Bondkommentar: Die Another Day
Bond wird nach einem Mordanschlag in Nordkorea gefangengenommen. Wieder befreit sucht er nach einem Verräter und den verbliebenen nordkoreanischen Gegenspielern.
Der letzte Bond mit Pierce Brosnan ist leider auch der schwächste. Trauriger Höhepunkt ist eine komplett künstlich wirkende CGI-Szene, in der eine sich unrealistische bewegende Figur auf ebenso falschen Wellen vor einem Gletscher windsurft (die Veröffentlichung dieser Version der Szene muss ein Versehen gewesen sein). Jinx, der Charakter von Halle Berry, wird leider bereits beim Erstkontakt mit Bond durch ein komplett seltsames Gespräch beschädigt. Die Musik ist misslungen – schon Madonnas Introsong gefiel mir nicht, aber die Musikuntermalung später ist noch mehr daneben. Und schließlich haben die Actionszenen ab und an komplett abstruse Zeitlupeneffekte. Bei diesem 2002 veröffentlichten Film war der Einfluss von Matrix wohl noch unvermeidbar; solche Charakteristika seiner Zeit müsste man einem Film eigentlich verzeihen, anderseits war selten eine Imitation so misslungen.
Dass der Plan des Oberbösen und die Handlung unplausibel sind überrascht dann nicht mehr. Genauso, dass viele der Actionszenen selbst für einen Bond absurd übertrieben sind. Ein unsichtbares Auto überreizt dann ganz alleine meine Gadgettoleranz. Am stärksten fand ich einen Kampf ziemlich am Anfang, der als Fechtkampf beginnt, bei dem Bond und sein Gegenspieler aber schnell die Waffen wechseln. Der funktionierte gut als Actionszene und als Charakterzeichnung seiner Teilnehmer. Auch manche der Verweise auf frühere Bonds waren nett zu sehen.
Auffällig war der Umgang mit Halle Berry. Zum einen liefert sie den damals groß publizierten Verweis auf Dr. No, nämlich wie Ursula Andress im (diesmal orangenen) Bikini aus dem Wasser zu steigen. Andererseits soll sie nicht nur ein Bond-Girl sein, sondern auch eine Bond ebenbürtige Agentin, der Plan war sogar einen eigenen Film um den Charakter zu stricken. Ein ziemlicher Spagat, der nur so halb gelingt, gerade im Vergleich mit Michelle Yeoh in Tomorrow Never Dies als glaubwürdigere Bondpartnerin. Immerhin fand ich den Charakter jetzt in der Retrospektive aber besser, als ich ihn von damals in Erinnerung hatte.
Bondkommentar: The World is not enough
Ein von Bond wiederbeschaffter Geldkoffer explodiert unerwarteterweise und tötet einen Geschäftsmann. Dessen Tochter ist das nächste logische Ziel, also bricht Bond auf sie zu beschützen.
Ähnlich wie in Tomorrow Never Dies ist die Handlung dieses Brosnan-Bonds gleichzeitig interessant und etwas dumm. Mit einer Ölpipeline wird geschickt ein Thema aufgegriffen, das in den 90ern relevant schien, die Ölversorgung des Westens für die Zukunft (für die nächsten 100 Jahre, meint M einmal, als ob sie damals nicht gewusst hätten wie begrenzt die Ölreserven sind) – so wie der Vorgänger die damals besonders relevante Rolle der Medien und Chinas in der neuen Weltordnung aufgegriffen hatte. Gleichzeitig scheint die Verschwörung sinnlos, sind die Motive des Oberbösen ziemlich unverständlich, ist außer dem interessanten Grundthema wieder nicht viel dahinter.
