Sander - Betriebsfestigkeit Von Maschinen
Sander - Betriebsfestigkeit Von Maschinen
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Manuela Sander
Sicherheit und
Betriebsfestigkeit von
Maschinen und Anlagen
123
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PD Dr.-Ing. Manuela Sander
Fachgruppe Angewandte Mechanik
Fakultät für Maschinenbau
Universität Paderborn
Pohlweg 47-49
33098 Paderborn
DOI 10.1007/978-3-540-77733-5
c 2008 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Vorwort
Vor allem vor dem Hintergrund der schadenstoleranten Bemessung von Ma-
schinen, Anlagen, Verkehrsmitteln oder Bauteilen ist eine die Rissinitiierung und
das Risswachstum einschließende Lebensdauervorhersage schon in der Produkt-
entwicklungsphase von entscheidender Bedeutung, um Sicherheit gegen Versagen
durch konstruktive Maßnahmen oder regelmäßige Inspektionen gewährleisten zu
können. Unabhängig vom Lastspektrum oder vom Material sollten die Vorhersa-
gen aus sicherheitstechnischen Aspekten immer konservativ sein. Aus ökonomi-
schen Gründen hingegen ist eine optimale Ausnutzung des Materials zu ermögli-
chen. Die Treffsicherheit der Lebensdauerprognose hängt jedoch sehr stark vom
verwendeten Modell ab.
Im vorliegenden Fachbuch werden daher zunächst die grundlegenden Konzepte
zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung von Bauteilen, Maschinen
und Anlagen beschrieben. Nach der Darstellung von Belastungs- und Beanspru-
chungs-Zeit-Funktionen wird auf den statischen Festigkeitsnachweis sowie auf
den Dauerfestigkeitsnachweis eingegangen. Daran schließen sich die Konzepte
der klassischen Betriebsfestigkeit und der klassischen Bruchmechanik an.
Um jedoch eine exakte Lebensdauervorhersage durchführen zu können, sind
die Konzepte der Betriebsfestigkeit und der Bruchmechanik zusammenzuführen
und um die Gesetzmäßigkeiten der Rissinitiierung und des Kurzrisswachstums zu
erweitern.
In vielen Anwendungsbereichen werden Bauteile und Strukturen mit mehr als
107 Lastwechseln belastet, bei denen die seit den Untersuchungen von Wöhler de-
finierte Dauerfestigkeitsgrenze nicht immer gegeben ist. Deshalb beinhaltet das
Fachbuch auch einen Einblick in den immer bedeutender werdenden Bereich des
Ultra high cycle fatigue.
Abschließend werden die Ergebnisse ausgewählter Modelle mit experimentel-
len und numerischen Ergebnissen verglichen und bewertet.
Dieses Buch richtet sich an Ingenieure und Naturwissenschaftler in Unterneh-
men, Universitäten und Hochschulen sowie an Studierende in höheren Semestern
von Diplom- und Masterstudiengängen.
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung .........................................................................................................1
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VIII Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis.......................................................................................... 197
Sachwortverzeichnis.......................................................................................... 211
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Liste der Formelzeichen
A Fläche
Amin minimale Fläche
A0 - A4 Koeffizienten in der Rissöffnungsfunktion nach Newman
B Probendicke
C werkstoffabhängiger Koeffizient im Paris-Gesetz
CASTM Absenkrate gemäß ASTM (American Society for Testing and
Material)
CFAM Absenkrate gemäß FAM (Fachgruppe Angewandte Mechanik)
CFM werkstoffabhängiger Koeffizient der NASGRO Gleichung
CJ werkstoffabhängiger Koeffizient des Rissfortschrittsgesetzes
nach Vormwald
CP Verzögerungsfaktor
CE werkstoffabhängiger Faktor im Erdogan-Ratwani-Gesetz
Cth Parameter in der empirischen Funktion nach Newman zur Be-
schreibung der R-Abhängigkeit des Thresholdwertes
D Schadenssumme
DA Abstand der Spannungsniveaus beim Abgrenzungsverfahren
E Elastizitätsmodul
F Kraft
Fm Kraftmittelwert
Fmax, Fmin maximale bzw. minimale Kraft
'F Schwingbreite der Kraft
G Schubmodul
H Summen- bzw. Überschreitungshäufigkeit
H0 Kollektivumfang
Häq schädigungsäquivalente Ersatz-Schwingspielzahl
HV Härte nach Vickers
W Widerstandsmoment
Wmin minimales Widerstandsmoment
Ww Exponent zur Berechnung des Verzögerungsfaktors nach
Wheeler
YI Geometriefaktor, normierter Spannungsintensitätsfaktor für
Mode I
a Risslänge
a0 El Haddad-Parameter
ai Anfangsrisslänge bzw. Initiierungsrisslänge
'a Rissinkrement
b, c Schwingfestigkeits- bzw. Duktilitätsexponent
b1 Oberflächenbeiwert
b2 Größenbeiwert
d Durchmesser
da/dN Rissgeschwindigkeit
(da/dN)th Rissgeschwindigkeit im Bereich des Thresholdwertes
f Frequenz
fijI , fijII , fijIII dimensionslose Funktionen
j Ordnungszahl
k Neigung der Wöhlerlinie
k* modifizierte Neigung der Wöhlerlinie
m werkstoffabhängiger Exponent im Paris-Gesetz bzw. Neigung
der Rissfortschrittswöhlerlinie
mJ werkstoffabhängiger Exponent im Rissfortschrittsgesetz nach
Vormwald
mE werkstoffabhängiger Exponent im Erdogan-Ratwani-Gesetz
n Stützwirkung
n’ zyklischer Verfestigungsexponent
ni Anzahl der Schwingspiele eines Lastniveaus
nbm bruchmechanische Stützwirkung
npl plastische Stützzahl
nst statistische Stützwirkung
nvm verformungsmechanische Stützwirkung
nFM, p, q werkstoffabhängige Exponenten der NASGRO Gleichung
pL Parameter im Ansatz nach Liu
r, M Polarkoordinaten
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XIII
V Normalspannung
V1, V2 Hauptnormalspannung
Va Spannungsamplitude
Va Höchstwert des Amplitudenkollektivs
Va,äq Äquivalentspannungsamplitude
Va,max maximale Spannungsamplitude
Va,N Nennspannungsamplitude
Va,zul zulässige Spannungsamplitude
VA Dauerfestigkeitswert für ein bestimmtes R-Verhältnis
VD Dauerfestigkeit
V D* reduzierte Dauerfestigkeit nach Liu und Zenner (VD* = 0,5VD)
Vel,pl elastisch-plastische Spannung
Vel,max maximale elastische Spannung
VF Fließspannung
V f’ Schwingfestigkeitskoeffizient
Vij Spannungstensor
Vj Kontaktspannung im Fließstreifenmodell
Vm Mittelspannung
Vmax, Vmin maximale bzw. minimale Normalspannung
VN Nennspannung
Vop Rissöffnungsspannung
Vp vollplastischer Spannungszustand
Vr Eigenspannung
VSch Schwellfestigkeit
Vth Schwellspannung zur Rissinitiierung
VV Vergleichsspannung
VW Wechselfestigkeit
Vzul zulässige Spannung
'V Schwingbreite der Normalspannung
'VD Schwingbreite der Dauerfestigkeit
'Vth Schwingbreite der Schwellspannung zur Rissinitiierung
W Schubspannung
Zpl Größe der plastischen Zone
Zmax, Zol Größe der primär plastischen Zone
\ Parameter im Uniform Material Law
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Kapitel 1
Einleitung
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2 1 Einleitung
anrissfreie
Rissbildungsphase Rissfortschrittsphase
Phase
Mikroriss-
Rissentstehung Makrorisswachstum
wachstum
Abb. 1.1: Lebensdauer eines Bauteils mit den klassischen Konzepten der entsprechenden Pha-
sen (in Anlehnung an [78])
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1 Einleitung 3
bensdauer bis zum technischen Anriss setzt sich zusammen aus einer anrissfreien
Phase und der Rissbildungsphase. Bei Bauteilen, die bereits im Neuzustand mit
Fehlern, wie z.B. Lunkern, Poren, scharfen Kerben oder rauen Oberflächen, behaf-
tet sind, entfällt die anrissfreie Phase und die Gesamtlebensdauer des Bauteils be-
ginnt mit der Rissentstehung. Daran schließt sich dann das Mikrorisswachstum an.
Die Restlebensdauer ab einem technischen Anriss ist durch die Gesetzmäßigkeiten
des Makrorisswachstums gekennzeichnet.
Während die klassischen Konzepte der Betriebsfestigkeit eine integrale Aussa-
ge über die Lebensdauer bis zum technischen Anriss ermöglichen, kann die Rest-
lebensdauer durch die Konzepte der klassischen Bruchmechanik und des Ermü-
dungsrisswachstums bestimmt werden. Um jedoch eine zuverlässige Lebensdauer-
prognose erstellen zu können, sind ganzheitliche Konzepte erforderlich, die die
Konzepte der Betriebsfestigkeit und der Bruchmechanik zusammenführen und um
die Gesetzmäßigkeiten der Rissentstehung sowie des Mikrorisswachstums erwei-
tern.
Ziel dieses Buchs ist deshalb, durch die Beschreibung und den Vergleich exis-
tierender Modelle und Konzepte sowie die Bewertung mittels experimenteller,
numerischer und analytischer Befunde dem Konstrukteur Hinweise bezüglich der
Sicherheit und strukturmechanischen Zuverlässigkeit von Maschinen und Anlagen
zu geben.
Aus diesem Grund wird in diesem Buch zunächst ein Überblick über die klassi-
schen Auslegungsmethoden sowie die Ermittlung der Belastungs-Zeit-Funktionen
und der Werkstoffkennwerte und -kennfunktionen gegeben. Daran schließt sich
die Darstellung der Konzepte zur Rissentstehung, zum Kurzrisswachstum und zur
Gesamtlebensdauer an, die sowohl auf den Ansätzen der Betriebsfestigkeit als
auch der Bruchmechanik basieren.
In Bauteilen und Strukturen, die sehr hohen Lastwechselzahlen ausgesetzt sind,
wie z.B. Eisenbahnradsatzwellen, können Risse entstehen und wachsen, obwohl
die Belastung grundsätzlich unterhalb der Dauerfestigkeit oder sogar unterhalb des
Schwellenwertes der Ermüdungsrissausbreitung ist. Aufgrund der zunehmenden
Bedeutung dieses Einsatzbereichs werden ferner im Rahmen dieser Arbeit die An-
sätze zur Beschreibung des Phänomens des „ultra high cycle fatigue“ dargestellt.
Im Hinblick auf die Bewertung der unterschiedlichen Konzepte schließt sich
die Beschreibung der experimentellen, numerischen und analytischen Untersu-
chungen unterschiedlicher Geometrien und Belastungen an. Aufgrund der gewon-
nenen Erkenntnisse erfolgt eine Diskussion, ein Vergleich und die Anwendung der
Konzepte zur Beschreibung der Lebensdauer von Bauteilen, Maschinen, Anlagen
und Verkehrsmitteln.
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Kapitel 2
Konzepte zur festigkeitsgerechten und
bruchsicheren Gestaltung
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6 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
a) ı b) c)
ıN ı max
a
M M M M M M
d) F e) F f) F
ı ı ı
A ımax
ıN
A min
ı ı ı
F F F
Spannung ı = F/A örtliche Spannung ımax Spannungsintensitätsfaktor
Nennspannung ı N = F/A min örtliche Dehnung İ max K = f(ı, a, Geometrie)
Abb. 2.1: Konzepte zur Lebensdauerberechnung
a) Nennspannungskonzept am Beispiel einer abgesetzten Welle
b) Örtliches Konzept am Beispiel einer abgesetzten Welle
c) Bruchmechanik am Beispiel einer abgesetzten Welle mit einem Riss der Länge a
d) Nennspannungskonzept am Beispiel eines Kerbstabs
e) Örtliches Konzept am Beispiel eines Kerbstabs
f) Bruchmechanik am Beispiel eines Kerbstabs mit einem Riss der Länge a
Da jedoch Bauteile bereits bei der Inbetriebnahme Fehlstellen, wie z.B. Lunker,
Poren, scharfe Kerben oder raue Oberflächen, aufweisen können, ist mittels bruch-
mechanischer Konzepte eine Bauteildimensionierung bzw. eine Lebensdauervor-
hersage vorzunehmen (Abb. 2.1c und f). Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn
trotz des Vorhandenseins eines Risses oder eines Materialfehlers die Trag- bzw.
Funktionsfähigkeit des Bauteils gewährleistet sein muss. Bei einer sogenannten
schadenstoleranten Auslegung wird durch die Festlegung regelmäßiger Inspekti-
onsintervalle mittels bruchmechanischer Konzepte ein Versagen des Bauteils ver-
hindert.
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2.1 Belastungs- und Beanspruchungs-Zeit-Funktionen 7
Um ein Bauteil, eine Maschine oder Anlage auslegen zu können, ist zunächst die
Kenntnis der Belastung bzw. der Beanspruchung notwendig. Während der
Einsatzzeit ist ein Bauteil einer Betriebsbelastung ausgesetzt, die durch eine Be-
lastungs- bzw. Beanspruchungs-Zeit-Funktion beschrieben werden kann.
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8 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
lenzen auf ein Flugzeug oder Belastungen eines Automobils aufgrund schlechter
Straßenbedingungen [219], zufallsbedingt und können allenfalls mit statistischen
Methoden beschrieben werden. Sehr häufig treten deterministische und stochasti-
sche Lasten überlagert auf, wie z.B. bei der Belastung eines Flugzeugs durch den
Manöverflug und gleichzeitig auftretende Turbulenzen.
Belastungs-Zeit-Funktion
konstante, ruhende
zyklische Belastung stoßartige Belastung
Belastung
periodisch nicht-periodisch
ı ı ı ı
ımax
ıa
ım 'ı
ımin
t t t 't t
Bei einer Stoßbelastung erfolgt die Belastung in einem sehr kurzen Zeitinter-
vall 't, d.h. die Belastung ist durch einen schnellen Anstieg und Abfall gekenn-
zeichnet, wie beispielsweise unfallartige Ereignisse oder Bordsteinüberfahrten ei-
nes Automobils.
In Analogie zu der oben dargestellten Systematisierung der Belastungs-Zeit-
Funktionen werden ebenfalls Beanspruchungs-Zeit-Funktionen eingeteilt.
Beanspruchungs-Zeit-Funktionen ergeben sich entweder aus den Belastungs-Zeit-
Funktionen durch rechnerische oder numerische Ermittlung, z.B. der Spannungen
und Dehnungen, in Abhängigkeit der Geometrie des Bauteils oder der Struktur
sowie durch experimentelle Verfahren.
Die Ermittlung einer Belastungs-Zeit-Funktion für die Berechnung oder die expe-
rimentelle Ermittlung der Lebensdauer von Bauteilen und Strukturen wird in eine
qualitative und eine quantitative Analyse unterteilt. In der qualitativen Analyse
wird zunächst das Einsatzprofil eines Bauteils oder einer Struktur definiert, durch
das die voraussichtliche Nutzungsdauer der Konstruktion sowie die Häufigkeit,
Verteilung und Reihenfolge der einzelnen Lastfälle festgeschrieben ist [106, 219].
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2.1 Belastungs- und Beanspruchungs-Zeit-Funktionen 9
Bei der quantitativen Analyse werden die Bauteilbelastungen unter realen Belas-
tungsbedingungen in Abhängigkeit der entsprechenden Lastfälle aufgezeichnet,
berechnet, simuliert oder geschätzt.
Die Möglichkeiten der Ermittlung der Bauteilbelastung für die Lebensdauer-
vorhersage sind sehr vielfältig. Grundsätzlich stehen die Betriebslastmessung, die
rechnerische Simulation, die analytische Simulation oder die Abschätzung zur
Verfügung.
Bei einer Betriebslastmessung, die für die Lebensdauervorhersage lediglich bei
Anlagen im Betrieb vor Änderungen, Umbauten oder Neukonstruktionen ähnli-
cher Art einsetzbar ist, kann sowohl mit Messelementen, die direkt im Kraftfluss
liegen (z.B. Kraftmessdosen, Drehmomentenmesswelle) oder mit Messelementen,
die an das Bauteil appliziert werden (z.B. Dehnungsmessstreifen), erfolgen. Hier-
bei ist sicherzustellen, dass der Messzyklus für die Gesamtnutzungsdauer reprä-
sentativ ist [78].
Die rechnerische Simulation eignet sich sowohl für Maschinen und Anlagen im
Betrieb als insbesondere auch in der Planungs- und Konstruktionsphase. Bei die-
sem Verfahren wird die Belastung in Form einer Schwingungsantwort unter Ver-
wendung eines Mehrkörpermodells simuliert. Beispielsweise können durch virtu-
elle Simulationen der Straßenfahrt eines Gesamtfahrzeuges unter Verwendung
eines Reifenmodells, der numerischen Abbildung eines Straßenprofils und eines
Fahrermodells Belastungs-Zeit-Funktionen erstellt werden [84]. Nachteilig bei
diesem Verfahren ist, dass die Qualität des Ergebnisses von der Güte des Modells
und der Nachbildung der Belastung sowie der Erfahrung des Berechners abhängt.
Eine analytische Ermittlung der Bauteilbelastung baut auf den Modellen der
Mechanik (z.B. Balken oder Stäben) auf. Somit können unter teilweise starker
Vereinfachung und Vernachlässigung äußerer Einflüsse Lösungen für einfache
Geometrien gefunden werden.
Auf der Basis statistischer Daten (z.B. Verkehrslast- oder Häufigkeitsmodellen,
Wetterdaten) sowie von Regelwerken können Abschätzungen unter Einbezug der
Abmessungen des Bauteils oder der Struktur durchgeführt werden, die als Lastan-
nahmen auf der sicheren Seite liegen müssen.
Trotz großen Messaufwands können die Betriebsbelastungen der gesamten Le-
bensdauer eines Bauteils oder einer Struktur im Allgemeinen nicht erfasst werden,
so dass die ermittelten Daten auf eine längere Zeitspanne extrapoliert werden
müssen [79]. Eine sehr häufig angewendete Methode ist, die gemessene Last-Zeit-
Funktion mehrfach zu wiederholen, d.h. die Häufigkeiten mit einem Faktor zu
skalieren. Dieses Vorgehen ist zulässig, wenn die Extremwerte der gemessenen
Belastungs-Zeit-Funktion entsprechend definiert und repräsentativ für die Lebens-
dauer sind [85]. Johannesson [100] entwickelte einen Ansatz, bei dem die gemes-
senen Daten zwar wiederholt werden, aber die Spitzenwerte ober- bzw. unterhalb
eines Schwellenwertes mittels statistischer Methoden in ihrer Höhe modifiziert
werden. Die Amplituden unter- bzw. oberhalb der Schwellenwerte bleiben unver-
ändert. Das Verfahren ist nicht geeignet für Last-Zeit-Funktionen, bei denen der
Mittelwert aufgrund unterschiedlicher Belastungsbedingungen, wie z.B. bei Start-
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10 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
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2.1 Belastungs- und Beanspruchungs-Zeit-Funktionen 11
475,6
400,0 oberer Ast
350,0
Spannung [MPa]
300,0
250,0
200,0 2Va
150,0
100,0
50,0
0,0
-50,0 unterer Ast H0
-85,6
0,9 3,0 10,0 30,0 100,0 1000,0 10000,0 1000000,0
Häufigkeit
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12 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
567,0
500,0
450,0
Spannung [MPa]
400,0
350,0
300,0
250,0
200,0 2Va
150,0
100,0
50,0
5,7
0,9 3,0 10,0 30,0 100,0 1000,0 10000,0 1000000,0
Summenhäufigkeit
Abb. 2.4: Kollektiv aus der Bereichspaarzählung des Standardlastspektrums CARLOS/v
ı h ı
h
d
b
d
b
f f
geschlossene
Hystereseschleifen
a
a t İ
c c
e e
g g
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2.1 Belastungs- und Beanspruchungs-Zeit-Funktionen 13
a) bis b) Mittelwert
4 8 12 16 20 24 28 32 4 8 12 16 20 24 28 32
4 4
8 8
12 12
Spanne
von
16 16
20 20
24 24
28 28
32 32
c) bis
4 8 12 16 20 24 28 32
4
8
12
von
16
20
24
28
32
Abb. 2.6: Ergebnisdarstellung einer Rainflow-Zählung des Standardlastspektrums CARLOS/v
in unterschiedlichen Matrixtypen
a) Vollmatrix der Form „von-bis“
b) Vollmatrix mit Schwingbreiten- und Mittelwertspeicherung
c) Halbmatrix
Das Ergebnis der Rainflow-Zählung kann sowohl als Voll- als auch als Halb-
matrix gespeichert werden. Abbildung 2.6 zeigt die unterschiedlichen Möglichkei-
ten der Ergebnisdarstellung einer Rainflow-Zählung am Beispiel des Standardlast-
spektrums CARLOS/v. Im Gegensatz zu Vollmatrizen, bei denen entweder die
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14 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
Extrema in der Form „von-bis“ (Abb. 2.6a) oder die Schwingbreite und der Mit-
telwert (Abb. 2.6b) gespeichert werden, sind bei den Halbmatrizen nur die Extre-
ma ohne Richtungsangabe des Zyklus (Abb. 2.6c) gespeichert.
Aus den Matrizen können die Linien gleicher Schwingbreite sowie der Mittel-
werte abgelesen werden. In Richtung der Diagonalen sind in der Matrix Zyklen
gleicher Schwingbreite (Abb. 2.7a) zu finden, während senkrecht zur Hauptdiago-
nalen die Zyklen gleicher Mittelwerte (Abb. 2.7b) eingetragen sind. Die Schwing-
breiten bzw. Mittelwerte nehmen jeweils in Pfeilrichtung zu.
a) 1 b) 1
2 2 zunehmende
3 zunehmende 3 Mittelwerte
4 Schwingbreite 4
Maximum
Maximum
5 5 Zyklen gleicher
6 Zyklen gleicher 6 Mittelwerte
7 Schwingbreite 7
8 8
1 2 3 4 5 6 7 8 1 2 3 4 5 6 7 8
Minimum Minimum
Abb. 2.7: Halbmatrizen mit schematischer Darstellung (nach [78])
a) der Zyklen mit zunehmender Schwingbreite
b) der Zyklen mit zunehmendem Mittelwert
Soll das Bauteil gegen plastisches Versagen bzw. Fließen ausgelegt werden,
ergibt sich die zulässige Spannung z.B. aus der Dehngrenze Rp0,2 bzw. der Fließ-
grenze Re des Werkstoffs bezogen auf den Sicherheitsfaktor SF gegen Fließen:
Rp0,2 bzw. Re
V zul . (2.3)
SF
Bei einer Auslegung gegen Trennbruch ergibt sich die zulässige Spannung bei-
spielsweise aus der Zugfestigkeit Rm und dem Sicherheitsfaktor SB zu
Rm
V zul . (2.4)
SB
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2.3 Dauerfestigkeitsnachweis 15
2.3 Dauerfestigkeitsnachweis
Im Gegensatz zur statischen Belastung führen bei einer zyklischen Belastung Er-
müdungsvorgänge bereits weit unterhalb der statischen Festigkeitsgrenze zum
Versagen eines Bauteils oder einer Struktur. Beim Dauerfestigkeitsnachweis müs-
sen die Spannungsausschläge in Abhängigkeit der Mittelspannung kleiner als eine
zulässige Spannung sein. Die zulässige Spannung ergibt sich aus dem Dauerfes-
tigkeitskennwert des Werkstoffs, Oberflächen- und Größenbeiwerten sowie der
Sicherheit gegen Dauerbruch. Der Dauerfestigkeitskennwert ist diejenige Span-
nungsamplitude, die ein Bauteil oder eine Struktur rein theoretisch bei gleichzeitig
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16 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
log ıa
Rm
k
näherungsweise
linearisierter Verlauf
ıD
Dauerfestigkeits-
bereich
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2.3 Dauerfestigkeitsnachweis 17
wobei k die Neigung der Zeitfestigkeitslinie ist. Im Bereich Va < VD ist die Le-
bensdauer rein theoretisch unendlich. ND wird als Eckschwingspielzahl bezeich-
net, die den Schnittpunkt der Zeitfestigkeits- und Dauerfestigkeitsgeraden defi-
niert. Im Allgemeinen können Wöhlerkurven in zwei Typen eingeteilt werden. Die
Wöhlerkurve des Typs I hat eine ausgeprägte Dauerfestigkeitsgrenze, die durch
das horizontale Abknicken der Kurve, im Allgemeinen bei einer Eckschwingspiel-
zahl von 2106 Lastwechseln, deutlich wird. Hingegen ist der Verlauf der Wöhler-
kurve des Typs II durch einen deutlichen Abfall der Spannungsamplitude bei ho-
hen Lastwechselzahlen gekennzeichnet. Deshalb wird die Spannungsamplitude,
die bei einer Lastwechselzahl von 107 erreicht wird, als technische Dauerfestigkeit
bezeichnet. Die Eckschwingspielzahl wird aber auch beispielsweise durch den
Kerbfaktor beeinflusst. Bei scharfen Kerben verschiebt sich die Eckschwingspiel-
zahl zu niedrigeren Werten, während bei weniger scharfen Kerben höhere Werte
zu beobachten sind.
Į k1 d1 R z1
Į k2 d2 R z2
Į k3 d3 R z3
N N N
d) ıa e) ıa f) ıa
Neben dem Werkstoff und dem Werkstoffzustand, d.h. der chemischen Zu-
sammensetzung, der Wärmebehandlung sowie der Herstellungsart und dem Ver-
formungszustand, ist der Verlauf der Wöhlerlinie durch unterschiedliche Einfluss-
größen gekennzeichnet, die Gudehus und Zenner in die drei Gruppen
Probengeometrie bzw. –oberfläche, Beanspruchung und Umgebungsbedingungen
zusammenfassen [78]. Abbildung 2.9 zeigt schematisch einige Einflussgrößen der
drei genannten Gruppen.
Trotz gleicher Proben bzw. Bauteile und gleichen Versuchsbedingungen treten
bei Schwingfestigkeitsversuchen deutliche Streuungen auf. Deshalb ist eine Min-
destzahl an Proben sowie eine Planung und Auswertung der Versuche nach statis-
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18 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
tischen Verfahren erforderlich [186]. Dabei werden Wöhlerlinien mit einer be-
stimmten Ausfallwahrscheinlichkeit PA bestimmt. Diese Kurven besagen, dass
x % der Proben die durch die Wöhlerlinie angegebene Bruchschwingspielzahl
nicht erreichen und (100 – x %) der Proben die Lastwechselzahl überschreiten.
Anstelle der Ausfallwahrscheinlichkeit wird sehr häufig auch die Überlebens-
wahrscheinlichkeit PÜ verwendet, welche 100 % – PA entspricht. Im Zeitfestig-
keitsbereich liegt für die statistische Auswertung der Bruchschwingspielzahlen auf
den unterschiedlichen Niveaus im Allgemeinen eine logarithmische Gauß-
Normalverteilung zugrunde. Als Verteilungsfunktion der Auftretenswahrschein-
lichkeit können aber auch die Funktionen nach Weibull, Rayleigh oder Gumbel
sowie eine Sinus-Verteilung verwendet werden [109, 186, 220].
log ı a PA
90% Häufigkeitsverteilung
50% der Lebensdauerwerte Häufigkeitsverteilung
10% ıa = const. der Dauerfestigkeits-
werte
PA PÜ
90% 10%
50% 50%
10% 90%
ND log N
Abb. 2.10: Wöhlerkurve und Streuband der Versuchsergebnisse im Bereich der Zeitfestigkeit
und der Dauerfestigkeit (nach [78, 186])
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2.3 Dauerfestigkeitsnachweis 19
j 0,5
PÜ (2.8)
n
bzw. nach Hück [91] zu
j 0,535
PÜ . (2.9)
n 0,07
Das PROBIT-Verfahren nach Finney [65] ist ein Horizontprüfung, bei dem auf
mehreren Belastungshorizonten etwas oberhalb und etwas unterhalb der geschätz-
ten Dauerfestigkeit ca. 50 Proben bis zum Bruch bzw. der Grenzlastwechselzahl
belastet werden. Für jeden Horizont wird aus den Versuchsergebnissen die Aus-
fallwahrscheinlichkeit berechnet und in einem Wahrscheinlichkeitsnetz ausgewer-
tet. Neben dem Mittelwert und der Standardabweichung der Dauerfestigkeit lässt
sich mit dem PROBIT-Verfahren auch die Verteilungsform ermitteln [121, 186].
Beim Treppenstufenverfahren nach Dixon und Mood [49] wird der Bereich um
einen geschätzten Dauerfestigkeitswert in Spannungsstufen mit linearem oder lo-
garithmisch gleichen Abstand eingeteilt (Abb. 2.11a). Beginnend mit einem Ver-
such mit der Amplitude der geschätzten Dauerfestigkeit werden die Schwingfes-
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20 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
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2.3 Dauerfestigkeitsnachweis 21
§ r ·
DA 0,1V a,oben ¨¨1 1 ¸¸ für r1 d 0,5n1 (2.10)
© n1 ¹
§ r ·
DA 0,1V a,oben ¨¨ 1 ¸¸ für r1 t 0,5n1 , (2.11)
© n1 ¹
wobei r1 die Anzahl der Brüche auf dem geprüften oberen Lastniveau sind und
Va,oben die Spannungsamplitude des oberen Beanspruchungshorizonts ist. Auf dem
so ermittelten unteren Spannungshorizont werden weitere n2 Proben getestet. Ab-
schließend erfolgt ebenfalls eine statistische Auswertung [121, 186].
Das Kombinationsverfahren nach Klubberg et al. [108, 109] koppelt das Trep-
penstufenverfahren mit einer Horizontprüfung auf der im Übergangsbereich lie-
genden obersten Treppenstufe (Abb. 2.11c).
Wie bereits in Abb. 2.9e angedeutet, ist der Dauerfestigkeitswert von der Mittel-
spannung abhängig. Zur zusammenfassenden Darstellung der Ergebnisse in Ab-
hängigkeit der Mittelspannung bzw. des R-Verhältnisses stehen unterschiedliche
Dauerfestigkeitsschaubilder zur Verfügung. Die bekanntesten Schaubilder sind die
Diagramme nach Smith und Haigh.
Im Smith-Diagramm (Abb. 2.12) werden die Ober- und Unterspannung über
der Mittelspannung aufgetragen. Das Dauerfestigkeitsschaubild wird sehr häufig
näherungsweise aus der Wechselfestigkeit VW, der Zugfestigkeit Rm und der
Streckgrenze Re konstruiert. Im Allgemeinen wird das Diagramm zur Darstellung
der Dauerfestigkeitskennwerte in Abhängigkeit der Mittelspannung genutzt. Die
Auftragung der Ober- und Unterspannung für eine definierte Lastwechselzahl ist
aber ebenfalls möglich.
Abbildung 2.13 zeigt die schematische Darstellung des Zeit- und Dauerfestig-
keitsschaubildes nach Haigh. In dieser Darstellungsform werden die Spannungs-
amplitude Va über der Mittelspannung Vm aufgetragen. Die Spannungsamplituden
für ein bestimmtes R-Verhältnis können auf den Geraden, die durch den Nullpunkt
gehen, abgelesen werden. Der Vorteil dieses Diagramms ist, dass sowohl Ergeb-
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22 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
ı
Rm
Re
ıo
ıSch ıA
ıW
ım ıu
Rm ım
Abb. 2.12:
Schematische Darstellung des Dauer-
ı W festigkeitsschaubildes nach Smith
(Smith-Diagramm)
ıa
Re
ıo
–
+
ıu
ıu
ıo
N = konst.
Į
ıo
–
R = -1
N= f u
R
ı
=
0
rf
R=1
R
0 Re ım
Abb. 2.13: Schematische Darstellung des Zeit- und Dauerfestigkeitsschaubildes nach Haigh
(Haigh-Diagramm)
[email protected]
2.3 Dauerfestigkeitsnachweis 23
2.3.3 Dauerfestigkeitsberechnung
[email protected]
24 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
fluss unterschieden werden [107]. Jung [102] unterteilt dagegen lediglich in span-
nungsbedingten, werkstoffbedingten und fertigungsbedingten Größeneinfluss. Im
Rahmen einer Auslegung gemäß der FKM-Richtlinie „Rechnerischer Festigkeits-
nachweis für Maschinenbauteile“ [67] werden Rauheits-, Randschicht- und
Schutzschicht- sowie Eigenspannungsfaktoren berücksichtigt.
