Dass sich der Oktober ein wenig zum Gruselmonat im Jahr entwickelt hat, ist vermutlich nicht von ungefähr dem Umstand zu verdanken, dass sich Halloween in seiner amerikanischen Form inzwischen in Deutschland und weltweit als wie auch immer geartetes und begangenes Fest ausgebreitet hat. Oder vielleicht ist es halt nur eine günstige Gelegenheit, eine Kostümparty mit klar umrissenen Thema zu feiern, selbst wenn man vom alljährlichen Karnevalstreiben vor der Fastenzeit eher abgestoßen ist.
[lwptoc]Kinder und Horrorfilme gehören nicht zusammen – oder?
Mich beschäftigt schon länger, ab wann und wie Horrorfilme wohl für Kinder, nicht nur meine, geeignet sein könnten. Und zwar keineswegs leichtfertig: Ich habe zwar als Filmkritiker viele Jahre vor allem über Splatter-, Slasher- und Zombiefilme geschrieben, aber mir ist bis heute nicht ganz klar, wie ich in diese spezifische Nische so tief hineinrutschen konnte; jedenfalls fehlte mir jene lebenslange glühende Begeisterung für das Genre und seine blutigen Subformen, die die meisten Fans in dieser Ecke mitbringen. Im Gegenteil, ich war als Kind schon beim Gedanken an Grusel in Schockstarre, was blutsaugende Monster, gäbe es sie, vermutlich sehr praktisch gefunden hätten. Aber ich schweife ab.
- Tanz der Skelette (1929)
- Das Ungeheuer aus dem Teich (2010)
- Rosarote Panik (1967)
- Dr. Jekyll und Mr. Maus (1947)
Was mir inzwischen jedoch klar geworden ist: Der Horrorfilm ist alles andere als uniform, und natürlich keineswegs per se verwerflich. Es gibt ihn, wie alle anderen Genres und Modi, in gräßlich-exploitativer Form, nachdenklich-verstörend, hochgradig amüsant oder oder oder. Vor allem gibt es ihn oft als sehr politischen Film (gerade im Zombiekino geschieht da zuweilen Erstaunliches).
Die politischen, gesellschaftlich bedeutsamen Themen finden sich dann nicht selten auch in den Gruselfilmen, die gewissermaßen „Horror“ tauglich für Kinder (und zarte Erwachsene) machen; vor einiger Zeit habe ich das so zusammengefasst:
Nicht nur im Kinderfilm, aber dort besonders ist das Monströse nicht immer automatisch auch das Böse. Es kann zu allererst das Andere sein, das Fremde vielleicht; und gerne zeigt sich dann, dass es vor allem die Erwachsenen sind, die diesem Fremden mit Argwohn und Angst gegenübertreten. Zu einer der Tropen des Monsterfilms gehört schließlich das unschuldige Kind, welches als einziges hinter die schröckliche Fassade blickt.
Angstfrei gruseln – Schrecken vorbereiten
Natürlich muss niemand mit seinen Kindern auch nur die harmlosesten Gruselfilme schauen; ich habe trotzdem eine Liste mit Kinderfilmen zusammengestellt, die die ganze Bandbreite abbilden: von freundlichsten Anspielungen auf Halloween über sehr kindertaugliche Monstren bis hin zu nicht blutigem, aber schon kribbeligem Horror für den anspruchsvollen Teenager. Sie ist (sehr!) grob nach möglicher Alterstauglichkeit sortiert.
Aber dennoch: Gruselkino für die Kinder will wohl überlegt und mit ihnen gemeinsam vorbereitet sein. Wissen sie, was sie erwartet? Fühlen Sie sich im Kontext (z.B. zuhause vor Fernseher oder Leinwand) sicher? Trauen Sie sich, im Zweifel Stop zu sagen? Sind sie überhaupt weit genug dafür? Nicht alle Elfjährigen sind bereit für Aliens, auch wenn der amerikanische Filmkritiker Matt Zoller Seitz damit einen tollen Abend organisiert hatte.
