Din en 1998-3 - 12-2010
Din en 1998-3 - 12-2010
Din en 1998-3 - 12-2010
Dezember 2010
DIN EN 1998-3
Ersatz fr
DIN EN 1998-3:2006-04
Gesamtumfang 84 Seiten
DIN Deutsches Institut fr Normung e. V. Jede Art der Vervielfltigung, auch auszugsweise,
nur mit Genehmigung des DIN Deutsches Institut fr Normung e. V., Berlin, gestattet.
Alleinverkauf der Normen durch Beuth Verlag GmbH, 10772 Berlin
Preisgruppe 27
www.din.de
www.beuth.de
!$kJV"
1723951
DIN EN 1998-3:2010-12
Nationales Vorwort
Diese Europische Norm (EN 1998-3:2005 + AC:2010) ist in der Verantwortung von CEN/TC 250 Eurocodes
fr den konstruktiven Ingenieurbau entstanden und wurde auf der Grundlage der ENV 1996-1-4:1999
erarbeitet.
Die Arbeiten wurden auf nationaler
(Sp CEN/TC 250/SC 8) begleitet.
Ebene
vom
NA 005-51-06 AA
Erdbeben;
Sonderfragen
Die Norm ist Bestandteil einer Reihe von Einwirkungs- und Bemessungsnormen, deren Anwendung nur im
Paket sinnvoll ist. Dieser Tatsache wird durch die Richtlinie der Kommission der Europischen Gemeinschaft
fr die Anwendung der Eurocodes Rechnung getragen, indem dort bergangsfristen fr die verbindliche
Umsetzung der Eurocodes in den Mitgliedstaaten vorgesehen sind. Die bergangsfristen mssen im
Einzelfall von CEN und der Kommission przisiert werden.
Es wird auf die Mglichkeit hingewiesen, dass einige Texte dieses Dokuments Patentrechte berhren knnen.
Das DIN [und/oder die DKE] sind nicht dafr verantwortlich, einige oder alle diesbezglichen Patentrechte zu
identifizieren.
Der Beginn und das Ende des hinzugefgten oder genderten Textes wird im Text durch die
Textmarkierungen angezeigt.
nderungen
Gegenber DIN V ENV 1998-1-4:1999-09 wurden folgende nderungen vorgenommen:
a)
die Stellungnahmen der nationalen Normungsinstitute wurden eingearbeitet und der Text vollstndig
berarbeitet;
b)
der Vornorm-Charakter wurde aufgehoben und die Nummer DIN EN 1998-3 gendert;
c)
b)
Frhere Ausgaben
EN 1998-3
EUROPISCHE NORM
Juni 2005
EUROPEAN STANDARD
+ AC
NORME EUROPENNE
Mrz 2010
ICS 91.120.25
Deutsche Fassung
Diese Europische Norm wurde vom CEN am 15. Mrz 2005 angenommen.
Die Berichtigung tritt am 10. Mrz 2010 in Kraft und wurde in EN 1998-3:2005 eingearbeitet.
Die CEN-Mitglieder sind gehalten, die CEN/CENELEC-Geschftsordnung zu erfllen, in der die Bedingungen festgelegt sind, unter denen
dieser Europischen Norm ohne jede nderung der Status einer nationalen Norm zu geben ist. Auf dem letzten Stand befindliche Listen
dieser nationalen Normen mit ihren bibliographischen Angaben sind beim Management-Zentrum oder bei jedem CEN-Mitglied auf Anfrage
erhltlich.
Diese Europische Norm besteht in drei offiziellen Fassungen (Deutsch, Englisch, Franzsisch). Eine Fassung in einer anderen Sprache,
die von einem CEN-Mitglied in eigener Verantwortung durch bersetzung in seine Landessprache gemacht und dem ManagementZentrum mitgeteilt worden ist, hat den gleichen Status wie die offiziellen Fassungen.
CEN-Mitglieder sind die nationalen Normungsinstitute von Belgien, Bulgarien, Dnemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich,
Griechenland, Irland, Island, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, den Niederlanden, Norwegen, sterreich, Polen,
Portugal, Rumnien, Schweden, der Schweiz, der Slowakei, Slowenien, Spanien, der Tschechischen Republik, Ungarn, dem Vereinigten
Knigreich und Zypern.
2010 CEN
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Inhalt
Seite
Vorwort ................................................................................................................................................................4
Hintergrund des Eurocode-Programms ...........................................................................................................4
Status und Gltigkeitsbereich der Eurocodes ................................................................................................5
Nationale Fassungen der Eurocodes ...............................................................................................................6
Verbindung zwischen den Eurocodes und den harmonisierten technischen Spezifikationen fr
Bauprodukte (ENs und ETAs) ..............................................................................................................6
Zusatzinformationen zu EN 1998-3 ...................................................................................................................6
Allgemeines............................................................................................................................................9
Anwendungsbereich .............................................................................................................................9
Normative Verweisungen ......................................................................................................................9
Allgemeine Bezugsnormen.................................................................................................................10
Annahmen ............................................................................................................................................10
Unterscheidung zwischen Prinzipien und Anwendungsregeln ......................................................10
Definitionen ..........................................................................................................................................10
Formelzeichen......................................................................................................................................10
Allgemeines..........................................................................................................................................10
Im Anhang A verwendete Formelzeichen .........................................................................................10
Im Anhang B verwendete Formelzeichen .........................................................................................12
SI-Einheiten ..........................................................................................................................................13
2
2.1
2.2
2.2.1
2.2.2
2.2.3
2.2.4
3
3.1
3.2
3.3
3.3.1
3.3.2
3.3.3
3.3.4
3.4
3.4.1
3.4.2
3.4.3
3.4.4
3.5
4
4.1
4.2
4.3
4.4
4.4.1
4.4.2
4.4.3
Beurteilung ...........................................................................................................................................22
Allgemeines..........................................................................................................................................22
Erdbebeneinwirkungen und seismische Lastfallkombinationen ...................................................22
Modellierung des Bauwerks ...............................................................................................................23
Berechnungsmethoden.......................................................................................................................23
Allgemeines..........................................................................................................................................23
Vereinfachtes Antwortspektrumsverfahren (Ersatzlastverfahren).................................................24
Multimodales Antwortspektrumsverfahren ......................................................................................24
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Seite
4.5.2
4.5.3
4.6
5
5.1
5.1.1
5.1.2
5.1.3
5.1.4
5.1.5
6
6.1
4.4.4
4.4.5
4.4.6
4.4.7
4.4.8
4.4.9
4.4.10
4.5
4.5.1
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Vorwort
Dieses Dokument (EN 1998-3:2005 + AC:2010), Eurocode 8: Auslegungen von Bauwerken gegen
Erdbeben Teil 3: Beurteilung und Ertchtigung von Gebuden wurde vom Technischen Komitee
CEN/TC 250 Eurocodes fr den konstruktiven Ingenieurbau erarbeitet, dessen Sekretariat vom BSI gehalten
wird. CEN/TC 250 ist fr alle Eurocodes des konstruktiven Ingenieurbaus zustndig.
Diese Europische Norm muss den Status einer nationalen Norm erhalten, entweder durch Verffentlichung
eines identischen Textes oder durch Anerkennung bis Dezember 2005, und etwaige entgegenstehende
nationale Normen mssen bis Mrz 2010 zurckgezogen werden.
Dieses Dokument ersetzt ENV 1998-1-4:1996.
Entsprechend der CEN/CENELEC-Geschftsordnung sind die nationalen Normungsinstitute der folgenden
Lnder gehalten, diese Europische Norm zu bernehmen: Belgien, Dnemark, Deutschland, Estland,
Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Island, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande,
Norwegen, sterreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische
Republik, Ungarn, Vereinigtes Knigreich und Zypern.
Im Jahre 1989 entschieden sich die Kommission und die Mitgliedslnder der Europischen Union und der
EFTA, die Entwicklung und Verffentlichung der Eurocodes ber eine Reihe von Mandaten an CEN zu
bertragen, damit diese den Status von Europischen Normen (EN) erhielten. Grundlage war eine
Vereinbarung 1) zwischen der Kommission und CEN. Dieser Schritt verknpft die Eurocodes de facto mit den
Regelungen der Ratsrichtlinien und Kommissionsentscheidungen, die Europischen Normen behandeln (z. B.
die Ratsrichtlinie 89/106/EWG zu Bauprodukten, die Bauproduktenrichtlinie, die Ratsrichtlinien 93/37/EWG,
92/50/EWG und 89/440/EWG zur Vergabe ffentlicher Auftrge und Dienstleistungen und die entsprechenden
EFTA-Richtlinien, die zur Einrichtung des Binnenmarktes eingeleitet wurden).
1)
Vereinbarung zwischen der Kommission der Europischen Gemeinschaft und dem Europischen Komitee fr
Normung (CEN) zur Bearbeitung der Eurocodes fr die Tragwerksplanung von Hochbauten und Ingenieurbauwerken.
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Das Eurocode-Programm umfasst die folgenden Normen, die in der Regel aus mehreren Teilen bestehen:
EN 1990, Eurocode: Grundlagen der Tragwerksplanung
EN 1991, Eurocode 1: Einwirkungen auf Tragwerke
EN 1992, Eurocode 2: Bemessung und Konstruktion von Stahlbeton- und Spannbetontragwerken
EN 1993, Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten
EN 1994, Eurocode 4: Bemessung und Konstruktion von Verbundtragwerken aus Stahl und Beton
EN 1995, Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauwerken
EN 1996, Eurocode 6: Bemessung und Konstruktion von Mauerwerksbauten
EN 1997, Eurocode 7: Entwurf, Berechnung und Bemessung in der Geotechnik
EN 1998, Eurocode 8: Auslegung von Bauwerken gegen Erdbeben
EN 1999, Eurocode 9: Bemessung und Konstruktion von Aluminiumbauten
Die Europischen Normen bercksichtigen die Zustndigkeit der Bauaufsichtsorgane der jeweiligen Mitgliedslnder bei der nationalen Festlegung sicherheitsbezogener Werte, so dass diese Werte von Land zu
Land unterschiedlich sein knnen.
als Mittel zum Nachweis der bereinstimmung der Hoch- und Ingenieurbauten mit den wesentlichen
Anforderungen der Richtlinie 89/106/EWG, besonders mit der wesentlichen Anforderung Nr 1:
Mechanischer Widerstand und Stabilitt und der wesentlichen Anforderung Nr 2: Brandschutz;
als Grundlage fr die Spezifizierung von Vertrgen fr die Ausfhrung von Bauwerken und dazu
erforderlichen Ingenieurleistungen;
Die Eurocodes haben, da sie sich auf Bauwerke beziehen, eine direkte Verbindung zu den Grundlagendokumenten 2), auf die in Artikel 12 der Bauproduktenrichtlinie hingewiesen wird, wenn sie auch anderer Art
sind als die harmonisierten Produktnormen 3).
2)
Entsprechend Artikel 3.3 der Bauproduktenrichtlinie sind die wesentlichen Angaben in Grundlagendokumenten zu
konkretisieren, um damit die notwendigen Verbindungen zwischen den wesentlichen Anforderungen und den
Mandaten fr die Erstellung harmonisierter Europischer Normen und Richtlinien fr die europische Zulassung
selbst zu schaffen.
3)
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Daher sind technische Gesichtspunkte, die sich aus den Eurocodes ergeben, von den Technischen Komitees
des CEN und den Arbeitsgruppen von EOTA, die an Produktnormen arbeiten, zu beachten, damit diese
Produktnormen mit den Eurocodes kompatibel sind.
Die Eurocodes liefern Einzelbauteile, allgemeine Regelungen fr den Entwurf, die Berechnung und
Bemessung von vollstndigen Tragwerken und Einzelbauteilen, die sich fr die bliche Anwendung eignen.
Sie treffen auf bewhrte Bauweisen und Aspekte neuartiger Anwendungen, enthalten aber keine Regelungen
fr ungewhnliche Konstruktionen oder Sonderlsungen, wofr es erforderlich ist, Experten zu Rate zu ziehen.
landesspezifische, geographische und klimatische Daten, die nur fr ein Mitgliedsland gelten, z. B.
Schneekarten;
Verweise zur Anwendung des Eurocodes, soweit sie diese ergnzen und nicht widersprechen.
Zusatzinformationen zu EN 1998-3
Obwohl Beurteilung und Ertchtigung bestehender Bauwerke fr nichtseismische Einwirkungen noch nicht
durch die entsprechenden werkstoffbezogenen Eurocodes abgedeckt werden, wurde dieser Teil des
Eurocode 8 aus folgenden Grnden gezielt entwickelt:
Bei vielen lteren Bauwerken wurde der Widerstand gegen Erdbeben beim Originalentwurf nicht bercksichtigt, whrend nichtseismische Einwirkungen zumindest ber die Konstruktionsregeln der tradierten
Bauweisen Bercksichtigung fanden.
4)
Siehe Artikel 3.3 und Art. 12 der Bauproduktenrichtlinie ebenso wie die Abschnitte 4.2, 4.3.1, 4.3.2 und 5.2 des
Grundlagendokumentes Nr. 1.
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Die Erfassung der seismischen Gefhrdung nach dem jetzigen Wissensstand knnte die Notwendigkeit
der Durchfhrung von Ertchtigungsmanahmen ergeben.
Das Auftreten von Erdbebenschden knnte die Durchfhrung grerer Reparaturen notwendig machen.
Darber hinaus stellen Kriterien zur seismischen Beurteilung (von Tragwerken, deren Auslegung nach EC 8
erfolgte und die spter beschdigt wurden) einen unverzichtbaren Teil des Gesamtprozesses zur Beurteilung
der seismischen Sicherheit von Bauwerken dar, nachdem nach Auffassung des Eurocode 8 die erdbebengerechte Auslegung neuer Bauwerke eine gewisse zulssige Schdigung fr das Bemessungserdbeben
unterstellt.
Im Rahmen seismischer Ertchtigungen sind qualitative berprfungen fr die Identifizierung und Behebung
grerer konstruktiver Mngel sehr wichtig; ihre Anwendung darf nicht durch das in diesem Teil des
Eurocode 8 prsentierte quantitative Berechnungsverfahren behindert werden. Es wird der Initiative der
nationalen Behrden berlassen, Dokumente von starker qualitativer Natur zu erstellen.
Diese Norm bezieht sich allein auf die baulich-konstruktiven Aspekte der seismischen Beurteilung und
Ertchtigung, die lediglich eine Komponente einer umfassenden Strategie zur Verminderung des Erdbebenrisikos darstellen knnten. Diese Norm wird magebend, sobald die Notwendigkeit der Durchfhrung einer
Beurteilung fr ein bestimmtes Bauwerk feststeht. Die Umstnde, welche die Durchfhrung einer seismischen
Beurteilung von bestimmten Bauwerken, die mglicherweise Ertchtigungsmanahmen zur Folge haben,
notwendig machen knnten, sind nicht Gegenstand dieser Norm.
Nationale Programme zur Verminderung des Erdbebenrisikos durch seismische Beurteilung und Ertchtigung
drfen zwischen aktiven und passiven Programmen zur seismischen Beurteilung und Ertchtigung
unterscheiden. Aktive Programme drfen von den Eigentmern bestimmter Kategorien von Bauwerken
verlangen, dass sie bestimmte Termine fr die Erledigung der seismischen Beurteilung und in Abhngigkeit
von ihrem Ergebnis der Ertchtigung einhalten. Die dabei ins Auge gefassten Bauwerkskategorien knnen
von der Seismizitt und den Baugrundbedingungen, der Bedeutungskategorie und der Nutzungsart und der
wahrgenommenen Vulnerabilitt abhngen (Letztere als Funktion des Werkstoffs und der Bauweise, der
Anzahl der Stockwerke, des Alters des Gebudes in Bezug auf das Datum lterer Normen und deren
Gltigkeit bzw. verbindliche Umsetzung usw.). Passive Programme verknpfen die seismische Beurteilung
die mglicherweise eine durchzufhrende Ertchtigung zur Folge hat mit anderen, mit der Nutzung des
Bauwerks und der Fortschreibung seines Zustands verbundenen Ereignissen oder Aktivitten, wie z. B. mit
einer mit strkerer Nutzung oder erhhter Wichtigkeit einhergehenden nderung der Verwendung, mit einer
einen gewissen Umfang (als Prozentsatz der Nutzflche oder des gesamten Gebudewertes) bersteigenden
Umbaumanahme, mit der Behebung von Schden nach Erdbeben usw. Die Wahl der zu berprfenden
Grenzzustnde und die Wiederkehrperioden der ihnen zugeordneten Erdbebeneinwirkung drfen vom
gewhlten Beurteilungs- und Ertchtigungsprogramm abhngen. Die relevanten Anforderungen drfen fr
aktive Programme weniger stringent als fr passive Programme sein; so drfen z. B. in
passiven Programmen, die durch Umbaumanahmen ausgelst wurden, die entsprechenden Anforderungen in Abhngigkeit von dem Umfang und den Kosten der durchgefhrten Umbauarbeiten variieren.
In Fllen niedriger Seismizitt (siehe EN 1998-1, 3.2.1(4)) darf diese Norm durch die zustndigen nationalen
Anhnge den rtlichen Gegebenheiten angepasst werden.
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Gegenstand
1.1(4)
2.1(2)P
2.1(3)P
2.2.1(7)P
Teilsicherheitsbeiwerte fr Werkstoffe
3.3.1(4)
Konfidenzbeiwerte
3.4.4(1)
4.4.2(1)P
A.4.4.2(5)
A.4.4.2(9)
4.4.4.5(2)
Ergnzende, nicht im Widerspruch zum Eurocode stehende Information ber nichtlineare statische Berechnungsmethoden, welche den Einfluss hherer Eigenformen zu
erfassen gestatten.
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
1
1.1
Allgemeines
Anwendungsbereich
(1)
Der Anwendungsbereich von Eurocode 8 ist in EN 1998-1:2004, 1.1.1 definiert und der Anwendungsbereich dieser Norm ist in (2), (4) und (5) definiert. Zustzliche Teile von Eurocode 8 werden in EN 1998-1:2004,
1.1.3 aufgefhrt.
(2)
Bereitstellung von Kriterien fr die Erfassung des seismischen Verhaltens von bereits bestehenden
einzelnen Bauwerken.
Vorstellung von Kriterien fr den Entwurf von Ertchtigungsmanahmen (z. B. Konzepte, Berechnungen
einschlielich der konstruktiven Eingriffe, endgltige Dimensionierung der tragenden Teile und ihrer
Verbindung zu den vorhandenen Bauteilen).
ANMERKUNG
Fr die Zwecke dieser Norm umfasst der Begriff Ertchtigung sowohl die Verstrkung unbeschdigter
Bauwerke als auch die Sanierung von durch Erdbeben beschdigten Bauwerken.
(3)
Beim Entwurf konstruktiver Eingriffe zur Erlangung einer ausreichenden Tragfhigkeit fr seismische
Einwirkungen mssen auch fr die nichtseismischen Lastkombinationen Nachweise durchgefhrt werden.
(4)
Entsprechend den Grundanforderungen von EN 1998-1:2004 deckt diese Norm die seismische Beurteilung und Ertchtigung von Gebuden ab, die aus den am hufigsten verwendeten Werkstoffen bestehen:
Beton, Stahl und Mauerwerk.
ANMERKUNG
Die informativen Anhnge A, B und C enthalten Zusatzinformationen bezglich der Beurteilung von
Gebuden aus Stahlbeton, Stahl- oder Verbundbauten und Mauerwerkbauten und, soweit notwendig, bezglich deren
Ertchtigung.
(5)
Obwohl die Vorschriften dieser Norm auf alle Bauwerksarten anwendbar sind, erfordert die Reparatur
oder Verstrkung von Monumenten und historischen Gebuden oft verschiedene Arten von Vorschriften und
Verfahren, die in geeigneter Weise die jeweiligen Besonderheiten der Monumente bercksichtigen sollten.
(6)
i.
ii.
iii.
mglicherweise frheren Erdbeben oder anderen nicht planmigen Einwirkungen mit unbekannten
Folgen ausgesetzt waren,
ist ihre konstruktive Beurteilung und die Planung mglicher baulicher Eingriffe in der Regel mit anderen
Unsicherheiten (Kenntnisstnden) verknpft als der Entwurf neuer Bauwerke. Es werden deshalb andere
Stze von Sicherheitsbeiwerten fr die Werkstoffe und die Tragwirkung bentigt und auch, in Abhngigkeit
von der Vollstndigkeit und Zuverlssigkeit der vorhandenen Information, andere Berechnungsverfahren.
1.2
Normative Verweisungen
(1)P Die folgenden zitierten Dokumente sind fr die Anwendung dieses Dokuments erforderlich. Bei
datierten Verweisungen gilt nur die in Bezug genommene Ausgabe. Bei undatierten Verweisungen gilt die
letzte Ausgabe des in Bezug genommenen Dokuments (einschlielich aller nderungen).
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
1.2.1
Allgemeine Bezugsnormen
1.3
Annahmen
(1)
(2)
Die Vorschriften dieser Norm unterstellen, dass die Zusammenstellung der Daten und die Versuche
durch erfahrenes Personal durchgefhrt werden und dass der fr die Beurteilung, die mgliche Auslegung der
Ertchtigung und die Ausfhrung der Arbeiten verantwortliche Ingenieur ber einschlgige Erfahrungen fr
den Bauwerkstyp, der verstrkt oder saniert wird, verfgt.
(3)
Inspektionsprozeduren, Checklisten und andere Vorgehensweisen fr die Durchfhrung der Datensammlung sollen dokumentiert und archiviert werden. Auf sie ist in den Entwurfsunterlagen Bezug zu nehmen.
1.4
(1)
1.5
Definitionen
(1)
1.6
Formelzeichen
1.6.1
Allgemeines
(1)
(2)
Weitere, in dieser Norm verwendete Formelzeichen werden im Text, in dem sie auftreten, definiert.
1.6.2
bo und ho
bi
dbL
fc
fcc
fcd
fctm
ffdd,e
ffu,W(R)
Bruchfestigkeit der FRP-Bahn, die um eine Ecke mit dem Radius R gewickelt wird, Formel (A.25)
10
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
fy
fyd
fyj,d
fyw
Querschnittshhe
Lnge des Umfangs des Sttzenquerschnitts entlang der Innenseite der Lngsbewehrung
sf
tf
tj
wf
Ac
Af
As
Asw
Ef
LV = M/V
Schublnge am Stabende
VR,c
VR,max
Vw
el
Beiwert, grer als 1,0 fr primre seismische Bauteile und gleich 1,0 fr sekundre seismische
Bauteile
fd
cu
ju
su,w
11
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
geometrischer Bewehrungsgrad
sx
tot
sw
Bruchkrmmung am Endquerschnitt
Fliekrmmung am Endquerschnitt
1.6.3
bcp
bf
Flanschbreite
dc
Sttzenhhe
dz
fc
fct
fuw
fywh
fy,pl
lcp
tcp
tf
Flanschdicke
thw
Stegdicke
wz
Ag
Bruttoquerschnittsflche
Ahf
Apl
BS
EB
Ft
Erdbebengesamtkraft
Rahmenhhe
Hc
12
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Trgheitsmoment
Balkenspannweite
Mpb,Rd
Nd
Bemessungslngskraft
Ny
Sx
TC
Vpl,Rd,b
Zb
Ze
1.7
SI-Einheiten
(1)
2
2.1
(1)P Die grundlegenden Anforderungen beziehen sich auf den Schadenszustand im Bauwerk, der hier durch
drei Grenzzustnde (limit states, LS) definiert wird, nmlich Quasiversagen (Near Collapse, NC), wesentliche
Schdigung (Significant Damage, SD) und Schadensbegrenzung (Gebrauchstauglichkeit, Damage Limitation,
DL). Diese Grenzzustnde werden wie folgt charakterisiert:
Grenzzustand des Quasiversagens (NC). Das Bauwerk ist schwer beschdigt und besitzt niedrige horizontale
Restfestigkeit und -steifigkeit, obwohl die vertikalen Tragglieder noch dazu in der Lage sind, Vertikallasten
aufzunehmen. Die meisten nichttragenden Bauteile haben versagt. Das Bauwerk steht kurz vor dem Einsturz
und wrde wahrscheinlich kein weiteres Erdbeben, auch kein solches geringer Intensitt, aushalten.