Die Beanspruchungsgröße Va,max kann entweder analytisch, numerisch oder ex-
perimentell bestimmt werden. Unter Verwendung von Normalspannungen ergibt
sich die maximale Spannungsamplitude Va,max = EkVa,N aus der Nennspannungs-
amplitude Va,N und der Kerbwirkungszahl Ek, die als Verhältnis der Wechselfes-
tigkeit einer ungekerbten zur gekerbten Probe definiert ist. Die Kerbwirkungszahl
wird im Allgemeinen aus der Kenntnis des Kerbfaktors über folgenden Zusam-
menhang ermittelt:
Dk
n , (2.17)
Ek
der als Stützwirkung bezeichnet wird. Zur Ermittlung der Stützwirkung stehen
zahlreiche Modelle zur Verfügung, wie z.B. nach Siebel, Neuber, Lukas,
Liu/Zenner [122] oder Liu [121]. Ein anerkanntes Modell ist das Verfahren nach
Siebel, bei dem in Abhängigkeit des bezogenen Spannungsgefälles F* und der
Dehngrenze bzw. der Zugfestigkeit des Werkstoffs als Korrelationsgröße zur ur-
sprünglich von Siebel definierten Gleitschichtdicke die Stützwirkung bestimmt
wird. Das bezogene Spannungsgefälle kann für einfache Bauteilformen aus Tabel-
len beispielsweise der FKM-Richtlinie entnommen werden. Das Konzept nach Liu
[121] als Erweiterung des Ansatzes nach Liu/Zenner [122] berechnet die Stützwir-
kung aus den statistischen, verformungsmechanischen und bruchmechanischen
Stützfaktoren:
n nst nvm nbm . (2.18)
Aufbauend auf dem Fehlstellenmodell nach Heckel [31] beschreibt die statistische
Stützwirkung nst die erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Bruchs ausgehend von sta-
tistisch verteilten Fehlern mit zunehmender Probengröße. Die verformungsmecha-
nische Stützwirkung nvm berücksichtigt die Tatsache, dass bei inhomogener Span-
nungsverteilung und bei einer plastischen Verformung die elastisch berechnete
Spannung stets größer als die tatsächliche Spannung ist. Da die Spannungsintensi-
tät eines Risses aus einer Kerbe im Allgemeinen geringer ist als bei einem Riss
ausgehend von einer ebenen Oberfläche, führt Liu die bruchmechanische Stütz-
wirkung nbm ein, die sich als Verhältnis der beiden Spannungsintensitätsfaktoren
darstellt.
In Analogie zum statischen Festigkeitsnachweis ist bei einer mehrachsigen Be-
anspruchung, die in Phase auftritt, eine Vergleichsspannungsamplitude z.B. nach
der Normalspannungs- oder der Gestaltänderungsenergiehypothese zu ermitteln.
[email protected]
2.4 Konzepte der klassischen Betriebsfestigkeit 25
2.4.1 Werkstoffbeschreibung
[email protected]
26 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
a) b) ı
İm İa
ı
zyklische
ıa
Spannungs-
Dehnungskurve
'ı
İ
İ
ım
zyklische stabilisierte 'İpl 'İel
Hystereseschleifen
2.4.1.2 Dehnungswöhlerlinie
Vfc
H a, t H a,el H a, pl (2 N ) b H f c (2 N )c . (2.20)
E
Im Bereich N t ND knickt die Dehnungswöhlerlinie horizontal ab und ist wie
folgt definiert:
Vfc
H a, t H a, D (2 N D ) b H f c (2 N D )c konst. (2.21)
E
[email protected]
2.4 Konzepte der klassischen Betriebsfestigkeit 27
log İ
İ’f
c
ı’f
E b
ıD
İ
a,D E
İ a,el
İ a,pl
0,5 ND log N
Zur Abschätzung der zyklischen Werkstoffparameter aus dem E-Modul und der
Zugfestigkeit entwickelten Bäumel und Seeger [20] das Uniform Material Law,
das auf der Auswertung von ca. 1500 Versuchsdaten basiert. Tabelle 2.1 zeigt die
Werte für eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 50%.
Tabelle 2.1: Abschätzung zyklischer Werkstoffparameter nach dem Uniform Material Law [20]
1
< = 1,0 für Rm/E d 310-3 bzw. < = (1,375-125Rm/E ) für Rm/E > 310-3
[email protected]
28 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
2.4.2 Nennspannungskonzepte
wobei ni die Lastspiele je Stufe und Ni die ertragbare Schwingspielzahl aus der
Wöhlerlinie in der i-ten Stufe sind. Zu beachten ist, dass Mittelwerte bzw. Span-
nungsverhältnisse von Lastkollektiv und Wöhlerlinie übereinstimmen. Ist dies
nicht der Fall, ist eine Amplitudentransformation des Kollektivs durchzuführen,
bei der die Amplituden mittels des Zusammenhangs der Mittelspannungsempfind-
lichkeit (siehe Kapitel 2.3.2) auf das Spannungsverhältnis der Wöhlerlinie umge-
rechnet werden.
Das Originalkonzept der linearen Schadensakkumulation ist ursprünglich nur
für die Beanspruchungen oberhalb der auf 107 Lastwechsel bezogenen Dauerfes-
tigkeit entwickelt worden. Zudem gilt als Versagenskriterium der sichtbare Anriss
und nicht der Bruch [270].
Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass die lineare Schadensakkumulation zu
Ergebnissen führt, die im Vergleich zu experimentellen Untersuchungen auf der
sicheren und oftmals auch auf der unsicheren Seite liegen können [z.B. 219, 222,
223]. Im Gegensatz zu ungekerbten Bauteilen, bei denen die Schadenssumme rela-
tiv nahe eins liegt, treten deutliche Unsicherheiten bei der Vorhersage von Bautei-
len mit Kerben auf [219]. Als Ursachen werden dazu einerseits die fehlende Be-
rücksichtigung der sogenannten Reihenfolgeeffekte bei variabler zyklischer
Belastung und andererseits die schädigende Wirkung von Lastwechseln unterhalb
der Dauerfestigkeit angeführt. Die Problematik der Reihenfolgeeffekte kann mit
einer einfachen Sequenz bestehend aus zwei Blöcken mit n1 Lastwechseln der
Spannungsamplitude Va1 und n2 Lastwechseln der Spannungsamplitude Va2 ver-
[email protected]
2.4 Konzepte der klassischen Betriebsfestigkeit 29
deutlicht werden, wobei gilt: Va1 < Va2. Je nach Anordnung der Blöcke kann zwi-
schen einer low-high und einer high-low Lastfolge unterschieden werden. Unter
der Annahme, dass die Spannungen beispielsweise an einer Kerbe die 0,2%-
Dehngrenze Rp0,2 des Werkstoffs lediglich bei der Anwendung von Va2 überschrei-
ten, während sie bei der Anwendung von Va1 unterschritten werden, treten Plastifi-
zierungen und entsprechende Eigenspannungen an der Kerbe im zweiten Block
der Sequenz low-high und im ersten Block der Sequenz high-low auf. Die Ausbil-
dung von Eigenspannungen im ersten Block einer high-low Lastfolge führt zu ei-
ner Verlängerung der Lebensdauer des Bauteils im Gegensatz zur low-high Se-
quenz. Derartige Reihenfolgeeffekte bleiben bei der Anwendung der Palmgren-
Miner-Regel unbeachtet. Weiterhin wird nicht berücksichtigt, dass auch Schwing-
spiele unterhalb der Dauerfestigkeit eine schädigende Wirkung besitzen können.
Wird beispielsweise durch die hohe Belastung im ersten Block der high-low Se-
quenz ein Riss initiiert, könnte dieser im zweiten Block trotzdem wachstumsfähig
sein, obwohl die Dauerfestigkeitsgrenze durch die niedrigere Belastung unter-
schritten, aber der Thresholdwert gegen Ermüdungsrissausbreitung (vgl. Kapitel
2.5.3.2) überschritten wird. Mit Hilfe der Palmgren-Miner-Regel wird lediglich
eine schädigende Wirkung im ersten Block bestimmt, während die Schadenssum-
me D für die niedrige Spannung null ist [219].
Aus diesen Gründen sind im Rahmen der linearen Schadensakkumulations-
hypothese zahlreiche Modifikationen entwickelt worden. Bereits zwischen 1930
und 1940 haben French [71] und Kommers [111] über Überlasteffekte auf die
Dauerfestigkeit berichtet. Der Ansatz der getrennten Betrachtungsweise der Riss-
initiierung und des Risswachstums wurde 1937 durch Langer [115] vorgeschla-
gen.
In Anlehnung an die Klassierung nach Fatemi und Yang [64] können die Nenn-
spannungskonzepte in vier Gruppen eingeteilt werden:
x Modifikation der Wöhlerkurve zur Schadensrechung
x Konzept der Schadenskurve
x Ansatz der Zwei-Phasen-Schädigung
x Äquivalentspannungsansatz.
[email protected]
30 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
Allg. nur für Werkstoffe, die z.B. keine ausgeprägte Dauerfestigkeit besitzen, oder
bei Bauteilen in korrosiver Umgebung gerechtfertigt.
Um sowohl eine systematische Über- als auch Unterschätzung der Lebensdauer
zu vermeiden, wird bei der modifizierten Form der Palmgren-Miner-Regel nach
Haibach [79] die Zeitfestigkeitsgerade fiktiv mit einer Neigung (2k-1) fortgesetzt.
Haibach geht davon aus, dass sich aufgrund der fortschreitenden Schädigung ein
Dauerfestigkeitsabfall ergibt.
ı
a (log)
Bauteilwöhlerlinie
Neigung: k
Palmgren-Miner Original
ıD
Palmgren-Miner modifiziert
Neigung: 2k-1
ND N, H (log)
Palmgren-Miner elementar
Neigung: k
Abb. 2.16: Modifikation der Wöhlerkurve im Dauerfestigkeitsbereich zur Schädigungsrechung
mittels der Palmgren-Miner-Regel in elementarer und modifizierter Form im Ver-
gleich zur Original-Wöhlerkurve
[email protected]
2.4 Konzepte der klassischen Betriebsfestigkeit 31
k* 0,86...0,9 k (2.24)
angenommen werden [270]. Sehr häufig werden jedoch die beiden Neigungen
gleichgesetzt, so dass bei der vereinfachenden Annahme k* = k die Schadenssum-
men des Corten-Dolan Modells und der elementaren Form der Palmgren-Miner-
Regel übereinstimmen.
ı
a (log)
Bauteilwöhlerlinie
ıa Neigung: k
ıD
Corten-Dolan Serensen-Koslow
0,5ıD
ı *D
Freudenthal-Heller
3 4
10 - 10 ND N, H (log)
Freudenthal und Heller legen den Referenzpunkt der Drehung der Zeitfestig-
keitsgeraden bei einer Lastwechselzahl von 103 – 104 Lastwechseln und dem ent-
sprechenden Spannungsniveau fest (Abb. 2.17).
Neben der reinen Neigungsänderung der Zeitfestigkeitsgeraden wird nach dem
Ansatz von Serensen und Koslow die Zeitfestigkeitsgerade unterhalb der Dauer-
*
festigkeit VD lediglich bis zu einer Spannungsamplitude V D 0,5 V D linear ver-
*
längert. Die Neigung k der fiktiven Auslegungswöhlerkurve wird mit Hilfe der
Schadenssumme D berechnet, die experimentell zu bestimmen ist [270].
[email protected]
32 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
Ein weiterer Ansatz wird von Ben-Amoz [23] verfolgt, der sowohl auf der Ori-
ginalform der Palmgren-Miner-Regel als auch dem Ansatz von Subramanyan
aufbaut. In seiner Grenzkurven-Theorie schlägt Ben-Amoz vor, dass die Wöhler-
kurve gemäß der originalen Palmgren-Miner-Regel als obere und die Wöhlerkur-
ve gemäß der Beziehung nach Subramanyan bei einer high-low Blocklastfolge
n2 / N 2 1 (n1 / N1 )D , (2.25)
wobei D = log(N2/ND)/ log(N1/ND) ist [236], als untere Grenzkurve der Lebensdau-
er zu betrachten sind. Ben-Amoz hat nachgewiesen, dass diese Betrachtungsweise
nicht nur für lineare Wöhlerkurven in einem log-log-Diagramm gilt, sondern auch
für nicht-lineare Wöhlerkurven.
Aufgrund der Tatsache, dass die Grundannahme der linearen Zunahme der Schä-
digung gemäß der Palmgren-Miner-Regel zu unzuverlässigen Vorhersagen führen
kann, entstanden die sogenannten nicht-linearen Schadensakkumulationshypothe-
sen (Abb. 2.18).
In diesem Zusammenhang führten Richart und Newmark [194] das Konzept der
Schadenskurve ein. Die Schadenskurve gibt einen funktionellen Zusammenhang
der Schädigungssumme D und des Lastwechselzahlverhältnisses wieder. Aufbau-
end auf den Ergebnissen von Richart und Newmark [194], dass die Schadenskurve
vom Lastniveau abhängt, entwickelten Marco und Starkey [132] das erste nicht-
lineare lastabhängige Schadenskurvenmodell. Die Schädigungssumme D ist ge-
mäß Marco und Starkey wie folgt definiert:
D ¦ Dix i , (2.26)
i
wobei xi eine Variable zur Quantifizierung des Lastniveaus im i-ten Block ist, d.h.
jedes Lastniveau entspricht einer Schadenskurve (Abb. 2.18b und c). Ein Wechsel
zwischen zwei Lastniveaus wird durch den Übergang unterschiedlicher Schadens-
kurven charakterisiert. Nach dem Ansatz von Marco and Starkey führt somit eine
high-low Lastfolge zu einer Schädigungssumme D < 1 (Abb. 2.18b), während eine
low-high Lastfolge einer Schädigungssumme D > 1 (Abb. 2.18c) entspricht.
Einen anderen Ansatz zur Bestimmung der Schadenskurve verfolgten Manson
und Halford [130] und formulierten das „Modell der effektiven Risslänge“:
Į
a a0 (af a0 ) (n / N ) BN . (2.27)
[email protected]
2.4 Konzepte der klassischen Betriebsfestigkeit 33
a) 1 b) 1
n1 n2
ı1
linear ı2
ı1 > ı2
D D
ı2
ı1
nicht-linear
0 0
0 n/N 1 0 n/N 1
ı1
ı2
0
0 n/N 1
lautet die Funktion der Schadenskurve (Damage Curve) für eine mehrstufige Be-
lastung wie folgt:
[email protected]
34 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
Unter Verwendung einer Referenzlebensdauer Nref ist die Schädigung D somit wie
folgt definiert (Abb. 2.19b):
0,4
D (n / N )(N/N ref ) . (2.31)
N/Nref = 1
n2 /N2
10 -1
10 1
-2
10
10 2
10 -3
10 3
0 0
0 1 0 1
n1 /N1 n/N
Abb. 2.19: Schadenskurven auf der Basis des Damage-Curve-Ansatzes (DCA) [130]
a) in Form der Lastwechselzahlverhältnisse
b) in Form der Schadenssumme über dem Lastwechselzahlverhältnis in Abhängig-
keit des Lebensdauerverhältnisses N/Nref
Manson und Halford stellten jedoch fest, dass der anfängliche Abfall der Werte
n2/N2 für kleine Werte von n1/N1 unrealistisch ist (Abb. 2.19a). Deshalb entwickel-
ten Manson und Halford den Double-Damage-Curve-Ansatz (DDCA):
D >
(n / N ) q1Ȗ (1 q1Ȗ ) (n / N ) Ȗ(q1 1) @ 1/Ȗ
, (2.32)
[email protected]
2.4 Konzepte der klassischen Betriebsfestigkeit 35
0,35( N ref / N ) Į
q1 und q2 ( N / N ref )ȕ (2.33)
1 - 0,65( N ref / N ) Į
mit D = 0,25, E = 0,4 und J = 5. Der Faktor 0,35 sowie die Exponenten D und E
sind materialabhängig und wurden durch Anpassung an Experimente mit hochfes-
ten Stählen bestimmt. Untersuchungen von Halford [81] zeigen, dass der Expo-
nent E nur einen sehr geringen Einfluss auf die Schadenssumme besitzt. Variatio-
nen von r 25% führen zu Fehlern von + 49% bzw. – 28% in der Schadenssumme
bei (n/N) = 0,1 und (N1/N2) = 0,001.
Eine alternative Darstellung der Schadenskurve ergibt sich durch die bilineare
Schädigungsregel, bei der die Schadenskurven des Double-Damage-Curve-
Ansatzes durch zwei lineare Funktionen ersetzt wird. In der ursprünglichen Form
der bilinearen Schädigungsregel nach Manson und Halford stellten diese beiden
Funktionen die beiden Phasen Rissinitiierung und Risswachstum des Ermüdungs-
prozesses dar. Weiterführende Untersuchungen von Manson und Halford zeigten
jedoch, dass der Schnittpunkt der Geraden keine physikalische Beschreibung des
Übergangs vom Kurzrisswachstum zum Langrisswachstum darstellt [130]. Des-
halb schlagen Manson und Halford eine Unterteilung in Phase I und Phase II vor.
In jeder dieser Phasen wird nun separat die lineare Schadensakkumulation ange-
wendet. D.h. ein theoretisches Versagen des Bauteils wird vorhergesagt, wenn
folgende Gleichungen erfüllt sind:
n n
¦ DI ¦ N I 1 und ¦ DII ¦ N II 1. (2.34)
NI N f expZ N f ) (2.35)
und
N II Nf NI , (2.36)
wobei
1 ª ln(0,35Q) º
ĭ ln « » (2.37)
ln( N1 / N 2 ) ¬ ln(1 0,65Q) ¼
[email protected]
36 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
ln(0,35Q)
Z (2.38)
N1)
Q ( N1 / N 2 ) 0,25 (2.39)
mit D = 0,25.
Im Falle N1 > N2 gilt:
D D
n1 §N · n2 §N ·
1 0,65¨¨ 1 ¸¸ und 1 0,35¨¨ 1 ¸¸ (2.41)
N1 knee © N2 ¹ N2 knee © N2 ¹
mit D = 0,25. Der Schnittpunkt in einem D-n/N-Diagramm ergibt sich auch als
D D
§N · n §N ·
Dknee 0,35¨ ref ¸ und 1 0,65¨ ref ¸ (2.42)
© N ¹ N knee © N ¹
mit D = 0,25.
[email protected]
2.4 Konzepte der klassischen Betriebsfestigkeit 37
Schadenssumme D
Abb. 2.20: Ansätze der Schadenskurven im Vergleich zur bilinearen Schädigungsregel [130]
Abbildung 2.20 zeigt den Vergleich der bilinearen Schädigungsregel mit den
Ansätzen der Schadenskurven. Die Funktion, die die Schnittpunkte verbindet,
stellt die Abgrenzung der Phase I (linker unterer Bereich) und Phase II (rechter
oberer Bereich) dar. In Phase I konvergieren die bilineare Schadensregel und der
Double-Damage-Curve-Approach (DDCA), während der Ansatz der einfachen
Schadenskurve (DCA) in diesem Bereich deutlich größere Steigungen aufweist. In
Phase II sind zwischen DCA und DDCA keine Unterschiede feststellbar.
Nach Halford [81] ist eine Rechnung nach einer nicht-linearen Schadensakku-
mulationshypothese durchzuführen, wenn N1 zwei Zehnerpotenzen größer als N2
ist und das Lastspektrum durch Spannungsniveaus des HCF geprägt ist. Im umge-
kehrten Fall liefert eine lineare Schadensakkumulation eine Genauigkeit von
r 200 % im Vergleich zur nicht-linearen Schadensakkumulation.
In Erweiterung an die bilineare Schadensakkumulationshypothese von Manson
und Halford zeigt Ben-Amoz [23] auf, dass durch die Anwendung der Grenzkur-
ventheorie (vgl. Kapitel 2.4.2.2) die oberen Grenzen die bilineare Funktion im
Punkt n1 / N1 N i1 und n2 / N 2 N p2 schneiden, wobei N i die Initiierungs-
lastwechselzahl und N p die Restlebensdauer widerspiegeln.
2.4.2.5 Äquivalentspannungsansatz
[email protected]
38 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
ı
a (log)
ıa
ı a,äq
Abb. 2.21:
Schädigungsgleiche Rechteckkollek-
tive unter Verwendung des Kollektiv-
höchstwertes V a oder des Kollekti-
H äq H0 H (log) vumfangs H0
[email protected]
2.4 Konzepte der klassischen Betriebsfestigkeit 39
[email protected]
40 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
mit
Dı D k Dİ . (2.48)
Dı D İ Dk2 (2.49)
(V N D k ) 2
V H . (2.50)
E
In der obigen Gleichung ist die rechte Seite bekannt. Die unbekannten elas-
tisch-plastischen Kerbgrundbeanspruchungen der linken Seite können unter Be-
rücksichtigung des Spannungs-Dehnungs-Verhaltens des Werkstoffs berechnet
werden. Neuber leitete den hyperpolischen Zusammenhang zwischen der Span-
nung und der Dehnung, der auch als Neuber-Hyperbel bezeichnet wird, für scharfe
Kerben unter Schubbeanspruchung her. Der Zusammenhang gilt jedoch mit aus-
reichender Genauigkeit in einem großen Formzahlbereich auch für andere Bean-
spruchungsarten [78].
ı
zyklische Spannungs-
Dehnungskurve
ıel Į
k ıN
ı ıel,pl
Į
ı ıN
Neuber-Hyperbel
ı
el İ
İ
el E İ İel,pl
ĮH İN
Abb. 2.22: Grafische Bestimmung der elastisch-plastischen Spannungen und Dehnungen mittels
der Neuber-Hyperbel und der zyklischen Spannungs-Dehnungskurve
[email protected]
2.4 Konzepte der klassischen Betriebsfestigkeit 41
(V N D k ) 2 H * E
V H (2.51)
E V*
mit
V N Dk
V* (2.52)
npl
und H* = f(V*) sowie der plastischen Stützzahl npl, die das Verhältnis der Nenn-
spannung Vp im Kerbquerschnitt für den vollplastischen Zustand zur Streckgrenze
Re des Werkstoffs beschreibt:
Vp
npl (2.53)
Re
S §¨ (V N D k / V ) 1 ·¸
u . (2.55)
2 ¨© npl 1 ¸
¹
Die elastische Spannung kann alternativ zu Gl. (2.46) auch mittels eines Über-
tragungsfaktors c bestimmt werden:
V el cL , (2.56)
wobei die Lastgröße L entsprechend festzulegen ist. Beispiele für derartige Be-
rechnungen sind in [226] zusammengefasst. Der Zusammenhang der Last und der
örtlichen Dehnung wird als Bauteil-Fließkurve bezeichnet.
Da die elastisch-plastischen Spannungen und Dehnungen durch die Neuber-
Regel sehr häufig überschätzt werden [76, 110, 269], existieren Ansätze [166,
253], die anstelle des Kerbfaktors Dk die Kerbwirkungszahl Ek verwenden. Diese
modifizierte Neuber-Regel
[email protected]
42 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
DV D H Ek2 (2.57)
wird dann für die Berechnung der Spannungen und Dehnungen in Gl. (2.50) ein-
gesetzt. Die Kerbwirkungszahl (siehe auch Kapitel 2.3.3) kann beispielsweise mit
D k 1
Ek 1 (2.58)
1 ( A / U )2
berechnet werden [110], wobei A eine Materialkonstante und U der Kerbradius ist.
Alternativ zum Neuber-Verfahren entwickelten Molski und Glinka zur Berech-
nung der elastisch-plastischen Spannungen und Dehnungen das Konzept der äqui-
valenten Verzerrungsenergiedichte (Equivalent strain energy density: ESED). Das
ESED-Konzept geht davon aus, dass die Verzerrungsenergiedichte im Falle einer
lokalen Plastifizierung nahezu mit der Verzerrungsenergiedichte des linear elasti-
schen Materials übereinstimmt [76]:
1
U pl ³ V ijdH ij U el V el,max H el,max . (2.59)
2
Die elastische Verzerrungsenergiedichte kann unter Verwendung von Gl.
(2.46) durch
(V N D k ) 2
U el (2.60)
2E
für den ebenen Spannungszustand bzw.
(V N D k ) 2
U el (1 Q 2 ) (2.61)
2E
für den ebenen Verzerrungszustand ersetzt werden [170]. Durch Integration einer
geeigneten funktionellen Beschreibung der zyklischen Spannungs-Dehnungskurve
(vgl. Kapitel 2.4.1.1) ergibt sich somit in einem iterativen Prozess die Lösung von
Gl. (2.59). Abbildung 2.23 zeigt die grafische Interpretation des Ansatzes der ä-
quivalenten Verzerrungsenergiedichte. Die physikalische Bedeutung wurde durch
Ye et al. hergeleitet [269].
Um die Spannungsumlagerung aufgrund von Plastifizierungen zu berücksichti-
gen, führt Glinka den Korrekturfaktor [76]
'Zp
Cp 1 (2.62)
Zp
[email protected]
2.4 Konzepte der klassischen Betriebsfestigkeit 43
ı
ı zyklische Spannungs-
el
Dehnungskurve
ı U el
U pl
İ
el İ İ
Abb. 2.23: Grafische Bestimmung der elastisch-plastischen Spannungen und Dehnungen mittels
der äquivalenten Verzerrungsenergiedichte [76]
Die Berechnung der plastischen Zone Zpl bzw. 'Zpl führt Glinka auf die Crea-
ger/Paris-Gleichungen und die Gestaltänderungsenergiehypothese zurück. Zu-
nächst ist Zpl mit
3
D k V N U 3 §¨ U ·¸
Vf (2.64)
2 2 Z pl 4 ¨© Z pl ¸¹
für Biegung zu bestimmen, so dass sich dann mit dem Ergebnis der Korrekturfak-
tor für Zug
U ª 2 (Z pl / U ) ( U / Z pl ) § Z pl ·º
Cp 1 « ¨¨ 0,5 ¸¸» (2.66)
Z pl « ( U / Z pl ) 0,5 ( U / Z pl ) 3 / 2 © U ¹»¼
¬
und für Biegung
[email protected]
44 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
½
° 2 2 2 Zpl Zpl 2 x0 1 U °
° 2 °
U ° 3 x0 3 x0 U U 2 x0 Zpl § Zpl ·°
Cp 1 ® ¨¨ 0,5 ¸¸¾ (2.67)
Zpl ° ª 3/ 2 U
U § U · º ª § Zpl · 1º © ¹°
° « 0,5 ¨ ¸ » «1 ¨ 0,5 ¸ » °
« ¨ ¸ » ¨ ¸
° Zpl
« © Zpl ¹
» «¬ © U ¹ x0 »¼ °
¯¬ ¼ ¿
mit U als Kerbradius und x0 als Abstand zur neutralen Schicht ergibt [76].
Die Masing-Hypothese besagt, dass sich die Form eines Hystereseastes aus der
Form der zyklischen Spannungs-Dehnungkurve bestimmt, indem diese in Span-
nungs- und Dehnungsrichtung um den Faktor zwei vergrößert wird.
ı ı
II
I
t İ
III
IV
[email protected]
2.4 Konzepte der klassischen Betriebsfestigkeit 45
2.4.3.2 Schädigungsparameter
PSWT (V f c ) 2 (2 N A ) 2b V f c H f c E (2 N A ) b c . (2.69)
wobei az/d für Zug- oder Druckmittelspannungen unterschiedlich ist [27, 79].
Um zusätzlich Reihenfolgeeinflüsse zu berücksichtigen, definiert Hanschmann
für kleine Schwingspiele, die auf ein größeres Schwingspiel folgen, eine Zusatz-
schädigung PZ
ln( N i / N max ) ln( Ni / Ni 1 )
PZ 2 FW , (2.71)
z N max N i
[email protected]
46 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
2.4.4 Strukturspannungen
Das Konzept der Strukturspannungen gilt in allgemeiner Form für die Festigkeits-
untersuchung geschweißter Konstruktionen und ist begrenzt auf die Bewertung
des Nahtübergangs [79, 121]. Für die Analyse der Nahtwurzel ist das Konzept
nicht definiert.
Kerbspannung
Basispunkte
Strukturspannung
“hot spot”
Abb. 2.25: Ermittlung der Strukturspannung auf der Basis der IIW-Empfehlung [79]
[email protected]
2.5 Konzepte der klassischen Bruchmechanik 47
Für die Betrachtung des makroskopischen Vorgangs der Rissausbreitung sind die
Gegebenheiten an der Rissspitze entscheidend, die im Wesentlichen durch das
Spannungsfeld sowie die elastischen und plastischen Verformungsanteile des Ma-
terials in der Umgebung der Rissspitze bestimmt sind.
a)
b)
y y
ıy
ıij IJrij
IJ xy ır
ıx
r r
ij ij
x x
Abb. 2.26: Koordinatensystem und Spannungskomponenten an der Rissspitze
a) in kartesischen Koordinaten und
b) in Polarkoordinaten
Unter Berücksichtigung der Polarkoordinaten r und M (Abb. 2.26) ist der Span-
nungszustand an der Rissspitze eines durch eine äußere Normalspannung V bean-
spruchten Risses durch folgende Nahfeldlösung charakterisiert:
[email protected]
48 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
KI M M 3M
Vx cos (1 sin sin ) (2.72)
2S r 2 2 2
KI M M 3M
Vy cos (1 sin sin ) (2.73)
2S r 2 2 2
KI M M 3M
W xy sin cos cos . (2.74)
2S r 2 2 2
Diese Gleichungen sind gültig für den Bereich, in dem r klein gegenüber einer
charakteristischen Größe, wie beispielsweise der Risslänge, ist. Aufgrund der
1/r-Singularität ergeben sich in einem elastischen Spannungsfeld für r o 0 rein
theoretisch unendlich hohe lokale Spannungen. Zur Beschreibung des Spannungs-
feldes führt Irwin [93, 94] deshalb den sogenannten Spannungsintensitätsfaktor KI
ein, der die Intensität des Spannungsfeldes in der Rissnähe beschreibt. Der Span-
nungsintensitätsfaktor ist bei einer Normalbeanspruchung von der Größe der äuße-
ren Spannung V, der Risslänge a sowie der Bauteilgeometrie abhängig und ist wie
folgt definiert:
KI V S a YI (a) . (2.75)
[email protected]
2.5 Konzepte der klassischen Bruchmechanik 49
a) b) c)
F y y y
x F x F
x
z z z
F
F
F
Zur Beurteilung des Eintritts der instabilen Rissausbreitung wird im Falle einer
reinen Mode I-Beanspruchung der Spannungsintensitätsfaktor der Risszähigkeit
KIC gegenübergestellt. Erreicht der Spannungsintensitätsfaktor die Risszähigkeit,
so tritt instabile Rissausbreitung ein:
K I t K IC . (2.76)
Das Konzept des Spannungsintensitätsfaktors ist auf den Bereich der linear-
elastischen Bruchmechanik (LEBM) beschränkt, d.h. die plastische Zone vor der
Rissspitze muss klein gegenüber der Risslänge sowie den Bauteilabmessungen
sein.
Im Bereich der elastisch-plastischen Bruchmechanik (EPBM) ist u.a. das J-
Integral definiert. Grundlage dieses Ansatzes ist das Ricesche Linienintegral über
einen geschlossenen Integrationsweg C um die Rissspitze (Abb. 2.28). Für eine
Mode I-Beanspruchung gilt:
&
& Gu
J I ³ (U dy V ds ) (2.77)
Gx
C
[email protected]
50 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
ı
ds u
C
Abb. 2.28: Integrationsweg C für das J-Integral
K Ec J (2.79)
mit
Ec E (2.80)
für den ebenen Spannungszustand und
E
Ec (2.81)
1 Q 2
für den ebenen Dehnungszustand bzw. bei rotationssymmetrischen Problemen.
K I (t )
V ij (t ) f I (M ) , (2.82)
2S r ij
[email protected]
2.5 Konzepte der klassischen Bruchmechanik 51
wobei die Funktion fijI die Abhängigkeit des Spannungsfeldes von der Winkelko-
ordinate M beschreibt. Zusammen mit der Definition des Spannungsintensitätsfak-
tors (Gl. (2.75))
K I (t ) V (t ) S a YI (a) (2.83)
und der Beschreibung der zyklischen Veränderung der in das Bauteil mit konstan-
ter Amplitude eingeleiteten Spannung (Abb. 2.29b)
'V V max V min (2.84)
b)
ı
a) ımax
ı(t)
ım 'ı
ımin
t
a c) K
K I,max
K I,m 'K I
K I,min
ı(t)
t
Abb. 2.29: Ermüdungsbelastung mit konstanter Amplitude
a) Bauteil mit Riss,
b) zeitlicher Verlauf der Spannung und
c) zeitlicher Verlauf des Spannungsintensitätsfaktors
[email protected]
52 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
10 -1
Bereich 3
10 -2
10 -3
da/dN [mm/Lw]
10 -4 Bereich 2
Paris -Gerade
10 -5
10 -6
Bereich 1
10 -7
10 -8
'K th 'K C = KC(1-R )
'K [MPam1/2 ]
Abb. 2.30: Risswachstumsrate in Abhängigkeit des zyklischen Spannungsintensitätsfaktors
(Rissfortschrittskurve) am Beispiel eines Stahls
1 Bei einer reinen Mode I-Belastung wird sehr häufig auf die Indizierung sowohl des Spannungs-
intensitätsfaktors als auch des zyklischen Spannungsintensitätsfaktors verzichtet. Im weiteren
Verlauf des Fachbuchs ist somit von einer Mode I-Belastung auszugehen, wenn keine Indizie-
rung des Spannungsintensitätsfaktors vorliegt.