Kinderfilme für die kinematographische Geisterstunde
Viele Filme aus meiner Liste mit kindertauglichen Gruselfilmen habe ich bereits hier im Blog oder anderswo ausführlich besprochen – die Links dazu folgen unten. Vor allem aber werde ich hier im Blog jeden Oktober bis Halloween einmal in der Woche einen weiteren Horror- oder Gruselfilm der Liste besprechen.
- Hocus Pocus 2 (2022)
- Der dunkle Kristall (1982)
- Die Peanuts – Der große Kürbis (1966)
- Nightbooks (2021)
- Hocus Pocus (1993)
- Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen (2005)
- Nightmare Before Christmas (1993)
- Hotel Transsilvanien (2012)
- Eerie, Indiana – Die andere Dimension (TV, 1991/1992)
- A Babysitter’s Guide To Monster Hunting (2020)
- ParaNorman (2012)
- Die Addams Family (1991)
- Dr. Pyckle und Mr. Pryde (1925)
- Casper (1995)
- Halloween Town – Meine Oma ist ‘ne Hexe! (1998)
Weitere Gruselfilme für Kinder
- Alfie, der kleine Werwolf ist ein Beispiel für einen Film, der das Horror-Thema für einen Film übers Anderssein nutzt – darüber hinaus ein auch für Grundschulkinder ganz und gar genießbarer, fast völlig bedrohungsfreier Film. (Bestellen bei amazon)
- Einige Filme haben in den letzten Jahren den mexikanischen Día de los Muertos (der aus naheliegenden Gründen in den USA sehr klar wahrgenommen wird) als thematische Basis für Ausflüge ins Totenreich genommen. Das wäre zum einen der sehr erfolgreiche Pixar-Film Coco, dessen konservatives Familienbild Kollege Alexander Matzkeit sehr aufgeregt hat (bestellen bei amazon), zum anderen der mindestens in dieser Hinsicht weniger kontroverse Manolo und das Buch des Lebens (zu dem es such einen netten, nicht so gruseligen Kurzfilm gibt). (Bestellen bei amazon)
- Monster House ist wesentlich gruseliger, als es die FSK 6-Freigabe vermuten lässt, auch wenn das Ende versöhnlicher ist. (Bestellen bei amazon)
- Hexen hexen wird allem gerecht, was man von einer Roald-Dahl-Verfilmung über kinderfressende Hexen erwartet: schräg, gruselig, stellenweise unversöhnlich, aber genau deshalb großartig. Nichts für zarte Gemüter. (Bestellen bei amazon)
- Auch Frankenweenie hat sich seine FSK 12-Einstufung erarbeitet, mit vielen Anspielungen auf klassische Horrorfilme, nicht nur im eigenen Schwarz-Weiß-Ton, und allgemeiner Düsternis. (Bestellen bei amazon)
Nur für Erwachsene: 13 Filme für mehr Schrecken
Unabhängig von Halloween ist natürlich der Oktober, wenn es früher dunkel wird, sich Nebel zwischen Bäumen (oder Grabsteinen) verfängt und zumindest wir Erwachsenen uns durch fallende Blätter an unsere Sterblichkeit erinnert fühlen, der perfekte Moment für Grusel und Schrecken, auch im Kino.
Unter cinephilen und cinephagen Menschen der deutschen Online-Community hat sich jedenfalls vor einigen Jahren der sogenannte Horrorctober etabliert – wie auch in diesem Jahr versuchen die Connaisseuses und Connaisseurs gut (oder besonders schlecht) gemachter Horrorfilme, im Laufe des Oktobers ein jeweils selbstgewähltes Menü von 13 schröcklichen Streifen zu durchschreiten und idealerweise darüber auch noch zu bloggen oder zu twittern (der Hashtag dazu ist, das versteht sich von selbst, #horrorctober).
Wer sehen möchte, welche nicht jugendfreien Filme ich mir in den letzten Jahren für den Oktober vorgenommen hattee, kann das in dieser Liste für 2019 oder hier für 2018 nachvollziehen.
(Fotos: Bee Felten-Leidel auf Unsplash; Barnsteiner-Film/Schlingel Filmfestival; 20th Century Fox)
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