The World is not enough präsentiert einige Bondgadgets sowie einen (diesmal hübschen) BMW in typischer Art, auch die Struktur mit dem Stunt am Anfang und den Szenenwechseln folgt dem Schema. Brosnan spielt Bond auch genau wie vorher, ziemlich gut, er ist ernst mit einem gewinnenden spöttischen Unterton und eine klare Sympathiefigur. Und doch wurde hier versucht, als Handlung eine etwas andere Geschichte zu erzählen. Aber die mischt sich schlecht mit den immer noch reichlich vorhandenen Actionszenen – und an den Stunts in diesen Szenen stimmt teilweise etwas nicht: An mehreren Stellen fällt auf, dass ein schwieriger Part ausgespart und stattdessen herumgeschnitten wurde (z.B. Bonds Sprung ins Meer, weit vorher das Abtauchen seines schwarzen Bootes). Untypisch für Bond, als ob der Fokus diesmal woanders lag, wenn auch bei den Actionszenen reichlich übertüncht mit Explosionen. Leider funktioniert den Fokus umzulegen nicht, der Film hat insgesamt eher mehr Längen als durch eine etwas andere Handlung interessant zu werden. Aber es war ein guter Versuch, das Schema mal etwas aufzulockern.
Ansonsten ist dieser Bond wieder auffällig für die Frauenrollen. Selbst für einen Bondfilm ist es übertrieben gewesen, mit Sophie Marceau und Denise Richards gleich zwei so auffällig schöne Frauen in einen Film zu stecken. Dass der Rest der Handlung ohne Richards Charakter funktioniert hätte betont dann die Künstlichkeit der Rolle, ihr Tomb-Raider-Outfit hilft nicht. Die Idee der Figur erinnert zwar an die Programmiererin aus GoldenEye, gelang den Schreibern aber schlechter. Dafür funktioniert es gut, dass Judi Denchs M aktiver in die Handlung eingebunden wird. Marceaus Elektra ist zudem ein erinnerungswürdiger und stark gespielter Charakter.
Bondkommentar: Tomorrow Never dies
Ein Medienmogul will mithilfe eines Stealthboots Großbritannien und China gegeneinander ausspielen und so seinen Medienkonzern stärken, Bond muss das verhindern.
Der Morgen stirbt nie ist kein GoldenEye. Die privaten Bezüge zu Bond sind schwächer und konstruierter. Allerdings ist es ebenfalls ein klarer Film der 90er – mit einer Rahmenhandlung, in der weder Russen noch Chinesen die bösen sind, sondern deutsche Medien. Passenderweise ist der Bondwagen ein furchtbar hässlicher BMW. Leider ist die Handlung auch ziemlich dumm und komplett unglaubwürdig. Auf der Habenseite spielt eine junge Michelle Yeoh wunderbar eine chinesische Agentin, die mit Bond kooperiert; wieder ohne frauenfeindliches Gehabe von Bond, das sitzt jetzt. Yeoh definiert dabei – zum großen Teil dank ihrer Kampfkunst und eigener Stuntbeteiligung – den modernen Archetyp der weiblichen Partneragentin, den die Serie vorher verfehlte (insbesondere in The Spy who loved me).
Was es auch ist, ist ein Actionfilm. Es gibt wenig Sex und nackte Haut, auch praktisch keine Agentenarbeit bis auf den Einsatz von ein paar Gadgets, dafür viele Actionszenen. Ein paar davon waren mir noch klar präsent, wie das damals als Marketingmaterial benutzte Fahren des BMWs per Fernbedienung im Hamburger Parkhaus, samt Sprung vom Dach. Es stimmt aber leider auch, dass das kippt – das wilde Herumgeballere von Bond im Finalkampf ist weder spannend noch glaubwürdig, seine Gefährlichkeit und Unverwundbarkeit wirkt affig. Gut, auch das passt zu der Zeit, zu den Actionfilmen der 90er.
Auffällig ist, wie die Musik verwendet und wie starr die Bondformel eingesetzt wird. Verschwunden ist das Pochen aus GoldenEye, das Bondmotiv wie hier präsentiert ist für mich das quintessentielle. Dazu Gadgets von Q, M als Auftraggeber, Moneypenny macht einen Kommentar, es gibt zwei Bondgirls, ein beachtlicher Stunt am Anfang und die passende Endszene. Da spielt der Film auf Nummer sicher – leider war das angesichts der übertriebenen Actionlastigkeit, dem schwachen Oberbösen und der blöden Handlung auch nötig.
Bondkommentar: GoldenEye
In Frankreich wird ein spezieller Helikopter, mit ihm in Russland eine Weltraumwaffe gestohlen. Bond jagt die Hintermänner.
