2020 Book DubbelTaschenbuch Teil 1
2020 Book DubbelTaschenbuch Teil 1
2020 Book DubbelTaschenbuch Teil 1
DUBBEL BAND 1
Taschenbuch für den Maschinenbau
Grundlagen und Tabellen
26. Auflage
Dubbel Taschenbuch
für den Maschinenbau 1:
Grundlagen und Tabellen
DIE KUNST DES
HEBENS
02261 37 - 148
[email protected]
www.abus-kransysteme.de
Beate Bender Dietmar Göhlich
(Hrsg.)
Dubbel Taschenbuch
für den Maschinenbau 1:
Grundlagen und
Tabellen
26., überarbeitete Auflage
Hrsg.
Prof. Dr.-Ing. Beate Bender Prof. Dr.-Ing. Dietmar Göhlich
Lehrstuhl für Produktentwicklung, Fachgebiet Methoden der
Fakultät für Maschinenbau Produktentwicklung und Mechatronik,
Ruhr-Universität Bochum Fakultät Verkehrs und
Bochum, Deutschland Maschinensysteme
Technische Universität Berlin
Berlin, Deutschland
Springer Vieweg
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 1914, 1929, 1935, 1940,
1941, 1943, 1953, 1961, 1970, 1974, 1981, 1983, 1986, 1987, 1990, 1995, 1997, 2001, 2005,
2007, 2011, 2014, 2018, 2020
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Vorwort zur 26. Auflage des DUBBEL –
Fundiertes Ingenieurwissen
in neuem Format
Der DUBBEL ist seit über 100 Jahren für Generationen von Studierenden
sowie in der Praxis tätigen Ingenieurinnen und Ingenieuren das Standard-
werk für den Maschinenbau. Er dient gleichermaßen als Nachschlagewerk
für Universitäten und Hochschulen, technikorientierte Aus- und Weiterbil-
dungsinstitute wie auch zur Lösung konkreter Aufgaben aus der ingenieur-
wissenschaftlichen Praxis. Die enorme inhaltliche Bandbreite basiert auf den
umfangreichen Erfahrungen der Herausgeber und Autoren, die sie im Rah-
men von Lehr- und Forschungstätigkeiten an einschlägigen Hochschulen und
Universitäten oder während einer verantwortlichen Industrietätigkeit erwor-
ben haben.
Die Stoffauswahl ist so getroffen, dass Studierende in der Lage sind, sich
problemlos Informationen aus der gesamten Breite des Maschinenbaus zu er-
schließen. Ingenieurinnen und Ingenieure der Praxis erhalten darüber hinaus
ein weitgehend vollständiges Arbeitsmittel zur Lösung typischer Ingenieur-
aufgaben. Ihnen wird ein schneller Einblick insbesondere auch in solche
Fachgebiete gegeben, in denen sie keine Spezialisten sind. So sind zum
Beispiel die Ausführungen über Fertigungstechnik nicht nur für Betriebsin-
genieur*innen gedacht, sondern beispielsweise auch für Konstrukteur*innen
und Entwickler*innen, die fertigungsorientiert gestalten. Durch die Viel-
schichtigkeit technischer Produkte ist eine fachgebietsübergreifende bzw.
interdisziplinäre Arbeitsweise nötig. Gerade in Anbetracht der Erweiterung
des Produktbegriffs vor dem Hintergrund der Serviceintegration und Digi-
talisierung müssen Entwicklungsingenieur*innen z. B. über Kenntnisse in
der Mechatronik oder Informations- und Kommunikationstechnik verfügen,
aber auch auf Systemverständnis sowie Methodenkenntnisse zurückgreifen
können. Der DUBBEL hilft somit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in
allen Unternehmensbereichen der Herstellung und Anwendung maschinen-
baulicher Produkte (Anlagen, Maschinen, Apparate, Geräte, Fahrzeuge) bei
der Lösung von Problemen: Angefangen bei der Produktplanung, Forschung,
Entwicklung, Konstruktion, Arbeitsvorbereitung, Normung, Materialwirt-
schaft, Fertigung, Montage und Qualitätssicherung über den technischen
Vertrieb bis zur Bedienung, Überwachung, Wartung und Instandhaltung und
zum Recycling. Die Inhalte stellen das erforderliche Basis- und Detailwissen
des Maschinenbaus zur Verfügung und garantieren die Dokumentation des
aktuellen Stands der Technik.
Die Vielfalt des Maschinenbaus hinsichtlich Ingenieurtätigkeiten und
Fachgebieten, der beständige Erkenntniszuwachs sowie die vielschichtigen
V
VI Vorwort zur 26. Auflage des DUBBEL – Fundiertes Ingenieurwissen in neuem Format
Literatur. Spezielle Literatur. Sie ist auf das Sachgebiet eines Kapitels be-
zogen und befindet sich am Ende eines Kapitels. Eine Ziffer in eckiger [ ]
Klammer weist im Text auf das entsprechende Zitat hin. Diese Verzeichnisse
enthalten häufig auch grundlegende Normen, Richtlinien und Sicherheitsbe-
stimmungen.
Allgemeine Literatur. Auf das Sachgebiet eines Kapitels bezogene Li-
teratur befindet sich ebenfalls am Ende eines Kapitels und enthält die
betreffenden Grundlagenwerke. Literatur, die sich auf das Sachgebiet eines
ganzen Teils bezieht, befindet sich am Ende des Teils.
Formelzeichen. Sie wurden in der Regel nach DIN 1304 gewählt. Dies ließ
sich aber nicht konsequent durchführen, da die einzelnen Fachnormenaus-
schüsse unabhängig sind und eine laufende Anpassung an die internationale
Normung erfolgt. Daher mussten in einzelnen Fachgebieten gleiche Größen
mit verschiedenen Buchstaben gekennzeichnet werden. Aus diesen Gründen,
aber auch um lästiges Umblättern zu ersparen, wurden die in jeder Gleichung
vorkommenden Größen wenn möglich in ihrer unmittelbaren Nähe erläutert.
Bei Verweisen werden innerhalb eines Kapitels die in den angezogenen Glei-
chungen erfolgten Erläuterungen nicht wiederholt. Wurden Kompromisse bei
Formelzeichen der einzelnen Normen notwendig, so ist dies an den betreffen-
den Stellen vermerkt.
Zeichen, die sich auf die Zeiteinheit beziehen, tragen einen Punkt. Bei-
spiel: Bd. 1, Gl. (17.5). Variable sind kursiv, Vektoren und Matrizen fett
kursiv und Einheiten steil gesetzt.
Für die Einheit 1 rad D 1 m=m darf nach DIN 1301 bei Zahlenrechnungen
auch 1 stehen.
Da ältere Urkunden, Verträge und älteres Schrifttum noch die früheren
Einheitensysteme enthalten, sind ihre Umrechnungsfaktoren für das interna-
tionale Maßsystem in Bd. 1, Tab. 49.5 aufgeführt.
Druck. Nach DIN 1314 wird der Druck p in der Einheit bar angegeben und
zählt vom Nullpunkt aus. Druckdifferenzen werden durch die Formelzeichen,
nicht aber durch die Einheit gekennzeichnet. Dies gilt besonders für die Ma-
nometerablesung bzw. atmosphärischen Druckdifferenzen.
DIN-Normen. Hier sind die bei Abschluss der Manuskripte gültigen Aus-
gaben maßgebend. Dies gilt auch für die dort gegebenen Definitionen und für
die angezogenen Richtlinien.
XII Hinweise zur Benutzung
Der Plan eines Taschenbuchs für den Maschinenbau geht auf eine Anregung
von Heinrich Dubbel, Dozent und später Professor an der Berliner Beuth-
Schule, der namhaftesten deutschen Ingenieurschule, im Jahre 1912 zurück.
Die Diskussion mit Julius Springer, dem für die technische Literatur zustän-
digen Teilhaber der „Verlagsbuchhandlung Julius Springer“ (wie die Firma
damals hieß), dem Dubbel bereits durch mehrere Fachveröffentlichungen
verbunden war, führte rasch zu einem positiven Ergebnis. Dubbel übernahm
die Herausgeberschaft, stellte die – in ihren Grundzügen bis heute unverän-
dert gebliebene – Gliederung auf und gewann, soweit er die Bearbeitung nicht
selbst durchführte, geeignete Autoren, zum erheblichen Teil Kollegen aus der
Beuth-Schule. Bereits Mitte 1914 konnte die 1. Auflage erscheinen.
Zunächst war der Absatz unbefriedigend, da der 1. Weltkrieg ausbrach.
Das besserte sich aber nach Kriegsende und schon im Jahre 1919 erschien die
2. Auflage, dicht gefolgt von weiteren in den Jahren 1920, 1924, 1929, 1934,
1939, 1941 und 1943. Am 1. 3. 1933 wurde das Taschenbuch als „Lehrbuch
an den Preußischen Ingenieurschulen“ anerkannt.
H. Dubbel bearbeitete sein Taschenbuch bis zur 9. Auflage im Jahre 1943
selbst. Die 10. Auflage, die Dubbel noch vorbereitete, deren Erscheinen er
aber nicht mehr erlebte, war im wesentlichen ein Nachdruck der 9. Auflage.
Nach dem Krieg ergab sich bei der Planung der 11. Auflage der Wunsch,
das Taschenbuch gleichermaßen bei den Technischen Hochschulen und den
Ingenieurschulen zu verankern. In diesem Sinn wurden gemeinsam Prof.
Dr.-Ing. Fr. Sass, Ordinarius für Dieselmaschinen an der Technischen Uni-
versität Berlin, und Baudirektor Dipl.-Ing. Charles Bouché, Direktor der
Beuth-Schule, unter Mitwirkung des Oberingenieurs Dr.-Ing. Alois Leitner,
als Herausgeber gewonnen. Das gesamte Taschenbuch wurde nach der be-
währten Disposition H. Dubbels neu bearbeitet und mehrere Fachgebiete neu
eingeführt: Ähnlichkeitsmechanik, Gasdynamik, Gaserzeuger und Kältetech-
nik. So gelang es, den technischen Fortschritt zu berücksichtigen und eine
breitere Absatzbasis für das Taschenbuch zu schaffen.
In der 13. Auflage wurden im Vorgriff auf das Einheitengesetz das tech-
nische und das internationale Maßsystem nebeneinander benutzt. In dieser
Auflage wurde Prof. Dr.-Ing. Egon Martyrer von der Technischen Universität
Hannover als Mitherausgeber herangezogen.
Die 14. Auflage wurde von den Herausgebern W. Beitz und K.-H. Küttner
und den Autoren vollständig neubearbeitet und erschien 1981, also 67 Jahre
nach der ersten. Auch hier wurde im Prinzip die Disposition und die Art der
Auswahl der Autoren und Herausgeber beibehalten. Inzwischen hatten aber
besonders die Computertechnik, die Elektronik, die Regelung und die Statis-
tik den Maschinenbau beeinflusst. So wurden umfangreichere Berechnungs-
und Steuerverfahren entwickelt, und es entstanden neue Spezialgebiete. Der
Umfang des unbedingt nötigen Stoffes führte zu zweispaltiger Darstellung
bei größerem Satzspiegel. So ist wohl die unveränderte Bezeichnung „Ta-
schenbuch“ in der Tradition und nicht im Format begründet.
Das Ansehen, dessen sich das Taschenbuch überall erfreute, führte im
Lauf der Jahre auch zu verschiedenen Übersetzungen in fremde Sprachen.
Hinweise zur Benutzung XIII
Eine erste russische Ausgabe gab in den zwanziger Jahren der Springer-Ver-
lag selbst heraus, eine weitere erschien unautorisiert. Nach dem 2. Weltkrieg
wurden Lizenzen für griechische, italienische, jugoslawische, portugiesische,
spanische und tschechische Ausgaben erteilt. Von der Neubearbeitung (14.
Auflage) erschienen 1984 eine italienische, 1991 eine chinesische und 1994
eine englische Übersetzung.
1997 wurde K.-H. Grote Mitherausgeber und begleitete 7 Auflagen
bis 2018, darunter auch die beiden interaktiven Ausgaben des Taschenbuchs
für Maschinenbau um die Jahrtausendwende. Jörg Feldhusen wurde zur 21.
Auflage Mitherausgeber des DUBBEL. Mit der 25. Ausgabe übernahmen
B. Bender und D. Göhlich zunächst die Mit-Herausgeberschaft gemeinsam
mit K.-H. Grote. Entsprechend der Entwicklung des maschinenbaulichen
Kontexts wurden die Inhalte des Dubbel erweitert und aktualisiert wie bei-
spielsweise die komplette Überarbeitung des Kapitels Energietechnik oder
die gemeinsame Neustrukturierung der Kapitel Mechatronik und Regelungs-
technik erkennen lassen. Mit der 26. Auflage übernahmen B. Bender und
D. Göhlich die alleinige Herausgeberschaft. Sie führten 2020 eine übersicht-
liche Band-Dreiteilung ein. Bereits 2001 übertraf der DUBBEL die Marke
von 1 Million verkauften Exemplaren seit der Erstauflage. Dieses beachtli-
che Gesamtergebnis wurde durch die gewissenhaft arbeitenden Autoren und
Herausgeber, die sorgfältige Bearbeitung im Verlag und die exakte druck-
technische Herstellung möglich.
XIV Hinweise zur Benutzung
flender.com
Inhaltsverzeichnis
Teil I Mathematik
2 Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Uller Jarecki
2.1 Reelle Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
2.1.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
2.1.2 Grundgesetze der reellen Zahlen . . . . . . . . . . 13
2.1.3 Der absolute Betrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
2.1.4 Mittelwerte und Ungleichungen . . . . . . . . . . 15
2.1.5 Potenzen, Wurzeln und Logarithmen . . . . . . . 15
2.1.6 Zahlendarstellung in Stellenwertsystemen . . . . 16
2.1.7 Endliche Folgen und Reihen. Binomischer
Lehrsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
2.1.8 Unendliche reelle Zahlenfolgen und Zahlenreihen 18
2.2 Komplexe Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
2.2.1 Komplexe Zahlen und ihre geometrische
Darstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
2.2.2 Addition und Multiplikation . . . . . . . . . . . . . 20
2.2.3 Darstellung in Polarkoordinaten. Absoluter
Betrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
2.2.4 Potenzen und Wurzeln . . . . . . . . . . . . . . . . 21
XVII
XVIII Inhaltsverzeichnis
2.3 Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
2.3.1 Algebraische Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . 22
2.3.2 Polynome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
2.3.3 Transzendente Gleichungen . . . . . . . . . . . . . 25
Allgemeine Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
4 Geometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 45
Hans-Joachim Schulz
4.1 Bemerkungen zur elementaren Geometrie . . . . . . . . . 45
4.2 Ebene Geometrie (Planimetrie) . . . . . . . . . . . . . . . . 45
4.2.1 Punkt, Gerade, Strahl, Strecke, Streckenzug . . . 45
4.2.2 Orientierung einer Ebene . . . . . . . . . . . . . . 46
4.2.3 Winkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
4.2.4 Strahlensätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
4.2.5 Ähnlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
4.2.6 Teilung von Strecken . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
4.2.7 Pythagoreische Sätze . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
4.3 Trigonometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
4.3.1 Goniometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
4.3.2 Berechnung von Dreiecken und Flächen . . . . . 56
4.4 Räumliche Geometrie (Stereometrie) . . . . . . . . . . . . 57
4.4.1 Punkt, Gerade und Ebene im Raum . . . . . . . . 57
4.4.2 Körper, Volumenmessung . . . . . . . . . . . . . . 59
4.4.3 Polyeder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
4.4.4 Oberfläche und Volumen von Polyedern . . . . . 60
4.4.5 Oberfläche und Volumen von einfachen
Rotationskörpern . . . . . . . . . . . . . . . . ... 60
4.4.6 Guldinsche Regeln . . . . . . . . . . . . . . . ... 60
Allgemeine Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 63
Inhaltsverzeichnis XIX
8 Differentialgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
Uller Jarecki
8.1 Gewöhnliche Differentialgleichungen . . . . . . . . . . . . 141
8.1.1 Grundbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
8.1.2 Differentialgleichung 1. Ordnung . . . . . . . . . 142
8.1.3 Differentialgleichungen n-ter Ordnung . . . . . . 145
8.1.4 Lineare Differentialgleichungen . . . . . . . . . . 146
8.1.5 Lineare Differentialgleichungen mit konstanten
Koeffizienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147
8.1.6 Systeme von linearen Differentialgleichungen
mit konstanten Koeffizienten . . . . . . . . . . . . 150
8.1.7 Randwertaufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153
8.1.8 Eigenwertaufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154
Inhaltsverzeichnis XXI
11 Optimierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
Hans-Joachim Schulz
11.1 Lineare Optimierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
11.1.1 Graphisches Verfahren für zwei Variablen . . . . 214
11.1.2 Simplexverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214
11.1.3 Parametrische lineare Optimierung . . . . . . . . 219
11.2 Nichtlineare Optimierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221
11.2.1 Problemstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221
11.2.2 Einige spezielle Algorithmen . . . . . . . . . . . . 221
11.3 Optimierungsverfahren zur Eigenwertbestimmung . . . . 223
Teil II Mechanik
13 Kinematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
Joachim Villwock und Andreas Hanau
13.1 Bewegung eines Punkts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
13.1.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
13.1.2 Ebene Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260
13.1.3 Räumliche Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . 263
13.2 Bewegung starrer Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264
13.2.1 Translation (Parallelverschiebung, Schiebung) . 264
13.2.2 Rotation (Drehbewegung, Drehung) . . . . . . . . 264
13.2.3 Allgemeine Bewegung des starren Körpers . . . 265
14 Kinetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
Joachim Villwock und Andreas Hanau
14.1 Energetische Grundbegriffe – Arbeit, Leistung,
Wirkungsgrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
14.1.1 Spezielle Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274
14.2 Kinetik des Massenpunkts und des translatorisch
bewegten Körpers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275
14.2.1 Dynamisches Grundgesetz von Newton
(2. Newton’sches Axiom) . . . . . . . . . . . . . . 275
14.2.2 Arbeits- und Energiesatz . . . . . . . . . . . . . . . 276
14.2.3 Impulssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
XXIV Inhaltsverzeichnis
15 Schwingungslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295
Joachim Villwock und Andreas Hanau
15.1 Systeme mit einem Freiheitsgrad . . . . . . . . . . . . . . . 295
15.1.1 Freie ungedämpfte Schwingungen . . . . . . . . . 295
15.1.2 Freie gedämpfte Schwingungen . . . . . . . . . . 297
15.1.3 Ungedämpfte erzwungene Schwingungen . . . . 298
15.1.4 Gedämpfte erzwungene Schwingungen . . . . . . 299
15.1.5 Kritische Drehzahl und Biegeschwingung
der einfach besetzten Welle . . . . . . . . . . . . . 300
15.2 Systeme mit mehreren Freiheitsgraden
(Koppelschwingungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301
15.2.1 Freie Schwingungen mit zwei
und mehr Freiheitsgraden . . . . . . . . . . . . . . 301
15.2.2 Erzwungene Schwingungen mit zwei
und mehr Freiheitsgraden . . . . . . . . . . . . . . 302
15.2.3 Eigenfrequenzen ungedämpfter Systeme . . . . . 303
15.2.4 Schwingungen der Kontinua . . . . . . . . . . . . 303
15.3 Nichtlineare Schwingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307
15.3.1 Schwinger mit nichtlinearer Federkennlinie
oder Rückstellkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307
Inhaltsverzeichnis XXV
18 Ähnlichkeitsmechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343
Joachim Villwock und Andreas Hanau
18.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343
18.2 Ähnlichkeitsgesetze (Modellgesetze) . . . . . . . . . . . . 344
18.2.1 Statische Ähnlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 344
18.2.2 Dynamische Ähnlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . 345
18.2.3 Thermische Ähnlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . 347
18.2.4 Analyse der Einheiten (Dimensionsanalyse)
und ˘ -Theorem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348
21 Elastizitätstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415
Joachim Villwock und Andreas Hanau
21.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415
21.2 Rotationssymmetrischer Spannungszustand . . . . . . . . 416
21.3 Ebener Spannungszustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419
23 Flächentragwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425
Andreas Hanau und Joachim Villwock
23.1 Platten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425
23.1.1 Rechteckplatten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426
23.1.2 Kreisplatten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427
XXVIII Inhaltsverzeichnis
25 Stabilitätsprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437
Joachim Villwock und Andreas Hanau
25.1 Knickung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437
25.1.1 Knicken im elastischen (Euler-)Bereich . . . . . . 437
25.1.2 Knicken im unelastischen (Tetmajer-)Bereich . . 438
25.1.3 Näherungsverfahren zur Knicklastberechnung . 439
25.1.4 Stäbe bei Änderung des Querschnitts bzw.
der Längskraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 440
25.1.5 Knicken von Ringen, Rahmen und Stabsystemen 440
25.1.6 Biegedrillknicken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441
25.2 Kugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442
25.2.1 Träger mit Rechteckquerschnitt . . . . . . . . . . . 442
25.2.2 Träger mit I-Querschnitt . . . . . . . . . . . . . . . 442
25.3 Beulung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442
25.3.1 Beulen von Platten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443
25.3.2 Beulen von Schalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 445
25.3.3 Beulspannungen im unelasti-
schen (plastischen) Bereich . . . . . . . . . . . . . 446
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 446
Inhaltsverzeichnis XXIX
27 Plastizitätstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457
Andreas Hanau und Joachim Villwock
27.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457
27.2 Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 458
27.2.1 Biegung des Rechteckbalkens . . . . . . . . . . . . 458
27.2.2 Räumlicher und ebener Spannungszustand . . . . 459
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 461
28 Festigkeitsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 463
Heinz Mertens und Robert Liebich
28.1 Berechnungs- und Bewertungskonzepte . . . . . . . . . . . 463
28.2 Nennspannungskonzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 464
28.3 Kerbgrundkonzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 466
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 468
Teil IV Werkstofftechnik
30 Werkstoffprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521
Matthias Oechsner, Christina Berger und Karl-Heinz Kloos
30.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521
30.1.1 Probenentnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521
30.1.2 Versuchsauswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . 522
30.2 Prüfverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523
30.2.1 Zugversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523
30.2.2 Druckversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 524
30.2.3 Biegeversuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 525
30.2.4 Härteprüfverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 526
30.2.5 Kerbschlagbiegeversuch . . . . . . . . . . . . . . . 529
30.2.6 Bruchmechanische Prüfungen . . . . . . . . . . . 530
30.2.7 Chemische und physikalische Analysemethoden 532
30.2.8 Materialographische Untersuchungen . . . . . . . 533
30.2.9 Technologische Prüfungen . . . . . . . . . . . . . . 535
30.2.10 Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung . . . . . . . . 535
30.2.11 Dauerversuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 537
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 538
Inhaltsverzeichnis XXXI
32 Kunststoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 627
Michael Kübler, Andreas Müller und Helmut Schürmann
32.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 627
32.2 Aufbau und Verhalten von Kunststoffen . . . . . . . . . . . 628
32.3 Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 629
32.4 Wichtige Thermoplaste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 629
32.5 Fluorhaltige Kunststoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633
32.6 Duroplaste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 634
32.7 Kunststoffschäume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 637
32.8 Elastomere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 638
32.9 Prüfung von Kunststoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 640
32.9.1 Kennwertermittlung an Probekörpern . . . . . . . 640
32.9.2 Prüfung von Fertigteilen . . . . . . . . . . . . . . . 644
32.10 Verarbeiten von Kunststoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . 645
32.10.1 Urformen von Kunststoffen . . . . . . . . . . . . . 645
32.10.2 Umformen von Kunststoffen . . . . . . . . . . . . 649
32.10.3 Fügen von Kunststoffen . . . . . . . . . . . . . . . 649
32.11 Gestalten und Fertigungsgenauigkeit von Kunststoff-
Formteilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 651
32.12 Nachbehandlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 652
32.13 Faser-Kunststoff-Verbunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 653
32.13.1 Charakterisierung und Einsatzgebiete . . . . . . . 653
32.13.2 Fasern, Matrix-Kunststoffe und Halbzeuge . . . . 653
32.13.3 Spannungsanalyse von Laminaten . . . . . . . . . 657
XXXII Inhaltsverzeichnis
33 Tribologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 673
Karl-Heinz Habig und Mathias Woydt
33.1 Reibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 673
33.2 Verschleiß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 675
33.3 Systemanalyse von Reibungs- und Verschleißvorgängen . 676
33.3.1 Funktion von Tribosystemen . . . . . . . . . . . . 676
33.3.2 Beanspruchungskollektiv . . . . . . . . . . . . . . 677
33.3.3 Struktur tribologischer Systeme . . . . . . . . . . 677
33.3.4 Tribologische Kenngrößen . . . . . . . . . . . . . . 677
33.3.5 Checkliste zur Erfassung der wichtigsten
tribologisch relevanten Größen . . . . . . . . . . . 679
33.4 Schmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 680
33.5 Schmierstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 680
33.5.1 Schmieröle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 680
33.5.2 Schmierfette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 684
33.5.3 Festschmierstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 685
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 686
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 688
Teil V Thermodynamik
40 Stoffthermodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 751
Peter Stephan und Karl Stephan
40.1 Thermische Zustandsgrößen von Gasen und Dämpfen . . 751
40.1.1 Ideale Gase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 751
40.1.2 Gaskonstante und das Gesetz von Avogadro . . . 751
XXXIV Inhaltsverzeichnis
43 Gemische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793
Peter Stephan und Karl Stephan
43.1 Gemische idealer Gase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793
43.2 Gas-Dampf-Gemische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 794
43.2.1 Mollier-Diagramm der feuchten Luft . . . . . . . 795
43.2.2 Zustandsänderungen feuchter Luft . . . . . . . . . 796
Tabellen zu Kap. 43 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 798
Inhaltsverzeichnis XXXV
44 Verbrennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 801
Peter Stephan und Karl Stephan
44.1 Reaktionsgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 801
44.2 Heizwert und Brennwert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 802
44.3 Verbrennungstemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 803
Tabellen zu Kap. 44 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 804
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 805
45 Wärmeübertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 807
Peter Stephan und Karl Stephan
45.1 Stationäre Wärmeleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 807
45.2 Wärmeübergang und Wärmedurchgang . . . . . . . . . . . 808
45.3 Nichtstationäre Wärmeleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . 810
45.3.1 Der halbunendliche Körper . . . . . . . . . . . . . 811
45.3.2 Zwei halbunendliche Körper in thermischem
Kontakt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 812
45.3.3 Temperaturausgleich in einfachen Körpern . . . . 812
45.4 Wärmeübergang durch Konvektion . . . . . . . . . . . . . . 813
45.4.1 Wärmeübergang ohne Phasenumwandlung . . . 814
45.4.2 Wärmeübergang beim Kondensieren und
beim Sieden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 817
45.5 Wärmeübertragung durch Strahlung . . . . . . . . . . . . . 818
45.5.1 Gesetz von Stefan-Boltzmann . . . . . . . . . . . . 818
45.5.2 Kirchhoffsches Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . 819
45.5.3 Wärmeaustausch durch Strahlung . . . . . . . . . 819
45.5.4 Gasstrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 819
Tabellen zu Kap. 45 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 820
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 824
Teil VI Maschinendynamik
46 Schwingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 829
Holger Hanselka, Sven Herold, Rainer Nordmann und Tamara
Nestorović
46.1 Problematik der Maschinenschwingungen . . . . . . . . . 829
46.2 Grundbegriffe der Schwingungsanalyse . . . . . . . . . . . 830
46.2.1 Mechanisches Ersatzsystem . . . . . . . . . . . . . 830
46.2.2 Bewegungsgleichungen, Systemmatrizen . . . . . 830
46.2.3 Modale Parameter – Eigenfrequenzen, modale
Dämpfungen, Eigenvektoren . . . . . . . . . . . . 831
46.2.4 Modale Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833
46.2.5 Frequenzgangfunktionen mechanischer Systeme,
Amplituden- und Phasengang . . . . . . . . . . . . 833
XXXVI Inhaltsverzeichnis
48 Maschinenakustik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 879
Holger Hanselka, Joachim Bös und Tamara Nestorović
48.1 Grundbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 879
48.1.1 Schall, Frequenz, Hörbereich, Schalldruck,
Schalldruckpegel, Lautstärke . . . . . . . . . . . . 879
48.1.2 Schnelle, Schnellepegel, Kennimpedanz . . . . . 880
48.1.3 Schallintensität, Schallintensitätspegel . . . . . . 881
48.1.4 Schallleistung, Schallleistungspegel . . . . . . . . 881
48.1.5 Fourierspektrum, Spektrogramm,
Geräuschanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 881
Inhaltsverzeichnis XXXVII
Fachausdrücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 923
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 999
Inhaltsverzeichnis Band 2
4 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
Reiner Anderl
5 Informationstechnologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..... 89
Reiner Anderl
5.1 Grundlagen und Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . ..... 89
5.1.1 Zahlendarstellungen und arithmetische
Operationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
5.1.2 Datenstrukturen und Datentypen . . . . . . . . . . 92
5.1.3 Algorithmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
5.1.4 Numerische Berechnungsverfahren . . . . . . . . 94
5.1.5 Programmiermethoden . . . . . . . . . . . . . . . . 95
5.1.6 Programmiersprachen . . . . . . . . . . . . . . . . 98
5.1.7 Objektorientierte Programmierung . . . . . . . . . 99
5.1.8 Softwareentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
5.2 Digitalrechnertechnologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
5.2.1 Hardwarekomponenten . . . . . . . . . . . . . . . . 100
5.2.2 Hardwarearchitekturen . . . . . . . . . . . . . . . . 102
5.2.3 Rechnernetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
5.2.4 Client-/Serverarchitekturen . . . . . . . . . . . . . 104
5.2.5 Betriebssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
Inhaltsverzeichnis Band 2 XLI
8 Bauteilverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
Helmut Wohlfahrt, Thomas Widder, Manfred Kaßner, Karl
Thomas, Klaus Dilger, Heinz Mertens und Robert Liebich
8.1 Schweißen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
8.1.1 Schweißverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
8.1.2 Schweißbarkeit der Werkstoffe . . . . . . . . . . . 156
8.1.3 Stoß- und Nahtarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
8.1.4 Darstellung der Schweißnähte . . . . . . . . . . . 173
8.1.5 Festigkeit von Schweißverbindungen . . . . . . . 175
8.1.6 Thermisches Abtragen . . . . . . . . . . . . . . . . 185
8.2 Löten und alternative Fügeverfahren . . . . . . . . . . . . . 187
8.2.1 Lötvorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
8.2.2 Weichlöten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
8.2.3 Hartlöten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188
8.2.4 Hochtemperaturlöten . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
8.2.5 Lichtbogenlöten, Laserlöten . . . . . . . . . . . . . 190
8.2.6 Umformtechnische Fügeverfahren . . . . . . . . . 191
8.3 Kleben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
8.3.1 Anwendung und Vorgang . . . . . . . . . . . . . . 193
8.3.2 Klebstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194
8.3.3 Tragfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
8.4 Reibschlussverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
8.4.1 Formen, Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . 196
8.4.2 Pressverbände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
8.4.3 Klemmverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 203
8.5 Formschlussverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
8.5.1 Formen, Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . 205
8.5.2 Stiftverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
8.5.3 Bolzenverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 206
8.5.4 Keilverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207
8.5.5 Pass- und Scheibenfeder-Verbindungen . . . . . . 208
8.5.6 Zahn- und Keilwellenverbindungen . . . . . . . . 209
8.5.7 Polygonwellenverbindungen . . . . . . . . . . . . 210
8.5.8 Vorgespannte Welle-Nabe-Verbindungen . . . . . 210
8.5.9 Axiale Sicherungselemente . . . . . . . . . . . . . 210
8.5.10 Nietverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211
Inhaltsverzeichnis Band 2 XLIII
11 Wälzlager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295
Gerhard Poll
11.1 Kennzeichen und Eigenschaften der Wälzlager . . . . . . 295
11.2 Bauarten der Wälzlager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295
11.2.1 Lager für rotierende Bewegungen . . . . . . . . . 296
11.2.2 Linearwälzlager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301
11.3 Wälzlagerkäfige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301
11.4 Wälzlagerwerkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302
11.5 Bezeichnungen für Wälzlager . . . . . . . . . . . . . . . . . 302
11.6 Konstruktive Ausführung von Lagerungen . . . . . . . . . 305
11.6.1 Fest-Loslager-Anordnung . . . . . . . . . . . . . . 305
11.6.2 Schwimmende oder Stütz-Traglagerung
und angestellte Lagerung . . . . . . . . . . . . . . 306
11.6.3 Lagersitze, axiale und radiale Festlegung der
Lagerringe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307
11.6.4 Lagerluft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308
11.7 Wälzlagerschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308
11.7.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308
11.7.2 Fettschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310
Inhaltsverzeichnis Band 2 XLV
12 Gleitlagerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331
Ludger Deters und Dirk Bartel
12.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331
12.1.1 Aufgabe, Einteilung und Anwendungen . . . . . 331
12.1.2 Wirkungsweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331
12.1.3 Reibungszustände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332
12.2 Berechnung fluiddynamischer Gleitlager . . . . . . . . . . 333
12.2.1 Stationär belastete Radialgleitlager . . . . . . . . 333
12.2.2 Radialgleitlager im instationären Betrieb . . . . . 338
12.2.3 Stationär belastete Axialgleitlager . . . . . . . . . 338
12.2.4 Mehrgleitflächenlager . . . . . . . . . . . . . . . . . 344
12.3 Hydrostatische Anfahrhilfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345
12.4 Berechnung hydrostatischer Gleitlager . . . . . . . . . . . 345
12.4.1 Hydrostatische Radialgleitlager . . . . . . . . . . . 345
12.4.2 Hydrostatische Axialgleitlager . . . . . . . . . . . 347
12.5 Dichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348
12.6 Wartungsfreie Gleitlager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348
12.7 Konstruktive Gestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349
12.7.1 Konstruktion und Schmierspaltausbildung . . . . 349
12.7.2 Lagerschmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349
12.7.3 Lagerkühlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350
12.7.4 Lagerwerkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351
12.7.5 Lagerbauformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357
13 Zugmittelgetriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359
Heinz Mertens und Robert Liebich
13.1 Bauarten, Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359
13.2 Flachriemengetriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360
13.2.1 Kräfte am Flachriemengetriebe . . . . . . . . . . . 360
13.2.2 Beanspruchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361
13.2.3 Geometrische Beziehungen . . . . . . . . . . . . . 361
13.2.4 Kinematik, Leistung, Wirkungsgrad . . . . . . . . 362
13.2.5 Riemenlauf und Vorspannung . . . . . . . . . . . . 363
XLVI Inhaltsverzeichnis Band 2
14 Reibradgetriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377
Gerhard Poll
14.1 Wirkungsweise, Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . 377
14.2 Bauarten, Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 378
14.2.1 Reibradgetriebe mit festem
Übersetzungsverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . 378
14.2.2 Wälzgetriebe mit stufenlos einstellbarer
Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 378
14.3 Berechnungsgrundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381
14.3.1 Bohrbewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381
14.3.2 Schlupf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382
14.3.3 Übertragbare Leistung und Wirkungsgrad . . . . 383
14.3.4 Gebräuchliche Werkstoffpaarungen . . . . . . . . 385
14.4 Hinweise für Anwendung und Betrieb . . . . . . . . . . . . 385
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386
15 Zahnradgetriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389
Bernd-Robert Höhn
15.1 Stirnräder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390
15.1.1 Verzahnungsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390
15.1.2 Übersetzung, Zähnezahlverhältnis,
Momentenverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . 390
15.1.3 Konstruktion von Eingriffslinie und Gegenflanke 391
15.1.4 Flankenlinien und Formen der Verzahnung . . . 391
15.1.5 Allgemeine Verzahnungsgrößen . . . . . . . . . . 392
15.1.6 Gleit- und Rollbewegung . . . . . . . . . . . . . . 394
15.1.7 Evolventenverzahnung . . . . . . . . . . . . . . . . 394
15.1.8 Sonstige Verzahnungen (außer Evolventen) und
ungleichmäßig übersetzende Zahnräder . . . . . . 398
Inhaltsverzeichnis Band 2 XLVII
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 448
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449
16 Getriebetechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453
Burkhard Corves und Hanfried Kerle
16.1 Getriebesystematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453
16.1.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453
16.1.2 Arten ebener Getriebe . . . . . . . . . . . . . . . . 455
16.2 Getriebeanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 458
16.2.1 Kinematische Analyse ebener Getriebe . . . . . . 458
16.2.2 Kinetostatische Analyse ebener Getriebe . . . . . 462
16.2.3 Kinematische Analyse räumlicher Getriebe . . . 463
16.2.4 Laufgüte der Getriebe . . . . . . . . . . . . . . . . 464
16.3 Getriebesynthese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465
16.3.1 Viergelenkgetriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465
16.3.2 Kurvengetriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 467
16.4 Sondergetriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 468
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 468
Teil V Elektrotechnik
22 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521
Wilfried Hofmann und Manfred Stiebler
22.1 Grundgesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521
22.1.1 Feldgrößen und -gleichungen . . . . . . . . . . . . 521
22.1.2 Elektrostatisches Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . 522
22.1.3 Stationäres Strömungsfeld . . . . . . . . . . . . . . 523
22.1.4 Stationäres magnetisches Feld . . . . . . . . . . . 523
22.1.5 Quasistationäres elektromagnetisches Feld . . . . 524
L Inhaltsverzeichnis Band 2
25 Leistungselektronik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585
Wilfried Hofmann und Manfred Stiebler
25.1 Grundlagen und Bauelemente . . . . . . . . . . . . . . . . . 585
25.1.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585
25.1.2 Ausführungen von Halbleiterventilen . . . . . . . 585
25.1.3 Leistungsmerkmale der Ventile . . . . . . . . . . . 586
25.1.4 Einteilung der Stromrichter . . . . . . . . . . . . . 588
25.2 Wechselstrom- und Drehstromsteller . . . . . . . . . . . . . 589
25.3 Netzgeführte Stromrichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 589
25.3.1 Netzgeführte Gleich- und Wechselrichter . . . . . 589
25.3.2 Steuerkennlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 590
LII Inhaltsverzeichnis Band 2
27 Energieverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 635
Wilfried Hofmann und Manfred Stiebler
27.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 635
27.2 Kabel und Leitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 636
27.2.1 Leitungsnachbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . 637
27.2.2 Kenngrößen der Leitungen . . . . . . . . . . . . . 637
Inhaltsverzeichnis Band 2 LIII
28 Elektrowärme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 657
Wilfried Hofmann und Manfred Stiebler
28.1 Widerstandserwärmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 657
28.2 Lichtbogenerwärmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 657
28.2.1 Lichtbogenofen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 657
28.2.2 Lichtbogenschweißen . . . . . . . . . . . . . . . . . 659
28.3 Induktive Erwärmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 659
28.3.1 Stromverdrängung, Eindringtiefe . . . . . . . . . . 659
28.3.2 Aufwölbung und Bewegungen im Schmelzgut . 659
28.3.3 Oberflächenerwärmung . . . . . . . . . . . . . . . . 660
28.3.4 Stromversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 660
28.4 Dielektrische Erwärmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 661
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 662
30 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 683
Horst Czichos und Werner Daum
30.1 Aufgabe der Messtechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 683
30.2 Strukturen der Messtechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 683
30.2.1 Messkette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 683
30.2.2 Kenngrößen von Messgliedern . . . . . . . . . . . 684
30.2.3 Messabweichung von Messgliedern . . . . . . . . 685
30.2.4 Dynamische Übertragungseigenschaften von
Messgliedern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 686
30.3 Planung von Messungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 687
30.4 Auswertung von Messungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 688
30.4.1 Typ A – Methode zur Ermittlung
der Standardmessunsicherheit durch statistische
Analyse von Messreihen . . . . . . . . . . . . . . . 688
30.4.2 Typ B – Methode zur Ermittlung
der Standardmessunsicherheit . . . . . . . . . . . . 689
30.5 Ergebnisdarstellung und Dokumentation . . . . . . . . . . 690
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 691
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 691
32 Messsignalverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 733
Horst Czichos und Werner Daum
32.1 Signalarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 733
32.2 Analoge elektrische Messtechnik . . . . . . . . . . . . . . . 734
32.2.1 Strom-, Spannungs- und Widerstandsmesstechnik 734
32.2.2 Kompensatoren und Messbrücken . . . . . . . . . 735
32.2.3 Messverstärker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 736
32.2.4 Funktionsbausteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . 738
LVI Inhaltsverzeichnis Band 2
33 Messwertausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 745
Horst Czichos und Werner Daum
33.1 Messwertanzeige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 745
33.1.1 Messwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 745
33.1.2 Digitalvoltmeter, Digitalmultimeter . . . . . . . . 746
33.1.3 Oszilloskope . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 747
33.2 Messwertregistrierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 747
33.2.1 Schreiber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 747
33.2.2 Drucker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 748
33.2.3 Messwertspeicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . 748
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 749
34 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 755
Michael Bongards, Dietmar Göhlich und Rainer Scheuring
34.1 Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 756
34.2 Differentialgleichung und Übertragungsfunktion . . . . . 760
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 761
35 Modellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 763
Rainer Scheuring, Dietmar Göhlich, Michael Bongards und
Helmut Reinhardt
35.1 White-Box-Modellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 763
35.2 Black-Box-Modellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 767
35.2.1 Sprungantwort und Übergangsfunktion . . . . . . 767
35.2.2 Frequenzgang, Ortskurve und Bode-Diagramm . 768
35.3 Zusammenhang Frequenzbereich – Zustandsraum . . . . 769
35.4 Statisches Systemverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 769
35.4.1 Lineare Kennlinie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 770
35.4.2 Nichtlinearitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 770
35.5 Dynamisches Verhalten linearer zeitinvarianter
Übertragungsglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 771
35.5.1 P-Glied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 771
35.5.2 I-Glied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 771
35.5.3 D-Glied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 772
35.5.4 T t -Glied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 772
35.5.5 T 1 -Glied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 772
35.5.6 T2=n -Glied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 772
Inhaltsverzeichnis Band 2 LVII
36 Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 779
Rainer Scheuring, Michael Bongards und Helmut Reinhardt
36.1 Struktur und Größen des Regelkreises . . . . . . . . . . . . 779
36.1.1 Funktionsblöcke des Regelkreises . . . . . . . . . 779
36.1.2 Größen des Regelkreises . . . . . . . . . . . . . . . 779
36.1.3 Stell- und Störverhalten der Strecke . . . . . . . . 780
36.2 PID-Regler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 781
36.2.1 P-Anteil, P-Regler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 781
36.2.2 I-Anteil, I-Regler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 782
36.2.3 PI-Regler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 782
36.2.4 PD-Regler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 782
36.2.5 PID-Regler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 782
36.3 Linearer Regelkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 783
36.3.1 Führungs-, Störungs- und Rauschverhalten des
Regelkreises . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 783
36.3.2 Stabilität des Regelkreises . . . . . . . . . . . . . . 785
36.3.3 Regelgüte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 786
36.3.4 Einstellregeln für Regelkreise . . . . . . . . . . . . 787
36.3.5 Signalskalierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 788
36.4 Spezielle Formen der Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . 789
36.4.1 Regelung mit Störgrößenaufschaltung . . . . . . . 789
36.4.2 Kaskadenregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 790
36.4.3 Zweipunkt-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . 790
36.4.4 Fuzzy-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 792
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793
39 Urformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 813
Rüdiger Bähr
39.1 Einordnung des Urformens in die Fertigungsverfahren . . 813
39.2 Begriffsbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 813
39.3 Das Urformen im Prozess der Herstellung von
Einzelteilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 813
39.4 Wirtschaftliche Bedeutung des Formgießens . . . . . . . . 815
39.5 Technologischer Prozess des Formgießens . . . . . . . . . 816
39.6 Formverfahren und -ausrüstungen . . . . . . . . . . . . . . 817
39.6.1 Urformwerkzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 818
39.6.2 Verfahren mit verlorenen Formen . . . . . . . . . 818
39.6.3 Dauerformverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . 834
39.7 Kerne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 844
39.7.1 Verfahrensüberblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . 844
39.7.2 Aushärtung verlorener Kerne . . . . . . . . . . . . 847
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 848
40 Umformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 851
Mathias Liewald und Stefan Wagner
40.1 Systematik der Umformverfahren . . . . . . . . . . . . . . . 851
40.2 Grundlagen der Umformtechnik . . . . . . . . . . . . . . . 852
40.2.1 Fließspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 852
40.2.2 Formänderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 852
40.2.3 Fließkriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 853
40.2.4 Fließgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 854
40.2.5 Fließkurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 854
40.2.6 Verfestigungsverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . 855
40.2.7 Umformvermögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 855
40.3 Verfahren der Druckumformung . . . . . . . . . . . . . . . 856
40.3.1 Kaltfließpressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 856
40.3.2 Warmschmieden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 856
Inhaltsverzeichnis Band 2 LIX
41 Trennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 879
Stefan Wagner, Berend Denkena und Mathias Liewald
41.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 879
41.2 Spanen mit geometrisch bestimmten Schneiden . . . . . . 879
41.2.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 879
41.2.2 Drehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 882
41.2.3 Bohren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 887
41.2.4 Fräsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 890
41.2.5 Sonstige Verfahren: Hobeln und Stoßen, Räumen,
Sägen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 895
41.2.6 Schneidstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 897
41.3 Spanen mit geometrisch unbestimmter Schneide . . . . . 899
41.3.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 899
41.3.2 Schleifen mit rotierendem Werkzeug . . . . . . . 902
41.3.3 Honen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 904
41.3.4 Sonstige Verfahren: Läppen, Innendurchmesser-
Trennschleifen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 906
41.4 Abtragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 907
41.4.1 Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 907
41.4.2 Thermisches Abtragen mit Funken
(Funkenerosives Abtragen) . . . . . . . . . . . . . 908
41.4.3 Lasertrennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 910
41.4.4 Elektrochemisches Abtragen . . . . . . . . . . . . 912
41.4.5 Chemisches Abtragen . . . . . . . . . . . . . . . . . 912
LX Inhaltsverzeichnis Band 2
42 Sonderverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 929
Andreas Dietzel, Nico Troß, Jens Brimmers, Eckart Uhlmann,
Christian Brecher, Stephanus Büttgenbach, Berend Denkena und
Manfred Weck
42.1 Gewindefertigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 929
42.1.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 929
42.1.2 Gewindefertigung mit geometrisch bestimmter
Schneide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 930
42.1.3 Gewindefertigung mit geometrisch unbestimmter
Schneide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 934
42.1.4 Gewindefertigung mit abtragenden und
umformenden Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . 935
42.1.5 Entwicklungstrends . . . . . . . . . . . . . . . . . . 937
42.2 Verzahnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 938
42.2.1 Verzahnen von Stirnrädern . . . . . . . . . . . . . . 938
42.2.2 Verzahnen von Schnecken . . . . . . . . . . . . . . 949
42.2.3 Verzahnen von Schneckenrädern . . . . . . . . . . 951
42.2.4 Verzahnen von Kegelrädern . . . . . . . . . . . . . 952
42.3 Fertigungsverfahren der Mikrotechnik . . . . . . . . . . . . 955
42.3.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 955
42.3.2 Maskengebundene Fertigungsverfahren . . . . . . 956
42.3.3 Direkte Strukturierungsmethoden . . . . . . . . . 962
42.4 Beschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 971
42.5 Additive Fertigungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . 973
42.5.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 973
42.5.2 Folienbasierte Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . 975
42.5.3 Drahtbasierte Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . 977
42.5.4 Pulverbasierte Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . 977
42.5.5 Flüssigkeitsbasierte Verfahren . . . . . . . . . . . 980
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 982
Teil IX Fertigungsmittel
46 Steuerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1099
Alexander Verl und Günter Pritschow
46.1 Steuerungstechnische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . .1099
46.1.1 Zum Begriff Steuerung . . . . . . . . . . . . . . . .1099
46.1.2 Informationsdarstellung . . . . . . . . . . . . . . .1099
46.1.3 Programmsteuerung und Funktionssteuerung . .1099
46.1.4 Signaleingabe und -ausgabe . . . . . . . . . . . . .1100
46.1.5 Signalbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1100
46.1.6 Signalverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . .1100
46.1.7 Steuerungsprogramme . . . . . . . . . . . . . . . .1103
46.1.8 Aufbauorganisation von Steuerungen . . . . . . .1103
46.1.9 Aufbau von Steuerungssystemen . . . . . . . . . .1104
46.1.10 Dezentralisierung durch den Einsatz industrieller
Kommunikationssysteme . . . . . . . . . . . . . .1105
46.1.11 Feldbusse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1106
46.1.12 Offene Steuerungssysteme . . . . . . . . . . . . . .1107
46.2 Steuerungsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1109
46.2.1 Mechanische Speicher und Steuerungen . . . . .1109
46.2.2 Fluidische Steuerungen . . . . . . . . . . . . . . . .1110
46.2.3 Elektrische Steuerungen . . . . . . . . . . . . . . .1110
Inhaltsverzeichnis Band 2 LXIII
51 Industrieroboter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1205
Eckart Uhlmann und Jörg Krüger
51.1 Definition, Abgrenzung und Grundlagen . . . . . . . . . .1205
51.2 Mechatronischer Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1208
51.3 Kinematik und Dynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1208
51.3.1 Kinematisches Modell . . . . . . . . . . . . . . . .1208
51.3.2 Dynamisches Modell . . . . . . . . . . . . . . . . .1209
51.4 Leistungskenngrößen und Kalibrierung . . . . . . . . . . .1210
51.4.1 Leistungskenngrößen . . . . . . . . . . . . . . . . .1210
51.4.2 Kalibrierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1210
51.5 Steuerung und Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1211
51.5.1 Aufbau der Robotersteuerung . . . . . . . . . . . .1211
51.5.2 Regelungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . .1211
51.5.3 Betriebsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1213
51.6 Programmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1214
51.6.1 Online-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1214
51.6.2 Offline-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1215
51.6.3 Weitere Programmierverfahren . . . . . . . . . . .1215
51.7 Integration und Anwendungen industrieller Roboter . . .1216
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1217
Fachausdrücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1229
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1305
Inhaltsverzeichnis Band 3
Teil I Kolbenmaschinen
2 Verdrängerpumpen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 21
Helmut Tschöke und Herbert Hölz
2.1 Bauarten und Anwendungsgebiete . . . . . . . . . . . . .. 21
2.2 Berechnungsgrundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 23
2.2.1 Förderhöhen, Geschwindigkeiten und Drücke .. 23
2.2.2 Förderleistung, Antriebsleistung,
Gesamtwirkungsgrad . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
2.2.3 Instationäre Strömung . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2.2.4 Kavitation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
2.2.5 Pulsationsdämpfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
2.3 Verlustteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
2.3.1 Betriebsverhalten der verlustfreien
Verdrängerpumpe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
2.3.2 Definition von Wirkungsgraden . . . . . . . . . . 28
2.3.3 Volumetrische Verluste . . . . . . . . . . . . . . . . 28
2.3.4 Mechanisch-hydraulische Verluste . . . . . . . . . 29
2.3.5 Nutzliefergrad und Gesamtwirkungsgrad . . . . . 30
LXIX
LXX Inhaltsverzeichnis Band 3
3 Kompressoren, Verdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Helmut Tschöke und Herbert Hölz
3.1 Bauarten und Anwendungsgebiete . . . . . . . . . . . . . . 39
3.2 Grundlagen und Vergleichsprozesse . . . . . . . . . . . . . 40
3.2.1 Volumenstrom, Eintrittspunkt, Austrittspunkt . . 40
3.2.2 Verdichtung idealer und realer Gase . . . . . . . . 41
3.2.3 Vergleichsprozesse für einstufige Verdichtung . . 42
3.2.4 Definition von Wirkungsgraden . . . . . . . . . . 44
3.2.5 Mehrstufige Verdichtung . . . . . . . . . . . . . . . 44
3.2.6 Verdichtung feuchter Gase . . . . . . . . . . . . . . 45
3.3 Arbeitszyklus, Liefergrade und Druckverluste . . . . . . . 46
3.3.1 Arbeitszyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
3.3.2 Liefergrade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
3.3.3 Druckverluste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
3.4 Auslegung und Hauptabmessungen . . . . . . . . . . . . . 50
3.4.1 Hubkolbenverdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
3.4.2 Schraubenverdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
3.4.3 Rotationsverdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
3.4.4 Flüssigkeitsringverdichter . . . . . . . . . . . . . . 53
3.4.5 Roots-Gebläse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
3.5 Ein- und Auslasssteuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
3.5.1 Aufbau selbsttätiger Ventile . . . . . . . . . . . . . 55
3.5.2 Ventileinbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
3.5.3 Ventilauslegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
3.6 Regelung und Betriebsverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . 59
3.6.1 Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
3.6.2 Betriebsverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
3.7 Bauformen und Baugruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
3.7.1 Hubkolbenverdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
3.7.2 Membranverdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
3.7.3 Schraubenverdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
3.7.4 Rotationsverdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
Inhaltsverzeichnis Band 3 LXXI
4 Verbrennungsmotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Helmut Tschöke und Klaus Mollenhauer
4.1 Einteilung und Anwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
4.2 Arbeitsverfahren und Arbeitsprozesse . . . . . . . . . . . . 70
4.2.1 Arbeitsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
4.2.2 Vergleichsprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
4.2.3 Wirklicher Arbeitsprozess . . . . . . . . . . . . . . 73
4.3 Ladungswechsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
4.3.1 Kenngrößen des Ladungswechsels . . . . . . . . . 79
4.3.2 Steuerorgane für den Ladungswechsel . . . . . . 80
4.3.3 Ladungswechsel des Viertaktmotors . . . . . . . . 83
4.3.4 Ladungswechsel des Zweitaktmotors . . . . . . . 85
4.3.5 Aufladung von Motoren . . . . . . . . . . . . . . . 87
4.4 Verbrennung im Motor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
4.4.1 Motoren-Kraftstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
4.4.2 Gemischbildung und Verbrennung im Ottomotor 92
4.4.3 Gemischbildung und Verbrennung im
Dieselmotor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
4.4.4 Hybride Verfahren für Gemischbildung und
Verbrennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
4.5 Verfahren zur Gemischbildung und Zündung bei
Ottomotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
4.5.1 Anforderungen an Gemischbildung . . . . . . . . 98
4.5.2 Vergaser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
4.5.3 Saugrohr-Benzin-Einspritzung . . . . . . . . . . . 99
4.5.4 Direkte Benzin-Einspritzung . . . . . . . . . . . . 100
4.5.5 Zündausrüstung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
4.6 Einrichtungen zur Gemischbildung und Zündung bei
Dieselmotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
4.6.1 Einspritzsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
4.6.2 Einspritzdüse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
4.6.3 Start- und Zündhilfen . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
4.7 Betriebsverhalten und Kenngrößen . . . . . . . . . . . . . . 109
4.7.1 Leistung, Drehmoment und Verbrauch . . . . . . 109
4.7.2 Kenngrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
4.7.3 Umweltverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
4.7.4 Verbrennungsmotor als Antriebsaggregat . . . . . 120
4.8 Konstruktion von Motoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
4.8.1 Ähnlichkeitsbeziehungen und Beanspruchung . . 122
4.8.2 Motorbauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
4.8.3 Motorbauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
4.8.4 Ausgeführte Motorkonstruktionen . . . . . . . . . 130
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
LXXII Inhaltsverzeichnis Band 3
Teil II Strömungsmaschinen
7 Wasserturbinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215
Paul Thamsen
7.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215
7.1.1 Kennzeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215
7.1.2 Wasserkraftwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216
7.1.3 Wirtschaftliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
7.2 Gleichdruckturbinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
7.2.1 Peltonturbinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
7.2.2 Ossbergerturbinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218
LXXIV Inhaltsverzeichnis Band 3
8 Kreiselpumpen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
Paul Thamsen
8.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
8.2 Bauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
8.2.1 Laufrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
8.2.2 Gehäuse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
8.2.3 Fluid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
8.2.4 Werkstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
8.2.5 Antrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228
8.3 Betriebsverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228
8.3.1 Kavitation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228
8.3.2 Kennlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230
8.3.3 Anpassung der Kreiselpumpe
an den Leistungsbedarf . . . . . . . . . . . . . . . . 231
8.3.4 Achsschubausgleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234
8.4 Ausgeführte Pumpen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235
8.4.1 Wasserwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235
8.4.2 Kraftwerkstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235
8.4.3 Verfahrenstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235
8.4.4 Andere Einsatzgebiete . . . . . . . . . . . . . . . . 236
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240
9 Schiffspropeller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
Paul Thamsen
9.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
9.2 Schiffspropeller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243
10 Föttinger-Getriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
Paul Thamsen
10.1 Prinzip und Bauformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
10.2 Auslegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247
10.3 Föttinger-Kupplungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247
10.4 Bremsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248
10.5 Föttinger-Wandler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250
Inhaltsverzeichnis Band 3 LXXV
11 Dampfturbinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251
Edwin Krämer
11.1 Benennungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251
11.2 Bauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252
11.2.1 Kraftwerksturbinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252
11.2.2 Industrieturbinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257
11.2.3 Kleinturbinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260
11.3 Konstruktionselemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261
11.3.1 Gehäuse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261
11.3.2 Ventile und Klappen . . . . . . . . . . . . . . . . . 261
11.3.3 Beschaufelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262
11.3.4 Wellendichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264
11.3.5 Läufer-Dreheinrichtung . . . . . . . . . . . . . . . 264
11.3.6 Lager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264
11.4 Anfahren und Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264
11.5 Regelung, Sicherheits- und Schutzeinrichtungen . . . . . 265
11.6 Berechnungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265
11.6.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265
11.6.2 Auslegung von Industrieturbinen . . . . . . . . . . 265
12 Turboverdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269
Harald Stricker
12.1 Einteilung und Einsatzbereiche . . . . . . . . . . . . . . . . 269
12.1.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269
12.1.2 Ventilatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269
12.1.3 Axialverdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269
12.1.4 Radialverdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270
12.2 Radiale Laufradbauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272
12.2.1 Allgemeine Anforderungen . . . . . . . . . . . . . 272
12.2.2 Das geschlossene 2D-Laufrad . . . . . . . . . . . . 272
12.2.3 Das geschlossene 3D-Laufrad . . . . . . . . . . . . 273
12.2.4 Das offene 3D-Laufrad . . . . . . . . . . . . . . . . 273
12.2.5 Laufradverwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
12.2.6 Laufradherstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274
12.2.7 Laufradfestigkeit und Strukturdynamik . . . . . . 275
12.3 Radiale Verdichterbauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275
12.3.1 Einwellenverdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275
12.3.2 Getriebeverdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278
12.3.3 Gekapselte, direkt angetriebene Verdichter . . . . 280
12.4 Regelung und Maschinenschutz . . . . . . . . . . . . . . . . 281
12.4.1 Verdichterkennfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281
12.4.2 Drehzahlregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282
12.4.3 Saugdrosselregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . 282
12.4.4 Eintrittsleitschaufel-Regelung . . . . . . . . . . . . 283
12.4.5 Bypass-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283
12.4.6 Maschinenüberwachung und -schutz . . . . . . . 284
LXXVI Inhaltsverzeichnis Band 3
13 Gasturbinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
Jörg Seume und Jochen Gier
13.1 Einteilung und Verwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
13.2 Thermodynamische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . 290
13.2.1 Idealisierte Kreisprozesse . . . . . . . . . . . . . . 290
13.2.2 Reale Gasturbinenprozesse . . . . . . . . . . . . . 292
13.3 Baugruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293
13.3.1 Verdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293
13.3.2 Turbine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294
13.3.3 Brennkammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295
13.4 Gasturbine im Kraftwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297
13.4.1 Allgemeines und Bauweise . . . . . . . . . . . . . 297
13.4.2 Gas- und Dampf-Anlagen . . . . . . . . . . . . . . 297
13.4.3 Luftspeicher-Kraftwerk . . . . . . . . . . . . . . . 298
13.5 Gasturbinen im Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298
13.5.1 Flugtriebwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298
13.5.2 Schifffahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306
13.5.3 Straßenfahrzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306
13.5.4 Abgasturbolader . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306
13.6 Brennstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307
13.7 Beanspruchungen und Werkstoffe . . . . . . . . . . . . . . 307
13.8 Betriebsverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307
13.8.1 Ähnlichkeitskennfelder . . . . . . . . . . . . . . . . 307
13.8.2 Teillastbetrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309
13.9 Abgasemission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310
14 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315
Thorsten Schmidt, Jan Scholten, Michael Ketting und Karl-
Heinz Wehking
14.1 Begriffsbestimmungen und Übersicht . . . . . . . . . . . . 315
14.1.1 Einordnung der Fördertechnik . . . . . . . . . . . 315
14.1.2 Fördergüter und Fördermaschinen . . . . . . . . . 316
14.1.3 Kenngrößen des Fördervorgangs . . . . . . . . . . 319
14.2 Antriebe der Fördermaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . 319
14.2.1 Hubwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319
14.2.2 Fahrwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320
14.2.3 Drehwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323
14.2.4 Einzieh- und Wippwerke . . . . . . . . . . . . . . . 326
14.2.5 Kraftschlüssige Antriebe . . . . . . . . . . . . . . . 327
14.2.6 Formschlüssige Antriebe . . . . . . . . . . . . . . . 327
14.2.7 Antriebsmotoren und Steuerungen . . . . . . . . . 328
14.3 Tragwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331
14.3.1 Tragwerksgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . 331
14.3.2 Grundlagen der Tragwerksberechnung . . . . . . 332
14.3.3 Lasten und Lastkombinationen . . . . . . . . . . . 334
14.3.4 Zu führende Einzelnachweise . . . . . . . . . . . . 337
14.4 Charakteristische Maschinenelemente der Fördertechnik 338
14.4.1 Ketten und Kettentriebe . . . . . . . . . . . . . . . 338
14.4.2 Seile und Seiltriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341
14.4.3 Faserseile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351
14.4.4 Mechanische Elemente der Antriebe . . . . . . . 354
14.4.5 Laufrad und Schiene (Schienenfahrwerke) . . . . 359
14.4.6 Raupenfahrwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368
16 Flurförderzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395
Rainer Bruns
16.1 Baugruppen und Komponenten . . . . . . . . . . . . . . . . 395
16.1.1 Fahrwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395
16.1.2 Fahrantrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396
16.1.3 Hubgerüst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396
16.1.4 Lastaufnahmevorrichtung . . . . . . . . . . . . . . 397
16.1.5 Hubantrieb, Antrieb der Nebenfunktionen . . . . 397
16.2 Handbetriebene Flurförderzeuge . . . . . . . . . . . . . . . 398
16.2.1 Handwagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398
16.2.2 Rollwagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398
16.2.3 Handgabelhubwagen . . . . . . . . . . . . . . . . . 398
16.3 Motorisch betriebene Flurförderzeuge . . . . . . . . . . . . 398
16.3.1 Niederhubwagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398
16.3.2 Gabelhochhubwagen . . . . . . . . . . . . . . . . . 399
16.3.3 Spreizenstapler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400
16.3.4 Gegengewichtstapler . . . . . . . . . . . . . . . . . 400
16.3.5 Schubstapler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400
16.3.6 Mehrwegestapler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400
16.3.7 Querstapler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 401
16.3.8 Schmalgangstapler . . . . . . . . . . . . . . . . . . 401
16.3.9 Kommissionier-Flurförderzeuge . . . . . . . . . . 401
16.3.10 Wagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402
16.3.11 Schlepper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403
16.3.12 Schleppzüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403
16.3.13 Portalstapler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403
16.3.14 Fahrerlose Transportsysteme (FTS) . . . . . . . . 405
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405
19 Stetigförderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417
Andre Katterfeld, Friedrich Krause, Ludger Overmeyer,
Karl-Heinz Wehking, Willibald Günthner und Michael ten
Hompel
19.1 Berechnungsgrundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417
19.2 Stetigförderer mit Zugmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418
19.2.1 Grundlagen der Berechnung . . . . . . . . . . . . . 418
19.2.2 Gurtförderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422
19.2.3 Becherwerke (Becherförderer) . . . . . . . . . . . 436
19.2.4 Kreisförderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 440
19.2.5 Gliederbandförderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441
19.2.6 Kratzerförderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442
19.2.7 Trogkettenförderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443
19.3 Stetigförderer ohne Zugmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . 444
19.3.1 Förderer mit Schnecken . . . . . . . . . . . . . . . 444
19.3.2 Schwingförderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 446
19.3.3 Rollen- und Kugelbahnen . . . . . . . . . . . . . . 448
19.4 Sorter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 450
19.4.1 Sortiersystem – Sortieranlage – Sorter . . . . . . 450
19.4.2 Systematik der Verteilförderer . . . . . . . . . . . 451
19.4.3 Quergurtsorter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 451
19.4.4 Kippschalensorter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 452
19.4.5 Schiebeschuhsorter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 452
19.5 Weitere Stetigförderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 452
19.5.1 Plattenbandförderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 452
19.5.2 Schubplattformförderer . . . . . . . . . . . . . . . . 452
19.5.3 Schuppenförderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453
19.5.4 Umlauf-S-Förderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 454
19.5.5 Rutschen und Fallrohre . . . . . . . . . . . . . . . . 454
19.6 Strömungsförderer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 454
19.6.1 Pneumatische Förderer . . . . . . . . . . . . . . . . 455
19.6.2 Hydraulische Förderer . . . . . . . . . . . . . . . . 456
19.6.3 Berechnungsgrundlagen . . . . . . . . . . . . . . . 457
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457
22 Baumaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497
Günter Kunze
22.1 Einteilung und Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497
22.2 Hochbaumaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497
22.2.1 Turmdrehkrane . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497
22.2.2 Betonmischanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497
22.2.3 Transportbetonmischer . . . . . . . . . . . . . . . . 499
22.2.4 Betonpumpen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 499
22.2.5 Verteilermasten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 500
22.3 Erdbaumaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 502
22.3.1 Bagger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 502
22.3.2 Schaufellader . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 504
22.3.3 Planiermaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 507
22.3.4 Transportfahrzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 509
23 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 513
Matthias Bohnet
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 514
Inhaltsverzeichnis Band 3 LXXXI
27 Mehrphasenströmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 553
Matthias Bohnet
27.1 Einphasenströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 553
27.2 Widerstand fester und fluider Partikel . . . . . . . . . . . . 554
27.3 Feststoff/Fluidströmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 555
27.3.1 Pneumatische Förderung . . . . . . . . . . . . . . . 555
27.3.2 Hydraulische Förderung . . . . . . . . . . . . . . . 559
27.3.3 Wirbelschicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560
LXXXII Inhaltsverzeichnis Band 3
28 Bioverfahrenstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 565
Rainer Krull, Dietmar Hempel und Thomas Wucherpfennig
28.1 Mikroorganismen mit technischer Bedeutung . . . . . . . 565
28.1.1 Bakterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 565
28.1.2 Pilze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 566
28.1.3 Hefen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 567
28.1.4 Algen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 567
28.1.5 Viren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 568
28.1.6 Pflanzliche und tierische Zellen . . . . . . . . . . . 568
28.2 Kultivierungsbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 569
28.2.1 Wachstumsbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . 569
28.2.2 Phänomenologie des Wachstums . . . . . . . . . . 571
28.2.3 Ablauf technischer Kultivierungen . . . . . . . . . 573
28.2.4 Prozessbeispiel – Produktion monoklonaler
Antikörper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 575
28.3 Sterilisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 577
28.3.1 Hitzesterilisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 577
28.3.2 Sterilfiltration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579
28.4 Bioreaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 580
28.4.1 Oberflächenkultivierung . . . . . . . . . . . . . . . 580
28.4.2 Submerskultivierung . . . . . . . . . . . . . . . . . 580
28.4.3 Mess- und Regelungstechnik . . . . . . . . . . . . 583
28.4.4 Schaumzerstörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 583
28.4.5 Steriler Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 584
28.5 Kinetik enzymatischer Reaktionen . . . . . . . . . . . . . . 584
28.5.1 Katalytische Wirkung der Enzyme . . . . . . . . . 584
28.5.2 Michaelis-Menten-Kinetik . . . . . . . . . . . . . . 585
28.5.3 Transformationen der Michaelis-Menten-
Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 586
28.5.4 Einfluss von Temperatur, pH-Wert, Inhibitoren
und Aktivatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 586
28.6 Kinetik des mikrobiellen Wachstums . . . . . . . . . . . . 588
28.6.1 Substratlimitiertes Wachstum . . . . . . . . . . . . 588
28.6.2 Wachstumshemmung . . . . . . . . . . . . . . . . . 590
28.6.3 Wachstum mit Transportlimitierung . . . . . . . . 591
28.6.4 Wachstum in kontinuierlicher Kultivierung . . . 591
28.6.5 Fed Batch-Kultivierung . . . . . . . . . . . . . . . . 594
28.6.6 Zellerhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 594
28.6.7 Filamentöses Wachstum . . . . . . . . . . . . . . . 595
28.6.8 Rheologie von Kultivierungsbrühen . . . . . . . . 598
28.6.9 Produktbildungskinetik . . . . . . . . . . . . . . . . 599
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 600
Inhaltsverzeichnis Band 3 LXXXIII
29 Industrieöfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603
Eckehard Specht und Friedherz Becker
29.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603
29.2 Charakterisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603
29.3 Spezifischer Energieverbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . 606
29.4 Wärmerückgewinnung durch Luftvorwärmung . . . . . . 608
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610
30 Drehrohröfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 611
Eckehard Specht und Friedherz Becker
30.1 Bauarten und Prozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 611
30.1.1 Wirkungsweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 611
30.1.2 Materialtransport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 612
30.1.3 Beheizung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 613
30.1.4 Drehrohrmantel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 614
30.1.5 Lagerung und Antrieb . . . . . . . . . . . . . . . . 614
30.1.6 Ofenköpfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 616
30.1.7 Thermische Behandlungsprozesse . . . . . . . . . 616
30.2 Quertransport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 616
30.2.1 Arten der Querbewegung . . . . . . . . . . . . . . 616
30.2.2 Rolling Motion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 617
30.2.3 Segregation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 618
30.3 Axialtransport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 618
30.3.1 Betttiefenprofil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 618
30.3.2 Mittlere Verweilzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 619
30.4 Wärmeübergang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 619
30.4.1 Gesamtmechanismus . . . . . . . . . . . . . . . . . 619
30.4.2 Direkter Wärmeübergang . . . . . . . . . . . . . . 620
30.4.3 Regenerativer Wärmeübergang . . . . . . . . . . . 620
30.4.4 Axiale Temperaturverläufe . . . . . . . . . . . . . 621
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 622
33 Feuerfestmaterialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 659
Eckehard Specht und Friedherz Becker
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 662
34 Wärmeübertrager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 663
Lothar Mörl und Eckehard Specht
34.1 Konstante Wärmestromdichte . . . . . . . . . . . . . . . . . 663
34.2 Konstante Wandtemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 664
34.3 Wärmeübertragung Fluid–Fluid . . . . . . . . . . . . . . . . 665
34.3.1 Temperaturverläufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 665
34.3.2 Gleiche Kapazitätsströme (Gegenstrom) . . . . . 666
34.3.3 Ungleiche Kapazitätsstromverhältnisse . . . . . . 666
34.4 Auslegung von Wärmeübertragern . . . . . . . . . . . . . . 667
34.5 Kondensatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 668
34.5.1 Grundbegriffe der Kondensation . . . . . . . . . . 668
34.5.2 Oberflächenkondensatoren . . . . . . . . . . . . . . 668
34.5.3 Luftgekühlte Kondensatoren . . . . . . . . . . . . 670
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 671
37 Kältetechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 723
Christian Hainbach
37.1 Einsatzgebiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 723
37.2 Kältetechnische Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 724
37.2.1 Kaltdampf-Kompressionskälteanlage . . . . . . . 724
37.2.2 Absorptionskälteanlage . . . . . . . . . . . . . . . . 725
37.2.3 Verdunstungskühlverfahren . . . . . . . . . . . . . 727
37.3 Kältetechnische Betriebsstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . 728
37.3.1 Kältemittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 728
37.3.2 Kältemaschinen-Öle . . . . . . . . . . . . . . . . . 733
37.3.3 Kühlsolen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 734
37.4 Systeme und Bauteile der kältetechnischen Anlagen . . . 736
37.4.1 Kältemittelverdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . 736
37.4.2 Verdampfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 739
37.4.3 Verflüssiger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 740
37.4.4 Sonstige Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 740
37.5 Direktverdampfer-Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 742
37.5.1 Verflüssigersätze, Splitgeräte für Klimaanlagen . 743
37.6 Kaltwassersätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 744
37.6.1 Kompressions-Kaltwassersätze . . . . . . . . . . . 744
37.6.2 Absorptions-Kaltwassersatz . . . . . . . . . . . . . 744
37.7 Rückkühlwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 745
37.7.1 Kühlwassertemperaturen im Jahresverlauf . . . . 746
37.7.2 Wasserbehandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 747
37.8 Freie Kühlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 747
37.8.1 Freie Kühlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 747
37.8.2 Freie Kühlung durch Solekreislauf . . . . . . . . . 748
37.8.3 Freie Kühlung durch Kältemittel-Pumpen-System 748
37.8.4 Freie Kühlung durch Rückkühlwerk . . . . . . . . 748
37.9 Speichersysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 749
37.9.1 Eisspeichersysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 749
37.9.2 Kältespeicherung in eutektischer Lösung . . . . . 750
37.9.3 Kältespeicherung in Binäreis . . . . . . . . . . . . 751
37.10 Wärmepumpenanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 752
37.10.1 Wärmequellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 754
37.10.2 Kleinwärmepumpen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 754
37.10.3 Wärmepumpen größerer Leistung . . . . . . . . . 755
37.10.4 Absorptionswärmepumpen . . . . . . . . . . . . . 756
37.10.5 Wärmepumpensysteme Heizbetrieb . . . . . . . . 757
37.10.6 Systeme für gleichzeitigen Kühl- und Heizbetrieb 758
37.10.7 Wärmepumpen in Heizsystemen . . . . . . . . . . 760
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 761
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 762
Inhaltsverzeichnis Band 3 LXXXVII
38 Klimatechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 765
Sylvia Schädlich
38.1 Anforderungen an das Raumklima . . . . . . . . . . . . . . 765
38.1.1 Raumluftfeuchte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 769
38.1.2 Raumluftgeschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . . 770
38.1.3 Schadstoffgehalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 770
38.1.4 Weitere Einflussgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . 770
38.2 Auslegung von Klimaanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . 772
38.2.1 Meteorologische Grundlagen . . . . . . . . . . . . 772
38.2.2 Heizlast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 772
38.2.3 Kühllast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 775
38.2.4 Luft-Volumenstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . 777
38.3 Luftführung und Luftdurchlässe . . . . . . . . . . . . . . . . 777
38.3.1 Luftführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 777
38.3.2 Luftdurchlässe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 781
38.4 Komponenten von Lüftungs- und Klimaanlagen . . . . . . 784
38.4.1 Ventilatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 785
38.4.2 Lufterhitzer, -kühler . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793
38.4.3 Luftbefeuchter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 794
38.4.4 Wärmerückgewinnung . . . . . . . . . . . . . . . . 797
38.4.5 Luftfilter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 801
38.4.6 Schalldämpfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 804
38.4.7 Luftkanalsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 807
38.4.8 Mess- und Regelungstechnik . . . . . . . . . . . . 808
38.5 Lüftungsanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 808
38.5.1 Einrichtungen zur freien Lüftung . . . . . . . . . . 808
38.5.2 Mechanische Lüftungsanlagen . . . . . . . . . . . 810
38.6 Zentrale Raumlufttechnische Anlagen . . . . . . . . . . . . 810
38.6.1 Klassifizierung raumlufttechnischer Systeme . . 810
38.6.2 Nur-Luft-Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 812
38.6.3 Luft-Wasser-Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . 814
38.7 Dezentrale Klimaanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 819
38.8 Berücksichtigung von Klimaanlagen nach
Energieeinsparverordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 821
38.8.1 Referenzgebäudeverfahren
für Nichtwohngebäude . . . . . . . . . . . . . . . . 821
38.8.2 Wartung von Klimaanlagen . . . . . . . . . . . . . 821
38.8.3 Energetische Inspektion von Klimaanlagen . . . 822
38.8.4 Vorgaben für die Planung von Lüftungs- und
Klimaanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 822
38.8.5 Berücksichtigung von Klimaanlagen
in der DIN V 18599 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 823
38.8.6 Endenergie für Ventilatoren . . . . . . . . . . . . . 824
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 824
LXXXVIII Inhaltsverzeichnis Band 3
40 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 845
Stephan Klein und Marc Kraft
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 846
44 Aufbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 893
Marc Kraft
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 893
45 Telemedizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 895
Marc Kraft
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 896
48 Primärenergien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 917
Hermann-Josef Wagner, Christian Bratfisch, Hendrik Hasencle-
ver und Kathrin Hoffmann
48.1 Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 917
48.2 Feste Brennstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 917
48.2.1 Natürliche feste Brennstoffe . . . . . . . . . . . . . 917
48.2.2 Künstliche feste Brennstoffe . . . . . . . . . . . . 918
XC Inhaltsverzeichnis Band 3
51 Feuerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 993
Klaus Görner
51.1 Technische Feuerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 993
51.1.1 Feuerung in einem Dampferzeuger . . . . . . . . 993
51.1.2 Einteilung von Feuerungen für gasförmige,
flüssige und feste Brennstoffe . . . . . . . . . . . . 993
51.2 Verbrennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 994
51.2.1 Verbrennungsvorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . 994
51.2.2 Kennzahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 995
51.2.3 Emissionsgrenzwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . 997
51.3 Feuerungen für gasförmige Brennstoffe . . . . . . . . . . . 998
51.3.1 Verbrennung und Brennereinteilung . . . . . . . . 998
51.3.2 Brennerbauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 998
51.4 Feuerungen für flüssige Brennstoffe . . . . . . . . . . . . . 999
51.4.1 Besondere Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . 999
51.4.2 Brenner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 999
51.4.3 Gesamtanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1000
XCII Inhaltsverzeichnis Band 3
52 Dampferzeuger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1019
Gerd Oeljeklaus
52.1 Angaben zum System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1019
52.1.1 Entwicklungsstufen . . . . . . . . . . . . . . . . . .1019
52.1.2 Dampferzeugersysteme . . . . . . . . . . . . . . . .1019
52.1.3 Drücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1020
52.1.4 Temperaturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1020
52.1.5 Dampfleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1021
52.1.6 Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1021
52.2 Ausgeführte Dampferzeuger . . . . . . . . . . . . . . . . . .1021
52.2.1 Großwasserraumkessel . . . . . . . . . . . . . . . .1021
52.2.2 Naturumlaufkessel für fossile Brennstoffe . . . .1021
52.2.3 Zwanglaufkessel für fossile Brennstoffe . . . . .1023
52.3 Bauelemente von Dampferzeugern . . . . . . . . . . . . . .1026
52.3.1 Verdampfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1026
52.3.2 Überhitzer und Zwischenüberhitzer . . . . . . . .1026
52.3.3 Speisewasservorwärmer (Eco) . . . . . . . . . . .1028
52.3.4 Luftvorwärmer (Luvo) . . . . . . . . . . . . . . . .1028
52.3.5 Speisewasseraufbereitung . . . . . . . . . . . . . .1029
52.4 Wärmetechnische Berechnung . . . . . . . . . . . . . . . .1030
52.4.1 Energiebilanz und Wirkungsgrad . . . . . . . . . .1030
52.4.2 Ermittlung der Heizfläche . . . . . . . . . . . . . .1031
52.4.3 Strömungswiderstände . . . . . . . . . . . . . . . .1032
52.4.4 Festigkeitsberechnung . . . . . . . . . . . . . . . .1032
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1032
Teil IX Fahrzeugtechnik
53 Kraftfahrzeugtechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1037
Volker Schindler und Steffen Müller
53.1 Definition von Kraftfahrzeugen . . . . . . . . . . . . . . . .1037
53.2 Bedeutung von Kraftfahrzeugen . . . . . . . . . . . . . . . .1039
53.3 Karosserie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1041
53.4 Fahrwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1045
53.4.1 Räder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1046
53.4.2 Radführungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1049
53.4.3 Federung und Dämpfung . . . . . . . . . . . . . . .1050
53.4.4 Lenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1051
Inhaltsverzeichnis Band 3 XCIII
54 Schienenfahrzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1089
Markus Hecht, Oldrich Polach und Ulrich Kleemann
54.1 Grundsätzliche Randbedingungen . . . . . . . . . . . . . .1089
54.1.1 Fahrzeugbegrenzungsprofil . . . . . . . . . . . . .1090
54.1.2 Fahrgastwechselzeiten . . . . . . . . . . . . . . . .1091
54.1.3 Lebenszykluskosten LCC . . . . . . . . . . . . . .1091
54.2 Fahrwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1092
54.2.1 Grundbegriffe der Spurführungstechnik . . . . . .1092
54.2.2 Radbauarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1094
54.2.3 Radsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1094
54.2.4 Rad-Schiene-Kontakt . . . . . . . . . . . . . . . . .1095
54.2.5 Fahrwerkskonstruktionen . . . . . . . . . . . . . .1098
54.2.6 Neigetechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1102
54.3 Aufbau, Fahrzeugarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1103
54.3.1 Rohbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1104
54.3.2 Klimaanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1104
54.3.3 Türen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1105
54.3.4 Fenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1106
54.3.5 Führerräume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1106
XCIV Inhaltsverzeichnis Band 3
55 Luftfahrzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1135
Rudolf Voit-Nitschmann und Thomas Keilig
55.1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1135
55.1.1 Luftverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1135
55.1.2 Anforderungen an den Luftverkehr und an
Luftfahrzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1136
55.1.3 Einordnung und Konstruktionsgruppen
von Luftfahrzeugen . . . . . . . . . . . . . . . . . .1137
55.1.4 Einordnung von Luftfahrzeugen nach
Vorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1139
55.2 Definitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1142
55.2.1 Die internationale Standardatmosphäre (ISA) . .1142
55.2.2 Achsenkreuze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1144
55.2.3 Winkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1144
55.2.4 Gewichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1145
55.2.5 Fluggeschwindigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . .1145
55.2.6 Geometrische Beschreibung des Luftfahrzeuges 1147
55.2.7 Kräfte und Winkel im Flug . . . . . . . . . . . . .1151
55.2.8 Flugsteuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1152
55.2.9 Flugstabilitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1153
55.3 Grundlagen der Flugphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . .1154
55.3.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1154
55.3.2 Flugzeugpolare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1157
55.3.3 Flugleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1158
55.4 Zelle, Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1170
55.4.1 Konstruktionsphilosophien und -prinzipien . . .1170
55.4.2 Lasten, Lastannahmen . . . . . . . . . . . . . . . .1171
55.4.3 Leichtbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1173
55.4.4 Werkstoffe und Bauweisen . . . . . . . . . . . . .1175
Inhaltsverzeichnis Band 3 XCV
Fachausdrücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1189
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1265
Verzeichnis der Herausgeber und Autoren
Autorenverzeichnis
Stabilität*
20 %
e-kette® E4.56
Ko
im Vergleich zur
mit e-kette® E4Q
... 20 % mehr
Te s 74 %
*
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anstatt Cat 6A
bei CFBUS.PUR mit Cat5e
sparen*
... 62,1 % Kosten
Kosten sparen*
... bis zu 78,1 %
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sparen*
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Vergleich zu einer
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Stahl-Schleppkette
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... 48 % Gewicht
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Vergleich zu einer
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kürzere Mon-
Au da se e
mit Führungsrinnen
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Teil I
Mathematik
Die Struktur des Kapitels beruht inzwischen wieder weitgehend auf den
Ausführungen von U. Jarecki und H.-J. Schulz, die bis 2011 in einem se-
paraten Buch Dubbel Mathematik publiziert worden sind. Enthalten ist die
gesamte Mathematik für Ingenieure. Bis zur 25. Auflage umfasste der Ma-
thematikteil des Dubbel von P. Ruge und N. Wagner lediglich ausgewählte
Ergänzungen zur höheren Mathematik. Dabei wurde der Schwerpunkt auf
Numerische Methoden gelegt, die in den Igenieurwissenschaften zahlreiche
Anwendungen finden. Dazu zählen insbesondere Eigenwertprobleme, An-
fangswertprobleme aber auch Optimierungsprobleme. Durch die Integration
dieser Teilaspekte steht ab dieser Auflage nun wieder ein umfassendes Nach-
schlagewerk zur Verfügung. Alle Abschnitte sind durch zahlreiche Beispiele
angereichert, die konkrete Lösungen für konkrete Probleme aufzeigen.
In der Praxis sind konkrete Lösungen häufig nur näherungsweise darstell-
bar; das ist kein grundsätzlicher Mangel, falls gesicherte Abschätzungen über
den Fehler möglich sind. Die rasante Entwicklung der Leistungsfähigkeit
moderner Computer eröffnet die Analyse immer komplexerer Problemfelder
auch und gerade in den Ingenieurwissenschaften. Im interdisziplinären Span-
nungsfeld von Mathematik, Informatik, Ingenieur- und Naturwissenschaften
entstanden neue Fachgebiete wie das Scientific Computing, Cryptography,
Machine Learning, Artificial Intelligence und Uncertainty Quantification, um
nur einige zu nennen. Im Kern dieser Bemühungen stehen zum einen die Ent-
wicklung leistungsfähiger numerischer Algorithmen; zum anderen aber auch
Aussagen über Genauigkeit, Konvergenz und numerische Stabilität. Dies sind
zutiefst mathematische Begriffe, die bis in die Funktionalanalysis führen.
Aus diesen wenigen Aussagen wird die stetige Fortentwicklung auch der
Ingenieurmathematik deutlich. So wie die Theorie und Anwendung der Inte-
graltransformationen, der Tensoren und Matrizen Eingang gefunden haben in
die Ingenieurwelt, wird auch die Funktionalanalysis an Bedeutung gewinnen.
Zugenommen hat auch die Verfügbarkeit von Mathematik in Form von freien
und kommerziellen Softwarepaketen.
Wesentliche Bedeutung für die Anwendungen im Maschinenbau haben
neben den elementaren Grundlagen die Matrizen und Tensoren, die Integral-
transformationen, die Variationsrechnung einschließlich verallgemeinerter
Optimierungsstrategien und schließlich alle numerischen Verfahren. Dazu
2
1.1 Mengen
1.1.1 Mengenbegriff
Potenzmenge P.X /. Sie ist definiert als Men- Komplement CA (Abb. 1.1g). Ist A Teilmenge
ge aller Teilmengen von X, also A 2 P.X / ist einer Grundmenge X, so ist CA D X/A.
gleichbedeutend mit A X.
Beispiel
Beispiele Beispiel
fa; b; cg [ fa; d g D fa; b; c; d g; Ist R die Menge der reellen Zahlen, dann be-
fx j 0 5 x 5 2g [ fx j 1 5 x 5 1g steht die Menge
D fx j 1 5 x 5 2g: J
R2 D R R D f.x; y/jx 2 R und y 2 Rg
Differenz A n B (Abb. 1.1e). Sie ist die Menge aus den geordneten Zahlenpaaren (x, y), die
aller Elemente, die zu A und nicht zu B gehören. als Punkte in der Ebene dargestellt werden
können, wobei x und y die kartesischen Ko-
A n B D fx j x 2 A und x 62 Bg: ordinaten des Punktes (x, y) bedeuten. J
A4B D .A n B/ [ .B n A/ A A A : : : A D An :
1 Mengen, Funktionen und Boolesche Algebra 5
Ist R die Menge der reellen Zahlen und RC Regel von de Morgan
die Menge der positiven reellen Zahlen, so a C b D aN bN a b D aN C bN (1.7)
ist die Exponentialfunktion exp: R ! RC
eine eineindeutige Abbildung der Menge der aC0Da a1Da (1.8)
reellen Zahlen auf die Menge der positiven
aC1D1 a0D0 (1.9)
reellen Zahlen und hat dementsprechend ei-
ne Umkehrfunktion exp1 W RC ! R, die als 0N D 1 1N D 0 (1.10)
Logarithmusfunktion bezeichnet und mit dem N Da
.a/ (1.11)
Symbol „ln“ gekennzeichnet wird. J
Jede der Gln. (1.1) bis (1.10) hat ihre „duale“
Form, die durch Tausch der Verknüpfungssymbo-
1.3 Boolesche Algebra le „+“ und „“ einerseits und der ausgezeichneten
Elemente 0 und 1 andererseits entsteht. Dieses
1.3.1 Grundbegriffe Dualitätsprinzip gilt für alle Gleichheiten und
Sätze der Booleschen Algebra, die sich ebenso
Einer Booleschen Algebra liegt eine Menge B wie die Gln. (1.6) bis (1.11) aus den Gln. (1.1)
mit mindestens zwei ausgezeichneten Elementen bis (1.5) ableiten lassen.
0 und 1 zugrunde, auf der eine unäre Verknüp- Ein Beispiel für eine Boolesche Algebra ist
fung, die Komplementierung mit dem Symbol die Potenzmenge P.X/ einer beliebigen Grund-
„ N “, zwei binäre Verknüpfungen, die Addition menge X, auf der die unäre Verknüpfung als
mit Symbol „+“ und die Multiplikation mit dem Komplement einer Menge aus P.X/ und die bei-
Symbol „“, erklärt sind, sodass für beliebige Ele- den binären Verknüpfungen als Durchschnitt und
mente a, b, c 2 B die Eigenschaften gelten: Vereinigung von zwei Mengen aus P.X/ erklärt
sind. Die ausgezeichneten Elemente sind die lee-
Kommutativität re Menge ¿ und die Grundmenge X.
Schaltalgebra f W B B B : : : B ! B:
Hier werden die ausgezeichneten Elemente mit
0 und L bezeichnet, sodass B D f0; Lg. Ein n-mal
Buchstabe, z. B. x, der durch die Elemente 0
oder L ersetzt werden kann, heißt Schaltvariable. Da die Ei .i D 1; 2; : : : ; n/ nur die beiden Werte
Folgende Bezeichnungen und Symbole werden 0 oder L annehmen, enthält die Definitionsmenge
verwendet: 2n verschiedene n-Tupel, denen durch f genau ei-
ner der beiden Werte 0 oder L zugeordnet ist. Es
Komplementierung . N / W n
gibt also 2.2 / verschiedene n-stellige Boolesche
Negation „ “ oder „:“: Funktionen auf B.
Addition .C/ W Für n D 2 ergeben sich 16 zweistellige Boole-
sche Funktionen. Von ihnen sind außer der Oder-
Oder-Verknüpfung oder Disjunktion „ _ “:
Funktion f .a; b/ D a _ b und der Und-Funk-
Multiplikation ./ W tion f .a; b/ D a ^ b noch von Bedeutung: (s.
Und-Verknüpfung oder Konjunktion „ ^ “: Tab. 1.2).
Hiernach ist die Nand-Verknüpfung die Nega-
Ihre Definitionen auf der Menge B D f0; Lg er- tion der Und-Verknüpfung und die Nor-Verknüp-
geben sich aus den Gln. (1.8) bis (1.10). Siehe fung die Negation der Oder-Verknüpfung. Die
Tab. 1.1. vorstehenden Funktionen lassen sich mit Hilfe
Der Schaltalgebra liegen Netzwerke zugrun- der Grundverknüpfungen „ “, „_“, „^“ folgen-
de, bei denen eine Anzahl von Schaltern mit dermaßen darstellen:
den Variablen Ei 2 f0; Lg .i D 1; 2; 3; : : : ; n/
teils parallel, hintereinander geschaltet oder ge- Nand-Funktion a^b N D a ^ b D aN _ b; N
koppelt ist. Dem entspricht eine n-stellige Ver- N
Nor-Funktion a_b N D a _ b D aN ^ b;
knüpfung der Schaltvariablen Ei durch die Sym-
bole „^“, „_“, „ “, über die jedem n-Tupel Implikation a b D aN _ b;
.E1 ; E2 ; : : : ; En / mit Ei 2 f0; Lg genau ei- Äquivalenz a b D .a ^ b/ _ .aN ^ b/; N
ner der Werte aus f0; Lg, nämlich der Schalt-
Antivalenz a 6 b D a b
wert des Netzwerks, zugeordnet ist. Ein sol-
ches Netzwerk wird durch eine Schaltfunktion D .aN _ b/N ^ .a _ b/
A D f .E1 ; E2 ; : : : ; En / mit den Eingangsgrö- D .a ^ b/ N _ .aN ^ b/:
ßen Ei 2 f0; Lg und der Ausgangsgröße A 2
f0; Lg beschrieben. Daher heißt die Negation Allgemein ist jede n-stellige Boolesche Funk-
auch Nicht-, die Disjunktion Oder- und die Kon- tion auf B D f0; Lg mit Hilfe der Grundverknüp-
junktion Und-Funktion (s. Tab. 1.1). fungen darstellbar. Sind E1 ; E2 ; E3 ; : : : ; En die
Variablen einer n-stelligen Funktion, dann heißen
Beispiel
bei denen an Stelle von Xi entweder Ei oder EN i Sie nimmt für die folgenden 3-Tupel
steht, ihr konjunktives bzw. disjunktives Elemen- .0; 0; L/, .L; 0; 0/, .L; L; 0/ den Wert L an.
targlied. Sie nehmen genau für eine Belegung der Die entsprechenden konjunktiven Elementar-
Variablen mit 0 oder L den Wert L bzw. 0 an. glieder lauten EN 1 ^ EN 2 ^ E3 , E1 ^ EN 2 ^ EN 3 ,
So nimmt das konjunktive bzw. disjunktive Ele- E1 ^ E2 ^ EN 3 . Die disjunktive Verknüpfung
mentarglied EN 1 ^ E2 ^ EN 3 bzw. EN 1 _ E2 _ EN 3 dieser Elementarglieder liefert die disjunktive
genau dann den Wert L bzw. 0 an, wenn E1 D 0; Normalform der Funktion f .
E2 D L, E3 D 0 bzw. E1 D L, E2 D 0, E3 D L
oder kürzer, wenn .E1 ; E2 ; E3 / D .0; L; 0/ bzw. f .E1 ; E2 ; E3 / D .EN 1 ^ EN 2 ^ E3 /
.E1 ; E2 ; E3 / D .L; 0; L/. _ .E1 ^ EN 2 ^ EN 3 /
Ist nun f eine Funktion, die mindestens für ei-
_ .E1 ^ E2 ^ EN 3 /:
ne Belegung der Variablen den Wert L annimmt,
so werden für alle n-Tupel .E1 ; E2 ; : : : ; En / mit
Für die konjunktive Normalform werden alle
f .E1 ; E2 ; : : : ; En / D L die konjunktiven Ele-
3-Tupel mit dem Funktionswert 0 betrachtet.
mentarglieder gebildet, sodass diese genau für
Diese sind
ihre entsprechenden n-Tupel den Wert L anneh-
men. Die disjunktive Verknüpfung dieser Ele- .0; 0; 0/; .0; L; 0/; .0; L; L/;
mentarglieder stellt dann die Funktion f dar.
.L; 0; L/; .L; L; L/:
Diese Darstellung heißt disjunktive Normalform
der Funktion f . Vollkommen analog lässt sich ei-
Die entsprechenden disjunktiven Elementar-
ne Funktion, die mindestens einmal den Wert 0
glieder sind
annimmt, in der konjunktiven Normalform dar-
stellen, die aus der Konjunktion von disjunktiven E1 _ E2 _ E3 ; E1 _ EN 2 _ E3 ;
Elementargliedern besteht.
E1 _ EN 2 _ EN 3 ; EN 1 _ E2 _ EN 3 ;
Beispiel EN 1 _ EN 2 _ EN 3 :
Die dreistellige Boolesche Funktion f auf B D Ihre konjunktive Verknüpfung liefert die kon-
f0; Lg sei durch die Tabelle erklärt. junktive Normalform
f .E1 ; E2 ; E3 / D .E1 _ E2 _ E3 /
^ .E1 ^ EN 2 ^ E3 /
^ .E1 ^ EN 2 ^ EN 3 /
^ .EN 1 ^ E2 ^ EN 3 /
^ .EN 1 _ EN 2 _ EN 3 /: J
1 Mengen, Funktionen und Boolesche Algebra 9
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Zahlen
2
Uller Jarecki
b C .a/ D b a;
.a b C c/ D a C b c; a C .a/ D 0;
U. Jarecki ()
Berlin, Deutschland a 0 D 0; a 1 D a; a.b c/ D ab acI
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 13
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_2
14 U. Jarecki
a a a c ac
WcD ; D ;
b bc b d bd Topologische Eigenschaft. Jede Intervall-
a c a d ad
W D D ; schachtelung bestimmt genau eine reelle Zahl.
b d b c bc Sind a 5 b zwei reelle Zahlen, dann heißen die
a c a˙c a c ad ˙ bc Zahlenmengen
˙ D ; ˙ D :
b b b b d bd
fx j a 5 x 5 bg D Œa; b abgeschlossene;
Ordnungseigenschaft. In der Menge R ist eine
Ordnungsrelation 5 (kleiner oder gleich) defi- fx j a < x < bg D .a; b/ offene;
niert mit den Eigenschaften fx j a 5 x < bg D Œa; b/ und
fx j a < x 5 bg D .a; b halboffene Intervalle.
Reflexivität
a 5 a; a und b sind ihre Randpunkte, und b a ist ihre
Antisymmetrie Länge.
Für eine beliebige reelle Zahl a heißen die
Wenn a 5 b und b 5 a; so a D b Zahlenmengen
Der absolute Betrag (Modul) einer reellen Zahl a H.ai / 5 G.ai / 5 A.ai / 5 Q.ai /:
ist definiert durch Ist min ai die kleinste und max ai die größte der 2
( Zahlen ai , so gilt min ai 5 H.ai / und Q.ai / 5
a für a = 0 max ai :
jaj D oder
a für a 5 0 Bernoullische und Cauchy-Schwarzsche Un-
jaj D max.a; a/; gleichungen:
p p p
Q.ai / D a12 C a22 C : : : C an2 =n: c c
a W b D c a W b:
16 U. Jarecki
Logarithmen. Ist a > 1, so gibt es zu jeder posi- Binärsystem ebenso wie das Dezimalsystem ein
tiven Zahl c genau eine Zahl b, sodass ab D c: Stellenwertsystem ist, sind die für das Rechnen
Diese Zahl b D loga c heißt der Logarithmus von mit Stellenwerten gültigen Regeln übertragbar.
c zur Basis a, wobei a die Basis und c der Loga- Lediglich das kleine Einspluseins und Einmaleins
rithmand oder Numerus bedeuten. Also ist sind verschieden. Im Binärsystem gilt:
ab D c äquivalent b D loga c
Addition
für a > 1 und c > 0:
0 C 0 D 0I 0 C 1 D 1I 1 C 0 D 1I 1 C 1 D 10:
Bevorzugte Logarithmen sind der dekadische mit Multiplikation
der Basis 10, der natürliche mit der Basis e und 0 0 D 0I 0 1 D 0I 1 0 D 0I 1 1 D 1:
der binäre mit der Basis 2. Es gilt
Beispiel
aloga c D c; b D loga ab ; loga 1 D 0;
e lnc D c; b D ln e b ; ln 1 D 0: Addition bzw. Multiplikation von Dezimal-
zahlen im Binärsystem.
loga .bc/ D loga b C loga c;
loga .b W c/ D loga b loga c;
loga .1=b/ D loga b; loga b c D c loga b;
pc
loga b D .1=c/ loga b:
loga c D loga b logb c;
lg a D lg e ln a mit lg e D 0;43429
J
2.1.6 Zahlendarstellung in
Stellenwertsystemen Das Hexadezimalsystem hat die Basis 16 und
die Ziffernmenge f0, 1, 2, : : : ; 9, A, B, C, D, Fg.
Hierzu dient meist das Dezimalsystem mit der Dabei entsprechen die hexadezimalen Ziffern A,
Basis (Grundzahl) 10 und den zehn Ziffern B, : : : ; F den Dezimalzahlen 10, 11, : : : ; 15. So
0; 1; 2; : : : ; 9. Jeder natürlichen Zahl n wird dann ist
eine endliche Folge von Ziffern zugeordnet, wo-
bei jedes Glied der Folge neben seinem Ziffern- .940/10 D 3 162 C 10 161 C 12 160 D .3AC/16 :
noch einen Stellenwert hat (z. B. 9021 D 9103 C
0 102 C 2 101 C 1 100 ). Ist g > 1 eine natürliche
Zahl und f0; 1; 2; : : : ; g 1g eine Ziffernmenge, 2.1.7 Endliche Folgen und Reihen.
so lässt sich jede natürliche Zahl n als Ziffernfol- Binomischer Lehrsatz
ge im Stellenwertsystem mit der Basis g eindeu-
tig darstellen. Eine endliche reelle Zahlenfolge ist durch eine
X
m reellwertige Funktion auf einer endlichen Menge
n D .am am1 am2 : : : a1 a0 /g D ai g i I D f1; 2; 3; : : : ; ng; der Indexmenge, erklärt,
i D0 die jedem k 2 I genau eine reelle Zahl ak zu-
für ai 2 f0; 1; 2; : : : ; g 1g: ordnet. Sie wird dargestellt durch .ak /k2I oder
.a1 ; a2 ; : : : ; an / oder .ak / für k 2 I. Die Zah-
Das Binär- oder Dualsystem hat die Basis 2 und len ak heißen Glieder der Folge. Folgen können
die Ziffernmenge f0, 1g. Die Darstellung der na- durch verschiedenartige Zuordnungsvorschriften
türlichen Zahl 18 ist z. B. (10010)2 D 1 24 C 0 erklärt sein. Oft lassen sie sich als Funktionsglei-
23 C 0 22 C 1 21 C 0 20 D .18/10 D 18: Da das chungen ak D f .k/ darstellen.
2 Zahlen 17
........................................... a k D a k C ak (Zerlegung);
kD1 kD1 kDmC1
j ak D j 1 akC1 j 1 ak
X
n X
nCj
für k 2 f1; 2; : : : ; n j g von j -ter Ordnung: ak D akj (Indexverschiebung),
........................................... kD1 kD1Cj j 2Z
X
n X
m
Haben für jedes k 2 f1; 2; : : : ; n j g 1 D n; ak D am :
die Differenzen j-ter Ordnung den gleichen kD1 kDm
Wert, dann heißt die Folge .ak / arithmeti-
m und n sind natürliche Zahlen, wobei 1 5 m < n.
sche Folge j-ter Ordnung. Einfache Beispiele
für arithmetische Folgen 1., 2. und 3. Ord- Arithmetische Reihen. Sie sind aus den Glie-
nung sind .1; 2; 3; 4; : : : ; n/ mit 1ak D 1; dern einer arithmetischen Folge aufgebaut. Die
.1; 4; 9; 16; : : : ; n2 / mit 2ak D 2; Summenformel für die arithmetische Reihe 1.
.1; 8; 27; 64; : : : ; n3 / mit 3ak D 6: Insbeson- Ordnung lautet
dere ist jede arithmetische Folge 1. Ordnung
darstellbar durch die Gleichung a C .a C d / C .a C 2d / C : : :
C Œa C .n 1/d
ak D a C .k 1/d
X
n
für k 2 I D f1; 2; 3; : : : ; ng D Œa C .k 1/d D .n=2/Œ2a C .n 1/d :
kD1
(a Anfangsglied und d Differenz der Folge). Sonderfälle von arithmetischen Reihen 1., 2. und
3. Ordnung sind
Geometrische Folge. Bei ihr hat der Quotient
akC1 =ak von zwei aufeinander folgenden Glie- X
n
k D n.n C 1/=2;
dern stets den gleichen Wert q. Mit dem Anfangs-
kD1
glied a wird
Xn
k 2 D n.n C 1/.2n C 1/=6;
ak D aq k1
für k 2 I D f1; 2; : : : ; ng: kD1
X
n
Binomischer Lehrsatz z. B.
! !
Das Zeichen n! (n-Fakultät) ist erklärt durch 3 3 3 2
.a ˙ b/ D 3
a C a .˙b/
0 1
nŠ D 1 2 3 : : : n für n 2 N und 0Š D 1: ! !
3 3
Es hat nur für nichtnegative ganze Zahlen einen C a.˙b/ C
2
.˙b/3
2 3
Sinn. So ist 4! D 1 2 3 4 D 24.
Der Binomialkoeffizient kc (c über k), wobei D a3 ˙ 3a2 b C 3ab 2 ˙ b 3 :
c eine beliebige reelle Zahl und k eine nichtnega-
tive ganze Zahl ist, ist erklärt durch
! 2.1.8 Unendliche reelle Zahlenfolgen
c c.c 1/.c 2/ : : : Œc .k 1/ und Zahlenreihen
D
k kŠ
für k 2 N und Eine reellwertige Funktion auf der Menge R der
! natürlichen Zahlen, durch die jedem n 2 N genau
c eine reelle Zahl an 2 R zugeordnet wird, heißt
D 1;
0 unendliche reelle Zahlenfolge auf N und wird
! dargestellt durch
12 . 12 /. 12 1/. 12 2/ 5
z. B. D D :
3 3Š 16 .an /n 2 N oder .a1 ; a2 ; a3 ; : : :/ oder .an /
für n 2 N:
Ist insbesondere c eine
positive ganze Zahl n, so
ergibt sich hieraus kn D kŠ.nk/Š
nŠ
; für n = k > 0, Es heißen N die Indexmenge und an das allge-
n n meine Glied der Folge.
0 D 1 und k D 0 für 0 < n < k.
Diese Binomialkoeffizienten werden anschau-
Grenzwerte. Eine Zahl a heißt Grenzwert der
lich durch das Pascalsche Zahlendreieck wieder-
Folge .an / auf N oder .an / konvergiert gegen a
gegeben (Abb. 2.3), aus dem sich
oder ist eine a-Folge; in Zeichen limn!1 an D a
! ! oder an ! a für n ! 1, wenn es zu jeder Zahl
n n
D und " > 0 ein N 2 N gibt, sodass jan aj < " für alle
k nk n > N. Konvergente Folgen mit dem Grenzwert 0
! ! !
n n nC1 heißen Null-Folgen.
C D
k kC1 kC1
Beispiele
ablesen lassen. Hiermit kann durch vollständi- Die harmonische Folge (1=n) für n 2 N ist
ge Induktion der binomische Lehrsatz bewiesen Nullfolge, d. h. limn!1 .1=n/ D 0; da
werden. j1=nj D 1=n < " für alle n > 1=" D N.
2 Zahlen 19
n
Die geometrische Folge .q n1 / für a 1q
1q
; q ¤ 1. Wegen limn!1 q n D 0 für
n 2 N und jqj < 1, q ¤ 0 ist Nullfolge, d. h. jqj < 1, ist lim sn D a=.1q/; und damit ergibt
limn!1 q n1 D 0; da jq n1 j D jqjn1 < " sich
für alle n > 1 C .lg "= lg jqj/ D N 1
X 2
.lg jqj < 0Š/. J sD aq n1 D a=.1 q/ für jqj < 1:
nD1
Folgen, die keinen Grenzwert haben, heißen
divergent. Eine Folge .an / auf N heißt diver- Für jqj = 1 ist die geometrische Reihe diver-
gent gegen plus bzw. minus unendlich, in Zeichen gent. P
limn!1 an D ˙1, wenn es zu jeder Zahl M ein Die Reihe 1 nD1 n.nC1/ : Wegen k.kC1/ D
1 1
X
n
Konvergenzkriterium von Leibniz. Ist die Fol-
sn D a1 C a2 C : : : C an D ak .n 2 N/ ge .an / auf N mit an > 0 eine monotone Nullfol-
P
kD1
ge, dann ist die alternierende Reihe 1 n
1 .1/ an
eine unendliche reelle Zahlenfolge .sn / auf N er- konvergent.
klärt, die unendliche reelle Zahlenreihe heißt
Beispiel
1
X P
ak D a1 C a2 C : : : C an C : : : Die Reihe 1 1 .1/
nC1
.1=n/ ist konvergent,
weil die Folge (1=n) auf N eine monotone
kD1
P1
Nullfolge ist. Es gilt 1 .1/
nC1
.1=n/ D
Konvergiert die Folge .sn / gegen den Grenzwert
ln 2. J
s, so heißt die Reihe konvergent und s ist ihre
P
Summe Eine Reihe 1 a heißt absolut konvergent,
P1 1 n
X1 Xn wenn die Reihe 1 jan j konvergent
P
ist. Jede ab-
sD ak D lim ak D lim sn : solut konvergente Reihe 1 1 a n ist konvergent,
n!1 n!1
kD1 kD1 und es gilt
ˇ1 ˇ
Eine Reihe, die nicht konvergiert, heißt divergent. ˇX ˇ X 1
ˇ ˇ
ˇ an ˇ 5 jan j:
ˇ ˇ
Beispiel 1 1
P
Reihe. Ihre n-te Eine ReiheP 1
Die unendliche geometrische P 1 cn mit cn = 0 für alle n 2 N heißt
Partialsumme lautet sn D n
kD1 aq
k1
D bezüglich 1 1 an
20 U. Jarecki
p Multiplikation:
für lim n
jan j < 1 bzw.
n!1
ˇ ˇ z1 z2 D .a1 ; b1 /.a2 ; b2 /
ˇ anC1 ˇ
lim ˇ ˇ < 1 konvergent und
n!1 ˇ an ˇ D .a1 a2 b1 b2 ; a1 b2 C b1 a2 /:
p
für lim n jan j > 1 bzw.
n!1
ˇ ˇ Wegen .a; b/ D .a; 0/ C .0; b/ D .a; 0/ C
ˇ anC1 ˇ .b; 0/.0;1/ gilt mit (a, 0) D a und .0;1/ D i
lim ˇ ˇ > 1 divergent.
n!1 ˇ an ˇ
z D .a; b/ D a C b i; wobei i2 D i i D 1:
Existieren die Grenzwerte nicht oder sind sie
gleich 1, dann sind die Kriterien auf die Reihe
nicht anwendbar. Abb. 2.4 Gaußsche Zahlenebene
2 Zahlen 21
cos.n'/ und sinŒn.' C 2k / D sin.n'/; sodass Fundamentalsatz der Algebra. Jede algebrai-
gilt sche Gleichung n-ten Grades (n = 1) hat in der
Menge der komplexen Zahlen mindestens eine
z n D r n Œcos.n'/ C i sin.n'/; n 2 Z: Lösung oder Wurzel. Sind die Koeffizienten reell,
dann ist die zu einer Lösung konjugiert komplexe
Für a D 1=n mit n 2 R wird festgesetzt z 1/ n D Zahl ebenfalls eine Lösung.
pn
z, sodass
p Lösungsformeln für algebraische
2 n z D z 1=n Gleichungen
' C 2k ' C 2k
D r 1=n cos C i sin
n n 1. Grades (lineare Gleichung) a0 z C a1 D 0W
p ' C 2k ' C 2k z D a1 =a0 :
D n r cos C i sin ;
n n
k 2 f0; 1; 2; 3; > : : : ; n 1g:
r a0 z C
2
2. Grades (quadratische Gleichung)
2
p a1 z C a2 D 0W z D 2a a1
˙ a1
aa20 D
Hierbei hat n z für r > 0 genau n verschiedene 2a0
p p2
0
Werte mit dem gleichen Betrag n r. Sie liegen in a1 ˙ a1 4a0 a2
:
der Gaußschen Zahlenebene in den Eckpunkten 2a0 q
eines regelmäßigen n-Ecks. Von der komplexen Wurzel a12 4a0 a2 ist
stets der Hauptwert zu nehmen.
Beispiel Für reelle Koeffizienten bestimmt die Diskri-
p minante D a12 4a0 a2 der quadratischen
Wertemenge von 3 1. Wegen 1 D cos C
Gleichung Anzahl und Art der Lösungen, und
i sin ist
zwar für
p
q
3
1 D 11/3 .cos C i sin /1/3
> 0 zwei reelle.a1 ˙ a12 4a0 a2 /=2a0 ;
p C 2k C 2k
D 1 cos C i sin
3
Zerlegungssatz Jedes Polynom n-ten Grades mit Insbesondere gilt für ein Polynom 3. Grades
n = 1 lässt sich als Produkt von n Linearfaktoren
und dem Faktor a0 darstellen. P3 .z/ D a0 z 3 C a1 z 2 C a2 z C a3
D a0 .z z1 /.z z2 /.z z3 /;
Pn .z/ D a0 z n C a1 z n1 C : : : C an1 z C an
D a0 .z z1 /.z z2 /.z z3 / : : : .z zn /: a0 .z1 C z2 C z3 / D a1 ;
a0 .z1 z2 C z1 z3 C z2 z3 / D a2 ;
Das System der Zahlen z1 ; z2 ; z3 ; : : : ; zn ; die a0 z1 z2 z3 D a3 :
nicht notwendig voneinander verschieden sind,
heißt ein vollständiges System von Nullstellen
Rechnen mit Polynomen. Die Summe bzw.
des Polynoms Pn .
Differenz zweier Polynome Pn .x/ und Qm .x/
vom Grad n und m ist wieder ein Polynom, des-
Beispiel sen Grad höchstens max.n; m/ ist. Ebenso ist ihr
Das Polynom P4 .z/ D .1=2/z .3=2/z C
4 3 Produkt aus
2z 2 4 hat die p z1 D 1; z2 D
p vier Nullstellen
2; z3 D 1Ci 3; z4 D 1i 3: Seine Produkt- X
n X
m
Pn .x/ D ai s ni und Qm .x/ D bj x mj
darstellung mit Linearfaktoren lautet demnach
i D0 j D0
p Pn .x/Qm .x/ D a0 b0 x nCm
P4 .z/ D .1=2/.z C 1/.z 2/Œz .1 C i 3/
p C .a0 b1 C a1 C a1 b0 /x nCm1
Œz .1 i 3/: J
C : : : C a n bm
Aus dem Zerlegungssatz folgt: Ein Polynom
n-ten Grades hat höchstens n Nullstellen. Hat es ein Polynom vom Grad n C m. Ist Pn nicht
mehr, so ist es das Nullpolynom. das Nullpolynom, so kann der Quotient
Qm .x/=Pn .x/ gebildet werden. Er bestimmt eine
Identitätssatz Zwei Polynome sind dann und nur rationale Funktion, die für alle reellen Zahlen x
dann identisch gleich, wenn ihre Koeffizienten mit Pn .x/ ¤ 0 definiert ist. Sie heißt für m < n
gleich sind. echt gebrochen und für m = n unecht gebrochen.
Jede unechte gebrochene rationale Funktion lässt
Vietasche Formeln (Wurzelsatz von Vieta) sich nach dem Divisionsalgorithmus für Polyno-
Bilden z1 ; z2 ; z3 ; : : : ; zn ein vollständiges Sys- me in eine Summe aus einer ganzen rationalen
tem von Nullstellen, dann gilt nach dem Zerle- und einer echt gebrochenen rationalen Funktion
gungssatz zerlegen: Qm .x/=Pn .x/ D Rmn .x/ C r.x/; wo-
bei die ganze rationale Funktion Rmn vom Grad
a0 z n C a1 z n1 C : : : C an1 z C an m n ist.
a0 .z z1 /.z z2 / : : : .z zn /:
Beispiel
Hieraus ergeben sich durch Multiplikation der Li-
nearfaktoren und Koeffizientenvergleich Q4 .x/ D 4x 4 C 2x 2 x C 1 und P2 .x/ D
2x 2 C 3: Nach dem Divisionalgorithmus
a0 .z1 C z2 C z3 C : : : C zn1 C zn / D a1 ;
a0 .z1 z2 C z1 z3 C : : : C z1 zn C z2 z3 C : : : .4x 4 C 2x 2 x C 1/ W .2x 2 C 3/ D 2x 2 2
C zn1 zn / D a2 ; 4x 4 C 6x 2
:: 4x 2 x C 1
: 4x 2 6
a0 .z1 z2 z3 : : : zn / D .1/n an : xC7
2 Zahlen 25
! !
Abb. 3.1 Vektoren. a gerichtete Strecke AB; b A0 B 0 D
a; c Ortsvektoren; d entgegengesetzter Vektor
von a und deren Endpunkt mit dem Endpunkt Für die Norm (Betrag, Länge) eines Vektors gilt
von b zusammenfällt, wenn a und b mit ihren
Anfangspunkten zusammengeheftet sind. Diese jaj = 0 und jaj D 0
Differenzbildung heißt Subtraktion. genau dann, wenn a D 0I
j˛aj D j˛jjajI
Multiplikation eines Vektors mit einer reellen
Zahl (Abb. 3.2c). Das Produkt eines Vektors a jjaj jbjj 5 ja C bj 5 jaj C jbj
mit einer reellen Zahl c ist ein Vektor ca D ac. (Dreiecksungleichung).
Seine Länge ist das | c|-fache von jaj, d. h. jcaj D
jcjjaj, und seine Richtung stimmt mit der von a
überein. Der Richtungssinn von ca ist für c > 0 3.1.2 Lineare Abhängigkeit und Basis
dem von a gleich und für c < 0 entgegengesetzt.
Ist c D 0 oder a D0, dann ist ca der Nullvektor, Zwei Vektoren a und b heißen linear abhängig
d. h. 0 a D c 0 D 0. Ist a ¤ 0, dann ist der oder kollinear (Abb. 3.4a), wenn es zwei Zahlen
Vektor ˛ und ˇ gibt, mit denen
ˇ ˇ
1 a ˇ a ˇ jaj
aD D a0 wegen ˇˇ ˇˇ D D1 ˛a C ˇb D 0 und ˛ 2 C ˇ 2 > 0
jaj jaj jaj jaj
ein Einheits- oder normierter Vektor. gilt. Dies bedeutet anschaulich, dass a und b die
gleiche Richtung haben oder – falls sie in einem
Vektoreigenschaften. Für die Verknüpfungen Punkt zusammengeheftet sind – auf einer Gera-
„Addition zweier Vektoren“ und „Multiplikation den liegen.
eines Vektors mit einer Zahl“ gelten die Eigen- Zwei nicht linear abhängige Vektoren a und
schaften (Abb. 3.3a,b) b heißen linear unabhängig. Werden sie in einem
Punkt P zusammengeheftet, dann spannen sie ein
a C b D b C a; 1 a D a; Parallelogramm auf (Abb. 3.4b), und die Glei-
chung ˛a C ˇb D 0 ist nur dann erfüllt, wenn
a C .b C c/ D .a C b/ C c; ˛.ˇa/ D .˛ˇ/a;
˛ D 0 und ˇ D 0.
a C 0 D a; ˛.a C b/ D ˛a C ˛b;
a C .a/ D 0; .˛ C ˇ/a D ˛a C ˇa: Beispiel
darstellbar. Letztere werden hier wegen der Platz- wobei der von a und b eingeschlossene Winkel
ersparnis bevorzugt. ist, wenn beide Vektoren in einem Punkt zusam-
Der Nullvektor 0 und die Basisvektoren mengeheftet sind (Abb. 3.7b). jbj cos ' heißt die
e 1 ; e 2 ; e 3 haben die Darstellungen Projektion von b auf a. Eigenschaften des inne-
ren Produkts sind:
0 D .0; 0; 0/I e 1 D .1; 0; 0/I
e 2 D .0; 1; 0/I e 3 D .0; 0; 1/: Kommutativität
Für den Betrag von a und für den von b einge- Assoziativität bezüglich der Multiplikation
schlossenen Winkel ' folgen hieraus mit einer Zahl
p q
.a b/ D .a/ b;
jaj D a2 D a12 C a22 C a32 und
ab Distributivität
cos ' D
jajjbj
a 1 b1 C a 2 b2 C a 3 b3 a .b C c/ D a b C a c: 3
Dq q :
a12 C a22 C a32 b12 C b22 C b32 Zwei Vektoren a ¤ 0 und b ¤ 0 sind ge-
nau dann linear abhängig oder kollinear, wenn
Die Richtungskosinusse eines Vektors a, der mit a b D 0. Für die rechtsorientierten und ortho-
dem Basisvektor e i den Winkel ˛i einschließt, normierten Basisvektoren e 1 ; e 2 ; e 3 gelten:
sind
e1 e 2 D e3; e 3 e 1 D e2; e 2 e3 D e 1:
a ei a
cos ˛i D D e i D a0 e i
jaj jaj Mit a D a1 e 1 Ca2 e 2 Ca3 e 3 und b D b1 e 1 C
ai b2 e 2 C b3 e 3 wird dann
Dq .i D 1; 2; 3/:
a12 C a22 C a32 a b D .a b a b /e C .a b a b /e
2 3 3 2 1 3 1 1 3 2
C .a1 b2 a2 b1 /e 3
ˇ ˇ ˇ ˇ
ˇ a a ˇ ˇ a ˇ
ˇ 2 3 ˇ ˇ 3 a1 ˇ
3.1.5 Äußeres oder vektorielles D ˇ ˇ e1 C ˇ ˇ e2
ˇ b2 b3 ˇ ˇ b3 b1 ˇ
Produkt ˇ ˇ
ˇ a a ˇ
ˇ 1 2 ˇ
Das äußere Produkt a b zweier Vektoren a und Cˇ ˇe
ˇ b1 b2 ˇ 3
b (Abb. 3.8) ist ein Vektor, für den Länge, Rich- ˇ ˇ
ˇ e1 e2 e3 ˇ
tung und Richtungssinn wie folgt erklärt sind: ˇ ˇ
ˇ ˇ
D ˇ a1 a2 a3 ˇ :
ˇ ˇ
ja bj D jajjbj sin ' .0 5 ' 5 /; ˇ b1 b2 b3 ˇ
Wegen der letzten Eigenschaft können alle für Entwicklungssatz von Laplace. Werden in der
die Spalten gültigen Regeln auf die Zeilen über- Determinante
tragen werden. Dem Tausch der Spalten mit den
Zeilen entspricht ein Spiegeln (Stürzen) der Ele-
mente an der Hauptdiagonale.
Determinantenberechnung 3
!
a11
Determinante 2. Ordnung. Mit a1 D D
a21
!
a12
a11 e 1 C a21 e 2 und a2 D D a12 e 1 C a22 e 2
a22 wie angedeutet, die i-te Zeile und die k-te Spal-
ergibt sich te gestrichen, so wird die Determinante (n-1)-ter
Ordnung aus den restlichen Elementen als Un-
Det.a1 ; a2 / terdeterminante Di k bezeichnet. Der Ausdruck
D Det.a11 e 1 C a21 e 2 ; a2 / Ai k D .1/i Ck Di k heißt dann adjungierte Un-
D a11 Det.e 1 ; a12 e 1 C a22 e 2 / terdeterminante oder Adjunkte des Elements ai k .
Damit lautet der Entwicklungssatz
C a21 Det.e 2 ; a12 e 1 C a22 e 2 /
D a11 a12 Det.e 1 ; e 1 / C a11 a22 Det.e 1 ; e 2 /
D D a1k A1k C a2k A2k C : : : C ank Ank ;
C a21 a12 Det.e 2 ; e 1 / C a21 a22 Det.e 2 ; e 2 /
k D 1; 2; 3; : : : ; n:
D .a11 a22 a21 a12 /Det.e 1 ; e 2 /
D a11 a22 a21 a12 ;
Dies wird als Entwicklung der Determinante
ˇ ˇ
ˇ a ˇ nach den Elementen der k-ten Spalte bezeichnet.
ˇ 11 a12 ˇ
d. h. ˇ ˇ D a11 a22 a12 a21 . Werden die Elemente einer Spalte mit den
ˇ a21 a22 ˇ
Adjunkten der Elemente einer anderen Spalte
multipliziert, z. B. die Elemente der i-ten Spalte
Determinante 3. Ordnung. Eine entsprechende
mit den Adjunkten der Elemente der k-ten Spal-
Rechnung ergibt
te, dann gilt für die Summe dieser Produkte
ˇ ˇ
ˇ a11 a12 a13 ˇ
ˇ ˇ
ˇ ˇ a1i A1k C a2i A2k C a3i A3k C : : : C ani Ank
ˇ a21 a22 a23 ˇ
ˇ ˇ
ˇ a31 a32 a33 ˇ Xn
D ali Alk D 0 für i ¤ k;
a11 a22 a33 C a12 a23 a31 C a13 a21 a32 lD1
D :
a13 a22 a31 a11 a23 a32 a12 a21 a33
da die zugehörige Determinante zwei gleiche
Eine Determinante 3. Ordnung, aber auch nur sie, Spalten enthält.
kann mit Hilfe der Regel von Sarrus, die durch Allgemein lautet der Entwicklungssatz für die
das folgende Schema gekennzeichnet ist, berech- Spalten bzw. Zeilen
net werden.
X
n X
n
ali Alk D Dıi k bzw. ai l Akl D d ıi k
lD1 lD1
(
1 für i D k
mit ıi k D i; k D 1; 2; : : : ; n:
0 für i ¤ k
36 U. Jarecki
Beispiel 1. Umformung
Entwicklung einer Determinante 3. Ordnung a) 1. Zeile wird mit 2 multipliziert und zur 2.
nach den Elementen der 2. Spalte. Zeile addiert;
ˇ ˇ b) 1. Zeile wird zur 3. Zeile addiert;
ˇ 1 2 2 ˇ ˇ ˇ
ˇ ˇ ˇ 1 2 ˇ
ˇ ˇ ˇ ˇ 2. Umformung
ˇ 1 0 2 ˇ D .2/ ˇ ˇ
ˇ ˇ ˇ 2 1 ˇ
ˇ 2 3 1 ˇ a) 2. Zeile wird zur 3. Zeile addiert. J
ˇ ˇ
ˇ 1 2 ˇ
ˇ ˇ
C0ˇ ˇ
ˇ 2 1 ˇ
ˇ ˇ 3.2.3 Cramer-Regel
ˇ 1 ˇ
ˇ 2 ˇ
3ˇ ˇ D 6 J Zugrunde gelegt wird ein lineares Gleichungs-
ˇ 1 2 ˇ
system aus n Gleichungen mit n Unbekannten
Mehrfache Anwendung des Entwicklungssat- x1 ; x2 ; : : : ; xn
zes auf Determinanten mit oberer (unterer) Drei-
a11 x1 C a12 x2 C a13 x3 C : : : C a1n xn D b1 ;
ecksform ergibt
a21 x1 C a22 x2 C a23 x3 C : : : C a2n xn D b2 ;
ˇ ˇ
ˇ a ˇ .................... ;
ˇ 11 a12 a13 : : : a1n ˇ
ˇ ˇ
ˇ 0 a22 a23 : : : a2n ˇ an1 x1 C an2 x2 C an3 x3 C : : : C ann xn D bn :
ˇ ˇ
ˇ 0 ˇ
ˇ 0 a33 : : : a3n ˇ
Mit den Vektoren
ˇ :: ˇˇ
ˇ :: 0 1 0 1
ˇ : : ˇ
ˇ ˇ a1i b1
ˇ 0 ann ˇ B C B C
B a2i C B b2 C
D B C 2 R D B C
B :: C 2 R
n n
D a11 a22 a33 : : : ann: a i B :: C ; b
@ : A @ : A
Jede Determinante kann auf eine solche Form ani bn
gebracht werden mit Hilfe der „elementaren Um-
formungen“: Tausch zweier Zeilen (Spalten), Ad- lautet das Gleichungssystem
dition eines Vielfachen einer Zeile (Spalte) zu x1 a1 C x2 a2 C x3 a3 C : : : C xn an D b:
einer anderen Zeile (Spalte).
Das Gleichungssystem heißt regulär, wenn die
Beispiel Systemdeterminante Det.a1 ; a2 ; a3 ; : : : ; an / ¤
ˇ ˇ 0, sonst singulär.
ˇ 1 2 ˇ
ˇ ˇ
ˇ ˇ Werden bei einem regulären Gleichungssys-
ˇ 2 0 1 ˇ
ˇ ˇ tem alle n Determinanten gebildet, die aus der
ˇ 1 3 4 ˇ System-Determinante dadurch hervorgehen, dass
1. Umformung jeweils ein Vektor ai .i D 1; 2; : : : ; n/ durch den
ˇ ˇ Vektor b ersetzt wird, so ergibt sich unter Beach-
ˇ 1 1 2 ˇ
ˇ ˇ tung der Determinanteneigenschaften
ˇ ˇ
D ˇ 0 2 3 ˇ
ˇ ˇ Det.: : : ; ai 1 ; b; ai C1 ; : : :/
ˇ 0 2 6 ˇ !
X n
2. Umformung D Det : : : ; ai 1 ; xi ai ; ai C1 ; : : :
ˇ ˇ
ˇ 1 1 2 ˇ i D1
ˇ ˇ
ˇ ˇ D xi Det.a1 ; a2 ; : : : ; ai 1 ; ai ; ai C1 ; : : : ; an / oder
D ˇ 0 2 3 ˇ
ˇ ˇ Det.a1 ; a2 ; : : : ; ai 1 ; b; ai C1 ; : : : ; an /
ˇ 0 0 9 ˇ xi D
Det.a1 ; a2 ; : : : ; ai 1 ; ai ; ai C1 ; : : : ; an /
D 1.2/.9/ D 18
.i D 1; 2; 3; : : : ; n/
3 Lineare Algebra 37
@ :: A @ :: A
0 1 0 1
1 3 xn ym
B C B C
a1 D @ 1 A ; a2 D @ 2 A ;
y D Ax heißt das Bild von x bei der Abbil-
2 1 dung A. Um die Abhängigkeit der Abbildung
0 1 0 1
2 1 A von den Koeffizienten ai k .i D 1; 2; : : : ; mI
B C B C k D 1; 2; : : : ; n/ hervorzuheben, wird A als ei-
a3 D @ 1 A ; b D @ 0 A :
ne Matrix vom Typ (m, n), also mit m Zeilen und
3 2
n Spalten, geschrieben. Die Abbildungsgleichung
y D Ax lautet dann
Das Gleichungssystem ist regulär, da die Sys- 0 1
tem-Determinante y1
B C
B y2 C
ˇ ˇ B : C
ˇ 1 3 B : C
ˇ 2 ˇˇ @ : A
ˇ ˇ
Det.a1 ; a2 ; a3 / D ˇ 1 2 1 ˇ ym
ˇ ˇ
ˇ 2 1 3 ˇ 0 10 1
a11 a12 a13 ::: a1n x1
D 4 ¤ 0: B CB C
B a21 a22 a23 ::: a2n C B x2 C
DB
B
CB
CB :: C
C
@ . A@ : A
Die Berechnung der einzelnen Determinanten am1 am2 am3 : : : amn xn
ergibt
Hierbei ist die i-te Koordinate von y D Ax be-
Det.b; a2 ; a3 / D 7; Det.a1 ; b; a3 / D 3; stimmt durch
Det.a1 ; a2 ; b/ D 1; X
n
yi D ai k xk
kD1
sodass x1 D 7=4; x2 D 3=4; x3 D 1=4. J D ai1 x1 C ai 2 x2 C ai 3 x3 C : : : C ai n xn :
38 U. Jarecki
Für diese beiden Verknüpfungen gelten fol- Hiernach erhält man das Bild .BA/x des Vektors
gende Eigenschaften: x 2 Rn bei der Abbildung BA dadurch, dass
zuerst das Bild Ax von x 2 Rn bei der Abbil-
ACB D BCA; .ACB/CC D AC.BCC /: dung A und dann das Bild B.Ax/ des Vektors
Ax 2 Rm bei der Abbildung B bestimmt wird.
Zu jeder Matrix A und zu jeder Matrix B gibt es Die zugehörige Matrix BA wird als das Produkt
genau eine Matrix X, sodass A C X D B gilt. der Matrizen B D .b /
¯ ¯ ij (l, m) und A D .aj k /(m, n) 3
Diese Matrix X, die zu A addiert B ergibt, wird bezeichnet; es ist eine Matrix vom Typ (l, n) mit
¯
durch X D B A gekennzeichnet und heißt Dif- den Elementen
¯
ferenz von B und A.
9 X m
1 A D A; .A/ D ./A; > = ci k D bij aj k i D 1; 2; 3; : : : ; lI
.A C B/ D A C B; ; 2 R: j D1
k D 1; 2; 3; : : : ; n:
>
;
. C /A D A C A
Diese Summe heißt das „Produkt aus der i-ten
Die Matrix, deren Elemente Null sind, heißt Null- Zeile von B und der k-ten Spalte von A“. Das
matrix 0. Für sie gilt AC0 D A. Produkt BA ist nur für Matrizen erklärt, bei de-
Die Matrix, deren Elemente das entgegenge- nen die Anzahl der Spalten von B mit der Anzahl
setzte Vorzeichen der Elemente einer Matrix A der Zeilen von A übereinstimmt.
haben, heißt die zu A entgegengesetzte Matrix
A. Für sie gilt A C .A/ D0. Beispiel
BA D C .
Multiplikation von Matrizen. Durch die bei-
den linearen Gleichungssysteme 0 1
! 1 0 2 3
1 0 3 B C
z1 D b11 y1 C b12 y2 C b13 y3 C : : : C b1m ym @ 0 1 1 2 A
2 1 1
z2 D b21 y1 C b22 y2 C b23 y3 C : : : C b2m ym 1 1 0 0
!
z D b y1 C b32 y2 C b33 y3 C : : : C b3m ym 2 3 2 3
. .3. . . . . 31
................................... D
zl D bl1 y1 C bl2 y2 C bl3 y3 C : : : C blm ym 3 0 3 4
c24 D b21 a14 C b22 a24 C b23 a34
y1 D a11 x1 C a12 x2 C a13 x3 C : : : C a1n xn
D 2 3 C 1.2/ C 1 0 D 4: J
y2 D a21 x1 C a22 x2 C a23 x3 C : : : C a2n xn
y D a x C a x C a x C : : : C a xn 0 1
. . 3. . . . . .31. . .1 . . . . .32. . .2 . . . . .33. . .3 . . . . . . . . . .3n
....... x1
ym D am1 x1 C am2 x2 C am3 x3 C : : : C amn xn B C
B x2 C
sind zwei lineare Abbildungen erklärt. Wird der Vektor x D B C
B :: C entsprechend
@ : A
z D By; B W Rm ! Rl und xn
seiner Schreibweise als Matrix vom Typ (n, 1)
y D Ax; AWR !R n m
aufgefasst, so lässt sich der Vektor Ax 2 Rm
mit den Matrizen B D .bij /(l, m) und A D auch als Produkt aus der Matrix A D .ai k /(m, n)
.aj k /(m, n) . Die Zusammensetzung oder Kompo- vom Typ (m, n) und der Matrix x vom Typ (n, 1)
sition der beiden Abbildungen – zuerst A, dann darstellen.
B – bestimmt wieder eine lineare Abbildung: die Im Allgemeinen sind in einem Matrizenpro-
Produktabbildung mit dem Symbol B A oder dukt die Matrizen nicht vertauschbar. Die Matri-
BA. zenmultiplikation besitzt aber die Eigenschaften
der Assoziativität und der Distributivität (bezüg-
BA W Rn ! Rl ; z D .BA/x D B.Ax/: lich der Matrizenaddition), d. h., es gelten die
40 U. Jarecki
Hieraus ergeben sich nach der Cramer-Regel der Gleichung des letzten Beispiels überein,
(s. Abschn. 3.2.3) für x3 D 1 und x4 D 0 sodass deren allgemeine Lösung
bzw. für x3 D 0 und x4 D 1 die Lösungen 0 1 0 1
x1 D 2=3 und x2 D 4=3 bzw. x1 D 1=3 und 2 1
x2 D 8=3, sodass B C B C
B 4 C B 8 C
x H D 1 B
B
C C 2 B
C B
C;
C
0 1 0 1 @ 3 A @ 0 A
2=3 2
B C B C 0 3
B 4=3 C B 4 C
x1 D B
B
C D 1=3
C
B
B
C
C 1 ; 2 2 R
@ 1 A @ 3 A
0 0 ist. Die dritte Gleichung ist wieder eine Line-
arkombination der beiden ersten Gleichungen
und und damit überflüssig. Mit x1 D 0 und x2 D 0
0 1 0 1 lauten die beiden ersten Gleichungen
1=3 1
B C B C
B 8=3 C B 8 C 2x4 D 1
x2 D B
B
C D 1=3
C
B
B
C
C ;
@ 0 A @ 0 A 2x3 C 3x4 D 0
1 3
woraus
x3 D 3=4
zwei linear unabhängige Lösungsvektoren
sind, mit denen die allgemeine Lösung x4 D 1=2
x D 1 x 1 C 2 x 2 für beliebige 1 ; 2 2 R folgt, so dass
ist. J
0 1 0 1
0 0
Inhomogenes Gleichungssystem B C B C
B 0 C B C
AxDb .b ¤ 0) xP D B CD 1B 0 C
B C 4B C
Die Lösbarkeitsbedingung Rg.A/ D Rg.A; b/ @ 3=4 A @ 3 A
sei erfüllt. Aus den linearen Eigenschaften der 1=2 2
Abbildung A folgt unmittelbar: Die allgemeine
Lösung des inhomogenen Gleichungssystems ist eine partikuläre Lösung der inhomogenen
gleich der Summe aus der allgemeinen Lösung Gleichung ist. Die allgemeine Lösung lautet
des homogenen Gleichungssystems und einer somit
speziellen Lösung des inhomogenen Gleichungs- 0 1 0 1 0 1
systems. 2 1 0
B C B C B C
B 4 C B 8 C 1 B 0 C
x D 1 B C B C
B 3 C C 2 B 0 C C 4 B 3 C
B C
Beispiel @ A @ A @ A
2x1 C x2 C 2x4 D 1 0 3 2
x1 C x2 2x3 C 3x4 D 0 oder für beliebige 1 ; 2 2 R: J
3x2 4x3 C 8x4 D 1
0 1
0 1 x1 0 1
2 1 0 2 B C 1
B C B x2 C C B C 3.3 Ergänzungen zur Höheren
@ 1 1 2 3 A B B x C D @ 0 A: Mathematik
@ 3 A
0 3 4 8 1
x4
Klarere Definitionen alter mathematischer Be-
Die Lösbarkeitsbedingung ist erfüllt. Die griffe, neue Ingenieuranwendungen auf der Ba-
zugehörige homogene Gleichung stimmt mit sis der klassischen Analysis und die Einführung
3 Lineare Algebra 43
3
verallgemeinerter Zahlendarstellungen ergänzen Eine Aussage wie: die Verschiebung u liegt
immer wieder die mathematischen Hilfsmittel überwiegend zwischen 7,4 cm und 7,6 cm und
des Ingenieurs. Beispiele gibt es hierfür in der fällt gelegentlich bis auf 7,0 cm ab oder steigt bis
Beschreibung von Stoffgesetzen mit Gedächtnis auf maximal 8,0 cm, lässt sich durch die Zugehö-
über fraktionale Ableitungen und in der Zuschär- rigkeitsfunktion im Abb. 3.9b darstellen.
fung des Dirac-Delta Formalismus über integral Eine weitere Aussage wie: die Verschiebung v
formulierte Distributionen. beträgt ungefähr 3,0 cm und liegt garantiert nicht
Selbst in der Algebra gibt es neue für den unter 2,5 cm oder über 3,5 cm, ist in Abb. 3.9a
Ingenieur interessante Entwicklungen. So die veranschaulicht.
Einführung der Intervallrechnung und die Wei- Die Differenz u v folgt aus einfacher An-
terentwicklung zur Fuzzy-Algebra. In der Inter- wendung der Regel (3.2) angewandt auf jedes
vallarithmetik wird eine Zahl z nicht mehr nur -Niveau, wie im Abb. 3.9c für = 0,5 eingetra-
durch einen einzigen diskreten Wert dargestellt, gen.
sondern durch ein Intervall mit einer unteren
Schranke z und einer oberen Schranke zN .
Allgemeine Literatur
z D Œz; zN I z 6 z 6 z:
N (3.1)
Bücher
Auf dieser Menge werden Verknüpfungen de- Jänich, K.: Lineare Algebra. 5. Auflage 1993, Springer.
Kowalsky, H.-J.: Lineare Algebra. 9. Auflage 1979, de
finiert; so zum Beispiel die Subtraktion u v:
Gruyter.
Walter, R.: Einführung in die lineare Algebra. 3. Auflage
N I
u D Œu; u v D Œv; v
N : 1990, Vieweg.
(3.2) Walter, R.: Lineare Algebra und Analytische Geometrie.
u v D Œu v;
N uN v :
2. Auflage 1993, Vieweg.
Zurmühl; Falk: Matrizen und ihre technischen Anwen-
Die Bewertung der Zahlen z im Intervall dungen. Tl. 1: Grundlagen. 6. Auflage 1992. Tl. 2:
Œz ; zN hinsichtlich ihrer Zugehörigkeit zum In- Numerische Methoden. 5. Auflage 1986, Springer.
tervall durch eine sogenannte Zugehörigkeits-
funktion (memoryfunction) mit Werten zwi- Normen
schen 0 (mit Sicherheit keine Zugehörigkeit) und DIN1303: Schreibweise von Tensoren (Vektoren).
DIN5486: Schreibweise von Matrizen.
1 (mit Sicherheit volle Zugehörigkeit) beschreibt
den Übergang von bewertungsneutralen Zahlen-
intervallen zu Fuzzyzahlen.
Geometrie
4
Hans-Joachim Schulz
Jede dieser Eigenschaften ist notwendig und Die Umkehrung des 2. Strahlensatzes ist nicht
hinreichend dafür, dass zwei von einer dritten ge- eindeutig, wenn jA1 B1 j < jSA1 j ist. Dann ist
schnittene Gerade parallel sind. zwar jA1 B3 j W jA2 B2 j D jSA1 j W jSA2 j, aber
jA1 B3 j ¬ jA2 B2 j.
Abstand. Vor allen Verbindungsstrecken PAi
(Abb. 4.4) zwischen einem Punkt P und einer
Geraden g, mit P 62 g und beliebigen Punkten 4.2.5 Ähnlichkeit
Ai 2 g, heißt die Strecke mit der kleinsten Länge
jPAl j D minjPAi j der Abstand d des Punkts P Zwei Polygone heißen ähnlich, wenn durch ge-
von der Geraden. Der Punkt Al liegt auf der zu g eignete Drehung oder Spiegelung einander ent- 4
senkrechten Geraden durch P. sprechende Seiten parallele Geraden werden,
Für viele Konstruktions- und Messaufgaben d. h., wenn die Figuren in der Form – also in An-
sind folgende Sätze wichtig: ordnung und Größe aller Winkel –, jedoch nicht
in den Seitenlängen übereinstimmen. Weiterhin
1. Strahlensatz (Thales). Werden zwei von ei- folgt mit den beiden Strahlensätzen, dass in ähn-
nem Punkt ausgehende Strahlen von (zwei) Paral- lichen Polygonen die einander entsprechenden
lelen geschnitten, so verhalten sich die Abschnit- Seitenlängen proportional sind.
te (Streckenlängen) auf dem einen Strahl wie
die entsprechenden Abschnitte auf dem anderen Beispiel
Strahl. Nach Abb. 4.5 ist Aus
jSB1 j W jB1 B2 j D jSA1 j W jA1 A2 j und jBC j W jB 0 C 0 j D jBSj W jB 0 Sj und
(4.1)
jSB1 j W jSB2 j D jSA1 j W jSA2 j: jBAj W jB 0 A0 j D jBSj W jB 0 Sj
Ferner gilt die Umkehrung des 1. Strahlensat- (2. Strahlensatz; Abb. 4.6) folgt jBC j W
zes (Beispiel s. Abschn. 4.1.6). jB 0 C 0 j D jBAj W jB 0 A0 j und jBC j W
jBAj D jB 0 C 0 j W jB 0 Aj; also sind die Drei-
2. Strahlensatz. Werden zwei von einem Punkt ecke 4(ABC) und 4.A0 B 0 C 0 / ähnlich. J
S ausgehende Strahlen von (zwei) Parallelen ge-
Speziell für Dreiecke ergeben sich Ähnlich-
schnitten, so verhalten sich die Abschnitte auf
keitssätze, bei denen nicht alle Winkel bzw. Pro-
den Parallelen wie die entsprechenden von S aus
portionen geprüft werden müssen. Dreiecke sind
gemessenen Abschnitte auf jedem Strahl. Mit
ähnlich, wenn sie übereinstimmen in zwei Seiten-
Abb. 4.5 gelten also
verhältnissen, im Verhältnis zweier Seiten und in
jA1 B1 j W jA2 B2 j D jSA1 j W jSA2 j und
(4.2)
jA1 B1 j W jA2 B2 j D jSB1 j W jSB2 j:
dem von diesen Seiten eingeschlossenen Winkel, lelen (gestrichelt) ist die Strecke AB in n C m
in zwei gleichliegenden Innenwinkeln, im Ver- gleich große Strecken zu teilen (Abb. 4.7a). J
hältnis zweier Seiten und dem der größeren Seite
gegenüberliegenden Winkel.
4.2.7 Pythagoreische Sätze
Sätze Von je zwei verschieden großen Seiten ei- der Ähnlichkeit der Dreiecke 4(ABC), 4(ACF)
nes Dreiecks liegt der größeren Seite der größere und 4(CBF). Seine allgemeine Form ist der Ko-
Winkel gegenüber. – Die Summe der Innenwin- sinussatz (s. Abschn. 4.2.2). Dreiecke lassen sich
kel beträgt 180. – Für Dreiecke folgen aus einer durch ihre Höhe in rechtwinklige Teildreiecke
Formel zwei weitere durch zyklische Vertau- zerlegen. Konvexe Polygone bestehen aus einzel-
schungen, also durch Ersetzen der Zahlentripel nen Dreiecken (s. Abschn. 4.2.2).
(a, b, c) und (˛, ˇ, ) durch (b, c, a) und (ˇ, ,
˛) oder (c, a, b) und ( , ˛, ˇ). Beispiel
Satz von Thales. Der geometrische Ort aller Die Trigonometrie ist die Lehre von der Be-
rechnung der Dreiecke mit Hilfe der trigonome-
Dreieckpunkte Ci , die mit einer gegebenen Stre-
trischen Funktionen, auch Winkel- oder Kreis-
cke AB ein rechtwinkliges Dreieck bilden, ist der
funktionen genannt. Die hier behandelte ebene
Kreis durch A und B mit Mittelpunkt M auf der
Trigonometrie setzt das Dreieck in der Ebene
Strecke AB (Abb. 4.9b). Im rechtwinkligen Drei-
voraus. Bei der sphärischen Trigonometrie da-
eck mit den Katheten a und b teilt der Fußpunkt F
gegen werden die Dreiecke von Kreisbögen auf
der Höhe hc die Hypotenuse c in die Abschnitte
Kugeloberflächen gebildet. Mit der Erweiterung
a0 und b 0 , die Projektionen der Katheten auf die
Hypotenuse. der Definition trigonometrischer Funktionen auf
komplexe Variable ergeben sich Zusammenhänge
Höhensatz, Sätze von Euklid und Pythagoras. mit den Exponential- und Hyperbelfunktionen.
Sie lauten
h2c D a0 b 0 I (4.3)
4.3.1 Goniometrie
a2 D a0 c; b 2 D b 0 cI (4.4)
In der Goniometrie werden diejenigen Beziehun-
a2 C b 2 D c 2 : (4.5)
gen der trigonometrischen Funktionen, die allein
Im rechtwinkligen Dreieck ist das Quadrat der Winkel (s. Abschn. 4.1.3) betreffen, untersucht.
Hypotenusenlänge gleich der Summe der Qua-
drate der Kathetenlängen. Der Beweis folgt aus Trigonometrische Funktionen
Sie sind zunächst für ungerichtete spitze Winkel
im rechtwinkligen Dreieck als Verhältnisse von
Seitenlängen definiert. Entsprechend Abb. 4.9a
gilt mit der Ankathete b, der Gegenkathete a und
der Hypotenuse c
0 5 ' 5 90ı , daher auch als Quadrantenrelatio- Abb. 4.11 Zur Ableitung der
nen bezeichnet. Additionstheoreme
zD ˙x =2˙x ˙x 3=2˙x 2 x
sin z D ˙ sin x C cos x sin x cos x sin x
cos z D C cos x sin x cos x ˙ sin x C cos x
tan z D ˙ tan x cot x ˙ tan x cot x tan x
cot z D ˙ cot x tan x ˙ cot x tan x cot x 9
sin.˛ ˙ ˇ/ D sin ˛ cos ˇ ˙ cos ˛ sin ˇI>
>
>
Für Argumente jxj > 2 ist zuerst die Rest- cos.˛ ˙ ˇ/ D cos ˛ cos ˇ sin ˛ sin ˇI>
>
>
>
=
klasse tan ˛ ˙ tan ˇ 4
tan.˛ ˙ ˇ/ D ; >
z D x mod.2 / 1 tan ˛ tan ˇ >
>
>
>
cot ˛ cot ˇ 1 >
>
D sign.x/fjxj 2 entŒjxj=.2 /g cot.˛ ˙ ˇ/ D : ;
cot ˇ ˙ cot ˛
zu bilden, d. h. von |x| das größte ganzzahlige (4.14)
Vielfache von 2 , das kleiner bzw. gleich jxj ist,
zu subtrahieren. Hierbei ist ent.x/ die größte gan- 9
sin.˛ C ˇ/ C sin.˛ ˇ/ D 2 sin ˛ cos ˇ; >
ze Zahl kleiner bzw. gleich x. >
>
sin.˛ C ˇ/ sin.˛ ˇ/ D 2 cos ˛ sin ˇI > >
>
>
>
Funktionen desselben Arguments. Sie ergeben cos.˛ C ˇ/ C cos.˛ ˇ/ D 2 cos ˛ cos ˇ; > >
>
>
>
sich aus den in Abb. 4.10a benutzten Dreiecken cos.˛ C ˇ/ cos.˛ ˇ/ D 2 sin ˛ sin ˇI > >
>
=
mit dem Satz von Pythagoras (s. Gln. (4.10) bis
sin.˛ C ˇ/ sin.˛ ˇ/ D cos ˇ cos ˛
2 2
(4.12)). >
>
D sin2 ˛ sin2 ˇI >
>
>
>
gesucht gegeben >
>
cos.˛ C ˇ/ cos.˛ ˇ/ D cos ˇ sin ˛ >
2 2
>
>
sin x cos x
p
tan x cot x
>
>
sin x D ˙ 1 cos2 x ˙ p tan x ˙p >
>
D cos ˛ sin ˇ:>
1
–
1Ctan2 x 1Ccot2 x 2 2 ;
p
cos x D ˙ 1 sin2 x – ˙p 1
˙ p cot x
1Ctan2 x 1Ccot2 x (4.15)
p
1cos2 x
tan x D ˙ p sin x ˙ cos x – 1
cot x
1sin2 x
p
cot x ˙ 1sin2 x
sin x ˙ p cos x
1cos2 x
1
tan x – Vielfache und Teile eines Winkels. Mit ˇ D ˛ oder
˛=2 folgen
Das Vorzeichen richtet sich nach dem Qua-
dranten, in dem x liegt. 9
sin 2˛ D 2 sin ˛ cos ˛; >
>
>
>
Additionstheoreme. Sie geben die Relationen sin ˛ D 2 sin.˛=2/ cos.˛=2/I >>
>
>
>
zwischen der Anwendung der Funktion auf ein D cos ˛ sin ˛;
2 2 >
>
cos 2˛ >
>
aus mehreren Winkeln gebildetes Argument und >
>
cos ˛ D cos .˛=2/ sin .˛=2/I>
2 2
>
>
den Funktionen der beteiligten Winkel an. >
>
2 tan ˛ >
>
tan 2˛ D ; =
Summe und Differenz zweier Winkel. Aus 1 tan ˛
2
(4.16)
>
>
Abb. 4.11 folgt z. B. D
2 tan.˛=2/
I >
>
tan ˛ >
>
1 tan2 .˛=2/ >
>
jAEj jADj C jDEj >
>
sin.˛ C ˇ/ D D cot ˛ 1
2 >
>
cot 2˛ D ; >
>
jOEj jOEj >
>
2 cot ˛ >
>
jCBj jOC j jDEj jEC j >
>
cot .˛=2/ 1
2
>
>
D C ; cot ˛ D : ;
jOC j jOEj jEC j jOEj 2 cot.˛=2/
52 H.-J. Schulz
9
sin 3˛ D 3 sin ˛ 4 sin3 ˛; >
> Zyklometrische Funktionen
>
>
sin 4˛ D 8 sin ˛ cos ˛ 4 sin ˛ cos ˛I=
3 Sie werden auch Arcus- oder Bogenfunktionen
genannt und sind die Umkehrfunktionen (In-
cos 3˛ D 4 cos3 ˛ 3 cos ˛; >
>
>
> versen) der trigonometrischen Funktionen. Die
;
cos 4˛ D 8 cos ˛ 8 cos ˛ C 1:
4 2
Spiegelung der trigonometrischen Funktionskur-
! (4.17) ven an der Geraden y D x ergibt die Kurven der
n zyklometrischen Funktionen (Abb. 4.12) in dem
sin.n˛/ D sin ˛ cosn1 ˛
1 mit „Hauptwerte“ gekennzeichneten Bereich. Die
! implizierte Form der Umkehrfunktion zum Si-
n nus ist x D sin y, die explizite y D arcsin x.
sin3 ˛ cosn3 ˛
3 Letztere besagt, dass am Einheitskreis y der Zah-
! lenwert des Bogens ist, dessen Sinus gleich x ist.
n
C sin5 ˛ cosn5 ˛ C : : : I Im Abb. 4.13 sind y und z Winkel; y ist im positi-
5
! ! ven Sinn, z entgegengesetzt skaliert. Damit gilt
n n 9
cos.n˛/ D cos ˛
n
sin2 ˛ cosn2 ˛ Œarcsin D f.x; y/jx 2 Œ1; 1;
0 2 >
>
>
>
! y 2 Œ =2; =2; >
>
>
>
C
n
sin4 ˛ cosn4 ˛ C : : : x 7! y D arcsin xg; >
>
>
>
4 >
>
Œarccos D f.x; y/jx 2 Œ1; 1; y 2 Œ0; ; >
>
=
Satz von Euler und Moivre. Für komplexe Zahlen x 7! y D arccos xg;
(s. Abschn. 2.2.3) gilt exp.i˛/ D cos ˛ C i sin ˛ >
>
Œarctan D f.x; y/jx 2 R; y 2 . =2; =2/;>>
>
und .cos ˛ C i sin ˛/n D cos.n˛/ C i sin.n˛/ >
>
x 7! y D arctan xg; >
>
D exp.n i˛/. >
>
>
>
Œarccot D f.x; y/jx 2 R; y 2 .0; /; >
>
>
;
Potenzen der Funktionen. Die Umformung der x 7! y D arccot xg:
Gln. (4.16) liefert (4.20)
9
sin2 ˛ D .1 cos 2˛/=2; >
> Im angelsächsischen Sprachgebrauch gelten
>
>
cos2 ˛ D .1 C cos 2˛/=2; = für diese Funktionen die Bezeichnungen sin1 ;
(4.18) cos1 ; tan1 und cot1 (z. B. auf Taschenrech-
sin3 ˛ D .3 sin ˛ sin 3˛/=4; > >
>
>
; nern).
cos3 ˛ D .3 cos ˛ C cos 3˛/=4: Die Gln. (4.20) erklären zusammen mit den
Gln. (4.13) die Umkehridentitäten:
Summen und Differenzen der Funktionen. Sie er-
9
geben sich aus den Gln. (4.14) mit ˛ 0 C ˇ 0 D ˇ sin.arcsin x/ x für x 2 Œ1; 1; >
>
>
und ˛ 0 ˇ 0 D ˛ zu >
>
arcsin.sin x/ x für x 2 Œ =2; =2I > >
9 >
>
˛˙ˇ ˛ ˇ > cos.arccos x/ x für x 2 Œ1; 1; >
>
>
>
sin ˛ ˙ sin ˇ D 2 sin cos ; >> >
>
2 2 >
> arccos.cos x/ x für x 2 Œ0; I >
=
>
>
˛Cˇ ˛ˇ =
tan.arctan x/ x für x 2 R;
cos ˛ C cos ˇ D 2 cos cos ; >
>
2 2 >
>
> arctan.tan x/ x für x 2 . =2; =2/I> >
>
>
>
> >
>
˛Cˇ ˛ˇ > > cot.arccot x/ x für x 2 R; >
>
cos ˛ cos ˇ D 2 sin sin :; >
>
2 2 >
>
>
>
(4.19) arccot.cot x/ x für x 2 .0; /: ;
(4.21)
4 Geometrie 53
Hyperbelfunktionen
Sie sind spezielle Linearkombinationen der Ex-
ponentialfunktion (Abb. 4.14a), die sich als Lö- Abb. 4.14 a Einheitshyperbel mit Sektor t=2 schraffiert;
sung einer Reihe technischer Probleme ergeben, b Funktionsverlauf (Graph)
wie der Hyperbelsinus (sinus hyperbolicus) sinh,
der Hyperbelkosinus cosh, der Hyperbeltangens
sinh, cosh und coth sind unbeschränkt, tanh
tanh und der Hyperbelkotangens coth.
ist beschränkt. tanh und coth haben horizontale
9 Asymptoten bei y D ˙1.
Œsinh D f.x; y/jx 2 R; y 2 R; >
>
>
>
x 7! y D sinh x >
> Nullstellen:
>
>
>
D Œexp.x/ exp.x/=2gI >>
>
sinh x D 0 für x D 0;
>
>
Œcosh D f.x; y/jx 2 R; y 2 Œ1; 1/; >
> tanh x D 0 für x D 0:
>
>
>
>
x 7! y D cosh x >
> Gerade Funktion:
>
>
D Œexp.x/ C exp.x/=2gI> >
>
> cosh.x/ D cosh x:
>
>
>
>
Œtanh D .x; y/jx 2 R; y 2 .1; 1/; >
> Ungerade Funktionen:
>
>
=
sinh.x/ D sinh x; tanh.x/ D tanh x;
x 7! y D tanh x
>
>
exp.x/ exp.x/ >
> coth.x/ D coth x:
>
D I > >
>
exp.x/ C exp.x/ >
> Definitionsgemäß ist
>
>
>
> 9
Œcoth D .x; y/jx 2 R n f0g; >
> tanh x D sinh x= cosh x D 1= coth x;>
>
> >
>
> >
>
>
> sinh x C cosh x D exp.x/; >
>
y 2 R n .1; 1/; >
> >
>
>
> >
=
>
> sinh x cosh x D exp.x/;
x 7! y D coth x >
> (4.24)
>
> cosh2 x sinh2 x D 1; >
>
> >
>
exp.x/ C exp.x/ > >
>
D : > ; 1 tanh2 x D 1= cosh2 x; >
>
>
exp.x/ exp.x/ >
;
(4.23) coth2 x 1 D 1=sinh2 x:
4 Geometrie 55
Umkehridentitäten. Sie sind mithin Rechtwinkliges Dreieck. Hier (Abb. 4.9a) gel-
9 ten nach dem Satz von Pythagoras mit den
sinh.arsinh x/ x >
>
>
trigonometrischen Funktionen die Lösungen in
arsinh.sinhx/ für x 2 R;>>
> Tab. 4.1 für die fünf Grundaufgaben.
>
>
cosh.arcosh x/ x für x 2 Œ1; 1/ und > >
>
>
>
> Schiefwinkliges Dreieck. In ihm gelten die fol-
arcosh.cosh x/ x für x 2 Œ0; 1; >
>
= genden Sätze (zyklische Vertauschungen sind ge-
tanh.artanh x/ x für x 2 .1; 1/ und kennzeichnet mit Õ):
>
>
artanh.tanh x/ x für x 2 R; >
>
>
>
>
> a b c
coth.arcoth x/ D x für x 2 R n Œ1; 1 > > Sinussatz: D D D 2r:
>
> sin ˛ sin ˇ sin
>
>
und >
> (4.31)
;
arcoth.coth x/ D x 2 R n f0g: Kosinussatz oder verallgemeinerter Satz von Py-
(4.29) thagoras:
9
a2 D b 2 C c 2 2bc I cos ˛I >
>
Eigenschaften. Ungerade Funktionen sind >
>
zyklische Vertauschung führt zu =
arsinh.x/ D arsinh x; (4.32)
b 2 D c 2 C a2 2ca cos ˇ und> >
>
artanh.x/ D artanh x; >
;
c 2 D a2 C b 2 2ab cos :
arcoth.x/ D arcoth x:
Bedingte Identitäten für die Winkelfunktionen:
Weiterhin gilt Wegen ˛ C ˇ C D 180ı folgen aus den Ad-
8 p 9 ditionstheoremen
ˆ
ˆ arcosh. x 2 C 1/ für x > 0; >
>
ˆ
ˆ p >
> sin ˛ D sin.ˇ C /;
ˆ
ˆ arcosh. x 2 C 1/ für x < 0; >
>
< >
> sin.˛=2/ D cosŒ.ˇ C /=2;
arsinh x D
x >
>
artanh p >
>
ˆ
ˆ xp C 1
2 >
> cos ˛ D cos.ˇ C /;
ˆ
ˆ >
>
ˆ x 2C1 >
>
:̂ D arcoth I >
= cos.˛=2/ D sinŒ.ˇ C /=2 und Õ :
p x
arcosh x D ˙arsinh. x 2 1/ >
> Summe der Projektionen. Jede Seite lässt sich
! > aus den beiden anderen Seiten berechnen; a D
>
p >
>
x2 1 >
>
D ˙artanh >
> b cos C c cos ˇ und Õ.
>
>
x >
> Tangenssatz oder Nepersche Formel:
>
>
>
>
D ˙arcoth p
x
: >
; ˛ˇ ab ˛Cˇ
x 1
2 tan D tan
2 aCb 2
(4.30)
˛Cˇ 180ı
mit D und Õ : (4.33)
2 2
4.3.2 Berechnung von Dreiecken und Mollweidesche Formeln:
Flächen 9
.b C c/ sin.˛=2/ D a cosŒ.ˇ /=2 und >
=
Die Berechnung fehlender Bestimmungsstücke .b c/ cos.˛=2/ D a sinŒ.ˇ /2 sowie
>
;
eines Dreiecks aus gegebenen kann mit Hilfe Õ:
der trigonometrischen Funktionen über den in (4.34)
Abschn. 4.1.7 dargestellten Umfang für recht- Halbwinkelsatz:
winklige Dreiecke hinaus erweitert werden. Das s
Problem ist gelöst, wenn aus drei gegebenen Grö- ˛ .s b/.s c/
tan D und Õ : (4.35)
ßen drei andere berechnet werden können. 2 s.s a/
4 Geometrie 57
S Seite, W Winkel
a
Siehe Tab. 4.3 Merkmale für SSW.
Lösung der Grundaufgaben im schiefwinkligen Zahl der Maße zur Messung von Eigenschaften
Dreieck s. Tab. 4.2. der Punktmengen erklärbar.
Rhombus a D b D c D d I ˛ D I ˇ D ıI A D aha
Rechteck a D cI b D d I ˛ D ˇ D D ı D 90ı I A D abI U D 2.a C b/
Quadrat a D b D c D d I ˛ D ˇ D D ı D 90ı I A D a2 I U D 4a
regelmäßige n-Ecke Außen-, Innenwinkel ˛ a , ˛ i ; Mittelpunktswinkel
ı
xi D 90
q .2n 4/=nI p ˛a D 360ı =n
sn D 2 ru ri I ri D 4ru2 sn2 =2
2 2
D 180ı ˛i p
A D nsn ri =2 D 0;25nsn 4ru2 sn2 D nru2 sin =2
Tab. 4.5 Oberfläche und Volumen von Polyedern und Rotationskörpern; V Volumen, AO Oberfläche, AM Mantelfläche,
AG Grundfläche, U Umfang, h Höhe, ru Radius der um-, ri Radius der einbeschriebenen Kugel
Prisma Grund- und Deckfläche kongruente n-Ecke, Seitenflächen Parallelo-
gramme
V D AG hI AO D 2AG C U hI AM D U h
Quader: gerades Prisma mit Rechteck a b, Grundfläche,
Kanten a, b, c
V D abcI AO D 2.ab C ac C bc/I AM D 2.ac C bc/
Pyramide Pyramide: G1 ist ein n-Eck, Seitenflächen sind Dreiecke mit Spitze
in Höhe h 4
V D AG1 h=3
gerade, regelmäßig, viereckigpmit Grundkante a p
V D a2 h=3I AO D a2 C 2a h2 C a2 =4I AM D 2a h2 C a2 =4
Pyramidenstumpf: Deckfläche G2 k G1 mit Grundkante a
V D hs .a2 C ab C b 2 /=3I p
AO D a2 C b 2 C 2.a C b/ h2s C .a b/2 =4;
p
AM D 2.a C b/ h2s C .a b/2 =4
Tetraeder 4 gleichseitige
p Dreiecke p p p
V D a3 2=12I AO D a2 3I ru D a 6=4I ri D a 6=12
Oktaeder 8 gleichseitige
p Dreiecke p
V D a3p 2=3I AO Dp2a2 3I
ru D a 2=2I ri D a 6=6
q
Kegel, gerade V D r12 h=3I s1 D r12 C h2 I
AO D r1 s C rI AM D r1 s1
Kegelstumpf: in der Höhe hs abgeschnittener Kegel; G1 kG2
V D hs .r12 C r1 r2 C r22 /=3I
p
s2 D h2s C .r1 r2 /2 I
AO D r12 C r22 C s2 .r1 C r2 / I
AM D s2 .r1 C r2 /
p
Rotationsellipsoid Erzeugende: y D b 1 x 2 =a2 I x 2 Œa; a
Drehung um x-Achse: Vx D 4ab 2 =3
Drehung um y-Achse: Vy D 4a2 b=3
4
p
Rotationshyperboloid Erzeugende: y D ˙b x 2 =a2 1
Rotation um die x-Achse: x 2 Œ.a C h/I a [ Œ.a C h/I a:
Vx D ph.3r 2 b 2 h2 =a2 /=3 (zweischalig);
r D b .a C h/2 =a2 1
Rotation um die y-Achse: Vy D h.2a2 C 2 /=3 (einschalig)
5.1 Analytische Geometrie der Ebene ordnetes Zahlenpaar (x, y) bzw. ein Ortsvektor
!
r D OP D xe 1 C ye 2 mit den Punktkoordina-
5.1.1 Das kartesische ten x und y zugeordnet werden, wobei x Abszisse
Koordinatensystem und y Ordinate von P bzw. r heißen. Punkt und
Ortsvektor werden im folgenden als synonyme
Zugrunde gelegt wird ein orthogonales kartesi- Begriffe verwendet und häufig mit demselben
sches Koordinatensystem (O; e 1 ; e 2 ) in der posi- Symbol bezeichnet.
tiv orientierten Ebene (Abb. 5.1). In einem Punkt
O (Ursprung, Nullpunkt oder Anfangspunkt) sind
zwei Vektoren e 1 und e 2 der Länge 1 (Normiert- 5.1.2 Strecke
heit) senkrecht zueinander angeheftet (Orthogo-
nalität). e 1 wird durch eine Drehung entgegen Die Punkte r 1 D .x1 ; y1 / und r 2 D .x2 ; y2 /
dem Uhrzeigersinn um =2 mit e 2 zur Deckung seien Anfangs- und Endpunkt der (gerichteten)
gebracht (positive Orientierung). Die durch O Strecke !
P1 P2 (Abb. 5.2a) Ein Punkt r D .x; y/
verlaufenden und entsprechend e 1 und e 2 orien- !
liegt genau dann auf P1 P2 , wenn für t 2 [0, 1] gilt
tierten Geraden heißen Koordinatenachsen: die x-
r D r 1 C t.r 2 r 1 / oder x D x1 C t.x2 x1 /
oder Abszissen-Achse und die y- oder Ordinaten-
und y D y1 C t.y2 y1 /: Wird t D t2 und
Achse.
1 t D t1 gesetzt, so lassen sich diese Gleichun-
Jeder Vektor a der Ebene lässt sich eindeu-
gen auch schreiben
tig als Linearkombination der Vektoren e 1 und
e 2 darstellen: a D ax e 1 C ay e 2 D .ax ; ay /, r D t1 r 1 C t2 r 2 oder
wobei ax und ay seine Koordinaten sind. Durch (
die Auszeichnung eines Punkts O als Koordina- x D t1 x1 C t2 x2 t1 C t2 D 1
für
tenursprung kann außerdem jedem Punkt P der y D t1 y1 C t2 y2 0 5 t1 ; t2
Ebene (Abb. 5.1) umkehrbar eindeutig ein ge-
Länge. Sie beträgt
Teilung (Abb. 5.2b). Ein Punkt P mit dem Orts- D .1=2/ Œx1 .y2 y3 / C x2 .y3 y1 /
!
vektor r D .x; y/ teilt die Strecke P1 P2 im C x3 .y1 y2 /:
Verhältnis mit 1 C ¤ 0, wenn gilt
Wird der Rand des Dreiecks 4.P1 ; P2 ; P3 / in der
r r 1 D .r 2 r/ bzw. Punktfolge P1 ; P2 ; P3 durchlaufen, so ist der Flä-
r D .r 1 C r 2 /=.1 C / oder cheninhalt positiv, wenn die Dreieckfläche wie in
Abb. 5.3 zur Linken liegt, sonst negativ.
x1 C x2 y1 C y2
xD und y D :
1C 1C
Der Punkt P liegt für = 0 auf und für < 0 au- 5.1.4 Winkel
ßerhalb der Strecke (innere und äußere Teilung).
!
Für D 1 ist P Mittelpunkt M der Strecke P1 P2 . Sind a D .ax ; ay / und b D .bx ; by / zwei Vek-
toren, so ist der orientierte Winkel ' D ^.a; b/
r M D .r 1 C r 2 /=2 oder durch den Drehwinkel erklärt, um den der Vek-
xM D .x1 C x2 /=2 und yM D .y1 C y2 /=2: tor a gedreht werden muss, damit er die gleiche
Richtung und den gleichen Richtungssinn wie b
hat (Abb. 5.4). Er ist bis auf Vielfache von 2
5.1.3 Dreieck durch die beiden Gleichungen
Ax C Bx C C D 0 mit A2 C B 2 > 0
Für vx ¤ 0 bzw. x2 x1 ¤ 0 liegt Gerade g nicht
parallel zur y-Achse, und es ergeben sich hieraus p
zurückführen. Nach Division durch ˙ A2 C B 2
die expliziten Darstellungen
ergibt sich die Hessesche Normalform, wobei
y D y1 C m.x x1 / bzw. p
y2 y1 cos ' D A=.˙ A2 C B 2 /;
y D y1 C .x x1 /: p
x2 x1 sin ' D B=.˙ A2 C B 2 /;
p
vy =vx D .y2 y1 /=.x2 x1 / D m D tan ' heißt d D C =.˙ A2 C B 2 /
Steigung der Geraden g, wobei mit =2 <
' < =2 den Steigungswinkel von g bedeutet. sowie „+“ für C < 0 und „–“ für C > 0 gilt, sodass
Sonderfälle: Hauptgleichung y D mx C b. Ge- d > 0. Für C D 0 verläuft Gerade g durch den Ur-
rade mit der Steigung m durch (O, b); b Abschnitt sprung O.
auf der y-Achse.
Abstand Punkt – Gerade. Er wird zweckmäßig
Abschnittsgleichung x=a C y=b D 1. Gerade mit Hilfe der Hesseschen Normalform bestimmt.
durch (a, O) und (O, b); a und b Abschnitte g: rn0 d D 0 oder x cos 'Cy sin 'd D 0: Für
auf der x- bzw. y-Achse. einen beliebigen Punkt P0 mit dem Ortsvektor
68 U. Jarecki
r 0 D .x0 ; y0 / ist sein Abstand a von g gegeben Cramer-Regel (s. Abschn. 3.2.3) lautet
mit ˇ ˇ ˇ ˇ
ˇ C B ˇ ˇ A B ˇ
ˇ 1 1 ˇ ˇ 1 1 ˇ
xS D ˇ ˇWˇ ˇ und
a D jr 0 n0 d j oder jx0 cos ' Cy0 sin ' d j: ˇ C2 B2 ˇ ˇ A2 B2 ˇ
ˇ ˇ ˇ ˇ
ˇ A C ˇ ˇ A B ˇ
ˇ 1 1 ˇ ˇ 1 1 ˇ
Falls g nicht durch den Ursprung O verläuft, gilt yS D ˇ ˇWˇ ˇ:
ˇ A2 C2 ˇ ˇ A2 B2 ˇ
außerdem:
Abb. 5.7 Drehung F bzw. von der Leitlinie l. Damit ist zugleich eine
Konstruktionsvorschrift gegeben: In den Abstän-
den d1 ; d2 ; d3 : : : werden Parallelen zur Leitlinie
l gezogen, und um den Brennpunkt F werden
Kreise mit den Radien "d1 ; "d2 ; "d3 : : : gezeich-
net; ihre Schnittpunkte mit den entsprechenden
ordinatendarstellung der Drehung um ˛ bzw. ihre Parallelen sind Punkte des Kegelschnitts. Die
Matrizenform zur Leitlinie l senkrechte Gerade durch F heißt
0 0
x D x cos ˛ y sin ˛ und Hauptachse. Die Länge der Sehne durch den
Brennpunkt F und senkrecht zur Hauptachse
y D x 0 sin ˛ C y 0 cos ˛ bzw.
! ! ! heißt der Parameter 2p. F hat dann von l den Ab-
x cos ˛ sin ˛ x0 stand p=".
D 0
; wobei 5
y sin ˛ cos ˛ y
ˇ ˇ Polarkoordinaten (Abb. 5.8a). Wenn der Pol
ˇ cos ˛ sin ˛ ˇ
ˇ ˇ mit F zusammenfällt und die Polarachse mit der
ˇ ˇ D 1:
ˇ sin ˛ cos ˛ ˇ Hauptachse gleichgerichtet ist, dann gilt
" D 0 Kreis;
5.1.7 Kegelschnitte p 0 < " < 1 Ellipse;
rD I
1 " cos '
" D 1 Parabel;
Grundbegriffe und allgemeine
Eigenschaften " > 1 Hyperbel:
Wird ein Kreiskegel von einer Ebene geschnitten,
Im Abb. 5.8b sind für einen Brennpunkt F und
so werden die Schnittkurven als Kegelschnitte
eine Leitlinie l jeweils eine Ellipse, eine Parabel
bezeichnet.
und eine Hyperbel dargestellt. Bei einem Kreis
(" D 0) liegt die Leitlinie im Unendlichen, und
Numerische Exzentrizität. Sie ist das bei je-
der Brennpunkt F ist sein Mittelpunkt.
dem echten Kegelschnitt konstante Verhältnis
" D r=d. Hierbei sind r und d die Abstände
Scheitelpunktgleichung (Abb. 5.8c). In ei-
(Abb. 5.8a) eines seiner Punkte vom Brennpunkt
nem kartesischen Koordinatensystem, dessen Ur-
sprung mit dem linken Scheitelpunkt und dessen
x-Achse mit der Hauptachse der Kegelschnitte
zusammenfällt, lautet sie
y 2 D 2px x 2 .1 "2 /
p
mit dem Brennpunkt F D ;0 ;
1C"
p
mit der Leitlinie x D :
".1 C "/
Kreis
Er ist der geometrische Ort aller Punkte der Ebe-
ne, die von einem Punkt M, dem Mittelpunkt, den
gleichen Abstand R haben. R heißt Radius des
Kreises.
Abb. 5.8 Kegelschnitte. a Polarkoordinaten; b gemeinsa- Gleichungen. Für den Mittelpunkt M und den
mer Brennpunkt; c gemeinsamer Scheitelpunkt Radius R gelten:
70 U. Jarecki
.x a/.x0 a/ C .y b/.y0 b/ D R2 :
Polare des Poles P0 bezüglich des Kreises Abb. 5.10 Parabel. a Konstruktion; b Koordinaten; c Tan-
(Abb. 5.9d) ist eine Gerade, die durch den Spie- gente t und Normale n
5 Analytische Geometrie 71
Gleichungen (Abb. 5.10b). In Polar- bzw. kar- p D b 2 =a. Der Brennpunkt F1 bzw. der Mit-
tesischen Koordinaten ist r D p=.1cos '/ bzw. telpunkt M hat von der Leitlinie l den Abstand 5
y 2 D 2px mit Brennpunkt F: (p=2, 0) und Leit- p=" D b 2 =e bzw. a=" D a2 =e.
linie l: x D p=2.
Gleichungen (Abb. 5.11c). In Polarkoordinaten
Tangente und Normale (t und n; Abb. 5.10c). (Pol fällt mit F1 zusammen, und die Polachse
In der Scheitelpunktdarstellung y 2 D 2px mit geht durch F2 ) ist
dem Parabelpunkt P0 .x0 ; y0 / gilt für tW yy0 D p a2 e 2
rD D ; " D e=a < 1:
p.x C x0 / und für nW p.y y0 / C y0 .x x0 / D 0. 1 " cos ' a e cos '
Die Tangente t schneidet die y-Achse bei y0 =2
und die x-Achse bei x0 . Die Länge der Subnor- Kartesische Koordinaten:
malen SN ist stets p.
Scheitelpunkt S liegt im Ursprung
Ellipse y 2 D 2px x 2 .1 "2 /
Sie ist der geometrische Ort aller Punkte der b2 b2
Ebene (Abb. 5.11a) mit konstanter Summe ih- D2 x 2 x 2 oder
a a
rer Abstände von zwei Punkten F1 und F2 , den .x a/2 y2
Brennpunkten. Der Abstand der beiden Brenn- C 2 D 1;
a2 b
punkte wird mit 2 e und die Abstandssumme für
Mittelpunkt M liegt im Ursprung
die Ellipsenpunkte P mit 2 a bezeichnet: F1 F2 D
2 e und F1 P C F2 P D 2 a, wobei e < a. x2 y2 b p
2
C 2 D 1 oder y D ˙ a2 x 2 :
a b a
Konstruktion. Für die Ellipse und ihre Tangen- Tangente und Normale (t und n; Abb. 5.11b).
ten (Abb. 5.11a) wird mit dem Radius 2 a um In der Mittelpunktdarstellung mit dem Ellipsen-
F1 ein Kreis, der Leitkreis, gezeichnet und einer punkt P0 .x0 ; y0 / gilt
seiner Punkte Q mit F1 und F2 verbunden. Die
xx0 yy0
Mittelsenkrechte der Strecke QF2 schneidet die für tW 2 C 2 D 1;
Strecke QF1 im Ellipsenpunkt P und ist zugleich a b
Tangente in P. Hiernach geht jeder vom Brenn- .x x 0 /y0 .y y0 /x0
für nW 2
D 0:
punkt F1 ausgehende Strahl nach der Spiegelung b a2
an der Ellipse durch den anderen Brennpunkt F2 .
Hyperbel
Charakteristische Größen (Abb. 5.11b). Die- Sie ist der geometrische Ort aller Punkte der Ebe-
se sind die lineare Exzentrizität e, die numerische ne mit konstanter Differenz ihrer Abstände von
Exzentrizität " D e=a < 1, die große und die klei- zwei Brennpunkten F1 und F2 . Der Abstand der
ne Halbachse a und b sowie der Halbparameter Brennpunkte wird mit 2 e und die Abstands-
72 U. Jarecki
differenz für einen Hyperbelpunkt P mit 2 a Gleichungen. In Polarkoordinaten (Pol fällt mit
bezeichnet. F zusammen, und die Polarachse ist mit der
Hauptachse gleichgerichtet; Abb. 5.12c) ist
F1 F2 D 2e; F1 P F2 P D 2a; wobei
e > a: p e 2 a2 e
rD D ; " D > 1:
1 " cos ' a e cos ' a
Konstruktion (Abb. 5.12a). Hierzu wird um F1
mit dem Radius 2 a ein Kreis, der Leitkreis, ge-
Kartesische Koordinaten. Die x-Achse mit der
zeichnet. Ein Punkt Q auf dem Leitkreis wird
Orientierung von links nach rechts geht durch F1
mit F2 verbunden. Die Mittelsenkrechte auf QF2
und F2 .
schneidet die verlängerte Strecke F1 Q in dem
Scheitelpunkt S, Abb. 5.12c liegt im Ursprung
Hyperbelpunkt P und ist zugleich Tangente in P.
Für diesen Punkt P ist F1 P F2 P D 2 a: Hieraus
y 2 D 2px x 2 .1 "2 / oder
folgt, dass jeder vom Brennpunkt F1 ausgehen-
de Strahl nach seiner Spiegelung an der Hyperbel .x C a/2 y 2
2 D 1;
mit seiner rückwärtigen Verlängerung durch den a2 b
zweiten Brennpunkt F2 verläuft. Mittelpunkt M, Abb. 5.12d liegt im Ursprung
A0 und C 0 sind damit Lösungen der quadratischen woraus folgt, dass E 0 D 0 genau dann, wenn
Gleichung D 0.
ˇ ˇ Mit C 0 D 0 lautet Gl.(5.3) A0 x 0 2 C 2D 0 x 0 C
ˇA B ˇˇ
ˇ 2E 0 y 0 C F 0 D 0 oder nach quadratischer Ergän-
ˇ ˇ D 2 .A C C / C AC B 2
ˇ B C ˇ zung
D 0:
A0 .x 0 C D 0 =A0 /2 C 2E 0 y 0 C F D 0 mit
0
Wegen B D 0 lautet dann Gl.(5.2) im gedrehten 0
F D F D =A :02 0
Koordinatensystem (5.6)
A0 x 0 2 CC 0 y 0 2 C2D 0 x 0 C2E 0 y 0 CF 0 D 0: (5.3)
Unterfall E 0 ¤ 0. Hier wird ¤ 0 und
Parallelverschiebung. Gleichung (5.3) lässt
A0 .x 0 C D 0 =A0 /2 C 2E 0 .y 0 C F =2E 0 / D 0:
sich durch eine Parallelverschiebung des Ko-
ordinatensystems weiter vereinfachen. Hierbei Die Parallelverschiebung
D x 0 C D 0 =A0 ; D
sind im wesentlichen die Fälle ı ¤ 0 und ı D 0 y 0 C F =.2E 0 / liefert die Hauptachsengleichung
zu unterscheiden. der Parabel
Fall ı ¤ 0 A0
2 C 2E 0 D 0 oder
ˇ ˇ
2 D .2E 0 =A0 / D p:
ˇ A ˇ (5.7)
ˇ B ˇ
ıDˇ ˇ D A0 C 0 ¤ 0:
ˇ B C ˇ Unterfall E 0 D 0. Hier wird D 0 und
Beispiel 2
ab
cos ' D
jajjbj
a x bx C a y by C a z bz
Dq q
ax C ay2 C az2 bx2 C by2 C bz2
2 Bilden die vier Punkte P0 ; P1 ; P2 und P3 mit
den Ortsvektoren r 0 ; r 1 ; r 2 und r 3 die Eckpunkte
D cos ˛1 cos ˛2 C cos ˇ1 cos ˇ2 eines Tetraeders (Abb. 5.16), so ist dessen (orien-
C cos 1 cos 2 ; tiertes) Volumen bestimmt durch das Spatprodukt
! ! !
wobei cos ˛1 ; cos ˇ1 ; cos 1 bzw. cos ˛2 ; cos ˇ2 ; .1=6/.P0 P1 ; P0 P2 ; P0 P3 /
! ! ! !
cos 2 die Richtungskosinusse von P1 P2 bzw. D .1=6/.P0 P1 P0 P2 / P0 P3 bzw.
!
P3 P4 sind. V D .1=6/Œ.r 1 r 0 / .r 2 r 0 / .r 3 r 0 /
ˇ ˇ
ˇ x y z 1 ˇ
ˇ 0 0 0 ˇ
ˇ ˇ
ˇ
1 ˇ x y z 1 ˇ
5.2.3 Dreieck und Tetraeder D 6ˇ
1 1 1 ˇ:
ˇ
ˇ x2 y2 z2 1 ˇ
ˇ ˇ
Bilden die drei Punkte P1 ; P2 und P3 mit den ˇ x3 y3 z3 1 ˇ
Ortsvektoren r 1 D .x1 ; y1 ; z1 /; r 2 D .x2 ; y2 ; z2 /
und r 3 D .x3 ; y3 ; z3 / die Eckpunkte eines Drei- Das Volumen hat positives Vorzeichen, wenn
ecks (Abb. 5.15) und ist durch die Punktfolge ! ! !
P0 P1 ; P0 P2 ; P0 P3 in dieser Reihenfolge positiv
P1 ; P2 ; P3 ein Umlaufsinn des Dreiecks festge-
! orientiert sind.
legt, so heißt das vektorielle Produkt .P1 P2
!
P2 P3 /=2 orientierte Dreieckfläche mit dem Flä-
cheninhalt 5.2.4 Gerade
A1 x C B1 y C C1 z C D1 D 0 und
A2 x C B2 y C C2 z C D2 D 0
!
Abb. 5.17 Gerade A1 B1 C1
mit Rang D 2; d. h., von
bzw. A2 B2 C2
r D r 1 C tv oder
ˇ ˇ ˇ ˇ ˇ ˇ
x D x1 C tvx ; y D y1 C tvy ; ˇ A ˇ ˇ A ˇ ˇ B ˇ
ˇ 1 B1 ˇ ˇ 1 C1 ˇ ˇ 1 D1 ˇ 5
z D z1 C tvz : ˇ ˇ; ˇ ˇ; ˇ ˇ
ˇ A2 B2 ˇ ˇ A2 C2 ˇ ˇ B2 C2 ˇ
Vektorielle Multiplikation beider Gleichungen
mit r 2 r 1 bzw. v führt auf die folgenden pa- ist mindestens eine Determinante von Null ver-
rameterfreien Darstellungen: schieden.
Für die Schnittgerade der beiden Ebenen ist
Zweipunktegleichung dann nach Abschn. 5.2.5 der Richtungsvektor
.r r 1 / .r 2 r 1 / D 0; ˇ ˇ ˇ ˇ
ˇ B C ˇ ˇ C A ˇ
.x x1 /.y2 y1 / D .y y1 /.x2 x1 /; ˇ 1 1 ˇ ˇ 1 1 ˇ
vD ˇ ˇe C ˇ ˇe
ˇ B2 C2 ˇ 1 ˇ C2 A2 ˇ 2
.y y1 /.z2 z1 / D .z z1 /.y2 y1 /; ˇ ˇ
ˇ A B ˇ
.z z1 /.x2 x1 / D .x x1 /.z2 z1 /; ˇ 1 1 ˇ
Cˇ ˇ e ¤ 0:
ˇ A2 B2 ˇ 3
Punktrichtungsgleichung
.r r 1 / v D 0;
.x x1 /vy D .y y1 /vx ; Lagebeziehungen zweier Geraden. Die Gera-
.y y1 /vz D .z z1 /vy ; den seien durch ihre Punktrichtungsgleichungen
gegeben.
.z z1 /vx D .x x1 /vz :
EW rn0 d D 0 bzw.
