Freistehende Hauser

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Freistehende Häuser

Dieses Buch ist auch in englischer Sprache erschienen.


(ISBN 978-3-0346-0073-6)

Grafische Gestaltung und Zeichnungen: Sebastian Schaal, Martin Trefon

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek


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© 2010 Birkhäuser Verlag AG


Basel · Boston · Berlin
Postfach 133, CH-4010 Basel, Schweiz
Ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media

Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff. TCF '

Printed in Germany

ISBN 978-3-0346-0072-9

987654321 www.birkhauser.ch
Günter Pfeifer und Per Brauneck

Freistehende Häuser
Eine Wohnbautypologie

Birkhäuser
Basel · Boston · Berlin
Inhaltsverzeichnis

Vorwort 6

Die Typologie des freistehenden Hauses 8

Grundrisstypen 18

Doppelhaus
Parvilla I, Tham & Videgård Hansson 20
Haus W, Bayer & Strobel Architekten 22
Patchwork-Haus, Pfeifer Roser Kuhn Architekten 24
Haus der Gegenwart, Allmann Sattler Wappner Architekten 26
Haus C, Per Brauneck 28
Bauernhaus Vogelsang, AmreinHerzig Architekten 30
Dreifamilienhaus „In der Hub“, Morger & Degelo Architekten 32
Mustersiedlung Hadersdorf, Haus 3, Hans Kollhoff Architekten 34
Mustersiedlung Hadersdorf, Haus 4, Steidle Architekten 36
Villa Overgooi, Next Architects 38
KBWW Haus, MVRDV 42
Zwei Wohnhäuser in Zürich, Gigon/Guyer Architekten 44
Architekten- und Künstlerhaus, Fuhrimann Hächler Architekten 46
Studienarbeit, Christian Weyell 48

Spänner
3 Wohnhäuser, Susenbergstrasse, Gigon/Guyer Architekten 50
Haus Rottmannsboden, Morger & Degelo Architekten 52
Siedlung Hagenbuchrain, Bünzli & Courvoisier Architekten 54
Wohnbau am Hegianwandweg, EM2N Architekten 56
Wohnanlage Lohbach, Baumschlager & Eberle 58
Wohnsiedlung BDZ, pool Architekten 60
„Malzturm“, Hürlimann Areal, Thomas Schregenberger 62
Studienarbeit, Björn Schmidt 66
Studienarbeit, Angèle Tersluisen 68
Studienarbeit, Björn Schmidt 70
Studienarbeit, Sebastian Schaal 72

Hofspänner
Wohnbauten Java-Insel, Diener & Diener Architekten 74
Wohnsiedlung Werdwies, Adrian Streich Architekten 76
Studienarbeit, Philippa Glaser 78
Studienarbeit, Johannes Lahme 80
Hybrid
Esplanade, Steidle Architekten 82
Studienarbeit, Sebastian Schaal 86
Studienarbeit, Daniel Dolder 88
Diplomarbeit, Tobias Katz 90

Hochhaus
Chassé Park Apartments, Xaveer de Geyter 92
Silverline Tower, Claus en Kaan Architecten 94
Drittes Sternhaus, Steidle Architekten 98
Wohnhochhaus „De Rokade“, Arons en Gelauff Architecten 100
Wohnturm „PopMoma“, Baumschlager & Eberle 102
Wohnturm „Moma“, Baumschlager & Eberle 104
KNSM Apartment Tower, Wiel Arets Architects 106
Kanchanjunga Apartments, Charles Correa Associates 108
Wienerberg Apartments, Delugan Meissl Architekten 112
Torre Cuajimalpa, Meir Lobaton und Kristjan Donaldson 114

Bibliografie 118

Bildnachweis 120
Vorwort

Das freistehende Haus ist eigentlich keine wohnungstypologische Kategorie.


Während die in den vorigen Bänden der Wohnbautypologie-Reihe behandel-
ten Typen – das Reihenhaus, das Hofhaus und das Stadthaus – auf grundriss-
typologische Muster zurückgreifen, bezieht sich der Begriff „freistehend“
auf eine städtebauliche Kategorie. Hier zeichnet sich bereits ein grundle-
gender Unterschied zu den bereits erschienenen Bänden der Reihe ab.

Beim freistehenden Haus können verschiedene Kategorien der Erschließung,


Orientierung und Raumorganisation analysiert werden; da diese Kategorien
immer wieder neu erscheinen, können sie nicht als typologisches Merkmal
gelten.

Die Betrachtung des freistehenden Hauses verweist also weniger auf grund-
risstypologische Charakteristiken als vielmehr auf die städtebauliche Frage
der strukturellen Integration. Spätestens an dieser Stelle sieht man sich einem
scheinbar unlösbaren Konflikt gegenüber: Allein mit freistehenden Häusern
lässt sich kein Stadtraum bilden. Das freistehende Haus soll möglichst indivi-
duell erscheinen, es will sich nicht einordnen und keinen typologischen Ka-
tegorien folgen. Vielleicht erklärt gerade dies, warum das freistehende Haus
so sehr dem Wunschbild des Wohnens entspricht. Alleinstehend verkörpert
es die Sehnsucht nach größtmöglicher Freiheit und Unabhängigkeit.

Längst wissen wir, dass dieses Trugbild der Autarkie nicht mehr der Wirklich-
keit entspricht, aber psychologisch betrachtet ist das Gefühl von Individua-
lität vielleicht der entscheidende Faktor für die Beliebtheit des Typs „freiste-
hendes Haus“.

Als letzter Typ der Wohnbautypologie-Reihe, nach Hof-, Reihen- und Stadt-
häusern, ist das freistehende Haus der komplexeste Wohnbautyp. In der
Argumentationsfolge der bereits erschienenen Bände, die eine kyberne-
tische Vernetzung von Einzelelementen in komplexen Strukturen propagie-
ren, nimmt der vorliegende Band eine Sonderstellung ein. Der dem Thema
immanente Konflikt zwischen „einzeln“, „freistehend“ und „unabhängig“
und „vernetzt“, „strukturell“ und „kybernetisch“ erscheint zunächst unü-
berbrückbar. Da die Nachfrage nach diesem Wohnungstyp jedoch ungebro-
chen ist, auch angesichts der ökonomischen und ökologischen Probleme, ist
die Auflösung dieses Widerspruchs unausweichlich.

Dieser Band zeigt eine Auswahl an gebauten und ungebauten Projekten, die
den Autoren zufolge in der grundrisstypologischen Organisation besonders

6
stringent sind und darüber hinaus zukünftige Anforderungen antizipieren.
Da dieses Buch im Rahmen der Forschungstätigkeit an der Architekturfa-
kultät der Universität Darmstadt entstanden ist, stehen den Arbeiten von
arrivierten Kollegen studentische Entwürfe gegenüber, die im Sinne von For-
schungsarbeiten den Stand der Lehre repräsentieren, welche sich einer ganz-
heitlichen und zukunftsorientierten Betrachtung des Wohnens verschrieben
hat.

Die Autoren möchten Möglichkeiten aufzeigen, die zu dichten und komple-


xen räumlichen Strukturen führen. Die Betrachtung beginnt mit relativ über-
schaubaren, kleinen freistehenden Wohnbauten in komplexem städtebau-
lichem, nachbarschaftlichem, energetischem und raumorganisatorischem
Kontext. In der Folge werden Elemente in einer intelligenten Zweierbezie-
hung bezüglich Besonnung, Ausrichtung, Raumaufteilung und die Zuord-
nung von Freibereichen gezeigt. Im Sinne ansteigender Komplexität erhöht
sich im Weiteren die Anzahl der Elemente, die in den Strukturen freistehen-
der Häuser zueinander in Beziehung treten und wichtige Funktionen erfül-
len, wie äußere und innere Erschließung, Belichtung, Einblick und Ausblick,
privater Außenbereich und Energieversorgung.

Die Projekte sind in einheitlichem Layout und Maßstab dargestellt. An ver-


schiedenen Stellen erfordert es die Komplexität eines Projektes, von diesen
Vorgaben abzuweichen. Um die Gebäudestrukturen besser lesbar zu ma-
chen, sind an manchen Beispielen Regelgrundrisse eingefärbt und über die
einzelnen Geschosse hinweg in Graustufen nachvollziehbar. Möblierungen
sind sparsam dargestellt, um die Lesbarkeit zu verbessern. Die Grundrissdar-
stellung steht im Vordergrund und ist mit Schnittzeichnungen oder Isome-
trien überall dort ergänzt, wo es die Lesbarkeit erfordert. Auf Erläuterungen
zur Konstruktion wird verzichtet, genauso wie auf ökonomische oder ge-
bäudetechnische Details. Auf ökologische Vorteile wird im Erläuterungstext
hingewiesen, insbesondere dort, wo sie sich aus typologischen Merkmalen
ableiten. Fotos zu einzelnen Projekten sollen charakteristische Merkmale
aufzeigen.

Es ist uns ein besonderes Anliegen, mit dem vorliegenden letzten Band der
Wohnbautypologie-Reihe die Vorteile und die Faszination räumlicher Vielfalt
und struktureller Vernetzung aufzuzeigen. Wir möchten all diejenigen, die
das Wohnungsangebot aktiv gestalten, motivieren, neue Wege zu gehen
und die vorliegenden Beispiele als Ausgangspunkt für eigene Weiterentwick-
lungen zu verstehen.

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Die Typologie des freistehenden Hauses

Es gibt kaum ein eindrücklicheres Bild des freistehenden Hauses als das des
Schwarzwaldhauses.1 Es verkörpert zuallererst Heimat und Autarkie, Hand-
werk und Solidität, es ist ein hybrides Gebäude mit unterschiedlichen Nut-
zungen, mit einer ökologischen und kybernetischen Grundstruktur, über die
im Einzelnen eine Menge geschrieben werden könnte. Das Schwarzwald-
haus steht im wahrsten Sinne frei, als einzelnes Haus in der unbebauten
Landschaft. Es passt sich seiner Umgebung an und bezieht seine räumliche
Struktur sowie sein Baumaterial aus dem direkten räumlichen Umfeld. Da-
mit wären die Qualitäten einer ökologischen und nachhaltigen architek-
tonischen Grundstruktur für ein freistehendes Gebäude umrissen und be-
schrieben.

Schniderli-Hof, 1593, Wolf Schneller

Das andere Bild, das man unmittelbar mit dem Begriff „Freistehendes
Haus“ assoziiert, sind die Einfamilienhaus-Siedlungen in den ausufernden
städtischen Agglomerationen2 – noch drastischer die Bilder amerikanischer
Vorstädte um Los Angeles – mit dem pervertierten Typ des freistehenden
Hauses, in dem man vergeblich nach ähnlichen Qualitäten des vorgenannten
Haustyps sucht.

Während das erste Bild beispielhaft für die Qualitäten des freistehenden
Hauses steht, zeigt das zweite ganz unmittelbar die mit dieser Typologie
verbundene Problematik. Mit beiden Bildern ist das architekturtheoretische
Spannungsfeld der Typologie des freistehenden Hauses bereits abgesteckt.

8
Die Qualitäten dieser Typologie sind sofort augenscheinlich. Die Alleinstel-
lung erlaubt die Orientierung des Baukörpers in alle Himmelrichtungen. Der
Lauf der Sonne ist im gesamten Haus nachvollziehbar: Morgenlicht beim
Frühstück, Sonnendeck im Süden, Wohnbereiche der untergehenden Sonne
im Westen zugeordnet und Atelier- und Arbeitsräume mit diffuser Beleuch-
tung von Norden. Die Ausrichtung – sofern nicht von Nachbargebäuden
eingeschränkt – erlaubt es, Ausblicke einzufangen oder durch die Vielzahl
der Belichtungsoptionen eventuell unerwünschte Blickbeziehungen auszu-
blenden.

Das freistehende Haus ermöglicht eine scheinbar unbegrenzte individuelle


Gestaltungsfreiheit und einen freien Umgang mit den Gegebenheiten des
Baugrundes in Relation zu den Wünschen der zukünftigen Bewohner. Das
ist der Grund für die ungebrochene Beliebtheit des freistehenden Hauses.