[email protected]
2.5 Konzepte der klassischen Bruchmechanik 53
a) 10 -1 b) 10 -1
42CrMo4 R = 0,1
10 -2 10 -2 R = 0,5
10 -3 10 -3
da/dN [mm/Lw]
da/dN [mm/Lw]
10 -4 10 -4
10 -5 10 -5
10 -6 10 -6
10 -7 R = 0,1 10 -7
R = 0,5 EN AW-7075-T651
10 -8 10 -8
1 10 100 1000 1 10 100
' K [MPam1/2 ] ' K [MPam1/2 ]
Abb. 2.31: Rissfortschrittskurven für a) 42CrMo4 und b) EN AW-7075-T651 in Abhängigkeit
des R-Verhältnisses
[email protected]
54 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
dien oder das R-Verhältnis beeinflusst. Der Einfluss der Faktoren wirkt sich unter-
schiedlich stark in den Bereichen 1 bis 3 aus.
Abbildung 2.31 zeigt exemplarisch den Einfluss des R-Verhältnisses auf die
Rissfortschrittskurven des Stahls 42CrMo4 (Abb. 2.31a) sowie der hochfesten A-
luminiumlegierung EN AW-7075-T651 (Abb. 2.31b). Es wird deutlich, dass die
Rissgeschwindigkeit da/dN im Allgemeinen mit zunehmendem R-Verhältnis
steigt, jedoch ist der Einfluss im niedrigen und hohen Rissgeschwindigkeitsbe-
reich größer. Dies bedeutet gleichzeitig auch, dass der Thresholdwert der Ermü-
dungsrissausbreitung vom R-Verhältnis abhängt. Mit zunehmendem R-Verhältnis
wird der Thresholdwert geringer.
Weiterhin wird deutlich, dass insbesondere bei Aluminiumlegierungen ein
doppel-S-förmiger Verlauf der Rissfortschrittskurve auftritt. Ein ausgeprägter Pa-
ris-Bereich ist bei diesen Werkstoffen nicht mehr erkennbar.
Das Ermüdungsrisswachstum und damit der Verlauf der Rissgeschwindigkeits-
kurve ist durch zahlreiche Mechanismen geprägt. Einen Mechanismus stellt das
Rissschließen dar, das als erstes von Elber [59] entdeckt wurde. Elber konnte zei-
gen, dass bei einer zyklischen Zugbelastung der Ermüdungsriss schon geschlossen
ist, bevor die Minimallast erreicht ist, bzw. dass der Riss bei Belastung bis zu ei-
ner gewissen Last geschlossen bleibt. Das Rissschließen führt nun dazu, dass nicht
die komplette Belastung zur Ausbreitung des Risses wirksam ist, sondern lediglich
eine effektive zyklische Spannungsintensität
'K eff K max K op . (2.89)
K max
K op
K min Rissöffnen
t
Abb. 2.32: Definition des effektiven zyklischen Spannungsintensitätsfaktors
[email protected]
2.5 Konzepte der klassischen Bruchmechanik 55
Die Ursachen des Rissschließens sind sehr vielfältig und können im Wesentli-
chen in plastizitätsinduziertes, rauhigkeitsinduziertes und oxidinduziertes Riss-
schließen unterteilt werden. Beim plastizitätsinduzierten Rissschließen, dem wich-
tigsten Rissschließmechanismus, kommt es aufgrund plastisch deformierter
Bereiche an der Rissspitze und entlang der Rissflanken zum vorzeitigen Kontakt
der Rissufer. Dieser plastisch verformte Bereich entsteht dadurch, dass sich wäh-
rend des Risswachstums ständig plastische Zonen ausbilden, die während des
Risswachstums durchlaufen werden (Abb. 2.33).
umkehr-
plastische Zone
ı
Abb. 2.33: Plastische Zonen und plastisch deformierte Gebiete eines wachsenden Risses (nach
[219])
An der Rissspitze bildet sich bei maximaler Belastung eine sogenannte mono-
tone oder primär plastische Zone aus, da die Fließgrenze des Werkstoffs eine na-
türliche Grenze der nach LEBM-Kriterien singulären Spannungsverteilung dar-
stellt. Die Größe Zmax kann mit folgender Gleichung abgeschätzt werden:
2
§K ·
Z max A ¨¨ max ¸¸ (2.90)
© VF ¹
wobei der Vorfaktor A je nach Ansatz variiert. VF entspricht der Fließgrenze. Um
die Verfestigung eines Werkstoffs zu berücksichtigen, wird die Fließgrenze im
Allgemeinen als Mittelwert aus der Zugfestigkeit und der Dehngrenze definiert.
Zusätzlich entsteht aufgrund der Ermüdungsbelastung trotz einer Belastung im
Zugbereich an der Rissspitze eine druckplastische Deformation, die als umkehr-
plastische oder zyklische plastische Zone bezeichnet wird. Das Verhältnis von
umkehrplastischer Zone zu monotoner plastischer Zone kann dabei mit (1-R)2/4
abgeschätzt werden.
Rissschließen kann auch durch Rauheiten der Bruchoberfläche, beispielsweise
aufgrund von Rissablenkungen in der Mikrostruktur, entstehen, die ebenfalls ein
vorzeitiges Berühren der Rissflanken zur Folge hat. Oxidinduziertes Rissschließen
[email protected]
56 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
200
Eigenspannungen [MPa]
100
-100
-200
-300 Rissspitze
-400
49,5 50 50,5 51
x -Koordinate [mm]
Abb. 2.34: Eigenspannungen entlang der Rissflanken und im Ligament bei einer Risslänge von
50 mm
[email protected]
2.5 Konzepte der klassischen Bruchmechanik 57
2.5.3.1 Risszähigkeit
[email protected]
58 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
Nach ASTM E 647-05 der American Society for Testing and Materials ist der
Thresholdwert mit abnehmendem Spannungsintensitätsfaktor zu bestimmen [10].
Dieses kann mit konstantem Spannungsverhältnis R (Abb. 2.36a) oder mit kon-
stantem maximalen Spannungsintensitätsfaktor (Abb. 2.36b) erfolgen. Dabei ist
die Spannungsintensität solange kontinuierlich zu reduzieren, bis der Riss nicht
mehr wächst bzw. mindestens eine Rissgeschwindigkeit da/dN von 10-7
mm/Lastwechsel erreicht ist.
a) K b) K
K max
'K th
K max
K min
'K th
K min
t t
Abb. 2.36: Lastabsenkverfahren
a) mit konstantem Spannungsverhältnis
b) mit konstantem maximalen Spannungsintensitätsfaktor
[email protected]
2.5 Konzepte der klassischen Bruchmechanik 59
a) 25
CASTM = -0,15
ǻF [kN] bzw. ǻK [MPam1/2 ]
20 ǻa = 0,5 mm
' K = ǻK 0 exp(C (a -a 0))
15
ǻK (Versuch)
10
5
ǻF (Versuch)
0
15 20 25
a [mm]
b) 40
35 ǻK 0
30 C ASTM = -0,04
ǻK [MPam1/2]
25
C ASTM = -0,08
20
15
10
5 CASTM = -0,15
0
10 20 30 40 50
a [mm]
Abb. 2.37: Lastabsenkungsverfahren gemäß ASTM E 647
a) Schrittweise Absenkung der Kraft F zur exponentiellen Absenkung der zykli-
schen Spannungsintensität 'K
b) Vergleich unterschiedlicher Steigungen CASTM
[email protected]
60 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
[email protected]
2.5 Konzepte der klassischen Bruchmechanik 61
F Fmax
Fmin
da
N dN
'K<
Anrisser-
zeugung
(Druck)
'Keff,th 'K th,eff < 'K < 'K th 'K > 'K th
'a
'K
N
Abb. 2.38: Ermittlung des Thresholdwertes durch Laststeigerung (nach [238])
Newman et al. [69, 70, 164] nutzen ebenfalls das Verfahren der Anrisserzeu-
gung unter Druckbelastung, setzen dann die Belastung im Zugbereich jedoch mit
konstanter Spannungsamplitude fort. Aus vorherigen Abschätzungen bzw. durch
Trial-and-Error wird die sich anschließende Zugbelastung mit konstanter Ampli-
tude so gewählt, dass Risswachstumsdaten im thresholdnahen Bereich für ein be-
stimmtes R-Verhältnis gemessen werden [70, 164]. Da die Risswachstumsraten
zunächst durch die zugumkehrplastische Zone beeinflusst sind, muss die Risslän-
ge, ab der die Bestimmung der Rissgeschwindigkeit beginnt, mindestens das 2-
3,5-fache der zugumkehrplastischen Zone betragen [164]. Forth et al. geben un-
mittelbar nach dem Wechsel von Druck- zu Zugbelastungen deshalb eine kleine
zyklische Zugbelastung auf (Kmax | 0,45 MPam1/2 und Kmin | 0,05 MPam1/2), um
den Riss aus der zugumkehrplastischen Zone, die durch die Druckbelastung ent-
standen ist, wachsen zu lassen [70]. Das Risswachstum erfolgt sehr zügig in den
ersten 1000 Lastwechseln und der Rissfortschritt beträgt weniger als 0,25 mm, be-
[email protected]
62 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
vor dann Rissstillstand (da/dN < 10-9 mm/Lw) einsetzt. Danach verwenden sie die
berechnete konstante Spannungsamplitude.
Forth et al. [70] konnten zeigen, dass im Unterschied zu den Verfahren mit
konstantem Spannungsverhältnis Thresholdwerte ermittelt werden, die im Fall der
Aluminiumlegierung EN AW-7075-T73 bei einem R-Verhältnis von 0,1 etwa die
Hälfte betragen. Der sogenannte R-Effekt (Abb. 2.31) tritt bei dem Verfahren mit
konstanter Spannungsamplitude nicht auf [70].
12
Experimente
10 DLR
ǻK [MPam1/2]
2
42CrMo4
0
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1
R
Abb. 2.39: Thresholdwerte in Abhängigkeit des R-Verhältnisses für den Stahl 42CrMo4
[email protected]
2.5 Konzepte der klassischen Bruchmechanik 63
A2 1 A0 A1 A3
A3 2 A0 A1 1 .
Der Faktor DCF variiert zwischen 1 für den ebenen Spannungszustand und 3 für
den ebenen Verzerrungszustand. Ab einem Spannungsverhältnis Rcl für positive R-
Verhältnisse (R = 0,6 ... 0,7) bzw. Rp für negative R-Verhältnisse wird davon aus-
gegangen, dass der Thresholdwert konstant bleibt, da oberhalb dieser Limits kein
Rissschließen auftritt.
Döker et al. [53] sowie Vasudevan und Sadananda [205, 206, 258] haben ge-
zeigt, dass eine alleinige Betrachtung des Thresholdwertes in Abhängigkeit des R-
Verhältnisses für die Auslegung eines Bauteils oder einer Struktur nicht genügt.
Physikalisch ist dies dadurch begründet, dass das Ermüdungsrisswachstum sowohl
durch die monotone plastische Zone, bestimmt durch Kmax, als auch die umkehr-
plastische Zone, bestimmt durch 'K, beeinflusst ist [206]. Somit ist neben dem
Thresholdwert 'Kth außerdem der maximale Spannungsintensitätsfaktor Kmax,th
von entscheidender Bedeutung. Aufbauend auf den Erkenntnissen von Schmidt
und Paris, die anstelle des Thresholdwerts die maximale Spannungsintensität über
R aufgetragen haben (Abb. 2.40b), und unter Verwendung der R-Abhängigkeit des
Thresholdwertes (Abb. 2.40a) schlagen Döker et al. [51-53] die Verwendung eines
Diagramms vor, in dem 'Kth über Kmax,th aufgetragen ist (Abb. 2.40c).
Ein Riss ist bei Belastungen mit konstanter Amplitude ausbreitungsfähig, wenn
gleichzeitig folgende Bedingungen gelten:
*
'K ! 'K th (2.99)
und
*
K max ! K max, th . (2.100)
[email protected]
64 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
a) 'K th c) 'K
th
*
Kmax,th
*
Kmax,th
[email protected]
2.5 Konzepte der klassischen Bruchmechanik 65
und
*
'K th 'K th D K max mit D d 0 (2.102)
beschrieben werden können, wobei D und E die Steigungen der Geraden sind, er-
gibt sich daraus die Beschreibung der Schwellenwertkurve in vier Bereichen
(Abb. 2.42).
a) 45 b) 12
40 Experimente Experimente
DLR 10 DLR
35
K max,th [MPam1/2]
ǻK th [MPam1/2]
30 8
25 * + Į·K max,th
ǻK th = ǻK th
* 6
20 K max,th = K max,th + ȕ·R
15 4
10
2
5 42CrMo4
42CrMo4
0 0
0 0,5 1 0 20 40 60
R K max,th [MPam1/2]
Gleichung 2.104 beschreibt eine Parabel, die die R-Achse bei R = 1 und die
'Kth-Achse bei K*max,th schneidet. Gleichung 2.103 schneidet die R-Achse eben-
falls bei R = 1 und nähert sich asymptotisch 'Kth*.
Im Bereich III gilt
*
'K th K max, th E R , (2.105)
da bei negativen R-Verhältnissen gemäß ASTM E 647 lediglich der positive Teil
der Beanspruchung berücksichtigt wird, so dass Kmax,th ab R < 0 linear mit R ab-
fällt und im Bereich IV in die Kurve aus Bereich I einmündet. Insgesamt ergibt
[email protected]
66 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
4
*
'K th
2
0
-2 -1,5 -1 -0,5 0 0,5 1
R
Abb. 2.42: Konstruktion der Thresholdkurve in Abhängigkeit des R-Verhältnisses [51]
Abbildung 2.43 zeigt die nach dem Modell von Döker bestimmte Threshold-
kurve in Abhängigkeit des R-Verhältnisses für R t 0 am Beispiel des Stahls
42CrMo4. Diesem Diagramm ist vergleichend die Kurve gegenübergestellt, die
nach der Methode der NASA gemäß Gl. (2.95) ermittelt wurde. Der Unterschied
der beiden Konzepte wird insbesondere im Bereich hoher R-Verhältnisse deutlich.
Während das Konzept der NASA von einem konstanten Schwellenwert ab einem
definierten R-Verhältnis ausgeht, wird beim Konzept nach Döker der Threshold-
wert auf null reduziert.
12
Experimente
10
DLR
ǻK th [MPam1/2]
8 Döker
6 NASA
2
42CrMo4
0
0 0,5 1 1,5
R
Abb. 2.43: Vergleich der unterschiedlichen Beschreibungen des Schwellenwertverhaltens für
den Stahl 42CrMo4 mit experimentellen Daten
[email protected]
2.5 Konzepte der klassischen Bruchmechanik 67
Die 'Kth-R-Kurve nach Döker kann mittels vier Parametern bestimmt werden,
die sich zudem aus den Kmax,th-R-Kurve und der 'Kth-Kmax,th-Kurve ergeben. Hin-
gegen sind beim Modell der NASA sehr viele Parameter anzupassen, die vonein-
ander abhängen und sich nicht unmittelbar ableiten lassen.
Zur Ermittlung der gesamten Rissfortschrittskurve ist entsprechend der ASTM
Norm E 647 im Anschluss an einen Versuch, bei dem 'K bei konstantem R konti-
nuierlich abgesenkt wurde, ein Versuch anzuschließen, bei dem die Spannungs-
amplitude konstant gehalten wird. Aufgrund des Risswachstums ergibt sich da-
durch eine Zunahme der Spannungsintensität und damit der obere Teil der
Risswachstumskurve.
2.5.4 Rissfortschrittskonzepte
da CE ('K 'K th ) m E
, (2.106)
dN (1-R) K IC 'K
[email protected]
68 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
p
§ 'K th ·
n FM ¨1 ¸
da ª§ 1 J · º 'K ¹
CFM «¨ ¸ 'K » © q
. (2.107)
dN ¬© 1 R ¹ ¼ § K max ·
¨¨1 ¸
© K IC ¸¹
a) da/dN
R<0
R>0
'K
K max Į = 45°
R=0
b)
'K
Zunehmende
Rissgeschwindigkeit
(da/dN) 2
(da/dN) 1
'K th* (da/dN) th
nicht-wachsende Risse
* K max
K max,th
Abb. 2.44: Rissfortschritt in Abhängigkeit von 'K und Kmax (nach [206, 258])
a) Dreidimensionale Darstellung von Rissfortschrittskurven
b) Zweidimensionale Darstellung
[email protected]
2.5 Konzepte der klassischen Bruchmechanik 69
d.h. 'K+ = 'K für R > 0 und 'K+ = Kmax für R < 0.
Noroozi und Glinka [171, 172] haben diesen Ansatz noch erweitert, indem sie
Eigenspannungen vor der Rissspitze durch einen Eigenspannungsintensitätsfaktor
Kr berücksichtigen. Die Eigenspannungen können sowohl über analytische Lö-
[email protected]
70 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
sungsansätze, wie es Noroozi und Glinka vorschlagen, oder aber auch über nume-
rische Methoden ermittelt werden. Die Risswachstumsgleichung ist wie folgt defi-
niert [171, 172]:
da
dN
> p
C1 ( K max, tot ( 'K tot )
(1 p )
@ m
, (2.111)
wobei Kmax,tot bzw. 'Ktot die maximale Spannungsintensität bzw. die zyklische
Spannungsintensität inklusive des Eigenspannungsintensitätsfaktors ist (vgl. Gl.
(2.91)).
1/( da/dN)
lg da/dN
'a t
Nt =
(da/dN)t
'a t 'a t
ai aB a ai aB a
Ausgehend von einem Anfangsriss ai kann die Restlebensdauer bis zum Bruch
durch die Integration einer Rissgeschwindigkeitsgleichung erfolgen:
aB
da da da
f ('K , R ) dN Np ³ (2.112)
dN f ('K , R ) f ('K , R )
ai
Die Integration der Paris-Gleichung unter der Annahme, dass 'V und Y kon-
stant sind, ergibt beispielsweise folgende Bruchschwingspielzahl:
1 § 1 1 ·¸
Np ¨ . (2.113)
§m · m ¨ a m/2 1 a m/2 1 ¸
¨ 1¸ C ('V S Y ) © i B ¹
©2 ¹
Auf die gleiche Weise lässt sich auch die Inspektionslastspielzahl Ni durch
Festlegung einer Inspektionsrisslänge aInspektion < aB bestimmen.
In der Praxis ist die Annahme der Konstanz der Geometriefunktion allein durch
das Wachstum des Risses und der Konstanz der zyklischen Spannung 'V nicht
[email protected]
2.5 Konzepte der klassischen Bruchmechanik 71
Rissfortschrittskonzepte
Die globalen Modelle basieren auf der statistischen Beschreibung eines Last-
spektrums. Dabei wird ein mittlerer zyklischer Spannungsintensitätsfaktor be-
stimmt, der zu gleichen mittleren Risswachstumsraten wie bei der Anwendung des
Lastspektrums führt. Hudson [89] entwickelte dazu folgenden Ansatz:
[email protected]
72 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
2 N /2 2 2 N /2 2
'K rms K max,rms K min, rms ¦ K max ¦ K min . (2.115)
N i 1 N i 1
Die Lebensdauer ergibt sich durch Einsetzen des Mittelwerts 'Krms in eine
Rissfortschrittsgleichung und anschließende Integration.
Die Cycle-by-cycle-Analysen betrachten jeden Lastwechsel separat und durch
Addition der Einzelauswertungen entsteht die Gesamtvorhersage. Dabei wird un-
terschieden zwischen den Modellen ohne Berücksichtigung der Reihenfolgeeffek-
te (lineare Schadensakkumulation) und den Modellen unter Berücksichtigung der
Reihenfolgeeffekte.
Bei der linearen Schadenakkumulation wird im Gegensatz zu den Konzepten
bei konstanter Amplitudenbelastung Lastwechsel für Lastwechsel eine Rissfort-
schrittsfunktion integriert und ein Risslängenzuwachs 'at bestimmt. Diese ermit-
telten Werte werden linear summiert:
a a0 ¦ 'at . (2.116)
t
[email protected]
2.5 Konzepte der klassischen Bruchmechanik 73
a a0 CP ¦ 'at . (2.117)
t
Der Verzögerungsparameter ist für den Fall, dass die sekundär plastische Zone
sich innerhalb der primär plastischen Zone befindet, wie folgt definiert:
WW
§ Zmax ·
CP ¨
¨ Z
¸
¸ , (2.118)
© P ¹
wobei ZP der Abstand der Rissspitze zur Grenze der primär plastischen Zone ist
(Abb. 2.47). Der Exponent WW ist ein materialabhängiger Parameter, der empi-
risch zu ermitteln ist. Befindet sich die sekundär plastische Zone außerhalb der
primär plastischen Zone, wird der Parameter CP eins gesetzt.
In einer Erweiterung dieses Modells durch Willenborg wird davon ausgegan-
gen, dass aufgrund von Überlasten Eigenspannungen vor der Rissspitze auftreten,
die von der aktuellen Belastung und dem Risswachstum innerhalb der plastischen
Zone der Überlast abhängen. Die Eigenspannungen gehen in einen Eigenspan-
nungsintensitätsfaktor KR ein:
KR K max,req K max,i , (2.119)
'a
K max,req K ol 1 (2.120)
Zol
ist der Wert, der notwendig ist, um eine plastische Zone der Größe ZP zu erzeu-
gen, die die Grenze der primär plastischen Zone Zol erreicht.
Die Verzögerung durch eine Überlast wird dadurch berücksichtigt, dass die
Spannungsintensitätsfaktoren Kmax,i und Kmin,i des nachfolgenden Lastwechsels um
den Eigenspannungsintensitätsfaktor auf eine effektive Schwingbreite 'Keff,i ver-
mindert werden:
K max,eff K max,i K R und K min,eff K min,i K R . (2.121)
Für den Lastwechsel i wird die Rissgeschwindigkeit durch Einsetzen der effek-
tiven Schwingbreite 'Keff,i in eine Rissfortschrittsgleichung und entsprechender
Integration errechnet, wobei nur der positive Teil von 'Keff,i eingeht. Solange die
minimale Spannungsintensität Kmin,i positiv ist, bleibt damit die Schwingbreite un-
verändert, lediglich das R-Verhältnis wird verschoben. Die so ermittelten Risszu-
wächse werden dann summiert. Zur Berücksichtigung des Rissstillstandes nach
einer Überlast erweiterte Gallagher [154] das Willenborg-Modell durch die Be-
rücksichtigung eines sogenannten Shut-off-Verhältnisses RSO sowie des Thres-
holdwertes. Im verallgemeinerten Konzept ist der Eigenspannungsintensitätsfaktor
KR wie folgt definiert:
[email protected]
74 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
'K th
1
'K ( K
KR max,req K max,i ) . (2.122)
RSO 1
Ȧp
K ol
K max,req
KR
K max
'K K max,eff
K min 'K eff
KR
K min,eff
Zeit
Abb. 2.47: Verzögerungsmodell nach Willenborg mit unterschiedlichen plastischen Zonen
[email protected]
2.5 Konzepte der klassischen Bruchmechanik 75
Koning [43] entwickelt. Darüber hinaus existiert eine Vielzahl an Varianten dieser
Modelle (siehe z.B. [25, 104, 234, 263, 264]).
Als Grundlage der Fließstreifenmodelle dient ein modifiziertes Dugdale-
Modell [58]. Im Gegensatz zum Dugdale-Modell, das unter ESZ-Bedinungen da-
von ausgeht, dass die primär plastische Zone auf einen schmalen Streifen vor dem
Riss beschränkt werden kann, werden in der modifizierten Form des Dugdale-
Modells auch die Plastifizierungen entlang der Rissflanken durch einen infinitisi-
mal dünnen Streifen (Strip) abgebildet. Um das Problem auf eine elastische Lö-
sung zurückführen zu können, wird in einer linear elastischen Umgebung (Gebiet
c) der Riss der Länge a fiktiv um die Länge der plastischen Zone Z (Gebiet d)
verlängert.
Die bleibend plastisch verformten Gebiete entlang der Rissflanken (Gebiet e)
und die plastische Zone bestehen aus ideal-plastischen Stabelementen, wobei die
Elemente im Gebiet d intakt und im Gebiet e gebrochen sind. Somit können in
der plastischen Zone sowohl Zug- als auch Druckspannungen übertragen werden,
während entlang der Rissflanken lediglich Druckspannungen wirken. Da im Ge-
biet e die Kompatibilitätsbedingung Lj d Vj gelten muss, da die Stabelementlänge
Lj nicht länger sein können als die Rissöffnungsverschiebung, werden im Falle des
Kontakts (Lj = Vj) Kontaktspannungen Vj auf die gebrochenen Stabelemente auf-
gebracht.
a fikt
a Ȧ
xi
j fikitve Riß-
Stab- i e oberfläche
elemente Lj
Vj
2w j
d
x
geschlos- c
sener
geöffneter Riss Riss plastische Zone
Lj d Vj L j = Vj
ı
Abb. 2.48: Fleißstreifenmodell auf der Basis des Dugdale-Modells
[email protected]
76 2 Konzepte zur festigkeitsgerechten und bruchsicheren Gestaltung
Vj V F für V j V F . (2.124)
Vj V F für V j V F (2.126)
[email protected]
2.5 Konzepte der klassischen Bruchmechanik 77
schen Zone besitzt, wobei am Ende der plastischen Zone ein Wert von 1,15 (ESZ)
erreicht wird. Der Wert an der Rissspitze wird aus dem Verhältnis der Größe der
plastischen Zone zur Probendicke berechnet. Im Bereich der Rissflanken und im
Druckbereich der plastischen Zone ist der Constraint Faktor örtlich konstant.
a) y ımax b) y ımin
a Ȧ x a Ȧ x
V ı
Įı Įı
CF F
CF F
x x
monotone plastische Zone ı F
c) V
Įı
CF F
x
Įwı F
ĮcıF
umkehrplastische
Plastzifizierung an Zone
der Rissflanke
Abb. 2.49: Unterschiedliche Definitionen der D-Faktoren
a) bei maximaler Belastung
b) bei minimaler Belastung nach Newman (nach [161])
c) bei minimaler Belastung nach Beretta et al. (nach [25])
[email protected]
Kapitel 3
Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit
und Bruchmechanik bei der
Lebensdauervorhersage
Wie in Abb. 1-1 dargestellt, setzt sich die Lebensdauer eines Bauteils aus der Ris-
sinitiierungs- und der Rissfortschrittsphase zusammen. Für eine genaue Lebens-
dauervorhersage ist deshalb neben der Modellierung des Langrisswachstums (s.
Kap. 2.5) auch der Prozess der Rissinitiierung und des Kurzrisswachstums von
entscheidender Bedeutung. Darüber hinaus ist ebenfalls wichtig, die Beziehung
von kurzen und langen sowie von nicht-wachsenden Rissen grundlegend zu ver-
stehen. So ist es möglich, dass in Bauteilen und Strukturen Risse entstehen, ob-
wohl die Beanspruchung grundsätzlich unterhalb der Dauerfestigkeit oder sogar
unterhalb des Schwellenwertes der Ermüdungsrissausbreitung ist.
Um eine exakte Lebensdauervorhersage durchführen zu können, sind somit die
Konzepte der Betriebsfestigkeit und der Bruchmechanik zusammenzuführen und
um die Gesetzmäßigkeiten des Kurzrisswachstums zu erweitern.
Der Ort der Rissinitiierung hängt entscheidend von der Höhe der Belastung ab.
Nach Bathias können drei grundlegende Arten der Rissinitiierungen bei polierten
Rundproben unterschieden werden [18]. Unter der Voraussetzung des low-cycle
fatigue, d.h. hohe Spannungen führen zu einem schnellen Versagen (Nf = 104 Lw),
tritt eine Rissinitiierung an mehreren Stellen der Oberfläche auf (Abb. 3.1a). Im
Gegensatz dazu initiiert im Falle des high-cylce fatigue (Nf = 106 Lw) und des ult-
ra-high-cycle fatigue (Nf = 108 Lw) der Riss im Allgemeinen lediglich an einer
Stelle. Während beim high-cycle fatigue die Rissinitiierung sehr häufig an der O-
berfläche (Abb. 3.1b) erfolgt, entstehen im sehr hohen Ermüdungslebensdauerbe-
reich (ultra-high-cycle fatigue) ausgehend von sogenannten fish-eyes sehr häufig
Risse im Inneren des Bauteils (Abb. 3.1c).
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80 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
a) b) c)
4 6 8
N f = 10 Lw N f = 10 Lw N f = 10 Lw
LCF HCF UHCF
Abb. 3.1: Rissinitiierungsorte bei a) low-cycle fatigue (LCF), b) high-cycle fatigue (HCF) und
c) ultra-high-cycle fatigue (UHCF) [18]
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3.1 Entstehung von Ermüdungsrissen 81
grenzen, Einschlüssen oder Mikroporen, deutlich ab und steigen nach dem Über-
winden des mikrostrukturellen Hindernisses wieder stark an (z.B. [41, 252]). Der
starke Abfall der Rissgeschwindigkeit ist in einem fein gekörnten Werkstoff (Abb.
3.2a) wesentlich deutlicher ausgeprägt als in einem grob gekörnten Werkstoff
(Abb. 3.2b). Weiterhin ist festzustellen, dass die durchschnittliche Risswachstums-
rate beim fein gekörnten Werkstoff um eine Größenordnung niedriger ist als bei
einem grob gekörnten Werkstoff [252]. Jedoch wird dieser Effekt durch die
kristallographische Orientierung benachbarter Körner beeinflusst. Bei Großwin-
kelkorngrenzen, die Körner mit einem großen Unterschied in der kristallographi-
schen Orientierung trennen, wird die Ausbreitung der plastischen Deformationen
an der Korngrenze verhindert. Kleinwinkelkorngrenzen hingegen haben nur einen
geringen oder keinen Einfluss auf die Risswachstumsrate [57].
a) b)
E D’
D
E’ D’ B’ A C Perlit C’
B’ B CD
F’ C’ A’ B A’ A F GH
E
F’ E’ D’ C’ A’ A B CD E -6
10-6 10
B’
Korngrenze
Korngrenze
-7 -7
10 10
-8 -8
10 10
0,1 0,05 0 0,05 0,1 0,2 0,1 0 0,1 0,2
Risslänge a [mm] Risslänge a [mm]
Abb. 3.2: Risswachstumsraten für einen Stahl mit a) feinen und b) groben Körnern (nach [252])
Kujawski und Ellyin [113] stellten jedoch auch fest, dass die Verzögerung an
mikrostrukturellen Hindernissen mit der Höhe der Belastung abnimmt (Abb. 3.3a).
Bei einer Belastung nahe der Fließgrenze des Werkstoffs sind die Verzögerungen
deutlich geringer ausgeprägt als beispielsweise im Bereich der Dauerfestigkeits-
grenze. Für die Beschreibung des Risswachstums ist eine Einbeziehung mikro-
struktureller Einflussparameter notwendig, die allerdings im Allgemeinen schwer
identifizierbar sind [7]. Dessen ungeachtet ist die Rissinitiierung und das Riss-
wachstum ein dreidimensionaler Prozess, bei dem der Riss in der Tiefe und in der
Breite mit mikrostrukturellen Hindernissen zu unterschiedlichen Zeiten interagiert
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82 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
a) b)
ı > ıF
ı = ıF
ı = ıD
ı < ıD
Rissgeschwindigkeit da/dN (log)
kurze Risse
lange Risse
Kurzriss Langriss
'Kth
Der mechanisch kurze Riss beginnt mit dem Stage II Risswachstum. Die Länge
entspricht ungefähr der Größe der plastischen Zone an der Rissspitze, so dass die
Gültigkeit der linear-elastischen Bruchmechanik und des Kleinbereichsfließens
nicht unbedingt gewährleistet ist. Die Wahl des Spannungsintensitätsfaktors als
Beanspruchungsparameters ist deshalb teilweise umstritten (z.B. [88, 186, 196]).
Die Länge physikalisch kurzer Risse entspricht in etwa der Fehlergröße, die
durch zerstörungsfreie Prüfverfahren detektierbar ist. Obwohl die Risslänge sehr
klein ist, können dennoch die Gesetzmäßigkeiten der linear-elastischen Bruchme-
chanik angewendet werden.
Im Allgemeinen wachsen kurze Risse bei gleicher zyklischer Belastung 'K
schneller als lange Risse. Dies gilt insbesondere im thresholdnahen Bereich. Ob-
wohl die Beanspruchung 'K unterhalb des Thresholdwertes der Ermüdungsriss-
ausbreitung für lange Risse liegt, sind kurze Risse im Allgemeinen wachstumsfä-
hig. Dieses anomale Kurzrissverhalten ist in Abb. 3.3b dargestellt.
Forth et al. [70] konnten zeigen, dass das anomale Verhalten kurzer Risse le-
diglich auf das Verfahren der Thresholdermittlung zurückzuführen ist. Bei einer
Ermittlung mit konstanter Spannungsamplitude im Zugbereich nach einer Anriss-
erzeugung im Druckbereich ist diese Anomalität nicht mehr nachzuweisen [70].
[email protected]
3.1 Entstehung von Ermüdungsrissen 83
Rissinitiierungskonzepte
Ermüdungsriss-
Schwellenwert- Konzepte des widerstandskurven- area - Konzept
kurvenkonzepte kritischen Abstands konzepte
3.1.1 Schwellenwertkurven-Konzepte
Kurze Risse führen nicht unbedingt zum Versagen des Bauteils. Sind z.B. große
mikrostrukturelle Barrieren vorhanden oder existieren scharfe Kerben und ist die
Nennspannung im Bauteil sehr gering, wachsen Risse nicht durch das gesamte
Bauteil, sondern kommen nach einem gewissen Risswachstum zum Stillstand.