Abb. 5.18 Ebene. a Parameterdarstellung; b Hessesche
Normalform x cos ˛ C y cos ˇ C z cos d D 0:
5 Analytische Geometrie 79
Für einen beliebigen Punkt P0 mit dem Ortsvek- Abb. 5.19 Parallelverschie-
tor r 0 D .x0 ; y0 ; z0 / ist der Abstand a von E bung
gegeben durch
a D jn0 r 0 d j bzw.
a D jx0 cos ˛ C y0 cos ˇ C z0 cos d j:
5.2.6 Koordinatentransformationen
6.1 Reellwertige Funktionen einer Definitionsmenge D haben und f (x) D g(x) für
reellen Variablen alle x 2 D. Funktionen können durch Zahlenglei-
chungen mit zwei Variablen x und y, Wertetabel-
6.1.1 Grundbegriffe len, ihr graphisches Bild oder dergleichen erklärt
sein.
Urbild- und Bildmenge. Ist D eine Teilmenge
der reellen Zahlen, D R, und ist jedem x 2 D Beispiel 1
genau eine reelle Zahl y 2 R zugeordnet, dann ist y D 1=x (Abb. 6.1a). – Diese Funktion ist
auf D eine reellwertige Funktion f definiert, sym- explizit durch eine Gleichung erklärt mit
bolisch ausgedrückt D D R\f0g und B(f ) D R\f0g. J
f W D ! R oder y D f .x/ für x 2 D: Beispiel 2
Beispiel 1
p
Abb. 6.3 pPotenzfunktionen. a y D x n , n D 0; 1; 2 : : :; b y D x n ; n D 1; 2; 3 : : :; c y D n
x D x 1=n ; n D 2; 3; 4 : : :;
d y D 1= n x D x 1=n ; n D 2; 3; 4 : : :; e Neilsche Parabel y 2 D x 3
6
˛ nichtnegative ganze Zahl. y D x n .n D y n D x ergänzt werden. In Abb. 6.3d sind die
0; 1; 2 : : :/ ist für alle reellen Argumente x er- ergänzenden Halbhyperbeln gestrichelt.
klärt, wobei x 0 1. Sie ist für alle geraden
p
Exponenten eine gerade und für alle ungeraden Funktion y D x 3=2 D x x (Abb. 6.3e). Sie ist
Exponenten eine ungerade Funktion. Ihre Bilder für x = 0 erklärt. Ihr Bild ist der positive Ast p der
sind Parabeln (Abb. 6.3a) durch den Punkt (1,1). Neilschen Parabel y 2 D x 3 , deren negativer Ast
p
n Bild von y D x 3=2 D x x mit x > 0 ist.
˛ negative ganze Zahl. y D x n .n D
1; 2; 3 : : :/ ist für alle Argumente x ¤ 0 erklärt. Exponential- und Logarithmusfunktion
Sie ist für gerades n eine gerade und für unge- (Abb. 6.4)
rades n eine ungerade Funktion. Ihre Bilder sind
Hyperbeln (Abb. 6.3b) durch den Punkt (1,1).
Exponentialfunktion. Definitionsgleichung:
p y D exp.x/ D ex : D.exp/ D .1; 1/ D R;
˛ rationale Zahl. y D x 1=n D n
x .n D
B.exp/ D .0; 1/ D RC .
2; 3; 4 : : :/ ist für alle Argumente x = 0 erklärt.
Sie heißt auch Wurzelfunktion und ist Inverse von
y D x n für x = 0. Ihr Bild ist eine Halbparabel Logarithmusfunktion. Definitionsgleichung:
durch den Punkt (1,1). Sie kann für gerades bzw. y D ln x: D.ln/ D .0; 1/ D RC ; B.ln/ D
p
ungerades n durch die Funktion y D n x mit .1; 1/ D R.
p
x = 0 bzw. y D n x mit x 5 0 zu einer Vollpa-
rabel mit der Gleichung y n D x ergänzt werden.
In Abb. 6.3c sind die ergänzenden Halbparabeln
getrichelt.
p
Funktion y D x 1=n D 1= n x; n D 2; 3; 4 : : : .
Sie ist für alle Argumente x > 0 erklärt. Sie ist
die inverse Funktion von y D x n mit x > 0.
Ihr Bild ist eine Halbhyperbel durch den Punkt
(1, 1). Sie kann für gerades bzw. ungerades n
durch die Funktion y D x 1=n mit x > 0 bzw.
y D .x/1=n mit x < 0 zu einer Vollhyperbel Abb. 6.4 Exponential- und Logarithmusfunktion
84 U. Jarecki
y D Pn .x/ a0 ¤ 0
D a0 x C a1 x n1 C a2 x n2 C : : :
n
C an1 x C an
Gebrochenrationale Funktionen
Qm .x/
yD
Pn .x/
Abb. 6.5 Hilfsfunktionen. a y D x; b y D sgn.x/; b0 x m C b1 x m1 C b2 x m2 C : : : C bm1 x C bm
c y D [x] D :
a0 x n C a1 x n1 C a2 x n2 C : : : C an1 x C an
Beide Funktionen sind streng monoton wach- Für m = n heißen sie unecht, für m < n echt gebrochen.
send und zueinander invers. Algebraische Funktionen, die nicht rational
p
sind heißen irrational (z. B. y D x).
Hyperbel- und Areafunktionen sowie
trigonometrische und zyklometrische Transzendente Funktionen
(arcus-)Funktionen (s. Abschn. 4.3) Sie sind nicht algebraisch. Zu ihnen gehören bei-
Hilfsfunktionen (Abb. 6.5a–c), die häufig be- spielsweise die trigonometrischen Funktionen (s.
nutzt werden, sind Abschn. 4.3).
(
x für x = 0
a/ y D jxj D
x für x 5 0;
8 6.1.4 Grenzwert und Stetigkeit
ˆ
< 1 für x > 0
b/ y D sgn.x/ D 0 für x D 0 und Grundbegriffe. Es werden die Umgebungs-
:̂
1 für x < 0; Definitionen eingeführt.
c/ y D Œx D n 2 Z; wenn n 5 x < n C 1: links bzw. rechtsseitige Umgebung von aW
Uı .a/ D fx j a ı < x 5 ag D .a ı; a;
Beispiel 1
Die Funktion f .x/ D .x 2 1/=.x C 1/ auf Grenzwertsätze („lim“ steht für „limx!x0 “).
D D R\f1g hat wegen .x 2 1/=.x C 1/ D Existieren die Grenzwerte lim f .x/ D a und
x 1 (x ¤ 1) den Grenzwert 2 für x ! 1, lim g.x/ D b, dann gilt
d. h. limx!1 f .x/ D 2. J
lim ˛f .x/ D ˛ lim f .x/ D ˛a;
Beispiel 2 lim.f .x/ ˙ g.x// D lim f .x/ ˙ lim g.x/
Die Signum-Funktion (Abb. 6.5b) D a ˙ b;
lim.f .x/ g.x// D lim f .x/ lim g.x/ D ab;
8
ˆ
< 1 für x > 0 f .x/ lim f .x/ a
lim D D I .b ¤ 0/:
sgn.x/ D 0 für x D 0 g.x/ lim g.x/ b
:̂
1 für x < 0
Die Sätze gelten auch für einseitige Grenzwerte
hat für x!0 keinen Grenzwert. Es existieren und für x ! ˙1.
aber die einseitigen Grenzwerte
Stetigkeit. Die Funktion f auf D heißt in x0 2 D
lim sgn.x/ D 1 D sgn.C0/ und oder an der Stelle x0 2 D (links-, rechtssei-
x!C0
tig) stetig, wenn gilt: Zu jeder Umgebung V von
lim sgn.x/ D 1 D sgn.0/: J f .x0 / gibt es eine (links-, rechtsseitige) Umge-
x!0
bung U von x0 , sodass f (x) 2 V für alle x 2 U
oder: Es gibt zu jedem " > 0 ein ı > 0, sodass
Beispiel 3
jf .x/f .x0 /j < " für alle x mit jx x0 j < ı. Die
Die Tangens-Funktion f .x/ D tan x auf Funktion f auf D ist in x0 2 D genau dann stetig,
. =2; =2/ hat in den Randpunkten des In- wenn limx!x0 f .x/ D f .x0 /: f heißt stetig auf
tervalls die einseitigen uneigentlichen Grenz- D, wenn f an jeder Stelle x 2 D stetig ist.
86 U. Jarecki
D
f .x0 / .f .x/ C g.x//0 D f 0 .x/ C g 0 .x/I
x .f .x/ g.x//0 D f 0 .x/ g.x/ C f .x/ g 0 .x/I
mit x; x0 2 D und x D x x0 ¤ 0.
f .x/ 0 f 0 .x/ g.x/ f .x/ g 0 .x/
D ;
g.x/ g 2 .x/
Differenzierbarkeit. Die Funktion f heißt in
x0 2 D differenzierbar, wenn der Differenzen- g.x/ ¤ 0:
quotient für x ! x0 bzw. für x ! 0 einen
Grenzwert (Abb. 6.6), in Zeichen f 0 .x0 /; besitzt. Beispiele
d.2x 3 3x C 1/=dx D 6x 2 3;
f .x/ f .x0 /
lim d.x ln x/=dx D ln x C 1;
x!x0 x x0
f .x0 C x/ f .x0 / d sinh x cosh2 x sinh2 x
D lim D
x!0 x dx cosh x cosh2 x
f .x0 / 1
D lim D f 0 .x0 / D : J
x!0 x cosh2 x
f 0 .x0 / heißt die Ableitung der Funktion f in x0 . Kettenregel. Ist die Funktion f in x und die
Für das Ableitungssymbol f 0 sind auch die Zei- Funktion g in z D f (x) differenzierbar, so ist die
chen df =dx oder Df üblich. zusammengesetzte Funktion gıf in x differen-
zierbar, und es gilt
Beispiel
.g.f .x///0 D g 0 .z/ f 0 .x/ mit z D f .x/:
f .x/ D 3x 2 C 2: – Der Differenzenquotient
lautet mit x D x0 C x
Beispiel
f .x/ f .x0 / 3x 2 3x02 g.f .x// D ln cos x; x 2 . =2; =2/: – z D
D
x x0 x x0 f .x/ D cos x,
3.x x0 /.x C x0 /
D g.z/ D ln z; g 0 .z/ D 1=z;
x x0
D 3.x C x0 / f 0 .x/ D sin x:
D 3.2x0 C x/I d.ln cos x/=dx D .1= cos x/ . sin x/
x ¤ x0 ; x ¤ 0: D tan x: J
6 Differential- und Integralrechnung 87
tan x 1
cos2 x
D 1 C tan2 x x ¤ =2 C n arctan x 1
1Cx 2
x2R
tanh x 1
cosh2 x
D 1 tanh x
2
x2R artanh x 1
1x 2
jxj < 1
p
Logarithmische Ableitung. Nach der Kettenre- 1 y 2 . Damit ist
gel gilt für die Ableitung der zusammengesetzten
Funktion y D ln f .x/ mit f (x) > 0 f 10 .y/ D d.arcsin y/=dy D 1=f 0 .x/
p
D 1= cos x D 1= 1 y 2 : J
.ln f .x//0 D f 0 .x/=f .x/ oder
f 0 .x/ D .ln f .x//0 f .x/:
Ableitungen höherer Ordnung. Die n-te Ab-
leitung einer Funktion f auf D ist die 1. Ableitung
Beispiel der Ableitung (n 1)-ter Ordnung.
p
f .x/ D .2x 1/ x=.x C 1/, dn f
f .n/ D D D nf .n D 0; 1; 2 : : :/
dx n
ln f .x/ D ln.2x 1/ C .1=2/ ln x ln.x C 1/:
Die Ableitung nullter Ordnung ist dabei die
2 1 1
f 0 .x/ D C Funktion f . Die 1. bis 3. Ableitung wird mit
2x 1 2x x C 1
p f 0 ; f 00 bzw. f 000 gekennzeichnet.
.2x 1/ x
: J
xC1 Beispiel
Ableitung inverser Funktionen. Ist f eine auf f .0/ .x/ D f .x/ D x 4 C 3x 2 x: – f 0 .x/ D
D stetige, streng monotone und in x 2 D differen- 4x 3 C 6x 1,
zierbare Funktion mit f 0 .x/ ¤ 0, dann ist die
f 00 .x/ D 12x 2 C 6; f 000 .x/ D 24x;
inverse Funktion f 1 in y D f (x) differenzierbar,
und es gilt f .4/ .x/ D 24;
f .n/ .x/ D 0 für n = 5: J
10 0 1
f .y/ D 1=f .x/ mit x D f .y/:
Formel von Leibniz:
Beispiel !
X
n
n
y D f .x/ D sin x; x 2 . =2; =2/I x D .f .x/ g.x//.n/ D f .nk/ .x/ g .k/ .x/:
f 1 .y/ D arcsin y: f 0 .x/ D cos x D k
kD0
88 U. Jarecki
y 0 D 3x 2 ; dy D 12 0;5 D 6I
df .x/ D d.1 C sin x/ D .1 C sin x/0 dx
00
D cos xdx: y D 6x; d2 y D 12 0;52 D 3I
y 000 D 6; d3 y D 6 0;53 D 0;75I
Insbesondere ergibt sich hieraus für das Funk-
y .n/ D 0; dn y D 0 für n = 4: J
tionsdifferential in =3 mit dem Argumentzu-
wachs 0,5 der Wert cos =3 0;5 D 0;25. J
6.1.7 Sätze über differenzierbare
Beispiel 2
Funktionen
Für das Differential einer zusammengesetz-
ten Funktion h D g ı f mit h(x) D g(f (x)) ergibt Satz von Rolle (Abb. 6.7). Ist f eine auf dem ab-
sich geschlossenen Intervall [a, b] stetige und auf dem
offenen Intervall (a, b) differenzierbare Funktion
dh.x/ D d.g.f .x/// D g 0 .f .x// f 0 .x/dx mit f (a) D f (b), dann gibt es eine Stelle c 2 (a, b)
D g 0 .f .x//df .x/: J mit f 0 .c/ D 0.
Für hinreichend kleine x D h gilt die Nähe- Mittelwertsatz (Abb. 6.8). Ist f eine auf dem
rungsformel abgeschlossenen Intervall [a, b] stetige und auf
dem offenen Intervall (a, b) differenzierbare
f .dx/
df .x/ oder Funktion, dann gibt es ein c 2 (a, b) oder ein
0 # 2 (0, 1), sodass
f .x C x/ f .x/
f .x/x:
f .b/ f .a/
Beispiel f 0 .c/ D f 0 .a C #.b a// D
b a
Näherungsformel für eh bei kleinem h. – Es ist
ex D exCh eh und dex D ex h. Für jhj 1 Abb. 6.7 Satz von Rolle
gilt exCh eh
ex h oder eh
1Ch mit x D 0.
Für h D 0;012 ergibt sich hieraus e0;012
Abb. 6.8 Mittelwertsatz Uı .x0 / eine solche Zahl # 2 (0, 1), sodass
f 0 .x0 /
f .x0 C h/ D f .x0 / C h
1Š
f 00 .x0 / 2
C h C :::
2Š
ist. Hieraus folgt: Ist die Ableitung der auf f .n/ .x0 / n
C h C Rn .x0 ; h/;
(a, b) differenzierbaren Funktionen f über- nŠ
all Null, dann ist f auf (a, b) eine kon- gilt, wobei
stante Funktion. Besitzen die auf (a, b) dif- f .nC1/ .x0 C #h/ nC1
ferenzierbaren Funktionen f und g die glei- R .x
n 0 ; h/ D h :
.n C 1/Š
che Ableitung, dann unterscheiden sie sich auf
(a, b) höchstens durch eine additive Konstan- Diese Gleichung heißt Taylorsche Formel mit
te. dem Restglied (von Lagrange) Rn .x0 ; h/.
Mit der Substitution x0 C h D x lautet die
Taylorsche Formel 6
Beispiel
Beispiel 1
Damit ergibt sich aus der Maclaurin-Formel Abb. 6.9 Funktionsverlauf. a streng monoton wachsend;
b streng monoton fallend; c streng konvex; d streng kon-
für die Sinus-Funktion die Darstellung:
kav
x3 x5
sin x D x C : : : C Rn mit
3Š 5Š bzw. f 0 .x/ < 0, dann ist f auf dem In-
sin.#x C .n C 1/ =2/ nC1 tervall streng monoton wachsend bzw. fallend
Rn D x : J
.n C 1/Š (Abb. 6.9a,b).
Beispiel 2 Beispiel
Die Zahl e soll mit einer Genauigkeit von f .x/ D ln x; x 2 .0; 1/. – Wegen f 0 .x/ D
105 bestimmt werden. – Für x D 1 ergibt sich 1=x > 0 für 0 < x ist die Logarithmus-Funk-
aus der Maclaurin-Formel für die exp-Funkti- tion auf dem Intervall (0, 1) streng monoton
on e D 1 C 1Š1 C 2Š1 C : : : C nŠ1 C Rn mit Rn D wachsend. J
P
exp.#/
.nC1/Š
; 0 < # < 1, oder 0 < e nkD0 kŠ1 D
exp.#/ Konvexität. Die Funktion f heißt auf dem Inter-
Rn D .nC1/Š e
< .nC1/Š 3
< .nC1/Š .
vall (a, b) streng konvex, wenn für je zwei Stellen
Für n D 8 ist .nC1/Š
3
D 9Š3 < 105 , sodass x1 2 .a; b/ und x2 2 .a; b/ mit x1 < x < x2 die
die Abschätzung Ungleichung
X
8
1 f .x2 / f .x1 /
0<e < 105 oder f .x/ < f .x1 / C .x x1 / D s.x/
kŠ x2 x1
kD0
X
8
1 X
8
1 für alle x 2 .x1 ; x2 / gilt. Die Ordinate s(x) der
<e< C 105 Sekanten durch .x1 ; f .x1 // und .x2 ; f .x2 // für
kŠ kŠ
kD0 kD0 x1 < x < x2 ist also größer als die Ordinate f (x)
P8 1 des graphischen Bilds von f . Mit der Substitution
gilt. Es ist kD0 kŠ
2;7182788, während
x D t1 x1 C t2 x2 lässt sich die Ungleichung auch
für e mit derselben Stellenzahl e
2;7182818
schreiben
gilt. J
f .t1 x1 C t2 x2 / < t1 f .x1 / C t2 f .x2 /;
in x0 ein
f .x/ < f .x0 / bzw. f .x/ > f .x0 / Allgemeines Kriterium. Hat die Funktion f in
einer Umgebung von x0 eine stetige Ableitung
für alle x 2 Uı .x0 / und x ¤ x0 . Diese Extrema (n C 1)-ter Ordnung und ist f 0 .x0 / D f 00 .x0 / D
sind relative oder lokale Maxima oder Minima. : : : D f .n/ .x0 / D 0 und f .nC1/ .x0 / ¤ 0 für eine
Zur Unterscheidung hiervon heißt das eventuell ungerade Zahl n, dann hat die Funktion f in x0
existierende Maximum bzw. Minimum der Funk- ein
tion f auf I absolutes oder globales Extremum.
Besitzt die Funktion f in x0 ein Extremum und strenges Maximum für f .nC1/ .x0 / < 0;
existiert dort die 1. Ableitung f 0 .x0 /, dann ist strenges Minimum für f .nC1/ .x0 / > 0:
f 0 .x0 / D 0. Bei differenzierbaren Funktionen
sind die Tangentensteigungen (Abb. 6.11) in Ex- Beispiel
trempunkten notwendig Null.
Hinreichendes Kriterium für ein strenges Ma- Die Funktion f .x/ D x 4 besitzt in 0 of-
ximum oder Minimum, das meist ausreicht, ist: fensichtlich das strenge und sogar absolute
Besitzt die Funktion f in einer Umgebung von x0 Minimum f (0) D 0, und es ist
eine stetige 2. Ableitung, dann hat die Funktion f
f 0 .0/ D f 00 .0/ D f 000 .0/ D 0 und
f .4/ .0/ D 24 > 0: J
Beispiel
1 cos x sin x
lim 2
D lim
x!0 x x!0 2x
cos x 1
D lim D : J
x!0 2 2
Unbestimmter Ausdruck 1=1. Zweite Re-
gel von de l’Hospital: Ist lim f .x/ D 1 und
0 .x/
Abb. 6.12 Riemann-Summe lim g.x/ D 1, dann gilt lim fg.x/ .x/
D lim fg0 .x/ ,
falls der letzte Grenzwert eigentlich oder un-
und gilt eigentlich existiert. Ist lim f 0 .x/ D 1 und
lim g 0 .x/ D 1, dann kann dieselbe Regel noch
f 00 .x0 / D f 000 .x0 / D : : : D f .n/ .x0 / und einmal angewandt werden.
f .nC1/ .x0 / ¤ 0
Beispiel
für eine gerade Zahl n, dann hat f in x0 ei-
limx!1 lnxx D limx!1 1=x 1
D 1. J
nen Wendepunkt. Dies gilt besonders, wenn
f 00 .x0 / D 0 und f 000 .x0 / ¤ 0 ist. Sonderformen. Die Ausdrücke 0 1; 1
1; 11 ; 00 ; 10 werden auf 0=0 oder 1=1 zu-
Beispiel
rückgeführt.
f .x/ D x 2 ln x; f 0 .x/ D 2x ln x C x, f 00 .x/ D ln x
2ln x C 3, f 000 .x/ D 2=x für x > 0. – Aus 0 1W x!C0 lim x ln x D lim
x!C0 1=x
der notwendigen Bedingung für einen Wende- 1=x
punkt f 00 .x/ D 2 ln xC3 D 0 ergibt sich x0 D D lim D lim .x/ D 0:
x!C0 1=x 2 x!C0
000
exp.1;5/. Ferner ist f .x0 / D 2 exp.1;5/ ¤
1 1 x sin x
0. Die Funktion f hat in exp.1;5/ den einzi- 1 1W lim D lim
x!0 sin x x x!0 x sin x
gen Wendepunkt auf (0, 1). J
1 cos x
D lim
x!0 sin x C x cos x
Unbestimmter Ausdruck 0=0. Erste Regel von D exp.0;5 lim .x ln x// D exp 0 D 1:
x!C0
de l’Hospital: Ist lim f .x/ D 0 und lim g.x/ D 1 W lim x
0 1=x
D lim exp.1=x ln x/
0 .x/
0, dann gilt lim fg.x/
.x/
D lim fg0 .x/ , falls der letzte x!1 x!1
gebildet. Ist f überall positiv, dann gibt die Rie- gilt für beliebige Zahlen a, b und c eines abge-
mann-Summe geometrisch die Summe der In- schlossenen Integrationsintervalls
halte von Rechtecken wieder (Abb. 6.12). Ihr
Zb Zc Za
Grenzwert für d.Z/ ! 0 wird als bestimmtes
f .x/ dx C f .x/ dx C f .x/ dx D 0;
(Riemann-)Integral der Funktion f im Intervall
a b c
[a, b] bezeichnet:
Zb Zb
X Zb
n
cf .x/ dx D c f .x/ dx mit c 2 R
lim f .xN k /xk D f .x/dx:
n!1 a a
kD1 a Zb
Bei dem bestimmten Integral heißen f Integrand, .f .x/ ˙ g.x// dx
x Integrationsvariable, a untere und b obere In- a
tegrationsgrenze, wobei a < b. Für eine auf dem Zb Zb
abgeschlossenen Intervall [a, b] monotone oder D f .x/ dx ˙ g.x/ dx:
stetige Funktion f existiert dieser Grenzwert, und
a a
f ist über [a, b] integrierbar.
Ungleichungen. Für a < b gelten
Geometrische Deutung. Die Riemann-Summe ˇ b ˇ
stellt bei positiven oder auch nichtnegativen ˇZ ˇ Zb
ˇ ˇ
Funktionen f geometrisch eine Summe von ˇ f .x/ dx ˇ 5 jf .x/j dx;
ˇ ˇ
Rechteckinhalten (Abb. 6.12) dar, wobei die ˇ ˇ
a a
Rechtecke die Fläche zwischen dem graphischen Zb Zb
Bild von f und der x-Achse umso besser appro- f .x/ dx 5 g.x/ dx; wenn f .x/ 5 g.x/:
ximieren, je feiner die Zerlegung des Intervalls
a a
[a, b] ist. Ist also die Funktion f auf [a, b] nicht- 0 12
negativ und über [a, b] integrierbar, dann beträgt Zb
@ f .x/g.x/ dx A
der Inhalt A der Fläche unter dem Graph von f
(Abb. 6.13a) a
Zb Zb Zb
A D f .x/ dx: 5 f .x/ dx
2
g 2 .x/ dx;
a a a
94 U. Jarecki
ˇ b ˇ
ˇZ ˇ Sind F1 und F2 zwei Stammfunktionen von f auf
ˇ ˇ
ˇ .f .x/ C g.x// dx ˇ I, dann ist
ˇ ˇ
ˇ ˇ
a F20 .x/ F10 .x/ D d.F2 .x/ F1 .x//=dx
Zb Zb
D 0 oder
5 jf .x/j dx C jg.x/j dx:
F2 .x/ F1 .x/ D c
a a
Die beiden letzten heißen auch Schwarzsche und für alle x 2 I (c Konstante). Zwei Stammfunk-
Dreiecks-Ungleichung. tionen einer Funktion f unterscheiden sich also
höchstens durch eine Konstante.
Mittelwertsatz der Integralrechnung
(Abb. 6.13b). Ist f eine auf dem abgeschlos- Beispiel
senen Intervall [a, b] stetige Funktion, dann gibt Die beiden Funktionen
es eine Stelle
2[a, b], sodass
F1 .x/ D cos x und F2 .x/ D 2 sin2 .x=2/
Zb
f .x/ dx D f .
/.b a/ oder sind wegen F10 .x/ D F20 .x/ D sin x Stamm-
a funktionen von f .x/ D sin x: Sie unterschei-
Zb den sich auf R durch die additive Konstan-
1
f .
/ D f .x/ dx te 1. J
ba
a
Hauptsatz der Differential- und Integralrech-
gilt. f (
) heißt Mittelwert der Funktion f im In-
nung. Ist f eine auf dem abgeschlossenen Inter-
tervall [a, b].
vall [a, b] stetige Funktion und F eine Stamm-
funktion von f auf [a, b], dann gilt
6.1.11 Integralfunktion, Stammfunk- Zb
tion und Hauptsatz der Diffe- f .x/ dx D ŒF .x/ba D F .x/jba
rential- und Integralrechnung a
D F .b/ F .a/;
Integralfunktion. Ist die Funktion f über dem wobei F 0 .x/ D f .x/:
abgeschlossenen Intervall [a, b] integrierbar und
ist x0 ein beliebiger aber fester Wert aus [a, b],
dann ist ihre Integralfunktion 6.1.12 Das unbestimmte Integral
Zx
F .x/ D f .t/ dt mit x 2 Œa; b:
Ist f eine auf einem Intervall I definierte Funk-
x0 tion der Variablen x, dann heißt die Gesamtheit
oder die Menge aller Stammfunktionen von f un-
Jede Integralfunktion einer auf [a, b] stetigen
bestimmtes Integral von f auf I.
Funktion f ist differenzierbar, und es gilt
Z
Zx
d f .x/ dx D F .x/ C C;
F 0 .x/ D f .t/ dt D f .x/
dx
x0
wobei F eine Stammfunktion, F 0 .x/ D f .x/ und
für alle x 2 Œa; b: C eine beliebige Konstante ist. Nach Definition
des unbestimmten Integrals gilt
Stammfunktion. Eine auf einem Intervall I dif-
Z
ferenzierbare Funktion F heißt Stammfunktion d
f .x/ dx D f .x/ oder
der Funktion f auf I, wenn dx
Z
F 0 .x/ D f .x/ für alle x 2 I: d f .x/ dx D f .x/ dx:
6 Differential- und Integralrechnung 95
Tab. 6.3 enthält die Grundintegrale, die sich durch Hiermit ist es oft möglich, Integrale mit einem
Umkehrung der Ableitungsformeln aus Tab. 6.2 Parameter n auf ein Integral desselben Typs mit
ergeben. dem Parameter n 1 oder n 2 zurückzuführen.
Dadurch ergibt sich eine Rekursionsformel, mit
der das Integral schrittweise berechnet wird.
6.1.13 Integrationsmethoden
Beispiel 1
Grundformeln. Sind f und g stetige Funktionen
Z Z
auf einem Intervall I, dann gilt mit ˛ 2 R und
x2I ln x dx D 1 ln x dx
Z
Z Z
D x ln x x.1=x/ dx
˛f .x/ dx D ˛ f .x/ dx und
Z Z D x ln x x C C; x > 0: J
.f .x/ ˙ g.x// dx D f .x/ dx
Z
˙ g.x/ dx: Beispiel 2
R
In D exp.x/x n dx; n D 1; 2; 3; : : : : –
Beispiel
Partielle Integration mit f 0 .x/ D exp x und
R R R g.x/ D x n führt auf
.3=x C 1/ dx D 3=x dx C 1 dx D
3 ln x C x C C; x > 0. J Z
In D exp x x n n exp x x n1 dx
Partielle Integration (Produktintegration). D exp x x n nIn1 :
Sind die Funktionen f und g auf einem Inter-
vall I stetig differenzierbar, dann gilt
Also gilt die Rekursionsformel
Z
f 0 .x/g.x/ dx D f .x/g.x/ In D exp x x n nIn1 mit
Z Z
f .x/g 0 .x/ dx; x 2 I: I0 D exp x dx D exp x C C: J
96 U. Jarecki
Integration durch Substitution. Ist f eine steti- Partialbruchzerlegung. Vorausgesetzt wird ei-
ge Funktion und g eine in einem Intervall I stetig ne echt gebrochene rationale Funktion r.x/ D
differenzierbare Funktion, dann gilt Qm .x/=Pn .x/; wobei Qm und Pn Polynome
Z Z m-ten und n-ten Grades mit m < n sind.
f .x/ dx D f .g.t//g 0 .t/ dt;
xDg.t / Nenner-Polynom Pn .x/ D a0 x n Ca1 x n1 C: : :C
t 2 I: an1 x C an . Es lässt sich nach dem Zerlegungs-
satz für reelle Polynome (s. Abschn. 2.3.2) als
Wird also die Integrationsvariable x gemäß Produkt mit Faktoren 1. und 2. Grades darstellen:
x D g(t) durch t substituiert, dann ist dx durch Pn .x/ D a0 : : : .x a/r : : : .x 2 C px C q/s : : : ;
g 0 .t/ dt zu ersetzen. wobei a eine reelle r-fache Nullstelle von Pn ist
und x 2 C px C q wegen p 2 4q < 0 nur konju-
Beispiel 1 giert komplexe Nullstellen besitzt und im Reellen
R
I D 2px.1C p dx
3 x/ für x > 0 nicht mehr zerlegbar, also irreduzibel, ist. Die üb-
rigen nicht angegebenen Faktoren von Pn haben
Z Z einen entsprechenden Aufbau.
6t 5 dt t2
I D D3 dt
2t .1 C t /
3 2 1Ct 2
Z Partialbrüche 1. und 2. Art. Es sind Ausdrücke
1
D3 1 dt der Form A=.x a/r und .Bx C C /=.x 2 C px C
1 C t2
q/s , wobei A, B, C 2 R und r, s 2 N. Jede echt
D 3.t arctan t/ C C gebrochene rationale Funktion kann als Summe
p p
D 3. x arctan x/ C C:
6 6
dieser Partialbrüche 1. und 2. Art dargestellt wer-
den:
Hier wurden mit x D g.t/ D t 6 für t > 0
Qm .x/
und dx D 6t 5 dt die Wurzelausdrücke besei- r.x/ D
Pn .x/
tigt. J
1 Qm .x/
D
Beispiel 2 a0 : : : .x a/r : : : .x 2 px C q/s
Z Z
1 A1 A2
exp.t /t dt D 0;5 exp x dx
2 D :::C C C:::
a0 x a .x a/2
D 0;5 exp x C C Ar B 1 x C C1
C C::: C 2
.x a/ r x C px C q
D 0;5 exp.t 2 / C C:
B 2 x C C2
Hier wurde die Substitution g.t/ D t 2 D x; C 2 C :::
.x C px C q/2
0
also dx D g .t/ dt D 2t dt bzw. t dt D dx=2
B s x C Cs
mit t 2 R verwendet. J C 2 C ::: :
.x C px C q/s
gibt 2B Ap 2x C p
Cp arctan p CC
4q p 2 4q p 2
2x C 4 D A1 .x 1/.x 2 C 1/ C A2 .x 2 C 1/ für n D 1
C .B1 x C C1 /.x 1/2 oder A
D .x 2 C px C q/1n
2x C 4 D .A1 C B1 /x 3 2.1 n/ 6
Z
C .A1 C A2 2B1 C C1 /x 2 2B Ap dx
C
2 .x 2 C px C q/n
C .A1 C B1 2C1 /x
für n D 2; 3; 4 : : : :
C .A1 C A2 C C1 /:
Z
Ax C B
dx
Koeffizientenvergleich führt auf die vier linea- .x C px C q/n
2
ren Gleichungen A
D ln jx 2 C px C qj
2
2B Ap 2x C p
A1 C B1 D 0; Cp arctan p CC
4q p 2 4q p 2
A1 C A2 2B1 C C1 D 0;
für n D 1
A1 C B1 2C1 D 2;
A
A1 C A2 C C1 D 4 D .x 2 C px C q/1n
2.1 n/
Z
mit den Lösungen 2B Ap dx
C
A1 D 2; B1 D 2; 2 .x C px C q/n
2
A2 D 3; C1 D 1: für n D 2; 3; 4 : : : :
R
Hierbei gilt für das Integral In D .x 2 CpxCq/dx
n
Damit lautet die Partialbruchzerlegung die Rekursionsformel
1 2x C p
In D
2x C 4 .n 1/.4q p 2 / .x 2 C px C q/n1
3.x 1/2 .x 2 C 1/ 2.2n 3/
C In1
1 2 3 2x 1 .n 1/.4q p 2 /
D C C 2 : J
3 x1 .x 1/2 x C1 .n D 2; 3; 4 : : :/ mit
Z
dx
I1 D 2 C px C q
Durch die Partialbruchzerlegung ist nunmehr x
die Integration einer echt gebrochenen rationalen 2 2x C p
Dp arctan p C C:
Funktion auf die Integration von Partialbrüchen 4q p 2 4q p 2
1. und 2. Art zurückgeführt. Für diese gelten die
98 U. Jarecki
R p 1t 2
2 R.x; 1 x 2 /dx xD 1Ct 2
; dx D .1Ct
4t
2 /2 dt
R p 1Ct 2
3 R.x; x 2 1/dx xD 1t 2
; dx D 4t
.1t 2 /2
dt
R p t 2 1 t 2 C1
4 R.x; x 2 C 1/dx xD 2t
; dx D 2t 2
dt
R p
5 R.x; ax 2 C bx C c/dx >0 tD 2axCb
p
führt für a < 0 auf Typ 2
a > 0 auf Typ 3
D b 2 4ac ¤ 0 <0 tD 2axCb
p
führt auf Typ 4
R
6 R.exp x/dx exp x D t; dx D dt
t
; x D ln t
R
7 R.tan x/dx tan x D t; dx D dt
1Ct 2
; x D arctan t
R 1t 2
8 R.sin x; cos x/dx tan.x=2/ D t; dx D 2dt
1Ct 2
; sin x D 2t
1Ct 2
; cos x D 1Ct 2
(
Irrationale Funktionen
R arcsin x=a
p 1 dx D
a2 x 2 arccos x=a
R q
p x 2
1
dx D ln x
a
C a
C 1 D arsinh x=a
x 2 Ca2
R q
x 2
p 1 dx D ln xa C 1 D arcosh x=a
R px a
2 2
pa 6
a2 x 2 dx D .x=2/ a2 x 2 C .a2 =2/ arcsin x=a
8 q
Rp p < ln x
C x 2
C 1
x 2 C a2 dx D .x=2/ x 2 C a2 C a2 =2 a a
:
arsinh x=a
8 q
Rp p <ln x C x 2 1
x 2 a2 dx D .x=2/ x 2 a2 a =2 2 a a
:
arcosh x=a
Transzendente
R Funktionen
sin2 x dx D x2 14 sin 2x
R
cos2 x dx D x2ˇ C 14 sinˇ 2x
R 1
dx D ln ˇtan x2 ˇ
R 1sin dx ˇ ˇ
dx D ln ˇtan x2 C 4 ˇ
R cos 1x
dx D tan x2
R 1Ccos x
1
R 1cos x dx D cot x2
R tan x dx D ln jcos xj
cot x dx D ln jsin xj
R
sin m x cos n x dx D cos.mn/x2.mn/
cos.mCn/x
2.mCn/
R m; n 2 Z
sin m x sin n x dx D sin.mn/x sin.mCn/x
2.mn/ 2.mCn/
m ¤ n; m ¤ n
R sin.mn/x sin.mCn/x
cos m x cos n x dx D 2.mn/ C 2.mCn/
R R
sinn x dx D n1 cos x sinn1 x C n1 sinn2 x dx
R nR
cosn x dx D n1 sin x cosn1 x C n1 cos n2
x dx n D 2; 3; 4 : : :
R tann1 x
R n
tan x dx D n1 tan x dx
n n2
R n1 R
cotn x dx D cotn1 x cotn2 x dx
R n R
x sin x dx D x n cos x C n x n1 cos x dx
R n R n D 1; 2; 3 : : :
x cos x dx D x n sin x n x n1 sin x dx
R
exp a x sin b x dx D a sin baxb cos b x
2 Cb 2 exp a x
R
exp ax cos bxdx D a cos bxCb sin bx
a2 Cb 2
exp ax
R p
arcsin x dx D x arcsin x C 1 x 2
R p
R arccos x dx D x arccos x 1 1 x 2
2
R
Tab. 6.5 (Fortsetzung) sinh2 x dx D x2 C 14 sinh 2 x
R
cosh2 x dx D x2 C 14 sinh 2 x
R 1
dx D ln tanh x2
R sinh x
R
1
cosh x
dx D 2 arctan tanh x2
R ln x dx D x ln x x
ln x
dx D 12 .ln x/2
R x
1
dx D ln jln xj
R x ln x
.ln x/n
dx D nC1
1
.ln x/nC1 ; n ¤ 1
R x R
.ln x/ dx D x.ln x/n n .ln x/n1 dx, n D 1; 2; 3 : : :
n
R nC1 x n1
x n ln x dx D xnC1 ln x .nC1/ , n ¤ 1
R R2
x exp x dx D x exp x n x n1 exp x dx, n D 1; 2; 3 : : :
n n
(
Tab. 6.6 Bestimmte Ra Ra 0 m¤n
eigentliche und uneigentli- sin m x
sin n x
dx D cos m x
dx D m; n D 1; 2; 3 : : :
a
a a
a
a
a mDn
che Integrale
Ra
sin m x
a
cos n x
a
dx D 0 m; n D 1; 2; 3 : : :
a
Ra
p 1 dx D =2
a2 x 2
0
R1 1
1Cx 2
dx D
1
Ra a1m a>0
1
xm
dx D 1m
;
0 m<1
R1 a>0
1
xm
dx D 1
.m1/am1
;
a m>1
R1
exp.k x/ dx D k1 ; k>0
0
R1 1p
exp.x 2 / dx D 2
0
R1 k>0
x n exp.k x/ dx D n
;
0
k nC1
n D 0; 1; 2 : : :
R1 xn1
xC1
dx D
sin n
; 0<n<1
0
R1 R1 tan k x
sin k x
x
dx D x
dx D =2; k>0
0 0
R1 R1 p
sin.x 2 / dx D cos.x 2 / dx D 1
2 2
0 0
R1 b cos 'Ca sin '
exp.a x/ sin.b x C '/ dx D a2 Cb 2
; a>0
0
R1 a cos 'b sin '
exp.a x/ cos.b x C '/ dx D a2 Cb 2
; a>0
0
(
R1 sin ˛ x =2; ˛>0
dx D
0
x
=2; ˛ <0
6 Differential- und Integralrechnung 101
Unbeschränkter Integrand. Ist Funktion f im Tab. 6.7 Geometrische Anwendungen der Integralrech-
Intervall [a, b) unbeschränkt und auf jedem ab- nung
geschlossenen Teilintervall [a, b-"] mit " > 0 in-
Rb
tegrierbar, dann heißt a f .x/ dx uneigentliches
Integral bezüglich der oberen Grenze. Es heißt
konvergent auf [a, b], wenn für " > 0 der Grenz-
R b" Rb
wert lim"!0 a f .x/ dx D a f .x/ dx exis-
tiert.
Entsprechendes gilt auch für die untere Gren-
ze.
Beispiele
Zb Zb
f .x/ dx D lim f .x/ dxI
a!1
1 a 6
Z1 Zb
f .x/ dx D lim f .x/ dx
b!1
a!1
1 a
Zc
D lim f .x/ dx
a!1
a
Zb
C lim f .x/ dx:
b!1
c
wird.
1
X
S.x/ D fn .x/
nD1
X
n
D lim fk .x/ für x 2 K:
n!1
kD1
Die Differenz Rn .x/ D S.x/ sn .x/ heißt Rest Abb. 6.14 Gleichmäßige Konvergenz
der Reihe.
Potenzreihe. Sie ist eine Funktionenreihe der
Absolute
P1 Konvergenz. Die Funktionenreihe Form
nD1 fn .x/ heißt
P
auf K absolut konvergent,
wenn die Reihe 1 a0 C a1 .x x0 / C a2 .x x0 /2 C : : :
nD1 jfn .x/j für alle x 2 K kon-
vergiert. C an .x x0 /n C : : : ;
Sie ist für jxj < 3 absolut konvergent und für wobei Rn .x/ D exp.#x/ .nC1/Š
x nC1
für 0 < # < 1.
jxj > 3 divergent. Sie konvergiert in der Rand- nC1
x
Wegen limn!1 .nC1/Š D 0 konvergiert das
stelle 3 und divergiert in der Randstelle
Restglied Rn .x/ für jedes x 2 R gegen 0. Da-
C3. J
mit lautet die Darstellung der exp-Funktion
durch eine Maclaurin-Reihe
Taylor- und Maclaurin-Reihen. Nach der Tay-
lor-Formel (s. Abschn. 6.1.7) ist
x x2 x3 xn
ˇ ˇ exp x D 1 C C C C:::C C:::
ˇ Xn
f .k/ .x0 / ˇ 1Š 2Š 3Š nŠ
ˇ kˇ X1
ˇf .x/ .x x0 / ˇ D jRn .x0 ; x/j xn
ˇ kŠ ˇ D für x 2 R: J
kD0 nŠ
ˇ .nC1/ ˇ nD0
ˇf .x0 C #.x x0 // ˇ
D ˇˇ .x x0 /nC1 ˇˇ
.n C 1/Š
Fourier-Reihen
und 0 < # < 1:
Hieraus folgt: Ist die Funktion f auf einer Umge- Periodische Funktionen. Eine Funktion f auf
bung Uı .x0 / D .x0 ı; x0 C ı/ von x0 beliebig D heißt periodisch mit der Periode , wenn
oft differenzierbar und ist limn!1 Rn .x0 ; x/ D 0 f (x C ) D f (x) für alle x2 D. Mit ist auch n
für alle x 2 Uı .x0 /, dann gilt für n 2 N eine Periode. Jede Funktion f mit ei-
ner Periode lässt sich durch die Substitution
1
X x D 0;5 t= bzw. t D 2 x= auf eine Funk-
f .n/ .x0 /
f .x/ D .xx0 /n für x 2 Uı .x0 /: tion mit der Periode 2 zurückführen. Ist f eine
nD0
nŠ
104 U. Jarecki
tan x D x C 13 x 3 C 2 5
35
x C 17
32 57
x7 C 62
32 579
x9 C ::: jxj < =2 *
x cot x D 1 13 x 2 1
32 5
x4 2
33 57
x6 1
33 52 7
x8 ::: jxj < *
P
1
.2n/x 2nC1
arcsin x D 4n .n/2 .2nC1/
D x C 16 x 3 C 3 5
40
x C ::: jxj < 1
nD0
P
1 2nC1 x3 x5 x7
arctan x D .1/n x2 nC1 D x 3
C 5
7C::: jxj 1
nD0
P
1
x 2nC1 x3 x5 x7
sinh x D .2nC1/
DxC 3
C 5
C 7
C ::: jxj < 1
nD0
P
1
x 2n x2 x4 x6
cosh x D .2n/
D1C 2
C 4
C 6
C ::: jxj < 1
nD0
tanh x D x 13 x 3 C 2 5
35
x 17
32 57
x7 C 62
32 579
x9 ::: jxj < =2 *
x coth x D 1 C 13 x 2 1
32 5
x4 C 2
33 57
x6 1
33 52 7
x7 C ::: jxj < *
integrierbare Funktion mit der Periode 2 , dann Ist die Funktion f mit der Periode 2 gerade, also
gilt für beliebige a und b f (x) D f (x), bzw. ungerade, also f (x) D f (x),
dann gilt
Zb Z
bC2
Z Z
f .x/ dx D f .x/ dx und f .x/ dx D 2 f .x/ dx bzw.
a aC2 0
Z
aC2 Z
bC2 Z
f .x/ dx D f .x/ dx: f .x/ dx D 0:
a b
6 Differential- und Integralrechnung 105
Beispiel
(%-)Umgebung. Für einen Punkt r 0 .x0 ; y0 / ist z D f .x; y/ D f .r/ als Gleichung einer Fläche
sie eine offene Kreisscheibe mit dem Mittelpunkt bezeichnet.
r 0.
Beispiel
p
U% .r 0 / D frj jr r 0 j < %g Die Funktion z D f .x; y/ D 1 x 2 y 2
p
D f.x; y/j .x x0 /2 C .x y0 /2 < %g; für x 2 C y 2 5 1 stellt geometrisch die
obere Hälfte einer Kugelfläche mit dem Ra-
wobei % > 0:
dius 1 und dem Mittelpunkt (0, 0, 0) dar
(Abb. 6.16b). J
Reellwertige Funktion zweier reeller Varia-
blen. Sie ist eine Abbildung f einer Teilmenge Niveaulinien. Eine andere geometrische Deu-
von R2 in R tung einer reellwertigen Funktion f auf D
R2 mit z D f (x, y) besteht in ihrer Darstellung
f W D ! R für D R2 oder z D f .x; y/
durch Niveaulinien: f (x, y) D c (c Konstante). Ei-
für .x; y/ 2 D R2 : ne Niveaulinie besteht dabei aus der Menge aller
Punkte (Urbilder) (x, y) 2 D in der Koordinaten- 6
Graph. Für die reellwertige Funktion f auf D ebene, die das Bild oder das „Niveau“ c haben
R2 wird er dargestellt durch die Menge und somit die Gl. f (x, y) D c erfüllen.
lim f .x; y/ D g:
(x;y/!.x0 ;y0 /
z D f .x; y/ D x y für (x, y) 2 D D f(x, y)jx > 0 gilt, dann ist f auf G stetig.
und y 2 Rg. – Satz von Schwarz: Besitzt die Funktion in dem
Gebiet G die partiellen Ableitungen fx ; fy ; fxy
@f und fyx und sind fxy und fyx stetige Funktio-
.x; y/ D fx .x; y/ D yx y1 I
@x nen auf G, dann ist fxy D fyx . Bei stetigen
@f gemischten Ableitungen darf also die Reihenfol-
.x; y/ D fy .x; y/ D x y ln x: J
@y ge der partiellen Ableitungen vertauscht werden.
6 Differential- und Integralrechnung 109
Besitzt die reellwertige Funktion f in dem Gebiet Diese Gleichung stellt geometrisch die Tangen-
G R2 stetige partielle Ableitungen fx und fy , tialebene im Punkt .x0 ; y0 ; f .x0 ; y0 // der Fläche
dann ist sie in G total differenzierbar. z D f (x, y) dar. Sie enthält die beiden Tangenten
mit den Steigungen fx .x0 ; y0 / und fy .x0 ; y0 /,
Abb. 6.17. Geometrisch bedeutet demnach die
Beispiel
totale Differenzierbarkeit von f in .x0 ; y0 /, dass
z D f .x; y/ D x 2 y C y; .x; y/ 2 R2 : – Mit sich die Fläche z D f (x, y) in einer Umgebung von
fx .x; y/ D 2xy und fy .x; y/ D x 2 C 1 lautet .x0 ; y0 / durch eine Tangentialebene approximie-
das totale Differential df .x; y/ D 2xy dx C ren lässt.
110 U. Jarecki
Dies ist die Kettenregel für Funktionen von Taylor-Formel. Hier treten zur abkürzenden
zwei Variablen, die von einem Parameter ab- Schreibweise Ausdrücke auf, die wie Potenzen
hängen. Sie lässt sich auf Funktionen mehrerer eines Binoms behandelt werden:
Variablen und auf mehrere Parameter verallge-
@ @ n
meinern. Werden bei der Funktion z D f (x, y) h Ck für n D 0; 1; 2 : : : ; z. B.
@x @y
gemäß x D x.u; v/ und y D y.u; v/ die neu-
en Variablen u und v eingeführt, so gilt z D @ @ 2
h Ck f .x; y/
f .x.u; v/; y.u; v// D F .u; v/. Werden nachein- @x @y
ander v und u als Konstanten behandelt, so kann @2 f @2 f
die Funktion F nach der Kettenregel partiell nach D h2 2 .x; y/ C 2hk .x; y/
@x @x @y
u und v differenziert werden, und die partiellen
@2 f
Ableitungen lauten C k 2 2 .x; y/:
@y
@F @f @x @f @y
D C und Besitzt die Funktion auf dem Gebiet G R2 ste-
@u @x @u @y @u
tige partielle Ableitungen bis zur Ordnung n C 1,
@F @f @x @f @y
D C : dann ist
@v @x @v @y @v
f .x C h; y C k/
Implizite Funktionen. Eine Funktion y D f (x)
einer Variablen, die durch eine Gleichung der @ @
D f .x; y/ C h Ck f .x; y/
Form F(x, y) D 0 definiert ist, heißt implizite @x @y
Funktion. Ist die Funktion F in dem Gebiet G 1 @ @ 2
R2 stetig und besitzt sie in G stetige partielle Ab- C h Ck f .x; y/ C : : :
2Š @x @y
leitungen Fx und Fy und ist
1 @ @ n
C h Ck f .x; y/
F .x0 ; y0 / D 0 und nŠ @x @y
Fy .x0 ; y0 / ¤ 0 für .x0 ; y0 / 2 G; 1 @ @ nC1
C h Ck
.n C 1/Š @x @y
dann gibt es eine Umgebung Uı .x0 / R von x0 f .x C #h; y C #k/
und genau eine Funktion f auf Uı .x0 /, für die
für (x, y) 2 G und (x C h, y C k) 2 G, wobei
y0 D f .x0 /; F .x; f .x// D 0 0 < # < 1. Dies ist die Taylor-Formel für Funk-
für alle x 2 Uı .x0 /; tionen zweier Variablen. Aus ihr ergibt sich für
6 Differential- und Integralrechnung 111
Notwendige Bedingung. Besitzt die Funktion f folgen die Bedingungsgleichungen für ein lo-
auf D in r 0 2 D ein bedingtes lokales Extremum kales Extremum:
f .r 0 / mit der Nebenbedingung g.r/ D 0, und
haben die Funktionen f und g in einer Umgebung Fx .x; y; / D 2x C 2x D 0;
von r 0 stetige partielle Ableitungen 1. Ordnung, Fy .x; y; / D 2.y 2/ 2y D 0;
wobei
F .x; y; / D x 2 y 2 4 D 0:
gx .r 0 / ¤ 0 oder gy .r 0 / ¤ 0 und
Fürp D 1 hat die
p Funktion f in den Punkten
g.r 0 / D 0; . 5; 1/ und . 5; 1/ ein bedingtes lokales
Extremum (Minimum). J
dann gibt es eine Zahl , sodass
Richtungsableitung und Gradient
fx .r 0 / C gx .r 0 / D 0 und f sei eine Funktion auf D R2 , die in einer Um-
fy .r 0 / C gy .r 0 / D 0: gebung des inneren Punkts r 0 D .x0 ; y0 / 2 D
stetige partielle Ableitungen besitzt.
Die Punkte (x, y), in denen die Funktion f beding-
te lokale Extrema besitzt, befinden sich demnach Richtungsvektor. Durch den Einheitsvektor
unter den Lösungen (x, y, ) des Gleichungssys-
tems t D cos ˛e 1 C sin ˛e 2
fx .x; y/ C gx .x; y/ D 0;
fy .x; y/ C gy .x; y/ D 0; sei eine Richtung in der x, y-Ebene festgelegt,
g.x; y/ D 0: wobei e 1 und e 2 die Koordinaten-Einheitsvek-
toren sind. Für einen Punkt r D .x; y/ der
Halbgeraden, die von dem Punkt r 0 in Richtung
Multiplikatorregel von Lagrange. Hiernach erge- des Einheitsvektors t ausgeht, gilt
ben sich für bedingte lokale Extrema durch Ein-
führungen der Funktion F(x, y, ) D f (x, y) C x D x0 C t cos ˛ und
g(x, y) mit dem Multiplikator die notwendigen y D y0 C t sin ˛ für t = 0:
Bedingungen
Richtungsableitung. Sie ist für die Funktion f
Fx .x; y; / D fx .x; y/ C gx .x; y/ D 0; in r 0 nach der durch t festgelegten Richtung de-
Fy .x; y; / D fy .x; y/ C gy .x; y/ D 0; finiert durch
F .x; y; / D g.x; y/ D 0:
@f F .t/ F .0/
.r 0 / D lim D F 0 .0/;
@t t !0 t
Beispiel
wobei F .t/ D f .x0 C t cos ˛; y0 C t sin ˛/: Aus
Gesucht sind die Punkte auf der Hyperbel der Kettenregel folgt F 0 .0/ D fx .r 0 / cos ˛ C
g.x; y/ D x 2 y 2 4 D 0, die vom fy .r 0 / sin ˛: Damit lautet die Richtungsablei-
Punkt (0; 2) einen lokalen extremalen Ab- tung der Funktion f in r 0 nach der durch t D
stand haben. – Das Abstandsquadrat eines cos ˛e 1 C sin ˛e 2 festgelegten Richtung
Hyperbelpunkts (x, y) vom Punkt (0; 2) ist
f .x; y/ D x 2 C .y 2/2 mit der Nebenbe- @f
dingung g.x; y/ D x 2 y 2 4 D 0. Aus dem .r 0 / D fx .r 0 / cos ˛ C fy .r 0 / sin ˛:
@t
Ansatz
Gradient. Der Vektor gradf .r 0 / D fx .r 0 /e 1 C
F .x; y; / D x 2 C .y 2/2 C .x 2 y 2 4/ fy .r 0 /e 2 heißt Gradient von f in r 0 .
6 Differential- und Integralrechnung 113
Zh.y/
Beispiel
F 0 .y/ D fy .x; y/ dx
z D f .r/ D f .x; y/ D x 2 C y 2 : – Die Ni-
g.y/
veaulinien sind konzentrische Kreise in der x,
y-Ebenepmit dem Zentrum (0, 0). Der Punkt C f .h.y/; y/h0 .y/ f .g.y/; y/g 0 .y/:
r 0 D . 3; 1/ liegt auf dem Kreis mit dem
Doppelintegral. Es heißt auch iteriertes Integral
Radius 2, der das Niveau z D 4 besitzt. Es ist
und hat die Form
0 1
gradf .r/ D 2xe 1 C 2ye 2 und Zd Zh.y/
p p B C
gradf . 3; 1/ D 2 3e 1 2e 2 : @ f .x; y/ dx A dy oder kürzer
p c g.y/
Als größter Anstieg von f in . 3; 1/ ergibt Zd Zh.y/
sich damit
f .x; y/ dx dy:
p p
jgradf . 3; 1/j D 12 C 4 D 4: c g.y/
Die
p Richtungsableitung der Funktion f in
. 3; 1/ nach der durch t D cos 30ı e 1 C 6.2.5 Flächen- und Raumintegrale
sin 30ı e 2 festgelegten Richtung hat den Wert
Flächenintegrale
@f p Zugrunde gelegt wird ein beschränktes Gebiet G
. 3; 1/
@t p p der Ebene, dessen Rand aus einer geschlossenen,
D .2 3e 1 2e 2 /.0;5 3e 1 C 0;5e 2 / D 2: J stückweise glatten Kurve besteht. Auf G sei eine
114 U. Jarecki
stetige beschränkte Funktion f definiert: z D f (x, heißt der Mittelwert von f auf G.
y) für (x, y) 2 G. Das Gebiet G wird in eine endli-
che Zahl von Teilgebieten Gi .i D 1; 2; 3; : : : ; n/ Berechnung. G sei ein beschränktes Gebiet
zerlegt (Abb. 6.18a,b). Oft besteht eine solche mit einer geschlossenen und doppelpunktfreien
Zerlegung in einer Unterteilung des Gebiets G Randkurve. Jede Parallele zur x- bzw. y-Achse
durch Parallelen zur x- und y-Achse (Abb. 6.18b). soll die Randkurve in höchstens zwei Punkten
Zur geometrischen Deutung sei speziell voraus- schneiden. Das kleinste abgeschlossene Recht-
gesetzt, dass f (x, y) = 0 für (x, y) 2 G. eck (Abb. 6.19a), das G umschließt, sei bestimmt
Ist .xi ; yi / ein Punkt des Teilgebiets Gi durch a 5 x 5 b und c 5 y 5 d. Hierdurch wird die
und Si der Flächeninhalt von Gi , dann stellt Randkurve des Gebiets G wie folgt zerlegt:
das Produkt f .xi ; yi / Si das Volumen ei-
oberes und unteres Kurvenstück
ner Säule mit der Grundfläche Gi und der
Höhe f .xi ; yi / dar (Abb. 6.18c). Die Summe ABC W y D y2 .x/; CDAW y D y1 .x/
Pn
i D1 f .xi ; yi /Si ; die auch als Riemann-Sum- für x 2 Œa; bI
me bezeichnet wird, gibt dann annähernd das linkes und rechtes Kurvenstück
Volumen des Zylinders mit der ebenen Grundflä-
BCDW x D x1 .y/; DABW x D x2 .y/
che G und der Deckfläche Œf D f.x; y; z/jz D
f .x; y/ für .x; y/ 2 Gg wieder. Unter gewis- für y 2 Œc; d :
sen Voraussetzungen haben die Riemann-Sum-
men bei Verfeinerung der Zerlegung von G einen
Grenzwert, der Flächenintegral der Funktion f
über G heißt:
“ “
f .x; y/ dS oder f .x; y/ d.x; y/ oder
G G
“
f .r/ dr: Abb. 6.19 Ebenes Gebiet G. a Begrenzungen; b y1 .x/ D
p
G x 2 ; y2 .x/ D x
6 Differential- und Integralrechnung 115
ergibt sich für das Flächenintegral der Funkti- Abb. 6.21 Tetraeder als
on f über G räumlich abgeschlossenes
Gebiet
“ p
1 x 2 y 2 d.x; y/
G
“ p
D 1 r 2 r d.r; ˛/
F
0 1 und 0 5 z 5 1 x yg. Auf G ist die Funktion
Z1 Zx p
f .x; y; z/ D 1=.1Cx Cy Cz/2 erklärt. – Das
D @ 1 r 2 r d˛ A dr
Raumintegral der Funktion f über G lautet
a 0 •
Z1 p 1
p 3 d.x; y; z/
D 1 r 2 r dr D =3 1 a2 : J .1 C x C y C z/2
G
a
“ Z
1xy
1
Raumintegrale D d.x; y/ dz: J
.1 C x C y C z/2
Zugrunde gelegt wird ein räumliches abge- B 0
schlossenes Gebiet G D f(x, y, z)j(x, y) 2 B und
f1 .x; y/ 5 z 5 f2 .x; y/g, wobei B ein ebenes Integration des einfachen Integrals ergibt
abgeschlossenes Gebiet mit stückweise glattem
Rand ist und f1 ; f2 stetige Funktionen auf B sind. Z
1xy
1
G ist demnach ein zylindrischer Körper, dessen dz
.1 C x C y C z/2
Projektion auf die x, y-Ebene B ist und der oben 0
von der Fläche z D f2 .x; y/ und unten von der 1xy
1
Fläche z D f1 .x; y/ begrenzt wird. Ist f eine ste- D
1CxCyCz 0
tige Funktion auf G, dann ist das Raumintegral
1 1
der Funktion f über G erklärt durch das iterierte D :
Integral 2 1CxCy
• • Für die Bestimmung des Raumintegrals ist
f .x; y; z/ d.x; y; z/ D f .r/ dr jetzt nur noch das Flächenintegral zu berech-
nen, das sich wieder auf ein iteriertes Integral
G G
zurückführen lässt.
“ f2Z.x;y/
“
D d.x; y/ f .x; y; z/ dz: 1
1
d.x; y/
B f1 .x;y/
1CxCy 2
B
U. Jarecki ()
Berlin, Deutschland
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 119
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_7
120 U. Jarecki
Beispiel
p
k1 W r 1 .t/ D .t; 1 t 2/ für t 2 Œ1; 1;
k2 Wr 2 .t/ D .t 2;0/ für t 2 Œ1; 3;
(
r 1 .t/ für t 2 Œ1; 1;
k1 C k2 W r.t/ D
r 2 .t/ für t 2 Œ1; 3: J
r 0 .t0 / D .x.t
P 0 /; y.t
P 0 //:
Beispiel
Der Einheitskreis x D cos t und y D sin t für Tangenteneinheitsvektor. Er ist der normierte
t 2 Œ0; 2 hat wegen cos2 t C sin2 t D 1 die Tangentenvektor (Abb. 7.3)
implizite Darstellung F .x; y/ D x 2 C y 2
1 D 0. Für t 2 Œ0; ; also y = 0, lautet die r 0 .t0 / 1
0 .t /j
DtD p P 0 /; y.t
.x.t P 0 //:
explizite Darstellung des oberen Halbkreises jr xP 2 .t / C yP 2 .t /
p 0 0 0
y D f .x/ D 1 x 2 . J
Normaleneinheitsvektor. Er ergibt sich nach
Bei Kurven in Polarkoordinaten r D r(t) und (Abb. 7.3) aus t durch Drehung um =2 im posi-
' D '(t) für t 2 [a, b] lautet die parameterfreie tiven Sinn.
Darstellung explizit und implizit 1
nD p .y.tP 0 /; x.t
P 0 //
r D f .'/ für ' 2 Œ˛; ˇ oder xP .t0 / C yP 2 .t0 /
2
7.1.2 Tangenten und Normalen Kartesische Koordinaten. Für eine Kurve k mit
r.t/ für t 2 [a, b] werden ihre Tangente bzw.
Differenzierbare Kurven. Eine Kurve k heißt Normale durch die orientierte Gerade mit dem
differenzierbar, wenn sie eine Parameterdarstel- Parameter 2 R im Kurvenpunkt r.t0 / darge-
lung besitzt, stellt (s. Tab. 7.1).
Beispiel Z'2 p
r D r.'/
LD r 2 .'/ C r 0 2 .'/ d'
Logarithmische Spirale r D r.'/ D A ' 2 Œ'1 ; '2
'1
exp.'=m/. – Mit r 0 .'/ D .A=m/ exp.'=m/
ergibt sich tan # D r.'/=r 0.'/ D m, d. h., Bogenelement. Das Element ds D jr 0 .t/j dt
dass hier der Winkel zwischen der Tangente lautet in kartesischen bzw. Polarkoordinaten
und der Verlängerung des Ortsvektors kon-
p
stant ist. J ds D .dx/2 C .dy/2 bzw.
p
Glatte Kurven. Eine Kurve k heißt glatt, wenn ds D .dr/2 C .r d'/2 :
sie eine Parameterdarstellung
Beispiel 1
r D r.t/ D .x.t/; y.t// für t 2 Œa; b
Bogenlänge einer gewöhnlichen Zykloide; k W
besitzt, die auf [a, b] stetig differenzierbar ist und
x D a.t sin t/; y D a.1 cos t/ für t 2
bei der r 0 .t/ ¤ 0 für alle t 2 [a, b] ist. Ist die
P
Œ0; 2 . – x.t/ D a.1 cos t/; y.t/
P D a sin t,
Kurve geschlossen, dann gilt außerdem r 0 .a/ D
r 0 .b/. Eine glatte Kurve hat demnach in jedem p
ds D xP 2 .t/ C yP 2 .t/ dt D 2a j sin.t=2/j dt
Punkt eine Tangente.
D 2a sin.t=2/ dt;
Z2
7.1.3 Bogenlänge L D 2a sin.t=2/ dt D 8a: J
0
Vorausgesetzt wird eine glatte oder stückweise
glatte Kurve k.
Beispiel 2
r D r.t/ D .x.t/; y.t// für t 2 Œa; b Windung einer logarithmischen Spirale;
Ihre Bogenlänge ist – mit dem Bogenelement kW r D r.'/ D A exp.˛'/ für ' 2 Œ0; 2
ds D jr 0 .t/j dt – und A > 0. – r 0 .'/ D ˛A exp.˛'/,
p
Zb Zb p ds D r 2 .'/ C r 0 2 .'/ d'
LD 0
jr .t/j dt D xP 2 .t/ C yP 2 .t/ dt: p
D A2 exp.˛'/ C ˛ 2 A2 exp.˛'/ d'
a a p
D A 1 C ˛ 2 exp.˛'/ d';
Kartesische und Polarkoordinaten. Hier ergibt
die explizite Darstellung p Z 2
7.1.4 Krümmung
dy
D x R sin ˛ D x R ;
ds
dx
D y C R cos ˛ D y C R :
ds
xP yR yP xR xP 2 CyP 2
x D x.t /
Dx xP y
R yP xR
yP
y D y.t / .xP 2 C yP 2 /3=2
xP 2 CyP 2
DyC xP y
R yP xR
xP
r 2 C2r 02 rr 00 .r 2 Cr 02 /.r cos 'Cr 0 sin '/
r D R.'/ .r 2 Cr 02 /3=2
D r cos ' r 2 C2r 0 2rr 00
Beispiel
Ist F(x, y, c) eine in einer Umgebung von 2 2.x 2c/ 2c D 0. – Aus diesen bei-
.x0 ; y0 ; c0 / definierte Funktion mit stetigen par- den Gleichungen p ergibt sich die Einhüllende
p
tiellen Ableitungen 2. Ordnung und ist x D '.c/ D c= 2 und y D ˙c= 2 oder
y D ˙x für x = 0. J
F .x0 ; y0 ; c0 / D 0;
Fc .x0 ; y0 ; c0 / D 0;
7.1.6 Spezielle ebene Kurven
Fcc .x0 ; y0 ; c0 / ¤ 0
Potenzkurven. In den Anwendungen treten die
Potenzfunktionen (s. Abschn. 6.1.2) meist in Ver-
bindung mit einem Faktor auf: Ihre Gleichungen
lauten dann y D ax ˛ .
Abb. 7.13 Zykloiden. a gemeine; b verkürzte; c verlängerte; d Epi-, e Hypo-, f Kardioide; g Astroide
Epizykloide (Abb. 7.13d). Rollt ein Kreis mit wobei t D ^AMP der Wälzwinkel und rt/
dem Radius r auf der Außenseite eines Kreises R D ^AOB der Drehwinkel ist.
mit dem Radius R, so beschreibt ein fester Punkt
P des rollenden Kreises eine Epizykloide. Ist a
Hypozykloide (Abb. 7.13e). Rollt der Kreis mit
der Abstand des Punkts P vom Mittelpunkt M des
dem Radius r auf der Innenseite des Kreises
rollenden Kreises, so heißt die Epizykloide ge-
mit dem Radius R(r< R), so beschreibt der feste
wöhnlich, wenn a D r, verkürzt, wenn a < r und
Punkt P auf dem rollenden Kreis eine Hypozy-
verlängert, wenn a > r ist. Die allgemeine Para-
kloide. Ihre Parameterdarstellung lautet
meterdarstellung lautet
r r
RCr Rr
x D .R C r/ cos t a cos t und x D .R r/ cos t C a cos t und
R R R R
r r
RCr Rr
y D .R C r/ sin t a sin t ; y D .R r/ sin t a sin t :
R R R R
7 Kurven und Flächen, Vektoranalysis 127
Mit x D y C % cos ' und y D % sin ' folgt hier- x D x.t/ D a.cos t C t sin t/ und
aus die Darstellung in Polarkoordinaten % und '.
y D y.t/ D a.sin t t cos t/ bzw.
p 7
% D 2a.1 cos '/ r D r.t/ D a 1 C t 2 und
Der Umfang der Kardioide hat die Länge ' D '.t/ D t arctan t:
u D 16a, die von ihr eingeschlossene Fläche den
Inhalt A D 6 a2 . Hierbei ist ˛ D arctan t D t ' der Winkel,
Astroide oder Sternkurve heißt die Hypozyklo- den die Tangente in P mit dem verlängerten Orts-
!
ide mit r D a D R=4 (Abb. 7.13). Es gilt vektor
_ OP einschließt. Die Länge des Bogens
AP ist L D at 2 =2, der Inhalt des Sektors OPA
3 t 1 3t t
und ist A D a t =6, der Krümmungsradius in P ist
2 3
x D R cos C R cos D R cos3
4 4 4 4 4 R D at.
3 t 1 3t t
y D R sin R sin D R sin3 bzw.
4 4 4 4 4
Spiralen
.x 2 C y 2 R2 /3 C 27R2 x 2 y 2 D 0 oder
x 2=3 C y 2=3 D R2=3 : Archimedische Spirale (Abb. 7.15a). Bewegt
Der Umfang der Astroide ist u D 6R, die von sich ein Punkt P mit konstanter Geschwindigkeit
ihr eingeschlossene Fläche A D .3=8/ R2 . Die v auf einem Strahl, der sich mit gleichförmiger
Astroide ist Einhüllende aller Strecken mit der Winkelgeschwindigkeit ! um den festen Pol O
Länge R, deren Endpunkte auf der x- und y-Achse dreht, so beschreibt er eine Archimedische Spira-
liegen. le
Ist R D 2r, dann ergibt sich aus der Hypozy- r D a'; a > 0 und ' = 0
kloide eine Ellipse mit den Halbachsen r C a und
Je zwei aufeinander folgende Schnittpunkte eines
r-a. Es gilt x D .r C a/ cos.t=2/ und y D
beliebigen, vom Pol O ausgehenden Strahls mit
.r a/ sin.t=2/. Ist außerdem noch r D a, liegt
der Spirale haben den konstanten Abstand 2 a.
der Punkt P also auf dem Umfang des rollenden
Kreises, so wird x D 2r cos.t=2/ und y D 0. Der
Bogenlänge:
Punkt P bewegt sich dann auf der x-Achse und p
sein Gegenpunkt auf dem Kreis auf der y-Achse. L D a.' 1 C ' 2 C arsinh'/=2;
Krümmungsradius:
Kreisevolvente (Abb. 7.14). Wird ein biegsa-
R D .a2 C r 2 /3=2 =.2a2 C r 2 /:
mer Faden von einem Kreis mit dem Radius a
128 U. Jarecki
7.1.7 Kurvenintegrale
sin '=' gilt .x 2 C y 2 /3=2 D ' 3 . Für das Bo- cf .r/ dr D c f .r/ dr; c 2 R;
genelement
p ds in Polarkoordinaten
p ergibt sich
k k
ds D r 2 C r 0 2 d' D 1 C ' 2 =' 2 d', und Z Z
damit ist .f 1 .r/ C f 2 .r// dr D f 1 .r/ dr
p k k
Z Z22 Z
p
.x 2 C y 2 /3=2 ds D ' 1 C ' 2 d' C f 2 .r/ dr;
p k
k 3 Z Z Z
D 19=3: J f .r/ dr D f .r/ dr C f .r/ dr:
k1 Ck2 k1 k2
Orientiertes Kurvenintegral. Auf der Kurve k
sind zwei stetige Funktionen P und Q erklärt, die Beispiel
7
zu einer vektoriellen Funktion f zusammenge- R R
fasst sind. k .x C y/ dx C .x y/ dy D k f .r/ dr
mit f .r/ D .x C y; x y/: – Die Kurve k
f .r/ D .P .r/; Q.r// für r 2 k soll ein orientierter Bogen der Parabel y D x 2
mit dem Anfangspunkt a D .1; 1/ und dem
Das orientierte Kurvenintegral der Funktion f Endpunkt b D .1; 1/ sein. Eine Parameterdar-
über k wird symbolisch ausgedrückt durch stellung der Kurve k lautet r D r.t/ D .t; t 2 /
für t 2 [-1, 1]. Es ist f .r.t// D .t C t 2 ; t t 2 /
Z Z und dr D r 0 .t/ dt D .1; 2t/ dt. Damit ergibt
f .r/ dr D P .r/ dx C Q.r/ dy sich
k k
Z Z
D P .x; y/ dx C Q.x; y/ dy: .x C y/ dx C .x y/ dy
k k
Z1
Ist die Kurve k durch eine Parameterdarstellung D ..t C t 2 / C .2t 2 2t 3 // dt
gegeben, r D r.t/ D .x.t/; y.t// für t 2 [a, b], 1
so lässt sich das orientierte Kurvenintegral auf ein Z1
gewöhnliches Riemann-Integral
D .2t 3 C 3t 2 C t/ dt D 2: J
1
Z Zb
f .r/ dr D f .r.t// r 0 .t/ dt
Wegunabhängigkeit des Kurvenintegrals.
k a Auf dem ebenen Gebiet G sei eine Funkti-
Zb on f .r/ D .P .r/; Q.r// erklärt, wobei P
D .P .r.t//x.t/P C Q.r.t//y.t//P dt und Q stetige Funktionen
R sind. Das orientier-
a te Kurvenintegral f .r/ dr heißt im Gebiet G
wegunabhängig, wenn für je zwei Punkte a 2 G
zurückführen. Bedeutet f .r/ eine Kraft im Kur- und b 2 G sowie für jede ganz in G verlaufende
venpunkt r, dann stellt das orientierte Kurvenin- und die Punkte aR und b verbindende Kurve k das
tegral die Arbeit längs der Kurve k dar. Kurvenintegral k f .r/ dr stets denselben Wert
130 U. Jarecki
@P @Q “ Z
.r/ D .r/ für r 2 G: @Q @P
@y @x d.x; y/ D P dx C Q dy:
@x @y
G R
Ist das Gebiet G einfach zusammenhängend,
dann ist sie auch hinreichend für die Wegunab- Die Randkurven sind dabei so orientiert, dass das
hängigkeit des Kurvenintegrals. Gebiet G stets zur linken Seite liegt. Mit Hilfe des
7 Kurven und Flächen, Vektoranalysis 131
Abb. 7.16 Orientierung der und Endpunkt von k. Fallen Anfangs- und End-
Randkurve eines Gebiets G punkt zusammen, d. h. r.a/ D r.b/; dann heißt
die Kurve geschlossen.
Ist bei der Darstellung der Kurve k r D
r.t/ D .x.t/; y.t/; z.t// für t 2 [a, b] z. B.
die Funktion x D x(t) auf [a, b] umkehrbar mit
t D t(x) für x 2 Œx1 ; x2 , dann heißt y D
Gaußschen Satzes können Flächeninhalte durch y.t.x// D y.x/
N und z D z.t.x// D zN .x/ oder
ein Kurvenintegral ausgedrückt werden. r D r.x/
N D .x; y.x/;
N zN .x// für x 2 Œx1 ; x2 eine
“ Z Z parameterfreie Darstellung der Kurve k.
d.x; y/ D x dy D y dx
G R R
Z 7.2.2 Tangente und Bogenlänge
D 1=2 x dy y dx
R Differenzierbare Kurven. Eine Kurve k heißt
differenzierbar, wenn sie eine differenzierbare
Parameterdarstellung besitzt.
Beispiel
7
Inhalt der Fläche, die von der Astroide be- r D r.t/ D .x.t/; y.t/; z.t// für t 2 Œa; b;
grenzt wird. – Randkurve: x D a cos t und
3
y D a sin3 t für t 2 .0; 2 . Flächeninhalt: wobei x(t), y(t) und z(t) differenzierbare Funktio-
“ Z nen sind. Es ist dann
AD d.x; y/ D .1=2/ x dy y dx
dr
G R r 0 .t/ D
dt
Z2 D .x.t/;
P P
y.t/; P
z.t//
D .3=2/a2 sin2 t cos2 dt r.t C t/ r.t/
0
D lim :
t !0 t
D .3=8/ a2 :
Die Kurve k heißt stetig differenzierbar, wenn
enskip J
P
x.t/; P
y.t/ und zP .t/ auf [a, b] stetig sind. Höhe-
re Ableitungen sind entsprechend erklärt.
7.2 Kurven im Raum
Tangente. Ist bei der differenzierbaren Kur-
ve k r D r.t/; t 2 [a, b], r 0 .t0 / D
7.2.1 Grundbegriffe
.x.t P 0 /; z.t
P 0 /; y.t P 0 // ¤ 0 D .0; 0; 0/, dann heißt
r 0 .t0 / Tangentialvektor im Kurvenpunkt r.t0 /.
Zugrunde gelegt wird ein räumliches kartesisches
Sein Richtungssinn stimmt mit der Orientierung
Koordinatensystem .0I e 1 ; e 2 ; e 3 / im positiv ori-
der Kurve überein. Der normierte Tangentialvek-
entierten Raum. Eine (stetige) Kurve k wird dar-
tor t D r 0 .t0 /=jr 0 .t0 /j heißt Tangenteneinheits-
gestellt durch eine stetige Funktion
vektor. Die Gerade r D r.t0 / C sr 0 .t0 / mit
r D r.t/ D .x.t/; y.t/; z.t// r 0 .t0 / ¤ 0, wobei s Parameter der Geraden ist,
D x.t/e 1 C y.t/e 2 C z.t/e 3 für t 2 Œa; b; heißt Tangente an k im Kurvenpunkt r.t0 /. Ei-
ne stetig differenzierbare Kurve k, r D r.t/ für
wobei x(t), y(t) und z(t) reellwertige stetige Funk- t 2 [a, b], bei der r 0 .t0 / ¤ 0 für jedes t 2 [a, b],
tionen des Parameters t auf dem Parameterinter- heißt glatt. Sie besitzt also in jedem Kurvenpunkt
vall [a, b] sind. r.a/ bzw. r.b/ heißt Anfangs- eine Tangente.
132 U. Jarecki
Schraubenline r D r.t/ D .a cos t; a sin t; Sein Wert ist unabhängig von der Kurvenorien-
ct/ für t 2 Œ0; 2 : – Für c > 0 ist die Schrau- tierung. ds D jr 0 .t/j dt heißt nichtorientiertes
benlinie rechtsgängig. Sie hat die Ganghöhe Bogenelement.
h D 2 c. Ihre Projektion auf die x, z- bzw.
y, z-Ebene ist durch die Gleichungen x D Orientiertes Kurvenintegral. Es ist für ei-
a cos t; z D ct oder x D a cos.z=c/ bzw. ne Vektorfunktion v.r/ D v.x; y; z/ D
y D a sin t; z D ct oder y D a sin.z=c/ .P .r/; Q.r/; R.r// auf k, r D r.t/ mit t 2 [a,
bestimmt. Der Tangential- bzw. Tangentenein- b], definiert durch
heitsvektor ist
Z Zb
0
r .t/ D .a sin t; a cos t; c/ bzw. v.r/ dr D v.r.t//r 0 .t/ dt
r 0 .t/ k a
tD 0 Z
jr .t/j D P .r/ dx C Q.r/ dy C R.r/ dz
1
Dp .a sin t; a cos t; c/: k
a2 C c 2 Zb
Der Tangentialvektor schließt mit der z-Achse P C Q.r.t//y.t/
D .P .r.t//x.t/ P
denpkonstanten Winkel ein, wobei cos D a
r 0 .t/ D a2 sin2 t C act cos t C ac cos t: Endpunkt, dann ergibt sich
Das Kurvenintegral der Funktion v längs k
lautet dann Z Zb
v.r/ dr D gradf .r.t// r 0 .t/ dt
Z Z2 k a
0
v.r/ dr D v.r.t// r .t/ dt Zb
df
0 D .r.t// dt
dt
Z2 a
D .a2 sin2 t C act cos t C ac cos t/ dt D f .r.b// f .r.a//
0 D f .b/ f .a/I
D a2 : J
das Kurvenintegral ist also wegunabhängig.
7.3 Fläche
7.3.1 Grundbegriffe
r.u; v0 /
D .x.u; v0 /; y.u; v0 /; z.u; v0 //; v0 D constI
r.u0 ; v/
D .x.u0 ; v/; y.u0 ; v/; z.u0 ; v//; u0 D const
Hieraus ergibt sich r u r v D R2 .cos2 v Für einen Punkt r der Tangentialebene gilt:
cos u; cos2 v sin u; cos v sin v/ D R cos v
r.u; v/: Die Pole .v D =2 oder v D =2/ .r r 0 /n D 0 bzw.
sind wegen r v r u D 0 singuläre Flächen- ˇ ˇ
ˇx x.u0 ; v0 / xu .u0 ; v0 / xv .u0 ; v0 /ˇ
ˇ ˇ
punkte. Das Koordinatennetz ist orthogonal, ˇ ˇ
ˇy y.u0 ; v0 / yu .u0 ; v0 / yv .u0 ; v0 /ˇ D 0:
da r u r v D 0 ist. J ˇ ˇ
ˇ z z.u0 ; v0 / zu .u0 ; v0 / zv .u0 ; v0 / ˇ
n D r u .u0 ; v0 / r v .u0 ; v0 / ¤ 0:
ru rv
n0 D
jr u r v j
Z =2 Z2 8 4
D R : J
D R2 cos v dv du 3
=2 0
D 2 R 2 =2
Œsin v =2 D 4 R2 : J Orientiertes Oberflächenintegral. Auf der
Punktmenge der Fläche A; r D r.u; v/ für
.u; v/ 2 G, sei die stetige vektorielle Funkti-
on erklärt: F .r/ D .P .r/; Q.r/; R.r//. Das
7.3.3 Oberflächenintegrale
orientierte Oberflächenintegral ist dann definiert
durch
Nichtorientiertes Oberflächenintegral. Auf
der Punktemenge der Fläche A; r D r.u; v/ “ “
für .u; v/ 2 G, sei die stetige Funktion F .r/ dS D F .r.u; v// .r u r v / du dv;
F .r/ D F .x; y; z/ erklärt. Das nichtorientier-
A G
te Oberflächenintegral ist definiert durch
“ “ wobei dS D .r u r v / du dv das orientierte Flä-
F .r/ dS D F .r.u; v//jr u r v j du dv: chenelement ist. Mit dem Normalenvektor der
A G Fläche A,
Hiermit wird es auf ein gewöhnliches Flächenin-
tegral zurückgeführt, wobei dS D jr u r v j du dv n0 D .r u r v /=jr u r v j;
das skalare Flächenelement ist.
Für die Fläche A mit der Darstellung z D f (x, lautet es,
y) für (x, y) 2 G lautet das Oberflächenintegral
“
“
F .r/ dS
F .r/ dS
A
A “
“
D F .r.u; v// n0 jr u r v j du dv
D F .x; y; f .x; y//
G
G “
q
1 C fx2 .x; y/ C fy2 .x; y/ dx dy: D F .r/ n0 dS:
7 Kurven und Flächen, Vektoranalysis 137
Sind cos ˛; cos ˇ und cos die Richtungscosi- Feldlinie heißt eine Raumkurve k, r D r.t/, in
nusse von n0 , dann ist einem Vektorfeld F , wenn F .r/ dr=dt D 0,
“ d. h., wenn ihre Tangentialvektoren dr=dt mit
den Vektoren F .r/ in den Kurvenpunkten r.t/
F .r/ dS
kollinear sind.
“ Fluss eines Vektorfelds F durch eine Fläche
D .P .r/ cos ˛ CQ.r/ cos bCR.r/ cos / dS A. Er ist definiert durch das orientierte Oberflä-
A chenintegral
“ “
D P .r/ dy dz CQ.r/ dz dx CR.r/ dx dy: F .r/ dS :
A A
von f sind Kugeloberflächen mit dem Ur- und des Richtungsvektors n bilden ein Rechtssys-
sprung O als Mittelpunkt. Es ist @f
@x .r/ D tem. Gebildet wird der Grenzwert des Quotienten
3 @f 3 @f
x=r ; @y .r/ D y=r ; @z .r/ D z=r 3 : aus der Zirkulation des Vektorfelds F längs k und
Damit ergibt sich gradf .r/ D .1=r 3 /r und dem Flächeninhalt S, wobei die Kurve k auf den
jgradf .r/j D 1=r 2. J Punkt r zusammenschrumpft. Dieser Grenzwert
liefert die Projektion des Vektors rotF .r/ auf die
Richtung n.
Divergenz. Zur koordinatenunabhängigen Defi-
nition der Divergenz eines Vektorfelds F in ei- H
F .r/ dr
nem Raumpunkt r wird ein Gebiet G mit dem rotF .r/ n D lim :
S !0 S
Punkt r betrachtet, dessen Rand aus einer ge-
schlossenen, einfachen, stückweise glatten Flä- In kartesischen Koordinaten lautet die Rotation
che Rd(G) besteht. Die Divergenz des Vektor- des Vektorfelds
felds F im Raumpunkt r ist definiert durch
– F .r/ D Fx .r/e 1 C Fy .r/e 2 C Fz .r/e 3 ;
F .r/ dS
lim D divF .r/;
V !0 V
rotF .r/
–
wobei F .r/ dS den Fluss des Vektorfelds F @Fz @Fy @Fx @Fz
D e1 C e2
durch die Fläche Rd(G) darstellt und V das Volu- @y @z @z @x
men des von der Fläche Rd(G) eingeschlossenen
@Fy @Fx
Gebiets G ist. Beim Grenzübergang schrumpft C e3
@x @y
die geschlossene Fläche F auf den Punkt r zu- ˇ ˇ
ˇe 1 @ Fx ˇ
sammen. In kartesischen Koordinaten lautet die ˇ @x ˇ
ˇ ˇ
Divergenz des Vektorfelds D ˇe 2 @y @
Fy ˇ :
ˇ ˇ
ˇe 3 @ Fz ˇ
@z
F .r/ D Fx .r/e 1 C Fy .r/e 2 C Fz .r/e 3 ;
@Fx @Fy @Fz
divF .r/ D .r/ C .r/ C .r/:
@x @y @z 7.4.2 Der r -(Nabla-)Operator
Rotation. Die Rotation rotF eines Vektorfelds Als r-Operator ist der symbolische Vektor
F ist ein Vektorfeld. Zur koordinatenunabhängi-
gen Definition von rotF .r/ in einem Raumpunkt @ @ @ @ @ @
r D e1 C e2 C e3 D ; ;
r wird durch einen normierten Vektor n eine be- @x @y @z @x @y @z
liebige Richtung im Raum vorgegeben. In einer
zu n senkrechten Ebene (Abb. 7.20) mit dem definiert. Mit ihm lassen sich Gradient, Diver-
Punkt r ist dieser von einer einfachen, stückweise genz und Rotation auch gradf D rf , divF D
glatten Kurve k umschlossen, deren Innenfläche r F , rotF D r F schreiben.
den Inhalt S hat. Die Orientierungen der Kurve k In Verbindung mit dem r-Operator werden
noch weitere Differentialoperatoren eingeführt:
Abb. 7.20 Orientierung zur
Rotation eines Vektorfelds Ableitung nach einer Richtung l D cos ˛e 1 C
cos ˇe 2 Ccos e 3 mit cos2 ˛ Ccos2 ˇ Ccos2 D
1:
@ @ @ @
D l r D cos ˛ C cos ˇ C cos
@l @x @y @z
7 Kurven und Flächen, Vektoranalysis 139
@f
D .l r/f
@l
@ @ @
D cos ˛ C cos ˇ C cos f
@x @y @z
@f @f @f
D cos ˛ C cos ˇ C cos
@x @y @z
Abb. 7.21 Beispiel zum Satz von Stokes
D l rf D l gradf:
die Kurve k, die aus dem Rand eines Drei-
Ableitung nach einem Vektorfeld v D vx e 1 C
ecks mit den Eckpunkten A D (a, 0, 0), B D (0,
vy e 2 C vz e 3 .
a, 0) und C D (0, 0, a) besteht. Es soll die
d @ @ @ Zirkulation längs k mit Hilfe des Satzes von
D v r D vx C vy C vz : Stokes berechnet werden. – Die Rotation des
dv @x @y @z
Vektorfelds F in r ist rotF .r/ D .2; 2; 2/;
So ist die Ableitung des Vektorfelds F D Fx e 1 C s. Abschn. 7.4.1. Die Dreiecksfläche ist be- 7
Fy e 2 C Fz e 3 nach dem Vektorfeld v stimmt durch r D r.x; y/ D .x; y; a
x y/ für 0 5 x 5 a und 0 5 y 5 a x. Ihr
dF Normalenvektor n0 muss entsprechend der
D .v r/F Kurvenorientierung so orientiert sein, dass er
dv
D .v rFx /e 1 C .v rFy /e 2 C .v rFz /e 3 vom Ursprung O aus zur Fläche weist, d. h.,
dass seine Projektion auf die z-Achse po-
D .v gradFx /e 1 C .v gradFy /e 2 sitiv ist. Wegen @r=@x D .1; 0; 1/ und
C .v gradFz /e 3 : @r=@y D .0; 1; 1/ gilt für das orientierte
Flächenelement dS D @x @r
@y dx dy D
@r
@2
Laplace-Operator D r r D r 2 D @x 2
C .1; 1; 1/ dx dy. Nach dem Satz von Stokes ist
@2 @2
@y 2
C @z 2
: dann
I “
F .r/ dr D rotF .r/ dS
7.4.3 Integralsätze “ Za Zax
D 6 dx dy D 6 dx dy
Satz von Stokes. Ist F D F .r/ ein Vektorfeld
0 0
mit stetigen partiellen Ableitungen 1. Ordnung
Za
und ist A eine stückweise glatte Fläche mit stück-
D6 .a x/ dx D 3a2 : J
weise glattem Rand, wobei die Orientierung der
Randkurve Rd.A/ und der Fläche ein Rechtssys- 0
Geometrische Deutung. Durch y 0 D f .x; y/ Eine Dgl. y 0 D f .x; y/ heißt homogen, wenn
wird jedem Punkt (x, y) von f eine Steigung m D f (x, y) eine homogene Funktion 0-ten Grads ist,
y 0 D f .x; y/ zugeordnet, die durch eine kurze d. h., wenn f (tx, ty) D f (x, y) ist. f (x, y) lässt sich
Strecke, das Richtungselement, gekennzeichnet dann in der Form g(y=x) darstellen. Zur Lösung
wird. Ihre Gesamtheit heißt Richtungsfeld. von Gl. (8.6) wird die neue Funktion z(x) gemäß
z(x) D y(x)=x eingeführt. Mit y 0 D z C xz 0 er-
Integralkurven. Sie bilden Lösungen der Dgl., gibt sich dann eine Dgl. mit getrennten Variablen,
0
wenn sie auf das Richtungsfeld passen. Sind in z D Œg.z/ z=x; wie Dgl. (8.5).
einem gewissen Gebiet G die Voraussetzungen
nach Abschn. 8.1.1 erfüllt, dann verläuft durch Beispiel
jeden Punkt dieses Gebiets genau eine Integral-
kurve. y 0 D .y x/=x D .y=x/ 1 D g.y=x/: –
Die Substitution y D xz mit y 0 D xz 0 C z führt
auf xz 0 C z D z 1 oder z 0 D 1=x, deren
Isoklinenschar. Wird y 0 durch einen Konstante Integration die Lösung z D y=x D ln jxj C
C ersetzt, so stellt C D f (x, y) eine einparame- C oder y D x. ln jxj C C / ergibt. J
trische Kurvenschar dar, in deren Punkten die
Richtungselemente gleichgerichtet sind .y 0 D
C /: Lineare Differentialgleichung
Integrierender Faktor. Ist @P=@y ¤ @ Q=@x, Integration durch Differentiation. In der spe-
so gibt es unter gewissen, sehr allgemei- ziellen impliziten Form y D f .x; y 0 / wird y 0 D
nen Voraussetzungen eine Funktion .x; y/, p gesetzt und die Dgl. nach x differenziert. Es
den integrierenden Faktor, sodass die Dgl. ist dann y D f (x, p) und p D @f .x; p/=@x C
.x; y/P .x; y/ dx C.x; y/Q.x; y/ dy D 0 ex- Œ@f .x; p/=@pp 0 : Die letzte Gleichung lässt sich
akt ist. Einfache Sonderfälle sind: als explizite Dgl. für die Funktion p(x) darstellen.
@Q Hat sie die allgemeine Lösung p D g(x, C), dann
@P
@y
@x ist y D f (x, g(x, C)) eine allgemeine Lösung von
Ist D p.x/; so ist
Q y D f .x; y 0 /:
Z
.x/ D exp p.x/ dx I
Beispiel
@Q
@x @P
@y Clairautsche Dgl. y D xy 0 C h.y 0 /: –
ist D q.y/; so ist
P y 0 D p gesetzt und Differentiation liefern
Z
y D xp C h(p) und p D p C xp 0 C h0 .p/p 0 :
.y/ D exp q.y/ dy :
Für die funktion p gilt p 0 Œx C h0 .p/ D 0:
Aus p 0 D 0 folgt p(x) D C. Somit ist die
allgemeine Lösung y D Cx C h(C). Sie stellt
Beispiel
geometrisch eine einparametrische Geraden-
Die lineare Dgl. y 0 2xy D x (s. Bei- schar dar. J
spiel unter lineare Dgl.) lässt sich auch
schreiben .2xy x/ dx C dy D 0 mit Singuläre Lösungen. Explizite Dgl. y 0 D
P(x, y) D 2xy x und Q(x, y) D 1. – Wegen f .x; y/: Singulär heißt eine Integralkurve v D
@P=@y D 2x und @Q=@x D 0 ist sie nicht ex- g.x/ der Dgl. y 0 D f .x; y/; wenn durch jeden
akt. DaR .Py Qx /=Q D 2x; ist .x/ D ihrer Punkte (x, g(x)) noch eine andere Integral-
exp. 2x dx/ D exp.x 2 / ein integrie- kurve der Dgl. verläuft. In keinem Punkt einer
render Faktor und die Dgl. .2xy x/ singulären Lösung sind also die Bedingungen
exp.x 2 / dx C exp.x 2 / dy D 0 exakt. J für die Eindeutigkeit erfüllt. Singuläre Lösungen
müssen daher aus solchen Punkten der Ebene
Implizite Differentialgleichung bestehen, in denen die Voraussetzungen des Exis-
tenz- und Eindeutigkeitssatzes nicht erfüllt sind.
F .x; y; y 0 / D 0 (8.11)
Beispiel
p
Besitzt sie in einem ebenen Gebiet m verschie- y 0 D 3 yp 2 D f .x; y/: – Die Funktion
dene reelle Wurzeln y 0 D fi .x; y/; i D f .x; y/ D 3 y 2 ist für alle Punkte (x, y) der
1; 2; : : : ; m; so stellt jede eine explizite Dgl. der Ebene erklärt und dort stetig. Ihre partielle
bereits behandelten Art dar; ihre Lösung besteht Ableitung fy .x; y/ dagegen existiert nur für
i. Allg. aus m verschiedenen einparametrischen alle Punkte (x, y), für die y ¤ 0, und ist dort
Kurvenscharen. unbeschränkt. Eine allgemeine Lösung ist die
8 Differentialgleichungen 145
R
2 f .z/ dz C C1 / D g.z/ C C1 ; aus der dann Wronski-Determinante. Sie ist für k Funktio-
z D y (n2/ als Funktion von x mit zwei beliebi- nen f1 ; f2 ; : : : ; fk definiert durch
gen Konstanten C1 und C2 bestimmt wird.
W .x/ D W .f1 ; f2 ; : : : ; fk /.x/
ˇ ˇ
ˇ f1 .x/ f2 .x/ : : : fk .x/ ˇˇ
8.1.4 Lineare Differentialgleichungen ˇ
ˇ ˇ
ˇ f 0 .x/ f20 .x/ : : : fk0 .x/ ˇ
Dˇ 1 ˇ
Grundbegriffe ˇ. .. . .. . .. . .. . .. . . .. . .. . .. . .. . .. .ˇ
ˇ .k1/ ˇ
ˇf .x/ f2
.k1/
.x/ : : : fk
.k1/
.x/ˇ
1
Linearer Differentialausdruck. Er hat für die (8.17)
Ordnung n die Form Sind die auf (a, b) definierten Funktionen
f1 ; f2 ; : : : ; fk linear abhängig und besitzen sie
LŒy D y .n/ C pn1 .x/y .n1/ C pn2 .x/y (n2/
dort stetige Ableitungen bis zur Ordnung (k 1),
C : : : C p1 .x/y 0 C p0 .x/y: dann ist W(x) D 0 für alle x 2 (a, b).
L heißt dabei linearer Differentialoperator und hat
die Eigenschaften der Additivität und Homogeni- Homogene lineare Differentialgleichung
tät. Sie wird im folgenden kurz mit L[y] D 0 be-
zeichnet. Sind y1 .x/; y2 .x/; : : : ; yk .x/ Lösun-
LŒy1 C y2 D LŒy1 C LŒy2 I gen von L[y] D 0, dann ist es auch ihre Li-
LŒ˛y D ˛LŒy; ˛ 2 R: (8.15) nearkombination C1 y1 .x/ C C2 y2 .x/ C : : : C
Ck yk .x/: Zu jeder homogenen linearen Dgl.
Eine lineare Differentialgleichung hat die Form
n-ter Ordnung gibt es ein Fundamentalsystem
LŒy D y C pn1 .x/y
.n/ .n1/ von n linear unabhängigen Lösungen. Bilden
y1 .x/; y2 .x/; : : : ; yn .x/ ein Fundamentalsystem,
C pn2 .x/y (n2/ C : : : C p0 .x/y dann ist W .y1 ; y2 ; : : : ; yn /.x/ ¤ 0; und die all-
D f .x/: gemeine Lösung der Dgl. L[y] D 0 lautet y.x/ D
(8.16) C1 y1 .x/CC2 y2 .x/C: : :CCn yn .x/ mit den will-
Ist die Störungsfunktion f (x) 0, so heißt sie ho- kürlichen Konstanten C1 ; C2 ; : : : ; Cn :
mogen, sonst inhomogen. Sind die Funktionen
p0 ; p1 ; : : : ; pn1 und f auf (a, b) R stetig, dann
Beispiel
gibt es zu jedem x0 2 .a; b/ und für n beliebige
Zahlen a1 ; a2 ; : : : ; an genau eine Lösung y D y(x) y 00 x1
x
y 0 C x1 1
y D 0 für x 2 (1, 1). –
der Dgl., die die Anfangsbedingung erfüllt: y1 .x/ D x und y2 .x/ D exp x sind für x 2 (1,
1) partikuläre Lösungen ˇ mit derˇ Wronski-
y.x0 / D a1 ; y 0 .x0 / D a2 ; y 00 .x0 / D a3 ; : : : ; ˇx exp x ˇ
ˇ ˇ
.n1/
.x0 / D an : Determinante W .x/ D ˇ ˇ D .x
y ˇ 1 exp x ˇ
Lineare Abhängigkeit. Die auf einem In- 1/ exp x ¤ 0: Sie bilden somit ein Fundamen-
tervall (a, b) R definierten Funktionen talsystem, und die allgemeine Lösung lautet
f .x/; f .x/; : : : ; f .x/ heißen linear abhän- y.x/ D C1 x C C2 exp x. J
1 2 k
gig, wenn es k Zahlen ˛1 ; ˛2 ; : : : ˛k mit
˛12 C ˛22 C ˛32 C : : : C ak2 > 0 gibt, sodass Inhomogene lineare Differentialgleichung
˛1 f1 .x/C˛2 f2 .x/C˛3 f3 .x/C: : :C˛k fk .x/ D 0 Bilden die Funktionen y1 .x/; y2 .x/; : : : ; yn .x/
für alle x 2 (a, b). Anderenfalls heißen sie line- ein Fundamentalsystem von L[y] D 0 und ist
ar unabhängig. So sind die drei auf R definierten yP .x/ eine partikuläre Lösung der inhomogenen
Funktionen f1 .x/ D 1; f2 .x/ D cos 2x; f3 .x/ D linearen Dgl. L[y] D f (x), dann ist ihre allgemei-
sin2 x wegen cos 2x C 2 sin2 x C .1/ D 0 mit ne Lösung y.x/ D C1 y1 .x/ C C2 y2 .x/ C : : : C
x 2 R linear abhängig. Cn yn .x/ C yP .x/ mit beliebigen C1 ; C2 ; : : : ; Cn :
8 Differentialgleichungen 147
Variation der Konstanten. Durch sie Mit ihr ergibt sich die allgemeine Lösung
kann mit Hilfe der Fundamentallösungen
y1 .x/; y2 .x/; : : : ; yn .x/ von L[y] D 0 eine par- y.x/ D yH .x/ C yP .x/
tikuläre Lösung von L[y] D f (x) gewonnen D C1 exp x C C2 exp.x/
werden. Hierzu werden in der allgemeinen Lö-
C .2x 1/ exp x; C1 ; C2 2 R: J
sung der homogenen Dgl. L[y] D 0, yH .x/ D
C1 y1 .x/CC2 y2 .x/C: : :CCn yn .x/, die Konstan-
ten durch Funktionen C1 .x/; C2 .x/; : : : ; Cn .x/ Superpositionsprinzip. Sind yP1 .x/ und yP2 .x/
ersetzt, die so bestimmt werden, dass yP .x/ D partikuläre Lösungen der inhomogenen Dgln.
C1 .x/y1 .x/ C C2 .x/y2 .x/ C : : : C Cn .x/yn .x/ LŒy D f1 .x/ und LŒy D f2 .x/, dann ist
eine partikuläre Lösung der inhomogenen Dgl. yP1 .x/ C yP2 .x/ eine partikuläre Lösung der in-
L[y] D f (x) ist. Dies ist dann der Fall, wenn die homogenen Dgl. LŒy D f1 .x/ C f2 .x/.
Funktionen C1 .x/; C2 .x/; : : : ; Cn .x/ das Glei-
chungssystem
8.1.5 Lineare Differentialgleichungen
C10 .x/y1 .x/ C C20 .x/y2 .x/ : : : C Cn0 .x/yn .x/ D 0; mit konstanten Koeffizienten
C10 .x/y10 .x/ C C20 .x/y20 .x/ : : : C Cn0 .x/yn0 .x/ D 0;
....................................................
C10 .x/y1 .x/ C C20 .x/y2 : : : C Cn0 .x/yn
.n1/ .n1/ .n1/
.x/
Bei ihnen treten an die Stelle der Funktionen
D f .x/
p0 .x/; p1 .x/; : : : ; pn1 .x/ aus Gl. (8.16) die
erfüllen. Da die Determinante dieses Gleichungs- Konstanten a0 ; a1 ; a2 ; : : : ; an1 2 R; sodass
systems die von Null verschiedene Wronski- 8
Determinante der Fundamentallösungen ist, las- LŒy D y .n/ C an1 y .n1/ C an-2 y (n2/ C : : :
0 0
sen sich hieraus C1 .x/; C2 .x/; : : : ; Cn0 .x/ und C a1 y 0 C a0 y D f .x/:
damit C1 .x/; C2 .x/; : : : ; Cn .x/ durch Quadratu- (8.18)
ren bestimmen.
Homogene Differentialgleichung
Beispiel
können aufgrund der Euler-Formel exp.i'/ D Die allgemeine Lösung lautet in komplexer
cos ' C i sin ' durch exp.˛x/ cos.ˇx/ und bzw. reeller Darstellung
exp.˛x/ sin.ˇx/ ersetzt werden, sodass das Fun- p
damentalsystem nur reellwertige Funktionen ent- y.x/ D exp.ax/ C1 exp.i Dx/
hält. p
C C2 exp.i Dx/ ;
p
y.x/ D exp.ax/ C1 cos Dx
Beispiel p
C C2 sin Dx : J
LŒy D y 00 C 2ay 0 C by D 0: Charakteris-
tische Gleichung 2 C 2a C b D 0 mit der Inhomogene Differentialgleichung
Diskriminanten D D a2 b: Sie lautet L[y] D f (x). Ist ein Fundamentalsystem
der homogenen Dgl. L[y] D 0 bekannt, so kann
D > 0: Es existieren zwei
p verschiedene reelle durch Variation der Konstanten stets eine parti-
Wurzeln
p 1 D a C D oder 2 D a kuläre Lösung von L[y] D f (x) bestimmt werden
D: Das Fundamentalsystem besteht aus (s. Abschn. 8.1.4).
8.1.6 Systeme von linearen Allgemeine Lösung. Sie lautet mit Gl.(8.24)
Differentialgleichungen mit
konstanten Koeffizienten y.x/ D C1 y 1 .x/ C C2 y 2 .x/ C C3 y 3 .x/ C : : :
C Cn y n .x/:
Solche Systeme lassen sich auf ein Normalsys-
tem von linearen Dgln. 1. Ordnung mit konstan- Für jede Anfangsbedingung y.x0 / D b mit
ten Koeffizienten zurückführen. x0 2 R und b 2 Rn können dann die Konstan-
y10 D a11 y1 C a12 y2 C a13 y3 C : : : C a1n yn C f1 .x/
ten C1 ; C2 ; : : : ; Cn aus der allgemeinen Lösung
eindeutig bestimmt werden. Zur Ermittlung ei-
y20 D a21 y1 C a22 y2 C a23 y3 C : : : C a2n yn C f2 .x/
nes Fundamentalsystems wird y.x/ D c exp.x/
::: 0 1
0 c1
yn D an1 y1 C an2 y2 C an3 y3 C : : : C ann yn C fn .x/
B C
aik 2 R .i; k D 1; 2; 3; : : : ; n/ Bc2 C
0
mit c D B C
B :: C angesetzt, wobei c1 ; c2 ; : : : ; cn
oder y D Ay C f .x/: @:A
(8.22)
cn
Die Dgl. für die Vektorfunktion y heißt homogen,
und unbestimmte Konstanten sind. Einsetzen in
wenn f .x/ 0, sonst inhomogen.
Gl.(8.23) führt auf die Vektorgleichung Ac D c
oder .A E /c D 0 mit E als Einheitsmatrix.
Homogene Differentialgleichung
Sie stellt ein lineares homogenes Gleichungs-
Sie lautet
system mit n Gleichungen und n Unbekannten
y 0 D Ay: (8.23)
c1 ; c2 ; : : : ; cn dar und hat nur dann vom Nullvek-
tor verschiedene Lösungsvektoren c, wenn die
Fundamentalsystem. Bilden die Vektorfunktio-
Determinante der Matrix A E Null ist (s.
nen
Gl.(8.25)).
0 1 0 1
y11 .x/ y12 .x/
B C B C Charakteristische Gleichung. Für die Dgl.
By21 .x/C By22 .x/C
B C
y 1 .x/ D B : C ; y 2 .x/ D B : C ; B C y 0 D Ay bzw. die Matrix A lautet sie
@ : A: @ : A :
yn1 .x/ yn2 .x/ Det.A E / D jA E j
ˇ ˇ
0 1 ˇa11 a12 a13 a14 : : : a1n ˇˇ
y1n .x/ ˇ
B C ˇ ˇ
By2n .x/C ˇ a21 a22 a23 a24 : : : a2n ˇ
Dˇ ˇ ˇ
: : : ; y n .x/ D B B :: C
C
ˇ ....................... ˇ
ˇ
@ : A ˇ ˇ
ˇ an1 an2 an3 an4 : : : ann ˇ
ynn .x/
(8.24) D 0:
ein System von n Lösungen der Dgl. (8.23) und (8.25)
ist für alle x 2 R die Determinante Sie ist eine algebraische Gleichung n-ten Grads
in . Bilden 1 ; 2 ; 3 ; : : : ; n ein vollständiges
W .x/ D D.y 1 .x/; y 2 .x/; : : : ; y n .x// System von Wurzeln dieser Gleichung, so sind
ˇ ˇ
ˇy11 .x/ y12 .x/ y13 .x/ : : : y1n .x/ ˇ zwei Fälle zu unterscheiden:
ˇ ˇ
ˇ ˇ
ˇy21 .x/ y22 .x/ y23 .x/ : : : y2n .x/ˇ
D ˇˇ ˇ ¤ 0; Verschiedene Wurzeln. 1 ; 2 ; : : : ; n unter-
ˇ
ˇ .................... ˇ scheiden sich voneinander. Für jedes i .i D
ˇ ˇ
ˇyn1 .x/ yn2 .x/ yn3 .x/ : : : ynn .x/ˇ 1; 2; 3; : : : ; n/ liefert die Gleichung .A
i E /c D 0 einen Lösungsvektor c i . Die Lö-
dann heißt dieses System ein Fundamentalsystem sungsvektoren c 1 ; c 2 ; : : : ; c n sind voneinander
von Lösungen. linear unabhängig, und die Vektorfunktionen
8 Differentialgleichungen 151
y 1 .x/ D c 1 exp.1 x/; y 2 .x/ D c 2 exp.2 x/; y 2 .x/ kann auch direkt aus y 1 .x/ durch Erset-
: : :, y n .x/ D c n exp.n x/ bilden ein Fundamen- zen von i durch i gewonnen werden. Aus den
talsystem, sodass die allgemeine Lösung beiden Lösungen lassen sich die beiden reellen
Darstellungen herleiten.
y.x/ D C1 c 1 exp.1 x/ C C2 c 2 exp.2 x/ C : : :
C Cn c n exp.n x/ yQ 1 .x/ D Re.y 1 .x//
! !
1 0
lautet. D cos x sin x
1 1
Tritt in dem vollständigen System der Wurzeln !
eine komplexe Wurzel auf, z. B. 1 D ˛ C iˇ, cos x
D ;
dann ist in dem System auch die konjugiert kom- cos x sin x
plexe Wurzel, z. B. 2 D 1 D ˛ iˇ, enthalten.
yQ 2 .x/ D Im.y 1 .x//
Mit y 1 D c 1 exp.1 x/ ist dann auch die konju- ! !
giert komplexe Vektorfunktion y 1 .x/ D y 2 .x/ 1 0
D sin x C cos x
eine Lösung bezüglich der Wurzel ˛ iˇ. Die- 1 1
se beiden komplexen Lösungen können durch die !
beiden reellen Lösungsvektoren sin x
D :
sin x C cos x
y 1 .x/ C y 2 .x/
Re.y 1 .x// D und Für die Determinante aus beiden Lösungen
2
y 1 .x/ y 2 .x/ gilt 8
Im.y 1 .x// D
2i
Det.yQ1 .x/; yQ2 .x//
ˇ ˇ
ersetzt werden, die dem Real- und Imaginärteil ˇ ˇ
ˇ cos x sin x ˇ
von y 1 .x/ entsprechen. Dˇ ˇ D 1:
ˇ cos x sin x sin x C cos x ˇ
Beispiel Die allgemeine Lösung der Dgl. lautet
y10
D y1 C y2, y20 D 2y1 y2 oder y D 0 !
cos x
Ay mit A D 21 11 . – Die charakteristische
ˇ ˇ y.x/ D C1
Gleichung lautet jA E j D ˇ 1 1 ˇ
2 1 D
cos x sin x
2 C 1 und hat die Wurzeln 1, 2 D ˙i. Die !
sin x
Vektoren c ergeben sich aus .A iE /c D 0 C C2 : J
bzw. .A C iE /c D 0 oder ausführlicher sin x C cos x
.1 i/c1 C c2 D 0;
bzw. Mehrfache Wurzeln. Die Wurzel i tritt r-mal
2c1 C .1 i/c2 D 0; auf. Die Lösungen, die der r-fachen Wurzel i im
.1 C i/c1 C c2 D 0; Fundamentalsystem entsprechen, folgen aus dem
Ansatz
2c1 C .1 C i/c2 D 0:
y.x/ D .c 0 C c 1 x C c 2 x 2 C : : : C c r-1 x r1 /
Bei beiden Gleichungssystemen folgt jeweils
exp.i x/;
eine Gleichung aus der anderen, sodass ei-
ne der Größen c1 und c2 beliebig wählbar wobei c 0 ; c 1 ; : : : ; c r-1 unbestimmte Vektoren
ist. c1 D 1 ergeben
1 Mit 1
sich dann c 1 D sind. Wird die Funktion y.x/ in Dgl. (8.23) ein-
und c 2 D und damit y 1 .x/ D gesetzt, so ergibt sich ein algebraisches System
1Ci
1
1i 1
1Ci exp.ix/ und y 2 .x/ D 1i exp.ix/. von linearen Gleichungen für die Vektorkoordi-
Die Lösungsvektoren y 1 .x/ und y 2 .x/ naten, von denen r entsprechend der Vielfachheit
bilden ein Fundamentalsystem. Die Lösung der Wurzel i beliebig wählbar sind.
152 U. Jarecki
Beispiel oder
0 1 0 1
y10 D y2 , y20 D y3 , y30 D y2 C 2y3 a 1 C b1 b1
0 1
0 1 0 B C B C
@ 2
a C b 2A exp x C @b2 A x exp x
B C
oder y 0 D @0 0 1A y: – Die charak- a 3 C b3 b3
0 1 2 0 1
a2
teristische
ˇ Gleichung ˇ jA E j D
lautet
D@
B C
A exp x
ˇ 1 0 ˇ a3
ˇ ˇ
ˇ ˇ a2 C 2a3
ˇ 0 1 ˇ D .1/2 D 0
ˇ ˇ 0 1
ˇ 0 1 2 ˇ b2
B C
und hat das vollständige System der Wurzeln C@ b3 A x exp x:
1 D 0; 2, 3 D 1 mit 1 als Doppelwurzel. b2 C 2b3
Der einfachen Wurzel 0 entspricht der Lö-
0 1
c1 Koeffizientenvergleich führt auf das algebrai-
B C
sungsansatz y 1 .x/ D c D @c2 A mit der Glei- sche lineare Gleichungssystem mit sechs Glei-
c3 chungen und sechs Unbestimmten.
0 10 1 0 1
0 1 0 c1 0
B CB C B C a 1 C b1 D a 2 ; a 2 C b2 D a 3 ;
chung Ac D @0 0 1A @c2 A D @0A :
a3 C b3 D a2 C 2a3 ;
0 1 2 c3 0
b1 D b2 ; b2 D b3 ; b3 D b2 C 2b3 :
Hieraus folgt c2 D 0; c3 D 0/ und c1 beliebig,
0 1 0 1
c1 1 Aus den letzten drei Gleichungen folgt b1 D
B C B C
sodass c D @ 0 A D c1 @0A mit beliebigem b ; b D b2 mit beliebigem b2 , sodass b D
02 13 0 1
0 0 b2 1
c1 . Für c1 D 1 ergibt sich damit die partikuläre B C B C
0 1 @b2 A D b2 @1A mit beliebigem b2 .
1 b2 1
B C
Lösung y 1 .x/ D @0A : Die übrigen drei Gleichungen lauten damit
0 a1 a2 C b2 D 0; a2 a3 C b2 D 0; a2
Für die Doppelwurzel wird der Ansatz ge- a3 C b2 D 0, woraus sich ergibt a1 D a2 b2 ;
macht a3 D a2 C b2 mit beliebigen a2 ; b2 , sodass
0 1 0 1
y.x/ D .a C bx/ exp x a1 a 2 b2
0 1 B C B C
a 1 C b1 x a D @a 2 A D @ a 2 A
B C
D @a2 C b2 x A exp x: a3 a 2 C b2
0 1 0 1
a 3 C b3 x 1 1
B C B C
D a 2 @1 A C b2 @ 0 A :
Einsetzen in die Dgl. führt auf die Gleichung
1 1
0 1 0 1
b1 a 1 C b1 x
B C B C Damit ergibt sich für y.x/ die Darstellung
@b2 A exp x C @a2 C b2 x A exp x
b3 a 3 C b3 x y.x/ D .a C bx/ exp x
0 10 1 0 1 0 1
0 1 0 a 1 C b1 x 1 1Cx
B CB C B C B C
D @0 0 1A @a2 C b2 x A exp x D a2 @1A exp x C b2 @ x A exp x:
0 1 2 a 3 C b3 x 1 1Cx
8 Differentialgleichungen 153
!
Die Fundamentallösungen zur Doppelwurzel 1
1 lauten damit y 1 .x/ D exp x und
1
0 1 !
1 1
B C y 2 .x/ D exp.x/
y 2 .x/ D @1A exp x; 1
1
0 1 bilden ein Fundamentalsystem von Lösungen
1Cx der homogenen Dgl. Die Funktionen C1 .x/
B C
y 3 .x/ D @ x A exp x: und C2 .x/ bestimmen sich aus der Gleichung
1Cx ! !
1 1
Zusammen mit y 1 .x/ bilden sie ein Funda- C10 .x/ 0
exp x C C2 .x/ exp.x/
1 1
mentalsystem, und die allgemeine Lösung der !
Dgl. ist 2
D oder
0 1 0 1 2 exp x
1 1
B C B C C10 .x/ exp x C C20 .x/ exp.x/ D 2 und
y.x/ D C1 @0A C C2 @1A exp x
C10 .x/ exp x C20 .x/ exp.x/ D 2 exp x:
0 1
0 1
1Cx Hieraus folgen
B C
C C3 @ x A exp x: J 8
C10 .x/ D exp.x/ C 1;
1Cx
C20 .x/ D exp x exp 2x;
Inhomogene Differentialgleichung C1 .x/ D x exp.x/;
Sie lautet C2 .x/ D exp x .1=2/ exp 2x:
y 0 D Ay C f .x/: (8.26)
Ist y H .x/ die allgemeine Lösung der homogenen Damit lautet eine partikuläre Lösung der inho-
Dgl. y 0 D Ay und y P .x/ eine partikuläre Lö- mogenen Dgl.
sung der inhomogenen Dgl. y 0 D Ay C f .x/; !
dann ist y.x/ D y H .x/ C y P .x/ eine all- 1
y P .x/ D Œx exp.x/ exp x
gemeine Lösung der inhomogenen Dgl. Bil- 1
den die Funktionen y 1 .x/; y 2 .x/; : : : ; y n .x/ ein !
1 1
Fundamentalsystem von Lösungen der homoge- C Œexp x exp 2x exp.x/
nen Dgl., so lautet y P .x/ D C1 .x/y 1 .x/ C
2 1
!
C2 .x/y 2 .x/C: : :CCn y n .x/; wobei die Funktio- x exp x 12 exp x
nen C1 .x/; C2 .x/; : : : ; Cn .x/ gemäß der Variati- D : J
x exp x C 12 exp x 2
on der Konstanten durch die Gleichung
bestimmt sind. Sie besteht darin, Lösungen y(x) für eine Dgl. der
Ordnung n zu bestimmen, die mit ihren Ableiten
Beispiel y (i /
.x/; 1 5 i 5 n 1, in zwei Randstellen x D a
und x D b oder auch mehr, n voneinander un-
y10 D y!2 C 2, y20 D y! 0
1 C 2 exp x oder y D abhängige Randbedingungen erfüllen. Sie kann
0 1 2 keine oder genau eine Lösung oder mehrere (so-
yC .–
1 0 2 exp x gar unendlich viele) Lösungen haben.
154 U. Jarecki
Parabolischer Typus D 0. Die beiden Cha- Charakteristiken. Es sind in diesem Fall die
rakteristiken stimmen überein. Durch die Trans- Geraden
formation mit p
B C B 2 AC
D '.x; y/ D .x; y/ und D .x; y/; yD x C C1 und
pA
B B 2 C AC
und ˇ ˇ yD x C C2 :
ˇ ˇ A
@.'; / ˇ'x x ˇ
Dˇ ˇ ¤ 0;
@.x; y/ ˇ'y y ˇ Durch entsprechende Transformation der Koordi-
wobei eine beliebige Funktion ist, wird die Dgl. naten kann die Dgl. in die Normalform überge-
(8.27) in die Normalform übergeführt, führt werden. Dabei sind die Koeffizienten a, b
und c Konstanten. Wird gemäß der Gleichung
@2 u @u
C a.
; /
@2 @
u.
; / D v.
; / exp.˛
C ˇ/
@u
C b.
; / C c.
; /u D g.
; /: die neue Funktion v eingeführt, so können nach
@
Einsetzen von u in die Dgl. die Größen ˛ und
Hyperbolischer Typus < 0. Die Charak- ˇ so bestimmt werden, dass zwei Koeffizienten
teristiken sind reell und verschieden. Durch die (z. B. die der partielle Ableitungen 1. Ordnung)
Transformation für v verschwinden. Damit ergeben sich für eine
D '.x; y/ und D .x; y/ bzw. lineare partielle Dgl. 2. Ordnung mit konstanten
Koeffizienten in den ursprünglichen Bezeichnun-
D '.x; y/ C .x; y/ und
gen die Normalformen
D '.x; y/ .x; y/
elliptischer Typus
wird die partielle Dgl. (8.27) in die Normalform
übergeführt. @2 u @2 u
2
C 2 C au D f .x; y/I
@x @y
@2 u @u
C a.
; / hyperbolischer Typus
@
@ @
@u @2 u
C b.
; / C c.
; /u D g.
; / bzw. C au D f .x; y/;
@ @x I @y
@2 u @2 u @u @2 u @2 u
2 C a.
; / C au D f .x; y/I
@
2 @ @
@x 2 @y 2
@u parabolischer Typus
C b.
; / C c.
; /u D g.
; /:
@ @2 u @u
2
Ca D f .x; y/:
@x @y
Gleichung 2. Ordnung mit konstanten
Koeffizienten
Normalform. Sie lautet für die lineare Dgl. 8.2.2 Trennung der Veränderlichen
(8.27) mit konstanten Koeffizienten
@2 u @2 u @2 u Eine homogene lineare partielle Dgl. für ei-
A 2
C 2B CC 2 ne Funktion u.x1 ; x2 ; : : : ; xn / kann oft nach
@x @x @y @y
dem Fourierschen Verfahren der Trennung
@u @u
CD CE C F u D f .x; y/; der Veränderlichen mit dem Produktansatz
@y @y
u.x1 ; x2 ; : : : ; xn / D U1 .x1 /U2 .x2 / : : : Un .xn /
wobei A, B, C, D, E, F Konstanten sind. auf gewöhnliche Dgln. zurückgeführt werden.
8 Differentialgleichungen 157
Durch Einsetzen der Funktion u in die Dgl. und x D l). Anfangsbedingung: u(x, 0) D f (x) und
@t .x; 0/ D g.x/ (Auslenkung und Geschwin-
@u
Division durch u wird die Dgl. auf die Form
digkeit für t D 0). Produktansatz zur Lösung
F1 .x1 ; U1 ; U10 ; U100 / der Dgl.: u(x, t) D X(x)T(t).
C F .x2 ; x3 ; : : : ; xn ; U2 ; U20 ; U200 ; U3 ; U30 ; U300 ; : : :/ Einsetzen in die Dgl. (8.29) führt auf
D0
T 00 .t/X.x/ D a2 X 00 .x/T .t/ oder
gebracht, wobei genau eine der Variablen T 00 =.a2 T / D X 00 =X D
x1 ; x2 ; : : : ; xn ; z. B. x1 , nur unter F1 und nicht
unter F vorkommt. Damit gilt
mit als Separationskonstante. Hieraus erge-
ben sich T 00 C a2 T D 0 und X 00 C X D 0.
F1 .x1 ; U1 ; U10 ; U100 /
Berücksichtigung der Randbedingungen:
D F .x2 ; x3 ; : : : ; xn ; U2 ; U20 ; U200 ; : : :/ D 1 u(0, t) D u(l, t) D 0 oder X(0)T(t) D 0 und
D const: X(l)T(t) D 0 ergibt wegen T .t/ 6 0 die
Randbedingung X(0) D X(l) D 0, sodass für
Dann ist F1 .x1 ; U1 ; U10 ; U100 / D 1 eine gewöhn- die Funktion X die Eigenwertaufgabe (s.
liche Dgl. für die Funktion U1 . Für die 2. Glei- Abschn. 8.1.7) vorliegt; X 00 C X D 0 mit
chung X(0) D X(l) D 0. Diese besitzt nur für die posi-
tiven Eigenwerte n D .n = l/2 nichttriviale
F .x2 ; x3 ; : : : ; xn ; U2 ; U20 ; U200 ; : : :/ D 1 Eigenfunktionen; Xn .x/ D sin n x .n D 8
l
1; 2; 3; : : : ; n/:
wird eine entsprechende Zerlegung gesucht, usw. Für jeden dieser Eigenwerte ergibt sich
Auf diese Weise wird eine Lösung mit n 1 be- dann eine Dgl. für die Funktion T dann eine
liebigen Separationskonstanten 1 ; 2 ; : : : ; n1 Dgl. T 00 C .n a= l/2 T D 0 für die Funkti-
gewonnen. on T mit der allgemeinen Lösung Tn .t/ D
An cos n a l
t C Bn sin n a
l
t:
Die unendlichen vielen Funktionen
8.2.3 Anfangs- und Randbedingungen
un .x; t/
Zur vollständigen Beschreibung eines physika- n a n a n
lischen Vorgangs sind neben der Dgl. noch der D An cos t C Bn sin t sin x;
l l l
Anfangszustand und der Zustand am Rand des
n D 1; 2; 3; : : : ; n
räumlichen Gebiets, in dem der Vorgang statt-
findet, zu berücksichtigen. Dies geschieht durch
Vorgabe von Anfangs- und Randbedingungen. sind dann Lösungen der Dgl. (8.29) und er-
füllen die Randbedingungen. Aufgrund der
Linearität und Homogenität der partiellen Dgl.
Beispiel 1
sowie der Randbedingungen gilt dies auch
Freie Schwingung einer begrenzten und beid- unter gewissen Voraussetzungen für die un-
seitig eingespannten Saite. – Für die Auslen- endliche Funktionenreihe
kung u lautet die Dgl.
u.x; t/
@2 u 2
2@ u 1
D a (hyperbolischer Typus). X n a n a
@t 2 @x 2 D An cos t C Bn sin t
(8.29) l l
nD1
Randbedingung: u(0, t) D u(l, t) D 0 (fes- n
te Einspannung an den Enden x D 0 und sin x: (8.30)
l
158 U. Jarecki
Die Anfangsbedingungen führen auf die Glei- Zur Lösung wird u.x; t/ D v.x/ C w.x; t/
chungen angesetzt, wobei für die Funktion v die Bedin-
gungen LŒv D v 00 D 0; v.0/ D U1 ; v.l/ D
1
X n U2 und für die Funktion w die Bedingungen
f .x/ D u.x; 0/ D An sin x; 2
l LŒw D @w @t
a2 @@xw2 D 0; w.0; t/ D w.l; t/ D
nD1
1 0, w.x; 0/ D f .x/ v.x/ bestehen. Für die
@u X n a n
g.x/ D .x; 0/ D Bn sin x: Funktion u.x; t/ D v.x/Cw.x; t/ gelten dann
@t nD1
l l die Bedingungen der Aufgabe.
Die Lösung der Randwertaufgabe für v lau-
Werden beide Seiten dieser Gleichungen mit tet
sin m x multipliziert und über x von 0 bis l
l U2 U1
integriert, so ergeben sich wegen v.x/ D x C U1 :
l
Z1 (
n m 0 für m ¤ n Zur Lösung der Randwert- und Anfangswert-
sin x sin x dx D
l l l=2 für m D n aufgabe für die Funktion w wird der Pro-
0
duktansatz w.x; t/ D X.x/T .t/ gemacht. Er
die Gleichungen für die Koeffizienten An und führt auf die Gleichung mit getrennten Va-
0 00 .x/
Bn . riablen aT2 T.t.t// D XX.x/ D mit als
Separationskonstante, sodass sich die beiden
Z1 gewöhnlichen Dgln. X 00 .x/ C X.x/ D 0 und
n
An D .2= l/ f .x/ sin x dx und T 0 .t/ C a2 T .t/ D 0 ergeben.
l
0 Die Eigenwertaufgabe für die Funktion X
Zl führt wie im Beispiel 1 auf die Eigenwer-
2 n te n D .n = l/2 und auf die nichttrivia-
Bn D g.x/ sin x dx:
n a l len Eigenfunktionen Xn .x/ D sin n l
x für
0
n D 1; 2; 3; : : : . Dementsprechend ergibt
Mit diesen Koeffizienten ist dann die Funktion sich für jedes n D 1, 2, 3, . . . die Dgl. T 0 C
u gemäß Gl.(8.30) die Lösung der Aufga- .n a= l/2 T D 0 mit der allgemeinen Lösung
be. J Tn .t/ D An expŒ.n a= l/2 t, sodass die un-
endlich vielen Funktionen
Beispiel 2
n
sin x dx
l
8
folgt. Damit lautet die Lösung der Anfangs-
wert- und Randwertaufgabe
u.x; t/
D v.x/ C w.x; t/
U2 U1
D x C U1
l
X1
n
C An sin expŒ.n a= l/2 t: J
nD1
l
Stochastik und Statistik
9
Hans-Joachim Schulz
Tab. 9.1 Komplexionen von vier Farben (r rot, g grün, b blau, w weiß)
Fall Unterscheidung nach Mögliche Komplexionen Anzahl Bezeichnung der Komplex-
ionen
1 a) 2 Farben rg, rb, rw, gb, gw, bw 6 Kombinationen o.W.
b) nach den Farben
2 a), b), d) mit Wiederholung wie 1 und rr, bb, gg, ww 10 Kombinationen m.W.
3 a), b), c) mit Anordnung wie 1 und gr, br, wr, bg, wg, wb 12 Variationen o.W.
4 a) b) c) d) wie 3 und rr, bb, gg, ww 16 Variationen m.W.
5 a) 4 Farben, b), c) rgbw, rgwb, rbgw, rbwg, rwgb, 24 Permutationen
rwbg grbw, grwb, gbrw, gbwr,
gwrb, gwbr, brgw, brwg, bgrw,
bgwr, bwrg, bwgr wrgb, wrbg,
wgrb, wgbr, wbrg, wbgr
Kann jedes Element bis zu k-mal wiederholt auf- Multiplikationssatz, Gl. (9.26), mit
treten, ist die Zahl
! f .xM1 x; xM2 x; : : : ; xMn x/
!
nCk1 1 1 X
n
C wn.k/ D : (9.6) D p exp 2 .xMi x /
2
k 2 i D1
. 2 2 /n
(9.8)
Beispiel 1 gegeben. Für den unbekannten Erwartungswert x
wird aus den xMi der wahrscheinlichste Schätz-
Beim Zahlenlotto 6 aus 49 gibt es
wert xN berechnet, für den die Dichte f in Gl.
! (9.11) maximal ist, also für
.6/ 49 49 48 47 46 45 44
C49 D D
6 123456 X n
.xMi x/
N 2 D Minimum. (9.9)
D 13 983 816 Kombinationen J i D1
1X
n
Wahrscheinlichkeitsdichte. Jeder Messwert ist
eine Zufallsgröße X, die durch die Gaußsche xN D xMi : (9.10)
n i D1
Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion oder die zu-
gehörige Gauß-Verteilungsfunktion charakteri- Der arithmetische Mittelwert xN (s. Abschn. 2.1.4)
siert wird. Die Dichte dafür, dass der Messwert ist der wahrscheinlichste Wert für die wahre Grö-
xM gemessen wird, ist (s. Abschn. 9.3.4) ße x. Die Differenz xMi xN D vi heißt wahr-
scheinlicher Fehler. AlsPRechenprobe für richtige
1 .xM x/2 Mittelwertbildung ist vi D 0 geeignet. Zur
f .xM / D p exp ; (9.7)
2 2 2 2 Kennzeichnung der Genauigkeit des Mittelwerts
xN ist der Mittelwert vN D 0 der wahrscheinlichen
wobei 2 die Varianz und x der Erwartungswert Fehler ungeeignet. Die Summe der wahren Feh-
P P
der „sehr großen“ Grundgesamtheit bedeuten und ler "i D .xMi x/ D n.xN x/ ist nicht
nicht bekannt sind. bekannt, jedoch P ist auch ihr Erwartungswert (s.
Gl. (9.33)) E. "i / D 0; weil E xN D x ist.
Methode der kleinsten Quadrate. Bei n Mes-
sungen unter gleichen Bedingungen (Stichprobe Varianz der Stichprobe. Aus dem Erwartungs-
vom Umfang n) ist die Dichte für das Auftre- wert P für die Summe der Fehlerquadrate folgt
ten der Messwerte xM1 ; xM2 ; : : : ; xMn nach dem E. vi2 / D .n 1/ 2 : An die Stelle der unbe-
164 H.-J. Schulz
Tab. 9.2 Statistische Sicherheit P Tab. 9.3 Korrekturfaktor t (t-Verteilung nach Student; s.
Tab. 9.8); f Freiheitsgrad, n Anzahl der Messungen, m An-
k Werte Außerhalb des Bereichs Sicherheit P
zahl der Messgrößen, f D n m
317 xN ˙ 1 P D 68;3 %
50 xN ˙ 1;96 P D 95 % f P D 68;3 % 95 % 99 % 99,73 %
46 xN C 2 P D 95;4 % 4 1,15 2,8 4,6 6,6
10 xN ˙ 2;58 P D 99 % 10 1,06 2,3 3,2 4,1
3 xN C 3 P D 99;7 % 20 1,03 2,1 2,9 3,4
50 1,01 2,0 2,7 3,1
100 1,00 1,97 2,6 3,04
kannten Varianz 2 der Grundgesamtheit tritt als 200 1,00 1,96 2,58 3,0
Schätzwert die Varianz s 2 der Stichprobe:
ist. Wenn xN E der von systematischen Messfehlern
1 X 2 1 X
n n
s D 2
vi D .xMi x/
N 2 befreite Mittelwert ist, lautet das Ergebnis der n
n 1 i D1 n 1 i D1 Einzelmessungen x D xN E ˙ mxN für die statisti-
1 X 2 X sche Sicherheit P (s. Tab. 9.3).
D xMi xN xMi : Eine Steigerung der Zahl n wirkt proportional
n1 p
(9.11) zu 1= n auf den Vertrauensbereich ein, d. h., mit
der Steigerung von n auf große Werte (>10) wird
Standardabweichung. Sie wird zur Kennzeich- die Verbesserung des Vertrauensbereichs immer
nung der Genauigkeit herangezogen und lautet geringer. Daher ist mindestens n D 10 zu wäh-
mit Gl. len.
v !
u
u 1 Xn X n
sD t x xN
2
xMi : (9.12) Weitere Bezeichnungen. In der Literatur sind
n 1 i D1 Mi i D1 noch häufig zu finden: für Standardabweichung:
Sie nähert sich für große Werte von n. Ist für mittlerer Fehler der Einzelmessung, mittlerer
eine Gauß-Verteilung bekannt, so gilt: Von 1000 quadratischer Fehler, mittlere quadratische Ab-
Einzelmessungen fallen im Mittel k Werte außer- weichung, Streuung; für Vertrauensbereich bei
halb des Bereichs entsprechend Tab. 9.2. ˛P D 1: mittlerer Fehler des Mittelwerts; für
X n
Varianz: Streuungsquadrat und für xi D Œx
Vertrauensbereich. Die Anwendung der i D1
Fehlerfortpflanzung für zufällige Fehler (s. Gaußsche Summenkonvention.
Abschn. 9.2.3) auf die Folge der n Einzelmes-
sungen ergibt als Vertrauensbereich für den
arithmetischen Mittelwert xN Beispiel
p Die Periodendauer eines Schwingungsvor-
mxN D ˙˛P = n; (9.13)
gangs wurde gemessen (Tab. 9.4). Hierbei
wobei ˛P der zur gewählten statistischen Sicher- gilt Ti Dx
O und v D x xi . Die Stan-
heit P gehörende Faktor von des zugehörigen dardabweichung
p ist nach Gl. (9.14) s D
2;9935 s 2 =.5 1/ D 0;86 s. Der Vertrau-
Bereichs ist. Ist nicht bekannt, so wird ˛P
durch ts ersetzt, wobei der Korrekturfaktor t von ensbereich ist mit t D 1;15 für f D 5 1 D 4,
n und P nach Tab. 9.3 abhängt, also die statistische Sicherheit P D 68;3 %
v (Tab. p und mit Gl. (9.17) mxN D 1;15
9.3)
uX 0;86 s= 5 D 0;44 s: Das Messergebnis soll
u n
u .xMi x/N 2 keine weiteren systematischen Fehler haben
u
ts t i D1 und lautet T D .TN C mxN / D .26;04 ˙
mxN D ˙ p D ˙t (9.14)
n n.n 1/ 0;44/ s D 26;04 s ˙ 1;7 %. J
9 Stochastik und Statistik 165
Tab. 9.4 Messwerte, Fehler und Fehlerquadrate eines mit sT D 3 104 s ermittelt. Mit Gl. (9.15)
Schwingungsvorgangs sowie @g=@l D 4 2 =T 2 und @g=@T D
i Ti v v2 8 2 l=T 3 wird dann
s s s2
q
0,04 N TN 3 /2 s 2
1 26,0 0,0016
sg D .4 2 =TN 2 /2 s12 C .8 2 l= T
2 27,4 1,36 1,8511 v
0,64 u
3 25,4 0,4096 u.4 2 2;8 103 cm=1;8492 s 2 /2
4 25,2 0,84 0,7056 Dt
5 26,2 0,16 0,0256 C .8 2 84;93 cm 3 104 s=1;8493 s 3 /2
26,04 2,9935
D 0;32 cm/s2 : J
4 2 l=T 2 mit dem Fadenpendel wurde für die xN D pi xMi pi : (9.17)
Pendellänge lN D 84;93 cm mit s1 D 2;8 i D1 i D1
Ausgeglichene Standardabweichung. Sie be- fällig ist das Ergebnis eines Versuchs, das – bei
trägt mit dem Mittelwert festgelegten Bedingungen – eintreten kann, aber
v nicht muss. Zur empirischen Überprüfung der
u
u 1 X n
Gesetzmäßigkeiten ist die Analyse einer großen
sDt pi .xMi x/
N 2
n 1 i D1 Zahl von Versuchen unter gleichen Bedingungen
v erforderlich (s. Abschn. 9.4).
u
u 1 X n
Dt pi vi2 : (9.18)
n 1 i D1
9.3.1 Definitionen und Rechengesetze
Vertrauensbereich. Für den gewogenen Mittel- der Wahrscheinlichkeit
wert gilt
,v
u n Klassische Definition (P.S. de Laplace). Die
uX
mxN D ts t pi : (9.19) Wahrscheinlichkeit P für das Eintreten des Er-
i D1 eignisses A ist das Verhältnis aus der Zahl g der
günstigen Fälle zur Zahl m der möglichen Fälle
Beispiel unter der Annahme, dass alle Fälle gleich wahr-
scheinlich sind.
Die Fläche eines Dreiecks wurde nach ver- P .A/ D g=m: (9.20)
schiedenen Verfahren mehrfach gemessen, so-
dass folgende Mittelwerte und Standardabwei- Die Berechnung erfolgt durch Abzählen mit Hilfe
chungen vorliegen: A1 D 238;0 cm2 ; s1 D der Kombinatorik oder Simulieren des Experi-
2;1 cm2 , A2 D 240;5 cm2 ; s2 D 3;2 cm2 , ments mittels Zufallszahlen.
A3 D 239;5 cm2 ; s3 D 1;5 cm2 . Man berech-
ne AN und mAN . – Für p1 D 1 folgt mit Gl. (9.16) Statistische Definition (R. v. Mises). Bezeich-
net n die Anzahl der Versuche eines unter
p2 =p1 D .s 2 =s22 /=.s 2 =s12 / D s12 =s22
0;4I gleichen Bedingungen ausgeführten Experiments
p3 D 2;12 =1;52
2;0 und tritt dabei m-mal das Ereignis A auf, so ist
h(A) D m=n die relative Häufigkeit des Ereignis-
(s. Tab. 9.5). ses A. Der Grenzwert
AN D 813;2 pcm =3;4 D2 239;2 cm 2nach Gl.
2 2
Gl. (9.19) mit t D 1;32 für n D 3; P D ist die (statistische) Wahrscheinlichkeit von A
68;3 %: Das gewogene Messergebnis lautet (Gesetz der großen Zahl). Offenbar folgt aus bei-
A D .239;2 ˙ 0;8/ cm2 für P D 68;3 %. J den Definitionen 0 5 P(A) 5 1. Für das sichere
Ereignis S gilt P(S) D 1. Für das unmögliche Er-
eignis ˚ gilt P(˚) D 0.
9.3 Wahrscheinlichkeitsrechnung
Beispiel 1
Die Wahrscheinlichkeitsrechnung dient zur Auf- Aus einem gut gemischten Skatspiel wird zu-
deckung von Gesetzmäßigkeiten zufälliger Ereig- fällig eine Karte gezogen. Wie groß ist die
nisse (mit großen Buchstaben bezeichnet). Zu- Wahrscheinlichkeit dafür, dass dabei a) der
9 Stochastik und Statistik 167
Tab. 9.6 Wahrscheinlichkeiten beim Ziehen von Karten E5 D :E2 D f1; 3; 5; 6g, E6 D :E3 D
a) b) c) f3; 5; 6g, E7 D M D f1; 2; 3; 4; 5; 6g. J
Zahl der günstigen Fälle g 1 4 8
Zahl der möglichen Fälle m 32 32 32 Zwei Ereignisse heißen unvereinbar (dis-
Wahrscheinlichkeit P 1/32 1/8 1/4 junkt), wenn ihr Durchschnitt leer ist; z. B. E1 \
E2 D ˚. Das zu E entgegengesetzte (komple-
Kreuz-Bube, b) ein Bube, c) eine Kreuzkarte mentäre) Ereignis ist :E D M\E (z. B. zu E1 ist
gezogen wird? – Tab. 9.6. J entgegengesetzt :E1 D E4 ). Das unmögliche Er-
eignis ist die leere Menge ˚ (z. B.: Eine andere
Beispiel 2 Zahl als 1, 2, 3, 4, 5 oder 6 kann nicht auftreten).
Das sichere Ereignis ist die vollständige Menge
Für den Versuch des Ziehens einer Skatkar- M der Elementarereignisse (z. B.: Eine der Zah-
te a) 100mal, b) 500mal, c) 1000mal wurden len 1 bis 6 tritt gewiss auf).
a) 4mal, b) 14mal, c) 31mal der Kreuzbu- Die abzählbar vielen Ereignisse E1 ; E2 ; : : : ;
be gezogen. – Die relativen Häufigkeiten sind En ; : : :, bilden dann ein vollständiges System,
a) h(A) D 0,0400, b) h(A) D 0,0280 und c) wenn sie paarweise disjunkt sind, Ei \ Ej D ˚
h(A) D 0,0310. Sie nähern sich mit wachsen- für i ¤ j , und wenn ihre Vereinigungsmen-
dem n dem Wert P(A) D 0,03125 D 1=32. J ge (Summe) E1 [ E2 [ : : : En [ : : : D M
das sichere Ereignis ist. So bilden E1 ; E2 ; E6
Der Grenzwert P(A) muss unabhängig von ein vollständige System. Für die elemente des
der Auswahl der einzelnen Versuchsreihen gleich Borelschen Mengenkörpers (auch Borelsches Er-
sein, wenn nur n genügend groß gewählt wird. Da eignisfeld oder Boolescher -Körper genannt)
er sich analytisch nicht beweisen lässt, wird die definierte Kolmogorow ein Wahrscheinlichkeits-
Wahrscheinlichkeit axiomatisch definiert. maß P mit Hilfe der drei Axiome Nichtnegativität 9
Axiomatische Definition (A.N. Kolmogo- P(E) = 0, Normierung P(M) D 1 ist sicheres Er-
row). Zugrunde gelegt wird der Ergebnisraum eignis und Additivität E1 \ E2 D ˚ ) P .E1 [
M, bestehend aus allen möglichen elementaren E2 / D P .E1 / C P .E2 /, d. h., für paarweise un-
Ergebnissen des Experiments als Elementarereig- vereinbare Ereignisse E1 ; E2 2 B addieren sich
nissen. M ist in ein System B von Teilmen- die Wahrscheinlichkeiten für das Auftreten von
gen zerlegbar. Die Elemente dieses Borelschen E1 oder E2 .
Mengenkörpers B sind die zufälligen Ereignisse
E1 ; E2 ; : : : ; und es gilt (s. Abschn. 1.1 bis 1.3) Beispiel 2
P .E1 [ E2 / D P .E1 / C P .E2 / P .E1 \ E2 /: Unabhängige Ereignisse. Aus Gl. (9.25) folgt
(9.24) der Multiplikationssatz für die Wahrscheinlich-
keit des Eintretens sowohl von E1 als auch von
E2 .
Beispiel
Beim Ziehen einer Skatkarte sei E1 das Zie- P .E1 \ E2 / D P .E1 / P .E2 jE1 /: (9.26)
hen einer Kreuzkarte mit P .E1 / D 8=32 und
E2 das Ziehen eines Buben mit P .E2 / D Zwei Ereignise E1 und E2 heißen unabhängig
4=32. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit voneinander, wenn P .E2 jE1 / D P .E2 / und
P .E1 [ E2 / dafür, dass die gezogene Karte P .E1 jE2 / D P .E1 / ist, d. h., wenn das Ein-
eine Kreuzkarte oder ein Bube ist? Die Ereig- treten des einen Ereignisses von dem anderen
nisse E1 ; E2 sind miteinander vereinbar. Das nicht beeinflußt wird. Für unabhängige Ereignis-
Ereignis E1 \ E2 ist das Ziehen des Kreuz- se E1 ; E2 geht der Multiplikationssatz über in
buben mit P .E1 \ E2 / D 1=32. Also folgt
aus Gl. (9.24) P .E1 [ E2 / D 8=32 C 4=32 P .E1 \ E2 / D P .E1 / P .E2 /: (9.27)
1=32 D 11=32 D 0;34375. J
Totale Wahrscheinlichkeit. Die Ereignisse
Bedingte Wahrscheinlichkeit. Sind E1 , E2 2 E1 ; E2 ; : : : ; En und A seien Elemente von B,
B mit P .E1 / > 0, so ist P .E2 jE1 / die Wahr- und die Ei sollen ein vollständiges System von
scheinlichkeit dafür, dass E2 unter der Bedingung Ereignissen bilden. Wegen A D A \ M D
9 Stochastik und Statistik 169
zufällig herausgegriffenen Stücken ist kein de- – Bezeichnet E das zufällige Ereignis, dass
fektes, E2 D unter 20 zufällig herausgegriffe- die Länge l gemessen wird, so kann die ste-
nen Stücken ist genau ein defektes, E3 D unter tige Zufallsvariable durch XW fEg 7! fXjX 2
20 zufällig herausgegriffenen Stücken ist min- .l0 "; l0 C "/g charakterisiert werden. J
destens ein defektes? –
!
10 Die Menge der möglichen Ereignisse bilden
P .E1 ; 10; 0/ D .5 102 /0 Definitions- und diejenige der reellen Zahlen den
0
Wertebereich der die Zufallsgröße definieren-
.1 5 102 /10 den Abbildung. Es gilt F(x) D P(X < x), d. h., der
D 1 1 0;9510 D 0;599I Wert der Verteilungsfunktion F(x) gibt die Wahr-
! scheinlichkeit dafür an, dass der Wert der Zufalls-
20
P .E2 ; 20;1/ D .5 102 /1 größe kleiner als die reelle Zahl x ist. Hieraus
1
folgen die Eigenschaften der Verteilungsfunktion:
.1 5 102 /19 Für x2 > x1 gilt P .x1 5 X < x2 / D F .x2 /
D 20 0;05 0;95 D 0;377I
19 F .x1 /. Für x2 = x1 gilt F .x2 / = F .x1 /, also
ist F(x) monoton nichtfallend. Für beliebige x gilt
P .E3 / D 1 P .E; 20;0/ 05F(x)51. Es ist limx!1 F .x/ D 0 für das un-
!
20 mögliche Ereignis (˚) und limx!1 F .x/ D 1 für
D1 .5 102 /0 0;9520 das sichere Ereignis (S).
0
Die Verteilungsfunktion einer diskreten Zu-
D 0;642: J fallsvariablen ist
X
F .x/ D P .X D xi /
9.3.2 Zufallsvariable und xi <x
Verteilungsfunktion X n
D pi mit pi D P .X D xi /;
i D1
Eine eindeutige Abbildung der zufälligen Ereig-
(9.31)
nise Ei in die Menge der reellen Zahlen x 2 R
und die einer kontinuierlichen Zufallsvariablen
definiert eine Zufallsgröße X. Sie wird mit ei-
ist
nem großen, ihr Zahlenwert mit einem kleinen
Buchstaben bezeichnet. Eine diskrete Zufallsgrö- Zx
ße kann endlich oder abzählbar unendlich viele F .x/ D p.t/ dt mit
Werte x1 ; x2 ; : : : ; xn ; : : : annehmen. Eine stetige 1
Zufallsgröße X kann alle Werte eines gegebenen, p.x/ dx D P .x < X < x C dx/; (9.32)
endlichen oder unendlichen Intervalls der reellen
Zahlen annehmen. wobei p(x) Wahrscheinlichkeitsdichte heißt.
Beispiel 1
Beispiel
2. Poisson-Verteilung i D 0; 1; 2; : : : pi D P .E; n ! 1; i /
i e =i EX D D np
Wie 1. für n ! 1, D np D const P i
P D 2 X D 2 D np D
Radioaktiver Zer- p1 F .x/ D p.x D i / D e i =i
xi <x j D0
fall, Verkehrsunfälle, >0
Gesprächszahl bei Tele-
fonzentrale
2
3. Normal- oder Gauß- x2R f .x/ D p1 exp 12 x EX D
2
Verteilung ; 2 R D '.x; ; / D2 X D 2
Messfehleranalyse, >0 Rx 2
Verteilung von Ei- 1
F .x/ D p2 exp 12 t
dt
genschaften auf 1
Populationen normiert für D 0I D 1
H.-J. Schulz
Tab. 9.8 (Fortsetzung)
1 . n2 /
4. Student- oder t 2R f .t; n/ D p n=2 für n 2ET existiert nicht
.n1/ t2
. n1
2 / 1C n1
t-Verteilung n2N p für n > 2ET D 0
N Rt
Vertrauensgrenzen für t D x n 1 . n2 / d für n 3D 2 T existiert nicht
psP F .t; n/ D p n=2
den Erwartungswert n1/ . n1
2 / 2 für n > 3D 2 T D t2 D n1
sD N
.xi x/=.n 1/ 1 1C n1 n3
(n – 1) Freiheitsgra-
de für Stichproben
vom Umfang n einer
9 Stochastik und Statistik
normalverteilten Grund-
gesamtheit
2
1
5. 2 -Verteilung 2 D .n1/s
2
f .2 ; m/ D 2m=2 . m
.2 /.m2/=2 E2 D m D n 1
2 /
Vertrauensgrenzen für mDn1 2 D 2 2 D 2m
exp. =2/
Varianz s2 einer Stich- 2 0
2 1
probe mit Freiheitsgrad F . ; m/ D 2m=2 . m
2/
m einer normalverteilten Rx .m2/=2
Gesamtheit mit , exp.=2/ d
0
b
a
6. Weibull-Verteilung T charakt. Lebensdauer f .t; T; t0 ; b/ D t0 /b1
b .t
.T t0 /
E.t t0 / D .T t0 / bC1b
Lebensdaueranalyse b Ausfallsteilheit b
0 D 2 .t t0 / D .T t0 /2
t0 Ausgangszeit exp Ttt
t0
bC2 b
2 bC1
b
t t0 0 tt0
t0 D T t0
T t0 0 b
0
b>0 F .t; T; t0 ; b/ D 1 exp Ttt
t0
a
R1
Gammafunktion .x/ D e t t x1 dt für x 2 RC , .n C 1/ D n .n/ D n; .1/ D 1 für n 2 N
0
Nach [1].
173
9
174 H.-J. Schulz
Tab. 9.9 Normierte Wahrscheinlichkeitsdichte (t) und normierte Verteilungsfunktion ˚(t) der Normalverteilung
t 0 2 4 6 8 t 0 2 4 6 8
0,0 0,3989 3989 3986 3982 3977 0,0 0,5000 5080 5160 5239 5319
0,1 3970 3961 3951 3939 3925 0,1 5398 5478 5557 5636 5714
0,2 3910 3894 3976 3857 3836 0,2 5793 5871 5948 6026 6103
0,3 3814 3790 3765 3739 3712 0,3 6179 6255 6331 6406 6480
0,4 3683 3653 3621 3589 3555 0,4 6554 6628 6700 6772 6844
0,5 3521 3485 3448 3410 3372 0,5 6915 6985 7054 7123 7190
0,4 3332 3292 3251 3209 3166 0,6 7257 7324 7389 7454 7517
0,7 3123 3079 3034 2989 2943 0,7 7580 7642 7703 7764 7823
0,8 2897 2850 2803 2756 2709 0,8 7881 7939 7995 8051 8106
0,9 2661 2613 2565 2516 2468 0,9 8159 8212 8264 8315 8365
1,0 0,2420 2371 2323 2275 2227 1,0 0,8413 8461 8508 8554 8599
1,1 2179 2131 2083 2036 1989 1,1 8643 8686 8729 8770 8810
1,2 1942 1895 1849 1804 1758 1,2 8849 8888 8925 8962 8997
1,3 1714 1669 1626 1582 1539 1,3 9032 9066 9099 9131 9162
1,4 1497 1456 1415 1374 1334 1,4 9192 9222 9251 9279 9306
1,5 1295 1257 1219 1182 1145 1,5 9332 9357 9382 9406 9429
1,6 1109 1074 1040 1006 0973 1,6 9452 9474 9495 9515 9535
1,7 0940 0909 0878 0848 0818 1,7 9554 9573 9591 9608 9625
1,8 0790 0761 0734 0707 0681 1,8 9641 9656 9671 9686 9699
1,9 0656 0632 0608 0584 0562 1,9 9713 9726 9738 9750 9761
2,0 0,0540 0519 0498 0478 0459 2,0 0,9772 9783 9793 9803 9812
2,1 0440 0422 0404 0387 0371 2,1 9821 9830 9838 9846 9854
2,2 0355 0339 0325 0310 0297 2,2 9861 9868 9875 9881 9887
2,3 0283 0270 0258 0246 0235 2,3 9893 9898 9904 9909 9913
2,4 0224 0213 0203 0194 0184 2,4 9918 9922 9927 9931 9934
2,5 0175 0167 0158 0151 0143 2,5 9938 9941 9945 9948 9951
2,6 0136 0129 0122 0116 0110 2,6 9953 9956 9959 9961 9963
2,7 0104 0099 0093 0088 0084 2,7 9965 9967 9969 9971 9973
2,8 0079 0075 0071 0067 0063 2,8 9974 9976 9977 9979 9980
2,9 0060 0056 0053 0050 0047 2,9 9981 9982 9984 9985 9986
3,0 0,0044 0042 0039 0037 0035 3,0 0,9987 9987 9988 9989 9990
3,1 0033 0031 0029 0027 0025 3,1 9990 9991 9992 9992 9993
3,2 0024 0022 0021 0020 0018 3,2 9993 9994 9994 9994 9995
3,3 0017 0016 0015 0014 0013 3,3 9995 9996 9996 9996 9996
3,4 0012 0012 0011 0010 0009
3,5 0009 0008 0008 0007 0007 Einige besonders häufig benötigte Werte:
3,6 0006 0006 0005 0005 0005 ˚.1;282/ D 0;9000 ˚.2;326/ D 0;9900
3,7 0004 0004 0004 0003 0003 ˚.1;645/ D 0;9500 ˚.2;576/ D 0;9950
3,8 0003 0003 0003 0002 0002 ˚.1;960/ D 0;9750 ˚.3;090/ D 0;9990
3,9 0002 0002 0002 0002 0001 ˚.3;291/ D 0;9995
9 Stochastik und Statistik 175
9.4.1 Häufigkeitsverteilung
So heißt die Darstellung der relativen Häufig- Standardabweichung. Sie ist die Wurzel aus
keit als Funktion der Klassenmitten durch eine der Varianz s 2 . Zur Berechnung aus den Einzel-
Treppenkurve (Abb. 9.2a) der Häufigkeitsdichte werten der Urliste dienen die Gln. (9.13) und
der Stichprobe. Sie stellt eine Näherung für die (9.14). Vereinfacht gilt für einen runden Hilfs-
Wahrscheinlichkeitsdichte der Grundgesamtheit
Pj wert x0
xN mit di D xi x0 bzw. mit Gl. (9.14)
dar. Aus den Teilsummen Gj D i D1 ni werden
Pj
die Häufigkeitssummen Hj D Gj =n D i D1 hi 1X
n
2 3
Tab. 9.13 Urliste von Dampfkessel-Wirkungsgraden Xk
1
di di2 s2 D 4 nj dj2 ndN 2 5 : (9.42)
n 1 j D1
% % %2
1 89,3 3,3 10,89
2 90,6 4,6 21,16 Variationskoeffizient. So heißt die relative
3 89,9 3,9 15,21 Standardabweichung vr D s=x.
N
4 89,4 3,4 11,56
5 89,3 3,3 10,89
6 90,0 4,0 16,00 Beispiel
7 86,9 0,9 0,81
8 88,4 2,4 5,76
Aus Tab. 9.12 ergeben sich
25,8 92,28 0 1,
X
10
1X
k 9 52,5 2 8,0 128,0
xN D nj .xj x0 / D x0 C dN ; (9.41) 10 53,5 2 9,0 162,0
n j D1 90 407,0 2113,0
178 H.-J. Schulz
– erkennbar. i D1 i D1 j D0
Die Abweichungen der Messpunkte von D g.a0 ; a1 ; : : : ; ak /
der Geraden sind für eine Urliste abhängig von
D Minimum.
der Wahl der Klassenbreiten und ihrer Anzahl
(9.43)
k sowie von der Lage der Klassenmitten. Die
Aus den partiellen Ableitungen @g=@aj D 0
Übereinstimmung wächst mit dem Stichpro-
ergeben sich (k C 1) lineare Gleichungen für
benumfang n. J
die (k C 1) unbekannten Koeffizienten des Poly-
noms, die mit den Methoden für lineare Glei-
chungssysteme gelöst werden können.
9.4.3 Regression und Korrelation
Regressionsgerade. Für den linearen Fall (k D 1
Regression. Aufgabe der Regressionsrechnung
und y D a0 C a1 x/ folgen aus Gl. (9.43) mit den
ist die Ermittlung des funktionalen Zusammen-
Mittelwerten die Regressionskoeffizienten für die
hangs y D f (x) zwischen einer unabhängigen (X)
Regressionsgerade.
und einer abhängigen (Y) Zufallsvariablen aus
den Wertepaaren .xi ; yi /, i D 1; 2; : : : ; n, einer 1X 1X
Stichprobe vom Umfang n. Dabei wird verlangt, xN D n xi ; yN D
n
yi ; a0 D yN a1 x; N
dass die Messwerte .xi ; yi / jeweils am gleichen oder y yN D a .x x/I N
1
i-ten Element der zu untersuchenden Objekte X X
bestimmt worden sind und dass die Zufallsvaria- a 1 D x i yi n N
x N
y = x 2
i n N
x 2
:
ble Y normalverteilt ist mit dem Erwartungswert (9.44)
9 Stochastik und Statistik 179
2
sxy D sx2 sy2 : (9.49) sx2 D .2;69 5;302 =12/=11 D 0;032;
sy2 D .57172;09 804;92 =12/=11
Die Koeffizienten a0 ; a1 sind Schätzwerte für die
Koeffizienten der theoretischen Geraden Y D D 289;40 9
˛0 C˛1 X der Zufallsvariablen X, Y. Unter der Vo-
raussetzung der N.Y.X/; /-Normalverteilung und aus Gl. (9.47) die Kovarianz
lässt sich der Vertrauensbereich für a0 ; a1 zu
einer vorgegebenen statistischen Sicherheit be- sxy D .388;69 12 0;442 67;075/=11
stimmen. D 2;99:
Korrelation. Gibt es keine erkennbaren Gründe Damit wird der Regressionskoeffizient nach
für eine funktionale Abhängigkeit der Zufalls- Gl. (9.48) a1 D 2;993=0;032 D 94;29 und
variablen Y von der als unabhängig angenom-
menen Variablen X, so dient die Korrelations- Tab. 9.15 Zur Berechnung der Regression der Zugfestig-
rechnung (Korrelation D Wechselbeziehung) zur keit von Stahlstäben
Prüfung der Güte eines unterstellten funktionalen i xi yi xi yi xi2 yi2
Zusammenhangs. 1 0,20 43,4 8,68 0,04 1 853,56
2 0,20 44,5 8,90 0,04 1 980,25
Korrelationskoeffizient. Als Maß für eine linea- 3 0,30 52,2 15,66 0,09 2 724,84
re Abhängigkeit dient der Koeffizient rxy aus den 4 0,30 56,8 17,04 0,09 3 226,24
Gln. (9.46) bis (9.48) für den Wertebereich 1 5 5 0,40 61,0 24,40 0,16 3 721,00
6 0,40 62,5 25,00 0,16 3 906,25
rxy 5 1 und die Geraden
7 0,40 65,0 26,00 0,16 4 225,00
8 0,50 72,1 36,05 0,25 5 198,41
rxy D sxy =sx sy ; (9.50)
9 0,60 80,0 48,00 0,36 6 400,00
10 0,60 82,2 49,32 0,36 6 756,84
Y D a0 C a1 X und X D b0 C b1 Y (9.51) 11 0,70 92,9 65,03 0,49 8 630,41
mit a1 D sxy =sx2 und b1 D sxy =sy2 . Die Gera- 12 0,70 92,3 64,61 0,49 8 519,29
5,30 804,9 388,69 2,69 57 172,09
den beschreiben die Stichprobenwerte xi ; yi ; i D
180 H.-J. Schulz
nach Gl. (9.44) a0 D 67;075 94;29 Gnedenko, B.W.: Lehrbuch der Wahrscheinlichkeitsrech-
0;442 D 25;40, die Regressionsgerade al- nung. Frankfurt a.M.: Deutsch 1978.
Gnedenko, B.W.; Chintschin, A.: Elementare Einführung
so y D 25;40 C 94;29x mit y D und
in die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Berlin: Dt. Ver-
x D c im Definitionsbereich 0;20 5 x 5 lag d. Wiss. 1955.
0;70 (Abb. 9.4). Der Korrelationskoeffizient Graf; Kenning; Stange: Formeln und Tabellen der mathe-
ist nach Gl. (9.50) matischen Statistik. Berlin: Springer 1966.
Kreyszig, E.: Statistische Methoden und ihre Anwendun-
p gen, 6. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck 1977.
rxy D 2;993= 0;032 289;4 D 0;98I Meschkowski, H.: Wahrscheinlichkeitsrechnung. Mann-
heim: Bibl. Inst. 1968.
er zeigt eine stark korrelierende lineare Ab- von Mises, R.: Wahrscheinlichkeitsrechnung. New York:
Rosenberg 1945.
hängigkeit der Zugfestigkeit des Stahls vom Morgenstern, D.: Einführung in die Wahrscheinlichkeits-
Kohlenstoffgehalt an. J rechnung und mathematische Statistik, 2. Aufl. Berlin:
Springer 1968.
Papoulis, A.: Probability, Random Variables and Sto-
chastic Processes. New York: McGraw Hill 1965.
Literatur von Steinecke, V.: Das Lebensdauernetz. Berlin: Beuth
1975.
1. Abramowitz, M.; Stegun, I.A.: Handbook of Mathe- van der Waerden, B.L.: Mathematische Statistik, 3. Aufl.
matical Functions. New York: Dover Publ. 1970. Berlin: Springer 1971.
(Zur besseren Unterscheidung des Polynoms Segmente von P 1 bis P n1 , (n 1) lineare Glei-
von den Stützpunkten P wird es mit S .t/ be- chungen, die sich rekursiv lösen lassen
zeichnet. Die Ableitung nach dem Parameter t ist
P 0j 1 C 4P 0j C Pj0 C1 D 3P j 1 C 3P j C1
hier mit 0 notiert.)
für j D 1; 2; : : : ; .n 1/:
S .t/ D a3 t 3 C a2 t 2 C a1 t C a0 (10.6)
D .x.t/; y.t/; z.t//T
(10.2) Für die beiden äußeren Segmente können die
Randbedingungen für zwei bevorzugte Fälle auf-
mit den Randbedingungen gestellt werden:
S .0/ D P 0 D .x0 ; y0 ; z0 /T D a0 ; Fall I. Die Enden sind frei, d.h. die Krümmung
S .1/ D P 1 D .x1 ; y1 ; z1 /T D a3 C a2 C a1 C a0 ; verschwindet in den äußeren Punkten: S 001 .0/ D
S 0 .0/ D P 00 D .x00 ; y00 ; z00 /T D a1 ; 0 D S 00n .1/ also folgt damit
S 0 .1/ D P 01 D .x10 ; y10 ; z10 /T D 3a3 C 2a2 C a1 :
(10.3) 2P 00 C P 01 D 3P 0 C 3P 1
Die Koeffizienten aj D .ajx ; ajy ; ajz /T mit und
j D 0, 1, 2, 3 sind Vektoren für die drei Raumko- P 0n1 C 2P 0n D 3P n1 C 3P n : (10.7)
ordinaten x, y, z, die aus dem Gleichungssystem
Fall II. Die Enden sind eingespannt, d.h. die
(10.3) zu berechnen sind
ersten Ableitungen sind in den Endpunkten vor-
0 gegeben:
a0 D P 0 ; a1 D P 0 ;
a2 D 3P 0 3P 1 2P 00 P 01 S 01 .0/ D P 00 und S 0n .1/ D P 0n : (10.8)
a3 D 2P 0 2P 1 C P 00 C P 01 : Damit lassen sich für jedes Segment beliebige
Zwischenpunkte nach Gl. (10.4) ausrechnen und
Eingesetzt in Gl. (10.2) und nach den gegebenen
zeichnen.
Werten umsortiert ergibt sich die Form 10
Beispiel
S .t/ D P 0 .2t 3 3t 2 C 1/ C P 1 .2t 3 C 3t 2 /
Gegeben sei ein Stück einer zylindrischen
C P 00 .t 3 2t 2 C t/ C P 01 .t 3 t 2 /: Schraubenlinie, die exakt durch die Gleichung
Z. / D .cos. /; sin. /; /T im Intervall
Für die Kurvensegmente zwischen den Punkten ¯
2 Œ0; beschrieben wird, und das an
P j 1 ; P j mit j D 1; 2; : : : ; .n 1/ ergeben sich
(n C 1) D 4 Stützpunkten zum Vergleich der
(n 1) Polynome
Darstellungsgüte durch eine Spline-Funktion
S .t/ approximiert werden soll (s. Abb. 10.3),
S j .t/ D P j 1 .2t 3 3t 2 C 1/
Tab. 10.1.
C P j .2t 3 C 3t 2 / Die Steigungen in den Endpunkten sind be-
C P 0j 1 .t 3 2t 2 C t/ C P 0j .t 3 t 2 / kannt, sodass der Fall II vorliegt (Gl. (10.8)):
(10.4)
P 00 D Z01 .0/ D .x00 ; y00 ; z00 /T D .0; 1; 1/T
für die gilt: ¯
P 03 D Z03 .1/ D .x30 ; y30 ; z30 /T D .0; 1; 1/T :
¯
S j .0/ D P j 1 ; S j .1/ D P j ;
S j 1 .1/ D S 0j .0/;
0
S 00j 1 .1/ D S 00j .0/: Tab. 10.1 Stützpunkte P j
(10.5) j /rad x ( ) y ( ) z ( )
Aus Gl. (10.4) und (10.5) folgen die Ablei- 0 0 1 0 0
tungswerte P 0j bei gegebenen Punktkoordinaten. 1 /3 0,5 0,866 1,047
Gl. (10.4) zweimal nach t differenziert ergibt, mit 2 2/3 0,5 0,866 2,094
den Randbedingungen Gl. (10.5) für die inneren 3 1 0 3,142
184 H.-J. Schulz
Tab. 10.2 Berechnete j xi0 yi0 zi0 Die Randwerte für t D 0 und t D 1
Steigungswerte P 0j D stimmen mit den Stützpunkten überein.
0 0 1 1
.xj0 ; yj0 ; zj0 /T In den weiteren Spalten sind die Werte
1 0,9 0,5327 1,0566
für t D 0;5 berechnet und die Abstände
2 0,9 0,5327 1,0566 zum Sollwert xSj angegeben.
3 0 1 1 ı D xj .0;5/ xSj
j a3x a2x a1x a0x xj (0,5) xSj ı103
1 0,1 0,6 0 1 0,8625 0,86603 3,5
2 0,2 0,3 0,9 0,5 0 0 0
3 0,1 0,3 0,9 0,5 0,8625 0,86603 3,5
Aus Gl. (10.8) und (10.6) folgt berechnung erfordert. Kurvenzüge mit beabsich-
tigten Knicken (Unstetigkeiten der ersten Ab-
.48/ W x00 D0 leitung) oder sprunghafter Änderung der Krüm-
.46/ j D 1W x00 C 4x10 C x20 D 3 1 C 3 .0;5/ mung (Unstetigkeiten der zweiten Ableitung)
D 4;5 werden in Bereiche zerlegt, für die jeweils eigene
j D 2W x10 C 4x20 C x30 D 3 0;5 C 3 .1/ Spline-Funktionen berechnet werden.
D 4;5
.48/ W x30 D 0: Bezier-Kurven
Die in Gl. (10.4) auftretenden Hermite-Polynome
Aufgelöst ergeben sich die Werte x00 D 0; des Parameters t heißen Binde- oder Basisfunk-
x10 D 0;9; x20 D 0;9; x30 D 0, die zusam- tionen (blending-functions). Durch die Wahl an-
men mit den Punktkoordinaten in Gl. (10.4) derer Bindefunktionen kann das Verhalten der ap-
eingesetzt werden: proximierenden glatten Kurve beeinflußt werden.
Das gibt dem interaktiv arbeitenden Konstruk-
x1 .t/ D 1 .2t 3 3t 2 C 1/ teur die Möglichkeit, durch einen Polygonzug
C 0;5 .2t 3 C 3t 2 / das Verhalten im Groben vorzugeben. Bevorzugt
0;9 .t 3 t 2 /: werden die Punkte zur Bestimmung des Polygons
gewählt. Bei (n C 1) Polygoneckpunkten P j mit
Durch Umsortieren nach Potenzen von t fol- j D 0; 1; : : : ; n im Parameterintervall t 2 Œ0;1
gen auch die Koeffizienten ajx der Gl. (10.2) erfolgt die Darstellung der Bezier-Kurve durch
für das erste Segment, nämlich
X
n
S .t/ D P j B nj .t/;
x1 .t/ D 0;1 t 3 0;6 t 2 C 1; j D0
B-spline-Kurven
Für die B-spline-Kurve werden speziel-
le, nur stückweise definierte Polynome, die
Basis-splines, als Bindefunktionen gewählt.
Sie verbinden die (n C 1) Ecken P j eines
Abb. 10.4 Bezier-Kurven für n D 1 und n D 3
die gewünschte Kurve umschreibenden Poly-
Beispiel gons. Das Intervall des Parameters u wird –
anders als bisher – durch den Knotenvektor
Es soll die Sinuskurve im ersten Quadranten U D .u0 ; u1 ; : : : ; un / mit uj 5 uj C1 in ganz-
mittels des Polygons durch die willkürlich ge- zahlige Segmente u 2 Œj; j C 1 D Œuj ; uj C1
wählten Punkte P0 ; P1 ; P2 ; P3 nach Abb. 10.5 zerlegt. Wie bei den Bezier-Kurven gilt die Dar-
Pn
als Bezier-Kurve S .t/ approximiert werden stellung S .u/ D j D0 P j Nj .u/ mit den
k
Tab. 10.3 Bezier-Interpo- Gegebene Pj Interpolierte Punkte und ihre Abweichung von den
lation exakten Werten
j xj yi t x(t) ı x in % y(t) ı y in %
0 0 0 0 0 0 0 0
1 0,5 0,5 0,2 0,3198 1,8 0,296 5,8
2 1,2 1 0,4 0,6621 5,4 0,568 7,6
3 /2 1 0,6 1,0017 6,3 0,792 6,0
0,8 1,3130 4,5 0,944 2,3
1 1,5708 0 1 0
186 H.-J. Schulz
Tab. 10.4 B-spline-Polynome der Ordnung k und ihre Kurven. (Es werden nur die in den Parameterabschnitten von
Null verschiedenen Funktionen angegeben)
Werden m Knoten an der Stelle uj zusam- Funktionen für die Koordinaten beschrieben wer-
mengelegt, wird die Reichweite der Basisfunk- den durch die allgemeine Form P D .x; y; z/ D
tionen verringert und die Differenzierbarkeit an .x.u; v/; y.u; v/; z.u; v//. Es werden drei Kate-
der Stelle uj auf (k m 2) reduziert. so erge- gorien von Flächen unterschieden:
ben sich nichtperiodische Basisfunktionen, die –
im Sonderfall des Knotenvektors aus je k-fachem Strakflächen, dargestellt durch die Kurven ebe-
Anfangs- und Endknoten – eine Bernstein-Basis ner Schnitte mit der Fläche, z.B. Höhenlinien
darstellen. in Landkarten, Wasserlinien und dazu parallele
Für die B-splines kann auch das umgekehr- Kurven im Schiffbau oder Rumpfquerschnitte im
te Verfahren entwickelt werden: Sind am Anfang Schiff- und Flugzeugbau.
des Entwurfs einige Punkte der gesuchten Kurve Mit geeigneten Bindefunktionen F folgt
bekannt, so kann mit dem zugehörigen Polygon X
n
so lange gearbeitet werden, bis die gewünschte P.u; v/ D P.uj ; v/ Fj .u/
Form erreicht ist. j D0
X
n X
m
P.u; v/ D P.uj ; vk / Fj .u/ Fk .v/:
j D0 kD0 Abb. 10.6 Flächenstück über rechteckigem Raster, dar-
(10.12) gestellt durch vier Stützpunkte, Randkurven und partiellen
Ableitungen in den Stützpunkten
Summenflächen werden aus zwei einparame-
trischen Kurvenfamilien gebildet. Es wird das forderungen zum jeweils benachbarten Flächen-
die Fläche überspannende Liniennetz P.uj ; v/ stück erfüllen.
und P.u; vk / aufgebaut, die ebenfalls über recht- Im einfachsten Fall der linearen Coonsschen
eckigen (für kugelige Flächen auch dreieckigen) Fläche leisten die linearen Lagrange-Polynome
Flächenrastern erklärt sind. Allgemein ergibt sich (Gl. (4.22)) den stetigen Anschluss an die Nach-
die Darstellung barflächen, wobei allerdings Knicke auftreten
können
P.u; v/ D .Fj .u/ C Fk .v/ Fj .u/ Fk .v//
P j,k .u; v/: F0 .u/ D 1 u; F1 .u/ D u;
(10.13) (10.15)
F0 .v/ D 1 v; F1 .v/ D v:
Der negative Term berücksichtigt die Tatsache, 10
dass bei der Kombination der beiden Kurven-
scharen die Werte der Schnittpunkte doppelt vor- Um dies zu vermeiden, muss die Stetigkeit der
handen sind und daher die Mittelebene subtra- ersten partiellen Ableitungen und die gemisch-
hiert werden muss. te zweite Ableitung (Twistvektor genannt) durch
Für die Summenfläche nach Coons folgt mit Bindefunktionen eingeführt werden
den Bezeichnungen des Abb. 10.6 das Flächen-
stück über dem rechteckigen Raster mit den vier P u D @P=@uI P v D @P=@vI
Randkurven P.0; v/; P .1; v/; P .u; 0/; P.u; 1/ P uv D @ P=@u @v:
2
im ebenen Parameterbereich .u; v/ 2 Œ0I 1
Œ0I 1.
Damit folgt nach umfangreicher Schreibarbeit für
die bikubische Coonsche Fläche, mit den Her-
P.u; v/ D P.0; v/ F0 .u/ C P.1; v/ F1 .u/ mite-Polynomen
C P.u; 0/ F0 .v/ C P.u; 1/ F1 .v/
P.0;0/ F0 .u/ F0 .v/ F0 .u/ D 2u3 3u2 C 1;
P.0;1/ F0 .u/ F1 .v/ F1 .u/ D 2u3 C 3u2 ;
P.1;0/ F1 .u/ F0 .v/ G0 .u/ D u3 2u2 C u;
G1 .u/ D u3 u2
P.1;1/ F1 .u/ F1 .v/: (10.16)
(10.14) mit u 2 Œ0;1 und analog für v 2 Œ0;1 und den
Die Fj .u/; Fk .v/ sind wieder geeignete Binde- Randkurven P.0; v/, P.1; v/, P.u; 0/, P.u; 1/
funktionen mit Eigenschaften, die die Stetigkeits- sowie den partiellen Ableitungen P u ; P v ; P uv in
188 H.-J. Schulz
z.u; 0/ D u3 3u2 C u C 9;
z.u; 1/ D u3 3u2 C u C 5;
z.0; v/ D 5v 3 10v 2 C v C 9;
z.1; v/ D 5v 3 10v2 C v C 8:
Abb. 10.8 Verfahren der schrittweisen Näherung. a und b konvergente, c und d divergente Umformungen x D g(x)
jg 0 .xi /j D jf .xi /f 00 .xi /=f 0 2 .xi /j 5 m < 1: Der Aufwand zur Ermittlung der Nullstelle mit
(10.21) vorgegebener Genauigkeit ist für die Verfahren
sehr verschieden (s. Tab. 10.5). Neben ihm ist vor
Beispiel
allem die Zahl der Schritte ausschlaggebend. Sie
Für exp x C sin x D 0 mit dem Anfangswert ist umso kleiner, je größer die Konvergenzord-
x0 D 0;6 und dem Intervall Œ1; 0;5 er- nung p ist.
gibt sich nach Gl. (10.21) f .x/ D e x C sin x;
f 0 .x/ D e x C cos 0x; f 00 .x/ D e x sin x: lim jxi C1 zj=jxi zjp D c
i !1
jg 0 .0;6/j D 0;0093 < 1, also Konvergenz (s. (
Tab. 10.5, Spalte 4) J jcj < 1 für p D 1
mit (10.23)
jcj < 1 für p > 1:
und g (p/ .z/ ¤ 0, so hat das durch xi C1 D g.xi / für die Grenzgenauigkeit, die durch die Funktion
definierte Iterationsverfahren die Konvergenzord- f und die Stellenzahl der Rechenanlage bestimmt
nung p. ist. Innerhalb des Intervalls ist f .xi / D 0, und
die neuen Iterationswerte sind mit schwankenden
Einfache Iteration. Nach Gl. (10.18) ist hier- Rundungsfehlern behaftet. Um diese Genauig-
bei g(x) D x f (x), also folgt aus jg 0 .x/j D j1 keit, die meist vorher nicht bekannt ist, auszunut-
f 0 .x/j < 1 die Konvergenzanordnung p =1. zen, wird eine relativ grobe Schranke " vorgege-
ben und als Abbruchkriterium gefordert, dass
Newton-Verfahren. Hier ist g.x/ D x jxi C1 xi j = jxi xi 1 j und
f .x/=f 0 .x/; bei Konvergenz nach Gl. (10.21) al-
jxi xi 1 j < " (10.26)
so g 0 .z/ D f .z/ f 00 .z/=f 0 2 .z/ D 0 und g 00 .z/,
das meist unbekannt ist. Hier ist also p = 2. ist, um xi als Wurzel anzuerkennen.
Funktionen werden vorzugsweise durch Interpo- Tab. 10.6 Wertepaare für Interpolationspolynom
lationspolynome gelöst. Dabei sollP das gesuchte j 0 1 2 3
n
Polynom n-ten Grades Pn .x/ D i
i D0 ai x an Stützstellen xj 2 0 1 4
allen (n C 1) Stützstellen xj ; j D 0; 1; 2; : : : ; n, Funktionswerte yj 26 4 2 40
genau die Funktionswerte yj annehmen, also
Pn .xj / D yj sein. Durch Einsetzen aller Zahlen-
paare .xj ; yj / in den direkten Ansatz für Pn .x/ .x x1 /.x x2 /.x x3 /
L0 .x/ D
folgt das inhomogene, lineare Gleichungssystem .x 0 x1 /.x0 x2 /.x0 x3 /
.x 0/.x 1/.x 4/
für die gesuchten Koeffizienten ai . D
.2 0/.2 1/.2 4/
a0 C a1 x0 C a2 x02 C a3 x03 C : : : C an x0n D y0 ; x 3 5x 2 C 4x
D ;
a0 C a1 x1 C a2 x12 C a3 x13 C : : : C an x1n D y1 ; 36
.x x0 /.x x2 /.x x3 /
:: :: L1 .x/ D
: : .x1 x0 /.x1 x2 /.x1 x3 /
.x C 2/.x 1/.x 4/
a0 C a1 xn C a2 xn C a3 xn C : : : C an xn D yn :
2 3 n
D
.0 C 2/.0 1/.0 4/
(10.27)
x 3 3x 2 6x C 8
Die Koeffizienten- bzw. Vandermonde-Determi- D ;
8
nante hat, da alle xi paarweise verschieden sind,
.x x0 /.x x1 /.x x3 /
den Wert L2 .x/ D
.x2 x0 /.x2 x1 /.x2 x3 /
Y
n
jxji j D .xi xj / ¤ 0: (10.28) .x C 2/.x 0/.x 4/
D
j D0 .1 C 2/.1 0/.1 4/
i >j
x 3 2x 2 8x
D ;
9
.x x0 /.x x1 /.x x2 /
10.3.2 Ansatz nach Lagrange L3 .x/ D
.x3 x0 /.x3 x1 /.x3 x2 /
.x C 2/.x 0/.x 1/
Hier wird das Interpolationspolynom als Linear- D
.4 C 2/.4 0/.4 1/
kombination solcher Polynome Lj .x/ aufgebaut, x 3 C x 2 2x
die an den Stellen xj den Wert 1 und an al- D :
72
len anderen Stellen den Wert 0 annehmen. Die P3 .x/ D y0 L0 .x/ C y1 L1 .x/ C y2 L2 .x/ C y3 L3 .x/
Funktionswerte yj sind dann die zugehörigen D Œ26.2x 3 C 10x 2 8x/
Koeffizienten der Polynome. Es gilt also
4.9x 3 27x 2 54x C 72/
(
1 für j D k 2.8x 3 C 16x 2 C 64x/
Lj .xk / D ıj k D und
0 für j ¤ k C 40.x 3 C x 2 2x/=72
X
n D x 3 2x 2 C 3x 4: J
Pn .x/ D yj Lj .x/:
j D0
(10.29) 10.3.3 Ansatz nach Newton
Einsetzen bestätigt, dass Lj .x/ in Gl. (10.30)
diese Eigenschaften hat. Bei diesem Ansatz für das Interpolationspolynom
,
Yn Yn
i 1
Lj .x/ D .x xk / .xj xk /: (10.30) X
n Y
kD0 kD0
P n .x/ D c0 C ci .x xj / (10.31)
k¤j k¤j
i D1 j D0
Beispiel
hat das inhomogene lineare Gleichungssystem
Berechnung eines Interpolationspolynoms 3. für die Koeffizienten ci Dreiecksgestalt und kann
Grads nach Lagrange. Gegeben: s. Tab. 10.6. schrittweise aufgelöst werden. Nach Einsetzen
10 Numerische Verfahren 193
i D0
N Für weitere Fortsetzungen gilt Pni .x/
Pn .x/: N D
für die Berechnung verbessern. Aus Gl. (10.31) P (i / .x/=iŠ. N
10 Numerische Verfahren 195
Beispiel ::
:
.0/ .0/ .0/ .0/
Gegeben ist das Polynom P4 .x/ D 2x 4 C an1 x1 C an2 x2 C : : : C ann xn D bn
5x 2 7. Das vollständige Horner-Schema lau-
bzw. A .0/ x D b.0/ (10.37)
tet für x D 8
.0/
Ist die Matrix A .0/ D .aij / nichtsingulär, so
.0/
existiert für beliebige bi , die nicht alle gleich-
zeitig verschwinden, eine nichttriviale Lösung.
.0/
Ist a11 ¤ 0; lässt sich die Unbekannte x1 aus
den letzten (n 1) Gleichungen eliminieren, in-
dem von der i-ten Gleichung das mi1 -fache der
ersten Gleichung subtrahiert wird. Dabei ist
.0/ .0/
mi1 D ai1 =a11 ; i D 2; 3; : : : ; n; (10.38)
mit A T in ein System mit symmetrischer Matrix „schleifender Schnitt“ heraus, was auch der nu-
A T A überführt werden. merischen Lösungsdarstellung abträglich ist.
Die Berechnung der Eigenwerte und Eigen-
Ax D r mit A ¤ A T : vektoren x des algebraischen Eigenwertproblems
T
! A A x D A T r: (10.45)
Ax D Bx (10.46)
Damit erschließen sich zwar alle Methoden für ist ungleich aufwändiger als die Lösung eines
symmetrische Matrizen – neben der Cholesky- Gleichungssystems, sodass hier nur auf die Li-
zerlegung gibt es das Vorgehen über die Mini- teratur verwiesen werden kann. Notwendige Be-
mierung zugeordneter quadratischer Formen – dingung für nichttriviale Lösungen x der Aufgabe
doch ist bereits der Aufwand zur Ausführung (10.46) ist das Verschwinden der Koeffizienten-
des Produktes A T A unsinnig hoch und zudem determinante,
sind die Lösungseigenschaften der quasi „qua- Š
drierten“ Matrix ausgesprochen schlecht. Rein det.A B/ D 0I (10.47)
anschaulich wird dies offenbar bei der Berech-
doch ist diese Bedingung in keiner Weise geeig-
nung des Schnittpunktes zweier Geraden x C
neter Ansatzpunkt für eine numerische Berech-
20y D 20 und x C 10y D 9 wie im Abb. 10.10
nung. Mittel der Wahl sind entweder Vektorite-
skizziert. Das zugeordnete Gleichungssystem ist
rationsverfahren oder sukzessive Umformungen
unsymmetrisch.
" #" # " # von A und B zu Matrizen LAR, LBR einfacherer
1 20 x 20 Struktur.
Ax D rW D
1 10 y 9
" # " # Ax D Bx
x 2; 0 x D Ry ! LARy D LBRy (10.48)
! D :
y 1; 1
Die Eigenwerte bleiben dabei unverändert.
Das entsprechende System mit symmetrischer Der häufige Sonderfall symmetrischer Matri-
Matrix liefert dieselbe Lösung, zen A D A T , B D B T führt nicht zwangs-
" #" # " # läufig zu reellen Eigenwerten und -vektoren.