Der erste Film mit Pierce Brosnan als Bond ist ein fast perfekter Bondfilm. Hinter den Kulissen hatte sich deutlich spürbar viel getan, zusätzlich zu den Änderungen aus Daltons Epoche. Aber der Star der Änderungen ist Brosnan selbst, der Bond so verkörpert wie er sein soll: Charmant, aber mit Biss; ein Frauenheld, aber nicht frauenfeindlich; das Klischee bedienend, ohne zu einem zu werden. Ihm gelingt wieder das Kunststück, einen lockeren Spruch auf den Lippen zu haben ohne albern zu wirken. Und er schafft es, auf platzierte Witze mit einem kurzen Zucken perfekt zu reagieren. Mehr Dalton als Moore, zieht er da sichtlich auch Inspiration aus Moores und Connerys Art. So wie auch der Film einige Verweise auf vorherige Bondfilme einbaut, wie den Aston Martin aus Goldfinger und die Nutzung von "I expect you to die", also ein direktes Zitat.
GoldenEye erzählt eine spannende und typische Bondstory, vermischt sie aber mit persönlicher Motivation und einer Prise dezenten Humors. Da wurde von den beiden direkten Vorgängern gelernt, aber die früheren Filme stärker einbezogen. Die Stunts sind großartig und die besten bisher, vom Sprung ins führerlose Flugzeug zum Hängen über der Satellitenschüssel, oder auch nur der Sprung vom Damm zu Beginn. Dazu kommen großartige Szenen in Russland, bei denen sich ausgiebig aus den Trümmern der Sowjetunion bedient wurde – die Panzerfahrt ist unfassbar. Die Satellitenschüssel ist auch ein toller Schauplatz fürs Finale. Und die Musik: Das industrielle Pochen gibt GoldenEye seine ganz eigene Note, anders als bei Live and Let Die wird aber trotzdem das Bondmotiv genutzt. Die Mischung ist der erste gelungene musikalisch eigenständige Bond.
Nicht alles ist perfekt. Ein Autorennen am Anfang wird – dem obigen Lob zum Trotz – von unpassender Musik verschandelt. Es gibt direkt zwei unmotivierte leicht entkommbare Todesfallen. Der böse Plan ist kompletter Blödsinn. Q drückt Bond zu viele Gadgets in die Hand, von denen nichtmal alle benutzt werden, insbesondere die des Autos. Eine Szene am Strand mit Bondgirl Natalya Simonova und einer nachdenklichen Version des britischen Agenten kommt aus dem Nichts, ebenso ist Natalyas Zuneigung zu Bond durch nichts erkauft oder erklärt.
Auffällig sind generell die Frauenrollen. Mit Judi Dench spielt nun eine Frau M und ist Bond nicht sehr gewogen, Miss Moneypennys Entgegnungen sind aggressiver als zuvor, Simonova kommandiert Bond herum und ist am Computer der fähige Part, Xenia Onatopp zieht sexuelle Befriedigung aus ihren Morden. Der Zeitenwechsel wird betont. Viel Aggression unterschiedlichen Niveaus, die Brosnans Bond immer wieder parieren muss ohne dabei den Ton zu verfehlen. Dass das gelingt ist erstaunlich.
Bondkommentar: Licence to Kill
Bonds CIA-Freund Felix Leiter wird kurz nach seiner Hochzeit von einem Drogenboss angegriffen, Bond sinnt auf Rache und bricht dafür sogar mit dem MI6.
Der Handlung diese persönliche Motivation zu geben lehnt voll in die im vorherigen Dalton-Bond The Living Daylights eingeschlagene Richtung, aus Bond einen echten Charakter zu machen. Das funktioniert gut. Zum fesselnden Storyrahmen kommen gewohnt hervorragende Stunts, mit Sanchez ein von Robert Davi gut gespielter Bösewicht, außerdem mit Carey Lowell als Pam Bouviers und Talisa Soto als Lupe Lamora fantastische und betont unterschiedliche Bondgirls. Dazu die umgesetzte Erkenntnis, dass Desmond Llewelyn als Q ein Sympathieträger ist und mehr eingesetzt werden sollte.