ǻıD
ǻı
Įk
Spannung
'K th
Y · Sa)
nicht-wachsende Risse
stumpfe scharfe
Kerben Kerben
Į *k Kerbfaktor Į k
Abb. 3.5: Frost-Diagramm zur Bewertung der Dauerfestigkeit gekerbter Bauteile in Form der
Grenzschwingbreite in Abhängigkeit des Kerbfaktors Dk bei konstanter Kerbtiefe
(z.B. nach [14])
[email protected]
84 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
Das Phänomen der nicht-wachsenden Risse wurde als erstes von Frost erkannt
und im sogenannten Frost-Diagramm (Abb. 3.5) zusammengefasst (siehe z.B.
[14]). Für Kerben mit konstanter Kerbtiefe ist im Frost-Diagramm in Abhängig-
keit des Kerbradius U bzw. des Kerbfaktors Dk das Verhalten stumpfer und schar-
fer Kerben dargestellt. Bei stumpfen Kerben mit einem Kerbfaktor Dk kleiner als
D*k ist die Rissentstehung durch die Dauerfestigkeit dividiert durch den Kerbfaktor
gekennzeichnet, d.h. es handelt sich um ein Festigkeitsproblem, das durch die e-
lastische Kerbspannung kontrolliert wird. Bei schärferen Kerben verhält sich die
Kerbe ähnlich einem Riss gleicher Länge, so dass der Thresholdwert 'Kth der Er-
müdungsrissausbreitung für die Rissentstehung entscheidend ist.
Im Bereich Dk > D*k divergieren der Spannungsansatz und der bruchmechani-
sche Ansatz. Im Bereich zwischen diesen beiden Ansätzen (schraffierter Bereich)
sind Kombinationen aus Spannung und Kerbfaktor möglich, die zwar zu einer
Rissinitiierung führen, jedoch nicht zu einem Risswachstum.
Kitagawa und Takahashi [105] konnten weiterhin zeigen, dass die Grenzspan-
nung, ab der ein Riss initiiert, von der Risslänge abhängig ist. Für Risslängen un-
terhalb einer Grenzrisslänge a0 nähert sich die Schwellspannung asymptotisch ei-
nem konstanten Spannungsniveau an, welches näherungsweise der Dauerfestigkeit
ungekerbter Proben entspricht. Ab dieser Grenzrisslänge ist der Thresholdwert der
Ermüdungsrissausbreitung anzuwenden. Dieses Verhalten kann im sogenannten
Kitagawa-Takahashi-Diagramm (Abb. 3.6) abgelesen werden. Die in Abb. 3.6
dargestellte Funktion stellt eine Grenzkurve dar, unterhalb derer Rissstillstand ein-
tritt, während oberhalb Rissinitiierung und Risswachstum entsteht.
ǻıD
ǻK
ǻı
th
=
ko
ns
t.
a0 Risslänge a
Aufbauend auf den Erkenntnissen von Frost sowie Kitagawa und Takahashi
definieren El Haddad, Topper und Smith [61] einen dehnungsbasierten zyklischen
Spannungsintensitätsfaktor
[email protected]
3.1 Entstehung von Ermüdungsrissen 85
wobei 'HN die aufgebrachte Schwingbreite der Dehnung ist. Im Fall elastischer
Spannungen ist 'K unter Vernachlässigung des Geometriefaktors Y auch wie folgt
definiert:
wobei a0 eine Materialkonstante darstellt, die über das Verhältnis von Schwellen-
wert der Ermüdungsrissausbreitung und der Dauerfestigkeit definiert ist:
2
1 § 'K th ·
a0 ¨ ¸ . (3.3)
S ¨© 'V D ¸
¹
Durch die Einführung der Materialkonstante a0 wird der Effekt der Risslängenab-
hängigkeit des Thresholdwertes aufgehoben und die Rissgeschwindigkeitskurven
von langen und kurzen Rissen fallen zusammen. El Haddad et al. [61] interpretie-
ren die empirische Konstante als behinderte Fließbedingung der Ober-
flächenkörner, während Radaj [186] a0 als werkstofftypische fiktive Eigenriss-
länge (intrinsic crack length), die nicht vergrößerungsfähig ist, unterstellt. Atzori
et al. [16] konnten zeigen, dass für Stahl eine gewisse Abhängigkeit der intrinsi-
schen Risslänge von Rm und VD besteht.
a) Spannungsarmes Kugelstrahlen
1000 Schleifen Laser Shock
max[MPa]
ohne
Oberflächen-
ı
behandlung
Ti-6246
100 R = 0,1 Elektroerosion
a/c = 1,0
0,001 0,01 0,1 1 10
Risslänge a [mm]
b) Spannungsarmes Kugelstrahlen
Schleifen
1000 Laser Shock
[MPa]
ohne
Oberflächen-
ımax
behandlung
Ti-6246
100 R = 0,8 Elektroerosion
a/c = 1,0
0,001 0,01 0,1 1 10
Risslänge a [mm]
Abb. 3.7: Einfluss von Oberflächeneigenspannungen auf die Schwellspannung (nach [116]) für
die R-Verhältnisse a) R = 0,1 und b) R = 0,8
[email protected]
86 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
100 ı
R 10 mm
ı
10
0,001 0,01 0,1 1 10 100
a [mm]
Abb. 3.8: Unterscheidung Schwellenwerte für Risse und Kreiskerben [105]
Wächst ein Riss aus einer Kerbe, ist in Gl. (3.1) die Nenndehnung durch die
örtliche Dehnung 'H zu ersetzen, die mittels der Finite-Elemente-Methode oder
den analytischen Methoden aus Kap. 2.4.3.1 zu bestimmen ist:
Alternativ kann die örtliche Dehnung auch unter Verwendung von Gleichung 2.47
ausgedrückt werden.
Unter der Voraussetzung des elastischen Materialverhaltens im Bereich der
Kerbe gilt [61]:
[email protected]
3.1 Entstehung von Ermüdungsrissen 87
wobei Yk der Geometriefaktor eines Risses im Kerbgrund ist. In Abb. 3.8 ist dieser
Zusammenhang exemplarisch für einen Riss, der aus einer Kreiskerbe mit unter-
schiedlichen Radien wächst, im Vergleich zur klassischen Grenzlösung nach El
Haddad et al. (Gl. (3.4)) dargestellt.
a) b)
1200 8
480 MPa R = 6 mm
[N/mm3/2 ]
900 6 R = 3 mm
ǻK/ǻı· ʌ·a R = 1,5 mm
290 MPa
600 ǻKth 4
ı
ǻK(a+a*)
R
ǻı = 290 MPa
300 2 R = 0,5 mm a
nicht-wachsende
Risslösung
R = 0,2 Risse
ı
0 0
0,001 0,01 0,1 1 10 0 5 10
a [mm] a [mm]
Abb. 3.9: Zyklische Spannungsintensität eines Risses ausgehend von einer Kreiskerbe (in An-
lehnung an [61])
a) in Abhängigkeit der Schwingbreite der Spannung
b) in Abhängigkeit der Kerbgröße
[email protected]
88 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
a* D k 2 a0 (3.8)
wird die Schwellspannung durch den Quotienten aus der Schwingbreite der Dau-
erfestigkeit 'VD und dem Kerbfaktor Dk bestimmt (Abb. 3.11). Dieser Ansatz ist
jedoch nur für U-Kerben gültig. Bei scharfen Kerben, wie z.B. V-Kerben oder
Kehlnähten, greifen Atzori et al. [14, 15] auf den Ansatz des zyklischen Kerb-
spannungsintensitätsfaktors zurück. Für eine V-Kerbe ergibt sich folgender inge-
nieurmäßige Ansatz:
'K I,Vth
'V th (3.10)
ʌ (Į1/Ȗ V
Ȗ a a0 )
unter Berücksichtigung kleiner und großer V-Kerben ermittelt werden, wobei der
Kennwert a0 in Anlehnung an Gl. (3.3) definiert ist:
1/ Ȗ
§ 'K V ·
¨ I,th ¸
a 0V ¨¨ ¸¸ . (3.11)
S 'ı D
© ¹
Der Thresholdwert 'KI,thV des Kerbspannungsintensitätsfaktors kann einerseits
durch entsprechende Versuche unter Verwendung von Proben mit dem gleichen
Kerböffnungswinkel bestimmt werden. Andererseits kann 'KI,thV aus der Dauer-
festigkeit 'VD und dem Thresholdwert 'Kth der Spannungsintensität ermittelt
werden [14, 15]:
wobei der Faktor ELEFM nur allein vom Kerböffnungswinkel abhängt [15].
Abbildung 3.10 zeigt eine schematische Darstellung des in Gl. (3.10) darge-
stellten Zusammenhangs in Form des nach Atzori et al. verallgemeinerten Kitaga-
wa-Takahashi-Diagramms. Mit zunehmendem Kerböffnungswinkel I nimmt auch
die Schwellspannung 'Vth deutlich zu.
[email protected]
3.1 Entstehung von Ermüdungsrissen 89
ǻı th ijn
'K = 'K th
ij = 0°
(Risslösung)
1/Ȗ
a0V effektive Risslänge Į Ȗ a
Abb. 3.10: Schematische Darstellung des verallgemeinerten Kitagawa-Takahashi-Diagramms
[14, 15]
Dadurch wird die Grenzspannung im mittleren Bereich, der durch die linear-
elastische Bruchmechanik beschrieben wird, proportional gesenkt (Abb. 3.11).
Beinhaltet ein Bauteil oder eine Struktur einen Fehler der Länge
a0
aD (3.14)
Y2
sollte das Ermüdungsverhalten mit folgender Funktion beschrieben werden:
Der Ausdruck Y 2a + a0 entspricht der Länge aäq eines äquivalenten Risses in
einer unendlich ausgedehnten Scheibe, der durch die gleiche Nennspannung be-
lastet ist. Die übrigen Bereiche der Grenzkurve werden nicht durch die Geometrie-
funktion Y beeinflusst.
Unter der Voraussetzung eines konstanten Verhältnisses von Kerbtiefe a und
Kerbradius U, d.h. der Konstanz des Kerbfaktors Dk, ändert sich die relevante
Kerbtiefe a* einer Kerbe gemäß Gl. (3.8) in
a* D k 2 a0
aN . (3.16)
Y2 Y2
[email protected]
90 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
ǻı D
'K
th =
ǻı (log) ko
Y ns
t. durch Kerbwirkung
'K th
beeinflusstes
Y Y2 Ermüdungsverhalten
ǻıD
Įk
aD a0 aN a* Risslänge a (log)
Durch die Ergebnisse von Atzori et al. [14] ist es möglich, den Grenzkerbfaktor
D*k des Frost-Diagramms wie folgt zu berechnen:
Y 2 a a0 D k* aäq
D k* bzw. . (3.17)
a0 Dk a*
Y 2a + a0
log
a0
log Įk
[email protected]
3.1 Entstehung von Ermüdungsrissen 91
Schnitt C-C
Y 2a + a0
log Ya *+ a0
Schnitt A-A a0 2 a0
log Įk Schnitt B-B log Įk Y a + a 0
log a0
Y 2a + a0 ǻı = konst.)
c) Schnitt B-B ( = konst.) d) Schnitt C-C (
a0 ǻıD
stumpfe Kerbe stumpfe Kerbe
scharfe Kerbe Rissinitiierung scharfe Kerbe
log ǻı log ǻı
ǻıD ǻıD
nicht-wachsende
Risse
Į*k Y 2a + a0
log a0 Y 2a + a0
log Įk log Įk log a0
Rissinitiierung
Abb. 3.13: Veränderung der Ermüdungsfestigkeit
a) Schnittflächen (nach [12])
b) Schnitt in einer Ebene mit Dk = konst. (mod. Kitagawa-Takahashi-Diagramm)
c) Schnitt in einer Ebene mit (Y2a + a0)/a0 (Frost-Diagramm)
d) Schnitt in einer Ebene mit 'V/'VD = konst.
[email protected]
92 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
Zur einheitlichen Beschreibung der Schwellspannung von kurzen und langen Ris-
sen sowie Kerben verwenden Taylor et al. [248-251] das Konzept des kritischen
Abstands bzw. Fujimoto et al. [73] das Konzept der inhärenten Schädigungszone
in Anlehnung an die Ersatzstrukturlänge nach Neuber [157] bzw. die Punkt-
Methode nach Peterson. In diesen Konzepten wird davon ausgegangen, dass in ei-
nem gewissen Abstand r vor dem Kerbgrund oder vor dem Riss bei einer Belas-
tung von 'K = 'Kth die elastische Spannung gleich der Dauerfestigkeit 'VD ist.
Unter Verwendung des elastischen Spannungsansatzes bei Rissen bzw. Kerben
kann somit eine Schwellspannung in Abhängigkeit der Risslänge bestimmt wer-
den.
a0 /2
a0
2a0
r
a Linien-Methode
[email protected]
3.1 Entstehung von Ermüdungsrissen 93
a0 § a ·
ʌa ¨ 2a 0 ¸
2 © 2 ¹
'K th ıD . (3.21)
a r0
[email protected]
94 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
a0 ( N f ) A N fB , (3.23)
wobei die Parameter A und B aus der Kenntnis der Wöhlerlinie ungekerbter Pro-
ben sowie des Thresholdwertes in Abhängigkeit des Werkstoffs und des R-
Verhältnisses bestimmt werden können. Für ein gekerbtes Bauteil mit einer vor-
gegebenen Nennspannung Va,N wird für eine geschätzte Lebensdauer Nf,i-1 auf der
Grundlage von Gl. (3.23) der El Haddad-Parameter a0,i-1(Nf,i-1) berechnet. Mittels
des numerisch oder analytisch bestimmten linear elastischen Spannungsfeldes in
der Nähe der Kerbe kann die Spannungsamplitude Va,i-1 im Abstand a0,i-1/2 be-
stimmt werden. Der ermittelte Wert der Spannungsamplitude Va,i-1 wird dann zur
Berechnung der Lebensdauer Nf,i mit
k
§ ı ·
N f,i ND ¨ D ¸ (3.24)
¨ ı a,i-1 ¸
© ¹
verwendet. Dieser Vorgang wird solange wiederholt bis Nf,i-1 und Nf,i konvergie-
ren, wobei als Startwert für jede Iterationsschleife Nf,i-1 = Nf,i gesetzt wird [237].
Tanaka et al. [240, 242, 244], Pippan et al. [180, 181, 238, 239] und andere gehen
davon aus, dass der Thresholdwert des Ermüdungsrisswachstums mit zunehmen-
der Risslänge steigt, bis der konstante Wert 'Kth des Langrisswachstums erreicht
ist (vgl. Kap. 2.5.3.2). Dieses Verhalten wird in einer sogenannten Ermüdungs-
risswiderstandskurve oder auch R-Kurve (resistance curve) dargestellt. Mit der R-
Kurve ist der Widerstand des Werkstoffs gegen das Ermüdungsrisswachstum
(charakterisiert durch den Schwellenwert 'Kth) in Abhängigkeit der Risserweitung
definiert. In Abb. 3.15 sind schematisch R-Kurven in Abhängigkeit des R-
Verhältnisses dargestellt. Es wird deutlich, dass für niedrige R-Verhältnisse der
Unterschied zwischen den Thresholdwerten für kurze und lange Risse ausgepräg-
ter ist [180]. R-Kurven sind unabhängig von der Kerbgeometrie [1], aus der der
Riss initiiert, und auch der Einfluss der Kerbtiefe auf das R-Kurvenverhalten ist
sehr gering [240]. Hingegen ändern sich die Lastkurven aufgrund der Geometrie-
funktionen unterschiedlicher Kerbgeometrien [241]. Die Ermittlung der R-Kurve
erfolgt z.B. mit dem von Pippan (z.B. [180, 238]) vorgeschlagenen Verfahren zur
Ermittlung der Rissgeschwindigkeitskurve und des Thresholdwertes (vgl. Kap.
2.5.3.2). Alternativ schlägt Chapetti [37] die Berechnung der R-Kurve unter Be-
rücksichtigung eines mikrostrukturellen Thresholdwertes, der sich aus der Dauer-
[email protected]
3.1 Entstehung von Ermüdungsrissen 95
festigkeit und dem Abstand der größten mikrostrukturellen Barriere ergibt, des
Langrissthresholdwertes sowie des Rissschließeffektes vor.
R1
ǻK th ǻK th, 1
R2
ǻK th, 2
R3
ǻK th, 3
ǻK eff, th
R1 < R 2 < R 3
ǻı1
ǻı2
ǻK bzw. ǻK th
ǻı3
[email protected]
96 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
Tanaka und Akiniwa [241] wenden das R-Kurven-Konzept für kurze Risse aus
dem Kerbgrund an, so dass sie die entsprechenden Geometriefaktorlösungen, z.B.
von Lukás und Klesnil [125], nutzen.
Die Spannungsintensitätskurve, die die R-Kurve tangential in einem Punkt
schneidet, ergibt den Schwellenwert des Ermüdungsrisswachstums für die vorge-
gebene Anfangsrisslänge ai. In Abb. 3.16 entspricht dies einer Spannungs-
schwingbreite von 'V2. Für kleinere Spannungen, wie z.B. 'V3, bei denen die
Spannungsintensitätskurve die R-Kurve in zwei Punkten schneidet, wird der Riss
zunächst wachsen, dann jedoch zum Stillstand kommen. 'V1 hingegen würde zu
einem kontinuierlichen Risswachstum bis zum Versagen des Bauteils führen.
Unter der Annahme, dass die Form der R-Kurve von der Anfangsgröße unab-
hängig ist, können somit durch Verschieben der Widerstandskurve zu unterschied-
lichen Initialrisslängen ai die unterschiedlichen Grenzspannungen in Abhängigkeit
der Größe des Anfangsdefekts bestimmt werden. Die so ermittelten Spannungen
werden in einem Kitagawa-Takahashi-Diagramm zusammengefasst. Abbildung
3.17 zeigt einen Vergleich der durch das R-Kurven-Konzept ermittelten Schwell-
spannungen mit den Schwellspannungen des Kitagawa-Takahashi-Diagramms ba-
sierend auf dem Thresholdwert 'Kth des Langrisswachstums und dem effektiven
Thresholdwert 'Keff,th. Es zeigt sich, dass bis zu einer gewissen Risslänge zu-
nächst der effektive Thresholdwert für das Kurzrisswachstum entscheidend ist.
Nach einer Übergangsphase ergibt sich dann der Thresholdwert des Langriss-
wachstums.
Die gleiche Vorgehensweise verwenden auch Yates und Brown [268], um ei-
nerseits die Schwellspannung und andererseits die Größe nicht-wachsender Risse
zu bestimmen. Sie verwenden jedoch anstelle der Ermüdungswiderstandskurve die
Kurve des Kitagawa-Takahashi-Diagramms, in dem sie die Schwingbreite des
Spannungsintensitätsfaktors über der Risslänge auftragen.
'ı D
R-Kurven-Konzept
'K th = konst.
'ı th
Risslänge a
Abb. 3.17: Darstellung der Schwellspannung berechnet mit dem R-Kurven-Konzept und dem
Kitagawa-Takahashi-Diagramm für 'Kth und 'Keff,th (nach [239])
[email protected]
3.1 Entstehung von Ermüdungsrissen 97
'ı 1
'ı 2
'K th = konst.
'ı3
log 'K
K 1,12D k V S a . (3.25)
a i = 0,05 mm
Spannungsamplitude ıa
0,1 mm 0 mm
R = -2
0,5 mm
R=0
1,0 mm
Mittelspannung ım
Abb. 3.19: Haigh-Diagramm für Proben mit Anriss in Abhängigkeit der Anfangsrisslänge ai im
Vergleich zu Schwellspannungen ermittelt an einer glatten Probe (nach [242])
Außerhalb des Einflussgebiets der Kerbe verwenden Yates und Brown folgende
Lösung für den Spannungsintensitätsfaktor nach Smith und Miller:
[email protected]
98 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
K V S ( a ak ) , (3.26)
Murakami [144] stellte fest, dass bei kleinen Defekten nicht der Kerbfaktor Dk,
sondern der Spannungsintensitätsfaktor zur Beurteilung des Schwellenwertes
nicht-wachsender Risse entscheidend ist. Dazu verwendet er den Parame-
ter area , der als charakteristische Dimension für die Bewertung des Einflusses
von Defekten unterschiedlicher Größe und Form auf die Ermüdungsfestigkeit gilt,
da einerseits die Ermüdungsgrenze von Bauteilen mit Defekten als ein Rissprob-
lem angesehen werden kann und andererseits ein Zusammenhang zwischen
area und der Spannungsintensität gegeben ist.
Der Parameter area stellt dabei die auf die Ebene senkrecht zur maximalen
Hauptspannung projizierte Rissfläche dar. Bei unregelmäßig geformten Rissen,
wird eine effektive Fläche bestimmt, die die unregelmäßige Kontur durch eine
gleichmäßige Form umhüllt (Abb. 3.20).
a) area b) area
Abb. 3.20: Unregelmäßig geformte Risse approximiert durch regelmäßige Konturen [144]
Bei sehr flachen Oberflächenrissen mit c > 10a oder sehr tiefen Rissen mit
a > 5c wird ein konstanter Wert von area 10c verwendet [146]. Ein Sonder-
fall tritt auch bei zwei benachbarten Rissen auf. Die effektive Fläche zweier be-
nachbarter Risse wird durch den Abstand zueinander definiert. Ist der Abstand
zwischen den beiden Rissen mindestens genau so groß wie die Abmessung des
kleinsten Risses, dann wird für die Spannungsintensitätsberechnung lediglich die
Fläche des größten Risses verwendet. Bei einem geringeren Abstand hingegen, ist
die effektive Fläche aus den Flächen der beiden Risse sowie der Zwischenfläche
zu bestimmen [144].
Unter Verwendung des area -Ausdrucks kann die maximale Spannungsin-
tensität für Innenrisse mit
[email protected]
3.1 Entstehung von Ermüdungsrissen 99
D 0,226 HV 10 4 (3.31)
ist [150]. Durch diese Abschätzung ist eine maximale Abweichung von 10% ge-
genüber entsprechenden Experimenten festzustellen [144].
Fehler HV
1,0
Riss 170
Kerbe 170
Sackloch 170
Kerbe 180
'K th /(HV + 120)
0,1 d 2a
D d
Abb. 3.21: Abhängigkeit des Thresholdwertes 'Kth bezogen auf (HV + 120) vom Geometriefak-
tor area unterschiedlicher Defektformen [144]
[email protected]
100 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
Die Grenzen der Anwendbarkeit des area -Konzepts liegt in der Größe des
Fehlers. Der Fehler darf maximal einen Flächeninhalt von 1000 µm, muss aber ei-
ne minimale Länge a* eines nicht-wachsenden Risses besitzen. Aus Gl. (3.30) und
der Dauerfestigkeit VD0 fehlerfreier Bauteile kann die minimale Fläche area be-
stimmt werden. Ist VD0 nicht bekannt, schlägt Murakami folgende Abschätzung
vor:
V D0 # 0,5 Rm # 1,6HV . (3.32)
1,0
0,1
10 100 1000
area , µm
Abb. 3.22: Zusammenhang zwischen der Schwellspannung Vth bezogen auf (HV + 120) und dem
Geometriefaktor area für unterschiedliche Defektformen [144]
Im Gegensatz dazu ist im Bereich der Zeitfestigkeit ein deutlicher Einfluss der
Defektform zu erkennen (Abb. 3.23). Bei gleichen Werten von area ist die
Restlebensdauer eines Bauteils mit Riss im Allgemeinen niedriger als bei Bautei-
len mit Kerben, da die Rissinitiierungslebensdauer ausgehend von einem Riss we-
sentlich kürzer ist [144]. Um Einflüsse von Eigenspannungen zu vermeiden, wur-
de in den dargestellten Untersuchungen von Murakami und Endo (z.B. [144])
[email protected]
3.2 Kurzrisswachstumskonzepte 101
700
600
Spanung ı [MPa]
500
400
300
200
HV = 510
100
0
10 5 10 6 10 7 10 8
Lastwechselzahl N
d
d x 100 µm (Sackloch)
area x 63 µm
l l x 100 µm (2 Sacklöcher mit
einem Riss verbunden)
area x 63 µm
l
l x 100 µm (Riss)
area x 63 µm
Abb. 3.23: Wöhlerkurve für Proben mit unterschiedlichen Fehlern der gleichen Größe area
[144]
3.2 Kurzrisswachstumskonzepte
[email protected]
102 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
3.2.1 Mikrostrukturmodelle
[email protected]
3.2 Kurzrisswachstumskonzepte 103
wobei I die Rissspitzenverschiebung und f kennzeichnend für den Anteil der Ver-
setzungen im plastischen Gleitband vor der Rissspitze ist, der aktiv an der Risser-
weiterung beteiligt ist. Die plastische Rissspitzenverschiebung ist wie folgt defi-
niert [156]:
2N 1 n 2
I V aS , (3.38)
G n
wobei G der Schubmodul, V die Belastung und aS die Oberflächenrisslänge ist.
Während bei einer Schraubenversetzung N = 1 ist, gilt bei einer Stufenversetzung
N = 1 - Q. Der dimensionslose Parameter n = a / (a + Z) beschreibt die Position
der Rissspitze in Bezug zur Korngrenze, bei der die Hauptversetzung blockiert
wird. Bei einer konstanten äußeren Belastung hängt die Spannungsverteilung vor
dem Riss somit allein vom Parameter n ab. Das persistente Gleitband ist solange
an der mikrostrukturellen Grenze blockiert bis die Spannung vor der plastischen
Zone groß genug ist, um ein neues Gleitband im nächsten Korn zu initiieren. Bei
einem wachsenden Riss, dessen plastische Zone an einer mikrostrukturellen Bar-
riere blockiert ist, ist dies der Fall, wenn n den kritischen Wert
§ S V V Li ·
nC cos¨¨ ¸ (3.39)
©2 V V ¸¹
mit
d
K th VD S (3.41)
2
und
K V S (a Z ) (3.42)
[email protected]
104 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
V D § mi ·
V Li ¨ ¸ (3.43)
i ¨© m1 ¸¹
'V D
KT V S i (3.47)
2 2
Die Lastwechselzahl, die zum Wachstum des Risses durch ein Korn benötigt
wird, ergibt sich durch Integration von Gl. (3.37) von nS bis nC. Die Anrisslebens-
dauer entspricht der Summe der Lastwechselzahlen zum Durchqueren von z Kör-
nern. Die Anzahl z der durchquerten Körner ergibt sich wiederum aus der Division
der gesamten Risslänge und der durchschnittlichen Körngröße [255].
Im Gegensatz zur Modellierung einer Kornstruktur mit konstanter Korngröße
im Ansatz nach Navarro und de los Rios berücksichtigt Andersson [6] in einem
erweiterten Ansatz mögliche Korngrößenvariationen. Eine Simulation des Kurz-
risswachstums ist mit dem Modell nach Andersson bis zu einer Länge der zehnfa-
chen mittleren Korngröße möglich.
Die Originalform des Ansatzes nach Navarro und de los Rios berücksichtigt
den Effekt der mikrostrukturellen Beeinflussung des Risswachstums bis zum Ver-
sagen des Bauteils. Jedoch konnten beispielsweise Hussain et al. [92] durch expe-
[email protected]
3.2 Kurzrisswachstumskonzepte 105
N 1 n2
I* 'V aS (3.48)
G n
ersetzt. In der zweiten Phase, in der die Mikrostruktur unberücksichtigt bleibt,
wird
§S V ·
n nC nS cos¨¨ ¸
¸ (3.49)
© 2 VV ¹
gesetzt. Durch separate Integration der Lebensdauer in den beiden Phasen ergibt
sich die Gesamtlebensdauer des Bauteils.
Aufbauend auf der Rissspitzenöffnungsverschiebung als Größe der Verset-
zungsdichte und des plastischen Felds um die Rissspitze entwickelten Shyam et al.
[232] ebenfalls ein Zwei-Phasen-Modell. Für eine Stufenversetzung ergibt sich
folgende Beziehung für eine monotone Rissspitzenverschiebung:
8V F (1 Q 2 ) a ª § S V max ·º
Imax ln «sec¨¨ ¸»
¸ (3.50)
S E «¬ © 2V F ¹»¼
16V F (1 Q 2 ) a ª § S V max (1 R ) ·º
Ic ln «sec¨¨ ¸» . (3.51)
S E 4V F ¸
¬« © ¹¼»
Shyam et al. gehen davon aus, dass Wachstum an der Rissspitze eintritt, wenn
die akkumulierte Rissspitzenverschiebung einen kritischen Wert Icr erreicht. Die
dazugehörige Lastwechselzahl ergibt sich zu: 'N = Icr/(fIc), wobei f den Anteil
der Belastung wiedergibt, der bei jedem Lastwechsel irreversibel verbleibt. Zudem
gilt die Annahme, dass gelten muss Imax = Icr und die Risserweiterung 'a = EIm
ist, wobei E einem Geometriefaktor entspricht. Daraus lässt sich eine mittlere
Risswachstumsrate
da
N Ic Im (3.52)
dN
ableiten, wobei N = fE/Icr ist. Unter Vernachlässigung der Initiierungslastwech-
selzahl (Ni = 0) kann sehr einfach durch Integration der Gl. (3.52) die Lebensdauer
ermittelt werden:
1 §1 1 ·
Nf ¨¨ ¸¸ (3.53)
O © ai af ¹
[email protected]
106 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
mit
2
ª128V
F (1 Q 2 ) 2 º ª § S V max · § S V max (1 R) ·º
O N« » «ln¨¨ sec ¸ ln¨ sec ¸» . (3.54)
2 2 2V F ¸ ¨ 4V F ¸
¬« S E ¼» ¬« © ¹ © ¹¼»
3.2.2 Rissschließmodelle
[email protected]
3.2 Kurzrisswachstumskonzepte 107
a) 'ı
Mikrostruktur
'ı
b) 'ı
2a
Ȧ mechanisches Modell
'ı
c)
'K th,micro
'ıF Spannungsverlauf
ª 2V 1F § a ·º
K micro V S (a Z ) «1 arccos¨ ¸» , (3.55)
¬« S V © a Z ¹¼»
[email protected]
108 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
1,2
2,0
0,2
Korngrenze
0,0
Korn 1 Korn 2
-0,2
0,04 0,06 0,08 0,10 0,12 0,14
a [mm]
x10 -6
b) 160
R = -1, ı F1= 400 MPa, a i = 0,05 mm
140 C
ımax = 180 MPa, K micro = 2,0 MPam
120 ıF2/ ıF1
'CTOD [mm]
[email protected]
3.2 Kurzrisswachstumskonzepte 109
ª § S V · º
« S re ¨ sec max 1¸ »
« ¨ 2 VF ¸ »
© ¹
L « » (V max V min )
« »
« Y S a §¨ sec S V max 1·¸ »
« 2 ¨ 2 VF ¸»
¬ © ¹¼
wobei A und k Materialparameter sind. Y ist der Geometriefaktor, der bei kleinen
halbkreisförmigen Oberflächenrissen mit 0,65 angenommen werden kann. Kop,max
entspricht dem Rissschließniveau eines langen Risses und 'Keff,th dem um das
Rissschließen korrigierten Thresholdwert. Die Materialkonstante re gibt eine
Grenzrisslänge an, ab der die Mikrostruktur einen deutlicheren Einfluss auf die
Ermüdungsfestigkeit hat als ein kurzer Riss. Bestimmt wird re durch:
[email protected]
110 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
2
§ 'K eff, th · 1
re ¨
¨ 'V
¸
¸ , (3.60)
© D §
¹ S ¨ sec
¨
S V
2V F ¸
max 1·¸ 1 2Y 0,5Y 2
© ¹
indem 'K = 'Keff,th und 'V = 'VD gesetzt werden. Gleichung (3.58) weist im
Vergleich zu Risswachstumsgesetzen der klassischen linear-elastischen Bruchme-
chanik drei wesentliche Änderungen auf. Erstens wurde neben dem effektiven
Thresholdwert zusätzlich der Materialkennwert re eingeführt, der im Zusammen-
hang zur Dauerfestigkeit steht. Zweitens wird in ähnlicher Weise wie beim Fließ-
streifenmodell elastisch-plastisches Materialverhalten dadurch berücksichtigt, dass
zur Risslänge a die Hälfte der plastischen Zonengröße unter Verwendung der
Dugdale-Gleichung addiert wird:
a § S V ·
amod ¨¨ sec max 1¸¸ . (3.61)
2 © 2 VF ¹
Drittens berücksichtigen McEvily et al. das Rissschließverhalten eines kurzen
Risses in Abhängigkeit der Risslänge, welches sich durch den Faktor k widerspie-
gelt:
Der Faktor k ist einerseits von der Belastungshöhe und andererseits von der Riss-
länge abhängig, so dass McEvily et al. eine Funktion k = f(a) verwenden [95].
Wird Gl. (3.58) gleich null gesetzt, ergibt sich ein Kitagawa-Takahashi-
Diagramm, welches das Rissschließen berücksichtigt.
