Bericht Siloxane
Bericht Siloxane
Bericht Siloxane
und im Klärgas
Bericht
Oktober 2009
SILOXANE IN DER UMWELT UND IM KLÄRGAS
IMPRESSUM 1
Autorin:
Mira Portmann
Praktikantin beim
AWEL, Abteilung Gewässerschutz
betreut von:
Dr. Peter Spohn
Die Autorin bedankt sich für die Unterstützung und die gute Zusammenarbeit bei folgenden
Personen:
Dr. Hans Jörg Bachmann, Agroscope Reckenholz-Tänikon ART
Dr. Ivan Beranek, ENVILAB AG, Zofingen
Peter Egli & Dr. Claudia Höckelmann, Labor Veritas AG, Zürich
Katharina Graf & Dipl. Ing. Manfred Hagmann, SAS hagmann GmbH, Horb a. N. (D)
Dr. Thomas Häusler, Umweltanalytik RUK GmbH, Longuich (D)
Michael Hüsler & Beat Näf, Acrona Systems Ltd., Aarau
Sebastian Joswig, Technische Universität München
Dr. Herbert Knoblauch, Dr. Graner & Partner GmbH, München (D)
Dr. Michael Sander, ETH Zürich
Titelbild: Siliziumablagerungen auf einem Kolben eines Gasmotors der ARA Zürich-
Werdhölzli
INHALTSVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 4
ZUSAMMENFASSUNG 5
EINLEITUNG 6
1 SILOXANE 8
1.1 Flüchtige Methylsiloxane (VMS) 8
2.2 Boden 12
3 ÖKOTOXIKOLOGIE 16
3.1 Aquatische Toxizität 16
4 ANALYTIK 19
4.1 Probenahmemethoden 19
4.1.1 Absorption 19
4.1.2 Adsorption 20
4.1.3 Gassammelgefäss 20
4.1.4 Unterschiede zwischen den Probenahmemethoden 21
6 KLÄRGASREINIGUNG 39
6.1 Aktivkohlefilter 39
7 FAZIT 43
7.1 TEIL I: SILOXANE IN DER UMWELT 43
LITERATURVERZEICHNIS 46
GLOSSAR 50
Anhang 1 52
Anhang 2 53
Anhang 3 54
Anhang 4 55
Anhang 5 58
SILOXANE IN DER UMWELT UND IM KLÄRGAS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 4
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
AED Atomemissionsdetektor
ARA/ARAs Abwasserreinigungsanlage/n
AWEL Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft des Kanton Zürich
BCF Biokonzentrationsfaktor
BHKW Blockheizkraftwerk
DMSD Dimethylsilandiol
D3 Hexamethylcyclotrisiloxan
D4 Octamethylcyclotetrasiloxan
D5 Decamethylcyclopentasiloxan
D6 Dodecamethylcyclohexasiloxan
FID Flammenionisationsdetektor
GC Gaschromatographie
LOEC lowest observed effect concentration
L2 Hexamethyldisiloxan
L3 Octamethyltrisiloxan
L4 Decamethyltetrasiloxan
L5 Dodecamethylpentasiloxan
MS Massenspektrometrie
NOEC no observed effect concentration
PDMS Polydimethylsiloxane
Si Silizium
TS Trockensubstanz
VMS volatile methylsiloxanes, flüchtige Methylsiloxane
VOC volatile organic compound, flüchtige organische Verbindungen
SILOXANE IN DER UMWELT UND IM KLÄRGAS
ZUSAMMENFASSUNG 5
ZUSAMMENFASSUNG
Synthetische organische Siliziumverbindungen (Siloxane) sind in zahlreichen Alltags-
produkten vorhanden. Einmal in die Umwelt gelangt, verteilen sich die flüchtigen Me-
thylsiloxanen (VMS) wegen ihrer Flüchtigkeit zum grössten Teil in die Atmosphäre.
Ein geringer Anteil gelangt jedoch auch ins Wasser und in den Boden, wo eine Ak-
kumulation aber, angesichts der Tendenz der VMS in die Gasphase überzugehen,
nicht zu erwarten ist. In der Atmosphäre werden VMS durch Reaktion mit OH-
Radikalen zu Zwischenprodukten abgebaut, deren Schicksal noch nicht abschlies-
send geklärt ist. Es ist davon auszugehen, dass durch die weiterhin ansteigende Pro-
duktionsrate dieser Substanzklasse die Hintergrundbelastung in der Luft zunehmen
wird. Ökotoxikologische Untersuchungen mit Ratten haben messbare negative Aus-
wirkungen auf die Reproduktion und die Leber aufgezeigt. Ein Gefährdungspotential
für den Menschen kann bei vermehrter Verwendung von siloxanhaltigen Produkten
und dementsprechend erhöhter Exposition über die Luft nicht ausgeschlossen wer-
den.
Ein relativ kleiner Teil der VMS gelangt über das Abwasser in Abwasserreinigungsan-
lagen (ARAs), reichert sich dort im Klärschlamm an und verflüchtigt sich während der
Faulung in das Klärgas. Bei der Verbrennung des Klärgases in Gasmotoren führen
die Siloxanverbindungen zu siliziumhaltigen Ablagerungen auf Motorteilen, was einen
erhöhten Verschleiss zur Folge hat. Zur Vermeidung von Schäden an den Gasmoto-
ren müssen die Siloxanverbindungen aus dem Klärgas entfernt werden. Dies wird in
der Praxis hauptsächlich mit Aktivkohlefiltern erreicht. Da es keine Standardmethode
zur analytischen Messung der VMS in Klärgas gibt, werden zur Bestimmung der Silo-
xankonzentration verschiedene Verfahren angewendet. Ein vom AWEL durchgeführ-
ter Ringversuch hat gezeigt, dass die quantitative Bestimmung der VMS mithilfe von
Tedlar-Gasbeuteln und auch die Verwendung von Aceton als absorbierendes Lö-
sungsmittel in Gaswaschflaschen zu zuverlässigen Ergebnissen führen. Es konnte
jedoch nicht geklärt werden, wieso die Methode der Absorption in Aceton zum Teil
höhere Resultate ergibt und welche Methode der effektiven Siloxankonzentration nä-
her kommt. Messreihen über knapp drei Wochen auf zwei ARAs ergaben ungleiche
Resultate und lassen bezüglich dem Ausmass von Schwankungen der Siloxankon-
zentration in Klärgas innerhalb von Wochen viele Fragen offen.
SILOXANE IN DER UMWELT UND IM KLÄRGAS
EINLEITUNG 6
EINLEITUNG
Auf Abwasserreinigungsanlagen (ARAs) wird aus Klärschlamm eine erneuerbare E-
nergieressource gewonnen: Klärgas. Es entsteht in abgeschlossenen Faultürmen, wo
der bei der Abwasserreinigung anfallende Klärschlamm während 20 - 30 Tagen bei
Temperaturen zwischen 30 und 40°C von anaeroben Mikroorganismen ausgefault
wird.
Klärgas besteht zu 64 - 67 Vol% aus Methan (CH4), zu 31 - 34 Vol% aus CO2 und zu
1 - 2 Vol% aus Spurengasen wie H2, N2, O2 oder H2S. Der Hauptbestandteil Methan
verfügt über einen Heizwert von knapp 10 kWh pro Nm3. Der Energiewert von Klär-
gas beträgt somit je nach Methangehalt zwischen 6.4 und 6.7 kWh pro Nm3. Damit
kann in Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen wie z.B. einem Blockheizkraftwerk (BHKW)
oder einer Mikrogasturbine elektrische und thermische Energie erzeugt werden.
Die meisten ARAs nutzen diese Energiequelle bereits: Im Jahr 2007 wurde im Kanton
Zürich 31.5 GWh Strom mit Klärgas erzeugt. Verglichen mit dem totalen Strom-
verbrauch für die Abwasserreinigung von 75.6 GWh, was übrigens ca. 1% des ge-
samten kantonalen Stromverbrauchs ausmacht, entspricht die eigene Stromprodukti-
on der ARAs mit Klärgas einem Anteil von 42%. Oder anders ausgedrückt: Der
Strom-Eigenversorgungsgrad der zürcherischen ARAs liegt bei durchschnittlich 42%.
Die produzierte Wärme reicht den ARAs normalerweise aus, um den eigenen Bedarf
vollständig selber zu decken. Vor allem in den Sommermonaten ist meist sogar ein
Überschuss an Wärme vorhanden, welcher vernichtet bzw. an die Atmosphäre abge-
geben werden muss. Insofern ist für die Zukunft vor allem eine weitere Steigerung
des Eigenversorgungsgrades mit Strom erstrebenswert.
Durch die energetische Nutzung des Klärgases können ARAs einerseits ihre Be-
triebskosten reduzieren, da ein Teil der benötigten Energie selbst produziert wird, und
andererseits einen Beitrag zu einer nachhaltigen Energieversorgung leisten. Ersteres
setzt jedoch voraus, dass die Verbrennung des Klärgases in Wärme-Kraft-
Kopplungsanlagen relativ problemlos abläuft und somit der Aufwand, beispielsweise
für die Wartung der Anlagen, nicht zu gross ist. Wenn diese Voraussetzung nicht er-
füllt ist, kann es vor allem bei kleineren ARAs sein, dass der Betrieb eines BHKW’s
oder einer Mikrogasturbine aus wirtschaftlicher Sicht in Frage gestellt werden muss.
Das relevanteste Problem in dieser Hinsicht stellen die im Klärgas im mg/m3 Bereich
auftretenden Siloxane dar1. Diese organischen Siliziumverbindungen werden in im-
mer grösseren Mengen in Alltagsprodukten sowie auch in der Industrie verwendet
und gelangen mit dem Abwasser in die ARAs. Dort adsorbiert ein Teil der Siloxane
an den Klärschlamm und gelangt so in die Faultürme, wo die flüchtigen Siloxanver-
bindungen aufgrund der erhöhten Temperatur in die Gasphase übergehen.
In einem ersten Teil des vorliegenden Berichts wird erläutert, wie und in welchen
Mengen die Siloxane in die Umwelt gelangen, wie sie sich dort verteilen bzw. ob sie
abgebaut werden und in welchen Konzentrationen sie in verschiedenen Matrizes wie
z.B. der Luft gemessen werden können. Des Weiteren werden die wichtigsten Er-
kenntnisse aus ökotoxikologischen Studien zusammengefasst, um schliesslich an-
hand dieser Informationen in vereinfachter Art und Weise das Risiko, welches von
dieser chemischen Stoffklasse ausgeht, abschätzen zu können.
