszweck ist dieser unterschiedlich. Bauteile, deren Rückbau erfolgen soll, können
stärker generalisiert erfasst und modelliert werden als beispielsweise die Widerlager einer Brücke,
auf denen ein neuer Überbau geplant wird.
In der Realisierungsphase ist eine Fortschreibung des 3D-Bestandsmodells durch baubegleitende
geodätische Bestandsaufaufnahmen angezeigt, um so durch Vergleich der Planung mit dem tat-
sächlichen Bestand die Qualität der bis zu diesem Zeitpunkt erfolgten Realisierung bewerten zu kön-
nen (Kontrollvermessungen). Nachfolgende Bauphasen können so sukzessive auf den realen Be-
standsfortschritt bezogen werden.
158 3 BIM in der Praxis
Trassierungen
Trassierungen der Fahrbahn
werden weiterhin in den Abbil-
dungssystemen der Lage und
Höhe durchgeführt (Abb.3.1.17-
2).
Trassierungselemente der Lage
sind Geraden und Kreisbögen
sowie Übergangsbögen mit un-
terschiedlichen Krümmungsli-
nien. Trassierungselemente der
Höhe (Gradiente) sind Nei-
gungswechsel, Geraden zwi-
schen den Neigungswechseln
sowie Ausrundungen der Nei-
gungswechsel bei Neigungsän-
Abb. 3.1.17-2: Abbildung der Eisenbahntrasse.
derungen > 1‰. Die Überhö-
hung u der Gleise und Weichen wird durch Abschnitte gleichbleibender Überhöhung (u = 0 in der
Geraden, u = const. im Gleisbogen) sowie Rampen mit unterschiedlichen Krümmungslinien zur
Überführung einer Überhöhung in eine andere beschrieben. Weichen werden mit ihren Hauptpunk-
ten (Weichenanfang, Weichenende in Stamm- und Zweiggleis) und geometrischen Eigenschaften
(z. B. Grundformradius und -neigung) trassiert.
Die Beibehaltung der Trassierung in den Abbildungssystemen ist auch weiterhin erforderlich, da die
Regel- und Grenzwerte der Trassierungsparameter (z. B. maximale Rampenneigung, Mindestüber-
höhung), die unter anderem in Normen (EN, DIN) und der Eisenbahn Bau- und Betriebsordnung
(EBO) vorgegeben sind, ebenfalls in den Abbildungsebenen definiert sind.
Zur Überführung in BIM-Modelle können aus den abbildungsbezogenen Trassierungen Raumkurven
abgeleitet werden. Alternativ können die Achshauptpunkte aller geometrischen Trassierungsele-
mente sowie die Weichenhauptpunkte in das ETRS89 transformiert und in das BIM-Modell integriert
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 159
werden. Zwischen den Achshauptpunkten wird der Trassierungsverlauf dann durch Punkte reprä-
sentiert, die zunächst in den Abbildungen kurzabständig entlang der Trasse berechnet (R, H, NHN,
u) und dann in das ETRS89 (X, Y, Z, u) transformiert werden. Mit Zwangspunkten der Trassierung
(z. B. Bahnsteigkanten) wird gleichermaßen verfahren.
Für die Planungen im BIM-Modell ist es erforderlich, die Lotrichtung zu kennen. Dazu können die
Lotabweichungen berücksichtigt werden. Praktisch kann das Planungsgebiet in der Abbildung mit
einem virtuellen Polygonzug (mindestens drei Punkte und ≥ 1 Kontrollpunkt) umschlossen werden,
dessen Punkte alle die gleiche Normalhöhe auf dem genäherten Höhenniveau der Planung (z. B.
der Schienenoberkante) haben. Nach Transformation in das ETRS89 repräsentieren diese Punkte
mit hinreichender Genauigkeit eine physikalische Horizontalfläche für kleinräumige Maßnahmen.
Die Lageabbildung des DB_REF erfolgt auf einem Bessel-Ellipsoid mit Gauß-Krüger-Abbildung. Das
geodätische Datum des DB_REF wurde 2003 bestanpassend an die amtliche Landesvermessung
über eine 7-Parameter-Transformation bestimmt. Die Transformationsparameter sind in Tabelle
3.1.17-1 angegeben.
Resümee
Die Festlegung der geozentrischen, kartesischen Koordinaten des ETRS89 als Koordinatenbezugs-
system ermöglicht eine positions- und maßstabstreue Integration aller BIM-Modelle der Eisen-
bahninfrastruktur. Prinzipiell entspricht das Vorgehen den lokalen, kartesischen Modellen mit dem
einzigen Unterschied, dass Ursprung, Maßstab und Orientierung der Koordinatenachsen dem
ETRS89 gleichgestellt werden. Mit dem DB_REFerenznetz ist das homogene geodätische Fest-
punktfeld für den Übergang zwischen Modell und Örtlichkeit gegeben.
Literatur
DB-Richtlinien 883 (2021): Gleis- und Bauvermessung.
DB-Richtlinie 883.2500 (2019): Geodätisches Bezugssystem für BIM; Grundsätze und Anwendung.
Heunecke, O. (2018): Nachbarschaftstreue Anpassung mittels bilinearer Filterung. In: zfv, 143 (3),
S. 182-184.
Wübbena, G.; Bachmann, M.; Schmitz, M. (2004): Koordinatentransformation: Modellbildung und
Eigenschaften. In: EI-Eisenbahningenieur, 2 (55), S. 30-33.
Wunderlich, T. (2020): Misalignment – can 3D BIM Overrule Professional Setting-out According to
Plane and Height? In: Proceedings of INGEO & SIG 2020 Confs. on Engineering Geodesy,
Dubrovnik, Croatia.
160 3 BIM in der Praxis
Problemstellung/Ziel
Building Information Modeling (BIM) ist eine Arbeitsmethode, die im Rahmen der Digitalisierung der
Baubranche immer öfter auch für den Bestand gefordert und angewandt wird. Doch inwieweit eignen
sich die derzeit zur Verfügung stehende BIM-Autorensoftware für die Modellierung von
Bestandsgebäuden? Gibt es Unterschiede bei der Modellierung zum einen von Gebäuden mit
regelmäßigen, rechtwinkligen und gradlinigen Strukturen und zum anderen von Gebäude mit
unregelmäßigen, komplexen und krummlinigen Geometrien? Zu diesem Zweck wurden zunächst
mithilfe eines 3D-Laserscanners (Leica BLK 360) eine moderne Stadtvilla im Bauhausstil sowie das
Refektorium des mittelalterlichen Predigerklosters Erfurt erfasst und anschließend mit den BIM-
Autorensoftware Allplan in Kombination mit dem Plug-in Scalypso und Autodesk Revit in
Kombination mit der Erweiterung As-Built von Faro modelliert.
Während bei den herkömmlichen Methoden der Modellierung in CAD die geometrische
Repräsentation der Begrenzungs- bzw. Randflächen von Objekten im Vordergrund steht, werden in
BIM die Bauteile einschließlich ihrer Eigenschaften in Form von regelmäßigen parametrisierten
Volumenelementen modelliert (Kaden et al. 2020). Das bedeutet, dass standardmäßig z. B. Wände
idealisiert senkrecht stehen, die Außenflächen einer Wand parallel verlaufen, dass Bodenplatten und
Decken horizontal platziert sind und sämtliche vordefinierte Bauteile genormten Standardmaßen
entsprechen. Diese Art der Modellierung ist im Rahmen des Entwurfs und der Planung von
Neubauten unproblematisch bzw. förderlich. Bei der Erfassung des Bestands mit geodätischen
Verfahren, welche vornehmlich die beobachtbaren Oberflächen eines Bauwerks erfassen, führt die
Methode jedoch zu Herausforderungen bei der Interpretation der Baukonstruktion und -materialien,
bei der geometrischen Generalisierung unregelmäßiger Strukturen und bei der häufigen Erstellung
individueller, generischer Bauteiltypen und -exemplare.
Lösungsweg
Die Gebäude zur Untersuchung der Eignung der aktuellen BIM-Autorensoftware zur Modellierung
von Bestandsgebäuden sind entsprechend unterschiedlich. Zum einen wurde ein Wohngebäude in
Form einer Stadtvilla im Bauhausstil mit einer überwiegend regelmäßigen und rechtwinkligen Bau-
konstruktion und zum anderen ein unregelmäßiger und krummliniger gotischer Klosterbau gewählt.
Zur Erfassung der komplexen Geometrien wurde die Methode des 3D-Laserscannings gewählt, da
diese sowohl bei einfachen als auch bei aufwendigen Raumstrukturen eine hohe Genauigkeit und
Informationsdichte im Vergleich zum Handaufmaß oder Tachymetermessung liefert. Des Weiteren
ist das Laserscanning im Gegensatz zur Photogrammetrie unabhängiger von äußeren Einflüssen
wie Gegenlicht oder reflektierenden Oberflächen und kann somit jederzeit angewandt werden. Unter
Berücksichtigung der Anforderungen bietet das Laserscanning die beste Lösung für die Bestandser-
fassung komplexer Raumstrukturen und gekrümmter Flächen und wurde deswegen im weiteren Ver-
lauf der Arbeit für die Erfassung der Beispielobjekte genutzt.
Abb. 3.1.8-2: Links: Punktwolke der Stadtvilla visualisiert in Leica Cyclone Register 360.
Rechts: Punktwolke des gotischen Klosterbaus visualisiert in Autodesk ReCap.
Bei der Modellierung der Stadtvilla im Bauhausstil konnte in beiden BIM-Autorensoftware nahezu
ausschließlich auf vordefinierte Bauteile zurückgegriffen werden. Es konnten zunächst sämtliche
Bauteile des Rohbaus, wie Wände, Attika, Decken, Bodenplatte sowie der Fußbodenaufbau, durch
das Anpassen der Typen und Exemplare erstellt werden. Die Elemente Tür, Fenster und Fenster-
rahmen einschließlich Rollladenkasten und Rollladenschiene wurden teilweise mithilfe der Punkt-
wolke im Familien-Editor individuell modelliert. In beiden BIM-Autorensoftware bzw. Plug-ins stehen
entsprechende Tools zur semiautomatischen Modellierung anhand der Punktwolkengeometrie zur
Verfügung. Ein wesentlicher Unterschied bestand jedoch darin, dass im Gegensatz zu Allplan/Sca-
lypso, in Revit/As-Built beispielsweise die Wandstärke automatisch durch die Angabe von Punkten
auf beiden Bauteilseiten ermittelt werden kann. Diese Funktion ist in der Praxis jedoch auch nur
bedingt anzuwenden, da in BIM-Modellen nicht selten nur standardisierte Rohbaumaße (z. B. Mau-
erwerk 17.5, 24, 36.5 etc.) modelliert werden und ein Putzabzug angenommen wird.
Die Modellierung des Refektoriums des mittelalterlichen Predigerklosters in Erfurt gestaltete sich
erwartungsgemäß wesentlich komplexer und dadurch zeitintensiver. Bis auf Teile der Außenmauern
konnten keine vordefinierten Bauteile in den jeweiligen BIM-Autorensoftware Allplan und Revit ge-
nutzt werden. Die zur Unterstützung der Modellierung in den jeweiligen Plug-ins Scalypso und As-
Built zur Verfügung stehenden Tools konnten aus diesem Grund auch nur bedingt genutzt werden.
Ein Großteil der Bauteile konnte lediglich händisch als generische Proxy-Elemente mit individueller
Geometrie erzeugt werden. Besonders die Modellierung der Bauteile der Deckenkonstruktion Bün-
delpfeiler, Rippen und Kappen erwies sich als überaus zeitintensiv. Die Erstellung der Bündelpfeiler
erfolgte auf der Basis von Schnitten entsprechend der jeweiligen Querschnitte aus der Punktwolke.
Durch die Funktionen Extrusion bzw. Fahrweg-Sweep und Verschmelzen wurden dann die Pfeiler
erstellt. Ähnlich wurden die Rippen der Kreuzgewölbe modelliert, wobei hier zunächst die Rippen-
verläufe als 3D-Linien aus der Punktwolke abgegriffen wurden. Durch Extrusion bzw. Fahrweg-
Sweep des Rippenquerschnitts entlang dieser Linie wurden die Rippen erstellt. Die Kappen konnten
in den beiden BIM-Autorensoftware nur auf unterschiedliche Weise modelliert werden. In All-
plan/Scalypso wurden zunächst die entsprechenden 3D-Punkte der Kappe aus der Punktwolke in
ein Digitales Geländemodell (DGM) überführt, welches im Anschluss in einen 3D-Körper umgewan-
delt wurde. In Revit/As-Built wurden die Kappen idealisiert und über zwei sich durchdringende Ton-
nengewölbe modelliert. Erschwerend kam hinzu, dass ein Großteil der Bauteile wie Rippen und Kap-
pen in jedem Gewölbeteil neu modelliert werden musste und nicht in Form eines Prototyps/einer
Familie wiederverwendet werden konnte, da sich diese Elemente zwar zunächst augenscheinlich in
der Deckenkonstruktion wiederholten, sich jedoch im Rahmen der angestrebten geometrischen Ge-
nauigkeit doch zu stark unterschieden.
Abb. 3.1.8-3: Links: BIM-Modell der Stadtvilla im Bauhausstil mit selektierter Wand im normieren
Rohbaumaß (inkl. Putzabzug), visualisiert in der BIM-Autorensoftware Revit von Autodesk. Rechts:
BIM-Modell des gotischen Klosterbaus mit Deckenkonstruktion bestehend aus Bündelpfeiler, Rip-
pen und Kappe, visualisiert in der BIM-Autorensoftware Allplan von Nemetschek.
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 163
Fazit
Die ausführlichen Testungen und Untersuchungen ergaben, dass beide Plug-ins Scalypso und As-
Built die jeweiligen BIM-Autorensoftware Allplan und Revit ertüchtigen, Punktwolken zu integrieren
und zu interpretieren und BIM-konforme 3D-Gebäudemodelle von Bestandsgebäuden zu erstellen.
Jedoch hat die Art der Baukonstruktion und die Bauepoche des zu erstellenden Gebäudes einen
wesentlichen Einfluss auf den Modellierungsprozess und somit auf die Wirtschaftlichkeit. Regelmä-
ßige und aus der heutigen Bauepoche stammende Bestandsgebäude wie die hier gezeigte Stadtvilla
im Bauhausstil lassen sich unter weitestgehender Verwendung der nach aktuellen, normierten Stan-
dardmaßen vordefinierten Bauteile in verhältnismäßig kurzer Zeit (ca. 6 h) in ein bauteilorientiertes
BIM-Modell überführen. Im Gegensatz dazu gestaltet sich die Modellierung des unregelmäßigen und
krummlinigen Refektoriums einer früheren Bauepoche bislang noch unverhältnismäßig (ca. 8 d) in
Bezug auf Kosten und Nutzen. Am aufwendigsten gestaltete sich die Erstellung der Deckenkonstruk-
tion – also die Modellierung gewölbter bzw. gekrümmter Bauteile wie Rippen und Kappen. Dabei
bieten beide BIM-Autorensoftware und Plug-ins sowohl Vor- als auch Nachteile, sodass keine pau-
schale Aussage getroffen wird, welche Lösung für die Modellierung komplexer Strukturen die geeig-
netere Wahl darstellt. Wünschenswert wären hier Entwicklungen der Softwarehersteller, um die Er-
stellung von BIM-konformen Gebäudemodellen des Bestands wirtschaftlicher zu gestalten und somit
den Mehrwert eines BIM-Modells über den weiteren Lebenszyklus (Sanierung, Umbau, Bewirtschaf-
tung) hinweg auch im Bestand nutzen zu können.
164 3 BIM in der Praxis
Problemstellung/Ziel
Im Rahmen des Ausbaus der S-Bahn Rhein-Neckar wurde von der DB Station & Service AG unter
anderem der Bahnhof Mannheim-Käfertal modernisiert und barrierefrei ausgebaut. Der Auftrag
beinhaltete neben der Bauausführung auch die Ausführungsplanung der gesamten Verkehrsanlage
auf Basis der Entwurfsplanung zu erstellen. Es hat sich in den letzten Jahren etabliert, diese
Planungsleistungen mitauszuschreiben. Die Suche nach geeigneten Ingenieurbüros, die sowohl
fachlich, terminlich, als auch preislich in der Lage sind, unsere Anforderungen zu erfüllen, erwies
sich als immer schwieriger. Daher haben wir uns entschlossen, die Erstellung der
Ausführungsplanung auf Grundlage der Entwurfsplanung selbst in die Hand zu nehmen. Schnell
erkannten wir die Vorteile, die dadurch für uns entstehen. Um unsere Kompetenzen in diesem
Bereich weiter auszubauen, haben wir uns entschieden, die Ausführungsplanung nicht wie üblich
konventionell in 2D zu planen, sondern den Bahnhof Mannheim-Käfertal als Pilotprojekt mit der BIM-
Methodik umzusetzen.
Die REIF Bauunternehmung GmbH & Co. KG ist ein mittelständisches Familienunternehmen mit 440
Mitarbeitern an vier Standorten in Baden-Württemberg. REIF ist in umfassenden Bereichen der
Baubranche tätig, seit den 1990er-Jahren auch im Bahnbau. Wir können deshalb auf langjährige
Erfahrung zurückgreifen und wollen bei der Digitalisierung im Bauwesen mitvorangehen. Um diese
Aufgabe zu bewältigen, haben wir in den letzten zwei Jahren ein Start-up-Team, bestehend aus
Ingenieuren und Vermessern, Konstrukteuren und BIM Koordinatoren aufgebaut, das es in enger
Zusammenarbeit mit der Vermessungsabteilung möglich macht, Projekte in der BIM-Methodik zu
planen und zu realisieren.
Bestandsaufnahme
Auf Grundlage des Festpunktnetzes der Deutschen Bahn wurden neben der klassischen punktuellen
Aufnahme mittels Tachymeter auch Aufnahmen mit einem Gleismesswagen und einem
Laserscanner durchgeführt. Als Festpunkte dienten die Gleisvermarkungspunkte im DB-REF-
System. Nur durch den kombinierten Einsatz der Systeme kann die für den Bahnbau erforderliche
Genauigkeit erreicht werden.
Der Gleismesswagen wurde eingesetzt, um die Ist-Gleislage aufzunehmen. Diese ist für den
Vergleich zwischen Soll- und Ist-Gleislage notwendig. Geplant wird der Bahnsteig nach der Soll-
Gleislage. Die tatsächliche Ist-Gleislage kann aufgrund der Schottbettung von der Soll-Lage
abweichen. Es muss daher überprüft werden, ob die vorgegebenen Abstände zwischen Gleis und
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 165
Bahnsteig eingehalten werden. Die Aufnahme des Gleises dient zudem zur Berechnung der
Absteckwerte für den Einbau der Bahnsteigkante. Der Polier kann anhand dieser Werte auf der
Baustelle über den Abstand und die Höhe zum Gleis die Bahnsteigkante setzen. Die Bahnsteigkante
des Bestandsbahnsteigs wurden über Einzelpunkte mit dem Tachymeter erfasst. Diese Punkte
bilden die exakte Lage der Kante ab und werden als Ergänzung zum Laserscan für die
Bestandsmodellierung genutzt. Anhand dieses Bestandsmodells konnten einige Abbruch-
Positionen, wie zum Beispiel Beleuchtungsmasten, Bahnsteigkanten oder Schächte, modellbasiert
abgerechnet werden.
Zur flächenhaften Erfassung der gesamten Verkehrsstation wurde ein Trimble X7 Laserscanner
verwendet. Der Scanner ist flexibel einsetzbar, insbesondere in schwer zugänglichen Bereichen.
Ausstattungsgegenstände können vollständig erfasst werden, ohne Abschattungen in Kauf nehmen
zu müssen. Die einzelnen Standpunkte werden per Cloud-to-Cloud-Verknüpfung miteinander zu
einer großen Gesamtpunktwolke verbunden. Die Punktwolke wird direkt im Feld mithilfe des
eingebauten Laserpointers georeferenziert. Die markierten Passpunkte, die zur Georeferenzierung
dienen, wurden vorab tachymetrisch mittels freier Stationierung bestimmt. Das Ergebnis ist eine
registrierte und georeferenzierte Punktwolke, die aus der Feldsoftware exportiert und im Büro
weiterverarbeitet wird.
Die Bearbeitung der Punktwolke erfolgt mit der Softwareanwendung Trimble Realworks. Die Cloud-
to-Cloud Verbindungen können damit überprüft und bei Bedarf angepasst werden. Es ist zudem
möglich die Punktwolke automatisiert in einzelne Bereiche wie Gelände, Gebäude, hohe Vegetation
zu klassifizieren. Die Bereinigung der Punktwolke wird dadurch erheblich vereinfacht. Die
Überarbeitung der Punktwolke beschränkt sich auf die wenigen Bereiche, die nicht automatisch
klassifiziert wurden und das Entfernen störender Elemente. Nachdem die Punktwolke bereinigt ist,
wird sie ausgedünnt und kann zur Modellierung übergeben werden.
Die Punktwolke steht allen Projektbeteiligten über den Scan Explorer als Stand-alone-Datei zur
Verfügung. Mit diesem Tool können sich die Projektbeteiligten standpunktweise in der Punktwolke
umschauen und zum Beispiel für Abrechnungen Maße oder Flächen aus der Punktwolke abgreifen,
ohne dass dafür ein spezielles Programm installiert werden muss.
Modellierung
Der Grundkörper des Bahnsteigs wird mit dem Programm ProVI teilautomatisiert erstellt. Auf Basis
der Trassendaten werden die Bahnsteige mithilfe der DB-Bauteilbibliothek durch Angabe der Kilo-
metrierung entsprechend den Richtlinien teilautomatisiert erstellt. Unter Berücksichtigung der Nei-
gungen und Breitenversätze lassen sich die Bahnsteigkanten mit ihren Fundamenten, Entwässerun-
gen und Blindenleitstreifen setzen. Die weitere Modellierung und Detailplanung erfolgt dann in Revit.
Da Revit allerdings nicht mit geodätischen Koordinatensystemen arbeiten kann, musste der Projekt-
basispunkt schon vor dem Export aus ProVi nahe an das Projekt verschoben werden. Um trotzdem
die geodätischen Koordinaten angezeigt zu bekommen, wird der Vermessungspunkt auf 0,0,0 be-
lassen.
Mit den von der Deutschen Bahn zur Verfügung gestellten Bauteilen lässt sich das Modell auf den
für die Ausführungsplanung notwendigen Detaillierungsgrad bringen. In diesem Arbeitsschritt kommt
auch die aufgenommene Punktwolke zum Einsatz. Die Punktwolke und die einzeln tachymetrisch
erfassten Punkte werden in das Modell importiert und ermöglichen es, Höhen und Maße abzugreifen
sowie Engstellen zu überprüfen, um den Neubau besser auf den Bestand anzupassen.
Auf dem Hausbahnsteig des Bahnhofs Mannheim-Käfertal konnte der Aufzug nicht wie geplant ge-
baut werden, da ein unterirdischer Bunker durch seine zu dicken Wände nicht genügend Platz bis
166 3 BIM in der Praxis
zum Bahnsteig ließ. Die neue Lage des Aufzugschachts wurde vorab im Modell mit allen Projektbe-
teiligten bestimmt.
Um die für ein As-built-Modell notwendigen Informationen zu erfassen, wurde nach Fertigstellung
der Baumaßnahme ein weiterer Laserscan durchgeführt. Durch einen Abgleich mit der Punktwolke
ließ sich damit das Ausführungsmodell in ein As-built-Modell überführen. Beispielsweise wurden die
Ausstattungsgegenstände an der Stelle positioniert, an der sie auch in der Realität stehen.
Zur Kontrolle der Oberflächen wurde in Realworks eine As-built-Kontrolle durchgeführt. Hierfür wird
das Ausführungsmodell importiert und die Abweichungen der Punktwolke im Vergleich zum Modell
berechnet. Die Punktwolke wird entsprechend einer ausgewählten Skala eingefärbt, um einen Über-
blick zu erhalten.
Zur Visualisierung und zur Bauablaufsimulation kam die Softwareanwendung Desite zum Einsatz.
Die Bauteile werden dafür mit den Vorgängen aus dem Bauzeitenplan verknüpft. Durch diese Ver-
knüpfung wird aus dem 3D-Bauwerksmodell ein 4D-Modell. Über Abhängigkeiten zwischen den Vor-
gängen werden Verschiebungen einzelner Vorgänge auch bei den nachfolgenden Vorgängen be-
rücksichtigt.
Erfahrungen
Das Erfassen einer Punktwolke bietet eine sehr gute Voraussetzung zur Modellierung. Im gesamten
Prozess konnte immer wieder auf die erfassten Daten zurückgegriffen werden, da auch alles foto-
grafisch und in Panoramen festgehalten wurde.
Durch die Aufnahme mithilfe eines Laserscanners wird die gesamte Situation erfasst. Jedes Maß
und jede Höhe, die für die Planung relevant werden könnten, sind enthalten und können zu einem
späteren Zeitpunkt abgegriffen werden. Es ist daher nicht notwendig, mehrfach vor Ort Einzelpunkte
aufnehmen, falls relevante Daten bei erster Erfassung nicht bedacht wurden. Außerdem dient die
Aufnahme als umfassende Beweissicherung.
Mithilfe einer detaillierten Bestandsaufnahme von Leitungen und Schächten wurde vorab eine Kolli-
sionsprüfung durchgeführt. Dadurch wurde frühzeitig erkannt, dass ein Schacht versetzt werden
musste, da eine Rohrleitung querte. So konnte das Problem frühzeitig in Ruhe geklärt werden, ohne,
dass es im Bauablauf zu Störungen kommt.
Das Bauwerksmodell wird allen Projektbeteiligten über die Projektplattform BIM360 bereitgestellt.
Dadurch wird das Arbeiten mit dem Modell auf der Baustelle ermöglicht und alle benötigten Informa-
tionen können direkt aus dem aktuellen Modell abgerufen werden.
In zukünftigen Projekten wollen wir das Modell mithilfe von Augmented Reality direkt in die Realität
auf die Baustelle projizieren. Dies ermöglicht, unmittelbar vor Ort einen sehr guten Eindruck der
geplanten Baumaßnahme zu erhalten und Engstellen oder Kollisionspunkte zu finden.
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 167
Problemstellung/Ziel
Die Hochbahnstrecke der Siemensbahn im Nord-Westen Berlins wurde von Siemens & Halske als
S-Bahn-Strecke gebaut, ist knapp 100 Jahre alt und seit 1980 stillgelegt. Der Streckenabschnitt soll
im Zuge des Projekts „i2030“ im Jahr 2029 zum 100. Geburtstag der Siemensbahn wieder in Betrieb
gehen. Daher sind Sanierungsmaßnahmen und ein barrierefreier Ausbau der Bahninfrastruktur nö-
tig. Die Planung gestaltet sich als anspruchsvoll, da der zentrale Streckenabschnitt mit einer Länge
von 4,5 km unter Denkmalschutz steht.
Im Auftrag der von der Deutschen Bahn beauftragten Ingenieurgemeinschaft Siemensbahn, beste-
hend aus der KREBS+KIEFER Ingenieure GmbH und der Sweco GmbH, vermisst ARC-GREENLAB
das markante historische Stahlviadukt rund um den Haltepunkt Wernerwerk auf einer Länge von
800m. Auf Basis der Vermessungsdaten entstehen hochdetaillierte 3D-Bestandsmodelle (LOD 400)
nach der BIM-Methodik. Dafür müssen die Modelle einzelne detaillierte Bauteile enthalten, die für
die Werk‐ und Montageplanung, zur Fertigung sowie zur Ableitung von Kennwerten ausreichen. Aus
dem Informationsgehalt der präzisen Modelle lässt sich so auch eine Kostenfeststellung der benö-
tigten Ressourcen für die Sanierung berechnen.
Auf Basis des Projekts wird zudem eine ArcGIS GeoBIM-Anwendung mit Verbindung zur Autodesk
Construction Cloud (ACC) umgesetzt. Durch diese Verbindung von GIS und BIM können Infrastruk-
turprojekte in ihren räumlichen Kontext eingebunden werden. Der ganzheitliche Blick dank ArcGIS
GeoBIM ermöglicht allen Beteiligten eine transparentere und effektivere Kommunikation. So können
Zeit eingespart, Kosten reduziert und die Nachhaltigkeit von Bauprojekten verbessert werden.
Lösungsweg
Die Vermessungen begannen mit der Erstellung des Festpunktfeldes. Auf dem Boden des Baufelds
wurden alle 40 m Passpunkte angebracht und eingemessen. Das oberirdische Festpunktfeld auf den
Bahnviadukten wurde dichter gespannt. Die Erfassung der 48 Teile des Stahlviadukts wurde mit dem
Laserscanner Leica RTC360 ausgeführt und erfolgte sowohl auf dem Viadukt als auch darunter.
Jede einzelne Stütze des stählernen Bahnviadukts musste aus sechs verschiedenen Richtungen
168 3 BIM in der Praxis
gescannt werden, da viele zu erfassende Bauteile sonst nicht sichtbar gewesen wären (siehe Abb.
3.1.10-1). Zusätzlich wurden Empfangsgebäude und Treppen sowie der Bahnsteig mit Überdachung
des Haltepunkts Wernerwerk mit diesem Verfahren erfasst. Insgesamt waren etwa 1.200 Scans nö-
tig.
Mit der Software Leica Cyclone Register 360 wurden Scanner-Standpunkte verknüpft, Punktwolken
georeferenziert und Messdaten in einer ReCap Projekt Datei (.RCP-Format) sowie im Leica-eigenen
Format (.LGS-Format) exportiert und der Innendienstbearbeitung übergeben. Für die photogram-
metrische Erfassung aus der Luft kommt die Drohne DJI Phantom 4 RTK zum Einsatz. Die Kabel-
sowie Abwasserschächte wurden mit dem Tachymeter Leica TS16 vermessen. Die Auswertung der
Tachymeterdaten erfolgte mit der Vermessungssoftware gl-survey von ARC-GREENLAB.
Im nächsten Schritt modellierten die technischen Zeichner mit dem Programm Revit 2022 digitale
Zwillinge der 8 bis 29 m langen und eingleisigen Bahnviadukte mit zwei Richtungsfahrbahnen auf
Grundlage der Vermessungsdaten. Alle Bauteile wurden dabei akribisch nachgebildet. Dabei entste-
hen Bestandsmodelle mit dem Detaillierungsgrad LOD 400. Die Details geben millimetergenaue
Auskunft über jedes verbaute Element der Hochbahninfrastruktur, von den mächtigen tragenden
Stützen bis zu einzelnen Nieten (siehe Abb. 3.1.10-2). Im Durchschnitt wurden pro Bahnviadukt etwa
3.000 Einzelteile modelliert.
Die Besonderheit der Modellierung lag in der Idealisierung von Länge und Höhe der Eisenbahnvia-
dukte, da sich der Stahl in den knapp 100 Jahren verformt hat. Zudem sind viele Bauteile direkt an
den Stützenfußpunkten schwer einsehbar. Parallel zur Modellierung wurde eine Dokumentation von
Deformationen angefertigt und eine Kollisionsprüfung durchgeführt. Die fertigen 3D-Bestandsmo-
delle wurden dem Auftraggeber als IFC-Datei zur weiteren Planung bereitgestellt.
Mit der Fertigstellung der 3D-Bestandsmodelle stehen die Grundlagen für eine ArcGIS GeoBIM-An-
wendung bereit. Zunächst werden die Daten in ArcGIS Pro aufbereitet und anschließend in ArcGIS
Online veröffentlicht. Im nächsten Schritt wird dort ein ArcGIS GeoBIM Projekt aufgesetzt und die
projizierten und georeferenzierten Revit- und CAD-Dateien in eine Szene importiert. Aus den Revit-
Dateien werden Gebäudeszenen-Layer-Pakete (.slpk) erstellt. Um den räumlichen Kontext besser
zu verstehen, wird eine Karte mit projektrelevanten Geodaten, wie Flächennutzungsplänen, Bebau-
ungsplänen, einem digitalen Geländemodell, 3D-OpenStreetMap-Daten, Projektplänen und ALKIS,
eingerichtet.
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 169
Letztendlich ist das Projekt mit allen relevanten Daten in die ArcGIS GeoBIM-Anwendung integriert
und zur Verwendung bereit. Mit dem ArcGIS GeoBIM-Viewer können sich alle Beteiligten eine Über-
sicht zum Projekt verschaffen. Es wird schnell ersichtlich, wo die zu modellierenden Abschnitte lie-
gen. Der Editor von ArcGIS GeoBIM dient zum Informationsaustausch. Anhand von vorgefertigten
Notiz-Layern können Kommentare erstellt und Dokumente wie PDFs, Fotos, ZIP-Dateien und wei-
tere angehängt werden. Ein Issue-Management ist sowohl im Dashboard als auch im Viewer sichtbar
und kann über ArcGIS GeoBIM und über die Autodesk Construction Cloud bearbeitet werden (siehe
Abb. 3.1.10-3).
Erfahrungen
Das Laserscanning ist insbesondere bei der Vermessung von Infrastruktur eine sehr effiziente Tech-
nologie, bei der sich ein Teil des Arbeitsaufwands in den Innendienst verschiebt. Die Technik ist
dennoch ausgesprochen kosteneffizient. Durch den hohen Informationsgehalt und die exakte Geo-
metrie der Bestandsmodelle ist ein digitaler Zwilling des Projektabschnitts für den BIM-Prozess ent-
standen. Dieser bildet die Grundlage für weitere Entscheidungs- und Planungsprozesse im Projekt-
verlauf. Aufgrund des hohen Detailgrads können Kennwerte für die Fertigung von Bauteilen aus dem
digitalen Zwilling abgeleitet werden. Die Integration von ArcGIS GeoBIM ermöglicht die Cloud-to-
Cloud-Verbindung der Bestandsmodelle mit dem GIS. Mit Kommunikationswerkzeugen, dem Editor
und dem zentralen Aufgaben- und Problemmanagement können sich alle Beteiligten, ob intern oder
extern, eine Übersicht des Projekts verschaffen und einfach zusammenarbeiten. Die Bestandsmo-
delle können dabei in ihrem räumlichen Kontext betrachtet und analysiert werden. Die Verknüpfung
von BIM und GIS bei Planung und Bau hat großes Potenzial für eine verbesserte Zusammenarbeit
und damit für Zeit- und Kosteneinsparungen.
170 3 BIM in der Praxis
Abb. 3.1.11-1: Ehemalige Industriehalle des Factory Campus nach der Fertigstellung 2023.
Projekt
Das Projekt „Factory Campus“ in Düsseldorf umfasste die Entwicklung eines ehemaligen Areals der
metallverarbeitenden Industrie hin zu einem modernen Gewerbekomplex. Der Campus bietet jetzt
nach Fertigstellung Gemeinschaftsbereiche, Veranstaltungsräume und Coworking-Spaces. In der
Vision der Planer soll dadurch ein multifunktionaler Standort zur Förderung von Zusammenarbeit
und Vernetzung zwischen verschiedenen Unternehmen und Branchen entstehen (Abb. 3.1.11-1).
Diese Vision haben PILHATSCH INGENIEURE in der Planungs- und Ausbauphase durch die Erar-
beitung eines As-is-Grundlagenmodells im Rahmen der BIM-Methode mitgestaltet.
Neben weiteren Abriss- und Neubauprojekten im Quartier galt es eine Industriehalle zu revitalisieren.
Das Objekt hat eine Grundrissfläche von 6.424 m² und einen Bruttorauminhalt von ca. 95.000 m³.
Die Projektbearbeitung wurde als Open-BIM-Projekt konzipiert. Hierbei arbeiten alle Fachplaner mo-
dellbasiert über die herstellerunabhängige IFC-Schnittstelle zusammen. Nach den amtlichen Ver-
messungsleistungen für das Bauvorhaben und das Bauantragsverfahren erstellten PILHATSCH IN-
GENIEURE eine digitale 3D-Bestandserfassung, Dokumentation und Modellierung. Dies sowohl in
der Entwurfsphase als auch in der Ausführung.
Umsetzung
Bereits 2015 zu Beginn der Planung, noch vor Entkernung der Halle, wurden für das Objekt klassi-
sche Abgabeprodukte wie 2D-Grundrisse, Ansichten und Schnitte erarbeitet. Die Industriehalle und
die unmittelbare Umgebung wurden innerhalb von 1 ½ Tagen mittels terrestrischem Laserscanning
erfasst. Eine ausführliche 2D-Bestandsdokumentation als Planungsgrundlage konnte nach Prozes-
sierung der Messdaten im Innendienst in den folgenden Wochen bereitgestellt werden (siehe Abb.
3.1.11-2).
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 171
2018, zu Beginn der Ausführungsplanung (HOAI-Leistungsphase 5), entschied der Bauherr für das
zwischenzeitlich vollständig entkernte Gebäude eine erneute Bestandsdokumentation erstellen zu
lassen; in diesem Fall als Grundlage für eine BIM-basierte Bearbeitung. Die Implementierung von
AIA (Auftraggeber-Informationsanforderungen) und BAP (BIM-Abwicklungsplan) sowie die Spezifi-
zierung von Modelleigenschaften trugen dazu bei, die Leistungsfähigkeit und Kompatibilität des re-
sultierenden Modells sicherzustellen (siehe Abb. 3.1.11-3). Auch heute ist die Umsetzung eines O-
pen-BIM-Projekts und die reibungsarme Zusammenarbeit der einzelnen Fachplaner ohne geeignete
Rahmendefinitionen dieser Art kaum denkbar. Die gemeinsame Abstimmung der genannten Doku-
mente ist essenziell, um den hohen Anforderungen der BIM-Methode an die gewerkeübergreifende
Kommunikation gerecht zu werden.
Die entkernte Industriehalle wurde erneut gescannt. Im Fokus stand die Erstellung einer soliden
Messdatengrundlage, die alle relevanten Informationen für eine 3D-Modellierung liefert. Gewählt
wurde ein hybrider Messansatz, bei dem die Daten der Leica RTC360 (leicht und schnell) mit denen
der Leica ScanStation P40 (langsamer, aber Kompensator-gestützt) kombiniert wurden; insbeson-
dere um die komplexe Stahlkonstruktion des Dachs in ausreichender Auflösung und präzise erfassen
zu können. Gerade bei komplexen Bauteilen in größeren Entfernungen sind geodätische Präzisions-
scanner der mobilen Datenerfassung und den vermehrt aufkommenden, günstigeren Ein-Knopf-
Scannern vorzuziehen. Unsere Projekterfahrung zeigt, dass Fachplaner verlässliche Grundlagen
fordern. Durch das Prinzip der Fehlerfortpflanzung beinhalten die abschließenden Modell- bzw. Bau-
teilfehler – nebst Anteilen der Modellierung selbst – auch Fehlerkomponenten der vorangehenden
Messung und Registrierung. Kurzum: Hohe Ansprüche an das BIM-Modell bedingen eine gesteigerte
Qualität der Sensorik und das Know-how, die entstehenden Daten-Massen (hier: ca. 600 GB) auch
auswerten zu können. Dementsprechend wurden alle erfassten Daten über ein dichtes, ausgegli-
chenes Festpunktfeld registriert und 250 Einzelstandpunkte in eine homogene Gesamt-Punktwolke
überführt.
Auf Basis dieser Punktwolke wurde ein Bestands-
modell mit hohem Detaillierungsgrad in der BIM-
Autorensoftware Autodesk Revit erarbeitet. Die ab-
gestimmten Vorgaben der AIA und Modellierungs-
richtlinien fanden hierbei Berücksichtigung. Die
Verortung der Modellgeometrie im Verhältnis zum
Grundstück (= Georeferenzierung) sowie die Defi-
nition von modellinternen Einfüge- und Prüfpunkten
stellte die wesentliche Grundlage zur zuverlässigen
Koordinierung und Übertragung hin zu anderen
Zielanwendungen (hier insbesondere Graphisoft
Archicad) sicher. Abschließend stand ein As-is-
BIM-Modell im offenen Format IFC mit einer Größe Abb. 3.1.11-3: Innenansicht des Bestandsmo-
von 180 MB bereit. Verglichen mit den Rohdaten dells mit eingearbeiteter Ausführungsplanung
bildet die modellbasierte Ausarbeitung somit die der Architekten und TGA-Planer.
Objektdaten mit einer Komprimierung auf 0,03 %
ab.
Der permanente Austausch mit den Tragwerks- und TGA-Planern sowie Architekten trug erheblich
zur Qualität des resultierenden Bestandsmodells bei. Beispielhaft sind hier u. a. komplexere Fens-
terkonstruktionen und Verbindungen zwischen Stützen und Wänden. Bei einer auftretenden Unklar-
heit bzgl. Mauerwerk und Fensterfassung gelang in Abstimmung mit den Architekten die korrekte
Einordnung der Fensterrahmen-Maße und damit die zuverlässige Bestimmung der Rohbauöffnungs-
breiten (siehe Abb. 3.1.11-4).
172 3 BIM in der Praxis
Ähnliche Mehrdeutigkeiten traten bei der Verbindung von Wand- und Stützelementen auf. Es stellten
sich die Fragen, ob eine Stütze mit einer Wand abschließt oder ob sie eingelassen ist – und falls ja,
bis zu welcher Tiefe. Fragestellungen, die mit einem Aufmaß der sichtbaren Oberfläche nicht end-
gültig beantwortet werden können. Hier war der Austausch mit Architekten und Tragwerksplanern
unentbehrlich, welche durch Einsicht in Tragwerks- und Schalpläne die wirkliche Geometrie der Bau-
konstruktion spezifizieren und somit zu einer wirklichkeitsgetreueren Abbildung im 3D-Modell beitra-
gen konnten (siehe Abb. 3.1.11-5). Ein einfaches Nachzeichnen der Punktwolke ohne Betrachtung
des Verwendungszwecks führt hier also nicht zum Ziel bzw. ginge auf Kosten der Modellintegrität.
Fazit
Das Gespräch und der regelmäßige Austausch zwischen allen Projektbeteiligten, insbesondere zwi-
schen Geodäten und Architekten, war für die termingerechte und wirtschaftliche Umsetzung des
Projekts von hoher Bedeutung. Durch eine offene Kommunikation konnten potenzielle Probleme
frühzeitig erkannt und effektive Lösungen gefunden werden. Die Zusammenarbeit bei der Optimie-
rung des Grundlagenmodells ermöglichte den beteiligten Gewerken dessen direkte Nutzung, ohne,
wie sonst üblich, ein weiteres, eigenes Modell in der jeweiligen Fachsoftware zu erarbeiten.