Abweichend von den Modellen der klassischen Bruchmechanik, bei denen die
Wurzel der Risslänge in das Risswachstumsgesetz einfließt, sind in der Literatur
unterschiedliche Modelle für kurze Risse der Form
[email protected]
3.2 Kurzrisswachstumskonzepte 111
n
da §V ·
B ¨¨ a ¸¸ a (3.63)
dN ©VF ¹
beschrieben (z.B. [35, 168]). Nisitani und Goto [168] empfehlen die Anwendung
dieses Risswachstumsgesetzes bei hohen Nennspannungen (Va t 0,6VF). Im Falle
niedriger Nennspannungen, d.h. Va d 0,5VF, findet das Paris-Gesetz unter Ver-
wendung des zyklischen Spannungsintensitätsfaktors Anwendung. Physikalisch
begründet werden diese Ansätze dadurch, dass Kleinbereichsfließen bei sehr ho-
hen Belastungen nicht mehr gewährleistet ist. Einen ähnlichen Ansatz für einen
Aluminiumguss verfolgen Caton et al. [35, 36]:
m
ª§ n º
da V ·
D «¨¨ H max a ¸¸ a » . (3.64)
dN «© VF ¹ »
¬ ¼
Unter Vernachlässigung der Rissinitiierung kann mittels der Integration von Gl.
(3.64) beginnend bei einer Anfangsrisslänge ai bis zu einer Endrisslänge af von 2
bis 3 mm eine Lebensdaueraussage gemacht werden. Dies ist insbesondere zur
Bestimmung von Wöhlerlinien einsetzbar.
Sadananda und Vasudevan [203, 204] gehen davon aus, dass der Unified Appro-
ach (vgl. Kapitel 2.5.3.2 und 2.5.4.1) unter Beachtung von 'K und Kmax uneinge-
schränkt auch auf die Vorhersage des Risswachstums kurzer Risse angewendet
werden kann und die Anomalien des Kurzrisswachstums lediglich durch Missach-
tung des zweiten Schwellenwertes K*max,th begründet sind. Weiterhin setzen sie
voraus, dass die Schwellenwerte und die Risswachstumsdaten des Langrisswachs-
tums auch auf das Kurzrisswachstum anwendbar sind. Jedoch sind zur Beschrei-
bung des Kurzrisswachstums Eigenspannungen in Form eines Eigenspannungsin-
tensitätsfaktors 'KR zusätzlich zur aufgebrachten zyklischen Spannungsintensität
'Kapp zu berücksichtigen. Eigenspannungen können entweder von vornherein e-
xistieren, wie z.B. durch Kerben, Einschlüsse oder Poren, oder in-situ erzeugt
werden, wie z.B. durch Extrusionen und Intrusionen.
Durch die Betrachtung der Risswachstumsraten (Abb. 3.26) kann der Eigen-
spannungsintensitätsfaktor 'KR als Differenz der zyklischen Spannungsintensitä-
ten kurzer und langer Risse eines Rissgeschwindigkeitsniveaus bestimmt werden.
In der Regel wirken sich Eigenspannungen lediglich auf Kmax und nicht auf die
zyklische Spannungsintensität 'K aus. Da sie zudem im Allgemeinen mit einem
großen Gradienten versehen sind, nimmt der Effekt mit zunehmender Risslänge
sehr stark ab.
[email protected]
112 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
'K th
mit 'Veff = Vmax - Vcl und 'Heff = Hmax - Hcl. 'Jeff wird aufbauend auf der Näherungs-
lösung des 'J-Integrals für einen halbkreisförmigen Oberflächenriss nach Dow-
ling [55]
[email protected]
3.2 Kurzrisswachstumskonzepte 113
ª 'V 2 1,02 º
'J 'J el 'J pl «1,24 'V 'H pl » a (3.67)
«¬ E nc »¼
aus dem absteigenden Hystereseast bis zum Rissschließpunkt bestimmt. Durch die
Verwendung des absteigenden Hystereseastes bis zum Rissschließpunkt sind die
an die Wegunabhängigkeit geknüpften Bedingungen erfüllt und das Werkstoffver-
halten kann gemäß der Ramberg-Osgood-Gleichung beschrieben werden [259].
Zur Berechnung der Rissöffnungsspannung verwendet Vormwald die Rissöff-
nungsfunktion J nach Newman [159] (s. Kap. 2.5.3.2, Gl (2.97)). Unter der An-
nahme der Konstanz der Form der Rissfläche und der daraus folgenden Konstanz
der Rissgeschwindigkeiten reduziert Vormwald Gl. (2.98), indem DCF = 1 verwen-
det wird [259].
'ıeff
İ
ıop
ıcl 'İeff
İop
İcl
Abb. 3.27: Definition des Rissöffnungs- und Rissschließverhaltens nach Vormwald (nach [259])
Vormwald konnte weiterhin zeigen, dass sich der Riss nicht bei der gleichen
Spannung schließt, bei der er sich öffnet, jedoch bei der gleichen Dehnung (Abb.
3.27).
Zur vorgeschichteabhängigen Bestimmung der Rissöffnungs- bzw. Rissschlie-
ßungsdehnung wird zunächst schwingspielweise, d.h. für eine geschlossene Hyste-
reseschleife, eine Rissöffnungsdehnung Hop,CA bestimmt, die das Schwingspiel un-
ter einstufiger Belastung als fiktive Vorgeschichte erzeugt hätte:
1 / nc
V op V min § V op V min ·
H op, CA H cl,CA H min 2 ¨¨ ¸
¸ , (3.68)
E © 2K c ¹
wobei das Masingverhalten, d.h. der Hystereseschleifenast entspricht der verdop-
pelten zyklische Spannungs-Dehnungs-Kurve, angenommen wird. Daran schließt
sich die Berechnung der wirkenden Rissöffnungsdehnung Hop des aktuellen
Schwingspiels in Abhängigkeit der Rissöffnungsdehnung Hop,n-1 des vorangegan-
[email protected]
114 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
die Teilschädigung
1 ° P m J / Q für PJ t PJ, D
'D ® J (3.71)
N °̄ 0 für PJ PJ, D
wobei der Wert für mJ aus der PJ-Wöhlerlinie zu übernehmen ist. Weiterhin kön-
nen mittels des Elastizitätsmoduls folgende Abschätzungen vorgenommen wer-
den:
[email protected]
3.2 Kurzrisswachstumskonzepte 115
§ da mm · E
'J eff ¨ 105 ¸ [mm] , (3.74)
© dN Lw ¹ 5 106
mJ
§ 5 105 ·
CJ 10 5 ¨ ¸ E mJ . (3.75)
¨ [mm] ¸
© ¹
Um das Absinken der Dauerfestigkeit PJ,D in Gl. (3.71) mit wachsender Riss-
länge bzw. Schadenssumme zu beschreiben (vgl. Kap. 3.1), verwendet Vormwald
das Schwellenwertmodell von Tanaka et al. [245, 246]. Daraus lassen sich unter
der Annahme eines Anfangsrisses der Länge a0 folgende Gleichungen ableiten:
'V D ai l *
( a ! ai ) (3.76)
'V D,0 a l*
bzw.
'K th, KR a
( a ! ai ) (3.77)
'K th, LR a l*
PJ, D ai l *
für a ! ai (3.78)
PJ, D,0 a l*
ai >a e
1 m J
(1 m) C PJ m J N @1 /(1 m J )
(3.80)
lässt sich durch Integration von Gl. (3.65) mit ae als Risslänge des technischen
Anrisses berechnen. Unter Beachtung der Schädigungsparameterwöhlerlinie (Gl.
(3.70)) zeigt sich, dass die fiktive Anfangsrisslänge ai eine von der Belastungshö-
he unabhängige Konstante ist:
[email protected]
116 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
ai >a e
1 m J
(1 m) C Q @1 /(1 m J )
. (3.81)
Mittels der Integration des Rissfortschrittsgesetzes (Gl. (3.65)) lässt sich folgender
Zusammenhang zwischen der Risslänge
a >(a e
1 m J
ai1 m J ) D ai1 m J @
1/(1 m J )
(3.83)
ai l *
PJ, D PJ, D,0 . (3.84)
>(ae
1 m J
ai1 m J ) D ai1 m J @
1/(1 m J )
l*
ai l *
PJ, D,e PJ, D,0 a ! ai (3.86)
ae l *
nach Gl. (3.78) in 200 Klassen vorgenommen. Im nächsten Schritt wird die An-
zahl der Schwingspiele n = z H0 bestimmt, die notwendig ist, um die Dauerfes-
tigkeit von der Höhe der Kollektivstufe PJ,i auf die Höhe der nächst niedrigeren
Stufe PJ,i+1 abzusenken. Der Betrag 'Dj, um den die Schadenssumme erhöht wer-
den muss, um die Dauerfestigkeit von der Stufe PJ,i auf PJ,i+1 zu senken, ergibt sich
zu:
[email protected]
3.2 Kurzrisswachstumskonzepte 117
j nj j 'D j
z hi ( PJ,i ) hi ( PJ,i )
'D j ¦ N i ( PJ,i ) H0
¦
N i ( PJ,i )
nj H0
j
hi ( PJ,i )
(3.87)
i 1 i 1
¦ Ni ( PJ,i )
i 1
bzw. zu
§ PJ, j1 · 1§ PJ, j ·
'D j D j1 D j f 1¨ ¸f ¨ ¸ (3.88)
¨ PJ, D,0 ¸ ¨ PJ, D,0 ¸
© ¹ © ¹
mit
1 m J
ªP ° § P ·½°º
ai1 m J « J, D,0 ®ai l * ¨1 J, D ¸¾»
« PJ, D °̄ ¨ PJ, D,0 ¸°» § PJ, D ·
¬ © ¹ ¿¼
D 1 m J 1 m J
f 1¨ ¸ (3.89)
ai ae ¨ PJ, D,0 ¸
© ¹
aus Gl. (3.84). Um die nach dem zweiten Durchlauf noch aufbringbaren Schwing-
spiele N-2 zu bestimmen, sind alle nj Lastwechsel, die zur Absenkung der Dauer-
festigkeit von PJ,D,-2 auf PJ,D,e notwendig sind, aufzusummieren:
§ PJ, j1 · 1§ PJ, j ·
f 1¨ ¸f ¨ ¸
z z ¨ PJ, D,0 ¸ ¨ PJ, D,0 ¸
© ¹ © ¹.
N2 ¦ nj H0 ¦ j
h ( P )
(3.90)
j q j q i J,i
¦ Ni ( PJ,i )
i 1
Die Addition beginnt bei der Kollektivstufe j = q, für die gilt: PJ,q t PJ,D,-2, und
endet bei der Kollektivstufe j = z, für die gilt: PJ,z > PJ,D,e. Die Anrisslebensdauer
aus der verkürzten Lebensdauerberechnung ergibt sich zu:
N 2H 0 N2 . (3.91)
[email protected]
118 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
'V 1, eff 2
PJmulti 1,24
E
(3.93)
1
1/ nc ( 1)
2
§ 1 ·
ª«'V 1, eff 1 / /2 º» n
c
1,023 ¨ ¸
nc © 2 K c ¹ ¬ ¼
Der Ansatz nach Vormwald beruht auf einigen vereinfachenden Annahmen [7]. So
wird die Rissinitiierungsphase integral von einer Anfangsrisslänge ai bis zum
technischen Anriss ae erfasst. Eine zweite vereinfachende Annahme besteht in der
Vernachlässigung der transienten Rissöffnungsentwicklung, d.h. das mit der Riss-
länge veränderliche Verhalten wird nicht berücksichtigt. Jedoch sind sehr kurze
Risse auch im Druckbereich geöffnet und entwickeln erst mit zunehmender Riss-
länge ein stabiles Rissöffnungsverhalten [7, 29]. Außerdem vereinfacht Vormwald
die Beschreibung der Rissgeschwindigkeiten kurzer Risse. So verwendet er einer-
seits die Paris-Gleichung für Rissgeschwindigkeiten da/dN > 0 und andererseits
für Rissgeschwindigkeiten da/dN = 0 das Schwellenwertkurvenkonzept in Anleh-
nung an Tanaka et al. bzw. El Haddad et al. Dadurch ergibt sich ein unstetiger
Übergang von dauerfesten Beanspruchungshöhen zu Beanspruchungshöhen mit
geringen Rissgeschwindigkeiten [7]. Anthes hat deshalb das Kurzrissfortschritts-
modell FATICA zur Anrisslebensdauervorhersage entwickelt, welches aufbauend
auf risslängenabhängigen Dehnungen den Rissfortschritt je Schwingspiel be-
stimmt. Als Rissfortschrittsgesetze verwendet Anthes im Mikrorisswachstumsbe-
reich ( a d l * )
da
dN
0
N 'H eff 0
'H eff, D Ȥ
mit F = 1 (3.96)
und im Makrorisswachstumsbereich ( a ! l * )
[email protected]
3.2 Kurzrisswachstumskonzepte 119
da
dN
>
C (Y E 'H eff S a ) m ('K İ,eff, th ) m , @ (3.97)
wobei 'KH dem Dehnungsintensitätsfaktor (Gl. (3.1)) nach El Haddad et al. [60]
entspricht. N, C und m sind werkstoffabhängige Parameter, die aus der Anpassung
an die Dehnungswöhlerlinie bzw. die Rissfortschrittskurve bestimmt werden kön-
nen. Für die Grenzrisslänge l* gilt, dass die Rissgeschwindigkeiten im Mikro- und
Makrorisswachstumsbereich gleich sind, d.h. es gilt:
2
§ª 1/ m ·
¨ ('H 0 'H 0 ) N ('K ) mº ¸
eff eff, D eff, th
1 ¨ «¬ C »
¼ ¸
l* ¨ 0 ¸ . (3.98)
S ¨ Y E 'H eff ¸
¨ ¸
© ¹
Im FATICA-Algorithmus wird zunächst aus den Spannungen und Dehnungen
des aktuellen unteren Umkehrpunkts i der Hystereseschleife und des unmittelbar
vorangegangenen oberen Umkehrpunkts i-1 aufbauend auf der fiktiven einstufig
stabilisierten Rissöffnungsspannung Vop,CA,i-1 die entsprechende fiktive einstufig
stabilisierte Rissöffnungsdehnung Hop,CA,i-1 mit Gl. (3.68) ermittelt. Die zugehörige
risslängenabhängige Rissöffnungsdehnung für die aktuelle Risslänge ai zur Be-
rücksichtigung des transienten Verhaltens der Rissöffnung vom Kurzrisswachstum
zum Langrisswachstum ergibt sich zu:
a a 0 d a i
H op, CA,i -1 H cl, CA,i -1 H op, CA,i -1 (H op, CA,i 1 H op, CA,i -1 ) e (3.99)
mit
0
H op, CA H min,i für R t 1 , (3.100)
0
H op, CA H max,i -1 für R 1 . (3.101)
a 0 l D*
'H eff, D 'H eff, D (3.103)
a l D*
[email protected]
120 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
mit
1 §¨ 'K eff, th ·¸
lD* (3.104)
0
S ¨ Y E 'H eff, ¸
© D¹
0
und 'H eff, D als dauerfest ertragbare effektive Dehnungsschwingbreite für eine
0
Risslänge a | 0, wird iterativ die effektive Dehnungsschwingbreite 'H eff mit fol-
gender Gleichung bestimmt:
a
'H eff l*
. (3.105)
0
'H eff a l*
Daraus läst sich der Risslängenzuwachs pro Schwingspiel mittels Gl. (3.96) ermit-
teln. Diese iterative Berechnung des Risslängenzuwachses wird solange wieder-
holt, bis die Gesamtrisslänge ai = ai-1 + dai eine definierte Anrisslänge und damit
die Anrissschwingspielzahl erreicht. In jedem Schleifendurchlauf wird in Abhän-
gigkeit der Höhe des aktuellen Schwingspiels im Vergleich zur Dauerfestigkeit
entschieden, ob die aktuelle Rissöffnungsdehnung gemäß Gl. (3.99) oder die vor-
herige Rissöffnungsdehnung verwendet wird.
Um die Lastsequenz und die sich daraus ergebenden verzögernden und be-
schleunigenden Wirkungen von Lastwechseln unterschiedlicher Amplitude zu be-
rücksichtigen, entwickelte Anthes [7] zudem einen modifizierten Rainflow-
Algorithmus. Mit diesem Algorithmus werden aufsteigende Hystereseschleifen-
halbäste als Schädigungsereignisse bewertet, so dass im Gegensatz zur klassischen
Rainflow-Zählung die Lastsequenz unverändert in die Schädigungsbewertung ein-
geht. Sollte sich nicht unmittelbar eine geschlossene Hysterese bilden, verwendet
Anthes sogenannte Scheinhysteresen, deren Schädigungsbeitrag unmittelbar re-
gistriert wird. Wenn sich die Hysterese zu einem späteren Zeitpunkt schließt, wird
der Schädigungsbeitrag entweder bestätigt oder aber entsprechend korrigiert.
Durch dieses Vorgehen wird im Gegensatz zum klassischen Rainflow-Verfahren,
bei dem lediglich geschlossene Hysteresen gezählt werden, außerdem gewährleis-
tet, dass Residuen zur Schädigung beitragen.
Der Schädigungsprozess lässt sich nach Laue et al. [117-119] in zwei Teilprozesse
einteilen. In der Frühphase erfolgt die Schädigung durch In- und Extrusionen an
der Oberfläche. Nach einer starken Zunahme zu Beginn nähert sich die plastizi-
tätsinduzierte Oberflächenaufrauung einem Grenzwert. Die sich anschließende
Phase ist durch das Wachstum eines Risses ausgehend von der Oberflächenschä-
digung gekennzeichnet, so dass die weitere Entwicklung der Oberflächenschädi-
gung eine untergeordnete Rolle spielt. Da jedoch beide Prozesse während der An-
risslebensdauer mehr oder weniger parallel ablaufen, schlagen Laue et al. vor, die
[email protected]
3.2 Kurzrisswachstumskonzepte 121
Für einen Oberflächenriss nehmen Laue et al. an, dass bis zu einer Oberflä-
chenrisslänge 2c = 1 mm das Rissöffnungsverhältnis U = 0,8 = konst. ist. Das ef-
fektive zyklische J-Integral kann unter der Annahme des ebenen Spannungszu-
standes mit folgender Beziehung in einen effektiven zyklischen Spannungsintens-
itätsfaktor umgerechnet werden:
Als Anfangsrisslänge dient ein Riss, dessen Länge als eine der Oberflächen-
schädigung äquivalente Größe aufgefasst wird und die ablaufenden Schädigungs-
prozesse kumulativ beschreibt. Während die Parameter C2 und m2 in Gl. (3.106)
aus Langrisswachstumsexperimenten bekannt sind, ergeben sich C1 und m1 aus
der Anpassung an die entsprechende Dehnungswöhlerlinie. Da die Schädigung in
der Rissinitiierungsphase degressiv verläuft, ist ein negativer Exponent m1 anzu-
setzen, der in Abhängigkeit des Werkstoffes auch lastabhängig sein kann.
Im Bereich mikrostrukturell kurzer Risse, der durch den ersten Term in Gl.
(3.106) bestimmt ist, werden durch das Modell höhere Risswachstumsraten vor-
hergesagt als für physikalisch kurze oder lange Risse (Abb. 3.28). Sobald die
Risswachstumsrate ein Minimum aufgrund des Annäherns an eine mikrostruktu-
relle Barriere erreicht hat (Abb. 3.28), wird die Risswachstumsrate durch den 2.
Term in Gl. (3.106) bestimmt und nimmt monoton mit der Risslänge zu. Das Mi-
nimum der Rissgeschwindigkeiten sehen Laue und Bomas als Übergang von der
Rissinitiierungs- zur Risswachstumsphase an [118].
[email protected]
122 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
10 -4
İ a1
10 -5 da
+ da
da/dN [mm/Lw]
-6 dN Initiierung dN Wachstum
10 İ a2
da
10 -7 dN Initiierung
10 -8 da
dN Wachstum
10 -9 İa1 > İa2
0,01 0,1 1
Risslänge a [mm]
Abb. 3.28: Nach dem Additionsmodell von Bomas und Laue bestimmte Rissgeschwindigkeiten
in Abhängigkeit der Belastung (nach [118])
Durch die Anwendung des Additionsmodells nach Laue und Bomas auf eine
zweistufige Beanspruchung ergeben sich Kurven, die denen der Schädigungskur-
ven auf der Basis des Damage-Curve-Ansatzes (DCA) nach Manson und Halford
(vgl. Abb. 2.9) gleichen. Abbildung 3.29 zeigt exemplarisch die Anwendung des
Modells nach Laue und Bomas auf unterschiedliche zweistufige Beanspruchungen
für einen feinkörnigen Stahl.
1,0 n1 n2
İ2
0,8 İ1
Konzept nach Bomas und Laue
İ1 < H2 mit den Dehnungen İ1 und İ2 :
0,16% l 0,24%
0,4 0,16% l 0,40%
n1 n2
İ1 Palmgren-Miner-Regel
0,2
İ2
İ1 > İ2
0
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0
n1 /NA1
Abb. 3.29: Anwendung des Konzepts nach Laue und Bomas auf zweistufige Belastungen für ei-
nen feinkörnigen Stahl (nach [118])
[email protected]
3.2 Kurzrisswachstumskonzepte 123
und Halford lediglich eine Anpassung der Kurven an Messwerte dar, während sich
die in Abb. 3.29 dargestellten Kurven aus der Modellierung ergeben [117].
Das Konzept ist auch auf Betriebsbelastungen anwendbar. Dazu ist mit ent-
sprechenden Verfahren zunächst die Dehnungsamplitude an der kritischen Stelle,
der Effektivwert des zyklischen J-Integrals und der Rissfortschritt da/dN im aktu-
ellen Schwingspiel zu ermitteln. Dieser Vorgang ist solange zu wiederholen, bis
eine kritische Risslänge von z.B. 0,5 mm erreicht ist [118].
Die Ansätze der kritischen Ebene dienen der Beurteilung der Rissinitiierung unter
mehraxialen Beanspruchungen. Dabei werden Spannungs- und Dehnungswerte ei-
ner kritischen Ebene, die je nach Ansatz unterschiedlich definiert ist, zur Ermitt-
lung der Schädigung verwendet. Eine Vielzahl derartiger Konzepte ist entwickelt
worden. Eine zusammenfassende und bewertende Darstellung ist beispielsweise
[103, 235] zu entnehmen.
Auf der Theorie der kritischen Schnittebenen baut Jiang [98, 99] ein Lebens-
dauerkonzept unter Verwendung der makroskopischen Beschreibung des Materi-
alverhaltens auf, das die Initiierungs- und Wachstumsphase einschließt, ohne eine
explizite Trennung der Phasen vorzunehmen. Im Gegensatz zu den klassischen
Methoden der kritischen Schnittebenen ist eine vorherige Rainflow-Zählung nicht
erforderlich. Die entsprechenden Spannungen und Dehnungen nahe der Rissspitze
werden mittels einer elastisch-plastischen Finite-Elemente-Analyse an einem sta-
tionären Riss nach 10 Lastwechseln ermittelt. Als Ermüdungskriterium setzt Jiang
folgenden Ansatz [97]
m
V mr V
dD 1 1 dU pl (3.110)
VD Rm
1 b
dU pl b V dH pl W dJ pl
2
gilt. V entspricht der Normalspannung und W der Schubspannung in einer Schnitt-
ebene mit den plastischen Anteilen der Dehnung Hpl und der Schubverformung Jpl.
Vmr ist ein Kennwert, der das Werkstoffgedächtnis repräsentiert und besitzt als An-
fangswert die Dauerfestigkeit. Bei einer konstanten Amplitudenbelastung ergibt
sich Vmr aus dem Maximum der von Mises-Vergleichsspannung. m und b sind
werkstoffabhängige Parameter. Die Konstante b spiegelt das Rissverhalten des
Materials wieder und ist zwischen 0 und 1 definiert. Als kritische Schnittebene de-
finiert Jiang diejenige Ebene, bei der die Schädigungsakkumulation einen kriti-
[email protected]
124 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
schen Wert D0 erreicht. Ist der kritische Wert erreicht, versagt der Materialpunkt
in der kritischen Ebene. Im Falle des Versagens eines Punktes im Kerbgrund er-
gibt sich die Initiierungslebensdauer zu:
D0
Ni , (3.112)
'Dir
wobei 'Dir die Schädigung des Materials im Kerbgrund pro Lastwechsel ist. Diese
Initiierungslebensdauer ist damit nicht mit der klassischen Definition der Initiie-
rungslebensdauer vergleichbar. Für eine gegebene Risslänge kann mit Gl. (3.110)
die Verteilung der Schädigung 'D(r) pro Lastwechsel in Abhängigkeit der Polar-
koordinate r ermittelt werden. Die Rissgeschwindigkeit ist definiert als:
da A
(3.114)
dN D0 Ni 'Di
Ni'Di definiert Jiang als Schädigung in der Kerbeinflusszone, wobei 'Di die
Teilschädigung je Lastwechsel ist. Aus der so ermittelten Abhängigkeit der Riss-
wachstumsrate da/dN von der Risslänge a kann mittels numerischer Integration
der Zusammenhang zwischen der Risslänge und der Lebensdauer hergestellt wer-
den.
3.3 Gesamtlebensdauerkonzepte
Die in den Kap. 2.4, 2.5, 3.1 und 3.2 beschriebenen Konzepte stellen zumeist ein-
zelne Teilabschnitte der Gesamtlebensdauer dar. In den nachfolgenden Kapiteln
sind ausgewählte Konzepte dargestellt, die unter Verwendung der Ansätze zur Be-
triebsfestigkeit, der Bruchmechanik sowie der Rissentstehung und des Kurzriss-
wachstums die gesamte Lebensdauer vorhersagen bzw. bewerten.
In der Ermüdungslebensdauerkarte (Abb. 3.30) nach Larsen et al. [116] ist zusätz-
lich zur Schwellwertkurve der Rissentstehung nach Kitagawa und Takahashi eine
weitere Grenzkurve zur Beurteilung des instabilen Risswachstums eingetragen.
Diese Grenzkurve ist definiert einerseits durch die Zugfestigkeit Rm und anderer-
[email protected]
3.3 Gesamtlebensdauerkonzepte 125
Rm -Grenze
1000
KC -Grenze
10 3
N=1
ǻıD
10 4
ǻı[MPa]
'K th = konst.
10 5
N > 107
Nachweis-
grenze ZfP
10 6
100
Auftretenswahr-
scheinlichkeit 10 7
In Abb. 3.30 ist ferner die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Risses mit einer
bestimmten Risslänge sowie die Nachweisgrenze eines zerstörungsfreien Prüfver-
fahrens eingetragen, die deutlich oberhalb von 0,025 mm liegen. Damit ist die
Ermüdungslebensdauerkarte ein nützliches Medium zur Bewertung von Bauteilen
und Strukturen.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgen Ciavarella und Mono [38] sowie Pugno et
al. [185], in dem die endliche Lebensdauer durch eine Kombination aus Wöhler-
kurve und Rissgeschwindigkeitskurve beschrieben wird. Als verallgemeinertes Ki-
tagawa-Takahashi-Kriterium folgt [38]
1 1 / m
ª m º 1 1½
°§ N D · k «§m2· 2 » m
°
2
'V th ( N , a) min ®¨ ¸ 'V D , ¨ ¸ C PGA S N a ¾
°© N ¹ «© 2 ¹ » °
¯ ¬ ¼ ¿
(3.115)
[email protected]
126 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
aus der Wöhlerkurve und der Integration des Paris-Gesetzes. Weiterhin kann dar-
aus eine verallgemeinerte El Haddad-Beziehung abgeleitet werden [38]:
1 / m
ª m º 1 1
'V th ( N , a) «§¨ m 2 ·¸ CPGA S 2 N » a a t ( N ) m 2 (3.116)
«© 2 ¹ »
¬ ¼
mit der Risslänge
2
ª m m m
§m · k º 2m
at «a1 (m/2) C 2 m
¨ 1¸ N D 'V D N k »
k , (3.117)
PGA S
« f, t ©2 ¹ »
¬ ¼
die den Übergang vom Wöhlerbereich zum Paris-Bereich angibt, und der Risslän-
ge
1 ª K C (1 R ) º
af, t « », (3.118)
S «¬ N D / N 1 / k 'V D »¼
mi (1 R ) 'V D(R 0) V cl
'V th V cl für Rd0, (3.120)
m1 2a / d
wobei Vcl eine Rissschließspannung, d die mittlere Querkörngröße und mi der
Kornorientierungsfaktor ist. Der Exponent D ist ein werkstoffabhängiger Parame-
ter, der die R-Abhängigkeit der Dauerfestigkeit wiedergibt und zwischen 0 und 1
liegt. Als Thresholdwerte der Ermüdungsrissausbreitung ausgedrückt, ergeben Gl.
(3.119) und Gl. (3.120):
m d
'K th Y i (1 R ) Į 'V D(R 0) S für Rt0 (3.121)
m1 2
[email protected]
3.3 Gesamtlebensdauerkonzepte 127
m d
'K th Y i (1 R) 'V D(R 0) S für Rd0 (3.122)
m1 2
100
kein Risswachstum
Rissstadium I
Rissstadium II
instabile Rissausbreitung
10
0,01 0,1 1,0 10
a [mm]
b)
1000
plastischer Kollaps
ǻı [MPa]
100
kein Risswachstum
Rissstadium II
instabile Rissausbreitung
10
0,1 1,0 10
a [mm]
Abb. 3.31: Ermüdungslebensdauerkarte nach Rodopoulos et al. für die Aluminiumlegierung EN
AW-2024-T351 (KC = 38 MPam1/2, 'VD(R = 0) = 200 MPa, mi = 0,35ln(2a/d),
d = 52 µm, D = 0,5, V1 = 0) (nach [199])
a) für R = 0,1 und b) R = 0,5
[email protected]
128 3 Zusammenwirken von Betriebsfestigkeit und Bruchmechanik
Die Grenzkurve zwischen Stadium I und Stadium II ist wie folgt definiert:
1 §2 4d ·
'V I o II ¨ (V Fc V 1 ) V1 ¸ (3.123)
Y ¨S a 2d ¸
© ¹
bzw. unter der Annahme eines komplett geöffneten Risses, jedoch unter Berück-
sichtigung des Spannungsverhältnisses
1 § 1 R · §¨ 2 4d ·
¸,
'V I o II ¨ ¸ ¨ V Fc (3.124)
Y © 1 R ¹ © S a 2d ¸
¹
wobei VF’ die zyklische Fließspannung ist. Das Rissstadium I gilt solange, bis
durch das Rissspitzenspannungsfeld eine plastische Zone erzeugt wird, die über
zwei benachbarte Körner ohne weiteres Risswachstum reicht.
Das Versagen eines Bauteils kann entweder durch plastisches oder aber durch
bruchmechanisches Versagen erfolgen. Dementsprechend unterscheiden Rodopou-
los et al. zwei Kriterien:
'V D V 1
V plastisch mi V 1 V Fc (3.125)
2a / d
bzw.
(1 R ) K C
'V Bruch . (3.126)
Y Sa
Abbildung 3.31 zeigt die mit dem Konzept nach Rodopoulos et al. erstellten
Ermüdungslebensdauerkarten in Abhängigkeit des R-Verhältnisses für die Alumi-
niumlegierung EN AW-2024-T351.
3.3.2 Rissfortschrittswöhlerlinien
k* 0,5 k m , (3.127)
[email protected]
3.3 Gesamtlebensdauerkonzepte 129
ı Rissfortschritts-
a (log) wöhlerlinie Bauteilwöhlerlinie
Neigung: m Neigung: k
ıa
ıD
Bezugswöhlerlinie
Neigung: k * = 0,5(k+m)
0,5ı
D= ı *D
H0 ND N, H (log)
Für Stähle schlagen Liu und Zenner einen Wert von 3,6 für die Neigung der
Rissfortschrittswöhlerlinie vor. Als Referenzpunkt für die Drehung der Zeitfestig-
keitsgeraden wird der Punkt auf der Bauteilwöhlerlinie in Höhe des Kollektiv-
höchstwerts in Anlehnung an das Konzept nach Corten und Dolan (vgl. Kap.
2.4.2.2) verwendet. Weiterhin wird wie beim Konzept nach Serensen und Koslow
*
(vgl. Kap. 2.4.2.2) eine fiktive Dauerfestigkeitsgrenze V D 0,5 V D festgelegt.
[email protected]
Kapitel 4
Ultra high cycle fatigue
In vielen Anwendungsbereichen werden Bauteile und Strukturen mit mehr als 107
Lastwechseln belastet. Beispielsweise sind Radsatzwellen und Eisenbahnräder in-
nerhalb von wenigen Jahren nicht selten 109 Lastwechseln ausgesetzt. Auch Heli-
koptergetriebe haben nach einer Lebensdauer von 5000 h 109 und mehr Lastwech-
sel [228]. Bei diesen hohen Lastwechseln ist die seit den Untersuchungen von
Wöhler definierte Dauerfestigkeitsgrenze nicht immer gegeben, wie zahlreiche
Untersuchungen in der Literatur zeigen [z.B. 18, 19, 133, 142, 144, 167]. Trotz
Spannungen unterhalb der Dauerfestigkeit VD treten bei N = 108 - 109 Lastwech-
seln Ermüdungsbrüche auf (Abb. 4.1). Bathias et al. [17, 19] untersuchten zahlrei-
che Werkstoffe und stellten eine Absenkung der Dauerfestigkeit im Lebensdauer-
bereich zwischen 106 und 109 um 50 MPa bis 200 MPa je nach Werkstoff fest.
konventionelle
Dauerfestigkeits-
grenze
interne
Dauerfestigkeit
10 4 10 5 10 6 107 10 8 109
Lastwechselzahl N
Abb. 4.1: Typische zweistufige Wöhlerkurve für hochfeste Stähle bis zum ultra high cycle fati-
gue-Bereich (nach [142, 151, 167, 207])
[email protected]
132 4 Ultra high cycle fatigue
Es wird davon ausgegangen, dass der Abfall der Dauerfestigkeit dadurch be-
dingt ist, dass die Rissinitiierung nicht an der Oberfläche, sondern im Inneren des
Bauteils erfolgt [142, 153]. Daraus ergibt sich eine zweistufige Wöhlerlinie (Abb.