Der zweite Teil des Berichts befasst sich spezifisch mit der Siloxanproblematik im
Klärgas. Da sich ein Teil der im Klärgas enthaltenen Siloxane im Verbrennungsraum
der Motoren zu Siliziumoxiden umwandelt, bilden sich glasartige Ablagerungen auf
Motorteilen wie z.B. Kolben, Zylinderköpfen, Ventilen und Abgasturbinen (siehe Ab-
bildung 1 und 2). Auch Katalysatoren werden aufgrund der zunehmenden Verglasung
1
Siloxane kommen auch in Deponiegas vor, jedoch unterscheidet sich die Zusammensetzung der
verschiedenen Siloxan-Einzelsubstanzen in der Regel von derjenigen in Klärgas.
SILOXANE IN DER UMWELT UND IM KLÄRGAS
EINLEITUNG 7
der aktiven Oberfläche geschädigt und es treten erhöhte Siliziumgehalte im Motoren-
öl auf. Dies führt zu verkürzten Ölwechselintervallen, erhöhtem Verschleiss und häu-
figeren Revisionen der Motoren, bis hin zum Totalausfall von BHKWs. Dadurch ent-
stehen hohe Wartungs- und Ausfallkosten, die die Wirtschaftlichkeit der Energie-
erzeugung auf ARAs beeinträchtigen (Hagmann et al. 1999, Rossol und Schmelz
2005).
Zur Vermeidung oben genannter Betriebsprobleme, wird
die Belastung des Klärgases mit Siloxanen quantifiziert
und anschliessend eine entsprechende Vorrichtung zur
Entfernung dieser Verbindungen in Betrieb genommen. In
der Praxis werden zu diesem Zweck am häufigsten
Aktivkohlefilter eingesetzt, in der Literatur wurden jedoch
noch andere Möglichkeiten diskutiert und getestet. In
Kapitel 6 werden die verschiedenen Verfahren zur
Klärgasreinigung vorgestellt. Wenn eine Installation zur
Entfernung der Siloxane aus dem Klärgas in Betrieb ist,
sollte die Reinigungsleistung periodisch mit erneuten
Gasmessungen überprüft werden, bei einem
Aktivkohlefilter beispielsweise um einen Filterdurchbruch Abbildung 1: Silizium-
zu vermeiden und trotzdem eine optimale Ausnutzung der ablagerungen an einem
Filterleistung sicherzustellen. Ventil
In diesem Kontext wird die Bedeutung einer zuverlässigen
und effizienten Methode zur Bestimmung der
Siloxankonzentration in Klärgas deutlich. Doch gerade darin
besteht momentan die grösste Unsicherheit. Da es bisher
weder eine einheitliche Standardmethode noch
Referenzmaterialien gibt, kommen verschiedene
Messmethoden zum Einsatz. Eine weitere Unsicherheit
bezüglich der Quantifizierung der Siloxanbelastung stellen
mögliche Schwankungen der Siloxankonzentration in Klärgas
dar.
Im Rahmen dieses Berichts wurden verschiedene Methoden
zur Bestimmung der Siloxankonzentration in Klärgas
miteinander verglichen, mit dem Ziel, eine oder mehrere
geeignete Methoden zu ermitteln. Im Anschluss wurden mit
einer geeigneten Methode Messreihen durchgeführt, um eine
Aussage über Schwankungen der Siloxankonzentration in
Klärgas machen zu können.
Abbildung 2: Silizium-
ablagerungen an einer
Abgasturbine
TEIL I: SILOXANE IN DER UMWELT
SILOXANE 8
2.1 Atmosphäre
VMS, die sich in die Gasphase verflüchtigt haben, können in der Atmosphäre mit
NO3-Radikalen, Ozon (O3) oder OH-Radikalen reagieren. Dabei überwiegt die Reak-
tion mit OH˙. Sie hat die Substitution einer Methylgruppe mit einer OH-Gruppe zur
Folge (Atkinson (1991), zitiert in Whelan et al. (2004)). Die Reaktionen mit NO3˙ und
O3 sind um eine Grössenordnung langsamer und spielen deshalb keine wesentliche
Rolle (Graiver et al. 2003).
Wird eine konstante Konzentration an OH˙ in der Atmosphäre von 5 * 105 pro cm3 an-
genommen, betragen die Halbwertszeiten der flüchtigen Methylsiloxane L2, L3, L4
sowie D4 und D5 zwischen 6 und knapp 16 Tagen. Die Produkte dieser Abbaureakti-
onen sind hauptsächlich Silanole, beispielsweise Trimethylsilanol, welche tendenziell
einen tieferen Dampfdruck als die entsprechenden VMS aufweisen und viel besser
wasserlöslich sind (Whelan et al. 2004).
Mithilfe eines Modells wurde von Mueller et al. (1995) eine Abschätzung der Konzent-
ration von D4 in der Atmosphäre vorgenommen. Die Autoren trafen dabei die An-
nahme, dass der gesamte Verbrauch an D4 des Jahres 1989 in den USA, also rund
5000 t, in die Atmosphäre gelangt. Das Modell berücksichtigt als einziger signifikanter
Abbauweg von D4 in der Atmosphäre die Reaktion mit OH˙, die eine Halbwertszeit
von 15.9 d aufweist. Die Resultate ergaben eine D4-Konzentration in der oberflä-
chennahen Atmosphäre über den USA von 9.7 ng/m3.
Von Schröder (1997) wurde jedoch eine Gesamtkonzentration von 17 µg/m3 an zykli-
schen Siloxanen (D3, D4, D5 und D6) in einer Luftprobe aus einem deutschen Wohn-
gebiet gemessen. Auch in Dänemark konnten Gesamtkonzentrationen an D4, D5, D6
und L2 von bis zu 2.4 µg/m3 in Umgebungsluft nachgewiesen werden (Greve et al.
2008). Diese gemessenen Konzentrationen liegen um zwei bis drei Grössenordnun-
gen höher als die von Mueller et al. (1995) mithilfe des Modells vorausgesagte D4-
Konzentration.
Sogar in ausgeatmeter Luft von Testpersonen wurden als Grundbelastung rund 20 -
150 Mal höhere Konzentrationen an D4 festgestellt (zwischen 0.2 und 1.4 µg/m3),
wobei die Konzentrationen bei Frauen höher lagen als bei Männern. In derselben
Studie von Reddy et al. (2007) wurden auch Grundbelastungen an D5 in der ausge-
atmeten Luft zwischen 1 und 2.5 µg/m3 gemessen.
Von Whelan et al. (2004) wurde das Atmosphärenmodell von Mueller et al. (1995) um
die Abbauprodukte der VMS erweitert. Sie berechneten die Konzentrationen an Sila-
TEIL I: SILOXANE IN DER UMWELT
VERTEILUNG IN DER UMWELT 12
nolen mit unterschiedlich vielen OH-Substituenten, die entweder in der Luft, gelöst in
Wassertropfen oder an Partikel adsorbiert vorliegen. Die Modellierung sagt voraus,
dass die Entfernung von D4, L4 und deren Abbauprodukten aus der Atmosphäre zu
einem Anteil von über 99% durch nasse Deposition geschieht. Von Graiver et al.
(2003) wird erwähnt, dass die Kondensation von Silanolgruppen letztendlich zu Silizi-
umdioxid und Wasser führt.
Auf die troposphärische Ozonproduktion haben VMS möglicherweise einen hem-
menden Einfluss, da sie die Konzentration an OH˙ verringern und dadurch die ver-
stärkte NO-Oxidation und O3-Produktion durch flüchtige organische Verbindungen
(VOC) verlangsamen (Whelan et al. 2004). Aus diesem Grund wurden sie von der
amerikanischen Environmental Protection Agency (EPA) als nonreactive volatile
compounds klassifiziert und von den Bestimmungen über die VOC-Restriktionen
ausgenommen (Graiver et al. 2003). VMS scheinen ausserdem keinen negativen Ein-
fluss auf die Ozonschicht in der Stratosphäre zu haben und verfügen über ein unbe-
deutendes Global Warming Potential (Whelan et al. 2004).
2.2 Boden
Der Abbauweg von zyklischen VMS im Boden wurde von Xu (1999) untersucht. D4,
D5 und D6 werden in luftgetrockneten Böden in mehreren Schritten abgebaut, wobei
der Abbau mit einer hydrolytischen Ringspaltung beginnt und als Endprodukt immer
Dimethylsilandiol (DMSD) entsteht. Wird der Abbauprozess durch ein Regenereignis
unterbrochen und der Boden somit mit Wasser benetzt, wird ein Teil der gebildeten
Zwischenprodukte weiterhin zu DMSD abgebaut und ein Teil reagiert zurück zu zykli-
schen VMS.
Von Sabourin et al. (1996) konnte gezeigt werden, dass DMSD in verschiedenen Bö-
den von Mikroorganismen abgebaut wird. Der mikrobielle Abbau ist jedoch langsam:
In einem Boden war nach einem halben Jahr ca. 8% abgebaut, während in derselben
Zeit in den anderen drei untersuchten Böden weniger als 2% des zugefügten DMSD
abgebaut wurde.
In einer weiterführenden Studie untersuchten Xu und Grish (1999) die Abbau- und
Verflüchtigungsraten von zyklischen VMS in bzw. aus Böden. In einem geschlosse-
nen System bestimmten sie für D4 eine Halbwertszeit von ein paar Minuten bis
4.5 Tage, wobei der Abbau bzw. die Verflüchtigung unter trockenen Bedingungen am
schnellsten erfolgte. Mit erhöhter Feuchtigkeit nimmt die Abbaurate für D4 ab, gleich-
zeitig steigt die Verflüchtigung in die Atmosphäre an. Bei wassergesättigten Böden
jedoch ist die Verflüchtigungsrate wie auch der Abbau gering. Mit steigendem Mole-
kulargewicht nehmen die Abbauraten innerhalb der zyklischen VMS ab, D4 wird also
schneller abgebaut als D5 und diese Verbindung wiederum schneller als D6. Des
Weiteren stellten sie fest, dass der Abbau in stark verwitterten Böden schneller war
als in Böden der gemässigten Zonen.