Insgesamt lieferte das Projekt wertvolle Erkenntnisse über die Vereinbarkeit von BIM mit geodäti-
schen Technologien und Arbeitsweisen, um eine den Erwartungen der anderen Fachplaner gerecht
werdende Objekterfassung und -modellierung in der Bestandsentwicklung zu ermöglichen. Es zeigte
sich zudem, dass seitens der Auftraggeber ein Verständnis für die Investition in ein solides Grundla-
genmodell für Projekte in der gemischten Quartiersentwicklung (Bestand und Neubau) zur Minimie-
rung von Risiken geschaffen wurde:
„Das 3D Modell hat uns und dem TGA-Planer an unzähligen Stellen Sicherheit in der Planung
gegeben. Die Geschwindigkeit der Daten- und Informationsübertragung ist unschlagbar.“
Dieses besondere Feedback und die Erfahrungen aus weiteren Projekten zeigen die Rolle der Ge-
odäsie beim Thema „BIM im Bestand“. Geodäten dürfen und sollten sich trauen, jenseits der Mess-
daten auch Modelle zu erarbeiten. Sie sind am gesamten Herstellungsprozess von der Grundla-
genermittlung bis hin zur Bauabnahme beteiligt und verstehen, wozu Bestandsmodelle benötigt wer-
den. Sie haben ein inhärentes Verständnis für die verschiedenen Anforderungen an Inhalte und Ge-
nauigkeiten seitens der projektbeteiligten Fachplanungen und wissen auf Augenhöhe zu kommuni-
zieren.
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 173
174 3 BIM in der Praxis
Ziel/Aufgabenstellung
Aufgabenstellung war es, für die Ausbaustrecke Hagen-Siegen-Hanau der DB IINFRA GO AG ein kom-
plettes BIM Modell als Bestandsdokumentation der Strecke mit ihrer technischen Ausstattung und
den Ingenieurbauwerken zu erstellen.
Der Aufnahmebereich belief sich vom km 20 bis km 34 der Strecke 2900 und wurde in 7 verschie-
dene Abschnitte unterteilt. Davon waren 3 Planungsbereiche, die in einem Level of Development
(LOD) von 200-300 modelliert wurden, sowie 4 Übergangebereiche, die mit einen LOD von 100 er-
stellt werden sollten. In den Planungsbereichen wurden z.B. folgende Fachmodelle festgelegt:
• KIB = Konstruktiver Ingenieurbau
• TU = Tunnelbauwerk
• VA = Verkehrsanlage
• ENT = Entwässerung
• KTB = Kabeltiefbau
• LST = Leit- und Signaltechnik
• OLA = Oberleitungsanlage
• DGM = Digitales Geländemodell (Trassennah aus Befliegungsdaten)
• UMG = Umgebungsmodell (Daten aus der Landesverwaltung, DGM1 und City GML)
Als Vorgabe gab es Namenskonventionen der einzelnen Fachmodelle sowie gewisse Attribute, die
in den BIM-Modellen anzulegen und auch teilweise schon zu befüllen waren.
Als Basis der Modellierung wurde die tachymetrische Bestandsaufnahme in der CAD so aufbereitet,
dass sie in einem CAD-Container als Verknüpfung in Revit für die Modellierung genutzt werden
konnte. Die Punktwolken aus der Befliegung, TLS und der kinematischen Aufnahme wurden in Au-
todesk RECAP aufbereitet und konnten so in Revit als externe Verknüpfung eingebunden werden,
um die Modelle zu erzeugen.
Bei den Ingenieurbauwerken wurde nicht nur der sichtbare Bereich modelliert, sondern auch nach
vorhandenen Bestandsplänen z.B. die Fundamente oder nicht sichtbare Wände modelliert.
Für jedes Fachmodell gab es spezielle Anforderung an die Modellierung. So sollten z.B. bei dem
Tunnel nicht nur die sichtbare Auskleidung modelliert werden, sondern auch die Hinterpackung und
der Luftraum, um beurteilen zu können, ob eine Aufweitung oder ein Neubau realisierbar ist. Gelöst
wurde diese Aufgabe durch die Erstellung von Ist-Profilen der Auskleidung des Tunnels aus der
Punktwolke. An diesen Profilen wurde dann die Hinterpackung und der Luftraum über einen paralle-
len Versatz des Profils die einzelnen Extrusionskörper modelliert.
Abb. 3.1.12-2: Profildarstellung der Tunnelelemente Abb. 3.1.12.-3: Luftraum Tunnel im Schnitt
Durchführung Attribuierung
Als große Herausforderung stellte sich während der Bearbeitung die Attribuierung heraus. Je nach
Fachmodell gab es zwischen 30 und 50 Attribute, die aus verschiedenen Datenquellen befüllt werden
mussten.
Die Attribute wurden in 3 verschiedene Kategorien eingeteilt.
1. Übergeordnete projektbezogene Attribute
z.B. Auftraggeber, Planungsabschnitt, Koordinaten Bezugssystem etc.
2. Bauteilbezogene Attribute
z.B. Streckennummer, Objektname, technischer Platz, Material
3. Fachmodellbezogene Attribute
Diese Attribute wurde speziell für das jeweilige Fachmodell angelegt
z.B. für KIB (Konstruktiver Ingenieurbau) gab es die Attribute Verkehrsbreite, Bauhöhe,
Kreuzungswinkel
Als Schreibweise wurde die CamelCase Variante definiert, d.h. wenn ein Attribut aus mehreren Wör-
tern besteht, wird es zusammengeschrieben, aber bei jedem neuen Wort ist der Anfangsbuchstabe
großgeschrieben. Als Beispiel „BIM Koordinaten System“ wird dann als Attribut folgendermaßen ge-
schrieben: BimKoordinatenSystem
Für die Befüllung der übergeordneten Attribute wurde ein Dynamo-Script geschrieben, das die Be-
füllung in einen Fachmodell automatisiert. Die bauteil- und fachmodellbezogenen Attribute, wurden
176 3 BIM in der Praxis
mit Hilfe von Applikationen und Excel-Tabellen teilautomatisiert befüllt. Spezielle Attribute wurden
über eine Auswahl oder sogar einzeln eingetragen. Das war teilweise sehr zeitintensiv.
Datenablage im BIM-Bestandsmodell
Die Datenablage im BIM-Bestandsmodell erfolgte strukturiert und systematisch, um die Integrität und
Nachverfolgbarkeit der Informationen zu gewährleisten. Die Modelle und Daten wurden in einer zent-
ralen Datenbank gespeichert, die durch klar definierte Zugriffsrechte und Versionierung gesichert
war. Dabei wurden alle relevanten Dokumente, CAD-Dateien und Attributdaten in einem gemeinsam
genutzten Datenumgebungssystem (Common Data Environment, CDE) hinterlegt, was eine konsis-
tente und nachvollziehbare Dokumentation des Bestandsmodells ermöglichte.
Die strukturierte Datenablage in einer zentralen Datenbank stellt sicher, dass alle Projektbeteiligten
jederzeit Zugriff auf das aktuelle und korrekte Modell haben. Dies ist besonders wichtig in großen
Infrastrukturprojekten, wie dem Ausbau der Strecke Hagen-Siegen-Hanau, bei denen viele unter-
schiedliche Fachdisziplinen und Datenquellen zusammenarbeiten müssen. Durch die Nutzung eines
CDE konnten die Daten zentral gesammelt, verwaltet und abgerufen werden, was die Zusammen-
arbeit und Kommunikation zwischen den verschiedenen Teams und Fachdisziplinen erleichterte.
Erfahrungen/Fazit
Ein BIM-Modell lebt von den Informationen, die über die Attribute definiert sind. Bei der Modellierung
werden aus der Autorensoftware, hier Autodesk Revit, die geometrischen Attribute wie Länge, Breite,
Volumen usw. schon eingepflegt. Für die Planer wiederum sind die individuellen und bedarfsgerech-
ten Attribute von größter Bedeutung.
Bei der Erstellung eines so komplexen BIM-Modells mit den zahlreichen Fachmodellen ist die Attri-
buierung, hier die Sammlung aus unterschiedlichen Datenquellen und die Überführung der Attribute,
ein nicht zu unterschätzender Zeitfaktor. Für die Bearbeitung der einzelnen Fachmodelle, sprich Mo-
dellierung und Attribuierung war ein hoher Kenntnisstand zu den Fachmodellen nötig. Dieses Wissen
wurde in Teams-Besprechungen mit den Planern/AG an die BIM-Autoren übermittelt. Anforderun-
gen, die am Anfang des Projektes festgelegt wurden, können sich gerade bei so einer umfangreichen
Planung, ändern und sollten im BIM-Prozess berücksichtigt werden.
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 177
Problemstellung/Ziel
Das Projekt „Netzwerk Building Information Modeling Mittleres Ruhrgebiet“ – kurz BIM.Ruhr – war
ein Kooperationsvorhaben des BIM Instituts der Hochschule Bochum, des Instituts für Baubetrieb
und Baumanagement der Universität Duisburg-Essen sowie des Kreis Recklinghausen mit den Städ-
ten Bochum und Herne. Ziel des vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) geför-
derten Projektes war es, gemeinsam Kompetenzen im BIM-Bereich aufzubauen, sowie die BIM-An-
wendung und Einführung im kommunalen Raum zu erforschen. Darüber hinaus wurde ein Innovati-
onsnetzwerk bestehend aus kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) aus der Baubran-
che, öffentlicher Verwaltung und Wissenschaft gegründet, um sich gemeinsam der BIM-Methode zu
nähern und diese in die Region zu tragen.
Durchführung/Lösungsweg
Das Pilotprojekt „Drewer Brücke“ deckt die Projektart „Brücke“ (Ingenieurbauwerk) im Forschungs-
projekt BIM.Ruhr ab. Es handelt sich hierbei um eine Bogenbrücke mit abgehängter Fahrbahn für
PKW und LKW (Metro Logistics Halle in unmittelbarer Nähe) aus dem Jahr 1970, die über den We-
sel-Datteln-Kanal in Marl verläuft. Ihre Maße belaufen sich auf eine Länge von ca. 63 m und einer
Breite von 14 m. Im Zuge einer regelmäßigen Prüfung des Bauwerks, wurde hier 2019 ein schlechter
Allgemeinzustand diagnostiziert, sodass die Brücke in großen Teilen saniert werden muss. Gefertigt
178 3 BIM in der Praxis
wurde die Drewer Brücke hauptsächlich aus Stahl, um bspw. die Stabbögen ausreichend konstruie-
ren zu können. Dabei wurden die Stahlteile mit einer Bleimennige als Grundanstrich bearbeitet, die
jedoch durch ihren Bleianteil schadstoffbelastet ist und daher zusätzlich zur allgemeinen Instandset-
zung sachgerecht entfernt, verwertet und ersetzt werden muss.
Als Grundlage für die Modellierung der Drewer Brücke dienten, sowohl originäre (Punktwolke) als
auch sekundäre Daten (Bestandspläne). Der Brückenbestand wurde mittels TLS Trimble-X7 durch
den Projektpartner Kreis Recklinghausen, mittels TLS Leica RTC360 durch die Hochschule Bochum
und mittels UAV-Befliegung mit der DJI Inspire Pro durch die Stadt Herne erfasst. Alle Punktwolken
wurden vorab durch punktwolkenbasierte Ansätze (Cloud-to-Cloud-Vergleich (C2C) und Multiscale-
Model-to-Model-Cloud-Vergleich (M3C2) in CloudCompare) miteinander verglichen. Am besten
schnitt die Punktwolke des Leica 360 ab, weshalb sie für die Bestandsmodellierung ausgewählt
wurde.
Die Modellierung des Brückenbauwerks erfolgte mit der Autorensoftware Revit von Autodesk. Das
BIM-Modell, besteht sowohl aus geometrischen als auch aus alphanummerischen Informationen und
die Bauteile sind durch Metadaten zu Datenherkunft, Modellierung und deren Qualität angereichert.
Für die Implementierung der Metadaten zu den einzelnen Brückenbauteilen im Bestandsmodell,
wurde der entwickelte VERM-Metadaten-Katalog eingesetzt. Dieser wurde in Revit unter gemeinsam
genutzten Parametern vordefiniert und anschließend im Projekt als projekteigener Projektparameter
bzw. in Familien als familieneigener Parameter zur Beschreibung von Bauteil-Metadaten eingeführt.
Demgemäß erhält jedes Bauteil den gleichen Satz an Exemplarparametern, die Auskunft über seine
Herkunft und Modellierung geben und je nach Informationslage besetzt sind.
Zur Qualitätsprüfung des BIM-Modells wurde ein Abgleich zwischen Modell und der Punktwolke
durchgeführt. Hierfür wurde das Cloud-to-Mesh-Vergleichsverfahren (C2M) in Cloud Compare (CC)
angewendet. Mit einem Spektrum von -5 bis +5 cm deuten die weißen Bereiche des Brückenbau-
werks auf mehrheitlich geringe Abweichungen zwischen dem BIM-Modell und der Punktwolke hin.
Der häufigste Grund für die größten Abweichungen zwischen Bestandsmodell und Punktwolke ist
zum einem die generalisierte Modellierung bestimmter Bauteile (z. B. Straßenbelag über die Brücke
wird nicht verformungsgetreu abgeschrägt modelliert, sondern gerade) oder nicht benötigte Bestand-
teile in der Punktwolke, die nicht bereinigt worden sind (z. B. Vegetation), aber auch Bereiche, die
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 179
keine hohe Modellierungsgenauigkeit bedürfen wie die direkte Umgebung (Topographie) im Fall der
Drewer Brücke.
Erfahrungen/Fazit
Nach Fertigstellung des Bestandsmodells wurde dieses als IFC-Datei an den Kreis Recklinghausen
übergeben. Die Projektbeteiligten konnten innerhalb des Prozesses zur Erstellung des Modells
erproben, wie passende Informationsfreigaben ablaufen müssen, welche Daten sich zur Integration
in das Modell eignen und wie der Austausch des Modells effizient ablaufen kann. Aktuell arbeitet der
Kreis Recklinghausen daran, das Bestandsmodell für weitere Anwendungsfälle auch nach dem
Abschluss des Förderprojektes zu nutzen. Weitere Details zum BIM.Ruhr-Leitfaden und zum Projekt
finden Sie auf www.bim-ruhr-net.
180 3 BIM in der Praxis
Ziel
Seit Ende 2022 sind alle neu zu planenden Bundesbauvorhaben mit der Methode Building Informa-
tion Modeling (BIM) verbindlich einzuführen (vgl. BMI & BMVg 2021), so auch der Neubau des Paul-
Ehrlich-Instituts in Langen. Es ist als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel
eine Oberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit. Bausubstanz und
technische Ausrüstung des derzeitigen Gebäudes müssen durch aufwändige Wartungs- und In-
standsetzungsmaßnahmen erhalten werden. Zudem werden Erweiterungsflächen benötigt. Daher
soll auf einem nahegelegenen Grundstück ein neuer Forschungscampus entstehen.
Als Teil des Großprojektes zur Neuunterbringung des Paul-Ehrlich-Instituts steht in diesem Beitrag
die Vorabmaßnahme „Medienkanal“ im Vordergrund. Das Paul-Ehrlich-Institut wird aktuell durch die
Energiezentrale der DFS Energy über einen unterirdischen, begehbaren Medienkanal im Bestand
versorgt. Durch den in der Nähe befindenden Neubau soll die infrastrukturelle Erschließung über
einen unterirdischen, begehbaren Medienkanal Neubau erweitert werden (siehe Abb. 3.1.14-1). Die
Vorabmaßnahme unterliegt ebenfalls dem BIM-Grundgedanken.
Abb. 3.1.14-1: Übersicht des bestehenden (grün) und neu geplanten (orange) Medienkanals
(Quelle der Hintergrundkarte: OpenStreetMap)
Das Ziel des Projektes ist die Vorabmaßnahme des Medienkanals mithilfe der BIM-Methode effizient
umzusetzen, eine Qualitätssicherung bereits in der Planung zu garantieren und alle Gewerkbeteilig-
ten im gesamtheitlichen Prozess zu integrieren.
Projektbeschreibung
Bauherr ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), die als zentraler Dienstleister nutzen-
den Bundesbehörden, wie dem Paul-Ehrlich-Institut, die benötigten Flächen als Vermieter zur Ver-
fügung stellt. Vertreten wird sie im Projekt durch den Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen
(LBIH) auf Grundlage der Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes (RBBau)
(vgl. Paul-Ehrlich-Institut 2023).
Für eine reibungslose Projektabwicklung müssen im Vorfeld projektspezifische Rahmenbedingun-
gen festgelegt werden. Dazu zählen zum einen die vom Auftraggeber definierten AIA (Auftraggeber-
Informationsanforderungen) und zum anderen der darauf aufbauende BAP (BIM-Abwicklungsplan).
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 181
Mit der BIM-Methode werden sogenannte BIM-spezifische Rollen vergeben. Auf der höchsten Hie-
rarchieebene im Organigramm steht auf der Arbeitgeberseite das BIM-Management. Darunter folgen
die BIM-Gesamtkoordination und BIM-Fachkoordinationen auf Arbeitnehmerseite. Um die Vielzahl
an Projektbeteiligten zusammenzubringen, finden in einem regelmäßigem Turnus Modellbespre-
chungen zum Austausch und zur Aufgabenverteilung statt.
In der Projektbearbeitung liegt der Fokus vor allem auf der interdisziplinären Kollaboration und mo-
dellbasierten Kommunikation. Für das Management von Prozessen und zum Kommunikations- und
Datenaustausch wird die web-basierte, gemeinsame Datenumgebung (Common Data Environment,
CDE) AWARO verwendet. Integriert ist das modellbasierte Aufgabenmanagement (Issue Manage-
ment), welches über eine BIM Collaboration Format (BCF) Schnittstelle verfügt. Demnach kann eine
Zuweisung der dokumentierten Konflikte während des Prüfprozesses anhand des Koordinationsmo-
dells an die zuständige Person erfolgen. Jede an der Planung beteiligte Fachdisziplin (Gewerk) er-
stellt eigene BIM-Fachmodelle:
• TPI VERMESSUNGSGESELLSCHAFT MBH - Ingenieurvermessung: Digitales Gelände-
modell (DGM), Bestand Infrastruktur (INF), Bestand Leitungen Außenanlagen (LAA)
• DK TEAMPLAN GMBH - Objektplanung: Ingenieurbauwerke (IBW)
• ZPP INGENIEURE AG - Fachplanung: Tragwerk (TWP)
• DR. HUG GEOCONSULT GMBH - Geotechnik/ Baugrunduntersuchung: Baugrund (BGU)
• INGENIEURBÜRO SCHULZ - Brandschutzplanung: Brandschutz (BRS)
182 3 BIM in der Praxis
Abb. 3.1.14-2: Draufsicht des bestehenden und beplanten Medienkanals mit perspektivischem De-
tailausschnitt der Fachmodelle IBW, DGM, INF, LAA (Urheberschaft: BImA)
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 183
Fazit
Im hier vorgestellten Projekt kann schon jetzt ein unverkennbarer Mehrwert durch Anwendung der
BIM-Methode bei den verschiedenen Beteiligten resümiert werden. Die Zusammenarbeit und Kom-
munikation wird zwischen den Gewerken verbessert, da sich sprichwörtlich alle an einen Tisch set-
zen und eine gemeinsame, zentrale Datenplattform nutzen. Schwierigkeiten oder Unstimmigkeiten
bei der Modellierung werden durch den fachübergreifenden Austausch zwischen den Gewerken dis-
kutiert und Empfehlungen ausgesprochen. Durch die umfangreiche Zugänglichkeit auf die aktuellen
Informationen und Modelle, wird die Transparenz erhöht und Missverständnisse vermieden. Poten-
zielle Konflikte zwischen den verschiedenen Fachmodellen werden frühzeitig in der Planungsphase
erkannt und behoben, bevor diese zu kostspieligen Problemen in der Bauausführungsphase führen.
Die bisher erzielten Ergebnisse sind vielversprechend und bestätigen die Effektivität der genutzten
Methoden und Technologien und ermöglichen eine präzise Abstimmung und Koordination.
Geodäten stellen die vermessungstechnischen Grundlagendaten bereit, auf die sich alle weiteren
Planungen und Ausführungen beziehen. Die präzisen Daten sind für die Erstellung und Verwaltung
digitaler Modelle unerlässlich und gewährleisten die Genauigkeit und Verlässlichkeit der BIM-Mo-
delle. Dies trägt ebenfalls zu einer reibungslosen Kommunikation und effizienten Koordination zwi-
schen allen Projektbeteiligten bei. Ohne die Vermessungsdaten wäre die erfolgreiche Umsetzung
von BIM-Projekten kaum vorstellbar, was die Bedeutung der Geodäten in diesem Prozess und vor
allem im sogenannten „Brownfield“ (Bauen im Bestand) unterstreicht.
Wir bedanken uns ganz besonders beim Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) für das
entgegengebrachte Vertrauen und bei allen Projektbeteiligten für die gute Zusammenarbeit auf Au-
genhöhe.
Literatur
BMI & BMVg (2021): Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat & Bundesministerium der
Verteidigung (Hrsg.): Masterplan BIM für Bundesbauten. Erläuterungsbericht.
Paul-Ehrlich-Institut (2023): Neubau, URL: http://www.pei.de/neubau, letzter Aufruf am:
11.06.2024.
184 3 BIM in der Praxis
Problemstellung/Ziel
Im Rahmen von Bauprojekten stellt sich u.a. die Fragen: Sind die Bautoleranzen des Rohbaus ein-
gehalten? Sind die Durchbrüche an der richtigen Stelle, um aufwendige Nacharbeiten der techni-
schen Gewerke auf der Baustelle zu vermeiden?
Um diese Fragestellungen zu beantworten, wurde im Projekt Erweiterung Terminal 1 am Flughafen
München eine Aufnahme des Rohbaus mit NavVis VLX gemacht.
Durchführung/Lösungsweg
Die Planungsgesellschaft ABP (Assmann Beraten + Planen GmbH) erhielt den Auftrag zur Weiter-
führung der Objektplanung des 90.000 m² großen Gebäudes und zur Fortführung der Planung der
technischen Ausrüstung. Um eine reibungslose Fortsetzung der Arbeit für die technische Ausrüstung
zu gewährleisten, entschloss sich das ABP-Team, in baubegleitende Maßnahmen in Form eines As-
built-Modells zu investieren.
Drei Ebenen des Gebäudes mit einer Fläche von 69.000 m² wurden im Frühjahr 2022 mit dem Na-
vVis VLX gescannt. Die Flughafen München GmbH führte diese Aufnahmen durch, da sie ein VLX-
Gerät regelmäßig einsetzt und große Erfahrung in diesem Bereich hat.
Abb. 3.1.15-1: Scannen auf der Baustelle mit dem NavVis VLX
Die erfassten Daten wurden anschließend verarbeitet und zu einer endgültigen Punktwolke in NavVis
IVION zusammengefügt. NavVis IVION ist eine intuitive 3D-Plattform, die es allen Beteiligten ermög-
licht, auf das resultierende 3D-Modell zuzugreifen und mit ihm zu interagieren, zum Beispiel in Form
von virtuellen Messungen.
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 185
Zuerst noch klassisch aufgesetzt, entwickelte sich das Planungsprojekt unter der Leitung von ABP
und dem BIM-Management-Partner Werner Fülöp (CEO von www.4project.com) kontinuierlich wei-
ter in Richtung digitale Planung und digitale Zwillinge. Als besonders nützlich hat sich der digitale
Zwilling des Terminals für folgende Anwendungsfälle erwiesen:
• Prüfung von Rohbautoleranzen
• Überprüfung der tatsächlichen Anzahl, Größe und Position von Öffnungen und Durchbrü-
chen
• Nachvollziehen von bereits verlegten TA-Installationen
Die Durchführung obenstehender Arbeiten wurde von einem Projektpartner von 4project durchge-
führt. Dort wurde der Modellchecker Revizto eingesetzt. Dort wurden sowohl die Rohbaumaße er-
mittelt als auch die Kollisionsprüfungen der Punktwolke des Rohbaus (aus NavVis / as-built) mit den
BIM-Daten (Autodesk Revit / als-planned) durchgeführt.
Abb. 3.1.15-2: Vergleich des Scans mit dem BIM-Modell des Terminals
186 3 BIM in der Praxis
Abb. 3.1.15-3: Obige Fotos: Beispiele einer Abweichung zwischen Planung und Ist-Zustand der
Baustelle
Die aus dem Abgleich des Ist-Zustandes mit dem Planungsmodell der Baustelle gewonnenen Er-
kenntnisse wurden dann in die Planungsdokumentation bzw. die Planungsmodelle von ABP über-
führt. Dadurch konnte, so Werner Fülöp von 4project, eine „single source of truth“ geschaffen wer-
den, also eine zuverlässige, zentrale Quelle für sämtliche relevanten Informationen.
Erfahrungen/Fazit
Die Erfahrungen, die man mit dem Einsatz mobiler Mappingtechnologien und der damit verbundenen
Implementierung digitaler Zwillingsmodelle gemacht hat, waren positiv. Die Fragestellung nach der
Einhaltung der Toleranzen des Rohbaus konnte geklärt werden. Das BIM-Modell der technischen
Gebäudeausrüstung (as-planned) wurde an das Laserscanmodell des Rohbaus (as-built) angepasst
und so konnten aufwendige Anpassungen der TGA auf der Baustelle vermieden werden.
In der Leistungsphase 8, also bei der Objekt- bzw. Bauüberwachung, wäre es sogar vorstellbar,
digitale Zwillinge mit Augmented-Reality-Anwendungen zu verknüpfen und so das Spektrum an Mög-
lichkeiten, das digitale Zwillingstechnologien bieten, weiter auszuschöpfen.
Kontaktdaten
Wolfgang Haller, Leiter Datenmanagement und Geoinformation Flughafen München
[email protected], Christian Rust, Leiter BIM & FM NavVis Gmbh
[email protected]
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 187
Aufgabenstellung
Die um ca. 1900 errichtete Eisenbahnüberführung Lindwurmstraße muss aufgrund ihres hohen Al-
ters erneuert werden [Bahnausbau München 2024]. Die INTERMETRIC wurde dazu durch die
DEUTSCHE BAHN mit der Erstellung eines BIM-Bestandsmodells als Planungs- und Koordinations-
grundlage beauftragt. Diese Vorgabe resultierte insbesondere aus der hohen Komplexität des zu
planenden Bauwerks im innerstädtischen Kontext mit umliegender Bebauung, Stützbauwerken, Me-
dienleitungen und drei unterirdisch im Bauwerksbereich liegenden U-Bahntunneln. Der Modellbe-
reich wurde zu Projektstart in Abstimmung mit den Planungsbeteiligten vorgegeben und erstreckt
sich über drei kreuzende Verkehrsebenen: Eisenbahn mit sechs Gleisen im Bereich ca. 100 m vor
und hinter der Brücke, darunter Straßenebene mit fünf Fahrstreifen im Bereich bis zu den nächstge-
legenen Kreuzungen (siehe Abbildung 3.1.16-2) und unterirdisch drei Tunnelröhren.
Natürlich müssen die Tunnelröhren während der Bauarbeiten unversehrt bleiben, auch in jenen Be-
reichen, die direkt unter den bestehenden und geplanten Widerlagern der Eisenbahnüberführung
verlaufen. Planung, Abbruch und Neubau stellt das vor große Herausforderungen, die nur mit geo-
metrisch exakter Datengrundlage gemeistert werden können.
24
Lageplanauszug aus AVANI, dem GIS der DEUTSCHEN BAHN
188 3 BIM in der Praxis
Die Verwendung von bereits vorhandenen Unterlagen ist selbstverständlich sehr komfortabel, weil
zunächst weniger Neuvermessungen notwendig sind. Es ist jedoch zu prüfen, ob die Daten dem
RAVE-Grundsatz genügen: Richtig, aktuell, vollständig, einheitlich.
Für die Neuerfassung im Feld kommen typische und etablierte Vermessungsverfahren zum Einsatz:
• Terrestrisches Laserscanning,
• Mobile Mapping,
• Tachymetrische Aufnahme.
Im Projekt wurde der Bereich der Eisenbahnüberführung in Gleis- und Straßenebene sowie die um-
liegenden Straßenbereiche per terrestrischem Laserscanner Leica RTC360 mit 63 Standpunkten
erfasst. Die Röhren der U-Bahn-Tunnel wurden mit einem Gleismesswagen Leica SiTrack:One mit
Inertialmesssystem und Laserscanner befahren. Die Scanfahrt wurde zunächst an das Festpunktfeld
der Münchner U-Bahn, welches im System UTM32 vorliegt, angeschlossen. Mit Passpunkten in der
Straßenebene wurde die Transformation ins PKS kontrolliert. Tachymetermessungen kamen für die
Bestimmung der Laserscan-Passpunkte und Netzmessungen zum Einsatz.
Abb. 3.1.16-3: Bestandsdaten des Geoportal Abb. 3.1.16-4: Ausschnitt Punktwolke terrestri-
Bayern nach Transformation ins PKS sches Laserscanning + U-Bahntunnel
Die Punktwolken des terrestrischen Laserscans wurden mit tachymetrisch im PKS bestimmten Pass-
punkten georeferenziert. Die Befliegungsdaten der DB InfraGO AG liegen bereits im PKS
(DB_REF2016) vor. Verschiedene Punktwolkenquellen können konvertiert und in einem einheitli-
chen Programmsystem, zum Beispiel Autodesk RECAP, dargestellt werden (Abbildung 3.1.16-4).
Die einheitlich im PKS vorliegenden Daten müssen nun hinsichtlich Geometrie, Widerspruchsfreiheit
und Aktualität geprüft werden. Dies kann stichprobenartig beim Vergleich markanter Objekte oder
Flächenhaft mit der Software CloudCompare erfolgen. Neuerfasste Daten bilden selbstverständlich
25
DEUTSCHE BAHN REFERENZNETZ mit Höhenbezug auf Quasigeoid GCG2016
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 189
die Referenz. Dabei können sich konstante Höhendifferenzen oder geänderte Geländeverläufe zei-
gen. Ist die geometrische Qualität der erhobenen Daten in Ordnung, kann für nicht aktuell erfasste
Bereiche ein Abgleich in der Örtlichkeit erfolgen.
Der nun vorliegende Datenbestand ist Grundlage für die Modellierung. Für bestimmte Anwendungen
gibt es Softwarelösungen, die die Modellierung übernehmen. Hierbei sind beispielsweise City2BIM
(Umsetzung von CityGML oder DGM nach Revit) oder Planungssoftware wie ProVI oder card_1, die
anhand von Bestandstrassierung Gleise mit Schienen, Schwellen, Weichen und gleisbezogene Ob-
jekte erzeugen und nach IFC exportieren können, zu nennen. Für projektspezifische Bauteile bleibt
dann die Modellierung entsprechend der bekannten Scan2BIM-Ansätze.
Erfahrungen/Fazit
Die Verwendung frei zugänglicher und vorhandener Geodaten bildet eine gute Basis für eine BIM-
Entwurfsvermessung. Großflächig verfügbare Geodaten der Landesvermessungen bieten sich für
das Verschaffen eines Überblicks zu Projektstart und Vorbereitung der Außendienstarbeiten an. Ge-
rade das Gebäudemodell und das DGM bilden in Außenbereichen des Grundlagenmodells eine gute
Datengrundlage.
Höher aufgelöste Daten, wie von der DB InfraGO AG in Auftrag gegebene Befliegungsdaten, können
nach Kontrolle auf geometrische Qualität und Aktualität, zumindest für Bereiche, die in LOG100 mo-
delliert werden sollen, eine Grundlage für Modellierungen bilden. Für Modellbereiche, in denen
LOG200 oder größer gefordert ist, ist ein hochauflösender Laserscan unabdingbar.
Insgesamt lohnt das Beschaffen unterschiedlichster Fremddaten in Hinblick auf die Zeit, die für die
Neuaufnahme benötigt wird. Auch die Zeiten, die Mitarbeiter im Gefahrenbereich von Gleisen oder
Straßenbereichen verbringen müssen, können so reduziert werden. Mit Blick auf die sich immer
schwieriger gestaltenden Sicherungsformen bei Arbeiten im Gleis, ist die Reduktion der im Gleis
benötigten Zeiten für die Messung jedenfalls ein Vorteil.
Quellenverzeichnis
[Bahnausbau München 2024] URL https://www.bahnausbau-muenchen.de/newsticker/ein-
muenchner-jahrhundertbauwerk-die-erneuerung-der-eisenbahnueberfuehrung-lindwurm-
strasse.html - Zugriffsdatum 16.06.2024
[DB Presse 2024] URL https://www.deutschebahn.com/de/presse/presse-regional/pr-muenchen-
de/aktuell/presseinformationen/DB-erneuert-Eisenbahnbruecke-an-der-Lindwurmstrasse-
12725182 - Zugriffsdatum 16.06.2024
190 3 BIM in der Praxis
Zielsetzung
Im Zuge der Umnutzung eines Schlosses, hin zu einem Museum, bestand das Erfordernis zur Er-
stellung eines Brandschutzkonzeptes für die neue Nutzung. Ein Bestandteil dieses Konzeptes war
die Anfertigung neuer Pläne für das gesamte Schloss. Vom Auftraggeber (AG) gefordert waren hier:
Grundrisspläne für alle Etagen (Keller, vier Etagen, Dachboden)
ein Gebäudelängsschnitt,
ein Gebäudequerschnitt,
Fassadenansichten aus allen vier Himmelsrichtungen,
ein IFC- Modell des Schlosses sowie
ein Lageplan des Geländes im Umkreis von 20 Metern um das Schloss.
Gleichzeitig bieten sich solche Musterprojekte immer wieder an diese in der Ausbildung und Lehre
auf verschiedensten Ebenen zu beleuchten. Zunächst seien jedoch kurz die wesentlichen Parameter
dieses Projektes beschrieben.
Multisensorische Umsetzung
Die messtechnische Erfassung zur Erhebung der notwendigen Geodaten erfolgte an zwei Tagen
unter Kombination verschiedener Messsysteme durch zwei Mitarbeiter und einen Auszubildenden.
Für die Erstellung des IFC- Modells wurde der Innen- und Außenbereich des Schlosses mit terrest-
rischem Laserscanning (TLS) von 504 Standpunkten aus erfasst. Hierbei kam ein Leica RTC 360
zum Einsatz. Zusätzlich wurde die Fassade des Schlosses photogrammetrisch mit digitalen Spiegel-
reflexkameras aufgenommen. Zur Modellierung und Darstellung der Dächer und Türme sowie zur
Erstellung eines digitalen Orthofotos erfolgte eine Befliegung mit einem „Unmanned Aircraft System“
(UAS) des Typs DJI Phantom 4. Mittels GNSS und SAPOS©- RTK wurden zuvor vermarkte Pass-
punkte zur Georeferenzierung der Laserscans und der photogrammetrischen Punktwolke bestimmt.
Für die Anfertigung des Lageplans wurden ausgewählte diskrete Punkte ebenfalls mit GNSS RTK
erfasst. Zu Dokumentationszwecken wurde vom Außenbereich und jedem Raum innerhalb des
Schlosses 533 Panoramafotos mit einer Insta 360 Pro2 aufgenommen.
Aus diesen Fotos wurde eine Panoramatour durch das gesamte Schloss sowie das Außengelände
des Schlosses erstellt.Die Datenerfassung umfasste dabei zwei Messtage mit drei Personen. Die
einzelnen Erfassungsschritte waren dabei:
TLS,
Panoramafotos zur Erstellung der Panoramatour,
photogrammetrische Erfassung der Fassade,
Luftbilder mit UAS und
Festpunkte und Lageplan.
Ergebnisse im Überblick
Die Auswertung der Daten umfasste folgende Arbeitsschritte:
Auslesen der GNSS- Daten und Erstellen einer Koordinatenliste
Registrieren und Georeferenzieren der Scans aus TLS mit Leica Cyclone 360©
Export der Scans im Format e57 und Erstellen eines Autodesk ReCap Projektes
Auswerten der Befliegung und der terrestrischen Photogrammetrie mit Reality Capture
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 191
Export der photogrammetrischen Daten als dichte Punktwolke (e57) und DOP als TIFF
(Abbildung 3.1.17-1)
Abb. 3.1.17-2: IFC- Modell des Schlosses (links) und Schnitt durch das Modell (rechts)
Erstellen und Aufbereiten der Grundrisse, Schnitte und Ansichten aus dem IFC- Modell
Hier sind sowohl Laserscanning als auch Photogrammetrie in praktischen Projekten (Abbildung
3.1.17-3), sowie der komplette Auswerteworkflow der hierbei gewonnenen Messdaten mit Reality
Capture und REVIT Teil des Ausbildungsplanes in der geodätischen Grundausbildung für Vermes-
sungstechniker und Geomatiker. Die Ausprägung ist hierbei für beide Fachrichtungen ähnlich. Ver-
tiefungen werden dann für die jeweilige Fachrichtung durchgeführt, wenn es etwa in die Richtung
Sensorik (VT) oder Geodatenmanagement (GEO) geht und so sowohl die Unterscheide in den Aus-
bildungsrichtungen hervortreten ebenso wie deren Zusammenarbeit im Bedarfsfall. So können be-
reits in der Berufsausbildung wesentliche Kompetenzen organisatorischer und prozesstechnischer
Art erprobt werden, um z.B. im Praxisfall eine qualitätsgerechte und effiziente Zusammenarbeit zwi-
schen verschiedenen Akteuren im BIM Workflow zu üben. So z.B. im einfachsten Fall zwischen Au-
ßen- und Innendienst.
Letztlich bieten gerade solche Projekte den interdisziplinären und projektorientierten Ansatz, welcher
auch in der Lehre an den Hochschulen weiterverfolgt werden kann, um sowohl auf organisatorischer
wie auch fachlicher Ebene noch tiefer in Themen wie z.B Digitaler Zwilling und Einsatz von KI ein-
zusteigen.
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 193
Problemstellung/Ziel
Schloss Rochsburg erhebt sich imposant über Lunzenau in Sachsen, Deutschland. Um das Muse-
umsgebäude des Renaissance-Schlosses zu erweitern und gleichzeitig denkmalgerecht zu sanie-
ren, war eine digitale Dokumentation notwendig.
Eine Fahrt durch deutsche Vorstädte und Dörfer zeigt, dass trotz strenger Vorschriften, DIN-Richtli-
nien und Baugesetze, die Gebäudevielfalt deutlich sichtbar ist. Überall im Land verändern An- und
Umbauten sowie hastig errichtete Terrassen und Wintergärten die ursprüngliche Bausubstanz.
Je älter ein Gebäude ist, desto umfangreicher sind die baulichen Eingriffe durch nachfolgende Ge-
nerationen. Dies veranschaulicht die Komplexität der baulichen Maßnahmen, die erforderlich sind,
um ein Schloss mit über 800 Jahren Geschichte zu schützen. Schloss Rochsburg in Lunzenau, Mit-
telsachsen, hat die Einflüsse zahlreicher Epochen durchlebt, in denen viele Besitzer und Baustile
kamen und gingen.
Obwohl der mittelalterliche Grundriss der Hauptburg, der Vorburg und des Zwingers heute noch gut
erkennbar ist, stammt das gegenwärtige Erscheinungsbild aus der Spätgotik ab 1470 und der Re-
naissance ab 1548.
Seit der ersten urkundlichen Erwähnung des „Castrum Burggravii Rochsberg“ wurde das Gebäude
mehrfach umgebaut, erweitert und modifiziert. Das jüngste Bauvorhaben ist jedoch das erste, das
eine umfassende Vermessung der Burg erfordert. Der Landkreis Mittelsachsen, als Eigentümer,
plant weitere Sanierungsmaßnahmen und eine Erweiterung der Ausstellungsfläche.
Durchführung
Um die mehr als 130 Räume auf sieben bis acht Geschossen inklusive Zwischenebenen effizient
und zügig zu erfassen, bedurfte es eines dynamischen Ansatzes. Die Gebäudestruktur ist weit
entfernt von standardisierten Maßen: Kaum ein Raum hat rechte Winkel, die Wandstärken variieren,
Decken haben Versprünge und es gibt nur selten lotrechte Wände. Die Wahl fiel daher auf den
NavVis VLX, einen tragbaren, mobilen Laserscanner, der für den Einsatz in schwierigen, engen oder
unebenen Umgebungen entwickelt wurde und freihändigen Zugang ermöglicht.
Innerhalb von drei Wochen wurde die Burg von einem Mitarbeiter gescannt. Die Vermessung
erfolgte, ohne den laufenden Museumsbetrieb zu stören. Die Scans in den öffentlich zugänglichen
Bereichen wurden an wöchentlichen Ruhetagen durchgeführt.
Auf Grund der Größe und der anspruchsvollen Geometrie des Objektes sowie um den
Genauigkeitsanforderungen gerecht zu werden, wurde zunächst ein Netz von Referenzpunkten
erstellt und tachymetrisch bestimmt. Dies diente als Grundlage zur automatischen Registrierung und
Qualitätskontrolle für alle nachfolgenden Aufnahmedaten.
Nach der Aufnahme wurde die Punktwolke an das Landratsamt Mittelsachsen übergeben. Das
Besondere dabei ist, dass die Nutzer keine spezielle Software benötigen, um die fotorealistische
Ansicht als Grundlage für erste Planungen zu betrachten und einfache Messungen durchzuführen.
Die Planer konnten die Daten unmittelbar nach der Übergabe über die browserbasierte Software
NavVis IVION als Basis für erste Planungsideen und Entwürfe nutzen. Das Landratsamt
Mittelsachsen war von der Qualität der Darstellung überzeugt.
Die Aufgabe bestand nun darin, ein Baukonzept für die bevorstehenden Arbeiten zu erstellen. Das
aus der Punktwolke abgeleitete 3D-Modell unter Einsatz von Autodesk Revit bildet die geometrische
Genauigkeit der Burg exakt ab und ist das zentrale Element für den umfassenden Umbau. Die
geplanten Arbeiten umfassen beispielsweise auch die Haustechnik.
Über das 3D-Modell haben nun alle Projektbeteiligten Zugriff auf den aktuellen Stand – vom
Architekten über die Fachplanung der Haustechnik bis hin zum Prüfingenieur. Das 3D-Modell wird
kontinuierlich aktualisiert und dient als Planungsgrundlage für sämtliche Gewerke.
Erfahrungen/Fazit
Um eine zuverlässige Planungsgrundlage für die Erweiterung des Museums und die denkmalge-
rechte Sanierung der Innenräume von Schloss Rochsburg zu schaffen, wurde in der etwa 800 Jahre
alten Schlossanlage ein Netz von geodätischen Referenzpunkten vermarkt, tachymetrisch bestimmt
und anschließend das Objekt mit einem tragbaren SLAM-basierten mobilen Laserscanner dreidi-
mensional erfasst.