Pam Bouviers "Bullshit!" auf Qs Beschwichtigung, dass Bond als Agent nunmal für die Mission mit anderen Frauen schlafen müsse, war ein paar Jahrzehnte überfällig, das Herz jubelte. Und auch sonst ist Licence to Kill ein erfreulich moderner Agenten- und Actionfilm, zumindest im Vergleich zu vorherigen Bondfilmen. Das schlägt allerdings auch negativ aus, insbesondere in einer extrem brutalen Hinrichtungsszene mit einer Druckkammer, wodurch der Film (anders als praktisch alle vorherigen Bonds) absolut nicht mehr kindergeeignet ist. Und unter dieser Perspektive sind auch einige andere Szenen ungewöhnlich brutal, das und die düstere Handlung ändert den Charakter dieses Bondfilms doch sehr. Mit Moonraker hat das alles nichts mehr zu tun – einerseits gut, aber der Bruch auch mit allen anderen Bondfilmen ist vielleicht zu krass.
Das Intro verneint übrigens die im Intro des vorherigen Film aufgeworfene Frage und der genutzte Song sticht positiv heraus, ein gelungener Beginn. Dagegen übertreibt es die finale Actionsequenz an Länge und übertriebenen Stunts und schließt den Film leider schlechter ab, als er insgesamt war.
Bondkommentar: The Living Daylights
Bond soll bei der Flucht eines russischen Überläufers im Ostblock helfen. Daraus wird eine längere Verschwörung samt Kampf in Afghanistan.
Viele Premieren. Der erste Bond mit Timothy Dalton. Das erste mal, dass sich ein feindlicher Agent mit jemand anderem als Bond einen echten Kampf liefert, Nicht-Bond nicht einfach weggefegt wird. Und das Bondgirl Kara ist eigentlich keines, entspricht doch weder die Schauspielerin Maryam d'Abo noch ihre Rolle noch die Funktion im Film dem alten Schema. Ach, eins noch: Die Frauen im Intro sind plötzlich wieder bekleidet. Ein Zeichen, dass Ende der 80er die westliche Gesellschaft soweit weniger freizügig geworden war, dass notdürftig verschleierte nackte Haut in einem Massenfilm nicht mehr ohne Einbettung in die Handlung ging?
Timothy Dalton spielt Bond ganz anders als Connery und Moore. Auf der einen Seite intensiver, härter – und entsprechend fast ohne den galanten Charme. Auf der anderen Kara gegenüber zärtlicher, überlegter. Das ist weniger eine Karikatur eines Agenten als zuvor. Dieser neue Bond ist gelungen und Dalton passt zur Rolle auch optisch und vom Alter. Aber ich finde, Pierce Brosnan wird die Mischung in den nun bald folgenden 90ern noch etwas besser gelingen.
Der Film selbst ist nicht schlecht. Viele gute Stunts, eine nachvollziehbare Handlung und ordentliche Schauspieler. Größtenteils spannend. Die Rolle der Mujahidin kann man aus der Retrospektive kritisieren, Bonds Grausamkeit gegen einen um Hilfe bittenden Feind ihm übelnehmen, wie in The Spy who loved me. Aber hier ist sie gewollt, um diesen Bond düster zu zeichnen und wirkt nicht mehr wie eine Unachtsamkeit. Diesen Aspekt muss man nicht mögen. Doch macht es den Film als solchen mit seiner Abwechslung zum vorherigen und seinen Bezügen zu damaliger echter Spionagearbeit nicht kaputt.
Bondkommentar: A View to a Kill
Eine gefundene illegitime Kopie eines Chips führt Bond auf die Spur des pferdezüchtenden Zorin, der einen Anschlag plant.