2 30 x 29 Bedingung für reelle Eigenwerte bei symme-
A T Ax D A T rW D trischen Matrizen ist die Definitheit wenigstens
30 500 y 490
" # " # einer der beteiligten Matrizen A oder B. Defi-
x 2; 0 nitheit liegt dann vor, wenn die Elemente Djj der
! D ;
y 1; 1 Matrix D der Choleskyzerlegung A D CDC T
alle gleiches Vorzeichen haben.
doch stellt sich der Lösungspunkt als Schnitt- Viele Eigenwertlöser fordern bei symmetri-
punkt der beiden inneren Geraden jetzt als schem Paar A, B unabhängig von A eine positiv
definite Matrix B. Leistet B dieses nicht, wohl
aber die Matrix A, hilft ein Austausch der Ma-
trizen mit einem Hilfseigenwert :
1
Ax D Bx ! Bx D Ax; D :
(10.49)
Bei singulärer Matrix B ist diese Maßnahme
ebenso hilfreich.
Ist nur eine der beteiligten Matrizen unsym-
metrisch, sind grundsätzlich nur solche Eigen-
Abb. 10.10 Schleifender Schnitt der inneren Geraden wertlöser geeignet, die im Komplexen arbeiten.
10 Numerische Verfahren 199
Neben dem in linearen algebraischen Ei- Verbesserung der aktuellen Näherung hingegen
genwertproblem Ax D Bx gibt es das in auf dem feinen Gitter stattfindet.
nichtlineare Eigenwertproblem,
exakt für Integranden aus Polynomen bis zum die krummlinig von f (x) begrenzte Fläche ersetzt
Grad n. durch das Trapez mit der Verbindungsgeraden
Z b Z b durch die Punkte .a; y0 / und .b; y1 /.
f .x/ dx
Pn .x/ dx
Formeln 2. Ordnung. Für n D 2 ergeben sich
a a
mit b a D 2h, x0 D a, x1 D a C h, x2 D
X n Zb
a C 2h D b die Lagrange-Polynome
D yi Li .x/ dx
i D0 a L0 .x/ DŒx .a C h/Œx .a C 2h/=
X n
fŒa .a C h/Œa .a C 2h/g;
D yi wi : (10.54)
i D0
L1 .x/ D.x a/Œx .a C 2h/=
Dabei sind die Gewichtsfaktoren wi bestimmt f.a C h a/Œa C h .a C 2h/g;
durch die Integration des i-ten Lagrange-Poly- L2 .x/ D.x a/Œx .a C h/=
noms, das zum Ansatz für Pn gehört. f.a C 2h a/Œa C 2h .a C h/g:
Zb
wi D Li .x/ dx für i D 0; 1; 2; : : : ; n: Durch die Transformation x D z(b a) C a D
2hz C a, die das Intervall [a, b] für x auf das In-
a
(10.55) tervall [0, 1] für z abbildet, vereinfacht sich die
Integration der Gewichtsfaktoren zu
Formeln 1. Ordnung. Für n D 1 ist Zb
w0 D L0 .x/ dx
L0 .x/ D .x b/=.a b/;
a
L1 .x/ D .x a/=.b a/;
Z1
mit Gl. (10.54) sind D 2h .2hz h/.2hz h/=.2h2 / dz D h=3;
Zb 0
w0 D .x b/=.a b/ dx D .a b/.1=2/ Zb
w1 D L1 .x/ dx
a
D h=2 und a
Z1
Zb
D 2h Œ2hz.2hz 2h/=.h2 / dz D 4h=3;
w1 D .x a/=.b a/ dx D .b a/.1=2/
0
a
Zb
D h=2:
w2 D L2 .x/ dx
a
Trapezformel. Sie ergibt sich mit Gl. (10.54) zu Z1
Zb D 2h 2hz.2hz 2h/=.2h2 / dz D h=3:
f .x/ dx D h.y0 C y1 /=2 h3 f 00 .z/=12I 0
a
Simpsonsche Formel. Sie heißt auch Keplersche
z 2 .a; b/:
Fassregel und folgt durch Einsetzen dieser Werte
(10.56)
in Gl. (10.54). Mit Fehlerterm lautet sie
Das letzte Glied ist der Fehlerterm, der die Tra-
pezformel zu einer exakten Gleichung ergänzt. Zb
Ihr Name rührt von der geometrischen Deutung f .x/ dx D h.y0 C 4y1 C y2 /=3
des Integrals her. Durch das Interpolationspoly- a
nom vom Grad n D 1 – einer Geraden – wird h5 f .4/ .z/=90I z 2 .a; b/:
(10.57)
10 Numerische Verfahren 201
und z 2 (a, b) gilt für die Trapezregel und m Trapez-Formel mit Simpson-Formel
drei Stellen mit sechs Stellen
die zusammengesetzte Simpson-Formel mit
1 1,092 1,002621
2mh D b a 2 1,023 1,000169
FT D mh3 f 00 .z/=12 4 1,006 1,000011
Für zwei beliebige lineare Operatoren P, Q sind erinnert an den Binomialsatz. Mit E D C 1
die Summe, das Produkt und die Potenz erklärt: folgt 2 D .E 1/2 und für beliebige Potenzen
k D .E 1/k .
.P C Q/f D Pf C Qf I
.P Q/f D Pf Qf I Newtonsche Interpolationsformel. Für die di-
.PQ/f D P .Qf /I vidierten Differenzen f Œx0 ; x1 D .y0
y1 /=.x0 x1 / nach Gl. (10.33) folgt mit den äqui-
.aP /f D a.Pf /; a 2 RI
distanten Stützstellen xi D x0 C ih; yi D f .xi /
P n f D .P P : : : P /f durch vollständige Induktion 10
mit n Faktoren. (10.65)
f Œxi ; xi C1 ; : : : ; xi+j D j f .xi /=.hj j Š/:
Zwei Operatoren P, Q sind gleich, also P D Q, (10.67)
wenn Pf D Qf für alle Funktionen f gilt. Für die Die Newtonsche Interpolationsformel lautet dann
linearen Operatoren gelten die kommutativen und für 0 5 p 5 n
assoziativen Gesetze der Addition und Multipli-
kation. Pn .x/ D f .x0 C ph/
2 3,
Es ergeben sich z. B. folgende Anwendungen: Xn i 1
Y
D f .x0 / C 4i f .x0 / .p j /5 iŠ:
Taylor-Reihe. Aus der üblichen Form i D1 j D0
(10.68)
0 00
f .x C h/ D f .x/ C hf .x/ C h f .x/=2Š
2
Rechenschema. Zur Berechnung der Vorwärts-
C h3 f 000 .x/=3Š C : : : bzw. Rückwärtsdifferenzen empfiehlt sich die
Verwendung der folgenden Schemata. Bei dem
folgt mit Operatoren Schema für den Vorwärtsdifferenz-Operator er-
geben die Differenzen benachbarter Werte einer
Ef .x/ D Œ1 C hD C .hD/2 =2Š Spalte die nächsthöhere Potenz von in der
C .hD/3 =3Š C : : :f .x/: (10.66) Spalte rechts daneben.
204 H.-J. Schulz
zP D Sz ! z.t/ D exp.St/z0 :
z1 D z.t D h/ D exp.Sh/z0 : (10.73)
10.8.3 Runge-Kutta-Verfahren
Beispiel
Verfahren 4. Ordnung. Für dieses bekannteste
Für y 0 D xy; x 2 Œ0; 0;5; y.0/ D 1;0 ist die Verfahren gilt
Lösung nach dem Eulerschen Streckenzug-
verfahren (vgl. Abb. 10.12) für Schrittweiten k1 D h f .xi ; yi /;
h1 D 0;1 und h2 D 0;01 an den Stellen k2 D h f .xi C h=2; yi C k1 =2/;
x D 0I 0;1I 0;2I 0;3I 0;4 und 0,5 zu ermitteln.
k3 D h f .xi C h=2; yi C k2 =2/;
– Die exakte Lösung ist y D exp.x 2 =2/. Die
Ergebnisse der Rechnung sind k4 D h f .xi C h; yi C k3 /;
yi C1 D yi C .k1 C 2k2 C 2k3 C k4 /=6:
exakt h D Fehler h D Fehler (10.82)
0;1 0;01 Die Gleichungen ergeben, wenn f von y unab-
i xi y(xi ) yi d(xi ) yi d(xi )
hängig ist und h durch h=2 ersetzt wird, die
0 0 1,0000 1,0000 0,0000 1,0000 0,0000
Simpson-Formel (10.5). Die Gln. (10.82) stellen
1 0,1 1,0050 1,0000 0,0050 1,0045 0,0005
2 0,2 1,0202 1,0100 0,0102 1,0192 0,0010 ein Verfahren 4. Ordnung dar, weil der Fehler mit
3 0,3 1,0460 1,0302 0,0158 1,0444 0,0016 h4 gegen Null strebt, mithin gute Konvergenz er-
4 0,4 1,0833 1,0611 0,0222 1,0810 0,0023 gibt.
5 0,5 1,1331 1,1036 0,0295 1,1301 0,0030
Rechenschema. Für die Berechnung „von
Aus Gl. (10.80) folgt mit f .xi ; yh;i / D xi yi Hand“ empfiehlt sich Tab. 10.10, welche die
Gln. (10.82) widerspiegelt, die auch für Rechen-
yi C1 D yi C hxi yi D yi .1 C hxi /: anlagen geeignet sind.
10 Numerische Verfahren 207
Beispiel Anhang
0
Das Anfangswertproblem y D .x C y 1/ 2
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
0 22 23 23 32
1 25 22 3 27 35 24 2 32
2 22 5 37 2 11 23 3 52 2 13 33 22 7
3 235 26 3 11 2 17 57 22 32 2 19 3 13
4 23 5 237 22 11 32 5 2 23 24 3 72
5 2 52 3 17 22 13 2 33 5 11 23 7 3 19 2 29
6 22 3 5 2 31 32 7 26 5 13 2 3 11 22 17 3 23
7 257 23 32 237 3 52 22 19 7 11 2 3 13
8 24 5 34 2 41 22 3 7 5 17 2 43 3 29 23 11
9 2 32 5 7 13 22 23 3 31 2 47 5 19 25 3 2 72 32 11
10 22 52 2 3 17 23 13 357 2 53 22 33
11 2 5 11 3 37 24 7 2 3 19 5 23 22 29 32 13 2 59 7 17
12 22 3 5 112 2 61 3 41 22 31 53 2 32 7 27 3 43
13 2 5 13 22 3 11 7 19 2 67 33 5 23 17 2 3 23
14 22 5 7 3 47 2 71 11 13 24 32 5 29 2 73 3 72 22 37
15 2 3 52 23 19 32 17 2 7 11 5 31 22 3 13 2 79 3 53
16 22 5 7 23 2 34 22 41 3 5 11 2 83 23 3 7 132
17 2 5 17 32 19 22 43 2 3 29 52 7 24 11 3 59 2 89
18 22 32 5 2 7 13 3 61 23 23 5 37 2 3 31 11 17 22 47 33 7
19 2 5 19 26 3 2 97 3 5 13 22 72 2 32 11
20 23 52 3 67 2 101 7 29 22 3 17 5 41 2 103 32 23 24 13 11 19
21 2357 22 53 3 71 2 107 5 43 23 33 7 31 2 109 3 73
22 22 5 11 13 17 2 3 37 26 7 32 52 2 113 22 3 19
23 2 5 23 3 7 11 23 29 2 32 13 5 47 22 59 3 79 2 7 17
24 24 3 5 2 112 35 22 61 5 72 2 3 41 13 19 23 31 3 83
25 2 53 22 32 7 11 23 2 127 3 5 17 28 2 3 43 7 37
26 22 5 13 32 29 2 131 23 3 11 5 53 2 7 19 3 89 22 67
27 2 33 5 24 17 3 7 13 2 137 52 11 22 3 23 2 139 32 31
28 23 5 7 2 3 47 22 71 3 5 19 2 11 13 7 41 25 32 172
29 2 5 29 3 97 23 73 2 3 72 5 59 23 37 33 11 2 149 13 23
30 22 3 52 7 43 2 151 3 101 24 19 5 61 2 32 17 22 7 11 3 103
31 2 5 31 23 3 13 2 157 32 5 7 22 79 2 3 53 11 29
32 26 5 3 107 2 7 23 17 19 22 34 52 13 2 163 3 109 23 41 7 47
H.-J. Schulz
10
Tab. 10.12 (Fortsetzung)
210
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
66 22 3 5 11 2 331 3 13 17 22 83 5 7 19 2 32 37 23 29 21 167 3 223
67 2 5 67 11 61 25 3 7 2 337 33 52 22 132 2 3 113 7 97
68 23 5 17 3 227 2 11 31 22 32 19 5 137 2 73 3 229 24 43
69 2 3 5 23 22 173 32 7 11 2 347 5 139 23 2 29 17 41 2 349 3 233
70 22 52 7 2 33 13 19 37 26 11 3 5 47 2 353 7 101 22 3 59
71 2 5 71 32 79 23 89 23 31 2 3 7 17 5 11 13 22 179 22 329 2 259
72 24 32 5 7 103 2 192 3 241 2 >> 181 52 29 2 3 112 23 7 13 36
73 2 5 73 17 43 22 3 61 2 367 3 5 72 25 23 11 67 2 32 41
74 22 5 37 3 13 19 2 7 53 23 3 31 5 149 2 373 32 83 22 11 17 7 107
75 2 3 53 24 47 3 251 2 13 29 5 151 22 33 7 3 379 3 11 23
76 23 5 19 2 3 127 7 109 22 191 32 5 17 2 383 13 59 28 3
77 2 5 7 11 3 257 22 193 2 32 43 52 31 23 97 3 7 37 2 389 19 41
78 22 3 5 13 11 71 2 17 23 33 29 24 72 5 157 2 3 131 22 197 3 263
79 2 5 79 7 113 23 32 11 13 61 2 397 3 5 53 22 199 2 3 7 19 17 47
80 25 52 32 89 2 401 11 73 22 3 67 5 7 23 2 13 31 3 269 24 101
81 2 34 5 22 7 29 3 271 2 11 37 5 163 24 3 17 19 43 2 109 32 7 13
82 22 5 41 2 3 137 23 103 3 52 11 2 7 59 22 32 23
83 2 5 83 3 277 26 13 72 17 2 3 139 5 167 22 11 19 33 31 2 419
84 23 3 5 7 292 2 421 3 281 22 211 5 132 2 32 47 7 112 24 53 3 283
85 2 52 17 23 37 22 3 71 2 7 61 32 5 19 23 107 2 3 11 13
86 22 5 43 3 7 41 2 431 25 33 5 173 2 433 3 172 22 7 31 11 79
2
87 2 3 5 29 13 67 23 109 3 97 2 19 23 53 7 22 3 73 2 439 3 293
88 24 5 11 2 32 72 22 13 17 3 5 59 2 443 23 3 37 7 127
89 2 5 89 34 11 22 223 19 47 2 3 149 5 179 27 7 3 13 23 2 449 29 31
90 22 32 52 17 53 2 11 41 3 7 43 23 113 5 181 2 3 151 22 227 32 101
91 2 5 7 13 24 3 19 11 83 2 457 3 5 61 22 229 7 131 2 33 17
92 23 5 23 3 307 2 461 13 71 22 3 7 11 52 37 2 463 32 103 23 29
93 2 3 5 31 72 19 22 233 3 311 2 467 5 11 17 23 32 13 2 7 67 3 313
94 22 5 47 2 3 157 23 41 24 59 33 5 7 2 11 43 22 3 79 13 73
95 2 52 19 3 317 23 7 17 2 32 53 5 191 23 239 3 11 29 2 479 7 137
96 26 3 5 312 2 13 37 32 107 22 241 5 193 2 3 7 23 23 112 3 17 19
97 2 5 97 22 35 7 139 2 487 3 52 13 24 61 2 3 163 11 89
98 23 5 72 32 109 2 491 24 3 41 5 197 2 17 29 3 7 47 22 13 19 23 43
H.-J. Schulz
Tab. 10.13 Evolventenfunktion ev˛ D tan ˛ arc˛ (neue Schreibweise: inv˛ D tan ˛ arc˛)
a° 00 100 200 300 400 500
12 0,003117 0,003250 0,003387 0,003528 0,003673 0,003822
13 0,003975 0,004132 0,004294 0,004459 0,004629 0,004803
14 0,004982 0,005165 0,005353 0,005545 0,005742 0,005943
15 0,006150 0,006361 0,006577 0,006798 0,007025 0,007256
16 0,007493 0,007735 0,007982 0,008234 0,008492 0,008756
17 0,009025 0,009299 0,009580 0,009866 0,010158 0,010456
18 0,010760 0,011071 0,011387 0,011709 0,012038 0,012373
19 0,012715 0,013063 0,013418 0,013779 0,014148 0,014523
20 0,014904 0,015293 0,015689 0,016092 0,016502 0,016920
21 0,017345 0,017777 0,018217 0,018665 0,019120 0,019583
22 0,020054 0,020533 0,021019 0,021514 0,022018 0,022529
23 0,023049 0,023577 0,024114 0,024660 0,025214 0,025777
24 0,026350 0,026931 0,027521 0,028121 0,028729 0,029348
25 0,029975 0,030613 0,031260 0,031917 0,032583 0,033260
26 0,033947 0,034644 0,035352 0,036069 0,036798 0,037537
27 0,038287 0,039047 0,039819 0,040602 0,041395 0,042201
28 0,043017 0,043845 0,044685 0,045537 0,046400 0,047276
29 0,048164 0,049064 0,049976 0,050901 0,051838 0,052788
30 0,053751 0,054728 0,055717 0,056720 0,057736 0,058765
10
212 H.-J. Schulz
Allgemeine Literatur
0,01039
0,31928
1,00303
0,70925
2,71828
7,38906
0,36788
0,13534
1,64872
1,39561
Bücher
Abramowitz, M.; Stegun, I.A.: Handbook of Mathemati-
cal Functions. New York: Dover Publ. 1970.
Autorenkollektiv: Ausgewählte Kapitel der Mathematik,
W 2g 8. Aufl. Leipzig: VEB Fachbuchverlag 1974.
W g
1W g
p
p
Björk, A.; Dahlquist, G.: Numerische Methoden. Mün-
p
1 : g2
1:e2
e
e
1:e
chen: Oldenbourg 1972.
p
p
2
3
e
e
Collatz, I.; Wetterling, W.: Optimierungsaufgaben, 2.
Aufl. Berlin: Springer 1971.
28,64790
57,29580
1W
2W
3W
1W
2W
3W
90 :
1:
Springer 1966.
Meyer zur Capellen, W.: Leitfaden der Nomographie. Ber-
39,47842
31,00628
97,40909
2,46740
0,61685
1,77245
2,50663
3,54491
1,25331
5,56833
p
p
2
p
p
p4
p
13,91536
96,2361
3,13209
6,26418
9,83976
4,42945
0,10194
0,05097
1,00608
1:2 g
2 g
2g
p2 :g
p
p
g
p
1:g
p
p
2
g
men.
1,46459
1,84526
4,60115
2,14503
6,73881
1,16245
0,31831
0,63662
5,09296
W2
2
2
2
16:
32:
64:
1:
2:
p
p
3
p
p
p
3
3
3,14159
1,57080
1,04720
0,78540
0,52360
0,26180
0,19635
0,09818
0,04909
0,03491
0,01745
p : 180
p : 12
p : 16
p : 32
p : 64
p : 90
p:2
p:3
p:4
p:6
p
Optimierung
11
Hans-Joachim Schulz
11.1.1 Graphisches Verfahren für zwei te Gerade zum Rand des Lösungsgebiets gehört.
Variablen Entweder ist im Abb. 11.1c die Nebenbedingung
zu g1 überflüssig oder die zu g3 falsch. Analoges
Der Sonderfall von m linearen Ungleichungen für gilt für g2 und g4 .
nur zwei Variablen lässt sich in der Ebene gra-
phisch darstellen und bildet die Grundlage zur Konvexe Polygone. Sie bilden nach außen ge-
anschaulichen Deutung des Lösungswegs beim wölbte Punktmengen. Werden also zwei im In-
n-dimensionalen Problem. neren oder auf dem Rand des Lösungsbereichs
Die graphische Lösungsmethode veranschau- liegende Punkte gewählt, so gehören auch alle
licht noch folgende Aussagen (Abb. 11.1a–f): Punkte der Verbindungsgeraden zum Bereich.
Begrenzende Geraden. Die den Bereich der zu- Zielfunktionsgeraden. Sind diese parallel zu ei-
lässigen Lösungen begrenzenden Geraden kön- ner begrenzenden Geraden auf der der optimale
nen aus den Nebenbedingungen geschlossene Lösungspunkt liegt, so gibt es unendlich viele Va-
und offene Polygone – mithin beschränkte und rianten der optimalen Lösung mit dem gleichen
unbeschränkte Punktmengen – ergeben. Die op- Zielfunktionswert, die alle auf dieser Polygon-
timale Lösung liegt immer auf dem Rand des Ge- kante liegen.
biets, meist auf einem Eckpunkt (s. Abb. 11.1d).
Abweichungen vom Normalfall. Sie ergeben sich,
Überflüssige Forderungen. Sie werden von allen wenn z. B. beim Maximieren auch Größer-
Lösungen erfüllt, ohne dass die ihnen zugeordne- Gleich-Relationen bei den Nebenbedingungen
auftreten. Dann kann die Lösungsmenge infol-
ge einander widersprechender Nebenbedingun-
gen leer sein.
11.1.2 Simplexverfahren
Während im graphischen Verfahren jede Ne- den Wert Null haben und die daraus bestimm-
benbedingung unabhängig von den anderen ge- ten m Variablen größer als Null sind. Die von
zeichnet werden kann, muss im analytischen Lö- Null verschiedenen m Variablen größer als Null
sungsverfahren das System der Ungleichungen sind. Die von Null verschiedenen m Elemente
geschlossen behandelt werden, indem es durch von X heißen Basisvariablen, die übrigen wer-
Hinzufügen von Schlupfvariablen in ein Glei- den als Nichtbasisvariablen bezeichnet. Für jede
chungssystem verwandelt wird. Basislösung ist das n-Tupel der Entscheidungsva-
riablen .x1 ; x2 ; : : : ; xn / einer Ecke des konvexen
Standard-Maximum-Problem Polyeders zuzuordnen, das den Bereich der zuläs-
sigen Lösungen begrenzt.
Zielfunktion. Sie lautet
Simplex-Verfahren von Dantzig
z D c x ! Maximum; Das nach dem konvexen Polyeder im Rn mit
A x 5 b; b = 0; x = 0: (11.5) (n C 1) Eckpunkten (z. B. Dreieck im R2 ) be-
nannte Verfahren findet den optimalen Lösungs-
Nebenbedingungen. Mit dem Differenzvektor punkt, indem es schrittweise von einer Ecke oder
b A x D y können die Nebenbedingungen in einer Basislösung zur nächsten mit verbesser-
Form des unterbestimmten linearen, inhomoge- tem Zielfunktionswert fortschreitet. Dabei wird
nen Gleichungssystems von m linear unabhängi- in jedem Schritt eine Basis- gegen eine Nichtba-
gen Gleichungen mit (n C m) Variablen geschrie- sisvariable ausgetauscht, die die Zielfunktion ver-
ben werden; größert. Zur Überwachung kommt die (m C 1)-te
Gleichung für die Zielfunktion in Gl. (11.7) hin-
AxCy Db mit y = 0: (11.6) zu, und z wird ständige Basisvariable des erwei-
terten Systems. Jeder Basistausch bedeutet eine
Die m Komponenten von y heißen Schlupfvaria-
Transformation der aus den Gln. (11.7) gebilde-
blen. Gleichung (11.6) lautet ausgeschrieben
ten Matrix
!
a11 x1 C a12 x2 C : : : C a1n xn C y1 D b1 ; A b
S D D .sij /:
a21 x1 C a22 x2 C : : : C a2n xn C y2 D b2 ; c z
11
:: :: :: ::
: : : :
Verfahrensschritte. Sie sind in der nachstehen-
am1 x1 C am2 x2 C : : : C amn xn C ym D bm ;
den Reihenfolge auszuführen:
ergänzt um die Zielfunktion in der Form Wahl der Anfangslösung (1. Basislösung) wie
c1 x1 C c2 x2 C : : : C cn xn z D 0: in den Gln. (11.8) angegeben, also alle Schlupf-
(11.7) variablen yi als Basisvariablen und alle Entschei-
dungsvariablen xj als Nichtbasisvariablen mit
Basislösung. Das System der ersten m Glei- dem Wert Null. Der Wert der Zielfunktion ist
chungen hat unendlich viele Lösungen. Hierzu z D 0.
werden n beliebige Variablen (z. B. x1 bis xn ) frei Prüfung der Zielfunktion auf Optimalität,
gewählt und die restlichen m Variablen als deren die sich so lange vergrößern lässt, wie in
Linearkombinationen dargestellt. der (m C 1)-ten Zeile der Gln. (11.7) Elemente
smC1;j > 0 (also cj > 0 für die Anfangslösung)
X
n
yi D aij xj C bi ; i D 1; 2; : : : m: vorhanden sind. Damit ergibt sich als Abbruch-
j D1 kriterium smC1;j 5 0, j D 1; 2; : : : ; n.
(11.8) Bestimmung der auszutauschenden Nichtba-
Eine zulässige Lösung X D .x1 ; x2 ; : : : ; xn I sisvariablen aus der (m C 1)-ten Zeile für die
y1 ; : : : ; ym /T (s. Abschn. 3.2.4) heißt Basislö- Zielfunktion, die durch das größte Element
sung, wenn die n frei gewählten Variablen alle smC1;jp D max.smC1;j /, j D 1; 2; : : : ; n (also
216 H.-J. Schulz
cjp für die Anfangslösung) am stärksten vergrö- Regel II: Alle anderen Elemente der Pivotzeile
ßert wird; jp wird die das Pivotelement enthalten- ip werden durch das Pivotelement sip;jp dividiert
de Schlüsselspalte (Pivotspalte). gemäß dem Faktor von xj in Gl. (11.9).
Wahl der auszutauschenden Basisvariablen
0
aus der Schlüsselspalte jp. Aus allen Quotienten sip;j D sip;j =sip;jp (11.12)
q D si;nC1 =si;jp (also bi =ai;jp für die Anfangs-
lösung) für i D 1; 2; : : : ; m wird die durch Regel III: Alle anderen Elemente der Pivotspal-
das kleinste q > 0 gekennzeichnete Basisvaria- te jp werden durch das negative Pivotelement
ble mit Index ip zum Austausch gewählt, da- dividiert entsprechend dem Faktor von yip in
mit wieder eine Basislösung entsteht. Nach dem Gl. (11.10), das durch den Tausch zum xjp wird.
Basistausch müssen die nach Gl. (11.10) bzw.
(11.14) transformierten Elemente bi0 D bi .bip 0
si;jp D si;jp =sip;jp (11.13)
ai;jp /=aip;jp > 0 sein. Ist also in einer Schlüssel-
spalte mit smC1;jp > 0 kein Pivotelement si;jp >
Regel IV: Alle anderen Matrixelemente werden
0 zu finden, so gibt es keine obere Schranke für
transformiert nach den Klammerausdrücken in
die Zielfunktion und damit keine Lösung.
Gl. (11.10).
Austausch der Variablen bedeutet, dass in der
durch ip bestimmten Schlüsselzeile die durch si;jp
sie gegebene Gleichung nach der neuen Basis- sij0 D sij sip;j I
sip;jp
variablen yip ! xjp aufgelöst wird und dieses
Ergebnis in die anderen Gleichungen von (11.8) i D 1; 2; : : : ; m C 1 ¤ ip I
eingesetzt wird. Es ergibt sich für die Schlüssel- j D 1; 2; : : : ; n C 1 ¤ jp : (11.14)
zeile für die Anfangslösung
Es ist noch zu zeigen, dass diese Formel auch für
yip ! die (m C 1)-te Zeile mit der Zielfunktion gilt. Für
0 1 Xn
X
n die 1. Basislösung ist cj xj z D 0. Setzt
1 B C
xjp D @yip aip;j xj C bip A j D1
aip;jp j D1 man Gl. (11.9) ein und fasst zusammen, so folgt
j ¤jp
(11.9)
n
X
und für die anderen Zeilen i D 1; 2; : : : m, m C 1 cjp
cj aip;j xj
mit i ¤ ip j D1
aip;jp
j ¤jp
n
X ai;jp cjp cjp
yi D aij aip;j xj C yip z bip D 0;
aip;jp aip;jp aip;jp
j D1
j ¤jp (11.15)
womit die Gleichartigkeit der Transformation
ai;jp ai;jp
yip C bi bip : auch für die Elemente der (m C 1)-ten Zeile be-
aip;jp aip;jp
(11.10) wiesen ist.
Daraus lassen sich die vier Regeln des Aus-
tauschverfahrens für die Transformation der Ma- Weiterverwendung der Basislösung. Die so ge-
trix S in die Matrix S 0 ableiten: wonnene neue Basislösung mit vergrößerter Ziel-
funktion wird vom 2. Schritt an wieder genauso
Regel I: Das Pivotelement geht in sein Rezipro- behandelt.
kes über entsprechend dem Faktor von yip in
Gl. (11.9), das durch Tausch zum xjp wird. Simplextabelle. Sie ist ein Matrix-Schema für
Rechnungen „von Hand“. Dabei ist es nicht nö-
0
sip;jp D 1=sip;jp (11.11) tig, die Gln. (11.9) und (11.10) auszuschreiben.
11 Optimierung 217
Fall II: Es sind nicht alle vj 5 0. Für dieje- dar. Die Ecke ist also solange optimal, wie die
nigen Spalten k 2 f1; 2; : : : ; ng, für die alle Steigung von gt kleiner als die von g3 und grö-
Matrixelemente ai k 5 0 sind, wird aus den Un- ßer als die von g1 ist. Für die untere Grenze
gleichungen uk C vk t 5 0 das zugehörige größte ergibt sich tu D 1;0526 und für die obere
tC1 D t0 bestimmt. Findet sich keines, so exis- Grenze t0 D 0;3226: Für t -Werte außerhalb
tiert kein Parameterwert, für den das LOz(t) eine dieses Intervalls werden die Ecken A bzw. C
optimale Lösung hat. Mit diesem tC1 wird die optimal (s. Tab. 11.1).
Steuerzeile .ui Cvi tC1 / berechnet und ein neues Das Simplexverfahren wird wie in
Simplextableau aufgestellt. Ergibt sich damit eine Abschn. 11.1.2 abgewickelt, wobei die
optimale Lösung, so stellt tC1 die obere Grenze Wahl der Pivotelemente weiterhin durch die
des Stabilitätsbereichs dieser Ecke dar. Es ist mit .z D zu /-Zeile bestimmt wird:
der Bestimmung der unteren Grenze fortzufah-
ren. Anderenfalls ist wieder der Fall II eingetreten 1. Schritt: zu ; zv sind Null bzw. es gilt der
und die Prozedur muss wiederholt werden, bis Fall II.
entweder die obere Grenze gefunden wird oder
entschieden werden kann, dass die Aufgabe un- 2. Schritt: Für großes t ist z(t) > 0, also optimal
lösbar ist. auch für t ) 1. Folglich ist tC1 D 1 und,
wie in Tab. 11.1 vorgerechnet, tu D 2;5. Da-
Untere Grenze tu des Stabilitätsbereichs. Be- zu gehört xopt D .250I 0I 100I 0I 275/T sowie
kannt ist die obere Grenze tC1 D t0 einer z(t) D 3 750 C 1 875t im Intervall t Œ2;5I 1,
optimalen Basislösung (BL ) und die zugehöri- also z.2;5/ D 8 437;5 und z(1) D 1, das ma-
ge Simplextabelle. Der größte untere Parameter- thematisch den unendlichen Reingewinn für
grenzwert tu ergibt sich aus der Forderung, dass das Produkt P1 zulässt. Die weitere Vorge-
alle .ui C vi t/ 5 0 sein müssen. Gibt es kein hensweise ist in Tab. 11.1 zu verfolgen, bis
tu 5 tC1 , so ist das LOz(t) nicht lösbar. Wie- sich als vierte Basislösung die Zielfunktion
derholungen des Verfahrens für alle existierenden z.t/ D 5 333;3 C 333;3t im Intervall t 2
Ecken des Lösungsbereichs liefern alle charak- Œ1;0526I 0;3226 ergibt. Danach kann das
teristischen Parameterwerte, für die das LOz(t) Programm beendet werden, wenn die Regel
Lösungen hat. aus Abschn. 11.1.2 für die zu -Zeile angewen-
det wird. Zur Bestimmung des Pivotelements
aus den z(t)-Zeilen lässt sich die jeweils die
Beispiel
Null enthaltende Spalte verwenden. Das ergibt
Die Zielfunktion des Beispiels aus zwei qi -Spalten, wie es hier nur für die vierte
Abschn. 11.1.2 soll zum Studium von Ge- Basislösung dargestellt ist. Die mit # gekenn-
winnschwankungen, etwa durch Inflation, zeichnete Version schlägt den Tausch von y2
geändert werden in z.t/ D 15.1 C 0;5t/x1 C gegen y3 vor, was die darüberstehende Lösung
10.1 0;4t/x2 , d. h. t D 0 reproduziert das reproduziert. Die mit * angegebene zweite
vorhandene Beispiel. Zunächst sei der Stabi- Möglichkeit findet die Ecke A mit einem Pa-
litätsbereich für t an der graphischen Lösung rameterintervall, der an die Ecke B anschließt
von Abb. 11.2 für die Ecke B dargestellt: und bis tu D 1 reicht, was zopt .1/ D 1
Aus zopt D 15x1 C 10x2 D 5 333;33 folgt für das Produkt P2 bedeutet.
die Gerade x2 D 1;5x1 C 533;33: Die Ecke Die charakteristischen Parameterwerte
wird aus g1 : x2 D 2x1 C 600 und g3 : x2 D tu D t0 , t1 , : : :, tC1 D to sind also 1;
0;5x1 C 400 gebildet. Die parametrisierte 1;0526; 0;3226; 2;5; C1; mit Zielfunkti-
Zielfunktion stellt sich als Gerade gt : x2 D onswerten z.tk / D C1; 5 684;2; 5 225;8;
x1 .15 C 7;5t/=.10 4t/ C z.t/=.10 4t/ 8 437;5; C1. J
11 Optimierung 221
nen Startpunkt gelangt man zum Gipfel, indem stieg gegeben wird. Man bestimmt für den Start-
man in einer „brauchbaren“ Richtung solange punkt x 0 den Gradienten g 0 D grad f .x0 / und
fortschreitet wie es „bergan“ geht (Brauchbar- berechnet den neuen Punkt x 1 D x 0 C 0 g 0 ,
keitsgrenze). Dann muss eine neue „brauchbare“ der wieder als Startpunkt dient. Wenn möglich,
Richtung eingeschlagen werden. Führen in einem wird 0 D G gewählt. Bei g.x/ D 0 ist das
Punkt alle Richtungen „bergab“, so ist das Ma- Maximum erreicht. Dieses Verfahren konvergiert
ximum erreicht. (Für Minima ist entsprechend nahezu linear, doch treten in der Nähe des Ma-
„bergab“ zu schreiten.) ximums häufig numerische Instabilitäten auf, die
eine genaue Bestimmung stören und ein geeigne-
„Brauchbare“ Richtung. Gegeben ist f .x/ ! tes Abbruchkriterium erfordern.
Max. Der Vektor r D .r1 ; r2 ; : : : ; rn /T heißt
„brauchbare“ Richtung im Punkt x 0 , wenn für Beispiel
G > 0 und alle 2 .0; G gilt: F .x 0 C r/ > Gegeben sei das Rotationsellipsoid mit der
F .x 0 /. Dabei ist G der größte aller möglichen großen Halbachse a D 2 in x-Richtung, der
-Werte und heißt Brauchbarkeitsgrenze. Ihre kleinen Halbachse b D 1 in y-Richtung und
Ausnutzung ist für die Konvergenz der Verfahren dem Pol im Ursprung:
wichtig, jedoch ist ihre Bestimmung häufig sehr p
aufwändig, sodass oft sicherheitshalber mit klei- z D f .x; y/ D 0;5 4 x 2 4y 2 ) Max
neren Schrittweiten probiert wird.
und denpNebenbedingungen px 5 2, x 5 2,
Relaxation (Anstieg in Koordinatenrichtung). y 5 0;5 4 x 2 ; y 5 0;5 4 x 2 . Start-
Die Richtungen jeder Koordinatenachse wer- punkt für das Gradientenverfahren sei x0 D
den in zyklischer Reihenfolge auf Brauchbar- .1I 0;5/. Die Gradientenrichtung ist g D
T
@f @f x y
keit getestet und, wenn sie brauchbar sind, bis ;
@x @y , also @f
@x D 4z und @f@y D z .
zur Brauchbarkeitsgrenze benutzt. Sind keine Der neue Punkt x 1 D x 0 C g ist also
brauchbaren Koordinatenrichtungen mehr zu fin- aus x1 D x0 C @[email protected] /
; y1 D y0 C @f@y
.x0 /
zu
den, so ist das Maximum erreicht. berechnen. J
Gradientenverfahren (Methode des steilsten Die Annäherung an die exakte Lösung zmax D
Anstiegs). Hierbei muss die Funktion f (x) diffe- f .0; 0/ D 1 ist in Abb. 11.3 und Tab. 11.2
renzierbar sein, da ihr Gradient g als brauchbare zu verfolgen. Zur Veranschaulichung der Insta-
Richtung benutzt wird und somit der steilste An- bilität wurde nur zweistellig gerechnet und die
105
103
101
Differenz |λn–λn|
10–1
10–3
10–5
10–7
10–9
10–11
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
Anzahl der Iterationen
225
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Teil II
Mechanik
Der grundlegende Aufbau des Kapitels basiert auf den Ausführungen von
G. Rumpel und H. D. Sondershausen (bis zur 18. Auflage). Er ist über die
Jahre in wesentlichen Teilen konstant geblieben und umfasst den Fächerka-
non der Mechanik eines klassischen Maschinenbaustudiums, mit dem Ziel
die Grundtatsachen der angewandten Mechanik zusammenzufassen, ohne ein
Lehrbuch zu ersetzen. Der Abschnitt wendet sich an Anwender, die ein kon-
kretes mechanisches oder konstruktives Problem erfassen und berechenbar
machen möchten, bzw. Simulationsergebnisse, die auf der Basis numerischer
Näherungsmethoden (z. B. der Finite-Elemente Methode) erzeugt wurden, zu
überprüfen.
Der Anwender wird so in die Lage versetzt, einfache Problemstellungen
u. U. auch ohne Zuhilfenahme von Computerprogrammen zu lösen, bzw. die
Grenzen der jeweiligen Programme und deren Grundlagen zu ergründen.
Neben kurzen Einführungen in die jeweiligen Themengebiete, werden
anhand von einfachen aber praxisrelevanten Beispielen die einzelnen Unter-
kapitel ergänzt.
Die eigentliche Modellbildung von der realen Konstruktion zum mecha-
nischen Modell wird nicht behandelt, da sie doch sehr vom Anwendungsfall
abhängt und der Erfahrung des in dem Bereich tätigen Ingenieurs oder In-
genieurin bedarf. Vielmehr sollen die Ausführungen dem Anwender dabei
helfen, für den jeweiligen Anwendungsfall gültige Annahmen zu treffen, um
eigenständig ein Berechnungsmodell aufzustellen.
Der Inhalt des Kapitels umfasst die Statik des starren Körpers mit den
technischen Anwendungen Fachwerk, Seil und Kette. Ausführungen zu
Schwerpunkts-Berechnungen sowie Haftung und Reibung mit technischen
Anwendungsbeispielen schließen das Themengebiet ab.
Die Kinematik des Massenpunktes und des starren Körpers, sowie die Ki-
netik des Massenpunkts, des Massenpunktsystems und des starren Körpers
werden dargestellt und mittels einfacher aber praxisrelevanter Beispiele ver-
tieft.
Grundlagen der freien und erregten Schwingungen von Systemen mit ei-
nem und mehreren Freiheitsgraden sowie von Kontinuums-Schwingungen
werden dargestellt, um dem Anwender einen Einstieg in die Maschinendyna-
mik zu erleichtern. Hierbei wird bei der Betrachtung von Schwingungen mit
230
12.1 Allgemeines
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 231
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_12
232 J. Villwock und A. Hanau
X
n X
n X
n
FR D Fi D Fix e x C Fiy e y
i D1 i D1 i D1
Abb. 12.5 Zerlegen einer Kraft in der Ebene. a In zwei
D FRx e x C FRy e y (12.6) Richtungen (eindeutig); b in drei Richtungen (vieldeutig);
c rechnerisch
mit Fix D Fi cos ˛i ; Fiy D Fi sin ˛i . Größe und
Richtung der Resultierenden: d. h. F2 D .F sin ˛ F1 sin ˛1 /= sin ˛2 und somit
q
FR D 2
FRx C FRy
2
; F cos ˛
D F1 cos ˛1
tan ˛R D FRy =FRx : (12.7)
C cos ˛2 .F sin ˛ F1 sin ˛1 /= sin ˛2 :
Zerlegen einer Kraft ist in der Ebene eindeu- F cos ˛ sin ˛2 F sin ˛ cos ˛2
tig nur nach zwei Richtungen möglich, nach drei D F1 cos ˛1 sin ˛2 F1 sin ˛1 cos ˛2 ;
und mehr Richtungen ist die Lösung vieldeu-
tig (statisch unbestimmt). Graphische Lösung s.
Abb. 12.5a,b. also F1 D F sin.˛2 ˛/= sin.˛2 ˛1 / und ent-
Rechnerische Lösung (Abb. 12.5c): F D sprechend F2 D F sin.˛1 ˛/= sin.˛1 ˛2 /.
F 1 C F 2 bzw. in Komponenten
12
F cos ˛ D F1 cos ˛1 C F2 cos ˛2 ;
12.2.2 Räumliche Kräftegruppe
F sin ˛ D F1 sin ˛1 C F2 sin ˛2 I
Zusammensetzen von Kräften zu einer Resul-
tierenden. Die rechnerische Lösung lautet
X
n
FR D Fi
i D1
X n X
n X
n
D Fix e x C Fiy e y C Fiz e z
i D1 i D1 i D1
D FRx e x C FRy e y C FRz e z I
(12.8)
Abb. 12.4 Zusammensetzen mehrerer Kräfte in der Ebe- mit Fix D Fi cos ˛i , Fiy D Fi cos ˇi , Fiz D
ne. a Lageplan; b Kräftepolygon Fi cos i . Größe und Richtung der Resultieren-
234 J. Villwock und A. Hanau
F1 e 1 .e 2 e 3 / D F .e 2 e 3 / bzw.
F1 D F e 2 e 3 =.e 1 e 2 e 3 / ;
F2 D e 1 F e 3 =.e 1 e 2 e 3 / ;
Abb. 12.6 Rechnerische Zerlegung einer Kraft im Raum F3 D e 1 e 2 F =.e 1 e 2 e 3 / : (12.10)
F1 e 1 .e 2 e 3 / C F2 e 2 .e 2 e 3 / X
n X
n
MR D .Fiy xi Fix yi / D Fi hi :
C F3 e 3 .e 2 e 3 / D F .e 2 e 3 / : i D1 i D1
12 Statik starrer Körper 235
X
6 X X X
Fi cos ˛i D F cos ˛ ; Fix D 0 ; Fiy D 0 ; Fiz D 0 I
X X X
i D1 Mix D 0 ; Miy D 0 ; Miz D 0 :
X
6
(12.13)
Fi cos ˇi D F cos ˇ ;
Jede der drei Gleichgewichtsbedingungen für die
i D1
Kräfte kann durch eine weitere für die Momente
X
6
um eine beliebige andere Achse, die nicht durch
Fi cos i D F cos I
i D1
den Ursprung O gehen darf, ersetzt werden.
Aus den sechs Gleichgewichtsbedingungen
X
6
Fi .yi cos i zi cos ˇi / lassen sich sechs unbekannte Größen (Kräfte
i D1 oder Momente) berechnen. Sind mehr als sechs
D F .y cos z cos ˇ/ ; Unbekannte vorhanden, nennt man das Problem
statisch unbestimmt. Seine Lösung ist nur un-
X
6
ter Heranziehung der Verformungen möglich (s.
Fi .zi cos ˛i xi cos i /
i D1
Abschn. 20.7). Liegen Kräfte mit gemeinsamem
Angriffspunkt vor, so sind die Momentenbedin-
D F .z cos ˛ x cos / ;
gungen von Gl. (12.13) bezüglich des Schnitt-
X
6
punkts (und damit auch für alle anderen Punkte,
Fi .xi cos ˇi yi cos ˛i /
da M R ein freier Vektor ist) identisch erfüllt.
i D1
Dann gelten nur die Kräftegleichgewichtsbedin-
D F .x cos ˇ y cos ˛/ : gungen von Gl. (12.13), aus denen drei unbe-
kannte Kräfte ermittelt werden können.
Aus diesen sechs linearen Gleichungen erhält
man eine eindeutige Lösung, wenn die Nenner-
determinante ungleich null ist.
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.
12 Statik starrer Körper 239
Das Prinzip tritt an die Stelle der Gleichge- 12.4.4 Arten des Gleichgewichts
wichtsbedingungen und lautet: Erteilt man einem
starren Körper eine mit seinen geometrischen Man unterscheidet stabiles, labiles und indiffe-
Bindungen verträgliche kleine (virtuelle) Ver- rentes Gleichgewicht (s. Abb. 12.12). Stabiles
rückung, und ist der Körper im Gleichgewicht Gleichgewicht herrscht, wenn ein Körper bei
(Abb. 12.11), so ist die virtuelle Gesamtarbeit al- einer mit seinen geometrischen Bindungen ver- 12
ler eingeprägten äußeren Kräfte und Momente – träglichen Verschiebung in seine Ausgangslage
durch (e) hochgestellt gekennzeichnet – gleich zurückzukehren trachtet, labiles Gleichgewicht,
null: wenn er sie zu verlassen sucht, und indifferen-
X .e/ X .e/ tes Gleichgewicht, wenn jede benachbarte Lage
•W .e/ D F i •r i C M i •'i D 0 eine neue Gleichgewichtslage ist. Wird entspre-
(12.16) chend Abschn. 12.4.3 die kleine Verschiebung
bzw. in Komponenten als virtuelle aufgefasst, so gilt nach dem Prinzip
•W .e/ der virtuellen Arbeiten für die Gleichgewichtsla-
X .e/ ge •W .e/ D 0. Bewegt man den Körper gemäß
.e/ .e/
D Fix •xi C Fiy •yi C Fiz •zi Abb. 12.12a aus einer Lage 1 in eine Lage 2 über
X .e/ .e/ .e/
die Gleichgewichtslage 0 hinweg, so ist im Be-
C Mix •'ix C Miy •'iy C Miz •'iz reich 1 bis 0 die Arbeit •W .e/ D Fs •s > 0, d. h.
D0I positiv, im Bereich 0 bis 2 •W .e/ < 0, d. h. nega-
tiv. Aus der Funktion •W .e/ D f .s/ geht hervor,
r i D .xi I yi I zi / Ortsvektoren zu den Kraftan- dass die Steigung von •W .e/ negativ ist, d. h.
griffspunkten; •r i D .•xi I •yi I •zi / Variationen •2 W .e/ < 0, wenn stabiles Gleichgewicht. Allge-
240 J. Villwock und A. Hanau
Ferner wird
Beispiel
12.4.5 Standsicherheit
12.5 Lagerungsarten,
Freimachungsprinzip
Abb. 12.16 Lagerungsarten
Körper werden durch sog. Lager abgestützt. Die Reaktionsgrößen eines Lagers unterscheidet man
Stützkräfte wirken als Reaktionskräfte zu den ein- bis sechswertige Lager (Abb. 12.16).
äußeren eingeprägten Kräften auf den Körper.
Je nach Bauart der Lager können im räumli-
chen Fall maximal drei Kräfte und maximal drei
Momente übertragen werden. Die Reaktionskräf- 12.6 Auflagerreaktionen an Körpern
te und -momente werden durch das sogenannte
„Freimachen“ eines Körpers zu äußeren Kräf- 12.6.1 Körper in der Ebene
ten. Ein Körper wird freigemacht, indem man ihn 12
mittels eines geschlossenen Schnitts durch alle In der Ebene hat ein Körper drei Freiheitsgra-
Lager von seiner Umgebung trennt und die La- de hinsichtlich seiner Bewegungsmöglichkeiten
gerkräfte als äußere Kräfte am Körper anbringt (Verschiebung in x- und y-Richtung, Drehung um
(Abb. 12.15, Freimachungsprinzip). Auf die La- die z-Achse). Er benötigt daher eine insgesamt
ger wirken dann nach „actio D reactio“ (3. New- dreiwertige Lagerung für eine stabile und statisch
ton’sches Axiom) gleich große, entgegengesetzt bestimmte Festhaltung. Diese kann aus einer fes-
gerichtete Kräfte. Je nach Bauart und Anzahl der ten Einspannung oder aus einem Fest- und einem
Loslager oder aus drei Loslagern (Gleitlagern)
Abb. 12.15 Freimachungsprinzip. bestehen (im letzten Fall dürfen sich die drei
a Gestützter Körper mit geschlos- Wirkungslinien der Reaktionskräfte nicht in ei-
sener Schnittlinie; b freigemachter
Körper nem Punkt schneiden). Ist die Lagerung n-wertig
(n > 3), so ist das System (n 3)fach statisch
unbestimmt gelagert. Ist die Lagerung weniger
als dreiwertig, so ist das System statisch un-
terbestimmt, d. h. instabil und beweglich. Die
Berechnung der Auflagerreaktionen erfolgt durch
242 J. Villwock und A. Hanau
Beispiel
Beispiel folgen
Abgewinkelter Träger (Abb. 12.18a). Für den FAx D F1 cos ˛1 F2 C FS sin ˛S und
durch zwei Einzelkräfte F1 und F2 und die FAy D F1 sin ˛1 C qc FS cos ˛S ;
konstante Streckenlast q belasteten abgewin-
kelten Träger ist die Auflagerkraft im Festla-
wobei der vorstehend errechnete Wert für FS
ger A und die Kraft im Pendelstab bei B zu
einzusetzen ist. J
bestimmen.
Beispiel
Sie bestehen aus mehreren Körpern, die durch Dreigelenkrahmen oder Dreigelenkbogen
Verbindungselemente, d. h. Gelenke a oder Füh- (Abb. 12.22a).
rungen b oder auch durch gelenkig angeschlos- Rechnerische Lösung: Nach Freimachen
sene Führungen c, miteinander verbunden sind der beiden Einzelkörper (Abb. 12.22b) Gleich-
(Abb. 12.21). Ein Gelenk überträgt Kräfte in gewichtsbedingungen für Körper I:
zwei Richtungen, aber kein Moment; eine Füh- X
rung überträgt eine Kraft quer zur Führung Fix D 0 ergibt
und ein Moment, aber keine Kraft parallel zur FAx D FCx F1x I (12.18a)
Führung; eine gelenkige Führung überträgt ei-
X
ne Kraft quer zur Führung, aber keine Kraft Fiy D 0 ergibt
parallel zur Führung und kein Moment. Man
spricht daher von zweiwertigen oder einwer- FAy D F1y C F2 FCy I (12.18b)
tigen Verbindungselementen. Ist i die Summe X
Mi A D 0
der Wertigkeiten der Auflager und j die Sum-
me der Wertigkeiten der Verbindungselemen- D FCx H C FCy a
te, so muss bei einem System aus k Körpern F1x y1 F1y x1
mit 3k Gleichgewichtsbedingungen in der Ebe- F2 x2 I (12.18c)
ne die Bedingung i C j D 3 k erfüllt sein,
wenn ein stabiles System statisch bestimmt sein und für Körper II:
soll. X
Ist i C j > 3 k, so ist das System statisch Fix D 0 ergibt
unbestimmt, d. h., wenn i C j D 3 k C n, ist FBx D FCx F3x I (12.18d)
es n-fach statisch unbestimmt. Ist i C j < 3 k,
so ist das System statisch unterbestimmt und auf X
Fiy D 0 ergibt
jeden Fall labil. Für das stabile System nach
Abb. 12.21 ist i C j D 7 C 5 D 12 und FBy D FCy C F3y I (12.18e)
3 k D 3 4 D 12, d. h., das System ist statisch be- X
Mi B D 0
stimmt. Bei statisch bestimmten Systemen wer-
den die Auflagerreaktionen und Reaktionen in D FCx h C FCy b
den Verbindungselementen ermittelt, indem die C F3x Œy3 .H h/
Gleichgewichtsbedingungen für die freigemach-
C F3y .l x3 / : (12.18f)
ten Einzelkörper erfüllt werden.
Aus den Gln. (12.18c) und (12.18f) ergeben
sich die Gelenkkräfte FCx und FCy , einge-
setzt in die Gln. (12.18a), (12.18b), (12.18d)
und (12.18e) dann die Auflagerkräfte FAx ,
FAy , FBx , FBy . Zur Kontrolle verwendet man
P
Abb. 12.21 System aus starren Körpern Mi C D 0 am Gesamtsystem. J
12.8 Fachwerke
berechnet werden (s. Beispiel auf der nächsten Für Knoten C gilt:
Seite). X
Fix D 0 ergibt
Einflusslinien infolge von Wanderlasten
FS4 D FS1 D C15;00 kN (Zug) I
Die Berechnung einer Stabkraft FSi als Funk- X
tion von x infolge einer Wanderlast F D 1 Fiy D 0 ergibt
liefert die Einflussfunktion (x); ihre graphische
FS3 D F3 D 20;00 kN (Druck) :
Darstellung heißt Einflusslinie. Die Auswertung
P Einzellasten Fj liefert die Stabkraft
für mehrere
Für Knoten D gilt:
FSi D Fj .xj / (s. Beispiel).
X
Fiy D 0 ergibt
Beispiel
FS5 D .FS2 sin ˛ C FS3 /= sin ˇ
Fachwerkausleger (Abb. 12.25a). Gegeben:
F1 D 5 kN, F2 D 10 kN, F3 D 20 kN, D C54;08 kN (Zug) I
X
a D 2 m, b D 3 m, h D 2 m, ˛ D 45ı , Fix D 0 ergibt
ˇ D 33;69ı . Gesucht: Stabkräfte.
Knotenschnittverfahren. Die unbekannten FS6 D FS2 cos ˛ FS5 cos ˇ
Stabkräfte FSi werden als Zugkräfte positiv D 55;00 kN (Druck) :
angesetzt (Abb. 12.25b).
Für Knoten E gilt: Für Knoten B gilt:
X X
Fiy D 0 ergibt Fiy D 0 ergibt
FS2 D F2 = sin ˛ FS7 D 0 I
X
D 14;14 kN; also Druck ; Fix D 0 ergibt
X
Fix D 0 ergibt FB D FS6 D 55;00 kN :
FS1 D F1 FS2 cos ˛
Für Knoten A gilt:
D C15;00 kN; also Zug :
X
Fix D 0 ergibt
FAx D FS4 C FS5 cos ˇ D 60;00 kN I
X
Fiy D 0 ergibt
FAy D FS5 sin ˇ C FS7 D 30;00 kN :
Diese Auflagerkräfte folgen auch aus den 12.9 Seile und Ketten
Gleichgewichtsbedingungen am (ungeschnit-
tenen) Gesamtsystem. Seile und Ketten werden als biegeweich angese-
Ritter’scher Schnitt. Die Stabkräfte hen, d. h., sie können nur Zugkräfte übertragen.
FS4 ; FS5 und FS6 werden durch einen Rit- Vernachlässigt man die Längsdehnungen der ein-
ter’schen Schnitt (Abb. 12.25c) ermittelt. zelnen Elemente (Theorie 1. Ordnung), so folgt
X für das ebene Problem infolge vertikaler Stre-
MiD D 0 ergibt ckenlast aus den Gleichgewichtsbedingungen am
Seilelement (Abb. 12.26a)
FS4 D .F2 a C F1 h/= h D C15;00 kN
X bei
P gegebener Belastung q(s):P
Mi A D 0 ergibt Fix D 0, d. h. dFH D 0, Fiy D 0, d. h.
FS6 D ŒF2 .a C b/ C F3 b= h FV D q.s/ ds; also FH D const und dFV =ds D
q.s/. Gemäß Abb. 12.26a gilt ferner tan ' D
D 55;00 kN
X y 0 D FV =FH ; d. h. FV D FH y 0 bzw. FV0 D
00
Fiy D 0 ergibt dFV =dx D Fp Hy .
Mit ds D 1 C y 0 2 dx wird hieraus
FS5 D .F2 C F3 /= sin ˇ D C54;08 kN
folgt mit Fy D 1
.x/ D 1 .a C b x/= h
D 5=2 C x=.2 m/
bei gegebener Belastung q(x): gemäß Aus der letzten (transzendenten) Gleichung kann
Abb. 12.26a gilt q.s/ ds D q.x/ dx, d. h. a, anschließend können x0 und y0 berechnet
werden. Der maximale Durchhang f gegenüber
q.s/ D q.x/ dx=ds der Sehne folgt an der Stelle xm D x0 C
p
D q.x/ cos ' D q.x/= 1 C y 0 2 a arsinh.y2 =x2 / zu f D y2 xm =x2 y.xm /. Für
die Kräfte gilt
und damit nach Gl. (12.19)
FH D aq D const; FV .x/ D FH y 0 .x/ ;
y 00 D q.x/=FH : (12.20) (12.22)
q
Die Lösungen dieser Differentialgleichungen er- FS .x/ D FH2 C FV2 .x/ :
geben die Seilkurve y(x). Die dabei auftretenden
Die größte Seilkraft tritt an der Stelle auf, wo y 0
zwei Integrationskonstanten sowie der unbekann-
zum Maximum wird, d. h. in einem der Befesti-
te (konstante) Horizontalzug FH folgen aus den
gungspunkte.
Randbedingungen y.x D x1 / D y1 und y.x D
x2 / D
R y2 sowie
R p aus der gegebenen Seillänge
L D ds D 1 C y 02 dx. Beispiel
p
qI D q0 = cos ˛I ; qII D q0 = cos ˛II ;
C ln C1 C x2 =a C 1 C .C1 C x2 =a/2
q q # fI D qI x22 =.8FH / ; fII D qII xN 22 =.8FH / ;
C1 1 C C1 ln C1 C 1 C C1
2 2
: y.x/ D .y2 =x2 /x .qI =2FH / x2 x x 2 ;
N x/
y. N D .yN2 =xN 2 /xN .qII =2FH / xN 2 xN xN 2 ;
Für Seile mit flachem
q Durchhang gilt mit der y 0 .x/ D .y2 =x2 / .qI =2FH /.x2 2x/ ;
Sehnenlänge l D x22 C y22 die Näherungsfor- yN 0 .x/
N D .yN2 =xN 2 / .qII =2FH /.xN 2 2x/
N :
mel P
Aus der Gleichgewichtsbedingung Fiy D 0 D
L
l 1 C 8x22 f 2 =.3l 4 / : (12.23) FVl CF FVr am Knoten P2 (Abb. 12.26c, rechts)
folgt mit FV D FH jy 0 j unter Beachtung, dass yN 0
Beispiel
negativ ist und somit jy 0 j D y 0 ,
y.x/ D 0;1667 x
12.10 Schwerpunkt
0;003 m1 .300 m x x 2 / (Massenmittelpunkt)
D 1;064 x C 0;003 m1 x 2 :
An einem Körper der Masse m wirken an den
0
An der Stelle x D 0 wird ymax D jy 0 .0/j D Massenelementen dm die Gewichtskräfte dF G D
0
1;064, also FV; max D FH ymax D 5;408 kN und dmg, die alle zueinander parallel sind. Den
R An-
somit FS; max D 7;42 kN. griffspunkt ihrer Resultierenden F G D dF G
Die Näherungsformel Gl. (12.23) für die nennt man den Schwerpunkt (Abb. 12.27a). Sei-
Seillänge liefert dann mit l D 304;1 m den ne Lage ist festgelegt durch die Bedingung, dass
Wert L
342;7m. Die Ergebnisse zeigen, das Moment der Resultierenden gleich dem der
250 J. Villwock und A. Hanau
dF G D dFG e Beispiel
Z
r S FG r dFG e D 0 ; d: h: Schwerpunkt eines Trägerquerschnitts. Für
Z den zusammengesetzten Trägerquerschnitt
rS D r dFG =FG bzw. in Komponenten ist der Flächenschwerpunkt zu ermitteln
Z (Abb. 12.27b). – Der Schwerpunkt liegt auf
der Symmetrieachse. Ermittlung von yS tabel-
xS D .1=FG / x dFG ;
Z larisch, wobei die Bohrung als negative Fläche
angesetzt wird.
yS D .1=FG / y dFG ;
Z Fläche Ai yi yi Ai
zS D .1=FG / z dFG : cm2 cm cm3
(12.24) 1) U 300 58,8 38,30 2252,0
2) 2L 100 × 14 2 × 26,2 37,02 1939,8
3) 400 × 20 80,0 20,00 1600,0
Analog gilt bei konstanter Fallbeschleunigung
4) 2L 2 × 33,2 4,97 330,0
g für den Massenmittelpunkt, bei konstanter 150 × 100 × 14
Dichte % für den Volumenschwerpunkt sowie für 5) Bohrung 12,0 7,50 90,0
den Flächen- und Linienschwerpunkt in vektori- ¿25
P P
eller Form 245;6 6031;8
Z
r S D .1=m/ r dm I yS D 6031;8 cm3 =245;6 cm2 D 24;56 cm J
Z
r S D .1=V / r dV I
12.11 Haftung und Reibung
Z
r S D .1=A/ r dA und
Haftung. Bleibt ein Körper unter Einwirkung
Z
einer resultierenden Kraft F, die ihn gegen ei-
r S D .1=s/ r ds : (12.25) ne Unterlage presst, in Ruhe, so liegt Haftung
12 Statik starrer Körper 251
zs D h=2 zs D h=4 p
xs D r 2 tan ˛= .4h/ h A1 C 2 A1 A2 C 3A2
zs D h=2 C r 2 tan2 ˛= .8h/ zs D p
4 A1 C A1 A2 C A2
h
bzw. zs D
4
r1 C 2r1 r2 C 3r2
2 2
r12 C r1 r2 C r22
Keil Keilstumpf Zylinderhuf Kugelabschnitt
h a1 C a2 h xs D 3 r=16 zs D 3
.2rh/2
zs D zs D 4 .3rh/
2 2a1 C a2 2 zs D 3h=32
a1 b1 C a1 b2 C a2 b1 C 3a2 b2
2a1 b1 C a1 b2 C a2 b1 C 2a2 b2
Halbkugel Kugelausschnitt Rotationsparaboloid Ellipsoid
zs D 3r=8
halbe Hohlkugel:
r 4 ri4 zs D 3r .1 C cos ˛/ =8 zs D h=3 zs D 3h=8
zs D 38 a3 D 3 .2r h/ =8
ra ri3
12
vor (Abb. 12.28). Die Verteilung der Flächenpres- Die Haftzahl 0 hängt ab von den aneinander
sung zwischen Körper und Unterlage ist meist gepressten Werkstoffen, deren Oberflächenbe-
unbekannt und wird durch die Reaktionskraft Fn schaffenheit, von einer Fremdschicht (Schmier-
ersetzt. Aus Gleichgewichtsgründen ist Fn D schicht), von Temperatur und Feuchtigkeit, von
Fs D F cos ˛ und Fr D Ft D F sin ˛, d. h. der Flächenpressung und von der Größe der Nor-
Fr D Fn tan ˛. Der Körper bleibt so lange in malkraft; 0 schwankt daher zwischen bestimm-
Ruhe, bis die Reaktionskraft Fr den Grenzwert ten Grenzen und ist gegebenenfalls experimentell
Fr0 D Fn tan %0 D Fn 0 erreicht, d. h. solange F zu bestimmen [3]. Insofern können die Werte für
– räumlich betrachtet – innerhalb des sogenann- 0 (s. Tab. 12.4) nur als Anhaltswerte dienen.
ten Reibungskegels mit dem Öffnungswinkel 2%0
liegt. Für die Reaktionskraft Fr gilt die Unglei-
chung Gleitreibung (Reibung der Bewegung). Wird
die Haftung überwunden, und setzt sich der Kör-
Fr 5 Fn tan %0 D Fn 0 : (12.27) per in Bewegung, so gilt für die Reibkraft das
252 J. Villwock und A. Hanau
ys D h=2
ys D h=3 ys D 2r sin ˛= .3˛/
D 2rl= .3b/
h a C 2b Halbkreisfläche: ys D
ys D
3 aCb 4r= .3/
Kreisabschnitt Kreisringstück Parabelflächen Parabelabschnitt
r sin3 ˛
ra3 ri3 sin ˛ ys D 2h=5
ys D 2
ys D 2
3
˛ sin ˛ cos ˛ 3
ra2 ri2 ˛
Halbkreisfläche: ys D xs1 D 3a=8 ys1 D 2h=5
4r= .3 / xs2 D 3a=4 ys2 D 3h=10
räumliche Oberflächen
Ellipsenabschnitt Kugelzone bzw. -haube Mantel von Pyramide Mantel von Kreiskegel-
und Kegel stumpf
b sin3 ˛ zs D .r=2/.cos ˛1 C
ys D 2
3
˛ sin ˛ cos ˛ cos ˛2 / D h0 C h=2bzw.
r1 C 2r2
zs D .r=2/.1 C cos ˛2 / D zs D h=3 zs D h
.h0 C r/=2
3
r1 C r2
ys
2h=3
h bCc r sin ˛ r l
ys D ys D D
2 aCbCc ˛ b
Halbkreisbogen: ys D 2r=
Abb. 12.31 Reibung an a flachgängiger und b scharfgän- Abb. 12.32 Seilreibung. a Kräfte; b Element; c Schiffs-
giger Schraube poller
12 Statik starrer Körper 255
Rollt ein zylindrischer o.ä. Körper auf einer Un- Infolge Biegesteifigkeit der Seile erfolgt an
terlage (Abb. 12.33a), so ergibt sich wegen der der Auflaufstelle ein „Abheben“ um a2 (s.
Verformung der Unterlage und des Körpers eine Abb. 12.33c) und an der Ablaufstelle ein „An-
schräg gerichtete Resultierende, deren Horizon- schmiegen“ um a1 . Unter gleichzeitiger Berück-
talkomponente die Widerstandskraft Fw ist. Ihr sichtigung der Lagerreibung folgt bei gleich-
muss bei gleichförmiger Bewegung die Antriebs- mäßiger Geschwindigkeit für die Feste Rolle
kraft Fa das Gleichgewicht halten. Mit Fn D FQ (Abb. 12.33c): Beim Heben
und f r, d. h. tan ˛
sin ˛ D f =r, folgt
X
MA D 0
Fw D FQ f =r D FQ r
D F .r a1 / FQ .r C a2 /
und als sog. Moment der rollenden Reibung .F C FQ /rz ; d: h:
Mw D Fw r D r FQ r D FQ f , wobei r D f =r F D FQ .r C a2 C rz /=.r a1 rz /
der Koeffizient der Rollreibung ist. Der Hebel- D FQ = :
arm f der Rollreibung ist empirisch zu ermitteln.
Für Stahlräder auf Schienen ist f
0;05 cm, für ist der Wirkungsgrad der festen Rolle beim He-
Wälzlager f
0;0005 : : : 0;001 cm. ben (
0;95). Beim Senken ist durch 1= zu
Als Fahrwiderstand (Abb. 12.33b) bezeichnet ersetzen. (r Radius der Zapfenreibung.)
z
man die Summe aus Rollwiderstand und Lager-
reibungswiderstand,
Lose Rolle. (Abb. 12.33d): Beim Heben
Fw; ges D .FQ C FG /f =r C FQ z r1 =r X
MA D 0 D F .2r Ca2 a1 /FQ .r Ca2 Crz /
FG Gewichtskraft des Rads, z Zapfenreibungs-
zahl. d. h.
1 C C 2 C 3 D .1 4 /=.1 / folgt
Abb. 12.33 Widerstände. a Rollwiderstand; b Fahrwider-
stand; c feste und d lose Seilrolle; e Flaschenzug F D FQ =Œ.1 4 /=.1 / :
256 J. Villwock und A. Hanau
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 257
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_13
258 J. Villwock und A. Hanau
gilt (e t Tangenteneinheitsvektor). Der Betrag der Gleichförmige Bewegung liegt vor, wenn
Geschwindigkeit ist .t/ D sP .t/ D 0 D const ist. Durch Integration
folgt
q
Z
jj D D ds=dt D sP D x2 C y2 C z2
p s.t/ D sP .t/ dt D 0 t C C1
D xP 2 C yP 2 C zP 2 :
(13.4) bzw. mit der Anfangsbedingung s.t D t1 / D s1
hieraus C1 D s1 0 t1 und somit
Beschleunigung. Der Beschleunigungsvektor
s.t/ D 0 .t t1 / C s1 :
ergibt sich durch Ableitung des Geschwindig-
keitsvektors nach der Zeit: Graphische Darstellungen von .t/ und s(t) lie-
fern das Geschwindigkeits-Zeit-Diagramm und
d d2 r das Weg-Zeit-Diagramm (Abb. 13.2). Aus s(t)
a.t/ D D 2 D r.t/ R
dt dt folgt umgekehrt durch Differentiation .t/.
D x.t/e
R x C y.t/e
R y C z.t/e
R z
D .x.t/I
R R
y.t/I R
z.t// D .ax I ay I az / (13.5) Gleichmäßig beschleunigte (und verzögerte)
Bewegung (Abb. 13.3) liegt vor, wenn
bzw. in natürlichen Koordinaten at .t/ D .t/
P D sR .t/ D at 0 D const ; d: h:
d d de t .t/ D at 0 t C C1 und
a.t/ D .e t / D et C :
dt dt dt s.t/ D at 0 t =2 C C1 t C C2 :
2
Mit de t
D de t ds
D d'e n
D 1
e Hieraus folgen mit den Anfangsbedingungen
dt ds dt ds R n
(s. Abb. 13.1b) folgt .t D t1 / D 1 und s.t D t1 / D s1 die Kon-
stanten
a.t/ D e
P t C . 2 =R/e n D at C an ; (13.6) C1 D 1 at t1 und C2 D s1 1 t1 C at0 t12 =2
0
und t t1 D . 1 / =at0 ;
an D 2 =R ; (13.8) at0 D 2 12 =Œ2.s s1 / ;
q
wobei R der Krümmungsradius der Bahnkur- D 12 C 2at0 .s s1 / ;
ve ist. Die Normalbeschleunigung ist stets zum s D 2 12 =.2at0 / C s1 :
Krümmungsmittelpunkt M gerichtet, also immer
eine Zentripetalbeschleunigung. Für die Größe
des (resultierenden) Beschleunigungsvektors gilt
q
a D jaj D ax2 C ay2 C az2
q Abb. 13.2 Gleichförmige Bewegung, Bewegungsdia-
D at2 C an2 : (13.9) gramme
13 Kinematik 259
q
13.1.2 Ebene Bewegung und somit a.t/ D at2 C an2 D
p
Bahnkurve (Weg), Geschwindigkeit, Be- 2A 1 C 4A t =r .pFür die Kreisbahn ergibt
2 4 2
schleunigung. Es gelten die Formeln von sich mit y 0 D x= r 2 x 2 die Bogenlänge
Abschn. 13.1.1, reduziert auf die beiden Kom- zu
ponenten x und y (Abb. 13.4a):
Zr p
r.t/ D x.t/e x C y.t/e y D .x.t/I y.t// ; s.x/ D 1 C y 02 dx
.t/ D x.t/e
P x C y.t/e
P y D .x.t/I
P P
y.t// xDx
D .x I y / ; Zr p
a.t/ D x.t/e
R D r 2 =.r 2 x 2 / dx
x C y.t/e
R y D .x.t/I
R R
y.t//
x
D .ax I ay /
D r arccos.x=r/ ;
bzw. in natürlichen Koordinaten t und n:
woraus mit
a.t/ D .t/e
P t C . =R/e n D ..t/I
2
P 2 =R/
D .at I an / :
s.x/ D s.t/ D At 2
p
t.x/ D r arccos.x=r/=A bzw.
Ist die Bahnkurve mit y(x) und die Lage des
x.t/ D r cos.At 2 =r/
Punkts mit s(t) gegeben, so ergibt sich ein Zusam-
menhangR zwischen
p t und x über die Bogenlänge
s.x/ D 1 C y 02 dx aus s.x/ D s.t/. Hieraus folgt. Damit wird
ist t(x) bzw. x(t) nur in einfachen Fällen explizit
berechenbar (s. nächstes Beispiel).
s.x/ D r arccos.x=r/ ;
p
Beispiel .x/ D 2 Ar arccos.x=r/ ;
Bewegung auf einer Bahnkurve y(x) at .x/ D 2A ;
(Abb. 13.4b). Untersucht wird die Be- an .x/ D 4A arccos.x=r/ ;
wegung eines p
p Punkts auf der Kreisbahn a.x/ D 2A 1 C 4Œarccos.x=r/2 :
y.x/ D r 2 x 2 gemäß dem Weg-Zeit-
Gesetz s.t/ D At 2 . – Nach den Gln. (13.4),
(13.7) und (13.8) ergeben sich Lösung dieser Aufgabe in Parameterdarstel-
lung:
.t/ D sP .t/ D 2At;
at .t/ D .t/
P D sR .t/ D 2A und
x.t/ D r cos.At 2 =r/ ;
an .t/ D =R D 4A t =r
2 2 2 p
y.t/ D r 2 x 2 D r sin.At 2 =r/ ;
x .t/ D x.t/
P D 2At sin.At 2 =r/ ;
y .t/ D y.t/
P D 2At cos.At 2 =r/ ;
somit ist
q
.t/ D x2 C y2
q
D 2At sin2 .At 2 =r/ C cos2 .At 2 =r/
D 2At ;
ax .t/ D P x .t/ D x.t/
R Abb. 13.5 Schiefer Wurf, Wurfbahn
D 2AŒsin.At 2 =r/
C .2t 2 A=r/ cos.At 2 =r/ ; Elimination von t ergibt Bahnkurve y D
ay .t/ D P y .t/ D y.t/
R f .x/:
D 2AŒcos.At 2 =r/ y.x/ D x tan ˇ x 2 g= 2v12 cos2 ˇ
.2t 2 A=r/ sin.At 2 =r/ ; (Wurfparabel) :
woraus
q p Geschwindigkeit
a.t/ D ax2 C ay2 D 2A 1 C .2t 2 A=r/2
x .t/ D x.t/
P D 1 cos ˇ ;
folgt. J y .t/ D y.t/
P D 1 sin ˇ gt ;
p
.t/ D .1 cos ˇ/2 C .1 sin ˇ gt/2 :
Beispiel
Beschleunigung
Der schiefe Wurf (Abb. 13.5). Ungleichmäßig
ax .t/ D x.t/
R D 0; ay .t/ D y.t/
R D g ;
beschleunigte Bewegung. Abwurfgeschwin- p
digkeit 1 unter Abwurfwinkel ˇ. – Unter a.t/ D 0 C g 2 D g D const.
Vernachlässigung des Luftwiderstands ist die
Aus y =x D tan '.t/ erhält man die
Schwerkraft die einzige wirkende Kraft. Des-
Steigung der Bahnkurve und damit die na-
halb wird ax .t/ D 0 und ay .t/ D g D
türlichen Komponenten der Beschleunigung
const. Integration liefert
(s. Abb. 13.5):
x .t/ D C1 ; x.t/ D C1 t C C2
an .t/ D g cos '.t/ und
sowie at .t/ D g sin '.t/ ¤ const!
y .t/ D gt C C3 ; Steigzeit und Wurfhöhe aus y .t2 / D 0:
y.t/ D gt 2 =2 C C3 t C C4 :
13
t2 D 1 sin ˇ=g;
Anfangsbedingungen y.t2 / D 12 sin2 ˇ=.2g/ :
x.0/ D 0 ; y.0/ D 0 ;
Wurfdauer und Wurfweite aus y.t3 / D 0:
x .0/ D 1 cos ˇ;
y .0/ D 1 sin ˇ t3 D 2v1 sin ˇ=g D 2t2 ;
x.t3 / D 12 sin 2ˇ=g :
ergeben C2 D 0, C4 D 0, C1 D 1 cos ˇ,
C3 D 1 sin ˇ und somit Wegen sin.180ı 2ˇ/ D sin 2ˇ ergibt sich
dieselbe Wurfweite für die Abwurfwinkel ˇ
x.t/ D 1 t cos ˇ;
und .90ı ˇ/. Die größte Wurfweite bei ge-
y.t/ D 1 t sin ˇ gt 2 =2 gebenem 1 wird mit dem Abwurfwinkel ˇ D
(Bahnkurve in Parameterdarstellung): 45ı erzielt. J
262 J. Villwock und A. Hanau
P t D !re t
.t/ D 're und
a.t/ D 'P re r C r 'e
2
R ' D ! 2 re n C r˛e t :
Abb. 13.6 Polarkoordinaten. a Geschwindigkeiten; b Be- (13.16)
schleunigungen; c Differentiation der Einheitsvektoren D !r ; (13.17)
13 Kinematik 263
at D 'r
R D !r
P D ˛r ; (13.18) winkel
ˇ D arctanŒh=.2 r0 /
an D 'P 2 r D ! 2 r ; (13.19) q
q .t/ D jj D r2 C '2 C z2
p p
a D jaj D at2 C an2 D r ˛ 2 C ! 4 : (13.20) D r0 'P 1 C h2 =.2 r0 /2
D r0 '=
P cos ˇ I s.t/ D r0 '= cos ˇ ;
q
a.t/ D jaj D ar2 C a'2 C az2
13.1.3 Räumliche Bewegung p
D r0 'P 4 C 'R 2 Œ1 C h2 =.2 r0 /2
Es gelten die Gleichungen von Abschn. 13.1.1. p
D r0 'P 4 C .'=
R cos ˇ/2 :
Als Anwendung wird die Bewegung auf
einer zylindrischen Schraubenlinie behan-
Natürliche Komponenten der Beschleunigung:
delt (Abb. 13.7a; s. hierzu auch Beispiel in
Für die Komponente senkrecht zur Steigung der
Abschn. 14.2.4). Lösung in Zylinderkoordina-
Schraubenlinie (Abb. 13.7b) gilt
ten: r0 .t/; '.t/; z.t/.
Mit r0 .t/ D r0 D const, einer beliebigen
a' sin ˇ C az cos ˇ
Funktion '(t) sowie z.t/ D '.t/h=2 wird
r.t/ D r0 e r C z.t/e z . Hieraus folgt analog D 'rR 0 sin ˇ C .'h=2 /
R cos ˇ
Gl. (13.11) bzw. (13.12) mit rP0 D 0, rR0 D 0 D 'rR 0 sin ˇ C 'r
R 0 tan ˇ cos ˇ D 0 :
Für die Größen von Geschwindigkeit, Weg und Lösung in kartesischen Koordinaten:
Beschleunigung ergibt sich mit dem Steigungs-
r.t/ D x.t/e x C y.t/e y C z.t/e z
13
D r0 cos 'e x C r0 sin 'e y C .'h=2 /e z :
.t/ D x e x C y e y C z e z
D r0 'P sin 'e x C r0 'P cos 'e y
C .'h=2 /e
P z ;
a.t/ D ax e x C ay e y C az e z
D r0 'P 2 cos ' C r0 'R sin ' e x
C r0 'R cos ' r0 'P 2 sin ' e y
Abb. 13.7 Massenpunkt auf Schraubenlinie C .'h=2 /e
R z ;
264 J. Villwock und A. Hanau
Alle Punkte beschreiben kongruente Bahnen Da e und r zueinander parallel sind, gilt e
0
(Abb. 13.8a), d. h., der Körper führt keinerlei r D 0, d. h. D !e r mit jj D D
0
Drehung aus. Die Gesetze und Gleichungen der !r sin 90ı D !r. Damit ist
Punktbewegung nach Abschn. 13.1 gelten auch
für die Translation, da die Bewegung eines Kör-
perpunkts zur Beschreibung ausreicht. D !re t : (13.22)
a D P D rR P D .!e rP P / C .!e
P r P/
D .!e / C .!e
P rP/ :
(13.24a)
Mit !P D ˛ (Winkelbeschleunigung) ist in natür-
lichen Koordinaten
In kartesischen Koordinaten ergibt sich aus Drehzahl n gerechnet; dann ist ! D 2 n und
Gl. (13.23) durch Differentiation D 2 rn. Für die Umlaufzeit bei ! D const
h gilt T D 2 =!. Für die gleichförmige und un-
a D .!y C !z /x C .!x !y ˛z /y
2 2 gleichförmige Rotation gelten die Gesetze der
i Punktbewegung und die zugehörigen Diagramme
C .!x !z C ˛y /z e x gemäß Abschn. 13.1.1, wenn dort at durch ˛,
h durch ! und s durch ' ersetzt werden.
C .!x !y C ˛z /x .!x2 C !z2 /y
i
C .!y !z ˛x /z e y
h 13.2.3 Allgemeine Bewegung
C .!x !z ˛y /x C .!y !z C ˛x /y des starren Körpers
i
.!x2 C !y2 /z e z Räumliche Bewegung. Ein Körper hat im
(13.25a) Raum sechs Freiheitsgrade: drei der Transla-
bzw. bei alleiniger Drehung um die z-Achse tion (Verschiebung in x-, y- und z-Richtung)
und drei der Rotation (Drehung um die x-,
a D !z2 x ˛z y e x C ˛z x !z2 y e y : y- und z-Achse). Die beliebige Bewegung je-
(13.25b) des Körperpunkts lässt sich daher aus Trans-
Da bei Rotation alle Punkte Kreisbahnen in Ebe- lation und Rotation zusammensetzen (zusam-
nen senkrecht zur Drehachse beschreiben, genügt mengesetzte Bewegung). Für die Translation ge-
die nügt die Kenntnis der Bahnkurve eines ein-
zigen körperfesten Punkts, z. B. des Schwer-
Ebene Darstellung (Abb. 13.8c). Hierbei geht punkts (s. Abschn. 13.2.1) zur ausreichenden
die Drehachse senkrecht zur Zeichenebene durch Beschreibung, d. h. die Kenntnis des Ortsvektors
den Punkt O. Es gilt r 0 .t/. Für die Rotation genügt die Beschrei-
bung der Drehung durch den Winkelgeschwin-
s.t/ D r'.t/I .t/ D r '.t/ P D r!.t/ I digkeitsvektor ! um den körperfesten Punkt
(s. Abschn. 13.2.2), d. h., ! ist ein freier Vektor.
at .t/ D r '.t/
R D r !.t/
P D r˛.t/ I
Es gelten (Abb. 13.9a)
an .t/ D r 'P .t/ D r! .t/ ;
2 2
Drehung um O und dem Anteil aus der Rich- D aA C aBA;n C aBA;t : (13.33)
tungsänderung der Drehachse (Abb. 13.9b).
Die Gln. (13.32) und (13.33) sind der Euler’sche
Drehung um einen Punkt (sphärische Bewe- Geschwindigkeitssatz und der Euler’sche Be-
gung). In diesem Fall hat der Körper nur drei schleunigungssatz. Danach ergibt sich die Ge-
Rotationsfreiheitsgrade, d. h., in den Gln. (13.27) schwindigkeit der Punkte einer eben bewegten
bis (13.30) entfallen r 0 , 0 und a0 , wenn man den Scheibe gemäß Gl. (13.32), wenn man die Ge-
Punkt O in Abb. 13.9 als Bezugspunkt wählt. Der schwindigkeit eines Punkts A und die Winkel-
Winkelgeschwindigkeitsvektor ist jetzt ein lini- geschwindigkeit ! der Scheibe kennt, und die
enflüchtiger Vektor, d. h. nur in seiner Wirkungs- Beschleunigung gemäß Gl. (13.33), wenn die
linie verschiebbar. Die augenblickliche Drehach- Beschleunigung eines Punkts A sowie die Win-
se (Momentanachse OM ) beschreibt bei der Be- kelgeschwindigkeit und Winkelbeschleunigung ˛
wegung des Körpers bezüglich eines raumfesten der Scheibe bekannt sind. Die Vektoren B und
Koordinatensystems den Rastpolkegel (Spurke- aB werden häufig graphisch bestimmt, da die
gel) und bezüglich des körperfesten Koordina- rechnerische Lösung kompliziert ist.
tensystems den Gangpolkegel (Rollkegel), der
Beispiel
auf dem Rastpolkegel abrollt. Für die Winkelge-
schwindigkeit bezüglich der Momentanachse gilt Kurbeltrieb (Abb. 13.12). Der Kolben A des
! D !1 C !2 (Abb. 13.10). Kurbeltriebs (l D 500 mm; r D 100 mm)
13 Kinematik 267
dann B D !S rMB D 1;40 m=s. Die graphische Kon- den Gln. (13.27) bis (13.30) gilt hier (13.15a)
struktion mittels der gedrehten Geschwindigkeiten liefert
dieselben Ergebnisse.
r P .t/ D r 0 .t/ C r 1 .t/ ; (13.34)
a.t/ D .t/
P D P F C P r
d d
D rR 0 C .!e r 1 / C r
dt dt Abb. 13.16 Bewegung im rotierenden Rohr
D rR 0 C Œ.!e
P C ! e/P r 1 C !e rP 1
C P r : big) vorgegebenen '(t)-Gesetz dreht, bewegt
sich relativ ein Massenpunkt nach dem eben-
Mit rP 1 aus Gl. (13.35) und P r D !e r C falls gegebenen Weg-Zeit-Gesetz sr .t/ nach
dr r =dt D !e r C dr2 r 1 =dt 2 D !e r C ar außen. Für einen beliebigen Zeitpunkt t sind
folgt Absolutgeschwindigkeit und -beschleunigung
des Massenpunkts zu ermitteln. – Aus sr .t/
a.t/ D rR 0 C Œ.!e
P C ! e/
P r 1 erhält man für Relativgeschwindigkeit und
C !e .!e r 1 / -beschleunigung r .t/ D sPr und ar .t/ D sRr ,
C dr2 r 1 =dt 2 C 2!e r während die Führungsbewegung mit F .t/ D
sr .t/!.t/ sowie aFt .t/ D sr .t/˛.t/, aFn .t/ D
D aF C ar C aC : (13.36)
sr .t/! 2 .t/ mit !.t/ D 'P und ˛.t/ D
Die ersten drei Glieder dieser Gleichung stimmen 'R beschrieben wird. Die Coriolisbeschleu-
mit denen der räumlichen Bewegung des starren nigung wird dann aC D 2!.t/r .t/ mit
Körpers gemäß Gl. (13.30) überein, stellen also der Richtung senkrecht r . Absolutgeschwin-
die Führungs- oder Fahrzeugbeschleunigung aF digkeit und -beschleunigung werden gemäß
dar. Das vierte Glied ist die Relativbeschleuni- Gl. (13.37) durch geometrische Zusammenset-
gung ar , und das letzte Glied ist die sogenannte zung erhalten (Abb. 13.16). J
Coriolisbeschleunigung aC , die sich infolge Re-
lativbewegung zusätzlich ergibt. Sie wird zu null, Beispiel
wenn ! D 0 ist (d. h., wenn das Fahrzeug eine Umlaufgetriebe (Abb. 13.17). Die mit der
reine Translation ausführt) oder e und r pa- Winkelgeschwindigkeit !1 rotierende Kurbel
rallel zueinander sind (Relativgeschwindigkeit in führt das Planetenrad, das sich mit !2;1 gegen-
Richtung der momentanen Drehachse) oder wenn über der Kurbel dreht, auf dem feststehenden
r D 0 ist. Sie hat die Größe aC D 2!r sin ˇ, Sonnenrad. – Nach Gl. (13.37) wird P D
wobei ˇ der Winkel zwischen ! und r ist, und F C r mit der Größe P D !1 .l C r/ C !2;1 r
sie steht im Sinne einer Rechtsschraube senkrecht und entsprechend P0 D !1 .l r/ !2;1 r. Da
zu den Vektoren e und r . Bei der ebenen Bewe-
13
das Sonnenrad feststeht, ist P0 D 0, woraus
gung (Bewegung eines Punkts auf einer ebenen
Scheibe) stehen die Vektoren e und r senkrecht !2;1 D !1 .l r/=r und
zueinander, d. h., sin ˇ D 1 und somit aC D P D !1 .l C r/ C !1 .l r/ D 2!1 l
2!r . Im Übrigen gelten auch hier
folgen. Die Bewegung des Planetenrads lässt
D F Cr und a D aF Car CaC ; (13.37) sich deuten als eine Drehung mit !2 D !1 C
!2;1 D !1 l=r um sein Momentanzentrum P 0
wobei dann alle Vektoren in der Scheibenebene
(Berührungspunkt von Planeten- mit Sonnen-
liegen.
rad), woraus ebenfalls P D !2 2r D 2!1 l
folgt. Hieraus ergibt sich allgemein, dass die
Beispiel
Resultierende zweier Winkelgeschwindigkei-
Bewegung im rotierenden Rohr (Abb. 13.16). ten !1 und !2 um parallele Achsen im Ab-
In einem Rohr, das sich nach dem (belie- stand L so wie bei zwei Kräften (Hebelgesetz)
270 J. Villwock und A. Hanau
Beispiel
A D A; F A;r D 0 .!2;1 !1 / OA sind. Dieses Ergebnis ergibt sich auch aus
der reinen Drehung um M zu jP j D !2
wird. Mit !2;1 !1 D !2 sowie 0 =!2 D l2 D
MP , wobei P ? MP ist (Abb. 13.18a).
OM wird
Die Beschleunigung von Punkt P folgt aus
A D !2 .OM OA/ D !2 MA ; Gln. (13.37) bzw. (13.36) aP D aP; F C aP;r C
aP; C . Dabei ist aP; F D aP; Fn C aP; Ft mit
d. h. eine reine Drehgeschwindigkeit um das aP; Fn D !12 rP und aP; Ft D ˛1 rP , aP;r D
Momentanzentrum M (Abb. 13.18a). Da 0 D aP; rn C aP; rt mit aP; rn D !2;1
2
r1 und aP; rt D
r0 !1 und somit l2 D r0 !1 =.!2;1 !1 / gilt, ˛2;1 r1 sowie aP; C D 2!1 P;r mit dem
ist das eine Bestätigung des Satzes über die Betrag aP; C D 2!1 vP;r D 2!1 !2;1 r1 . Die geo-
Zusammensetzung von Winkelgeschwindig- metrische Zusammensetzung liefert dann aP
keiten für parallele Achsen, wobei im Fall ge- (Abb. 13.18b). J
genläufiger Drehungen für !res die Differenz
13 Kinematik 271
P D F C r Beispiel
D .0 C !1 r 1 / C !2;1 r 1 Umlaufende Kurbelschleife (Abb. 13.20). Die
D .!1 r 0 C !1 r 1 / C !2;1 r 1 Kurbel (r D 150 mm) dreht sich mit !K D
4 s1 D const. Für die Stellung ' D 75ı sind
Winkelgeschwindigkeit !S und -beschleuni-
mit dem Betrag
gung ˛S der Schleife zu ermitteln. – Der
P D !1 r0 sin ˇ C !1 r1 sin.90ı ˇ/ Kulissenstein P führt gegenüber der Schleife
eine Relativbewegung aus. Seine Absolutbe-
C !2;1 r1 wegung ist durch die Kurbelbewegung gege-
D !1 r0 sin ˇ C !1 r1 cos ˇ C !2;1 r1 ben: D !K r D 0;60 m=s, a D an D !K2 r D
2;40 m=s2 , da wegen !K D const, also ˛K D
und entsprechend 0, at D ˛K r D 0 ist. Da die Relativbewegung
geradlinig ist, haben Relativgeschwindigkeit
P0 D !1 r0 sin ˇ !1 r1 cos ˇ !2;1 r1 : r und -beschleunigung ar die Richtung der
Relativbahn, also die der Schleife. Gemäß
Aus P0 D 0 folgt mit cot D r0 =r1 der Zu- Gl. (13.37) D F C r folgt mit bekann-
sammenhang zwischen den Winkelgeschwin- tem Vektor und den bekannten Richtungen
digkeiten (Zwanglauf) von F (? Schleife) und r (// Schleife) aus
dem Geschwindigkeits-Eck (Abb. 13.20) r D
!2;1 D !1 .cot sin ˇ cos ˇ/ 0;29 m=s und F D 0;52 m=s. Mit l.' D
D !1 sin.ˇ /= sin : 75ı /
460 mm wird die Winkelgeschwindig-
keit der Schleife !S D F = l D 1;13 s1 und
Das bedeutet, dass man die Winkelgeschwin- somit aFn D l!S2 D 0;59 m=s2 (Richtung k
digkeiten !1 und !2;1 zu einer Resultierenden Schleife). Die Coriolisbeschleunigung aC D
!2 gemäß !2 D !1 C !2;1 zusammensetzen 2!S r D 0;66 m=s2 steht senkrecht auf der
darf (Abb. 13.19), denn der Sinussatz für das Schleife, so dass bei bekanntem Vektor a und 13
Vektoreneck liefert das vorstehende Ergebnis. den bekannten Richtungen von aFt (? Schlei-
Arbeit. Das Arbeitsdifferential ist definiert als Für F D F0 D const folgt W D F0 .s2 s1 /.
Skalarprodukt aus Kraftvektor und Vektor des Haben Kräfte ein Potential, d. h., ist
Wegelements (Abb. 14.1a). dW D F dr D
F ds cos ˇ D Ft ds. Demnach verrichtet nur die
Tangentialkomponente einer Kraft Arbeit. Die @U @U @U
F D grad U D ex ey ez ;
Gesamtarbeit ergibt sich mit dW D Fx dx C @x @y @z
Fy dy C Fz dz zu
Zs2 Zs2 so folgt
W D F .s/dr D Ft .s/ds
s1 s1 Z.P2 /
@U @U @U
Z.P2 / W D dx C dy C dz
@x @y @z
D .Fx dx C Fy dy C Fz dz/ : (14.1) .P1 /
.P1 / Z.P2 /
Sie ist gleich dem Inhalt des Tangentialkraft- D dU D U1 U2 :
Weg-Diagramms (Abb. 14.1b). .P1 /
(14.2)
J. Villwock () Die Arbeit ist dann vom Integrationsweg unab-
Beuth Hochschule für Technik hängig und gleich der Differenz der Potentiale
Berlin, Deutschland
zwischen Anfangspunkt P1 und Endpunkt P2 .
E-Mail: [email protected]
Insbesondere verschwindet in diesem Fall die
A. Hanau
BSH Hausgeräte GmbH
Arbeit längs eines geschlossenen Weges. Kräfte
Berlin, Deutschland mit Potential sind Schwerkräfte und Federkräfte
E-Mail: [email protected] (elastische Formänderungskräfte).
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 273
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_14
274 J. Villwock und A. Hanau
14.1.1 Spezielle Arbeiten (Abb. 14.2a–d) Für Fr D const D Fr0 wird Wr D Fr0 .s2
s1 /.
a) Schwerkraft. Potential (potentielle Energie) d) Drehmoment.
U D FG z,
Arbeit WG D U1 U2 Z'2
Arbeit WM D M .'/d'
D FG .z1 z2 / : (14.3)
'1
s1
D c s22 s12 =2 : (14.4) d. h., nur die zur Drehachse parallele Mo-
mentkomponente Mt verrichtet Arbeit. Für
c) Reibungskraft. Kein Potential, da Reibungsar- M D const D M0 gilt
beit in Form von Wärme verlorengeht.
X
Arbeit W D ŒFi 0 .si 2 si1 /
Abb. 14.2 Arbeiten. a Schwerkraft; b Federkraft; c Rei- X
bungskraft; d Drehmoment C ŒMi 0 .'i 2 'i1 / :
14 Kinetik 275
Leistung ist Arbeit pro Zeiteinheit. per) eine Anzahl äußerer Kräfte, so ist die resul-
X X tierende Kraft F R gleich der zeitlichen Änderung
P .t/ D dW=dt D F i i C M i !i des Impulsvektors p D m bzw., wenn die Mas-
X X se m konstant ist, gleich dem Produkt aus Masse
D Ft i i C Mt i ! i
X m und Beschleunigungsvektor a (Abb. 14.3a):
D Fxi xi C Fyi yi C Fzi zi
X X d
.a/
F Res D F R D
.a/
Fi D .m/ ; (14.12)
C Mxi !xi C Myi !yi C Mzi !zi : dt
(14.8)
X
Also ist für eine Kraft P D Ft und für ein Mo- FR
.a/
D F i D ma D md=dt : (14.13)
ment P D M!. Integration über die Zeit ergibt
die Arbeit Die Komponenten in natürlichen bzw. kartesi-
schen Koordinaten (Abb. 14.3b,c) sind
Zt2 Zt2
X 9
W D dW D P .t/dt D Pm .t2 t1 / : .a/
FRt D Fi t D mat ; >
>
>
>
t1 t1 X >
>
Fi n D man bzw.>
.a/
FRn D >
>
>
=
Mittlere Leistung: .a/
X
FRx D Fix D max ;
Zt2 X >
>
>
>
F
.a/
D F D ma ; >
>
Pm D P .t/dt=.t2 t1 / D W=.t2 t1 /: (14.9) Ry iy y >
>
X >
>
t1
.a/
FRz D Fiz D maz : ;
D 1 2 3 : : : 14
Beispiel Energiesatz
Aus Gl. (14.13) folgt nach Multiplikation mit dr 14.2.4 Prinzip von d’Alembert und
und Integration der Arbeitssatz geführte Bewegungen
•W D .F e ma/•r
R m'.h=2 /•z
D mg•z mr02 '•' R
Wird auf dieses „Gleichgewichtssystem“
D0
das Prinzip der virtuellen Arbeiten (s. Ab-
schn. 12.4.3) angewendet, so folgt (Abb. 14.4)
•W D .F e C F z C F r ma/•r D 0. Hierbei und mit •z D .h=2 /•'
ist •r eine mit der Führung geometrisch verträg-
liche Verrückung tangential zur Bahn. Da die m•' gh=2 C r02 'R C h2 =.2 /2 'R D 0 ;
Führungskräfte F z normal zur Bahn stehen und
gh=.2 r 2 /
somit keine Arbeit verrichten, gilt woraus 'R D 1Ch2 =.2 r0 /2 D const D
0
A folgt. Die Integration ergibt '.t/P D
•W D .F e C F r ma/•r D 0 (14.19) At C C1 und '.t/ D At 2 =2 C C1 t C
C2 , wobei die Integrationskonstanten aus An-
bzw. in kartesischen Koordinaten
fangsbedingungen zu ermitteln sind. Die Gln.
•W D .Fex C Frx max /•x in Abschn. 13.1.3 liefern dann mit ˇ D
C .Fey C Fry may /•y arctanŒh=.2 r0 / die Bewegungsgesetze des
Massenpunkts:
C .Fez C Frz maz /•z D 0 (14.20)
bzw. in natürlichen Koordinaten s.t/ D r0 At 2 =2 C C1 t C C2 = cos ˇ ;
.t/ D r0 .At C C1 /= cos ˇ ;
•W D .Fet Fr mat /•s D 0 (14.21)
an .t/ D r0 .At C C1 /2 ;
(entsprechend in Zylinderkoordinaten usw.; at .t/ D r0 A= cos ˇ D const ;
s. folgendes Beispiel). Die Gln. (14.19) bis
(14.21) stellen das d’Alembert’sche Prinzip in also eine gleichmäßig beschleunigte (rückläu-
der Lagrange’schen Fassung dar. Das Prinzip fige) Bewegung. J
eignet sich besonders für Aufgaben ohne Rei-
bung, da es die Berechnung der Zwangskräfte
erspart. 14.2.5 Impulsmomenten- (Flächen-)
und Drehimpulssatz
Beispiel
Aus Gl. (14.25) folgt nach Multiplikation mit 12 D 2s1 ŒF cos ˇ1 C FG1 sin ˇ1
dr i (differentiell kleiner Verschiebungsvektor 1 .FG1 cos ˇ1 F sin ˇ1 /
des i-ten Massenpunkts) und nach Integration FG2 sin ˇ2
zwischen zwei Zeitpunkten 1 und 2
2 FG2 cos ˇ2 =.m1 C m2 / : J
XZ XZ
.2/ .2/
.a/ .i/
F Ri dr i C F i k dr i 14.3.3 Impulssatz
.1/ .1/
XZ
.2/ Aus Gl. (14.25) folgt nach Multiplikation mit dt
D mi i di bzw. und Integration
XZ XZ
.1/ t2 t2
X .a/ .i/
.a/
W1;2 C
.i/
W1;2 D .mi =2/ i22 i1
2
(14.27) F Ri dt C F i k dt
t1 t1
XZ
Arbeitssatz: Die Arbeit der äußeren und inne- t2
di
ren Kräfte am Massenpunktsystem (wobei die der D mi dt
Zwangskräfte wieder null ist) ist gleich der Diffe- dt
t1
renz der kinetischen Energien. Die inneren Kräfte X
verrichten bei starren Verbindungen der Massen- D mi .i 2 i1 / D p 2 p1 :
punkte keine Arbeit.
Haben alle beteiligten Kräfte ein Potential, so Da P R F .i/ dt D 0 und nach Gl. (12.25) m D
t2
ik S
gilt der Energiesatz Gl. (14.16). P t1
mi i ist, ergibt sich
Beispiel
XZ
t2
.a/
Punktmassen auf schiefen Ebenen (Abb. p2 p1 D F Ri dt
14.6b). Die beiden über ein nichtdehnbares t1
Seil verbundenen Massen werden aus der Ru- X
D mi .i 2 i1 /
helage von der Kraft F die schiefen Ebenen
entlang gezogen. Gesucht sind ihre Geschwin- D m.S2 S1 / (14.28)
digkeiten nach Zurücklegen einer Strecke s1 .
– Nach dem Freimachen ergeben sich die Impulssatz: Das Zeitintegral über die äußeren
Normaldruckkräfte (Zwangskräfte) zu Fn2 D Kräfte des Systems ist gleich der Differenz aller
FG2 cos ˇ2 und Fn1 D FG1 cos ˇ1 F sin ˇ1 , Impulse bzw. gleich der Differenz der Schwer-
wobei als Voraussetzung des Nichtabhebens punktimpulse. – Sind keine äußeren Kräfte vor- 14
F 5 FG1 cotˇ1 sein muss. Damit sind die Rei- handen, so folgt aus Gl. (14.28)
bungskräfte Fr2 D 2 Fn2 und Fr1 D 1 Fn1 . X X
Der Arbeitssatz Gl. (14.27) liefert mi i1 D mi i 2 D const bzw.
mS1 D mS2 D const ; (14.29)
F cos ˇ1 s1 C FG1 h1 Fr1 s1 FS s1
C FS s2 FG2 h2 Fr2 s2 d. h., der Gesamtimpuls bleibt erhalten.
D m1 12 =2 C m2 22 =2 ;
Beispiel
Mit •s1 D r1 •', •s2 D r2 •' sowie at1 D r1 ', R bestehen häufig zwischen einigen Koordinaten
at 2 D r2 'R erhält man Œm1 .gr1 sin ' C r12 '/
R C aufgrund mechanischer Bindungen Abhängigkei-
m2 .gr2 sin.ˇ C '/ C r22 '/•'
R D 0, woraus ten, wodurch die Zahl der Freiheitsgrade auf m
die nichtlineare Differentialgleichung dieser (im Grenzfall bis auf m D 1) reduziert wird.
Pendelschwingung folgt: '.m R 1 r12 C m2 r22 / C Handelt es sich um holonome Systeme, bei de-
m1 gr1 sin ' Cm2 gr2 sin.' Cˇ/ D 0. Für klei- nen die Beziehungen zwischen den Koordinaten
ne Auslenkungen ' nimmt sie wegen sin '
in endlicher Form und nicht in Differentialform
' und sin.' C ˇ/
' cos ˇ C sin ˇ die Form darstellbar sind, dann gelten die Lagrange’schen
R 1 r12 Cm2 r22 /C'.m1 gr1 Cm2 gr2 cos ˇ/ D
'.m Gleichungen (2. Art):
m2 gr2 sin ˇ an, deren Lösung in Kap. 15 be-
schrieben wird. J d @E @E
D Qk .k D 1; 2; : : : ; m/ :
dt @qPk @qk
(14.33)
14.3.5 Impulsmomenten- und Hierbei ist E die gesamte kinetische Energie des
Drehimpulssatz Systems, qk sind die generalisierten Koordina-
ten der m Freiheitsgrade, Qk die generalisierten
.a/ Kräfte. Ist qk eine Länge, so ist das zugehörige
Aus dem Newton’schen Grundgesetz F Ri C
.i/
F i k D mi ai folgt nach vektorieller Multiplika- Q k eine Kraft; ist qk ein Winkel, so ist das dazu
tion mit einem Radiusvektor r i und Summation gehörige Qk ein Moment.
über das gesamte Massenpunktsystem Die Lagrange’sche Kraft Qk erhält man aus
X X X .a/
.a/
r i F Ri C
.i/
ri F ik Qk •qk D F i •si bzw.
X X
.a/
D .r i mi ai / : Qk D F i •si =•qk ; (14.34)
Hieraus folgt analog der Ableitung von wobei •si Verschiebungen des Systems infolge
Gl. (14.22) alleiniger Änderung (Variation) der Koordinate
.a/
X .a/
qk sind (•qi D 0; i ¤ k).
MR D r i F Ri Haben die beteiligten Kräfte ein Potential, so
d X gilt Qk D @q D 0. Damit folgt aus
@U
dD und @@U
qP k
D .r i mi i / D (14.32) Gl. (14.33)
k
dt dt
Impulsmomenten- oder Drallsatz: Die zeitli-
d @E @E @U
D bzw.
P Änderung des Dralls (Drehimpulses) D D
che dt @qPk @qk @qk
.r i mi i / ist gleich dem resultierenden Mo-
d @L @L
ment der äußeren Kräfte am Massenpunktsystem. D0; (14.35)
dt @qPk @qk
Gleichung (14.32) gilt bezüglich eines raum-
festen Punkts oder bezüglich des beliebig be- wobei L D E U D L.q : : : q I qP : : : qP / die 14
1 m 1 m
wegten Schwerpunkts. Aus ihr folgt nach Inte- Lagrange’sche Funktion ist.
gration über die Zeit der Drehimpulssatz analog
Gl. (14.24). Beispiel
m.t/a.t/ D .t/
P r .t/ D F S .t/ ; (14.36)
'R m1 l12 C m2 l22 C ' m2 gl2 C cl22 D 0
d. h., a ist parallel zu r , und F S .t/ ist der Schub
(Lösung s. Kap. 15). J der Rakete.
Ist ferner P D P 0 D const; r D r0 D const
und r parallel zu , so wird die Bahn eine Ge-
rade. Dann gilt m.t/at .t/ D P 0 r0 D FS0 . Die
14.3.7 Prinzip von Hamilton
verlorene Masse bis zur Zeit t ist .t/ D P 0 t und
somit m.t/ D m0 P 0 t. Mit at D d=dt wird
Während die Lagrange’schen Gleichungen ein dann
Differentialprinzip darstellen, handelt es sich hier
um ein Integralprinzip (aus dem sich auch die La- d P 0 r0 P 0 r0
grange’schen Gleichungen herleiten lassen). Es D D :
dt m0 P 0 t m0 Œ1 .P 0 =m0 /t
lautet
Zt2 Die Integration mit den Anfangsbedingungen
.•W C •E/ dt D 0 :
.e/ .t D 0/ D 0 und s.t D 0/ D 0 liefert
t1
P 0
.t/ D r0 ln 1 t und
Haben die eingeprägten Kräfte ein Potential, ist m0
"
also •W .e/ D •U ein totales Differential, so m0 r0 P 0 P 0
wird daraus s.t/ D 1 t ln 1 t
P 0 m0 m0
#
Zt2 Zt2 P 0
C t :
.•E •U / dt D • .E U / dt m0
t1 t1
Zt2
D• Ldt D 0 ; 14.4 Kinetik starrer Körper
t1
Ein starrer Körper ist ein kontinuierliches Mas-
d. h., die Variation des Zeitintegrals über die La- senpunktsystem mit unendlich vielen starr mit-
grange’sche Funktion wird null, das Zeitintegral einander verbundenen Massenelementen. Die ki-
nimmt einen Extremwert an. nematischen Grundlagen sind in Abschn. 13.2
14 Kinetik 283
Zt2 Zt2
.e/ d!
D2 D1 D MR dt D J dt
dt
t1 t1
Z!2
DJ d! D J.!2 !1 / : (14.47)
!1
14 Kinetik 285
m D 43 r 3
m D r 2 h m D ra2 ri2 h m D r 2 h=3
2 Jx D Jy D Jz D 25 mr 2
Jx D mr2 m ra Cri
2 2 Jx D 10
3
mr 2 Jy D Jz D
Jx D Jy D Jz D Kugelschale
Jy D Jz D m.3r12Ch /
2 2
2
Wanddicke ı r:
3m.4r 2 Ch2 /
m ra2 Cri2 Ch2 =3 80
Zylinderschale
4
m D 4 r 2 ı Kegelschale
Wanddicke ı r: Jx D Jy D Jz D 23 mr 2 Wanddicke ı r:
m D 2 rhı m D rsı
Jx D mr 2 Jy D Jz D Jx D mr2
2
m.6r 2 Ch2 /
12
Quader Dünner Stab Hohlkugel Kreiskegelstumpf
m D Al
m D 43 ra3 ri3
m D abc Jy D Jz D ml 2
m D 13 h r22 C r2 r1 C r12
12 r 5 r 5
Jx D m.b12Cc / Jy D
2 2
Jx D Jy D Jz D 2
m ra3 ri3 r 5 r 5
5 a i Jx D 3
10
m r23 r13
m.a2 Cc 2 / 2 1
12
Jz D m.a12Cb /
2 2
m D 23 r 3
m D 2 2 r 2 R Rx2
Jx D Jy D 83
mr 2 Jz D m D f 2 .x/dx
Jx D Jy D m.4R 8C5r /
2 2
m D abh=3
2
320
mr 2 x1
Jx D
m a2 Cb 2
Jy D Jz D m.4R2 C3r 2 / 5
Rx2
20 4 Jx D 12 f 4 .x/dx
m b 2 C 34 h2 x1
20
m a2 C 34 h2
Jz D 20
Trägheitsellipsoid. Trägt man inpRichtung pder Trägheitsradius. Wird die Gesamtmasse in Ent-
Achsen
p x, y, z die Größen 1= J x , 1= Jy , fernung i von der Drehachse (bei gegebenem J
1= Jz ab, so liegen die Endpunkte auf p dem und m) vereinigt, so gilt J D i 2 m bzw. i D
p
Trägheitsellipsoid mit den Hauptachsen 1= J1 J =m.
usw. und der Gleichung J1
2 C J2 2 C J3
2 D
1. Liegt hierbei der Koordinatenanfangspunkt im Reduzierte Masse. Denkt man sich die Masse
Schwerpunkt, spricht man vom Zentralellipso- mred in beliebiger Entfernung d von der Drehach-
id; die zugehörigen Hauptachsen sind dann freie se angebracht (bei gegebenem J), so gilt J D
Achsen. d 2 mred bzw. mred D J =d 2 .
14 Kinetik 287
Z X
.a/
X .a/ d MRS D
.a/ .a/
Mi S D J S ˛ : (14.57)
MR D Mi D .r /dm
dt
ˇ ˇ
Z ˇˇe x ey e z ˇˇ Arbeitssatz: 14
d ˇ ˇ dD
D ˇx y z ˇ dm D : Z Z
dt ˇ ˇ dt
ˇ xP yP 0 ˇ W1;2 D M RS d'
.a/
F R dr C
.a/
(14.55)
(Der Momentensatz gilt bezüglich eines raumfes- m 2 JS 2 m 2 JS 2
D C !2 C !1
ten Punkts oder des beliebig bewegten Schwer- 2 S2 2 2 S1 2
punkts.) D E2 E1
(14.58)
Haben die äußeren Kräfte und Momente ein Po-
tential, so gilt der Energiesatz U1 C E1 D U2 C
E2 D const.
288 J. Villwock und A. Hanau
Zt2
.a/
p2 p 1 D F R dt D m.S2 S1 / (14.59)
t1
S2
D’Alembert’sches Prinzip. Die verlorenen q ı
Kräfte, d. h. die Summe aus eingeprägten D 2.F cos ˇ FG sin ˇ/s2 m C JS =r 2 :
Kräften und Trägheitskräften, halten sich am
Gesamtkörper das Gleichgewicht. Mit dem
Impulssatz und Drehimpulssatz, Gln.
Gleichgewichtsprinzip der virtuellen Verrückun-
(14.59) und (14.60),
gen gilt dann in Lagrange’scher Fassung
.e/ .F cos ˇ FG sin ˇ Fr /t2 D mS2 und
.e/
F R maS •r S C M RS JS ˛ •' D 0 :
Fr rt2 D JS !2
(14.61)
ergeben ebenfalls
Beispiel ı
t2 D S2 m C JS =r 2 .F cos ˇ FG sin ˇ/
Rollbewegung auf schiefer Ebene (Abb. D S2 =aS :
14.12). Aus der Ruhelage soll ein zylindri-
scher Körper (r; m; JS ) von der Kraft F die Das d’Alembert’sche Prinzip in der Lagran-
schiefe Ebene (Neigungswinkel ˇ) hinaufge- ge’schen Fassung nach Gl. (14.61) führt zu
rollt werden ohne zu gleiten. Zu ermitteln (Abb. 14.12b)
sind seine Schwerpunktbeschleunigung sowie
Zeit und Geschwindigkeit bei Erreichen der .F cos ˇ FG sin ˇ maS / ıs
Lage 2 nach Zurücklegen des Wegs s2 . – C .0 JS ˛/ı' D 0 I
Da der Schwerpunkt eine geradlinige Be-
wegung ausführt, fällt sein Beschleunigungs- mit ˛ D aS =r, •' D •s=r folgt
vektor in die Bewegungsrichtung. Schwer-
punktsatz, Gl. (14.54), und Momentensatz, •s F cos ˇ FG sin ˇ maS JS aS =r 2
Gl. (14.57), liefern (14.12a) maS D F cos ˇ D0;
FG sin ˇ Fr und JS ˛ D Fr r, woraus mit
˛ D aS =r wegen des reinen Rollens also wieder
aS D F cos ˇ FG sin ˇ
aS D .F cos ˇ FG sin ˇ/=.m C JS =r 2 / ı
m C JS =r 2 : J
folgt. Mit den Gesetzen der gleichmäßig Ebene Starrkörpersysteme. Die Bewegung
beschleunigten Bewegung aus der Ruhela- lässt sich auf verschiedene Weise berechnen:
p (s. Abschn. 13.1.1) ergeben sich S2 D
ge
2aS s2 und t2 D S2 =aS . Der Arbeitssatz, Freimachen jedes Einzelkörpers und Ansatz
Gl. (14.58), von Schwerpunktsatz, Gl. (14.54), und Mo-
mentensatz, Gl. (14.57), wenn z Hauptträg-
.F cos ˇ FG sin ˇ/s2 D mS22 =2 C JS !22 =2 heitsachse ist,
14 Kinetik 289
X dD
Mit .a/
MR D
.a/
Mi D
Z dt
•z D ra •'; •s D ri •' und d
D .r / dm (14.64)
• D •s=r3 D •'ri =r3 dt
(Erläuterungen s. Gln. (14.26) und (14.32)).
bzw. Der Momentensatz gilt bezüglich eines raum-
festen Punkts oder des beliebig bewegten
a1 D zR D ra 'R D ra ˛2 ; Schwerpunkts. In kartesischen Koordinaten mit
gemäß Gl. (13.23) wird
a3S D sR D ri 'R D ri ˛2 und
ˇ ˇ
˛3 D R D sR =r3 D ˛2 ri =r3 Z ˇˇe x ey e z ˇˇ
.a/ d ˇ ˇ 14
MR D ˇx y z ˇ dm
dt ˇ ˇ
ˇx y z ˇ
d
D Œ.!x Jx !y Jxy !z Jxz /e x
dt
C .!y Jy !x Jxy !z Jyz /e y
C .!z Jz !x Jxz !y Jyz /e z :
(14.65)
Diese Gleichung bezieht sich auf ein raumfestes
Koordinatensystem x, y, z (Abb. 14.14), dessen
Abb. 14.13 Starrkörpersystem Koordinatenanfangspunkt auch im Schwerpunkt
290 J. Villwock und A. Hanau
Zt2 Zt2
.a/
Drehimpulssatz: M R dt D dD D D 2 D 1
Abb. 14.14 Allgemeine räumliche Bewegung
t1 t1
.a/
liegen kann, d. h., die Größen Jx , Jxy usw. sind Für M R D 0 wird D 2 D D 1 , d. h., ohne Ein-
zeitabhängig, da sich die Lage des Körpers än- wirkung äußerer Momente behält der Drallvektor
dert. seine Richtung im Raum bei.
Wird nach Euler ein körperfestes, mitbewegtes Energiesatz: Haben die einwirkenden Kräfte
Koordinatensystem
, ,
eingeführt (der Ein- ein Potential, so gilt
fachheit halber in Richtung der Hauptträgheits-
achsen des Körpers) und der Winkelgeschwindig- U1 C E1 D U2 C E2 D const.
keitsvektor in diesem Koordinatensystem in seine
Komponenten ! D !1 e 1 C !2 e 2 C !3 e 3 zerlegt, Kinetische Energie E D mS2 =2 C J1 !12 C
so nimmt Gl. (14.65) die Form J2 !22 C J3 !32 =2
.a/ d
MR D Œ!1 J1 e 1 C !2 J2 e 2 C !3 J3 e 3 Kreiselbewegung (Abb. 14.15). Hierunter ver-
dt steht man die Drehung eines starren Körpers um
(14.66)
an, wobei jetzt J 1 , J 2 , J 3 konstant und !1 J1 usw. einen festen Punkt. Es gelten die Euler’schen Be-
die Komponenten des Drallvektors D im beweg- wegungsgleichungen, Gl. (14.67).
ten Koordinatensystem sind. Mit der Regel für
die Ableitung eines Vektors im bewegten Ko- Kräftefreier Kreisel. Sind alle Momente der
ordinatensystem (s. Gl. (13.35)) wird dD=dt D äußeren Kräfte null, d. h. Lagerung im Schwer-
dr D=dt C ! D, wobei dr D=dt die Ablei- punkt (Abb. 14.15a), und wirken sonst keine
tung des Vektors D relativ zum mitbewegten Kräfte und Momente, so ist die Bewegung kräf-
Koordinatensystem ist. Aus Gl. (14.66) folgt in tefrei; der Drallvektor behält seine Richtung und
Komponenten Größe im Raum bei. Dabei ergeben sich die mög-
lichen Bewegungsformen des Kreisels aus
.a/
9
MR
D Œ!P 1 J1 C !2 !3 .J3 J2 / ;>
=
.a/ J1 !P 1 D .J2 J3 /!2 !3 ;
MR D Œ!P 2 J2 C !1 !3 .J1 J3 / ;
.a/
>
; J2 !P 2 D .J3 J1 /!1 !3 ;
MR
D Œ!P 3 J3 C !1 !2 .J2 J1 / :
(14.67) J3 !P 3 D .J1 J2 /!1 !2 I
Das sind die Euler’schen Bewegungsgleichungen
eines Körpers im Raum bezüglich der Hauptach- also entweder
sen mit einem raumfesten Punkt oder dem be-
!1 D const ; !2 D !3 D 0 oder
liebig bewegten Schwerpunkt als Ursprung. Aus
den drei gekoppelten Differentialgleichungen er- !2 D const ; !1 D !3 D 0 oder
geben sich jedoch nur die Winkelgeschwindig- !3 D const ; !1 D !2 D 0 ;
keiten !1 .t/, !2 .t/, !3 .t/ bezüglich des mitbe-
wegten Koordinatensystems, nicht aber die Lage d. h. jeweils Drehung um eine Hauptträgheitsach-
des Körpers gegenüber den raumfesten Rich- se (Bewegung stabil, falls Drehung um die Achse
tungen x, y, z. Hierzu ist die Einführung der des größten oder kleinsten Trägheitsmoments).
14 Kinetik 291
Für den symmetrischen Kreisel folgen mit ist die Winkelgeschwindigkeit der Präzession des
J1 D J2 die Gleichungen, s. [2, 3], Kreisels. Wegen !P fällt der Drallvektor nicht ge-
nau in die Figurenachse, daher überlagert sich der
!3 D const ; !R 1 C 2 !1 D 0 und Präzession noch die Nutation [2, 3].
!R 2 C 2 !2 D 0
Geführter Kreisel. Er ist ein umlaufender, in
mit den Lösungen der Regel rotationssymmetrischer Körper, dem
Führungskräfte eine Änderung des Drallvektors
!1 D c sin.t ˛/ und !2 D c cos.t ˛/ ; aufzwingen, wodurch das Moment der Krei-
selwirkung und damit verbunden zum Teil er-
wobei D .J3 =J1 1/!3 . hebliche Auflagerkräfte entstehen (Kollergang,
Mit !12 C !22 D c 2 D const folgt, dass Schwenken von Radsätzen und Schiffswellen
der Winkelgeschwindigkeitsvektor ! D !1 e
C usw.). Für ein Fahrzeug in der Kurve liefert
!2 e C !3 e
(die momentane Drehachse) einen die Kreiselwirkung der Räder ein zusätzliches
Kreiskegel im körperfesten System, den Gang- Kippmoment. Umgekehrt finden geführte Kreisel
polkegel, beschreibt, der auf dem Rastpolkegel, als Stabilisierungselemente für Schiffe, Einschie-
dessen Achse der feste Drallvektor ist, abrollt nenbahnen usw. Verwendung. Beim horizontal
(Abb. 14.15a). Die Figurenachse
beschreibt schwimmend angeordneten Kreiselkompass wird
dabei den Präzessionskegel (reguläre Präzessi- die Drallachse durch die Erddrehung in Nord-
on). Süd-Richtung gezwungen.
Für den in (Abb. 14.15c) dargestellten und mit
Schwerer Kreisel. Hier sei speziell der schnell !F geführten Rotationskörper gilt
umlaufende symmetrische Kreisel unter Eigenge- ˇ ˇ
wicht betrachtet (Abb. 14.15b). Beim schnellen ˇ e
e e
ˇˇ
ˇ
Kreisel ist D
!3 J3 e
, d. h., Drallvektor und dD ˇ ˇ
M .a/ D D !F D D ˇ 0 0 !F ˇ 14
Figurenachse fallen näherungsweise zusammen. dt ˇ ˇ
.a/
ˇ!1 J1 0 !F J3 ˇ
Aus dem Drallsatz folgt dD D M R dt D .r
F G / dt, d. h., der Kreisel trachtet, seine Figu- D !F !1 J1 e
renachse parallel und gleichsinnig zu dem auf
.k/ .k/
ihn wirkenden Moment einzustellen (Satz von bzw. M .a/ D FA l D !F !1 J1 , d. h. FA D
Poinsot). Nach Abb. 14.15b gilt M D FG r sin #, !F !1 J1 = l. Das Moment der Kreiselwirkung er-
.k/
dD D D sin # d'. Aus dD D M dt folgt zeugt in den Lagern die zu FA entgegengesetz-
!P D d'=dt D FG r=D
FG r=.J3 !3 /. !P ten Auflagerdrücke.
292 J. Villwock und A. Hanau
Bei einer geführten Relativbewegung gilt für die Beim Stoß zweier Körper gegeneinander werden
Beschleunigung nach Abschn. 13.2 Gl. (13.36) in kurzer Zeit relativ große Kräfte wirksam, de-
und damit für das Newton’sche Grundgesetz nen gegenüber andere Kräfte wie Gewichtskraft
und Reibung vernachlässigbar sind. Die Nor-
.a/
F R D maF C mar C maC : (14.68) male der Berührungsflächen heißt Stoßnormale.
Geht sie durch die Schwerpunkte beider Körper,
so nennt man den Stoß zentrisch, sonst exzen-
Für einen auf dem Fahrzeug befindlichen Beob-
trisch. Liegen die Geschwindigkeiten in Richtung
achter ist nur die Relativbeschleunigung wahr-
der Stoßnormalen, so ist es ein gerader, sonst
nehmbar
ein schiefer Stoß. Über die während des Sto-
.a/ ßes in der Berührungsfläche übertragene Kraft
mar D F R maF maC
und die Stoßdauer liegen nur wenige Ergebnis-
.a/
D FR CFF CFC ; (14.69) se vor [4, 5]. Der Stoßvorgang wird unterteilt
in die Kompressionsperiode K, während der die
d. h., den äußeren Kräften sind die Führungskraft Stoßkraft zunimmt, bis beide Körper die ge-
und die Corioliskraft hinzuzufügen. meinsame Geschwindigkeit u erreicht haben, und
in die Restitutionsperiode R, in der die Stoß-
kraft abnimmt und die Körper ihre unterschied-
Beispiel
lichen Endgeschwindigkeiten c1 und c2 erreichen
Bewegung in rotierendem Rohr (Abb. 14.16). (Abb. 14.17). Stoßimpulse oder Kraftstöße in der
In einem Rohr, das um eine vertikale Achse Kompressionsperiode und in der Restitutionspe-
mit ˛F .t/ und !F .t/ rotiert, wird mittels eines riode ergeben sich zu:
Fadens die Masse m mit der Relativbeschleu-
nigung ar .t/ und der Relativgeschwindigkeit Zt2 Zt3
r .t/ reibungsfrei nach innen gezogen. Für pK D FK .t/dt; pR D FR .t/dt (14.70)
eine beliebige Lage r(t) sind die Fadenkraft t1 t2
sowie die Normalkraft zwischen Masse und
Rohr zu bestimmen. – Mit aF D aFn C aFt pK und pR werden mittels der Newton’schen
(aFn D r!F2 ; aFt D r˛F ) und aC D 2!F r Stoßhypothese zueinander in Beziehung gesetzt:
erhält man an der freigemachten Masse nach
Gl. (14.68) pR D kpK ; (14.71)
wobei k 5 1 die Stoßziffer ist. Vollelastischer
FS D m.ar C aFn / D m ar C r!F2 und
Stoß: k D 1, teilelastischer Stoß: k < 1, un-
Fn D m.aC aFt / D m.2!F r r˛F / : J
elastischer oder plastischer Stoß: k D 0. Mittlere
Stoßkraft Fm D .pK C pR /=t.
15.1 Systeme mit einem Freiheitsgrad Sie ergibt sich auch aus dem Energiesatz U C
E D const bzw. aus
Beispiele hierfür sind das Feder-Masse-System,
d d h c m i
das physikalische Pendel, ein durch Bindungen .U C E/ D mg.h sN / C sN 2 C sPN 2
auf einen Freiheitsgrad reduziertes Starrkörper- dt dt 2 2
system (Abb. 15.1). Zunächst werden nur lineare D 0 ;
Systeme untersucht; bei ihnen sind die Differenti-
algleichungen selbst und die Koeffizienten linear. d. h. mg sPN C c sN sPN C msPN sRN D 0, also
Voraussetzung dafür ist eine lineare Federkennli-
nie Fc D cs (Abb. 15.2b). sRN C .c=m/Ns D g : (15.1)
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 295
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_15
296 J. Villwock und A. Hanau
Abb. 15.1 Schwinger mit einem Freiheitsgrad. a Feder- ter, f gelenkig gelagerter und g beidseitig eingespannter
Masse-System; b physikalisches Pendel; c Starrkörpersys- Balken mit Einzelmasse; h Drehschwinger
tem; d schwingende Wassersäule; e einseitig eingespann-
kv D k sP auf. Für das Feder-Masse-System gilt Berührungspunkte bei tn0 D Œ.2n C 1/ =2
(Abb. 15.5a) ˇ=,
(15.7)
mit !12D c=.m C 2m1 /; R D 2m1 e=.m C 2m1 /.
Die beiden Gleichungen unterscheiden sich nur
durch den Faktor auf der rechten Seite.
Abb. 15.5 Gedämpfte freie Schwingung. a Schwinger; Für beliebige periodische Erregungen f (t) gilt
b schwache und c starke Dämpfung; d Verhältnis Eigen-
kreisfrequenz gedämpft zu ungedämpft sR C !12 s D f .t/ ; (15.8)
15 Schwingungslehre 299
Abb. 15.7 Gedämpfte erzwungene Schwingung. a Vergrößerungsfaktor bei kinematischer und b dynamischer Erre-
gung; c Phasenwinkel
Mit b D !12 r bei kinematischer und b D ! 2 R eigenschaft der Lager vernachlässigt wirdp[1, 2]).
bei dynamischer Erregung ergeben sich die Ver- Für die Biegeeigenfrequenz gilt !1 D c=m1
größerungsfaktoren (Abb. 15.7a,b) (bei Vernachlässigung der Wellenmasse) mit c D
2 2
q 3EI y l=.a b / (s. Abschn. 15.1.1 und Tab. 20.4).
ı 2 2 ı 2 2 Ist e die Exzentrizität der Scheibe und w1 die
Vk D 1= 1 ! 2 !1 C 2ı! !1 und
elastische Verformung infolge der Fliehkräfte,
Vd D Vk .!=!1 /2 : so folgt aus dem Gleichgewicht zwischen elasti-
scher Rückstell- und Fliehkraft
Aus dVk =d! D 0 folgt für die Resonanzstel-
cw1 D m1 ! 2 .e C w1 / ;
q ! bei kinematischer Erregung ! =!1 D
len
1 2ı 2 =!12 bzw. bei dynamischer Erregung .!=!1 /2
q w1 D e : (15.12)
1 .!=!1 /2
! =!1 D 1= 1 2ı 2 =!12 . Die Resonanzpunk-
te liegen also bei kinematischer Erregung im Für ! D !1 folgt w1 ! 1, also Resonanz
unterkritischen, bei dynamischer Erregung im (Abb. 15.8b). Dagegen stellt sich für !=!1 ! 1
überkritischen Bereich (Abb. 15.7a,b).
q Die Reso-
nanzamplitude ist C D .b=2ı/= !12 ı 2 . Für
den Phasenwinkel nach Gl. (15.11) gilt für bei-
de Erregungsarten Abb. 15.7c. Für ! < !1 ist
< =2, für ! > !1 ist > =2. Ohne Rei-
bung (ı D 0) sind für ! < !1 Erregung und
Ausschlag in Phase, für ! > !1 sind sie entge-
gengesetzt gerichtet.
schen Grundgesetzen partielle Differentialglei- 7;855 usw. Für die Stäbe nach Abb. 15.10b–d er-
chungen. Die Befriedigung der Randbedingun- geben sich die ersten drei Eigenwerte zu 1 D ;
gen liefert transzendente Eigenwertgleichungen. 3;927; 4;730; 2 D 2 ; 7;069; 7;853; 3 D 3 ;
Für Näherungslösungen geht man vom Rayl- 10;210; 10;996.
eigh’schen Quotienten und vom Ritzschen Ver- Für Stäbe mit zusätzlichen Einzelmassen z. B.
fahren (Abschn. 15.2.3) aus. nach Abb. 15.11 mit Einzelmasse in der Bal-
kenmitte ist die Lösung Gl. (15.26) für jeden
Biegeschwingungen von Stäben. Die Diffe- Abschnitt anzusetzen. Nach Erfüllen der Über-
2
rentialgleichung lautet %A @@tw2 D p.x; t/ gangsbedingungen usw. erhält man die Frequenz-
h i
@2 2
EIy @@xw2 bzw. für freie Schwingung und gleichung. Da der Aufwand groß ist, wird die
@x 2
Näherung mit dem Rayleigh’schen Quotienten
konstanten Querschnitt
und dem Ritz’schen Verfahren (s. Abschn. 15.2.3
und folgendes Beispiel) verwendet.
@2 w=@t 2 D c 2 @4 w=@x 4 ;
Formel (15.24) nach ! 2 aufgelöst, ergibt ! 2 D
c 2 D EIy =.%A/ : (15.25) Umax
. Unter Berücksichtigung der Symmetrie zu
EN
max
xD l
2
folgt:
Der Produktansatz von Bernoulli
Zl=2
w.x; t/ D X.x/T .t/ 1
EN max D 2A Œf .x/2 dx
2
eingesetzt in Gl. (15.25) liefert 0
1 l 2
C mE f x D
X TR D c 2 X .4/ T bzw. 2 2
TR =T D c 2 X .4/ =X D ! 2 ;
Zl=2
1
2
d. h. TR C ! 2 T D 0 und X .4/ .! 2 =c 2 /X D 0. Umax D 2EIy f 00 .x/ x.
2
Mit 4 D .! 2 =c 2 /l 4 lautet die Lösung 0
h 3 i
F l3 2
w.x; t/ D A sin.!t C ˇ/ŒC1 cos.x= l/ Ansatz: w .x/ D 48EIy
3 xl 4 xl
(s. Tab. 20.5, Belastungsfall 6)
C C2 sin.x= l/ C C3 cosh.x= l/
Damit lautet die Ansatzfunktion für den Rayl-
C C4 sinh.x= l/ : eighquotienten:
(15.26)
Für den Stab nach Abb. 15.10a lauten die Rand- x 3
x 2
bedingungen X.0/ D 0, X 0 .0/ D 0, X 00 .l/ D 0, f .x/ D 3 4
000
l l
X .l/ D 0. Damit folgt aus Gl. (15.26) die Ei-
genwertgleichung cosh cos D 1 mit den Dann ergibt sich die erste Biegeeigenkreisfre-
r
Eigenwerten 1 D 1;875; 2 D 4;694; 3 D EIy
quenz zu: ! D l3
13 m192Cm mit mB D
35 B E
l/2 l/2
ρ, A
x
der Stelle x D l=2 anbringen und den Balken nur wenn f (x) eine die Randbedingungen erfüllende
als Feder ausführen, ergäbe sich für die Biegeei- Vergleichsfunktion ist (s. auch Abschn. 15.2.3).
genkreisfrequenz:
s r Torsionsschwingungen von Stäben. Hier gilt
EIy 192 cz
!D D @2 ' @ @'
l 3 mB C mE mB C mE J 2 D GIt
@t @x @x
Hinweis: Die Wahl der Ansatzfunktion ist be-
liebig, gefordert werden nur die geometrischen bzw. für It D const
Randbedingungen. Zum Beispiel gilt mit dem
@2 '=@t 2 D c 2 @2 '=@x 2 ;
Ansatz für den Fall mE D 0:
c 2 D .GIt /=.J = l/ : (15.29)
2
f .x/ D cos x 1 W
l Lösung und Eigenwerte wie bei Längsschwin-
s
gungen. Bei zusätzlich mit Drehmassen besetzten
EIy .2/4
!D : Stäben gelten entsprechende Bemerkungen wie
l3 3mB bei Biegeschwingungen. Der Rayleigh’sche Quo-
Längsschwingungen von Stäben. Die
Diffe- tient ist R D ! D Umax =EN max mit
2
@2 u
rentialgleichung lautet %A @t 2 D @x EA @x bzw.
@ @u Z
für A D const Umax D .1=2/ GIt f 02 .x/ dx ;
Z
@2 u=@t 2 D c 2 @2 u=@x 2 ;
N
E D .1=2/ .J = l/f 2 .x/ dx :
c 2 D .EA/=.% A/ D E=% ; (15.27)
Mit a und b als Seitenlängen gilt für Eigenwer- N D Eh3 =Œ12.1 2 / für die Rechteckplatte
te j D j =a, k D k =b (j; k D 1; 2; : : :).
Eigenkreisfrequenzen: @2 w N
D w
p @t 2 %h
!j k D .S=/Œj 2=a2 C k 2 =b 2
N @4 w @4 w @4 w
.j; k D 1;2; : : :/ : D C2 2 2 C :
%h @x 4 @x @y @y 4
(15.35)
Rayleigh’scher Quotient: R D ! 2 D Umax =EN max Mit a und b als Seitenlängen gilt für die gelenkig
mit gelagerte Platte
"
“ 2 2 #
@f @f w.x; y; t/ D A sin.!t C ˇ/ sin.j x=a/
Umax D .S=2/ C dx dy ;
@x @y
“ sin.k y=b/ :
(15.36)
EN max D .=2/ 2
f .x; y/dx dy :
Eigenwerte:
15
Hydrostatik
(Statik der Flüssigkeiten) 16
Joachim Villwock und Andreas Hanau
Flüssigkeiten und Gase unterscheiden sich im 105 N=cm2 , für Quecksilber 2;9 106 N=cm2 (da-
Wesentlichen durch ihre geringe bzw. starke gegen für Stahl 2;1 107 N=cm2 ). Für die meisten
Kompressibilität. Sie haben viele gemeinsame Probleme können Flüssigkeiten als inkompressi-
Eigenschaften und werden einheitlich als Flu- bel angesehen werden. Gase sind kompressibel,
ide bezeichnet. Sie sind leicht verschieblich und d. h., die Dichte ändert sich gemäß % D p=.RT /
nehmen jede äußere Form ohne wesentlichen Wi- (s. Abschn. 40.1.1).
derstand an; meist können sie als homogenes
Kontinuum angesehen werden. Kapillarität und Oberflächenspannung. Flüs-
sigkeiten steigen oder sinken in Kapillaren als
Druck. p D dF=dA ist in ruhenden Flüs- Folge der Molekularkräfte zwischen Flüssigkeit
sigkeiten richtungsunabhängig, d. h. eine skalare und Wand bzw. zwischen Flüssigkeit und Luft.
Ortsfunktion, da aus dem Newton’schen Schub- Molekularkräfte erzeugen Oberflächenspannun-
spannungsansatz gen .
xy D .@x =@y C @y =@x/ Druckverteilung in der Flüssigkeit. Wegen des
Gleichgewichts für ein Element (Abb. 16.1a) gilt
für x D y D 0 sich xy D 0 und entspre-
chend xz D yz D 0 ergibt. Damit folgt aus den p dA C % g dA dz .p C dp/ dA D 0 ; d: h:
Gleichgewichtsbedingungen px D py D pz D dp=dz D % g
p.x; y; z/. An den Begrenzungsflächen steht p
wegen D 0 senkrecht zur Fläche. bzw. nach Integration
Abb. 16.1 Hydrostatischer Druck. a Verteilung; b auf geneigte und c auf vertikale Wände
Abb. 16.2 Druck auf gekrümmte Wände. a Allgemein; Diese Auftriebskraft ist gleich dem Gewicht der
b Zylinder- und Kugelflächen
verdrängten Flüssigkeit. Sie greift im Volumen-
schwerpunkt der verdrängten Flüssigkeit an (und
Gl. (16.4) ist die horizontale Druckkraft auf eine nicht im Körperschwerpunkt; bei homogenen
gekrümmte Fläche in beliebiger Richtung so groß Körpern fallen beide Schwerpunkte zusammen).
wie auf eine senkrecht zur Kraftrichtung stehen-
de projizierte ebene Fläche. Der Angriffspunkt
Stabilität schwimmender Körper (Abb. 16.3b).
der Druckkräfte ergibt sich gemäß Gl. (16.3) zu
Ein eingetauchter Körper schwimmt, wenn FG D
exN und eyN , wenn xN und yN die Achsen durch
FA ist. Er schwimmt stabil, wenn das Metazen-
den Schwerpunkt der jeweiligen Projektionsflä-
trum M über dem Körperschwerpunkt SK liegt,
che sind. Bei Kugel- und Kreiszylinderflächen
labil, wenn es darunter liegt, und indifferent,
geht die Resultierende FR stets durch den Krüm-
wenn beide zusammenfallen. Hierbei bezeichnet
mungsmittelpunkt.
das Metazentrum den Schnittpunkt der Auftriebs-
vektoren, die zu zwei benachbarten Winkellagen
Auftrieb (Abb. 16.3a). Für einen ganz (oder gehören. Für die metazentrische Höhe gilt
teilweise) eingetauchten Körper wirkt auf ein
oben liegendes Flächenelement die Kraft dF D
hM D .Ix =V / e :
po dAx e x C po dAy e y C po dAz e z . Da sich die
Komponenten dFx und dFy am geschlossenen
Körper das Gleichgewicht halten, d. h. Fx D Ix ist das Flächenmoment 2. Ordnung der
0 und Fy D 0 ist, bleibt nur eine Kraft in Schwimmfläche (Wasserlinienquerschnitt) um
z-Richtung: die Längsachse, V das verdrängte Volumen
und e der Abstand zwischen Körper- und Vo-
Z Z
lumenschwerpunkt. Bei schwebenden Körpern
FA D Fz D dFz D .pu po /dAz
(U-Boot) ist Ix D 0 und hM D e. Wird e nega-
Z
tiv, d. h., liegt der Körperschwerpunkt unter dem
D % g.zu zo /dAz D % gV : Volumenschwerpunkt, so folgt hM > 0, und der
(16.5) schwebende Körper schwimmt stabil. 16
Hydro- und Aerodynamik
(Strömungslehre, Dynamik der Fluide) 17
Joachim Villwock und Andreas Hanau
Aufgabe der Strömungslehre ist die Untersu- Abb. 17.1 Schubspannung in einer
chung der Größen Geschwindigkeit, Druck und Flüssigkeit
Dichte eines Fluids als Funktion der Ortskoor-
dinaten x, y, z bzw. bei eindimensionalen Pro-
blemen (z. B. Rohrströmungen) als Funktion der
Bogenlänge s. Bei vielen Strömungsvorgängen
ist die Kompression auch bei gasförmigen Flu-
iden vernachlässigbar (z. B., wenn Körper von
Luft normaler Temperatur und weniger als 0,5fa-
cher Schallgeschwindigkeit umströmt werden).
Dann gelten auch dafür die Gesetze inkompres- keit vor (z. B. Wasser, Luft und Öl). Hierbei
sibler Medien (Strömungen mit Änderung des ist die absolute oder dynamische Zähigkeit.
Volumens s. Abschn. 41.2). Nicht-Newton’sche Flüssigkeiten mit nichtlinea-
rem Fließgesetz sind z. B. Suspensionen, Pasten
Ideale und nichtideale Flüssigkeit. Eine idea- und thixotrope Flüssigkeiten mit zeitabhängingen
le Flüssigkeit ist inkompressibel und reibungs- Fließeigenschaften.
frei, d. h., es treten keine Schubspannungen auf
.xy D 0/. Der Druck an einem Element ist Stationäre und nichtstationäre Strömung. Bei
nach allen Richtungen gleich groß (s. Kap. 16). stationärer Strömung hängen die Größen Ge-
Bei nichtidealer oder zäher Flüssigkeit treten vom schwindigkeit , Druck p und Dichte % nur von
Geschwindigkeitsgefälle abhängige Schubspan- den Ortskoordinaten ab, d. h., es ist D (x, y,
nungen auf, und die Drücke px , py , pz sind z) usw. Bei instationärer Strömung ändert sich die
unterschiedlich. Hängen die Schubspannungen li- Strömung an einem Ort auch mit der Zeit, d. h., es
near vom Geschwindigkeitsgefälle senkrecht zur ist D (x, y, z, t) usw.
Strömungsrichtung ab (Abb. 17.1), gilt also D
.d=dz/, so liegt eine Newton’sche Flüssig- Stromlinie, Stromröhre, Stromfaden. Die
Stromlinie ist die Linie, die in einem bestimmten
J. Villwock () Augenblick an jeder Stelle von den Geschwin-
Beuth Hochschule für Technik digkeitsvektoren tangiert wird (Abb. 17.2); es
Berlin, Deutschland
gilt x W y W z D dx W dy W dz. Bei sta-
E-Mail: [email protected]
tionären Strömungen ist die Stromlinie eine
A. Hanau
BSH Hausgeräte GmbH
ortsfeste Raumkurve; sie ist außerdem mit der
Berlin, Deutschland Bahnkurve des einzelnen Teilchens identisch.
E-Mail: [email protected] Bei instationären Strömungen ändern die Strom-
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 315
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_17
316 J. Villwock und A. Hanau
d @ @ ds @z 1 @p bzw.
at D D C D g
dt @t @s dt @s % @s
ds %12 =2 C p1 C % gz1
bzw. mit D W
dt Zs2
@ p @ @
2 C C gz C D0: D %2 =2 C p2 C % gz2 C %
2
ds :
@s % @t @t
s1
(17.1) (17.2b)
Für den stationären Fall (@=@t D 0) gilt
Im Fall stationärer Strömung ist @=@t D 0.
Für die Normalenrichtung gilt
%12 =2 C p1 C % gz1 D %22 =2 C p2 C % gz2
2 1 @p @z D const.
an D D g (17.3)
r % @n @n
Danach bleibt die Gesamtenergie, bestehend aus
oder kinetischer, Druck- und potentieller Energie, für
@p 2 @z die Masseneinheit längs des Stromfadens bzw.
D % %g der Stromlinie erhalten. Aus Gl. (17.3) ergibt sich
@n r @n
17 Hydro- und Aerodynamik (Strömungslehre, Dynamik der Fluide) 317
der Volumenstrom konstant sein: pL C % gz1 C %1 =2. Der hydrostatische Druck
2
im Pitotrohr ist p2 D pL C
p%g.z1 C h/ und so ist
dVP D dA D 1 dA1 D 2 dA2 D const. %12 =2 D %gh oder 1 D 2gh. Die Steighöhe h
(17.6) ist ein Maß für die Strömungsgeschwindigkeit.
Bei Stromröhren mit über dem Querschnitt A Für die Messung der Luftgeschwindigkeit ist
konstanter mittlerer Geschwindigkeit folgt aus die Anordnung auf Abb. 17.4c geeignet. Ist %M
Gln. (17.5) und (17.6) die Dichte der Manometerflüssigkeit, so gilt
p 2 pdyn D %1 =2 D %M gh, also
2
für Punkt
P D %A D const bzw. VP D A D const.
m
1 D 2.%M =%/gh.
auf ein festes Hindernis entsteht der Staudruck 1 A1 D 2 A2 . Hieraus ergibt sich
(Abb. 17.4a). Die Bernoulli’sche Gl. (17.3) hat ı
ohne Höhenglied die Form p D p2 p1 D %12 2 .A1 =A2 /2 1
Für den stationären Fall ist @=@ t D 0, und das (Gesetz von Stokes). Für die Schubspannungen
letzte Glied entfällt. Hierbei ist pV der Druck- ergibt sich .r/ D d=dr D pV r=.2l/ I sie
verlust zwischen den Stellen 1 und 2 infolge von nehmen also linear nach außen zu. Für den Volu-
Rohrreibung, Einbauwiderständen usw. Dividiert menstrom gilt
man Gl. (17.9) durch % g, so ergibt sich
Zd=2
12 =.2g/ C p1 =.% g/ C z1 VP D .r/2 r dr D pV d 4 =.128l/
D 22 =.2g/ C p2 =.% g/ C z2 C hV : rD0
(17.10)
(Formel von Hagen-Poiseuille) und damit für
Darin bedeuten die einzelnen Glieder Energiehö-
die mittlere Geschwindigkeit und den Druck-
hen und hV D pV =.% g/ die Verlusthöhe.
verlust m D D VP =A D pV d 2 =.32l/
und pV D m 32l=d 2 . Der Druckverlust
Druckverlust und Verlusthöhe (Abb. 17.6).
und somit auch die Schubspannungen nehmen
Zwischen zwei Stellen 1 und 2 sei der Rohrdurch-
also linear mit der Geschwindigkeit zu. Mit
messer d konstant. Dann gilt
der Reynolds’schen Zahl Re D d= er-
X gibt sich pV D .64=Re/.l=d /.% 2 =2/ und
pV D .l=d /% 2 =2 C
% 2 =2 bzw.
X hV D .64=Re/.l=d /. 2 =2g/. Demnach ist nach
hV D .l=d / =.2g/ C
2
=.2g/ I
2 Gl. (17.11a,b) die Rohrreibungszahl D 64=Re,
(17.11a,b) d. h. bei laminarer Strömung unabhängig von der
Rohrreibungszahl,
Widerstandsbeiwerte für Rauigkeit der Rohrwand.
Einbauten.
Für kompressible Fluide, die sich infolge
Druckabnahme von 1 nach 2 ausdehnen, folgt aus 17.2.2 Stationäre turbulente Strömung
der Kontinuitätsgleichung (17.5) sowie aus dem in Rohren mit Kreisquerschnitt
Ansatz dp D .=d / dx % =2 für den isother-
2
men Fall, p1 =%1 D p=% D const, p12 p22 D Bei Re > 2320 erfolgt Übergang in turbulen-
12 %1 p1 l=d , d. h. für den Druckverlust aufgrund te Strömung. Die Rohrreibungszahl hängt von
von Rohrreibung der Rohrrauigkeit k (Wanderhebungen in mm,
s. Tab. 17.1) und von Re ab. Das Geschwindig-
pV D p1 p2 keitsprofil ist wesentlich flacher (Abb. 17.7b) als
q bei laminarer Strömung. Es besteht im Randbe-
D p1 1 1 12 %1 l=.p1 d / : reich aus einer laminaren Grenzschicht der Dicke
(17.12) ı D 34;2d=.0;5Re/
0;875
(nach Prandtl). Die Ge-
Bei geringen Druckverlusten ist die Expansi- schwindigkeitsverteilung hängt ebenfalls von Re
on vernachlässigbar, und man kann Gl. (17.11a)
auch für kompressible Fluide verwenden. Der da-
bei auftretende Fehler ist f
0;5 pV =p1 [6].
und k ab; sie ist nach Nikuradse mittels .r/ D mit aufgeklebten Sandkörnern gleicher Körnung
max .1 2r=d /n darstellbar (z. B. n D 1=7 für wurden von Nikuradse die in Abb. 17.8 gestri-
Re D 105 ). Exponent n nimmt mit der Rohrrau- chelt eingetragenen Kurven gemessen.
igkeit zu. Das Verhältnis =max D 2=Œ.1 C n/
.2 C n/ ist im Mittel etwa 0,84. Diagramm von Colebrook-Nikuradse. Die vor-
stehenden Formeln sind graphisch in Abb. 17.8
Ermittlung der Rohrreibungszahl dargestellt, sodass als Funktion von Re und
Hydraulisch glatte Rohre liegen vor, wenn die d=k abgelesen und bei Bedarf nachgerechnet
Grenzschichtdicke größer als die Wanderhebung bzw. verbessert werden kann (weitere Verfei-
ist, d. h. für ı=k = 1 bzw. Re < 65d=k. nerungen s. [1, 3]). Ist bekannt, berechnet
Formel von Blasius (gültig für 2320 < Re < man den Druckverlust bzw. die Verlusthöhe nach
105 /: p Gl. (17.11a,b) bzw. (17.12) und anschließend den
4
D 0;3164= Re : zu untersuchenden Rohrleitungsabschnitt mit der
Bernoulli’schen Gleichung mit Verlustglied ge-
Formel von Nikuradse (gültig für 105 < Re < mäß Gl. (17.9) oder (17.10).
108 /:
Beispiel
D 0;0032 C 0;221=Re 0;237 :
Durch ein Stahlrohr (gebraucht, k D
Formel von Prandtl und v. Kármán (gültig 0;15 mm) vom Durchmesser d D 150 mm und
für den gesamten turbulenten Bereich, aber der Länge l D 1400 m werden VP D 400 m3 =h
wegen impliziter Form umständlich): D Pressluft gefördert. Druck und Dichte im Kes-
p sel: p1 D 6 bar, %1 D 6;75 kg=m3 . Zu ermit-
1=Œ2 lg.Re =2;51/2 . An ihrer Stelle kann die
Näherungsformel D 0;309=Œlg.Re=7/2 ver- teln ist der Druckverlust am Ende der Leitung.
wendet werden. – Mit der Fördergeschwindigkeit
Hydraulisch raue Rohre liegen vor, wenn die
D VP =A D VP =. d 2 =4/
Wanderhebungen größer als die Grenzschichtdi-
cke sind, d. h. für ı=k < 1 bzw. Re > 1300 d=k. D 6;29 m=s und
Die Rohrreibungszahl ist nur abhängig von der D =% D .2 105 Ns=m2 /=.6;75 kg=m3/
relativen Rauigkeit d=k, und es gilt die Formel D 2;963 106 m2 =s
von Nikuradse
wird Re D d= D 318 427. Mit d=k D
D 1=Œ2 lg.3;71d=k/2 150=0;15 D 1000 ergibt sich aus Abb. 17.8
bzw. der Formel von Colebrook D 0;0205.
für den oberhalb der Grenzkurve liegenden Be- Aus Gl. (17.12) folgt für den Druckverlust am
reich (Abb. 17.8). Die Grenzkurve ist mittels D Ende der Leitung
Œ.200d=k/=Re2 festgelegt. h p i
Rohre im Übergangsgebiet liegen vor, wenn pV D p1 1 1 2 %1 l=.p1 d /
65d=k < Re < 1300 d=k, d. h. in dem auf
D 0;261 bar :
Abb. 17.8 unter der Grenzkurve liegenden Be-
reich. Die Rohrreibungszahl ist von Re und Bei Vernachlässigung der Expansion infol-
d=k abhängig. Als gute Näherung gilt ge der Druckabnahme ergibt Gl. (17.11a)
, pV D .l=d /% 2 =2 D 25 550 N=m2 D
2;51 0;27 2 0;256 bar, d. h. einen Fehler f D .0;261
D1 2 lg p C
Re d=k 0;256/=0;261 D 1;92 %, der auch mit der Ab-
schätzformel f D 0;5 pV =p1 D 2;13 % gut
(Formel von Colebrook). Sie bezieht sich auf übereinstimmt. Die Dichteänderung der Press-
Rohre mit technischer Rauigkeit. Für Rohre luft hat also kaum Einfluss. J
17 Hydro- und Aerodynamik (Strömungslehre, Dynamik der Fluide) 321
17
322 J. Villwock und A. Hanau
Trennung
Abb. 17.10a Abb. 17.10b
VPa =VP
a
d
a
d
0 0,95 0,04 0,90 0,04
0,2 0,88 0,08 0,68 0,06
0,4 0,89 0,05 0,50 0,04
0,6 0,95 0,07 0,38 0,07
0,8 1,10 0,21 0,35 0,20 Abb. 17.13 Querschnittsänderungen
1,0 1,28 0,35 0,48 0,33
Vereinigung
c) Lyrabogen: Glattrohrbogen
D 0;7; Faltrohr-
Abb. 17.10c Abb. 17.10d
bogen
D 1;4.
VPa =VP
a
d
a
a
0 1,2 0,04 0,92 0,04 Rohreinläufe (Abb. 17.12a–e)
0,2 0,4 0,17 0,38 0,17
0,4 0,08 0,30 0,00 0,19 a) scharfkantig
D 0;5; gebrochen
D 0;25.
0,6 0,47 0,41 0,22 0,09
b) und c) scharfkantig
D 3;0; gebrochen
D
0,8 0,72 0,51 0,37 0,17
0;6 : : : 1;0.
1,0 0,91 0,60 0,37 0,54
d) je nach Wandrauigkeit
D 0;01 : : : 0;05 :
e)
Dehnungsausgleicher (Abb. 17.11) [5]
.d=de /2 1 1,25 2 5 10
0,5 1,17 5,45 54 245
a) Wellrohrkompensator:
D 0;20 pro Welle
(kann bei Einbau eines Leitrohrs fast zu Null
gemacht werden).
b) U-Bogen: Querschnittsänderung von A 1 auf A 2
(Abb. 17.13) 17
a=d 0 2 5 10
0,33 0,21 0,21 0,21 a) Unstetige Erweiterung. Der Verlustbeiwert
lässt sich aus der Bernoulli’schen Gleichung
324 J. Villwock und A. Hanau
hV1 D
1 12 =.2 g/ D 0;06 m I 17.2.5 Stationärer Ausfluss aus
Behältern
hV2 D hV1 C .1 l1 =d1 /12 =.2 g/ C
2 22 =.2 g/
D .0;06 C 1;11 C 0;02/ m D 1;19 m I Aus der Bernoulli’schen Gl. (17.10) zwischen
hV3 D hV2 C .2 l2 =d2 /22 =.2 g/ C
3 22 =.2 g/ den Punkten 1 und 2 (Abb. 17.17) folgt mit
D .1;19 C 3;40 C 0;04/ m D 4;63 m I Gl. (17.11b)
p für die Ausflussgeschwindigkeit
D Œ2gh C 2.p1 p2 /=%=.1 C
/. Bei Be-
hV4 D hV3 C .2 l3 =d2 /22 =.2 g/ C
4 22 =.2 g/
hältern ist die Schreibweise
D .4;63 C 1;77 C 0;04/ m D 6;44 m I p
hV5 D hV4 C .2 l4 =d2 /22 =.2 g/ D ' 2gh C 2.p1 p2 /=% (17.13)
D .6;44 C 3;40/ m D 9;84 m I p
üblich, wobei ' D 1=.1 C
/ die Geschwin-
hV6 D hV5 C
5 62 =.2 g/ digkeitsziffer ist. Für den Volumenstrom VP ist
D .9;84 C 0;04/ m D 9;88 m : noch die Strahleinschnürung zu berücksichtigen.
Mit der Kontraktionszahl ˛ D Ae =Aa ergibt sich
Die Bernoulli’sche Gl. (17.10) zwischen den p
VP D ˛'Aa 2gh C 2.p1 p2 /=%
Punkten 0 und 6 ergibt dann mit 0
0 (we- p
gen A0 A6 / D Aa 2gh C 2.p1 p2 /=% : (17.14)
D 1;786 bar :
326 J. Villwock und A. Hanau
.d2 =d1 /2 0,1 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 Strömt ein Strahl mit konstantem Geschwindig-
˛ 0,83 0,84 0,87 0,90 0,94 1,0 keitsprofil aus einer Öffnung in ein umgebendes,
ruhendes Fluid gleicher Art aus (Abb. 17.19),
Die Gln. (17.13) und (17.14) gelten für klei- so werden an den Rändern Teilchen der Um-
ne Ausflussquerschnitte, bei denen über den gebung aufgrund der Reibung mitgerissen. Mit
Querschnitt konstant ist. Bei großen Öffnungen der Strahllänge nimmt also der Volumenstrom
ist für einen Stromfaden in der Tiefe z (ohne zu und die Geschwindigkeit ab. Dabei tritt eine
p Strahlausbreitung ein. Der Druck im Inneren des
R z2 Dp 2gz, der Volumenstrom ist
Überdruck)
VP D z1 b.z/ 2gz dz, z. B. für eine Recht- Strahls ist gleich dem Umgebungsdruck, d. h., der
p Impuls ist in jedem Strahlquerschnitt konstant:
ecköffnung VP D 2b 2g.z2 z1 /=3. Die
3=2 3=2
sind die Geschwindigkeitsprofile zueinander af- der Formel von Prandtl-Eyring erfassen: P D
fin. Ergebnisse für den runden Strahl [1]: Kern- d=dz D c sinh.=a/, wobei c und a stoffabhän-
länge x0 D d=m mit m D 0;1 für laminaren und gige Konstanten sind.
m D 0;3 für vollständig turbulenten Strahl .0;1 <
m < 0;3/. Mittengeschwindigkeit m D 0 x0 =x. Strukturviskose Flüssigkeiten. Die Zähigkeit
Energieabnahme E D 0;667E0 x0 =x (E0 kineti- nimmt mit wachsender Schergeschwindigkeit ab
sche Energie am Austritt). Strahlausbreitung (z. B. Silikone, Spinnlösungen, Staufferfett). Es
p gelten die vorstehenden Gesetze, aber mit m > 1
ra D m 0;5 ln 2 x D 0;5887mx ; sowie entsprechenden Konstanten c und a.
Im laminaren Bereich .Re < 2300/ gilt D Für den gesamten Kontrollraum zwischen 1 und
64=Re , im turbulenten Bereich .Re > 3000/ 2 folgt nach Integration
Für Bingham-Medien ergibt sich der Druckabfall Hierbei ist F 1;2 die auf die im Kontrollraum
aus Gl. (17.11a) mit der Rohrreibungszahl [7] eingeschlossene Flüssigkeit wirksame Kraft. Sie
setzt sich zusammen aus den Anteilen gemäß
4 Abb. 17.21b, wobei die Resultierende des Luft-
64 32 H e 4096 1 H e
D C ; drucks Null ist. Mit F W1;2 als Resultierender
Re 3 Re 2 3 3 Re 2
des Überdrucks pü .s/ gilt F 1;2 D F W1;2 C
wobei der Einfluss der Fließgrenze in der F G1;2 C p1ü A1 e 1 p2ü A2 e 2 . Daraus folgt für
Hedströmzahl He zum Ausdruck kommt: H e D die von der Flüssigkeit auf die „Wand“ ausgeübte
%d 2 =2 D d 2 =.% 2 /. Kraft mit Gl. (17.16)
F F
d d.dm/ d
dF D .dm/ D C dm : 17.4.2 Anwendungen (Abb. 17.22)
dt dt dt
bzw. für die stationäre Strömung mit @=@t D 0 FWx D .%VP 1 e 1 %VP2 2 e 2 %VP3 3 e 3 /e x
D %VP 1 cos ˇ :
@
dF D dm D %A d D %VP d :
@s
FWy D 0 F W1;2
und
d. h. VP 1 sin ˇ VP2 2 C VP3 3 D 0. Mit 1 D
2 D 3 aus der Bernoulli’schen Gleichung jF W1;2 j D FW1;2 D Fx
und VP D VP2 C VP3 aus der Kontinuitätsglei- D 2.pü A C %VP / cos.ˇ=2/ :
chung ergibt sich
Als Reaktionskräfte wirken Zugkräfte in den
VP2 =VP3 D .1 C sin ˇ/=.1 sin ˇ/ : Flanschverschraubungen.
c) Kraft auf Düse. Mit p2ü D 0 sowie 2 D
Für ˇ D 0 (Stoß gegen senkrechte Wand) gilt 1 A1 =A2 D 1 ˛ und p1ü D %.22 12 /=2
folgt aus Gl. (17.17)
FWx D %VP 1 D %A1 12 und VP2 =VP3 D 1 : F W1;2 D .%=2/12 A1 .˛ 1/2 e x :
Bewegt sich die senkrechte Wand mit der Ge- Als Reaktionskräfte wirken Zugkräfte in der
schwindigkeit u in x-Richtung, so wird Flanschverschraubung.
d) Kraft bei plötzlicher Rohrerweiterung. Nach
FWx D %VP .1 u/ D %A1 1 .1 u/ : Carnot wird die Wandkraft dadurch festge-
legt, dass der Druck p über den Querschnitt
Für die gewölbte Platte lässt sich entspre- 1 konstant gleich p1 (wie im engeren Quer-
P
chend FWx D %V 1 .1 C cos ˇ/ ableiten. schnitt) gesetzt wird: F W D p1 .A2 A1 /e x .
Bewegt sich die gewölbte Platte mit der Ge- Dann gilt für den Kontrollbereich 1–2 ent-
schwindigkeit u (Freistrahlturbine), so gilt sprechend Gl. (17.17)
FWx D %VP .1 u/.1 C cos ˇ/ :
F W1;2 D p1 .A2 A1 /e x 17
b) Kraft auf Rohrkrümmer. Aus Gl. (17.17) folgt
bei Vernachlässigung des Eigengewichts und D p1 A1 C %12 A1 p2 A2 %22 A2
mit A1 D A2 D A bzw. 1 D 2 D bzw. ex :
330 J. Villwock und A. Hanau
1. Helmholtz’scher Satz: Die Zirkulation hat für keitspotential ˚(x, y, z) hat, d. h., wenn
jede eine Wirbelröhre umschließende Kurve den-
selben Wert, d. h., Wirbelröhren können im In- @˚ @˚ @˚
D grad ˚ D ex C ey C ez
nern eines Flüssigkeitsbereichs weder beginnen @x @y @z
noch enden (sie bilden also entweder geschlosse-
ne Röhren – sogenannte Ringwirbel – oder gehen ist und F ebenfalls ein Potential hat, also
bis ans Ende des Flüssigkeitsbereichs).
Für F D grad U und barotrope Flüssigkeit @U @U @U
F D grad U D ex ey ez
% D %(p) folgt aus den Gln. (17.19) und (17.20) @x @y @z
I “
d d d ist. Somit folgt für die Potentialströmung rot D
D dr D rot da D 0 :
dt dt dt rot grad ˚ D r r˚ D 0 und aus Gl. (17.19)
nach Integration
2. Helmholtzscher Satz: Die Zirkulation hat ei-
nen zeitlich unveränderlichen Wert, wenn die
@˚ 2 p
Massenkräfte ein Potential haben und das Fluid grad C C C U D 0 und
@t 2 %
barotrop ist (d. h., z. B. Potentialströmungen blei-
ben stets Potentialströmungen). @˚ 2 p
C C C U D C.t/
@t 2 %
Kontinuitätsgleichung. Die in ein Element
dx dy dz einströmende Masse muss gleich der bzw. für die stationäre Strömung
lokalen Dichteänderung zuzüglich der ausströ-
menden Masse sein: 2 =2 C p=% C U D C D const. (17.22)
@% @.%x / @.%y / @.%z /
C C C D0 Das ist die verallgemeinerte Bernoulli’sche Glei-
@t @x @y @z
chung für die Potentialströmung, die für das ge-
bzw. in vektorieller Form samte Strömungsfeld dieselbe Konstante C hat.
Aus der Kontinuitätsgleichung (17.21) folgt
@% @%
C r.%/ D C div.%/ D 0 :
@t @t div D div grad ˚
Für inkompressible Flüssigkeiten .% D const/ D rr˚ D ˚
folgt @2 ˚ @2 ˚ @2 ˚
D C C D0 (17.23)
@x 2 @y 2 @z 2
@x @y @z
C C D div D 0 : (17.21)
@x @y @z (Laplace’sche Potentialgleichung). Die
Gln. (17.22) und (17.23) dienen zur Berechnung
Die Gln. (17.19) und (17.21) bilden vier gekop-
von p und . Letztere hat unendlich viele Lösun-
pelte partielle Differentialgleichungen zur Be-
gen; daher werden bekannte Lösungen untersucht
rechnung der vier Unbekannten x , y , z und
und als Strömungen interpretiert.
p Zum Beispiel
p einer Strömung. Lösungen lassen sich i. Allg.
ist ˚.x; y; z/ D C =r D C = x 2 C y 2 C z 2 eine
nur für Potentialströmungen angeben, d. h., wenn
rot D 0 ist.
Lösung. p Hieraus erhält man x D @˚=@x p D
C x= r , y D @˚=@y D
3
p Cy= r und
3
q z D @˚=@z D C z= r 3 sowie D
17.5.2 Potentialströmungen x2 C y2 C z2 D C =r. Es handelt sich um eine
radial zum Mittelpunkt gerichtete Strömung, also
17
Die Euler’schen Gleichungen lassen sich inte- eine Senke (bzw. Quelle, wenn man C durch C
grieren, wenn der Vektor ein Geschwindig- ersetzt).
332 J. Villwock und A. Hanau
Ebene Potentialströmung. Hier bilden alle Abb. 17.23 Potential- und Stromli-
analytischen (komplexen) Funktionen Lösungen, nien
denn
dx 1 @p an.
DX
dt % @x Hieraus ergibt sich nach Integration D
2 2 2 C1 r=2 C C2=r. Die Konstanten C1 und C2 er-
@ x @ x @ x
C C C hält man aus .ri / D 0 und .ra / D !ra zu
% @x 2 @y 2 @z 2
C2 D C1 ri2 =2 und C1 D 2!ra2 =.ra2 ri2 /;
1 @p r2
DX C x (17.30) !r 2
damit ist D r 2 ra 2 r ri .
% @x % a i
17 Hydro- und Aerodynamik (Strömungslehre, Dynamik der Fluide) 335
R
Aus VP D dy D const folgt @x@p
D
6
.h h0 / mit @p/@x D 0 für h D h0 .
h3 0
Für die Schubspannung bei y D 0 gilt D
0 .3h0 4h/= h2 .
c) Stokes’sche Widerstandsformel für die Ku-
gel. Bei kleiner Reynolds’scher Zahl .Re 5
1/, d. h. schleichender Strömung, werde eine
Kugel umströmt. Die Widerstandskraft ergibt
sich nach Stokes zu
FW D 3 d 0 : (17.32)
und den Vereinfachungen y x ; @y =@x der Reibungswiderstand mit Hilfe der Grenz-
@y =@y; @x =@x @x =@y; @p/@y
0 schichttheorie weitgehend berechenbar ist, muss
der theoretisch schwierig erfassbare Druckwider-
@x dp @2 x
%x D C 2 : (17.33) stand im Wesentlichen experimentell bestimmt
@x dx @y werden. Je nach Körperform überwiegt der Rei-
bungs- oder der Druckwiderstand. Für die Körper
Bei einem schwach gekrümmten Profil
auf Abb. 17.27 beträgt deren Verhältnis a) 100 : 0,
(Abb. 17.26) folgt für die Wand y D 0 mit
b) 90 : 10, c) 10 : 90 bzw. d) 0 : 100 in Prozent.
x D 0 (Haftung) aus Gl. (17.33)
2
dp @ x
D : (17.34) Reibungswiderstand. Bei sehr schlanken und
dx @y 2 yD0 stromlinienförmigen Körpern umhüllt die Grenz-
schicht den ganzen Körper, d. h., es gibt keine
Ist dp=dx < 0 (Anfangsbereich Abb. 17.26),
Wirbel und keinen Druckwiderstand, sondern nur
so folgt aus Gl. (17.34) @2 x =@y 2 < 0;
einen Reibungswiderstand.
das Geschwindigkeitsprofil ist also konvex. Für
dp=dx D 0 wird @2 x =@y 2 D 0; das Ge-
schwindigkeitsprofil hat also keine Krümmung. Fr D cr %02 =2 A0
Für dp=dx > 0 wird @2 x =@y 2 > 0; das Profil
ist also konkav gekrümmt, und es wird eine Stelle (A0 Oberfläche des umströmten Körpers). Für den
erreicht, wo @x =@y D 0 ist. Anschließend wird Reibungsbeiwert cr gelten ähnliche Abhängig-
x negativ, d. h., es setzt eine rückläufige Strö- keiten wie bei durchströmten Rohren. Zugrunde
mung ein, die in Einzelwirbel übergeht. Wegen gelegt werden die Ergebnisse für die umström-
der Wirbel entsteht hinter dem Körper ein Unter- te dünne Platte der Länge l (Abb. 17.27a): Der
druck, der zusammen mit den Schubspannungen Übergang von laminarer zu turbulenter Strö-
längs der Grenzschicht den Gesamtströmungswi- mung tritt bei Rek D 5 10 ein. Hierbei ist
5
derstand des Körpers ergibt [3, 8, 10]. Re D 0 l=. Der Umschlagpunkt von lamina-
rer in turbulente Strömung auf der Platte liegt
also bei xu D Rek =0 . Die Dickepder lamina-
17.6.4 Strömungswiderstand ren Grenzschicht beträgt ı D 5 x= p 0 , die
von Körpern der turbulenten Grenzschicht ı Dp 5
0;37 x 4 =0 .
Reibungsbeiwerte cr D 1;327=p Re für lami-
Der aus den Schubspannungen längs der Grenz- nare Strömung, cr D 0;074= 5 Re für turbu-
schicht entstehende Widerstand wird Reibungs- lente Strömung-glatte Platte, cr D 0;418=Œ2 C
widerstand, der infolge des durch Strömungsab- lg.l=k/2;53 für turbulente Strömung-raue Platte
lösung und Wirbelbildung hinter dem Körper ver- (k D 0;001 mm für polierte Oberfläche, k D
ursachten Unterdrucks entstehende Widerstand 0;05 mm für gegossene Oberfläche). Für k 5
wird Druckwiderstand genannt. Beide zusam- 100l=Re ist die Platte als hydraulisch glatt an-
men ergeben den Gesamtwiderstand. Während zusehen Diagramm s. [3].
17 Hydro- und Aerodynamik (Strömungslehre, Dynamik der Fluide) 337
Für Körper mit rascher Strahlablösung (prak- Für den Drehmomentenbeiwert cM gilt in Ab-
tisch reiner Druckwiderstand) hängt cw nur von hängigkeit von der Reynolds’schen Zahl Re D
2
der Körperform, für alle anderen Körper von !d =.2/ nach [1] bei:
der Reynolds’schen Zahl ab. Für einige Körper ausgedehnten ruhenden Flüssigkeiten
können die Widerstandszahlen cw Tab. 17.2 ent-
nommen werden. für Re < 5 105 (laminare Strömung)
p
cM D 5;2= Re ;
Winddruck auf Bauwerke. Die maßgebenden
Windgeschwindigkeiten sowie Beiwerte cw sind für Re > 5 105 (turbulente Strömung)
p
cM D 0;168= Re ;
5
DIN 1055 Blatt 4 zu entnehmen.
Luftwiderstand von Kraftfahrzeugen. Der Flüssigkeiten in Gehäusen (hier ist s der Abstand
Widerstand wird aus Gl. (17.35) berechnet, wobei zwischen Scheibe und Gehäusewand)
die Widerstandszahlen cw Tabellen zu entnehmen
sind (s. Bd. 3, Abschn. 53.2).
für Re < 3 104
cM D 2 d=.sRe/ ;
Schwebegeschwindigkeit von Teilchen. Wird
ein fallendes Teilchen von unten nach oben mit für 3 104 < Re < 6 105
p
Luft der Geschwindigkeit angeblasen, so tritt cM D 3;78= Re ;
Schweben ein (Abb. 17.28), wenn FG D FA C
%K Vg D %VgCcw .%F 2 =2/Ap und hier-
FW , d. h. p für Re > 6 105
p
5
aus D 4d.%K %F /g=.3cw %F / ist. cM D 0;0714= Re :
17
Tab. 17.2 Widerstandszahlen cw angeströmter Körper
338
cw D 2;04
l=d D 1W cw D 0;91 l=a D 2;5W cw D 0;81
2W 0;85 ˛ D 90ı W l=a D 5W cw D 1;56
1W 2;03 cw D 0;86
4W 0;87
7W 0;99 ˛ D 45ı W 5W 0;92
1W 1;54
Kreisplatte Kreisringplatte 2 Kreisplatten hintereinander Rechteckplatte
18W 1;40
1W 2;01
17 Hydro- und Aerodynamik (Strömungslehre, Dynamik der Fluide) 339
17.6.5 Tragflügel und Schaufeln Die Konstante C wird so bestimmt, dass die
Strömung an der Hinterkante glatt abfließt (Kut-
Ein unter dem Anstellwinkel ˛ mit 0 ange- ta’sche Abflussbedingung; die Hinterkante wird
strömter Tragflügel erfährt eine Auftriebskraft FA nicht umströmt). Infolge der Zirkulation wird die
senkrecht zur Anströmrichtung und eine Wider- Strömung auf der Oberseite (Saugseite) schnel-
standskraft FW parallel zur Strömungsrichtung ler und auf der Unterseite (Druckseite) langsa-
(Abb. 17.30a,b): mer, d. h., entsprechend der Bernoulli’schen Glei-
chung % 2 =2 C p D const wird der Druck
FA D ca %02 =2 A; FW D cw %02 =2 A : oben kleiner und unten größer. Unterdruck p1
(17.36a,b) und Überdruck p2 sind in Abb. 17.30d längs
Hierbei ist ca der Auftriebsbeiwert und A die des Profilumfangs aufgetragen. Der Auftrieb lässt
senkrecht auf die Sehne l projizierte Flügelfläche. sich über die Zirkulation nach Gl. (17.37) oder
Angestrebt wird eine möglichst günstige durch Integration über den Druck p mit dem-
q " D cw =ca . Aus der Resultierenden
Gleitzahl selben Ergebnis ermitteln. Die Berechnung über
FR D FA2 C FW2 sowie ˇ D arctan.FW =FA / die Zirkulation kann für einen unendlich langen
folgen die Kräfte normal und tangential zur Seh- Tragflügel auf zweierlei Art geschehen: entwe-
ne (Abb. 17.30c): der durch konforme Abbildung des Profils auf
einen Kreis, da für ihn die Potentialströmung mit
Fn D FR cos.ˇ ˛/; Ft D FR sin.ˇ ˛/ : Zirkulation bekannt ist (s. Abschn. 17.5.2), oder
nach der Singularitätenmethode (Näherungsver-
Die Lage des Angriffspunkts der Resultieren- fahren), wobei das umströmte Profil durch eine
den auf der Sehne (Druckpunkt D) wird durch Reihe von Wirbeln, Quellen, Senken und Dipo-
die Entfernung s vom Anfangspunkt der Sehne len angenähert wird [3].
bzw. durch den Momentenbeiwert cm festgelegt: Mit diesen Methoden ergibt sich für ein Kreis-
Fn s D Fn0 l D cm .%02 =2/Al (Fn0 ist eine gedach- bogenprofil der Wölbung f (Abb. 17.30e) der
te, an der Hinterkante wirksame Kraft). Mit Fn
Auftriebsbeiwert ca D 2 sin.˛ C ˇ=2/
FA D ca .%02 =2/A ergibt sich s D .cm =ca /l. 2 .˛ C 2f = l/ und für ein beliebig gekrümmtes
Profil mit den Endwinkeln und ' (Abb. 17.30f)
Auftrieb. Allein maßgebend für den Auf- ca D 2 sin.˛ C =8 C 3'=8/. Das Ergebnis
trieb ist nach dem Satz von Kutta-Joukowski für das Kreisbogenprofil kann als gute Näherung
(s. Abschn. 17.5.2) die Zirkulation : für alle Profile verwendet werden, wenn der An-
stellwinkel nicht zu groß ist. Der Auftrieb wächst
FA D %0 D %0 2 C D ca %02 =2 A : also linear mit dem Anstellwinkel und der rela-
(17.37)
17
Abb. 17.30 Tragflügel. a Gewölbtes Profil; b Tropfenprofil; c Kraftzerlegung; d Druckverteilung; e und f dünnwandige
Profile
340 J. Villwock und A. Hanau
ab. Die Ursache für diese Abnahme ist im Ab- Ablösungsverluste auf. In beiden Fällen wird
reißen der Strömung auf der Oberseite des Profils der Wirkungsgrad verschlechtert. Die günstigste
zu finden, das einer Verkleinerung des Anstell- Schaufelteilung wird nach den Ergebnissen von
winkels gleichzusetzen ist. Der Widerstandsko- Zweifel [1] ermittelt. Nachfolgend werden Gitter
effizient cw ist für den Anstellwinkel ˛ D 4ı ohne Reibungsverluste betrachtet:
minimal; er nimmt nach beiden Seiten quadra-
tisch zu. a) ruhendes Gitter mit unendlicher Schaufelzahl.
Aus der Kontinuitätsgleichung folgt m D
Allgemeine Ergebnisse. Vergleicht man geo- 1 cos ˛1 D 2 cos ˛2 D const, und aus
metrisch ähnliche Profile, so gelten für ca , cw und dem Impulssatz und der Bernoulli’schen Glei-
˛ chung folgen
ca2 D ca1 D ca ;
Fy D bt%m .1u 2u / ;
cw2 D cw1 C ca2 = A2 =b22 A1 =b12 ; 2
Fx D bt% 1u 2u
2
=2 (17.40)
˛2 D ˛1 C .ca = / A2 =b22 A1 =b12 :
(17.39) (b Gittertiefe senkrecht zur Zeichenebene).
Der Auftrieb, aber auch der Profilwiderstand, Ferner gilt
nehmen bei gleichem Skelett mit wachsender
Profildicke zu. Bei gleicher Dicke wird der Auf- tan ˛1 D Fx =Fy
trieb mit zunehmender Wölbung größer. Unter- 1u C 2u
halb Re D l= D 60 000 : : : 80 000 (un- D m ;
2
terkritischer Bereich) sind Profile wesentlich un- q
günstiger als Schaufeln. Der Auftrieb nimmt bis FA D Fx2 C Fy2 : (17.41)
maximal ca D 0;3 : : : 0;4 ab, je nach Dicke der
Profile, während der Widerstand stark zunimmt. b) bewegtes Gitter mit unendlicher Schaufelzahl.
Im überkritischen Bereich wird der Auftrieb mit Bewegt sich das Gitter mit der Geschwindig-
Re bei mäßig gewölbten Profilen größer, bei stark keit u, so gelten die Gln. (17.40) und (17.41),
gewölbten Profilen kleiner. Klappen am hinteren wenn man dort die Absolutgeschwindigkeiten
Ende und Vorflügel vergrößern den Auftrieb er- durch die Relativgeschwindigkeiten w er-
heblich, ebenso Absaugen der Luft oder Ausbla- setzt. Die Kraft Fy erbringt die Leistung
sen von Gasstrahlen am Flügelende. Bei großen
Re-Zahlen ist der laminare Reibungswiderstand P D Fy u D bt%wm u.w1u w2u / :
wesentlich kleiner als der turbulente. Bei ge-
eigneter Formgebung wird der Umschlagpunkt c) Gitter mit endlicher Schaufelzahl. Die Ablen-
möglichst weit ans Ende des Profils verlegt (La- kung von ˛1 nach ˛2 ist nur möglich, wenn
minarflügel), z. B. indem die dickste Stelle des die Schaufelenden aufgewinkelt oder so aus-
Profils nach hinten verschoben und die Grenz- gebildet werden, dass ˛1 < ˛10 und ˛2 > ˛20 .
schicht abgesaugt wird. Hierdurch lässt sich der Die Gln. (17.40) und (17.41) gelten für die
cw -Wert um 50 % und mehr vermindern. ausgeglichene Strömung, d. h. für die Ersatz-
gitterbreite a0 . Die auf eine Schaufel wirkende
Kraft FA steht auf ˛1 senkrecht und kann
17.6.6 Schaufeln und Profile im nach der Profiltheorie aus
Gitterverband 2
FA D ca %1 =2 bl und
q
Im Gitterverband (Abb. 17.33a–c) spielen die 1 D m2 C Œ.1u C 2u /=22
Reibungsverluste eine entscheidende Rolle. Bei
17
zu enger Schaufelteilung wird die Flächenrei- berechnet werden. Entsprechend gilt für die
bung zu groß, und bei zu weiter Teilung treten Widerstandskraft FW D cw .%1 2
=2/bl. Für
342 J. Villwock und A. Hanau
das bewegte Gitter, welches Arbeit aufnimmt 3. Truckenbrodt, E.: Fluidmechanik, 4. Aufl. Springer,
(Turbine) oder Arbeit abgibt (Pumpe), gilt mit Berlin (1996)
4. Jogwich, A., Jogwich, M.: Technische Strömungs-
p D .p2 C %22 =2/ .p1 C %12 =2/ ca D
lehre für Studium und Praxis, 2. Aufl. DIV Deutscher
2t p=.uw1 %l/. Für die optimale Schaufel- Industrieverlag, München (2010)
teilung sind die Untersuchungen von Zwei- 5. Bohl, W., Elmendorf, W.: Technische Strömungsleh-
fel [1] maßgebend: Mit FA D A .%w22 =2/l re, 14. Aufl. Vogel, Würzburg (2008)
6. Herning, F.: Stoffströme in Rohrleitungen, 4. Aufl.
und A D .2 sin2 ˛2 = sin ˛1 /.cot ˛2
VDI-Verlag, Düsseldorf (1966)
cot ˛1 /t= l ergibt sich die günstigste Schau- 7. Ullrich, H.: Mechanische Verfahrenstechnik. Sprin-
felteilung und ein optimaler Wirkungsgrad ger, Berlin (1967)
für 0;9 < A < 1;0. Für Fy gilt ent-
8. Schlichting, H.: Grenzschicht-Theorie, 10. Aufl.
Braun, Karlsruhe (2006)
sprechend Fy D T .%w22 =2/a mit T D
9. Brauer, H.: Grundlagen der Einphasen- und Mehr-
2 sin2 ˛2 .cot ˛2 cot ˛1 /t=a. Für optimale phasenströmungen. Sauerländer, Aarau und Frank-
Schaufelteilung gilt 0;9 < T < 1;0. furt am Main (1971)
10. Szabó, I.: Höhere Technische Mechanik, 6. Aufl.
Springer, Berlin (2001)
11. Sigloch, H.: Technische Fluidmechanik, 5. Aufl.
Literatur Springer, Berlin (2004)
12. Prandtl, Oswatitsch, Wieghardt: Führer durch die
Strömungslehre, 11. Aufl. Vieweg, Braunschweig
Spezielle Literatur
(2002)
1. Eck, B.: Technische Strömungslehre, Bd. 1, 9. Aufl.
Springer, Berlin (1988)
2. Kalide, W.: Einführung in die technische Strömungs-
lehre, 7. Aufl. Hanser, München (1990)
Ähnlichkeitsmechanik
18
Joachim Villwock und Andreas Hanau
Kennzahlen. Die an einem Vorgang maßgeblich werden, welches die Eigengewichtskräfte me-
beteiligten, mit Einheiten behafteten Einflussgrö- chanisch ähnlich wiedergibt. In welchem Ver-
ßen lassen sich in Form von Potenzprodukten hältnis stehen dann die Eigengewichtskräfte
zu Kennzahlen zusammenfassen, die keine Ein- bzw. müssen sonstige eingeprägte Kräfte ste-
heit haben (z. B. Froude’sche Kennzahl, Rey- hen? In welchem Verhältnis werden die Span-
nolds’sche Kennzahl). Dadurch wird die Zahl der nungen und (Hooke’schen) Formänderungen
Veränderlichen reduziert, und jede maßgebliche, übertragen (EH D 210 kN=mm2 , EM D
einen Vorgang bestimmende Gleichung bzw. Dif- 70 kN=mm2 )? – Nach Gl. (18.1) wird FV1 D
ferentialgleichung lässt sich in eine Funktion der .2;70=7;85/=103 D 1=2907 D FM =FH , d. h.,
einheitenlosen Kennzahlen umformen. Dabei gilt die Kräfte am Modell sind 2907mal kleiner.
nach [1]: Das Verhältnis zweier Größen beliebi- Für die Spannungen folgt M =H D FV = lV2 D
ger Art lässt sich ersetzen durch das Verhältnis 100=2907 D 1=29 D V . Für die Formän-
beliebiger anderer Größen, sofern die neuen Grö- derungen ergibt sich aus l D l=E das
ßen auf dieselben Einheiten führen wie die ersten. Verhältnis
FK D 192 1;2 kN D 230;4 kN; V D Bei alleiniger Wirkung der Trägheitskräfte sowie
M =H D FV = lV2 D 1=3;0; lM =lH D freier Wahl von %M , %H , lV und tV legt Gl. (18.5) 18
lV V EH =EM D 1=8;0. J den Kräftemaßstab fest. Daraus folgt
Gleichzeitige Berücksichtigung von Gewichts- FM = %M .lM =tM /2 lM
2
D FH = %H .lH =tH /2 lH2
und elastischen Kräften. Sollen gleichzeitig
Gewichtskräfte und elastische Dehnungen me- und mit lM =tM D M und lH =tH D H
chanisch ähnlich übertragen werden, so müssen
die Kräftemaßstäbe nach Gl. (18.1) und Gl. (18.2) Ne D FM = %M M lM D FH = %H H lH : (18.6)
2 2 2 2
Ähnlichkeitsgesetz von Froude. Sind bei ei- absolute, D =% kinematische Zähigkeit.
nem Bewegungsvorgang Trägheitskräfte und Ge- Nur der Längenmaßstab ist noch frei wählbar und
wichtskräfte überwiegend beteiligt, so folgt aus im Rahmen der zur Verfügung stehenden Medi-
FV1 D FV3 nach den Gln. (18.1) und (18.5) en der Stoffparameter M . Aus Gl. (18.12) folgt
p tM =tH D .H =M /lM
2
= lH2 , d. h.
tV D lV I (18.9)
Re D M lM =M D H lH =H : (18.13)
d. h., nur der Längenmaßstab (oder der Zeitmaß-
stab) ist noch frei wählbar. Daraus folgt tM 2
=tH2 D Reynolds’sches Ähnlichkeitsgesetz: Zwei Strö-
lM = lH bzw. lM =.lM tM / D lH =.lH tH / und somit
2 2 2 2 mungen zäher Newton’scher Flüssigkeiten sind
unter überwiegendem Einfluss der Trägheits- und
F r D M 2
=.lM gM / D H2 =.lH gH / : (18.10) Reibungskräfte mechanisch ähnlich, wenn die
Reynolds’schen Zahlen Re übereinstimmen.