Neben der vom Hersteller angegebenen lokalen Genauigkeit von 6 mm sind auch Aussagen zur
globalen Genauigkeit für das Gesamtprojekt zu treffen. Dazu wurden die o.g. Vermessungspunkte
einerseits für die Registrierung und Optimierung der Trajektorie, andererseits zur Bestimmung der
Restfehler verwendet. Mit der gewählten Dichte der Referenzpunkte und einer ganzheitlichen Fehler-
betrachtung kann man von einer Lagegenauigkeit der Raumpunkte in der Ergebnispunktwolke von
± 1cm ausgehen. Auf dieser Datengrundlage wurde ein 3D-Modell erstellt und davon 2D-Schnitte
und -Grundrisse abgeleitet.
Wirtschaftlich gesehen war die Modellierung des komplexen Gebäudeensembles nur durch das
Scannen der Innenräume mit dem NavVis VLX, einem mobilen Laserscanner der neuesten Genera-
tion, realisierbar. Die Projektdauer betrug von Beginn der Vermessungsarbeiten bis zur 3D-Model-
lierung und Übergabe abgeleiteter 2D-Grundrisse weniger als 4 Monate.
Wuttke Ingenieure
Als familiengeführtes Unternehmen mit über 30 Jahren Erfahrung sind wir, die Wuttke Ingenieure,
Experten für die Verarbeitung von raumbezogenen Daten. Deutschlandweit setzen wir auf ein Team
von mehr als 75 Mitarbeitern, die jährlich an mehr als 100 Projekten arbeiten. Unsere Leistungen
umfassen Ingenieur- und Industrievermessung, Bahnvermessung und Digitale Raumdaten sowie
Building Information Modeling. Mit hochmodernen Geräten und qualifizierten Fachkräften begleiten
wir unsere Kunden bei ihren Projekten von der Konzeption über die Planung bis hin zur
Bauausführung und Bewirtschaftung.
Problemstellung
Im Rahmen des Ausbaus des Fernwärmenetzes im Landkreis Starnberg bei München wurde das
Ingenieurbüro Werner & Schlei Ingenieure GmbH beauftragt, das ausführende Tiefbauunternehmen
bei der Optimierung ihrer Aufmaß- und Dokumentationsprozesse zu unterstützen. Ziel war es, die
Kolonnen vor Ort zu befähigen, eigenständig präzise Aufmaße sowie die Netzdokumentation zu er-
stellen und die nachgelagerten Prozesse im technischen Innendienst zu digitalisieren. Ein neuer
Prozess sollte entwickelt werden, der den Zeitaufwand reduziert und die Qualität im Vergleich zu
den händischen Aufmaß- und Dokumentationsmethoden erheblich verbessert.
Zusätzlich sollten weitere Anforderungen und Mehrwerte erreicht werden, darunter:
Die Entlastung der Vermessungsabteilung
Die Erstellung einer georeferenzierten Netzdokumentation (GIS-konform und im Lagebe-
zugssystem ETRS89/UTM Zone 32N)
Die Aufmaßerstellung während der Bauausführung am offenen Graben
Im Rahmen dieses Projekts sollte Werner & Schlei Ingenieure ein geeignetes und benutzerfreundli-
ches Vermessungswerkzeug bereitstellen und das Personal umfassend schulen. Die Schulungen
fanden sowohl auf den Baustellen als auch im technischen Innendienst statt.
Lösungsweg
Um die Anforderungen zu konkretisieren, wurden gemeinsam mit dem Baustellenteam und dem In-
nendienst der vollständige Prozess von der Ausführungsplanung bis zur Abnahme erfasst und ana-
lysiert. Dabei wurden der Ist-Prozess, der zeitliche Aufwand, die Lieferleistungen gegenüber dem
Auftraggeber und die internen Datenübergaben zwischen den Fachabteilungen (z.B. die Übergabe
der Aufmaßblätter durch den Polier an die Bauleitung für die Abrechnung) betrachtet.
Zur Erfüllung der Anforderungen des Tiefbauunternehmens entschied man sich für eine Lösung aus
GPS/GNSS-Empfänger, Smartphone-Vermessungsapp und einer Aufmaß- und Dokumentations-
software in der Cloud zur Auswertung der Messdaten. Der Vermessungs- und Dokumentationspro-
zess gliedert sich in drei wesentliche Teilschritte:
1. Vermessung vor Ort durch das Baustellenteam mittels Smartphones
2. Automatisierte fotogrammetrische Verarbeitung der Messdaten in der Cloud
3. Aufmaß- und Dokumentationserstellung durch das Projektteam in der Cloud
Die Smartphone-Vermessungsapp bietet drei Hauptfunktionen:
Einzelpunktmessung, Absteckung von Punkten/Linien und 3D-
Scanning mittels Fotogrammmetrie. Die Positionsbestimmung er-
folgt über einen hochpräzisen Multi-Band GNSS-Empfänger, der
seine Daten via Bluetooth an das Smartphone übermittelt. Auf-
grund der einfachen Bedienung wurde primär mit der 3D-Scan-
ning-Funktion gearbeitet.
Nach Auslieferung der GNSS-Empfänger und Softwarelizenzen
wurde eine halbtägige Schulung des Baustellenteams und des
technischen Innendienstes durchgeführt. Während der Projekt- Abb. 3.1.19-1: GNSS-Vermes-
ausführung erhielt das Unternehmen beratende Unterstützung.
sung mit dem Smartphone
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 197
Folgende Teilprozesse wurden im Laufe des Projekts mit der Vermessungslösung durchgeführt:
Aus den Daten der Baustellen kann der Bauleiter im Innendienst den Baufortschritt nachvollziehen,
Bautagesberichte und Fotodokumentationen erstellen und die Mengenermittlung für die Abrechnung
durchführen.
Abb. 3.1.19-4: Ermittlung von Grabenbreite, -tiefe und -länge für die Abrechnung
Erfahrungen
Die Ausstattung der Baustellen mit der Vermessungslösung führte zu einer erheblichen Reduzierung
des Zeitaufwands für die Aufmaß- und Dokumentationserstellung. Durch die Nutzung des GNSS-
Empfängers konnten Vermessungsdaten mit einer nach ZTV ausreichenden Genauigkeit erzeugt
werden, was zu einer wesentlichen Entlastung der Vermessungsabteilung des Unternehmens bei-
trug. Die größte Herausforderung bestand weiterhin in der manuellen Erstellung der Abrechnungs-
pläne für den Auftraggeber. Werner & Schlei Ingenieure unterstützten zeitweise bei der Planerstel-
lung. Unternehmen ohne technischen Innendienst, die Abrechnungspläne erstellen müssen, können
diese Leistung an externe Dienstleister vergeben, die Vermessungsarbeiten eigenständig erstellen
und als Datengrundlage zur Planerstellung übermitteln.
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 199
Werner & Schlei Ingenieure ist Ihr bundesweiter Partner für innovative Ingenieur-
dienstleistungen. Wir kombinieren modernste Technologien mit bewährter Praxis für
Ihre Herausforderungen in Bauprojekten. Unsere Leistungen umfassen die 3D-
Vermessung mittels Smartphones, Drohnen und Laserscanning, die digitale Pla-
nung und Bauausführung mit der BIM-Methodik und die Beratung zur Digitalisierung
von Bauprozessen.
Drohnenvermessung BIM
200 3 BIM in der Praxis
Problemstellung/Ziel
Im historischen Bestand fehlen oft Baupläne, da viele Gebäude ohne solche Pläne errichtet wurden.
Dennoch sind für größere Rekonstruktionsmaßnahmen Pläne erforderlich. Am Beispiel des Schlos-
ses Wespenstein in Gräfenthal (Thüringen) sollen Methoden untersucht werden, die mithilfe digitaler
Technologien die Erstellung eines Bestandsmodells ermöglichen. Das Schloss besitzt einen älteren
Teil aus dem 15. Jahrhundert, der seit einem Brand im Jahr 1672 ruinös ist. Ziel dieser Arbeit ist es,
ein bauteilorientiertes Bestandsmodell zu erstellen, das für Rekonstruktionszwecke verwendet wer-
den kann.
Ein zentrales Problem im historischen Bestand ist, dass Wände oft weder eben noch gleichmäßig
sind. Diese Unebenheiten erschweren die Modellierung, da die Wände nicht als Sweep-Objekte dar-
gestellt werden können, da diese eine gleichmäßige und einfache Geometrie erfordern. Stattdessen
müssen die Wände als BREP-Objekte (Boundary Representation) modelliert werden, welche kom-
plexe und unregelmäßige Oberflächen beschreiben können. Es wird daher ein Lösungsweg gesucht,
um aus einer ungeordneten Punktwolke Bauteile zu erstellen, die die Oberflächenstruktur ausrei-
chend genau nachbilden. Das Ziel ist es, eine Methode zu entwickeln, die diesen Prozess automati-
siert und somit eine effiziente und genaue Rekonstruktion ermöglicht.
Durchführung/Lösungsweg
In der Untersuchung sollen die Vor- und Nachteile zwischen zwei Lösungsansätzen untersucht wer-
den. Als mögliche Methoden werden die folgenden untersucht:
Vermaschung von Punktwolken: Bei dieser Methode werden die Punktwolken direkt zu einem
Netz (Mesh) verarbeitet. Ziel ist es, aus dem Netz ein geschlossenes und detailliertes Modell zu
erstellen, das präzise die Geometrie des historischen Bestands widerspiegelt. Dazu werden zwei
Methoden angewendet. Einerseits der Ball-Pivoting-Algorithmus und andererseits die Poisson-
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 201
Surface-Reconstruction. Während der Durchführung zeigte sich jedoch, dass beide Methoden das
Problem besitzen, dass Löcher im Netz vorhanden sind. Durch verschiedene Optimierungen kann
die Größe und Anzahl der Löcher verringert werden. Jedoch kann das erzeugte Netz nicht als Grund-
lage für Bauteile dienen. Deswegen wurde diese Methode verworfen.
Nachbildung der Punktwolke durch geometrische Formen: Bei der Nachbildung der Punktwolke
durch geometrische Formen werden einfache und regelmäßige Formen verwendet, um die Punkt-
wolke nachzubilden. Diese Methode basiert auf einer Dissertation von Ruwen Schnabel und ist als
Plugin in das Programm CloudCompare eingebunden. Bauteile, die als BREP-Objekte dargestellt
werden, basieren auf Ebenen, die die Begrenzungsflächen bilden. Bei dieser Methode sollen die
Ebenen angezeigt und ausgewählt werden können, um daraus ein Bauteil zu erstellen. Dies wird mit
einem Python-Skript für CloudCompare realisiert. Die exemplarische Umsetzung eines Raums ist in
der Abbildung 3.1.20-2 zu sehen. Diese Abbildung zeigt, dass mit dieser Methode auch komplexere
und unregelmäßige Bauteile erstellt und diesen dann auch IFC-Parameter zugeordnet werden kön-
nen. Da durch die Nachbildung der Bestand nur vereinfacht dargestellt wird, ist eine Überprüfung
der Abweichungen notwendig. Dazu wird der Abstand der vorliegenden Punktwolke zu dem erstell-
ten Modell berechnet. In der Abbildung 3.1.20-3 sind die Abstände der einzelnen Punkte farbig dar-
gestellt. Aus dieser Darstellung lassen sich zwei wesentliche Punkte erkennen. Einerseits sind Möbel
und Gegenstände im Raum nicht abgebildet, da sie nicht Teil der Bausubstanz sind. Andererseits
bildet das Modell die Bausubstanz in sehr großen Teilen mit einer Genauigkeit von ± 2 cm nach.
Details und Unregelmäßigkeiten in den Wänden weisen größere Abstände auf, sind jedoch für die
Erstellung eines Bestandsmodells irrelevant.
Abb. 3.1.20-7: Bauteile eines Raums Abb. 3.1.20-8: Abstand Modell zu Punktwolke
Erfahrungen/Fazit
Im Ergebnis zeigt sich, dass die Nachbildung der Punktwolke durch geometrische Formen die bes-
sere Methode darstellt und eingesetzt werden kann, um die Grundlage für Rekonstruktionsmaßnah-
men zu bilden. Diese Methode ermöglicht es, komplexe und unregelmäßige Bauteile präzise nach-
zubilden und bietet somit eine Basis für Planungs- und Rekonstruktionsprojekte. Allerdings hat sich
bei der Bearbeitung auch gezeigt, dass eine vollständig automatisierte Umwandlung deutlich kom-
plexer ist und den Umfang dieser Arbeit übersteigt. Für eine sinnvoll nutzbare Anwendung im histo-
rischen Bestand ist eine weitergehende Automatisierung notwendig. Diese Arbeit soll als Anstoß
dienen und kann in weiteren Untersuchungen und Projekten gerne weiterentwickelt werden.
Literatur
Schnabel, R. (2010): Efficient Point-Cloud Processing with Primitive Shapes. - Bonn, 2010. - Dis-
sertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Online-Ausgabe in bonndoc: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hbz:5N-23194
202 3 BIM in der Praxis
Problemstellung/Ziel
Ein Auftrag der Stadt Mönchengladbach stellte die KEMPEN KRAUS INGENIEURE GMBH [KKI] vor
die Aufgabe, eine Brandschutzsanierung und die Sanierung schadhafter Bausubstanz für einen
Schulkomplex mit einer Bruttogrundfläche von ca. 17.000 m² und insgesamt 10 Gebäudeteilen zu
planen.
Als Ingenieurbüro, das konsequent auf die Bearbeitung von Projekten anhand eines zentralen BIM-
Datenmodells setzt, war von Beginn an klar, dass zunächst die Digitalisierung der IST-Informationen
in ein solches Modell erfolgen muss. KKI verwendet dabei als Autorensoftware AUTODESK REVIT
inklusive der angeschlossenen Produkte der AEC-Suite. Die folgenden Rahmenbedingungen sind
für den Prozess maßgeblich:
- Vollständige Aufnahme mit angemessener Genauigkeit
- Erfassung eines größeren Gebäudekomplexes mit zusammenhängender Datenqualität
- Erfassung sowohl der Gebäudehülle als auch der Innenbauteile inkl. Aufbauten
- Niedrigschwelliger Zugriff auf die Daten für alle Projektbeteiligten
- Erstellung eines BIM-terminologisch korrekten Bestandsmodells
- Nutzbarkeit des Revit-Modells in den weiteren Bearbeitungsphasen gemäß den firmenspe-
zifischen Modellierungsstandards
Abb. 3.1.21-9: Punktwolke des Gebäudekomplexes inkl. Randbebauung aus der Drohnenauf-
nahme, Quelle: KKI
Durchführung/Lösungsweg
Mit Blick auf die vorliegende Projektaufgabe stellt die Erfassung nur den ersten Schritt der Gesamt-
aufgabenstellung dar. Die Durchführung kann in zwei wesentliche Teilprozesse unterteilt werden:
Zunächst erfolgt die Datenerfassung, gefolgt von der Modellerstellung.
Es ist unerlässlich, dass bei der Modellerstellung auch die softwaretechnische Vorbereitung auf die
erweiterte Ausdetaillierung im weiteren Planungsprozesse getroffen wird. Dies beginnt mit der Wahl
der firmenspezifischen „Vorlagendatei“, um simple Ansprüche, wie datenbasierte Beschriftung der
Planableitungen ohne weitere (zeitintensiven) Anpassungen vornehmen zu können und endet bei
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 203
den Ansprüchen an die Datenlieferung für angeschlossene Prozesse. Dies sind z.B. die Kostener-
mittlung und die spätere Übergabe in die Software zur Ausschreibung. Hierzu ist ein festes Daten-
schema vorgebeben. Es stand daher von Beginn an fest, dass die Modellierung durch eigene Fach-
kräfte in-house erfolgen muss.
Die Vermessung erfolgte mit einer Kombination aus dem hauseignen mobilen Laserscanner NAVVIS
VLX 2 für die Innenräume, sowie den vom Boden erfassbaren Fassadenanteilen und einer Drohne
DJI MAVIC 3E mit RTK-Modul für die photogrammetrische Vermessung der Dachflächen, Fassaden
und Außenanlagen. Eine Konsolidierung der Daten erfolgte nach der jeweiligen Prozessierung über
die Onlineplattform IVION, über welche allen Projektbeteiligten auch ein vielgenutzter, niederschwel-
liger Zugang zu einer Art „Google-Streetview“ des Gebäudes ermöglicht wurde.
Obwohl diese umfangreichen Werkzeuge hausintern zur Verfügung stehen, versteht sich KKI nicht
als klassisches Vermessungsbüro. Daher wurde eine klare Schnittstelle zur übergeordneten geodä-
tischen Vermessung gebildet, die über die Vermessungsabteilung des Bauherren-eigenen „Fachbe-
reichs 62 Geoinformation“ abgewickelt wurde. Die Projektbearbeitung erfolgte in einem lokalen, to-
pozentrischen Koordinatensystem. Im Vorfeld des Laserscans wurde dieses durch die städtische
Vermesser:innen in Form von Stützpunktmarkierungen über das Gebäude gezogen. Bei der Bege-
hung werden die Punkte mit dem Scanner erfasst und dienen so bei der Datenverarbeitung zur au-
tomatischen Ausrichtung der Daten zueinander. Dies erhöht nicht nur die Datenqualität, sondern
stellt auch die qualitätsvolle Registrierung der Einzelaufnahmen zueinander sicher.
Diese Vorgehensweise löst dabei zwei wesentliche Probleme: Zum einen sind die gängigen BIM-
Autorentools nicht ausreichend für die geodätisch korrekte Verarbeitung in Globalkoordinatensyste-
men gerüstet. Auch bei Eingabe vermeintlicher „Geokoordinaten“ erfolgt die weitere Bearbeitung und
Modellausgabe in einem ebenen dreidimensionalen Koordinatenraum. Zum anderen führten in der
Vergangenheit Rundungseffekte bei großen Koordinatenwerten zu minimalen Abweichungen, die
Schwierigkeiten bei der Modellkoordination bzw. dem Modellabgleich zwischen den Fachdisziplinen
verursachten. Durch die bei der Aufnahme festgehaltene Relation (u.a. Aufnahme von amtlichen
Höhenfestpunkten) zu den übergeoordneten Koordinaten lässt sicher bei Bedarf aber weiterhin eine
„Georeferenzierung“ über die/den fachlich dafür ausgestatteten Vermessungs:ingenieurin umsetzen.
Die gleichzeitige Beauftragung als Objektplaner für die Maßnahme ermöglichte auch ein voraus-
schauendes Denken hinsichtlich zusätzlicher Erfassungsmaßnahmen. Weitere Themen wie Bauteil-
öffnungen oder Schadstoffanalysen werden daher sinnigerweise bei der Modellerstellung mit einge-
bracht. Gleiches gilt für die fachgerechte Interpretation von vorliegenden Bestandsunterlagen, um
204 3 BIM in der Praxis
Erfahrungen/Fazit
Durch die gewählte Vorgehensweise konnte ein umfassendes IST-Zustandsmodell erstellt und in die
Planung übergeben werden. Ein unmittelbarer Vorteil zeigt sich in den anschließenden Prozessen,
wie zum Beispiel den genannten Brandschutzthemen.
Trotz der Nutzung unterstützender Werkzeuge war die Modellierung jedoch zeitintensiv. Ein treiben-
der Punkt dabei ist die fachlich korrekte Aufteilung des Modells entsprechend der jeweiligen Model-
lierungswerkzeuge. Ein Beispiel dafür ist die Erstellung der Fassade als Kombination von Stützen
und Unterzügen, nicht-tragenden Brüstungselementen und dazwischen gesetzten Fensterelemen-
ten. Die unterschiedlichen Bauweisen, die der Bestand dabei aufweist, haben dabei unmittelbare
Auswirkungen auf den Modellierungsaufwand vergleicht man z.B. den deutlich geringeren Aufwand
bei einem Gebäude mit ganzheitlich tragender Außenwand und klassischer Lochfassade.
Zukünftig wird der Ansatz „assisted by KI“ (künstliche Intelligenz) für die Modellerstellung eine zu-
nehmend wichtigere Rolle spielen. Dieser Ansatz nutzt das Format der verfügbaren Daten zur Aus-
wertung und den Abgleich von Bestandsunterlagen und Vermessungsdaten. Dennoch bleiben auch
weiterhin viel Handarbeit und Nachkontrolle notwendig.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor für die positive Wahrnehmung der Vorteile eines Scan-Aufma-
ßes ist ein niedrigschwelliger Informationszugriff. Die Plattform IVION, die ohne Softwareinstallation
und umfangreiche Einweisung auskommen, war hier ein intensiv genutztes Tool mit hoher Akzeptanz
unter den Planungsbeteiligten.
Obwohl auch die Nutzung des NAVVIS-Systems mit Wissensaufbau und Erfahrungswerten verbun-
den sind, ist das notwendige geodätische Fachwissen für die Anwendung des geschlossenen Sys-
tems begrenzt. Zusätzliches (externes) geodätisches Fachwissen und entsprechende Arbeitsmittel
sind, insbesondere bei größeren Gebäudekomplexen und für alle Fragestellungen um das Thema
„Geokoordinaten“, weiterhin notwendig. Die saubere Schnittstellenbildung durch das lokale Koordi-
natensystem hat sich hier bewährt.
Insgesamt zeigt sich, dass die Digitalisierung und Integration eines zentralen BIM-Bestandsmodells
viele Vorteile bieten, wie die Verbesserung der Datenqualität, die Effizienzsteigerung in der Planung
und Ausführung sowie den niedrigschwelligen Zugang zu den Daten für alle Projektbeteiligten. Die
Erkenntnisse aus diesem Projekt verdeutlichen, dass trotz technologischer Fortschritte weiterhin
Fachwissen und manuelle Nacharbeit erforderlich sind, um die hohen Qualitätsanforderungen in der
Bauplanung und -ausführung zu erfüllen.
Seit 2005 arbeiten wir an einer Übersicht zur Einteilung von Vermessungsergebnissen für die Be-
standsdokumentation in Qualitätsstufen. Hier gehen ausschließlich allgemein anerkannte vorhan-
dene Normen und Richtlinien mit ein, die sich auf Bestandsaufmaße von Bauwerken anwenden las-
sen. Eine frühere Veröffentlichung für die DGPF1 zu diesem Thema ist 2018 in die Baufachlichen
Richtlinien Vermessung (BFR Verm) des Bundes mit eingegangen und wurde hier angewendet und
zitiert.
Das dreijährige Forschungsprojekt „Freeform4BIM“3 zur Qualitätsverbesserung BIM-konformer Be-
standsmodelle mit Freiformflächen hat u.a. zu einer Mitarbeit im DVW-Arbeitskreis BIM4 (AK3, DVW)
geführt. Zu guter Letzt wurde die bisherige Arbeit auf der 24. Sitzung des AK Vermessung des Bun-
des und der Länder vorgetragen und diskutiert. Hier wurden die Grundlagen für die Anwendung der
oben beschriebenen Qualitätseinteilung für BIM-konforme Bestandsmodelle hergeleitet und darge-
stellt.
Abb. 3.1.22-1: Kaiser Wilhelm Kirche in Bad Ems, Erstellung mit Visual Arq in Rhino zur Nutzung in
ArchiCAD, 2017
206 3 BIM in der Praxis
26
Die Reflektivität beschreibt den Reflexionsgrad als Verhältnis des reflektierten zum einfallenden Laserlicht
des Sensors und somit die energetische Größe der Intensität.
27
Leitfaden Geodäsie und BIM Version 4.0 (2024), 2.2 Georeferenzierung (Christian Clemen, Ralf Becker,
Robert Kaden und Jörg Blankenbach)
28
Übersicht der Leistungsphasen (LPH) nach HOAI; https://www.hoai.de/hoai/leistungsphasen/
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 207
Oft wird davon ausgegangen, dass bis zur LPH 3 (Entwurfsplanung) im Zielmaßstab M 1:200 bis
1:100 keine höheren Anforderungen bestehen. Daraus ergibt sich, dass spätestens für die Ausfüh-
rungsplanung die Bestandsaufnahme zu wiederholen ist, um ein präziseres Bestandsmodell zu er-
halten. Wirtschaftlicher ist es immer, gleich auf die späteren Anforderungen hinzuarbeiten.
Die „VDI 2552 Blatt 1“ beschreibt das Anwachsen der geometrischen und semantischen Informati-
onsdichte entlang der Leistungsphasen eines Bauvorhabens. Eine Zuordnung zum jeweiligen LOD 29
(Level of Development), dem Fertigstellungsgrad eines Bauvorhabens, erfolgt hier noch nicht. Der
LOD setzt sich aus dem LOI (Level of Information) und dem LOG (Level of Geometry) zusammen.
Alle Informationen, Geometrie und Semantik, liegen in einer gemeinsamen Datenumgebung vor.
Die Erstellung des Bestandsmodells wird in der Praxis meistens von Vermessern erstellt, da die
Qualität der geometrischen Abbildung in deren Fachgebiet fällt. Anders ist es in der Regel mit der
baukonstruktiven Strukturierung oder einer komplexeren semantischen Gliederung des 3D Modells.
Hier ist die Qualifikation von Architekten und Bauingenieuren gleichermaßen gefragt. Damit stellt
sich auch die Frage, wer das Bestandsmodell zu erstellen hat und wer daran mitarbeiten sollte. BIM
als digital vernetzte Planung erfordert auch die vernetzte und interdisziplinäre Bearbeitung des Mo-
dells.
Damit die Modelle sich in der Praxis nutzen lassen, ist eine einheitliche Festlegung der Datenstruktur
und des Dateiformats erforderlich. Die Datenstruktur ermöglicht es, den Modellelementen die se-
mantischen Merkmale und die Geometrie zuzuordnen. Es ist sowohl möglich, nur semantische Merk-
male, nur geometrische Eigenschaften oder deren Kombination an Merkmalen im Dateiformat IFC
abzulegen. Darüber hinaus ist die parametrische und semantische Verknüpfung der Elemente un-
tereinander üblich.
Um nun auf Grundlage der oben beschriebenen Anforderungen die Qualität für BIM fähige 3D-Mo-
delle zu beschreiben, können folgende Qualitätsaspekte dienen: Die Informationsdichte der Geo-
metrie und der Semantik bedingen die baukonstruktive Informationstiefe und damit die Qualität des
Abbilds der gebauten Realität in Form des Modells.
Die geometrische Qualität beschreibt die maßliche Abweichung des resultierenden Modells von der
gebauten Realität, in die die Qualität der Punktwolke und die Abweichung des Modells von der Punkt-
wolke eingehen. Die baukonstruktive Strukturierung hängt von der Sichtbarkeit der erforderlichen
Details zum Zeitpunkt des Aufmaßes ab und erfordert die entsprechende Fachkenntnis zur Einar-
beitung in die Modelle. Die semantische Detaillierung sollte mit entsprechendem Fachwissen sowie
unter Mithilfe von Architekten und Fachplanern erfolgen, indem die geometrischen CAD-Objekte ent-
sprechend attribuiert werden.
29
LOD – Level Of Development, Fertigstellungsgrad von Bauwerken, https://www.bimpedia.eu/artikel/1005-lod-
level-of-development
208 3 BIM in der Praxis
Abb. 3.1.22-2: Ehemalige Knorr Bremse Werke in Berlin Friedrichshain, Gesamtfläche ca. 48.000
m² (Scan3D GmbH)
30
Terrestrisches Laserscanning (TLS), Ein geodätisches Messverfahren mit Zukunft - DVW-Schriftenreihe
Band 48, 2005:Terrestrisches Laserscanning (TLS), Arne Semmler, Scan3D GmbH / Dienstleistung Denkmal
31
DIN 18710-1:2010-09 Ingenieurvermessung - Teil 1: Allgemeine Anforderungen, S. 9 - 10
32
DIN 1356-6:2006-05 Technische Produktdokumentation - Bauzeichnungen - Teil 6: Bauaufnahmezeichnun-
gen
33
Empfehlungen für Baudokumentation, Bauaufnahme – Bauuntersuchung; Günter Eckstein, Stuttgart 2003,
LDA Baden-Württemberg, Arbeitsheft 7, Seite 12-17
34
DGPF Tagungsband 20 / 2011, Qualitätsstandards in der Architekturvermessung - Detaillierung und Genau-
igkeit im Konflikt zwischen 2D und 3D , LARS SÖRENSEN
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 209
tabellarische Übersicht kann aber verwendet werden, um den LOIN inhaltlich einzugrenzen und eine
Zuordnung vorzunehmen.
Da in der Erstellung von Bestandsmodellen für BIM die Wirtschaftlichkeit durch Generalisierung und
eine höhere Genauigkeit sinnvoll abzuwägen sind, ist die Qualitätsbeschreibung des Ergebnisses
besonders wichtig. Hierbei geht es nicht nur um die Geometrie, sondern auch um die Semantik, die
sich aus der baukonstruktiven Strukturierung und der bautechnischen Detaillierung mit ihren Attribu-
ten ergibt.
35
IFC 4.3.2.0 (IFC4X3_ADD2) development, IFC 4.3.x Content, https://ifc43-docs.standards.buildingsmart.org/
210 3 BIM in der Praxis
die wenigsten proprietären CAD-Plattformen dieses Format vollständig. Aus diesem Grund muss
geklärt werden, auf welchem Weg die Daten in der jeweiligen Fachplanungssoftware verwendet wer-
den können.
Abb. 3.1.22-3: Automatisierung zur Erstellung BIM konformer Gewölbemodelle mit hoher verfor-
mungstreue, Freeform4BIM, TLS Tagung Fulda 2023
Abb. 3.1.22-4: BIM konforme Attribuierung von CAD-Objekten mit Freiformflächen zur Erstellung
von IFC Objekten, Freeform4BIM, TLS Tagung Fulda 2023
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 211
Erreichbare Genauigkeiten
Wenn besonders hohe Genauigkeiten benötigt werden, muss die Überbestimmung der geometri-
schen Abbildung durch dichte Punktwolken vollständig genutzt werden.
Unter optimalen Bedingungen sind folgende Genauigkeiten erreichbar.
• Punktwolke: Standardabweichung < +/- 1 mm durch Transformation mit ausgeglichenen
Ebenen und Netzausgleichung
• Modell: Standardabweichung < +/- 1 mm durch Flächenrückführung mit Netzwerken aus
ausgeglichen Kurven und Volumenkörpern aus Flächenverbänden
• Koordinaten: < +/- 1 mm durch Subvoxelgenaue Messung in Punktwolken durch Ausglei-
chung von Winkeln und Strecken über die Nachbarschaften aus den polaren Messwerten
36
Kommerzielles 2D/3D CAD System mit offenen Schnittstellen und diversen Plugins u.a. für BIM,
https://www.rhino3d.com/de/
212 3 BIM in der Praxis
Es liegt keine hinreichende Qualitätsbeschreibung für Bestandsmodelle als Grundlage für BIM-Pla-
nung vor. Die Fertigstellungsgrade LOD 100 bis 500 beziehen sich auf Neubau und ein Nachweis
der vorliegenden Qualität ist nicht zu erbringen oder gar im Dateiformat IFC anzugeben.
Eine gute Lösung aus jetziger Sicht besteht in der Nutzung des generalisierten Modells und die
gleichzeitige Nutzung der bauteilorientiert segmentierten Punktwolke. Verformungsgetreue Be-
standsmodelle können bereits im Format IFC 4.3 erstellt werden, sind aber eingeschränkt kompati-
bel. Aus diesem Grund bietet sich hier die Lösung an, das Modell über einen Open-BIM-Server zur
Verfügung zu stellen und nur die Objekte aus der Planung in diesem Modell abzulegen. Es bleibt
aber dabei, dass der Aufwand in der Modellierung höher ist, sobald man bei historischen Bauwerken
eine höhere Genauigkeit erwartet.
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 213
BIM im Wasserbau – von der Planung zu Betrieb und Unterhaltung. Das Initialpro-
jekt „Neue Schleuse Trier“
Beitrag von Ralf Becker und Sigfrid Knapp
3.1 BIM in der Ingenieurvermessung 215
BIM in der Praxis − Ansätze zur Integration von Structural Health Monitoring in ein
Bestands-BIM
Beitrag von Kira Zschiesche, Linda Rau und Martin Schlüter
Einleitung
Kennen Sie folgendes Szenario: Sie schauen mit Projektbeteiligten, Ihrem Auftraggeber oder gar in
der Öffentlichkeit auf einen Plan und kommen in Verlegenheit, konkret fachliche Aussagen über Ein-
zelheiten des Projektes zu treffen? Oder kam es schon einmal vor, dass Sie in einer Baubesprechung
dieselbe 2D Grundlage völlig widersprüchlich interpretiert haben? Sie, als versierter Ingenieur, ken-
nen die Unterschiede zwischen einer durchgezogenen, einer gestrichelten oder einer strich-punk-
tierten Linie. Welche Bedeutung hat die Strichstärke und was beschreibt in dem konkreten Fall ei-
gentlich die Schraffur? Deutlich schwieriger ist es zu erkennen, welche der zwei kreuzenden Linien
denn nun „oben“ liegt. Die BIM-Methode in Kombination mit neuen, modernen Möglichkeiten der
Visualisierung kann allen Beteiligten zukünftig helfen, Missverständnisse, Schwierigkeiten und Prob-
leme schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt aus dem Weg zu schaffen.
Das vorliegende Beispiel demonstriert die Vorzüge der 3D- und VR- (Virtual Reality) Visualisierung
anhand eines Infrastrukturprojektes mit entsprechender Straßen- und Entwässerungsplanung.
Hintergrund
Als Virtuelle Realität (VR) wird die computergenerierte, interaktive Darstellung der Wirklichkeit be-
schrieben, in der Anwender die physikalischen Eigenschaften der Umgebung wahrnehmen können.
Für die Erzeugung virtueller Realität wird speziell entwickelte Software benötigt. Diese Programme
müssen komplexe dreidimensionale Welten in Echtzeit berechnen. Das heißt, mindestens 25 Bilder
müssen in Stereo, getrennt für linkes und rechtes Auge, pro Sekunde generiert werden. Die ge-
nannte Angabe variiert je nach Anwendung – eine Fahrsimulation beispielsweise erfordert mindes-
tens 60 Bilder pro Sekunde, um Übelkeit, die sogenannte Simulator-Krankheit, zu vermeiden. Klas-
sische Einsatzgebiete sind neben Flugsimulatoren für die Pilotenausbildung zunehmend in der Ar-
chitektur zur Visualisierung von Hochbauplanungen zu finden; neuerdings auch in der Infrastruktur-
planung, wo Landschaftsbilder gemäß dem Standort des Betrachters und der Tageszeit real nach-
gebildet werden. Die VR-Technologie vereinfacht dadurch die Zusammenarbeit zwischen Planer,
Auftraggeber und Öffentlichkeit, da die (virtuelle) Realität keinen Platz für Missverständnisse und
3.2 Integration von BIM und GIS 217
Fehlinterpretation der Planungsdaten mehr zulässt. Darüber hinaus unterstützt der Blick durch eine
VR-Brille den Planer bei der Qualitätssicherung seiner Arbeit. Mögliche Konfliktstellen und Planungs-
ungenauigkeiten sind unmittelbar zu erkennen und lassen sich gleich ausbessern. Ein konkreter An-
wendungsfall ist die virtuelle Baubesprechung, bei der sich die Projektbeteiligten, unabhängig vom
eigenen Standort, als Avatar auf der virtuellen Baustelle (ggf. durch Multisensorsysteme live aufge-
nommen) treffen, die Baubesprechung abhalten und Mängel begutachten.
Problemstellung / Ziel
Aus dem in Abbildung 3.2.1-1 gezeigten Kanalprojekt liegt zu einer Baubesprechung ein nach kon-
ventioneller Methodik geplanter Kanallageplan in ausgedruckter Form vor (s. Abb. 3.2.1-2). Neben
den GIS Daten aus Liegenschaftskataster und Rasterbildern werden auch die neu geplanten Leitun-
gen eingezeichnet. Die Projektbeteiligten sitzen gemeinsam am Besprechungstisch und versuchen
die Linien und Grafiken des Plans nachzuvollziehen und zu interpretieren. Anhand der vier gekenn-
zeichneten Merkmale werden die Vorzüge der dreidimensionalen Planung und Visualisierung sowie
der VR-Visualisierung verdeutlicht.
Lösungsweg
Problemfall 1 bezieht sich auf die Schraffur. Abgesehen davon, dass die Schraffur von einem Dia-
gramm und mehreren Beschriftungsfeldern überlagert ist, kommt es immer wieder zu Planungsfeh-
lern oder Fehlinterpretationen, die in diesem Fall in der Ausrichtung der Schraffur begründet sind. In
dem vorliegenden Beispiel erkennt der erfahrene und entsprechend ausgebildete Betrachter zwei
Böschungsverläufe, die gemeinsam das Regenrückhaltebecken abbilden. Deutlich einfacher wäre
hier die 3D Darstellung der Situation, die auch Laien unmissverständlich nachvollziehen können
(siehe Abb. 3.2.1-3 und Abb. 3.2.1-4). Darüber hinaus wird durch die 3D Grafik und den erkennbaren
Zaun um das Regenrückhaltebecken verdeutlicht, dass bereits der Aspekt Sicherheit berücksichtigt
wurde.
218 3 BIM in der Praxis
Der 2. Problemfall ist das teilweise sehr aufwendige Auswerten schlecht lesbarer Diagramme. Die
hier dargestellten Flutkurven beschreiben den Wasserstand in einer Haltung während eines 100-
minütigen Regens. Die horizontale rote Linie beschreibt den maximalen Durchfluss der Leitung. Im
Zeitraum von 60-80 Minuten nach Regenbeginn steht die Haltung demnach unter Druck. Das Wasser
steigt im Schacht auf. Durch die Darstellung der maximalen Regenbelastung in Form dreidimensio-
naler Wasserspiegellinien (s. blauen Streifen in Abb. 3.2.1-3) ist sofort erkennbar, dass die Haltun-
gen unter Druck stehen und die Schächte bis zur Markierung mit Wasser gefüllt sind. Ebenfalls wer-
den durch die Darstellung der Wasserspiegellinie Überflutungssituationen abgebildet und die Umge-
bung gekennzeichnet, in der das Wasser stehen würde. Darüber hinaus ermöglichen die 3D Modelle
inzwischen auch eine zeitliche Betrachtung des Regenereignisses mittels 4D Füllstandsimulationen.
Im Problemfall 3 ist selbst für Fachleute aufgrund der vielen Linien und Textfelder wenig zu erkennen.
Hier hilft ein Blick in die 3D-Visualisierung (s. Abb. 3.2.1-5). Ein weiterer Vorteil im 3D Modell ist,
dass sich zu jedem Objekt die zugehörigen Eigenschaften am Bildschirm anzeigen lassen. Somit
entstehen keine Zweifel, welchen Durchmesser, welche Neigung und welche Länge eine Haltung
hat. Das Zuordnen von Textfeldern zu Linien und das Übersetzen von Abkürzungen entfallen somit.
3.2 Integration von BIM und GIS 219
Für all diese Problemfälle eignet sich natürlich auch die VR-Visualisierung. Mit card_1 als CAD-
Gesamtlösung für Vermessung, Infrastrukturplanung und BIM muss ein Anwender dafür nicht einmal
sein Modell exportieren, sondern kann sich direkt in Echtzeit seinen aktuellen dreidimensionalen
Planungsstand in der VR-Brille anzeigen lassen. Der Betrachter versetzt sich dabei sofort in die
Lage, das Projekt so wahrzunehmen, als würde es schon um ihn herum existieren. Der Anwender
entscheidet, ob der Auftraggeber und die Öffentlichkeit entlang einer vorab definierten Achse sich
durch das Projekt bewegen (Fahrsimulation) oder ob der freie Flug durch die Planung genutzt wird,
um potentielle Konfliktstellen noch genauer untersuchen zu können und Planungsfehler zu vermei-
den.
Der Problemfall 4 beschreibt genau eine solche Konfliktstelle: Sowohl auf dem Plan, als auch in der
3D Projektansicht wird auf den ersten Blick nicht deutlich, ob sich die drei Leitungen der Versorger
(Strom, Wasser, Gas) in einer Ebene kreuzen oder, wie man auf dem Bild und dem Plan erahnen
könnte, die dunkelgrüne Leitung über den
anderen Leitungen liegt (s. Abb. 3.2.1-2 und
Abb. 3.2.1-5: Dunkelgrüne, dunkelrote und
blaugrüne Leitungen). Erst eine Kanalbe-
fahrung in der virtuellen Realität liefert das
eindeutige Ergebnis, dass sich alle Leitun-
gen kreuzen und somit geometrische Kolli-
sionen vorliegen. Hierfür ist der Blick durch
die VR-Brille unumgänglich.
Erfahrungen
Durch die BIM-Methodik wird auch die 3D-
Modellierung heutzutage zum Standard in
der AEC-Branche. Dadurch haben wir ohne
Mehraufwand nun die Möglichkeit,
Abb. 3.2.1-6: VR-Anwendung card_1
die vielfältigen Projekt-, Bestands-
und Geodaten in der virtuellen Realität zu visualisieren. Die beiden Welten von BIM und GIS verzah-
nen miteinander und bringen den Projektbeteiligten einen erheblichen Mehrwert an Informationen,
sodass entsprechende Analysen und Bewertungen zu fehlerfreieren Entscheidungen führen werden.
Durch moderne Technologien kann sich jeder Beteiligte in das Projekt hineinversetzen, Planungs-
fehler erkennen und verständlich mit Auftraggebern, Projektbeteiligten und der Öffentlichkeit kom-
munizieren. Die ersten Betrachter der VR-Visualisierung sind begeistert und nutzen die Technologie
bereits erfolgreich in ihren Projekten.
220 3 BIM in der Praxis
Höhendaten
Einen detaillierten Überblick über die Höhensituation geben die XYZ-Rasterdaten mit Höhenpunkten
im 1-m-Raster oder 5-m-Raster bzw. das aus den 3D-Koordinaten direkt abgeleitete Geländemodell
(DGM). Dabei werden die Rasterpunkte in den für die Planung optimierten Datenverwaltungssyste-
men vorgehalten (siehe Abbildung 3.2.2-3). Die dreidimensionale Abbildung des Geländes ist nicht
nur für Verkehrsinfrastrukturprojekte eine zwingende Grundlage, sondern wird auch in Zukunft bei
Hochbauprojekten an Bedeutung gewinnen. Die 3D-Aufbereitung der Höhendaten für den BIM-Pro-
zess eröffnet vor allem den Vermessern ein neues Geschäftsfeld.