Das freistehende Haus verkörpert, psychologisch betrachtet, „die Sehnsucht


nach der eigenen Scholle“, der Inbegriff des Besitzes an sich, das Stückchen
Erde, das einem gehört. Die architektonischen Elemente, an denen sich diese
Psychologie festmacht, sind die Einfriedung, der Vorgarten, der eigene Ein-
gang und vor allem der Abstand zum Nachbarn. Der Abstand garantiert den
Status des Alleinstehenden, des Singulären, des Einzigartigen.

Dies sind die wesentlichen Elemente, die typologieprägend sind und die
Beliebtheit dieser Wohnform ausmachen. Grundrisstypologisch ist das frei-
stehende Haus kaum verifizierbar. Es können zwar verschiedene Kategorien
der Erschließung, Orientierung und Raumorganisation ausgemacht werden;
da sich diese Kategorien in den meisten Fällen aber überlagern und in ver-
schiedenen Konstellationen erscheinen, können sie nicht als typologische
Wesensmerkmale zur Charakterisierung eines bestimmten wiederkehrenden
Typs dienen. In den Grundrissen der freistehenden Häuser sind wenige wie-
derkehrende Muster erkennbar. Sie unterscheiden sich vielmehr im Grad der
Offenheit von Raumbereichen und Zonen bzw. der Abgeschlossenheit der
Räume untereinander. Da dieses Wesensmerkmal jedoch stufenlos in unter-
schiedlichsten Ausprägungen vorkommt, ist es zu wenig prägnant, um als
Unterscheidungsmerkmal zu dienen.

Zu unterscheiden sind lediglich die Größenordnungen verschiedener freiste-


hender Häuser: das Doppelhaus, der Einspänner, Mehrspänner, Hofspänner,
Hybrid, Hochhaus oder das kombinierte Einzelhaus. Innerhalb dieser frei-
stehenden Strukturen können verschiedene Einzelelemente miteinander in

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Beziehung treten und Synergien erzeugen. Die letzte und kleinste Unter-
kategorie des freistehenden Hauses, das Einzelhaus, welches nur eine Wohn-
einheit enthält, kann diese Synergien in seiner Alleinstellung nicht erzeugen.
Diese kleinste Kategorie wird in der Betrachtung ausgeblendet, da sie an-
gesichts der Entwicklung der Stadt als wenig zukunftsfähig gelten muss.
Analytisch betrachtet hält das oben gezeichnete Bild des autarken Hauses in
dieser Kategorie der Wirklichkeit nicht stand, das Wunschbild der autarken
Einheit erweist sich hier als Illusion.

Städtebauliche Einbindung
Im Laufe der letzten Jahrzehnte sind die Grundstücke wegen der Bodenver-
knappung und der Kosten für die Erschließungen immer teurer geworden;
die Folge sind immer kleiner werdende Fleckchen Erde für den Traum vom
eigenen Haus. Dabei heben die Nachteile des freistehenden Einzelhauses die
Vorteile längst auf.

Durch die kleinen Grundstücke stehen die Häuser so nah beieinander, dass
kein intimer Freibereich bleibt, sondern meist nur ein von allen Seiten ein-
sehbares Abstandsgrün. Die Vorgabe einer wirtschaftlich effizienten öffent-
lichen Erschließung ergibt sich je nach Erschließungsseite nachteilige Aus-
richtungen zu Straßenlärm und Besonnung. Das schlechte Verhältnis von
Hüllfläche zu Grundfläche ist grundsätzlich problematisch bei Einzelhäusern
und bietet schlechte Voraussetzungen für eine gute Energiebilanz. Darüber
hinaus ist der Einzelhaustyp räumlich unflexibel; während Anbauen und Er-
weitern meist möglich ist, wird das Verkleinern nahezu unmöglich.

Auch städtebaulich betrachtet ist der Einzelhaustyp nicht unproblematisch:


Es sind aufwendige Erschließungs- und Siedlungsstrukturen notwendig. Je
nach Geschick des Planers entstehen mehr oder weniger mit Nachteilen be-
haftete Parzellen. So resultieren daraus die von der Südseite erschlossenen
Häuser ebenso wie die reine West- oder Ostlage der Erschließung. Meist
sind wegen der kleinen Grundstücke auch Verschattungen untereinander
kaum zu vermeiden. Aus diesem Problem der fehlenden Weite ist der Dop-
pelhaustyp als Unterkategorie des freistehenden Haustyps geboren. Dieser
Typ – eine Karikatur des Einzelhauses – versucht zu verbinden, was grund-
sätzlich nicht verbunden werden will: das Einzelhaus, mittig in zwei Hälften
geteilt, mit der gemeinsamen Südseite. Die Außenfläche muss wieder geteilt
werden, und wenn es auch nur durch eine Bambuswand ist, die dem einen
Teil die wertvolle Südwestseite mit der Abendsonne gewährt und dem ande-
ren die Südostseite mit der verschatteten Nachmittagssonne.

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Die aufgelisteten Probleme des Einzelhaustyps und der durch diesen bewirk-
ten städtebaulichen Strukturen sind durchaus kategorischer Natur. Umso
mehr verwundert das Verharren dieses Typs in der Wohnlandschaft. Dies
lässt darauf schließen, dass die oben beschriebenen Vorteile aus der Sicht
des einzelnen Bauherren die städtebaulichen Nachteile mehr als aufwiegen.
Theoretische Ansätze zur Versöhnung dieser kategorischen Diskrepanzen
gibt es nur vereinzelt.

Die radikalste Idee dürfte Frank Lloyd Wright mit dem Projekt der „Broad-
acre City“3 geliefert haben. Dort verbindet sich die großzügige Landschaft
mit weitläufigen Erschließungssystemen und einer nach unseren Maßstäben
überdimensionierten Infrastruktur. Dieses Idealbild hat sich noch nicht ein-
mal ansatzweise realisieren lassen, vielmehr ist die Durchgrünung der Stadt
längst zu einer Durchwegung geworden – eine Entwicklung, die letztlich zur
Auflösung der kompakten historischen Stadt führt und die Verstädterung
der Landschaft einleitet.

„Broadacre City“, 1932, Frank Lloyd Wright

11
Auch Le Corbusiers „plan voisin“4 beschäftigt sich mit dem Einzelhaustyp,
wenn auch auf einer ganz anderen Basis. Sein Konzept ist ideologisch be-
trachtet das genaue Gegenteil von Wrights flächigem Entwurf, denn es sieht
Einzelhaus-Bebauungen in Form von punktförmigen Hochhäusern vor, durch
die die Landschaft „hindurchfließt“. Am Ende führt auch dieses Konzept zur
Auflösung der Stadt und scheitert an der kategorischen Unvereinbarkeit der
Psychologie des Individuellen mit Zwängen des Kollektiven.

„Plan voisin“, 1925, Le Corbusier

Es bleibt an dieser Stelle festzustellen, dass es keine wirklich erfolgreiche


städtebauliche Theorie der Einzelhaus-Bebauung gibt, genauso wenig wie
die typologische Vielfalt des Einzelhauses in der Stadt theoretisch definierbar
wäre. Es hat vielmehr den Anschein, als würden sich die Kategorien Städ-
tebau und freistehendes Einzelhaus gegenseitig ausschließen. Einzelhäuser
scheinen im Wortsinn städtebauliche „Randerscheinungen“ zu sein.

Städtebauliche Einzelhausstrukturen finden wir sinnvollerweise an Orten mit


einseitigen Erschließungsmöglichkeiten, zum Beispiel entlang von Flüssen
oder Landschaftskanten mit Aussicht. Hier können die Einzelhäuser zu frei-
stehenden Punkthäusern mit Geschosswohnungen werden, die zur Aussicht
hin orientiert sind und möglichst vielen Einheiten die Vorteile der freistehen-
den Struktur zugute kommen lassen.

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Die Chance
An dieser Stelle wird klar, dass in der Vervielfachung der Einheiten der Schlüs-
sel zur Zukunftsfähigkeit liegt. Wenn es gelingt, das Einzelhaus in die dritte Di-
mension zu stapeln, mehrere Elemente miteinander zu verbinden und gleich-
zeitig die Psychologie des Einzelhauses zu bedienen, dann entstehen vielfache
Optionen. Im Grunde ist die Zielstellung einfach: Jede Einheit braucht einen
eigenen Eingang – keine kollektiven Treppenhäuser! Jede Einheit braucht ei-
nen Vorgarten, vielleicht auch eine eigene Garage und einen Gartenzaun.
Jede Einheit braucht Licht von allen Seiten und natürlich eine großzügige,
vom Nachbarn aus nicht einsehbare Freifläche mit Gartencharakter.

Die Zielstellung ist einfach zu formulieren, die Umsetzung jedoch hochkom-


plex. Sie verlangt das Entwickeln völlig neuer architektonischer Denkstruk-
turen, das Verändern der bestehenden Baugesetzgebung und neue Ziele
und Prioritäten im kollektiven Wohnungsbau.

Herausforderung „Erschließung“
Erschließungsstrukturen spielen bei der Entwicklung neuer kollektiver Wohn-
typen eine zentrale Rolle. Bisher sind wir bei dem Thema Erschließung immer
auf die räumliche Minimierung fixiert. Die im Projektteil dargestellten Bei-
spiele zeigen aber, dass eine Mehrfacherschließung von Räumen eine räum-
liche Flexibilität bringen kann, die über die Lebensdauer des Gebäudes be-
trachtet zu einer viel besseren Ökonomie führt. Darüber hinaus können die
zusätzlichen Volumen der Mehrfacherschließungen gleichzeitig auch Ener-
giegewinne realisieren, wodurch sich tatsächlich wiederum andere Mög-
lichkeiten ergeben. Es können Interaktionsräume entstehen, die zu zusätz-
lichen Erschließungsräumen werden, um dann diese Raumverknüpfungen
als mehrfach codierte Gebäudeelemente zu betrachten.

Herausforderung „Abgeschlossene Wohnung“


Die Erfindung der abgeschlossenen Wohnung korrespondiert in ihrer Entste-
hung mit der Feststellung von stabilen Gesellschaftverhältnissen, in denen die
Familie der immer gleiche Grundbaustein ist. Diese Bedingungen haben sich
längst geändert. Die Lebensverhältnisse sind heute zunehmend unstet und
dynamisch. Anzahl und Art von Partnerschaften verändern sich häufig und
verlangen Lebensräume, die sich dieser Dynamik anpassen. Insofern ist die
abgeschlossene Wohnung nicht zukunftsfähig. Wohneinheiten müssen mit
wenig baulichem Aufwand koppelbar und wieder trennbar sein. In derselben
baulichen Struktur müssen einmal große Wohngemeinschaften und dann
wieder kleine Single-Einheiten unterkommen, und dies im ständigen Wechsel.

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Man muss zu einer neuen Sichtweise der Einzeltypologie gelangen: einer
Strategie, die das Einzelelement nicht als finite Einheit in einer Insellage, das
heißt in Alleinstellung begreift, sondern als Element innerhalb einer Struktur,
die die Elemente gezielt in Beziehung zueinander setzt und dadurch den
Freiheitsgrad jedes Einzelelements erhöht.

Dieser Gedanke ist im Grunde nicht neu. Die strukturalistischen Denkan-


stöße in den 1960er und 70er Jahren, als Reaktion und Opposition gegen
die funktionalistische Stadtplanung, beinhalten bereits Grundprinzipien die-
ser Strategie. Auch das Prinzip der Kybernetik als ein dynamisches System
von Energie- und Informationskopplung im Sinne von Norbert Wiener ist in
der Architektur theoretisch eingeführt (vgl. Band Reihenhäuser, „Kybernetik:
Integration von Typus und Topos“).5 Unter diesem Aspekt und der Bewusst-
werdung des Klimawandels mit der damit verbundenen energieeffizienten
Bewirtschaftung von Gebäuden wird man die Einzelhaustypologien noch
einmal genauer ansehen müssen.