Froude’sches Modellgesetz: Zwei Vorgänge sind
hinsichtlich der Trägheitskräfte und der Ge- Beispiel
wichtskräfte mechanisch ähnlich, wenn die Frou-
de’schen Kennzahlen Fr übereinstimmen. Der Strömungswiderstand eines Einbauteils
in einer Ölleitung soll im Modellversuch im
Beispiel Maßstab 1 : 10 mittels Messung des Druck-
abfalls bestimmt werden, wobei Wasser als
Von einem physikalischen Pendel aus Stahl Modellmedium vorgesehen ist. Wie verhal-
(%H D 7850 kg=m3) soll ein Modell aus ten sich die Strömungsgeschwindigkeiten und
Holz (%M D 600 kg=m3) im Maßstab 1 : 4 die Kräfte bzw. der Druckabfall (M D
hergestellt werden. Wie groß ist der Über- 106 m2 =s; H D 1;1 104 m2 =s; M D
tragungsmaßstab tV , wie verhalten sich Kräf- 103 Ns=m2 ; H D 101 Ns=m2 /? – lV D
te, Spannungen, Frequenzen, Geschwindig- lM = lH D 1=10; V D M =H D
keiten und
p Beschleunigungen zueinander? – .M =H /= lV D .106 =1;1 104 /=.1=10/ D
tV D 1=4 D 1=2; FV D FM =FH D 1=11; FV D FM =FH D .M =H /lV2 =tV D
.600=7850/=64 D 1=837; M =H D .M =H /V lV D .103 =101 /.1=11/.1=10/ D
FV = lV2 D 1=52; !M =!H D tH =tM D 1=tV D 1=11 000; pM =pH D .FM =FH /= lV2 D
2;0; M =H D lV =tV D 2=4 D 1=2I aM =aH D 100=11000 D 1=110. J
lV =tV2 D 4=4 D 1;0. J
Ähnlichkeitsgesetz von Weber. Sind an einem
Ähnlichkeitsgesetz von Reynolds. Sind bei Vorgang neben den Trägheitskräften die Ober-
einem Bewegungsvorgang Trägheitskräfte und flächenspannungen , d. h. die Oberflächenkräfte
Reibungskräfte Newton’scher Flüssigkeiten über- F D l, überwiegend beteiligt (wobei als
wiegend beteiligt, so folgt für letztere mit F D Materialkonstante aufzufassen ist), so folgt als
.d=dz/A nach Gl. (16.1) der Kräftemaßstab Übertragungsmaßstab für die Oberflächenkräfte
FM M dM =dzM AM
D ; d: h: F M =F H D M lM =.H lH /; d: h:
FH H dH =dzH AH
FV5 D .M =H /lV (18.14)
M lV2
FV4 D (18.11)
H tV und damit aus FV5 D FV3 gemäß den
und damit aus FV4 D FV3 nach den Gln. (18.11) Gln. (18.14) und (18.5)
und (18.5) 3
.%M =M /lM 2
=tM D .%H =H /lH3 =tH2 bzw.
tV D .%M =%H /.H =M /lV2 D .H =M /lV2I We D 2
%M M lM =M D %H H2 lH =H :
(18.12) (18.15)
18 Ähnlichkeitsmechanik 347
tV D .bH =bM /lV2 (18.19) Sind die mit Einheiten behafteten Einflussgrößen
eines Vorgangs bekannt, so lassen sich aus ihnen
und hieraus Potenzprodukte in Form einheitenloser Kennzah-
len bilden. Die zur Darstellung eines Problems
F o D tM bM = lM D tH bH = lH :
2 2
(18.20) erforderlichen Kennzahlen bilden einen vollstän-
digen Satz. Jede physikalisch richtige Größen-
Fourier’sches Ähnlichkeitsgesetz: Zwei Wärme- gleichung lässt sich als Funktion der Kennzahlen
leitungsvorgänge sind ähnlich, wenn die Fou- eines vollständigen Satzes darstellen (˘ -Theo-
rier’schen Kennzahlen Fo übereinstimmen. rem von Buckingham).
348 J. Villwock und A. Hanau
Zum Beispiel kann man die Bernoulli’sche Zwei Exponenten können frei gewählt werden.
Gleichung für die reibungsfreie Strömung Zum Beispiel sollen p und g Leitgrößen, d und
% 2 =2 C p C %gz D const bzw. 1=2 C e frei wählbar sein. Dann folgt aus Gl. (18.26)
p=.% 2 / C gz= 2 D const auch schreiben a D e, b D 2d 2e und c D d und somit
als 1=2 C Eu C 1=F r D const, d. h., die Eu-
ler’sche und die Froude’sche Kennzahl bilden ˘ D %a b z c g d p e D %e 2d 2e z d g d p e
für die reibungsfreie und temperaturunabhängi- D .zg= 2 /d .p=% 2 /e
ge Strömung einen vollständigen Satz. Die fünf
Einflussgrößen %, , p, g, z lassen sich also durch bzw. mit d D 1d und e D 1
zwei einheitenlose Kennzahlen ersetzen, die zur
vollständigen Beschreibung des Problems ausrei- ˘ D .1=F r/Eu; d. h.
chen. ˘1 D F r; ˘2 D Eu : (18.27)
Eine Methode zur Ermittlung des vollständi-
gen Satzes von Kennzahlen eines Problems – Also ist das Problem der reibungsfreien Strö-
auch in Fällen, wo die physikalischen Grund- mung mit m D n q D 5 3 D 2 Kennzahlen
gleichungen nicht bekannt sind – ist die Analyse beschreibbar, nämlich mit der Froude’schen und
der Einheiten unter Zugrundelegung des Buck- der Euler’schen Kennzahl. Ein funktionaler Zu-
ingham-Theorems [2]. Es besagt: Gilt für n ein- sammenhang in Form der Bernoulli’schen Glei-
heitenbehaftete Einflussgrößen xi die Beziehung chung lässt sich mit diesem Verfahren natürlich
f .x1 ; x2 ; : : : ; xn / D 0, so lässt sie sich stets in nicht herleiten (weitere Ausführungen s. [1–5]).
der Form f .˘1 ; ˘2 ; : : : ; ˘m / D 0 schreiben,
wobei ˘j die m einheitenlosen Kennzahlen sind
und m D nq ist. Hierbei ist q die Anzahl der be- Literatur
teiligten Basiseinheiten. Für m, kg, s wird q D 3
bei mechanischen, und für m, kg, s, K gilt q D 4 Spezielle Literatur
bei thermischen Problemen. Mit einem Produkt- 1. Weber, M.: Das allgemeine Ähnlichkeitsprinzip in der
ansatz Physik und sein Zusammenhang mit der Dimensions-
˘ D x1a x2b x3c x4d : : : (18.24) lehre und der Modellwissenschaft. Jahrb. Schiffbau-
tech. Ges., S. 274–354 (1930)
und nach Einsetzen der Einheiten für xi muss 2. Katanek, S., Gröger, R., Bode, C.: Ähnlichkeitstheo-
die Summe der Exponenten der Basiseinheiten m, rie. Leipzig: VEB Deutscher Verlag f. Grundstoffin-
dustrie (1967)
kg, s und K jeweils null werden, da wegen der lin- 3. Fink, K., Rohrbach, C. Feucht: Handbuch der Span-
ken Seite auch die rechte einheitenlos sein muss. nungs- und Dehnungsmessung, VDI Verlag, Düssel-
Zum Beispiel sind an der vorstehend zitierten rei- dorf (1958)
bungsfreien Strömung die Größen %, , z, g, p 4. Zierep, J.: Ähnlichkeitsgesetze und Modellregeln der
Strömungslehre, 3. Aufl. Braun, Karlsruhe (1992)
beteiligt. Dann gilt 5. Görtler, H.: Dimensionsanalyse. Springer, Berlin
(1975)
˘ D .kg=m3 /a .m=s/b .m/c .m=s2 /d .kg=m s2 /e :
(18.25)
Für die Exponenten von kg, m, s folgt dann
a C e D 0; 3a C b C c C d e D 0 ;
b 2d 2e D 0 :
(18.26)
Literatur zu Teil II Mechanik
Balke, H.: Einführung in die Technische Mechanik, Statik, Szabo, I.: Höhere Technische Mechanik, 6. Aufl. Springer,
3. Aufl. Springer, Heidelberg (2010) Berlin (2001)
Balke, H.: Einführung in die Technische Mechanik, Kine- Truckenbrodt: Fluidmechanik, 4. Aufl. Springer, Berlin
tik, 3. Aufl. Springer, Heidelberg (2011) (2008) (Nachdruck)
Brandt, Dahmen: Mechanik, 4. Aufl. Springer, Berlin
(2005)
Gross, Hauger, Schröder, Wall: Technische Mechanik 1, Normen und Richtlinien
14. Aufl. Springer, Heidelberg (2019) DIN 1305: Masse, Wägewert, Kraft, Gewichtskraft, Ge-
Gross, Hauger, Schröder, Wall: Technische Mechanik 2, wicht, Last; Begriffe
13. Aufl. Springer, Heidelberg (2017) DIN 1311: Schwingungen und schwingungsfähige Syste-
Gross, Hauger, Schröder, Wall: Technische Mechanik 3, me
14. Aufl. Springer, Heidelberg (2019) DIN 1342-2 Viskosität – Teil 2: Newtonsche Flüssigkeiten
Gross, Hauger, Wriggers: Technische Mechanik 4, DIN 1304-5: Formelzeichen für die Strömungsmechanik
10. Aufl. Springer, Heidelberg (2018) DIN 13317: Mechanik starrer Körper; Begriffe, Größen,
Hutter, K.: Fluid- und Thermodynamik, 2. Aufl. Springer, Formelzeichen
Berlin (2003)
Szabo, I.: Einführung in die Technische Mechanik,
8. Aufl. Springer, Berlin (2003)
349
Teil III
Festigkeitslehre
Mit Hilfe der Festigkeitslehre wird ein Zusammenhang zwischen den von
außen auf einen Körper wirkenden Belastungen und den daraus resultie-
renden inneren Beanspruchungen hergestellt. Unter Berücksichtigung der
aus der Werkstofftechnik ermittelbaren Beanspruchbarkeiten der Materiali-
en wird der Konstrukteur und die Konstrukteurin somit in die Lage versetzt,
Bauteile beanspruchungsgerecht zu dimensionieren. Hierbei spielen bei der
Beurteilung eines Bauteils nicht nur die Spannungen an kritischen Stellen
einer Konstruktion, sondern auch die Verformungen eine Rolle.
Der grundlegende Aufbau des Kapitels basiert auf den Ausführungen von
G. Rumpel und H. D. Sondershausen (bis zur 18. Auflage).
Der Inhalt der Festigkeitslehre umfasst eine Darstellung der allgemei-
nen Grundlagen, also der Definition der Spannungs- und Verzerrungsmaße.
Hierbei wird – um den Rahmen des Abschnitts nicht zu sprengen – auf die
Darstellung geometrisch linearer Maße beschränkt. Probleme, bei denen gro-
ße Verformungen oder Verzerrungen eine Rolle spielen, sind in der Regel nur
mit Hilfe numerischer Verfahren zu lösen.
Die zur Festigkeitsberechnung wichtigen Werkstoffkenngrößen (siehe Ka-
pitel E) werden erläutert und gängige Festigkeitshypothesen dargestellt.
Der Konstrukteur und die Konstrukteurin sind bei der Festigkeitsbewer-
tung vor die Aufgabe gestellt, geeignete Vereinfachungen zu treffen, die
es ihm oder ihr ermöglichen, die Konstruktion einer Berechnung zugäng-
lich zu machen. Ist eine Konstruktion aus stabförmigen oder flächenartigen
Bauteilen zusammengesetzt, so können diese u. U. auf der Basis von Nä-
herungstheorien, die auf Verformungsannahmen beruhen, relativ einfach
berechnet werden. Bei der Berechnung komplexer volumenartiger Bauteil-
strukturen bleibt dem Anwender in der Regel nur die Berechnung mittels
numerischer Näherungsverfahren.
Dementsprechend werden die Grundbeanspruchungen stabförmiger Bau-
teile dargestellt. Bei der Biegebeanspruchung wird auf die Betrachtung des
schubstarren sog. Euler-Bernoulli-Balkens beschränkt. Es wird also voraus-
gesetzt, dass der Balken schlank und somit seine Länge wesentlich größer
als die Querschnittsabmessungen ist und die Biegeverformungen klein im
Vergleich zur Länge des Balkens bleiben. Des Weiteren gilt die Annahme
isotropen Materials, für das das Hookesche Gesetz gilt. Die Berechnung der
352
Die Festigkeitslehre soll Spannungen und Verfor- verteilung des Körpers treten die inneren Reakti-
mungen in einem Bauteil ermitteln und nachwei- onskräfte flächenhaft verteilt auf.
sen, dass sie mit ausreichender Sicherheit gegen Durch jeden Punkt eines Körpers lassen sich
Versagen des Bauteils aufgenommen werden. Ein unter unendlich vielen Richtungen elementare
Versagen kann in unzulässig großen Verformun- ebene Schnittflächen dA legen, deren Richtung
gen oder Dehnungen, im Auftreten eines Bruchs durch den Normalenvektor n gekennzeichnet
oder im Instabilwerden (z. B. Knicken oder Beu- wird (Abb. 19.1a). Der Spannungsvektor s D
len) des Bauteils bestehen. Die hierfür maßge- dF =dA lässt sich in eine Normalspannung D
benden Werkstoffkennwerte sind abhängig vom dFn =dA und in eine Tangential- oder Schubspan-
Spannungszustand (ein-, zwei- oder dreiachsig), nung D dFt =dA zerlegen. In kartesischen Ko-
von den Spannungsarten (Zug-, Druck-, Schub- ordinaten (Abb. 19.1b) ergeben sich eine Normal-
spannungen), vom Belastungszustand (statisch spannung z D dFn =dA und zwei Schubspan-
oder dynamisch), von der Betriebstemperatur so- nungen zx D dFtx =dA bzw. zy D dFty =dA.
wie von der Größe und der Oberflächenbeschaf- Die Beschreibung des vollständigen Spannungs-
fenheit des Bauteils. zustands in einem Punkt erfordert drei Ebenen
bzw. ein quaderförmiges Element (Abb. 19.1c)
mit drei Spannungsvektoren bzw. dem Span-
19.1 Spannungen und Verformungen nungstensor
19
(19.9)
(Richtungen i D 1; 2; 3; Abb. 19.5a) ergibt
Die Gln. (19.8) und (19.9) gleichgesetzt ergibt
sich mit 3 D 0 ein ebener Spannungszustand
mit den Hauptspannungen 1 und 2 und der
.x i /nix C yx niy C zx niz D0;
Gleichung für den Mohr’schen Spannungskreis
xy nix C .y i /niy C zy niz D 0 ; analog Gl. (19.3)
xz nix C yz niy C .z i / niz D 0 :
(19.10) 1 C 2 1 2 2
Dieses lineare homogene Gleichungssystem C D2
:
2 2
für die Komponenten nix ; niy und niz der Haupt-
normalenvektoren hat nur dann eine nichttriviale Entsprechende Kreise ergeben sich für 2 D 0
Lösung, wenn die Koeffizientendeterminante null bzw. 1 D 0 (Abb. 19.5b).
wird. Daraus folgt eine kubische Gleichung für i Die Komponenten und des Spannungsvek-
der Form tors s für ein durch n D .cos ˛I cos ˇI cos / ge-
gebenes beliebiges Flächenelement (Abb. 19.5a)
i3 J1 i2 C J2 i J3 D 0 (19.11) folgen aus den Mohr’schen Kreisen (Abb. 19.5b),
drei Hauptdehnungsrichtungen, d. h. der Rich- Als Folge aller Normal- und Schubspannun-
tungen, für die es nur Dehnungen, aber keine gen entsteht also nach Integration über den gan-
Gleitungen gibt, und für die der Verformungsten- zen Körper die Formänderungsarbeit
sor die Form
2
0 1 Z Z"x Z"y Z"z
"1 0 0 W D 4 x d"x C y d"y C z d"z
B C
V D @ 0 "2 0 A .V / 0 0 0
0 0 "3 Zxy
Z xz
C xy d xy C xz d xz
annimmt. Die Invarianten lauten
0 0
3
J 4 D "1 C "2 C "3 ; J 5 D "1 "2 C "2 "3 C "1 "3 ; Z yz
ben der Querschnitte auch im plastischen Bereich tigen die Art der Ursache des Versagens infolge
vorausgesetzt. Für den Rechteckquerschnitt folgt unterschiedlichen Werkstoffverhaltens.
z. B. bei einer ideal-elastisch-plastischen Span-
nungs-Dehnungs-Linie nach Abb. 19.9a mit F D
210 N=mm2 , d. h. "el D 210=210 000 D 0;1%, 19.3.1 Normalspannungshypothese 19
bei "pl D 0;2 % eine Gesamtdehnung " D "el C
"pl D 0;3%. Damit liegt die Dehnung der Fasern Sie ist anzuwenden, wenn mit einem Trenn-
unterhalb der Höhe h=6 im elastischen, darüber bruch senkrecht zur Hauptzugspannung zu rech-
im plastischen Bereich (Abb. 19.9b), womit sich nen ist, d. h. bei spröden Werkstoffen (z. B. Grau-
die Spannungsverteilung nach Abb. 19.9c ergibt. guss, aber auch bei Schweißnähten), oder wenn
Das Tragmoment ist der Spannungszustand die Verformungsmöglich-
keit des Werkstoffs einschränkt (z. B. bei drei-
2
bh achsigem Zug oder stoßartiger Beanspruchung).
Mb; el D K0;2
I
6 Für den dreiachsigen (räumlichen) Spannungszu-
bh 2 bh 2 stand gilt v D 1 (Bestimmung von 1 nach
Mb; pl D Mb2 D F h C F h
3 3 12 9 Abschn. 19.1.1) und für den zweiachsigen (ebe-
13 bh2 bh2 nen) Spannungszustand (s. Abschn. 19.1.1)
D F D 1;44 F :
9 6 6 1 q
v D 1 D x C y C .x y /2 C 4 2 :
Aus Mb; pl D Mb; el folgt K0;2
D 1;44 2
F . Die Formdehngrenzspannung K0;2 ist von
der Höhe der Fließgrenze und von der Form
der Spannungs-Dehnungs-Linie abhängig. Das 19.3.2 Schubspannungshypothese
Dehngrenzenverhältnis ı0;2 D K0;2 =F bzw.
ı0;2 D K0;2
=Rp 0;2 , auch Stützziffer n0;2 [5] ge- Führt Gleitbruch zum Versagen (z. B. bei stati-
nannt, ist dagegen weitgehend von der Größe scher Zug- und Druckbeanspruchung verform-
der Streck- bzw. Fließgrenze unabhängig und nur barer Werkstoffe und bei Druckbeanspruchung
noch von der Form der Spannungs-Dehnungs- spröder Werkstoffe), so können nach Tresca da-
Linie abhängig. In Tab. 19.1 sind die Stützzif- für die Hauptschubspannungen als maßgebend
fern ı0;2 für verschiedene Querschnitte und für angesehen werden. Die Vergleichsspannung v
zwei typische Spannungs-Dehnungs-Linien an- ist dann für den dreiachsigen (räumlichen) Span-
gegeben (nach [9]). Für den Festigkeitswert K nungszustand
in Gl. (19.23) gilt dann K D K0;2 D ı0;2 F D
v D 2max D 3 1
ı0;2 Rp 0;2 .
(wobei 1 > 2 > 3 , s. Abb. 19.5b; Bestimmung
Sicherheit und zulässige Spannung bei dyna- von 1 und 3 nach Abschn. 19.1.1).
mischer Beanspruchung (s. u. a. Abschn. 29.5,
30.2)
19.3.3 Gestaltänderungs-
energiehypothese
19.3 Festigkeitshypothesen
und Vergleichsspannungen Die GE-Hypothese, auch v. Mises-Hypothese ge-
nannt, vergleicht die zur Gestaltänderung (nicht
Bei mehrachsigen Spannungszuständen ist die Volumenänderung!) aufgrund von Gleitungen
Zurückführung auf eine einachsige Vergleichs- zu Beginn des Fließens erforderlichen Arbeiten
spannung v erforderlich, da Werkstoffkennwerte beim mehrachsigen und einachsigen Spannungs-
für mehrachsige Zustände i. Allg. nicht vorliegen. zustand und liefert daraus die Vergleichsspan-
Die folgenden Festigkeitshypothesen berücksich- nung v . Sie gilt für verformbare Werkstoffe, die
362 J. Villwock und A. Hanau
v D zu ' D 1
für die Normalspannungshypothese,
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 365
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_20
366 J. Villwock und A. Hanau
20.1.4 Stäbe mit Kerben Schweißnähten usw. (Abb. 20.2a–d). Dabei sind
im Fall von Presspassungen bei Niet-, Stift-
Hier gelten zunächst die prinzipiellen Ausfüh- und sonstigen Verbindungen die im Niet, Stift
rungen über Gestaltfestigkeit und Kerbwirkung usw. auftretenden Biegemomente vernachlässig-
(s. Abschn. 29.5). Nennspannung n D F=An , bar klein, da das umgebende Material die Krüm-
max. Spannung max D ˛k n (Werte ˛k s. [8]). mung der Verbindungselemente verhindert. Es
Bei dynamischer Belastung ist die wirksame stellt sich ein schwer berechenbarer räumlicher
Spannung max; wirks: D ˇk n . (Werte ˇk oder Spannungszustand ein. Bei Bolzen oder Schrau-
Berechnung mit bezogenem Spannungsgefälle s. ben, die mit Spiel eingebaut werden, ist ein
Abschn. 29.4, 29.5). In der neueren Literatur (z. zusätzlicher Nachweis auf Biegung erforder-
B. in [8]) finden sich auch die Bezeichnungen K t lich. Der Nachweis auf Abscheren erfolgt un-
(anstatt ˛ k ) und K f (anstatt ˇ k ). ter Annahme einer gleichmäßigen Verteilung der
Schubspannungen (die bei Erreichen des voll-
plastischen Zustands bei zähen Werkstoffen auch
20.1.5 Stäbe unter Temperatureinfluss vorhanden ist; 20.2e):
20.2 Abscherbeanspruchung
mit S
1;5 bei statischer, S
2;0 bei schwel- entsprechend gilt auch p2 D F2 =A2 D Fn =Aproj . 20
lender und wechselnder Beanspruchung. Die zulässige Flächenpressung ist stark vom
Belastungsfall (statisch, schwellend, wechselnd)
abhängig. Maßgebend ist die Festigkeit des
20.3 Flächenpressung und schwächeren Teils. Anhaltswerte für p; zul : für
Lochleibung zähe Werkstoffe p; zul
dF =1;2 bei ruhender
und p; zul
dF =2;0 bei schwellender Beanspru-
Zwei gegeneinander gedrückte und einander flä- chung, für spröde Werkstoffe p; zul
dB =2;0
chenhaft berührende Teile stehen unter Flächen- bei ruhender und p; zul
dB =3;0 bei schwel-
pressung (punktförmige Berührung s. Kap. 22). lender Beanspruchung. Im Übrigen ist p; zul von
Betriebsbedingungen wie Gleitgeschwindigkeit
und Temperatur abhängig (s. Bd. 2, Abschn.
20.3.1 Ebene Flächen 8.5.2).
F F
p D 1 D D
A ds
20.4 Biegebeanspruchung
X Zx
Fiz D 0 D q.
/d
C FAz FQII .x/
0
FQII .x/ D FAz f .x/ 20
(20.2)
und hieraus wegen Mb0 .x/ D FQ .x/
Z
MbII .x/ D FQII .x/dx
Abb. 20.6 Kettenradwelle, Schnittlasten
Z
D FAz x f .x/dx C C : (20.3)
P
17 250 N und aus Mi A D 0 die Auflager-
kraft FB D 27750 N. Ein Schnitt im Bereich II Die Konstante C folgt aus MbII .x D a/ D
P
(Abb. 20.6b) liefert aus Fiz D 0 D FAz MbA , wobei MbA aus Berechnung des Ab-
F1 FQ die Querkraft FQ D 12750 N. Durch schnitts I bekannt ist. Das Biegemoment ist gleich
entsprechende Schnitte folgt im Bereich I der dem Inhalt der Querkraftfläche zuzüglich dem
Wert FQ D 17 250 N und im Bereich III Anfangswert MbA . Aus Gl. (20.2) folgt durch
der Wert FQ D 27 750 N. Querkraftlinie Differentiation und anschließende Integration
FQ .x/ („Treppenkurve“) s. Abb. 20.6c. Bie-
dFQ
gemomente an den Stellen 1 und 2 erhält
P man D FQ0 .x/ D Mb00 .x/ D q.x/ ;
durch Schnitt in diesen Stellen aus Mi1 D dx Z
0 D FAz 0;5 m C Mb1 zu Mb1 D 8625 Nm FQ .x/ D Mb0 .x/ D q.x/dx D f .x/ C C1 ;
P
und aus Mi 2 D 0 D FAz 0;85 m C Z
F1 0;35 m C Mb2 zu Mb2 D 4162;5 Nm. Mb .x/ D FQ .x/dx D g.x/ C C1 x C C2 :
Die geradlinigen Verbindungen dieser Wer-
(20.4)
te untereinander und mit den Nullstellen an
Gleichung (20.4) erlaubt anstelle der
den Auflagern ergeben die Biegemomentenli-
Gln. (20.2) und (20.3) die Querkraft FQ .x/ und
nie Mb .x/ (Abb. 20.6d). J
das Biegemoment Mb .x/ zu berechnen. Die Kon-
Träger mit Streckenlasten (Abb. 20.7). Wie stanten C1 und C2 folgen aus
beim Träger mit Einzellasten ist – abgesehen vom
Einfeldträger mit durchgehender Streckenlast – FQII .x D a/ D FQI .x D a/ C FAz und
die Einteilung in Abschnitte erforderlich. Legt MbII .x D a/ D MbI .x D a/ ;
X Z Z
Fix D 0 D dA D mz dA ;
Z
z dA D 0 ;
X Z Z
Miz D 0 D y dA D myz dA ;
Z
yz dA D Iyz D 0 ;
20
d. h., das biaxiale Flächenmoment Iyz muss Null,
bzw. y und z müssen Hauptachsen sein.
Ferner gilt
Z Z
Mby D Mb D z dA D mz 2 dA Abb. 20.10 Flächenmomente für a parallele Achsen;
b gedrehte Achsen; c Rechteckquerschnitt
Z
D m z 2 dA D mIy I
chenmomente 2. Grades benötigt (Abb. 20.10a):
Z Z
Iy axiales Flächenmoment 2. Grades. Mit m D
Iy D z 2 dA; Iz D y 2 dAI
Mb =Iy folgt aus Gl. (20.5)
Z
Mb Iyz D yz dA I
D z: (20.6) Z Z
Iy 2
Ip D r dA D
2
y C z 2 dA D Iy C Iz :
Die Biegespannungen nehmen also linear mit (20.10)
dem Abstand von der Nulllinie zu. Die Extremal-
spannungen ergeben sich für z D e1 und z D e2 Die axialen Flächenmomente Iy , Iz und
(Abb. 20.8b) zu das polare Flächenmoment Ip sind stets posi-
tiv, das biaxiale Flächenmoment (Zentrifugalmo-
Mb Mb ment) Iyz kann positiv, negativ oder Null sein.
1 D und 2 D C : (20.7)
Wy1 Wy2
Trägheitsradien:
r r r
Iy Iy Iy Iz Ip
Wy1 D Wb1 D und Wy2 D Wb2 D iy D ; iz D ; ip D :
e1 e2 A A A
(20.8) (20.11)
sind die (axialen) Widerstandsmomente gegen
Biegung (s. Tab. 20.1). Die absolut größte Bie- Sätze von Steiner: Für zueinander parallele
gespannung folgt für Wymin zu Achsensysteme y, z und y;N zN (Abb. 20.10a) gilt
Z Z
jMb j
max D : (20.9) Iy D z 2 dA D
.Nz C a/2 dA
Wy min
Z Z Z
D zN dA C 2a zN dA C a dA
2 2
h3 b1 C4 b1 b2 Cb2
2 2
bh3
Iy D 36
Iy D 36 b1 Cb2
hb 3 2 b 2 C4 b b Cb 2
Iz D 48 Wy D h12 1 2 b11Cb22 2
2
Wy D bh24
für e D 23 h Cb2
für e D h3 2bb11Cb
2 2
Wz D hb24
4 4 d 4/
Iy D Iz D 64 Iy D Iz D 64
3 4 d 4/
Wy D Wz D 32 Wy D Wz D 32 D
2
s
bei geringer Wanddicke dm
1:
3 2
ms ms
Iy D Iz D 8
; W y D Wz D 4
3b
Iy D 4 Iy D 4
a13 b1 a23 b2
3a a13 b1 a23 b2
Iz D . /
4 Wy D 4 a1
2b
Wy D 4 bei geringer Wanddicke:
2a
Wz D 4 Iy D
2 .aC3 b/s
; Wy D C3 b/s
4 4
Iy D 8 8
r 4 D 0; 1098 r 4 Iy D 0; 1098.R4 r 4 / 0; 283R2 r 2 RCr
R r
BH 3 Cbh3
Iy D 12
3 Cbh3
Wy D BH6H
mit B D B1 C B2 b D b1 C b2
BH 3 bh3
Iy D 12
3 3
Wy D BH6Hbh
mit b D b1 C b2
BH 3 Cbh3
Iy D 3
.BH C bh/ e12
mit B D B1 C B2 ; b D b1 C b2
Wy1;2 D Iy =e1;2
1 BH 2 Cbh2
für e1 D 2 BH Cbh
bzw. e2 D H e1
20 Beanspruchung stabförmiger Bauteile 373
Iy C Iz Iy Iz
D cos 2' C Iyz sin 2' ; Berechnung der Flächenmomente. Für einfa-
Z 2 2 che Flächen, deren Berandung mathematisch er-
Iy Iz
I
D
dA D sin 2' C Iyz cos 2' : fassbar ist, erfolgt die Berechnung durch Inte-
2 gration. Zum Beispiel gilt für den Rechteckquer-
(20.14)
schnitt nach Abb. 20.10c
Diese Gleichungen lassen sich in Form des
Mohr’schen Trägheitskreises grafisch darstel- Z
Ch=2 Ch=2
len [1]. Hieraus folgen ferner die von ' unabhän- bz 3 bh3
Iy D bz 2 dz D D :
gigen invarianten Beziehungen I CI
D Iy CIz , 3 h=2 12
I I
I
2
D Iy Iz Iyz
2
. zDh=2
1. Beispiel
C 71;42 3340 7;5 303 =12
101;42 .7;5 30/ mm4
Für den Querschnitt nach Abb. 20.11b, be-
stehend aus Profilen U 240 und I 200 (mit D 4954 104 mm4 : J
Bohrung d D 30 mm) berechne man die
Schwerpunkthöhe zs und das Flächenmoment
2. Grades Iy . – Aus Profiltabellen entnimmt
2. Beispiel
man die Flächen A1 D 4230 mm2 und A2 D
3340 mm2 , sowie das Maß e1 D 22;3 mm. Für den Winkelquerschnitt nach Abb. 20.11c
Dann ergibt sich für die Schwerpunkthöhe ge- sind Iy , Iz , Iyz , I 1 , I 2 , '0 , i1 , i2 zu berech-
mäß Abschn. 12.10 nen. – Aufteilung in zwei Flächen A1 D
X 10 100 mm2 D 1000 mm2 und A2 D 50
zs D zi Ai =A 20 mm2 D 1000 mm2 mit a1 D 30 mm, b1 D
10 mm, a2 D 30 mm, b2 D 10 mm er-
D .4230 222;3 C 3340 100 gibt nach Gl. (20.20) mit IyN D bh3 =12 nach
7;5 30 70/ mm3 =7345 mm2 Tab. 20.1 für den Rechteckquerschnitt
D 171;4 mm :
Iy D .10 1003 =12 C 302 1000
Damit ergeben sich die Abstände ai zu
C 50 203 =12 C 302 1000/ mm4
a1 D .222;3 171;4/ mm D 50;9 mm ; D 266;7 104 mm4 ;
a2 D .100 171;4/ mm D 71;4 mm ; Iz D .100 103 =12
a3 D .70 171;4/ mm D 101;4 mm : C 102 1000 C 20 503 =12
C 102 1000/ mm4
Nach den Profiltabellen (s. Tab. 20.14 und
20.8) ist D 41;7 104 mm4 :
N D 248 10 mm
4 4
Iy1 und Für die Einzelrechtecke ist IyN zN D 0, da für
N D 2140 10 mm ;
Iy2 4 4
sie yN und zN Hauptachsen sind. Damit ist nach
20 Beanspruchung stabförmiger Bauteile 375
Gl. (20.18)
X
Iyz D ai bi Ai
D 30 .10/ 1000
C .30/ 10 1000 mm4
D 60 104 mm4 :
20
Hauptflächenmomente nach Gl. (20.16)
"
I1;2 D 0;5 266;7 C 41;7 104
v #
u
u 266;7 41;7 2 108 Abb. 20.12 Schiefe Biegung
˙ t mm4
C 4 60 10
2 8
D 154;2 104 ˙ 127;5 104 mm4 I Unter Voraussetzung linearen Hooke’schen
Materialgesetzes D E" und Ebenbleiben der
I1 D 281;7 10 mm I
4 4
Querschnitte gilt für die Spannungen der Ansatz
I2 D 26;7 104 mm4 : einer linearen Verteilung D a C b
und damit
für die Biegemomente
Stellungswinkel der Hauptachsen nach
Gl. (20.15)
Z Z
2 60 104 mm4
'0 D 0;5 arctan Mb D
dA D a
C b
2 dA
41;7 266;7 104 mm4
D bI ;
D 14;04ı : Z Z
2
Trägheitsradien nach Gl. (20.11) Mb
D C dA D C a C b
dA
p D aI
Beispiel
2 h.x/ D h0 D const
b.x/ D b0 x= l (Gerade)
b0 D h6F
2
l
0 zul
3
f D b6F
0E h0
l
p
3 d.x/ D d0 3 x= l (kubische Parabel)
q
d0 D 3
32F l
3
zul
f D 5
192 F
d0 E
l
d0
4 Die Fälle 1 bis 3 gelten auch für beidseitig gelenkig gelagerte Träger der Länge l 0 D 2 l unter mitti-
ger Einzelkraft
F 0 D 2 F (s. a. Abb. 20.20)
5 b.x/ D b0 p D const
h.x/ D h0 x=a1
p
N D h0 x=a
h.x/ N 2 (quadratische Parabeln)
q
h0 D b0 lzul
6F a1 a2
Trägerelement der Länge dx wegen zx D xz y-Achse. Die größte Schubspannung am Rand
(Abb. 20.17) (Abb. 20.16) ist dann jeweils xr D xz = cos .
X Ze1 In Wirklichkeit sind allerdings die Schubspan-
@ nungen xz über die Breite b infolge der Quer-
Fix D 0 D xz b.z/ dx C dx dA
@x dehnung usw. nicht konstant [1, 2]. Im Folgenden
z
werden die Schubspannungsverteilungen für ver-
und mit D .Mb =Iy /
nach Gl. (20.6) sowie
schiedene Querschnitte ermittelt.
dMb =dx D FQ , wenn Iy D const ist,
Ze1
FQ FQ Sy .z/
xz D
dA D mit
Iy b.z/ Iy b.z/
Dz
Ze1 Ze1
Sy .z/ D
dA D
b.
/ d
:
z z
(20.24)
Sy ist hierbei das statische Moment der abge-
schnitten gedachten Teilfläche in Bezug auf die Abb. 20.17 Spannungen am Trägerelement
378 J. Villwock und A. Hanau
Z =2
Sy .z/ D 2r 3 sin ' cos2 ' d'
h i =2
D 23 r 3 cos3 ' D 23 r 3 cos3 ;
FQ 2 3
xz D 4
r cos3
. r =4/ 2r cos 3
z 2
4FQ cos2 4 FQ
D D 1 ;
3 r 2 3 r2 r
xz 4FQ
Abb. 20.18 Schubspannungsverteilung bei a Rechteck- xr D D cos
cos 3 r 2
querschnitt; b Kreisquerschnitt r z 2
4FQ
D 1 :
Rechteckquerschnitt (Abb. 20.18a). 3 r 2 r
Eine genauere Theorie ergibt eine Zunahme der a r der Wert k D 2;0.
r
b=h 0,5 1 2 4 2
2b1 t13 b2 t1 t2 b23
f 1,03 1,13 1,40 1,99 Iy D C 2A1 C C :
12 2 2 12
20 Beanspruchung stabförmiger Bauteile 379
b2 C t1 FQ Sy1 FQ Sy .z1 /
Sy1 D A1 ; xz1 D I T 0 .x/ D .x/ b.z1 / D :
2 Iy b1 Iy
b2 C t1
Sy2 D A1 D Sy1 ;
2 Hierbei ist Sy .z1 / das statische Moment des
FQ Sy1 b1 über der Trennfläche liegenden Querschnitts-
xz2 D D xz1 I
Iy t2 t2 teils bezüglich der Schwerachse des Gesamt-
A2 b2 querschnitts und Iy das axiale Flächenmoment
Sy3 D Sy1 C ; 2. Grades des Gesamtquerschnitts.
8
FQ Sy3 Die Scherspannungen betragen in den
xz3 D D max xz : Schweißnähten der Dicke a bzw. in Nieten oder
Iy t2
Schrauben mit der Teilung e und der Scherflä-
Verlauf der Schubspannungen xz s. Abb. che A.
20.19. Während xz in den Flanschen sehr klein
T0 T 0e
ist, erreicht xy dort beachtliche Größenordnun- a D bzw. a D : (20.25)
2a 2A
gen. Für Schnitt 4 4 gilt
R
zu einer hyperbolischen Spannungsverteilung für Mit z=.R z/ dA D A und
; die Spannungen werden gegenüber der linea- Z Z
ren Spannungsverteilung außen kleiner und innen z2 Rz
dA D z dA
größer. Rz Rz
Z
Bei Einwirkung einer Normalkraft FN und ei- z
DR dA D RA
nes Biegemoments Mb gilt (Abb. 20.23) unter der Rz
Voraussetzung des Ebenbleibens der Querschnit- 20
te folgt aus Gl. (20.28) bzw. (20.27)
(20.28) D 1 C 2 ln 1
3 C 5 C 7 :
F a2 b 2 F ab.lCb/
0 5 x 5 aW h i f D 3EIy l
˛A D 6EIy l
ab 2
x x3 p
wI .x/ D F6EI 1 C bl Fb .l 2 b 2 /3 F ab.lCa/
y l abl a > bW fm D 9p3EI l ˛B D 6EIy l
y
a 5 x 5 lW i p
3
h
a2 b lx .lx/ b 2 /=3
in xm D .l 2 p
wII .x/ D F6EI y
1 C al l
abl F a .l 2 a2 /3
20 Beanspruchung stabförmiger Bauteile
a < bW fm D p
p 9 3EIy l
in xm D l .l 2 a2 /=3
h 2 3 i
M l2 M l2 Ml
w.x/ D 6EIy
2 xl 3 xl C xl f D 16EIy
in x D 2l ˛A D 3EIy
M l 2 Ml
l pl ˛B D
fm D 9p3EI in xm D
y 3 6EIy
M l2
p Ml
0 5 x 5 l=2W h fmI D fmII D 72 3EIy
˛A D ˛B D 24EIy
M l2 x
x 3 i
C 4 pl
wI .x/ D 24EI y l l in xmI D 2 3
bzw.
l=2 5 x 5 lW 1
p
in xmII D l 1 2 3
wII .x/h D
M l2
2 3 i
24EIy
3 C 11 xl 12 xl C 4 xl
q 2 2
Ml
0 5 x 5 aW h a > b in xm D l 2a l
23 al ˛A D 6EIy
2 6 al C 3 al
M l2 2 x
x 3 i
M l2 6a 2 3 2
wI .x/ D 6EIy
2 6 al C 3 al 2 l
C l fm D 6EI 2l 3a xm xlm Ml
y l2 l3 ˛B D 6EIy
1 3 al
a 5 x 5 lW q
h 2
l2 2 2 x a < bW in xm D l 1 13 al
wII .x/ D M
6EIy
3 al 2 C 3 al l
C
h
2 3 i M l2 2 2 xm 2
3 xl xl fm D 6EI y
3 al 2 C 3 al l
C3 xlm
xm 3 i
l
383
20
384
h
ql 4 x
x 3 x 4 i 5 ql 4 ql 3
w.x/ D 24EIy l
2 l
C l
fm D 384 EIy
˛A D ˛B D 24EIy
h x 3 x 5 i 4
q2 l 4 q2 l 7 q2 l 3
w.x/ D 360EIy
7 xl 10 l
C3 l
fm D 153;3EI y
˛A D 360 EIy
in xm D 0;519 l 8 q2 l 3
˛B D 360 EIy
h 3 i
F l3 F l3 F l2
w.x/ D 6EIy
2 3 xl C xl f D 3EIy
˛D 2EIy
h 2 i
M l2 M l2 Ml
w.x/ D 2EIy
1 2 xl C xl f D 2EIy
˛D EIy
J. Villwock und A. Hanau
Tab. 20.4 (Fortsetzung)
Belastungsfall Gleichung der Biegelinie Durchbiegung Neigungswinkel
h 4 i
ql 4 ql 4 ql 3
w.x/ D 24EI y
3 4 xl C xl f D 8EIy
˛D 6EIy
h 5 i
q2 l 4 q2 l 4 q2 l 3
w.x/ D 120EIy
4 5 xl C xl f D 30EIy
˛D 24EIy
20 Beanspruchung stabförmiger Bauteile
h 4 5 i
q1 l 4 11 q1 l 4 q1 l 3
w.x/ D 120EIy
11 15 xl C 5 xl xl f D 120 EIy
˛D 8EIy
F a2 .lCa/ F a.2lC3a/
0 5 x 5 lW h f D 3EIy
˛D 6EIy
F al 2 x
3 i
al 2 F al
w.x/ D 6EI y l
xl in xm D pl ˛A D 6EI y
fm D 9pF3EI 3
y
0 5 xN 5 aW h F al
2 3 i ˛B D 3EI y
F a3
w.x/
N D 6EI y
2 al xaN C 3 xaN xaN
20
Tab. 20.5 Biegemomente und Biegelinien von statisch unbestimmt gelagerten Trägern mit konstantem Querschnitt
386
b 2 F a2 b 3
a
F ab 2
FA D F 1 C 2la 0 5 x 5 a: h f D 4EI yl
2 1 C 3l ˛A D 4EIy l
al 2 F lb 2 a x 2
a
x 3 i
3 b 1C
FB D F l 1 C 2lb C 2 a
w.x/ D 4EI y l l 3 2l l für a 5 0;414l W fm D w.xN m /
ab
b.1Cl=a/
MB D F l 1 2lb 0 5 xN 5 b: h in xN m D 1C3b=2aCb=2l
2 F l2a a2 xN 2
MF D F ab w.x/N D 4EI 1 für a = 0;414l
l2
1 C 2la y l2 l q W fm D w.xm /
a=2l
a2
xN 3 i in xm D l 1Ca=2l
l
1 3l 2
h 4
ql 4 x
x 3 x 4 i ql ql 3
FA D 38 ql; FB D 58 ql w.x/ D 48EIy l
3 l
C2 l
fm D 185EI y
˛A D 48EIy
MB D 18 ql 2 in xm D 0;4215l
9
MF D 128 ql 2
3
in x0 D 8 l
h
1 4 x
q2 l 4 x 3 x 5 i q2 l 4 q2 l 3
FA D 10 q2 l; FB D 10 q2 l w.x/ D 120EIy l
2 l
C l
fm D 419EIy
˛A D 120EIy
1 2
MB D 15 q2 l in xm D pl 5 D 0;447l
MF D 0;0298q2 l 2
in x0 D pl 5 D 0;447l
J. Villwock und A. Hanau
Tab. 20.5 (Fortsetzung)
Belastungsfall Auflagerkräfte Biegemomente Gleichung der Biegelinie Durchbiegung Neigungswinkel
h 3
9 q1 l 4 q1 l 4 q1 l 3
FA D 11 q l; FB
40 1
D q l
40 1
w.x/ D 240EI y
3 xl 11 xl C fm D 328EIy
˛A D 80EIy
7 4 5 i
MB D 120 q1 l 2 in xm D 0;4025l
10 xl 2 xl
MF D 0;0423q1 l 2
in x0 D 0;329l
F l 3
FA D FB D 12 F 0 5 x 5 l=2 h fm D 192EIy
–
2 3 i
20 Beanspruchung stabförmiger Bauteile
MA D MB D 18 F l F l 3
w.x/ D 48EI y
3 xl 4 xl
MF D 18 F l
b 2 Fa b 3 3
FA D F 1 C 2 al 0 5 x 5 a: f D 3EI yl
3 –
al 2 F lb 2
FB D F l 1 C 2 bl w.x/ D 6EI y
a > b:
3 2
2
1
b 2 h
a x 2 2a
x 3 i
l
MA D F a l 3l l 1C l fm D 23 FEIay bl 2 1C2a=
2 l
1
MB D F b al 0 5 x 5 b: in xm D l 1Cl=2a
a 2 b 2 F la2 a < b:
MF D 2F l l w.x/
N D 6EI y
2
l 2 3
h 1
b xN 2 2b
xN 3 i
l
3l l 1C l fm D 23 FEIay bl 2 1C2b=
l
1
in xm D l 1Cl=2b
ql 4 ql 4
FA D FB D 12 ql w.x/ D 24EI y
f D 384EIy
–
1 h
MA D MB D 12 ql 2 x 2 x 3
x 4 i
l
1 2
2 l C l
MF D 24 ql
387
20
388
EI0 w 00 .x D l/ D ˙M bzw.
000
EI0 w .x D l/ D ˙F :
Beispiel
Abb. 20.29 Satz von Castigliano. a Allgemein; b Vier- Für den Viertelkreisträger nach Abb. 20.29b 20
telkreisträger ist die Horizontalverschiebung u des Kraftan-
griffspunkts zu berechnen. – Mit der Hilfskraft
Aus den Randbedingungen w.0/ D 0 und FN in Horizontalrichtung (Abb. 20.29b) gilt für
w 0 .0/ D 0 folgen C1 D C2 D 0 und damit das Biegemoment Mb .'/ D FR cos '
w.'/ D .FR3 =2EIy /' sin ' mit w. =2/ D FN R.1 sin '/ sowie für die Formänderungs-
FR3 =.4EIy /. arbeit und die Verschiebung
Mit u.0/ D 0 wird dann
Z Z =2
FR3 1
u.'/ D ' sin ' d' W D FR cos '
2EIy 2EIy
0
FR3
2
D .sin ' ' cos '/ FN R.1 sin '/ R d' ;
2EIy
@W
uD
und
@FN
FR3
u D : J Z =2
2 2EIy 1
D FR cos '
EIy
0
20.4.9 Formänderungsarbeit FN R.1 sin '/
bei Biegung und .1 sin '/R2 d'
Energiemethoden
zur Berechnung
von Einzeldurchbiegungen bzw. mit FN D 0
Formänderungsarbeit Z =2
Z Z 1
1 1 Mb2 uDC FR cos '.1 sin '/R2 d'
Wb D Mb d' D ds : (20.37) EIy
2 2 EIy 0
3 =2
FR 1
Satz von Castigliano. Für Systeme aus Hooke’- D sin ' sin2 '
EIy 2 0
schem Material gilt (Abb. 20.29a)
FR3
D : J
@W @W 2EIy
wF D ; ˛M D : (20.38)
@F @M
Beispiel
Die Ableitung der Formänderungsarbeit nach
einer Einzelkraft gibt die Verschiebung in Rich- Abgesetzte Welle (Abb. 20.30). Gesucht ist
tung der Einzelkraft, die Ableitung nach einem die Durchbiegung an der Stelle der Kraftein-
Moment ergibt den Drehwinkel an der Stelle des leitung.
Angriffspunkts. (Sind Verschiebungen an Stel- Gegeben: F D 2000 N, ESt D 2; 1
len oder in Richtungen gesucht, an denen kei- 10 N=mm2 , ` D 100 mm, D1 D 20 mm,
5
Es folgt mit:
1
.1/W ` D `; i D F` D k I
2
1
.2/W ` D `; i1 D k1 D F ` ; k2 D i2 I
2
` 5
.3/W ` D ; i1 D k1 D F `; i2 k2 D F `W
2 4
Abb. 20.30 Abgesetzte Welle und Biegemomentverlauf 5 1 F `3 1 7 61 1
w xD ` D C C
2 6 E Iy1 Iy2 8 Iy3
0;578 mm :
Die Formänderungsarbeit lautet nach
Gl. (20.37): Wenn Iy1 D Iy2 D Iy3 D Iy , ist w.x D
.5=2/ `/ D .125=48/ .F `3 /=.EIy / (ent-
spricht Lastfall 1 in Tab. 20.4). J
Z5`
1 Mb2
W D dx :
2 EIy
0 Prinzip der virtuellen Arbeiten. Wird einem
elastischen System eine beliebige (virtuelle), d. h.
mit den geometrischen Gegebenheiten verträgli-
Berücksichtigt man die Symmetrieachse,
che Verrückung erteilt, so ist im Gleichgewichts-
folgt:
fall die Summe aus äußerer und innerer virtueller
Arbeit gleich Null:
1 5
Wges D 2W D F w x D ` •W .a/ C •W .i/ D 0 :
2 2
5 4W
)w xD ` D ; Wählt man als äußere Kraft lediglich eine vir-
2 F tuelle Hilfskraft F D 1 und als Verrückung die
0
Z` Z` wirklichen Verschiebungen (Prinzip der virtuel-
1 @ 1 1
Wges D 2 .1/2 dx C .2/2 dx len Kräfte) (Abb. 20.31a), so folgt aus
2E Iy1 Iy2
0 0
1 •W .a/ D •W .i/
Z
1=2`
1 Z Z
C .3/2 dx A : M b Mb
Iy3 Fw D 1 w D M b d' D ds :
0 EIy
(20.39)
1 1 1
Wges D lik
E Iy1 3
1 `
C 2i1 k1 C i1 k2 C i2 k1 C 2i2 k2
Iy2 6
1 `
C 2i1 k1 C i1 k2 C i2 k1 C 2i2 k2 :
Iy3 6 Abb. 20.31 Prinzip der virtuellen Arbeiten
20 Beanspruchung stabförmiger Bauteile 393
R
Tab. 20.6 Werte für M M ds
M
1 2 3
MN
1 1
a li k 2
li k 2
li k
b 1
2
li k 1
3
li k 1
6
li k 20
c 1
2
li.k1 C k2 / 1
6
li.k1 C 2k2 / 1
6
li.2k1 C k2 /
d 1
2
li k 1
6
l.1 C ˛/i k 1
6
l.1 C ˇ/i k
M
4 5 6
MN
b 1
6
l.i1 C 2i2 /k 1
3
li k 5
12
li k
c 1
6
l Œi1 .2k1 C k2 / C i2 .k1 C 2k2 / 1
3
li.k1 C k2 / 1
12
li.3k1 C 5k2 /
d 1
6
lk Œ.1 C ˇ/i1 C .1 C ˛/i2 1
3
l.1 C ˛ˇ/i k 1
12
l.5 ˇ ˇ 2 /i k
M
7 8 9
MN
1 1 1
b 4
li k 4
li k 12
li k
c 1
12
li.5k1 C 3k2 / 1
12
li.k1 C 3k2 / 1
12
li.3k1 C k2 /
d 1
12
l.5 ˛ ˛ 2 /i k 1
12
l.1 C ˛ C ˛ 2 /i k 1
12
l.1 C ˇ C ˇ 2 /i k
Hieraus folgt die Verschiebung w in Richtung Hieraus folgt der Drehwinkel an der Angriffs-
der Hilfskraft F D 1. Dabei sind M b die Bie- stelle des Hilfsmoments. Die Integrale in den
gemomente infolge dieser Hilfskraft und Mb die Gln. (20.39) und (20.40) sind für Träger mit
Biegemomente infolge der wirklichen Belastung. EIy D const nur für das Produkt M b Mb
Werden als äußere Last ein virtuelles Hilfsmo- zu bilden und für die wichtigsten Grundfälle in
ment M D 1 und als Verrückung wiederum Tab. 20.6 zusammengestellt.
die wirklichen Verschiebungen gewählt, so gilt
(Abb. 20.31b)
Z Z Beispiel
M b Mb
MN ˛ D 1 ˛ D M b d' D ds :
EIy Kragträger mit Streckenlast (Abb. 20.32). Ge-
(20.40) sucht sind die Durchbiegung und der Nei-
394 J. Villwock und A. Hanau
Zd=2 Zd=2
G' G'
Mt D r dA D r 2 dA D Ip ;
l l
0 0
(20.42)
Zd=2 Zd=2 20
d 4
Ip D r 2 dA D r 2 2 r dr D :
32
0 0
(20.43)
Ip ist das polare Flächenmoment 2. Grades des
Kreisquerschnitts. Aus den Gln. (20.42) und
(20.41) folgt für die Torsionsspannungen und
mit dem polaren Widerstandsmoment Wp D
Abb. 20.33 Biegebalken, Krümmungsverlauf infolge F Ip =.d=2/ D d 3 =16 des Kreisquerschnitts
und ıw
Mt
.r/ D r bzw.
20.5 Torsionsbeanspruchung Ip
Mt d Mt
max D D : (20.44)
20.5.1 Stäbe mit Kreisquerschnitt Ip 2 Wp
und konstantem Durchmesser
Für den Verdrehungswinkel und die Dril-
Bei der Torsion von Stäben mit Kreisquer- lung (Verdrehung pro Längeneinheit) gilt nach
schnitt tritt keine Verwölbung ein, d. h., die Quer- Gl. (20.42)
schnitte bleiben eben. Ferner bleiben die Radien
der Kreisquerschnitte geradlinig, d. h., die Quer- Mt l ' Mt
'D und # D D : (20.45)
schnitte verdrehen sich als starres Ganzes. Gerad- GIp l GIp
linige Mantellinien auf der Oberfläche werden zu
Schraubenlinien, die aber wegen der kleinen Ver- Die Formänderungsarbeit ist
formungen (Abb. 20.34) als geradlinig aufgefasst
werden können. 1 1 Mt2 l
W D Mt ' D : (20.46)
Mit l D ' r und dem Hooke’schen Gesetz 2 2 GIp
D =G ergibt sich
Wirken am Stab kontinuierlich Rverteilte Dreh-
G'
D r; (20.41) momente md .x/, so gilt Mt .x/ D md .x/ dx,
l
d. h., die Torsionsspannungen nehmen linear #.x/ D d' D Mt .x/ ;
mit dem Radius r zu (Abb. 20.34). Das Moment dx GIp
Z
aller Torsionsspannungen um den Kreismittel- 1
'.x/ D Mt .x/ dx ;
GIp
Z Z
1 1
W D Mt .x/ d' D Mt2 .x/ dx :
2 2 GIp
a3 b 3 n3 b 4 ab 2 nb 3
4 a2 Cb 2
D n2 C1 2
D 2
Voraussetzung: a=b D n 1
max in P1
in P2 W 2 D max =n
b4 h4 b3 h3
6 46;19
26 20
13
max in Mitte der Seiten (P1 )
in den Ecken (P2 ): 2 D 0
7 0;133b 2 A D 0;115b 4 0;217bA D 0;188b 3 max in der Mitte der Seiten (P)
8 0;130b 2 A D 0;108b 4 0;223bA D 0;185b 3 max in der Mitte der Seiten (P)
10 c1 hb 3 D c1 nb 4 c2 hb 2 D c2 nb 3 Voraussetzung: h=b D n 1
max in P1
In P2 W 2 D c3 max
In P3 W 3 D 0
n D h=b 1 1;5 2 3 4 6 8 10 1
c1 c1 0;141 0;196 0;229 0;263 0;281 0;298 0;307 0;312 0;333
c2 c2 0;208 0;231 0;246 0;267 0;282 0;299 0;307 0;312 0;333
c3 c3 1;000 0;858 0;796 0;753 0;745 0;743 0;743 0;743 0;743
20 Beanspruchung stabförmiger Bauteile 397
20
H 4A2m
12 dünnwandige Hohl- ds=t.s/
2Am tmin Am : von Mittellinie einge-
querschnitte Für konstante Wanddicke t: Für konstante Wanddicke t: schlossene Fläche,
4A2m t =U 2Am t U: Umfang der Mittellinie,
max an Stelle, wo t D tmin .
Es gilt:
.s/ t .s/ D Mt =2Am D
const
4.bh/2
12a 2.b=t1 Ch=t2 /
2bhtmin max dort, wo t D tmin
p
Beispiel
3
16Mt1;2 =. zu1 / D 26;1 mm (gewählt
27 mm) und d2 D 22;8 mm (gewählt 23
Für die Welle nach Abb. 20.35a mit G D mm).
81 kN=mm2 ; zul D 12 N=mm2 und Dreh- d) Drillung #1;2 D Mt1;2 =.GIp1 / D
zahl n D 1000 1=min sind gesucht: a) das Mt1;2 =.G d14 =32/ D 0;99 105 1=mm,
eingeleitete bzw. die abgegebenen Drehmo- Verdrehwinkel '1;2 D #1;2 l1;2 D
mente, b) die Torsionsmomentenlinie, c) die 0;00495D0;284
O ı
, entsprechend #2;3 D
je Abschnitt erforderlichen Durchmesser, d) 1;2610 1=mm, '2;3 D 1;26105 250 D
5
Drillung und Drehwinkel je Abschnitt sowie 0;00315 D O 0;180ı . Der Gesamtdrehwinkel
Gesamtdrehwinkel. (Abb. 20.35c) ist dann '1;3 D '1;2 C'2;3 D
0;284ı C 0;180ı D 0;464ı . J
a) Das eingeleitete Drehmoment Md1 ergibt
sich mit der übertragenen Leistung P1 D
4;4 kW aus P D Md ! mit ! D 2 n D
2 16;67 1=s D 104;7 1=s zu Md1 D
P1 =! D .4400 Nm=s/=.104;7 1=s/ D
42;0 Nm, die abgenommenen Drehmo-
mente zu Md2 D .1470 W/=.104;7 1=s/ D
14;0 Nm und Md3 D .2930 W/=.104;7
1=s/ D 28;0 Nm.
b) Die Torsionsmomente werden damit
Mt1;2 D Md1 D 42;0 Nm bzw. Mt2;3 D
Md1 Md2 D Md3 D 28;0 Nm
(Abb. 20.35b).
c) Die Durchmesser folgen aus Wp; erf D
d 3 =16 D Mt =zul zu d1 D Abb. 20.35 Torsion einer Welle
398 J. Villwock und A. Hanau
20
gilt
20.6 Zusammengesetzte
@
Wt D It 2 ; Beanspruchung
@n max
wobei .@=@n/max das größte vorhandene Ge- 20.6.1 Biegung und Längskraft
fälle des Spannungshügels ist. Senkrecht auf
der dazugehörigen Schnittebene durch den Span- In Abb. 20.38a ist ein abgewinkelter Trä-
nungshügel steht dann die entsprechende Schub- ger dargestellt, dessen vertikaler Teil durch
spannung (Abb. 20.37a). Ergebnisse für It und Wt Längs-(Normal-)kräfte und Biegemomente bean-
s. Tab. 20.7. sprucht wird, wie der Verlauf der Schnittlasten
Die Abschätzung der Lage der größten Schub- nach Abb. 20.38b–d zeigt. Bei Biegung um eine
spannungen bzw. die experimentelle Ermittlung Querschnittshauptachse gilt für die Normalspan-
der Schubspannungen erlauben folgende Gleich- nung bzw. für die extremalen Spannungen in den
nisse: Randfasern (20.38a)
FN Mby Mbz 9
D zC y; >
>
=
A Iy Iz
(20.49)
Mby Iz FN Iz >
yD z : >;
Mbz Iy Mbz A
Aus diesem linearen Gleichungssystem be- Tab. 20.4 wird (Abb. 20.42c–e)
rechnet man die drei Unbekannten X1 ; X2 ; X3
(beim m-fach unbestimmten System die Unbe- ı10 D f10 D ql 4 =.8 EIy / ;
kannten X1 ; : : : ; Xm ). 4. Nach Überlagerung der ı20 D ˛20 D q l 3 =.6 EIy / ;
äußeren Lasten und der statisch Unbestimmten
am Grundsystem berechnet man die endgültigen ı11 D f11 D l 3 =.3 EIy / ;
Auflagerreaktionen, Biegemomente usw. Zu be- ı21 D ˛21 D l 2 =.2 EIy / D ı12 ;
merken ist noch, dass stets ıi k D ıki gilt, wenn ı22 D ˛22 D l=.EIy / :
i ¤ k (Satz von Maxwell), wodurch die An-
zahl der zu berechnenden ıi k erheblich reduziert Mit dem Prinzip der virtuellen Kräfte ge-
wird. Die Verformungsgrößen werden nach ei- mäß den Gln. (20.39) und (20.40) sowie
nem der in Abschn. 20.4.8 und 20.4.9 angegebe- Tab. 20.6 folgen
nen Verfahren berechnet. In einfachen, anschau-
Z
lichen Fällen verwendet man die Ergebnisse nach
Tab. 20.4, bei komplizierten, unanschaulichen ı10 D M1 M0 dx=.EIy / D lik=.4EIy /
Fällen die Methoden nach Abschn. 20.4.9. Letz-
D ql 4 =.8EIy / ;
tere haben den Vorteil, dass sie automatisch auch Z
die richtigen Vorzeichen der ıi k -Glieder liefern. ı20 D M2 M0 dx=.EIy / D lik=.3EIy /
D ql 3 =.6EIy / ;
Z
Beispiel ı11 D M1 M1 dx=.EIy / D lik=.3EIy /
Berechnung der beiden statisch Unbestimm-
D l 3 =.3EIy / ;
ten am beidseitig eingespannten Träger Z
(Abb. 20.42a). – Als statisch bestimmtes ı21 D ı12 D M1 M2 dx=.EIy /
Grundsystem wird der einseitig eingespannte
Träger gewählt (Abb. 20.42b). Die Ermitt- D lik=.2EIy / D l 2 =.2EIy / ;
Z
lung der Verformungsgrößen ıi k soll auf zwei
ı22 D M2 M2 dx=.EIy /
Wegen, nämlich anschaulich nach Tab. 20.4
und allgemein mit dem Prinzip der virtuellen D lik=.EIy / D l=.EIy / :
Arbeiten nach Abschn. 20.4.9 erfolgen. Nach
Beide Verfahren ergeben also die gleichen
Verformungen. Aus den zwei linearen Glei-
chungen, entsprechend Gl. (20.51), folgen
Tab. 20.8 Warmgewalzte I-Träger, schmale I-Träger, I-Reihe nach DIN 1025 Blatt 1 (Auszug)
I Flächenmoment 2. Grades,
W Widerstandsmoment,
i Trägheitsradius,
Sx Flächenmoment 1. Grades des halben Querschnitts,
sx D Ix =Sx Abstand Druck- und Zugmittelpunkt.
A
h b s t r1 Ix Wx ix Iy Wy iy
IPB mm mm mm mm mm cm2 kg/m cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm cm3 cm
100 100 100 6 10 12 26,0 20,4 450 89,9 4,16 167 33,5 2,53 52,1 8,63
120 120 120 6,5 11 12 34,0 26,7 864 144 5,04 318 52,9 3,06 82,6 10,5
140 140 140 7 12 12 43,0 33,7 1510 216 5,93 550 78,5 3,58 123 12,3
160 160 160 8 13 15 54,3 42,6 2490 311 6,78 889 111 4,05 177 14,1
180 180 180 8,5 14 15 65,3 51,2 3830 426 7,66 1360 151 4,57 241 15,9
200 200 200 9 15 18 78,1 61,3 5700 570 8,54 2000 200 5,07 321 17,7
220 220 220 9,5 16 18 91,0 71,5 8090 736 9,43 2840 258 5,59 414 19,6
240 240 240 10 17 21 106 83,2 11260 938 10,3 3920 327 6,08 527 21,4
260 260 260 10 17,5 24 118 93,0 14920 1150 11,2 5130 395 6,58 641 23,3
280 280 280 10,5 18 24 131 103 19270 1380 12,1 6590 471 7,09 767 25,1
300 300 300 11 19 27 149 117 25170 1680 13,0 8560 571 7,58 934 26,9
320 320 300 11,5 20,5 27 161 127 30820 1930 13,8 9240 616 7,57 1070 28,7
340 340 300 12 21,5 27 171 134 36660 2160 14,6 9690 646 7,53 1200 30,4
360 360 300 12,5 22,5 27 181 142 43190 2400 15,5 10140 676 7,49 1340 32,2
400 400 300 13,5 24 27 198 155 57680 2880 17,1 10820 721 7,40 1620 35,7
450 450 300 14 26 27 218 171 79890 3550 19,1 11720 781 7,33 1990 40,1
500 500 300 14,5 28 27 239 187 107200 4290 21,2 12620 842 7,27 2410 44,5
405
20
406
Tab. 20.10 Warmgewalzter rundkantiger, hochstegiger T-Stahl nach DIN 1024 (Auszug)
I Flächenmoment 2. Grades,
W Widerstandsmoment,
i Trägheitsradius,
I Flächenmoment 2. Grades,
W Widerstandsmoment,
i Trägheitsradius,
Tabelle enthält nur die genormten Vorzugswerte.
Kurz- Maße für Quer- Gewicht Mantel- Abstände der Achsen Statische Werte für die Biegeachse
zeichen schnitt fläche xx Dy y x
h
20 Beanspruchung stabförmiger Bauteile
a s r1 r2 e w v1 v2 Ix Wx ix I
i
I W i
L mm mm mm mm cm2 kg/m m2 /m cm cm cm cm cm4 cm3 cm cm4 cm cm4 cm3 cm
20 × 3 20 3 3,5 2 1,12 0,88 0,077 0,60 1,41 0,85 0,70 0,39 0,28 0,59 0,62 0,74 0,15 0,18 0,37
25 × 3 25 3 3,5 2 1,42 1,12 0,097 0,73 1,77 1,03 0,87 0,79 0,45 0,75 1,27 0,95 0,31 0,30 0,47
30 × 3 30 3 5 2,5 1,74 1,36 0,116 0,84 2,12 1,18 1,04 1,41 0,65 0,90 2,24 1,14 0,57 0,48 0,57
35 × 4 35 4 5 2,5 2,67 2,1 0,136 1,00 2,47 1,41 1,24 2,96 1,18 1,05 4,68 1,33 1,24 0,88 0,68
40 × 4 40 4 6 3 3,08 2,42 0,155 1,12 2,83 1,58 1,40 4,48 1,55 1,21 7,09 1,52 1,86 1,18 0,78
45 × 5 45 5 7 3,5 4,3 3,38 0,174 1,28 3,18 1,81 1,58 7,83 2,43 1,35 12,4 1,70 3,25 1,80 0,87
50 × 5 50 5 7 3,5 4,8 3,77 0,194 1,40 3,54 1,98 1,76 11,0 3,05 1,51 17,4 1,90 4,59 2,32 0,98
60 × 6 60 6 8 4 6,91 5,42 0,233 1,69 4,24 2,39 2,11 22,8 5,29 1,82 36,1 2,29 9,43 3,95 1,17
70 × 7 70 7 9 4,5 9,4 7,38 0,272 1,97 4,95 2,79 2,47 42,4 8,43 2,12 67,1 2,67 17,6 6,31 1,37
80 × 8 80 8 10 5 12,3 9,66 0,311 2,26 5,66 3,20 2,82 72,3 12,6 2,42 115 3,06 29,6 9,25 1,55
90 × 9 90 9 11 5,5 15,5 12,2 0,351 2,54 6,36 3,59 3,18 116 18,0 2,74 184 3,45 47,8 13,3 1,76
100 × 10 100 10 12 6 19,2 15,1 0,390 2,82 7,07 3,99 3,54 177 24,7 3,04 280 3,82 73,3 18,4 1,95
110 × 10 110 10 12 6 21,2 16,6 0,430 3,07 7,78 4,34 3,89 239 30,1 3,36 379 4,23 98,6 22,7 2,16
120 × 12 120 12 13 6,5 27,5 21,6 0,469 3,40 8,49 4,80 4,26 368 42,7 3,65 584 4,60 152 31,6 2,35
150 × 15 150 15 16 8 43 33,8 0,586 4,25 10,6 6,01 5,33 898 83,5 4,57 1430 5,76 370 61,6 2,93
180 × 18 180 18 18 9 61,9 48,6 0,705 5,10 12,7 7,22 6,41 1870 145 5,49 2970 6,93 757 105 3,49
200 × 20 200 20 18 9 76,4 59,9 0,785 5,68 14,1 8,04 7,15 2850 199 6,11 4540 7,72 1160 144 3,89
407
20
408
I Flächenmoment 2. Grades,
W Widerstandsmoment,
i Trägheitsradius,
Kurz- Maße für Quer- Gewicht Lage der Abstände der Achsen
–
und –
zeichen h b s t r1 r2 schnitt G Achse o
o e
e a
a
A –
mm mm mm mm mm mm cm2 kg/m tan ˛ cm cm cm cm cm cm
30 30 38 4 4,5 4,5 2,5 4,32 3,39 1,655 3,86 0,58 0,61 1,39 3,54 0,87
40 40 40 4,5 5 5 2,5 5,43 4,26 1,181 4,17 0,91 1,12 1,67 3,82 1,19
50 50 43 5 5,5 5,5 3 6,77 5,31 0,939 4,60 1,24 1,65 1,89 4,21 1,49
60 60 45 5 6 6 3 7,91 6,21 0,779 4,98 1,51 2,21 2,04 4,56 1,76
80 80 50 6 7 7 3,5 11,1 8,71 0,558 5,83 2,02 3,30 2,29 5,35 2,25
100 100 55 6,5 8 8 4 14,5 11,4 0,492 6,77 2,43 4,34 2,50 6,24 2,65
120 120 60 7 9 9 4,5 18,2 14,3 0,433 7,75 2,80 5,37 2,70 7,16 3,02
140 140 65 8 10 10 5 22,9 18,0 0,385 8,72 3,18 6,39 2,89 8,08 3,39
160 160 70 8,5 11 11 5,5 27,5 21,6 0,357 9,74 3,51 7,39 3,09 9,04 3,72
180 180 75 9,5 12 12 6 33,3 26,1 0,329 10,7 3,86 8,40 3,27 9,99 4,08
200 200 80 10 13 13 6,5 38,7 30,4 0,313 11,8 4,17 9,39 3,47 11,0 4,39
J. Villwock und A. Hanau
Tab. 20.12 (Fortsetzung)
Kurz- Statische Werte für die Biegeachse Zentri- Bei lotrechter Belastung V
zeichen fugal- und bei
x–x y–y x–
– moment Verhinderung seit- freier
licher Ausbiegung Ausbie-
20 Beanspruchung stabförmiger Bauteile
durch H gung
H
Ix Wx ix Iy Wy iy I
W
i
I W i I xy Wx V
tan zur
Seite W
cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm3
30 5,96 3,97 1,17 13,7 3,80 1,78 18,1 4,69 2,04 1,54 1,11 0,60 7,35 3,97 1,227 1,26
40 13,5 6,75 1,58 17,6 4,66 1,80 28,0 6,72 2,27 3,05 1,83 0,75 12,2 6,75 0,913 2,26
50 26,3 10,5 1,97 23,8 5,88 1,88 44,9 9,76 2,57 5,23 2,76 0,88 19,6 10,5 0,752 3,64
60 44,7 14,9 2,38 30,1 7,09 1,95 67,2 13,5 2,81 7,60 3,73 0,98 28,8 14,9 0,647 5,24
80 109 27,3 3,13 47,4 10,1 2,07 142 24,4 3,58 14,7 6,44 1,15 55,6 27,3 0,509 10,1
100 222 44,4 3,91 72,5 14,0 2,24 270 39,8 4,31 24,6 9,26 1,30 97,2 44,4 0,438 16,8
120 402 67,0 4,70 106 18,8 2,42 470 60,6 5,08 37,7 12,5 1,44 158 67,0 0,392 25,6
140 676 96,6 5,43 148 24,3 2,54 768 88,0 5,79 56,4 16,6 1,57 239 96,6 0,353 38,0
160 1060 132 6,20 204 31,0 2,72 1180 121 6,57 79,5 21,4 1,70 349 132 0,330 52,9
180 1600 178 6,92 270 38,4 2,84 1760 164 7,26 110 27,0 1,82 490 178 0,307 72,4
200 2300 230 7,71 357 47,6 3,04 2510 213 8,06 147 33,4 1,95 674 230 0,293 94,1
409
20
410
Tab. 20.13 Warmgewalzter ungleichschenkliger rundkantiger Winkelstahl nach DIN 1029 (Auszug)
I Flächenmoment 2. Grades,
W Widerstandsmoment,
i Trägheitsradius,
Tabelle enthält nur die genormten Vorzugswerte.
Kurzzeichen Maße für Quer- Gewicht Mantel- Abstände der Achsen Lage Für die Biegeachse
schnitt fläche der x–x y–y x–
–
Achse
L a b s r1 r2 ex ey w1 w2 v1 v2 v3 – Ix Wx ix Iy Wy iy I
i
I i
mm mm mm mm mm cm2 kg/m m2 /m cm cm cm cm cm cm cm tan x cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm cm4 cm cm4 cm
30 × 20 × 3 30 20 3 3,5 2 1,42 1,11 0,097 0,99 0,50 2,04 1,51 0,86 1,04 0,56 0,431 1,25 0,62 0,94 0,44 0,29 0,56 1,43 1,00 0,25 0,42
30 × 20 × 4 4 1,85 1,45 1,03 0,54 2,02 1,52 0,91 1,03 0,58 0,423 1,59 0,81 0,93 0,55 0,38 0,55 1,81 0,99 0,33 0,42
40 × 20 × 3 40 20 3 3,5 2 1,72 1,35 0,117 1,43 0,44 2,61 1,77 0,79 1,19 0,46 0,259 2,79 1,08 1,27 0,47 0,30 0,52 2,96 1,31 0,30 0,42
40 × 20 × 4 4 2,25 1,77 1,47 0,48 2,57 1,80 0,83 1,18 0,50 0,252 3,59 1,42 1,26 0,60 0,39 0,52 3,79 1,30 0,39 0,42
45 × 30 × 4 45 30 4 4,5 2 2,87 2,25 0,146 1,48 0,74 3,07 2,26 1,27 1,58 0,83 0,436 5,78 1,91 1,42 2,05 0,91 0,85 6,65 1,52 1,18 0,64
45 × 30 × 5 5 3,53 2,77 1,52 0,78 3,05 2,27 1,32 1,58 0,85 0,430 6,99 2,35 1,41 2,47 1,11 0,84 8,02 1,51 1,44 0,64
50 × 30 × 4 50 30 4 4,5 2 3,07 2,41 0,156 1,68 0,70 3,36 2,35 1,24 1,67 0,78 0,356 7,71 2,33 1,59 2,09 0,91 0,82 8,53 1,67 1,27 0,64
50 × 30 × 5 5 3,78 2,96 1,73 0,74 3,33 2,38 1,28 1,66 0,80 0,353 9,41 2,88 1,58 2,54 1,12 0,82 10,4 1,66 1,56 0,64
50 × 40 × 5 50 40 5 4 2 4,27 3,35 0,177 1,56 1,07 3,49 2,88 1,73 1,84 1,27 0,625 10,4 3,02 1,56 5,89 2,01 1,18 13,3 1,76 3,02 0,84
60 × 30 × 5 60 30 5 6 3 4,29 3,37 0,175 2,15 0,68 3,90 2,67 1,20 1,77 0,72 0,256 15,6 4,04 1,90 2,60 1,12 0,78 16,5 1,96 1,69 0,63
60 × 40 × 5 5 4,79 3,76 1,96 0,97 4,08 3,01 1,68 2,09 1,10 0,437 17,2 4,25 1,89 6,11 2,02 1,13 19,8 2,03 3,50 0,86
60 × 40 × 6 60 40 6 6 3 5,68 4,46 0,195 2,00 1,01 4,06 3,02 1,72 2,08 1,12 0,433 20,1 5,03 1,88 7,12 2,38 1,12 23,1 2,02 4,12 0,85
65 × 50 × 5 65 50 5 6 3 5,54 4,35 0,224 1,99 1,25 4,52 3,61 2,08 2,38 1,50 0,583 23,1 5,11 2,04 11,9 3,18 1,47 28,8 2,28 6,21 1,06
70 × 50 × 6 70 50 6 6 3 6,88 5,40 0,235 2,24 1,25 4,82 3,68 2,20 2,52 1,42 0,497 33,5 7,04 2,21 14,3 3,81 1,44 39,9 2,41 7,94 1,07
75 × 50 × 7 75 50 7 8,30 6,51 0,244 2,48 1,25 5,10 3,77 2,13 2,63 1,38 0,433 46,4 9,24 2,36 16,5 4,39 1,41 53,3 2,53 9,56 1,07
75 × 55 × 5 5 6,30 4,95 2,31 1,33 5,19 4,00 2,27 2,71 1,58 0,530 35,5 6,84 2,37 16,2 3,89 1,60 43,1 2,61 8,68 1,17
75 × 55 × 7 75 55 7 7 3,5 8,66 6,80 0,254 2,40 1,41 5,16 4,02 2,37 2,70 1,62 0,525 47,9 9,39 2,35 21,8 5,52 1,59 57,9 2,59 11,8 1,17
80 × 40 × 6 80 40 6 7 3,5 6,89 5,41 0,234 2,85 0,88 5,21 3,53 1,55 2,42 0,89 0,259 44,9 8,73 2,55 7,59 2,44 1,05 47,6 2,63 4,90 0,84
80 × 40 × 8 8 9,01 7,07 2,94 0,95 5,15 3,57 1,65 2,38 1,04 0,253 57,6 11,4 2,53 9,68 3,18 1,04 60,9 2,60 6,41 0,84
80 × 60 × 7 80 60 7 8 4 9,38 7,36 0,274 2,51 1,52 5,55 4,42 2,70 2,92 1,68 0,546 59,0 10,7 2,51 28,4 6,34 1,74 72,0 2,77 15,4 1,28
80 × 65 × 8 80 65 8 8 4 11,0 8,66 0,283 2,47 1,73 5,59 4,65 2,79 2,94 2,05 0,645 68,1 12,3 2,49 40,1 8,41 1,91 88,0 2,82 20,3 1,36
90 × 60 × 6 90 60 6 7 3,5 8,69 6,82 0,294 2,89 1,41 6,14 4,50 2,46 3,16 1,60 0,442 71,7 11,7 2,87 25,8 5,61 1,72 82,8 3,09 14,6 1,30
90 × 60 × 8 8 11,4 8,96 2,97 1,49 6,11 4,54 2,56 3,15 1,69 0,437 92,5 15,4 2,85 33,0 7,31 1,70 107 3,06 19,0 1,29
J. Villwock und A. Hanau
Tab. 20.13 (Fortsetzung)
Kurzzeichen Maße für Quer- Gewicht Mantel- Abstände der Achsen Lage Für die Biegeachse
schnitt fläche der xx yy x
Achse
L a b s r1 r2 ex ey w1 w2 v1 v2 v3 – Ix Wx ix Iy Wy iy I
i
I i
mm mm mm mm mm cm2 kg/m m2 /m cm cm cm cm cm cm cm tan x cm4 cm3 cm cm4 cm3 cm cm4 cm cm4 cm
100 × 50 × 6 6 8,73 6,85 3,49 1,04 6,50 4,39 1,91 2,98 1,15 0,263 89,7 13,8 3,20 15,3 3,86 1,32 95,2 3,30 9,78 1,06
100 × 50 × 8 100 50 8 9 4,5 11,5 8,99 0,292 3,59 1,13 6,48 4,44 2,00 2,95 1,18 0,258 116 18,0 3,18 19,5 5,04 1,31 123 3,28 12,6 1,05
100 × 50 × 10 10 14,1 11,1 3,67 1,20 6,43 4,49 2,08 2,91 1,22 0,252 141 22,2 3,16 23,4 6,17 1,29 149 3,25 15,5 1,04
100 × 65 × 7 7 11,2 8,77 3,23 1,51 6,83 4,91 2,66 3,48 1,73 0,419 113 16,6 3,17 37,6 7,54 1,84 128 3,39 21,6 1,39
100 × 65 × 9 100 65 9 10 5 14,2 11,1 0,321 3,32 1,59 6,78 4,94 2,76 3,46 1,78 0,415 141 21,0 3,15 46,7 9,52 1,82 160 3,36 27,2 1,39
100 × 75 × 9 100 75 9 10 5 15,1 11,8 0,341 3,15 1,91 6,91 5,45 3,22 3,63 2,22 0,549 148 21,5 3,13 71,0 12,7 2,17 181 3,47 37,8 1,59
120 × 80 × 8 8 15,5 12,2 3,83 1,87 8,23 5,99 3,27 4,20 2,16 0,441 226 27,6 3,82 80,8 13,2 2,29 261 4,10 45,8 1,72
20 Beanspruchung stabförmiger Bauteile
120 × 80 × 10 120 80 10 11 5,5 19,1 15,0 0,391 3,92 1,95 8,18 6,03 3,37 4,19 2,19 0,438 276 34,1 3,80 98,1 16,2 2,27 318 4,07 56,1 1,71
120 × 80 × 12 12 22,7 17,8 4,00 2,03 8,14 6,06 3,46 4,18 2,25 0,433 323 40,4 3,77 114 19,1 2,25 371 4,04 66,1 1,71
130 × 65 × 8 8 15,1 11,9 4,56 1,37 8,50 5,71 2,49 3,86 1,47 0,263 263 31,1 4,17 44,8 8,72 1,72 280 4,31 28,6 1,38
130 × 65 × 10 130 65 10 11 5,5 18,6 14,6 0,381 4,65 1,45 8,43 5,76 2,58 3,82 1,54 0,259 321 38,4 4,15 54,2 10,7 1,71 340 4,27 35,0 1,37
411
20
412
21.1 Allgemeines X, Y, Z.
9
@x @yx zx
Aufgabe der Elastizitätstheorie ist es, den Span- C C CX D0; > >
>
nungs- und Verformungszustand eines Körpers @x @y @z >
>
>
=
unter Beachtung der gegebenen Randbedingun- @xy @y @zy
C C CY D0; (21.1)
gen zu berechnen, d. h. die Größen x , y , z , @x @y @z >
>
>
>
xy , xz , yz , "x , "y , "z , xy , xz , yz , u, , w @xz @yz @z >
>
zu ermitteln. Für diese 15 Unbekannten stehen C C CZ D0; ;
@x @ @z
zunächst die Gln. (19.12) und (19.13) zur Verfü-
gung. Hinzu kommen drei Gleichgewichtsbedin- sowie für isotrope Körper die sechs verallgemei-
gungen (Abb. 21.1) mit den Volumenkraftdichten nerten Hooke’schen Gesetze
x .y C z / 9
"x D ; >
>
>
>
E >
>
y .x C z / >
>
"y D ; >
=
E
z .x C y / >
>
"z D ; >
>
>
>
E >
xy xz yz > >
xy D ; xz D ; yz D : ;
G G G
(21.2)
bzw. in ihrer spannungsexpliziten Form
Abb. 21.1 Gleichgewicht am Element 9
E >
x D "x C "x C "y C "z ; > >
>
1C 1 2 >
>
>
>
E >
y D "y C "x C "y C "z ; =
1C 1 2
E > >
>
z D "z C "x C "y C "z ; > >
>
J. Villwock () 1C 1 2 >
>
>
Beuth Hochschule für Technik xy D G xy ; xz D G xz ; yz D G yz : ;
Berlin, Deutschland
(21.2a)
E-Mail: [email protected]
Damit stehen 15 Gleichungen für 15 Unbe-
A. Hanau
BSH Hausgeräte GmbH
kannte zur Verfügung. Eliminiert man aus ihnen
Berlin, Deutschland alle Spannungen, so erhält man drei partiel-
E-Mail: [email protected] le Differentialgleichungen für die unbekannten
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 415
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_21
416 J. Villwock und A. Hanau
Verschiebungen:
9
G u C
1 @"
CX D0; >
>
>
>
1 2 @x >
>
>
=
1 @"
G C CY D0; (21.3)
1 2 @y >
>
>
>
1 @" >
>
G w C CZ D0 >
;
1 2 @z
wobei
Setzt man Symmetrie zur z-Achse voraus, so tre-
ten lediglich die Spannungen r ; t ; z ; rz D @u u @w
zr D auf (Abb. 21.2). Die Gleichgewichtsbe- " D "r C "t C "z D C C : (21.8)
@r r @z
21 Elastizitätstheorie 417
für ˇ < 52ı wird t positiv (Zugspannung), ist, so folgt aus Gl. (21.16) für F(x, y)
für ˇ > 52ı negativ (Druckspannung). J
@4 F @4 F @4 F
C2 C D F D 0; (21.18)
@x 4 @x 2 @y 2 @y 4
21.3 Ebener Spannungszustand
d. h., die Airy’sche Spannungsfunktion muss der
Er liegt vor, wenn z D 0; Z D 0, xz D Bipotentialgleichung genügen. Die Bipotential-
yz D 0, d. h., wenn Spannungen nur in der x, gleichung hat unendlich viele Lösungen, z. B.
y-Ebene auftreten. Die Gleichgewichtsbedingun- F D x, x 2 , x 3 , y, y 2 , y 3 , xy, x 2 y, x 3 y, xy 2 ,
gen lauten für konstante Volumenkräfte xy 3 , cos x cosh y, x cos x cosh y usw., fer-
ner biharmonische Polynome [2] sowie die Real-
@x @yx @y @xy und Imaginärteile von analytischen Funktionen
C C X0 D 0; C C Y0 D 0 :
@x @y @y @x f .z/ D f .x ˙ iy/ usw. [1]. Mit dem Ansatz ge-
(21.12) eigneter Linearkombinationen dieser Lösungen
Die Hooke’schen Gesetze haben die Form versucht man die gegebenen Randbedingungen
x y y x zu befriedigen und damit das ebene Problem zu
"x D ; "y D ; lösen.
E E
xy
xy D ; (21.13) Beispiel
G
und für die Formänderungen gilt Halbebene unter Einzelkraft. – Zur Lö-
sung werden Polarkoordinaten verwendet
@u @ @u @ (Abb. 21.4a). Dann gilt für die Airy’sche
D "x ; D "y ; C D xy :
@x @y @y @x Spannungsfunktion
(21.14)
Dies sind acht Gleichungen für acht Unbe- @2 1 @ 1 @2
F D C C
kannte. Aus Gl. (21.14) folgt die Kompatibilitäts- @r 2 r @r r 2 @' 2
bedingung 2
@ F 1 @F 1 @2 F
C C 2
@r 2 r @r r @' 2
@ 2 "x @ 2 "y @2 xy
2
C 2
D ; (21.15) D0
@y @x @x @y
und durch Einsetzen von Gln. (21.13) in (21.15) und für die Spannungen (mit X D Y D 0)
ergibt sich
1 @F 1 @2 F @2 F
r D C 2 ; t D ;
1 @2 x @2 y @2 y @2 x r @r r @' 2 @r 2
2
2 C 2
2
E @y @y @x @x @ 1 @F
2
rt D :
1 @ xy @r r @'
D :
G @x @y
(21.16) Die Randbedingungen lauten
Werden nun die Gleichgewichtsbedingungen
(21.12) durch Einführung der Airy’schen Span- t .r; ' D 0/ D 0; t .r; ' D / D 0 ;
nungsfunktion F D F .x; y/ derart befriedigt, rt .r; ' D 0/ D 0; rt .r; ' D / D 0 :
dass
Mit dem Ansatz F .r; '/ D C r' cos ' folgt
@2 F @2 F
x D 2
; y D ;
@y @x 2 2
F D 0 ; r D C sin ' ;
@2 F r
xy D X0 y Y0 x (21.17)
@x @y t D 0 ; rt D 0 :
21 Elastizitätstheorie 419
Spezielle Literatur
Die Lösung erfüllt die Randbedingungen. 1. Szabó, I.: Höhere Technische Mechanik, 6. Aufl.
Springer, Berlin (2001)
Mit der Scheibendicke h folgt die Konstante
P 2. Girkmann, K.: Flächentragwerke, 5. Aufl. Springer,
C ausRder Gleichgewichtsbedingung Fiy D Wien (1959)
0 D 0 r sin ' hr d' C F0 D 0 zu C D 3. Timoshenko, S., Goodier, J. N.: Theory of Elasticity,
F0 =. h/. Wegen rt D 0 sind die r und 3rd ed. McGraw-Hill, Singapore (1987)
Beanspruchung bei Berührung zweier
Körper (Hertz’sche Formeln) 22
Joachim Villwock und Andreas Hanau
Berühren zwei Körper einander punkt- oder Berührungsfläche. Außerdem muss die Deforma-
linienförmig, so ergeben sich unter Einfluss tion, d. h. das Maß w0 der Annäherung (auch
von Druckkräften Verformungen und Spannun- Abplattung genannt), beider Körper (Abb. 22.1a)
gen nach der Theorie von Hertz [1, 2]. Aus- im Verhältnis zu den Körperabmessungen klein
gangspunkt für die Lösungen von Hertz sind sein. Bei unterschiedlichem Material der berüh-
die Boussinesq’schen Formeln (21.11). Voraus- renden Körper gilt E D 2E1 E2 = .E1 C E2 /. Für
gesetzt wird dabei homogenes, isotropes Material die Querkontraktionszahl wird einheitlich D
und Gültigkeit des Hooke’schen Gesetzes, ferner 0;3 angesetzt.
alleinige Wirkung von Normalspannungen in der
22.1 Kugel
Gegen Kugel (Abb. 22.1b). Mit 1=r D 1=r1 C
1=r2 gilt
s
1 3 1;5 FE 2
max z D 0 D ;
r 2 .1 2 /2
s
2
3 2;25 .1 2 / F 2
w0 D :
E 2r
Tab. 22.1
, und in # 90° 80° 70° 60° 50° 40° 30° 20° 10° 0°
Abhängigkeit von #
1 1,128 1,284 1,486 1,754 2,136 2,731 3,778 6,612 1
1 0,893 0,802 0,717 0,641 0,567 0,493 0,408 0,319 0
1 1,12 1,25 1,39 1,55 1,74 1,98 2,30 2,80 1
23.1.1 Rechteckplatten a
x
Gleichmäßig belastete Platte (Abb. 23.1)
z p(x,y)
Ringsum gelenkig gelagerter Rand [1–3]. Die y
maximalen Spannungen und Durchbiegungen b
treten in Plattenmitte auf:
p b2 p b2
x D c1 ; y D c2 ;
h2 h2
p b4 Abb. 23.2 Gelenkig gelagerte Rechteckplatte
f D c3 : (23.7)
Eh3
in Gl. (23.1) eingesetzt und über Koeffizienten-
vergleich die Fourierkoeffizienten wmn bestimmt:
In den Ecken ergeben sich abhebende Ein-
zelkräfte F D c4 p b 2 , die zu verankern sind pmn
wmn D n 2 2 ;
(Beiwerte ci s. Tab. 23.1). m 2
N a
C b
r D t
Gleichmäßig belastete Platte 2
b
D 1;95
Gelenkig gelagerter Rand (Abb. 23.4a). Die R
" 2 #
maximalen Spannungen und Durchbiegungen b b pR2
treten in Plattenmitte auf: 0;25 ln ;
R R h2
r D t D 1;24 p R2 = h2 ; 2
b
f D 0;696 p R4 =.E h3 / : f D 0;682
R
" 2 #
b b pR4
1 0;75 ln I
Eingespannter Rand. In der Mitte R R Eh3
p R2 p R4 am Rand
r D t D 0;488 ; f D 0;171 I
h2 E h3 2 " 2 #
b b pR2
am Rand r D 0;75 2 ;
R R h2
p R2 p R2
r D 0;75 ; t D r D 0;225 : t D r :
h2 h2
428 A. Hanau und J. Villwock
p b4
x D 0;75 c1 ; y D x : 23.2.1 Kreisscheibe
a2 h2
Radiale gleichmäßige Streckenlast q
23.1.4 Gleichseitige Dreieckplatte (Abb. 23.6).
q
Gleichmäßig mit p belastet r D t D ; rt D 0 :
h
Ringsum gelenkig gelagert (Abb. 23.5): Für den
Plattenschwerpunkt S gilt mit der Plattensteifig-
Abb. 23.6 Kreisscheibe
keit N D Eh3 =Œ12.1 2 /
p a2 p a4
x D y D 0;145 ; f D 0;00103 :
h2 N
Die Maximalspannung tritt bei x D 0;129a
und y D 0 auf und ist y D 0;155 p a2 = h2 .
23 Flächentragwerke 429
Gleichmäßige Erwärmung t. Bei einer Abb. 23.8 Scheibe mit Bohrung
Scheibe mit verschieblichem Rand ergeben sich
nur Radialverschiebungen u.r/ D ˛t t r, aber
keine Spannungen. Bei unverschieblichem Rand
(u D 0) gilt
pr pd
' D # D D :
2h 4h
Tab. 23.2 Faktoren c1 und c2 in Abhängigkeit von a=b Abb. 23.14 Rohrbogen
a=b 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0
c1 3,7 2,3 1,4 0,7 0,3 0 Rohrbogen unter Innendruck (Abb. 23.14). In
c2 5,1 2,9 1,7 0,8 0,3 0 Längsrichtung des Bogens ergeben sich die Span-
nungen x D p r=.2h/ D p d=.4 h/, d. h.
23.3.2 Biegesteife Schalen dieselben Spannungen wie beim abgeschlossenen
geraden Rohr. In Umfangsrichtung gilt
Elliptischer Hohlzylinder unter Innendruck
pd R=d C 0;25 sin '
(Abb. 23.12). Überlagert man den Membran- ' D : 23
spannungen die Biegespannungen, so ergibt sich 2h R=d C 0;5 sin '
für die Punkte A und B Für Bogenober- und Bogenunterseite (' D 0
bzw. 180°) folgt ' .0/ D pd=.2h/, d. h. Span-
pa p a2 pb p a2 nung wie beim kreiszylindrischen Rohr. Für Bo-
A D C c1 2 ; B D C c2 2
h h h h genaußen- bzw. Bogeninnenseite ist
3 q L x=L x
x .x/ D p e cos C ; Abb. 23.15 Gewölbter Boden
2 h2 L 4
qL
x .x D 0/ D max x D 1;5 2 :
h
' D #
r3 ra3
D pi 3 i 3 1C 3
ra ri 2r
3
r r3
pa 3 a 3 1 C i 3 ;
ra ri 2r
ri3 ra3
Abb. 23.16 Dickwandiger Kreiszylinder r D pi 3 1
ra ri3 r 3
Dickwandiger Kreiszylinder unter Innen- und r3 r3
pa 3 a 3 1 i3 :
Außendruck (Abb. 23.16). Es liegt ein räumli- ra ri r
cher Spannungszustand vor mit den Spannungen
(im mittleren Zylinderbereich) Die Maximalspannung ergibt sich aus
' .r D ri /.
2 2
r r
x D pi 2 i 2 pa 2 a 2 ;
ra ri ra ri
2 Literatur
ri2 ra
' D pi 2 C1 Spezielle Literatur
ra ri2 r 2
1. Girkmann, K.: Flächentragwerke, 6. Aufl., Nachdruck
ra2 ri2 der 5. Aufl. Springer, Wien (1963)
pa 2 1C 2 ;
ra ri2 r 2. Nádai, A.: Die elastischen Platten. Springer, Berlin
(1925) (Nachdruck 1968)
2
ri2 ra 3. Wolmir, A. S.: Biegsame Platten und Schalen. Berlin:
r D pi 2 1 VEB Verlag f. Bauwesen (1962)
ra ri2 r 2 4. Czerny, F.: Tafeln für vierseitig und dreiseitig gela-
ra2 ri2 gerte Rechteckplatten. Betonkal. 1984, Bd. I. Ernst,
pa 2 1 2 : Berlin (1990)
ra ri 2 r 5. Beyer, K.: Die Statik im Stahlbetonbau. 2. Aufl. Sprin-
ger, Berlin (1956)
Bei alleinigem Innen- oder Außendruck tritt 6. Worch, G.: Elastische Platten. Betonkal 1960, Bd. II.
Ernst, Berlin (1960)
die größte Spannung an der Innenseite als ' .r D 7. Timoshenko, S., Woinowsky-Krieger, S.: Theory of
ri / auf. Die Biegeeinspannung des Zylinders in plates and shells, 2nd ed. McGraw-Hill, Kogakusha
den Boden ist hierbei nicht berücksichtigt. (1990)
8. Altenbach H., Altenbach J., Naumenko K.: Ebene
Flächentragwerke: Grundlagen der Modellierung und
Dickwandige Hohlkugel unter Innen- und Au- Berechnung von Scheiben und Platten. 2. Aufl. Sprin-
ßendruck. Es liegt ein räumlicher Spannungs- ger, Berlin (2016)
Dynamische Beanspruchung
umlaufender Bauteile durch Fliehkräfte 24
Andreas Hanau und Joachim Villwock
% ! 2 R3
t D % ! 2 R 2 ; uD :
E
A. Hanau
BSH Hausgeräte GmbH
Berlin, Deutschland Abb. 24.2 Umlaufender Ring
E-Mail: [email protected]
J. Villwock ()
Beuth Hochschule für Technik
Berlin, Deutschland
E-Mail: [email protected]
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 433
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_24
434 A. Hanau und J. Villwock
2 =.2 /
Spezielle Literatur
und damit wird h0 D ha e%.!ra / . 1. Biezeno, C., Grammel, R.: Technische Dynamik,
3. Aufl. Springer, Berlin (1990)
Stabilitätsprobleme
25
Joachim Villwock und Andreas Hanau
25.1 Knickung
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 437
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_25
438 J. Villwock und A. Hanau
Re
240 N=mm2 ; P
0;8Re
192 N=mm2
p SK D
FK
bzw. SK D
K
(25.7)
Mit dem Trägheitsradius iy D Iy =A und der Fvorh vorh:
Schlankheit D lK =iy folgt als Knickspannung
Im allgemeinen Maschinenbau ist im elasti-
FK 2 E
K D D 2 : (25.5) schen Bereich SK
5 : : : 10, im unelastischen
A
Bereich SK
3 : : : 8.
Die Funktion K ./ stellt die Euler-Hyperbel
dar (Linie 1 auf Abb. 25.3).
Ausbiegung beim Knicken. Die Lösung der li-
Diese Gleichungen gelten nur im linearen,
nearisierten Differentialgleichung (1) liefert zwar
elastischen Werkstoffbereich, also solange
die Form der Biegelinie, Gl. (25.3), aber nicht die
s
Größe der Auslenkung (Biegepfeil). Setzt man
2 E 2 E
K D 2 5 P bzw. = ist. in Gl. (25.1) an Stelle von w 00 den wirklichen
l P Ausdruck für die Krümmung ein, so erhält man
eine nichtlineare Differentialgleichung. Ihre Nä-
Der Übergang aus dem elastischen in den un- herungslösung liefert als Biegepfeil den Wert [1]
elastischen (plastischen) Bereich findet statt bei
der Grenzschlankheit s s
2
E F l 2 2 EIy
0 D : (25.6) f D 8 ;
P 2 F
d. h. f .F D FK / D 0 und f .F D 1;01 FK /
mit der Einführung des Knickmoduls TK < E Gln. (25.4) und (25.7) im Fall a)
berücksichtigt:
erf Iy D F SK lK2 = 2 E
2 TK 4TE 96 103 N 8 20002 mm2
K D TK D p D
2
; p 2 (25.8) 2 2;1 105 N=mm2
T C E
D 148;2 104 mm4
Zl Beispiel
1 dx
W .a/
D FK D W D Mb2
2 EIy Vergleichsberechnung der Knicklast für einen
0
Stab konstanten Querschnitts und Lagerung
Zl
1 nach Eulerfall 2 mit der Energiemethode. –
D EIy w 002 dx
2 Als Vergleichsfunktion wird die Biegelinie
0 unter Einzellast gemäß Tab. 20.4, Fall 1, ge-
und wählt: w.x/ D c1 .3l 2 x 4x 3 / für 0
Zl Z l p x l=2. Mit w 0 .x/ D c1 .3l 2 12x 2 / und
D .ds dx/ D 1 C w 02 1 dx w 00 .x/ D 24c1 x folgt nach Integration ge-
mäß Gl. (25.11) 2W D c12 48EIy l 3 , 2v D
0 0
c12 l 5 4;8 und daraus FK D 10;0EIy = l 2 . Die-
Zl
1 ser Wert ist um 1,3 % größer als das exakte
w 02 dx : (25.10) Ergebnis 2 EIy = l 2 . J
2
0
3EIy =R3 , und, wenn die Last ihre ursprüngliche und es gelten die drei Differentialgleichungen
Richtung beibehält, qK D 4EIy =R3 . Ausknicken 9
senkrecht zur Trägerebene erfolgt für EIy w 0000 C F w 00 D 0 ; >
>
=
EIz 0000 C F 00 D 0 ; (25.12)
9EIz GIt >
>
qK D 3 : 0000
ECM ' C F ip GIt ' D 0 :
2 00 ;
R .4GIt C EIz /
Geschlossener Rahmen (Abb. 25.4c). Für das Die ersten beiden liefern die bekannten Eu-
Ausknicken in der Rahmenebene ergibt sich die ler’schen Knicklasten; die dritte besagt, dass rei-
kritische Last FK D ˛ EI1 aus der Eigenwert-
2 nes Drillknicken (ohne Durchbiegungen) mög-
gleichung [4] für ˛: lich ist und liefert für beidseitig gelenkige Lage-
rung aus '.x/ D C sin. x= l/, d. h. bei ' D 0 an
den Enden, die Knicklast
˛l1 l1 ˛ 2 l22 I12 36I22
D0:
tan.˛l1 / 12l2 I1 I2 GIt C 2 ECM = l 2
FKt D : (25.13)
ip2
Weitere Ergebnisse, auch für Stabsysteme,
s. [2, 4]. CM ist der Wölbwiderstand infolge behinderter
Verwölbung [2], z. B. für einen IPB-Querschnitt
ist CM D Iz h2 =4 (h Abstand der Flanschmitten).
25.1.6 Biegedrillknicken Für Vollquerschnitte ist CM
0. Nur für klei-
ne Knicklängen l kann FKt maßgebend werden. 25
Neben dem reinen Biegeknicken kann beim Stab Für I-Normalprofile ist stets Iz , d. h. Knicken in
unter Belastung von Längskraft (und Torsions- y-Richtung, und nicht Drillknicken maßgebend.
moment) eine räumlich gekrümmte und tordierte
Gleichgewichtslage, das Biegedrillknicken, ein- Einfach symmetrische Querschnitte
treten. Auch alleiniges Drillknicken (ohne Aus- (Abb. 25.5). Ist z die Symmetrieachse, so tre-
biegungen) infolge Längskraft ist möglich. ten hier die zweite und dritte der Gln. (25.12) in
gekoppelter Form auf [2, 5], d. h., Biegedrillkni-
Stäbe mit Kreisquerschnitt (Wellen) cken ist möglich. Für Knicken um die y-Achse (in
Dem Problem zugeordnete Differentialgleichun- z-Richtung) gilt die normale Euler’sche Knicklast
gen s. [3]. Biegedrillknicken infolge Torsions- FKy D 2 EIy = l 2 . Die beiden anderen kritischen
moments tritt ein für MtK1 D 2 EIy = l: Es ist Lasten folgen für Gabellagerung an den Enden
nur von Bedeutung für sehr schlanke Wellen und aus
Drähte. Wirken Längskraft F und Torsionsmo-
1
ment Mt gemeinsam, so gilt für den beidseitig
FK
gelenkig gelagerten Stab 2
! 1 1 1
2 EIy Mt2 D 4 C
FK D 1 2 ; 2 FKz FKt
l2 MtK1 s 3
s 2 2
1 1 4 z M 5I
F l2 ˙ C
MtK D MtK1 1 2 : FKz FKt FKz FKt iM
EIy
25.2 Kippen
Abb. 25.8 Beulen des Platten- Tab. 25.2 Beiwerte c1 und c2 für D 0;3
streifens
ri =ra D 0 0,2 0,4 0,6 0,8
c1 4,2 3,6 2,7 1,5 2,0
c2 14,7 13,4 18,1
40 –
. C ˛ 2 / w D 0 und w D 0 und
p
25.3.2 Beulen von Schalen Dies ist der Fall, wenn l = 1;73 hR (für
Stoffe mit D 0;3). Bei geringeren Län-
Kugelschale unter konstantem Außendruck p. gen ist die Schale als am Umfang gelagerter
Die komplizierten Differentialgleichungen findet Schalenstreifen auffassbar (Lösung s. unten).
man u. a. in [7] und [8]. Der kleinste kritische Außerdem ist bei Zylinderschalen auch das
Beuldruck (nach dieser Theorie als Verzwei- Durchschlagproblem zu beachten, das zu klei-
gungsproblem) ergibt sich zu neren Beulspannungen führt. Nach [9] gilt
hierfür die Näherungsformel
2Eh2
pK D p : 0;605 C 0;000369R= h Eh
R2 3.1 2 / K D :
1 C 0;00622R= h R
Schalen können jedoch auch durchschlagen, Ausknicken der Schale als Ganzes, d. h. wie
d. h. bei endlich großen Formänderungen be- ein Stab großer Länge, tritt ein für K D
nachbarte stabile Gleichgewichtslagen anneh- 2 ER2 =.2l 2 / :
men. Nach [9] gilt dann c) Unter Torsionsschubspannungen . Nach [9]
gilt für die Beulspannung
p 3=2 K D
Eh2 0;747 Eh2 = l 2 l= Rh : Dieser Wert
pK D 0;365 ;
R2 ist zur Berücksichtigung von Vorbeulen mit
d. h. diese Beullast ist nur rund ein Drittel der des dem Faktor 0,7 zu multiplizieren.
Verzweigungsproblems!
25
Zylindrische Schalenstreifen
Kreiszylinderschalen (Abb. 25.10a–c) (Abb. 25.11a,b)
a) Unter konstantem radialen Außendruck p. Für
die unendlich lange Schale ergibt sich a) Unter Längsspannung bei gelenkig gelager-
ten Längsrändern.
Eh3
pK D 0;25 3 : b
R .1 2 / Für p 5 3;456W
Rh
Ergebnisse für kurze Schalen s. [4]. 2 Eh2 Eb 2
K D C I
b) Unter axialer Längsspannung . Herleitung 3.1 /b
2 2 4 2 R2
der exakten Differentialgleichungen s. [8] b 2E h
und [9]. Näherungsweise gilt für die kleinste für p = 3;456W K D p :
Rh 12.1 2 / R
kritische Längsspannung [9]
b) Unter Schubspannung bei gelenkig gelager-
Eh ten Längsrändern. Die kritischen Schubspan-
K D p ;
R 3.1 2 / nungen ergeben sich aus
2 r
wenn sich eine genügende Anzahl von Bie- h 4 b4
K D 4;82 E 1 C 0;0146 2 2 :
gewellen in Längsrichtung einstellen kann. b R h
Abb. 25.10 Beulung der Kreiszylinderschale Abb. 25.11 Beulung des Schalenstreifens
446 J. Villwock und A. Hanau
p D 5 kN=m2 . Nach Aufteilung der Struk- Abb. 26.7 Dickwandiges Rohr („unendlich lang“).
tur in 216 Plattenelemente mit 240 Knoten a Bauteil mit Belastung; b Struktur (Axialsymmetrische
Elemente); c Struktur (3D Elemente)
(Abb. 26.6b) lieferte das Rechnerprogramm
aus 1296 Gleichungen die Verschiebungen
(Durchbiegungen) aller Knotenpunkte und Die numerischen Ergebnisse, gerechnet mit
daraus die Spannungen an allen Elemen- quadratischen Ansatzfunktionen für die Ele-
ten. Danach ergibt sich am freien Innenrand mente, sind in Tab. 26.1 dem analytischen
(Knoten 1) die maximale Durchbiegung zu Ergebnis gegenübergestellt. Weitere Beispie-
f D 8;02 mm sowie die größte Tangen- le und Berechnungen zur Rohrleitungsstatik
tialspannung zu t D 40; 7 N=mm2 und in [9]. 26
an der Einspannung (Knoten 10) die größ-
te Radialspannung r D 54; 2 N=mm2 . Die
Heutzutage können durch den rasanten Fort-
Plattentheorie (s. [19]) liefert für die Durch-
schritt in der Entwicklung immer leistungsfähige-
biegung des Innenrands denselben Wert
rer Hardware Problemstellungen behandelt wer-
8,02 mm und für die Spannungen am freien
den, an die vor einem Jahrzehnt nicht zu denken
Rand t D 40;9 N=mm2 sowie am einge-
war. Besonders hervorgehoben werden soll hier-
spannten Rand r D 51;1 N=mm2 , sodass für
bei die Fluid-Struktur Interaktion (FSI), deren
letztere die Abweichung des FEM-Ergeb-
Behandlung in gängigen Software-Paketen heut-
nisses von dem der Plattentheorie 6,1 %
beträgt. zutage standardmäßig implementiert ist. Hierbei
4. Axial- und 3D-Elemente: Dickwandiges Rohr kommen zum Einen netzlose Verfahren wie zum
Beispiel die „Smoothed Particle Method“ (SPH,
unter Innen- und Außendruck (Abb. 26.7a).
Gegeben: Innendurchmesser di D 40 mm,
Tab. 26.1 Vergleich der Tangential- und Radialspannung,
Außendurchmesser da D 120 mm, Innen- analytisch und numerisch
druck pi D 6 bar, Außendruck pa D 1 bar,
gewählte Breite b D 20 mm. Zu berech- t r
N/mm2 N/mm2
nen sind die Tangential- bzw. Radialspannun-
Innenrand
gen t , r . Da es sich um einen rotations- Analyt. 0,525 0,600
symmetrischen Spannungszustand handelt, ist Netz b.) 0,518 0,593
t D t .r/, r D r .r/. Die analyti- Netz c.) 0,525 0,594
sche Rechnung (Formeln s. Abschn. 23.3.2) Außenrand
ergibt am Innenrand t D 0;525 N=mm2 Analyt. 0,025 0,1
und r D 0;6 N=mm2 , am Außenrand Netz b.) 0,025 0,1
t D 0;025 N=mm2 und r D 0;1 N=mm2 . Netz c.) 0,025 0,1
452 J. Villwock und A. Hanau
die Durchbiegung w.x1 ; x2 ; y1 ; y2 / bekannt ist mit Elementfunktionen ˛ni .s/ D ˛ni '.s/ bzw.
und nach [11, 12] lautet (sog. Grund- oder Fun- Vni .s/ D Vni .s/ verknüpft, wofür in der Regel
damentallösung): lineare „Dachfunktionen“ nach Abb. 26.9c aus-
reichen (für Platten mit freien Elementrändern
1
wO 0 .r/ D gO 0 .r/ D r ln r ; (26.14) sind für wi Hermitesche Polynome erforderlich,
2
8 N s. [12, 13, 14]). Sind alle Integrationen durch-
p geführt, hat man 2 m Gleichungen für die 2 m
wobei r D .y1 x1 /2 C .y2 x2 /2 den Ab-
Unbekannten.
stand des Lastpunktes .x1 ; x2 / z. B. von ei-
Nach Lösung (unter Zusatzbetrachtungen für
nem Randpunkt .y1 ; y2 / bedeutet und N D
die Eckkräfte) und Einsetzen in Gl. (26.13b)
Eh3 =12.1 2 / die sog. Plattensteifigkeit ist
erhält man die Durchbiegungen w.x1 ; x2 / für be-
(s. Abschn. 23.1), sind durch entsprechende Dif-
liebige Punkte .x1 ; x2 / und durch Differentiation
ferentiationen auch alle Neigungswinkel, Biege-
die Neigungswinkel und Schnittlasten. Einzelhei-
momente und Querkräfte, d. h. auch alle in Gl.
ten der Durchführung s. [12, 13, 14].
(26.13a–26.13c) mit einem „Dach“ versehenen
Randgrößen bekannt, wie wO 0 ; ˛O 0 n ; MO 0 n und
VO0 n . Beispiel
27.1 Allgemeines
Zh=2
Kriechen. Oberhalb der Kristallerholungstem- F z
MbF D 2 .z/ zb dz mit .z/ D
peratur, bei der die Verfestigung infolge Kaltver- a
0
formung aufgehoben wird (für Stahl bei TK =
400 ı C), tritt unter konstanter Last eine mit der für 0 z a und .z/ D F für a z h=2,
Zeit zunehmende Verformung, das Kriechen, ein d. h.
(bei Kunststoffen schon bei normalen Tempera-
turen). Als Festigkeitswerte sind dann die Zeit- Za Zh=2
z2
standfestigkeit Rm=t=T und die Zeitdehngrenze MbF D 2 F b dz C 2 F zb dz
a
RP1=t=T , die zum Bruch bzw. zur Dehnung von 0 a
" #
1 % nach t D 100 000 h bei der Temperatur ba 2
h 2
T führen, zu ermitteln (s. u. a. Abschn. 29.5, D 2F C F b a 2
3 2
30.2).
bh2 3 a2
D F 2 2
6 2 h
Relaxation. Wird bei Stahl unter hohen Tem- 2
peraturen .T = 400 K/ die Dehnung konstant 3 a
D F Wb 2 2
gehalten, so werden vorhandene Zwangsspan- 2 h
nungen mit der Zeit (durch Kriechen) abgebaut D MbE npl :
(bei Kunststoffen schon bei Umgebungstempera-
tur). MbE ist das Tragmoment des Rechteckquer-
schnitts bei Verlassen des elastischen Bereichs,
npl die Stützziffer, die angibt, in welchem Ver-
Umformtechnik. Hierbei handelt es sich um die hältnis sich das Tragmoment als Funktion des
Vorgänge bei der spanlosen Formgebung (Wal- plastischen Ausdehnungsbereichs vergrößert. Für
zen, Pressen, Schmieden). Die plastischen Ver-
formungen sind hier so groß, dass die elastischen
in der Theorie [3] nicht berücksichtigt werden (s.
Bd. 2, Kap. 40).
a D 0 (vollplastischer Querschnitt) wird npl D wirkenden Moments MbF (Abb. 27.2b). Da der
1;5, d. h., die Tragfähigkeit ist um 50 % größer Werkstoff bei Entlastung der Hooke’schen Gera-
als beim Verlassen des elastischen Bereichs. Für den AP1 (Abb. 27.1a) folgt, entstehen Spannun-
die Dehnung gilt gen e .z/ D MbF z=Iy mit linearer Verteilung
und dem Maximalwert e; max D MbF =Wb .
"F F z F h Die Überlagerung mit den Spannungen (z) nach
".z/ D zD ; "max D I
a Ea 2Ea Abb. 27.2a ergibt die Restspannungen r .z/ D
.z/e .z/ nach Abb. 27.2c, die bei ungleichför-
d. h., für a D 0 (vollplastischer Querschnitt) migen Spannungszuständen nach jeder Dehnung
wird "max unendlich, die volle Ausschöpfung der über die Fließgrenze hinaus und anschließender
Tragfähigkeit setzt also sehr große Deformatio- Entlastung übrig bleiben.
nen voraus (an der Stelle des größten Moments
bildet sich ein sog. plastisches Gelenk). Deshalb
wird in der Praxis die Dehnung "p auf 0,2 % be-
grenzt. Für S 235 mit F D 240 N=mm2 und E D 27.2.2 Räumlicher und ebener
2;1 105 N=mm2 wird "F D F =E D 0;114 %, Spannungszustand
also "max D "p C "F D 0;314 % und damit
a D F h=.2"max E/ D 0; 182h. Hiermit folgt für
Fließbedingungen. Für ideal-elastisch-plasti-
die Stützziffer npl D 1; 5 2.a= h/2 D 1; 43. Für
sches Material gilt nach Tresca
diesen Fall, also für "p D 0;2 %, wird npl F D
K0;2 , also gleich dem Formdehngrenzwert nach
Abschn. 19.2. Ergebnisse für verschiedene ande- .1 2 /2 F2 .2 3 /2 F2
re Querschnitte und Grundbeanspruchungsarten .3 1 /2 F2 D 0 :
s. [1, 2].
Hiernach setzt Fließen ein, wenn die größ-
Restspannung. Wird das am Querschnitt wir- te Hauptspannungsdifferenz den Wert er-
F
kende Moment MbF entfernt, so ist dies gleich- reicht. Sind und die größte und kleinste
27
1 3
wertig mit dem Aufbringen eines entgegengesetzt Hauptspannung, so folgt D 2
1 3 max D
F . Wird v D F als einachsige Vergleichs-
spannung angesehen, so ist das Tresca-Gesetz
identisch mit der Schubspannungshypothese (s.
Abschn. 19.3.2).
Für v. Mises setzt man
V
1 p
Dp .1 2 /2 C .2 3 /2 C .3 1 /2
2
D F :
!
F rp2 rp In Abb. 27.3 ist der Verlauf der Spannungen
t D p 1 C 2 2 ln ; für ein Rohr mit ra =ri D 2;0 und gerade noch
3 ra r
elastischem Spannungszustand (d. h. rp D ri ,
!
F rp2 rp p D p1 D 0;43 F ) bzw. mit halber Plastifi-
z D p 2
2 ln : (27.6b) zierung .rp D 1;5 ri , p D 0;72 F / bzw. mit
3 r a r
voller Plastifizierung .rp D ra , p D p2 D
Für den Innendruck folgt mit r .ri / D p aus 0;80 F / dargestellt. Man erkennt die starken
Gln. (27.6a), (27.6b) Spannungsumlagerungen zwischen dem elasti-
! schen und plastischen Zustand für t und z ,
F rp2 rp dagegen nur geringe für r .
p D p 1 2 C 2 ln : (27.7)
3 ra ri
Der Festigkeitsnachweis hat im Rahmen des Pro- neben den planmäßig zu erwartenden Betriebs-
duktentstehungsprozesses die Aufgabe, alle mög- belastungen auch solche aus denkbaren Sonder-
lichen Versagensarten eines Bauteils während ereignissen zu beachten sind. Auch die auf das
der Produktlebensdauer auszuschließen. Grund- jeweilige Bauteil einwirkenden, eventuell zeit-
sätzlich kann dieser Nachweis durch umfassen- lich veränderlichen Umgebungseinflüsse (Tem-
de Bauteilversuche mit anwendungsspezifischen peratur, Korrosionsmedien, energiereiche Strah-
Belastungen an fertigen Bauteilen auf statisti- len), die zum Bauteilversagen beitragen können,
scher Grundlage erbracht werden. Der zeitliche sind für eine Bewertung unerlässlich. Das Bau-
und finanzielle Aufwand für solche betriebsna- teil selbst wird vor allem durch seine Gestalt
hen Versuche ist nicht unerheblich, andererseits (Bauteilgeometrie) und die verwendeten Werk-
aus Gründen der Produkthaftung nicht immer stoffe gekennzeichnet. In bestimmten Fällen sind
zu vermeiden. Zur Verringerung des Aufwandes aber auch die Oberflächenstruktur (Rauigkeit,
können rechnerische Festigkeitsnachweise die- Verfestigungen und Eigenspannungen aus dem
nen, wenn die zugehörigen Berechnungen und Fertigungsprozess, siehe Abschn. 29.4) und Fer-
Bewertungen alle relevanten Einflussgrößen in tigmaßtoleranzen (Imperfektionen bei Stabilitäts-
angemessener Weise berücksichtigen und Unsi- problemen, Kap. 25) versagensrelevant. Mit die-
cherheiten durch problemangepasste Sicherheits- sen Informationen lässt sich ein Festigkeitsnach-
abstände ausgeglichen werden. weis nach Abb. 28.1 aufbauen, wenn zur Bewer-
tung geeignete, miteinander verknüpfbare Wis-
28.1 Berechnungs- und sensbasen zum Verhalten ähnlicher Bauteile mit
Bewertungskonzepte vergleichbaren Belastungsarten und Umweltein-
flüssen vorliegen. Durch die Wissensbasen wer-
Grundlegend für jeden aussagefähigen Festig- den das anzuwendende Berechnungsmodell und
keitsnachweis sind Kenntnisse bzw. begründete das zugehörige Bewertungsmodell festgelegt. Der
Annahmen über die während der Produktlebens- Festigkeitsnachweis vergleicht die rechnerischen
dauer auftretenden Bauteilbelastungen, wobei mit den zulässigen Bauteilbeanspruchungen. Auf
gleiche Weise lassen sich auch Bauteilverzerrun-
H. Mertens gen (Dehnungen, Gleitungen) bewerten.
Technische Universität Berlin Durch wissensbasierte Berechnungs- und Be-
Berlin, Deutschland wertungsmodelle soll eine ausreichend genaue
E-Mail: [email protected] Beurteilung der in einem Maschinen- oder Anla-
R. Liebich () genteil ablaufenden schädigenden Vorgänge un-
Technische Universität Berlin ter Beachtung der Wechselwirkungen mit der
Berlin, Deutschland
E-Mail: [email protected] Umgebung ermöglicht werden. Werden mit dem
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 463
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_28
464 H. Mertens und R. Liebich
F Mb Mt
zn D oder bn D oder tn D
An Wb Wt
(28.1)
mit der Zugnennspannung zn (neuerdings auch
Sz ), der Biegenennspannung bn (auch Sb ), der
Torsionsnennspannung tn (auch Tt ), dem Nenn-
querschnitt An , dem Biegewiderstandsmoment
Wb sowie dem Torsionswiderstandsmoment Wt
(siehe Abschn. 20.1.4, 20.4.5, 20.5.4). Die Be-
wertung erfolgt bei einachsiger Belastung bei-
spielsweise mit den Festigkeitsbedingungen
Abb. 28.1 Konzept eines Festigkeitsnachweises
zn zn; zul oder
Berechnungsmodell zur Kennzeichnung der Be- bn bn; zul oder tn tn; zul (28.2)
anspruchungen Nennspannungen ermittelt und
mit dem Festigkeitsnachweis bewertet, so spricht und den zulässigen Werten der Zugnennspan-
man von einem Festigkeitsnachweis nach dem nung zn; zul , der Biegenennspannung bn; zul oder
Nennspannungskonzept; werden Kerbgrundspan- Torsionsnennspannungen tn; zul aus Versuchen an
nungen und/oder Kerbgrundverzerrungen beur- weitgehend ähnlichen Bauteilen sowie Belastun-
teilt, so wird der Nachweis nach einem Kerb- gen und Sicherheitszuschlägen aus Betriebser-
grundkonzept geführt [1]. Darüber hinaus werden fahrungen. Bei mehrachsiger Belastung kommen
zunehmend Bruchmechanikkonzepte angewen- zweckmäßigerweise Interaktionsformeln zur An-
det, wenn Bauteilungänzen (z. B. ausgeschmiede- wendung; beispielsweise beim Festigkeitsnach-
te kleine Lunker) in die Bewertung einzubeziehen weis von Wellen und Achsen nach DIN 743
sind [9].
2 2
zn bn tn
C C 1 : (28.3)
zn; zul bn; zul tn; zul
28.2 Nennspannungskonzepte
Alternativ hierzu bewertet man Vergleichs-
Berechnungsmodelle zur Nennspannungsbestim- nennspannungen mit
mung beruhen meist auf stark vereinfachen-
s
den Annahmen zur Spannungsermittlung, wo- 2
zn;zul zn;zul 2 2
bei Spannungskonzentrationen an Bauteilkerben, vn D zn C bn C tn
Fügestellen und Einspannungen bewusst nicht bn;zul tn;zul
beachtet werden. Deshalb müssen die Einflüs- zn;zul :
se dieser jedoch schadensrelevanten Spannungs- (28.4)
konzentrationen in den zulässigen Nennspan- Gl. (28.4) entspricht formal der Schub-
nungen berücksichtigt werden. Die Berechnun- spannungshypothese nach Abschn. 19.3.2 für
gen werden damit einfach, die Bewertungssi- .zn; zul =tn; zul /2 D 4 oder der v. MISES-Hypo-
cherheit hängt von den zum Vergleich verfüg- these nach Abschn. 19.3.3, wenn lediglich Zug-
baren Versuchsergebnissen ab. Zur Berechnung spannungen x und Schubspannungen wirken.
werden vorwiegend Stab- und Balkenmodel- Die „Ellipsengleichung“ (28.3) kann im Einzel-
le nach Kap. 20 oder Flächentragwerke nach fall von den tatsächlichen Versuchsergebnissen
Kap. 23 benutzt; auch die üblichen Stabilitätsbe- abweichen. Zur Anpassung verwendet man dann
28 Festigkeitsnachweis 465
beispielsweise statt Gl. (28.4) Interaktionsfor- Abb. 8.21 und 8.22. Dieser Ermüdungsfestig-
meln mit den Exponenten s, t und Kombinations- keitsnachweis – auch Betriebsfestigkeitsnachweis
faktoren k , k genannt – schließt mit dem Spannungskollektiv
ˇ ˇs ˇ ˇt S 3 (mit konstanter Beanspruchungsamplitude)
ˇ zn ˇ ˇ ˇ und dem Spannungsspielbereich N 4 (mit über
k ˇˇ
bn ˇ
C k ˇˇ
tn ˇ
C ˇ ˇ 1:
zn; zul bn; zul tn; zul 2 106 Lastwechseln) den Dauerfestigkeitsnach-
(28.5) weis mit ein. Die Berücksichtigung von Mittel-
Die „Geradengleichung“ mit k D k D s D (Nenn-)Spannungen erfolgt mit dem Dauerfes-
t D 1 wurde teilweise bei Reibkorrosionsproble- tigkeitsschaubild (Smith-Diagramm) nach Bd. 2,
men [2, 3] und bei starken Frequenzunterschie- Abb. 8.21. Der Nachweis für vorwiegend stati-
den zwischen Normal- und Schubspannungen [5– sche Beanspruchungen (bis 104 Schwingspiele) –
7] beobachtet. Sofern weitere mehrachsige Nenn- der statische Festigkeitsnachweis – wird getrennt
spannungen in einer Bauteilzone berechnet wer- geführt.
den können, wie beispielsweise in Schweißnäh- Hinweise zu Anwendungsnormen und Richt-
ten, sind die Interaktionsformeln oder Vergleichs- linien weiterer Bauteilverbindungen siehe Bd. 2,
nennspannungs-Formeln zu erweitern; siehe hier- Kap. 8. Die FKM-Richtlinie zum Festigkeits-
zu Bd. 2, Abschn. 8.1.5; allerdings kann dann nachweis für Maschinenbauteile, in die umfang-
die formale Ähnlichkeit zu den Festigkeitshypo- reiches Wissen aus früheren TGL-Standards ein-
thesen nach Abschn. 19.3 nicht mehr in vollem geflossen ist, wurde inzwischen auch auf Bauteile
Umfang gewahrt werden! aus Al-Legierungen erweitert [8]. Auch die Di-
mensionierung von Zahnradgetrieben nach Bd. 2,
Anwendungsnormen und -richtlinien. Da Kap. 15 erfolgt teilweise nach einem Nennspan-
Nennspannungskonzepte im Grunde Versuchs- nungskonzept.
umrechnungskonzepte sind, müssen bei ihrer
Anwendung die bei der Versuchsauswertung Kerbwirkungszahl. Die vielfältigen Einflüsse
und Dokumentation angewandten Strategien dem auf die Bauteilfestigkeit erschweren eine ein-
Anwender in praxistauglicher Form vermittelt fache Übertragbarkeit der zulässigen bzw. er-
werden. Ein anschauliches Beispiel bietet die tragbaren Beanspruchungen von Prüfkörpern auf
Berechnung von Schweißnähten für die verschie- andersartig gestaltete, gefertigte und belastete 28
denen Anwendungsgebiete mit den zugehörigen Bauteile. Eine erfolgreiche Übertragung von Ver-
Normen und Vorschriften nach Bd. 2, Tab. 8.20. suchsergebnissen auf Bauteile kann nur erwartet
Einen Einblick in die Struktur dieser Nenn- werden, wenn die dominanten Schädigungsme-
spannungskonzepte bringt Bd. 2, Abschn. chanismen, die zum Versagen des Prüfkörpers
8.1.5. Aus den Belastungen werden statische führten, in vergleichbarer Weise auch bei dem zu
und dynamische Nennbeanspruchungen in den beurteilenden Bauteilverhalten wirksam werden.
kritischen Bauteilquerschnitten berechnet. Für Die sicherste Übertragbarkeit wird dann erreicht,
den Maschinenbau ist dabei die Beschreibung wenn Prüfkörper und Bauteil derselben Bauteil-
der dynamischen Beanspruchungen durch Be- gruppe angehören; deshalb können beispielswei-
anspruchungsgruppen B 1 bis B 6 nach der DIN se errechnete Beanspruchungen in Zahnrädern
15 018, die durch Spannungs-(Lastspiel-)berei- mit Versuchen an Standard-Referenz-Prüfrädern
che N 1 bis N 4 und Spannungskollektive S0 unter Standard-Prüfbedingungen mit hoher Aus-
bis S3 bestimmt sind, sehr hilfreich. Die An- sagesicherheit beurteilt werden. Weichen Prüf-
gabe der zulässigen Spannungen erfolgt dann körper und Bauteil stärker voneinander ab oder
hinreichend genau in Abhängigkeit von die- sind die Belastungs- oder Umgebungseinwirkun-
sen Beanspruchungsgruppen durch Bezug auf gen nicht gleichartig, dann werden die rechne-
charakteristische Naht- und Anordnungsformen rischen Vorhersagen stärker von dem späteren
(Kerbfälle) K 1 bis K 4; Überblick in Bd. 2, realen Bauteilverhalten abweichen. Die in der
Abschn. 8.1.5 mit Bd. 2, Tab. 8.5 und 8.6 und Praxis häufig verwendeten Kerbwirkungszahlen
466 H. Mertens und R. Liebich
ˇk (auch Kf ), die das Verhältnis von ertragbaren Grundlagen dieses Konzepts mit örtlichen, elas-
Nennbeanspruchungen an glatten, ungekerbten tischen Spannungen bilden die Bausteine für
Werkstoffproben (beispielsweise der Dauerfes- die gängigen erweiterten Konzepte mit Stützwir-
tigkeit D ) zu ertragbaren Nennspannungen an kung.
gekerbten Proben (beispielsweise der Bauteildau-
erfestigkeit Dk ) angeben, Elastische Formzahl (Spannungsformzahl).
Durch das Verhältnis der errechneten, höchsten
D elastischen Kerbgrundspannung O bzw. O zu ei-
ˇk D ; (28.6)
Dk ner einfach zu ermittelnden Nennspannung n
bzw. n , werden elastische Formzahlen ˛k de-
können folglich nur dann zur sicheren Übertra- finiert, die für die praktische Berechnung we-
gung von Versuchsergebnissen genutzt werden, gen ihrer Nähe zur Kerbwirkungszahl ˇk (nach
wenn ein ausreichend genaues Umrechnungsver- Gl. (28.6)) äußerst nützlich sind. Oft gilt
fahren für Kerbwirkungszahlen auf der Grund-
lage der wirksamen Schädigungsmechanismen O O
˛k D bzw. ˛k D (28.7)
vorliegt. Einen Ansatz für solche Umrechnungs- n n
verfahren bieten bei Bauteilen mit kräftefreien
Oberflächen die Kerbgrundkonzepte, bei reib- mit einer Nennspannung, die auf den engsten
und kraftschlüssigen Bauteilverbindungen müs- Bauteilquerschnitt bezogen wird; beispielsweise
sen auch tribologische Kenngrößen in die Bewer- Tab. 29.13. Abweichend hierzu kann bei durch-
tung einfließen (siehe Kap. 33). bohrten Stäben auch die Definition ˛k D O =n
o. ä. notwendig werden, wenn die schadensrele-
vante Zugspannung am Bohrungsrand durch eine
28.3 Kerbgrundkonzepte Torsionsnennbelastung hervorgerufen wird! Ver-
einzelt werden auch Vergleichsspannungen nach
der MISES-Hypothese auf Nennspannungen be-
Kerbgrundkonzepte für Bauteile mit kräftefreien
zogen, die Formzahlen sollten dann mit einem
Oberflächen erfordern die Kenntnis der Bean-
Index gekennzeichnet werden (˛kv statt ˛k ).
spruchungen (Spannungen, Dehnungen, Gleitun-
gen) im Bereich der anrissgefährdeten Bauteil-
Mikrostützwirkung. Das Verhältnis n der
stellen. Diese Beanspruchungen können grund-
Formzahl ˛k zur Kerbwirkungszahl ˇk bei Dau-
sätzlich bei Kenntnis der statischen und zy-
erfestigkeit wird neben dem Werkstoff vor allem
klischen Werkstoffgesetze nach Kap. 29 (z. B.
vom Kerbradius % beeinflusst. In Abb. 29.34,
Abb. 29.22) mit nichtlinearen Berechnungen
wird dieser Zusammenhang verdeutlicht. Bei
nach der Methode der Finiten Elemente (FEM)
kleineren Kerbradien, die stets zu einer Form-
entsprechend Kap. 26 einschließlich einer geeig-
zahlerhöhung führen, ist danach die Stützwir-
neten Plastizitätstheorie nach Kap. 27 berechnet
kung größer als bei größeren Radien. In der
werden. Da die Rechenzeiten für solche Berech-
Praxis des Maschinenbaus sind alternativ ver-
nungen mit derzeitigen Rechnern immens hoch
schiedene Umrechnungsverfahren zur Bestim-
sind, wird man sich im Allgemeinen auf lineare
mung der relevanten Stützzahlen
FEM-Berechnungen beschränken und den Ein-
fluss der Nichtlinearitäten durch erfahrungsge- ˛k ˛k
stützte Konzepte für Mikro- und Makrostützwir- n D bzw. n D (28.8)
ˇk ˇk
kung berücksichtigen. Werden die durch Span-
nungsumlagerungen bedingten Stützwirkungen bei Normalspannungen bzw. Schubspannungen
nicht in die Beurteilung einbezogen, erhält man üblich. Grundlage dieser Verfahren ist meist das
bei sonst gleichen Annahmen Aussagen mit er- Spannungsgefälle G in Richtung der Oberflä-
höhter Sicherheit; das zugehörige Konzept wird chennormalen n .G D d =d n bzw. G D
als elastisches Kerbgrundkonzept bezeichnet. Die d =d n) an der höchstbeanspruchten Stelle der
28 Festigkeitsnachweis 467
betrachteten Bauteilkerbe (s. Abb. 29.32). Die und 29.37, dokumentiert, die sich oft auf Pro-
Stützwirkung bei Dauerfestigkeit wird dann über bendurchmesser 7,5 mm beziehen. Für die prak-
das auf die Spannungsamplituden O a bzw. Oa be- tische Anwendung benötigt man dann Größen-
zogene Spannungsgefälle G D G =O a bzw. einflussfaktoren zur Umrechnung der ertragbaren
G D G =Oa unter Beachtung einer Mikrostütz- Beanspruchungen auf andere Durchmesser. Grö-
länge % bzw. % berechnet. Häufig werden die ßeneinflussfaktoren sind im Wesentlichen von
Stützzahlen nach der durchmesserabhängigen Werkstoffzugfestig-
q keit Rm und/oder der Dehngrenze Rp 0;2 abhän-
n D 1 C %N G bzw. gig. Umrechnungsverfahren finden sich u. a. in
q der FKM-Richtlinie [8] oder der DIN 743. Die
n D 1 C %N G (28.9) tatsächlichen wirksamen Zug-Mittelspannungen
sind vor allem bei fließfähigen Bauteilen erheb-
bestimmt. In erster Näherung gilt bei Zug-Druck lich niedriger als die mit linearen FEM-Berech-
und Biegung G D 2=% und bei Schub G D nungen oder elastischen Formzahlen ˛k erre-
1=% mit dem Kerbradius % sowie bei Wellenstäh- chenbaren Zug-Mittelspannungen, da sich durch
len Fließen und zyklisches Kriechen die höchstbe-
s anspruchten Stellen des gefährdeten Bauteilbe-
55 N=mm2 G reichs zu Lasten der Nachbarbezirke entlasten.
n
n D 1 C (28.10)
Rp 0;2 Œmm1 Dieser Sachverhalt erklärt, warum bei verfor-
mungsfähigen Werkstoffen und bei Vermeidung
mit der Dehngrenze Rp 0;2 [2]. Genauere Schätz- von extremer Mehrachsigkeit des Spannungs-
formeln siehe FKM-Richtlinie [8] oder DIN 743. zustands häufig lediglich die Nenn-Mittelspan-
Die Berechnung der Stützzahlen aus n und nungen berücksichtigt werden; vergleiche hier-
n ermöglicht rückwirkend die Vorhersage der zu Schweißnahtberechnungen nach DIN 15 018
zu erwartenden Kerbwirkungszahlen und damit u. ä.
nach Gl. (28.8) und dann nach Gl. (28.6) die Die Makrostützwirkung lässt sich formal mit
Berechnung der dauernd ertragbaren Nennspan- der Makrostützzahl m in den Festigkeitsnachweis
nungsamplituden in Bauteilen mit kräftefreien einbeziehen. Bei einachsiger Beanspruchung gilt
Oberflächen bei Kenntnis der Werkstoff-Dauer- für die wirksame Mittelspannung 28
festigkeiten – zunächst für den Fall reiner Wech-
selbeanspruchungen. Unter Beachtung der er- O m Om
m D bzw. m D : (28.11)
forderlichen Sicherheiten folgen die zulässigen n m n m
Nennspannungsamplituden, die in Gl. (28.3) oder
Gl. (28.4) benötigt werden. Treten zusätzlich Bei O m D ˛k mn und verformungsfähi-
zu den Wechselbeanspruchungen Mittelspannun- gem Bauteilquerschnitt kann die Makrostützzahl
gen auf oder sollen Zeitfestigkeitsberechnungen m D ˛k =n betragen, sodass m D mn folgt;
durchgeführt werden, so ist es nützlich, neben analoges gilt für Schubspannungen.
der mindestens erreichbaren Mikrostützwirkung Da Eigenspannungen wie Mittelspannungen
auch die über größere Bauteilbereiche wirken- wirken und sofern „Nenneigenspannungen“ der
de Makrostützwirkung durch plastische Umlage- Wert Null zugewiesen werden kann, beispiels-
rung der Spannungen und Dehnungen zu berück- weise in statisch bestimmten Bauteilen, relaxie-
sichtigen. ren Eigenspannung bei Vermeidung von Span-
nungsversprödung im Kerbgrund tendenziell ge-
Makrostützwirkung. Der Einfluss der Mit- gen Null. Ist die Verformbarkeit des Werkstoffs
telspannungen (Mittelspannungsempfindlichkeit eingeschränkt, dann gelten diese einfachen Re-
s. Abb. 29.21) wird in der Werkstofftechnik geln nicht. Methoden zur Berechnung der Ma-
durch Dauerfestigkeitsschaubilder nach Smith krostützzahl finden sich in [5, 7, 8]. Bei mehrach-
oder Haigh nach Abb. 29.20 oder Abb. 29.36 siger Beanspruchung und Verformungsfähigkeit
468 H. Mertens und R. Liebich
gilt für Wellen und Achsen (DIN 743) als Ver- Formel für die Nennspannungsamplituden
gleichs-Nennmittelspannung
ˇ ˇˇ ˇ
xa 2 ya 2 ˇˇ xa ˇˇ ˇˇ ya ˇˇ
q C ˇ
xa;zul ya;zul xa;zul ˇ ˇ ya;zul ˇ
vm D .zm C bm /2 C 3 m2 (28.12)
ta 2
C 1;0
entsprechend der v. MISES-Hypothese, wobei ta;zul
(28.13)
keinesfalls alle Reserven – besonders bei Druck-
nicht sachgerecht. Notwendig ist wegen der vor-
spannungen – genutzt werden. Verbesserte Glei-
liegenden Einachsigkeit der Kerbgrundbeanspru-
chungen für proportionale (synchrone) und nicht-
chungen und der Phasenverschiebung der zeitlich
proportionale Beanspruchungen siehe [5–7,10].
veränderlichen Nennspannungen – getrennt für
Dort können auch Zeitfestigkeitsberechnungen
die Außenkerben und die Bohrung – je eine In-
für nahezu beliebige Beanspruchungsverläufe ge-
teraktionsformel entsprechend
funden werden.
Realitätsnahe Zeitfestigkeitsberechnungen mit ˇ ˇ
ˇ xa ya ˇˇ
hoher Aussagegüte erfordern auch für Span- ˇ C ky 1; 0
ˇ kx ya; zul ˇ
(28.14)
nungsamplituden die Anwendung von Makro- xa; zul
stützzahlen ma .
mit von der Phasenverschiebung der Nennspan-
nungen abhängigen Kombinationsfaktoren kx
Hinweis: Bei mehrachsiger Zugbelastung, bei- und ky (ähnlich Gl. (28.5)). Deshalb ist bei
spielsweise nach Abb. 28.2, können an den Bauteilen mit mehreren nichtsynchronen Belas-
Kerbstellen einachsige Beanspruchungsverhält- tungsgruppen der Einsatz von Interaktionsfor-
nisse entstehen. Dieses ist bei der Aufstellung meln möglichst experimentell abzusichern oder
von Interaktionsformeln für solche Anwendungs- eine Bewertung mit einem vom Koordinatensys-
fälle zu beachten. Die formale Übertragung von tem unabhängigen, örtlichen Berechnungsverfah-
Vergleichsspannungshypothesen als Leitidee zur ren [10,11] durchzuführen.
Formulierung von Interaktionsformeln – wie in
der FKM-Richtlinie [8] – kann bei nicht sachge-
rechter Vorgehensweise zu Fehlinterpretationen Literatur
führen. Im vorliegenden Beispiel wäre die an die
Interaktionsformel der DIN 15 018 anknüpfende Spezielle Literatur
1. Mertens, H.: Kerbgrund- und Nennspannungskon-
zept zur Dauerfestigkeitsberechnung – Weiterent-
wicklung des Konzepts der Richtlinie VDI 2226.
In VDI-Berichte 661: Dauerfestigkeit und Zeitfes-
tigkeit – Zeitgemäße Berechnungskonzepte. Tagung
Bad Soden, 1988. VDI-Verlag, Düsseldorf (1988)
2. Gerber, H.W.: Statisch überbestimmte Flanschver-
bindungen mit Reib- und Formschlusselementen un-
ter Torsions-, Biege- und Querkraftbelastung. For-
schungsheft 356 der Forschungsvereinigung An-
triebstechnik e. V., Frankfurt (1992)
3. Paysan, G.: Ein Wirkzonenkonzept zur Simulation
des Verschleiß- und Tragverhaltens reibkorrosions-
gefährdeter Maschinenelemente. Dissertation TU-
Berlin (2000)
4. Hahn, M.: Festigkeitsberechnung und Lebensdauer-
abschätzung für Bauteile unter mehrachsig schwin-
gender Beanspruchung. Dissertation TU Berlin 1995.
Abb. 28.2 Knotenblech mit Bohrung sowie zeitlich ver- Berlin: Wissenschaft und Technik Verlag Dr. Jürgen
änderlichen Nennbeanspruchungen Groß (1995)
28 Festigkeitsnachweis 469
28
Literatur zu Teil III Festigkeitslehre
471
Teil IV
Werkstofftechnik
M. Oechsner ()
Technische Universität Darmstadt
Darmstadt, Deutschland
E-Mail: [email protected]
Abb. 29.1 Grundlastfälle und daraus resultierende Be-
C. Berger
anspruchungs-Zeit-Funktionen. a dynamische (stoßartige)
Technische Universität Darmstadt
Belastung; b statische Belastung; c zyklische Belastung
Darmstadt, Deutschland
mit konstanter Mittellast und Amplitude; d zyklische Be-
E-Mail: [email protected]
lastung mit konstanter Mittellast und variabler Amplitude;
K.-H. Kloos e zyklische Belastung mit variabler Mittellast und Ampli-
Darmstadt, Deutschland tude
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 475
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_29
476 M. Oechsner et al.
Bruc nriss
Wec
subm
tech
Riss
vere
n. A
hs
h
ikro
elgl
inig
skop
eitu
ung
. An
nge
riss
n
techn. Dauerfestigkeit
σW
Grenzwechselfestigkeit
NA NB
10 102 103 104 105 106 107 N
und eine Schwingspielzahl der Rissausbreitung Abb. 29.6 Beispiel zeitunabhängiger und zeitabhängi-
NR aufgeteilt werden. Bei ungekerbten Bauteilen ger Bemessungskennwerte im Bereich erhöhter und hoher
und geringen Beanspruchungsamplituden domi- Temperaturen, Tü -Übergangstemperatur [4]
niert die Phase der Rissbildung. Bei hohen Bean-
spruchungsamplituden entfallen wesentliche Le- der (temperaturabhängigen) Warmstreckgrenze
bensdaueranteile auf die Rissausbreitungsphase. mit der (temperaturabhängigen) Zeitstandfestig-
Bei gekerbten Bauteilen kommt der Rissausbrei- keit. Eine Bemessung von Bauteilen erfolgt im
tungsphase ebenfalls eine große Bedeutung zu. Bereich erhöhter Temperatur typischerweise le-
diglich mit der temperaturabhängigen Warm-
streckgrenze Rp0;2=T , die im kurzzeitigen Warm-
29.1.3 Versagen durch komplexe zugversuch bestimmt wird, Abb. 29.6. In dem
Beanspruchungen sich oberhalb der Übergangstemperatur anschlie-
ßenden Bereich hoher Temperaturen wird Krie-
Ein derartiges Versagen kennzeichnet das Zu- chen als zeitabhängige Verformung maßgeblich.
sammenwirken mehrerer Beanspruchungsarten. Hier wird mit zeitabhängigen Festigkeitskenn-
Das kann das Zusammenwirken mehrerer gleich- werten, z. B. einer Zeitstandfestigkeit Ru =t =T
zeitiger Betriebsbeanspruchungen (z. B. mecha- oder einer Zeitdehngrenze R" =t =T für eine vor-
nische, thermische, chemische oder elektroche- gegebene Beanspruchungsdauer t, Temperatur T
mische) oder auch die Kombination aus Be- und zu erreichende plastische Dehnung "p aus-
triebs- und Umgebungseinflüssen bedeuten. Da- gelegt, Abb. 29.7 [4]. Bei hoch beanspruchten
bei können höhere Temperaturen, feste, flüs- Werkstoffen können jedoch auch schon im Be-
sige oder gasförmige Korrosionsmedien oder reich erhöhter Temperatur (T < T ü ) Kriecheffekte
auch Verschleißvorgänge entweder die Festig-
keits- und Zähigkeitseigenschaften des Grund-
werkstoffs zeitabhängig verändern oder zu ei-
ner Zerstörung des Werkstoffgefüges führen [1,
4–8]. Einer quantitativen Beanspruchungsanalye
sind insbesondere mechanisch-thermische Bean-
spruchungen gut zugänglich, wenn hierbei die
zeit- und temperaturabhängigen Festigkeits- und
Zähigkeitseigenschaften berücksichtigt werden.
Bei mechanisch-thermischer Beanspruchung sind
Werkstoffkennwerte bis zu einer werkstoffspe-
zifischen Übergangstemperatur Tü , zeitunabhän-
gig, darüber zeitabhängig. Die Übergangstem- Abb. 29.7 Zur Definition der 100 000 h-Zeitstandfestig-
keit und der 100 000 h-Zeitdehngrenze für 1 % plastische
peratur ergibt sich dabei aus dem Vergleich Dehnung [4]
29 Werkstoff- und Bauteileigenschaften 479
σ, T = const.
signifikant werden, z. B. bei der Relaxation hoch- Versetzung Poren
fester Schraubenverbindungen [5].
Plastische Dehnung εp
Aussheidung
Kriechen führt bei hohen Temperaturen und un-
ter konstanter Zugspannung zu einer von der
Zeit t abhängigen, plastischen Dehnung "p , Technischer Kriechbreich
I. II. III.
Abb. 29.8. Beim Durchlaufen von drei typischen Versetzungsreaktion t
Ausscheidungsreaktion
Kriechbereichen kommt es zu zeit- und tempe- Porenbildung
Mikrorisswachstum
raturabhängigen Änderungen der Mikrostruktur Forminstabilität
(Versetzungsbewegungen und Ausscheidungen),
ausgehend von Porenbildung zum Wachstum von Abb. 29.8 Schema einer linearen Zeitdehnkurve mit Hin-
weisen auf kennzeichnende Vorgänge im Werkstoff [4]
Mikrorissen und schließlich zum Versagen durch
Rissbildung oder Bruch. Zur Abschätzung der
Kriechverformung an kritischen Stellen von Bau- vor der Rissspitze eine vergleichsweise kleine
teilen kann häufig vereinfacht eine Beschreibung Kriechzone bildet. Der in Analogie zum J-Inte-
der minimalen Kriechgeschwindigkeit verwen- gral entwickelte Parameter C wird bevorzugt,
det werden, die für die vorliegende Temperatur wenn ein Bauteil quasi-stationär kriecht. Für den
und Spannung von der Festigkeit und Mikro- jeweiligen Fall lässt sich die Rissgeschwindigkeit
struktur abhängt. Als Näherungsregel im Bereich da=dt mit Potenzansätzen beschreiben
praxisnaher, niederer Spannungen kann dabei ein
da da
einfaches Potenzgesetz nach Norton "Pcreep D A D ˛2 C ˇ2
ˇ
D ˛1 KI 1 bzw.
n
eq (Norton-Exponent n und Werkstoffkonstan- dt dt
te A) zur Anwendung kommen [4]. Zunehmende mit den experimentell ermittelten Werkstoffkon-
plastische Dehnungen führen zu Volumenände- stanten ˛1 ; ˛2 ; ˇ1 und ˇ2 [7].
rungen und können die Bauteillebensdauer be- Beim An- oder Abfahren bzw. bei der Ände-
grenzen, wenn eine kritische Grenze, z. B. 1 % rung der Leistung von Maschinen oder Bauteilen
plastische Dehnung, überschritten wird. Sie kön- kommt es zu einer niederfrequenten Wechselbe-
nen aber auch örtlich zur Anrissbildung, zu zeit- anspruchung als Überlagerung von Kriechen und
abhängigem Rissfortschritt und schließlich zum Ermüden. Diese als LCF (Low Cycle Fatigue) be-
Bruch führen. Anrissbildung und Rissfortschritt zeichnete Beanspruchungsart reduziert durch die
können von Spannungskonzentrationsstellen aus- Bildung von Rissen die Lebensdauer von Bau-
gehen und die Lebensdauer von Bauteilen ver- teilen. Hierbei handelt es sich meist um eine 29
mindern. Wesentliche Beispiele für Spannungs- formschlüssige Beanspruchung infolge von Be-
konzentrationsstellen sind konstruktiv bedingte lastungs- und/oder Temperaturänderungen. Die
Kerben, nicht vermeidbare herstellungsbeding- Bauteilbemessung erfolgt hauptsächlich über die
te Werkstoffinhomogenitäten (z. B. Einschlüsse, Anrisswechselzahl NA . Die thermische Ermü-
Lunker) und beanspruchungsbedingte Poren und dung befasst sich mit der betriebsnahen Simu-
Risse. lation der Beanspruchung kritischer Bauteilstel-
len, die entweder einer Verformungsbehinderung
Kriechen, Kriechrisseinleitung und Kriechriss- (thermomechanische Ermüdung, TMF – thermo
wachstumsverhalten sind zeit- und beanspru- mechanical fatigue) unterliegen oder bei der sich
chungsabhängig und hängen von der Festigkeit thermisch bedingte Eigenspannungen ohne zu-
und Mikrostruktur ab. Zur Beschreibung des sätzlich wirkende, äußere Kräfte ausbilden (Wär-
Kriechrissverhaltens werden hauptsächlich die mespannungsermüdung, TSF – thermal stress fa-
Bruchmechanikparameter wie KI und C heran- tigue). Die bei hohen Temperaturen wirkende
gezogen [4, 6, 7]. Der Spannungsintensitätsfaktor chemische Korrosion vermindert mit zunehmen-
KI wird bevorzugt, wenn sich ein angerissenes den Dauern konstanter Beanspruchung (= Halte-
Bauteil überwiegend elastisch verhält und nur zeiten) die ertragbare Anrisswechselzahl. Hieraus
480 M. Oechsner et al.
erwachsen hohe Anforderungen an die Genau- Sobald die Beanspruchung die jeweilige Be-
igkeit der Modellierung des Verformungs- und anspruchbarkeit des Werkstoffs erreicht, ist mit
Anrissverhaltens insbesondere bei Bauteilen mit einem Versagen des Bauteils zu rechnen. Im
Schutzschichten z. B. gegen Heißgaskorrosion. Unterschied zur Versagensbedingung v = Werk-
stoffkennwert K wird in der Festigkeitsbedin-
Korrosionsvorgänge. An dieser Stelle soll nur gung v zul D K=S durch Angabe eines
kurz auf dieses Problem eingegangen werden: ei- Sicherheitsbeiwerts S > 1 sichergestellt, dass die
ne ausführliche Darstellung findet sich in Kap. 34 zulässige Beanspruchung einen jeweils zu defi-
„Korrosion und Korrosionsschutz von Metallen“. nierenden Abstand von der Versagens-Grenzbe-
Die Eigenschaften von Bauteilen aus Metal- anspruchung hat.
len können durch Reaktionen der Materialien mit
umgebenden Medien sehr stark verändert wer-
den. Dies kann zu erheblicher Beeinträchtigung 29.2.1 Festigkeitshypothesen
der Funktionalität, der Betriebssicherheit und der
Lebensdauer von Geräten, Maschinen und Anla- Durch Festigkeitshypothesen soll eine Vergleich-
gen führen. Zudem ergibt sich – z. B. bei ungeeig- barkeit zwischen einer mehrachsigen Bauteilbe-
neter Werkstoffauswahl – das Problem hoher In- anspruchung und den unter einachsigen Bean-
standhaltungskosten. Einen generellen Überblick spruchungsbedingungen ermittelten Festigkeits-
über die Beeinflussung des Werkstoffverhaltens kennwerten eines Werkstoffs ermöglicht wer-
durch Korrosion sowie über spezifische Erschei- den. In Abhängigkeit vom verwendeten Bean-
nungsformen gibt [8]. spruchungsparameter werden Spannungs-, Deh-
nungs- und Energiehypothesen unterschieden
Verschleißvorgänge. Abweichend von den bis- (s. Abschn. 19.3).
her erläuterten Versagensarten unterscheiden sich In zahlreichen Versuchen wurde nachgewie-
tribologische Beanspruchungen dadurch, dass sen, dass je nach Werkstoffzustand auch bei
nicht der einzelne Reibpartner, sondern die Reib- Schwingbeanspruchungen die Berechnung der
paarung unter Berücksichtigung der jeweiligen Vergleichsspannungen nach den für statische Be-
Zwischenmedien betrachtet werden muss. Im anspruchung aufgestellten Hypothesen erfolgen
Unterschied zu Werkstoff- oder Bauteileigen- kann, wobei die Hauptnormalspannungshypothe-
schaften können die verschiedenen Verschleiß- se für spröde Werkstoffe bzw. -zustände und die
mechanismen gleitreibungsbeanspruchter Ober- Schubspannungs- und Gestaltänderungsenergie-
flächen als Systemeigenschaft bezeichnet werden hypothese für duktile Werkstoffe bzw. -zustände
[1] (s. Abschn. 33.4 u. Bd. 2, Abschn. 12.1.2). angewandt werden. Bei mehrachsigen Schwing-
beanspruchungen ist das Versagenskriterium der
Ermüdungs- oder Schwingbruch, der im Regel-
29.2 Grundlegende Konzepte fall von der Oberfläche ausgeht. Der aus Mit-
für den Festigkeitsnachweis telspannung und Amplitude zusammengesetz-
te, dreiachsige Spannungszustand ergibt sich zu
Der Festigkeitsnachweis eines Maschinenbau- 1;2;3 D m1;2;3 ˙ a1;2;3 . In ähnlicher Weise
teils beinhaltet den Vergleich einer aus den kann auch die Vergleichsspannung zerlegt wer-
Belastungen berechneten Beanspruchungsgrö- den: v D m;v ˙ m;a .
ße mit einer die Beanspruchbarkeit des Bau- Für nichtproportionale, mehrachsige
teils charakterisierenden Größe. In Abhängig- Schwingbeanspruchungen – das sind Beanspru-
keit von der vorliegenden Beanspruchung (sta- chungen, bei denen das Verhältnis der Zeitfunk-
tisch/zyklisch/dynamisch), des Fehlerzustandes tionen der einzelnen Spannungskomponenten
(fehlerfrei/fehlerbehaftet) sowie des Werkstoff- und damit auch die Hauptspannungsrichtungen
zustandes werden unterschiedliche Berechnungs- veränderlich sind – versagen die konventionellen
konzepte angewendet. Abb. 29.9 zeigt das Grund- Festigkeitshypothesen. Für solche Beanspru-
schema einer Festigkeitsberechnung. chungsfälle wurden Hypothesen der kritischen
29 Werkstoff- und Bauteileigenschaften 481
Schnittebene (Critical Plane Approach) und Hy- oder großen plastischen Verformungen versagt
pothesen der integralen Anstrengung (Integral das Nennspannungskonzept jedoch.
Approach) formuliert [9]. Für die Berechnung Bei komplexen Bauteilen können häufig keine
der Betriebsfestigkeit bei mehrachsiger, nicht- Nennspannungen definiert werden. Das Struktur-
proportionaler Beanspruchung steht heute noch spannungskonzept wird vielfach für die Bewer-
kein allgemeingültiges Berechnungsverfahren tung von zyklisch beanspruchten Schweißkon-
zur Verfügung. Die wenigen bisher systematisch struktionen eingesetzt. Dabei wird zur Ermittlung
durchgeführten experimentellen Untersuchungen der Strukturspannung die Spannungsüberhöhung
lassen jedoch eine qualitative Abschätzung des aus der Bauteilgeometrie, nicht aber die aus
Einflusses der Phasenverschiebung, von nicht- der Kerbwirkung berücksichtigt. Zu beachten ist,
korrelierten Abläufen und von Mittelspannungen dass die Beanspruchbarkeit des Werkstoffs dann
zu [10]. auch ein spezieller Strukturkennwert vorliegen
muss [11].
Das Kerbspannungskonzept basiert auf der
29.2.2 Nenn-, Struktur- und Annahme linear-elastischen Werkstoffverhaltens.
Kerbspannungskonzept Beim Kerbspannungskonzept wird auch die loka-
le Kerbgeometrie mit erfasst. So werden mittels 29
Im Nennspannungskonzept (Abschn. 28.2) wird häufig numerischer Untersuchungen der detail-
die Beanspruchung über sogenannte Nennspan- lierten Bauteilstruktur örtliche Kerbspannungen
nungen festgelegt, wobei inhomogene Beanspru- berechnet und für den Festigkeitsnachweis ver-
chungszustände, z. B. infolge von Kerben und wendet.
lokaler Bauteilgeometrie, unberücksichtigt blei-
ben. Nennspannungen berechnen sich nach der
elementaren Festigkeitslehre z. B. für Stäbe ( D 29.2.3 Örtliches Konzept
F=A) und Balken ( D Mb =Wb bzw. D
Mt =Wt ) Nennspannungen oder auch -dehnungen Im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen span-
können ohne Beachtung der Defektgröße auch nungsbasierten Nachweiskonzepten wurden auch
zur Bewertung und Beschreibung der Bruch- zahlreiche Konzepte entwickelt, bei denen die
gefahr durch Fehlstellen benutzt werden, wenn Dehnungen bzw. der lokale Spannungs-Deh-
deren Größe und Verteilung mit denen in Werk- nungszustand betrachtet werden.
stoffproben übereinstimmen oder wenn es sich Für den Festigkeits- bzw. Lebensdauernach-
um Bauteile mit Mikrodefekten handelt. Beim weis schwingend beanspruchter Bauteile hat sich
Vorhandensein von scharfen Kerben und Rissen das örtliche Konzept [12] etabliert, das auch als
482 M. Oechsner et al.
F
F
F
Rissöffnung durch Rissöffnung durch Rissöffnung durch
Zugbelastung Längsbelastung Querscherung
< x >
ˆ = p
1 a
y D p
:̂ > ; 2 r σn
xy
8 ' '
9
< cos 2 .1 sin 2 sin 2 '/ >
ˆ 3
= Abb. 29.13 Unendliche Scheibe mit Innenriss unter Zug-
cos '2 .1 C sin '2 sin 32 '/ beanspruchung
:̂ >
;
cos '2 sin '2 sin 32 '
σn
yz D xz D 0
Beim Vorliegen eines ebenen Dehnungszustandes
gilt:
z D .x C y /
a
29
Die Spannung 1 ist die durch äußere Belas-
tung hervorgerufene Spannung im ungerissenen
Bauteil, r und ' sind die Koordinaten im Polarko- σn
ordinatensystem mit Ursprung an der Rissspitze.
Abb. 29.12 zeigt den Verlauf der Spannung y
vor der Rissspitze. Für endliche Bauteilabmes- Abb. 29.14 Halbunendliche Scheibe mit Außenriss unter
Zugbeanspruchung
sungen ändert sich die prinzipielle Abhängig-
keit der Spannungs- und Verformungskomponen- In der Geometriefunktion Y finden Rissform
te von den Koordinaten r und ' nicht. Der Span- und -art sowie die Bauteilgeometrie Berück-
nungsintensitätsfaktor K (stress intensity factor) sichtigung. Ausgewählte Lösungen für Span-
wird als Beanspruchungskenngröße eingeführt. nungsintensitätsfaktoren für verschiedene Struk-
Es gilt tur- und Rissmodelle sowie Beanspruchungen
p finden sich in den Kompendien [13, 17–21]. Zwei
KI
ij D p fij .'/ mit KI D 1 a Y einfache Beispiele seien im Folgenden genannt
2 r (Abb. 29.13 und 29.14).
484 M. Oechsner et al.
Das LEBM-Konzept hat breite Anwendung Für =Rp0;2 < 0;6 gilt die Näherung ı D 2 a
ERp0;2
bei der Beurteilung von Werkstoffen mit Fehlern, und im Gültigkeitsbereich der LEBM bei Annah-
bei der Auslegung und bei der Lebensdauerab- me eines ebenen Spannungszustandes
schätzung von Bauteilen sowie bei der Schadens-
beurteilung gefunden (Druckbehälter, Flugzeug- 4 KI2
ıD
bauteile, Maschinenbauteile, chemische Appara- E Rp0;2
tebauteile).
Aus einer Energiebetrachtung am wachsenden
Makroriss in Rissrichtung folgt die Definition des
Elastisch plastische Bruchmechanik J -Integrals
(EPBM) Z
Treten vor der Rissspitze ausgedehnte Fließbe- @ui
J D W d y Ti ds
reiche auf und ist somit die plastische Zone vor @x
der Rissspitze nicht mehr klein im Verhältnis
dessen Wert auch bei nichtlinearem Materialge-
zur Risslänge und den Bauteil- oder Proben-
setz vom Integrationsweg um die Rissspitze unter
abmessungen, kann der Beanspruchungszustand
bestimmten Bedingungen unabhängig ist. Hierbei
im rissspitzennahen Bereich nicht mehr ausrei-
ist W die spezifische Formänderungsarbeit, ui
chend durch das elastische Beanspruchungsfeld
der Verschiebungsvektor, Ti der Spannungsvek-
außerhalb der plastischen Zone beschrieben wer-
tor und ds das Weginkrement auf dem Integrati-
den. Der Bruch erfolgt duktil, die linear-elas-
onsweg um die Rissspitze. Das J -Integral kann
tische Bruchmechanik ist nicht mehr anwend-
auch aus
bar. Es können jedoch wiederum Parameter bei 1 dU
der Beschreibung des Beanspruchungsfeldes vor J D
B da
der Rissspitze abgespalten werden, die die Ab- ermittelt werden, wobei B die Probendicke und
hängigkeit der Beanspruchungskomponenten von dU die Änderung der potentiellen Energie bei
den Koordinaten r und ' nicht berühren und Risswachstum um da sind. Einige Näherungslö-
die somit zur Charakterisierung des Beanspru- sungen sind in [16] angegeben. Da dieses Verfah-
chungszustandes geeignet sind. Im Wesentlichen ren zur Fehlerbewertung noch relativ aufwändig
werden die Rissöffnungsverschiebung ı (CTOD ist, findet es derzeit nur bei speziellen Sicher-
– Crack Tip Opening Displacement) und das J- heitsnachweisen Anwendung.
Integral verwendet. Im Gültigkeitsbereich der LEBM lassen
Das CTOD-Konzept geht davon aus, dass sich J und K wie folgt ineinander umrechnen:
Risswachstum dann einsetzt, wenn die plasti-
schen Verformungen an der Rissspitze einen kri- K2
tischen Wert erreichen. Die Aufweitung an der J D I0
E
Rissspitze wird dabei als Rissöffnungsverschie-
bung ı bezeichnet. Das CTOD-Konzept wird vor mit E 0 = E bei Annahme eines ebenen Span-
allem bei der Werkstoffauswahl und Qualitäts- nungszustandes (ESZ) bzw. E 0 D 1 2 bei
E
überwachung sowie bei der Fehlerbewertung von Annahme eines ebenen Verzerrungszustandes
Schweißnähten an Baustählen angewandt. Die (EVZ).
Ermittlung der Rissöffnungsverschiebung von
Fehlern in Bauteilen ist sehr schwierig und oft
nur mit aufwändigen Finite-Elemente Rechnun- 29.3 Werkstoffkennwerte für die
gen möglich [22]. Bauteildimensionierung
Aus dem Dugdale-Rissmodell [23] ergibt sich
bei ebenem Spannungszustand Für die Bauteildimensionierung bzw. den Fes-
tigkeitsnachweis müssen geeignete Beanspruch-
barkeitswerte zur Verfügung gestellt werden, die
8 Rp0;2 a
ıD ln sec den jeweils vorliegenden Werkstoffzustand cha-
E 2 Rp0;2
rakterisieren. Zeit- und temperaturabhängige Ver-
29 Werkstoff- und Bauteileigenschaften 485
σo
stimmt.
σm
σSch
σW
σA1
Dehnungskontrollierte
Schwingbeanspruchung (weggesteuert)
σu
0 σA1 Rp0,2 Rm Sowohl im niedrigen Schwingspielzahlbereich
45° σm (N < 104 / als auch bei höheren Tempera-
turen ist der linear-elastische Spannungs-Deh-
-σW nungsverlauf bei zyklischer Belastung häufig
σdF nicht mehr gegeben, so dass unter elastisch-plas-
tischer Wechselverformung geschlossene Span-
Abb. 29.15 Dauerfestigkeitsschaubilder nach Smith nungs-Dehnungs-Hysteresen entstehen.
Unter dehnungskontrollierten Beanspruchun-
dere bei hoch und höchstfesten Werkzuständen gen können Werkstoffe verfestigen oder entfesti-
ebenfalls davon ausgegangen. Der Umfang die- gen, was eine Zunahme oder Abnahme der Span-
ser Schwingfestigkeitsreduzierung sowie die be- nungsamplitude a zur Folge hat. Je nach Werk-
günstigenden Einflussfaktoren sind noch nicht stoffzustand und Temperatur stabilisiert sich das
umfassend geklärt. Wöhlerlinien werden in Ab- Materialverhalten jedoch nach etwa 10 bis 20 %
hängigkeit der Mittelspannung m bzw. des Span- der Anrissschwingspielzahl, so dass bis zum Ma-
nungsverhältnisses kroanriss dehnwechselbeanspruchter Proben an-
u nähernd stabilisierte Hystereseschleifen entste-
RD hen.
o
Abb. 29.16 zeigt die Änderung des elastisch-
angegeben, das sich aus unterer und oberer Bean- plastischen Dehnungsanteils eines Werkstoffs mit
spruchung in einem Schwingspiel ergibt. Grund- Entfestigung in Abhängigkeit von der Schwing-
legende Schwingfestigkeitswerte sind die Wech- spielzahl. Der spontane Abfall des Spannungs-
selfestigkeit W .R D 1/ und die Schwellfes- ausschlags während der Zugphase ist auf Makro-
tigkeit Schw .R D 0/. rissbildung zurückzuführen. Als Anrissschwing-
In Abhängigkeit von der Beanspruchungsart spielzahl NA wird üblicherweise der Schnittpunkt
weisen metallische Werkstoffe eine unterschied- zwischen dem tatsächlichen Verlauf des Span-
liche Mittelspannungsempfindlichkeit nungsausschlags und einem um 5 % erniedrigten
ajRD1 ajRD0 Spannungswert der stabilisierten Kurve definiert.
M D Die ermittelte zyklische Spannungs-Dehnungs-
mjRD0
Kurve wird häufig mit der Ramberg-Osgood-Be-
auf, die aus den Dauerfestigkeitsschaubildern ziehung
nach Smith und nach Haigh bestimmt werden a a 1=n0
"a D C
kann, Abb. 29.15. Die zulässige Oberspannung E k0
o wird durch die Fließgrenze Rp0;2 begrenzt. beschrieben, wobei k 0 der zyklische Verfesti-
Tab. 29.3 enthält eine Zusammenstellung stati- gungskoeffizient und n0 der zyklische Verfesti-
scher und zyklischer Festigkeitskennwerte von gungsexponent sind. Dehnungswöhlerlinien kön-
Maschinenbauwerkstoffen nach [16]. Werte für nen nach Manson, Coffin, Morrow für N < ND
Aluminiumwerkstoffe sind ebenfalls in [16] an- mit
gegeben.
f0
Dauerfestigkeitsschaubilder (Smith-Diagram- "a D "a;e C "a;pl D .2N /b C "0f .2N /C
me) für verschiedene Vergütungsstähle sind in E
29 Werkstoff- und Bauteileigenschaften 487
Werkstoffeinfluss
Für feinkörnige Werkstoffzustände wird i. Allg.
ein kleinerer Schwellenwert Kt h als bei grob-
körnigem Zustand ermittelt. Je kleiner der
Elastizitätsmodul, desto kleiner ist in der Re-
gel der Schwellenwert Kt h . Mit steigendem
Elastizitätsmodul nimmt die Rissfortschrittsra-
te ab. Durch verschiedene Wärmebehandlun-
gen eines Werkstoffes werden die Bereiche I
(Kt h ) und III (Kc ) des Rissfortschritts we-
Abb. 29.19 Makrorissfortschritt bei zyklischer Bean- sentlich beeinflusst, Bereich II verändert sich
spruchung kaum.
490 M. Oechsner et al.
Durch nichtmetallische Einschlüsse werden walzen, nutzen die Kombination aus Kaltverfes-
wegen innerer Kerbwirkung die Schwingfes- tigung und Eigenspannungswirkung gezielt zur
tigkeitseigenschaften verschlechtert. Vergütungs- Schwingfestigkeitssteigerung [33].
stähle höherer Reinheit, wie sie z. B. durch Ver-
gießen im Vakuum oder durch Elektroschlacke- Wärmebehandlung
Umschmelzen erzeugt werden, können um bis Durch eine Vergütungsbehandlung können so-
zu 30 bis 40 % bessere Schwingfestigkeiten er- wohl die statischen Festigkeits- und Zähigkeits-
reichen [31]. Bei sehr hohen Schwingspielzahlen eigenschaften als auch die Schwingfestigkeits-
(VHCF-Bereich) tritt insbesondere bei hoch- und eigenschaften von Stählen in weiten Grenzen
höchstfesten Werkstoffen Versagen durch Ein- beeinflusst werden. Während zum Erzielen ho-
schlüsse auf, wobei bei geringer äußerer Kerb- her statischer Festigkeitswerte eine große Tie-
wirkung die Bruchausgänge auch unterhalb der fenwirkung der Vergütungsbehandlung bis hin
Oberfläche liegen können [32]. zur Durchvergütung angestrebt wird, spielen für
Auch durch legierungstechnische Maßnahmen die Schwingfestigkeitseigenschaften von Bautei-
können die negativen Auswirkungen nichtmetal- len mit inhomogener Spannungsverteilung vor
lischer Einschlüsse gemildert werden. So wer- allem die Festigkeitseigenschaften des Randbe-
den beispielsweise durch Kalzium- und Cer- reichs eine maßgebende Rolle.
Zusätze die sulfidischen Einschlüsse feiner ver- Bei der Martensithärtung von Bauteilen aus C-
teilt und globular ausgebildet, wodurch die in- Stählen mit unterschiedlichem Querschnitt stel-
nere Kerbwirkung abnimmt. Inhomogenität des len sich bei gleichem Werkstoff und gleichem
Gefüges, wie sie verstärkt bei Gusswerkstoffen Abschreckmedium mit zunehmendem Durch-
und in Schweißnähten auftritt, hat negative Aus- messer eine abnehmende Randhärte und eine ge-
wirkungen auf statische Festigkeitseigenschaf- ringere Einhärtungstiefe ein, die auf probengrö-
ten, Schwingfestigkeitseigenschaften und Kor- ßenabhängige unterschiedliche Abkühlungsge-
rosionsverhalten. Zu derartigen Inhomogenitä- schwindigkeiten zurückzuführen sind. Das unter-
ten zählen Entmischungen und Seigerungen, die schiedliche Verhältnis von Oberfläche zu Proben-
durch Diffusions- oder Normalglühen gemindert volumen ist auch für eine unterschiedliche Eigen-
werden können. Ausscheidungen können insbe- spannungsausbildung (Wärme- und Umwand-
sondere bei hochlegierten Stählen zu stark erhöh- lungseigenspannungen) verantwortlich. Die Le-
ter Korrosionsanfälligkeit führen. gierungselemente Mn, Cr, Cr+Mo, Cr+Ni+Mo,
Cr+V steigern in der angegebenen Reihenfol-
ge die Durchhärtbarkeit im Unterschied zu C-
29.4.3 Technologische Einflüsse Stählen und gewährleisten somit auch höhere
Schwingfestigkeitssteigerungen bei größeren Ab-
Kaltumformung messungen.
Durch die mit einer Kaltumformung verbunde- Im Unterschied zu einer konventionellen Ver-
ne Steigerung der Versetzungsdichte wird ei- gütungsbehandlung können durch Umwandlun-
ne Kaltverfestigung bewirkt, die häufig auch gen in der Bainit-Stufe (Zwischenstufenvergü-
mit einer Schwingfestigkeitssteigerung verbun- tung) bessere Zähigkeits- und Schwingfestig-
den ist. Das Ausmaß der Schwingfestigkeits- keitseigenschaften erreicht werden.
erhöhung hängt davon ab, ob eine homogene
oder partielle Kaltumformung durchgeführt wur-
de und ob der Richtungssinn der Umformung 29.4.4 Oberflächeneinflüsse
mit der Bauteil-Beanspruchungsrichtung über-
einstimmt. Partielle Kaltumformungen sind stets Die mechanischen Eigenschaften eines Bauteils
mit der Erzeugung von Eigenspannungszustän- bei statischen und zyklischen Beanspruchun-
den verbunden. Mechanische Oberflächen-Ver- gen werden durch die Oberflächeneigenschaften,
festigungsverfahren, wie Kugelstrahlen und Fest- d. h. die Oberflächenfeingestalt, die Randfestig-
29 Werkstoff- und Bauteileigenschaften 493
grund durch die Formzahl ˛k definiert werden werden, wobei ohne wesentliche Steigerung der
(z. B. ˛k D 1;max =nz ). Randfließspannung die plastische Zone eine grö-
Die Formzahl ˛k (engl. Kt ) hängt von Kerbge- ßere Tiefenwirkung erreicht, bis sich im vollplas-
ometrie und Beanspruchungsart ab. Für gleiche tischen Zustand die Grenztragfähigkeit einstellt.
Kerbgeometrien ergeben sich je nach Beanspru- Dies gilt zunächst für ideal elastisch-plastischen
chungsart unterschiedliche ˛K -Werte in der Rei- Werkstoff ohne Verfestigung, Abb. 29.25.
henfolge ˛k;Zug > ˛k;Biegung > ˛k;Torsion . Als geeignete Kenngröße einer gesteigerten
Aus rechnerischen Ansätzen (z. B. Finite-Ele- Tragfähigkeit erweist sich der Quotient aus der
ment-Methode) sowie aus experimentellen Un- Laststeigerung nach Beginn des Fließens Fpl und
tersuchungen sind für verschiedene Kerbfälle der der Belastungsgrenze bei Fließbeginn FF der
Konstruktionspraxis die Formzahlen ˛k bekannt. auch als Stützzahl pl bezeichnet wird: pl D
Fpl
In Tab. 29.19 sind einige für abgesetzte Flach-
FF > 1.
und Rundstäbe angegeben. Weitere finden sich in Für spröde Stoffzustände gelten diese Über-
[16]. legungen keineswegs. In diesem Fall ergibt sich
Würde unter Verwendung eines duktilen keine Fließ-, sondern eine Bruchbedingung zu
Werkstoffs bei zügiger Beanspruchung ein Kerb- Rmk D 1n D 1max =˛k . Als geeignetes Kriteri-
stab nur bis zur Randfließgrenze Re =˛K belastet, um zur Beurteilung des zähen oder spröden Bau-
so ergäbe sich eine nur unvollständige Werk- teilverhaltens unter Kerbspannungszuständen er-
stoffausnutzung. Die Belastung kann beträchtlich weist sich die bezogene Kerbzugfestigkeit k D
über den Fließbeginn im Kerbgrund gesteigert Rmk =Rm als Funktion von ˛k . Duktile Werkstof-
fe zeigen mit größer werdender Formzahl be-
zogene Kerbzugfestigkeitswerte k > 1 während
spröde Stoffzustände bezogene Kerbzugfestig-
keitswerte k < 1 ergeben.
Größeneinfluss
Zur Übertragung der an Proben ermittelten Werk-
stoffkennwerte auf Bauteile muss der Größenein-
fluss berücksichtigt werden. Unter der Annahme
elastomechanischer Ähnlichkeit wurde an geo-
metrisch ähnlich gekerbten Probestäben nach-
gewiesen, dass Fließgrenze und Fließkurve von 29
Kerbstäben verschiedener Durchmesser für ge-
ringe plastische Verformungen einen vernach-
lässigbaren geometrischen Größeneinfluss auf-
weisen [39]. Dagegen wurde in Kerbzugversu-
chen im Durchmesserbereich von 6 bis 180 mm
nachgewiesen, dass Kerbproben (˛k D 3;85)
aus C60 unterhalb 80 mm Außendurchmesser
ein Kerbzugfestigkeitsverhältnis k > 1, oberhalb
80 mm Außendurchmesser ein Kerbzugfestig-
keitsverhältnis k < 1 aufweisen. Dies deutet
darauf hin, dass Kerbzugfestigkeitseigenschaften
einen eindeutigen Größeneinfluss zeigen, und so-
mit auch bei quasistatischer Beanspruchung ein
Übergang vom zähen zum spröden Bauteilverhal-
Abb. 29.25 Stützwirkung in Kerbstäben bei teilplasti-
scher Verformung ten bei bestimmten Grenzdurchmessern erfolgen
kann.
496 M. Oechsner et al.
Kerbeinfluss
Unter der Annahme linear-elastischen Werkstoff-
verhaltens im Dauerfestigkeitsbereich kann er-
wartet werden, dass bei Kerbstäben und somit
auch bei gekerbten Bauteilen die Wechselspan-
nungsamplitude im Kerbgrund um den ˛k -fachen
Wert der Nennspannung erhöht wird und somit
die Dauerfestigkeit Dk gekerbter Proben oder
Bauteile auf den elastizitätstheoretischen Kleinst-
wert der Nennspannung Dk D D =˛k abgesenkt
werden kann. In vielen Untersuchungen wurde
nachgewiesen, dass die Verminderung der Dauer-
festigkeit gekerbter Proben gegenüber ungekerb-
ten Proben jedoch kleiner ist. Je nach Kerbschärfe
und Größe des Kerbgrunddurchmessers werden
infolge Stützwirkung erheblich höhere Schwing-
festigkeitswerte erzielt. Dieses Verhalten wird
mit der Kerbwirkungszahl
Größeneinfluss
Um die aus Einstufenversuchen ermittelten
Schwingfestigkeitseigenschaften ungekerbter
und gekerbter Proben auf einstufenbeanspruch-
te Bauteile übertragen zu können, müssen alle
maßgebenden Größeneinflussparameter bekannt
sein, die in folgende Einzelmechanismen un-
terteilt werden können [41]: Technologischer
Größeneinfluss, spannungsmechanischer Grö-
ßeneinfluss, statistischer Größeneinfluss [42]
Abb. 29.26 Stützzahl n für unterschiedliche Werkstoff- sowie oberflächentechnischer Größeneinfluss
gruppen [48] (Abb. 29.27).
29 Werkstoff- und Bauteileigenschaften 497
29.5.3 Festigkeitsnachweis
bei Schwingbeanspruchung
mit variabler Amplitude
(Betriebsfestigkeitsnachweis)
n1 n2 n3 X ni m
sind die Summenhäufigkeit H die Kollektivform Nach der Hypothese tritt Ermüdungsbruch ein,
nach einem bestimmten statistischen Verteilungs- wenn die Schadenssumme S D 1 ist.
gesetz, die Größtwerte der Ober- und Unterspan- Das Belastungskollektiv kann in eine Anzahl
nungen Q o , Q u bzw. die größte Spannungsampli- von Teilfolgen zerlegt werden, deren Schadens-
tude Q a sowie die zugehörige Mittelspannung Q m summe je Stufe und Teilfolge Si D hi =Ni
erforderlich. beträgt, wobei hi die Zahl der Schwingspiele
Für Spannungs-Zeit-Funktionen können – (Teilschädigungen) je Laststufe einer Teilfolge
ausgehend vom stationären Zufallsprozess mit angibt. Die Schadenssumme bei Bruch ergibt sich
Normalverteilung (Abb. 29.29) – die oberhalb mit Z = Anzahl der Teilfolgen zu
der Normalverteilung liegenden Mischkollekti-
ve durch Normalkollektive zu einem bestimmten X ni X hi
SD DZ
Lastbereich angenähert werden. Die Kollektiv- Ni Ni
beiwerte p stellen das Verhältnis von minimaler
und maximaler Amplitude im Kollektiv dar und Wie eine umfassende Auswertung sowie Lebens-
liegen gemäß Abb. 29.29 in den Grenzen 0 dauernachrechnungen von Betriebsfestigkeits-
p 1. Die Lebensdauervorhersage von Bautei- versuchen zeigen, treten systematische Abwei-
len unter zufallsbedingten Last-Zeit-Funktionen chungen von der theoretischen Schadenssumme
kann durch Anwendung rechnerischer Verfah- S = 1 und beachtliche Streuspannen auf. So wird 29
ren sowie durch versuchstechnische Verfahren in zum Beispiel für Berechnungen nach [16] für
Form von Programmversuchen oder Randomver- Stahl eine Schadenssumme S D 0;3 empfohlen.
suchen erfolgen. Zur Schadensakkumulation werden verschie-
dene Modifikationen der Miner-Regel verwen-
Rechnerische Lebensdauerabschätzung det, wobei unterschiedliche Wöhlerlinienverläufe
(Nenn-, Struktur- und nach dem Abknickpunkt angenommen werden.
Kerbspannungskonzept) Die Miner-Regel in ihrer originalen Form unter-
Eine rechnerische Lebensdauerabschätzung kann stellt eine Dauerfestigkeit. Die Miner-Regel in
bei bekanntem Belastungskollektiv und experi- ihrer elementaren Form weist Beanspruchungen
mentell ermittelter Nenn-, Struktur- oder Kerb- unterhalb und oberhalb des Abknickpunktes der
spannungswöhlerlinie im Zeit- und Dauerfes- Wöhlerlinie den gleichen Schädigungswert zu.
tigkeitsgebiet unter Anwendung einer geeigne- Bei der häufig verwendeten Modifikation nach
ten Schadensakkumulationshypothese durchge- Haibach [25] wird die Zeitfestigkeitsgerade mit
führt werden. Die von Palmgren und Miner einem Neigungswert k D .2k 1/ in den Dau-
aufgestellte Hypothese geht von einem linea- erfestigkeitsbereich verlängert, Abb. 29.30.
500 M. Oechsner et al.
Abb. 29.31 Daten- und Berechnungsmodule für eine Lebensdauervorhersage nach dem Örtlichen Konzept [12]
der Amplitude des Kollektivhöchstwertes die er- ben und ist mit einer Risswiderstandskurve des
mittelte Schwingspielzahl zugewiesen wird. Werkstoffs zu vergleichen, Abb. 29.17.