Grenzzustand der wesentlichen Schdigung (SD). Das Bauwerk ist in wesentlichen Teilen beschdigt. Es
besitzt eine gewisse horizontale Restfestigkeit und -steifigkeit, und die vertikalen Tragglieder sind dazu
imstande, Vertikallasten aufzunehmen. Nichttragende Bauteile sind beschdigt, obwohl es kein Versagen von
Trennwnden und Ausfachungen senkrecht zu ihrer Ebene gegeben hat. Es sind geringe bleibende
gegenseitige Stockwerksverschiebungen vorhanden. Das Bauwerk kann Nachbeben geringer Intensitt
aushalten. Eine Sanierung des Bauwerks ist wahrscheinlich unwirtschaftlich.
Grenzzustand der Schadensbegrenzung (DL). Das Bauwerk ist nur leicht beschdigt, die tragenden Bauteile
erlitten keine mageblichen Plastifizierungen und haben ihre Festigkeits- und Steifigkeitseigenschaften
behalten. Nichttragende Bauteile wie Trennwnde und Ausfachungen knnen verteilte Risse aufweisen, aber
die Schden lassen sich ohne groen wirtschaftlichen Aufwand beheben. Bleibende gegenseitige Stockwerksverschiebungen sind vernachlssigbar klein. Das Bauwerk bentigt keine Sanierungsmanahmen.
ANMERKUNG
Die in diesem Teil 3 des Eurocode 8 gegebene Definition des Grenzzustands des Quasiversagens liegt
nher am tatschlichen Bauwerksversagen als die von EN 1998-1:2004 und sie entspricht der strksten mglichen
Ausnutzung der Verformungskapazitt der tragenden Bauteile. Der Grenzzustand der Tragfhigkeit nach EN 1998-1:2004
entspricht in etwa dem hier eingefhrten Grenzzustand der wesentlichen Schdigung.
(2)P Die angemessenen Niveaus baulicher Schutzmanahmen zur Abwehr des berschreitens der oben
beschriebenen Grenzzustnde mssen durch die nationalen Behrden festgelegt werden. Es obliegt auch
den nationalen Behrden zu entscheiden, ob alle drei Grenzzustnde, zwei davon oder auch nur einer davon
berprft werden mssen.
13
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
ANMERKUNG
Die Wahl derjenigen der in 2.1(1)P definierten Grenzzustnde, die in einem Land nachgewiesen werden
mssen, kann in seinem Nationalen Anhang festgelegt sein.
(3)P Das angemessene Niveau baulicher Schutzmanahmen wird definiert, indem fr jeden Grenzzustand
eine Wiederkehrperiode fr die seismische Einwirkung ausgewhlt wird.
ANMERKUNG
Die Wiederkehrperioden, die den einzelnen Grenzzustnden zur Verwendung in einem Land zugewiesen werden, knnen in seinem Nationalen Anhang festgelegt sein. Es wird davon ausgegangen, dass die Schutzwirkung, die normalerweise fr gngige neu errichtete Bauten als ausreichend angesehen wird, durch Wahl folgender
Wiederkehrperioden erreicht wird:
Grenzzustand des Quasiversagens (NC): 2 475 Jahre, entsprechend einer berschreitungswahrscheinlichkeit von
2 % in 50 Jahren;
Grenzzustand der wesentlichen Schdigung (SD): 475 Jahre, entsprechend einer berschreitungswahrscheinlichkeit
von 10 % in 50 Jahren;
Grenzzustand der Schadensbegrenzung (DL): 225 Jahre, entsprechend einer berschreitungswahrscheinlichkeit von
20 % in 50 Jahren.
2.2
2.2.1
bereinstimmungskriterien
Allgemeines
(1)P Die Erfllung obiger Anforderungen erfolgt durch Verwendung der in 2.1 enthaltenen Erdbebeneinwirkungen und Methoden fr die Berechnung, den Nachweis und die konstruktive Gestaltung, wie sie jeweils den
verschiedenen Werkstoffen innerhalb des Anwendungsgebiets (d. h. fr Beton, Stahl und Mauerwerk)
zugeordnet sind.
(2)P Zur berprfung der bereinstimmung wird die volle (nicht reduzierte, elastische) Erdbebeneinwirkung,
wie sie der Wiederkehrperiode in 2.1 und 4.2 zugeordnet wurde, verwendet, es sei denn, es wird das
Verfahren mit q-Beiwerten verwendet.
(3)P Fr den Nachweis der tragenden Bauteile wird ein Unterschied zwischen duktilen und
sprden Bauteilen gemacht. Im ersten Fall muss nachgewiesen werden, dass die Anforderung die
entsprechende Verformungskapazitt nicht berschreitet, es sei denn, es wird das Verfahren mit q-Beiwerten
verwendet. Im zweiten Fall muss nachgewiesen werden, dass die Anforderung die entsprechende
Festigkeitskapazitt nicht berschreitet.
ANMERKUNG
Informationen zur Klassifizierung von Komponenten und Mechanismen als duktil oder sprd knnen
in den einschlgigen werkstoffbezogenen Anhngen festgelegt sein.
(4)P Alternativ ist ein auf dem Beiwert q basierendes Verfahren erlaubt, dem eine mit q reduzierte Erdbebeneinwirkung, wie in 4.2(3)P dargestellt, zugrunde gelegt wird. Bei Sicherheitsnachweisen mssen alle tragenden Bauteile berprft werden, indem nachgewiesen wird, dass die Anforderung infolge der reduzierten
Erdbebeneinwirkung die nach (5)P ermittelte zugehrige Festigkeitskapazitt nicht bersteigt.
(5)P Bei der Ermittlung der Kapazittswerte fr duktile oder sprde Bauteile, die im Rahmen von Sicherheitsnachweisen gem (3)P und (4)P den Anforderungswerten gegenbergestellt werden sollen, mssen
Mittelwerte der tatschlichen Materialeigenschaften verwendet werden, wie sie direkt aus In-situ-Versuchen
und aus zustzlichen Informationsquellen gewonnen werden. Sie werden jeweils durch die in 3.5 definierten
Konfidenzbeiwerte, die den erreichten Kenntnisstand bercksichtigen, dividiert. Fr neue oder hinzugefgte
Werkstoffe mssen Nominalwerte ihrer Eigenschaften verwendet werden.
(6)P Einige der vorhandenen tragenden Bauteile drfen als seismisch sekundr entsprechend den
Definitionen in EN 1998-1:2004, 4.2.2 (1)P, (2) und (3) bezeichnet werden. Seismisch sekundre Bauteile
werden mit denselben bereinstimmungskriterien wie primre seismische Bauteile, jedoch unter Verwendung
weniger konservativer Abschtzungen ihrer Kapazitt im Vergleich zu solchen, die als seismisch
primre Bauteile betrachtet werden, berprft.
14
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
(7)P Bei der Berechnung der Festigkeitskapazitt sprder seismisch primrer Bauteile mssen die Werkstofffestigkeiten durch den Teilsicherheitsbeiwert des Werkstoffs dividiert werden.
ANMERKUNG
Die den Teilsicherheitsbeiwerten fr Stahl, Beton, Baustahl und anderen Werkstoffen zur Verwendung
in einem Land zugewiesenen Werte knnen in seinem Nationalen Anhang zu dieser Norm festgelegt sein. Die
Anmerkungen zu 5.2.4(3), 6.1.3(1)P, 7.1.3(1)P und 9.6(3) in EN 1998-1:2004 beziehen sich auf die Werte der
Teilsicherheitsbeiwerte fr Stahl, Beton, Baustahl und Mauerwerk zur Verwendung in einem Land bei der Auslegung
neuer Gebude.
2.2.2
(1)P Die Anforderungswerte mssen auf der Grundlage der diesem Grenzzustand zugeordneten Bemessungs-Erdbebeneinwirkung ermittelt werden. Fr duktile und sprde Bauteile mssen Anforderungswerte
aus rechnerischen Ergebnissen bestimmt werden. Wird eine lineare Berechnungsmethode verwendet, knnte
sich die Notwendigkeit ergeben, die Anforderungswerte fr sprde Bauteile nach 4.5.1(1)P zu modifizieren.
(2)P Kapazitten mssen auf der Grundlage angemessen definierter Bruchverformungen fr duktile Bauteile
und Bruchfestigkeiten fr sprde Bauteile ermittelt werden.
(3)
Das Verfahren mit q-Beiwerten (siehe 2.2.1(4)P, 4.2(3)P) ist im Allgemeinen zur berprfung dieses
Grenzzustands ungeeignet.
ANMERKUNG
Die in 4.2(3)P fr Stahlbeton- bzw. Stahlbauten angegebenen Werte q = 1,5 bzw. 2,0 und auch die im
Hinblick auf die vorhandene lokale und globale Duktilitt mglicherweise berechtigten hheren Werte fr q nach den
einschlgigen Vorschriften von EN 1998-1:2004 entsprechen der Erfllung des Grenzzustands der wesentlichen Schdigung. Entscheidet man sich, dieses Verfahren zur berprfung des Grenzzustandes des Quasiversagens anzuwenden,
darf 2.2.3(3)P mit q-Werten, welche diejenigen in 4.2(3)P um etwa ein Drittel bersteigen, verwendet werden.
2.2.3
(1)P Die Anforderungswerte mssen auf der Grundlage der diesem Grenzzustand zugeordneten Bemessungs-Erdbebeneinwirkung ermittelt werden. Fr duktile und sprde Bauteile mssen Anforderungswerte
aus rechnerischen Untersuchungen bestimmt werden. Wird eine lineare Berechnungsmethode verwendet,
knnte sich die Notwendigkeit ergeben, die Anforderungswerte fr sprde Bauteile nach 4.5.1(1)P zu
modifizieren.
(2)P Kapazitten mssen auf der Grundlage von schadensbezogenen Verformungen fr duktile Bauteile und
konservativ geschtzte Festigkeiten fr sprde Bauteile ermittelt werden, es sei denn, es wird das Verfahren
mit q-Beiwerten verwendet .
(3)P Beim Weg ber den q-Beiwert (siehe 2.2.1(4)P, 4.2(3)P) basieren die Anforderungen auf reduzierten
seismischen Einwirkungen und die Kapazitten werden wie fr nichtseismische Bemessungssituationen
ermittelt.
2.2.4
(1)P Die Anforderungswerte mssen auf der Grundlage der diesem Grenzzustand zugeordneten Bemessungs-Erdbebeneinwirkung ermittelt werden.
(2)P Die Kapazitten mssen fr alle Bauteile, ob duktil oder sprd, auf Streckgrenzen bezogen werden, es
sei denn, es wird das Verfahren mit q-Beiwerten verwendet. Die Kapazitten fr Ausfachungen mssen auf
Mittelwerten der Kapazitt der Ausfachung fr gegenseitige Stockwerksverschiebungen basieren.
(3)P Beim Verfahren mit q-Beiwerten (siehe 2.2.1(4)P, 4.2(3)P) mssen Anforderungs- und Kapazittswerte
auf der Basis von Mittelwerten der gegenseitigen Stockwerksverschiebungen verglichen werden.
15
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
3
3.1
(1)P Bei der Beurteilung des seismischen Widerstands bestehender Bauwerke mssen die Eingangsdaten
aus einer Vielzahl von Quellen zusammengetragen werden. Dazu zhlen
Felduntersuchungen und
in den meisten Fllen, In-situ- und/oder Labormessungen und Versuche, wie unter 3.2 und 3.4 im
Einzelnen erlutert.
(2)
Zur Minimierung der Unsicherheiten sollten Daten aus verschiedenen Quellen durch berkreuzprfungen kontrolliert werden.
3.2
Erforderliche Eingangsdaten
(1)
Im Allgemeinen sollten die der konstruktiven Beurteilung zugrunde liegenden Daten die folgenden
Punkte a) bis i) abdecken.
a)
Identifikation des konstruktiven Systems und berprfung der Einhaltung oder Nichteinhaltung der
Regelmigkeitskriterien nach EN 1998-1:2004, 4.2.3. Diese Informationen sollten entweder durch
Vor-Ort-Untersuchungen oder, sofern vorhanden, aus Originalplnen gewonnen werden. In diesem
letzten Fall sollten auch Informationen ber mgliche konstruktive Vernderungen seit der Errichtung
eingeholt werden.
b)
c)
d)
Informationen ber die Globalabmessungen und Querschnittseigenschaften der Bauteile, die mechanischen Eigenschaften und den Zustand der beteiligten Werkstoffe.
e)
f)
Informationen ber die seismischen Auslegungskriterien, die dem Originalentwurf zugrunde lagen,
einschlielich gegebenenfalls des Werts des Verhaltensbeiwerts (q-Beiwert).
g)
Beschreibung der gegenwrtigen und/oder geplanten Nutzung des Gebudes (mit Angabe seiner
Bedeutungskategorie, wie in EN 1998-1:2004, 4.2.5 beschrieben).
h)
Erneute Beurteilung der aufgezwungenen Einwirkungen, unter Bercksichtigung der Nutzung des
Bauwerks.
i)
Informationen ber die Art und das Ausma frherer und gegenwrtiger konstruktiver Schden, sofern
vorhanden, dazu ber frhere Sanierungsmanahmen.
(2)P Es werden gem 3.3 verschiedene Berechnungsmethoden und unterschiedlich groe Konfidenzbeiwerte in Abhngigkeit von der Anzahl und der Qualitt der zu obigen Punkten gesammelten Daten gewhlt.
16
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
3.3
Kenntnisstnde
3.3.1
(1)
Zum Zweck der Auswahl der zulssigen Berechnungsmethode und der geeigneten Zahlenwerte fr die
Konfidenzbeiwerte werden folgende drei Kenntnisstnde (Knowledge levels, KL) definiert:
KL1: Beschrnkter Kenntnisstand
KL2: Normaler Kenntnisstand
KL3: Vollstndiger Kenntnisstand
(2)
Die Faktoren, welche den einschlgigen Kenntnisstand (d. h. KL1, KL2 oder KL3) definieren, sind
folgende:
i.
Geometrie: Die geometrischen Eigenschaften des Tragsystems und von solchen nicht tragenden
Bauteilen (z. B. Mauerwerksausfachungen), welche das Bauwerksverhalten beeinflussen knnten,
ii.
Konstruktive Einzelheiten: Diese umfassen Menge und Verteilung der Bewehrung bei Stahlbetonbauteilen, die Anschlsse von Stahlbauteilen, die Verbindung der Deckenscheiben zum Aussteifungssystem
fr Horizontallasten, den Verbund und die Mrtelfugen beim Mauerwerk sowie etwaige Bewehrungen im
Mauerwerk,
iii.
(3)
Der erreichte Kenntnisstand legt die zulssige Berechnungsmethode (siehe 4.4) und auch die fr die
Konfidenzbeiwerte (Confidence factors, CF) zu whlenden Werte fest. Die Verfahren zur Bestimmung der
bentigten Daten werden in 3.4 angegeben.
(4)
Der Zusammenhang zwischen den Kenntnisstnden und den anzuwendenden Berechnungsmethoden
und Konfidenzbeiwerten wird in Tabelle 3.1 dargestellt. Die Definitionen der Ausdrcke visuell, vollstndig,
beschrnkt, erweitert und umfassend dieser Tabelle werden in 3.4 angegeben.
17
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Geometrie
KL1
KL2
KL3
Aus
Original-bersichtsplnen mit
visuellen
Stichproben oder
aus vollstndiger
berprfung
Konstruktive
Einzelheiten
Werkstoffe
Berechnungsmethode
CF
Simulierter Entwurf
nach der blichen
Vorgehensweise
und
aus beschrnkter
In-situ-Inspektion
LF-MRS
Verfahren mit
q-Beiwerten
CFKL1
Aus unvollstndigen
detaillierten
Original-Bauplnen mit
beschrnkten In-situInspektionen
oder
aus erweiterten In-situInspektionen
Alle
CFKL2
Aus detaillierten
Original-Bauplnen mit
beschrnkten In-situInspektionen
oder
aus umfassenden
In-situ-Inspektionen
Alle
CFKL3
ANMERKUNG
Die den Konfidenzbeiwerten zur Verwendung in einem Land zugewiesenen Werte knnen in seinem
Nationalen Anhang festgelegt sein. Empfohlene Werte sind CFKL1 = 1,35, CFKL2 = 1,20 und CFKL3 = 1,00.
3.3.2
(1)
i.
Geometrie: Die Gesamtabmessungen des Bauwerks und die Bauteilabmessungen sind entweder (a) aus
Messungen, oder (b) aus Original-bersichtsplnen, die sowohl fr die ursprngliche Konstruktion als
auch fr eventuelle sptere nderungen verwendet wurden, bekannt. Im Fall (b) sollte zur berprfung
vor Ort eine ausreichende Stichprobe von Abmessungen sowohl des Gesamtbauwerks als auch der
Einzelbauteile vorgenommen werden; falls sich wesentliche Abweichungen von den bersichtsplnen
ergeben, sollte eine vollstndigere Aufnahme der Abmessungen vorgenommen werden.
ii.
Konstruktive Einzelheiten: Die konstruktiven Einzelheiten sind nicht aus genauen Bauplnen bekannt und
drfen auf der Grundlage eines simulierten Entwurfs entsprechend der blichen Bauweise zur Zeit der
Errichtung angenommen werden; in diesem Fall sollten in beschrnktem Umfang Inspektionen in den am
strksten gefhrdeten Bauteilen durchgefhrt werden, um zu berprfen, inwiefern die Annahmen dem
Ist-Zustand entsprechen. Anderenfalls sind umfangreichere In-situ-Inspektionen erforderlich.
iii.
Werkstoffe: Es stehen keine unmittelbaren Informationen ber die mechanischen Eigenschaften der
Werkstoffe, weder aus den Original-Entwurfsvorgaben noch aus Original-Versuchsberichten, zur
Verfgung. Vorbelegte Werte sollten in Anlehnung an die Richtlinien zur Zeit der Errichtung angenommen
werden, begleitet durch eine beschrnkte Anzahl von In-situ-Versuchen in den am strksten gefhrdeten
Bauteilen.
(2)
Die gesammelten Daten sollten dazu ausreichen, um rtliche berprfungen der Bauteiltragfhigkeit
(Kapazitt) durchfhren und ein lineares Berechnungsmodell des Tragwerks aufstellen zu knnen.
18
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
(3)
Die konstruktive Beurteilung fr den beschrnkten Kenntnisstand sollte mit Hilfe linearer statischer oder
dynamischer Berechnungsmethoden durchgefhrt werden (siehe 4.4).
3.3.3
(1)
i.
Geometrie: Die Gesamtabmessungen der Struktur und die Bauteilabmessungen sind entweder (a) aus
einem erweiterten Messprogramm oder (b) aus Original-bersichtsplnen, die sowohl fr die ursprngliche Konstruktion als auch fr eventuelle sptere nderungen verwendet wurden, bekannt. Im Fall (b)
sollte zur berprfung vor Ort eine ausreichende Stichprobe von Abmessungen sowohl der Gesamtstruktur als auch der Einzelbauteile vorgenommen werden; falls sich wesentliche Abweichungen von den
bersichtsplnen zeigen, sollte eine vollstndigere Aufnahme der Abmessungen vorgenommen werden.
ii.
Konstruktive Einzelheiten: Die konstruktiven Einzelheiten sind entweder aus erweiterten In-situ-Inspektionen oder aus unvollstndigen detaillierten Bauplnen bekannt. In diesem letzten Fall sollten in
beschrnktem Umfang In-situ-Inspektionen in den am strksten gefhrdeten Bauteilen durchgefhrt
werden, um sicherzustellen, dass die vorhandene Information dem Ist-Zustand entspricht.
iii.
Werkstoffe: Informationen ber die mechanischen Eigenschaften der Werkstoffe liegen entweder aus
erweiterten In-situ-Versuchen oder aus Original-Entwurfsvorgaben vor. In diesem letzten Fall sollten in
beschrnktem Umfang In-situ-Versuche durchgefhrt werden.
(2)
Die gesammelten Daten sollten dazu ausreichen, um rtliche berprfungen der Bauteiltragfhigkeit
durchfhren und um ein lineares oder nichtlineares Berechnungsmodell des Tragwerks aufstellen zu knnen.
(3)
Die konstruktive Beurteilung auf der Basis dieses Kenntnisstands darf mit Hilfe linearer oder nichtlinearer, statischer oder dynamischer Berechnungsmethoden durchgefhrt werden (siehe 4.4).
3.3.4
(1)
i.
Geometrie: Die Gesamtabmessungen des Bauwerks und die Bauteilabmessungen sind entweder (a) aus
einem umfassenden Messprogramm oder (b) aus dem vollstndigen Satz der Original-bersichtsplne,
die sowohl fr die ursprngliche Konstruktion als auch fr eventuelle sptere nderungen verwendet
wurden, bekannt. Im Fall (b) sollte zur berprfung vor Ort eine ausreichende Stichprobe von Abmessungen sowohl der Gesamtstruktur als auch der Einzelbauteile vorgenommen werden; falls sich
wesentliche Abweichungen von den bersichtsplnen zeigen, sollte eine vollstndigere Aufnahme der
Abmessungen vorgenommen werden.
ii.
Konstruktive Einzelheiten: Die konstruktiven Einzelheiten sind entweder aus umfassenden In-situInspektionen oder aus einem vollstndigen Satz detaillierter Bauplne bekannt. In diesem letzten Fall
sollten in beschrnktem Umfang In-situ-Inspektionen in den am strksten gefhrdeten Bauteilen durchgefhrt werden, um sicherzustellen, dass die vorhandene Information dem Ist-Zustand entspricht.
iii.
Werkstoffe: Informationen ber die mechanischen Eigenschaften der Werkstoffe liegen entweder aus
umfassenden In-situ-Versuchen oder aus Original-Versuchsdokumentationen vor. In diesem letzten Fall
sollten in beschrnktem Umfang In-situ-Versuche durchgefhrt werden.
(2)
Es gilt 3.3.3(2).
(3)
Es gilt 3.3.3(3).
19
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
3.4
3.4.1
3.4.1.1
Geometrie
bersichtsplne
(1)
bersichtsplne sind Dokumente, welche die Geometrie der Konstruktion beschreiben und dabei die
Identifizierung der tragenden Bauteile und ihrer Abmessungen erlauben und auch die Tragsysteme zur
Aufnahme sowohl der vertikalen als auch der horizontalen Einwirkungen erkennen lassen.
3.4.1.2
Detaillierte Bauplne
Detaillierte Bauplne sind Dokumente, welche die Geometrie der Konstruktion beschreiben und dabei
(1)
die Identifizierung der tragenden Bauteile und ihrer Abmessungen erlauben und auch die Tragsysteme zur
Aufnahme sowohl der vertikalen als auch der horizontalen Einwirkungen erkennen lassen. Darber hinaus
enthalten sie Angaben ber konstruktive Einzelheiten (wie in 3.3.1(2) erlutert).
3.4.1.3
Visuelle berprfung
Die visuelle berprfung stellt ein Verfahren zur Feststellung der bereinstimmung zwischen der
(1)
tatschlichen Geometrie des Bauwerks und den vorhandenen bersichtsplnen dar. Es sollten stichprobenweise Messungen an ausgewhlten Bauteilen durchgefhrt werden. Konstruktive Vernderungen, die
mglicherweise whrend oder nach der Errichtung durchgefhrt wurden, sollten Gegenstand einer berprfung nach 3.4.1.4 sein.