Herausforderung „Baurecht und Städtebau“


Der baurechtliche Rahmen auch im städtebaulichen Sinne muss in vielen
Bereichen neu definiert werden. Die komplexe Abhängigkeit von baurecht-
lichen Vorgaben ist die Ursache dafür, dass bisher wenige Beispiele zukunfts-
fähiger freistehender Häuser realisiert sind. Allein die unterschiedliche Kop-
pelbarkeit von Räumen in einem Haus ist aus bau- und mietrechtlicher Sicht
heute noch schwierig. Auch die Vorstellung von Eigentum in Relation zu
Grund und Boden muss neu definiert werden. Ist der städtische Baugrund
den Spekulationsinteressen Einzelner unterworfen, sind komplexe Baugefü-
ge, die gegenseitig in Wechselwirkung miteinander treten, nicht realisierbar.
Höhere Bebauungsdichten sind notwendig, um andernorts Freiräume zu ge-
winnen.

Herausforderung „Gebäudehülle“
Die Gebäudehülle muss überdacht werden, weil die althergebrachten Vor-
stellungen von Ökonomie und Ökologie bisher eine andere Definition von
Effektivität zugrunde legen. Gerade die Kategorie des verdichteten Einzel-
hauses, zum Beispiel in der Form des Hochhauses, bietet ein großes Po-
tential im oben genannten Sinn. Wohnhochhäuser waren in den 1980er
Jahren verpönt und wurden als städtebauliche Fehlleistungen verurteilt.
Angesichts des Bedarfs an Energieeffizienz in städtebaulichen Strukturen
stellt sich von Neuem die Frage, wie effizient denn Hochhäuser sind.

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„Untersuchungen haben gezeigt, dass es zwischen der urbanen Dichte und
dem Energieverbrauch durch den Verkehr einen direkten Zusammenhang
gibt“, so Brian Cody.6 Und weiter: „Wenn wir akzeptieren und anerkennen,
dass wir urbane Dichte als zentrale Komponente einer nachhaltigen Stadt-
entwicklung erhöhen müssen, dann müssen wir uns mit Hochhäusern aus-
einandersetzen und ermitteln, ob sie für eine nachhaltige und annehmbare
Erhöhung der urbanen Dichte geeignet sind.“

Schauen wir uns in der Architekturgeschichte um, so finden wir eine Menge
guter Beispiele, angefangen bei dem Hochhaus von Bakema und van den
Broek (Berlin 1960) bis zum legendären strukturalistisch virtuosen Kanchan-
junga-Hochhaus von Charles Correa in Bombay (1970–1983) mit hochkom-
plexen, großzügigen Maisonette-Wohnungen.

Addieren wir die vorgenannten Aspekte zu einer energetischen Argumen-


tation hinzu, so verändert sich die bisherige Haltung zu Hochhäusern für
Wohnzwecke. Allerdings müssen auch hier eine Menge Probleme gelöst
werden. Die Wohnqualität in großer Höhe ist zwar wegen der Besonnung
optimal – vorausgesetzt, wir wohnen auf den richtigen Seiten –, wegen der
Windbelastung in Höhen ab 50 Metern wird die natürliche Klimatisierung
und eine besondere Art von Freiraum jedoch wichtig und schwierig. Neben
einer anderen Haltung zu kybernetischen Prinzipien einer natürlichen Belüf-
tung wird dies vor allem eine veränderte Typologie erfordern.

Die Idee, mit einer klimaaktiven Fassade eine natürliche Klimatisierung zu


unterstützen, führt zwangsläufig zur Überlegung, dass die Fassade nicht
groß genug sein kann. Die alten Gesetze – Optimierung der Hüllfläche im
Verhältnis zum Volumen – sind obsolet geworden. Das klimagerechte, ener-
gieeffiziente Hochhaus für moderne Wohnformen muss noch erfunden wer-
den – typologisch und technisch.

Ausblick
Das eingangs skizzierte Bild des Schwarzwaldhauses zeigt, dass hochkom-
plexe kybernetische Strukturen realisierbar sind. Auch auf die heutigen
Anforderungen bezogen ist das möglich. Es bedarf jedoch neben einer
veränderten Wahrnehmung des Aufgabenfeldes auch eines anderen ar-
chitektonischen Arbeitsstils. Lässt man die zurzeit übliche Fixierung auf die
Wirtschaftlichkeit, die sich aus dem Verhältnis von Brutto-Grundfläche zu
Wohnfläche ergibt, außen vor, dann kann man zu einer neuen Definition
von Nachhaltigkeit (wie oben beschrieben) gelangen.

15
Kanchanjunga Apartments, 1983, Charles Correa

16
Das architektonische Arbeitsmittel könnte eine Entwurfsstrategie des Zwi-
schenraums sein. So wie wir den Städtebau von den Freiräumen, den Plätzen
und den Straßenprofilen und Wegeverknüpfungen her entwickeln und erst
in zweiter Linie die Volumina eine Rolle spielen, so sollten wir den Woh-
nungsbau aus den Räumen „dazwischen“ entwickeln. Der Zwischenraum ist
zum eigentlichen Raum geworden, weil er die Mehrfachcodierung der Funk-
tionen aufnehmen kann. In der Sprache des Strukturalismus heißt das: Nicht
das Element an sich, sondern die Art der Verknüpfung mit benachbarten Ele-
menten steht im Mittelpunkt dieser architektonischen Strategie. Die Art und
Weise, wie die Elemente miteinander verknüpft sind, ergibt den Städtebau,
genauso wie die Verknüpfung die Wohnoptionen innerhalb des Gesamt-
volumens schafft. Entscheidend sind die energetische Dimensionierung der
Volumen und die Vergrößerung der Berührungs- bzw. Außenflächen der ein-
zelnen Elemente, sodass sie ihren Beitrag zur energetischen Gesamtbilanz,
sowohl physisch als psychologisch, leisten können. Das Energiesammeln auf
allen Ebenen wird zum Leitmotiv dieser Architektur, genauso wie es auch bei
der Entstehung des Schwarzwaldhauses immer das Leitmotiv war.

1 vgl. Schilli, Hermann: Das Schwarzwaldhaus. Stuttgart: Kohlhammer 1953


2 vgl. Thomas Sieverts: Zwischenstadt. Zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und
Land. Braunschweig: Vieweg 1997
3 vgl. Riley, Terence; Reed, Peter: Frank Lloyd Wright Architect. New York: Museum of Mo-
dern Art 1994
4 vgl. Curtis, William J. R.: Le Corbusier Ideen und Formen. Stuttgart: DVA 1987; und Boe-
siger, Willy; Stonorov, Oscar; Bill, Max (Hrsg.): Le Corbusier – Gesamtwerk in 8 Bänden. 14.
Aufl.; Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser 2006
5 vgl. auch: Foerster, Heinz: KybernEthik. Berlin: Merve 1993; Wiener, Norbert: Kybernetik.
Hamburg: Rowohlt 1969; Wiener, Norbert: Mensch und Menschmaschine. Kybernetik und
Gesellschaft. Frankfurt am Main: Metzner 1952; Wiener, Norbert: Futurum Exactum. Aus-
gewählte Schriften zur Kybernetik und Kommunikationstheorie, hrsg. v. Bernhard Dotzler.
Wien: Springer 2002
6 Cody, Brian: “Urban Design and Energy”, in: GAM Architecture Magazine 05, 2008

17
Grundrisstypen

Die Typologie freistehender Häuser ist im Wesentlichen durch die überge-


ordnete Erschließungsführung im Gebäude charakterisiert. Wegen des
grundsätzlichen Frei-Stehens und der daraus resultierenden allseitigen Ori-
entierung der Baukörper kann bei diesem Wohnbautyp nicht auf räumliche
Kategorien zurückgegriffen werden. Entsprechend große Maßstabssprünge
in der Darstellung entstehen teilweise innerhalb einer Kategorie. Die Prämis-
se der Koppel- und Schaltbarkeit einzelner Einheiten untereinander schließt
dabei das konventionelle Einfamilienhaus als Typ aus.

Doppelhaus
Das klassische Doppelhaus besteht aus zwei Parteien. In dieser Kategorie
sind jedoch auch Projekte mit mehr als zwei Parteien aufgeführt, die jeweils
über einen eigenen Eingang im Erdgeschoss und keine gemeinsamen Trep-
pen, sondern eine private interne Erschließung in die Geschosse verfügen.
Die „autarken“ Einheiten bilden in ihrer Kombination und ihren räumlichen
Strukturen einen kompakten Baukörper.

Spänner
Erschließungsgrundlage der Spänner ist ein gemeinschaftliches Treppenhaus,
das jeweils eine oder mehrere Wohneinheiten pro Geschoss erschließt. Die
Grundrissorganisation ist unabhängig von der Orientierung bzw. Ausrich-
tung des Gebäudes. Je nach Lage der Wohnung in einem Geschoss erfor-
dern Belichtung und Orientierung besondere Lösungen. Bei einer höheren
Anzahl an Einheiten pro Geschoss können deren jeweilige Größen variieren.

Hofspänner
Ein zentraler Hof, der eine natürliche Belichtung für die Erschließungszone
der einzelnen Wohnungen schafft, bietet zugleich Raum für Kommunikation
und Begegnung. Die Anzahl der Wohnungen pro Geschoss kann bei diesem
Typ höher sein als bei einem Mehrspänner. Ein Hof, der durch eine Überda-
chung zum Atrium wird, kann auch energetisch für das Gebäude aktiviert
werden.

18
Hybrid
Bei diesem Gebäudetyp vermischen sich unterschiedliche Erschließungssys-
teme, oder sie werden so miteinander kombiniert, dass neue räumliche
Optionen entstehen. Innerhalb eines Gebäudes wird auf die verschiedenen
möglichen Lebenssituationen der Bewohner mit differenzierten Wohntypen
reagiert. Dadurch entsteht eine vielfältige Bandbreite von Wohnungen.

Hochhaus
Dieses Gebäude ist gekennzeichnet durch die erhöhten Anforderungen an
das Erschließungssystem und den im Vergleich hohen Anteil an Konstrukti-
onsfläche. Bei diesem Typ muss mit einer speziellen Grundrissorganisation
die Belichtungsproblematik gelöst werden. Der privilegierte Ausblick spielt
bei diesem Typ eine besondere Rolle.

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Doppelhaus
2-geschossig
2 Wohneinheiten

Das Haus folgt im Grunde der klas-


sischen Doppelhaustypologie. Die
Einheiten sind West-Ost-orientiert,
wobei die untere Einheit teilweise
Südsonne erhält und die obere Woh-
nung keine. Diese Ungleichstellung
wird durch den großzügigen Dachgar-
ten mit allseitiger Belichtung teilweise
ausgeglichen. Dieser Typ ist durch die Dachgeschoss

geschickte Belichtungsführung in der


Treppenachse über Oberlichter charak-
terisiert, wodurch das Haus reizvolle
räumliche Innenbezüge aufbaut.
Dazu trägt auch die Ausdehnung der
Wohnbereiche über zwei Geschosse
bei, durch die dem konventionellen
Doppelhaustyp neue Qualitäten abge-
rungen werden. Die Einliegerwohnung,
die optional dem Eingangsbereich als
1. Obergeschoss
Gästezimmer zugeordnet werden kann,
macht den Typ flexibel für unterschied-
liche Lebenssituationen und -abschnitte.