Roger Moores letzter Bond schlägt sich gerade auch im Gegensatz zum starken Never say Never again überraschend gut. Moore mag nicht so cool sein wie Connery, der direkte Vergleich bestätigt es endgültig, aber sein Bond hat die Lizenz für das richtige Intro, die richtige Musik und benutzt sein Budget für ebenfalls tolle Stunts an besseren Drehorten, besonders dem Eiffelturm und der Golden-Gate-Brücke. Die Story ist verwirrend, blödsinnig und bemüht die üblichen Klischees des irrational bösen Bösewichts, außerdem kommt der von Christopher Walken gespielte Zorin in seiner Eindimensionalität nicht an Brandauers Largo heran. Aber der Einsatz ist hoch und die Spannung da, Moore ja doch sympathisch charmant und die Nebendarsteller ansprechend, der Mix funktioniert hier einfach wieder. Und das ist, was beim Film besonders auffällt: Kein einzelner Aspekt, sondern die Gesamtwirkung als Beispiel dafür, wie gut die Bondformel trotz Anpassungen auch bei einer unsinnigen Handlung und ohne komplett überzeugenden Antagonisten funktionieren kann.
Vielleicht also trotz aller Schwächen der beste Bond mit Roger Moore, wenn auch nicht viel besser als der eleganter konstruierte Man with the Golden Gun und der weniger mit Schwächen behaftete For your eyes only. Hat aber im Vergleich zum letzteren den Vorteil, kein halbes Remake eines früheren Bonds zu sein und wirkt daher frischer. Außerdem mochte ich sowohl Grace Jones monströse May Day als auch auch Tanya Roberts Bondgirl Stacey Sutton, jeweils mit Einschränkungen – May Days Endszene ist unnötig und bedient einen traurigen Hollywoodmechanismus zum Umgang mit schwarzen Figuren in Actionfilmen, Stacey wird vom Skript etwas zu oft hilflos kreischend neben die Handlung gesetzt. Und doch verbessern beide den insgesamt guten Film.
Bondkommentar: Never say Never again
Durch einen feindlichen Agenten werden zwei Atombomben gestohlen, Bond sucht in den Bahamas. Der Film basiert auf Thunderball, ist ein Remake mit Originalbesetzung Sean Connery und wurde durch einen Rechtsstreit ermöglicht.
Nach Verfehlungen wie Octopussy und Moonraker ist Never say Never again mit solider Story und Machart sehr angenehm. Es ist keine direkte Kopie von Thunderball, der mir ja nicht besonders gefiel, sondern macht viele Sachen besser. Vermieden werden Klischeeszenen wie das Töten eines Abweichlers in der Schurkenorganisation, entfällt der magische Doppelgänger zugunsten einer glaubwürdigeren Augen-OP, Bondgirl Domino ist als Freundin des Schurken für die Story viel besser platziert als zuvor als vereinnahmtes Mündel, die langatmigen Unterwasserkampfszenen entfallen.
Die Änderungen helfen dem Film zwar, aber die Besetzung der Hauptrollen und ihre Leistung begeisterten mich mehr noch: Sean Connery, Kim Basinger, Klaus Maria Brandauer, Barbara Carrera. Connery, weil der gealterte Schauspieler seltsamerweise einen lässigeren und anziehenderen Bond abgibt als in seinen jüngeren Jahren, selbst mit jetzt noch auffälligeren schottischem Akzent. Basinger spielt mit Domino das perfekte Bondgirl, umwerfend schön, hilfebedürftig, aber auch fähig und aktiv handelnd. Brandauer porträtiert einen fließend vom charmanten ins verrückte übergehenden Bondbösewicht und damit das erste mal einen wirklich interessanten Gegner, nach den Ansätzen davon bei Blofeld in On Her Majesty's Secret Service. Und schließlich führt Carrera die später kopierte Bondgegenspielerin ein, femme fatale auf Anschlag; nicht die erste Frau die sich gegen Bond stellt, aber die erste, die ihren Kampf mit diesem wahnsinnigen Einsatz betreibt und entsprechend fantastisch fanatisch gespielt werden musste.
Eine späte Szene mit einem dem Original entlehnten Raketen-Jetpacks zeigte, wie schnell auch dieser Film hätte kippen können. Aber da die Szene ein kurzer Ausrutscher bleibt ist der Film trotz ihr insgesamt nur eines Bonds angemessen übertrieben, aber anders als einige Bonds der vorherigen Jahre nicht albern. Wohl weil es kein von Eon produzierter Bond ist gibt es kein richtiges Intro und bei der Musik kein Bondmotiv. Völlig egal, die leider nicht fortgesetzte Rückkehr von Sean Connery ist auch ohne diese Elemente zumindest bei Erscheinen 1983 meiner Meinung nach der gelungenste Bondfilme bis dahin, er ist genau wie ein klassischer Bond sein soll: Spannend, leicht witzig, immer unterhaltsam und regelmäßig visuell ansprechend.