3.2 Integration von BIM und GIS 221
Abb. 3.2.2-1: Luftbild mit Abb. 3.2.2-2: Topographi- Abb. 3.2.2-3: DGM aus
20 cm Bodenauflösung. sche Karte 1:10.000, TK10. XYZ-Datei mit 1-m-Gitter-
abstand in der 3D-Ansicht.
Klassifiziertes Straßennetz
Die Straßenverläufe werden als ATKIS-Shape-Dateien und über WFS angeboten, was die einfache
Übernahme als Topographielinien ermöglicht (siehe Abbildung 3.2.2-4). Anhand der differenzierten
Klassifizierung erhöht sich ebenfalls die Planungsqualität.
Abb. 3.2.2-4: Klassifiziertes Straßennetz, Li- Abb. 3.2.2-5: Schutzgebiete SPA, FFH, NSG,
niendarstellung über Nebenattribute. LSG und Wasserschutzzone.
Schutzgebiete
Schutzgebiete aller Art, etwa FFH-Gebiete, Wasser- und Naturschutzgebiete, sind per WMS, WFS
oder als Shape-Daten verfügbar. Die bei WFS und Shape verfügbaren Attribute wie Schutzgrad,
Namen und gesetzliche Bestimmungen, werden in card_1 zusätzlich zur Geometrie verwaltet und
stehen bis hin zur Planerzeugung zur Verfügung (siehe Abbildung 3.2.2-5). Im BIM-Prozess wird die
Kommunikation mit Projektbeteiligten noch wichtiger. Das Einbinden der verschiedenen
Schutzgebiete in die Bestandserfassung ermöglicht die gewünschte modellbasierte Kommunikation
mit den verschiedenen Ämtern und Behörden.
Kataster
Flurstücke und Gemarkungen lassen sich wahlweise als ALKIS-NAS, Shape oder per WFS herun-
terladen. Im Fall des Grunderwerbs sind separat Grundbuchdaten anzufordern, für die eine Berech-
tigung vorliegen muss (siehe Abbildung 3.2.2-6). Die Anwender visualisieren dann hier auch schon
mal über „virtuelle Grundstücksmauern“ eine „Kollision“ mit einer Planung.
222 3 BIM in der Praxis
3D-Gebäude
Gebäude als 3D-Objekte sind mittlerweile nahezu flächendeckend im Level of Detail 1 (LOD1 – Qua-
der mit flachem Dach) und vielerorts bereits im LOD2 (inkl. Dachformen) verfügbar. Über den Ci-
tyGML-Import lassen sich die Daten in card_1 direkt als 3D-Bauwerke (siehe Abbildung 3.2.2-7) mit
dazugehörigen Attributen einlesen. Die Darstellung der Gebäude ermöglicht unter anderem eine
qualitativ sehr hochwertige Berechnung der Sichtweiten und stellt die Schnittstellen zwischen Hoch-
und Tiefbau visuell dar.
Abb. 3.2.2-6: Flurstücke und Gebäude, Li- Abb. 3.2.2-7: Gebäude aus CityGML-Datei
nien und Texte in Codedarstellung. als Bauwerke in der 3D-Projektansicht.
Abb. 3.2.2-8: Überlagerung von Schutzgebie- Abb. 3.2.2-9: Kombination aus DGM mit Luft-
ten, CityGML-Gebäuden, Flurstücken und bild auf der Oberfläche und 3D-Gebäuden in
Straßennetz in der Lageplanansicht. der 3D-Projektansicht.
3.2 Integration von BIM und GIS 223
Abbildung 3.2.3-112: Das Bauwerk im räumlichen Gesamtkontext, mit Geobasis- und Fachdaten
im GIS und mit Prüfung der Umweltwirkungen (psu).
Mittlerweile ist die Landschaftsplanung aufgrund der inzwischen vorhandenen technischen Möglich-
keiten zur Transformation von GIS-Daten in das IFC-Format (und umgekehrt) sowie des inzwischen
verfügbaren buildingSMART-Objektklassenkatalogs in der Lage, sich umfassend an der BIM-Kolla-
boration zu beteiligen. Mit dem vorliegenden Beitrag wird am Beispiel eines BIM-Pilotprojektes in der
Straßenplanung ein praxisnaher Einblick in die aktuelle Entwicklung der BIM-Methode im Bereich
der Landschaftsplanung gegeben (Taeger 2022; Gnädinger & Roth 2021).
Im Rahmen der Umweltplanung wurde für das Schutzgut Landschaftsbild mittels einer 3D-Analyse
berechnet, wie sich die Einsehbarkeit der landschaftlichen Weite durch die Dammbauwerke der Pla-
nungsvarianten reduziert (Abbildung 3.2.3-4154). Die unterschiedlichen Ergebnisse machen den
Nutzen des 3D-Modells unmittelbar deutlich.
Im Zuge der GIS-Bearbeitung wurden aber auch Karten erstellt, deren Inhalte nicht aus dem 3D-
Modell abgeleitet, sondern von vornherein nur in 2D erstellt wurden. Gründe hierfür waren, dass die
Planinhalte (noch) keinen besonderen Mehrwert in einer dritten Dimension aufwiesen und die offiziell
verfügbaren Bestandsdaten nur in 2D zur Verfügung standen. Aus den gleichen Gründen wurden
auch viele GIS-Analysen in 2D durchgeführt. Es zeigt sich also, dass 3D- und 2D-Ergebnisse teil-
weise noch komplementär nebeneinander existieren.
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Taeger, S. (2022): The BIM Method. University of Applied Sciences Osnabrück (unveröffentlichte
Präsentation).
226 3 BIM in der Praxis
Problemstellung/Ziel
Die Welten von BIM und GIS werden im Infrastrukturbau immer häufiger zusammengeführt. Insbe-
sondere bei großflächigen Infrastrukturprojekten haben die geografischen Gegebenheiten einen ent-
scheidenden Einfluss auf sämtliche Planungsaspekte. GIS-Systeme, die Kartendaten in digitalisier-
ter Form enthalten, werden dabei über die Georeferenzierung der BIM-Modelle mit diesen verknüpft
und sind so für Analysen nutzbar. Auch für die BIM-basierte Ökobilanzierung ergeben sich daraus
Vorteile. GIS-Systeme liefern Informationen, die die Genauigkeit von Ökobilanzen (Life Cycle As-
sessment, LCA) in allen Planungsphasen verbessern. Zudem lassen sich die Bilanzergebnisse im
Kontext zur Umgebung in GIS-Systemen visualisieren.
In der aktuellen Baupraxis haben LCAs noch nicht den erforderlichen Stellenwert, um beispielsweise
graue Emissionen signifikant zu reduzieren. Sie werden häufig erst in den Endphasen eines Projekts
wegen Zertifizierungsanforderungen und aufgrund ihres hohen Arbeitsaufwands und der Komplexität
angewendet. Dadurch werden umweltrelevante Entscheidungen oft erst spät im Planungsprozess
getroffen, wenn das Potenzial zur Reduzierung von Umweltauswirkungen nur noch gering ist.
Als digitale Planungsmethode bietet BIM die Möglichkeit, den Datenerfassungsaufwand für LCA-
Berechnungen erheblich zu reduzieren. Derzeit verfügbare BIM-basierte Ökobilanz-Tools sind in ih-
rer Kapazität begrenzt und können nur eine begrenzte Anzahl von BIM-Modellen verarbeiten, was
bei Projekten mit mehreren hundert Modellen (häufig in Infrastrukturprojekten) zu Problemen führt.
Der Trend zu openBIM-Ansätzen und die Nutzung des IFC-Standards ermöglichen eine breitere und
flexiblere Anwendung von LCAs, unabhängig von proprietären Datenaustauschformaten der BIM-
Modelle. AFRY Deutschland hat sich daher zum Ziel gesetzt, eine Methode für IFC-BIM-basierte
Ökobilanzen zu entwickeln, die den gesamten Planungsprozess, auch bei umfangreichen Projekten,
abdeckt und die Vorteile einer Verknüpfung mit GIS-Systemen bietet.
3.2 Integration von BIM und GIS 227
Durchführung/Lösungsweg
Im Rahmen eines Forschungsprojekts hat AFRY Deutschland eine innovative Methode entwickelt,
die eine effiziente Ökobilanzierung über alle Projektphasen hinweg ermöglicht, selbst bei umfangrei-
chen Projekten. Die Methode zeichnet sich durch einen hohen Automatisierungsgrad und die naht-
lose Integration von BIM-, GIS- und LCA-Daten aus, was sie von bisherigen Technologien unter-
scheidet.
Die Methodik umfasst die semantische und geometrische Verarbeitung von IFC-Modellen, die Be-
rechnung der Umwelteinwirkungen und die Visualisierung der Ergebnisse. Alle Prozesse laufen au-
tomatisch unter Anwendung der ETL-Software (Exchange, Transform, Load) FME Form ab.
Abb. 3.2.4-2: Prozessarchitektur der von AFRY entwickelten Methode zur Ökobilanzierung mit den
Teilprozessen ‚Extraction of Information‘, ‚EPD Mapping‘, ‚Reference Grid Creation‘, ‚IFC Partition-
ing‘, ‚Impact Assessment‘ und ‚Analysis/Visualization‘ (Quelle: AFRY)
Das Ziel des ‚Semantischen Processings‘ ist es, die Informationen der IFC-Modelle und der Umwelt-
produktdeklarationen (EPDs) aus Ökodatenbanken miteinander zu verknüpfen. Dadurch können den
IFC-Objekten Wirkungsindikatorwerte zugeordnet werden.
Im Rahmen des ‚Geometrischen Processings‘ erfolgt die geometrische Verarbeitung der IFC-Mo-
delle. Dabei werden diese in Rasterbereiche von 3 x 3 Metern unterteilt, was eine detaillierte Unter-
suchung von Umweltauswirkungen innerhalb eines Modells und zwischen verschiedenen Modellen
ermöglicht. Der Prozess basiert auf georeferenzierten IFC-Modellen. Von diesen wird ein Referenz-
raster abgeleitet, das für die Segmentierung der BIM-Modellgeometrien in Teilmodelle dient. Nach
der Segmentierung werden Quantitäten jedes Teilobjekts nativ im ETL-Prozess berechnet und in
einem Datenmodell zusammen mit Informationen aus dem ‚Semantic processing‘ und den Koordi-
naten der Teilobjekte gespeichert.
Im ‚Impact Assessment‘ wird der Umwelteinfluss jedes Teilobjekts anhand der zugeordneten Wir-
kungsindikatorfaktoren aus den EPDs und den berechneten Teilmodellquantitäten ermittelt.
Dabei werden über die georeferenzierten BIM-Modelle GIS-Daten integriert, sodass präzise Infor-
mationen zu den örtlichen Gegebenheiten in die LCAs einfließen und diese aussagekräftiger ma-
chen. Diese Daten spielen eine wichtige Rolle bei der Ökobilanzierung und sind vor allem in frühen
Planungsphasen entscheidend, wenn diese Daten normalerweise nicht zur Verfügung stehen, das
Potenzial zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen jedoch am größten ist.
228 3 BIM in der Praxis
Über die Koordinaten der Teilmodelle können beispielsweise Bodentypenkarten für die Bilanzierung
von Erdmassenbewegungen herangezogen werden. Mithilfe dieser Daten lässt sich präziser ermit-
teln, welche Emissionen durch Erdarbeiten und konstruktive Maßnahmen verursacht werden.
Dadurch können die Informationen zu Bodengegebenheiten aus GIS-Systemen bereits in frühen
Planungsphasen ein genaueres Bild der Treibhausgasemissionen liefern.
In späteren Planungsphasen lassen sich durch die Verknüpfung mit GIS-Systemen Routingservices
nutzen, um die Emissionen zu ermitteln, die durch den Transport von Materialien entstehen. Auf
dieser Grundlage können im Ausschreibungsprozess Empfehlungen ausgesprochen werden, aus
welchem Umkreis Materialien bezogen werden sollten, um die berechneten Umweltauswirkungen
nicht zu überschreiten.
Auch beim letzten Prozess ‚Analyse/Visualisierung‘ bringt die Verknüpfung mit GIS erhebliche Vor-
teile. Je nach Möglichkeiten der Visualisierungsumgebung wird ein dreidimensionales Ergebnismo-
dell auf Basis der ermittelten Umwelteinwirkungen aller Teilmodelle und dem Referenzraster erstellt.
Die Kacheln des Referenzgitters werden vertikal im Verhältnis zur Summe der Umwelteinwirkungen
aller Teilmodelle extrudiert. Gestapelte Säulen stellen gemäß den verschiedenen LCA-Phasen bei-
spielsweise Treibhausgasemissionen über die LCA-Phasen hinweg dar. So können diese Visualisie-
rungen den Projektbeteiligten insbesondere in der Kommunikation mit Auftraggebern, Politik und
Öffentlichkeit die Umwelteinwirkungen ihres Projektes verdeutlichen.
Erfahrungen/Fazit
Die vorgestellte, von AFRY entwickelte Methode zur Ökobilanzierung ermöglicht es den Projektbe-
teiligten, kritische Umwelt-Hotspots und Bereiche mit Optimierungspotenzial in ihren Projekten auf
einen Blick zu identifizieren. Damit schließt sie die Lücke einer effizienten, automatisierten und prä-
zisen BIM-basierten Ökobilanzierung in der Baubranche.
Gerade im Infrastrukturbereich werden Ökobilanzen zur Bewertung der ökologischen Qualität von
Planungen eine zunehmend größere Rolle spielen. Diese Methode ermöglicht AFRY, die steigende
Nachfrage nach präzisen und effizienten Ökobilanzen im Infrastrukturbereich zu bedienen.
3.2 Integration von BIM und GIS 229
Literatur
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2-8.
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Ltd
230 3 BIM in der Praxis
Problemstellung
Bei der Planung von Infrastrukturprojekten gehört die Verwendung von georeferenzierten Koordina-
tensystemen wie z. B. das DB_REF2016 der DB AG zum Standard. Seit Novemder 2022 gibt es
darüber hinaus auch sogenannte „VA-Systeme“ der DB Personenbahnhöfe als Planungsvorgabe,
die eine höhere Übereinstimmigkeit mit der Realität im Bereich der Verkehrsstationen gewährleisten
sollen. Jedoch stellt sich die Frage, ob diese Änderung im Planungsprozess gewinnbringend ist oder
nicht eher ein Qualitätsrisiko und höheren vermeidbaren Aufwand für die planenden Ingenieure dar-
stellt.
Solange noch kein Software-Tool in der Lage ist auf einer der Realität entsprechenden digitalen
Erdoberfläche direkt in 3D zu planen wird es durch das Thema Transformation immer wieder zu
Problemen kommen. Dabei ist die grundsätzliche Entscheidung zu treffen, entweder mit korrekten
Koordinaten oder mit realen Längen zu arbeiten. Beides lässt sich nicht in einem Koordinationsmo-
dell umsetzen, weil die projizierten Daten zu Verzerrungsproblemen führen, wie beispielsweise in
Abbildung 3.2.5-1 dargestellt.
Abb. 3.2.5-1: Beispiele für Sprünge im Höhensystem (links) und im Lagesystem (rechts) in Projek-
ten
Hintergrund
Das DB_REF2016 ist gem. Ril 883.2500 Kap. 2 das geodätische, dreidimensionale Koordinaten-
referenzsystem für den Geschäftsbereich Fahrwege der DB InfraGO AG und damit eine maßgebli-
che Grundlage für die Planung der Netzinfrastruktur. Das zugehörige Festpunktfeld ist einheitlich,
deutschlandweit anforderungsgerecht und sehr präzise. Darüber hinaus wird von dem Geschäftsbe-
reich Personenbahnhöfe der DB InfraGO AG ein lokales Koordinatensystem für Personenbahnhöfe
(VA-System) für die Planung von Verkehrsstationen empfohlen. Die Unterschiede der Systeme sind
in Abbildung 3.2.5-2 dargestellt.
Mit dem VA-System sollen die zum Rand des Meridianstreifens zunehmenden Längenverzerrungen
minimiert werden, um die dreidimensionale Planung und Ingenieurvermessung ohne systematische
Abweichungen gemeinsam in einer Planungssoftware nutzen zu können. Für die Planung von Groß-
projekten würde, aus unserer Sicht, dieser Ansatz jedoch dazu führen, dass alle Geobasis- und Pla-
nungsdaten in beiden Systemen erzeugt, d. h. doppelte Daten generiert werden müssten. Bei meh-
3.2 Integration von BIM und GIS 231
reren Stationen im Projektgebiet sogar entsprechend mehrfache Daten. Solche zusätzlichen Trans-
formations- bzw. Umformungsschritte, die durch den Einsatz von mehreren Systemen in der Planung
entstehen, bergen erfahrungsgemäß die Gefahr, dass die Anwendung nicht korrekt umgesetzt wird
aufgrund mangelnder Erfahrung der beteiligten Personen bzw. den begrenzten Möglichkeiten der
zur Verfügung stehenden Tools. Wird mit mehreren Systemen in einem Projekt geplant sind häufig
inkonsistente Daten und damit eine geringere Datenqualität die Folge.
Dabei ist anzumerken, dass das georeferenzierte DB_REF2016 in der Vergangenheit sowohl bei der
Planung als auch bei der Bauausführung von großräumig ausgedehnten Projekten seine zuverläs-
sige Anwendung unter Beweis gestellt hat. Sofern man alle Geobasis- und Vermessungsdaten nach
DB_REF2016 transformiert, bieten diese Grundlagen für die Planung keine weiteren Berührungs-
punkte mit Transformationsprozessen. Dies vereinfacht den Planungsablauf, reduziert das Fehlerri-
siko und liefert konsistente Daten.
Durchführung/Lösungsweg
Im projektspezifischen BIM Abwicklungsplan (BAP) sind ein Lage- und ein Höhensystem anzugeben
(z. B. DB_REF2016 oder das VA-System). Für den Bauwerksreferenzpunkt sollte eine georeferen-
zierte Koordinate (Lage und Höhe) innerhalb des Projektgebietes gewählt werden, um eine geomet-
rische Koordination der räumlich getrennten Teilmodelle zu gewährleisten. Dieser Basispunkt funk-
tioniert als Offset und entspricht damit dem Nullpunkt des BIM/CAD Systems. Darüber hinaus ist ein
im Hochbau (d. h. bei lokalen Systemen) üblicher Projektreferenzkörper an einer einheitlichen Ge-
oposition im Gesamtprojekt, das aus vielen Teil- und Fachmodellen besteht, in georeferenzierten
Modellen nicht erforderlich. Die Koordination erfolgt über die georeferenzierten Koordinaten (siehe
Abbildung 3.5.3-3).
Abb. 3.5.3-3: Exportierte georeferenzierte Koordinaten in IFC mit DB_REF2016 aus einem Tras-
sen-Tool ohne Projektbasispunkt (links) und aus einem Hochbau-Tool mit Projektbasispunkt-Offset
(rechts)
Da erst ab der IFC Version 4.0 eine standardisierte Eingabe von Referenzsystemen (CRS) möglich
ist und nicht alle Tools diese Möglichkeit überhaupt anbieten, hat AFRY einen BIM Standard entwi-
ckelt, der diese Informationen in einem eigenen ePSet „General“ mit den zugehörigen Eigenschaften
„Lagesystem“ und „Höhensystem“ auf IfcProject-Level definiert. Hiermit können Tool-unabhängig für
alle IFC-Versionen die im Projekt vereinbarten CRS-Vorgaben eingetragen werden.
Ausblick
Eine Lösung bietet möglicherweise zukünftig der unverzerrte „Digitale Zwilling“, die im Backend
nicht-projizierte, geozentrische, kartesische 3D-Koordinaten verwenden. Als Beispiele für mögliche
Software-Lösungen, die in die richtige Richtung gehen sind neben den Eigenentwicklungen von
AFRY hier InfraMaps (DB AG), ArcGIS Online (ESRI), Google Earth oder www.destination-earth.eu
zu nennen.
Die etwas weitergedachten Anwendungen wären eine einheitliche Common Data Environment
(CDE) als „Digitaler Zwilling“ in 3D für ganz Deutschland mit geozentrischen Koordinaten in einem
einheitlichen Datum, die bei Bedarf auch auf einer verzerrten 2D Karte dargestellt werden können.
„Eine elementare Rahmenbedingung für die Einheitlichkeit und Harmonisierung von Geodaten ist
der gemeinsame Raumbezug.“
Dieses Zitat aus dem Leitfaden des „runden Tisch GIS“ drückt nicht nur den dringlichen Bedarf der
Planungspraxis aus, sondern entspricht auch den Vorgaben der EU. Hierbei stellt sich die Frage,
warum die DB AG sich bisher nicht auf die deutschlandweite Vereinheitlichung der Geobasisdaten
eingestellt hat, sondern nach wie vor mit DB_REF2016 einen gesonderten Weg geht und diesen
durch die Vorgabe von lokalen VA-Systemen zumindest aus Sicht der Planung sogar noch weiter
3.2 Integration von BIM und GIS 233
verkompliziert. Aus planerischer Sicht kann man sich jedenfalls nur wünschen, dass zukünftig eine
Vereinheitlichung des zu nutzenden georeferenzierten Koordinatensystems auch in der BIM-Pla-
nung erfolgt und dass alle Projekte (auch die des Hochbaus) immer georeferenziert erfolgen.
Literatur
Clemen, C. et al. (2023): Georeferenzierung von 3D-Modellen mit dem VA-System für Personen-
bahnhöfe – DB Station & Service AG und HTW Dresden
DB InfraGO AG (2024) Vorgaben zur Anwendung der BIM-Methodik – Georeferenzierung bei DB
Personenbahnhöfen in BIM-Projekten
Jaud, Š. et al. (2020): Georeferencing in the context of building information modeling
Rili-RB-AdV (2017) – Richtlinie für den einheitlichen integrierten geodätischen Raumbezug des
amtlichen Vermessungswesens in der Bundesrepublik Deutschland
www.wikipedia.org
234 3 BIM in der Praxis
Problemstellung/Ziel
Neue Arbeitsweisen einzuführen fordert einen klaren Plan und Fingerspitzengefühl. Erst Recht in der
öffentlichen Verwaltung. Neben dem üblichen Projektaufkommen, werden Arbeitskräftemangel und
viele Anforderungen wie Klimaadaption (Entsiegelung, Begrünung, Schwammstadt, …) oder Klima-
schutz (90 km Fernwärmeausbau in 12 Jahren, CO2-Reduktion) als „genug“ neue Belastung wahr-
genommen. Die Begeisterung weiterer Anforderungen durch BIM hält sich in Grenzen. In diesem
anspruchsvollen Umfeld wurde die Abteilung Dokumentation des Tiefbauamtes Kanton Basel-Stadt
mit der Entwicklung eines BIM-Einführungskonzepts für das Bau- und Verkehrsdepartement beauf-
tragt. Nach ca. drei Jahren sind nun die Eckpunkte ausgereift um umgesetzt zu werden. Dabei konnte
die Abteilung auf ihre langjährige Erfahrung im Bereich GIS und schon vieler realisierter Digitalisie-
rungsmaßnahmen in der anspruchsvollen Umgebung zurückgreifen (siehe
Abb. 3.2.6-1).
Abb. 3.2.6-1: Zentrales Element der bisherigen digitalen Entwicklung: der GeoViewer@TBA-BS
(frontend). GIS-Daten werden für den Nutzer einfach und schnell visualisiert. Daten können mobil
genutzt und erfasst werden. Die Komplexität dahinter bleibt dem Anwender verborgen. BIM muss
genau so einfach sein.
Keine hoch fliegende Strategie, sondern konkrete alltagstaugliche Projekte sollen den Umsetzenden
zeigen, dass „richtige“ Digitalisierung nicht weiter belastet, sondern entlastet. So wurde zu Beginn
schon auf eine realistische Zieldefinition geachtet: das Konzept soll mit dem Ziel entwickelt werden,
dass die betroffenen Einheiten „im Minimum im Umfeld der Baubranche Schritt halten“ können.
Durchführung/Lösungsweg
Die Planungs- und Bauprozesse wurden in der ersten Phase untersucht, damit das Konzept pass-
genau auf die Schwächen und Stärken und die Bedürfnisse vor Ort entwickelt werden konnte. So
entstand das „konzeptionelle BIM“, das folgende Punkte abdecken sollte:
3.2 Integration von BIM und GIS 235
Abb. 3.2.6-216: Bildhafte Darstellung der Funktion der IDMs: Das Wasser zwischen den Inseln wird
abgelassen oder aufgeschüttet. Projektrisiken schwinden, wenn die unterschiedlichen Anforde-
rungsthemen (=Inseln) bei der Projektbearbeitung durch das IDM miteinander vernetzt (=Verbin-
dungen) und fehlende Anforderungen ergänzt werden. Bisher wurden immer nur jedes Thema für
sich betrachtet (Silo-Brille). In Zukunft werden sie integral mit Hilfe von IDMs vernetzt weiterentwi-
ckelt.
Dieser Arbeitsschritt und weitere Elemente des „konzeptionellen BIM“ wurden an einem Pilotprojekt
für eine Datenübergabe im Projektablauf mit allen Beteiligten und mit Hilfe einer CDE (Common Data
Environment) durchgespielt (siehe Abb. 3.2.6-3173).
Die Erfahrung ist, dass die Ansätze des „konzeptionellen BIMs“ gut funktionieren.
236 3 BIM in der Praxis
Wichtig ist:
• Die „richtigen“ Personen werden mit den „richtigen“ Fragen konfrontiert (Anwendungsfallde-
finition, Prozesse, Informationsanforderungen).
• Eine zentrale koordinative Einheit treibt die IDM-Entwicklung voran (das sog. Kernteam).
• Für die Endanwender sind die produzierten Lösungen maximal einfach zu bedienen.
Eben, so wie eine zeitgemäße GIS-Lösung heute daherkommt. Im Hintergrund steht ein komplexer
und vernetzter IDM-Anforderungskatalog, der alle Schnittstellen abdeckt und sich ständig weiterent-
wickelt. Aus dem IDM-Katalog werden alle Anforderungen an die Projekte (z.B. AIA/BAP), Entwick-
lungen der Werkzeuge oder der Technik, der Daten und Schulungen abgeleitet.
Abb. 3.2.6-317: Schematischer Ablauf vom
BIM-Pilotprojekt Neuweilerplatz. Von
Schritt 1 bis Schritt 4: Die IDMs werden
aufgestellt (IDM 0.1), Bauteile daraus ge-
neriert (2.) und geprüft (3.), dann Bauteile
und Anforderungen geprüft, ob beide zur
Zielerreichung des Anwendungsfalls bei-
tragen (4.) und die Anforderungen für das
alltägliche Geschäft angepasst (IDM 1.0).
Fazit/Erfahrungen
Als realistische Einführung beschreibt unser Konzept kleine Schritte (Kostenermittlung im Vorpro-
jekt, Planfreigabeprozesse, Checklisten, Baufortschritt), die nicht als das „große BIM“ daherkom-
men. Was zählt ist die für den Nutzer spürbare Entlastung durch die Digitalisierung. Ein erster An-
wendungsfall bildet beispielsweise die automatisierte Bereitstellung der Grundlagen durch die An-
bindung der GIS-Systeme an die Projektumgebung in einer CDE (siehe Abb. 3.2.6-). Die Anforde-
rungen dazu stehen im IDM. Der Nutzervorteil: allen stehen die gleichen Grundlagen im Projekt zur
Verfügung – in vielen Projekten heute leider die Ausnahme.
Abb. 3.2.6-4: Wie kommen die Projekt-
grundlagen ins Projekt? Im neuen Projekt
wird eine CDE bereitgestellt, die automati-
siert mit Daten aus den GIS bestückt wird.
Das Schaubild zeigt wie wichtig die Vernet-
zung der Systeme ist, um einen durchgän-
gigen Datenfluss bereit zu stellen. Es bie-
ten sich verschiedene Kanäle. Je nach Da-
tensatz und Aktualisierungsanforderung
werden sie entsprechend gewählt.
Leider ist der Begriff „BIM“ ein Stück weit „verbrannt“, als dass er bei vielen Kollegen noch Fantasie
für eine bessere Arbeitsweise fördern würde. Uns erscheint daher der Begriff „Digitales Planen,
Bauen und Betreiben“ angemessener. Wir sind überzeugt: Nutzer und BIM-Organisatoren finden
durch das Ausformulieren einer besseren Arbeitsweise in überschaubaren Schritten neuen Wege.
Die IDM-Methodik lässt uns die Spielregeln in Projekten eindeutig definieren und die Technik lässt
uns eigentlich keine Wünsche offen, so dass einer Einführung im Kanton Basel-Stadt nichts mehr im
Weg steht. Sicher braucht es noch viel Überzeugungskraft und die positive Einstellung: „Stell dir
deine Arbeit doch mal einfacher und besser vor, mit optimalen Prozessen und Werkzeugen …“
Literatur
SIA (Hrsg.) (SN EN ISO 29481-1, 2017): SN EN ISO 29481-1:2017, Bauwerks-Informations-Mo-
delle – Informations-Lieferungs-Handbuch – Teil 1: Methodik und Format
3.2 Integration von BIM und GIS 237
Problemstellung/Ziel
In vielen Projekten, insbesondere im Infrastrukturbereich, ist es heute notwendig, dass mit BIM- und
GIS-Daten gearbeitet wird, um eine optimale Datennutzung während der Planung, der Bauausfüh-
rung und dem Anlagenbetrieb zu erreichen. Dafür ist es notwendig, die Daten aus den ursprünglich
getrennten Welten möglichst verlustfrei ineinander zu überführen und miteinander zu kombinieren.
Dieses Erfordernis besteht nicht nur einmalig, sondern zieht sich durch die kompletten Lebenszyk-
lusphasen eines Bauwerks. Damit ist es besonders wichtig, dass der Datenaustausch möglichst un-
kompliziert und automatisiert abläuft.
Zu Beginn eines Projekts ist es erforderlich, die diversen verfügbaren Bestandsdaten zu erheben
und zu einer gemeinsamen integrierten Planungsgrundlage zu kombinieren. Der überwiegende Teil
der Bestandsdaten stammt aus verschiedenen Datenquellen aus dem GIS-Bereich. Auch wenn viele
Daten mittlerweile digital verfügbar sind, liegen sie oftmals nicht in einem einheitlichen Datenmodell
und -format Datenformat oder Georeferenzsystem vor und müssen deshalb i.d.R. harmonisiert und
transformiert werden. Weiterhin existieren auch heute noch Bestandsdaten in analoger oder teildigi-
taler Form (z.B. Pläne oder Bauwerksbücher in Papier oder PDF), die digital aufbereitet werden
müssen, um sie nutzbar zu machen. Fehlende oder ungenaue Informationen müssen nacherhoben
und in das Gesamtbild integriert werden. Und genau dafür stehen ausgereifte und etabliere GIS-
Systeme zur Verfügung, wie z.B. das, interoperable und offene System ArcGIS von Esri, welches im
Standard u.a. die Verarbeitung von IFC 4.3 unterstützt.
Im Rahmen der Planung, insbesondere in den frühen Leistungsphasen, ist es erforderlich, die Pla-
nungsergebnisse mit dem Bestand zu verschneiden, um die Auswirkungen der erarbeiteten Lösung
auf das Projektumfeld und damit die Eingriffe in die Umwelt oder den zusätzlichen Flächenbedarf zu
ermitteln. Gerade im Rahmen der Vorplanung, wo es darum geht, verschiedene Varianten zu entwi-
ckeln und in Bezug auf maßgebliche Kriterien miteinander zu vergleichen, kommt es darauf an, die
Planung und den Bestand schnell und unkompliziert in einem System zusammenzuführen und mit-
einander zu verschneiden. Hierbei kommt es darauf an, dass die Daten nicht aufwändig und kompli-
ziert aufbereitet werden müssen, um sie auszutauschen, sondern hierfür Schnittstellen zwischen den
Systemen existieren, die Daten ohne Informationsverlust oder Verfälschung übertragen können.
Dies ermöglicht eine sukzessive Optimierung der Planungslösung, welche auch die temporären Ein-
flüsse während der Bauausführung berücksichtigen kann. Ein iterativer Ansatz durch barrierefreien
Datenaustausch erleichtert die Findung der optimalen Lösung für die Planungsaufgabe erheblich.
Die zentrale Bereitstellung der Daten, sowohl des Bestandes als auch der Planung und Bauausfüh-
rung, über eine cloudbasierte Plattform nimmt im Infrastrukturbereich heute eine wichtige Rolle ein.
Dadurch wird sichergestellt, dass alle Projektbeteiligten die für ihre Arbeit notwendigen aktuellen
Informationen und Daten jederzeit zur Verfügung haben und damit arbeiten können. Durch die Be-
reitstellung in einem georeferenzierten Umfeld wie einem cloudbasierten GIS-System kann man die
Daten örtlich unabhängig sowohl geografisch verortet managen und visualisieren als auch z.B. zur
Navigation im Projektumfeld nutzen. Dies erleichtert die Steuerung und Abwicklung des Projektes
als auch die Kommunikation mit internen und externen Stakeholdern. Ein zusätzlicher Synergieeffekt
entsteht, wenn die Daten über die Planungs- und Bauphase hinaus auch zum Anlagenmanagement
und Betrieb durch den Infrastrukturbetreiber genutzt werden. Insbesondere bei sehr großen Anla-
genbeständen wie z.B. dem Streckennetz der DB bringt ein solches System einen erheblichen Mehr-
wert für den Betreiber, der die Vorteile der Planungs- und Bauphase um ein Mehrfaches übertrifft.
238 3 BIM in der Praxis
Praxisbeispiele/Durchführung/Lösungsweg
Die Integration von BIM und GIS bietet somit eine umfassendere Sicht auf Projekte und ermöglicht
fundierte Entscheidungen, eine stärkere Einbindung der Beteiligten und effizientere Prozesse. Die
OBERMEYER Group nutzt verschiedene BIM-GIS-Ansätze in Infrastrukturprojekten, um die Vorteile
beider Welten zu vereinen. Nachfolgend werden 2 Ansätze an Projektbeispielen erörtert.
• Brenner Nordzulauf
Eingebettet in den europäischen Scandinavian-Mediterranean Corridor, kurz ScanMed, bildet die
Brennerachse zwischen München und Verona ein wichtiges Herzstück der Nord-Süd-Vernetzung
Europas. Die Neubaustrecke umfasst rund 70 Kilometer und mindestens 34 Kilometer Tunnelbau.
Hinzu kommen mehrere Betriebsstellen und diverse Brücken von mehr als einem Kilometer Länge.
In zwei Planungsabschnitten ist OBERMEYER in Planungsgemeinschaften am Projekt beteiligt.
Hierbei werden während der gesamten Planungsphase eine Vielzahl von Daten erfasst, verarbeitet
und neu geschaffen. Mit dieser Vielzahl von Daten zielgerichtet zu interagieren und sie für alle Be-
teiligten nutzbar zu machen, ist gerade bei Großprojekten dieser Art eine zentrale Herausforderung.
Nur mit einer transparenten Dokumentation und vernetzten Daten ist eine effiziente Planung möglich.
Um Kollaboration zu fördern und den Modellbezug für Öffentlichkeitsarbeit sowie die Vorplanung
herzustellen, fließen BIM-Modelle und Geodaten zentral in der Cloud zusammen. OBERMEYER
setzt bei der Implementierung der Web-GIS-Plattform auf ArcGIS Online von Esri. Lösungen von
Esri. Dank der Plattform haben alle Beteiligten zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit, auf den aktuellen
Projektstand mit allen relevanten Informationen zuzugreifen und für die verschiedenen Anwendungs-
zwecke zu nutzen.
Die eingesetzte digitale Methode, mit der die Modelle von Trassen, Tunneln oder Brücken in ihren
räumlichen Kontext gesetzt werden, fördert darüber hinaus die Nachhaltigkeit des Bahnprojekts.
3.2 Integration von BIM und GIS 239
Durch die digitale Unterstützung bei der Trassenfindung und dem Variantenvergleich können Ein-
griffe in die Umwelt minimiert werden. Baustellenabläufe lassen sich bereits im Rahmen der Planung
optimieren und später ressourcenschonend durchführen. Faktoren wie Sonnenverlauf und Beschat-
tung sowie Standortanalysen wirken sich auf den operativen Betrieb aus und können in allen Pro-
jektphasen über die Web-GIS-Plattform verfolgt werden.
• U4 Hamburg
Im Auftrag der Hamburger Hochbahn AG ist OBERMEYER an der Planung und dem Management
der Erweiterung der U-Bahn-Linie 4 im Osten Hamburgs beteiligt. Das Projekt umfasst den Neubau
einer circa 2,5 km langen U-Bahn-Linie mit zwei neuen Haltstellen, die das Wohngebiet „Horner
Geest“ an das bestehende U-Bahn-System anbindet. Um den unterirdischen Bestand (Sparten, Siele
etc.) ganzheitlich zu erfassen, wurden die teils in Papierform vorliegenden Daten zunächst in ein
digitales Bestandsmodell überführt.
Insbesondere bei innerstädtischen Bauvorhaben müssen sich die Planungen in die umgebende Be-
bauung eingliedern. Mehrere Haltestellen und Knotenpunkte müssen bei dem Projekt integriert wer-
den. Gleichzeitig ist die alte Bausubstanz der umgebenden Gebäude zu überwachen und zu sichern.
Um die Bauvorhaben ideal zu planen und alle beteiligten Gewerke auch in späteren Phasen zu ko-
ordinieren, ist eine makroskopische Perspektive erforderlich.
Um diese zu realisieren, arbeitet OBERMEYER bereits seit der Vorplanung des Projekts mit BIM
und GIS. Die Integration ermöglicht es z.B., die Verläufe von Leitungen und Rohren ganzheitlich zu
analysieren und visuell zu erfassen. So können Konflikte mit den geplanten Anlagen erkannt und
entsprechende Umverlegungen geplant werden. Welche Häuser stehen unter Denkmalschutz? Wie
viele Bäume befinden sich auf geplanten Baustelleneinrichtungen? Georeferenzierte Daten aus öf-
fentlichen Verzeichnissen und Katastern liefern Antworten auf relevante Fragen.
Abb. 3.2.7-2: Integration Gesamtmodell U4 in ArcGIS GeoBIM und Verknüpfung mit BIM360
Nicht nur in der Planung unterstützt die Integration von BIM und GIS die Abwicklung des Vorhabens.
Auch Haltestellen, die sich bereits im Roh- oder Ausbau befinden, lassen sich in ihrem räumlichen
Kontext erleben. Eine flexible Navigation ermöglicht es, einzelne Objekte in den BIM-Modellen ein-
und auszublenden, diese zu isolieren und mit zusätzlichen Informationen anzureichern. Auf einen
Blick werden der Planungskontext sowie die Einflüsse auf die Umgebung greifbar. Gleichzeitig kön-
nen alle Projektbeteiligten die detaillierte Planung einsehen.
Erfahrungen/Fazit
Die nahtlose Integration von BIM und GIS im Kontext Infrastruktur bereits in den frühen HOAI-Leis-
tungsphasen spielt eine entscheidende Rolle für die digitale Transformation und die Bewältigung der
Herausforderungen. Hierbei handelt es sich um einen radikalen Paradigmenwechsel, welcher eine
240 3 BIM in der Praxis
Literatur
Sebastian Pache, Steffen Scharun: BIM- und GIS-Integration in der Infrastrukturplanung: Wegwei-
sende Synergie für die Schiene, Mai 2024 | Eisenbahntechnische Rundschau | Issue 05/2024
Markus Hochmuth, Sebastian Pache, Steffen Scharun: Infrastrukturprojekte digital planen: BIM und
GIS beim Brenner-Nordzulauf, Oktober 2023
https://www.esri.de/de-de/case-studies/brenner-nordzulauf-obermeyer-gruppe
3.2 Integration von BIM und GIS 241
Problemstellung/Ziel
Im Auftrag der Deutschen Bahn werden seit Ende 2023 von der ARC-GREENLAB GmbH und ihren
Partnerfirmen 21 Werkshallen der Regionalbahn in ganz Deutschland mit dem Mobile Mapping Sys-
tem NavVis VLX 3 erfasst. Das Hauptziel besteht darin, 3D-Punktwolken dieser Werkshallen zu er-
stellen. Insgesamt handelt es sich um die Erfassung einer Fläche von 170.000 Quadratmetern. Die
Durchführung des Projekts stellte ARC-GREENLAB vor einige besondere Herausforderungen. Dazu
gehören die sorgfältige Koordination mit den verschiedenen Werksleitern, um geeignete Termine für
die Aufnahme zu vereinbaren, sowie die Sicherstellung der Zugänglichkeit zu den Werkshallen wäh-
rend der Aufnahmeprozesse. Als Endprodukt erhält der Auftraggeber die erstellten 3D-Punktwolken
im Koordinatensystem DB REF.
Dieses Projekt zielt darauf ab, durch den Einsatz des mobilen Multisensorsystems NavVis VLX 3
eine präzise und umfassende Erfassung der Werkshallen in kürzester Zeit zu ermöglichen. Zunächst
war das Hauptziel der Erfassung nur die Erstellung georeferenzierter Punktwolken mit zugehörigen
360° Panoramafotos. Im Projektverlauf kam die Anforderung hinzu auf Grundlage der erfassten Da-
ten 3D-Bestandsmodelle im Detailgrad LoD 200 zu erstellen. Diese Modelle können anschließend in
ArcGIS Indoors überführt werden, um eine effiziente Nutzung und Verwaltung der erfassten Daten
zu gewährleisten. Die Umsetzung dieses ganzheitlichen Digitalisierungsansatzes wurde anhand der
Werkshalle in Magdeburg beispielhaft getestet. Dieser Artikel befasst sich daher mit 3D-Laserscan-
ning, Modellierung, Datenintegration und der Konfiguration eines robusten Asset-Tracking-Systems.