Erdgeschoss
Parvilla I
Danderyd, 2005
Tham & Videgård Hansson

20
Querschnitt

21
Doppelhaus
2-geschossig
2 Wohneinheiten

Das Doppelhaus kehrt die Doppel-


haustypologie, die sich gemeinhin auf
zwei nebeneinanderliegende Haushälf-
ten bezieht, auf den Kopf und stapelt
die beiden Parteien zu einer Art frei-
stehendem Duplextyp. Aus dieser An-
ordnung ergibt sich die Möglichkeit,
beide Häuser allseitig zu orientieren. Querschnitt

Die äußere Erschließung führt auf der


Nordseite, vorbei an einem ins Haus
integrierten Pkw-Abstellplatz, in einen
Vorraum mit Geschosstreppe. Von
diesem Vorraum aus wird die untere
Wohneinheit über die Wohnküche er-
schlossen, die durch ein zweigeschos-
siges Oberlicht beleuchtet wird. Eine
tief in den Grundriss eingeschnittene
Loggia bietet privaten Freiraum und
schafft interessante räumliche Innenbe- Obergeschoss

züge. Im Erdgeschoss befindet sich an


der nordöstlichen Ecke des Hauses eine
Kleinwohnung, die wahlweise auch
der anderen Wohneinheit zugeschaltet
werden kann. Die Wohnung im Ober-
geschoss ist wie jene im Erdgeschoss
geschnitten und verfügt anstelle der
Loggia über eine Dachterrasse.
Erdgeschoss

Haus W
Homburg, 2004
Bayer & Strobel Architekten

22
23
Doppelhaus
2-geschossig
2 Wohneinheiten

Das Haus stellt die typologischen Kate-


gorien eines Doppelhauses in vielfacher
Weise auf den Kopf. Beide Einheiten
sind allseitig orientiert: Im Erdgeschoss
nach Norden und Süden, im Oberge-
schoss nach Westen und Osten und
im Dachgeschoss nach Norden oder
Süden. Die räumliche Trennung beider
Dachgeschoss
Parteien ist nicht eindeutig vollzogen,
wodurch sich vielfältige Aneignungs-
möglichkeiten ergeben. So bietet die
offene Halle, die das Volumen durch-
kreuzt, ein großes Potential für zu-
künftige Veränderungen und Umwid-
mungen. Darüber hinaus setzt dieser
Freiraum nicht nur soziale Energien
frei, sondern produziert auch Wärme
als Luftkollektor und verbessert so
1. Obergeschoss
die Energiebilanz des Gebäudes. Die
Haut aus transluzenten Polycarbonat-
platten setzt die Anforderungen einer
energieaktiven Fassade auf einfache
Weise um. Der gebäudetechnische
Automatisierungsaufwand ist durch die
komplexe Planungsleistung minimal. In
diesem Sinne kann dieses Doppelhaus
als kybernetisch vernetztes Gesamtsys-
tem betrachtet werden.
Erdgeschoss

Patchwork-Haus
Müllheim, 2005
Pfeifer Roser Kuhn Architekten

24
Querschnitt

25
Doppelhaus
2-geschossig
3 Wohneinheiten

Leitidee dieses Wohnungsbau-Experi-


ments ist die strikte räumliche Tren-
nung von „öffentlichen“ und „pri-
vaten“ Wohnräumen. Die dem Entwurf
zugrunde gelegte psychologische Ten-
denz lautet: Individualräume werden
immer privater und gemeinsame Wohn-
räume immer öffentlicher. Prämisse ist
die Bereitschaft aller Beteiligten zum ge-
meinschaftlichen Wohnen – bei gleich
zeitiger Verfügbarkeit eines geschütz-
ten Privatbereiches. Um diesen zu ge-
währleisten, liegen die Individualräume
weit voneinander entfernt im Erdge-
schoss. Sie haben jeweils einen eigenen
Eingang, sind in unterschiedliche Rich-
tungen orientiert und durch hohe He-
cken vor Einblicken geschützt. Der
Zwischenraum zwischen den privaten
Zellen kann als Pkw- Abstellplatz ge-
nutzt werden. Jeder Individualtrakt hat
einen eigenen Aufgang zum Gemein-
schaftsbereich. Von dort aus werden
wiederum individuelle Terrassen er-
schlossen.

Haus der Gegenwart


München, 2005
Allmann Sattler Wappner Architekten

26
Querschnitt

Obergeschoss

Erdgeschoss

27
Doppelhaus
3-geschossig
3 Wohneinheiten

Das dreigeschossige Doppelhaus funk-


tioniert sowohl als geräumiges Ein-
familienhaus wie auch als Mehrfami-
lienhaus mit zwei oder drei separaten
Einheiten. Die gezeigte Situation fasst
Obergeschoss und Erdgeschoss zu
einer Einheit zusammen, die auf die
Bedürfnisse einer Familie abgestimmt
ist. Das Untergeschoss ist in diesem Fall
als Einliegerwohnung konzipiert und Dachgeschoss

wird von der anderen Treppenhausseite


erschlossen. Bei wechselnden Lebenssi-
tuationen könnten die Geschosse aber
auch als Einzeleinheiten mit jeweils
einem Schlafraum genutzt werden
oder aber die beiden unteren Geschos-
se zusammengefasst und das obere
Geschoss getrennt werden. Die Um-
Erdgeschoss
baumaßnahmen zur Herstellung
einer jeweils anderen Wohnsituation
beschränken sich darauf, Gipswände
zu verändern. Wichtig ist, dass sich
im Fall einer Abtrennung die zugeord-
neten Freibereiche nicht gegenseitig
stören: Die Terrassen weisen jeweils in
verschiedene Richtungen, und es gibt
keine direkten Blickbeziehungen.
Untergeschoss

Haus C
Groß-Umstadt, 2009
Per Brauneck

28
Längsschnitt Querschnitt

Dachaufsicht

29
Doppelhaus
3-geschossig
3 Wohneinheiten

Der Wohnwürfel ist als Doppelhaus


mit einer im Erdgeschoss liegenden
westorientierten Kleinwohnung konzi-
piert. Neben dieser befinden sich zwei
Eingangsdielen für die Wohnungen in
den Obergeschossen. Durch die gegen-
läufige doppelte Geschosstreppe im
Zentrum liegt das Obergeschoss der
einen Wohnung jeweils über dem Erd-
Dachgeschoss
geschoss der anderen Wohnung und
wieder andersherum im Dachgeschoss.
So sind die großen Wohnungen allseitig
orientiert. Die Erschließungsfläche ist
durch das mittig liegende Treppen-
podest auf ein Minimum reduziert.
Die kleine Wohnung im Erdgeschoss
kann sowohl der Wohnung im ersten
als auch der Wohnung im obersten
Geschoss zugeschaltet werden. Der 1. Obergeschoss

Wohn- und Essraum der beiden großen


Wohneinheiten befindet sich im obers-
ten Geschoss, wodurch auch in einer
dichten städtischen Bebauung eine op-
timale Belichtung gewährleistet wäre.
Eine den Wohnräumen vorgelagerte tie-
fe Loggia mit eigenem Abstellraum ist
der Abendsonne zugewandt und bietet
einen nicht einsehbaren Freiraum.

Erdgeschoss

Bauernhaus Vogelsang
Ebikon, 2007
AmreinHerzig Architekten

30
Querschnitt

31
Doppelhaus
3-geschossig
3 Wohneinheiten

Das Doppelhaus am Hang enthält drei


ineinander verschachtelte Wohnein-
heiten. Vorbei an den Garagen, betritt
man im Hanggeschoss zunächst eine
gemeinsame Diele als Vorraum zu
privaten Eingängen und Dielen. Als
Durchgangsraum konzipiert, gelangt
man vom Vorraum in den gemein-
samen Keller. Von den privaten Dielen
Dachgeschoss
führen einläufige gerade Treppen in
das erste Wohngeschoss. Durch den
winkelförmigen Baukörper erhält jede
Einheit maximale Belichtungsfläche.
Die Position und Richtung des Trep-
penlaufes gewährleistet, dass jeder
Geschosssprung eine neue Orientie-
rung für die Wohnung bietet und jede
Einheit Licht aus allen Himmelsrich-
tungen bekommt. Im Dachgeschoss
hat jede Wohnung eine private Dach-
terrasse als Sonnendeck und Aussichts- Obergeschoss

punkt. Das komplexe Innenleben fügt


sich auf einfache Art in einen äußerlich
zurückhaltend gestalteten Baukörper.

Dreifamilienhaus „In der Hub“


Zürich, 1998
Morger & Degelo Architekten Erdgeschoss

32
Längsschnitt

33
Doppelhaus
3-geschossig
4 Wohneinheiten

Hinter der klassisch geschnittenen


Villenfassade des Gebäudes verbirgt
sich ein raffiniert geschnittenes „dop-
peltes Doppelhaus“ mit insgesamt
vier Wohneinheiten auf drei Ebenen.
Sowohl auf der Nordseite als auch
auf der Südseite verspringen die
Wohneinheiten mit jedem Geschoss
auf die jeweils andere östliche oder
westliche Gebäudehälfte. Möglich
Dachgeschoss
wird dies durch die mittig angelegte,
halbgewendelte Geschosstreppe mit
massiver Zwischenwand. Auf diese
Weise ist jede Wohneinheit nach drei
Seiten orientiert. Die grundsätzliche
Problematik der Nordostecke dieses
Mehrparteientyps ist durch diese Er-
schließungsführung entschärft. Der
Wohnungsgrundriss im Allgemeinen
1. Obergeschoss
ist klassisch geschnitten: Der Wohn-
und Essraum sowie die Küche liegen,
über einen Windfang erreichbar, im
Erdgeschoss. Die Individualräume und
die Bäder sind auf die beiden oberen
Stockwerke verteilt.

Erdgeschoss

Mustersiedlung Hadersdorf, Haus 3


Wien, 2007
Hans Kollhoff Architekten

34
Längsschnitt

35
Doppelhaus
3-geschossig
4 Wohneinheiten

Die Hauszeile befindet sich neben dem


bereits beschriebenen dreigeschossigen
Doppelhaus von Hans Kollhoff (vgl.
S. 34). Im Unterschied zu jenem kann
man hier sogar von einem allseitig
orientierten Haustyp sprechen, der
Längsschnitt
die typologischen Nachteile der Nord-
ostecke mit einfachen Mitteln löst.
Erschlossen wird das Haus auf der
Nordseite. Über einen Windfang be-
tritt man das Nord-Süd-orientierte
Wohngeschoss mit Küche und Essplatz.
Die außenliegenden Wohnungen sind
dreiseitig belichtet, während die innen-
liegenden Einheiten auf diesem Ge-
schoss nur zweiseitig orientiert sind. Dachgeschoss

Im Obergeschoss gibt es eine einseitig


orientierte Zimmerzeile mit Bad;
außerdem erhält die im Erdgeschoss
innenliegende Wohnung auf diesem
Geschoss ein Schlafzimmer mit zusätz-
licher West- bzw. Ostorientierung. Im
Dachgeschoss wechselt die Orientie-
rung erneut in die Nord-Süd-Richtung, 1. Obergeschoss
wobei Dachterrassen auch West- und
Ostlicht in die Räume strahlen lassen.

Mustersiedlung Hadersdorf, Haus 4


Wien, 2007
Steidle Architekten
Erdgeschoss

36
37
Doppelhaus
3-geschossig
5 Wohneinheiten

Im Erdgeschoss des aufgeständerten


Hauses befinden sich für jede Wohn-
einheit kleine Eingangskuben mit je
einem Individualraum, der die Fläche
unter dem Haus in einer Art gliedert,
dass getrennte Stellplätze und ein ge-
meinsamer Hof im Zentrum entstehen.
Über eine gerade einläufige Treppe ge-
langt man in die Hauptwohnebene im
Obergeschoss. Je nach Wunsch be-
finden sich hier offene Wohn- und
Essräume, Küchen sowie eine unter-
schiedliche Anzahl von Individualräu-
men. Die langen schmalen Grundrisse
in der Mitte werden durch Oberlichter
belichtet und belüftet. Durch die ge-
Obergeschoss
schickte Erschließungsführung im Ober-
geschoss dreht sich die Orientierung
der Grundrisse in Dachgeschoss um
90 Grad. Die schlauchartigen Grund-
risse lösen sich in diesem Geschoss auf,
wodurch Terrassen und Oberlichter
für die tiefen Grundrisse des darun-
terliegenden Geschosses geschaffen
werden. Im obersten Geschoss befin-
den sich vornehmlich Individualräume
und Nasszellen.