D4 & D5
im ARA-Zulauf
36 – 54 % 43 – 49 %
Verflüchtigung 1 – 18 % Adsorption
in die Atmosphäre an den Klärschlamm
D4 & D5 Verflüchtigung
im ARA-Ablauf ins Klärgas
2.4.4 Abbau
In Laborexperimenten konnte von Grümping (1999) gezeigt werden, dass VMS im
Klärschlamm teilweise mikrobiell abgebaut werden. Die höchste Abbauaktivität wurde
jedoch erst nach etwa 100 Tagen gemessen und entsprach einem Abbau von D4 zu
Dimethylsilandiol (DMSD) von nur ca. 3% der Ausgangskonzentration. Bei den übli-
chen Aufenthaltszeiten des Klärschlamms in den Faultürmen (20 - 30 Tage) kann
somit davon ausgegangen werden, dass der Abbau von VMS während der Klär-
schlammfaulung vernachlässigbar gering ist.
Oft wird fälschlicherweise behauptet, dass VMS Abbauprodukte von Polydimethylsi-
loxanen (PDMS) sind und erst während der Klärschlammfaulung entstehen. Ein be-
trächtlicher Anteil der hergestellten PDMS gelangen nämlich ebenfalls mit dem Ab-
wasser in ARAs und adsorbieren dort zu 97% an den Klärschlamm (Chandra 1997).
Es ist jedoch davon auszugehen, dass diese Verbindungen während der Klär-
schlammfaulung weder durch anaerobe noch durch mikrobielle Prozesse abgebaut
bzw. umgewandelt werden (Chandra 1997, Grümping 1999). Aufgrund ihrer geringe-
ren Flüchtigkeit gehen sie auch nicht in die Gasphase über wie VMS, sondern
verbleiben unverändert im Klärschlamm.
3 ÖKOTOXIKOLOGIE
Für eine umfassende Risikoabschätzung ist neben der Verteilung der Siloxane in der
Umwelt auch eine Beurteilung der ökotoxikologischen Auswirkungen wichtig. Diese
werden in der Regel unter kontrollierten Bedingungen im Labor an einzelnen Orga-
nismen untersucht. Um die Relevanz der dabei ermittelten Kennwerte für ein ganzes
Ökosystem einschätzen zu können, müssen diese extrapoliert und mit Messwerten
aus der Umwelt verglichen werden. Im Folgenden werden die Ergebnisse verschie-
dener klassischer Testverfahren zur aquatischen Toxizität präsentiert, sowie neuere
Studien vorgestellt, deren Fokus verstärkt auf die Untersuchung von spezifischen
Wirkmechanismen der Siloxanverbindungen und Auswirkungen auf die Fortpflanzung
von Organismen ausgerichtet ist.
Test-
Organismus Exposition LC50 LOEC NOEC
dauer
Zuckmücken-
14 d Wasser 15 µg/L
larven
Zuckmücken- Sediment
14 d >130 mg/kg 130 mg/kg 65 mg/kg
larven tiefer Gehalt an Corg
Zuckmücken- Sediment
14 d 170 mg/kg 250 mg/kg 120 mg/kg
larven mittlerer Gehalt an Corg
Zuckmücken- Sediment
14 d >170 mg/kg 170 mg/kg 54 mg/kg
larven hoher Gehalt an Corg
4.1 Probenahmemethoden
Die wichtigsten, in der Literatur beschriebenen Probenahmemethoden, werden den
drei grundsätzlichen Verfahren Absorption, Adsorption und Gassammelgefäss zuge-
ordnet. Anschliessend wird kurz auf die wesentlichen Unterschiede zwischen den
Probenahmemethoden hingewiesen und veröffentlichte Resultate einer Vergleichs-
messung präsentiert.
4.1.1 Absorption
In den USA wendet das Labor Air Toxics Ltd. die Probenahmemethode Absorption in
Methanol an und hat diese in verschiedenen Veröffentlichungen beschrieben (Air To-
xics Ltd. 2002, Graening 2003) bzw. mit anderen Probenahmemethoden verglichen
(Saeed et al. 2002, Hayes et al. 2003).
Bei der sogenannten ATL Method @71 wird das Gas durch zwei
Gaswaschflaschen (vgl. Abbildung 5) mit je 6 mL Methanol
geleitet. Die beiden Gaswaschflaschen werden während der
Probenahme in einem Eisbad gekühlt. Mit inerten Schläuchen
(Tygon) wird die Gasleitung mit der ersten Gaswaschflasche und
diese mit der zweiten Gaswaschflasche verbunden. Falls die
Gasleitung nicht unter Druck steht, kann das Gas mit einer Pumpe
durch die Gaswaschflaschen gezogen werden. Mithilfe eines
Rotameters (with built-in needle valve) kann die Durchflussrate
des Gases gemessen und angepasst werden. Grundsätzlich sind
Durchflussraten von 100 bis 1'000 mL/min möglich, solange es
nicht zu einem signifikanten Verlust an Methanol kommt. Von Air
Toxics Ltd. wird eine Durchflussrate von 112 mL/min für eine
Zeitdauer von 3 h empfohlen, sodass ein Gasvolumen von ca.
20 L beprobt wird. Am Ende der Probenahme werden die
Glasflaschen mit der Methanollösung mit Teflondeckeln
Abbildung 5: Gas-
waschflasche
TEIL II: SILOXANE IM KLÄRGAS
ANALYTIK 20
verschlossen und bis zur Analyse bei 4 ± 2°C aufbewahrt (Graening 2003).
Diese Methode ermöglicht die Bestimmung der Siloxane L2, L3, D4, D5 und D6 bis
zu einer Nachweisgrenze von 0.3 mg/m3 (Graening 2003). Die Verbindung D3 scheint
in Methanol nicht stabil zu sein und kann deshalb mit dieser Methode nicht nachge-
wiesen werden (Saeed et al. 2002).
Auch von der Firma Applied Filter Technologies wird die Probenahmemethode Ab-
sorption angewendet. Neben Methanol kommt dabei auch Hexan zum Einsatz, was
auch von Hagmann (1999) als geeignetes Lösungsmittel für die Absorptionsmethode
genannt wird. Die Firma Applied Filter Technologies hat für die Probenahme das SIL
1 Field Test Kit entwickelt, welches den ARA- oder Deponiebetreibern zugeschickt
wird. Üblicherweise werden zwei Gaswaschflaschen mit je 15 mL Lösungsmittel ver-
wendet, ansonsten funktioniert die Probenahme etwa gleich wie bei der Methode von
Air Toxics Ltd. Die Gaswaschflaschen werden anschliessend an die Probenahme in
einen speziellen Behälter, der zur Kühlung der Proben gefrorene Gel-Packs enthält,
gepackt und über Nacht ins Labor gesendet (Tower 2003a).
Auch mit dieser Methode kann die Verbindung D3 nicht analysiert werden. Tower
(2003a) schliesst nicht aus, dass aus D3 schwerere Verbindungen wie D4 und/oder
D5 entstehen könnten.
4.1.2 Adsorption
Von Huppmann et al. (1996) wurde die Adsorption der zyklischen Siloxane D3, D4,
D5 und D6 auf verschiedenen Adsorbens getestet. Als die beste Methode erwies sich
die Adsorption auf XAD-2-Harz mit anschliessender Hexan-Desorption, wobei die
Desorption durch 10 min Ultraschall unterstützt wird. Obwohl auch die Adsorption auf
Aktivkohle nahezu quantitativ erfolgt, weist diese Methode mit anschliessender He-
xan-Desorption unter Ultraschall geringere Wiederfindungsraten auf (Huppmann et al.
1996, Schröder 1997). Niemann (1997, zitiert in Hayes et al. 2003) berichtet jedoch
für die Adsorption auf Aktivkohle und anschliessender Desorption mit Methylisobutyl-
keton (MIBK) eine ausreichende Wiederfindung. Auch Wheless und Gary (2002, zi-
tiert in Hayes et al. 2003) erreichten mit der Adsorption auf Aktivkohle eine akzeptier-
bare Wiederfindung für D4, gleichzeitig jedoch fehlerhaft hohe Werte für D3.
4.1.3 Gassammelgefäss
Schweigkofler und Niessner (2001) führten Versuche zur Probenahme von Klär- bzw.
Deponiegas in evakuierten 15 L Edelstahlkanistern (Tekmar) mit elektropolierter O-
berfläche durch. Für das Auffüllen des Kanisters wurden möglichst kurze Schläuche
(Tygon) verwendet. Im Labor wurde dem Kanister mit einer Vakuumpumpe ein defi-
niertes Gasvolumen (50 -200 mL) entnommen und die Analyten an einer Kältefalle
bei -85°C angereichert. Bei einem Helium-Fluss von 2 mL/min und mittels Aufheizung
auf 300 °C wurden die Analyten anschliessend von der Kältefalle desorbiert und zum
GC transferiert.
Bei Messungen mit Testgasen wurden Adsorptionseffekte der Siloxane D5, D6 und
L5 beobachtet. Während die Wiederfindung für die Siloxane L2, L3, L4, D3 und D4
bei mehr als 90% lag, konnte D5 nur zu 83 - 90%, L5 zu 65 - 75% und D6 zu weniger
als 10% wieder gefunden werden (Schweigkofler 2000, Schweigkofler und Niessner
2001). Schweigkofler (2000) untersuchte auch die Lagerfähigkeit von Klärgasproben
in Kanistern. Nach zehn Tagen lag die Wiederfindung der Verbindungen L2, D3, D4
und D5 bei 91 – 106%.
Diese Probenahmemethode macht einerseits die mehrfache Analyse einer Probe
möglich und andererseits können die Kanister nach mehrmaliger Evakuierung und
Reinigung mit trockenem Stickstoff erneut für Probennahmen verwendet werden
(Schweigkofler 2000).
TEIL II: SILOXANE IM KLÄRGAS
ANALYTIK 21
Die Probenahme in einem gereinigten und evakuierten 6 oder 1 L Summa-
Metallkanister wird auch von Wheless und Pierce (2004), Hayes et al. (2003) und
Saeed et al. (2002) beschrieben. Um Ablagerungen auf dem Ventil und das Eintreten
von Feststoffen in den Kanister zu vermeiden, wird für das Auffüllen des Kanisters die
Verwendung eines Partikelfilters empfohlen (Saeed et al. 2002).