Die Bewertung von Bauteilen mit Fehlern un-
ter statischer Beanspruchung kann mit Hilfe von
29.5.4 Bruchmechanischer Rissantriebs- (Crack Driving Force, CDF) oder
Festigkeitsnachweis unter Versagensbewertungs- (Failure Assessment, FA)
statischer Beanspruchung Diagrammen geführt werden. Das Versagens-
Bewertungsdiagramm FAD, enthält eine durch
Erreicht oder überschreitet der Beanspruchungs- die Parameter Kr und Lr definierte Grenzkurve
parameter (K;J ;ı) im rissbehafteten Bauteil bei Kr D f .Lr /, Abb. 29.32. Sie grenzt den „si- 29
statischer Beanspruchung einen kritischen Wert cheren“ Bereich ein, in dem kein Versagen des
(Werkstoffbruchwiderstand), kommt es zu einer Bauteils mit Riss möglich ist. Kr ist dabei der auf
Rissinitiierung, die beim zähen Werkstoffver- die Risszähigkeit KMat bezogene linear-elastische
halten stabile Risserweiterung und beim sprö- Spannungsintensitätsfaktor KW
den Werkstoffverhalten instabiles Versagen ein-
leitet. Der kritische Wert des Beanspruchungspa- Kr D K=KMat
rameters wird als Risszähigkeit KMat bezeichnet,
und der Plastifizierungsgrad Lr die auf die plasti-
Abschn. 29.3.3.
sche Grenzlast Fe des Bauteils mit Riss bezogene
Bei sprödem Werkstoffverhalten tritt Versa-
Belastung F :
gen ein, wenn gilt KI ; Bauteil D KMat D KIc .
Lr D F=Fe
Der Bruch kann durch Erreichen einer kritischen
Risslänge oder einer kritischen Beanspruchung Für gegebene Geometrie- und Beanspru-
ausgelöst werden. Bei zähem Werkstoffverhalten chungsbedingungen des Bauteils mit Riss so-
in der Hochlage ist der Werkstoffbruchwider- wie für relevante Werkstoffkennwerte werden
stand eine Funktion der Risserweiterung. Der die Koordinaten [Kr Lr ] eines Zustandspunk-
Rissantrieb wird dann durch einen elastisch- tes (wenn die Rissinitiierung als der Grenz-
plastischen Beanspruchungsparameter beschrie- zustand betrachtet wird) bzw. einer Reihe von
502 M. Oechsner et al.
durch plastischen
sicher Kollaps
für die Berechnung von zulässigen Bedingun-
Belastungszunahme
gen, wenn erforderlich, mit geeigneten partiellen
Sicherheitsfaktoren zu modifizieren. Alternativ
0
0 Lr 1 L rmax können partielle Sicherheitsfaktoren auf der Ba-
sis einer zulässigen Versagenswahrscheinlichkeit
Abb. 29.32 Versagensbewertungs-Diagramm (FAD), festgelegt werden.
prinzipiell
Zeitstandbeanspruchung
Zur Auslegung von Bauteilen [4] unter statischer
Beanspruchung, wie sie idealisiert bei konstan-
ten Betriebsbedingungen auftritt, werden gemäß
Abschn. 29.1.3, Abb. 29.6, im Bereich erhöhter
Temperatur zeitunabhängige Festigkeitskennwer-
te und im Bereich hoher Temperatur zeitabhän-
gige Festigkeitskennwerte, z. B. Zeitstandfestig-
keit Ru;t;T oder Zeitdehngrenze Rp©;t;T herange-
zogen. Im Bereich hoher Temperaturen werden Abb. 29.33 Zeitbruchkurven des Stahles 10CrMo910
langzeitige Festigkeitskennwerte benötigt, die bis
zu den längsten Betriebszeiten abgesichert sein warmfester ferritischer Stahlguss (DIN
sollen, z. B. bei Kraftwerken bis zu 200 000 h. EN 10 213),
Wegen der Streuung dieser Festigkeitskennwerte hochwarmfeste austenitische Stähle für Ble-
wird oft von der Streubanduntergrenze ausgegan- che und Schmiedestücke (DIN EN 10 222).
gen. Eine konventionelle Auslegung oder Nach-
rechnung ist dann möglich, wenn von einer idea- Im Unterschied zu den Dimensionierungsan-
lisierten Geometrie und Belastung ausgegangen sätzen bei Raumtemperatur und erhöhter Tem-
werden kann und die errechneten Spannungen peratur sind für die Festigkeitsberechnung von
direkt mit Festigkeitskennwerten verglichen wer- Bauteilen im Bereich hoher Temperatur zeit- und
den können. Bei Bauteilen mit komplexer Gestalt temperaturabhängige Werkstoffkennwerte erfor-
und Belastung kann durch örtliche Spannungs- derlich. Mit Sicherheitsbeiwerten SF gegen un-
konzentrationen eine Kriechbeschleunigung auf- zulässige plastische Verformung und SB gegen
treten, was die Einleitung und das Wachstum Zeitstandbruch ergeben sich zulässige Spannun-
von Rissen begünstigt. Zur Berechnung der Span- gen zul D Rp©;t;T =SF und zul D Ru;t;T =SB
nungsumverteilung in derartigen Bauteilen mit von denen der kleinere Wert heranzuziehen ist.
der inelastischen Finite-Element-Methode sind Der Beiwert SB wird oft größer gewählt als der
Werkstoffmodelle und Kriechgleichungen ver- Beiwert SF . Hinweise sind z. B. für Dampfkes- 29
fügbar. Zeitstandfestigkeitskennwerte werden in sel in TRD301 [46] enthalten. Abb. 29.34 zeigt
der Regel logarithmisch dargestellt (Abb. 29.33). ein Beispiel für eine konventionelle Auslegung
Bei einer Extrapolation ist Vorsicht geboten (DIN mit dem Sicherheitsbeiwert SF D 1;5 gegen
EN ISO 204), zu Extrapolationsverfahren siehe
Abschn. 30.2.11. Regelwerke, die Kennwerte für
Zeitstandfestigkeit und Zeitdehngrenzen enthal-
ten, sind nach Werkstoffgruppen geordnet, z. B.:
unzulässige plastische Verformung und dem Si- nach TRD301 [46] genutzt, die einer Wechsel-
cherheitsbeiwert SB D 2 gegen Bruch. Bei einer beanspruchung durch schwellenden Innendruck
konservativen Auslegung gegen eine Streuband- bzw. durch kombinierte Innendruck- und Tem-
untergrenze wird in der Regel ein Abschlag von peraturänderungen unterliegen. Für Bauteile, die
20 % in Spannungsrichtung gegen eine mittlere im Kriechermüdungsbereich beansprucht wer-
Zeitstandfestigkeit gewählt. den, wird nach TRD508 [49] die Kombination
Im Bereich der Übergangstemperatur der Miner-Regel und der Lebensdaueranteilregel
(Abb. 29.6 in Abschn. 29.1.3) kann zusätzlich herangezogen.
eine Absicherung gegen die Warmstreckgrenze
mit zul D Rp0;2;t;T =SF notwendig sein. Kriech- und
Kriechermüdungsrissbeanspruchung
Zeitlich veränderliche Beanspruchung Neben Rissen, die durch die Betriebsbeanspru-
Neben der statischen Beanspruchung können die chung entstehen können, enthalten Bauteile oft
Bauteile zusätzlich zeitlich veränderlichen Bean- Ungänzen und Werkstofffehler, die durch die
spruchungen unterliegen. Eine Auslegung gegen Herstellung und Verarbeitung eingebracht wor-
zyklische Zeitstandbeanspruchung kann durch den sind. Zur Absicherung der Bauteile muss eine
die modifizierte Lebensdaueranteilregel [47] er- auf die Möglichkeiten der zerstörungsfreien Prü-
folgen, bei der Beanspruchungsintervalle ti bei fung abgestimmte Anfangsfehlergröße innerhalb
quasikonstanter Spannung und Temperatur auf der vorgesehenen Betriebs- oder Inspektions-
die zugehörige Bruchzeit tui bezogen und zu zeit unterhalb einer um einen Sicherheitsfaktor
einer relativen Zeitstandlebensdauer Lt akkumu- verminderten kritischen Fehlergröße für spon-
liert werden. Die Bruchzeit unter veränderlicher tanes Versagen bleiben. Einen wichtigen Bei-
Zeitstandbeanspruchung errechnet sich damit zu trag zur Beurteilung der Fehler liefert hier die
Kriechbruchmechanik, bei der an Proben mit
P P
tui D i ti für i ti =tui D Lt künstlicher Rissstartfront bei Betriebstempera-
tur unter statischer (Kriech-) bzw. schwellender
Beim Erwärmen und Abkühlen von Bauteilen (Kriechermüdungs-)Belastung die Dauer ta zur
kann durch behinderte Wärmedehnungen eine Einleitung eines Kriechrisses und die Kriechriss-
Ermüdungsbeanspruchung auftreten. Eine Aus- geschwindigkeit da=dt gemessen werden. Diese
legung gegen Ermüdungsanriss kann durch die Ergebnisse können im Falle einer sich nur örtlich
Miner-Regel erfolgen, bei der Wechselzahlen Nj vor der Rissspitze bildenden plastischen Zone
unter konstanter Beanspruchungsschwingbreite durch eine linearelastisch errechnete Spannungs-
auf die zugehörige Anrisswechselzahl NAj bezo- intensität KI beschrieben werden. Bei großen
gen und zu einer relative Ermüdungslebensdauer plastischen Dehnungen im weiteren Umfeld der
LA akkumuliert werden. Die Anrisswechselzahl Rissspitze, d. h. im Kriechbereich ist der Para-
errechnet sich zu meter C zutreffender [6]. Zu seiner Bestim-
P P mung sind im allgemeinen Fall Finite-Element
NA D j Nj für j Nj =NAj D LA Berechnungen erforderlich. Beim komplizierten
Vorgang des Kriechrisswachstums können da-
Bei überlagerter Kriechbeanspruchung im Be- bei Streuungen relativ groß sein. Generell legen
reich hoher Temperaturen kann die Miner-Re- sie die Anwendung von Untergrenzen für die
gel additiv mit der modifizierten Lebensdauer- Risseinleitungsdauer sowie Obergrenzen für die
anteilregel kombiniert werden zu einer relativen Risswachstumsgeschwindigkeit bei der kriech-
Kriechermüdungslebensdauer L D Lt C LA . bruchmechanischen Beurteilung von Fehlern in
Die Werte Lt , LA und L können unter 1 liegen Bauteilen nahe. Auf diesem Wege wird beispiels-
[4]. Die Miner-Regel wird beispielsweise für die weise eine Absicherung möglich, dass innerhalb
Nachrechnung von Bauteilen im Dampfkesselbau eines definierten Zeitintervalls kein Wachstum ei-
29 Werkstoff- und Bauteileigenschaften 505
Anhang
a
Die in diesen Spalten angegebenen Kennzeichnungen entsprechen den Empfehlungen der „Internationalen Orga-
nisation for Standardisation“ (ISO) sowie der von der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS)
herausgegebenen Euronorm. Die früheren Kennzeichen wurden in Klammern angegeben.
b
T Ü : Übergangstemperatur
29 Werkstoff- und Bauteileigenschaften 507
Tab. 29.3 Festigkeits- und Schwingfestigkeitswerte in N=mm2 nach [53]. Die Schwingfestigkeitswerte entsprechen
einer Überlebenswahrscheinlichkeit von 97,5 %.
Festigkeitskennwerte in N=mm2 für unlegierte Baustähle nach DIN EN 10 025a
Sorte Sorte nach Werkstoff Nr. Rm,N Re,N b Sch,zd,N W,b,N W,s,N W,t,N
DIN 17 100
S185 St 33 1.0035 310 185 140 138 155 80 90
S235JR St 37-2 1.0037 360 235 160 158 180 95 105
S275JR St 44-2 1.0044 430 275 195 185 215 110 125
S355J0 St 52-3 U 1.0553 510 355 230 215 255 130 150
E295 St 50-2 1.0050 490 295 220 205 245 125 145
E335 St 60-2 1.0060 590 335 265 240 290 155 170
E360 St 70-2 1.0070 690 360 310 270 340 180 200
Tab. 29.4 Festigkeits- und Schwingfestigkeitswerte in N=mm2 nach [53]. Die Schwingfestigkeitswerte entsprechen
einer Überlebenswahrscheinlichkeit von 97,5 %.
Festigkeitskennwerte in N=mm2 für Vergütungsstähle nach DIN EN 10 083a
Sorte nach Sorte nach Werkstoff Rm,N Re,N b W,zd,N Sch,zd,N W,b,N W,s,N W,t,N
DIN EN 10083 DIN 17102 Nr.
Vergüteter Zustand
C40Ec Ck40 1.1186 650 460 295 260 320 170 190
C50Ec Ck50 1.1206 750 520 340 290 365 195 215
C60Ec Ck60 1.1221 850 580 385 320 415 220 245
28Mn6 28Mn6 1.1170 800 590 360 305 390 210 230
38Cr2 38Cr2 1.7003 800 550 360 305 390 210 230
46Cr2 46Cr2 1.7006 900 650 405 335 435 235 260
34Cr4 34Cr4 1.7033 900 700 405 335 435 235 260
25CrMo4 25CrMo4 1.7218 900 700 405 335 435 235 260
42CrMo4 42CrMo4 1.7225 1100 900 495 385 525 285 315
50CrMo4 50CrMo4 1.7228 1100 900 495 385 525 285 315 29
30CrNiMo8 30CrNiMo8 1.6580 1250 1050 565 420 595 325 355
51CrV4 50CrV4 1.8159 1100 900 495 385 525 285 315
Normalgeglühter Zustand
C40Ec Ck40 1.1186 580 320 260 235 285 150 170
C50c Ck50 1.1206 650 355 295 260 320 170 190
C60c Ck60 1.1221 710 380 320 280 350 185 205
28Mn6 28Mn6 1.1170 630 345 285 250 310 165 185
Tab. 29.5 Festigkeits- und Schwingfestigkeitswerte in N=mm2 nach [53]. Die Schwingfestigkeitswerte entsprechen
einer Überlebenswahrscheinlichkeit von 97,5 %.
Festigkeitskennwerte in N=mm2 für Einsatzstähle im blindgehärteten Zustand nach DIN EN 10 084a,b
Sorte Werkstoff Nr. Rm,N Re,N c W,zd,N Sch,zd,N W,b,N W,s,N W,t,N
C10E 1.1121 500 310 200 185 220 115 130
C15E 1.1141 800 545 320 270 345 185 205
17Cr3 1.7016 800 545 320 270 345 185 205
16MnCr5 1.7131 1000 695 400 320 430 230 255
18CrMo4 1.7243 1100 775 440 340 470 255 280
22CrMoS3-5 1.7333 1100 775 440 340 470 255 280
20MoCr3 1.7320 900 620 360 295 385 210 230
16NiCr4 1.5714 1000 695 400 320 430 230 255
17CrNi6-6 1.5918 1200 850 480 365 510 280 305
15NiCr13 1.5752 1000 695 400 320 430 230 255
17NiCrMo6-4 1.6566 1200 850 480 365 510 280 305
18CrNiMo7-6 1.6587 1200 850 480 365 510 280 305
Tab. 29.6 Festigkeits- und Schwingfestigkeitswerte in N=mm2 nach [53]. Die Schwingfestigkeitswerte entsprechen
einer Überlebenswahrscheinlichkeit von 97,5 %.
Festigkeitskennwerte in N=mm2 für Nitrierstähle im vergüteten Zustand nach DIN EN 10 085a
Sorte Werkstoff Nr. Rm,N Re,N b W,zd,N Sch,zd,N W,b,N W,s,N W,t,N
31CrMo12 1.8515 1030 835 465 370 495 270 295
31CrMoV5 1.8519 1100 900 495 385 525 285 315
34CrAlNi7-10 1.8550 900 680 405 335 435 235 260
34CrAlMo5-10 1.8507 800 600 360 305 390 210 230
Tab. 29.7 Festigkeits- und Schwingfestigkeitswerte in N=mm2 nach [53]. Die Schwingfestigkeitswerte entsprechen
einer Überlebenswahrscheinlichkeit von 97,5 %.
Festigkeitskennwerte in N=mm2 für nichtrostenden Stahl nach DIN EN 10 088, Standardgütena
Sorte Sorte, Bezeichnung Werk- Erzeug- Rm,N Re,N W,zd,N Sch,zd,N W,b,N W,s,N W,t,N
nach DIN/SEW stoff Nr. nisform
Ferritische Stähle im geglühten Zustand
X2CrNi12 – 1.4003 P(25) 450 250 180 170 205 105 120
X6CrAl13 X6CrAl13 1.4002 P(25) 400 210 160 155 180 90 110
X6Cr17 X6Cr17 1.4016 P(25) 430 240 170 165 195 100 115
X6CrMo17-1 X6CrMo17-l 1.4113 H(12) 450 260 180 170 205 105 120
Martensitische Stähle im wärmebehandelten Zustand
X20Cr13 X20Cr13 1.4021 QT650 650 450 260 230 290 150 170
X4CrNiMo16-5-1 – 1.4418 QT840 840 660 335 280 410 195 220
Austenitische Stähle im lösungsgeglühten Zustand
X10CrNi18-8 X12CrNi 17 7 1.4310 C(6) 600 250 240 215 270 140 160
X2CrNiN18-10 X2CrNi 18 10 1.4311 P(75) 550 270 220 200 245 125 145
X5CrNi18-10 X5CrNi 18 10 1.4301 P(75) 520 220 230 190 235 120 140
X6CrNiMoTi18-10 X6CrNi 18 10 1.4541 P(75) 500 200 200 185 225 115 135
X6CrNiMoTi17-12-2 X6CrNiMoTi1722 1.4571 P(75) 520 220 210 190 235 120 140
X2CrNiMoN17-13-5 X2CrNiMoN17135 1.4439 P(75) 580 270 230 210 260 135 155
Austenitisch-ferritische Stähle im lösungsgeglühten Zustand
X2CrNiN23-4 – 1.4362 P(75) 630 400 250 225 280 145 165
Tab. 29.8 Festigkeits- und Schwingfestigkeitswerte in N=mm2 nach [53]. Die Schwingfestigkeitswerte entsprechen
einer Überlebenswahrscheinlichkeit von 97,5 %.
Festigkeitskennwerte in N=mm2 für Stahl für größere Schmiedestücke nach SEW 550a,b
Sorte Werkstoff Nr. Rm,N Re,N W,zd,N Sch,zd,N W,b,N W,s,N W,t,N
Vergüteter Zustand
Ck22 1.1151 410 225 165 155 185 95 105
Ck35 1.1181 490 295 195 185 215 115 130
Ck50 1.1206 630 365 250 280 275 145 165 29
Ck60 1.1221 690 390 275 240 300 160 180
28 Mn6 1.1170 590 390 235 215 260 135 155
22 NiMoCr 4 7 1.6755 560 400 225 205 245 130 145
24 CrMo 5 1.7258 640 410 255 230 280 150 165
42 CrMo 4 1.7225 740 510 295 255 320 170 190
50 CrMo 4 1.7228 780 590 310 265 340 180 200
34 CrNiMo 6 1.6582 780 590 310 265 340 180 200
28 NiCrMoV 8 5 1.6932 780 635 265 225 290 155 170
Normalgeglühter Zustand
Ck22 1.1151 410 225 165 155 185 95 105
Ck35 1.1181 490 275 195 180 215 115 130
Ck50 1.1206 620 345 250 220 270 145 160
Ck60 1.1221 680 375 270 220 295 155 175
Tab. 29.9 Festigkeits- und Schwingfestigkeitswerte in N=mm2 nach [53]. Die Schwingfestigkeitswerte entsprechen
einer Überlebenswahrscheinlichkeit von 97,5 %.
Festigkeitskennwerte in N=mm2 für Stahlguss für allgemeine Verwendungszwecke nach DIN 10293a
Sorte Werkstoff Nr. Rm,N Re,N b W,zd,N Sch,zd,N W,b,N W,s,N W,t,N
GE200 (GS-38) 1.0420 380 200 130 125 150 75 90
GE240 (GS-45) 1.0446 450 240 150 130 180 90 105
GE300 (GS-60) 1.0558 520 300 205 160 235 120 140
Tab. 29.10 Festigkeits- und Schwingfestigkeitswerte in N=mm2 nach [53]. Die Schwingfestigkeitswerte entsprechen
einer Überlebenswahrscheinlichkeit von 97,5 %.
Festigkeitskennwerte in N=mm2 für Gusseisen mit Kugelgraphit nach DIN EN 1563 bzw. nach DIN 1693 (Bezeichnung
in Klammern) a
Sorte Werkstoff Nr. Rm,N Rp0,2,N b A5 c W,zd,N Sch,zd,N W,b,N W,s,N W,t,N
EN-GJS-500-7 (GGG-50) EN-JS1050 (0.7050) 500 320 7 170 135 225 110 150
EN-GJS-600-3 (GGG-60) EN-JS1060 (0.7060) 600 370 3 205 160 265 135 180
EN-GJS-700-2 (GGG-70) EN-JS1070 (0.7070) 700 420 2 240 180 305 155 205
EN-GJS-800-2 (GGG-80) EN-JS1080 (0.7080) 800 480 2 270 200 340 175 235
EN-GJS-900-2 EN-JS1090 900 600 2 305 220 380 200 260
Tab. 29.11 Festigkeits- und Schwingfestigkeitswerte in N=mm2 nach [53]. Die Schwingfestigkeitswerte entsprechen
einer Überlebenswahrscheinlichkeit von 97,5 %.
Festigkeitskennwerte in N=mm2 für Gusseisen mit Lamellengraphit (Grauguss) nach DIN EN 1561 bzw. nach DIN
1691 (Bezeichnung in Klammern) a
Sorte Werkstoff Nr. Rm,N Rp0,l,N W,zd,N Sch,zd,N W,b,N W,s,N W,t,N
EN-GJL-100 (GG-10) EN-JL1010 (0.6010) 100 – 30 20 45 25 40
EN-GJL-150 (GG-15) EN-JL1020 (0.6015) 150 100 45 30 70 40 60
EN-GJL-200 (GG-20) EN-JL1030 (0.6020) 200 130 60 40 90 50 75
EN-GJL-250 (GG-25) EN-JL1040 (0.6025) 250 165 75 50 110 65 95
EN-GJL-300 (GG-30) EN-JL1050 (0.6030) 300 195 90 60 130 75 115
EN-GJL-350 (GG-35) EN-JL1060 (0.6035) 350 230 105 70 150 90 130
Tab. 29.12 Festigkeits- und Schwingfestigkeitswerte in N=mm2 nach [53]. Die Schwingfestigkeitswerte entsprechen
einer Überlebenswahrscheinlichkeit von 97,5 %.
Festigkeitskennwerte in N=mm2 für Temperguss nach DIN EN 1562 bzw. nach DIN 1692 (Bezeichnung in Klammern),
nicht entkohlend geglühter Zustanda
Sorte Werkstoff Nr. Rm,N Rp0,1,N b A5 c W,zd,N Sch,zd,N W,b,N W,s,N W,t,N
EN-GJMB-300-6 (–) EN-JM1110 (–) 300 – 6 90 75 130 70 100
EN-GJMB-450-6 (GTS-45-06) EN-JM1140 (0.8145) 450 270 6 135 105 190 100 145
EN-GJMB-500-5 (–) EN-JM1150 (–) 500 300 5 150 115 210 115 160
EN-GJMB-600-3 (–) EN-JM1170 (–) 600 390 3 180 135 250 135 190
EN-GJMB-700-2 (GTS-70-02) EN-JM1190 (0.8170) 700 530 2 210 155 285 160 220
EN-GJMB-800-1 (–) EN-JM1200 (–) 800 600 1 240 170 320 180 250
Tab. 29.14 Bruchmechanische Kennwerte bei statischer Beanspruchung von Baustählen nach [56, 57]
Stahlsorte, Werkstoff Nr. Rm ReL d Lieferz. KV (RT) T 27 J Ti Ji a J Ic b ıi a J D AaB c
[MPa] [MPa] [mm] [J] [°C] [°C] ŒN=mm ŒN=mm [mm] A B
S235J2G3 1.0116 414 262 30 n 160 41 70 145 – 0,24 – –
S355J2G3 1.0570 556 397 30 n 75 38 37 65 119 0,07 171,9 0,45
530 377 30 nw 186 100 43 230 255 0,26 545,9 0,6
S355N 1.0545 520 380 30 n 260 94 58 365 – 0,42 812,8 0,47
534 395 30 nw 321 113 54 352 432 0,38 947,1 0,65
S460N 1.8901 666 491 30 n 175 54 26 185 266 0,18 405,3 0,44
S355M 1.8823 547 415 30 m – 85 50 146 – 0,18 568 0,45
519 414 25 m – 100 85 233 – 0,27 1146 0,59
S460M 1.8827 536 427 30 m 250 36 58 225 421 0,23 867,5 0,56
542 448 80 m – 90 35 349 – 0,36 1492 0,762
S690Q 1.8931 814 741 30 qt 108 60 38 90 118 0,06 150,4 0,21
846 792 15 qt – 55 55 121 – 0,09 641 0,437
S890Q 1.8940 1054 1001* 30 qt 164 94 19 175 210 0,1 489,5 0,48
1046 993* 15 qt – 90 15 – – 0,06 378 0,34
d – Blechdicke
n – normalgeglüht, nw – normalisierend gewalzt, m – thermomechanisch gewalzt, qt – wasservergütet
a
mit Gleichstrompotentialmethode
b
nach ASTM E 813-89
c
wieb , J in N=mm, a in mm
M. Oechsner et al.
29 Werkstoff- und Bauteileigenschaften 513
Tab. 29.15 Bruchmechanische Kennwerte bei statischer Beanspruchung Gusseisen mit Kugelgraphit [58]
Werkstoff Rp0,2 Rm E J iB1 J 0,2 K Ji BLp ıi=B1 ı0;2
[MPa] [MPa] [GPa] [N/mm] [N/mm] ŒMPa m [µm] [µm]
EN-GJS-400-15 264 413 176 21 51 60 37 92
EN-GJS-600-3 400 677 168 – 15a – – 21a
EN-GJS-1000-5 (S) 800 1062 166 8 20 37 6 6
EN-GJS-1000-5 (SA) 820 1132 165 9 22 40 11 11
Werkstoff J – Integral [N/mm] J D A.a C B/C b
ıŒmı D A0 .a C B/C b
A B C A0 B0 C0
EN-GJS-400-15 96 0,01 0,4 174 0,01 0,41
EN-GJS-1000-5 (S) 38 0,02 0,36 37 0,1 0,5
EN-GJS-1000-5 (SA) 35 0,03 0,39 30 0,09 0,58
a
J c - bzw. ı c -Werte
b
mit a Œmm
Tab. 29.17 Empfohlene Rissfortschrittskennwerte für Stähle nach [60] für Überlebenswahrscheinlichkeiten PÜ D 50%
und PÜ D 97;7 % (Werte für RK 0;5 für die Bewertung von Schweißverbindungen empfohlen)
p
K0 ŒMPa m Kth < K < K0 K0 K < .1 RK /KC
PÜ 50 % 97,7 % 50 % 97,7 % 50 % 97,7 %
RK C m C m C m C m
Stahl an Luft
< 0;5 11,48 9,96 2;10 1014 8,16 7;59 1014 8,16 8;32 109 2,88 1;41 108 2,88
0;5 6,20 4,55 2;14 1010 5,1 9;38 1010 5,1 1;22 108 2,88 2;70 108 2,88
Stahl in Meerwasserumgebung, ungeschützt
< 0;5 42,25 31,40 4;05 109 3,42 1;15 108 3,42 1;13 105 1,3 1;72 105 1,3
9 8 5
0;5 34,72 23,65 7;24 10 3,42 2;32 10 3,42 2;62 10 1,11 3;46 105 1,11
Stahl in Meerwasserumgebung, kathodisch geschützt mit 850 mV (Ag/AgCl)
< 0;5 14,61 13,72 2;10 1014 8,16 7;59 1014 8,16 5;22 108 2,67 1;34 107 2,67
10 10 8
0;5 10,21 9,17 2;14 10 5,1 9;38 10 5,1 6;07 10 2,67 2;04 107 2,67
Stahl in Meerwasserumgebung, kathodisch geschützt mit 1100 mV (Ag/AgCl)
< 0;5 18,21 16,25 2;10 1014 8,16 7;59 1014 8,16 6;94 106 1,4 1;16 105 1,4
0;5 16,35 13,12 2;14 1010 5,1 9;38 1010 5,1 6;61 106 1,4 1;28 105 1,4
Tab. 29.18 Bruchmechanische Kennwerte bei statischer und zyklischer Beanspruchung für verschiedene Aluminium-
legierungen, Rissfortschritt nach Forman [61] und Schwellenwerte nach [62]
C1 .K/m1
da
dN
D .1R K /Kc K
Kth D .1 RK /K pth;0 und
Kth;0 D 2;75 p MPa m [BW1]
K in MPa m und da/dN in mm=LZ, Werte in Luft, kein Einfluss von Orientierung und Probendicke, Mittelwerte
Werkstoff T [°C] RK C1 m1 KC
2014-T6 RT 0, 0,1, 0,2, 0,3, 0,4, 0,5 1,00E05 2,87 59,9
2024-T3 RT s. o. 7,13E06 2,70 71,3
50 s. o. 3,71E09 5,36 67,7
2024-T4 RT s. o. 8,57E06 2,60 58,1
50 s. o. 1,94E09 5,10 74,8
2024-T6 RT s. o. 2,00E05 2,62 69,8
2024-T8 RT s. o. 1,33E05 2,65 65,3 29
2124-T851 RT s. o. 7,72E06 2,78 61,4
2219-T851 RT s. o. 4,84E05 2,16 57,5
2618-T6 RT s. o. 8,56E06 2,58 45,6
6061-T6 RT s. o. 2,27E04 1,66 60,1
7010-T73651 RT s. o. 2,06E05 2,46 46,0
7050-T73651 RT s. o. 4,11E06 2,98 55,0
7075-T6 RT s. o. 1,37E05 3,02 63,9
50 s. o. 1,63E06 3,18 47,1
7075-T7351 RT s. o. 6,27E06 2,78 55,8
7175-T736 RT s. o. 2,61E06 2,91 35,0
7178-T651 RT s. o. 3,74E05 2,06 30,7
7178-T7651 RT s. o. 3,16E05 1,87 30,0
7475-T7351 RT s. o. 3,24E05 2,32 78,2
7475-T76 RT s. o. 2,97E06 2,98 82,6
50 s. o. 6,54E05 2,18 79,9
A357-T6 (Guss) RT s. o. 2,19E06 2,94 41,5
516 M. Oechsner et al.
Abb. 29.39 Rissfortschrittsverhalten einiger Bau- und Abb. 29.40 Rissfortschrittsverhalten einiger Einsatz-,
Feinkornbaustähle nach [54] Vergütungs- und Druckbehälterstähle nach [54, 63]
z b z b z b t z b t
A 0,10 0,08 0,55 0,40 0,10 0,12 0,40 0,44 0,40 0,40
B 0,7 2,2 1,1 3,8 1,6 4,0 15,0 2,0 6,0 25,0
C 0,13 0,20 0,20 0,20 0,11 0,10 0,10 0,30 0,80 0,20
k 1,00 0,66 0,80 0,66 0,55 0,45 0,35 0,60 0,40 0,45
l 2,00 2,25 2,20 2,25 2,50 2,66 2,75 2,20 2,75 2,25
m 1,25 1,33 1,33 1,33 1,50 1,20 1,50 1,60 1,50 2,00
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29
Werkstoffprüfung
30
Matthias Oechsner, Christina Berger und Karl-Heinz Kloos
Die Werkstoffprüfung dient der Ermittlung von Luftfahrt, Reaktortechnik) erfolgen auch nach
Eigenschaften und Kennwerten unter mechani- der Inbetriebnahme regelmäßige Prüfungen im
schen, thermischen oder chemischen Beanspru- Rahmen von Inspektionen oder kontinuierliche
chungsbedingungen an Proben und Bauteilen. Ihr Prüfungen im Betrieb durch Sensorüberwachung
Anwendungsbereich umfasst die Werkstoff- und an potentiellen Versagensorten.
Verfahrensentwicklung, die Bereitstellung von Bei den zerstörenden Prüfverfahren wird zwi-
Kennwerten für Berechnung und Konstruktion, schen mechanischen, technologischen und che-
die Fertigung von der Eingangsprüfung bis zur mischen Prüfverfahren unterschieden. Mit ihnen
Abnahmeprüfung, das fertige Produkt während werden charakteristische Beanspruchungen nach-
seiner Lebensdauer sowie die Aufklärung von geahmt, wobei die am Bauteil im Betrieb auf-
Schadensfällen. tretenden Beanspruchungsbedingungen vielfach
idealisiert werden.
30.1 Grundlagen
30.1.1 Probenentnahme
Die Prüfverfahren werden in zerstörungsfreie und
zerstörende Prüfverfahren unterteilt. Die zerstö-
Aufgrund von Erstarrung und Verformung kön-
rungsfreien Prüfverfahren werden vornehmlich
nen Stähle eine ausgeprägte Anisotropie in den
im Rahmen der Qualitätssicherung in der Produk-
Eigenschaften besitzen, so dass die Lage der
tion als Eingangs-, Fertigungs- und Abnahmeprü-
Proben im Bauteil in Längs-, Quer- und Dicken-
fung angewendet. Je nach Sicherheitsanforderun-
richtung anzugeben ist. In Großbauteilen kön-
gen erfolgt die Prüfung als Stichprobenprüfung
nen durch die Erstarrungsbedingungen größere
oder als 100 %-Prüfung. Bei Bauteilen mit ho-
Unterschiede zwischen den Kern- und Randfes-
hen sicherheitstechnischen Anforderungen (z. B.
tigkeits- und Zähigkeitseigenschaften auftreten.
Abb. 30.1 zeigt dies am Beispiel einer Welle.
M. Oechsner () Bei hohen Drehzahlen treten die höchsten Be-
Technische Universität Darmstadt anspruchungen im Bereich der Wellenmitte auf,
Darmstadt, Deutschland
wo auch die ungünstigsten Werkstoffeigenschaf-
E-Mail: [email protected]
ten zu erwarten sind. (Ursache dafür können die
C. Berger
infolge der chemischen Zusammensetzung be-
Technische Universität Darmstadt
Darmstadt, Deutschland dingte mangelnde Durchvergütbarkeit und/oder
E-Mail: [email protected] Wärmebehandlung aber auch Lunker und Seige-
K.-H. Kloos rungen sein.) Durch Versuchsbauteile bzw. ver-
Darmstadt, Deutschland gleichende Untersuchungen ist sicherzustellen,
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 521
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_30
522 M. Oechsner et al.
dass die in den hochbeanspruchten Bereichen ge- ner Probe unterschritten wird. Die in [1] bzw.
forderten Werkstoffeigenschaften, d. h. insbeson- im Tab. 29.3 angegebenen Werte gelten für eine
dere Festigkeit und Zähigkeit, erreicht werden. Überlebenswahrscheinlichkeit von 97,5 %.
Besondere Anforderungen an die Probenent-
nahme sind bei der Gütesicherung gegossener Auswertungsverfahren für
Bauteile zu stellen. Die mechanischen Eigen- Schwingfestigkeitskennwerte
schaften angegossener Proben können nur dann Infolge der großen Zahl von Schwingfestig-
mit den Werkstoffeigenschaften des Gussteiles keits-Einflussfaktoren sollten alle maßgeblichen
übereinstimmen, wenn die Abkühlbedingungen Dauerfestigkeitskennwerte mit der Angabe einer
in beiden Fällen gleich sind. Dies gilt insbe- bestimmten Überlebens- oder Bruchwahrschein-
sondere für Eisengraphit-Werkstoffe, deren me- lichkeit gekoppelt werden, wozu eine größere
chanische Eigenschaften in starkem Maße von Probenzahl erforderlich ist.
Graphitform und -verteilung abhängen. Bei nur wenigen Proben pro Lasthorizont
und geringer Probenzahl pro Wöhlerkurve ist
eine Verbesserung des Auswerteverfahrens da-
30.1.2 Versuchsauswertung durch möglich, dass aufgrund des beobachteten
Verteilungsbilds der Versuchswerte zutreffende
Bei der Bestimmung von Werkstoffeigenschaften Verteilungsgesetze mit genügender Genauigkeit
ist neben dem Kennwert auch der Streubereich formuliert werden können. Die bekanntesten Ver-
von Bedeutung, der durch Unterschiede in der teilungsgesetze sind die Normalverteilung nach
chemischen Zusammensetzung der Proben sowie Gauß, die Extremverteilung nach Gumbel (die
durch fertigungs- und prüftechnische Einflüsse Weibull-Verteilung stellt hierin einen Sonderfall
p
bedingt ist. Bei der Festlegung von Sicherheits- dar) sowie die arcsin p-Transformation. Unter
zahlen für die Festigkeitsberechnung ist es häu- der Voraussetzung einer Normalverteilung wer-
fig erforderlich, Werkstoffkennwerte einzusetzen, den derzeit zwei Auswerteverfahren zur Bestim-
die nach statistischen Grundsätzen bestimmt wur- mung der Dauerfestigkeit bzw. der Schwingfes-
den. tigkeit bei einer vorgegebenen Grenzschwing-
spielzahl angewandt [2].
Auswertungsverfahren für statische
Werkstoffkennwerte Treppenstufenverfahren. Hier wird eine grö-
Die Mehrzahl der statischen Werkstoffkennwerte ßere Probenzahl (15 bis 20) nacheinander auf
wird durch Mittelwertbildung (50 % Überlebens- mehreren Laststufen geprüft, wobei die Bean-
wahrscheinlichkeit) bestimmt. Zusätzlich kann spruchungshöhe davon abhängt, ob die vorher
ein Minimalwert angegeben werden, der von kei- untersuchte Probe zu Bruch ging oder die Grenz-
30 Werkstoffprüfung 523
30.2.3 Biegeversuch
Kennwerte
0;102 2F 0;102 2F
Abb. 30.4 Spannungs-Dehnungs-Schaubild eines sprö- HBW D D p
den und duktilen Stahls im Biegeversuch A D.D .D 2 d 2 //
Unsere Standorte:
Bochum / Brackenheim /
Chemnitz / Weimar www.haerterei.com
.
30 Werkstoffprüfung 529
Das Kurzzeichen der Vickershärte setzt sich Normen (Auswahl): DIN EN ISO 6506: Metal-
zusammen aus dem Härtewert HV, dem mit lische Werkstoffe, Härteprüfung nach Brinell. –
0,102 multiplizierten Zahlenwert der Prüfkraft F DIN EN ISO 6507: Metallische Werkstoffe, Här-
in N und der Einwirkzeit der Prüfkraft, z. B. 640 teprüfung nach Vickers. – DIN EN ISO 6508: Me-
HV 30/10. tallische Werkstoffe, Härteprüfung nach Rock-
Die Anwendung von Prüflasten zwischen 2 well.
und 50 N (Kleinlastbereich) ermöglicht die Här-
temessung an dünnen Schichten. Durch Prüflas-
ten unter 2 N ist die Härtemessung an einzel- 30.2.5 Kerbschlagbiegeversuch
nen Gefügebestandteilen möglich (Mikrohärte-
prüfung). Zweck. Er dient zur Beurteilung der Zähig-
keitseigenschaften metallischer Werkstoffe unter
Härteprüfung nach Rockwell. Bei diesem Ver- besonderen Prüfbedingungen. Durch hohe Be-
fahren wird der Eindringkörper (Diamantkegel anspruchungsgeschwindigkeit und mehrachsige
oder Stahlkugel) in zwei Laststufen in die Probe Zugspannungszustände kann der Übergang vom
gedrückt und die bleibende Eindringtiefe h ge- Zähbruch zum Sprödbruch bei bestimmten Tem-
messen. Die Rockwellhärte ergibt sich aus der peraturen ermittelt werden, wobei die Höhe der
Differenz zwischen einem Festwert N und der Kerbschlagarbeit und die Lage der Übergangs-
Eindringtiefe h, bezogen auf eine Härteeinheit S. temperatur als Vergleichsmaß für die Werkstoff-
Sie ergibt sich aus: Rockwellhärte = N h=S. zähigkeit gelten.
Die Werte für N (100 oder 130) und S (0,001 Durch den instrumentierten Kerbschlagbiege-
oder 0,002) sind für verschiedene Rockwell-Prüf- versuch, bei dem ein zur Schlagkraftmessung mit
verfahren festgelegt. Die Verfahren unterscheiden Dehnungsmessstreifen versehenes Pendelschlag-
sich in der Art des Eindringkörpers, der Prüfkraft werk benutzt wird, kann der Aussagegehalt der
und in ihrem Anwendungsbereich. Die beiden Prüfung erhöht werden. Während des Schlagvor-
wichtigsten sind das Rockwell-B-Verfahren (Ein- ganges wird die Kraft an der Schlagfinne über
dringkörper Stahlkugel; HRB D 130 h=0;002) der Zeit oder über den Pendelweg aufgezeich-
und das Rockwell-C-Verfahren (Eindringkörper net. Dadurch kann nicht nur die für die Riss-
Diamantkegel; HRC D 100 h=0;002). bildung nötige Energie bestimmt, sondern auch
weitere Bruchkriterien (Bruchkraft, Bruchverfor-
Beispiel mung, Brucharbeit, Rissstoppverhalten) ermittelt
werden. Messungen bei verschiedenen Proben-
60 HRC = Rockwellhärte 60, gemessen temperaturen lassen sich einfach durchführen.
in der Skala C (Diamantkegel, 1,471 kN
Prüfgesamtkraft, Anwendungsbereich 20 bis Probengeometrie. Die Kennwerte werden über- 30
70 HRC). J wiegend an Proben mit quadratischem Prüfquer-
schnitt (10 × 10 × 55 mm3 ) ermittelt, die auf der
Eine direkte Umrechnungsmöglichkeit der Zugseite Kerben mit definierter U- oder V-Geo-
Rockwellhärte in Vickershärte oder Brinellhär- metrie aufweisen. Das Ähnlichkeitsprinzip gilt
te besteht nicht. Durch Härtevergleichstabellen nicht; daher ist bei allen Kerbschlagversuchen die
können die einzelnen Härtewerte nach allen drei Angabe der Probengeometrie unbedingt erforder-
Prüfverfahren angegeben werden. lich.
Form und Länge erzeugt. Die hierfür erforderli- durch die werkstoffphysikalisch wahren Riss-
chen Prüfkräfte sind festgelegt, um an der Riss- initiierungswerte ıi und Ji charakterisiert. Sie
spitze nur geringe plastische Wechselverformun- werden aus der sich an der Rissspitze bildenden
gen auszulösen (Kmax 0;6 KQ ). Die Risslänge Stretchzonenbreite auf der Bruchfläche raster-
kann z. B. aus Nachgiebigkeits- oder Potenzial- elektronenmikroskopisch bestimmt. Der Beginn
messungen bestimmt werden. stabiler Risserweiterung, d. h. Rissvergrößerung,
Es werden Kraft-Rissaufweitungs-Kurven bei wird durch die technischen Rissinitierungswerte
kontinuierlicher Belastung ermittelt, Abb. 30.6, ı0;2 ; J0;2 ; ı0;2BL oder J0;2BL beschrieben. Sowohl
aus denen die Kennwerte bestimmt werden. bei der Mehr- als auch der Einprobenmethode
Für die Ermittlung der Bruchzähigkeit KIc bei können die Werte für J bzw. ı für eine bestimmte
sprödem Werkstoffverhalten wird die Gültigkeit Risserweiterung ˛ ermittelt werden. Mit diesen
der linear elastischen Bruchmechanik (LEBM) Wertepaaren J – ˛ bzw. ı – ˛ werden Riss-
gefordert. Die Bedingung des Kleinbereichsflie- widerstandskurven konstruiert, Abb. 29.17. In
ßens ist nur erfüllt, wenn bestimmte Abmessun- die Auswertung der JR - bzw. ıR -Kurven werden
gen für die Probendicke B und die Anfangsriss- nur Punkte einbezogen, die in einem bestimmten
länge a eingehalten werden: (KIc -Bruchzähig- Gültigkeitsbereich liegen.
keit in N=mm3=2 und Rp0;2 in N=mm2 )
Zyklische Belastung. Schwellenwert- und Riss-
2
KIc fortschrittsmessungen sind Gegenstand zykli-
B; a 2;5
Rp0;2 scher bruchmechanischer Prüfungen.
Die Rissausbreitungskurve, Abb. 29.19, wird
Eine Abschätzung der Bruchzähigkeit vor dem bei konstanter Belastung (Mittellast und Ampli-
Versuch ist daher zur Ermittlung der Probengröße tude) ermittelt, wobei die Risslänge a und die da-
notwendig. zugehörige Schwingspielzahl N gemessen wer-
Bei zähem Werkstoffverhalten sind Riss- den. Unter Verwendung der Sekanten- oder Poly-
initiierung und stabile Risserweiterung vonein- nommethode wird daraus die Rissfortschrittsrate
ander abzugrenzen. Ein- oder Mehrprobenver- da=dN berechnet. Die Ermittlung des Schwel-
fahren sind möglich. Bei der Einprobenmetho- lenwertes Kt h erfolgt durch stufenweises oder
de wird eine einzige Versuchsprobe verwendet. kontinuierliches Absenken der zyklischen Belas-
Die Rissverlängerung kann bei zunehmender Be- tung bei konstantem Lastverhältnis R bis zu einer
lastung mit der elektrischen Potenzialmethode Rissfortschrittsrate
gemessen werden. Eine andere Möglichkeit ist
das Teilentlastungsverfahren, bei dem während da=dN 107 mm=LS
des Versuchs die Probe wiederholt teilentlastet
(max. 0;1–0;2 F ) und danach wieder belastet Dieser Wert kennzeichnet die Nichtausbrei-
30
wird. Während des Ent- und Belastens wird aus tungsfähigkeit von Rissen.
der Steigung der Ent- bzw. Belastungsgeraden
die Nachgiebigkeit (Compliance) der Probe und Sonderprüfverfahren. Mit Bruchmechanik-
darüber die Risslänge bestimmt. Beim Mehrpro- Proben können KISCC -Werte für rissbehaftete
benverfahren werden mehrere Proben mit nahe- Proben in Spannungsrisskorrosion auslösen-
zu identischer Anfangsrisslänge unterschiedlich den Medien ermittelt werden, bei denen unter
hoch belastet. Dabei kommt es zu verschiede- dem Einfluss eines Elektrolyten stabiles Riss-
nen Risserweiterungen. Der Betrag der stabilen wachstum einsetzt [3]. Die Ermittlung des
Risserweiterung ˛ kann nach Markieren der Kriechrisswachstumsverhaltens erfolgt i. Allg.
Rissfront und anschließendem Aufbrechen der ebenfalls mit diesen Bruchmechanikproben bei
Probe auf der Bruchfläche ausgemessen werden. hohen Temperaturen. Die Rissverlängerung wird
Die Rissinitiierung, d. h. der Übergang von ei- über Potenzialverfahren oder Kerbaufweitungs-
nem ruhenden zu einem wachsenden Riss, wird messung ermittelt.
532 M. Oechsner et al.
Erwärmung der Proben ist unbedingt zu ver- Elektronenmikroskopie. Je nach Art der zur
meiden. Zur besseren Handhabung und zur Bilderzeugung genutzten Wechselwirkung
automatischen Präparation werden die Schliff- zwischen Elektronenstrahlen und Untersu-
proben in Einbettmassen eingebettet. Durch chungsobjekt wird unterschieden zwischen
Schleifen und anschließendes Polieren wird Transmissions-, Rückstreu- und Sekundär-Elek-
eine spiegelblanke Metalloberfläche erzeugt. tronenmikroskopie. Während bei den beiden erst-
Zur Entwicklung des Mikrogefüges kommen genannten Verfahren die Elektronenstrahlung von
unterschiedliche Ätzverfahren (chemisch, elek- außen auf das Objekt einfällt, wird bei der Sekun-
trolytisch, Aufdampfen) zum Einsatz. där-Elektronenmikroskopie die Strahlung im Ob-
jekt selbst gebildet. Die untere Grenze des Auf-
Transmissions-Elektronenmikroskopie. Neben lösungsvermögens liegt im Nanometerbereich.
durchstrahlbaren Folien, die man auch aus Hauptanwendungsgebiete der Transmissi-
Metallen nach verschiedenen Methoden her- ons-Elektronenmikroskopie sind der Nachweis
stellen kann, werden Oberflächenabdrücke von Versetzungsstrukturen, submikroskopischen
untersucht, die man mit Lackabdruckverfahren, Ausscheidungen sowie von Phasengrenzen.
Aufdampfschichtverfahren, Oxidverfahren sowie Durch Anwendung der Ausziehabdruckverfah-
Ausziehabdruckverfahren (Extraktionsabdruck- ren können Einschlüsse freigelegt werden, die
verfahren) gewinnt. durch Elektronenbeugung in ihren Kristallstruk-
Ähnliche Verfahren werden als Replica-Tech- turen identifiziert werden können.
niken bei der sog. ambulanten Metallographie
eingesetzt, wenn aus dem zu untersuchenden Rasterelektronenmikroskopie (REM). Beim
Bauteil aus betrieblichen Gründen keine Proben rasterförmigen Abtasten von Oberflächen mit
entnommen werden können. feingebündelten Elektronenstrahlen werden
Rückstreu- und Sekundärelektronen erzeugt, die
Untersuchungsverfahren zu einem Szintillationszähler abgesaugt werden.
Die rastersynchron eingelesenen Signale wer-
Makrogefüge. Nachweis von Rissen, Poren, den zur Helligkeitsmodulation des Bildes benutzt
Dopplungen zur Qualitätsprüfung von Schweiß- und ergeben ein topographisches Bild der Ober-
nähten und kaltumgeformten Produkten, sowie fläche. Wegen der großen Tiefenschärfe eignet
Anwendung der Makro-Fraktographie zur Be- sich das Rasterelektronenmikroskop besonders
stimmung verschiedener Bruchtypen. zur Untersuchung der Morphologie technischer
Das Mikrogefüge wird in der Regel durch Oberflächen und deren Veränderung durch Kor-
chemisches Ätzen entwickelt, wobei entweder rosions- oder Verschleißvorgänge sowie zur frak-
die Korngrenzen (Korngrenzenätzung) oder die tographischen Analyse von Bruchflächen (Be-
einzelnen Kristallite (Kornflächenätzung) sicht- stimmung z. B. von Waben- und Spaltbruchantei-
bar gemacht werden. Die Mikrogefügeuntersu- len oder Schwingstreifen). Es können Auflösun-
chung erfolgt mit dem Auflichtmikroskop (Ver- gen bis 1,5 nm erzielt werden. Vielfach wird das
größerung bis zu 1000fach), ergibt Hinweise auf Rasterelektronenmikroskop durch ein energiedi-
Zusammensetzung, Herstellungsart (Gussgefüge, spersives Röntgenspektrometer zur Mikroanalyse
Knetgefüge) sowie Wärme- und Oberflächenbe- ergänzt (siehe Abschn. 30.2.7).
handlung und erlaubt die Bestimmung örtlicher
Umformgrade in kaltumgeformten Halbzeugen
und Bauteilen. Quantitative Untersuchungen er- Sonderprüfverfahren
möglichen die Klassifizierung von Korngrößen,
nichtmetallischen Einschlüssen und Verunreini- Thermoanalyse. Durch Unstetigkeiten im Tem-
gungen sowie die Bestimmung von Phasenantei- peratur-Zeitverlauf beim Erhitzen oder Abkühlen
len. von Metallproben können Schmelz- und Erstar-
30 Werkstoffprüfung 535
rungsvorgänge sowie Umwandlungen im festen von Einzelteilen und erlaubt damit eine höhere
Zustand (Umgitterung) nachgewiesen werden. Aussagesicherheit als eine Stichprobenprüfung.
Tab. 30.1 Anhaltswerte der Risserkennbarkeit der ZfP, Bemerkungen und Anwendungsgrenzen
Prüfverfahren Rissbreite Risslänge 2c Risstiefe a, 2a Bemerkung Anwendungsgrenzen
[mm] [mm] [mm]
Sichtprüfung 0,1 2 – bei sauberer Oberfläche komplizierte Geometrie,
und optischen Hilfsmit- mangelnder Kontrast
teln
Farbeindring- 0,01 1 0,5 werkstoffunabhängiger poröse Werkstoffe, ver-
prüfung Einsatz stopfte Risse, Öffnungen
zur Oberfläche notwen-
dig, raue Oberfläche
magnetische 0,001 1 0,1 bei feinen Rissen an der nur Ferromagnetika,
Rissprüfung Oberfläche und dicht abhängig von Magne-
darunter tisierung, Rautiefe,
Beleuchtung
Wirbelstrom- 0,01 1 0,1 hohe Prüfgeschwindig- nur elektrische Leiter,
prüfung keiten realisierbar begrenzte Eindringtiefe,
lokale Anwendung
Potentialsonden- 0,01 2 0,2 Risstiefenmessung, ohne nur elektrische Leiter,
prüfung Einfluss der Rissbreite, kein elektrischer Kontakt
gemittelte Rissgrößen der Rissflanken
Ultraschall- 0,001 1 1 für Innen- und Ober- Ergebnis abhängig von
prüfung flächenfehler, beliebige akustischen Werk-
Bauteildicke stoffeigenschaften,
komplizierte Bauteil-
und Fehlergeometrie
Röntgen- und 0,1 1 2 % der Wand- für Innen- und begrenzte Bauteildicke,
Gammastrahlen- dicke Oberflächenfehler, be- Strahlenschutz beachten
prüfung rührungslose Prüfung
Kohlenstoff bei C = 4,3 % erreicht. Das hier bei Austenit bei Unterschreiten der Umwandlungs-
der Erstarrung entstehende Gefüge ist ein Eu- temperatur im Punkt S (723 °C) in das Eutek-
tektikum, das mit Ledeburit bezeichnet wird. Im toid Perlit um, das aus einem feinen Gemenge
übereutektischen Bereich (C > 4,3 %) scheiden aus Ferrit (˛-Mischkristalle) und Zementit be-
sich aus der Schmelze reine Eisenkarbidkristalle steht.
Fe3 C (Primärzementit), im untereutektischen Be- Bei C > 0,8 % (übereutektoide Stähle) schei-
reich (C < 4,3 %) als feste Lösung -Mischkristalle det sich entlang der Linie SE Sekundärzementit
(Austenit: kubisch flächenzentrierte Eisenkristal- aus, bei C < 0,8 % (untereutektoide Stähle) längs
le mit hohem Lösungsvermögen für Kohlenstoff) der Linie GOS Ferrit. Das Lösungsvermögen
aus. Ledeburit besteht aus einem geordneten Ge- des Ferrits für Kohlenstoff ist sehr beschränkt
menge aus beiden Phasen. (0,02 % bei 723 °C, rd. 105 % bei Raumtempe-
Im Zustandsfeld IESG liegt ein Gefüge vor, ratur), wie der schmale Bereich GPQ erkennen
das ausschließlich aus Austenit besteht. Bei ei- lässt. Die Linie GOSE wird als obere Umwand-
nem C-Gehalt von rd. 0,8 % wandelt sich der lungslinie bezeichnet, die auf ihr ablesbaren Um-
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 541
Kernzonenumschmelzverfahren. Für die Her- Spritzgießen geformt. Das Sintern der Formtei-
stellung möglichst fehlerfreier Rohlinge für gro- le erfolgt dicht unterhalb der Schmelztemperatur
ße Schmiedestücke wird die Kernzone eines im (Festphasensintern) oder bei der Schmelztem-
Blockguss erzeugten Blocks durch Lochen ent- peratur der niedrigstschmelzenden Komponente
fernt und der hohle Block nach dem ESU-Verfah- (Flüssigphasensintern) und bewirkt ein Zusam-
ren umgeschmolzen. menwachsen der Pulverteilchen im Sinne einer
Reduktion der freien Oberfläche. Falls erforder-
Vergießen des Stahls lich, können die Teile anschließend nochmals
Das Vergießen kann auf zwei verschiedene Wege gepresst und gesintert werden (Zweifachsintern)
erfolgen (Urformtechnik): oder in Form geschmiedet werden (Kalibrie-
ren, Pulverschmieden). Eine besonders aufwän-
1. Vergießen zu Vorformen (Blockguss oder dige Nachbehandlung stellt das Heiß-Isostatische
Strangguss). Bereits 1987 wurden bei der Pressen (HIP, „hippen“) dar, bei dem die Tei-
Stahlerzeugung rd. 89 % des Stahls als le in eine dicht anliegende, gasdichte Kapsel
Strangguss hergestellt. Blockgießen wird im eingeschlossen und unter äußerem isostatischem
Wesentlichen nur noch zur Herstellung großer Gasdruck zur weitgehenden Beseitigung der Mi-
Schmiedestücke angewandt. kroporosität nachgesintert werden. Die Anwen-
2. Vergießen zu fertigen Formstücken. dung der Pulvermetallurgie bietet Vorteile bei der
bereits ein großer Anteil der Enthalpie entzo- mechanischen oder thermochemischen Behand-
gen wird, besteht dann aus einem Gemisch aus lungen ausgesetzt. Für zahlreiche Stähle ist das
flüssigen, teilerstarrten und erstarrten Tröpfchen temperaturabhängige Auftreten von ˛- und -
mit mittleren Durchmessern kleiner 100 µm, der Mischkristallen (Ferrit und Austenit) (Abb. 31.1)
auf einen bewegten Träger (Substrat) trifft. Dort mit einem unterschiedlichen Lösungsvermögen
bildet sich eine dünne teilflüssige Schicht (Kom- für Kohlenstoff die Grundlage für ihre in weiten
paktierschicht), die dem Sprühkegel entgegen Grenzen veränderbaren Eigenschaften.
wächst und dabei in Richtung der aufwachsen- Die Kinetik der Umwandlung des Auste-
den Form erstarrt. Durch diese Kombination von nits in andere Phasen geht aus dem isothermen
Zerstäubung und Kompaktierung entfallen die bei Zeit-Temperatur-Umwandlungsschaubild (ZTU-
der Pulvermetallurgie oft aufwändigen Schritte Schaubild) hervor. Abb. 31.2 zeigt am Beispiel
der Pulveraufbereitung und Grünkörperformung des Stahls C45E Beginn und Ende der Um-
bzw. Kapselung und die dabei vorhandene Ge- wandlung nach rascher Abkühlung des Austenits
fahr der Kontaminierung mit Sauerstoff oder auf eine bestimmte Temperatur bei anschließen-
Fremdstoffen wird massiv reduziert. Diesem Vor- dem isothermem Halten. Oberhalb der MS -Linie
teil einer in einem Schritt von der Schmelze setzt die Umwandlung mit einer zeitlichen Ver-
zur seigerungsfreien Urform verlaufenden Pro- zögerung ein, die ein Minimum bei rd. 550 °C
zesskette steht ein sehr enges Prozessfenster aufweist. Letzteres beruht darauf, dass mit zuneh-
(Gas/Schmelze-Verhältnis, Trägerbewegung) bei mender Unterkühlung des Austenits einerseits
der Kompaktierung gegenüber, das einzuhalten dessen Umwandlungsbestreben wächst, anderer-
ist, um ein feines Erstarrungsgefüge bei hoher seits die Abnahme der Diffusionsgeschwindig-
Dichte zu erreichen. keit die Platzwechselvorgänge der Atome bei der
Es werden meist hochlegierte Stähle und stark Neubildung des Kristallgitters behindert. Wäh-
zu Seigerungen neigende Aluminium- und Kup- rend bei Temperaturen oberhalb dieser „Nase“
ferlegierungen sprühkompaktiert, die anschlie- die Ferrit-Perlit-Umwandlung erfolgt, erhält man
ßend zu Halbzeug geschmiedet, stranggepresst im Bereich unterhalb der Nase das Gefüge Bainit,
oder warmgewalzt werden. Durch geeignete Trä- das aus nadeligen Ferritkristallen mit eingelager-
ger und deren definierte Bewegungen können ten Karbiden besteht. Bei rascher Unterkühlung
neben zylindrischen Blöcken Ringe, Rohre und auf Temperaturen unterhalb der MS-Linie erfolgt
Bleche sprühkompaktiert werden. Es ist wei- ohne zeitliche Verzögerung ein diffusionsloses
terhin möglich, durch das Sprühen in kerami- Umklappen des Austenit-Gitters in das Gitter
sche Substrate (komplexe Formennegative) bspw. des Martensits, wobei der Anteil des gebilde-
Spritzgusswerkzeuge aus Stahl (Rapid Tooling), ten Martensits mit abnehmender Haltetemperatur
direkt zu erzeugen. Ferner lassen sich Partikel in
den Sprühkegel einblasen, die zusammen mit den
Tröpfchen fein dispergiert zu Metall-Matrix-Ver-
bundwerkstoffen kompaktieren. 31
31.1.3 Wärmebehandlung
ansteigt. Der Verlauf der Umwandlungslinie im der Legierungselemente vermindert. Daher sind
ZTU-Schaubild wird durch die Höhe der Auste- bei legierten Stählen größere Querschnitte durch-
nitisiertemperatur und die chemische Zusammen- härtbar oder mildere Abschreckmittel verwend-
setzung des Stahls bestimmt. bar, z. B. Luft statt Öl oder Öl statt Wasser. Ho-
he Temperaturunterschiede zwischen Kern und
Härten Rand eines Werkstücks führen zu hohen Wärme-
Die Martensitbildung bewirkt eine erhebliche eigenspannungen, die zusammen mit den Um-
Härtesteigerung des Stahls. Daher bezeichnet wandlungseigenspannungen aufgrund der Volu-
man die Wärmebehandlung, die in mehr oder we- menvergrößerung bei der Martensitbildung Ver-
niger großen Bereichen des Querschnitts eines zug und Härterisse bewirken können. Die Gefahr
Werkstücks nach Austenitisieren und Abkühlen von Verzug und Härterissen beim Abschrecken
zur Martensitbildung führt, mit Härten und die kann z. B. durch Warmbadhärten vermindert wer-
Temperatur, von der das Werkstück abgekühlt den, wobei zunächst ein Temperaturausgleich
wird, als Härtetemperatur. Die Härtetemperatur im Werkstück bei Temperaturen knapp oberhalb
liegt für untereutektoide Stähle oberhalb der Li- der MS -Temperatur herbeigeführt wird, bevor die
nie GOS des Fe-C-Schaubilds im Gebiet reiner - Martensitbildung bei Abkühlung auf Raumtem-
Mischkristalle, für übereutektoide Stähle jedoch peratur einsetzt. Die wichtigsten Legierungsele-
oberhalb der Linie SK im Bereich der -Misch- mente zur Erhöhung der Durchhärtbarkeit von
kristalle und des Sekundärzementits. Eine Auflö- Stählen sind Mn, Cr, Mo und Ni mit Gehal-
sung des naturharten Sekundärzementits ist nicht ten von rd. 1 bis 3 %. Die Prüfung des Durch-
notwendig, sofern er feinverteilt und nicht netz- härteverhaltens eines Werkstoffs kann mit dem
förmig als Korngrenzenzementit vorliegt. Die ho- Stirnabschreckversuch nach DIN EN ISO 642
he Härte des Martensits beruht auf der gegenüber vorgenommen werden. Für bestimmte Stahlfa-
dem -Gitter geringen Lösungsfähigkeit des ˛- milien kann das Durchhärtevermögen auf der
Gitters des Eisens für Kohlenstoffatome. Die bei Basis der chemischen Zusammensetzung auch
Härtetemperatur gelösten C-Atome können bei gemäß den Formelsätzen des Stahl-Eisen-Prüf-
schneller Abkühlung nicht aus dem sich um- blatt (SEP) 1664 berechnet werden.
wandelnden -Mischkristall ausdiffundieren und
führen, da sie zwangsgelöst bleiben, zu einer Anlassen und Vergüten
Verspannung des entstehenden Martensitkristalls, Das beim Härten entstehende Martensitgefüge ist
die sich in hoher Härte äußert. Die Verspannung sehr spröde. Daher wird ein Werkstück in der Re-
wächst mit der Anzahl der zwangsgelösten C- gel nach dem Härten angelassen, d. h. auf Tem-
Atome; daher nimmt die Aufhärtbarkeit eines peraturen zwischen Raumtemperatur und AC1 er-
Stahls mit dem C-Gehalt zu. Allerdings wird eine wärmt. Im unteren Anlasstemperaturbereich (bis
deutliche Härtesteigerung nur erreicht, wenn der rd. 300 °C) wird durch Diffusion der Kohlen-
C-Gehalt mindestens 0,3 % beträgt. stoffatome die hohe Verspannung des Martensits
Um auch im Inneren eines Werkstücks eine gemildert; die Sprödigkeit wird verringert, ohne
zur Martensitbildung ausreichende hohe Abkühl- dass die Härte sich wesentlich ändert. Es erfolgt
geschwindigkeit zu erhalten, muss eine mög- die Ausscheidung des verglichen mit Zementit
lichst schnelle Wärmeabfuhr erfolgen. Dies wird kohlenstoffreicheren "-Karbids; der im Härtungs-
durch Abschreckmittel wie Öl, Wasser, Eiswasser gefüge noch verbliebene Restaustenit zerfällt.
oder Salzlösungen erreicht, doch ist oberhalb be- Bei Anlasstemperaturen über 300 °C nimmt
stimmter Querschnitte keine Durchhärtung mehr die Zähigkeit (Bruchdehnung, Brucheinschnü-
möglich. rung, Kerbschlagzähigkeit) sehr stark zu, wäh-
Gegenüber unlegierten Stählen ist bei legier- rend Festigkeit und Härte abnehmen (Abb. 31.3).
ten Stählen die kritische Abkühlgeschwindigkeit Diese Veränderungen beruhen auf dem Zerfall
infolge der Behinderung der Kohlenstoffdiffusion des Martensits zu Ferrit und der Bildung von
durch die im Mischkristall eingelagerten Atome feinverteiltem Zementit aus dem bei niedrige-
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 545
0,35 bis 0,55 % C verwendet werden. Bei niedri- kohlenstoffabgebenden Mitteln mit Kohlenstoff
geren C-Gehalten ist die Aufhärtung zu gering, angereichert. Nach Art des Aufkohlungsmittels
bei höheren C-Gehalten steigen Verzugs- und wird zwischen Pulver-, Gas-, Salzbad- und Pas-
Härterissgefahr, zumal höhere Austenitisiertem- tenaufkohlung unterschieden. Der C-Gehalt der
peraturen zu wählen sind als bei normalem Här- Randschicht nach dem Aufkohlen soll nicht hö-
ten. Nach dem Randschichthärten wird i. Allg. her sein als rd. 0,8 bis 0,9 %, um eine zu starke
bei 150 bis 180 °C angelassen. Zementitbildung zu vermeiden, die die Eigen-
schaften der Randschicht verschlechtern kann.
Laseroberflächenhärten. Durch kontinuierlich Nach dem Aufkohlen ist die Randschicht eines
strahlende CO2 -Laser können einzelne Funkti- Werkstücks härtbar. Wegen des höheren C-Ge-
onsflächen von Bauteilen einer gezielten Rand- halts besitzt das Gefüge der Randschicht eine
schichthärtung unterzogen werden. Das Laser- niedrigere Umwandlungstemperatur als das des
härten gehört zur Gruppe der Kurzzeithärtever- Kerns. Stellt man die Härtetemperatur auf den
fahren. Das Härten erfolgt durch Selbstabschre- C-Gehalt der Randschicht ein, wandelt der Kern
ckung und kann auf dünne Randschichten be- nicht vollständig um, sodass bei Stählen, die
schränkt werden. Bei richtiger Wahl der Bestrah- zum Kornwachstum neigen, ein infolge der lan-
lungsparameter ist neben einer Oberflächenhär- gen Aufkohlungsdauer grobkörniges Gefüge im
tung auch eine Dauerfestigkeitssteigerung mög- Kern zurückbleibt (Einfachhärtung). Eine Kern-
lich [1]. Wie beim Induktionshärten können für rückfeinung wird bei der Doppelhärtung erreicht.
dieses Verfahren Vergütungsstähle mit 0,35 bis Hierbei wird zunächst von einer dem C-Ge-
0,55 % C oder Werkzeugstähle verwendet wer- halt des Kerns entsprechenden hohen Tempera-
den. tur abgekühlt, wobei eine Umkristallisation des
Kerns erfolgt; anschließend wird die Randschicht
Thermochemische Behandlungen gehärtet. Damit erhält man eine hohe Oberflä-
Thermochemische Behandlungen sind Wärme- chenhärte bei gleichzeitig höchster Zähigkeit des
behandlungen, bei denen die chemische Zusam- Kerns. Durch das mehrmalige Erwärmen und Ab-
mensetzung eines Werkstoffs durch Ein- oder kühlen wird allerdings die Gefahr des Verzugs
Ausdiffundieren eines odermehrerer Elemente des Werkstücks vergrößert. Ihr kann durch Ab-
absichtlich geändert wird. Meist sollen der Rand- schrecken im Warmbad begegnet werden.
schicht eines Werkstücks bestimmte Eigenschaf- Das Härten der aufgekohlten Randschicht
ten wie Zunderbeständigkeit, Korrosionsbestän- kann auch unmittelbar von Aufkohlungstempera-
digkeit oder erhöhter Verschleißwiderstand ver- tur erfolgen (Direkthärten), wobei gegebenenfalls
liehen werden. Da hierbei die Werkstücke län- das Werkstück zuvor auf eine dem C-Gehalt der
gerzeitig einer hohen Temperatur ausgesetzt sind, Randschicht entsprechende Härtetemperatur ab-
ist auf die Veränderung der Kerneigenschaften zu gekühlt wird. Dieses Verfahren wird vorzugswei-
achten. Gegenüber galvanischen Oberflächenbe- se bei Massenteilen oder bei Stählen mit geringer
handlungsverfahren besteht der Vorteil der Dif- Neigung zum Kornwachstum (Feinkornstählen) 31
fusionsverfahren in einer gleichmäßigen Schicht- angewendet.
dichte über die Werkstückoberfläche, auch an Höherlegierte Einsatzstähle, wie z. B. der
Kanten, in Rillen und Bohrungen. Werkstoff 20NiCrMo6-3 wurden speziell für die
Direkthärtung entwickelt, um verbesserte Festig-
Einsatzhärten. Eine hohe Randschichthärte bei keits- und Zähigkeitseigenschaften zu erzielen.
Teilen aus Stählen mit C-Gehalten von rd. 0,1 bis Beim Carbonitrieren wird die Randschicht ei-
0,25 % kann durch Härten nach den thermoche- nes Werkstücks gleichzeitig mit Kohlenstoff und
mischen Behandlungen Aufkohlen oder Carbo- Stickstoff angereichert. Diese Behandlung erfolgt
nitrieren erreicht werden. Beim Aufkohlen wird z. B. in speziellen Cyansalzbädern bei 800 bis
die Randschicht des Werkstücks durch Glühen 830 °C. Nach dem Carbonitrieren erfolgt meis-
bei 850 bis 950 °C (oberhalb der GOS-Linie) in tens ein Abschrecken, um die durch Nitridbil-
548 M. Oechsner et al.
dung erreichte Härte durch eine Martensitum- Legierungselemente, die eine besonders ho-
wandlung weiter zu erhöhen. he Affinität zu Stickstoff aufweisen, wie Chrom,
Nach dem Einsatzhärten wird bei Temperatu- Molybdän, Aluminium, Titan oder Vanadin er-
ren von 150 bis 250 °C angelassen. geben besonders harte Randschichten mit ho-
hem Verschleißwiderstand gegen Gleitreibung
Nitrieren. Es erfolgt eine Diffusionssättigung (Nitrierstähle). Bei vergüteten Stählen niedriger
der Randschicht eines Werkstücks mit Stick- Anlassbeständigkeit ist darauf zu achten, dass die
stoff, um Härte, Verschleißwiderstand, Dauerfes- langzeitige Nitrierbehandlung keine Festigkeits-
tigkeit oder Korrosionsbeständigkeit zu erhöhen. abnahme im Kern verursacht. Durch Legierungs-
Im Vergleich zum Einsatzhärten ist mit der Ni- elemente wie Chrom und Molybdän wird die
trierung bei Anwesenheit sondernitridbildender Anlassbeständigkeit erhöht, sodass mit niedrigle-
Elemente eine höhere Randhärte erzielbar; der gierten CrMo-Stählen neben hoher Randschicht-
Härteabfall ins Innere des Werkstücks ist wegen härte auch hohe Kernfestigkeit erzielt werden
der geringen Diffusionstiefe jedoch steiler. Die kann.
Randschicht besteht nach dem Nitrieren aus einer
äußeren Nitridschicht (Verbindungsschicht) und Aluminieren. Hierunter wird allgemein die Her-
einer anschließenden Schicht aus stickstoffange- stellung von Al-Überzügen verstanden. Unter den
reicherten Mischkristallen und ausgeschiedenen Diffusionsverfahren haben sich das Kalorisieren
Nitriden (Diffusionsschicht). Man unterscheidet und das Alitieren bewährt.
zwischen Gasnitrieren im Ammoniakgasstrom Beim Kalorisieren werden die Werkstücke
bei 500 bis 550 °C, Salzbadnitrieren in Cyansalz- (meist kleinere Teile) in einer rotierenden Re-
bädern bei 520 bis 580 °C und Plasmanitrieren aktionstrommel bei 450 °C in Al-Pulver mit be-
bei 450 bis 550 °C. stimmten Zusätzen geglüht. Danach erfolgt ein
Das Gasnitrieren erfordert lange Nitrierzeiten kurzzeitiges Glühen bei 700 bis 800 °C außer-
(z. B. 100 h für eine Nitriertiefe von rd. 0,6 mm). halb der Trommel zur Verstärkung der Diffusion.
Durch zusätzliche Maßnahmen wie Sauerstoff- Es entsteht eine spröde, festhaftende Fe-Al-Le-
zugabe oder Ionisation des Stickstoffs durch gierungsschicht (Al > 10 %) unter einer harten
Glimmentladung (Plasmanitrieren) können die Schicht von Al2 O3 , die eine gute Zunderbestän-
Nitrierzeiten verkürzt werden. Eine weitere Ver- digkeit aufweist.
kürzung der Nitrierzeiten wird durch Salzbad- Eine weniger spröde Schutzschicht mit bes-
nitrieren erreicht, doch führen die verwendeten serer Verformbarkeit bei gleicher Zunderbestän-
Cyansalzbäder immer auch zu einer Aufkohlung digkeit wird durch das Alitieren erzeugt. Hierbei
der Randschicht, die aber bei den hier verwen- wird die Glühung in einem Pulver aus einer Fe-
deten niedrigen Badtemperaturen gering ist. Die Al-Legierung bei 800 bis 1200 °C vorgenommen.
niedrigen Badtemperaturen und die langsame Beide Verfahren sind auch bei anderen me-
Abkühlung (kein Abschrecken) führen zu sehr tallischen Werkstoffen als Stahl anwendbar, z. B.
geringem Verzug der Werkstücke (Messwerkzeu- Kalorisieren bei Kupfer und Messing. Alitieren
ge). bei Nickellegierungen für Gasturbinenschaufeln.
Beim Nitrocarburieren enthält das Behand-
lungsmittel außer Stickstoff auch kohlenstoffab- Silizieren. Eine zwar spröde, aber sehr zunder-
gebende Bestandteile. Es kann im Pulver, Salz- beständige Oberfläche wird bei kohlenstoffar-
bad, Gas oder Plasma nitrocarburiert werden. Die mem Stahl durch Behandlung mit heißem SiCl4 -
Gasnitrocarburierverfahren, die mit dem Sam- Dampf erzielt. Der Si-Gehalt der Schicht beträgt
melbegriff Kurzzeitgasnitrieren bezeichnet wer- bis zu 20 %.
den, benötigen gegenüber dem üblichen Gas-
nitrieren erheblich kürzere Behandlungsdauern. Sherardisieren. Dieses Verfahren wird ähnlich
Diese liegen bei Prozesstemperaturen von 570 bis dem Kalorisieren durchgeführt. Nach dem Bei-
590 °C in der Größenordnung des Salzbadnitrie- zen oder Sandstrahlen werden die Werkstücke
rens. bei 370 bis 400 °C in mit bestimmten Zusätzen
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 549
schen Wärmebehandlungsverfahren auftritt. Bei sind Edelstähle zum Vergüten und Oberflächen-
langsamer Abkühlung entsteht im Falle des härten besser geeignet als Qualitätsstähle, deren
Stahls C45E ein ferritisch-perlitisches Gefüge, Eigenschaften stärker streuen.
wie aus dem Eisen-Kohlenstoff-Schaubild zu er- DIN EN 10 020 hat erhebliche Bedeutung
sehen ist. Mit zunehmender Abkühlgeschwindig- für den Stahlhandel, insbesondere für die Zoll-
keit wachsen die Anteile von Bainit und Marten- nomenklatur. Für die technische Anwendung der
sit im Gefüge bis bei Überschreiten einer oberen Stähle ist die Bedeutung dieser Norm gering.
kritischen Abkühlgeschwindigkeit nur noch Mar-
tensit gebildet wird.
Systematische Bezeichnung von Stählen
nach DIN EN 10 027
31.1.4 Stähle Stähle werden gemäß DIN EN 10 027-1 entwe-
der mit Kurznamen oder gemäß DIN EN 10 027-
In Zusammenarbeit mit H.-J. Wieland, Düsseldorf und 2 mit Werkstoffnummern eindeutig gekennzeich-
J. Klöwer, Werdohl net. Kurzname und Werkstoffnummer sind aus-
tauschbar.
Einteilung von Stählen nach DIN EN 10 020 Die Kurznamen bestehen aus Symbolen in
DIN EN 10 020 definiert Stähle als Werkstoffe, Form von Buchstaben und Zahlen. Ausgangs-
deren Massenanteil an Eisen größer ist als der punkt für den systematischen Aufbau der Kurz-
jedes anderen Elements und deren Gehalt an Koh- namen ist die Einteilung der Stahlsorten in die
lenstoff i. Allg. kleiner ist als 2 %. Übersteigt der 15 Gruppen gemäß Tab. 31.2.
Kohlenstoffanteil diesen Grenzwert, spricht man Bei den Gruppen 1 bis 11 geben die Kurzna-
von Gusseisen (s. Abschn. 31.1.5). men Hinweise auf das Hauptanwendungsgebiet
Darüber hinaus teilt DIN EN 10 020 die Stähle und auf die für die Hauptanwendung wichtigs-
in unlegierte Stähle, legierte Stähle und nicht- te mechanische oder physikalische Eigenschaft.
rostende Stähle ein. Die Grenze zwischen unle- Bei den Gruppen 12 bis 15 kennzeichnen die
gierten und legierten Stählen geht aus Tab. 31.1 Kurznamen die chemische Zusammensetzung.
hervor. Ein Stahl gilt als legiert, wenn der spe- Jeder Gruppe sind ein oder zwei Buchstaben als
zifizierte Mindestwert nur eines Elementes die Hauptsymbol zugeordnet. Dieses Symbol steht
angegebenen Grenzwerte überschreitet. Falls für i. Allg. an der ersten Stelle des Kurznamens.
ein Element nur der zulässige Höchstwert spezifi- Ausnahmen sind die Stahlgusssorten, die an ers-
ziert ist, darf dieser das 1,3fache des Grenzwertes ter Stelle den Buchstaben G führen. Auch bei
nach Tab. 31.1 betragen. Von dieser so genannten pulvermetallurgisch hergestellten Werkzeugstäh-
70 %-Regel ist Mangan ausgenommen. Die nich- len der Gruppe 14 ist es zulässig, dem ersten
trostenden Stähle werden als Stähle mit mindes- Hauptsymbol X ein anderes Symbol, nämlich die
tens 10,5 % Cr und höchstens 1,2 % C definiert. Buchstabenkombination PM, voranzustellen. Auf
Zu ihnen gehören nicht nur korrosionsbeständi- das für die Gruppe kennzeichnende erste Haupt-
ge, sondern auch hitzebeständige und warmfeste symbol folgen weitere Symbole, die Informa-
Stahlsorten. Sie sind im Grunde ein Sonderfall tionen über wichtige Merkmale zur eindeutigen
der legierten Stähle. Beschreibung individueller Stahlsorten enthalten
Zusätzlich unterscheidet DIN EN 10 020 bei (s. Tab. 31.2). Die Vielfalt der hierfür notwen-
den unlegierten und legierten Stählen zwischen digen Kennbuchstaben und -zahlen wird in DIN
Qualitäts- und Edelstählen. Die Edelstähle zeich- EN 10 027-1 festgelegt. Die verwendeten Zei-
nen sich insbesondere durch geringere Antei- chen können in jeder der 15 Gruppen eine andere
le nichtmetallischer Einschlüsse und meist auch Bedeutung haben. Der Schlüssel zum richtigen
durch engere Vorgaben für die chemische Zu- Verständnis eines Kurznamens liegt immer in
sammensetzung aus. Sie sind deshalb geeignet, dem Symbol an der ersten Stelle, gegebenenfalls
höhere Qualitätsansprüche zu erfüllen. So z. B. hinter G oder PM.
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 551
zum Feuerverzinken geeignet sein sollen, ist eine werte der Streckgrenze im Bereich zwischen 275
Einschränkung des Siliziumgehaltes erforderlich. und 460 MPa auf. In Abhängigkeit von der Gü-
Maßgebend für die Auswahl der Stahlsor- tegruppe eignen sie sich für den Einsatz bei
ten sind in erster Linie die Mindestwerte der Temperaturen bis etwa 50 °C. Sie unterscheiden
Streckgrenze und der Zugfestigkeit, in vielen sich von den unlegierten Baustählen durch kleine
Fällen aber auch die nach Gütegruppen gestaf- Anteile von Nb, Ti oder V, die bei Temperatu-
felten Mindestwerte der Kerbschlagarbeit. Für ren der Warmumformung fein verteilte, stabile
die unlegierten Baustähle sind Gütegruppen nach Nitride und Carbonitride bilden. Im Verlauf der
Tab. 31.3 genormt. Abkühlung von Warmumformtemperatur füh-
Regeln für die Auswahl der Gütegruppe sind ren diese Ausscheidungen bei Unterschreitung
enthalten z. B. für den Stahlbau in der Richt- der Umwandlungstemperatur zu einem beson-
linie des Deutschen Ausschusses für Stahl- ders feinkörnigen Gefüge. Die Feinkornbildung
bau DASt 009 oder für den Tankbau in DIN erlaubt, trotz Verringerung des Kohlenstoffgehal-
EN 14 015. Falls bei geschweißten Bauteilen tes die Werte der Streckgrenze zu steigern und
nennenswerte Beanspruchungen in Dickenrich- das Zähigkeitsverhalten zu verbessern, ohne die
tung erwartet werden, können als vorbeugende Schweißeignung zu beeinträchtigen. Kleine An-
Maßnahme gegen das Auftreten von Kaltrissen teile an Legierungselementen, z. B. Cr, Mo und
so genannte Z-Güten verwendet werden, für die Ni, tragen zur Erhöhung der Streckgrenze bei.
Mindestwerte der Brucheinschnürung von Zug- Der Ausdruck normalisierend gewalzt bedeutet,
proben senkrecht zur Walzoberfläche festgelegt dass das Erzeugnis durch Warmumformung und
sind. Hohe Werte der Brucheinschnürung solcher anschließende kontrollierte Abkühlung in einen
Proben können nur bei niedrigen Schwefelgehal- Zustand gebracht wurde, der hinsichtlich des Ge-
ten erreicht werden. Im Allgemeinen werden die füges und der mechanisch-technologischen Ei-
Erzeugnisse aus unlegierten Baustählen im Walz- genschaften des Erzeugnisses dem Zustand eines
zustand oder im normalgeglühten Zustand oder im Ofen normalgeglühten Erzeugnisses gleich-
im normalisierend gewalzten Zustand geliefert. wertig ist. Thermomechanisches Walzen besteht
Nur bei Erzeugnissen im normalgeglühten oder darin, dass die durch Ausscheidungen verursach-
normalisierend gewalzten Zustand darf erwartet te Feinkornbildung durch geeignete Maßnahmen
werden, dass die spezifizierten Mindestwerte der während der Umformung verstärkt wird, sodass
Festigkeit und Zähigkeit auch nach sachgemä- ein Gefüge mit noch kleineren Körnern entsteht.
ßem Warmumformen oder erneutem Normalglü- Dadurch wird es möglich, Stähle zu erzeugen,
hen während der Weiterverarbeitung eingehalten die bei gleicher Streckgrenze wie ein normalge-
werden. Normalisierend gewalzte Erzeugnisse glühter Stahl weniger Kohlenstoff enthalten und
zeichnen sich durch eine Oberflächenbeschaffen- deshalb hinsichtlich ihrer Schweißeignung noch
heit aus, die gleichmäßiger ist als bei ofengeglüh- günstigere Eigenschaften aufweisen. Das ther-
ten Erzeugnissen und für die Wirtschaftlichkeit momechanisch eingestellte Gefüge kann jedoch
der Weiterverarbeitung entscheidend sein kann. bei Einwirkung hoher Temperaturen geschädigt
werden und lässt sich durch eine Wärmebehand-
Hochfeste schweißgeeignete Feinkornbaustäh- lung nicht wiederherstellen. Erzeugnisse im ther-
le erreichen Mindestwerte der Streckgrenze bis momechanisch gewalzten Zustand sind deshalb
rund 1100 MPa, demnächst auch 1300 MPa. Sie nicht für eine Warmumformung vorgesehen und
erweitern die Anwendungsgebiete der unlegier- bedürfen auch bei vorsichtigem Flammrichten ei-
ten Baustähle zu höheren Beanspruchungen und ner strengen Temperaturüberwachung.
zu tieferen Temperaturen. Hochfeste schweißgeeignete Feinkornbau-
In den Lieferzuständen normalgeglüht oder stähle mit angehobenen Gehalten an Cr, Mo,
normalisierend gewalzt oder thermomechanisch Ni und V, werden im wasservergüteten Zustand
gewalzt weisen die hochfesten schweißgeeigne- mit Mindestwerten der Streckgrenze bis rund
ten Feinkornbaustähle standardmäßig Mindest- 1100 MPa (1300 MPa in der Erprobung) geliefert.
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 553
Sie ermöglichen u. a. die wirtschaftliche Aus- oder andere Bauteile mit untergeordneter mecha-
führung von Stahlbauwerken und Fahrzeugen nischer Beanspruchung verwechselt werden. Bei
in Leichtbauweise. Ein bevorzugtes Anwen- der Verarbeitung und Anwendung der wetterfes-
dungsgebiet der Sorten mit besonders hohen ten Baustähle empfiehlt sich, die Richtlinie des
Mindestwerten der Streckgrenze ist der Mobil- Deutschen Ausschusses für Stahlbau DASt 007
kranbau. Zur Bewertung der Schweißeignung der zu beachten.
hochfesten Feinkornbaustähle anhand des Koh- Die Bewehrungsstähle für den Stahlbeton-
lenstoffäquivalents liefert die CET-Formel (Betonstähle) und Spannbetonbau (Spannstähle)
zählen nicht zu den Baustählen im üblichen Sinn,
Mn C Mo Cr C Cu Ni sind für das Bauwesen aber ebenfalls unverzicht-
CET D C C C C in %
10 20 40 bar.
Stähle für vergütete Drähte bis 16 mm Durchmes- die Oberflächenbeschaffenheit hängt es ab, ob
ser enthalten rund 0,5 % C und 0,4 % Cr. Für zur Herstellung der Fertigteile warm- oder kalt-
Stabstahl im Abmessungsbereich 15 bis 36 mm gewalzte Flacherzeugnisse in Betracht kommen.
Durchmesser, dessen Festigkeitswerte an der un- Hohe Forderungen an die Oberflächenqualität der
teren Grenze des obengenannten Bereiches lie- Fertigteile, z. B. festgelegte enge Spannen der
gen, werden Stähle mit rund 0,7 % C und 1,5 % Mittenrauheit Ra , können nur mit kaltgewalzten
Mn eingesetzt, denen noch rund 0,3 % V zule- Flacherzeugnissen erfüllt werden.
giert wird, wenn Mindestwerte der Streckgrenze Unter den zum Kaltumformen bestimmten
über 1000 MPa erreicht werden sollen. Die Stäbe Stählen spielen die unlegierten weichen Stahl-
werden im warmgewalzten, gereckten und ange- sorten eine besondere Rolle. Sie weisen bei
lassenen Zustand geliefert. Zur Verbesserung des niedrigen Gehalten an Kohlenstoff und Mangan
Widerstandes gegen Spannungsrisskorrosion ha- ein gleichmäßiges perlitarmes Gefüge auf. Der
ben sich bei vergüteten Drähten Zusätze von Si für die Kaltumformbarkeit ungünstige Perlitan-
bis fast 2 % bewährt. Sowohl für Betonstähle wie teil kann bei gleichem Kohlenstoffgehalt noch
für Spannstähle gelten Forderungen an die Dau- weiter vermindert werden, wenn der Kohlenstoff
erschwingfestigkeit. Bei gerippten Stäben aus durch Karbidbildner, z. B. Ti oder Nb, gebunden
Spannstählen mit den genannten hohen Werten wird (IF-Stähle: „interstitial free“ – frei von N
der 0,2 %-Dehngrenze müssen die Querschnitts- und C auf Zwischengitterplätzen). Die unlegier-
übergänge der Rippen so beschaffen sein, dass ten weichen Stahlsorten haben im Ausgangszu-
kritische Spannungskonzentrationen vermieden stand niedrige Werte der Streckgrenze. Zu ih-
werden. Tab. 31.4 zeigt eine Auswahl an Normen rer Umformung ist ein verhältnismäßig gerin-
für Baustahlformen und deren Verwendung. ger Kraftbedarf erforderlich. Mit zunehmendem
Umformgrad steigen die Werte der Streckgrenze
Stähle zum Kaltumformen (s. Tab. 31.5) In an. Durch Kaltwalzen mit Dickenabnahmen zwi-
großer Vielfalt werden Fertigteile durch Kaltum- schen 55 und 75 % können Festigkeitszunahmen
formen von Flacherzeugnissen hergestellt, z. B. von 500 MPa erreicht werden.
Gehäuse, Behälter, Kümpelteile, Kraftfahrzeug- Insbesondere beim Tiefziehen weicher Stähle
teile, Profile, geschweißte Rohre und Hohlprofile. können als Folge der Lüdersdehnung im Bereich
Hierfür stehen warm- oder kaltgewalzte Flach- der Streckgrenze störende Fließfiguren auftreten.
erzeugnisse einer großen Zahl von Stählen zur Durch Nachwalzen mit bis zu 2 % Dickenab-
Verfügung. Allen gemeinsam ist die besondere nahme lassen sich diese Erscheinungen bei kalt-
Eignung zur Kaltumformung, u. a. gekennzeich- gewalzten Flacherzeugnissen unterdrücken. Bei
net durch hohe Werte des Verfestigungsexpo- einigen Stahlsorten ist die Wirkung des Nachwal-
nenten n für die Zunahme der Streckgrenzen- zens jedoch nur von beschränkter Dauer. Kaltge-
werte in Abhängigkeit vom Umformgrad und walzte Flacherzeugnisse dieser Stahlsorten soll-
der senkrechten Anisotropie r für das Verhältnis ten nicht beliebig lange gelagert, sondern mög-
von Breiten- zu Dickenformänderung. Vorteilhaft lichst schnell verarbeitet werden.
für die Kaltumformbarkeit ist auch ein niedri- Ein Sonderfall der weichen Stähle sind die
ges Verhältnis der Werte von Streckgrenze und kaltgewalzten Flacherzeugnisse zum Emaillieren.
Zugfestigkeit. Maßgebend für die Eignung zum Durch Einschränkungen der chemischen Zusam-
Kaltumformen ist der Gefügezustand der Stähle. mensetzung der Stahlsorten wird dafür gesorgt,
Die weiche Ferritphase lässt sich gut umformen, dass die beim Einbrennen der Emailschichten an
während zunehmende Anteile des harten Perlits der Stahloberfläche ablaufenden Reaktionen zu
das Umformverhalten verschlechtern. Wichtig ist einer guten Haftung der Überzüge führen. Außer
immer ein hoher oxidischer Reinheitsgrad. Von unberuhigten Stählen sind auch vakuumentkohlte
den Werkstoffeigenschaften sowie von der Wand- Stähle geeignet, die mit Aluminium beruhigt und
dicke der Fertigteile und den Forderungen an mit Titan mikrolegiert sind.
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 555
Falls vom Fertigteil höhere Festigkeitswerte kung der Ausscheidungsverfestigung durch eine
verlangt werden, als mit einem unlegierten wei- künstliche Alterung im Bereich um 180 °C ver-
chen Stahl unter den vom Bauteil abhängigen stärkt werden. Von dieser Möglichkeit wird z. B.
Umformbedingungen erreichbar sind, besteht die beim Einbrennlackieren Gebrauch gemacht.
Möglichkeit, Stähle höherer Festigkeit zu ver- Besonders hohe Forderungen an Kaltumform-
wenden, u. a. solche, bei denen die Mischkristall- barkeit und Festigkeit werden an Karosserie-
verfestigung, z. B. durch Si und Mn oder auch P, bleche gestellt. Einerseits sind die daraus her-
stärker zur Festigkeitssteigerung beiträgt. Phos- zustellenden Teile meist recht kompliziert ge-
phorlegierte Stähle (P-Stähle) mit bis zu 0,1 % P formt, andererseits sollen sie möglichst dünn,
erreichen Streckgrenzenwerte bis 340 MPa. Das aber doch noch ausreichend steif sein. In die-
für die Umformung günstigste Gefüge wird durch sem Anwendungsbereich werden perlitfreie Mul-
spezielle Maßnahmen bei der Stahlherstellung tiphasenstähle eingesetzt, zu deren Herstellung
eingestellt. Der für die Umformung erforderliche besondere Maßnahmen bei der Legierung sowie
Kraftbedarf ist dennoch erheblich größer als bei beim Walzen und Glühen notwendig sind. Kenn-
den weichen Stählen. zeichnende Vertreter dieser Stahlgruppe werden
Eine andere Möglichkeit besteht darin, per- als kontinuierlich schmelztauchveredeltes und
litarme mikrolegierte Stähle mit weniger als elektrolytisch veredeltes Band und Blech an-
0,1 % C einzusetzen, bei denen unter Verzicht geboten. Die Dualphasenstähle (DP-Stähle) be-
auf Mischkristallverfestigung die Wirkungen von stehen im Wesentlichen aus Ferrit mit bis etwa
Kornfeinung und Ausscheidungshärtung, z. B. 20 % inselartig eingelagertem Martensit, der bei
durch Ausscheidung von Nitriden und Carboni- schneller Abkühlung aus dem Teilaustenitgebiet
triden, zur Steigerung der Festigkeit genutzt wer- (˛ C ) entsteht. Die ferritische Grundmasse
den, sodass sich Mindestwerte der Streckgrenze sorgt für gute Umformbarkeit; der Martensit er-
von mehr als 500 MPa erreichen lassen. Die Eig- höht die Festigkeit. Bei noch verhältnismäßig
nung zum Kaltumformen bleibt wegen des nied- niedrigen Werten des Streckgrenzenverhältnisses
rigen Perlitanteils erhalten, das Verhältnis von im Bereich um 0,6 sind Werte der Zugfestigkeit
Streckgrenze zu Zugfestigkeit steigt jedoch auf weit über 600 MPa erreichbar. Bei den ferritisch-
Werte weit über 0,7 (Abb. 31.4). Bei den Bake- bainitischen TRIPStählen (transformation indu-
Hardening-Stählen (BH-Stähle) kann die Wir- ced plasticity) werden Restaustenitanteile wäh-
rend der Umformung in festigkeitssteigernden
Martensit umgewandelt. Infolge der Zunahme der
Zugfestigkeit während des Umformens erhöht
sich der zulässige Umformgrad. Die Werte der
Bruchdehnung dieser Stähle sind im Vergleich zu
Dualphasenstählen gleicher Festigkeit etwas hö-
her (Abb. 31.5). Die Complexphasenstähle (CP-
Stähle), die ein sehr feines Mischgefüge harter 31
und weicher Bestandteile aufweisen, erreichen
Zugfestigkeitswerte über 800 MPa. Die PM-Stäh-
le (partiell martensitisch) mit deutlich mehr als
20 % Martensit zeichnen sich durch noch höhere
Werte der Zugfestigkeit bei allerdings niedrige-
ren Werten der Bruchdehnung aus.
Gegenwärtig werden Martensitphasenstähle
mit Zugfestigkeitswerten bis ca. 1400 MPa ent-
wickelt. In Tab. 31.5 ist eine Liste von Normen
Abb. 31.4 Streckgrenze und Zugfestigkeit verschiedener
Arten von Stählen zum Kaltumformen. (Nach [1]) für Stähle zum Kaltumformen aufgeführt.
556 M. Oechsner et al.
Ferritische nichtrostende Stähle sind durch eignen sich zur Herstellung auch sehr dickwandi-
niedrige Kohlenstoffgehalte bis höchstens 0,08 % ger Bauteile.
gekennzeichnet und enthalten zwischen 12 und Nickelmartensitische nichtrostende Stähle las-
30 % Cr. Mit zunehmendem Chromgehalt nei- sen sich bei 400 bis 600 °C durch intermetalli-
gen sie bei Temperaturen zwischen rund 500 und sche Phasen aushärten (z. B. X8CrNiMoAl15-7-
900 °C zur Ausscheidung der Sigmaphase, die ei- 2). Standardmäßig genutzt wird die Aushärtung
ne deutliche Minderung der Zähigkeit bewirkt. mit Aluminium und Kupfer. Nach einer mehr-
Zufriedenstellende Zähigkeitswerte sind durch stufigen Wärmebehandlung können Mindestwer-
Glühen bei Temperaturen oberhalb des Ausschei- te der 0,2%-Dehngrenze bis rund 1200 MPa bei
dungsbereiches der Sigmaphase mit anschließen- Mindestwerten der Bruchdehnung von rund 10 %
der rascher Abkühlung an Luft erreichbar. Sie erreicht werden.
werden deshalb in Erzeugnisdicken nur bis rund Den mengenmäßig größten Anteil am Ver-
25 mm geliefert. Bei Erwärmung über 950 °C brauch nichtrostender Stähle haben die austeniti-
neigen sie zu Grobkornbildung mit entsprechen- schen Chrom-Nickel- und Chrom-Nickel-Molyb-
der Minderung der Zähigkeit. Zur Begrenzung dän-Stähle, deren chemische Zusammensetzung
dieses Effektes beim Schweißen muss das Wär- den jeweils erwarteten Korrosionsbedingungen
meeinbringen möglichst klein gehalten werden. in weiten Grenzen angepasst werden kann. Sie
Stabilisierte Stähle sind weniger anfällig. sind im lösungsgeglühten und abgeschreckten
Die martensitischen nichtrostenden Stähle ent- Zustand bis zu großen Erzeugnisdicken liefer-
halten i. Allg. 0,08 bis 1 % C. Sie werden wie Ver- bar. Mehr als 2 % Mo tragen wesentlich zur
gütungsstähle wärmebehandelt. Anlasstempera- Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit, ins-
turen im Bereich zwischen 400 und 600 °C müs- besondere des Widerstandes gegen selektive Kor-
sen jedoch vermieden werden, da in diesem Tem- rosionsarten, bei. Die festigkeitssteigernde Wir-
peraturbereich Karbide mit besonders hohem An- kung des Molybdäns hat demgegenüber nur ge-
teil an Chrom entstehen. Die dadurch verursachte ringe Bedeutung. Kennzeichnende Mindestwerte
Chromverarmung des Mischkristalls mindert den der 0,2%-Dehngrenze der nichtrostenden auste-
Korrosionswiderstand. Die nicht schweißgeeig- nitischen Stähle liegen im Bereich knapp über
neten Sorten mit mehr als rund 0,25 % C werden 200 MPa, bei kaltgewalztem Band in Dicken bis
verwendet, wenn es auf hohe Werte der Festigkeit 6 mm 20 MPa höher. Bis rund 5 % Mo sind
und vor allem der Härte ankommt. Sie werden die Stähle gut schweißgeeignet. Zur Vermeidung
bei Temperaturen im Bereich zwischen 200 und der beim Schweißen entstehenden Warmrisse im
350 °C angelassen und weisen in diesem Zu- Schweißgut sind geringe Deltaferritgehalte vor-
stand die optimale Korrosionsbeständigkeit auf. teilhaft, die sich allerdings in manchen Medien
Ein vorangehendes Abkühlen auf tiefe Tempera- ungünstig auf die Korrosionsbeständigkeit aus-
turen, z. B. in Eiswasser, kann zur Umwandlung wirken. Wenn zur Unterdrückung der Anfällig-
von Restaustenit in Martensit und höheren Wer- keit gegen interkristalline Korrosion der Kohlen-
ten der Härte nach dem Anlassen führen. stoffgehalt abgesenkt wird, muss durch höhere 31
Nickelmartensitische Stähle haben einen be- Nickelgehalte eine ausreichende Stabilität des
sonders niedrigen Kohlenstoffgehalt von höchs- austenitischen Gefüges sichergestellt werden. Al-
tens 0,06 %, jedoch 3,5 bis 6 % Ni (z. B. ternativ kann der Kohlenstoff durch Stickstoff
X4CrNi13-4 oder X4CrNiMo16-5). Beim An- ersetzt werden. Stickstoff bewirkt nicht nur ei-
lassen zwischen 500 und 600 °C bildet sich ein ne Verringerung der Deltaferritgehalte und eine
weichmartensitisches Gefüge mit hoher Festig- größere Stabilität des austenitischen Gefüges. Er
keit und Zähigkeit. Auf Grund des guten Zä- steigert auch die Werte der 0,2%-Dehngrenze im
higkeitsverhaltens haben sich diese Stahlsorten Mittel um rund 50 MPa.
bei wechselnden mechanischen Beanspruchun- Nichtrostende ferritisch-austenitische Stähle
gen gut bewährt. Sie sind schweißgeeignet und (z. B. X2CrNi-MoN22-5-3) sind durch ein Gefü-
560 M. Oechsner et al.
ge gekennzeichnet, das aus annähernd gleichen anwendungsgebiet ist die Kältetechnik zur Her-
Anteilen von Ferrit und Austenit besteht. Sie ha- stellung und Lagerung sowie für den Transport
ben ungefähr doppelt so hohe Werte der 0,2%- flüssiger Gase. In den meisten Fällen sind die
Dehngrenze wie die ferritischen und austeniti- Bauteile einer Beanspruchung durch Innendruck
schen nichtrostenden Stahlsorten. Im lösungs- ausgesetzt. Die in Betracht kommenden Stähle
geglühten und abgeschreckten Zustand weisen müssen deshalb als Druckbehälterstähle qualifi-
sie gute Zähigkeitseigenschaften auf. Ein Zu- ziert sein oder, soweit der Tankbau betroffen ist,
satz von Stickstoff verzögert die Mechanismen, zur Verwendung im Tankbau zugelassen sein.
die zur Ausscheidung der Sigmaphase führen, Neben zufrieden stellenden Festigkeitskennwer-
und ermöglicht dadurch die Erzeugung auch di- ten und guter Schweißeignung wird von den
ckerer Querschnitte. Molybdän, insbesondere in kaltzähen Stählen vor allem ein gutes Zähigkeits-
Verbindung mit höheren Chromgehalten, erhöht verhalten auch noch bei der tiefsten Betriebstem-
die Beständigkeit gegen Lochkorrosion und an- peratur verlangt.
dere selektive Korrosionsarten. Unter Bedingun- Da bei schlagartiger Beanspruchung mit Span-
gen der Spannungsrisskorrosion in chloridhalti- nungsspitzen oberhalb der Streckgrenze die Ge-
gen Medien, z. B. in Meerwasser, oder organi- fahr des Versagens durch verformungsarme Brü-
schen Säuren haben sich die ferritisch-austeni- che besonders groß ist, wird üblicherweise die
tischen Stähle bewährt. Außerdem besitzen sie Kerbschlagarbeit als Merkmal des Zähigkeitsver-
eine gute Verschleißbeständigkeit bei korrosi- haltens gewählt. Im Allgemeinen wird verlangt,
vem Angriff. Die hohe Löslichkeit des Kohlen- dass die Kerbschlagarbeit bei der tiefsten Be-
stoffs im austenitischen Gefügeanteil verhindert triebstemperatur des Bauteils den Wert 27 J nicht
bei schneller Abkühlung die Ausscheidung von unterschreitet. Gelegentlich werden in den ein-
Chromkarbiden an den Korngrenzen. Die Anfäl- schlägigen Regelwerken für die Bauausführung
ligkeit für interkristalline Korrosion ist deshalb in Abhängigkeit vom Risikopotenzial höhere For-
gering. Mit Rücksicht auf andere Ausscheidungs- derungen gestellt. Maßgebendes Kriterium für
vorgänge muss beim Schweißen dennoch auf ein die Stahlauswahl ist die tiefste zulässige An-
möglichst geringes Wärmeeinbringen geachtet wendungstemperatur, die sich für die einzelnen
werden. Nichtrostende Stähle sind i. Allg. schwer Stähle aus der Abhängigkeit der Mindestwerte
zerspanbar. Der für Automatenstähle kennzeich- der Kerbschlagarbeit von der Prüftemperatur er-
nende hohe Schwefelgehalt von 0,15 bis 0,35 % gibt.
verschlechtert jedoch den Korrosionswiderstand. Abb. 31.7 veranschaulicht die Reichweite
In den maßgeblichen Normen für nichtrostende der Anwendungstemperaturbereiche in der Käl-
Stähle wird deshalb für spanend zu bearbeitende tetechnik auf der Grundlage des Mindestwertes
Erzeugnisse aus einer großen Zahl nichtrosten- der Kerbschlagarbeit 27 J. Der Anwendungsbe-
der Stähle ein kontrollierter Schwefelgehalt von reich der ferritischen Stähle reicht bis 196 °C.
0,015 bis 0,030 % empfohlen und zugelassen. Bei noch tieferen Temperaturen werden nur noch
Neuere Untersuchungen zeigen aber auch, dass austenitische Stähle eingesetzt.
sich nichtrostende Stähle mit niedrigem Schwe- Die kaltzähen ferritischen Stähle zeichnen
felgehalt durchaus wirtschaftlich und effektiv sich durch besonders niedrige Höchstgehalte an
zerspanen lassen, wenn die notwendigen Zer- Phosphor und Schwefel aus, sind überwiegend
spanparameter insbesondere Werkzeuggestaltung mit Nickel legiert und enthalten geringe Anteile
und Vorschub dem jeweiligen zu zerspanenden von Karbildnern zur Förderung der Ausbildung
Werkstoff angepasst werden. eines gleichmäßig feinkörnigen Gefüges. Bei den
normalgeglühten Stählen dominiert die Wirkung
Kaltzähe Stähle. Als kaltzäh werden Stähle be- von Reinheitsgrad und Feinkörnigkeit. Bei den
zeichnet, die zur Herstellung von Bauteilen für vergütbaren Stählen fördern Nickelgehalte von
Betriebstemperaturen im Bereich zwischen 0 °C rund 1,5 bis 9 % die Bildung von Fe-Ni-Misch-
und etwa 270 °C geeignet sind. Das Haupt- kristallen, die den Steilabfall des Zähigkeitsver-
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 561
Abb. 31.7 Anwendungsbereiche einiger kaltzäher Stahlsorten in der Kältetechnik bei einem für die Bauteilsicherheit
geforderten Mindestwert der Kerbschlagarbeit (ISO-V Querproben) von 27 J bei der niedrigsten Bauteiltemperatur
geeignet sein. In vielen Fällen ist ausreichender oxidierender Atmosphäre nicht mehr verwendet
Widerstand gegen Verzunderung und Korrosion werden. Niob und Vanadium führen zur Aus-
notwendig, sofern nicht andere Schutzmaßnah- scheidung fein verteilter, thermisch besonders
men möglich sind. stabiler Karbide und können die Zeitstandfestig-
keit erheblich steigern. Sie werden jedoch nur
Ferritische warmfeste Stähle. Unlegierte in Verbindung mit anderen Legierungselemen-
warmfeste Stähle, auch solche mit Mangange- ten verwendet, da sonst schon bei Überschreiten
halten bis 1,5 %, haben so niedrige Werte der sehr niedriger Grenzgehalte mit einer empfind-
Zeitstandfestigkeit, dass sich ihre Verwendung lichen Abnahme des Zähigkeitsverhaltens insbe-
nur in dem Temperaturbereich lohnt, in dem sondere der Wärmeeinflusszone von Schweiß-
die Mindestwerte der 0,2%-Dehngrenze als Be- nähten gerechnet werden muss. Molybdänstäh-
rechnungskennwert benutzt werden, also nur bis le (16Mo3) und CrMo-Stähle (13CrMo4-5 oder
rund 400 °C. Sie haben dennoch breite Anwen- 10CrMo9-10) haben sich vor allem im Kessel-
dung gefunden für einfache Dampfkessel, z. B. bau bewährt. Vanadiumlegierte CrMoV-Stähle
zur Heißdampfversorgung von Gewerbebetrie- mit 1 % Cr werden bevorzugt für Schmiedestücke
ben. Hinsichtlich Verarbeitbarkeit, Zähigkeit und (30CrMoNiV5-11) und Schrauben (21CrMoV4-
Schweißeignung bieten sie gegenüber anderen 7) des Turbinenbaus eingesetzt, bei denen die
warmfesten Stählen erhebliche Vorteile. Für hö- Schweißeignung von untergeordneter Bedeutung
here mechanische Beanspruchungen im gleichen ist. Der Nickelgehalt der Schmiedestähle fördert
Temperaturbereich stehen spezielle warmfeste die Durchhärtbarkeit und Zähigkeit. Erhöhte Ni-
Feinkornbaustähle zur Verfügung, die überwie- ckelgehalte bis rund 4 %, z. B. für Rotorwellen
gend mit Mo und Ni legiert sind. Besonders sehr großer Durchmesser (26NiCrMoV14-5), set-
bekannt geworden ist der Stahl 15NiCuMoNb5- zen jedoch die Zeitstandfestigkeit deutlich herab.
6-4, der auf Grund seiner hohen Streckgren- Die höchsten Werte der Zeitstandfestigkeit
zenwerte bis rund 400 °C auch für bestimmte ferritischer Stähle im Bereich um 600 °C wer-
Komponenten von Hochleistungsdampfkesseln den mit martensitischen Chrom-Molybdän-Vana-
eingesetzt wird. Der Nickelgehalt verleiht die- din-Stählen erreicht. Langjährig bewährt haben
sem Stahl eine gute Zähigkeit, während Cu, Mo sich Stähle vom Typ X20CrMoV12-1 sowohl
und Nb zur Aushärtung beitragen. für Kesselrohre wie auch für schwere Schmiede-
Um höhere Werte der Zeitstandfestigkeit zu stücke. Moderne martensitische Stähle vom Typ
erreichen, werden legierungstechnische Maßnah- X10CrMoVNb9-1, gelegentlich auch mit Wolf-
men zur Mischkristallverfestigung und Aushär- ram und weiteren Elementen legiert, erreichen
tung angewendet. Die stärkste Wirkung hat Mo- bei 600 °C Werte der 100 000-h-Zeitstandfestig-
lybdän schon in Gehalten bis 0,5 %. Chrom für keit von rund 100 MPa (Abb. 31.8). Aufgrund der
sich allein bewirkt wenig, verstärkt jedoch die niedrigeren Gehalte an Kohlenstoff und Chrom
Wirkung des Molybdäns. Die Legierungszusam- wird ihre Schweißeignung günstiger beurteilt.
mensetzung und eine dem Ausscheidungsverhal- Je nach Legierungsgehalt und Wärmebe-
ten angepasste Wärmebehandlung sind entschei- handlungsdurchmesser werden Erzeugnisse aus
dend für Art, Menge und Verteilung der entste- warmfesten ferritischen Stählen im normalge-
henden Karbide. Günstig sind die kohlenstoffrei- glühten, normalgeglühten und angelassenen, im
cheren Karbide, während die kohlenstoffärmeren luftvergüteten oder im flüssigkeitsvergüteten Zu-
Karbide bei langzeitiger thermischer Beanspru- stand geliefert.
chung zur Koagulation neigen und dadurch ih-
re festigkeitssteigernde Wirkung verlieren. Vor- Austenitische warmfeste Stähle. Bei Tempe-
teilhaft ist die Verbesserung der Zunderbestän- raturen oberhalb rund 570 °C beginnt der An-
digkeit durch Chrom. Oberhalb rund 550 °C wendungsbereich der austenitischen Stähle. Ent-
können chromarme Stähle aufgrund der schnell scheidend für die hohe Zeitstandfestigkeit dieser
zunehmenden Verzunderungsgeschwindigkeit in Stähle ist der Kriechwiderstand des austeniti-
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 563
schen Gefüges. Anders als bei den nichtrostenden halten an Nickel, z. B. X8NiCrAlTi32-21, sowie
austenitischen Stählen, bei denen das wichtigs- bei Nickellegierungen wird bei ausreichenden
te Ziel ein hoher Korrosionswiderstand ist, muss Gehalten an Titan und Aluminium eine auch noch
die chemische Zusammensetzung der warmfes- bei hohen Temperaturen wirksame Aushärtung
ten austenitischen Stähle vorrangig darauf ausge- durch die 0 -Phase Ni3(Al,Ti) erreicht. Cobalt
richtet sein, dem austenitischen Gefüge eine hohe erhöht die Rekristallisationstemperatur und das
thermische Stabilität zu geben. Kennzeichnend Lösungsvermögen des Austenits für Kohlenstoff
für die warmfesten Sorten, z. B. X8CrNiNb16- bei Lösungsglühtemperatur. Der höhere Kohlen-
13, sind die im Vergleich zu den äquivalen- stoffgehalt des lösungsgeglühten Austenits ko-
ten nichtrostenden Sorten, z. B. X6CrNiNb18- balthaltiger Stähle verstärkt die Langzeitwirkung
10, höheren Gehalte an Kohlenstoff und Nickel der Karbidausscheidung bei Betriebstemperatur
sowie der niedrigere Chromgehalt. Durch diese und führt zu hohen Werten der Zeitstandfestigkeit
Maßnahme wird ein Verlust an Zähigkeit infol- bis rund 800 °C, z. B. X40CrNiCoNb17-13 für
ge der Bildung von Sigmaphase im Laufe der Gasturbinenscheiben und X12CrNiCo21-20 für
Betriebsdauer bei hohen Temperaturen verzögert hochbeanspruchte Auslassventile von Verbren-
und eingeschränkt. Zur Verbesserung der Be- nungskraftmaschinen.
ständigkeit gegen interkristalline Korrosion kann Die warmfesten austenitischen Stähle werden
ein Teil des Kohlenstoffs durch Stickstoff er- üblicherweise im lösungsgeglühten und abge-
setzt werden. Ebenso wie bei den ferritischen schreckten Zustand verwendet. Nur bei wenigen
Stählen wird auch bei den austenitischen Stählen Sorten wird die Aushärtung vor der Inbetriebnah-
die Aushärtung zur Steigerung der Zeitstandfes- me herbeigeführt. Eine besondere Maßnahme ist
tigkeit genutzt. Die zur Aushärtung führenden das Warmkaltumformen unterhalb der Rekristal- 31
Reaktionen sind jedoch von anderer Art. Bei lisationstemperatur, das bei einigen Stahlsorten,
den warmfesten austenitischen Stählen wird die z. B. X8CrNiMoB16-16CHC, sehr wirkungsvoll
Aushärtung bewirkt durch die Ausscheidung in- zur Steigerung der Zeitstandfestigkeit bis rund
termetallischer Phasen, an denen Molybdän und 700 °C genutzt wird.
Wolfram beteiligt sind, sowie durch die Aus-
scheidung thermisch stabiler NiobKarbide oder Warmfeste Nickel- und Kobaltlegierungen.
Niob-Vanadium-Carbonitride. Borzusätze tragen Bei Temperaturen von 700 °C und mehr wer-
zur Verfestigung bei, indem sie die Bildung von den hochwarmfeste Nickel- oder Kobaltlegie-
Ausscheidungen im Bereich der Korngrenzen be- rungen eingesetzt. Durch Zulegieren der Ele-
hindern und der Neigung zur Zeitstandkerbemp- mente Mo, Cr, W, Co entsteht die Gruppe der
findlichkeit entgegenwirken. Bei sehr hohen Ge- mischkristall- und karbidverfestigten Nickelle-
564 M. Oechsner et al.
Stahls ist abhängig von den jeweiligen Betriebs- hin müssen sie für die Warmumformung geeignet
bedingungen. Die Zunderbeständigkeit der hit- sein. Erwünscht sind auch hohe Wärmeleitfä-
zebeständigen Stähle beruht auf der Bildung higkeit und geringe Wärmeausdehnung, damit
dichter, gut haftender Oberflächenschichten aus Temperaturunterschiede und die mit ihnen ver-
Oxiden der Legierungselemente Cr, Si und Al. bundenen Wärmespannungen möglichst gering
Die Schutzwirkung setzt bereits bei Cr-Gehal- bleiben. Heute werden für Ventile von Verbren-
ten unter 10 % ein, doch können Cr-Gehalte bis nungsmotoren überwiegend die drei Werkstoffe
30 % zulegiert werden (siehe Nichtrostende Stäh- X45CrSi9-3, X60CrMnMoVNbN21-10 und Ni-
le in diesem Abschnitt). Die Schutzwirkung der Cr20TiAl verwendet.
Schichten wird eingeschränkt durch den Angriff
niedrigschmelzender Eutektika sowie chlor- und Druckwasserstoffbeständige Stähle. In Anla-
schwefelhaltiger Gase. gen der chemischen Industrie wie Erdöldestil-
In kohlenstoffhaltigen, sauerstoffarmen Gasen lieranlagen, Hydrieranlagen und Synthesebehäl-
kommt es zu Aufkohlung. Hier sollten alumini- tern sind Stähle bei hohen Temperaturen häu-
umhaltige Legierungen wie NiCr25FeAlY einge- fig gleichzeitig hohen Wasserstoffpartialdrücken
setzt werden. ausgesetzt. Dabei diffundiert Wasserstoff in den
Ferritische hitzebeständige Stähle bieten im Stahl ein und entkohlt ihn unter Bildung von Koh-
Vergleich zu austenitischen Stählen eine höhere lenwasserstoffverbindungen wie Methan (CH4 ).
Beständigkeit gegen reduzierende schwefelhalti- Es kommt zur Auflösung der Karbide, zu Ris-
ge Gase. Verwendet werden die hitzebeständigen sen an den Korngrenzen und zur Versprödung
Stähle im Chemie- und Industrieofenbau, z. B. für des Werkstoffs. Durch Legieren des Stahls mit
Rohre von Äthenanlagen und Trag- und Förder- Elementen, zu denen der Kohlenstoff bei Be-
teile von Durchlauföfen. triebstemperatur eine größere Affinität hat als
Die ferritischen Stähle können bei Cr-Gehal- zu Wasserstoff, lässt sich die Anfälligkeit gegen
ten von über 12 % bei Temperaturen um 475 °C Druckwasserstoff stark vermindern, wie im Nel-
eine Versprödung erfahren; daher ist längeres son-Diagramm (Abb. 31.10) dargestellt.
Halten in diesem Temperaturbereich bei der Wär- Die wichtigsten Legierungselemente dieser
mebehandlung und im Betrieb zu vermeiden. Stähle sind Chrom und Molybdän. Mitunter wird
Auch die Ausscheidung von Sigmaphase im auch Vanadium zur Erhöhung der Warmfestigkeit
Temperaturbereich 600 bis 850 °C bei höheren zulegiert. Beispiele sind 25CrMo4, 10CrMo9-10,
Chromgehalten und die Neigung zur Grobkorn- X12CrMo9-10 und X20CrMoV12-1. Höherfeste
bildung bei hohen Glühtemperaturen können das Varianten des Stahles 10CrMo9-10 sind mit Ti, V
Zähigkeitsverhalten beeinträchtigen. und B legiert. Ebenfalls zur Verwendung geeig-
In diesem Zusammenhang sollen auch die net sind warmfeste austenitische Stähle, die auf
Heizleiterlegierungen erwähnt werden, deren Grund ihres Gefüges wenig anfällig gegen Was-
chemische Zusammensetzung auf Ni-Cr-, Ni-Cr- serstoffversprödung sind.
Fe- oder Fe-Cr-Al-Basis beruht (z. B. NiCr80-20, 31
NiCr60-15, CrNi25-20, CrAl25-5). Stähle für Schrauben und Muttern
Ventilwerkstoffe zur Verwendung für Venti- Die Stähle für Schrauben und Muttern müssen
le von Verbrennungsmotoren, insbesondere für eine Reihe von Forderungen erfüllen, die sich
Auslassventile, unterliegen neben hohen mecha- aus der speziellen Form und Beanspruchung die-
nischen Beanspruchungen bei hohen Tempera- ser Bauteile ergeben. Diese Forderungen sind in
turen auch der Korrosionseinwirkung vor allem den technischen Lieferbedingungen für mecha-
durch Pb, S, V und Verbrennungsrückstände in nische Verbindungselemente festgelegt und müs-
den heißen Verbrennungsgasen. Ventilwerkstof- sen bei der Stahlauswahl berücksichtigt werden.
fe müssen daher beständig sein gegen Hitze, Für manche Anwendungsfälle werden bestimm-
Temperaturwechsel, Dauerschwing-, Stoß-, Ver- te Stahlsorten ausdrücklich vorgegeben. Die zur
schleiß- und Korrosionsbeanspruchung; weiter- Herstellung von Schrauben und Muttern in Fra-
566 M. Oechsner et al.
ge kommenden Stähle, die überwiegend kaltum- satzbereich ein breites Feld von Anforderungen
formbar sein müssen, sind in den für den jeweili- erfüllen. Typische Legierungselemente oder Ei-
gen Anwendungsfall zutreffenden Werkstoffnor- genschaften, die allen Werkzeugstählen gemein-
men aufgeführt. Die nachfolgend aufgeführten sam wären, gibt es nicht. Daher werden die
Normen beschreiben die mechanischen Eigen- Werkzeugstähle in die vier Gruppen Kaltarbeits-
schaften, die von Verbindungselementen erfüllt stähle, Warmarbeitsstähle, Kunststofformenstäh-
werden müssen: le und Schnellarbeitstähle unterteilt. Kaltarbeits-
stähle werden im Allgemeinen bei Verschleißbe-
mechanische Eigenschaften von Verbindungs- anspruchungen eingesetzt und können unlegiert
elementen aus Kohlenstoffstahl und legiertem oder legiert sein. Warmarbeitsstähle sind legierte
Stahl: DIN EN ISO 898-1 für Schrauben; DIN Stähle mit Anwendungstemperaturen in Bereich
EN 20 898-2 für Muttern, von 200 bis 600 °C. Kunststoffformenstähle sind
mechanische Eigenschaften von Verbindungs- ebenfalls legierte Stähle, bei denen in der Re-
elementen aus nichtrostenden Stählen: DIN gel das Legierungskonzept auf die korrosiven
EN ISO 3506-1 für Schrauben; DIN EN Belastungen ausgerichtet ist. Schnellarbeitsstähle
ISO 3506-2 für Muttern, sind legierte Stähle und werden als Zerspan- und
mechanische Eigenschaften von Verbindungs- Umformwerkzeuge eingesetzt. Die den Gruppen
elementen; Schrauben und Muttern aus Nicht- zugrunde liegenden Legierungskonzepte sind im
eisenmetallen: DIN EN 28 839. Tab. 31.7 zusammengefasst.
Je nach Anwendungsgebiet – sei es z. B. Spa-
Werkzeugstähle nen, Schneiden, Schmieden, Walzen, Blechum-
Werkzeugstähle gehören zu den ältesten Stahl- formen, Strangpressen, Kunststoffspritzen oder
sorten der Welt, denn Äxte, Messer, Bohrer und Druckgießen – sind durchaus unterschiedli-
Sägen aus Eisen sind schon seit Jahrtausenden che Werkstoffeigenschaften gefragt. Eine ausrei-
Utensilien des täglichen Lebens. Heutzutage neh- chende Härte, Druckfestigkeit, Belastbarkeit bei
men Werkzeugstähle mengenmäßig nur noch ei- schlag- und stoßartiger Beanspruchung, Zähig-
nen geringen Anteil an der Stahlerzeugung ein. keit, Verschleißbeständigkeit oder Korrosionsbe-
Trotzdem haben sie eine hohe technische Be- ständigkeit – und das bei normalen oder auch
deutung, da fast jeder industrielle Fertigungspro- hohen Arbeitstemperaturen – sind nur einige Bei-
zess auf Werkzeuge angewiesen ist und Bauteile spiele dafür. Entsprechend groß ist die Anzahl der
aus vielen zum Stahl in Konkurrenz stehenden Sorten in dieser Werkstoffgruppe.
Werkstoffen gar nicht oder nur schwer herstell- Neue Herstellungstechnologien und Weiter-
bar wären. Werkzeugstähle müssen je nach Ein- verarbeitungsmöglichkeiten haben die Verarbei-
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 567
tungs- und Gebrauchseigenschaften der Werk- sein. Weiterhin sind wichtig eine hohe Härtean-
zeugstähle entscheidend verbessert. Durch mo- nahme und die Maßbeständigkeit der Erzeugnisse
derne Wärmebehandlungs- und Oberflächenver- bei längerem Lagern.
edelungsverfahren lassen sich die Eigenschaften Zur Verwendung in Wälzlagern kommen ent-
dieser Stähle weiter optimieren. weder die in Deutschland bevorzugten durchhärt-
Die Zuordnung von Stählen in die Gruppe baren Stähle, z. B. 100Cr6, oder Einsatzstähle,
der Werkzeugstähle wird überwiegend durch die z. B. 17MnCr5 oder 16CrNiMo6, in Betracht. Die
Anwendung bestimmt. Tab. 31.8 listet einige durchhärtbaren Stähle werden auf hohe Werte der
Anwendungsgebiete für Werkzeugstähle auf und Oberflächenhärte vergütet. Die Einsatzstähle er-
kennzeichnet die besonderen Anforderungen. fordern als zusätzlichen Arbeitsgang eine Rand-
aufkohlung, bieten jedoch den Vorteil besserer
Federstähle Zähigkeitseigenschaften im Kern. Für Wälzkör-
Federstähle zur Herstellung von federnden Bau- per mit größeren Durchmessern werden Vergü-
teilen zeichnen sich generell durch besonders tungsstähle, z. B. 42CrMo4, im vergüteten und
hohe Werte der Elastizitätsgrenze aus. Typisch oberflächengehärteten Zustand eingesetzt.
für Federstähle sind Kohlenstoffgehalte zwischen Für nichtrostende Lager werden marten-
etwa 0,5 und 1,0 %, als Legierungselemente wer- sitische Chromstähle, z. B. X45Cr13 oder
den insbesondere Si, Mn, Cr, Mo und V ver- X89CrMoV18-1, verwendet, deren Korro-
wendet. Je nach Erzeugnisform und Größe unter- sionswiderstand jedoch wegen des hohen
scheidet man Stähle für kaltgeformte und warm- Kohlenstoffgehaltes geringer ist als bei den übli-
geformte Federelemente. chen nichtrostenden Stählen mit vergleichbarem
Für kaltgeformte Federn, bei denen meist Chromgehalt. Die erreichbaren Höchstwer-
keine Schlussvergütung der Feder mehr vorge- te der Oberflächenhärte sind niedriger als
nommen wird, stehen hochfeste Stahldrähte nach bei den durchhärtbaren Stählen mit ca. 1 %
DIN EN 10 270-1 (patentiert-gezogener unle- Kohlenstoffgehalt. Durch besonders hohe Kor-
gierter Federstahldraht), -2 (ölschlussvergüteter rosionsbeständigkeit zeichnen sich die mit 0,15–
Federstahldraht) und -3 (nichtrostender Feder- 0,30 % Stickstoff legierten Stähle z. B. für Luft-
stahldraht) zur Verfügung. Größere Federn wer- fahrtlager aus.
den aus Federstahl nach DIN EN 10 089 oder
10 092 hergestellt und nach der Warmformge-
bung vergütet. Stähle für besondere Anforderungen
Viele Federelemente unterliegen im Betrieb Bei den Stählen für den Elektromaschinenbau
einer hohen zyklischen Beanspruchung. Zur Er- spielen insbesondere die magnetischen Eigen-
zielung entsprechender Schwingfestigkeitseigen- schaften eine entscheidende Rolle. Für Elektro-
schaften sollen Federstähle für solche Federn bleche und -bänder werden Forderungen nach
einen sehr guten Reinheitsgrad und eine hohe möglichst geringen Ummagnetisierungsverlusten
Randfestigkeit (möglichst keine Randabkohlung) und hoher magnetischer Induktion gestellt. Op- 31
aufweisen und möglichst frei von Oberflächen- timale Eigenschaften erhält man bei kornorien-
fehlern sein. tierten Erzeugnissen aus ferritischen Stählen, zu
deren Herstellung spezielle Umform- und Glüh-
Wälzlagerstähle bedingungen angewendet werden. Neben Weich-
Wälzlagerstähle für Kugeln, Rollen, Nadeln, Rin- eisen werden Siliziumhaltige Stähle verwendet;
ge und Scheiben von Wälzlagern sind i. Allg. ho- die chemische Zusammensetzung ist jedoch nicht
hen örtlichen Zug-Druck-Wechselbeanspruchun- standardmäßig spezifiziert. Die Bleche und Bän-
gen und Verschleißeinflüssen ausgesetzt. Die ver- der werden geglüht geliefert und dürfen bei der
wendeten Stähle müssen deshalb einen besonders Verarbeitung nicht durch Hämmern, Biegen oder
hohen Reinheitsgrad aufweisen. Sie müssen gut Richten kaltverformt werden, da sich sonst ihre
warm- oder kaltumformbar und gut zerspanbar magnetischen Eigenschaften verschlechtern.
568 M. Oechsner et al.
Die allgemeinen Angaben zu den Walz- und zu erwähnen sind Schleudergussrohre aus dem
Schmiedestählen treffen auch für die entspre- häufig verwendeten Stahl GX40CrNiSi25-20 für
chenden Stahlgussarten zu. Reformeröfen und Ethylenanlagen. Für höchs-
Stahlguss für allgemeine Verwendungszwe- te Beanspruchungen werden Nickel-Basis-Legie-
cke nach DIN EN 10 293. Als unlegierter oder rungen eingesetzt. In diesem Bereich werden die
niedriglegierter Stahlguss umfasst der Stahlguss Übergänge zu den hochwarmfesten Stählen und
für allgemeine Verwendungszwecke mit rd. 75 % Legierungen fließend.
den weitaus größten Anteil der Stahlgusserzeu-
gung. Seine Festigkeit reicht je nach C-Gehalt Kaltzäher Stahlguss nach SEW 685 muss auch
von 370 bis 690 MPa bei gleichzeitig hoher Zä- bei tiefen Temperaturen eine ausreichend hohe
higkeit. Besonders bei niedrigen C-Gehalten (un- Zähigkeit aufweisen. Bei der unteren Gebrauchs-
terhalb 0,23 %) ist er gut schweißgeeignet. Die temperatur einer Stahlsorte soll ein Grenzwert
Sorteneinteilung beruht auf den mechanischen der Kerbschlagarbeit von 27 J (ISO-V-Probe)
Eigenschaften bei Raumtemperatur. Stahlguss für nicht unterschritten werden.
allgemeine Verwendung hat einen weiten An-
wendungsbereich für hochbeanspruchte Bauteile. Nichtrostender bzw. korrosionsbeständiger
Als Wärmebehandlung kommt überwiegend Nor- Stahlguss nach DIN EN 10 283 bzw. SEW 410.
malglühen in Frage. Für Laufräder von Wasserturbinen, Ventile und
Armaturen sowie für säurebeständige Teile in der
Vergütungsstahlguss. Werden für ein Stahl- chemischen Industrie wird nichtrostender Stahl-
gussteil hohe Festigkeit und Streckgrenze, gute guss verwendet, dessen Cr-Gehalt in der Regel
Zähigkeit und gute Durchvergütbarkeit gefordert, höher liegt als 12 %. Man unterscheidet im We-
so wird Vergütungsstahlguss verwendet. sentlichen zwischen perlitisch-martensitischem
Stahlguss mit 13–17 % Cr und 0,1–0,25 % C und
Warmfester Stahlguss nach DIN EN 10 213- dem häufig verwendeten austenitischen CrNi-
2 wird für Gehäuse, Ventile und Flansche Stahlguss, der eine höhere Zähigkeit hat.
von Dampf- und Gasturbinenanlagen sowie für
Bauteile in Hochtemperaturanlagen der Che- Verschleißbeständiger Stahlguss wird für Bau-
mie verwendet. In Chemieanlagen kann je teile von Zerkleinerungsanlagen, abriebfeste Tei-
nach Beanspruchungsbedingungen hitzebestän- le von Baumaschinen und Fördermaschinen
diger oder druckwasserstoffbeständiger Stahl- sowie Werkzeuge für Kaltarbeit (Holz- und
guss dem warmfesten Stahlguss überlegen sein. Kunststoffbearbeitung) und Warmarbeit (Walzen,
Ziehringe) verwendet. Man unterscheidet auste-
Hitzebeständiger Stahlguss nach DIN nitischen Manganhartstahlguss nach ISO 13 521
EN 10 295 findet wie hitzebeständiger Walz- und (1,2–1,5 % C, 12–17 % Mn), vergüteten gehärte-
Schmiedestahl Anwendung im Industrieofenbau, ten Stahlgusses (rd. 0,6 % C, 2–3 % Cr) und mar-
in der Zementindustrie, der Erzaufbereitung, der tensitisch-karbidischen Stahlguss (1,0–2,0 % C, 31
Schmelz- und Gießtechnik und der chemischen 12–25 % Cr, für Warmarbeit Zusätze von W
Industrie. und V), wobei die erstgenannte Gruppe am be-
deutsamsten ist.
Stahlguss für Erdöl- und Erdgasanlagen Stahlguss für Elektromaschinenbau und
(vorm. SEW 595) muss eine gute Beständigkeit Schiffbau. Hierzu zählt vor allem nichtma-
gegen Druckwasserstoff, Aufkohlung und ag- gnetisierbarer Stahlguss nach SEW 395 mit
gressive Medien (Öl, Säuren, Laugen, Schwefel- stabil austenitischem Gefüge durch Mn oder Ni,
verbindungen) haben. Für diesen Einsatzbereich teilweise mit festigkeitssteigernden oder korrosi-
eignet sich zum Teil auch warmfester ferriti- onshemmenden Legierungszusätzen wie Cr, Mo
scher Stahlguss nach DIN EN 10 213. Besonders und V.
570 M. Oechsner et al.
höchster Schlagzähigkeit in der Regel Wärme- denen für EN-GJL und EN-GJS. Da GJV ei-
behandlungen vorgenommen, mit denen ein fer- ne ähnlich gute Wärmeleitfähigkeit wie EN-GJL
ritisches Grundgefüge eingestellt wird. Gussei- hat, wird es häufig für temperaturwechselbean-
sen mit Kugelgraphit wird für Teile mit höheren spruchte Gussteile wie z. B. Zylinderköpfe und
Schwingbeanspruchungen angewendet wie z. B. Zylinderkurbelgehäuse verwendet.
Fahrwerkteile. Durch Legieren lassen sich die Ei-
genschaften des Grundgefüges in ähnlicher Wei- Beispiel
se verändern wie bei EN-GJL. Auch größte Teile
mit Stückgewichten bis zu 240 t wurden schon GJV-400 Gusseisen mit Vermiculargraphit mit
aus Gusseisen mit Kugelgraphit gefertigt. Guss- einer Zugfestigkeit von mindestens 400 MPa
eisen mit Kugelgraphit kann nach der Mindest- (keine Werkstoffnummer). J
zugfestigkeit oder alternativ nach der Brinellhärte
(HBW) bestellt werden. Temperguss (EN-GJM) nach DIN EN 1562
Temperguss hat sich zu einem Spezialwerkstoff
Beispiel
entwickelt. Konstruktionsteile mit hohen An-
forderungen an Festigkeit und Zähigkeit, die
EN-GJS-400-18-LT-U Gusseisen mit Kugel- ggf. umgeformt oder geschweißt werden müs-
graphit mit einer Zugfestigkeit von mindes- sen, werden aus Temperguss hergestellt. Dabei
tens 400 MPa und einer Bruchdehnung A D geht man zunächst von einem Gusseisen aus, bei
18 % mit garantierter Kerbschlagarbeit bei dem Kohlenstoff- und Siliciumgehalt so einge-
20 °C von 10–12 J (Werkstoffnummer EN- stellt sind, dass das Gussstück Graphitfrei erstarrt
JS1049). J und somit der gesamte Kohlenstoff an das Ei-
senkarbid (Fe3 C-Zementit) gebunden ist. Bei ei-
Gusseisen mit Vermiculargraphit (GJV) ner anschließenden Glühbehandlung zerfällt der
nach DIN EN 16 079 Zementit in flocken- bis kugelförmigen, freien
GJV wird zunehmend für höherfeste Anwen- Graphit (Temperkohle) und ein ferritisches oder
dungen eingesetzt. Der freie Graphit hat eine perlitisches Grundgefüge. Durch eine zusätzliche
räumlich korallenartige, im Schliff wurmartige Wärmebehandlung lässt sich Temperguss in be-
Form. Vermiculargraphit ähnelt kleinen abgerun- stimmten Grenzen vergüten. Man unterscheidet
deten Graphitlamellen und stellt eine Zwischen- zwei Arten von Temperguss:
form von Lamellengraphit und Kugelgraphit dar
(Abb. 31.13); er wird über eine gezielte Magne- Weißer (entkohlend geglühter) Temperguss
sium-Unterbehandlung erzeugt. Im Gefüge darf (EN-GJMW). Weißer Temperguss entsteht
auch Kugelgraphit (bis 20 %) auftreten. Auch die durch 50 bis 80 h langes Glühen bei rd. 1050 °C
Festigkeitskennwerte für GJV liegen zwischen in entkohlender Atmosphäre (CO, CO2 , H2 ,
H2 O). Durch den Kohlenstoffentzug verbleibt
nach dem Abkühlen ein Graphitfreies, rein fer-
ritisches Gefüge am Rand des Gussstücks und
bei geringen Wanddicken auch durchgängig;
dickwandige Bereiche enthalten im Kern Tem-
perkohle. Die Werkstoffsorte EN-GJMW-360-12
ist besonders gut schweißbar.
freien Graphit (Temperkohle). In einer zweiten niedrig legierte (max. 2 % Cr) Gusseisensorten,
Glühung wandelt sich der Austenit bei langsamer Chrom-Nickel-Gusseisensorten (1,5 bis 10 % Cr)
Abkühlung von 800 auf 700 °C in Ferrit und Tem- und hoch legierte Chromgusseisensorten (11 bis
perkohle um. 28 % Cr). Die hoch legierten Werkstoffsorten
Das Gefüge von schwarzem Temperguss be- haben eine Vickershärte bis HV 600 und eignen
steht nach dem Abkühlen aus einem ferritisch- sich für besonders auf Verschleiß beanspruchte
perlitischen Grundgefüge mit eingelagerter Tem- Bauteile.
perkohle, wobei der Perlitanteil durch schnellere
Abkühlung erhöht werden kann. Damit steigen Beispiel
Festigkeit- und Verschleißbeständigkeit. Die ge-
EN-GJN-HV600(XCr23) Verschleißbeständi-
genüber EN-GJL erhöhte Zugfestigkeit und Zä-
ges (Chrom-)Gusseisen mit einer Härte von
higkeit beruht auf der flocken- bzw. kugelför-
mindestens 600HV (Werkstoffnummer: EN-
migen Ausbildung des freien Graphits und dem
JN3049). J
teilweise zäheren Grundgefüge.
Ausferritisches Gusseisen mit Kugelgraphit
Beispiel (EN-GJS) nach DINEN1564. Ausferritisches
EN-GJMW-350-4 Weißer Temperguss mit ei- Gusseisen mit Kugelgraphit zeigt ein feines aus-
ner Zugfestigkeit von mindestens 350 MPa tenitisch-ferritisches Grundgefüge mit kugelför-
und einer Bruchdehnung A D 4 % (Werkstoff- migem freiem Graphit. Die alte Bezeichnung
nummer: EN-JM1010) J „bainitisches Gusseisen“ ist metallkundlich ge-
sehen falsch, da sich – anders als bei Stählen
Sondergusseisen – die charakteristischen feinsten Karbidausschei-
dungen (Fe3 C) im Gefüge nicht nachweisen las-
sen. Das sog. Zwischenstufengefüge wird durch
Hartguss. Weiß erstarrtes Gusseisen bezeichnet
Glühen und anschließendes Abschrecken in ei-
man als Hartguss. Man unterscheidet zwischen
nem Salzbad eingestellt. Dadurch resultieren im
Vollhartguss, bei dem der gesamte Querschnitt
Vergleich zu Gusseisen mit KugelGraphit deut-
eines Gussstücks weiß erstarrt und Schalenhart-
lich höhere Festigkeits- und Zähigkeitskennwer-
guss, bei dem nur die Randschicht (z. B. mit
te. Die Zugfestigkeiten reichen von 800 MPa (bei
Hilfe von Abschreckplatten) Graphitfrei bleibt.
bis zu 10 % Dehnung) bis zu 1400 MPa (bei 1 %
Im Gussstück nimmt der Anteil des grau erstarr-
Dehnung).
ten Gefüges zum Kern hin zu; Schalenhartguss ist
im Kern vollständig erstarrt. Die Härtetiefe, d. h.
Beispiel
die Dicke der weiß erstarrten Schicht, hängt von
der Abkühlungsgeschwindigkeit und den Legie- EN-GJS-1000-5 Ausferritisches Gusseisen
rungselementen (Mn, Cr, Si) ab. mit Kugelgraphit mit einer Zugfestigkeit von
Hartguss ist zwar sehr schlagempfindlich, hat mindestens 1000 MPa und einer Bruchdeh- 31
aber eine hohe Verschleißbeständigkeit. Die An- nung A D 5 %. J
wendung erfolgt daher bei stark verschleißbean-
spruchten Teilen wie Walzen, Nockenwellen und Austenitisches Gusseisen (EN-GJLA, EN-
Tiefziehwerkzeugen. GJSA) nach DIN EN13 835. Die austeniti-
schen Gusseisensorten haben aufgrund hoher Ge-
Verschleißbeständiges Gusseisen (EN-GJN) halte von Legierungselementen (besonders Ni
nach DIN EN 12 513. Ähnlich wie Hartguss hat und Cr) ein austenitisches Grundgefüge, in dem
auch verschleißbeständiges Gusseisen ein weiß der freie Kohlenstoff in Form von Lamellengra-
erstarrtes (karbidisches) Gefüge – der Buchsta- phit (EN-GJLA) oder Kugelgraphit (EN-GJSA)
be N in GJN steht für „No graphite“, also ein ausgeschieden ist. Austenitisches Gusseisen er-
Graphitfrei erstarrtes Gefüge. Man unterscheidet füllt vielfältige Anforderungen, z. B. Korrosions-
574 M. Oechsner et al.
Bestellung mit G-Zahl. Prüfmerkmal: Korn- barkeit) zeichnet sich durch gute Verformbarkeit
größe (nur bei einigen Halbzeugen, z. B. Ble- und Korrosionsbeständigkeit aus. Die Kurzbe-
chen und Bändern). zeichnungen der Kupferlegierungen enthalten die
wichtigsten Legierungselemente in % (bei feh-
Reinkupfer lender Angabe ist der Legierungsanteil i. Allg.
Das flüssige Kupfer kann beachtliche Mengen < 1 %). Der Rest ist der Cu-Anteil; z. B. CuZn37:
Sauerstoff aufnehmen, der nach dem Erstarren 37 % Zn, ~ 63 % Cu.
fast vollständig in Form von Kupferoxidein- Man unterscheidet drei Gefügegruppen:
schlüssen (Cu2 O) im Metall zurückbleibt. Da-
mit ist das sauerstoffhaltige Kupfer empfindlich ˛-Messing mit einem Zn-Gehalt < 37,5 %,
gegen eine Erhitzung in reduzierender Atmo- (˛ + ˇ)-Messing mit einem Zn-Gehalt von
sphäre (Schweißen, Hartlöten). Der Wasserstoff 37,5 bis 46 % und
diffundiert in das Metall und reduziert das Kup- ˇ-Messing mit 46 bis 50 % Zn.
feroxid. Der sich bildende Wasserdampf steht
unter hohem Druck und sprengt das Gefüge ˛-Messing lässt sich gut kaltumformen, schwie-
(Wasserstoffkrankheit). Lässt sich die Berührung riger warmumformen und schlecht zerspanen. ˇ-
mit reduzierenden Gasen nicht vermeiden, so Messing ist schwierig kaltverformbar, gut warm-
sind sauerstofffreie Kupfersorten zu verwenden verformbar und gut spanabhebend zu verar-
wie z. B. Cu-DHP und weitere Werkstoffe (DIN beiten. Die technisch wichtigsten Legierungen
CEN/TS 13 388). Kupfer lässt sich gut löten. sind CuZn30, CuZn37 (˛-Messing), CuZn40,
Schweißen ist mit allen Verfahren möglich. Be- CuZn39Pb3 und CuZn40Pb2 (˛ + ˇ-Messing,
sonders geeignet sind Verfahren unter Anwen- letztere die bedeutenden Automatenmessinge).
dung von Schutzgas (WIG; MIG). Legierungen mit reinem ˇ-Gefüge (Zn > 45 %)
Normen: DIN CEN/TS 13 388: Kupfer und haben nur geringe technische Bedeutung. Kup-
Kupferlegierungen – Europäische Werkstoffe – fer-Zink-Legierungen sind nicht aushärtbar. Ho-
Übersicht über Zusammensetzung und Produk- he Härte- und Festigkeitswerte sind nur durch
te. – EN 1173: Kupfer und Kupferlegierungen Kaltumformung erreichbar.
– Zustandsbezeichnungen. – EN 1412: Kupfer Auswahl und Anwendungshinweise:
und Kupferlegierungen – Europäisches Werk- Tab. 31.13.
stoffnummernsystem. – EN 1976: Kupfer und Beim Gießvorgang muss mit einem Schwind-
Kupferlegierungen – Gegossene Rohformen aus maß von 1,5 % (zinkreiches Messing) bis 2 %
Kupfer. – EN 1978: Kupfer und Kupferlegierun- (kupferreiches Messing) gerechnet werden.
gen – Kupfer-Kathoden. – EN 13 599: Kupfer
und Kupferlegierungen – Platten, Bleche und Verarbeitung. Tiefziehen, Drücken, Biegen,
Bänder aus Kupfer für die Anwendung in der Pressen, Prägen, Zerspanen, Schmieden, Gießen.
Elektrotechnik. – EN 13 600: Kupfer und Kupfer-
legierungen – Nahtlose Rohre aus Kupfer für die Wärmebehandlung. Weichglühen 450 bis 31
Anwendung in der Elektrotechnik. – EN 13 601: 600 °C, Entspannen 200 bis 300 °C, Glühen auf
Kupfer und Kupferlegierungen – Stangen und bestimmte Härte 300 bis 450 °C.
Drähte aus Kupfer für die allgemeine Anwen-
dung in der Elektrotechnik. – EN 13 602: Kupfer Schweißen und Löten. Messing lässt sich gut
und Kupferlegierungen – Gezogener Runddraht weich- und hartlöten. Bei der Gas- und Schmelz-
aus Kupfer zur Herstellung elektrischer Leiter. schweißung ist auf Sauerstoffüberschuss zu ach-
ten. Lichtbogenschweißung führt zu starker Zink-
Kupfer-Zink-Legierungen (Messing) ausdampfung. Deshalb sind zinkfreie Elektroden
Diese in der Technik am häufigsten angewen- zu verwenden. Für das Schweißen unter Schutz-
dete Kupferlegierung mit bis zu 45 % Zink und gas kommt ausschließlich das WIG-Verfahren
bis zu 3 % Blei (zur Verbesserung der Zerspan- (besonders für dünne Bleche geeignet) in Be-
576 M. Oechsner et al.
tracht. Die elektrische Widerstandsschweißung bessern die Zerspanbarkeit. Eisen wirkt korn-
setzt gut regelbare Maschinen ausreichender verfeinernd und verbessert die Gleiteigenschaf-
Leistungsfähigkeit voraus. Für Legierungen mit ten (bei Korrosionsbeanspruchung Fe < 0,5 %).
einem Zinkgehalt < 20 % müssen die Schweißpa- Phosphor und/oder Arsen verhindern die Ent-
rameter und Elektroden angepasst werden. zinkung. Große Widerstandsfähigkeit gegenüber
Seewasser besitzt z. B. CuZn20Al2As. Zum Hart-
Korrosion. Besonders bei ˇ-haltigem Messing löten benutzt man aluminium- und siliziumfreie
kann unter bestimmten Korrosionsbedingungen Sondermessinge. Aluminiumfreie Sondermessin-
eine örtliche „Entzinkung“ auftreten, die zu ei- ge lassen sich schmelzschweißen. Bei Alumi-
ner pfropfenförmigen Herauslösung des verblei- niumgehalten bis 2,3 % ist ein befriedigendes
benden roten Kupfers führt. Neben der Verwen- Schweißergebnis bei Anwendung von Schutzgas
dung von ˇ-freiem Messing vermindern geringe mit hochfrequenzüberlagertem Wechselstrom zu
Zusätze von Arsen und Phosphor durch Inhi- erzielen.
bierung der ˛-Phase diese Erscheinung (z. B. Die mechanischen Festigkeitskennwerte ei-
CuZn36Pb2As). niger Sondermessinglegierungen sowie Anga-
Im Zusammenwirken von Zugeigenspan- ben über Eigenschaften und Anwendungen sind
nungen und/oder Zuglastspannungen kann bei Tab. 31.14 zu entnehmen.
gleichzeitiger Einwirkung bestimmter aggressi-
ver Stoffe (Quecksilber, Quecksilbersalze, Am- Guss-Messing und Guss-Sondermessing. Die-
moniak) ein verformungsloser Bruch mit inter- se Legierungen besitzen hohe Korrosionsbestän-
oder transkristallinem Verlauf auftreten. Kupfer- digkeit und gegenüber den Knetlegierungen et-
arme Legierungen sind hinsichtlich einer sol- was niedrigerer Festigkeit und Härte sowie eine
chen Schädigungsform am empfindlichsten. Die- für Gusswerkstoffe hohe Zähigkeit, Tab. 31.15.
se Spannungsrisskorrosion lässt sich durch sorg- In den Kurzzeichen bedeuten -C Guss allgemein,
fältige Entspannung der Fertigteile weitgehend -GS Sandguss, -GM Kokillenguss, -GP Druck-
vermeiden. guss, -GC Strangguss und -GZ Schleuderguss.
QSt), guter Beständigkeit gegenüber Witterungs- und mangelnder Oberflächengüte. Anders als bei
einflüssen und schwach alkalischen und sauren den Knetlegierungen setzen die in den üblichen
Lösungen, in hohen Festigkeitseigenschaften (bis Aluminiumgusslegierungen vorhandenen harten
700 MPa), sehr guter Wärmeleitfähigkeit und ho- Primär-Siliziumpartikel den Werkzeugverschleiß
her elektrischer Leitfähigkeit sowie in den gu- herauf.
ten Formgebungsmöglichkeiten durch Gießen, Für das Fügen von Aluminiumteilen steht ei-
Warm- und Kaltumformung (Walzen, Strangpres- ne große Zahl von Verbindungsmethoden zur
sen, Schmieden, Kaltfließpressen, Ziehen, Tief- Verfügung: Schmelzschweißen (MIG-, WIG-,
und Streckziehen) sowie durch Zerspanung. Alu- Plasma-, Laserstrahl-, Elektronenstrahl- und Bol-
minium und seine Legierungen verspröden nicht zenschweißen), Widerstandspunkt- und Rollen-
bei tiefen Temperaturen und hohen Beanspru- nahtschweißen, Reib- und Rührreibschweißen
chungsgeschwindigkeiten (Crash). („Friction Stir Welding“), Hartlöten, Diffusions-
Der gegenüber Stahl um 2/3 geringere E- schweißen, Kleben, mechanisches Fügen mit und
Modul erfordert bei gleicher Tragfähigkeit und ohne Verbindungselemente sowie Klemmverbin-
Steifigkeit ein entsprechend größeres Flächen- dungen. Weichlöten ist mit Pb-freien Zinnloten
trägheitsmoment, d. h. ein größeres Bauvolumen bei vorheriger (z. B. mechanischer) Entfernung
und größere Wanddicken. Dadurch wird die Ge- der Oxidschicht möglich, autogenes Gasschmelz-
wichtseinsparung gegenüber Stahl in der Re- schweißen wird nur noch bei handwerklichen
gel auf etwa 40 bis 50 % begrenzt. Gleichzeitig Reparaturarbeiten verwendet. Bei Verbindungen
werden dadurch die Festigkeitsanforderungen an mit anderen Metallen ist bei aggressiven Umge-
den Grundwerkstoff vermindert, was mit Vor- bungsbedingungen die Gefahr von Kontaktkor-
teil für günstigere Umform- und Verbindungs- rosion zu beachten, sofern die Teile elektrisch
eigenschaften genutzt werden kann. Für tragen- leitend verbunden sind und gegenüber Alumini-
de Leichtbaukonstruktionen werden (abgesehen um ein deutlich positiveres (> 100 mV) elektro-
vom Flugzeugbau) daher vorzugsweise mittelfes- chemisches Potenzial aufweisen (Abhilfe durch
te Legierungen verwendet, die zudem sehr gut elektrisch isolierende Maßnahmen). Als Kon-
stranggepresst werden können. Die Technik des taktpartner weitgehend unbedenklich sind Zink
Strangpressens von Aluminium erlaubt die wirt- und Magnesium, die kathodische Schutzwirkung
schaftliche Herstellung komplizierter Profilquer- ausüben, aber auch rostfreier CrNi-Stahl, sofern
schnitte mit kleinsten Wanddicken bis zu 1,5 mm dessen Passivschicht erhalten bleibt. Kritische
und darunter (abhängig von Legierung und Pro- Kontaktpartner sind Kupfer und Kupferlegierun-
filgröße). Durch geschickte Integration von Funk- gen und auch graphithaltige Schaumstoffe.
tionen in den Profilquerschnitt lassen sich weitere
Fertigungsschritte bei der Verarbeitung einspa- Aluminiumwerkstoffe
ren. Häufig kann auf einen Oberflächenschutz Mit dem Oberbegriff „Aluminium“ werden im
verzichtet werden. Physikalische und mechani- üblichen Sprachgebrauch alle unlegierten und le-
sche Eigenschaften, Schweißbarkeit und Korro- gierten Werkstoffe auf Basis Aluminium bezeich- 31
sionsbeständigkeit s. Tab. 31.11, 31.20, 31.24, net. Man unterscheidet aufgrund der Zusammen-
Abb. 31.17 und 31.18. setzung und des Verwendungszweckes Reinalu-
Mittel- bis hochfeste Aluminiumknetlegie- minium, Knet- und Gusslegierungen. Während
rungen sind mit hohen und höchsten Schnitt- Gusslegierungen ausschließlich für die Herstel-
geschwindigkeiten hervorragend spangebend zu lung von Formgussteilen geeignet sind, werden
bearbeiten, sofern geeignete Werkzeuge und Knetlegierungen durch Stranggießen zu Barren
Schneidparameter gewählt werden. Bei sog. und anschließend durch Warm- und Kaltwal-
Bohr- und Drehqualitäten wird die Kurzspanbil- zen, Strangpressen oder Schmieden zu Halbfa-
dung durch Sn- und Bi- (früher auch durch Pb-) brikaten verarbeitet. Mit gegenüber Strangguss
Legierungszusätze begünstigt. Weiche, niedrig- eingeschränkter Legierungsauswahl wird auch
feste Legierungen neigen zu Aufbauschneiden Bandguss erzeugt, der direkt durch Kaltwalzen
580 M. Oechsner et al.
Die Schwingfestigkeit ist hierbei keine klassische bundwerkstoffe, sog. MMCs (metal matrix com-
Werkstoffkenngröße, sondern ist an den ferti- posites), im Automobilbereich und in der Luft-
gungsfolgeabhängigen Werkstoffzustand gekop- und Raumfahrt eingesetzt. Zur Verbesserung des
pelt. Schwache konstruktive Kerben (Formzahl Werkstoffverhaltens gegossener Bauteile bei ho-
Kt < 2) wirken sich an gegossenen Bauteilen da- hen Temperaturen werden bei am Markt neu ein-
her vielfach nur im geringen Maße mindernd auf geführten aluminiumhaltigen Legierungen Kalzi-
die Beanspruchbarkeit aus. um sowie auch Strontium zugegeben.
Der niedrige Elastizitätsmodul macht die Mg-
Legierungen unempfindlicher gegen Schlag- und
Stoßbeanspruchung und gibt ihnen verbesser- 31.2.4 Titanlegierungen
te Geräuschdämpfungseigenschaften (Getriebe-
gehäuse). Titan kommt als vierthäufigstes Element in der
Sämtliche Magnesiumlegierungen besitzen ei- Erdrinde, vor allem in den Mineralien Rutil, Ana-
ne ausgezeichnete Spanbarkeit, jedoch ist darauf tas und Ilmenit, vor. Die Darstellung von Rein-
zu achten, dass nur gröbere Späne anfallen. Fei- Titan erfolgt hauptsächlich durch den Kroll-Pro-
ne Späne und Staub neigen zu Bränden und zess durch Umwandlung von TiO2 in TiCl4 und
Staubexplosionen (Löschen durch Überschütten anschließende Reduktion mit Na oder Mg zu
mit Graugussspänen oder Sand, keinesfalls mit Rein-Titan. Hochreines Titan wird mit dem Van
Wasser!). Zum Kühlen und Nassschleifen dürfen Arkel-De Boer-Verfahren erzeugt.
keine wasserhaltigen Kühlmittel verwendet wer- Titanwerkstoffe zeichnen sich durch ihre ho-
den. he spezifische Festigkeit, ihr hohes elastisches
Magnesiumlegierungen sind im Regelfall (au- Energieaufnahmevermögen, ihre Biokompatibili-
ßer ZK-Typ) gut schweißbar. Gut bewährt hat tät und durch die sehr gute Korrosionsbestän-
sich die WIG-Schweißung, doch sind auch das digkeit aus. Die Festigkeitseigenschaften der Ti-
Laser-, Plasma- und Elektronenstrahlschweißen Legierungen (Tab. 31.27) sind mit den Festig-
möglich. Das Löten ist von keiner technischen keitseigenschaften von hochvergüteten Stählen
Bedeutung. vergleichbar. Die entsprechenden Kennwerte von
Das sehr negative (unedle) elektrochemische Ti-Legierungen sinken bis zu Temperaturen von
Potenzial von Mg und seinen Legierungen macht 300 °C nur unwesentlich ab. Für die Praxis in-
in einer Vielzahl von Anwendungen (z. B. Sicht- teressant sind Einsatztemperaturen bis 500 °C.
flächen) einen Korrosionsschutz gegen Feuchtig- Reintitan kommt aufgrund seiner guten Biokom-
keit und Witterungseinflüsse erforderlich. Kriti- patibilität als Implantatwerkstoff zum Einsatz,
sche Verunreinigungen im Werkstoff (z. B. Fe, wird aufgrund seiner hervorrragenden Korrosi-
Ni und Cu) sind in „high purity – hp“ Le- onsbeständigkeit auch in Wärmetauschern, Rohr-
gierungen vermindert. Besonders ist darauf zu leitungssystemen, Reaktoren etc. für die chemi-
achten, dass bei Berührung mit anderen Werk- sche und petrochemische Industrie eingesetzt.
stoffen Kontaktkorrosion vermieden wird. Bei Auf Reintitan entfällt etwa 20–30 % der Gesamt-
der Verwendung von Stahlschrauben müssen ge- produktion. Von den heute über 100 Titanlegie-
eignete Beschichtungen des Mg-Bauteils oder der rungen werden etwa 20 bis 30 kommerziell ein-
Schraube (z. B. Verzinkung einer Stahlschraube gesetzt, davon entfällt auf die Legierung TiAl6V4
oder Einsatz von Al-Schrauben) sowie konstruk- ein Anteil von über 50 % an der Gesamtprodukti-
tive Maßnahmen (anodisierte Unterlegscheiben, on.
Berücksichtigung des korrosionsschutzgerechten Titanlegierungen werden in ˛-, (˛ + ˇ) und ˇ-
Konstruierens) geprüft werden. Legierungen unterteilt. Al, O, N und C stabili-
sieren die hexagonale ˛-Phase und Mo, V, Ta
Neue Werkstoffentwicklungen und Nb stabilisieren die kubisch raumzentrierte
Magnesiumlegierungen werden durch Fasern und ˇ-Phase. ˛-Legierungen werden aufgrund ihrer
Partikel (meist SiC bzw. Al2 O3 ) verstärkt als Ver- hohen Korrosionsbeständigkeit vor allem in der
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 583
chemischen Industrie und in der Verfahrenstech- 31.2.5 Nickel und seine Legierungen
nik eingesetzt; auch sind sie in der Regel korro-
sionsbeständiger als ˇ-Legierungen. ˇ-Legierun- In Zusammenarbeit mit J. Klöwer, Werdohl
gen haben i. d. R. eine höhere Dichte als ˛-Legie-
rungen und weisen eine attraktive Kombination Der Anteil von Nickel in der Erdrinde beträgt et-
von Festigkeit, Zähigkeit und Ermüdungsfestig- wa 75 ppm. Reines Nickel wird aus sulfidischen
keit, insbesondere für große Bauteilquerschnitte CuNi-Erzen elektrolytisch oder mit dem Carbo-
auf. (˛ + ˇ)-Legierungen kommen zum Einsatz nylverfahren gewonnen. Weitere Verfahren sind
bei hohen Betriebstemperaturen und hohen Span- die Elektrolyse (Elektrolytnickel) und die Reduk-
nungsbeanspruchungen, z. B. im Gasturbinenbau. tion technischer Nickel-Oxide (Würfelnickel).
Bekanntester Vertreter der (˛ + ˇ)-Legierungen Der größte Teil des Reinnickels (ca. 65 %)
ist TiAl6V4. wird zur Herstellung rostfreier Stähle verwen-
Einige Legierungen sind warmaushärtbar. Die det, ca. 20 % gehen in Legierungen, ca. 9 %
Warmumformung erfolgt durch Schmieden, Pres- finden Verwendung in der Galvanotechnik; die
sen, Ziehen oder Walzen bei 700 bis 1000 °C. restlichen 6 % finden Anwendung in Münzen,
Kaltumformung ist bei Reintitan gut, bei den Batterien und elektrotechnischen Anwendungen.
Ti-Legierungen beschränkt möglich (Weichglü- Nickel-Legierungen mit Kupfer, Chrom, Eisen,
hen bei 500 bis 600 °C). Weichlöten ist durch- Kobalt und Molybdän haben wegen ihrer beson-
führbar, nachdem die Oberfläche unter Edelgas deren physikalischen Eigenschaften, ihrer Korro-
(Argon) versilbert, verkupfert oder verzinnt wur- sionsbeständigkeit und Widerstandsfähigkeit ge-
de. Hartlöten geschieht im Vakuum oder unter gen Hitze technische Bedeutung. Weiterhin dient
Edelgas mit geeigneten Flussmitteln. Schweißen Nickel als Elektrodenmaterial, zur Herstellung
wird zweckmäßigerweise mit dem MIG- oder von Ni-Cd-Batterien und zur Beschichtung von
WIG-Verfahren (auch Elektronenstrahlschwei- Bändern aus unlegierten und niedriglegierten
ßen) durchgeführt. Verbindungen mit anderen Stählen. Weitere Einsatzgebiete sind Federkon-
Metallen sind wegen der Bildung spröder in- takte, Magnetköpfe, Dehnungsmessstreifen und
termetallischer Verbindungen problematisch. Die Reed-Relais-Kontakte. Nickeloxide werden für
Punktschweißung ist ohne Schutzgas möglich. elektronische Speichersysteme und wegen ih-
Beim Zerspanen sind wegen der schlechten Wär- rer Halbleitereigenschaften auch in der Elektro-
meleitung und der Neigung zum Fressen geringe technik eingesetzt. Ni(II)-oxid gilt allerdings als
Schnittgeschwindigkeiten bei großem Vorschub krebserzeugend. Bei vielen Nickel-Verbindungen
zweckmäßig (Hartmetallwerkzeug). Ti und Ti- ist ein toxisches, allergenes und/oder mutagenes
Legierungen sind korrosionsbeständig, insbeson- Potenzial nachgewiesen worden; Nickeltetracar-
dere gegen Salpetersäure, Königswasser, Chlo- bonyl ist die giftigste aller bekannten Nickelver-
ridlösungen, organische Säuren und Meerwas- bindungen. Nickel kann sensibilisierend wirken
ser. und bei empfindlichen Personen Dermatitis aus-
lösen. 31
Neue Entwicklungen Nickel besitzt eine kfz-Gitterstruktur. Es
So genannte intermetallische Werkstoffe vom ist kaltzäh, sehr gut kaltumformbar und gut
Typ Titanaluminide (TiAl oder Ti3 Al) sind Ge- zerspanbar, allerdings lässt die hohe Zähig-
genstand aktueller Forschungen, da sie eine ge- keit nur geringe Schnittgeschwindigkeiten zu,
ringere Dichte als herkömmliche Ti-Legierungen daher ist die Zerspanung im kaltverfestig-
aufweisen und gleichzeitig bezüglich Hochtem- ten Zustand günstiger. Bei weichem Rein-Ni-
peraturfestigkeit überlegen sind. Der Schwach- ckel liegt Rp0;2 bei 120. . . 200 MPa, Rm bei
punkt liegt jedoch in der hohen Sprödigkeit, ins- 400. . . 500 MPa und die Bruchdehnung A5 bei
besondere bei niedrigen Temperaturen. Mögliche 35. . . 50 % (dagegen im kaltverfestigten Zustand:
Einsatzgebiete sind Turbinenschaufeln und Mo- Rp0;2 750. . . 850 MPa; Rm 700. . . 800 MPa, A5
torventile. 2. . . 4 %). Bis zu ca. 500 °C fällt die Streckgrenze
584 M. Oechsner et al.
nur wenig ab. Reinnickel wird wegen seiner ho- gnetostriktiven Schwingern, Telefonmembranen,
hen Korrosionsbeständigkeit, insbesondere we- Spannungswandlern und Strommessern einge-
gen seiner hohen Beständigkeit gegen Laugen, in setzt. Ni-Fe Legierungen mit etwa 30 % Ni zeigen
der chemischen Industrie massiv und als nickel- sehr niedrige Curie-Temperaturen, die sich durch
plattiertes Stahlblech eingesetzt. geringe Änderung des Ni-Gehaltes zwischen 35
Aufgrund der chemischen Beständigkeit des und 85 °C variieren lassen. Diese Werkstoffe wer-
Werkstoffs werden in der chemischen Industrie den zur Temperaturkompensation in Dauerma-
sehr häufig nickelplattierte Stahlbleche einge- gnetsystemen eingesetzt (Messinstrumente, Ta-
setzt. Nickel ist auch der Träger der Korrosi- chometer, Stromzähler, Schalter und Relais).
onsbeständigkeit galvanisch verchromter Eisen-
teile. Rein-Nickel wird in Reinheitsgraden von Korrosionsbeständige Nickellegierungen:
98,5. . . 99,98 % geliefert. Kleine Beimengungen Ni-Legierungen mit 65 bis 67 % Ni, 30–33 %
an Fe, Cu und Si haben außer bei den elektri- Cu und 1 % Mn (Monel-Metall) werden we-
schen Eigenschaften kaum Einfluss. Mn erhöht gen ihrer Beständigkeit gegenüber Säuren, Lau-
die Zugfestigkeit und die Streckgrenze ohne Ein- gen, Salzlösungen und überhitztem Dampf zur
buße an Zähigkeit. Durch Berylliumzusätze bis Herstellung von chemischen Apparaten, Beiz-
3 % wird Nickel aushärtbar. Bis 500 °C sinkt die gefäßen, Dampfturbinenschaufeln und Ventilen
Festigkeit kaum ab; erst ab 800 °C zundert die bis zu einer Einsatztemperatur von ca. 500 °C
Oberfläche stärker. Im Bereich tiefer Tempera- eingesetzt. Eine noch höhere Korrosionsbestän-
turen bleibt Nickel zäh. Ni ist mit Cu in jedem digkeit in chloridhaltigen Wässern und Säuren
Verhältnis legierbar und durch Gießen, spanlo- weisen Nickellegierungen mit ca. 23 % Chrom
se und spanabhebende Formgebung sowie durch und 16 % Molybdän auf (z. B. NiCr23Mo16Al,
Löten und Schweißen verarbeitbar. W-Nr. 2.4605). Werkstoffe dieses Typs wer-
Nickel ist ferromagnetisch, der Curie-Punkt den in der chemischen Prozessindustrie und in
liegt oberhalb 356 °C. Nickel-Legierungen ge- Rauchgasentschwefelungsanlagen in chloridhal-
hören zu den weichmagnestischen Ferromagne- tiger Schwefelsäure eingesetzt, Tab. 31.28. In
tika und zeichnen sich durch ihre leichte Ma- stark reduzierenden Säuren (Salzsäure) kommen
gnetisierbarkeit und geringe Hystereseverluste, auch sogenannte B-Legierungen, binäre Ni-Mo-
ihre hohe Sättigungsinduktion und geringe Ko- Legierungen (NiMo28, 2.4617) zum Einsatz.
erzitivfeldstärke sowie durch ihre hohe Per-
meabilität aus. Die Ni-Fe-Legierungen dienen Hitzebeständige und Hochwarmfeste
speziellen Anwendungszwecken: Mit 25 % Ni Nickellegierungen: Ni-Cr
wird ein Stahl unmagnetisch, mit 30 % Ni ver- Ni-Cr-Legierungen zeichnen sich durch hohe
schwindet der Temperaturbeiwert des Elastizi- Korrosionsbeständigkeit (nicht bei S-haltigen
tätsmoduls (Unruhefedern für Uhren), mit 36 % Gasen), hohe Hitzebeständigkeit (bis 1200 °C)
Ni wird der Wärmeausdehnungskoeffizient zwi- und durch ihren hohen spezifischen elektrischen
schen 20. . . 200 °C nahezu Null (Messgeräte), Widerstand aus. Einsatzbereiche sind Widerstän-
mit 45 bis 55 % Ni erreicht er denselben Wert de, Heizleiter und Ofenbauteile. Hitzebeständi-
wie für Glas (Einschmelzdrähte für Glühlampen), ge und Hochwarmfeste NiCr-Legierungen: siehe
und mit 78 % Ni entsteht eine Legierung mit auch Abschn. 31.1.4, Abschnitt „warmfeste und
höchster Permeabilität. Hochpermeable Nickel- hochwarmfeste Stähle (Legierungen)“.
legierungen (Permalloys) werden für Magnetver-
stärker, Relais, Abschirmungen, Drosseln, Über-
trager und Messgeräte eingesetzt. Ni-Fe-Legie- 31.2.6 Zink und seine Legierungen
rungen mit etwa 50 % Ni zeigen mit 1,5 T die
bei Ni-Fe-Legierungen maximal erreichbare Sät- Zink kristallisiert in hexagonal dichtester Kugel-
tigungsinduktion (Nifemax) und werden vorwie- packung (hdp) und lässt sich gut gießen, warm-
gend in Übertragern, magnetischen Sonden, ma- und kaltumformen. Ansonsten ist Zn eine wichti-
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 585
ge Komponente von Cu-Legierungen (Messing). mon (Hartblei) dient zur Herstellung von Ka-
Wegen der chemischen Reaktivität darf Zn nicht belmänteln, Rohren und Auskleidungen sowie
mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Zn wird zur Feuerverbleiung. Die Letternmetalle enthal-
häufig als Material für Opferanoden beim ka- ten neben Antimon (bis 19 %) auch Zinn (bis
thodischen Schutz verwendet. Unter dem Ein- 31 %). Blei-Druckgussteile sind von hoher Maß-
fluss der Luftatmosphäre bilden sich festhaften- genauigkeit.
de Deckschichten, die mit Ausnahme von stark Blei und Bleilegierungen: Tab. 31.30. Im
saurer Atmosphäre die Oberfläche vor weite- Kurzzeichen wird der Bleianteil in % angegeben;
rem Angriff schützen. Im gewalzten Zustand hat weitere Legierungselemente werden ohne %-An-
Zink eine Zugfestigkeit von etwa 200 MPa bei gabe genannt.
einer Bruchdehnung von etwa 20 %; doch neigt
Zn bereits bei Raumtemperatur zum Kriechen
(in Querrichtung weniger stark ausgeprägt). Zink 31.2.8 Zinn
lässt sich mit Zinn- und Cadmiumloten leicht
löten. Schweißverbindungen sind nach allen Ver- Zinn mit Reinheitsgraden von 98 bis 99,90 %
fahren, außer mit dem Lichtbogen, möglich. Etwa wird wegen seines guten Korrosionsschutzes zur
30 % der Zinkproduktion wird für Bleche (Dach- Herstellung von Metallüberzügen (Feuerverzin-
eindeckungen, Dachrinnen, Regenrohre, Ätzplat- nen, galvanisches Verzinnen) auf Kupfer und
ten, Trockenelemente) verwendet, etwa 40 % für Stahl (Weißblech) sowie zur Herstellung von
die Feuerverzinkung von Stahl. Zn-Druckguss- Loten verwandt. Zinnfolie (Stanniol) ist heute
stücke, meistens aus Legierungen von Zn mit Al weitgehend von der Aluminiumfolie verdrängt
und Cu (Feinzink-Gusslegierungen, Tab. 31.29), worden. Aufgrund seiner Ungiftigkeit ist ein
sind von hoher Maßgenauigkeit, jedoch empfind- Einsatz im Lebensmittelbereich möglich (Verpa-
licher gegen Korrosion als Reinzink. Hauptle- ckungen). Zinn ist nur gering mechanisch be-
gierungselemente werden im Kurzzeichen in % anspruchbar (Zugfestigkeit ca. 25 MPa). Sn ist
angegeben, der Rest ergibt den Zinkanteil. wichtiger Werkstoff für kunstgewerbliche Ge-
genstände (leichtes Gießen, Drücken, Treiben).
Sn-Druckgussteile besitzen eine besonders ho-
31.2.7 Blei he Maßgenauigkeit. Bauteile aus reinem Zinn
können bei Temperaturen um den Nullpunkt zu
Reinblei (Weichblei, kristallisiert kubisch flä- Pulver zerfallen (Zinnpest). Zinn und Zinnlegie-
chenzentriert, kfz) mit Reinheitsgraden von 99,94 rungen: Tab. 31.31. Im Kurzzeichen wird der
bis 99,99 % wird wegen seiner guten Korrosions- Zinnanteil in % angegeben; weitere Legierungs-
beständigkeit (insbesondere gegen Schwefelsäu- elemente werden ohne %-Angabe genannt.
re) häufig in der chemischen Industrie eingesetzt.
Wegen der geringen Zugfestigkeit (ca. 20 MPa)
ist keine Zugumformung möglich. Die Rekris- 31.2.9 Überzüge auf Metallen 31
tallisationstemperatur liegt mit ca. 0. . . 3 °C sehr
niedrig. Etwa 50 % des Bleiverbrauchs wird heu- Die Überzüge auf Metallen werden in metal-
te für Starterbatterien verwendet. Als chemisches lische, anorganische und organische Überzüge
Element ist es auch wichtig für Farbpigmente eingeteilt. Sie dienen zur langzeitigen Aufrecht-
(Bleiweiß) und für die Glasherstellung (Blei- erhaltung der Funktionalität von Bauteilen, z. B.
gläser). Bleiverbindungen sind z. T. sehr giftig, für den Korrosions- und Verschleißschutz, oder
daher gibt es heute keine Bleiverwendung mehr zur Erzeugung oder Verbesserung funktioneller
im Haushaltsbereich. Wegen seiner hohen Ord- Eigenschaften, wie beispielsweise der Verbes-
nungszahl (82) im periodischen System ist Pb serung der Gleiteigenschaften, der elektrischen
ein sehr wirksamer Schutz gegen Röntgen- und Leitfähigkeit, des Reflexionsvermögens oder des
Gammastrahlung. Blei in Verbindung mit Anti- dekorativen Aussehens.
586 M. Oechsner et al.
Prinzipiell ist zu berücksichtigen, dass die Stellung von Grund- und Überzugsmaterial in der
Eigenschaften der Überzüge nicht nur durch sog. Normalspannungsreihe, die die Metalle nach
die Wahl des Überzugswerkstoffs, sondern auch ihrem Lösungspotenzial, gemessen gegen Was-
durch die jeweiligen Prozessparameter bei der serstoff, ordnet. Elektronegative Metalle gelten
Beschichtung in weiten Grenzen variiert und für als unedel, elektropositive als edel. In Anwesen-
hochwertige Anwendungen auch auf den hierfür heit eines Elektrolyten wird immer das unedlere
wesentlichen Bereichen angepasst werden soll- der beiden Metalle vermehrt angegriffen. Bei ed-
ten. leren Überzugswerkstoffen sollten die Überzüge
Einen verfahrensspezifischen Einfluss auf das demzufolge fehlerfrei abgeschieden werden.
Beschichtungsergebnis übt auch der Zustand der Auf galvanischem Wege werden Bauteile z. B.
zu veredelnden Oberfläche (Zusammensetzung, verzinnt, verkupfert, vergoldet, verzinkt, verni-
Reinheit, Feingestalt) aus. Bei der Mehrzahl der ckelt oder verchromt. Bei simultan starker Anfor-
nachfolgend genannten Verfahren sind ggf. auch derung an den Korrosions- und Verschleißschutz
konstruktive Anpassungen vorzunehmen, z. B. (z. B. im Bergbau) sowie bei dekorativen Anwen-
zur Gewährleistung der Zugänglichkeit der Ober- dungen, ist zudem ein mehrschichtiger Aufbau
flächen für das Beschichtungsgut oder zur Ver- mit unterschiedlichen Überzugsmetallen gängig.
meidung von Sammelstellen. Zur Sicherstellung Außer den reinen Metallen werden zudem Le-
einer effizienten Produktentwicklung und Ver- gierungen (z. B. Messing, Bronze, Zink-Nickel-
meidung von Schäden sollte daher eine frühzei- oder Nickel-Kobalt-Legierungen) abgeschieden.
tige Kommunikation zwischen Konstrukteur und Des Weiteren wird auch in größerem Umfang
Beschichter erfolgen. stromlos vernickelt. Hierbei werden ohne Ver-
wendung externer Gleichrichter vorrangig Ni-
Metallische Überzüge ckelphosphorlegierungsüberzüge mit sehr gleich-
Metallische Überzüge werden z. B. durch mäßiger Schichtdickenverteilung abgeschieden.
Schmelztauchen, Metallspritzen, Plattieren, Re- Deren Eigenschaften (Härte, Korrosionsbestän-
duktion aus ionischen Lösungen, Diffusion sowie digkeit) können durch Variation des Phosphorge-
durch Gasphasenabscheidung hergestellt. halts, typischerweise zwischen 6 bis 15 %, und
der Möglichkeit einer Ausscheidungshärtung in
Elektrolytisch abgeschiedene Überzüge. Sie weiten Grenzen variiert werden kann. Prinzipi-
werden durch Elektrolyse in geeigneten Bädern ell sind bei der elektrolytischen Abscheidung die
(zumeist wässrigen Lösungen) der betreffenden Möglichkeit zur Einbettung von Feststoffparti-
Metallsalze erzeugt. Wird hierzu eine Gleich- keln, z. B. Hartstoffen (Karbide, Diamant) oder
stromquelle eingesetzt, spricht man von galvani- PTFE-Partikeln zu Verschleiß- und Reibungsmi-
schen Überzügen. Aufgrund der niedrigen Bad- nimierung, als sogenannte Dispersionsbeschich-
temperaturen können neben Metallen auch einige tung gegeben. Ein weiterer Sonderfall stellt die
Kunststoffe (ABS, PC, PA) galvanisiert werden, Abformung von Bauteiloberflächen mittels Gal-
z. B. für dekorativ beschichtete Gebrauchsgegen- vanoformung da, bei der sehr komplizierte Bau-
stände oder Reflektoren. Die Dicke des Über- teile oder feine eigenstabile Oberflächenabbilder
zugs hängt insbesondere von der Expositionszeit durch von der zu reproduzierenden Vorlage er-
und den vom Beschichter zu wählenden Pro- zeugt werden.
zessparametern, wie z. B. der Temperatur oder
Stromdichte, ab. Je nach Art (z. B. Korrosions- Schmelztauchüberzüge. Durch Tauchen in
und/oder Verschleißschutz) und Grad der funktio- flüssige Metallschmelzen (Feuerverzinnen, Feu-
nellen Anforderungen kann die Dicke in weiten erverzinken, Feuerverbleien, Feueraluminieren)
Grenzen (wenige µm bis mm) angepasst werden. werden (mit Ausnahme des Verbleiens) infolge
Voraussetzung für gutes Haften des Überzugs von Diffusionsvorgängen zwischen den Metall-
ist eine fett- und oxidfreie Oberfläche (Entfetten, atomen des flüssigen Überzugsmetalls und den
Beizen). Wichtig für den Korrosionsschutz ist die Atomen des Grundmetalls entsprechende Legie-
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 587
rungsschichten gebildet. Beim Herausziehen der ein Metall mit einem chemisch beständigeren
Teile aus dem Bad befindet sich darüber eine Überzug zu schützen. Für dickere Schutzschich-
Schicht aus reinem Überzugsmetall. Im Ver- ten (einige mm) eignen sich das Auftragschwei-
gleich zu galvanischen Zn-Überzügen ist bei ßen (Fe-, Co- und Ni-Basis-Legierungen mit
Schmelztauchüberzügen die Überzugsdicke und oder ohne zusätzliche Hartstoffe (z. B. WC)) und
damit die Korrosionsschutzdauer größer (Über- das Sprengplattieren (z. B. Titan, Tantal, Molyb-
zugsdicke beim Feuerverzinken 25 bis 100 µm, dän). Bei dünnen Metallfolien kommt das Walz-
beim Feueraluminieren 25 bis 50 µm). Ein Vorteil plattieren zum Einsatz. Dabei werden entweder
der Schmelztauchüberzüge liegt darin, dass die Grund- und Plattiermaterialien in dünne Kopf-
Schmelze auch in Hohlräume und an schwer zu- bleche eingehüllt, erwärmt, ausgewalzt und die
gängliche Stellen gelangt. Auf Breitbandblech Kopfbleche durch Beizen entfernt, oder die Plati-
werden heute Zn- und Al-Überzüge in kon- ne wird mit dem Plattierungsmaterial umwickelt,
tinuierlich arbeitenden Verfahren (Sendzimir- erwärmt und unter hohem Walzdruck ausgewalzt.
Verfahren) aufgebracht. Al-Überzüge verleihen Üblich ist das Plattieren von Al-Legierungen mit
dem Stahlblech gute Hitze- und Zunderbestän- Reinaluminium oder von Stahl mit nichtrosten-
digkeit bei im Vergleich zu reinem Al besseren dem Stahl, Kupfer, Nickel, Monel-Metall oder
mechanischen Eigenschaften. Sowohl Zn- als Aluminium.
auch Al-Schichten lassen sich durch Diffusions-
glühen in FeZn- bzw. FeAl-Legierungsschichten Diffusionsüberzüge. Sie entstehen durch Glü-
überführen (Galvanealing-Verfahren, Kalorisie- hen der Werkstücke in Metallpulver des Über-
ren). zugsmetalls (z. B. Zn, Cr, Al, W, Mn, Mo, Si)
in sauerstofffreier Atmosphäre, evtl. unter Zuga-
Metall-Spritzüberzüge. Beim thermischen be von Chloriden bei Temperaturen unterhalb des
Spritzen wird das Metall in Draht- oder Pul- Schmelzpunkts (400 °C für Zinküberzüge beim
verform durch ein Brenngasgemisch, in einem „Sherardisieren“, 1000 °C für Aluminium beim
Plasma oder durch einen Lichtbogen erschmol- „Alitieren“, 1200 °C für Chrom beim „Inchro-
zen und in Form feiner Tröpfchen durch ein mieren“).
Trägergas auf das zu behandelnde Werkstück
geschleudert. Die Haftung auf der Oberfläche Zinklamellenüberzüge. Ein Bindeglied zu den
ist hauptsächlich mechanisch und adhäsiv, wes- anorganischen Überzügen stellen Zinklamellen-
halb diese durch Strahlen in mittlerer Rauigkeit überzüge dar, welche durch Applikation von
aufgeraut sein sollte. Es werden Schichtdicken dünnen Zink- und Aluminium-Plättchen (Flakes)
von einigen Zehntelmillimetern bis zu 2 mm in einer anorganischen Suspension mit aus der
hergestellt. Das Verfahren eignet sich für Me- Lackiertechnik gängigen Applikationstechniken
talle mit einem Schmelzpunkt bis zu 1600 °C. (Spritzen, Tauchen) aufgebracht und anschlie-
Zum Ausgleich der fertigungsbedingten Poro- ßend thermisch (220–300 °C) vernetzt werden.
sität der thermischen Spritzüberzüge können Durch den Kontakt der Lamellen untereinander 31
diese mit Lösungen von Kunstharzen getränkt sowie mit dem Grundwerkstoff bieten diese einen
und evtl. durch Walzen oder Pressen verdich- kathodischen Korrosionsschutz für Stahlwerk-
tet werden. Typische Anwendungsgebiete sind: stoffe und werden bei Schichtdicke zwischen
Korrosionsschutz (Spritzverzinken), Verschleiß- 4–10 µm z. B. als Alternativen zu galvanischen
schutz (NiCrBSi-Legierungen), Reparatur von Zinküberzügen eingesetzt.
Verschleißstellen, Gleiteigenschaften (Molyb-
dän, Bronze), dekorative Anwendungen. Anorganische Überzüge
Werkzeugen und Bauteilen können durch CVD- den die Teile an den Pluspol einer Gleichstrom-
(chemical vapor deposition) oder PVD-Verfah- quelle angeschlossen. Die bei diesem Verfah-
ren (physical vapor deposition) Metalle, Karbide, ren gebildete Anodisierschicht kann infolge ih-
Nitride, Boride sowie Oxide aus der Gasphase rer Porosität beliebig eingefärbt werden und ist
auf Werkzeug- oder Bauteiloberflächen mit ei- elektrisch nichtleitend. Durch Nachverdichten in
ner Schichtdicke von wenigen nm bis 150 µm heißem Wasser werden die Poren geschlossen,
abgeschieden werden. sodass Schichten mit hoher Korrosions- und Ver-
Das CVD-Verfahren beruht auf der Feststoff- schleißbeständigkeit entstehen. Verschleißarme
abscheidung durch chemische Gasphasenreaktio- Harteloxalschichten besitzen bei Schichtdicken
nen im Temperaturbereich zwischen 800 und bis zu 50 µm eine Vickershärte von etwa 500 HV.