Bondkommentar: Octopussy
009 bringt tödlich verletzt ein Fabergé-Ei in die britische Botschaft in Berlin. Bond soll herausfinden wieso.
Schauplätze sind Indien und Deutschland. Der Film scheint ein Versuch gewesen zu sein, wieder einen Bond mit einem glaubwürdigen Szenario zu machen. Aber diesmal lustiger und mit mehr absurden Zusatzelementen. Das geht schief, die Witze wirken dümmlich, die wunderlichen Elemente wie der Titel, der Tarzanschrei oder der Orden schöner Frauen zerstören die initial vermutbare Bodenhaftung der Handlung.
Ansonsten nichts besonders erwähnenswertes, auch wenn wieder ein paar Stunts toll sind. Trotz denen ist Octopussy als Film langweilig und ignorierbar. Gerade angesichts der Verortung in Deutschland ist das durchaus schade.
Bondkommentar: For Your Eyes Only
Ein britisches Spionageboot wird versenkt. Bond soll ein gesunkenes Atomuboot-Kommunikationsgerät finden, bevor es die Sowjets tun. Dafür muss er mit der Tochter eines getöteten Wissenschaftlers zusammenarbeiten.
Nach dem maßlosen Moonraker ein grundsolider Bond. Viele sehr ordentliche Actionszenen, durch die Story kompetent zusammengehalten. Nur die Schlockelemente des Intro muss man für diese Wertung einfach ignorieren, sie sind wohl ein Statement dafür, was der Film eben nicht mehr sein will. Und die Musik ist überraschend schwach, erst das spät auftauchende Bondmotiv rettet sie etwas.
Auffällig sind die Parallelen zu On Her Majesty's Secret Service: Die Wintersportstunts, wobei sie hier übertrieben sind, die Figur des ehrbaren kriminellen Verbündeten und schließlich Bonds Verhalten. Moore lässt endlich seinen Charme spielen, die Frauenfeindlichkeit seiner vorherigen Bonds ist verschwunden – was besonders bei einer Autojagd mit einer Frau am Steuer auffällt, wo er zwar nach einer Weile das Steuer des gelben Citroens übernimmt, aber an einer geeigneten Stelle und ohne blöde aggressive Kommentare. Es ist wohl kein Zufall, dass der Film mit dem Grab von Bonds Frau und damit einem klaren Verweis auf Lazenbys Bond beginnt.
Bondkommentar: Moonraker
Bond sucht ein gekapertes Space Shuttle, was ihn bis in den Weltraum bringen wird.
Absurder wird es nicht mehr werden. Moonraker ist in der Hinsicht ein Höhepunkt: Roger Moore spielt Bond bis auf ein paar Kommentare völlig ernst, aber alles darum herum ist es kein bisschen. Die Handlung wirkt in ihrer Albernheit nur noch wie ein Vorwand, um Actionszenen und schöne Frauen zu präsentieren. Entsprechend wird im diesmal sehr speziellen Weltraumszenario dann die Bondformel starr abgespult: M und Miss Moneypenny teleportieren sich nahe Bond in der Welt umher, Q bringt Gadgets, erstes Bondgirl stirbt, Bösewicht steckt Bond in leicht entkommbare Todesfallen, am Ende schläft Bond nochmal mit Bondgirl 2.
Dabei schwankt die Qualität der Stunts und Actionszenen im Film arg: Manche sind toll, wie der falschirmlose Sprung aus dem Flugzeug im Intro. Andere werden durch die wahrnehmbare künstliche Beschleunigung der Szenen zerstört, wie bei der Zentrifuge. Mehr noch aber stört, dass die Kämpfe oft kaum motiviert sind, die Bösen immer wieder anlasslos aus dem Nichts auftauchen.