4.1), die aus zwei einzelnen Wöhlerkurven für einen oberflächeninduzierten und
einen einschlussinduzierten Riss entsteht [207], wobei der Übergang kontinuier-
lich verläuft [167].
Im sehr hohen Lastwechselzahlbereich ist der Ausgang des Risses in der Regel ein
nicht-metallischer Einschluss, wie z.B. Al2O3, (Abb. 4.2a und b). Aber auch durch
die Mikrostruktur (Abb. 4.2c bis f) selbst, wie z.B. die Korngrößen oder Phasen-
grenzen, sowie durch Defekte, wie z.B. Gussfehler in Form von Porositäten oder
Oxidschichten, im Inneren bzw. an der Oberfläche des Bauteils können Risse initi-
ieren [18, 149].
a) c) e)
b) d) f)
70 µm 50 µm 50 µm
Die Geometrie sowie die Art und Höhe der Belastung führen beispielsweise
aufgrund der Spannungskonzentrationen an Kerben oder Oberflächenrauhigkeiten
zu einer Rissinitiierung an der Oberfläche [18].
Die Initiierung im Inneren wird nach [18, 19, 22, 207] durch zahlreiche Para-
meter beeinflusst, wie beispielsweise:
x Größe des Einschlusses bzw. Defekts,
[email protected]
4.1 Rissinitiierung bei sehr hohen Lastwechselzahlen 133
a) b) c)
50 µm
ıa = 701 MPa ıa = 649 MPa ıa = 530 MPa
N f = 9,78 x 105 Lw N f = 5,71 x 107 Lw N f = 5,33 x 10 8 Lw
area = 40 µm area = 22 µm area = 27 µm
area ODA = 47 µm area ODA = 76 µm
Abb. 4.3: Mikroskopaufnahmen optisch dunkler Gebiete im Bereich der Rissinitiierung ausge-
hend von einem nicht-metallischen Einschluss in Abhängigkeit der Spannungsampli-
tude [148]
Die Eigenschaften des ODA fasst Murakami wie folgt zusammen [149, 152]:
x Die Größe des ODA steigt mit zunehmender Lebensdauer. Insbesondere das
Verhältnis der Flächen des Einschlusses zum ODA nimmt mit zunehmender
Lebensdauer zu. ODA sind nicht nachweisbar, wenn das Bauteil bei gerin-
gen Lastwechselzahlen versagt.
x Nicht-metallische Einschlüsse binden sehr stark Wasserstoff in ihrer Umge-
bung. Auch bei geringem Wasserstoffgehalt in den Proben wird aufgrund
der Wärmebehandlung der Wasserstoff im Bereich des nicht-metallischen
Einschlusses gebunden. Erst wenn eine Sättigung eingetreten ist, wird der
restliche Wasserstoff durch Korngrenzen und Versetzungen gebunden. Die
Größe des ODA hängt bei gleicher Lebensdauer vom Wasserstoffgehalt in
[email protected]
134 4 Ultra high cycle fatigue
der Nähe des Einschlusses ab. Bei einem niedrigem Wasserstoffgehalt ist
das Gebiet kleiner als bei höheren Wasserstoffgehalt.
x Das ODA hat eine sehr raue Oberfläche, die sich von der Oberfläche des
umgebenden Gebiets (fish-eye) unterscheidet.
Shiozawa et al. [231] konnten zeigen, dass innerhalb des GBF zahlreiche Mik-
rorisse entstehen, die mit steigender Lastwechselzahl in Größe und Anzahl zu-
nehmen und sich dann zum GBF vereinigen. Da die Mikrorisse zunächst entlang
der Korngrenzen zwischen sphärischen Karbiden und der Matrix wachsen, ist die
Rauheit durch die Größe der Karbidpartikel bestimmt, die entweder in der Matrix
verbleiben oder aber Löcher durch das Abschälen aus der Matrix hinterlassen. Die
Rauheit der Oberfläche in dem Gebiet um den Einschluss entspricht im Gegensatz
zur außerhalb liegenden Oberfläche dem 2,5-fachen Wert [231]. Dieser Effekt
wird durch eine starke Kohlenstoffansammlung in der Nähe des Einschlusses ver-
stärkt [231].
Murakami [144] schlägt vor, nicht-metallische Einschlüsse, ebenfalls als kurze
Risse mit dem area -Konzept zu behandeln. In der Regel werden zur Berück-
sichtigung von Einschlüssen auf die Ermüdungsfestigkeit die Form und Größe des
Einschlusses, die Adhäsion des Einschlusses in der Matrix sowie die elastischen
Konstanten der Einschlüsse und der Matrizen aufgeführt. Da diese Parameter mit
dem Kerbfaktor und der Spannungsverteilung in der Umgebung des Einschlusses
in Beziehung stehen, wird sehr häufig versucht, Kerbfaktoren für die Einschlüsse
unter der Annahme zu ermitteln, dass die Einschlüsse als sphärische oder ellip-
senförmige Fehler angenommen werden können. Dieses Vorgehen führt nach Mu-
rakami [144, 147] jedoch zu großen Unsicherheiten, weil geringe Formabwei-
chungen zu großen Änderungen im Kerbfaktor führen. Selbst bei korrekter
Abbildung des Kerbfaktors ist im Falle kleiner Defekte die Ermüdungsfestigkeit
merkbar von der Größe beispielsweise eines Loches abhängig. Außerdem sei die
Annahme, dass der Kerbfaktor kleiner als eins wird, wenn der E-Modul des Ein-
schlusses bei idealer Adhäsion in der Matrix größer als der der Matrix ist, nicht
korrekt.
Bei der Anwendung des area -Konzepts auf die Problematik der nicht-
metallischen Einschlüsse unterscheidet Murakami zwischen Oberflächenein-
schlüssen und Einschlüssen im Inneren des Bauteils. Die Schwellspannung eines
Oberflächeneinschlusses kann mit Gl. (3.30) bestimmt werden, wobei area der
projizierten Fläche des Einschlusses auf die Ebene senkrecht zur maximalen
Hauptspannung entspricht. Besitzt der Einschluss jedoch nur partiellen Kontakt
zur Oberfläche, wird eine effektive Fläche aus der projizierten Fläche inklusive
der Restfläche zur Oberfläche verwendet, indem area mit einem Faktor von 1,137
multipliziert wird. Bei Einschlüssen im Inneren des Bauteils ergibt sich die
Schwellspannung für R z -1 zu
[email protected]
4.1 Rissinitiierung bei sehr hohen Lastwechselzahlen 135
Į
1,56 (HV 120) § 1 R ·
V th ¨ ¸ (4.1)
( area )1 / 6 © 2 ¹
mit D = 0,226 + HV10-4 (Gl. (3.31)), da der Geometriefaktor area bei einem
Einschluss im Inneren dem 1,69fachen des Oberflächeneinschlusses entspricht
[150].
Auftretende Streuungen während Ermüdungsversuchen von hochfesten Stählen
erklärt Murakami damit, dass Einschlüsse vorhanden sind, die größer als der
Grenzwert nicht-wachsender Risse sind. Da diese Einschlüsse sowohl unterschied-
lich im Bauteil positioniert sein als auch in der Größe variieren können, streut
auch die Schwellspannung. Ist hingegen ein Bauteil fehlerfrei, besitzt der Werk-
stoff eine intrinsische Ermüdungsfestigkeit, die von der Vickers-Härte abhängt
(vgl. Gl. (3.32)). Bei niedrig legierten Stählen sind die Einschlüsse im Allgemei-
nen kleiner als der Schwellenwert, so dass der Riss nicht von dem Einschluss aus-
geht und die Streubreite vernachlässigbar wird [z.B. 144]. Um im Falle hochfester
Stähle trotzdem eine quantitative Aussage machen zu können, schlägt Murakami
[144] vor, zusätzlich zu der intrinsischen Ermüdungsfestigkeit als oberen Grenz-
wert über eine statistische Auswertung der maximal auftretenden Größe des Ein-
schlusses den unteren Grenzwert zu ermitteln.
10
5
4
2
ǻK ODA
ǻK inc
ǻK inc
1
10 4 10 5 10 6 10 7 10 8 10 9
Lebensdauer bis zum Bruch N f
Abb. 4.4: Zusammenhang zwischen der Spannungsintensität 'Kinc des Einschlusses, der Span-
nungsintensität 'KODA des ODA und den entsprechenden Lebensdauern für den Stahl
34CrMo4 [231]
[email protected]
136 4 Ultra high cycle fatigue
wobei der Geometriefaktor area ODA sich aus der Summe der Flächen des Ein-
schlusses und des ODA zusammensetzt. Die Spannungsintensität, die sich entlang
des ODA ergibt, entspricht unabhängig von der Lebensdauer genau dem Thres-
holdwert des Oberflächenrisses (Abb. 4.4) [207, 209, 231].
Hingegen nimmt der Thresholdwert 'Kinc des Einschlusses mit der Lebensdau-
er ab. Dies bedeutet, das ODA ergibt sich nur, wenn der Spannungsintensitätsfak-
tor für den Einschluss kleiner als der Thresholdwert ist [207, 209]. Im höheren
Spannungsbereich ist aufgrund von Spannungskonzentrationen ein kreisförmiges
Risswachstum unmittelbar vom Einschluss ausgehend erkennbar [231]. Sakai et
al. folgern daraus, dass innerhalb des ODA ein anderer Risswachstumsmechanis-
mus vorherrschen muss, da das Risswachstum auch unterhalb des Thresholdwertes
stattfindet.
Raue Oberfläche:
Wasserstoffbeeinflusstes
Einschluss Risswachstum
Wasserstoff
Wasserstoff gewöhnlicher
Ermüdungsriss
Gebiet des
“fish-eye”
Abb. 4.5: Gebiete um einen nicht-metallischen Einschluss im ultra high cycle fatigue-Bereich
(nach [149, 207])
[email protected]
4.1 Rissinitiierung bei sehr hohen Lastwechselzahlen 137
geringer sind als an der Luft, wobei der Thresholdwert nur geringfügig beeinflusst
wird [182, 197]. D.h. auch, der Riss wächst im thresholdnahen Bereich mit we-
sentlich geringeren Risswachstumsraten (< 10-9 mm/Lw) [182].
Murakami et al. [149, 152] zeigen, dass das Risswachstum im ODA aufgrund
eines Synergieeffektes der zyklischen Spannung und des Wasserstoffs entsteht,
der durch den Einschluss in der Umgebung gebunden wird. In Abb. 4.5 sind
schematisch die unterschiedlichen Gebiete die einen nicht-metallischen Einschluss
bei Belastungen mit sehr hohen Zyklenzahlen umgeben, dargestellt.
Mittels des Thresholdwerts für kurze Risse kann eine kritische Größe des ODA
berechnet werden, ab der das ODA allein aufgrund der zyklischen Spannung
wächst [144, 145]. Als Schwellspannung insbesondere für hochfeste Stähle gibt
Murakami folgende Gleichung für ein R-Verhältnis von –1 in Anlehnung an Gl.
(3.30) bzw. Gl. (4.1) an:
1,56 ( HV 120)
V 'th . (4.3)
( area ODA )1 / 6
Abbildung 4.6 zeigt eine nach Murakami modifizierte Wöhlerkurve, in der das
Verhältnis der aufgebrachten Spannung V zur Schwellspannung V’th über der
Bruchschwingspielzahl aufgetragen ist. Es zeigt sich, dass alle Datenpunkte ober-
halb von eins liegen. Somit wird die Hypothese bestätigt, dass nach einem sehr
langsamen Risswachstum innerhalb des ODA, das den größten Lebensdaueranteil
einnimmt, die kritische Risslänge für den mechanischen Thresholdwert überschrit-
ten ist [149, 152].
3*
1,5 Abgeschreckt und angelassen
1* 2*
(QT) (HV = 560)
5***
Vakuumgeglüht bei 300°C
5**
4*
für 1h nach QT (HV = 500)
1 5* 4 Vakuumgeglüht bei 300°C
3 für 2h nach QT (HV = 500)
ı / ıth’
2 5
1
Vakuumwärmebehandelt und
QT (HV = 560)
0,5
Die Symbole *, **, *** markieren
34CrMo4 Durchläufer, die auf einem
R = -1 höheren Niveau erneut getest
wurden.
0
10 5 10 6 10 7 10 8 5x10 8
Bruchschwingspielzahl N f
Abb. 4.6: Verhältnis der aufgebrachten Spannung V zur Schwellspannung V’th über der Bruch-
schwingspielzahl Nf in Form der nach Murakami modifizierten Wöhlerkurve (nach
[144, 149])
[email protected]
138 4 Ultra high cycle fatigue
Rissinitiierung im Inneren
1500
3
ıw = 1278MPa
V2 = 2,57 mm3
1000
Zug-Druck (R = -1)
abgeschreckt und angelassen
vakuumwärmebehandelt,
500 abgeschreckt und angelassen
100Cr6 (SAE52100) 7
0 V1 = 770 mm3
102 103 104 105 106 107 108 109 1010
Lebensdauer bis zum Bruch N f
Abb. 4.7: Wöhlerkurve für Umlaufbiege- und Zug-Druck-Proben aus 100Cr6 (nach [149, 152,
210])
Murakami begründet dies mit der Größe der Proben. Die größeren Zug-Druck-
Proben führen zu geringeren Lastwechselzahlen bis zum Bruch bzw. zu deutlich
geringeren Spannungsamplituden. Daraus schließt Murakami [152], dass aufgrund
der geringeren Abmessungen der Rotationsbiegeproben auch das Volumen V2
(2,57 mm3) niedriger ist, bei dem die Spannungen um x % (90 %) höher als die
Nennspannungen sind. Dies bedeutet, eine große Probe mit einem Volumen V1
(770 mm3) stellt die untere Grenze der Versuchsstreuung im Gegensatz zu
n = V1/V2 (| 300) kleinen Proben dar, da die große Probe einen Einschluss bein-
halten kann, der zu dem größten Einschluss in n kleinen Proben zählt.
Marines et al. konnten hingegen keinen signifikanten Einfluss des Proben-
durchmessers zwischen 3 mm und 10 mm feststellen [133]. Den Unterschied zwi-
schen den Wöhlerlinien bei Umlaufbiegung und Zug-Druck begründen Marines et
al. [133] sowie Tanaka und Akiniwa [243] aufgrund der Belastungsart und der
daraus resultierenden Spannungsverteilung am Einschluss in der Probe. Durch ei-
ne Korrektur der maximalen Spannung am Rand der Probe bei Umlaufbiegung auf
[email protected]
4.2 Rissinitiierung bei sehr hohen Lastwechselzahlen 139
die Stelle des Einschlusses, ergibt sich eine gleichmäßig abfallende Wöhlerkurve
[133].
Während Bayraktar et al. [22] insgesamt von einer gleichmäßig abfallenden
Wöhlerkurve bis in den Gigacylce-Bereich ausgehen, zeigen Sakai et al. [208],
dass das Phänomen der zweistufigen Wöhlerlinie vom Werkstoff abhängt. Hoch-
feste Stähle weisen beispielsweise eher ein zweistufiges Verhalten auf als Stähle
mit niedriger Festigkeit. Auch die Walzrichtung bzw. die Vorzugsrichtung hat ei-
nen Einfluss auf den Dauerfestigkeitswert bei 109 Lastwechseln. Proben, die paral-
lel zur Walzrichtung entnommen wurden, weisen eine höhere Dauerfestigkeit auf
als Proben, die senkrecht zur Walzrichtung entnommen wurden [129]. Außerdem
nimmt mit zunehmender Dicke einer Platte, d.h. mit abnehmendem Verformungs-
grad, die Dauerfestigkeit im sehr hohen Lastwechselzahlbereich ab [129].
Weiterhin wird die Wöhlerkurve im Bereich sehr hoher Lastwechselzahlen von
der Verteilung der Einschlüsse und Inhomogenitäten sowie von auftretenden Ei-
genspannungen beeinflusst [152].
Es hat sich jedoch gezeigt, dass die im Bereich hoher Lastwechselzahlen sehr
häufig angewendeten Oberflächenbehandlungen, wie z.B. Kugelstrahlen, zur Ein-
bringung von Eigenspannungen nur einen Einfluss haben, wenn die Initiierung des
Risses an der Oberfläche erfolgt.
a) b)
Oberfläche Oberfläche
Eigenspannungen
Abb. 4.8: Schematische Darstellung der Ausbildung eines Risses um einen Einschluss [230]
a) bei eigenspannungsfreier Oberfläche und
b) bei oberflächennahen Eigenspannungen
[email protected]
140 4 Ultra high cycle fatigue
ungekerbte Proben
stumpfe Kerbe
scharfe Kerbe
Abb. 4.9: Reduktion der Dauerfestigkeit gekerbter Proben in Abhängigkeit der Lebensdauer [2]
Dagegen konnten Lukás und Kunz [126] zeigen, dass der höchste Wert der
Kerbwirkungszahl im Bereich extrem hoher Lastwechselzahlen zu finden ist, da
der Thresholdwert im Bereich des ultra high cycle fatigue-Bereichs geringer sei.
Zur Vorhersage der Lebensdauer bei sehr hohen Zyklenzahlen schlägt Murakami
folgendes Auslegungskonzept vor [145, 149]: Im ersten Schritt ist die Lebensdau-
er NfD des Bauteils bzw. der Struktur zu definieren. Aufbauend auf der definierten
Lebensdauer kann mittels der sogenannten „Master Curve of ODA“ das Verhältnis
J der Geometriefaktoren
area ODA A0 A1
J (4.4)
area max A0 max
ermittelt werden. Abbildung 4.10 zeigt schematisch eine „Master Curve of ODA“.
Die „Master Curve of ODA“ ist abhängig vom Wasserstoffgehalt des Stahls, je-
doch ist sie unabhängig von gewöhnlichen Wärmebehandlungen unterschiedlicher
Stahlsorten, so dass Lebensdauerabschätzungen auf der Basis der untersuchten
Stähle von Murakami et al. erfolgen können [149].
[email protected]
4.4 Rissinitiierung bei sehr hohen Lastwechselzahlen 141
Eine Abschätzung der Größe des maximalen Einschlusses area max ist über
eine statistische Auswertung (Methode der Extremwertstatistik) möglich. Details
bezüglich der statistischen Auswertung sind z.B. in [144, 149] erläutert.
4
Wasserstoffgehalt 1
Ȗ
area
3
area ODA /
2
Wasserstoff-
gehalt 2
1
10 5 10 6 10 7 10 8 10 9
Lastwechselzahl Nf
Abb. 4.10: Schematische Darstellung einer “Master Curve of ODA“ in Abhängigkeit des Was-
serstoffgehalts (nach [145, 149])
Aus der Verhältniszahl J und area max ergibt sich die kritische Größe des
ODA durch area ODA = J area max, die durch Einsetzen in Gl. (4.3) die zuläs-
sige Spannung ergibt. Die Verwendung eines Sicherheitsfaktors empfiehlt Mura-
kami [149] nicht, da die Lebensdauer und Ermüdungsfestigkeit mit zunehmender
Größe des Bauteils und Anzahl der Produkte sinkt.
Mit dem Ansatz nach Murakami ist es nicht möglich, das Wachstum innerhalb des
ODA vorherzusagen. Deshalb bestimmen Marines-Garcia et al. [134, 135] und
Paris et al. [176] unter Verwendung des Paris-Hertzberg-McClintock-Riss-
wachstumsgesetzes [83, 177]
3
da § 'K eff ·
b ¨¨ ¸¸ (4.5)
dN © E b ¹
die Lebensdauer Nfish-eye, die für die Erzeugung des fish-eye notwendig ist:
N fish eye Nint N a 0 oa i N a i oa (4.6)
Nint spiegelt das Risswachstum von einer initialen Risslänge aint bis zur Defekt-
größe a0 unterhalb des Eckpunkts des Thresholdwertes
[email protected]
142 4 Ultra high cycle fatigue
da 'K eff
b und 1 (4.7)
dN E b
wider, wobei b dem Burgers-Vektor entspricht (Abb. 4.11). Die Lebensdauer
N a 0 oa i entspricht dem Risswachstum für kurze und N a i oa dem Risswachstum
für lange Risse.
Durch Integration von Gl. (4.5) mit den Integrationsgrenzen a0 und ai unter
Verwendung der Spannungsintensitätsfaktorlösung
2
'K 'V S a (4.8)
S
für kreisförmige Risse ergibt sich
S E2 ª a0 º
N a 0 oa i 2 «1 » (4.9)
2'V ¬« ai ¼»
als Lebensdauer für kurze Risse ausgehend vom Eckpunkt des Thresholdwertes
bis zum Übergangspunkt des Langrisswachstums.
log da/dN
ai x3
a0
b
a
ai
b
x3
a int
x
'K eff
log
E b
Abb. 4.11: Schematische Darstellung des Risswachstumsverhaltens für kurze Risse (a0 o ai)
und lange Risse (ai o a) unter Berücksichtigung des Paris-Hertzberg-McClintock-
Risswachstumsgesetzes [135]
[email protected]
4.4 Rissinitiierung bei sehr hohen Lastwechselzahlen 143
3 32 32
da b § 'K 0 · § a · b § a ·
¨¨ ¸¸ ¨ ¸
¨a ¸ ¨¨ ¸¸ (4.10)
dN x3 © E b ¹ © 0¹ x3 © a0 ¹
mit 'K0 als Spannungsintensitätsfaktor für einen kreisförmigen Riss mit dem Ra-
dius a0. Der Faktor x entspricht dem Übergangspunkt vom Kurz- zum Langriss-
wachstum ausgehend vom Eckpunkt des Thresholdwertes für kurze Risse (Gl.
(4.7)). Für geringe R-Verhältnisse (R | 0) ergibt sich ein Wert von ca. 3, während
bei großen R-Verhältnissen (R > 0,8) x einen Wert von 1 annimmt. Durch Integra-
tion mit den Grenzen des Langrisswachstums ergibt sich für einen kreisförmigen
Riss die Restlebensdauer
S E2 ª 3 a0 a º
N a i oa 2 «x x3 0 » (4.11)
2'V «¬ ai a »¼
Die Berechnungen von Marines-Garcia et al. [135] zeigen, dass die Risswachs-
tumslebensdauer für Innenrisse unabhängig von der gewählten Übergangsrisslän-
ge vom Kurz- zum Langrisswachstum um einige Größenordnungen geringer ist als
die Gesamtlebensdauer. Bathias [18] geht davon aus, dass im Bereich des „fish-
eye“ die Lastwechselzahlen in etwa 104 Lastwechsel geringer als die Gesamtle-
bensdauer sind, d.h. die Initiierung des „fish-eye“ um einen Einschluss benötigt
den größten Lebensdaueranteil.
[email protected]
144 4 Ultra high cycle fatigue
Im Gegensatz dazu stehen die Ansätze, die davon ausgehen, dass im UHCF-
Bereich die Lebensdauer durch bruchmechanische Konzepte vorhergesagt werden
kann, da die Rissinitiierung vernachlässigbar ist. Der Einschluss kann als äquiva-
lenter Riss angenommen werden (siehe z.B. [82, 173, 243]).
Unter der Annahme, dass die Lebensdauer ungekerbter Proben allein durch das
Risswachstum geprägt ist, bestimmen Tanaka und Akiniwa [2, 243] die Lebens-
dauer unter Verwendung des in Abb. 4.12 dargestellten Zusammenhangs zwischen
der Rissgeschwindigkeit und der Spannungsintensität für Oberflächenrisse und
Risse im Inneren eines Bauteils.
Bei der vereinfachenden Darstellung der Rissgeschwindigkeitskurve für Ober-
flächenrisse wird davon ausgegangen, dass der Riss nicht ausbreitungsfähig ist,
wenn die Beanspruchung unterhalb des Thresholdwertes 'KthS liegt, und dass in-
stabile Rissausbreitung eintritt, wenn Kmax = KC. Dazwischen liegt das Paris-
Gesetz der Form
da
CS 'K mS (4.14)
dN
zugrunde.
K C = K max
Oberflächenriss
Rissgeschwindigkeit da/dN
(m , C )
S S
Innenriss
(m i, C i )
ǻKthS
Innenriss
(m0 , C0 )
ǻKthi
Spannungsintensitätsfaktor ǻK
Abb. 4.12: Schematische Darstellung des Zusammenhangs der Rissgeschwindigkeit und der
Spannungsintensität für Oberflächen- und Innenrisse (nach [243])
[email protected]
4.5 Rissinitiierung bei sehr hohen Lastwechselzahlen 145
Bei Rissen im Inneren des Bauteils ergibt sich ein Thresholdwert von 'Kthi,
wobei die Risszähigkeit unverändert ist. Somit ergibt sich das Paris-Gesetz für In-
nenrisse wie folgt:
da
Ci 'K m i . (4.15)
dN
Der Thresholdwert 'Kthi entspricht dabei genau der Spannungsintensität, die
sich am Rand des ODA ergibt. Da jedoch ein Risswachstum unterhalb von 'Kthi
erkennbar ist, wird unterhalb dieses Thresholdwerts folgende Gesetzmäßigkeit an-
genommen:
da
C0 'K m 0 . (4.16)
dN
Die werkstoffabhängigen Konstanten mi, mS, m0, Ci, CS, C0 bestimmen Tanaka
und Akiniwa aus der Wöhlerkurve.
[email protected]
Kapitel 5
Bewertung, Vergleich und Anwendung der
Konzepte
Vor allem vor dem Hintergrund der schadenstoleranten Bemessung von Maschi-
nen, Anlagen, Verkehrsmitteln oder Bauteilen ist eine die Rissinitiierung und das
Risswachstum einschließende Lebensdauervorhersage schon in der Produktent-
wicklungsphase von entscheidender Bedeutung, um Sicherheit gegen Versagen
durch konstruktive Maßnahmen oder regelmäßige Inspektionen gewährleisten zu
können. Unabhängig vom Lastspektrum oder vom Material sollten die Vorhersa-
gen aus sicherheitstechnischen Aspekten immer konservativ sein. Aus ökonomi-
schen Gründen hingegen ist eine optimale Ausnutzung des Materials zu ermögli-
chen. Die Treffsicherheit der Lebensdauerprognose hängt jedoch sehr stark vom
verwendeten Modell ab. Um die Zuverlässigkeit ausgewählter Modelle zu bewer-
ten, werden in den folgenden Kapiteln die Ergebnisse der Konzepte untereinander
sowie mit experimentellen und numerischen Ergebnissen verglichen.
[email protected]
148 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
M4
0,9
ȡ
86,4
86,4
39,6
39,6
18
17 17
a M4 10 a
w = 72 w = 72
Abb. 5.1: Geometrie und Abmessungen a) der CT-Probe und b) der CTN-Probe
115 Detail X
30°
0,5 36
X
45°
15
10
9
2
0,
0,5
ȡ=
R36
[email protected]
5.1 Experimentelle Untersuchungen 149
C - 0,3-0,38 0,38-0,45
Si 0,4 d 0,4 d 0,4
Mn 0,3 0,5-0,8 0,6-0,9
P - 0,035 0,035
S - 0,035 0,035
Cr 0,18-0,28 1,3-1,7 0,9-1,2
Mo - 0,15-0,3 0,15-0,3
Ni - 1,3-1,7 -
Fe 0,5 - -
Cu 1,2-2,0 - -
Mg 2,1-2,9 - -
Zn 5,1-6,1 - -
Ti 0,2 - -
1 1
EN AW-7075-T651 517 579
2 2
34CrNiMo6 825 942
3 3
42CrMo4 900 1100
1 2 3
Wingenbach [267] BMBF-Vorhaben [254] FKM-Richtlinie [67]
[email protected]
150 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
Geometriefaktor Y 4
3 ȡ = 0 mm
ȡ = 0,4 mm
2 ȡ = 2 mm
1 ȡ = 4 mm
ȡ = 6 mm
0
17 17,5 18 18,5 19 19,5 20
Risslänge a [mm]
Abb. 5.3: Vergleich der Geometriefunktionen für die CT- und die CTN-Proben in Abhängigkeit
des Kerbradius
5.1.2 Risswachstum
[email protected]
5.1 Experimentelle Untersuchungen 151
a) 1 b) 1
langer Riss (CT) langer Riss (CT)
kurzer Riss (CTN) kurzer Riss (CTN)
10 -1 10 -1
F max = 10 kN, R = 0,1
CT-Probe/
10 -2 10 -2
da/dN [mm/Lw]
da/dN [mm/Lw]
CTN-Probe ( ȡ = 2 mm)
EN AW-7075-T651
10 -3 10 -3
10 -4 10 -4 Fmax = 15 kN,
R = 0,1
10 -5 10 -5 CT-Probe/
CTN-Probe ( ȡ = 2 mm)
EN AW-7075-T651
10 -6 10 -6
17 17,5 18 18,5 19 19,5 17 17,5 18 18,5 19 19,5
a [mm] a [mm]
Abb. 5.4: Vergleich der Rissgeschwindigkeiten kurzer und langer Risse für
a) Fmax = 10 kN, R = 0,1 und b) Fmax = 15 kN, R = 0,1
Dabei wird deutlich, dass die Rissgeschwindigkeit des kurzen Risses zunächst
abnimmt, nach Erreichen eines Minimums steigt und dann sich kontinuierlich der
Rissgeschwindigkeit des langen Risses annähert. Jedoch bedarf es bei einer höhe-
ren Belastung eines größeren Rissinkrements bis die Rissgeschwindigkeit der ei-
nes langen Risses entspricht. Beeinflusst wird die Anpassung der Rissgeschwin-
digkeit an einen langen Riss zudem durch die Kerbform, d.h. in diesem Fall durch
den Kerbradius.
60
55 Np Ni
50
45 Fmax = 10 kN, R = 0,1
a [mm]
40 EN AW-7075-T651
35
langer Riss (CT)
30
kurzer Riss (CTN)
25
20
15
0 10000 20000 30000 40000
N [Lw]
Abb. 5.5: Vergleich des Risswachstums eines kurzen und eines langen Risses
Eine charakteristische Kenngröße, die den Einfluss aus Kerbgeometrie und Be-
lastung widerspiegelt, ist die Anrisslebensdauer. Mittels der durchgeführten Riss-
wachstumsversuche an CT- und CTN-Proben ist es möglich, die Anrisslebensdau-
[email protected]
152 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
Abbildung 5.6 zeigt einen Vergleich der Wöhlerlinie für ein R-Verhältnis von 0,1
mit den Lebensdauerlinien der Standardlastspektren FELIX/28 (Belastung von
Helikopterrotoren mit fixierten Rotoren) und CARLOS/v (Vertikalbelastung im
Radaustandspunkt eines PKW) für gekerbte Rundproben aus dem Stahl
34CrNiMo6. Die Standardlastspektren sind aufgrund ihrer Lastfolge sehr unter-
schiedlich. Im Unterschied zu einer eher stochastischen Verteilung des Lastspekt-
rums CARLOS/v, sind bei FELIX/28 deutliche Blockstrukturen erkennbar [215].
1000
CA (R = 0,1)
FELIX/28
CARLOS/v
bzw. ıa [MPa]
ıa
gekerbte Rundprobe
34CrNiMo6
100
10.000 100.000 1.000.000 10.000.000
Bruchschwingspielzahl
Abb. 5.6: Wöhlerlinie (CA) bzw. Lebensdauerlinien der Standardlastspektren FELIX/28 und
CARLOS/v für gekerbte Rundproben aus dem Werkstoff 34CrNiMo6
Zur Ermittlung der Lebensdauerlinien sind die Minimal- und Maximalwerte der
Lastspektren mit unterschiedlichen Faktoren skaliert und aus versuchstechnischen
Gründen die negativen Kräfte durch 0,1 kN ersetzt worden. Während des Ver-
suchs werden die entsprechenden Lastfolgen solange wiederholt, bis entweder die
Probe versagt oder ein Durchläufer (N t 2106 Lw) entsteht.
Der Vergleich zeigt, dass durch die Anwendung der Lastspektren die Lebens-
dauern deutlich zu höheren Werten verschoben werden. Außerdem ist zu erken-
nen, dass das Standardlastspektrum CARLOS/v offensichtlich eine geringere
schädigende Wirkung aufgrund der geringeren Völligkeit des Kollektivs hat als
das Lastspektrum FELIX/28, welches bei gleichen Kollektivhöchstwerten V a zu
geringeren Lebensdauern führt.