1100 °C. Von technischer Bedeutung ist vor allem
die Abscheidung von TiC- und TiN-Schichten so- Keramische Überzüge. Das Aufbringen kera-
wie DLC-Schichten (diamond like carbon) als mischer Überzüge kann durch atmosphärisches
Verschleißschutzschichten. Wegen der hohen Ab- Plasmaspritzen (APS), Hochgeschwindigkeits-
scheidetemperaturen beim CVD-Verfahren wer- flammspritzen (HVOF), aber auch durch PVD-
den bei den Schneidstoffen vorzugsweise Hart- Verfahren erfolgen. Solche Überzüge werden in
metalle, bei den Kaltarbeitsstählen überwiegend zunehmendem Maße für thermisch hochbelaste-
ledeburitische Chromstähle (z. B. X210CrW12) te Gasturbinenschaufeln und Flugturbinenschau-
beschichtet. feln als keramische Wärmedämmschichten ein-
Im Unterschied hierzu können bei plasmage- gesetzt. Als Schichtwerkstoff wird in der Regel
stützten Vakuumbeschichtungstechnologien der Zirkonoxid verwendet; typische Schichtdicken
PVD-Verfahren Abscheidetemperaturen unter bis 800 µm. Zur Anbindung der Keramikschicht
300 °C eingehalten werden, sodass beispielswei- und zum Schutz des Grundwerkstoffes gegen
se Schnellarbeitsstähle oder Vergütungsstähle Heißgaskorrosion kommen Haftvermittlerschich-
als Substratwerkstoffe eingesetzt werden kön- ten (Bond-Schichten) vom Typ MCrAlY zum
nen. Als Ersatz für galvanisch abgeschiedenen Einsatz. Durch Plasmaspritzen lassen sich auch
Hartchromschichten lassen sich mit der PVD- hochschmelzende Stoffe, wie z. B. Al2 O3 , Cr2 N3
Technik Cr-, CrN- und Cr2 N-Schichten mit guter mit hoher Verschleißfestigkeit (z. B. für die Dru-
Verschleißbeständigkeit abscheiden, die Eingang ckereiindustrie) auftragen.
in die Anwendung in der Umformtechnik, im
Fahrzeug- und Maschinenbau finden. Phosphatieren. Durch Eintauchen von Stahl-
oder Aluminiumteilen sowie verzinkte Oberflä-
Oxidische Überzüge. Oxidschichten bei einer chen in Phosphorsäurelösungen (zumeist mit Zu-
metallischen Oberfläche, eigentlich das Resul- sätzen von Alkaliphosphaten) entstehen durch
tat eines Korrosionsvorgangs, können als Pas- Umwandlung der zunächst durch Korrosion frei-
sivschichten einen Korrosionsschutz darstellen, gesetzten Metalle in unlösliche Metallphosphate
wenn die Schichten ausreichend dicht sind und anorganische Deckschichten mit bis zu 15 µm
sich bei Verletzungen neu aufbauen (Oxid- Dicke. Eine Besonderheit stellt die geometrisch
schichtbildung bei Al, Al-haltigen Cu-Legie- vielgestaltige kristalline Struktur der Überzüge
rungen, Titan, nichtrostendem Stahl). Auch auf dar, an die Öle zum temporären Korrosions-
Stahl können durch Erhitzen und Eintauchen in schutz oder zur Reibungsminderung gut anhaf-
Öl (Schwarzbrennen) oder in oxidierenden Bei- ten können. Durch die Adsorptionsfähigkeit der
zen (Brünieren) Oxidschichten von zeitweiligem Schicht und der zusätzlich elektrisch isolieren-
Schutzwert erreicht werden. Die bei Al sehr dün- den Wirkung wird sie auch als Haftgrund für
ne natürliche Oxidschicht (0,01 µm) kann durch Lackierungen benutzt. Phosphatschichten dienen
chemische Oxidation auf 1 bis 2 µm verstärkt in der Umformtechnik als Schmierstoffträger-
werden (guter Anstrichhaftgrund). Beim anodi- schichten und sind für das Fließpressen unver-
schen Oxidieren (z. B. in Schwefelsäure) wer- zichtbar. Manganphosphate in dünnen Schichten
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 589
verhindern das Fressen gleitender Teile (Zahnrä- Film umgewandelt. Lackierungen und Anstriche
der, Zylinderlaufbuchsen). dienen außer dem Korrosionsschutz oder zur Rei-
bungsminderung auch dekorativen Zwecken.
Chromatierung. Vergleichbar der Phosphatie- Speziell die Unterteilung von Lacken kann
rung werden in einer chromathaltigen Lösung vorgenommen werden nach der Art des Binde-
durch Konversion des Zinks (vorrangig gal- mittels (z. B. Polyesterlacke), der Art des Lö-
vanisch erzeugten Zn-Überzügen), Aluminiums semittels (z. B. Wasserlacke), der Trocknungs-
oder Magnesiums schwer lösliche und damit in weise (z. B. Einbrennlacke) oder den Anwen-
wässriger Lösung korrosionsschützende anorga- dungsbereichen (z. B. Autolack). Lacke bestehen
nische Chromate mit geringer Dicke (in der Regel aus Bindemitteln (Kunstharze, unterschieden in
< 1 µm) abgeschieden. Die erzeugten Überzüge Polykondensations-, Polymerisations- und Po-
sind in Abhängigkeit der Zusammensetzung und lyadditionsharze, und Naturstoffen und deren
Dicke transparent oder weisen eine blaue bis Modifikationen, wie z. B. Leinöl, Nitrozellulose,
gelblich-grün irisierende bis hin zur Schwarz- Chlorkautschuk), dem Pigment (z. B. Ruß, Titan-
färbung auf. Neben der erheblichen Verbesse- oxid, Bleiweiß, Eisenoxid, Glimmer, Zinkweiß,
rung der Korrosionsbeständigkeit dieser Werk- Chromverbindungen, Al-Pulver), dem Lösungs-
stoffe werden sie daher nebengeordnet auch für mittel (z. B. Wasser, Terpentin, Benzin, Benzol,
dekorative Zwecke eingesetzt. Aufgrund neuer Alkohol) und gegebenenfalls Zusätzen zum Er-
gesetzlicher Regelungen der EU zur Verwertung zielen bestimmter Eigenschaften und Füllstoffen.
von Altfahrzeugen und Verminderung von um- Eine begriffliche Unterteilung erfolgt durch
welt- und gesundheitsgefährdenden Stoffen in die Möglichkeit zur unmittelbaren Verarbeitung.
Elektro- und Elektronikgeräten, dürfen Chroma- 1K Lacke sind fertig gemischt und können di-
tierungen mit Anteilen an sechswertigen Chrom- rekt verarbeitet werden. 2K Lacke müssen vor der
Verbindung in diesen Branchen möglichst nicht Verarbeitung erst noch gemischt werden. Pulver-
mehr eingesetzt werden. Zulässige Cr(VI)-freie lacke enthalten kein flüssiges Lösungsmittel und
Varianten werden zur Abgrenzung auch als Pas- werden nach der Applikation durch elektrostati-
sivierung bezeichnet. sches Spritzen oder Einbringung als vorgewärm-
tes Bauteil in ein durch Lufteinblasen fluidisiertes
Emaillieren. Dieses Verfahren beschränkt sich Pulver (Wirbelsintern) thermisch verflüssigt und
auf Stahl- und Graugussteile. Die Basis der vernetzt. Bei Pulverlacken ist eine Rückführung
Emails sind natürliche, anorganische Rohstoffe. der nicht auf das Bauteil applizierten Lackparti-
Als Grundmaterialien zur Emailherstellung wer- kel (Overspray) möglich.
den überwiegend Quarz, Feldspat, Borax, Soda, Nach sorgfältiger Reinigung der Oberfläche
Pottasche und Metalloxide verwendet. Die be- (Strahlen, Bürsten, Beizen, Entfetten) erfolgt
stehende Grundemailmasse wird durch Tauchen, der Beschichtungsaufbau in ein- oder mehrla-
Angießen oder Spritzen aufgebracht und bei et- gigen Grund- und Deckanstrichen durch Sprit-
wa 550–900 °C eingebrannt. Das Deckemail wird zen, Tauchen, Streichen oder Rollen. Die ther- 31
in Pulverform auf die erhitzten Teile aufgepudert misch aktivierte Filmbildung bei Kunstharzen
und glattgeschmolzen. Der glasartige Überzug ist (harzspezifisch bei 140–240 °C Objekttempera-
gegen viele Chemikalien sowie gegen Tempera- tur für mehrere Minuten) wird als Einbrennen
turwechsel und Stoßbeanspruchung beständig. bezeichnet. Die Prozesstemperatur beim Einbren-
nen wird im Fahrzeugbau zur Festigkeitsstei-
Organische Beschichtung gerung der eingesetzten Bakehardening-Stähle
Organische Beschichtungsstoffe werden flüssig oder warmaushärtbaren Aluminiumlegierungen
oder auch pulverförmiger auf Gegenstände auf- genutzt. Bei einigen Harzen kann eine Strahlen-
getragen und durch chemische (z. B. Polymerisa- härtung durch UV- oder Mirkowellenstrahlung
tion) oder physikalische Vorgänge (zum Beispiel erfolgen, z. B. zur Vernetzung von Urethanacry-
Verdampfen des Lösemittels) zu einem festen laten. Der wenige Sekunden andauernde Vernet-
590 M. Oechsner et al.
SiO2 ), Carborundum (45 bis 80 % SiC, 10 bis bel bei etwa 1100 °C von monoklin martensitisch
25 % SiO2 ), Kohlenstoff (~ 90 % C). nach tetragonal um, wobei eine Volumenkontrak-
Von feuerfesten Steinen verlangt man außer- tion von 5–8 % erfolgt. Oberhalb 2300 °C ist eine
dem eine hohe Druckfeuerbeständigkeit (DFB, kubische Hochtemperaturmodifikation stabil. Die
das ist die Temperatur, bei der ein guter Stein kubische Phase lässt sich durch Zugabe von an-
unter Belastung zu erweichen beginnt) und ei- deren Oxiden wie Yttriumoxid (Y2 O3 ), Ceroxid
ne gute Temperaturwechselbeständigkeit (TWB). (CeO), Magnesiumoxid (MgO) oder Kalzium-
Schließlich dürfen die Steine in Schmelzöfen oxid (CaO) bis zu Raumtemperatur stabilisieren.
durch die je nach der Schmelzführung sauren Technisch bedeutsam sind jedoch teilstabilisierte
oder basischen Schlacken nicht angegriffen wer- ZrO2 -Werkstoffe (PSZ, Partially Stabilised Zir-
den. Ein hochfeuerfester Werkstoff von zugleich conia), z. B. mit 8 mol-% Y2 O3 , oder bis unter-
höchster Säurebeständigkeit ist Quarz als Sili- halb Raumtemperatur meta-stabilisiertes tetrago-
kastein oder geschmolzen als Quarzglas (durch- nales ZrO2 (TZP, Tetragonal Zirconia Polycrys-
sichtig) oder Quarzgut (durchscheinend). Wegen tal), das durch eine Verschiebung der Umwand-
des sehr geringen Wärmeausdehnungskoeffizien- lungstemperatur über eine geringfügige Teilsta-
ten von 0,5 106 K1 sind Quarzglas und Quarz- bilisierung (z. B. 1,5–3,5 mol-% Y2 O3 ) und eine
gut äußerst thermoschockbeständig. äußerst feine Korngröße zwischen 0,1 und 1 µm
erhalten wird. So gelingt es durch optimale Ge-
Ziegeleierzeugnisse. Sie werden aus Lehm und staltung von Gefüge und Teilstabilisierung das
Ton oder tonigen Massen, oft mit Zusatzstoffen, Umwandlungsverhalten so zu steuern, dass Zo-
geformt und gebrannt. Durch Brennen bei den nen mit Mikrorissen oder Druckspannungen ent-
höheren Temperaturen entstehen die hochdichten stehen, die zu Rissverzweigung oder -ablenkung
Klinker mit höheren Festigkeiten. führen, oder aber dazu, dass tetragonale Zonen
Vollziegel Mz 4 bis Mz 28 (Druckfestigkeits- vorhanden sind, die durch die eingebrachte Ener-
klasse 4 bis 28: Mittelwert der Druckfestigkeit 5 gie an der Spitze eines ankommenden Risses
bis 35 MPa), Vollklinker KMz 36 bis KMz 60 zur Umwandlung kommen, was infolge des Vo-
(60 MPa). Anwendung im Hochbau und als Ka- lumeneffektes zu lokalen Druckspannungen und
nalklinker im Tiefbau (Stadtentwässerung). Zur damit zur Reduktion der Spannungskonzentrati-
besseren Wärmedämmung sind Hochlochziegel on an einer Rissspitze führt. Alle drei Effekte
senkrecht, Langlochziegel parallel zur Lagerflä- führen zu einer Erhöhung der Bruchzähigkeit und
che mit durchgehenden Löchern versehen. Des der Festigkeit.
Weiteren werden Leichthochlochziegel mit ei-
ner Rohdichte von höchstens 1,0 g/cm3 herge- Anwendungen (Beispiele)
stellt. Dachziegel (Biberschwänze, Falzziegel,
Dachpfannen) müssen hinsichtlich Tragfähigkeit, Aluminiumoxid. Fadenführer und Friktions-
Wasserundurchlässigkeit und Frostbeständigkeit scheiben in der Textilindustrie, Panzerungen
bestimmten Anforderungen genügen. in der Papierindustrie, Laborhilfsmittel (Tiegel,
Rohre), als Beschichtung gegen Verschleiß oder
Oxidkeramische Werkstoffe zur Verbesserung der Gleiteigenschaften, Band-
Die technisch wichtigsten Vertreter dieser Werk- führungen in der Tontechnik, Endoprothesen,
stoffgruppe sind Aluminiumoxid Al2 O3 und Zir- Plunger von Hochdruckpumpen, Dichtschei-
konoxid ZrO2 . Dichtgesintertes Aluminiumoxid ben, Kugellager, Gleitringe, Wellenschutzhülsen,
zeichnet sich durch hohe Festigkeit und Härte Wendeschneidplatten, Ziehdüsen, Gehäuse von
sowie durch Temperatur- und Korrosionsbestän- Halbleiter-Bauelementen, Ofenbauteile.
digkeit aus.
Reines Zirkonoxid ist wegen seiner Polymor- Zirkonoxid. Kalt- und Warmumformwerkzeuge,
phie technisch nicht nutzbar. Es wandelt reversi- Ziehdüsen, Umlenkrollen beim Drahtzug, Band-
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 593
Anhang
31
596 M. Oechsner et al.
Tab. 31.2 Einteilung der Stähle und erste Hauptsymbole sowie Hinweise auf Merkmale, die für die Anwendung der je-
weiligen Stahlgruppe wichtig sind und zum Zweck der systematischen Bildung eindeutiger Kurznamen anhand weiterer
Symbole nach DIN EN 10 027-1 verschlüsselt werden können
Stahl- Bezeichnung der Stahl- Erstes Weitere Hauptsymbole Zusatzsymbole für die
gruppe gruppe Hauptsymbola Stahlsorte
Kennzeichnung nach Hauptanwendungsgebiet und wichtigster Eigenschaft
1 Stähle für den Stahlbau S kennzeichnender Wert der Streck- z. B. Kerbschlagarbeit,
grenze für den kleinsten spezifizierten Wärmebehandlung,
Dickenbereich Verwendung
2 Stähle für Druckbehälter P z. B. Wärmebehandlung,
Verwendung
3 Stähle für Leitungsrohre L Wärmebehandlung,
Anforderungsklasse
4 Maschinenbaustähle E besondere Merkmale,
Eignung zum Kaltziehen
5 Betonstähle B Duktilitätsklasse
6 Spannstähle Y Nennwert der Zugfestigkeit Erzeugnisform und Her-
stellungsverfahren
7 Stähle für oder in Form R Mindestwert der Härte (HBw) besondere Legie-
von Schienen rungselemente und
Wärmebehandlung
8 kaltgewalzte Erzeugnisse H Mindestwert der Streckgrenze oder besondere Merkmale
aus höherfesten Stählen der Zugfestigkeit (verbunden mit dem
zum Kaltumformen Symbol T)
9 Flacherzeugnisse zum D Walzverfahren z. B. für Eignung zur
Kaltumformen, aus- Beschichtung
genommen höherfeste
Stähle
10 Verpackungsbleche und T Nennwert der Streckgrenze und Glüh-
Band verfahren
11 Elektroblech und -band M höchster zulässiger Ummagnetisisie- Hinweise auf besondere
rungsverlust und Blechdicke Merkmale
a
Bei Stahlgusssorten wird dem ersten Hauptsymbol der Buchstabe G vorangestellt.
b
Bei pulvermetallurgisch hergestellten Werkzeugstählen dieser Gruppe können, wenn erforderlich, dem Hauptsymbol
X die Buchstaben PM vorangestellt werden.
c
Wenn erforderlich, kann bei pulvermetallurgisch hergestellten Schnellarbeitsstählen das Hauptsymbol HS durch die
Buchstaben PM ersetzt werden.
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 597
a
Bei Stahlgusssorten wird dem ersten Hauptsymbol der Buchstabe G vorangestellt.
b
Bei pulvermetallurgisch hergestellten Werkzeugstählen dieser Gruppe können, wenn erforderlich, dem Hauptsymbol
X die Buchstaben PM vorangestellt werden.
c
Wenn erforderlich, kann bei pulvermetallurgisch hergestellten Schnellarbeitsstählen das Hauptsymbol HS durch die
Buchstaben PM ersetzt werden.
Tab. 31.4 Eine Auswahl häufig angewendeter technischer Lieferbedingungen für unterschiedliche Erzeugnisformen
aus Baustählen für unterschiedliche Anwendungsfälle
Norm Titel
DIN EN 10080 Stahl für die Bewehrung von Beton
DIN EN 10025-2 Warmgewalzte Erzeugnisse aus unlegierten Baustählen
DIN EN 10025-3 Warmgewalzte Erzeugnisse aus schweißgeeigneten Feinkornbaustählen; normalgeglühte Stähle
DIN EN 10025-4 Warmgewalzte Erzeugnisse aus schweißgeeigneten Feinkornbaustählen; thermomechanisch
gewalzte Stähle
DIN EN 10025-6 Blech und Breitflachstahl aus Baustählen
mit höherer Streckgrenze im vergüteten Zustand
DIN EN 10152 Elektrolytisch verzinkte kaltgewalzte
Flacherzeugnisse aus Stahl
DIN EN 10025-5 Wetterfeste Baustähle
DIN EN 10210 Warmgefertigte Hohlprofile für den Stahlbau
DIN EN 10219-1 Kaltgefertigte geschweißte Hohlprofile für den Stahlbau
DIN EN 10225 Schweißgeeignete Baustähle für feststehende Offshore-Konstruktionen
DIN EN 10240 Innere und äußere Schutzüberzüge für Stahlrohre
DIN EN 10248-1 Warmgewalzte Spundbohlen aus unlegierten Stählen
DIN EN 10249-1 Kaltgeformte Spundbohlen aus unlegierten Stählen
DIN EN 10250-2 Freiformschmiedestücke aus Stahl für allgemeine Verwendung; Unlegierte Qualitäts- und Edel-
stahle
DIN EN 10268 Kaltgewalzte Flacherzeugnisse mit hoher Streckgrenze zum Kaltumformen aus schweißgeeig-
neten mikrolegierten Stählen
DIN EN 10277-2 Blankstahlerzeugnisse; Stähle für allgemeine Verwendung
DIN EN 10138 Spannstähle; Teil 2: Draht; Teil 3: Litze; Teil 4: Stäbe
ISO 5002 Elektrolytisch verzinktes warmgewalztes und kaltgewalztes Stahlblech in Handels- und Tief-
ziehgüten
Tab. 31.5 Auswahl häufig angewendeter technischer Lieferbedingungen für Stähle zum Kaltumformen
Norm Titel
DIN EN 10130 + A1 Kaltgewalzte Flacherzeugnisse aus weichen Stählen zum Kaltumformen
DIN EN 10149 Warmgewalzte Flacherzeugnisse aus Stählen mit hoher Streckgrenze zum Kaltumformen;
Teil 2: Thermomechanisch gewalzte Stähle
Teil 3: Normalgeglühte/normalisierend gewalzte Stähle
DIN EN 10209 Kaltgewalzte Flacherzeugnisse aus weichen Stählen zum Emaillieren
DIN EN 10268 Kaltgewalzte Flacherzeugnisse mit hoher Streckgrenze zum Kaltumformen aus mikro-
legierten Stählen
DIN EN 10346 Kontinuierlich schmelztauchveredelte Flacherzeugnisse aus Stahl zum Kaltumformen
31
l D 5d 157 108 74 49 29 24 19 –
NiCr22Mo9Nb 363 853 59 343 226 137 84 52 – – – × ×
245 167 98 59 39 – – –
NiCr20TiAl 736 1177 20 402 284 177 108 49 – – – × × × × ×
l D 5d 284 186 98 78 29 – – –
NiCr20MoNb 589 706 10 353 265 196 147 108 78 – – × × ×
l D 3;5 d 294 206 147 108 78 59 – –
NiFe27Cr15MoWTi 1001 1403 – 432 314 206 137 – – – – × × × ×
334 226 147 93 – – – –
NiCr19Fe19NbMo 961–1187 1275–1432 30–21 520 324 206 – – – – – × × × ×
373 206 – – – – – –
599
31
600 M. Oechsner et al.
Zähigkeit
Warmzähigkeit – – – – –
Verschleißwiderstand
Warmverschleißwiderstand – – – –
Schneidhaltigkeit – – – – – – – – – – –
Wärmeleitfähigkeit – – – –
Temperaturwechselbeständigkeit – – – –
Korrosionsbeständigkeit – – – – – – – – – – –
Maßänderungskonstanz –
Warmumformbarkeit – – – – – – – – – – – – –
Kaltumformbarkeit – – – – – – – – – – –
Zerspanbarkeit
Schleifbarkeit
Polierbarkeit – – – –
a
nicht gefordert; von geringer Bedeutung; von mittlerer Bedeutung; von hoher Bedeutung
601
31
602
a
Die mechanischen Werte gelten für die karbid- und mischkristallverfestigten Legierungen im lösungsgeglühten Zustand, für die auscheidungsgehärteten Legierungen im
ausgehärteten Zustand.
M. Oechsner et al.
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 603
a
Rp0,1
Tab. 31.13 Kupfer-Zink-Knetlegierungen. Festigkeitseigenschaften. Auszug aus DIN CEN/TS 13 388; EN 12 449, 12 163, 12 164 und EN 1652
Kurzzeichen Werkstoff- Dicke Rm Rp0.2 A A11,3 Hinweise auf Eigenschaften und Verwendung
nummer [mm] [N/mm2 ] [N/mm2 ] [%] min. [%] min.
Bleche
Bänder
Rohre
Drähte
Schmied.
Profile
Stangen
CuZn30 CW505L nach Vereinb. ohne vorgeschriebene Festigkeitswerte sehr gut kaltumformbar durch Tiefziehen, ×
R280 4. . . 80 280
250 45 40 Drücken, Nieten, Bördeln; sehr gut lötbar; gut auf
Stahl plattierbar. Instrumente, Hülsen aller Art
R370 4. . . 40 370
230 16 14
R460 4. . . 10 460
310 9 7
CuZn36 CW507L nach Vereinb. ohne vorgeschriebene Festigkeitswerte Hauptlegierung für Kaltumformen durch × × × × × ×
R300 0,2. . . 5 300. . . 370 180 48 38 Tiefziehen, Drücken, Stauchen, Walzen,
Gewinderollen, Prägen und Biegen; gut löt- und
R350 0,2. . . 5 350. . . 440 170 28 19
schweißbar; Metall- und Holzschrauben,
R410 0,2. . . 5 410. . . 490 300 12 8
Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe
31
606
Tab. 31.14 Kupfer-Zink-Legierungen mit weiteren Legierungselementen (Sondermessing). Auszug aus CEN/TS 13 388, EN 12 449, 12 163, 12 164 und EN 1652
Kurzzeichen Werkstoff- Dicke Rm Rp0,2 A5 HV un- Hinweise auf Eigenschaften und Verwendung
nummer [mm] [N/mm2 ] [N/mm2 ] [%] gefährer
Bänder
Rohre
Bleche
Stangen
Drähte
Schmied.
Profile
CuZn31Si1 CW708R nach Vereinb. ohne vorgeschriebene Festigkeitswerte für gleitende Beanspruchung auch bei hohen × ×
R460 5. . . 40 460 240 22 135 Belastungen. Lagerbüchsen, Führungen und
sonstige Gleitelemente
R530 5. . . 14 530 350 12 145
CuZn 35Ni3Mn2AlPb CW710R nach Vereinb. ohne vorgeschriebene Festigkeitswerte Konstruktionswerkstoff mittlerer bis hoher × × ×
R490 5. . . 40 490 290 18 135 Festigkeit. Apparatebau, Schiffbau
CuZn37Mn3Al2PbSi CW713R nach Vereinb. ohne vorgeschriebene Festigkeitswerte gute Beständigkeit gegen Witterungseinflüsse. × × × ×
R540 5. . . 80 540 280 15 150 Für erhöhte Anforderungen an gleitende
Beanspruchung
R590 6. . . 50 590 370 10 160
CuZn40Mn1Pb1 CW720R nach Vereinb. ohne vorgeschriebene Festigkeitswerte Konstruktionswerkstoff mittlerer Festigkeit; × × × ×
R440 40. . . 80 440 180 20 130 aluminiumfrei, lötbar; witterungsbeständig.
Apparatebau, Architektur
R500 5. . . 40 500 270 12 150
607
31
608
31
610
a
Werte von Schleuderguss identisch mit Werten von Strangguss
M. Oechsner et al.
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 611
a
Werte von Schleuderguss identisch mit Werten von Strangguss
31
612
a
Werte von Schleuderguss identisch mit Werten von Strangguss
M. Oechsner et al.
31
31
614
a
Typische Werte für übliche Dicken. Quelle: F. Ostermann, in „Anwendungstechnologie Aluminium“, Springer 2014, S. 762ff.
b
Mindestwerte nach DIN EN 485-2. Gültig für übliche Materialdicken bis ca. 3 mm; Werte bei größeren Dicken siehe Norm.
c
Wechselfestigkeit, Quelle: FKM Richtlinie W, zd
0,30 Rm
d
Bruchdehnung A5
e
allgemeine Korrosionsbeständigkeit
f
Wertungskriterien der Eigenschaften A = ausgezeichnet; B = sehr gut; C = gut; D = annehmbar; E = nicht empfehlenswert; F = ungeeignet.
M. Oechsner et al.
31
a
typische Werte für übliche Dicken. Quelle: F. Ostermann in „Anwendungstechnologie Aluminium“, Springer 2014, S 762ff.
b
Mindestwerte nach DIN EN 485-2. Gültig für übliche Materialdicken bis ca. 5 mm; Werte bei größeren Dicken siehe Norm.
c
Wechselfestigkeit, Quelle: FKM Richtlinie W, zd
0,30 Rm
d
Bruchdehnung A5
e
allgemeine Korrosionsbeständigkeit
f
Wertungskriterien der Eigenschaften A = ausgezeichnet; B = sehr gut; C = gut; D = annehmbar; E = nicht empfehlenswert; F = ungeeignet.
Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe
a
L = Richtung parallel zur Faserrichtung; T = Richtung quer zur Faserrichtung
b
Typische Werte für übliche Dicken. Quelle: F. Ostermann, in „Anwendungstechnologie Aluminium“, Springer 2014, S 762ff.
c
Mindestwerte nach DIN EN 586-2. Gültig für übliche Materialdicken bis ca. 50 mm; Werte bei größeren Dicken siehe Norm.
d
Wechselfestigkeit, Quelle: FKM Richtlinie. W;zd
0;30 Rm
615
31
616 M. Oechsner et al.
31
618
Wertungskriterien der Eigenschaften: A = ausgezeichnet; B = gut; C = annehmbar; D = unzureichend; E = nicht empfehlenswert; F = ungeeignet.
a
mechanische Eigenschaften für getrennt gegossene Probestäbe
b
die Schweißbarkeit von Druckguss hängt von der eingeschlossenen Gasmenge ab. Bei bestimmten Druckgießverfahren, z. B. Vakuumdruckguss, können Werte von B bis C
erreicht werden.
c
Werte nach FKM Richtlinie
M. Oechsner et al.
31 Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe 619
31
620 M. Oechsner et al.
Tab. 31.27 Titan und Titanlegierungen nach DIN 17 860 und DIN 17 869
Werk- Bezeichnung nach Zustand Rp0,2 Rp1,0 Rp1,0 Rm Rm Rm Bruch- Härte Kerbschlagarbeit Biegeradius r
stoff- DIN 17860 20 °C 200 °C 300 °C 20 °C 200 °C 300 °C dehnung HB 30 ak (DVM) für Dicke s [mm]
nummer [MPa] [MPa] [MPa] [MPa] [MPa] [MPa] A5 bei 20 °C [J mm2 ] bei 20 °C
alt neu s2 s<2<5
3.7025 Ti99,8 Ti1 geglüht 180 110 – 290–410 175 140 30 120 > 62 1s 1,5 s
Eigenschaften und Verwendung der Werkstoffe
3.7035 Ti99,7 Ti2 geglüht 250 145 105 390–540 260 190 22 150 > 34 1,5 s 2s
3.7055 Ti99,6 Ti3 geglüht 320 165 115 460–590 340 260 18 170 > 27 2s 2,5 s
3.7065 Ti99,5 Ti4 geglüht 390 150 540–740 390 280 16 200 > 24 2,5 s 3s
Werk- Bezeichnung nach DIN Zustand Leg.-Typ Rp0,2 Rp0,2 Rp0,2 Rm Rm Rm Bruch- Warmumformung Schweiß-
stoff- 17860 G geglüht 20 °C 300 °C 500 °C 20 °C 300 °C 500 °C dehnung (Schmieden & eignung
nummer alt neu WA warmausgehärtet [MPa] [MPa] [MPa] [MPa] [MPa] [MPa] A5 Walzen) [°C]
3.7165 TiAl6V4 TiAl6V4 G ˛+ˇ 870 610 440 1000 715 590 >8 800–950 gut
3.7195 TiAl3V2,5 TiAl3V2,5 WA ˛+ˇ 520 680 530 345 15 warmpressen gut
900–1000
3.7115 TiAl5Sn2 TiAl5Sn2,5 G ˛ 780 935 645 490 8 950–1050 gut
621
31
622
31
624 M. Oechsner et al.
Tab. 31.32 Mechanische und physikalische Eigenschaften oxid- und nicht oxidkeramischer Werkstoffe (Anhaltswerte)
Eigenschaft Dimension Temperatur Oxidkeramische Nichtoxidkeramische
[°C] Werkstoffe Werkstoffe
Al2 O3 Al2 TiO5 ZrO2 a SSiC SiSiC SSN
Dichte g/cm3 20 3,85 3,2 5,95 3,15 3,05 3,25
Biegefestigkeit N/mm2 20 300–500 40 600–900 (1500)b 410 380 750
(4 Punkt) 1000 200–300 50 400 400 350 450
E-Modul GN/mm2 20 300–400 18–20 200 410 350 280
Bruchwiderstand KIC MN/m3/2 20 3–5 – 5–16 3,3 3,3 7,0
Wärmeausdehnung 106 /K 20. . . 1000 8,0 1,0 10 4,7 4,5 3,2
Wärmeleitfähigkeit W/(mK) 20 28 2,0 2,5 110 140 35
1000 15 1,5 1,8 45 50 17
Schmelz- bzw. Zerset- 2050 2680 2300 1900
zungstemp. [°C]
a
PSZ, TZP
b
Spitzenwerte
werte (z. B. Dichte, Viskositätszahl, Elastizi- teilkristallinen Thermoplasts und den Verarbei-
tätsmodul, Festigkeitskennwerte usw.), Angaben tungsbedingungen (insbesondere der Abkühlge-
über Art, Form und Menge von Füll- und Verstär- schwindigkeit) ab.
kungsstoffen. Durch Verarbeitungsprozesse wie Extrudie-
Duroplast-Formmassen werden gekennzeich- ren, Spritzgießen oder ein gezieltes mechanisches
net nach DIN EN ISO 14526 (PF), DIN EN Verstrecken können die linearen Makromolekü-
ISO 14527 (UF), DIN EN ISO 14528 (MF), DIN le ausgerichtet werden, was zu einer Anisotropie
EN ISO 14529 (MP), DIN EN ISO 14530 (UP), der mechanischen Eigenschaften führt.
DIN EN ISO 15252 (EP). In der Gruppe der chemisch quervernetzen-
Kautschuke und Latices werden nach DIN den Polymere wird zwischen Elastomeren und
ISO 1629 gekennzeichnet, thermoplastische Duroplasten unterschieden. Gegenüber Thermo-
Elastomere nach DIN EN ISO 18064. plasten lassen sich diese nach der Formgebung
und Vernetzung nur noch spanend bearbeiten. Ein
Formmassen sind ungeformte Ausgangspro- erneutes Um-/Urformen oder Schweißen ist da-
dukte, die in technischen Verarbeitungsverfahren her nicht möglich.
(s. Abschn. 32.10) zu Formstoffen (Halbzeuge, Bei Elastomeren ist die Anzahl der Vernet-
Formteile) verarbeitet werden. zungspunkte maßgebend für das elastische Ver-
halten: „Weichelastisch“ bei wenigen Vernet-
zungspunkten, „hartelastisch“ mit vielen Vernet-
32.2 Aufbau und Verhalten von zungspunkten. Im Vergleich hierzu ist die Anzahl
Kunststoffen der Vernetzungspunkten von Duroplasten noch-
mals um ein vielfaches höher, was zu einem sehr
Thermoplaste bestehen im Allgemeinen aus li- steifen, in der Regel eher spröden mechanischen
nearen Makromolekülen mit bis zu 106 Atomen Verhalten führt.
bei einer Länge von ca. 106 bis 103 mm. Die Abb. 32.1 zeigt die Zustandsbereiche von
generellen Eigenschaften (mechanisch, rheolo- Kunststoffen und die Verarbeitungsmöglichkei-
gisch, thermisch, etc.) sind abhängig vom che- ten. Bei amorphen Thermoplasten liegt die obe-
mischen Aufbau der Makromoleküle, deren Mol-
masse sowie der Art der sich ausbildenden in-
termolekularen Kräfte (Dipolbindungen, Wasser-
stoffbrückenbindungen, Dispersionskräfte, etc.).
Innerhalb der Gruppe der Thermoplaste wird
in amorphe und teilkristalline Polymere unter-
schieden. Im erstarrten Zustand liegt bei amor-
phen Thermoplasten eine regellose Anordnung
der linearen Makromoleküle vor. Im Vergleich
hierzu bilden sich während des Erstarrens von
teilkristallinen Thermoplasten durch zwischen-
molekulare Kräfte örtlich begrenzte, geordne-
te Bereiche der linearen Makromoleküle (so-
genannte „Faltungskristalle“). Teilweise ordnen
sich diese geordneten Bereiche wiederum zu grö-
ßeren Überstrukturen (sogenannte „Sphärolithe“)
an. Das Verhältnis von geordneten Bereichen Abb. 32.1 Zustandsbereiche für Kunststoffe (schema-
zu ungeordneten Bereichen eines erstarrten teil- tisch). a Amorphe Thermoplaste; b teilkristalline Ther-
kristallinen thermoplastischen Kunststoffs wird moplaste; c Duroplaste; T g Glasübergangstemperatur,
T m Kristallitschmelztemperatur, ZT Zersetzungstempera-
als Kristallisationsgrad bezeichnet. Der erreich-
tur
bare Kristallisationsgrad hängt von der Art des
32 Kunststoffe 629
Steifigkeit und Festigkeit bei ausreichender Zä-guter Zähigkeit. Sehr gute elektrische Isolierei-
higkeit und guten „Federungseigenschaften“. genschaften. Einsatztemperaturen von 100 bis
Sehr günstiges Gleit- und Verschleißverhalten. 130 °C (PC-HT bis 200 °C). Beständig gegen Fet-
Gute elektrische Isoliereigenschaften. Einsatz- te und Öle; nicht beständig gegen Benzol und
temperaturen von 40 bis 100 °C. Sehr gute Laugen. Spannungsrissempfindlich bei bestimm-
Chemikalienbeständigkeit. ten Lösemitteln. Auf der Basis von PC wer-
den eine Vielzahl von Blends hergestellt, z. B.
Formteile als Konstruktionsteile mit hohen PC+ABS, PC+ASA, PC+PBT.
Anforderungen an Maßgenauigkeit, Festig-
keit, Steifigkeit sowie gutem Federungs- und Formteile vor allem in der Elektrotechnik als
Gleitverhalten z. B. als Gleitlager, Zahnräder, Abdeckungen für Leuchten, Sicherungskästen,
Transportketten, Lagerbuchsen, Steuerscheiben, Spulenkörper, Steckverbinder, optische Datenträ-
Schnapp- und Federelemente, Gehäuse, Pumpen- ger. Gehäuse für feinwerktechnische und opti-
teile, Scharniere, Beschläge, Griffe. Halbzeuge sche Geräte, Geschirr, Schutzhelme und -schilde,
als Tafeln, Profile, Stangen, Rohre. Sicherheitsverglasungen, Helmvisiere. Halbzeu-
ge als Rohre, Profile, Stangen, Tafeln, Folien.
Thermoplastische Polyester TP (Polyalkylen-
Modifizierte Polyphenylether PPE nach DIN
terephthalate PET/PBT/PEN) nach DIN EN ISO
EN ISO 20557 (Luranyl, Noryl, Vestoran) meist
20028 (Arnite, Crastin, Pocan, Rynite, Ultradur,
mit PS oder PA modifizierte amorphe Ther-
Valox, Vandar, Vestodur). Teilkristalline Thermo-
moplaste mit beiger Eigenfarbe. Sehr geringe
plaste mit unterschiedlicher Kristallinität (PET
Wasseraufnahme. Hohe Festigkeit und Steifigkeit
zum Teil transparent, PBT milchigweiß). Güns-
bei guter Schlagzähigkeit. Geringe Kriechnei-
tige mechanische Eigenschaften, auch bei tiefen
gung und gute Temperaturbeanspruchbarkeit bis
und hohen Temperaturen bis 180 °C. Günsti-
120 °C. Sehr gute elektrische Isoliereigenschaf-
ges Langzeitverhalten und geringer Abrieb bei
ten, fast unabhängig von der Frequenz. Nicht
guten Gleiteigenschaften. Sehr geringe Feuch-
beständig gegen aromatische, polare und chlor-
teaufnahme. Kleine Wärmedehnung. Sehr gute
haltige Kohlenwasserstoffe.
elektrische Isoliereigenschaften. Nicht beständig
gegen Aceton sowie starke Säuren und Lau-
Formteile als Gehäuse in der Elektronik und
gen. Unmodifiziert nicht beständig gegen heißes
Elektrotechnik bei höherer thermischer Bean-
Wasser und Dampf (hydrolytischer Abbau). Ins-
spruchung; Steckverbinder, Präzisionsteile der
besondere PBT Formmassen werden zunehmend
Büromaschinen- und Feinwerktechnik. Halbzeu-
hydrolysestabilisiert angeboten und eignen sich
ge als Profile, Rohre, Stangen, Tafeln.
für Anwendungen unter feucht warmen Bedin-
gungen.
Polyacrylate PMMA nach DIN EN ISO 8257
(Altuglas, Lucite, Plexiglas, Paraglas), MABS
Formteile als Konstruktionsteile mit hoher Maß- nach DIN EN ISO 19066. Amorphe Thermo-
haltigkeit bei guten Lauf- und Gleiteigenschaf- plaste, glasklar mit sehr guten optischen Eigen-
ten in der Elektrotechnik, Maschinenbau, Fahr- schaften („organisches Glas“). Hart und sprö-
zeugbau (Steckergehäuse, Verzahnungselemente, de bei hoher Festigkeit. Gute elektrische Iso-
Gehäuse). Halbzeuge als Tafeln, Profile, Rohre, liereigenschaften. Einsatztemperaturen bis 70 °C.
Folien (Kondensatoren, Isolierfolien), Filamente Gut licht-, alterungs- und witterungsbeständig;
(Kleidung, Teppiche, Seile). nicht beständig gegen konz. Säuren, halogenierte
Kohlenwasserstoffe, Benzol, Spiritus. Gut kleb-
Polycarbonat PC nach DIN EN ISO 21305 bar. Als niedermolekulare Typen thermoplastisch
(Apec, Lexan, Makrolon, Xantar). Amorphe, verarbeitbar, als hochmolekulare Typen nur als
glasklare Thermoplaste mit hoher Festigkeit und Halbzeug lieferbar.
32 Kunststoffe 631
Formteile vor allem für optische Anwendungen Formteile mit hoher Steifigkeit und Dimensi-
wie z. B. Brillen, Lupen, Linsen, Prismen, Rück- onsstabilität, gegebenenfalls mit Durchsichtigkeit
leuchten; Verglasungen, Schaugläser, Lichtbän- z. B. Skalenscheiben, Schaugläser, Gehäuseteile,
der. Haushaltsgeräte; Schreib- und Zeichengerä- Verpackungen, Warndreiecke.
te. Dachverglasungen, Werbe- und Hinweisschil-
der; Badewannen, Sanitärgegenstände. Halbzeu- Acrylnitril-Butadien-Styrol-Polymerisate
ge als Blöcke, Tafeln, Profile, Rohre, Lichtleitfa- ABS nach DIN EN ISO 19062 (Cycolac,
sern. Lustran, Magnum, Novodur, Sinkral, Terlur-
an). Amorphe, meist nicht mehr durchsichtige
Polystyrol PS nach DIN EN ISO 1622 (Edistir, Thermoplaste als Polymerisatgemische oder
Empera, Styron, Styrolution). Amorphe, glaskla- Copolymerisate. Gute mechanische Festigkeits-
re Thermoplaste. Steif, hart und sehr spröde. Sehr eigenschaften bei günstiger Schlagzähigkeit.
Gute elektrische Isoliereigenschaften bei sehr
gute elektrische Isoliereigenschaften; starke elek-
geringer elektrostatischer Aufladung. Einsatz-
trostatische Aufladung. Keine hohe Temperatur-
temperaturen von 45 bis 110 °C.
beanspruchbarkeit. Neigung zu Spannungsriss-
bildung bereits an Luft. Geringe Beständigkeit
Formteile besonders für Gehäuse aller Art in
gegen organische Lösemittel.
Haushalt, Fernseh- und Videotechnik, Büroma-
schinen. Möbelteile aller Art, Koffer, Absät-
Formteile Glasklare Verpackungen, Haushaltge- ze, Schutzhelme; Sanitärinstallationsteile; Spiel-
räte, Schubladeneinsätze, Ordnungskästen, Spu- zeugbausteine. Halbzeug in Form von Tafeln, vor
lenkörper, Bauteile der Elektrotechnik, Einweg- allem zur Warmumformung, auch zu technischen
geschirr und -besteck. Formteilen.
te mit leichter Eigenfarbe. Gute Festigkeit und 250 °C, kurzfristig bis 310 °C. Gute physiolo-
Steifigkeit; geringe Kriechneigung bis zu 180 °C, gische Verträglichkeit.
Einsatztemperaturen von 100 bis 180 °C. Was- Formteile für höchste Temperaturanforderung,
seraufnahme ähnlich PA. Gute elektrische Isolier- gute Gleiteigenschaften, Einsatz im Bereich von
eigenschaften. Humanimplantaten. Halbzeuge als Platten, Stan-
gen und Folien.
Formteile für hohe mechanische, thermische
und elektrische Beanspruchungen. Polyphtalamide PPA (Amodel, Grivory, Zytel
HTN) sind teilaromatische Polyamide, die in der
Polyphenylensulfid PPS nach DIN EN ISO Regel nur verstärkt eingesetzt werden und die Lü-
20558 (Fortron, Primef, Ryton, Tedur). Teilkris- cke zwischen den technischen Kunststoffen und
talline Thermoplaste mit hohem Glasanteil. Hohe den Hochleistungskunststoffen schließen. Hohe
Festigkeit und Steifigkeit bei geringer Zähigkeit; Wärmeformbeständigkeit, gute Chemikalienbe-
geringe Kriechneigung und gute Gleiteigenschaf- ständigkeit im Vergleich zu Polyamiden geringe-
ten. Einsatztemperaturen bis 240 °C. Sehr hohe re Wasseraufnahme.
Beständigkeit gegen Chemikalien. Formteile mit hohen Anforderungen an die Di-
mensionsstabilität und chemische Beständigkeit
(Ventilblöcke, Wasserpumpengehäuse, etc.).
Formteile für hohe mechanische, thermische,
elektrische und chemische Beanspruchungen,
Flüssigkristalline Polymere LCP (Vectra, Xy-
z. B. in Feinwerktechnik und Elektronik wie
dar, Zenite) zeichnen sich durch gute Dimensi-
Steckverbinder, Kohlebürstenhalter, Gehäuse,
onsstabilität bei hoher Steifigkeit und Tempera-
Fassungen, Dichtelemente, Kondensatorfolien,
turbeständigkeit aus und sind inhärent flammwid-
flexible Leiterbahnen; Ummantelungen für Halb-
rig, ggf. metallisierbar und elektrisch leitfähig.
leiterbauelemente; Griffleisten für Herde.
Allerdings zeigen sie starke Anisotropie der Ei-
genschaften.
Polyimide PI (Kapton, Torlon, Ultem, Vespel).
Je nach Aufbau duroplastisch vernetzt oder line- Polyethylen PE nach DIN EN ISO 17855-
ar amorph. Hohe Festigkeit und Steifigkeit bei 1 (Dowlex, Eltex, Hostalen, Lacqtene, Lade-
geringer Zähigkeit; sehr gutes Zeitstandverhal- ne, Lupolen, Marlex, Sclair, Stamylan, Vesto-
ten. Günstiges Abrieb- und Verschleißverhalten. len). Teilkristalline Thermoplaste, je nach Auf-
Sehr hohe elektrische Isolationswirkung. Sehr bau unterschiedliche Eigenschaften; lineares PE-
geringe Wärmeausdehnung. Großer Einsatztem- HD (PE hoher Dichte) mit höherer Festigkeit
peraturbereich, bei PI von 240 bis 260 °C. Sehr als verzweigtes PE-LD (PE niedriger Dichte).
gut chemisch beständig, auch gegen energierei- Geringe Festigkeit bei hoher Zähigkeit (PE-
che Strahlung. LD). Gute elektrische Isolierfähigkeit. Chemisch
sehr widerstandsfähig. Einsatztemperaturberei-
Formteile für hohe mechanische, thermische che 50 bis 80 °C (PE-HD bis 100 °C). Ultra-
und elektrische Beanspruchungen und gleitender hochmolekulares PE (PE-UHMW nach DIN EN
Reibung ohne Schmierung, z. B. in Raumfahrt, ISO 11542) mit sehr guten mechanischen und
Datenverarbeitung, Kernanlagen und Hochvaku- Gleiteigenschaften kann nur noch spanend bear-
umtechnik. Isolierfolien mit hoher Isolationswir- beitet werden.
kung.
Formteile als Griffe, Dichtungen, Verschluss-
Polyaryletherketone PAEK, PEK, PEEK stopfen, Fittinge, Flaschen, Behälter, Heizöl-
(Avaspire, Ketaspire, Tecapeek, Vestakeep, Vic- tanks, Mülltonnen; Flaschenkästen, Kabelum-
trex) sind sehr steife und hochfeste Thermoplaste mantelungen, Skigleitbeläge. Halbzeuge in Form
für hohe Einsatztemperaturen, langfristig bis von Folien, Schläuchen, Rohren, Tafeln.
32 Kunststoffe 633
Polypropylen PP nach DIN EN ISO 19069 (Ap- Formteile als Kabelummantelungen, Fußboden-
pryl, Daplen, Eltex P, Metocene, Moplen, Stamy- beläge, Taschen, Regenschuhe und -bekleidung,
lan P, Vestolen P). Teilkristalline Thermoplaste Schutzhandschuhe, Bucheinbände. Halbzeuge als
mit günstigeren mechanischen und thermischen Folien, Schläuche, Profile, Dichtungen, Fußbo-
Eigenschaften gegenüber PE. Einsatztemperatur- denbeläge, Dichtungsbänder.
bereich bis 110 °C.
Biopolymere werden unterteilt in abbaubare,
Formteile als Transportkästen, Behälter, Kof-
petrobasierte Biopolymere, abbaubare (überwie-
fer, Formteile mit Filmscharnieren, Batteriekäs-
gend) biobasierte Biopolymere und nicht ab-
ten, Drahtummantelungen, Pumpengehäuse, Sei-
baubare, biobasierte Biopolymere (siehe End-
le. Halbzeuge in Form von Folien, Monofilen,
res/Sieber-Raths). Biopolymere werden einge-
Stangen, Rohren, Profilen, Tafeln.
setzt als abbaubare (Verpackungs-) Kunststoffe
und als technische Kunststoffe.
PP-Elastomerblends mit EPM- bzw. EPDM-
Kautschuken ergeben Formmassen mit erhöhter
Schlag- und Witterungsbeständigkeit für Großtei-
le im Automobilbau, wo ebenso mit Naturfasern 32.5 Fluorhaltige Kunststoffe
und Glasmatten verstärktes PP (GMT) eingesetzt
wird. Polytetrafluorethylen PTFE nach DIN EN
ISO 13000 (PTFE-Halbzeuge), DIN EN
Polyvinylchlorid PVC (Homo- und Copolyme- ISO 20568 (Fluorpolymerdispersionen und
re) nach DIN EN ISO 1060, DIN EN ISO 21306, Formmassen), Formmassen: Algoflon, Dyneon,
DIN EN ISO 2898 (Evipol, Induvil, Lacovyl, Sol- Teflon, (spritzgießbares) Moldflon. Teilkris-
vin, Vestolit, Vinidur, Vinnolit). talliner Thermoelast (nicht schmelzbar, aber
erweichend). Aufwändige Herstellung, z. B.
Weichmacherfreies PVC (PVC-U oder Hart- durch Presssintern aus Pulver zu Halbzeugen und
PVC). Amorphe, polare Thermoplaste mit guter so nur noch spanend bearbeitbar. Geringe Festig-
Festigkeit und Steifigkeit. Einsatztemperaturen keit, flexibel, starkes Kriechen („Kalter Fluss“).
nur bis etwa 60 °C. Schwer entflammbar, gute Stark antiadhäsiv, niedriger Gleit- und Haftrei-
UV Beständigkeit. Wegen Polarität hohe dielek- bungskoeffizient, daher kein „Stick-slip“. Sehr
trische Verluste, daher gut hochfrequenzschweiß- gute elektrische Isoliereigenschaften. Großer 32
bar. Gute chemische Widerstandsfähigkeit. Temperatureinsatzbereich von 200 bis 270 °C.
Höchste chemische Widerstandsfähigkeit. Teuer
Formteile als Behälter in Fotoindustrie, Chemie in der Verarbeitung.
und Galvanik; Rohrleitungselemente, säurefeste
Gehäuse und Apparateteile, Schallplatten, diffu- Halbzeuge in Form von Tafeln, Stangen, Roh-
sionsdichte Einwegflaschen. Halbzeuge in Form ren, Schläuchen werden durch Spanen weiter-
von Profilen, Tafeln, Folien, Blöcken, Stangen, verarbeitet zu Formteilen für höchste thermische
Rohren, Schweißzusatzstäben. und chemische Beanspruchung wie Laborgeräte,
634 M. Kübler et al.
von der Art und Menge des Verstärkungsma- Präzisionsteile in der Feinwerktechnik und im
terials und vom Verarbeitungsverfahren. Hohe Gerätebau. Hochleistungssportgeräte. Zweikom-
Festigkeiten (in Höhe von unlegierten Stählen) ponenten-Klebstoffe für Festigkeitsklebungen.
bei allerdings noch niedrigem E-Modul. Günstige
elektrische Isoliereigenschaften. Einsatztempera-
turen bis 100 °C, zum Teil bis 180 °C. Chemische
32.7 Kunststoffschäume
Beständigkeit gut, auch bei Außenanwendungen;
je nach Harz-Härter-System auch für Lebensmit-
Die Eigenschaften geschäumter Kunststoffe (s. a.
telzwecke zugelassen.
Abschn. 32.10) sind von dem verwendeten
Kunststoff, von der Zellstruktur und von der Roh-
Formteile als Laminate für großflächige Kon-
dichte abhängig. Schaumstoffe mit kompakter
struktionsteile wie Fahrzeugbauteile, Boots- und
Außenhaut (Struktur- oder Integralschäume) wei-
Segelflugzeugrümpfe, Behälter, Heizöltanks,
sen günstige Steifigkeit bei geringem Gewicht
Container, Angelruten, Sportgeräte, Sitzmö-
auf. Mechanische Belastbarkeit und Wärmeiso-
bel, Verkehrsschilder. Formteile als Press- und
lierfähigkeit hängen wesentlich von der Porosität
Spritzgussteile für technische Formteile mit
(Rohdichte) ab. Grundsätzlich sind alle Kunst-
hohen Anforderungen an mechanische und ther-
stoffe schäumbar, besondere Bedeutung haben
mische Eigenschaften bei guten elektrischen
jedoch Thermoplastschäume TSG auf der Ba-
Eigenschaften wie Zündverteiler, Spulenkörper,
sis SB, ABS, PE, PP, PC, PPE modifiziert und
Steckverbinder, Schalterteile.
PVC sowie Reaktionsschäume RSG auf der Basis
PUR. Die Zellenstruktur wird durch Einmischen
Epoxidharze EP nach DIN EN ISO 3673 (Har-
von Gasen, Freiwerden von zugemischten Treib-
ze EP-R: Araldite, Rütapox); nach DIN EN
mitteln sowie Freiwerden von Treibmitteln bei
ISO 15252 (Formmassen als EP-PMC). Vernetz-
der chemischen Reaktion der Ausgangsprodukte
te Duroplaste von Reaktionsharzen, die meist mit
erreicht.
sehr hochwertigen Verstärkungsstoffen (Kohlen-
stoff- und Aramidfasern) verarbeitet werden. Bei
Laminaten sind gezielte Verstärkungen möglich. Expandierbares Polystyrol PS-E (Styropor)
Eigenschaften abhängig vom Aufbau des Epoxid- mit Rohdichten zwischen 13 und 80 kg=m3 wird
harzes, vom Vernetzungsgrad, von der Art und in Form von Platten, Blöcken, Folien und Form-
Menge des Verstärkungsstoffs und vom Verar- teilen für Wärme- und Trittschalldämmung ein-
beitungsverfahren. Sehr hohe Festigkeiten und gesetzt, sowie in der Verpackungstechnik und für
Steifigkeiten, vor allem bei Kohlenstoff-Fasern Auftriebskörper (ähnliche Anwendung auch PE-
(CFK); wenig schlagempfindlich. Beste elektri- E u. PP-E).
sche Isoliereigenschaften in weitem Temperatur-
bereich, auch bei Freiluftanwendungen. Einsatz-
Thermoplastschaumguss TSG. Er wird als
temperaturbereiche abhängig von Verarbeitung;
Strukturschaum meist für großflächige Formteile
kaltgehärtete Systeme bis 80 °C, warmgehärtete
im Möbelbau, für Büromaschinen-, Fernseh- und
bis 130 °C, zum Teil bis 200 °C. Gut chemisch
Datenverarbeitungsgeräte, Transportbehälter und
beständig, auch für Außenanwendungen.
Sportgeräte eingesetzt.
32
Formteile als Laminate für hochfeste und stei-
fe Bauteile im Flugzeug- und Raumfahrzeugbau Harter Reaktionsschaumguss RSG auf Ba-
(Leitwerke, Tragflächen, Hubschrauberrotorblät- sis PUR. Mit Rohdichten zwischen 200 und
ter), Kopierwerkzeuge, Gießereimodelle. Form- 800 kg=m3 haben sie gute mechanische Steifig-
teile als Press- und Spritzgussteile für Konstruk- keit bei geringem Gewicht. Anwendungen im
tionsteile mit hoher Maßhaltigkeit, vor allem in Möbelbau für Büromaschinen- und Fernsehgerä-
der Elektrotechnik, auch für Ummantelungen, te, Fensterprofile, Karosserieteile, Sportgeräte.
638 M. Kübler et al.
Weiche RSG-Schäume auf Basis PUR haben Bei größeren Mengen erhöht sich die Stoßelas-
sehr gute stoßdämpfende Eigenschaften und wer- tizität; Härte und mechanische Festigkeit wer-
den z. B. für Formpolster, Lenkradumkleidungen, den herabgesetzt. Aktivatoren wie Zinkoxid ver-
Stoßfängersysteme und Schuhsohlen eingesetzt. bessern die Vulkanisation. Beschleuniger erhö-
hen die Reaktionsgeschwindigkeit bei reduzier-
tem Schwefelgehalt und verbessern außerdem die
32.8 Elastomere Wärmebeanspruchbarkeit. Alterungsschutzmittel
schützen die Gummiwerkstoffe gegen Alterung
Elastomere sind polymere Werkstoffe mit hoher durch Wärme, Sauerstoff und Ozon und gegen
Elastizität. Die Elastizitätsmoduln solcher Elasto- Sonnenlicht. Farbstoffe können rußfreien Gum-
mere liegen zwischen 1 und 500 MPa. Wegen der mimischungen zugegeben werden.
weitmaschigen, chemischen Vernetzung ist ein
Warmumformen und Schweißen nach der Form- Naturkautschuke NR (zum Teil auch Polyiso-
gebung durch Vulkanisation nicht mehr möglich. pren IR als „synthetischer“ Naturkautschuk). Sie
Eine Sondergruppe von Elastomeren stellen besitzen hohe dynamische Festigkeit und Elas-
die thermoplastisch verarbeitbare Elastomere tizität sowie guten Abriebwiderstand. Schlecht
TPE (DIN EN ISO 18064) dar, die nach al- witterungsbeständig und Quellung in Mineral-
len Verfahren der Thermoplastverarbeitung ver- ölen, Schmierfetten und Benzin. Einsatztempe-
und bearbeitet werden können. Das elastische raturen 60 bis 80 °C. Anwendungen z. B. für
Verhalten wird bei diesen Werkstoffen durch phy- Lkw-Reifen, Gummifedern, Gummilager, Mem-
sikalische Vernetzungen erreicht. branen, Scheibenwischerblätter.
Gummi. Es wird aus natürlichem oder syn- Styrol-Butadien-Kautschuke SBR (Buna). Sie
thetischem Kautschuk und vielen Zusatzstoffen haben gegenüber NR verbesserte Abriebfestig-
hergestellt. Die mehr oder weniger weitmaschi- keit und höhere Alterungsbeständigkeit bei un-
ge Vernetzung erfolgt durch eine Vulkanisation günstigerer Elastizität und schlechteren Verarbei-
mit Vernetzungsmitteln bei Temperaturen über tungseigenschaften. Quellung ähnlich NR. Ein-
140 °C unter hohem Pressdruck. satztemperaturen 50 bis 100 °C. Anwendungen
Der verwendete Kautschuk bestimmt die z. B. für Pkw-Reifen, Faltenbälge, Schläuche,
mechanischen Eigenschaften und die chemi- Förderbänder.
sche Widerstandsfähigkeit. Vulkanisiermittel sind
Schwefel oder schwefelabgebende Stoffe (unter Polychloroprenkautschuke CR (Baypren, Hy-
3 %), bei Sonderkautschuken Peroxide. Durch car, Neoprene). Sie besitzen gegenüber NR sehr
Schwefelbrücken erfolgt die Vernetzung der li- gute Witterungs- und Ozonbeständigkeit bei ge-
nearen Kautschukmoleküle. Die Menge des Vul- ringerer Elastizität und Kältebeständigkeit. Aus-
kanisationsmittels bestimmt den Vernetzungs- reichend beständig gegen Schmieröle und Fette,
grad und dadurch die mechanischen Eigenschaf- aber nicht gegen heißes Wasser und Treibstof-
ten (Hartgummi – Weichgummi). Aktive (ver- fe. Einsatztemperaturen 30 bis 100 °C. Anwen-
stärkende) Füllstoffe sind bei schwarzen Gum- dungen z. B. für Bautendichtungen, Manschetten,
misorten Gasruß, bei hellen Kieselsäure, Magne- Kabelisolationen, Bergwerksförderbänder, Brü-
siumcarbonat und Kaolin. Füllstoffe verbessern ckenlager.
Festigkeit und Abriebwiderstand der Vulkanisa-
te. Inaktive Füllstoffe sind Kreide, Kieselgur und Acrylnitril-Butadien-Kautschuke NBR (Eu-
Talkum; sie verbilligen die Endprodukte und er- roprene, Perbunan N). Auch als Nitrilkautschuk
höhen zum Teil die elektrische Isolation und die bekannt; besonders beständig gegen Öle und
Härte. Als Weichmacher kommen beispielsweise aliphatische Kohlenwasserstoffe, jedoch un-
Mineralöle, Stearinsäure oder Teer zum Einsatz. beständig gegen aromatische und chlorierte
Diese verbessern teilweise die Verarbeitbarkeit. Kohlenwasserstoffe, sowie Bremsflüssigkeiten.
32 Kunststoffe 639
Faltenbeläge, Skischuhe, Schuhsohlen, auch für Wegen des Temperatur- und Klimaeinflusses
Hart-Weich-Kombinationen. wird unter Normalklima DIN EN ISO 291 ge-
prüft, d. h. bei 23 °C und 50 % rel. Luftfeuchte.
(c)y Druckfließspannung
(c)M Druckfestigkeit
(c)B Druckspannung bei Bruch
(x) Druckspannung bei x % Stauchung
"cy Fließstauchung
"cM Stauchung bei Druckfestigkeit
cB nominelle Stauchung bei Bruch
Anmerkung
In DIN EN ISO 604 ist bei den Festigkeitskennwerten
kein Index „c“ vorgesehen, im Gegensatz zu den Deh-
nungskennwerten; um Verwechslungen mit Kennwerten
aus dem Zugversuch zu vermeiden, wird hier das In-
dex „c“ in Klammern gesetzt.
Abb. 32.2 Zugspannungs-Dehnungs-Diagramme.
Im Biegeversuch DIN EN ISO 178 werden die 1 spröde Kunststoffe, z. B. PS, SAN, Duroplaste
Kennwerte bei Dreipunktbiegebeanspruchung er- (M D B ), 2 zähe Kunststoffe, z. B. PC, ABS
mittelt. (M D y < B oder M D y ), 3 verstreckbare
Kunststoffe, z. B. PA, PE, PP (M D y > B ), 4 weich-
gemachte Kunststoffe, z. B. PVC-P (M D B ; y nicht
Kennwerte (Spannungen in MPa, Dehnungen vorhanden), 5 dehnbarer Kunststoff mit "B > 50 %;
in %): Bestimmung von 50
und umweltbedingt ist. Bei höheren Tempe- 32.9.2 Prüfung von Fertigteilen
raturen kann die Nachschwindung beschleu-
nigt, d. h. vorweggenommen werden. Die Ge- Können aus Kunststoff-Fertigteilen entsprechen-
samtschwindung ST setzt sich aus der Verar- de Probekörper entnommen werden, so sind Prü-
beitungsschwindung SM und der Nachschwin- fungen nach den in Abschn. 32.9.1 aufgeführten
dung SP zusammen, sie ist richtungsabhän- Verfahren möglich. Man spricht dann von der
gig. Prüfung des Formstoffs im Formteil. Die Prüf-
Als Materialeingangprüfungen für Kunst- ergebnisse sind allerdings i. Allg. nur bedingt
stoffrohstoffe spielen weiterhin Schüttdichte mit den an genormten Probekörpern ermittelten
DIN EN ISO 60, Stopfdichte DIN EN ISO 61 Kennwerten zu vergleichen.
sowie Rieselfähigkeit DIN EN ISO 6186 Interessanter ist es, das Fertigteil als komplet-
eine Rolle, außerdem Feuchtegehalt, Flüch- tes Formteil zu prüfen (z. B. DIN 53760, ersatzlos
te und Wassergehalt (DIN EN ISO 15512, zurückgezogen).
ISO 760).
Zerstörungsfreie Prüfverfahren sind: Sichtkon-
Sonstige Prüfungen trolle, Prüfung des Formteilgewichts, Maßprü-
Für Kunststoffe ist das Brandverhalten häufig fungen, spannungsoptische Untersuchungen (nur
von großer Bedeutung. Es gibt eine Vielzahl von an durchsichtigen Formteilen), Ultraschall- und
Prüfverfahren; die wichtigsten sind nachstehend Röntgenprüfungen.
aufgeführt. Das Brandverhalten fester elektro-
technischer Isolierstoffe wird nach DIN EN IEC Zerstörende Prüfungen sind: Warmlagerungs-
60695 ermittelt; es handelt sich um Prüfverfahren versuche (DIN 53497), Beurteilung des Span-
zur Beurteilung der Brandgefahr bei unterschied- nungsrissverhaltens DIN EN ISO 22088, lichtmi-
licher Anordnung von Probestab und Zündquelle kroskopische Gefügeuntersuchungen an Dünn-
(Verfahren BH, FH oder FV). Sehr große Bedeu- schnitten oder Dünnschliffen bei teilkristallinen
tung haben die Brennbarkeitsprüfungen nach UL- Kunststoffen, Ermittlung von Füllstofforientie-
Vorschrift 94. Die Kunststoffe werden dabei in rungen durch Auflichtbetrachtung von Schliffen,
Klassen eingeteilt, z. B. bei vertikaler Probenan- Beständigkeitsprüfungen, Stoß- und Fallversuche
ordnung in Klasse 94 V-0 bis 94 V-2 sowie 5 VA DIN EN ISO 6603 oder aktive Fallversuche.
und 5 VB. Thermische Analyseverfahren (DSC, TGA,
Die Farbbeurteilung nach unterschiedlichen TMA) eignen sich zur Kunststofferkennung und
Verfahren ist wichtig z. B. für die Farbabmuste- ermöglichen teilweise eine Aussage über dessen
rung und um mit Hilfe von bestimmten Licht- Verarbeitung (thermische Vorgeschichte). Mittels
quellen A, C, D65 eine objektive Farbbeurteilung DSC lassen sich Glasübergangstemperaturen Tg,
zu ermöglichen. Es gibt RAL-Farbkarten; das Kristallitschmelztemperatur Tm und Schmelz-
gebräuchlichste Farbbeschreibungssystem ist das enthalpie bestimmen. Das thermische Zerset-
CIE-Lab-System. zungsverhalten sowie der Glührückstand können
In Bewitterungsversuchen ISO 188, DIN mittels TGA bestimmt werden.
ISO 1431, DIN EN ISO 4892, DIN EN Weitere Analyseverfahren zur Kunststoffcha-
ISO 846, DIN EN ISO 877 werden Abbauvor- rakterisierung sind beispielsweise Infrarot-Spek-
gänge bei Kunststoffen durch Witterungseinflüs- troskopie (FT-IR) und die Gel-Permeations-
se wie Sonnenstrahlung, Temperaturen, Nieder- Chromatographie (GPC).
schlägen, Mikroorganismen und Luftsauerstoff Bei den zerstörenden Prüfungen sind höchs-
oder durch künstliches Bewittern untersucht. Sol- tens Stichprobenprüfungen möglich, die dann
che Einflüsse können zu einer starken (negati- nach den Regeln der Statistik ausgewertet wer-
ven) Beeinflussung der Gebrauchseigenschaften den.
von Kunststoff-Formteilen führen (z. B. Versprö- Durch Bauteilprüfungen gesamter Formteile
den). bzw. Baugruppen wird das Verhalten unter Be-
32 Kunststoffe 645
triebsbedingungen ermittelt. Zur Zeitraffung kön- Im Wesentlichen lassen sich die Verarbei-
nen einzelne Prüfparameter gezielt erhöht wer- tungsverfahren von Kunststoffen in Urformen
den, wobei allerdings zu beachten ist, dass die und Umformen einteilen.
Versagensart bei der beschleunigten Prüfung der
im praktischen Einsatz entspricht. Die entspre-
chenden Prüfverfahren mit den Bedingungen sind
32.10.1 Urformen von Kunststoffen
zu vereinbaren.
Heute wird angestrebt, die Fertigung so
Unter Urformen versteht man die direkte Herstel-
zu überwachen und zu regeln (Prozessüberwa-
lung (Formgebung) von Fertigteilen und Halb-
chung), dass keine Prüfungen der Fertigteile
zeugen aus dem Rohstoff, der z. B. als Form-
mehr notwendig sind, wenn die vorgeschrie-
masse (Granulat, Pulver, Schnitzel, etc.) oder als
benen Prozessparameter eingehalten werden (s.
flüssiges Vorprodukt vorliegen kann.
Abschn. 32.10).
Werkstoff- und fertigungsgerechtes Konstruieren Abb. 32.9 Versteifung von Formteilen. a Rippen- und
von Formteilen ist unabdingbare Voraussetzung Sickenkonstruktion, x
0;5 für amorphe Thermoplas-
te, x
0;35 für PA unverstärkt, x
0;25 für PA-
für qualitativ hochwertige funktionssichere Bau- GF30; b Durchbiegung und Werkstoffeinsatz verschie-
teile. dener Profilformen, 1 Werkstoffeinsatz, 2 Durchbiegung;
c verschiedene Randgestaltung zur Erhöhung der Eigen-
Gestaltungsrichtlinien. Einfallstellen und Lun- steifigkeit großflächiger Formteile
ker (Vakuolen) im Formteil entstehen durch Mas-
senanhäufungen am Bauteil, die außerdem zur kann zu unterschiedlichen Abkühlungsgradien-
ungleichmäßigen Abkühlung führen und die Ver- ten im Bauteil führen und durch die auftretenden
zugsneigung erhöhen (Ursache: Schwindungsdif- Schwindungsdifferenzen erheblichen Verzug am 32
ferenzen). Zur Verringerung der Kerbwirkung Teil verursachen. Formteilverzug kann oftmals
sind Ausrundungsradien vorzusehen. Anschnitt- durch verschiedene Versteifungsgeometrien mini-
geometrie und Anschnittlage haben Einfluss auf miert werden, Abb. 32.9.
die Vorzugsorientierungen von Makromolekülen Toleranzen und zulässige Abweichungen für
und faserartigen Zusatzstoffen und auf die La- Maße von Spritzguss-, Spritzpress- und Press-
ge von Bindenähten, Zusammenflusslinien und teilen sind in DIN 20457 enthalten. Form-, La-
Lufteinschlüssen im Formteil. Eine konstruk- ge- und Profilabweichungen sind in dieser Norm
tiv ungünstig ausgelegte Werkzeugtemperierung nicht enthalten. Für die Festlegung einhaltbarer
652 M. Kübler et al.
Toleranzen unterscheidet man nach werkzeugge- sondere die mechanischen Eigenschaften (z. B.
bundenen Maßen (Maß nur in einer Werkzeug- Schlagzähigkeit). In Abhängigkeit etwaig nach-
hälfte) und nicht werkzeuggebundenen Maßen folgender Bearbeitungs- und Montageschritte
(z. B. in Werkzeugöffnungsrichtung bzw. beweg- (beispielsweise Einpressen von Metallinserts,
lichen Schiebern). Werkzeuggebundene Maße etc.) werden Formteile aus Polyamiden in Was-
sind enger tolerierbar. Es werden neun verschie- ser, Dampf oder Konditionierzellen auf einen
dene Toleranzgruppen (TG1 „sehr fein toleriert“ bestimmten Feuchtegehalt eingestellt.
bis TG9 „sehr grob toleriert“) mit vom jeweils
vorliegenden Nennmaßbereich abhängigen Tole- Tempern. Zum Abbau von Eigenspannungen
ranzbreiten definiert. Inwieweit diese Toleranz- und zur Nachkristallisation bei teilkristallinen
gruppen erreichbar sind, hängt unter anderem Kunststoffen werden die Formteile nach dem
vom Schwindungsverhalten und der Steifigkeit Spritzgießen in Wärmeschränken oder Tempe-
des eingesetzten Kunststoffs, als auch dem ein- rierflüssigkeiten (Paraffin- oder Siliconöle) bei
gesetzten Fertigungsverfahren ab. kunststoffspezifischen Temperaturen getempert.
Es gilt dabei der Tolerierungsgrundsatz: So Bei Polyamiden beträgt die Tempertemperatur
genau wie erforderlich, so ungenau wie möglich. ca. 150 °C, bei POM-Formteilen liegt sie etwas
Die Toleranzfestlegungen bedarf zwingend den niedriger. Die Temperzeit beträgt 2 bis 4 h.
Vergleich von funktional erforderlicher und fer-
tigungstechnisch möglicher Toleranz: Erforderli-
che Fertigungstoleranz mögliche Fertigungsto- Oberflächenbehandlungen. Zur gezielten Ver-
leranz. änderung der Oberflächen oder Oberflächen-
Neben den in DIN 20457 im Speziellen für struktur kann nachfolgend noch Lackieren, Be-
Kunststoff Formteile genannten Toleranzen und drucken, Heißprägen, Laserbeschriften, Galva-
Abnahmebedingungen sind weitere allgemeine nisieren, Bedampfen und Beflocken durchgeführt
geometrische Produktionsspezifikationen (GPS), werden.
beziehungsweise „Grundnormen“ verfügbar (sie-
he Tab. 32.1). Spanabhebende Bearbeitung. Kunststoffe
können nach den für Metallen bekannten Ver-
fahren (s. Bd. 2, Kap. 41) spanend nachbearbeitet
32.12 Nachbehandlungen werden, jedoch sind besondere Werkzeuggeo-
metrien und andere Schnittgeschwindigkeiten zu
Meist sind Formteile nach der Formgebung oh- beachten. Für chemisch quervernetzte Kunst-
ne weitere Bearbeitung einsatzfähig. Aus techni- stoffe (Duromere und Elastomere) ist die
schen oder dekorativen Gründen kann aber eine spanende Bearbeitung die einzige Möglichkeit
Nachbehandlung notwendig werden. einer Formänderung nach der Herstellung. Bei
Thermoplasten sind Rückfederungseffekte und
Konditionieren. Formteile aus Polyamiden Aufschmelzvorgänge zu beachten. Weitere Be-
nehmen je nach Aufbau mehr oder weniger arbeitungsmöglichkeiten sind Wasserstrahl- und
Feuchtigkeit auf und verändern damit insbe- Laserschneiden.
32 Kunststoffe 653
Ermüdungsfestigkeit, eignet sich der Glasfaser- allerdings nicht mit Kunststoff-, sondern mit Me-
Kunststoff-Verbund vorzüglich als Federwerk- tall- oder Keramikmatrices – sind Aluminium-
stoff [2–4]. oxid- und Siliciumcarbidfasern erhältlich. Blitz-
Kohlenstofffasern (auch Carbon- oder C-Fa- schutzgewebe bestehen aus Kupfer- oder Alumi-
sern) sind unter den Verstärkungsfasern diejeni- niumfasern.
gen mit den herausragendsten Eigenschaften. Sie Die Entscheidung für einen bestimmten Faser-
verfügen über extrem hohe Steifigkeiten und Fes- typ ist recht einfach. Reicht die Steifigkeit von
tigkeiten. Beide mechanischen Größen sind in Glasfasern aus, so ist sie als kostengünstigste Fa-
weitem Bereich bei der Herstellung einstellbar, ser erste Wahl. Immer wenn hohe Steifigkeiten,
so dass der Konstrukteur passend zur jeweili- hohe Eigenfrequenzen und kleine Verformungen
gen Anwendung einen C-Fasertyp wählen kann. verlangt werden, sind C-Fasern unumgänglich.
Die C-Faser verfügt über ausgezeichnete Ermü- Aramid- und hochmolekulare Polyethylenfasern
dungsfestigkeiten. Die Faser ist anisotrop, d. h. werden gewählt, um die Schlagzähigkeit von La-
die hohen Steifigkeiten und Festigkeiten liegen minaten zu erhöhen. Dazu mischt man bspw. C-
nur in Faserlängsrichtung vor; in Querrichtung Fasern mit Aramidfasern ab.
sind die Werte weitaus niedriger. Das anisotro- Zum Schutz der Fasern und um die Haftung
pe Verhalten findet sich auch bei den thermischen zur Matrix zu verbessern, werden Fasern mit ei-
Dehnungen wieder: In Faserlängsrichtung ist der ner so genannten Schlichte überzogen. Sie ist
thermische Längenausdehnungskoeffizient leicht auf den jeweiligen Matrixtyp abzustimmen. Fa-
negativ, quer zur Faserichtung stark positiv. C- sern werden als Faserbündel (Rovings) oder mit
Fasern sind hoch thermisch belastbar, bestän- wenigen Einzelfasern als Garne auf Spulen auf-
dig gegen die meisten Säuren und Alkalien und gewickelt geliefert.
zeigen eine sehr gute Verträglichkeit mit organi-
schem Gewebe („Biokompatibilität“). Nachteilig Faserhalbzeuge. Laminate werden flächig aus
ist insbesondere der vergleichsweise hohe Preis. Einzelschichten gestapelt. Da man Garne nur
Er steigt mit dem E-Modul der Fasern und der schwerlich definiert in der Fläche verlegen kann,
Feinheit des C-Fasergarns. verwendet man zur einfacheren Handhabbarkeit
Aramid- und Polyethylenfasern besitzen die textile Halbzeuge. Dies sind in erster Linie Ge-
niedrigsten Dichten der genannten Verstärkungs- webe, Multiaxialgelege, Matten, Flechtschläuche
fasern; bei der PE-Faser liegt die Dichte sogar usw. (Abb. 32.10). Für Krafteinleitungsbereiche
unter eins. Beide zeigen hohe Steifigkeiten – können die idealen Faserrichtungen durch Sti-
etwas oberhalb der Glasfaser – und sehr hohe cken fixiert werden. Die Bindung der Garne,
Zugfestigkeiten. Die Längsdruckfestigkeit liegt z. B. zu Geweben, bedingt Faserwelligkeiten, die
deutlich unterhalb der Zugfestigkeit, so dass die- die Steifigkeits- und Festigkeitswerte im Ver-
se Fasern primär auf Zug beansprucht werden gleich zur straffen, unidirektionalen Ausrichtung
sollten. Herausragend ist ihre Zähigkeit, so dass der Fasern etwas erniedrigen. Dies ist zumindest
sie weit verbreitet in Schutzwesten und Schutz- bzgl. der Längs-Druckfestigkeit experimentell zu
helmen eingesetzt werden. Auch die Chemikali- quantifizieren.
enbeständigkeit ist außerordentlich gut. Limitiert
ist bei diesen Polymerfasern die maximale Ein- Matrixsysteme [5–7]. Die wichtigsten Kriteri-
satztemperatur. Als weitere Nachteile sind die en für die Auswahl der Kunststoffmatrix sind
niedrige Haftfestigkeit zur Matrix zu nennen so- eine ausreichend hohe Bruchdehnung, die Tem-
wie die aufgrund der hohen Zähigkeit schwierige peratureinsatzgrenzen und als Verarbeitungspa-
Schneidbarkeit. rameter die Viskosität. Um die maximale Fes-
Als nachwachsende Rohstoffe verwendet man tigkeit der Fasern nutzen zu können, sollte die
– insbesondere in Verkleidungsbauteilen – auch Bruchdehnung der Matrix mindestens doppelt so
Naturfasern, meist Flachs-, Hanf- oder Jutefa- hoch wie die der Fasern sein. Damit die Fa-
sern. Für Hochtemperaturanwendungen – dann sern bei Längsdruck ausreichend gestützt wer-
32 Kunststoffe 655
Tab. 32.2 Werkstoffdaten einer unidirektionalen Schicht. Epoxidharzsystem, rel. Faservolumenanteil ' = 0,6; Prüf-
temperatur 23 °C, Mittelwerte; Dichte in g/cm3 , Elastizitätsmoduln E und Festigkeiten R in N/mm2 , thermische
Ausdehnungskoeffizienten ˛ T in mm/mm 1/K
Fasertyp Ek RkC Rk E? C
R? G?k R?k ?k ˛Tk ˛T?
Standard 2,0 45 160 1300 1320 14 700 55 5300 74 0,3 7 106 30 106
E-Glasfaser
Standard-C-Faser 1,55 125 000 2650 1470 7800 65 4400 98 0,34 0,4 106 36,1 106
(T700)
Hochmodul- 1,62 245 000 2200 1030 6900 45 3900 59 0,3 0,7 106 36,5 106
C-Faser (M46)
Grundelement – bestehend aus Faser und Ma- zwischen Faser und Matrix auf und werden bei
trix – zu ermitteln. Formeln hierzu finden sich in der Festigkeitsanalyse automatisch mit berück-
[6]. sichtigt. Die makromechanischen Eigenspannun-
Die thermischen Ausdehnungskoeffizi- gen zwischen den einzelnen Schichten lassen sich
enten ˛ Tk , ˛ T? lassen sich experimentell mittels CLT berechnen. Meist stellt die Abküh-
mittels Dilatometer oder aber mikromechanisch lung von der Härtetemperatur bei der Laminatfer-
bestimmen (Tab. 32.2). Die Quelldehnungskoef- tigung die größte Temperaturdifferenz dar. Da sie
fizienten ˛ Mk , ˛ M? ergeben sich experimentell genau bekannt ist, lassen sich auch die Abkühl-
aus Längenmessungen oder rechnerisch aus mi- spannungen gut ermitteln. Sie überlagern sich
kromechanischen Gleichungen. den mechanischen Spannungen, so dass infolge
Das Werkstoffgesetz des Laminats oder Mehr- der thermischen Eigenspannungen die mechani-
schichtenverbunds (MSV) wird rechnerisch aus sche Belastbarkeit des Laminats meist vermindert
den Elastizitätsgesetzen der Einzelschichten zu- wird. Vertieft zu untersuchen sind weiterhin die
sammengesetzt. Ist das Werkstoffgesetz des MSV thermischen Spannungen in Krafteinleitungen,
bekannt, so lassen sich anschließend die Verzer- die aus der Paarung FKV-Metall entstehen. Dies
rungen des Laminats sowie die Spannungszustän- betrifft insbesondere auch die Vorspannverluste
de in den einzelnen Schichten bestimmen. Hierzu in Schraubverbindungen.
wurde die Klassische Laminattheorie (CLT) ent-
wickelt; ein Programm namens alfalam ist unter
www.klub.tu-darmstadt.de hinterlegt. Selbstver- 32.13.4 Laminattypen
ständlich lässt sich ein MSV auch mittels Fini-
te-Elemente-Methode modellieren und analysie- Steifigkeiten und Festigkeiten eines Laminats las-
ren. Dies empfiehlt sich immer bei komplexe- sen sich gezielt konstruieren. Im Gegensatz zu
ren Strukturen. Meist wird die CLT verwendet, Konstruktionswerkstoffen wie Stahl und Alumi-
verschiedene Laminatkonfigurationen miteinan- nium ist dabei jedoch nicht nur die Wanddicke zu
der zu vergleichen, um das Leichtbauoptimum zu dimensionieren. Der Konstrukteur hat zusätzlich
finden. festzulegen:
Dem Werkstoffgesetz der UD-Schicht ist zu
entnehmen, dass die Einflüsse von Temperatur den Faservolumenanteil in den Einzelschich-
und Feuchte berücksichtigt werden müssen. Zum ten,
einen ändern sich in Abhängigkeit von Tempe- die Faserrichtung der einzelnen Schichten,
ratur und Feuchte die Grundelastizitätsgrößen; die Dicke der Einzelschichten,
sie sind also korrekterweise bei den interessie- die Schichtreihenfolge.
renden Temperaturen und Feuchtegehalten zu
bestimmen. Zum anderen entstehen aufgrund un- Aus dieser Parametervielzahl ergibt sich ei-
terschiedlicher thermischer Dehnung und Feuch- ne unendliche Anzahl von Möglichkeiten. Zwar
tequellung von Faser und Matrix Eigenspan- könnte man einen einzigen Laminataufbau für
nungen. Sie treten mikromechanisch unmittelbar alle Lastfälle verwenden, allerdings würde dies
32 Kunststoffe 659
Abb. 32.13 Scheibenlastfälle und darauf abgestimmte laminat, QIL Quasiisotropes Laminat. n Kraftfluss, d. h.
klassische Laminattypen. UD Unidirektionale Schicht, Schnittkraft/Breite; ^ der Kraftfluss ist nicht auf eine Ein-
AWV Ausgeglichener Winkelverbund, KV Kreuzverbund, zelschicht, sondern auf das gesamte Laminat bezogen
SL Schublaminat, TL Triax-Laminat, FBL Flugzeugbau-
meist zu einer schlechten Leichtbaugüte führen. Unidirektionale Schicht (UD). Mit der UD-
In der Faserverbundtechnik haben sich daher ei- Schicht lassen sich Vorteile der Faser-Kunststoff-
nige Laminattypen herauskristallisiert, die die Verbunde am vollkommensten umsetzen. Gegen-
Auswahl sinnvoll einschränken. Alle diese La- über metallischen Werkstoffen lässt sich nicht nur
minattypen haben einige zentrale Eigenschaften der Dichtevorteil, sondern auch die überlegenen,
gemeinsam: extrem hohen Faserfestigkeiten nutzen. Leider ist
dieser Laminattyp nur für einachsige Zug- oder
Sie sind auf eine spezielle Belastung abge- Druckbelastung geeignet; quer zur Faserrichtung
stimmt. Auf den jeweiligen Lastfall angepasst ist die Belastbarkeit sehr gering. Anwendungs-
vermeiden sie, dass zu hohe Spannungen über beispiele sind Umfangsbandagen bei auf Flieh-
die Matrix laufen. Sie verkörpern das zentra- kraft- oder Innendruck beanspruchten Struktu-
le Konstruktionsziel der Faserverbundtechnik, ren, Blattfedern, die Gurte in Biegeträgern und
die Spannungen in den Fasern zu konzentrie- Schlaufenanschlüsse.
ren.
Kreuzverbund (KV). Der Kreuzverbund be-
Diese Laminate bringen die Symmetrien mit,
steht aus den senkrecht zueinander orientierten
die notwendig sind, um das Laminat orthotrop 32
Faserrichtungen ˛ = 0° und 90°. Die Abstim-
zu halten und damit unerwünschte Koppelun-
gen zu vermeiden. mung auf den herrschenden Spannungszustand
ist recht einfach: Die Fasern werden in Richtung
Diese Laminate sind besonders einfach her-
der Hauptspannungen ausgerichtet. Die Anteile
stellbar; es gibt teilweise sogar spezielle Halb-
zeuge. der 0° und der 90°-Schicht sind entsprechend der
Höhe der Hauptspannung zu wählen. Jedoch darf
Folgende Laminattypen sind zu nennen sich der Hauptspannungszustand im Betrieb nur
(Abb. 32.13): wenig ändern, da dann ansonsten zu viele Kräfte
660 M. Kübler et al.
über die Matrix laufen. Der KV wird üblicher- Flugzeugbau-Laminat (FBL). Weit verbreitet
weise mit einer Gewebeschicht, bei der Kette und – insbesondere im Flugzeugbau – ist das
Schuss senkrecht zueinander orientiert sind, oder 0°/˙45°/90°-Laminat. Die 0°- und die 90°-
aber durch Stapeln einzelner, um 90° zueinander Schicht nehmen dabei primär die Normalspan-
verdrehter UD-Schichten erzeugt. Eine typische nungen eines ebenen Spannungszustands auf, die
Anwendung sind innendruckbelastete Rohre, bei ˙45°-Schichten überwiegend die Schubspannun-
denen man die Fasern entsprechend der Haupt- gen. Demzufolge wird mit diesem Laminatauf-
normalenrichtung in Umfangs- und Längsrich- bau jeder ebene Spannungszustand vornehmlich
tung orientiert. durch die Fasern aufgenommen. Die Anpassung,
bzw. Optimierung ist einfach. Da die Faserrich-
Ausgeglichener Winkelverbund (AWV). tungen festliegen, muss der Konstrukteur nur die
Kennzeichen des AWV ist, dass UD-Schichten Schichtdicken der vier Faserrichtungen festlegen.
paarweise mit gleichem Winkel, jedoch entgegen Fertigungstechnisch lässt sich das Laminat aus
gesetztem Vorzeichen geschichtet sind. Damit Geweben aufbauen, die um 45° zueinander ver-
werden zwei senkrecht zueinander orientierte dreht gestapelt sind. Günstig ist, dass das FBL
Symmetrieebenen erzeugt. Das Laminat zeigt sich besonders gut für Nietverbindungen eignet.
dadurch orthotropes Verhalten. Im Gegensatz Es liegen alle notwendigen Faserorientierungen
zur UD-Schicht ist der AWV in der Lage, einen vor, um alle spezifischen Nietbelastungen primär
zweiachsigen Spannungszustand überwiegend durch Faserkräfte aufzunehmen. Darüber hinaus
durch Faserkräfte aufzunehmen. Damit die Kräf- lässt sich mit dem FBL ein Sonderfall konstruie-
te hauptsächlich in den Fasern konzentriert sind ren. Führt man alle Schichten des Flugzeugbaula-
und die Spannungen quer zur Faserrichtung klein minats mit gleichen Schichtdicken aus, so verhält
bleiben, muss die Faserrichtung auf den herr- sich es sich in der Laminatebene isotrop.
schenden Hauptspannungszustand abgestimmt
werden. Ändert sich dieser, so verlaufen die Schublaminat (SL). Einer Schubbelastung sind
Kräfte auch vermehrt über die Matrix. Ein AWV bei FKV besondere Aufmerksamkeit zu wid-
empfiehlt sich somit nur, wenn sich der Haupt- men. Fast immer sind hierzu besondere Faser-
spannungszustand im Betrieb nur wenig ändert. orientierungen vorzusehen. Bei überwiegender
Typische Anwendungen sind innendruckbelas- Schubbeanspruchung – bei Torsion eines Rohrs
tete Rohre und Behälter mit ˛ = ˙54,7° oder oder Querkraftschub in einem Balken – ver-
Antriebswellen mit ˛ = ˙15°. wendet man Schublaminate. Ersetzt man den
Schubspannungszustand durch den äquivalenten
Triax-Laminat (TL). Während bei den obigen Hauptspannungszustand, so leuchten die passen-
Laminattypen dem ebenen Spannungszustand den Faserwinkel eines SL unmittelbar ein: Man
mit nur zwei Faserrichtungen begegnet wurde – orientiert die Fasern in Richtung der Hauptspan-
dies ist allerdings mit dem Manko behaftet, dass nungen. In das x,y-Laminat-KOS transformiert
sich der Hauptspannungszustand nur geringfügig entspricht dies einem (˙45)-Laminat. Einige Fa-
ändern darf – ist ein Laminat mit drei und mehr serverbund-Konstrukteure glauben, dass bei aus-
Faserrichtungen in der Lage, jeden ebenen Span- schließlichem Schub nur das (˙45)-Laminat in
nungszustand überwiegend durch Kräfte in den Frage kommt. Nach Netztheorie sind jedoch al-
Fasern aufzunehmen. Derartige Laminate emp- le AWV als SL geeignet. Von dem üblichen
fehlen sich immer dann, wenn sich die Kräfte (˙45)-SL sollte man insbesondere abweichen,
und die Kraftrichtungen im Betrieb stark ändern. wenn zusätzlich zur Schubbelastung hohe Längs-
Prinzipiell können die 3 Faserwinkel beliebig ge- kräfte auftreten. Ein gutes Beispiel hierfür sind
wählt werden. Sinnvoll ist es, das Laminat ortho- die Schubstege von Querkraft-belasteten Biege-
trop zu gestalten, indem Symmetrien konstruiert trägern. Schublaminate finden sich in Torsions-
werden: Üblicherweise kombiniert man eine UD- rohren, Drehstabfedern, Torsionsnasen von Trag-
Schicht mit einem AWV. flügeln und Stegen von Biegeträgern.
32 Kunststoffe 661
Abb. 32.16 Versagenskurve für Zfb im Falle eines ebe- Spannungskombination treten drei verschiedene Bruch-
nen Spannungszustands einer UD-Schicht. Für den Zfb modi auf, die nach Puck mit A, B, C gekennzeichnet
^ ^
sind die Spannungen 2 D? ; 21 D?k verantwortlich; werden. Die Kurve ist – da Schubversagen Vorzeichen-
daher wird die Versagenskurve üblicherweise ohne Längs- unabhängig ist – zur 2 -Achse symmetrisch
spannungen an der Position 1 = 0 gezeichnet. Je nach
Abb. 32.17 Erweiterung von Abb. 32.16 um die Längs- auf das Zfb-Geschehen mit zu erfassen. Zusätzlich einge-
spannungen: Zfb-Bruchkörper für den ebenen Spannungs- tragen ist das Bruchkriterium für Fb: Es wird durch die
^ ^ ^
zustand (1 D k ; 2 D ? ; 21 D ?k ) einer UD- beiden Flächen repräsentiert, die den Bruchkörper an den
Schicht. Obschon ein zweidimensionaler Spannungszu- Enden „kappen“. Auf diese Weise gelingt es, für den ebe-
stand wirkt, wird ein 3-D-Bruchkörper dargestellt. Dies nen Spannungszustand alle Grenzspannungszustände in
ermöglicht es, die Interaktion faserparalleler Spannungen einem einzigen Bruchkörper abzubilden
F
kriteriums werden auch die Rissorientierungen
angegeben.
Fx Hebelarm
a = 0 zunehmende Dehnung
z
Überlappungslänge
Fx
b a
Fx
c
32
Tab. 32.3 Eigenschaften wichtiger Kunststoffgruppen (Auswahl). tr trocken, f feucht, NB: kein Bruch (non-break), o. Br: ohne Bruch (alt), kursiv: Kennwerte für gefüllte bzw.
668
verstärkte Kunststoffe
Kunststoff Kurzzeichen Dichte Festigkeits- Dehnungs- Elastizitätsmodul Schlag- Kerbschlag- Zeitdehn- Wärmeleit- Thermisch. Ver- Kristallit-
DIN EN [g=cm3 ] kennwerte werte [MPa] zähigkeit zähigkeit spannung fähigkeit Längen-Aus- arbeitungs- schmelzpunkt
ISO 1043-1 [MPa] [%] DIN EN DIN EN 1=1000 [J/(mK)] dehnungs- schwindung [°C]
ISO 179 ISO 179 [MPa] koeffizient [%]
(1 eU) (1 eA) [105 1=K]
[kJ=m]2 [kJ=m]2
Polyamide PA6 1,12. . . 1,14 60. . . 90 tr y 6. . . 12 tr "y 1500. . . 3200 tr NB tr 6 tr 0,27. . . 0,30 7. . . 11 tr 0,8. . . 2,0 tr 215. . . 225
35. . . 70 f. y 10. . . 20 f. "y 600. . . 1600 f. NB f. 4 f.
. . . 1,4 150. . . 220 tr .M / 4. . . 6 ."M / 10000. . . 18000 tr 50. . . 110 tr 10. . . 18 tr 40. . . 50 tr 0,30. . . 0,32 2. . . 5 tr 0,2. . . 1,0 tr
120. . . 170 f. .M / 5000. . . 10000 f. 70. . . 140 f. 16. . . 25 f. 30. . . 40 f.
PA66 1,13. . . 1,15 70. . . 90 tr y 6. . . 12 tr "y 2000. . . 3500 tr NB tr 7 tr 0,27. . . 0,28 6. . . 10 tr 0,8. . . 2,2 tr 250. . . 265
55. . . 75 f. y 10. . . 20 f. "y 1200. . . 2100 f. NB f. 6 f.
. . . 1,4 180. . . 230 tr .M / 2. . . 5 tr ."M / 9000. . . 17000 tr 40. . . 100 tr 7. . . 12 tr 50. . . 60 tr 0,28. . . 0,30 1. . . 5 tr 0,2. . . 0,8 tr
130. . . 180 f. .M / 6000. . . 10000 f. 60. . . 120 f. 12. . . 20 f.
PA11 1,03. . . 1,05 40. . . 60 y 9. . . 22 "y 800. . . 1400 5 0,28 9. . . 13 0,5. . . 1,5 180. . . 190
. . . 1,26 60. . . 150 .M / 3000. . . 4000 5. . . 28 12 2. . . 4 0,4. . . 1,0
PA12 1,01. . . 1,02 35. . . 50 y 8. . . 26 "y 1200. . . 1600 NB 4. . . 5 0,27 12. . . 15 0,5. . . 1,5 175. . . 185
. . . 1,25 50. . . 120 .M/ 3. . . 8 ("M ) 4000. . . 5000 50. . . 80 3. . . 5
Polyamid PA 1,04. . . 1,12 70. . . 110 y 6. . . 10 ("y ) 2800. . . 3000 12 6. . . 8 0,4. . . 0,7
amorph NDT/INDT . . . 1,4 149. . . 160 .M / 3 "y 9000. . . 10000
Polyacetalharze POM 1,4 . . . 1,45 60. . . 80 y 8. . . 15 "y 2500. . . 3500 100. . . NB 4. . . 7 12. . . 18 0,29. . . 0,36 11. . . 13 1,6. . . 2,8 175
(Homo-Polym.)
. . . 1,6 90. . . 140 .M / 2. . . 6 ."M / 5000. . . 12000 20. . . 40 3. . . 5 0,40 2. . . 4 0,4. . . 1,0 165. . . 168
(Co-Polym.)
thermoplastische PET 1,31. . . 1,37 50. . . 75 y 3. . . 4 "y 2500. . . 3200 26 0,24. . . 0,29 7 1,3. . . 2,0 255. . . 258
Polyester 1,5 . . . 1,8 120. . . 180 .M / 2. . . 3 ."M / 6500. . . 12000 0,33. . . 0,34 2. . . 3 0,3. . . 0,8
PBT 1,29. . . 1,3 50. . . 60 y 3. . . 4 "y 2600. . . 2900 100. . . NB 8 12. . . 15 0,21 3. . . 7 1,3. . . 2,0 220. . . 225
1,5 . . . 1,6 110. . . 160 .M / 2. . . 3 ."M/ 6500. . . 11000 30. . . 75 6. . . 13 55 0,23. . . 0,26 3. . . 4 0,3. . . 0,8
Polycarbonat PC 1,2 . . . 1,23 55. . . 70 y 5. . . 7 "y 2000. . . 2500 NB 18 0,21. . . 0,23 6. . . 7 0,7. . . 0,8
1,27. . . 1,45 70. . . 150 .M / 2. . . 5 ."M / 3500. . . 9500 35. . . 45 10. . . 16 40 0,23. . . 0,25 2. . . 5 0,2. . . 0,5
Polyphenylether PPE 1,04. . . 1,11 36. . . 70 y 3. . . 8 "y 2000. . . 2500 50. . . NB 9. . . 60 18 0,17. . . 0,22 5. . . 10 0,5. . . 0,7
. . . 1,38 70. . . 140 .B / 1. . . 3 ."M / 3500. . . 9000 30. . . 40 6. . . 12 35 0,22. . . 0,28 3. . . 5 0,1. . . 0,5
Polyacrylat PMMA 1,7. . . 1,2 60. . . 90 .M / 2. . . 10 ."M / 2400. . . 4500 18. . . 25 15. . . 20 0,18. . . 0,19 7. . . 9 0,3. . . 0,8
Polystyrol PS 1,05 45. . . 65 .M/ 2. . . 4 ."M/ 3000. . . 3600 8. . . 18 18. . . 20 0,15. . . 0,17 7. . . 8 0,4. . . 0,7
Styrol-Butadien SB 1,04. . . 1,05 15. . . 50 y 2. . . 3 "y 1500. . . 3000 50. . . 150 5. . . 10 12 0,16. . . 0,17 8. . . 10 0,4. . . 0,7
Styrol-Acrylnitril SAN 1,08 70. . . 80 .M / 5 ."M / 3600 2. . . 4 15. . . 25 0,15. . . 0,17 6. . . 8 0,4. . . 0,6
1,2 . . . 1,4 . . . 140 .M / 3 ."M / 5000. . . 10000 18. . . 22 60
Acrylnitril- ABS 1,06. . . 1,08 30. . . 55 y 2. . . 3 "y 1500. . . 2900 50. . . NB 12. . . 25 9. . . 15 0,15. . . 0,17 8. . . 11 0,4. . . 0,8
Butadien-Styrol 1,09. . . 1,5 . . . 70 .M / 1 "y 4500. . . 6000 30. . . 40 3. . . 4 0,1. . . 0,4
SAN mit Acryl- ASA 1,07 45. . . 60 .M / 10. . . 20 ."B / 2500. . . 2800 180. . . 280 11. . . 26 12 0,17 10. . . 11 0,4. . . 0,7
M. Kübler et al.
ester
Tab. 32.3 (Fortsetzung)
Kunststoff Kurzzeichen Dichte Festigkeits- Dehnungs- Elastizitätsmodul Schlag- Kerbschlag- Zeitdehn- Wärmeleit- Thermisch. Ver- Kristallit-
DIN EN [g=cm3 ] kennwerte werte [MPa] zähigkeit zähigkeit spannung fähigkeit Längen-Aus- arbeitungs- schmelzpunkt
ISO 1043-1 [MPa] [%] DIN EN DIN EN 1=1000 [J/(mK)] dehnungs- schwindung [°C]
ISO 179 ISO 179 [MPa] koeffizient [%]
(1 eU) (1 eA) [105 1=K]
32 Kunststoffe
[kJ=m]2 [kJ=m]2
Celluloseester CA 1,22. . . 1,35 30. . . 65 y 3. . . 5 "y 2000. . . 3600 5. . . 10 0,20. . . 0,22 9. . . 12 0,4. . . 0,7
CP 1,19. . . 1,24 18. . . 28 y 3. . . 5 "y 1000. . . 2500 5. . . 10 0,20. . . 0,22 12. . . 15 0,4. . . 0,7
CAB 1,15. . . 1,24 16. . . 25 y 3. . . 5 "y 800. . . 2200 5. . . 10 0,20. . . 0,22 12. . . 15 0,4. . . 0,7
Polysulfone PSU 1,24 70. . . 100 y 5. . . 6 "y 2100. . . 2500 NB 18 0,26. . . 0,28 5. . . 6 0,7. . . 0,8
PES 1,38 85. . . 95 y 5. . . 6 "y 2500. . . 3100 NB 23 0,18 5. . . 6 0,5. . . 0,7
Polyphenylen- PPS 1,35 70. . . 80 .M / 3 ."M / 3500 6 280. . . 288
sulfid . . . 2,06 80. . . 150 .M / 1. . . 2 ."M / 12000. . . 16000 18. . . 35 6. . . 12 20 0,25 4 0,2
Polyimide PI 1,4 . . . 1,5 70. . . 100 .M / 3000. . . 3500 30 (PEI) 0,22 (PEI) 5. . . 6
. . . 1,9 100. . . 200 .M / 1. . . 6 ."B / 6000. . . 30000 60 (PEI-GF) 2. . . 3 0,1. . . 0,5
Polyethylen PE-HD 0,94. . . 0,96 20. . . 35 y 12. . . 20 "y 400. . . 1500 NB 15. . . 50 2. . . 5 . . . 0,51 13. . . 20 2,0. . . 5,0 125. . . 140
PE-LD 0,92. . . 0,94 8. . . 20 y 8. . . 14 "y 150. . . 600 NB 1. . . 3 0,29. . . 0,40 18. . . 24 1,5. . . 3,0 105. . . 115
Polypropylen PP 0,9 18. . . 38 y 10. . . 20 "y 650. . . 1400 NB 80. . . NB 5. . . 6 0,20. . . 0,22 10. . . 18 1,0. . . 2,5 158. . . 168
. . . 1,32 40. . . 75 .M / 7. . . 70 ."B / 2500. . . 6000 12. . . 50 3. . . 12 6. . . 20 0,25. . . 0,51 6. . . 10
Polyvinylchlorid PVC-U 1,32. . . 1,45 50. . . 80 .M / 3. . . 7 "y 2900. . . 3600 20. . . 25 0,14. . . 0,17 7. . . 8 0,5. . . 1,0
ohne Weichma-
cher
Polyvinylchlorid PVC-P 1,2 . . . 1,35 15. . . 30 .B / 50. . . 300 ."B / 450. . . 600 NB 0,12. . . 0,15 18. . . 21 1,0. . . 3,0
mit Weichma-
cher
Fluorhaltige PTFE 2,1 . . . 2,2 9. . . 12 y 250. . . 500 ."B / 450. . . 750 1. . . 2 0,25 12. . . 16 327
Kunststoffe
Fluorhaltige FEP 2,1 . . . 2,17 19. . . 22 y 250. . . 350 ."B / 350. . . 600 0,20. . . 0,23 8. . . 10 3,0. . . 4,0 285. . . 295
Thermoplaste ETFE 1,7 27 y 150. . . 200 ."B / 800. . . 1400 0,24 9 270
PVDF 1,77 50 y 20. . . 25 ."B / 1000. . . 2000 0,14. . . 0,15 2,0. . . 2,5 171
Phenol- PF 1,4 . . . 1,9 15. . . 40 .M / . . . 1 ."B / 6000. . . 10000 3. . . 15 6 tr 0,27. . . 0,30 7. . . 11 tr 0,8. . . 2,0 tr 215. . . 225
Formaldehyd 0,30. . . 0,7 1. . . 5 0,2. . . 0,8
Aminoplaste UF/MF 1,5 . . . 2,0 15. . . 30 .M / . . . 1 ."B / 5000. . . 9000 5. . . 12 0,35. . . 0,70 2. . . 6 0,2. . . 1,2
ungesättigte UP 1,5 . . . 2,0 20. . . 200 .M / . . . 1 ."B / 3000. . . 19000 6. . . 10 0,50. . . 0,70 2. . . 10 0,3. . . 0,8
Polyester Laminate .M / Laminate
. . . 1000 50. . . 150
Epoxidharze EP 1,5 . . . 1,9 60. . . 200 .M / 2. . . 5 ."B / 5000. . . 20000 5. . . 15 0,40. . . 0,80 2. . . 6 0,0. . . 0,5
Laminate .M / Laminate
. . . 1000 100. . . 150
Stahl Fe 7,8 300. . . 1500 (Rm ) 2. . . 30 (A) 210000 75 1,2
Aluminium Al 2,7 50. . . 500 (Rm ) 2. . . 40 (A) 70000 230 2,35
(-Legierungen)
669
32
670 M. Kübler et al.
53. Throne, Beine: Thermoformen. Hanser, München 57. VDI: VDI-Bericht 906: Recycling, eine Herausforde-
(1999) rung für den Konstrukteur. VDI, Düsseldorf (1991)
54. Tomanek, A.: Silicone und Technik. Hanser, Mün- 58. Zweifel, H.: Plastics additives handbook. Hanser,
chen (1990) München (2000)
55. Troitsch, J.: Plastics flammability handbook. Hanser, 59. CAMPUS: Kunststoff-Datenbank von Rohstoffher-
München (2004) stellern. M-Base GmbH, Aachen
56. Uhlig, K.: Polyurethan-Taschenbuch. Hanser, Mün- 60. POLYMAT: Kunststoffdatenbank des DKI Darm-
chen (2001) stadt
32
Tribologie
33
Karl-Heinz Habig und Mathias Woydt
a b c
Bohrreibung. Reibung zwischen sich punktför- Tab. 33.1 Typische Reibungszahlen bei unterschiedli-
mig (idealisiert) berührenden Körpern, deren Ge- chen Reibungsarten und -zuständen
schwindigkeiten in der Berührungsfläche nach Reibungsart Reibungszustand Reibungszahl
Betrag und/oder Richtung verschieden sind und Gleitreibung Festkörperreibung 0,1. . . 1
bei der mindestens ein Körper eine Drehbewe- Grenzreibung 0,1. . . 0,2
gung um eine senkrecht im Zentrum der Berüh- Mischreibung 0,01. . . 0,1
rungsfläche stehende Achse ausführt. Flüssigkeitsreibung 0,001. . . 0,01
Der Verschleißbetrag kann nach dem GfT- Gasreibung 0,0001
Arbeitsblatt Nr. 7 (www.gft-ev.de, vormals Rollreibung (Fettschmierung) 0,001. . . 0,005
DIN 50321) als Längen-, Querschnitts-, Volu-
men- oder Masseverlust angeben und auf die Be-
anspruchungsdauer oder -weg, einem Durchsatz
oder andere Größen des Beanspruchungskollek- Gasreibung. Reibung im Stoffbereich mit Gas-
tivs bezogenen werden. eigenschaften (innere Reibung). Dieser Rei-
In Abhängigkeit vom Aggregatzustand der bungszustand ist auch für eine die Festkörper
beteiligten Stoffbereiche treten unterschiedliche vollständig trennende gasförmige Schmierstoff-
Reibungszustände auf, die in der sog. STRI- schicht zutreffend (s. Luftlager oder aerodynami-
BECK-Kurve wieder zu finden sind: sche Lager).
Tab. 33.3 Fragebogen zur tribologischen Beanspruchungsanalyse und zum Erfassen von Reibung und Verschleiß-
kenngrößen
Bie die Felder 01 bis 25 ausfüllen,
FRAGEBOGEN ZUR BEANSPRUCHUNGSANALYSE bzw. Zutreffendes ankreuzen!
1)
BEZEICHNUNG DES TRIBOSYSTEMS 01
2)
WERKSTOFFPAARUNG Grundkörper Gegenkörper
Bezeichnung 02 03
Abmessungen 04 05
Tribosystems
Struktur des
Werkstoff 06 07
Rauheiten 08 Ra= μm Rz= μm 09 R a= μm Rz = μm
Zwischenstoff Umgebungsmedium
Bezeichnung 10 11
Aggregatzustand 12 fest flüssig gasförmig 13 flüssig gasförmig
Reibungszustand 14 Festkörperreibung Flüssigkeitsreibung Gasreibung Mischreibung Grenzreibung
Bewegungsart 15 gleiten wälzen bohren stoßen oszillierend 17a:Schwingungsfrequenz: Hz
Beanspruchungs-
1) Die hier verwendeten Begriffe entsprechen DIN 50320 und DIN 50323.
Ein Tribosystem besteht aus Grundkörper (z.B. Lagerschale), Gegenkörper (z.B. Welle), Zwischenstoff (z.B. Schmierstoff) und Umgebungsmedium (z.B. Lu).
2) Wenn möglich, bie eine Zeichnung, Foto oder Skizze beifügen, aus der die verschleißbeanspruchten Bereiche hervorgehen.
680 K.-H. Habig und M. Woydt
33.4 Schmierung Mineralöle, die aus Erdöl und auch aus Koh-
le (durch Syntheseprozesse) gewonnen werden
Die wichtigste Maßnahme zur Einschränkung können, besitzen die größte Bedeutung. Sie be-
von Reibung und Verschleiß besteht in der stehen aus Paraffinen, Naphtenen oder Aroma-
Schmierung, wobei eine vollständige Trennung ten. Tierische und pflanzliche Öle, wie Rizinus-
von Grund- und Gegenkörper anzustreben ist. öl, Fischöl, Oliven- oder Rapsöl u. a. werden
Dies gelingt z. B. bei Gleitlagern durch eine hy- für spezielle Anwendungen, z. B. in der Fein-
drodynamische Schmierung (Bd. 2, Kap. 12), die werktechnik, verwendet. Aufgrund ihres deut-
sich bei einer richtigen Kombination von Öl- lich höheren Preisniveaus kommen synthetische
viskosität, Geschwindigkeit. Pressung und kon- Öle nur bei hohen Temperaturen oder im Va-
struktiver Gestaltung über alle Betriebspunkte kuum, langen Ölwechselintervallen und zur ver-
erreichen lässt. Bei Wälzlagern, Zahnradgetrie- stärkten Reibungsminderung zum Einsatz, wie
ben und anderen kontraformen Kontakten, ist in auch als „Bio-Öle“ (Ester&Polyglykole). Hier
vielen Fällen eine Trennung von Grund- und Ge- sind besonders zu nennen: Polyetheröle (Poly-
genkörper, trotz der hohen Kontaktspannungen, alkylenglykole, Perfluorpolyalrylether, Polyphe-
durch einen elasto-hydrodynamischen Schmier- nylether), Di-&Triesteröle, Phosphorsäureester,
film möglich, da die elastische Deformation in Siliconöle, Halogenkohlenwasserstoffe.
der Kontaktzone die Fläche vergrößert und die Bioöle. Bioöle sind an sich zur technischen
Viskosität der Schmierstoffe stark vom Druck ab- Funktionserfüllung nicht notwendig und verdan-
hängt bzw. die Viskosität mit ansteigenden Druck ken ihre Entwicklung dem Zusammenhang zwi-
(Einlaufstoß an Zahnflanken) exponentiell zu- schen Wasserqualität und Schmierstoffverbrauch.
nimmt (BARUS-Gleichung). Zur Berechnung sei Bio-Öle definieren sich über human- und aquato-
auf die einschlägige Literatur [4, 6–10], verwie- xikologische Kriterien sowie durch eine schnelle
sen. biologische Abbaubarkeit von >60 gemäß ISO-
oder OECD-Testmethoden des vollständigen Ab-
baus (kein Primärabbau!), wodurch die Verweil-
33.5 Schmierstoffe zeit in der Natur minimiert wird. Die Toxizi-
tät gegenüber Fischen (OECD 203/ISO 7346),
Schmierstoffe (Zwischenstoffe) dienen zur Rei- die Inhibition des Algenwachstums (OECD
bungs- und Verschleißminderung in tribologi- 201/ISO 8692) und die lmmobilisation von Was-
schen Systemen. Sie werden in unterschiedlichen serflöhen (Daphnie, OECD 202/ISO 6341) bil-
Aggregatzuständen als Schmieröle, Schmierfet- den die Kriterien für aquatischen Milieus, wo
te oder auch Festschmierstoffe eingesetzt. Gele- >100 mg/L erfüllt werden müssen. Die verschie-
gentlich werden auch Wasser oder flüssige Me- denen Umweltzeichen sind zwar im Grunde im
talle als Schmierstoffe verwendet, wobei die Be- Kern ähnlich, unterscheiden sich aber im Detail,
triebsbedingungen häufig die Bildung eines die z. B. darin, wie viel der Formulierung tatsäch-
Kontaktpartner trennenden, hydrodynamisch er- lich diese Grenzwerte erfüllen muss. Die Bio-Öle
zeugten Films zulassen. gemäß EN 16807 enthalten einen Anteil an nach-
wachsenden Rohstoffen von >25 %, während die
mit der Euromargerite (2018/1702/EU) ausge-
33.5.1 Schmieröle zeichneten Schmierstoffe keinen Anteil an nach-
wachsenden Rohstoffen mehr enthalten, obwohl
Schmieröle können nach ihrer Herkunft unter- in der vorangegangen Direktive 2011/381/EU
schieden werden in Mineralöle, tierisch und mind. >50 % gefordert waren. Ein mit dem
pflanzliche Öle, Bioöle, synthetische Öle und Umweltzeichen der Euromargerite gemäß der
sonstige. Gastronomieabfälle (UFO = used fry- europäischen Richtlinie (2018/1702/EU) ausge-
ing oils) werden zukünftig als Ressourcen für zeichnete Schmierstoff-Formulierung ist automa-
Schmierstoffe mit einem Anteil an nachwachsen- tisch auch ein Bio-Öl. „Biolubes“ und die „Eu-
den Rohstoffe genutzt werden. romargerite“ sind in Europa freiwillig. Auch
33 Tribologie 681
wenn die USA sehr spät zu den umweltver- Einheit der dynamischen Viskosität : 1 Pa s
träglichen Schmierstoffe aufschließen, sind da- (= 10 Poise) und Einheit der kinematischen Vis-
gegen bei „water-sea interfaces“ EALs („envi- kosität : m2 /s (= 104 Stokes).
ronmental friendly lubricants“) durch die 2. No- Die Viskosität ist keine reine Stoffkonstante,
velle (2nd issuance) der Vessel General Per- sondern i. Allg. von verschiedenen Parametern
mit zwingend seit dem 19.12.2013 vorgeschrie- wie z. B. dem Geschwindigkeits- bzw. Scher-
ben. Die 2. VGP bleibt über den 18.12.2018 in gefälle D, der Zeil t, der Temperatur T und
Kraft, bis die Kriterien vom zukünftigen „Ves- dem Druck p abhängig. Besteht keine Abhängig-
sel Incidental Discharge Act“ (VIDA) festste- keit der Viskosität vom Schergefälle, so spricht
hen. Technische Anforderungen an Bio-Öle sind man von Newton’schen Flüssigkeiten bzw. New-
für verschiedene lndustriebereiche genormt: Hy- ton’schen Schmierölen. Hierzu gehören zumeist
drauliköle (ISO 15380), Turbinenöle für Kraft- unadditivierte Öle, wie reine Mineralöle sowie
werke (ISO 8086) oder lndustriegetriebeöle synthetische Öle (Polyglykole) vergleichbarer
(ISO 12925). Das Harmonized Offshore Che- Molekularmassen. Schmieröle, deren Viskosität
mical Notification Format (HOCNF) in Rahmen vom Schergefälle abhängt, bezeichnet man als
der OSPAR Konvention (Oslo-Paris treaty) stützt Nichtnewton’sche Öle. Nimmt die Viskosität mit
sich nicht vollständig auf der europäische CLP- steigendem Schergefälle ab, so handelt es sich um
Directive ab, da neben anderen Grenzwerten auch strukturviskoses Öle. Der Zusatz von Additiven
abweichende Prüfmethoden verwendet werden, zu Newton’schen Grundölen kann Strukturvisko-
wie z. B. die OECD 306 „Biologische Abbaubar- sität hervorrufen, z. B. der Zusatz von Polymeren
keit in Salzwasser“. OSPAR unterscheidet sechs zu Motoren- oder Industrieölen zur Verbesserung
ökotoxikologische Gefährdungsstufen A-F, wäh- des sog. Viskositätsindexes oder auch dispers-
rend es bei der CLP-Direktive nur zwei sind (mit ants. Ist die Viskosität von der Zeit t abhängig,
oder ohne Kennzeichnung mit dem Piktogramm so ist zu unterscheiden zwischen:
des Symbol „GHS 09“).
Damit die Schmieröle ihre komplexen Auf- Thixotropie. Abnahme der Viskosität infolge
gaben erfüllen können, müssen sie eine Reihe andauernder Scherbeanspruchung und Wiederzu-
physikalischer und chemischer Eigenschaften be- nahme nach Aufhören der Beanspruchung.
sitzen [11, 12].
Rheopexie. Zunahme der Viskosität infolge an-
Eigenschaften von Schmierölen dauernder Scherung und Wiederabnahme nach
Aufhören der Beanspruchung. Die Viskosität von
Viskosität. Für die Erzielung eines hydrodyna- Schmierölen nimmt mit steigender Temperatur
mischen oder elastohydrodynamischen Schmie- ab, sodass bei jeder Viskositätsmessung die Tem-
rungszustandes ist die Viskosität die beschrei- peratur angegeben werden muss: Die Tempera-
bende Eigenschaft, neben der Druckviskosität, turabhängigkeit der Viskosität kann durch ver-
und ist ein Maß für die innere Reibung des schiedene Näherungsformeln angegeben werden.
Schmieröls. Entsprechend Abschn. 17.2 gilt für Für Schmieröle wird häufig die Transformation
die nach Ubbelohde-Walther benutzt:
£
Dynamische Viskosität D D lg lg. C C/ D K m lg T:
d D
dz
Hierbei bedeuten die kinematische Viskosi- 33
Kinematische Viskosität D . tät. C eine Konstante (für Mineralöle: 0,6 bis 0,9),
K eine Konstante, m die Steigung der Geraden
Hierin sind Schubspannung, die bei Sche- bei einer Darstellung in entsprechend skalier-
rung unter einer laminaren Strömung entsteht, ten Viskositäts-Temperaturblättern, die bis in die
D = d / dz Scher- bzw. Geschwindigkeitsgefälle. siebziger Jahre anstelle vom Viskositätsindex be-
Dichte des Öls. nutzt worden war, und T die absolute Temperatur
682 K.-H. Habig und M. Woydt
in K. Zur Beschreibung der Druckabhängigkeit Cloud und PourPoint. Die Fließfähigkeit von
der Viskosität wurde von Barus (1890) die fol- Schmierölen nimmt mit sinkender Temperatur
gende Beziehung vorgeschlagen: ab, weil die intermolekularen Anziehungskräf-
te stärker überwiegen, insbesondere bei polaren
p D 0 e ˛p ; Molekülen, wie Ester oder Polyglykolen. Der
Cloud Point gibt die Temperatur an, bei der sich
wobei 0 die Viskosität bei 1 bar, ˛ den sog. ein Öl unter festgelegten Prüfbedingungen nach
Viskositätsdruckkoeffizienten und p den Druck ISO 3015 zu trüben beginnt. Der Pour Point
darstellen. Die Viskosität nimmt demnach sehr (Fließpunkt) stellt die Temperatur dar, bei der das
stark (exponentiell) mit steigendem Druck zu. Öl gerade noch fließt (ISO 3016). Die Pumpfä-
Für Drücke oberhalb von 1000 bar gibt es ande- higkeit des Motorenöles bei tiefen Temperatu-
re Formeln (nach Roelands, Chu/Cameron, etc.). ren ist essentiell und wir gemessen nach ASTM
Tab. 33.4. D5293 (cold cranking simulator (CCS); „Kalt-
startfähigkeit“; s. auch DIN 51377) und nach
Dichte. Sie wird für die Umrechnung der dyna- ASTM D4684 (mini rotary viscosimeter (MRV))
mischen in die kinematische Viskosität benötigt. (s. Tab. 33.5).
Verschiedene Methoden zu ihrer Bestimmung
sind in DIN 51757 angegeben. Die Dichte ist Neutralisationsvermögen. Schmieröle können
temperatur- und druckabhängig (s. Kap. 16). alkalische und saure Bestandteile enthalten. Sau-
re Komponenten in Frischölen können von der
Viskositätsindex. Er ist nach DIN ISO 2909 Raffination oder von Schmierstoffadditiven stam-
eine Maßzahl zur Charakterisierung der Tempe- men, aber auch unreagierte Adukte aus der Syn-
raturabhängigkeit der Viskosität. Er wurde 1928 these sein. Alkalisch wirkende Zusätze werden
mit einer Skala zwischen 0 und 100 eingeführt insbesondere Motorölen zugegeben, um saure
wobei das Öl mit der damals bekannten stärks- Verbindungen zu neutralisieren, die durch Ver-
ten Temperaturabhängigkeit der Viskosität einen brennungsvorgänge oder Oxidation im Motor
Viskositätsindex VI = 0 und das Öl mit der ge- entstehen.
ringsten Viskositätstemperaturabhängigkeit den
Viskositätsindex 100 (Pennsylvania crude) hatte. Neutralisationszahl NZ. Menge an Kaliumhy-
Silikonöle, Ester und Polygkyole verfügen über droxid in mg, die notwendig ist, um die in 1 g
einen rechnerischen VI, der 250–300 erreichen Öl vorhandenen Säuren zu neutralisieren. Dazu
kann. wird nach DIN 51 558, Teil 1, eine 0,1 M KOH-
Lösung langsam zu einer Lösung des Öls gege-
Scherstabilität. Durch den Zusatz von öllösli- ben (Titration), bis der Umschlag des Indikators
chen, polymeren Viskositätsindexverbessern und p-Naphtholbenzoin die Neutralisation anzeigt.
Dispergantien kommt es zum reversiblen Visko-
sitätsabfall unter starker Scherung (105 –107 s1 ), Gesamtbasenzahl, Total base number TBN.
da sich die Makromoleküle laminar ausrichten. Säuremenge, die notwendig ist, um die basi-
Zusätzlich werden die Makromoleküle im Reib- schen Anteile des Öls zu neutralisieren. Sie wird
kontakt durch die Scherung „zerstört“, was ei- angegeben in der äquivalenten Menge Kaliumhy-
nen irreversiblen Viskositätsabfall bedingt. New- droxid, die der Säuremenge von 1 g Öl entspricht.
ton’sche Fluide, zumeist unadditivierte Grundöle Die Bestimmung der TBN erfolgt nach ISO 3771
oder Polyglykole mit natürlichen, hohen VI zei- durch elektrometrische Titration.
gen keinen Scherverlust. Es werden verschiedene
Laborprüfverfahren für den reversiblen (High- Flammpunkt. Der Flammpunkt ist die niedrigs-
temperature-high-shear viscosity (HTHS)) und te Temperatur, bei der sich aus der zu prüfenden
irreversiblen Viskositätsabfall (DIN 51350-6 (4- Ölprobe unter festgelegten Bedingungen Dämp-
Kugel), DIN EN ISO 20844) eingesetzt. fe in solcher Menge entwickeln, dass sie mit
33 Tribologie 683
der über dem Flüssigkeitsspiegel liegenden Luft Bauteilen entstehen kann. Die Bestimmung des
ein entflammbares Gemisch bilden. Liegt der Luftabscheidevermögens (Aeroemulsion) kann
Flammpunkt über 79 °C, so kann zu seiner Be- nach DIN ISO 9120 erfolgen.
stimmung die in DIN ISO 2592 genormte Metho-
de nach Cleveland (open cup) angewandt werden, Wasser im Schmieröl. Schmieröle sollten
bei der das Öl in einem offenen Tiegel erhitzt grundsätzlich wasserfrei sein, da Wasser die
wird. Öle mit niedrigeren Flammpunkten wer- Ölalterung und die Korrosion der Werkstoffe
den im geschlossenen Tiegel nach Abel-Pensky beschleunigt sowie die Schmierfilmbildung be-
(DIN 51755, Flammpunkt 5 bis 65 °C) unter- einträchtigt, wobei genügend Anwendungen nie
sucht. Der Flammpunkt ist für das Schmierungs- eine Öltemperatur von >100 °C übersteigen. Was-
verhalten ohne Bedeutung, aber für Sicherheits- ser im Öl fördert die Hydrolyse von Additiven
aspekte im Betrieb, z. B. bei Dampfturbinenölen. und Estern. Die Bestimmung des Wassergehalts
kann nach DlN ISO 3733 oder DIN 51777 erfol-
Wärmekapazität C und Wärmeleitfähigkeit . gen.
Diese gehen in die Berechnung des Wärmehaus-
haltes für und -abtransports an Bauteilen ein, Feste Fremdstoffe im Schmieröl. Feste Fremd-
da Schmierstoffe auch als Kühlmittel eingesetzte stoffe haben je nach ihrer Härte, Größe und Men-
werden, wie z. B. bei Kolben in Verbrennungs- ge eine negative Wirkung, weil sie Ölbohrungen
motoren. Da sich die Bestimmung dieser Stoff- und Filter verstopfen können sowie Verschleiß
größen auf der Erde an Flüssigkeiten in Folge von durch Abrasion hervorrufen. Metallische Fremd-
Konvektion schwierig gestaltet, gibt es noch kei- partikel, insbesondere bivalente Metalle, wie Ei-
ne oder wenige genormten Verfahren (s. ASTM sen und Kupfer, beschleunigen die Öloxidation
D2717; Abb. 33.6 und Abb. 33.7). und sind zumeist kaltverfestigt, was deren ab-
rasiven Angriff verstärkt. Die Bestimmung des
Luft im Schmieröl. Schmieröle können teilwei- Gehalts an Fremdstoffen erfolgt i. Allg. mit ei-
se beträchtliche Mengen Luft lösen, die spontan nem Zentrifugierverfahren nach DIN 51 365 oder
als Kavitationsblasen im Schmierspalt freigesetzt einem Membranfilterverfahren.
wird. Die Löslichkeit ist schwach temperatur-
und stark druckabhängig. Das gelöste Luftvolu- Schmierstoffadditive. Diese sind Zusatzstoffe,
men kann nach dem Henry-Dalton’schen Gesetz die das Grundöl funktionalisieren und das Ge-
ermittelt werden brauchsverhalten von Schmierölen verbessern.
K VÖl p2 Sie können von ihrer Funktion her in zwei Grup-
VLuft D pen eingeteilt werden: Zusätze, die die tribolo-
p1
gisch relevanten Eigenschaften der Schmierstoffe
Der Bunsenkoeffizient K liegt für Mineralöle unter Grenz- oder Mischreibungsbedingungen,
zwischen 0,07 und 0,09, für Silikonöle zwischen wie Reibungsverminderer, Verschleißschutz- und
0,15 und 0,25. Hochdruckadditive, und das rheologische Visko-
Neben gelöster Luft können Schmieröle im sitäts-Temperatur-Verhalten verbessern, und Zu-
Betrieb auch Luft in Form fein verteilter Gasbläs- sätze, die andere wichtige Gebrauchseigenschaf-
chen vorhanden sein (Aeroemulsion, Luftemulsi- ten beeinflussen, wie z. B. Oxidationsinhibitoren,
on oder Kugelschaum). Im Gegensalz zu gelöster Detergentien, Schaumverhinderungsmittel u. a.
Luft verschlechtern Aeroemulsionen das tribolo- Additive können sich in ihrer Wirkung ge-
gische Verhalten, da Viskosität und Wärmeleitfä- genseitig unterstützen und synergistisch wirken 33
higkeit vermindert und Oxidationsprozesse sowie oder sich beeinträchtigen und somit antagonis-
Kavitationserscheinungen verstärkt. In Ölkreis- tisch wirken. Moderne Additive weisen häufig
läufen werden z. B. Luftabscheider eingesetzt. mehrere Funktionalitäten auf, wodurch die Ge-
Besonders nachteilig wirkt sich ein stabiler fahr gegenseitiger Störungen ihrer Wirkungswei-
Oberflächenschaum aus, der durch Planschen von sen vermindert wird.
684 K.-H. Habig und M. Woydt
Anhang
Wärmeleitfähigkeit in W/(mK)
0,14
0,135
0,13
0,125
20 70 120
Temperatur in °C
2,50
2,30
Volumetric heat capacity in J/(cm3K)
2,10
1,90
1,70
Kohlenwasserstoff-Ester 100% Ester
Kohlenwasserstoff-Ester Polypropylenglykol
Polyalkylenglykol Polyethylenglykol
Kohlenwasserstoff Kohlenwasserstoff
1,50
20 40 60 80 100 120 140
Temperatur in °C
33 Tribologie 687
Tab. 33.4 Viskositätsdruckkoeffizienten ˛ von Schmierölen und Viskositätssteigerungen durch Druck [18]
2000 bar 2000 bar
Öltyp ˛ 25 °C 103 bar1 bei 25 °C (ca.) bei 80 °C (ca.)
1bar 1bar
Paraffinbasische Mineralöle 1,5. . . 2,4 15. . . 100 10. . . 30
Naphthenbasische Mineralöle 2,5. . . 3,5 150. . . 800 40. . . 70
Aromatische Solvent-Extrakte 4 ...8 1000. . . 200 000 100. . . 1000
Polyolefine 1,3. . . 2,0 10. . . 50 8. . . 20
Esteröle (Diester, verzweigt) 1,5. . . 2,0 20. . . 50 12. . . 20
Polyätheröle (aliph.) 1,1. . . 1,7 9. . . 30 7. . . 13
Siliconöle (aliph. Subst.) 1,2. . . 1,4 9. . . 16 7. . . 9
Siliconöle (arom. Subst.) 2 . . . 2,7 300 –
Chlorparaffine (je nach Halogenierungsgrad) 0,7. . . 5 5. . . 20 000 –
Tab. 33.5 Viskositätsklassen von Motorenschmierölena nach SAE J300 (Jan. 2015)
SAE Tieftemperaturviskositäten Hochtemperaturviskositäten
Viskositäts- Scheinbare Viskositätb Grenzpumpviskositätc Kinematische HTHSe Viskosität
klasse [mPa s] [mPa s] Viskositätd [mm2 /s] [mPa s]
max. bei T [°C] max. bei T [°C] bei 100°C bei 150 °C und 106 s1
Min. Max. Min.
0W 6200 bei 35 60 000 bei 40 3,8 – –
5W 6600 bei 30 60 000 bei 35 3,8 – –
10W 7000 bei 25 60 000 bei 30 4,1 – –
15W 7000 bei 20 60 000 bei 25 5,6 – –
20W 9500 bei 15 60 000 bei 20 5,6 – –
25W 13 000 bei 10 60 000 bei 15 9,3 – –
8 – – 4,0 < 6,1 1,7
12 – – 5,0 < 7,1 2,0
16 – – 6,1 < 8,2 2,3
20 – – 5,6 < 9,3 2,6
30 – – 9,3 < 12,5 2,9
40 – – 12,5 < 16,3 2,9f
40 – – 12,5 < 16,3 3,7g
50 – – 16,3 < 21,9 3,7
60 – – 21,9 < 26,1 3,7
a
Die ursprüngliche deutsche Fassung DIN 51511 ist zurückgezogen
b
ASTM D5293 (cold cranking simulator (CCS); „Kaltstartfähigkeit“; Siehe auch DIN 51377)
c
ASTM D4684 (mini rotary viscosimeter (MRV))
d
ASTM D445 (Siehe auch ISO 3104 bzw. DIN 51562-2 „Ubbelohde“-Viskosimeter)
e
ASTM D4683, CEC L-36-A-90 (ASTM D 4741) oder ASTM DS481; HTHS = High-shear High-temperatu-
re = Viskosität unter hohen Temperaturen und Schergefällen
f
3,5 mPas für 0W-40, 5W-40 & 10W-40
g
3,7 mPas für 15W-40, 20W-40, 25W-40 & 40
33
688 K.-H. Habig und M. Woydt
Tab. 33.6 Konsistenzklassen von Schmierfetten nach DIN 51 818 und Anwendungen [19]
NLGI- Penetration Konsistenz Gleit- Wälz- Zentralschmier- Getriebe- Wasser- Block-
Klasse [mm=10] lager lager anlagen schmierung pumpen fette
000 445. . . 475 fast flüssig × ×
00 400. . . 430 halbflüssig × ×
0 355. . . 385 außerordentlich × ×
weich
1 310. . . 340 sehr weich × ×
2 265. . . 295 weich × ×
3 220. . . 250 mittel × ×
4 175. . . 205 ziemlich weich × ×
5 130. . . 160 fest ×
6 85. . . 115 sehr fest und steif ×
23. ISO 6341 Water quality – Determination of the in- 36. DIN 51365: Prüfung von Schmierstoffen; Bestim-
hibition of the mobility of Daphnia magna Straus mung der Gesamtverschmutzung von gebrauchten
(Cladocera, Crustacea)-Acute toxicity lest Motorenschmierölen; Zentifugierverfahren
24. OECD Guidelines for the Testing of Chemicals, Sec- 37. DIN ISO 9120: Mineralölerzeugnisse und verwandte
tion 2: Effects on Biotic Systems Test No. 201: Produkte – Bestimmung des Luftabscheidevermö-
Freshwater Alga and Cyanobacteria, Growth Inhibi- gens von Dampfturbinen- und anderen Ölen – Im-
tion Test pinger-Verfahren
25. ISO 8692 Water quality – Freshwater algal growth 38. EN ISO 20844: Bestimmung der Scherstabilität von
inhibition test with unicellular green algae polymerhaltigen Ölen mit Hilfe einer Diesel-Ein-
26. OECD Guidelines for the Testing of Chemi- spritzdüse
cals/Section 3: Degradation and Accumulation Test 39. DIN 51558 Teil 1: Prüfung von Mineralölen; Bestim-
No. 306: Biodegradability in Seawater mung der Neutralisationszahl. Farbindikator-Titrati-
27. 1272/2008/EU „Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 des on
Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. De- 40. DIN 51755: Prüfung von Mineralölen und anderen
zember 2008 über die Einstufung, Kennzeichnung brennbaren Flüssigkeiten; Bestimmung des Flamm-
und Verpackung von Stoffen und Gemischen“ punktes im geschlossenen Tiegel nach Abel-Pensky
28. ISO 15380: „Schmierstoffe, Industrieöle und ver- 41. DIN 51777 Teil 1: Prüfung von Mineralöl-Koh-
wandte Produkte (Klasse L). Familie H (Hydrauli- lenwasserstoffen und Lösemitteln: Bestimmung des
sche Systeme). Anforderungen für die Kategorien Wassergehaltes nach Karl-Fischer; Direktes Verfah-
HETG, HEPG, HEES und HEPR“ ren – DlN 51818: Schmierstoffe; Konsistenz-Eintei-
29. Beschluss (EU) 2018/1702 der Kommission vom lung für Schmierfette; NLGI-Klassen
8. November 2018 zur Festlegung der Umweltkri- 42. DlN EN ISO 2592: Mineralölerzeugnisse; Bestim-
terien für die Vergabe des EU-Umweltzeichens für mung des Flamm- und Brennpunktes – Verfahren im
Schmierstoffe offenen Tiegel nach Cleveland
30. EN 16807 „Flüssige Mineralölerzeugnisse – Bio- 43. DIN ISO 2909: Mineralölerzeugnisse; Berechnung
Schmierstoffe – Kriterien und Anforderungen für des Viskositätsindex aus der kinematischen Viskosi-
Bio-Schmierstoffe und biobasierte Schmierstoffe“ tät
31. ISO 8068 „Lubricants, industrial oils and related pro- 44. DIN ISO 3733: Mineralölerzeugnisse und bitumi-
ducts (class L) – Family T (Turbines) – Specification nöse Bindemittel; Bestimmung des Wassergehaltes,
for lubricating oils for turbines“ Destillationsverfahren
32. ISO 12925 „Lubricants, industrial oils and related 45. ISO 3015: Mineralölerzeugnisse; Bestimmung des
products (class L) – Family C (Gears) – Part 1: Spe- Cloudpoint
cifications for lubricants for enclosed gear systems“ 46. ISO 3016: Mineralölerzeugnisse; Bestimmung des
33. HOCNF Harmonized Offshore Chemical Notificati- Pourpoint
on Format http://www.cefos.defra.gov.uk/ 47. ISO 3771: Mineralölerzeugnisse: Basenzahl – Poten-
34. OSPAR Convention for the Protection of the Marine tiometrische Titration mit Perchlorsäure
Environment of the North-East Atlantic (the „OS- 48. SAEJ300: Engine Oil Viscosity Classification
PAR Convention“), www.ospar.org 49. ISO 2137: Mineralölerzeugnisse – Schmierfett und
35. DIN ISO 9120, 2005–08:Mineralölerzeugnisse und Petrolatum – Bestimmung der Konuspenetration
verwandte Produkte – Bestimmung des Luftabschei- 50. GfT-Arbeitsblatt Nr. 7: Tribologie. Gesellschaft für
devermögens von Dampfturbinen- und anderen Ölen Tribologie (GfT), Aachen, www.gft-ev.de
– lmpinger-Verfahren
33
Korrosion und Korrosionsschutz
34
Thomas Böllinghaus, Michael Rhode und Thora Falkenreck
Korrosions-
beständigkeit Beanspruchung
Design Umgebungsbedingungen–Design:
Korrosionsexponierte Teile Multiaxiale Dehnungen,
Spalten, Kerben, Spannungszustände,
Umlenkungen, Dehnraten, Drücke,
Dimensionen, Strömungsbedingungen,
Schweißnähte, Entmischungen,
... ...
Korrosionsbeständigkeit nicht nur von den drei Die Korrosionsbeanspruchung kann zudem
oben dargestellten werkstofftechnischen, kon- von einer weiteren Beanspruchungsart zeitgleich
struktiven und beanspruchungsbedingten Einflüs- in den drei Wirkzonen überlagert sein. Unter ei-
sen abhängt. Darüber hinaus laufen in den drei ner solchen Koppelung einer korrosiven mit einer
lokalen Wirkzonen Werkstoff, Medium und der mechanischen Beanspruchung tritt beispielswei-
dazwischenliegenden Phasengrenze sehr unter- se Risskorrosion auf. Der Vorgang, bei dem eine
schiedliche physikalische Prozesse und chemi- Reib- und eine Korrosionsbeanspruchung gleich-
sche Reaktionen ab, die zusammen genommen zeitig wirken, wird dann als Verschleißkorrosion
die eigentliche Korrosionsbeanspruchung dar- bezeichnet. Entsprechend ist unter Erosionskor-
stellen (Abb. 34.2). Da diese Vorgänge zudem rosion die zeitgleiche lokale Einwirkung von Ero-
zeitabhängig sind, hat die Korrosionsbeanspru- sion und Korrosion zu verstehen [2].
chung immer eine thermodynamische und eine Aufgrund der örtlichen und zeitlichen Variati-
kinetische Komponente. on der sehr diversen Einflüsse sind die Ursachen
Absorption
Migration) Kathodische
Teilreaktion,
Chemische
Reaktion
Masseverlust
Riss-
Vor- und Nach- Masseverlust
wachstum
reaktionen Flüssigmetall-
reaktionen
34 Korrosion und Korrosionsschutz 693
eines Korrosionsschadens oft sehr unterschied- Der Auflösungsprozess kann mit dem Fara-
lich, auch wenn sich die Schadensbilder häufig day’schen Gesetz beschrieben werden:
gleichen. Um die Ursachen der Korrosion im
M I t
Einzelfall zu verstehen und beurteilen zu kön- m D Œg (34.2)
nen, sowie um entsprechende Präventivmaßnah- zF
men zu ergreifen, ist es wichtig, sich mit den Darin sind m der Masseverlust, M die Molmas-
drei verschiedenen Einflussfaktoren (Abb. 34.1) se, I der Elektronenfluss in Form der Stromstärke
und den lokalen physikalischen Prozessen und infolge der Metallauflösung, t die Zeit, z die
chemischen Reaktionen (Abb. 34.2) vertraut zu Wertigkeit und F = 96 485 C mol1 die Faraday-
machen. Konstante.
Insgesamt wird infolge dieses Vorganges das
ursprünglich neutrale Metall durch die zurück-
bleibenden Elektronen negativer. Werden die
34.2 Elektrochemische Korrosion Elektronen nicht verbraucht, führt die Ladungs-
trennung sehr schnell zur Zunahme elektrosta-
In den meisten Fällen besteht die Wechselwir- tischer Kräfte, was die weitere Metallauflösung
kung zwischen dem Metall und seiner Um- zum Erliegen bringt. Es stellt sich ein thermody-
gebung aus elektrochemischen Reaktionen und namisches Gleichgewicht ein, d. h., wenn Metall-
entsprechenden physikalischen Prozessen, bspw. ionen in Lösung gehen, wird die gleiche Anzahl
Diffusionsvorgängen [1]. Die thermodynamische wieder in die Metallmatrix, also in den metalli-
Triebkraft der elektrochemischen Reaktionen ist schen Bindungszustand, überführt. Dies gilt aber
grundsätzlich durch das Bestreben der Elemen- nur für ein homogenes reines Metall im Kontakt
te gekennzeichnet, den energetisch niedrigeren mit einem Elektrolyt.
Zustand anzunehmen. Elektrochemische Korrosi- Metallische Werkstoffe hingegen sind inho-
on kann also als das Streben eines metallischen mogen, denn sie haben unterschiedliche Mikro-
Werkstoffes nach einem energetisch günstige- strukturen und Legierungselemente, weisen An-
ren Zustand angesehen werden, der meist durch isotropie und Gitterbaufehler auf, beinhalten Ein-
eine Elektronenabgabe (Oxidation) gekennzeich- schlüsse und Verunreinigungen oder haben ver-
net ist. In einer elektrisch leitenden Umgebung schiedene Verformungsgrade und Wärmebehand-
(Elektrolyt), ist die Elektronenabgabe meist mit lungszustände. Dadurch entstehen im Kontakt
der Auflösung eines Metalls verbunden. mit einem Elektrolyt Orte unterschiedlicher Ener-
Kommt bspw. eine blanke metallische Ober- gie. An solchen Fehlstellen des Metallatomgitters
fläche mit einem wässrigen Elektrolyt in Be- ist das Bestreben, den energetisch niedrigeren
rührung, setzt augenblicklich dieser Metallauflö- Zustand durch Metallauflösung zu erreichen, be-
sungsprozess ein, bei dem ein Metallatom als Ion sonders groß und zudem ist das Gleichgewicht
(Mez+ ) durch die Phasengrenze in den Elektrolyt der elektrostatischen Kräfte zwischen den freien
übertritt, d. h. in Lösung geht. Je nach Wertigkeit Elektronen und den Metallionen auf der Werk-
bzw. Ladungszahl (z) lässt jedes dieser Metall- stoffoberfläche häufig gestört.
ionen ein oder mehrere freie Valenzelektronen Da Elektronenneutralität sowohl für den Elek-
(z e ) im Metall zurück. Der Ort, an dem dieser trolyt als auch für den metallischen Werkstoff
Prozess stattfindet, wird definitionsgemäß Ano- herrschen muss, werden an einer anderen Stel-
de genannt. Der Metallauflösungsprozess heißt le der inhomogenen Metalloberfläche Elektronen
demnach anodische Teilreaktion und wird durch verbraucht, das heißt von einem Reaktionspart-
Gl. (34.1) beschrieben: ner aus dem Elektrolyt aufgenommen. Nur durch
diesen Prozess der Elektronenaufnahme, der Re-
Me ! MezC C z e (34.1) duktion genannt wird und an der so genannten
34
694 T. Böllinghaus et al.
Kathode stattfindet, wird die weitere Auflösung 3. Entladung edlerer Metallionen (Korrosion bei
des Metalls an der Anode ermöglicht. Für die ka- Mischbauweise, wenn bspw. Kupferionen bei
thodische Teilreaktion kommen nur vier Arten in der Korrosion eines Kupferrohres in den Elek-
Betracht, die verschiedene Korrosionsarten nach trolyten gelangt sind und anschließend auf ein
sich ziehen: verzinktes Rohr treffen)
und in sauerstofffreien bzw. sauerstoffarmen Als eine solche örtliche Inhomogenität, an der
sauren Elektrolyten (bspw. bei der Lokalkor- in unmittelbarer Nachbarschaft eine Metallauf-
rosion, Korrosion in Säure) lösung und ein elektronenverbrauchender Pro-
zess ablaufen kann, ist in Abb. 34.3 an einer
2HC C 2e ! H2 (34.3b) Korngrenze die Auflösung eines polykristallinen
metallischen Werkstoffes in Säure schematisch
(exakter: 2H3 OC C 2e ! 2H2 O C H2 [2]) dargestellt. Wenn Anoden und Kathoden nur ei-
2. Reduktion des im Wasser gelösten Sauerstoffs ne geringe Ausdehnung haben und gleichmäßig
in neutralen und basischen Elektrolyten, die auf der Metalloberfläche verteilt sind, stellt diese
der Umgebungsluft ausgesetzt sind (bspw. bei eine Mischelektrode dar. Dies trifft beispielswei-
der gleichmäßigen atmosphärischen Korrosi- se auf korrodierende Oberflächen von Stählen mit
on): niedrigem Legierungsgehalt in wässrigen Elek-
trolyten zu. Aufgrund ihrer schnellen Beweglich-
O2 C 2H2 O C 4e ! 4OH (34.4a) keit in der Elektronenhülle des Metalls, ist der
elektronenverbrauchende Prozess keineswegs an
und in sauren Elektrolyten mit Kontakt zur den Ort der Metallauflösung gebunden, sondern
Umgebungsluft (Korrosion in Säure): kann auch weit davon entfernt erfolgen. So fin-
det der Elektronenübergang, hier die eigentliche
O2 C 4HC C 4e ! 2H2 O Reaktion der Säure, an der Kornfläche und nicht
C
.exakter O2 C 4H3 O C 4e ! 6H2 O/ an der Stelle der Metallauflösung statt. Die örtli-
(34.4b) che Trennung zwischen dem Auflösungsprozess
34 Korrosion und Korrosionsschutz 695
Tab. 34.1 Standardpotentiale (elektrochemische Spannungsreihe) und freie Korrosionspotentiale in Meerwasser (prak-
tische Spannungsreihe) im Vergleich zur Normalwasserstoffelektrode
Element/Werkstoff !Teilreaktion Standardpotential E0 Freies Korrosionspotential in künstlichem Meerwasser
(V) (V) [4]
H2 ! 2 H+ + 2 e 0,00 (Referenz) k. A.
Mg ! Mg2+ + 2 e 2,36 1,40
Al ! Al3+ + 3 e 1,66 0,67 (Al99,5)
Ti ! Ti2+ + 2 e 1,77 0,11
Zn ! Zn2+ + 2 e 0,76 0,80 (Zinküberzug auf Stahl)
Cr ! Cr3+ + 3 e 0,71 0,29
Fe ! Fe2+ + 2 e 0,44 0,35 (Vergütungsstahl),
0,05 (X5CrNi18.8)
Sn ! Sn2+ + 2 e 0,14 0,19
Cu ! Cu2+ + 2 e +0,34 +0,01
Ag ! Ag+ + e +0,80 +0,15
Pt ! Pt2+ + 2 e +1,20 k. A.
dungsfall widerspiegeln. Zusätzlich zu den Stan- re dort, wo positiv geladene Ionen im Elektrolyt
dardpotentialen enthält Tab. 34.1 eine Liste so (Kationen) durch Elektronen neutralisiert wer-
genannter Ruhestrompotentiale (oder auch freie den, hängt der Ladungsaustausch stark von ih-
Korrosionspotentiale). Diese sind immer von ei- rer Diffusionsgeschwindigkeit in Richtung der
nem Medium abhängig, hier z. B. für künstliches Metalloberfläche ab. Dies führt quasi zu einem
Meerwasser (luftgesättigt, pH = 7,5) [4]. Eine sol- Elektronenstau an der Metalloberfläche und ei-
che Auflistung wird als praktische Spannungsrei- ner entsprechend negativeren Polarisierung. In
he bezeichnet. gleicher Weise weisen die Stellen, an denen die
Die oben beschriebene Thermodynamik elek- Metallatome in Lösung gehen, ein höheres ano-
trochemischer Korrosionsreaktionen wird von ki- disches Potential auf. Insbesondere an der Katho-
netischen Einflüssen überlagert. Diese werden de können solche Diffusionsgrenzschichten den
insbesondere vom Widerstand und der Inhomo- Ladungsaustausch erheblich behindern. Sie sind
genität im Elektrolyt und auf der Metalloberflä- bspw. die Erklärung dafür, warum bei bestimm-
che bedingt. ten sehr hohen Salzkonzentrationen die Kationen
Inhomogene Elektrolyte entstehen durch Ver- sich gegenseitig behindern, so die Ionenmobi-
armungsprozesse (bspw. örtlich starker Ver- lität im Elektrolyt sinkt, und eine Korrosions-
brauch von Sauerstoff), Anreicherungsprozesse reaktion auf einer Metalloberfläche langsamer
(Alkalisierung durch Bildung von OH Ionen) ablaufen kann, als bei niedrigeren Salzkonzen-
und Diffusionsprozesse (An- und Abtransport- trationen. Wird an der Kathode Wasserstoff neu-
vorgänge an der Oberfläche und im Umgebungs- tralisiert (34.3b) und ist dort die Wasserstoff-
elektrolyt). Insbesondere ist im Elektrolyt die löslichkeit des Metalls vergleichsweise gering,
Mobilität der Reaktionspartner und Ionen deut- dann entsteht eine sogenannte Wasserstoffüber-
lich niedriger, als die im Metall hochmobilen und spannung und der entstehende molekulare gas-
an einer Metalloberfläche bereitgestellten Elek- förmige Wasserstoff bedeckt die Kathode und
tronen. Wenn sich in wässerigen Elektrolyten behindert die weitere kathodische Reaktion, so-
zum Beispiel Natriumchlorid und somit Cl-Io- dass gleichermaßen auch die anodische Teilre-
nen befinden, steigt nicht nur die Leitfähigkeit aktion der Metallauflösung blockiert sein kann.
gegenüber reinem Wasser um Größenordnungen In Abb. 34.4 sind diese Einflüsse am Beispiel
an und der Elektronenaustausch kann schneller der Wasserfilmdicke auf die Korrosion unter at-
erfolgen, sondern es wird auch die Löslichkeit mosphärischen Bedingungen dargestellt. Daran
der Metallionen im Wasser erhöht, wodurch die zeigt sich, dass mit zunehmendem Wasseran-
Metallauflösung beschleunigt wird. Insbesonde- gebot der Elektronenverbrauch zunächst schnel-
34 Korrosion und Korrosionsschutz 697
Gruppe 1 Gruppe 2
Korrosion Korrosion mit zusätzlicher Beanspruchung
Gleichmäßiger Galvanische Erosionskorrosion Galvanische
Korrosionsangriff Bimetallkorrosion Bimetallkorrosion
Strömung
Ursprüngliche Oberfläche
Feuchtigkeit von 70 %, tritt praktisch keine nen- (Abb. 34.6). Am Tropfenrand ist der Diffusi-
nenswerte Korrosion auf. In sehr sauberer Luft onsweg für den Sauerstoff am kürzesten. Hier
findet selbst bei 100 % relativer Feuchtigkeit kei- findet der kathodische und elektronenverbrau-
ne merkliche Korrosion statt. chende Prozess unter Bildung von OH Ionen
Bei der gleichmäßigen Flächenkorrosion wird statt. In der Tropfenmitte herrscht die anodische
die gesamte Werkstoffoberfläche abgetragen, in- Teilreaktion der Eisenauflösung vor. Es entsteht
dem sich anodische und kathodische Teilbe- zunächst Eisen(II)-hydroxid, dass jedoch noch
reiche abwechseln. Diese lokalen Reaktionen kein Rost im eigentlichen Sinne ist und bei
lassen sich vereinfacht anhand der Korrosion Anwesenheit von gelöstem Sauerstoff im Weite-
von Eisen unter einem Wassertropfen darstellen ren zeitlichen Verlauf infolge verschiedener (in
den Gln. (34.11)–(34.15) vereinfacht dargestell- Tab. 34.2 Zulässige Strömungsgeschwindigkeiten nach
ter) Sekundärreaktionen zu einem Gemenge un- Mörbe et al. [6]
terschiedlichster Rostmineralien umwandelt. Cl- Werkstoff vmin [m/s] vmax [m/s]
Ionen unterstützen vor allem die Eisenauflösung Unlegierter Stahl 0,5 2,0
infolge der Erhöhung der Löslichkeit im Wasser Feuerverzinkter Stahl 0,5 2,0
sowie der Bildung instabiler Hydroxyl-Komplexe Polymerbeschichteter Stahl 0,5 6,0
Chrom-Nickel-Stahl 0,5 5,0
und halten damit die anodische Metallauflösung
Kupfer DR-Cu 99,7 0,7 1,2
in Gang (Abb. 34.6).
Messing CuZn30 1,0 2,0
Sondermessing CuZn20Al2 1,0 2,5
2Fe2C C 2Cl C H2 O
! Fe.OH/Cl C HC C Cl ; (34.11)
die Oberfläche gelangt. Bei mittlerer Geschwin-
Fe.OH/Cl C O2 C H2 O digkeit erfolgt eine Ablagerung von Korrosions-
produkten, die dann bei höheren Geschwindig-
! 2Fe.OH/2 C HC C Cl (34.12)
keiten wieder abgetragen werden (Abb. 34.7).
2Fe.OH/2 C 12 O2 C H2 O Zulässige Strömungsgeschwindigkeiten werden
! 2Fe.OH/3 (34.13) bspw. von Mörbe et al. [6] angegeben und sind
in der Tab. 34.2 zusammengefasst.
Fe.OH/3 ! FeO.OH/ C H2 O (34.14)
2FeO.OH/ C O2 ! Fe2 O3 C H2 O (34.15)
34.2.2 Galvanische und
Das Volumen des Rostes ist, je nach Zusammen- Kontaktkorrosion
setzung, sechs- bis achtmal größer als die fehlen-
de (korrodierte) Eisenmenge. Die Umwandlung Ein galvanisches Element liegt vor, wenn in einer
der Rostprodukte hängt sehr stark von den klima- Elektrolytlösung zwei sich elektrochemisch un-
tischen Bedingungen und den damit verbundenen terschiedlich verhaltende Werkstoffe oder Werk-
Bewitterungszyklen ab. Sie bilden keine zusam- stoffbereiche elektronenleitend miteinander ver-
menhängende Deckschicht, können aber die Kor- bunden sind. Der Begriff galvanische Korrosion
rosionsgeschwindigkeit erheblich herabsetzen, so oder Kontaktkorrosion beschreibt, dass infolge
dass sich je nach chemischer Zusammensetzung dieses leitenden Kontakts die Metallauflösung an
des Stahles und des Umgebungsmediums Korro- dem unedleren Werkstoff (Anode) beschleunigt
sionsraten zwischen 0,01 und 0,1 mm/a ergeben. und der elektronenverbrauchende Prozess bevor-
Dabei ist auch die Strömungsgeschwindigkeit zugt auf dem edleren Bereich (Kathode) abläuft.
des Umgebungsmediums, wie beispielsweise in Handelt es sich bei beiden Werkstoffen um Me-
Trinkwasserleitungen von Bedeutung. Mit zuneh- talle, wird dieser Vorgang als Bimetallkorrosion
34
mender Strömungsgeschwindigkeit nimmt die bezeichnet. In Abhängigkeit der Kontaktgeome-
Korrosion zunächst zu, weil mehr Sauerstoff an trie ist die Bimetallkorrosion als ungleichmäßige,
700 T. Böllinghaus et al.
häufig grabenförmige Auflösung des unedleren tik der Teilstromdichte-Potentialkurven. Das ge-
Werkstoffs im unmittelbaren Kontaktbereich bei meinsame Potential der elektrisch kurzgeschlos-
gleichzeitig verminderter Korrosion des edleren senen Elemente unterscheidet sich vom Gleich-
Partners zu erkennen. Die Kontaktkorrosion kann gewichtszustand eines einzelnen Werkstoffs un-
neben einem Festigkeitsverlust der verbundenen ter Eigenkorrosion, dem freien Korrosionspoten-
Werkstoffe oder deren Perforation auch eine ra- tial. Für den unedleren Partner folgt, dass die-
sche Bildung von Korrosionsprodukten und Ver- ser zusätzlich zur Eigenkorrosion einen erhöh-
änderung der optischen Erscheinung nach sich ten anodischen Korrosionsstrom aufbringt und
ziehen. dadurch einer verstärkten Metallauflösung unter-
Die Bewertung von Werkstoffpaarungen hin- liegt, während die kathodische Teilreaktion an-
sichtlich ihrer Kontaktkorrosionsbeständigkeit ist teilig zum edleren Partner verlagert wird. Diese
jedoch nur schwer anhand der Standardpotential- Wirkung ist häufig in saurer Lösung von einer
differenzen beider Metalle (Tab. 34.1) möglich. vermehrten von Wasserstoffgas an dem als Ka-
Aus der praktischen Erfahrung heraus können thode fungierenden edleren Metall begleitet, als
Werkstoffe in Gruppen zusammengefasst wer- dies bei vereinzeltem Eintauchen in die Lösung
den, bei denen innerhalb einer Gruppe ein ver- der Fall wäre. Wenn in einem solchen Fall zusätz-
mindertes Risiko für eine ausgeprägte galvani- liche mechanische Beanspruchungen vorliegen,
sche Korrosion vorliegen sollte: kann es ausgehend von einer Kontaktkorrosion
zu einer wasserstoffunterstützten Rissbildung des
Gruppe 1: Sehr elektronegative, unedle Metalle: edleren Metalls kommen. Diese Gefahr besteht
Magnesium und dessen Legierungen vor allem dann, wenn im Elektrolyt Promotoren
Gruppe 2: Unedle Metalle: Aluminium, Cadmi- vorliegen. Dies sind Substanzen, die die Rekom-
um, Zink und deren Legierungen bination zu molekularem Wasserstoff verhindern
Gruppe 3: Moderat unedle Metalle: Blei, Zinn, (Rekombinationsgifte), wie bspw. H2 S, Cyan-
Eisen und deren Legierungen (mit und Arsenverbindungen.
Ausnahme hochlegierter Chrom- und Größere Aufmerksamkeit ist generell dem
Chrom-Nickel-Stähle) Flächenverhältnis zwischen Anode und Kathode
Gruppe 4: Edelmetalle: Kupfer, Silber, Gold, zu widmen. Gemäß der Bedingung, dass der Be-
Platin und deren Legierungen trag der anodischen und kathodischen Teilströme
Gruppe 5: Stark passivierende Metalle: Titan, im Gleichgewichtszustand gleich groß sein muss,
Chrom, Nickel, Kobalt und deren Le-
gierungen sowie hochlegierte Chrom- IA D jIK jC ŒA (34.16)
und Chrom-Nickel-Stähle
Gruppe 6: Nichtmetallische Kathoden: Graphit, gilt unter der Berücksichtigung der Flächen (F)
CFK, gut leitfähige Karbide, Oxide der unedleren Anode sowie der edleren Kathode,
und Boride dass die auf die Fläche bezogene Auflösungs-
stromdichte (i = I/F) an der Anode proportional
Ein sicherer Ausschluss eines Schadens durch zum Flächenverhältnis F A / F K zunimmt.
galvanische Korrosion ist bei einer solchen ver-
einfachten Betrachtung zwar nicht möglich, zu- FK
iA D jiK jC ŒA mm2 (34.17)
mindest aber sollte bei der Überschreitung von ei- FA
ner oder gar mehrerer Gruppengrenzen das Kor-
rosionsverhalten einer Werkstoffpaarung über- Zur Vermeidung einer stark lokalisierten Korro-
prüft werden. sion der Anode (iA iK ) ist daher empfehlens-
Wesentlich für das Gesamtkorrosionsverhal- wert, dass die unedlere Anode möglichst groß
ten sind vielmehr die Kinetik der zu grundle- und die Kathode möglichst klein ist. So wer-
genden anodischen und kathodischen Teilreakti- den zum Beispiel in der Praxis Aluminiumble-
on an beiden Werkstoffen und die Charakteris- che (große Anode) mit Nieten aus Monel (et-
34 Korrosion und Korrosionsschutz 701
a b
c d
Werkstoffgefüges voraus. Die unedlere Phase bil- dieser Phase mit bis zu 85 % Chrom bei Tempera-
det sich bei dieser Korrosionsform die Anode, turen zwischen 425 und 815 °C je nach Legierung
die edlere wird zur Kathode, so dass sich mi- und Mikrostruktur kann es in der unmittelbaren
kroskopische Kontaktelemente ausbilden. Damit Umgebung zu einer Chromverarmung kommen
sind vor allem Schweißverbindungen bevorzug- (Abb. 34.9). Dieser Vorgang wird Sensibilisie-
te Angriffsstellen, da sich dort fast immer das rung genannt und sehr häufig durch unsachge-
Schweißgut und die Wärmeeinflusszone in ih- mäße Wärmebehandlungen, Betriebstemperatu-
rer Mikrostruktur und häufig auch in der Legie- ren oder Temperaturführungen beim Schweißen
rungszusammensetzung vom Grundwerkstoff un- verursacht. Sinkt der Chromgehalt unter eine
terscheiden. Gründe hierfür sind zum Beispiel ein kritische Grenze von 10,5 % Cr, kommt es un-
Abbrand von Legierungselementen während des ter ungünstigen Medienbedingungen dazu, dass
Schweißens, Entmischungen oder Ausscheidun- sich hier keine stabile Passivschicht mehr aus-
gen. Je nachdem, welche Schweißnahtzone uned- bilden kann und die Auflösungsgeschwindigkeit
ler ist, wird zwischen einer selektiven Korrosion extrem hoch wird. Entlang solcher ausschei-
des Schweißgutes und der Wärmeeinflusszone dungsreichen Korngrenzen kann daher eine 106 -
unterschieden. Eine häufig in Schweißverbindun-
gen auftretende Form der selektiven Korrosion ist
% Cr
die interkristalline Korrosion und ihre besondere
Form, die Messerlinienkorrosion (Abb. 34.8). 70–85
Interkristalline Korrosion findet dann statt,
wenn in metallischen Werkstoffen weniger kor-
rosionsbeständige Phasen an den Korngrenzen 18
ausgeschieden werden und diese ein zusammen-
hängendes Netz ausbilden. Dies kann zu einer
bevorzugten Auflösung an den Korngrenzen und 10,5
Chromkarbiden (Cr23 C6 ) auf den Korngrenzen Abb. 34.9 Schematische Darstellung der Chromvertei-
eine bedeutende Ursache für interkristalline Kor- lung an der Korngrenze eines sensibilisierten Chrom-
rosion. Durch die Bildung und das Wachstum Nickel-Stahls mit 18 % Chrom
34 Korrosion und Korrosionsschutz 703
5,24 μm
10,47 μm
5,24 μm
0 μm
0 μm
fach höhere Korrosionsrate auftreten als auf der Beide Werkstoffgruppen sind aber allein
Kornfläche, wie es im Abb. 34.10 anhand ei- schon deshalb anfällig für interkristalline, weil
ner rasterkraftmikroskopischen (engl.: Atomic sie Chromkarbide nur auf den Korngrenzen und
Force Microscopy – AFM) Aufnahme zu sehen nicht im Korninnern ausscheiden. Hochlegier-
ist. te martensitische Stähle mit ca. 13 % Chrom
Wichtig ist, dass die Ausscheidung von können hingegen mit mehr als vierfach höhe-
Chromkarbiden und damit ihre Präsenz an sich ren Kohlenstoffgehalten (>0,2 %) legiert sein,
nicht, sondern erst ihr Wachstum zur Sensibi- ohne dass sich eine erhöhte Anfälligkeit für in-
lisierung und nachfolgenden interkristallinen terkristalline Korrosion infolge Schweißens oder
Korrosion führt (Abb. 34.11). Auch das Gefü- einer Wärmebehandlung einstellt. Der Grund
ge des Werkstoffes im Zusammenhang mit dem ist, dass speziell diese Werkstoffe überwie-
Chrom- und Kohlenstoffgehalt ist für die Beur- gend Chromkarbide auch innerhalb der ehema-
teilung der Anfälligkeit für Sensibilisierung und ligen Austenitkörner entlang der Martensitplat-
interkristalline Korrosion von Bedeutung. So sind ten ausscheiden und damit eine Chromverar-
zum Beispiel hochlegierte ferritische Chromstäh- mung, wenn überhaupt, eher flächendeckend und
le bei gleichen Chrom- und Kohlenstoffgehalten nicht bevorzugt entlang der ehemaligen Aus-
aufgrund ihres geringeren Lösungsvermögens für tenitkorngrenzen erfolgt. Zur groben Abschät-
Kohlenstoff deutlich anfälliger für interkristalli- zung der Anfälligkeit eines Werkstoffes für in-
ne Korrosion als austenitische Chrom-Nickel- terkristalline Korrosion dienen Zeit-Temperatur-
Stähle. Ausscheidungs(ZTA)-Schaubilder (Abb. 34.11),
Interkristalline Korrosion,
nachgewiesen in
aggressiveren Medien
Interkristalline Korrosion, 34
z.B. Strauss Test als Nachweis
Temperatur (°C)
Interkristalline
600 Interkristalline Korrosion
Korrosion
400
200
0,6 6 60 600 6000
Zeit (h)
die aber nur den Bereich der Chromkarbidaus- kommen. Hierbei werden in einem sehr schmalen
scheidung kennzeichnen, während so genannte Bereich der WEZ meist parallel zur Schmelz-
Kornzerfallsdiagramme die wirkliche Sensibili- linie die stabilisierenden (Titan-)Karbide aufge-
sierung, meist nachgewiesen durch den soge- löst. Der Grund ist die sehr hohe Temperatur
nannten Strauss-Test, zeigen (Abb. 34.12). Ein in diesem Bereich der WEZ, die nur leicht un-
wirklich quantitativer Nachweis einer Sensibi- terhalb der Schmelztemperatur des Stahles liegt.
lisierung infolge Chromverarmung entlang der Infolge schroffer Abkühlung wird dann die Neu-
Korngrenzen gelingt allerdings nur mittels ana- bildung der Karbide unterdrückt. Durch die Wär-
lytischer Verfahren, wie beispielsweise der ener- meeinbringung beim Schweißen der Folgelagen
giedispersiven Röntgenspektroskopie (EDX). werden dann in dieser schmalen Zone, sowohl Ti-
Da die Ausbildung einer Passivschicht sehr tan- als auch Chromkarbide ausgeschieden. Auf-
stark vom Korrosionspotential mitbestimmt wird grund dieser Sensibilisierung des Grundwerk-
und der pH-Wert einen großen Einfluss auf das stoffes kann dann interkristalline Korrosion in
Potential hat, kommt es bei passivierbaren Stäh- einem sehr engen Bereich neben der Schmelzli-
len zu einem scheinbar paradoxen Verhalten. nie stattfinden.
So kann an einem sensibilisierten Stahl in ei-
nem schwach sauren Gebrauchsmedium (z. B.
Bier, Wein, Haarwaschmittel) starke interkristal- 34.2.4 Passivierung, Loch- und
line Korrosion auftreten und in einem wesent- Spaltkorrosion
lich saureren Medium durch Verschiebung des
Potentials in positive Richtung keine Korrosions- Reaktionsfreudige Metalle, bspw. Aluminium,
erscheinungen auftreten. In oxidierenden Säuren, Titan, Zirkonium, Zink, Chrom, Tantal, Kobalt
mit noch positiverem Potential, kann es sogar zur und Nickel, bilden auf der Werkstoffoberfläche
Auflösung der Chromkarbide kommen und somit mit Sauerstoff eine oxidähnliche Schicht, die so
ebenfalls zu interkristallinen Korrosion. genannte Passivschicht. Passivschichten sind na-
Insbesondere hochlegierte austenitische türlich gewachsen, haben keinen einheitlichen
Chrom-Nickel-Stähle können durch Legieren strukturchemischen Aufbau und darum nicht die
mit Titan gegen interkristalline Korrosion stabili- Eigenschaften einer technischen Beschichtung
siert werden, wobei statt einer Ausscheidung von oder eines Überzuges. Sie ist wesentlich kleiner
Chromkarbid mit entsprechender Chromverar- als die Wellenlänge des sichtbaren Lichts und
mung an den Korngrenzen aufgrund der höheren deshalb mit herkömmlichen Mitteln nicht erkenn-
Affinität Titankarbide gebildet werden. bar. In der Schicht liegen meistens hohe mechani-
Beim Schweißen dieser stabilisierten hochle- sche Spannungen sowie hohe Potentialgradienten
gierten austenitischen Chrom-Nickel-Stähle kann (ca. 1 MV/cm) vor. Um Eisen- und Nickellegie-
es allerdings zur Messerlinienkorrosion als be- rungen mit einer schützenden Passivschicht zu
sondere Form der interkristallinen Korrosion versehen, werden sie vor allem mit Chrom legiert.
34 Korrosion und Korrosionsschutz 705
Oberhalb von 10,5 % Chrom bilden diese stand, von der Temperatur, vom pH-Wert und von
Werkstoffe eine stabile Passivschicht in der Grö- der Art und Konzentration der im Medium gelös-
ßenordnung von 10 nm (etwa 50 Atomlagen, ten Ionen ab und stellen eine wertvolle Informa-
bei reinem Chrom nur 5 Atomlagen) mit einer tionsquelle über den Zustand der Passivschicht
metallseitig mehr amorphen und zum Medium und damit über mögliche ablaufende Korrosi-
hin einer mehr kristallinen Struktur. Diese über- onsprozesse dar. In Abb. 34.13 ist ein typischer
wiegend aus Chromoxid bestehenden Schichten Stromimpuls dargestellt, wie er durch spontane
haben in der Regel eine deutlich geringere Deh- Metallauflösung in einer örtlich begrenzt zerstör-
nungsfähigkeit (Duktilität) als der darunterlie- ten Passivschicht auftritt.
gende eigentliche Werkstoff, d. h. sie reißen bei An dieser kleinen aktiven Stelle bildet sich in-
mechanischer Beanspruchung schneller auf. nerhalb sehr kurzer Zeit eine neue Passivschicht.
Durch die Ausbildung solcher halbleiten- Dieser Vorgang wird Repassivierung genannt.
den, teilweise sogar isolierenden Passivschichten Frische Metalloberflächen, an denen sich die
wird die Thermodynamik der elektrochemischen Passivschicht gerade bildet, haben anfangs ver-
Korrosionsreaktionen von kinetischen Einflüssen gleichsweise große Transienten. Mit der Zeit
überlagert. Von größtem praktischem Nutzen ist werden diese Ereignisse immer seltener und die
die kinetische Eigenschaft der Selbstheilung der Amplituden verringern sich. Signifikant ist auch
Passivschichten nach Zerstörung bzw. Aufreißen, das Rauschverhalten in einer Lösung, in der sich
bspw. infolge mechanischer oder tribologischer Chlorid-Ionen befinden (Abb. 34.14). In diesem
Beanspruchung. Diese Eigenschaft unterschei- Fall stellen sich wesentlich mehr große Strom-
det Passivschichten signifikant von technischen impulse ein, die auch nach längeren Zeiten nur
Beschichtungen, die nach einer Freilegung des wenig abklingen. Dabei ist zu beachten, dass die
Grundwerkstoffes keine ausreichende Barriere- Wirkung der Chlorid-Ionen nicht etwa in der In-
wirkung mehr sicherstellen können. Die Passiv- itiierung solcher lokalen Defekte besteht, sondern
schicht ist keine starre Deckschicht, sondern ein dass sie den Prozess der Repassivierung stören, in
dynamisches System. Im submikroskopischen dem sie die Löslichkeit der Metallionen im loka-
Bereich laufen zu jeder Zeit auf der Oberfläche len Elektrolyt signifikant erhöhen. Bei größeren
statistisch verteilt Aktivierungs- und Repassivie- Chloridmengen und unterstützt durch Material-
rungsprozesse ab, die unter bestimmten Voraus- verunreinigungen, kann die Repassivierung so
setzungen als kleine Potential- und Stromimpulse stark beeinträchtigt sein, dass sich die elektroche-
messbar sind. Diese Impulse werden als elektro- misch aktiven Stellen dann so weit vergrößern
34
chemisches Rauschen bezeichnet. Sie hängen von und stabilisieren, dass sie zu einem Ausgangs-
der Art des Metalls und seinem jeweiligen Zu- punkt für eine sichtbare Lokalkorrosion werden.
706 T. Böllinghaus et al.
Für die Praxis bedeutet dies zum Beispiel, dass sivschicht und somit auf die Lokalkorrosion, bei
Behälter aus hochlegierten Chrom-Nickel-Stäh- der im Wesentlichen Loch- und Spaltkorrosion
len erst dann mit chloridhaltigen Medien befüllt unterschieden werden. Häufig wird aber auch
werden sollten, wenn die Passivschicht voll auf- eine bewusste kontrollierte Korrosion zur Ausbil-
gebaut ist bzw. die natürlichen Aktivitäten der dung einer möglichst homogenen Passivschicht
Passivschicht weitgehend abgeklungen sind. Das und das Entfernen von Verunreinigungen herbei-
kann je nach dem Gefüge und dem Legierungs- geführt, wie beispielsweise beim Beizen hoch-
gehalt des Werkstoffes sowie den Umgebungsbe- legierter Chrom-Nickel-Stähle in Salpetersäure,
dingungen Stunden oder Tage dauern. Insgesamt wodurch die Wahrscheinlichkeit für das Auftre-
ist zu beachten, dass Chlorid-Ionen in sehr vie- ten lokaler Korrosionsarten vermindert wird.
len an sich neutralen Elektrolyten in geringen Speziell beim Schweißen von hochlegierten
Konzentrationen vorhanden sind und sich häufig korrosionsbeständigen Stählen ist darauf zu ach-
aufkonzentrieren können, wie beispielsweise bei ten, dass die unvermeidbaren Anlauffarben me-
Verdunstungsprozessen auf der Werkstoffoberflä- chanisch oder durch chemisches Beizen entfernt
che. werden, da im angelaufenen Bereich die loka-
Für die Herstellung, Verarbeitung und den Be- le chemische Zusammensetzung der Oberfläche
trieb technischer Systeme aus Passivschicht-bil- verändert, sprich die Passivschicht heterogen aus-
denden Werkstoffen bedeutet dies generell, dass gebildet ist.
die guten Korrosionseigenschaften eben auf einer
äußerst sensiblen Oberfläche basieren. Die Pas-
Lochkorrosion (Pitting Corrosion)
sivschicht auf der Oberfläche ist nur dann wirk-
Lochkorrosion kann an allen technischen Sys-
sam, wenn die Bedingungen für eine stete Neu-
temen entstehen, die aus passivschichtbilden-
bildung gegeben sind. Alle Ablagerungen und
den Werkstoffen, insbesondere aus hochlegierten
Verunreinigungen auf der Oberfläche, ob sichtbar
Chrom-Nickel-Stählen, Titan- und Aluminiumle-
oder unsichtbar (z. B. bei hochlegierten Stäh-
gierungen sowie Nickelbasislegierungen, herge-
len Handschweiß, Staub, Werkzeugabrieb, feins-
stellt wurden. Lochkorrosion entsteht im Wesent-
te Rostpartikel usw.) erschweren oder verhindern
lichen in den folgenden Schritten:
die Ausbildung der Passivschicht und stellen Kei-
me für eine später mit dem bloßen Auge sichtbare
lokale Korrosion dar. Aber auch eine Verände- 1. Lokale Zerstörung der schützenden Passiv-
rung des Metalls selbst, durch starken Wärmeein- schicht, bspw. durch eine mechanische, ab-
trag, örtliche Kaltverfestigung, Zugspannungen rasive, erosive oder tribologische Beanspru-
usw. hat Einfluss auf die Ausbildung der Pas- chung.
34 Korrosion und Korrosionsschutz 707
Umgebungselektrolyt
O2 H2O
O2 0H– + Fe3+
Na+ Cr(OH)3
Diffusion OH
)3
Fe( Cr(OH)3 + 3H+
H2O –
0H 3H2O
Cl–
+ +
FeOH + H
Passivschicht
t
Cr2O3 Fe2+ lektroly
Cr3+ Loche
3H+ad
Fe
Cr
2e– 3H+ab
3e–
Metallischer Werkstoff
Abb. 34.15 Vereinfachte Darstellung der Einzelreaktionen und Trennung der kathodischen Teilreaktionen bei der
Lochkorrosion von hochlegierten chromhaltigen Stählen
2. Ausbildung eines Lochkeimes: Die chemi- keit des Chroms verstärkend wirkt. Hierdurch
sche Zusammensetzung des Umgebungsme- wird der Lochelektrolyt so stark angesäuert
diums setzt die Geschwindigkeit zur Aushei- (pH < 1), dass die Repassivierung vollkom-
lung dieser Stellen herab, indem vor allem ei- men zum Erliegen kommt und sich die Loch-
ne erhöhte Halogenidionenkonzentration (be- korrosion beschleunigt in die Tiefe des Werk-
sonders Chloride und Bromide) oder Schwe- stoffes fortsetzen kann Insbesondere werden
felkonzentration die Löslichkeit der Metalle durch die Hydrolyse der Metalle im Loch-
in wässrigen Lösungen erheblich vergrößert elektrolyt lokal große Mengen an Wasser-
(Lochkeimbildung) stoff-Ionen freigesetzt. Nur ein kleiner Teil
3. Metastabile Lochbildung durch Fortsetzung des Wasserstoffs rekombiniert zu molekula-
der Metallauflösung in die Tiefe: Unter rem Wasserstoff, der jedoch durch die poröse
gleichzeitiger Ausbildung einer porösen Schicht kaum nach außen ausgast. Größere
Schicht an der Lochöffnung wird der Elek- Mengen Gas würden die Metalloberfläche so
trolyt im Loch vom Umgebungsmedium bedecken, dass auch die anodische Teilreak-
abgeschlossen. Dies führt im Loch schon tion der Metallauflösung im Lochgrund zum
ab einer Tiefe von ca. 100 µm unterhalb der Erliegen käme. Auch aus diesem Grund ist
porösen Schicht zur Sauerstoffarmut und davon auszugehen, dass der größte Teil der
die Zusammensetzung im Lochelektrolyt im Lochgrund durch Hydrolyse entstehenden
unterscheidet sich zunehmend vom Umge- Wasserstoffionen direkt lokal vom Werkstoff
bungsmedium absorbiert werden (Abb. 34.15).
4. Stabiles Lochwachstum und Wasserstoffab-
sorption infolge lokaler Ansäuerung: Chlorid- Bei der Lochkorrosion bilden sich, wie auch
Ionen haben durch die poröse Schicht weiter- bei der Spaltkorrosion, also zwei getrennte ka-
hin Zugang zum Lochelektrolyt, verursachen thodische Teilreaktionen aus. Neben der katho-
eine erhöhte Löslichkeit der Metallionen im dischen Wasserstoffteilreaktion wird die anodi-
Lochelektrolyt und stören so bei bestehen- sche Teilreaktion im Lochelektrolyt zusätzlich
der Sauerstoffarmut zunehmend die Repas- durch den Elektronenverbrauch der kathodischen
sivierung im Loch. Die Oxidation und Pas- Sauerstoffreaktion (34.4a) selbst in einem neutra-
34
sivschichtbildung wird durch Hydrolyse der len Umgebungselektrolyt beschleunigt. Lochkor-
Metalle ersetzt, wobei die Reaktionsfreudig- rosion breitet sich besonders dann schnell in grö-
708 T. Böllinghaus et al.
ßere Werkstofftiefen aus, wenn sich, wie in gut gierten Stählen lassen sich insgesamt die folgen-
passivierbaren Werkstoffen, nur wenige Lochkei- den vier Stadien der Spaltkorrosion unterschei-
me im Vergleich zur Gesamtfläche ausbilden oder den, die in ähnlicher Weise auch in Risselektro-
die Kathodenfläche vergleichsweise groß ist. lyten stattfinden (Abb. 34.16):
Die Fähigkeit eines Werkstoffes zu repassivie-
ren und damit sein Widerstand gegen Lochkorro- 1. Sauerstoffverbrauch im Spalt:
sion wird vor allem durch seine Legierungsele- Zunächst findet im Spalt eine gleichmäßige
mente bestimmt. Außer Chrom ist besonders das allgemeine Korrosion unter Bildung von Me-
Element Molybdän von Bedeutung. Zur Beurtei- tallhydroxid statt. Auf der Oberfläche hoch-
lung des Einflusses werden die Konzentrationen legierter Stähle und Nickellegierungen wird
der Legierungselemente mit Faktoren versehen die typische Passivschicht gebildet. Die ano-
und summiert, was zur so genannten Wirksumme dische Metallauflösung und die kathodische
führt. Hierfür wurden zum Beispiel verschiedene Sauerstoffreduktion laufen zunächst inner-
so genannte Pitting Resistance Equivalent Num- halb und außerhalb des Spaltes parallel ab.
bers (PREN) eingeführt. Hierfür gibt es aller- Infolge der Passivschichtbildung wird jedoch
dings verschiedene Ansätze, die in unterschied- im Spalt zunehmend Sauerstoff verbraucht.
licher Wichtung neben den Hauptlegierungsele- Abhängig von der Spaltweite kann schon
menten wie Chrom, Nickel und Molybdän, viel- ab einer Tiefe von 100 µm kein Sauerstoff
fach auch die Wirkung von Stickstoff erfassen. mehr aus dem Umgebungselektrolyten nach-
Häufig wird als einfach zu ermittelnder Para- diffundieren. Die Zeit bis zum Verbrauch des
meter auch die kritische Lochkorrosionstempera- Sauerstoffs im Spalt lässt sich nach dem Fa-
tur (engl.: CPT – Critical Pitting Temperature) raday’schen Gesetz berechnen und in Kombi-
angegeben, die üblicherweise in einer 10 %-igen nation mit dem ersten Fick’schen Gesetz lässt
FeCl3 -Lösung bestimmt wird, in dem die Tem- sich die kritische Spalttiefe bestimmen, inner-
peratur alle 24 h um 2,5 °C gesteigert wird, bis halb derer noch eine ausreichende Sauerstoff-
schließlich Lochkorrosion sichtbar wird. Wesent- zufuhr gegeben ist und keine Spaltkorrosion
lich schneller, in ca. 30 min, kann die CPT über auftritt.
das elektrochemische Rauschen ermittelt werden. 2. Hydrolyse und Abfall des pH-Wertes sowie
Es ist allerdings bedeutsamer, das Repassivie- des elektrochemischen Potentiales:
rungsverhalten zu quantifizieren. Dies erfolgt an- Infolge der Sauerstoffarmut findet vor allem
hand des sogenannten Repassivierungspotentials eine Hydrolyse des Chroms statt, das als
oder der Repassivierungstemperatur. Cr(OH)3 ausfällt, das häufig die Spaltöffnung
mit einer porösen Schicht verschließt und die
Spaltkorrosion weitere Zufuhr relativ großer Sauerstoffmo-
Anfänglich läuft die Spaltkorrosion ähnlich wie leküle verhindert. Gründe für die bevorzugte
die Lochkorrosion ab. An Bauteilen aus hochle- Hydrolyse des Chroms sind seine Reaktions-
34 Korrosion und Korrosionsschutz 709
freudigkeit, die Zunahme der Löslichkeit für und die Spaltkorrosion käme zum Erliegen.
Chrom durch eindiffundierende Chlorid-Io- Der absorbierte Wasserstoff wiederum führt
nen, aber auch die höhere Löslichkeit anderer zu einer entsprechenden Werkstoffdegradati-
Hydroxide. Durch die Hydrolyse werden in on insbesondere vor einem Spaltende oder
hohem Maße Wasserstoffionen freigesetzt, so- einer Rissspitze. Wenn zusätzlich eine mecha-
dass der pH-Wert mit der Geschwindigkeit nische Beanspruchung senkrecht zum Spalt
der Hydrolyse abfällt, gleichzeitig auch das oder Riss vorliegt, kann also Spalt- als auch
elektrochemische Potential. Dabei verhalten Lochkorrosion Ausgangserscheinung für ei-
sich Risse in Metallen sehr ähnlich wie Spalte ne wasserstoffunterstützte Risskorrosion sein.