Immerhin, Moonraker fand ich als Kind toll, eine Science-Fiction-Story mit Weltraumstation und Laserwaffen sprach mich schon damals an und die genutzten Modelle sind sehr gelungen. Das mit Bond zu gemischt zu sehen ist einzigartig. Aber heute überwiegen leider die negativen Seiten: Die dumme Story, die schlecht verbundenen Szenen, Jaws Unverwundbarkeit, dass das Szenario zu absurd ist um ein Bondfilm zu sein. Und zum ersten Mal wird Produktplacement ein relevantes Problem, Moonraker präsentiert seine Sponsoren zu aufdringlich.
Bondkommentar: The Spy who loved me
Als ein britisches und ein sowjetisches Atomuboot verschwinden sucht Bond nach dem vermuteten Trackinggerät, in Kairo und Sardinien.
Roger Moores ist hier mehrfach ein grausamer Bond, schiebt eine Frau in den ihm gewidmeten Pistolenschuss, lässt den kooperierenden Feind vom Dach fallen, hilft trotz Gelegenheit einer von Jaws (Beißer) gejagten Kontaktperson nicht. Wobei Jaws comichafte Superkraft und Unzerstörbarkeit so albern sind wie der Beiwagentorpedo, das definiert den Charakter des Films für mich mehr noch negativ.
Der andere Charakter ist ein Hauch Glasnost. Doch die erstaunliche britisch-sowjetische Zusammenarbeit macht die schwache, eifersüchtige und unterwürfige (sowie plakativ halb oder wirklich nackte) Amasova nicht zu einem würdigen Gegenpart zu Bond und Barbara Bach nicht russisch. Wobei auch Moore bei der Partnerschaft nicht positiv wegkommt, gerade bei den wohl schon damals peinlichen Kommentaren zu ihrem Autofahren.
Auffällig der Stunt zu Beginn, als Bond mit Skis und spät öffnenden Fallschirm von einem Berg springt. Der starke Einstieg wird halb gehalten, halb gebrochen. Die folgende Story ist zu hanebüchen, die Szenenabfolgen unglaubwürdig verbunden, ich vermisste die Sauberkeit des Drehbuchs des Vorgängers. Dagegen stehen Actionszenen wie die gut gemachte Helikopterjagd, die superaufwändige Frachterexplosion und das witzige Uboot-Auto, und da ist schon ein gewisser Charme in diesem sich völlig nicht ernst nehmenden Bond. Wenn nur das Zusammenspiel mit Amasova funktionieren würde, ihre Darstellung nicht gar so ätzend wäre.
Bondkommentar: The Man with the Golden Gun
Eine mit 007 markierte goldene Patrone wird ans MI6 gesendet, der Drohung begegnend beginnt Bond eine Jagd auf den für solche Kugeln bekannten Auftragsmörder Scaramanga.
Ein viel besserer Bondfilm als der Vorgänger, und auf eine Art auch stärker – weil konsistenter – als viele der vorherigen Bondfilme bis hierher. Die Einführung macht Scaramangas Charakter und Gefährlichkeit deutlich, durch das Szenario ist Bonds Motivation immer nachvollziehbar. Selbst der diesmal einzigen einfach zu entkommenden Todesfalle wird eine Rechtfertigung gegeben. Dazu ist die goldene Pistole cool und Bonds relative Gadgetfreiheit erfrischend. Nur dass schon wieder das Klischee der unfähigen Agentin bemüht wird, mehr noch als je zuvor, nervt ziemlich. Generell ist die Frauenfeindlichkeit Bonds wieder mal schwer zu ertragen und die Zurschaustellung der Frauen aus heutiger Perspektive einfach schwierig, aber wer bis hierhin die vorherigen Bonds mitgeschaut hat wird kaum zucken – oder kann sogar über das als Dümmchen dargestellte Bondgirl lachen, weil es so übertrieben eine klare Parodie ist. Aber für diese Perspektive muss man die vorherigen Bonds geschaut haben.
Weiteres Manko: Obwohl das alles gut konstruiert ist, könnte es etwas spannender sein. Und muss ausgerechnet ein Solarkraftwerk wie ein AKW explodieren? Politisch ist dieser zur Ölkrise spielende Film höchst fragwürdig.