3.4.1.4
Vollstndige berprfung
Die vollstndige berprfung stellt ein Verfahren dar, das zur Erstellung von Bauplnen fhrt, welche
(1)
die Geometrie des Bauwerks beschreiben und dabei die Identifikation der tragenden Bauteile und ihrer
Abmessungen erlauben, dazu des Tragsystems, das sowohl vertikale als auch horizontale Einwirkungen
aufzunehmen in der Lage ist.
3.4.2
Konstruktive Details
Simulierter Entwurf
(1)
Der simulierte Entwurf stellt ein Verfahren dar, welches die Bestimmung der Menge und Lage sowohl
der Lngs- als auch der Querbewehrung in allen tragenden Bauteilen erlaubt, die bei den vertikalen und
horizontalen Aussteifungssystemen des Gebudes mitwirken. Die Auslegung sollte auf der Grundlage der
Richtlinien und des Standes der Technik durchgefhrt werden, die zur Zeit der Errichtung galten.
3.4.2.2
Beschrnkte In-situ-Inspektionen
(1)
Beschrnkte In-situ-Inspektionen erlauben die berprfung der bereinstimmung zwischen den
tatschlichen konstruktiven Details des Bauwerks und den vorhandenen genauen Bauplnen oder den
Ergebnissen des simulierten Entwurfs nach 3.4.2.1. Dies macht die Durchfhrung von Inspektionen nach
3.4.4(1)P erforderlich.
3.4.2.3
Erweiterte In-situ-Inspektionen
(1)
Erweiterte In-situ-Inspektionen kommen dann zum Einsatz, wenn die genauen Original-Bauplne nicht
verfgbar sind. Dies macht die Durchfhrung von Inspektionen nach 3.4.4(1)P erforderlich.
20
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
3.4.2.4
Umfassende In-situ-Inspektionen
(1)
Umfassende In-situ-Inspektionen kommen dann zum Einsatz, wenn die genauen Original-Bauplne
nicht zur Verfgung stehen und wenn ein hherer Kenntnisstand angestrebt wird. Dies macht die Durchfhrung von Inspektionen nach 3.4.4(1)P erforderlich.
3.4.3
Werkstoffe
Zerstrende und zerstrungsfreie Prfverfahren
3.4.3.1
(1)
Es sollte der Einsatz zerstrungsfreier Prfverfahren in Erwgung gezogen werden (z. B. Schmidthammer-Versuche usw.), doch sollten solche Versuche nicht allein, sondern nur im Zusammenhang mit
zerstrenden Prfungen Verwendung finden.
3.4.3.2
Eingeschrnkte In-situ-Versuche
(1)
Eingeschrnkte In-situ-Versuche dienen der Ergnzung der Daten ber Materialeigenschaften, die den
Richtlinien zur Zeit der Errichtung, den Angaben von Original-Bauzeichnungen oder Original-Versuchsberichten entnommen wurden. Dies macht die Durchfhrung von Versuchen nach 3.4.4(1)P erforderlich. Sind
jedoch die aus Versuchen ermittelten Werte niedriger als die Vorbelegungen dieser Werte in den Richtlinien
aus der Zeit der Errichtung des Bauwerks, so sind erweiterte In-situ-Versuche ntig.
3.4.3.3
Erweiterte In-situ-Versuche
(1)
Erweiterte Versuche In-situ-Versuche dienen der Gewinnung von Daten, wenn weder Original-Bemessungswerte noch Versuchsberichte verfgbar sind. Dies macht die Durchfhrung von Versuchen nach
3.4.4(1)P erforderlich.
3.4.3.4
Umfassende In-situ-Versuche
(1)
Umfassende In-situ-Versuche dienen der Gewinnung von Daten, wenn weder Original-Auslegungsunterlagen noch Versuchsberichte verfgbar sind und ein hherer Kenntnisstand angestrebt wird. Dies macht
die Durchfhrung von Versuchen nach 3.4.4(1)P erforderlich.
3.4.4
(1)P Die Klassifizierung der Inspektions- und Versuchsniveaus hngt sowohl vom Prozentsatz der tragenden
Bauteile, bei welchen konstruktive Details untersucht werden mssen, als auch von der Anzahl der pro
Stockwerk zu Versuchszwecken zu entnehmenden Werkstoffproben ab.
ANMERKUNG
Der in einem Land zu betreibende Aufwand an Inspektionen und Versuchen kann in seinem Nationalen
Anhang festgelegt sein. Fr normale Situationen werden die empfohlenen Minimalwerte in Tabelle 3.2 angegeben. Es
knnte Flle geben, die nderungen im Sinne einer Erhhung einiger dieser Werte notwendig machen. Auf diese Flle
wird im Nationalen Anhang hinzuweisen sein.
Inspektions- und
Versuchsniveaus
Eingeschrnkt
20
Erweitert
50
Umfassend
80
21
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
3.5
Konfidenzbeiwerte
(1)P Um die bei der Bestimmung der Tragfhigkeit (Kapazitt) zum Vergleich mit der Anforderung im
Rahmen des Sicherheitsnachweises zu verwendenden Eigenschaften der vorhandenen Werkstoffe zu
erhalten, mssen die aus In-situ-Versuchen und weiteren Informationsquellen gewonnenen Mittelwerte durch
den Konfidenzbeiwert CF nach Tabelle 3.1 fr den jeweiligen Kenntnisstand dividiert werden (siehe 2.2.1(5)P).
(2)P Bei der Bestimmung der bei der Berechnung der Festigkeit (Kapazitt) duktiler Bauteile, die Schnittkrfte an sprde Bauteile oder Mechanismen weiterleiten, in 4.5.1(1)P(b) zu verwendenden Eigenschaften
mssen die aus In-situ-Versuchen und weiteren Informationsquellen gewonnenen Mittelwerte mit dem
Konfidenzbeiwert CF nach Tabelle 3.1 fr den jeweiligen Kenntnisstand multipliziert werden.
4
4.1
Beurteilung
Allgemeines
(1)
Die Beurteilung ist ein quantitatives Verfahren zur berprfung, ob ein bestehendes unbeschdigtes
oder beschdigtes Bauwerk die Anforderungen des einschlgigen Grenzzustands fr die betrachtete
seismische Einwirkung, wie in 2.1 beschrieben, erfllen wird.
(2)P Diese Norm behandelt die Beurteilung einzelner Bauwerke, um zu entscheiden, ob die Notwendigkeit
eines konstruktiven Eingriffs besteht, und um die Ertchtigungsmanahmen, die eventuell notwendig sind, zu
gestalten. Sie ist nicht gedacht fr die Vulnerabilittsbeurteilung von Gesamtheiten oder Gruppen von Gebuden im Zuge der Ermittlung des seismischen Risikos fr unterschiedliche Zwecke (z. B. zur Bestimmung
des Versicherungsrisikos, zur Setzung von Prioritten bei das Risiko herabsetzenden Manahmen usw.).
(3)P Das Beurteilungsverfahren muss mittels der in EN 1998-1:2004, 4.3 vorgesehenen allgemeinen
Berechnungsmethoden durchgefhrt werden, wie sie in dieser Norm zur Anpassung an die spezifischen
Probleme, die bei dieser Beurteilung auftreten, modifiziert wurden.
(4)
Wann immer mglich, sollte das verwendete Verfahren Informationen ber das beobachtete Verhalten
desselben Gebudetyps oder hnlicher Gebude whrend frherer Erdbeben bercksichtigen.
4.2
(1)P Die grundlegenden Modelle zur Definition der Erdbebeneinwirkung sind diejenigen, die in
EN 1998-1:2004, 3.2.2 und 3.2.3 vorgestellt wurden.
(2)P Es wird insbesondere auf das in EN 1998-1:2004, 3.2.2.2 angegebene elastische Antwortspektrum
Bezug genommen, das auf die fr den Nachweis der verschiedenen Grenzzustnde festgelegten
Bemessungswerte der Bodenbeschleunigung skaliert wird. Die Verwendung der in EN 1998-1:2004, 3.2.3
zugelassenen alternativen Darstellungen der Erdbebeneinwirkung als knstliche oder aufgezeichnete
Beschleunigungszeitverlufe ist ebenfalls mglich.
(3)P Beim q-Verfahren (siehe 2.2.1(4)P) entstammt das Bemessungsspektrum fr die lineare Berechnung
EN 1998-1:2004, 3.2.2.5. Werte von q = 1,5 fr Stahlbetonbauten und 2,0 fr Stahlbauten drfen unabhngig
von der Art des Bauwerks zugrunde gelegt werden. Hhere Werte fr q drfen bei entsprechender
Begrndung betreffend die lokal und global vorhandene Duktilitt, die nach den einschlgigen Vorschriften
von EN 1998-1:2004 ermittelt wird, angenommen werden.
(4)P Die Bemessungs-Erdbebeneinwirkung muss mit den anderen einschlgigen stndigen und vernderlichen Einwirkungen nach den in EN 1998-1:2004, 3.2.4 festgelegten Regeln kombiniert werden.
22
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
4.3
(1)P Auf der Grundlage der Informationen, die wie in 3.2 dargelegt gesammelt wurden, muss ein Berechnungsmodell des Bauwerks aufgestellt werden. Dieses Modell muss die Ermittlung der Beanspruchungen in
allen tragenden Bauteilen unter der seismischen Lastfallkombination nach 4.2 gestatten.
(2)P Alle Vorschriften des EN 1998-1:2004 betreffend die Modellbildung (EN 1998-1:2004, 4.3.1) und zufllige Torsionswirkungen (EN 1998-1:2004, 4.3.2) gelten unverndert.
(3)
Die Festigkeit und die Steifigkeit sekundrer seismischer Bauteile (siehe 2.2.1(6)P) bei horizontalen
Einwirkungen drfen im Allgemeinen bei der Berechnung vernachlssigt werden.
(4)
Es wird jedoch empfohlen, bei nichtlinearen Berechnungen sekundre seismische Bauteile im globalen
Tragwerksmodell zu bercksichtigen. Die Wahl der als seismisch sekundr zu betrachtenden Bauteile kann
sich nach Vorliegen der Ergebnisse einer Vorberechnung ndern. Keinesfalls darf die Wahl dieser Bauteile
derart erfolgen, dass die Klassifizierung des Bauwerks von unregelmig zu regelmig entsprechend den
Definitionen in EN 1998-1:2004, 4.2.3 umgendert wird.
(5)P Im Berechnungsmodell mssen Mittelwerte der Werkstoffeigenschaften verwendet werden.
4.4
Berechnungsmethoden
4.4.1
Allgemeines
(1)
Die Beanspruchungen infolge seismischer Einwirkungen, die mit den Beanspruchungen infolge anderer
stndiger und vernderlicher Einwirkungen nach den Regeln in 4.2(4)P zu kombinieren sind, drfen mit Hilfe
einer der folgenden Methoden ermittelt werden:
(2)P Mit Ausnahme des q-Beiwert-Verfahrens nach 2.2.1(4)P und 4.2(3)P muss die zu verwendende seismische Einwirkung dem elastischen (d. h. nicht durch den Verhaltensbeiwert q reduzierten) Antwortspektrum
nach EN 1998-1:2004, 3.2.2.2 oder seinen quivalenten Alternativdarstellungen nach EN 1998-1:2004, 3.2.3
entsprechen.
(3)P Beim Verfahren mit q-Beiwerten nach 2.2.1(4)P wird die seismische Einwirkung wie in 4.2(3)P definiert.
(4)
(5)
Die oben erwhnten Berechnungsmethoden knnen unter Beachtung der in 4.4.2 bis 4.4.5 angegebenen Regeln angewendet werden, mit Ausnahme von Mauerwerksbauten, fr die geeignete Verfahren
verwendet werden mssen, welche die Besonderheiten dieses Konstruktionstyps bercksichtigen.
ANMERKUNG
Ergnzende Informationen zu diesen Verfahren knnen dem zugehrigen werkstoffabhngigen
informativen Anhang entnommen werden.
23
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
4.4.2
(1)P Die Bedingungen fr die Zulssigkeit der Anwendung dieses Verfahrens sind in EN 1998-1:2004,
4.3.3.2.1, angegeben, mit folgenden Zustzen:
Mit i = Di/Ci wird das Verhltnis zwischen der Anforderung Di, wie sie fr die seismische Lastfallkombination
berechnet wurde, und dem zugehrigen Kapazittswert Ci fr das i-te duktile primre tragende Bauteil des
Tragwerks (Biegemoment in biegesteifen Rahmen oder Schubwnden, Lngskraft im Verband eines
ausgesteiften Rahmens usw.) bezeichnet, mit i > 1. Sind max und min die jeweiligen maximalen und
minimalen Werte von i ber alle duktilen primren tragenden Bauteile des Tragwerks, darf das Verhltnis
max/min einen maximal zulssigen Wert im Wertebereich zwischen 2 und 3 nicht bersteigen. In
Riegel-Sttzen-Knoten braucht das Verhltnis i nur an den Querschnitten ausgewertet zu werden, wo
aufgrund des Vergleichs der Summe der Biegetragfhigkeiten der Riegel zu denjenigen der Sttzen die
Entstehung von Fliegelenken erwartet wird. Fr die Berechnung der Kapazittswerte Ci gilt 4.3(5)P. Fr die
Bestimmung der Biegemomentkapazittswerte Ci von vertikalen Bauteilen darf der Wert der Lngskraft gleich
demjenigen infolge der alleinigen Wirkung von Vertikallasten genommen werden.
ANMERKUNG 1
Der diesem Grenzwert von max/min zur Verwendung in einem Land innerhalb des oben
angegebenen Wertebereichs zugewiesene Wert darf in seinem Nationalen Anhang festgelegt werden. Der empfohlene
Wert ist 2,5.
ANMERKUNG 2
Als zustzliche Bedingung sollte der Kapazittswert Ci von sprden Bauteilen oder Mechanismen
grer sein als die nach 4.5.1(1)P, (2) und (3) ermittelte Anforderung Di. Trotzdem ist es berflssig, dies als Kriterium fr
die Anwendbarkeit linearer Berechnungsmethoden vorzuschreiben, weil nach 2.2.2(2)P, 2.2.3(2)P und 2.2.4(2)P diese
Bedingung schlielich in allen Bauteilen der beurteilten oder ertchtigten Konstruktion unabhngig von der verwendeten
Berechnungsmethode erfllt sein muss.
(2)P Das Verfahren ist, wie in EN 1998-1:2004, 4.3.3.2.2, 4.3.3.2.3 und 4.3.3.2.4 beschrieben, anzuwenden,
wobei das Antwortspektrum in Gleichung (4.5) dem elastischen Spektrum Se(T1) und nicht dem Bemessungsspektrum Sd(T1) entspricht.
4.4.3
Multimodales Antwortspektrumsverfahren
(1)P Die Bedingungen fr die Zulssigkeit der Anwendung dieses Verfahrens stehen in EN 1998-1:2004,
4.3.3.3.1 mit den in 4.4.2 angegebenen zustzlichen Bedingungen.
(2)P Das Verfahren ist, wie in EN 1998-1:2004, 4.3.3.3.2/3 beschrieben, anzuwenden, unter Verwendung
des elastischen Antwortspektrums Se(T1).
4.4.4
4.4.4.1
(1)P Die nichtlineare statische (push over) Berechnung ist eine nichtlineare statische Berechnung unter
konstanten Gewichtslasten und monoton wachsenden Horizontallasten.
(2)P Gebude, welche die Kriterien von EN 1998-1:2004, 4.3.3.4.2.1(2), (3) fr Regelmigkeit im Grundriss
nicht erfllen, sind unter Verwendung eines rumlichen Modells zu berechnen.
(3)P Bei Gebuden, die den Regelmigkeitskriterien von EN 1998-1:2004, 4.2.3.2 gengen, darf die
Berechnung anhand von zwei ebenen Modellen, jeweils eines fr jede der beiden horizontalen Hauptrichtungen des Gebudes, durchgefhrt werden.
24
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
4.4.4.2
(1)
Horizontale Erdbebenkrfte
Eine gleichmige Verteilung auf der Grundlage von Horizontalkrften, die den Massen unabhngig von
ihrer Hhenlage proportional sind (gleichmige Beschleunigungsantwort);
eine modale Verteilung, proportional zu Horizontalkrften, die der in der linearen Berechnung ermittelten
Verteilung der Horizontalkrfte entsprechen.
(2)
Horizontalkrfte sind an den Massen des Modells anzubringen. Zufllige Ausmittigkeiten sind zu
bercksichtigen.
4.4.4.3
Kapazittskurve
Zielverschiebung
4.4.4.5
Verfahren zur Abschtzung der Torsionseffekte und des Einflusses hherer Eigenformen
(1)P Fr die Abschtzung der Torsionseffekte ist das in EN 1998-1:2004, 4.3.3.4.2.7(1) bis (3) angegebene
Verfahren anzuwenden.
(2)
In Bauwerken, welche die Bedingungen von EN 1998-1:2004, 4.3.3.2.1(2)a), nicht erfllen, sollten die
Beitrge hherer Eigenschwingungsformen als die Grundeigenform in jeder Hauptrichtung zur Bauwerksantwort bercksichtigt werden.
ANMERKUNG
Die Erfllung der Forderung in (2) geschieht entweder ber die Durchfhrung einer nichtlinearen
Zeitverlaufsberechnung gem 4.4.5 oder durch besondere nichtlineare statische Berechnungen, die im Stande sind, die
Auswirkungen hherer Schwingungseigenformen auf globale Antwortgren (wie gegenseitige Stockwerksverschiebungen), die spter zu Abschtzungen der rtlichen Verformungsanforderung (wie Fliegelenkrotationen von Stben) fhren,
zu erfassen. Im Nationalen Anhang drfen Hinweise zu ergnzenden, nicht im Widerspruch zum Eurocode stehenden
Informationen ber solche Verfahren enthalten sein.
4.4.5
Nichtlineare Zeitverlaufsberechnung
(1)P Es ist das in EN 1998-1:2004, 4.3.3.4.3(1) bis (3) angegebene Verfahren anzuwenden.
4.4.6
(1)P Das Verfahren mit q-Beiwerten muss je nachdem, wie in EN 1998-1:2004, 4.3.3.2 oder 4.3.3.3
beschrieben, angewendet werden.
4.4.7
(1)P Die beiden Horizontalkomponenten der Erdbebeneinwirkung sind nach EN 1998-1:2004, 4.3.3.5.1 zu
kombinieren.
(2)P Die Vertikalkomponente der Erdbebeneinwirkung ist in den in EN 1998-1:2004, 4.3.3.5.2 erwhnten
Fllen und, gegebenenfalls, in Kombination mit den Horizontalkomponenten, wie in jenem Absatz erlutert, zu
bercksichtigen.
25
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
4.4.8
(1)
4.4.9
(1)
4.5
Sicherheitsnachweise
4.5.1
(1)P Sprde Bauteile bzw. Mechanismen sind fr Beanspruchungen, die von den duktilen Bauteilen an die
sprden Bauteile bzw. Mechanismen weitergeleitet wurden, ber Anforderungswerte, die mittels Gleichgewichtsbedingungen gewonnenen wurden, nachzuweisen. In dieser Berechnung ist die Beanspruchung
eines duktilen Bauteils, die an das betrachtete sprde Bauteil (bzw. an den sprden Mechanismus) weitergeleitet wird, wie folgt anzusetzen:
a)
als der sich aus der Berechnung ergebende Wert D, wenn die unter Verwendung von Mittelwerten fr die
Werkstoffeigenschaften bestimmte Kapazitt C des duktilen Bauteils die Beziehung = D/C 1 erfllt;
b)
als Kapazitt des duktilen Bauteils, ermittelt unter Verwendung von Mittelwerten der Werkstoffeigenschaften multipliziert mit den Konfidenzbeiwerten, wie in 3.5 unter Bercksichtigung des erreichten
Kenntnisstands definiert, wenn = D/C > 1 ist, mit D und C wie weiter oben unter (a) definiert.
(2)
In (1)b) weiter oben sind die Tragfhigkeitswerte (Kapazitten) fr die Riegelquerschnitte von Stahlbetonrahmenknoten nach (5.8) in EN 1998-1:2004 zu berechnen, die Tragfhigkeitswerte fr die Sttzenquerschnitte in solchen Anschlssen nach (5.9). Dabei sollen auf der rechten Seite dieser Ausdrcke der Wert
Rd = 1 verwendet werden sowie Mittelwerte der Materialeigenschaften multipliziert mit den Konfidenzbeiwerten, wie in 3.5 definiert.
(3)
Fr die Berechnung von Anforderungswerten als Krfte fr die sprden Schubmechanismen von
Betonwnden nach (1)b) weiter oben darf der Ausdruck (5.26) in EN 1998-1:2004 angewendet werden, mit
Rd = 1 und mit MRd als Biegemomentkapazitt am Fuquerschnitt, berechnet unter Verwendung von
Mittelwerten der Werkstoffeigenschaften multipliziert mit den Konfidenzbeiwerten, wie in 3.5 definiert.
(4)
In (1)P bis (3) weiter oben drfen die Biegemomentkapazitten Ci vertikaler Bauteile auf dem Wert der
Lngskraft basieren, der sich allein aus den Vertikallasten ergibt.
(5)P Die im Rahmen von Sicherheitsnachweisen mit der Anforderung zu vergleichenden Werte der Kapazitt
mssen sowohl fr duktile als auch fr sprde Bauteile gem 2.2.1(5)P bercksichtigt werden.
ANMERKUNG
Informationen zur Bestimmung der Kapazitt von Bauteilen und Mechanismen knnen in den
einschlgigen werkstoffbezogenen informativen Anhngen A, B und C gefunden werden.
4.5.2
(1)P Die Anforderungswerte sowohl fr duktile als auch fr sprde Bauteile werden aus der Berechnung
nach 4.4.4 oder 4.4.5 unter Verwendung von Mittelwerten fr die Werkstoffeigenschaften gewonnen.
NormCD - Stand 2011-02
26
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
4.5.3
(1)P Sowohl fr die Anforderung als auch fr die Kapazitt duktiler und sprder Bauteile mssen die Werte
mit 2.2.1(4)P, 2.2.3(3)P im Einklang sein.
4.6
Die bei der Ermittlung sowohl der Anforderung als auch der Kapazitt der Bauteile fr alle Arten von
Berechnungen anzunehmenden Werte der Werkstoffeigenschaften;
die einzuhaltenden Bedingungen fr den Sicherheitsnachweis sowohl duktiler als auch sprder Bauteile
fr alle Arten von Berechnungen.
Tabelle 4.3 Werte der Werkstoffeigenschaften und Kriterien fr Berechnungen und
Sicherheitsnachweise.
Lineares Modell (LM)
Anforderung
Kapazitt
Nichtlineares Modell
Anforderung
Kapazitt
Kapazitt
Duktil
Aus der
Berechnung.
Im Modell
Mittelwerte der
Eigenschaften
verwenden.
Als Festigkeit
ausgedrckt.
Mittelwerte der
Eigenschaften
verwenden.
Als Verformung
ausgedrckt.
Mittelwerte der Aus der
Eigenschaften Berechnung
dividiert durch
CF verwenden.
Aus der
Berechnung.
Art des
Bauteils
oder des
Mechanismus
(B/M)
Sprd
Als Verformung
ausgedrckt.
Mittelwerte der
Eigenschaften
dividiert durch
CF verwenden.
Wenn i > 1:
Aus dem
Gleichgewicht
mit der Festigkeit duktiler
Bauteile/Mecha
nismen.
Mittelwerte der
Eigenschaften
multipliziert mit
CF verwenden.
Als Festigkeit
ausgedrckt.
Mittelwerte der
Eigenschaften
dividiert durch
CF und
Teilsicherheitsbeiwert
verwenden.
Als Festigkeit
ausgedrckt.
Mittelwerte der
Eigenschaften
dividiert durch
CF und
Teilsicherheitsbeiwert
verwenden.
Aus der
Berechnung
.
Im Modell
Mittelwerte
der Eigenschaften
verwenden.