Villa Overgooi
Almere, 2008
Next Architects Erdgeschoss

38
Schnitt 1

39
Schnitt 2

Dachgeschoss

40
41
Doppelhaus
4-geschossig
2 Wohneinheiten

Dieses viergeschossige Haus ist typo-


logisch betrachtet ein klassisch ge-
teiltes Doppelhaus. Allerdings ver-
springt die Teilungslinie im Haus.
Die ungleiche Teilung der einzelnen
Dachgeschoss
Geschosse in verschieden große Zonen
schafft eine räumliche Spannung. Die
Nord-Süd-Ausrichtung des Gebäudes
begünstigt beide Parteien mit gleichen
Belichtungsverhältnissen. Der typo-
logische Vorteil dieser mäandernden
Raumstruktur im Vergleich zu einer 3. Obergeschoss

gleichmäßigen Teilung der Haushälften


liegt in der Abfolge unterschiedlicher
Raumgrößen. So ergeben sich groß-
zügige Wohnflächen jeweils in unter-
schiedlichen Geschossen der Haus-
typen, die im Gegensatz zu den ande-
ren Geschossen nutzungsneutral sind. 2. Obergeschoss

Gerade, einläufige Treppen verbinden


die Geschosse und ermöglichen auch
Versätze, die nun wiederum die Raum-
durchdringungen vergrößern. Die über
alle Geschosse laufende Verglasung der
Nord- und der Südseite fördert zusätz-
1. Obergeschoss
lich die Offenheit und Großzügigkeit
dieses Hauskonzeptes.

KBWW Haus
Utrecht, 1997
MVRDV
Erdgeschoss

42
Längsschnitt

43
Doppelhaus
4-geschossig
3 Wohneinheiten

Das Prinzip dieses Typs ist einfach:


zwei aufeinandergestapelte Häuser mit
Dachgeschoss
jeweils eigenen Eingängen und inneren
Erschließungstreppen. Der vorgestellte
Typ wird durch die Hanglage begüns-
tigt. Damit kann die äußere Erschlie-
ßung im ersten Untergeschoss über
eine seitlich angeordnete Außentreppe
erfolgen. Im weiteren Gebäudevolu-
men befindet sich über drei Geschosse
verteilt eine Fünf-Zimmer-Wohnung,
die vom Erdgeschoss mit einer halb- Erdgeschoss
gewendelten Treppe erschlossen wird.
Im Erdgeschoss befindet sich überdies
eine Garage. Das Dachgeschoss ist
zurückgesetzt und ermöglicht nach
Süden eine große Dachterrasse. Die
Grundrisse sind so organisiert, dass das
Dachgeschoss als getrennte Wohnung
genutzt werden kann. Dies trifft auch
auf die Räume im ersten Untergeschoss
zu, die mit einem kleinen Umbau eine
1. Untergeschoss
andere Zuordnung ermöglichen. Mit
Mit diesen kleinen kombinatorischen
Tricks erfüllt dieser Haustyp die zu-
nehmenden Anforderungen verän-
derter und sich wandelnder Gesell-
schaftsformen.

Zwei Wohnhäuser in Zürich


Zürich,1998
Gigon/Guyer Architekten
2. Untergeschoss

44
Schnitt

45
Doppelhaus
4-geschossig
4 Wohneinheiten

Der skulpturale Baukörper bietet hinter


der stringenten Fassade ein komplexes
Innenleben. Vier Wohneinheiten mit
Atelierflächen befinden sich in dem
Haus. Alle werden im Erdgeschoss über
eine gemeinsame Halle erschlossen
und entwickeln sich von dort aus in die
Höhe. Die erste Wohneinheit beginnt
auf der Ostseite mit den Wohn- und Dachgeschoss
Arbeitsbereichen. Eine interne Treppe
und eine Galerie über der Küche ver-
binden die darüberliegenden Individu-
albereiche mit dem Erdgeschoss. Die
zweite Wohneinheit hat einen kleinen
Atelierraum im Erdgeschoss, der über
eine zweigeschossige, verwinkelte
Treppe mit den Wohn- und Schlaf-
räumen im Dachgeschoss verbunden
ist. Die dritte Wohneinheit liegt auf
1. Obergeschoss
der Westseite und ist ähnlich wie die
erste Einheit geschnitten, nur etwas
kleiner. Zur vierten Wohnung führt eine
zweigeschossige Treppe ins Dachge-
schoss. Diese Wohnung liegt auf der
Südwestecke des Baukörpers, mit einer
Dachterrasse nach Norden. Jede Einheit
hat einen eigenen Freibereich.

Architekten- und Künstlerhaus Erdgeschoss


Zürich, 2003
Fuhrimann Hächler Architekten

46
Querschnitt

47
Doppelhaus
3-geschossig
4 Wohneinheiten

Die komplexe Erschließung des vor-


liegenden Doppelhauses ist ein Muster-
beispiel dafür, wie man durch mehrere
Treppen die Nutzbarkeit und Koppel-
barkeit der Einheiten erhöhen kann.
Die Grundfläche ist in bis zu vier Wohn-
einheiten unterteilbar, die in jedem
Stockwerk eine andere Himmelsrich-
tung erschließen. Der typologische
Dachgeschoss
Kniff sind die beiden viertelgewendel-
ten Treppen im Zentrum des Grund-
plans, die durch einläufige Treppen
ergänzt werden. Die Richtungswechsel
in der Treppe ermöglichen die Rotation
der Grundrissflächen in jedem Ge-
schoss. Während im gezeigten Beispiel
die Wohnbereiche im Erdgeschoss an-
geordnet sind und die Individualzonen
in den Obergeschossen, ist durch die
zentrale Anordnung der gebäude- Obergeschoss
technischen Infrastruktur eine andere
Raumaufteilung jederzeit möglich.
Die beiden großzügigen Loggien im
zweiten Obergeschoss erweitern die
Nutzbarkeit, da dort unabhängig vom
Erdgeschoss Freiflächen für zusätzliche
Einheiten ausgewiesen werden können.

Studienarbeit
Erdgeschoss
TU Darmstadt
Christian Weyell

48
Schnitt 1 Schnitt 2

49
Spänner
3-geschossig
3 Wohneinheiten pro Geschoss

Da in jedem Geschoss lediglich eine


Wohnung liegt, ist es möglich, nach
allen Himmelsrichtungen zu woh-
nen – mit großartiger Aussicht. Drei
feste Blöcke im Grundriss mit den
Funktionen Treppe/Aufzug, Küche
und Bad ergeben freie Zonen, die als
offene Wohnfläche genutzt werden.
Dadurch wird ein kontinuierlicher
Raum geschaffen, der mit großen
Schiebetüren die Aufteilung in Einzel-
räume ermöglicht. Die große Loggia
wird als Raumelement ausgebildet. Das
Dachgeschoss
Treppenhaus ist so angeordnet, dass
eine Erschließung in der Gebäudemitte
gewährleistet ist. Der Aufzug mündet
direkt in den Flur. Im Dachgeschoss
wird das Gebäudevolumen zurückge-
nommen. Die größere Dachterrasse
geht zu Lasten des Grundrisses, aus
der Drei-Zimmer-Wohnung wird eine
Regelschoss
Zwei-Zimmer-Wohnung.
Dieser Typ kann in unterschiedlichen
Größen, in Fläche oder Volumen,
variiert werden. Mit der allseitigen
Belichtung ist dieser Gebäudetyp
vollkommen offen und kann neutral
ausgerichtet und angeordnet werden.

Erdgeschoss
3 Wohnhäuser, Susenbergstrasse
Zürich, 2000
Gigon/Guyer Architekten

50
Längsschnitt

51
Spänner
3-geschossig
2 Wohneinheiten pro Geschoss

Das dreigeschossige Haus mit fünf


Einheiten – bestehend aus großen
Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen –
in einer gehobenen Wohngegend
transformiert die Idee einer großen
Villa. Jede Wohnung ist so ausgerich-
tet, dass es einen direkten Bezug vom
Innenraum zu einem individuellen
Dachgeschoss
Außenraum gibt, ohne dass es zu ge-
genseitigen Einblicken kommt. Durch
die geschickte Anordnung eines schlan-
ken Baukörpers mit einem Winkeltyp
werden die Wohnungen einhüftig nach
Süden orientiert; dabei können einzel-
ne Zimmer nach Osten bzw. Westen
ausgerichtet werden. Jede Wohnung
verfügt über eine großzügige Loggia.
Die Wohnung im Dach erhält durch den
fast allseitigen Gebäuderücksprung eine Obergeschoss
umlaufende Terrasse. Die Erschließung
erfolgt von Norden über eine einläufige
Treppe mit Aufzug. Die Erschließung
des Penthouse erfolgt vom zweiten
Obergeschoss aus; der Aufzug mündet
direkt in der Wohndiele.

Haus Rottmannsboden Erdgeschoss


Binningen, 1997
Morger & Degelo Architekten

52
Längsschnitt

53
Spänner
4-geschossig
4 Wohneinheiten pro Geschoss

Durch die sternförmige Grundriss-


disposition schafft dieser Typ optimale
Belichtungsvoraussetzungen für die
Wohneinheiten. Pro Geschoss werden
vier Wohnungen über ein natürlich
belichtetes Treppenhaus an der Au-
ßenwand erschlossen. Neben einem
Ein-Zimmer-Apartment, das auch als
Atelier oder separates Büro nutzbar ist,
gibt es zwei Wohneinheiten mit jeweils
zwei Individualräumen und eine große
Wohneinheit mit drei Individualräumen
auf einem Geschoss. Eine der Küche
vorgelagerte intime Loggia bietet nicht
einsehbaren Freiraum. Die Wohnräume
der großen Wohnungen befinden sich
jeweils am Ende der sternförmigen Ge-
bäudeachsen und werden auf diese
Weise dreiseitig belichtet. Neben den
gut proportionierten Räumen beste-
chen die Wohnungen durch eine hoch-
wertige, langlebige und sorgfältig de-
taillierte Ausstattung mit bronzierten
Metallfenstern, Eichenauskleidungen
und Kratzputz – ein Aspekt der Nach-
haltigkeit, der bei der Planung von
Mehrfamilienhäusern oft nicht genü-
gend Berücksichtigung findet.

Siedlung Hagenbuchrain
Zürich, 2005
Bünzli & Courvoisier Architekten

54
Längsschnitt

Erdgeschoss

55
Spänner
4/5-geschossig
3 bis 4 Wohneinheiten pro Geschoss

Die Möglichkeit, von jedem Zimmer der


Wohnung aus direkt ins Freie zu treten,
ist das prägende Merkmal dieses Typs.
Der direkte Ausgang ins Freie bedient
das Gefühl vom Einfamilienhaus,
wenngleich es gestapelt ist. Dieser
psychologische Faktor ist für die Ak-
zeptanz einer kollektiven Wohnanlage
sehr wichtig. Jeder Raum bietet in die-
sem Sinne eine Aneignungsfläche, die
das Raumgefüge über die zusätzliche
Wohnfläche hinaus flexibler nutzbar
macht. Der innere Aufbau des Hauses
folgt einer strengen Logik. An das zen- Regelgeschoss

trale Treppenhaus mit Aufzug grenzen


vier Wohneinheiten mit unterschiedlich
vielen Zimmern. Die Wohnräume befin-
den sich jeweils an den Gebäudeecken
mit mindestens zweiseitiger Orientie-
rung. Installationsräume und Küchen
sind zu Blöcken an der gemeinsamen
Innenwand zusammengefasst. Vorflure
mit separatem WC, die als Windfang
zwischen Hausflur und öffentlichem
Treppenhaus dienen, steigern das Ge-
fühl der Intimität.