Durchführung/Lösungsweg
Mobile Mapping mit NavVis VLX 3
Der NaVis VLX 3 ist ein hochpräzises, tragbares 3D-Mapping-System, das im Zuge dieses Projektes
für die detaillierte Erfassung der Werkshallen verwendet wurde. Die Bedienung beginnt mit dem
Aufsetzen des Rucksack-Systems, das den LiDAR-Sensor und die Kameras enthält. Der Bedie-
nende aktiviert das Gerät über ein Touchscreen-Interface und startet die Aufnahme, anschließend
bewegt er sich mit mäßiger Geschwindigkeit durch die Halle. Der VLX 3 nutzt vier LiDAR-Sensoren,
die eine 360-Grad-Umgebungserfassung ermöglichen, kombiniert mit hochauflösenden Kameras für
visuelle Details. Mit einer Messrate von 1,2 Millionen Punkten pro Sekunde erfasst er selbst kom-
plexe Strukturen präzise. Echtzeit-SLAM (Simultaneous Localization and Mapping) Algorithmen ver-
arbeiten die Daten, während das System kontinuierlich die Position und Orientierung des Bedienen-
den verfolgt. Die Daten werden drahtlos auf ein Tablet übertragen, wo sie sofort visualisiert und
überprüft werden können. Dies ermöglicht eine schnelle Qualitätssicherung und sofortige Anpassun-
gen während der Aufnahme. Für die Georeferenzierung werden im Inneren der Werkshalle Pass-
punkte vermarkt, die über zuvor im Außenbereich eingemessene GPS-Punkte im UTM-System ver-
ortet werden können. Die GPS-Punkte werden aus dem inneren der Halle tachymetrisch angepeilt.
Die Passpunkte fließen dann in die Auswertung der Punktwolken ein, sodass die Gebäude an das
übergeordnete Koordinatensystem angeschlossen sind. Die erfassten Punktwolken-Daten wurden
im Anschluss an den Innendienst für die geplante Erstellung der 3D-Modelle übergeben.
Halbautomatische Modellierung
Was schlussendlich in dem 3D-Modell dargestellt werden sollte, war bei Projektbeginn noch nicht
vollständig ausformuliert. Die entsprechenden Anforderungen und Lösungswege wurden daher in
der Folge gemeinsam von ARC-GREENLAB und den jeweiligen Ansprechpartnern beim Auftragge-
ber erarbeitet. Aufwand und Nutzen wurden gegeneinander aufgewogen und am Ende stand die
242 3 BIM in der Praxis
Abb. 3.2.8-1: 3D-Bestandsmodell in ArcGIS Pro mit Sicht ins Innere der Halle
wurde, kann das Routing-fähige Indoors-Modell veröffentlicht werden. Dieser Schritt macht das Mo-
dell über ArcGIS Enterprise zugänglich und ermöglicht eine nahtlose Integration mit anderen Esri-
Tools und -Anwendungen. Das veröffentlichte Modell dient als Grundlage für die Implementierung
verschiedener standortbasierter Dienste, einschließlich des Asset Trackings.
Um die Echtzeit-Asset-Verfolgung zu ermöglichen, muss noch der ArcGIS GeoEvent Server konfi-
guriert werden. Der GeoEvent Server ist ein leistungsstarkes Tool, das Streaming-Daten aus ver-
schiedenen Quellen verarbeitet und analysiert. Für das DB Regio Werk Magdeburg soll es so konfi-
guriert werden, dass es Daten von Sensoren erfasst, die an Ladungsträgern innerhalb des Werks-
geländes angeschlossen sind. Ziel ist eine verbesserte betriebliche Effizienz. Dies kann gelingen, da
durch die Standortverfolgung in Echtzeit sichergestellt wird, dass die Ladungsträger dort sind, wo sie
sein müssen. Dadurch werden Ausfallzeiten reduziert, die Arbeitsabläufe verbessert und die ge-
nauen Tracking-Daten tragen zu einer effizienteren Zuweisung und Nutzung von Ressourcen bei.
Das System erhöht zudem die Sicherheit, indem es ein klar definiertes Routingsystem vorgibt. Der
Zugriff auf die Echtzeitdaten ermöglicht es Managern, fundierte Entscheidungen zu treffen und so
Abläufe und Wartungspläne weiter zu optimieren.
Erfahrungen/Fazit
Die Datenerfassung mit dem neuen Mobile Mapping System NavVis VLX 3 lässt sich als intuitiv und
modern zusammenfassen. Gerade durch das Tragen einen Rucksacksystems schont es Rücken
und Arme der Kolleginnen und Kollegen im Außendienst. Durch die mobile Erfassung und automa-
tische Auswertung der Punktwolken durch einen Algorithmus erhöht sich die Erfassungsgeschwin-
digkeit enorm - ein großer Vorteil, da so die Zeit vor Ort wesentlich verkürzt und der Betrieb möglichst
wenig gestört wird. Ein Qualitätsverlust zu terrestrischen Scannern ist bislang nicht festzustellen.
Grundlegend ist der BIM-Ansatz für Planungsaufgaben zukunftsweisend. Je nach Kontext kann es
jedoch ausreichen im ersten Schritt klare und genaue Geometrien des zu beplanenden Objekts als
Grundlage zu erstellen. Die hier entstandenen Modelle können je nach Anforderungen des Auftrag-
gebers zukünftig jederzeit weiterentwickelt werden.
Durch die Integration von 3D-Laserscanning, 3D-Modellen und ArcGIS Indoors wird im DB Regio
Werk Magdeburg ein ausgefeiltes Asset-Tracking-System entstehen. Dieses Projekt veranschaulicht
die Leistungsfähigkeit der Kombination fortschrittlicher räumlicher Technologien mit Echtzeit-Daten-
verarbeitung zur Verbesserung der betrieblichen Effizienz und des Ressourcenmanagements. Die
notwendigen räumlichen Technologien entwickeln sich ständig weiter. Dadurch werden solche inno-
vativen Lösungen für die Verwaltung komplexer Anlagen und für die Gewährleistung optimaler Leis-
tungsfähigkeit immer besser und zugleich in der Breite verfügbar.
244 3 BIM in der Praxis
BIM-basierter Bauantrag
Beitrag von Michael Theiler, Jan Tulke, Markus König und Kai-Uwe Krause
Ursprünglich angeregt durch den Stufenplan „Digitales Planen und Bauen“ des BMVI haben mehrere
staatliche Institutionen Hamburgs – teilweise unabhängig voneinander – frühzeitig begonnen, das
Thema BIM in ihrer Unternehmensstrategie zu berücksichtigen. Auch der Landesbetrieb Geoinfor-
mation und Vermessung Hamburg (LGV) erkannte frühzeitig die Relevanz von BIM im dringend er-
forderlichen Digitalisierungsprozess des Bauwesens. Zunächst in Kooperation mit dem Landesbe-
trieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG), später auch mit anderen Hamburger Institutionen ist
eine Organisation entstanden, die unter der Bezeichnung „BIM.Hamburg“ die Einführung von BIM in
der Freien und Hansestadt vorantreibt und etabliert, einheitliche BIM-Grundlagen für die Dienststel-
len der Stadt schafft und Beratung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anbietet.
Strukturierter Einführungsprozess
Durch den Beschluss der Hamburger Staatsräte
vom 11. März 2019 wurden sechs BIM-Leitstellen
mit Schwerpunktthemen eingerichtet. Gemeinsam
bilden sie die Steuerungsgruppe und unterstützen
die Einführung von BIM unter dem Label
„BIM.Hamburg“. Fehlende Kenntnisse, Erfahrun-
gen oder Standards sollen zukünftig die Anwen-
dung von BIM nicht mehr verhindern.
Die Implementierung von BIM in Hamburg erfolgt
über verschiedene Einführungsprojekte in einem
gemeinsamen Programmmanagement, das durch
Abb. 3.3.1-1: Organisation von BIM.Hamburg. einen zertifizierten Programmmanager unterstützt
wird.
Objektkataloge: Ziel des Projekts ist die Erarbeitung von Objektkatalogen für alle Gewerke. Erste
Versionen für Brücken und Geotechnik sowie für das Master-Modell sind bereits in der Praxis erprobt
und veröffentlicht. Die Kataloge für DGM, Vermessung sowie die Umstellung des Hamburger Nor-
mierungskataloges etc. liegen im Verantwortungsbereich des LGV.
Weiterhin arbeitet der LGV intensiv in den Projekten „Anwendungsfälle“, „Qualitätsmanagement“ und
„Wissensmanagement“ mit.
Im Bereich des Hochbaus hat sich Hamburg u. a. an dem Forschungsprojekt BIM-basierter Bauan-
trag beteiligt, das in engem Zusammenhang mit den Aktivitäten des LGV zu XPlanung/XBau steht
(siehe Beitrag von Theiler, Tulke, König und Krause in Kap. 3.2.15 „BIM-basierter Bauantrag“). Ziel
beider Projekte: automatisierte Teilprüfung von BIM-Modellen im Rahmen des Bauantragsgesche-
hens.
Ziele
Mit der Bereitstellung von Normen, Standards und Mustervorlagen soll in der Freien und Hansestadt
Hamburg die Planungsmethode BIM etabliert werden. Ein wesentliches Ziel ist die Schaffung einer
einheitlichen, BIM-konformen Datenstruktur für alle
Dienststellen – einheitliche Datenbanklösungen, Ob-
jektkataloge, Datenformate etc. zur Vermeidung von
redundanten Daten, Informationsverlusten durch Me-
dienbrüche usw.
Der LGV begleitet und fördert die BIM-Entwicklung in
der Freien und Hansestadt Hamburg. Durch die Grün-
dung von „BIM.Hamburg“ und die Einführung eines
Programmmanagements zur Steuerung einer Vielzahl
von Aktivitäten, kann der LGV in Zusammenarbeit mit
allen am Bau Beteiligten den derzeitigen Wandel in
der Baubranche im Sinne der FHH mitgestalten und
setzt dabei konsequent auf fachübergreifende Koope-
ration und intensiven Wissenstransfer zum Aufbau
Abb. 3.3.1-5: Grundlagendokumente von
von Kompetenz. BIM.Hamburg.
3.3 BIM – Prozesse und Management 251
252 4 Handlungsempfehlungen
4 Handlungsempfehlungen
Einleitung
Moderne GIS und CAD oder AEC-Systeme unterstützen die Arbeit mit CRS (Koordinatenreferenz-
systemen). Im Wasserstraßen-Neubauamt Berlin (WNA) wurde ein Workflow entwickelt und erprobt,
wie mit CRS im Zusammenspiel mit lokalen Koordinatensystemen bei Baumaßnahmen umgegangen
werden kann.
Ziel des Workflows ist die Etablierung eines genäherten „lokalen“ Koordinatensystems schon bei
Projekt- bzw. Planungsbeginn, das über den gesamten Projektablauf beibehalten wird.
Vorauszusetzen ist, dass überschaubare Projektgebiete (wie z. B. Bauwerke mit einer Ausdehnung
von ca. 1000 m oder Lose für den Streckenausbau von ca. 10 km Ausdehnung) vorliegen, die sich
auf möglichst niedrigem und gleichmäßigem Niveau befinden.
Projektzusammenarbeit
Verschiedene Akteure haben unterschiedliche Perspektiven:
• Planer > konstruktive Sicht (SOLL) − vom idealen Modell in die Realität (Top-Down)!
• Vermesser > geodätische Sicht (IST) − von der Realität zum genäherten Modell (Bottom-
Up)!
• Entwickler > logisch mathematische Sicht (Prozess) – von Vorgaben zur Software!
Perspektiven bestimmen Prioritäten. Funktionalität von Software bestimmt deren Möglichkeiten bei
der Anwendung. Nur aus der gemeinsamen Schnittmenge werden sich daher mehr oder weniger
optimale Lösungen (Kompromisse) für die ineinandergreifenden Prozesse der Akteure entwickeln
lassen. Ein einheitliches Bezugssystem ist Grundlage der Zusammenarbeit! OpenBIM mit dem Da-
tenaustausch über IFC wird bzw. ist Standard, Interoperabilität, Notwendigkeit!
Projektbezugssystem
Die Definition eines einheitlichen Koordinaten-Referenzrahmens für das Bauprojekt ist Vorausset-
zung für eine genaue und zuverlässige Modellkoordination aller Fachmodelle. Je früher ein gemein-
sames georeferenziertes „Projektkoordinatensystem“ als Schnittstelle zwischen Planung und Real-
welt festgelegt wird, desto besser können Fehler und Mehraufwendungen vermieden werden.
Bei Bauprojekten kommen im Wesentlichen drei unterschiedliche Systemdefinitionen zur Anwen-
dung, deren Koordinaten reproduzierbar bzw. möglichst verlust- und widerspruchsfrei ineinander
umzuformen sind:
1. CRS − projizierte auf einer globalen Datumsfestlegung basierende „Landes“-Koordinaten
(Nordwert, Ostwert, Höhe [ETRS89/UTM & DHHN2016, Integrierter Raumbezug 2016]) z. B.
verwendet bei Geodaten wie Kataster, Topographie, Festpunkten …
2. Kartesische 3D-Koordinaten − (XYZ) z. B. verwendet bei Softwaregrafik, Bauwerken, IFC …
3. 2D- + 1D-Koordinaten als verzerrungs- und maßstabsfreie lokale Lagekoordinaten mit Ge-
brauchshöhe (Rechtswert, Hochwert, Höhenwert auf Äquipotenzialfläche [„NHN-
4.1 Arbeiten im „lokalen CRS“ 253
DHHN2016“ sofern nicht anders definiert]) z. B. verwendet bei Lageplänen, Planungen, Bau-
netzen …
Das „Projektbezugssystem“ muss daher alle drei Systemdefinitionen wie auch die Art und Weise
ihrer Umrechnungen berücksichtigen. Es beinhaltet daher nicht „das Koordinatensystem“ an sich,
sondern viel mehr die Bezugssystematik, also die Methode wie mit den unterschiedlichen Koordina-
ten im Projekt umgegangen wird! Für einen definierten Zweck (Produkt, Prozess, Anwendungsfall
etc.) ist die jeweils passendste Methode anzuwenden bzw. vorzugeben.
Cassini-Soldner-Projektion
• Koordinatenursprung: Zentral im Projektbereich (mit Koordinatenverschiebung in Rechts
und Hoch – zur Vermeidung negativer Koordinaten) oder für BIM links unten bzw. südwest-
lich positioniert liegender virtueller Bezugspunkt (Nullpunkt) – das gesamte Projekt liegt im
ersten Quadranten mit positiven Koordinatenwerten.
• Bezugsmeridian: Der durch den Ursprung verlaufender Meridian bildet die X-Achse (Abszis-
senachse). Daher keine Meridiankonvergenz (Verdrehung) zur Nordrichtung (Gitternord).
• Parallel zum Bezugsmeridian verlaufen die Abszissenlinien.
• Orthogonal zum Bezugsmeridian verlauft die die Y-Achse (Ordinatenlinien als mit zuneh-
mendem Abstand konvergierende Großkreisbogen).
• Abbildung in die Ebene: Transversale Zylinderprojektion
o Bezugsmeridian als längentreue Gerade,
o Ordinaten als orthogonal verlaufende längentreue Geraden gleichen Abstands,
o zunehmende Dehnung der Abszissen,
o weder winkel- noch flächentreu → ordinatentreu,
o „lokales X-, Y-Koordinatensystem“ (kurze Koordinatenwerte sparen Speicherplatz,
erhöhen die Performance und verbessern damit die Handhabung als auch die Soft-
warekompatibilität).
Die Cassini-Soldner-Abbildung ist nicht winkeltreu, die Ordinaten konvergieren mit zunehmendem
Abstand von der Abszisse des Koordinatensystemursprungs. Eine 1 km Strecke z. B., die 20 km
parallel vom durch den Nullpunkt laufenden Bezugsmeridian in Nord-Süd-Richtung verläuft, wird um
5 mm gedehnt. Geht man von einer maximalen Trassenlänge von 20 km (Gerade) bei einem
Richtungswinkel von 50 gon aus (Projektgebiet max. Abstand 14.142 m), wäre die maximale
Verzerrung (Verlängerung der Trasse) für ein solches Baulos bei 35 mm.
Der Einfluss der Erdkrümmung (eine 10 km Sehne führt zu einer 1 mm längeren Bogenlänge) ist zu
gering und auf die Koordinaten auch nicht sinnvoll anzubringen. Beide Faktoren kann man daher
praktisch meist ignorieren. Die Methode ist daher nicht nur für Ingenieurbauwerke, sondern auch für
Trassenbauwerke geeignet (prinzipiell immer der gleiche Workflow).
Höhenreduktion
Beachtet werden sollte jedoch die mittlere ellipsoidische Höhe (Normalhöhe + Geoidundulation) des
Projektgebiets. Bei einer für uns typischen mittleren ellipsoidischen Höhe von 250 m wird die
254 4 Handlungsempfehlungen
gebiets sind daher die systematischen Fehleranteile zu ermitteln und für den jeweiligen An-
wendungszweck zu prüfen, inwieweit diese noch vernachlässigt werden können. Für „regi-
onale“ Standardanwendungen mit ähnlicher Projektausdehnung (Standardprodukte) kann
dies auch pauschal erfolgen (empfohlen).
• Wird der systematische Fehleranteil der „negativen Höhenreduktion“ über die Einführung
eines Maßstabsfaktors für das Projektgebiet minimiert (nicht empfohlen), ist dabei zu be-
rücksichtigen, dass nur die X- und Y-Werte skaliert werden dürfen. Der Z-Wert soll ja weiter
der Normalhöhe entsprechen. Die verwendete Software muss daher Lage und Höhe der 3D-
Koordinaten getrennt verarbeiten können (2D+1D). Dies kann, je nach Anwendung, zu Prob-
lemen führen und im Zweifelsfall der Schaden hier höher als der Nutzen sein. Die Verwen-
dung von Verschiebungswerten in X- und Y-Achse kann dazu führen, dass es beim Bezugs-
punkt der Skalierung (Nullpunkt) zu unterschiedlichen Interpretationen kommt.
• Für Anwendung des LPCS für das Baugelände (IfcSite in der IFC-Datei) gilt, der Ursprung
des lokalen Systems liegt bei X,Y,Z bei 0,0,0, nicht gedreht und nicht skaliert! Die Vermes-
sung sorgt als Voraussetzung dafür, dass die Topographie und der Bestand (Geodaten) in
diesem System abgebildet werden! Die Planung garantiert, dass die Bauwerke in diesem
System positioniert werden! So wie in diesem „virtuellen“ System geplant, können die Bau-
werke später aus dem physisch errichteten lokalen Baunetzsystem M 1:1 abgesteckt wer-
den. Durch diese eindeutige Festlegung sind kaum noch Fehlinterpretationen der Georefe-
renzierung (IFC) möglich.
• Wird ein präzises örtlich vermarktes Vermessungsnetz notwendig (Zwangspunkte für die
Ausführungsplanung, für die Bauphase), werden die mit „hinreichender HEPS Genauigkeit“
per GNSS bestimmten „lokalen“ Koordinaten der Festpunkte, in einer freien Netzausglei-
chung als Näherungskoordinaten (Datumspunkte) verwendet. Das lokale „virtuelle“ System
wird mit dem Tachymeter gemessenen, als lokales „physisches“ Baunetz manifestiert.
• Der „kleine“ systematische Fehleranteil der nicht berücksichtigten Höhenreduktion und ver-
nachlässigten Abbildungsverzerrung, steckt in den für die Planung bereitgestellten Geoda-
ten und nicht in der geplanten Bauwerksgeometrie, sondern in deren etwas ungenaueren
Georeferenzierung (Positionierung der Planung im Bestand). Aus einem manifestierten lo-
kales Baunetz gemessener Bestand ist daher bei Bedarf (Genauigkeitsanforderung) separat
entsprechend seiner Entstehung vorzuhalten und zu kennzeichnen (Metadaten, Merk-
male/Attribute). Gleiches gilt selbstverständlich für die Planung (Qualitätssicherung).
Abb. 4.1.4-1: Vierseitiger Volumenkörper aus Dreiecken mit im Ursprung liegender rechtwinkliger
Ecke, dessen Kanten parallel zu den ausgerichteten Achsen [X − horizontal, Y − genordet, Z – lot-
recht] des Koordinatensystems verlaufen, mit einer X-Kante doppelt so lang wie die Z-Kante und
die Y-Kannte wiederum doppelt so lang wie die X-Kante.
Der Koordinationskörper wird mit seinem Namen z. B. „Ursprung des lokalen Systems“
sinnvollerweise direkt IfcSite (Grundstück) zugeordnet. Da einige Programme damit wiederum
Probleme haben, ist hier zu prüfen, ob der Koordinationskörper als eigenständiges IfcBuilding
(Bauwerk) definiert werden muss.
Praktisch ist, dass die „Georeferenzierung“ mit dem Ursprung des „örtlichen“ Koordinatensystems
(Längen-/Breitengrad) für den Projektnullpunkt auch unter IfcSite eingetragen werden kann.
Beispiel:
#8=IFCSITE('3$m6_auhz8RgvpcSjtwvk1',#2,'Gel\S\dnde','Umgebung',$,#16,$,$,.ELEMENT.,(52,7,
48),(14,39,0),0 .,$,#18);)
Die notwendigen Systemdefinitionen (Datum ETRS89, Projektion Cassini) können über IFC-
Eigenschaften (IfcProperty) des Koordinationskörpers als Attribute bzw. Merkmale integriert werden.
Beispiel:
#31=IFCPROPERTYSINGLEVALUE('_Koordinatensystem','?',IFCLABEL('ETRS89 / lokale
Cassini-Projektion'),$);
Oder auch alleine ohne IfcSite.RefLat/IfcSite.RefLon als PROJ-Deklaration methodisch ausreichend:
#40=IFCPROPERTYSINGLEVALUE('_PROJ','?',IFCLABEL('+proj=cass+lat_0=52.13
+lon_0=14.65 +x_0=0 +y_0=0 +ellps=GRS80 +units=m +no_defs'),$);
Die Angabe IfcSite.RefLat/IfcSite.RefLon wird durch gängige Software in der Regel nur als Position,
z. B. grober Standortmarker auf einer Übersichtskarte, interpretiert.
Beispiel:
Bentley (MicroStation) nutzt diese zur Platzierung eines „PlaceMark“ mit dem Namen
„IfcSite::Monument“, der dann allerdings in einem weiteren Schritt auch für die Georeferenzierung
als Ursprung für einen „Azimutal Bereich“ (Lambert Azimuthal Equal Area Projektion/EPSG:9820)
genutzt werden kann. Bei einem Abstand unter 1 km vom Ursprung macht es praktisch keinen
Unterschied (Submillimeter), ob ein „Azimutal Bereich“ oder eine Cassini-(Soldner)-Projektion wie
empfohlen verwendet wird.
Es gibt (zu) viele Möglichkeiten der Georeferenzierung (LoGeoRef). Für die bauseitige Verwendung
der IFC ist dafür zu sorgen, dass der Import im lokalen System und nicht z. B. durch eine enthaltene
Georeferenzierung automatisch in globale Koordinaten (CRS) umgerechnet erfolgt, eine Unsitte bei
zu vielen Schnittstellenproblemen durch individuell programmierte Software mit hierzu
unterschiedlichen Vorgehensweisen und Lösungen. Es ist daher sinnvoll, keine weiteren
Möglichkeiten der „Georeferenzierung“ in der Master-IFC zu nutzen, diese ist gewollt für gängige
Software nicht georeferenziert. Ziel ist ja umgekehrt die korrekte Referenzierung des Bestands
4.1 Arbeiten im „lokalen CRS“ 257
(vorliegend im CRS) im lokalen Baugeländesystem LPCS gemeinsam mit der „platzierten“ Planung
(Bauwerkssystem).
Konzeptionell soll die Projekt-Georeferenzierung vielmehr als Methode einmalig, manuell und mit
Sachverstand für die jeweiligen Anwendungen eingerichtet werden, wo sie dann hinterlegt abgerufen
werden kann.
Alternativ könnten sich alle Projektbeteiligten unter Berücksichtigung der nutzbaren Infrastruktur
auch auf eine Art der Georeferenzierung der IFC einigen, die ein ausreichend gleiches Ergebnis
liefert. Dies ist in der Praxis schwierig, da neben dem Problem Georeferenzierung meist noch weitere
Datenformatprobleme gelöst werden müssen und nicht nach dem Export bzw. vor dem Import oder
der Referenzierung, an den IFC herumgebastelt werden soll. Es ist zielführender, solche Probleme
in der Softwareanwendung zu lösen (z. B. durch Schnittstellenkonfiguration).
Einmal erstellt, kann die Master-IFC als Vorlage für alle weiteren Projekte verwendet werden, da das
Projektkoordinatensystems (keine Drehung, keine Skalierung) mit dem Projektnullpunkt (X,Y,Z bei
0,0,0) immer gleich bleibt und nur Längen-/Breitengrad der Georeferenz des Nullpunkts geändert
werden muss. Projektspezifische Informationen, IDs, Attribute bzw. Merkmale sind ggf. natürlich
ebenfalls anzupassen.
Im weiteren Verlauf:
• Werden genauere Koordinaten benötigt wird das „virtuelle“ LPCS durch Absteckung, Mes-
sung, Ausgleichung als lokales „physisches“ Baunetz manifestiert. Dabei werden Punkte des
modellierten Bestands bzw. notwendige Zwangspunkte mit einbezogen und dienen der Ein-
haltung der erforderlichen Genauigkeit (Qualitätssicherung bzw. Nachjustierung über die
Ausgleichung).
• Bei weniger hohen Genauigkeitsansprüchen (z. B. Baufeldgrenzen, Trassenbauwerke) kann
direkt im „virtuellen“ LPCS mittels GNSS abgesteckt, gemessen oder kontrolliert werden.
Einleitung
Für die Straßenbauverwaltungen der Länder und zukünftig – ab dem 01.01.2021 – auch für die Au-
tobahn GmbH des Bundes bieten digitale Technologien beim Planen, Bauen und Betreiben große
Potenziale, Infrastrukturprojekte schneller und effizienter zu gestalten. Ein Baustein dazu ist Building
Information Modeling (BIM). Das BMVI hat beschlossen, diese Methode ab 2020 bei allen neu zu
planenden (Groß)Projekten des BMVI zu verwenden (BMVI 2015).
Abb. 4.2-1: Geodatenmanagement im Straßenwesen aus der Sicht des Fachbereiches Ingenieur-
geodäsie & Geoinformation in der Straßenbauverwaltung.
4.2 Herausforderungen bei der Einführung der BIM-Methode 259
Die Abbildung 4.2-1 zeigt aus Sicht des Fachbereiches Ingenieurgeodäsie & Geoinformation einer
Straßenbauverwaltung das Geodatenmanagement für verschiedene Aufgaben im Straßenwesen so-
wie Produkte dieses FB unter Berücksichtigung des Lebenszyklus (Planen, Bauen, Betreiben/Unter-
halten) von Straßen. Das digitale, lebenszyklusorientierte Geodatenmanagement, die weiterfüh-
rende Analyse und die Präsentation von Geodaten ist eine zentrale Aufgabe für die BIM-Methode,
um Geobasisdaten, GIS-Anwendungen, Geodatendienste (u. a. der GDI-DE) und ansprechende Vi-
sualisierungen von Bauvorhaben für die künftigen Belange der Straßenbauverwaltung projektbezo-
gen, anwendungs- und bedarfsgerecht bereitzustellen.
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die BIM-Methode zzt. in vielen Straßenbauverwaltun-
gen der Länder in Pilotprojekten erprobt wird. Die nachfolgenden Arbeitsweisen anhand der BIM
Anwendungsfälle sind daher nicht etabliert und können durchaus noch Änderungen erfahren.
Bestandserfassung
Gemäß BMVI (2015) bezeichnet BIM:
• eine kooperative Arbeitsmethodik,
• mit der auf der Grundlage digitaler Modelle eines Bauwerks,
• die für seinen Lebenszyklus relevanten Informationen und Daten konsistent erfasst, verwal-
tet
• und in einer transparenten Kommunikation zwischen den Beteiligten ausgetauscht oder für
die weitere Bearbeitung übergeben werden.
„Alle zu erbringenden Leistungen sind auf der Grundlage 3D-fachmodellbasierten Arbeitens in digi-
taler Form zu liefern … Sofern weiterhin 2D-Pläne erstellt werden, müssen diese aus 3D-Modellen,
die dem Auftraggeber zur Verfügung zu stellen sind, abgeleitet werden“ (BMVI 2015, S. 9).
Für den Bereich Ingenieurgeodäsie & Geoinformation im Straßenbau bedeutet dies vielfach eine
Änderung der Arbeitsweise von dem bisherigen 2,5D Ansatz hin zum 3D-Modell. Dies erfordert zu-
nächst die Festlegung eines modifizierten Datenmodells auf der Grundlage von Objektklassen. Für
Ingenieurbauwerke wurde dies in den Pilotprojekten, die in den Ländern durchgeführt wurden, viel-
fach auf der Grundlage der Struktur der ASB-Ing vorgenommen. Für die Strecke liegt der Entwurf
einer Objektliste vor, die auf der Grundlage der bisherigen Fachbedeutungslisten entstanden ist.
Diese wurde im Zuge der derzeit laufenden Novellierung der RAS-Verm erarbeitet. Die Fachbedeu-
tungslisten auf der Grundlage der geometrischen Elemente Punkte, Linien und Flächen sind einzu-
sehen unter http://www.okstra.de.
Die Abbildung 4.2-2 zeigt einen Auszug aus der Objektliste, die als generisches Modell aufgebaut
ist. Dies hat den Vorteil gegenüber einem komplexen Objektmodell, dass nur ein „Metamodell“ in
das Datenmodell aufgenommen wird und konkrete Ausprägungen erst in den Daten (oder ggf. in
externen Spezifikationen) vorkommen. Das generische Objekt hat mit „IfcProxy/IfcBuildingElement-
Proxy“ zudem eine Entsprechung in IFC, sodass sich Geometrie und Semantik übertragen lassen.
Abbildung 4.2-5 zeigt das 3D-Modell des Ingenieurbauwerks auf der Grundlage der ASB-Ing, das
aus einer TLS Punktwolke (Abbildung 4.2-4) erstellt wurde. Ein detaillierter Praxisbericht zur Auf-
nahme und Erstellung des gezeigten Ingenieurbauwerks befindet sich in „0 Erfassung und Er-
stellung eines BIM-konformen Bestandsmodells der Huntebrücke als Teil der A29
bei Oldenburg“.
Visualisierung
Der AwF Visualisierung betrifft insbesondere den Aspekt der Präsentation im Bereich Geoinforma-
tion und tangiert die Qualifikation des o. a. FB mit den heutigen Möglichkeiten der digitalen Karto-
grafie. Während bisher die Präsentation herkömmlicher 2D-Bestandsobjekte über Pläne erfolgte,
deren kartografische Festlegungen in Zeichenvorschriften festgelegt sind, werden zukünftig höhere
Ansprüche an die Realitätsnähe von 3D-Modellen, u. a. für die Öffentlichkeitsarbeit, gestellt; siehe
das Beispiel der Abbildung 4.2-6. Auch der Einsatz von VR und AR wird vermehrt Anwendungen
finden.
Baudokumentation
„Das Baudokumentationsmodell (engl. As-built-Modell) ist die überprüfte digitale Abbildung des tat-
sächlich gebauten Bauwerks. Sämtliche Modellelemente sind in der realisierten Version mit tatsäch-
lichen Abmessungen, Formen, Lage und Ortsbezug modelliert.“ (BMVI 2019) Zukünftig ist es damit
grundsätzlich möglich, das As-built-Modell auf der Grundlage des geplanten 3D-Modells zu erstellen.
Wichtig dabei ist der Nachweis einer plangerechten Bauausführung bzgl. der Geometrie und der
geometriebetreffenden Attribuierung. Dies sollte mit Methoden der Ingenieurgeodäsie durchgeführt
werden.
europäischen Raumbezugs verfolgt. In Deutschland wurde dies mit dem Bezugssystemwechsel auf
Lagekoordinaten im System ETRS89/UTM und Höhen im System DHHN2016/NHN vollzogen. Wie
bei jeder konformen Abbildung werden auch bei der UTM-Abbildung die Strecken und Flächen ge-
genüber ihren Werten in der Örtlichkeit verzerrt dargestellt. In den meisten Regionen Deutschlands
hat dieser Maßstabseffekt eine größere Wirkung als bei der bisher verwendeten Gauß-Krüger-Ab-
bildung. Bleibt dieser Effekt in einer Prozessphase unberücksichtigt, kommt es zwangsläufig zu Ab-
weichungen zwischen der geplanten und der tatsächlichen Bauausführung. Während diese Abwei-
chungen früher bei der Gauß-Krüger-Abbildung als tolerierbar betrachtet wurden, erfordert die UTM-
Abbildung nun einen methodisch korrekten Umgang mit der Maßstabsproblematik bei der Realisie-
rung von Infrastrukturprojekten der Straßenbauverwaltungen.
Unabhängig von der Planungs- und Bauaufgabe erfolgt üblicherweise die planungsbegleitende Ver-
messung sowie die fortlaufende Bestandserfassung im amtlichen Lagebezugssystem ETRS89/UTM.
Auf dieser Grundlage kann in den meisten Fällen auch die Planung und der Bau von Verkehrsanla-
gen (= Streckenbau) erfolgen, da hier die bei der UTM-Abbildung auftretenden Abweichungen zwi-
schen der geplanten und der tatsächlichen Bauausführung i. d. R. bewusst vernachlässigt werden
können. Bei der Errichtung von Ingenieurbauwerken (vgl. Abbildung 4.2-7) und den damit verbunde-
nen höheren Genauigkeitsansprüchen an deren lagerichtige Übertragung in die Örtlichkeit kann es
jedoch erforderlich sein, den Einfluss des Projektmaßstabs bereits zu Beginn der Ausführungspla-
nung zu berücksichtigen. In diesem Fall ist dann zwischen den Fachbereichen Ingenieurgeodäsie
und konstruktiver Ingenieurbau abzustimmen, ob die Ausführungsplanung auf Grundlage eines
transformierten digitalen Objektmodells in einem örtlichen Koordinatensystem im Maßstab m = 1
erfolgen muss. In diesem Abstimmungsprozess ist zu klären, ob einerseits die Abweichungen zwi-
schen geplanter und tatsächlicher Bauausführung aufgrund der Dimensionierung des Bauwerks to-
lerierbar sind und zum anderen örtliche Zwangsbedingungen eingehalten werden müssen. Bisherige
Erfahrungen aus der Praxis haben gezeigt, dass sich der zusätzliche Transformationsaufwand des
digitalen Objektmodells auf spezielle Bauwerke beschränken lässt. In jedem Fall ist aber bei der
Absteckung im Rahmen der Bauvermessung sicherzustellen, dass die Konstruktionsmaße des ge-
planten Bauwerks unverändert (m = 1) in die Örtlichkeit übertragen werden. Die Abbildung 4.2-7
zeigt ein Schema, wie mit den Verzerrungen bedingt durch die UTM-Abbildung umzugehen ist.
4.2 Herausforderungen bei der Einführung der BIM-Methode 263
Abb. 4.2-7: Methodischer Umgang mit dem Projektmaßstabseffekt bei der Planung und dem Bau
von Ingenieurbauwerken.
Kooperative Arbeitsweise
BIM erfordert eine kooperative Arbeitsweise, die den Austausch aller relevanten Informationen zwi-
schen den Fachbereichen ermöglicht. Dazu erarbeiten die einzelnen FB i. d. R. mit unterschiedlicher
fachspezifischer Software ihre Fachmodelle. Die Kollaboration wird zukünftig auf einer gemeinsa-
men Projektplattform, einer CDE, erfolgen. Die CDE ermöglicht auch das Zusammenstellen der ein-
zelnen Fachmodelle zu einem Koordinationsmodell, um eine modellbasierte Kommunikation zu er-
möglichen und frühzeitig Konflikte möglichst automatisiert zu erkennen.
Die kooperative Arbeitsweise erfordert eine Festlegung von Rollen, Rollenbeschreibungen und Ver-
antwortlichkeiten, die in sog. AIA festgelegt werden. Aufseiten des AG bzw. AN sind folgende Rollen
264 4 Handlungsempfehlungen
möglich (BMVI 2019): BIM-Manager (AG), BIM-Gesamtkoordinator (AN), BIM-Koordinatoren für ver-
schiedene FB (AG, AN). Eine wichtige Absprache ist die Festlegung der Modelle (Abschnitt 4.2-2)
sowie der verwendeten Koordinatenreferenzsysteme. Wie in Abschnitt 4.2-3 aufgeführt, können Ab-
bildungsverzerrungen und Höhenreduktionen, zusammengefasst in einem Projektmaßstab, zu Dif-
ferenzen zwischen einem lokalen Koordinatensystem und einem amtlichen Bezugssystem wie
ETRS89/UTM führen, die zu berücksichtigen sind. Dies ist folglich bei der Zusammenstellung der
einzelnen Fachmodelle zu einem Koordinationsmodell in Form von mitzuführenden Metadaten zu
beachten.
Vertragliche Regelungen
Bisher erfolgte die Vergabe ingenieurgeodätischer Leistungen auf der Grundlage von Leistungsbe-
schreibungen, deren Leistungsphasen, Honorierung und Ausführung in der HOAI* und weiteren
Richtlinien beschrieben sind. Grundzüge dieser Regelungen sind auch bei Anwendung der BIM-
Methode weiterhin erforderlich und müssen zum Teil überarbeitet werden. Zudem sind aufseiten des
AG AIA zu entwickeln, die durch weitere Dokumente ergänzt werden. Dazu gehören eine genaue
Leistungsbeschreibung, Modellierungsrichtlinien, Bauteilkataloge und angepasste Richtlinien, wie
z. B. die derzeit in Novellierung befindlichen RAS-Verm.
Die Überarbeitung der vorhandenen Unterlagen erfolgt gegenwärtig z. B. auch durch die Ergänzung
der bisherigen Leistungsbeschreibung um die Erstellung von 3D-Modellen und die Erstellung eines
FGSV Wissensdokumentes für den Umgang mit Verzerrungsverhältnissen nach dem Bezugssys-
temwechsel auf ETRS89/UTM und DHHN2016/NHN. Der AN dokumentiert darauf aufbauend seine
Realisierung in einem BAP.
* HOAI: Mindest- und Höchstsätze aufgehoben mit Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 4. Juli
2019.
Verwendete Abkürzungen
AIA: AuftraggeberInformationsanforderungen HOAI: Honorarordnung für Architekten
AG: Auftraggeber und Ingenieure
AN: Auftragnehmer NLStBV: Niedersächsische Landesbehörde für
AR: Augmented Reality Straßenbau und Verkehr
AwF: Anwendungsfälle OKSTRA Objektkatalog für das Straßen-
ASB-Ing: Anweisung Straßeninformationsbank und Verkehrswesen
Ingenieurbauwerke SIB: Straßeninformationsbank
BAP: BIM-Abwicklungsplan TLS: Terrestrisches Laserscanning
CDE: Common Data Environment RAS-Verm: Richtlinien für die Anlage von Straßen,
FB: Fachbereich Teil Vermessung, Ausgabe 2001
FGSV: Forschungsgesellschaft für Straße- VR: Virtual Reality
und Verkehrswesen WMS: Web Map Service
FIS: Fachinformationssystem WFS: Web Feature Service
GDI-DE: Geodateninfrastruktur Deutschland
Quellen
BMVI (Hrsg.) (2019): BIM4INFRA2020 − Handreichungen und Leitfäden – Teile 1 bis 10.
https://bim4infra.de/leitfaeden-muster-und-handreichungen.
BMVI (Hrsg.) (2018): BIM4INFRA2020 − Umsetzung des Stufenplans „Digitales Planen und
Bauen“. https://bim4infra.de/wp-content/uploads/2018/09/AP1.2-AP1.3_BIM4INFRA_Bericht-
Stufenplan.pdf.
BMVI (Hrsg.) (2015): Stufenplan Digitales Planen und Bauen. https://www.bmvi.de/Shared-
Docs/DE/Publikationen/DG/stufenplan-digitales-bauen.pdf?__blob=publicationFile.
4.2 Herausforderungen bei der Einführung der BIM-Methode 265
Einleitung
Die Einführung von BIM steht in Deutschland nach wie vor am Beginn. Werden BIM-Projekte durch-
geführt, werden Geodäten bisher häufig nicht als aktive Teilnehmer BIM-basierter Prozesse wahr-
genommen. BIM bietet jedoch insbesondere für die Geodäsie eine Chance, ihre Expertise verstärkt
einzubringen und ihre Dienstleistungen im BIM-Kontext neu zu denken. Dies begründet die Notwen-
digkeit, sich auch im Ingenieurbüro intensiver mit Innovation und einer BIM-Strategie zu befassen.
Wird die Produktivität des Bausektors der vergangenen Jahre betrachtet, so ist auffällig, dass die
Baubranche stark hinter andere Branchen zurückfällt. Die Arbeitsproduktivität in der Volkswirtschaft-
lichen Gesamtrechnung des Statistischen Bundesamts belegt, dass im Jahr 1991 eine höhere Pro-
duktivität als im Jahr 2018 im Bausektor erreicht wurde (Statistisches Bundesamt 2020). Branchen-
vergleiche zeigen, dass andere Branchen, wie z. B. die Automobilbranche, schon lange mit digitalen
Fertigungsmodellen arbeitet. Bevor Fahrzeuge in die Produktion gehen, werden die Abläufe tau-
sende Male durch computergestützte Simulationen intensiv vorab geprüft. Weiter kann angeführt
werden, dass das Image der Baubranche und das Label „Made in Germany“ stark angekratzt ist, wie
die Beispiele des Flughafens BER, die Hamburger Elbphilharmonie oder Stuttgart 21 zeigen. Lang-
wierige und analoge Baugenehmigungsverfahren erschweren darüber hinaus eine rasche und zeit-
gemäße Bearbeitung (Messmer & Austen 2020).
Auch die Geodäsie ist zunehmend durch externe und interne Faktoren unter Druck, sich aktiv mit
Innovation und neuen Aufgabenfeldern auseinanderzusetzen. Dies zeigt sich z. B. im Automatisie-
rungsgrad des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. So liegt die Automatisierbarkeit der
Tätigkeiten eines Vermessungsingenieurs bei 55 %, eines Technikers bei 50 % und eines Beamten
im Vermessungswesen (höherer Dienst) bei 88 % (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
2020). Bei Betrachtung vieler Baustellen ist darüber hinaus zunehmend sichtbar, dass immer mehr
geodätische Tätigkeiten aufgrund des technologischen Fortschritts durch andere am Bau beteiligte
Akteure durchgeführt werden. Die zunehmend einfachere Bedienung von GNSS-Empfängern, Ta-
chymetern, Drohnen oder Laserscannern wird diese Tendenz weiter verstärken.
BIM kann aber nicht einfach im Laden gekauft werden oder 1:1 kopiert werden, sondern muss für
jede Organisation erarbeitet werden. Die Frage, die sich daran anstellt, ist: Wie kann dies am besten
gelingen?