Als
Verformung
ausgedrckt.
Mittelwerte der
Eigenschaften
dividiert durch
CF
verwenden.
In bereinstimmung mit
dem einschlgigen
Abschnitt von
EN 1998-1:2004
.
27
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
5.1
5.1.1
Einfhrung
(1)
Entscheidungen hinsichtlich eines mglichen Eingriffs sollen auf der Grundlage der Ergebnisse der
Beurteilung des Bauwerks und/oder der Art und des Umfangs der Schdigung fallen.
ANMERKUNG
Wie beim Entwurf neuer Bauwerke strebt man optimale Entscheidungen unter Bercksichtigung sozialer
Aspekte wie die Unterbrechung der Nutzung oder die Bewohnbarkeit whrend des Eingriffs an.
(2)
5.1.2
Technische Kriterien
(1)P Die Wahl der Art, der Methode, des Umfangs und der Eilbedrftigkeit des Eingriffs muss auf den
konstruktiven Daten beruhen, die im Zuge der Beurteilung des Bauwerks gesammelt wurden.
(2)
a)
Alle festgestellten rtlichen greren Mngel sollten in geeigneter Weise behoben werden.
b)
Im Fall hochgradig unregelmiger Gebude (sowohl hinsichtlich der Steifigkeits- als auch der berfestigkeitsverteilungen) sollte ihre konstruktive Regelmigkeit so weit wie mglich verbessert werden,
und zwar sowohl im Aufriss als auch im Grundriss.
c)
Die bentigten Kennwerte der Regelmigkeit und der Tragfhigkeit (Widerstand) knnen entweder
durch Vernderungen der Festigkeit und/oder der Steifigkeit einer geeigneten Anzahl bestehender
Bauteile oder durch die Einfhrung neuer tragender Bauteile erreicht werden.
d)
Bei Bedarf sollte eine Erhhung der rtlichen Duktilittskapazitt vorgenommen werden.
e)
Der Zuwachs an Festigkeit im Rahmen des Eingriffs sollte die vorhandene globale Duktilitt nicht
vermindern.
f)
5.1.3
(1)
Der Eingriff darf aus der folgenden Liste von zu Orientierungszwecken zusammengestellten Eingriffsstrategien ausgewhlt werden:
a)
Lokale oder allgemeine Vernderung beschdigter oder unbeschdigter Bauteile (Sanierung, Verstrkung oder vollstndiger Ersatz), unter Beachtung ihrer Steifigkeit, Festigkeit und/oder Duktilitt.
b)
Hinzufgung neuer tragender Bauteile (z. B. von Verbnden oder Ausfachungswnden, von Gurten aus
Stahl, Holz oder Stahlbeton in Mauerwerksbauten usw.).
28
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
c)
Vernderung des tragenden Systems (Beseitigung einiger konstruktiver Verbindungen; Verbreiterung von
Fugen; Beseitigung verletzlicher Bauteile; berfhrung in regelmigere und/oder duktilere Anordnungen) 5).
d)
Hinzufgen eines neuen Tragsystems, das die seismische Beanspruchung zum Teil oder als Ganzes
aufnehmen soll.
e)
f)
g)
h)
i)
Teilweiser Abbruch.
entweder
mittels
dissipativer
Verbnde
oder
durch
(2)
Es darf eine einzige oder eine Kombination mehrerer der oben erwhnten Eingriffsstrategien ausgewhlt werden. In allen Fllen muss der Einfluss konstruktiver Vernderungen auf die Fundamente bercksichtigt werden.
(3)P Wird eine Schwingungsisolierung vorgesehen, mssen die in EN 1998-1:2004, 10 enthaltenen
Vorschriften befolgt werden.
5.1.4
Nichttragende Bauteile
1(P) Entscheidungen bezglich der Sanierung oder der Verstrkung nichttragender Bauteile mssen
ebenfalls getroffen werden, wann immer zustzlich zu den Funktionsanforderungen das seismische Verhalten
dieser Bauteile das Leben von Bewohnern gefhrden oder den Wert der im Gebude gelagerten Gter
beeinflussen knnte.
(2)
In solchen Fllen sollte das vllige oder teilweise Versagen dieser Bauteile vermieden werden, indem
a)
b)
die Tragfhigkeit von nichttragenden Bauteilen erhht wird (siehe EN 1998-1:2004, 4.3.5),
c)
(3)
Die mglichen Auswirkungen dieser Vorschriften auf das Verhalten der tragenden Bauteile sollten
bercksichtigt werden.
5.1.5
(1)P Die mit dem Entwurf fr nachtrgliche Ertchtigung zusammenhngenden Dokumente mssen in allen
Fllen die Begrndung fr die Wahl der anzuwendenden Eingriffsstrategie und die Beschreibung ihrer
erwarteten Auswirkung auf das Tragverhalten enthalten.
(2)
5)
Das ist z. B. der Fall, wenn empfindliche Sttzen mit niedriger Schubschlankheit oder weiche Stockwerke als Ganzes
in duktilere Anordnungen berfhrt werden; in hnlicher Weise, wenn Unregelmigkeiten der berfestigkeit im
Aufriss oder Ausmittigkeiten im Grundriss durch Vernderung des Tragsystems reduziert werden.
29
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
6
6.1
(1)P Das Vorgehen fr die Gestaltung einer nachtrglichen Ertchtigung muss folgende Schritte enthalten:
a)
Konzeptioneller Entwurf,
b)
Berechnung,
c)
Nachweise.
Wahl der Verfahren und/oder der Werkstoffe und auch der Art und der weiteren Einzelheiten des Eingriffs.
ii.
iii.
(3)P Es mssen die in 4.4 erwhnten Berechnungsmethoden fr das Bauwerk unter Bercksichtigung seiner
vernderten Kennwerte verwendet werden.
(4)P Sicherheitsnachweise mssen im Allgemeinen nach 4.5 fr die vorhandenen, fr die vernderten und
fr die neuen tragenden Bauteile durchgefhrt werden. Fr die bereits eingebauten Werkstoffe mssen fr
den Sicherheitsnachweis Mittelwerte aus In-situ-Versuchen und gegebenenfalls aus weiteren Informationsquellen verwendet werden, die mit dem Konfidenzbeiwert CF, wie in 3.5 angegeben, umgeformt wurden. Fr
neue oder hinzugefgte Werkstoffe mssen jedoch Nominalwerte, ohne nderung durch den Konfidenzbeiwert CF, verwendet werden.
ANMERKUNG
Informationen zu den Kapazitten von bestehenden und neuen tragenden Bauteilen knnen in den
einschlgigen werkstoffbezogenen informativen Anhngen A, B oder C gefunden werden.
(5)P In dem Fall, dass es gelingt, das Tragsystem, das sowohl aus bereits vorhandenen als auch aus neuen
tragenden Bauteilen besteht, die Anforderungen von EN 1998-1:2004 erfllen zu lassen, drfen die Nachweise nach den dort angegebenen Vorschriften durchgefhrt werden.
30
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Anhang A
(informativ)
Stahlbetonbauten
A.1 Geltungsbereich
(1)
Dieser Anhang enthlt spezielle Angaben fr die Beurteilung von Stahlbetonbauten in ihrem aktuellen
Zustand und, falls notwendig, fr ihre Ertchtigung.
A.2 Identifizierung der Geometrie, der konstruktiven Details und der Werkstoffe
A.2.1 Allgemeines
(1)
i.
ii.
A.2.2 Geometrie
(1)
i.
ii.
iii.
iv.
v.
(1)
i.
ii.
iii.
Menge der Stahlbewehrung in Deckenplatten, die zu der Tragfhigkeit fr negative Biegemomente bei
T-Querschnitten beitragen.
iv.
31
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
v.
vi.
A.2.4 Werkstoffe
(1)
i.
Betonfestigkeit.
ii.
i.
duktil: Balken, Sttzen und Wnde bei Biegung mit und ohne Lngskraft,
ii.
A.3.2 Balken, Sttzen und Wnde bei Biegung mit und ohne Lngskraft
A.3.2.1
Einfhrung
(1)
Die Verformungskapazitt von Balken, Sttzen und Wnden, die der Anforderung gem 2.2.1(2)P,
2.2.2(2)P, 2.2.3(2)P, 2.2.4(2)P gegenbergestellt werden muss, wird mittels Sehnenrotationen definiert, das
sind Winkel zwischen der Tangente zur Achse am plastischen Ende und der Sehne, die dieses Ende mit dem
Ende der Schublnge (LV = M/V = Biegemoment/Querkraft im Endquerschnitt) verbindet, d. h. mit dem
Wendepunkt. Sehnenrotationen sind auch gleich den bezogenen Bauteilverformungen, d. h. der Auslenkung
am Ende der Schublnge bezogen auf die Tangente der Trgerachse am plastischen Endquerschnitt dividiert
durch die Schublnge.
A.3.2.2
Der Wert der Gesamtkapazitt u der Sehnenrotation (elastischer plus inelastischer Teil) beim Bruch(1)
zustand von Stahlbetonbauteilen unter zyklischer Belastung darf mit Hilfe folgender Gleichung berechnet
werden:
um
0,225
0,35
L
min 9; V
h
f yw
sx
fc
25
(1,25100 d )
(A.1)
mit
32
el
1,5 fr primre seismische Bauteile und 1,0 fr sekundre seismische Bauteile (wie in
2.2.1(6)P definiert),
Querschnittshhe,
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
LV = M/V
Schublnge am Stabende,
fc und fyw
Druckfestigkeit des Betons (MPa) und Streckgrenze des Bgels (MPa), auf direktem Weg
als Mittelwerte von In-situ-Versuchen bzw. aus zustzlichen Informationsquellen gewonnen,
und in geeigneter Weise durch die Konfidenzbeiwerte dividiert, wie sie in 3.5(1)P und
Tabelle 3.1 unter Bercksichtigung des erreichten Kenntnisstandes definiert sind,
bi
s
s
1 h 1 h 1
6hobo
2bo 2ho
(A.2)
mit
bo und ho
bi
Abstnde Achse zu Achse der durch eine Bgelecke oder durch Querhaken horizontal
gehaltenen Lngsbewehrungsstbe (Index i) lngs des Umfangs des Querschnitts.
Bei Wnden wird der durch (A.1) angegebene Wert mit 0,58 multipliziert.
Bei Verwendung von kaltgerecktem sprdem Stahl wird die Gesamtkapazitt obiger Sehnenrotation durch 1,6
dividiert.
(2) Der Zahlenwert des plastischen Anteils der Sehnenrotationskapazitt von Stahlbetonbauteilen unter
zyklischer Belastung darf aus folgender Gleichung berechnet werden:
pl
um
um y
L
f c 0,2 V
h
0,35
el
max(0,01;' )
0,3
0,0145 (0,25 )
max(0,01;)
f yw
sx f
c
25
(1,275100 d )
(A.3)
Die Sehnenrotation beim Erreichen der Streckgrenze, y, sollte nach A.3.2.4 berechnet werden. Der Beiwert
el ist gleich 1,8 fr primre seismische Bauteile und gleich 1,0 fr sekundre seismische Bauteile. Alle
Bei Wnden wird der durch (A.3) angegebene Wert mit 0,6 multipliziert.
Bei Verwendung von kalt gerecktem sprdem Stahl wird der plastische Anteil der Sehnenrotationskapazitt
durch 2 dividiert.
(3)
In Bauteilen, die nicht fr seismische Beanspruchungen konstruktiv ausgelegt wurden, werden die
mit Hilfe von (A.1) und (A.3) erhaltenen Werte durch 1,2 dividiert .
33
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
(4)
(1) und (2) gelten fr Bauteile mit Betonformstahl (Rippenstben) in Abwesenheit von Sten in der
Nhe der Endbereiche, wo Flieen erwartet wird. Wenn Stbe aus Betonformstahl Ste mit geraden Enden
aufweisen, angefangen ab dem Endquerschnitt des Bauteils (wie oft in Sttzen und Wnden mit bergreifungssten, die auf Hhe der Decke beginnen, der Fall), sollte bei der Anwendung von (A.1) und (A.3)
der Wert des Druckbewehrungsgrads gleich dem doppelten Wert des auerhalb des bergreifungsstoes
gltigen Werts genommen werden. Ist darber hinaus die bergreifungslnge lo kleiner als lou,min, sollte der
plastische Teil der Sehnenrotationskapazitt nach (2) mit lo/lou,min multipliziert werden, whrend der Wert der
Sehnenrotation beim Erreichen der Streckgrenze, y, der dazu addiert wird, um die Gesamtsehnenrotationskapazitt zu erhalten, den Einfluss der Bewehrungste gem A.3.2.4(3) bercksichtigen sollte. Der
Wert von lou,min ist gleich lou,min = dbLfyL/[(1,05+14,5lsxfyw/fc) fc ]
mit
dbL
fyL
Mittelwert der Stahlstreckgrenze der gestoenen Bewehrungsstbe (in MPa) aus In-situVersuchen und zustzlichen Informationsquellen, multipliziert mit dem Konfidenzbeiwert
nach 3.5 und Tabelle 3.1, wie er in 3.5(2)P unter Bercksichtigung des erreichten
Kenntnisstandes definiert ist,
l =
nrestr: Anzahl der gestoenen Lngsbewehrungsstbe, die entlang des Umfangs des
Querschnitts horizontal durch eine Bgelecke oder Querhaken gehalten werden, und
(5)
In Bauteilen mit glatten, in der Nhe des Endbereichs, wo Flieen erwartet wird, ungestoenen
Lngsbewehrungsstben darf die Gesamtsehnenrotationskapazitt gleich dem nach (1) berechneten Wert,
mit 0,8 multipliziert , angenommen werden, whrend der plastische Teil der Sehnenrotationskapazitt
gleich dem nach (2) berechneten, mit 0,75 multiplizierten Wert angenommen werden darf (diese Faktoren
enthalten bereits den Reduktionsfaktor von 1,2 von (3), der die fehlende Bercksichtigung der Erdbebenbeanspruchung bei der konstruktiven Durchbildung erfasst). Werden die Bewehrungsstbe gestoen,
angefangen beim Endquerschnitt des Bauteils, und werden ihre Enden mit gewhnlichen Haken und einer
bergreifungslnge lo von mindestens 15dbL versehen, darf die Sehnenrotationskapazitt des Bauteils wie
folgt berechnet werden:
In den Gleichungen (A.1), (A.3) wird die Schublnge LV (Verhltnis M/V, Biegemoment zu Querkraft, am
Endquerschnitt) um die bergreifungslnge lo vermindert, weil der Bruchzustand durch den Bereich im
Anschluss an die bergreifungslnge bestimmt wird.
Die gesamte Sehnenrotationskapazitt darf als der nach (1) und (3) berechnete Wert multipliziert mit
0,019 (10 + min(40, lo/dbL)) angenommen werden, whrend der plastische Teil der Sehnenrotationskapazitt als der nach (2) und (3) berechnete Wert mit 0,019(40, lo/dbL)) multipliziert angenommen
werden darf.
(6)
Zur Auswertung der Sehnenrotationskapazitt im Bruchzustand darf als Alternative folgender Ausdruck
verwendet werden:
um
34
0,5 Lpl
1
y ( u y )Lpl 1
LV
el
(A.4)
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
mit
Sehnenrotation bei der Streckgrenze, wie durch (A.10) oder (A.11) definiert,
b)
den in EN 1992-1-1, Tabelle C.1, fr die charakteristische Dehnung bei maximaler Beanspruchung,
uk, fr Stahl der Klassen A oder B angegebenen Mindestwerten,
dem Umschnrungsmodell nach EN 1992-1-1:2004, 3.1.9, mit der effektiven Querumschnrungsspannung 2 gleich sxfyw, mit sx, fyw und wie in (1) definiert,
dann darf Lpl fr Bauteile, die fr Erdbebenbeanspruchung konstruktiv ausgelegt worden sind und keine
bergreifungsste von Lngsbewehrungsstben in der Nhe des Querschnitts, wo Flieen erwartet wird,
aufweisen, aus folgendem Ausdruck berechnet werden:
d bL f y (MPa)
f c (MPa)
(A.5)
h ist die Hhe des Bauteils und dbL der (mittlere) Durchmesser der Zugbewehrung.
(8)
Wird die Bruchkrmmung u des Endquerschnitts unter zyklischer Belastung mit Hilfe folgender
Annahmen berechnet:
a)
b)
es wird ein Umschnrungsmodell verwendet, welches die Steigerung von u unter zyklischer Belastung
infolge der Umschnrung besser wiedergibt als das Modell in EN 1992-1-1:2004, 3.1.9. Das kann ein
Modell sein, bei dem:
f cc
s x f yw
f c 1 3,7
fc
0,86
(A.6)
die Dehnung, bei der die Festigkeit fcc erreicht wird, hher liegt als der Wert c2 des nicht umschnrten Betons gem:
f cc
1
f
c
cc c2 1 5
(A.7)
35
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
und die Bruchdehnung der uersten Faser der Druckzone wird wie folgt angenommen:
cu 0,004 0,5
sx f yw
f cc
(A.8)
mit
, fyw und sx
wie in (1) und (7) definiert und fcc als wegen der Umschnrung erhhte
Betonfestigkeit,
dann darf Lpl fr Bauteile, die fr Erdbebenbeanspruchung konstruktiv ausgelegt worden sind und keine
bergreifungsste von Lngsbewehrungsstben in der Nhe des Querschnitts aufweisen, wo Flieen
erwartet wird, aus folgendem Ausdruck berechnet werden:
Lpl
(9)
d bL f y (MPa)
LV
0,2h 0,11
30
f c (MPa)
(A.9)
Wird das Umschnrungsmodell von EN 1992-1-1:2004 3.1.9 bei der Berechnung der Bruchkrmmung
u des Endquerschnitts zugrunde gelegt und der Wert Lpl nach (A.5) in Gleichung (A.4) verwendet, so darf der
Beiwert e darin gleich 2 fr primre und 1,0 fr sekundre seismische Bauteile gesetzt werden. Wird
stattdessen das durch die Beziehungen (A.6) bis (A.8) gegebene Modell zusammen mit Gleichung (A.9)
verwendet, so darf der Wert des Beiwerts e gleich 1,7 fr primre und 1,0 fr sekundre seismische Bauteile
gesetzt werden.
ANMERKUNG
Die Werte der Gesamtsehnenrotationskapazitt, wie sie nach obigen Gleichungen (1) und (2) unter
Bercksichtigung von (3) bis (5) berechnet werden, hneln sich normalerweise sehr. Gleichung (A.1) ist zweckmiger,
wenn die Berechnungen und die Anforderungswerte auf Gesamtsehnenrotationen beruhen, whrend Gleichung (A.3) fr
diejenigen Flle besser geeignet ist, bei denen die Berechnungen und die Anforderungswerte auf den plastischen Teil der
Sehnenrotationen beruhen; darber hinaus gibt (4) die Sehnenrotationskapazitt von Bauteilen mit Betonformstahlbewehrung von bergreifenden Bewehrungsstben mit geraden Stabenden, die am Stabendquerschnitt beginnen, mittels
Gleichung (A.3) an. Gleichung (A.4) mit el = 1 liefert recht hnliche Ergebnisse wenn sie entweder mit (7) oder (8)
verwendet wird, doch sind die Abweichungen gegenber (1) oder (2) grer. Die Streuung der Versuchsergebnisse in
Bezug auf die Werte nach Gleichung (A.4) fr el = 1 unter Verwendung von (8) ist geringer, als wenn sie mit (7)
verwendet wird. Das wird bercksichtigt in den unterschiedlichen Werten fr el, wie sie in (1), (2) und (9) fr primre
seismische Bauteile angegeben sind, denn el soll Mittelwerte in Mittelwert-minus-eine-Standardabweichung-Werte
berfhren. Schlielich werden die Einflsse der fehlenden konstruktiven Durchbildung fr Erdbebenbeanspruchung und
von bergreifungssten im Bereich plastischer Gelenke in (3) bis (5) nur im Zusammenhang mit den Gleichungen (A.1)
und (A.3) angesprochen.
(10) Bestehende Wnde, die der Definition von leicht bewehrten Wnden nach EN 1998-1:2004 gengen,
knnen nach EN 1992-1-1:2004 nachgewiesen werden, falls an ihrem Fu keine plastischen Gelenke unter
der Bemessungs-Erdbebeneinwirkung entstehen.
A.3.2.3
(1)
Die Sehnenrotationskapazitt SD im Grenzzustand der wesentlichen Schdigung darf zu 3/4 der
Bruchsehnenrotation u gem A.3.2.2 angenommen werden.
A.3.2.4
(1)
Der Kapazittswert fr diesen Grenzzustand, der fr die Nachweise verwendet wird, ist das
Fliemoment unter dem Bemessungswert der Lngskraft.
(2)
Wird der Nachweis ber Verformungen durchgefhrt, wird die zugehrige Kapazitt durch die Sehnenrotation beim Einsetzen des Flieens, y, angegeben, die wie folgt berechnet wird:
36
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
LV a V z
h
0,001351 1,5
3
LV
y db f y
d d' 6 fc
(A.10a)
y d bL f y
LV aV z
0,0013
3
d d ' 6 fc
(A.11a)
oder aus den alternativen (und gleichwertigen) Ausdrcken fr Balken und Sttzen:
y
LV aV z
h
0,00141 1,5
3
LV
d f
y bL y
8 fc
(A.10b)
db fy
LV a V z
L
(A.11b)
mit
Vz
Lnge des Hebelarms der inneren Krfte, wird in Balken, Sttzen oder Wnden mit
randverstrktem oder T-Querschnitt gleich d-d, in Wnden mit Rechteckquerschnitt
gleich 0,8h angenommen, und
V=1 wenn zu erwarten ist, dass sich am Endquerschnitt Schubrisse vor dem Biegeflieen
bilden werden (d. h., wenn das Fliemoment des Endquerschnitts, My, grer ist als das
Produkt von LV mit der Schubtragfhigkeit des Bauteils ohne Schubbewehrung, VR,c,
nach EN 1992-1-1:2004, 6.2.2(1)); sonst (d. h., wenn My < LVVR,c ist) V = 0,
fy und fc Stahlstreckgrenze und Betonfestigkeit wie fr Gl. (A.1) definiert, beide Werte in MPa,
Entspricht fy/Es,
Der erste Term in den Gleichungen (A.10), (A.11) bercksichtigt den Beitrag der Biegung; der zweite Term
den Beitrag der Schubverformung und der dritte den Verankerungsschlupf der Bewehrungsstbe.
ANMERKUNG
Die beiden alternativen Stze von Gleichungen, nmlich (A.10a), (A.11a) zum einen und (A.10b),
(A.11b) zum anderen, sind praktisch gleichwertig. Die Gleichungen (A.10b), (A.11a) sind rationaler, aber die Gleichungen
(A.10ba), (A.11b) leichter anzuwenden, und ihre Verwendung knnte insgesamt zweckmiger sein, weil die Bestimmung
von y schwieriger und fehleranflliger sein knnte.