Eine Beschreibung der Probenahme von Klärgas mit Gasbeuteln (Tedlar Bags) und
anschliessender Analytik der Siloxanverbindungen konnte in der Literatur nicht ge-
funden werden.
4.3.1 Absorption
Von einem Labor wird die Absorption der Siloxane in Aceton angewendet. Ein/e Mit-
arbeiter/in des Labors führt die Probenahme vor Ort auf der ARA durch. Dabei wird
das Klärgas während 40 - 50 min durch zwei Gaswaschflaschen mit je 20 - 23 g Ace-
ton geleitet. Mit einem Trommelgaszähler wird das beprobte Gasvolumen im An-
schluss an die Gaswaschflaschen gemessen. Das Volumen der Gasprobe beträgt
insgesamt ca. 20 L, was einer Gas-Flussrate von ca. 500 mL/min entspricht.
Vor der Probennahme wird während ca. 10 min ein Probelauf durchgeführt, um die
Gaswaschflaschen und Schläuche mit Klärgas zu konditionieren2. Danach wird die-
selbe Probenahmeapparatur für die richtige Probennahme verwendet, nur das Ace-
ton wird ausgewechselt. Es wird darauf geachtet, dass für die Verbindung vom Gas-
hahn zu den Gaswaschflaschen keine Silikonschläuche, sondern möglichst kurze
Teflon- oder Polyethylenschläuche verwendet werden. Die Gaswaschflaschen mit
dem Aceton werden vor und nach der Probennahme gewogen. Die Differenz ent-
spricht dem bei der Probennahme verdampften Aceton und wird in das entsprechen-
de Gasvolumen umgerechnet. Dieses Volumen des verdampften Acetons wird vom
total registrierten Gasvolumen abgezogen. Bei relativ hohen Temperaturen (> 30°C)
werden die Gaswaschflaschen mit kaltem Wasser gekühlt. An einer Messstelle wer-
den immer zwei oder drei Proben hintereinander genommen und analysiert.
2
Im Falle einer möglichen Adsorption der Siloxane an der Probenahmeapparatur werden die Oberflä-
chen der Gaswaschflaschen und der Schläuche während des Probelaufs gesättigt.
TEIL II: SILOXANE IM KLÄRGAS
ANALYTIK 23
Im Labor wird mit GC-MS die Konzentration an Trimethylsilanol, L2, L3, L4, D3, D4,
D5 und D6 im Aceton ermittelt. Es wird ein selbst hergestellter Kalibrierstandard in
Aceton verwendet.
Früher verwendete das Labor für die gleiche Probenahmemethode das Lösungsmittel
Hexan. Damit konnten jedoch nur Siloxane, nicht aber die Verbindung Trimethylsila-
nol, die vor allem in Deponiegas häufig vorhanden ist, absorbiert und quantitativ ge-
messen werden.
Ein anderes Labor wendet die Absorption der Siloxane in Methanol an. Auch bei die-
ser Methode führt ein/e Mitarbeiter/in des Labors die Probenahme vor Ort auf der
ARA durch. Dabei wird das Klärgas während 3 h durch vier Gaswaschwaschflaschen
geleitet. In den ersten drei Gaswaschflaschen befinden sich je ca. 50 mL Methanol,
die vierte Gaswaschflasche ist leer. Eine Gaspumpe (DESAGA) sorgt dafür, dass das
Klärgas mit einer Flussrate von rund 1 L/min durch die Gaswaschflaschen strömt.
Gleichzeitig misst die Gaspumpe auch die Temperatur des Gases und den Druck,
und rechnet die beprobte Gasmenge damit direkt in Normliter um. Das Volumen der
Gasprobe beträgt insgesamt zwischen 120 und 180 Normliter.
Die Methanolvolumina in den Gaswaschflaschen werden vor und nach der Probe-
nahme mit einem Messzylinder abgemessen. Das bei der Probenahme verdampfte
Methanol bzw. das entsprechende Gasvolumen wird jedoch nicht vom total registrier-
ten Gasvolumen abgezogen. Die Gaswaschflaschen werden während der Probe-
nahme mit kaltem Wasser oder evt. mit Trockeneis gekühlt.
An einer Messstelle wird jeweils eine Probe genommen, wobei die Messung wenn
möglich nach ca. zwei Wochen nochmals wiederholt wird.
Im Labor wird mit GC-MS die Konzentration an L2, L3, L4, D4 und D5 im Methanol
ermittelt. Für die Kalibrierstandards werden die bei einem Standard-Hersteller gekauf-
ten Stammlösungen der Einzelsubstanzen verdünnt.
4.3.2 Adsorption
Bis Mitte 2008 wendete ein Labor die Adsorption der Siloxane auf Tenax an. Dazu
wurden selbst bepackte Adsorberröhrchen mit 500 - 700 mg Tenax verwendet. Tenax
ist ein poröses Polymer mit einer Oberfläche von ca. 600 m2/g, welches starke ad-
sorptive Eigenschaften für flüchtige organische Substanzen aufweist. Die Probenah-
me wurde von ARA-Personal durchgeführt. Mithilfe einer gasdichten Spritze wurden
20 mL des Klärgases durch das Tenax-Adsorberröhrchen gezogen, welches an-
schliessend sofort beidseitig mit Kappen verschlossen werden musste. So konnte
das Röhrchen zur Analyse an das Labor gesendet werden. Im Labor wurden die Silo-
xane thermisch vom Tenax desorbiert. Eine mehrmalige Verwendung der Tenax-
Adsorberröhrchen war möglich, wenn die Röhrchen vor dem erneuten Gebrauch mit
Lösungsmittel gereinigt, ausgeheizt und das Tenax homogenisiert wurde. Wegen
dieser relativ aufwendigen Reinigung wurde diese Methode jedoch aufgegeben.
Dasselbe Labor wendet seit Mitte 2008 die Adsorption der Siloxane auf Aktivkohle
an. Die Aktivkohle-Adsorberröhrchen werden von der Firma SUPELCO produziert,
enthalten 150 mg Aktivkohle und sind an beiden Enden zugeschmolzen. Die Probe-
nahme wird wie bei der vorherigen Methode von ARA-Personal durchgeführt. Unmit-
telbar vor der Probenahme müssen beide Enden des Aktivkohle-Adsorberröhrchens
angeritzt und abgebrochen werden. Dann wird wie bei den Tenax-Adsorberröhrchen
20 mL des Klärgases mithilfe einer gasdichten Spritze durch die Röhrchen gezogen.
Das Röhrchen wird anschliessend sofort mit zwei Kappen verschlossen und an das
Labor zur Analyse gesendet. Die Aktivkohle-Adsorberröhrchen können nur einmal
verwendet werden.
Im Labor werden die Siloxane mit Kohlenstoffdisulfid (CS2) von der Aktivkohle desor-
biert und anschliessend die Konzentration an L2, L3, L4, D3, D4 und D5 mit GC-MS
TEIL II: SILOXANE IM KLÄRGAS
ANALYTIK 24
gemessen. Es wird ein selbst hergestellter Kalibrierstandard in Aceton verwendet, der
neben den Siloxanverbindungen auch Benzen, Ethylbenzen, Toluol, Xylol und m-
Xylol enthält. Fluorbenzen dient als interner Standard.
4.3.3 Gassammelbehälter
Die Probenahme in Gasbeutel wird von zwei Labors angewendet. Das Klärgas wird
vom ARA-Personal in 1 L oder 10 L Tedlar-Gasbeutel (vgl. Abbildung 6) gefüllt und
zur Analyse an das Labor gesendet. Die Innenwand der
Gasbeutel ist aus Polyvinyl Fluorid (PVF), das Ventil aus
Polypropylen. Ein Teflonschlauch wird mit der Gaslei-
tung verbunden und vor der Probennahme eine Zeit lang
mit dem Klärgas gespült. Dann wird das Ventil des
Beutels mit dem Teflonschlauch verbunden. Durch
Aufdrehen des Gashahns und des Ventils am Gasbeutel
strömt das Klärgas in den Gasbeutel. Das Auffüllen geht
in der Regel sehr schnell (einige Sekunden, abhängig
vom Gasdruck in der Gasleitung), wobei darauf geachtet
werden muss, dass die Gasbeutel nicht prall gefüllt
werden. Die gefüllten Gasbeutel sollten bis zur Analyse
weder grösseren Temperatur- und Druckschwankungen, Abbildung 6: 1 L Tedlar-
noch direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden. Gasbeutel
Die Gasbeutel werden nur einmal für die Probenahme
verwendet.
Im Labor wird eine bestimmte Menge der gasförmigen Probe in einen GC-MS einge-
spritzt und die Konzentration an L2, L3, L4, D3, D4, D5 sowie Tetramethylsilan und
Trimethylsilanol ermittelt. Für die Kalibrierung werden selbst hergestellte Eichgase in
Tedlar-Gasbeuteln verwendet.
4.3.4 Vergleich
In Tabelle 4 sind die wichtigsten Vor- und Nachteile der verschiedenen Probenah-
memethoden zusammengefasst.
Tabelle 4: Vor- und Nachteile der verschiedenen Probenahmemethoden.
Probenahme-
Vorteile Nachteile
methode
Absorption Einfache analytische Be- Zeitaufwendige Probenahme
stimmung im Labor
Mitarbeiter des Labors muss Probe-
nahme durchführen
Relativ teuer
3
Eigentlich erfüllt der durchgeführte Ringversuch die Anforderungen an einen konventionellen Ring-
versuch (mind. 7 gültige Resultate) nicht, da nur vier Labors teilgenommen haben. Im Folgenden wird
er der Einfachheit halber trotzdem als Ringversuch bezeichnet.
TEIL II: SILOXANE IM KLÄRGAS
MESSKAMPAGNEN UND -VERGLEICHE 26
September auf. Im November wurde nur noch gut ein Drittel dieses Siloxangehalts
gemessen. Die beiden Messresultate der ARA Regensdorf-Wüeri (vom September
und vom November) wichen um den Faktor 10 voneinander ab. Dies warf die Frage
auf, ob diese Unterschiede im Rahmen der vorkommenden Schwankungen des Silo-
xangehalts der Klärgase liegen oder ob sie auf Mängel im Messverfahren zurückzu-
führen sind.