[4] und der pH-Wert an der Spitze eines fort- Wenn dabei am Spaltende oder an einer Riss-
schreitenden Risses ist deutlich niedriger als spitze frische Metalloberflächen zur Verfü-
in stationären Rissen. In maritimen Umgebun- gung gestellt werden und gleichzeitig eine
gen mit hohen Cl-Konzentrationen liegt der Spalt- oder Rissöffnung stattfindet, ist der
pH-Wert in Spalten und Rissen hochlegier- weitere Verlauf abhängig vom Sauerstoffman-
ter Stähle typischerweise zwischen 0 pH 3. gel, der Spalttiefe oder Risslänge sowie vom
Dabei nimmt sogar die Tendenz zur Spalt- Repassivierungsverhalten des Werkstoffes.
korrosion von Werkstoffen mit steigendem
Chromgehalt über 15 % Chrom zu, weil mit Spaltkorrosion und Folgeerscheinungen kön-
fallendem pH-Wert die anodische Stromdich- nen vermieden werden durch:
te und damit auch die Cr-Konzentration im
Spalt zunimmt. werkstoffseitig durch hohe Reinheitsgrade
3. Zerstörung der Passivschicht und beschleu- und Anpassung der Legierungsgehalte,
nigte Korrosion: beanspruchungsseitig durch geringe senkrech-
Mit Zunahme der Wasserstoffionen im Spalt te mechanische Beanspruchung
diffundieren Chlorid-Ionen von außen durch und vor allem konstruktionsseitig durch Ver-
die poröse Schicht in den Spalt, um den La- meidung von Spalten und des Zutritts Cl-
dungsausgleich wiederherzustellen [1, 2], wo- Ionen-haltiger wässriger Elektrolyte in das
durch wiederum die Löslichkeit von Chrom Spaltinnere.
im Spalt unter Bildung von Hydroxyl-Kom-
plexen weiter zunimmt. Die Hydrolyse des
Chroms kommt zum Erliegen, es kann keine 34.2.5 Risskorrosion
weitere Passivschicht mehr gebildet werden
und es findet eine Aktivierung des Spaltes Kennzeichnend für alle Rissphänomene im Zu-
mit einem Anstieg der anodischen Stromdich- sammenhang mit Korrosion ist es, dass sich der
te statt. Diese Aktivierung des Spaltes lässt eigentlichen Korrosionsbeanspruchung durch ein
sich als Abfall des freien Korrosionspotenti- aggressives Umgebungsmedium eine mechani-
als registrieren. sche Beanspruchung, meist senkrecht zur Riss-
4. Repassivierung und Wasserstoffabsorption: ausbreitungsrichtung überlagert (Abb. 34.17).
In natürlichen und künstlichen Spalten und Als ursächlich für die Rissbildung ist also die me-
Rissen wird der größte Teil des durch die chanische Beanspruchung zu sehen, bei der die
Metallhydrolyse gebildeten Wasserstoffes an Korrosionsreaktionen infolge des Umgebungs-
den nicht passivierten Spalt- oder Rissenden mediums eher unterstützend wirken, wie es bspw.
absorbiert. Nur ein geringerer Teil rekombi- durch den engl. Begriff Environmentally Assisted
niert zu molekularem Wasserstoff, der ins- Cracking (EAC) beschrieben wird. Häufig wir-
besondere bei tiefen Spalten kaum ausgasen ken sich die Umgebungsbedingungen aber auch
kann. Würde mehr gasförmiger Wasserstoff auf beide Beanspruchungsarten aus: Vor allem
34
im Spalt produziert werden, würde dieser al- die Umgebungstemperatur, aber auch der Um-
so die Metalloberfläche im Spalt bedecken gebungsdruck, beanspruchen den vorliegenden
710 T. Böllinghaus et al.
≤ ? H?
Werkstoff nicht nur mechanisch, sondern beein- stoffoberfläche. Besonders bei vorheriger Loch-
flussen signifikant auch die gleichzeitig ablau- oder Spaltkorrosion kann sich am Lochgrund
fenden Korrosionsreaktionen. Die Risseinleitung bzw. Spaltende infolge der Sauerstoffredukti-
erfolgt oft an Stellen der Oberfläche, die bereits on sowie des pH-Wert und Potentialabfalles
durch eine Korrosionserscheinung geschwächt (Abschn. 34.2.4) bereits in sehr geringen Tie-
sind. Phänomenologisch ist also zwischen einer fen ab ca. 100 µm ein sehr aggressives Medium
reinen Risskorrosion und einer Risskorrosion mit ausbilden. Die Rissinitiierung findet dann nicht
vorhergehender Lokalkorrosion bspw. in Form nur aufgrund der damit verbundenen anodischen
von Loch- oder Spaltkorrosion zu unterscheiden. Metallauflösung statt. Vielmehr ist zu beachten,
Grundsätzlich tritt Risskorrosion unter Wech- dass infolge der Trennung der kathodischen Teil-
selwirkung dreier Einflussbereiche auf, dies sind reaktionen lokal erhebliche Mengen Wasserstoff
der Werkstoff, der meistens eine dafür beson- vom Werkstoff absorbiert werden können. Dieser
ders kritische Mikrostruktur aufweist, die ge- lokal akkumulierte Wasserstoff kann zu einer er-
koppelte (zeitgleich in einer Zone vorliegende) heblichen Degradation der mechanischen Eigen-
mechanische und korrosive Beanspruchung und schaften des Werkstoffes führen, insbesondere
das konstruktive Design, bspw. in Form design- in Form einer erheblichen Duktilitätsminderung
bedingter Spalten und ungünstig zur Richtung (Abb. 34.18), und unterstützt so die Initiierung
der mechanischen Beanspruchungsrichtung an- von Rissen infolge der zusätzlich anliegenden
geordneten Querschnitten. Bei überlagerter, sta- hohen Dehnungen bzw. Spannungen am nicht
tischer, mechanischer Beanspruchung wird allge- mehr passivierbaren Lochgrund bzw. Spaltende.
mein von Spannungsrisskorrosion (engl.: Stress Bauteile aus Werkstoffen mit Passiv- oder Deck-
Corrosion Cracking – SCC) gesprochen, wobei schichten, in denen sich Lokalkorrosion ausbil-
aber auch gerade die Dehnung des metallischen den kann, sind daher prinzipiell hinsichtlich eines
Werkstoffes als Folge von statischen Zugspan- Versagens durch Spannungsrisskorrosion gefähr-
nungen ursächlich sein kann. Bei einer zykli- det. Spalten, Einbrandkerben, Bindefehler und
schen mechanischen Beanspruchung handelt es Anlauffarben an geschweißten Bauteilen aus pas-
sich um Schwingungsrisskorrosion (engl.: Corro- sivierenden Werkstoffen sind daher häufig Aus-
sion Fatigue – CF). gangsstellen für Spannungsrisskorrosion.
Wenn eine Rissinitiierung stattgefunden hat,
Spannungsrisskorrosion bei freien kann die Rissgeschwindigkeit unter der gekop-
Korrosionspotentialen pelten mechanischen und korrosiven Beanspru-
Bei freien Korrosionspotentialen startet die Span- chung extrem zunehmen. Aufgrund der vor allem
nungsrisskorrosion in den meisten Fällen von zur Spaltkorrosion analogen Korrosionsreaktio-
einer bereits vorliegenden anderen Korrosionsart, nen in einem Risselektrolyt (Abschn. 34.2.4)
evtl. auch von anderen Fehlstellen der Werk- liegen ebenfalls zwei getrennte kathodische Teil-
34 Korrosion und Korrosionsschutz 711
A0 – A1
Duktilität ^=
A0 : Ausgangsquerschnitt ist auch der frühere Begriff >anodische Span-
A0 A1 : Bruchflächenquerschnitt
A1 << A0 nungsrisskorrosion< überholt.
Eine Spannungsrisskorrosion wird bei freien
Korrosionspotentialen in wässerigen, insbeson-
teilweise
Degradation dere Cl-Ionen-haltigen, Elektrolyten grundsätz-
lich von einer Wasserstoffabsorption infolge der
vollst. Degradation lokalen kathodischen Teilreaktion begleitet. Die-
durch Wasserstoff se läuft nahezu unbeeinflusst vom pH-Wert, dem
A1 ≈ A0
ε·u ε·o Sauerstoffanteil und der Zusammensetzung im
ε·
niedrig Dehnrate hoch
Umgebungselektrolyt ab. Die Höhe der lokal
Abb. 34.18 Dehnratenabhängigkeit der Duktilität des absorbierten und akkumulierten Wasserstoffkon-
Werkstoffes bei Spannungsrisskorrosion unter freien Kor- zentration im Vergleich zu den wasserstoffab-
rosionspotentialen hängigen Materialeigenschaften entscheidet da-
rüber, ob und wie schnell sich diese Form der
reaktionen, lokal und global, vor. Unterstützt Spannungsrisskorrosion ausbildet. Sie wird daher
durch die der Spaltkorrosion äquivalenten, aber als wasserstoffunterstützte Spannungsrisskorrosi-
in einem engen und scharfen Riss noch steile- on (engl.: Hydrogen Assisted Stress Corrosion
ren Sauerstoff-, pH-Wert- und Potentialabnah- Cracking – HASCC) bezeichnet.
me bildet sich wiederum üblicherweise ein noch Unter bestimmten Umgebungsbedingungen
aggressiverer Risselektrolyt aus. Aufgrund der kann eine Spannungsrisskorrosion bei freiem
Sauerstofffreiheit ist also gerade der Rissfort- Korrosionspotential auch ohne vorherige sicht-
schritt immer von einer dadurch bedingten Hy- bare Loch- oder Spaltkorrosion starten. Wenn in
drolyse begleitet. Wie oben dargestellt, wird der den wässrigen Medien bspw. zusätzlich größere
meiste Teil des dabei freigesetzten Wasserstof- Mengen an Promotoren der Wasserstoffaufnah-
fes an der freien Metalloberfläche der Rissspitze me, auch Rekombinationsgifte genannt, gelöst
absorbiert. Dabei kann zwar der Wasserstoff- sind kann eine Risseinleitung auch unmittelbar
partialdruck bereits gebildeter kleinerer Mengen an der Metalloberfläche stattfinden. Diese Sub-
Wasserstoffgases im Riss einer weiteren Rekom- stanzen unterdrücken nicht nur die kathodische
bination entgegenwirken. Bereits kleine Mengen Sauerstoffreaktion, sondern als Rekombinations-
im Risselektrolyt gelöster Promotoren, wie bspw. gifte insbesondere die kathodische Wasserstoff-
Schwefelwasserstoff (H2 S), Cyan- und Arsen- rekombination an der Metalloberfläche. Der Ein-
verbindungen, können die Wasserstoffrekombi- satz hochlegierter Werkstoffe in an sich neu-
nation im Riss jedoch vollständig zum Erliegen tralen Cl-haltigen Medien, die gleichzeitig den
bringen und so die ungehinderte Wasserstoffab- pH-Wert verringernden H2 S enthalten können,
sorption an der frisch gebildeten und noch nicht wird international Sour Service genannt. Im Sour
passivierten Metalloberfläche an der Rissspitze Service können vom Werkstoff ungehindert Was-
ermöglichen. Der Rissfortschritt ist deshalb unter serstoffprotonen in hohen Konzentrationen meist
anderem auch davon abhängig, wie schnell der großflächig absorbiert werden. Infolge der da-
Werkstoff lokal an der Rissspitze gedehnt wird mit einhergehenden erheblichen Duktilitätsmin-
und repassivieren kann, um sowohl die weitere derung können so initiierte Risse sehr schnell
anodische Metallauflösung als auch die Wasser- wachsen und zum plötzlichen Versagen eines
stoffabsorption zu behindern. Bauteils ohne eine zuvor äußerlich deutlich sicht-
Daher wird bei freiem Korrosionspotential so- bare Veränderung der Metalloberfläche führen
wohl die Rissinitiierung bei vorheriger Loch- (Abb. 34.19). Einer Vermeidung dieser Sequenz
oder Spaltkorrosion, als auch der Rissfortschritt der Risskorrosion ist daher besondere Beachtung
nicht allein durch die anodische Teilreaktion im zu schenken. In den internationalen Normen für
34
Lochgrund oder Spaltende bzw. an einer Rissspit- den Anlagenbau in der Öl- und Gasindustrie be-
ze initiiert und vorangetrieben. In dieser Hinsicht steht deshalb eine besondere Verpflichtung für
712 T. Böllinghaus et al.
Wasserstoffkonzentration (ml/100g)
3
ε· = 5,6 · 10–6
0,15
Dehnung
ε· = 5,6 · 10–6
2
0,1
ε· = 5,0 · 10–7
1
0,05
0 0
100 1000 10000 100000
Zeit in s
den Betreiber etwaige Sour Service Bedingun- nischen oder der selektiven Korrosion ausschließ-
gen entsprechenden Anlagenherstellern gegen- lich einer kathodischen Teilreaktion ausgesetzt
über offen zu legen und zu kommunizieren. sein (Abschn. 34.2.2 und 34.2.3). Gleiches gilt
Unter sauerstofffreien Bedingungen sowie er- beim beabsichtigten kathodischen Schutz mittels
höhten Temperaturen und Drücken kann Was- Opferanoden oder einer Fremdstromquelle. Im
serstoff auch durch die so genannte Schikorr- ungünstigen Fall liegt dann das kathodische Po-
Reaktion gebildet werden [4], und zwar in Hoch- tential im Bereich der kathodischen Wasserstoff-
temperaturwasser oder Dampf. Technisch wird reaktion und es kann zur Wasserstoffabsorption
diese Reaktion gezielt in thermischen Kraftwer- und einer sehr schnell fortschreitenden wasser-
ken eingesetzt. Nach der vorgelagerten Korro- stoffunterstützten Rissbildung kommen, insbe-
sion einer Eisenoberfläche mit Entstehung von sondere dann, wenn zusätzlich Promotoren im
Fe(OH)2 (nach Gl. (34.10)) folgt die Schikorr- Elektrolyt vorliegen. Diese Fälle werden dann
Reaktion, die das Eisen(II)-Hydroxid zu Magne- üblicherweise als kathodische Spannungsrisskor-
tit (Fe3 O4 ) und Wasser bzw. Wasserstoff umsetzt: rosion bezeichnet.
Liegt umgekehrt ein festes positives bzw. an-
3Fe.OH/2 ! Fe3 O4 C H2 O C 2HC (34.18) odisches Potential an dem Bauteil oder dem
Gefügeabschnitt an, dann ist zu unterscheiden,
Ziel ist es dabei, dass sich in Rohren aus warm- ob es sich um einen passivierbaren Werkstoff
festen Stählen z. B. Im Bereich von Dampfkes- handelt oder nicht. Nicht passivierbare Werk-
seln eine stabile Magnetit-Schicht ausbildet, die stoffe werden dann bei gleichzeitig anliegender
den darunterliegenden Werkstoff vor weiterer mechanischer Beanspruchung eher infolge einer
Korrosion schützt. Zur Vermeidung einer Riss- Querschnittsminderung aufgrund anderer stark
korrosion ist darauf zu achten, dass der dabei ent- materialabtragender Korrosionsformen, wie bei-
stehende Wasserstoff möglichst vollständig re- spielsweise Mulden- oder Grabenkorrosion ver-
kombiniert und nicht vom Werkstoff absorbiert sagen, d. h. nicht unter der Kopplung von mecha-
wird. nischer und korrosiver Beanspruchung. Sollte im
selteneren Fall ein passivierbarer Werkstoff ei-
Spannungsrisskorrosion bei festen nem anodischen Umgebungspotential ausgesetzt
Korrosionspotentialen sein, bildet sich ebenfalls die oben dargestellte
Ein Bauteil oder auch nur ein Gefügeabschnitt, Loch- bzw. Spaltkorrosion im Riss mit entspre-
bspw. in einer Schweißnaht, kann bei einer galva- chend getrennter kathodischer Teilreaktion aus.
34 Korrosion und Korrosionsschutz 713
R Schubspannungsänderung
Die Geschwindigkeit der Risseinleitung wie auch Dabei können dann durchaus auch duktilitäts-
des Rissfortschrittes hängt dann gleichermaßen mindernde Effekte infolge des an Versetzungen
von der lokalen Dehngeschwindigkeit, der Was- getrappten Wasserstoffs in Form von Blocka-
serstoffabsorptionsrate, dem Diffusionsvermögen den, Stapelfehlern, Aufstau an Korngrenzen etc.
sowie von der Repassivierungsgeschwindigkeit eintreten. Andererseits setzt auf den Zwischengit-
ab. terplätzen gelöster Wasserstoff allgemein die Ko-
häsion des Metallgitters herab (engl.: Hydrogen
Rissmechanismen Enhanced DEcohesion – HEDE) (Abb. 34.21)
Die mechanischen Eigenschaften der meisten [13].
metallischen Werkstoffe können durch Wasser- Hierbei ist zu beachten, dass üblicherweise
stoff herabgesetzt werden. Das betrifft insbeson- nicht nur der im Gitter gelöste, sondern auch
dere die Beeinträchtigung des Verformungsver- der an Fehlstellen, wie beispielsweise an Ver-
mögens und weniger die Festigkeit. Eine etwas setzungen oder anderweitig reversibel gebundene
überholte Bezeichnung hierfür ist Wasserstoff- Wasserstoff wirksam ist. Primär für die Riss-
versprödung (engl.: Hydrogen Embrittlement – bildung (= Werkstofftrennung) ist das Wirken
HE), deshalb wird hier nachfolgend der Be- der mechanischen Beanspruchung in Form ei-
griff der Degradation (der Werkstoffeigenschaf- ner Dehnung bzw. Spannung. Daher wird auch
ten) durch Wasserstoff verwendet. Um den metal- von wasserstoffunterstützter Rissbildung (HAC)
lurgischen Prozess der wasserstoffunterstützten und statt von kathodischer von wasserstoffun-
Rissbildung (engl.: Hydrogen Assisted Cracking terstützter Spannungsrisskorrosion (HASCC) ge-
– HAC) mikroskopisch zu beschreiben, wird sprochen. Eine Rissbildung tritt dann auf, wenn
von der Synergie insbesondere zweier metallurgi- in dem durch eine bestimmte Konzentration an
scher Mechanismen ausgegangen [10–13]. Dies Wasserstoff in seinen Eigenschaften degradier-
ist einerseits die Wechselwirkung von Wasser- ten Werkstoff die mechanische Beanspruchung in
stoff mit Versetzungen, wobei die Wirkung vor Form der Verformung das erträgliche Maß, also
allem darin besteht, dass absorbierter Wasser- seine von der Wasserstoffkonzentration abhängi-
stoff lokal Versetzungen emittiert, die dann zu ge Verformbarkeit, überschreitet. Für das Auftre-
34
wandern beginnen (engl.: Hydrogen Enhanced ten von HASCC ist es also von entscheidender
Localized Plasticity – HELP) (Abb. 34.20) [13]. Bedeutung, wieviel Wasserstoff an einer Riss-
714 T. Böllinghaus et al.
U, σ
σ0Kohäsion a = a0 + εHel a0
H
H H
a0 ael σ Kohäsion r H H H H r
H H H H
UHKohäsion H
H
a = a0 + εHel a0
U0Kohäsion
Abb. 34.21 Schematische Darstellung des HEDE-Me- bzw. der Kohäsionsspannung 0 Kohäsion auf U H Kohäsion
chanismus zur wasserstoffunterstützten Rissbildung nach bzw. H Kohäsion verstanden, "H el ist die durch H hervor-
Birnbaum et al. [13] – Die Wirkung von Wasserstoff wird gerufene elastische Dehnung und a0 ist die Gitterkonstan-
dabei als Herabsetzung der Kohäsionsenergie U 0 Kohäsion te
spitze absorbiert, wieviel davon im Dehnungsfeld infolge der Trennung der kathodischen Teilreak-
absorbiert wird und in welcher Konzentration tionen lokal erhebliche Mengen Wasserstoff vom
Wasserstoff dort degradierend wirkt, also die Ver- Werkstoff absorbiert werden können, der infolge
formungsfähigkeit herabsetzt. der Degradation der mechanischen Eigenschaften
Diese Kriterien finden zunehmend Eingang des Werkstoffes das Risswachstum und den Ver-
in numerische Modelle mit dem Ziel, Bautei- lauf entscheidend mit beeinflusst. Rissstart und
le und Anlagen so auszulegen, dass sie mög- Risswachstum werden also auch bei der Schwin-
lichst während der Lebensdauer keinem Versagen gungsrisskorrosion nicht allein von der anodi-
durch wasserstoffunterstützte Spannungsrisskor- schen Teilreaktion beeinflusst, weder bei freien,
rosion unterliegen [10]. noch bei festen Korrosionspotentialen im Umge-
bungselektrolyt.
Schwingungsrisskorrosion Ähnlich wie die Dehnrate bei der Spannungs-
Wie bei der Spannungsrisskorrosion kann auch risskorrosion, haben bei der Schwingungsriss-
bei gekoppelter korrosiver und zyklischer mecha- korrosion vor allem die Frequenz und die Am-
nischer Beanspruchung ein plötzliches Bauteil- plitude der Lastwechsel einen großen Einfluss
versagen eintreten. In ähnlicher Weise wird daher auf Rissstart, Rissverlauf und Risswachstums-
auch bei dieser Risskorrosionserscheinung zwi- geschwindigkeit. Infolge der wechselnden me-
schen einer Inkubations-, Risswachstums- und chanischen Beanspruchung können Pumpeffekte
Gewaltbruchphase unterschieden. Die Risseinlei- im Risselektrolyt entstehen, die einen Sauer-
tung kann an einer bereits durch andere Lokalkor- stoffaustausch mit dem Umgebungselektrolyten
rosionsformen vorgeschädigten Stelle, beispiels- bewirken, pH-Wert und Potential sowie die Zu-
weise in einem Lochgrund, an einem Spaltende sammensetzung des Risselektrolyt und damit das
oder an einer Korngrenze erfolgen. Repassivierungsverhalten im Riss ständig verän-
Ein Riss kann auch rein mechanisch infol- dern. Damit wird die Wechselwirkung der anodi-
ge einer Schwingbelastung initiiert werden. Bei- schen und der kathodischen Teilreaktion im Riss
spielsweise können an Gleitstufen, die im Zuge deutlich mehr beeinflusst, als bei der Spannungs-
der plastischen Verformung aus der Oberfläche risskorrosion.
austreten, durch Korrosion Gitterbausteine her- Generell gilt: Ist die Lastwechselfrequenz sehr
ausgelöst werden, die dann als Keime für eine hoch, überwiegt in ihrer Wirkung die mecha-
Lochkorrosion wirken. Bei freien Korrosionspo- nische Beanspruchung. Während der einzelnen
tentialen wird daher wie bei der Spannungsriss- Lastwechsel besteht nicht genügend Zeit für
korrosion auch die Rissinitiierung und das Riss- die Ausbildung entsprechender Korrosionsreak-
wachstum bei der Schwingungsrisskorrosion sehr tionen an den frisch aufgerissenen Metalloberflä-
stark vom Sauerstoffverbrauch sowie vom damit chen, der Rissfortschritt erfolgt rein mechanisch
verbundenen pH-Wert- und Potentialabfall beein- ohne sichtbare Korrosionserscheinungen auf der
flusst. Auch hierbei ist zu berücksichtigen, dass Oberfläche.
34 Korrosion und Korrosionsschutz 715
250
SEM MAG: 150 × Det: SE VEGA3 TESCAN
2
k = 4.7, R = 0.90 WD: 35.00 mm Date(m/d/y): 12/10/14 200 μm
200 X2 CrNiMoN 2253
R = –1, f = 33Hz, αk = 1
North German Basin
T = 96 °C
150 4 5 6 7 8
3×10 10 10 10 10
Cycles
Test Duration in h
Abb. 34.22 Schwingungsrisskorrosion am Beispiel eines tude (Wöhlerkurve) im Vergleich zum Verhalten an Luft,
austenitisch-ferrititschen Duplexstahles in 96 °C heißer b Lochkorrosion mit einsetzender Schwingungsrisskorro-
Salzlösung, a Abnahme der zulässigen Spannungsampli- sion an der Oberfläche [14]
Ist die Lastwechselfrequenz sehr niedrig, passivierbarer Werkstoffe kann eine hohe Strö-
überwiegt die Wirkung der Korrosionsbeanspru- mungsgeschwindigkeit aber zur Erosion der sehr
chung, der Rissverlauf ist durch entsprechende dünnen Passiv- bzw. Oxidfilme führen, den dar-
Korrosionserscheinungen gekennzeichnet, typi- unterliegenden Werkstoff dem aggressiven Medi-
sche Merkmale eines Schwingrisses, wie Strei- um aussetzen und zu dessen Aktivierung führen.
fenbildung etc. sind nicht mehr sofort erkennbar, In vielen wasser- oder dampfführenden An-
zumal die Bruchoberfläche dann häufig die Merk- lagen kann Erosionskorrosion eintreten, wenn
male typischer inter- und transkristalliner wasser- in dem Medium nicht nur hohe Strömungsge-
stoffunterstützter Risse aufweise. schwindigkeiten auftreten, sondern auch Festkör-
Nur in einem bestimmten Bereich der Last- perteilchen enthalten sind, die durch das Auf-
wechselfrequenz findet also eine eigentliche prallen die Metalloberfläche zusätzlich beanspru-
Schwingungsrisskorrosion statt, die sich dann chen. Dabei kann der relative Anteil der me-
auch in einem erheblich schnelleren Risswachs- chanischen und der elektrochemischen Kompo-
tum bemerkbar macht. Prüfungen zur Schwin- nente unterschiedlich sein. Erosionskorrosion er-
gungsrisskorrosion sollten daher immer auch un- streckt sich somit von der rein erosionsartigen
ter Variation der Lastwechselfrequenz durchge- bis zur rein korrosiven Beanspruchung. Die Er-
führt werden. scheinungsformen der Erosionskorrosion ist typi-
Die gekoppelte Wirkung von zyklischer me- scherweise strömungsgerichtet und insbesondere
chanischer und Korrosionsbeanspruchung lässt abhängig von der Deckschichtbildung der Werk-
sich sehr gut anhand von Wöhlerkurven veran- stoffe. Zum Beispiel können sich auf Kupfer-
schaulichen, wie es im Abb. 34.22 dargestellt ist. werkstoffen leichte und lockere Schichten bilden,
die dann lokal leicht zerstört und abgetragen wer-
den können. Erosionskorrosion tritt in der Praxis
34.2.6 Erosions- und häufig in Wärmetauschern auf [5].
Kavitationskorrosion Kavitation ist die Bildung und der darauffol-
gende Zusammenbruch von dampf- und gasge-
Die Kombination einer korrosiven Flüssigkeit füllten Blasen in Flüssigkeiten, wenn der sta-
mit hohen Strömungsgeschwindigkeiten kann zur tische Druck vorübergehend unter den Dampf-
Erosionskorrosion führen [2]. Oft tritt in den- druck gesunken ist. Dies kann durch Strö-
selben Medien im ruhenden oder langsam flie- mungsvorgänge (Strömungskavitation) oder Un-
34
ßenden Zustand eine andere Art oder gar kei- terdruckwellen (Schwingungskavitation) ausge-
ne Korrosion auf. Vor allem auf der Oberfläche löst werden. Infolge der Implosion der Blasen
716 T. Böllinghaus et al.
kann die Werkstoffoberfläche lokal zerstört wer- Reibkorrosion also die Bildung metallischer Ver-
den. Die durch Kavitation vorgeschädigte Ober- schleißpartikel ursächlich, die sofort mit dem um-
fläche zeichnet sich durch eine lokal erhöhte gebenden Medium reagieren gleichzeitig infolge
Reaktivität aus. Wenn sich also einer solchen der tribologischen Beanspruchung weiter gemah-
Erscheinung eine Korrosionsreaktion überlagert, len, gesintert, chemisch verändert oder verdichtet
handelt es sich um Kavitationskorrosion. werden. Dabei können vor allem Schmiermit-
Durch die sich an derselben Stelle wieder- tel an den Reaktionen mit den frisch abgelösten
holenden Blasenimplosionen kann der Werkstoff Reibpartikeln beteiligt sein. Der dabei ablaufen-
keine Deckschicht mehr bilden oder die vorhan- den Grübchen-Bildung ist häufig zusätzlich eine
dene Deckschicht wird zerstört und es entstehen schwingende mechanische Beanspruchung über-
kraterförmige Korrosionsstellen. Die Blasenim- lagert, so dass auch die Reibkorrosion auslösend
plosion erhöht lokal die Temperatur, wodurch die für eine nachfolgende Schwingungsrisskorrosion
Korrosionsreaktion lokal an Geschwindigkeit zu- wirken kann.
nimmt.
Aufgrund der meist notwendigen hohen not-
wendigen Relativgeschwindigkeit der Werk- 34.2.8 Mikrobiologisch beeinflusste
stückoberfläche zum umgebenden Medium ent- Korrosion
steht Kavitationskorrosion beispielsweise an
Kreiselpumpen, Turbinen, Propellern oder Rühr- Unter dem Begriff „Mikrobiologisch Induzierte
werken. Korrosion“ (Microbiologically Induced Corro-
Kavitationskorrosion lässt sich unter ande- sion – MIC) werden alle Korrosionsarten, die
rem seitens des Mediums durch Veränderung der durch mikrobielle Aktivitäten eingeleitet, auf-
Strömungsgeometrie, Druckerhöhung im Medi- rechterhalten oder verstärkt werden, zusammen-
um und Verringerung der Strömungsgeschwin- gefasst [5, 15]. Mikrobiologisch induzierte Kor-
digkeit sowie werkstoffseitig durch Wahl härterer rosion setzt sich aus einer Vielzahl von Teilreak-
Werkstoffe oder Aufbringen von Beschichtungen tionen zusammen (Abb. 34.23) und ist heute noch
vermeiden [5]. nicht vollständig erforscht. Sie kann allerdings
an nahezu allen Werk- und Baustoffen auftreten
und nach Schätzungen sind mindestens 20 % al-
34.2.7 Reibkorrosion ler Korrosionsschäden mikrobiell beeinflusst [1].
Zu den Mikroorganismen, die diese Korrosions-
Reibkorrosion (engl.: Fretting) kann als beson- erscheinungen auslösen, gehören vor allem ein
dere Form der Erosionskorrosion in gasförmigen weites Spektrum von Bakterien, aber auch Pilze,
Medien angesehen werden [2]. Grundsätzlich ist Algen und Flechten, die die Werkstoffoberflä-
darunter jedoch unabhängig vom Umgebungsme- chen in jeglicher Art und Umgebung besiedeln
dium die Kopplung einer tribologischen Bean- können.
spruchung in Form von Reibung, oft verursacht Solche Biofilme entstehen grundsätzlich im
durch Vibration, und Verschleiß und einer kor- Zusammenwirken von flüssigen Umgebungsme-
rosiven Beanspruchung des Werkstoffes zu ver- dien, festem Werkstoff und Mikroorganismen in
stehen. Hierbei befindet sich der Werkstoff in drei Stadien:
Kontakt und in Relativbewegung mit einem ande-
ren Festkörper. Die kleinen Relativbewegungen, 1. Induktionsphase: Primäradhäsion des Bio-
wie Schlupf oder Schwingungen, an den Kontakt- films, für die Betriebsphase technischer Pro-
flächen oft auch kraftschlüssiger Verbindungen dukte meist noch ohne Auswirkungen
führen vor allem zur Abrasion von Oxidfilmen, 2. Irreversible Absorption von Makromolekülen
so dass die aktive blanke Metalloberfläche ei- (Polysaccharide, Lipopolysaccharide, Hum-
ner verstärkten anodischen Metallauflösung un- instoffe, Proteine etc.): Wachstum der Primär-
terworfen wird. Primär ist für die Entstehung der besiedler auf der Oberfläche
34 Korrosion und Korrosionsschutz 717
3. Plateau-Phase: Biofilmdicke ist abhängig von dustrie gewidmet, wobei H2 S in erhöhtem Maße
der Wachstumsrate und steht im biodynami- entsteht, vor allem infolge der Spülung unterir-
schen Gleichgewicht. discher Öl- und Gasreservoirs mit Seewasser zur
Erhöhung der Fördermenge, wodurch es zu einer
In solchen Biofilmen bilden sich von außen starken Anreichung von Mikroorganismen und
nach innen Milieus mit abnehmendem Sauer- Sauerstoffabschluss kommt.
stoffpartialdruck aus (so genannte anaerobe Be-
dingungen). Im äußeren Bereich erfolgt die Oxi-
dation organischer Substanzen mit Sauerstoff zu 34.3 Chemische Korrosion und
Abbauprodukten, die in das Umgebungsmedi- Hochtemperaturkorrosion
um abgegeben werden. Dazwischen befindet sich
eine Schicht anaerober Bakterien, die Abbaupro- Bei der chemischen Korrosion reagieren Werk-
dukte in Form von Wasserstoff und organischen stoff und Medium unmittelbar und die dabei
Säuren über Gärungsprozesse entstehen lassen. entstehenden Reaktionsprodukte bestimmen den
Schließlich wirken dann direkt auf der Werkstoff- Verlauf der weiteren Korrosion. Auch hier ist
oberfläche anaerobe sulfatreduzierende Bakteri- die Ausbildung von Deckschichten erwünscht,
en, die Wasserstoff und organische Säuren sowie die die Diffusionsvorgänge stark behindern und
SO4 2- -Reste zu Sulfiden und Wasser umwandeln damit weitere Reaktionen unterbinden bzw. ver-
(Abb. 34.23). langsamen. Im Gegensatz zur elektrochemischen
Dadurch entsteht vor allem H2 S, der als Pro- Korrosion finden jedoch keine entkoppelten Teil-
motor zu einer Wasserstoffabsorption im dar- reaktionen an verschiedenen Stellen der Werk-
unterliegenden Werkstoffes führt, so dass bei stoffoberfläche statt, sondern an der gleichen lo-
gleichzeitig vorliegender mechanischer Bean- kalen Stelle. Das Ausmaß der Korrosion lässt sich
spruchung eine wasserstoffunterstützte Span- gravimetrisch und metallographisch bestimmen.
nungsrisskorrosion entstehen kann. Weitere Kor- Erfolgt die unmittelbare chemische Reaktion
rosionserscheinungen auf der Werkstoffoberflä- eines Werkstoffs mit der ihn umgebenden Atmo-
che als typische Folge von fest anhaftenden Bio- sphäre bei hohen Temperaturen (meist begleitet
filmen sind Loch- und Spaltkorrosion. Besondere von erhöhten Drücken) und ohne Einwirkung
34
Aufmerksamkeit wird der mikrobiellen Korrosi- eines wässrigen Elektrolyten, wird dieser Vor-
on im petrochemischen Bereich der Offshore-In- gang als Hochtemperaturkorrosion bezeichnet.
718 T. Böllinghaus et al.
Die hohen Temperaturen bedingen, dass an der Bei einigen technischen Anwendungen, z. B. der
Grenzschicht zwischen Atmosphäre und Festkör- Glasherstellung, können Salzschmelzen direkt
per eine Reaktionsschicht entsteht. Die Ad- und vorliegen und die Heißgaskorrosion hervorru-
anschließende Absorption der Moleküle aus der fen. Bei den meisten technischen Anwendungen
Gas- oder Flüssigphase (unter hohem Druck) an kondensieren jedoch die korrosionsfördernden
der Oberfläche und die Diffusion der absorbier- Salzschmelzen aus der Umgebung auf der hei-
ten Moleküle (oder Ionen) durch die Reaktions- ßen Bauteiloberfläche, z. B. bei der Verbrennung
schicht, sowie die Diffusion von Elementen aus fossiler Energieträger (Kohle, Öl, Erdgas). Er-
dem Werkstoff an die Oberfläche, bestimmen die schwerend kommt hinzu, dass sich bei der Heiß-
Reaktionskinetik. Kommt es im Verlauf dieser gaskorrosion meist poröse und nicht schützen-
Reaktionen zu einem Prozess, bei dem sich der de Schichten ausbilden, die den Werkstoff nicht
Werkstoff unaufhörlich zersetzt oder auflöst, liegt vor dem weiteren Zutritt der korrosiven Medien
katastrophale Korrosion vor. schützen. Anfällige Werkstoffe sind beispielswei-
se bestimmte Ni- und Co-Basislegierungen und
höherlegierte ferritische Stähle.
34.3.1 Hochtemperaturkorrosion ohne Eine einfache Beurteilung der Resistenz von
mechanische Beanspruchung Metallen gegen Gase kann durch das Elling-
ham-Richardson-Diagramm erfolgen, die die Sta-
Es gibt unterschiedliche Arten der Hochtempe- bilität der Schichtbildner darstellen und Aus-
raturkorrosion (Abb. 34.24), die in technischen druck über den notwendigen Partialdruck des
Anwendungen auch in Kombination auftreten korrosiven Gases geben, bei dem eine Reaktion
können [16]. Das Reaktionsprodukt mit Gasen mit dem Grundmaterial beobachtet werden kann
auf der Werkstoffoberfläche wird als Zunder be- [17]. Die Kinetik der Reaktion kann über das
zeichnet, wobei dieser Begriff in der Regel nur Schichtwachstum oder gravimetrisch anhand des
für Korrosionsvorgänge in oxidierender sauer- Masseverlustes m bestimmt werden. So kann
stoff- oder reduzierender schwefelhaltiger At- das Schichtwachstum (Massezunahme) bzw. ein
mosphäre verwendet wird. Als eine besonde- möglicher Masseverlust (bei Abplatzen oder Ab-
re Form der Hochtemperaturkorrosion ist die dampfen der Korrosionsschichten) je nach Werk-
Heißgaskorrosion anzusehen, die unter Beteili- stoff, Temperatur, Partialdruck des Gases, Dis-
gung von Salzschmelzen abläuft. Dadurch kön- soziationskinetik des Gases an der Deckschicht
nen die Hochtemperaturkorrosionserscheinungen und anderen Parametern variieren. D. h., je nach
Aufschwefelung, Aufstickung oder Oxidation den äußeren Bedingungen bspw. bei Oxidation,
(Abb. 34.24) wesentlich beschleunigt werden. folgt das Schichtwachstum einem parabolischen,
CHEMISCHE
Innere Karbidbildung KORROSION - Innere Nitridbildung
Metal Dusting (HOCH- Nitriddeckschichtbildung
Aufkohlung TEMPERATUR- Aufstickung
KORROSION)
Aufschwefelung Halogenierung
Sulfiddeckschicht Bildung von flüchtigen
(Äußere Sulfidbildung) Metallhalogeniden
rein sulfidierenden (z.B. Metallchloride)
Bedingungen
34 Korrosion und Korrosionsschutz 719
krorisse. Durch rasche Abkühlung, wie sie z. B. chanischen Eigenschaften (Duktilität und insbe-
beim Warmwalzen von Blechen vorliegt, kann sondere die Zähigkeit bei tiefen Temperaturen),
die Umwandlung jedoch unterdrückt werden und die thermischen Eigenschaften (Wärmeleitfähig-
Zunder haften bleiben (Klebzunder). Die Oxi- keit) sowie die Oxidationsbeständigkeit und vor
dationsgeschwindigkeit von Stählen kann durch allem die Schweißbarkeit (wesentliche Erhöhung
das Zulegieren von Chrom, Aluminium und Si- des Kohlenstoffäquivalents!).
lizium verringert werden. Typischerweise sind Eine besonders katastrophale Aufkohlung
warmfeste, niedriglegierte Stähle bis ca. 550 °C können Stähle auch im moderaten Temperatur-
ausreichend zunderbeständig. bereich (400 bis 800 °C) erfahren, die als Me-
Darüber hinaus kommen besondere hochle- tal Dusting bezeichnet wird [21]. Wobei dieser
gierte zunderbeständige Stähle zum Einsatz. Die- Temperaturbereich nach unten und oben abwei-
se können rein ferritisch, martensitisch oder fer- chen kann, je nach Werkstoff und Einsatzum-
ritisch-martensitische Gefüge haben und werden gebung, beispielsweise auch bei 350 bis 900 °C
typischerweise in Dampfkesseln- und -leitun- [22]. Dabei wandelt der Werkstoff letztlich in
gen sowie Industrieöfen eingesetzt. Austenitische ein feines Pulver um, bestehend aus Metall und
zunderbeständige Stähle kommen vorwiegend in reinem Kohlenstoff. Im Gegensatz zur klassi-
Abgasanlagen oder in Bauteilen der Chemie und schen Aufkohlung, bedingt das Metal Dusting
Erdölindustrie zum Einsatz [19]. Je nach Al, eine mit Kohlenstoff übersättigte Gasatmosphäre.
Si und Cr-Gehalt kann die Zunderbeständigkeit Der Vorgang beginnt mit schneller Übersättigung
bei 800 °C (z. B. X10CrAl7 und X6CrNiTi18- des Werkstoffs mit Kohlenstoff in den oberflä-
10) oder auch bei 1200 °C (X10CrAl24 und chennahen Bereichen und an den Korngrenzen,
X15CrNiSi25-20) liegen. Alternativ können für gefolgt von der Bildung des instabilen Karbids
niedriglegierte Stähle auch Beschichtungen als Me3 C (Me = Fe, Ni) sowie dessen nachfolgender
Zunderschutz dienen. Beispielsweise werden im Zersetzung in die metallische Phase und in reinen
Automotive-Sektor Al-Si oder Al-Zn-Beschich- Kohlenstoff.
tungen serienmäßig als Zunderschutz für press-
Me3 C ! 3Me C C (34.19)
gehärtete Bauteile aus hochfesten Stählen (z. B.
22MnB5) eingesetzt, da diese beim Umfor- Die dabei entstehenden feinen Metallpartikel
men im Gesenk auf Austenitisierungstempera- beschleunigen die weitere Kohlenstoffaufnahme
tur gebracht werden und dabei stark verzundern aufgrund des katalytischen Effekts der vergrö-
könnten. Dies würde die aufgrund der gerin- ßerten Oberfläche. Die Folge sind voluminöse
gen elektrochemischen Korrosionsbeständigkeit Kohlenstoffablagerungen auf der Metalloberflä-
des 22MnB5 notwendige spätere Nachbearbei- che. Werden diese losen Ablagerungen infolge
tung der Bleche im Karosseriebau (Grundieren + strömender Medien (typischerweise heiße Gase)
Lackieren) massiv erschweren [20]. mitgerissen, sind lochkorrosionsähnliche Vertie-
fungen zu beobachten.
Aufkohlung (Metal Dusting)
Zu den Aufkohlungsprozessen zählt u. a. die Druckwasserstoffangriff –
Karbidbildung, die bei korrosionsbeständigen High Temperature Hydrogen Attack
Chrom-Nickel-Legierungen in einer kohlenstoff- Gegenüber des Effektes der Aufkohlung, können
abgebenden Gasatmosphäre auftritt und die ins an Stahlbauteilen bspw. in Synthesegasanlagen
Innere des Werkstoffs fortschreitet. Die innere (beispielsweise in der chemischen oder petro-
Karbidbildung infolge der Aufkohlung kann bei chemischen Industrie) Schäden infolge von Ent-
solchen Werkstoffen bei 800 bis 1200 °C erfol- kohlung unter Wasserstoffeinfluss auftreten. Die-
gen (Ausbildung von Cr-, Ni- oder Fe-haltigen se wird auch als Druckwasserstoffangriff (engl.:
Karbiden des Typs M23 C6 , welche wiederum in High Temperature Hydrogen Attack – HTHA)
Karbide des Typs M7 C3 zerfallen). Diese Art der bezeichnet. Dies ist meistens durch hohe Tem-
Korrosionsreaktion verschlechtert dabei die me- peraturen >200 °C und Drücke >200 bar der Fall,
34 Korrosion und Korrosionsschutz 721
da sich atomarer Wasserstoff aus dem Medium der Korngrenzen, können sich dann Sprödbrüche
(Druckwasserstoff, Synthesegas) durch thermi- ausbilden, die zum plötzlichen Bauteilversagen
sche Dissoziation aus der Gasphase bilden kann. führen können. Der Mechanismus der Eigen-
Die Schädigung tritt dann auf, wenn die Anlagen schaftsdegradation infolge des Druckwasserstoff-
mit Druckwasserstoff (z. B. Ammoniaksynthese, angriffs ist schematisch in Abb. 34.26 dargestellt.
Hydrocracker) oder wasserstoffhaltigen Medien Am empfindlichsten sind hier unlegierte C-Stäh-
betrieben werden. Der Kohlenstoffgehalt des ein- le denen gegenüber niedriglegierte Cr-Mo-Stähle
gesetzten Stahles wird dabei als Folge der Umge- beständiger sind. Aber auch bei Hochtemperatur-
bungsbedingungen reduziert. Der gebildete Was- korrosion, ist die Beständigkeit der Werkstoffe
serstoff wird an der Stahloberfläche adsorbiert wesentlich von den eingesetzten Medien und Be-
und zwangsgelöst. Dabei reagiert der eingedrun- triebsbedingungen abhängig.
gene Wasserstoff mit dem Eisenkarbid des Stahls Zur Vermeidung dieser kritischen Entkohlung
und bildet gasförmiges Methan und elementares können die Betriebsbedingungen (Druck, Tem-
Eisen peratur) auf unterkritischem Maß gehalten wer-
den. Anwendungsgrenzen für Betriebsbedingun-
4H.Fe/ C Fe3 C ! CH4 C 3Fe: (34.20)
gen für niedriglegierte Stähle mit Druckwasser-
Aufgrund der Molekülgröße des Methans, kann stoffbeaufschlagung finden sich zum Beispiel im
dieses im Gegensatz zum atomaren Wasserstoff Nelson-Diagramm. Grundlagen zur Anwendung
nicht durch den Stahl diffundieren und somit des Nelson Diagrammes finden sich dabei in
entweichen. Die Folge ist die Ansammlung von der aktuellsten Ausgabe der API RP (Ameri-
unter hohem Druck stehenden Regionen von can Petroleum Institute Recommended Practice)
Gasmolekülen im Metallinneren. Zusätzlich zur 941 (2018). Zusätzlich können metallurgisch op-
Gasbildung im Werkstoff selbst, tritt der Effekt, timierte Stähle eingesetzt werden, die karbidsta-
dass die Auflösung der Eisenkarbide, die me- bilisierende Elemente wie V, Nb oder Ti ent-
chanischen Eigenschaften des Stahls vermindert. halten. Speziell in der chemischen bzw. petro-
34
Ausgehend von bereits vorhandenen Werkstoff- chemischen Industrie kommen vielfach Kompo-
trennungen an Einschlüssen, bevorzugt entlang nenten zum Einsatz, die bei erhöhten Tempera-
722 T. Böllinghaus et al.
turen und Drücken mit reinem Druckwasserstoff ckel, Kobalt und Eisen zu niedrig schmelzenden
oder wasserstoffhaltigen Medien zur Ammoni- Komplexsalzen, wie Na3 Fe(SO4 )3 (TS = 620 °C),
akerzeugung arbeiten. Typischerweise wurden Na3 Fe(SO4 )3 / K3 Fe(SO4 )3 (TS = 555 °C) sowie
hier früher niedriglegierte 2,25 % Cr–1 % Mo- CoSO4 (TS = 565 °C) und NiSO4 (TS = 671 °C)
Stähle eingesetzt. Diese Stähle weisen jedoch führt dann zu einer besonders raschen Korrosi-
nur eine begrenzte Beständigkeit gegen Entkoh- onsreaktion, die sehr schnell zum völligen Versa-
lung unter wasserstoffhaltigem Betrieb bei weiter gen eines Bauteiles führen kann. Im Gegensatz
steigenden Temperaturen und Drücken auf. Des- zur Aufkohlung ist die Aufschwefelung eines
wegen werden diese Stähle mit 0,25 % Vanadium Werkstoffes gefährlicher. Der Grund ist die we-
stabilisiert. Das Zulegieren von Vanadium sorgt sentlich erhöhte Geschwindigkeit der Werkstoff-
für die bevorzugte Ausbildung von sehr klei- schädigung. In sauerstoffreichen Atmosphären
nen und feinstverteilten Karbiden (beispielsweise kann beispielsweise ein zu hoher Gehalt an SO2
VC, V4 C, V4 C3 ) im Stahlgefüge. Diese Aus- die Aufschwefelung der Werkstoffe und deren
scheidungen haben dabei zwei positive Effekte. fortschreitende Korrosion fördern.
Zum einen verbessern sie die Hochtemperaturei-
genschaften dieser Stähle (wie die Kriechfestig- Aufstickung
keit) erheblich. Zum anderen wird die Beständig- Die Aufstickung kann als unerwünschter Effekt
keit der Stähle gegenüber dem Wasserstoffangriff beim Betrieb von Komponenten in N2 -haltigen
wesentlich verbessert. Auch bei Vanadium-le- Atmosphären bei hohen Temperaturen auftreten.
gierten Stählen wird Wasserstoff aufgenommen, Beispielsweise sind Werkstoffe in stickstoffhal-
jedoch kann dieser dann nicht mit dem Kohlen- tigen Rauchgasen oder bei der Ammoniaksyn-
stoff zu Methan reagieren, da die Affinität des these (Haber-Bosch-Verfahren) anfällig für die
Vanadiums zum Kohlenstoff auch bei erhöhten Aufstickung. Dabei wird Stickstoff über die Ad-
Temperaturen größer ist als die des Wasserstoffs. sorption an der Werkstoffoberfläche angelagert.
Bei hochchromhaltigen Stählen können sich be-
Aufschwefelung reits bei Temperaturen von 300 °C Deckschichten
Die Schwefelkorrosion führt zur Bildung von aus Chromnitriden bilden, welche bei mechani-
weichen oder spröden Metallsulfiden (MeX S2 , scher oder thermischer Belastung leicht abplat-
MeX S3 , MeX S4 ) oder Metallsulfaten (MeX SO4 ) zen. Deswegen bilden sich ständig neue Schich-
an der Stahloberfläche. Diese können bei er- ten aus, verbunden mit einem starken Materialab-
höhten Temperaturen auch schmelzflüssig sein. trag. Weiterverbreitet als die Nitrid-Deckschich-
Typischerweise ist die Hauptursache für ih- ten ist die innere Nitrierung, bei der durch die
re Bildung in der Zusammensetzung von Ver- Diffusion des Stickstoffs in den Werkstoff Ge-
brennungsabgasen zu suchen, also in der Ver- fügeveränderungen hervorgerufen werden. Meis-
brennung schwefelreicher Brennstoffe wie Koh- tens äußert sich dieser Effekt in der Bildung von
le oder Schwerölen. Das Problem der Schwe- Phasen (Me2 N oder Me3 N), die die Härte des
felkorrosion tritt aber auch bei komplexen Metalls erhöhen. Technisch gezielt genutzt wird
schwefelhaltigen Mischabgasen wie in Müll- dieser Effekt beim Nitrieren von Randschichten
verbrennungsanlagen oder Biomassekraftwerken (Härten) von Bauteilen, um z. B. die Verschleiß-
auf. Sie wird dann als katastrophal bezeich- festigkeit zu erhöhen. Jedoch kann aber auch
net, wenn sich niedrig schmelzende Sulfide hier bei hochlegierten Chromstählen die Korrosi-
wie NiS (TS = 995 °C) oder niedrig schmelzen- onsbeständigkeit herabgesetzt werden durch die
de Eutektika wie Ni / Ni3 S2 (TS = 637 °C) bil- Diffusion von Cr aus dem Bauteil in die nitrierte
den. Beispielsweise führt in Verbrennungsgasen Schicht während des Randschichthärtens.
Schwefel zusammen mit Alkalimetallen (Ele-
mente der 1. Hauptgruppe wie Na, K), Chlor und Halogenierung
Sauerstoff zur Bildung korrosiver Salzschmel- Neben Sauerstoff, Kohlenstoff, Schwefel und
zen. Die Reaktionen aus der Verbrennungs- Stickstoff können weitere trockene Angriffsme-
atmosphäre mit den Legierungselementen Ni- dien (im Gegensatz zur wässrigen elektrochemi-
34 Korrosion und Korrosionsschutz 723
schen Korrosion) wie Halogenide zur Hochtem- kann. Durch die während der Hochtemperatur-
peraturkorrosion bei entsprechenden Einsatzbe- korrosion ablaufenden Reaktionen kann darüber
dingungen führen. Die wichtigsten Halogenid- hinaus die chemische Zusammensetzung und die
Bildner sind dabei Chlor, Fluor oder Brom. In Mikrostruktur des Werkstoffes auch in tieferen
solchen Atmosphären kann es durch Halogen- Bereichen so verändert worden sein, dass seine
wasserstoffe (HF, HCl oder HBr) bzw. deren Festigkeits- und Verformungseigenschaften er-
Säuren zu starker Korrosion kommen. Beispiels- heblich von denen im Anlieferungszustand ab-
weise kann Chlorwasserstoff mit Sauerstoff zu weichen.
reinem Chlor unter Wasserabgabe reagieren. Die- Andererseits weisen die schützenden Oxid-
ses reine Chlor kann sich dann mit Chromoxiden schichten häufig ein geringeres Verformungsver-
verbinden (z. B. aus der Passivschicht von korro- mögen als der übrige Werkstoff auf und können
sionsbeständigen Stählen) und bildet Metallchlo- daher infolge von mechanischen Beanspruchun-
ride, gen in Form von Dehnungen schnell aufreißen
oder sich ablösen („Abplatzen“). Beispielswei-
2Cr3 O3 C 6Cl2 ! 4CrCl3 C 3O2 (34.21)
se sind Schichten aus Chromnitriden infolge
Diese können dann die Schutzwirkung der Oxi- des ungewollten Aufstickens in Ammoniakatmo-
dationsschutzschicht negativ beeinflussen. Er- sphäre sehr spröde. Auch thermisch verursachte
schwerend kommt hinzu, dass diese Metallchlori- Spannungen und Verformungen oder Tempera-
de bei höheren Temperaturen hohe Dampfdrücke turdifferenzen zwischen dem Werkstoff und der
aufweisen. Das freilegende Material „dampft“ Deckschicht sowie interne Wachstumsspannun-
quasi ab und die resultierenden Korrosionsra- gen in der Deckschicht können zu deren frü-
ten sind dementsprechend erhöht. Besondere Be- heren Versagen führen, alles mit der Konse-
rücksichtigung von Halogenen ist bei der immer quenz eines erheblich beschleunigten weiteren
weiteren Verbreitung von Biomassekraftwerken Korrosionsangriffes. Ein Beispiel aus der Praxis
zu berücksichtigen aber auch in Müllverbren- für alternierende Betriebsbedingungen, sind die
nungsanlagen (Einsatz von korrosionsbeständi- häufigeren notwendigen Lastwechselvorgänge in
gen Cr-Ni-Stählen). So können beispielsweise fossil befeuerten Kraftwerken aufgrund der im-
Abfallprodukte Halogene enthalten (z. B. Chlor mer häufiger verfügbaren Tagesspitzen an elektri-
aus Kunststoffen wie PVC oder Fluor aus haloge- schem Strom durch moderne Energiegewinnung
nierten Kohlenwasserstoffen wie Teflon). Tech- (Wind, Wasser). Die erhöhte Stromproduktion
nisch werden Halogenidatmosphären aber auch muss dann durch ein Absenken der Spitzenlast
gezielt bei Beschichtungsprozessen wie CVD in Kohlekraftwerken kompensiert werden. Die
eingesetzt, um Cr, Al oder Si abzuscheiden. dadurch erhöhte Anzahl von Ab- und Anfahr-
zyklen, mit dementsprechenden Temperatur- und
Druckänderungen, bedingt hohe thermomechani-
34.3.2 Hochtemperaturkorrosion mit sche Spannungsgradienten (z. B. in den Dampf-
mechanischer Beanspruchung leitungen) die die innere schützende Magnetit-
Schicht schwächt. Eine zusätzliche Kriechbean-
Kommt es bei der Hochtemperaturkorrosion spruchung und/oder insbesondere eine wechseln-
überlagernd zur mechanischen Beanspruchung de mechanische Beanspruchung führen immer
eines Bauteiles, so wirken beide Beanspruchun- zu stark beschleunigtem Rissstart und -fortschritt
gen kombinatorisch auf Bauteile ein und führen [16]. Dementsprechend ist ein spezielles Monito-
zur wesentlichen Verkürzung der Bauteil- bzw. ring von Hochtemperatur-belasteten Komponen-
Komponentenlebensdauer. Einerseits ist zu be- ten unabdingbar, beispielsweise im Rahmen der
achten, dass die mechanische Integrität von Bau- Zustandsüberwachung/Revision von Anlagen in
teilen und Komponenten infolge der überwiegend der chemischen Industrie oder Energieerzeugung
34
oxidationsbedingten Reduzierung der tragenden aus fossilen Trägern, Biomasse oder der thermi-
Querschnitte bereits erheblich beeinträchtigt sein schen Verwertung von Abfällen.
724 T. Böllinghaus et al.
34
Teil V
Thermodynamik
Die Thermodynamik ist als Teilgebiet der Physik eine allgemeine Energieleh-
re. Sie befasst sich mit den verschiedenen Erscheinungsformen der Energie
und deren Umwandlung ineinander. Sie stellt die allgemeinen Gesetze be-
reit, die jeder Energieumwandlung zugrunde liegen. Dies sind insbesondere
der erste Hauptsatz (die Energiebilanz), der zweite Hauptsatz (die Entro-
piebilanz) sowie die thermischen und kalorischen Zustandsgleichungen der
Stoffe. Auf dieser Basis werden zunächst Zustandsänderungen reiner Stof-
fe beschrieben, die für technische Anwendungen relevant sind, sowie die
thermodynamischen Prozesse für Wärmekraftanlagen, Kältemaschinen und
Wärmepumpen, die reine Stoffe als Arbeitsmedium im Kreislauf führen. Die
grundlegenden thermodynamischen Gesetze werden anschließend erweitert
für die Beschreibung von Stoffgemischen und angewandt auf Zustands-
änderungen feuchter Luft für die Klimatechnik sowie auf die Stoff- und
Energieumwandlung für Verbrennungsprozesse. Ergänzend wird im vor-
liegenden Teil eine Einführung in die Grundlagen der Wärmeübertragung
gegeben, da Wärmeübertragungsvorgänge und thermodynamische Prozesse
in den technischen Anwendungen meist unmittelbar miteinander verknüpft
sind.
Thermodynamik. Grundbegriffe
35
Peter Stephan und Karl Stephan
35.1 Systeme, Systemgrenzen, so werden die über die Systemgrenze ein- und
Umgebung austretenden Energien und die Energieänderun-
gen und Eigenschaften im System in Form einer
Unter einem thermodynamischen System, kurz Bilanzgleichung miteinander verknüpft. Ein Sys-
auch System genannt, versteht man dasjenige ma- tem heißt geschlossen, wenn die Systemgrenze
terielle Gebilde oder Gebiet, das Gegenstand der für Materie undurchlässig und offen, wenn sie
thermodynamischen Untersuchung sein soll. Bei- für Materie durchlässig ist. Während die Mas-
spiele für Systeme sind eine Gasmenge, eine se eines geschlossenen Systems unveränderlich
Flüssigkeit und ihr Dampf, ein Gemisch mehre- ist, ändert sich die Masse eines offenen Sys-
rer Flüssigkeiten, ein Kristall oder eine energie- tems, wenn die während einer bestimmten Zeit
technische Anlage. Das System wird durch eine in das System einströmende Masse von der aus-
materielle oder gedachte Systemgrenze von sei- strömenden verschieden ist. Sind einströmende
ner Umwelt, der sog. Umgebung getrennt. Eine und ausströmende Masse gleich, so bleibt auch
Systemgrenze darf sich während des zu unter- die Masse des offenen Systems konstant. Beispie-
suchenden Vorgangs verschieben, beispielswei- le für geschlossene Systeme sind feste Körper
se wenn sich eine Gasmenge ausdehnt, und sie oder Massenelemente in der Mechanik, Beispiele
darf außerdem für Energie und Materie durchläs- für offene Systeme sind Turbinen, Strahltriebwer-
sig sein. Energie kann über eine Systemgrenze ke, strömende Fluide (Gase oder Flüssigkeiten)
mit einer ein- oder austretenden Materie sowie in Kanälen. Ist ein System gegenüber seiner Um-
in Form von Wärme (Abschn. 37.2.3) und Ar- gebung vollkommen thermisch isoliert, kann also
beit (Abschn. 37.2.1) transportiert werden. Das keine Wärme über die Systemgrenze transpor-
System mit seiner Systemgrenze dient bei der tiert werden, so spricht man von einem adiabaten
Betrachtung und Berechnung von Energieum- System. Abgeschlossen nennt man ein System,
wandlungsprozessen als Bilanzraum mit seiner das von allen Einwirkungen seiner Umgebung
Bilanzgrenze. Stellt man z. B. eine Energiebilanz isoliert ist, sodass weder Energie in Form von
(Kap. 37 Erster Hauptsatz) für das System auf, Wärme oder Arbeit noch Materie mit der Umge-
bung ausgetauscht werden.
P. Stephan () Die Unterscheidung zwischen geschlossenem
Technische Universität Darmstadt und offenem System entspricht der Unterschei-
Darmstadt, Deutschland dung zwischen Lagrangeschem und Eulerschem
E-Mail: [email protected] Bezugssystem in der Strömungsmechanik. Im La-
K. Stephan grangeschen Bezugssystem, das dem geschlosse-
Universität Stuttgart nen System entspricht, untersucht man die Be-
Stuttgart, Deutschland
E-Mail: [email protected] wegung eines Fluids, indem man dieses in klei-
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 729
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_35
730 P. Stephan und K. Stephan
36.1 Thermisches Gleichgewicht Transport von Wärme jedoch zulässt, nennt man
diatherm. Eine diatherme Wand ist „thermisch“
Häufig sprechen wir von „heißen“ oder „kalten“ leitend. Eine thermisch vollkommen isolierende
Körpern, ohne solche Zustände zunächst genau Wand, nennt man adiabat.
durch eine Zustandsgröße zu quantifizieren.
Bringt man nun ein solches geschlossenes hei-
ßes System A mit einem geschlossenen kalten 36.2 Nullter Hauptsatz und
System B in Kontakt, so wird über die Kon- empirische Temperatur
taktfläche Energie in Form von Wärme trans-
portiert. Dabei ändern sich die Zustandsgrößen Herrscht thermisches Gleichgewicht zwischen
beider Systeme mit der Zeit bis sich nach hinrei- den Systemen A und C und den Systemen B und
chend langer Zeit neue feste Werte einstellen und C, dann befinden sich erfahrungsgemäß auch die
der Energietransport zum Stillstand kommt. In Systeme A und B im thermischen Gleichgewicht,
diesem Endzustand herrscht thermisches Gleich- wenn man sie über eine diatherme Wand mitein-
gewicht zwischen den Systemen. ander in Kontakt bringt. Diesen Erfahrungssatz
Die Geschwindigkeit, mit der die Systeme die- bezeichnet man als „nullten Hauptsatz der Ther-
sen Gleichgewichtszustand erreichen, hängt von modynamik“. Er lautet: Zwei Systeme im thermi-
der Art des Kontakts der Systeme sowie ihrer schen Gleichgewicht mit einem dritten befinden
thermischen Eigenschaften ab. Sind die Systeme sich auch untereinander im thermischen Gleich-
z. B. nur durch eine dünne Metallwand vonein- gewicht.
ander getrennt, so wird sich das Gleichgewicht Um festzustellen, ob sich zwei Systeme A und
schneller einstellen, als wenn sie durch eine di- B im thermischen Gleichgewicht befinden, bringt
cke Wand aus Polystyrolschaum getrennt sind. man sie nacheinander in Kontakt mit einem Sys-
Eine Trennwand, die lediglich jeden Stoffaus- tem C, dessen Masse klein sei im Vergleich zu
tausch und auch jede mechanische, magnetische derjenigen der Systeme A und B, damit Zustands-
oder elektrische Wechselwirkung verhindert, den änderungen in den Systemen A und B während
der Gleichgewichtseinstellung vernachlässigbar
P. Stephan () sind. Bringt man C erst mit A in Kontakt, so
Technische Universität Darmstadt ändern sich bestimmte Zustandsgrößen von C,
Darmstadt, Deutschland
beispielsweise sein elektrischer Widerstand. Die-
E-Mail: [email protected]
se Zustandsgrößen bleiben beim anschließenden
K. Stephan
Universität Stuttgart
Kontakt zwischen B und C unverändert, wenn zu-
Stuttgart, Deutschland vor thermisches Gleichgewicht zwischen A und
E-Mail: [email protected] B herrschte. Mit C kann man so prüfen, ob
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734 P. Stephan und K. Stephan
Alle Stoffe außer Helium sollen die natürliche Isotopenzusammensetzung haben. Wasserstoff besteht aus Ortho- und
Parawasserstoff bei Gleichgewichtszusammensetzung.
mw 2 =2 und die potentielle Energie des Systems Die stets positive Dissipationsarbeit erhöht die
mgz werden verändert. Es gilt Energie des Systems und bewirkt einen anderen
Zustandsverlauf p(V) als im reversiblen Fall. Vo-
2
w2 w12 raussetzung für die Berechnung des Integrals in
Wm12 D m C mg .z2 z1 / : Gl. (37.6) ist, dass p eine eindeutige Funktion von
2 2
(37.3) V ist. Die Gl. (37.6) gilt also beispielsweise nicht
Gl. (37.3) ist bekannt als der Energiesatz der Me- mehr in einem Systembereich, durch den eine
chanik. Volumenarbeit ist die Arbeit, die man Schallwelle läuft.
verrichten muss, um das Volumen eines Systems Allgemein lässt sich Arbeit als Produkt aus
zu ändern. In einem System vom Volumen V, das einer generalisierten Kraft Fk und einer genera-
den veränderlichen Druck p besitzt, verschiebt lisierten Verschiebung dXk herleiten. Hinzuzufü-
sich dabei ein Element dA der Oberfläche um die gen ist bei wirklichen Prozessen die dissipierte
Strecke dz. Die verrichtete Arbeit ist Arbeit
Z X
dW D Fk dXk C dWdiss : (37.7)
dWv D p dA dz D pdV ; (37.4)
A Man erkennt: In irreversiblen Prozessen, Wdiss >
0, ist mehr Arbeit aufzuwenden, oder es wird we-
und es ist
niger Arbeit gewonnen als in reversiblen, Wdiss D
Z2
0.
Wv 12 D pdV : (37.5)
In Tab. 37.1 sind verschiedene Formen der Ar-
1 beit aufgeführt.
Das Minuszeichen kommt dadurch zustande, Unter technischer Arbeit versteht man die von
dass eine zugeführte Arbeit vereinbarungsgemäß einer Maschine – Verdichter, Turbine, Strahl-
positiv ist und zu einer Volumenverkleinerung triebwerk u. a. – an einem Stoffstrom verrichtete
führt. Gl. (37.5) gilt nur, wenn der Druck p im Arbeit. Erfährt eine Masse m längs eines Wegs dz
Inneren des Systems in jedem Augenblick der durch eine Maschine eine Druckerhöhung dp, so
Zustandsänderung eine eindeutige Funktion des ist die technische Arbeit
Volumens und gleich dem von der Umgebung
ausgeübten Druck ist. Ein kleiner Über- oder dWt D mdp C dWdiss :
Unterdruck der Umgebung bewirkt dann entwe-
Werden außerdem kinetische und potentielle
der eine Volumenabnahme oder -zunahme des
Energie des Stoffstroms geändert, so wird noch
Systems. Man bezeichnet solche Zustandsände-
eine mechanische Arbeit verrichtet. Die längs des
rungen, bei denen ein beliebig kleines „Überge-
Wegs 1–2 verrichtete technische Arbeit ist
wicht“ genügt, um sie in der einen oder ande-
ren Richtung ablaufen zu lassen, als reversibel. Z2
Gl. (37.5) ist daher die Volumenarbeit bei reversi- Wt12 D V dp C .Wdiss /12 C Wm12 ; (37.8)
bler Zustandsänderung. In wirklichen Prozessen
1
bedarf es zur Überwindung der Reibung im In-
neren des Systems eines endlichen Überdrucks mit Wm12 nach Gl. (37.3).
der Umgebung. Solche Zustandsänderungen sind
irreversibel. Die zugeführte Arbeit ist um den
dissipierten Anteil .Wdiss /12 größer. Die Volu- 37.2.2 Innere Energie und
menarbeit bei irreversibler Zustandsänderung ist Systemenergie
Tab. 37.1 Verschiedene Formen der Arbeit. Einheiten im Internationalen Einheitensystem sind in Klammern angege-
ben
Art der Arbeit Generalisierte Kraft Generalisierte Verschiebung Verrichtete Arbeit
lineare elastische Kraft Verschiebung dW D F dz D d"V ŒNm
Verschiebung F ŒN dz Œm
Drehung eines starren Drehmoment Drehwinkel dW D Md d˛ ŒNm
Körpers Md ŒNm d˛ Œ–
Volumenarbeit Druck Volumen dWv D pdV ŒNm 37
p ŒN=m2 dV Œm3
Oberflächenvergrößerung Oberflächenspannung Fläche dW D 0 dA ŒNm
0 ŒN=m A Œm2
elektrische Arbeit Spannung Ladung dW D Ue dQe ŒWs
Ue ŒV Qe ŒC in einem linearen Leiter vom
Widerstand R
dW D Ue I dt
D RI 2 dt
D U 2 =R dt ŒWs
magnetische Arbeit, magnetische Feldstärke magnetische Induktion dW D 0 H 0 dH 0 ŒWs=m3
v
Rotations- und Schwingungsenergie der Elemen- überführt wird. Vereinbarungsgemäß ist eine zu-
tarteilchen. Man nennt diese die innere Energie U geführte Wärme positiv, eine abgeführte negativ.
des Systems. Sie ist eine extensive Zustandsgrö-
ße. Die gesamte Systemenergie E eines Systems
der Masse m besteht aus innerer Energie, kineti-
scher Energie Ekin und potentieller Energie Epot 37.3 Anwendung auf geschlossene
Systeme
E D U C Ekin C Epot : (37.9)
Für ein geschlossenes System folgt aus der all-
gemeinen Formulierung des ersten Hauptsatzes
37.2.3 Wärme nach Gl. (37.1)
richtet wird, so lautet Gl. (37.10) grenze wieder in die Umgebung zu bringen. Es
ist somit die am geschlossenen System verrichte-
Z2 te Arbeit
U2 U1 D Q12 pdV C .Wdiss /12 : (37.11)
1 W12 D Wt12 C m.p1 1 p2 2 / : (37.12)
Diese Form folgt aus der allgemeinen Formulie- vor und nach der Drosselstelle. Bei der Dros-
rung des ersten Hautpsatzes Gl. (37.1) mit dE D selung bleibt die Enthalpie konstant. Man be-
0 und den Definitionen für technische Arbeit achte, dass die Änderung der kinetischen und
(Gl. (37.12)) und Enthalpie (Gl. (37.14)): der potentiellen Energie vernachlässigt wur-
de.
O D dQ C dW C dEm :
37
Betrachtet man einen kontinuierlich ablaufenden 37.4.2 Instationäre Prozesse
Prozess, so wählt man anstatt Gl. (37.15) besser
folgende Form der Bilanzgleichung Ist im System nach Abb. 37.1 die während ei-
ner bestimmten Zeit zugeführte Materie m1 von
2
w der während der gleichen Zeit abgeführten Mate-
0 D QP C P C m P h1 C 1 C gz1 rie m
2 2 verschieden, so wird Materie im Inneren
des Systems gespeichert, was zu einer zeitlichen
w2
m P h2 C 2 C gz2 ; Änderung von dessen innerer Energie und u. U.
2
auch der kinetischen und potentiellen Energie
führt. Die Energie des Systems ändert sich wäh-
wobei QP D dQ=d der Wärmestrom, P D
rend einer Zustandsänderung 1–2 um E2 E1 ,
dWt =d die technische Leistung und m P der Mas-
sodass an Stelle von Gl. (37.15) folgende Form
senstrom sind. Häufig sind Änderungen von kine-
des ersten Hauptsatzes tritt
tischer und potentieller Energie vernachlässigbar.
Dann vereinfacht sich Gl. (37.15) zu E2 E1 D Q12 C Wt12
w12
0 D Q12 C Wt12 C H1 H2 : (37.16) C m1 h1 C C gz1
2
Sonderfälle hiervon sind: w22
m2 h2 C C gz2 :
2
a) Adiabate Zustandsänderungen, wie sie in Ver- (37.19)
dichtern, Turbinen und Triebwerken nähe- Sind die Fluidzustände 1 beim Einströmen und
rungsweise auftreten 2 beim Ausströmen zeitlich veränderlich, so
geht man zweckmäßigerweise zur differentiellen
Schreibweise über:
0 D Wt12 C H1 H2 : (37.17)
w12
b) Die Drosselung einer Strömung in einer adia- dE D dQ C dWt C dm1 h1 C C gz1
2
baten Rohrleitung durch eingebaute Hinder-
w22
nisse, Abb. 37.2. Diese bewirken eine Druck- dm2 h2 C C gz2 ;
absenkung. Es ist 2
(37.20)
die der allgemeinen Formulierung des ersten
H1 D H2 (37.18) Hauptsatzes nach Gl. (37.1)
dE D dQ C dW C dEm
entspricht.
Um das Füllen oder Entleeren von Behältern
zu untersuchen, kann man meistens die Ände-
rungen von kinetischer und potentieller Energie
vernachlässigen, außerdem wird oft keine tech-
Abb. 37.2 Adiabate Drosselung nische Arbeit verrichtet, sodass sich Gl. (37.20)
742 P. Stephan und K. Stephan
38.1 Das Prinzip der Irreversibilität man eine Kraft, z. B. durch einen Überdruck der
Umgebung, auf die Systemgrenze ausübt. Wird
Bringt man zwei Systeme A und B miteinander in diese Kraft sehr langsam erhöht, so wird das
Kontakt, so laufen Austauschvorgänge ab, und es Volumen des Gases ab- und seine Temperatur
stellt sich nach hinreichend langer Zeit ein neu- zunehmen, wobei sich das Gas zu jeder Zeit in ei-
er Gleichgewichtszustand ein. Als Beispiel sei nem Gleichgewichtszustand befindet. Reduziert
ein System A mit einem System B verschiedener man die Kraft langsam wieder auf null, so gelangt
Temperatur in Kontakt gebracht. Im Endzustand das Gas wieder in seinen Ausgangszustand. Die-
besitzen die Systeme gleiche Temperatur. Es ser Vorgang ist also reversibel oder umkehrbar.
hat sich thermisches Gleichgewicht eingestellt. Reversible Prozesse sind idealisierte Grenz-
Bis zum Erreichen des Gleichgewichts werden fälle der wirklichen Prozesse und kommen in
in kontinuierlicher Folge Nichtgleichgewichtszu- der Natur nicht vor. Alle natürlichen Prozesse
stände durchlaufen. sind irreversibel, weil es einer endlichen „Kraft“
Unsere Erfahrung lehrt uns, dass dieser Pro- bedarf, um einen Prozess auszulösen, beispiels-
zess nicht von selbst, d. h. ohne Austausch mit weise einer endlichen Kraft, um einen Körper
der Umgebung, in umgekehrter Richtung ab- bei Reibung zu verschieben oder einer endlichen
läuft. Solche Prozesse nennt man irreversibel Temperaturdifferenz, um ihm Wärme zuzufüh-
oder nicht umkehrbar. ren. Sie laufen, bedingt durch die endliche Kraft,
Austauschprozesse, bei denen Nichtgleichge- in einer bestimmten Richtung ab. Diese Erfah-
wichtszustände durchlaufen werden, sind grund- rungstatsache führt zu folgenden Formulierungen
sätzlich irreversibel. Ein Prozess aus einer konti- des zweiten Hauptsatzes:
nuierlichen Folge von Gleichgewichtszuständen
ist hingegen reversibel oder umkehrbar. Alle natürlichen Prozesse sind irreversibel.
Beispielhaft sei die reibungsfreie adiabate Alle Prozesse mit Reibung sind irreversibel.
Kompression eines Gases genannt. Dem System Wärme kann nie von selbst von einem Körper
Gas kann man Volumenarbeit zuführen, indem niederer auf einen Körper höherer Temperatur
übergehen.
P. Stephan ()
Technische Universität Darmstadt „Von selbst“ bedeutet hierbei, dass man den
Darmstadt, Deutschland genannten Vorgang nicht ausführen kann, ohne
E-Mail: [email protected] dass Änderungen in der Natur zurückbleiben. Ne-
K. Stephan ben den oben genannten gibt es noch viele für
Universität Stuttgart andere spezielle Prozesse gültige Formulierun-
Stuttgart, Deutschland
E-Mail: [email protected] gen.
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744 P. Stephan und K. Stephan
Eine der Gl. (38.1) äquivalente Beziehung ergibt Die zeitliche Änderung der Systemtropie S setzt
P
sich, wenn man U eliminiert und durch die En- sich also aus Entropieströmung Sa und Entropie-
P
erzeugung Si zusammen,
thalpie H D U C pV ersetzt
Für die Entropieerzeugung gilt: Man nennt 12 die während einer Zustandsände-
rung 1–2 dissipierte Energie. Es gilt: Die dissi-
SPi D 0 für reversible Prozesse ; pierte Energie ist stets positiv.
SPi > 0 für irreversible Prozesse ; Diese Aussage gilt nicht nur für adiabate
Systeme, sondern ganz allgemein, da die En-
SPi < 0 nicht möglich : (38.9)
tropieerzeugung definitionsgemäß der Anteil der
Entropieänderung ist, der auftritt, wenn das Sys-
tem adiabat und geschlossen ist, also SPa D 0 gilt.
38.3 Spezielle Formulierungen
Für adiabate Systeme ist SPQ D 0, für geschlosse- Für geschlossene Systeme mit Wärmezufuhr
ne Systeme ist SPm D 0, und daher folgt SP D SPi . kann man Gl. (38.1) schreiben
Es gilt also:
In adiabaten, geschlossenen Systemen kann dU D T dSQ C T dSi pdV
die Entropie niemals abnehmen, sie kann nur zu-
D T dSQ C dWdiss pdV : (38.12)
nehmen bei irreversiblen oder konstant bleiben
bei reversiblen Prozessen.
Ein Vergleich mit dem ersten Hauptsatz,
Setzt sich ein adiabates, geschlossenes System
Gl. (37.11), ergibt
aus ˛ Untersystemen zusammen, so gilt für die
Summe der Entropieänderungen S .˛/ der Un-
dQ D T dSQ : (38.13)
tersysteme X
S .˛/ 0 : (38.10)
Wärme ist demnach Energie, die mit Entropie
˛
über die Systemgrenze strömt, während Arbeit
In einem adiabaten, geschlossenen System ist ohne Entropieaustausch übertragen wird.
nach Gl. (38.1) mit dS D dSi Addiert man in Gl. (38.13) auf der rechten Sei-
te den stets positiven Term T dSi , so folgt die
dU D T dSi pdV :
Clausiussche Ungleichung
Andererseits folgt aus dem ersten Hauptsatz nach
Z2
Gl. (37.11) dQ
dQ T dS oder S : (38.14)
T
dU D dWdiss pdV 1
Nach dem ersten Hauptsatz bleibt die Energie man die täglich und jahreszeitlich bedingten
in einem abgeschlossenen System konstant. Da Schwankungen der intensiven Zustandsgrößen
man jedes nicht abgeschlossene System durch außer Acht lässt.
Hinzunahme der Umgebung in ein abgeschlos- In vielen technischen Prozessen wird Arbeit
senes verwandeln kann, ist es stets möglich, ein gewonnen, indem man ein System von gege-
System zu bilden, in dem während eines ther- benem Anfangszustand mit der Umgebung ins
modynamischen Prozesses die Energie konstant Gleichgewicht bringt. Das Maximum an Arbeit
bleibt. Ein Energieverlust ist daher nicht möglich. wird dann gewonnen, wenn alle Zustandsände-
In einem thermodynamischen Prozess wird ledig- rungen reversibel sind.
lich Energie umgewandelt. Wie viel von der in Man bezeichnet die bei Einstellung des
einem System gespeicherten Energie umgewan- Gleichgewichts mit der Umgebung maximal ge-
delt wird, hängt vom Zustand der Umgebung ab. winnbare Arbeit als Exergie Wex .
Befindet sich diese im Gleichgewicht mit dem
System, so wird keine Energie umgewandelt; je
stärker die Abweichung vom Gleichgewicht ist, 39.1 Exergie eines geschlossenen
desto mehr Energie des Systems kann umgewan- Systems
delt werden.
Viele thermodynamische Prozesse laufen in Um die Exergie eines geschlossenen Systems,
der irdischen Atmosphäre ab, die somit die Um- das sich im Zustand 1 befindet, zu berechnen, be-
gebung der meisten thermodynamischen Systeme trachtet man einen Prozess, bei dem das System
darstellt. Die irdische Atmosphäre kann man im reversibel mit seiner Umgebung ins thermische
Vergleich zu den sehr viel kleineren thermody- und mechanische Gleichgewicht gebracht wird.
namischen Systemen als ein unendlich großes Gleichgewicht liegt vor, wenn die Temperatur des
System ansehen, dessen intensive Zustandsgrö- Systems im Endzustand 2 gleich der Tempera-
ßen Druck, Temperatur und Zusammensetzung tur der Umgebung, T2 D Tu , und der Druck des
sich während eines Prozesses nicht ändern, wenn Systems im Zustand 2 gleich dem Druck der Um-
gebung, p2 D pu , sind.
P. Stephan ()
Unter Vernachlässigung der kinetischen und
Technische Universität Darmstadt potentiellen Energie des Systems gilt nach dem
Darmstadt, Deutschland ersten Hauptsatz, Gl. (37.10),
E-Mail: [email protected]
K. Stephan U2 U1 D Q12 C W12 : (39.1)
Universität Stuttgart
Stuttgart, Deutschland Damit der Prozess reversibel verläuft, muss das
E-Mail: [email protected] System zunächst reversibel adiabat auf Umge-
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748 P. Stephan und K. Stephan
bungstemperatur gebracht und dann Wärme re- 39.2 Exergie eines offenen Systems
versibel bei der konstanten Temperatur Tu über-
tragen werden. Für den Wärmetransport folgt aus Die maximale technische Arbeit oder die Exergie
dem zweiten Hauptsatz, Gl. (38.13), eines Stoffstroms erhält man dadurch, dass der
Stoffstrom auf reversiblem Weg durch Verrichten
Q12 D Tu .S2 S1 / : (39.2) von Arbeit und durch Wärmezu- oder -abfuhr mit
der Umgebung ins Gleichgewicht gebracht wird.
Aus dem ersten Hauptsatz für stationäre Prozesse
Die Arbeit W12 , die am System verrichtet wird,
offener Systeme, unter Vernachlässigung der Än-
setzt sich zusammen aus der maximalen Arbeit,
derung von kinetischer und potentieller Energie,
die man nutzbar machen kann und der Volu-
Gl. (37.16), folgt dann
menarbeit pu .V2 V1 /, die zur Überwindung
des Druckes der Umgebung aufgewendet werden Wex D H1 Hu Tu .S1 Su / : (39.6)
muss. Die maximal nutzbare Arbeit ist die Exer-
gie Wex . Es folgt Von der Enthalpie H 1 wird somit nur der um
Hu C Tu .S1 Su / verminderte Anteil in tech-
nische Arbeit umgewandelt. Wird einem Stoff-
W12 D Wex pu .V2 V1 / : (39.3)
strom Wärme aus der Umgebung zugeführt, so
ist Tu .S1 Su / negativ und die Exergie um den
Setzt man Gl. (39.3) und (39.2) in Gl. (39.1) ein, Anteil dieser zugeführten Wärme größer als die
so ergibt sich Änderung der Enthalpie.
39.5 Exergieverluste
Eine thermische Zustandsgleichung reiner Stoffe Als Einheit der Stoffmenge definiert man das Mol
ist von der Form mit dem Einheitensymbol mol.
Die Zahl der Teilchen (Moleküle, Atome, Ele-
F .p; ; T / D 0 (40.1) mentarteilchen) eines Stoffs nennt man dann
1 Mol, wenn dieser Stoff aus ebenso vielen un-
oder p D p.; T /; D .p; T / und T D ter sich gleichen Teilchen besteht wie in genau
T .p; /. Für technische Berechnungen bevor- 12 g reinen atomaren Kohlenstoffs des Nuklids
zugt man Zustandsgleichungen der Form D 12 C enthalten sind.
.p; T /, da Druck und Temperatur meistens als Man bezeichnet die in einem Mol enthalte-
unabhängige Variablen vorgegeben sind. ne Anzahl von unter sich gleichen Teilchen als
Avogadro-Konstante (in der deutschsprachigen
P. Stephan () Literatur oftmals als Loschmidt-Zahl). Sie ist eine
Technische Universität Darmstadt universelle Naturkonstante und hat den Zahlen-
Darmstadt, Deutschland wert
E-Mail: [email protected]
K. Stephan NA D .6;02214078 ˙ 3;0 108 / 1026 =kmol :
Universität Stuttgart
Stuttgart, Deutschland Die Masse eines Mols, also von NA unter sich
E-Mail: [email protected] gleichen Teilchen, ist eine stoffspezifische Größe
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752 P. Stephan und K. Stephan
und wird Molmasse genannt (Werte s. Tab. 40.1): als Grenzgesetz bei unendlich kleinen Drücken.
Die Abweichung des Verhaltens des gasförmigen
M D m=n (40.3) Wassers von der Zustandsgleichung der idealen
Gase zeigt Abb. 40.1 , in dem p/RT über t für
(SI-Einheit kg=kmol, m Masse in kg, n Molmen- verschiedene Drücke dargestellt ist. Der Realgas-
ge in kmol). Nach Avogadro (1831) gilt: Ideale faktor Z D p=RT ist für ideale Gase gleich
Gase enthalten bei gleichem Druck und gleicher eins, weicht aber für reale Gase hiervon ab. Bei
Temperatur in gleichen Räumen gleich viel Mo- Luft zwischen 0 und 200 °C und für Wasserstoff
leküle. von –15 bis 200 °C erreichen die Abweichungen
Daraus folgt nach Einführen der Molmasse in Z bei Drücken von 20 bar etwa 1 % vom Wert
in die thermische Zustandsgleichung des idealen eins. Bei atmosphärischen Drücken sind bei fast
Gases, Gl. (40.2), dass pV =nT D MR eine für allen Gasen die Abweichungen vom Gesetz des
alle Gase feste Größe ist idealen Gases zu vernachlässigen. Zur Beschrei-
bung des Zustandsverhaltens realer Gase haben
MR D R : (40.4)
sich verschiedene Arten von Zustandsgleichun-
Man nennt R die universelle Gaskonstante. Sie gen bewährt. Eine davon besteht darin, dass man
ist eine Naturkonstante. Es ist den Realgasfaktor Z in Form einer Reihe darstellt
und additiv an den Wert 1 für das ideale Gas Kor-
5
R D 8;314472 ˙ 1;5 10 kJ=.kmol K/ : rekturglieder anfügt
und erzielbarer Genauigkeit dar. Sie lautet Temperatur an Dampf von gleicher Tempera-
tur zu bilden. Dampf und Flüssigkeit befinden
sich im Gleichgewicht. Man nennt diesen Zu-
B.T / C.T / a˛
Z D1C C 2
C 5 stand Sättigungszustand; er ist durch zueinander
RT
c gehörende Werte von Sättigungstemperatur und
C 3 1 C exp 2 ; Sättigungsdruck gekennzeichnet, deren Abhän-
RT 2 2
(40.7) gigkeit voneinander durch die Dampfdruckkurve
mit dargestellt wird, Abb. 40.2. Sie beginnt am Tri-
A0 C0 pelpunkt und endet am kritischen Punkt K eines
B.T / D B0
RT RT 3 Stoffs. Darunter versteht man den Zustandspunkt
und pk ; Tk oberhalb dessen Dampf und Flüssigkeit
a nicht mehr durch eine deutlich wahrnehmbare
C.T / D b :
RT Grenze getrennt sind, sondern kontinuierlich in-
einander übergehen (s. Tab. 40.1). Der kritische
Die Gleichung enthält die acht Konstanten A0 ,
Punkt ist ebenso wie der Tripelpunkt, an dem
B0 , C0 , a, b, c, ˛, , die für viele Stoffe verta-
Dampf, Flüssigkeit und feste Phase eines Stoffs
40
felt sind [3]. Hochgenaue Zustandsgleichungen
miteinander im Gleichgewicht stehen, ein für
benötigt man für die in Wärmekraft- und Käl-
jeden Stoff charakteristischer Punkt. Den Dampf-
teanlagen verwendeten Arbeitsstoffe Wasser [4],
druck vieler Stoffe kann man vom Tripelpunkt bis
Luft [5] und die Kältemittel [6]. Die Gleichungen
zum Siedepunkt bei Atmosphärendruck durch die
für diese Stoffe sind aufwändiger, enthalten mehr
Antoine-Gleichung darstellen
Konstanten und sind nur mit einer elektronischen
Rechenanlage auszuwerten.
ln p D A B=.C C T / ; (40.8)
Dampf verflüssigt ist. Bei weiterer Volumenver- 0;002 m3 =kg. Mit Gl. (40.9) folgt
kleinerung steigt der Druck stark an. Die Kur-
venschar von Abb. 40.3 ist als graphische Dar- x D . 0 /=. 00 0 /
stellung einer Zustandsgleichung für viele Stoffe 0;002 0;001530
D
charakteristisch. Verbindet man die spezifischen 0;01410 0;001530
Volumina der Flüssigkeit bei Sättigungstempera- D 0;03739 D m00 =m ;
turen vor der Verdampfung und des gesättigten
Dampfes, 0 und 00 , so erhält man zwei Kur- also
ven a und b, die linke und die rechte Grenzkurve
m00 D 1000 0;03739 kg
genannt, die sich im kritischen Punkt K treffen.
Ist x der Dampfgehalt, definiert als Masse des D 37;39 kg
00 0
gesättigten Dampfes m bezogen auf die Gesamt- m D 1000 37;39 kg D 962;61 kg : J
masse von gesättigtem Dampf m00 und siedender
Flüssigkeit m0 ; 0 das spezifische Volumen von Man kann die Zustandsgleichung auch als eine
siedender Flüssigkeit und 00 das von Sattdampf, Fläche im Raum mit den Koordinaten p, , t dar-
so gilt für Nassdampf stellen, Abb. 40.4. Die Projektion der Grenzkurve
D x 00 C .1 x/ 0 : (40.9)
Beispiel
in die p, T-Ebene ergibt die Dampfdruckkurve, Aus Gln. (40.10) und (40.11) folgen für die Än-
die Projektion der Fläche in die p, -Ebene lie- derungen von innerer Energie und Enthalpie
fert die Darstellung nach Abb. 40.3.
u2 u1 D Œcv tt21 .t2 t1 /
(40.14)
D Œcv t02 t2 Œcv t01 t1
40.2 Kalorische Zustandsgrößen
von Gasen und Dämpfen und
Abb. 40.5 t, s-Diagramm des Wassers mit Kurven p D const (ausgezogen), D const (gestrichelt) und Kurven
gleicher Enthalpie (strichpunktiert)
die mit steigender Temperatur abnimmt und am zwei der drei Größen r; 00 0 und dp=dT die
kritischen Punkt, wo h00 D h0 ist, zu null wird. dritte zu berechnen.
Die Enthalpie von Nassdampf ist Wenn nicht häufig Zustandsgrößen zu berech-
nen sind oder keine leistungsfähigen Rechner zu
h D .1 x/h0 C xh00 D h0 C xr : (40.19) Verfügung stehen, verwendet man für praktische
Rechnungen Dampftafeln, in denen die Ergeb-
Entsprechend ist die innere Energie nisse theoretischer und experimenteller Untersu-
chungen der Zustandsgrößen zusammengefasst
u D .1 x/u0 C xu00 D u0 C x.u00 u0 / (40.20) sind. Für die in der Technik wichtigen Arbeits-
stoffe findet man Dampftafeln in Tab. 40.5 bis
und die Entropie 40.9. Zur Ermittlung von Anhaltswerten und zur
Darstellung von Zustandsänderungen sind Dia-
s D .1 x/s 0 C xs 00 D s 0 C xr=T ; (40.21) gramme vorteilhaft, z. B. ein t, s-Diagramm wie
Abb. 40.5. Am häufigsten verwendet man in der
da Verdampfungsenthalpie und Verdampfungsen- Praxis Mollier-Diagramme. Das sind solche Dia-
tropie s 00 s 0 zusammenhängen durch gramme, welche die Enthalpie als eine der Koor-
dinaten enthalten, Abb. 40.6.
r D T .s 00 s 0 / : (40.22) Die spezifische Wärmekapazität cp D
.@h=@T /p eines Dampfes hängt außer von der
Nach Clausius-Clapeyron ist die Verdampfungs-
Temperatur in erheblichem Maße vom Druck
enthalpie mit der Steigung dp=dT der Dampf-
ab, ebenso hängt cv D .@u=@T /v außer von der
druckkurve p(T) verknüpft durch
Temperatur noch vom spez. Volumen ab. Bei
dp Annäherung an die Grenzkurve wächst cp des
r D T . 00 0 / ; (40.23) überhitzten Dampfes mit abnehmender Tempera-
dT
tur stark an und wird im kritischen Punkt sogar
wenn T die Siedetemperatur beim Druck p ist. unendlich. Bei Dämpfen ist cp cv keine kon-
Man kann diese Beziehung verwenden, um aus stante Größe mehr wie bei idealen Gasen.
40 Stoffthermodynamik 757
Abb. 40.6 h, s-Diagramm des Wassers mit Kurven p D interessante Bereich ist durch die schraffierte Umrandung
const (ausgezogen), t D const (gestrichelt) und x D const abgegrenzt
(strichpunktiert). Der für die Zwecke der Dampftechnik 40
Tabellen zu Kap. 40
Tab. 40.1 Kritische Daten einiger Stoffe, geordnet nach den kritischen Temperaturena
Zeichen M pk Tk vk
[kg/kmol] [bar] [K] [dm3 =kg]
Quecksilber Hg 200,59 1490 1765 0,213
Anilin C6 H7 N 93,1283 53,1 698,7 2,941
Wasser H2 O 18,0153 220,64 647,1 3,11
Benzol C6 H6 78,1136 48,98 562,1 3,311
Ethylalkohol C2 H5 OH 46,0690 61,48 513,9 3,623
Diethylether C4 H10 O 74,1228 36,42 466,7 3,774
Ethylchlorid C2 H5 Cl 64,5147 52,7 460,4 2,994
Schwefeldioxid SO2 64,0588 78,84 430,7 1,901
Methylchlorid CH3 Cl 50,4878 66,79 416,3 2,755
Ammoniak NH3 17,0305 113,5 405,5 4,444
Chlorwasserstoff HCI 36,4609 83,1 324,7 2,222 40
Distickstoffmonoxid N2 O 44,0128 72,4 309,6 2,212
Acetylen C2 H2 26,0379 61,39 308,3 4,329
Ethan C2 H6 30,0696 48,72 305,3 4,850
Kohlendioxid CO2 44,0098 73,77 304,1 2,139
Ethylen C2 H4 28,0528 50,39 282,3 4,651
Methan CH4 16,0428 45,95 190,6 6,148
Stickstoffmonoxid NO 30,0061 65 180 1,901
Sauerstoff O2 31,999 50,43 154,6 2,294
Argon Ar 39,948 48,65 150,7 1,873
Kohlenmonoxid CO 28,0104 34,98 132,9 3,322
Luft 28,953 37,66 132,5 2,919
Stickstoff N2 28,0134 33,9 126,2 3,192
Wasserstoff H2 2,0159 12,97 33,2 32,26
Helium-4 He 4,0026 2,27 5,19 14,29
a
Zusamengestellt nach:
– Rathmann, D.; Bauer, J.; Thompson, Ph.A.: A table of miscellaneous thermodynamic properties for various substan-
ces, with emphasis on the critical properties. Max-Planck-Inst. f. Strömungsforschung, Göttingen. Bericht 6/1978.
– Atomic weight of elements 1981. Pure Appl. Chem. 55 (1983) 1102–1118.
– Ambrose, D.: Vapour-liquid critical properties. Nat. Phys. Lab., Teddington 1980.
– Lemmon, E. W. ; Huber, M. L.; Linden, M. O.: Reference Fluid thermodynamic and transport properties, REFPROP,
NiST Standard reference database23, version 8,0 (2007).
760 P. Stephan und K. Stephan
Stoff A B C
Methan 6,82051 405,42 267,777
Ethan 6,95942 663,70 256,470
Propan 6,92888 803,81 246,99
Butan 6,93386 935,86 238,73
Isobutan 7,03538 946,35 246,68
Pentan 7,00122 1075,78 233,205
Isopentan 6,95805 1040,73 235,445
Neopentan 6,72917 883,42 227,780
Hexan 6,99514 1168,72 224,210
Heptan 7,01875 1264,37 216,636
Oktan 7,03430 1349,82 209,385
Cyclopentan 7,01166 1124,162 231,361
Methylcyclopentan 6,98773 1186,059 226,042
Cyclohexan 6,96620 1201,531 222,647
Methylcyclohexan 6,94790 1270,763 221,416
Ethylen 6,87246 585,00 255,00
Propylen 6,94450 785,00 247,00
Buten-(1) 6,96780 926,10 240,00
Buten-(2) cis 6,99416 960,100 237,000
Buten-(2) trans 6,99442 960,80 240,00
Isobuten 6,96624 923,200 240,000
Penten-(1) 6,97140 1044,895 233,516
Hexen-(1) 6,99063 1152,971 225,849
Propadien 5,8386 458,06 196,07
Butadien-(1,3) 6,97489 930,546 238,854
Isopren 7,01054 1071,578 233,513
Benzol 7,03055 1211,033 220,790
Toluol 7,07954 1344,800 219,482
Ethylbenzol 7,08209 1424,255 213,206
m-Xylol 7,13398 1462,266 215,105
p-Xylol 7,11542 1453,430 215,307
Isoprophylbenzol 7,06156 1460,793 207,777
Wasser (90–100 °C) 8,0732991 1656,390 226,86
a
Aus: Wilhoit, R.C.; Zwolinski, B.J.: Handbook of vapor pressures and heats of vaporization of hydrocarbons and
related compounds. Publication 101. Thermodynamics Research Center, Dept. of Chemistry, Texas A&M University,
1971 (American Petroleum Institute Research Project 44).
Tab. 40.3 Spezifische Wärmekapazität der Luft bei verschiedenen Drücken berechnet mit der Zustandsgleichung von
Baehr und Schwier [5]
pD 1 25 50 100 150 200 300 [bar]
t D 0ı C cp D 1,0065 1,0579 1,1116 1,2156 1,3022 1,3612 1,4087 [kJ/(kg K)]
t D 50 ı C cp D 1,0080 1,0395 1,0720 1,1335 1,1866 1,2288 1,2816 [kJ/(kg K)]
t D 100 ı C cp D 1,0117 1,0330 1,0549 1,0959 1,1316 1,1614 1,2045 [kJ/(kg K)]
40 Stoffthermodynamik 761
Tab. 40.4 Mittlere Molwärme ŒCN p t0 von idealen Gasen in kJ/(kmol K) zwischen 0 °C und t ı C. Die mittlere molare
Wärmekapazität ŒCN v t0 erhält man durch Verkleinern der Zahlen der Tabelle um den Wert der universellen Gaskonstanten
8,3143 kJ/(kmol K). Zur Umrechnung auf 1 kg sind die Zahlen durch die in der letzten Zeile angegebenen Molmassen
zu dividieren
t
t [°C] CN p 0 [kJ/(kmol K)]
H2 N2 O2 CO H2 O CO2 Luft NH3
0 28,6202 29,0899 29,2642 29,1063 33,4708 35,9176 29,0825 34,99
100 28,9427 29,1151 29,5266 29,1595 33,7121 38,1699 29,1547 36,37
200 29,0717 29,1992 29,9232 29,2882 34,0831 40,1275 29,3033 38,13
300 29,1362 29,3504 30,3871 29,4982 34,5388 41,8299 29,5207 40,02
400 29,1886 29,5632 30,8669 29,7697 35,0485 43,3299 29,7914 41,98
500 29,2470 29,8209 31,3244 30,0805 35,5888 44,6584 30,0927 44,04
600 29,3176 30,1066 31,7499 30,4080 36,1544 45,8462 30,4065 46,09
700 29,4083 30,4006 32,1401 30,7256 36,7415 46,9063 30,7203 48,01
800 29,5171 30,6947 32,4920 31,0519 37,3413 47,8609 31,0265 49,85
900 29,6461 30,9804 32,8151 31,3571 37,9482 48,7231 31,3205 51,53
1000 29,7892 31,2548 33,1094 31,6454 38,5570 49,5017 31,5999 53,08 40
1100 29,9485 31,5181 33,3781 31,9198 39,1621 50,2055 31,8638 54,50
1200 30,1158 31,7673 33,6245 32,1717 39,7583 50,8522 32,1123 55,84
1300 30,2891 31,9998 33,8548 32,4097 40,3418 51,4373 32,3458 57,06
1400 30,4705 32,2182 34,0723 32,6308 40,9127 51,9783 32,5651 58,14
1500 30,6540 32,4255 34,2771 32,8380 41,4675 52,4710 32,7713 59,19
1600 30,8394 32,6187 34,4690 33,0312 42,0042 52,9285 32,96353 60,20
1700 31,0248 32,7979 34,6513 33,2103 42,5229 53,3508 33,1482 61,12
1800 31,2103 32,9688 34,8305 33,3811 43,0254 53,7423 33,3209 61,95
1900 31,3937 33,1284 35,0000 33,5379 43,5081 54,1030 33,4843 62,75
2000 31,5751 33,2797 35,1664 33,6890 43,9745 54,4418 33,6392 63,46
M [kg/kmol] 2,01588 28,01340 31,999 28,01040 18,01528 44,00980 28,953 17,03052
762 P. Stephan und K. Stephan
a
Auszug aus: Wagner, W., Kruse, A.: Properties of water and steam. Zustandsgrößen von Wasser und Wasserdampf.
Berlin: Springer 1998
Tab. 40.6 Zustandsgrößen von Wasser und überhitztem Wasserdampf (Auszug aus: Wagner, W., Kruse, A.: Properties of water and steam. Zustandsgrößen von Wasser und
Wasserdampf. Berlin: Springer 1998)
p ! 1 bar ts D 99;61 ı C 5 bar ts D 151;884 ı C 10 bar ts D 179;89 ı C 15 bar ts D 198;330 ı C 20 bar ts D 212;38 ı C
00
v 00 h00 s v 00 h00 s 00 v 00 h00 s 00 v 00 h00 s 00 v 00 h00 s 00
40 Stoffthermodynamik
1,69402 2674,9 7,3588 0,37480 2748,1 6,8206 0,19435 2777,1 6,5850 0,13170 2791,0 6,4431 0,09958 2798,4 6,3392
t v h s v h s v h s v h s v h s
[°C] [m3 =kg] [kJ=kg] [kJ=(kg K)] [m3 =kg] [kJ=kg] [kJ=(kg K)] [m3 =kg] [kJ=kg] [kJ=(kg K)] [m3 =kg] [kJ=kg] [kJ=(kg K)] [m3 =kg] [kJ=kg] [kJ=(kg K)]
0 0,001000 0,06 0,0001 0,001000 0,47 0,0001 0,001000 0,98 0,0001 0,000999 1,48 0,0001 0,000999 1,99 0,0000
10 0,001000 42,12 0,1511 0,001000 42,51 0,1510 0,001000 42,99 0,1510 0,001000 43,48 0,1510 0,000999 43,97 0,1509
20 0,001002 84,01 0,2965 0,001002 84,39 0,2964 0,001001 84,86 0,2963 0,001001 85,33 0,2962 0,001001 85,80 0,2961
40 0,001008 167,62 0,5724 0,001008 167,98 0,5722 0,001007 168,42 0,5720 0,001007 168,86 0,5719 0,001007 169,31 0,5717
60 0,001017 251,22 0,8312 0,001017 251,56 0,8310 0,001017 251,98 0,8307 0,001016 252,40 0,8304 0,001016 252,82 0,8302
80 0,001029 334,99 1,0754 0,001029 335,31 1,0751 0,001029 335,71 1,0748 0,001028 336,10 1,0744 0,001028 336,50 1,0741
100 1,695959 2675,77 7,3610 0,001043 419,40 1,3067 0,001043 419,77 1,3063 0,001043 420,15 1,3059 0,001042 420,53 1,3055
120 1,793238 2716,61 7,4676 0,001060 504,00 1,5275 0,001060 504,35 1,5271 0,001060 504,70 1,5266 0,001059 505,05 1,5262
140 1,889133 2756,70 7,5671 0,001080 589,29 1,7391 0,001079 589,61 1,7386 0,001079 589,94 1,7381 0,001079 590,26 1,7376
160 1,984139 2796,42 7,6610 0,383660 2767,38 6,8655 0,001102 675,80 1,9423 0,001101 676,09 1,9417 0,001101 676,38 1,9411
180 2,078533 2835,97 7,7503 0,404655 2812,45 6,9672 0,194418 2777,43 6,5857 0,001127 763,44 2,1389 0,001127 763,69 2,1382
200 2,172495 2875,48 7,8356 0,425034 2855,90 7,0611 0,206004 2828,27 6,6955 0,132441 2796,02 6,4537 0,001156 852,57 2,3301
220 2,266142 2915,02 7,9174 0,445001 2898,40 7,1491 0,216966 2875,55 6,7934 0,140630 2850,19 6,5658 0,102167 2821,67 6,3868
240 2,359555 2954,66 7,9962 0,464676 2940,31 7,2324 0,227551 2920,98 6,8837 0,148295 2900,00 6,6649 0,108488 2877,21 6,4972
260 2,452789 2994,45 8,0723 0,484135 2981,88 7,3119 0,237871 2965,23 6,9683 0,155637 2947,45 6,7556 0,114400 2928,47 6,5952
280 2,545883 3034,40 8,1458 0,503432 3023,28 7,3881 0,247998 3008,71 7,0484 0,162752 2993,37 6,8402 0,120046 2977,21 6,6850
300 2,638868 3074,54 8,2171 0,522603 3064,60 7,4614 0,257979 3051,70 7,1247 0,169699 3038,27 6,9199 0,125501 3024,25 6,7685
320 2,731763 3114,89 8,2863 0,541675 3105,93 7,5323 0,267848 3094,40 7,1979 0,176521 3082,48 6,9957 0,130816 3070,16 6,8472
340 2,824585 3155,45 8,3536 0,560667 3147,32 7,6010 0,277629 3136,93 7,2685 0,183245 3126,25 7,0683 0,136023 3115,28 6,9221
360 2,917346 3196,24 8,4190 0,579594 3188,83 7,6676 0,287339 3179,39 7,3366 0,189893 3169,75 7,1381 0,141147 3159,89 6,9937
380 3,010056 3237,27 8,4828 0,598467 3230,48 7,7323 0,296991 3221,86 7,4026 0,196478 3213,09 7,2055 0,146205 3204,16 7,0625
400 3,102722 3278,54 8,5451 0,617294 3272,29 7,7954 0,306595 3264,39 7,4668 0,203012 3256,37 7,2708 0,151208 3248,23 7,1290
765
40
766
0,07995 2802,2 6,2560 0,03945 2794,2 5,9737 0,01803 2725,5 5,6159 0,01034 2610,9 5,3108 0,00586 2411,4 4,9299
t v h s v h s v h s v h s v h s
[°C] [m3 =kg] [kJ=kg] [kJ=(kg K)] [m3 =kg] [kJ=kg] [kJ=(kg K)] [m3 =kg] [kJ=kg] [kJ=(kg K)] [m3 =kg] [kJ=kg] [kJ=(kg K)] [m3 =kg] [kJ=kg] [kJ=(kg K)]
0 0,000999 2,50 0,0000 0,000998 5,03 0,0001 0,000995 10,07 0,0003 0,000993 15,07 0,0004 0,000990 20,03 0,0005
10 0,000999 44,45 0,1509 0,000998 46,88 0,1506 0,000996 51,72 0,1501 0,000993 56,52 0,1495 0,000991 61,30 0,1489
20 0,001001 86,27 0,2960 0,001000 88,61 0,2955 0,000997 93,29 0,2944 0,000995 97,94 0,2932 0,000993 102,57 0,2921
40 0,001007 169,75 0,5715 0,001006 171,96 0,5705 0,001004 176,37 0,5685 0,001001 180,78 0,5666 0,000999 185,17 0,5646
60 0,001016 253,24 0,8299 0,001015 255,33 0,8286 0,001013 259,53 0,8259 0,001011 263,71 0,8233 0,001008 267,89 0,8207
80 0,001028 336,90 1,0738 0,001027 338,89 1,0721 0,001024 342,87 1,0689 0,001022 346,85 1,0657 0,001020 350,83 1,0625
100 0,001042 420,90 1,3051 0,001041 422,78 1,3032 0,001039 426,55 1,2994 0,001036 430,32 1,2956 0,001034 434,10 1,2918
120 0,001059 505,40 1,5257 0,001058 507,17 1,5235 0,001055 510,70 1,5190 0,001052 514,25 1,5147 0,001050 517,81 1,5104
140 0,001078 590,59 1,7371 0,001077 592,22 1,7345 0,001074 595,49 1,7294 0,001071 598,79 1,7244 0,001068 602,11 1,7195
160 0,001101 676,67 1,9405 0,001099 678,14 1,9376 0,001095 681,11 1,9318 0,001092 684,12 1,9261 0,001089 687,15 1,9205
180 0,001126 763,94 2,1375 0,001124 765,22 2,1341 0,001120 767,81 2,1274 0,001116 770,46 2,1209 0,001112 773,16 2,1146
200 0,001156 852,77 2,3293 0,001153 853,80 2,3254 0,001148 855,92 2,3177 0,001144 858,12 2,3102 0,001139 860,39 2,3030
220 0,001190 943,69 2,5175 0,001187 944,38 2,5129 0,001181 945,87 2,5039 0,001175 947,49 2,4952 0,001170 949,22 2,4868
240 0,084437 2852,28 6,3555 0,001227 1037,68 2,6983 0,001219 1038,30 2,6876 0,001212 1039,13 2,6774 0,001205 1040,14 2,6675
260 0,089553 2908,19 6,4624 0,001275 1134,77 2,8839 0,001265 1134,13 2,8708 0,001256 1133,83 2,8584 0,001247 1133,83 2,8466
280 0,094351 2960,16 6,5581 0,042275 2858,08 6,0909 0,001323 1234,82 3,0561 0,001310 1232,79 3,0406 0,001298 1231,29 3,0261
300 0,098932 3009,63 6,6460 0,045347 2925,64 6,2109 0,001398 1343,10 3,2484 0,001378 1338,06 3,2275 0,001361 1334,14 3,2087
320 0,103357 3057,40 6,7279 0,048130 2986,18 6,3148 0,019272 2782,66 5,7131 0,001473 1453,85 3,4260 0,001445 1445,30 3,3993
340 0,107664 3104,01 6,8052 0,050726 3042,36 6,4080 0,021490 2882,06 5,8780 0,001631 1592,27 3,6553 0,001569 1571,52 3,6085
360 0,111881 3149,81 6,8787 0,053188 3095,62 6,4934 0,023327 2962,61 6,0073 0,012582 2769,56 5,5654 0,001825 1740,13 3,8787
380 0,116026 3195,07 6,9491 0,055552 3146,83 6,5731 0,024952 3033,11 6,1170 0,014289 2884,61 5,7445 0,008258 2659,19 5,3144
767
40
768
t v h s v h s v h s v h s v h s
[°C] [m3 =kg] [kJ=kg] [kJ=(kg K)] [m3 =kg] [kJ=kg] [kJ=(kg K)] [m3 =kg] [kJ=kg] [kJ=(kg K)] [m3 =kg] [kJ=kg] [kJ=(kg K)] [m3 =kg] [kJ=kg] [kJ=(kg K)]
0 0,000988 24,96 0,0004 0,000986 29,86 0,0003 0,000983 34,72 0,0001 0,000981 39,56 0,0002 0,000977 49,13 0,0010
10 0,000989 66,06 0,1482 0,000987 70,79 0,1474 0,000984 75,49 0,1466 0,000982 80,17 0,1458 0,000978 89,46 0,1440
20 0,000991 107,18 0,2909 0,000989 111,78 0,2897 0,000987 116,35 0,2884 0,000985 120,90 0,2872 0,000980 129,96 0,2845
40 0,000997 189,54 0,5627 0,000995 193,91 0,5607 0,000993 198,27 0,5588 0,000991 202,61 0,5568 0,000987 211,27 0,5528
60 0,001006 272,07 0,8181 0,001004 276,24 0,8156 0,001002 280,40 0,8130 0,001000 284,56 0,8105 0,000996 292,86 0,8054
80 0,001018 354,82 1,0593 0,001016 358,80 1,0562 0,001013 362,78 1,0531 0,001011 366,76 1,0501 0,001007 374,71 1,0440
100 0,001031 437,88 1,2881 0,001029 441,67 1,2845 0,001027 445,47 1,2809 0,001024 449,26 1,2773 0,001020 456,87 1,2703
120 0,001047 521,38 1,5061 0,001045 524,97 1,5019 0,001042 528,56 1,4978 0,001040 532,17 1,4937 0,001035 539,41 1,4858
140 0,001065 605,45 1,7147 0,001062 608,80 1,7099 0,001060 612,18 1,7052 0,001057 615,57 1,7006 0,001052 622,40 1,6917
160 0,001085 690,22 1,9150 0,001082 693,31 1,9097 0,001079 696,44 1,9044 0,001076 699,59 1,8992 0,001070 705,95 1,8891
180 0,001108 775,90 2,1084 0,001105 778,68 2,1023 0,001101 781,51 2,0964 0,001098 784,37 2,0906 0,001091 790,20 2,0793
200 0,001135 862,73 2,2959 0,001130 865,14 2,2890 0,001126 867,60 2,2823 0,001122 870,12 2,2758 0,001115 875,31 2,2631
220 0,001164 951,06 2,4787 0,001159 952,99 2,4709 0,001155 955,00 2,4632 0,001150 957,10 2,4558 0,001141 961,50 2,4415
240 0,001199 1041,31 2,6581 0,001193 1042,62 2,6490 0,001187 1044,06 2,6402 0,001181 1045,62 2,6317 0,001171 1049,05 2,6155
260 0,001239 1134,08 2,8355 0,001231 1134,57 2,8248 0,001224 1135,25 2,8145 0,001217 1136,11 2,8047 0,001204 1138,29 2,7861
280 0,001287 1230,24 3,0125 0,001277 1229,56 2,9997 0,001268 1229,20 2,9875 0,001259 1229,13 2,9760 0,001243 1229,67 2,9543
300 0,001346 1331,06 3,1915 0,001332 1328,66 3,1756 0,001320 1326,81 3,1608 0,001308 1325,41 3,1469 0,001288 1323,74 3,1214
320 0,001421 1438,72 3,3761 0,001401 1433,51 3,3554 0,001384 1429,36 3,3367 0,001368 1426,02 3,3195 0,001341 1421,22 3,2885
340 0,001526 1557,48 3,5729 0,001493 1547,07 3,5437 0,001466 1538,97 3,5184 0,001443 1532,52 3,4960 0,001405 1523,05 3,4574
360 0,001697 1698,63 3,7993 0,001628 1675,57 3,7498 0,001579 1659,61 3,7119 0,001542 1647,62 3,6807 0,001485 1630,63 3,6300
380 0,002218 1935,67 4,1670 0,001873 1838,26 4,0026 0,001755 1800,51 3,9309 0,001682 1776,72 3,8814 0,001588 1746,51 3,8101
769
40
770
a
Nach Tillner-Roth, R.; Harms-Watzenberg, F.; Baehr, H.D.: Eine neue Fundamentalgleichung für Ammoniak. DKV-
Tagungsbericht (20), Nürnberg 1993, Band II/1, S. 167–181. Am Bezugszustand # D 0 ı C auf der Siedelinie nimmt
die spezifische Enthalpie den Wert h0 D 200;0 kJ=kg und die spezifische Entropie den Wert s 0 D 1;0 kJ=.kg K/ an.
772 P. Stephan und K. Stephan
a
Nach Span, R.; Wagner, W.: A new equation of state for carbon dioxid covering the fluid region from the Triple-Point
Temperature to 1100 K at pressures up to 800 MPa. J. Phys. Chem. Ref. Data 25 (1996), S. 1509–1596. Bezugspunkte
siehe Fußnote 1 in Tab. 40.7.
40 Stoffthermodynamik 773
a
Nach Tillner-Roth, R.: Die thermodynamischen Eigenschaften von R134a, R152a und ihren Gemischen – Messungen
und Fundamentalgleichungen – Forsch.-Ber. DKV (1993), und Tillner-Roth, R.; Baehr, H.D.: An international standard
formulation for the thermodynamic properties of 1,1,1,2-tetrafluoroethane (HFC-134a) for temperatures from 170 K to
455 K and pressures up to 70 MPa. J. Phys. Chem. Ref. Data 23 (1994) 5, 657–729. Bezugspunkte siehe Fußnote 1 in
Tab. 40.7.
Tab. 40.10 Thermische Längenausdehnung .l l0 /= l0 einiger fester Körper in mm=m im Temperaturintervall zwischen 0 °C und t °C; l0 ist die Länge bei 0 °C
774
Stoff 0. . . 190 0. . . 100 0. . . 200 0. . . 300 0. . . 400 0. . . 500 0. . . 600 0. . . 700 0. . . 800 0. . . 900 0. . . 1000
Aluminium 3,43 2,38 4,90 7,65 10,60 13,70 17,00
Blei 5,08 2,90 5,93 9,33
Al-Cu-Mg 2,35 4,90 7,80 10,70 13,65
[0,95 Al; 0,04 Cu + Mg, Mn, St., Fe]
Eisen-Nickel-Leg. 0,15 0,75 1,60 3,10 4,70 6,50 8,5 10,5 12,55
[0,64 Fe; 0,36 Ni]
Eisen-Nickel-Leg. 2,80 4,00 5,25 6,50 7,80 9,25 10,50 11,85
[0,77 Fe; 0,23 Ni]
Glas: Jenaer 16 III 1,13 0,81 1,67 2,60 3,59 4,63
Glas: Jenaer 1565 III 0,345 0,72 1,12 1,56 2,02
Gold 2,48 1,42 2,92 4,44 6,01 7,62 9,35 11,15 13,00 14,90
Grauguss 1,59 1,04 2,21 3,49 4,90 6,44 8,09 9,87 11,76
Konstantan 2,26 1,52 3,12 4,81 6,57 8,41
[0,60 Cu; 0,40 Ni]
Kupfer 2,65 1,65 3,38 5,15 7,07 9,04 11,09
Magnesia gesintert 2,45 3,60 4,90 6,30 7,75 9,30 10,80 12,35 13,90
Magnesium 4,01 2,60 5,41 8,36 11,53 14,88
Manganbronze 2,84 1,75 3,58 5,50 7,51 9,61
[0,85 Cu; 0,09 Mn; 0,06 Sn]
Manganin 1,75 3,65 5,60 7,55 9,70 11,90 14,3 16,80
[0,84 Cu; 0,12 Mn; 0,04 Ni]
Messing 3,11 1,84 3,85 6,03 8,39
[0,62 Cu; 0,38 Zn]
Molybdän 0,79 0,52 1,07 1,64 2,24
Nickel 1,89 1,30 2,75 4,30 5,95 7,60 9,27 11,05 12,89 14,80 16,80
Palladium 1,93 1,19 2,42 3,70 5,02 6,38 7,79 9,24 10,74 12,27 13,86
Platin 1,51 0,90 1,83 2,78 3,76 4,77 5,80 6,86 7,94 9,05 10,19
Platin-Iridium-Leg. 1,43 0,83 1,70 2,59 3,51 4,45 5,43 6,43 7,47 8,53 9,62
[0,80 Pt; 0,20 Ir]
Quarzglas +0,03 0,05 0,12 0,19 0,25 0,31 0,36 0,40 0,45 0,50 0,54
Silber 3,22 1,95 4,00 6,08 8,23 10,43 12,70 15,15 17,65
Sinterkorund 1,30 2,00 2,75 3,60 4,45 5,30 6,25 7,15 8,15
Stahl, weich 1,67 1,20 2,51 3,92 5,44 7,06 8,79 10,63
Stahl, hart 1,64 1,17 2,45 3,83 5,31 6,91 8,60 10,40
P. Stephan und K. Stephan
Tab. 40.11 Wärmetechnische Werte: Dichte %, spezifische Wärmekapazität cp für 0 bis 100 °C, Schmelztemperatur tE ,
Schmelzenthalpie hE , Siedetemperatur ts und Verdampfungsenthalpie r
cp tE hE ts r
[kg=dm3 ] [kJ=(kg K)] [°C] [kJ=kg] [°C] [kJ=kg]
Feste Stoffe (Metalle und Schwefel) bei 1,0132 bar
Aluminium 2,70 0,921 660 355,9 2270 11 723
Antimon 6,69 0,209 630,5 167,5 1635 1256
Blei 11,34 0,130 327,3 23,9 1730 921
Chrom 7,19 0,506 1890 293,1 2642 6155
Eisen (rein) 7,87 0,465 1530 272,1 2500 6364
Gold 19,32 0,130 1063 67,0 2700 1758
Iridium 22,42 0,134 2454 117,2 2454 3894
Kupfer 8,96 0,385 1083 209,3 2330 4647
Magnesium 1,74 1,034 650 209,3 1100 5652
Mangan 7,3 0,507 1250 251,2 2100 4187
Molybdän 10,2 0,271 2625 3560 7118
Nickel 8,90 0,444 1455 293,1 3000 6197 40
Platin 21,45 0,134 1773 113,0 3804 2512
Quecksilber 13,55 0,138 38,9 11,7 357 301
Silber 10,45 0,234 960,8 104,7 1950 2177
Titan 4,54 0,471 1800 3000
Wismut 9,80 0,126 271 54,4 1560 837
Wolfram 19,3 0,134 3380 251,2 6000 4815
Zink 7,14 0,385 419,4 112,2 907 1800
Zinn 7,28 0,226 231,9 58,6 2300 2596
Schwefel (rhombisch) 2,07 0,720 112,8 39,4 444,6 293
Flüssigkeiten bei 1,0132 bar
Ethylalkohol 0,79 2,470 114,5 104,7 78,3 841,6
Ethylether 0,71 2,328 116,3 100,5 34,5 360,1
Aceton 0,79 2,160 94,3 96,3 56,1 523,4
Benzol 0,88 1,738 5,5 127,3 80,1 395,7
Glycerina 1,26 2,428 18,0 200,5 290,0 854,1
Kochsalzlösung (gesätt.) 1,19 3,266 18,0 108,0
Meerwasser (3,5 % Salzgehalt) 1,03 — 2,0 100,5
Methylalkohol 0,79 2,470 98,0 100,5 64,5 1101,1
n-Heptan 0,68 2,219 90,6 141,5 98,4 318,2
n-Hexan 0,66 1,884 95,3 146,5 68,7 330,8
Terpentinöl 0,87 1,800 10,0 116,0 160,0 293,1
Wasser 1,00 4,183 0,0 333,5 100,0 2257,1
776 P. Stephan und K. Stephan
a
Erstarrungspunkt bei 0 °C. Schmelz- und Gefrierpunkt fallen nicht immer zusammen.
b
CO2 siedet nicht, sondern sublimiert bei 1,0132 bar.
Beispiel
p0 T1 P
wobei n in praktischen Fällen meist zwischen 1 VP1 D V0
p1 T0
und liegt. Isochore, Isobare, Isotherme und re-
1;01325 293;15 m3
versible Adiabate sind Sonderfälle der Polytrope D 1000
mit folgenden Exponenten (Abb. 41.2): Isochore: 1 273;15 h
n D 1, Isobare: n D 0, Isotherme: n D 1, re- m3
D 1087;44 :
versible Adiabate: n D . Es gilt weiter h
D 15 1;3 1
und 1;3 1
Wt12 D nW12 : (41.3) D 113;6 kW :
41 Zustandsänderungen von Gasen und Dämpfen 779
Nach Gln. (41.4) und (41.3) ist A; D const folgt aus Gl. (41.5) w D const
und somit aus Gl. (41.7) für die adiabate Dros-
Q12 QP n sel h1 D h2 D const. Der Druckabbau in
D D cv
Wt12 P nR einer adiabaten Drossel ist mit einer Entropiezu-
nahme verbunden, der Vorgang ist irreversibel.
oder da Nach Gl. (38.4) wird bei der reversibel adiaba-
ten Strömung die Enthalpieänderung durch eine
R D cp cv und D cp =cv W
Druckänderung hervorgerufen, dh D dp.
QP 1 n
D :
P n 1
41.2.1 Strömung idealer Gase
Somit ist QP D 1
1;3
1;31;4
1;41
113;6 kW D
21;85 kW. J Anwendung von Gl. (41.7) auf ein ideales Gas,
das aus einem Behälter ausströmt (Abb. 41.3), in
dem das Gas den konstanten Zustand p0 ; 0 ; T0
41.2 Zustandsänderungen hat und w0 D 0 ist, ergibt wegen he h0 D
strömender Gase und Dämpfe cp .Te T0 / und w0 D 0:
41
Zur Kennzeichnung der Strömung einer Fluid- we2 Te
D cp .T0 Te / D cp T0 1 :
masse m braucht man neben den thermodyna- 2 T0
mischen Zustandsgrößen noch Größe und Rich-
tung der Geschwindigkeit an jeder Stelle des Bei reversibel adiabater Zustandsänderung ist
Felds. Wir beschränken uns hier auf stationäre nach Gl. (41.2) Te =T0 D .pe =p0 /.1/= , außer-
Strömungen in Kanälen, deren Querschnitt kon- dem gilt T0 D p0 0 =R nach Gl. (40.2) und
stant, erweitert oder verjüngt sein kann. cp =R D =. 1/ nach Gl. (40.12). Die Aus-
Neben dem ersten und dem zweiten Haupt- trittsgeschwindigkeit ist somit
satz gilt zusätzlich der Satz von der Erhaltung der v
Masse u " .1/= #
u pe
mP D Aw% D const. (41.5) we D 2t p0 v0 1 :
1 p0
In einer Strömung, die keine Arbeit an die Umge- (41.8)
bung abgibt, Wt12 D 0, geht der erste Hauptsatz Der ausströmende Mengenstrom m P D
Gl. (37.15) über in Ae we =e folgt unter Beachtung von p0 0 D
2 pe e zu p
w2 w12
m.h2 h1 / C m mP D A 2p0 =0 (41.9)
2 2 (41.6)
mit der Ausflussfunktion
C mg.z2 z1 / D Q12 ; s
r 2= .C1/=
p p
gleichgültig, ob es sich um reversible oder D :
irreversible Strömungsvorgänge handelt. Lässt 1 p 0 p0
(41.10)
man die meist vernachlässigbare Hubarbeit weg,
so gilt für eine adiabate Strömung
w22 w12
h2 h1 C D0: (41.7)
2 2
42.1 Energiewandlung mittels darin besteht, Arbeit zu liefern. Ist die abgeführ-
Kreisprozessen te Wärme größer als die zugeführte, so muss
man Arbeit zuführen. Mit einem derartigen Pro-
Ein Prozess, der ein System wieder in seinen zess kann man einem Stoff bei tiefer Temperatur
Ausgangszustand zurückbringt, heißt Kreispro- Wärme entziehen und sie bei höherer Tempera-
zess. Nachdem er durchlaufen ist, nehmen alle tur, z. B. der Umgebungstemperatur, zusammen
Zustandsgrößen des Systems wie Druck, Tem- mit der zugeführten Arbeit wieder abgeben. Ein
peratur, Volumen, innere Energie und Enthalpie solcher Prozess arbeitet als Kälteprozess. In ei-
die Werte an, die sie im Ausgangszustand hat- nem Wärmepumpenprozess wird die Wärme der
ten. Nach dem ersten Hauptsatz, Gl. (37.10), ist Umgebung entzogen und zusammen mit der zu-
nach Durchlaufen des Prozesses die Energie des geführten Arbeit bei höherer Temperatur abgege-
Systems wieder gleich der Energie im Ausgangs- ben.
zustand und daher
X X
Qi k C Wi k D 0 : (42.1)
42.2 Carnot-Prozess
Die gesamte verrichtete Arbeit ist W D
P P
Wi k D Qi k . Maschinen, in denen ein
Fluid einen Kreisprozess durchläuft, dienen der In der historischen Entwicklung, wenn auch nicht
für die Praxis, hat der 1824 von Carnot ein-
Umwandlung von Wärme in Arbeit oder umge-
geführte Kreisprozess eine entscheidende Rolle
kehrt der Umwandlung von Arbeit in Wärme.
gespielt, Abb. 42.1 und Abb. 42.2. Er besteht aus
Nach dem zweiten Hauptsatz kann die zugeführ-
folgenden Zustandsänderungen (hier rechtsläufi-
te Wärme nicht vollständig in Arbeit verwandelt
werden. ger Prozess für eine Wärmekraftmaschine):
Ist die zugeführte Wärme größer als die abge-
gebene, so arbeitet der Prozess als Wärmekraft-
anlage oder Wärmekraftmaschine, deren Zweck
P. Stephan ()
Technische Universität Darmstadt
Darmstadt, Deutschland
E-Mail: [email protected]
K. Stephan
Universität Stuttgart
Stuttgart, Deutschland Abb. 42.1 Schaltschema einer nach dem Carnot-Prozess
E-Mail: [email protected] arbeitenden Wärmekraftmaschine
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B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
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784 P. Stephan und K. Stephan
bei einem bestimmten Druckverhältnis für vorge- Abb. 42.6 Dampfkraftanlage. a Kessel, b Überhitzer,
gebene Werte der höchsten Temperatur T 3 und c Turbine, d Kondensator, e Speisewasserpumpe
42 Thermodynamische Prozesse 787
Dampf wird dann in der Turbine c unter Verrich- mit der Pumpenleistung
tung von Arbeit adiabat entspannt und im Kon-
densator d unter Wärmeabgabe verflüssigt. Die 1
PP D m.h
P 1 h0 / D m
P .h10 h0 / ; (42.20)
Flüssigkeit wird von der Speisewasserpumpe e V
auf Kesseldruck gebracht und wieder in den Kes-
sel gefördert. Der reversible Kreisprozess 010 230 0 worin V der Wirkungsgrad der Speisewasser-
(Abb. 42.7), bestehend aus zwei Isobaren und pumpe ist. Die Nutzleistung unterscheidet sich
zwei Isentropen, wird Clausius-Rankine-Prozess nur geringfügig von der Leistung der Turbine.
genannt. Der wirkliche Kreisprozess folgt den Der thermische Wirkungsgrad ist
Zustandsänderungen 01230 in Abb. 42.7.
Die Wärmeaufnahme im Dampferzeuger ist P t
mw .h2 h3 / .h1 h0 /
D D : (42.21)
QP zu h2 h1
QP zu D m.h
P 2 h1 / ; (42.16)
Thermische Wirkungsgrade erreichen bei einem
die Leistung der adiabaten Turbine
Gegendruck p0 D 0; 05 bar, einem Frischdampf-
jPT j D jmw
P t23 j D m.h
P 2 h3 / druck von 150 bar und einer Dampftemperatur
P T .h2 h03 /
D m (42.17) von 500 °C Werte von
0,42. Deutlich grö-
ßere thermische Wirkungsgrade von derzeit bis
mit dem isentropen Turbinenwirkungsgrad T . zu
0;58 erreicht man in kombinierten Gas-
Der im Kondensator abgeführte Wärmestrom ist Dampfkraftwerken, so genannten GuD-Kraftwer-
QP ab D m.h
P 3 h0 / : (42.18)
ken (s. Bd. 3, Abschn. 11.2.1). In ihnen wird das 42
Verbrennungsgas zuerst in einer Gasturbine unter
Die Nutzleistung des Kreisprozesses ist Arbeitsleistung entspannt und anschließend zur
Dampferzeugung einem Dampfkraftwerk zuge-
P t D PT PP ;
P D mw (42.19) führt.
42.4 Verbrennungskraftanlagen
D P =.m
P B hu / :
jWt j D Q jQ0 j H2 C 12 O2 ! H2 O :
790 P. Stephan und K. Stephan
Brennstoffzelle definiert zu
P
BZ D : (42.31)
nP H2 Hmu
Bei dieser so genannten kalten Verbrennung wird In Kältemaschinen verwendet man ebenso wie
die chemische Bindungsenergie direkt in elektri- in den Wärmekraftanlagen Gase oder Dämpfe
sche Energie umgewandelt. als Arbeitsstoffe. Man bezeichnet sie als Kälte-
Abb. 42.10 zeigt beispielhaft eine Brennstoff- mittel. Zweck einer Kältemaschine ist es, einem
zelle mit protonenleitendem Elektrolyten. Kühlgut Wärme zu entziehen. Dazu muss ei-
Wasserstoff H2 wird an der Anodenseite zuge- ne Arbeit verrichtet werden, die in Form von
führt. Mit Hilfe eines Katalysators spaltet er sich Wärme zusammen mit der dem Kühlgut entzo-
dort in zwei Protonen (HC ) und zwei Elektronen genen Wärme an die Umgebung abgegeben wird.
(e ). Die Elektronen wandern über eine Last, z. Zur Kälteerzeugung bei Temperaturen bis etwa
B. einen Motor, zur Kathode. Die Protonen wan- 100 °C dienen vorwiegend Kompressionskälte-
dern durch den Elektrolyten zur Kathode, wo sie maschinen.
unterstützt durch einen Katalysator mit dem zu- Das Schaltbild einer Kompressionskältema-
geführten Sauerstoff O2 und den Elektronen zu schine zeigt Abb. 42.11. Der Verdichter a, der
Wasser H2 O reagieren. Zwischen Anode und Ka- für kleine Leistungen meist als Kolben-, für gro-
thode besteht eine Spannung U, und es fließt ein ße Leistungen als Turboverdichter ausgebildet
elektrischer Strom I D F nP El mit nP El D 2 nP H2 . F ist, saugt Dampf aus dem Verdampfer b beim
ist die Faraday Konstante F D 96 485; 3 As=mol, Druck p0 und der zugehörigen Sättigungstempe-
nP El der Stoffmengenstrom der Elektronen (SI- ratur T 0 an und verdichtet ihn längs der Adiaba-
Einheit mol/s) und nP H2 der Stoffmengenstrom des ten 1 2 (Abb. 42.12) auf den Druck p. Der Dampf
zugeführten Wasserstoffs (SI-Einheit mol/s). Ver- wird dann im Kondensator c beim Druck p ver-
luste durch Energiedissipation in der Zelle führen flüssigt. Das flüssige Kältemittel wird im Dros-
dazu, dass die wirkliche Klemmenspannung ge- selventil d entspannt und gelangt dann wieder
ringer ist als die reversible Klemmenspannung.
Die elektrische Leistung P der Brennstoffzelle
errechnet sich aus
QP C P D nP H2 HHR2 (42.30)
QP 0 q0
"KM D D
PV wt12
h00 .p0 / h0 .p/
D V : (42.35)
h20 h00 .p0 /
43.1 Gemische idealer Gase V des Gemisches einnehmen (Gesetz von Dal-
ton).
Ein Gemisch von idealen Gasen, die miteinander Die thermische Zustandsgleichung Gl. (43.1)
nicht chemisch reagieren, verhält sich ebenfalls eines idealen Gasgemisches kann man auch
wie ein ideales Gas. Es gilt die thermische Zu- schreiben
standsgleichung pV D m RT ; (43.4)
mit der Gaskonstante R des Gemisches
pV D n RT : (43.1) X
RD Ri mi =m : (43.5)
Jedes einzelne Gas, Komponente genannt, verteilt
sich auf den gesamten Raum V so, als ob andere Spezifische, auf die Masse in kg bezogene ka-
Gase nicht vorhanden wären. Für jede Kompo- lorische Zustandsgrößen eines Gemisches vom
nente i gilt daher Druck p und der Temperatur T ergeben sich
durch Addition der kalorischen Zustandsgrößen
pi V D ni RT ; (43.2) bei gleichen Werten p, T der Einzelgase entspre-
chend ihrer Massenanteile. Es ist
wobei pi der von jedem einzelnen Gas ausgeübte 1 X 1 X
Druck ist, den man als Partialdruck bezeich- cv D m i cvi ; cp D mi cpi ;
m m
net. Summiert man über alle Einzelgase, so folgt 1 X 1 X
P P P P uD mi u i ; h D mi hi :
pi V D ni RT oder V pi D RT ni . m m
Der Vergleich mit Gl. (43.1) zeigt, dass (43.6)
X Eine Ausnahme bildet die Entropie, da bei der
pD pi (43.3) Mischung von Einzelgasen vom Zustand p, T zu
einem Gemisch vom gleichen Zustand, eine En-
gilt: Der Gesamtdruck p des Gasgemisches ist tropiezunahme auftritt. Es ist
1 X ni
gleich der Summe der Partialdrücke der Einzelga- X
se, wenn diese bei der Temperatur T das Volumen sD mi si mi Ri ln ; (43.7)
m n
P. Stephan () wenn ni die Molmengen der Einzelgase und n die
Technische Universität Darmstadt des Gemisches sind. Es sind ni D mi =Mi und
Darmstadt, Deutschland P
nD ni , mit der Masse mi und der Molmasse
E-Mail: [email protected]
Mi der Einzelgase.
K. Stephan
Universität Stuttgart
Mischungen realer Gase und Flüssigkeiten
Stuttgart, Deutschland weichen besonders bei höheren Drücken von vor-
E-Mail: [email protected] stehenden Beziehungen ab.
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794 P. Stephan und K. Stephan
Bei Sättigung ist D ' D 1. Erhöht man den die des Eises und hE D 333;5 kJ=kg die
Druck oder senkt man die Temperatur gesättigter Schmelzenthalpie des Eises. In Tab. 43.1 sind
feuchter Luft, so kondensiert der überschüssi- die Sättigungsdrücke, die Dampfbeladungen und
ge Wasserdampf. Der kondensierte Dampf fällt die Enthalpien gesättigter feuchter Luft bei Tem-
als Nebel oder Niederschlag (Regen) aus; bei peraturen zwischen –20 und +100 °C für einen
Temperaturen unter 0 °C bilden sich Eiskristalle Gesamtdruck von 1000 mbar angegeben.
(Schnee). Die Wasserbeladung ist in diesem Fall Bei t D 0 ı C kann Wasser gleichzeitig in allen
größer als die Dampfbeladung x > xD D xS . Die drei Aggregatszuständen vorliegen. Für die En-
relative Luftfeuchte kann mit direkt anzeigenden thalpie h1Cx des Gemisches gilt dann
Geräten (z. B. Haarhygrometern) oder mit Hilfe
des Aspirationspsychrometers nach Assmann be- h1Cx D xS r xE hE : (43.15)
stimmt werden (s. Bd. 2, Abschn. 31.9).
als Flüssigkeit und/oder Eis im Gemisch enthal- gleich der ausgetauschten Wärme bezogen auf
ten. Die schrägen, strahlenartigen Geradenstücke 1 kg trockene Luft:
h1Cx =x legen zusammen mit dem Nullpunkt
die Richtung fest, in der man sich von einem Q12 D mL .cpL C cpD x/.t2 t1 / ; (43.16)
beliebigen Diagrammpunkt aus bewegt, wenn
man dem Gemisch Wasser oder Wasserdampf mit cpL D 1;005 kJ=.kg K/ und cpD D
zusetzt, dessen Enthalpie in kJ=kg gleich den 1;852 kJ=.kg K/. Bei Abkühlung feuchter Luft
Zahlen an den Randstrahlen ist. Um die Rich- unter den Taupunkt des Wassers (1–2 in
tung der Zustandsänderung zu finden, hat man Abb. 43.2b) fällt ein Niederschlag aus. Die ab-
durch den Zustandspunkt der feuchten Luft eine geführte Wärme ist
Parallele zur Geraden zu zeichnen, die durch den
Nullpunkt (h D 0, x D 0) und den Randstrahl Q12 D mL ..h1Cx /2 .h1Cx /1 / ; (43.17)
festgelegt ist.
worin .h1Cx /1 durch Gl. (43.12) und .h1Cx /2
durch Gl. (43.13) gegeben ist. Es fällt eine Was-
43.2.2 Zustandsänderungen feuchter sermenge
Luft
mW D mL .x1 x3 / (43.18)
Erwärmung oder Abkühlung. Wird ein gege-
aus.
benes Gemisch erwärmt, so bewegt man sich auf
einer Senkrechten nach oben (1–2 in Abb. 43.2a),
Beispiel
wird es abgekühlt, so bewegt man sich auf ei-
ner Senkrechten nach unten (2–1). Solange sich 1000 kg feuchte Luft von t1 D 30 ı C, '1 D
die Zustände 1 und 2 im ungesättigten Gebiet 0;6 und p D 1000 mbar werden auf 15 °C
befinden, ist die senkrechte Entfernung zweier abgekühlt. Wie viel Kondensat entsteht? Die
Zustandspunkte gemessen im Enthalpiemaßstab Dampfbeladung x1 erhält man aus Gl. (43.9)
43 Gemische 797
Beispiel
Wärme in technischen Prozessen wird heute noch bedarf und die Stoffmenge im Rauchgas. Es gilt
größtenteils durch Verbrennung gewonnen. Ver- für die Verbrennung von Kohlenstoff C
brennung ist die chemische Reaktion eines Stoffs,
i. Allg. Kohlenstoff, Wasserstoff und Kohlenwas- C C O2 D CO2
serstoffe, mit Sauerstoff, die stark exotherm, also 1 kmol C C 1 kmol O2 D 1 kmol CO2
unter Wärmefreisetzung abläuft. Die Brennstof- 12 kg C C 32 kg O2 D 44 kg CO2 :
fe können fest, flüssig oder gasförmig sein, und
als Sauerstoffträger dient meistens die atmosphä- Daraus folgen der Mindestsauerstoffbedarf,
rische Luft. Zur Einleitung der Verbrennung muss den man zur vollständigen Verbrennung benötigt,
der Brennstoff erst auf Zündtemperatur gebracht zu
werden, die von der Art des Brennstoffs ab- omin D .1=12/ kmol=kg C
hängt. Hauptbestandteil aller technisch wichtigen
Brennstoffe sind Kohlenstoff C und Wasserstoff oder
H, daneben ist häufig auch noch Sauerstoff O ON min D 1 kmol=kmol C :
und, mit Ausnahme von Erdgas, noch eine ge- Der Mindestluftbedarf ergibt sich aus dem Sauer-
wisse Menge Schwefel S vorhanden, aus dem bei stoffanteil von 21 Mol-% in der Luft zu
Verbrennung das unerwünschte Schwefeldioxid
SO2 entsteht. lmin D .omin =0;21/ kmol Luft=kg C
oder
44.1 Reaktionsgleichungen
LN min D .ON min =0;21/ kmol Luft=kmol C
Die in den Brennstoffen vorkommenden Elemen-
und die CO2 -Menge im Rauchgas zu (1/12)
te H, C und S werden bei vollständiger Verbren-
kmol/kg C. Entsprechend gelten die folgenden
nung zu CO2 , H2 O und SO2 verbrannt. Aus den
Reaktionsgleichungen für die Verbrennung von
Reaktionsgleichungen erhält man den Sauerstoff-
Wasserstoff H2 und Schwefel S:
P. Stephan () H2 C 12 O2 D H2 O
Technische Universität Darmstadt
1 kmol H2 C 2 kmol O2 D 1 kmol H2 O
1
Darmstadt, Deutschland
E-Mail: [email protected] 2 kg H2 C16 kg O2 D 18 kg H2 O
K. Stephan S C O2 D SO2
Universität Stuttgart
1 kmol S C 1 kmol O2 D 1 kmol SO2
Stuttgart, Deutschland
E-Mail: [email protected] 32 kg S C 32 kg O2 D 64 kg SO2 :
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802 P. Stephan und K. Stephan
im Rauchgas enthaltenen Wassers größer als der werdende Wärme dient der Erhöhung der inne-
Heizwert hu , ren Energie und damit der Temperatur der Gase
sowie zur Verrichtung der Verschiebearbeit. Die
h0 D hu C .8;937 h C w/ r : theoretische Verbrennungstemperatur berechnet
sich aus der Bedingung, dass die Enthalpie al-
Da das Wasser technische Feuerungen meis- ler dem Brennraum zugeführten Stoffe gleich der
tens als Dampf verlässt, kann häufig nur der Enthalpie des abgeführten Rauchgases sein muss.
Heizwert nutzbar gemacht werden. Der Heizwert
hu C ŒcB t25B ı C .tB 25 ı C/
von Heizölen lässt sich erfahrungsgemäß [1] gut
t
wiedergeben durch die Zahlenwertgleichung C l CN pL 25L ı C .tL 25 ı C/ (44.6)
t
D nR CN pR 25 ı C .t 25 ı C/ :
hu D 54;0413;29%29;31s MJ=kg; (44.5)
Es bedeuten tB die Temperatur des Brennstoffs,
in der % die Dichte des Heizöls in kg=dm3 tL die der Luft, und t die theoretische Verbren-
tB
bei 15 °C und s der Schwefelgehalt in kg=kg nungstemperatur, Œc25 ı C ist die mittlere
tL
spez.
sind. Eine Näherungsgleichung zur Bestimmung Wärmekapazität des Brennstoffs, CN pL 25 ı C die
des Heizwertes fester Brennstoffe bei gegebe- mittlere
t molare Wärmekapazität der Luft und
N
ner Elementarzusammensetzung, die sogenannte CpR 25 ı C die des Rauchgases. Diese setzt sich
Verbandsformel, ist in Bd. 3, Abschn. 48.2.4 an- aus den mittleren molaren Wärmekapazitäten der
gegeben. Gleichungen zur Berechnung des Heiz- einzelnen Bestandteile zusammen:
wertes und Brennwertes für gasförmige Brenn-
t c N
t
stoffe sind Bd. 3, Abschn. 48.4.3 zu entnehmen. nR CN pR 25 ı C D CpCO2 25 ı C
12
h w N
t
C C CpH2 O 25 ı C
Beispiel 2 18
s N
t
Wie groß ist der Heizwert eines leichten Heiz- C CpSO2 25 ı C
öls der Dichte % D 0;86 kg=dm3, dessen
32 44
t
Schwefelgehalt s D 0;8 Gew.-% beträgt? C . 1/omin CN pO2 25 ı C
t
Nach Gl. (44.5) ist C 0;79 l CN pN2 25 ı C
(44.7)
hu D 54;04 13;29 0;86 Die theoretische Verbrennungstemperatur
2 muss man iterativ aus Gln. (44.6) und (44.7)
29;31 0;8 10
ermitteln.
D 42;38 MJ=kg : J
Die wirkliche Verbrennungstemperatur ist
auch bei vollkommener Verbrennung des Brenn-
stoffs niedriger als die theoretische wegen der
44.3 Verbrennungstemperatur Wärmeabgabe an die Umgebung, hauptsächlich
durch Strahlung, dem über 1500 °C beginnenden
Die theoretische Verbrennungstemperatur ist die Zerfall der Moleküle und der ab 2000 °C merkli-
Temperatur des Rauchgases bei vollkommener chen Dissoziation. Die Dissoziationswärme wird
isobar-adiabater Verbrennung, wenn keine Dis- bei Unterschreiten der Dissoziationstemperatur
soziation auftritt. Die bei der Verbrennung frei wieder frei.
804 P. Stephan und K. Stephan
Tabellen zu Kap. 44
Tab. 44.1 Heizwerte der einfachsten Brennstoffe bei 25 °C und 1,01325 bar
Heizwert [kJ] C CO H2 (Brennwert) H2 (Heizwert) S
je kmol 393 510 282 989 285 840 241 840 296 900
je kg 32 762 10 103 141 800 119 972 9260
a
0,84 Benzol, 0,13 Toluol, 0,03 Xylol (Massenbrüche)
b
0,43 Benzol, 0,46 Toluol, 0,11 Xylol (Massenbrüche)
44 Verbrennung 805
Tab. 44.4 Verbrennung einiger einfacher Gase bei 25 °C und 1,013256 bar
Gasart Molmassea Dichte Kennzahl Brennwerta Heizwerta
[kg/kmol] [kg=m]3 [MJ=kg] [MJ=kg]
Wasserstoff H2 2,0158 0,082 141,80 119,97
Kohlenoxid CO 28,0104 1,14 0,50 10,10 10,10
Methan CH4 16,043 0,656 2,00 55,50 50,01
Ethan C2 H6 30,069 1,24 1,75 51,88 47,49
Propan C3 H8 44,09 1,80 1,67 50,35 46,35
Butan C4 H10 58,123 2,37 1,625 49,55 45,72
Ethylen C2 H4 28,054 1,15 1,50 50,28 47,15
Propylen C3 H6 42,086 1,72 1,50 48,92 45,78
Butylen C4 H8 56,107 2,90 1,50 48,43 45,29
Acetylen C2 H2 26,038 1,07 1,25 49,91 48,22
a
Nach DIN 51850: Brennwerte und Heizwerte gasförmiger Brennstoffe, April 1980.
Literatur
Spezielle Literatur
1. Brandt, F.: Brennstoffe und Verbrennungsrechnung,
3. Aufl. Vulkan, Essen (1999)
44
Wärmeübertragung
45
Peter Stephan und Karl Stephan
Aa Ai
senkrecht zum Wärmestrom herausgeschnittene mit ı D ra ri und Am D ln.A schreiben,
a =Ai /
Scheibe der Dicke dx, so erhält man das Fourier- wenn Aa D 2 ra l die äußere und Ai D 2 ri l die
sche Gesetz in der Form innere Oberfläche des Rohrs ist. Am ist das loga-
dT dT rithmische Mittel zwischen äußerer und innerer
QP D A und qP D ; (45.2) Rohroberfläche.
dx dx
Der „Wärmeleitwiderstand“ des Rohrs RW D
wobei das negative Vorzeichen ausdrückt, dass ı=.Am / (SI-Einheit K=W) muss durch eine
die Wärme in Richtung abnehmender Temperatur Temperaturdifferenz überwunden werden, damit
strömt. QP ist hierbei der Wärmestrom in Rich- ein Wärmestrom fließen kann.
tung der x-Achse, Entsprechendes gilt für q.P Der
Wärmestrom in Richtung der drei Koordinaten x,
y, z ist ein Vektor 45.2 Wärmeübergang und
Wärmedurchgang
@T @T @T
qP D ex C ey C ez (45.3)
@x @y @z
Geht von einem Fluid Wärme an eine Wand
mit den Einheitsvektoren ex ; e y ; e z . Glei- über, wird darin fortgeleitet und auf der ande-
chung (45.3) ist zugleich die allgemeine Form des ren Seite an ein zweites Fluid übertragen, so
Fourierschen Gesetzes. Es gilt in dieser Form für spricht man von Wärmedurchgang. Dabei sind
isotrope Körper, d. h. solche, deren Wärmeleitfä- zwei Wärmeübergänge und ein Wärmeleitvor-
higkeit in Richtung der drei Koordinatenachsen gang hintereinander geschaltet. Die Temperatur
gleich groß ist. fällt in einer Schicht unmittelbar an der Wand
steil ab (Abb. 45.1), während sich die Tempe-
Stationäre Wärmeleitung durch eine Rohr- raturen in einiger Entfernung von der Wand nur
wand. Nach dem Fourierschen Gesetz wird wenig unterscheiden. Man kann vereinfachend
durch eine Zylinderfläche vom Radius r und der annehmen, dass an der Wand eine dünne ruhen-
Länge l ein Wärmestrom QP D 2 rl.dT =dr/ de Fluidgrenzschicht von der Filmdicke ıi bzw. ıa
übertragen. Bei stationärer Wärmeleitung ist der haftet, während das Fluid außerhalb Temperatur-
Wärmestrom für alle Radien gleich, QP D const, unterschiede ausgleicht. In dem dünnen Fluidfilm
sodass man die Veränderlichen T und r trennen wird Wärme durch Leitung übertragen, und es
und von der inneren Oberfläche bei r D ri des gilt nach Fourier für den an die linke Wandseite
Zylinders mit der Temperatur Ti bis zu einer be- übertragenen Wärmestrom
liebigen Stelle r mit der Temperatur T integrieren
Ti T1
kann. Man erhält als Temperaturverlauf in einer QP D A ;
Rohrschale der Dicke r ri : ıi
Wärmedurchgang durch Rohre. Es gilt wie- Beide Gleichungen setzen in dieser Form kon-
derum die Gl. (45.7) für den Wärmedurchgang stante Wärmeleitfähigkeit voraus (Isotropie).
durch ein Rohr. Der Wärmewiderstand setzt sich Die Größe a=/(%c) ist die Temperaturleitfähig-
additiv aus den Einzelwiderständen zusammen keit (SI-Einheit m2 /s), Zahlenwerte Tab. 45.7.
1
kA
D ˛i1Ai C Aı m C ˛a1Aa . Zur Lösung der Fourierschen Wärmeleitglei-
Es ist üblich, den Wärmedurchgangskoeffizi- chung ist es zweckmäßig, wie bei anderen Pro-
enten k auf die meist leicht zu ermittelnde äußere blemen der Wärmeübertragung dimensionslose
Rohroberfläche A D Aa zu beziehen, sodass der Größen einführen, weil sich dadurch die Zahl der
gesamte Wärmewiderstand gegeben ist durch Variablen verringern lässt. Um das Grundsätzli-
che zu zeigen, wird Gl. (45.12) betrachtet. Ge-
1 1 ı 1
D C C (45.10) setzt wird D .T Tc /=.T0 Tc /, worin Tc eine
kAa ˛i Ai Am ˛a Aa charakteristische konstante Temperatur, T 0 eine
mit Am D .Aa Ai /= ln.Aa =Ai /. Bezugstemperatur ist. Zum Beispiel kann Tc bei
Besteht das Rohr aus mehreren homogenen der Abkühlung einer Platte von anfänglich kon-
Einzelrohren mit der Dicke ı1 ; ı2 ; : : : und den stanter Temperatur T 0 in einer kalten Umgebung
Wärmeleitfähigkeiten 1 ; 2 ; : : :, so gilt wieder die Umgebungstemperatur Tc D Tu bedeuten.
Gl. (45.7), jedoch ist jetzt der gesamte Wärmewi- Alle Längen bezieht man auf eine charakteris-
derstand tische Länge X, z. B. die halbe Plattendicke. Es
X ıj ist weiter zweckmäßig, durch Fo D a=X 2 ei-
1 1 1
D C C ; (45.11) ne dimensionslose Zeit einzuführen, die man die
kAa ˛i Ai j Amj ˛a Aa Fourier-Zahl nennt.
wobei die Summe über alle Einzelrohre zu bil- Lösungen der Wärmeleitgleichung sind dann
den ist und Amj die mittlere logarithmische Flä- von der Form
che des Einzelrohrs j Amj D .Aaj Aij /=
ln.Aaj =Aij / ist. D f .x=X; Fo/ :
p
Abb. 45.3 Halbunendlicher Tab. 45.2 Wärmeeindringkoeffizienten b D %c in
Körper 1
Ws 2 =.m2 K/
Kupfer 36 000 Sand 1200
Eisen 15 000 Holz 400
Beton 1600 Schaumstoffe 40
Wasser 1400 Gase 6
b
qP D p .Tu T0 / ˚.z/ (45.17)
Zwei halbunendliche Körper verschiedener, aber mit einem Fehler in der Temperatur unter 1 % an-
anfänglich konstanter Temperatur T 1 und T 2 genähert werden durch
mit den thermischen Eigenschaften 1 ; a1 und
T Tu a x
2 ; a2 werden zur Zeit D 0 plötzlich in Kon-
D C exp ı 2 2 cos ı :
takt gebracht, Abb. 45.5. Nach sehr kurzer Zeit T0 Tu X X
stellt sich zu beiden Seiten der Kontaktfläche ei- (45.18)
ne Temperatur Tm ein, die konstant bleibt. Es ist Die Konstanten C und ı hängen gemäß Tab. 45.3
von der Biot-Zahl Bi D ˛X= ab.
Tm T1 b2 Die Oberflächentemperatur der Wand Tw er-
D : hält man aus Gl. (45.18), indem man x D
T2 T1 b1 C b2
X setzt. Der Wärmestrom folgt aus QP D
Die Kontakttemperatur Tm liegt näher bei der A.@T =@x/xDX .
Temperatur des Körpers mit dem größeren Wär-
meeindringkoeffizienten b. Durch Messen von Zylinder. Anstelle der Ortskoordinate x in
Tm kann man einen der Werte b ermitteln, wenn Abb. 45.6 tritt die radiale Koordinate r. Der Radi-
der andere bekannt ist. us des Zylinders ist R. Das Temperaturprofil wird
wieder durch eine unendliche Reihe beschrieben,
die sich für a=R2 0;21 mit einem Fehler unter
45.3.3 Temperaturausgleich in 1 % annähern lässt durch
einfachen Körpern
T Tu a r
D C exp ı 2 2 I0 ı : (45.19)
Ein einfacher Körper, worunter man eine Platte, T0 Tu R R
einen Zylinder oder eine Kugel versteht, befin-
de sich zur Zeit D 0 auf einer einheitlichen I 0 ist eine Besselfunktion nullter Ordnung, de-
Temperatur T 0 und werde anschließend für > 0 ren Werte man in Tabellenwerken findet, z. B. [1].
durch Wärmeübertragung an ein den Körper um- Die Konstanten C und ı hängen gemäß Tab. 45.4
gebendes Fluid von der Temperatur Tu gemäß von der Biot-Zahl ab.
der Randbedingung .@T =@n/w D ˛.Tw Tu / Die Oberflächentemperatur der Wand ergibt
abgekühlt oder erwärmt (n sei die Koordinate sich aus Gl. (45.19), wenn man r D R setzt und
normal zur Oberfläche des Körpers). der Wärmestrom aus QP D A.@T =@r/rDR . Da-
bei tritt die Ableitung der Besselfunktion I00 D
Ebene Platte. Es gelten die Bezeichnungen in I1 auf. Die Besselfunktion erster Ordnung I 1 ist
Abb. 45.6, in das auch ein Temperaturprofil ein- ebenfalls vertafelt [1].
gezeichnet ist.
Das Temperaturprofil wird durch eine unend- Kugel. Die Abkühlung oder Erwärmung einer
liche Reihe beschrieben, kann aber für a=X 2 = Kugel vom Radius R wird ebenfalls durch eine
0;24 (a D =.%c) ist die Temperaturleitfähigkeit) unendliche Reihe beschrieben. Sie lässt sich für
45 Wärmeübertragung 813
a=R2 0;18 mit einem Fehler unter 2 % annä- dimensionslose Kennzahlen von Bedeutung:
hern durch
Nußelt-Zahl:
Nu D ˛l=
T Tu at sin.ır=R/
D C exp ı 2 2 :
T0 Tu R ır=R Reynolds-Zahl:
(45.20) Re D wl=
Die Konstanten C und ı hängen gemäß Tab. 45.5 Prandtl-Zahl:
von der Biot-Zahl ab. Pr D =a
Péclet-Zahl:
Pe D wl=a D Re Pr
45.4 Wärmeübergang durch
Konvektion Grashof-Zahl:
Gr D l 3 gˇT = 2
Bei der Wärmeübertragung in strömenden Flu- Stanton-Zahl: 45
iden tritt zur (molekularen) Wärmeleitung noch St D ˛=.%wcp / D Nu=.Re Pr/
der Energietransport durch Konvektion hinzu. Je- geometrische Kenngrößen:
des Volumenelement des Fluids ist Träger von ln = lI n D 1; 2; : : :
innerer Energie, die es durch Strömung weiter-
transportiert und im vorliegenden Fall des Wär- Es bedeuten: Wärmeleitfähigkeit des Flu-
meübergangs durch Konvektion als Wärme an ids, l eine charakteristische Abmessung des Strö-
einen festen Körper überträgt. mungsraums l1 ; l2 ; : : : ; die kinematische Vis-
kosität des Fluids, % seine Dichte, a D =.%cp /
Dimensionslose Kenngrößen. Grundlagen für seine Temperaturleitfähigkeit, cp die spez. Wär-
die Darstellung von Vorgängen des konvekti- mekapazität des Fluids bei konstantem Druck,
ven Übergangs bildet die Ähnlichkeitsmechanik g die Fallbeschleunigung, T D Tw Tf die
(s. Kap. 18). Sie erlaubt es, die Zahl der Ein- Differenz zwischen Wandtemperatur Tw eines ge-
flussgrössen deutlich zu mindern, und man kann kühlten oder erwärmten Körpers und Tf der mitt-
Wärmeübergangsgesetze allgemein für geome- leren Temperatur des an ihm entlang strömenden
trisch ähnliche Körper und die verschiedensten Fluids, ˇ der thermische Ausdehnungskoeffizi-
Stoffe einheitlich formulieren. Es sind folgende ent bei Wandtemperatur, mit ˇ D 1=Tw bei
814 P. Stephan und K. Stephan
idealen Gasen. Die Prandtl-Zahl ist ein Stoffwert Tw ist die Wandtemperatur, T1 die Temperatur in
(s. Tab. 45.7). großer Entfernung von der Wand.
Man unterscheidet erzwungene und freie Kon-
vektion. Bei der erzwungenen Konvektion wird Längsangeströmte ebene Platte bei turbulen-
die Strömung des Fluids durch äußere Kräfte her- ter Strömung. Etwa von Re D 5 105 an wird
vorgerufen, z. B. durch eine Druckerhöhung in die Grenzschicht turbulent. Die mittlere Nußelt-
einer Pumpe. Zahl einer Platte der Länge l ist
Bei der freien Konvektion wird die Strö-
mung des Fluids durch Dichteunterschiede in 0;037 Re0;8 Pr
Nu D (45.24)
einem Schwerefeld hervorgerufen, die im All- 1 C 2;443 Re0;1 .Pr 2=3 1/
gemeinen durch Temperaturunterschiede, selte-
ner durch Druckunterschiede, entstehen. Bei Ge- mit Nu D ˛l=, Re D wl=, 5 105 < Re < 107
mischen werden Dichteunterschiede auch durch und 0;6 Pr 2000. Die Stoffwerte sind bei
Konzentrationsunterschiede hervorgerufen. Der mittlerer Fluidtemperatur Tm D .Tw C T1 /=2 zu
Wärmeübergang bei erzwungener Konvektion bilden. Tw ist die Wandtemperatur, T1 die Tem-
wird durch Gleichungen der Form peratur in großer Entfernung von der Wand.
und der bei freier Konvektion durch Rohre (Allgemeines). Unterhalb einer Rey-
nolds-Zahl Re D 2300 (Re D wd=; w ist die
Nu D f2 .Gr; Pr; ln = l/ (45.22) mittlere Geschwindigkeit in einem Querschnitt,
d der Rohrdurchmesser) ist die Strömung stets
beschrieben. Den gesuchten Wärmeübergangsko- laminar, oberhalb von Re D 104 ist sie turbu-
effizienten erhält man aus der Nußelt-Zahl zu lent. Im Bereich 2300 < Re < 104 hängt es
˛ D Nu= l. Die Funktionen f 1 und f 2 kann von der Rauigkeit, der Art der Zuströmung und
man nur in seltenen Fällen theoretisch ermitteln, der Form des Rohreinlaufs ab, ob die Strömung
sie müssen i. Allg. durch Experimente bestimmt laminar oder turbulent ist. Der mittlere Wärme-
werden und hängen von der Form der Heiz- und übergangskoeffizient ˛ über die Rohrlänge l ist
Kühlfläche (eben oder gewölbt; glatt, rau oder be- definiert durch qP D ˛ #, mit der mittleren lo-
rippt), der Strömungsführung und, in wenn auch garithmischen Temperaturdifferenz
meistens geringem Umfang, von der Richtung
des Wärmestroms (Erwärmung oder Kühlung des .Tw TE / .Tw TA /
# D : (45.25)
strömenden Fluids) ab. ln Tw TE
Tw TA
Näherungslösung für die hydrodynamisch ausge- die von Gnielinski modifizierte Gleichung von
bildete Laminarströmung gilt nach Stephan Petukhov
3;657 Re Pr
=8
Nu0 D Nu D p
tanh.2;264 X 1=3 C 1;7 X 2=3 / 1 C 12;7
=8.Pr2=3 1/
0;0499 2=3 !
C tanh X : d
X
(45.26) 1C (45.29)
l
Mit Nu0 D ˛0 d=, X D l=.d RePr/ ; Re D
mit dem Widerstandsbeiwert
D .0;79 ln Re
wd=, Pr D =a : Die Gleichung gilt für lami-
1;64/2 . Es ist Nu D ˛d=; Re D wd= :
nare Strömung Re 2300 im gesamten Bereich
Die Stoffwerte sind bei der mittleren Temperatur
0 X 1; die größte Abweichung von den
Tm D .TE C TA /=2 zu bilden.
exakten Werten der Nußelt-Zahl beträgt 1 %. Die
In Rohrkrümmern sind unter sonst gleichen
Stoffwerte sind bei der mittleren Fluidtempera-
Bedingungen Wärmeübergangskoeffizienten grö-
tur Tm D .Tw C TB /=2 einzusetzen mit TB D
ßer als in geraden Rohren von gleichem Strö-
.TE C TA /=2.
mungsquerschnitt. Für einen Rohrbogen mit dem
Tritt ein Fluid mit annähernd konstanter Ge-
Krümmungsdurchmesser D gilt nach Hausen bei
schwindigkeit in ein Rohr ein, so ändert sich das
turbulenter Strömung
Geschwindigkeitsprofil mit dem Strömungsweg,
bis es nach einer Lauflänge von l=.d Re/ D 5;75
˛ D ˛gerade .1 C 21=Re0;14 .d=D// : (45.30)
102 in die Poiseuillesche Parabel übergeht. Für
diesen Fall einer hydrodynamisch nicht ausge- Wärmeübergang an ein quer angeströmtes
bildeten Laminarströmung gilt nach Stephan im Einzelrohr. Für ein quer angeströmtes Einzel-
Bereich 0;1 Pr 1: rohr erhält man mittlere Wärmeübergangskoeffi-
zienten aus der Gleichung von Gnielinski
Nu 1
D (45.27) 1=2
Nu0 tanh.2;43Pr1=6 X 1=6 / Nu D 0;3 C Nu2l C Nu2t (45.31)
mit Nu D ˛d= und den oben bereits definierten mit der Nußelt-Zahl Nul der laminaren Platten- 45
Größen. Der Fehler beträgt für 1 Pr 1 we- strömung nach Gl. (45.23) und Nut der turbu-
niger als 5 % und für 0;1 Pr < 1 bis zu 10 %. lenten Plattenströmung nach Gl. (45.24). Es ist
Die Stoffwerte sind bei der mittleren Fluidtempe-Nu D ˛l=, 1 < Re D wl= < 107 und 0;6 <
ratur Tm D .Tw C TB /=2 mit TB D .TE C TA /=2 Pr < 1000. Als Länge l hat man die überström-
einzusetzen. te Länge l D d =2 einzusetzen. Die Stoffwerte
sind bei der Mitteltemperatur Tm D .TE C TA /=2
Wärmeübergang bei turbulenter Strömung zu bilden. Die Gleichung gilt für einen bei tech-
durch Rohre. Für eine hydrodynamisch ausge- nischen Anwendungen zu erwartenden mittleren
bildete Strömung l=d 60 gilt im Bereich 104 Turbulenzgrad der Anströmung von 6 bis 10 %.
Re 105 und 0;5 < Pr < 100 die Gleichung von
McAdams Wärmeübergang an eine quer angeströmte
Rohrreihe. Für eine quer angeströmte einzelne
Nu D 0;024 Re0;8 Pr1=3 : (45.28) Rohrreihe (Abb. 45.7) gilt wiederum Gl. (45.31).
Die Reynolds-Zahl ist jedoch mit der mittleren
Die Stoffwerte sind bei der mittleren Tempera- Geschwindigkeit wm in der quer angeströmten
tur Tm D .Tw C TB /=2 mit TB D .TE C TA /=2 Rohrreihe zu bilden. Es ist jetzt Re D wm l=
einzusetzen. Für die hydrodynamisch nicht aus- mit wm D w= , worin w die Anströmgeschwin-
gebildete und die ausgebildete Strömung gilt im digkeit der Rohrreihe und D 1 =4a der
Bereich 104 Re 106 und 0;6 Pr 1000 Hohlraumanteil ist mit a D s1 =d (Abb. 45.7).
816 P. Stephan und K. Stephan
Es gelten die Definitionen wie zu Gl. (45.35), die Die Gleichungen setzen voraus, dass vom Dampf
charakteristische Länge ist l D d und der Gültig- keine merkliche Schubspannung auf den Konden-
keitsbereich ist 0 < Pr < 1 und 106 Ra satfilm ausgeübt wird.
1012 . Bei Reynolds-Zahlen Reı D wm ı= (wm mitt-
Für waagrechte Rechteckplatten gilt für 0 < lere Geschwindigkeit des Kondensats, ı Film-
Pr < 1 dicke, kinematische Viskosität) zwischen 75
und 1200 erfolgt allmählich der Übergang zu tur-
Nu D 0;766 .Ra f2 /1=5 bulenter Strömung im Kondensatfilm. Im Über-
falls Ra f2 < 7 104 (45.37) gangsgebiet ist
45.4.2 Wärmeübergang beim Die Gln. (45.41) und (45.42) gelten auch für
Kondensieren und beim Sieden senkrechte Rohre und Platten, nicht aber für
waagrechte Rohre.
Kondensation. Ist die Temperatur einer Wand-
oberfläche niedriger als die Sättigungstemperatur Verdampfung. Erhitzt man eine Flüssigkeit in
von angrenzendem Dampf, so wird Dampf an einem Gefäß, so setzt nach Überschreiten der Sie-
der Wandoberfläche verflüssigt. Kondensat kann detemperatur TS Verdampfung ein. Bei kleinen
sich je nach Benetzungseigenschaften entweder Übertemperaturen Tw TS der Wand verdampft
in Form von Tropfen oder als geschlossener die Flüssigkeit nur an ihrer freien Oberfläche
Flüssigkeitsfilm bilden. Bei Tropfenkondensation (stilles Sieden). Wärme wird durch Auftriebs-
treten i. Allg. größere Wärmeübergangskoeffizi- strömung von der Heizfläche an die Flüssigkeits- 45
enten auf als bei Filmkondensation. Tropfenkon- oberfläche transportiert. Bei größeren Übertem-
densation lässt sich aber nur unter besonderen peraturen Tw TS bilden sich an der Heizfläche
Vorkehrungen wie Anwendung von Entnetzungs- Dampfblasen (Blasensieden) und steigen auf. Sie
mitteln über eine bestimmte Zeit aufrechterhalten erhöhen die Flüssigkeitsbewegung und damit den
und tritt daher nur selten auf. Wärmeübergang. Mit zunehmender Übertempe-
ratur schließen sich die Blasen immer mehr zu ei-
Filmkondensation. Läuft das Kondensat als la- nem Dampffilm zusammen, wodurch der Wärme-
minarer Film an einer senkrechten Wand der übergang wieder vermindert wird (Übergangs-
Höhe l ab, so ist der mittlere Wärmeübergangs- sieden), bei ausreichend großen Übertemperatu-
koeffizient ˛ gegeben durch ren steigt er wieder an (Filmsieden). Abb. 45.9
zeigt die verschiedenen Wärmeübergangsberei-
1=4 che. Der Wärmeübergangskoeffizient ˛ ist defi-
%gr3 1
˛ D 0;943 : (45.39) niert durch
.TS Tw / l
Ist ePn die Emission in Normalrichtung, eP' die 45.5.3 Wärmeaustausch durch
in der Richtung ' gegen die Normale, so gilt für Strahlung
schwarze Strahler das Lambertsche Cosinusge-
setz eP' D ePn cos '. Zwischen zwei parallelen im Vergleich zu ihrem
Die Strahlung wirklicher Körper weicht häufig Abstand sehr großen schwarzen Flächen der Grö-
hiervon ab. ße A und der Temperaturen T 1 und T 2 wird durch
Strahlung ein Wärmestrom
QP 12 D A T14 T24 (45.48)
45.5.2 Kirchhoffsches Gesetz
übertragen. Zwischen grauen Strahlern mit den
Wirkliche Körper emittieren weniger als schwar- Emissionszahlen "1 und "2 wird ein Wärmestrom
ze Strahler. Die von ihnen emittierte Energie ist
QP 12 D C12 A T14 T24 (45.49)
eP D " ePS D " T 4 ; (45.46) mit der Strahlungsaustauschzahl
worin " 1 die i. Allg. von der Temperatur 1 1
C12 D C 1 : (45.50)
abhängige Emissionszahl ist (s. Tab. 45.8). In be- "1 "2
grenzten Temperaturbereichen lassen sich viele
übertragen.
technische Oberflächen (mit Ausnahme blanker
Zwischen einem Innenrohr mit der äußeren
Metallflächen) als graue Strahler ansehen. Bei
Oberfläche A1 und einem Mantelrohr mit der in-
ihnen ist die gestrahlte Energie in gleicher Wei-
neren Oberfläche A2 , die beide graue Strahler
se auf die Wellenlängen verteilt wie bei einem
sind mit den Emissionszahlen "1 und "2 , fließt
schwarzen Strahler, sie ist nur gegenüber die-
ebenfalls ein Wärmestrom nach Gl. (45.49), je-
sem um den Faktor " < 1 verkleinert. Streng
doch ist jetzt
genommen ist für graue Strahler " D ".T /, in
kleinen Temperaturbereichen darf man jedoch " 1 A1 1
konstant setzen. Trifft die von der Flächeneinheit C12 D C 1 : (45.51)
"1 A2 "2
eines Strahlungssenders der Temperatur T emit- 45
tierte Energie mit einer Energiestromdichte eP auf Wenn A1 A2 ist, z. B. bei einer Rohrleitung in
einen Körper der Temperatur T 0 und der Ober- einem großen Raum, ist C12 D "1 .
fläche dA, so wird von diesem der Energie- bzw. Zwischen zwei beliebig im Raum angeordne-
Wärmestrom ten Flächen mit den Temperaturen T1 ; T2 und den
Emissionszahlen "1 ; "2 wird ein Wärmestrom
dQP D aedAP (45.47)
"1 "2 '12
QP 12 D
absorbiert. Die durch diese Gleichung definier- 1 .1 "1 /.1 "2 /'12 '21
te Absorptionszahl ist von der Temperatur T des
A1 T14 T24 (45.52)
0
Strahlungssenders und der Temperatur T des
Strahlungsempfängers abhängig. Für schwarze übertragen, wobei '12 und '21 die von der geome-
Körper ist a=1, da sie alle auftreffende Strah- trischen Anordnung der Flächen abhängigen Ein-
lung absorbieren, für nicht schwarze Oberflächen strahlzahlen (auch Sichtfaktoren genannt) sind.
ist a < 1. Für graue Strahler ist a D ". Werte hierzu in [2].
Nach dem Kirchhoffschen Gesetz ist für jede
Oberfläche, die mit ihrer Umgebung im thermi-
schen Gleichgewicht steht, sodass die Tempe- 45.5.4 Gasstrahlung
ratur der Oberfläche sich zeitlich nicht ändert,
die Emissionszahl gleich der Absorptionszahl, Die meisten Gase sind für thermische Strah-
" D a. lung durchlässig, sie emittieren und absorbieren
820 P. Stephan und K. Stephan
Tabellen zu Kap. 45
a
In Klammern Dichte in kg=m3
b
Nach Schmidt, E.: Properties of water and steam in SI-units. 3. Aufl. Grigull, U. (Hrsg.) Berlin: Springer 1982.
45
822 P. Stephan und K. Stephan
Literatur
Spezielle Literatur
1. Bronstein, I.N., Hromkovic, J., Luderer, B., Schwarz,
H.R., Blath, J., Schied, A., Dempe, S., Wanka, G.,
Gottwald, S.: Taschenbuch der Mathematik. E. Zeid-
ler, W. Hackbusch (Eds.). Springer-Verlag (2012)
2. VDI-Wärmeatlas. 12. Aufl. Springer Vieweg (2019)
Literatur zu Teil V Thermodynamik
825
Teil VI
Maschinendynamik
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 829
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_46
830 H. Hanselka et al.
einer Eigenfrequenz der Kurbelwelle zusammen- schen Aufgaben lassen sich schwingende Sys-
fällt. Um gefährliche Schwingungszustände zu teme hinreichend genau mit linearen Modellen
vermeiden, ist es daher wichtig, sowohl die verur- beschreiben. Daher beschränken wir uns hier auf
sachenden Erregerkräfte hinsichtlich Amplituden die Darstellung linearer, zeitinvarianter Schwin-
und Frequenzen als auch die dynamischen Ei- gungssysteme mit N Freiheitsgraden mittels ei-
genschaften der Kurbelwelle (Eigenfrequenzen, nes Systems von linearen, zeitinvarianten Bewe-
Dämpfungen, Eigenvektoren) zu kennen. gungsgleichungen zweiter Ordnung:
Die Charakterisierung von Maschinenschwin-
gungen durch ihre Messung und Berechnung ist R C D x.t/
M x.t/ P C Kx.t/ D F .t/ (46.1)
eine wichtige Ingenieuraufgabe, die sowohl die
Entwicklung und Konstruktion als auch die Er- M quadratische N × N Massenmatrix. M ent-
probung und späteren Betrieb von Maschinen hält die Trägheitskoffizienten des Systems.
begleiten muss. Sie ist symmetrisch.
D quadratische N × N Dämpfungsmatrix.
D enthält die Dämpfungskoeffizienten des
46.2 Grundbegriffe der Systems. D kann auch nichtsymmetrisch
Schwingungsanalyse sein (gyroskopische Effekte, Gleitlager-
und Dichtspaltkräfte in Turbomaschinen).
46.2.1 Mechanisches Ersatzsystem K quadratische N × N Steifigkeitsmatrix.
K enthält die Steifigkeitskoeffizienten des
Bestimmte Modellvorstellungen eignen sich sehr Systems. K kann auch nichtsymmetrisch
gut als Ausgangspunkt für die Untersuchung der sein (zirkulatorische Kräfte, Gleitlager-
Maschinenschwingungen. Durch geeignete Ver- und Dichtspaltkräfte).
nachlässigungen und Idealisierungen sollen für F .t/ N × 1 Vektor der zeitabhängigen Erreger-
reale Systeme entsprechende mechanische Er- kräfte. Weg- oder Beschleunigungserregun-
satzsysteme gefunden werden (s. Abschn. 46.6), gen am Fußpunkt des Schwingers können
die mechanische Eigenschaften hinreichend ge- in Krafterregungen überführt werden.
nau beschreiben und mathematisch hinreichend x.t/ N × 1 Vektor der zeitabhängigen Verschie-
einfach zu behandeln sind – z. B. Schwingungs- bungen und Winkel. xP und xR sind die
modelle, die aus einfachen mechanischen Ele- zugeordneten Geschwindigkeiten bzw. Be-
menten, wie Massen, Dämpfer, Feder, Stäbe, Bal- schleunigungen.
ken usw., aufgebaut sind.
Die Bewegungsgleichungen (46.1) drücken
das Kräfte- bzw. Momentengleichgewicht un-
46.2.2 Bewegungsgleichungen, ter Berücksichtigung der Trägheitskräfte aus. Sie
Systemmatrizen sind im Rahmen der genannten Voraussetzungen
(Linearität, zeitinvariante Matrizen M, D, und K)
Die mathematische Beschreibung des mecha- gültig und können sowohl für unterschiedliche
nischen Ersatzsystems anhand mechanischer Maschinentypen als auch für unterschiedliche
Grundgleichungen (Newton, d’Alembert, Prin- Schwingungsarten (Biegeschwingungen, Torsi-
zip der virtuellen Arbeit, s. Kap. 14 bzw. onsschwingungen) angewendet werden.
Abschn. 20.4.9) erfolgt in Form von Bewe- Es ist naheliegend, eine grafische Darstellung
gungsgleichungen, die den Zusammenhang zwi- für das Schwingungssystem zu verwenden. Dies
schen den zeitveränderlichen Eingangsgrößen kann mit Hilfe des Blockschaltbilds geschehen,
F(t) und den Ausgangsgrößen x(t) ausdrücken. durch das Eingangs- und Ausgangsgrößen mit-
Diese Gleichungen können linear oder nichtlinear einander verknüpft werden, Abb. 46.1.
sein. Für die Behandlung nichtlinearer Systeme In das System gehen bestimmte Eingangs-
s. Abschn. 15.3 und [1–4]. Bei vielen prakti- größen enthalten im Eingangsvektor F(t) als
46 Schwingungen 831
X
N
˚
x .t/ D n cos .!n t C
An e ˛n t 'Re n/
nD1
n sin .!n t C
'Im n/ : (46.2)
d
Jede Teilschwingung besteht aus einer Exponen-
tialfunktion, die das Abklingen oder Aufklingen Abb. 46.2 Eigenschwingungsgrößen eines Ventilatorläu-
fers. a prinzipieller Aufbau des Ventilatorläufers, 1 Kraft-
(im Fall instabiler Systeme) beschreibt, und har- stoßerreger, 2 Schwingungsaufnehmer; b zeitabhängi-
monischen Sinus- und Kosinusfunktionen, die ger Verlauf der Kraft; c zeitabhängiges Abklingen der
das Schwingungsverhalten bestimmen. Schwingungen; d Verlauf der Eigenvektoren
832 H. Hanselka et al.
welchen Frequenzen Resonanzeffekte zu erwar- In der Praxis arbeitet man häufig mit den fol-
ten sind und wie hoch die Resonanzamplitu- genden Größen:
den sind (Dämpfungsvermögen). Der Eigenvek-
tor gibt an, welche Form der Verformung auftritt, fn D !n =2 Eigenfrequenz ŒHz; (46.8)
wenn das System mit der zugehörigen Eigenfre-
quenz schwingt. #n D ˛n =!n modale Dämpfung Œ; (46.9)
'n reeller Eigenvektor. (46.10)
Eigenwertanalyse Rein rechnerisch erhält man
die modalen Kenngrößen, wenn man in Gl. (46.1) Einige Zahlenwerte für modale Dämpfungen # in
die rechte Seite F .t/ D 0 setzt (homogene Glei- %:
chungen) und mit dem Ansatz
Werkstoff/Bauteile # in %
Stahl 0,1
x .t/ D ' e t
(46.3)
Gusseisen 1,8 . . . 2,0
2 Gummi (Naturkautschuk) 2 ... 8
M C D C K ' D 0 (46.4) Stahlkonstruktionen 0,2 . . . 1,5
Stahlbetonkonstruktionen 4
aufstellt. Dieses hat bei oszillatorischem Verhal-
Turbinen-Stahlfundamente ohne Bau- 0,5 . . . 1,5
ten die Lösungen .n D 1; : : : ; N / grunddämpfung
Turbinen-Stahlfundamente mit Bau- 1,5 . . . 3,0
n D ˛n C i!n I grunddämpfung
Eigenwerte; (46.5)
n D ˛n i!n
Die Kenntnis der modalen Dämpfung ist be-
'n D 'Re
n C i'Im
n I
sonders wichtig, wenn es darum geht, die Am-
Eigenvektoren: (46.6) plituden der durch Krafterregung F .t/ erzwun-
'n D 'Re
n i'n
Im
genen Schwingungen in den Resonanzen zu be-
In vielen praktischen Fällen ist es schwierig, stimmen.
eine Dämpfungsmatrix aufzubauen. Bei schwach Abb. 46.2 zeigt für den wälzgelagerten Ven-
gedämpften Strukturen, die im Maschinenbau tilatorläufer im Stillstand die beiden ersten Ei-
häufig vorkommen (torsions- und biegeelasti- genvektoren '1 und '2 mit den zugeordneten
sche Rotoren in Wälzlagern, Turbinenschaufeln, Eigenkreisfrequenzen !1 und !2 . Die erste Ei-
Stahlfundamente), hilft man sich mit der Annah- genschwingungsform gleicht im Aussehen der
me von „modalen Dämpfungen“. Man geht so statischen Biegelinie, die zweite Schwingungs-
vor, dass man zuerst das Eigenwertproblem für form mit einem Schwingungsknoten bezeichnet
das ungedämpfte System .D D 0/ in der rein re- man als S-Schlag. Im Gegensatz zu komple-
ellen Form xen Eigenvektoren, die bei Berücksichtigung von
Dämpfung auftreten, gilt bei reellen Eigenvek-
K ! 2M ' D 0 (46.7) toren, dass das Verhältnis der Eigenvektorkom-
ponenten stets eine konstante Verformungsfigur
löst und damit die Eigenkreisfrequenzen !n und anzeigt.
die zugehörigen reellen Eigenvektoren 'n be- Die gezeigte einfache Vorgehensweise ist
stimmt. Die Dämpfungen, die bei dieser Berech- nicht zulässig, wenn es sich um stark gedämpfte
nung nicht anfallen, schätzt man ab oder ermittelt oder selbsterregungsfähige Schwingungssysteme
sie aus einem Versuch. Jeder Eigenkreisfrequenz handelt, wie es z. B. bei rotierenden Maschinen
!n wird dann ein Abklingfaktor ˛n oder ein mit Gleitlagern und Dichtspalten (Pumpen, Tur-
modaler Dämpfungswert (Dämpfungsgrad) #n D binen, Kompressoren) der Fall ist. Hier muss man
˛n =!n zugeordnet. das Eigenwertproblem Gl. (46.4) lösen und das
46 Schwingungen 833
"lk .˝/
Phasen-Frequenzgang
: (46.15) M xR C D xP C Kx D FOk e i˝t : (46.19)
.zwischen l und k/
Mit dem komplexen Ansatz und seinen zeitlichen
In der praktischen Anwendung fasst man oft bei- Ableitungen
de Funktionen zum komplexen Frequenzgang
ˇ ˇ i" x D xe NO i˝t
HN lk .˝/ D xO l =FOk e i "lk ˇ ˇ
D HN lk e lk
xP D i˝ xe NO i˝t
(46.16)
xR D ˝ 2 xe ON i˝t (46.20)
zusammen. Da es sich beim Quotienten der
O
Beträge xO l =Fk um eine Nachgiebigkeitsgröße
folgt das komplexe Gleichungssystem
(Weg/Kraft) handelt, bezeichnet man HN lk .˝/
auch als komplexen Nachgiebigkeits-Frequenz-
K ˝ 2 M C i˝D xON D FO ; (46.21)
gang. Abb. ˇ46.3 ˇzeigt qualitativ den Verlauf der
Amplitude ˇHN lk ˇ D xO l =FOk (Amplitudengang) aus dem man bei bekannten Matrizen M, D,
und der Phase "lk (Phasengang) in Abhängigkeit K und dem Kraftvektor FO zu jeder vorgegebenen
von der Erregerfrequenz ˝. Die Bedeutung von Erregerfrequenz ˝ durch Lösen des komplexen
Frequenzgangfunktionen wird besonders deut- linearen Gleichungssystems (46.21) den Vektor
lich, wenn man den Verlauf des Amplitudengangs der komplexen Systemantworten xON bestimmen
verfolgt. Wenn die Erregerkreisfrequenz ˝ in der kann. Die Komponenten von xON haben die Form
Nähe einer Eigenkreisfrequenz .!1 ; !2 : : : !N /
liegt (Resonanzfall), erreicht die Antwortampli- xON l D xO l e i "lk (46.22)
tude xO l ein Maximum, dessen Höhe u. a. von der
jeweils zugehörigen Dämpfung .˛1 ; ˛2 : : : ˛N und enthalten neben der Amplitude xO l auch
oder #1 ; #2 : : : #N / abhängt (große Dämpfung, die Phase "lk . Wiederholt man die Berechnung
46 Schwingungen 835
für andere Frequenzen ˝, gewinnt man weitere aus den Frequenzgängen bei den einzelnen Er-
Funktionswerte des Frequenzgangs HN lk .˝/. regerfrequenzen abgelesenen Antwortamplituden
Bei einem System mit N mechanischen phasengerecht zur Gesamtantwort überlagern.