Im Folgenden wird eine Herangehensweise kompakt vorgestellt, wie BIM strategisch in einem Inge-
nieurbüro implementiert und wie dieser Weg in vier Schritten erfolgreich gegangen werden kann.
Diese Herangehensweise wurde aus mehreren bereits existierenden BIM-Leitfäden und Empfehlun-
gen abgeleitet. Zu nennen sind dabei insbesondere der Leitfaden BIMiD des Fraunhofer Instituts
(2018) und die Empfehlungen aus dem BIM-Manager Handbuch von Mark Baldwin (2018). Darüber
hinaus fließen auch praktische Erfahrungen aus dem Bereich der strategischen Unternehmensbera-
tung und BIM-Implementierung für größere Organisationen und Großkonzerne mit ein. Diese Heran-
gehensweise ist speziell für kleine und mittelständische Unternehmen entwickelt und angepasst wor-
den.
Abbildung 4.3-1 zeigt die vier aufeinander aufbauenden Schritte einer BIM-Strategie-Einführung in
einem Ingenieurbüro auf. Im Zentrum eines erfolgreichen Veränderungsprozesses steht dabei immer
der Mensch, der von der Anwendung der neuen Methodik überzeugt sein sollte. Dafür dient der erste
Schritt: das Aufzeigen der BIM-Notwendigkeit, der neuen Chancen und motivierender Anreize zum
4.3 BIM im Ingenieurbüro − denken wir neu! 267
Mitmachen. Im zweiten Schritt geht es darum, für den eigenen Tätigkeitsbereich BIM-basierte geo-
dätische Anwendungen zu erarbeiten, um konkret zu verstehen, wie BIM das eigene Dienstleistungs-
spektrum verändert oder ggf. auch erweitern kann. Durch den dritten Schritt wird auf die einzelnen
BIM-Strategie-Komponenten eingegangen, wie z. B. was sind die eigenen BIM-Ziele? Welche Soft-
ware wird benötigt, um die neuen Dienstleistungen anbieten zu können? Wie muss sich ggf. die IT-
Infrastruktur anpassen? Welche Schulungen werden im Unternehmen benötigt und wie sehen Schu-
lungsprogramme für einzelne Mitarbeiter konkret aus? Das Wichtige dabei ist, dies alles in einer
BIM-Strategie zu dokumentieren und gleichzeitig intern als auch extern mit den Kunden gezielt zu
kommunizieren. Als letzter folgerichtiger Schritt erfolgt dann die operative Umsetzung. Im Folgenden
werden nun die einzelnen Komponenten nochmals genauer beschrieben. An dieser Stelle sei auf
die weiteren Hinweise in Messmer & Austen (2020) verwiesen.
Ziel Schritt 2: Erarbeitung BIM-basierte geodätische Tätigkeiten für eigenes Unternehmen, Anpas-
sung und ggf. Erweiterung der Dienstleistungen.
BIM-Strategie dokumentieren, implementieren & kommunizieren
Im dritten Schritt werden die einzelnen Bestandteile ei-
ner BIM-Strategie zusammengefasst, die sich vor allem
aus dem zweiten Schritt ableiten lassen. Für die not-
wendige Transparenz und das einheitliche BIM-Ver-
ständnis ist eine Dokumentation einer BIM-Strategie für
den internen Zweck, aber ggf. auch für die externe Kom-
munikation, sehr zu empfehlen. Welche Bestandteile
diese BIM-Strategie konkret enthält, kann von Organi-
sation zu Organisation variieren. Als Vorschlag können
folgende Bausteine enthalten sein: BIM-Ziele, BIM-
Roadmap, BIM-Wissen, BIM-Change Managementpro-
zess, BIM-Software/IT-Landschaft, BIM-Standards und
BIM-Kommunikation.
Die einzelnen Bestandteile können z. B. in Workshop-
Formaten mit den Mitarbeitern und Kollegen gemein-
sam erarbeitet werden oder auch mit externer Hilfe. Abb. 4.3-2: Beispiel für Bestandteile
einer BIM-Strategie.
BIM-Ziele: Welche BIM-Ziele werden in der eigenen Or-
ganisation verfolgt? Die Ziele können z. B. klassische Umsatzziele oder Teilnahme an x BIM-Projek-
ten sein. Ziele sollten nach Möglichkeit dabei immer „SMART“ formuliert sein. SMART steht im deut-
schen für: spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch und terminiert.
37
Die Design Thinking Methode beschreibt einen strukturierten Innovationsprozess. Ausgehend
von Problemen und Herausforderungen von Kundengruppen werden gezielte Ideen generiert,
getestet und umgesetzt.
4.3 BIM im Ingenieurbüro − denken wir neu! 269
BIM-Wissen: Damit die BIM-Anwendungen richtig umgesetzt und die BIM-Ziele erreicht werden kön-
nen, ist es notwendig, sich über das relevante BIM-Wissen für die eigene Organisation im Klaren zu
sein. Möglichkeiten sind hier Gruppenschulungen, aber auch individuelle Schulungen zu speziellen
Methodik-/Verständnisfragen oder zu BIM-Software.
BIM-Change Managementprozess: Eine BIM-Strategie sollte nach Möglichkeit ebenso Inhalte zum
Veränderungsmanagement enthalten. Welche Elemente dies konkret umfasst, hängt sehr stark von
den Rahmenbedingungen, wie z. B. der Altersstruktur, ab. Beispiele können sein, dass Workshop-
Formate bzw. Teilhabe fördernde Maßnahmen in der gesamten BIM-Strategie-Erarbeitung bereits
von Beginn fest verankert sind. Dass eine BIM-Strategie in vielen Teilen gemeinsam erarbeitet wird,
kann bei der Akzeptanz des Vorhabens ein wichtiger Erfolgsfaktor sein.
BIM-Software & Hardware/IT-Landschaft: BIM verändert auch die Anforderungen an die anzuwen-
dende Software und Hardware. Welche Tools benötigt werden und an welchen Stellen ein Upgrade
z. B. der Rechnerleistung erforderlich scheint, hängt von den BIM-Anwendungen und BIM-Zielen ab.
Ebenso sollten dabei auch die Wünsche des Kunden mit in Betracht gezogen werden, da manchmal
der Datenaustausch, z. B. in nativen Datenformaten, gefragt ist.
BIM-Standards: In den meisten Fällen werden die BIM-Dokumenten-Standards, wie z. B. AIA oder
BAP, von Auftraggeberseite vorgegeben. Dennoch ist es an dieser Stelle wichtig, die Vorgaben der
Kunden zu kennen, zu verstehen und ggf. auch darauf hinzuweisen, wenn geodätisch relevante As-
pekte nicht zufriedenstellend berücksichtigt werden, wie z. B. Angaben zum PCS und CRS, Genau-
igkeitsangaben (LOIN, LoA, LoAD) etc.
BIM-Kommunikation: Eine nicht zu unterschätzende Komponente ist die Kommunikation über BIM,
sowohl intern als auch extern. Intern fördert es die Transparenz und Akzeptanz, extern kann es nicht
nur ausschlaggebend für den Erhalt eines Auftrags sein, sondern z. B. im Bereich des Fachkräfte-
mangels eingesetzt werden, um die Zukunftsfähigkeit und Vielseitigkeit eines Berufs im geodäti-
schen Umfeld aufzuzeigen.
BIM-Roadmap: Durch die BIM-Roadmap werden die einzelnen Ziele und Bestandteile zusammen-
geführt, mit zeitlichen Horizonten versehen, Verantwortlichkeiten festgelegt und ein Maßnahmenka-
talog entwickelt. Somit wird die gesamte BIM-Strategie mit konkreten Aufgaben befüllt.
Ziel Schritt 3: Einführung BIM-Strategie, Schaffung von Transparenz, Konkretisierung von BIM,
Aufstellung Schulungs- und Lernpläne, Steigerung Innovationskraft.
Erfolgreiche Umsetzung
Als vierten und letzten Schritt erfolgt die Umsetzung der definierten Maßnahmen und die aktive Teil-
habe an BIM-Projekten. Dabei ist es aber auch wichtig, von anderen Projektteilnehmern als aktiver
Part in einem BIM-Projekt wahrgenommen zu werden. Deshalb ist die im vorherigen Abschnitt an-
gerissene BIM-Kommunikation essenziell.
Da es sich in Deutschland bei BIM noch um eine relativ neue Methode handelt und der technologi-
sche Wandel in rasanter Geschwindigkeit immer wieder neue Lösungen hervorbringt, ist es zu emp-
fehlen, sich mindestens einmal jährlich die Zeit zu nehmen, um zu betrachten, ob die BIM-Strategie
weiterhin die richtigen Weichen stellt oder ob an der ein oder anderen Stelle nachjustiert werden
sollte. Agilität ist heute eine der zentralen Herausforderungen sämtlicher Organisationen. Sie kann
durch verschiedene Maßnahmen aus dem Innovationsmanagement unterstützt werden.
Ziel Schritt 4: Erfahrungen sammeln, BIM leben, Teilhabe und Mitgestaltung am digitalen Wandel.
Dieses beschriebene Vorgehen kann als erste Hilfestellung dienen, BIM in der eigenen Organisation
strategisch zu betrachten und als festen Bestandteil in der Unternehmensstrategie zu verankern.
270 4 Handlungsempfehlungen
Es liegt nun an jedem Einzelnen, sich aktiv einzubringen, einen Kulturwandel zu wollen und dafür
Sorge zu tragen, die Geodäsie oder andere Fachdisziplinen auch in Zukunft als unverzichtbare Dis-
ziplinen im Bauen und im Gestalten der Umwelt zu halten. Der digitale Wandel bietet uns nun un-
zählige Möglichkeiten − denken wir neu! Falls Sie Fragen zu konkreten Schritten oder zu weiteren
anwendbaren Methoden haben, wenden Sie sich gerne an mich.
Verwendete Abkürzungen
AIA: AuftraggeberInformationsanforderun- LoAD Level of As-is-Dokumentation
gen
BAP: BIM-Abwicklungsplan LOIN Level of Information Needed
CDE: Common Data Environment PCS Project Coordinate System
CRS Coordinate Refererence System
LoA: Level of Accuracy
Quellen
Baldwin, M. (2018): Der BIM-Manager: Praktische Anleitung für das BIM-Projektmanagement. DIN
− Deutsches Institut für Normung e. V., Mensch und Maschine Schweiz AG. Berlin: Beuth.
Fraunhofer IBP (2018): BIMiD-Leitfaden. Valley: Fraunhofer IBP.
Messmer, B. & Austen, G. (2020): BIM – Ein Praxisleitfaden für Geodäten und Ingenieure. Wiesba-
den: Springer Vieweg.
Messner, J.; Anumba, C.; Dubler, C.; Goodman, S.; Kasprzak, C.; Kreider, R., . . . Zikic, N. (2019):
BIM Project Execution Planning Guide − Version 2.2. (C. I. Program, Hrsg.) Pennsylvania, Penn
State, USA. https://psu.pb.unizin.org/bimprojectexecutionplanningv2x2/(Oktober 2019).
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (2020): Job Futuromat. https://job-futuromat.iab.de/
(Januar 2020).
Pilling, A. (2019): BIM − Das digitale Miteinander (3., aktualisierte und erweiterte Auflage). Berlin:
Beuth.
Statistisches Bundesamt (2020): VGR des Bundes − Produktivität,[...], Wirtschaftsbereiche.
https://www-genesis.destatis.de/genesis/online/data?operation=abruftabelleBearbeiten&levelin-
dex=1&levelid=1578996516842&auswahloperation=abruftabelleAuspraegungAuswaehlen&aus-
wahlverzeichnis=ordnungsstruktur&auswahlziel=werteabruf&code=81000-0017&auswahlte (
Jaunar 2020).
4.4 Vorteile und Nutzungsmöglichkeiten bei der Verwendung von (amtlichen) Geodaten in BIM-
Autorensoftware mit dem CityBIM-Plug-in 271
Die digitale Verknüpfung der Geodäsie/Geoinformatik (GIS) und der Bauwelt (BIM) ist einer der we-
sentlichen Schwerpunkte der Forschungsgruppe DD-BIM an der HTW Dresden. Das Ziel des Ci-
tyBIM-Plug-ins ist es, praktische Wege zur Geodatenintegration für BIM-Projekte zu ermöglichen.
Für die BIM-basierte Planung von Bauwerken kommt spezielle, sogenannte BIM-Autorensoftware
zum Einsatz. Die an der HTW Dresden eingesetzte Software Autodesk Revit ist nativ, hinsichtlich
der Geodatenverarbeitung wenig komfortabel und unterstützt die Geodatenintegration nur unzu-
reichend. Um diese wichtigen Funktionalitäten besser in den Planungsprozess integrieren zu kön-
nen, kann aber auf das quelloffene City2BIM-Plug-in für Revit zurückgegriffen werden. Folgende
Grundfunktionalitäten werden durch das Plug-in zur Verfügung gestellt:
• Georeferenzierung von BIM-Projekten, inklusive Transformation zwischen WGS84 &
ETRS89 UTM,
• Import von Digitalen Geländemodellen (unterschiedlicher Dateiformate),
• Import von 3D-Stadtmodellen (Serverabfrage (WFS) oder Dateibasiert (CityGML; Encoding
nach AdV oder SIG3D)),
• Import von ALKIS-Bestandsdaten (NAS-Format),
• Import von XPlanung (XPlanGML),
• Import von CAD-Zeichnungen (DXF) und Objektgenerierung (DXF-Blockattribute),
• Export nach IFC (zusätzliche Metadaten/Semantik als IfcPropertySets).
Zentrale Voraussetzung für die erfolgreiche Zusammenführung
der amtlichen Geodaten mit dem digitalen Bauwerksmodell ist
dessen korrekte Georeferenzierung. In Revit erfolgt dies unter
anderem über die koordinatenmäßige Bestimmung des Projekt-
basispunktes. Zur Vereinfachung dieses Prozessschrittes stellt
das entwickelte Plug-in ein Dialogfenster (Abb. 4.4-1: ) zum Set-
zen relevanter Parameter (z. B. des Koordinatenreferenzsystems)
bereit. Die Speicherung der Georeferenzierung erfolgt direkt im
Revit-Projekt und wird beim IFC-Export über die Entität Ifc- Abb. 4.4-1: Georeferenzierung
MapConversion sichergestellt. des BIM-Projekts.
Mithilfe von Digitalen Geländemodellen (DGM) kann die umgebende Topographie im BIM-Auto-
rensystem dargestellt werden. DGMs können beispielsweise aus einer Geodateninfrastruktur (GDI)
bezogen werden oder durch Vermessungsaufnahmen, je nach gewünschtem Detaillierungsgrad mit
Bruchkanten oder anderen Strukturelementen, erstellt werden. Das Plug-in erlaubt den Import meh-
rerer, etablierter Datenformate (vgl. IfcTerrain in Kapitel 4.5) unter Berücksichtigung aller vorliegen-
den Informationen. Somit können As-is-Gelände importiert werden. Dies steht beispielsweise für die
Kollisionserkennung oder auch als Geländegrundlage für die Projektion weiterer Daten (GIS/CAD)
zur Verfügung.
272 4 Handlungsempfehlungen
XPlanung stellt die logische Verknüpfung der Bauleitplanung, Raumordnungsplänen und Land-
schaftsplänen zur Verfügung. Dabei können 2D-Datensätze im GML-Anwendungsschema importiert
werden. Auch hier können die zu verarbeitenden Layer beschränkt werden. Die Linien- und Flächen
werden auf das Gelände drapiert. Alle Teilflächen werden als einzelne BIM-Objekte klassifiziert und
attributiert. Die semantischen Informationen der ursprünglichen Daten bleiben vollständig erhalten
und stehen im BIM-Projekt zur Verfügung. Der regelbasierte Abgleich mit dem Baurecht und den
speziellen gesetzlichen Anforderungen der Bundesländer ist Gegenstand weiterer Arbeiten.
Die CAD-Integration hilft im Kontext von Vermessungsarbeiten, den erfassten Außenbereich modell-
basiert abzubilden. Elemente des Außenbereichs können so für die Kollisionsprüfung mit anderen
4.4 Vorteile und Nutzungsmöglichkeiten bei der Verwendung von (amtlichen) Geodaten in BIM-
Autorensoftware mit dem CityBIM-Plug-in 273
Georeferenzierung
Attribute
Digitale Geländemodelle (DGM) werden für Planungs- und Bauprozesse von Vermessungsunter-
nehmen gemessen, qualitätsgesichert und digital aufbereitet. Die auf diese Weise professionell er-
stellten DGMs werden meist in den üblichen CAD-Datenformaten (z. B. DXF) an den Kunden über-
geben. Jedoch sind CAD-Formate für BIM nur beschränkt geeignet. Auch die großflächigen Gelän-
demodelle der Vermessungsverwaltungen werden durch die Geodateninfrastrukturen in für BIM un-
geeigneten Datenformaten bereitgestellt. Für den standardkonformen openBIM-Austausch von Ge-
ländemodellen wird daher an der HTW Dresden das quelloffene und freie Softwaretool IfcTerrain
entwickelt, das die Konvertierung von vorhandenen DGMs in das IFC-Format ermöglicht. Folgende
Eingangsformate können dabei gelesen werden, wobei je nach Format Punkte und Bruchkanten,
TINs oder Flächen aus zusammengesetzten Polygonen verarbeitet werden:
• LandXML (TIN und zusätzliche Bruchkanten),
• CityGML (TIN),
• DXF (wählbarer Layer – Punkte, Linien, TIN und zusätzliche Bruchkanten),
• REB (DA45, DA49, DA58) (wählbarer Horizont – Punkte, TIN und zusätzliche Bruchkanten),
• Höhenraster (XYZ) von Geodatendiensten,
• GrafBAT (Punkten, TIN und zusätzliche Bruchkanten) oder
• PostGIS (Geodatenbank mit Punkten, TIN und zusätzliche Bruchkanten).
Die Industry Foundation Classes (IFC) ermöglichen es, Digitale Geländemodelle (DGM) durch un-
terschiedliche Geometrietypen darzustellen. Die verschiedenen BIM-Viewer, BIM-Autorensysteme
und BIM-Kollaborationsplattformen verarbeiten die exportierten Geometrietypen unterschiedlich. Die
geometrische Repräsentation in IFC kann über drei verschiedene Arten erfolgen. Diese speichern
die Geländeinformation auf unterschiedliche Weise.
4.5 Konvertierung und Bereitstellung von standardkonformen Digitalen Geländemodellen im BIM-
Kontext 275
Aus diesem Grund besteht die Möglichkeit, über IfcTerrain den Export nach IFC zu konfigurieren.
Die Konvertierung kann über eine grafische Benutzeroberfläche (GUI) oder als batchfähige Konso-
lenanwendung (CMD) durchgeführt werden. Letzteres wird über eine einfache JSON-Datei, die
durch die IfcTerrain GUI erzeugt wird, konfiguriert. Diese kann auch in einem Texteditor nachbear-
beitet werden.
Abb. 4.5-3: IfcTerrain – Grafische Benutzer- Abb. 4.5-4: Unterstütze Repräsentation ver-
oberfläche (Abbildung nach Clemen et al. schiedener Softwareprodukte (Abbildung nach
2021). Clemen et al. 2021).
Die Konfiguration wurde für den Nutzer möglichst einfach gehalten und gliedert sich in Import- und
Exporteinstellungen. Die IFC-Export-Einstellungen sind nötig, da viele Softwareprodukte die IFC-
DGMs nicht vollständig auswerten können. Anhand folgender Schritte wird die Konfiguration durch-
geführt:
1) Auswahl des Eingabeformats,
2) formatspezifische Importeinstellungen (Layerauswahl, Bruchkantenverarbeitung),
3) Informationsübersicht,
4) IFC-Exportversion (IFC2x3; IFC4) und Ausgabe als IfcSite oder IfcGeographicElement,
5) Geometrische Repräsentation,
276 4 Handlungsempfehlungen
5 Produkte
Software
In diesem Kapitel werden exemplarisch einzelne Softwareprodukte vorgestellt. Diese wurden von
den einzelnen Unternehmen, die dem Beteiligungsaufruf des „DVW e. V. – Gesellschaft für Geodä-
sie, Geoinformation und Landmanagement“ und des „Runden Tisches GIS e. V.“ gefolgt sind, zum
Leitfaden beigesteuert.
Die nachfolgenden Produktvorstellungen wurden von den jeweiligen Herstellern auf Grundlage vor-
gegebener Templates erstellt. Ebenso beruhen alle Daten und Fakten auf Herstellerangaben. Trotz
größter Sorgfalt können für Irrtümer und Fehler keine Haftung übernommen werden.
278 5 Produkte
Eigenschaften
Art der Anwendung Datenauswertung, Analyse, Planung, Simulation
Vermessung, Punktwolkenbearbeitung & -auswertung, Analyse/Simulation, Visuali-
Anwendungsfelder
sierung (2D, 3D), Berechnung, Infrastrukturplanung, Tiefbau
u. a. IFC2x3, IFC4, IFC4.1, IFC 4x3, OKSTRA, cpiXML, LandXML, REB, DWG,
Schnittstellen
DXF, DWF, PDF, ISYBAU, pkt, csv, ASCII-codierte Punktformate
Win 10 64 Bit, 8 GB RAM, Dual- besser Quadcore-Prozessor, CAD-zertifizierte
Voraussetzungen
Grafikkarte
Systemarchitektur Desktopsoftware für Windows
Weltweite Projekte mit unterschiedlichsten BIM-Anforderungen, closed BIM,
Referenzprojekte
open BIM
Kontaktinformationen
Carolin Leipold, NTI Deutschland GmbH, [email protected], www.nti-group.com/de
5.1 Software 279
Autodesk Revit
Die Software für Building Information Modeling im Hochbau ⟳
Kurzbeschreibung
Revit fasst im Hochbau alle Gewerke unter einem Dach zusammen. Ob Sanierung, Umbau oder
Neubau – Revit bietet für alle Modellierungsvorhaben die Vorteile eines parametrischen, durchgän-
gigen Gebäudemodells. Jede Änderung wird automatisch im gesamten Modell aktualisiert, egal in
welcher Sicht auf das Modell (Ansicht, Schnitt …) sie vorgenommen wurde. Vom ersten Entwurf bis
hin zur Ausführungsplanung bietet Revit intuitive Funktionen wie die Variantenplanung, Energie- und
Lichtanalysen sowie fotorealistische Renderings.
Greifen Sie dabei auf eine umfangreiche Bauteil-Bauteilbibliothek zurück, um die täglichen Heraus-
forderungen in der Modellierung zu realisieren oder verwenden Sie Punktwolken als Modellierungs-
grundlage für Bauteile oder Grundrisse. Weiterhin können Sie mit bestimmten Laserentfernungs-
messgeräten Maße direkt an Revit senden. Mit Dynamo für Revit wird die visuelle Programmierung
in Revit integriert. So können Sie Punktdateien in Revit laden und daraus Grundrisse erstellen. Dabei
werden die Punktarten für die Definition der Bauteile herangezogen.
Die durchgängige 3D-Arbeitsweise lässt Sie schon in frühen Phasen Kollisionen mit anderen Gewer-
ken erkennen. Vernetzen Sie sich und arbeiten gemeinsam mit mehreren Teams an einem Projekt.
Die NTI Deutschland GmbH hat u. a. für dieses Thema Workflows entwickelt. Das Systemhaus un-
terstützt Vermessungsingenieure, Planer und Bauunternehmern rund um BIM-Software- und Hard-
warelösungen, praxisnahe Schulungen und BIM-Beratung.
Eigenschaften
Modellierung, Datenintegration (CAD/BIM), Informationsmodellierung, Kollisions-
Art der Anwendung
analyse/-simulation, Visualisierung (2D, 3D), Berechnung
Anwendungsfelder Bauen im Bestand, Hochbau, Bauausführung, Monitoring, Innenarchitektur
z. B. IFC2x3, IFC4, RVT, DWG, DXF, DWF, gbXML, PDF, alle gängigen 3D-For-
Schnittstellen
mate und weitere
Win 10 64 Bit, 8 GB RAM, Multi-Core i-Series Prozessor oder Ähnliche, CAD-zertifi-
Voraussetzungen
zierte Grafikkarte
Systemarchitektur Desktopsoftware für Windows
Weltweite Projekte mit unterschiedlichsten BIM-Anforderungen, closed BIM,
Referenzobjekte
open BIM
Kontaktinformationen
Sara Schmidt, NTI Deutschland GmbH, [email protected], www.nti-group.com/de
280 5 Produkte
Eigenschaften
Arbeiten mit Punkten, Modellierung, Datenintegration (CAD/BIM), Informationsmo-
Art der Anwendung dellierung, Kollisionsanalyse/-simulation, Visualisierung (2D, 3D), Berechnung, Ab-
steckung, Aufnahme
Anwendungsfelder Bauen im Bestand, Hochbau, Bauausführung, Monitoring, Innenarchitektur
z. B. IFC2x3, IFC4, RVT, DWG, DXF, DWF, gbXML, PDF, alle gängigen 3D-For-
Schnittstellen
mate, CSV, TXT, DAT, DBF, TLF, MEP, LandXML, HeXML und weitere
Win 10 64 Bit, 8 GB RAM, Multi-Core i-Series Prozessor oder Ähnliche, CAD-zertifi-
Voraussetzungen
zierte Grafikkarte
Systemarchitektur Desktopsoftware für Windows mit Plug-in
Weltweite Projekte mit unterschiedlichsten BIM-Anforderungen, closed BIM,
Referenzprojekte
open BIM
Kontaktinformationen
Sara Schmidt, NTI Deutschland GmbH, [email protected], www.nti-group.com/de
5.1 Software 281
Die NTI Deutschland GmbH hat u. a. für dieses Thema Workflows entwickelt. Das Systemhaus un-
terstützt Vermessungsingenieure, Planer und Bauunternehmern rund um BIM-Software- und Hard-
warelösungen, praxisnahe Schulungen und BIM-Beratung.
Eigenschaften
CDE (Common Data Environment), Viewer, Aufgaben- und Projektmanagement,
Art der Anwendung
Freigabeprozesse, Kollisionsanalyse, Mobile Bauüberwachung
Anwendungsfelder Hochbau, Tiefbau, Anlagenplanung, Infrastrukturplanung, Bauherren
z. B. IFC2x3, IFC4, RVT, DWG, DXF, DWF, gbXML, PDF, alle gängigen 3D-For-
Schnittstellen
mate, Office Formate und Medien Formate
Voraussetzungen 64-Bit-Browser in der neuesten Version (Chrome, Firefox, Safari und Edge)
Systemarchitektur Webbasierter Dienst
Weltweite Projekte mit unterschiedlichsten BIM-Anforderungen, closed BIM,
Referenzobjekte
open BIM
Kontaktinformationen
Nils Wickenhagen ([email protected]), NTI Deutschland GmbH
282 5 Produkte
Kurzbeschreibung
Katasterdaten werden deutschlandweit im NAS-Datenformat abgegeben. Diese Daten bilden die
Grundlagen für Planungen und müssen für die Verwendung in CAD und GIS-Systemen aufbereitet
werden.
Diese Aufgabe übernehmen Konverter, welche die Daten aus dem GML Format Datenbankstruktu-
ren überführen.
Die Daten können dann mittels Autodesk Technologien in Autodesk Civil 3D und MAP 3D verwendet
werden.
Für die Straßenplanung auf der Basis der OKSTRA Norm bildet dieser Bestand die Grundlage für
das Grunderwerbsmodul.
Die NTI Deutschland GmbH hat u. a. für dieses Thema Workflows entwickelt. Das Systemhaus un-
terstützt Vermessungsingenieure, Planer und Bauunternehmern rund um BIM-Software- und Hard-
warelösungen, praxisnahe Schulungen und BIM-Beratung.
Eigenschaften
Art der Anwendung Datenkonvertierung ALKIS NAS in Datenbanken
Anwendungsfelder Bauen im Bestand, Hochbau, Bauausführung, Monitoring, Innenarchitektur
Schnittstellen ALKIS NAS, SQLite, PostgreSQL
Win 11 64 Bit, 8 GB RAM, Multi-Core i-Series Prozessor oder Ähnliche, CAD-zertifi-
Voraussetzungen
zierte Grafikkarte
Systemarchitektur Desktopsoftware für Windows
Referenzobjekte Deutschlandweite Projekte bei Planern, Kommunen
Kontaktinformationen
Daniel Pahnke ([email protected]), NTI Deutschland GmbH
5.1 Software 283
Kurzbeschreibung
Autodesk ReCap Pro ist eine Software, um Punktwolken aus verschiedensten Herstellerformaten
einzulesen, intelligent auszuwerten, zu indizieren und zu bereinigen. ReCap Pro bietet die Möglich-
keit Punktwolken zu klassifizieren. Hier werden Bodenpunkte von Nicht-Bodenpunkte unterschieden.
Somit können Punktwolken schnell aufbereitet werden.
Neben diesen Funktionen in der Desktop Variante von ReCap Pro stehen weitere intelligente Aus-
wertungsfunktionen in der Online-Variante von ReCap Pro im Autodesk Docs zur Verfügung. Auto-
desk Docs, die CDE von Autodesk, ist
in der Autodesk Construction Cloud
enthalten. Die Punktwolken werden
aus ReCap nach Autodesk Docs publi-
ziert. Funktionen zum Erstellen von
Vermessungspunkten mit Beschrei-
bung, Bruchkanten oder Flächen ste-
hen hier zur Verfügung und erleichtern
die Erstellung eines digitalen Zwillings.
Grundlegende Funktionen, wie das Abgreifen von Maßen, automatische Erkennung von Rohrdurch-
messern, Erstellung von Anmerkung oder Hinzufügen von Bildern wird ebenfalls unterstützt. Des
Weiteren kann die Punktwolke analysiert werden.
Die NTI Deutschland GmbH hat u. a. für dieses Thema Workflows entwickelt. Wir unterstützen Ver-
messungsingenieure, Planer und Bauunternehmen rund um BIM-Software- und Hardwarelösungen,
praxisnahe Schulungen und BIM-Beratung.
Eigenschaften
Punktwolkenauswertungssoftware, Klassifizierung, Automatischer Erstel-
Art der Anwendung
lung von Objekten
Kontaktinformationen
Carolin Leipold ([email protected]), NTI Deutschland GmbH
284 5 Produkte
SAGis XPlanung
Kurzbeschreibung
XPlanung wurde 2017 als verbindlicher Standard im Planungsbereich durch den IT-Planungsrat be-
schlossen.
„Alle bestehenden IT-Verfahren in den Bau- und Planungsverwaltungen von Gebietskörperschaften
sind bis zum Ende einer fünfjährigen Übergangsfrist (Februar 2023) zu ertüchtigen, um XPlanung-
und XBau-basierte Daten- und Nachrichtenobjekte verarbeiten zu können.“
[Quelle:XPlanleitstelle]
Die von der NTI vorbereiteten Vorlagen für Autodesk Civil3D unterstützen bei der Erstellung der
Planzeichnung. Die Planzeichnung als Dokument für den Genehmigungsvorgang kann damit erstellt
werden.
SAGis XPlanung ist ein Plug-in für QGIS zur Erstellung von XPlan-konformen Dateien (XPlan-GML-
Datei) für den Datenaustausch von verschiedenen Plänen wie Bauleitplänen, Raumordnungsplänen
oder Landschaftsplänen. SAGis XPlanung unterstützt die teil- und vollvektorielle Umsetzung des
XPlanung-Formates. Die notwendigen Attributdefinitionen und Stilisierungen für die Flächen-, Linien-
und Punktelemente werden bereitgestellt.
Somit ist ein Datenaustausch auf der Grundlage der XPlanungsnorm möglich.
Die NTI Deutschland GmbH hat u. a. für dieses Thema Workflows entwickelt. Das Systemhaus un-
terstützt Vermessungsingenieure, Planer und Bauunternehmern rund um BIM-Software- und Hard-
warelösungen, praxisnahe Schulungen und BIM-Beratung.
Eigenschaften
Art der Anwendung Datenerfassung und Export von XPlan Beständen
Anwendungsfelder Bauen im Bestand, Hochbau, Bauausführung, Monitoring, Innenarchitektur
Schnittstellen XPlan gml
Win 11 64 Bit, 8 GB RAM, Multi-Core i-Series Prozessor oder Ähnliche, CAD-zertifi-
Voraussetzungen
zierte Grafikkarte
Systemarchitektur Desktopsoftware für Windows
Referenzobjekte Deutschlandweite Projekte bei Planern, Kommunen
Kontaktinformationen
Jakob Wilhelm ([email protected]), NTI Deutschland GmbH
5.1 Software 285
Kurzbeschreibung
ArcGIS Pro ist eine performante 64-Bit-Desktopanwendung für BIM- und GIS-Nutzer. Sie ist Be-
standteil von ArcGIS Desktop und ermöglicht umfassende Analysen – in 2D und 3D. In einem ArcGIS
Pro Projekt neben Karten, 3D-Szenen, Daten, Datenbank- und Serververbindungen auch mehrere
Layouts gespeichert werden können. 2D-Karten und 3D-Szenen veröffentlicht der Nutzer direkt in
ArcGIS Online oder -Enterprise als Web-Dienst (3D-Daten als Webszenen-Layer im I3S-Format). So
sind sie auf jedem Endgerät nutzbar.
ArcGIS Pro verarbeitet unterschiedliche Daten. So lassen sich beispielsweise IFC- und Revit-Da-
teien direkt (nativ) oder aus Autodesk BIM360 Cloud-Plattform in ArcGIS Pro öffnen. Metadaten und
Kategorien, die im Gebäudemodell in der BIM-Software bereits angelegt wurden, bleiben in ArcGIS
Pro erhalten. Der neue Layer-Typ für IFC- und Revit-Daten, „Gebäude-Szenen-Layer“, der für die
Darstellung großer 3D-Datenmengen in einer Szene optimiert ist, integriert BIM und GIS in der Ar-
cGIS Plattform. Optionale Erweiterungen stellen darüber hinaus zusätzliche Funktionalitäten für spe-
zifische Aufgaben wie die Datentransformationen. Mithilfe der Data Interoperability-Erweiterung (ba-
sierend auf FME-Technologie) können zahlreiche CAD- und BIM-Formate verlustfrei importiert und
in der Geodatenbank editiert werden.
Eigenschaften
Datenintegration von CAD-, BIM- und GIS-Objekten, ETL-Prozesse mit
Art der Anwendung Data-Interoperability-Erweiterung, Datenerfassung und Visualisierung,
Datenspeicherung/-management, Datenanalyse/-simulation, Animationen
Ingenieur- und Umweltplanung im BIM/GIS Cycle, Infrastrukturplanung,
Anwendungsfelder
Hochbau/Tiefbau, Umweltplanung, Monitoring, Facility Management
RVT, IFC, CityGML, dwg, dxf, 2D-Karten, 3D-Szenen, GIS-Daten, Daten-
Schnittstellen
bank- und Serververbindungen, Autodesk BIM360 Construction Cloud
Kontaktinformationen
Özgür Ertac ([email protected]), Esri Deutschland GmbH
286 5 Produkte
FME Technologie ⟳
Kurzbeschreibung
FME ist als formatunabhängiges Werkzeug zur Datenintegration von BIM-, CAD- und GIS-Daten
optimal geeignet. Zu den aktuell unterstützten BIM-Formaten gehören beispielsweise Autodesk Revit
(RVT), Open-BIM-Collaboration-Format (BCF) und Industry Foundation Class STEP/XML Files
(IFC). FME ermöglicht es dem Anwender, über eine intuitiv zu bedienende Benutzeroberfläche, ein-
fache und komplexe Transformationen zu erstellen und durchzuführen. Im Funktionsumfang von
FME Form ist eine Vielzahl von Werkzeugen enthalten, die beispielsweise die Extraktion von be-
stimmten Informationen aus BIM-Modellen oder die Integration von verschiedenen Datenquellen er-
möglichen. Mit FME können über 500 Datenformate verarbeitet werden. Dabei zeichnet sich die
Software durch eine einfache Handhabung aus. Der FME Data Inspector ermöglicht die grafische
Darstellung von zwei- und dreidimensionalen Daten für die optische Kontrolle der Ausgangs- und
Zieldaten und unterstützt so den Anwender bei der Erstellung der Verarbeitungsschritte.
FME Flow ermöglicht die Automatisierung von Integrations- und Transformationsprozessen und
kann darüber hinaus als Werkzeug zur Qualitätssicherung von BIM-Daten verwendet werden. Dafür
werden verschiedene Prüfprozesse auf dem FME Flow publiziert und können von dort einem defi-
nierten Nutzerkreis als Anwendung zur Verfügung gestellt werden.
FME ist ein eingetragenes Warenzeichen der Safe Software Inc.
Eigenschaften
Kontaktinformation
Anne-Kathrin Birkenbeul ([email protected]), con terra
5.1 Software 287
Kurzbeschreibung
Seit 1985 entwickeln wir die CAD-Software card_1, eine innovative Gesamtlösung für Vermesser
und Planer im Ingenieurtiefbau mit besonderen Schwerpunkten in den Bereichen Straßen-, Bahn-,
Kanalplanung, Bauabrechnung und GIS. Das Zusammenspiel der Schwerpunkte gewährleistet den
BIM-orientierten Methodenansatz. Die Software wird eingesetzt zur Planung aller Straßen- und
Schienenverkehrswege, zur Bewältigung aller Vermessungsaufgaben inkl. Punktwolkenverarbei-
tung, zur Entwässerung komplexer Projekte und zur Visualisierung. Deutsche Regelwerke und Richt-
linien sind in der Software integriert. IB&T engagiert sich als Mitglied der FGSV für die Grundsatzfra-
gen der Datenverarbeitung und ar-beitet mit an den Zielsetzungen des Vereins buildingSMART e. V.
Niederlassungen und Partner im
In- und Ausland vermarkten die
Lösungen weltweit und bieten ein
breites Spektrum an Dienstleis-
tungen an. Aus der IB&T-Zentrale
in Norderstedt bei Hamburg wer-
den alle übergreifenden Maßnah-
men des Unternehmens geleitet.
Gemeinsam mit den Standorten
in Berlin, Düsseldorf, Stuttgart,
Aalen und unseren regionalen
Vertriebspartnern in Dresden bie-
tet das Unternehmen regelmäßi-
gen Softwareservice und zuver-
lässigen Kundensupport, umfassende Trainingsangebote und projektunterstützendes Consulting.
Partner in China, Osteuropa und Südamerika unterstützen die internationale Ausrichtung. Insgesamt
sind 75 Mitarbeiter und Partner damit beschäftigt, die Software kontinuierlich auszubauen und er-
folgreich zu vermarkten.
Eigenschaften
BIM-Bestandsmodellierung, BIM-Entwurf/Trassierung (Straße/ Bahn/ Kanal), 3D-
Visualisierung, Vermessung, Grunderwerb, Punktwolken, Digitalisierung, DGM,
Art der Anwendung
Grafisches Feldbuch, Kollisionsanalyse, Simulation, Planerstellung, Mengenermitt-
lung
Vermessung, Straßen-, Bahn-, Kanal-, Raum- und Stadtplanung, Wasserwirtschaft,
Anwendungsfelder
Erdbau, Bauabrechnung, Fluss- und Deichbau, Umweltschutz
IFC, CPIXML, BCF, LandXML, CityGML, DXF/DWG, ALKIS, DFK, EDBS, Sound-
PLAN, OpenStreetMap, GEOGraf, Shape, WMS/WFS, OKSTRA, e57, LAS/LAZ,
Schnittstellen
ASCIBAHN (MSB), GND-Edit, VERM. ESN, ISYBAU, DGN, HPGL, DA001, REB,
GAEB …
Aktuelle Version: card_1 10.102:
Voraussetzungen
Windows 10, Windows 11
Systemarchitektur Desktop, Client/Server, Terminalserver (Citrix), Cloud
BIM-Pilotprojekt B87n, Hamburger Deckel (A7), BIM-Projekt Frankenschnellweg,
Referenzprojekte BIM-Pilotprojekt Gauchachtalbrücke B31, Wiedernutzbarmachung des ehemaligen
Braunkohletagebaus Cottbus-Nord des Bergbauunternehmens LEAG …
Kontaktinformationen
B. Eng. Marius Reuters ([email protected]),
IB&T Software GmbH
288 5 Produkte
Eigenschaften
Software CAD-GIS, BIM, grafisches Scripten, Freiformmodellierung, Datenmanage-
Art der Anwendung
ment
Anwendungsfelder Objekt- und Landschaftsplanung, Hochbau, Innenarchitektur
DWG/DWF, Shape, IFC, Bild, PDF, alle gängigen 3D-Formate, NAS, e57, Gaeb
Schnittstellen
und weitere
Voraussetzungen Windows oder MacOS, aktuelle Systemvoraussetzungen: www.computerworks.de
Systemarchitektur Desktop
Referenzprojekte weltweite Projekte mit CAD-GIS, Little BIM, Big BIM
Kontaktinformationen
Sebastian Löw ([email protected]),
ComputerWorks GmbH
5.1 Software 289
Eigenschaften
IT-Lösungen für das Planen, Bauen, Betreiben im Desktop, Web und Mobile auf
Art der Anwendung
Basis von Sachdaten- und Grafikkomponenten
Anwendungsfelder Abbildung aller Phasen und Prozesse im Lebenszyklus eines Objekts
Autodesk Revit, Esri, VDI 3805/ISO 16757, IFC, GAEB, alle weiteren alphanumeri-
Schnittstellen
schen oder grafischen Formate
Voraussetzungen Abhängig von der vorhandenen IT-Infrastruktur und einzusetzenden Technologie
Systemarchitektur alle Technologie-Ebenen: Desktop/Client-Server, Web, Mobile
Referenzen sind in allen Branchen, allen Technologie-Ebenen sowie allen Lebens-
Referenzprojekte
zyklus-Phasen vorhanden
Kontaktinformationen
Andreas Malec ([email protected]) IP SYSCON GmbH
290 5 Produkte
Kurzbeschreibung
NavVis baut Brücken zwischen der realen und der digitalen Welt: Mit unserer Technologie können
Dienstleister und Unternehmen fotorealistische digitale Zwillinge ihrer Gebäude und Innenräume er-
stellen und gemeinsam nutzen. Dabei erzeugen unsere SLAM-basierten mobilen Multisensorsys-
teme ausgerüstet mit Laserscannern und IMU in kürzester Zeit skalierbare und qualitativ hochwertige
Daten mit einer Genauigkeit auf höchstem Niveau. Bei der Erfassung der Raumdaten können geo-
dätisch bestimmte Kontrollpunkte taktil mit eingemessen werden. Dadurch ist eine Ausgleichung der
Trajektorie vor der Generierung der Punktwolke sowie eine Validierung der Datenqualität nach der
Prozessierung möglich. Ob bei lokalen als auch bei übergeordneten Referenzsystemen kann der
Raumbezug von der Messung über die Prozessierung bis hin zur Visualisierung überführt werden.