Tabelle 6: Im Rahmen der Siloxan-Messkampagne 2004 beprobte Zürcher ARAs. Aufgeführt
sind die Charakterisierungen des Industrie- & Gewerbeanteils und des Einzugsgebiet, die
Ausbaugrösse (Einwohnerwerte, EW) und die Messresultate, angegeben als Summe an or-
ganischen Si-Verbindungen in mg pro Nm3 CH4.
Summe org. Si-
Industrie- & Ausbau- verbindungen
Einzugs-
ARA Gewerbe- grösse (mg/ Nm3 CH4)
gebiet
anteil (EW)
Sept. 04 Nov. 04
Dietikon-Limmattal hoch städtisch 100’000 69 26
Regensdorf-Wüeri hoch städtisch 28’400 2 21
Affoltern a. A.-
relevant städtisch 25’000 34
Zwillikon
Adliswil-Sihltal normal städtisch 33’000 37
Wetzikon-Flos normal städtisch 37’000 38
Wald gering ländlich 13’300 36
Bauma-Saland gering ländlich 6’000 14
Hausen a. A. sehr gering ländlich 4’500 24
Lebensmittel- Lebensmittel-
Dällikon-Gastro-Star 14’000 1
produzent produzent
4
Das Labor gibt an, dass der gemessene Siloxangehalt aufgrund eines Fehlers bei der Probenahme
möglicherweise zu hoch sei.
TEIL II: SILOXANE IM KLÄRGAS
MESSKAMPAGNEN UND -VERGLEICHE 28
40 Absorption in Methanol
20
10
0
1a 1b 2 3 4a 4b 4c
Die Messresultate ergaben Siloxangehalte zwischen 0 und 41.5 mg/m3 CH4 für die
Probenahmemethoden Absorption in Aceton und Adsorption auf Tenax bzw. zwi-
schen 0 und 24.3 mg/Nm3 CH4 für die Probenahmemethoden Absorption in Methanol
und Gasbeutel. Bei ungefiltertem Klärgas (Messstellen 1a, 2, 3 und 4a) lagen die
Messwerte der Probenahmemethode Absorption in Aceton am höchsten. Der grösste
Unterschied ergab sich bei der ARA Bülach-Furt, wo das Resultat der Probenahme-
methode Absorption in Aceton um den Faktor 7 höher war als das tiefste Resultat,
das mit der Probenahmemethode Gasbeutel erhalten wurde. Die Messwerte der Ace-
ton-Absorption fielen jeweils rund dreimal so hoch aus wie diejenigen der Methanol-
Absorption. Die Messwerte für ungefiltertes Klärgas der Probenahmemethoden Ab-
sorption in Methanol, Gasbeutel und Adsorption auf Tenax unterscheiden sich um
weniger als Faktor 3.
Es stellte sich somit einerseits die Frage, ob die Probenahmemethode Absorption im
Aceton durch einen systematischen Fehler zu hohe Messwerte lieferte oder ob um-
gekehrt die übrigen Probenahmemethoden systematisch Werte unter dem effektiven
Siloxangehalt ergaben. Und andererseits, ob es möglicherweise zu Schwankungen
des Siloxangehaltes im Klärgas innerhalb von Stunden bzw. von einem Tag auf den
anderen kommen kann, was die Vergleichbarkeit der Messresultate in Frage stellen
würde. Insgesamt zeigte die Vergleichsmessung auf, wie unbefriedigend die Situation
bezüglich der Quantifizierung der Belastung von Klärgas mit Siloxanen ist.
5.4.1 Versuchskonzept
Im Rahmen des Ringversuches wurde das Klärgas von drei ARAs (Pfungen, Seu-
zach und Adliswil-Sihltal6) beprobt. Von bzw. für jedes Labor wurden auf jeder ARA
unmittelbar nacheinander zwei Proben (Erst- und Zweitprobe) genommen. Nur bei
der Methode Absorption in Methanol wurden die zwei Probennahmen aus Zeitgrün-
den nicht nacheinander sondern parallel, indem der Gasstrom aufgeteilt wurde,
durchgeführt.
Da die Erst- und Zweitproben unmittelbar nacheinander bzw. parallel genommen
wurden, kann davon ausgegangen werden, dass sich die Zusammensetzung des be-
probten Klärgases nicht signifikant unterschieden hat und es sich somit um mutmass-
lich identisches Probenmaterial handelte. Die Messwerte der Erst- und Zweitproben
werden deshalb im Folgenden als Doppelbestimmung betrachtet.
Pro ARA dauerte es maximal 6.5 h bis alle Proben von bzw. für alle Labors genom-
men werden konnten. Nach den Probennahmen wurden die Proben vom AWEL ge-
mäss Tabelle 8 codiert beschriftet. Den Labors wurden vorerst drei (A1, B1 und C1)
der insgesamt sechs Proben zur Analyse mitgegeben bzw. per Post zugesendet. Die
restlichen drei Proben (A2, B2 und C2) wurden unter möglichst optimalen Lagerbe-
dingungen aufbewahrt. Nachdem die Labors die ersten drei Proben auf Siloxanver-
bindungen analysiert und die Resultate mitgeteilt hatten, wurden die verbliebenen
drei Proben zur Analyse versandt.
Tabelle 8: Codierung der Proben beim Ringversuch 2008. Zuerst wurden die Proben A1, B1
und C1 analysiert und im Abstand von mind. fünf Tagen die Proben A2, B2 und C2. Obwohl
die Proben der Methode Absorption im Methanol parallel genommen wurden, gelten hier auch
die Bezeichnungen Erst- und Zweitprobe.
Der Zweck der Codierung war, dass die Labors bei der Analyse nicht erkennen konn-
ten, welche zwei Proben identisches Probenmaterial enthielten. So konnte für jedes
Labor dreimal (für jede ARA) die Abweichung einer Doppelbestimmung ermittelt wer-
den. Voraussetzung dafür war jedoch, dass die Proben während der Zeitspanne zwi-
schen der Analyse der ersten drei (A1, B1 und C1) und der restlichen drei (A2, B2
und C2) Proben keinen Abbau oder sonstige relevante Veränderungen des zu analy-
sierenden Probenmaterials aufwiesen. Indem das Messresultat der Probe A2 mit
demjenigen der Probe A1 verglichen wurde, konnte eingeschätzt werden, ob diese
Voraussetzung erfüllt war.
Es wurde keine Vorgabe gemacht, die Messresultate in mg/Nm3 oder mg/m3 an-
zugeben, da dies für einige Labors ein Mehraufwand bzw. eine Abweichung zur ge-
5
Bei einer Vergleichsmessung wurden je zwei Proben mit der korrekten und der fehlerhaften Methode
genommen und codiert analysiert, wobei sich ein beträchtlicher, nicht durch einen Korrekturfaktor zu
bereinigender Unterschied zeigte.
6
Für genauere Informationen zu den ARAs:
http://www.abwasser.zh.ch/internet/bd/awel/gs/aw/de/ara/arastandorte.html
TEIL II: SILOXANE IM KLÄRGAS
MESSKAMPAGNEN UND -VERGLEICHE 30
wohnten Probenahme- und Analysemethode zur Folge gehabt hätte. Die Resultate
mit den unterschiedlichen Konzentrationsangaben konnten jedoch nicht ohne weite-
res miteinander verglichen werden. Da eine genaue Umrechnung von mg/m3 auf
mg/Nm3 aufgrund fehlender Parameter (z.B. Druck und Temperatur des Gases bei
der Absorptionsmethode in Aceton) nicht möglich war, wurden anhand von Abschät-
zungen (vgl. Anhang 3) Korrekturfaktoren eingeführt. Für die Gasbeutelmethode 1
betrug der Korrekturfaktor +15% und für die Absorptionsmethode in Aceton +10%. In
den Abbildungen sind jeweils die exakten sowie auch die korrigierten Messwerte
(mithilfe von Fehlerbalken) dargestellt. Für die Mittelwerte, Minima und Maxima wur-
den nur die korrigierten Messwerte verwendet.
Bei den Probenahmemethoden Absorption in Aceton und in Methanol konnte eine ge-
ringfügige Abweichung vom gewohnten Ablauf der Probenahme und der Analytik
nicht vermieden werden. Die Labors bestimmten die Konzentration der org. Si-
Verbindungen in Aceton bzw. in Methanol, konnten diese aber aufgrund der Codie-
rung vorerst nicht in die entsprechende Konzentration pro m3 bzw. Nm3 Klärgas um-
rechnen. Die Berechnung mithilfe des Lösungsmittel- und des beprobten Gasvolu-
mens wurde vom AWEL durchgeführt und nachdem alle Messresultate bekannt ge-
geben wurden, von den Labors überprüft. Der Versand der Flüssigproben per Post
stellte ebenfalls eine Abweichung vom üblichen Ablauf dar. Dabei hat eine Verzöge-
rung der Zustellung der zweiten Probenserie in Aceton dazu geführt, dass diese Pro-
ben erst mit ca. dreiwöchiger Verspätung analysiert werden konnten. Für die Absorp-
tionsmethode in Methanol bedeutete die Aufteilung des Gasstroms zur Durchführung
einer parallelen Probenahme eine zusätzliche Abweichung, da üblicherweise nur eine
Probe genommen wird.
In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, dass im Gegensatz zu den anderen
Labors das Labor, welches die Absorptionsmethode in Aceton anwendet, an einer
Messstelle immer zwei Proben nacheinander nimmt und im Falle einer beträchtlichen
Abweichung zwischen den beiden Messresultaten eine kostenlose Wiederholung der
Probenahme und der analytischen Bestimmung anbietet.