Freiheitsgraden (Verschiebungen und Win-
kel), gibt es insgesamt N N Frequenz-
gänge, denn man kann an N Freiheitsgra- 46.3 Grundaufgaben der
den erregen und die Antwort jeweils an Maschinendynamik
N Freiheitsgraden aufnehmen. Die Gesamt-
matrix H N .˝/ aller Frequenzgangfunktionen Bei der Behandlung von Schwingungsproblemen
N
Hlk .˝/ .l D 1; : : : ; N I k D 1; : : : ; N / ergibt an Maschinen gibt es viele Fragestellungen. Im
sich durch Inversion der komplexen (dynami- folgenden Überblick soll kurz gezeigt werden,
schen) Steifigkeitsmatrix K N .˝/ D K ˝ 2 M C dass sich die bei verschiedenen Maschinentypen
i˝D: auftretenden Probleme auf einige wenige Auf-
gabenstellungen zurückführen lassen. Zur Erklä-
N .˝/ D K ˝ 2 M C i˝D 1
H rung werden das Blockschaltbild für ein Schwin-
gungssystem (Abb. 46.1) und die zugehörigen
0 1 Bewegungsgleichungen (46.1) genutzt.
HN 11 HN 12 : : : HN 1k : : : HN 1N
HN .˝/ D B @ HN 21 HN 22 : : : HN 2k : : : HN 2N A :
C
F .t/ und den ebenfalls als gegeben zu betrach- ner Messung) gegeben ist und bei ebenfalls be-
tenden Systemeigenschaften in Form der Matri- kannten Systemeigenschaften M, D, K nach dem
zen M, D, K den Zeitverlauf der Systemantwor- Verlauf der Erregungsgrößen F .t/ gefragt wird,
ten x .t/ rechnerisch zu ermitteln. Nach [2] wird Abb. 46.4b.
für diese wichtige maschinendynamische Analy- Ein weit verbreitetes Anwendungsbeispiel für
se folgender Ablauf empfohlen: diese Aufgabenstellung ist das Auswuchten von
Rotoren.
1. Auflisten der Lastfälle (Erregerkräfte).
Lastfälle des Normalbetriebs; Lasten aus
Störfällen. 46.3.3 Identifikationsproblem
2. Idealisierung der Struktur. Erstellen eines
mechanischen Ersatzsystems, das das dyna- Beim Identifikationsproblem geht es um die Er-
mische Verhalten für die verschiedenen Last- mittlung der das Systemverhalten beschreiben-
fälle hinreichend genau wiedergibt. den Gleichungen (Struktur) einschließlich der
3. Generierung der Bewegungsgleichungen. Systemparameter aus gemessenen Eingangs- und
Bei diskreten Systemen (Mehrkörpersysteme, Ausgangssignalen, Abb. 46.4c. Da man oft An-
Finite Elemente) mit linearen Systemeigen- haltspunkte über die Struktur der Gleichungen
schaften erhält man das bereits in Gl. (46.1) besitzt (z. B. Linearität, Zeitinvarianz, Anzahl der
angegebene lineare System von Differential- Freiheitsgrade) oder Annahmen darüber trifft, re-
gleichungen. duziert sich die Aufgabe auf die sogenannte Pa-
4. Lösung der Bewegungsgleichungen. Von rameteridentifikation.
den linearen Bewegungsgleichungen wird zu- Dabei werden in das zu untersuchende
erst die homogene Lösung ermittelt, die Aus- Schwingungssystem Testkräfte F .t/ (Impuls-
kunft über die Eigenschwingungsgrößen und kräfte, Kraftsprünge, harmonische oder zufällige
die Stabilität des Systems gibt. Dann sind Erregerkräfte) eingeleitet und gemessen und die
die partikulären Lösungen für die einzelnen sich ergebenden Systemantworten x .t/ aufge-
Lastfälle zu berechnen, durch die die erzwun- nommen. Mit Hilfe der gemessenen Eingangs-
genen Schwingungen beschrieben werden. größen F .t/ und Ausgangsgrößen x .t/ lassen
5. Grafische Darstellung der Ergebnisse. Um sich unter Berücksichtigung von bekannten Ein-
die oft riesigen Datenmengen der Ergebnisse gangs-Ausgangs-Beziehungen (Struktur) die ge-
überschaubar zu halten, werden die zeitli- suchten Systemparameter mit Schätzverfahren
chen Verläufe von Verschiebungen, Beschleu- bestimmen. Dabei kommen sowohl Verfahren im
nigungen oder Schnittlasten und die Amplitu- Zeitbereich als auch im Frequenzbereich zur An-
den über der Frequenz (Frequenzgänge) vom wendung.
Rechner grafisch dargestellt. Besonders bei größeren Schwingungssyste-
6. Auswertung und Interpretation der Ergeb- men ist es problematisch, die Systemmatri-
nisse. Anhand der Ergebnisse sind verschie- zen M, D, K komplett durch Parameteridenti-
dene Fragen zu beantworten, z. B.: Ist die fikation zu bestimmen. Da man die Parameter
Struktur den auftretenden Belastungen in al- für einfache mechanische Elemente (Stäbe, Bal-
len Lastfällen gewachsen? Ist das System sta- ken, Platten) im Allgemeinen recht gut über eine
bil? Liegt Resonanznähe vor? Berechnung erhalten kann, beschränkt man sich
bei der experimentellen Parameterermittlung auf
Systemkomponenten mit schwer zu bestimmen-
46.3.2 Eingangsproblem den Kraft-Bewegungs-Gesetzen, die meist nur
wenige Freiheitsgrade besitzen. Im Maschinen-
Hier ist die Fragestellung gegenüber dem direk- bau sind solche Komponenten z. B. Gleitlager,
ten Problem insofern umgekehrt, als jetzt der Spaltdichtungen, Kupplungen, die das Schwin-
Verlauf der Systemantworten x .t/ (z. B. aus ei- gungsverhalten des Gesamtsystems oft wesent-
Crane Automation Technology Systems GmbH & Co. KG
.
46 Schwingungen 839
lich beeinflussen und für die deshalb Feder-, Systemmodifikationen werden je nach Aufgaben-
Dämpfungs- und Trägheitskoeffizienten benötigt stellung die Verringerung der Erregerkräfte, Ver-
werden. stimmung des Systems, Tilgung, Dämpfung oder
Isolation (Quellen- oder Empfängerisolation) be-
trachtet. Bei den Systemmodifikationen kommen
46.3.4 Entwurfsproblem sowohl Lösungen mit passiven als auch mit akti-
ven Elementen in Frage.
Beim Entwurfsproblem soll ein System so ver-
wirklicht werden, dass zu vorgegebenen Erre-
gungsgrößen F .t/ gewünschte Ausgangsgrößen
46.4 Darstellung von Schwingungen
x .t/ erreicht werden, Abb. 46.4d. Es stellt sich
im Zeit- und Frequenzbereich
also die Aufgabe, ein optimales dynamisches
System zu entwerfen.
46.4.1 Darstellung von Schwingungen
im Zeitbereich
46.3.5 Verbesserung des
Maschinenschwingungen äußern sich durch zeit-
Schwingungszustands
lich veränderliche Bewegungen einzelner Ma-
einer Maschine
schinenpunkte, die sich entweder regelmäßig
wiederholen, in einem einmaligen Vorgang
Hier handelt es sich um eine Aufgabe, die beim
abklingen (Eigenschwingungen mit begrenzter
praktischen Betrieb von Maschinen sehr häufig
Dauer) oder aufklingen oder aber regellos (sto-
vorkommt. Dabei sind einige der zuvor beschrie-
chastisch) verlaufen.
benen Teilaufgaben zu lösen.
Mit der Zeitabhängigkeit von Schwingungs-
Maschinenschwingungen sind unerwünschte
vorgängen beschäftigt sich das Gebiet der Ki-
Erscheinungen, die bestimmte Grenzwerte nicht
nematik (s. Kap. 13). Dabei geht es vor allem
übersteigen sollen. Bei zu großen Bewegungen
um den zeitlichen Verlauf einzelner Komponen-
x .t/ muss der dynamische Zustand der Maschi-
ten von x .t/ (s. Gl. (46.1)). Da aber auch die
ne verbessert werden, was in vier Teilschritten
Erregerkräfte F .t/ zeitabhängig sind, schließen
erfolgen kann. Zunächst werden die Ausgangs-
wir sie in die Betrachtungen mit ein.
signale x .t/ gemessen und im Zeit- und Fre-
quenzbereich analysiert. Zu große Schwingun-
gen können entweder durch zu große Erregun- Klassifizierung In Abb. 46.5 ist eine Klassifizie- 46
gen F .t/ oder ungünstige Systemeigenschaften rung von wichtigen Schwingungssignalen vorge-
.!n ; ˛n ; 'n / hervorgerufen werden. Daher wer- nommen, wobei die „schwingende“ Größe hier
den in einem zweiten Schritt die dynamischen allgemein x .t/ genannt wird. Man kann in de-
Eigenschaften des Systems systematisch unter- terministische und stochastische Signale unter-
sucht. teilen, wobei die deterministischen Signale hier
Mit Hilfe geeigneter Testsignale F .t/ und der im Vordergrund stehen. Diese werden nochmals
gemessenen zugehörigen Ausgangssignale x .t/ untergliedert in periodische und nichtperiodische
lassen sich die Systemeigenschaften identifizie- Verläufe. Zu den periodischen Signalen gehören
ren (Identifikationsproblem). Mit diesen Ergeb- als elementare Signale die harmonischen Sinus-
nissen kann ein Rechenmodell angepasst werden, und Kosinusfunktionen. Allgemein periodische
das die dynamischen Eigenschaften der unter- Signale bauen sich aus Sinus- und Kosinuskom-
suchten Maschine hinreichend genau wiedergibt. ponenten auf, deren Frequenzen Vielfache einer
Der letzte Schritt besteht nun darin, durch Si- Grundfrequenz ˝0 sind. Zu den nichtperiodi-
mulationsrechnungen diejenigen Systemmodifi- schen Signalen gehören z. B. die Sprungfunktion,
kationen herauszufinden, die am effektivsten zur die Stoßfunktion und die abklingende Schwin-
Schwingungsreduzierung führen. Als mögliche gung (Eigenschwingung).
840 H. Hanselka et al.
Allen in Abb. 46.5 gezeigten Signalen ist ge- 46.4.2 Darstellung von Schwingungen
meinsam, dass sie über der Zeit dargestellt sind. im Frequenzbereich
Während alle deterministischen Signale durch
mathematische Funktionen beschrieben werden Um die Eingangsgrößen F .t/ und die Ausgangs-
können, sind die zufälligen Signale nicht eindeu-
größen x .t/ eines Schwingungssystems besser
tig bestimmt. Es hat sich als nützlich erwiesen,interpretieren zu können, stellt man sie auch im
zur Charakterisierung der verschiedenen Signal- Frequenzbereich als F .˝/ und x .˝/ dar. Da-
verläufe Mittelwerte einzuführen [1]. bei ist ˝ D 2f eine Kreisfrequenz in s1
und f die Frequenz in Hz. Die Darstellung im
Mittelwerte Der zeitliche lineare Mittelwert Frequenzbereich ist oft aussagekräftiger, da man
von x .t/ heißt Gleichwert die Frequenzanteile einer Schwingung sehr gut
Z T erkennen kann und Verbindungen mit den dyna-
1
xN .t/ D x .t/ dt (46.24) mischen Eigenschaften eines Systems findet.
T Mit Hilfe der Fourier-Analyse (s. Teil I) ist es
0
möglich, aus dem Zeitbereich in den Frequenz-
Dabei ist T die Beobachtungszeit, bei periodi- bereich zu transformieren. Am einfachen Bei-
schen Signalen die Periodendauer. Der quadrati- spiel der harmonischen Sinusschwingung wird
sche Mittelwert ist die Darstellung in beiden Bereichen deutlich,
ZT Abb. 46.6. Die Sinusschwingung
1
xN .t/ D
2 2
x .t/ dt; (46.25)
T
0 x .t/ D xO sin .˝t C "/ (46.27)
aus dem sich der sogenannte Effektivwert (RMS
value, root mean square value) aus der Wurzel des
quadratischen Mittelwerts ergibt
v
u
p u ZT
u1
xeff D xN .t/ D t
2 x 2 .t/ dt: (46.26)
T
0
O die Kreis-
wird bestimmt durch die Amplitude x,
frequenz ˝ und den Nullphasenwinkel ". Im
Frequenzbereich trägt man daher bei der Kreis-
frequenz ˝ den Wert von xO in das Amplituden-
diagramm und den Wert von " in das Phasendia-
gramm ein.
X
N 1
Abb. 46.8 Spektralfunktionen jx .˝/j für drei nichtpe- k
mit mit
A0 D =2 33 =16 : : : ;
T1 D =4 C 3 =16 C 155 =512 C : : : ;
A1 D 1;
T2 D 1=2 4 =32 6 =32 : : : ;
A2 D =2 C 3 =4 C : : : ;
T3 D 3=4 93 =32 815 =512 : : : ;
A4 D =16 : : : :
3
T4 D 2 =4 4 =8 6 =16 : : : ;
( D ˝0 t Kurbelwinkel, ˝0 Winkelgeschwin- T5 D 53 =32 C 755 =512 C : : : :
digkeit der Kurbelwelle, ˇ Schwenkwinkel, D " #
1
X
r= l Pleuelstangenverhältnis). Die vier Einzelan-
teile aus Gl. (46.35) können nun wie folgt ange- FRM D mosz r˝02 R0 C Rk cos .k / ;
kD1
geben werden: (46.42)
mit
FTG .t/ D FG .t/ .FT =FK / ;
R0 D 1=2 2 =4 34 =16
FTM .t/ D FM .t/ .FT =FK / ; (46.38)
56 =32 : : : ;
120°-Fehlsynchronisation:
M0 1
Me .t/ D
cos ' xd00 C xTR C xN
f0; 866 0; 866 cos ˝t
C 1; 5 sin ˝tg (46.44)
!1;2 D 0
s s
k .J1 C J2 / k k
!3;4 D ˙ D˙ C :
J1 J2 J1 J2
(46.49)
Setzt man diese Ergebnisse in das Eigenwertpro-
blem ein, erhält man die zugehörigen Eigenvek-
toren
! !
Abb. 46.16 Ungefesselter Drehschwinger mit zwei 1 1
Drehmassen. a Maschinenanlage, 1 Elektromotor, 2 Ver- '1;2 D I '3;4 D : (46.50)
dichter; b Ersatzsystem 1 J1 =J2
46 Schwingungen 851
Berechnung erfolgt mit dem Werkzeug der Fini- Abb. 46.19 zeigt neben dem Realsystem eines
te-Elemente-Methode. Turbogenerators mit den Turbinen und dem Ge-
nerator das zugeordnete FE-Modell mit N 1
Mechanisches Ersatzsystem – Finite-Elemen- zylindrischen Torsionselementen. Zu einem be-
te-Modell eines Turbogenerators Bei Turbo- liebigen finiten Element e mit konstantem Quer-
gruppen zur Erzeugung elektrischen Stroms sind schnitt
e
gehören die folgenden konstanten Größen
Grenzleistungen von 1200 MW keine Seltenheit Drehmassenbelegung, GITe Torsionssteifig-
e
mehr. Die Welle eines solchen Turbosatzes ist keit, l Elementlänge.
ungefähr 35 m lang und dreht 50 mal in ei- Mit lokalen Ansatzfunktionen, die man in Ar-
ner Sekunde, um Elektrizität mit Netzfrequenz beitsintegrale (Prinzip der virtuellen Arbeit) ein-
zu erzeugen. Die stärksten Drehbeanspruchungen setzt, lassen sich für jedes Element eine Element-
für den Rotor werden durch Torsionsschwingun- Steifigkeitsmatrix
gen bei elektrischen Störungen am Generator !
GI e
1 1
(s. Abschn. 46.5.4) oder im Netz hervorgerufen. K .e/ D eT (46.53)
Der Konstrukteur muss bei der Auslegung der
l 1 1
Maschine für diese Fälle die resultierenden Be- und eine Element-Massenmatrix
anspruchungen in den Wellenquerschnitten mög- !
lichst gut vorausberechnen. Da das Rotorsystem 1=3 1=6
M .e/
D l
e e
(46.54)
einer Turbinen-Generatoreinheit ein komplexes 1=6 1=3
mechanisches System mit mehreren Wellen dar-
stellt, ist für eine genaue rechnerische Vorhersage aufbauen, die wegen der zwei lokalen Freiheits-
eine feine Modellierung erforderlich. Bei einer grade (je Elementknoten ein Drehwinkel) die
Unterteilung der Welle in viele Elemente (ca. 200 Ordnung 2 haben.
bis 300), bietet sich als mechanisches Ersatzsys- Die Drehschwingungen des Gesamtsystems
tem ein Finite-Elemente-Modell an [2, 13]. werden global durch die Drehwinkel xi beschrie-
starrer Körper mit den oben angegebenen Da- dem polaren Trägheitsmoment Jp sind. Die Träg-
ten m, Jp ; Jä abgebildet wird und die Balkenele- heitsmatrix M ist diagonal mit den Massen m und
mente der Maschinenwelle als elastische, mas- den äquatorialen Trägheitsmomenten Jä besetzt.
selose Verbindungselemente mit diskreten Stei- Genauere Hinweise zur Aufstellung der Be-
figkeiten berücksichtigt werden. Gegebenenfalls wegungsgleichungen, auch für die Elemente der
kann man die dabei vernachlässigten Massen der Steifigkeitsmatrix, findet man u. a. in [16]. Auf
Welle anteilig dem Laufrad zuschlagen. die Elemente im Kraftvektor kommen wir bei der
Die wesentlichen Freiheitsgrade lassen sich Berechnung der erzwungenen Schwingungen zu-
somit im Schwerpunkt der Laufradmasse kon- rück.
zentrieren (Abb. 46.22). Es sind die beiden Frei-
heitsgrade der Translation des Laufrades x1 und Eigenschwingungen und modale Größen –
x3 (horizontal und vertikal) ergänzt um die Bie- kritische Drehzahlen Wir ermitteln die Eigen-
geverdrehungen x2 und x4 , die den Trägheits- werte und Eigenvektoren (modale Größen) der
momenten des Laufrades zugeordnet sind. Ent- Maschinenwelle, indem wir in den Bewegungs-
sprechend ist auch die Steifigkeitsmatrix für die gleichungen (46.55) den Kraftvektor F .t/ Null
genannten vier Freiheitsgrade aufzubauen. Die setzen und einen passenden Ansatz für den Vek-
Elemente der Matrix lassen sich z. B. durch die tor x wählen. Da in Gl. (46.55) nicht nur M
Vorgabe von Einheitsverformungen für die vier und K, sondern wegen der Kreiselwirkung auch
Freiheitsgrade und Bestimmung der erforderli- die D-Matrix vorkommt, scheint der Ansatz ent-
chen Kräfte berechnen (Einflusszahlen-Metho- sprechend Gl. (46.4) geeignet, der auf das Eigen-
de). wertproblem Gl. (46.4)
Bei der Aufstellung der Bewegungsgleichun-
gen müssen bei rotierender Welle außer den Träg-
2 M C D C K ' D 0 (46.56)
heits- und Steifigkeitstermen auch die gyrosko-
pischen Glieder (Kreiselwirkung) berücksichtigt
führt. Wir vernachlässigen bei der Eigenwertana-
werden, die sich aufgrund des Drallsatzes erge-
lyse wieder die Dämpfung. Die D-Matrix enthält
ben. Die gesamte Bewegungsgleichung hat dann
dann nur noch die Trägheitsterme der Kreiselwir-
folgendes Aussehen:
kung, wie in Gl. (46.55) zu erkennen ist. Wegen
2 3 2 3 fehlender „echter Dämpfung“ enthalten die Ei-
m 0 0 0 xR 1 genwerte Gl. (46.5) keine Realteile mehr. Daher
6 7 6 7
6 0 Jä 0 07 6 7 konzentriert sich die Eigenwertanalyse auf die
6 7 6xR 2 7 46
60 0 m 05 67 7 Bestimmung der Eigenfrequenzen und der zuge-
4 4xR 3 5 hörigen Eigenvektoren
0 0 0 Jä xR 4
2 3 2 3
0 0 0 0 xP 1 n D Ci!n I n D i!n (46.57)
6 7 6 7
60 ˝Jp 7 6 7
C6
0 0 7 6xP 2 7
60 0 5 6
7 7 'n D Ci'Im
n I 'n D i'Im
4 0 0 4xP 3 5 n
Wenn man die Koeffizienten-Determinante aus- der rotatorischen Trägheit Jä bleibt jedoch erhal-
rechnet und zu Null setzt, erhält man die charak- ten.
teristische Gleichung. Sie hat für unser Beispiel Zusätzliche Hinweise über den Verlauf der
die folgende Form: Kurven gewinnt man auch durch Asymptoten
für hohe Drehzahlen. Dabei ist besonders die
Asymptote Jp =Jä ˝ interessant, deren Steigung
mJä !n4 mJp ˝!n3 .k22 m C k11 Jä / !n2
proportional zum Verhältnis der Trägheitsmo-
C k11 Jp ˝!n C k11 k22 k12 2
D0 mente Jp =Jä ist. Die Drehzahlabhängigkeit der
(46.60) Eigenfrequenzen infolge der Kreiselwirkung ist
Die Auflösung der Gleichung führt auf vier Ei- eine wesentliche Erkenntnis die man dem Dia-
genfrequenzen !n .n D 1; : : : 4/. Setzt man diese gramm (Abb. 46.23) entnehmen kann. Dabei ist
Lösungen in das homogene lineare Gleichungs- der Kreiseleffekt besonders wirksam bei hohen
system ein, so können auch die zugehörigen Drehzahlen, bei großen Trägheitsmomenten Jp
Eigenvektoren 'n berechnet werden. Sie stel- und bei großen Biegewinkeln am Laufrad. Aus
len die Eigenschwingungsformen dar. Wie aus dem Diagramm lässt sich auch eine wertvolle In-
Gl. (46.60) hervorgeht, hängen die Eigenfrequen- formation über kritische Drehzahlen gewinnen.
zen von den Trägheitsparametern m; Jä ; Jp ;den Es ist bekannt, dass Maschinenwellen bei Un-
Steifigkeitskoeffizienten der Welle ki k und der wuchterregung mit der Drehfrequenz ˝ angeregt
Wellendrehgeschwindigkeit ˝ ab. werden. Der Resonanzfall liegt dann vor, wenn
Bei der Darstellung der Eigenfrequenzen für die anregende Drehfrequenz ˝ mit einer Eigen-
die angegebene Maschinenwelle mit Laufrad be- frequenz !n übereinstimmt. Schnittpunkte der
schränken wir uns auf ein Diagramm, das die Drehfrequenzgeraden ˝ mit einer der Eigenfre-
Eigenfrequenzen !n über der Winkelgeschwin- quenzen zeigen also die Lage von Resonanzen
digkeit ˝ zeigt. an. Im Diagramm (Abb. 46.23) finden wir einen
Aus den Kurven in Abb. 46.23 erkennt man, solchen Schnittpunkt bei ˝ D 279; 33 s1 . Auf
dass für jede Drehzahl zwei positive .!1 ; !2 / diese kritische Drehzahl kommen wir nochmals
und zwei negative .!3 ; !4 / Eigenfrequenzen bei den erzwungenen Schwingungen zurück.
existieren. Die positiven (negativen) Eigenfre- Jeder Eigenfrequenz lässt sich auch immer ein
quenzen nennt man auch Eigenfrequenzen des Eigenvektor 'n (Schwingungsform) zuordnen.
Gleichlaufs (Gegenlaufs), weil die Eigenschwin- In Abb. 46.24 sind zwei Eigenvektoren darge-
gungsbahnen (Orbits) die gleiche (entgegen- stellt, die bei einer Winkelgeschwindigkeit von
gesetzte) Richtung besitzen wie die Drehge- ˝ D 250 s1 bestimmt wurden. Bei der nied-
schwindigkeit. Auch für die nichtrotierende Wel- rigeren Frequenz !1 D 279; 30 s1 erkennen
le .˝ D 0/ findet man vier Eigenfrequenzen. wir die erste Biegeschwingungsform. Bei dieser
Hier fällt der Kreiseleffekt weg, der Einfluss Schwingungsform ist die Auslenkung am Lauf-
mänenübergreifend aufgebaut werden [19]. Dies so bedeutet dies für unser Beispiel, dass kI <
ist z. B. bei der Modellbildung für aktive Systeme 3; 5 106 N=m sein muss (gewählter Wert kI D
wichtig. Das in Abb. 46.26d dargestellte System 3; 0 106 N=m).p Die erste Eigenkreisfrequenz der
ist in Abb. 46.28 als Simulationsmodell abgebil- Maschine ! D kI =m ergibt sich damit zu ! D
det (Struktur mit elastisch aufgestellter Maschine 54; 8 s1 . Die Dämpfung dI des Isolationsele-
mit Unwuchtanregung und Tilger). Mit diesem mentes ist zum einen wichtig für die Begrenzung
Modell sollen im Folgenden die Fälle b–d in der Schwingungsausschläge in der Fundamental-
Abb. 46.26 analysiert werden. Zunächst ist es je- resonanz der Maschine. Dies ist wichtig beim
doch notwendig, Steifigkeit kI und Dämpfung dI Durchfahren der Resonanz während des Maschi-
des Isolationselementes sowie die Parameter des nenhochlaufs. Zum anderen führt eine zu hohe
Tilgers (kT ; dT und mT / festzulegen. Dämpfung zu einer Verringerung der Wirkung
Die Steifigkeit kI des Isolationselementes der Isolation. Im Beispiel wurde eine geringe
muss in Verbindung mit der Maschinenmasse m Dämpfung von dI D 300 kg=s (entspricht einer
so dimensioniert werden, dass bei der niedrigsten modalen Dämpfung von #I D 0; 27 %) gewählt,
Betriebsdrehzahl nu D 30 ! u = der Maschine um eine gute Isolationswirkung sicherzustellen.
sich diese bereits im Isolationsbereich befindet. In Abb. 46.29 ist das Übertragungsverhalten
Dafür muss folgende Bedingung erfüllt werden des Gesamtsystems für die verschiedenen Fälle
dargestellt.
!u > !I : (46.63) Im Fall der starr aufgestellten Maschine fällt,
bedingt durch ihre Masse, die erste Eigenfre-
Die Isolationsfrequenz !I lässt sich aus der Ei- quenz der Struktur merklich ab. Gegenüber der
genkreisfrequenz des Schwingers aus Steifigkeit starr aufgestellten weist die elastisch aufgestellte
kI und Maschinenmasse m unter der Annahme, Maschine, wie beabsichtigt, eine deutlich gerin-
dass kI k11 (Steifigkeit der Struktur am Auf- gere Schwingungsübertragung auf. Jedoch tritt
stellort) näherungsweise bestimmen hier im Betriebsbereich wieder die erste Struktur-
resonanz bei !
170 s1 auf. Eine Möglichkeit,
2k I
!I2
: (46.64) die Schwingungen in dieser Resonanz zu mini-
m
mieren, ist der Einsatz eines gedämpften Tilgers.
Nehmen wir an, dass die unterste Maschinen- Um eine ausreichende Tilgungswirkung zu errei-
drehzahl bei nu D 800 min1 liegt und die chen, ist eine gewisse Masse des Tilgers notwen-
Maschine eine Masse von m D 1000 kg besitzt, dig. Als Faustregel kann hier für die Tilgermasse
angenommen werden, dass zwischen 5 % und
20 % der effektiv schwingenden Strukturmasse
notwendig sind [20]. Im Beispiel wurde ein Til-
Abb. 46.28 Simulationsmodell – Struktur mit elastisch Abb. 46.29 Übertragungsverhalten des Systems für ver-
aufgestellter Maschine mit Unwuchtanregung und Tilger schiedene Fälle
46 Schwingungen 861
ger an Stelle 2 mit einer Masse von mT D 120 kg tion sind in Abb. 46.30 dargestellt. Auch hier ist
angenommen. Die Tilgerparameter Steifigkeit kT zu beobachten, dass bereits durch die elastische
und Dämpfung dT wurden mit Hilfe der Simu- Aufstellung eine gute Reduktion der Amplituden
lation ausgelegt und optimiert. Die Werte kT D der Schwinggeschwindigkeit möglich ist. Durch
3;16 106 N=m und dT D 8117 kg=s (entspricht die zusätzliche Anwendung des gedämpften Til-
einer modalen Dämpfung von #T D 20 %) konn- gers verbessert sich die Situation insbesondere im
ten so bestimmt werden. Wie in Abb. 46.29 zu Resonanzbereich der Struktur weiter. Das Ein-
sehen ist, wird für den Fall der elastisch auf- bringen einer zusätzlichen niederfrequenten Re-
gestellten Maschine mit Tilger die Übertragung sonanz durch die elastische Aufstellung wirkt
der Schwingungen im Resonanzbereich bei ˝
sich hier nicht kritisch aus. Es können sich keine
170 s1 noch einmal deutlich reduziert. großen Schwingungsamplituden in diesem Be-
reich (unterhalb des Betriebsbereiches) aufbauen.
Erzwungene Schwingungen Im vorhergehen- Wichtig hierbei ist, dass diese Resonanz genü-
den Abschnitt haben wir gezeigt, dass sich die gend schnell durchfahren wird.
Übertragung von Schwingungen mit strukturdy-
namischen Maßnahmen (Isolation und Tilgung)
wirksam reduzieren lässt. Nun ist noch die Be- Literatur
trachtung der im Betrieb der Maschine auftre-
tenden Schwingungen notwendig (erzwungenen Spezielle Literatur
Schwingungen). Hierbei kann zwischen zwei Zu- 1. Krämer, E.: Maschinendynamik. Springer, Berlin
(1984)
ständen, die das System ertragen muss, unter- 2. Gasch, R., Knothe, K., Liebich, R.: Strukturdynamik
schieden werden: 1. Hochlauf der Maschine und – Diskrete Systeme und Kontinua, 2. Aufl. Springer,
2. Betrieb der Maschine. Während beim Hoch- Berlin (2012)
3. Dresig, H., Holzweißig, F.: Maschinendynamik,
lauf nur eine kurze Einwirkzeit der Schwingun-
10. Aufl. Springer, Berlin (2011)
gen in der jeweilig gerade aktuellen Frequenz 4. Schiehlen, W., Eberhardt, P.: Technische Dynamik,
auftritt, ist das System im Betrieb den Schwin- 4. Aufl. Springer, Wiesbaden (2014)
gungen bei der entsprechenden Drehzahl längere 5. Ewins, D.J.: Modal Testing: Theory, Practice and
Application, 2. Aufl. Research Studies Press, Bal-
Zeit ausgesetzt.
dock, Hertfordshire, England (2000)
Im Beispiel soll exemplarisch ein langsa- 6. Cooley, J.W., Tukey, J.W.: An algorithm for the ma-
mer Maschinenhochlauf betrachtet werden. Da- chine calculation of complex Fourier series. Math
für wird im Simulationsmodell (Abb. 46.28) ei- Comput 19(90), 279–301 (1965)
ne Zeit von t D 60 s für einen Hochlauf von 7. Magnus, K., Popp, K., Sextro, W.: Schwingungen, 46
1 10. Aufl. Springer, Wiesbaden (2016)
n D 0 4000 min mit linear veränderlicher 8. Kellenberger, W.: Elastisches Wuchten. Springer,
Drehzahl festgelegt. Die Ergebnisse der Simula- Berlin (1987)
9. Federn, K.: Allgemeine Grundlagen, Meßverfahren
und Richtlinien, 2. Aufl. Auswuchttechnik, Bd. 1.
Springer, Berlin (2011)
10. Schneider, H.: Auswuchttechnik, 8. Aufl. Springer,
Berlin (2013)
11. Maass, H., Klier, H.: Kräfte, Momente und de-
ren Ausgleich in der Verbrennungskraftmaschine. In:
List, H. (Hrsg.) Die Verbrennungskraftmaschine, Bd.
2, Springer, Wien (1981)
12. Kuhlmann, P.: Schwingungen in Kolbenmaschinen.
VDI Bildungswerk, Schwingungen beim Betrieb
von Maschinen BW32.11.07. VDI-Gesellschaft Kon-
struktion und Entwicklung, Düsseldorf (1980)
13. Schwibinger, P.: Torsionsschwingungen von Turbo-
gruppen und ihre Kopplung mit den Biegeschwin-
Abb. 46.30 Schwinggeschwindigkeiten des Balkens bei gungen bei Getriebemaschinen. Fortschrittber. VDI,
langsamem Maschinenhochlauf Düsseldorf (1987)
862 H. Hanselka et al.
x
D
Die vom Medium am Kolben und von den Mas- r
sen der Triebwerksteile erzeugten Kräfte und 3
D 1 cos ' C sin2 ' C sin4 ' C
Momente dienen zur Berechnung der Maschi- 2 8
ne einschließlich Triebwerk, der Gleichförmig- (47.1)
keit ihres Gangs, der Drehschwingungen [1] der der Umrechnung des Kolbenwegs x in den Kur-
Kurbelwelle (s. Kap. 46), der Massenwirkungen belwinkel ' D !t, wofür meist die ersten drei
in der Umgebung und von Resonanzerscheinun- Glieder genügen.
gen [2].
Drehmoment Die Kolbenkraft FK.'/ setzt sich
aus der Gasdruckkraft F s und der Massenkraft
47.1 Drehkraftdiagramm von F o zusammen (nach Bd. 3, Abschn. 1.3.3). Sie
Mehrzylindermaschinen bestimmt zusammen mit der Kinematik des Kur-
beltriebs das Drehmoment eines Triebwerks
Einfluss hierauf haben die Bauart der Maschi-
ne, der Versatz ihrer Kurbeln, die oszillierenden Md D FT .'/r
Triebwerksmassen und der Druck des Mediums !
sin 2'
im Zylinder sowie die Zündfolge [3] bei Moto- D FK .'/ r sin ' C p
2 1 2 sin2 '
ren.
(47.2)
Druckverlauf Der Druckverlauf wird als mit der Periode 'A D 360ı aT (aT D 2 beim Vier-
p D f .'/ als Funktion des Kurbelwinkels ' taktmotor, sonst aT D 1), FT Tangentialkraft und
(Bd. 3, Abb. 4.6) oder als p D f .x/ dem Indika- den Nullstellen nach Bd. 3, Abschn. 1.3.3. Bei
tordiagramm (Bd. 3, Abb. 1.2) entnommen [4]. steigender Drehzahl entlasten die Massenkräfte
Hierbei dient der dimensionslose Wert (s. Bd. 3, zunächst die Gaskräfte, um sie dann später zu
übersteigen, was sich auch auf die Drehmomen-
tenschwankungen auswirkt (s. Bd. 3, Abb. 1.10).
R. Nordmann
Darmstadt, Deutschland
Gesamtmoment Das Gesamtmoment für eine
T. Nestorović ()
Ruhr-Universität Bochum
Maschine mit mehreren Zylindern (Anzahl z) er-
Bochum, Deutschland gibt sich durch phasengerechte Überlagerung der
E-Mail: [email protected] Drehmomente der Einzeltriebwerke (Gl. (47.2)).
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 863
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_47
864 R. Nordmann und T. Nestorović
Abb. 47.1 Drehmomentendiagramme. a Einstufiger W- motor beim Leerlauf; d harmonische Analyse des
Verdichter F D 60ı ; b Viertaktmotor M mit ein- Moments eines zweistufigen Verdichters mit Spek-
stufigen Kolbenverdichter V mit je zwei Zylindern trum der
q Momentenamplituden und ihrer Phasenwinkel
in Reihe, MdmM D MdmV , 'PM D 'PV ; c Zweitakt- Mk D 2
Mka C Mkb
2
bzw. tan 'k D Mak =Mbk
Dabei ist zu berücksichtigen, welche Bauart (Rei- schwankungen mit zunehmender Zylinderzahl
henmaschine, V-Maschine) vorliegt, wie der Kur- ab.
belversatz ist und ob alle Kolben gleich sind. Abb. 47.1 zeigt Drehmomentendiagramme für
Bei Reihenmaschinen beträgt es verschiedene Verdichter und Motoren. Beim ein-
stufigen W-Verdichter erkennt man deutlich die
X Überlagerung der drei Einzelmomente Md1, Md2,
Md ges D Md Œ' C .K 1/'p : (47.3)
Md3 zum Gesamtmoment Md ges (Abb. 47.1a).
Dargestellt ist auch das mittlere Drehmoment
Bei einer Periode 'p D 'A =z, also dem Win- Mdm . Bei der Kupplung von Kraft- und Arbeits-
kel zwischen zwei Kurbeln, wiederholt sich das maschinen sind beide Drehmomente zu berück-
Gesamtmoment. Dabei nehmen die Momenten- sichtigen (Abb. 47.1b). Für Schwingungsuntersu-
47 Kurbeltrieb, Massenkräfte und -momente, Schwungradberechnung 865
chungen ist eine harmonische Analyse des Dreh- Tab. 47.1 Anhaltswerte für Ungleichförmigkeitsgrade
momentenverlaufs vorzunehmen (Abb. 47.1d). Schiffspropeller 1/30
Hier bedeuten die M ak bzw. die M bk die cos- Pumpen und Gebläse 1/30 . . . 1/50
bzw. sin-Glieder der Fourierreihe (s. Teil I und Werkzeugmaschinen 1/50
Abschn. 46.5.4). Kolbenverdichter 1/50 . . . 1/100
Fahrzeugmotoren 1/150 . . . 1/300
Mittleres Moment Es beträgt Generatoren:
– Drehstrom 1/125 . . . 1/300
Z'P – Gleichstrom 1/100 . . . 1/200
1
Mdm D Md ges d ' (47.4)
'P
0 Dabei treten die 'k und 'kC1 an den Stellen auf,
und wird durch Integration von M d ges über ei- wo Md D Mdm ist.
ne Periode ermittelt. Im Beharrungszustand ist
es dem Mittelwert der angekuppelten Maschine Trägheitsmoment Aus dem Energiesatz folgt
gleich und von den Massenkräften unabhängig. mit Ws max D J.!max
2
!min
2
/=2, dem Mittelwert
!m D .!max C !min /=2 und dem Ungleich-
Schwungrad Ein Schwungrad hat die Aufga- förmigkeitsgrad ı D .!max !min /=!m nach
be, Abweichungen des Moments (M d M dm ) so Tab. 47.1
aufzunehmen, dass die Ungleichförmigkeit der
Drehbewegung möglichst gering bleibt. Die aus- Ws max Ws max
J D D (47.6)
getauschte Energie im Winkelbereich 'k bis 'kC1 ı !m2 4 2 ı n2
ist (Abb. 47.2)
mit Ws max kinetischer Energie und n Drehfre-
'ZkC1
quenz. Es umfasst auch die Anteile der ange-
Ws D .Md Mdm / d ' : (47.5) kuppelten Maschine und der Triebwerke und ist
'k vom Schwungrad aufzubringen, das ebenfalls der
Regelung dient [5]. Anhaltswerte für Viertaktmo-
toren [6] folgen mit der indizierten Leistung Pi
und der Konstanten k nach Tab. 47.2 aus
Pi
J Dk : (47.7)
ı.n=100/3
Rotierende Momente Zur Ermittlung der Mo- für den Momentanwert der Momente bzw. ihr
mente M rx , M ry werden die Komponenten Maximum mit
Fr sin.' C ˛k /, Fr cos.' C ˛k / der rotierenden q
Kräfte mit dem jeweiligen Hebelarm hk multipli- cm D cm2 1 C cm2 2 ;
ziert und aufaddiert
Mm res D Pm a.cm1 cos m ' cm2 sin m '/;
X
Mrx D Fr hk sin.' C ˛k / Mm max D Pm a cm :
X (47.17)
Mry D Fr hk cos.' C ˛k / (47.10) Sie treten auf bei dem Kurbelwinkel
Beispiel
˛k D .n 1/51;43ı und k D hk =a D 4 k:
MII x D 2 PII a sin sin. =2/ Der Vektor des rotierenden Mo-
.cII 1 sin 2 ' C cII 2 cos 2 '/; ments hat nach Gl. (47.13) mit
MII y D 2 PII a cos cos. =2/ arctan .0; 2407=0; 116/ D 64; 28ı den Lagewin-
kel
.cII 1 cos 2 ' cII 2 sin 2 '/:
(47.29)
Resultierende und Lagewinkel ergeben sich aus ˛L D 90ı C 25;72ı C 64;28ı D 180ı :
Gl. (47.12). Die Extremwerteq der Momente I.
Das maximale Moment I. Ordnung tritt beim
Ordnung folgen mit cr D 2
cr1 C cr2
2
Kurbelwinkel ' D 64;26ı bzw. 115,75° also
bei der Drehung der Kurbel 1 um 90° auf. Das
MI a D 2 PI acr cos2 . =2/ und Moment ist Null bei ' D 64;28ı bzw. 154,28°.
MI b D 2PI acr sin2 . =2/ : (47.30) Für das Moment II. Ordnung wird die Tab. 47.5 47
für 2 ˛k neu berechnet. Nach Gl. (47.16) folgt
hieraus cII 1 D 0;7862 und cII 2 D 0;6270, also
Für die Momente II. Ordnung gilt dann mit
cII D 1;006 und kII 1 D kII 2 D 0.
cII 1 q
und cII 2 nach Gl. (47.19) und mit
Das Maximum des Moments II. Ord-
cII D cII2 1 C cII2 2 nung ist MII res max = . PI a/ D 1;006. Es
tritt mit arctan.cII 2 =cII 1 / D 38;57ı bei
MII a D 2 PII a cII cos cos =2 ' D .90 38;57/ı D 25;71ı d. h. in der gezeich-
MII b D 2 PII a cII sin sin. =2/ : (47.31) neten Lage auf. Aus einer grafischen Lösung
folgt
Die rotierenden Momente werden wie bei der
Mr D 2Fr a.3 cos 64;28ı C cos 38;57ı
Reihenmaschine berechnet. Tab. 47.4 zeigt die
Massenkräfte und Momente der wichtigsten Mo- 2 cos 12;86ı /
torenbauarten. D 0; 2672Fr a:
870
Tab. 47.4 Freie Massenkräfte und -momente verschiedener Zylinderanordnungen. (Zusammengestellt nach [3, 6, 9, 10, 13])
1,2,3 1,2,3 1,2,3 1 * ,2,3,4 1 * ,2,3,4 1 * ,2,3,4
Bezeichnung
2 Zylinder Reihe 2 Zylinder Reihe 2 Zylinder Boxer 2 Zylinder 45° V 2 Zylinder 60° V 2 Zylinder 90° V
Kurbelstern I. Ordnung
Schemaskizze der Kurbelwelle
Aufbau der Kurbelwelle 3 × 120° Kröpfungen 4 Kröpfungen 2 × 2 um 90° versetzte Kr. 2 Kröpfungen 4 Kröpfungen
Zündabstände 240°–240° 180°–180°–180°–180° Z. T. 90°–90°–90°–90° 180°–180°–180°–180° 180°–180°–180°–180°
Freie Kräfte (ohne Ausgleich)
I. Ordnung 0 0 0 0 0
II. Ordnung 0 4PII 0 0 0
Freie Momente (ohne Ausgleich) p p
I. Ordnung p3 a PI 0 2 a PI a FI 0
II. Ordnung 3 a PII 0 4 a PII 2b FII 2b PII
Freie Kräfte höherer Ordnung 3P
p VI 4(PIV +PVI + . . . ) 4PIV 0 0
47 Kurbeltrieb, Massenkräfte und -momente, Schwungradberechnung
Freie Momente höherer Ordnung 3 a PIV 0 4 a PVI 2b FIV ; 2b FVI 2b PIV ; 2b PVI
Gegengewichte: übliche Anzahl 4 4 4 4 4
Größe < .Fr C 0;5PI / .Fr C 0;5PI / Fr + 0,5PI ½Fr + . . . ½PI .Fr C 0;5PI /
Aufwand mäßig groß mäßig klein
Drehschwingungen, kritische 1,5; 3; 4,5; . . . 2; 4; 6; . . . 4; 6; 8; . . . 2; 4; 6; . . . [10, 13] 2; 4; 6; . . .
Drehschwingverhalten gut mäßig gut mäßig gut
Allg. dynamisches Verhalten Mittel Gut Mäßig Schlecht Gut
Beurteilung Mittel Mittel Mäßig Schlecht Gut
871
47
872
Aufbau der Kurbelwelle 2 Kröpfungen 2 Kröpfungen 2 Kröpfungen, 90° ver- 2 × 120° Kröpfg., 60° ver-5 × 72° Kröpfungen
setzt setzt
Zündabstände 90°–180°–270°–180° 90°–270°–90°–270° 180°–90°–270°–180° 180°–180°–180°–180° 5 × 144°
Freie Kräfte (ohne Ausgleich) p
I. Ordnung 0 p 2FI 2FI 0p 0
II. Ordnung v. 0PII ; h.2 2PII 2FII 0 2 3PII 0
Freie Momente (ohne Ausgleich) p p
I. Ordnung a FI b FI a / 2 2FI ; b / 2 2FI a PI 0,449 a PI
II. Ordnung 2b FII 0 2a FII bp PII 4,98 a PII
Freie Kräfte höherer Ordnung 0 2Fp IV ; 2F VI p 2Fp IV ; 2F VI p 2 3(PIV + PVI ) 0
Freie Momente höherer Ordnung 2b FIV ; 2b FVI b FIV ; b FVI b FIV ;b FVI b(PIV + PVI ) 0,449 a PIV ; 0,449 a PVI
Gegengewichte: übliche Anzahl 4 4 4 4 5
Größe ½(Fr + PI ) ½Fr + ½PI ½Fr + ½PI Fr + ½PI Fr + ½PI
Aufwand mäßig klein klein klein mittel
Drehschwingungen, kritische 0,5; 1,5; 2,5; . . . [10, 13] 1; 3; 4; 5; . . . [10, 13] 0,5; 1; 1,5; 2,5; . . . [10, 2; 4; 6; . . . 1; 1,5; 2,5; 3,5; 4; . . .
Drehschwingverhalten gut gut 13] mäßig mäßig
gut
Allg. dynamisches Verhalten Mäßig Mäßig Mäßig Mäßig Mäßig
Beurteilung Mäßig Mäßig Mäßig Mäßig Mäßig
R. Nordmann und T. Nestorović
Tab. 47.4 (Fortsetzung)
1,2,3 1,2,3,5 1 * ,2,3 1 * 2,3 1,2,3
Bezeichnung
6 Zylinder Reihe 6 Zylinder Reihe 6 Zylinder 60° V 6 Zylinder 60° V 6 Zylinder Boxer
Kurbelstern I. Ordnung
Schemaskizze der Kurbelwelle
Aufbau der Kurbelwelle 6 × 60° Kröpfungen 6 × 120° Kröpfungen 6 × 60° Kröpfungen 3 × 180° 6 × 180°
Kröpfg., 120° versetzt Kröpfg., 120° versetzt
Zündabstände 120°–120°–180°–120°–120°–60° 6 × 120° 6 × 120° 6 × 120° 6 × 120°
Freie Kräfte (ohne Ausgleich)
I. Ordnung 0 0 0 0 0
II. Ordnung 0 0 0 0 0
Freie Momente (ohne Ausgleich)
I. Ordnung 0p 0 0 0 0
II. Ordnung 2 3 a FII 0 3p/ 2 a FII 3p/ 2 a FII 0
47 Kurbeltrieb, Massenkräfte und -momente, Schwungradberechnung
47
874
Aufbau der Kurbelwelle 3 Kröpfungen, 3 Kröpfungen, 3 Kröpfungen, 7 × 51,43° Kröpfungen 8 × 90° Kröpfg.,
120° versetzt 120° versetzt 120° versetzt 1 × 45° versetzt
Zündabstände 150°–90°–150°–90°– 6 × 120° 120°–120°–60°–120°– 7 × 102,86° 90°–90°–90°–90°–
150°–90° 120°–180° 45°–90°–90°–135°,
Zweitakt: 8 × 45°
Freie Kräfte (ohne Ausgleich)
I. Ordnung 0 0 0 0 0
II. Ordnung 0 0 0 0 0
Freie Momente (ohne Ausgleich) p p p
I. Ordnung p3 a FI 1,5p3 a FI 2 3 a FI 0,267 a PI 0,448 a PI
II. Ordnung p6 a FII 1,5 3 a FII 0 1,006 a PII 0
Freie Kräfte höherer Ordnung 3
p 2 FVI 3FVIp 0 0 0
Freie Momente höherer Ordnung 6 pa FIV ; 3 / 2 p3 a FIV ; 3 b FVI 9,845 a PIV ; 16 a PIV
3 = 2 2 b FVI 3 = 2 3 b FVI 0,263 a PIV
Gegengewichte: übliche Anzahl 6 6 6 7 8
Größe ½Fr + ½PI ½Fr + ½PI < . 12 Fr C 12 PI / Fr + ½PI (Fr + ½PI )
Aufwand mittel mittel gut groß groß
Drehschwingungen, kritische 1,5; 3; 4,5; . . . 3; 6; 9; . . . 0,5;1,5;2,5;3,5;4,5; . . . 1; 2,5;3,5 : 4,5;6;7;8; 2;2,5;3,5;4;4,5; . . .
Drehschwingverhalten gut gut mäßig mäßig mäßig
Allg. dynamisches Verhalten Gut Brauchbar Brauchbar Brauchbar Brauchbar
Beurteilung Mäßig Schlecht Brauchbar Brauchbar Brauchbar
R. Nordmann und T. Nestorović
Tab. 47.4 (Fortsetzung)
1,2,3 1 * ,3,4,6 1 * ,3,4 1,2,3 1,2,3
Bezeichnung
8 Zylinder Reihe 8 Zylinder 4 × 90° V 8 Zylinder 4 × 180° V 8 Zylinder Boxer 8 Zylinder 60° V
Kurbelstern I.Ordnung
Schemaskizze der Kurbelwelle
Aufbau der Kurbelwelle 4 × 180°Kröpfg., 4 Kröpfungen, 4 Kröpfungen, 4 × 180° Kröpfg., 4 × 30° Kröpfg.,
2 × 90° vers. 90° versetzt 180° versetzt 90° versetzt 90° versetzt
Zündabstände 8 × 90° 8 × 90° 4 × 180° Doppelzündung 8 × 90° 8 × 90°
Freie Kräfte (ohne Ausgleich)
I. Ordnung 0 0 0 0 0
II. Ordnung 0 0 0 0 0
Freie Momente (ohne Ausgleich) p
I. Ordnung 0 10 a FI 0 0 (3,054 ˙ 0,818) a PI
II. Ordnung 0 0p 4 b FII 0 0p
47 Kurbeltrieb, Massenkräfte und -momente, Schwungradberechnung
47
876 R. Nordmann und T. Nestorović
Tab. 47.5 Zur Berechnung der Massenkräfte und Momente eines Reihenmotors (s. Beispiel)
n k ˛ k in ° cos ˛ k sin ˛ k vk vk cos ˛ k vk sin ˛ k
1 1 0,0 1,0 0 3 3,0 0,0
2 6 51,43 0,6235 0,7818 2 1,2470 1,5636
3 3 102,86 0,2225 0,9750 1 0,2225 0,9750
4 4 154,29 0,9010 0,4339 0 0,0 0,0
5 5 205,72 0,9010 0,4339 1 0,9010 0,4339
6 2 257,15 0,2225 0,9750 2 0,4450 1,9500
7 1 308,58 0,6235 0,7818 3 1,8705 2,3454
0 D k 1 0 D k 2 0;1166 D c 1 0;2407 D c 2
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 879
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_48
880 H. Hanselka et al.
der früher gebräuchliche Wert v0 D 5 108 m=s Hüllfläche (Messfläche) S gemessenen Schallin-
nach [4] verwendet, der nach [1] ebenfalls zuläs- tensität I über die Messfläche
sig und somit normkonform ist. Z Z
Der Quotient aus Schalldruck p und Schall- P D I dS D pQ vQ dS: (48.7)
schnelle v wird als spezifische Schallimpedanz S S
0
oder Schallkennimpedanz ZMedium des Mediums,
in dem die Schallausbreitung stattfindet, bezeich- Der zugehörige Schallleistungspegel LW wird
net. Sie ist nur abhängig von der Dichte und nach der Vorschrift
der Schallausbreitungsgeschwindigkeit c des Me-
diums. Für das Medium Luft lautet der Zusam- LW D 10 lg .P =P0 / dB (48.8)
menhang
mit dem Bezugswert P0 D 1012 W [1, 2] ge-
p
0
ZLuft D D Luft cLuft D . c/Luft : (48.4) bildet. Ist die Schallintensität I über die Mess-
v fläche S gleichmäßig verteilt, so gilt P D I S.
Mit den Regeln der Logarithmusrechnung ergibt
sich daraus LW D LI C LS mit dem Schallin-
48.1.3 Schallintensität, tensitätspegel LI nach Gl. (48.6) und dem sog.
Schallintensitätspegel Messflächenmaß LS
Das Produkt aus dem Schalldruck p und der LS D 10 lg .S=S0 / dB; (48.9)
Schallschnelle v ist die Schallintensität I. Sie ist
eine vektorielle Größe mit der gleichen Richtung wobei der Bezugswert S0 D 1 m2 verwendet
wie die Schallschnelle v und gibt für eine ebene,wird [2]. Im Gegensatz zum Schalldruck hängt
fortschreitende Welle an, welche Schallleistung Pdie Schallleistung ausschließlich von der kon-
durch eine senkrecht zur Schallausbreitungsrich- struktiven Gestaltung und von der akustischen
tung stehende Fläche S tritt Qualität der Schallquelle, nicht aber von den
akustischen Eigenschaften der Umgebung und
P den Messbedingungen (z. B. Entfernung von der
I D D pQ vQ : (48.5) Schallquelle) ab. Daher wird zur Kennzeichnung
S
der Schallemission einer Maschine die Angabe
Ihre Einheit ist somit W=m . Der zugehörige des Schallleistungspegels empfohlen, in vielen
2
48.1.5 Fourierspektrum,
mit dem Bezugswert I0 D 1012 W=m2 [1, 2].
Spektrogramm, 48
Geräuschanalyse
Frequenz f als auch in Form einer Tabelle ange- hängen. So wird dort z. B. v0 D 1 109 m=s an-
geben. gegeben. Das führt mit p0 D 2 105 N=m2 auf
Die A-Bewertung galt ursprünglich nur für I0 D p0 v0 D 2 1014 W=m2 , was aber nicht
Lautstärken bis 60 dB, mittlerweile wird sie aber mit dem ebenfalls in [1] genannten Wert I0 D
für alle Lautstärken verwendet. Die C-Bewer- 1012 W=m2 übereinstimmt. Das hat zur Folge,
tungwird eigentlich nur für die Messung des dass beim Rechnen mit physikalischen Größen
Höchstwertes („Peak“) sowie zur Einschätzung in Pegelschreibweise ggf. physikalisch sinnlo-
des Anteils sehr tiefer Frequenzen verwendet. Sie se Korrekturterme eingeführt werden müssen.
entspricht einer weitgehend linearen Gewichtung Wichtig ist daher, dass bei der Angabe eines Pe-
im Bereich zwischen 100 Hz und 5 kHz. Die Z- gels grundsätzlich auch der bei der Pegelbildung
Bewertungentspricht der unbewerteten Pegeldar- verwendete Bezugswert mit angegeben wird, und
stellung, also LBewertung .f / D 0 dB für alle f . zwar entweder durch Angabe der verwendeten
Norm oder durch Angabe des verwendeten Be-
zugswertes selbst. Dies kann z. B. durch den Zu-
48.1.7 Bezugswerte, Pegelarithmetik satz „re 20 µPa“ oder „re 1 pW“ geschehen. Eine
Pegelangabe ohne Nennung des Bezugswertes ist
Um aus einer gemessenen oder berechneten Grö- sinnlos, da sich die Pegelwerte je nach verwende-
ße mittels Logarithmieren einen Pegel bilden zu tem Bezugswert drastisch unterscheiden können.
können, muss das Argument des Logarithmus Eine Berechnung nach Gl. (48.10) ist ein
durch Division der Messgröße durch einen geeig- Beispiel für eine Pegelsumme oder eine Pegel-
neten dimensionsbehafteten Bezugswert dimen- differenz. Dabei werden die Pegelwerte addiert
sionslos gemacht werden (siehe z. B. Gl. (48.1)). oder subtrahiert. Damit sind Aussagen wie „Der
Ferner gibt ein Pegel an, um welchen Faktor sich Schalldruckpegel der Maschine A (87,5 dBA) ist
eine physikalische Größe im Vergleich zu einer um 3,2 dB höher als der von Maschine B (84,3
Ausgangs- oder Vergleichsgröße unterscheidet dBA).“ möglich. Möchte man hingegen wissen,
[1]. nennt bevorzugte Bezugswertefür akustische welchen Schalldruckpegel die beiden Maschi-
Pegel (Tab. 48.1). nen zusammen erzeugen, so muss man aus den
Zu den in Tab. 48.1 genannten bevorzugten Einzelpegeln Li den sog. Summenpegel Lges be-
Bezugswerten nach [1] ist anzumerken, dass sie rechnen
(im Gegensatz zu den Bezugswerten nach der !
X
alten DIN 45 630-1 [4]) nicht in einer physi- Lges D 10 lg pQi =p0 dB
2 2
Kraftfluss durch
Maschinenstruktur
48.2 Geräuschentstehung Maschinenteil
Körperschall außerhalb des
Kraftflusses
Es gibt verschiedene Mechanismen der Ge-
Körperschall
räuschentstehung. Im Rahmen der Maschinen-
akustik werden vornehmlich die indirekten Ent- Luftdruck- Maschinen- Oberfläche des
stehungsmechanismen betrachtet. Daraus leiten schwingungen oberfläche Maschinenteils
über die Schall abstrahlende Oberfläche gemit- selten der Fall ist; die in der Regel recht komple-
telte Quadrat der effektiven Schnelle ist xe Schnelleverteilung auf der Strukturoberfläche
Z wird nur durch eine flächenhafte Mittelung nach
1
vQ .f / D
2 vQ 2 .f / dS : (48.14) Gl. (48.14) abgebildet; und der Abstrahlgrad wird
S oft vereinfachend durch den Abstrahlgrad des
S
sog. Kugelstrahlers nullter Ordnung (Monopol-
Durch Multiplikation der mittleren quadratischen strahler, siehe Abschn. 48.2.5; [6]) abgeschätzt.
Übertragungsadmittanz mit der biegeschwingen- Trotzdem ist die maschinenakustische Grund-
den (und letztlich auch Schall abstrahlenden) gleichung wichtig für das allgemeine Verständ-
Strukturoberfläche S erhält man die sog. Körper- nis der Wirkungskette der einzelnen physika-
schallfunktion lischen Mechanismen (Anregung, Körperschall,
Abstrahlung), die zur indirekten Geräuschent-
h2T .f / S D Tv2 .f /=ZE2 .f / S D Sh2T .f / ; stehung führen. Das Blockschaltbild der ma-
(48.15) schinenakustischen Grundgleichung (Abb. 48.5)
die früher Körperschallgradgenannt wurde. Der veranschaulicht den Zusammenhang zwischen
Pegel der Körperschallfunktion Eingangsgröße (Kraftanregung) und Ausgangs-
größe (abgestrahlte Schallleistung), wobei das
Lh .f / D 10 lg Sh2T .f /=S0 h2T0 dB (48.16)
Körperschall- sowie das Abstrahlverhalten wie
mit S0 D 1 m2 und h2T0 D v02 =F02 D Filterfunktionen zu betrachten sind, die das An-
106 m2 =N2 s2 wurde früher als Körperschall- regungssignal auf seinem Weg durch die Maschi-
maßbezeichnet. nenstruktur beeinflussen. Daraus wird erkennbar,
Die Pegelschreibweise der maschinenakusti- durch welche Maßnahmen man die Geräuschent-
schen Grundgleichung lautet stehung reduzieren kann: durch eine Reduktion
der Anregungskräfte, durch eine Reduktion der
LW .f / D LF .f / C Lh .f / C L .f / (48.17) Körperschallanregung oder durch eine Reduktion
der Luftschallabstrahlung. Körperschallverhalten
mit dem Schallleistungspegel LW (re 1 pW), dem und Abstrahlgrad müssen stets gemeinsam be-
Kraftpegel LF (re 1 N), dem Pegel der Körper- trachtet werden, da sich konstruktive Maßnah-
schallfunktion Lh (re 106 m4 =N2 s2 ) und dem men zur Beeinflussung der einen Größe auch auf
Abstrahlmaß L (re 1). Hierbei gilt in Luft die andere auswirken. Maßnahmen zur Beein-
LZ 0 Luft D 0 dB, da der Bezugswert Z00 für die Bil- flussung der Anregungskräfte beeinflussen diese
dung des Schallkennimpedanzpegels LZ 0 gerade beiden Größen hingegen im Allgemeinen nicht.
Z00 D ZLuft0
ist. Die Summe aus Lh und L heißt Im Folgenden werden die Bestandteile der
Pegel der akustischen Transferfunktion LT . Schallentstehungskette (Anregung, Körperschall,
Die maschinenakustische Grundgleichung Abstrahlung) näher betrachtet.
lässt sich auch in Form eines Blockschaltbil-
desdarstellen (Abb. 48.5).
48
Bei der maschinenakustischen Grundglei- 48.2.3 Anregungskräfte
chung (48.13) handelt es sich um eine sehr ver-
einfachende Modellvorstellung: Sie basiert auf Anregungskräfte, aus denen schließlich durch
der Annahme, dass nur eine einzige Erreger- Abstrahlung Schall entsteht, gehen meist aus den
kraft auf die Struktur einwirkt, was in der Praxis Betriebskräften hervor. Betriebskräfte sind jene
Kräfte, die für die Funktion einer Maschine maß-
Anregung Anregung von Schnelle Abstrahlung Luftschall gebend sind und nach denen eine Maschine aus-
Körperschall von Luftschall
Kraft F(f ) (Körperschall- v(f ) (Abstrahlgrad) Schall- gelegt und konstruiert wird. Die Betriebskräfte
funktion) leistung P(f )
bestimmen die Größe des Gehäuses, Wandstär-
Abb. 48.5 Blockschaltbild der maschinenakustischen ken, Wellendurchmesser, Materialwahl usw. Aus
Grundgleichung den (meist niederfrequenten) Betriebskräften ent-
886 H. Hanselka et al.
Frequenzen breiten sich schneller aus als sol- Tab. 48.2 Unterschiedliche Ansätze für technische Ge-
che mit tiefen Frequenzen (Dispersion). Im räuschminderungsmaßnahmen
Frequenzbereich oberhalb der Grenzfrequenz Primäre Maßnah- Sekundäre Maßnah-
fg liegt volle Abstrahlung vor, wobei nahe der men men
Grenzfrequenz fg das Abstrahlmaß auch Werte Passive Verrippung, Verstei- Kapselung,
Maßnah- fung, Bedämpfung, Schalldämmung,
bis zu C7 dB annehmen kann (Abb. 48.7). Unter men Entkopplung, Til- Schalldämpfung,
bestimmten Umständen (z. B. bei großflächigen, gung, Erhöhung der Akustikdecke,
dünnwandigen Bauteilen) muss man die Effekte Eingangsimpedanz Lärmschutzwand,
des akustischen Kurzschlusses berücksichtigen, persönlicher Schall-
schutz
da dieser zu einer Verminderung der abgestrahl-
Aktive Active vibration Active noise control
ten Schallleistung führt – eine Modellierung der Maßnah- control (AVC), (ANC)
Schallquelle als Monopolstrahler würde in sol- men active structural
chen Fällen zu einer zu hohen Abschätzung der acoustic control
(ASAC)
abgestrahlten Schallleistung und somit zu unnö-
tig hohem Aufwand für die Geräuschminderung
führen. nahmen zur Lärm- und Schwingungsminderung
werden in Abschn. 48.4 näher beschrieben. Im
Folgenden werden zunächst Möglichkeiten zur
48.3 Möglichkeiten zur passiven Geräuschminderung dargestellt.
Geräuschminderung
trum und damit den Charakter des Geräusches – Minderung des abgestrahlten Luftschalls) un-
beeinflussen. terschieden [9, 10, 12–18].
Prinzipbedingt ist ANC aufgrund von Interfe-
renzerscheinungen mit vertretbarem Aufwand
(Anzahl der Mikrofone und Lautsprecher,
48.4 Aktive Maßnahmenzur Lärm- Komplexität der Regelung) nur in räumlich
und Schwingungsminderung eng begrenzten Bereichen anwendbar (z. B.
in Strömungskanälen von Klimaanlagen, in
Aktive Systeme zur Lärm- und Schwingungsmin- Kopfhörermuscheln oder im unmittelbaren
derung [9–20] zeichnen sich dadurch aus, dass Kopfbereich von Personen). Eine globale Ge-
zu ihrem Einsatz in der Regel ein Energieeintrag räuschreduktion in einem größeren Raum ist
(meist in Form elektrischer Energie) erforderlich so nicht möglich. AVC- und ASAC-Syste-
ist. Sensoren (z. B. Mikrofone, Beschleunigungs- me hingegen beeinflussen und reduzieren die
aufnehmer) messen die vorhandenen Schwingun- Schwingungen Schall abstrahlender Strukturen,
gen oder Schallemissionen und führen die Mess- was zu einer Verminderung der abgestrahlten
signale einer Regelungselektronik zu. Ein Regel- Schallleistung führt, die global in der gesamten
algorithmus berechnet ein Signal, das geeignet Umgebung der Struktur wahrnehmbar ist.
ist, der ursprünglichen Schwingung oder Schall- AVC- und ASAC-Systeme können diskret (an
abstrahlung entgegenzuwirken und sie zu redu- einzelnen Lagerpunkten) oder flächig ausgeführt
zieren. Dieses Signal wird über einen Verstärker sein. Diskrete Systemeleiten an geeigneten Stel-
einer Aktorik (z. B. Lautsprecher, Piezoaktoren, len (Maschinenfüße, Verbindungselemente, zu
Schwingerreger) zugeführt, die die Schwingung beruhigende Oberflächen) in Frequenz, Phase
oder Schallabstrahlung so beeinflussen kann, und Amplitude angepasste Kräfte derart in die
dass sie vermindert wird. Abb. 48.12 zeigt sche- Struktur ein, dass sie die störenden Schwin-
matisch den Aufbau eines solchen Systems. gungen destruktiv überlagern und somit eine
Man unterscheidet zwischen Systemen zur ak- Schwingungsreduktion erzielt wird. Daneben be-
tiven Beeinflussung bereits abgestrahlter Schall- steht die Möglichkeit, durch aktive Beeinflussung
felder mittels Lautsprechern (active noise con- Steifigkeits-, Dämpfungs- oder Masseneffekte
trol, ANC) [11, 12] und solchen zur aktiven Be- abzubilden und so die mechanischen Strukturei-
einflussung von Strukturschwingungen. Bei letz- genschaften künstlich zu verändern, so dass diese
teren wird, je nach primärem Ziel der Regelung, sich selbstständig veränderten Umgebungsbedin-
zwischen aktiver Schwingungsminderung (active gungen (z. B. Temperaturänderungen) anpassen
vibration control, AVC – Minderung von Struk- können. In diesem Fall spricht man auch von ad-
turschwingungen) und aktiver Körperschallmin- aptiven Systemen oder Adaptronik [14].
derung (active structural acoustic control, ASAC Bei diskreten aktiven Systemen werden häufig
vier grundsätzliche Wirkprinzipien angewandt:
4 48
1. adaptiver Tilger (nicht lasttragend; Beein-
5 flussung der Systemdynamik im Resonanzbe-
2
reich bei Änderung von Systemparametern;
Anpassung der Tilgereigenfrequenz und/oder
3 1
der Dämpfung; schmalbandig, variable Fre-
quenz; Abb. 48.13)
Verstärker Regler 2. adaptiver Neutralisator (nicht lasttragend;
Beeinflussung einer erregerinduzierten Stö-
Abb. 48.12 Schematische Darstellung eines aktiven Sys- rung bei Änderung der Erregerfrequenz;
tems zur Geräusch- und Schwingungsminderung. ① An-
regungskraft, ② Beschleunigungssensor, ③ piezokerami- Anpassung der Neutralisatoreigenfrequenz
scher Patchaktor, ④ Mikrofon, ⑤ abgestrahlter Luftschall und/oder der Dämpfung; schmalbandig, vari-
able Frequenz)
892 H. Hanselka et al.
130
ungeregelt
110
100
90
Abb. 48.13 Ausführungsbeispiel eines adaptiven Tilgers
80
(L B H : 140 mm 80 mm 40 mm)
70
3. Inertialmassenerreger (nicht lasttragend; 60
0 50 100 150 200
breitbandige Beeinflussung oberhalb der Ab- Frequenz in Hz
Mikrofonsignal [V]
0.01
-0.01
-0.02
mit Regler (ASAC)
-0.03
-0.04
0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 4.5 5
Zeit [s]
Aktorgruppe
Sensor
Abb. 48.19 Trichterförmiger Einlass eines Kernspintomographen mit Piezoaktoren und -sensoren für AVC. (Quelle:
Siemens [20])
-0.01
-0.02
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20
Zeit [s]
48 Maschinenakustik 895
rungsvorgang ohne zusätzlichen Energieeintrag auf eine ausreichend feine Diskretisierung (Ver-
(also passiv), jedoch können die Systemeigen- netzung) von Struktur und Oberfläche zu achten,
schaften durch Energieeintrag verändert werden. um auch die kleinsten auftretenden Biegewellen-
Beispiele hierfür sind Dämpfer mit einstellba- oder Luftschallwellenlängen erfassen zu können.
rer Kennlinie, positionsgeregelte Luftfedern oderÜblicherweise werden mindestens sechs Elemen-
der Betrieb einer Gyratorschaltung (synthetische te pro Wellenlänge empfohlen.
Induktivität) für einen aus einem piezokerami- Aus Abb. 48.6 kann man erkennen, dass
schen Aktor (kapazitive Eigenschaften), einem die Eigenfrequenzdichte von Maschinenstruktu-
ohmschen Widerstand und einer Induktivität ge- ren mit steigender Frequenz zunimmt. Bei hohen
bildeten elektrischen Schwingkreis, der wie ein Frequenzen wird eine genaue Berechnung des
mechanischer Tilger wirkt und so schmalbandig akustischen Verhaltens mittels der deterministi-
Schwingungen und Geräusche reduzieren kann. schen Verfahren FEM und BEM sehr aufwendig,
weshalb bei hoher Eigenfrequenzdichte statisti-
sche Verfahren wie die SEA [22] zum Einsatz
48.5 Numerische Verfahren zur kommen. Statt mit diskreten Eigenfrequenzen
Simulation von Luft- und und Schwingformen wird dabei mit mittleren
Körperschall Modendichten gerechnet, statt Schnellen werden
Energieverteilungen und mittlere Energieflüsse
Analytische Lösungen für Körperschall- und bestimmt, aus denen sich wiederum mittlere
Luftschallprobleme gibt es nur für sehr einfache Schnellen, Schalldrücke, Intensitäten und Schall-
Strukturen und wenige, ganz spezielle Sonder- leistungen ergeben.
fälle. Früher gebräuchliche Abschätzverfahren
sind ebenfalls nur auf vereinfachte Modellstruk-
turen anwendbar und liefern zudem nur sehr 48.6 Strukturintensität und
grobe Anhaltswerte für die tatsächliche Lösung. Körperschallfluss
Zur Berechnung von Schwingungen und Schall-
abstrahlung werden daher zunehmend numeri- In Analogie zur Luftschallintensität nach
sche Simulationsverfahren eingesetzt. Dadurch Gl. (48.5) lässt sich auch eine Körperschall-
kann der Aufwand für experimentelle Untersu- intensität (Strukturintensität) als Produkt aus
chungen reduziert werden. Andererseits dienen dem mechanischen Spannungstensor S und dem
Messergebnisse dazu, die numerischen Model- Schnellevektor v angeben [23–26]. Für har-
le zu verbessern und an die Realität anzupassen monische Körperschallfelder ergibt sich die
(model updating). In der technischen Akustik Strukturintensität I .f / im Frequenzbereich aus
S
kommen hauptsächlich die Finite-Elemente-Me- der (z. B. über eine Periode) zeitlich gemittelten
thode (FEM), die Boundary-Elemente-Methode Strukturintensität I .t/ in komplexer Schreib-
S
(BEM) [21] und die Statistische Energieanaly- weise zu
se (SEA) sowie Varianten und Kombinationen 48
dieser Verfahren zum Einsatz. Die FEM wird zur 1
Berechnung der Strukturschwingungen (Eigen- I S .f / D S .f / v .f / ; (48.21)
2
frequenzen und -formen, Betriebsschwingformen
unter Kraftanregung) sowie für Innenraumpro- wobei die Unterstreichung komplexe Größen und
bleme (Luftschall in einem geschlossenen Vo- das Sternchen konjugiert komplexe Größen be-
lumen) eingesetzt. Die BEM dient der Berech- zeichnen [23]. In Analogie zur elektrischen Wirk-
nung der Luftschallabstrahlung von schwingen- und Blindleistung lässt sich die Strukturintensi-
den Strukturen in den Außenraum, wobei die tät in einen aktiven Anteil I a .f / D Re I S .f /
Strukturschwingungen zunächst mittels der FEM und einen reaktiven Anteil I r .f / D Im I S .f /
berechnet werden (FEM-BEM-Kopplung). So- aufteilen. Die aktive Strukturintensität Ia be-
wohl bei der FEM als auch bei der BEM ist schreibt dabei den Energiefluss von der Quelle
896 H. Hanselka et al.
zur Senke (Wanderwelle), welcher sich im zeitli- Simulationen bestimmen zu können [23]
chen Mittel einstellt. Die reaktive Strukturinten-
sität Ir hingegen bezeichnet die Energiemenge, 1
I 0 .f / D
die ständig in einer Struktur oszilliert (stehende 2
" #
Welle), und lässt Rückschlüsse auf die Ampli- N x v x C N xy v y C Qx v z C M x P y M xy P x
tudenverteilung der Eigenschwingform (Elemen- :
N y v y C N xy v x C Q v z M y P C M xy P
y x y
tarstrahler) zu. Abb. 48.21 verdeutlicht diese Zu-
sammenhänge am Beispiel einer Rechteckplatte. (48.22)
Da nur der aktive Anteil den Körperschallener- Hierbei sind N, Q und M die aus der Techni-
giefluss beschreibt, wird oft vereinfachend nur schen Mechanik bekannten Schnittgrößen, und v
dieser als Strukturintensität bezeichnet. und P sind die translatorischen bzw. Winkelge-
Aufgrund der Frequenzabhängigkeit der schwindigkeiten in Richtung der bzw. um die
Strukturintensität bei harmonischen Körper- Koordinatenachsen.
schallfeldern ergeben sich unterschiedliche Die akustisch relevanten Biegewellenanteile
Energieflüsse für unterschiedliche Frequenzen. der Strukturintensität lassen sich für dünnwandi-
Unter bestimmten Umständen kommt es zu einer ge Strukturen in guter Näherung messtechnisch
Wirbelbildung in der aktiven Strukturintensität. nach der Gleichung
Dies kann bei höheren Frequenzen zu komplexen
Verwirbelungen und somit zu feinen Verästelun- Ix0 .!/
p
gen im Energiefluss führen [24]. 2 B 0 h
Bei dünnwandigen Strukturen kann man da- D ja1 .!/j ja2 .!/j sin .1 2 /
! 2d
von ausgehen, dass der Energietransport über die (48.23)
Plattendicke vernachlässigbar ist (I z
0). So- bestimmen [25]. Hierbei sind ! D 2f die
mit ist es möglich, die über die Plattendicke Kreisfrequenz, B 0 , und h die Biegesteifigkeit,
T
integrierte Strukturintensität I 0 D I x I y in Dichte bzw. Dicke der Platte (siehe Gln. (48.19)
Abhängigkeit von den Schnittkräften und -mo- und (48.20)), a1 und a2 die unmittelbar rechts und
menten anzugeben und daher leicht aus FEM- links neben dem eigentlichen Messpunkt gemes-
senen Beschleunigungen senkrecht zur Oberflä-
che, d der Abstand zwischen diesen beiden Be-
schleunigungsmessstellen und 1 2 die Pha-
sendifferenz zwischen a1 und a2 . Während man
früher die Biegewellenanteile der Strukturinten-
sität nur sehr umständlich und zeitaufwendig
mittels vieler Beschleunigungsaufnehmer messen
konnte, kann man sie heute relativ einfach mit ei-
nem Scanning-Laservibrometer bestimmen. Die
messtechnische Erfassung der Longitudinalwel-
len ist jedoch nach wie vor aufwendig. Daher
werden die Beiträge der Longitudinalwellen zur
Strukturintensität bei Messungen bislang ver-
nachlässigt. Abb. 48.22 zeigt die gute qualitative
Übereinstimmung zwischen der analytischen Be-
rechnung der aktiven Strukturintensität für die 2-
Abb. 48.21 Schwingform der 3-2-Mode einer Rechteck- 3-Mode einer Platte (links) und dem zugehörigen
platte (oben), reaktive Strukturintensität (Mitte) und aktive
Strukturintensität (unten)
Messergebnis (rechts).
48 Maschinenakustik 897
dynamische
Anregungskraft
Punktmassen
als Zusatzmasse
Literatur
Spezielle Literatur
1. DIN 1320:2009: Akustik: Begriffe
2. DIN EN ISO 1683:2015: Akustik: Bevorzugte Be-
zugswerte für Pegel in der Akustik und Schwin-
gungstechnik
3. DIN ISO 226:2006: Akustik: Normalkurven gleicher
Lautstärkepegel
4. DIN 45630-1:1971: Grundlagen der Schallmessung:
Physikalische und subjektive Größen von Schall
5. DIN EN 61672-1:2014: Elektroakustik: Schallpegel-
messer, Teil 1: Anforderungen
6. Kollmann, F.G., Schösser, T., Angert, R.: Prakti-
sche Maschinenakustik. Springer, Berlin, Heidelberg
(2006)
7. DIN EN ISO 11688-1:2009: Akustik: Richtlinien für
die Konstruktion lärmarmer Maschinen und Geräte,
Abb. 48.25 Verlauf der Oberflächenschnellen (Einheit:
Teil 1: Planung
m/s) auf der Ölwanne in der zweiten Eigenschwingform
8. VDI 3720:2014 Blatt 1 Konstruktion lärmarmer Ma-
ohne (oben) und mit Zusatzmasse (unten) [26]
schinen und Anlagen
9. VDI 2064:2010: Aktive Schwingungsisolierung
in numerischen Simulationen auf, sondern kann 10. Fuller, C.R., Elliott, S.J., Nelson, P.A.: Active control
auch im Experiment nachgewiesen werden. In of vibration. Academic Press, London (1997)
11. Nelson, P.A., Elliott, S.J.: Active control of sound.
Abb. 48.26 sind die Ergebnisse von Schwingge- Academic Press, London (1993)
schwindigkeitsmessungen mit einem Scanning- 12. Tokhi, M.O., Veres, S. (Hrsg.): Active sound and vi-
Laservibrometer an einer realen Ölwanne darge- bration control. Institution for Electrical Engineers,
stellt. Im Vergleich zum Ausgangszustand ohne London (2002)
13. Preumont, A., Seto, K.: Active Control of Structures.
Zusatzmasse (Abb. 48.26 links) sinkt die Schnel- John Wiley & Sons, Hoboken (2008)
le auf der Ölwanne mit Zusatzmasse (Abb. 48.26 14. Hanselka, H., et al.: Mechatronik/ Adaptronik. In:
rechts) auch im Experiment um etwa eine Grö- Hering, E., Modler, K.-H. (Hrsg.) Grundwissen des
ßenordnung. Ingenieurs, 13. Aufl. Fachbuchverlag Leipzig, Han-
ser, Leipzig, München (2002)
15. Herold, S., Mayer, D., Hanselka, H.: Transient si-
Schlussbemerkung Das Themengebiet der mulation of adaptive structures. J Intell Mater Syst
Technischen Akustik und Geräuschminderung ist Struct 15(3), 215–224 (2004)
sehr umfangreich. Deshalb kann an dieser Stel- 16. Herold, S., Mayer, D., Hanselka, H.: Decoupling
of mechanical structures with piezoceramic stacks.
le nur ein knapper Überblick gegeben werden. Tech Mech 22(3), 193–204 (2002)
Weitere Informationen und Hinweise, insbeson- 17. Bein, T., Bös, J., Herold, S., Mayer, D., Melz,
dere auch zur akustischen Messtechnik oder zur T., Thomaier, M.: Smart interfaces and semi-acti-
Fahrzeugakustik, finden sich in der einschlägigen ve vibration absorber for noise reduction in vehicle
structures. Aerosp Sci Technol 12(1), 62–73 (2008).
Fachliteratur (s. Allgemeine Literatur). Special Issue „Aircraft Noise Reduction“
18. Kurtze, L., Doll, T., Bös, J., Hanselka, H.: Aktive
Fassaden – Reduktion von Lärm in Gebäuden durch
0 mm/s 7 mm/s 0 mm/s 0,25 mm/s aktive Abschirmung von Geräuschquellen. Z Lärm-
bekämpfung 53(2), 55–61 (2006)
19. Gabbert, U., Lefèvre, J., Laugwitz, F., Nestorović,
T.: Modelling and analysis of piezoelectric smart
structures for vibration and noise control. Int J Appl
Electrom 31(1), 29–39 (2009)
20. Nestorović-Trajkov, T., Köppe, H., Gabbert, U.: Ac-
tive vibration control using optimal LQ tracking sys-
Abb. 48.26 Gemessene Schnelleverteilung auf der Öl- tem with additional dynamics. Int J Control 78(15),
wanne ohne (links) und mit Zusatzmasse (rechts) [26] 1182–1197 (2005)
48 Maschinenakustik 899
21. Marburg, S., Nolte, B. (Hrsg.): Computational 35. Sinambari, G.R., Sentpali, S.: Ingenieurakustik –
acoustics of noise propagation in fluids: finite and Physikalische Grundlagen und Anwendungsbeispie-
boundary elements methods. Springer, Berlin, Hei- le, 5. Aufl. Springer, Berlin, Heidelberg (2014)
delberg (2008) 36. Maute, D.: Technische Akustik und Lärmschutz.
22. Lyon, R.H., DeJong, R.G.: Theory and application of Hanser, München (2006)
statistical energy analysis, 2. Aufl. Butterworth-Hei- 37. Günther, B., Hansen, K., Veit, I.: Technische Akustik.
nemann, (1995) Ausgewählte Kapitel – Grundlagen, aktuelle Proble-
23. Gavrić, L., Pavić, G.: A finite element method for me und Messtechnik, 8. Aufl. Expert Verlag, Rennin-
computation of structural intensity by the normal mo- gen (2008)
de approach. J Sound Vib 164(1), 29–43 (1993) 38. Fuchs, H.V.: Schallabsorber und Schalldämpfer,
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25. Kuhl, S.: Gezielte Leitung von Körperschall unter 40. Zeller, P.: Handbuch Fahrzeugakustik, 3. Aufl. Sprin-
Zuhilfenahme der Strukturintensitätsrechnung. Dis- ger Vieweg, Wiesbaden (2018)
sertation, Fachgebiet Systemzuverlässigkeit und Ma-
schinenakustik SzM, TU Darmstadt (2010)
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der Maschinenakustik. Dissertation, Fachgebiet Sys-
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lin (2006)
Darmstadt (2012)
42. DIN 1320: Akustik: Begriffe
43. DIN EN ISO 11688: Akustik: Richtlinien für die
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27. Lerch, R., Sessler, G., Wolf, D.: Technische Akustik. 44. VDI 3720: Lärmarm Konstruieren
Springer, Berlin, Heidelberg (2009) 45. DIN Taschenbuch 315: Akustik, Lärmminderung
28. Möser, M.: Technische Akustik, 10. Aufl. Springer, und Schwingungstechnik 3: Messung der Geräusch-
Berlin, Heidelberg (2015) emission von Maschinen
29. Müller, G., Möser, M. (Hrsg.): Taschenbuch der 46. DIN EN ISO 4871: Akustik: Angabe und Nachprü-
Technischen Akustik, 3. Aufl. Springer, Berlin, Hei- fung von Geräuschemissionswerten von Maschinen
delberg (2004) und Geräten
30. Veit, I.: Technische Akustik, 7. Aufl. Vogel Buchver- 47. DIN EN ISO 3741 und 3743 bis 3747: Akustik:
lag, Würzburg (2012) Bestimmung der Schallleistungspegel von Geräusch-
31. Möser, M. (Hrsg.): Messtechnik der Akustik. Sprin- quellen aus Schalldruckmessungen
ger, Berlin, Heidelberg (2009) 48. DIN EN ISO 9614: Akustik: Bestimmung der Schall-
32. Zollner, M., Zwicker, E.: Elektroakustik, 3. Aufl. leistungspegel von Geräuschquellen aus Schallinten-
Springer, Berlin, Heidelberg (2003) sitätsmessungen
33. Möser, M., Kropp, W.: Körperschall, 3. Aufl. Sprin- 49. VDI 2064: Aktive Schwingungsisolierung
ger, Berlin, Heidelberg (2009)
34. Schirmer, W. (Hrsg.): Technischer Lärmschutz,
2. Aufl. Springer, Berlin, Heidelberg (2006)
48
Teil VII
Allgemeine Tabellen
Allgemeine Tabellen
49
Karl-Heinrich Grote
Die folgenden Webseiten enthalten, wie auch Tab. 49.1 Basiseinheiten des SI-Systems, siehe auch
weitere nicht angeführte Webseiten, Informatio- Bd. 2, Abschn. 31.1 und DIN 1301 T1
nen zu diesem Kapitel: SI-Basis- Symbol Physikalische bzw. technische
einheit Größe
Meter m Länge
www.bipm.org/en/si/ (Erläuterungen zu SI-Ein- Kilogramm kg Masse
heiten) Sekunde s Zeit
Ampere A elektrische Stromstärke
www.chemie.fu-berlin.de/chemistry/general Kelvin K thermodynamische Tempera-
(Allgemeine Chemie; Physikalische Größen; tur, Temperaturdifferenz
Konstanten; Einheiten) Mol mol Stoffmenge
Candela cd Lichtstärke
www.processassociates.com/process/tools.htm
(Berechnungen von Größen etc.)
www.cleavebooks.co.uk/dictunit/index.htm (Ein-
heiten-Wörterbuch mit Umrechnungen)
www.martindalecenter.com/Calculators.html
(Berechnungen zu PKW, LKW, KRAD)
www.ptb.de/cms/themenrundgaenge.html
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 903
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8_49
904 K.-H. Grote
Tab. 49.2 Abgeleitete Einheiten des SI-Systems, siehe auch DIN 1301 T1. Durch Kombination (Multiplizieren, Divi-
dieren, Potenzieren) von Basiseinheiten entstehende SI-Einheiten
Abgeleitete SI-Einheit Bildung der Bezeichnung für die abgeleitete SI- Beispiele
Einheit
Charakterisierung Beschreibung
(kombinierte) Einheit ohne eigene die Bezeichnung wird aus den Bezeichnungen m2 , m=s
Bezeichnung der Basiseinheiten und der Bezeichnung für die
Art der Kombination gebildet; z. B. mal, (und), je,
Quadrat-, Kubik-
(kombinierte) Einheit mit eigener Newton, Pascal,
Bezeichnung Joule, Watt, Ohm
(kombinierte) Einheit mit gemischter die Bezeichnung wird aus kombinierten Einheiten Newtonmeter, Pascal-
Bezeichnung mit eigener Bezeichnung und der von Basis- sekunde
einheiten gebildet, ggf. unter Verwendung der
Bezeichnung für die Art der Kombination
Tab. 49.3 Vorsätze für Einheiten Tab. 49.5 Überschlagswerte zur Umrechnung von m kp
s- in das SI-System
Zehnerpotenz Vorsatz Vorsatzzeichen
1018 Exa E 1 kp
1 da N
1015 Peta P 1 at
1 bar
1012 Tera T 1 kp m
1 da J
109 Giga G 1 kp=cm
1 N=mm
106 Mega M 1 PS
0,75 kW
103 Kilo k 1 mm WS
0,1 mbar
102 Hekto h 1 kcal
4,2 kJ
10 Deka da
101 Dezi d
102 Zenti c Tab. 49.6 Namen und Abkürzungen englischer Einhei-
ten
103 Milli m
106 Mikro m atm atmosphere
109 Nano n bbl barrel
1012 Piko p btu British termal unit
1015 Femto f bu bushel
1018 Atto a cal calorie
cwt hundredweight
deg F degree Fahrenheit
Tab. 49.4 Einheiten außerhalb des SI-Systems, siehe ft foot
auch DIN 1301 T1 gal gallon
Charakterisierung der Einheit Beispiele hp horsepower
allgemein anwendbare Einheiten Liter, Stunde, in inch
Grad lb pound
Einheiten mit beschränktem Anwen- Elektronenvolt lbf pound force
dungsbereich ln tn long ton
m mile
pdl poundel
sh tn short ton
yd yard
UK United Kingdom
US United States of America
in=s inch per second
in2 square inch
in3 cubic inch
f p s-system foot pound second-system
49 Allgemeine Tabellen 905
Tab. 49.7 Umrechnung der wichtigsten Einheiten des f p s- in das SI-System (englische Namen s. Tab. 49.6)
fps SI (m kg s)
Länge Length/Distance 1 ft D 13 yd D 12 in 1 ft D 0;3048 m
1 mi D 1609;34 m
Fläche Area 1 ft2 D 144 in2 1 ft2 D 0;092903 m2
Volumen Volume 1 ft3 D 1728 in3 D 6;22882 gal (UK) 1 ft3 D 0;0283169 m3
1 gal (US) D 0;83268 gal (UK) 1 bu (US) D 35;23931
1 bbl (US) D 115;6271
Geschwindigkeit Velocity 1 ft=s 1 ft=s D 0;3048 m=s
1 knot D 1;150785 mile=h D 1;6877 ft=s
Beschleunigung Acceleration 1 ft=s2 1 ft=s2 D 0;3048 m=s2
Masse Weight/Mass 1 lb D cwt=112I 1 sh tn D 2000 lb 1 lb D 0;453592 kg
1 slug D 32;174 lbI 1 ln tn D 2240 lb 1 slug D 14;5939 kg
Kraft Force 1 lbf 1 lbf D 4;44822 N
1 pdl D 0;031081 lbf 1 pdl D 0;138255 N
Arbeit Work/Energy 1 lbf.ft D 0;32383 I.T.cal 1 lbf.ft D 1;35582 J
1 btu D 251;995 I.T.cal D 778;17 lbf.ft 1 btu D 1;05506 kJ
Druck Pressure 1 lbf=ft2 D 6;9444 103 lbf=in2 1 lbf=ft2 D 47;88 N=m2
1 lbf=in2 D 0;068046 atm 1 lbf=in2 D 6894;76 N=m2
1 atm D 29;92 in Hg D 33;90 ft water 1 atm D 1;01325 bar
Dichte Density 1 lb=ft3 D 5;78704 104 lb=in3 1 lb=ft3 D 16;0185 kg=m3
1 lb=gal (UK) D 6;22889 lb=ft3 1 lb=gal (UK) D 99;7633 kg=m3
Temperatur Temperature tF D .1;8 tc C 32 ı C/ ı F= ı C; tc D 5=9.tF 32 ı F/ ı C=ı FI
32 ı F D 0 ı CI 212 ı F D 100 ı C 1 ı F D 17;222 ı C
Leistung Power 1 ftlbf=s D 1;8182 103 hp(550 lbf.ft=s) 1 ftlbf=s D 1;35582 W
D 1;28592 103 btu=s
spezif. Wärme- Specific heat 1 btu=(lb deg F) 1 btu=.lb deg F/
kapazität capacity D 4;1868 kJ=.kg K/
Wärmeleit- Thermal 1 btu=(ft h deg F) 1 btu=.ft h deg F/
fähigkeit conductivity D 1;7306 W=.m K/
Wärmeübergangs- Heat transfer 1 btu=(ft2 h deg F) 1 btu=.ft2 h deg F/
(durchgangs-) coefficient D 5;6778 W=.m2 K/
koeffizient
kinematische Kinematic 1 ft2 =s 1 ft2 =s D 0;092903 m2 =s
Viskosität viscosity
dynamische Vis- Dynamic 1 lb=(ft s) 1 lb=.ft s/ D 1;48816 kg=.m s/
kosität viscosity
49
906 K.-H. Grote
Tab. 49.10 Raum und Zeit, siehe auch DIN 1304 T1, DIN 1301 T1
Einheita Symbol Physikalische bzw. Beschreibung durch
technische Größe Basiseinheiten
Meter m Länge
Sekunde s Zeit
Quadratmeter m2 Fläche
Kubikmeter m3 Volumen
Meter je Sekunde m=s Geschwindigkeit
Meter je Quadratsekunde m=s2 Beschleunigung
Kubikmeter je Sekunde m3 =s Volumenstrom
1 m arc
Radiant rad ebener Winkel 1 rad D
1 m Radius
1 m2 Volumenoberfläche
Steradiant sr Raumwinkel 1 sr D
1 m2 Volumenradius
Hertz Hz Frequenz 1 Hz D 1=s
Radiant je Sekunde rad=s Winkelgeschwindigkeit
Radiant je Quadratsekunde rad=s2 Winkelbeschleunigung
Liter l Volumen 1 l D 1 103 m3
o
Grad ebener Winkel
0
Minute ebener Winkel 10 D =.180 60/ rad,
10 D .1=60/ı
00
Sekunde ebener Winkel 100 D =.180 60 60/ rad,
100 D .1=60/0
Minute min Zeit (Zeitdauer) 1 min D 60 s
Stunde h Zeit (Zeitdauer) 1 h D 60 min D 3600 s
Eine (Umdrehungen) je Sekunde 1=s (U=s) Drehzahl 1=min D 1=60 s
Eine (Umdrehungen) je Minute 1=min (U=min) Drehzahl
a
SI-Einheit und auch Einheit außerhalb des SI-Systems, aber allgemein anwendbare Einheit
Tab. 49.11 Mechanik, siehe auch DIN 1304 T1, DIN 1301 T1
Einheita Symbol Physikalische bzw. Beschreibung durch
technische Größe Basiseinheiten
Kilogramm kg Masse
Kilogramm je Sekunde kg=s Massestrom
Kilogramm mal Quadratmeter kgm2 Massenmoment 2. Grades
Kilogramm je Kubikmeter kg=m3 Dichte
Kubikmeter je Kilogramm m3 =kg spezifisches Volumen
Quadratmeter je Sekunde m2 =s kinematische Viskosität
Newton N Kraft 1 N D 1 kg m=s2
Pascal Pa Druck 1 Pa D 1 kg=.m s2 /
Joule J Arbeit, Energie 1 J D 1 kg m2 =s2
Watt W Leistung 1 W D 1 kg m2 =s3 49
Newtonmeter Nm Kraftmoment/Drehmoment 1 N m D 1 kg m2 =s2
Newton je Quadratmeter N=m2 Spannung 1 N=m2 D 1 kg=.m s2 /
Pascalsekunde Pa s dynamische Viskosität 1 Pa s D 1 kg=.m s/
Joule je Kubikmeter J=m3 Energiedichte 1 J=m3 D 1 kg=.m s2 /
Tonne t Masse 1 t D 1 103 kg
Gramm g Masse 1 g D 1 103 kg
a
s. Fußnote zu Tab. 49.10.
908 K.-H. Grote
a
s. Fußnote zu Tab. 49.10.
Tab. 49.13 Elektrizität, siehe auch Bd. 2, Kap. 22 und DIN 1304 T1
Einheita Symbol Physikalische bzw. Beschreibung durch
technische Größe Basiseinheiten
Ampere A elektrische Stromstärke
Ampere je Quadratmeter A=m2 elektrische Stromdichte
Ampere je Meter A=m elektrischer Strombelag
Coulomb C elektrische Ladung 1C D 1A s
Watt W (elektrische) Leistung 1 W D 1 kg m2 =s3
Volt V elektrische Spannung 1 V D 1 kg m2 =.A s3 /
Farad F elektrische Kapazität 1 F D 1 A2 s4 =.kg m2 /
Ohm elektrischer Widerstand 1 D 1 kg m2 =.A2 s3 /
Siemens S elektrischer Leitwert 1 S D 1 A2 s3 =.kg m2 /
Coulomb je Quadratmeter C=m2 elektrische Flussdichte, Verschiebungsdichte 1 C=m2 D 1 A s=m2
Volt je Meter V=m elektrische Feldstärke 1 V=m D 1 kg m=.A s3 /
Farad je Meter F=m Dielektrizitätskonstante, elektrische Feldkon- 1 F=m D 1 A2 s4 =.kg m3 /
stante
Ohmmeter m spezifischer elektrischer Widerstand 1 m D 1 kg m3 =.A2 s3 /
Siemens je Meter S=m elektrische Leitfähigkeit 1 S=m D 1 A2 s3 =.kg m3 /
a
s. Fußnote zu Tab. 49.10.
Tab. 49.14 Magnetismus, siehe auch Bd. 2, Kap. 22 und DIN 1304 T1
Einheita Symbol Physikalische bzw. Beschreibung durch
technische Größe Basiseinheiten
Ampere A magnetische Spannung
Ampere je Meter A=m magnetische Feldstärke, Magnetisierung
Weber Wb magnetischer Fluss 1 Wb D 1 kg m2 =.A s2 /
Tesla T magnetische Induktion, magnetische Flussdichte 1 T D 1 kg=.A s2 /
Henry H Induktivität, magnetischer Leitwert 1 H D 1 kg m2 =.A2 s2 /
Henry je Meter H=m Permeabilität, magnetische Feldkonstante 1 H=m D 1 kg m=.A2 s2 /
1 je Henry 1=H magnetischer Widerstand 1 1=H D 1 A2 s2 =.kg m2 /
a
s. Fußnote zu Tab. 49.10.
49 Allgemeine Tabellen 909
a
s. Fußnote zu Tab. 49.10.
Tab. 49.16 Physikalische Konstanten (siehe auch http://physics.nist.gov/cuu/Constants/ (Wissensspeicher Mathe, Phy-
sik, Astronomie) und Tab. 49.17)
Gravitationskonstante G D 6;6720 1011 N m2 =kg2
Normfallbeschleunigung gn D 9;80665 m=s2
Planck-Wirkungsquantum h D 6;626 1034 J s
Gaskonstante R D 8314;41 J=.kmol K/
Wellenwiderstand des Vakuums D 376;731 -
molares Normvolumen Vm D 22;414 m3 =kmol bei 1,01325 bar 0 °C
Stefan-Boltzmann-Strahlungskonstante D 5;6703 108 W=.m2 K4 /
Loschmidt-Konstante NL D 2;6868 1025 m3
Planck-Strahlungskonstanten c1 D 3;741 1016 W m2 , c2 D 1;438 102 m K
Boltzmann-Konstante k D 1;3807 1023 J=K
Wien-Konstante K D 2;8978 103 m K
elektrische Feldkonstante "0 D 8;8542 1012 F=m
Rydberg-Konstante R D 1;09737 107 m1
magnetische Feldkonstante 0 D 1;2566 106 H=m
Elektronenradius re D 2;8178 1015 m
Faraday-Konstante F D 9;6485 107 C=kmol
atomare Masseneinheit u D 1;6606 1027 kg
49
Tab. 49.17 Grundbegriffe und Grundgrößen der Kernphysik
910
Lichtgeschwindigkeit im Vakuum: c0 D 2;998 108 m=s, Avogadro’sche Zahl: NA D 6; 0221 1026 1=kmol, Elementarladung des Elektrons: NA D 6; 0221 1026 1=kmol
Ruhemassen: Elektron: me0 D 9;119 1031 kg, Proton: mp0 D 1;67262 1027 kg, Neutron: mn0 D 1;675 1027 kg
a
Dosisgrenzwerte lt. Strahlenschutzverordnung StrlSchV. vom 1.4.1977 für eine Person: allgemeine Bevölkerung 30 mrem=a D 0;3 mSv=a, berufliches Personal 5 rem=a D
50 mSv=a.
Erläuterungen zur Tabelle: AZ Ke mit Ke: Kern, Z: Kernladungs- bzw. Protonenzahl, A: Massenzahl, N .D A Z/: Neutronenzahl, >M D Molmasse, D Zerfallskonstante
1 89 144 1
Kernspaltung des Urans: 235
92 U C0 n ! 36 Kr C 56 Ba C 30 n C 200 MeV
23 13
MeV1;602210 Ws=MeV
m
Energie aus 1 g Uran: Q D M NA W D 1 g6;022110 1=mol200
235 g=mol3600 s=h
D 22 810 kWh
Isotope sind verschiedene Nuklide des gleichen chemischen Elements. Ihre Kerne enthalten also die gleiche Protonenzahl, unterscheiden sich aber durch die Massenzahl, z. B.
12 13 14 234 235 238
6 C; 6 C; 6 C und 92 U; 92 U; 92 U.
Ein Nuklid ist ein Kern mit bestimmter Protonen- und Neutronenzahl.
Arten der Strahlung: ˛-Teilchen: 42 ˛ Kerne des Heliumatoms; ˇ-Teilchen: Elektronen bzw. Positronen; -Strahlen: Kurzwellige, energiereiche, durchdringende elektromagneti-
K.-H. Grote
sche Strahlung, bei der sich weder die Kernladungs- noch die Massenzahl des strahlenden Kerns ändert
Neutronen 10 n; Positronen +10 e; Elektronen 10 e
Tab. 49.18 Grundgrößen der Lichttechnik
49 Allgemeine Tabellen
a
Die Einheit Steradiant (sr) gilt für den Raumwinkel, bei dem das Verhältnis der Fläche einer Kugelkappe zum Quadrat ihres Radius gleich 1 ist. Diese Einheit darf durch
2
1 esetzt werden. Ist ˛ der Öffnungswinkel des Kegels der Kugelkappe mit der Oberfläche
p A D 2 rh, so folgt mit ihrer Höhe h D rŒ1 cos.˛=2/ D 2r sin .˛=4/ für den
Raumwinkel ! D A=r 2 D 4 sin2 .˛=4/. Speziell gilt ! D 1 sr bei ˛ D 4 arcsin.0;5= / D 65;54ı , Kugel ˛ D 360ı und ! D 4 sr, für ˛ D 120ı ist ! D sr.
911
49
912
Glas 0,03
Schlackenwolle 0,36
Schalldämmmaß logarithmisches Maß für die Luftschalldämmung einer R D 10 lg.I1 =I2 / dB Stahlblech 1 mm 29 dB
Wand; Index 1 davor, Index 2 dahinter
Akustischer Wirkungsgrad Verhältnis der akustischen zur mechanischen Leistung D Paku =Pmech 1 s. Tab. 49.20
a0 : Amplitude; f : Frequenz; A: Fläche; E: Elastizitätsmodul; G: Gleitmodul; P: Leistung; R: Gaskonstante; T: abs. Temperatur; ~: Isentropenexponent; : Poisson-Zahl; %:
Dichte; : Kompressibilität
913
49
914 K.-H. Grote
p: Pressung; Paku : akustische Leistung; Pmech : mechanische Leistung; Ma: Machzahl
Tab. 49.21 Das Periodensystem der Elemente – [] Atommasse des stabilsten Isotops; H und N: Haupt- und Nebengruppe; * Lanthaniden; ** Aktiniden
49 Allgemeine Tabellen
915
49
916
Formel Wert Dichte punkt drucka punkt untere obere temp. Werte zahl
[ppm] Luft D 1 [°C] [mbar] [°C]
[Vol%]
Wasserstoffperoxid H2 O2 1,0 1,17 150,2 1,86
a
bei 20 °C.
b
bei 1,0133 bar 20 °C.
c
R11, R12, R21 und R717 sind Bezeichnungen für Kältemittel nach DIN 8960.
Erläuterungen zur Tabelle:
Besondere Wirkungsfaktoren. Siehe Mitteilung XXV der Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe vom 16.6.1989.
H: Hautresorption, schnelles Durchdringen der Haut, Vergiftungsgefahr größer als beim Einatmen.
S: Auslösung allergischer Reaktionen (Entzündungen) individuell sehr verschieden.
Gefahrbezeichnungen. Nach der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) vom 26.10.1993.
E: explosionsgefährlich; O: brandfördernd; F: leicht entzündlich; T: giftig (toxisch); ; C: ätzend; Xn mindergiftig; Xi reizend
Besondere Hinweise:
R 39 ernste Gefahr eines irreversiblen Schadens.
R 40 Möglichkeit eines irreversiblen Schadens.
R (Körper) umfasst Hautschäden: Reizung, Giftigkeit und Verätzung.
R 24, R 27, R 34, R 35 und R 38.
Kemler-Zahl. Sie befindet sich auf der orangen Warntafel der Transportgefäße. Die erste Ziffer bezeichnet die Hauptgefahr, die zweite und dritte Ziffer zusätzliche Gefahren.
Erste Ziffer
2 Gas; 3 entzündbare Flüssigkeit; 4 entzündbarer fester Stoff; 5 entzündend wirkender Stoff bzw. organisches Peroxid; 6 giftiger Stoff; 7 ätzender Stoff; 0 ohne
Bedeutung
Zweite und dritte Ziffer
1 Explosion; 2 Entweichen von Gas; 3 Entzündbarkeit; 5 oxidierende Eigenschaften; 6 Giftigkeit; 8 Ätzbarkeit; 9 Gefahr einer heftigen Reaktion durch Selbstzerset-
zung oder Polymerisation; 0 ohne Bedeutung
917
49
918 K.-H. Grote
Für die Luft gilt ML D 28;96 g=mol und %L D und BAT-Werte, 1993, Mitteilung 29 der
1;205 kg=m3 bei 1,0133 bar und 20 °C. Senatskommission zur Prüfung gesundheits-
schädlicher Arbeitsstoffe. EWG-Richtlinie
Beispiel 67/548. Auer-Technikum 9 (1979). EN 149:
Filtrierende Halbmasken zum Schutz gegen
Chlorbenzol C6 H5 Cl. Nach Tab. 49.22 ist der
Partikeln (2001); s. a. www.auer.de (Hersteller
Dampfdruck pS D 11;7 mbar bei 20 °C und
für Schutzkleidung), www.umweltbundesamt.
MAK 50 ppm.
de und www.bmu.de und www.europa.eu.int
Molmasse: Nach Tab. 49.21 ist
(! Tätigkeitsbereiche, ! Umwelt).
5
M D 6 12;01 C 2;016 C 35;45 g=mol Hommel, G. (Hrsg.): Hommel Interaktiv – Handbuch
2
der gefährlichen Güter, CD-ROM. Springer, Berlin
D 112;5 g=mol : (2003)
Abtragen Erosion
Deutsch-Englisch
Achsenkreuze Axis systems
Abdichten des Arbeitsraumes Sealing of the Achsgetriebe Axis gearing
working chamber Achsschubausgleich Axial thrust balancing
Abfallbrennstoffe Fuel from waste material Ackeret-Keller-Prozess Ackeret-keller-process
Abgasemission Exhaust emissions Adaptive Regelung Adaptive control
Abgasturbolader Exhaust-gas turbocharger Adiabate, geschlossene Systeme Adiabatic,
Abgasverhalten Exhaust fume behavior closed systems
Ablauf technischer Fermentationen Course of Adsorbieren, Trocknen, Fest-flüssig-Extrahie-
technical fermentation ren Adsorption, drying, solid-liquid-extrac-
Abschaltbare Thyristoren Gate turn off thyris- tion
tors Aerodynamik Aero dynamics
Abschätzverfahren zur Bestimmung des Agglomerationstechnik Agglomeration techno-
Schallleistungspegels Valuation method of logy
determine the noise power level Agglomerieren Agglomeration
Abscheiden von Feststoffpartikeln aus Flüs- Ähnlichkeitsbeziehungen Similarity laws
sigkeiten Separation of solid particles out of Ähnlichkeitsbeziehungen und Beanspruchung
fluids Similarity conditions and loading
Abscheiden von Partikeln aus Gasen Separa- Ähnlichkeitsgesetze (Modellgesetze) Similarity
tion of particles out of gases laws
Abscherbeanspruchung Transverse shear stres- Ähnlichkeitskennfelder Turbomachinery cha-
ses racteristics
Absolute und relative Strömung Absolute and Ähnlichkeitsmechanik Similarity mechanics
relative flow Aktive Maßnahmen zur Lärm- und Schwin-
Absorbieren, Rektifizieren, Flüssig-flüssig-Ex- gungsminderung Actice steps toward noise
trahieren Absorption, rectification, liquid- and vibration reduction
liquid-extraction Aktive Sicherheitstechnik/Bremse, Bremsbau-
Absorptionskälteanlage Absorption refrigera- arten Active safety/brakes, types of brakes
tion plant Aktoren Actuators
Absorptions-Kaltwassersatz Absorbtion of cold Aktuatoren Actuators
water Akustische Messtechnik Acoustic measurement
Absorptionswärmepumpen Absorption heat Algen Algae
pumps Algorithmen Algorithms
Absperr- und Regelorgane Shut-off and control Allgemeine Anforderungen General require-
valves ments
Abstrahieren zum Erkennen der Funktionen Allgemeine Arbeitsmethodik General working
Abstracting to identify the functions method
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2020 923
B. Bender und D. Göhlich (Hrsg.), Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau 1: Grundlagen und Tabellen,
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59711-8
924 Fachausdrücke
Grundlagen und Begriffe Fundamentals and Herstellen von Schichten Coating processes
terms Herstellung von Formteilen (Gussteilen) Ma-
Grundlagen und Vergleichsprozesse Funda- nufacturing of cast parts
mentals and ideal cycles Herstellung von Halbzeugen Manufacturing of
Grundlegende Konzepte für den Festigkeits- half-finished parts
nachweis Fundamental concepts for structural Hilfsmaschinen Auxiliary equipment
integrity assessment Hinweise für Anwendung und Betrieb Appli-
Grundnormen Basic standards cation and operation
Grundregeln Basic rules of embodiment design Hinweise zur Konstruktion von Kegelrädern
Grundsätze der Energieversorgung Principles Design hints for bevel gears
of energy supply Historische Entwicklung Historical develop-
Grundstrukturen des Wirkungsplans Basic ment
structures of the action diagram Hitzesterilisation Sterilization with heat
Gummifederelemente Basic types of rubber Hobel- und Stoßmaschinen Planing, shaping
spring and slotting machines
Gummifedern Rubber springs and anti-vibration Hobelmaschinen Planing machines
mountings Hochbaumaschinen Building construction ma-
Gurtförderer Conveyors chinery
Gusseisenwerkstoffe Cast Iron materials Hochgeschwindigkeitsfräsmaschinen High-
Güte der Regelung Control loop performance speed milling machines
Haftung und Gleitreibung Static and sliding Hochspannungsschaltgeräte High voltage
friction switchgear
Haftung und Reibung Friction Hochtemperaturkorrosion mit mechanischer
Hähne (Drehschieber) Cocks Beanspruchung High temperature corrosion
Halbähnliche Baureihen Semi-similar series with mechanical load
Halboffener Kreislauf Semi-closed circuits Hochtemperaturkorrosion ohne mechanische
Halbunendlicher Körper Semi-infinite body Beanspruchung High temperature corrosion
Hämmer Hammers without mechanical load
Handbetriebene Flurförderzeuge Hand trucks Hochtemperaturlöten High-temperature braz-
Handgabelhubwagen Hand lift trucks ing
Hardwarearchitekturen Hardware architecture Holz Wood
Hardwarekomponenten Hardware Honen Honing
Härteprüfverfahren Hardness test methods Honmaschinen Honing machines
Hartlöten und Schweißlöten (Fugenlöten) Hubantrieb, Antrieb der Nebenfunktionen
Hard soldering and brazing Lift drive, auxiliary function driv
Hebezeuge und Krane Lifting equipment and Hubantrieb, Antrieb der Nebenfunktionen
cranes Handbetriebene Flurförderzeuge Lift drive,
Hefen Yeasts auxiliary function drive, manually operated
Heizlast Heating load industrial trucks
Heiztechnische Verfahren Heating processes Hubbalkenofen Walking beam furnace
Heizung und Klimatisierung Heating and air Hubgerüst Lift mast
conditioning Hubkolbenmaschinen Piston engines
Heizwert und Brennwert Net calorific value and Hubkolbenverdichter Piston compressors
gros calorific value Hubsäge- und Hubfeilmaschinen Machines for
Heizzentrale Heating centres power hack sawing and filing
Herstellen planarer Strukturen Production of Hubwerke Hoisting mechamism
plane surface structures Hubwerksausführungen Hoist design
940 Fachausdrücke
quency, acoustic range, sound pressure, sound Schmierstoff und Schmierungsart Lubricant
pressure level, sound pressure level and kind of lubrication
Schalldämpfer Sound absorber Schmierstoffe Lubricants
Schallintensität, Schallintensitätspegel Sound Schmierung Lubrication
intensity, sound intensity level Schmierung und Kühlung Lubrication and
Schallleistung, Schallleistungspegel Sound cooling
power, sound power level Schneckengetriebe Worm gears
Schaltanlagen Switching stations Schneidstoffe Cutting materials
Schaltgeräte Switchgear Schnelle Brutreaktoren (SNR) Fast breeder re-
Schaltung Circuit actors
Schaltung und Regelung Switching and control Schnittlasten am geraden Träger in der Ebene
Schaufelanordnung für Pumpen und Verdich- Forces and moments in straight beams
ter Blade arrangement in pumps and compres- Schnittlasten an gekrümmten ebenen Trägern
sors Forces and moments in plane curved beams
Schaufelanordnung für Pumpen und Ver- Schnittlasten an räumlichen Trägern Forces
dichter Schaufelanordnung für Turbinen and moments at beams of space
Blade arrangement for pumps and compres- Schnittlasten: Normalkraft, Querkraft, Biege-
sors blade arrangement for turbines moment Axial force, shear force, bending
Schaufelanordnung für Turbinen Blade ar- moment
rangement in turbines Schnittstellen Interfaces
Schaufelgitter Blade rows (cascades) Schornstein Stack
Schaufelgitter, Stufe, Maschine, Anlage Blade Schottky-Dioden Schottky-Diodes
row, stage, machine and plant Schraube (Bewegungsschraube) Screw (driv-
Schaufellader Shovel loaders ing screw)
Schaufeln im Gitter, Anordnung Arrangement Schrauben Bolts
of blades in a cascade Schrauben- und Mutterarten Types of bolt and
Schaufelschwingungen Vibration of blades nut
Schäumen Expanding Schraubenverbindungen Bolted connections
Schaumzerstörung Foam destruction Schraubenverdichter Screw compressors
Scheiben Discs Schraubflächenschleifmaschinen Screw thread
Scheren und Schneiden Shearing and blanking grinding machines
Schichtpressen Film pressing Schreiber Recorders
Schieber Gate valves Schrittmotoren Stepping motors
Schiebeschuhsorter Sliding shoe sorter Schub und Torsion Shear and torsion
Schiefer zentraler Stoß Oblique impact Schubplattformförderer Push sorter
Schienenfahrzeuge Rail vehicles Schubspannungen und Schubmittelpunkt am
Schifffahrt Marine application geraden Träger Shear stresses and shear
Schiffspropeller Ship propellers centre in straight beams
Schleifmaschinen Grinding machines Schubspannungshypothese Maximum shear
Schlepper Industrial tractor stress (Tresca) criterion
Schlupf Ratio of slip Schubstapler Reach truck
Schmalgangstapler Stacking truck Schuppenförderer Shingling conveyor
Schmelz- und Sublimationsdruckkurve Melt- Schüttgutlager Bulk material storage
ing and sublimation curve Schüttgut-Systemtechnik Bulk material hand-
Schmieden Forging ling technology
Schmierfette Lubricating greases Schutzarten Degrees of protection
Schmieröle Lubricating oils Schutzschalter Protection switches
952 Fachausdrücke
Schweiß- und Lötmaschinen Welding and sol- Selbsttätige Ventile, Konstruktion Design of
dering (brazing) machines self acting valves
Schweißverfahren Welding processes Selektiver Netzschutz Selective network protec-
Schwenkbohrmaschinen Radial drilling machi- tion
nes Selektives Lasersintern (SLS) Selective laser
Schwerpunkt (Massenmittelpunkt) Center of sintering (SLS)
gravity Sensoren Sensors
Schwerpunktsatz Motion of the centroid Sensoren und Aktoren Sensors and actuators
Schwerwasserreaktoren Heavy water reactors Sensorik Sensor technology
Schwimmende oder Stütz-Traglagerung und Serienhebezeuge Standard hoists
angestellte Lagerung Axially floating bear- Servoventile Servo valve
ing arrangements and clearance adjusted bear- Sicherheit Safety
ing pairs Sicherheitsbestimmungen Safety requirements
Schwinger mit nichtlinearer Federkennlinie Sicherheitstechnik Safety devices
oder Rückstellkraft Systems with non-linear Sicherheitstechnik von Kernreaktoren Reactor
spring characteristics safety
Schwingfestigkeit Fatigue strength Sicherung von Schraubenverbindungen
Schwingförderer Vibrating conveyors Thread locking devices
Schwingkreise und Filter Oscillating circuits Signalarten Types of signals
and filters Signalbildung Signal forming
Schwingungen Vibrations Signaleingabe und -ausgabe Input and output of
Schwingungen der Kontinua Vibration of con- signals
tinuous systems Signalverarbeitung Signal processing
Schwingungen mit periodischen Koeffizien- Simulationsmethoden Simulation methods
ten (rheolineare Schwingungen) Vibration Softwareentwicklung Software engineering
of systems with periodically varying parame- Solarenergie Solar energy
ters (Parametrically excited vibrations) Sonderbauarten Special-purpose design
Schwingungsrisskorrosion Corrosion fatigue Sonderbohrmaschinen Special purpose drilling
Segregation Segregation machines
Seil mit Einzellast Cable with point load Sonderdrehmaschinen Special purpose lathes
Seil unter Eigengewicht (Kettenlinie) The ca- Sonderfälle Special cases
tenary Sonderfräsmaschinen Special purpose milling
Seil unter konstanter Streckenlast Cable with machines
uniform load over the span Sondergetriebe Special gears
Seilaufzüge Cable elevator Sonderklima- und Kühlanlagen Special air
Seile und Ketten Cables and chains conditioning and cooling plants
Seile und Seiltriebe Ropes and rope drives Sonderschneidverfahren Special blanking pro-
Selbsterregte Schwingungen Self-excited vibra- cesses
tions Sonderverfahren Special technologies
Selbstgeführte Stromrichter Self-commutated Sonnenenergie, Anlagen zur Nutzung Sun
converters power stations
Selbstgeführte Wechselrichter und Umrichter Sonnenstrahlung Solar radiation
Self-commutated inverters and converters Sortiersystem – Sortieranlage – Sorter Sorting
Selbsthemmung und Teilhemmung Selflocking system – sorting plant – sorter
and partial locking Spanen mit geometrisch bestimmten Schnei-
Selbsttätig schaltende Kupplungen Automatic den Cutting with geometrically well-defined
clutches tool edges
Fachausdrücke 953
Asynchronos small motor Asynchron-Kleinmo- Band sawing and band filing machines, hack
toren sawing and hack filing machines, grinding
Asynchronous machines Asynchronmaschinen machines Bandsäge- und Bandfeilmaschinen
Automated assembly Automatisierte Montage Hubsäge- und Hubfeilmaschinen Schleifma-
Automatic clutches Selbsttätig schaltende schinen
Kupplungen Bandsawing and filing machines Bandsäge-
Automatic control Regelungstechnik und Bandfeilmaschinen
Automatic lathes Drehautomaten Barrows, Hand trolleys, Dollies Karren, Hand-
Automatically guided vehicles (AGV) Fahrerlo- wagen und Rollwagen
se Transportsysteme (FTS) Bars of arbitrary cross section Stäbe mit belie-
Automation in materials handling Automati- bigem Querschnitt
sierung in der Materialflusstechnik Bars of circular cross section and constant
Automation of material handling functions diameter Stäbe mit Kreisquerschnitt und kon-
Automatisierung von Handhabungsfunktio- stantem Durchmesser
nen Bars of circular cross section and variable
Automobile and environment Automobil und diameter Stäbe mit Kreisquerschnitt und ver-
Umwelt änderlichem Durchmesser
Automotive engineering Kraftfahrzeugtechnik Bars of variable cross section Stäbe mit verän-
Auxiliary equipment Hilfsmaschinen derlichem Querschnitt
Axial compressors Axialverdichter Bars with notches Stäbe mit Kerben
Axial force, shear force, bending moment Bars with variable axial loads Stäbe mit verän-
Schnittlasten: Normalkraft, Querkraft, Biege- derlicher Längskraft
moment Bars with variation of temperature Stäbe unter
Axial load and torsion Längskraft und Torsion Temperatureinfluss
Axial locking devices Axiale Sicherungselemen- Basic concepts Grundbegriffe
te Basic concepts of reactor theory Grundbegriffe
Axial repeating stage of multistage compres- der Reaktortheorie
sor Axiale Repetierstufe eines vielstufigen Basic considerations Grundlagen
Verdichters Basic design and dimensions Auslegung und
Axial repeating stage of multistage turbine Hauptabmessungen
Axiale Repetierstufe einer Turbine Basic design calculations Berechnungsgrundla-
Axial temperature and mass flow profile Axia- gen
le Temperatur- und Massenstromprofile Basic design layout Konstruktive Gesichtspunk-
Axial temperature profile Axiale Temperatur- te
verläufe Basic design principles Auslegung
Axial thrust balancing Achsschubausgleich Basic disciplines Basisdisziplinen
Axial transport Axialtransport Basic ergonomics Arbeitswissenschaftliche
Axially floating bearing arrangements and Grundlagen
clearance adjusted bearing pairs Schwim- Basic laws Grundgesetze
mende oder Stütz-Traglagerung und angestell- Basic principles of calculating structures
te Lagerung Grundlagen der Tragwerksberechnung
Axis gearing Achsgetriebe Basic principles of calculation Grundlagen der
Axis systems Achsenkreuze Berechnung
Axisymmetric stresses Rotationssymmetrischer Basic principles of reciprocating engines All-
Spannungszustand gemeine Grundlagen der Kolbenmaschinen
Bach’s correction factor Anstrengungsverhält- Basic problems in machine dynamics Grund-
nis nach Bach aufgaben der Maschinendynamik
Bacteria Bakterien Basic rules of embodiment design Grundregeln
Fachausdrücke 963
Classification of manufacturing systems Ein- Combined-cycle power plants Gas- und Dampf-
teilung von Fertigungsystemen Anlagen
Classification of materials handling Einord- Combustion Verbrennung
nung der Fördertechnik Combustion Verbrennungsvorgang
Classification of measuring quantities Gliede- Combustion and burner classification Verbren-
rung der Messgrößen nung und Brennereinteilung
Classifying in gases Klassieren in Gasen Combustion chamber (burner) Brennkammer
Clevis joints and pivots Bolzenverbindungen Combustion temperature Verbrennungstempe-
Client-/Server architecture Client-/Server- ratur
architekturen Comfort evaluation Komfortbewertung
Climate controlled boxes and rooms for testing Comfortable climate in living and working
Klimaprüfschränke und -kammern rooms Behagliches Raumklima in Aufent-
Climatic measurement Klimamesstechnik halts- und Arbeitsräumen
Closed circuit Geschlossener Kreislauf Coming action of flat belts, tensioning Riemen-
Closed gas turbine Geschlossene Gasturbinen- lauf und Vorspannung
anlage Common fundamentals Gemeinsame Grundla-
Closed loop structure Kreisstruktur gen
Clutches Fremdgeschaltete Kupplungen Compensating mechanism Einzieh- und Wipp-
Clutching and torque converter Kupplung und werke
Kennungswandler Compensation of forces and moments Aus-
Coating processes Herstellen von Schichten gleich der Kräfte und Momente
Coatings on metals Überzüge auf Metallen Compensators and bridges Kompensatoren und
Cocks Hähne (Drehschieber) Messbrücken
Coefficient of friction, efficiency Reibungszahl, Complements for engineering mathematics Er-
Wirkungsgrad gänzungen zur Mathematik für Ingenieure
Column-type drilling machines Ständerbohr- Complements to advanced mathematics Er-
maschinen gänzungen zur Höheren Mathematik
Combi power stations Kombi-Kraftwerke Complete plant Gesamtanlage
Combination Zusammensetzung Components Bauteile
Combination and resolution of concurrent for- Components Konstruktionselemente
ces Zusammensetzen und Zerlegen von Kräf- Components and design Baugruppen und kon-
ten mit gemeinsamem Angriffspunkt struktive Gestaltung
Combination and resolution of non-concur- Components of apparatus and pipe lines Kon-
rent forces Zusammensetzen und Zerlegen struktionselemente von Apparaten und Rohr-
von Kräften mit verschiedenen Angriffspunk- leitungen
ten Components of crank mechanism Elemente der
Combination of cascades to stages Zusammen- Kolbenmaschine
setzen von Gittern zu Stufen Components of hydrostatic transmissions Bau-
Combined bending, axial load, shear and tor- elemente hydrostatischer Getriebe
sion Biegung mit Längskraft sowie Schub und Components of mechatronic systems Kompo-
Torsion nenten mechatronischer Systeme
Combined electricity nets Elektrische Verbund- Components of reactors und reactor building
netze Bauteile des Reaktors und Reaktorgebäude
Combined power and heat generation (co- Components of robot Komponenten des Robo-
generation) Kraft-Wärme-Kopplung ters
Combined stresses Zusammengesetzte Bean- Components of the robot kinematics and dy-
spruchung namic model Komponenten des Roboters Ki-
nematisches und dynamisches Modell
Fachausdrücke 967
Control loop optimization Optimierung von Re- Copy milling machines Nachformfräsmaschi-
gelkreisen nen
Control loop performance Güte der Regelung Corrosion and corrosion protection Korrosion
Control loop stability Stabilität des Regelkreises und Korrosionsschutz
Control of automatic storage systems Steue- Corrosion and Corrosion Protection of Metals
rung automatischer Lagersysteme Korrosion und Korrosionsschutz von Metallen
Control of brakes Bremsregelung Corrosion erosion Erosionskorrosion
Control of compressors Regelung von Verdich- Corrosion fatigue Schwingungsrisskorrosion
tern Corrosion of inorganic nonmetallic materi-
Control of three-phase drives Regelung von als Korrosion von anorganischen nichtmetal-
Drehstromantrieben lischen Werkstoffen
Control of turbines Regelung von Turbinen Corrosion of nonmetallic material Korrosion
Control system for driving dynamics Fahrdy- nichtmetallischer Werkstoffe
namikregelsysteme Corrosion prevention by design Korrosions-
Control system of a industrial robot pro- schutzgerechte Konstruktion
gramming Steuerungssystem eines Industrie- Corrosion prevention by manufacturing Kor-
roboters Programmierung rosionsschutzgerechte Fertigung
Control systems Steuerungen Corrosion protection Korrosionsschutz
Controlled spring/damper systems for chassis Corrosion protection by inhibitors Korrosions-
Geregelte Feder-/Dämpfersysteme im Fahr- schutz durch Inhibitoren
werk Corrosion tests Korrosionsprüfung
Controlled systems Regelstrecken Corrosion under additional mechanical stress
Controlled systems with self-regulation Regel- Überlagerung von Korrosion und mechani-
strecken mit Ausgleich (P-Strecken) scher Beanspruchung
Controlled systems without self-regulation Re- Corrosion under wear stress Korrosion unter
gelstrecken ohne Ausgleich (I-Strecken) Verschleißbeanspruchung
Controllers Regler Corrosion-like damage of organic materials
Controlling system equipment Technische Aus- Korrosionsartige Schädigung von organischen
führung der Regler Werkstoffen
Convection Konvektion Cost accounting Kalkulation
Conveyed materials and materials handling, Cost location accounting Kostenstellenrech-
parameters of the conveying process För- nung und Betriebsabrechnungsbögen
dergüter und Fördermaschinen, Kenngrößen Cottered joints Keilverbindungen
des Fördervorgangs Counterbalanced lift truck Gegengewichtstap-
Conveyors Gurtförderer ler
Cooling Kühlung Couplings, clutches and brakes Kupplungen
Cooling brines Kühlsolen und Bremsen
Cooling load Kühllast Course of technical fermentation Ablauf tech-
Cooling storage Kältespeicherung in Binäreis nischer Fermentationen
Cooling storage in eutectic solution Kältespei- Cracking phenomena Rissphänomene
cherung in eutektischer Lösung Crane types Kranarten
Cooling towers Rückkühlwerke Crank mechanism Kurbeltrieb
Cooperative product development Kooperative Crank mechanism, forces and moments of in-
Produktentwicklung ertia, flywheel calculation Kurbeltrieb, Mas-
Coplanar forces Kräfte in der Ebene senkräfte und -momente, Schwungradberech-
Copper and copper alloys Kupfer und seine Le- nung
gierungen
Fachausdrücke 969
Critical speed of shafts, whirling Kritische Defining the requirements Klären der Aufga-
Drehzahl und Biegeschwingung der einfach benstellung
besetzten Welle Definition Begriff
Cross belt sorter Quergurtsorter Definition and classification Definition und Ein-
Cross transfer Quertransport teilung der Kolbenmaschinen
Crossed helical gears Stirnschraubräder Definition and criteria Definition und Kriterien
Current displacement Einfluss der Stromver- Definition of converters Einteilung der Strom-
drängung richter
Current transformers Stromwandler Definition of efficiencies Definition von Wir-
Curved surfaces Gewölbte Flächen kungsgraden
Custom hoists Einzelhebezeuge Definition of motor cycles Definition von Kraft-
Cutouts Ausschnitte fahrzeugen
Cutting Trennen Definition of the term Begriffsbestimmung
Cutting materials Schneidstoffe Definitions Begriffe
Cutting of cylindrical gears Verzahnen von Definitions Definition
Stirnrädern Definitions Definitionen
Cutting of worm gears Verzahnen von Schne- Definitions and general requirements Definiti-
ckenrädern on und allgemeine Anforderungen
Cutting with geometrically non-defined tool Deflection of beams Durchbiegung von Trägern
angles Spanen mit geometrisch unbestimmter Deflection, critical speeds of rotors Durchbie-
Schneide gung, kritische Drehzahlen von Rotoren
Cutting with geometrically well-defined tool Degrees of protection Schutzarten
edges Spanen mit geometrisch bestimmten Dehumidifiers Luftentfeuchter
Schneiden Delivery rate and overall efficiency Nutzliefer-
Cylinder charging Ladungswechsel grad und Gesamtwirkungsgrad
Cylinders Zylinder Deposition of by-products in the power pro-
Cylinders and tubes under internal pressure cess Entsorgung der Kraftwerksnebenproduk-
Zylindrische Mäntel und Rohre unter innerem te
Überdruck Depth profile Betttiefenprofil
Cylinders under external pressure Zylindri- Dériaz turbines Dériazturbinen
sche Mäntel unter äußerem Überdruck Derivative element D-Glied
Cylindrical grinding machines Rundschleifma- Description of batch furnaces Beschreibung
schinen von Chargenöfen
Cylindrical worm gear geometry Zylinder- Description of the state of a system. Ther-
schnecken-Geometrie modynamic processes Beschreibung des Zu-
D’Alembert’s principle Prinzip von d’Alembert stands eines Systems. Thermodynamische
und geführte Bewegungen Prozesse
Data interfaces Datenschnittstellen Design and fatigue strength properties Gestalt-
Data structures and data types Datenstrukturen einfluss auf Schwingfestigkeitseigenschaften
und Datentypen Design and static strength properties Gestalt-
Dead time element Tt -Glied einfluss auf statische Festigkeitseigenschaften
Decentralisation using industrial communica- Design and tolerances of formed parts Ge-
tion tools Dezentralisierung durch den Ein- stalten und Fertigungsgenauigkeit von Kunst-
satz industrieller Kommunikationssysteme stoff-Formteilen
Decentralized air conditioning system Dezen- Design calculation and integrity assessment
trale Klimaanlage Berechnungs- und Bewertungskonzepte
Deep drawing Tiefziehen Design calculations Berechnung
Deep hole drilling machines Tiefbohrmaschinen Design calculations Berechnungsverfahren
970 Fachausdrücke
Disturbance reaction of the control loop Stö- Dynamic transient behaviour of measuring
rungsverhalten des Regelkreises components Dynamische Übertragungsei-
Division of energy losses Verlustteilung genschaften von Messgliedern
DMU systems DMU-Systeme Dynamically loaded plain journal bearings Ra-
Domed end closures Gewölbte Böden dialgleitlager im instationären Betrieb
Doors Türen Dynamics Kinetik
Dozers and graders Planiermaschinen Dynamics and kinematics Kinetik und Kinema-
Drag of solid bodies Strömungswiderstand von tik
Körpern Dynamics of machines Maschinendynamik
Drilling and boring Bohren Dynamics of relative motion Kinetik der Rela-
Drilling and boring machines Bohrmaschinen tivbewegung
Drive control Regelung in der Antriebstechnik Dynamics of rigid bodies Kinetik starrer Körper
Drive shafts Gelenkwellen Dynamics of systems of particles Kinetik des
Drive slip control Antriebsschlupfregelung ASR Massenpunktsystems
Drive systems and controllers Antriebsmotoren Earth moving machinery Erdbaumaschinen
und Steuerungen Eccentric impact Exzentrischer Stoß
Drive systems for materials handling equip- Economic of electric energy Elektrizitätswirt-
ment Antriebe der Fördermaschinen schaft
Drive train Antriebsstrang Economics of gas energy Gaswirtschaft
Driver Antrieb Economics of remote heating Fernwärmewirt-
Driver and brakes Antrieb und Bremsen schaft
Driver’s cab Führerräume Effective types of organisation Effektive Orga-
Drives Antriebe nisationsformen
Drives with line-commutated converters Efficiencies Wirkungsgrade
Gleichstromantriebe mit netzgeführten Strom- Efficiencies, exergy losses Wirkungsgrade, Ex-
richtern ergieverluste
Drives with three-phase current controllers Elastic (Euler) buckling Knicken im elastischen
Antriebe mit Drehstromsteller (Euler-)Bereich
Driving comfort Fahrkomfort Elastic and damping characteristics Feder- und
Driving dynamics Fahrdynamik Dämpfungsverhalten
Driving resistance and powertrain Fahrwider- Elastic connections (springs) Federnde Verbin-
stand und Antrieb dungen (Federn)
Duct systems Kanalnetz Elastomers Elastomere
Ducts and piping Leitungen Electric arc-heating Lichtbogenerwärmung
Dumpers Transportfahrzeuge Electric braking Elektrische Bremsung
Duration of passenger exchange Fahrgastwech- Electric circuits Elektrische Stromkreise
selzeiten Electric discharge machining, electrochemi-
Duty cycles Betriebsarten cal machining, metaletching Funkenerosion,
Dynamic contact seals Berührungsdichtungen Elysieren, Metallätzen
an gleitenden Flächen Electric drives Elektrische Antriebstechnik
Dynamic forces Dynamische Kräfte Electric energy from renewable sources Elek-
Dynamic model Dynamisches Modell trische Energie aus erneuerbaren Quellen
Dynamic performance Dynamisches Betriebs- Electric heating Elektrobeheizung
verhalten Electric heating Elektrowärme
Dynamic response of linear time-invariant Electric infrastructure Elektrische Infrastruktur
transfer elements Dynamisches Verhalten li- Electric power distribution Energieverteilung
nearer zeitinvarianter Übertragungsglieder Electric power supply Stromversorgung
Dynamic similarity Dynamische Ähnlichkeit Electric storages Elektrische Speicher
972 Fachausdrücke
Free cooling with external air Freie Kühlung Function conditions for nuclear reactors Funk-
durch Außenluft tionsbedingungen für Kernreaktoren
Free cooling with recooling plant Freie Küh- Function of tribosystems Funktion von Tribo-
lung durch Rückkühlwerk systemen
Free cooling with refrigerant pump system Function structure Funktionsgliederung
Freie Kühlung durch Kältemittel-Pumpen- Function, classification and application Aufga-
System be, Einteilung und Anwendungen
Free damped vibrations Freie gedämpfte Functional blocks of the monovariable control
Schwingungen loop Funktionsblöcke des Regelkreises
Free jet Freier Strahl Functional components Funktionsbausteine
Free undamped vibrations Freie ungedämpfte Functional interrelationship Funktionszusam-
Schwingungen menhang
Free vibrations Freie Schwingungen (Eigen- Functioning Arbeitsweise
schwingungen) Fundamental concepts for structural integrity
Free vibrations with two and multi-DOFs Freie assessment Grundlegende Konzepte für den
Schwingungen mit zwei und mehr Freiheits- Festigkeitsnachweis
graden Fundamental methods Basismethoden
Free-standing pillar machines Säulenbohrma- Fundamentals Allgemeine Grundgleichungen
schinen Fundamentals Einige Grundbegriffe
Frequency response and frequency response Fundamentals and components Grundlagen
locus Frequenzgang und Ortskurve und Bauelemente
Frequency response functions of mechanical Fundamentals and ideal cycles Grundlagen und
systems, amplitude- and phase character- Vergleichsprozesse
istic Frequenzgangfunktionen mechanischer Fundamentals and terms Grundlagen und Be-
Systeme, Amplituden- und Phasengang griffe
Frequency weighting, A-, C- and Z-weighting Fundamentals of development of series and
Frequenzbewertung, A-, C- und Z-Bewertung modular design Baureihen- und Baukasten-
Fretting corrosion Reibkorrosion (Schwingver- entwicklung
schleiß) Fundamentals of embodiment design Gestal-
Friction Haftung und Reibung tung
Friction Reibung Fundamentals of engineering design Grundla-
Friction and reference speeds of rolling bear- gen der Konstruktionstechnik
ings Bewegungswiderstand und Referenz- Fundamentals of flight physics Grundlagen der
drehzahlen der Wälzlager Flugphysik
Friction clutches Kraft-(Reib-)schlüssige Fundamentals of fluid power transmission
Schaltkupplungen Grundlagen der fluidischen Energieübertra-
Friction regimes Reibungszustände gung
Front turning machines Frontdrehmaschinen Fundamentals of metal forming Grundlagen
Fuel cell Brennstoffzelle der Umformtechnik
Fuel Cells Brennstoffzellen Fundamentals of operational costing Grundla-
Fuel consumption Kraftstoffverbrauch gen der betrieblichen Kostenrechnung
Fuel cycle Brennstoffkreislauf Fundamentals of process engineering Grundla-
Fuel from waste material Abfallbrennstoffe gen der Verfahrenstechnik
Fuel injection system Einspritzsysteme Fundamentals of standardisation and engin-
Fuels Brennstoffe eering drawing Normen- und Zeichnungswe-
Function and subsystems Funktion und Subsys- sen
teme Fundamentals of technical systems Technische
Systeme
976 Fachausdrücke
Geometry of an aircraft Geometrische Be- Heat transfer into solid Wärmeübergang ins So-
schreibung des Luftfahrzeuges lid
Geothermal energy Geothermische Energie Heat transfer without change of phase Wärme-
Glass Glas übergang ohne Phasenumwandlung
Glazing, windshield wiper Verglasung, Schei- Heat Treatment Wärmebehandlung
benwischer Heating and air conditioning Heizung und Kli-
Granulation Granulieren matisierung
Graph of torque fluctuations in multicylinder Heating and cooling Erwärmung und Kühlung
reciprocating machines Drehkraftdiagramm Heating and cooling coils Lufterhitzer, -kühler
von Mehrzylindermaschinen Heating centres Heizzentrale
Graphical symbols for welds Darstellung der Heating load Wärmebedarf, Heizlast
Schweißnähte Heating power stations Wärmekraftwerke
Grease lubrication Fettschmierung Heating processes Heiztechnische Verfahren
Grinding machines Schleifmaschinen Heating system Beheizung
Guidelines for embodiment design Gestal- Heating systems and components Systeme und
tungsrichtlinien Bauteile der Heizungstechnik
Hamilton’s principle Prinzip von Hamilton Heavy duty lathes Großdrehmaschinen
Hammers Hämmer Heavy water reactors Schwerwasserreaktoren
Hand lift trucks Handgabelhubwagen Helical and spiral bevel gears Kegelräder mit
Hand trucks Handbetriebene Flurförderzeuge Schräg- oder Bogenverzahnung
Hard soldering and brazing Hartlöten und Helical compression springs, helical tension
Schweißlöten (Fugenlöten) springs Zylindrische Schraubendruckfedern
Hardness test methods Härteprüfverfahren und Schraubenzugfedern
Hardware Hardwarekomponenten Hertzian contact stresses (Formulas of Hertz)
Hardware architecture Hardwarearchitekturen Beanspruchung bei Berührung zweier Körper
Heads, speeds and pressures Förderhöhen, Ge- (Hertzsche Formeln)
schwindigkeiten und Drücke High temperature corrosion with mechanical
Heat Wärme load Hochtemperaturkorrosion mit mechani-
Heat and material transmission Wärme- und scher Beanspruchung
Stoffübertragung High temperature corrosion without mechani-
Heat exchange by radiation Wärmeaustausch cal load Hochtemperaturkorrosion ohne me-
durch Strahlung chanische Beanspruchung
Heat exchanger Wärmeübertrager High voltage switchgear Hochspannungsschalt-
Heat exchangers Wärmetauscher geräte
Heat generation Wärmeerzeugung High-frequency induction surface heating
Heat pumps Wärmepumpen Oberflächenerwärmung
Heat recovery Wärmerückgewinnung High-speed milling machines Hochgeschwin-
Heat recovery through air preheating Wärme- digkeitsfräsmaschinen
rückgewinnung durch Luftvorwärmung High-temperature brazing Hochtemperaturlö-
Heat transfer Wärmeübergang ten
Heat transfer Wärmeübertragung Hints for design Konstruktive Hinweise
Heat transfer and heat transmission Wärme- Historical development Historische Entwick-
übergang und Wärmedurchgang lung
Heat transfer by convection Wärmeübergang Hoist design Hubwerksausführungen
durch Konvektion Hoisting mechamism Hubwerke
Heat transfer in condensation and in boil- Hoisting plants Schachtförderanlagen
ing Wärmeübergang beim Kondensieren und Honing Honen
beim Sieden Honing machines Honmaschinen
978 Fachausdrücke
Kinetic of microbial growth Kinetik des mikro- Lifting equipment and cranes Hebezeuge und
biellen Wachstums Krane
Kinetics of chemical reactions Kinetik chemi- Lifting hook Lasthaken
scher Reaktionen Light and lighting Licht und Beleuchtung
Kinetostatic analysis of planar mechanisms Light water reactors Leichtwasserreaktoren
Kinetostatische Analyse ebener Getriebe (LWR)
Kirchhoff’s Law Kirchhoffsches Gesetz Lightweight structures Leichtbau
Knee-type milling machines Konsolfräsmaschi- Line interaction Netzrückwirkungen
nen Line model Leitungsnachbildung
Knowledge based modeling Wissensbasierte Linear and rotary guides and bearings Führun-
Modellierung gen
Lagrange’s equations Lagrangesche Gleichun- Linear basic elements Lineare Grundglieder
gen Linear characteristic curve Lineare Kennlinie
Laminated Object Manufacturing (LOM) La- Linear control loop Linearer Regelkreis
minated Object Manufacturing (LOM) Linear guides Linearführungen
Lapping machines Läppmaschinen Linear motion rolling bearings Linearwälzla-
Laser beam processing Laserstrahlverfahren ger
Laser cutting Lasertrennen Linear motors Linearmotoren
Laser welding and soldering equipment Laser- Linear transfer elements Lineare Übertra-
strahl-Schweiß- und Löteinrichtungen gungsglieder
Lateral buckling of beams Kippen Line-commutated converters Netzgeführte
Lateral dynamics and driving behavior Quer- Stromrichter
dynamik und Fahrverhalten Line-commutated rectifiers and inverters
Lathes Drehmaschinen Netzgeführte Gleich- und Wechselrichter
Law of physics Physikalische Grundlagen Liquid fuel furnaces Feuerungen für flüssige
Laws of fluid dynamics Strömungsgesetze Brennstoffe
Layout design of friction clutches Auslegung Liquid level Flüssigkeitsstand
einer reibschlüssigen Schaltkupplung Liquid ring compressors Flüssigkeitsringver-
Layout design of heat exchangers Auslegung dichter
von Wärmeübertragern Load and operating strategies Belegungs- und
Layout design principles, vibration charac- Bedienstrategien
teristics Auslegungsgesichtspunkte, Schwin- Load capacity Tragfähigkeit
gungsverhalten Load carrying equipment Tragmittel und Last-
Lead Blei aufnahmemittel
Leaf springs and laminated leaf springs Ein- Load carrying equipment for bulk materials
fache und geschichtete Blattfedern (gerade Lastaufnahmemittel für Schüttgüter
oder schwachgekrümmte, biegebeanspruchte Load carrying equipment for individual items
Federn) Lastaufnahmemittel für Stückgüter
Length measurement Längenmesstechnik Load rating and fatigue life of rolling bearings
Life Cycle Costing Lebenslaufkostenrechung Belastbarkeit und Lebensdauer der Wälzlager
Lifecyclecosts Lebenszykluskosten LCC Load-carrying device Lastaufnahmevorrichtung
Lift drive, auxiliary function driv Hubantrieb, Load-commutated inverter motor Stromrich-
Antrieb der Nebenfunktionen termotor
Lift drive, auxiliary function drive, manual- Load-deformation diagrams, spring rate (stiff-
ly operated industrial trucks Hubantrieb, ness), deformation rate (flexibility) Feder-
Antrieb der Nebenfunktionen Handbetriebene kennlinie, Federsteifigkeit, Federnachgiebig-
Flurförderzeuge keit
Lift mast Hubgerüst
Fachausdrücke 981
Loading and failure types Beanspruchungs- und Machine acoustic calculations by Statisti-
Versagensarten cal Energy Analysis (SEA) Maschinenakus-
Loading and materials Beanspruchungen und tische Berechnungen mit der Statistischen
Werkstoffe Energieanalyse (SEA)
Loading and stress conditions Belastungs- und Machine dynamics Maschinendynamik
Beanspruchungsfälle Machine tool components Elemente der Werk-
Loading capacity under creep conditions zeugmaschinen
and creep-fatigue conditions Festigkeits- Machine types Maschinenarten
nachweis unter Zeitstand- und Kriechermü- Machine vibrations Maschinenschwingungen
dungsbeanspruchung Machines for circular milling Rundfräsmaschi-
Loads and load combinations Lasten und Last- nen
kombinationen Machines for power hack sawing and filing
Loads, Load Assumptions Lasten, Lastannah- Hubsäge- und Hubfeilmaschinen
men Machining Centers Bearbeitungszentren
Local stress or strain approach Kerbgrundkon- Magnesium alloys Magnesiumlegierungen
zepte Magnetic data transmission Magnetische Da-
Localized corrosion and passivity Lokalkorro- tenübertragung
sion und Passivität Magnetic materials Magnetische Materialien
Long stroke honing machines Langhubhonma- Maintenance Wartung und Instandhaltung
schinen Maintenance of cells Zellerhaltung
Longtime tests Dauerversuche Manifestation of corrosion Korrosionserschei-
Loss factors for pipe fittings and bends Strö- nungen („Korrosionsarten“)
mungsverluste durch spezielle Rohrleitungs- Manipulation and disturbance reaction of the
elemente und Einbauten controlled system Stell- und Störverhalten
Losses and efficiency Verluste und Wirkungs- der Strecke
grad Manufacturing in precision engineering and
Losses at the blade tips Verluste an den Schau- microtechnology Fertigungsverfahren der
felenden Feinwerk- und Mikrotechnik
Low voltage switchgear Niederspannungs- Manufacturing of cast parts Herstellung von
schaltgeräte Formteilen (Gussteilen)
Lubricant and kind of lubrication Schmierstoff Manufacturing of half-finished parts Herstel-
und Schmierungsart lung von Halbzeugen
Lubricant supply Lagerschmierung Manufacturing of microstructures Verfahren
Lubricants Schmierstoffe der Mikrotechnik
Lubricating greases Schmierfette Manufacturing processes Fertigungsverfahren
Lubricating oils Schmieröle Manufacturing systems Fertigungsmittel
Lubrication Schmierung Manufacturing systems Fertigungssysteme
Lubrication and cooling Schmierung und Küh- Marine application Schifffahrt
lung Matching of centrifugal pump and system cha-
Lubrication of rolling bearings Wälzlager- racteristics Kreiselpumpe an den Leistungs-
schmierung bedarf, Anpassung
Machine acoustic base equation Maschinen- Matching of machine and plant Zusammenar-
akustische Grundgleichung beit von Maschine und Anlage
Machine acoustic calculations by Finite-Ele- Material Werkstoff
ment-Method/Boundary-Element-Method Material flow controls Materialflusssteuerungen
Maschinenakustische Berechnungen mit der Material separation Stofftrennung
Finite-Elemente-Methode/Boundary-Elemen- Material to be conveyed; materials handling
te-Methode equipment Fördergüter und Fördermaschinen
982 Fachausdrücke
Organic industrial design: challenges and vi- Perfect liquid Ideale Flüssigkeit
sions Bio-Industrie-Design: Herausforderun- Performance characteristics Kennliniendarstel-
gen und Visionen lungen
Organisation of control systems Aufbauorgani- Performance parameter range of compressor
sation von Steuerungen stages Kenngrößen-Bereiche für Verdichter-
Organisational types Formen der Organisation stufen
Organizational forms of assembly Organisati- Performance parameter range of turbine sta-
onsformen der Montage ges Kenngrößen-Bereiche für Turbinenstufen
Origin of machine vibrations, excitation forces Permanent brakes Dauer-Bremsanlagen
Entstehung von Maschinenschwingungen, Er- Permanent disposal of nuclear waste Endlage-
regerkräfte F(t) rung radioaktiver Abfälle
Oscillating circuits and filters Schwingkreise Permanent elastic couplings Elastische, nicht
und Filter schaltbare Kupplungen
Oscillating positive displacement pumps Oszil- Permanent molding process Dauerformverfah-
lierende Verdrängerpumpen ren
Oscilloscopes Oszilloskope Permanent rotary-flexible couplings Dreh-
Ossberger (Banki) turbines Ossbergerturbinen nachgiebige, nicht schaltbare Kupplungen
Otto engine Ottomotor Permanent torsionally stiff couplings Drehstar-
Outdoor air humidity Luftfeuchte re, nicht schaltbare Kupplungen
Outdoor air temperature Lufttemperatur Phasor diagram Zeigerdiagramm
Output of measured quantities Messwertausga- Photometry, colorimetry Licht- und Farbmess-
be technik
Machine Maschine Picking Kommissionierung
Overall machine performance parameters Ma- Piece good handling technology Stückgut-Sys-
schinenkenngrößen temtechnik
Overview Übersicht Pin-jointed frames Fachwerke
Packaged water chiller Kaltwassersätze Pinned and taper-pinned joints Stiftverbindun-
Pallet truck Niederhubwagen gen
Pallet-stacking truck Gabelhochhubwagen Pipe fittings Rohrverbindungen
Parallel keys and woodruff keys Pass- und Pipework Rohrleitungen
Scheibenfeder-Verbindungen Piping system Rohrnetz
Parameter definition Parameterermittlung Piston compressors Hubkolbenverdichter
Parameter-excited vibrations Parametererregte Piston engines Hubkolbenmaschinen
Schwingungen Piston pumps Kolbenpumpen
Parameters of the conveying process Kenngrö- Pistontype motors Hydromotoren in Hubver-
ßen des Fördervorgangs dränger-(Kolben-)bauart
Parametric modeling Parametrik Placement of primary shaping in the manufac-
Parametrics and holonomic constraint Para- turing processes Einordnung des Urformens
metrik und Zwangsbedingungen in die Fertigungsverfahren
Particle dynamics, straight line motion of ri- Plain bearings Gleitlagerungen
gid bodies Kinetik des Massenpunkts und des Plain journal bearings under steady-state con-
translatorisch bewegten Körpers ditions Stationär belastete Radialgleitlager
Part-load operation Teillastbetrieb Plain thrust bearings under steady state con-
Passive components Passive Komponenten ditions Stationär belastete Axialgleitlager
Passive safety Passive Sicherheit Plane frames Ebene Fachwerke
Pattern recognition and image processing Plane motion Ebene Bewegung
Mustererkennung und Bildverarbeitung Plane problems Körper in der Ebene
Pelton turbines Peltonturbinen Plane stresses Ebener Spannungszustand
986 Fachausdrücke
Plane surfaces Ebene Flächen Power output, power input, overall efficiency
Planing machines Hobelmaschinen Förderleistung, Antriebsleistung, Gesamtwir-
Planing, shaping and slotting machines Hobel- kungsgrad
und Stoßmaschinen Power plant technology Kraftwerkstechnik
Planning and investments Planung und Investi- Power Plant Turbines Kraftwerksturbinen
tionen Power, torque and fuel consumption Leistung,
Planning of measurements Planung von Mes- Drehmoment und Verbrauch
sungen Power-driven lift trucks Motorisch betriebene
Plant and animal tissues Pflanzliche und tieri- Flurförderzeuge
sche Zellen (Gewebe) PPC systems PPS-Systeme
Plant performance characteristics Anlagen- Precision drilling machines Feinbohrmaschinen
charakteristik Preparing and finishing steps Vorbereitende
Plastic foams (Cellular plastics) Kunststoff- und nachbehandelnde Arbeitsvorgänge
schäume Presentation of vibrations in the frequency
Plastic limit load concept Plastisches Grenzlast- domain Darstellung von Schwingungen im
konzept Frequenzbereich
Plastics Kunststoffe Presentation of vibrations in the time and
Plastics with fluorine Fluorhaltige Kunststoffe frequency domain Darstellung von Schwin-
Plates Platten gungen im Zeit- und Frequenzbereich
Plates and shells Flächentragwerke Presentation of vibrations in the time domain
Platform truck Wagen Darstellung von Schwingungen im Zeitbe-
Pneumatic components Bauelemente reich
Pneumatic conveyors Pneumatische Förderer Press moulding Formpressen
Pneumatic drives Pneumatische Antriebe Press Pressmaschinen
Pneumatic power transmission Energieübertra- Press, working process related Arbeitgebunde-
gung durch Gase ne Pressmaschine
Polarimetry Polarimetrie Presses and hammers for metal forming Werk-
Pollutant content Schadstoffgehalt zeugmaschinen zum Umformen
Polytropic and isentropic efficiency Polytroper Pressure conditions Druckzustände
und isentroper Wirkungsgrad Pressure control valves Druckventile
Port fuel injection Saugrohr-Benzin-Einsprit- Pressure drop Druckverlust
zung Pressure drop design Druckverlustberechnung
Position adjustment Lageeinstellung Pressure losses Druckverluste
Positive (interlocking) clutches (dog clutches) Pressure measurement Druckmesstechnik
Formschlüssige Schaltkupplungen Pressures Drücke
Positive connections Formschlussverbindungen Pressurized cross sectional area Ap Druckbean-
Positive displacement pumps Verdrängerpum- spruchte Querschnittsflächen Ap
pen Prestressed shaft-hub connections Vorgespann-
Positive locked drives Formschlüssige Antriebe te Welle-Nabe-Verbindungen
Possibilities for noise reduction Möglichkeiten Primary energies Primärenergien
zur Geräuschminderung Principle and types Prinzip und Bauformen
Potential flows Potentialströmungen Principle of operation Funktionsweise des In-
Power characteristics of valves Leistungsmerk- dustrie-Stoßdämpfers
male der Ventile Principle of virtual work Prinzip der virtuellen
Power diodes Leistungsdioden Arbeiten
Power electronics Leistungselektrik Principles of condensation Grundbegriffe der
Kondensation
Fachausdrücke 987
Shear stresses and shear centre in straight Single wheel lapping machines Einscheiben-
beams Schubspannungen und Schubmittel- Läppmaschinen
punkt am geraden Träger Single-phase motors Einphasenmotoren
Shearing and blanking Scheren und Schneiden Size Reduction Zerkleinern
Shearing and blanking machines Maschinen Size Reduction Equipment Zerkleinerungsma-
zum Scheren und Schneiden schinen
Shearing machines Maschinen zum Scheren Size selection of friction clutches Auswahl einer
Shell type steam generators Großwasserraum- Kupplungsgröße
kessel Skin effect, depth of penetration Stromverdrän-
Shells Schalen gung, Eindringtiefe
Shells under internal pressure, membrane Slat conveyors Plattenbandförderer
stress theory Biegeschlaffe Rotationsschalen Slewing cranes Drehkrane
und Membrantheorie für Innendruck Slewing mechanis Drehwerke
Shingling conveyor Schuppenförderer Sliding and rolling motion Gleit- und Rollbewe-
Ship propellers Schiffspropeller gung
Shock absorber Industrie-Stoßdämpfer Sliding shoe sorter Schiebeschuhsorter
Shockabsorption Dämpfung Software engineering Softwareentwicklung
Short stroke honing machines Kurzhubhonma- Solar energy Solarenergie
schinen Solar radiation Sonnenstrahlung
Short-circuit characteristics Kurzschlussver- Soldering Weichlöten
halten Soldering and brazing Löten
Short-circuit currents Kurzschlussströme Solid fuel furnaces Feuerungen für feste Brenn-
Short-circuit protection Kurzschlussschutz stoffe
Shovel loaders Schaufellader Solid fuels Feste Brennstoffe
Shrouded 2 D-impeller Geschlossenes 2D- Solid lubricants Festschmierstoffe
Laufrad Solid lubricants Feststoffschmierung
Shrouded 3 D-impeller Geschlossenes 3D- Solid materials Feste Stoffe
Laufrad Solids/fluid flow Feststoff/Fluidströmung
Shut-off and control valves Absperr- und Regel- Sorting system – sorting plant – sorter Sortier-
organe system – Sortieranlage – Sorter
Shuttle Valves Sperrventile Sound absorber Schalldämpfer
Side-loading truck Querstapler Sound intensity, sound intensity level Schallin-
Sign conventions Vorzeichenregeln tensität, Schallintensitätspegel
Signal forming Signalbildung Sound power, sound power level Schallleistung,
Signal processing Signalverarbeitung Schallleistungspegel
Similarity conditions and loading Ähnlich- Sound, frequency, acoustic range, sound pres-
keitsbeziehungen und Beanspruchung sure, sound pressure level, sound pressure
Similarity laws Ähnlichkeitsbeziehungen level Schall, Frequenz, Hörbereich, Schall-
Similarity laws Ähnlichkeitsgesetze (Modellge- druck, Schalldruckpegel, Lautstärke
setze) Source of heat Wärmequellen
Similarity mechanics Ähnlichkeitsmechanik Spark erosion and electrochemical erosion
Simulation methods Simulationsmethoden Funkenerosion und elektrochemisches Abtra-
Single phase fluid flow Einphasenströmung gen
Single phase transformers Einphasentransfor- Special air conditioning and cooling plants
matoren Sonderklima- und Kühlanlagen
Single point thread turning Gewindedrehen Special blanking processes Sonderschneidver-
Single shaft compressor Einwellenverdichter fahren
Fachausdrücke 991
Thermodynamic and fluid dynamic design Tooth errors and tolerances, backlash Verzah-
Wärme- und strömungstechnische Auslegung nungsabweichungen und -toleranzen, Flan-
Thermodynamic calculations Wärmetechni- kenspiel
sche Berechnung Tooth loads, bearing loads Zahnkräfte, Lager-
Thermodynamic design of recuperators Wär- kräfte
metechnische Auslegung von Rekuperatoren Tooth profile Zahnform
Thermodynamic design of regenerators Wär- Tooth traces and tooth profiles Flankenlinien
metechnische Auslegung von Regeneratoren und Formen der Verzahnung
Thermodynamic laws Thermodynamische Ge- Torque converter Kennungswandler
setze Torque convertors Föttinger-Wandler
Thermodynamics Thermodynamik Torque motors Torquemotoren
Thermodynamics of substances Stoffthermody- Torques, powers, efficiencies Drehmomente,
namik Leistungen, Wirkungsgrade
Thermosets Duroplaste Torque-sensitive clutches (slip clutches) Dreh-
Thin-walled tubes (Bredt-Batho theory) Dünn- momentgeschaltete Kupplungen
wandige Hohlquerschnitte (Bredtsche For- Torsion Torsionsbeanspruchung
meln) Torsion bar springs Drehstabfedern (gerade,
Thread and gear measurement Gewinde- und drehbeanspruchte Federn)
Zahnradmesstechnik Torsion with warping constraints Wölbkraft-
Thread chasing Gewindestrehlen torsion
Thread cutting with dies Gewindeschneiden Torsional buckling Biegedrillknicken
Thread forming Gewindefurchen Torsional vibrations Drehschwingungen
Thread grinding Gewindeschleifen Torsional vibrator with two masses Dreh-
Thread locking devices Sicherung von Schrau- schwinger mit zwei Drehmassen
benverbindungen Torsionally stiff self-aligning couplings Dreh-
Thread milling Gewindefräsen starre Ausgleichskupplungen
Thread pressing Gewindedrücken Total driving resistance Gesamtwiderstand
Thread production Gewindefertigung Total efficiency Totaler Wirkungsgrad
Thread rolling Gewindewalzen Tower cranes Turmdrehkrane
Three phase transformers Drehstromtransfor- Traction drives Reibradgetriebe
matoren Traction forces diagram Zugkraftdiagramm
Three-dimensional and plane stresses Räumli- Train driving resistance Fahrwiderstand
cher und ebener Spannungszustand Transfer lines and automated production lines
Three-phase drives Drehstromantriebe Transferstraßen und automatische Fertigungs-
Three-phase-current Drehstrom linien
Throttle controlled drives Stromteilgetriebe Transformation of Michaelis-Menten-equati-
Throughput Durchsatz on Transformationen der Michaelis-Menten-
Thyristor characteristics and data Thyristor- Gleichung
kennlinien und Daten Transformation of primary energy into useful
Thyristors Thyristoren energy Wandlung von Primärenergie in Nutz-
Tilt tray sorter Kippschalensorter energie
Tin Zinn Transformation of regenerative energies
Tires and Rims Reifen und Felgen Wandlung regenerativer Energien
Titanium alloys Titanlegierungen Transformers Transformatoren und Wandler
Tools Werkzeuge Transient heat conduction Nichtstationäre Wär-
Tools and methods Werkzeuge und Methoden meleitung
Tools for primary forming Urformwerkzeuge Transient operating characteristics Instationä-
res Betriebsverhalten
Fachausdrücke 995
Transient phenomena Ausgleichsvorgänge Types of bolt and nut Schrauben- und Mutterar-
Transistors Transistoren ten
Translation Translation (Parallelverschiebung, Types of brakes Bremsenbauarten
Schiebung) Types of construction Bauausführungen
Translational motion Querbewegung Types of construction and shaft heights Bau-
Transmission ratio, gear ratio, torque ratio formen und Achshöhen
Übersetzung, Zähnezahlverhältnis, Momen- Types of cost Kostenartenrechnung
tenverhältnis Types of cranes Kranarten
Transmission units Getriebe Types of engineering design Konstruktionsarten
Transmission with variable displacement units Types of equilibrium Gleichgewicht, Arten
Getriebe mit Verstelleinheiten Types of heat exchangers Bauarten von Wärme-
Transport units (TU) and transport aids (TA) übertragern
Transporteinheiten (TE) und Transporthilfs- Types of linear controllers Lineare Regler, Ar-
mittel (THM) ten
Transportation technology Fahrzeugtechnik Types of nuclear reactors Bauarten von Kernre-
Transverse shear stresses Abscherbeanspru- aktoren
chung Types of planar mechanisms Ebene Getriebe,
Triangular plate Gleichseitige Dreieckplatte Arten
Tribological characteristics Tribologische Types of position data registration Positions-
Kenngrößen werterfassung, Arten
Tribology Tribologie Types of semi-conductor valves Ausführungen
Tribotechnic materials Tribotechnische Werk- von Halbleiterventilen
stoffe Types of signals Signalarten
Troughed chain conveyors Trogkettenförderer Types of steam generator Ausgeführte Dampf-
Truck mixers Transportbetonmischer erzeuger
True flow through cascades Reale Strömung Types of support, the „free body“ Lagerungsar-
durch Gitter ten, Freimachungsprinzip
Tunnel furnace Tunnelwagenofen Types of thread Gewindearten
Turbine Turbine Types of tooth damage and remedies Zahnschä-
Turbocompressors Turboverdichter den und Abhilfen
Turbomachinery characteristics Ähnlichkeits- Types of weld and joint Stoß- und Nahtarten
kennfelder Types, applications Bauarten, Anwendungen
Turning Drehen Types, applications Formen, Anwendungen
Turning gear Läufer-Dreheinrichtung Types, examples Bauarten, Beispiele
Turret drilling machines Revolverbohrmaschi- Typical combinations of materials Gebräuchli-
nen che Werkstoffpaarungen
Two-position control Zweipunkt-Regelung Ultrasonic processing Ultraschallverfahren
Type of engine, type of combustion process Ar- Under-carriage Fahrwerk
beitsverfahren bei Verbrennungsmotoren Unequal capacitive currents Ungleiche Kapazi-
Type selection Auswahlgesichtspunkte tätsstromverhältnisse
Types Ausführungen Uniform bars under constant axial load Stä-
Types Bauarten be mit konstantem Querschnitt und konstanter
Types and accessories Bauarten und Zubehör Längskraft
Types and applications Bauarten und Anwen- Universal lathes Universaldrehmaschinen
dungsgebiete Universal milling machines Universal-Werk-
Types and components Bauformen und Bau- zeugfräsmaschinen
gruppen Universal motor Universalmotoren
Types and Sizes Typen und Bauarten
996 Fachausdrücke
999
1000 Stichwortverzeichnis
Bruchzähigkeit, 511 D
Brückenschaltung, Bd. 2 526 Dachaufsatzlüftung, Bd. 3 810
Bulk-Mikromechanik, Bd. 2 958 Dachfunktionen, 454
Bürste, Bd. 2 1059 d’Alembert’sche Hilfskraft, 276
Bus, Bd. 3 1038, Bd. 3 1056 d’Alembert’sches Prinzip, 288, 433
Bussystem, Bd. 2 742, Bd. 2 799, Bd. 2 800, Bd. 3 1075 Dalton, 793
CAN-Bus, Bd. 2 800 Damage-Tolerance-Philosophie, Bd. 3 1171
INTERBUS-S, Bd. 2 800 Dampfbeladung, 794, 798
PROFIBUS, Bd. 2 800 Dampfdruck
Butanol, Bd. 3 1058 Gleichgewichtswasserstoff, 736
Butylkautschuke IIR, 639 Helium, 736
Bypassregelung, Bd. 3 60 Dampfdruckkurve, 753, 756, 758
Dämpfe, 753, 755
Dämpfer, Bd. 3 1045
C aktiver, Bd. 3 1058
Campbell-Diagramm, 882 Dampfgehalt, 754
CAMPUS-Datenbank, 640 feuchter Luft, 795
CAN-Bus, Bd. 3 1074 Dampfkraftanlagen, 786
Carnot-Faktor, 749 Dampfprozesse, Bd. 3 944, Bd. 3 950
Carnot-Prozess, 783 CO2 -Abgaben, Bd. 3 944
Cascading, Bd. 3 616 Dampfzustände, Bd. 3 944
Cateracting, Bd. 3 616 Frischwasserkühlung, Bd. 3 949
Celluloseabkömmlinge CA, CP und CAB, 631 Kesselwirkungsgrad, Bd. 3 947
Cetanzahl, Bd. 3 92 Kraftwerksblock, Bd. 3 945
CFK, Bd. 3 1044 Kühlwassertemperatur und -menge, Bd. 3 948
C-Gestell, Bd. 2 1080 Nasskühltürme, Bd. 3 949
Chassis, Bd. 3 1042 Säuretaupunkt, Bd. 3 947
Speisewasservorwärmung, Bd. 3 945, Bd. 3 948
chemische Thermodynamik, Bd. 3 541
Trockenkühltürme, Bd. 3 949
chemisches Abtragen, Bd. 2 912
Zwischenüberhitzung, Bd. 3 945, Bd. 3 948
chemisches Gleichgewicht, Bd. 3 544
Dampftafeln, 756
Chemostat, Bd. 3 591
Dampfturbinen
Choleskyzerlegung, 197
Anzapf- und Entnahmeturbinen, Bd. 3 258
Chromatografie, Bd. 3 529
Arbeitsverfahren, Bd. 3 251
Clausius-Clapeyron, 756
Axialturbinen, Bd. 3 251
Clausius-Rankine-Prozess, 787
Bauarten, Bd. 3 252
Clausiussche Ungleichung, 745 Beschaufelung, Bd. 3 262
Clinchen, Bd. 2 192 Gegendruckturbinen, Bd. 3 251, Bd. 3 257
CMOS-Inverter, Bd. 2 670 Hochdruckteile, Bd. 3 254
CMOS-Schaltungstechnik, Bd. 2 670 Kondensationsturbinen, Bd. 3 251, Bd. 3 258
CNG, Bd. 3 1059 Konstruktionselemente, Bd. 3 261
COC, 633 Lager, Bd. 3 264
Compressed Natural Gas, Bd. 3 1059 Mitteldruckteile, Bd. 3 254
Computertomographie, Bd. 3 853 Niederdruckteile, Bd. 3 254
continuous dressing, Bd. 2 904 Radialturbinen, Bd. 3 251
Coriolisbeschleunigung aC , 269 Sattdampfturbinen, Bd. 3 251
Coriolis-Massedurchflussmesser, Bd. 2 716 Überdruckturbinen, Bd. 3 251
Cornering Brake Control, Bd. 3 1056 Ventile und Klappen, Bd. 3 261
Couette-Strömung, 334 Wellendichtungen, Bd. 3 264
Couette-Viskosimeter, Bd. 2 717 Zweidruckturbinen, Bd. 3 260
Coulomb’sche Gleitreibungsgesetz, 252 Dämpfung, 830, Bd. 2 536, Bd. 3 1049, Bd. 3 1050
Coulomb’sches Gesetz, Bd. 2 523 modale, 830, 832, 833
Coulometrie, Bd. 2 726 von Drehschwingungen im Antriebsstrang, Bd. 3
Crash, Bd. 3 1042 1064
Crashbarriere, Bd. 3 1084 Dämpfung durch konstante Reibungskraft, 297
C-Bewertung, 883 Dämpfungsfaktor, Bd. 2 246
CVD-Verfahren, Bd. 2 972 Dämpfungskonstante k, 298
CVT-Getriebe, Bd. 2 371, Bd. 3 1067 Dämpfungskraft, Bd. 2 1052
Cyclo, Bd. 2 1075 Dämpfungsmatrix, 830
Stichwortverzeichnis 1009
Isotherme, 778 Karosserie, Bd. 3 1038, Bd. 3 1041, Bd. 3 1050, Bd. 3
Isothermenlinie, Bd. 2 1054 1068
isothermer Kupplungswirkungsgrad, Bd. 3 44 selbsttragende, Bd. 3 1043
Isothermverdichter, Bd. 3 271 Karusselllager, Bd. 3 471
isotrope Körper, 415 Kaskadenregelung, Bd. 2 606, Bd. 2 790
Istmaß, Bd. 2 52 Kaskadenschicht, Bd. 3 617
I-Umrichter, Bd. 2 595, Bd. 2 612 katabolische Enzyme, Bd. 3 585
Katalysator, Bd. 3 116, Bd. 3 1059
Drei-Wege-Katalysator, Bd. 3 116
J katalytische NOx-Reduktion, Bd. 3 117
JFET, Bd. 2 670 NOx-Speicher-Katalysatoren, Bd. 3 118
Joule-Prozess, 785, Bd. 3 290 Oxidations-Katalysatoren, Bd. 3 116
Joule-Prozess mit Abgaswärmetauscher, Bd. 3 291 SCR-Verfahren, Bd. 3 117
katalytisch aktives Zentrum, Bd. 3 585
katalytische Brennkammer, Bd. 3 296
K Kathode, Bd. 2 672
Kabel, Bd. 2 638 Katze, Bd. 3 379
Kabelbaum, Bd. 3 1075 Hauptkatze, Bd. 3 383
Kalibrierlaboratorium, Bd. 2 688 Untergurtlaufkatzen, Bd. 3 380
Kalorimetrie, Bd. 2 719 Winkellaufkatzen, Bd. 3 380
Kaltdampfmaschine, 790 Zweischienenlaufkatze, Bd. 3 380
Kaltdampf-Kompressionskälteanlage, Bd. 3 724 Zwischenkatze, Bd. 3 383
Kältedämmung, Bd. 3 741 Kautschuk, 638
Kälteerzeugung, 790 Kavitation, Bd. 3 25, Bd. 3 228
Kälteleistung, 791 Kavitationserosion, Bd. 3 228
Kältemaschinen, 790 Kavitationskorrosion, Bd. 3 228
Kältemittel, 790, 791, Bd. 3 728, Bd. 3 1069 Kondensationsvorgänge, Bd. 3 228
Kältemitteltrockner, Bd. 3 742 Mikrowasserstrahlen, Bd. 3 228
Kälteprozess, 783 Kegelpressverband, Bd. 2 200
kältetechnische Verfahren, Bd. 3 724 Kegelrad, 271, Bd. 2 952
Kälteverdichterventile, Bd. 3 56 Kegelradpaar, Bd. 2 389
Kaltfressen, Bd. 2 405 Kegelrollenlager, Bd. 2 1095
Kaltstart, Bd. 3 1060, Bd. 3 1062 Kegelspannringe, Bd. 2 200
Kalzination, Bd. 3 625 Kegelstifte, Bd. 2 205
Kamm’scher Kreis, Bd. 3 1046 Kehlnahtdicke, Bd. 2 172
Kanalfahrzeuge, Bd. 3 469 keilförmige Scheibe unter Einzelkräften, 429
Kanalformen, Bd. 3 807 Keilriemen, Bd. 2 367, Bd. 2 1067
Kapazität, Bd. 2 527, Bd. 2 665 Bauarten, Bd. 2 368
Kapazitätsdioden, Bd. 2 667 Keilverbindung, Bd. 2 207
Kapazitätsströme, Bd. 3 666 Keilwelle, Bd. 2 209
Kapazitäts-Messbrücke, Bd. 2 736 Keilwinkel, Bd. 2 883, Bd. 2 900
kapazitive Wegaufnehmer, Bd. 2 704 Kelvin-Skala, 734
kapazitiver Abstandssensor, Bd. 2 801 Kennfelddarstellung, Bd. 3 110
Kapillardialysator, Bd. 3 868 Kenngrößen, Bd. 3 110
Kapillare, 311 Kennkreisfrequenz, Bd. 2 535
Kapillarität und Oberflächenspannung, 311 Kennliniensteuerung, Bd. 2 611
Kapillar-Rohrsysteme, Bd. 3 816 Kennungswandler, Bd. 3 1061
Kapillarviskosimeter, Bd. 2 717 Kennzahlen, 344
Kaplanturbinen, Bd. 3 219 keramische Faserprodukte, Bd. 3 660
Aufbau, Bd. 3 219 Kerben, Bd. 3 334
Durchgangsdrehzahl, Bd. 3 219 Kerbfälle, Bd. 3 338
Hydraulikservomotor, Bd. 3 219 Schweißnähte, Bd. 3 334
Laufkraftwerke, Bd. 3 219 Kerbgrundkonzepte, 466
Laufradschaufel, Bd. 3 219 Kerbschlagbiegearbeit, Bd. 3 337
Leitradschaufel, Bd. 3 219 Mindestzähigkeit, Bd. 3 337
Regelung, Bd. 3 219 Kerbspannungen, 398
Schaufelstellung, Bd. 3 219 Kerbverzahnung, Bd. 2 208, Bd. 2 209
Kardiologie, interventionelle, Bd. 3 876 Kerbwirkung, 366
Karkasse, Bd. 3 1047 Kerbwirkungszahl, 465
1026 Stichwortverzeichnis
N Nennspannungsamplituden, 468
Nablaoperator r, 330 Nennspannungskonzept, 464, Bd. 2 181, Bd. 3 333
Nachbehandeln, Bd. 2 817 mit zulässigen Spannungen, Bd. 2 176
Nachbehandlungsgeräte, Bd. 3 818 Net Positive Suction Head, Bd. 3 228
Nachgiebigkeitsfrequenzgang, Bd. 2 1053 netzgeführter Stromrichter, Bd. 2 590
Nachtsichtgerät, Bd. 3 1072 Brückenschaltung, Bd. 2 590
Nachweise, Bd. 3 332 Mittelpunktschaltung, Bd. 2 590
allgemeiner Spannungsnachweis, Bd. 3 337 Netzrückwirkungen, Bd. 2 592
Betriebsfestigkeitsnachweise, Bd. 3 335 Netzwerk, Bd. 2 525, Bd. 2 538
Festigkeitsnachweise, Bd. 3 332 Netzwerkberechnung, Bd. 2 540
Lagesicherheitsnachweis, Bd. 3 338 Neumann’sche Funktion, 307
Nachweismethodik, Bd. 3 379 Neumann’sche Funktion nullter Ordnung, 444
Standsicherheitsnachweis, Bd. 3 338 neutrale Faser, 376
Nadellager, Bd. 2 1071 Neutralisator, adaptiv, 891
Näherungsverfahren zur Knicklastberechnung, 439 Neutralpunkt, Bd. 3 1154
Nahtdicke, Bd. 2 177 Newton’sche Fluide, Bd. 3 598
Nanopositioniertisch, Bd. 2 802 Newton’sche Flüssigkeit, 315
Narkosemitteldosierung, Bd. 3 863 Newton’sche Flüssigkeiten, Bd. 2 717
Nasenkeil, Bd. 2 209 Newton’scher Schubspannungsansatz, 311
Nassgriff, Bd. 3 1047 Newton’sches Axiom, 368
Natrium-Nickel-Chloridbatterien, Bd. 2 645 2. Newton’sches Axiom, 275
Naturkautschuke NR, 638 nichtelektrische Messgrößen, Bd. 2 694
natürliche Brenngase, Bd. 3 925 Nichtgleichgewichtszustände, 743
natürliche feste Brennstoffe, Bd. 3 917, Bd. 3 940 nichtlineare Schwingungen, 307
Abfallbrennstoffe, Bd. 3 918 nichtlineares Fließgesetz, 315
Asche, Bd. 3 920 Nicht-Newton’sche Fluide, Bd. 3 598
Braunkohle, Bd. 3 918 Nicht-Newton’sche Flüssigkeiten, 315, Bd. 2 717
Brennwert, Bd. 3 919 nichtoxidkeramische Materialien., Bd. 3 659
Brikettieren, Bd. 3 918 nichtsymmetrische Querschnitte, 375
Heizwert, Bd. 3 919 Nickel und Nickellegierungen, Bd. 2 170
Inkohlungsgrad, Bd. 3 917 Nickel-Metallhydrid-Batterie, Bd. 2 645, Bd. 3 1061
Müll, Bd. 3 918 Nicken, Bd. 3 1045
pflanzliche Abfälle, Bd. 3 919 Niederdruckkokillengießen, Bd. 2 835
Schlackenviskosität, Bd. 3 920 Niederhubwagen, Bd. 3 398
Schmelzverhalten, Bd. 3 920 Niedertemperaturheizkessel, Bd. 3 836
Schwelen, Bd. 3 918 Nierenersatztherapie, Bd. 3 867
Steinkohle, Bd. 3 918 Nietformen, Bd. 2 211
Torf, Bd. 3 918 Nietverbindungen, Bd. 2 211
Verkoken, Bd. 3 918 Nockenwelle
Zündtemperaturen, Bd. 3 920 Antrieb der Nockenwelle, Bd. 3 81
natürliche Koordinaten, 257 hydraulischer Ventilspielausgleich, Bd. 3 81
natürliche Leistung, Bd. 2 637 obenliegende, Bd. 3 81
Navier’sche Gleichung, 416 untenliegende, Bd. 3 80
Navigation, Bd. 3 1080 Ventilbewegung, Bd. 3 81
Navigationssystem, Bd. 3 877, Bd. 3 1068, Bd. 3 1072 Ventilquerschnitt, Bd. 3 82
NC-Programmierung, Bd. 2 1115 Normalbeschleunigung, 258
Nebel, 795 normale Verbrennung, Bd. 3 92
Nebelgebiet, 795 Normalenrichtung, 257
Nebenbedingung, 223 Normalkraft, 368, Bd. 3 8
Nebenfunktionen, Bd. 3 397 Normalkurven gleicher Lautstärkepegel, 880
Nebenschluss-Motor, Bd. 2 1059 Normalprojektion, Bd. 2 57
Nebenverbraucher, Bd. 3 1058 Normalschachtöfen, Bd. 3 605
NEFZ-Zyklus, Bd. 3 1059, Bd. 3 1061 Normalspannung, 353
negative Massenbeschleunigung, 276, 433 Normalspannungshypothese, 361
Neigetechnik, Bd. 3 1102 Normaußentemperaturen, Bd. 3 774
Nennmaß, Bd. 2 52 Normblenden, Bd. 2 715
Nenn-Mittelspannungen, 467 Normdüsen, Bd. 2 715
Nennspannung, 366 Normen
Nennspannungen in den Schweißnähten, Bd. 2 177 ausländische, 922
1040 Stichwortverzeichnis
Pleuelstange, Bd. 3 15, Bd. 3 16, Bd. 3 127 Presshärten, Bd. 2 876
Pleuelversatz bei V-Motoren, Bd. 3 16 Presspassungen, 366
Plungerkolben, Bd. 3 16 Pressschweißen, Bd. 2 159
pneumatische Bremse, Bd. 3 1120 Pressschweißverbindungen, Bd. 2 185
pneumatische Förderung, Bd. 3 555 Pressstumpf- und Abbrennstumpfschweißen, Bd. 2
Feststoffgeschwindigkeiten, Bd. 3 556 185
pneumatische Getriebe, Bd. 2 1070 Pressverband, Bd. 2 196, Bd. 2 199–Bd. 2 202
Pneumohydraulik, Bd. 2 481 Dauerfestigkeit, Bd. 2 201
Poisson’sche Gleichung, 398 elastisch, Bd. 2 199
Poissonzahl, 359 elastisch-plastisch, Bd. 2 201
polares Flächenmoment I p , 371 Entwurfsberechnung, Bd. 2 199
polares Trägheitsmoment, 285 Feingestaltung, Bd. 2 203
polares Widerstandsmoment, 395 Grobgestaltung, Bd. 2 202
Polarimetrie, Bd. 2 721 Kerbwirkungszahlen, Bd. 2 201, Bd. 2 202
Polarographie, Bd. 2 726 Klemmverbindungen, Bd. 2 199
Polradspannung, Bd. 2 572 Primärenergien
Polyacetalharze POM, 629 Barwertmethode, Bd. 3 908
Polyacrylate PMMA, 630 Heiz- und Brennwert, Bd. 3 917
Polyamide PA, 629 leistungsabhängige Kosten, Bd. 3 908
Polyaryletherketone, 632 leitungsgebundene Energien, Bd. 3 907
Polycarbonat PC, 630 maximaler CO2 -Gehalt, Bd. 3 917
Polychloroprenkautschuke CR, 638 Sekundärenergie, Bd. 3 907
Polyester TP, thermoplastische, 630 Steinkohleneinheiten (SKE), Bd. 3 917
Polyesterharze UP, ungesättigte, 634 Umwandlungswirkungsgrad, Bd. 3 908
Polyethylen PE, 632 Zündtemperatur, Bd. 3 917
Polyethylen-Harze, 327 Primärmontage, Bd. 2 991
Polygonprofil, Bd. 2 209 Primärstruktur, Bd. 3 1182
Polygonwellenverbindungen, Bd. 2 210 Primärteil, Bd. 2 1060
Polyimide PI, 632 Prinzip virtueller Arbeiten, 239, 392
Polymere, 627 Prinzip virtueller Kräfte, 392
Polymerlegierungen, 627 Prinzip virtueller Verrückungen, 239, 394
Polymer-Elektrolyt-Membran, Bd. 3 1059 Prinzip von d’Alembert und geführte Bewegungen, 276
Polynommatrix, 199 Prinzip von Hamilton, 282
Polyphenylensulfid PPS, 632 Prismenführungen, Bd. 2 1088
Polyphenylether PPE, modifizierte, 630 Produktansatz von Bernoulli, 304
Polyphtalamide, 632 Produktarchitektur, Bd. 2 36
Polypropylen PP, 633 Produktaufarbeitung, Bd. 3 574
Polystyrol PS, 631 Produktbildung, Bd. 3 574
Polysulfone PSU/PES, 631 Produktbildungskinetik, Bd. 3 599
Polytetrafluorethylen PTFE, 633 Luedeking und Piret, Bd. 3 599
Polytrope, 778 Produktentstehungsprozess, Bd. 3 1046
Polyurethanelastomere PUR, 639 Produktfamilie, Bd. 2 35
Polyvinylchlorid PVC, 633 Produktion, kundenspezifische, Bd. 3 1039
Porenmembran, Bd. 3 867 Produktlinie, Bd. 2 35
Portal, Bd. 2 1078, Bd. 2 1080 Produktprogramm, Bd. 2 35
Position, Bd. 2 987 Produktstruktur, Bd. 2 36
Postprocessing, Bd. 2 1084 Produktstrukturierung, Bd. 2 35
Potential, 240, 273 Produktvariante, Bd. 2 35
Potentialgleichung, 398 Profildicke, 341
Potentialströmung, 330, 399 Profile, Bd. 3 331
Potentialwirbel, 332 halbovale Profile, Bd. 3 332
Power- und Free-Förderer, Bd. 3 440 Hohlprofile, Bd. 3 331
Prandtl’sches Seifenhautgleichnis, 399 I-Profile, Bd. 3 331
Prandtlstaurohr, Bd. 2 715 I-Träger, Bd. 3 331
Prandtl-Zahl, 813, 816 Kastenprofile, Bd. 3 331
Präzessionskegel, 291 ovale Profile, Bd. 3 332
Präzision, Bd. 2 688 Schweißprofile, Bd. 3 331
Preprocessing, Bd. 2 1084 T-Profile, Bd. 3 332
Pressen, Bd. 2 822 Walzprofile, Bd. 3 331
Stichwortverzeichnis 1043