37
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
(3)
(1) und (2) gelten fr Bauteile mit Lngsbewehrungsstben, die in der Nhe der Randbereiche, wo
Flieen erwartet wird, keine bergreifungsste haben. Beginnt der bergreifungssto von Betonformsthlen
mit geraden Enden beim Endquerschnitt des Bauteils (wie in Sttzen und Wnden mit auf Deckenebene
beginnenden bergreifungssten), sollten das Fliemoment My und die Fliekrmmung y in Gleichungen
(A.10), (A.11) mit einem Druckbewehrungsgrad berechnet werden, der doppelt so gro ist wie derjenige
auerhalb des Bereichs des bergreifungsstoes. Ist die gerade bergreifungslnge lo kleiner als
loy,min = 0,3dbfyL/fc, mit dbL als Durchmesser der gestoenen Stbe, fyL (in MPa) als Mittelwert der
Stahlstreckgrenze der gestoenen Stbe aus In-situ-Versuchen und zustzlichen Informationsquellen,
multipliziert mit dem Konfidenzbeiwert nach 3.5 und Tabelle 3.1, der den erreichten Kenntnisstand bercksichtigt (siehe 3.5(2)P), und fc (in MPa) wie in (A.1) definiert, dann sollten
My und y mit einer Streckgrenze, fy, berechnet werden, die mit lo/lo,min multipliziert wurde,
die Fliedehnung, y, im letzten Term der Gleichungen (A.10a), (A.11a) mit lo/loy,min multipliziert werden,
der zweite Term der Gleichungen (A.10), (A.11) mit dem Verhltnis des zur Bercksichtigung des
bergreifungsstoes modifizierten Fliemoments My,c zum Fliemoment auerhalb des Stobereichs
multipliziert werden,
das Produkt LVVR,c mit dem fr den Einfluss des bergreifungsstoes modifizierten Fliemoment My.c
verglichen werden, um festzustellen, ob der Term Vz einen Beitrag zum ersten Term in (A.10), (A.11)
liefert, mit V = 1.
(4)
Die Gltigkeit von (1) und (2) darf auch bei Bauteilen mit glatten Bewehrungsstben angenommen
werden, auch wenn ihre Enden, mit gewhnlichen Haken versehen, ab dem Endquerschnitt des Bauteils
gestoen werden (wie in Sttzen und Wnden mit ab Deckenebene beginnenden bergreifungssten),
vorausgesetzt, dass die bergreifungslnge lo mindestens gleich 15dbL ist.
(5)
Wird der Nachweis ber Verformungen durchgefhrt, sollte die Anforderung aus einer Berechnung
gewonnen werden, bei deren Berechnungsmodell die Steifigkeit der Bauteile durch MyLV/3y gegeben wird.
Hierbei ist LV die Schublnge am Endquerschnitt, die gleich der Hlfte der Bauteillnge angenommen werden
darf.
(1)
Der zyklische Schubwiderstand (Tragfhigkeit), VR, nimmt mit dem plastischen Teil der Duktilittsanforderung, ausgedrckt als Duktilittswert der Querverformung der Schublnge oder der Sehnenrotation am
Bauteilende, pl = 1, ab. Zu diesem Zweck darf pl als das Verhltnis des plastischen Teils der
Sehnenrotation, , zu der Sehnenrotation beim Erreichen der Streckgrenze, y, berechnet werden, mit y nach
A.3.2.4(2) bis (4).
Fr die Schubfestigkeit, wie sie von der Bgelbewehrung bestimmt wird, darf folgende Gleichung verwendet
werden (Einheiten: MN und m), welche obige Verminderung beinhaltet:
VR
1 h x
min N ; 0,55 Ac f c 1 0,05 min 5; pl
el 2 LV
L
0,16 max (0,5; 100 tot ) 1 0,16 min 5; V f c Ac Vw
h
(A.12)
mit
el gleich 1,15 fr primre seismische Bauteile und 1,0 fr sekundre seismische Bauteile (wie in
2.2.1(6)P definiert),
38
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Betondruckfestigkeit, wie in Gleichung (A.1) definiert. Fr primre seismische Bauteile sollte fc auch
durch den Teilsicherheitsbeiwert fr Beton nach EN 1998-1:2004, 5.2.4 dividiert werden,
(A.13)
mit
Lnge der Hebelarms der inneren Krfte, wie in A.3.2.4(2) definiert, und
fyw Streckgrenze der Querbewehrung wie fr Gleichung (A.1) definiert. Fr primre seismische Bauteile
sollte fyw auch durch den Teilsicherheitsbeiwert fr Stahl nach EN 1998-1:2004, 5.2.4 dividiert
werden,
b)
fr Kreisquerschnitte:
Vw
Asw
f yw ( D 2c )
2 s
(A.14)
mit
D
Betonberdeckung.
39
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
(2)
Die Schubfestigkeit VR einer Betonwand darf nicht grer angenommen werden als der Wert VR,max,
der dem Versagen durch Zerdrcken des Steges entspricht; dieser Wert darf bei zyklischer Beanspruchung
aus folgendem Ausdruck berechnet werden (Einheiten: MN und m):
VR,max
c fc
L
1 0,25 max (1,75; 100 tot ) 1 0,2 min (2; V
h
(A.15)
f c bw z
Es ist el = 1,15 fr primre seismische Bauteile und 1,0 fr sekundre seismische Bauteile, fc wird in MPa
angegeben, bw und z in m und VR,max in MN. Alle anderen Variablen sind wie in (1) definiert.
Die Schubfestigkeit fr zyklische Beanspruchung beim Auftreten von Stegdruckversagen vor dem Biegeflieen wird aus Gleichung (A.15) fr pl = 0 berechnet.
(3)
Ist in Betonsttzen die Schubschlankheit LV/h kleiner oder gleich 2,0 am Endquerschnitt mit dem
grten der beiden Endbiegemomente, sollte die Schubfestigkeit VR nicht grer angenommen werden als
der dem Versagen durch Zerdrcken des Stegs in Richtung der Sttzendiagonale nach Eintritt des
Biegeflieens entsprechende Wert VR,max, der fr zyklische Beanspruchung aus folgender Gleichung
berechnet werden darf (Einheiten MN und m):
4 1 0,02 min 5; pl
N
1 1,35
1 0,45 (100 tot ) min ( 40; f c ) bw z sin 2
VR,max 7
el
A
c fc
(A.16)
mit
(1)
Ein Nachweis der Nichtberschreitung dieser beiden Grenzzustnde ist nicht erforderlich, es sei denn,
diese beiden Grenzzustnde sind die einzigen, die nachzuweisen sind. In diesem Fall gilt A.3.3.1.
A.3.4 Balken-Sttzen-Knoten
A.3.4.1
(1)
(2)
(3)
A.3.3.1(5) und (6) gelten fr Knoten von primren seismischen Bauteilen mit anderen Bauteilen.
40
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
A.3.4.2
(1)
Ein Nachweis der Nichtberschreitung dieser beiden Grenzzustnde ist nicht erforderlich, es sei denn,
diese beiden Grenzzustnde sind die einzigen, die nachzuweisen sind. In diesem Fall gilt A.3.4.1.
A.4.2 Betonummantelungen
A.4.2.1
Einfhrung
(1)
Betonummantelungen werden bei Sttzen und Wnden fr alle oder fr einige der folgenden Zwecke
verwendet: Erhhung der aufnehmbaren Last, Erhhung der Biege- und/oder Schubtragfhigkeit, Erhhung
der Verformungskapazitt, Erhhung der Festigkeit von mangelhaften bergreifungssten.
(2)
Die Dicke der Betonummantelungen sollte so gro sein, dass sie den Einbau sowohl von Lngs- als
auch von Querbewehrung mit ausreichender Betonberdeckung ermglicht.
(3)
Wenn die Ummantelung die Erhhung der Biegefestigkeit anstrebt, sollten die Lngsstbe der
Bewehrung durch Lcher in der Decke bis zum Nachbargeschoss fortgefhrt werden, whrend im Bereich der
Knoten horizontale Zugbnder durch horizontal verlaufende, in die Balken gebohrte Lcher verlegt werden
sollten. Bei vollstndig umschnrten Innenknoten knnen die Zugbnder weggelassen werden.
(4)
Wenn es nur um die Erhhung der Schubfestigkeit und Verformungskapazitt zusammen mit einer
mglichen Verbesserung von bergreifungssten geht, mssen die Ummantelungen sowohl hinsichtlich des
Betons als auch der Bewehrung mit einer Fuge in der Grenordnung von 10 mm zur Decke enden.
A.4.2.2
Zum Zweck der Beurteilung der Festigkeit und der Verformungskapazitt ummantelter Bauteile drfen
(1)
folgende vereinfachende Annahmen getroffen werden:
das ummantelte Bauteil verhlt sich monolithisch, mit vollem Verbund zwischen dem alten und dem
neuen Beton,
die Tatsache, dass die Lngskraft ursprnglich nur von der alten Sttze aufgenommen wurde, wird
ignoriert, und es wird angenommen, dass die volle Lngskraft auf das ummantelte Bauteil wirkt,
es wird angenommen, dass die Betoneigenschaften der Ummantelung fr den vollen Querschnitt des
Bauteils gelten.
41
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
(2)
Folgende Beziehungen drfen zwischen den Werten von VR, My, y und u, die unter Bercksichtigung
obiger Annahmen berechnet wurden, und den Werten VR*, My*, y* und u*, die bei den
Kapazittsnachweisen zu verwenden sind, angenommen werden:
Fr VR*:
VR* = 0,9 VR
Fr My*:
My* = My
(A.17)
(A.18)
Fr y*:
gestrichener Text
y* = 1,05 y
(A.19a)
gestrichener Text
Fr u*:
u* = u
(A.20)
(3)
Die Werte von u*, y*, My* des ummantelten Bauteils, die im Rahmen von Sicherheitsnachweisen der
Anforderung gegenberzustellen sind, sollten auf der Grundlage folgender Daten berechnet werden: (a) dem
Mittelwert der Festigkeit des vorhandenen Stahls, wie er direkt aus In-situ-Versuchen und zustzlichen
Informationsquellen ermittelt und durch den Konfidenzbeiwert in 3.5, der den erreichten Kenntnisstand
bercksichtigt, dividiert wurde; und (b) der Nominalfestigkeit des neu hinzugekommenen Betons und der neu
hinzugekommenen Bewehrung.
(4)
Der Wert VR* des ummantelten Bauteils, der im Rahmen von Sicherheitsnachweisen der Anforderung
gegenberzustellen ist, soll auf der Grundlage folgender Daten berechnet werden: (a) dem Mittelwert der
Festigkeit des vorhandenen Betons und Stahls, wie er direkt aus In-situ-Versuchen und zustzlichen
Informationsquellen ermittelt und durch den Konfidenzbeiwert in 3.5, der den erreichten Kenntnisstand
bercksichtigt, dividiert wurde; und (b) der Nominalfestigkeit des neu hinzugekommenen Betons und der neu
hinzugekommenen Bewehrung. In primre seismische Bauteile sollten der Mittelwert der Festigkeit des
vorhandenen Stahls und die Nominalfestigkeit der neu hinzugekommenen Werkstoffe durch die
Teilsicherheitsbeiwerte fr Stahl und Beton nach EN 1998-1:2004, 5.2.4 dividiert werden.
(5)
Der zur Verwendung in 4.5.1(1)P(b) bentigte Wert von My* fr ummantelte Bauteile, die
Beanspruchungen an sprde Bauteile oder Mechanismen weiterleiten, sollte auf der Grundlage folgender
Daten berechnet werden: (a) dem Mittelwert der Festigkeit des vorhandenen Betons und Stahls, wie er direkt
aus In-situ-Versuchen und zustzlichen Informationsquellen ermittelt und durch den Konfidenzbeiwert in 3.5,
der den erreichten Kenntnisstand bercksichtigt, multipliziert wurde; und (b) der Nominalfestigkeit des neu
hinzugekommenen Betons und der neu hinzugekommenen Bewehrung (siehe 3.5(2)P).
A.4.3 Stahlummantelungen
A.4.3.1
Einfhrung
(1)
Stahlummantelungen werden hauptschlich bei Sttzen zum Zweck der Erhhung der Schubfestigkeit
und Verbesserung der Festigkeit mangelhafter bergreifungsste angewendet. Sie knnen durch ihre
umschnrende Wirkung auch die Duktilitt erhhen.
42
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
(2)
Stahlummantelungen von Rechtecksttzen bestehen blicherweise aus vier Eckwinkelprofilen, auf
welche entweder durchgehende Stahlplatten oder dickere einzelne horizontale Stahlbnder aufgeschweit
werden. Die Eckwinkelprofile knnen mittels Epoxidharz mit dem Beton verbunden sein, oder so gestaltet sein,
dass sie ohne Fugen ber die gesamte Hhe am Beton haften. Die Stahlbnder knnen unmittelbar vor dem
Schweien vorgewrmt werden, um anschlieend eine gewisse positive Umschnrungswirkung auf die Sttze
auszuben.
A.4.3.2
Schubfestigkeit
Der Beitrag der Ummantelung zur Schubfestigkeit darf additiv zur vorhandenen Festigkeit angenommen
(1)
werden, unter der Voraussetzung dass die Ummantelung eindeutig innerhalb des elastischen Bereichs
verbleibt. Diese Bedingung ist notwendig, damit die Ummantelung die Breite der internen Risse beschrnken
und den Zusammenhalt des Betons sicherstellen kann, womit der ursprngliche Mechanismus zur Aufnahme
der Querkraft weiterhin wirksam bleiben kann.
(2)
Werden nur 50 % der Stahlstreckgrenze der Ummantelung ausgenutzt, so lautet der Ausdruck fr den
durch die Ummantelung aufgenommenen zustzlichen Schub Vj:
V j 0,5h
2t j b
s
(A.21)
Mit
h
Querschnittshhe
tj
Abstand der Stahlbnder (b/s = 1 im Fall durchgehender Stahlplatten), mit fyw als Mittelwert der
Streckgrenze, gestrichener Text
Winkel zwischen der Achse der Stahlbnder und der Bauteilachse ( = 90 im Fall durchgehender
Stahlplatten) und
fyj,d
Bemessungsstreckgrenze des Stahls der Ummantelung, gleich dem Nominalwert dividiert durch
den Teilsicherheitswert fr Formstahl nach EN 1998-1:2004, 6.1.3(1)P.
A.4.3.3
Die Lnge der Ummantelung ist um mindestens 50 % grer als die Lnge des Bereichs mit
Bewehrungssten,
die Ummantelung wird gegen die Auenflchen der Sttze durch mindestens zwei Schraubenreihen pro
Seite senkrecht zur Belastungsrichtung gedrckt,
befindet sich der Bereich mit Bewehrungssten am Sttzenfu, sollte sich eine der Schraubenreihen am
oberen Ende des Bewehrungsstobereichs und eine andere Schraubenreihe im Abstand von 1/3 der
Lnge dieses Bereich vom Sttzenfu aus gemessen befinden.
43
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Einfhrung
(1)
Die hauptschlichen Anwendungen von FRP mit externem Verbund bei der seismischen Ertchtigung
vorhandener Betonbauteile sind wie folgt:
Steigerung der Querkraftkapazitt von Sttzen und Wnden durch die Anwendung von FRP im externen
Verbund mit der Faserrichtung in Ringrichtung;
Steigerung der vorhandenen Duktilitt an den Endquerschnitten von Bauteilen durch zustzliche
Umschnrung mittels FRP-Ummantelungen, mit der Faserrichtung in Umfangsrichtung;
Verhtung des Versagens von bergreifungssten durch erhhte Umschnrung des bergreifungsbereichs mit der Faserrichtung in Umfangsrichtung.
(2)
Der Einfluss von FRP-Tafeln und Umwicklungen auf die Biegefestigkeit des Endquerschnitts und auf
den Wert der Sehnenrotation y beim Erreichen des Fliezustands kann vernachlssigt werden (y darf nach
A.3.2.4(2) bis (4) berechnet werden; in A.3.2.4(4) ist loy,min gleich 0,2dbLfyL/ f c ).
A.4.4.2
Schubfestigkeit
(1)
Die Querkraftkapazitt sprder Bauteile kann in Balken, Sttzen oder Schubwnden durch die
Anbringung von FRP-Streifen oder Bahnen gesteigert werden. Dies kann durch vollstndiges Umwickeln des
Bauteils, durch Befestigung auf der Unterseite und den Seitenflchen des Balkens (Streifen oder Bahnen in
U-Form) oder durch Befestigung auf den Seitenflchen allein erfolgen.
(2)
Die Gesamt-Querkraftkapazitt, bestimmt durch Bgel und FRP, setzt sich als Summe eines Beitrags
des vorhandenen Betonbauteils, der nach EN 1998-1:2004 berechnet wird, und eines weiteren Beitrags, Vf,
infolge des FRP zusammen.
(3)
Die Gesamt-Querkraftkapazitt darf nicht grer angenommen werden als die maximale Schubtragfhigkeit des Betonbauteils, VR,max, die durch den Diagonaldruck im Steg begrenzt wird. Der Wert von VR,max
darf nach EN 1992-1-1:2004 berechnet werden. Fr Betonwnde und fr Sttzen mit Schubschlankheiten
LV/h kleiner oder gleich 2 ist der Wert von VR,max der kleinste der beiden folgenden Werte: a) der Wert nach
EN 1992-1-1:2004 und b) der jeweils nach A.3.3.1(2) und A.3.3.1(3) fr inelastische zyklische Belastung
berechnete Wert.
(4)
Fr Bauteile mit Rechteckquerschnitt darf der FRP-Beitrag zur Querkraftkapazitt wie folgt berechnet
werden:
w
VRd,f 0,9 d f fdd,e 2 t f f
sf
mit
NormCD - Stand 2011-02
(A.22)
44
Nutzhhe,
sin wf
sin sf
(A.23)
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
ffdd,e wirksame Bemessungs-Ablsefestigkeit des FRP, abhngig von der Gestaltung der Verstrkung,
nach (5) fr volle Umwicklung mit FRP oder nach (6) fr U-frmiges FRP, oder nach (7) fr seitlich
befestigtes FR,
tf
Winkel zwischen der (starken) Faserrichtung des FRP-Streifens, der Bahn oder des Gewebes und
der Bauteilachse,
wf
Breite des FRP-Streifens oder der Bahn, gemessen senkrecht zur (starken) Faserrichtung (fr
Bahnen: wf = min(0,9d,hw) sin( + )/sin ), und
sf
(5)
Fr vollstndig umwickelte (d. h. geschlossene) oder ordnungsgem (in der Druckzone) verankerte
Ummantelungen darf die effektive Bemessungs-Ablsefestigkeit des FRP in den Gleichungen (A.22), (A.23)
wie folgt angenommen werden:
L sin 1
L sin
( f fu,W ( R ) f fdd ) 1 e
f fdd,e,W f fdd 1 k e
2 z 2
z
(A.24)
mit
z = 0,9d Hebelarm der inneren Krfte,
2
k 1 , und:
f fdd
fd
0,6
Ef f ctm kb
(Einheiten: N, mm)
tf
(A.25)
fd
Ef
fctm
kb 1,5 (2 wf sf ) (1 wf 100 mm )
berdeckungsbeiwert,
worin
wf, sf, tf wie in (4) definiert und
ffu,W(R) Bruchfestigkeit des FRP-Streifens oder der Bahn, die um eine Ecke mit dem Radius R gewickelt
wurde, gegeben durch:
(A.26)
45
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Der Term in sollte nur dann mitgenommen werden, wenn er positiv ist. Der Beiwert R hngt wie folgt vom
Radius R der Ausrundung und der Balkenbreite bw ab:
R 0,2 1,6
Le
R
bw
R
0,5
bw
(A.27)
Wirksame Verbundlnge:
Le
Ef t f
4 max
(Einheiten: N, mm)
(A.28)
mit
L sin
f fdd,e,U f fdd 1 k e
(A.29)
f fdd,e,S
zrid,eq
Leq
f fdd
1 k
z
zrid,eq
(A.30)
mit
u1
fdd
sin
(A.31)
wobei
Fr Bauteile mit Kreisquerschnitt mit Durchmesser D wird der FRP-Beitrag ausgewertet als:
Vf 0,5 Ac f Ef f,ed
mit
Ac Querschnitt der Sttze,
f,ed = 0,004.
46
(A.32)
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
(9) In Bauteilen, deren Fliegelenkbereiche ber eine Lnge mindestens gleich der Bauteilhhe h vollstndig
mit FRP umwickelt sind, darf angenommen werden, dass die zyklische Schubtragfhigkeit VR mit dem
plastischen Anteil der Sehnenrotationsduktilittsanforderung am Bauteilende abnimmt, mit pl= 1 nach
(A.12), wobei dem Wert Vw (d. h. dem Beitrag der Querbewehrung zur Schubtragfhigkeit) der Wert der
FRP-Ummantelung hinzuaddiert wird. Der Beitrag der FRP-Ummantelung zu Vw darf unter der Annahme,
dass die Spannung im FRP den Bemessungswert der Bruchfestigkeit des FRP, fu,fd, in der uersten
Zugfaser erreicht und ber die Nutzhhe d linear auf null zurckgeht, berechnet werden:
(A.33)
mit
Lnge des Hebelarms der inneren Krfte, wird gleich d angenommen, und
fu,fd
Bemessungswert der Bruchfestigkeit des FRP, gleich der Bruchfestigkeit des FRP, fu,f, dividiert
durch den Teilsicherheitsbeiwert fd des FRP.
ANMERKUNG Der fd zugewiesene Wert zur Verwendung in einem Land kann in seinem Nationalen
Anhang festgelegt sein. Der empfohlene Wert ist fd = 1,5.
A.4.4.3
Umschnrende Wirkung
(1)
Die Steigerung der Verformungskapazitt wird durch Umschnrung des Betons mittels FRP-Ummantelungen erreicht. Diese werden um das zu verstrkende Bauteil in der mglichen Fliebereichszone
angebracht.
(2)
Die erforderliche anzubringende Umschnrungsquerpressung hngt vom Verhltnis I = ,tar/,ava
zwischen der Ziel-Krmmungsduktilitt ,tar und der vorhandenen Krmmungsduktilitt ,ava ab und kann
berechnet werden aus:
f l 0,4 I 2
2
f c cu
1j,u5
(A.34)
mit
fc
(3)
Bei Kreisquerschnitten, die mit durchgehenden Bahnen umwickelt sind (keine Streifen), betrgt die
durch die FRP-Bahn aufgebrachte Umschnrungsquerpressung fl = 1/2f Ef ju, mit Ef als E-Modul des FRP
und f als geometrisches Verhltnis der FRP-Ummantelung zu ihrer Dicke, gem tf = f D/4 mit D als
Durchmesser der Ummantelung um den Kreisquerschnitt.
(4)
Bei Rechteckquerschnitten, bei denen die Kanten mit dem Radius R gerundet wurden , um das
Wickeln des FRP um sie herum zu erlauben (siehe Bild A.1), ergibt sich die durch die FRP-Bahn aufgebrachte
Umschnrungsquerpressung zu f l = ks fl, mit ks = 2R/D und fl = 2 Ef ju tf /D, wobei D die grere
Querschnittsabmessung ist.
47
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
(5)
Beim Umwickeln durch Streifen im Abstand sf ergibt sich die durch die FRP-Bahn aufgebrachte
Umschnrungsquerpressung zu f l = kg fl, mit kg = (1 sf /2D)2.
(6)
Bei Bauteilen mit Rechteckquerschnitt, deren Kanten wie in Bild A.1 ausgerundet sind, kann als
Alternative zu (2) und (4) die gesamte Sehnenrotationskapazitt oder ihr plastischer Anteil jeweils durch
Gleichungen (A.1) oder (A.3) berechnet werden, wobei der Exponent des Terms infolge Umschnrung (d. h.
der Exponent von 25 vor dem letzten Term in Gleichungen (A.1) und (A.3)) um fff,e vergrert wird, mit:
a)
b)
ff,e, eine wirksame Spannung, die durch folgende Gleichung gegeben ist:
(A.35)
Hier sind fu,f und Ef die Festigkeit und der E-Modul des FRP und u,f eine Grenzdehnung gleich 0,015 fr
CFRP oder AFRP (Aramid FRP) und 0,02 fr GFRP; und
c)
b 2 R 2 h 2R 2
3bh
(A.36)
mit R als Rundungsradius der Querschnittskante und b, h als volle Querschnittsabmessungen (siehe Bild A.1).
(7)
Absatz (6) gilt fr Bauteile mit durchlaufenden Rippenstben oder glatten Bewehrungsstben, mit oder
ohne konstruktive Durchbildung fr Erdbebenbeanspruchung, vorausgesetzt, der Endbereich wird durch FRP
bis zu einem Abstand vom Endquerschnitt umwickelt, der ausreichend lang ist, um sicherzustellen, dass das
Fliemoment My im nicht umwickelten Teil nicht berschritten wird, bevor nicht die Biege-berfestigkeit Rd My
des Endquerschnitts erreicht wird. Um die Steigerung der Biegefestigkeit des Endquerschnitts infolge der
Umschnrung durch das FRP zu bercksichtigen, sollte Rd mindestens gleich 1,3 sein.