Die Messresultate der drei ARAs werden nachfolgend einzeln besprochen. Im An-
hang 4 sind die detaillierten Resultate des Ringversuches (alle Einzelsubstanzen,
sowie die Mittelwerte und Abweichungen der Doppelbestimmungen) aufgelistet. Die
Abweichung (in Prozent) einer Doppelbestimmung wurde folgendermassen berech-
net (es wurde, falls nicht anders erwähnt, die Summe an org. Si-Verbindungen be-
trachtet):
Messwert ( Erst _ oder Zweitprobe) − Mittelwert (aus Erst _ und Zweitprobe)
⋅ 100 = ± Abweichung
Mittelwert (aus Erst _ und Zweitprobe)
TEIL II: SILOXANE IM KLÄRGAS
MESSKAMPAGNEN UND -VERGLEICHE 31
40
D4 Erstprobe (B1)
o. mg/Nm 3 )
35
D4 Zweitprobe (C1)
30 D5 Erstprobe (B1)
D5 Zweitprobe (C1)
3
Org. Silizium-Verbindungen (mg/m
25
Summe Erstprobe (B1)
Summe Zweitprobe (C1)
20
15
10
0
Gasbeutel 1 Gasbeutel 2 A bsorption in Methanol A bsorption in Aceton
Abbildung 8: ARA Pfungen. Resultate der Siloxanmessungen im Klärgas für die verschiede-
nen Probenahmemethoden. Blau = Erstprobe, schwarz = Zweitprobe. Mit Summe wird das
berechnete Total aller org. Si-Verbindungen in einer Probe bezeichnet. Angabe der Resultate
in mg/m3 für die Probenahmemethoden Gasbeutel 1 und Absorption in Aceton und in mg/Nm3
für die Probenahmemethoden Gasbeutel 2 und Absorption in Methanol. Die Fehlerbalken
stellen die korrigierten Resultate (+15% bzw. +10%) in mg/Nm3 dar (vgl. Anhang 3 und 4).
Die tiefsten Resultate lieferte die Methode Absorption in Methanol, welche mit 30%
die grösste Abweichung der Doppelbestimmungen der ARA Pfungen zeigt. Die Mess-
resultate der Gasbeutelmethoden liegen nahe beieinander und die Abweichungen
betragen 1 bzw. 7%. Die Messresultate der Probenahmemethode Absorption in Ace-
ton sind deutlich höher als alle anderen und weisen eine Abweichung von 13% auf.
Tabelle 9: Mittelwert, Minimum und Maximum für D4, D5 und die Summe an org. Si-
Verbindungen der Siloxanmessungen im Klärgas der ARA Pfungen. Es wurden die korrigier-
ten Messwerte in mg/Nm3 berücksichtigt (vgl. Anhang 3 und 4).
15
o. mg/Nm 3 )
D4 Erstprobe (B2)
12 D4 Zweitprobe (C2)
D5 Erstprobe(B2)
3
Org. Silizium-Verbindungen (mg/m
D5 Zweitprobe (C2)
9
Summe Erstprobe (B2)
Summe Zweitprobe (C2)
6
0
Gasbeutel 1 Gasbeutel 2 A bsorption in Methanol A bsorption in A ceton
Abbildung 9: ARA Seuzach. Resultate der Siloxanmessungen im Klärgas für die verschiede-
nen Probenahmemethoden. Blau = Erstprobe, schwarz = Zweitprobe. Mit Summe wird das
berechnete Total aller org. Si-Verbindungen in einer Probe bezeichnet. Angabe der Resultate
in mg/m3 für die Probenahmemethoden Gasbeutel 1 und Absorption in Aceton und in mg/Nm3
für die Probenahmemethoden Gasbeutel 2 und Absorption in Methanol. Die Fehlerbalken
stellen die korrigierten Resultate (+15% bzw. +10%) in mg/Nm3 dar (vgl. Anhang 3 und 4).
Die Absorptionsmethode in Methanol zeigt wie bereits bei der ARA Pfungen die tiefs-
ten Resultate. Da bei der Zweitprobe die Probenahme fehlerhaft war, wurde keine
Doppelbestimmung durchgeführt und es konnte keine Abweichung berechnet wer-
den. Die übrigen Messresultate stimmen sehr gut überein und weisen nur geringe
Abweichungen auf (Gasbeutel 1: 4%, Gasbeutel 2: 2%, Absorption in Aceton: 6%).
Tabelle 10: Mittelwert, Minimum und Maximum für D4, D5 und die Summe an org. Si-
Verbindungen der Siloxanmessungen im Klärgas der ARA Seuzach. Es wurden die korrigier-
ten Messwerte in mg/Nm3 berücksichtigt (vgl. Anhang 3 und 4).
D4 0.3 0 0.5
D5 5.7 3.1 6.9
Summe org. Si-
6.1 3.7 7.4
Verbindungen
7
Durch ein Leck in der Probenahmeinstallation ist von der Pumpe vermutlich Falschluft angezogen
worden, was zu sehr tiefen Messresultaten geführt hat.
TEIL II: SILOXANE IM KLÄRGAS
MESSKAMPAGNEN UND -VERGLEICHE 33
5.4.4 ARA Adliswil-Sihltal
In Abbildung 10 sind die Messresultate des Ringversuches für die ARA Adliswil-
Sihltal dargestellt. Die dazugehörigen Mittelwerte, Minima und Maxima zeigt Tabel-
le 11.
35
o. mg/ Nm 3 )
30
D4 Erstprobe (A1)
25 D4 Zweitprobe (A2)
3
Org. Silizium-Verbindungen (mg/m
D5 Erstprobe (A1)
20 D5 Zweitprobe (A2)
Summe Erstprobe (A1)
15 Summe Zweitprobe (A2)
10
0
Gasbeutel 1 Gasbeutel 2 A bsorption in Methanol A bsorption in A ceton
Abbildung 10: ARA Adliswil-Sihltal. Resultate der Siloxanmessungen im Klärgas für die ver-
schiedenen Probenahmemethoden. Blau = Erstprobe, schwarz = Zweitprobe. Mit Summe wird
das berechnete Total aller org. Si-Verbindungen in einer Probe bezeichnet. Angabe der Re-
sultate in mg/m3 für die Probenahmemethoden Gasbeutel 1 und Absorption in Aceton und in
mg/Nm3 für die Probenahmemethoden Gasbeutel 2 und Absorption in Methanol. Die Fehler-
balken stellen die korrigierten Resultate (+15% bzw. +10%) in mg/Nm3 dar (vgl. Anhang 3
und 4).
Die Gasbeutelmethoden, deren Resultate wie bei den vorhergehenden ARAs sehr
nahe beieinander liegen, zeigen die tiefsten Messwerte. Die Messwerte der Doppel-
bestimmungen weichen 2 bzw. 12% voneinander ab. Mit der Methode Absorption in
Methanol wurden zwei sehr unterschiedliche Messwerte erhalten (für die Summe an
org. Si-Verbindungen 11.2 und 44.5 mg/Nm3). Das betreffende Labor gibt an, dass
bei der Zweitprobe in der ersten Gaswaschflasche sehr viel Methanol verdampft ist,
und dieses Resultat deshalb als unsicher betrachtet werden muss. Abgesehen von
diesem sehr hohen Wert der Absorptionsmethode in Methanol weist, wie bei der ARA
Pfungen, die Absorptionsmethode in Aceton die höchsten Messwerte auf. Während
die Doppelbestimmung in der Summe an org. Si-Verbindungen nicht voneinander
abweicht, zeigen sich bei den Messwerten der Einzelsubstanzen Abweichungen.
Tabelle 11: Mittelwert, Minimum und Maximum für D4, D5 und die Summe an org. Si-
Verbindungen der Siloxanmessungen im Klärgas der ARA Adliswil-Sihltal mit und ohne Zweit-
probe (A2) der Methode Absorption in Methanol (abgekürzt A.i.M.). Es wurden die korrigierten
Messwerte in mg/Nm3 berücksichtigt (vgl. Anhang 3 und 4).
5.4.5 Diskussion
Die Gasbeutelmethode 1 weist bezüglich der Abweichungen der Doppelproben die
besten Ergebnisse auf (maximal 4%). Auch die Abweichungen der Gasbeutelmetho-
de 2 liegen mit maximal 12% in einem guten Bereich.
Ein Vergleich der Resultate der beiden Gasbeutelmethoden zeigt eine sehr gut Über-
einstimmung für alle drei ARAs. Auch wenn die Messwerte der Gasbeutelmethode 1
aufgrund der unterschiedlichen Konzentrationsangabe mit einem Korrekturfaktor von
+15% (vgl. Anhang 3) versehen werden, bleiben die Abweichungen kleiner als 10%.
Bei der Gasbeutelmethode 1 kamen 1L-Beutel zum Einsatz, bei der Gasbeutelme-
thode 2 wurden 10L-Beutel für die Probennahmen verwendet. Aufgrund des besse-
ren Volumen/Oberflächenverhältnisses dürften bei den 10L-Beuteln mögliche Sorpti-
ons- oder Diffusionseffekte an bzw. in die Wände der Gasbeutel einen geringeren
Einfluss haben. Die Resultate der Gasbeutelmethode 2 müssten im Falle einer Beein-
trächtigung durch Sorption oder Diffusion demnach tendenziell höher sein als diejeni-
gen der 1L-Beutel der Gasbeutel 1-Methode. Auch der Einfluss eines Restvolumens
an Luft, welches sich in der Verbindung zwischen Gasleitung und Gasbeutel befindet
und bei der Probenahme in den Beutel gelangt, müsste die Resultate der 1L-Beutel
stärker beeinflussen (in diesem Falle vermindern) und somit die Tendenz höherer
Resultate der Gasbeutelmethode 2 unterstützen. Da die Resultate diese Überlegun-
gen jedoch nicht bestätigen und sogar eher eine umgekehrte Tendenz zeigen, kann
davon ausgegangen werden, dass diese Effekte keinen Einfluss auf die Messresulta-
te haben.
Bei der Absorptionsmethode in Methanol fallen die grossen Abweichungen zwischen
den Doppelproben bzw. die Fehleranfälligkeit der Probenahmemethode auf. Vom
betreffenden Labor werden die Ergebnisse der Zweitproben, womöglich aufgrund der
entsprechenden Pumpe, als unsicher eingestuft8. Doch nur anhand der Erstproben,
die zweimal (ARA Pfungen und Seuzach) tiefere Ergebnisse als die anderen Metho-
den und einmal (ARA Adliswil-Sihltal) ein Ergebnis knapp über den Messwerten der
Gasbeutelmethoden liefern, kann die Reproduzierbarkeit nicht beurteilt werden. Des-
halb ist die Zuverlässigkeit dieser Probenahmemethode und die Aussagekraft der
Resultate kritisch zu beurteilen.
Wie bereits beim Messvergleich 2007 liefert die Absorptionsmethode in Aceton
zweimal (ARA Pfungen und ARA Adliswil-Sihltal) die mit Abstand höchsten Messwer-
te. Bei der ARA Seuzach liegen die Messwerte hingegen im selben Bereich wie die
der anderen Probenahmemethoden. Die Abweichung der Doppelproben in der Sum-
me an org. Si-Verbindungen beträgt maximal 13%, für die Einzelsubstanzen sind die
Abweichungen teilweise jedoch grösser.