Wohnbau am Hegianwandweg
Zürich, 2003
EM2N Architekten
Erdgeschoss

56
Querschnitt

57
Spänner
5/6-geschossig
8 bis 10 Wohneinheiten pro Geschoss

Thema dieses Typs ist der geschwun-


gene Hof, dessen kreis- bzw. ellip-
senförmiger Ausschnitt einen geschoss-
übergreifenden, intimen Innenraum
bildet. Über den gemeinsamen Er-
schließungskern werden zwischen acht
und zehn Wohnungen je Geschoss er-
schlossen. Die einzelnen Wohnungen
sind sehr ökonomisch zugeschnitten
mit zum Teil sehr kleinen Räumen und
einem Minimum an Erschließungsflä-
chen. Die Belichtungsproblematik wird
gelöst, indem die Nordwohnungen je- Regelgeschoss Typ 2
weils übereck orientiert sind und so-
mit West- bzw. einen Anteil Ostlicht
bekommen. In den Ansichten ist bei
manchen Typen ein minimal dimensi-
onierter Umgang zu erkennen, der es
den Bewohnern ermöglicht, aus ihrer
Wohnung direkt ins Freie zu treten. Die
Fassadenstruktur spiegelt konsequent
den inneren Aufbau wider und tritt mit
ihrer Wertigkeit in deutlichen Kontrast
zur Ökonomie des Grundrisszuschnitts.

Wohnanlage Lohbach
Innsbruck, 2000
Baumschlager & Eberle
Regelgeschoss Typ 1

58
Längsschnitt Typ 1

59
Spänner
7-geschossig
3 Wohneinheiten pro Geschoss

Die dreieckigen Gebäudekörper garan-


tieren eine optimale Belichtung. Jede
Wohnung hat auf diese Weise Licht
aus mindestens drei Himmelsrich-
tungen. Die großzügigen Eckbalkone
unterstützen das Wohnen mit Blick
in die Weite. Um den innenliegenden
Erschließungskern mit Aufzug sind pro
Geschoss bis zu drei unterschiedlich
große Wohneinheiten angeordnet, die
in jedem Geschoss wieder neu orga-
nisiert sein können. In den Ecken des
Treppenhauses liegen die Wohnungsein-
gänge, die zu Dielen mit dreieckigem Regelgeschoss

Grundriss führen. Geradeaus betritt


man den Wohnraum. Entlang der
Dreiecksschenkel führt der Flur zu den
Individualräumen. Je nach der Länge
des Flurs werden mehrere Individual-
räume erschlossen. Auf der einen Seite
der Diele befindet sich ein Abstellraum.
Ein weiterer Vorteil der Dreieckstypo-
logie sind die städtebaulichen Fügungs-
möglichkeiten des Baukörpers. Trotz ei-
ner dichten Bebauung erlaubt die Form
großzügige Sichtachsen und Freiräume
zwischen den Häusern.

Erdgeschoss

Wohnsiedlung BDZ
Zürich, Fertigstellung 2013
pool Architekten

60
Schnitt

61
Spänner
7-geschossig
3 Wohneinheiten pro Geschoss

Dieser Haustyp zeichnet sich durch


strukturelle Stringenz aus. Die einzel-
nen Wohneinheiten um den gemein-
samen Treppenkern sind konsequent
in zwei Zonen unterteilt. Entlang der
unbelichteten Innenwand zum Trep-
penhaus befindet sich eine Neben
raumzone mit Bädern, internen Trep-
pen, Windfängen und Abstellräumen.
Durch den Flur getrennt davon befin-
den sich auf der belichteten Seite zur
Außenwand hin die Individualräume.
An den Gebäudeecken sind die Wohn-
räume mit offener Küche und Loggia
angeordnet. Durch die gleichbleibende
Lage der Flure ergeben sich auf jeder
Ebene verschiedene Kopplungsmög-
lichkeiten, sodass jeder Wohnung eine
unterschiedliche Anzahl von Individual-
räumen zugeordnet werden kann. So
entstehen bis zu drei Wohneinheiten
pro Geschoss, die sich durch mögliche
interne Treppen auch über mehrere
Geschosse erstrecken können. Die
stringente innere Struktur wird über
die strengen vertikalen Fensterbänder
nach außen kommuniziert.

„Malzturm“, Hürlimann Areal


Zürich, 2008
Thomas Schregenberger

62
3. Obergeschoss

1. Obergeschoss

63
Längsschnitt

64
7. Obergeschoss

65
Spänner
6-geschossig
1 Wohneinheit pro Geschoss

Der Wohnzylinder bietet in jedem


Geschoss abwechslungsreiche Wohn-
einheiten. Im Erdgeschoss befindet
sich eine Wohneinheit mit einem
Individualraum. Über eine gemeinsame
Treppe im Zentrum wird im ersten
Geschoss über zwei Eingänge eine
allseitig orientierte Wohnung mit drei
Individualräumen erschlossen. Die Nass-
zellen im Kern des Hauses werden über 2. Obergeschoss

kleine Lichthöfe natürlich belüftet. Der


Wohnraum befindet sich, wenige Stu-
fen tiefer, im Süden der Wohnung, die
Wohnküche im Norden. Durch das Ein-
fügen von zwei Wandscheiben im Flur
könnte die große Wohnung in zwei
kleine unterteilt werden. Das zweite
Obergeschoss verfügt ebenfalls über
drei Individualräume und ist bei Bedarf
in zwei kleine Einheiten unterteilbar.
1. Obergeschoss
Im dritten und vierten Obergeschoss
befinden sich Maisonette-Wohnungen,
die im Obergeschoss jeweils auf die
gegenüberliegende Gebäudehälfte ver-
springen, sodass eine allseitige Orien-
tierung gewährleistet ist.

Studienarbeit
Erdgeschoss
TU Darmstadt
Björn Schmidt

66
Querschnitt

4. Obergeschoss

3. Obergeschoss

67
Spänner
6-geschossig
2 Wohneinheiten pro Geschoss

Die Besonderheit dieses Haustyps


sind die kleinen Wohnungen, die sich
jeweils um ein halbes Geschoss ver-
setzt um einen Innenhof ranken. Der
Erschließungskern in der Mitte zweier
Typen entspricht einem Zweispänner-
Typ. Der Wohnungstyp transformiert
die Grundform koreanischer Häuser,
die um einen kleinen Innenhof
Erdgeschoss
orientiert sind. Hier übernimmt der
Innenhof die Funktion der Kühlung
über natürliche Geothermie. Dem
Wohn- und Essraum mit Küche sind
über einen Split-Level-Versatz zwei
Individualräume zugeordnet. Dadurch
erhält der Wohnraum die Höhe von
eineinhalb Geschossen. Die an diesen
Raum angeschlossene Veranda be-
lichtet alle Räume direkt und indirekt.
Die Erschließungsflächen sind auf die
1. Untergeschoss
kleinen inneren Treppen reduziert. Der
Split-Level-Versatz überträgt sich in die
darüberliegenden Wohneinheiten. Die
versetzten Loggien schaffen eine leben-
dige, abwechslungsreiche Architektur.

Studienarbeit
TU Darmstadt
2. Untergeschoss
Angèle Tersluisen

68
Längsschnitt

2. Obergeschoss

1. Obergeschoss

69
Spänner
6-geschossig
4 bis 6 Wohneinheiten pro Geschoss

Der Entwurf thematisiert den frei-


stehenden Wohnwürfel als Mehrpartei-
enhaus mit sechs Geschossen. Um den
zentralen Erschließungskern sind pro
Geschoss vier bis sechs Wohneinheiten
unterschiedlichen Zuschnitts ange-
ordnet. Die Wohneinheiten können
mit minimalem Aufwand räumlich
gekoppelt oder getrennt werden. So
entstehen Wohnungen mit wahlweise
einem, zwei oder drei Individualräumen.
Die Wohnungen auf der Nordseite er-
halten zweigeschossige Lufträume, um
5. Obergeschoss
den Belichtungsnachteil auszugleichen.
In der Mitte der Westseite liegt ein
Schaltzimmer, das wahlweise der Nord-
oder der Südwohnung zugeschaltet
werden kann. In den Wohnungsgrund-
rissen ist der Anteil monofunktionaler
Erschließungsflächen auf ein Minimum
reduziert. Es wird fast überall von
Raum zu Raum erschlossen. Dort, wo
Flure unvermeidbar sind, werden sie als
Ankleide genutzt. Zur Belichtung und
Belüftung der innenliegenden Nasszel-
len sind kleine Innenhöfe tief in den
Gebäudekörper eingeschnitten.

Studienarbeit
4. Obergeschoss
TU Darmstadt
Björn Schmidt

70
Querschnitt

6. Obergeschoss

71
Spänner
9-geschossig
4 Wohneinheiten pro Geschoss

Das Punkthaus ist aus übereinander-


gelegten bzw. ineinandergestapelten
Z-Modulen zusammengesetzt, die sich
um einen gemeinsamen Kern herum
anordnen. Durch dieses Fügungsprinzip
wird die Orientierungsproblematik
grundsätzlich gelöst. Im Kern liegen
zwei gegenläufig angeordnete einläu-
fige Treppen und ein zentraler Aufzug.
Auf diese Weise bekommen beide
Ebenen der Maisonette-Wohnungen
einen eigenen Zugang. Die Woh-
nungen verfügen jeweils über einen
zweigeschossigen Wohn- und Esstrakt
mit Luftraum und Galerie, der als Ver-
teiler dient. Dieser zentralen Zone Regelgeschoss 2
sind auch die Küche sowie ein offener
Arbeitsbereich und eine große Loggia
im Obergeschoss zugeordnet. Die Indi-
vidualräume haben jeweils eine eigene
Nasszelle und einen direkten Zugang
zur Loggia. Durch die direkte Erschlie-
ßung der Individualräume über den
Wohnbereich gibt es so gut wie keine
reinen Erschließungsflächen innerhalb
des Wohnungsgrundrisses.

Regelgeschoss 1

Studienarbeit
TU Darmstadt
Sebastian Schaal

72
Schnitt

Erdgeschoss

73
Hofspänner
7-geschossig
8 Wohneinheiten pro Geschoss

Die Erschließung dieses Typs über zwei


diametral angeordnete Treppenhäuser
mit Aufzügen erfolgt konsequent
vom Laubengang des Innenhofes aus.
Dieser großzügige Innenhof leistet
auch eine zusätzliche Belichtung der
Innenräume der siebengeschossigen
Wohnanlage. Die durchweg ähnlichen
Drei-Zimmer-Wohnungen unterschei-
den sich durch variierende Raumtiefen.
Während auf der Ost- und Westseite
die rechteckigen Raumzuschnitte in die
Tiefe orientiert sind – sinnvollerweise
auch wegen der Besonnung –, werden
die Raumzuschnitte auf der Süd- und
Nordseite liegend angeordnet. Die
Wohnung an der Nordseite wird vom
Innenhof ausreichend mit Südlicht ver-
sorgt. Die gleich großen bzw. ähnlichen
Wohnräume sind nutzungsneutral
determiniert. Die Loggien sind dem
am Laubengang liegenden Essplatz
mit Küche zugeordnet. Gleichmäßige
Fassadenöffnungen mit niedrigen
Brüstungen und großzügigen Schie-
befenstern fördern eine angenehme
Wohnatmosphäre.

Wohnbauten Java-Insel
Amsterdam, 2001
Diener & Diener Architekten

74
Schnitt

Regelgeschoss

75
Hofspänner
8-geschossig
8 Wohneinheiten pro Geschoss

Acht Wohnungen und zwei Schaltzim-


mer pro Geschoss werden über den
Laubengang zum Innenhof erschlossen.
Die an den Langseiten liegenden Innen-
wohnungen gleichen den Nachteil der
einseitigen Belichtung durch ein Fens-
ter zum Innenhof hin aus. Da der
Laubengang durch zwei unabhängige
Erschließungsanlagen, auf den kurzen
Seiten der Grundfläche liegend, er-
schlossen wird, ist an der Stelle dieses
innenliegenden Fensters kein Durch-
gangsverkehr zu erwarten. Dieses
Prinzip gewährleistet die Intimität der
Wohnung trotz Öffnung zur öffen-
tlichen Erschließungsfläche. Die
Wohnungsgrundrisse sind klassisch
geschnitten mit einer Diele als interne
Verteilerfläche. Dem Wohnraum kann
ein Individualraum mittels einer großen
Schiebetür zugeschlagen werden, was
den Grundriss auch für den Fall des
altersgerechten Wohnens qualifiziert.
Die durchgehende Loggia an den Lang-
seiten erlaubt die direkte Erschließung
des unmittelbar angrenzenden Frei-
raums.

