Wie versprochen, bespreche es hier jetzt jeden Mittwoch bis Halloween einen Gruselfilm für Kinder aus meiner Liste – weitere Vorschläge werden gerne angenommen! #horrorctober
„Ne kleine Bootstour auf dem Styx, und danach schick essen?“
Marnie und ihre Geschwister dürfen an Halloween nie vor die Tür – es gebe so viel, sagt ihre Mutter Gwen, das sie über Halloween nicht wüssten. Aber wenigstens kommt die Großmutter Aggie zu Besuch und erzählt den Kindern wilde Geschichten über die Stadt „Halloweentown“, wo Elfen, Hexen und Monster friedlich miteinander leben. Und dann stellt sich natürlich rasch heraus, dass das keine wilden Geschichten sind, sondern blanke Wahrheit – die drei Kinder landen mit ihrer Oma in der Monsterstadt, die ansonsten ganz und gar einer amerikanischen Kleinstadt gleicht, und einer Verschwörung, die die ganze Stadt und ihre Bewohner_innen bedroht…
Die große Debbie Reynolds (wahrscheinlich am bekanntesten, je nach cineastischer Generation, entweder durch ihre wunderbare Rolle in Singin‘ In The Rain aka Du sollst mein Glücksstern sein oder durch ihre Tochter Carrie Fisher aka General Leia Morgana) spielt hier die Großmutter aus dem Titel; für diesen Fernsehfilm, ursprünglich für den Disney Channel entstanden, muss sie ihre Talente nicht einmal im Ansatz ausschöpfen.
Denn Regisseur Duwayne Dunham macht hier nicht gerade den großen inszenatorischen Wurf; der Mann hat zwar Film der Original-Star Wars-Trilogie mit geschnitten und auch für David Lynch gearbeitet, aber hier wirken Inszenierung und Schnitt doch manchmal etwas bemüht. Das liegt womöglich auch am Drehbuch von Paul Bernbaum, Jon Cooksey und Ali Matheson, das stellenweise deutlich knirscht in Glaubwürdigkeit, Logik und Eleganz des gesprochenen Wortes.
Nicht jedes Kind verträgt Horror- oder Gruselfilme wirklich gut. Ich empfehle dringend: Film vorher selbst anschauen, aufs eigene Kind gucken und überlegen: Hält es das aus? Vielleicht besser im Hellen schauen als im Dunkeln? Lieber doch mit etwas ganz und gar Harmlosem einsteigen?
Aber Halloween Town – Meine Oma ist ’ne Hexe! hat nicht nur, aber vor allem in den USA eine große Fangemeinde (es gab in den Jahren darauf noch drei(!) Fortsetzungen), und ganz unberechtigt ist das bei allen handwerklichen Schwächen keineswegs. Denn der Film bringt auf durchaus charmante Weise vom Werwolf bis zum Geist, von der Vampirin bis zur Hexe alle möglichen übernatürlichen Wesen als friedliche Gemeinschaft auf den Bildschirm. Da ist viel traditionelle Maskenkunst zu sehen, Latex hat hier noch das Primat über den gelegentlich eingesetzten Computereffekt.
Für Freund_innen der eher klassischen Horrorfilme sind zahlreiche kleine Anspielungen rechts und links versteckt, während das Thema der Familie – natürlich kommt Gwen den Kindern hinterher und ist selbst nicht minder Hexe als ihre Mutter – auf der einen, die völlig kindertauglich und fast durchgehend unbedrohlich inszenierten Gefahrmomente auf der anderen Seite dafür sorgen, dass dies eben so ein richtiger Disney-Familienfilm ist.
Erfahrene Kinogänger_innen seien gewarnt: Hier passiert nicht wirklich irgendetwas Überraschendes. Aber als Unterhaltung mit klar monströsem Halloween-Thema für eher sensible Kinder ist das ein schönes Vergnügen.
Halloween Town – Meine Oma ist ’ne Hexe! (Halloweentown). USA 1998. Regie: Duwayne Dunham, 84 Min. FSK 6, empfohlen ab 10 Jahren. (Der Film ist aktuell eigentlich nur als Stream, z.B. bei amazon Video (nur in deutscher Synchronisation) oder iTunes erhältlich.)
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(Fotos: Disney)