Bild A.1 Effektiv umschnrte Flche in einem durch FRP umwickelten Querschnitt.
48
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
A.4.4.4
(1)
Der Schlupf bei bergreifungssten kann verhindert werden durch Aufbringen eines Querdrucks l
mittels FRP-Ummantelungen. Fr Sttzen mit Kreisquerschnitt (Durchmesser D) darf die notwendige Dicke
wie folgt geschtzt werden:
tf
D( l sw )
2 Ef 0,001
(A.37)
mit sw als Ringspannung in den Bgeln bei einer Dehnung von 0,001, oder als wirksame Spannung der
Verpressung zwischen dem FRP und der Sttze, falls vorhanden, whrend sw die Klemmspannung ber die
Lnge Ls des bergreifungsstoes angibt, die wie folgt lautet:
As f yL
p
2n 2 ( d bL c ) Ls
(A.38)
mit
As Flche der Stahl-Lngsbewehrung,
fyL Streckgrenze der Stahl-Lngsbewehrung, gleich dem Mittelwert aus In-situ-Versuchen und zustzlichen Informationsquellen, in geeigneter Weise mit dem Konfidenzbeiwert CF nach Tabelle 3.1 fr
den zugehrigen Kenntnisstand multipliziert (siehe 2.2.1(5)P),
p
(2)
Fr Rechtecksttzen drfen obige Gleichungen verwendet werden, indem D durch die Querschnittsbreite bw ersetzt und die Wirksamkeit der FRP-Ummantelung durch den Beiwert in A.4.4.3(4) herabgesetzt
wird.
(3)
Fr rechteckige Bauteile mit Lngsbewehrungsstben, die ber eine Lnge lo gestoen werden, vom
Endquerschnitt des Bauteils anfangend, besteht eine Alternative zu (1) und (2) fr die Berechnung des
Einflusses der FRP-Umwicklung ber eine Lnge, welche die Stobereichslnge um mindestens 25 %
bersteigt, darin, A.3.2.2(4) zu verwenden, unter:
a)
Bercksichtigung in Gleichung (A.3) lediglich der Umschnrung durch Querbewehrung (Exponent von 25
vor dem letzten Term), und
b)
Berechnung von lou,min als: lou,min = dbLfyL/[(1,05+14,5l,f f ff,e /fc) fc ] auf der Grundlage des FRP
allein, mit l,f =(4/ntot) und f, ff,e, , ntot wie in A.4.4.3(6) fr das FRP definiert .
49
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Anhang B
(informativ)
Stahl- und Verbundbauten
B.1 Geltungsbereich
Dieser Abschnitt enthlt Informationen zur Beurteilung von Stahl- und Stahlverbundrahmentragwerken in
ihrem aktuellen Zustand und, falls notwendig, zu ihrer Ertchtigung.
Die seismische Ertchtigung kann entweder lokal oder global sein.
i.
Aktueller physischer Zustand des Grundmetalls und der Verbindungswerkstoffe einschlielich des
Vorhandenseins von Verformungen.
ii.
Aktueller physischer Zustand der primren und sekundren seismischen Bauteile einschlielich des
Vorhandenseins etwaiger Fehlstellen.
B.2.2 Geometrie
(1)
i.
ii.
iii.
iv.
(1)
i.
Gre und Dicke zustzlich hinzugefgter Teile, einschlielich Decklaschen, Verbnden und Steifen.
ii.
Menge der Lngs- und Querbewehrung und der Dbel in Verbundbalken, Sttzen und Wnden.
iii.
iv.
50
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EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
B.2.4 Werkstoffe
(1)
i.
Betonfestigkeit.
ii.
(2)
Es sollten nach Mglichkeit niedrig beanspruchte Bereiche wie Flanschkanten und uere Gurtkanten
zu Inspektionszwecken ausgewhlt werden.
(3)
Um die Werkstoffeigenschaften zu bestimmen, sollten fr Bauteile, die als dissipativ betrachtet werden,
Proben aus den Stegen warm gewalzter Profile entnommen werden.
(4)
Zur Charakterisierung der Werkstoffeigenschaften von nichtdissipativen Bauteilen und/oder von Knoten
sollten Proben aus Flanschen verwendet werden.
(5)
Ist die Zugnglichkeit erschwert oder liegen Verbundkomponenten vor, so stellen die Durchleuchtung
mit Gammastrahlen, Ultraschalluntersuchungen durch die uere Gebudehaut hindurch oder Untersuchungen mit Hilfe eines starren Endoskops durch gebohrte Zugangsffnungen mgliche Untersuchungsmethoden
dar.
(6)
Der gute Zustand des Grundmetalls und des Schweigutes sollte auf der Grundlage chemischer und
metallurgischer Daten nachgewiesen werden.
(7)
Es sollten Kerbschlagzhigkeitsversuche mit Charpy-V-Kerben zum Einsatz kommen, um nachzuweisen, dass die wrmebeeinflussten Zonen, falls vorhanden, und das umgebende Material ausreichenden
Widerstand gegen Sprdbruch besitzen.
(8)
Es drfen zerstrende und zerstrungsfreie Versuche (Eindringprfungen, Magnetpulverprfungen,
akustische Emissionsprfungen) sowie Ultraschall- oder tomographische Methoden verwendet werden.
B.3 Anforderungen an die Geometrie und die Werkstoffe neuer oder vernderter
Teile
B.3.1 Geometrie
(1)
Die Stahlquerschnitte von neuen Bauteilen sollten den Schlankheitsbeschrnkungen (Verhltnis Breite
zu Dicke) gengen, die der Einteilung in Querschnittsklassen nach EN 1998-1:2004, Abschnitte 6 und 7,
zugrunde liegen.
(2)
Querverbindungsstbe steigern die Verdrehungskapazitten bestehender oder neuer Balken und
Sttzen auch bei schlanken Flanschen und Stegen. Solche Querstbe sollten zwischen den Flanschen
angeschweit werden, siehe EN 1998-1:2004, 7.6.5(4).
(3)
Die Querverbindungsstbe nach (2) sollten mit Zwischenrumen angeordnet werden, entsprechend
den Querbgeln in ummantelten Bauteilen.
51
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
B.3.2 Werkstoffe
B.3.2.1
Baustahl
(1)
Fr neue Teile oder fr den Ersatz bestehender tragender Bauteile sollte Baustahl nach
EN 1998-1:2004, 6.2 verwendet werden.
(2)
Bei der Berechnung der Festigkeit und Steifigkeit der tragenden Bauteile fr jeden Grenzzustand sollte
der Einfluss des Verbundes Bercksichtigung finden.
(3)
Die Berechnung der Tragfhigkeit (Widerstand) in Dickenrichtung in den Flanschen von Sttzen sollte
auf einer verminderten Festigkeit wie folgt beruhen:
fu = 0,90 fy
(B.1)
(4)
Bauteildicken sollten den Anforderungen von EN 1993-1-10:2004, Tabelle 2.1, in Abhngigkeit von der
Arbeit beim Charpy-V-Kerbschlagversuch (CVN) und anderen verwandten Parametern gengen.
(5)
(6)
In Breitflanschprofilen sollten Proben aus den bergangszonen zwischen dem Flansch und dem Steg
herausgeschnitten werden. Das ist ein Bereich mglicherweise reduzierter Kerbschlagzhigkeit, wegen des
langsamen Abkhlungsprozesses bei der Herstellung.
B.3.2.2
Bewehrungsstahl
Sowohl in dissipativen als auch in nichtdissipativen Bereichen neuer oder vernderter Bauteile sollte
(1)
neuer Bewehrungsstahl der Klasse C nach EN 1992-1-1:2004 angehren.
B.3.2.3
Beton
(1) Neuer Beton fr neue oder vernderte Bauteile sollte den Anforderungen von EN 1998-1:2004, 7.2.1(1)
gengen.
B.4 Systemertchtigung
B.4.1 Allgemeines
(1)
Globale Ertchtigungsstrategien sollten in der Lage sein, die Kapazitt von Aussteifungssystemen zur
Aufnahme horizontaler Lasten und horizontaler Scheiben zu erhhen und/oder die durch seismische
Einwirkung erzeugte Anforderung zu vermindern.
(2)
i.
Regelmige Verteilung der Masse, der Steifigkeit und der Festigkeit, um nachteilige Torsionseffekte
und/oder Weiche-Geschoss-Mechanismen zu vermeiden.
ii.
Die Gre von Massen und Steifigkeiten ist so zu whlen, dass sehr weiche Tragwerke vermieden
werden, die zu umfangreichen Schden bei nichttragenden Bauteilen und starken P--Effekten fhren.
iii.
Kontinuitt und Redundanz zwischen den Bauteilen, um einen klaren und gleichmigen Kraftfluss
sicherzustellen und Sprdbrche zu vermeiden.
52
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
(3)
Globale Eingriffe sollten Elemente einer oder mehrerer der folgenden Strategien enthalten:
i.
ii.
iii.
Massenverminderung.
iv.
Schwingungsisolierung.
v.
Zustzliche Dmpfung.
(4)
Fr alle Tragsysteme kann eine Erhhung der Steifigkeit, Festigkeit und Duktilitt durch Verwendung
der in B.5 und B.6 vorgegebenen Strategien erreicht werden.
(5)
Eine Massenverminderung kann durch eine der folgenden Manahmen erreicht werden:
i.
ii.
iii.
iv.
(6)
Schwingungsisolierung sollte bei Tragwerken mit Eigenschwingzeiten in der Grundeigenform von ber
1,0 s nicht verwendet werden. Solche Eigenschwingzeiten sollten mit Hilfe einer Eigenwertberechnung
bestimmt werden.
(7)
Die Auslegung von Schwingungsisolierungen sollte fr neue Gebude im Einklang mit EN 1998-1:2004
erfolgen.
(8)
Es sollte eine erneute Beurteilung der Fundamente nach der Ertchtigung gem EN 1998-1:2004,
4.4.2.6 vorgenommen werden. Wird eine lineare Berechnung durchgefhrt, werden die Werte von in
4.4.2.6(4) normalerweise kleiner als 1,0 sein.
T 0,085 H
4,
wenn m 18 (starr)
(B.2)
(B.3)
53
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
K con
EI L b
(B.4)
mit
K Rotationssteifigkeit der Verbindung,
I
(5)
Zustzlich zu der in EN 1998-1:2004, 4.3.3.2.3 und in 4.4.4.2(1) dieser Norm angegebenen Verteilung
der Horizontalkrfte sollte folgende Verteilung von Krften (Fx,i) fr die (lineare) Ersatzlastberechnung
(vereinfachtes Antwortspektrumsverfahren) und fr die nichtlineare statische (push over) Berechnung
verwendet werden, um festzustellen, wann die Grenzzustnde erreicht werden:
Fx,i
W x,i hx,i
Fb
W x,i hx,i
(B.5)
1,0
2,0
wenn
T 0,50 s
(B.6)
T 2,50 s
(6)
Diagonalaussteifungen drfen in biegesteife Rahmen eingefhrt werden, um ihre horizontale Steifigkeit
zu erhhen.
54
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
(B.7)
mit
Ze
fyb Streckgrenze des Stahls des Balkens; fr vorhandene Sthle darf fyb gleich dem Mittelwert aus Insitu-Versuchen und zustzlichen Informationsquellen nach geeigneter Multiplikation mit dem
Konfidenzbeiwert CF, der in Tabelle 3.1 fr den zugehrigen Kenntnisstand gegeben wird,
angenommen werden (siehe 3.5(2)P); fr neuen Stahl darf fyb gleich dem Nominalwert multipliziert
mit dem berfestigkeitsbeiwert ov fr den Stahl des Balkens, bestimmt nach EN 1998-1:2004, 6.2(3),
(4) und (5), angenommen werden.
(6)
Die Biegemomentanforderung Mcf,Ed im kritischen Querschnitt an der Sttzenauenflche wird wie folgt
berechnet:
Mcf,Ed = Mpl,Rd,b + Vpl,Rd,b e
(B.8)
mit
Mpl,Rd,b plastisches Biegemoment des Balkens am Fliegelenk des Balkens,
Vpl,Rd,b Querkraft am Fliegelenk des Balkens,
e
(7)
Die Biegemomentanforderung Mcc,Ed im kritischen Querschnitt der Sttzenachse darf wie folgt
berechnet werden:
(B.9)
55
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EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Schadensbegrenzung
DL
Wesentliche
Schdigung
SD
Quasiversagen
NC
1,0 y
6,0 y
8,0 y
0,25 y
2,0 y
3,0 y
(4)
Fr druckbeanspruchte Verbnde sollte die inelastische Verformungskapazitt mittels der Lngsverformung der Strebe als Vielfaches der Lngsverformung c der Strebe beim Erreichen der Knicklast ausgedrckt werden. Fr druckbeanspruchte Verbnde (mit Ausnahme der Streben exzentrischer Verbnde) drfen
die inelastischen Verformungskapazitten fr die drei Grenzzustnde der Tabelle B.2 entnommen werden.
Tabelle B.2 Lngsverformungskapazitt druckbeanspruchter Verbnde (mit Ausnahme der Streben
exzentrischer Verbnde)
Grenzzustand
Querschnittsklasse
Schadensbegrenzung
DL
Wesentliche
Schdigung
SD
Quasiversagen
NC
0,25 c
4,0 c
6,0 c
0,25 c
1,0 c
2,0 c
(5)
Fr zugbeanspruchte Verbnde sollte die inelastische Verformungskapazitt mittels der Lngsverformung der Strebe als Vielfaches der Lngsverformung t der Strebe beim Erreichen der Streckgrenze
ausgedrckt werden. Fr zugbeanspruchte Verbnde (mit Ausnahme der Streben exzentrischer Verbnde)
der Querschnittsklasse 1 oder 2 drfen die inelastischen Verformungskapazitten fr die drei Grenzzustnde
Tabelle B.3 entnommen werden:
56
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Wesentliche Schdigung
SD
Quasiversagen
NC
0,25 t
7,0 t
9,0 t
(6)
Fr zugbeanspruchte Balken oder Sttzen sollte die inelastische Verformungskapazitt mittels der
Lngsverformung des Balkens als Vielfaches seiner Lngsverformung t beim Erreichen der Streckgrenze
ausgedrckt werden. Fr zugbeanspruchte Balken oder Sttzen (mit Ausnahme solcher in exzentrischen
Verbnden) der Querschnittsklasse 1 oder 2 drfen die inelastischen Verformungskapazitten fr die drei
Grenzzustnde der Tabelle B.4 entnommen werden.
Tabelle B.4 Lngsverformungskapazitt zugbeanspruchter Balken oder Sttzen (mit Ausnahme von
Balken oder Sttzen in exzentrischen Verbnden)
Grenzzustand
Schadensbegrenzung
DL
Wesentliche Schdigung
SD
Quasiversagen
NC
0,25 t
3,0 t
5,0 t
B.5.3 Balken
B.5.3.1
Standsicherheitsmngel
(1)
Es sollten vorzugsweise Balken mit einem Verhltnis der Spannweite zur Balkenhhe (Querschnittshhe) zwischen 15 und 18 verwendet werden, um die Energieabsorption zu steigern. Bei der Ertchtigung
sollten deshalb Zwischensttzen verwendet werden, um lange Spannweiten zu verkrzen.
(2)
Bei Gurten mit mangelhafter Kippstabilitt sollte eine seitliche Absttzung vorgesehen werden. Ist die
Verbundwirkung mit der Decke zuverlssig, wird keine seitliche Absttzung des oberen Gurtes verlangt.
Anderenfalls sollte die Verbundwirkung durch Erfllung der Anforderungen in B.5.3.5 gesteigert werden.
B.5.3.2
Tragfhigkeitsmngel
Zur Erhhung einer mangelhaften Biegetragfhigkeit sollten Stahllaschen den Trgergurten hinzugefgt
(1)
werden. Ist die Verbundwirkung mit der Decke zuverlssig, wird kein Hinzufgen von Stahl zum oberen Gurt
verlangt. Als Alternative sollten Baustahltrger mit mangelhafter Biegefestigkeit mit Stahlbeton ummantelt
(einbetoniert) werden.
(2)
Die zur Erhhung mangelhafter Biegetragfhigkeit gegebenenfalls vorgesehenen Lngsbewehrungsstbe sollten der Klasse C nach EN 1992-1-1:2004 angehren. Im Sinne eines zufrieden stellenden
Verhaltens bei den Grenzzustnden der wesentlichen Schdigung und des Quasiversagens sollte auch
Tabelle C.1 fr die Duktilittsklasse H verwendet werden.
(3)
Balken, die wegen mangelhafter Tragfhigkeit ertchtigt wurden, sollten die Anforderungen von
EN 1998-1:2004 fr die Duktilittsklasse M erfllen.
(4)
Zur Erhhung einer mangelhaften Schubtragfhigkeit sollten Stahllaschen dem Trgersteg eines
I-Profils oder den seitlichen Wnden eines Kastenprofils hinzugefgt werden.
57
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
B.5.3.3
(1)
Ausgebeulte und/oder gebrochene Gurtflansche sollten entweder verstrkt oder durch neue Stahlbleche ersetzt werden.
(2)
Ausgebeulte Unter- und/oder Obergurtflansche sollten saniert werden, indem Stegsteifen ber die volle
Hhe auf beiden Seiten der Trgerstege nach (3) weiter unten hinzugefgt werden. Die Sanierung kann auch
durch ein Richten des ausgebeulten Gurtes mittels Wrmebehandlung oder durch dessen Entfernung und
Ersatz mit einem hnlichen Stahlblech nach (4) und (5) weiter unten erfolgen.
(3)
Stegsteifen sollten jeweils am Rand und in der Mitte des ausgebeulten Gurtes vorgesehen werden; die
Steifendicke sollte gleich der Stegdicke sein.
(4)
Neue Stahlgurtbleche sollten entweder am gleichen Ort wie der ursprngliche Gurt (d. h. direkt am
Trgersteg) oder an dem vorhandenen Gurt angeschweit werden. In beiden Fllen sollten die zustzlichen
Bleche so ausgerichtet werden, dass ihre Walzrichtung in Trgerlngsrichtung zeigt.
(5)
Es sollte eine besondere Sttzung der Gurtbleche whrend des Ausschneidens und Ersetzens vorhanden sein.
(6)
Anstelle des Anschweiens eines dicken Stahlblechs auf den Gurt sollte der Stahltrger besser mit
Stahlbeton ummantelt werden.
B.5.3.4
Die Duktilitt von Stahltrgern kann durch Schwchung des Trgergurtes an ausgewhlten Stellen
(1)
verbessert werden, wodurch die dissipativen Bereiche von den Anschlussbereichen weg verschoben werden.
(2)
Trger mit geschwchtem Querschnitt (RBS) oder hantelfrmige Profile (so genannte Hundeknochen)
verhalten sich wie eine Sicherung, die Balken-Sttzen-Verbindungen gegen frhes Bruchversagen schtzt.
Die geschwchten Trgerprofile sollten so sein, dass sie fr jeden Grenzzustand die Mindestdrehwinkel nach
Tabelle B.5 liefern knnen.
Tabelle B.5 Erforderliche Rotationskapazitten fr geschwchte Trgerquerschnitte (RBS) (in rad).
Schadensbegrenzung
DL
Wesentliche Schdigung
SD
Quasiversagen
NC
0,010
0,025
0,040
(3)
Die Drehwinkel in Tabelle B.5 drfen als erreicht angesehen werden, wenn die Auslegung von
RBS-Trgern durch das nachfolgend skizzierte Vorgehen erfolgt:
i.
Es sind der Abstand a des Anfangsquerschnittes des RBS-Bereichs von der Sttzenauenflche und die
Lnge b des geschwchten Gurtbereichs (RBS-Bereichs) wie folgt zu berechnen:
a = 0,60 bf
(B.10)
b = 0,75 db
(B.11)
mit
58
bf
Gurtbreite,
db
Trgerhhe.
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
ii.
Es ist der Abstand s des geplanten Fliegelenkquerschnittes in der Mitte des RBS-Bereichs von der
Sttzenauenflche zu berechnen:
s a
b
2
(B.12)
Legende
A
Fliegelenk
Bild B.1 Geometrie der Gurtschwchung fr Trger mit geschwchtem Querschnitt (RBS)
iii.
Es ist die Tiefe g der beidseitigen Gurtschwchung, die nicht grer als 0,25 bf sein sollte, zu
bestimmen. Als erster Versuch darf folgender Wert angenommen werden:
g = 0,20 bf
iv.
(B.13)
Es sind das plastische statische Moment (ZRBS) und das vollplastische Biegemoment (Mpl,Rd,RBS) des
Fliegelenks in der Mitte des RBS-Bereichs zu berechnen:
ZRBS = Zb 2 g tf (db tf)
(B.14)
(B.15)
Hier ist Zb das plastische statische Moment des Trgers und fyb wie in B.5.1(5) definiert.
v.
Es ist die Querkraft (Vpl, RBS) im Fliegelenkquerschnitt aus dem Gleichgewicht des Trgerteils (L)
zwischen den beiden vorgesehenen Fliegelenkpositionen (Bild B.2) zu berechnen. Fr die Belastung
des Trgers mit einer gleichmigen Gewichtslast w in der Erdbeben-Bemessungssituation gilt:
Vpl,RBS
2M pl,Rd,RBS
L
wL
2
(B.16)
Eine davon unterschiedliche Verteilung der Gewichtslasten entlang des Trgers sollte im letzten Term
von Gleichung (B.16) entsprechend bercksichtigt werden.
vi.
Das vollplastische Biegemoment Mpl,Rd,b des Trgers auerhalb des RBS-Bereichs ist wie folgt zu
berechnen:
Mpl,Rd,b = Zb fyb
(B.17)
59
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
vii. Es ist sicherzustellen, dass Mpl,Rd,b grer ist als das Biegemoment, das an der Sttzenauenflche
entsteht, wenn sich ein Fliegelenk in der Mitte des RBS-Bereichs bildet: Mcf,Ed = Mpb,Rd,RBS+ Vpl,RBS e.
Ist das nicht der Fall, ist die Schnitttiefe g zu erhhen und die Schritte (iv) bis (vi) sind zu wiederholen.
Die Lnge b sollte so gewhlt werden , dass Mcf,Ed etwa 85 % bis 100 % von Mpl,Rd,b betrgt.
Legende
w
Es ist der Radius r der Ausschnitte sowohl des Ober- als auch des Untergurts ber die Lnge b des
geschwchten Bereichs des Trgers zu berechnen:
r
x.
b2 4 g 2
8g
(B.18)
B.5.3.5
Verbundbauteile
Die Berechnung der Tragfhigkeit von Verbundbauteilen sollte den Grad des Schubverbundes
(1)
zwischen dem Stahltrger und der Platte bercksichtigen.
(2)
Schubdbel zwischen Stahltrgern und Verbundplatten sollten innerhalb von dissipativen Bereichen
nicht verwendet werden. Sie sollten von bestehenden Verbundtrgern entfernt werden.
(3)
Die Befestigung von Kopfbolzen an Gurten sollte durch Lichtbogen-Punktschweiung ohne volle Durchdringung des Gurtes erfolgen. Geschossene oder aufgeschraubte Befestigungen sollten vermieden werden.
(4)
Es sollte sichergestellt werden dass die maximalen Zugspannungen infolge des Vorhandenseins von
Verbunddecken kein Reien der Flansche hervorrufen knnen.
(5)
60
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
B.5.4 Sttzen
B.5.4.1
Standsicherheitsmngel
(1)
Das Verhltnis der Breite zur Dicke kann durch das Anschweien von Stahlblechen an den Gurt
und/oder an die Stege vermindert werden.