Damit ist ein durchgängiger „Scan2BIM“ workflow von der Realität bis zum Modell sichergestellt. Der
Realitätsabgleich mit dem BIM Model kann hierbei durch das NavVis IVION Add-in für Revit oder
andere Schnittstellen zur Autodesk Construction Cloud, Bentley Microstation, BIM+ und weitere Soft-
waretools optimiert werden. Mit unseren Lösungen für die digitale Fabrik sind Nutzer in der Lage,
bessere betriebliche Entscheidungen zu treffen, die Produktivität zu steigern, Geschäftsprozesse zu
optimieren und die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Weitere Informationen finden Sie unter: www.na-
vvis.com
NavVis Lösungen reichen von der erforderlichen Mapping Hardware zur geometrischen Erfassung
von Innenräumen sowie urbanen Außenbereichen bis zur schnellen und einfachen Visualisierung
ganzer Gebäude und Standorte im Webbrowser. Die NavVis-Indoor-Positionierungstechnologie ver-
vollständigt die Produktpalette, welche durchgängige Workflows bis hin zu IoT Anbindungen ermög-
licht.
Eigenschaften
3D-Datenerfassung von Bauwerken, Kollisionsanalyse/-simulation mit BIM-Model,
Art der Anwendung Visualisierung & Navigation, Punktwolke & 360° Panoramafotos, Mobile Applikatio-
nen auf Android & IOS
End-to-end digital indoor processes, Indoor Positioning, As-Build Dokumentation,
Anwendungsfelder Scan2BIM, Bau-Fortschrittsdokumentation, Facility Management, Factory Monitor-
ing, Smart Building, BuildingTwin, Real Estate
Punktwolken in E57, LAS, PLY, POD, RCS Format; 360° Panoramafotos, web-ba-
sierende Präsentation; API & SDK für web & mobile devices, Sensodatenintegra-
Schnittstellen
tion; Plug-ins/Apps für Revit, Microstation, SAP, PointCab, Clearedge, Siemens; Im-
port von Punktwolkedateien anderer Laserscanner in IVION
Internetverbindung, Webbrowser und IVION für Nutzer
Voraussetzungen
NavVis VLX sowie NavVis IVION Processing
Systemarchitektur Linux & Cloud für Scan/Processing, web client & App für Nutzer
Deutsches Museum: https://virtualtour.deutsches-museum.de/navvis/
Referenzprojekte Vermessung: https://de.navvis.com/industry/surveying#use-cases
Scan2BIM https://www.navvis.com/revit
Kontaktinformationen
Christian Rust ([email protected], [email protected]), NavVis GmbH
5.1 Software 291
PHIDIAS
Kurzbeschreibung
PHIDIAS ist ein digitales Auswertesystem für Photogrammetrie sowie 3D-Laserscanning und ermög-
licht die kombinierte Auswertung von Bilddaten und Punktwolken. PHIDIAS lässt sich nahtlos in die
Softwarelösungen von Bentley Systems, wie das CAD-System MicroStation oder die BIM-Software
AECOsim Building Designer, integrieren. Dies macht PHIDIAS zu einem universellen Werkzeug, mit
dem beliebige zwei- oder dreidimensionale Objekte vollständig erfasst und sowohl rein geometrie-
basiert (CAD) als auch bauteilorientiert modelliert werden können.
Alle erforderlichen photogrammetrischen Mess- und Auswertefunktionen von der Einzelbildentzer-
rung bis zur Bündelausgleichung stehen unmittelbar in der CAD- oder BIM-Umgebung zur Verfü-
gung. Damit werden auch geodätische Qualitätsaussagen möglich. Zusätzlich verfügt PHIDIAS über
Funktionalitäten zur halbautomatischen Auswertung und Extraktion geometrischer Flächen- und Vo-
lumenprimitive auf der Basis von Ausgleichungsverfahren, wodurch der Modellierungsaufwand deut-
lich reduziert wird.
Neben dem verformungsgerechten Aufmaß ist daher ebenso die Ableitung abstrahierter Modelle für
zahlreiche Anwendungen denkbar, u. a.:
• 3D-Gebäudeaufmaß für Architektur, Denkmalpflege und Facility Management
• Visualisierung von Gebäude- und Stadtmodellen
• Datenerfassung und Modellierung für BIM und Geographische Informationssysteme
• Qualitätssicherung
Die Überlagerung der Messbilder mit dem 3D-Modell sowie ggf. mit den Punktwolken ermöglicht
dabei eine ständige Kontrolle der Genauigkeit und Vollständigkeit der Auswertung sowie die für BIM
wichtige Möglichkeit der Bauteilzuordnung
(Semantik). Aus den 3D-Modellen können
sowohl einfache Bildpläne und Ansichts-
zeichnungen/Schnitte als auch komplexe
photorealistische Modelle erstellt werden.
Die direkte Integration von PHIDIAS in die
Software ermöglicht die nahtlose Anwen-
dung von BIM-Funktionalitäten wie die
Ausgabe von Bauteillisten, die Mengener-
mittlung oder die integrierte Kollisionsprü-
fung.
Eigenschaften
Datenerfassung, Modellierung, Datenintegration (GIS/CAD/BIM), Kollisionsana-
Art der Anwendung
lyse/-simulation, Visualisierung (2D, 3D)
z. B. Bauen im Bestand, Infrastrukturplanung, Hochbau/Tiefbau, Bauausführung,
Anwendungsfelder
Monitoring, Facility Management
Schnittstellen IFC2x3, IFC4, DGN, DWG, IGES, SAT, Step, FBX, 3DS, SHP, SKP, E57 u. a.
Voraussetzungen Bentley MicroStation bzw. AECOsim BuildingDesigner, Windows 7-10 (x86, x86-64)
Systemarchitektur Desktop
Referenzprojekte http://phocad.de
Kontaktinformationen
Christoph Effkemann ([email protected]), Phocad Ingenieurgesellschaft mbH
292 5 Produkte
Kurzbeschreibung
Die SGJ-nD-Datenhaltung verwaltet in IFC-Datenstrukturen bereitgestellte Datenbestände des Vor-
habens BIM. Das Datenmanagement erfolgt konform zur Normenreihe ISO 19100 und zu den Stan-
dards des Open Geospatial Consortiums in objektrelationalen Datenbanken wie Oracle, PostgreSQL
und SQLite (für mobile Anwendungen).
Für die Bereitstellung der Daten kommt ein in der Art eines OGC-konformen WFS-T funktionierender
Service zum Einsatz, der auf Anfrage IFC4-strukturierte XML-Datensätze ausliefert. Die Datenüber-
nahme und damit die Speicherung erfolgt datenbankseitig in eben diesen IFC4-Datenstrukturen. So-
fern in den IFC-Datensätzen Fortführungsinformationen enthalten sind, werden die davon betroffe-
nen BIM-Informationen mit einer Vollhistorie geführt.
Die SGJ-nD-Datenhaltung erlaubt die Zusammenführung der BIM-Daten mit sonstigen auch in
XML/GML-Strukturen beschriebenen Datenbeständen, z. B. von Daten in den Formaten CityGML,
XPLANUNG oder ALKIS. Den in IFC-Strukturen verwalteten Daten werden diese Informationen über
die Technologie der SGJ-nD-Datenhaltung und über OGC-konforme Webservices zugeführt. Für die
Visualisierung steht mit dem Web-GIS SGJ-GeoHornet eine leistungsstarke Plattform für das Zu-
sammenführen und die zeitgleiche Darstellung unterschiedlicher Datenquellen zur Verfügung (siehe
Abbildung (Bildquelle: Landeshauptstadt Düsseldorf)).
Eigenschaften
BIM-Datenmanagement in DBMS wie Oracle, PostgreSQL oder SQLite)
Art der Anwendung
Datenzugriff über Webservices und eine JAVA-API
Standardkonforme Dokumentation des Lebenszyklus von Bauvorhaben
Anwendungsfelder
(z. B. Gebäude, Infrastruktur)
XML (IFC4), GML, CityGML, XPLANUNG, ALKIS, SEDRIS, ForestGML,
Schnittstellen
VRML, OpenFlight
Kontaktinformationen
Christoph Averdung ([email protected]), CPA ReDev GmbH
5.1 Software 293
Kurzbeschreibung
X-PAD Office Fusion ist ein neues Softwarekonzept für die Verarbeitung, Visualisierung und Integra-
tion räumlicher Daten unterschiedlicher Herkunft. Vom Import bis hin zu den finalen Zeichnungen
bietet Fusion verschiedene Werkzeuge, ohne vorher die Daten zwischen verschiedenen Program-
men austauschen zu müssen. Datenauswertung, -erzeugung und Visualisierung sind starke Funkti-
onen, die Fusion als anwenderfreundliche Lösung auszeichnen. Die Datenherkunft spielt dabei keine
Rolle.
Daten der unterschiedlichsten Sensoren lassen sich mit IFC-Daten kombinieren. Egal ob Daten von
Totalstation, GNSS, digitale Fotografie (Luftaufnahmen oder terrestrisch) oder Laserscanner, die
Daten und Informationen können miteinander verarbeitet und visualisiert werden. Egal ob BIM-Mo-
delle, Messungen, Zeichnungen, Oberflächen, Profile und Punktwolken, mit dem Projektmanager
werden diese innerhalb eines Projekts organisiert und verwaltet. Durch Unterprojekte behält der An-
wender immer die Kontrolle über die Zusammenstellung der Informationen.
Eigenschaften
Plattform zur Verarbeitung und Visualisierung von räumlichen Daten
Art der Anwendung
unterschiedlicher Datenquellen
Geodäsie (Vermessungsbüros, Gemeinden), Hoch-/Tiefbau (BIM), Rea-
Anwendungsfelder litätserfassung (Denkmalschutz, 3D-Kartierung, Archäologie), Geologie,
Forschung
LandXML, IFC, DWG/DXF, SHP, KML, X-PAD Survey/Construction,
Schnittstellen
WMS, Vermessungsinstrumente verschiedener Hersteller
Kontaktinformationen
Alexander Schmidt ([email protected]),
Gottlieb Nestle GmbH
294 5 Produkte
Kurzbeschreibung
KorFin ist eine 5D-Plattform mit einer 3D-Echtzeitplanung für Straßen-, Bahn-, Leitungs- und Ka-
belinfrastruktur. Die Plattform integriert ein 3D-GIS, Bauablaufmanagement (4D) und eine modellba-
sierte Kostenberechnung (5D).
KorFin ist eine Echtzeitumgebung zur effizienten Generierung von dynamischen, räumlichen Ge-
samtmodellen für integrierte Planung, Visualisierung und Koordinierung bei Anwendungen mit hohen
Anforderungen an die Modellgenauigkeit im BIM-Workflow.
Die Planung findet in KorFin in einem kollaborativen BIM-Modell statt. Dieses Modell integriert alle
Informationen und Details der jeweiligen Fachplanung und wird im gesamten Planungsverfahren von
allen Dienstleistern, Fachbehörden, Trägern öffentlicher Belange und Ingenieurbüros gemeinsam
aufgebaut sowie für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt.
KorFin bietet ein hocheffizientes GIS für Korridor- und Trassenuntersuchungen mit automatisierten
Raumwiderstands- und Umweltflächenberechnungen, Auswertungen und Optimierungen. Darüber
hinaus ist KorFin eine gewerkeübergreifende Planungsumgebung für Straße, Bahn, Freileitung und
Erdkabel mit modellbasierten Auswertungen zu Mengen, Kosten und Schallimmissionen.
Eigenschaften
Daten-/GIS-Management, dynamischer Variantenvergleich, Schallimmis-
Art der Anwendung sionsberechnung, Bautermine und Bauablaufsimulation, Sicht- und
Lichtraumanalysen, Signalsicht, Kollisionsanalysen, Kostenberechnungen
3D-Bestandsaufnahme, Visualisierung, Trassen-/Variantenvergleich,
Anwendungsfelder
Erstellung Koordinierungsmodell, Modellbasierte Mengenermittlung...
ALKIS, CityGML, CPIXML, DWG/DXF, DRE, IFC, ISYBAU, LandXML,
Schnittstellen
OBJ, REB, Shape, Verm.ESN, 3DS ...
Kontaktinformationen
Felix Kretschmann ([email protected]), A+S Consult GmbH
5.1 Software 295
Eigenschaften
Field-App Leica Cyclone FIELD 360 für die Arbeit mit Leica 3D-La-
serscannern zur Fernsteuerung des Sensors und zur Vorregistrierung und
Art der Anwendung
Qualitätskontrolle direkt bei der Erfassung; Ergänzung der Punktwolke um
Messungen, Texte, Bilder und Videos direkt vor Ort
Fernsteuerung folgender Sensoren: Leica ScanStation P-Serie, Leica
RTC360, Leica RTC360 LT, Leica BLK360, Leica BLK 360 G1, Leica
Anwendungsfelder BLK2GO, Leica BLK2GO PULSE, Leica BLK ARC
Registrierung, Zuschneiden, Messungen, GeoTags, Export PTS und E57,
Erstellung und Export Grundrisse und 3D-Modelle
Punktwolken in E57 und PTS, für kinematische Scanner Trajektorie als
Schnittstellen CSV und Panoramabilder als JPG, Grundrisse als DXF, 3D-Modelle als
IFC, Upload Reality Cloud Studio
Android-Tablet oder -Smartphone mit Android 7.0 oder höher auf 64-Bit-
ARM-Architektur mit 64-BitBetriebssystem und mindestens 3 GB RAM.
Voraussetzungen ODER
Apple iPad-Tablet oder Apple iPhone mit iOS 12 oder höher mit 64-Bit-
Betriebssytem und mindestens 3 GB RAM.
Kontaktinformationen
Marcel Fuß ([email protected]), Sales Manager Reality
Capture
296 5 Produkte
Eigenschaften
Registrierungssoftware für die Verarbeitung von Punktwolken - Batch-
Routinen mit Multi-Threading, Import und Verarbeitung in einem Schritt,
Art der Anwendung
geführte Workflows, integrierte Werkzeugen zur Qualitätssicherung und -
kontrolle sowie automatisierte Berichterstellung
Import (statische Scandaten, kinematische Scandaten, photogrammet-
Anwendungsfelder risch abgeleitete Punktwolken), Registrierung, Aufbereitung, Export von
Punktwolken in verschiedene Formate
Import: Rohdaten aller Leica-Scanner, E57, PTG, RCP, LAS, PTX, PTS,
TXT, LGSx, teilweise Rohdaten anderer Scannerhersteller, Pegasus Mo-
Schnittstellen bile Mapping Daten, BMP, JPEG, PNG
Export: LGSx, PTS, LAS, E57, PTG, PTX, RCP, SEMA, JPG
Kontaktinformationen
Marcel Fuß ([email protected]), Sales Manager Reality
Capture
5.1 Software 297
Eigenschaften
Daten-Management-Software für Punktwolken-daten im Sinne einer „sin-
gle source of truth“ – verschiedene Anwender arbeiten gemeinsam am
selben Projekt ohne Erstellung und Wiederzusammenführung von Dupli-
Art der Anwendung katen; Import von LGSx Dateien, Projektansicht und Bearbeitung in Leica
TruView LIVE, Leica TruView, Leica CloudWorx, Leica Cyclone 3DR und
Software-Lösungen anderer Anbieter, Interoperabilität mit allen wichtigen
CAD-Produkten von Hexagon, Autodesk, Bentley, AVEVA, und anderen
Visualisierung von Reality Capture Daten
Zusammenarbeit von Projektteams an einer einzigen, synchronisierten
Anwendungsfelder
Datenquelle mit Zugriff von verschiedenen Endgeräten (PC, Tablet,
Smartphone) und Nutzungsrechten
LGSx, IFC, OBJ
Schnittstellen
Leica TruView, Leica CloudWorx, Leica Cyclone 3DR
Internetverbindung, eigner Server, Microsoft Azure, Amazon Web Ser-
Voraussetzungen
vices (AWS)
Kontaktinformationen
Marcel Fuß ([email protected]), Sales Manager Reality
Capture
298 5 Produkte
Eigenschaften
Analyse-Software für Punktwolkendaten zur Erstellung von Ergebnissen
Art der Anwendung
wie CAD-Plänen, BIM-Modellen, Durchflug-Videos, Orthobilder, u.v.m.
Erstellung digitaler Zwillinge aus Punktwolken, Analyse von Punktwolken
Anwendungsfelder und 3D-Modellen
Anwendungsspezifische Module für: AEC, Vermessung und Anlagenbau
Punktwolken, Vermaschungen, Bilddateien, 3D-Modelle und 2D-Zeich-
Schnittstellen
nungen in verschiedenen Formaten
Kontaktinformationen
Marcel Fuß ([email protected]), Sales Manager Reality
Capture
5.1 Software 299
Eigenschaften
Auswerte-Software für Punktwolkendaten zur Erstellung von Ergebnissen
Art der Anwendung
in der Umgebung des gewohnten CAD-Systems
Auswertung von Punktwolken zur Erstellung digitaler Zwillinge und zur
Anwendungsfelder Dokumentation des Lebenszyklus von Bauvorhaben (Gebäude, Infra-
struktur, industrielle Anlagen, Denkmalschutz)
LGSx, AutoCAD, Revit, BricsCAD, Bentley, Smart3D, Navisworks, Smart
Schnittstellen
Review
Kontaktinformationen
Marcel Fuß ([email protected]), Sales Manager Reality
Capture
300 5 Produkte
Eigenschaften
Kostenloser Viewer für Punktwolken, Panoramabilder und Koordinaten-
Art der Anwendung systeme sowie Viewer und Editor für Kommentare (Snapshots), Messun-
gen, GeoTags, Limitboxen, 3D-Modelle
Kontaktinformationen
Marcel Fuß ([email protected]), Sales Manager Reality
Capture
5.1 Software 301
Der Anwender veröffentlicht Projekte im Reality Cloud Studio, powered by HxDR, bestimmt Benut-
zer-Zugriffsrechte und kann Daten in die Softwarelösung Leica Cyclone 3DR streamen, um diese zu
visualisieren, mit anderen Projektteilnehmern zusammenzuarbeiten und Ergebnisse und Analysen
zu erstellen. Reality Cloud Studio kann die in der LGSx Datei gespeicherte Punktwolke, die einzelnen
Scannerstandpunkte und Panoramabilder visualisieren. Zusätzlich kann der Nutzer neue Limitbo-
xen, Messungen, GeoTags und virtuelle Touren erstellen und speichern. Diese Projektdaten können
im Anschluss auch mit nicht registrierten Nutzern geteilt werden.
Reality Cloud Studio kann auch als zentrale Datenablage verwendet werden. Punktwolken und zuvor
erstellte Vermaschungen können heruntergeladen werden.
Eigenschaften
Cloud-Anwendung zur Registrierung, Vermaschung, Visualisierung und
Art der Anwendung
Speicherung von Reality Capture Daten
Verlagerung der Registrierung und Vermaschung vom Desktop in die
Cloud, Visualisierung von Reality Capture Daten
Anwendungsfelder Zusammenarbeit von Projektteams an einer einzigen, synchronisierten
Datenquelle mit Zugriff von verschiedenen Endgeräten (PC, Tablet,
Smartphone) und Nutzungsrechten
Import: LGSx, E57, B2G
Schnittstellen Leica Cyclone 3DR
Export: LGSx, LAS, E57, PTS, OBJ
Voraussetzungen Internetverbindung
Referenzprojekte Siegerlandhütte
Kontaktinformationen
Marcel Fuß ([email protected]), Sales Manager Reality
Capture
302 5 Produkte
5.1 Software 303
Kurzbeschreibung
Von der Punktwolke zum Modell: Mit rmDATA 3DWorx wertet man große Punktwolkendaten aus und
erstellt in wenigen, intuitiven Schritten Geschoßpläne, Schnitte, Fassadenpläne sowie 3D- und Ge-
ländemodelle.
Zur Erzeugung von Schnitt-Geometrien nutzt man die automatische Vektorisierung inklusive auto-
matischer Linien-Verschneidung. Die abgeleiteten Elemente exportiert man mit einem Klick in belie-
bige CAD- oder Mapping-Systeme.
Für das Erfassen von 3D-Elementen (Wand, Decke, Türen, Fenster, Balken etc.) sucht rmDATA
3DWorx automatisch nach Ebenen in den Punktwolken. Dies vereinfacht die Modellbildung erheb-
lich. Die Konstruktion dieser Elemente wird durch flexible Parameter und intuitiv bedienbare Funkti-
onen unterstützt, um die verschiedenen Szenarien abzudecken. Die erzeugten Elemente exportiert
man per Mausklick in die offenen Standard-Formate IFC oder STL.
Die erzeugten Daten können im Anschluss direkt mit einem CAD- oder BIM-System weiterverarbeitet
werden.
Für eine Bearbeitung in Revit werden die Übersichts- und Detail-Punktwolken direkt aus dem
3DWorx-Projekt übernommen. Über die einfach
gestaltete Benutzeroberfläche steuert man die
Sichtbarkeit von Punktwolken und setzt Darstel-
lungsfilter für jede Revit-Ansicht. Das rmDATA
3DWorx Revit-Plugin stellt außerdem intelligente
Konstruktionsbefehle zur Verfügung, die viele Pa-
rameter automatisch aus der Punktwolke ermitteln.
Mit nur einem Klick erstellt man Wand-Elemente,
Fenster, Türen etc. direkt in der 3D-Ansicht von
Revit.
Eigenschaften
Software zur Bearbeitung von Punktwolken, Punktwolken-Analyse, Erstel-
Art der Anwendung lung von Schnitten, Plänen, Ansichten sowie 3D- und Geländemodellen,
Ableitung von BIM-Elementen, Plugin für Autodesk Revit
Digitalisierung von Gebäuden, Aufmaß von Gebäuden, Punktwolken-Ana-
Anwendungsfelder
lyse, DGM, BIM
Systemarchitektur Desktop-Anwendung
Kontaktinformationen
rmDATA GmbH ([email protected]), www.rmdatagroup.com
304 5 Produkte
Kurzbeschreibung
GEOgraf ist in Deutschland das Universalwerkzeug für Vermessung. Wenn es um ALKIS, Stadtkar-
ten, Lagepläne, Bundesliegenschaften, Kanalvermessung, Bauleitplanung oder GIS-Erfassung geht,
befeuert GEOgraf die effiziente Produktion und Veredelung von Geodaten – Geodaten, die in Zukunft
in 3D modelliert und im BIM-Workflow integriert sein werden.
Für Vieles, das in der BIM-Welt gebraucht wird, besitzt GEOgraf praxiserprobte Werkzeuge: So bei-
spielsweise zum vielfältigen Umgang mit Lagebezügen, zur hierarchischen Objekterfassung, zur At-
tributierung mit Sachdaten und zum Modellieren auf Punktwolken.
Während die IFC-Standardisierung seitens buildingSMART für den Außenbereich und für Infrastruk-
tur noch im Gange ist, liefern unsere Kunden heute schon vielfältige Bestandsdaten (As-Is und As-
Built) für BIM-Projekte zu (Schnittstellen s.u.). Für Absteckungen importieren und georeferenzieren
Sie IFC- oder TrimBIM-Daten in unsere 3D-Komponente und leiten daraus Achsen oder Punkte ab.
Im Feld stecken Sie diese – z. B. mit Trimble Access oder GKFELD – ab oder Sie arbeiten direkt mit
dem in GEOgraf für Ihre Zwecke aufbereiteten und georeferenzierten IFC-Modell.
Eigenschaften
Art der Anwendung CAD für Vermessung in Office und Feld, BIM und GIS, Datenintegration
Kontaktinformationen
[email protected], HHK Datentechnik GmbH
5.1 Software 305
Kurzbeschreibung
SAMO ist eine Asset-orientierte Lösung, die eine Vielzahl geschäftskritischer Aufgaben bei der BIM-
konformen Planung und Ausführung von Investitionsvorhaben sowie bei Instandhaltung und Instand-
setzung, Entstörung, Abschaltung, Arbeitsvorbereitung und im mobilen Workforce Management un-
terstützt. Die SAMO-Module ermöglichen eine vollständig digitale Planung nach BIM-Grundsätzen
und unterstützen die Realisierung durch digitale Bauakte, einen koordinierten Ablauf von Wartungs-
und Reparaturarbeiten, unterstützen beim optimalen Ressourceneinsatz, legen Vorgaben für Inspek-
tionen fest, verwalten Arbeitsabläufe von Investitionsprojekten und bieten zudem viele weitere Funk-
tionen.
Zusätzlich zu den operativen Modulen können Anwender die Daten in SAMO beispielsweise für Ri-
sikobewertungen, Asset Integrity Management und Betriebsoptimierungen nutzen. Für Analysen, Si-
mulationen, Vorhersagen und interaktive Berichte integriert SAMO heterogene Datenquellen in eine
homogene Informationsbasis.
Eigenschaften
GIS/Betriebsmittelverwaltung mit integrierter Workflow-Engine für Pro-
Art der Anwendung zesse wie Planung/Bau/Entstörung/Instandhaltung/Work Manage-
ment/Mobile WFM/Netzanschluss/Planauskunft u. v. a. m.
Infrastrukturmanagement für Netze, Anlagen und Flächen aller Art über
Anwendungsfelder
den gesamten Lebenszyklus.
API, SOA, SOAP, DGN, DWG, DXF, SHP, KML, SVG, CSV, XML, SQL,
ISYBAU XML,
Schnittstellen
NEPLAN, Stanet, PSI, IDS HighLeit, Inovitas Infra3D, entellgenio ASP,
Adaptricity.X, IFC 5.X Referenzieren, IFC 5.X Export geplant
Datenbank Oracle oder PostgreSQL, Apache Tomcat, MS Windows für
Voraussetzungen Fat-Clients, Android/iOS für mobile Apps, Internetbrowser für
mobile Apps und Web-Clients
3-Schicht-Architektur, Fat-Clients zur Datenerfassung/-Analyse, Web- und
Systemarchitektur
mobile Clients für Auskunft, Fortführung, Portale im Anwender-CI
IVAN (Integrierte Verwaltung von Anlagen in Netzen) bei CURRENTA
GmbH & Co. OHG, Leverkusen
Referenzprojekte
iNIS bei Stromnetz Hamburg GmbH
GIS/BIS bei Stadtwerke Landsberg KU
Kontaktinformationen
Frank Kutter ([email protected]), Asseco BERIT GmbH
306 5 Produkte
moGI Planner ⟳
Kurzbeschreibung
moGI Planner ist eine webbasierte und modulare Lösung für die Planung räumlicher Infrastrukturen.
Die Web-GIS Schnittstelle des moGI Planner bietet eine zentrale und projektübergreifende Sicht-
weise auf alle Projekte und unterstützt GIS-basierte Bearbeitungen. Darüber hinaus können Daten
für Fachverfahren in den geeigneten Strukturen/für die jeweiligen Werkzeuge bereitgestellt und ein-
gelesen werden. Dies umfasst insbesondere externe GIS-basierte Werkzeuge, CAD- und BIM-Werk-
zeuge (Austausch via DXF, IFC, Revit-Plugin) und Fachanwendungen wie WindPRO, DMS, ERP
etc., sowie offene Schnittstellen für die Anbindung eigener Werkzeuge. In moGI Planner gespei-
cherte Fach- und Planungsdaten werden im zentralen Datenmodell als Planungsvarianten abgebil-
det. Die Mitarbeiter haben dezidierte Lese- und Schreibrechte auf Planungsobjekte und Daten (Ge-
obasis-, Sach-, Fachdaten). moGI Planner bietet auch die Möglichkeit, Dokumente (z. B. Fotos, Ver-
träge und Gutachten) inhaltlich, zeitlich und räumlich zu suchen, einzusehen und zu editieren.
Die Lösung unterstützt Ihre Planungsprozesse durch ein einheitliches Informationsmanagement,
stellt eine zentrale Prozesssteuerung bereit und ermöglicht die Bewertung von Planungsalternativen
und Varianten. Dies reduziert folglich Aufwände bei der Datenkonvertierung und Projektionsände-
rung. Doppelarbeiten bei der Datenerfassung werden vermieden. Standardisierte Datenaustausch-
prozesse sorgen für beschleunigte Abstimmungsschritte. Die gesamte Infrastruktur kann über stan-
dardisierte Schnittstellen in eine bestehende IT-Landschaft (z. B. ERP, CRM) eingebettet werden.
Eigenschaften
Übergreifendes Informationsmanagement in Planungsprozessen (BIM,
Art der Anwendung
GIS, DMS etc.) mit zentralem Datenzugriff über Web-Browser
Schnittstellen ArcGIS, QGIS, FME, OGC APIs, Revit, GML, CityGML, IFC, DXF
Kontaktinformationen
Markus Muerth ([email protected]), M.O.S.S. Computer Grafik Systeme GmbH
5.1 Software 307
Der isl-baustellenmanager
Intelligente Software für BIM-fähiges Baustellenmanagement
Kurzbeschreibung
„SoftwarelLösungen sind Mittel zum Zweck“, sagt das Team von isl-kocher und bietet mit seinem isl-
baustellenmanager eine Lösung, die sich kompromisslos an den Bedürfnissen der Baubranche ori-
entiert. Die Software bietet Anwendern aus dem Straßen- und Tiefbau, dem Infrastrukturbau sowie
dem Hochbau eine durchgehende Prozesskette von der Mengenermittlung in der Kalkulation über
die Arbeitsvorbereitung und Abrechnung bis hin zur Baustellendokumentation auf Basis grafischer
Daten. Dabei verzichtet das Programm bewusst auf die hier nicht notwendigen Werkzeuge einer
Planungssoftware.
Alle mit dem isl-baustellenmanager erstellten Auswertungen sind REB-konform, Regeln der VOB
werden auf Wunsch berücksichtigt. Gängige Schnittstellen wie GAEB, CPI und DXF/DWG werden
ebenso unterstützt wie das Hinterlegen von Plänen als Bilder (TIFF, JPG) oder PDF.
Der isl-baustellenmanger ist zudem ein innovatives Werkzeug zur Erstellung von 3D-Modellen im
Bauwesen. Das Team von isl-kocher unterstützt seine Kunden damit auf ihrem Weg zur Digitalisie-
rung und bei der Anwendung der zukunftsorientierten Arbeitsweise BIM.
Die Software besteht aus
verschiedenen Modulen,
die sich je nach betriebli-
chen Ansprüchen kombi-
nieren lassen. Der isl-
baustellenmanager wird im
Straßen- und Tiefbau, Ka-
nalbau, Erdbau, Garten-
und Landschaftsbau sowie
wie im Hochbau und bei Inf-
rastrukturprojekten einge-
setzt. Nutzer sind Baukon-
zerne genauso wie regional
agierende Mittelständler.
Eigenschaften
Software für das Baustellenmanagement, Erstellung von 3D-Modellen im Bauwe-
Art der Anwendung
sen, Anwendung der Arbeitsweise BIM
Anwendungsfelder Straßen- und Tiefbau, Erdbau, GaLaBau, Hochbau
Schnittstellen GAEB, REB, CPI, DXF/DWG, LandXML, (IFC in Arbeit), Topcon, Trimble
Kontaktinformationen
Frank Kocher ([email protected])
isl-kocher GmbH
308 5 Produkte
Dienstleistungen
In diesem Kapitel werden exemplarisch einzelne Dienstleistungsprodukte vorgestellt. Diese wurden
von den einzelnen Unternehmen, die dem Beteiligungsaufruf des „DVW e. V. – Gesellschaft für Ge-
odäsie, Geoinformation und Landmanagement“ und des „Runden Tisches GIS e. V.“ gefolgt sind,
zum Leitfaden beigesteuert.
Die nachfolgenden Dienstleistungen wurden von den jeweiligen Herstellern auf Grundlage vorgege-
bener Templates erstellt. Ebenso beruhen alle Daten und Fakten auf Herstellerangaben. Trotz größ-
ter Sorgfalt können für Irrtümer und Fehler keine Haftung übernommen werden.
5.2 Dienstleistungen 309
Kurzbeschreibung
Die con terra GmbH berät und unterstützt umfassend bei der Integration, Konvertierung und Trans-
formation von BIM-, CAD- und GIS-Daten auf Basis der Datenintegrationsplattform FME. Mithilfe der
universellen Datendrehscheibe ist eine datenquellenunabhängige und sehr effiziente Verarbeitung
raumbezogener Informationen möglich. Für mehr als 500 Datenformate, wie beispielsweise Auto-
desk Revit (RVT), „Open BIM“-Collaboration-Format (BCF) und Industry Foundation Class
STEP/XML Files (IFC), lassen sich sehr flexibel unterschiedlichste Transformationsprozesse zur
Verarbeitung von BIM-Daten realisieren. Mit einem Team von offiziell zertifizierten FME Professio-
nals unterstützt con terra bei der Analyse fachlicher und organisatorischer Anforderungen, entwickelt
Strategien und Handlungsempfehlungen und unterstützt bei der Konvertierung, Transformation und
Integration von BIM-Daten.
Eigenschaften
Beratung und Unterstützung zur Datenintegration für BIM, CAD und GIS mit FME-
Art der Dienstleistung Technologie; Entwicklung kundenspezifischer Lösungen; Hosting auf Basis von
FME Cloud
Bauen im Bestand, Infrastrukturplanung, Hochbau/Tiefbau, Bauausführung, Monito-
Anwendungsfelder
ring, Facility Management u. a.
Zielgruppe Anwender, die Daten integrieren, konvertieren und transformieren möchten
Voraussetzungen keine
A99, achtstreifiger Ausbau AK München Nord bis AS Haar; DB Netz AG – Großpro-
jekt 2. S-Bahn-Stammstrecke München (SSF Ingenieure und Prof. Schaller Umwelt-
Referenzprojekte Consult GmbH; https://www.ssf-ing.de/project/unterirdische-stationen-der-2-
s-bahn-stammstrecke-muenchen/); https://support.safe.com/hc/en-us/sec-
tions/25407340083085-CAD-and-BIM
Kontaktinformation
Anne-Kathrin Birkenbeul ([email protected]), con terra
310 5 Produkte
Kurzbeschreibung
Projekte im Bereich Hochbau und Infrastruktur Management müssen bei gleicher Qualität immer
schneller und kostengünstiger realisiert werden. Wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass alle Be-
teiligten – Mitarbeiter aus Hochbau, Tiefbau und anderen Ingenieurwissenschaften – durchgängige
Planungsmethoden nutzen und Prozesse harmonisieren, für mehr Effizienz, Qualität und Transpa-
renz.
Eine erfolgreiche Einführung von BIM (Building Information Modeling) in einem Unternehmen ist ein
abgestimmtes Zusammenspiel von neuen Prozessen, Technologien, Schnittstellen und Standards.
Kunden von Mensch und Maschine profitieren von einem einzigartigen Team aus BIM-Experten,
Technologiespezialisten, Trainern und Beratern.
Die Grundausbildung des BIM-Ready-Ausbildungskonzepts bietet auf allen Stufen den passenden
Einstieg in das Thema BIM. Zukunftsthemen und weiterführende Trainings, sind in der BIM Ready
Spezialisierung zu finden.
Eigenschaften
Art der Dienstleistung Ausbildungsangebot
Voraussetzungen keine
Kontaktinformationen
Stefanie Ebner ([email protected]),
Mensch und Maschine Deutschland GmbH
5.2 Dienstleistungen 311
Bauen im Bestand – BIM fängt beim Aufmaß an – präzise Planung setzt ein
präzises Aufmaß voraus – 3D-BIM-Modelle als Planungsgrundlage
Kurzbeschreibung
Beim Bauen und Renovieren im Bestand gestaltet sich die Aufgabe aus vorhandenen Bestandsplä-
nen zu einem 3D-BIM-Modell zu kommen, als Herausforderung. Umbauten, welche über die Jahre
stattfanden und in keinem Plan berücksichtigt wurden, erschweren die Arbeit zusätzlich.
Deshalb ist unser Grundsatz, dass eine solide BIM-Planung für das Bauen im Bestand bereits beim
Aufmaß beginnt.
Die Flexijet GmbH bietet neben dem Verkauf von 3D-Aufmaßlösungen auch Dienstleistungen zur
digitalen Datenerfassung. Geliefert werden 3D-Gebäudemodelle, welche vor Ort verformungsge-
recht direkt ins CAD aufgemessen und sinnvoll strukturiert werden. Balkenlagen, Wände und andere
Raumelemente sind sauber in Gruppen organisiert und bieten die ideale Planungsgrundlage. Die
Detaillierungsgrade im Altbau sind individuell wählbar und werden vorab mit dem Kunden bespro-
chen.
Die Flexijet GmbH dient als Ansprechpartner für Technik, Schulung sowie Dienstleistung in der Mo-
dellierung von 3D-Gebäudemodellen.
Eigenschaften
z. B. Beratung/Schulung, Einführung, Datenerfassung, Modellierung,
Art der Dienstleistung Datenintegration (GIS/CAD/BIM) …
Voraussetzungen Ideal ist ein IFC-fähiges BIM-System, bevorzugt ArchiCAD oder Revit
Referenzprojekte www.flexijet.info
Kontaktinformationen
Daniel Frisch([email protected]), Flexijet GmbH
312 5 Produkte
BIM-Beratung ⟳
Kurzbeschreibung
Viele Vermessungs- und Planungsbüros sowie Bauunternehmen aber auch Hersteller stehen vor
der Herausforderung, die Methode BIM in ihrem Unternehmen einzuführen. Das größte Problem
besteht darin, die vorhandenen Prozesse und Werkzeuge neben der eigentlichen Tätigkeit anzupas-
sen und zu erlernen.
Um diese Herausforderung zu stemmen, bieten die BIM-Experten der NTI Deutschland GmbH indi-
viduelle BIM-Beratung und Prozesserarbeitung an. Unsere BIM-Experten aus dem Bauwesen und
der Industrie unterstützen unsere Kunden bei der Analyse, einem Pilotprojekt und der stufenweisen
Umsetzung im Unternehmen. Gemeinsam entwickeln wir zum Beispiel BIM-Unterlagen, Modellie-
rungsrichtlinien, BIM-Bauteile oder Prozesse. Als Autodesk Construction Cloud Elite Partner bieten
wir des Weiteren CDE-Schulungen an und ermöglichen unseren Kunden die kollaborativen Arbeits-
weise BIM vollumfänglich zu nutzen.
Die drei großen Bausteine unseres NTI BIM-Stufenplans sind in folgender Abbildung zu sehen:
Eigenschaften
Art der Dienstleistung Beratung, Einführung der BIM-Methode
Voraussetzungen keine
Kontaktinformationen
Kristina Kroner ([email protected]), NTI Deutschland GmbH
5.2 Dienstleistungen 313
Kurzbeschreibung
Die PHOCAD Ingenieurgesellschaft mbH weist langjährige Erfahrungen im Bereich der geometri-
schen Bauwerkserfassung mittels verschiedener Aufmaßverfahren – insbesondere Laserscanning,
Photogrammetrie und UAV – sowie bei der Erzeugung von digitalen Bauwerksmodellen auf.
Durch die Verwendung der von PHOCAD entwickelten digitalen Auswertesoftware PHIDIAS zur in-
tegrierten Verarbeitung von 3D-Punktwolken und Bildaufnahmen können neben klassischen CAD-
Modellen ebenso bauteilorientierte (BIM-)Modelle in unterschiedlichen Detaillierungen generiert wer-
den.
Die PHOCAD GmbH bietet Dienstleistungen im Bereich der Datenerfassung, Auswertung und Mo-
dellierung für BIM an.
Eigenschaften
Art der Dienstleistung Datenerfassung, Modellierung, Datenintegration (GIS/CAD/BIM)
Voraussetzungen keine
Referenzprojekte http://phocad.de
Kontaktinformationen
Christoph Effkemann ([email protected]), PHOCAD GmbH
314 5 Produkte
Kurzbeschreibung
Mit dem VC Planner – einem 3D-Planungstool – können neben allen gängigen CAD-Formaten auch
BIM-Modelle im offenen und anerkannten Datenstandard IFC in wenigen Arbeitsschritten in ein Pla-
nungsszenario integriert werden, sei es für die interaktive Visualisierung, Untersuchungen im urba-
nen Kontext oder Simulationsanwendungen.
Die Abbildung zeigt die browserbasierte Visualisierung von Klimasimulationen mit der Software
Palm4U für das Planungsszenario Salzstadel in der Stadt Rosenheim. Mit dem Swipe Tool der
VC Map lassen sich verschiedene Ergebnisse einfach gegenüberstellen und vergleichen. Ausge-
wählte Gebiete aus dem 3D-Stadmodell können mit dem VC Warehouse in zahlreiche Zielformate
exportiert und für beliebige Anwendungen zur Verfügung gestellt werden.
Abbildung: Integration von BIM-Modellen in den Stadtmodellkontext als Basis für Klimauntersu-
chungen am Beispiel des Forschungsprojektes BUOLUS zum Salzstadel in Rosenheim.
Eigenschaften
Datenaufbereitung von BIM-Modellen für die Integration in 3D-Stadtmodelle
Art der Dienstleistung und Simulationsanwendungen; mechanische, thermische oder strömungs-
mechanische Simulationen
Architektur, Stadtplanung, Infrastrukturplanung, Umweltplanung, Klimaan-
Anwendungsfelder passung, Gebäudebestandsverwaltung, Katastrophenmanagement
Kontaktinformationen
Dr. Stefan Trometer ([email protected]), Virtual City Systems
5.2 Dienstleistungen 315
Kurzbeschreibung
Die Bestandsdokumentation ist für die BIM-Planung im Brownfield eine wichtige Grundlagenleistung
und erfordert hohe Sorgfalt in Vermessung und Architektur.
Das Bestandsmodell wird erst in den anschließenden Leistungsphasen im Zuge der Planung
verifiziert. Spätere Korrekturen in Geometrie und Metadaten können immense Probleme bei
allen Gewerken erzeugen und den BIM-Prozess grundsätzlich gefährden.
Als 3D WELT Vermessung GmbH bieten wir diese Dienstleistung für unsere Auftrag-
geber an. Mit einem interdisziplinären Team von 32 Mitarbeitern, bestehend aus Geo-
däten, Bautechnikern, Architekten, Bauzeichnern und Experten aus der bauhistori-
schen Untersuchung können wir das Thema Grundlagenermittlung von der ersten
Messung vor Ort bis hin zum sachgerechten 3D-BIM-Modell bearbeiten.