In Anbetracht dieser Ergebnisse stellt sich primär die Frage, ob die Messwerte der
Gasbeutelmethode oder der Absorption in Aceton der effektiven Siloxankonzentration
im Klärgas näher kommen. Falls die Messresultate der Gasbeutelmethoden zu tief
8
Alle Zweitproben sind derselben Pumpe zuzuordnen. Aufgrund der parallelen Probenahme kamen
zwei Pumpen zum Einsatz - eine für die Erstproben und eine für die Zweitproben.
TEIL II: SILOXANE IM KLÄRGAS
MESSKAMPAGNEN UND -VERGLEICHE 35
sind, müsste die Ursache dafür ein systematischer Fehler sein, der sich in beiden La-
bors gleichermassen auf die Messresultate auswirkt. Die Probenahme der Gasbeu-
telmethode ist einfach und, wie oben gemachte Überlegungen zeigen, wenig anfällig
für systematische Fehler. Die analytische Bestimmung der org. Si-Verbindungen im
Labor, z.B. die Kalibration mit bzw. die Herstellung von Eichgasen, kommt als poten-
zielle Fehlerquelle viel eher in Frage. Falls die Messresultate der Absorptionsmetho-
de in Aceton zu hoch sind, müsste dieser Mehrbefund zumindest teilweise mit einem
systematischen Fehler erklärt werden können. Die Probenahme ist deutlich aufwen-
diger als bei der Gasbeutelmethode und dürfte deshalb auch anfälliger auf zufällige
und systematische Fehler sein. Die Analytik im Labor hingegen ist vergleichsweise
einfach, was aber nicht zwingend bedeuten muss, dass keine systematischen Fehler
auftreten können.
Somit kann diese Frage nicht abschliessend beantwortet werden, ohne den effektiven
Siloxangehalt eines Gases zu kennen. Angenommen es ist ein signifikanter systema-
tischer Fehler bei einer (oder bei beiden) Probenahmemethoden vorhanden, stellt
sich jedoch die Frage, wieso dieser die Messresultate bei relativ tiefen Siloxankon-
zentrationen (wie bei der ARA Seuzach) nicht beeinflusst.
Als eine weitere Erkenntnis aus diesem Ringversuch kann festgehalten werden, dass
die Probenahmemethoden Gasbeutel und Absorption in Aceton relativ zuverlässige,
reproduzierbare Ergebnisse liefern. Bei wiederholten Messungen über eine längere
Zeit, z.B. im Rahmen einer Optimierung der Auswechselintervalle von Aktivkohlefilter,
sollte jeweils nur eine Methode zum Einsatz kommen, um die Vergleichbarkeit der
Ergebnisse gewährleisten zu können.
5.5.1 Resultate
In Abbildung 11 und 12 sind die Resultate der Messreihen für die beiden ARAs Dü-
bendorf-Neugut und Pfungen dargestellt. Die genauen Messwerte für diejenigen Ta-
ge, an denen drei Klärgasproben auf org. Si-Verbindungen analysiert wurden, sind in
Tabelle 12 aufgelistet.
35
30
)
3
Org. Si-Verbindungen (mg/m
25
20
15
10
0
,4 0
10
10
0
0
0
0
F r 9 .1
.1
.1
.1
.1
9.
8.
.9
.9
.8
.9
9.
5.
3.
,6
31
14
2
i,
o,
So
M
i,
o,
o,
D
D
Wie aus Abbildung 11 auf Anhieb zu erkennen ist, schwankte die Konzentration an
org. Si-Verbindungen im Klärgas der ARA Dübendorf-Neugut im Verlauf der Messrei-
he sehr stark. Der Mittelwert liegt bei 15.7 mg/m3, die maximale Abweichung von
diesem Mittelwert beträgt 105% und die Messwerte schwanken insgesamt zwischen
3.0 und 32.1 mg/m3. Oder anders formuliert unterscheidet sich der tiefste vom höchs-
ten Messwert um einen Faktor 10.
22
)
21
3
Org. Si-Verbindungen (mg/m
20
19
18
17
16
15
14
10
10
10
0
0
10
10
.1
.1
9.
9.
8.
9.
8.
.9
.8
9.
5.
3.
2.
8.
,6
31
2
,1
,2
i,
o,
So
M
i,
o,
D
Fr
Sa
D
Abbildung 12: Resultate der Siloxan-Messreihen im Klärgas der ARA Pfungen über 19 Tage.
Probenahmemethode: 1L-Gasbeutel. Skalierung der Y-Grössenachse von 14 - 22 mg/m3.
TEIL II: SILOXANE IM KLÄRGAS
MESSKAMPAGNEN UND -VERGLEICHE 37
Der Mittelwert an org. Si-Verbindungen im Klärgas der ARA Pfungen beträgt 18.4
mg/m3. Aus der Abbildung 12 (Achtung, andere Skalierung der Y-Achse als in Abbil-
dung 11) ist klar ersichtlich, dass die Abweichungen vom Mittelwert sehr viel kleiner
sind (maximal 6%) als bei den Messungen auf der ARA Dübendorf-Neugut. Die
Messwerte liegen im Bereich zwischen 17.7 und 19.6 mg/m3.
Tabelle 12: Resultate der Siloxanmessungen im Klärgas der ARA Dübendorf-Neugut und der
ARA Pfungen an denjenigen Messtagen, an welchen jeweils drei Proben im Abstand von eini-
gen Stunden genommen wurden.
Die Messwerte in Tabelle 12 zeigen, dass auch die Schwankungen der Siloxankon-
zentration innerhalb eines Tages im Klärgas der ARA Dübendorf-Neugut grösser sind
als im Klärgas der ARA Pfungen. Der Mittelwert der drei Messungen der ARA Dü-
bendorf-Neugut am Donnerstag, 3.9.09 liegt bei 17.6 mg/m3, derjenige der drei Mes-
sungen am Freitag, 4.9.09 bei 14.6 mg/m3. Mit 32% weist der Messwert vom Frei-
tagmorgen die grösste Abweichung zum Tages-Mittelwert auf. Die drei Messungen
im Klärgas der ARA Pfungen am Mittwoch, 9.9.09 weisen einen Mittelwert von 18.9
mg/m3 auf, wobei die grösste Abweichung 4% beträgt.
5.5.2 Diskussion
Die Konzentration an org. Si-Verbindungen im Klärgas der ARA Pfungen schwankt
bedeutend weniger stark als diejenige im Klärgas der ARA Dübendorf-Neugut. Ein
möglicher Grund dafür könnte die unterschiedliche Zusammensetzung des Abwas-
sers sein: Die ARA Dübendorf-Neugut verfügt über einen merklichen Anteil an indus-
triell-gewerblichem Abwasser, während die ARA Pfungen vorwiegend häusliches
Abwasser reinigt. Somit müssten die Schwankungen durch unregelmässige Einlei-
tungen von siloxanbelastetem Industrie- und Gewerbeabwasser zustande kommen.
Diese Erklärung ist jedoch nicht zufrieden stellend, führt sie doch zu mindestens zwei
weiterführenden Fragen:
• Wieso weist das Klärgas der ARA Pfungen (mit vorwiegend häuslichem Ab-
wasser) eine im Mittel höhere Siloxankonzentration auf als das Klärgas der
ARA Dübendorf-Neugut (mit einem merklichen Anteil an industriell-
gewerblichem Abwasser)?
6 KLÄRGASREINIGUNG
Im Folgenden werden verschiedene Installationen beschrieben, die zur Entfernung
der Siloxane aus dem Klärgas beitragen können.
6.1 Aktivkohlefilter
Da Siloxane und andere flüchtige organische Verbindungen (VOC) stark an Aktivkoh-
le adsorbieren, können sie mithilfe von Aktivkohlefiltern aus dem Klärgas entfernt
werden. Die hohe Effizienz der Adsorption an Aktivkohle wurde von u.a. von
Schweigkofler (2000) gezeigt, indem bei einer Beladung von 0.5 g Aktivkohle mit
5 mg der Siloxane L2, D3 und D5 noch kein Durchbruch registriert werden konnte.
Die Firma Acrona Systems Ltd. (ehemals Verdesis Suisse SA) geht davon aus, dass
Aktivkohle eine Beladungskapazität (bezogen auf die Dichte) von bis zu 30% für alle
VOC aufweist.
Wie bereits erwähnt adsorbieren neben den Siloxanen
auch andere Inhaltsstoffe des Gases, insbesondere
VOC und Wasser, unspezifisch an Aktivkohle, wo-
durch sich die Adsorptionskapazität für Siloxanverbin-
dungen verringert. Deshalb sollte vor der Installation
eines Aktivkohlefilters nicht nur der Siloxangehalt
sondern auch die VOC-Konzentration des Klärgases
gemessen werden, damit die dadurch verursachte zu-
sätzliche Beladung bei der Dimensionierung des Fil-
ters berücksichtigt werden kann. Um den Feuchtig-
keitsgehalt zu reduzieren sollte das Klärgas vor dem
Aktivkohlefilter getrocknet werden. Am besten eignet
sich dafür eine Abkühlung auf mindestens 5°C,
welche eine Abscheidung des Kondensats möglich
macht. Alternativ kann das Gas auch erwärmt und so
die relative Feuchtigkeit reduziert werden. Da jedoch Abbildung 13: Aktivkohlefilter
die Adsorptionskapazität der Aktivkohle mit steigender der ARA Pfungen mit Wärme-
Temperatur abnimmt, ist dieses Verfahren weniger ge- tauscher.
eignet (Schmelz 2001).
Weil die Aktivkohle eine begrenzte Adsorptionskapazität aufweist und die Siloxane
schwierig zu desorbieren sind, muss sie periodisch ersetzt werden (Dewil et al. 2006,
Schweigkofler 2000). Die Standzeiten werden neben der Abhängigkeit von der Kon-
zentration der zu entfernenden Stoffe auch von der Korngrösse, Porengrösse und
Oberflächenstruktur der eingesetzten Aktivkohle beeinflusst (Schmelz 2001).