Wohnsiedlung Werdwies
Zürich, 2007
Adrian Streich Architekten

76
Schnitt

Regelgeschoss

77
Hofspänner
4-geschossig
4 Wohneinheiten pro Geschoss

Thema dieses Typs ist das geschoss-


weise Stapeln von vier Baukörpern um
einen gemeinsamen Erschließungskern
in Form eines atriumartigen Hofes. Jede
der vier Wohneinheiten pro Geschoss
hat eine große Terrasse, die der Woh-
nung gleichsam als Garten vorgelagert
und vom gemeinsamen Atrium aus
zugänglich ist und so zwischen den öf-
fentlichen und den privaten Bereichen
des Hauses vermittelt. Es gibt zwei Ein-
heiten mit zwei Individualräumen und
zwei kleinere mit nur jeweils einem
2. Obergeschoss
Individualraum pro Geschoss. Durch
die Terrassen, die als Abstandsflächen
dienen, stehen die Wohneinheiten re-
lativ frei und können allseitig belichtet
werden. Über teilweise gemeinsame
Eingangszonen ergeben sich Koppel-
möglichkeiten, sodass sehr große Ein-
heiten entstehen können, die dann
mit zwei unabhängigen Freibereichen
ausgestattet sind. Die großen Woh-
nungstypen können wahlweise auch
von Wohngemeinschaften aus zwei un-
abhängigen Parteien bewohnt werden,
mit jeweils eigenem Eingang.

Studienarbeit
TU Darmstadt 1. Obergeschoss

Philippa Glaser

78
Schnitt

3. Obergeschoss

79
Hofspänner
6-geschossig
3 bis 6 Wohneinheiten pro Geschoss

Typologisch prägnant an diesem Typ ist


die konsequent systematische Grund-
rissstruktur in Form von konzentrischen
Ringen. Im inneren Ring befindet sich
die äußere Erschließung mit Treppen-
lauf, Aufzug und Brückenstegen zu
den Wohnungseingängen. Im zweiten
Ring sind die Funktions- und Instal-
lationsräume zusammengefasst mit
Windfängen, Abstellräumen, WCs und
Bädern. Der dritte Ring ist als schlanke
Schrankzone ausgebildet, die sich zum
vierten Ring öffnet. Der vierte Ring
organisiert die interne Erschließung. 1. Obergeschoss

Im äußeren Ring liegen die Wohn- und


Individualräume sowie die Loggien.
Durch den stringenten Aufbau sind
prinzipiell viele unterschiedliche Grund-
risskonfigurationen in jedem Geschoss
denkbar. Die interne Flurzone kann an
jedem beliebigen Punkt unterbrochen
bzw. geschlossen werden, um Wohn-
einheiten voneinander zu trennen oder
miteinander zu verbinden.

Erdgeschoss

Studienarbeit
TU Darmstadt
Johannes Lahme

80
Schnitt

2. Obergeschoss

81
Hybrid
8-geschossig
4 Wohneinheiten pro Geschoss

Wohnhybriden in der Stadt können


einen wichtigen Beitrag zur Urbani-
tät des Umfeldes leisten. Der achtge-
schossige Haustyp beginnt in den
beiden ersten Geschossen mit Maiso-
nette-Wohnungen. Darüber stapeln
sich Geschosswohnungen mit unter-
schiedlich großen Einheiten aus zwei
oder drei Zimmern. In den beiden
obersten Geschossen erweitern sich
die Wohnungen wiederum zu großen
zweigeschossigen Penthouses mit ent-
sprechend großzügigen Dachterrassen.
Der Aufzug ist das einzige vertikale
Element; die Treppenerschließung
dreht sich vom einseitigen Eingang
auf der Westseite über eine fast durch
das gesamte Gebäude reichende
Längserschließung ab dem zweiten
Obergeschoss in Nord-Süd-Richtung.
Ein Oberlicht sowie eine Loggia im
sechsten Geschoss belichten das
innenliegende Treppenhaus. Den
Wohnungen sind große Balkone, teil-
weise überdacht und mit seitlichem
Sichtschutz, zugeordnet.

Esplanade
München, 2003
Steidle Architekten

82
1. Obergeschoss 6. Obergeschoss

Erdgeschoss 2. Obergeschoss

83
Schnitt

Dachgeschoss

84
85
Hybrid
4-geschossig
3 bis 4 Wohneinheiten pro Geschoss

Die Studentenarbeit ist sehr strukturell


gedacht und in der Wohnungskonfigu-
ration überaus flexibel. Voraussetzung
dafür sind zwei gegenläufige Er-
schließungsspangen, die sich in der
Mittelachse des Gebäudes mit einer
Infrastruktur- bzw. einer Serviceachse Querschnitt

kreuzen. Die Erschließungsspangen


können im oberen Bereich wahlweise
zur internen Erschließung werden.
Jede Treppe kann von zwei Seiten
benutzt werden und somit Wohnungen
unterschiedlich zusammenschalten. Es
muss nur eine Wandscheibe entfernt
oder hinzugefügt werden. Im darge-
stellten Zustand befinden sich sieben
Wohnungen in dem Gebäudevolumen. Längsschnitt

Unten befinden sich zwei kleine


1,5-Zimmer-Apartments und eine
größere Wohnung, die sich über zwei
Treppen in den Obergeschossen weiter-
entwickelt. Die größeren Wohnungen
verfügen über Lufträume und Galerien
sowie Loggien und große Dachterras-
sen. Das strukturelle Gefüge verleitet
dazu, immer neue Grundrisssituationen
in das Volumen einzuschreiben.

Erdgeschoss

Studienarbeit
TU Darmstadt
Sebastian Schaal

86
3. Obergeschoss

2. Obergeschoss

1. Obergeschoss

87
Hybrid
5-geschossig
1 bis 2 Wohneinheiten pro Geschoss

Erschließungsräume könnten Inter-


aktionsräume sein, wenn man solche
als räumlich spannende, aber auch
gut belichtete Räume verstünde. Der
vorliegende Gebäudetyp geht von
einem breit und groß angelegten,
innen spiralförmig aufsteigenden
Erschließungsraum aus. Dieser Raum
ist auch Treppenraum, dessen Treppen 2. Obergeschoss
nach oben schlanker werden und der
sich in gut belichtete Terrassen auflöst.
Um den offenen Kern gliedern sich
jeweils fünf winkelförmig angelegte
Wohntypen verschiedener Größen. Der
Zuschnitt der Wohnungen und deren
Zuordnungen erinnern an den Typ des
Einzelhauses im Geschoss. Das Spiel
der zum Teil halbgeschossig versetzten
Wohntypen ergibt räumlich lebendige
1. Obergeschoss
Wohnebenen, deren Erschließungen
sich mit großen Vorzonen zum Inter-
aktionsbereich öffnen. Der Preis dafür
ist ein unökonomisches Verhältnis von
Nettowohnfläche zu Bruttorauminhalt
des Gesamtgebäudes und der Verzicht
auf eine Aufzugserschließung. Diese
wäre aber bei Änderung der Garagen-
plätze durchaus möglich.

Studienarbeit Erdgeschoss
TU Darmstadt
Daniel Dolder

88
Längsschnitt

4. Obergeschoss

3. Obergeschoss

89
Hybrid
10-geschossig
Variable Anzahl an Wohneinheiten

Das Gebäudekonzept beruht auf einer


gesellschaftlichen Vision, die sich den
stetig wandelnden Bedürfnissen der
Bewohner in unterschiedlichen Be-
ziehungskonstellationen dynamisch
anpasst. Die offene Gebäudestruktur
basiert auf schmalen gefalteten Grund-
rissstreifen, die sich auf unterschied-
lichen Niveaus in die Höhe entwickeln.
Zwischen diese Streifen sind Erschlie-
ßungskerne gefügt, die das Faltwerk
zugänglich machen und den nötigen
Halt geben. Die nach außen gerich-
teten Öffnungen bieten Raum für
zurückgezogene Wohneinheiten, die 2. Obergeschoss

vertikal mit den nach innen gerichteten


gemeinschaftlichen Räumen verknüpft
sind. Eine Abtreppung der Öffnung
gewährleistet die Belichtung der tiefen
Räume und ermöglicht interne Blickbe-
ziehungen. Das Gebäudevolumen ist
mit begrünten Dachterrassen und Frei-
bereichen durchzogen, die einerseits
qualitativ hochwertige Aufenthalts-
bereiche sind und darüber hinaus das
Innenklima konditionieren.

Diplomarbeit
TU Darmstadt
Tobias Katz
1. Obergeschoss

90
Längsschnitt

91
Hochhaus
14-geschossig
4 Wohneinheiten pro Geschoss

Die Erschließung des Hochhaustyps


erklärt sich aus der Anordnung der
Häuser in einer Gruppe. Die Eingänge
im Erdgeschoss liegen nach Süden
und nach Norden – dies erklärt die
Helixtreppen zur Geschosserschlie-
ßung ebenso wie den engen, langen
Erschließungsflur im Hausinneren. Die
Nord- und Südseiten der Gebäude
sind als Lochfassaden ausgebildet,
West- und Ostseite als großflächig
fest verglaste Flächen vor den sicht-
baren und für den Wohnungsbau
unüblichen aussteifenden x-förmigen
Stützenbünden. Die großen Loggien
lassen sich mit gläsernen Schiebetüren
öffnen. Im Geschoss befinden sich drei
Drei-Zimmer- und eine Vier-Zimmer-
Wohnung unterschiedlicher Größen.
Bemerkenswert sind die von den
Bädern getrennt angeordneten WCs
und die sehr kleinen Räume, die als
Kinderzimmer dienen können.

Chassé Park Apartments


Breda, 2001
Xaveer de Geyter

92
Regelgeschoss Typ 3

Regelgeschoss Typ 1 Regelgeschoss Typ 2

93
Hochhaus
18-geschossig
3 bis 5 Wohneinheiten pro Geschoss

Auffälligste Qualität dieses Wohnhoch-


hauses ist die Lage direkt am Wasser.
Die ungewöhnliche und zeichenhafte
Gestalt des Gebäudes leitet sich aus
dem unmittelbaren Bedarf ab: Da in
der Regel die Mittelzone eines Wohn-
hochhauses am wenigsten attraktiv
ist, wird sie in diesem Beispiel bewusst
klein gehalten. Im Sockel befinden
sich verhältnismäßig große Woh-
nungen mit vielen Individualräumen.
In der Mittelzone sind ökonomische
Wohnungstypen realisiert, während
es in der oberen Zone, mit dem Ge-
bäudeüberhang zum Wasser hin,
große Luxus- und Maisonette-Woh-
nungen gibt. Mit Ausnahme der Mai-
sonettes mit Ausrichtung auf das
Wasser sind die Wohnungen übereck
organisiert, sodass eine zweiseitige
Orientierung gewährleistet ist. Die
großen Wohnungen sind sogar über
drei Gebäudeseiten orientiert und die
Penthouses darüber hinaus mit Innen-
höfen ausgestattet.

Silverline Tower
Almere, 2001
Claus en Kaan Architecten

94
2. bis 6. Obergeschoss 7. Obergeschoss

95
Schnitt

96
11., 13., 15. Obergeschoss 12., 14., 16. Obergeschoss

97
Hochhaus
17-geschossig
3 Wohneinheiten pro Geschoss

Die drei sternförmigen Gebäudeflügel


werden über ein außenliegendes
Sicherheitstreppenhaus und einen
natürlich belichteten und belüfteten
Innenflur erschlossen. In jedem Gebäu-
deflügel befindet sich eine bzw. zwei
Wohnungen. Durch die aufgefächerte
Anordnung ist jede Wohnung optimal
belichtet und bietet Aussicht in min-
destens drei Himmelsrichtungen. Von
der größten Wohnung im Südflügel ist
eine kleine Einliegerwohnung abteilbar,
die mit der darüberliegenden auch zu Regelgeschoss

einer Maisonette-Wohnung zusam-


mengefasst werden kann. Sämtliche
Wohnungen haben nahezu ausschließ-
lich natürlich belichtete und belüftbare
Räume. Die Küchen sind mittels
Schiebetüren von den Wohnbereichen
abtrennbar. Die individuellen Freiflä-
chen wie Wintergärten und Balkone
sind dahingehend optimiert, dass sie
eine bewohnbare Erweiterungsfläche
zu den Wohnbereichen schaffen.
Durch die Windschutzverglasung vor
den Wohnzimmern können die Wohn-
bereiche zu geräumigen Gartenzim-
mern verwandelt werden.