[email protected]
5.1 Experimentelle Untersuchungen 153
Tabelle 5.3: Kennwerte der Zeitfestigkeitsgeraden der Wöhlerlinie sowie der unterschiedlichen
Lebensdauerlinien für gekerbte Rundproben aus dem Werkstoff 34CrNiMo6
Ein Vergleich der Neigungen veranschaulicht, dass sich für die Lastspektren
höhere Werte für k ergeben als bei einer zyklischen Belastung mit konstanter
Amplitude. Der Unterschied zwischen den beiden Spektren ist eher gering. Dafür
ist der Einfluss auf die Dauerfestigkeitswerte und die Eckschwingspielzahlen
deutlich größer. Abbildung 5.7 zeigt exemplarisch eine Auswahl einiger Bruchflä-
chen für konstante Amplitudenbelastung und für die Belastung mit dem Standard-
lastspektrum CARLOS/v bei unterschiedlichen Kollektivhöchstwerten.
a)
[email protected]
154 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
NASGRO
60
40
20
0
1.000 10.000 100.000 1.000.000 10.000.000 100.000.000
Bruchschwingspielzahl
Bei der CT-Probe ist die Restlebensdauer ab einer Risslänge von 17 mm defi-
niert, welches exakt der Kerbtiefe der CTN-Probe entspricht. Es wird deutlich,
dass mit zunehmendem Kerbradius größere Lebensdauern erzielt werden können.
Dies liegt daran, dass die Rissinitiierungslebensdauer, die sich als Differenz aus
der Wöhlerlinie der entsprechenden CTN-Probe und der Rissfortschrittswöhlerli-
nie ergibt, deutlich zunimmt.
In Abb. 5.8 sind zusätzlich die Simulationsergebnisse der Rissfortschrittslinie,
die mit Hilfe des von der NASA entwickelten Programms NASGRO [154] be-
stimmt worden sind (s. auch Kap. 5.3), eingetragen. Hierbei zeigt sich eine gute
Übereinstimmung zu den experimentellen Daten der Rissfortschrittsuntersuchung.
Ein Vergleich der Lebensdauerlinien des Lastspektrums FELIX/28 für unter-
schiedliche Kerbradien sowie für einen Riss ist in Abb. 5.9 dargestellt. Auch hier
ist der Einfluss der Kerbradien auf die Bruchschwingspielzahlen deutlich zu er-
kennen. Der Unterschied zwischen einem Kerbradius von 4 mm und 6 mm ist je-
doch nur marginal.
Eine Auswertung der Kennwerte bezüglich der Zeitfestigkeitsgeraden für eine
50%-Ausfallwahrscheinlichkeit ist Tabelle 5.4 zu entnehmen, die in gleicher Wei-
se wie bei den gekerbten Rundproben ermittelt worden sind. Auch hier ist darauf
hinzuweisen, dass die Dauerfestigkeitswerte der höchsten Spannung entsprechen,
bei der ein Durchläufer aufgetreten ist.
[email protected]
5.1 Experimentelle Untersuchungen 155
120
ȡ = 2 mm
100
ȡ = 4 mm
ȡ = 6 mm
ȡ = 0 mm
80
[MPa]
NASGRO
60
ıa,N
40
FELIX/28
20 CT-Probe/CTN-Probe
EN AW-7075-T651
0
1.000 10.000 100.000 1.000.000 10.000.000 100.000.000
Bruchschwingspielzahl
Bei einer Belastung mit konstanter Amplitude sowie mit dem Standardlast-
spektrum FELIX/28 nimmt bis auf den Kerbradius von 6 mm die Neigung und die
Dauerfestigkeit zu. Deutlich zu erkennen ist ferner der Unterschied zwischen den
Neigungen der Wöhler- und Lebensdauerlinien. Die Neigung der Rissfortschritts-
wöhlerlinie ist bei konstanter Amplitudenbelastung gegenüber der Belastung mit
FELIX/28 ebenfalls verändert.
Tabelle 5.4: Kennwerte der Zeitfestigkeitsgeraden der unterschiedlichen Belastungen für die
CT- bzw. CTN-Probe aus der Aluminiumlegierung EN AW-7075-T651
Durch die Ermittlung der Wöhler- und Lebensdauerlinien mit CT- und CTN-
Proben bei gleichen Abmessungen ist es möglich, die Initiierungslebensdauer
durch die Differenz der Lebensdauer der CTN-Probe und der 50%-Lebensdauer
der Rissfortschrittswöhlerlinie in Abhängigkeit der Belastung und des Kerbradius
zu bestimmen.
[email protected]
156 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
F
Abb. 5.10: Finite-Elemente-Netz und Randbedingungen am Beispiel der CTN-Probe mit einem
Kerbradius U = 4 mm und entsprechender Ausschnittsvergrößerung der Netzverfei-
nerung im Kerbgrund
[email protected]
5.2 Numerische Untersuchungen 157
a) c)
Symmetrieebene Symmetrieebene
b) d)
Symmetrie- Symmetrie-
ebene ebenen
ak
a
a
[email protected]
158 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
10
60°
a
Abb. 5.12:
NASGRO-Modell zur Bestimmung
der Rissfortschrittswöhlerlinie
Mit Hilfe des Programms NASGRO werden Simulationen zur Ermittlung von
Rissfortschrittswöhlerlinien durchgeführt. Als Modelle dienen die CT-Probe (Abb.
5.1a) sowie eine gekerbte Rundprobe (Abb. 5.2). Da die in den Experimenten ein-
[email protected]
5.3 Analytische Ermittlung von Rissfortschrittswöhlerlinien 159
-11
34CrNiMo6 4,010 2,25 0,4 0,3 270,0 4600 1,9 0,3 2,5
-11
42CrMo4 4,510 2,20 0,8 0,5 346,0 3900 1,9 0,3 4,0
-11
EN AW-7075-T651 2,110 2,885 0,8 0,4 104,2 800 1,9 0,3 2,0
Für die Simulationen auf der Basis der NASGRO Gleichung (Gleichung 2.108)
muss eine Anpassung der entsprechenden Parameter an die Rissgeschwindigkeits-
kurve der Werkstoffe 34CrNiMo6, 42CrMo4 und EN AW-7075-T651 erfolgen.
Die ermittelten Parameter sind Tabelle 5.5 zu entnehmen.
Abbildung 5.13 zeigt exemplarisch die Rissfortschrittswöhlerlinien für den
Stahl 42CrMo4 und die Aluminiumlegierung EN AW-7075-T651 in Abhängigkeit
des R-Verhältnisses. Durch die Verwendung von CT-Proben mit einer Anfangs-
risslänge a0 von 17 mm wird nur die Rissfortschrittsphase erfasst. Die Riss-
fortschrittswöhlerlinien für den Stahl 34CrNiMo6 sind sowohl unter Verwendung
des in Abb. 5.12 dargestellten Modells als auch der CT-Probe ermittelt worden.
1000
CT-Probe
a 0 = 17 mm
m = 3,1
100
ıa,N [MPa]
m = 2,9
10 7075 (R = 0,1)
7075 (R = 0,5) m = 3,7 m = 4,1
42CrMo4 (R = 0,1)
42CrMo4 (R = 0,5)
1
1.000 10.000 100.000 1.000.000 10.000.000 100.000.000
N p [Lw]
Abb. 5.13: Rissfortschrittswöhlerlinien für den Stahl 42CrMo4 und die Aluminiumlegierung
EN AW-7075-T651 in Abhängigkeit des Spannungsverhältnisses R
[email protected]
160 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
Nach Liu und Zenner ist die Rissfortschrittswöhlerlinie als Differenz der
Bruch- und der Anrissschwingspielzahl definiert. Da die Anrisslänge jedoch nicht
dokumentiert ist, sind Simulationen mit unterschiedlichen Anrisslängen in der ge-
kerbten Rundprobe durchgeführt worden. Das Ergebnis ist in Abb. 5.14 darge-
stellt. Es wird deutlich, dass durch eine Verminderung der Anrisslänge, wie erwar-
tet, nicht nur die Rissfortschrittslebensdauer zunimmt, sondern auch die Neigung
der Rissfortschrittswöhlerlinie sich verändert.
1000
a0 = 1 mm gekerbte Rundprobe
34CrNiMo6
a0 = 0,5 mm
ıa,N [MPa]
100
1.000 10.000 100.000
N p [Lw]
Abb. 5.14: Rissfortschrittswöhlerlinien für den Stahl 34CrNiMo6 in Abhängigkeit der An-
fangsrisslänge
In diesem Kapitel werden die mit dem Programm LMS FALANCS [124] ermittel-
ten Ergebnisse sowohl der klassischen Betriebfestigkeitskonzepte als auch der
kombinierten Bruchmechanik- und Betriebsfestigkeitskonzepte durch den Ver-
[email protected]
5.4 Betriebsfestigkeits- und kombinierte Konzepte 161
[email protected]
162 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
a) 400
FELIX/28
k = 3, ıa = 150 MPa, N D = 2*106 Lw
350
Palmgren-Miner Original
300 16 Klassen
ıa,N [MPa]
32 Klassen
250 64 Klassen
128 Klassen
200
150
100
10 6 10 8 10 10 10 12
N [Lw]
b) 400
FELIX/28
k = 3, ıa = 150 MPa, N D = 2*106 Lw
350
Palmgren-Miner modifiziert (Haibach)
300
ıa,N [MPa]
250
200 16 Klassen
32 Klassen
150 64 Klassen
128 Klassen
100
10 6 10 8 10 10 10 12
N [Lw]
c) 400
FELIX/28
k = 3, ıa = 150 MPa, N D = 2*106 Lw
350
Liu/Zenner
300
ıa,N [MPa]
250
200 16 Klassen
32 Klassen
150 64 Klassen
128 Klassen
100
10 6 10 8 10 10 10 12
N [Lw]
Abb. 5.15: Auswirkungen der Klassenzahl bei der Lebensdauerprognose mit den Konzepten
nach Palmgren-Miner (Original), Haibach und Liu/Zenner beim Standardlastspekt-
rum FELIX/28
[email protected]
5.4 Betriebsfestigkeits- und kombinierte Konzepte 163
300
ıa,N [MPa]
250
200
150 FELIX/28
Palmgren-Miner Original
100
10 6 10 8 10 10 10 12
N [Lw]
b) k = 3; N D = 2*10 6 k = 3; N D = 2*10 7
400
k = 5; N D = 2*10 6 k = 5; N D = 2*10 7
350 k = 9; N D = 2*10 6 k = 9; N D = 2*10 7
300
ıa,N [MPa]
250
200
150 FELIX/28
Palmgren-Miner modifiziert (Haibach)
100
10 6 10 8 10 10 10 12
N [Lw]
250
200
150 FELIX/28
Liu/Zenner
100
10 6 10 8 10 10 10 12
N [Lw]
Abb. 5.16: Einfluss der Eckschwingspielzahl und der Neigung der Wöhlerlinie auf die Lebens-
dauervorhersage bei der Anwendung unterschiedlicher Nennspannungskonzepte
und dem Standardlastspektrum FELIX/28
a) Palmgren-Miner Original,
b) Palmgren-Miner modifiziert (Haibach) und
c) Liu/Zenner
[email protected]
164 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
200
150 CARLOS/v
Palmgren-Miner Original
100
10 6 10 8 10 10 10 12
N [Lw]
250
200
150 CARLOS/v
Palmgren-Miner modifiziert (Haibach )
100
10 6 10 8 10 10 10 12
N [Lw]
250
200
150 CARLOS/v
Liu/Zenner
100
10 6 10 8 10 10 10 12
N [Lw]
Abb. 5.17: Einfluss der Eckschwingspielzahl und der Neigung der Wöhlerlinie auf die Lebens-
dauervorhersage bei der Anwendung unterschiedlicher Nennspannungskonzepte
und dem Standardlastspektrum CARLOS/v
a) Palmgren-Miner Original,
b) Palmgren-Miner modifiziert (Haibach) und
c) Liu/Zenner
[email protected]
5.4 Betriebsfestigkeits- und kombinierte Konzepte 165
Aus den Abbildungen 5.16 und 5.17 geht ferner hervor, dass die Konzepte zu
deutlich unterschiedlichen Lebensdauervorhersagen bei gleicher Belastungs-Zeit-
Funktion kommen. Da bereits bekannt ist, dass die Originalform der Palmgren-
Miner-Regel die Lebensdauer bei Lastspektren unzuverlässig prognostiziert, wird
im Folgenden auf einen Vergleich dieses Konzepts mit experimentellen Daten
verzichtet.
Die Nennspannungskonzepte sind prädestiniert zur Vorhersage der Lebensdau-
er von Bauteilen, bei denen ein eindeutiger Nennquerschnitt definierbar ist. Aus
diesem Grund wird zur Untersuchung der Zuverlässigkeit der Nennspannungskon-
zepte zunächst die gekerbte Rundprobe eingesetzt.
550
Experimente
500
Liu/Zenner
450
Haibach
400
ıa,N [MPa]
350
300
250 FELIX/28
200 gekerbte Rundprobe
34CrNiMo6
150
10.000 100.000 1.000.000 10.000.000
Bruchschwingspielzahl
Abb. 5.18: Vergleich der Ergebnisse der nennspannungsbasierten Konzepte mit den experimen-
tellen Ergebnissen gekerbter Rundproben des Werkstoffs 34CrNiMo6 für das Stan-
dardlastspektrum FELIX/28
Für die Untersuchungen sind die Kennwerte der Zeitfestigkeitsgeraden aus Ta-
belle 5.3 für die Vorhersage der Lebensdauerlinien verwendet worden. Die Abbil-
dungen 5.18 und 5.19 zeigen einen Vergleich der experimentell und analytisch be-
stimmten Lebensdauerlinien. Hierbei wird deutlich, dass das Konzept nach Liu
und Zenner sowohl für FELIX/28 (Abb. 5.18) als auch CARLOS/v (Abb. 5.19)
sehr gute Ergebnisse liefert, die mit den Mittelwerten der Versuche übereinstim-
men. Das modifzierte Palmgren-Miner-Konzept nach Haibach liefert dagegen
eher unsichere Ergebnisse.
Da die Dauerfestigkeit im Rahmen dieser Arbeit nur grob abgeschätzt werden
konnte, ist der Einfluss der Höhe der Dauerfestigkeit auf die Lebensdauervorher-
sage untersucht worden. Es zeigt sich, dass bei der Anwendung des Konzepts nach
Liu und Zenner selbst bei einer 40%igen Absenkung des Dauerfestigkeitswerts
und entsprechender Anpassung der Eckschwingspielzahl sowohl beim Lastspekt-
rum FELIX/28 als auch beim Lastspektrum CARLOS/v lediglich ein marginaler
Unterschied auftritt.
[email protected]
166 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
550
Experimente
500
Liu/Zenner
450
Haibach
400
ıa,N [MPa]
350
300
250 CARLOS/v
gekerbte Rundprobe
200
34CrNiMo6
150
10.000 100.000 1.000.000 10.000.000
Bruchschwingspielzahl
Abb. 5.19: Vergleich der Ergebnisse der nennspannungsbasierten Konzepte mit den experimen-
tellen Ergebnissen gekerbter Rundproben des Werkstoffs 34CrNiMo6 für das Stan-
dardlastspektrum CARLOS/v
60
40
FELIX/28
20 CTN-Probe ( ȡ = 2 mm)
EN AW-7075-T651
0
1.000 10.000 100.000 1.000.000 10.000.000 100.000.000
Bruchschwingspielzahl
Abb. 5.20: Vergleich der Ergebnisse der nennspannungsbasierten Konzepte mit den experimen-
tellen Ergebnissen für CTN-Proben (U = 2 mm) der Aluminiumlegierung EN AW-
7075-T651 für das Standardlastspektrum FELIX/28
[email protected]
5.4 Betriebsfestigkeits- und kombinierte Konzepte 167
Bei CARLOS/v ist der Einfluss wesentlich geringer ausgeprägt als bei
FELIX/28, bei dem die Lebensdauer bei einer Absenkung der Dauerfestigkeit um
40% maximal um 40% kleiner ist. Die Halbierung des Dauerfestigkeitswerts im
Konzept nach Liu und Zenner (vgl. Kap. 3.3.2) macht die Vorhersagen somit un-
empfindlicher gegen Schwankungen in der Dauerfestigkeit.
Im Gegensatz zum Dauerfestigkeitswert hat die Festlegung der Eckschwing-
spielzahl einen entscheidenden Einfluss auf die Ergebnisse sämtlicher Konzepte
(s. Abb. 5.16 und Abb. 5.17).
a) 10 -1
42CrMo4
-2
10
da/dN [mm/Lastwechsel]
10 -3
10 -4
10 -5
10 -6 R = 0,1
R = 0,5
10 -7 Paris-Gesetz (R = 0,1)
Paris-Gesetz (R = 0,5)
10 -8
1 10 100 1000
ǻK [MPam1/2 ]
b) 10 -1
EN AW-7075-T651
10 -2
da/dN [mm/Lastwechsel]
10 -3
10 -4
10 -5
R = 0,1
10 -6
R = 0,5
Paris-Gesetz (R = 0,1)
10 -7
Paris-Gesetz (R = 0,5)
10 -8
1 10 100
ǻK [MPam1/2 ]
Abb. 5.21: Vergleich der Neigung der Rissfortschrittswöhlerlinie mittels des Paris-Gesetzes
mit experimentell ermittelten Rissfortschrittskurven in Abhängigkeit des R-Verhält-
nisses für a) den Stahl 42CrMo4 und b) die Aluminiumlegierung EN AW-7075-
T651
[email protected]
168 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
bei der die experimentell ermittelte Lastwechselzahl Nexp auf die vorhergesagte
Lebensdauer Npred bezogen wird. Weiterhin definiert Eulitz eine Streuspanne
[email protected]
5.4 Betriebsfestigkeits- und kombinierte Konzepte 169
D10%
TD (5.3)
D90%
Zug/Druck - Stahl
Zug/Druck - Al-Leg.
einachsige Biegung - Stahl
einachsige Biegung - Eisenguss
einachsige Biegung - Al.-Leg.
Zug/Druck - Stahl
Zug/Druck - Al-Leg.
einachsige Biegung - Stahl
einachsige Biegung - Eisenguss
einachsige Biegung - Al.-Leg.
Zug/Druck - Stahl
Zug/Druck - Al-Leg.
einachsige Biegung - Stahl
einachsige Biegung - Eisenguss
einachsige Biegung - Al.-Leg.
Zug/Druck - Stahl
Zug/Druck - Al-Leg.
einachsige Biegung - Stahl
einachsige Biegung - Eisenguss
einachsige Biegung - Al.-Leg.
[email protected]
170 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
zwar eine im Durchschnitt auf der sicheren Seite liegende Schädigungssumme lie-
fert, aber die Streuspanne extrem hoch ist.
Da je nach Anwendungsgruppe signifikant unterschiedliche Mittelwerte der re-
lativen Schädigungssumme zu verzeichnen sind, hat Eulitz Berechnungsgruppen
abgeleitet. In Abb. 5.22 ist eine Übersicht der Untersuchungen der Berechnungs-
gruppen von Eulitz dargestellt. Auffallend ist, dass die mittlere relative Schädi-
gungssumme Drel bei fast allen Konzepten auf der unsicheren Seite liegt. Das
Konzept nach Liu und Zenner liefert im Gegensatz zu sowohl der elementaren, der
modifizierten als auch der konsequenten Form des Palmgren-Miner-Ansatzes die
geringsten Streuspannen. Drel ist ebenfalls beim Konzept nach Liu und Zenner am
besten, wenngleich auch unsichere Lebensdauerwerte prognostiziert werden.
Beim konsequenten Ansatz des Palmgren-Miner-Konzepts nach Haibach treten
bei Stahlwerkstoffen im Vergleich zu Aluminiumlegierungen und Eisengusswerk-
stoffen geringere Streuspannen auf, aber insgesamt zeigt sich eine deutliche Unsi-
cherheit bei der Lebensdauerprognose. Außerdem bietet die konsequente Form der
Palmgren-Miner-Regel trotz der aufwändigeren Modellierung des Dauerfestig-
keitsabfalls bei den von Eulitz durchgeführten Untersuchungen keinen Vorteil ge-
genüber der modifzierten Form. Jedoch macht sich der Unterschied auch nur dann
bemerkbar, wenn im angewendeten Lastspektrum eine große Anzahl an Amplitu-
den sind, die kleiner als die Dauerfestigkeit sind.
Nach Ansicht von Gudehus und Zenner [78] tendieren die Lebensdauerabschät-
zungen eher zur sicheren Seite, wenn Druckeigenspannungen bei der Ermittlung
der Bemessungswöhlerlinie nicht berücksichtigt werden oder wenn Beanspru-
chungs-Zeit-Funktionen mit positiver Mittelspannung vorliegen. Dagegen ist eine
Tendenz zu unsicheren Lebensdauerabschätzungen zu erwarten bei Biegebean-
spruchungen und bei Beanspruchungs-Zeit-Funktionen mit großen Mittelspan-
nungsänderungen oder mit vielen Amplituden unterhalb der Dauerfestigkeit.
Ein wesentlicher Aspekt der Berechnung nach den Nennspannungskonzepten
ist, dass Amplitudenkollektive mit einer Mittelspannung, die der Bauteilwöhlerli-
nie entspricht, vorliegen müssen. Bei einem nicht symmetrisch aufgebauten Kol-
lektiv ist bereits die Ableitung eines Amplitudenkollektivs problematisch. Hinzu
kommt, dass dieses Kollektiv zu einem der Bauteilwöhlerlinie entsprechenden
Spannungsverhältnis transformiert werden muss. Dazu existiert jedoch keine ein-
heitliche Methode.
Die ursprüngliche Form des Palmgren-Miner-Konzepts ist für die Auslegung
bis zum technischen Anriss unter Verwendung einer Anrisswöhlerlinie konzipiert.
In der Praxis werden jedoch heute sehr häufig Bruchwöhlerlinien eingesetzt, die
die Phänomene der Anriss- und Risswachstumslebensdauer vermischen. Insbe-
sondere beim Risswachstum treten aufgrund von Betriebsbelastungen sogenannte
Reihenfolgeeffekte auf, die sich sowohl lebensdauerverlängernd als auch lebens-
dauerverkürzend auswirken können. Im Rahmen der Bruchmechanik existieren
dazu entsprechende Ansätze (vgl. Kap. 2.5.4.2), um diese Verzögerungs- und Be-
schleunigungseffekte zu berücksichtigen. Die Lebensdauerabschätzung auf der
[email protected]
5.4 Betriebsfestigkeits- und kombinierte Konzepte 171
Basis einer Bruchwöhlerlinie kann nur dann zu sicheren Ergebnissen führen, wenn
sich die Reihenfolgeeffekte entsprechend ausgleichen [215].
Für die klassischen und kombinierten Konzepte auf der Basis der örtlichen Span-
nung ist ebenfalls zunächst eine Sensitivitätsanalyse ohne den Vergleich mit expe-
rimentellen Daten durchgeführt worden. Die Simulationsparameter sind Tabelle
5.7 zu entnehmen.
EN AW-7075- 6
1 70000 1231 0,263 -0,122 -0,806 852 0,074 510 0,2462
T651
1 5
34CrNiMo6 206000 1217 0,269 -0,056 -0,598 1330 0,088 410 0,2839
2 5
42CrMo4 211400 1454 1,508 -0,075 -0,716 1367 0,104 410 0,2571
1 2
[32] Datenbank LMS FALANCS [124]
[email protected]
172 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
1010
FELIX/28 ( ıa = 1050 MPa) Neuber Seeger/Beste ESED
10 8 34CrNiMo6
10 6
N [Lw]
3,68E+07
3,88E+07
3,68E+07
3,88E+07
4,12E+07
4,36E+07
2,72E+07
2,72E+07
3,07E+07
1,03E+07
1,10E+07
8,89E+06
10 4
399139
419464
324612
10 2
1
PSWT (Original) PSWT (linear) P Bergmann PJ P Morrow
Abb. 5.23: Einfluss der Schädigungsparameter und der analytischen Methode zur Ermittlung
der elastisch-plastischen Spannungen und Dehnungen auf die Lebensdauervorher-
sage
Abbildung 5.24 zeigt den Vergleich der analytischen und experimentellen Er-
gebnisse für Rundproben aus dem Werkstoff 34CrNiMo6 bei einer Belastung mit
konstanter Amplitude und einem R-Verhältnis von 0,1. Durch den Vergleich wird
einerseits deutlich, dass die Lebensdauervorhersagen lediglich im unteren Bereich
der Nennspannungsamplitude etwas voneinander abweichen, wobei der Schädi-
gungsparameter PJ eine geringere Lebensdauer vorhersagt. Andererseits ist auch
zu erkennen, dass im Vergleich zur Bruchwöhlerlinie, die die Risswachstums-
lebensdauer einschließt, beide Vorhersagemodelle konservativ sind.
550
CA (R = 0,1) Experimente
500 gekerbte Rundprobe
ESED/PSWT (linear)
450 34CrNiMo6
ESED/P
400 J
[MPa]
350
300
ıa,N
250
200
150
100
50
1.000 10.000 100.000 1.000.000 10.000.000
Schwingspielzahl
Abb. 5.24: Vergleich der analytisch und experimentell bestimmten Wöhlerlinien (R = 0,1) für
gekerbte Rundproben aus dem Werkstoff 34CrNiMo6
[email protected]
5.4 Betriebsfestigkeits- und kombinierte Konzepte 173
350
300
ıa,N
250
200
150
100
50
1.000 10.000 100.000 1.000.000 10.000.000
Anrissschwingspielzahl
Abb. 5.25: Vergleich der analytisch und experimentell bestimmten Anrisswöhlerlinien
(R = 0,1) für gekerbte Rundproben aus dem Werkstoff 34CrNiMo6
[email protected]
174 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
550
FELIX/28 Experimente
500 gekerbte Rundprobe Neuber/PJ
450 34CrNiMo6 Neuber/PSWT
ESED/PJ
400
ıa,N [MPa]
ESED/PSWT
350
300
250
200
150
10.000 100.000 1.000.000 10.000.000
Schwingspielzahl
Abb. 5.26: Vergleich der Ergebnisse der Konzepte auf der Basis örtlicher Spannungen mit den
experimentellen Ergebnissen gekerbter Rundproben des Werkstoffs 34CrNiMo6 für
das Standardlastspektrum FELIX/28
Dabei fällt auf, dass der Schädigungsparameter PSWT die experimentellen Er-
gebnisse der Gesamtlebensdauer gut wiedergibt, während der Schädigungspara-
meter nach Vormwald extrem konservativ ist.
550
FELIX/28 Experimente/Simulation a 0 = 0,5mm
500 gekerbte Rundprobe Neuber/PJ
34CrNiMo6 Neuber/PSWT
450
ESED/PJ
400
[MPa]
ESED/PSWT
350
ıa,N
,
300
250
200
150
10.000 100.000 1.000.000 10.000.000
Anrissschwingspielzahl
Abb. 5.27: Vergleich der analytisch und experimentell bestimmten Anrisswöhlerlinien für ge-
kerbte Rundproben aus dem Werkstoff 34CrNiMo6 bei einer Betriebsbelastung mit
FELIX/28
Zur Bewertung des Einflusses des Rissfortschritts kommt die gleiche Vorge-
hensweise wie bei der konstanten Amplitudenbelastung zum Einsatz, d.h. die Dif-
ferenz der experimentell bestimmten 50%-Bruchlastwechselzahlen und der mit
[email protected]
5.4 Betriebsfestigkeits- und kombinierte Konzepte 175
Konstante Amplitude
(R = 0,1) 5,8 4,9 - 4,6 - 6,5
Die Neigung der Wöherlinie nach PSWT weicht allerdings stark von der Nei-
gung sowohl der Bruch- als auch der Anrisswöherlinie ab (Tabelle 5.8). Im Ge-
gensatz dazu gibt PJ diese besser wieder, wobei die gesamte Kurve jedoch zu
niedrigeren Lebensdauern verschoben ist.
550
Experimente
500 Neuber/PJ
450 Neuber/PSWT
ESED/PJ
400
[MPa]
ESED/PSWT
350
ıa,N
300
250 CARLOS/v
gekerbte Rundprobe
200
34CrNiMo6
150
10.000 100.000 1.000.000 10.000.000
Bruchschwingspielzahl
Abb. 5.28: Vergleich der analytisch und experimentell bestimmten Wöhlerlinien für gekerbte
Rundproben aus dem Werkstoff 34CrNiMo6 bei einer Betriebsbelastung mit
CARLOS/v
[email protected]
176 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
ESED/PSWT Original
60
ıa,N,
40
20
0
1.000 10.000 100.000 1.000.000 10.000.000 100.000.000
Anrissschwingspielzahl
Abb. 5.29: Vergleich der analytisch und experimentell bestimmten Anrisswöhlerlinien
(R = 0,1) für CTN-Proben (U = 2 mm) der Aluminiumlegierung EN AW-7075-T651
[email protected]
5.4 Betriebsfestigkeits- und kombinierte Konzepte 177
ESED/PSWT Original
60
ıa,N,
40
CA ( R = 0,1)
20 CTN-Probe ( ȡ = 4 mm)
EN AW-7075-T651
0
1.000 10.000 100.000 1.000.000 10.000.000 100.000.000
Anrissschwingspielzahl
Abb. 5.30: Vergleich der analytisch und experimentell bestimmten Anrisswöhlerlinien
(R = 0,1) für CTN-Proben (U = 4 mm) der Aluminiumlegierung EN AW-7075-T651
Doch durch den großen Neigungsunterschied (s. auch Tabelle 5.9) bei den
Wöhlerlinien der Kerbradien 2 und 6 mm kreuzen sich die beiden Zeitfestigkeits-
geraden, so dass im unteren Spannungsbereich die Ergebnisse sehr unsicher wer-
den.
120
Experimente
Neuber/PJ
100
Neuber/PSWT Original
80 ESED/PJ
[MPa]
ESED/PSWT Original
60
ıa,N
40
CA (R = 0,1)
20 CTN-Probe ( ȡ = 6 mm)
EN AW-7075-T651
0
1.000 10.000 100.000 1.000.000 10.000.000 100.000.000
Anrissschwingspielzahl
Abb. 5.31: Vergleich der analytisch und experimentell bestimmten Anrisswöhlerlinien
(R = 0,1) für CTN-Proben (U = 6 mm) der Aluminiumlegierung EN AW-7075-T651
[email protected]
178 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
Außerdem ist das Niveau der Dauerfestigkeit stark durch das verwendete Kon-
zept beeinflusst. Mit dem Schädigungsparameter PSWT wird grundsätzlich eine hö-
here Dauerfestigkeit vorhergesagt als mit dem Schädigungsparameter nach Vorm-
wald.
Im Gegensatz zu den Erkenntnissen von Knop et al. [110] beeinflusst die Wahl
des Konzepts zur Berechnung der elastisch-plastischen Kerbspannungen das Er-
gebnis der Lebensdauervorhersage bei den an dieser Stelle verwendeten Geomet-
rien nur marginal. Lediglich im Bereich hoher Spannungsamplitude ist ein gering-
fügiger Einfluss festzustellen. Knop et al. konnten nachweisen, dass bei Zug-
belastungen die Vorhersage mit der Neuber-Regel besser ist als für Biegebe-
lastungen, während bei der ESED-Methode das entgegengesetzte Verhalten
beobachtet werden kann. Darüber hinaus ist die ESED-Methode bei Torsionsbe-
lastung und Belastungszuständen des ebenen Verzerrungszustands dem Neuber-
Verfahren vorzuziehen [110].
120
FELIX/28
100 CTN-Probe ( ȡ = 2 mm)
EN AW-7075-T651
80
ıa,N [MPa]
60
Experimente
40 Neuber/PJ
Neuber/PSWT Original
20 ESED/PJ
ESED/PSWT Original
0
1.000 10.000 100.000 1.000.000 10.000.000 100.000.000
Anrissschwingspielzahl
Abb. 5.32: Vergleich der Ergebnisse der Konzepte auf der Basis örtlicher Spannungen mit den
experimentellen Ergebnissen für CTN-Proben (U = 2 mm) der Aluminiumlegierung
EN AW-7075-T651 für das Standardlastspektrum FELIX/28
In den Abbildungen 5.32 bis 5.34 ist der Vergleich der experimentell und ana-
lytisch ermittelten Anrisswöhlerlinien in Abhängigkeit des Kerbradius für eine
Belastung mit dem Standardlastspektrum FELIX/28 für CTN-Proben der Alumi-
niumlegierung EN AW-7075-T651 dargestellt. Während die Lebensdauervorher-
sagen mit dem Schädigungsparameter PJ auch in diesem Fall konservative Ergeb-
nisse liefern, ist die Abschätzung mit PSWT hinsichtlich der Zuverlässigkeit der
Aussage sehr unsicher.