Zur Aufnahme setzen wir neben der klassischen Ingenieurvermessung, das 3D-La-
serscanning und die Photogrammetrie ein. Dabei liegt unser Augenmerk auf qualitativ
einwandfreien und nachhaltigen Messdaten.
Speziell das Thema Wertschöpfung spielt grundsätzlich eine wesentliche Rolle, da
auf Basis der Punktwolken unterschiedliche Ausprägungen an Reifegraden (LOD) im
Bestandsmodell entwickelt werden können – ohne erneute Messung.
Neben der Grundlagenermitt-
lung ist auch die As-Build-Do-
kumentation für eine spätere
Anbindung an ein CAFM-Sys-
tem sowie das Reverse Engi-
neering während der Bau-
phase ein wichtiges Einsatzge-
biet im BIM-Prozess.
Eigenschaften
Bestandsvermessung, Planfertigung nach DIN, 3D-Modellierung nach
Art der Dienstleistung
BIM-Philosophie
Referenzprojekte www.3dwelt-vermessung.de
Kontaktinformationen
Benjamin Sattes ([email protected]),
3D WELT Vermessung GmbH
316 5 Produkte
Kurzbeschreibung
Das BIM Center Aachen ist ein Zusammenschluss aus vier Forschungseinrichtungen der RWTH
Aachen und einem branchenübergreifenden Netzwerk aus marktführenden Kernpartnern und aus-
führenden Unternehmen. Das Center adressiert die Digitalisierung im Bauwesen mit dem Ziel, be-
stehende, jedoch oft lückenhafte Wertschöpfungsketten bei Herstellern und ausführenden Unterneh-
men zwischen CAD, Vermessung/GIS, CAM, Betrieb (CAFM) und Erhaltung im Bauwesen zu opti-
mieren. Dies betrifft Prozesse und Schnittstellen zwischen digitaler Planung, Herstellung und Vorfer-
tigung, Lieferung, Zusammenbau und Montage, Bauausführung, Inbetriebnahme, As-built-/As-is-Do-
kumentation, computergestütztem Bauwerksmanagement (z. B. CAFM) und Wartung technischer
Systeme. Im BIM Center Aachen werden langjährige Erfahrungen in der Anwendung digitaler Me-
thoden im Bauwesen, digitaler Erfassung und Modellierung der bebauten Umwelt (u. a. TLS/Photo-
grammetrie, UAV), Softwareentwicklung gebündelt. Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten
adressieren u. a. die As-is-/As-built-Dokumentation, semantische Modellierung, Geoinformations-
systeme, Geospatial IoT, Data Stream Processing sowie VR und Mobile Augmented Reality.
Eigenschaften
Forschung und Entwicklung, BIM-Zertifizierung, BIM-Qualifikation,
Art der Dienstleistung
BIM-Prozessevaluation, BIM-Beratung, Netzwerk
Digitale Planung, Herstellung und Vorfertigung, Lieferung, Zusammen-
bau und Montage, Bauausführung, Inbetriebnahme, As-built-Doku-
Anwendungsfelder
mentation, computergestütztes Facility Management (CAFM) und
Wartung technischer Systeme
Zielgruppe B2B
Kontaktinformationen
Lev Kirnats ([email protected]), BIM Center Aachen
5.2 Dienstleistungen 317
BIM-Qualifizierung ⟳
Kurzbeschreibung
Einer der wichtigsten Faktoren bei der Anwendung von BIM und neuen Technologien sind die Mitar-
beiter. Um von den zahlreichen Vorteilen der Planungsmethode BIM profitieren zu können, ist eine
praxisorientierte Qualifizierung zwingend erforderlich. Um die Qualifizierung in der Software und der
BIM-Methode so schnell und effektiv wie möglich zu gestalten, hat die NTI Deutschland GmbH eine
spezielle Schulungsmethode entwickelt. Gemeinsam mit dem Kunden werden die Schulungsschwer-
punkte analysiert und auf die jeweiligen Bereiche des Unternehmens zugeschnitten. Unsere Dozen-
ten vermitteln dabei mehr als nur Wissen − sie befähigen die Mitarbeiter im Umgang mit Software
und Planungsmethoden. In den ausschließlich firmenindividuellen Schulungen empfiehlt NTI, als
Schulungsbeispiel ein Projekt des Kunden zu verwenden.
Für den Bereich der Geodäsie bietet NTI unter anderem Individualschulungen zu:
• Grundlagen zur Punktwolkenbearbeitung mit Autodesk ReCap
• Scan2BIM – Bestandsmodellierung in Autodesk Revit auf Basis einer Punktwolke
• Erzeugung von Modellen auf Basis einer Befliegung oder Befahrung
• Grundlagen- und Aufbauschulungen in Autodesk AutoCAD, Revit, Civil 3D und InfraWorks
• Erstellung von Bauteilfamilien in Autodesk Revit
• Spezialschulung zur Arbeit mit IFC-Dateien
• Grundlagen und Kollisionsermittlung in Autodesk Navisworks
Darüber hinaus bieten wir ein abgestimmtes BIM-Schulungskonzept an. Sie haben die Möglichkeit
in der BIM-Grundlagenschulung Basiswissen aufzubauen und durch die BIM-Autor Schulung, BIM-
Koordinator Schulung oder BIM-Manager Schulung Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten zu vertiefen. Im
Anschluss an diese Schulungen können Sie Online-Prüfungen ablegen und so international aner-
kannte Zertifikate erhalten. Als zertifizierter Weiterbildungsträger von buildingSMART und dem VDI
halten wir uns an die nationalen und international vereinheitlichten Schulungsinhalte.
Die NTI Deutschland GmbH unterstützt Vermessungsingenieure, Planer und Bauunternehmen rund
um BIM-Software- und Hardwarelösungen, praxisnahe Schulungen sowie BIM-Beratung.
Eigenschaften
Art der Dienstleistung Beratung, Schulung, Einstieg, Modellierung
Voraussetzungen keine
Kontaktinformation
Kristina Kroner ([email protected]), NTI Deutschland GmbH
318 5 Produkte
Kurzbeschreibung
Die Lumoview Building Analytics GmbH ist ein Kölner Spin-off des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt e. V. (DLR) und wurde Anfang 2019 von Dr.-Ing. Arne Tiddens, Dr.-Ing. Silvan Siegrist
und Univ.-Prof. Dr.-Ing. Bernhard Hoffschmidt gegründet. Mit der Vision, mithilfe von modernster
Messtechnik Gebäude in Rekordzeit einfach erfassen und analysieren zu können, bietet Lumoview
ein Dienstleistungsangebot für Immobilienbestandshalter an. Der selbstentwickelte LumoScanner
erhebt nicht nur geometrische Gebäudedaten, sondern erfasst ebenfalls relevante Thermaldaten,
um Gebäude energetisch bewerten zu können. Damit ermöglicht Lumoview ihren Kund:innen, Ent-
scheidungen zu ihren Immobilien komfortabler, schneller und fundierter zu treffen.
Mithilfe einer Raumrekonstruktion durch Künstliche Intelligenz und Laser-Distanzmessungen erfasst
der LumoScanner innerhalb von 2 Sekunden einen Raum. Für die Messung muss kein/e Expert:in
vor Ort sein. In der Cloud entsteht dann hochgradig automatisiert ein „As-Built-Modell“ im IFC-For-
mat. Damit liefert Lumoview exakte Grundrisspläne und 3D-Modelle deutlich schneller als bei einem
herkömmlichen, manuellen Aufmaß oder einem Aufmaß mit einer Punktwolke. Zusätzlich generiert
das Messsystem mit einer optischen Rundum-Kamera ein Panoramabild des Raums für virtuelle
Rundgänge und identifiziert mit Infrarot-Sensoren Wärme- bzw. Kältebrücken und weitere bauliche
Mängel. Die auf diese Weise erfassten Daten lassen sich nahtlos in die digitalen Gebäudemanage-
ment-Plattformen (BIM, CAFM, ERP) der Kund:innen integrieren.
Eigenschaften
Als Self-Service oder All-Inclusive, sekundenschnelle digitale geometr-
sche und energetische Erfassung von Gebäuden durch ein handgetrage-
nes Messsystem, Datenaufbereitung in einer cloud-basierten Anwendung,
Art der Dienstleistung
Erstellung von 3D-Modellen (IFC), 2D-Grundrissen (DWG), Analysen von
Temperaturanomalien an den Wänden sowie digitalen Raumbüchern und
Mengengerüsten.
3D-Bestandserfassung, As-Built-Dokumentation, Scan-to-BIM, Digital
Anwendungsfelder Twin, Bauen im Bestand, Hochbau, Innenarchitektur, Facility Manage-
ment, Datenintegration (CAD/BIM/CAFM), Visualisierung (2D, 3D)
Wohnungswirtschaft, Öffentliche Gebäudebesitzer:innen, Büroimmobilien-
Zielgruppe
besitzer:innen
LumoScanner (Leihgerät), internetfähiges Endgerät mit Browser (Smart-
Voraussetzungen
phone, Tablet, Computer)
Gebäudewirtschaft der Stadt Köln: Erfassung, Grundrisserstellung
(PDF) u. 3D-Modellerstellung (IFC) einer Berufsschule mit über 8000 qm.
Referenzprojekte Volkswohnung: Erfassung, Grundrisserstellung (DWG) und 3D-Modell-
erstellung (IFC) von über 20 Wohnungen
Covestro: Erfassung u. Grundriss-Erstellung (DWG) eines Bürogebäudes
Kontaktinformationen
Dr.-Ing. Silvan Siegrist ([email protected]), www.lumoview.com
5.2 Dienstleistungen 319
Kurzbeschreibung
Wir, die Wuttke Ingenieure, sind ein familiengeführtes Unternehmen, spezialisiert auf die Verarbei-
tung raumbezogener Daten. Mit unseren Abteilungen für Ingenieur- und Industrievermessung, Digi-
tale Raumdaten und Building Information Modeling (BIM) unterstützen wir unsere Kunden von der
Konzeptphase über die Planung bis hin zur Bauausführung und Bewirtschaftung. Unser Team be-
steht aus erfahrenen Vermessungs- und Bauingenieuren, Architekten sowie BIM-Managern und -
Koordinatoren.
Wir erstellen BIM-Modelle basierend auf übergebenen Plänen („2D-to-BIM“) oder unseren eigenen
präzisen Messungen („Scan-to-BIM“) und modellieren Fachmodelle in den Bereichen Architektur,
Tragwerksplanung, TGA und Infrastruktur. Mit über 15 Jahren Erfahrung in der Architekturvermes-
sung setzen wir modernste Technologien ein, darunter der Mobile Laserscanner VLX von NavVis,
der Terrestrische Laserscanner Leica RTC360 und DJI-Drohnen. Diese Hightech-Lösungen ermög-
lichen es uns, den Bestand präzise in einen digitalen Zwilling zu überführen.
Unsere BIM-Modelle, erstellt von erfahrenen Architekten und Bauingenieuren, gewährleisten
höchste Qualität. Jedes Modell wird
individuell auf die Vorgaben des
Kunden zugeschnitten und nahtlos in
den BIM-Prozess integriert. Beson-
ders bei der Scan-to-BIM-Methode
überprüfen wir streng die Modellie-
rungsgenauigkeit, um eine exakte
Übereinstimmung mit der Punkt-
wolke sicherzustellen. Wir liefern
ausschließlich qualitätsgeprüfte
BIM-Modelle, die den Modellierungs-
vorschriften und dem vereinbarten
Level of Information Need (LOIN) entsprechen. Zudem bieten wir Baufortschrittskontrollen und As-
Built-Dokumentationen mittels Laserscanning an, um den Bauzustand präzise zu erfassen und zu
dokumentieren. Ein cloudbasierter Punkwolkenviewer ermöglicht eine standortunabhängige Naviga-
tion, durch den erfassten Bestand oder die Baustelle.
Für eine persönliche Beratung und individuelle Lösungen für Ihr BIM-Projekt nehmen Sie gerne über
https://www.wuttke-ingenieure.de/kontakt Kontakt mit uns auf. Unsere BIM-Spezialisten erarbeiten
mit Ihnen eine individuelle Lösung für Ihre Projektanforderungen.Eigenschaften
Referenzprojekte https://www.wuttke-ingenieure.de/referenzen
Kontaktinformationen
Oliver Wuttke ([email protected])
Wuttke Ingenieure GmbH
320 5 Produkte
Kurzbeschreibung
Vermessungsingenieur:innen stellen mit ihrer Arbeit die Basis für erfolgreiche BIM-Projekte zur Ver-
fügung. Jedoch: Die BIM-Methode ist (noch) nicht im Berufsbild von Vermessungsingenieur:innen
verankert – und damit auch nicht automatisch durch jede Berufshaftpflichtversicherung abgedeckt.
Darüber hinaus droht u. Umständen eine „gesamtschuldnerische Haftung“, bei der Vermessungsin-
genieur:innen für Fehler anderer am BIM-Projekt Beteiligten anteilig haften, auch wenn im Rahmen
der geodätischen Aufgaben keine Fehler gemacht wurden. Es empfiehlt sich daher, zum einen die
eigene Berufshaftpflichtversicherung auf die Mitversicherung von BIM-Leistungen zu überprüfen und
ggf. mit individuellen Sondervereinbarungen zu ergänzen. Für BIM-Koordinator:innen oder BIM-Ma-
nager:innen kann eine zusätzliche IT-Haftpflichtversicherung wichtig sein. Im für Vermessungsinge-
nieur:innen entwickelten Versicherungspackage „GeoInsurance®“(www.geoinsurance.de) der pisa
Versicherungsmakler GmbH ist die Haftung im Zusammenhang mit BIM-Projekten voll mitversichert.
Für Vermessungsingenieur:innen wachsen im Zusammenhang mit „KI“ neue Chancen, aber auch
Herausforderungen heran. Die „KI“ wird künftig (via Drohnen) die Messungen vor Ort vornehmen,
die Messpunkte sinnvoll zuordnen und Punktwolken auswerten. Freilich bedarf es weiterhin den Ver-
messungsingenieur:innen als Fachleute, die zum einen festlegen, was vermessen werden soll, zum
anderen die durch „KI“ ausgewerteten Punktwolken gegenprüfen. Dieser Plausibiliätscheck ist nicht
zu unterschätzen, denn die (amtlich bestellten) Vermessungsingenieur:innen haften auch beim Ein-
satz von „KI“ (wie beim Einsatz einer Software) dennoch für die Resultate. „KI“ bedeutet für Vermes-
sungsingenieur:innen (die sich damit mehr denn je als BIM-Koordinator:innen oder BIM-Manager:in-
nen anbieten) nicht nur Chancen, sondern auch ein Plus an Haftungsfragen sowie auch ein (generell
bei BIM-Projekten latent vorhandenes) zusätzliches, stark erhöhtes Risiko von Cybercrime-Attacken.
Eigenschaften
Art der Dienstleistung Fachversicherungsmakler für Vermessungsingenieur:innen
Zielgruppe Vermessungsingenieur:innen
Kontaktinformationenm
Daniel Jerlich ([email protected]), pisa Versicherungsmakler GmbH
321
Zusammenfassung
Der Leitfaden Geodäsie und BIM in der Version 4.0 (2024) wurde in diesem Jahr einer grundlegen-
den Revision der Praxisbeiträge unterzogen. Aufgrund der ungebremsten Mitwirkung und der Ein-
reichung aktueller praktischer Projektberichte der Kolleginnen und Kollegen aus Unternehmen, der
Verwaltung und der Hochschulen sind in dieser Version erstmalig Beiträge der ersten Ausgaben in
ein digitales Repositorium umgezogen. Mittels QR-Codes und klickbaren Links sind diese Beiträge
weiterhin erreichbar. Somit hat der aktuelle Leitfaden Platz für 17 brandneue und spannende Pro-
jektberichte im Themenbereich Geodäsie und BIM.
Die ungebremste Nachfrage mit Downloadzahlen von mehreren zehntausendmal sowie Google-
Treffern und Zitationen von über eintausendmal bestätigen den anhaltenden Bedarf an Informatio-
nen, Inspirationen und konkreten Handlungsempfehlungen zu BIM und deren Umsetzung in der Pra-
xis. Seit 2020 ist neben der kostenfreien Downloadversion auch die Bestellung der jeweils aktuellen
Version als Print-on-Demand in gedruckter Form möglich.
Nach einer Einführung werden in Kapitel 2 die Grundlagen zur Methode BIM und ihr Bezug zur Ge-
odäsie gelegt. Dabei werden die allgemeine Modellierung von Bauwerken, BIM für den Infrastruktur-
bau, CAD-GIS-BIM, Ingenieurvermessung und BIM, rechtliche Aspekte sowie BIM-Management und
Prozesse thematisiert.
Der einführende Beitrag von Blankenbach, Clemen und Becker legt die Grundlagen zum Informati-
onsmanagement nach der BIM-Methode. Die Autoren gehen dabei auf BIM-Anwendungsfälle ein
und geben einen ersten Überblick über die Bauwerksmodellierung in BIM.
Mit dem Beitrag „Prozesse und Management“ führen Clemen et al. zunächst anhand der Norm ISO
19650 in das Informationsmanagement nach der BIM-Methode ein. Darauf aufbauend werden grund-
legende Begriffe des BIM-Managements eingeführt und den Leistungen des Geodäten zugeordnet.
Zentrale Themen sind dabei der Aufbau und das Management der gemeinsamen Datenumgebung
(Common Data Environment, CDE) – wobei besonders auf die aktuelle DIN SPEC 91391 eingegan-
gen wird – sowie die Spezifikation von Prozessen und Datenübergaben. Kritisch sehen die Autoren
dabei unter anderem die Übernahme von Standards für das BIM-Management aus Großbritannien
und den USA, da diese nicht 1:1 auf die Situation in Deutschland übertragbar seien und teilweise
sogar dem deutschen Vergabe- und Vertragsrecht widersprächen. Der Beitrag schließt mit einem
Appell an GIS-Experten und Geodäten, die nach Meinung der Autoren mit ihrem Fachwissen eine
führende Rolle bei der Einführung übernehmen und ihr Wissen und ihre Kompetenzen bei der Aus-
gestaltung von BIM-Richtlinien und Standards einbringen sollten.
Der folgende Beitrag von Borrmann setzt den Fokus auf den Infrastrukturbau. Hierbei werden die
Unterschiede zum Hochbau herausgearbeitet, bevor kurz die Aktivitäten des Bundesministeriums
für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie strategische Entwicklungen großer Vorhabenträger im
Bereich Infrastrukturbau skizziert werden. Daran schließt sich ein Überblick zum Stand der IFC-Er-
weiterungen für den Bereich Infrastrukturbau an.
Hüttner ergänzt die Ausführungen zur BIM-Methode für den Infrastrukturbau mit einem Bericht über
die Aktivitäten der Fachgruppe „BIM-Verkehrswege“ des buildingSMART Deutschland e. V.
Das Kapitel 2.2 ist mit der Georeferenzierung einer wichtigen Thematik im Bereich Geodäsie und
BIM gewidmet, die bei der praktischen Umsetzung der BIM-Methode immer wieder zu Missverständ-
322 6 Zusammenfassung und Ausblick
nissen in der Kommunikation zwischen den Projektbeteiligten führt. Clemen et al. befassen sich um-
fassend mit der Thematik der Georeferenzierung auf mathematischer, pragmatischer sowie Soft-
ware- und Datenaustauschebene.
Die bisherigen Entwicklungslinien von CAD und GIS sowie deren Gemeinsamkeiten und Unter-
schiede inklusive ihrer jeweiligen Bezüge zur Methode BIM erläutern Donaubauer et al. im Kapitel
2.3 „CAD, BIM und GIS – digitale Modelle der gebauten Umwelt“. Als wesentliche Unterscheidungs-
merkmale zwischen den digitalen Modellen aus dem BIM- und dem GIS-Bereich werden das grund-
legende Modellierungsparadigma, der Skalenbereich (Ausdehnungsbereich) und Inhalt, der Detail-
lierungsgrad, die Geometrierepräsentation, die Georeferenzierung und die verfügbaren standardi-
sierten Informationsmodelle herausgearbeitet. Darüber hinaus wird ein Überblick über in Deutsch-
land verfügbare Geobasis- und Geofachdaten und deren Bezug zu BIM gegeben. Der Beitrag wird
abgerundet durch einen Überblick über Konzepte zur BIM-GIS-Integration.
Die Veränderungen in der Ingenieurvermessung durch die zunehmende Einführung von BIM thema-
tisieren Becker et al. im Kapitel 2.4. Dabei werden die Aufgaben der Ingenieurvermessung jeweils
mit Bezug zur BIM-Methode und gegliedert in planungsbegleitende und baubegleitende Vermessun-
gen sowie Aufgaben beim Betrieb und der Unterhaltung von Bauwerken beschrieben. Die Autoren
setzen sich dabei kritisch mit Konzepten aus der BIM-Standardisierung auseinander und beschrei-
ben, wie diese aus geodätischer Sicht weiterentwickelt werden sollten. So wird beispielsweise ange-
merkt, dass die üblichen Level-of-Development-(LOD-)Abstufungen für die Bestandserfassung mit
geodätischen Methoden nicht optimal geeignet sind, da die Modellierung nicht sichtbarer Elemente
aus dem geodätischen Aufmaß in der Regel nicht möglich ist. Als zentrale Aussage der Autoren
ergibt sich, dass die Aufgaben des Geodäten zukünftig um das BIM-basierte Management georefe-
renzierter Daten erweitert werden und für eine nahtlosere, modellgerechte Übertragung von Daten
zwischen geodätisch referenzierten Systemen und der kartesischen BIM-Welt noch weitere Entwick-
lungen zu leisten sind.
Eschenbach stellt im Kapitel 2.5 rechtliche Auswirkungen des Einsatzes der BIM-Methode auf ver-
messungstechnische Leistungen dar. Er widmet sich den Themen Leistungspflichten, Vergütung,
Haftung und Schutz des geistigen Eigentums. Sein Fazit ist, dass die BIM-Planungsmethode für den
Geodäten keine gänzlich neuen rechtlichen Rahmenbedingungen mit sich bringt, weist aber darauf
hin, dass Auftraggeber die Ergebnisse von Vermessungen „BIM-fähig“, d. h., über die IFC-Schnitt-
stelle verlangen werden, ohne dass hierdurch ohne Weiteres ein Honorarzuschlag abgeleitet werden
kann. Eschenbach warnt zudem vor Haftungsgefahren für den Fall, dass z. B. für die Lieferung von
as-built-Modellen die Informationstiefe nicht genau spezifiziert wurde.
In Kapitel 2.6 werden mit den Themen „3D-Lageplan zum Baugesuch“ und „Verlinkte Datencontainer
für die Datenübergabe“ zwei aktuelle Forschungs- und Entwicklungsarbeiten aus der Schnittmenge
Geodäsie und BIM beschrieben, sowie ein vom Arbeitskreis 3 „BIM“ des DVW entwickelter Vorschlag
für Lehrinhalte „Geodäsie und BIM“ vorgestellt.
Donaubauer et al. beschreiben im Kapitel 2.7 mit IFC, CityGML und XPlanung drei wichtige standar-
disierte Datenmodelle für die Repräsentation von Informationen im BIM-Prozess. Die Ausführungen
zu IFC zeigen, dass der ursprünglich auf den Hochbau ausgelegte Standard mittlerweile auch eine
starke Unterstützung für den Infrastrukturbau bietet. Den Ausführungen zu CityGML belegen die
voranschreitende Harmonisierung der Standards aus den Bereichen BIM und Urban Information Mo-
deling. So zeigen die Autoren, dass die 2021 verabschiedete Version 3.0 des internationalen Stan-
dards CityGML eine Vielzahl an Konzepten bereitstellt, um IFC- und CityGML-Modelle einfacher in-
einander überführen zu können.
Kapitel 3 gibt anhand konkreter Praxisbeispiele Einblicke in die Anwendung der BIM-Methode. Dabei
zeigen zweiundzwanzig Beispiele aus dem Bereich der Ingenieurvermessung, neun Beiträge zur
BIM- und GIS-Integration sowie ein Ansatz zum BIM-Prozess und -Management, wie ein konkreter
323
praktischer Einsatz aussieht. Zwanzig weitere Praxisbeispiele aus früheren Versionen des Leitfa-
dens stehen in einem digitalen Archiv unter der folgenden Adresse zur Verfügung: https://kata-
log.rundertischgis.de/dataset/relationship/leitfaden-geodasie-und-bim-beitragsarchiv).
In den beschriebenen Projekten der Ingenieurvermessung (Kapitel 3.1) stehen die Aspekte der Da-
tenerhebung, Georeferenzierung und die 3D-Bestandsmodellierung komplexer Bauwerke für die
BIM Methode im Vordergrund. Die Autoren zeigen mit zahlreichen Beispielen, vornehmlich aus den
Bereichen der Verkehrsinfrastruktur, Hochbau im Bestand und Denkmalpflege, welche Rolle die In-
genieurvermessung in BIM Projekten einnimmt.
Damit die Vorteile von BIM auch für Bestandsgebäude zum Tragen kommen, braucht es eine solide
Datenbasis. Hier setzt der Praxisbericht von Hellmann an, in dem er den Workflow von der 3D-
Erfassung, über die Vorverarbeitung, die Interpretation und Modellierung bis zur Integration der Da-
ten in eine BIM-fähige Software beschreibt sowie durch das Praxisbeispiel der Kathedrale Notre-
Dame de Paris illustriert.
Der Beitrag von Völter „Bestandsdokumentation für die BIM-orientierte Entwurfsplanung“ diskutiert
zahlreiche Aspekte der BIM Modellierung anhand eines Bauwerksmodells des Bahnhofs Metzingen.
Im Rahmen der Bestandsaufnahme und Bestandsdokumentation für die (ehemals) DB Station &
Service werden die Aspekte Georeferenzierung und Gleisgeometrie im BIM diskutiert. Wenn es um
die Klassifikation und Attributierung der Bauteile im Zuge der Bestandsmodellierung geht, warnt der
Beitrag vor zu umfangreichen Objektvorlagen und spricht sich stattdessen für sinnvolle Vereinfa-
chungen durch Abstraktion aus.
In Form eines Interviews präsentieren Lämmel und Göthner die praktische Einführung der BIM Me-
thode im Ingenieurbüro. Sie zeigen, welche Softwaretypen und Schulungen dafür notwendig sind
und welche Managementstandards praktisch gelebt werden müssen. Der Beitrag wird durch kurze
Darstellung eines geologischen Schichtmodells abgerundet.
Der Praxisbeitrag von Pavlova und Heine vergleicht vier verschiedene Softwareprodukte als Aufsatz
für Revit bei der Geometrieüberprüfung einer Schleusenkammer. Dabei wurde der as-built Zustand
einem as-planned Modell gegenübergestellt und die Abweichungen ermittelt und visualisiert.
Plaß und Klauer erläutern einen neuen Ansatz zur strukturierten Datenerfassung für as-built Indoor-
Modelle. Dabei wird auf Basis des Apple-Pro-Portfolios mit LiDAR-Sensorik Indoor-Szenen erfasst
und mithilfe des Augmented-Reality-(AR-) Frameworks ARKit 5 von Apple Inc. prozessiert. Derzeit
werden acht Klassen, wie Boden oder Stuhl automatisch klassifiziert.
Das von Tschickardt vorgestellte Projekt „Verfügbarkeitsmodell A10/A24“ handelt es sich um das
erste Projekt, bei dem Planung, Ausführung und Erhaltung mit BIM aus einer Hand erfolgen. Es wird
gezeigt wie vielseitig die Anforderungen an die gemeinsame Datenumgebung (CDE) sind und wie
wichtig die Einbeziehung der Softwareanbieter bereits beim Aufstellen der AIA und BAP sind.
Kaden befasst sich in seinem Beitrag mit Scan2BIM. Er vergleicht am Beispiel einer modernen Stadt-
villa und eines historischen Klosters die BIM-Autorensoftware Revit (mit Plug-in As-built von Faro)
und Allplan (mit Plug-in Scalypso) für die Modellierung von Bestandsgebäuden aus Punktwolken.
Das Ziel war jeweils, ein BIM-Modell mit einem geometrischen Detaillierungsgrad LOG 300 und ei-
nem alphanummerischen Reifegrad LOI 200 zu erstellen. Abschließend zieht er ein Fazit zur Mo-
dellerstellung und Wirtschaftlichkeit.
In einem weiteren Praxisbeispiel aus dem Gebiet BIM in der Ingenieurvermessung beschreibt
Schmaus Vermessungsarbeiten im Rahmen eines BIM-Projekts für die Deutsche Bahn. Sie geht
dabei sowohl auf die Bestandsaufnahme, die unter anderem mit einem Gleismesswagen durchge-
führt wird, als auch auf die 3D-Modellierung mit einer Trassierungssoftware ein.
Ebenfalls im Kontext der Verkehrsinfrastruktur berichten Müller, Götzel und Conz von einem BIM
Projekt der Berliner S-Bahn. Dabei adressieren Sie die Vermessung und Modellierung aber auch die
Integration weiterer Geodaten in das BIM Projekt sowie die Bereitstellung der detaillierten Bestands-
modelle im 3D-WebGIS.
Pilhatsch, Dude und Rauh schildern Ihr Lösungsstrategien für das As-is-Grundlagenmodells im Pro-
jekt „Factory Campus“ in Düsseldorf. Neben dem technisch Belastbaren Laserscannung und der
komplexen 3D-Modellierung werden auch Aspekte der Modellkompression, Modellqualität und Kom-
munikation mit den Fachgewerken adressiert.
Aus dem Netzwerk BIM.Ruhr ist ein Pilotprojekt „Drewer Brücke“ entstanden, von dem Zimmermann,
Mikulane und Straßenmeyer berichten. Die Autoren zeigen unter anderem, wie Modell und Punkt-
wolke verglichen wurden und wie die Erfahrungen im Forschungsnetzwerk kommuniziert wurden.
Becker und Sturmfels zeigen am Beispiel einer „Vorabmaßnahme Medienkanal“ wie Bundesbauvor-
haben mit BIM umgesetzt werden und welchen Beitrag die Ingenieurvermessung mit der Erstellung
des Geländemodells und der Modellierung der Bauwerke für das „Bauen im Bestand“ leistet.
Von der baubegleitenden Vermessung am Münchner Flughafen berichten Haller und Rust. Hier geht
es darum die die Einhaltung von Bautoleranzen und die Lage von Durchbrüchen zu prüfen, damit
aufwendige Nacharbeiten gar nicht erst erforderlich werden. Die Autoren zeigen, dass mit mobilem
Mapping ein Abbild der Baustelle sehr schnell erstellt werden und online mit der Planung verglichen
werden kann.
Ebenfalls aus München berichtet Teichmann von einem BIM Projekt an der Eisenbahnüberführung
Lindwurmstraße. Es wird gezeigt wie verschieden Messmethoden und Geodaten gemeinsam die
Grundlage für das Bestandmodell in unterschiedlichen Granularitätsstufen bilden.
Das BIM auch für denkmalgeschützte historische Gebäude funktioniert zeigen Stenz, Genz und
Krause. Dabei gehen sie zunächst auf den Workflow von der Datenerfassung zur Modellierung ein.
Die Autoren zeigen dann, wie Sie diese Vorgehensweise auch in der Aus- und Weiterbildung ein-
setzten.
325
Wuttke und Streicher zeigen ebenfalls an einem eindrucksvollen Beispiel, dem Schloss Rochsburg,
wie ein historisches Bauwerk in BIM modelliert werden kann. Die Autoren zeigen, dass Festpunktfeld
und mobiles Scanning eine zuverlässige Planungsgrundlage für die Sanierung und den Umbau his-
torischer Gebäude sein kein.
3D Scanning und der Einsatz vom Smartphone sind auch für Poliere, Abrechner und Bauleiter wich-
tige Werkzeuge. Das zeigen Werner und Schlei am Beispiel der Leitungsdokumentation im Zuge des
Ausbaus des Fernwärmenetzes in München. Das Messen am „offenen Graben“ kann direkt in die
digitale Prozesskette eingespielt werden, so, dass eine tagesaktuelle Leistungsdokumentation vor-
liegt.
Wolf zeigt am Beispiel des BIM Modells Wespenstein in Gräfenthal, dass ein zentrales Problem im
historischen Bestand ist, dass Wände oft weder eben noch gleichmäßig sind. Wolf setzte deswegen
spezielle Plugins für die Modellierung der Begrenzungsflächen ein und überführt diese in das IFC
Datenmodell.
Smolka diskutiert die maßgeblichen Rahmenbedingungen in einem BIM Projekt am Beispiel einer
Brandschutzsanierung einer Schule. Mittels mobilem Laserscanning wurde der Bestand erfasst.
Spezielle Anforderungen ergaben sich aus der bautechnischen Kombination, zum Beispiel von Stüt-
zen und Unterzügen.
Im letzten Beitrag aus dem Bereich Ingenieurvermessung diskutiert Sörensen die Einteilung von
Vermessungsergebnissen für die Bestandsdokumentation in Qualitätsstufe. Dabei geht er im Beson-
deren auf die Freiformflächenmodellierung in open BIM Projekten ein. Er ordnet die Qualitätsstufen
der allgemeinen BIM Methode zu. Der Beitrag wird durch ein Praxisbeispiel der ehemaligen Knorr
Bremse Werke in Berlin Friedrichshain abgerundet.
Die Praxisbeispiele aus dem Bereich BIM-GIS-Integration (Kapitel 3.2) zeigen eine Reihe techni-
scher Möglichkeiten sowie verfügbare Datengrundlagen aus dem GIS-Bereich und geben einen Ein-
blick in das Anwendungspotenzial, das durch eine derartige Integration entsteht.
Im Beispiel „3D- und VR-Visualisierungen vereinfachen die (Zusammen-)Arbeit“ wird von Reuters
die Nutzung von Virtual-Reality-Technologien auf der Grundlage von dreidimensionalen Daten aus
GIS und BIM aufgezeigt. Der Autor zieht den Schluss, dass durch die dreidimensionale Modellierung,
die mit der Einführung von BIM einhergeht, ohne wesentlichen Mehraufwand eine neue Möglichkeit
zur Visualisierung der Planung und zur Kommunikation mit den Projektbeteiligten geschaffen wird.
Am Beispiel einer Kanalplanung beschreibt er, wie mittels 3D- und VR-Visualisierung Planungsfehler
und Fehlinterpretationen vermieden werden können.
Im Beitrag „Digitale Geodaten – Gold des 21. Jahrhunderts nutzen“ von Reuters hat die Verwendung
von Geobasis- und Geofachdaten im BIM-Prozess zum Thema. Am Beispiel des Datenangebots des
Landes Thüringen beschreibt der Autor Nutzungsmöglichkeiten im BIM-Prozess für Datenprodukte
wie Orthophotos, topographische Karten, Höhendaten, klassifiziertes Straßennetz, Schutzgebiete,
Kataster und 3D-Gebäude sowie die kombinierte Visualisierung dieser Daten in einer Tiefbausoft-
ware.
Anhand eines konkreten Projekts aus der Infrastrukturplanung zeigen Gnädinger et al. in ihrem Bei-
trag auf, wie mittels aktuell zur Verfügung stehender GIS- und BIM-Software und einer Common
Data Environment (CDE) eine Integration von Ingenieur- und Landschaftsplanung erfolgen kann.
Ein weiteres Praxisbeispiel aus dem Bereich der Infrastrukturplanung wird von Hermann beschrie-
ben. Der Beitrag zeigt, wie eine Verknüpfung von BIM, GIS und Life Cycle Assessment (LCA) eine
326 6 Zusammenfassung und Ausblick
automatisierte Erstellung und räumliche Visualisierung einer Ökobilanz zur Bewertung der ökologi-
schen Qualität von Planungen genutzt werden kann.
Anhand von Projekten der DB InfraGO AG beschreibt Max in seinem Beitrag die große Bedeutung
des gemeinsamen Raumbezugs in Lage und Höhe bei der Harmonisierung von Geobasis-, Vermes-
sungs- und BIM-Daten. Insbesondere geht der Autor auf die Probleme ein, die sich aus der Verwen-
dung unterschiedlicher Koordinatenreferenzsysteme für großräumig ausgedehnte Infrastrukturpro-
jekte und Projekte mit geringer Ausdehnung wie Gebäude und Ingenieurbauwerke ergeben.
Am Beispiel der BIM-Einführung im Tiefbauamt des Kantons Basel-Stadt beschreiben Reyer et al.
die Nutzung von Information Delivery Manuals (IDM) als geeignete Methodik. Vor dem Hintergrund
ihrer Erfahrungen plädieren die Autoren für eine BIM-Einführung in kleinen Schritten, die jeweils für
die Nutzer eine spürbare Entlastung durch die Digitalisierung führen.
Pache und Hochmuth liefern mit ihrem Beitrag ein weiteres Praxisbeispiel aus dem Infrastrukturbau.
In der Integration von BIM und GIS in Infrastrukturprojekten sehen die Autoren eine Reihe von Vor-
teilen. So ermöglicht die Integration eine umfassende, georeferenzierte Planung und verbessert die
Entscheidungsfindung, indem Bestandsdaten und Planungsmodelle effizient kombiniert werden.
Diese Integration fördert die Kollaboration, Nachhaltigkeit und Transparenz in allen Projektphasen
und bietet langfristig Vorteile wie die Erstellung eines digitalen Zwillings, der auch für den Betrieb
und die Wartung genutzt werden kann.
Das Praxisbeispiel von Goetzel et al. befasst sich mit der BIM-GIS-Integration für bestehende Bau-
werke, im konkreten Fall ein Werksgelände und beschreibt einen kompletten Workflow von der Da-
tenerfassung mithilfe eines mobilen Multisensorsystems über die Erstellung von 3D-Bauwerksmo-
dellen bis zur Integration in ein GIS-basiertes System zur Implementierung einer Echtzeit-Tracking-
Anwendung für Objekte wie Transportbehälter, wodurch die betriebliche Effizienz und Sicherheit ver-
bessert werden.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Mehrheit der Autoren aus dem GIS-Bereich mitt-
lerweile über tatsächliche Erfahrungen aus der Praxis berichten kann, während in früheren Versio-
nen des Leitfadens hauptsächlich Pilot- und Forschungsprojekte thematisiert wurden. Die Kombina-
tion von Geodaten und GIS mit BIM ermöglicht eine präzisere und nachhaltigere Planung, besonders
im Infrastrukturbereich. Das oben beschriebene Beispiel von Goetzel et al. zeigt jedoch auch An-
wendungspotenziale für bestehende Bauwerke.
Neben den Themen „BIM in der Ingenieurvermessung“ und „Integration von BIM und GIS“ enthält
dieser Leitfaden mit den Ausführungen von Banemann et al. auch einen Beitrag, der sich dem Thema
„BIM-Prozesse und Management“ aus Sicht der Praxis widmet. Durch ein Programmmanagement
hat sich die Freie und Hansestadt Hamburg auf den Weg gemacht, die BIM-Methode über ein Pilot-
projekt voranzutreiben und zu etablieren. Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass der Lan-
desbetrieb Geoinformation und Vermessung (LGV) eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von
BIM.Hamburg übernimmt und damit die Potenziale der Geodäsie in der Digitalisierung des Bauwe-
sens sichtbar macht.
Im Kapitel 4 werden fünf Handlungsempfehlungen zum praktischen Umgang mit der Methode BIM
gegeben. Der Beitrag von Heuer geht auf die wichtigen Fragen der Georeferenzierung und der Wahl
des Bezugssystems ein. Unter dem Titel Arbeiten im „lokalen CRS“ beschreibt er die Erfahrungen
aus dem Wasserstraßen-Neubauamt Berlin (WNA), wie mit CRS im Zusammenspiel mit lokalen Ko-
ordinatensystemen bei Baumaßnahmen umgegangen werden kann.
Kemper et al. beschreiben in ihrem Beitrag Arbeitsweisen für die Einführung der BIM-Methode im
Bereich Ingenieurgeodäsie und Geoinformation in der Straßenbauverwaltung. Anhand der drei An-
wendungsfälle Bestandserfassung, Visualisierung und Bauwerksdokumentation werden Arbeitswei-
sen vorgeschlagen und Verweise auf weiterführende Literatur gegeben − beispielsweise auf das
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Ausblick
In den folgenden Jahren wird der Leitfaden Geodäsie und BIM interaktiver werden. Das in dieser
Version erstmalig eingeführte Repositorium wird in den kommenden Jahren weiter ausgebaut. Digi-
tale Medien werden zukünftig auch Praxisbeiträge und andere Inhalte ergänzen und erweitern. Sein
Sie gespannt oder werden Sie gar Mitautor des Leitfadens mit Beiträgen zu Ihren Erfahrungen an-
hand konkreter Projekte, Produkte oder Dienstleistungen.
Der Leitfaden Geodäsie und BIM erschien 2017 erstmalig und beschreibt seit dem den Status quo,
aber auch die Chancen aus der Sicht der Geodäsie. Im Rückblick der letzten sieben Jahre ist viel
Aktivität und Innovation erkennbar. Mit der aktuellen Version zeigt sich, dass die Anzahl der Praxis-
beispiele weiter zunimmt und auch das Produktangebot sich stetig erweitert. Die Digitalisierung der
Bauwirtschaft ist in vollem Gang und wird auch zukünftig neue Impulse für den Leitfaden Geodäsie
und BIM liefern.
Mit der Rubrik Handlungsempfehlungen gibt der Leitfaden konkrete Hinweise für Praktiker. Hier sind
weitere Beiträge in den nächsten Versionen zu erwarten.
Durch die Best-Practice-Beispiele im Kapitel 3 und die Software- und Dienstleistungsübersicht im
Kapitel 5 ergibt sich ein Einblick in den aktuellen Markt. Die praktischen Beispiele geben Erfahrungen
und Vorgehensweisen weiter. Durch die beiden herausgebenden Vereine DVW und Runder Tisch
GIS sowie die zahlreichen Herausgeber und Autoren aus Hochschulen, Wirtschaft und Verwaltung
wird eine vielfältige Sicht auf diesen dynamischen Markt gewährleistet.
328 6 Zusammenfassung und Ausblick
Der Kulturwandel, der durch BIM ausgelöst wird, erfordert allerdings Zeit. Hier sind die Geodäten
aufgerufen, sich in die partnerschaftliche Zusammenarbeit einzubringen und die geodätischen Kom-
petenzen aktiv zu platzieren. Ein Wandel bietet auch immer die Chance mitzugestalten. Diese
Chance sollten wir Geodäten ergreifen.
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330 Ansprechpartner und Autoren