Drittes Sternhaus
München, 2007
Steidle Architekten

98
Schnitt

99
Hochhaus
21-geschossig
3 bis 4 Wohneinheiten pro Geschoss

Der perforierte Wohnturm steht auf


einem kreuzförmigen Grundriss. Im
Zentrum befindet sich der Erschließungs-
kern mit doppelläufiger Sicherheits-
treppe und Aufzugsschacht. Rund um
diesen Kern befinden sich kleeblatt-
förmig angeordnet die Wohnungen.
Die Wohneinheiten sind auf win-
kelförmigen Grundrissen entwickelt
und zweiseitig orientiert. Die großen
Wohnungen erstrecken sich über zwei
Winkelseiten, wobei ein Schenkel den
großzügigen Wohntrakt mit Essplatz
und Küche aufnimmt und der andere
die Individualräume. Diese Wohn-
Regelgeschoss 2
einheiten haben dann sogar eine
dreiseitige Orientierung. Durch die
Blickbeziehungen über die dem Wohn-
bereich vorgelagerte Loggia zu den
Schlafräumen ergeben sich räumlich
interessante Innenbezüge. Durch die
zwei vollkommen unterschiedlich ge-
stalteten Fassadenflächen entsteht ein
prägnanter Baukörper, der durch seine
Höhe und Gestalt der Funktion als
städtischer Orientierungspunkt gerecht
wird.

Wohnhochhaus „De Rokade“


Groningen, 2007
Arons en Gelauff Architecten Regelgeschoss 1

100
101
Hochhaus
22- bis 31-geschossig
6 Wohneinheiten pro Geschoss

Das strenge quaderförmige Gebäu-


devolumen mit seiner gleichmäßigen
Fassade weckt Erinnerungen an ein
Bürohaus. Umso erstaunlicher sind die
räumlichen Qualitäten der sechs Wohn-
einheiten – je Etage zwei Ein-Zimmer-
Apartments, zwei Drei-Zimmer-Woh-
nungen und zwei Fünf-Zimmer-Woh-
nungen. Die knappe Erschließung –
eine doppelte Helixtreppe und drei
Aufzüge – ermöglicht Grundrisse mit
optimaler Raumökonomie. Die Wohn-
räume sind Verteilerräume für die
Nebenräume. Die Nasszellen liegen
alle nahe am Kern bzw. an den Eingän-
gen. Die strenge Raumstrategie führt
zu Nordost-Wohnungen, deren ein-
geschränkte Belichtungsqualität durch
die Aussicht ausgeglichen wird. Die
Nordwest-Wohnung erhält drei Indivi-
dualzimmer nach Westen, während der
große Wohn- und Essraum nach Nor-
den orientiert ist. Durch die Anordnung
der drei Türme, die sich zumindest
teilweise gegenseitig verschatten, sind
die wirklich guten Wohnungen nur in
den obersten Etagen zu finden.
Regelgeschoss

Wohnturm „PopMoma“
Peking, 2007
Baumschlager & Eberle

102
103
Hochhaus
26-geschossig
4 Wohneinheiten pro Geschoss

Die zweigeteilte Struktur des Hoch-


hauses verschafft den Wohnungen
über die Winkelhalbierende der Grund-
rissgeometrie neben einer besonderen
räumlichen Rhythmik eine differen-
zierte Belichtung. Die beiden Kerne
mit der Helixtreppe und den beiden
Aufzügen erschließen pro Geschoss
zwei Wohnungen. Die Wohnungen an
den Enden des Gebäudes sind über
einen großen Wohnraum organisiert,
der über die gesamte Gebäudetiefe
reicht und an den sich vier Individual-
räume anschließen. Zwei dieser Räume
haben eigene Nasszellen, eine weitere
Nasszelle steht als Box frei im Raum.
Dieser Wohntyp variiert an der inneren
Gebäudeecke. Hier gibt es keinen
durchgehenden Großraum und einen
Individualraum weniger. Auf Loggien
wird grundsätzlich verzichtet. Die
hervorragende Belichtungsstrategie
führt zu einer strengen Fassade mit
nur wenigen innenliegenden Nasszellen.

Wohnturm „Moma“
Peking, 2007
Baumschlager & Eberle

104
Regelgeschoss

Erdgeschoss

105
Hochhaus
22-geschossig
5 Wohneinheiten pro Geschoss

Die eigenartige Gebäudegeometrie


erklärt sich über die Belichtung. Die
abgeschrägten Fassaden der nach
Norden orientierten Seite gewährleisten
den Wohnungen Ost- oder Westbeson-
nung. Die vorstehenden Gebäudeecken
des nördlichen Flügels ermöglichen da-
rüber hinaus Südsonne auf der Loggia.
Der Südflügel weist drei unterschiedlich
große Drei-Zimmer-Wohnungen mit
variierenden Raumtiefen aus. Dies
prägt die Gebäudegeometrie und diffe-
renziert die Baumassen auf angenehme
Weise. Über einen breiten Flur, der
über einen tiefen Gebäudeeinschnitt
mit Tageslicht versorgt wird, werden
die beiden nördlich angeordneten Drei-
Zimmer-Wohnungen erschlossen. Die
Belichtung dieser Wohnungen ist über
eine gemeinsam nutzbare Loggia auf
der Nordseite ergänzt und versorgt die
nach Westen orientierte Wohnung mit
Ostlicht und die nach Osten orientierte
mit Westlicht. Die Küchen grenzen ge-
nerell direkt an kleine Balkone während
die übrigen Nasszellen ausnahmslos im
Gebäudeinneren liegen.

KNSM Apartment Tower


Amsterdam, 1995
Wiel Arets Architects

106
Regelgeschoss

Erdgeschoss

107
Hochhaus
28-geschossig
2 Wohneinheiten pro Geschoss

Ungeachtet dessen, dass die Erschlie-


ßung dieses Hochhauses nicht dem
europäischen Standard entspricht, ist
dieser Typ trotz seines Alters eine
Novität. Fünf verschiedene Maisonette-
Wohnungen mit unterschiedlichen
Raumhöhen wurden so komplex ge-
stapelt, dass man über die planerische
Leistung staunen muss. Das Konzept ist
denkbar einfach: Zweigeschossige Häu-
ser mit großzügigen Terrassen, kleinen
Balkonen und unterschiedlichen Ebe-
nen sollen jedem Bewohner das Gefühl
vermitteln, in einem Einfamilienhaus
zu leben – auch in den hochgelegenen
Geschossen. Die Ecken des Gebäudes
sind mit zweigeschossigen Loggien
versehen. Dort erreicht die Maisonette-
Wohnung ihre größte Raumhöhe.
Die durch die gesamte Gebäudetiefe
entwickelte Wohnung besitzt neben
einem großzügigen Wohn- und Ess-
raum vier Individualräume, die über
eine Split-Level-Erschließung halbge-
schossig versetzt angeordnet sind. Die
Vielfalt der Wohnungstypen und deren
räumliche Verknüpfung lassen keine
Wünsche offen.

Kanchanjunga Apartments
Bombay, 1983
Charles Correa Associates

108
Regelgeschoss 2 Regelgeschoss 4

Regelgeschoss 1 Regelgeschoss 3

109
Schnitt

110
111
Hochhaus
35-geschossig
6 Wohneinheiten pro Geschoss

Das Hochhaus als Typologie für den


subventionierten Wohnungsbau ist in
Mitteleuropa eher ungewöhnlich. So
sind die Wohnungszuschnitte in diesem
Projekt eher unspektakulär und von
größter Ökonomie bestimmt: Es gibt
Wohnungen mit drei Individualräumen
auf 103 qm, genauso wie Wohnungen
mit zwei Zimmern auf 66 qm Grund-
fläche. Die Südwest-Fassade aus
bedruckten Glaselementen steht mit
ihren großen Loggien im Kontrast zur
kleinteiligen Nordost-Fassade mit Klapp-
elementen. Durch die leichte Drehung
des Gebäudes wird die reine Nord-
ausrichtung der einseitig orientierten
Wohnungen vermieden, während die
übereck orientierten Wohnungen von
einer mindestens zweiseitigen Be-
lichtung profitieren. Auch wenn die
Grundrisskonfiguration nicht in allen
Teilen innovativ ist, so steht doch die
Realisation dieses Wohnhochhauses
mit Wohnungen für den Mindestan-
spruch exemplarisch für den bevorste-
henden Paradigmenwechsel innerhalb
dieser Wohnhaustypologie.

Wienerberg Apartments
Wien, 2005
Delugan Meissl Architekten

112
29. Obergeschoss

Erdgeschoss

113
Hochhaus
36-geschossig
1 Wohneinheit pro Geschoss

Das Wohnhochhaus-Projekt mit Luxus-


apartments mit ca. 400 qm Wohnflä-
che und ca. 160 qm Freiflächenanteil
pro Apartment setzt den Gedanken
des gestapelten Einfamilienhauses auf
konsequente und spektakuläre Weise
um. Jede Wohnung ist dreigeschossig
konzipiert. Bei jedem Geschosssprung
rotiert die Grundfläche um 90 Grad um
den gemeinsamen Erschließungskern,
was zu einer allseitigen Belichtung
führt. Der Wohnungszuschnitt ist mit
geschossübergreifenden Lufträumen
und Freitreppen über die Maßen luxu-
riös. Erschlossen wird jede Wohnung
über einen Aufzug, der vom Garagen-
geschoss direkt in die Wohnung führt.
Auch wenn die Erschließungsführung
den allgemein anerkannten Sicherheits-
bestimmungen für Hochhäuser nicht
gerecht wird, die Wohnungsgrößen
unrealistisch sind und auch die Be-
grünung der Terrassengärten in der
projektierten Form nicht funktionieren
kann, ist der Entwurfsgedanke doch
zukunftsweisend für die Formulierung
neuer Ziele im Geschosswohnungsbau.

Torre Cuajimalpa
Mexiko-Stadt, Fertigstellung 2011
Meir Lobaton und Kristjan Donaldson

114
Regelgeschoss Typ 2

Regelgeschoss Typ 1

115
Schnitt

116
Regelgeschoss Typ 3

117
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Waechter-Böhm, Liesbeth: Carlo Baumschlager - Dietmar Eberle. Wien, New York:


Springer 1996

Waechter-Böhm, Liesbeth (Hrsg.): Carlo Baumschlager, Dietmar Eberle. Über


Wohnbau. Wien, New York: Springer 2000

119
Bildnachweis

Günter Pfeifer Gilbert Fastenaekens


8 92
VG Bild-Kunst Luuk Kramer
11 94
FLC / VG Bild-Kunst Stefan Müller-Naumann
12 99
Charles Correa Allard van der Hoek
16, 108, 111 101
Åke E:son Lindman Hélène Binet
21 106
G. G. Kirchner Hertha Hurnaus
23 112
Ruedi Walti Meir Lobaton + Kristjan Donaldson
25, 33, 53 114, 117
Florian Holzherr
26
Roger Frei
31, 63, 64, 76
Pez Hejduk
35, 37
Iwan Baan
39, 41
Christian Richters
43, 74
Heinrich Helfenstein
45, 51
Valentin Jeck
47
Christian Weyell
49
Hannes Henz
54, 57
Eduard Hueber
59, 103, 104
pool Architekten
61
Franziska von Gagern
82, 85
Tobias Katz
91

120

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