Bei einem Kerbradius von 2 mm ist der Unterschied zwischen den Experimen-
ten und der Lebensdauervorhersage mit PSWT am größten. Ähnlich wie bei der
[email protected]
5.4 Betriebsfestigkeits- und kombinierte Konzepte 179
60
ıa,N
Experimente
40 Neuber/PJ
Neuber/PSWT Original
20 ESED/PJ
ESED/PSWT Original
0
1.000 10.000 100.000 1.000.000 10.000.000 100.000.000
Anrissschwingspielzahl
Abb. 5.33: Vergleich der Ergebnisse der Konzepte auf der Basis örtlicher Spannungen mit den
experimentellen Ergebnissen für CTN-Proben (U = 4 mm) der Aluminiumlegierung
EN AW-7075-T651 für das Standardlastspektrum FELIX/28
[email protected]
180 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
120
100
80
[MPa]
60
ıa,N
Experimente
40 Neuber/PJ
Neuber/PSWT Original FELIX/28
20 ESED/PJ CTN-Probe ( ȡ = 6 mm)
ESED/PSWT Original EN AW-7075-T651
0
1.000 10.000 100.000 1.000.000 10.000.000 100.000.000
Anrissschwingspielzahl
Abb. 5.34: Vergleich der Ergebnisse der örtlichen Konzepte auf der Basis örtlicher Spannungen
mit den experimentellen Ergebnissen für CTN-Proben (U = 6 mm) der Aluminium-
legierung EN AW-7075-T651 für das Standardlastspektrum FELIX/28
In Tabelle 5.9 sind die Neigungen der experimentell ermittelten und die der a-
nalytisch bestimmten Anrisswöhlerlinie zusammengefasst. Dabei fällt auf, dass
die Neigungen der Anrisswöhlerlinien mit den Schädigungsparametern PJ und
PSWT nicht so stark vom Kerbradius beeinflusst werden wie die experimentellen
Ergebnisse, obwohl die Kerbfaktoren der numerischen Berechnungen in die Simu-
lation der Lebensdauervorhersage mit eingegangen sind.
Tabelle 5.9: Neigungen der experimentell und analytisch ermittelten Anrisswöhlerlinien unter
Verwendung des ESED-Konzeptes
[email protected]
5.4 Betriebsfestigkeits- und kombinierte Konzepte 181
0,7
0,6
0,5
ıop /ımax
0,4
ȡ = 2 mm
0,3 ȡ = 4 mm
ȡ = 6 mm
0,2 EN AW-7075-T651
Newman (ȡ = 2 mm)
CTN-Probe Newman (ȡ = 4 mm)
0,1 R = 0,1 Newman (ȡ = 6 mm)
0
17 17,05 17,1 17,15 17,2 17,25 17,3
a [mm]
Abb. 5.35: Vergleich der numerisch und analytisch ermittelten Rissöffnungsspannung in Ab-
hängigkeit des Kerbradius einer CTN-Probe aus der Aluminiumlegierung EN AW-
7075-T651
[email protected]
182 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
0 1 2 3 4 5
Nexp /N pred
Abb. 5.36: Vergleich der Genauigkeit der Lebensdauerprognosen der Konzepte nach Vormwald
und Anthes (FATICA) für einen Kerbstab (Dk = 2,5) aus dem Stahl StE460 (Ergeb-
nisse aus [7, 259])
Das Modell FATICA liefert bis auf wenige Ausnahmen stets ein geringeres
Verhältnis Nexp/Npred als mittels des Schädigungsparameters PJ, d.h. es werden im
Vergleich zum Schädigungsparameter PJ höhere Lebensdauerwerte prognostiziert.
Dies führt dazu, dass der überwiegende Teil der Vorhersagen mit dem Modell
FATICA nicht-konservativ ist.
Dies gilt in gleicher Weise für einen Kerbstab mit einem Kerbfaktor von 2,5
aus der Aluminiumlegierung AlMg4,5Mn. Das Modell nach Vormwald erzeugt in
diesem Fall bessere Vorhersagen, bei denen die Verhältnisse Nexp/Npred nahe eins
liegen.
[email protected]
5.5 Konzepte der Rissinitiierung 183
0 1 2 3 4 5
Nexp /N pred
Abb. 5.37: Vergleich der Genauigkeit der Lebensdauerprognosen der Konzepte nach Vorm-
wald und Anthes (FATICA) für einen Kerbstab (Dk = 2,5) aus der Aluminiumle-
gierung AlMg4,5Mn (Ergebnisse aus [7, 259])
Zur Bewertung der Spannung, ab der ein Riss initiiert, stehen unterschiedliche
Konzepte zur Verfügung (s. Kap. 3.1). In den Abbildungen 5.38 und 5.39 sind die
Ergebnisse der Schwellenwertkurvenkonzepte nach Kitagawa und Takahashi so-
wie nach El Haddad und des area-Konzepts nach Murakami für einen halbkreis-
förmigen Oberflächenriss im Werkstoff 34CrNiMo6 in Abhängigkeit des R-
Verhältnisses gegenübergestellt. Zur besseren Vergleichbarkeit wird von der sonst
üblichen doppellogarithmischen Darstellungsform abgewichen.
Bei einem R-Verhältnis von –1 zeigt sich, dass das area-Konzept bei sehr kur-
zen Risslängen zunächst Schwellspannungen annimmt, die oberhalb der Dauerfes-
tigkeitsgrenze liegen. Danach nimmt die berechnete Spannung deutlich ab und
liegt bis zu einer Risslänge von 0,1 mm unterhalb der Grenzwerte der Schwellen-
wertkurvenkonzepte.
Während das Konzept nach El Haddad gegen den Thresholdwert der Ermü-
dungsrissausbreitung konvergiert, nimmt das area-Konzept deutlich höhere
Schwellspannungen an. Im Grenzbereich des Gültigkeitskriteriums des area-
Konzepts liegt die Abweichung bei ca. 60%. Ferner ist zu erkennen, dass das El
Haddad-Kriterium zwar gegen die Dauerfestigkeit konvergiert, aber im Bereich
kurzer Risse deutlich niedrigere Spannungswerte ermittelt, als die Originalform
des Kitagawa-Takahashi-Diagramms.
[email protected]
184 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
1200
34CrNiMo6
1000 R = -1
a
ı W = 540 MPa
ǻıth [MPa] 800 HV = 350
ǻK th = 11,7 MPam1/2
600
400
Kitagawa/Takahashi
200 ElHaddad
Murakami
0
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5
a [mm]
Abb. 5.38: Vergleich der Rissinitiierungskonzepte für einen halbkreisförmigen Oberflächenriss
bei einem R-Verhältnis von –1 für den Werkstoff 34CrNiMo6
ǻK th = 7,2 MPam1/2
600
a
400
200
0
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5
a [mm]
Abb. 5.39: Vergleich der Rissinitiierungskonzepte für einen halbkreisförmigen Oberflächenriss
bei einem R-Verhältnis von 0,1 für den Werkstoff 34CrNiMo6
[email protected]
5.5 Konzepte der Rissinitiierung 185
ǻK th = 3,1 MPam1/2
200
150
100
a
50
0
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5
a [mm]
Abb. 5.40: Vergleich der Rissinitiierungskonzepte für einen halbkreisförmigen Oberflächenriss
bei einem R-Verhältnis von 0,1 für die Aluminiumlegierung EN AW-7075-T651
Ein alternatives Verfahren zur Beurteilung der Rissinitiierung stellt das Kon-
zept des kritischen Abstands dar. Zur Ermittlung der Schwellwerte werden nume-
rische Simulationen eines umlaufenden Risses in einer gekerbten Rundprobe ver-
wendet (vgl. Kap. 5.2). Mittels der Punkt-Methode ergeben sich im Abstand a0/2
vor der Kerbe bzw. der tiefsten Stelle des Risses die Schwellspannungen. Für die
Bestimmung der mittleren Spannung unter Verwendung der Linienmethode ist
nach jedem Risserweiterungsschritt eine polynomische Ausgleichsfunktion 4.
Grades für die elastischen Spannungswerte in radialer Richtung ermittelt worden,
die dann über einen Bereich von 0 bis 2a0 integriert wird. Beispielhaft ist in Abb.
5.41 die Spannungsverteilung für eine Risstiefe a von 0,09 mm dargestellt.
Im Fall des Stahls 34CrNiMo6 ergibt sich für den El Haddad-Parameter a0 ein
Wert von 0,03 mm. Die Ergebnisse der Punkt- bzw. Linienmethode des Konzepts
des kritischen Abstands sind Abb. 5.42 zu entnehmen.
[email protected]
186 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
2000
34CrNiMo6
1500 gekerbte Rundprobe
a = 0,09 mm
ı11 [MPa]
1000
500
Rissspitze
0
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5
Abstand r [mm]
Abb. 5.41: Elastische Spannungsverteilung in radialer Richtung vor der Rissspitze eines Ober-
flächenrisses der Tiefe 0,09 mm
Diese Untersuchungen zeigen, dass nicht nur zwischen der Auswertung der
Schwellspannung mittels der Linien- und der Flächenmethode 10 % Differenz
sind (s. Kap. 3.1.2), sondern auch zwischen der Punkt- und Linienmethode. Die
Linienmethode liefert ca. 10% höhere Spannungswerte als die Punkt-Methode.
300
250
ǻıth [MPa]
200
150
100 Punkt-Methode
Linien-Methode
50
Linien-Methode (90%)
0
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5
Risslänge a [mm]
Abb. 5.42: Vergleich der Punkt- und Linienmethode zur Ermittlung der Schwellenwerte nach
dem Konzept des kritischen Abstands für einen umlaufenden Riss
Das Konzept des kritischen Abstands kann zwar direkt bei der Berechnung
komplexer Strukturen aufbauend auf einer elastischen Finite-Elemente-Analyse
angewendet werden, nachteilig ist jedoch, dass die Vernetzung im kritischen Be-
reich extrem fein sein muss, um im Bereich des El Haddad-Parameters mittels der
Punkt-Methode auswerten zu können. Um den relativ hohen Rechenaufwand bei
einer derart feinen Vernetzung zu verkürzen, ist die Submodelltechnik einzuset-
zen. Die Submodelltechnik ist dadurch gekennzeichnet, dass aufbauend auf einer
Simulation mit einem gröberen Finite-Elemente-Netz eine Anschlussrechnung für
[email protected]
5.5 Konzepte der Rissinitiierung 187
einen kleinen Bereich des Bauteils mit feinerer Vernetzung durchgeführt werden
kann, indem die Ergebnisse der ersten Simulation auf das Submodell übertragen
werden. Eine Anwendung der Linien-Methode stellt dazu eine Alternative dar.
Anstelle eines umlaufenden Risses werden außerdem numerische Simulationen
eines halbkreisförmigen Oberflächenanrisses durchgeführt, um die Zuverlässigkeit
des Konzepts zu prüfen. Dazu wird an unterschiedlichen Stellen vor der Rissfront
und an der Kerbe mittels des Konzepts der kritischen Distanz ausgewertet (Abb.
5.43). Zudem wird der Einfluss des Auswerteabstands untersucht. Die Ergebnisse
in Abhängigkeit der Risstiefe a sind in Abb. 5.43 dargestellt. Bei einer Auswer-
tung im konzeptkonformen Abstand a0/2 vor der tiefsten Stelle des Risses steigt
die Schwellspannung nach 0,03 mm Risswachstum leicht an, stagniert dann aber.
Mit zunehmendem Abstand vor dem Riss ist einerseits eine Zunahme der Schwell-
spannung zu erkennen und andererseits ein deutlicher Anstieg der Schwellspan-
nung über ein Risswachstum von 0,2 mm zu verzeichnen. Die Grenzspannungen
an der oberflächennahen Seite des Risses weisen hingegen wesentlich geringere
Werte auf, die zudem mit zunehmender Risslänge sinken.
300 a0 /2
250
a
200
150 c
Kerbe Riss c
100 a0 /2
50
0
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5
a [mm]
Abb. 5.43: Schwellenwerte nach dem Konzept des kritischen Abstands für einen halbkreisför-
migen Oberflächenriss in Abhängigkeit des Auswerteabstands und -orts
Als Referenzlinie ist die Auswertung im radialen Abstand a0/2 von der Um-
laufkerbe in Abb. 5.43 eingetragen. Daraus wird ersichtlich, dass der Riss das
halbkreisförmige Wachstum, so wie es in der numerischen Simulation angenom-
men worden ist, nicht weiter fortsetzt. Entsprechend der Auswertung der Schwell-
spannung wird der Riss eher in Umfangsrichtung weiterwachsen, da dort die
Schwellspannungen am niedrigsten sind. Dies deckt sich in der Form auch mit
bruchmechanischen Auswertungen.
[email protected]
188 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
Die Lebensdauervorhersage auf bruchmechanischer Basis ist sehr stark von der
Rissfortschrittskurve und insbesondere vom Thresholdwert abhängig. Deshalb
werden im folgenden Abschnitt zunächst einige Einflussgrößen bei der Thres-
holdwertbestimmung untersucht, bevor die Zuverlässigkeit unterschiedlicher Riss-
fortschrittskonzepte bei Betriebsbelastung dargestellt wird. Die Untersuchung der
Rissfortschrittskonzepte ist nur auf wenige Belastungs-Zeit-Funktionen und Kon-
zepte beschränkt. Eine ausführliche Beschreibung des Einflusses unterschiedlicher
Parameter ist beispielsweise in [215, 216, 233] zu finden.
Wie in Kap. 2.5.3.2 dargestellt, werden in der Literatur zahlreiche Methoden und
Konzepte zur Bestimmung des Thresholdwertes der Ermüdungsrissausbreitung
vorgeschlagen. Die ASTM empfiehlt eine exponentielle Absenkung der Span-
nungsintensität ausgehend von einem initialen Wert Kmax,0 mit einer Absenkrate
CASTM. Da in der ASTM E 647 keine Angaben bezüglich der Wahl des initalen
Spannungintensitätsfaktors vorhanden sind, soll im Folgenden der Einfluss dieses
Werts auf den Schwellenwert untersucht werden. Ferner soll auch die Wirkung ei-
ner linearen oder exponentiellen Absenkung sowie der entsprechenden Absenkra-
ten auf den Thresholdwert bei unterschiedlichen Spannungsverhältnissen über-
prüft werden. Zum Einsatz kommen einerseits der Stahl 42CrMo4 und die
Aluminiumlegierung EN AW-7075-T651.
a) 12 b) 12
11 R = 0,1 11
R = 0,5
10 10
9 9
ǻKth [MPam1/2]
ǻKth [MPam1/2]
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 42CrMo4 2 R = 0,1
1 K max,0 = 37,95 MPam1/2 1 R = 0,5 42CrMo4
0 0
-0,2 -0,15 -0,1 -0,05 0 -40 -30 -20
-1 5/2
CASTM [mm ] C FAM [N/mm ]
[email protected]
5.6 Bruchmechanische Konzepte 189
Abbildung 5.44 zeigt die Abhängigkeit der ermittelten Thresholdwerte von der
Wahl der Absenkmethode für den Stahl 42CrMo4. Bei einer exponentiellen Ab-
senkung der Spannungsintensität (Abb. 5.44a) fällt auf, dass mit zunehmender
Absenkrate bei einem R-Verhältnis von 0,1 tendenziell die Thresholdwerte stei-
gen. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund bedeutend, da die Thresholdwerte
lediglich bei Absenkraten größer als -0,08 mm-1 Gültigkeit besitzen, d.h. es wer-
den höhere und damit nicht-konservative Thresholdwerte für die Auslegung ver-
wendet. Im Unterschied zur ASTM-Norm zeigen Untersuchungen von Sheldon et
al. [229] oder Clark et al. [39], dass sehr viel kleinere Absenkraten von beispiels-
weise CASTM = -0,8 mm-1 bei einer exponentiellen Absenkung zu gültigen Thres-
holdwerten führen.
[email protected]
190 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
a) 12 b) 12
11 R = 0,1 11 R = 0,1
10 10 R = 0,5
EN AW-7075-T651
9 9
Kmax,0 = 22,14 MPam1/2 EN AW-7075-T651
ǻKth [MPam1/2]
ǻKth [MPam1/2]
8 8 Kmax,0 = 22,14 MPam1/2
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
0 0
-0,2 -0,15 -0,1 -0,05 0 -30 -20 -10 0
CASTM [mm ] -1 C FAM [N/mm5/2 ]
Bei einer exponentiellen Absenkung der Last konnten Sheldon et al. [229] hin-
gegen bei der Titanlegierung Ti-6Al-4V einen Zusammenhang zwischen dem
Thresholdwert und der initialen Spannungsinentsität insbesondere bei sehr hohen
Kmax,0-Werten nachweisen.
a) 12 b) 12
11 11 C = -0,39 mm -1
10 10 C = -0,79 mm -1
9 9 C = -1,18 mm -1
ǻKth [MPam1/2]
ǻKth [MPam1/2]
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 R = 0,1 2 Ti-6Al-4V
1 R = 0,5 42CrMo4 1 Daten aus [229]
0 0
0 10 20 30 40 50 0 10 20 30 40 50
K max,0 [MPam1/2] Kmax,0 [MPam1/2]
[email protected]
5.6 Bruchmechanische Konzepte 191
Aus Abb. 5.46b wird außerdem deutlich, dass die Wahl der maximalen Span-
nungsintensität und der Absenkrate nicht unabhängig voneinander sind. Hohe
Lastabsenkraten führen bei gleichzeitig hohen initialen maximalen Spannungsin-
tensitätsfaktoren zu höheren Thresholdwerten als bei niedrigen Kmax,0-Werten.
Dies kann mit der anfänglich großen Plastifizierung, durch die der Riss zunächst
sehr stark beeinflusst wird, begründet werden [136, 161, 229]. Bei einer geringe-
ren Absenkrate wird der Thresholdwert außerhalb der primär plastischen Zone der
hohen Anfangsspannungsintensität bestimmt.
5.6.2 Rissfortschrittskonzepte
1
Newman (Į =1,9)
0,8 Newman (ESZ)
Newman (EVZ)
Kop /Kmax
0,4
0,2
0
-1 -0,5 0 0,5 1
R
Abb. 5.47: Vergleich analytischer und numerischer Rissöffnungsberechnungen in Abhängigkeit
des Spannungsverhältnisses anhand der Beziehung von Kop zu Kmax bei einer Belas-
tung mit konstanter Amplitude [216]
[email protected]
192 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
durchgeführt worden ist, bildet die analytische Lösung für den ebenen Verzer-
rungszustand (EVZ) die Rissöffnungsspannungen am besten ab.
Dennoch ist die Vorhersage der Restlebensdauer von Bauteilen und Strukturen
bei einer Belastung mit konstanter Amplitude mit den Methoden aus Kap. 2.5.4.1
sehr zuverlässig und zumeist auf der sicheren Seite. Hingegen beinhalten die Le-
bensdauerprognosen von Bauteilen unter Betriebsbelastungen ein hohes Potential
an Unsicherheiten. Exemplarisch ist in den Abb. 5.48 und 5.49 die Zuverlässigkeit
unterschiedlicher Methoden für verschiedene Lastspektren zusammengefasst. Bei
den extremen Belastungsbedingungen einer Überlast bzw. einer Blocklast, die üb-
licherweise extrem konservative Ergebnisse ergeben, führen nahezu alle Konzepte
bis auf das Fließstreifenmodell (Strip Yield) zu nicht-konservativen Ergebnissen
(Abb. 5.48).
Dies liegt daran, dass die Anpassung des Rissfortschrittsgesetzes an die doppel-
S-förmige Kurve der Aluminiumlegierung nur schlecht möglich ist. Zumeist wird
ein Mittelwert verwendet, der jedoch die Risswachstumsrate in Teilen unter- und
in anderen Teilen überschätzt. In dieser Simulation ist genau eine Belastung ge-
wählt worden, bei der die Rissgeschwindigkeit in großen Teilen unterschätzt wird,
so dass insgesamt eine nicht-konservative Vorhersage erzielt wird.
Dies bedeutet aber auch, dass die Zuverlässigkeit nicht nur vom Rissfort-
schrittskonzept, sondern auch von der Anpassung der Rissfortschrittskurve durch
geeignete Gesetze abhängt. Die Vorhersage mittels des Fließstreifenmodells er-
folgt mittels einer da/dN-'Keff-Kurve, die die Funktion der Aluminiumlegierung
besser abbildet. Jedoch führt das Fließstreifenmodell bei fast allen verwendeten
Lastspektren zu konservativen Ergebnissen.
1,2
N pred /N exp
0,8
0,6
Fmin = konst. Fmin = konst. 'F = konst. 'F = konst.
0,4
0,2
0
Überlast Blocklast
( Rol = 2,2) ( R block= 1,5) ( R block= 1,5) ( R block= 2,0) ( R block= 2,0)
[email protected]
5.6 Bruchmechanische Konzepte 193
1,6
lineare Schadensakkumulation
1,4 verallg. Willenborg
Strip Yield (NASA)
1,2 konst. Rissschließmodell
N pred /N exp
1
0,8
0,6
0,4
0,2
0
CARLOS/v FELIX/28 WISPER
Abb. 5.49: Zuverlässigkeit unterschiedlicher Rissfortschrittskonzepte bei Betriebsbelastungen
Weiterhin hängt die Qualität der Aussage auch vom Lastspektrum ab. Während
sich gute Ergebnisse beim Standardlastspektrum FELIX/28 insbesondere unter
Verwendung des Fließstreifenmodells und des verallgemeinerten Willenborg-
Modells einstellen, ist die Vorhersage bei CARLOS/v extrem konservativ.
Es zeigt sich auch, dass die lineare Schadensakkumulation sowie das Modell
mit einem konstanten Rissschließfaktor für die Lebensdauerprognose von Be-
triebsbelastungen weniger geeignet sind.
[email protected]
194 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
Entdeckungswahrscheinlichkeit POD
1,0
0,8
Vasudevan et al. [257] gehen davon aus, dass die kleinste anzunehmende Riss-
länge nicht die kleinste Fehlergröße ist, die durch zerstörungsfreie Prüfverfahren
detektiert werden kann, sondern der größte Fehler, der während einer Inspektion
übersehen wird.
60
adet == 2,0
adet mm
2,0mm
50
adet == 1,5
adet mm
1,5mm
Risstiefe a [mm]
40
30
Inspektionsintervalle
20
10
0
0 1 2 3 4 5
normierte Strecke
Abb. 5.51: Einfluss der detektierbaren Fehlergröße auf die Festlegung von Inspektionsinterval-
len
Abbildung 5.51 zeigt den Einfluss der detektierbaren Fehlergröße adet auf die
Lebensdauervorhersage und damit die Festlegung der Inspektionsintervalle durch
Risswachstumssimulationen einer Eisenbahnradsatzwelle mit einer gemessenen
[email protected]
5.6 Bruchmechanische Konzepte 195
adet Nachweisgrenze
Sicherheits-
ai faktor
Inspektions- N
intervall
b) a 1%
a krit
99%
p th
a det
N0 Inspektions- N end N
intervall
Abb. 5.52: Bestimmung des Inspektionsintervalls
a) nach dem Konzept der äquivalenten Größe des Anfangsdefekts (Equivalent Inital
Flaw Size)
b) nach dem stochastischen Lebensdauer-Ansatz (Stochastic Life Approach) nach
Grooteman (nach [77])
[email protected]
196 5 Bewertung, Vergleich und Anwendung der Konzepte
zung des Werkstoffs das Konzept der äquivalenten Größe des Anfangsdefekts (E-
quivalent Inital Flaw Size) angewendet. Es geht ebenfalls davon aus, dass auf der
Grundlage entweder von experimentellen Daten oder aber von Daten aus der In-
spektionspraxis die Risslängenveränderung über der Lebensdauer bekannt ist.
Dieser Verlauf ist jedoch erst ab der entsprechenden Nachweisgrenze der Risstiefe
adet und der zugehörigen Lebensdauer bekannt. Mit dem „Equivalent Inital Flaw
Size“-Konzept wird nun mittels bruchmechanischer Konzepte die Risswachs-
tumskurve auf den Beginn des Einsatzes extrapoliert (Abb. 5.52a).
Daraus ergibt sich die Anfangsdefektgröße ai. Unter Berücksichtigung eines
gewissen Sicherheitsfaktors können dann die Inspektionsintervalle definiert wer-
den, wobei die Intervalle äquidistant oder aber variabel gewählt werden können.
Darüber hinaus existieren Konzepte der stochastischen Lebensdauer (Stochastic
Life Approach) [77]. Sie bauen auf der Streuung der Ergebnisse aufgrund z.B. der
Streuung der Werkstoff- oder der Belastungsdaten, auf. Dabei wird nun nicht ein
definierter Sicherheitsfaktor, sondern eine statistische Verteilung, angesetzt (Abb.
5.52b). Die statistische Verteilung des Versagensfalls ist die Basis dieses Verfah-
rens, die auf der Grundlage von Erfahrungswerten erstellt wird. Im Entwicklungs-
stadium eines neuen Produkts ist diese Verteilung unbekannt, so dass zunächst
durch eine limitierte Anzahl von Experimenten und den Erfahrungen mit ähnli-
chen Konstruktionen eine konservative statistische Verteilung des Versagensfalls
abgeschätzt werden muss. Diese kann dann im Laufe des Betriebs entsprechend
der aktuellen Ergebnisse angepasst werden. Aufbauend auf der statistischen Ver-
teilung des Versagens eines Bauteils wird das Risswachstum extrapoliert bis zur
Nachweisgrenze adet der Verfahren der zerstörungsfreien Prüfung, welches erneut
zu einer statistischen Verteilung führt. Diese Verteilung beschreibt die Lebens-
dauer, die benötigt wird, damit ein Riss der Länge adet mit einer gewissen Wahr-
scheinlichkeit wächst. Der Anfangszeitpunkt N0 einer Inspektion ist definiert
durch die Wahrscheinlichkeit pth, ab der ein gewisser Prozentsatz der Risse
wächst. Bis zu diesem Anfangszeitpunkt wird das Risswachstumsverhalten extra-
poliert. Im letzten Schritt wird eine Simulation des Risswachstums beginnend
beim Anfangszeitpunkt durchgeführt, wobei entsprechende Inspektionsintervalle
vorgegeben werden. Auf der Basis dieser Simulationen kann dann ein Wahr-
scheinlichkeitswert ermittelt werden, der mit einem festgelegten Grenzwert zu
vergleichen ist. Wird der Grenzwert überschritten sind die Simulationen mit ver-
änderten Inspektionsintervallen erneut durchzuführen.
Unabhängig vom verwendeten Modell sind bei der Festlegung der Inspektions-
intervalle sowohl Sicherheits- als auch Kostenaspekte zu berücksichtigen. Aus Si-
cherheitsgründen sollten die Vorhersagen, die für die Bestimmung der Intervalle
verwendet werden, konservativ sein. Aus ökonomischen Überlegungen sollten die
Intervalle so gewählt werden, dass der Werkstoff optimal ausgenutzt wird.
[email protected]
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Sachwortverzeichnis
A - qualitative Analyse 8
- quantitative Analyse 8
Abgrenzungsverfahren 19 - Simulation 9
Additionsmodell 120 - Standardlastspektrum 11, 152
äquivalente Verzerrungsenergiedichte 42 Bereichspaar-Mittelwert-Zählung 12
Äquivalentspannungsamplitude 37 Beschleunigungseffekt 71
Äquivalentspannungsansatz 37 Betriebsfestigkeit 3, 79
Amplitudentransformation 28 Betriebslastmessung 9
Anisotropiefaktor 15 bezogenes Spannungsgefälle 24
Anrisslänge 160 bilineare Schädigungsregel 35
Anrisslebensdauer 45, 117, 151 - Schnittpunkt 36
Anrissschwingspielzahl 16, 173, 176 Blockbelastung 71
Anrisswöhlerlinie 173, 176 Bruchmechanik 3, 5, 47, 79, 144
- , elastisch-plastische 49
area-Konzept 98, 134, 183
- , linear-elastische 49
- Grenzen 100
bruchmechanische Stützwirkung 24
Atzori-Lazzarin-Diagramm 91
Bruchschwingspielzahl 16
Ausfallwahrscheinlichkeit 18, 27
Bruchwöhlerlinie 173
B
C
Bauteil-Fließkurve 41
Chaboche-Modell 157
Beanspruchung 8, 10
Coffin-Manson-Ansatz 26
- , mehrachsige 15, 117
Constraint Faktor 63, 76, 117
Beanspruchungs-Zeit-Funktion 8
Corten-Dolan-Modell 31
Belastung
C-Parameter-Konzept 30
- , konstante 7
CTN-Probe 148
- , ruhende 7
CTOD s. Rissöffnungsverschiebung
- , schwellende 7
CT-Probe 148
- , stoßartige 7
Cycle-by-cycle-Analyse 71
- , wechselnde 7
- , zyklische 7
Belastungs-Zeit-Funktion 7 D
- Abschätzung 9
- Ermittlung 8 Damage Curve s. Schadenskurve
- Extrapolation 9 Damage-tolerant-Konzept 1
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212 Sachwortverzeichnis
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Sachwortverzeichnis 213
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214 Sachwortverzeichnis
Makrorisswachstum 3, 47 P
Masing-Hypothese 44
Master Curve of ODA 140 Palmgren-Miner-Regel 28
mechanisch kurzer Riss 80, 82 - Äquivalentspannungsansatz 38
mehrachsige Beanspruchung 15, 24, 117 - Corten-Dolan 31
- Schädigungsparameter 117 - C-Parameter-Konzept 30
Mikrorisswachstum 3 - elementare Form 29
mikrostrukturell kurzer Riss 80 - Freudenthal-Heller 31
mikrostrukturelle Barriere 102 - in Originalform 29
Mikrostrukturmodelle 101, 102 - konsequente Form 30
- Zwei-Phasen-Modelle 102 - modifizierte Form nach Haibach 30
Miner-Regel s. Palmgren-Miner-Regel - Serensen-Koslow 31
Mittelspannungseinfluss 45 Paris-Exponent 128, 168
Mittelspannungsempfindlichkeit 22 Paris-Gesetz 53, 67, 145
- Amplitudentransformation 28 Paris-Hertzberg-McClintock-Riss-
Mixed Mode-Beanspruchung 48 wachstumsgesetz 141
Mode s. Rissbeanspruchungsart Peak-Counting s. Extremwertzählung
modifizierte Neuber-Regel 41 periodische Belastung 7
modifiziertes Dugdale-Modell 75 physikalisch kurzer Riss 80, 82
PJ-Wöhlerlinie 114
N plastische Dehnungsamplitude 26
plastische Stützzahl 41
plastische Zone 55, 72
Nachweisgrenze 125, 193 - , monoton 55
NASGRO 154 - , primär 55, 72
NASGRO-Gleichung 67, 159, 191 - , sekundär 72
Neigung Zeitfestigkeitslinie 17 - umkehrplastisch 55
Nenndehnung 86 - , zyklische 55
Nennspannungskonzepte 5, 25, 28, 128, plastisches Versagen 14
161 plastizitätsinduziertes Rissschließen 74
Neuber-Hyperbel 40 POD-Diagramm 193
Neuber-Regel 39 Potentialdrift 150
- , erweiterte 41 primär plastische Zone 55, 72
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Sachwortverzeichnis 215
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216 Sachwortverzeichnis
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Sachwortverzeichnis 217
U Werkstoffgedächtnis 44
Wheeler-Modell 72
Übergangsmatrix 12 Willenborg-Modell 73, 193
Übergangsrissgeschwindigkeit 76 Wöhlerkurve 16
Überlast 71 - Ausfallwahrscheinlichkeit 18
Überlebenswahrscheinlichkeit 18 - Einflussgrößen 17
Ultra high cycle fatigue 79, 131 - statistische Auswertung 18
- Auslegungskonzept 140 - Typ I 17
- feinkörniges Gebiet 133 - Typ II 17
- Master Curve of ODA 140 - Überlebenswahrscheinlichkeit 18
- nicht-metallischer Einschluss 132 - Ultra high cycle fatigue 131, 138
- optisch dunkles Gebiet 133
- Thresholdwert ODA 135 Z
- Wöhlerkurve 131, 138
umkehrplastische Zone 55 Zählnullpunkt 10
Unified Approach 69, 111 Zählverfahren 10, 169
Uniform Material Law 27 - Bereichspaar-Mittelwert-Zählung 12
- , einparametrische 10
V - Extremwertzählung 11
- Häufigkeitsverteilung 11
verallgemeinertes Kitagawa-Takahashi- - Informationsverlust 10
Diagramm 88 - Klassengrenzenüberschreitungs-
verallgemeinertes Kitagawa-Takahashi- zählung 11
Kriterium 125 - Kollektiv 11
verformungsmechanische Stützwirkung - Kollektivumfang 11
24 - Rainflow-Zählung 13
Vergleichs-J-Integral 118 - Residuum 11
Vergleichsspannung 15 - Von-Bis-Zählung 12
Vergleichsspannungsamplitude 24 - , zweiparametrische 10
Verzerrungsenergiedichte Zeitfestigkeit 16
- , äquivalente 42 Zeitfestigkeitslinie 17
- , elastische 42 - Neigung 17
- ESZ 42 - statistische Auswertung 18
- EVZ 42 zerstörungsfreie Prüfung 193
Verzögerungseffekt 71 Zugschwellbelastung 7
virtueller Spannungsintensitätsfaktor 73 zulässige Spannung 23
Völligkeit 152 zweiparametrische Zählverfahren 10
Vollmatrix 13 Zwei-Phasen-Modelle 102
Von-Bis-Zählung 12 Zwei-Phasen-Schädigungsansatz 35
von-Mises-Spannung 15 zyklische Belastung 7
- , nicht-periodische 7
- , periodische 7
W zyklische plastische Zone 55
zyklische Spannungs-Dehnungskurve 25
Wechselbelastung 7 zyklischer Spannungsintensitätsfaktor 51
wechselnde Belastung 7 zyklischer Verfestigungsexponent 25
werkstoffbedingter Größeneinfluss 24 zyklischer Verfestigungskoeffizient 25