Neben der überraschenden Sorgfalt des Drehbuches sticht der fantastische Stunt mit dem sich durch eine schiefe Sprungchance um sich selbst drehenden Wagen heraus – und zur typischen fehlenden Sorgfalt der Filmreihe passt, ihn durch einen bescheuerten Soundeffekt ins Lächerliche zu ziehen.
Bondkommentar: Live and Let Die
Nachdem drei Agenten ermordet werden, sucht Bond in New Orleans und auf einer Karibikinsel die Mörder.
Der erste Bond mit Roger Moore. Ich mag ihn als Bond, nicht aber diesen Film. Die Bösen sind hier allesamt schwarz. Die Schwarzen morden amoralisch in Gruppen, sind obszön und wirken in satanischen Ritualen unmenschlich. Voodoo, um genau zu sein, zusammen mit Tarot, magische Kräfte die im Film allesamt wirkmächtig sind. Das erste schwarze Bondgirl ist eine unfähige Verräterin, das zweite weiße Bondgirl wird weißbekleidet an einen Pfahl gefesselt und soll von einer großen Gruppe Schwarzer ritualmäßig ermordet werden. Die Szene mit dem schwarzen Beerdigungsumzug ist eindrucksvoll, aber so viele normal wirkende Menschen einen Mord feiern zu sehen fand ich schon als Kind erschreckend. Im Vergleich war das Japanbild in You Only Live Twice respektvoll. Ich halte nicht viel davon, einem Film Rassismus vorzuwerfen, aber diese Ansammlung von negativen Bildern muss man erstmal wieder aus dem Kopf kriegen.
Dass die Handlung völlig nicht funktioniert kommt dann nur noch obendrauf. Die Bond auf den Plan rufenden Morde sind durch nichts motiviert, sie vereiteln im Endeffekt grundlos das Vorhaben des Antagonisten. X-fach hätte Bond getötet werden können, entweder wird es einfach unterlassen oder zugunsten eines komplizierten Todesplans zurückgestellt, dem Bond dann einfach entkommt. Mehrfach durch die produktplatzierte Rolexuhr mit ihrer Magnetfunktion. Der große böse Plan im Hintergrund ist ordinär, der Oberböse Dr. Kananga wenig eindrucksvoll.
Auffällig, wie der Titelsong "Live and Let Die" von Paul und Linda McCartney das Bond-Motiv ersetzt. Der Song ist zwar fantastisch, aber warum wird das Bondmotiv nicht zusätzlich genutzt? Moore spielt souverän, Jane Seymour und Gloria Hendry sehen noch toller aus als für die Filmreihe üblich – und dass Bond mit einer schwarzen Frau schläft wäre in einem anderen Film wohl etwas positives. Die Bootsverfolgungsjagd ist nicht schlecht. Ansonsten schwer zu ertragen.
Bondkommentar: Diamonds are forever
Bond jagt einen Diamantschmuggelring, hauptsächlich in Las Vegas.
Mit Sean Connery zurück wird fast alles weggewischt, was On Her Majesty's Secret Service ausgezeichnet hatte. Bond ist wieder fest am Steuer, Frauen unterwürfig oder Freaks. Blofeld wird (neu besetzt) in der Anfangsszene ausgeschaltet, betont als Schlockszene. Immerhin ist das Vorspulen von Actionsequenzen nicht zurück. Es gibt auch kaum Bondgadgets, dafür findet er im Feld genug Kram.
Die nächtliche Autoverfolgungsjagd in Las Vegas könnte bis zum absurden Ende die Inspiration für die ähnliche Szene in Blues Brothers gewesen sein, was ein Kompliment ist. Und hat Fallout: New Vegas sich hier für Mr. House bedient? Auch das Intro ist gut. Zu You Only Live Twice und Thunderball ist viel verbessert, vielleicht ist es daher der unterhaltsamste reguläre Bond mit Connery (und From Russia With Love der beste?). Es ist nur schwierig, das nach den Rückschritten zum Vorgänger zu würdigen.
Und besonders auffällig ist, außer eben der Rückkehr von Connery, eigentlich nichts. Vielleicht wie sehr der Film eine Komödie ist.