Um einen Durchbruch der Siloxane
zu verhindern, werden in der Regel
zwei Filter hintereinander geschaltet,
wobei der erste Filter als Arbeitsfilter
und der zweite, nachgeschaltete als
Polizeifilter bezeichnet wird (siehe
Abbildung 14). Ist die Adsorptions-
kapazität des ersten Filters erschöpft,
werden die Siloxane immer noch im
Polizeifilter zurückgehalten. Meistens
wird dann die Aktivkohle des
Arbeitsfilters ersetzt und gleichzeitig
die Durchflussrichtung des Gases
Abbildung 14: Die beiden Aktivkohlefilter der geändert, sodass nun der Polizei- als
ARA Zürich-Werdhölzli. Arbeitsfilter und der Filter mit der
TEIL II: SILOXANE IM KLÄRGAS
KLÄRGASREINIGUNG 40
neuen Aktivkohle als Polizeifilter dient. Die mit Siloxanen und VOC beladene Aktiv-
kohle muss entsorgt werden, da sie nicht regeneriert werden kann.
Trotz den guten Erfahrungen mit Aktivkohlefiltern in der Praxis gibt es auch kritische
Stimmen. Laut Tower et al. (2006) werden oft nicht alle organischen Si-Verbindungen
aus dem Gas entfernt. Die Firma Acrona Systems Ltd. hat bemerkt, dass sogar die
besten Aktivkohlefilter einen konstanten Durchbruch von 1 - 5 mg/m3 Siloxane nicht
verhindern können und setzt zur Entfernung von linearen Siloxanverbindungen weite-
re Medien als Adsorbens ein (SAGTM Medium). Als kritischer Aspekt kann auch die
Tatsache gesehen werden, dass die Aktivkohle nach einmaliger Verwendung ent-
sorgt werden muss und nicht wieder verwendet werden kann. Dies kann bei hoher Si-
loxan- bzw. VOC-Belastung auf einer grossen ARA zu beträchtlichen Verbrauchs-
mengen an Aktivkohle führen.
7 FAZIT
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SILOXANE IN DER UMWELT UND IM KLÄRGAS
GLOSSAR 50
GLOSSAR
Androgene
Die wichtigsten männlichen Steroidhormone (beispielsweise Testosteron). Stimulie-
ren die Entwicklung und Erhaltung der männlichen Geschlechtsorgane und der se-
kundären Geschlechtsmerkmale.
Basistoxizität
Die minimale Toxizität jedes Stoffes. Durch die Anreicherung von Stoffen in den hyd-
rophoben, biologischen Membranen wird deren Struktur und Funktionalität gestört.
Basistoxizität wird auch als Narkose bezeichnet, da die nichtspezifischen, reversiblen
Wechselwirkungen zu narkoseähnlichen Symptomen bis hin zum Tod führen können.
Biokonzentrationsfaktor (BCF)
Konzentration eines Stoffes in einem Organismus, dividiert durch die Konzentration
im Umweltmedium (Luft, Wasser, Boden/Sediment) im Gleichgewichtszustand.
Early Life Stage Test
Untersuchung der Embryonalstadien und Dottersacklarven von Fischen auf Mortali-
tät, Wachstum und Deformationen. Da die Embryonalentwicklungsphase ein beson-
ders sensitives Lebensstadium ist, kann ein Early Life Stage Test extrem aufwendige
und teure Lebenszyklustests mit Fischen ersetzen.
Ethinylestradiol
Synthetisches weibliches Steroidhormon, das in der Antibaby-Pille enthalten ist.
Extracellular Polymeric Substances
Extrazelluläre polymere Substanzen mit hoher molekularer Masse, welche von Mik-
roorganismen ausgeschieden werden. Bestehen hauptsächlich aus Polysacchariden.
Functional Water Solubility
The highest solubility achieved under the maintained test conditions.
Henry-Konstante
Verhältnis zwischen der Konzentration eines Stoffes in der Gasphase und ihrer Kon-
zentration in wässriger Lösung im Gleichgewichtszustand.
Hyperplasie
Vergrösserung eines Gewebes oder Organs durch vermehrte Zellteilung.
Hypertrophie
Vergrösserung eines Gewebes oder Organs durch Vergrösserung der Zellen.
In vitro
Ausserhalb eines lebenden Organismus, in einer künstlichen Umgebung, z.B. im Re-
agenzglas.
In vivo
Im lebendigen Organismus.
KOW-Wert
Der Verteilungskoeffizient eines Stoffes zwischen Octanol und Wasser, also das Ver-
hältnis der Konzentrationen eines Stoffes in einem Zweiphasensystem aus Octanol
und Wasser.
LC50-Wert
Die mittlere tödliche Konzentration eines Stoffes im Medium, bei der 50% der Testor-
ganismen innerhalb der Versuchsdauer getötet werden.
LOEL/LOEC (Lowest Observed Effect Level / Concentration)
Niedrigste getestete Dosis / Konzentration mit statistisch signifikanter, beobachteter
toxischer Wirkung.
SILOXANE IN DER UMWELT UND IM KLÄRGAS
GLOSSAR 51
Metabolismus
Die Umwandlung von körperfremden Stoffen durch stoffwechselphysiologische Pro-
zesse in unwirksame oder weniger giftige Stoffe, die deponiert oder aus dem Körper
bzw. der Zelle ausgeschieden werden können.
NOEL/NOEC (No Observed Effect Level / Concentration)
Dosis / Konzentration, die keinen statistisch signifikanten, feststellbaren negativen Ef-
fekt (Toxizität) erzeugt.
Östrogene
Die wichtigsten weiblichen Steroidhormone. Stimulieren die Entwicklung und Erhal-
tung des weiblichen Fortpflanzungssystems und der sekundären Geschlechtsmerk-
male.
Östrogenrezeptor
Durch eine Bindung des Steroidhormons Östrogen (oder eines ähnlichen Moleküls)
an einen der beiden Östrogenrezeptoren ERα oder ERβ werden östrogene Effekte
hervorgerufen.
Phenobarbital
Ein Arzneistoff, der in Mäusen und Ratten eine vorübergehende Hyperplasie der Le-
ber und der Schilddrüse, sowie eine anhaltende Hypertrophie induziert.
Primärschlamm
Die festen Bestandteile des Abwassers, die sich im Vorklärbecken einer ARA abset-
zen. Fällt in der mechanischen Reinigungsstufe einer ARA an.
Sekundärschlamm
Wird auch als Überschussschlamm bezeichnet. Fällt in der biologischen Reinigungs-
stufe einer ARA an und besteht überwiegend aus Mikroorganismen.
Verteilungskoeffizient
Verhältnis zwischen den Konzentrationen eines Stoffes in zwei begrenzt mischbaren
Flüssigkeiten oder zwischen verschiedenen Medien im Gleichgewicht.
SILOXANE IN DER UMWELT UND IM KLÄRGAS
ANHANG 52
Anhang 1
Abschätzung von Mueller et al. (1995)
Verwendete Daten:
per capita wastewater
Year D4 consumption (USA) US-Population
flow rate
1988 5250 t 244.6 Mio.
380 L / d
1989 4970 t 247.1 Mio.
1989:
4970t / a ⋅ 1012 μg / t
= 146.2 μ g / L
247.1 ⋅ 106 ⋅ 380 L / d ⋅ 365d / a
Abschätzung des Prozentanteils an D4, der mit dem Abwasser in eine ARA gelangt:
1988: 1989:
4.95μg /L 4.95μg /L
= 3.2% = 3.4%
154.4 μg / L 146.2μg /L
Bemerkungen:
Die Annahme der Abwassermenge pro Kopf und Tag dürfte mit 380 L eher zu tief
sein. Geht man von 600 L pro Kopf und Tag aus erhöht sich der Prozentanteil an D4,
der mit dem Abwasser in eine ARA gelangt, auf über 5%.
Diese Abschätzung ist nicht auf alle VMS übertragbar:
Für D5 beispielsweise dürfte der Prozentanteil, der mit dem Abwasser in eine ARA
gelangt, höher liegen, da D5 schwerflüchtiger ist. Ausserdem konnte bereits Mitte der
90er Jahre in Deutschland eine bedeutend höhere Konzentration an D5 (31.5 μg/L)
als an D4 (1.7 μg/L) in einem ARA-Zulauf gemessen werden (Martin et al. 1996).
SILOXANE IN DER UMWELT UND IM KLÄRGAS
ANHANG 53
Anhang 2
Siloxanmessungen werden von den folgenden Labors angeboten (Stand September
2009):
ENVILAB AG
Umwelt-, Spuren- & Emissionsanalytik
Mühlethalstrasse 25
CH-4800 Zofingen
www.envilab.ch
Labor Veritas
Engimattstrasse 11
Postfach 353
CH-8027 Zürich
www.laborveritas.ch
Anhang 3
Konzentrationsumrechnung mg/m3 → mg/Nm3
Normkubikmeter ist die Einheit für das Normvolumen eines Gases.
Ein Normkubikmeter ist die Menge, die einem Kubikmeter Gas bei einem Druck von
101'325 Pa, einer Temperatur von 273.15 K (=0°C) und einer Luftfeuchtigkeit von 0%
entspricht.
Ideale Gasgleichung:
p·V = n·R·T
p = Druck in Pa
V = Volumen in m3
n = Stoffmenge in mol
R = ideale Gaskonstante = 8.3145 Pa·m3 / mol·K
T = Temperatur in K
Beispiele:
1 m3 bei Atmosphärendruck (ca. 965 mbar) = x m3 bei Normdruck ?
x = 0.95 m3 → -5%
(trifft ungefähr für Gasbeutelmethode zu)
Beispiele:
1 m3 bei 25°C = x m3 bei Normtemperatur ?
x = 0.92 m3 → -8%
(trifft ungefähr für Gasbeutelmethode zu)
Durch die Umrechnung auf Normkubikmeter verringert sich das Gasvolumen um ca.
9% (für die Absorptionsmethode in Aceton) bzw. 13% (für die Gasbeutelmethode).
Die Umrechnung von mg/m3 auf mg/Nm3 führt somit zu einer Zunahme der Konzent-
ration um 10% (für die Absorptionsmethode in Aceton) bzw. 15% (für die Gasbeutel-
methode).
SILOXANE IN DER UMWELT UND IM KLÄRGAS
ANHANG 55
Anhang 4
Detaillierte Resultate des Ringversuches 2008
Anhang 5
Resultate der Gasanalysen auf zusätzliche Inhaltsstoffe