(2)
Das Verhltnis der Breite zur Dicke von Hohlprofilen kann durch das Anschweien von Stahlblechen an
die Auenseite vermindert werden.
(3)
Es sollte eine seitliche Sttzung beider Gurte durch Steifen folgender Mindestfestigkeit vorgesehen
werden:
0,06 fyc bf tf
(B.19)
mit
bf
Gurtbreite,
tf
Gurtdicke und
fyc Streckgrenze des Stahls in der Sttze; fr vorhandene Sthle darf fyc gleich dem Mittelwert aus
In-situ-Versuchen und zustzlichen Informationsquellen angenommen werden, nach geeigneter
Multiplikation mit dem Konfidenzbeiwert CF, der in Tabelle 3.1 fr den zugehrigen Kenntnisstand
gegeben wird (siehe 3.5(2)P); fr neuen Stahl darf fyc gleich dem Nominalwert multipliziert mit dem
berfestigkeitsbeiwert ov fr den Trgerstahl genommen werden, bestimmt nach EN 1998-1:2004:
6.2(3), (4) und (5).
B.5.4.2
Tragfhigkeits(Widerstands-)mngel
Um die Biegetragfhigkeit des Querschnitts zu erhhen, drfen Stahlbleche auf die Gurte und/oder auf
(1)
die Stege von I-Profilen und auf die Wnde von Hohlprofilen aufgeschweit werden.
(2)
Sttzen aus Baustahl drfen durch Stahlbeton ummantelt werden, um ihre Biegetragfhigkeit zu
erhhen.
(3)
Die Ertchtigung sollte sicherstellen, dass in allen primren seismischen Sttzen die Lngsdruckspannung in der Erdbeben-Bemessungssituation nicht grer ist als 1/3 des Bemessungswerts der
plastischen Tragfhigkeit fr Lngskrfte des Bruttoquerschnitts der Sttze Npl,Rd = (Aafyd + Acfcd + Asfsd)
(siehe EN 1998-1:2004, 7.6.4(2)) beim Grenzzustand der Schadensbegrenzung und 1/2 von Npl,Rd bei
den Grenzzustnden der wesentlichen Schdigung oder des Quasiversagens.
B.5.4.3
Ausgebeulte und/oder gebrochene Gurte und gebrochene Ste sollten entweder verstrkt oder durch
(1)
neue Bleche ersetzt werden.
(2)
Ausgebeulte und gebrochene Gurte sollten entweder durch Entfernen des ausgebeulten Gurtblechs
und Ersatz durch ein hnliches Blech oder durch Flammrichten saniert werden.
(3)
Gebrochene Ste sollten durch Anbringen von ueren Laschen auf die Sttzengurte mittels
Stumpfnhten mit vollem Einbrand saniert werden. Der beschdigte Teil sollte entfernt und mit neuem
Material ersetzt werden. Die Dicke der hinzugefgten Bleche sollte gleich der Dicke der vorhandenen sein.
Das Ersatzmaterial sollte so ausgerichtet sein, dass seine Walzrichtung der Sttzenrichtung entspricht.
(4)
An den Rissspitzen in Sttzen sollten kleine Lcher gebohrt werden, um die Rissfortpflanzung zu
verhindern.
61
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
(5)
Es sollten Magnetpulverprfungen oder Eindringverfahren mit flssigen Farbmitteln verwendet werden,
um sicherzustellen dass es keine weiteren Defekte und/oder Diskontinuitten in einem Umkreis von bis zu
150 mm von den Rissen gibt.
B.5.4.4
Anforderungen an Sttzensten
Neue Ste sollten im mittleren Drittel der lichten Sttzenhhe angeordnet werden. Sie sollten so
(1)
gestaltet sein, dass ihre Bemessungs-Schubfestigkeit nicht kleiner ist als die kleinste der erwarteten
Schubfestigkeiten der beiden gestoenen Bauteile und ihre Bemessungs-Biegefestigkeit nicht kleiner ist als
50 % der kleineren der erwarteten Biegefestigkeiten der zwei gestoenen Querschnitte. Danach sollte jeder
Gurt geschweiter Sttzenste folgende Bedingung erfllen:
Aspl fyd 0,50 fyc Afl
(B.20)
mit
Aspl Flche jedes Gurtes des Stoquerschnitts,
fyd Bemessungsstreckgrenze des Gurtes des Stoquerschnitts,
Afl Gurtflche der kleineren der beiden gestoenen Sttzen und
fyc Streckgrenze des Sttzenwerkstoffs, wie in B.5.4.1(3) definiert.
B.5.4.5
Sttzenblechfeld
(1)
In der ertchtigten Sttze sollten die Blechfelder von Riegel-Sttzen-Anschlssen im Grenzzustand der
Schadensbegrenzung im elastischen Bereich verbleiben.
(2)
Die Dicke tw der Sttzenblechfelder (einschlielich gedoppelter Bleche, falls vorhanden, siehe (3))
sollte folgende Bedingung erfllen, um vorzeitiges Beulen unter groen inelastischen Schubverformungen zu
vermeiden:
d wz
tw z
90
(B.21)
mit
dz
wz
Der Steg und das neu hinzugekommene Blech sollten durch Lochschweiungen verbunden werden.
(3)
Es drfen parallel zum Steg verlaufende und mit den Kanten der Gurtflansche durch Schweien
verbundene Stahlbleche (gedoppelte Bleche) verwendet werden, um die Steifigkeit und Festigkeit des Steges
der Sttze zu erhhen.
(4)
Quersteifen sollten an den Sttzensteg auf Hhe der Gurtflansche angeschweit werden.
(5)
Um ein zufrieden stellendes Verhalten bei allen Grenzzustnden sicherzustellen sollten durchlaufende
Laschen mit einer Dicke nicht kleiner als diejenige der Gurtflansche symmetrisch auf beiden Seiten des
Sttzenstegs angeordnet werden.
62
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
B.5.4.6
Verbundbauteile
(1)
Es darf eine Stahlbetonummantelung vorgenommen werden, um die Steifigkeit, Festigkeit und Duktilitt
von Stahlsttzen zu steigern.
(2)
Um eine wirksame Verbundwirkung zu erreichen, sollten die Schubspannungen zwischen dem
Baustahl und dem Stahlbeton mit Hilfe von lngs der Sttze angeordneten Schubdbeln bertragen werden.
(3)
Um Schubverbundversagen zu vermeiden, sollte das Verhltnis bf/B der Breite der Stahlflansche zu
derjenigen der Verbundsttze nicht grer sein als der kritische Wert dieses Verhltnisses, der wie folgt
definiert wird:
N
bf
1 0,35 0,17 1 0,073 Ed
Ag
B cr
f cd 0,20 w f yw,d
(B.22)
mit
NEd
Ag
fcd
Querbewehrungsgrad,
bf
Standsicherheitsmngel
(1)
(2)
Es gilt B.5.4.2(1).
(3)
Jede Ummantelung von Stahlverbnden zu Ertchtigungszwecken sollte mit EN 1998-1:2004 bereinstimmen.
(4)
Die Horizontalsteifigkeit von Diagonalverbnden darf durch Erhhung der Steifigkeit der Endanschlsse
verbessert werden.
(5)
X-Verbnde sollten fr Ertchtigungszwecke V-Verbnden oder Verbnden in umgekehrter V-Form
vorgezogen werden. K-Verbnde drfen nicht verwendet werden.
(6)
Eng angeordnete Bindebleche sind in der Lage, das Nachbeulverhalten von Verbnden zu verbessern,
vor allem von solchen mit Doppel-L- oder Doppel-U-Profil. Sind Bindebleche in den vorhandenen Sttzen
bereits vorhanden, drfen neue Bindebleche dazugeschweit und/oder vorhandene Bindeblechverbindungen
verstrkt werden.
63
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
B.5.5.2
Tragfhigkeitsmngel
(1)
Beim Grenzzustand der Schadensbegrenzung sollte die Lngsdruckkraft in der Erdbeben-Bemessungssituation nicht grer sein als 80 % des Bemessungswerts der plastischen Tragfhigkeit fr Lngskrfte
Npl,Rd des Querschnitts des Verbandes.
(2)
Die Druckkapazitt der Verbnde zentrisch ausgesteifter Rahmen sollte nicht kleiner sein als 50 % der
plastischen Tragfhigkeit fr Lngskrfte (Npl,Rd) des Querschnitts, es sei denn, es wird nur der Grenzzustand
des Quasiversagens nachgewiesen.
B.5.5.3
Verbundbauteile
Eine Stahlbetonummantelung von Stahlverbnden erhht deren Steifigkeit, Festigkeit und Duktilitt. Fr
(1)
Stahlverbnde mit IH-Querschnitt kann eine teilweise oder eine volle Ummantelung verwendet werden.
(2)
Voll ummantelte Aussteifungsstbe sollten mit Steifen und Bgeln, teilummantelte mit geraden
Verbindern nach EN 1998-1:2004, 7.6.5 versehen werden. Bgel sollten in gleichem Abstand lngs des
Aussteifungsstabs verteilt sein und die Anforderungen der Duktilittsklasse M in EN 1998-1:2004, 7.6.4(3), (4)
erfllen.
(3)
Bei der Berechnung der Zugtragfhigkeit (Kapazitt) von Verbundverbnden sollte nur der auf den
Baustahl entfallende Anteil bercksichtigt werden.
B.5.5.4
Verbnde drfen versteift werden, indem sie ohne Verbund entweder in Stahlbetonwnden oder in
(1)
ausbetonierten Rohren eingelegt werden.
(2)
Die Stbe sollten mit einer Anti-Haft-Schicht berzogen werden, um den Verbund zwischen dem
Stahlbauteil und der Stahlbetonwand oder dem Ausfllbeton des Rohres zu reduzieren.
(3)
Fr die Stbe ist Stahl niedriger Streckgrenze geeignet; stahlfaserbewehrter Beton darf als
Anti-Haft-Material verwendet werden.
(4)
Verbandsstbe, die durch das verbundfreie Hineinlegen in Stahlbetonwnden versteift werden, sollten
folgende Bedingung erfllen:
1 1 m By 1,30 a
l
nB
(B.23)
mit
a
m By
m By
nB
E
nB
E
64
M yB
N pl,R l
(B.24)
N EB
N pl,R
(B.25)
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
mit
M By
5 BS tc2 f ct
6
(B.26)
N EB
5 2 BS Ec t c3
12 l 2
(B.27)
Ec
BS
tc
fct
mit
Npl,R plastische Zugkapazitt des sthlernen Aussteifungsstabes, berechnet auf der Grundlage des
Mittelwerts der Stahlstreckgrenze als Ergebnis von In-situ-Versuchen und aus zustzlichen Informationsquellen, dividiert durch den Konfidenzbeiwert CF, wie er in Tabelle 3.1 fr den entsprechenden Kenntnisstand gegeben ist.
(6)
Die Randbewehrung der Stahlbetonwand sollte ausreichend verankert werden, um ein Versagen durch
Durchstanzen zu verhindern.
(7)
Die ausgefllten Betonrohre mit Anti-Haft-Material sollten dazu in der Lage sein, das Ausknicken des
sthlernen Aussteifungsstabes zu verhindern.
B.6.2 Riegel-Sttzen-Anschlsse
B.6.2.1
Allgemeines
(1)
Die Ertchtigung sollte die Verlagerung des Fliegelenks im Riegel von der Sttzenauenflche weg
bezwecken (siehe erste Zeile in Tabelle B.6).
(2)
Riegel-Sttzen-Anschlsse drfen durch Ersetzen der Schweinhte, durch eine Schwchungsstrategie oder durch eine Verstrkungsstrategie ertchtigt werden.
65
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
(3)
Um das Entstehen von Fliegelenken in Riegeln und nicht in Sttzen sicherzustellen, sollte das
Verhltnis der Biegemomente der Sttze zu demjenigen der Riegel (CBMR) folgende Bedingung erfllen:
CBMR
M Rd,c 1,30
M pl,R,b
(B.28)
mit
a)
fr die Stahlsttzen:
M Rd,c Z c f yd,c
N Ed
Ac i
(B.29)
wobei sich die Summe ber die Sttzenquerschnitte um den Knoten erstreckt, und:
b)
Zc
plastisches statisches Moment des Sttzenquerschnitts, ermittelt auf der Basis der tatschlichen
geometrischen Abmessungen, falls verfgbar, und unter Bercksichtigung von Vouten, falls
vorhanden,
NEd
Ac
fyd,c
Bemessungs-Streckgrenze des Sttzenstahls, berechnet auf der Grundlage des Mittelwerts der
Stahlstreckgrenze als Ergebnis von In-situ-Versuchen und aus zustzlichen Informationsquellen,
dividiert durch den Konfidenzbeiwert CF, wie er in Tabelle 3.1 fr den entsprechenden Kenntnisstand gegeben ist.
M pl,R,b
ist die Summe der Biegefestigkeiten der Fliegelenkquerschnitte in den Riegeln, die in der
betrachteten Horizontalrichtung in den Knoten einmnden, unter Bercksichtigung der Ausmittigkeit von
der Sttzenachse:
M pl,R,b Zb f yb M cc,Ed j
(B.30)
mit
66
Zb
fyb
Mcc,Ed
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
WBHCs
WTBHCs
WCPFCs
RBSCs
(dc/2) + lh
(dc/2) + lh
(dc/2) + lcp
(dc/2) + (b/2) + a
1 000
1 000
1 000
1 000
1 000
25
25
25
25
44
Keine Beschrnkung
570
570
570
570
0,013
0,018
0,018
0,018
0,020
0,030
0,038
0,038
0,040
0,030
0,050
0,054
0,052
0,060
0,045
(dc/2) + (db/2)
Legende
IWUFCs
WBHCs
WTBHCs
WCPFCs
RBSCs
dc
db
lh
lcp
a
b
(4)
Die Anforderungen fr Riegel und Sttzen in ertchtigten Anschlssen sind in Tabelle B.6 zusammengestellt. Diese Tabelle gibt die Rotationskapazitt fr die drei Grenzzustnde an, die der Anschluss zur
Verfgung stellen muss, damit die Anforderungen erfllt werden.
B.6.2.2
(1)
Schweinahtersatz
Das vorhandene Schweigut sollte entfernt und mit fehlerfreiem Material ersetzt werden.
(2)
Sicherungsstbe sollten nach dem Schweien entfernt werden, denn sie knnen zur Rissentstehung
fhren.
(3)
Es sollten Quersteifen am oberen und unteren Rand verwendet werden um die Festigkeit und die
Steifigkeit des Sttzenblechs zu erhhen (siehe B.5.4.5(4)). Ihre Dicke sollte nicht kleiner sein als jene der
Riegelflansche.
(4)
Quersteifen und Stegsteifen sollten mittels durchgeschweiter Stumpfnhte mit den Sttzenflanschen
verbunden werden.
67
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
B.6.2.3
Schwchungsstrategien
B.6.2.3.1
(1)
Nach (5) ausgelegte geschwchte Balkenquerschnitte (RBS) knnen das Auftreten von Fliegelenken
innerhalb des geschwchten Bereichs erzwingen und damit die Wahrscheinlichkeit eines Bruchs an den
Schweinhten der Riegelflansche und in den umliegenden wrmebeeinflussten Bereichen herabsetzen.
(2)
Riegel sollten an die Sttzenflansche entweder durch Anschweien der Stege oder durch Schubknaggen, die an die Auenflche des Sttzenflansches und an den Riegelstegen angeschweit sind,
angeschlossen werden. Die Knaggenlnge sollte gleich dem Abstand zwischen den Schweizugangsffnungen sein, mit einem Versatz von 5 mm. Eine Mindestknaggendicke von 10 mm ist erforderlich. Schubknaggen
sollten entweder rechteckig sein oder schrge Kanten haben (Eckabschrgung etwa 15) und beidseitig des
Riegelstegs angeordnet werden.
(3)
Beim Schweien sollten Stumpf- oder Kehlnhte fr die Sttzenflansche und Kehlnhte fr den Riegelsteg verwendet werden. Alternativ ist eine Verschraubung der Schubknagge an den Riegelsteg erlaubt.
(4)
(5)
Das Vorgehen fr die Auslegung geschwchter Anschlsse (RBS) wird im Folgenden skizziert:
i.
Es sind RBS-Riegel zu verwenden, die nach dem Vorgehen in B.5.3.4 ausgelegt wurden, aber das
vollplastische Riegelmoment Mpl,Rd,b soll wie folgt berechnet werden:
L dc
M pl,Rd,b Z RBS f yb
L dc 2 b
(B.31)
mit
fyb Streckgrenze des Riegelstahls, wie in B.5.1(5) definiert,
ii.
dc
Die Riegelquerkraft Vpl,Rd,b ist nach B.5.3.4(3)v zu berechnen, fr eine Spannweite L zwischen den
Fliegelenken gleich:
L = L d c 2 b
(B.32)
iii.
Der Steganschluss, z. B. die angeschweite Schubknagge, ist fr die Querkraft nach ii weiter oben
nachzuweisen.
iv.
Es ist sicherzustellen, dass das Verhltnis der Biegekapazitten (Sttze/Riegel) (CBMR) folgende
Bedingung erfllt:
CBMR
68
Zc f yd,c
NEd
Ac
L dc
Z b f yb
2
L
d
b
1,20
(B.33)
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
mit
Zb und Zc
NEd
Ac
fy b
fyd,c
v.
Die Dicke der durchlaufenden Laschen zur Versteifung des Sttzenstegs auf Hhe des oberen und
unteren Riegelflansches ist zu bestimmen. Diese Dicke sollte mindestens derjenigen des Riegelflansches
entsprechen.
vi.
Es ist sicherzustellen, dass die Festigkeit und die Steifigkeit des Schubfeldes ausreichend sind, um ein
Verbleiben des Feldes im linearen Bereich zu garantieren:
d wc t wc
f yw,d
3
Z b f yb
db
H db
L dc
L d 2 b H
c
(B.34)
mit
dwc Hhe des Sttzenstegs,
twc
NEd
Ac
fy b
vii. Die Schweinhte zwischen den verbundenen Teilen sind zu berechnen und konstruktiv durchzubilden.
B.6.2.3.2
Verformbare Anschlsse
(1) Verformbare und/oder teiltragfhige Verbindungen in Stahl oder Stahlverbund drfen verwendet werden,
um groe plastische Verformungen ohne Bruchgefahr zu ermglichen.
(2)
Voll wirksame Kopfbolzendbel sollten auf dem oberen Flansch des Riegels angeschweit werden.
(3)
Verformbare Anschlsse drfen gestaltet werden unter der Annahme, dass der Schub durch die Stegbauteile und die Biegung durch die Flansche des Riegels und durch die Plattenbewehrung, falls vorhanden,
aufgenommen werden.
69
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
B.6.2.4
B.6.2.4.1
Voutenanschlsse
(1)
Riegel-Sttzen-Anschlsse drfen verstrkt werden durch die Anordnung von Vouten, entweder nur
zum unteren oder sowohl zum oberen als auch zum unteren Flansch des Riegels, wodurch der dissipative
Bereich an das Voutenende verschoben wird. Die Hinzufgung von Vouten zum unteren Flansch ist
zweckmiger, denn im Allgemeinen sind die unteren Flansche weitaus besser erreichbar als die oberen;
darber hinaus muss die Verbundplatte, falls vorhanden, nicht entfernt werden.
(2)
Dreieckige T-frmige Vouten sind die wirksamsten von den verschiedenen Voutentypen. Werden nur
untere Vouten hinzugefgt, sollte ihre Hhe etwa ein Viertel der Riegelhhe betragen. In Anschlssen mit
oberen und unteren Vouten sollte die Voutenhhe etwa ein Drittel der Riegelhhe betragen.
(3)
Es sollten Quersteifen auf Hhe der oberen und unteren Riegelflansche verwendet werden, um das
Schubfeld der Sttze zu verstrken.
(4)
Quersteifen sollten auch an den Voutenenden verwendet werden, um die Stege von Sttze und Riegel
zu versteifen.
(5)
Die Vertikalsteifen fr den Riegelsteg sollten ber die Gesamthhe reichen und auf beiden Seiten des
Stegs angeschweit sein. Ihre Dicke sollte ausreichen, um die Vertikalkomponente der Voutenflanschkraft an
dieser Stelle aufnehmen zu knnen, und sie sollte nicht kleiner sein als die Dicke des Riegelflansches. Die
rtlichen Nachweise nach EN 1993-1-8:2004, 6.2.6 sollten erfllt sein.
(6)
Vouten sollten durch durchgeschweite Stumpfnhte an die Flansche der Sttze und auch des Riegels
angeschlossen werden.
(7)
Geschraubte Schubknaggen drfen, sofern vorhanden, an ihrem Platz belassen werden. Schubknaggen drfen im ertchtigten Bauteil verwendet werden, wenn dies aus Grnden der Tragfhigkeit oder zu
Montagezwecken erforderlich ist.
(8)
i.
(B.35)
= 30
(B.36)
(B.37)
sollte auf architektonische Zwangspunkte wie z. B. Plafonds und nichttragende Bauteile Rcksicht
nehmen.
ii.
Berechnung des plastischen Moments Mpl,Rd,b des Riegels am Voutenende aus Gleichung (B.17).
iii.
Berechnung der plastischen Querkraft des Riegels (Vpl,Rd,b) nach B.5.3.4(3)v. fr die Spannweite L
zwischen den Fliegelenken an den Voutenenden.
70
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
iv.
Nachweis, dass das Verhltnis der Biegekapazitten Sttze zu Riegel (CBMR) folgende Bedingung erfllt:
Zc f yd,c
CBMR
Mc
NEd
Ac
1,20
(B.38)
mit
Zc
fyd,c
NEd
Ac
Mc
Summe der Sttzenmomente am oberen und unteren Ende des vergrerten Schubfeldes,
resultierend aus dem Auftreten des Riegelmoments Mpl,R,b in jedem Riegel des
Anschlusses:
H c db
Hc
M c 2M pl,R,b Vpl,Rd,b L L
(B.39)
mit
v.
db
Hc
b
3 L' d 3 a d 3 b L' 4 a b
12 I b
12 I b
a
3 d 2 6 b d 4 b2
Ab
Ahf cos 3
(B.40)
M pl,Rd,b Vpl,Rd,b a
min
Vpl,Rd,b
Sx
Sx
a Vpl,Rd,b
I b tan
0,80 f uw, d
d 2 Ib
Ab
4
(B.41)
mit
fuw,d
Sx
Ab und Ib
71
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
vii. Vergleich der dimensionslosen -Werte, wie oben berechnet. Ist min, so sind die Voutenabmessungen ausreichend und weitere rtliche Nachweise sollten nach viii. weiter unten durchgefhrt
werden. Ist < min, so sollte die Steifigkeit der Voutenflansche durch Vergrerung des Querschnitts Ahf
der Voutenflansche oder durch nderung der Voutengeometrie erhht werden.
viii. Durchfhrung von Nachweisen fr die Festigkeit und die Stabilitt der Voutenflansche:
(Festigkeit) Ahf
Vpl,Rd,b
f yhf,d sin
b
(Stabilitt) hf 10
thf
(B.42)
235
f yhf,d
(B.43)
mit
ix.
fyhf,d
Durchfhrung von Nachweisen fr die Festigkeit und die Stabilitt des Voutenstegs:
(Festigkeit) hw
(Stabilitt)
a Vpl,Rd,b L
d 1 a f yhw,d
2 1 I b 2 tan 2
3
3
2 a sin
33
thw
235
f yhw,d
(B.44)
(B.45)
mit
x.
fyhw,d
thw
Stegdicke,
Nachweis der Querkraftkapazitt des Riegelstegs nach EN 1993-1-8:2004, 6.2.6, fr eine vom Riegelsteg
aufzunehmende Querkraft:
Vpl,Rd,bw = (1 ) Vpl,Rd,b
(B.46)
Bemessung von Quer- und Stegsteifen des Riegels zur Aufnahme der Einzelkraft Vpl,Rd,b/tan. Die
Stegsteifen sollten gengende Festigkeit besitzen, um zusammen mit dem Steg des Riegels die
Einzellast (1 )Vpl,Rd,b aufzunehmen. Das Verhltnis der Breite zur Dicke fr Steifen sollte hchstens
15 betragen, um rtliches Beulen zu verhindern.
xii. Konstruktive Durchbildung der durchgeschweiten Stumpfnhte zur Verbindung der Steifen mit dem
Riegelflansch. Doppelseitige 8-mm-Kehlnhte reichen aus um die Steifen mit dem Riegelsteg zu
verbinden.
72
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
B.6.2.4.2
Decklaschenanschlsse
(1)
Decklaschenanschlsse knnen die Spannungen an den Schweinhten der Riegelflansche reduzieren
und bewirken, dass die Bildung von Fliegelenken im Riegel am Laschenende erfolgt.
(2)
Decklaschen drfen nur am unteren Riegelflansch oder sowohl am oberen als auch am unteren
Riegelflansch verwendet werden.
(3)
Stahldecklaschen sollten rechteckig sein und mit der Walzrichtung parallel zum Riegel angeordnet
werden.
(4)
Verbindungen mit geschweiten Riegelstegen und relativ dnnen und kurzen Laschen ist der Vorzug
zu geben vor geschraubten Riegelstegverbindungen und schweren und langen Laschen.
(5)
Lange Laschen sollten fr kurze Riegel und hohe Schubkrfte nicht verwendet werden.
(6)
i.
(B.47)
(B.48)
db
2
(B.49)
lcp
mit
ii.
Berechnung des plastischen Moments des Riegels (Mpl,Rd,b) am Ende der Laschen wie in Gleichung
(B.7).
iii.
Berechnung der plastischen Querkraft des Riegels (Vpl,Rd,b) nach B.5.3.4(3)v. fr den Abstand L
zwischen den Fliegelenken des Riegels:
L = L dc 2 lcp
iv.
(B.50)
(B.51)
73
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
v.
Nachweis, dass die Flche der Laschen, Acp, folgende Bedingung erfllt:
(B.52)
Nachweis, dass das Verhltnis der Biegekapazitten Sttze zu Riegel (CBMR) folgende Bedingung erfllt:
CBMR
Z c f yd,c f a
L dc
Z b f yb
L d 2 L
c
cp
1,20
(B.53)
mit
Zb und Zc
fy b
fyd,c
vii. Bestimmung der Dicke der durchlaufenden Laschen, die auf Hhe der oberen und unteren Riegelflansche, um den Sttzensteg zu versteifen, angeordnet sind. Diese Dicke sollte nicht kleiner sein als
jene der Riegelflansche.
viii. Nachweis, dass die Festigkeit und die Steifigkeit des Schubfelds ausreichend gro sind, damit das
Schubfeld im elastischen Bereich bleibt:
d c t wc
f yw,d
3
M f
db
L
Ld
H db
(B.54)
mit
dc
twc
ix.
74
Auslegung und konstruktive Durchbildung der Schweinhte zwischen den verbundenen Bauteilen, z. B.
zwischen dem Riegel und den Laschen, zwischen der Sttze und den Laschen und zwischen dem Riegel
und der Sttze. Beim Auftragsschweien sollten dieselben Elektroden wie bei den ursprnglichen
Schweinhten verwendet werden, zumindest jedoch Elektroden mit hnlichen mechanischen
Eigenschaften.
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
planmig
gelenkigen
Anschlssen
vorgezogen
werden
(siehe
(3)
Um die Stabilitt der Anschlsse der Verbnde aus ihrer Ebene heraus zu verbessern, sollte die
Kontinuitt von Riegeln und Sttzen nicht unterbrochen werden.
(4)
Der Schnittpunkt der Riegel- und Verbandsstabachsen sollte nicht auerhalb des seismischen
Verbinders liegen.
(5)
In Verbindungen von Diagonalstben mit Balken sollte der Schnittpunkt ihrer Achsen entweder
innerhalb des Verbinders oder an seinem Ende liegen.
(6)
Fr den Anschluss eines seismischen Verbinders an die Flanschauenflche einer Sttze sollten
Auflagerplatten zwischen den Flanschlaschen verwendet werden.
(7)
Die Ertchtigung von Sttze-Riegel-Anschlssen kann die Lnge des seismischen Verbinders
verndern, deshalb sollte der Verbinder nach Wahl der Sanierungsstrategie berprft werden.
(8)
(9)
Geschweite Anschlsse eines seismischen Verbinders an Sttzen, die zu einer Beanspruchung um
deren schwachen Achsen fhren, sollten vermieden werden.
75
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
Anhang C
(informativ)
Mauerwerksbauten
C.1 Geltungsbereich
(1)
Dieser Anhang enthlt Empfehlungen fr die Beurteilung und die Auslegung der Ertchtigung von
Mauerwerksbauten in seismischen Regionen.
(2)
Die Empfehlungen dieses Abschnitts sind anwendbar auf Aussteifungssysteme fr Horizontallasten aus
Beton oder Ziegelmauerwerk innerhalb eines Bauwerks aus unbewehrtem, eingefasstem oder bewehrtem
Mauerwerk.
C.2 Identifikation der Geometrie, der konstruktiven Details und der Werkstoffe
C.2.1 Allgemeines
(1)
i.
ii.
iii.
Gestaltung des Mauerwerks und seiner Verbindungen, Kontinuitt der Lastbertragungswege zwischen
horizontal aussteifenden Bauteilen.
iv.
v.
vi.
Information ber Nachbargebude, die unter Umstnden in Wechselwirkung mit dem betrachteten
Gebude treten knnen.
C.2.2 Geometrie
(1)
i.
Abmessungen und Lage aller Schubwnde, einschlielich ihrer Hhe, Lnge und Dicke.
ii.
iii.
iv.
76
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
ii.
iii.
iv.
Fr mehrschaliges Mauerwerk (Mauerwerkswnde mit Kernen aus Trmmern) Identifizierung der Anzahl
der Schalen, der entsprechenden Abstnde und die Lage der Queranker, falls vorhanden.
v.
Fr Mauerwerk mit Verpressmrtel Feststellung der Art, der Qualitt und der Lage der Einpressstellen.
vi.
Bestimmung der Art und des Zustands des Mrtels und der Mrtelfugen; berprfung der Tragfhigkeit,
der Abwitterung und der Hrte des Mrtels; Identifikation von Fehlstellen wie Risse, innere Hohlrume,
schwache Bestandteile und Schdigung des Mrtels.
vii. Identifikation der Art und des Zustands der Verbindungen senkrecht zueinander stehender Wnde.
viii. Identifikation der Art und des Zustands der Verbindungen zwischen Wnden und Decken oder Dchern.
ix.
Identifikation und Lokalisierung von horizontalen Rissen in Lagerfugen, vertikalen Rissen in Stofugen
und Mauersteinen und Diagonalrissen in der Nhe von ffnungen.
x.
berprfung der Lotabweichungen in Wnden und der Abspaltung uerer Mauerwerksschalen oder
anderer Teile wie Brstungen und Schornsteine.
C.2.4 Werkstoffe
(1)
Zur Quantifizierung und Besttigung der Einheitlichkeit der Qualitt der Bauausfhrung und des
Vorhandenseins und Umfangs der Schdigung sind zerstrungsfreie Prfverfahren zugelassen. Folgende
Arten von Tests drfen angewendet werden:
i.
Ultraschall- oder Impulsgeschwindigkeitsverfahren zum Aufspren von Vernderungen der Dichte und
des E-Moduls von Mauerwerk und des Vorhandenseins von Rissen und Diskontinuitten.
ii.
iii.
(2)
Es drfen zustzliche Versuche durchgefhrt werden um das Vertrauen in das Wissen um die
Werkstoffeigenschaften des Mauerwerks zu erhhen oder um den Zustand des Mauerwerks zu beurteilen.
Mgliche Versuche sind:
i.
ii.
Druckkissenversuche zur Messung der In-situ-Schubfestigkeit des Mauerwerks. Dieser Versuch kann
gleichzeitig mit der Aufbringung einer gemessenen Vertikallast auf die zu prfenden Mauersteine
durchgefhrt werden.
iii.
Druckkissenversuche zur In-situ-Messung der vertikalen Druckspannung, die vom Mauerwerk getragen
wird. Dieser Versuch liefert Informationen zur Verteilung der Gewichtslasten, zu den Biegespannungen in
Wnden aus ihrer Ebene heraus und zu den Spannungen in verkleideten Mauerwerkswnden, die unter
Druckspannungen durch die umgebenden Stahlbetonrahmen stehen.
77
DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
iv.
v.
C.3 Berechnungsmethoden
C.3.1 Allgemeines
(1)
Beim Aufstellen des Berechnungsmodells sollte die Steifigkeit der Wnde unter Bercksichtigung
sowohl der Biege- als auch der Schubweichheit erfolgen, unter Verwendung der Steifigkeit fr gerissene
Querschnitte. Sind genauere Untersuchungen nicht vorhanden, drfen beide Beitrge zur Festigkeit mit
jeweils der Hlfte ihrer Werte fr den ungerissenen Zustand angenommen werden.
(2)
Gemauerte Bogenzwickel drfen als Koppelbalken zwischen zwei Wandelementen in das Modell
eingefhrt werden.
Die Wnde zur Aufnahme von Horizontallasten sind in beiden Horizontalrichtungen regelmig angeordnet.
ii.
iii.
Die Decken verfgen ber ausreichende Steifigkeit in ihrer eigenen Ebene und ihre Verbindung mit den
Umfangsmauern reicht aus, um sicher zu sein, dass sie die Trgheitskrfte nach Art einer starren
Scheibe an die Vertikalbauteile verteilen knnen.
iv.
Die Decken auf gegenberliegenden Seiten einer gemeinsamen Wand befinden sich auf gleicher Hhe.
v.
Das unter Bercksichtigung von ffnungen jeweils in ihrer eigenen Ebene und in allen Geschossen
berechnete Verhltnis zwischen den horizontalen Steifigkeiten der Wand mit der grten Steifigkeit und
der schwchsten primren seismischen Wand ist nicht grer als 2,5,
vi.
Im Rechenmodell enthaltene gemauerte Bogenzwickel bestehen aus Blcken, die mit den benachbarten
Wnden wirksam ineinander greifen oder entsprechende Verbindungsbnder haben.
Diese Methoden sollten angewendet werden, wenn die Bedingungen von C.3.2 nicht erfllt sind.
(2)
Die Kapazitt (Tragfhigkeit) wird als Funktion der Dachverschiebung definiert. Die Bruchverschiebungskapazitt ist diejenige Dachverschiebung, bei welcher die gesamte horizontale Tragfhigkeit (Widerstand, aufnehmbare Gesamterdbebenkraft) infolge der fortschreitenden Schdigung und des Versagens von
zur Aufnahme von Horizontallasten vorhandenen Bauteilen auf unter 80 % der Spitzenwiderstands des
Bauwerks abgefallen ist.
(3)
Die mit der Kapazitt zu vergleichende Anforderung ist die Dachverschiebung entsprechend der
Zielverschiebung nach 4.4.4.4 und EN 1998-1:2004, 4.3.3.4.2.6(1) fr die betrachtete Erdbebeneinwirkung.
ANMERKUNG
Der informative Anhang B von EN 1998-1:2004 gibt ein Verfahren fr die Bestimmung der Zielverschiebung aus dem elastischen Antwortspektrum an.
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DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
(1)
Beurteilungskriterien auf der Grundlage globaler Antwortgren knnen nur mit den Ergebnissen
nichtlinearer Berechnungen verwendet werden.
(2)
Die Globalkapazitt beim Grenzzustand des Quasiversagens darf gleich der Bruchverschiebungskapazitt, wie in C.3.3(2) definiert, angenommen werden.
C.4.1.2
(1)
Es gilt C.4.1.1(1).
(2)
Die Globalkapazitt beim Grenzzustand der wesentlichen Schdigung darf gleich 3/4 der in C.3.3(2)
definierten Bruchverschiebungskapazitt gesetzt werden.
C.4.1.3
(1)
Wird eine lineare Berechnung durchgefhrt, so wird das Kriterium fr die Globalbeurteilung als Funktion
der Erdbeben-Gesamtkraft in der Horizontalrichtung der Erdbebeneinwirkung definiert. Die Kapazitt darf mit
der Summe der Querkraftkapazitten der einzelnen Wnde in der Horizontalrichtung der Erdbebeneinwirkung,
wie sie durch Biegung (siehe C.4.2.1(1)) oder durch Schub (siehe C.4.3.1(1)) begrenzt werden, gleichgesetzt
werden. Die Anforderung ist gleich dem Schtzwert der grten Gesamterdbebenkraft in dieser Richtung aus
der linearen Berechnung.
(2)
Wird eine nichtlineare Berechnung durchgefhrt, so wird die Kapazitt fr die Globalbeurteilung als der
Fliepunkt (definiert durch Fliekraft und Flieverformung) der idealisierten elastisch-ideal plastischen
Kraft-Verformungsbeziehung des quivalenten Einmassenschwingers definiert.
ANMERKUNG
Der informative Anhang B von EN 1998-1:2004 gibt ein Verfahren zur Bestimmung der Fliekraft und
der Flieverformung der idealisierten elastisch-ideal plastischen Kraft-Verformungsbeziehung des quivalenten
Einmassenschwingers an.
(1)
Die Kapazitt einer unbewehrten Mauerwerkswand wird durch Biegung begrenzt, wenn der Wert ihrer
Querkraftkapazitt nach C.4.2.1(3) kleiner ist als der in C.4.3.1(3) angegebene Wert.
(2)
Die durch Biegung begrenzte Kapazitt einer unbewehrten Mauerwerkswand darf als Funktion der
gegenseitigen Stockwerksverschiebung ausgedrckt werden. Sie wird gleich 0,008 H0/D fr primre
seismische Wnde und gleich 0,012 H0/D fr sekundre seismische Wnde angenommen, mit
D
H0 Abstand zwischen dem Querschnitt, in dem die Biegekapazitt erreicht wird, und dem Wendepunkt.
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DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
(3)
Die durch Biegung bei einer Lngskraft N begrenzte Querkraftkapazitt einer unbewehrten Mauerwerkswand darf angenommen werden zu:
Vf
DN
1 1,15 d
2 H0
(C.1)
mit
D und H0, wie in (2) definiert,
vd
C.4.2.2
(1)
= N/(Dtfd) ist die dimensionslose Lngskraft (mit fd = fm/CFm, fm als mittlere Druckfestigkeit, wie aus
In-situ-Versuchen und aus zustzlichen Informationsquellen gewonnen, CFm als Konfidenzbeiwert
fr Mauerwerk nach Tabelle 3.1 fr den jeweiligen Kenntnisstand m), t ist die Wanddicke .
Grenzzustand des Quasiversagens (NC)
(2)
Die durch Biegung beschrnkte Kapazitt einer Mauerwerkswand darf als Funktion der gegenseitigen
Stockwerksverschiebung ausgedrckt werden. Sie betrgt 4/3 der Werte in C.4.2.1(2).
C.4.2.3
(1)
Es gilt C.4.2.1(1).
(2)
Die durch Biegung kontrollierte Kapazitt einer unbewehrten Mauerwerkswand darf als die in C.4.2.1(3)
angegebene Querkraftkapazitt angenommen werden.
(1)
Die Kapazitt einer unbewehrten Mauerwerkswand wird durch die Querkraft bestimmt, wenn der Wert
ihrer Querkraftkapazitt nach C.4.3.1(3) hchstens gleich dem in C.4.2.1(3) angegebenen Wert ist.
(2)
Die durch die Querkraft bestimmte Kapazitt einer unbewehrten Mauerwerkswand darf als Funktion der
gegenseitigen Stockwerksverschiebung ausgedrckt werden. Sie betrgt 0,004 fr primre seismische
Wnde und 0,006 fr sekundre seismische Wnde.
(3)
Die bei einer Lngskraft N durch Querkraft kontrollierte Querkraftkapazitt einer unbewehrten Mauerwerkswand darf wie folgt angenommen werden:
Vf = fvd Dt
(C.2)
mit
D
Wanddicke und
fvd Schubfestigkeit des Mauerwerks unter Bercksichtigung der Vertikallast, gleich fvm0 + 0,4
N/Dt 0,065fm, mit fvm0 als mittlere Schubfestigkeit ohne Vertikallast und fm als mittlere Druckfestigkeit. Beide Werte stammen aus In-situ-Versuchen und zustzlichen Informationsquellen und
werden durch Konfidenzbeiwerte dividiert, wie sie in 3.5(1)P und Tabelle 3.1 definiert sind, unter
Bercksichtigung des erreichten Kenntnisstandes. In primren seismischen Wnden werden beide
Festigkeitswerte zustzlich durch den Teilsicherheitsbeiwert fr Mauerwerk nach EN 1998-1:2004,
9.6 dividiert.
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DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
C.4.3.2
(1)
(2)
Die durch die Querkraft bestimmte Kapazitt einer unbewehrten Mauerwerkswand darf als Funktion der
gegenseitigen Stockwerksverschiebung ausgedrckt und als 4/3 der in C.4.3.1(2) angegebenen Werte
angenommen werden.
C.4.3.3
(1)
Es gilt C.4.3.1(1).
(2)
Die durch die Querkraft kontrollierte Kapazitt einer unbewehrten Mauerwerkswand darf gleich der
Querkraftkapazitt nach C.4.3.1(3) gesetzt werden.
(1)
Wenn die Rissbreite relativ klein (z. B. unter 10 mm) und die Wanddicke ebenfalls klein ist, drfen Risse
durch Mrtel verschlossen werden.
(2)
Wenn die Rissbreite klein ist, die Wanddicke jedoch nicht, sollten Zementinjektionen vorgenommen
werden. Soweit mglich, sollte schwindfreier Mrtel verwendet werden. Alternativ kann fr feine Risse
Epoxidharz injiziert werden.
(3)
Sind die Risse relativ breit (z. B. ber 10 mm), so sollte die beschdigte Flche wiederhergestellt
werden, unter Verwendung von verlngerten (gesteppten) Ziegeln oder Steinen. Sonst sollten Schwalbenschwanzanker, Metallplatten oder Netze aus Polymer verwendet werden, um die beiden Rissufer miteinander
zu verbinden. Hohlrume sollten mit Zementmrtel geeigneter Konsistenz ausgefllt werden.
(4)
Verlaufen die Lagerfugen einigermaen waagerecht, so kann der Widerstand der Wnde gegen die
Bildung lotrechter Risse wesentlich erhht werden, indem in die Lagerfugen Drahtseilstrnge kleinen
Durchmessers oder polymere Netzstreifen eingelegt werden.
(5)
Fr die Sanierung groer Diagonalrisse drfen vertikale Betonrippen in unregelmigen Schlitzen, die
in die Mauerwerkswand gestemmt werden, erstellt werden, und zwar in der Regel auf beiden Wandseiten.
Solche Rippen sollten mit geschlossenen Bgeln und Lngsbewehrungsstben armiert werden. Drahtseilstrnge nach (4) sollten quer zu den Betonrippen verlaufen. Alternativ drfen Polymernetze verwendet werden,
um eine oder beide Seiten der Mauerwerkswnde zu umhllen, in Verbindung mit geeignetem Mrtel und
Verputz.
C.5.1.2
Um die Verbindung zwischen sich kreuzenden Wnden zu verbessern, sollten kreuzweise verlegte
(1)
Mauerwerksziegel oder Steine verwendet werden. Die Verbindung kann auf verschiedene Weisen effektiver
gestaltet werden:
i.
ii.
iii.
Durch Einfhren geneigter Stahlstbe in Lcher, die in das Mauerwerk gebohrt wurden und die
anschlieend mit Mrtel verpresst werden.
iv.
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DIN EN 1998-3:2010-12
EN 1998-3:2005 + AC:2010 (D)
C.5.1.3
(1)
Holzdecken drfen wie folgt gegen Verformungen in ihrer Ebene verstrkt und ausgesteift werden:
i.
Annageln einer zustzlichen (orthogonalen oder schiefen) Lage von Holzbrettern auf die bereits
vorhandene.
ii.
Herstellung einer mit Betonstahlmatten bewehrte Aufbetonschicht. Die Aufbetonschicht sollte mit der
Holzdecke schubfest verbunden und an den Wnden verankert sein.
iii.
Einbringen eines Doppeldiagonalnetzes flacher Stahlzugbnder, die mit den Trgern und den
Umfangswnden verankert sind.
(2)
Dachbinder sollten ausgesteift und mit den Auflagerwnden verankert werden. Es sollte eine
Horizontalscheibe auf Hhe des Untergurtes der Binder geschaffen werden, z. B. durch Hinzufgen von
Verbnden.
C.5.1.4
Falls die vorhandenen Zerr- und Verbindungsbalken zwischen Wnden und Decken beschdigt sind,
(1)
sollten sie in geeigneter Weise saniert oder neu erstellt werden. Falls es im ursprnglichen Bauwerk keine
Zerrbalken gibt, sollten solche hinzugefgt werden.
C.5.1.5
Die Hinzufgung von Stahlzugbndern in Lngsrichtung der Wnde oder quer dazu, auen oder in
(1)
Lchern verlaufend, die in die Wnde gebohrt wurden, ist eine wirksame Manahme zum Verbinden von
Wnden und zur Verbesserung des Globalverhaltens gemauerter Bauwerke.
(2)
Nachtrglich vorgespannte Zugbnder drfen verwendet werden, um den Widerstand der Wnde
gegen Zugspannungen zu erhhen.
C.5.1.6
Verstrkung von Mauerwerk mit einem Kern aus Bauschutt oder Gesteinstrmmern
(mehrschaliges Mauerwerk)
(1)
Der Kern aus Bauschutt oder Gesteinstrmmern darf durch Verpressen von Zementmrtel verstrkt
werden, wenn das Eindringen des Mrtels zufrieden stellend verluft. Sollte die Haftung des Mrtels an dem
Bauschutt bzw. den Gesteinstrmmern aller Wahrscheinlichkeit nach schlecht sein, sollte die Mrtelverpressung durch Stahlstbe ergnzt werden, die den Kern durchstoen und an den ueren Mauerwerksschalen verankert werden.
C.5.1.7
Verstrkung von Wnden mit Hilfe von Ummantelungen aus Stahlbeton oder Stahlprofilen
Der Beton sollte als Spritzbeton aufgebracht werden und die Ummantelungen sollten mit geschweiten
(1)
Drahtgittern oder Stahlstben bewehrt werden.
(2)
Die Ummantelung sollte auf eine oder besser auf beiden Seiten der Wand aufgebracht werden. Die
beiden auf verschiedenen Seiten der Wand vorhandenen Teile der Ummantelung sollten mit Hilfe von durch
das Mauerwerk reichenden Querbndern verbunden sein. Ummantelungen, die nur auf einer Seite der Wand
angebracht sind, sollten mit dem Mauerwerk durch Rillen oder Nute verbunden werden.
(3)
Stahlprofile drfen sinngem verwendet werden, vorausgesetzt, sie werden in geeigneter Weise mit
beiden Seiten oder nur mit einer Seite der Wand verbunden.
C.5.1.8
Polymernetze drfen zur Verstrkung vorhandener und neuer Mauerwerksteile verwendet werden. Fr
(1)
vorhandene Bauteile sollten die Netze von einer oder von beiden Seiten mit den Mauerwerkswnden
verbunden und an den dazu senkrecht stehenden Wnden verankert werden. Bei neuen Bauteilen kann der
Eingriff die zustzliche Einfhrung von Netzen in die horizontalen Mrtelfugen zwischen den Ziegelsteinen
beinhalten. Der Verputz ber Polymernetzen sollte duktil sein, vorzugsweise als Kalkzementputz mit Faserbewehrung.
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